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LEONIE RYSANEK aß Singen Leben ist und „Per- Furtwängler dirigiert, ich singe, und nach Unerreicht: fektion" der Tod jeder Kunst, das hat zwanzig, dreißig Takten bricht er ab. Da bin Kaiserin und Senta IM STUDIO UND LIVE Duns kaum eine Sängerin so deutlich ich sofort zusammengezuckt: Oje, hast gezeigt wie . Sie schöpfte schon wieder was falsch gemacht! Mein Daß schon zwei Monate später ein neues aus dem Augenblick, jede Art von Kalkül ganzes Leben lang hatte ich dieses begann, nämlich mit der Decca, ist im war ihr fern. Insofern ist es kein Wunder, Schuldgefühl. Und Furtwängler schaut erst Grunde der Beharrlichkeit von Karl Böhm Singen ist Leben daß sie das glatte Gegenteil einer Studio- mich an, dann die Philharmoniker und zu danken. Als Direktor der wiederaufge- Sängerin war. Vor dem Mikrophon fühlte sagt: ,Warum hat man mir diese herrliche bauten Wiener Staatsoper hatte Böhm im sie sich gehemmt. Um sich ganz loszulassen Stimme bis jetzt vorenthalten?' Ich war fast November 1955 unter anderem die damals und alles geben zu können, brauchte sie in Ohnmacht gefallen vor Glückseligkeit! noch ziemlich unpopuläre „Frau ohne Kostüm und Maske, Bühneund Publikum, Er hat dann mit mir gesprochen und wollte Schatten" herausgebracht, mit der Rysanek den Moment des Unwiederholbaren. alles mit mir machen - zwei Monate später in der Titelrolle; nach dem Riesenerfolg der Das dürfte der hauptsächliche Grund war er tot." Aufführung (die allgemein als Höhepunkt gewesen sein, warum Leonie Rysanek von Spätestens bei dieser Walküre hört man, der Wiedereröffnungswochen angesehen den 45 Jahren ihrer internationalen daß die Rysanek im Studio durchaus so wurde) wollte Böhm sie unbedingt auf Laufbahn nur acht Jahre im Aufnahme- intensiv sein konnte wie auf der Bühne; vor Platten festhalten. Trotz großer Bedenken studio tätig war, nämlich von 1952 bis allem am Schluß des ersten Aktes (mit dem wegen des finanziellen Risikos gab die 1960. Aber es gab noch eine Reihe von wundervoll legato singenden Ludwig Decca schließlich nach und produzierte im anderen Gründen, u.a. eine schwere seeli- Suthaus) klingt sie mindestens so engagiert Dezember 1955 die Ersteinspielung der sche Krise, die die Sängerin auf der Höhe wie in den Bayreuther Mitschnitten. „Frau ohne Schatten", zugleich die erste ihres Ruhms Anfang der 60er Jahre durch- Hingegen wirkt sie bei den Quer- Stereo-Aufnahme einer Oper überhaupt. machte und die ihre Plattenkarriere zu schnitten von „", „Cavalleria rusticana" Was laut Böhm damals „in lächerlich weni- einem abrupten Ende brachte. und „Rosenkavalier" immer etwas ge- gen Sitzungen" entstand, ist bis heute der Maßstab geblieben, sowohl künstlerisch wie Dabei schien 1951, nach ihrem sensatio- hemmt. Dennoch sind auch diese Auf- auch klangtechnisch. Und Rysanek als nellen Bayreuth-Debüt als Sieglinde, alles nahmen Trouvaillen, der „Rosenkavalier" Kaiserin: Das ist weit mehr als Singen und gut zu beginnen: EMI-Produzent Walter allein schon wegen der einmaligen Darstellen, weit mehr als Operngeschichte, Legge, in jenen Jahren einer der mächtig- Konstellation Rysanek-Grümmer. Mit die- nämlich die vollkommene Identität von sten Männer im Klassik-Business, hatte den ser Einspielung, die Fritz Ganss im Oktober Interpret und darzustellender Figur. kompletten Bayreuther „Ring" mitschnei- 1955 in Berlin für Electrola (die deutsche den lassen und veröffentlichte, quasi als Tochter der EMI) produzierte, endet das Dagegen fällt Rysaneks zweite Decca- Test, vorab den dritten Akt der „Walküre". erste Schallplatten-Kapitel der Rysanek. Aufnahme deutlich ab: „Ariadne auf Von der 24jährigen Rysanek war Legge Naxos" unter Leinsdorf. Erstens klingt das immerhin so beeindruckt, daß er sie im kammermusikalische Werk April 1952 nach London holte, um mit ihr Die 59jährige Im Jahr 1986 viel zu sehr nach „großer die ersten Studio-Aufnahmen zu machen: Oper", zweitens ist die Be- Zweimal in München: Szenen aus dem „Fliegenden Holländer", setzung gelinde gesagt 1962 als Amelia in Verdis ,Arabella" und „Tiefland". Den von Legge uneinheitlich, und drittens „Maskenball" und 1994 als angebotenen Exklusiwertrag lehnte die kann man nach Anhören Klytämnestra in „" Sängerin allerdings ab - auf Anraten ihres dieser Einspielung verste- ersten Ehemannes und Lehrers Rudolf hen, warum Ulrich Schrei- Großmann, der von Legge in menschlicher ber 1968 formulierte: „Leo- Hinsicht nicht allzuviel hielt. nie Rysanek lebt in wilder Unter den großen Primadonnen Da Legge den Bayreuther „Ring" unter Ehe mit den Noten". Wobei Karajan schließlich doch nicht veröffent- man hinzufügen müßte: dieses Jahrhunderts war Leonie Rysanek in jeder lichte, war der Weg frei für Wilhelm Lieber wilde Ehe als ein tri- Hinsicht eine Ausnahme - auch wegen ihrer kriti- Furtwängler, der nun für EMI einen kom- stes Leben mit Trauschein. pletten Studio-„Ring" mit den Wiener Die nächste Aufnahme schen Einstellung zu Studio-Aufnahmen. Umso Philharmonikern einspielen konnte (aller- für Decca folgte I960 und größere Bedeutung kommt den zahlreichen Live- dings unter der Produktionsleitung von war vorerst Rysaneks letzte Lawrence Collingwood, denn das Ver- Arbeit im Studio: „Der flie- Dokumenten dieser legendären Sängerin zu, die im hältnis zwischen Furtwängler und Legge gende Holländer" unter hatte sich aus diversen Gründen verschlech- März dieses Jahres verstarb. Thomas Voigt hat das Antal Dorati, mit ihrem tert). Leider kam von dem geplanten Zyklus Ideal-Partner George Lon- vorhandene Material gesichtet. nur die „Walküre" zustande, die Furt- don. Daß viele Hörer statt wänglers letzte Arbeit im Studio werden dessen lieber den Bay- sollte. Dazu Leonie Rysanek: „Ich erinnere reuther Mitschnitt von mich genau an die erste Orchesterprobe. 1959 hören, kann ich nicht

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überhaupt nicht zu den Sängern passen?) besten LP-Pressungen). Als Desdemona hat Daß die Rysanek eine hervorragende unangenehmer und schwieriger als die Als weitere DG-Projekte waren Gesamt- die Rysanek auf Platten kaum Konkurrenz, Amelia war, hört man in einer von Nello . Aber irgendwie hab ich mich aufnahmen von „Rosenkavalier" und allenfalls in Renata Tebaldi. Abgesehen Santi allzu pauschal dirigierten Met- durchgejodelt." „Elektra" geplant, die Leonie Rysanek aber davon, daß die Desdemona bei ihr alles Aufführung des „Maskenball" aus dem Jahr wegen Krankheit absagen mußte (an ihrer andere als das „blonde Seelchen" ist, verfugt '62 - trotz einiger „Krisen"-Töne ein Ein Leben mit Stelle sang Marianne Schech). die Rysanek wie nur wenige in dieser Partie bedeutendes Dokument der Verdi-Sängerin Elektra über das ganze dynamische Spektrum, von Rysanek (außerdem sind die übrigen Rollen Highlights bei RCA den sensiblen Pianissimi im „Ave Maria" bis mit Bergonzi, Merrill und Rothenberger Nach der Abigaille und einer Serie von zu den dramatischen Ausbrüchen im drit- hervorragend besetzt). Daß sie zuvor auch „Tannhäuser"-Vorstellungen zog sich 1958, zwei Jahre nach ihrem USA-Debüt ten Akt. Da zudem Jon Vickers die die Abigaille in Verdis „" über- Leonie Rysanek für eine längere Ruhepause in San Francisco, machte Leonie Rysanek Titelpartie viel differenzierter gestaltet als nommen hatte, ist nur darauf zurückzu- von der Bühne zurück. Die Partie, mit der ihre erste Aufnahme für RCA: Ein Recital sein Konkurrent Mario del Monaco und führen, daß sich kein anderer Sopran der sie an die Met zurückkehrte, war zugleich mit italienischen Arien. Diese Solo-Platte, der 80jährige immer noch Metropolitan auf dieses Abenteuer einlassen eine ihrer großen Paraderollen: Chryso- Als Kaiserin die unlängst in der Serie „Living Stereo" auf mehr Feuer entfacht als mancher Pultstar, wollte. Rysanek: „Da war ich blöd! Das ist themis in „Elektra". Leider ist das („Die Frau ohne CD wiederveröffentlicht wurde, gehört zu bleibt dieser „" für mich die erste nun wirklich eine mörderische Rolle, viel „Comeback" vom 25-3.1961 (mit dem Schatten") den absoluten Highlights der Rysanek- Wahl. machte Leonie Diskographie. Selbst die Sängerin, die ihre Rysanek Opern- eigenen Aufnahmen äußerst selten und geschichte: äußerst kritisch hörte, mußte zugeben: Krisenzeiten Allein in Wien „Wenn es überhaupt eine Platte gibt, mit Von der großen Krise, die sich bei der sang sie diese der ich weitgehend zufrieden bin, dann die- Rysanek 1960 anbahnte, ist bei diesem Partie in drei ses Recital." Eine Klasse für sich ist „Otello" nichts zu spüren. Allerdings hatte Premieren: Rysaneks Turandot; diese Prinzessin ist zwar sie in diesem Jahr nicht mehr die Energie, 1955 unter nicht „von Eis umgürtet" (kein Wunder bei das volle Aufnahmepensum zu bewältigen, Böhm, 1964 der Glut ihrer Stimme), aber hat man diese und so mußte sie zwei Projekte absagen: unter Karajan Szene jemals wieder so schön, so sinnlich „Die Fledermaus" unter Karajan und das (Foto) und 1977 und dabei so expressiv gehört? Nach ihrer Verdi- unter Fritz Reiner (an ihrer widerum unter ersten Turandot in Los Angeles stand sinn- Stelle sangen Hilde Güden die Rosalinde Böhm. Alle gemäßig in einer Kritik zu lesen: „Phantastisch und Leontyne Price den Verdi-Part). Wie Aufführungen gesungen, aber ich möchte diese herrliche die Rysanek im „Libera me" geklungen hat, sind auch auf CD Stimme nie wieder in dieser Killer-Rolle davon gibt ein Mitschnitt unter Fritz Reiner dokumentiert hören!" Das einzige Mal in ihrer Karriere (Chicago 1958) Auskunft; ihre Rosalinde (siehe nahm Leonie Rysanek einen Kritiker beim kann man sich leider nur in der Phantasie Diskographie). Wort und gab die Turandot sofort auf. vorstellen. Das RCA-Recital war der Auftakt zu zwei Was war die Ursache für die Krise? O-Ton zentralen Gesamtaufnahmen: „" Rysanek: „Wie so oft in solchen Fällen, kam In New York unter Leinsdorf und „Otello" unter Serafin auch bei mir alles zusammen: erst meine war Leonie - weitere Belege dafür, daß die Sopranistin Radikal-Diät (weil ich unbedingt als Gazelle Rysanek fast auch im italienischen Fach Weltklasse war. an die Met gehen wollte), dann eine noch beliebter Wobei „Macbeth" als Idealfall einer im Operation, dazu eine Ehekrise - und dieser als in ihrer Studio nachproduzierten Aufführung anzu- Druck: Du mußt jetzt beweisen, daß du zu Heimatstadt sehen ist; in diesem Fall ist das Studio- Recht so weit gekommen bist. Und gleich- Wien; 37 Jahre ganz verstehen. Sicher ist die Rysanek live Projekt, einem „" unter Fricsay, zu Resultat sogar noch spannender als der zeitig die Angst: Du schaffst es nicht! Da war die Met als Senta noch aufregender (zumal in der spüren - trotz der „modernen" Lesart Mitschnitt der Aufführung. Mit der Lady gab es Tage, wo ich mich zitternd in die ihr zweites Regie Wieland Wagners); doch während Fricsays, die aus heutiger Perspektive einen Macbeth gab Leonie Rysanek damals ihr Metropolitan schlich und dachte: ,Lieber Zuhause. Dorati den Hörer sofort mitten ins Drama Vorläufer zu den Beethoven-Aufnahmen Debüt an der Met - und hatte dabei noch Gott, laß eine Bombendrohung sein, dann Die Marschallin hineinzieht, schafft Sawallisch Distanz. Für Gardiners darstellt: transparent, nervig, die undankbare Aufgabe, die ursprünglich muß ich heut nicht auf die Bühne!' Das war (Foto) sang sie meine Begriffe verläßt er sich zu sehr auf rhythmisch akzentuiert, bewußt „unroman- vorgesehene zu ersetzen. Für eine Angst, die sich kein Mensch vorstellen dort 1969 in sein kapellmeisterliches Können; sein Mu- tisch". Das Problem sind die Sänger; sie alle meine Begriffe ist sie von allen Interpretin- kann, der sie nicht am eigenen Leib erlebt hat." einer Neu- sizieren klingt mir zu nüchtern, zu sachlich. singen derart auf Sparflamme, als hätte man nen, die diese Rolle aufgenommen haben, Quasi zur Bestätigung ihrer depressiven inszenierung. Wie dem auch sei: Die Rysanek ist beiden ihnen abverlangt, bloß nicht „dramatisch" die einzige wirkliche Alternative zur Callas. Verfassung kam eine Absage der RCA: Fällen eine Senta, von der die Intendanten zu klingen. Man muß schon die Live- Schade nur, daß die Aufnahmetechniker , mit dem sie die „Aida" aufneh- der nächsten Generationen nur träumen Aufnahme unter Böhm zum Vergleich her- offenbar nicht in der Lage waren, die expan- men sollte, hatte sich für eine andere können. anziehen, um zu hören, wie passioniert die sive Höhe der Rysanek gut auszusteuern; Sängerin entschieden, für Leontyne Price. Als dritte Plattenfirma meldete sich 1957 Rysanek als Leonore sein konnte. (Und was etliche Spitzentöne klingen verzerrt. Als Ersatz bot RCA der Rysanek die Amelia die . Daß diese mag wohl die DG damals bewogen haben, Hingegen ist der „Otello" klangtechnisch in Verdis „Maskenball" an. Die Sängerin Zusammenarbeit unter keinem guten Stern Opern-Dialoge von Schauspielern sprechen eine wahre Wonne (auch wenn er auf CD zerriß den Vertrag - und besiegelte damit stehen sollte, war schon beim ersten zu lassen, die vom Timbre her möglichst nicht ganz so brillant klingt wie auf den das Ende ihrer Plattenkarriere.

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grandiosen Duo /Jean Madeira) und kann sich seines Leben freu'n!": Wo und man spürt, daß sie sich hier weitaus Veröffentlichung der Bayreuther Aufführung von 1965 wün- bislang nicht auf CD herausgekommen. andere schnell an ihre Grenzen kommen, mehr verausgabte als bei der Kaiserin. schenswert (mit Windgassen, Prey, Cluytens). Dafür gibt es zwei großartige Alternativen: singt die Rysanek souverän und passioniert Dennoch ist ihr Schlußgesang (den Daß die Rysanek auch aus der scheinbar langweiligen Rolle die 1953 entstandene WDR-Aufnahme mit zugleich, mit rotglühendem Ton, ohne Rysanek-Biograph Peter Dusek treffend als der Gutrune etwas machen konnte, zeigt eine Münchner und (Rysaneks Schärfen und Tremolo. Geht man danach „Salomes Liebestod" bezeichnete) grandios. „Götterdämmerung" unter . Rollen-Debüt, demnächst veröffendicht bei noch einmal zurück zur Chrysothemis in Zwiespältig ihre Marschallin: Da ist der WDR-Produktion, so natürlich diese Wärme, die man nach Lotte Italienisches und erscheint es fast unglaub- Lehmann und Hilde Konetzni nur noch lich, daß zwischen beiden selten gehört hat, da ist das Echt- slawisches Repertoire Aufnahmen 28 Jahre liegen. Wienerische... Doch lockerleichtes Par- Gemessen an Rysaneks Rang im italienischen Fach ist das Fehlt bislang, als dritte lando und rhythmische Exaktheit gehörten derzeitige Angebot an Live-Aufnahmen eher mager: Ihre Rolle in „Elektra", ihre eben nicht zu den Stärken der Rysanek. furiose Medea (Wien 1972), ihre Belcanto-Aida (Wien 1955) Klytämnestra, die zentrale Dafür sind ihre Helena (mit herrlichem und ihre Elisabetta in „Don Carlo" (Met 1959 und 1964) fin- Partie ihrer letzten Büh- Spannungsbogen am Ende der „Braut- det man höchstens noch in Antiquariaten, und selbst von der nenjahre. Auch in dieser nacht") und Danae (mit traumhaft schönen , einer ihrer Paraderollen, ist im Moment kein Rolle war die Rysanek Pianotönen) eine absolute Bereicherung der Mitschnitt greifbar. Daß sie in dieser Partie mühelos der Callas ^VIEHR ALS international erfolgreich (in Strauss-Diskographie. Und daß sie als Paroli bieten konnte, zeigen einige Video-Mitschnitte: Allein New York und Buenos Ariadne durchaus stetiger klingen konnte die Mord-Szene ist Rysanek pur, das singt und spielt ihr so 11 Aires genauso wie in Berlin, als in der Studio-Aufnahme, zeigt ein schnell keine nach. HOHE TÖNE Hamburg und München), Mitschnitt aus Wien von 1967 (unter der Eine Kategorie für sich, nicht zu vergleichen mit anderen und es ist anzunehmen, daß Leitung von Böhm, den die Rysanek als Sängerinnen und außerhalb jeder Tradition, ist sie in zwei ita- von den diversen Mit- ihren „musikalischen Vater" bezeichnete). lienischen Reißern: „" (Berlin 1976) und Natalie Dessay schnitten bald einer auf Von den zahlreichen Mitschnitten ihrer „Cavalleria rusticana" (München 1978, mit Placido dem „grauen Markt" er- Wagner-Partien sind zwei ein absolutes Domingo). Sie singt mit einer Vehemenz, als gebe es für sie eine Sängerin mit scheint. Muß: die Sieglinde im legendären letzten kein Morgen mehr, riskiert absolut alles (auch manchen ver- Charme und Esprit „Ring" Wieland Wagners (Bayreuth 1967, dächtigen Ton), wirft sich vehement in die Bruststimme und Strauss und veröffentlicht bei Philips) und ihre herrlich läßt in der Höhe Flammenwerfer los. Wobei ihr vokaler Frankreichs junger Sopranstar stellte Wagner hysterische, alle Rahmen sprengende Elsa; Wagemut auch zeigt, wie sicher und geborgen sie sich in ihrer für EMI Classicsgm ungewöhnliches nirgendwo sonst hört man das dramatische zweiten Ehe (mit dem Musikjournalisten Ernst-Ludwig Programm zusanfmen: Mit welcher vokalen Ende der Hochzeitsnacht so aufregend wie Gausmann) fühlte. Neben hochvirtuosen Bravourstücken Energie die Rysanek über bei Leonie Rysanek und Sandor Konya in der Zu den Raritäten der Rysanek-Diskographie gehört die wie Johann Strauss%Frühlingsstimmen- Bayreuther Aufführung unter Andre Cluytens. walzer" singt sie Voefdisen, Lieder ohne Jahrzehnte singen konnte', Wiener Aufführung von Smetanas Freiheitsoper „" Wortß, Melodien von^purem Wohlklang. spürt man auch beim Ihre „Tannhäuser"-Elisabeth kann man (die dieses Jahr. „offiziell" bei RCA in der Reihe „Wiener Aufschrei Vergleich der diversen bislang nur in einem klanglich dürftigen Staatsoper" herauskommen soll). Fans werden an dieser Die junge Koloratursbpranistin über- einer gequäl- Koch) sowie die Wiener Premiere von 1965 Mitschnitte der „Frau ohne Schatten". Mitschnitt aus Neapel hören (der allerdings Aufnahme vor allem zu schätzen wissen, daß es hier die dop- zeugt durch die bezaubernde Schönheit ten Seele: mit und . Natürlich konnte sie 1954 unter Rudolf wegen der ersten Zusammenkunft Rysanek- pelte Rysanek gibt: Leonie im Duett mit ihrer Schwester und Leichtigkeit ihrer Stimme. Leonie Nicht nur in der Sänger-Konstellation, Kempe (den man als Strauss-Dirigenten gar Nilsson-Böhm von dokumentarischer Be- Lotte. Lassen Sie sich verzaubern! Rysanek als auch orchestral ist die Wiener „Elektra" nicht hoch genug schätzen kann) stimmlich deutung ist). Als Ergänzung wäre eine „Wenn ich nicht mehr Sängerin bin, kann ich immer noch Küsterin in unter Karl Böhm so aufregend, daß ich sie mehr aus dem Vollen schöpfen als 1977 in als Schreierin auftreten," lachte Leonie Rysanek, als ich sie auf Jenufa (San jederzeit der späteren Decca-Aufnahme Wien. Und trotzdem: Welche Energie des ihre berühmten Opern-Schreie ansprach. Ob Sieglinde, Senta "hJrt'f/iiip DpfCflV EMI Francisco unter Solti vorziehe. Daß die Decca damals Singens nach all den Jahren, von der gestal- und Kaiserin, Klytämnestra oder Küsterin - die Schreie der BERLINER SINFOKIE-ORCHgsrER MICHAEL SGHONWANOT «/ 1986); statt der Rysanek Marie Collier als terischen Entwicklung der Figur ganz zu Rysanek waren die aufregendsten und schönsten. Am 30. . VOCALISES unten: Chrysothemis verpflichtete, war laut Zeit- schweigen. Der kürzlich bei der Deutschen März 1988 allerdings drang der Schrei aus tausend Kehlen - „Opera"-Titel zeugen die Entscheidung des Produzenten Grammophon veröffentlichte Mitschnitt die Publikumsreaktion auf Rysaneks Verkörperung der April 1998 John Culshaw, der den emotionalen Über- der Wiener Karajan-Produktion von 1964 „Jenufa"-Küsterin in der Carnegie Hall. „Eine Vorstellung von (Rysanek als schwang der Rysanek nicht mochte. stammt aus der Zeit nach der Überwindung shakespearehafter Größe" stand in „Opera News" zu lesen, Klytämnestra Eine Art „Wiedergutmachung" kam 15 der Krise: Die Stimme dringt durch das und Peter Davis schrieb im „New York Magazine": „Das war Orange Jahre später, als die Decca 1981 den Orchester wie ein Sonnenstrahl, hat in der nicht die nostalgische Anerkennung einer Lieblingskünstlerin, 1991) „Soundtrack" zur „Elektra"-Verfilmung von Mittellage an Substanz und Farbe gewonnen. die sich dem Ende ihrer Karriere nähert, sondern die spontane Götz Friedrich produzierte. Für die Im gleichen Jahr sollte sie für Karajan Antwort auf eine Sängerin, die in ihrer Arbeit leidenschaftlich Titelpartie hatte sich Karl Böhm ausdrück- auch die singen, hatte aber die aufgeht, jede stimmliche Reserve hervorholt, alles riskiert." Stirn, „nein" zu sagen (worauf Karajan sie lich Leonie Rysanek gewünscht, die nur Glücklichweise ist der (technisch exzellente) Mitschnitt von nie wieder engagierte). Warum sie mit der dieses eine Mal die Elektra sang - und zwar dieser Aufführung nach wie vor auf dem Markt, und er sei all Salome noch bis 1971 wartete, hört man so spektakulär, daß der Dirigent nach der denen ans Herz gelegt, die wissen wollen, wieso die Rysanek" beim Mitschnitt ihres Rollen-Debüts in Aufnahme meinte: „So hat das noch nie- Generationen von Zuhörern emotional in Aufruhr brachte - München: Sie konnte nicht anders, als sich „VOCALISES" mand gesungen!" Wie recht Böhm hatte, und in Zukunft auch bringen wird. |J kopfüber in diese Partie hineinzustürzen, Werke von RACHMANINÖV • RAVEL • J. S'l KAUSS II zeigt allein schon die Passage „der jauchzt DELIBES - CRANADOS • GLIERE U.A. Natalie Dessay, Sopran, Berliner Sinfonie Orchester Michael Schönwandt 30 tommm 6/98 CD 5 56565 2 INTERNET: http://www.emimusic.de Diskographie Verdi, (Amelia) Wagner, Die Walküre (Sieglinde) Beethoven, Fidelio (Leonore) Strauss, Salome () Santi; Bergonzi, Merrill, Rothenberger, • 3. Akt: Karajan; Varnay, Björling u.a. • Fricsay; Haefliger, Fischer-Dieskau, Frick, • Sinopoli; Studer, Terfel, Hiestermann u.a., Madeira u.a. LA Bayreuth 1951; EMI (CD) Seefried, Lenz, Engen u.a., Bayerisches Orchester der Deutschen Oper Berlin LA Met 1962; Frequenz (2 CD) • Furtwänglet; Mödl, Suthaus, Frantz, Staatsorchester Deutsche Grammophon 1990 (2 CD) Klose, Frick u.a., Wiener Philharmoniker Deutsche Grammophon 1957 (2 CD) • Sinopoli; Malfitano, Estes, Hiestermann Verdi, Don Carlo (Elisabetta) EMI 1954 (3 CD) • Böhm; Vickers, Berry, Tozzi, Biegen, u.a.; R: Weigl • Cleva; Gari, Hines, Thebom, Merrill, • Knappertsbusch; Varnay, Vickers, Hotter, Dickie, Macurdy u.a. LA Berlin 1990; Teldec Video Uhde, Arroyo u.a. Gorr, Greindl u.a. LA Met 1969 (?); Melodram (2 CD) (Laserdisc/VHS) LA Met 1959; Melodram (3 LP)* LA Bayreuth 1958; Hunt (3 CD)* • Szenen: Adler; Corelli, Tozzi, Dalis, Herlea • Böhm; Nilsson, King, Adam, Burmeistet, Cherubini, Medea (Titelpartie) u.a. Nienstedt u.a. Stein; Prevedi, Popp, Lilowa u.a. Strauss, (Kaiserin) LA Met 1964; GOP (2 CD + Szenen LA Bayreuth 1967; Philips (4 CD) LA Wien 1972; Melodram (2 CD)* • Kempe; Schech, Metternich, Hopf, „Don Carlo", Met 1961)* Benningsen u.a. Wagner, Götterdämmerung (Gutrune) Janacek, Jenufa (Küsterin) LA München 1954; Voce della luna (3 CD) Verdi, Aida (Titelpartie) Knappertsbusch; Nilsson, Aldenhoff, Uhde, Queler; Benackova, Ochman, Kazaras u.a., • Böhm; Goltz, Schöffler, Hopf, Höngen • Szenen (dt.): Schüchter; Schock, Frick, Malaniuk, Schech u.a. Opera Orchestra of New York u.a. Wiener Philharmoniker Metternich u.a., Berliner Symphoniker LA München 1955; Orfeo (4 CD) LA Carnegie Hall 1988; BIS (2 CD) Decca 1955 (3 CD) Electrola 1955 (LP)* • Karajan; Ludwig, Berry, Thomas, • Kubelik; Madeira, Hopf, London, Frick, Hoffman u.a. Czerwenka u.a. LA Wien 1964; Deutsche Grammophon (3 CD) LA Wien 1955; Legendary Recordings Leonie • Böhm; Nilsson, Berry, King, Hesse u.a. (2 LP)* Rvsanek LA Wienl977; Deutsche Grammophon (3 CD)

1 Strauss, (Titelpartie) THEHCAV"-" • Leinsdorf; Peerce, Peters, Jurinac, Berry u.a., Wiener Philharmoniker OTELLO Decca 1958 (2 CD) • Böhm; King, Scovotti, Troyanos, Schöffler, Kunz u.a. LA Wien 1967; Melodram (2 CD) Strauss, Elektra (Titelpartie) Leonie Rysanek: Operatic Anas ' ie ersten Worte von der Kinoleinwand: Ein Böhm; Varnay, Ligendza, Fischer-Dieskau, Szenen aus: Macbeth, Un Ballo in kurzer Text für einen Schauspieler, ein gewaltiger Mascagni, Cavalleria rusticana (Santuzza) Beirer u.a., Strauss, Die ägyptische Helena (Titelpartie) Maschera, , Aida, Satz für die Filmgeschichte. • Szenen (dt.): Schlichtet; Schock, Wiener Philharmoniker; R: Friedrich Keilberth; Aldenhoff, Kupper, Uhde, Holm u.a. Otello, Andrea Chenier, Cavalleria 1927 holte sich der Film den Ton ins Kino. Heute Metternich u.a., Chor und Orchester Unitel 1981; Decca Video (VHS / Laserdisc) LA München 1956; Orfeo (2 CD) rusticana, Tosca, Turandot; Dir.: Basile, der Städtischen Oper Berlin Strauss, (Danae) Leinsdorf, Serafin können Sie sich perfekten Kino-Sound ins Haus Electrola 1955 (LP + Szenen aus holen. Mit YAMAHA Cinema-DSP und dem A/V- Strauss, Elektra (Chrysothemis) Szenen: Eichhorn; Frantz Verdi, OtellO (Desdemona) RCA/BMG-Ariola 1957-60 (CD) Leoncavallo, Der Bajazzo)* • R. Kraus; Varnay, Fischer, Hotter, München 1953; Voce della luna (Bonus in Serafin; Vickers, Gobbi u.a., Chor und Vollverstärker DSP-Al. Listen to this! • Santi; Domingo, di Bella, Melchert u.a. „", Moskau 1971) Orchester der Opera di Roma Leonie Rysanek: Opemarien Varnay, Falcon u.a. WDR 1953; Gala (2 CD) RCA/BMG-Ariola (2 CD) Szenen aus: Der fliegende Holländer, LA München 1978; Legato Classics (CD) • Böhm; Nilsson, Resnik, Wächter, Verdi, NabuCCO (Abigaille) Arabella, Der Rosenkavalier, Tiefland, Windgassen u.a. Schippers; MacNeil, Siepi, Fernandi, Elias u.a. Verdi, Messa da Requiem Die Macht des Schicksals, Aida; mit Puccini, Tosca (Titelpartie) LA Wien 1965; Standing Room Only LA Met 1960; Melodram (3 LP + Bonus: Reiner; Resnik, D. Lloyd, Tozzi, Chicago S. Bjötling, Grümmer, Köth, Schock, • R. Kraus; Hopf, Metternich u.a. (+ Bonus: Rysanek und Nilsson in Rysanek in „Macbeth", München 1953)* Symphony Orchestra Wagner; Schüchter BR 1953 (dt.); Melodram (2 LP)* „Salome" und „Walküre") LA Chicago 1958; Melodram (2 LP)* EMI 1952/55 (CD, ,,Reference"-Serie) • Quadri; Labö, Bacquier, Dönch u.a. • P(e)rick; Vinzing, Forrester, Norup, 0 THE VICTOR OPERA SEHIES LA Wien 1970 (?); HRE (2 LP)* Hiestermann u.a. Wagner, Der fliegende Holländer (Senta) Leonie Rysanek • Leistungsfähiger 7-Kanal-Verstärker • Zahlrei- • Molinari-Pradelli; Tucker, MacNeil, LA Paris 1984; Rodolphe (CD) • Sawallisch; London, Greindl, Uhl, Szenen aus: Fidelio (SR 1950), Oberon che analoge und digitale Anschlüsse • 39 DSP- Corena u.a. MACBETH Fischer, Paskuda (WDR 1953), Tannhäuser (Met 1960), Die LA Met 1969 (?); Melodram (2 CD)* Sttauss, Der Rosenkavalier (Marschallin) LA Bayreuth 1959; Melodram (2 CD) Walküre, (Bayreuth 1958), Der Programme • Dolby Digital (AC-3) Dekoder, • Santi; Lamberti, Diaz u.a. • Szenen: Schüchter; Grümmer, Köth, • Dorati; London, Tozzi, Liebl, Elias, fliegende Holländer (SR 1950), Turandot, DTS Dekoder, 5.1-Kanal Dekodereingang für LA München 1977; Legendary Recordings Neidlinger, Traxel u.a., Berliner Lewis, Chor und Orchester d. Covent Tosca (BR 1953, dt.), Macbeth (Met 1962), MPEG-2 • 5 x 110 + 2 x 35 Watt • In Schwarz, (Rysanek-Portrait, 2 LP)* Philharmoniker Garden Opera Aida, Otello (BR 1953, dt.), Die ägyptische Titan und Champagner lieferbar • Unver- Electrola 1955 (LP)*; EMI (CD Decca 1960 (2 CD) Helena (München 1956), Elektra bindliche Preisempfehlung: Schwarz und Titan Smetana, Dalibor (Milada) „References") • Sawallisch; Crass, Ridderbusch, Heater, (München 1955), Die Liebe der Danae DM 4.120,-, Champagner (limitiert, mit Holz- Krips; Spiess, Wächter, Lotte Rysanek u.a. • Szenen: Böhm; Ludwig, Grist u.a. Bessel u.a. (München 1953) seitenteilen) DM 4.400,- LA Wien 1969 (dt.); Myto (2 CD) LA Met 1969; Melodram (2 CD; Bonus in LA Mailand 1966; Memories (2 CD)* Melodram (2 LP)* „Salome", München 1972) Strauss, Salome (Titelpartie) • Krips; Ludwig, de Groote, Jungwirth, Wagner, Tannhäuser (Elisabeth) The Leonie Rysanek Album • Leitner; Stolze, Varnay, Fischer-Dieskau u.a. Kunz, Loose, Blankenship u.a. Böhm; Lustig, Nilsson, Cotdes, Frick u.a. Szenen aus: Salome (Wien 1972), Der LA München 1971; Melodram (2 CD + LA Moskau 1971 (Gastspiel Wien); Verdi, Macbeth (Lady Macbeth) LA Neapel 1956; Melodram (2 CD) Rosenkavalier (Frankfurt 1976; Wien Bonus: Szenen aus „Der Rosenkavalier", Voce della Luna (3 CD + Bonus: • Leinsdorf; Warren, Bergonzi, Hines u.a., 1979), Elektra (Wien 1975), Tannhäuser Met 1969) Rysanek singt Strauss) Chor und Orchester der Wagner, Lohengrin (Elsa) (München 1979), La Gioconda (Berlin • Schlußszene: Böhm; Hopf, Varnay • Szenen: Hager; Schwarz, Malone RCA/BMG-Ariola (2 CD) Cluytens; Konya, Varnay, Blanc, 1976), Cavalleria rusticana (München LA Wien 1972; Standing Room Only LA Wien 1978; HRE (CD; Jtysanek • Leinsdorf; Warren, Bergonzi, Hines u.a. Engen, Wächter u.a. 1978), Tosca (München 1977) (Bonus in „Elektra", Wien 1965) sings Strauss") LA Met 1959; Arkadia (2 CD) LA Bayreuth 1958; Myto (3 CD) Legendary Recordings (2 LP)* YAMAHA HIFI ... entweder live oder Yamaha Abkürzungen R Regie WDR Westdeutscher Rundfunk 32 Mo mm 6/98 dt. deutsch gesungen BR Bayerischer Rundfunk * zur Zeit nicht im Handel; LA Live-Aumahme SR Saarländischer Rundfunk ev.antiquarisch erhältlich