Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz n :k Berichte

10. Jahrgang, Heft 5,1997

Feuereinsatz im Naturschutz

n Niedersachsen NNABer. 10. Jg. H. 5 181 S. Schneverdingen 1997 ISSN: 0935-1450 Feuereinsatz im Naturschutz

Herausgeber und Bezug: Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz Hof Möhr, D-29640 Schneverdingen, Telefon (0 51 99) 989-0, Telefax (0 51 99) 989-46

Für die einzelnen Beiträge zeichnen die jeweiligen Autorinnen und Autoren verantwortlich.

Schriftleitung: Dr. Renate Strohschneider

ISSN 0935-1450

Titelbild: Kontrollierter Feuereinsatz im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide im Jahre 1997. Foto: A. Stubbe

Gedruckt auf Recyclingpapier (aus 100% Altpapier) NNA-Berichte

10. Jahrgang/1997, Heft 5

Feuereinsatz im Naturschutz

Inhalt

J. G. Goldammer, Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier 2 H. Page u. J. Prüter:

J. G. Goldammer, Nutzung des Feuers in mittel- und nordeuropäischen Landschaften-Geschichte, S. Montag u. H. Page: Methoden, Probleme, Perspektiven 18

H.Gossow: Feuereinfluß auf Wildtierfauna und Biodiversität 39

S. Klaus: Bedeutungvon FeuerfürLebensräumederRauhfußhühner(Tetraoninae) 46

U. Wegener: Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen 54

K. F. Schreiber: 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg 59

K. Handke: Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 72

F. Niemeyer: Erfahrungen mit dem Feuereinsatz im Neustädter Moor 82

J. Müller, I. Vagts u. Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen E. Frese: Calluna-Heiden nach Brand 87

M. Lütkepohl u. A. Stubbe: Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden unter besonderer Berücksichtigung des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide 105

A. Melber u. J. Prüter: Zu den Auswirkungen eines kontrollierten Winterfeuers auf die Wirbellosenfauna einerCalluna-Sandheide-erste Ergebnisse 115

A. Mirsch: Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brachflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide" im Hinblick auf Brand als Pflegemaßnahme 119

D. Götze u. G. Brockmann: Umgang mit Feuer auf Truppenübungsplätzen am Beispiel des Truppenübungsplatzes Bergen 128

H. Diemont, J. Jansen u. Fireasa managementtool in Dutch heathlands 130 H. Beije:

N. W ebb: Effects of fires on heathland communities: experiences from Southern England 134

H. D. Page, M. Nicklasson, Rekonstruktion der Feuergeschichte einer nordischen Wald- und Kulturlandschaft: S. Källgren, A. Granström, Fallbeispiel NationalparkTiveden (Südschweden) 142 u. J. G. Goldammer:

J. Jansen, F. Rego, Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) 150 P. Gonsalves u. S. Silveira:

E. Bergmeier: Erneuerung undSukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispieleausder Ägäis 162

J. G. Goldammer u. Bibliographie: Feuerökologie in Mitteleuropa 175 H. D. Page: NNA-Berichte 5/97

spürbar beeinflussen. In den prakti­ Feuereinsatz im Naturschutz in schen Fragen zum Feuereinsatz in der Natur- und Landschaftspflege in Mitteleuropa- Deutschland blieb es bis in die jüngere Zeit still. Im Bereich der Waldbrand- Ein Positionspapier verhütung und -bekämpfung wirkte sich das Trauma der Großwaldbrän­ von Johann Georg Goldammer, Hans Page und Johannes Prüter de in Niedersachsen von 1975-76 aller­ dings tie fg re ife n d aus, und es kam Übersicht mittlerweile auf einige Zehntausend zu einer Reihe von organisatorisch­ Veröffentlichungen über Grundlagen technischen Verbesserungen auf die­ 1. Einleitung des Auftretens und Verhaltens von Ve­ sem Gebiet. 2. Zur Feuergeschichte Mitteleuropas getationsbränden und die Auswirkun­ Gezielter Feuereinsatz überlebte - 2.1 Feuer in prähistorischer Zeit gen des Feuers auf Ökosysteme, Atm o­ von wenigen Ausnahmen abgesehen - 2.2 Feuer in historischer Zeit sphäre und Klima1. auf einigen Truppenübungsplätzen. 2.3 Feuerökologische Forschung im Auch in Mitteleuropa kam es im Ver­ Wenn es hier auch eher darum ging, 20. Jahrhundert lauf der letzten Jahrtausende immer Wildfeuer im Vorfeld zu unterdrücken 3. Ökologische A usw irkungen des wieder zu Vegetationsbränden, die auf und offene Schießbahnen zu erhalten, Feuers die nacheiszeitliche Landschaftsge­ so sind es nicht zuletzt die zunehmen­ 3.1 Auswirkungen auf den Boden schichte Einfluß genommen haben. den Erkenntnisse aus diesen Natur­ 3.2 Auswirkungen auf die Vegeta­ Diese Feuer waren zunächst wohl teil­ räumen, die heute Anlaß zum Umden­ tio n weise natürlichen Ursprungs, und de­ ken geben. Verstärkt wird ein Umden­ 3.3 A usw irkungen a u f die Fauna ren Bedeutung verringerte sich m it der ken derzeit durch zweierlei Entwick­ 3.4 Auswirkungen von Vegeta­ zunehmenden Besiedelung und Urbar­ lungen. Zum einen sind in den vergan­ tionsverbrennung auf die machung des Raumes durch den Men­ genen zwei bis drei Jahrzehnten eine Atm osphäre schen. Spätestens seit dem Subatlanti- Reihe von schutzwürdigen Flächen 4. Gesetzliche Rahmenbedingungen kum ist davon auszugehen, daß der mangels einschlägiger Kenntnis der Be­ 5. Feuer-M anagem ent menschliche Einfluß gegenüber den deutung von Störungsdynamik von 5.1 Die Technik des Feuereinsatzes Blitzschlagfeuern überwiegt. Mit Be­ Ökosystemen falsch behandelt worden. 5.2 Der Feuereinsatz im Vergleich ginn der Jungsteinzeit wurden hier Der Zustand dieser Flächen ist durch zu anderen Pflegemethoden Brandrodung und Wanderfeldbau be­ Sukzession, Überalterung und Arten­ 5.3 M öglichkeiten des Feuerein­ trieben. Spätestens ab dem Mittelalter verarmung gekennzeichnet. Zum ande­ satzes in Mitteleuropa bzw. in wurde in offenen Landschaften, wie ren werden derzeit angesichts knapper Deutschland beispielsweise in Heide- und Moorge­ öffentlicher Kassen die Pflege- und Er­ 6. Ö ffe n tlich ke itsa rb e it bieten, im Rahmen kontinuierlicher haltungsmaßnahmen in solchen Land­ 7. Forschungsbedarf und Perspek­ Landnutzung regelmäßig gebrannt. schaftsteilen zunehmend kritischer be­ tiven Das Bild der historischen K ulturland­ tra ch te t. 8. Ausblick sch a ftw u rd e bis in die M itte dieses Jahr­ Vor diesem Hintergrund veranstal­ 9. Zusammenfassung hunderts hinein durch das Feuer ent­ tete die Alfred Toepfer Akademie fü r 10. Literatur scheidend mit geprägt. Naturschutz (NNA) im Oktober 1996 in Mit fortschreitendem Rückzug tra­ Zusammenarbeit mit dem Naturschutz­ 1. Einleitung ditioneller Landnutzungsformen aus zentrum Hessen e.V. und der Arbeits­ der mitteleuropäischen Landschaft und gruppe Feuerökologie und Biomasse­ In den vergangenen drei Jahrzehnten mit zunehmender Technisierung der verbrennung des Max-Planck-Institutes ist in der modernen Ökologie ein stetig Landw irtschaft geriet Feuer als Instru­ für Chemie (Abteilung Biogeochemie, ansteigendes Interesse an der Erfor­ ment gezielter Flächenbehandlung schung der Rolle des Feuers in der Struk­ m ehr und m ehr in Vergessenheit. Diese Herrn Prof. Dr. K. F. Schreiber danken w ir fü r tur und Dynamik von Ökosystemen zu Entwicklung wurde durch die Natur­ die Durchsicht des Manuskripts. verzeichnen. Die Öffnung und Erleich­ schutz- und Abfallbeseitigungsgesetze terung der Zugänglichkeit vieler Länder aus den 1970er und 80er Jahren ver­ 1 Stellvertretend seien hier einige ,n der Tropen und Subtropen und jüngst stärkt, die darauf abzielten, den Feuer­ Deutschland entstandene M onographien auch des östlichen borealen Eurasiens einsatz im ländlichen Raum weitge­ zum Thema erwähnt, beispielsweise d ie und die Internationalisierung der feuer­ hend zu unterbinden. Auch eine Reihe Rolle von Feuer in dernachhaltigen N utzui <^9 ökologischen Grundlagenforschung von wissenschaftlichen Arbeiten und und der Zerstörung von Ökosystemen d e r haben einen bislang nicht erreichten durchaus öffentlichkeitswirksame Fach­ Tropen und Subtropen ( G o l d a m m e r 1 9 9 0 , Wissensstand ermöglicht, der sich in ei­ tagungen, die Symposien „Feueröko­ 1993), der charakteristischen Bildung v o n ner großen Anzahl an Einzelarbeiten, logie", die vom Forstzoologischen Insti­ Waldformationen in der borealen Z o n e Monographien sowie regionalen und tu t in Freiburg zwischen 1977 und 1989 (Goldam m er & Furyaev 1996), und eine e r s t e globalen Analysen niederschlägt. Die veranstaltet wurden, konnten diese Analyse des Feuers in der globalen U m w e lt einschlägige Fachliteratur beziffert sich Entwicklungen in Deutschland nicht (Crutzen & Goldam mer 1 9 9 3 ).

2 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier

Arbeitsgruppe Feuerökologie und Zeugnisse werden jedoch bei zuneh­ sprungs. Allerdings lassen sich die ge­ Biomasseverbrennung) in Schneverdin­ mendem Alter lückenhafter und müs­ nauen Ursachen der prähistorischen gen eine Fachtagung zum Thema Feu­ sen durch in d ire kte M ethoden der Re­ Brände heute nicht mehr mit der erfor­ ereinsatz im Naturschutz. Ziel der Ver­ konstruktion historischer Feuernut­ derlichen Genauigkeit differenzieren. anstaltung war es, die Diskussion um zung ersetzt w erden. Diese lassen je ­ Aus der U ntersuchung von H olzkoh­ das Für und Wider des kontrollierten doch nur Analogieschlüsse zu und sind lepartikeln und Pollen eines Sediment­ Brennens, beispielsweise auf Heiden, bei weitem nicht so umfassend und ge­ profils des Schleinsees, der einige Kilo­ Mooren, Trockenrasen und Brachen, nau wie schriftliche Aufzeichnungen. meter nördlich des Bodensees liegt, ge­ neu zu beleben und mit einer aktuellen Die wichtigsten Methoden sind w annen Clark et al. (1989) Erkenntnisse fachlichen Grundlage zu versehen. Ein hierbei jahrringanalytische Untersu­ über die Bedeutung der Faktoren Feuer NNA-Bericht mit den Tagungsbeiträgen chungen an Bäumen oder Baumstümp­ und Siedlungsgeschichte auf die nach­ ist in Vorbereitung. fen mit Brandwunden und Holzkohle­ eiszeitliche Vegetationsentwicklung in Mit diesem Positionspapier soll auf analysen aus Seesedimenten und Torf­ Süddeutschland. Die ältesten Schichten der Grundlage der Tagungsergebnisse schichten. Jahrringanalysen können in des Bohrkerns wurden mit Hilfe der Ra­ und der vorhandenen Literatur der ak­ Mitteleuropa allerdings keinen ver­ diocarbon-Methode auf das achte Jahr­ tuelle Diskussions- und Kenntnisstand gleichbar großen Platz bei der Rekon­ tausend v. Chr. d a tie rt und reichen da­ über Feuereinsatz im Naturschutz in struktion der Feuergeschichte ein­ mit bis in die nacheiszeitliche frühe Mitteleuropa bzw. in Deutschland zu­ nehmen, wie vergleichsweise in Wald­ Wärmezeit (Boreal) zurück, in der die sammengefaßt werden. Damit soll eine ländern der weniger intensiv bewirt­ Vegetation Mitteleuropas von ausge­ fachliche Basis geschaffen werden, von schafteten Regionen der Erde. In dehnten Kiefern- und Birkenwäldern der aus über praktische Fragen des Deutschland gibt es praktisch keine dominiert wurde. In dieser Zeit fand Feuereinsatzes begründet entschieden Waldreste mit ausreichend alten Bäu­ eine mäßige, aber regelmäßige Holz­ werden kann. Abschließend werden men, die Brandwunden aufweisen, wie kohleakkumulation statt, die auf perio­ Wissenslücken und Forschungsbedarf sie vergleichsweise noch in den n o rd i­ disch wiederkehrende Brände schlie­ aufgezeigt. schen Ländern zu finden sind. ßen läßt, w ie sie fü r die borealen W a ld ­ Hingegen sind Bohrkerne aus Seese­ länder heute noch charakteristisch sind 2. Zur Feuergeschichte dimenten und Torfschichten im Zusam­ (G oldam m er & Furyaev 1996). In der an­ Mitteleuropas menhang mit der pollenanalytischen schließenden Haselzeit (7500 bis 5400 v. Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Chr.) gingen die Holzkohlefunde dann Natur- und kulturgeschichtliche Quel­ Vegetationsentwicklung bei uns ein deutlich zurück, um anschließend zu len aus Mitteleuropa können wichtige brauchbares Hilfsmittel. Ihre Ursprünge Beginn der Eichenmischwaldzeit wie­ Hinweise auf die Bedeutung des Feuers und Datierungsfähigkeit reichen vom der stark anzusteigen. Das legt die Ver­ in der Landschaftsentwicklung in histo­ Ende des Mittelalters bis w eit in die vor­ mutung nahe, daß das Feuer eine be­ rischen Zeiträumen geben. Sie ermögli­ geschichtliche Zeit zurück und stellen deutende Rolle beim Vegetationswech­ chen ferner, aus der geschichtlichen Be­ heute die wichtigste Quelle dar, die Be­ sel zur Eichenm ischwaldzeit gespielt deutung des Feuers heraus Rück­ deutung des Feuers in der prähistori­ hat. In der Zeit von 5300 bis 3800 v. Chr. schlüsse auf die aktuelle Situation ver­ schen Landschaft zu rekonstruieren. konnte ein Feuerintervall von ungefähr schiedener Ökosysteme zu ziehen und Leider wurden bisher die bei Pollenun­ 250 Jahren erm ittelt werden2. langfristige Entwicklungen von Lebens­ tersuchungen regelmäßg gefundenen Um 3700 v. Chr. ist ein steiler Anstieg räumen in unserer Kulturlandschaft zu Holzkohlepartikel kaum in Hinblick in der Holzkohlenakkumulationsrate verstehen. auf Landnutzungs- und Störungsge­ festzustellen, deren Ursache Clark et al. Die Auswertung schriftlicher histori­ schichte interpretiert. Erst in jüngster (1989) im Zusammenhang mit der neoli- scher Quellen bietet dafür eine gute Zeit gibt es einige einschlägige Unter­ thischen Brandrodungstätigkeit in den Möglichkeit, die bislang bei weitem suchungen, die hier kurz vorgestellt Altsiedelgebieten sehen. Zu Beginn der noch nicht ausgeschöpft ist. Mit ihrer werden sollen. Bronzezeit geht die Holzkohlenakku­ H ilfe lassen sich fü r den Zeitraum seit mulation stark zurück und verschwin­ dem Mittelalter relativ genaue Aussa­ 2.1 Feuer in prähistorischer Zeit det nahezu vollständig in den jüngeren gen über Ursache, Ausmaß und Bedeu­ Schichten. Zu ähnlichen Ergebnissen tu n g des Feuers in Landnutzung, Aufgrund der Klimaschwankungen kommen zwei Untersuchungen von Brauchtum und sogar Glauben machen während des Holozän änderten sich Berli et al. (1994) und Tinner & Amman (Freudenthal 1931, G oldam m er 1978, auch die Rahmenbedingungen für Ve­ (1996) aus der Schweiz. Pyne 1995, Pyne 1996). Die schriftlichen getationsbrände. Dabei galt auch die Schwaar (1988, 1989) untersuchte verallgemeinbare Tendenz, daß es mit Hilfe von Moorsedimenten die Ve­

2 Abschnittsweise konnten C la rk e t a l. bei trocken-warmem (kontinentalem) getationsgeschichte des norddeut­ (1989) eine jahresweise Schichtung (War- Klima zu häufigeren Vegetationsbrän­ schen Raumes in der Nähe eines mesoli- ven) in dem Sedim entbohrkern nachweisen, den kom m t (s.a. Baumgartner et al. thischen Fundplatzes im Bremer Block­ die es ihnen ermöglichte, die einzelnen 1967, Langholz & Schmidtmayer 1993, land. A u ffä llig w ar dabei ein sehr hoher Schichten zwischen den Holzkohlehorizon­ Granström 1994). Das g ilt sowohl fü r Birkenpollenanteil zur Zeit des Boreais, ten zu zählen und so eine annähernd jahres­ Brände, die durch Blitzschlag entste­ obwohl von den klimatischen Bedin­ genaue Chronologie aufzustellen. hen, als auch fü r solche ku lturellen Ur­ gungen her die Kiefer hätte begünstigt

3 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier sein müssen. Er vermutet als Ursache Wanderfeldbausysteme dort, wo aus geführt. So entstand in diesen Gegen­ eine Brandsukzession, in der sich die klimatischen und edaphischen Grün­ den ein abwechslungsreiches Land­ Birke als Pionierbaumart auf jungen den kein permanenter Ackerbau mög­ schaftsbild aus Wald, Brandrodungsflä­ Brandflächen stark ausbreiten konnte. lich war, und die in manchen mitteleu­ chen verschiedenen Alters und Weiden. Das entspricht einer Brandsukzession, ropäischen Gegenden noch bis in die Auch in der Entwicklung und Nut­ wie sie für die heutigen borealen Wäl­ Mitte unseres Jahrhunderts hinein Be­ zungsgeschichte der Heiden und Moore der typisch ist. Zu Beginn des Atlanti- stand hatten. Erste schriftliche Zeug­ des atlantisch geprägten Mittel- und kums gehen die Kiefernpollen dann nisse gibt es darüber seit dem Mittelal­ Nordwest-Europas spielte das Feuer stark zurück, während gleichzeitig die te r (Schneiter 1970, Hausrath 1982), in eine bedeutende Rolle, so auch im Pollen von Calluna vulgaris massiv zu­ dem viele Mittelgebirgslagen koloni­ norddeutschen Tiefland. Von hier ist vor nehmen. Außerdem wurden Holzkoh­ siert w urden und die Menschen sich allem das Heide- und Moorbrennen lereste in den entsprechenden Torf­ hier dauerhaft niederließen (Hasel bekannt. schichten gefunden. Dies de u te t darauf 1985). Dabei bot ihnen die Brandwirt­ Die Heideflächen sind mit wenigen hin, daß es Brände größeren Ausmaßes schaft, die in fast allen Mittelgebirgsla­ Ausnahmen anthropogen entstanden gegeben haben muß, die den Wald län­ gen und Nadelwaldzonen Europas auf (Schwaar 1989, E llenberg 1996). Ohne gerfristig auflichteten und günstige ähnliche Art und Weise praktiziert den Einfluß des Menschen und seines Wuchsbedingungen für Callunaheiden wurde, häufig die einzige Möglichkeit, Weideviehs würden hier auf den mei­ schufen. In diesen lichten Wäldern gab sich mit Feldfrüchten zu versorgen, sten Standorten Wälder stocken, die je es dank eines hohen Äsungsangebotes Weideland zu schaffen und gleichzeitig nach Wuchsbedingungen von Eichen, vermutlich günstige Lebensbedingun­ Nutzholz zu gewinnen. Allen Brand­ Buchen oder auch Kiefern dominiert gen für das Wild, und der mesolithische wirtschaftsarten ist dabei gemeinsam, würden. Doch das Brennen, Mähen, Ab­ Mensch fand gute Jagdmöglichkeiten daß nach der Waldrodung das brauch­ plaggen oder Beweiden dieser Flächen vor. Die für das Atlantikum typischen bare Holz entnommen wurde und die verhinderte den Gehölzaufwuchs, so Eichenmischwälder waren ansonsten restliche Vegetation entweder flächig daß sich die Heiden in diesem Raum eher geschlossen und boten nur einge­ oder zu Meilern aufgeschichtet ver­ über Jahrhunderte halten und entwik- schränkten Lebensraum für Mensch brannt wurde. In die Asche, die für ei­ keln konnten. Wenn auch heute weni­ und Tier. Unbeantwortet bleibt die nige Vegetationsperioden einen gewis­ ger die Bewirtschaftung, sondern viel­ Frage, ob der mesolithische Mensch die sen Düngeeffekt ausübte, säte man Ge­ mehr die Pflege der Heiden aus Grün­ Brände bewußt legte oder ob er nur treide (Roggen und Buchweizen), spä­ den des Naturschutzes und der Lands­ den natürlichen Bränden folgte. ter pflanzte man auch Kartoffeln. Doch chaftspflege im Vordergrund steht, so Zu vergleichbaren Ergebnissen schon nach zw ei bis drei Vegetationspe­ hat es sich doch als sinnvoll und not­ ko m m t Becker (1995), die Bohrkerne rioden ließ die Düngewirkung so stark wendig erwiesen, sich mit den heutigen aus mehreren Mooren bei Schneverdin­ nach, daß sich der Ackerbau nicht mehr Pflegemaßnahmen eng an den von den gen in der zentralen Lüneburger Heide lohnte. Daraufhin ließ man noch einige Heidebauern überlieferten Bewirt­ auf das Vorkommen von Holzkohlepar­ Jahre das Vieh auf der Fläche weiden, schaftungsmaßnahmen zu orientieren. tikeln und Pollen hin analysierte. Sie bis sich nach und nach wieder Wald Zu ihnen gehörte - vor allem im nord­ fand in ihren Profilen eine auffällig einstellte, der nach zehn bis zwanzig westdeutschen Raum und den Nieder­ ähnliche Häufigkeitsverteilung von Jahren wieder gerodet wurde, und sich landen - neben dem Plaggen (vgl. die Calluna-Pollen und Holzkohle und so der Kreislauf schloß. In der Zwischen­ Verbreitung der Plaggenasche bei Pape schließt daraus, daß die ursprüngliche zeit wurden andere Flächen auf die 1970) u n te r anderem auch das Feuer, Existenz der Heide eng mit dem Feuer gleiche Art und Weise bewirtschaftet. das sich als geeignetes M itte l erwies, v e rk n ü p ft ist. Im Laufe der letzten Jahrhunderte um die Heide zu verjüngen und vor e n tw ickelten sich in den deutschen M it­ Überalterung und Verbuschung zu 2.2 Feuer in historischer Zeit telgebirgslagen folgende Brandwirt­ schützen.,, Gegen all dieses hat aber der schaftsformen: Lüneburger Schafhalter ein billiges Indizien sprechen dafür, daß spätestens ■ Hackwaldwirtschaft und Reuteberge Mittel, vielleicht das billigste, welches der neolithische Mensch das Feuer ge­ in Süddeutschland und den Alpenlän­ vom Agronomen angewendet wird: ein zielt für Rodungszwecke einsetzte dern Streichhölzchen. Er zündet mit mehr (Clark et al. 1989). So wurden Flächen ■ Haubergwirtschaft im Siegerland oder weniger Vorsicht resp. Schonung für den Ackerbau geschaffen, der sich ■ Rottbüsche und Schiffeiländereien in gegen benachbarte Haide-, Wald- etc. im Neolithikum von Süd-Osten her linksrheinischen Gebirgen der Pfalz Grundstücke an einem schönen Som­ über Mitteleuropa ausbreitete. Seither ■ Röderwaldwirtschaft in Westfalen, mertag die Haide an und lässt sie bren­ wurde das Feuer in unterschiedlichen Pommern und Odenwald nen, so gut sie w ill" (Borggreve 1873). Anwendungsformen bei der Gestal­ ■ B irkenberge in Bayern Das M oorbrennen w ar seit dem M it­ tung des Lebensraumes eingebracht. Diese Wirtschaftsformen waren telalter in Finnland, Rußland, Holland Natürliche Brände hingegen wurden im zum Ende des 19. Jahrhunderts noch und Belgien üblich. Von Holland aus kühleren und feuchteren Klima des auf mehreren 100000 ha in Deutsch­ wurde es um 1600 auch in die nordwest­ Subatlantikum wahrscheinlich eher land verbreitet (Schneiter 1970) und deutschen Moorgebiete eingeführt selten. wurden in ähnlicher Weise in fast allen und d o rt bis ca. 1850 m it unterschiedli­ Im Lauf der Zeit entwickelten sich europäischen Nachbarstaaten durch­ chen Verfahren praktiziert. Diese ha­

4 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier

ben alle gemeinsam, daß im oberfläch­ radoxerweise entstanden auf diesen Ohne periodisch auftretende Störfak­ lich entwässerten M oor das feste Faser­ Flächen, auf denen über Jahrzehnte toren würde ihre Entwicklung überwie­ gewebe des organischen Bodens durch Zerstörung und Vernichtung geprobt gend zu Wald führen. Derzeit ist es au­ das Feuer zerstört und eine Düngung wurden, durch wiederkehrende „Ka­ ßerordentlich schwierig, gewachsene erzielt wird, die den anschließenden tastrophen" für den Naturschutz wert­ Offenlandschaften, die heute nicht Ackerbau ermöglicht (Brünings 1881, volle Lebensräume. Von diesen profitie­ mehr rentabel bewirtschaftet werden Schneiter 1970). ren insbesondere solche Tier- und können, durch Pflegemaßnahmen zu Neben den in Deutschland im 18. Pflanzenarten, die an kleinräumigen erhalten. Die dem Naturschutz gesetz­ und 19. Jahrhundert gebildeten For­ Strukturreichtum und nährstoffarme lich zugeschriebenen Aufgaben kön­ men der Brand Wirtschaft mit landwirt­ Pioniersituationen in der Landschaft nen bei den gegebenen Verhältnissen schaftlicher Zwischennutzung, bei de­ angewiesen sind (Beutler 1992, Pries & in der notwendigen Konsequenz heute nen entweder die Landwirtschaft oder Bukowsky 1993, B eutler & Unselt 1996). kaum noch durchgeführt werden. die Forstwirtschaft im Vordergrund Dies sind die wesentlichen Gründe, standen, kam noch das Brennen von 2.3 Feuerökologische Forschung im die mit dazu beitragen, daß die Feuer­ Weideflächen hinzu, das vor allem auf 20. Jahrhundert ökologie in der Diskussion wieder an Almwiesen stattfand. Die Ursachen der Bedeutung gewinnt. Die NNA-Fachta- Anlage von den größtenteils sehr abge­ Während man in Europa mit zuneh­ gung vom Oktober 1996 hat diese Ent­ legenen Brandäckern wird von den mendem Erfolg versuchte, das Feuer wicklung aufgegriffen und versucht, an meisten Autoren dieser Zeit in der stän­ aus der Landschaft fern zu halten, e n t­ die feuerökologischen Ansätze aus den digen Nahrungsmittelknappheit ge­ w ickelte sich vor allem in den USA seit siebziger Jahren anzuknüpfen. Die seit­ sehen, die durch das Bevölkerungs­ Mitte diesen Jahrhunderts das Feuer- her gewonnen Ergebnisse wurden zu­ wachstum ausgelöst wurde. Sie waren Management. Dabei wird das Feuer ge­ sammengefaßt und sollten als Grund­ also in fast allen Fällen ein Kind der Not zielt für Naturschutz und Pflegemaß­ lage für sachgerechte Entscheidungen und verschwanden zunehmend mit der nahmen eingesetzt. Anfang der siebzi­ in der Zukunft herangezogen werden. Technisierung und Intensivierung der ger Jahre arbeiteten erstmals deutsche Landwirtschaft seit der Mitte des letz­ Wissenschaftler mit nordamerikani­ 3. Ökologische Auswirkungen ten Jahrhunderts. schen Feuerforschern zusammen und des Feuers Die einzigen Refugien, in denen das veröffentlichten in den Folgejahren Feuer seinen prägenden Einfluß bis eine Reihe von Publikationen über Im Vergleich zu anderen Regionen der heute bewahrt hat, sind die Truppen­ die Feuerökologie, das Feuer-Manage­ Erde sind feuerökologische Forschun­ übungsplätze, sowohl die in Betrieb m ent und die A nw endung des Feuers in gen in Mitteleuropa nur gelegentlich stehenden als auch die aufgegebenen. der Landschaftspflege3. Gegenstand wissenschaftlicher Unter­ Sie sind die letzten Bereiche in M ittel­ In den Jahren 1977, 1983 und 1989 suchungen gewesen, und entspre­ europa, in denen es regelmäßig zu wurden am Forstzoologischen Institut chend groß ist der Forschungsbedarf. Es Vegetationsbränden gekom m en ist. Sie der Universität Freiburg internationale mangelt vor allem an langfristigen, in­ entstanden entweder zufällig beim Symposien zum Thema Feuerökologie terdisziplinären Ansätzen zu Untersu­ Schießbetrieb, oder es wurde kontrol­ abgehalten4. Doch abgesehen von ver­ chungen der Auswirkungen von Feuer liert gebrannt, um die Flächen offen zu einzelten Brennversuchen ist das Feuer auf die vielfältigen Interaktionen von halten und um Großbrände im Vorfeld nicht weiter zur Anwendung gekom­ unbelebter Umwelt, Flora und Fauna. zu vermeiden. So spielte neben ande­ men. Von der Öffentlichkeit und insbe­ Die Ergebnisse der wenigen Unter­ ren Störfakoren - wie beispielsweise sondere der Naturschutzverwaltung suchungen, die in Mitteleuropa zu feu­ Bodenverwundungen durch Artillerie­ gab es keine Unterstützung. So konzen­ erökologischen Fragestellungen durch­ geschosse und K ettenfahrzeuge - das trie rte sich die feuerökologische For­ geführt wurden, werden im Folgenden Feuer hier eine wesentliche Rolle für die schung in Deutschland in den vergan­ knapp dargestellt. Dabei beschränkt Entstehung und Entwicklung von in genen Jahren im wesentlichen auf Pro­ sich diese Arbeit auf die Auswirkungen Mitteleuropa einzigartigen Ökosy­ blemstellungen außerhalb der eigenen von Feuer in Offenlandgesellschaften. stemen. Viele Tier- und Pflanzenarten, Grenzen (G oldam m er et a\. 1997). Zum Thema Feuer im W ald sei nur so die in der modernen Kulturlandschaft In den letzten Jahren kommt man viel gesagt, daß das kontrollierte zunehmend vom Aussterben bedroht auch im amtlichen Naturschutz zuneh­ Brennen in vielen Waldökosystemen sind, fanden hier Rückzugshabitate, die mend zu der Einsicht, daß viele als der Erde zur Verhinderung von Schad­ ihnen ein Überleben ermöglichten. Pa­ schützenswert erachtete Kulturland­ feuern und Insektenkalamitäten sowie schaftsteile nicht in statischen Zustän­ bei der Waldverjüngung eine bedeu­

3 Eine Bibliographie der mitteleuropäi­ den zu erhalten sind, sondern daß ih­ tende Rolle spielt. Unter ausschließlich schen feuerökologischen Literatur der letz­ nen eine typische Entwicklungsdyna­ ökologischen Gesichtspunkten ist Feuer ten Jahrzehnte befindet sich im NNA-Bericht mik innewohnt. Rahmenbedingungen auch im Wald keine Katastrophe, son­ „Feuereinsatz im Naturschutz". Siehe auch für den Fortbestand dieser Dynamik zu dern eine „Störung einer Entwicklung, die Ausführungen von G o ld a m m e r e t a l. schaffen, ist eine wesentliche Aufgabe die neue Entwicklungsmöglichkeiten (1997) im gleichen Tagungsband. des Naturschutzes. Vor allem viele von schafft" (Buck 1979). Es gibt sogar ei­

4 Siehe auch Beitrag von Goldammer et a l. Offenheit geprägte Ökosysteme M ittel­ nige interessante waldbauliche An­

(1997) im NNA-Bericht. europas stellen Sukzessionsstadien dar. sätze, bei denen man sich einen geziel­

5 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier ten Feuereinsatz vorstellen könnte, bei­ neren Standorten festgestellt; auf den doch nur jedes zw eite Jahr gebrannt, so spielsweise zur Verjüngung und/oder feuchteren Standorten traten keine Un­ wandern Schlehe und Wildrosenarten Umwandlung von Kiefernforsten hin zu terschiede auf (Schiefer 1983). Von Riess ein, Bäume bleiben jedoch aus. Durch strukturreicheren und naturnäheren (1976a) werden Untersuchungen aus den das Brennen werden Arten gefördert, Beständen. Es soll weiteren Diskussio­ USA erwähnt, bei denen es zu einer Zu­ die sich durch unterirdische Ausläufer nen Vorbehalten bleiben, der Frage nahme des Bodenwassergehaltes nach und Rhizome rasch erneuern können nachzugehen, inwieweit für eine zu­ dem kontrollierten Brennen kommt. (Schreiber 1981). Im Vergleich zur Suk­ nehmend ökologisch ausgerichtete Durch das Feuer wird in der Regel zessionsfläche nimmt die Artenhäufig­ Waldbewirtschaftung der gezielte Feu­ der pH -W ert des Bodens angehoben. keit zu, im Vergleich zur Mulchfläche ereinsatz auch in Deutschland wieder Der Grund liegt vor allem in dem Frei­ nimmtsie ab. Bedeutung erlangen kann. werden von Ca, Mg und K durch das Verallgemeinerungen sind jedoch Verbrennen der Vegetation. Da diese in nur bedingt möglich, da das Feuerver­ 3.1 Auswirkungen auf den Boden der Regel in Form von Oxiden und Car- halten einen wesentlichen Einfluß auf bonaten auftreten, steigt der pH-Wert die folgende Entwicklungsdynamik Die Frage nach der Erhöhung der Bo­ an und kann über mehrere Jahre stabil hat. Heiße Gegenwindfeuer schädigen dentemperaturen bei einem Wildfeuer bleiben (Viro 1974, Riess 1976a, Gol­ vor allem Moose, Horst- und Rosetten­ oder einem kontrollierten Pflegefeuer dam m er 1978). pflanzen, da sie hohe Temperaturen in wird häufig deswegen gestellt, weil Schreiber (1981) vergleicht das Bodennähe erzeugen. Bei in Boden­ pflanzliche und tierische Organismen schlagartige Freiwerden von leicht lösli­ nähe kälteren Mitwindfeuern treten potentiell stark betroffen sein können. chen Nährstoffen aus der Asche der or­ meist keine direkten Vegetationsschä­ Dieser direkte Einfluß der Hitze ist ganischen Substanz mit einer Dünger­ den auf, ganz im Gegenteil können die sehr variabel, da er von Mächtigkeit gabe, von der ein großer Teil aber auch Vitalität und die Blühintensität einiger und Feuchtigkeitsgehalt der organi­ recht schnell aus dem System w ieder Arten gefördert werden. Diese Effekte schen Auflagen ebenso abhängt, wie ausgetragen werden kann - je nach sind weniger durch die beim Brennen vom Feuerverhalten (Ausbreitungsge­ Witterungs-, Boden- und Vegetations­ freiwerdenden Nährstoffe zu erklären, schwindigkeit, Verweilzeit, Menge des verhältnissen. Mit dem Rauch verflüch­ als vielmehr durch die Beseitigung der Brennmaterials, Gegen- oder M itwind­ tigen sich vor allem C, N und S (A llen wuchshemmenden Streudecke, die ein feuer; s. Abschn. 5.1). Temperaturen an 1966). Die Größe und Beständigkeit des Ansteigen von Temperatur und Licht­ der Bodenoberfläche, die mehrere hun­ Nährstoffanstiegs von N, P, K und Ca im intensität in Bodennähe ermöglicht dert °C betragen können, können im Boden hängt wesentlich von Feuerart (Schiefer 1983, Schreiber 1981). oberen Mineralboden bzw. in Humus­ und Bodentyp ab (Riess 1976a). A u f Insgesamt läßt sich verallgemei­ auflagen rasch abnehmen. In zwei bis sauren, podsoligen Böden ist schon nern, daß das Brennen positiv zu beur­ drei cm Tiefe werden beim kontrollier­ nach wenigen Vegetationsperioden teilen ist, wenn es vor allem um den ten Brennen und auch bei Wildfeuern der Ausgangszustand wieder erreicht Strukturerhalt von Grünlandflächen (Bodenfeuern) selten mehr als 40 bis (A llen 1964, Viro 1974, D iem ont 1996). geht, nicht aber hinsichtlich der floristi­ 50°C erreicht. Bei Vollfeuern im Wald schen Bereicherung von Wiesengesell­ können sie kurzfristig dann stark an- 3.2 Auswirkungen auf die Vegetation schaften (Zimmermann 1975, Schreiber steigen, wenn beispielsweise große 1995). In Thüringen (Nördliches Harz­ Mengen von Holz (Baumstämme, Holz­ Über die langfristigen Auswirkungen vorland) wurde von W egener (1993) in lager) brennen und die Verweilzeit des des Feuers in Offenlandgesellschaften verschiedenen Offenlandgesellschaf- Feuers entsprechend lang ist (Goldam ­ gibt es noch einen großen Forschungs­ ten von 1978 bis 1990 regelmäßig ge­ m e r 1978, Schreiber 1981, W ebb 1997). bedarf. Es existiert lediglich eine umfas­ brannt. Aufgrund dieser langjährigen Anders verhält es sich mit den mi­ sende Langzeit-Untersuchung über die Erfahrung kam er zu dem Schluß, daß kroklimatischen Folgen eines Brandes. Auswirkung des Feuers auf Grünland­ sich das Feuer zur Pflege von den sub­ Eine Freilegung des Mineralbodens gesellschaften in Baden-Württemberg, kontinental beeinflußten Trockenra­ und/oder dunkle Ascheauflagen auf die einen zwanzig Jahre währenden sen, Sandtrockenfluren und Gebirgs- der Bodenoberfläche führen zu einer Beobachtungszeitraum umfaßt. Dabei trockenrasen sehr gut eignete. Skepti­ Erhöhung der Bodentemperaturen wurden die drei Pflegevarianten Mul­ scher ist er bei den zentraleuropäischen durch Einstrahlung und der Umge­ chen, Sukzession und kontrolliertes Heideflächen. Das Brennen auf Frisch­ bungstemperatur. So wurde nach Brennen auf Brachflächen durchge­ wiesen lehnt er ab, da neben den Brandversuchen eine erhöhte Einstrah­ fü h rt und beobachtet, w ie sich ver­ brenntechnischen Schwierigkeiten - lung und Wärmeadsorption festge­ schiedene Grünlandgesellschaften vom bedingt durch die Feuchtigkeit - die stellt, bei der die Bodentemperaturen Trockenrasen bis zur Feuchtwiese e n t­ oberirdische Biomasse in keinem Ver­ bis in mehrere dm Tiefe über längere wickelten (Schreiber 1995). hältnis zum gespeicherten Nährstoff­ Zeit um einige °C anstiegen (Riess Auf den Flächen, die jährlich im pool im Boden steht. 1976a, Schiefer 1983). Winter gebrannt werden, tritt kein Ge­ Der Einfluß des Feuers auf die Dyna­ Bei kontrollierten Bränden auf hölzaufwuchs ein, auch nicht in Berei­ mik der Heidevegetation im nordwest­ Brachflächen in Baden-Württemberg chen, in denen der Invasionsdruck der lichen Mitteleuropa wurde vor allem in wurde nach dem Feuer eine Abnahme Schlehe (Prunusspinosa), die als beson­ Großbritannien, Holland und Däne­ des Bodenwassergehaltes auf trocke­ ders feuertolerant gilt, hoch ist. Wird je­ mark untersucht (Jorgensen 1993, D/'e-

6 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in M itteleuropa - Ein Positionspapier mont 1996, Webb 1997). Bei einer Un­ Auch von Flechten (u.a. Cladonla sich auf wirbellose Organismen - insbe­ tersuchung von Brandflächen in Heiden pleurata und Cladonla fimbriata) kann sondere Spinnen und Insekten. auf Truppenübungsplätzen in Nord­ die offene Fläche schnell wiederbesie­ Mehrjährige Untersuchungen, die westdeutschland wurde festgestellt, delt werden, da häufig aus den vom über die aktuellen Auswirkungen des daß sich ein hoher persistenter Samen­ Brand angekohlten Grundschuppen Feuers hinaus auch langjährige Besied­ vorrat in Form von Samenbänken auf schon im darauffolgenden Jahr wieder lungsprozesse in die Betrachtung ein­ den frisch gebrannten Flächen befin­ Fruchtkörper austreiben. beziehen, sind allerdings selten (Webb det, der maßgeblich für die schnelle Der kurz nach dem Brand anstei­ 1994, Lütkepohletal. 1997). Grundsätz­ Wiederbesiedlung nach Brandereignis­ gende Nährstoffvorrat fördert die Vita­ lich gilt, daß die Ergebnisse popula­ sen ist5. Dies gilt vorallem fürdie Besen­ lität der Heide. Sie keimt rasch nach ei­ tionsökologischer Untersuchungen an heide (Calluna vulgaris), deren Samen nem Feuer, wächst schnell heran, ent­ Wirbellosen auf Brandflächen von einer Temperaturen von über 200 °C überle­ wickelt eine ausgeprägte Blüte und Vielzahl von Einflußfaktoren, wie ben (Muhle und Rührig 1979) und de­ stellt für viele Vögel und Säuger auf­ Brandtemperatur, Strukturparameter, ren Keimung durch den Temperatur­ grund des höheren Nährstoffgehaltes Witterungsverlauf, Wahl der Fangme­ streß gefördert wird (Mirsch 1997). In eine wertvollere Nahrung dar (Muhle thoden usw., abhängig sind. Eine Über­ abgeschwächter Form gilt das auch für und Rührig 1979, Remmert 1989, Klaus tragung der Ergebnisse kann daher andere typische, teilweise seltene Arten 1993, Lütkepohl et al. 1997). Längerfri­ stets nur unter Vorbehalt erfolgen. der subatlantischen Sandheiden6. stig erreicht man durch das Brennen Die ersten Versuche kontrollierten einen gewünschten Stickstoffaustrag, Brennens auf Calluna-Sandheiden im 5 Die Ergebnisse wurden auf der NNA-Fach- der in seiner Größenordnung dem Plag­ Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide" tagung von J. M üller vorgestellt, der mit sei­ gen entspricht, wenn man das Feuerin­ wurden im Jahre 1993 durchgeführt. ner Arbeitsgruppe aus dem Institut für Öko­ tervall nicht zu groß wählt (Diemont Unmittelbare Auswirkungen eines M it­ logie und Evolutionsbiologie, Abteilung 1996, Allen 1964). Unverbrannte windfeuers im Februar waren nur für Geobotanik, Universität Bremen, die Rege­ Streuauflagen, die nach einem Brand solche Insektenarten nachweisbar, die nerationsmöglichkeiten der Heide nach übriggeblieben sind, sind ein signifi­ an Zweigen oder vertrockneten Blüten Brandereignissen untersucht hat. kantes Keimungshemmnis; hier ist der Calluna-Pflanzen überwintern. 6 Neben den Ericaceen, die R e m m e rt (1 98 9 ) meist nur eine vegetative Regeneration Spinnen, Käfer, Wanzen und andere in als typische Brandpflanzen bezeichnet, gilt möglich. Die Vergrasung mit Draht­ der Streuschicht überwinternde Arten­ dies für den Zypressen-Flachbärlapp (D/'pha- schmiele (Deschampsla flexuosa) kann gruppen blieben unbeeinflußt. Eine sium tristachyum), das Filzkraut (Filago nur durch einen intensiven Brand ver­ dreijährige Folgeuntersuchung mit Bo­ spp.), verschiedene Ginsterarten ( G enista hindert werden. In alten grasreichen denfallen belegt, daß trockenheit- und spp.) oder die niedrige Schwarzwurzel (Scor- Heideflächen, die gebrannt wurden, er­ wärmeliebende Arten spontan positiv zonera humilis), so J. M ü lle r a u f d e r N N A - fährt die Besenheide eine Steigerung reagierten, wohingegen die in der Aus­ T a g u n g . ihrer Konkurrenzkraft und kann sich gangsvegetation vorhandene Artenge­ 7 Diese Ergebnisse wurden von F. Niemeyer oftmals längerfristig durchsetzen meinschaft sich erst mit der dichter auf der NNA-Tagung vorgestellt. Wesentlich {Jprgensen 1993, Lindemann 1993). schließenden Vegetation allmählich erscheint ihm dabei der Effekt, daß durch Die Ergebnisse langjähriger Brand­ wiedereinstellte. Nach diesen Untersu­ das Brennen im W inter die alten vertrockne­ versuche im Neustädter Moor (Nieder­ chungen ist in der Heide ein Brandef­ ten und spröden Reste vom Pfeifengras (M o - sachsen) deuten darauf hin, daß das fekt in der Zusammensetzung der Wir- linia caerula) verschwinden. W ird die Fläche kontrollierte Brennen im Zusammen­ bellosenfauna für einen Zeitraum von im darauffolgendem Frühjahr beweidet, hang mit der Schafbeweidung bei der etwa 10 Jahren erkennbar (Lütkepohl können die Schafe ungehindert die frischen Entwicklung degenerierter Moore im et al. 1997). Pflanzenteile bis auf den Grund abfressen. Sinne des Naturschutzes unerläßliche Entsprechende Untersuchungen in Treibt man sie daraufhin abends von den Flä­ Pflegemaßnahmen sind. Durch den er­ einer Moorheide (Pusching u. Schett­ chen in gezäunte Gatter, bewirken sie einen höhten Mineralstoffgehalt, der in der ler-Wiegel 1987) zeigten, daß kontrol­ viel höheren Nährstoffaustrag als das Bren­ ersten Vegetationsperiode nach dem liertes Brennen nur bei einigen Grup­ nen selbst, und es kom m t trotz eines kurzfri­ winterlichen Brennen auftritt, wird das pen der gesamten Überwinterungs­ stigen Nährstoffanstiegs zu dem erwünsch­ Wachstum vieler Moor- und Heide­ fauna Auswirkungen zeigt; hier waren ten langfristigen Nährstoffaustrag. Dieser pflanzen angeregt, wovon viele Herbi- vor allem Spinnen, Hautflügler und kurz abgefressene „Rasen" entspricht au­ voren profitieren. Wird die Brandfläche Schmetterlingslarven betroffen. ßerdem den Habitatansprüchen verschiede­ im darauffolgenden Frühjahr mit Scha­ Unter Gesichtspunkten eines spe­ ner Tierarten des Offenlandes, so z.B. des fen beweidet, kommt es zu dem er­ ziellen Artenschutzes sind die Auffas­ Goldregenpfeifers (Pulvialis apricaha), d e r wünschten langfristigen Nährstoffaus­ sungen über die Brandauswirkungen extrem niedrige Vegetation benötigt, um trag7. nicht immer einheitlich. Retzlaff und zur Nahrungssuche über die Fläche schreiten Rubrecht (1991) betonen Probleme für zu können (Pusching & Schettler-Wiegel 3.3 Auswirkungen auf die Fauna bestimmte eng eingenischte Insekten­ 1987). Dieses Beispiel ist geeignet zu zeigen, arten auf gebrannten Flächen, Clausnit- daß oftmals auch eine Kombination geeig­ Die meisten bisher durchgeführten Un­ zer (1994) hingegen hält Feuer in Hei­ neter Pflegemaßnahmen für spezifische tersuchungen zu den Auswirkungen den für einen wesentlichen Faktor, um Zielsetzungen erforderlich ist. des Feuers auf die Tierwelt beziehen z.B. stark gefährdeten Arten wie der

7 Goldammer, Page, Prüter ■ Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier

Heideschrecke (Gampsocleisglabra) Le­ chen m it ihren besonderen thermischen (NOx) u.a. Ozon (03) gebildet. Neben bensraum zu erhalten. Bedingungen gerade für Reptilien zu­ den gasförmigen Verbindungen wer­ Faunistische Begleituntersuchun­ m indest als Teillebensraum rasch Be­ den zusätzlich Aerosole freigesetzt. Die gen zu winterlichen Brandversuchen deutung erlangen können. Generell Charakteristika dieser Emissionen sind auf Grünlandbrachen in Baden-Würt­ gilt sicher auch für Reptilien wie für an­ vergleichbar mit denen aus Verbren­ temberg bestätigen erwartungsge­ dere Wirbeltiergruppen, daß eine mög­ nung fossiler Energieträger. mäß, daß auf den Brandflächen mit lichst reichhaltige Strukturausprägung Zur Anreicherung von C02 in der A t­ dem Rückgang von Überwinterungs­ in Offenland-Lebensräumen im Hin­ mosphäre („Treibhauseffekt") tragen stadien solcher Arten gerechnet wer­ blick auf die Diversität von Artenge­ Vegetationsbrände nur dann bei, wenn den muß, die in der Vegetation über­ meinschaften eher positiv einzuschät­ Kohlenstoff rechnerisch in der Atmo­ w in te rn (Handke u. Schreiber 1985, zen ist (Riess 1980). sphäre verbleibt. Ein Beispiel hierzu ist H andke 1988). Auch hier ließ sich zei­ Für einige Vogelarten des Offenlan­ die Verbrennung von Tropenwald, der gen, daß mobile thermo- und xerophile des konnte inzwischen gut belegt bis zu mehrere Hundert Tonnen Koh­ Arten eher positiv auf das Brennen werden, daß in bestimmten Gebieten lenstoff pro Hektar gespeichert hatte. reagieren, die weniger mobilen und Bestandsrückgänge mit dem Ausblei­ Nach Verbrennung und Umwandlung eher an feuchtere Standorte angepaß­ ben des Feuers als gestaltendem Faktor in Weideland hat sich der Vorrat an ten Arten werden dagegen eher nega­ im Lebensraum einhergehen (G atter Kohlenstoff auf etwa 3-8 Tonnen pro tiv beeinflußt (s. auch Zim m erm ann 1996). Die Reliktverbreitung des struk­ H ektar reduziert. 1978, H o ff mann 1980, Lunau u. Rupp turreiche offene Pionierlebensräume Im Fall von periodisch w ie d e rke h ­ 1988). bevorzugenden Birkhuhns (Tetrao te- renden Bränden, wie beispielsweise in Entscheidend für die Bewertung des trix ) im mitteleuropäischen Tiefland Grasländern (tropische Savannen oder kontrollierten Brennens als Maßnahme zeigt auffällige Bezüge zu solchen Flä­ hiesige Trockenrasen) oder Buschfor­ der Landschaftspflege aus faunistischer chen, auf denen Feuer noch heute eine mationen (mediterrane Buschvegeta­ Sicht sollten im Grundsatz jedoch weni­ Rolle spielt. In Niedersachsen finden tion oder hiesige Heide), wird der Koh­ ger die unmittelbaren Individuenverlu­ sich die letzten autochthonen Vorkom­ lenstoff durch die nachwachsende Ve­ ste durch das Brennen sein. (Sie e rfo l­ men dieser Art auf Truppenübunsgplät- getation dann wieder vollständig ge­ gen auch bei allen sonstigen Eingriffen zen bzw. im Naturschutzgebiet „Lüne­ bunden, wenn die Produktivität des in die Vegetationsentwicklung in mehr burger Heide" (Klaus 1993, Lütkepohl Standortes durch Feuer oder andere be­ oder minder intensiver Form.) Sehr viel 1996). gleitende Einflußfaktoren nicht redu­ bedeutsamer sind die Fragen, inwie­ Daß auch nach unkontrollierten ziert wird. Der Zeitraum der Kohlen­ w eit Feuer dazu beitragen kann, selten Waldbränden entstandene Kahlflä­ stoffbindung nach Feuer entspricht gewordene Pionierstadien als Aus­ chen von typischen Offendland-Arten dem „Feuerintervall", der im Fall von gangspunkte immer wieder einsetzen­ der Vogelwelt spontan für einen in der Grasländern ein bis drei Jahre betragen der Sukzessionen zu schaffen und da­ Regel begrenzten Zeitraum besiedelt kann, im Fall von Busch- und Strauchge­ mit kulturbedingte Ökosysteme in ihrer werden können, ist vielfach belegt und sellschaften bis zu 30-50 Jahren. Hin­ Gesamtheit und mit der ihnen inne­ soll hier nicht weiter vertieft werden sichtlich des Treibhauseffektes sind da­ wohnenden Entwicklungsdynamik zu (u.a. W in te r 1980, Neuschulz 1991). her diese Brände mittel- bis langfristig erhalten. Sofern Brandflächen sich in ei­ neutral. nem angemessenen Größenverhältnis 3.4 Auswirkungen von Vegetations­ Mechanisierte, maschinelle Pflege­ zur Ausdehnung des Gesamtlebens­ verbrennung auf die Atmosphäre maßnahmen schließen in einer C02-Bi- raums befinden, w erden Prozesse der lanz hingegen sehr viel ungünstiger ab, Wiederbesiedlung gestörter Flächen Bei der Verbrennung pflanzlicher Bio­ da fossiler, treibhauswirksamer Brenn­ erfolgen können, werden irreversible masse wird vor allem Kohlenstoff frei­ stoffverbrauchtwird. Störungen der Wirbellosenfauna nicht gesetzt, der einen Anteil von durch­ Hinsichtlich der Emission von Spu­ zu befürchten sein. schnittlich 45 % ihres Trockengewichts rengasen bzw. Aerosolen aus kontrol­ Systematische Untersuchungen zur hat. Die Freisetzung erfolgt zum größ­ liertem Feuer in potentiellen Zielgebie­ Auswirkung kontrollierten Brennens ten Teil in Form von Kohlendioxid (C02), ten in Deutschland kann man von fol­ auf Wirbeltierpopulationen sind aus g e fo lg t von Kohlenm onoxid (CO). Das genden Größenordnungen ausgehen: M itte le u ro p a nicht bekannt. In der Re­ Verhältnis von C02 : CO hängt von der Eine jährliche Brandfläche von 1000 ha gel dürften die Versuchsflächen zu klein Vollständigkeit der Verbrennung ab. in verschiedenen Naturschutzgebieten sein, um direkte Schadeinflüsse, die auf Bei gut sauerstoffversorgten, „heißen" würde bei einer anzunehmenden Poulationsebene relevant sein könn­ Feuern wird wenig CO emittiert. Bei durchschnittlichen Verbrennung von ten, zu bewirken. Einzig auf die Frage Schwelbränden (Pyrolyse und nicht voll­ maximal 20 t Pflanzenmaterial (Trok- möglicher negativer Auswirkungen auf ständige Oxidierung des Brennmate­ kengewicht) pro ha zu einer vorüberge­ überwinternde Reptilien wird mehr­ rials) werden zunehmend Methan und henden Freisetzung von 90001 Kohlen­ fach im Grundsatz hingewiesen (Pod- andere Kohlenwasserstoffe freigesetzt, stoff führen. Vergleichsweise brennen loucky 1988, Werkgroep Heidebehoud dazu Wasserstoff (H2) und vor allem or­ in den Mittelmeerländern jährlich im en Heidebeheer 1988). Umgekehrt gibt ganische Säuren. Durch photochemi­ Durchschnitt 600000 ha Wald- und es auch immer wieder Beobachtungen sche Prozesse („Smog") wird aus CO, Buschland. Dabei werden im Durch­ dafür, daß frisch entstandene Brandflä­ Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden schnitt ca. 50 t/ha pflanzlicher Biomasse

8 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier verbrannt und somit insgesamt etwa wachsenenen historischen Kulturland­ Ein weiteres Gesetz, das den Feuer­ 13,5 mio t Kohlenstoff an die Atmo­ schaft. Zu den Grundsätzen des Natur­ einsatz in der Landschaft weitgehend sphäre abgegeben. W eltweit werden schutzes und der Landschaftspflege ge­ verbietet, ist das Kreislaufwirtschafts­ jährlich im Durchschnitt 4,1 Milliardent hört es auch, solche historisch gewach­ und Abfallgesetz des Bundes (vom Kohlenstoff durch Vegetationsbrände senen Kulturlandschaften von charak­ 27. 9. 1994). Da es nur ein Rahmenge­ freigesetzt (Andreae et al. 1996). teristischer Eigenart (§ 2, 13 BNatSchG) setz ist, das von den Ländern konkreti­ Während ein solches Brennszenario sowie die natürlich und historisch ge­ siert werden muß, können die einzel­ für Deutschland die Freisetzung von wachsene Artenvielfalt (§ 2,10 BNatSchG) nen Landesgesetze und -Verordnungen Spurengasen und Aerosolen eine ver­ zu erhalten, zu pflegen und zu entwik- voneinander abweichen. So steht in gleichsweise vernachlässigbare Grö­ keln. Dabei sollen nach Möglichkeit der baden-württembergischen Verord­ ßenordnung hat, kann durch das kon­ auch traditionelle Wirtschaftsformen nung über die Beseitigung pflanzlicher trollierte Brennen eine Beeinträchti­ zum Einsatz kommen (Louis 1994). In Abfälle (§ 2), daß Pflanzenreste von gung von Infrastrukturen und Verkehr Abschnitt 2 wurde gezeigt, daß der Feu­ landwirtschaftlich oder gärtnerisch ge­ durch Rauch herbeigeführt werden, vor ereinsatz zu landwirtschaftlichenZwek- nutzten Grundstücken nicht flächig ver­ allem Sichtbehinderung. Die sich dar­ ken mit zu den ältesten Wirtschaftsfor­ brannt werden dürfen, sondern so weit aus ergebenden Probleme können im men gehört und daß viele der histori­ als möglich auf Haufen aufgeschichtet Vorfeld durch geeignete meteorologi­ schen Kulturlandschaften untrennbar mit werden müssen. Größere Mengen sind sche Beratung und entsprechende dem flächigen Brennen verbunden sind. anzeigepflichtig. In Niedersachsen ist Wahl von Zeitpunkt und technischer In § 20d BNatSchG sind die allgemei­ durch die Kompostverordnung vom Durchführung des Brennens minimiert nen Artenschutzbestimmungen gere­ 10.5.1978 (g. d. V. v. 24.1.1994) das Ver­ werden. Die Entwicklung in den USA, in gelt. Danach ist es verboten, ohne ver­ brennen pflanzlicher Abfälle grund­ denen hohe Standards der Luftreinhal­ nünftigen Grund Lebensstätten wildle­ sätzlich verboten, wobei die Gemein­ tung bestehen, zeigt, daß Kompromisse bender Tier- und Pflanzenarten zu be­ den an zwei Tagen im Jahr oder auf An­ für die Durchführung eines aus ökologi­ einträchtigen oder zu zerstören. Dieses trag Ausnahmen zulassen können (Hö­ scher Sicht notwendigen kontrollierten ist eine Rahmenregelung, die von den sel & Freiherr von Lersner 1995). Brennens gefunden werden können. Ländern näher ausgeführt werden Im Bundes-Immissionsschutzgesetz muß. Alle Flächenstaaten, mit Aus­ (BImSchG) vom 14. 5. 1990 (geändert 4. Gesetzliche Rahmen­ nahme von Bayern, verbieten an dieser am 23. 11. 1994) wird auf das Verbren­ bedingungen Stelle grundsätzlich das flächige Ab­ nen von Vegetation kein Bezug ge­ brennen der Bodenvegetation. Es ist in nommen. Der Geltungsbereich des Ge­ Der Einsatz von Feuer in der offenen der Regel ein deskriptives, generelles setzes (§ 2 BImSchG) erstreckt sich zwar Landschaft ist für die Bundesrepublik Verbot, bei dem sich einige Länder ei­ u. a. auf die Errichtung und den Betrieb Deutschland in den Naturschutz- und nen Befreiungsvorbehalt der zuständi­ von Anlagen, zu denen auch Grund­ Abfallbeseitigungsgesetzen des Bun­ gen Naturschutzbehörde im Einzelfall stücke, auf denen immissionsträchtige des und der Länder geregelt. Grund­ offenhalten. Zuwiderhandlungen wer­ Arbeiten vorgenommen werden, ge­ sätzlich verbietet der Gesetzgeber das den als Ordnungswidrigkeit geahndet. hören. Jedoch sind Gartengrundstücke flächige Abbrennen von Vegetation In § 37 Abs. 2 des niedersächsischen und landwirtschaftliche Flächen keine und Vegetationsabfällen. Ausnahmen Naturschutzgesetzes (NNatG) heißt es, Anlagen in diesem Sinne, weil Düngung von diesen Regelungen, beispielsweise daß die Bodendecke auf Wiesen, Feld­ oder Abfallverbrennung zu selten er­ für die Forschung oder wenn der rainen, ungenütztem Gelände, an folgen. Prinzipiell ist es möglich, daß an Schutzzweck eines nach Naturschutz­ Hecken, Hängen und Böschungen nicht dieser Stelle die Länder weitergehende recht gesicherten Landschaftsteils die­ abgebrannt werden darf. Nach Blum et Vorschriften erlassen, insbesondere die ses ausdrücklich erfordert, sind möglich al. 1990 handelt es sich dabei um ein un­ Regelung von Emissionen aus nicht­ und kamen bei den bisherigen Brenn­ bedingtes Verbot, da das Abbrennen technischen Einrichtungen, etwa das versuchen zur Anwendung. eine Verfahrensweise ist, deren ökolo­ Verbrennen von Gartenabfällen (Jarass Im Bundesnaturschutzgesetz (BNat gische Schäden typischerweise den er­ 1995). Davon wurde jedoch im Rahmen SchG) ist der Einsatz von Feuer nicht ex­ reichten Nutzen bei weitem übertref­ der Immissionsschutzgesetze bisher plizit erwähnt. Es sind jedoch Hinweise fen und es nach herrschender Rechts­ keine Anwendung gemacht. im Gesetzestext zu finden, die für den auffassung keinen vernünftigen Grund Die derzeitigen gesetzlichen Grund­ Einsatz von Feuer für Pflegeaufgaben dafür gibt. Es besteht jedoch eine Aus­ lagen zielen also ganz wesentlich dar­ Bedeutung haben. Die Naturschutzge­ nahmemöglichkeit nach § 37 Abs. 5 auf ab, das offene Feuer aus der Land­ setze des Bundes und der Länder zielen NNatG, bei der die Untere Naturschutz­ schaft fernzuhalten. Dies ist die Konse­ darauf ab, Natur und Landschaft zu behörde oder eine andere Verwaltung quenz aus der Umweltschutz- und Luft- schützen, zu pflegen und zu entwik- im Einvernehmen mit der Unteren Na­ reinhaltepolitik der letzten Jahrzehnte. keln, um u.a. die Leistungsfähigkeit des turschutzbehörde eine Genehmigung In jüngster Zeit zeichnet sich zuneh­ Naturhaushaltes zu gewährleisten und erteilen kann. Als Grund müssen öffent­ mend deutlich ab, daß in manchen Fäl­ die gewachsene Eigenart von Land­ liche Belange vorliegen, die die Aus­ len kontrolliertes Feuer für die Zielerfül­ schaften zu schützen (§ 1 BNatSchG). In nahmegenehmigung rechtfertigen, lung im Naturschutz Wesentliches bei­ vielen Fällen handelt es sich dabei um z.B. der Einsatz von Feuer zur Pflege tragen kann. Für diese klar bestimmba­ Reste einer über viele Jahrhunderte ge- von Schutzgebieten. ren und wissenschaftlich gut begründ-

9 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier baren Fälle sollten grundsätzliche Re­ Im Rahmen dieses Strategiepapieres einem 20° steilen Hang im Vergleich gelungen geschaffen werden, die müh­ muß auf eine ausführliche Einführung zum Ausbreitungsfortschritt in der same Ausnahmeverfahren im Einzelfall in die Technik des Brennens verzichtet Ebene. ersparen und einen behutsamen, sach­ werden. Es wird daher auf die einschlä­ Drei wichtige Brenntechniken kom­ gerechten Feuereinsatz in der Land­ gige Fachliteratur verwiesen. Eine ak­ men unter den hiesigen Anforderun­ schaft ermöglichen. Die organisatori­ tualisierte Zusammenfassung findet gen der Anwendung in Betracht: schen und sicherheitstechnischen An­ sich bei Pyne et al. (1996); in der Beim Lauf- oder Mitwindfeuer w ird forderungen an die Durchführung des deutschsprachigen Literatur hat G old­ mit der Windrichtung gebrannt. Das kontrollierten Brennenssowiedie Kom­ am m er (1978) die Grundsätze des kon­ Feuer läuft schnell über die Fläche und petenzen der B eteiligten sollten deswe­ trollierten Brennens zusammengestellt entwickelt hohe Temperaturen im obe­ gen präzisiert und festgelegt werden. und anhand des Beispieles von Ökosy­ ren Flammenbereich (bis 1000°C). Je Hier ergibt sich eine sinnvolle Auf­ stem-Management in den Tropen und nach Beschaffenheit, Verteilung und gabe für die Zusammenarbeit zwischen Subtropen vertieft (Goldam m er 1993). Feuchte des Brennmaterials ist die Ver­ dem amtlichen Naturschutz, der For­ Es werden aber an dieser Stelle einige brennung der Bodenauflage meist un­ schung und den wenigen erfahrenen wesentliche Grundlagen in Kürze erör­ vollständig. Das führt dazu, daß die Anwendern in Deutschland, einschlä­ tert, die nötig sind, um den Feuerein­ Temperaturen in Bodennähe in der Re­ gige rechtliche Regelungen in einer satz in seiner Vielfältigkeit verstehen zu gel nicht sehr hoch sind, da das Tempe­ Form zu definieren und den Landesver­ können. raturmaximum am oberen Ende der w a ltu n ge n als Vorschlag fü r den Er­ Um den Feuereinsatz genauer pla­ Flammenzone liegt. Dadurch wird in laß von Durchführungsbestimmungen nen zu können, ist die Beachtung eini­ der Regel nur die obere Streuauflage vorzulegen. Diese sollten auch dem pri­ ger Faktoren unabdingbar, die das Ver­ e n tfe rn t und die Bodenlebew elt so w e it vaten Flächennutzer ermöglichen, dort halten des Feuers bestimmen. Vorran­ als möglich geschont. Feuer einsetzen zu können, wo es aus gig ist die Beurteilung der meteorologi­ Das Gegenwindfeuer wird gegen Sicht der Landschaftspflege Sinn macht. schen Bedingungen, wie Großwetter­ die Hauptwindrichtung gelegt. Da­ Andererseits muß vermieden werden, lage, W ind- und Strahlungsverhältnisse durch wird die Fortschrittsgeschwindig­ daß der Feuereinsatz in der Flächenbe­ und die Luftfeuchtigkeit. Die Luft­ keit des Feuers wesentlich verlangsamt, handlung wieder außer Kontrolle gerät feuchtigkeit und die Länge der voraus­ und das Brennmaterial verbrennt voll­ und eine ähnliche Situation entsteht, gegangenen Trockenperiode haben ei­ ständiger, jedoch mit niedrigeren die zu den derzeit bestehenden Flämm- nen wesentlichen Einfluß auf den Temperaturen. Das Temperaturmaxi­ verboten geführt hat. Feuchtigkeitsgehalt des Brennmate­ mum wird im Vergleich zum Mitwind­ rials. Das feine Brennmaterial (lose ge­ feuer in Bodennähe verlagert. 5. Feuer-Management schichtete Laub- und Nadelstreu, aus­ Bei einem Ringfeuer wird das Feuer getrocknete Grasschicht, ausgetrock­ kreisförmig um die zu brennende Flä­ 5.1 Die Technik des Feuereinsatzes nete Zweige und Äste) bestimmen un­ che gelegt und die Feuerfronten tref­ ter den hiesigen Verhältnissen im we­ fen im Zentrum der Brandfläche auf­ Das kontrollierte Brennen ist eine an­ sentlichen das Feuerverhalten. Ist dieses einander. Durch das konvektive Verhal­ spruchsvolle Technik, deren Anwen­ Brennmaterial ausreichend trocken, ten der Luftströmung entsteht ein Sog, dung eine Reihe von Grundkenntnissen ve rb re n nt es rascher, vollständiger und der ein Feuer mit sehr hoher Intensität über die Rahmenbedingungen voraus­ mit hohen Temperaturen („heiße Feu­ entstehen läßt. Diese Brenntechnik eig­ setzt, die das Verhalten und die Auswir­ er"). Mit zunehmender Feuchtigkeit net sich beispielsweise zur Beseitigung kung des Feuers bestimmen. Diese Pfle­ des Brennm aterials verringert sich die unerwünschter Gehölzverjüngung. getechnik hat ihre Wurzeln in den hi­ Feuerintensität, und das Feuer brennt storischen Landnutzungsformen, die „k ä lte r" 9. die europäischen Auswanderer mit in Mit einem „kalten Feuer" kann die 8 Der in den USA für das Kontrollierte Bren­ die Neue Welt gebracht hatten. Wäh­ Auswirkung einer Mahd nachgeahmt nen zunächst verwendete Begriff c o n t r o l le d rend im Nachkriegs-Europa das Dogma werden, da die Gras- und Streuschicht b u r n in g führte zunächst zu Mißverständ­ des Feuerausschlusses zu einem Verlust schnell, oberflächlich und mit geringen nissen, da er auch bedeutet, daß ein W ild­ der tradierten Kenntnisse führte, über­ Auswirkungen auf die Humusauflage feuer unter Kontrolle, d.h. gelöscht ist. Der lebten diese in Nordamerika -tro tz der ve rb ra n nt w ird. Ein „heißes Feuer" B e g r i f f prescribed burning hat sich m ittler­ über lange Zeit von preußischen und zeichnet sich beispielsweise durch weile uneingeschränkt durchgesetzt. Der französischen Forstleuten bewirkten große Flammenhöhe und längere Ver­ hierin verwendete Begriff prescription Politik des Feuerausschlusses- und w ur­ w e ilz e it aus und eignet sich dazu, uner­ („Rezept") impliziert, daß das Brennen auf den vor allem in den USA als Verfahren wünschten Strauch- und Baumauf­ wissenschaftlicher Grundlage geplant und des kontrollierten Brennens in den wuchs zurückzudrängen (Riess 1976b). dem Ökosystem „verschrieben" wird. sechziger und siebziger Jahren unter Die Topographie und Windgeschwin­ 9 Der Begriff „Feuerintensität" (entlehnt Berücksichtigung wissenschaftlicher Er­ digkeit sind die entscheidenden Fakto­ a u s fire intensity) kann mit verschiedenen kenntnisse modifiziert, verfeinert und ren, die die Ausbreitungsgeschwindig­ M ethoden beschrieben werden. Im wesent­ den Anforderungen an moderne Pflege keit des Feuers bestimmen. So vervier­ lichen beschreibt Feuerintensität die M enge und Schutzmaßnahmen im Ökosy­ facht sich beispielsweise die Ausbrei­ der Energiefreisetzung pro Zeit- und Flä­ stem-Management angepaßt8. tungsgeschwindigkeit eines Feuers an cheneinheit.

1 0 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier

5.2 Der Feuereinsatz im Vergleich zu maßnahmen gerichtet werden: Welche zunehmen, daß ein Feuereinsatz in anderen Pflegemethoden ökologischen Auswirkungen bringen manchen Fällen durchaus eine qualita­ die verschiedenen Pflegemethoden mit tiv ebenbürtige und darüber hinaus ko­ Der Einsatz von Feuer als Pflegemaß­ sich und wie stehen sie im Verhältnis zu stengünstige Alternative zu herkömm­ nahme in Deutschland bzw. Mitteleu­ dem erzielten Nutzen. Dabei werden im lichen Pflegemaßnahmen darstellen ropa kommt für eine Reihe von Vegeta­ Hinblick auf die optimale Pflegeform wird. Untersuchungen von Wegener tionstypen bzw. Landschaftselementen von Fall zu Fall unterschiedliche Ent­ (1993) und Holst-Jprgensen (1993) zei­ infrage (s.u. Abschn. 5.3). Zielsetzun­ scheidungen zu erwarten sein, und es gen, daß das Brennen bei der Kosten­ gen und Durchführung des Brennens sollte nüchtern und sachlich die beste kalkulation im Vergleich zu anderen richten sich nach den spezifischen Er­ Variante ausgewählt werden. Diese Pflegevarianten meist über 50 % gün­ fordernissen, die nicht nur die Zusam­ Überlegung macht deutlich, daß es stiger abschneidet. An dieser Stelle wird mensetzung und Dynamik der Vegeta­ nicht Ziel des zukünftigen Feuereinsat­ aber nochmals unterstrichen, daß die tion berücksichtigen müssen, sondern zes sein kann, die anderen Pflegeme­ Kosten nicht als ausschlaggebendes A r­ auch Aspekte von Landschaft und thoden zu ersetzen oder zu verdrän­ gument für den Feuereinsatz herange­ Landschaftsnutzung. Dabei können die gen. Vielmehr soll die Palette der bishe­ zogen werden dürfen, wenn andere spezifischen Ziele des Feuereinsatzes rigen Pflegemöglichkeiten im Sinne der Schutzgründe dem entgegenstehen. sehr unterschiedlich sein. Eine Analyse Optimierung von Eingriffsintensität dieser Zielsetzungen ist für die Pflege­ und Kosten um eine weitere Option er­ c. Strukturelle, topographische und planung von zentraler Bedeutung. Ein gänzt werden. Dabei muß am konkre­ edaphische Verhältnisse der zu potentieller Feuereinsatz ist mit ande­ ten Einzelfall entschieden werden, ob pflegenden Flächen ren Pflegeformen abzustimmen (er­ Pflegemaßnahmen notwendig sind gänzenden Maßnahmen versus Er­ und wenn ja, welche Methode die effi­ Häufig weisen die zu behandelnden satzmaßnahmen). Dabei gilt es, fo l­ zienteste, schonendste und günstigste Flächen reichhaltige Strukturelemente gende grundsätzliche Punkte zu be­ ist, um das gewünschte Ziel zu errei­ auf, die einen Maschineneinsatz schnell denken: chen. an seine Grenzen stoßen lassen. Diese reichen in Heiden und Grünland von Le­ a. Auswirkungen der unterschied­ b. Personelle, technische und sesteinhaufen über Findlinge oder flä ­ lichen Pflegemaßnahmen finanzielle Überlegungen chig eingestreute Felspartien bis hin zu kleinen Gebüsch- und Baumgruppen. Nach einem Feuereinsatz in kulturbe­ Die heute gängigen Methoden der Of­ Bei der flächigen Heidemahd mit Ma­ dingten Ökosystemen können sich die fenhaltung nicht intensiv genutzter schinen weist Lütkepohl (1993) darauf Dominanzstrukturen in den Lebensge­ und für den Naturschutz wertvoller hin, daß stellenweise eine Struktur­ meinschaften für einen in der Regel be­ Landschaftsteile sind die Mahd, das verarmung auftritt und dadurch die Di- grenzten Zeitraum verändern, indem Mulchen und in Sonderfällen auch das versität geringer wird. Dies kann zwar Arten vorübergehend oder endgültig Plaggen oder die Beweidung10. auch kurzfristig ein Effekt des Feuers verdrängt werden, andere hingegen Diese Pflegetechniken stellen spezi­ sein, in jedem Fall aber wird das Kleinre­ die Vorherrschaft erlangen. Diese Ver­ fische Anforderungen an dietechnische lief bei Feuereinsatz maximal geschont. änderungen der biotischen und abioti- Ausrüstung und/oder Infrastuktur. Ge­ Auch steile Hanglagen verbieten ei­ schen Verhältnisse können das erklärte nerell gilt, daß Handarbeit in der Flä­ nen Maschineneinsatz. Hier sind die Pflegeziel sein oder müssen in gewissen chenbehandlung sehr personal- und Beweidung, das Mähen von Hand oder Grenzen als methoden-immanent hin­ zeitaufwendig ist und oft nur sehr der Feuereinsatz die einzigen Mög­ genommen werden; Verluste von Indi­ kleinflächig mit freiwilligen Helfern lichkeiten, um diese Flächen zu pflegen. viduen durch unmittelbare Einwirkung aus Naturschutzvereinen durchgeführt Bei sehr steilen Hanglagen - wie bei­ sind auch bei anderen Pflegemaßnah­ werden kann. Da man heute jedoch mit spielsweise die Rebböschungen des Kai­ men im Grundsatz nicht zu vermeiden den Aufgaben der Landschaftspflege serstuhls - fallen auch die Beweidung (Handke 1988, Van der Ende 1993). vielfach an finanzielle und personelle oder die Mahd von Hand weitgehend So verliert das häufig auch stark Kapazitätsgrenzen stößt, sucht man in aus. emotional gefärbte Argument an jüngster Zeit vermehrt nach Alternati­ Des weiteren gibt es Flächen, auf Schärfe, daß Tiere und Pflanzen bei ven. Das kontrollierte Brennen ist eine denen aus edaphischen Gründen der dem Feuereinsatz vernichtet werden. Pflegeform, die bei routinemäßiger Einsatz von großen Maschinen zweifel­ Statt dessen muß der Blick auf den ei­ Nutzung mit vergleichsweise geringen haft ist, da es hier zu Bodenverwun­ gentlich zentralen Punkt bei der Diskus­ personellen und maschinellen Mitteln dungen, Bodenverdichtungen oder zu sion über die verschiedenen Pflege­ auskommt. Der Neubeginn eines Veränderungen des Mikroreliefs kom­ Brennprogrammes bringt voraussicht­ men kann. Als Beispiele seien hier

10 Während bei der Mahd ein Vegetations­ lich einen erhöhten Vorbereitungsauf­ Feuchtwiesen auf plastischem geologi­ schnitt erfolgt und das Pflanzenmaterial da­ wand mit sich, da Behörden, sonstige schen Untergrund oder Moorböden nach in der Regel von der Fläche abtranspor­ Träger öffentlicher Belange und an­ genannt. tiert wird, wird beim Mulchen die abge­ fänglich meist auch die Feuerwehr mit In allen genannten Fällen kann ein schnittene Vegetation kleingehäckselt und einbezogen werden müssen. Feuereinsatz eine sinnvolle und prak­ verbleibtauf der Fläche. Es ist aus heutiger Perspektive an­ tikable Alternative darstellen, sofern

11 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier keine anderen Schutzgründe dagegen b e r 1995, Lütkepohl et al. 1997). Zu die­ ■ Großflächen im Rahmen der Lands­ sprechen. Ist nach diesen Ü berlegungen ser Jahreszeit ist die A ktivität von Fauna chaftspflege, aber nur in kleinen hand­ die Entscheidung für einen Feuerein­ und Flora stark eingeschränkt, und da tuchartigen Flächen in jährlichem satz gefallen, gibt es einige brenntech­ der Boden ka lt oder gefroren ist, sind Wechsel gebrannt (Wald-Feld-Vertei- nische Überlegungen, die im Vorfeld die Auswirkungen des Feuers auf die lung aus landschaftsästhetischer Sicht; des kontrollierten Brennens geplant Organismen in Bodennähe am gering­ Offenhaltung von Flächen aus anderen werden müssen: sten. Dabei ist allerdings zu bedenken, Gründen [z. B.Skisport]) daß vor allem den Tierarten, die in der Größe und Lage der einzelnen e. Andere land-und weinbauwirt­ Streu überwintern, die Chance genom­ Brandflächen schaftliche Problemstandorte men wird, vor dem Feuer zu fliehen. Ist ■ Ackerraine und Böschungen, insbe­ Unter mitteleuropäischen Verhältnis­ es das Ziel, mit einem möglichst inten­ sondere an hohen Steilhanglagen sen sollte das Feuer zur Pflege im Natur­ siven, heißen Feuer zu brennen, etwa (Erosionsschutz, Mikroklima [Kontrolle schutz in der Regel nur kleinflächig und um starken Gehölzaufwuchs zurückzu­ von Kaltluftbarrieren], Artenschutz) abschnittsweise angewendet werden. drängen oder die Streudecke möglichst Dabei sollte sich die Größe und Lage der vollständig zu entfernen, kann ein f. Waldbewirtschaftung einzelnen Brandflächen an der Gesamt­ Feuer zwischen Spätfrühjahr und Som­ ■ Waldbauliche Maßnahmen größe des Pflegegebietes orientieren, mer erfolgversprechend sein. ■ Neubelebung historischer Landnut­ und zw ar so, daß eine floristische und Auch dieTageszeit spielt fürdie Feu­ zungsformen im Rahmen der Lands­ faunistische Wiederbesiedlung pro­ e rin te n sitä t eine Rolle. Sie ist in der Re­ chaftspflege (z.B. Reutebergwirt- blemlos möglich ist. So wird beispiels­ gel in den frühen Nachmittagsstunden schaft/Reutebrennen) weise im Neustädter Moor jährlich auf am höchsten, kurz nachdem die Ein­ g. Reduzierung der Wildfeuer­ ein bis fünf Prozent der Fläche des ge­ strahlung ihren Höhepunkt erreicht hat gefährdung samten Schutzgebietes gebrannt. Diese und die relative Luftfeuchtigkeit und ■ Reduzierung der Schadfeuergefähr­ Größenordnung kann für andere Flä­ Feuchtigkeit des schwachen Brennma­ dung in Kiefernwäldern chen, die kontrolliert gebrannt werden terials am niedrigsten sind. ■ Reduzierung der Schadfeuergefähr­ sollen, nur ein Anhalt sein, da sich die dung auf Truppenübungsplätzen (Schieß­ jährlich gebrannte Fläche nach dem an­ 5.3 Möglichkeiten des Feuereinsatzes plätze) gestrebten Feuerintervall (s.u.) richtet. in Mitteleuropa bzw. Deutschland Die Lage und Form der einzelnen Erfahrungen in der Lüneburger Heide Brandflächen sollte sich möglichst den Aus Gesichtspunkten des Naturschut­ haben beispielsweise deutlich ge­ topographischen Konturen anpassen zes, der Landschaftspflege und ggf. macht, daß die langfristige Beschrän­ bzw. unregelmäßig und mosaikartig in auch der Forstwirtschaft ergeben sich kung der Heidepflege allein auf Schaf- der Landschaft verteilt sein. Dadurch er­ heute mehrere Schwerpunktbereiche, beweidung zu sehr strukturarmen Hei­ reicht man einen hohen Randlinienef­ in denen man sich neben konventionel­ den führt, deren Vitalität und Verjün­ fekt, bei dem sich frisch gebrannte mit len Pflegeverfahren einen gezielten gungsfreudigkeit abnimmt. Das ge­ älteren Brandflächen abwechseln. Feuereinsatz vorstellen könnte: samte Spektrum traditioneller Bewirt­ schaftungsverfahren ist notwendig, um Feuerhäufigkeit (Feuerintervall) und a. Heidegesellschaften eine strukturreiche, vitale Heide zu er­ Brandzeitpunkt ■ Erhaltung des Landschaftstyps halten (Lütkepohl 1993, Lindem ann ■ Erhaltung der spezifischen Entwick­ Beide Faktoren werden von dem spezi­ 1993). So kommen heute neben der lungsdynamik fischen Pflegeziel bestim m t. Das Feuer­ Mahd auch maschinelle Plaggverfahren ■ Habitatbewirtschaftung von Wild­ intervall (durchschnittlicher Abstand zum Einsatz. Feuer erweist sich dabei tieren (z. B. Birkhuhn u.a. auf aufgelas­ zwischen zwei Feuerbehandlungen in zur Pflege noch vitaler, zu Stockaus­ senen Truppenübungsplätzen) Jahren) ist in den in Frage kommenden schlägen fähiger Calluna-Heiden auf ■ Verbesserung der Beweidungs- hiesigen Vegetationstypen sehr unter­ Standorten mit geringer Rohhumus­ grundlage (z. B. Heidschnucken) schiedlich, dürfte aber nach den bislang auflage als sehr effektiv, insbesondere ■ Landschaftsgestaltung (z.B. Erho­ vorliegenden Erfahrungen zwischen ei­ d ort, w o M ahd aus den o. a. Gründen als lungsgebiet Lüneburger Heide) nem und zwanzig Jahren liegen (Wege- Pflegemaßnahme ausscheidet. ■ Reduzierung der Wildfeuergefähr­ n er 1993, Van der Ende 1993, Holst- Auch bei der Pflege degenerierter dung J0rgensen 1993, Schreiber 1995). Moore ist ein Feureinsatz denkbar, vor b. M oore allem um einen Nährstoffaustrag zu In Abschnitt 5.1 wurde gezeigt, daß ■ Renaturierung und Pflege degene­ erreichen. In diesem Fall scheint beson­ mit verschiedenen Brennmethoden un­ rierter Moorfläche ders die Kombination von Feuer und terschiedliche Effekte erzielt werden Beweidung vielversprechend zu sein c. Trocken-und Magerrasen können, die u.a. durch die meteorologi­ (vgl. Abschn. 3.2). ■ Erhaltung artenreicher Lebensräu­ schen Bedingungen und die Jahreszeit Kleinflächig und abschnittsweise me der historischen Kulturlandschaft beeinflußt werden. Dabei wurde bei angewendet, kann das Feuer auch im den meisten Brennversuchen bisher im d. Bracheflächen Grünland vorallem introckenen Gesell­ Winter gebrannt (Zimmermann 1975, ■ Kleinflächen auf Extremstandorten schaften ein geeignetes Pflegemittel H o ff mann 1980, W egener 1993, Schrei­ in Gemengelage mit anderen Nutzungen sein. Insbesondere gilt dies für subkon-

12 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier tinental bis kontinental beeinflußte keit, die Dynamik dieser Lebensräume bare Neuerungen. So hat beispielsweise Trocken- und Halbtrockenrasen, Sand­ in Gang zu halten. die Diskussion der Brände im Yellow­ trockenfluren und Gebirgstrockenra- Diesem Managementkonzept liegt stone Nationalpark (USA) im Jahr 1988 sen (Wegener 1993). Gleiches gilt für die Hypothese zugrunde, daß der An­ in den hiesigen Medien über Jahre hin­ Böschungen in Weinbaugebieten, da teil der Offenlandbiotope in der nach­ weg einen bislang ungekannten Raum diese häufig so steil sind, daß andere eiszeitlichen Naturgeschichte schon im­ eingenommen, und es besteht zumin­ Pflegevarianten nicht möglich sind. Ob mer eine bedeutende Rolle gespielt hat dest beim durchschnittlichen Bildungs­ es sich dafür eignet, bestimmte schutz­ (Brunzel-Drüke et al. 1994, Beutler bürger ein überraschend hoher Be­ würdige Artenkombinationen zu er­ 1996), sei es, daß sie durch menschliche wußtseinsstand über die Ambivalenz halten, kann noch nicht abschließend Eingriffe geschaffen wurden, oder na­ von Waldbränden. beantwortet werden. Geht es jedoch türliche Kalamitäten wie Feuer, Sturm Die junge Generation von Landwir­ vornehmlich darum, eine bestimmte und Insekten die Wälder öffneten und ten (einschließlich Weinbauern, Schä­ gewünschte Biotopkapazität, Diversi- in der Folgezeit durch einen hohen Be- fer, Jäger) hat aber andererseits keine tät oder Strukturvielfalt zu erhalten weidungsdruck der Herbivoren offen­ Erinnerung und Erfahrung in den alten und zu fördern, ist das Feuer eine geeig­ gehaltenwurden. Praktiken des Flämmens. Hier ist insbe­ nete Pflegemaßnahme. Dies gilt beson­ sondere die ältere Generation gefragt, ders für Flächen, die in unwegsamem 6. Öffentlichkeitsarbeit mit Rat zur Seite zu stehen. und steilem Gelände liegen und/oder Konkrete Maßnahmen der Öffent­ sehr viele Kleinstrukturen aufweisen, Es ist offensichtlich, daß es aus natur­ lichkeitsarbeit sind Vorträge, Fortbil­ da hier abgesehen von der extensiven schutzfachlicher Sicht eine Anzahl von dungen und öffentliche Informations­ Beweidung andere Pflegeverfahren Argumenten gibt, dem Feuer in der veranstaltungen für interessierte Mit­ nur unter erheblichem Aufwand und Palette der Pflegemöglichkeiten von bürger, Verbände oder die Natur­ größeren Schwierigkeiten durchge­ Schutzgebieten einen Platz zuzuge­ schutzverwaltungen. Dabei sollten führt werden können. stehen. Für die praktische Umsetzung möglichst viele und unterschiedliche Abschließend sollen die Truppen­ gilt es jedoch noch eine Reihe von Hür­ Träger öffentlicher Belange eingebun­ übungsplätze erwähnt werden, auch den zu nehmen, da in den meisten Ver­ den werden, um eine interdisziplinäre wenn sie keine einheitlichen Land­ waltungen und in der Öffentlichkeit Diskussion anzuregen und Lösungsan­ schaftsteile darstellen, sondern aus ei­ der Nutzung des Feuers in der freien sätze zu erarbeiten, die einen möglichst ner Vielzahl unterschiedlicher Ökosy­ Landschaft ein großes Mißtrauen ent­ großen Rückhalt in der Öffentlichkeit steme bestehen. Sie stellen die letzten gegengebracht wird. Da es in den letz­ finden. Außerdem werden so die neu echten „Brandrefugien" Mitteleuropas ten Jahrzehnten weitgehend verboten gewonnenen Informationen über Mul­ dar (vgl. Abschn. 2.2) und nehmen war, das Feuer einzusetzen, hat es sich tiplikatoren nach außen getragen. große zusammenhängende Flächen in dem Bewußtsein der Öffentlichkeit Dabei kann es sich als sinnvoll er­ ein. Deshalb sind sie sowohl für die feu­ festgesetzt, daß Feuer für die Natur ne­ weisen, die Ziele des Feuereinsatzes in erökologische Forschung als auch für gativ zu bewerten ist. Ein Wiederzulas­ der Landschaftspflege an bestimmten die zukünftige Erprobung und Anwen­ sen des Feuers im Naturschutz kann da­ bekannten Zielarten (z.B. dem Birk­ dung von Feuer-Management-Maß- her zunächst auf breites Unverständnis huhn) festzumachen. Von Bedeutung nahmen von herausragender Bedeu­ stoßen. Deswegen ist eine gute und ge­ ist auch gerade für die Öffentlichkeits­ tung. zielte Öffentlichkeitsarbeit nötig. Sie arbeit, den historischen Ansatz auszu­ Allein in Brandenburg gibt es über muß unmißverständlich herausarbei­ bauen, der deutlich macht, daß Feuer 90000 ha ehemaliger Übungsflächen, ten, daß es einerseits gilt, einen fachlich kein neues Instrument des Naturschut­ von denen ein knappes Drittel dem Na­ begründeten Feuereinsatz zuzulassen, zes ist, sondern daß es von alters her in turschutz zur Verfügung gestellt wurde andererseits das unkontrollierte Flämi­ vielen Kulturlandschaften Deutsch­ und wo „Wildnisgebiete" ausgewiesen nnen von beispielsweise Hecken, Feld­ lands eine Rolle gespielt hat. werden sollen (Flade 1996). Sie reichen gehölzen und Ackerflächen weiterhin von einem vielfältigen Mosaik aus pri­ zu unterbinden. Aus den vorliegenden 7. Forschungsbedarf und mären Sukzessionstadien über Heide­ Erfahrungen mit dem Feuereinsatz läßt Perspektiven flächen bis hin zu geschlossenen Wäl­ sich mittlerweile eine Fülle überzeu­ dern, für die ein langfristiges Bewirt­ gender Argumente ableiten. Während in der süd- und außereuropä­ schaftungskonzept entwickelt werden Ob die Öffentlichkeitsarbeit sich ischen feuerökologischen Forschung soll. Dabei ist es naheliegend, daß diese größeren Problemen stellen muß, soll­ mittlerweile ein umfangreiches Fach­ Flächen, die durch „Katastrophen" ent­ ten sozio-ökonomische Begleituntersu­ wissen vorliegt, ist dieses im m itteleuro­ standen sind und in deren Entstehungs­ chungen in den kommenden Jahren päischen Raum nur fragmentarisch geschichte das Feuer eine maßgebliche herausarbeiten. Die junge Generation vorhanden. Dabei fehlen vor allem län­ Rolle gespielt hat, auch weiterhin dem von Landwirten bzw. der Bevölkerung gerfristige Untersuchungen (Dauer­ Feuer ausgesetzt werden sollten. Flade im ländlichen Raum einerseits und der beobachtungsflächen) im Sinne der (1996) sieht in einer Mischung aus Jagd­ städtischen Bevölkerung andererseits Konzepte von Schreiber (1997), der die ruhezonen, Zulassung von Bränden - sind über Naturprozesse in der Regel bereits erwähnten Bracheversuche in kontrollierten und natürlichen-und In­ recht gut informiert bzw. haben ein all­ Baden-Württemberg betreut. Dieses sektenkalamitäten die beste Möglich­ gemein gutes Verständnis für vergleich­ erhebliche Wissensdefizit sollte durch

13 Goldammer, Page, Prüter ■ Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier eine breite Forschungsinitiative über­ lung immer wieder durch das Feuer be­ Jahrzehnten der Politik des Feueraus­ wunden werden, die u.a. in folgenden einflußt wurden, sollten Programme schlusses nun eine sinnvolle Neuent­ Bereichen wirken bzw. Themen auf­ des kontrollierten Brennens, unter­ wicklung einzuleiten, dieeinevöllig un­ greifen sollte: stützt durch wissenschaftliche Begleit­ kontrollierte Nutzung des Feuers aus­ ■ Wissenschaftliche Begleitung lau­ untersuchungen, baldmöglichst aufge­ schließt. Um so wichtiger ist es, auf der fender Maßnahmen; legt werden. Grundlage vorliegender Praxiserfah­ ■ Wiederaufnahme bzw. Fortführung rungen sinnvolle und praktikable recht­ von Untersuchungen auf ehemaligen 8. Ausblick liche Regelungen zu schaffen, damit Versuchsflächen (bzw. Brandflächen im neue Erfahrungen mit dem Feuerein­ allgemeinen); Auf die im Oktober 1996 von der Alfred satz in Naturschutz, Landwirtschaft und ■ Erarbeitung einer umfassenden Do­ Toepfer Akademie für Naturschutz Landschaftspflege gewonnen werden kumentation über die Auswirkungen (NNA) in Zusammenarbeit mit dem Na­ können. von Feuer in den infrage kommenden turschutzzentrum Hessen e .V und dem Vegetationstypen; Max-Planck-Institut für Chemie, Abtei­ 9. Zusammenfassung ■ Durchführung umfassender Verglei­ lung Biogeochemie, durchgeführte che (ökologisch-ökonomische Wir­ Fachtagung „Feuereinsatz im Natur­ Im O ktober 1996 tra fe n sich etw a 100 kungsanalysen) von verschiedenen schutz" folgte bereits kurz darauf ein Fachleute aus Wissenschaft, dem am tli­ Pflegemaßnahmen zur Vorbereitung Seminar „Kontrolliertes Brennen in der chen Naturschutz und anderen öffentli­ eines fundierten Entscheidungsin­ Landschaftspflege" im Naturschutz­ chen Verwaltungen in Schneverdingen strumentariums; und zentrum Hessen im Februar 1997. zu der Fachtagung „Feuereinsatz im ■ Einbindung der Komponente „Kon­ Mit Wirkung von März 1997 initi­ N aturschutz". Sie w urde von der A lfred trolliertes Brennen" in die Erarbeitung ierte das Ministerium Ländlicher Raum, Toepfer Akademie für Naturschutz von Pflegekonzepten für ehemalige Baden-Württemberg, zusammen mit (NNA) in Zusammenarbeit mit der Ar­ bzw. heute noch genutzte Truppen­ der Arbeitsgruppe Feuerökologie des beitsgruppe Feuerökologie und Biomas­ übungsplätze. Max-Planck-Instituts für Chemie ein severbrennung des Max-Planck-Institu- Ein weiteres, bislang unzureichend dreijähriges Forschungs- und Entwick­ tes für Chemie und dem Naturschutz­ abgedecktes Gebiet betrifft die Rolle lungsprogramm zum Einsatz des kon­ zentrum Hessen e.V. durchgeführt. des Feuers in der Natur- und Landnut­ trollierten Brennens zur Pflege von In Vorträgen und Diskussionen zungsgeschichte. Rebböschungen im Kaiserstuhl. Der wurde über das Für und Wider des Feu­ Bislang gibt es nur wenige Untersu­ amtliche Naturschutz hat hiermit eine ereinsatzes für Naturschutzzwecke in chungen überdie Geschichte des Feuers wichtige Initiative ergriffen, die nicht Mitteleuropa nachgedacht. Die The­ und dessen Auswirkungen auf die Ve­ unerhebliche Auswirkungen auf die men reichten dabei von den ökologi­ getation Mitteleuropas. Eine kulturhi­ einschlägige Forschung und Entwick­ schen Auswirkungen des Feuers, über storisch-ökologisch ausgerichtete Kom­ lung in Deutschland haben dürfte. Am dessen geschichtliche Bedeutung, bis ponente eines breiteren Forschungs­ 2. Juni 1997 werden sich die vorgenann­ hin zu gesellschaftlichen und rechtli­ programmes sollte sich folgenden Fra­ ten Initiativen aus Baden-Württem­ chen Aspekten, die mit dem Feuerein­ gestellungen widmen: berg, Niedersachsen und Hessen anläß­ satz im Zusammenhang stehen. Dieses ■ Ergänzung bisheriger Analysen von lich eines Fachsymposiums der baden- Positionspapier faßt die Tagungsergeb­ Bohrkernen in Seen und Mooren in der württembergischen Akademie Ländli­ nisse zusammen und gibt einen Über­ Form von Neuauswertung (Neuinter­ cher Raum im Kaiserstuhl vorstellen. blick über die feuerökologische For­ pretation) von Holzkohledaten in Be­ Eine neue Denkrichtung in Ökolo­ schung der letzten 30 Jahre in Mittel­ zug auf Vegetations- und Klimainfor­ gie, Naturschutz und bei Bemühungen europa. Es soll als Grundlage dafür mation. Neuanlage von Bohrungen um die Pflege historischen Kulturgutes dienen, die Anwendungsmöglichkei­ dort, wo derartige Information fehlt; auf Landschaftsebene trifft jetzt auch ten des kontrollierten Brennens für den ■ Auswertung historischer Quellen auf ein allgemeines Interesse. M it einer Naturschutz und die Landschaftspflege hinsichtlich der Verbreitung und Be­ Verzögerung von mehr als zwei Jahr­ neu zu überdenken und konkrete An­ deutung ehemaliger Brandwirt­ zehnten ist es aber noch nicht zu spät, wendungsbereiche für die Zukunft schaftsformen; Arten, Pflanzengesellschaften und aufzeigen. ■ Auswertung von Waldbrand- und Landschaftsbilder wiederherzustellen, Diese Überlegungen bauen auf ve­ Blitzschlagstatistiken in Hinblickauf die die durch falsch verstandenen Schutz getations- und kulturgeschichtlichen Bedeutung natürlicher Brände. vor Bewirtschaftung oder auch auf­ Untersuchungen auf. So deuten bei­ Insgesamt drängt die Zeit, da viele grund des Mangels finanzieller Res­ spielsweise Analysen von See- und Torf­ schützenswerte Flächen der Sukzession sourcen in ihrem Bestand bedroht sind. sedimenten zur Rekonstruktion der Ve­ bzw. Überalterung unterliegen und sich Es wird unerläßlich sein, eine von getationsgeschichte darauf hin, daß es nachhaltig zu verändern drohen. Als Er­ der Wissenschaft getragene Zieldiskus­ auch in Mitteleuropa seit dem Ende der gebnis dieses Grundsatzpapieres wird sion zu führen, da Leitbilder des Natur­ letzten Eiszeit immer wieder zu Vegeta­ daher empfohlen, entsprechende Maß­ schutzes, die sich häufig aus n o rm a ti­ tionsbränden kam. Wichtige Indizien nahmen zügig umzusetzen. In den ven Entscheidungen entwickeln, von dafür sind Holzkohlepartikel und Pol­ Ökosystemen, von denen wir wissen, einer breiten Öffentlichkeit getragen len, die auf Brandsukzessionen schlie­ daß sie in ihrer gechichtlichen Entwick­ werden müssen. Es gilt dabei, nach den ßen lassen. Es gibt eine Reihe von Hin-

14 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in M itteleuropa - Ein Positionspapier weisen, die darauf schließen lassen, daß Landschaftspflege nicht sinnvoll sein 10. Literatur natürliche Vegetationsbrände späte­ kann. Das kontrollierte Brennen kann stens seit dem Beginn des Subatlanti- einen wesentlichen Beitrag dazu lei­ Allen, S. £., 1966: Chemical aspects of kums durch menschlichen Einfluß über­ sten, daß offene, von Nährstoffarmut heather burning. - J. Appl. Ecol. 1, lagertwerden. Mit dem Seßhaftwerden und Artenreichtum geprägte Ökosy­ 347-367. des Menschen und dem Aufkommen steme erhalten bleiben. Andreae, M. 0., Atlas, E., Cachier, H., des Ackerbaus in der Jungsteinzeit ent­ Die bisherigen wissenschaftlichen Cofer III, W. /?., Harris, G. W., Helas, wickelten sich die ersten Wanderfeld­ Begleituntersuchungen zu verschiede­ G. , Koppmann, R., Lacaux, J. P., bau- und Brandrodungssysteme, die in nen Brandversuchen (z.B. in der Lüne­ Ward, D. £., 1996: Trace gas and wechselnder Form bis in dieses Jahrhun­ burger Heide, auf Brachflächen in Ba­ aerosol emissions from savanna dert hinein Bestand hatten. Als Bei­ den-Württemberg, in Grünlandgesell­ fires. In: Levine, J. S., ed.: Biomass spiele seien hier die Reutebergwirt- schaften in Thüringen und im Neustäd­ Burning and Global Change. MIT schaft des Schwarzwaldes, das Heide- ter Moor) deuten immer wieder darauf Press, Cambridge, Mass, 278-295. und Moorbrennen in der nordwest­ hin, daß Feuer auf viele Lebensgemein­ Baumgartner, A., Raschke, E., Klemmer, deutschen Kulturlandschaft sowie das schaften des Offenlandes einen positi­ L, Waldmann, G., 1967: Wald­ Brennen von Grün- und Ackerland er­ ven Einfluß hat. Bei gut durchdachter brände in Bayern 1950-1959. - Allg. wähnt. Doch mit dem Aufkommen der und geplanter Durchführung des kon­ Forst Z. 22,220-222. modernen intensiven Landwirschaft trollierten Brennens lassen sich mögli­ Becker, K., 1995: Paläoökologische Un­ verschwanden diese vom Feuer ge­ che Verluste in der Fauna und Flora auf tersuchungen zur Vegetations- und prägten, extensiven Landnutzungsfor­ ein Maß beschränken, zu dem es auch Siedlungsgeschichte der zentralen men zunehmend. Weiterhin kam es in bei anderen Pflegemaßnahmen wie Lüneburger Heide. Diss. Fachbe­ der Nachkriegszeit praktisch zu einem Mahd, Mulchen, Beweidung und Plag­ reich Biologie, Universität Hanno­ völligen Verbot der Feueranwendung gen kommt. Durch das Feuer werden ver, 151 S. + App. im ländlichen Raum, so daß seit mehr als Lebensräume verändert und neue Berli, S., Cherubini, P, Schoch, W., 1994: 20 Jahren die traditionellen Verfahren Strukturen geschaffen, die anderen Ar­ Rekonstruktion von Bestandesfluk­ des Brennens aus der Landschaft ver­ ten neue Lebensmöglichkeiten bieten. tuationen, Bodenmächtigkeit und schwunden sind. Lediglich auf Trup­ Ob diese Änderung der Lebensräume Feuergeschichte über 7000 Jahre BP penübungsplätzen in beiden Teilen aus naturschutzfachlicher Sicht positiv mittels Holzkohle-Analysen. - Bot. Deutschlands kam es durch den militäri­ oder negativ zu bewerten ist, muß am Helv. 104,17-30. schen Übungsbetrieb immer wieder zu Einzelfall entschieden werden. Beutler, H., Unselt, C, 1996: Feuerfrei in unkontrollierten und kontrollierten Dennoch kann es nicht Ziel eines an­ der Heide. - Garten + Landschaft Bränden. Auf diesen Flächen entwickel­ zustrebenden Feuerprogramms in Na­ 5/1996, 28-30. ten sich aufgrund der Störungen sehr turschutz sowie Land- und Forstwirt­ Beutler, H., 1992: Natur und Natur­ wertvolle, artenreiche Pflanzen- und schaft sein, Feuer wieder in großem Stil schutz auf Truppenübungsplätzen Tiergesellschaften, die im Falle von auf­ in der Behandlung unserer Kultur- und Brandenburgs. - Naturschutz und gegebenen Plätzen jetzt zum großen Naturlandschaft einzusetzen. Das kon­ Landschaftspflege in Brandenburg, Teil unter Naturschutz stehen. trollierte Brennen sollte aber in die Pa­ H. 1/1992,12-14. Der herausragende Stellenwert die­ lette der Pflegemöglichkeiten mit auf­ Brunzel-Drüke, M., Drüke, J., Vierhaus, ser auf vielen Truppenübungsplätzen genommen werden, um es kleinräumig H., 1994: Quartenary Park. - AG Bio­ erhaltenen Ökosysteme bringt den Na­ und behutsam dort wieder einzuset­ log. Umweltschutz Soest (ABU) Info turschutz derzeit zunehmend zum zen, wo es unter fachlichen und ökono­ 17/18(4/93 1/94), 4-38. Umdenken, und es stellt sich die Frage, mischen Gesichtspunkten Sinn macht. Beutler, A., 1996: Die Großtierfauna Eu­ ob es richtig war, den Feuereinsatz in Um das zu ermöglichen, muß der recht­ ropas und ihr Einfluß auf die Vege­ der Behandlung unserer Kulturland­ liche und administrative Rahmen im Be­ tation und Landschaft. - Natur- und schaften grundsätzlich zu verbieten. reich Naturschutz und Abfallbeseiti­ Kulturlandschaft, H. 1, Höxter 1996, Und auch der Blick auf andere Gebiete gung so verändert werden, daß ein ab­ 51-106. in Mitteleuropa zeigt, daß es in der Ver­ gewogener sachgerechter Feuereinsatz Blum, P, Agena, C. A., Franke, J., 1990: gangenheit immer wieder zu Vegeta­ in der Landschaft möglich ist. Niedersächsisches Naturschutzge­ tionsbränden kam, die viele offene und Damit für den Feuereinsatz eine so­ setz, Kommentar. Kommunal- und halboffene Lebensräume geschaffen lide und fundierte Grundlage geschaf­ Schulverlag GmbH & Co, Wiesbaden. und erhalten haben. Diese zu pflegen fen werden kann, muß eine enge Zu­ Boggreve, B., 1873: Ueber die Haide, und zu entwickeln ist die Vorausset­ sammenarbeit zwischen feuerökologi­ Beobachtungen und Folgerungen.- zung für einen nachhaltigen Schutz vie­ scher Forschung und den verschiedenen Abh. Naturwiss. Verein Bremen 3, ler Tier- und Pflanzenarten. Trägern öffentlicher Belange zustande 217-250. Unter den Tagungsteilnehmern und kommen. Eine umfassende Öffentlich­ Brünings, K., 1881: Der forstliche und in der Literatur, die sich mit feureröko- keitsarbeit ist ebenfalls unerläßlich. Für landwirtschaftliche Anbau der logischen Fragen in Mitteleuropa aus­ die feuerökologische Forschung wird Hochmoore mittels des Brand­ einandersetzt, besteht weitgehend die Bildung eines fachübergreifenden fruchtbaus. J. Springer, Berlin, 86 S. Übereinstimmung, daß ein ausnahms­ Forums im deutschsprachigen Raum Buck, C.-H., 1979: Auswirkungen eines loses Verbot des Feuereinsatzes in der empfohlen. Waldbrandes auf Tiere und Pflan-

15 Goldammer, Page, Prüter • Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa - Ein Positionspapier

zen unter besonderer Berücksichti­ Goldammer, J. G., M ontag, S., Page, H., Meteorologische Verfahren zur Ab­ gung der Mäuse und Arthropoden. 1997: Nutzung des Feuers in m itte l- schätzung des Waldbrandrisikos. - -Drosera 1979(2), 63-80. und nordeuropäischen Landschaf­ AI lg. Forst Z. 48, 394-396. Clark, J. S., Merkt, J„ Müller, H., 1989: ten. Geschichte, Methoden, Pro­ Lindem ann, K.-O., 1993: Die Rolle von Post-glacial fire, vegetation, and bleme, Perspektiven. In: NNA- Deschampsia flexuosa in Calluna- human history on the northern Tagung „Feuereinsatz im Natur­ Heiden Mitteleuropas. - NNA- alpine forelands, South-West Ger­ schutz". Berichte 6 (3), 20-38. many.-J. Ecol.77, 897-925. Granström, A., 1993: Spatial and te m ­ Lois, H. W., 1994: Bundesnaturschutz­ Clausnitzer, H., 1994: Zur Ökologie der poral Variation in lightning ignitions gesetz, Kommentar der unmittelbar Heideschrecke Gampsocleisglabra in Sweden. - J. Vegetation Sei. 4, geltenden Vorschriften. 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17 NNA-Berichte 5/97

„Auch in Belgien, Frankreich, in der Nutzung des Feuers Schweiz und in Ungarn ist das Abbren­ nen der Waldfläche üblich gewesen. In in mittel- und nordeuropäischen Frankreich, Deutschland, Belgien, Dä­ nemark, Südschweden und auch in Nor­ Landschaften wegen ist Brandwirtschaft sogar in un­ bewaldeten Gebieten auf Heiden be­ Geschichte, Methoden, Probleme, Perspektiven trieben worden" (Heikinheimo 1915). In einem Gouvernement in Rußland von Johann Georg Goldammer, Susanne Montag und Hans Page zählte um das Jahr 1900 rund 43 % des gesamten Kulturareals zu jungen Brandflächen (Heikinheimo 1915). In 1. Historische Formen ja auch die Brandwirtschaftssysteme im Schweden und Finnland wurde das Bo­ der Anwendung von Feuer 18. und 19. Jahrhundert auf verbreite­ denbrennen schon in Forstordnungen in der Landnutzung te Armut, Nahrungsmangel und Man­ von 1647 und 1664 auf solche Böden gel an Land, die zu landwirtschaflichem beschränkt, die zu Äckern und Wiesen Einleitung Anbau in Wäldern gezwungen hat­ hergerichtet werden konnten. Diese ten. Erst mit Beginn der industriellen Flächen durften nur einmal gebrannt In Europa gibteseine Reihevon Hinwei­ Revolution wurde das Problem der werden, da eine Wiederbewaldung bei sen darauf, daß die Anwendung von Versorgung durch die Intensivierung öfterem Brennen nicht immer gewähr­ Feuer in verschiedenen Formen der der Landwirtschaft (Einführung von leistet war. Eine Ausnahme gab es für Brandwirtschaft über historische Zeit­ Dünger und Pestiziden; bessere Bo­ Waldböden, die zur Verbesserung der räume hinweg eine wesentliche Rolle in denbearbeitung) gelöst. Die Brand­ Viehweiden gebrannt werden durften. der Ausformung von Wald- und Offen­ w irtsch a ft h ielt sich aber noch w e it Die in diesem Beitrag gegebene landschaften gespielt hat. Spätestens über die industrielle Revolution hinaus, Übersicht stützt sich vor allem auf eine seit dem Subatlantikum ist davon aus­ so daß Schneiter (1970) hierzu be­ Arbeit unseres Institutes aus dem Jahr zugehen, daß in Mitteleuropa der m erkte: 1990, diesich mit dem Thema „Brandro­ menschliche Einfluß gegenüber den „W ie alles zu früh Totgesagte er­ dungsformen zum Zwecke der land­ Blitzschlagfeuern überwiegt. Mit Be­ weist sich auch die Brandwirtschaft als wirtschaftlichen Zwischennutzung in ginn der Jungsteinzeit wurden hier besonders zählebig. Trotz aller Verleug­ den Wäldern Europas" auseinander­ Brandrodung und Wanderfeldbau be­ nung wird sie in dieser Zeit immer noch setzte (M ontag 1990). Die Ausführun­ trieben, und spätestens mit dem Mittel- betrieben." gen ergänzen bzw. überschneiden sich alter wurde in offenen Landschaften, Der Brandfeldbau, der sich seit dem teilweise mit dem Positionspapier von wie beispielsweise in Heide- und 13.Jahrhundert nachweisen läßt (Haus­ G oldam m er et al. (1997), das Bestand­ Moorgebieten, im Rahmen der Land­ rath 1903), ist in vielen Ländern Europas teil der vorliegenden NNA-Veröffentli- nutzung regelmäßig gebrannt. Das üblich gewesen. Hausrath (1982) er­ chung ist. Der folgende Beitrag befaßt Bild der historischen Kulturlandschaft wähnt aus den ältesten Urkunden und sich nicht mit den vielfältigen Feuer­ wurde bis in die Mitte dieses Jahrhun­ Nachweisen eine Entstehungszeit für bräuchen in den verschiedenen deut­ derts hinein durch das Feuer entschei­ die Hackwaldwirtschaft im Odenwald schen Kulturlandschaften, die eine dend mit geprägt. Dabei zeigten die um 1290, fü r Idar 1315, fü r die Reut- nicht unerhebliche Rolle im Bezie­ Brandwirtschaftssysteme in den euro­ berge des Schwarzwaldes um 1344, für hungsgeflecht zwischen Volksglaube, päischen Landschaften oft Gemeinsam­ Ramsen 1390 und für Rod 1398. Die tradiertem Brauchtum und Landnut­ keiten in Methodik und Zielsetzung Hauberge des Siegener Landes wurden zung gehabt haben dürften. Um den auf. 1389 das erste Mal erwähnt. Rahmen dieser Publikation nicht noch Mit fortschreitendem Rückzug tra­ Die Ursache in der Entwicklung der weiter zu sprengen, wird an dieser ditioneller Landnutzungsformen aus verschiedensten Methoden des Brand­ Stelle bis auf weiteres auf die einschlä­ der mitteleuropäischen Landschaft und feldbaus ist immer eine Lebensmittel­ gige Arbeit von Freudenthal (1931) und mit zunehmender Technisierung der verknappung gewesen, die infolge des die von G oldam m er (1978a) skizzierten Landwirtschaft geriet Feuer als Instru­ Bevölkerungswachstums in Europa ge­ Gedanken verwiesen. ment gezielter Flächenbehandlung geben war (Jäger 1835, Bernardt 1868, mehr und mehr in Vergessenheit. Tat­ H ornstein 1951, A betz 1955, M ager 1.1 Verbreitung der Brandwirtschafts­ sächlich ist heute der Gebrauch des 1960, H afner 1979). Schmitthenner formen in Deutschland Feuers in Landwirtschaft und Natur­ (1923) berichtet: schutz in den meisten Ländern Europas „Die Wirtschaft der Reutberge ent­ Die Waldbrandwirtschaft wurde in fast verboten. Durch die Waldgesetze der stand aber zu einer Zeit, als von einer in­ allen deutschen Mittelgebirgen be­ einzelnen Länder wurde das Brennen dustriellen Entwicklung in den Berglän­ trieben: in der Eifel, im Hunsrück, im in bzw. das Abbrennen von Waldflä­ dern noch keine Rede sein konnte, und Pfälzerwald, Odenwald, Schwarzwald chen zu landwirtschaftlichen Zwecken man der Übervölkerung durch Steige­ und im Bayerischen Wald, im Spessart bald nach dem II. Weltkrieg abge­ rung der landwirtschaftlichen Produk­ und in weiten Teilen der österreichi­ schafft. Tatsächlich begründeten sich tion begegnen mußte." schen Alpen (Haushofer 1972). Die re-

18 Goldammer, Montag, Page Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften gionalen Bezeichnungen des Wald­ gem Reißholz verbrannt, und die Asche „Soviel Morgen die Schlagfläche feldbaus in Deutschland waren nach als Düngermittel über die Fläche ausge­ enthält, ebensoviel erwachsene männ­ Kapp (1984) im 18. und 19. Jahrhundert breitet wird." liche Personen, versehen m it Aexten, folgende: Dabei unterscheidet er zwei Me­ Hacken ec., seien beim Brennen ge­ ■ Hackwaldwirtschaft, Reutberge und thoden des Brennens, das Hainen genwärtig. " Reutfelder v. a. in Süddeutschland und („Schmoden") und das Sengen („Über­ ■ Brennen gegen die herrschende den Alpenländern landbrennen"). Windrichtung und an Berghängen von ■ Haubergswirtschaft im Sieger Land Beim Hainen wurden kleinere oben nach unten. ■ Rottbüsche und Schiffeiländereien Haufen, sog. Meiler, aus getrockneten im linksrheinischen Gebirge von der Rasensoden, abgeschälten, getrockne­ Landwirtschaftliche Nutzung Pfalz bis Aachen und über die deut­ ten Unkräutern und Abfallholz vom schen Grenzen hinaus Schlag gebildet. Diese wurden dann zu Die Feldbestellung ist abhängig vom ■ Röderwaldwirtschaft und Röder­ Asche oder Lösche verbrannt und letz­ Termin des Hainbrennens. Falls frühzei­ landbetriebe v.a. in Westfalen, Pom­ tere mit den unverbrannten Resten des tig gebrannt wird, kann schon im Som­ mern, Odenwald, aber auch in Öster­ Rasens kurz vor der Aussaat auf dem mer Heidekorn (Buchweizen) gesät reich, dem nördlichen Frankreich und Feld ausgestreut. Falls kein Rasenüber­ werden. Zur Wintersaat wird Dinkel, Belgien zug oder Unkräuter vorhanden waren, Einkorn oder Roggen verwendet. Wenn ■ Birkenberge in Bayern wurde Laub und Erde vermengt und erst im nächsten Frühjahr bestellt wird, ■ Laßräume oder Scheffeläcker im öst­ über die Reißhaufen gebreitet. Im gan­ nimmt man Hafer, Kartoffeln oder lichen Preußen zen dauert das Schmoden ungefähr Staudenkorn. Mischungen sind auch ■ Laßwiesen und Röder in Sachsen zwei bis drei Tage. üblich. Die Feldbestellung beschränkt ■ Zinswiesen in Schlesien Beim Sengen wurden ebenfalls Ra­ sich meist auf zwei Jahre, da sonst der Von einigen Verfassern wurde eine senüberzug und Krautschicht abge­ Stockausschlag die Ernte nicht mehr Einteilung der Brandwirtschaftsformen schält. Sobald diese dann genügend ge­ möglich machen würde. Aus diesem anhand der Verbindung mit Nieder­ trocknet waren, ließ man durch ein von Grund bindet man z.T. auch die Stock­ wald bzw. mit Hochwald vorgenom­ der Windseite her angezündetes, offe­ ausschläge zusammen, um die Ernte zu men (Heikinheimo 1915, Hausrath nes Flammfeuer Vegetation und Reiß­ erleichtern. Nach dem 8. bis 10. Jahr 1982). holz verbrennen. Aus Gründen der Si­ kann man die Fläche als Weide nutzen. Da sich die beiden Formen auch cherheit wurden größere Flächen in Die Umtriebszeit liegt bei 20 Jahren überschneiden, müßte man nach Hei­ kleinere Abteilungen unterteilt und {Gwinner 1858). kinheimo auch von Systemen im M ittel­ dort gebrannt; ebenso wurde die wald reden. Die folgenden Ausführun­ Grenze zu den übrigen Waldgebieten Baumarten gen sind an die Unterteilung nach Haus­ sorgfältig „abgeschuppt" und be­ rath ( 1982) angelehnt. wacht. Heute würde man diese Anlage Nach Gwinner eignet sich für den Hack­ als Brandschutzstreifen bezeichnen. wald am besten die Eiche, vor allem 1.1.1 Waldfeldbau in Verbindung mit Zur Zeit der Beobachtungen von wegen der Rindennutzung. Hausrath Niederwald Gwinner (1858) ist das Hainen häufiger (1982) berichtet, daß die Regierung die verbreitet als das Sengen. Letzteres eig­ Verbesserung des Eichenanteils eben­ Hackwaldwirtschaft net sich eher für ärmere Sandsteinbö­ falls unterstützt hat. Weitere Baumar­ den und macht bedeutend weniger ten waren Ahorn, Birke, Hainbuche, Nach Hausrath (1982) und Hasel (1985) Arbeit. Der Nachteil ist, daß man das Salweide, Hasel, Erle, Kastanie und war der Hackwaldbetrieb vor allem in Feuer weniger in seiner Gewalt hat. Der Kiefer. Birke und Salweide dienten zur den Staats- und Gemeindewäldern im Boden um die Laßreidel wurde aus Si­ Rindennutzung. Haselruten wurden als Buntsandsteinteil des Odenwaldes cherheitsgründen auch aufgerauht. Floßwieden verwendet, waren aber verbreitet. Erwurdeaberauch in Unter­ Des weiteren muß man beim Über­ auch zusammen mit Birkenholz zum franken und im Kraichgau betrieben. landbrennen so lange warten, bis das Reifenschneiden dienlich. Die Um­ Der Abtrieb des Waldes erfolgte ähn­ Abgeschälte getrocknet ist und dann triebszeit lag in der Regel zwischen 15 lich dem des Niederwaldes. Wenn die meist schon die Stöcke soweit aus- und 20 Jahren. Rinde genutzt werden sollte (bei Eiche, schlagen, daß sie durchs Brennen beein­ Der Holzertrag kam nach Feldbau Birke, Salweide), erfolgte dies beim Ein­ trächtigt werden könnten. und Weide an letzter Stelle. Durch Aus­ tritt des Safttriebs. Zum Überlandbrennen wurden vom dehnung der Waldweide, einen zu ho­ Gwlnner (1858) schreibt zu Boden­ hessischen Oberförster Eickemeyer hen Wildbestand und das Bestreben bearbeitungsmethoden folgendes: (1864) folgende Regeln aufgestellt: der Bauern, die Ausschläge möglichst „ Bei allen spielt die Anwendung des ■ Vollständige Reinigung der Schlag­ lange niedrig zu halten, kam es dazu, Feuers eine wichtige Rolle, indem die grenzen vor dem Brennen, zum Laub­ daß um 1790 ein Viertel der Pfälzer den Boden bedeckenden Forstunkräu­ holzbestand eine Breite von 3 Schritten Hackwaldungen brach lag. Erst durch ter, der Rasenüberzug, nachdem sie mit und zum Nadelholzbestand von 6-8 Eingreifen der Pfälzer Forstverwaltung, der Hacke flach abgeschält und ge­ Schritten. insbesondere durch Beschränkung der trocknet sind, oder wo dieser fehlt, das ■ Ausreichend Personal als Hilfsmann­ Landwirtschaft auf ein Jahr und vorge­ Laub mit dem rückbleibenden gerin­ schaft fürden Fall eines Brandunglücks. schriebene Zäunung gegen Wild und

19 Goldammer, Montag, Page ■ Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften

Weide, erholte sich der Eichenschäl­ brennen wird von ihm als sehr bedenk­ noch notwendige Waldweide, Streu- wald allmählich. Anfang des 19. Jahr­ lich angesehen: (1.) wegen unvollstän­ und Brennholznutzung nur mit Schwie­ hunderts wurde wieder zweimaliger digen Verbrennens; (2.) wegen der Ge­ rigkeiten für die Haubergsgenossen Fruchtbau betrieben. Die landwirt­ fährdung der Stöcke; und (3.) aus verbunden war. schaftlichen Erträge der Hudewaldun­ „ feuerpolizeilichen " Gründen. gen waren mit den Daueräckern zu ver­ Die Asche wurde dann auf dem Feld Rottbüsche und Schiffelländereien gleichen oder übertrafen diese sogar ausgebracht, pro Morgen (1 Morgen = noch. Der Holzertrag dagegen war in 0,4047 ha) ca. ein Scheffel Roggen gesät Hausrath (1982) bezeichnet das links­ den nicht gebrannten wesentlich höher und mit dem „Hainhaachs", einem rheinische Gebirge von der Pfalz bis als in den gebrannten Schlägen (Haus­ leichten Pflug ohne Räder, eingepflügt. Aachen, auch über die deutschen Gren­ ra th 1982). Im August des Folgejahres erfolgte die zen hinausgehend, aisfrüheres Verbrei­ Getreideernte, und der Schlag verblieb tungsgebiet der Rottbüsche. Die Rott­ Hauberg wirtscha ft so bis zum 3. Jahr, in dem sich dann die büsche waren Niederwälder mit Besenpfrieme einstellte. Diese wurde 8-15jährigem Umtrieb. Die Ländereien Die Ursprünge dieser Wirtschaftsform als Streum aterial und später „H a u g in ­ wurden nach dem Abtrieb bis zu 3 Jah­ gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. s te r" als Brennmaterial genutzt. In die ren mit Getreide, Buchweizen und Kar­ B ernardt (1868) erwähnt eine Urkunde dreijährigen Schläge trieb man meist toffeln bewirtschaftet. von 1447, in der die Haubergwirtschaft Schafe, zuweilen auch Kühe ein. Ur­ Die Bezeichnung „Schiffein" w ird als eine selbständige Wirtschaftsform sprünglich wurden die Hauberge plan­ nach A b e l (1962) für den wiederholten erwähnt wurde. Mitte des 19. Jahrhun­ los bewirtschaftet, bis dies zu einer im­ Umbruch von nicht ständigem Acker­ derts waren im Sieger Land noch 77 % mer stärkeren Waldverwüstung und land benutzt, im Unterschied zum Ro­ des Waldes Hauberge. Nach Lorsbach Holznot führte. Daraufhin erließen die den mit gewöhnlicher Ackernutzung. (1956) hatten die Hauberge ihre größte Grafen von NASSAU 1562 W aldord­ Hausrath (1982) bezeichnet das Abschä­ Ausbreitung im Sieger Land, dem südli­ nungen, die eine geregelte Wirtschaft len der Bodendecke als Schiffein, wes­ chen Teil W estfalens. Sie sind heute und zweijährige Hege gegen das Vieh halb das durch Schiffein und Wald­ noch das Wahrzeichen des Landes im vorschrieben. weide entstandene Ödland auch Schif­ Q uellgebiet der Sieg. B ernardt (1868) 100 Jahre später waren die Wälder fei land genannt wurde. Die Bestockung führt zu den Verbreitungsgebieten durch kurze Umtriebszeiten (6-8 Jahre) bestand hauptsächlich aus Ginster, we­ auch den Kreis Olpe im preußischen Re­ wieder in einem sehr schlechten Zu­ niger aus Bäumen. Diese Wirtschafts­ gierungsbezirk Arnsberg sowie den stand. Graf F. W. Adolf regelte 1711 form führte nach 3-5jährigem Feldbau Kreis Altenkirchen im Regierungsbezirk durch eine Holzordnung die Wirtschaft und anschließender Schafweide zu ei­ Koblenz an. erneut. Das Land wurde vermessen, die ner Form von Ödland. Das Schiffein er­ Die Entstehung der Haubergbe­ Haue wurden festgelegt und in Jähne folgte alle 8-20 Jahre, und anschlie­ trie b e fü h rt auf das Vorkom m en von Ei­ eingeteilt. Nachdem das Land an Preu­ ßend wurde gebrannt. senerzen zurück, denn zur Verhüttung ßen übergegangen war, kam es zu der Die immer stärker werdende Holz­ brauchte man Holzkohle. Außerdem Haubergsordnung vom 6. Dez. 1834 not führte zu einem Verbot des Schif­ nutzte die Bevölkerung die kostbare Ei­ (Hausrath 1982). Diese Ordnung be­ feins um 1704. Inder Eifel gabesimJahr chenrinde und Brennholz. Nach dem zeichnet die Hauberge als „e in unge- 1854 noch 57150 ha Schiffeiland. A b trie b diente der Hauberg zum Anbau theiltes und untheilbares Gesamteigen­ von Getreide, insbesondere von Rog­ tum der Besitzer". Reutberge und Reutfelder gen (Lorsbach 1956). Der grö ß te Teil der Hauberge w urde Zum Ablauf der Wirtschaftsweise nun von den sogenannten Haubergsge­ Die Reutbergwirtschaft des Schwarz­ liefert Bernardt eine genaue Beschrei­ nossenschaften bewirtschaftet, auch waldes wird weiter unten ausführlich bung. In den meisten Fällen w urde Ei­ wenn der Wald einem Grundherrn ge­ behandelt (Abschn. 1.1.3). chenschälwirtschaft betrieben, da die hörte. Zur Leitung der gemeinschaftli­ Lohrinde einen großen Teil am Reiner­ chen Geschäfte, zur Ausführung der Be­ Birkenberge trag ausmachte. Nach dem Abtrieb der schlüsse und zur Aufsichtüberden Hau­ Schälstangen, die man meist zu Holz­ berg wurde ein Haubergsvorsteher er­ Im Bayerischen W ald w urde noch das kohle verarbeitete, wurde die Boden­ nannt. ganze 19. Jahrhundert über Wald­ decke mit der Hacke abgeschält. Die 1861 verdrängte die Ruhrkohle brandwirtschaft betrieben (Haushofer dazu in Siegen gebräuchliche Hacke, durch den Bau der Ruhr-Sieg-Eisenbahn 1963). Im Gegensatz zu den Haubergen, die Siegen'sche Berghacke, saß in einem die Holzkohle und damit das Gewerbe die hauptsächlich mit Eiche für die Loh­ Winkel von 45 Grad an einem langen der Köhlerei (Lorsbach 1956). Zum Ende rindengewinnung bestockt wurde, stabilen Stiel, war breit und zweispitzig des 19. Jahrhunderts wurden dann auch wirtschaftete man in Bayern mit der geformt. Nach dem Hacken wurden die die Eichengerbstoffe durch billig einge­ Birke. Die Birkenberge lieferten Scheit- Rasenstücke gewendet, getrocknet führte ausländische Gerbstoffe (z.B. und Wagnerholz, Lichtspäne und Faß­ und anschließend auf Haufen ver­ durch südamerikanische Quebracho- reifen. Die Verbreitung der Birken­ brannt („Schmoden"). Nach Bernardt Arten) ersetzt. Zur Jahrhundertwende berge reicht nach Hausrath (1982) von (1868) ist dieses das am häufigsten an­ wurden die Niederwälder in Hochwäl­ Bayern, Passauer Wald bis zum Innvier- gew endete V erfahren. Das Ü berland­ der überführt, was durch die immer tel, dem Land der Abtei und dem

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Mondseegebiet. Auch deren Entste­ hungszeit gilt als umstritten. Das baye­ rische Ministerialforstbüro datiert die Entstehung auf die Landnahme durch die Bayern zurück; nach Raesfeld (zit. nach Hausrath) sind die Birkenberge durch Ausbauten durch die Tagelöhner entstanden, nachdem der gute Boden schon besetzt war. Die letzte These wird von Hausrath (1982) vertreten. Nach Schneiter (1970) hängt die Entstehung mit der Spätbesiedlung durch das Klo­ ster Niederabtei, dem die Wälder ge­ hörten, zusammen. Den Ablauf der Wirtschaftsweise beschreibt Hausrath (1982) folgen­ dermaßen: Nach dem Hieb verbrannte der Bauer Reißholz und Bodendecke in kleinen Meilern und streute die Asche aus. Selten wurde das Überlandbren­ nen angewendet. Die Brennflächen wurden nach Schneiter (1970) „Reiten" genannt. Nach dem Brennen wurden Roggen, Hafer und Kartoffeln ange­ baut, solange der Boden etwas hergab. Anschließend diente die Fläche als Weide. Die Bestockung entstand später meist spärlich, größtenteils durch An­ flug der Birkensamen oder aus Stock­ ausschlägen. Angeflogene Fichten wur­ den vom 10. Jahr an geastet oder her­ ausgehauen. Später wurden viele Bir­ kenberge in Fichtenwälder umgewan­ delt. In Passau sollen die Bischöfe schon im 18. Jahrhundert erfolgreich diese Wirtschaftsweise bekämpft haben, in Bayern begann man mit der Umwand­ lung erst nach 1800.

Abb. 1. Reutebrennen im Schwarzwald: Zeitgenössischer Stich aus dem 19. Jahrhundert von 1.1.2 Waldfeldbau in Verbindung mit Carl Roux, betitelt m it „Das Branden der Berg-Brachfelder im Schwarzwalde" (aus der Hochwald Sammlung der Arbeitsgruppe Feuerökologie, Freiburg.

Röderwaldbetriebe und Röderland­ zirk Trier noch heute verwendete Wald­ liegt die Umtriebszeit bei 12-20 Jahren, betriebe ortsnamen wie Hundsrod, Ascherod, und das Feld steht drei Jahre im Vor­ Rödeleck und Langrod, um die Bedeu­ dergrund. Außerdem werden keine Aus Fachwörterbüchern erscheint der tung des „Röderns" für den Kondel- Wurzelstöcke herausgenommen wie Begriff „Roden" in verschiedenen syno­ wald hervorzuheben. beim Röderwaldbetrieb. Schmitthen- nymen Ausdrücken wie Rod(e)land, Jäger (1835) definiert die Röderwal­ ner (1923) faßt in seiner Arbeit die Rö­ Rottland, im Plural Röder oder Waldrö­ dungen als Hochwaldungen, die nach derland- und die Haubergsbetriebe un­ der (Heppe 1779, zit. n. Kehr 1964). dem Abtrieb des Holzbestandes ein ter der Bezeichnung Reutfeldbetrieb Waldrod im Singular bedeutet oder mehrere Jahre dem Feldbau ge­ zusammen. Hundeshagen unterschei­ „holzleerer Platz" bzw. „gerodeter widmet werden (Gegensatz: Hackwal­ det zwischen Röderlandbetrieben und Platz im Wald" und „durch forstliche dungen sind Niederwälder). Schmitt- der Röderwirtschaft. Röderwirtschaft Fehler entstandene Blöße". Stahl (zit. henner (1923) führt ebenfalls als we­ wird nach seiner Definition auf Böden nach Kehr [1964]) führt einige Forstord­ sentlichen Unterschied von Röderwirt­ angewendet, welche nur vorüberge­ nungen auf, in denen das „Waldröder schaft und Haubergs- oder Hackwald­ hend zu landwirtschaftlichen Zwecken machen" verboten ist. Bauer und Stre- wirtschaft die Umtriebszeit an, die beim genutzt werden und welche auf lange litzki (1960) nennen in einer forstge­ ersteren bei 30-50 Jahren liegt. Der Sicht stets Wald bleiben sollen. Röder­ schichtlichen Untersuchung über die Wald hat also eindeutig eine höhere landbetriebe kommen nur in Feldfluren Entwicklung des Kondelwaldes im Be­ Stellung als das Feld. Beim letzteren vor. Diese „Feldholzzucht" wurde be-

21 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften trieben, um Böden urbar zu machen, eine Vermengung der humosen Be­ und es erscheint nach deren periodi­ um bei Holzmangel Holz zu produzie­ standteile mit der Asche bedingt. schen landwirthschaftlichen Benut­ ren, bei Mangel an Düngemitteln und Verschiedener Meinung sind A n ­ zung in den meisten Fällen nur ein um Futter- und Einstreumaterial zu ge­ onymus (1850) und Jäger (1835) über Ueberzug von Forstunkräutern und winnen (zit. nach Beil [1842]). Röder­ die Eigenschaften der Pfrieme, auch Be­ Sträuchern, z.B. Besenpfriemen u. landbetriebe werden von Beil (1842) senginster genannt (Spartium scopa- d g l." vor allem für Belgien und Nordfrank­ rium , heute: Sarothamnus scoparius). Zum Reutebrennen („Rütte" oder reich beschrieben (s. Abschn. 1.2). Anonym us (1850) bezeichnet sie als „Riddibrennen") Nach Bauer und S tre litzki (1960) Forstunkraut, da sie der aufkom m en­ gleicht der Ablauf der Röderwirtschaft den Saat schadet und dadurch nur Ko­ Nach den Ausführungen von Bartsch im wesentlichen dem der Haubergwirt­ sten verursacht, wenn man nicht noch und Bartsch (1940) wird zur Vorberei­ schaft im Sieger Land: eine dritte Kultur wie Heidekorn oder tung des Brennens im August bis Sep­ 1. Abtrieb eines größeren Niederwald­ Hafer anbaut. tember zunächst die Schlagfläche durch anteils und Nutzung der Stämme für flache Längsgraben oder Furchen, die Brenn-, Kohl- und Pfahlholz und für 1.1.3 Ein Beispiel aus dem Schwarz­ senkrecht zum Abhang verlaufen, in Eichenlohe wald: Die Reutbergwirtschaft kleinere Teilflächen zerlegt. In diese 2. Verbrennen des Reisigs und des Bo­ Streifen werden die unbrauchbaren Ei­ denüberzugs und Einharken bzw. Historische Entwicklung und Funktion chenäste quergelegt und die abge- Einpflügen der Asche der Reutberge schorbten Rasenstücke der Gräben 3. Aussaat von Hafer oder Korn. Im all­ („Wasen") aufgeschichtet. Anschlie­ gemeinen eine einjährige Nutzung. Vogelm ann (1871) charakterisiert die ßend werden die einzelnen Streifen Nach der Waldordnung von 1586 Reutbergwirtschaft folgendermaßen: von oben nach unten gehend gebrannt, wurden 3 Jahre als längste Periode „Jahrhunderte alt sind die Reut­ wobei das brennende Gestrüpp mit lan­ genannt. berge des Schwarzwaldes - m it Nieder­ gen Feuerhaken abwärts gezogen wird 4. Schließung der Rotthecken gegen holz bewaldete Berghänge, die nach (Abb. 1 und 2). Weide und sonstige Nutzung für dem Abtrieb des Holzes gereutet (ge­ Der Feldbau einige Jahre durch sogenanntes hackt), durch Verbrennen des Reisigs „Friedewaldlegen" (Cröver Weis­ (durch Flammen feuer) oder des Rasens In die Asche der abgebrannten Fläche tum ). durch Schmotfeuer gedüngt und dann wurde später das Saatgut eingehackt. 5. Später Öffnen der Hecken für Be­ einige Jahre lang für den Anbau von Im Kinzigtal wurde zum Unterbringen w e g u n g . Roggen, Kartoffeln und Hafer benutzt des Saatgutes der Stichelpflug (= Ge- Die Umtriebszeit wird auf 12-20 werden, nachdem sie vor dem Abtrieb birgshaken) oder Reißpflug angewen­ Jahre geschätzt. des Holzes Jahre lang zur Weide ge­ det. Nach Bartsch und Bartsch (1940) Zum Verbrennen des Reisigs und des dient haben. Auf manchen der soge­ säte man im Renchtal Winterroggen, Bodenüberzugs erwähnt Beil (1839), nannten Reutfelder wächst kein Holz zuweilen auch Hafer ein. Im Mittelalter daß dieses meist in Meilern geschieht, die in 20-30 Stunden durchgebrannt waren. Die Lösche (Erde- und Kohle­ gemisch) wurde dann erst kurz vor der Getreideaussaat verteilt. Das Badische Forstgesetz von 1836 verbot das Überlandbrennen ausdrück­ lich wegen der Ausbreitungsgefahr des Feuers und wegen der Schäden an Aus­ schlagsstöcken und Laßreisern. (Nach § 65 des Badischen Forstgesetzes [Karls­ ruhe 1836, S. 16] war „die Anlegung ei­ nes fortlaufenden Flammfeuers in Hackwaldungen ... unzulässig".) Die landwirtschaftliche Zwischennutzung ist nach Anonym us (1850) von W itte­ rung, Standort und von einer billigen und sicheren Kultur des forstlichen Saatgutes bzw. von ein- bis zweijähri­ gem Pflanzmaterial abhängig. Die forstwirtschaftlichen Erfolge sind dage­ gen durch sorgfältiges Verbrennen des Bodenüberzugs, also die Reinigung des Abb. 2. Eine zeitgenössische Photographie verdeutlicht die Technik des Reutebrennens, auf- Bodens von Unkräutern, durch eine genom m en au f einer Schlagfläche im Eichen-Birkenwald bei Lautenbach. Photo: Busam (aus Auflockerung des Bodens und durch der Samm lung der Arbeitsgruppe Feuerökologie, Freiburg).

2 2 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in mittel- und nordeuropäischen Landschaften

kultivierte man auch „Tatenkorn", den rungen für landwirtschaftliche Arbeits­ nahmen. 1933-1945 wurden aus Reichs­ Buchweizen. Im 3. Jahr baute man noch kräfte (Abetz 1955). Die Ackererträge mitteln bis zu 50 % der Gesamtauffor­ Kartoffeln an. Götz (1936) erwähnt so­ verbesserten sich durch Übergänge zur stungskosten bezahlt. Seit 1948 kam es gar noch einen Haferanbau im vierten Dreifelderwirtschaft. Auf Daueräckern wieder zu Zuschüssen auf Landesebene. Jahr. produzierte man preiswerter infolge Außerdem wurde man für die Auffor­ verbesserter Bodenbearbeitung, Dün­ stung auf 20 Jahre von der Grundsteuer Die Beweidung gung und Saatzucht (Abetz 1955, Hu­ befreit (Abetz 1955). Abetz empfiehlt Die Weide innerhalb der Reutfelder war ber 1965). Die Konkurrenz durch Ge­ die Anlage von Fichtenbeständen auf den Bauern sehr willkommen, da es treide- und Viehprodukte aus günstige­ den oft gut durchwurzelbaren, mit vielerorts an Weideflächen mangelte. ren Lagen machte sich durch eine bes­ Stickstoff angereicherten Böden. Er Nach Vogelmann (1871) brauchte ein sere Erschließung der entlegenen Täler macht aber die Einschränkung, daß Stück Vieh mindestens 8-10 Morgen bemerkbar (Huber 1965). Als einen wei­ Tanne und Laubholz als Beimischung, Weidefläche, um es den Tag über teren Grund für den Rückgang der wo immer es möglich sei, auch einge­ schwach zu ernähren, wobei es dazu Reutberge gibt Bernard (1862) die ge­ bracht werden solle. Auf schlechteren, morgens und abends noch im Stall ge­ ringen Erträge an, die auf Grund der trockeneren Standorten schlägt er die füttert werden mußte. Obwohl der sich immer weiter verschlechternden Mischung Douglasie oder Kiefer mit Weidegang auf gut bearbeiteten und Bodenverhältnisse kläglich ausfielen Laubholz vor. Begünstigt wurde das nährstoffreichen Weiden, die nur zeit­ (Vogel mann 1871, Hausrath 1938). Aufforstungsvorhaben auch durch die weise dem Ackerbau dienten, sehr viele „Durch starke Bodenerosion an den fortschreitende Erschließung des Lan­ Vorteile aufweisen kann. vielfach steilen Hängen ging die Er­ des durch Verkehrswege, den mögli­ „ Die Schwarzwälder Reutberge sind tragsfähigkeit mehr und mehr zurück" chen Absatz von schwächeren, in kur­ aber arm an Futter und reich an Pfrie­ (Abetz 1955). zen Umtriebszeiten erzielbaren Holz­ men. " sorten (insbesondere Faserholz) zu an­ Außerdem ging der sonst anfal­ Umwandlungen der Reutberge: gemessenen Preisen und allgemein das lende Dung aus dem Stall für den Acker­ Die Phase der Nadelwaldaufforstungen Steigen des Holzpreises gegenüber bau verloren. Der Viehtritt wirkte sich Preisrückgängen in der Landwirtschaft. negativ auf die Bodenverhältnisse aus: Als Konsequenz der wirtschaftlichen „N icht weniger als 40600 ha des es kam zu Bodenverdichtung und Ero­ Entwicklungen haben viele Bauern, vor heutigen Kleinprivatwaldes entfallen sion. Die darauf entstandenen Besen­ allem die Kleinbauern des Schwarz­ nach diesen Ermittlungen a uf A uffor­ ginsterheiden waren Ausdruck für die waldes, damit begonnen, ihre Reut- stung von Weid- und Reutfeldern und starke Bodenverhagerung (Emter und Weidfelder aufzuforsten. Die rest­ anderen landwirtschaftlichen Flächen; 1976). Die Übergänge der Begriffe der lichen Schälwaldungen begannen sich das sind 31 v. H. der durch die Kleinpri- Reut- und Weidfelder waren im Mittel- immer mehr zurückzuentwickeln. Die vatwaldaufnahme festgestellten Wald­ alter fließend. Die Weidfelder können Bauern pflegten ihre Bestände nicht fläche" (Abetz 1955). unter dem Begriff Reutberge subsum- mehr, da die Wirtschaftsweise ihre Ko­ miert werden (Emter 1976). sten nicht mehr decken konnte. Die Be­ 1.2 Brandkulturen im übrigen Europa „M it dem Unterbleiben des periodi­ stände überalterten, ihre Ausschlags­ schen Anbaus der Reutfelder und viel­ kraft ging zurück und es wurde kaum Schweden fach auch der regelmäßigen Bewei­ noch nachgepflanzt. Sie lichteten sich dung sowohl der Reut- wie der Weidfel­ auf, und andere Laubhölzer, vor allem Linné hat schon um 1800 die Wald­ der hat sich die Grenze zwischen beiden Hasel, fanden sich ein (Emter 1976). brandwirtschaft als Hauptackersystem verwischt" (Abetz 1955). Schon mit dem Inkrafttreten des Badi­ Schwedens beschrieben. Heikinheimo Abetz (1955) hat bei einer Kleinpri­ schen Forstgesetzes 1833 galt es „als (1915) erwähnt, daß diese Methode vatwaldaufnahme der Reut- und Weid­ vornehmste forstpolitische Pflicht, auf dort sehr üblich und verbreitet gewe­ felder in bäuerlicher Hand im Schwarz­ die unverzügliche Umwandlung jeg­ sen ist. Hausmann (1811) bezeichnet wald um 1850 etwa 60-70000 ha und lichen Niederwaldes zum Zwecke das Niederbrennen von Wald, um in die um 1950 noch 10000 ha ermittelt. der Ertragssteigerung hinzuwirken" Asche einzusäen, als „Swedjens". Nach (Hockenjos 1969). Heikinheimo (1915) wird die Brandwirt­ Der Niedergang der Die Bauern erhielten ab 1870 Förde­ schaft mit anschließender Kultur in Reutbergwirtschaft im 19. Jahrhundert rungen durch das Ministerium im In­ Schweden „svedning" oder „ragsved- nern, die Staatsforstverwaltung, den ning" genannt im Gegensatz zu „kol- Die Gründe des Rückgangs der Reut­ Badischen Forstverein und einige land­ fallssvedning", dem Brennen ohne fol­ berge waren vor allem volkswirtschaft­ wirtschaftliche Vereine. Die staatliche gende Kultur. Es wurden auch die Be­ licher und ökologischer Art. Viele Ar­ Förderung sah in erster Linie eine Ab­ zeichnungen „kasning" und „gröd- beitskräfte vom Lande wanderten in gabe von billigem Pflanzgut vor. Ab ning" verwendet. Schneiter (1970) be­ die Großstädte ab, und es entstand ein 1880 gab es zur Aufforstung von Reut- schreibt das Verfahren folgenderma­ Arbeitskräftemangel, der gerade die bergen und Ödländereien auch Auffor­ ßen: arbeitsintensive Reutbergwirtschaft stungsbeihilfen und Prämien vom „Im ersten Jahr entasten bis beeinträchtigte. Die Industrialisierung Staat. Die Landwirtschaftskammer Mannshöhe, im folgenden fällen, führte auch zu erheblichen Lohnsteige­ übernahm später die Förderungsmaß­ trocknen, gegen den Wind anzünden,

23 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften bestellen der Brandlichtung (swedior) besser sei, nicht in Reihen, sondern auf hen nach M iaskow ski (1878) bis ins 13. meist m it Roggen." Haufen zu brennen, damit der Brenn­ Jahrhundert zurück. Die ungeregelte Die halbverbrannten Stämme wur­ vorgang länger und intensiver ist. Reut- und Egartwirtschaft beherrschte den z.T. aus der Brandfläche gezogen, Auch in Estland wurde auf Acker­ auch die Hochebene der Alb (G öritz um sie im nächsten Sommer vollkom­ land mit Hilfe von herangeschlepptem 1848). Schneiter (1970) bringt die Na­ men zu verbrennen. Auf der Brandflä­ Erlenholz und -reisig gebrannt. M ick- men der Länder Schweiz (Schwiz) und che stellte sich dann rasch die Birke ein. w itz (1933) berichtet, daß dieses ge­ Schwedens in Verbindung mit den goti­ Heikinheimo (1915) nennt als die zu­ brannte Land später zu Daueräckern schen Begriffen für Schwenden: letzt ausführenden Gegenden in werden sollte. „s v ith ", später „s u e d a n " und „su iz". Schweden: Wermland, Angermanland, Vom Emmental wird schon 1764 Medelpad, Helsingland, Ostgotland, Belgien berichtet, daß es dort „Reuthölzer" Smäland, Blekinge und nördliche Lan­ gäbe, die 16-25 Jahre als Brennwald ge­ desteile. Auch Schneiter (1970) er­ Eine übliche Methode nach dem Ab­ nutzt und 1 Jahr mit Roggen bestellt wähnt, daß in Wermeland noch um schluß der Waldrodeepoche ist Rasen­ w urden (Ris und Schweizer, zit. n. 1895 Brandwirtschaft üblich war. Ange­ brennen auf Heideland. Dabei wurden Schneiter 1970). Kastenhofer (1818) baut wurden Roggen und anschließend die Flächen gebrannt, gekalkt und mit schreibt über die Brandwirtschaft im Rüben. Durch die Verbote der Regie­ Hafer, Klee und Besenpfrieme eingesät. Emmental, daß 20-30jährige Bestände rung und durch die Förderung der Dieses Verfahren wurde etwa alle 10 gebrannt wurden, die Asche einge­ Pflugkultur wurde der Brandwirtschaft Jahre wiederholt. In den Ardennen hackt und abwechselnd Kartoffel- und bald ein Ende gesetzt. Das schwedische wurden die Heideflächen alle 12-18 Gerstenanbau bis zur Erschöpfung des Brennverfahren zeigt Ähnlichkeiten Jahre geplaggt, das heißt, die geschif- Bodens betrieben wurde. Nachdem die mit den in Norwegen üblichen Brenn­ felten Rasenziegel wurden getrocknet ehemaligen Brandflächen mit Birken, m ethoden (M eitzen 1895) und ebenso und gebrannt. Anschließend wurden Erlen und Lärchen dicht bestanden mit den finnischen Verfahren (H eikin­ Roggen oder nach Frost (1909) bis zu 5 waren, wurde nach 8-10 Jahren wieder heim o 1915). Dies läßt auf Kontakte Jahre lang Hafer eingesät. Diese Me­ gebrannt. Diese Form der Brandwirt­ und Austausch innerhalb Skandina­ thoden wurden schon 1830 durch die schaft bestand bis 1867 (S täm pfli 1857). viens schließen. Das Heidebrennen war Behörden kontrolliert, da der Heidean­ Kastenhofer (1818) berichtet vom auch zur Verbesserung der Weiden teil zunahm und der Waldanteil immer Simmental, daß dort Allmendplätze, so­ üblich. Die besten Wälder Schwedens geringer wurde. genannte „ R ieder", den Armen zur Be­ sollen nach Heikinheimo (1915) auf ab­ stellung zugeteilt wurden. Zur Vorbe­ geschwendeten Böden entstanden sein. Großbritannien reitung von Gemüseäckern wandte man das „Mutthaufenbrennen" an. N orw egen In England war schon vor dem M ittelal­ Diese Form wurde auch in Feldfluren ter der Heiderasenbrand (geplaggt auf durchgeführt (Miaskowski 1878). Das Brennen zu landwirtschaftlichen Erdhaufen) sehr verbreitet. Im Westen Zwecken soll bereits im 16.Jahrhundert war die Brandkultur noch mehr ver­ Österreich durch die Finnen eingeführt worden breitet. Im 18. Jahrhundert wurde ohne sein. Heikinheimo (1915) erklärt die Rasen nur m it Reisig gebrannt. Dies ge­ In Oberösterreich war die Brandwirt­ Ähnlichkeiten der Verfahren in Skandi­ schah vor allem auf schweren Tonbö­ schaft am weitesten verbreitet im Lau- navien vor allem durch die durch Ein­ den, wo durch langsames, nicht zu hei­ satal an der Grenze zur Steiermark. Die wanderungen entstandenen Kontakte. ßes Abbrennen die S truktur des Bodens Waldbauernhöfe, denen wenig Acker sich deutlich verbesserte. zur V erfügung stand, beschränkten sich B altikum Ernle (1961) erläutert, daß der Be­ auf zweifache Aussaat von Roggen auf g riff „paring and burning" (Schälen die gebrannten Waldflächen. In Liv- und Kurland (Lettland) war die und Brennen) auch mit „devonshiring" In Niederöstereich wurde aus glei­ Brandwirtschaft dadurch nicht so ver­ bezeichnet wird. In Devonshire kam im chen Gründen, nämlich Feldknappheit, breitet, daß 85 % der Wälder im Staats­ 16. Jahrhundert der Brustpflug auf, mit in der Gegend von Waidhofen an der besitz war und der Staat eher die Forst­ dem man Rasenziegel abplaggte, zum Ybbs bis Gaming bei einer Umtriebszeit wirtschaft unterstützte. Die Bedeutung Decken der Häuser oder zum Brennen. von 15-20 Jahren Erlenniederwald ge­ des Brennens ist aber dennoch anhand Gegenwärtig wird zur Verbesserung brannt. Bei der Bestellung w urde das von Liedern und Erzählungen erkenn­ der Schafweide und im Habitat-Mana­ Weidegras mit der Roggensaat ausge­ bar. Vielfach wurde auf waldfreien gement des schottischen Moorschnee­ bracht. Mit Zunahme der Steinkohle­ Äckern mit herantransportiertem Holz huhns (Lagopus lagopus scoticus Lath.) nutzung in den Eisenhütten und dem gebrannt. Nach Gmelin (1774) wurden in der Moorheide gebrannt (Gossow Ausbau des Bahnnetzes ging der Wald­ in Livland ganze Wälder verbrannt, um 1976; s.a. Beitrag von Webb in diesem feldbau zurück. die Asche auf den Äckern zu verteilen. H eft). H afner (1979) berichtet von der In Lettland brannte man das Holz in ei­ Steiermark, daß die Brandwirtschaft ner „F ra tte " (Zeile) und zog es bren­ Schweiz schon uralt ist und schon vor der Schaf­ nend zur nächsten. Friebe (1795) be­ fung der Raumrechte in der Waldord­ richtet, daß es auf den mageren Böden Die Ursprünge der Brandwirtschaft ge­ nung von 1767 bestanden hat.

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„So konnte nach den Markstatuten und Vorau war 1933 noch Brandwirt­ reich bis „w e it hinter das 11. Jahrhun- von Aflenz (1492) ein huebmann auf schaftüblich. dertzurück". Die Gründe für diese W irt­ der gemain des Marktes prachen, doch „Es war auch in der Zeit von schaftsform sind verschiedenartig: Ur­ nur mit Wissen, Willen und nach Auszei- 1919-1937 eine Zunahme des Brennens barmachung von Ländereien, Anlage gung des Marktrichters. Er durfte nur feststellbar. Die Betriebe stellten sich und Verbesserung von Weiden, Gewin­ zweimal Korn, Haiden oder Hafer an­ bei sehr niedrigen Löhnen für fremde nung von Ackerböden und Rebbergen bauen, dann mußte der das Feld nach Hilfe auf gesicherte volle Selbstversor­ in Wald und Garrigue. Folgen dieser dem Brand wieder der gemain überlas­ gungsgrundlage für Mensch und Vieh" Nutzungen waren aber vielfach Boden­ sen" (Hafner 1979). (Schneiter 1970). erosion und Abschwemmung und nack­ In Salzburg vergaben die Förster ge­ Ein Bergbauer aus Amasegg (zit. ter Felsboden. gen einen ,Zehnten' ein dreijähriges nach Schneiter): Auf Korsika wurden lediglich die Reutrecht. „Nach dem Ersten Weltkrieg wollte Weideflächen alle 20-50 Jahre ge­ „Niemand soll dem andern Rüthöl- sich keiner mehr so anstrengen, aber brannt. Diese Maquis oder Macchiaflä­ zer wüsten, bevor er beide Nuzungen jetzt sind sie wieder darauf gekommen, chen wurden auch zur Holzkohleher­ und den Hafer heraus hat" (Kilchberg wie gut das Branden ist; wenn der Bauer stellung und für Brennholz genutzt. 1515, zit.n. Hafner 1979). gar keinen Brand vergibt, raufen die Im Elsaß war vor allem das „K rü tt“- Durch viele Reut-, Schwend- und Keuschler fast darum." oder „7repoux"-Verfahren, ein Ge­ Brennverbote und Strafsätze innerhalb Die Waldalpen sind zur Köhlerei­ büsch- und Rasenbrennverfahren, ver­ des Waldgesetzes versuchte man im 16. epoche bis zu 1400 m Höhe bestellt breitet. Einige Bürger der Gemeinde und 17. Jahrhundert die Brandwirt- worden. Als deutliche Spuren des hatten auf der Allmende der Vogesen­ schaft zu kontrollieren. Nach Schneiter Brandfeldbaus werden die Auflese­ täler Sondernutzungsrechte in Form wurden in der landständischen Zehent­ steinhaufen genannt. Schneiter zitiert von Losen, die in den Gemeindehäusern ordnung von 1577 in Kärnten und 1605 auch einen Forstkommissär aus Mar­ vergeben wurden. Auf diesen Losflä­ in der Steiermark Branderabgaben burg, der bei einer Versammlung des chen durften sie brennen und einige (Greut) eingeführt. Nach den Abgabe­ Forstvereins das Schwenden und Bren­ Zeit Feldbau betreiben. Diese Lose vorschriften mußte der Anbauer die nen im Gebirge für das Senken der Holz­ nannten sich Krütt, Trepoux oder Por­ zehnte Abgabe dem Staat und die grenze verantwortlich macht. tions. Das Verfahren läuft ähnlich wie neunte dem Grundherrn oder der Kir­ Zum Brennverfahren: Der Arbeits­ viele schon beschriebene Systeme ab: che geben. Um die Brandwirtschaft ablauf beginnt im Mai mit dem Die Fläche wurde geschwendet, die wieder unter Kontrolle zu bekommen, Schwenden; 8 Wochen später erfolgt oberste Bodendecke abgeschält ordnete die Kaiserin Maria Theresia das Brennen möglichst bis zum 25. Juli, („Krittschaben"), getrocknet auf Hau­ eine räumliche Trennung der Raum­ gesät wird im August. Diese Brandform fen und mit Rasenziegeln zugedeckt rechte (Brennen, Weide) und der Stock­ wird „Streubrand", die gebrannte Flä­ gebrannt. Nach dem vorsichtigen Bren­ rechte (Waldschutz) durch eine Aus­ che „Rußbrand" bezeichnet. Erfolgt das nen im Winter oder Frühjahr (es sollen markung der Länder durch eine Kom­ Brennen wegen schlechten Wetters erst keine Flammen zu sehen sein), wird die mission an. Außerdem wurde zwischen im nächsten Frühjahr, nennt man diese Asche verteilt und Kartoffeln, später unterräumtem Stockrecht (bestockte Form „Schneckenbrand". Das Nachle­ Roggen angebaut. Das Stroh wurde we­ Weide), limitiertem Stockrecht (Bren­ sebrennen einen Tag nach dem Streu­ gen seiner Zähigkeit für die Herstellung nen nach dem Holzabtrieb, kein Wei­ brand bezeichnet man als Obrennen, von Sesselsitzen verwendet. Nach ei­ den, aber Aufforsten) und ledigem Abbrennen oder Schlußbrennen. nem weiteren Jahr Anbau auf guten Stockrecht für ,Nurwald' unterschie­ Vor dem Brennen wird das Astmate­ Böden folgten 10-20 Jahre Brache. Die den. Doch auch diese Kontrollmaß- rial möglichst waagerecht auf den ab­ Verlosung dieser Flächen erfolgte meist nahme erbrachte nicht solche Erfolge zubrennenden Streifen (Jaun) gelegt, unentgeltlich, da hauptsächlich die be­ durch geringe Aufsicht und Fachbera­ so daß dieses gut mit langen Brennha­ sitzärmeren Leute daran teilnahmen. tung. Das Brennen im Holzschlag wurde ken (ein 4 m langer Holzstiel mit einem Durch starken Druck der französischen dagegen sehr gelobt, da die herr­ 1,5 m langen Eisenhaken) herunterge­ Behörden wurden viele Flächen aufge­ schende Fichte ihre ökonomische Hau­ zogen werden kann. Ein Mann über­ forstet; der übrige Teil verblieb als barkeit schon mit 70 Jahren erlangte. nimmt dabei einen 2-3 m breiten Weidefläche. Um 1850 betrug der Gesamtumfang Brennstreifen. Die Bezeichnung „R eit" aller Brandflächen 87297 ha, davon für Brand oder Jaun in der Weststeier­ Spanien entfielen auf den Bezirk Bruck allein mark läßt darauf schließen, daß sich die 54436 ha. Die Gründe für das Auflassen dortige Brandwirtschaft von Formbach Die Brandwirtschaft Spaniens war in der Brandwirtschaft in der Steiermark (Bayern) ausgebreitet hat. In der West­ vielen Provinzen bis ins 20Jahrhundert sind dieselben wie in Ober- und Nie­ steiermark wird das Brennen der Weide verbreitet. Stoppelbrände, Rasenbren­ derösterreich: billigeres Mehl von au­ „Senga" genannt. nen in den Pyrenäen, Küttis- und Busch­ ßerhalb, erhöhte Arbeiterkosten sowie waldbrände waren die häufigsten Me­ Arbeitermangel und das Nichtanpassen Frankreich thoden. der Preise an die mühselige Erzeugung. Die Lose von Allmendflächen hei­ In den Bezirken Deutschlandsberg, Nach Lamprecht (1872) führen die An­ ßen in Spanien „Labranzas", bei Eigen­ Frohnleiten, Münzenschlag, Birkfeld fänge der Brandwirtschaft in Frank­ tum auf Lebenszeit „Quinjones". Nach

25 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften

10 Jahren wurde gebrannt und im Köhlerei. Die slowenischen Reuter w ur­ brandwirtschaft sieht Fleikinheimo in Herbst die Frucht eingesät, z.T. mit den „R o v ta ri" und die Betriebe mit der Getreideproduktion, die für die Ginster- oder Kiefernsaat zusammen. Brennkultur „R o v tih " genannt. In Slo­ ehemaligen Kirchspiele sehr wichtig Im Gegensatz zu anderen Ländern wur­ wenien gingen zahlreiche Gebote von war. Die Brandwirtschaftsmethoden den die Äcker auch zusätzlich mit Stick­ der Regierung aus, die aber nicht die unterteilte man in Finnland in solche, stoff, Phosphor und Kalk gedüngt. Rodungen aufhalten konnten. Erst die in natürlichen Wäldern (gewöhnlich Von Andalusien wird berichtet, daß nach Ende der Köhlerei durch die Ein­ Hochwäldern), und solche, die in Brand­ nach dem Schwenden im Oktober und fuhr von Steinkohle gaben viele Bauern wäldern (Hack-, Nieder- oder Mittel­ dem anschließenden Brennen 2-3 Jahre die Brandwirtschaft auf. Beim Verfah­ wäldern) betrieben wurden. Die erste- Ackernutzung stattfindet. In Bajadoz ren, das im Gebirge in 700-1000 m Höhe ren, sogenannte Waldbrandländer, diente das Brennen zur Verbesserung angewendet wurde, schwendete man wurden sehr weit von den Siedlungen der Weide. Es wird aber auch vor land­ zuerst die Fläche bodeneben. Das als entfernt angewendet. Bei dieser Me­ wirtschaftlichen Kulturen gebrannt. In „P o z ig a ti" bezeichnete Brennen er­ thode wurden die größten Stämme auf Granada, insbesondere in der Sierra Ne­ folgte Mitte Juni in 8-10 m breiten der Fläche durch Ringeln oder Schlagen vada wird bis zu 1500 m Höhe gebrannt Brandstreifen (Postat, Pzar oder Lazi). einer Kerbe zum Trocknen gebracht und kultiviert. In Santander wird das Im Juni säte man dann mit dem Einhak- und beim Abbrennen stehengelassen Schwenden mit Abschub der Narbe auf ken der Asche Buchweizen und im oder im Spätwinter abgeholzt. Die ge­ 5 cm betrieben. Die Aufforstungen mit Herbst z.T. noch Roggen oder Hafer. fällten Stämme wurden mit Ästen 2-3 Eukalyptus wurden in dieser Provinz im­ Jahre trocken liegengelassen und erst mer wieder durch natürliche Brände Tschechoslowake i im Juni gebrannt (Abb. 3). zerstört. Die Bewirtschaftungsformen waren In den westlichen Bezirken wie Velky- in Finnland sehr vielgestaltig. In der Italien Berzny und Perecin war das Nieder­ Landschaft Häme wurde der Boden gar waldbrennen verbreitet. Die Nutzungs­ nicht bearbeitet und nur einmal gesät Der Brandackerbau mit Niederwald weise der Bergbauern dort heißt „Pa- (Verfahren huhta oder ylipalo). In Savo (cesinare) trat vor allem in Süditalien seceni" und wurde in der Form durch­ wurde zweimal gebrannt, gepflügt und auf; sonstige Brennsysteme wie Stop­ geführt, daß der siebenjährige Bestand geeggt und einmal eingesät. In Karjala pelbrennen (fuocchi correnti) und Erd- im Sommer geschwendet, die Narbe mit wurden die Stämme 3-4 Jahre zum und Rasenbrennen (d e b b i) in ganz Ita­ der Hacke geöffnet und im Frühjahr ge­ Trocknen liegengelassen, der Boden lien. brannt wurde. Die Saatfolge war Mo­ leicht bearbeitet und zweimal gesät. In Das „ce sin a re " beschränkte sich auf här, Kartoffeln, Roggen (Hafer), Hafer. Nordkarjala brannte man auch zwi­ das Gemeindeland. Die mit Lärchen, Er­ Es folgten 6-7 Jahre Brache oder als Al­ schen den beiden Roggenernten. Diese len und Eichen bestockten Flächen w ur­ ternative zwei Jahre Hafer und zwei Waldbrandkultur wurde das ganze den nach 10-20 Jahren umgetrieben Jahre Wiese. 19. Jahrhundert über betrieben. und zwei bis drei Jahre kultiviert. Die Die zweite Methode, die Wechsel- Landesentwaldung nahm trotz späte­ Finnland (Zirkulations-)Brandländer, w urden in rer Brennverbote bzw. die nötige Zu­ der Nähe der Siedlungen betrieben. stimmung beim Kreiswirtschaftsrat im­ „ Die ersten Finnen betrieben der Über­ Ihre Umtriebszeit betrug 20-35 Jahre. mer mehr zu. Es kam zu Waldblößen, lieferung nach, nur Waldbrandwirt­ Man unterscheidet zwischen Rüben-, Bodenerosion und Waldverwüstung. sch a ft" (Schneiter 1970). Gersten- und R oggenbrandfeldern. Bei Als anschauliches Beispiel dienen die Die Kulturmethode der Brandwirt­ den beiden ersten Methoden wurde kahlen Berge des mittleren und südli­ schaft ist nach Fleikinheimo (1915) sehr der Boden nur einmal bestellt. Bei der chen Apennin. verbreitet gewesen, obwohl es keine letzten Methode, dem Roggenbrand­ genauen Zahlenangaben darüber gibt. feld, wurde mit der Fruchtfolge Rog­ Albanien und Jugoslawien um die Jahre 1870, 1890, 1900 gen, Hafer, Gerste, Rübe und Buchwei­ und 1910 wurden jährlich etwa 50000, zen bis zu 5 Jahren kultiviert. Die Um­ Waldbrandwirtschaft war besonders an 17300, 7700 und 3800 ha Wälder triebszeit war kürzer als bei beiden an­ der Küste im Kreis Lushuja üblich. Im zwecks Abbrennens gerodet. Wegen deren Methoden und betrug nur 15-20 Gegensatz zu anderen Ländern wurde Bewerkstelligung des Bodenbrennens, Jahre. in Albanien ausschließlich Mais ange­ Anbau der Kulturpflanzen und Weide­ Das Brennen selber w u rd e ebenfalls baut, bis die Bodenkraft nachließ. Im nutzung verbleibt eine solche Fläche recht unterschiedlich gehandhabt. So Gebirge säte man aber auch Roggen durchschnittlich meist 8 Jahre offen, so schaffte man die Stämme nach dem und Gerste bis zu sechs Jahren h in te r­ daß um die gleiche Zeit etwa 400000, Ästen und Schälen weg und verarbei­ einander. 138400, 61600 und 30400 ha Land tete sie zu Teer (in den Länen Oulu und Nach M ü lln e r (1902) wurde in Jugo­ waldlose Brandflächen und Ahos (= äl­ Waasa). Das Feuer w urde an m ehreren slawien hauptsächlich im oberen Teil tere Brandflächen) ausmachten ...In Stellen entfacht, und das Gebiet des Sanntales, in der früheren Unter­ Wirklichkeit haben aber diese Ziffern brannte allmählich ab (kulottaminen) steiermark und im Nachbarland Krain bedeutend höher sein können" (Hei- oder das Brennmaterial wurde zu Hau­ Brand Wirtschaft betrieben. Im Krain tat kinheim o 1915). fen gestapelt und mittelst Stangen von man dies im Zusammenhang mit der Die große Bedeutung der Wald­ einer Seite zur anderen gezogen (rin ta -

26 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in mittel- und nordeuropäischen Landschaften

Abb. 3. Zeitgenössische Darstellung der Brandwirtschaft in Finnland um 1887. Das Schlagabraumbrennen diente zur Vorbereitung der land­

wirtschaftlichen Zwischennutzung und der Verbesserung der Wuchsbedingungen für die neue Waldgeneration. Nach Lindholm, Edlund

und Tilgman (aus der Sammlung der Arbeitsgruppe Feuerökologie, Freiburg). roviolle polttaminen) (Abb. 4). Manch­ handlung zu erhalten, der die Wechsel­ Wo die Brennholzzufuhr aus dem mal wurden sogar abgeschälte Nadel­ brandländer unterworfen gewesen Umland gesichert ist, .brannte man holzstämme aus anderen Gegenden sind." schon nach fü n f Jahren. Schneiter auf das Gebiet parallel angeordnet ver­ (1970) erwähnt Quellen, in denen schon teilt (viertäminen). Man mischte z.T. Rußland 946 n. Chr. Brandfeldbau in Rußland zur Ackersaat auch Grassaat bei, um die nachgewiesen ist. Das Brennverfahren spätere Weide zu verbessern. Der Ver­ In Rußland gab es nach Heikinheimo verläuft folgendermaßen: such, Samenbäume, vornehmlich Kie­ (1915) noch Anfang des 20. Jahrhun­ Nach dem bodennahen Abtrieb des fern, stehenzulassen, damit möglichst derts sehr ausgedehnte Brandflächen. Bestands im Mai/Juni wurde Astwerk schnell Wald aufkommen konnte, Um 1900 existierten in den Gouverne- von angrenzenden Flächen herange­ setzte sich nicht durch. Um das Ausmaß menten z.T. bis zu 43 % reine Brandflä­ schleppt und entweder noch im Herbst der Wechselbrandländer darzustellen, chen. Besonders in den Gouvernemen- oder erst im Frühjahr im trockenen Zu­ sei hier Heikinheimo (1915) zitiert: ten Olonetz, Nowgorod, Wologda und stand gebrannt. Dabei benutzte man „In einem Zeitraum von 100 Jahren im nördlichen Teil Perm und Wjatha. In lange Haken zum Vorwärtsbewegen wird also das Land bei Benutzung einer geringerem Ausmaß wurde in den Gou- der „Brennwalze". Im Frühjahr wurde 25jährigen Umlaufszeit 4mal eingeä­ vernementen Pskow und St. Petersburg Gerste, Lein, Erbsen, Hirse, Weizen, als schert, je 12mal gepflügt und geeggt und Ufa Brandwirtschaft betrieben. Die Nachfrucht Rüben und als Herbstsaat und 12mal mit Getreide bestellt. Zum Methoden glichen sehr den finnischen Roggen und Weizen angebaut. Die Saat Roden, Brennen und Getreideanbau Brandsystemen und ebenso die Zusam­ wurde mit einer Astegge oder einem wäre demnach 20 Jahre, zum Grasan­ mensetzung der Brandwälder. Nadelholzwipfel eingeeggt. Nach eini­ bau 12 und zur Weidenutzung 68 Jahre Heikinheimo (1915) erwähnt neben gen Anbaujahren wartete man 10-20 gegangen. Da auf vielen Stellen ausgedehnten Erlenwäldern in Rußland Jahre mit dem nächsten Abtrieb. Ma­ 500-1000 Jahre Brandwirtschaft getrie­ die Baumarten Lärche (Larix kaempferi gnus (1855) erwähnt die Methode, mit ben worden ist, müßte man die er­ Car.), die sibirische Fichte (Picea omo- einem Schneitier die Äste von den Bäu­ wähnte Ziffer mit 5-10 multiplizieren, rika Purk.) und die Zwirbelkiefer (Pinus men abzuschlagen, indem man diesen um ein vollständiges Bild von der Be­ cembra L; heute: Pinus sibirica). mit einem bügelartigen Sitz nach oben

27 Goldammer, Montag, Page ■ Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften zieht. Später wurden diese kahlen sen w ü rd e n sich natürlich Eichen-Bu­ dem Plaggen. Wenn aber die Heide Stämme stehengelassen und gebrannt. chen-, Buchen- oder Eichen-Birkenwäl- nicht mehr geplaggt und gebrannt Kessler (1811) führt in einer „Wei­ der ein fin de n . wird, wenn sie einfach alt wird, dann sung über ländliche Arbeiten" von dem Der menschliche Einfluß bestand stirbt sie nach etwa 14-16 Jahren." Fürsten Jaroslawl, aus dem 11 Jahrhun­ vor allem in der Holz- und Streunut­ Durch den Brand wächst die Heide dert an, daß zum Schutz der Aussiedler zung, der Viehweide, dem Mähen und infolge der Freisetzung der Nährstoffe gegen Feuergefahr Rodebeschränkun­ Abplaggen für Schafzucht und Bie­ oft dichter und blüht stärker (M uhle gen eingeführt wurden. nenweide. Der Höhepunkt dieser Nut­ und Röhrig 1979). G rant (zit. nach zungen war etwa 1800-1850 (M uhle M uhle und Röhrig) gibt eine kritische 1.3 Heidebrennen und R öhrig 1979). In G roßbritannien Brandtemperatur von 290°C für Knos­ zählte zur Bewirtschaftung dieser Hei­ pen und 200° für Samen an und W h itta - Große Heidegebiete befinden sich vor deflächen vor allem das Heidebrennen ke r (zit. nach M uhle und Röhrig 1979) allem im feucht-gemäßigten Klimabe­ (Schnelter 1970, M uhle und Röhrig eine Temperatur zwischen 340 und reich in Nordwesteuropa (M uhle und 1979). Aber auch in Frankreich und in 440 °C fü r die Vegetation. Röhrig 1979). Die wesentlichen Ver­ Nordwestdeutschland wurden die Hei­ Pinckert (1874) beschreibt die Me­ breitungsgebiete der Ginster-Heide- deflächen regelmäßig gebrannt (Tüxen thode der Urbarmachung des Heidebo­ strauch-Heiden sind in Großbritannien, 1966, Schnelter 1970). Tüxen (1966) be­ dens mittels Verbrennen des Heide­ Irland, Süd-Norwegen, Südschweden, schreibt die Notwendigkeit des Bren­ krautes. Bei dieser Methode wird im­ Dänemark, Nordwestdeutschland, Hol­ nensfolgendermaßen: mer nur so viel gebrannt wie auch bald land, Nordbelgien und Nordwest- „W o aus irgendwelchen Gründen umgepflügt werden kann, um die Dün­ Frankreich. Nach Ellenberg (1978) sind nicht geplaggt werden konnte, griff gewirkung zu erhöhen. Anschließend diese Heideflächen mit wenigen Aus­ man gelegentlich auch zum Feuer, um wird geeggt, und die übriggebliebe­ nahmen anthropogen entstanden. Un­ die Heide zu verjüngen. Keimt sie doch nen Heidekrautwurzeln werden auf ter diesen Boden- und Klimaverhältnis­ nach dem Brande so reichlich wie nach Haufen verbrannt. Bei der Methode des

Abb. 4. Die in den nordischen Ländern angewandten Brenntechniken und Abb. 5. Dem onstration von Techniken des kontrollierten

W erkzeuge sind vergleichbar m it denen aus M itteleuropa (vgl. Abb. 1 und 2). B re n n e n s a n lä ß lic h e in e s S e m in a rs a u f d e r S c h w ä b is c h e n A lb

Historisches Photo aus Parviainen (1996) im Jahr 1978. Im Bild: K.-F. Schreiber (Universität Münster).

28 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften

Abplaggens der Heidenarbe wird zu­ „Für viele Tausende von Menschen die Vegetation selbst, durch den Blatt­ erst gebrannt, dann mit Plaggenhaue der einzige Broterwerb, bis je tzt wenig­ fall, durch die Stoppeln und Wurzeln oderSchälpflug Plaggen geschält. Diese stens und höchst wahrscheinlich für im­ soll ein Ackerkrumen gebildet, soll werden zum Trocknen aufgestellt und mer das einzige, einfachste, sicherste neues Leben in den toten Boden ge­ später in hohlen Haufen gebrannt. Bei und sehreinträgliche Mittel zu jeglicher bracht werden. “ beiden Methoden wurde anschließend Kultivierung der Hochmoore, zählt Brünings (1881) verurteilt die Ver­ landwirtschaftlicher Anbau betrieben. doch der Brandfruchtbau..." (Brünings fahren, in denen von Brachruhezeiten Das Heidebrennen war aber wegen 1881). von 15-30 Jahren geredet wird. Die häufig vorkommender Waldbrände nur Die Verfahren in den Mooren sind ökologisch sinnvollste Methode sieht er nach einer Anmeldung bei der Forstpo­ nicht einheitlich. SchneiterCl 970) erläu­ in dem mehrmaligen leichten Über­ lizei unter genügend Aufsicht erlaubt tert ein Verfahren mit einer Grundwas­ brennen. Er betont wie Brüne (1948), (Borchers und Schmidt 1973). Dies serspiegelabsenkung, Trocknung und daß nicht das Moor selbst, sondern auf wurde schon in der Holzordnung vom Brennen der Plaggenscholle auf dem Moor gebrannt werden soll. Das 1. Mai 1651 gefordert: Haufen. Feuer soll in größter Eile über die Fläche Ziff. 5 . Niemannt... umb keiner- Brünings (1881) berichtet, daß ein laufen. Dies wurde von Brünings (1881) ley Uhrsachen willen die Heiden anstek- Pächter die Spezialentwässerung und als verbessertes Brennen bezeichnet. ken und brennen soll, er zeige eß dan die Erhaltung und Räumung der an­ Das gebrannte Land kann nun als Gar­ zuforderst den beambten und förstern grenzenden Gräben dann übernehmen tenland, nachhaltiges Ackerland, auf­ des orts an" (Hildesh. Br. 1t. 64, Abschn. 1 muß, wenn das Moor einem Groß­ gekalkt zum Kleeanbau, als Wiese ge­ Nr. 1 zit. nach Borchers und Schmidt 1973). grundbesitzer oder dem Staat gehört. nutzt oder aufgeforstet werden. Trotzdem kam es o ft zu Großbrän­ Um eine Fläche, ein etwa 30,5 ha großes Im Jahr 1877 wurden in Bremen eine den, ob vom Mensch verursacht oder „Kamp", wird ein zwei Fuß breiter Moorversuchsstation und auch ein natürlich entstanden: „Grüppe" (Graben) gezogen. Dann „Verein gegen das Moorbrennen" ge­ „Abgesehen von örtlich begrenzten wird der „Kamp" in 10 m breite Acker­ gründet. Die Forschungsarbeit, die dort Bränden hat auf diese Weise 1645,die streifen geteilt, und zwar ebenfalls geleistet wurde, brachte die Moor­ gantze Roffkammer in flammen ge­ durch „Grüppe". Die sogenannten Bül­ brandkultur Anfang des 20. Jahrhun­ standen'und sind weitere Groß flächen­ ten auf der Fläche werden dann mit derts in Deutschland zum Erliegen. In brände 1664 bei Fuhrencampe bei dem Moorhaken umgerissen und auf Holland und Belgien wurde noch um Fuhrberg, 1719 bei Ültzen, 1776imHei- der Fläche verteilt. Ein Überzug mitGär- die Jahrhundertwende weiterhin so diken (Süsing), 1786 Telmer Busch, 1768 bermyrthe (Myrica gale L.) wird mit der verfahren. Auch in Finnland wurde ein Langlinger Holz, 1780 zwischen Oster Moorhaueflach abgehackt. Im Frühjahr „M oorkulturverein" gegründet (1895), Moor und Rabkammer, 1788 im Bätz- werden dann die Bülten zum Trocknen der wie in Deutschland für den Rück­ loh, entstanden" (Borchers und gewendet. Das eigentliche Brennen gang dieses Systems verantwortlich war Schmidt 1973). wird mit dem Wind von Männern mit (Heyer 1914). Die Schafzucht ging durch billige breiten Eisenschaufeln und dicken Wollimporte erst im 19. und 20. Jahr­ Holzschuhen durchgeführt. M it der 1.5 Auswirkungen historischer Brenn­ hundert zurück. Umwandlungen zu Schaufel wird das Feuer von Bülte zu verfahren auf Sukzession und Ackerland und Aufforstungen folgten. Bülte verteilt. Brünings (1881) nennt Zusammensetzung von Wald­ Doch es wird versucht, die Heidege­ dies „Feuer säen". Nach dem Brennen gesellschaften biete, soweit es möglich ist, aus kultur­ wird der Moorbuchweizen („eine ei­ geschichtlichen, aus Gründen der Erho­ gene schwerere weil feinschalige, wohl Emter (1976) gibt bei seinen Untersu­ lung und des Naturschutzes zu erhalten etwas kleinkörnigere Species") einge­ chungen über die Folgen der Reutberg­ (Muhle und Röhrig 1979), d.h. eine na­ sät. Dies erfolgt jeweils im Frühjahr nun nutzung im Kinzigtal an, daß das Bren­ türliche Sukzession zu unterbinden weitere fünf Male. Vor dem Brennen nen die Feldschicht zerstört. Bei kurz­ (Muhle 1974). wird jeweils mit einer hölzernen Egge, fristiger Hitzeeinwirkung wie beim Sen­ die von zwei Leuten gezogen wird, ge­ gen werden meist nur die oberirdischen 1.4 Moorbrennen eggt. Die Bültenreste entwickeln sich zu Teile der Pflanzen zerstört und Pflanzen Ackerkrumen. Nach der letzten Buch­ mit tiefreichenden Rhizomen wie z.B. Die Moorbrandkultur war in Finnland, weizenernte kann dann Moorroggen der Adlerfarn (Pteridium aquilinum (L.) Rußland, Holland und Belgien üblich. eingesät werden. Den Zweck des Bren­ Kuhn) überleben dies ohne Probleme. Von Holland aus wurde sie um 1600 nens beschreibt Brünings (1881) fo l­ Auch können hartschalige Samen über­ auch in die nordwestdeutschen Moor­ gendermaßen: dauern wie z. B. die Samen von der Be­ gebiete eingeführt. Bis 1850 war das „ Durch das Feuer soll das durch Ver­ senheide (Calluna vulgaris (L.) Hüll). Die Moorbrennen dann auch in Nordwest­ wurzelung gebildete feste Faserge­ Besenheide ist auch sonst dem Feuer deutschland üblich (s.a. Wichmann webe des Moores zerstört, aus der fe­ gewogen; nach einem kurzzeitigen 1976). Trotz der Brennverbote, die seit sten Masse also eine zerbrökkelte, erd­ Brand schlägt sie dichter aus und blüht 1720 wegen Überhandnahme des Sy­ artige, ein erstes Keimbett geschaffen, reichlicher. Ebenso günstig w irkt sich stems festgesetzt wurden, waren die durch die wie Mergelung wirkende das Feuer auf die Brombeere (Rubus Strafgelder so gering, daß sie den spä­ Hitze sollen die Säuren neutralisiert, die fruticosus L.) aus. Auch das Keimen des teren Steuern dafür entsprachen. Bodenbestandteile verbessert, durch Besenginsters (ein ausgesprochener

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Lichtkeimer) ist durch das Brennen be­ m ann (1980) über die Geschichte der Ei­ wurde das Brennen des Bodenüberzu­ günstigt. chenw älder des Spessarts zeigen, daß ges zur Vorbereitung von Kiefernkultu­ Durch den folgende Ackerbau tre­ ab dem hohen Mittelalter die Bauern in ren empfohlen (Hesmer 1949). ten vor allem folgende Schlagpflanzen den Hutwaldungen der Region „bran- und Bodenpioniere auf: delten", um die Weide zu verbessern; 1.7 Auswirkungen historischer Brenn­ Sarothamnus scoparius (L.) Koch, Waldorte wie „Sang" und „Brandheid" verfahren auf die Atmosphäre Pteridium aquilinum (L.) Kuhn, Teu- deuten auf diese Kulturpraxis hin. Die crium scorodonia L., Solidago virgaurea gezielt gelegten Bodenfeuer töteten in Das M oorbrennen im nordw estdeut­ L., Rubus fruticosus L., Deschampsia der Regel die dünnborkigen Buchen schen Raum liefert Zeugnis für Um­ flexuosa (L.) Trin., Anthoxantum odora- (Fagus sylvatica) ab, während die dick­ weltprobleme, die sich in einer für heu­ tu m L., Holcus mollis L., Agrostis tenuis borkigen älteren Eichen (Quercus ro- tige Verhältnisse undenkbaren Beein­ Sibth., Hypericum perforatum L., Ga/e- bur) den Brand überstanden. In solcher­ trächtigung der Luftqualität aus­ opsis tetrahit L.f Fragraria vesca L., D igi­ maßen rigoros verlichteten Beständen drückte. Eine ausführliche Darstellung talis purpurea L., Rumex acetosella L. entwickelte sich zunächst - gewollt - über die Moorbrandkultur und die Be­ und Jasione montana L. eine üppige Gras- und Krautflora. Dies einträchtigung der Luft gibt W ichm ann Durch erwähnte Bodenverschlech­ läßt sich auch aus der Pollenanalyse ei­ (1976): terung vor allem während der acker­ nes Moores im Spessart (W iesbüttm oor) Das Moorbrennen hatte auch eine baulichen Nutzung, Beweidung, Streu­ belegen (S treitz & Grosse-Brauckmann bedrückende Auswirkung auf viele nutzung von Laub und Ginster erfolgt 1977). nordwestdeutsche Gebiete und sogar innerhalb kurzer Zeit eine Nährstoff­ Beim Nachlassen des Weideganges weit, weit darüber hinaus. Das war der verarmung und im Untersuchungsge­ und der landwirtschaftlichen Nutzung Brandgeruch, der unter dem Namen biet zusätzlich eine Bodenversauerung konnte nach Mastjahren der lichtbe- „Höhenrauch" bekannt war. Was ist durch verwittertes Silikatgestein. Als d ü rftig e Eichenjungwuchs Fuß fassen; Höhenrauch? Warum wird der Moor­ nachgewiesene Säure- und Verhage- die Buche, die in ihrem Jugendstadium rauch ausgerechnet als Höhenrauch rungszeiger g ib t Em ter an: stärkere Beschattung benötigt, war in bezeichnet? Deschampsia flexuosa (L.) Trin., Cal- solchen Waldbeständen benachteiligt. Der Moorforscher Tacke schreibt luna vulgaris (L.) Hüll., Vaccinium myr- Von Buchenjungwuchs nicht bedrängt, darüber: „Der dunkle, in großen Mas­ tyllus L, Veronica officinalis L., M elam - vermochten die jungen Eichen zu ge­ sen sich entwickelnde, übelriechende pyrum pratense ssp. vulgatum L., Teu- schlossenen Beständen heranzuwach­ Rauch bedeckt meilenweit die Lande, crium scorodonia L., Holcus mollis L., sen. So besehen, so Kam pfm ann (1980), an Frühlingstagen oft in hoher dunkler Poa nemoralis L. Außerdem führt Emter sind die Eichenbestände des Nordspes­ Wand wie eine schwere Gewitterwolke einige säureliebende Moose an. sarts keine „natürlichen" Wälder; ent­ rasch aufsteigend und die Sonne ver­ Nach einigen Jahrzehnten Brache standen durch menschliches Einwirken, dunkelnd, so daß sie wie eine trübe hat sich die Vegetation geändert. Säu­ sind sie dem Begriff Kulturlandschaft Scheibe erscheint. Bei günstigem Wind­ rezeiger gehen zurück, Nährstoffzei­ einzuordnen. verhältnissen zieht der Rauch, aller­ ger, Nitrophyten und Mullzeiger wer­ dings m it der Entfernung von seinem den sichtbar. 1.6 Brennmethoden in der Entstehungsort immer schwächer wer­ Bartsch und Bartsch haben schon Forstwirtschaft dend und schließlich nur noch als feiner 1940 aufgelassene Reutberge des blauer Dunst erscheinend bis nach weit Renchtals untersucht. Die ersten Pflan­ Auch in der Forstwirtschaft kamen in entfernten Gegenden wie Ungarn, zengesellschaften glichen der Calluna der Vergangenheit Methoden des kon­ Südfrankreich. Er ist in Deutschland un­ vulgaris-Sarothamnus- Assoziation. trollierten Brennens immer wieder zur ter dem Namen Haarrauch, Heerrauch, Nach der Auflassung entwickeln Anwendung. So beschreibt Conrad Höhenrauch bekannt und wenig be­ sich die Stockausschläge von Eichen und (1925) Erfahrungen und Hypothesen liebt. Die allgemeine Meinung macht Birken zwischen den Ginsterbüschen. zum kontrollierten Brennen in einem ihn für Schäden mancherlei A rt haftbar. A ußerdem keimen Eiche, Birke, Hasel, Aufsatz, den er betitelt mit „Das Boden­ Er soll z. B. den Regen vertreiben, die Faulbaum, Vogelbeere, Stechpalme feuer als Freund des Forstmanns". Blüten der Obstbäume schädigen, wie und Zitterpappel und beginnen den Hierin überlegt er, das kontrollierte es die Obstbauern im Alten Land sagen, Ginster zu bedrängen. Nach ungefähr 8 Feuer zur Herbeiführung von Naturver­ ja er veranlaßt melancholische Naturen Jahren beginnt der Ginster abzusterben jüngung von Kiefer und Fichte einzu­ sogar zum Selbstmord." Jahrzehnte­ und das übrige Gehölz sollte gezielt setzen, Forstschädlinge in den Entwick­ lang haben Bewohner von den Moor­ ausgelichtet w erden, so daß sich später lungsstadien in der Nadelstreu zu be­ gebieten weit entfernter Länder über auch wieder eine Feldschicht einstellen kämpfen und Waldbrandvorbeugung die Entstehung dieses so o ft wiederkeh­ kann. Nach insgesamt 16 Jahren kann i. S. des heute als modern geltenden A n ­ renden Rauches gerätselt. So z.B. der Eichenschälwald wieder auf den satzes des prescribed burning bzw. fu e l glaubten die Franzosen einst, daß der Stock gesetzt werden. m anagem ent zu erm öglichen. Die W ir­ brouillard sec getrockneter oder ge­ Die Einbringung von Feuer in ste­ kung von „Waldbrandasche" auf Sa­ dörrter Nebel sei. Die Engländer nann­ hende Wälder erfolgte gelegentlich menkeimung wurde ebenfalls in den ten den Moorrauch dry fog. Das Rätsel­ durch die Weidewirtschaft. Die Auswer­ 20er Jahren kritisch untersucht (Fabri- raten nahm kein Ende: 1657 begann das tung historischer Quellen durch K am pf­ cius 1929). Noch nach dem II. Weltkrieg Moorbrennen in Friesland z. B. einmal

30 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften am 6. Mai (Nach Steilen: Höhenrauch, breitet. Vom praktischen Ablauf her gli­ der Brandfeldbau sowohl in Europa Kosmos 1927), und zwar bei starkem chen sich die Brandrodungssysteme in zwischen dem Spätmittelalter und dem Ostwind. Bereits am folgenden Tage den einzelnen Ländern Europas. Den­ 20. Jahrhundert, als auch im Raum der zeigte sich der Moorrauch über Utrecht, noch gab es Unterschiede, was die Be­ Tropen, dort bis heute praktiziert, eine und etwas später, als der Wind seine triebsart, die Umtriebszeit, die Länge zwangsläufige Phase der Entwicklung Richtung änderte, schweifte er über der landwirtschaftlichen Nutzung, die einer Agrargesellschaft darstellt, die Leeuwarden nach Den Helder und er­ Bodenbearbeitung oder das Brennen sich auf ihrem Weg zur Industriegesell­ reichte am 15. Mai das Meer. Als der selbst betraf. schaft den vielfältigen Problemen des Wind nun plötzlich nach Nordwesten Allein in Deutschland gab es im Bevölkerungswachstums und der umsprang, trieb er den Moorrauch zu­ 18. und 19.Jahrhundert mindestens sie­ Knappheit von Raum und Ernährung rück, so daß er am 16. Mai bereits wie­ ben verschiedene Brandwirtschaftsfor­ stellen muß. der Utrecht und Niymwegen erreichte. men mit landwirtschaftlicher Zwi­ Gleichzeitig spürte man ihn auch in schennutzung, wobei bei einigen For­ 2. Nachkriegsentwicklung in Hannover, Münster, Köln, Bonn, Frank­ men mehr die Landwirtschaft und bei Deutschland furt. An 17. Mai war er bis Wien vorge­ anderen mehr die Forstwirtschaft im drungen, erreichte dann am 18. Mai Vordergrund stand. Neben landwirt­ Im Folgenden wird die Entwicklung der Dresden und am 19. Mai Krakau. schaftlichen Produkten nutzte man im Feueranwendung und -forschung im Weil man nun glaubte, daß diese Wald Holz für bauliche Zwecke, Holz­ Nachkriegsdeutschland skizziert. Diese Erscheinung, dieser Rauch von Berg­ kohle und Brennholz. Im 19. Jahrhun­ Darstellung beansprucht keine Voll­ wolken herstamme, bezeichnete man dert stand die Lohrindengewinnung ständigkeit, sondern soll eher auch zu den Moorrauch anfangs als Höhen­ von Eichen im Vordergrund. Der Ginster weiteren Beiträgen zu diesem Thema rauch. Immer wieder haben die Landes­ wurde als Streuersatz verwendet. Au­ auffordern. Zunächst werden einige regierungen das Moorbrennen be­ ßerdem betrieb man Viehhude in den wichtige gesetzliche Grundlagen auf­ kämpft. Aber als noch kein Kunstdün­ Niederwäldern. Die Ursache der Nut­ gelistet, die Bedeutung für das Feuer- ger bekannt w a r-w a r nach Auffassung zung von den größtenteils sehr abgele­ Management haben. Diese Listung ist der Leute dies die einzige Möglichkeit genen Brandäckern wird vom überwie­ einer Arbeit von Zimmer (1985) aus der der Urbarmachung, die in Wirklichkeit genden Teil der Autoren dieser Zeit in Arbeitsgruppe Feuerökologie ent­ ein Raubbau war. der ständigen Nahrungsmittelknapp­ nommen, die über zehn Jahre alt ist, vor Am 15.2. 1882 machte die damalige heit gesehen, die durch den Bevölke­ der Wiedervereinigung Deutschlands Landesregierung energisch Front ge­ rungsanstieg ausgelöst wurde. Aus der zusammengestellt wurde (s. Anhang). gen diese Kultivierungsmethode: Es Dringlichkeit dieser Notlage heraus Deswegen ist diese Auflistung nicht un­ heißt in einer Verordungng: „Die Nut­ wurden die Brandsysteme meist von bedingt auf aktuellem Stand, und die zung der Moore durch Abbrennen des den damaligen Forstleuten akzeptiert. Informationen aus den neuen Bundes­ auf den Moorgrundstücken stehenden Es gab aber auch Kritiker unter ihnen, ländern fehlen. Es wird aber davon Heidekrautes ist einzuschränken. Es ist wie zum Beispiel J.-C. Hundeshagen. ausgegangen, daß sich die wesentli­ erfahrungsgemäß sehr o ft die Ursache Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts chen Vorschriften zum Thema Feuer bis­ großer Schadenfeuer. Wer Moor oder wurde die Holzkohle durch die Stein­ lang nicht geändert haben. Heide abbrennen will, muß das ab so­ kohle verdrängt und auch die Lohege­ Weiterhin werden im Folgenden fort zuvor dem Bezirksvorsteher mel­ winnung erwies sich durch Einführung diejenigen Initiativen skizziert, die sich den, der für eine Aufsicht und Überwa­ ausländischer Gerbstoffe als unrenta­ mit der Feuerökologie bzw. Ansätzen chung des Feuers zu sorgen hat." bel. Die Situation besserte sich erst mit im Feuer-Management in Deutschland Diese sorgfältig recherchierten zeit­ Beginn der industriellen Revolution; zwischen den 70er Jahren und heute genössischen Beschreibungen der Aus­ durch neueste landwirtschaftliche befaßt haben. wirkungen des Moorbrennens zeigen, Technik und durch die Nutzung und daß es im 19. Jahrhundert nicht nur Pro­ bessere Dosierung von mineralischen 2.1 Gesetzliche Grundlagen bleme der Luftverunreinigung aus in­ Düngegaben konnten Daueräcker in­ dustriellen Quellen gab, sondern auch tensiver bewirtschaftet werden. Gleich­ Die gesetzlichen Grundlagen in der aus der Landnutzung. Sie sind sicherlich zeitig stagnierte das Bevölkerungs­ Bundesrepublik Deutschland, die die vergleichbar mit den heutigen saisona­ wachstum in Europa. Die wirtschaftli­ Nutzung von Feuer in der Landschaft len Smog-Episoden aus den Regionen che Lage besserte sich, so daß die Le­ bzw. die Verbrennung von Vegetation derTropen {Goldammer et a\. 1996). bensmittelversorgung in Friedenszei­ regeln, sind durch Bundes- und entpre- ten gelöst war. In den Weltkriegen je­ chende Landesgesetze vorgegeben. 1.8 Zusammenfassung Teil 1 doch flammte die Brandwirtschaft aus Autarkiebestrebungen noch einmal Flämmen In den europäischen Landschaften wird auf. Heutzutage ist das flächenhafte das Feuer seit Jahrtausenden vom Men­ Brennen auf den Feldern oder im Wald Die Naturschutzgesetze verbieten das schen genutzt. Zur Urbarmachung von in den meisten Ländern Europas gesetz­ Flämmen ganzjährig. So heißt es in der Böden und zur Vorbereitung von zeit­ lich verboten. Regel in dem entsprechenden Artikel: lich begrenzten landwirtschaftlichen Zusammenfassend läßt sich fest­ „... es ist verboten, Hecken, Gebüsche, Anbau ist es auf der ganzen Erde ver­ stellen, daß die Brand Wirtschaft bzw. Röhricht oder Schilfbestände oder die

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Bodendecke auf Wiesen, Feldrainen bei der interessierte europäische Fach­ Flämmen und Heidebränden. Den Ein­ oder nicht bewirtschafteten Flächen leute die Kommunikation mit nord­ satz von Feuer in Rasen-, Heide- und oder an Wegrändern abzubrennen. amerikanischen Feuerforschern und Hutungsflächen auf dem Gebiet der Die Möglichkeit zur Erteilung einer -anwendern aufnehmen (Tüxen 1974, ehem aligen DDR w ar Gegenstand einer Ausnahmegenehmigung besteht, wenn M akow ski 1974). A u f der Tall Timbers Reihe von Untersuchungen von Wege- zum Zwecke der Forschung, zur Vermei­ Research Station (Tallahassee, Florida) n e r (1980, 1988, 1993), Hentschel et al. dung erheblicher land- und forstwirt­ arbeiten 1973-74 erstmals zwei Wissen­ (1980), K e m p f( 1981) und Wegen er und schaftlicher Schäden, zum Schutz der schaftler aus Deutschland (W. Riess,J. G. K e m p f (1982). einheimischen Tier- und Pflanzenwelt Goldammer). Aus diesen Anstößen ent­ Eine Anzahl von Diplomarbeiten oder beim Vorliegen öffentlicher Be­ stehen eine Reihe von Publikationen, und Auftragsarbeiten aus verschiede­ lange gebrannt werden muß. z.B. eine allgemeine Aufarbeitung nen Instituten beleuchteten das Thema grundsätzlicher Aspekte der Feueröko­ Feuerökologie und Feuer-Manage­ Abfallbeseitigung logie und des Feuer-Managements ment. Die Auswirkungen des kontrol­ (G oldam m er 1975, 1978a), der A nw en­ lierten Brennens einer Brachfläche im Die Landesregierungen haben auf­ dung von Feuer in der Landschafts­ Hochspessart auf Spinnen und Schnek- grund des Bundesabfallbeseitigungs­ pflege (Riess 1975, 1976) und der Aus­ ken war Gegenstand der Arbeit von gesetzes jeweils Verordnungen über wirkung von kontrolliertem Feuer auf Brabetz (1978). Buck (1979) untersuchte die Beseitigung von pflanzlichen Abfäl­ Pflanzen und Vegetation im Grasland die Auswirkungen eines Waldbrandes len außerhalb von Abfallbeseitigungs­ (Riess 1978). auf Flora und Fauna - neben der oben anlagen erlassen. Betroffen sind Ab­ erwähnten gemeinsamen Studie der fälle aus der Land- und Forstwirtschaft. Forschungsarbeiten in Deutschland Forstwissenschaftlichen Fakultät Göt­ Für den Verbrennungsvorgang beste­ tingen eine der wenigen Arbeiten, die hen Auflagen hinsichtlich Tageszeit, In der Folgezeit befassen sich A rbeiten sich mit den Folgen der Waldbrände in Witterungsbedingungen, Beaufsichti­ in Deutschland vor allem mit dem Pro­ Niedersachsen in den 70er Jahren be­ gung, Art und Weise des Brennens so­ blem der Behandlung von Brachland, faßte. Faunistische Aspekte der Feuer­ wie über Mindestabstände, die in den das in 60er und 70er Jahren auf über auswirkungen untersuchten Puschig einzelnen Bundesländern voneinander 300000 ha in Deutschland ansteigt. So und Schettler-Wiegel(1987) am Beispiel abweichen können. Identisch sind fol­ befaßt sich beispielsweise Schreiber der Makrofauna des Neustädter Moo­ gende A uflagen: (1978) seit Ende der 70er Jahre mit viel­ res (Landkreis Diepholz), und Restin ■ Die Abfälle müssen zu Haufen und seitigen Aspekten der Feuernutzung in (1995) widmete sich den Folgen eines Schwaden zusammengefaßt werden, der Brachlandbewirtschaftung; die Ver­ Waldbrandes in Brandenburg auf die ein flächenhaftes Abbrennen ist unzu­ suchsanlagen in Baden-Wüttemberg Carabidenfauna. lässig. stellen eine einmalige Langzeituntersu­ Synoptische Übersichten bzw. Bi­ ■ Sollen größere Mengen pflanzlicher chung dar, da sie bis zum Zeitpunkt der bliographien über Feuerökologie und Abfälle verbrannt werden, muß dies Drucklegung dieses Bandes andauern Feuer-Management entstanden als un­ der Ortspolizei vorher angezeigt wer­ (s.a. der Beitrag von Schreiber in der veröffentlichte Arbeiten sowohl an den. vorliegenden Veröffentlichung). Zim ­ Universitäten (Bergm ann 1972, Zedlick ■ Bestimmte Mindestabstände von m erm ann (1975) untersucht die Auswir­ 1979) als auch an der Bundesanstalt für Gebäuden, Autobahnen, Bundes-, kungen des Brennens in Halbtrocken­ Vegetationskunde (K äm pfer 1973) Land- oder Kreisstraßen, Baumbe­ rasen des Kaiserstuhl. Anstöße in oder wurden auch veröffentlicht (Riess ständen, Baumgruppen usw. müssen Deutschland über die Bedeutung von und Tüxen 1976, G oldam m er 1978a, eingehalten werden. Feuer für Habitate und Habitat-Mana­ Eckels et al. 1979a, 1979b). Lockert Im Anhang ist eine Übersicht der gement von Wildtierarten gibt die (1991) befaßtesich mit der Entwicklung einschlägigen Regelungen in den alten Monographie von Gossow(1976; s.a. in der Waldbrandsituation und der Feuer­ Bundesländern aufgeführt. diesem Band). Eine erste Untersuchung schutzpolitik seit dem 19. Jahrhundert über die Anwendbarkeit von kontrol­ in Deutschland; dies war die erste Ar­ 2.2 Initiativen seit den 70er Jahren liertem Feuer zur Schadfeuerreduzie­ beit nach der Wiedervereinigung, die rung in Kiefernbeständen wird 1977 in u.a. die unterschiedlichen Entwicklun­ In der 70er und Anfang der 80er Jahre Baden-Württemberg durchgeführt gen in der DDR und der Bundesrepublik gab es eine Reihe von Initiativen und (G oldam m er 1979). Die ökologischen untersuchte. Aktivitäten zu Feuerökologie und Feu­ Folgen eines Feuers in einem K iefern­ Der Anwendung von Abflammtech- er-Management. Die folgende Skizzie- wald bei Lüß (Niedersachsen) während niken m.H. von Gasbrennern in Land- rung beansprucht keine Vollständig­ der großen Waldbrände im Jahr 1975 und Gartenbaubetrieben als Alterna­ keit. werden in einer umfassenden Gemein­ tive zum Einsatz von Herbiziden wurde schaftsarbeit untersucht1. Die Auswir­ ebenfalls in den 70er und 80er Jahren Anstöße aus den USA kungen des Flämmens von Weinberg­ Aufmerksamkeit geschenkt (H offm ann böschungen im Kaiserstuhl untersu­ 1980, Sauermann 1990). 1973 nehmen R. Tüxen und H. Ma- chen Luhnau und Rupp (1988). M ehrere

kowski an der 13th Annual Tall Tlmbers Arbeiten von Runge (1967, 1982, 1994) 1 Sonderausgabe Forstwissenschaftliches Fire Ecology Conference in Florida teil, widmen sich den Auswirkungen von Centralblatt, Jg. 99, S. 249-388.

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Symposia, Öffentlichkeitsarbeit, liehe Methode in Forstwirtschaft und 3. Problemstellungen in Training in Feuerökologie Naturschutz" (s.a. Goldammer 1978b). Deutschland heute Ein dreitägiges Seminar, in dem Mit einem Positionspapier zum Thema praktische Anwendungen des kontrol­ Gegenüber der Lage in den 70er Jahren Feuerökologie und vor allem zum kon­ lierten Feuers im Brachland-Manage­ hat sich eigentlich grundsätzlich nichts trollierten Brennen zur Stabilisierung ment erprobt werden, findet im Fe­ geändert. Allerdings mag sich die Si­ der niedersächsischen Kiefernauffor­ bruar 1978 bei Hechingen (Baden- tuation in vielen Naturschutzgebieten stungen tritt die Arbeitsgruppe Feuer­ Württemberg) statt, das federführend bzw. nicht dem Naturschutz unterlie­ ökologie, die sich an der Universität von K.-F. Schreiber (Universität Mün­ gender Landschaft insofern verschärft Freiburg formiert, an die fachliche Öf­ ster) unter M itarbeit von W. Riess haben, daß durch weitere zwei Jahr­ fentlichkeit. Anlaß ist eine Exkursion und J. G. Goldammer organisiert wird zehnte der Sozialbrache viele Rück­ der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) in (Abb. 5)2. zugshabitate verlorengegangen sind. die Waldbrandflächen in der Lünebur­ So hatte Tüxen bereits 1970 ge­ ger Heide (20. 9. 1976). Innerhalb der Von Deutschland ausgehende feuer- schrieben: „Manche Naturschutzge­ GfÖ bildet sich für einige Jahre der „A r­ ökologische Forschung im Ausland biete, die frühzeitig eingerichtet wur­ beitskreis Feuerökologie" unter der Lei­ den, sind ,totgeschützt' worden, weil tung von W. Riess, der sich aber nach In den vergangenen Jahren hat sich nicht bekannt war, daß die zu erhal­ einigen Jahren wieder auflöst. An der die feuerökologische Forschung in tende Pflanzengesellschaft, sei es ein Universität Freiburg wird die Feueröko­ Deutschland im wesentlichen auf Pro­ Hude-Wald, eine Heide, ein Trocken- logie ab 1975 innerhalb des Lehrpro- blemstellungen außerhalb der eigenen Rasen oder eine andere, scheinbar na­ gammes „Waldschutz" aufgenommen Grenzen konzentriert. Dies lag letztlich türlich aussehende Gesellschaft in Wirk­ (Forstzoologisches Institut). u.a. auch daran, daß sich der offizielle lichkeit das Ergebnis langer und gleich­ Am gleichen Institut werden in den Naturschutz bzw. die Staatsbürokratien mäßiger wirtschaftlicher Beeinflussung Jahren 1977,1983 und 1989 die interna­ diesem Thema trotz aller Initiativen seit früherer Zeiten war. Aber auch nach­ tionalen Symposia „Feuerökologie" den 70er Jahren verweigert hat. Die dem erkannt worden war, daß viele, durchgeführt, die von der Volkswa­ Freiburger Arbeitsgruppe Feueröko­ wenn nicht sogar flächenhaft die mei­ gen-Stiftung und der DFG gefördert logie, die 1990 vom Forstzoologischen sten, Pflanzengesellschaften unseres werden (Forstzoologisches Institut Institut an das Max-Planck-Institut für Landes vom Menschen geform t und 1978, Goldammer 1983, 1990, Goldam­ Chemie (Mainz) überging, räumlich verursacht worden sind, gelang oder mer und Jenkins 1990). Neben den be­ aber in Freiburg an der Forstwissen­ gelingt ihre Erhaltung nicht ohne wei­ reits erwähnten deutschen Initiativen schaftlichen Fakultät verblieb, konzen­ ters, weil es heute nicht mehr leicht werden in den Veröffentlichungen u.a. trierte sich in der eigenen Forschung im möglich ist, diejenigen Wirtschaftsein­ auch die Arbeiten von Schiefer (1983) wesentlichen auf die Tropen, seit Be­ flüsse in der gleichen Weise durchzu­ auf Brachlandflächen in Baden-Würt­ ginn der 90er Jahre auch auf den borea- führen, die zur Entstehung und Erhal­ temberg dokumentiert. len Wald Eurasiens. Im M ittelpunkt tung der zu schützenden Pflanzenge­ Die Signale aus diesen Symposien standen zunächst die terrestrische sellschaften geführt haben." werden gelegentlich kommentiert. So Ökosystemforschung, später der Über­ In diesen menschlich erzeugten faßt Goldammer (1977) die Ergebnisse gang zur interdisziplinären Forschung „Ersatz-Gesellschaften" (Substitutions- des im gleichen Jahr veranstalteten mit der Biogeochemie, Atmosphären­ Gesellschaften) ist meist der jährliche 1. Symposions Feuerökologie im „Forst- chemie und Klimatologie. Zuwachs größer als der biologische und Holzwirt" zusammen. Die Schrift­ Die Zielsetzungen der internationa­ Abbau. Sobald sie nicht mehr bewirt­ leitung kann es sich nicht verkneifen, len Arbeitsprogramme sind im Arbeits­ schaftet werden, findet hier eine starke ein „Nachwort" unter den Bericht zu bericht 1994 der Arbeitsgruppe zusam­ Anhäufung organischer Substanz statt, setzen: mengefaßt (Weiss und Goldammer die eine immer stärker werdende Auf­ „Die Feuerökologie erscheint wie 1994, Goldammer 1994). Die wichtig­ lage bildet. Dadurch wird es immer we­ ein wertvolles, aber gefährliches Me­ sten Monographien, die neben einer niger Pflanzenarten möglich, weiter zu dikament, das z. Zt. nur in der Hand des großen Anzahl von Fachaufsätzen pu­ existieren. Eine floristische Verarmung Fachmannes und unter bestimmten bliziert wurden, befassen sich mit um­ kann daher die Folge sein; Tüxen führt Voraussetzungen angewendet werden fassenden Analysen der ökologischen als Beispiele an: Molinieten bei Oker, kann... Auch die Ausstrahlungen der und atmosphärenchemischen Auswir­ Nardeten und Triseteten im Harz. Er Feuerökologie im Walde auf Lands­ kungen von Vegetationsbränden in schlägt daher das Brennen von derarti­ chaftspflege, Landwirtschaft und Be­ den Tropen (Goldammer 1990, 1993), gen Naturschutzflächen als eine Mög­ völkerung sind zu bedenken." dem borealen Wald Eurasiens (Goldam­ lichkeit vor, diese zu erhalten, wenn an­ Im folgenden Jahr erhitzt sich die mer und Furyaev 1996) und der globa­ dere Methoden der Bearbeitung aus Diskussion anläßlich der in der Allge­ len Umwelt (Crutzen und Goldammer wirtschaftlichen Gründen nicht mehr meinen Forstzeitschrift Nr. 16 (1978) 1993). Weiterhin sind die Arbeiten von tragbar sind. In diese Überlegungen veröffentlichten Qualifizierung des Kon­ Höllermann (1995) über die Feueröko­ sollten auch die Flächen der „Sozial­ trollierten Brennens als „eine steinzeit­ logie der Kiefernwälder auf den kana­ brache" mit einbezogen werden, die ei­ rischen Inseln ein erwähnenswerter nen besonderen landespflegerischen 2 Siehe: HohenzollerischeZeitung, 18.2.1978. wichtiger Beitrag. Wert besitzen.

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3.1 Überalterung und Verlust turschutzstrategischer Fragen im Land Dem gilt der jüngste Vorstoß durch von Heidevegetation und Brandenburg" stellvertretend für viele die Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl und Trockenrasen Standorte, auf denen die Integrierung das Ministerium für den Ländlichen des kontrollierten Feuers mit Vordring­ Raum Baden-Württemberg, dieses Es soll hier nochmals auf die subatlanti­ lichkeit in Erwägung gezogen werden Brennverbot zugunsten eines Pflege­ schen Zwergstrauchheiden eingegan­ muß (s.a. W egener 1993, G atter 1996). konzeptes zu überdenken, in dem der gen werden, die typischer anthropo- Die bislang noch zögerliche und manch­ Feueranwendung ein angemessener zoogener Natur sind (M uhle 1974). mal noch hinderliche Rolle der Behör­ Platz zugewiesen wird. Dieser Vorstoß Diese Pflanzengesellschaften sind er­ den, wie beispielsweise in Schleswig- bewegt sich im Einklang mit der Sicht haltungswürdig, nicht nur vom Stand­ Holstein im Fall des bislang im m er des Naturschutzes in anderen deut­ punkt des Naturschutzes, sondern auch noch verwehrten Heidebrennens auf schen Landschaften, beispielsweise in von dem der Erholungsfunktion. Am Sylt, bedarf einer dringenden Über­ Heide- und Moorgebieten, auf ehema­ Beispiel Großbritanniens kann gezeigt w in d u n g 3. ligen Reutebergen und vor allem ehe­ werden, daß das Abbrennen der Heide maligen Truppenübungsplätzen. zur normalen Bewirtschaftung der Hei­ 3.2 Verlust von Habitaten auf den gehört, da sowohl die Schafe als zuwachsenden Böschungen 3.3 Landschaft im Wandel: auch die Schottischen Moorhühner die Überwaldung der Reuteberge junge Heide bevorzugen (M uhle 1974). So wohlmeinend das Verbot des Fläm- im Schwarzwald Zwar ergeben sich Nährstoffverluste (C, mens von Ackerrainen und Böschungen N, S) durch Verflüchtigung (.Allen 1964), in unserer zunehmend technisierten Das scheinbar nicht aufzuhaltende Zu­ insgesamt ist das Brennen aber im Ver­ Kulturlandschaft gewesen sein mag: wachsen des Schwarzwaldes ist eben­ gleich zu anderen Erhaltungsmaßnah­ Heute stellen sich die Dinge zuneh­ falls eine Konsequenz der dramatisch men als günstig anzusehen (Tab. 1). Ver­ mend problematischer dar. Die meisten zunehmenden Sozialbrache des ausge­ luste der N-Verflüchtigung stehen nicht bewirtschafteten landwirtschaft­ henden 20. Jahrhunderts. DerTrend der heute - viele Jahre später - allerdings lichen Flächen liegen - abgesehen von Aufgabe vieler Bergbauernhöfe, die unter einem anderen Vorzeichen: Das Grenzertragsböden - auf schwer zu­ Wiederbewaldung einerseits und die Überangebot atmosphärischen Stick­ gänglichen Standorten, d.h. in der Re­ kostenträchtige Offenhaltung der ab­ stoffes mag diese Bedenken eher in den gel an Steilhängen. Die Ersatzmaßnah­ wechslungsreichen Mittelgebirgsland­ Hintergrund rücken lassen. men durch Mahd, Mulchen, Schreddern schaft des Schwarzwaldes und seiner Mit der Wiedervereinigung etc. sind aus Kostengründen heute viel­ Vorberge andererseits setzt sich in der Deutschlands und der militärischen Ab­ fach nicht mehr vertretbar, bisweilen 90er Jahren unverändert fort - ohne rüstung in Mitteleuropa haben sich auch technisch nicht durchführbar. Die Aussicht auf eine absehbare Änderung. neue Problemfelder und gleichzeitig Böschungen des W einbaugebietes im Die oben beschriebenen Verfahren des neue Chancen fü r die Restaurierung des Kaiserstuhl sind hierfür stellvertretend. Reutebrennens waren entscheidend Feuers in Naturschutz und Landschafts­ Sie unterliegen zunehmend der Verbu- für die Prägung nicht nur einer Lebens­ pflege ergeben. Aufgelassene Truppe­ schung bzw. sogar Wiederbewaldung, form, sondern auch eines Landschafts­ nübungsplätze bieten den Einblick in einhergehend mit zunehmendem Ver­ bildes, das den vielfältigen Funktionen die natürliche und halbnatürliche Dy­ lust an floristischer und faunistischer der postmodernen Kulturlandschaft namik unserer Landschaften, in der Stö­ Artenvielfalt und einer potentiellen Ge­ mehr entgegenkommt, als eine sich ver­ rungen eine wesentliche Rolle bei der fährdung des für den Weinbau wichti­ größernde Waldfläche. Schaffung und Erhaltung von floristi­ gen Mikroklimas. Die zu Anfang der „Schwarzwald als Pflegefall" - eine schen und faunistischen Habitaten bil­ 80er Jahre aufkommenden Stimmen, typische Zeitungsüberschrift anläßlich den. So sind die Überlegungen von das Abbrennverbot im Kaiserstuhl aus­ des 1. Yacher Symposiums „Der Wandel Flade (1996) zu „Brandheiden und ih­ nahmsweise zuzulassen, wurden sei­ in der Landschaft", das im Europäischen ren Biozönosen im Lichte aktueller na­ nerzeit überhört (Anonym us 1981). Naturschutzjahr 1995 in Elzach-Yach stattfand. Zum ersten Mal seit vielen Tab. 1. Bewertungsversuch von Erhaltungsmaßnahmen der Heide (nach Muhle [1974]) Jahrzehnten wurde dabei Reutebren- nen („Rüttibrennen") praktiziert und M aßnahm e Heideregeneration Gehölzanflug­ Nährstoffhaushalt v o rg e fü h rt4. be kä m p fu n g

3 Siehe auch Sylter Spiegel vom 22. 2. 1995. A b p la g g e n gut, aber relativ g u t starker N ährstoff­ 4 Siehe Badische Zeitung vom 29. 8 . 1995. langsam entzug Eine Dokumentation des Reutebrennens, M ahd gut, aber relativ schlecht mittelstarker w ie es beim 1. Yacher Symposium v o rg e fü h rt langsam Nährstoffentzug wurde, ist in dem Film „Rüttibrennen im M ulchen g u t meistens gut Streuzunahme Schwarzwald - Geburt einer Landschaft" Fräsen wenig bekannt wenig bekannt Mobilisation von von H.-J. Schwander und H. H ildbrand fe st­ Nährstoffen gehalten, der zu erhalten ist bei: Impuls Me­ dienbildung Umwelt, Wipperstr. 2, 79100 Brand g u t g u t C-, N-, S-Entzug Freiburg.

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Wenn auch hier im Schwarzwald Die Ergebnisse der Fachtagung wur­ beitung von Richtlinien für die Anwen­ laut darüber nachgedacht wird, tradi­ den bereits weiter verarbeitet. Ein dung und Vorbereitung der Formulie­ tionelle Methoden der Landbewirt­ wichtiges Produkt wardie Erstellung ei­ rung rechtlicher Rahmenbedingun­ schaftung durch Feuer wieder auf leben nes Positionspapieres, das in diesem gen" beauftragt. Dieses Programm zu lassen, so fußt dies weniger auf no- Band und zusätzlich separat veröffent­ wird bis zum Jahr 2000 für die Umset­ stalgisch-pyrophilen Gefühlen, sondern lichtwurde (Goldammeret al. 1997). Im zung angewandter Forschung in prakti­ der Erkenntnis, das dieser Faktor offen­ Februar 1997 fand die nächste Fachta­ kabel zu handhabende Richtlinien sichtlich einen erheblichen Einfluß auf gung statt, die vom Naturschutz-Zen­ Sorge tragen. Voraussichtlich im Juni mitteleuropäische Landschaften ge­ trum Hessen (Wetzlar) in Zusammenar­ 1997 wird es zu einem weiteren Sympo­ habt hat, die es zu erhalten gilt. beit mit der Arbeitsgruppe Feuerökolo­ sium zum Thema im Kaiserstuhl, Stadt gie ausgerichtet wurde. Vogtsburg, kommen, das von der Aka­ Ausblick Den entscheidenden Schritt eines demie Ländlicher Raum Baden-Würt­ Bundeslandes hat im Februar 1997 das temberg unter der Schirmherrschaft Die Fachtagung „Feuereinsatz im Na­ baden-württembergische Ministerium des Ministeriums getragen wird. turschutz" an der Alfred Toepfer Aka­ Ländlicher Raum in die Wege geleitet. Wir können zum gegenwärtigen demie für Naturschutz hat das Thema Mit Wirkung von März 1997 wurde die Zeitpunkt davon ausgehen, daß nach energisch aufgenommen. Es gilt jetzt, Freiburger Arbeitsgruppe Feuerökolo­ mehr als 20 Jahren des weitgehenden diese Initiative weiterzuführen, zwi­ gie des Max-Planck-Instituts für Che­ Ausschlusses von Feuer aus Forschung schen der Sylter Heide, den Mecklen­ mie, Abteilung Biogeochemie, mit wis­ und Anwendung in Deutschland nun burger und Brandenburger Trockenra­ senschaftlichen Untersuchungen „A n ­ eine neue Phase der Rückbesinnung sen im Norden und den Weinbau- und wendung des kontrollierten Brennens eingeleitet ist. Reutefeldern in der Oberrheinebene als Pflegemethode der Rebböschungen und dem Schwarzwald im Süden. am Kaiserstuhl, einschließlich der Erar­

Anhang: Übersicht der gesetzlichen Grundlagen zur Beseitigung von pflanzlichen Abfällen bzw. Flämmen, Stand Mitte der 80er Jahre (aus Zimmer [1985])

Die Bundesländer Abfallbeseitigung Flämmen

Baden-Württemberg §41 Abs. 1 Nr. 2 1; §§ 1-4VO über die Beseitigung von §41 Abs. 1 Nr.21; pflanzl. Abfällen § 29 Abs. 2 Naturschutzgesetz

Bayern § 17 Abs. 1 Nr. 5 1; § 5 VO über die Beseitigung § 17 Abs. 1 Nr. 5 1; § 2 Abs. 1 Nr. 3 von pflanzl. Abfällen; § 5 Abs. 1 Gern. Bek. Naturschutzergänzungsgesetz

vom 6 . August 1975

Berlin - § 18 Abs. 1 Nr. 3 1;

§ 29 Abs. 1 Nr. 3,5 und 6 Naturschutzgesetz

Bremen § 2 Abs. 2-5 VO über die Beseitigung von §28 Abs. 1 Nr. 5 Naturschutzgesetz pflanzl. Abfällen

Hamburg § 10Abs. 1 Nr.21; §§ 1 und2 VOüberdie Beseitigung § 10 Abs. 1 Nr. 2 1; §26 Abs. 1 Nr. 4 Naturschutzgesetz von Abfällen

Hessen § 2f V; VO über die Beseitigung von pflanzl. Abfällen § 2f V; § 23 Abs. 1 Nr. 1 Naturschutzgesetz

Niedersachsen § 8 Abs. 1 Nr. 1 Feld-und Forstordnungsgesetz; §4 VO § 8 Abs. 1 Nr. 1 Feld-und Forstordnungsgesetz; über die Beseitigung von pflanzl. Abfällen §36 Abs. 1 Naturschutzgesetz

Nordrhein-Westfalen § 4 VO über die Beseitigung von pflanzl. Abfällen §62 Abs. 1 Landschaftsschutzgesetz

Rheinland-Pfalz §§ 1-3 Erste LandesVO zur Durchführung des § 24 Abs. 2 Nr. 5 Landespflegegesetz; Abfallbeseitigungsgesetzes VerwaltungsVOvom5.Juli 1974

Saarland § 2f V; §§ 3 und 4 VO über die Beseitigung § 2 f V; § 26 Abs. 2 Nr. 1 und 2 Naturschutzgesetz von pflanzl. Abfällen

Schleswig-Holstein §§1 Abs. 2 Nr. 1,2 Abs. 2 LandesVO über die § 24 Abs. 2 Landschaftspflegegesetz Beseitigung von pflanzl. Abfällen

35 Goldammer, Montag, Page ■ Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften

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Bernhardt, A., 1868: Die Haubergs- Staatsexamensarbeit. Inst. f. Biolo­ 251 S. wirthschaft im Kreise Siegen. - Mo- gie II, Univ. Freiburg i. Br., 109 S. Goldammer, J. G., 1994: Feuerökologie. natszeitschr. f. d. Forst- u. Jagdwe­ Ernle, L., 1961: English farm ing. Kings­ - Spektrum der Wissenschaft H. 7, sen, 401-416. wood books on social history. - 86-94. Borchers, K., Schmidt, K., 1973: Nach­ Heinemann, London, CXIV + 559 S. Goldammer, J. G., Jenkins, M. J., (eds.) weis der Herkünfte für die derzeiti­ Fabrlcius, L., 1929: Forstliche Versuche. 1990: Fire in ecosystem dynamics. gen Kiefernvorkommen im nördli­ V. Die Einwirkungen von Waldbran­ Mediterranean and northern per­ chen Niedersachsen. - Mitt. Nieder­ dasche auf Samenkeimung und er­ spectives. -SPB Academic Publ., The sächsische Landesforstverwaltung ste Pflanzenentwicklung. - Forst- Hague, 199 S. 21,421 S. wiss.Cbl. 51,269-276. Goldammer, J. G., Furyaev, V. V., (eds.) 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36 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in mittel- und nordeuropäischen Landschaften

Goldammer, J. G., Page, H., Prüfer, J., schen Inseln - Ihre geoökologischen lichen Gemeinbesitzes in Rußland: 1997: Feuereinsatz im Naturschutz und geomorphologischen Auswir­ zit. n. Schneiter (1970). in Mitteleuropa - Ein Positionspa­ kungen. - Abh. Akad. Wiss. Göttin­ Lamprecht, K., 1872: Beiträge zur Ge­ pier. Alfred-Toepfer-Akademie für gen, Mathematisch-Physikalische schichte der französischen W irt­ Naturschutz. Klasse, dritte Folge, Nr. 46. Vanden- schaft: zit. n. Schneiter (1970). Göritz, K., 1848: Die in Württemberg hoeck & Ruprecht, Göttingen, 184 S. Lockert, A., 1991: Die Entwicklung der üblichen Feldsysteme: zit. n. Schnei- H off mann, M., 1980: Abflammtechnik. Waldbrandsituation und der Feuer­ ter (1970). Neueste Erkenntnisse und Erfahrun­ schutzpolitik seit dem 19. Jahrhun­ Gossow, H., 1976: Wildökologie. - gen zur thermischen Unkrautbe­ dert in Deutschland. - Dipl. Arb. Bayer. Landwirtschaftsverlag, Mün­ kämpfung. - Kuratorium Technik Forstwiss. Fak. Univ. 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37 Goldammer, Montag, Page • Nutzung des Feuers in m ittel- und nordeuropäischen Landschaften

schäften. - Schriften d. Forstl. Fakul­ Sauermann, G., 1990: A bflam m technik Wegener, U., 1993: Pflegevarianten für tät Univ. Göttingen u. d. Nieder­ für das Vorauflaufverfahren. Grund­ Heidefläche am Beispiel des Natur­ sächsischen Forstl. Versuchsanstalt, lagen, Theorien und Messungen. - schutzgebietes „Harslebener Berge Bd. 61. Sauerländer, Frankfurt, 72 S. Stud. A rb. Tech. Univ. Braunschweig, Steinholz". - Natursch. u. Land- M üllner, A , 1902: Das W aldwesen im Inst. Landmaschinen, 147 S. (unver­ schaftspfl. in Brandenburg, H. 4., Krain: zit. n. Schneiter, F. (1970). öff.). 1993, 19-22. Parviainen, J., 1996: The impact of fire Schiefer, J., 1983: Ausw irkungen des Wegener, U., Kem pf, H., 1982: Das Flämi­ on Finnish forests in the past and kontrollierten Brennensauf Vegeta­ nnen als Pflegem ethode la n d w irt­ today. - In: Fire in ecosystems o f tion und Standort auf verschiedene schaftlich nicht genutzter Rasenge­ boreal Eurasia (Goldammer, J. 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Schneiter, F, 1970: Agrargeschichte der Klima. - Arbeitsgruppe Feuerökolo­ Puschnig, M., Schettler-Wiegel, J., 1987: Brandwirtschaft. - Forschungen zur gie und Biomasseverbrennung, Untersuchung über den Einfluß des geschichtlichen Landeskunde der Max-Planck-Institut für Chemie, Ab­ kontrollierten Brennens auf die in Steiermark, Bd. XXV. Historische teilung Biogeochemie, c/o Univer­ der Vegetationsschicht überwin­ Landeskommission f. Steiermark, sität Freiburg. Arbeitsbericht ternde Makrofauna im Neustädter Graz, 161 S. 1992-94. Selbstverlag, 136 S. Moor, Landkreis Diepholz. - Univ. Schreiber, K. F, 1978: Kontrolliertes W ichmann, H., 1976: Wald-, Moor- und Bremen, Fachber. 2 Biologie-Öko­ Brennen als Pflegemaßnahme in Heidebrände, Moorbrandkultur logie. Studie im Auftrag des Landes der Brachlandbewirtschaftung. - In: und Höhenrauch im Gebiet zwi­ Niedersachsen, Bezirksregierung VW-Symposium Feuerökologie. schen Weser und Ems in vergange­ Hannover, 88 S. + Anhang. Freiburger W aldschutz Abh. 1 (1), nen Tagen. - Leuchtfeuer - Heimat­ Restin, M., 1995: Ökologische Auswir­ 107-124. blatt für die Jugend zwischen Nie­ kungen eines Waldbrandes auf die Streitz, B., Grosse-Brauckmann, G., derelbe und Ems 26 (10). Folge, Sep­ Zusammensetzung der Carabiden- 1977: Das W iesbüttm oor: Entste­ tember 1976. Nordwestzeitung Ol­ fauna. - Dipl. Arb. Fachb. Biologie hung und Entwicklungsgeschichte denburg. (FB 23), Freie Univ. Berlin, 137 S. einer kleinen Vermoorung im Zedlick, S., 1979: Prescribed Burning als (unveröff.). Spessart. - Nat. Mus. 107 (12). Forstwirtschaftliche Maßnahme. - Riess, W., 1975: Kontrolliertes Brennen Tüxen, R., 1966: Die Lüneburger Heide: Dipl. Arb. Fachb. Biologie Univ. - eine Methode der Landschafts­ Werden und Vergehen einer Hamburg, 236 S. (unveröff.). pflege. - M itt. Flor. Soz. Arbeitsgem . Landschaft. - Anthropogene Vege­ Zimmer, S., 1985: Synoptische Darstel­ N.F. 18, 265-271. tation (R. Tüxen, Hrsg.), 379-395. lung der rechtlichen Grundlagen Riess, W., 1976: Zur Feueranwendung Junk, Den Hag, 398 S. zur Waldbrandverhütung und und seiner Technik in der Land­ Tüxen, R., 1970: A nw endung des Feuers -bekämpfung in der Bundesrepu­ schaftspflege. - Natur und Land­ im Naturschutz? - Ber. Naturhist. blik Deutschland. - Dipl. Arb. schaft 51, 284-287. Ges. 114, 99-104. Forstwiss. Fak. Univ. Freiburg, 138 S. Riess, W., 1978: Zur Wirkung von kon­ Tüxen, R., 1974: The useof fire in natu re (unveröff.). trolliertem Feuer auf Pflanzen und Conservation? - Proc. Ann Tall Tim- Zimmermann, R., 1975: Einfluß des Vegetation im Grasland. - Natur bers Fire Ecol. Conf. 13, 7-13. Tall Flämmens auf einen Halbtrockenra­ und Museum 108, 72-75; 118-123. Timbers Research Station, Tallahas­ sen im Kaiserstuhl. - Natur und Riess, W., Tüxen, R., 1976: Bibliographie see, Florida. 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Wegener, U., 1988: Pflegekonzeption Max-Planck-Institut für Chemie Runge, F, 1994: Der Vegetationswech­ für Heide- und Hutungsflächen (NSG Abteilung Biogeochemie sel nach einem tiefgreifenden Hei­ Harslebener Berge-Steinholz). - Na­ c/o Universität Freiburg debrande II. - Natur und Heimat 54 turschutzarbeit fü r die Bez. Halle Postfach (3), 81-86. und M agdeburg 25, 29-36. 79085 Freiburg

38 NNA-Berichte 5/97

Feuer im Naturschutz in Feuereinfluß auf Wildtierfauna Mitteleuropa und Biodiversität Natürliche Feuer als Ökofaktor bzw. ge­ planter und kontrollierter Feuer-Ein­ von Hartmut Gossow satz als Ökotechnik erfreuen sich im Natur- und Artenschutz Mitteleuropas Biodiversität und Nachhaltigkeit sind Sicherheit zu bringen; demgegenüber erfahrungsgemäß bisher nur begrenz­ seit dem BRUNDTLAND-Report, der künden am Morgen nach einem Brand ter Akzeptanz. Das hat verschiedene RIO-Konferenz und den HELSINKI- schon wieder zahlreiche Spinnennetze Gründe. So ist Mitteleuropa wohl kein Richtlinien zu wichtigen öffentlichen oder auch frischaktivierte Fangtrichter besonderes „Feuer-Land" („fire ecosy- und politisch thematisierten Schlag­ des Ameisenlöwen von deren Verbleib stem“ ); hier spielen z.B. Stürme als worten geworden. Im Natur- und Ar­ und ungebrochener Aktivität. Ökofaktor für natürliche Waldsukzes­ tenschutz, aber auch in der Forstwirt­ Natürlich gibt es eine ganze Reihe sionen - ähnlich wie Lawinen im Ge­ schaft und in der Wildbewirtschaftung von Tieren, welche dem Feuer auswei- birge oder Überflutungen im Tiefland - spielen sie bereits längere Zeit ihre ar­ chen, kurzfristig oder auch für längere eine wichtigere Rolle. Aber es gibt, gumentative bzw. planerische Rolle. Ihr Zeit - bis sich z. B. wieder für sie geeig­ etwa in Gestalt der Heiden und Trok- Schönheitsfehler: Beide Begriffe sind, nete Pflanzengesellschaften oder Vege­ kenrasen, von abgetorften Mooren wie gemessen an ihrem Anspruch und sei­ tationsstrukturen entwickelt haben. von Waldgesellschaften auf trockenen ner Umsetzbarkeit, zu wenig opera­ Nur trifft das auf andere, vegetations- Standorten, von Steilhangrasen, Almen tional. Weder ist die Natur nachhaltig und landschaftsverändernde Einflüsse und alpinen Tundren doch Pflanzenge­ im Sinn der Forstwirtschaft etwa, noch in ganz entsprechender weise ebenfalls sellschaften, die zumindest eine ge­ ist Biodiversität eine fixe und mit ver­ zu. wisse Feuer-Prädisposition (wenn schon tretbarem Aufwand auch überprüfbare Andererseits zeigen verschiedenste nicht -Abhängigkeit) aufweisen. Inso­ Größe - sie ist allerdings durchaus er­ Tierarten eine ausgesprochene Vor­ fern kommt es hier nicht nur bedarfs­ fahr- und illustrierbar (vgl. z. B. Gossow liebe für Brandflächen bzw. für die sich weise zu Brandbekämpfungs- und 1993, Scherzinger 1996). auf diesen neu entwickelnde Vegeta­ Prophylaxeaktionen, es könnten u.U. Tiere bzw. Begleitfaunen sind für tion. Das reicht z. B. vom Waldbrandfol­ auch programmierte Brenn-Einsätze bestimmte Umwelten (Biotope) im all­ ger Elch (Geist 1971, Gossow 1996) in diskutabel werden, wie sie früher gemeinen typisch und in diesen von be­ seinen borealen Taiga-Vorkommen durchaus üblich waren (vgl. den Ta­ stimmten Ressourcen (z. B. Nahrungs­ über verschiedene Rauhfußhühnerar­ gungsbeitrag von Goldammer et al. und Wirtspflanzen) oder Strukturen ten (vgl. Klaus' Beitrag in diesem Band 1997). (wie ein bestimmtes Wald-Grasland- u.a.) bis hin zu typischen „firebeetles" Letztmals intensiver diskutiert Gemenge, Fels- oder Totholzangebote und „smoke flies" (vgl. z.B. Komarek wurde kontrolliertes Brennen in o.a.) abhängig. Angesichts der Sukzes­ 1969, Evans 1971, Samuelsson et al. Deutschland vor rund 20 Jahren, als die sion in (oder von) Vegetationsgesell­ 1994). Das sind Arten, die hier bessere Heidebrände von 1975 akuten Anlaß schaften ist deshalb stets auch mit ei­ Nahrung, Beutemöglichkeiten, Wärme, für einen TV-Film von H. Makowski (vg\. nem entsprechenden Wechsel in den Schutz oder auch besondere Paarungs­ auch 1977) und das erste „Feuerökolo- begleitenden Faunenelementen zu und Aufzuchtmöglichkeiten finden gie-Symposium" 1977 in Freiburg i. Br. rechnen. und zum Finden, Ausweichen, Bewer­ boten - allerdings ohne nennenswerte Die lediglich edaphisch-klimatisch ten oft auch über besondere Sinnesor­ Folgen: das Ganze war offenbar doch verstandene Klimaxvegetation (etwa gane für Geruch, Infrarotortung und ein „zu heißes Eisen"!? Jetzt, für die im Sinne von CLEMENTS) ist so etwas dergleichen verfügen (dürften). NNA-Tagung „Feuereinsatz im Natur­ wie eine Nullhypothese, die durch abio- D.h. nicht unbedingt, daß solche schutz" stehen wieder einige Heide­ tische Störeinflüsse immer wieder in Tierarten auf Brandflächen besonders brände gleichsam Pate - oder vorerst Frage gestellt wird. Stürme, Lawinen, gut oder (stets) nur auf solche anspre­ doch nur eher als Geburtshelfer im Hochwässer, Dürre, Vulkanausbrüche, chen. Der Elch hat seine stärkste Expan­ Hintergrund!? Brand und dergleichen unterbrechen sion weniger Waldbränden als ver­ Allgemein läßt sich weiter festhal- die aktuelle Sukzessionsphase und wer­ mehrter Kahlschlagstätigkeit zu ver­ ten, daß die verschiedenen Naturnutzer fen sie mehr oder weniger weit auf ein danken, wie auch das Reh als „Sukzes­ sich meist viel mehr und intensiver des frühe(re)s Stadium zurück - auch ohne sionsart" im Mitteleuropa bis in den Ho­ Feuereinsatzes bedient haben als die daß anthropogene oder auch zoogene hen Norden sich als „Kahlschlagfolger" Naturschützer - zur Weidepflege, für Störeinflüsse noch dazukommen! So­ intensiv vermehrt und ausgebreitet hat bessere Wildhabitate wie Bejagungs- weit es den Brandeinfluß - natürlich - ebenso hat der auf das Reh beutegrö­ möglichkeiten, zur Schädlingskontrolle oder anthropogen - betrifft, geht es um ßenmäßig gleichsam abonnierte Luchs und dergleichen und das neben auch brennbare Phytomasse; daß auch Tiere (Pulliainen 1981) eine auffallende Er­ mehr destruktiven Landnutzungsein­ nennenswert und direkt betroffen sind, weiterung seines skandinavischen Le­ griffen mit Brandunterstützung. ist eher die Ausnahme - wie bei bensraumes nordwärts erfahren: im Schnecken: die sind offenbar wirklich „Kielwasser" der Rehausbreitung zu langsam und behäbig, um sich in (Jonsson 1971).

39 Gossow • Feuereinfluß auf W ildtierfauna und Biodiversität

Vegetationsbrände und chenden Kiefernbeständen. Insgesamt oder/und Weidepraktiken können ähn­ Warmblüter und erwartungsgemäß kam es zu cha­ liche Effekte haben wie der Wald- oder rakteristischen Verschiebungen im Ar­ Savannenbrand (vgl. u.a. auch H unter Typische „Feuer-Ökosysteme" sind z.B. tenspektrum: Manche Arten wie Mäu­ 1990 oder Scherzinger 1996). Da bei Savannen(wälder) und die Taiga, d.h. sebussard (6) und Rabenkrähe (7), den Warmblütern neben ihrer Mobili­ Vegetationsgesellschaften mit einem Wald- (16) und Gartenbaumläufer (9), tät insbesondere Strukturaspekte ihrer hohen Angebot an brennbarem Mate­ Blaumeise (8) und Sommergoldhähn­ Lebensräume mit im Spiel sind (z.B. rial, aber auch gutem Regenerations­ chen (11) sowie Trauerschnäpper (3) Gossow 1977,1996), ist auch der Anpas­ vermögen, wobei die dominierenden und Turteltaube (3) nützten den ver­ sungsspielraum recht hoch. Das wie­ und „Klimax"-Arten jeweils eine beson­ brannten Wald im folgenden Jahr zu­ derum schränkt ihren Wert als Weiser­ dere Feuerresistenz (bis hin zur Feuer­ m indest nicht als N istbiotop, den sie zu­ arten eher ein, außer man benutzt be­ abhängigkeit) aufweisen. Sie produzie­ vor (1975) jeweils mit den in Klammern stimmte Arten z.B. als „strategische ren gleichzeitig viel Brennmaterial in angegebenen Brutpaarzahlen auf den Schlüsselarten" für die Umsetzung ein­ Form von trockenem Gras, Flechten, 950 ha Testfläche besiedelt hatten. An­ schlägiger Maßnahmen im Biotopma­ Nadeln, Zweigen und dergleichen, so dere Arten wie Birkhuhn, Hohltaube, nagem ent (z. B. Gossow 1988). daß entsprechend leichter auslösbare Kuckuck, Neuntöter, Schwanzmeise, Dazu paßt eine jüngst publizierte Brände z.B. zur Eliminierung von po­ Schwarzspecht, Steinschmätzer u.a. Arbeit von G atter (1996), in w elcher das tentieller Konkurrenzvegetation (bzw. zeigten keine erkennbaren Verände­ Abflämmverbot als Rückgangsursache Vegetationsverdämmung) beitragen. rungen. Einige wenige Arten wie Feld- mancher Singvogelarten diskutiert Und natürlich profitieren von diesen und Heidelerche sowie die Bachstelze wird, unter besonderer Berücksichti­ Gegebenheiten auch entsprechende reagierten in den Brandflächen mit gung von Erfahrungen in Baden-Würt­ Begleitfaunen (wobei ich hier vorwie­ mehr als verdoppelten Brutpaardichten. temberg, insbesondere auf der Schwä­ gend Warmblüter etwas näher anspre­ Die Autoren betonen, daß die höch­ bischen Alb mit ihren Schafweiden. Da­ chen möchte). sten Ausfälle erst durch die Kahlschläge nach förderte das neben neben dem Vogelarten werden besonders gern nach dem Brand erfolgten, aber auch Reuten bis in die 60er Jahre noch prakti­ als „Weiser" für Biotop- und Land­ auf diesen je nach Brand- und Auf- zierte gezielte Abbrennen verwildern­ schaftsveränderungen genutzt, weil räum -T otalität sich deutliche U nter­ der Schafweidebereiche und von Wa­ über diese meist ein reichhaltiges Da­ schiede fanden, wenn z.B. Grüninseln, cholderheiden für die Schäferei nicht tenmaterial vorliegt. Auf Wald- und Sa­ einzelne Baumgruppen oder Überhäl­ nur „wärmeliebende Insektenarten, vannenbrände reagieren allerdings ge­ ter u.dgl. noch andere Nistgilden zulie­ die auf offenen Bewuchs angewiesen rade Vögel anscheinend nicht sonder­ ßen als nur die Bodenbrüter. Das deckt sind, sondern Reptilien und zahlreiche lich heftig, etwa verglichen mit Klein­ sich mit Erfahrungen über Sturmflä- Vogelarten halboffener Böden und säugern - die dann allerdings in der chen-Entwicklungen: Hier wie auf niedriger Sukzessionen. Wo geflämmte Folge Greifvögel und Eulen oder natür­ Waldbrandflächen ist mit dem Weiter­ Flächen geneigt sind, fördert die von lich auch Haarraubwild stärker zu bin­ bestehen eines artenreichen, wenn Regen geförderte Auswaschung der den und zu konzentrieren vermögen. auch zeitweilig individuenärmeren Vo­ Asche den auf solchen Standorten er­ Ähnlich ist es mit großen und größeren gelbestandes zu rechnen, wenn diese wünschten Nährstoffentzug ... Daß der Weidegängern, die nach Wald- und das Aussehen „Wald" beibehalten. Niedergang der Populationen von nach Savannenbränden oft massiv zu­ „Eine nachhaltige Störung der Vogel­ Dorngrasmücken, Heidelerchen, Neun­ nehmen und ähnlich auch ihre Raub­ dichten und Vogelgesellschaften ist tötern und vielfach der sich länger deh­ feinde. Besonders intensive Reaktionen dann zu erwarten, wenn z.B. durch ei­ nende Rückgang der süddeutschen werden von allen möglichen Rauhfuß­ nen Brand überregional reduzierte Baumpieperbestände zeitgleich mit hühnern, besonders den Wald- bzw. oder auch genetisch isolierte einzelne dem Greifen des Flämmverbots ein­ Steppen-Arten beschrieben (vgl. dazu Arten oder Populationen erfaßt wer­ herging, hat auch noch andere Gründe. den Beitrag von S. Klaus und darin an­ den. Eine genetische Sonderstellung Daß aber die Flächenverluste an geeig­ geführte Literatur bzw. auch Gossow von Vögeln innerhalb der niedersächsi­ neten Habitaten, die durch das Flämm- 1987, 1996). A u f den Elch als W ald­ schen Brandwälder ist nicht bekannt... verboteintraten, mitbeteiligtsind, liegt brandfolger ist bereits verwiesen wor­ Da der niedersächsische und darüber auf der Hand." den. hinaus der nordwestdeutsche Raum Die Heidebrände von 1975 waren keine endemischen Vogelarten besitzt, Wildtiere in der Entwicklung von W inter (1980) sowie von Dierschke sondern weitgehend in den Fließele­ von Feuerökologie und und Oelke (1979) zum Anlaß etwas ein­ menten der großkontinentalen palä- Feuermanagement gehenderer Untersuchungen genom­ arktischen Faunenregionen verhaftet men worden. Letztere fanden ein Jahr ist, würde selbst eine Zerstörung aller Die zuvor nur kurz und summarisch zu­ nach den Bränden zwar deutliche Ein­ niedersächsischen Kiefernforsten (ca. sammengefaßten Erfahrungen mit brüche bei den Brutpaardichten ver­ 5150 qkm) nicht zu einem anhaltenden Warmblütern stammen weitgehend schiedenster Vogelarten, und das in den Rückgang oder gar Aussterben von Vö­ aus Nordamerika (vgl. z.B. Kom arek „schwarz verbrannten" deutlich ausge­ geln führen" (Dierschke und Oelke 1969, Bock und Lynch 1970, Bendell prägter als in den „braun verbrann­ 1979). 1974, Kelsall et al. 1977, Peek 1988, ten", einander altersmäßig entspre­ Bestimmte Waldnutzungsformen Lotan und Brow n 1985; M cM ahon und

40 Gossow • Feuereinfluß auf Wildtierfauna und Biodiversität deCelesta 1990), die wenigen für Mit­ Weide- und Farmland ihre Bedeutung, Savanne verwandelte (vgl. Sinclair 1995, teleuropa vorliegenden Untersuchun­ praktische Erfahrungen zu machen und Dublin 1995, Trollope und Trollope gen wie z. B. die kurz besprochenen un­ z.B. europäische mit indianischen Feu­ 1996). terstreichen dies nur. In Nordamerika eranwendungen zu kombinieren (vgl. In Südafrika, in der Kapprovinz, hat waren Wildtiere ein wichtiger takti­ etwa Pyne 1982 oder Langston 1995). sich die Weidekapazität in manchen Ge­ scher Auslöser und Anreiz, die Theorie bieten in den letzten Jahrzehnten und Praxis des geplanten und kontrol­ Feuer als additives oder durch Verbuschung erheblich vermin­ lierten Überbrennens akzeptabler zu einzubindendes Element dert. Feuer- sowie Rinder- und Ziegen- machen und zu einer auch wissen­ Einsatz wurden als mögliche Kontroll- schaftlich zunehmend abgesicherten Mitteleuropa ist, wie gesagt, kein methoden gegen diese Verbuschung und durchschaubaren Methode zu ent­ „Feuer-Land". Aber bestimmte Vegeta­ getestet (Trollope 1983). Offenbar wickeln (vgl. dazu insbesondere die Ta­ tionstypen wie die Calluna-Heiden in konnten Ziegen in Verbindung mit ei­ gungsbände zu den Tall Timbers Fire Holland, Schottland, Dänemark und nem initialen Überbrennen die Verbu­ Ecology Conferences). Dadurch besteht Norddeutschland sind ein Feuerpro­ schung komplett zurückhalten, wäh­ gerade in Nordamerika eine besonders dukt, wenn auch nicht nur. Auch in an­ rend die üblichen Frühlingsbrände al­ enge Verbindung zwischen Feuerma- deren feuergeprägten oder „feuerfä­ lein die Verbuschung nur vorüberge­ nagement/Feuerökologie und Wildlife higen" Ökosystemen stellt sich bei nä­ hend zurückdrängten; aber auch initial Management/Wildlife Ecology. Dafür herer Untersuchung (Erfolgskontrolle) heißes Überbrennen + Rinderweidung stehen Namen wie die von Aldo Leo­ immer wieder heraus, daß Feuer allein während der Wintermonate konnten pold, Herbert Stoddard, G. W. Gullion selten „ausreicht" bzw. allein zum Tra­ eine Erholung der Bäume und Sträu- und Ed Komarek. Stoddard (z. B. 1931) gen kommt, sondern daß meist im Ver­ cher nicht verhindern. D.h., daß auch hatte besonders auf ein Habitatmana­ ein mit verschiedenen anderen mecha­ bei den Weidegängern für die Folgeve­ gement für Wachteln und Wildtruthüh­ nischen Einwirkungen, biotischen wie getation der „Äsetyp" (Browser bzw. ner mittels Feuereinsatz hingewirkt; abiotischen, die charakteristischen Ef­ Grazer, vgl. Hof mann 1973) wesentli­ Leopold hatte bei seiner Berufung auf fekte erreicht werden. Das gilt nicht nur chersein kann als Körpergröße und da­ den ersten Lehrstuhl für Wildlife Mana­ in Mitteleuropa, wenn die Nachhaltig­ mit Tritteinfluß und Kotdüngung. gement (am Pflanzenphysiologie-De­ keit und Biodiversität von Trockenrasen In der borealen Taiga finden sich partment in Madison/Wisconsin) Erfah­ eigentlich nur mittels Überbrennen im Waldstruktur-Abhängigkeiten bei Rauh­ rungen aus dem Südosten der USA Verein mit weiteren mechanischen Ver­ fußhühnern oft in ganz artspezifischer mitgebracht, was die Wechselbezie­ fahren gewährleistet bleibt (z.B. Zim­ Weise. Nachdem diese Wälder häufig hungen zwischen agrarischer und forst­ mermann 1977) oder wo zum Heide­ stark feuergeprägt sind, stellt sich auch licher Plantagenwirtschaft für die Habi­ brennen auch Beweidung, Plaggen u. die Frage nach dem un-/günstigen Ein­ tatqualität und Tragfähigkeit von dgl. dazugehören (vgl. van den Ven fluß unterschiedlicher Waldbrandfre­ Jagdwildarten, aber auch deren W ild­ 1977) oder eine ganze Reihe an Öko­ quenzen und -intensitäten auf die Ha­ schadensanfälligkeit betrifft und daß techniken unter Einbeziehung von bitateignung für diese Waldhühner. bzw. wie dabei auch mit einem kontrol­ Feuer üblich waren, aber in Vergessen­ Klaus et al. (1995) illustrieren die Wald­ lierten Brennen Möglichkeiten verbes­ heit geraten bzw. außer Kraft gesetzt brandbedeutung für die Ajanfichten- sert und Probleme gemindert werden worden sind (vgl. z.B. Goldammer et a\. wald-Sukzession in der ostsibirischen können (vgl. u.a. Leopold's „Game in diesem Band). Taiga und für das in seinem Vorkom­ Management" von 1933). Auch in typischen Feuer-Ökosyste­ mensgebiet auffallend mit der Ajan- Gullion schließlich (z.B. 1972, 1984) men spielen zusätzliche Einflüsse meist fichte-Verbreitung übereinstimmende hatte die enge Abhängigkeit des Kra­ eine mehr oder weniger wichtige Rolle endemische Sichelhuhn. Eigene, noch genhuhns von frühen Aspenwald-Ent- bei der Entstehung, Erhaltung und nicht abgeschlossene Untersuchungen wicklungsstadien und deren (Mit-) Tragfähigkeit typischer Vegetationsge­ zeigen nun, daß in diesem Gebiet typi­ Beeinflußbarkeit durch Waldbrände er­ sellschaften und ihrer Begleitfauna. Für sche „fire history trees" fehlen und die kannt und entsprechende Manage­ Savannenbrände wird immer wieder dort sehr wohl vorkommenden Wald­ mentkonzepte entwickelt und umge­ darauf verwiesen, daß neben der Häu­ brände überwiegend überalterte bzw. setzt. figkeit, Intensität und Jahreszeit von sturmgeworfene Bestände betreffen. Darüber hinaus spielte die offen­ Bränden auch Weidedruck erheblich sichtliche Zunahme verschiedener bei der Entstehung bzw. Vermeidung Wechselwirkungen zwischen Hirscharten durch Konzentration und bestimmter Folge-Vegetationen mit­ Feuer und Wildtieren vermehrte Zuwachsleistung auf ehe­ spielt (z.B. Goldammer 1993). Ein Mo­ maligen Brandflächen jeweils beson­ dellfall dafür ist das Serengeti-Mara- Da Beweidung und Verbiß durch Huf­ ders in der Strauchphase auch eine Ökosystem, wo durch das wechselnde tiere sich auch auf die Art, Verteilung Rolle für die Entwicklung von Über- Zusammenspiel von Elefanten (als Me- und das Angebot an brennbarer Phyto- brennungspraktiken und randlinienrei­ gaherbivoren), Rinderhaltung, Besie­ masse auswirkt, können sich diese Her- chen Kahlschlagsmosaiken (vgl. z.B. delungsdichte, Elfenbeinwilderei, Tset- bivoren - ähnlich wie phytophage In­ Dasmann 1964). Aber natürlich hatte se-Befall und Savannenbränden sich die sekten, Pilzinfektionen u. dgl. auch-auf auch die Landnutzungspraxis durch Far­ Vegetation in den letzten 100 Jahren die Raum-Zeit-Dynamik von Vegeta­ mer zur Gewinnung und Erhaltung von wiederholt in Waldland bzw. offene tionsbränden auswirken (Hobbs 1996):

41 Gossow- Feuereinfluß auf W ildtierfauna und Biodiversität

Auf Grasland reduzieren Huftiere naturnahes Verhältnis von Wald und terdrückung und damit entsprechen­ im Zuge ihrer Weidesukzession und Wild in Frage" (Scherzinger 1996, vgl. der Anhäufung von Brennmaterial. dank ausgeprägter Migrationen oft auch Peek 1980). Dieser Einschub er­ Huftiere oder „Megaherbivore" Ausmaß, Häufigkeit und Intensität z. B. scheint mir wichtig, weil zur Wald- werden seit einiger Zeit zunehmend in von Savannenbränden, während in Wild-Weide-Thematik in Mitteleuropa die Diskussion zur Vegetationsge­ Buschland, Baumsavanne und Wald­ zunehmend auf Megaherbivoren-Ein- schichte Mitteleuropas wie zur Land­ land Bodenfeuer bei Herbivoreneinfluß flüsse in Zwischen- und Nacheiszeiten schaftsökologie und Landschaftspflege zwar seltener, Kronenfeuer - dank ei­ zurückgegriffen wird, um ein differen- unter Einbeziehung von Haus- wie von ner Anhäufung von Brennmaterial-da­ zierteres Verständnis zu entwickeln Wildtier-Weidegängern eingebracht für wahrscheinlich häufiger auftreten (z.B. Putm an 1986, Schüle 1990, 1992, (vgl. zusammenfassend z.B. bei Schüle m ögen: M adany und West (1993) ha­ Geiser 1992, May 1993, G oldam m er 1990 oder Scherzinger 1996). Das kann ben z. B. fü r Ponderosakiefernw älder in 1993, Bünzel-Drüke et al. 1994, Scher- u. U. auch dazu führen, die hier kurz an­ Utah gezeigt, wie intensiver Viehbe­ zin g e r 1996). geschnittene Wechsel- und Kombina­ stoß die Häufigkeit von Bodenfeuern In ausgedehnten Graslandbiotopen tionswirkung von Brand- und Wildein­ durch Eliminieren von feinem Brenn­ existieren Herbivoren- und Brandein­ fluß praktisch einzusetzen, z.B. auf material (Gras) reduzierte, dafür aber wirkungen meist gemeinsam, wirken ehemaligen Truppenübungsplätzen in die Voraussetzungen für zerstörerische sich saisonal aber unterschiedlich aus: den neuen Bundesländern. Daß damit Kronenfeuer vermehrte (mehr Sträu- der Weidedruck besonders in der Vege­ dann auch Kleintiere wie Nager, Repti­ cher und Baumverjüngung). tationsperiode - die Brände mehr in lien oder Schmetterlinge mit beeinflußt Da Großsäuger natürlich auch Tritt­ den Trockenzeiten an der verbliebenen, w erden, ist als sukzessionsbeeinflußte effekte und mit ihrem Urin und Kot we­ vertrocknenden Grasvegetation. Inso­ Faunenänderung nur normal. Und da sentliche Düngeeffekte setzen können, fern können aber Huftiere auch eine sich in jedem Fall m ehr oder w eniger könnten gerade Huftiere zu wichtigen nennenswerte Kontrolle über die veränderte bis neue Biotope (als ohne Elementen für Ökosystem-Veränderun­ Brandausmaße ausüben wie anderer­ Brand- oder Weideeinfluß) ergeben, gen werden, welche zu räumlicher Mo­ seits der Brand Fleckerlteppiche von kann auch faunistisch mit mehr oder saikbildung und abgewandelten Suk­ beweideten und unbeweideten Flä­ weniger interessanten Überraschun­ zessionsverläufen beitragen (Hobbs chen in ihren Gegensätzen kompensie­ gen gerechnet werden. 1996). Bei deutlich veränderten Belaufs­ ren (oder „homogenisieren") kann, und damit Beweidungsdichten kann selbst aber in den beweideten Flecken Feuereinfluß und Biodiversität sich dann auch das Feuerregime stärker auch Feuerbarrieren vorfindet und sich verändern. So hat etwa M cN aughton hier immer wieder totläuft: solche Be­ Feuer provoziert in Gras- wie in Wald­ (1992) gezeigt, daß bei Gnu-Popula- funde stammen z.B. von Hobbs et al. landschaften „Sukzessionsmosaike" tionsstärken von unter 600000 in der (1991) aus Langgrasprärien und bele­ (Koop 1982) und fördert damit in räum­ Serengeti der überwiegende Teil der gen auch korrespondierende Auswir­ licher wie zeitlicher Hinsicht Biodiversi­ Savannenebenen brannte, bei wesent­ kungen auf die Stickstoffbudgets. tät und deren Veränderlichkeit glei­ lich darüber hinaus angewachsenen Landschaftsökologisch gesehen, stei­ chermaßen. In welchem Ausmaß das Gnuherden aber nur noch etwa 20 Pro­ gert ein gewisser Verbiß- und Weide­ auch in einer Kulturlandschaft, in ei­ zent der Fläche brandanfällig blieben. druck die durch Brand bewirkte Hetero­ nem Wirtschafts- oder Schutzwald M it­ Je nach Populationsstärke und -dyna- genität noch weiter (z.B. Glenns et al. teleuropas erwünscht sein mag, ist mik kann das Ökosystem gleichsam zwi­ 1992), während Überbrennen allein, mehr ein forstpolitisches- bzw. Um­ schen zwei Zuständen wechseln, einem ohne W eidedruck, sich eher in Richtung weltproblem. Aber natürlich beein­ feuerdisponierten und einem feuerre­ Homogenität auswirken kann. flußt nicht nur Feuer die Diversität. Das sistenteren. Dies „k a n n " ist w ichtig, denn es bie­ gilt für andere drastische Naturereig­ Ähnliches gilt für Wildverbiß und tet damit sowohl für ein kontrolliertes nisse wie für verschiedene Landnut- Weidetätigkeit auch in unseren Brei­ Brennen entsprechende Spielräume als zungs- bzw. Waldbehandlungsprakti­ ten, allerdings ohne daß Feuer mit ein­ auch die Möglichkeit, andere Ökotech­ ken ebenfalls. Die Frage ist, ob dabei gebunden sein müßte. Aber soweit die niken mit einzusetzen bzw. andere qualitative Unterschiede zu machen Aktivitäten „den zeitlichen Ablauf der Ökofaktoren mit zu berücksichtigen sind!? Waldentwicklung, die Vegetationsdi- (z.B. Sturm, Dürre) oder auch gezielt W älder als dreidim ensinale und versität sowie vertikale und horizontale zuzulassen (wie etwa Beweidung und langlebige, sich dabei verändernde Waldstrukturen beeinflussen können, Verbiß). Wenn letztlich der Einfluß grö­ Ökosysteme entwickeln besonders erweitern Herbivore das Potential na­ ßerer Herbivoren gegenüber oder zu­ hohe, wenn auch mit der Sukzession türlicher Entwicklungswege des Wal­ sammen mit Brand in landschaftsökolo­ veränderliche Biodiversitäten (H u n te r des", wobei auch „auf identischen gischer Hinsicht vergleichsweise gering 1990). Dabei ergibt sich ein deutlicher Standorten sowohl die Vegetationsent­ bleibt, so wahrscheinlich besonders Abnahmegradient von den tropischen fa ltu n g ohne W ildbelastungen als auch deshalb, weil landschaftsgestaltende und Tieflandwäldern zu Berg- und Tai­ die mit markanten Wildschäden na­ Brände eher seltener, aber ausgedehnt gawäldern, begleitet von deutlichen türlich' sein kann. Das stellt jeden allge­ und intensiv erfolgen: als Ergebnis län­ Biomasse-Verschiebungen: die meiste mein gültigen Definitionsversuch - gerer Dürre- und Hitzeperioden oder/ Biomasse eines Regenwaldes ist in des­ bzw. gesetzliche Normierung - für ein und eben dank zu wirksamer Brandun­ sen Kronenraum konzentriert, wäh-

42 Gossow • Feuereinfluß auf Wildtierfauna und Biodiversität rend in borealen Wäldern viel mehr an Aber was den Kahlschlag als charak­ verstehen lernen, wie Huftiere Ökosy­ Biomasse und biotischen Prozessen in teristisches Element des Altersklassen­ steme beeinflussen und selbst auf Öko­ der Rhizosphäre „verborgen" bleibt. waldes wirklich zu einer eher fragwür­ systemveränderungen reagieren. Andererseits sind Tier- und Pflanzenar­ digen Waldbehandlungsform macht, Aber ob nun derartige Experimente ten kälterer Regionen an ein viel breite­ ist der dadurch gegebene Abbruch der oder eine erneute Zulassung des Fläm- res Spektrum an Umweltbedingungen Waldentwicklung in der Optimalphase mens in bisheriger Form oder als ge­ angepaßt und zeigen z. B. eine viel aus­ sowie dank zügiger Neuaufforstung plante und kontrollierte Überbrenn­ geprägtere Nord-Süd-Verbreitung (vgl. auch ein gezielter Ausschluß von Vor­ technik zur Diskussion stehen, es wird u.a. bei Wilson 1992). wald- und Pionierwaldphasen (vgl. ein Akzeptanzproblem sein und damit Dennoch werden die zunehmend auch Scherzinger 1996). Insofern lehrt eine Akzeptanzverbesserung nötig intensivierte Holznutzung mittels uns nicht nur der Urwald (z. B. Leibund- werden. Das kann man heute nicht ein­ Großkahlschlag in der Taiga (z. B. Petrov gut 1981), sondern auch der Sturmwurf fach Verordnungen und der Gewöh­ 1993 oder Devall 1993) wie die Häufung (z.B. Lässig und Schönenberger 1993 nung überlassen. Es wäre vielmehr dortiger Waldbrände (vgl. dazu Gold­ oder Gossow 1992) ebenso wie der zwingend, ein entsprechendes PR-Ma- ammer und Furyaev 1996 oder Walstad Waldbrand, daß unsere Wälder jeweils nagement zu entwickeln, ebenso wie et al. 1990) als ernsthaftes Problem für nur einen Torso darstellen, aber auch, ein dezidiertes Monitoring als Erfolgs­ die Walderhaltung gesehen und ange­ wie Waldbau im Interesse erhöhter Bio­ kontrolle - die wiederum SOLL-Vorga- sichts eines „Global Warning" gerade in diversität adaptiver gestaltet werden ben erfordert und damit ein weiteres nördlichen Breiten zusätzliche Pro­ könnte (vgl. z.B. Harris 1986, Hunter Konsensproblem aufw irft! bleme befürchtet (z.B. Wein 1990, 1990, Maser 1990, Mosandl 1991 u.a.) Für die bessere Akzeptanz in der Öf­ Goldammer et a\. 1996, Gossow 1996). fentlichkeit könnten u.U. W ildtiere als Kahlschläge werden allerdings nicht Feuereinsatz im Naturschutz als „strategische Schlüsselarten" (oder nur als Erntetechnik angesehen, son­ Akzeptanzproblem Maskottchen?) eine wichtige Rolle dern gerade für den Taigawald auch spielen: „Bambi", „Peter und der W olf" gern mit dem Argument propagiert, Es wäre wahrscheinlich wirklich eine oder „ Smokey Bear" sind eher Beispiele daß die meisten borealen Baumarten reizvolle Idee und Möglichkeit, könnte dafür, welche Feindbilder in einem zeit­ Reproduktionsstrategien entwickelt man aufgelassene Truppenübungsflä­ gemäßen Naturschutz überwunden haben, um besonders Standorte „fu lly chen für ein integriertes Habitat- und werden müßten; „The Famous Grouse" exposed to irridiance, free air move­ Landschaftsmanagement unter Einsatz (= schottisches Moorschneehuhn) wäre ment and rooting space" ausnutzen zu von kontrolliertem Brennen und Bewei- oder ist vielleicht bereits eine Flagg­ können (Youngblood and Titus 1996). den (z.B. im Wege eines Game Ran- schiff-Art zumindest in Schottland für Deshalb wird die Ansicht gerne geteilt, ching oder einer Agroforestry auch mit das Heidebrennen auf den grouse daß hier der Kahlschlag - möglichst größeren Wildtieren) benutzen und moors. In Mitteleuropa müßte man noch mit Ganzbaumnutzung - irgend­ hier für Mitteleuropa einschlägige Er­ wohl erst etwas suchen; aber geeignete wie natürliche periodische Phänomene fahrungen gewinnen und Versuche Orchideen-, Schmetterlings- oder Vo­ wie Wildfeuer und Insektenkalamitä­ durchführen, die sonst wohl nur gegen gelarten sollten wohl zu finden sein. ten noch am besten nachnahme. Tat­ erheblichen Widerstand anderer Nut­ sächlich muß man dies wohl doch etwas zungsinteressen und Vorurteile mög­ Zur Doppelnatur des Feuers in der kritischer und differenzierter sehen lich wären. Natur- wie in der Kulturlandschaft (Gordon 1996): Nährstoffverluste und Die von Hobbs (1996) zusammenge­ -ersatz laufen auf Kahlschlägen völlig faßten Einflüsse von und Zusammen­ Hinsichtlich der Feuerrolle in der Natur anders ab als nach Waldbrand oder hänge zwischen Huftieren, Brand und bzw. in unserer Umwelt muß man sich Forstschädlingskalamität; auch sind Landschaftsveränderung sind bisher mit dem amerikanischen Feuerhistori­ manche, sehr schatten-intolerante noch viel zu wenig wirklich auch experi­ ker Stephen Pyne (z.B. 1982, 1993) Baum-, Strauch- und Krautarten in der mentell konkreter analysiert worden. klarmachen, daß das Feuer sowohl eine Lage, ihre Entwicklung auf armen (trok- Denn z.B. wird das Verhalten von grö­ ökologische als auch eine kulturelle kenen oder feuchten) Böden zu maxi­ ßeren Wildtieren gegenüber ihrer Um­ Seite hat und diese beiden Seiten dank mieren, wo sie sich ohne interspezifi­ welt noch nicht entfernt so gut unter­ dem Menschen auch seit Jahrzehntau­ sche Konkurrenz ansamen, die ihnen sucht und verstanden wie die physiolo­ senden interagieren. hierher nicht folgen kann, von der sie gische Reaktion von Pflanzen auf deren Diese beiden Seiten oder Funktio­ auf freien Schlägen aber weitgehend, relevante Umwelt; und auch die Popu­ nen des Feuers kommen auch darin zum wenn nicht völlig verdrängt werden. lationsdynamik von Huftieren und an­ Ausdruck, wie Brandwirkungen begrif­ Ebenfalls wichtig erscheint ein anderer deren Großsäugern ist meist nur an fen und erreicht werden - in Beziehung Unterschied, soweit die genetische Di- Dichte- und Zuwachsänderungen in­ zum Landschafts- bzw. zum Wildnis- versität und die Erhaltung des Genpools nerhalb der Population orientiert Management wie auch zum W ildtier- betroffen ist, welche durch Naturkata­ worden, nicht aber ökosystemar. Wenn bzw. W ildlife Management: strophen nicht dermaßen „erodiert" sie potentiell als Landschaftsgestalter ■ Akzeptanz der natürlichen Rolle des wird wie durch ausgedehnte Kahlhiebe (mit)wirken können - nicht nur als Feuers in Ökosystemen, die als feuer­ (Gordon 1996, dort weitere Literatur­ Waldschädlinge im Sinne des Forstge­ abhängig oder -kompatibel bekannt beispiele). setzes-, dann sollten wir künftig besser sind sowie

43 Gossow • Feuereinfluß auf W ildtierfauna und Biodiversität

■ wohlüberlegte Biotopmodifizierung für die Forstwirtschaft, Gaming. schung: Windwurfökologie inter­ durch kontrolliertes Überbrennen, um S. 29-39. disziplinär. Österr. Forstz. 103 (4), erwünschte Lebensraum-Bedingungen Gatter, W., 1996: Das A bfläm m verbot S. 17-19. für W ildtiere oder andere erneuerbare als Rückgangsursache von Singvö­ Gossow, H., 1993: Anmerkungen zur Ressourcen zu erzielen bzw. beizube­ geln?-Orn. Anz. 35,163-171. Nachhaltigkeit und Biodiversität halten. Geiser, R., 1992: Auch ohne Homo Sa­ aus wildökologischer und jagdwirt­ Es mag wohl vordergründig um Na­ piens wäre Mitteleuropa von Natur schaftlicher Sicht. In: „D im ensionen tur und ihren Schutz gehen. Aber das aus eine halboffene Weideland­ der Nachhaltigkeit". XX. Tagung funktioniert nicht, ohne den Menschen schaft. - Laufener Seminarbeitr. Fachgr. Wald- u. Holzwiss. - Univ. mit seinen Interessen, Vorurteilen, ANL. 2,22-34. Bodenkultur. Wien, S. 39-44. 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44 Gossow- Feuereinfluß auf Wildtierfauna und Biodiversität

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45 NNA-Berichte 5/97

kichtreiche Lebensräume angepaßt. Sie Bedeutung von Feuertür Lebensräume besetzen die älteren Stadien der Weich­ holzinseln in Bruchlichtungen und auf der Rauhfußhühner (Tetraoninae) ehemaligen Brandflächen und errei­ chen auf letzteren höchste Dichten, ob­ von Siegfried Klaus wohl ihr primärer Lebensraum mögli­ cherweise das Zerfallsstadium alter „Aber so vernichtend die Brände in den Urwäldern auch wirken, so locken sie doch Wälder darstellt. Das Auerhuhn Tetrao auch wieder auf ihren Brandstätten nach geraumer Zeit eine seit Jahrhunderten urogallus schließlich ist die Charakter­ nicht dagewesene Vegetation hervor. In ihrem Gefolge belebt sich die Gegend vogelart des alten Waldes. Es bewohnt auch mit Tieren neu, die man vergeblich in den angrenzenden Urwäldern sucht. den Urwald von der Plenter- bis zur be­ Unterholz, Sträucher und an sonnigen Stellen erwachsene Kräuter und Beeren ginnenden Zusammenbruchsphase und locken Säuger und Vögel an. sucht Brandflächen in den Randzonen (Aus A. Th. Von Middendorff [1875] über Waldbrände im Amurgebiet.) regelmäßig auf. In ganz ähnlicher Weise reagieren auch nordamerikani­ 1. Einleitung bestimmen. Dazu gehören immer wie­ sche Rauhfußhühner auf Waldbrände derkehrende Brandereignisse, die ne­ und ihre Folgen. R auhfußhühner gelten als C harakterar­ ben Sturmwurf und Insektenfraß den In der Amurtaiga, im Fernen Osten ten der borealen Nadelwaldzone Eura­ Motor für die Waldverjüngung der Rußlands, haben wir die unterschiedli­ siens und Nordamerikas. Morphologi­ Taiga darstellen (W alter 1968, W alter che Einnischung von Steinauerhuhn Te­ sche, ökologische und ethologische An­ und Breckle 1994, Zacrisson 1977, Gold­ trao urogalloides, Sichelhuhn Falcipen- passungen ermöglichen ihnen das am m er und Furyaev 1996). Brände er­ nis falcipennis und Haselhuhn in der Überleben im kalten, schneereichen höhen in relativ gleichförmigen Wald­ von Waldbränden gezeichneten Ur- Winter und die Erschließung nahezu landschaften der borealen Zone die He­ landschaft untersucht (Klaus et al. unbegrenzter, aber energiearmer Nah- terogenität und damit die Vielfalt an 1995). Vergleiche ergeben sich zu Er­ rungsresourcen wie Nadeln und Triebe ökologischen Nischen (vgl. Goldam m er gebnissen der intensiv untersuchten verschiedener Koniferen sowie Knos­ 1993). Es verwundert daher nicht, daß Auswirkungen der Brände von 1988 im pen und Kätzchen von Weichlaubholz­ Waldbrände die Evolution der Rauhfuß­ Yellowstone Nationalpark (u.a. Varley arten und Ericaceen. hühner mitbestimmten und die öko­ und Shullery 1991). Die von den einzelnen Rauhfuß­ logische Einnischung einzelner Arten In der Kulturlandschaft Mitteleuro­ huhnarten benötigten Waldstruktu­ unterschiedliche Sukzessionsstadien pas werden entstehende Waldbrände ren, Altersstadien und Baumartenkom­ der Waldentwicklung nach Bränden be­ meist effektiv unterdrückt, so daß wir binationen sind in der borealen Wald­ tr if ft (Swenson et al. 1995, Abb. 1). nur beim Birkhuhn und bei Moor­ landschaft allerdings nicht überall ver­ Das Birkhuhn Tetrao tetrix als Be­ schneehühnern Lagopus lagopus be­ fügbar. Meist bedingt eine ungleiche wohner des Offenlandes und des krüp­ schränkte Kenntnisse über die Wirkung Verteilung dieser Ressourcen eine pelwüchsigen Kampfwaldes nutzt nach von Bränden auf die Bestandentwick­ „geklumpte", heterogene Verteilung Bränden die frühesten Sukzessionssta­ lung dieser Arten erlangen konnten. der Arten. Diese „patchyness" hat ihre dien der Waldentwicklung. Es verläßt Einige Beispiele sollen hier erörtert Ursachen in Geländeeigenheiten, vor diese H abitate, sobald sich der Jung­ und Schutzmaßnahmen unter Nutzung allem aber auch in Störereignissen, die wald dicht schließt. Haselhühner Bo- kontrollierten Feuers diskutiert wer­ die Verjüngung der Wälder maßgeblich nasa bonasia sind von Natur aus an dik- den.

Abb. 1. Nutzung unterschiedlicher Sukzessionsphasen der Waldentwicklung durch Auer-, Birk- und Haselhuhn am Beispiel eines Urwaldes. Nach Scherzinger (1996).

46 Klaus • Bedeutung von Feuer für Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

2. Die Rolle von Bränden in Natur­ landschaften der borealen Waldzone

2.1 Der „feuergetriebene" Mosaik­ zyklus der Verjüngung der Ochotskischen Taigawälder am Amur

In Abbildung 2 wurden eigene Beob­ achtungen und Ergebnisse langjähriger Studien von Ma'nko 1987) an den fern­ östlichen Ajanfichtenwäldern (Picea jezoensis) in einem Schema zusam­ mengefaßt, das im Sinne von Remmerts (1991) Mosaikzykluskonzept die zykli­ sche Aufeinanderfolge von Lärchen {La- rix dahurica)- und Ajanfichten-Weißrin- dentannenwäldern nach natürlichen Störereignissen (Brand, seltener Trock- nissterben) erklärt. Ohne solche Katastrophen errei­ chen Weißrindentannen (Abies neph- Abb. 2. Schema der natürlichen Waldentwicklung In der Gorlntaiga/Amur (aus Klaus et al. rolepis) und Fichten nach 150-300 Jah­ 1995): Sind die Abstände zwischen den Brandereignissen lang (> 300 Jahre), so entwickeln ren ihre natürliche Altersgrenze. Diese sich aus einstigen Lärchenwäldern sukzessive Fichten-Tannenwälder (großer Zyklus). Fol­ schattenertragenden Arten keimen auf gen die Brände kurzfristiger aufeinander (< 300 Jahre), so lösen lärchendominierte Waldge­ liegendem, verrottendem Totholz. Die sellschaften mit unterschiedlich altem Fichten-Tannenunterstand einander ab (rechts oben). in der Zusammenbruchsphase entste­ Der kleine Zyklus beschreibt die durch kleinräumige Verjüngung nach altersbedingtem Zu­ henden Lücken werden bald durch die sammenbruch, Sturm, Schnee oder Borkenkäfer langzeitig stabile Situation im Fichten- im Unterstand ausharrenden jungen Tannenwald, solange keine Brände oder andere großflächigen Störereignisse auftreten. Tannen und Fichten genutzt, die in al­ len Altersstadien einzeln oder in Grup­ digte Fichten können später leicht zur ten. Im weiteren Umfeld unseres Unter­ pen im Bestand vertreten sind. Die Massenvermehrung von Borkenkäfern suchungsgebietes von ca.100 km2 Flä­ Koreazirbe (Pinus koraiensis) wächst führen, die nicht nur junge Fichten, son­ che war nur ein Bergrücken von alten ebenfalls einzeln oder in kleinen Grup­ dern auch Tannen zum Absterben Fichten-Tannenwäldern bedeckt. An­ pen aus den vom Tannenhäher ver­ bringen, während die Koreazirbe über­ sonsten war dieser Waldtyp kleinflä­ steckten, z.T. vergessenen Samen aus lebt. chig nur an feuchten Bach-, Talauen seinen Vorratsspeichern heran. Ohne Viel häufiger und auf wesentlich und Moorrändern erhalten geblieben, Störereignisse kann sich diese mehr­ größerer Fläche führen aber Wald­ die weniger feuergefährdet sind schichtig aufgebaute Dunkelnadel­ brände zu einem Wechsel der Baumar­ (Abb. 3). taiga über viele Baumgenerationen stabil erhalten (kleiner Zyklus in Abb. 2). Die Situation ändert sich grundle­ gend durch das flächenhafte (< 1 ha bis mehrere ha umfassende) Absterben von Ajanfichten infolge einer als „Trocknis" beschriebenen, in ihren Ur­ sachen noch nicht geklärten Form des Waldsterbens, bei dem aber Luftschad­ stoffe keine Rolle spielen. Nach Ma'nko (1987, vgl. auch Schmidt-Vogt 1991) ist es am wahrscheinlichsten, daß Trocknis durch mehrere aufeinander folgende niederschlagsarme Jahre ausgelöst wird, da die flachwurzelnde Ajanfichte sehr sensibel gegen Wassermangel ist. In der geschlossenen Waldlandschaft entstehen so „Löcher" aus kranken und Abb. 3. Durch immer wiederkehrende Brände geprägtes Landschaftsmosaik in der Gorin- sterbenden Baumgruppen. Vorgeschä­ taiga (Foto S. Klaus, April 1994).

47 Klaus • Bedeutung von Feuer für Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

Nach einem Kronenbrand von Fich- ten-Tannenwäldern kommt es in der Regel fast immer zum Wechsel der Baumartendominanz. Die Gleichaltrig­ keit der Lärchenwälder in unserem Un­ tersuchungsgebiet, ihre Verteilung in der Landschaft sowie alte Brandspuren deuten darauf hin, daß all diese Lär­ chenwälder nach Bränden aufgewach­ sen sind. Eine relativ junge, mehrere km2 große Brandfläche mit Resten der urspünglichen Fichten-Tannenbestok- kung an feuchten Stellen war flächig mit dichtem, ca. 10-15 Jahre altem Jungwald aus Lärche, Birke, Aspe und Weidenarten bedeckt. Bei der relativ Abb. 4. Imponierendes Männchen des Sichelhuhns - einer Charakterart der dunklen Fich- geringen Lebenserwartung von Birken, ten-Tannen-Taiga am Amur (Foto A. V. Andreev). Aspen und Weiden verschwinden diese im Verlaufe des ersten Jahrhunderts nach dem Brand wieder aus dem Be­ stand der viel älter werdenden Lärchen. An deren Stelle keimen Tannen und Fichten auf, die im Schutze der Lärchen einen oft geschlossenen Unterstand bil­ den und weitere Lärchenverjüngung verhindern. Alles deutet darauf hin, daß ohne Brand unter den standörtli­ chen Gegebenheiten unseres Untersu­ chungsgebiets die Dunkelnadeltaiga der dom inierende W aldtyp ist. Die Häu­ figkeit der Brandereignisse fördert je­ doch die Lärchentaiga, so daß zur Zeit etwa 70 % dieser Waldgesellschaft zu­ geordnet werden können. Nach dem allmählichen Absterben der Lärchen, deren Höchstalter mit 300-400 Jahren angeben wird, führt der Zyklus hier je­ denfalls zur Dunkelnadeltaiga zurück.

2.2 Besiedlung der nach Bränden aufwachsenden unterschiedlichen Waldtypen der Amurtaiga durch Rauhfußhühner

Das Sichelhuhn (Abb. 4) ist ökologisch eng an die Ajanfichte gebunden. Sein eng begrenztes Verbreitungsgebiet äh­ nelt in überraschender Weise dem sei­ nes bevorzugten Deckungs- und Win­ ternahrungsbaumes (Abb. 5). Die Ab­ hängigkeit dieser hoch bedrohten Vo­ gelart von der Dunkelnadeltaiga be­ deutet, daß Brände und Kahlschlag sei­ nen Lebensraum drastisch verkleinern. Bei dem seßhaften, wenig flugbereiten Rauhfußhuhn besteht daher auch die Gefahr der Verinselung und der geneti­ schen Isolation. Die entlang von Gewäs­ sern und Mooren Brände überdauern­ den Dunkelnadel-Restwälder (Abb. 3) Areale von Ajanfichte und Sichelhuhn sind markiert (aus Klaus e t al. 1995).

48 Klaus • Bedeutung von Feuer für Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

Abb.6. Das Steinauerhuhn ist eine Cha­ Abb. 7. Die Großbrände von 1988 haben im Yellowstone Nationalpark deutlich sichtbare rakterart der lichten Lärchentaiga. Sie Spuren hinterlassen - die Vielgestaltigkeit und die Randliniendichte der Waldlandschaft wird durch Brände gefördert (Foto A. V. wurden wesentlich erhöht (Foto C. Klaus, September 1996). Andreev).

vernetzen als lineare Strukturen die durch großflächige Brände leicht in Iso­ lation geratenden Teillebensräume. Neu war unsere Beobachtung, daß Si­ chelhühner Lärchenwälder im Winter zu nutzen vermögen, sobald die unter­ ständigen Fichten über 4 m Höhe errei­ chen. Dadurch ist die vom Sichelhuhn nutzbare Waldfläche größer und die Gefahr der Isolation geringer als bisher angenommen. Für die Ernährung im späteren Frühjahr und Sommer spielen die frischen Nadeln der Lärche eine wichtige Rolle, so daß der optimale Si­ chelhuhn-Jahreslebensraum durch die enge räumliche Verzahnung von Ajan- fichte und Dahurischer Lärche im Er­ gebnis der Waldbrände entsteht. Abb. 8. Felsengebirgshühner nutzten im Yellowstone Nationalpark sehr rasch die nach Die hier lebende Unterart des Hasel­ Bränden entstandenen Freiflächen zur Jungenaufzucht, wo sie reiche Nahrung finden (Foto huhns (Bonasa bonasia amurensis) be­ S. Klaus). sitzt im Optimum ihres Areals eine we­ sentlich breitere ökologische Ampli­ eignisse überwiegend von Dunkelna­ figkeit und Verteilung von Sichel-, Ha­ tude als das Sichelhuhn. Sie nutzt so­ deltaiga bedeckt wäre, zur beträchtli­ sel- und Steinauerhuhn in der fernöstli­ wohl suboptimale Habitate in Fich- chen Erweiterung des Lebensraum die­ chen Taigalandschaft bestimmen. ten-Tannen- als auch in reinen Lär­ ser Art, zumal die Brut und Jungenauf- chenwäldern. Besonders hohe Dichten zuchtauch injüngeren Lärchenwäldern 2.3 Feuereinfluß auf nordameri­ werden allerdings in über 10jährigen erfolgen kann. Die Balzplätze dieser im­ kanische Rauhfußhühner Jungwaldbeständen aus Lärche, Birke, posanten Art, die durch Altbestände Weide und Aspe auf ehemaligen Brand­ der Lärche charakterisiert sind, liegen Für jeden Besucher des berühmten Na­ flächen (im Mittel 20 Reviere/km2) er­ hingegen in den kaum durch Brand ge­ tionalparks Yellowstone sind die Folgen reicht. fährdeten Moor-Lärchenwäldern am großer Brände auffällig: etwa 36 % der Steinauerhuhn (Abb. 6): Diese Art ist Rande der ausgedehnten Flußauen des Nationalparkfläche, d.h. über 3200 km2 ökologisch eng an die Lärchentaiga Gorin und Charbin. gingen 1988 in Flammen auf. Einer der Ostsibiriens gebunden. Lärchentriebe Zusammenfassend kann man sagen, auffallendsten Effekte des 1988er Feu­ stellen die ausschließliche Winternah­ daß Waldbrände maßgeblich die Ver­ ers war das hohe Maß an Heterogeni­ rung dar. Waldbrände führten im un­ teilung von lichter Lärchen- und dunk­ tät, das die Landschaft nach den Brän­ tersuchten Gebiet, das ohne Brander­ ler Fichten-Tannentaiga und somit Häu­ den auszeichnete (Turner et al. 1994,

49 Klaus • Bedeutung von Feuer für Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

Abb. 7). Im Jahr 1996 hatte sich in den ten, auf den positiven Einfluß ehemali­ mit niedrigem Sukzessionswald aus Bir­ toten Gelbkiefernbeständen (Pinus ger Brandflächen hin (Übersicht bei ken bedeckten Plateau drei Birkhähne. ponderosa) bereits eine flächige, bis zu Bergm ann et al. 1996). Die weitere Bestandsentwicklung 1 m hohe Verjüngung der gleichen Art w urde durch Laube (pers. M itt.) sorgfäl­ eingefunden. Das Felsengebirgshuhn 3. Beispiele aus Kulturland­ tig registriert. Der Birkhuhnbestand - (Dendragapus obscurus, Abb. 8), die schaften Mitteleuropas auch im Umfeld des Großen Zschirn­ häufigste R auhfußhuhnart des Parks, steins - wuchs auf 25 balzende Hähne bewohnte bereits solche in Verjüngung 3.1 Bestandsentwicklung beim an, die z.T. auch auf den umliegenden begriffenen Kiefernbestände und zog Birkhuhn nach Waldbränden Kahlflächen balzten. Auch Gesperre mit Erfolg dort auch seine Jungen auf wurden dort nachgewiesen. Erst mit (Scherzinger, pers. Mitt., eigene Beob­ Von den heimischen Arten besiedelt das dem Hochwachsen der Fichtenkulturen achtungen). Birkhuhn die durch Brand entstehen­ starb das Vorkommen Ende der siebzi­ Im Gegensatz zu anderen Gebieten den Freiflächen sofort als Balzplatz, wo ger Jahre aus. Die Besiedlung einerwei­ Nordamerikas, wo nach Bränden nicht die Hähne nach der Schneeschmelze teren Brandfläche im Großen Zschand selten ein Baumartenwechsel erfolgt, auf den schwarz verkohlten Flächen gut erfolgte wahrscheinlich vom Großen z.B. Espen aufwachsen, verhindert in g e ta rn t sind (z.B. TÜP Bergen, Götze, Zschirnstein aus. In den sechziger Jah­ Yellowstone der mit über 30000 Indivi­ pers. Mitt.; Biebrza-Niederung Polen, ren balzten dort bis zu drei Birkhähne duen sehr hohe Bestand an Wapitis eigene Beobachtungen). Später wer­ (K uhnert, pers. M itt., A u g st 1989). Nach (Cervus elaphus) die Espenverjüngung. den die frühesten Stadien der Waldsuk­ 1965 sind aus diesem Teil der Sächsi­ Dadurch bleibt in Yellowstone eine zession aus leichtsamigen Baumarten schen Schweiz keine Birkhuhnbeobach­ brandbedingte Förderung des Kragen­ gern zur Brut und Kükenaufzucht ge­ tungen mehr bekannt geworden. huhns (Bonasa umbellus) aus (McEne- nutzt. Erst mit dem Dichteschluß der Thüringer Wald: Die geschlossenen aney, pers. M itt.), w ie sie G ullion (1970) Waldverjüngung muß es die ehemali­ Fichtenmonokulturen des Thüringer in seinem Untersuchungsgebiet in Min­ gen Brandflächen verlassen und auf die Waldes boten seit jeher nur im Umfeld nesota feststellte: dort wurden maxi­ Suche nach neuen Habitaten gehen. der wenigen Hochmoore um Bergbeerg male Kragenhuhndichten jeweils 2-4 Birkhühner sind mobiler als Hasel- und und Schneekopf einem geringem Birk­ (Herausbildung optimaler Bruthabi­ Auerhühner. Sie sind in der Lage, neu huhnbestand Lebensraum. Vor 1945 tate) und wiederum 10-12 Jahre (opti­ entstandene Freiflächen und geeignete wurde der Bestand auf etwa 12 Vögel male Ganzjahreshabitate) nach großen Sukzessionsstadien des Waldes biszu 25 geschätzt. Dieses Vorkommen war aber Waldbränden beobachtet. km Entfernung (Klaus 1995) zu finden offenbar in der Lage, unter suboptima­ G ullion (1970) begründet die positi­ und dort individuenreiche Teilpopula­ len Bedingungen über lange Zeit „aus­ ven Wirkungen von Bränden auf Kra­ tionen aufzubauen. Die folgenden Bei­ zuharren". genhuhnbestände folgendermaßen: spiele sollen das belegen. Im Juli 1946 schuf ein Orkan im 1. Nach Bränden verjüngen sich Es­ Sächsische Schweiz: Auf dem Gip­ K am m gebiet W in d w ü rfe a u f ca. 10000 pen Populus tremula üppiger als nach felplateau des Großen Zschirnsteins ha Fläche mit Schwerpunkt in der Ober­ Kahlschlag. brach 1945 ein Brand aus, der den ge­ försterei Oberhof. Durch weitere 2. Die beschleunigte Mineralisation samten Kiefernbestand vernichtete. Würfe, Brände und nachfolgende Bor­ des Bestandsabfalls (Nadeln, Laub, 1953 balzten nach M ärz (1957) a u f dem kenkäferkalamitäten stieg die Größe Zweige) ändert den pH-Wert des Oberbodens, liefert nötige Spurenele­ mente und erhöht allgemein den Nähr­ wert von Nahrungspflanzen. 3. Brand vermindert Versteckmög­ lichkeiten für Beutegreifer und mindert somit Prädation. 4. Brandschäden erhöhen die At­ traktivität blühender Altespen für Kragenhühner, die oft die Blüten kran­ ker Bäume bevorzugen. Das von G ullion (1970) praktizierte Management von Kragenhuhnhabita­ ten schließt daher mit Erfolg neben Kahlschlag auch gezieltes Brennen zur Verjüngung von Espenbeständen ein. Beim Haselhuhn sind ähnliche positive Effekte von Waldbränden auf die Ent­ wicklung hoher Bestandsdichten zu vermuten. So weisen nahezu alle Auto­ Abb. 9. Optimale Birkhuhnlebensräume nach Windwürfen, Borkenkäferkalamitäten und ren, die in der Taigazone Eurasiens Bränden am Kamm des Thüringer Waldes (Blick zur Brandleite, südlich von Oberhof, Foto maximale Haselhuhndichten ermittel­ H. Schlüter, Mai 1965).

50 Klaus • Bedeutung von Feuer fü r Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae) der Freiflächen bald auf 20000 ha an. Zunächst wurden Vorwälder aus Birke und Eberesche gegründet. Erst nach 1953 begann man, Fichten zu pflanzen. Bei dem rauhen Klima der Kammlagen wuchsen die Fichten sehr langsam, und optimale Habitate für das Birkhuhn entwickelten sich und blieben lange er­ halten (Abb. 9). Das völlige Fehlen von Rotwild ermöglichte das Aufkommen der Weichhölzer und die Entwicklung einer reichen Beerstrauchvegetation. Abbildung 10 zeigt, wie rasch das Birk­ huhn auf die entstandenen optimalen Lebensräume reagierte. 1968 war mit mehr als 300 Vögeln (Frühjahrszählung der Hähne auf Balzplätzen, Schätzung der Hennenzahl bei Annahme eines na­ türlichen Geschlechterverhältnisses von 1:1) ein Maximum erreicht. Gleichzeitig dehnte sich die besiedelte Fläche von ca. 4000 ha (1945) auf ca. 120000 ha aus, wobei auch Felder, Wiesen und Kahl­ schläge der unteren Lagen bis hinein ins Thüringer Schiefergebirge besiedelt wurden. Nach 23 Jahren kontinuierli­ cher Zunahme setzte mit dem Heran­ Abb. 10. Bestandsentwicklung des Birkhuhns im Thüringer Wald (Fläche des ehemaligen wachsen der Fichtenbestände und dem Bez. Suhl) nach den Sturmwürfen vom 13./14. 7. 46 (Balzzählungen). Schwarze Säulen: Aushieb der als Winternahrung unent­ Funde von Rissen und Rupfungen (aus Klaus etal. 1990). behrlichen Birken und Ebereschen ein kontinuierlicher Rückgang ein. Der jet­ öffentlich zugänglich. In nicht wenigen huhnverbreitung darstellt. Auf Ohrdruf zige Bestand von ca. 10-20 Vögeln davon haben Birkhühner - oft in iso­ wurden 1991 ca. 30 Vögel ermittelt. In­ gleicht in etwa der Ausgangssituation lierter, inselhafter Lage - trotz oder ge­ zwischen ist dieser Bestand wahrschein­ von 1945 (Klaus et al. 1990). Wiederum rade wegen der Besonderheiten m ilitä­ lich wegen des mehrjährigen Fehlens bilden die Hochmoore das Zentrum des rischer Nutzung, zu denen regelmäßige von Bränden und der Überhandnahme Restvorkommens. Brandereignisse gehören, jahrzehnte­ von Füchsen und Wildschweinen dem Die heutige Situation ist gekenn­ lang überlebt. Erlöschen nahe: 1996 wurde nur noch zeichnet durch Mangel an Winternah­ Truppenübungsplatz Ohrdruf: Im 1 Henne bestätigt (Abb. 11). rung (Heidelbeere, Eberesche, Birke, Zuge der oben beschriebenen Birk­ Ein weiterer ehemaliger TÜP, der Buche). Heidelbeersträucher und an­ huhnausbreitung in Thüringen wurde Kindel, wurde 1990/91 von Ohrdruf dere Pflanzen der Krautschicht werden offenbarauch dasvorhervon dieser Art aus durch das Birkhuhn neu besiedelt, ganzjährig durch überhöhte Rotwild­ nicht bewohnte militärische Übungsge­ wo die Art noch heute vorkommt bestände abgeäst. Luftverschmutzung lände der damaligen Sowjetstreitkräfte {Klaus 1995). Der TÜP Wildflecken be­ und ihre Folgen (Waldkalkung und im Raum Ohrdruf besiedelt. Das über herbergt ebenfalls wenige Birkhühner, Düngung aus der Luft) und starke Zu­ 5000 ha große Gelände wurde bereits die der Rhönpopulation angehören. nahme des Tourismus (einschließlich seit 1907 als Schießplatz genutzt. Nach Auf dem TÜP Nochten bei Weißwasser Skisport in den letzten Refugien) ver­ der Wiederbesiedlung durch das Birk­ existiert das individuenreichste Flach­ hinderten bis heute eine Wiederaus­ huhn war die Art seit den sechziger Jah­ landsvorkommen Sachsens (ca. 100 breitung dieser Art, obwohl die reich­ ren ständig nachweisbar. Das ca. 400 m Vögel, Brozio 1993). Immer wiederkeh­ lich vorhandenen Kahlflächen zumin- hoch gelegene Muschelkalkplateau ist rende Brände haben dort geeignete Le­ destens strukturell der Situation von durch eine artenreiche, kalkholde bensräume neu entstehen lassen. Das 1946 entsprechen. Pflanzenwelt geprägt, lediglich eine lo­ mit ca. 30 Tieren (1991) einzige Birk­ kale Schotterauflagerung aus der letz­ huhnvorkommen in Sachsen-Anhalt 3.2 Feuereinfluß auf Truppenübungs­ ten Eiszeit bedingt saure Böden auf ca. liegt ebenfalls auf einem militärischen plätzen 1,5 % der Gebietsfläche. Sie ist durch Übungsplatz, der Colbitz-Letztlinger das Vorkommen von Ericaceen ausge­ Heide. Über die Birkhuhnvorkommen Durch das Ende des Kalten Krieges und zeichnet (Hofmann et al. 1992). Nach ei­ Niedersachsens auf den Truppenü­ die Wiedervereinigung Deutschlands nem großflächigen Brand hat sich hier bungsplätzen Bergen, Munster, Unter­ wurden zahlreiche Truppenübungs­ ein artenreicher Laubholz-Jungwald lüß und auf einigen weiteren Plätzen plätze aufgegeben oder mindestens ausgebreitet, der das Zentrum der Birk­ wird in separaten Beiträgen berichtet.

51 Klaus ■ Bedeutung von Feuer für Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

ceen enthalten mehr Nährstoffe und

scheinen schmackhafter zu sein (R e m -

m e r t 1992). Bereits 1844 bemerkte

v. M iddendorff (1875) bei seinen For­ schungen im Amurland „Preiselbeeren schienen deshalb so überhand genom­ men zu haben und so ausgezeichnet zu gedeihen, weil der Boden von der Asche früherer Waldbrände gedüngt war. In kaum glaublicher Üppigkeit wuchsen sie unter den toten Überre­

sten abgebrannter Straucharten (P i n u s

p u m i l a ) ... an solchen Stellen trugen die Pflanzen auch Beeren von doppelter Größe und von süßerem Geschmack".

Nach Untersuchungen von C h r i s t e n ­

s e n (1977) enthielten die nach Bränden in Kiefernsavannen der USA aufwach­ senden Pflanzen mehr N, P, K, Ca und Mg als nach einer Mahd. Allerdings ver­ lieren sich diese Düngungseffekte in­ nerhalb eines Jahres (vergl. auch W e b b 1997, dieser Band). Ähnliches wurde auch in Yellowstone festgestellt (M o n -

1970 1990 t a g n e und S k o g l e y 1992). In Schottland wird seit langem Abb. 11. Bestandsentwicklung des Birkhuhns auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf. Die Heide abgebrannt, um reichere Nah­ Zunahme fällt auf Jahre, in denen Flächenbrände durch den Schießbetrieb häufig waren. rung für Moorschneehühner, Birkhüh­ Von 1990-1994 ruhte die militärische Nutzung, und Brände fehlten völlig (aus Klaus 1995). ner und Schneehasen zu schaffen (M o s s 1989). Die durch Brände bedingte Mi­ Im angrenzenden Böhmen sind 1. Sie erhöhen die Heterogenität neralisation organischen Materials ebenfalls Truppenübungsplätze Schwer­ der bezüglich Baumalter und -arten oft kann außerdem zur Anreicherung punkte der heutigen Birkhuhnverbrei­ sehr homogenen borealen Waldland­ wichtiger Spurenelemente führen, die tung: So im Duppauer Gebirge (Du- schaften und steigern die Grenzlinien­ in ihrer Wirkung auf den Reproduk­ povske vrchy: ca. 60 Vögel, H e r t e l , pers. dichte. M it der Öffnung geschlossener tionserfolg von Rauhfußhühnern noch M itt.), Petrovice (20 Vögel, A u g s t , pers. W älder ändern sich Großstrukturen der unzureichend untersucht sind (vgl. Mitt.) und auf mehreren Plätzen im Landschaft, Klima (sonnige Blößen), W i p p e r 1983 fü r das Birkhuhn). Böhm erw ald (ca. 40). Ein besonders Deckungs- und Nahrungsangebot 4. Störungen durch Brände sind starkes Vorkommen erhielt sich auf ei­ (Bodenpflanzen, Insekten) aber auch Triebfeder des Mosaikzyklus (R e m m e r t nem TÜP in Südböhmen (ca. 100 Vögel, der Feinddruck. 1991): Im Zuge der Waldsukzession er­ C h e r v e n y , pers. Mitt.). Auch auf ehema­ 2. Es w ird das S trukturangebot im folgt meist ein Baumartenwechsel: Oft ligen Übungsplätzen des Kaiserwalds Mikromaßstab wesentlich bereichert: werden koniferenreiche Waldgesell­ blieben bis heute ca. 10-20 Vögel erhal­ Wurfböden gestürzter Bäume liefern schaften durch laubholzdominierte ten (H e r t e l und J ä g e r 1995). Ein eben­ Magensteine und Tarnung, liegende Wälder abgelöst, die durch Reichtum falls vitales Vorkommen wurde von ei­ Stämme w erden als Laufstege, Aus­ an Weichholzarten charakterisiert sind. nem Truppenübungsplatz des Österrei­ sichtspunkte und Verstecke durch An­ Diese stellen spezifische W inter-, z.T. chischen W aldviertels beschrieben (ca. reicherung horizontaler Strukturen auch Sommernahrungsressourcen dar: 80-100 Vögel, Sachslehnere ta l. 1994). bedeutsam. Erhöhte Vielfalt der Klein­ Birken, Weiden (Birkhuhn), Erlen, Bir­ Auf all diesen Plätzen sind Brander­ strukturen bedingtauch Heterogenität ken, Weiden (Haselhuhn), Aspen (Kra­ eignisse häufig, die sowohl W ald als im Mikroklima und im Nahrungsange­ genhuhn, Felsengebirgshuhn), Lärchen auch Grasflächen betreffen. bot auf engem Raum. Dazu trägt maß­ (Steinauerhuhn, Sichelhuhn). geblich auch das üppigere Blühen und Gerade die alternative Nutzung 4. Was fördert die Reproduktion Fruchten aller Ericaceen und Grami­ (jahreszeitlicher Wechsel oder Wechsel der Rauhfußhühner nach neen (z.B. Wollgras) auf den Freiflä­ zwischen Versteck und Nahrungsge­ Brandereignissen? chen bei. hölz) koniferenreicher Klimaxgesell­ 3. Mineralisation und Düngung be­ schaften und laubholzreicher, relativ Waldbrände wirken in unterschiedli­ wirken mindestens kurzfristig einen hö­ kurzlebiger „Brandfolge-Gesellschaf- cher Weise auf Lebensräume der Rauh­ heren Nährwert der Bodenvegetation ten" durch Rauhfußhühner beweist, fußhühner und auf andere Glieder der und fördern somit die Reproduktion. daß sich diese Unterfamilie im Verlaufe Waldlebensgemeinschaften: Nach einem Feuer aufwachsende Erica- ihrer Evolution dem Feuergeschehen im

52 Klaus • Bedeutung von Feuer fü r Lebensräume der Rauhfußhühner (Tetraoninae)

borealen Waldlebensraum angepaßt In großen Waldreservaten, die ihre 8. Literatur hat. Hauptaufgabe im Schutz natürlicher

Interessant ist in diesem Zusammen­ Entwicklungsprozesse sehen, versteht A u g s t , U ., 1989: Aus der Vogelwelt des hang auch, daß beide Auerhuhnarten, es sich von selbst, daß natürlich, d.h. Elbsandsteingebietes. - Beiträge zur die einen Wechsel zwischen Baumarten durch Blitzschlag ausgelöste Brände Heimatgeschichte 6, 19-27 (Seb- nicht benötigen, bezüglich ihrer Win­ innerhalb der Reservatsgrenzen zu nitz). ternahrung an Koniferen angepaßt dulden sind, wie es inzwischen in den Bergmann, H.-H, Kaus, S., M üller, P, sind, die als Pionierbaumarten nach amerikanischen Nationalparks und Scherzinger, W., Swenson, J. E.,

Bränden sofort wieder aufwachsen Wildnisgebieten die Regel ist ( V a r l e y W i e s n e r J . , 1996: Die Haselhühner. - (z.B. die Dahurische Lärche - Steinauer- 1993). Magdeburg, 278 p.

huhn) und/oder aufgrund ihrer dicken B rozio, F., 1993: Grundlagen für ein re­ Borke sehr feuerresistent sind (Wald­ 6. Dank gionales Artenschutzprogramm für kiefer P inussilvestris- Auerhuhn). die Flachlandpopulation des Birk­

Die Feldarbeiten zur Ökologie der huhns Tetrao te trix L. in Nordsach­ 5. Konsequenzen für Rauhfußhühnern wurden partiell von sen. - Materialien zu Naturschutz u. Schutzmaßnahmen der Deutschen Forschungsgemein­ Landschaftspfl. 1,4-10. schaft und von der Deutschen Ornitho- Christensen, N. L, 1977: Fire and soil- Die zitierten Beispiele der Rauhfußhüh­ logen-Gesellschaft gefördert. plant nutrient relations in a pine- nerzunahme nach Waldbränden liefern Für Unterstützung danke ich außer­ wiregrass savanna on the Coastal Argumente dafür, das Ensemble mögli­ dem T. McEneaney (Yellowstone Na­ Plain of North Carolina. - Oecologia cher Schutzmaßnahmen um kontrol­ tionalpark), A. V. Andreev, F. Hafner, (Berlin) 31,27-44.

lierte Brände als Naturschutzmaß­ M. Lieser und R. Suchant (Gorintaiga/ Ellenberg, H., 1985: Veränderungen der nahme zu bereichern. Besonders in Ge­ Amur). J. Goldammer bin ich für kriti­ Flora Mitteleuropas unter dem Ein­ bieten Mitteleuropas, in denen durch sche Anmerkungen zum Manuskript fluß von Düngung und Immissionen. Eutrophierung Besenheide und andere dankbar, A. V. Andreev und C. Klaus für - Schweiz. Z. Forstwes. 136,19-39. Ericaceen als wichtigste Nahrungs- und Abbildungen. G oldam m er, J. G., 1993: Feuer in Wald­ Deckungspflanzen von Rauhfußhüh­ ökosystemen der Tropen und Sub­ nern leiden (E l l e n b e r g 1985), kann 7. Zusammenfassung tropen. - Basel, S. 130-139. Brand das effektivste Mittel sein, um G oldam m er, J. G., 1994: Feuerökologie. das Überangebot an Stickstoff zu be­ Die Bedeutung von Waldbränden für - Spektrum der Wissenschaft, Juli seitigen. Lebensräume der Rauhfußhühner wird 1994,86-104.

G o l d a m m e r (1994, 1996 und in die­ einerseits an Beispielen aus Naturland­ G oldam m er, J. G., Furyaev, V. V. (eds.), sem Heft) hat Bilanzen des jährlich schaften der borealen Waldzone Eura­ 1996: Fire in Ecosystems of Boreal weltweit Millionen von ha betreffen­ siens (Taiga am Amur) und Nordameri­ Eurasia.-Dordrecht. den Brandgeschehens in Grasland- und kas (Yellowstone Nationalpark), ande­ G ullion, G. W., 1970: Factors influencing Waldökosystemen zusammengestellt, rerseits an Birkhuhnlebensräumen der ruffed grouse populations. - Trans­ die deutlich machen, daß kleinflächige Kulturlandschaften Mitteleuropas dar­ actions of North American Wildlife Brände in Mitteleuropa - selbst wenn gestellt. and Natural Resources Conference sie einige hundert ha umfassen würden Brände erhöhen die Vielgestal­ 35,93-105. - im globalen Maßstab keine Klimarele­ tigkeit (Vegetationsmannigfaltigkeit, H ertel, H., Jäger, D., 1995: Das Birkhuhn vanz besitzen. Randliniendichte) der Landschaft, er­ in NW-Böhmen. - Naturschutzre­ Gezieltes Brennen zur Verjüngung höhen die Strukturvielfalt, lösen Bau­ port 10,183-193. von Zwergstrauchheiden ist eine altbe­ martenwechsel aus, die besonders das H ofm ann, P, Küssner, J., Bellstedt, /?., währte Maßnahme zur experimentel­ Winternahrungsangebot für Rauhfuß­ 1992: Voruntersuchungen zur Be­ len Anhebung der Dichte des Schotti­ hühner verbessern, und erhöhen durch deutung desTruppenübungsplatzes schen Moorschneehuhns Lagopus I. sco- Mineralisation und Düngeeffekte den Ohrdruf in Thüringen als Lebens­ ticus (M iller et al. 1970, L a n c e und P h i l ­ Nährwert von Bodennahrungspflan­ raum bestandsbedrohter Tierarten. l i p s t 9 7 S , vergl.auch W e b b 1997, in die­ zen, wodurch der Reproduktionserfolg -Artenschutzreport2, 60-66. sem Heft). Mosaikartig durchgeführtes dieser Artengruppe erhöht wird. K la u s , S ., 1995: Situation der Rauhfuß­ Abbrennen von Zwergstrauchheiden Ausgewählte Beispiele belegen, hühner in Thüringen.-Naturschutz­ führte in Südnorwegen zu einer Ver­ daß nach Bränden auch in Deutschland report 10, 11-21. dopplung der Bestände des Moor­ Birkhuhnbestände Zunahmen (Sächsi­ Klaus, S., Bergm ann, H. H., M arti, C, schneehuhns Lagopus lagopus (Phillips sche Schweiz, Thüringer Wald, verschie­ M üller, F, Vitovitch, O. A., W iesner, et al. 1984). Im NSG Lüneburger Heide, dene Truppenübungsplätze). Der Ein­ J., 1990: Die Birkhühner. Die Neue aber auch auf verschiedenen Truppenü­ satz kontrollierten Feuers wird als Na­ Brehmbücherei. Wittenberg-Luther­ bungsplätzen Niedersachsens hat sich turschutzmaßnahme zur Förderung stadt, 288 S. das gesteuerte Abbrennen von Heide­ von Rauhfußhühnerbeständen emp­ Klaus, S., Lieser, M., Suchant, R., A n­ flächen als Maßnahme des Birkhuhn­ fohlen. Das gilt für Heidepflege als auch dreev, A. V., 1995: Die Wälder in der schutzes durchgesetzt und bewährt für die Duldung natürlich entstandener fernöstlichen Amurtaiga Rußlands.

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P hillips, J., Raen, S. G., A a le ru d , E, 1984: stone's new fire plan. - Renewable Prüssingstraße 25 • D-07745 Jena

Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen von Uwe W egener

1. Einleitung chem Erfolg zur Anwendung kam. Als 1. Subkontinental beeinflußte Grundlage dienten u.a. die Untersu­ Trockenrasen In den Jahren 1970 bis 1980 nahmen chungen zum kontrollierten Brennen - Stipetum stenophyllae Mahn 1959 Pflegerückstände in Naturschutzgebie­ von B r a b e t z (1978) im Spessart, von - Filipendulo-Helictotrychetum ten mit Halbkulturformationen der G o l d a m m e r (1978) in Freiburg, R ie s s pratensis Mahn 1965 ehem aligen DDR erheblich zu. W ie in (1970), S c h i e f e r (1981) in Baden-W ürt­ - Geranio-Stipetum Mahn 1965 der BRD auch, versuchten wir sowohl temberg und S c h r e i b e r (1978) eben­ 2. Sandfluren die historischen Bewirtschaftungsfor­ dort. - Festucocinereae-Corynephore- men wieder praktikabel zu machen, tum Schub. 1974 was in der Landwirtschaft jedoch kaum 2. Untersuchte Pflanzen­ - Sileno-Festucetum ovinae gelang. Es wurde jedoch auch nach Al­ gesellschaften Libb. 1933 ternativen gesucht, die zumindest in ei­ - Agrostietum coarctatae nem überschaubaren Zeitraum von Im Mittelpunkt der Untersuchungen 3. Zentraleuropäische Heide­ 10-30 Jahren Möglichkeiten der Struk­ standen Trockenrasen und Heiden. Es gesellschaften turerhaltung von Halbkulturformatio­ wurden aber auch Wiesengesellschaf­ - Euphorbio-Callunetum Schub. 1960 nen boten ( W einitschke 1976, H e n t - ten und Röhrichte geflämmt. - Genistopilosae-Callunetum s c h e l 1980, W e g e n e r und K e m p f 1982). Im Harz und seinem nördlichen Vor­ Schub. 1960 Zu diesen Methoden gehört der land wurden folgende Pflanzengesell­ 4. Gebirgshalbtrockenrasen Feuereinsatz im Naturschutz, der in den schaften mit Hilfe des Flämmens ge­ - Helianthemo-Seslerietum Jahren 1978 bis 1990 mit unterschiedli­ pflegt: W. Schub. 1963

54 Wegener • Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen

- Gentiano-Koelerietum pyramidatae Knapp 1942 u. Bornk. 1960 - bereitsverbuschte Rasengesell­ schaften 5. Gebirgsfrischwiesen - submontanes Arrhenatheretum - Geranio-Trisetetum Knapp 1951

3. Schutzziele beim Einsatz des Feuers

Das Flammen der Halbtrockenrasen diente vorwiegend der Erhaltung der Struktur dieser Lebensräume, d.h. der Verhinderung der Verbuschung. Es stellte aber auch eine Ergänzung der pfleglichen Nutzung dar, wenn mit der Nutzung nur einzelne Teilflächen er­ faßt werden konnten. Bei den Feder­ grasrasen stellte das Flämmen jedoch nicht nur eine Ersatzvariante für die i ü Brand Im ) Schafbeweidung WB-Winterbrand Nutzung dar, sondern führt zu optimal A-Arborizide selektiv entwickelten Stipeten. S Entbuschung 1 = 1 Abplaooen SB-Sommerbrand MS-Motorsense selektiv Mit der Strukturerhaltung sollten gleichzeitig botanische und faunisti- Folgende Pflegevarianten wurden in der Regel kombiniert: sche Schutzziele gesichert werden. 1. Entbuschung - Winterbrand (Dez.-Febr.) - Arborizidbehandlung der nachgearbeiteten Die Halbkulturformationen in der Schnittflächen zu Beginn der Vegetationszeit-Nachbehandlung über das Blatt. Es war als heutigen Kulturlandschaft leiden an ei­ häufigstes Verfahren in der Anwendung. nem Überangebot von Stickstoff, sei es 2. Entbuschung-Sommerbrand (3 x beobachtet Brandstiftung bzw. Feuerwehrübung) läßt durch Abdrift oder noch stärker aus der in der Regel die Sukzession bei einem vegetationsfreien Sandrasen bzw. einem Coryne- Luft. Das Brennen unter geeigneten Be­ phoretum wieder neu beginnen. dingungen isteine Möglichkeit, die Eu­ 3. Der Plaggenhieb ist außerordentlich aufwendig, läßt viel Biomasse und nährstoffreiche trophierung von Standorten und Le­ Erdmaterialien entstehen, ist jedoch auch sehr wirksam, wenn gesät oder gepflanzt wer­ bensgemeinschaften zu verhindern, zu den soll. verlangsamen oder auch rückgängig zu 4. Der Entbuschung kann auch eine Arborizidnachbehandlung bzw. eine mechanische machen. Nachbehandlung (jetzt m it Motorsensen) ohne Brand folgen. Nicht zuletzt können mit dem Fläm­ 5. Schafe sind, sofern man die geeigneten Rassen hat, die kulturbedingten Pfleger dieser men arbeitsökonomische Vorteile ge­ Flächen. Eine Entbuschung ist trotzdem erforderlich, um größere oder kleinere zusam­ nutzt werden. Kaum ein Pflegeverfah­ menhängende Flächen zu schaffen.

ren im Naturschutz erreicht bei geeig­ 6 . Stehen ausreichend Schafe nicht zur Verfügung, was o ft der Fall ist, so kann eine kombi­ netem Management eine höhere Flä­ nierte Pflege mit Schafen und selektivem Motorsenseneinsatz erfolgen. chenleistung. Abb. 1. Pflegevarianten von Heiden und Hutungen am Beispiel des NSG Harslebener Berge- 4. Pflegemethodik Steinholz.

Folgende Pflegevarianten wurden in weitgehend verhinderten. Auf diese Unter den heutigen technischen der Regel kombiniert (Wegener 1980, Weise konnte unter den damaligen Be­ Möglichkeiten und günstigen Arbeits­ 1993; Abb. 1): dingungen in wenigen Einsatzstunden kräftebedingungen kann einer mecha­ eine größere Flächenleistung erzielt nischen Nachbehandlung der Entbu­ 1. Entbuschung-Winterbrand werden. Die behandelten Baum­ schung auf jeden Fall der Vorzug gege­ (Dezember bis Februar) stümpfe waren in der Regel nach zwei ben werden. Die hier behandelte Ver­ Behandlung der nachgearbeiteten Jahren mit Pilzen und Moosen besie­ fahrenskombination von der Entbu­ Schnittflächen mit Arboriziden zu delt. Der Einsatz erfolgte selektiv bei schung bis zur Nachbehandlung fand Beginn der Vegetationszeit bzw. mit gleichzeitiger und späterer Kontrolle am häufigsten Anwendung. einer späteren Nachbehandlung der Auswirkung auf die Struktur der überdas Blatt Trockenrasen und die Erhaltung der ge­ 2. Entbuschung-Sommerbrand schützten Arten. Nachteilige Wirkun­ Zur Anwendung kamen in der Forst­ gen wurden nicht festgestellt. Aller­ Nur wenige Feuer wurden im Sommer wirtschaft eingesetzte Arborizide, die dings wurde keine Rückstandsanalyse gelegt, z.T. handelte es sich um Brand­ ein Wiederausschlagen der Gehölze durchgeführt. stiftungen, deren Auswirkungen unter-

55 Wegener • Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen sucht wurden, oder um Feuerwehr­ Wege, Ackerflächen nutzen. Fehlten 5. Ergebnisse übungen. Den intensiven Sommer­ derartige Brandhindernisse, so wurde brand gleichzeitig zur Entbuschung zu ein 2-5 m breiter Streifen mit Hilfe von Subkontinental beeinflußte nutzen, mißlang. Auch eine gezielte Propangas abgeflämmt, bevor der ei­ Trockenrasen Lenkung des Feuers war bei Sommer­ gentliche Brandeinsatz begann. bränden schwierig, in der Regel ist die ■ Derart abgegrenzt konnte man dann Die Federgrasrasen reagieren am gün­ Brenntemperatur am Boden so hoch, nach dem Abtrocknen der Flächen zur stigsten, ja das Flämmen kann als opti­ daß die Sukzession über die Silbergras­ Tat schreiten. Dazu waren ein bis zwei males Verfahren zur Erhaltung und fluren wieder neu beginnt. Dennoch re­ Hilfskräfte erforderlich, die lediglich Ausbreitung von Federgrasrasen die­ generierten sich einige Heideflächen, mit Feuerpatschen ausgerüstet waren. nen. Besonders im Folgejahr ist ein üp­ die im Sommer abbrannten, nach 3-4 Zumeist wurde mit dem Gegenwind­ piges Blühen und Fruchten der Feder­ Jahren wieder sehr gut. Eine Sicherheit feuer gearbeitet und das Feuer jeweils gräser zu verzeichnen, was sich auch in d a fü r g ib t es nicht. durch neue Feuerlinien oder unter­ den Folgejahren witterungsabhängig Standörtliche und klimatische Vor­ schiedlich lange Feuerlinien beschleu­ fortsetzt. Offensichtlich wird mit dem aussetzungen fü r das Flämmen: nigtoderverlangsamt. Das Gegenwind­ Flämmen wesentliche Konkurrenz be­ Zum Winterbrand eignen sich am feuer ließ sich durch ein Mitwindfeuer seitigt. Auch in der Natur brennen Teile günstigsten trockene, schneefreie, eingrenzen. An Hängen wurde von der eurasischen Grassteppen aus unter­ möglichst sonnige Hochdruckwetter­ oben nach unten gebrannt. schiedlichen Gründen periodisch immer lagen, die häufig mit leichtem Ostwind Es muß versucht werden, zu jeder Si­ wieder einmal ab, und dieser Brand ist verbunden sind. tuation die Sicherheit des Feuers zu zur Strukturerhaltung der Federgras­ Je mehr trockene Biomasse vorhan­ gewährleisten. Mir ist zwar manches steppen von Bedeutung. den ist, desto vorsichtiger muß ge­ Feuer durchgebrannt, aber die Situa­ Sofern keine Beweidung der Feder­ brannt werden. Der Rohhumusanteil tio n w ar nie so kritisch, daß w ir die Feu­ grasflächen möglich ist, sollte jedes 3. am Boden sollte nicht übermäßig hoch erwehr rufen mußten. Sie kam in der bis 4. Jahr geflämmt werden, aber auch sein, weil ansonsten sehr hohe Brenn­ Regel von allein, weil sie von anderen der extensivere Pflegezyklus von Ab­ temperaturen entstehen und das Feuer Bürgern oder km-langen Rauchfahnen bildung 1.1 mit einer Brandpause von unkontrolliert in die Tiefe brennt. alarm iert war. In keinem Fall w ar jedoch 7 Jahren ist möglich. Für die einzelnen Witterungspara­ bei den Winterfeuern ein Löscheinsatz meter gelten folgende optimale Werte: erforderlich. Sandfluren Lufttemperatur: - 4°C bis +10°C Einige Randbedingungen sind zu Feuchte am Boden: unter 80 % berücksichtigen. So ist eine Düngung Auch Sandfluren reagieren günstig auf Luftfeuchtigkeit: 40-60 % durch das Flämmen mit entsprechend das Flämmen, soweit kein Reitgras Windgeschwindigkeit: 5-10 km/h hohen Brandtemperaturen zu vermei­ einwandert. Wenn die Pflanzengesell­ Das sind aber überw iegend W erte, den. Zur Temperaturkontrolle wurden schaft ohne Beweidung als solche erhal­ die durch Riess (1975) und später Schie­ Kunststoffkerzen eingesetzt. Nicht sel­ ten werden soll, kann in Abständen von fe r (1981) bereits bekannt waren und ten sank die Temperatur jedoch unter 3 bis 6 Jahren gebrannt werden. Zu­ die sich auch unter unseren Bedingun­ 600°C, so daß ein düngender Effekt meist ist jedoch die Sukzession zur Cal- gen bewährten. nicht ausgeschlossen werden konnte. lunagesellschaft erwünscht, dann sind Suboptimale Bedingungen wurden M it Sommerfeuern wird eine düngende größere Abstände des Flämmens oder durch einen höheren Einsatz von Pro­ W irkung besser vermieden. das langfristige Aussetzen des Fläm­ pangas ausgeglichen, wie überhaupt Trockenrasen mit Winterblättern mens erforderlich (Abb. 1 aber ohne die Feuerschneisen und -linien mit Pro­ von Orchideen sollten nicht geflämmt Sommerbrand). pangas und einem speziellen Brenner werden bzw. die W interblätter sind mit gelegt wurden. dünnen Kalkplatten abzudecken, was Zentraleuropäische Heidegesell­ letztlich sehr arbeitsaufwendig ist und schaften Technischer Ablauf: nicht ganz sicher ist. Theoretisch ist ein Sommerfeuer möglich, welches zeitlich Eine Callunaheide beginnt ohne Bewei­ ■ Am Tage vor dem Flämmen wurde so einzuordnen ist, daß die Orchideen dung nach 8-10 Jahren zu altern und der Wetterbericht genau verfolgt. bereits ausgesamt sind und „einzie­ stirbt nach weiteren 10-15 Jahren ab, ■ Bei günstiger Situation wurden die hen", die Winterblätter aber noch nicht Gräser, Gebüsche, Birken und Kiefern Bürgermeister der umliegenden Orte ausgetrieben haben. Praktische Bedeu­ erobern die Fläche. Durch die Bewei­ und die Feuerwehr informiert. Als M it­ tung hat dieses Verfahren nicht, weil im dung gelingt es, die Heide etwa auf arbeiter der Forstwirtschaft verfügte Schutzmanagement nur eine Art bevor­ dem gleichen Stand zu halten, wenn die ich über eine Dauergenehmigung zum zugte Berücksichtigung findet und Tiere nachts im Stall oder außerhalb der Flämmen bzw. Reisigabbrennen. nicht die Struktur des gesamten Öko­ Schutzfläche gehalten werden. Der ge­ ■ Am Folgetag wurden noch bei Rauh­ systems. Reitgrasflächen brennen zwar lenkte Brand verjüngt die Heide eben­ reif oder Tau Brandschneisen gelegt, ausgezeichnet, das Gras wird jedoch falls. Allerdings konnten in meiner d.h. Gebiete abgegrenzt, die nicht durch den Brand gefördert und breitet Brandpraxis nur etwa 60 % der Brände brennen sollten. Als Brandhindernisse sich bald über weite Flächen stark ver- als zufriedenstellend und gut einge­ ließen sich auch feuchte Gebüsche, däm m end aus. schätzt w erden. Im o p tim alen Fall soll

56 Wegener • Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen

Tab. 1. Pflegevarianten und Feuerverträglichkeit der untersuchten Pflanzengesellschaften halbtrockenrasen beim Vorhandensein von Schafen nicht essentiell erforder­ Vegetationseinheit Pflegevariante Feuerverträglichkeit lich, es stellt eher eine Notlösung dar, optimal suboptimal W inter­ Früh­ Sommer­ wenn die Weidemöglichkeiten nicht feuer lings­ feuer ausreichen. feuer Gebirgsfrischwiesen ( 1 . 1 2 .- (1.3.- (15.7.- 28.2.) 1.4.) 1.9.) Auf ungemähten Frischwiesen wurde 1. Stipetumstenophyllae das Flämmen zwar versucht, aber in nur _ (Ges. d. Schmalbättr. Federgrases) 1,6,5 4 XX X zwei Fällen mit Erfolg abgeschlossen. In 2. Filipendulo-Helictotrichetum den meisten Fällen ist die Feuchtigkeit (Mädesüß-Halbtrockenrasen) 6,5 1,5 XX _ _ im abzubrennenden Pflanzenbestand 3. Festuco-Stipetum zu hoch, um ein wirkungsvolles Feuer entstehen zu lassen. Selbst wenn das (Federgras-Trockenrasen) 1 , 6 5,4 XXX X _ Flämmen gelingt, steht die abge­ 4. Euphorbio-Callunetum brannte oberirdische Biomasse in kei­ (Wolfsmilch-Heidekraut-Heide) 6,3,4 1,5 X (X) _ nem Verhältnis zum Nährstoffpool im 5. Genistopil.-Callunetum Boden, so daß mit diesem Verfahren (Haarginster-Heide) 3,1,4 6 XX X (x) eine Aushagerung nicht gelingt.

6 . Sileno-Festucetum nicht (Schafschwingel-Sandflur) 5,6 1,4 XX bekannt (x) 6. Brandökonomie 7. Festuco-Corynephoretum Abgesehen von den Federgrasrasen (Silbergrasflur) 4,2 1 , 6 XX _ XX sind möglichst Verfahrenskombinatio­ 8 . Agrostietumcoarctatae nicht nen (Abb. 1) anzustreben. Wenn jedoch (Ges. d. Schmalrisp. Straußgrases) 6,5 1,4 XX bekannt _ eine landwirtschaftliche Nutzung aus 9. Brachypodietum den unterschiedlichsten Gründen nicht _ (Fiederzwenkenrasen) 6,5 1,4 XX X möglich ist, so stellt das Flämmen das 10. Calamagrostis-Facies weitaus effektivste Verfahren zur

(Reitgrasrasen) 5 6 (xxx) 1 (xxx) 1 (xxx) 1 Strukturerhaltung von Trockenrasen - = unverträglich; x = möglich; xx = gut verträglich; xxx = sehr gut verträglich und Heiden sowie zum Schutz ihrer Pflanzengesellschaften dar. 1 A rt wird stark gefördert, ist aber unerwünscht. Insbesondere, wenn es darum geht, einen Teil der Trockenrasen und Heiden eine leichte Humusdecke erhalten ten Beweidung, Brand und möglicher­ der ehemaligen großen Übungsplätze bleiben, in der die widerstandsfähigen weise Mahd besteht (Tab. 1). in Ostdeutschland als Halbkulturfor­ Calluna-Samen keimen können. Erfolgt Nach einem gelungenem Brand mationen zu erhalten, so wird das ein zu heißer Brand, der auch die Hu­ sollte zur Förderung der Heideverjün­ kaum ohne flächigen Einsatz des Feuers musdecke vollständig verbrennt, so be­ gung die Beweidung und natürlich unter Naturschutzbedingungen mög­ ginnt die Sukzession zumeist beim Sil­ auch der Feuereinsatz für 4-5 Jahre aus­ lich sein. bergras (Corynephorus) und gelangt gesetzt werden. Zur schnellen Regene­ Nachfolgende Tabelle 2 bringt einen erst nach 8-12 Jahren wieder zum Cal- ration der Heide sind die Brandflächen Vergleich der Brandpflege mit der ma­ lunetum. Es wurden aber auch andere möglichst nicht größer als 1-3 ha zu nuellen Pflege und Kombinationstypen. Sukzessionen beobachtet, die nach ei­ halten. nem intensiven Sommerbrand und ei­ 7. Zusammenfassung ner folgenden anuellen Flur bereits Gebirgshalbtrockenrasen wieder nach 3 bzw. 4 Jahren eine ge­ Es konnte gezeigt werden, daß das schlossene Heidevegetation trugen. Im Gebirge sind Winterfeuer nicht im­ Flämmen ein geeignetes Pflegeverfah­ Unerwünschte Sukzessionen bestehen mer zur optimalen Zeit möglich, sie ren von geschützten und schützenswer­ im Einwandern von Reitgras (Calama- können hier aber bis April ausgedehnt ten Halbkulturformationen darstellt. grostis) oder dem verstärktem Aufkom­ werden. In der Regel wird mit dem Ge­ Dabei bieten sich Verfahrenskombina­ men von Birken nach dem Brand. Die genwindfeuer gearbeitet, das einen tionen zwischen Beweidung, Mahd und Bekämpfung des Reitgrases durch mäßig intensiven Brand zuläßt. Bei ge­ Brand an. heiße Ringfeuer mißlang, hier h ilft of­ eigneter Witterung gibt es keine Pro­ Großflächige waldoffene Heide- fensichtlich nur mehrjährige Mahd in bleme mit dem Brand, dennoch er­ und Trockenrasengebiete z.B. der vor­ der Vegetationszeit. Wegen der nicht scheint eine Managementkombination handenen oder aufgelassenen Übungs­ immer sicheren Brandführung sollte von Beweidung, (Mahd) und Brand plätze sind ohne Anwendung des Fläm- das Flämmen in ein Pflegemanagement günstiger als das alleinige Flämmen. mens kaum über längere Zeit offen zu eingebunden sein, was aus den Elemen­ Das Flämmen ist auf den Gebirgs­ halten.

57 W egener • Feuereinsatz zur Pflege von Trockenrasen

Tab. 2. Kostenvergleich unterschiedlicher Pf legeverfahren (DM/ha)* - eine Methode der Landschafts­ pflege. - M itt. Flor.-soz. Arbeitsgem . A rt der Pflege DM im 1. Jahr Folgekosten (DM/a) N.F. 18,265-271. 1. Fast ausschließliche Brandpflege Schiefer, J., 1981: Bracheversuche in (Bereiche mäßig verbuscht) 300-400 80-100 Baden-Württemberg. - Beih. Veröff. Natursch. Landschaftspfl. 22, Karls­ 2. Verfahrenskombination: ruhe, 235 S. Entbuschung, Brand, Beweidung 5000-6000 300-400 Schreiber, K.-F., 1978: Kontrolliertes 3. Verfahrenskombination: Brennen als Pflegem aßnahme in Entbuschung, Nachbehandlung, Brachlandbewirtschaftung. - Frei­ Biomasseentnahme (mechanisch) 6000-7000 600-800 burger Waldschutz-Abh. 1. VW- 4. Großflächiges Feuermanagement auf Symposium „Feuerökologie" Frei­ ehemaligen Truppenübungsplätzen burg i. Br., 107-124. (Brandflächen >3 ha; geschätzt) Schubert, R., Hilbig, W., Klotz, S., 1995:

- nichtoder wenig verbuscht 1 0 0 - 2 0 0 10-50 Bestimmungsbuch der Pflanzenge­ - bereits verbuscht 300-1000 10-50 sellschaften Mittel- und Nordost­ * Die Kosten für den Betreiber lassen sich durch den Einsatz von ABM-Kräften und Sanie­ deutschlands. - Gustav Fischer Ver­ rungsgesellschaften auf 10-20 % verringern. Eine weitere Verringerung ergibt sich, wenn lag Jena, Stuttgart 1995,403 S. entsprechend den Pflegerotationen die Biomasse nicht jährlich entfernt wird. Wegener, U., 1980: Praktische Hinweise zur Pflege von geschützten land­ wirtschaftlich nicht genutzten Ra­ Das Flämmen trä g t wesentlich zur lungsfenster für Therophyten neu zu sengesellschaften mit Hilfe des Strukturerhaltung bei und ist wie jeder schaffen. Auch sind die vorgeschlage­ Flämmens. - Naturschutzarb. in Ber­ andere Eingriff in schützenswerte Öko­ nen Pflegerotationen (Abb. 1) nicht als lin und Brandenburg 16, 75-78. systeme (Mahd oder Beweidung) zu Dogma aufzufassen, sondern der jewei­ Wegener, U., 1993: Pflegevarianten für betrachten. In der Regel stellt die Wie­ ligen Situation anzupassen. Heideflächen am Beispiel des Natur­ senmahd zur Vegetationszeit einen ge­ schutzgebietes „Harslebener Berge- wollten, aber wesentlich drastischeren 8. Literatur Steinholz". - Naturschutz und E in g riff in das Ökosystem dar, als ver­ Landschaftspflege in Brandenburg gleichsweise der W interbrand. Bei der Brabetz, R., 1978: K ontrolliertes Bren­ 2, H. 4,19-22. Bew ertung des Flämmens als Pflegever­ nen als Landschaftspflegeversuch Wegener, U., Kempf, H., 1982: Das Fläm­ fahren ist auch zu berücksichtigen, daß im Spessart. - Natur und Museum men als Pflegemethode landwirt­ bestenfalls 1-2 % der Schutzgebiete ei­ 108, H. 5,147-151. schaftlich nicht genutzter Rasenge­ ner Region geeignet sind für ein Feuer­ Goldammer, J. G., 1978: Feuerökologie sellschaften. - Landschaftspflege management und daß diese Flächen und Feuermanagement. - Freibur­ und Naturschutz Thür. 19, 57-63. auch nur im Turnus von 3-10 Jahren ge- ger Waldschutz-Abh. 1,1-150. W einitschke, H., 1976: Prinzipien fü r die flämmt werden. Ängste der Natur­ Hentschel, P. u.a., 1980: Behandlungs­ Pflege ausgewählter Typen von Na­ schutzverwaltungen und -verbände vor varianten und Zieltypen für die Si­ turschutzgebieten. - Agrarbuch, einem Überhandnehmen des Feuers in cherung spezieller Funktionslei­ M arkkleeberg, 32. S. Naturschutzgebieten sind folglich stungen von Landschaftselemen­ überflüssig. Besser als m it anderen Ver­ ten. - Forschungs- und Entwick- Anschrift des Verfassers fahren gelingt es, mit Hilfe des kontrol­ lungsber., ILN Halle. lierten Brennens nicht nur die Struktur Riess, W., 1970: Feuer für die Vögel. - Dr. Uwe W egener zu erhalten, sondern auch immer wie­ W ir und die Vögel 7, 22-25. M eisenweg 27 der Rohbodenaufschlüsse als Besied- Riess, W., 1975: Kontrolliertes Brennen 38820 Halberstadt

58 NNA-Berichte 5/97

vorübergehenden und dauerhaften 20 Jahre Erfahrung mit dem Folgen auf die Vegetation und deren Struktur sowie auf Nährstoffhaushalt, Kontrollierten Brennen auf den Böden und Fauna (vgl. Handke 1988) die extensiv(st)en Pflegemaßnahmen Brachflächen in Baden-Württemberg wie Mulchen 2x oder 1x jährlich im Frühjahr und Spätsommer, Mulchen je­ von Karl-Friedrich Schreiber des 2. oder 3. Jahr, Mähen mit Abräu­ men, Beweidung mit Schafen, Ziegen 1. Einleitung etwa 2jähriger Vorbereitung im Jahre und Rindern (Pferden), das kontrol­ 1975 mit 15 Versuchsflächen begann lierte Brennen oder die ungestörte Suk­ Als Ende der 60er Jahre die große Bra­ (Schreiber 1977), auch das „Kontrol­ zession im Vergleich zu einer Lenkung chewelle einsetzte, in deren Verlauf lierte Brennen" einer Prüfung zu un­ durch Ausstockung ausüben. Die tech­ 1972 bereits rund 300000 ha landwirt­ terziehen. nische Betreuung der Versuche liegt bis schaftlicher Fläche aus der Nutzung Diese Versuche zur „Offenhaltung heute in den Händen der Versuchstech­ ausgeschieden waren (Meise! 1975, der Kulturlandschaft" sind in den niker bzw. Pflanzenbauberater der zu­ Agrarbericht der Bundesregierung Hauptbrachegebieten Baden-Würt­ ständigen Landwirtschaftsämter. 1976), begann man sich zu fragen, mit tembergs mit Unterstützung des Trotz des während der Vorberei­ welchen Maßnahmen eine „Offenhal­ Landwirtschaftsministeriums angelegt tungsphase verordneten generellen tung der Kulturlandschaft" gewährlei­ worden. Sie dienen der Frage, welche Verbotes des Abbrennens der Pflanzen- stet werden könne. Man fürchtete eine Verwaldung von ganzen Landstrichen vor allem im Bereich der Grenzertrags­ flächen der Hügelländer und Mittel­ 0 Parzellen - Versuche gebirge, ein Zuwachsen von ganzen mit umfangreichem Talzügen in ohnehin stark bewaldeten Programm 0 / Regionen, wie z.B. dem Schwarzwald, Q Parzellen -Versuche und den Verlust an Erholungsräumen, mit reduziertem Oberstetten die über einen gewissen Umfang an Of­ Programm fenland verfügen müssen. Q Großflächige ¡Q\ Eine der verschiedenen Maßnah­ Weide - Versuche men zur Landschaftspflege war das \ „Kontrollierte Brennen" (Van Der Ven Fischweier 1978), das unter Beachtung feuertech­ nischer Parameter mit einer minimier­ ten Feuertemperatur einen Teil der s10 * jährlichen oberirdischen Phytomassen- 0 / produktion möglichst schonend ver­ J /St. & nichten und Gehölzaufwuchs verhin­ l „1 * ö ? Johann-ff^O^ dern sollte. Um das unkontrollierte / \ ? ^ N* „Flämmen" von Rainen, Heiden, Bö­ / ^Etten-A/ r ) V heim- ^ / schungen, „Unland" u.a., aber auch (1 Rangen- . c, von Stroh auf Ackerland war jedoch zur dingen ^ s / . \ ster \ gleichen Zeit eine heftige Kontroverse / '6 f entbrannt. Das Flämmen - nach der Na­ , > « / I 4* /W < turschutzverordnung zum Reichsnatur­ \ di ) ° ( / o / ■* schutzgesetz vom 18. 3.1936 nur in der U J * J / 12 /^5 S ) b y e Zeit vom 15. März bis 30. September 0/ o ( • ! verboten (vgl. Gatten 1996) - bedeu­ ) 130015 Bernau tete in der Regel das vollständige Ab­ j 140 1 Xy iS ? brennen der völlig trockenen Streu­ decke aus dem Vorjahr mit einem hef­ tigen, heißen Feuer. Zurück blieb die vor allem in Hanglagen erosionsgefähr­ - Grünland-Brachen! - dete unbedeckte Bodenoberfläche. Es lag deshalb nahe, im Rahmen ei­ (j)Versuchsflächen, in denen als eine Pflegemaßnahme ner größeren Versuchsanstellung zur ^ K o n t r o llie r t gebrannt wird langfristigen Beobachtung verschiede­ ner extensiver Landschaftspflegemaß­ Abb. 1. Lage der Grünland-Bracheversuche in Baden-Württemberg, in denen seit 1975 nahmen auf Brachflächen, die nach kontrolliert gebrannt wird (weitere Angaben siehe Tab. 1).

59 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-W ürttem berg decke durch das neue Landschafts­ 2.2 Methoden in der unteren Streuschicht überdau­ schutzgesetz von Baden-Württemberg ernden Fauna vor dem Feuertod zu ab 1974 erhielten wir eine Ausnahme­ 2.2.1 Rahmenbedingungen für das bewahren. Eigene Untersuchungen genehmigung durch die Obere Natur­ Kontrollierte Brennen und Diplomarbeiten (u.a. O tto 1978, schutzbehörde zum Einsatz des „Kon­ Lauter und Schauser 1984) haben näm ­ trollierten Brennens" in einem Teil un­ Rahmenbedingungen für das kontrol­ lich gezeigt, daß Wildfeuer - vor allem serer Versuchsanlagen. lierte Brennen sind in den USA e n tw ik- während der Trockenzeit im Mediter­ kelt worden (Goldam m er 1978). Für das ran-Raum - mit Temperaturen >1200°C 2. Material und Methoden Kontrollierte Brennen von Grünland­ Krusten, Krümel und oberste Bodenla­ brachen in Baden-Württemberg wur­ gen ausglühen und den gesamten Hu­ 2.1 Versuchsflächen den diese Rahmenbedingungen abge­ musverbrennen können. wandelt (vgl. Schreiber 1981, Schiefer Um das oben genannte Ziel zu er­ Aus dem Fächer von 15 Versuchen wur­ 1982). Dabei war es das Ziel, die abge­ reichen, ist die strikte Einhaltung be­ den 6 Flächen ausgewählt, in denen - storbene oberirdische Phytomasse nur stimmter Rahmenbedingungen unbe­ zunächst-jeweils eine Parzelle kontrol­ während der winterlichen Ruhepause dingterforderlich: liert gebrannt werden sollte. Die 1975 und auch nur einen Teil der Streuauf­ 1. Die Streuschicht darf nur im obe­ eingerichteten Parzellen unterlagen ei­ lage mit möglichst niedrigen Tempera­ ren Teil abgetrocknet sein, die unterste nem jährlichen Brandregime. 1978 turen, einem sog. „k a lte n " Feuer, zu Streu soll noch Feuchtigkeitsgehalte wurde davon jeweils eine weitere Par­ verbrennen. Vermieden werden soll von mindestens 30 % aufweisen, damit zelle abgetrennt, in der nur jedes 2. Jahr eine Narbenverfilzung und das Ver­ sie gar nicht erst anbrennen kann. Es gebrannt wurde. Später neu angelegte schwinden von gegen dickere Streuauf­ muß also ein steiler Feuchtegradient Brennparzellen sind bei der Vorstellung lagen empfindlichen Rosettenpflan­ herrschen, damit die verdunstende der Ergebnisse sowie in den Tabellen zen. Etwa ein Drittel bis ein Viertel der Feuchtigkeit der unteren Streuschicht 2-7 erwähnt. Lage und Name der Flä­ Streudecke soll nach dem Brennvor­ die Flammentemperatur erniedrigen chen sind in Abbildung 1 besonders gang im Prinzip noch auf der Fläche kann. Sie vernichtet einen Teil der aku­ gekennzeichnet. Über die wichtigsten verbleiben, um Erosionsschäden, eine ten hohen Temperatur und überführt Standortsverhältnisse sowie die Aus­ starke Austrocknung oder gar ein sie mit dem entstehenden Wasser­ gangsvegetation der Grünland-Brache­ „Fritten" und die Strukturzerstörung dampf in latente Wärme. Gerade bei versuche mit Brandparzellen gibt Ta­ der obersten Bodenschicht durch das winterlichen Hochdrucklagen mit ra­ belle 1 Auskunft. Feuer zu verhindern und einen Teil der scher Abtrocknung der obersten Streu­ schicht stellen sich solche Bedingungen Tab. 1. Die Grünlandbrache-Versuchsflächen m it Brennparzellen in Baden-Württemberg ein. (vgl. Abb. 1), Lageangaben, wichtige Standortsbedingungen und vorherrschende Aus­ 2. Um eine D äm pfung des Tempe­ gangsvegetation im Jahr 1974 (nach Schreiber 1977, verändert) raturniveaus der Flammen zu erreichen, sollte die Lufttemperatur zum Zeit­ Nr. Ort Region Höhe ü. 0 Jahres­ 0 Nieder­ Geologie punkt des Brennens möglichst nicht (Gewann) NN [m] mittelt. schläge [°C] [mm] über 10°C liegen; je niedriger die Luft­ I Niederstetten- Taubergebiet ±380 8,5 - 9° ±700 Oberer Muschelkalk (mo) temperatur, um so günstiger im Sinne Oberstetten eines „kalten" Feuers verläuft das 2 Eningen-St. Johann Mittlere Kuppenalb ±760 6 - 6,5° ±900 Weißjura (Malm-) Kalke ( w Brennen. 5)

3 Lh 0© 3. Die Temperaturerhöhung durch Rangendingen-Hart Südwestl. Keuperhügelland ±460 J-J ±750 Gipskeuper (km 1) 4 Ettenheim- Westl. Mittlerer ±300 8 - 8,5° ±900 Mittlerer Bundsandstein (sm) das Feuer in den obersten Bodenschich­ Ettenheim-münster Schwarzwald ten beträgt nach eigenen Messungen 5 Bemau-Innerlehen Südl. Hochschwarzwald ±1100 ±5,5° ±1800 Granite (G) 9 Karlsbad-Fischweier Albtal, NW-Schwarzwald ±220 8 - 8,5° ±950 Auensedimente (a) (O tto 1978, Schreiber 1981) unter den genannten Rahmenbedingungen in Nr. Standortsverhältnisse Vorherrschende Ausgangsvegetation der Regel höchstens 1-2 “Celsius. Beson­ 1 fruchtbare, tiefgründige kolluviale Braunerden auf Salbei-Glatthaferwiesen (Dauco- Arrhenatheretum Bachterassen, an Hängen mittelgründige, mäßig trockene brometosum) ders günstig ist das kontrollierte Bren­ Terra fusca mittl. Fruchtbarkeit nen über gefrorenem Boden, der sei­ 2 flachgründige, trockene Braunerde-Rendinzen über klüftigem Weide-Halbtrockenrasen (Gentiano- nerseits zur Temperaturerniedrigung in Kalkstein, geringe Fruchtbarkeit Koelerietum) 3 höchstens mittelgründige, wechseltrockene (Rendzina- u. Kalk-Halbtrockenrasen (Mesobrometum arrhenatheretosum), der unteren Streuschicht beiträgt. Ranker) Pelosole aus Tonmergeln, kein teilw. Saumgesell­ 4. W ährend des Brennvorgangs Wurzeltiefenwachstum möglich, geringe Fruchtbarkeit schaften (Trifolio-Agrimonietum eupatoriae) sollte eine hohe relative Luftfeuchtig­ 4 mäßig wechselfeuchte, teilweise schwach pseudovergleyte, teilw. wechselfeuchte Glatthaferwiesen tiefgründige, aber nährstoffverarmte, basenarme Braunerden (Dauco- Arrhenatheretum typicum), keit herrschen, möglichst nicht unter höchstens mittl. Fruchtbarkeit z.T. in magerer Subvariante 70 %. Solche Bedingungen treten viel 5 sehr tiefgründige, sonnexponierte, mäßig frische, Flügelginsterweiden ( Festuco-Genistel- häufiger in den Morgen- und Abend­ sandig/grusig-lehmige Humusbraunerden, relativ letum trifolietosum, teilw. in der Variante nährstoffreiche, aufgrund der kurzen Vegetationsperioden mit Vaccinium myrtillus) stunden auf, mittägliches Brennen aber landwirtschaftlich wenig leistungsfähige Standorte sollte man deshalb vermeiden. Auch 9 wechselfeuchte sandige Braunerde-Gleye, feuchte bis nasse Feucht- und Nasswiesen (Alchemillo-Arrhenatheretum Gleye, polygonetosum, Angelico-Cirsietum oleracei, Caricetum eine erhöhte Luftfeuchtigkeit trägt zur Anmoor- und Niedermoorstandorte ± mittlerer gracilis u.a.) Reduzierung der Brenntemperatur Leistungsfähigkeit bei.

60 Schreiber ■ 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

5. Es sollte weder bei völliger Wind­ schrittweise hangaufwärts bis an das ungefährlich. Deshalb war in Bernau ruhe noch bei höheren Windgeschwin­ Ende der Parzelle bzw. Brandfläche. (steiler Hang!) die Feuerwehr von An­ digkeiten gebrannt werden. Optimale 9. Bevorzugter Termin des Kontrol­fang an, in Rangendingen nach einem Windverhältnisse zum Kontrollierten lierten Brennens ist der Spätherbst. ungewollten Ausbrechen des Feuers Brennen liegen bei etwa 1 m/s Wind­ Häufig stellt sich nach einer ziemlich ständig beim Brennen der Parzellen weg. Deutlich höhere Windgeschwin­ regelhaft eintretenden Kälteperiode dabei. digkeiten erschweren die Kontrolle des Mitte bis Ende November eine klare Nicht immer konnten die Rahmen­ Feuers, es kann leicht ausbrechen. Ge­ Strahlungswetterlage ein, die günstige bedingungen so eingehalten werden, ringere Windgeschwindigkeiten oder Brennbedingungen schaffen kann. Die daß etwa ein Viertel der Streuschicht gar Windruhe belassen das Feuer zu weniger günstige Alternative ist der unverbrannt blieb. Gelegentlich g riff lange auf einer Stelle, es wird zu heiß. ausklingende Winter; weniger günstig das Feuer bis auf den Boden oder gar in 6. Ziel aller Maßnahmen ist also ein deshalb, weil in dem letzten Jahrzehnt die Grasnarbe durch. In der Regel möglichst „kaltes" Feuer. Deshalb sollte recht häufig schon im Januar/Februar schaffte es ein buntes Muster von Flä­ man die Feuerfront nur mit dem Winde relativ hohe Temperaturen den Vor­ chen mit unterschiedlich unvollständig als sog. Mitwindfeuer (vgl. Schreiber frühling einleiten und die eigentliche verbrannter Streuauflage, in der sich 1981) über die Fläche huschen lassen. Winterruhe bei Pflanzen und Tieren auch immer Flächen mit vollständiger Jedes längere Brennen auf einer Stelle beenden. Gelegentlich kann es aber Streuvernichtung befanden. Das liegt erfordert den Eingriff mit der Feuer­ auch sein, daß anhaltend ungünstige in der Natur der Sache, weil die Streu­ patsche, die zur Kontrolle des Feuers Bedingungen das Brennen in einem schicht immer in unterschiedlicher immer zur Verfügung stehen muß. Auf Jahr überhaupt verbieten; selbst bei ei­ Mächtigkeit auf den Flächen liegt; es diese Weise kann das Ausbrennen der nem wissenschaftlichen Versuch muß hat nichts mit mangelnder Sorgfalt Grasnarbe verhindert werden. man diesen Bedingungen Rechnung beim Brennen zu tun. Es handelt sich 7. Schließlich müssen eine Reihe tragen und auf das Brennen verzichten eben nicht um labormäßig durchführ­ von Sicherheitsmaßnahmen eingehal­ -in der Praxis ohnehin! bare und durchgeführte Untersu­ ten werden, um das Ausbrechen des chungen, sondern um praktische Feld­ Feuers von Anfang an zu unterbinden. 2.2.2 Durchführung des Kontrollierten versuche mit allen ihnen eigenen Un­ Dazu gehört vor allem das Abbrennen Brennens auf den Versuchs­ zulänglichkeiten. eines schmalen, 0,5 m bis 1 m breiten flächen Schutzstreifens um die Brennparzelle 2.2.3 Pflanzenbestandsaufnahmen vor dem eigentlichen Feuer; mit Hilfe In den sechs Versuchsanlagen sind je­ in den Brandparzellen der sog. Feuerkanne oder eines gasbe­ weils eine jährliche und eine jedes triebenen Flammenwerfers und dem 2. Jahr gebrannte Parzelle eingerichtet In jeder Brandparzelle ist von Schiefer sofortigen Ablöschen des aufflammen­ worden. Die Versuche in St. Johann und ein Dauerquadrat (DQ) von etwa 5x5 m den Feuers mit der Patsche läßt sich mit Ettenheimmünster haben im Laufe der angelegt worden. Die zunächst von zwei Personen schnell eine solche Versuchsanstellung noch ein weiteres Schiefer (1981) jährlich in diesen DQ'en „Schneise" gegen die benachbarten Paar Brennparzellen erhalten. durchgeführten Pflanzenbestandsauf­ Flächen anlegen. Häufig wird auch nur Das Brennen selbst erfolgte unter nahmen wurden später in Mehrjahres­ das Abspritzen dieses Randstreifens mit Beachtung der vorstehend erläuterten intervallen wiederholt (vgl. Neitzke Wasser (Rückenspritze) vorgenommen; Rahmenbedingungen bis 1978 durch 1991). Die letzten Bestandsaufnahmen das empfiehlt sich allerdings nur bei Herrn Schiefer (1981), anschließend erfolgten durch Hülß (1991) und Kauf­ niedriger Grünlandvegetation (z.B. durch die Versuchstechniker bzw. Pflan­ mann (1994) und sind nur in vervielfäl­ Halbtrockenrasen). zenbauberater der zuständigen Land­ tigten Berichten dokumentiert. Die Ta­ 8. Schwierig ist das Brennen am wirtschaftsämter selbst. Denn 1978 bellen 2-7 sind Auszüge daraus, und Hang, da das Feuer mit einem windver­ fand eine fast einwöchige Schulung für zwar aller Arten, die im Laufe der Ver­ stärkenden Effekt die Entstehung oder diese statt, an der außer dem Verfasser suchsanstellung mindestens einmal 1 % kräftige Zunahme eines Hangaufwin­ und Herrn Schiefersuch Dr. Goldammer Deckung oder mehr erreicht haben. Sie des bewirkt. Bei einer Hangneigung mitwirkte. Dieses ausgebildete Perso­ sind nach Gruppen geordnet, die ent­ von 10° beschleunigt ein bergwärts nal übernahm das Kontrollierte Bren­ weder zugenommen oder abgenom­ laufendes Feuer seine Geschwindigkeit nen ab 1978. Bei einem Personalwech­ men haben oder keine Reaktion auf das um das Doppelte gegenüber einer ebe­ sel hat immer eine Einarbeitung der Brennen erkennen lassen. Sträucher nen Lage, bei 20° Neigung vervierfacht nachfolgenden Pflanzenbauberater sind ebenfalls getrennt aufgeführt. sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit stattgefunden. Es muß hinzugefügt werden, daß bereits (Goldammer 1978). Deshalb Auf fast allen Flächen mußte das die Pflanzenbestandsaufnahmen der muß an Hängen abschnittsweise ge­ Brennen aus verschiedenen Gründen in DQ'e mit ihrem Flächenumfang von ca. brannt werden, damit sich keine Feuer­ bestimmten Jahren ausgesetzt werden, 25 m2 nur in den wenigsten Fällen die walze hangaufwärts entwickelt. Das so daß nur wenige Parzellen seit 1975 Entwicklung auf der gesamten Parzelle Feuer muß, am Hangfuß beginnend, tatsächlich ununterbrochen jährlich repräsentieren (vgl. auch Schreiber schon nach maximal 10 m an der dort kontrolliert gebrannt wurden. Zu ihnen 1993, 1997), sondern durch eine fast gelegten Querschneise wieder zu­ gehören St. Johann und Oberstetten. überall eingetretene Musterbildung sammenbrechen. Das wiederholt sich Das Spiel mit dem Feuer ist nicht häufig nurTeilaspekte abbilden.

61 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

3. Entwicklung der Pflanzen­ 1981) durch Sproßkoloniebildung in die auch in entsprechenden Hangabschnit­ bestände unter einem angrenzende Unterhangparzelle KB2 ten der Sukzessionsparzelle ist die 20jährigen Brandregime in breiter Front einzuwandern. Sonst ist Quecke nur sehr untergeordnet vertre­ Agrypyron repens schon in den A n­ ten. Es w ar kaum anders zu erw arten, als fangsbeständen des Hanges in der Re­ Nur noch Trisetum flavescens zeigt daß sich nach dem Einsatz des Kontrol­ gel nur mit 1-3 % Deckung vorhanden in der jährlich gebrannten Parzelle KB1 lierten Brennens die Zusammensetzung gewesen, selten mehr und im wesentli­ eine deutliche Zunahme, die in der Par­ der Grünlandbestände veränderte. Teil­ chen dann nur in dem unteren Teil der zelle KB2 nur noch schwach ausfällt. weise waren die Veränderungen tief­ Sukzessionsparzelle. Offenbar sind je­ Alle übrigen Arten dieser Gruppe ha­ greifend und vollzogen sich schnell, doch die Standortsbedingungen an den ben im Laufe der 20 Jahre nur unwe­ zum Teil jedoch auch überraschend höchstens noch mittelgründigen, stei­ sentlich bis mäßig ihre Deckungsanteile langsam. nigen Oberhängen für eine stärkere erhöht oder sind erfolgreich einge­ Die sechs Versuchsparzellen m it Ausbreitung selbst unter begünstigten wandert, etliche von ihnen, wie z.B. Brennparzellen weisen unterschiedli­ Brandbedingungen nicht geeignet; Convolvulus arvensis, erreichten aber che Standortsverhältnisse auf. Dement­ sprechend handelt es sich auch bei den Tab. 2a. Artenliste der Brandparzellen am Hang in Tab. 2b. Artenliste aus der Brandpar­ Ausgangsbeständen zu Versuchsbe­ Oberstetten (Taubergrund). Auswahl von Arten zelle auf der Bachterrasse von ginn um Grünlandgesellschaften mit ei­ der Pflanzenbestandsaufnahmen m it mindestens Oberstetten. Auswahl von Arten der nem jeweils eigenständigen Arten­ 1 % Deckung zwischen 1975-1994 (aus Kaufmann Pflanzenbestandsaufnahmen mit spektrum. Schon allein deshalb müssen 1994). KB1 = Kontrolliertes Brennen jährlich; mindestens 1 % Deckung zwischen die Veränderungen Anlagen-spezifisch KB2 = Brennen jedes 2. Jahr; 0 = zwischenzeitliche 1976-1994 (aus Kaufmann 1994). diskutiert werden. Auszüge wichtiger Höchst- und Tiefstwerte; DQ = Dauerquadrat KB1 = Kontrolliertes Brennen jähr­ Arten aus den Pflanzenbestandsauf­ lich; 0 = zwischenzeitliche Höchst- Art KB1 KB2 und Tiefstwerte; DQ = Dauerqua­ nahmen von 1975 bis 1994 (K aufm ann D Q 4 D Q 14 1994) sind den jeweiligen Abschnitten 1975 1994 1979 1994 dra t b e ig e fü g t (Tab. 2-8). Origanum vulgare + - 70 0 - 25 Art Achillea millefolium + - 20 5 -(30)-25 KB1 Agropyron repens 0 - 3 1 -(30)-25 DQ 12 3.1 Veränderungen der Krautschicht Convolvulus arvensis I -(15)- 10 r - 1 1976 1994 auf den trockenen bis mäßig Trisetum flavescens 3 - (1) -20 1 - 3 Agropyron repens 5 -(90)-75 trockenen Standorten Melilotus officinalis 0 - 8 0 - (5) - 3 Achillea millefolium 0 - 30 Poa pratensis 3 -(10)- 8 5 - (8) - 5 Taraxacum officinalis 1 - 25 Coromilla varia 0 - 5 - Arrhenatherum elatius 0 - 10 Bei den Anlagen Oberstetten, St. Astragalus glycyphyllos 0 - 3 0 - 1 Dactylis glom erata 0 -(15)- 8 Cirsium vulgare 0 - 3 0 - 1 Johann und Rangendingen sind die An­ Vicia angustifolia + -(10)- 8 Vicia angustifolia 0 - 3 0 - r fangsbestände Mesobrometen oder pratensis + - 3 0 - 1 Picris hieracioides 0 - 8 ihnen nahestehende trockene Salbei- Centaurea jacea 0 - 3 + - 5 M elilotus officinalis 3 - 8 Glatthaferwiesen (vgl. Tab. 1). Agrimonia eupatorio + - 3 0 - 3 Lotus corniculatus + -(30)- 3 Glechoma hederacea + - r + - 5 Vicia sepium + - (8) - 3 Veronica chamaedris - + - 3 Daucus carota 0 - (5) - 3 3.1.1 Oberstetten Myosotis arvensis 0 - r + - 3 M yosotis arvensis + - 3 Poa pratensis angustifolia 0 - 3 Arrhenatherum elalius 12- (5) - 15 30-(40)-25 Die Salbei-Glatthaferwiesen an dem Trisetum flavescens Picris hieracioides + -(16)- 1 5 - (8) - 5 0 - 3 Muschelkalk-Hang eines ehemaligen Galium mollugo + - 1 3 - 5 Knautia arvensis 0 - 3 Weinbergs in Oberstetten (vgl. Tab. 2a) Daucus carota + -(!)- + + - 3 Cirsium arvense 1 - 3 sind in der Brandparzelle ursprünglich - Campanula raunculoides + - 1 3 - (8) - 1 Vicia sepium 1 - (3) - 1 r - (3) - + Cirsium vulgare |(+) - (3) - 1 wie bereits erwähnt - bis 1978 jährlich Medicago lupulina + - 1 1 - (+) - 1 gebrannt worden (KB1). Erst 1978 Tragopogron pratensis 0 - r 1 - 0 Ver.onica pérsica 10 - 0 Festuca rubra rubra 3 - + 0 - 1 wurde diese Parzelle unterteilt. Seit­ Aethusa cynapium 8 - 0 Alopecurus pratensis + - (5) - 1 + - 0 dem besteht am Unterhang eine neue Atriplex patula 5 - 0 Plantago media 1 - (8) - 5 8 -(25)- 5 Parzelle „Brennen jedes 2. Jahr" (KB2). L a m iu m p u r p u r e u m 3 - 0 Durch das Brennen wurde eine Sorbus corniculatus 20- (1) - 5 15 - + Convolvulus arvensis 3 - (5) - + Taraxacum officinale Gruppe von Pflanzensippen besonders 8 - (0) - + 10 - + Artenzahlen: Dactyl is glomerata 20- + - 0 1 - r Versuchsbeginn 32 gefördert: Origanum vulgare, Achillea Chrysanthemum leucanthemum 5 - (+) - 1 r - 0 Verluste -21 millefolium und Agropyron repens (vgl. Plantago lanceolata 5 - + 5 - 1 Gewinne +26 Cirsium arvense 1 - (3) - + 3 - 1 Tab. 2a). Die Quecke reagiert scheinbar Artenbilanz +5 Trifolium pratense 1 - 0 3 - 0 nur auf das Brennen jedes 2. Jahr mit Sträucher: stärkerem Zuwachs. Sie hatte jedoch als Prunus spinosa - + - 5 Rhizompflanze und deshalb bekannter Rosa canina - 0 - + Pyrophyt die Gelegenheit, aus dem Artenzahlen: Ver^uchsbeginn 39 46 stark verqueckten Bestand der zum Verluste -10 -10 gleichen Zeitpunkt brachgefallenen Gewinne +15 + 19 Ackerterrasse (vgl. Tab. 2b; Schiefer Artenbilanz +5 +9

62 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg zwischendurch auch eine höhere Ab- Abundanz aufweisen. Dazu gehört wildkräuter sehr rasch einer der Glatt­ undanz. auch Bromus erectus. haferwiese sehr ähnlichen Grünlandve­ Die einzigen Arten, die durch das Deutliche Abnahmen ihres Dek- getationen gewichen. Am stärksten hat jährliche Brennen besonders gefördert kungsgrades haben hingegen Lotus Agropyron repens zugelegt und be­ zu werden scheinen, sind Origanum corniculatus, Dactylis glomerata und stimmte 1994 mit 75 % Deckung domi­ vulgare, Trisetum flavescens und Con- Taraxacum officinalis hinnehmen müs­ nant die Artenzusammensetzung im volvulus arvensis. Beim Goldhafer sen, z.T. sind sie nur noch in Spuren oder Dauerquadrat. Achillea millefolium und könnte man an seinen Konkurrenten gar nicht mehr vorhanden (Tab. 2a). Taraxacum officinale folgen m it 30 % Glatthafer denken, der in der Parzelle Ihre Verluste sind - wie die der Arten bzw. 25 %. Auch Arrhenatherum elatius KB1 (Tab. 2a) geringere Deckungsgrade mit geringeren Anteilen in dieser selbst tritt bald neu hinzu und erreicht aufweist. Den beiden anderen Arten Gruppe-teilsin KB1,teilsin KB2größer, 1994 bereits 10 % Deckung. Dactylis konnte eher durch die jährlich großen­ ohne daß sich einleuchtende Gründe glomerata wird durch das jährliche teils beseitigte Streudecke in KB1 ein dafür finden würden; es wäre z.B. ver­ Brennen ganz offensichtlich nicht Konkurrenzvorteil gegenüber KB2 ent­ früht, von einer stärkeren Schädigung ferngehalten, sondern ähnlich „ge­ standen sein; denn das Feuer dürfte we­ des Knaulgrases durch das jährliche fördert" wie der Glatthafer. Der nahezu der Origanum vulgare als Rhizomcha- Brennen zu sprechen, wie die folgen­ vollständige Ausfall der Ackerwildkräu­ maephyt noch Convolvulus arvensis als den Tabellen zeigen werden. Auf die ter - einschließlich zahlreicher Arten, Wurzel-Geophyt (Schiefer 1981) gro­ Sträucher wird später eingegangen. die nicht in diese Tabelle aufgenommen ßen Schaden zufügen, während die je­ Zur Verdeutlichung der Blühaspekte wurden -, die nicht auch in den Glattha­ des 2. Jahr überdauernde und nicht auf den für Insekten besonders atrakti- ferwiesen der wärmeren Lagen Vor­ vollständig abgebrannte mächtige ven Brennparzellen in Oberstetten (vgl. kommen (vgl. Schreiber 1962, Görs Streudecke in KB2 zumindest Start­ Handke 1988 u. in diesem Heft) ist ein 1974), wie z.B. Myosotis arvensis, ist si­ schwierigkeiten in den ersten Wochen Blütenfarbendiagramm angefügt. Es cher eine Überlagerung beider Vor­ der Vegetationsperiode bedeutet und wurde von Frau Kalmund (1985) wäh­ gänge, sowohl des Brennens als auch die Arten an größerer Dominanz hin­ rend der Vegetationsperiode 1983 auf­ der relativ raschen Entwicklung grün­ dern könnte. Rosettenpflanzen wie genommen (Abb. 2). landähnlicher Bestände aus der Pflan­ Plantago media zeigen dies nach an­ Allerdings zeigen die Pflanzenbe­ zendecke brachgefallener Äcker, wie fänglichem Aufschwung durch die fol­ standsaufnahmen der Dauerquadrate sie in den anderen Parzellen auftreten. gende Deckungsabnahme deutlich (DQ) nicht die vollständige Entwicklung Überraschend ist die Feststellung, (vgl. Tab. 2a). auf den jeweiligen Brennparzellen. Z.B. daß relativ viele kleeartige Fabaceen Eine besondere Rolle nimmt Arrhe- fehlt Brachypodium pinnatum in der (Schmetterlingsblütler) in allen Brache­ natherum elatius als namengebende Bestandsaufnahme von DQ14 in KB2 parzellen eine leichte bis mittlere Zu­ Art dieser trockenen Fettwiesen ein. Im vollständig, obwohl sich am oberen nahme durch das Brennen erfahren großen und ganzen hat der Glatthafer Rande zu KB1 ein größerer Polycor- haben. Sie vermehren das in den Brand­ seinen nicht unerheblichen Deckungs­ mon der Fiederzwenke ausgebreitet parzellen von Oberstetten besonders anteil halten können, allerdings mit hat. zahlreiche und fast über die gesamte stärkeren Schwankungen nach unten Etwas aus dem Rahmen des bisher Vegetationsperiode bunt blühende Ar­ (KB1) oder oben (KB2). Ähnlich verhält Beobachteten fällt Tabelle 2b mit der tenspektrum der Blütenpflanzen. Das es sich mit dem bereits genannten Plan­ Artengarnitur der jährlich gebrannten phänologische Diagramm von 1984 tago media, während die übrigen Arten Parzelle auf der ehemaligen Ackerter­ (Kalmund 1985; Abb. 2) - das selbst dieser Gruppe bei relativ geringer Prä­ rasse in Oberstetten. Wie auch bei den heute noch weitgehend repräsentativ senz eher unbedeutende Schwankun­ anderen Pflegevarianten, sind die ur­ für diese Brandparzelle (KB2) ist - zeigt gen ohne große Veränderungen ihrer sprünglich stark auftretenden Acker­ dies deutlich.

0%

Abb. 2. Blütenfarbendiagramm des Jahres 1983 in der jäh dich kon­ trolliert gebrannten Parzelle am Hang von Oberstetten (DQ 4) in einer ehemaligen Salbei-Glatthaferwiese. Auffällig ist der hohe 0 % Deckung der Blütenfarben Anteil an blauen (violetten) Blüten farben, der zum größten Teil durch Origanum vulgare zustande kam; sehr gering ist der Anteil 1 k Aufnahmefermine der Grasblüte, während vor allem weiße und gelbe Blüten farben □ weil) ^ gelb 111 rot ^ blau den größten Teil der Vegetationsperiode über, wenn auch mit ge­ □ Grosblüte ringen Deckungsgraden, zu sehen waren (nach Kalmund 1985).

63 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

3.1.2 SanktJohann scheint sich nur in KB2 m ehr oder w e n i­ ter Fruktifikation. Trotz ihrer Zunahme ger g u t entw ickeln zu können. bildeten sich aber leichte M uster aus, Auf den flachgründigen Rendzinen von Die Gruppe der Arten mit wenig Dy­ die in den letzten Jahren auch Vorherr­ St. Johann ist ein G entiano-Koelerie- namik ist klein, größer hingegen wie­ schaftsbereiche anderer Arten erken­ tu m (vgl. Schiefer 1981) der Ausgangs­ der die Artengruppe mit mehr oder we­ nen ließen, so daß der frühere Aspekt bestand aller Brennparzellen gewesen. niger deutlicher Abnahme in den eines Fiederzwenken-,,Reinbestandes" 1981 richtete Schieferem w eiteres Paar Brandparzellen, angeführt von Bromus verlorenging. Dies läßt sich allerdings Brennparzellen ein (KB1, DQ 13 und erectus mit dem ursprünglich höchsten nicht oder kaum aus den Pflanzenbe­ KB2, DQ 14; vgl. Tab. 3). Deckungsanteil auf den Flächen. Die standsaufnahmen herauslesen, son­ Besonders auffällig ist auf den älte­ Verluste sind jedoch nicht so groß, wie dern ist nur durch die häufige Beobach­ ren wie auf den jüngeren Brandparzel­ die starke Zunahme von Brachypodium tung der gesamten Flächen oder flä­ len die starke Zunahme des Pyrophyten p in n a tu m als „G egenspieler" erw arten chenhafte Kartierungen erfaßbar. Nen­ Brachypodium pinnatum (Tab. 3), dicht lassen w ürde. nenswerte Unterschiede zwischen den gefolgtvon einer größeren Zahl von Ar­ In den ersten 10 bis 15 Jahren des verschiedenen Brennintervallen sind ten der Halbtrockenrasen oder der eher k o n tro llie rte n Brennens in KB1 und KB2 bisher nicht aufgetreten. Vielmehr hat trockenen Flanke der Wirtschaftswie­ schien der Siegeszug der Fiederzwenke man den Eindruck, als ob zumindest die sen, die jedoch auch in dieser oder jener rein optisch auf der ganzen Fläche - älteren Brennparzellen seit etlichen Brandparzelle gelegentlich keine Stei­ ohne genaue Pflanzenbestandsaufnah­ Jahren einen Gleichgewichtszustand gerung oder gar eine leichte Abnahme men - zu einem Fast-Reinbestand zu erreicht haben. erkennen lassen. Koeleria pyramidata fü hren. Vor allem neigte sie zu verstärk­

Tab. 3. Artenliste der Brennparzellen von St. Johann. Auswahl von Tab. 4. Artenliste der Brennparzellen von Rangendingen. Auswahl Arten der Pflanzenbestandsaufnahmen mit mindestens 1 % Dek- von Arten der Pflanzenbestandsaufnahmen m it mindestens 1 % kung zwischen 1975-1994 (aus Kaufmann 1994). KB1 = Kontrollier­ Deckung zwischen 1975-1994 (aus Kaufmann 1994). KB1 = Kon­ tes Brennen jährlich; KB2 = Brennen jedes 2. Jahr; (0) = zwischenzeit­ trolliertes Brennen jährlich; KB2 = Brennen jedes 2. Jahr; (0) = zw i­ liche Höchst- und Tiefstwerte; DQ = Dauerquadrat schenzeitliche Höchst- und Tiefstwerte; DQ = Dauerquadrat

Art KB1 KB1 KB2 KB2 Art KB1 KB1 KB2 KB2 D Q 2 D Q 13 D Q 11 D Q 14 D Q 2 D Q 15 D Q 13 D Q 16 1975 1994 1981 1 1994 1978 1 1994 1981 1 1994 1975 1994 1979 1994 1978 1994 1979 1994 Brachypodium pinnatum 3 - 60 8 - 20 3 - 50 8 - 50 Brachypodium pinnatum 25 - 50 25 -(30)- 25 20 - 50 40 - 50 Galium verum 3 - 40 8 -(10)- 8 5 - 30 5 - 15 Salvia pratensis 8 - 15 20 -(15)- 25 8 - 20 15 -(30)- 25 Helianthemum nummularium 3 - 10 8 - 15 5 - 30 3 - 5 Genista linctoria 0 - + 5 - 20 + - (3) - 0 - Sanguisorba minor 3 - 20 5 - 5 25 -(15)- 30 5 - 8 Lotus corniculatus 3 - 15 1 - 3 5 -(+)- 3 3 - (5) - 3 Prunella grandiflora 5 -(25)- 20 3 - 5 8 - (0) - 5 3 - 5 Trifolium medium 40 -(80)- 20 10 - 15 70 -(80)- 70 70 - 80 Carex flacca 8 - 20 3 -(+)- 3 1 -(3)- 1 + - 1 Koeleria pyramidata 1 - 5 + - 8 1 -(+)- 3 - Campanula rotundifolia + - 5 + - 3 1 - 3 + - 3 Viola hirta 0 - + 0 - (1) - r + - 1 + - 8 Centaurea jacea + - 15 3 - 5 1 - (5) - 1 1 - 1 Centaurea 0 - 1 1 - 3 + - 1 1 - (8) - 5 Achillea millefolium 1 - 8 1 - (+) - 3 + - ( ! ) - + + - 3 Centaurea jacea + - 15 + - 5 (+)-(!)- 0 0 - (r) - 0 Pimpinella saxífraga 1 - (+) - 3 1 - (3) - 1 1 -(+)- 1 1 - 3 Ononis repens + - 8 5 - (1) - 5 3 - (1) - 5 + - (1) - 0 Carex caryophyllea + - 3 1 - (3) - 1 1 - 3 1 - (+) Achillea millefolium 0 -/(+)- 0 - + - 1 1 - 3 Alchemilla montícola + - 5 0 - r 3 - 3 + - + Linum catharticum 0 - 3 + - 3 + - 0 - 3 - (8) - 1 1 -(5)- 3 3 - (5) - 3 3 - 10 Lotus corniculatus 3 - 5 (+)- (1) - + + - (3) - 1 + -(!)- + Poa pratensis Koeleria pyramidata 1 - 1 3 - 3 3 - 8 1 - 5 Daucus carota + - 3 r - 1 1 - + r - + Primula veris 0 - + 0 - + + - (8) - + + - 3 Pimpinella saxífraga + - 1 0 - + 0 - + - Poa pratensis 0 - + + - 1 + -(10)- 1 0 - 1 Bromus erectus 20 -(50)- 20 20 - 30 20 -(30)- 20 15 - 3 Plantago lanceolata 3 - (+) - 3 + - 1 3 -(+)- 3 + - 1 Knaulia arvensis 3 - 3 1 - (3) - 1 5 - (1) - 5 1 - 3 Festuca rubra comm. 3 - (5) - 3 3 - (+) - 3 10 - (3) - 5 1 -(+)- 1 Plantago media + - (3) - + + -(19)- + 1 - + 1 - 0 Dactylis glomerata 3 - + + - ( ! ) - + + - (0) - + 0 - + Carex caryophyllea 1 - (3) - 1 5 -(8)- 1 + - 3 1 - (3) - 1 Potentilla tabernaemontani + - 1 + - 1 5 - 1 1 - + Carex flacca 5 -(+)- 3 3 - 3 3 - (5) - 3 1 - 1 Chrysanthemum leuc. + - (1) - 0 0 - (3) - 1 + - (! )- r 0 - (r) - 0 Bromus erectus 30 - 15 50 - 40 30 -(40)- 30 60 - 40 Festuca rubra 1 - + 1 - (3) - 1 0 - 1 Plantago media 10 - (3) - 5 3 - (5) - 3 10 - (5) - 8 5 - (8) - 5 Sanguisorba minor 1 - (3) - 1 + - + + - 1 - Thymus chamaedris 15 - (+) - 1 3 - 3 8 - (+) - 1 3 - 3 Taraxacum officinale 0 -(+)- r r - + + - + - Cirsium acaule 5 - (8) - 3 5 - 7 5 - 8 5 - + Dactylis glomerata 0 -(+)- 0 + - + + - + 1 - 0 Hippocrepis comosa 3 - (+) - 1 3 - (+) - 3 8 - (1) - 3 8 - (1)- 5 Trifolium pratense 8 - + r - + 1 - + + - + Festuca ovina 3 - (5) - 0 5 - 3 5 - (8) - 3 0 - (3) - + Carlina acaulis + - r - 3 - (5) - 1 (+) - o Convolvulus arvensis 3 - (5) - 1 3 -(+)- 1 1 - 1 0 -(+)- 0 Scabiosa columbaria 8 - (0) - 1 3 - (1) - 5 1 - (0) - + 3 - (5) - 3 Medicago falcata - 8 - (3) - 5 - - Trifolium repens 8 - (+) - 1 0 - + 0 - r 0 - + Thymus chamaedris 0 -(+)- 0 1 - 0 1 - r 1 - 0 Chrysanthemum leucanthemum 3 - + r - 1 + - 0 + - 3 Hypericum perforatum 0 - (3) - 1 0 - (+) - 0 5 - 1 - Cynosurus cristatus 3 - 0 - + - 0 - Arrhenatherum elatius + - 0 + - 0 + -(!)- + 1 -(3)- + Asperula cynanchica + - (1) - 0 1 - + + - 0 1 - + Artenzahlen: Arrhenatherum elatius + - 0 - 0 - r Versuchsbeginn 31 ' 35 36 26 Sträuchen Verluste -10 -10 -9 -6 Rosa canina \ - | - | - | 0 - (+) Gewinne +8 +8 +4 +2 Artenzahlen: Artenbilanz -2 -2 -5 -4 Versuchsbeginn 51 46 51 48 Verluste -10 -8 -8 -10 Gewinne +9 +13 +7 + 10 Artenbilanz -1 +5 -1 0

64 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

3.1.3 Rangendingen gen Parzellen sogar in der Lage, seine fuhr Agrostis tenuis in den älteren Par­ Abundanz zwischenzeitlich nicht uner­ zellen; in KB2 nahm sein Deckungsan­ Das Almend-Grundstück, auf dem die heblich zu erhöhen. teil bis 1985 auf 40 % zu, fiel aber in den Brennparzellen eingerichtet wurden, Es gibt zwar einige Arten, die in 90er Jahren auf etwa 10 % wieder ab lag vor Versuchsbeginn etliche Jahre mehreren DQ'en der Brandparzellen (Tab. 5). In den 1979 neu eingerichteten brach. Es hatte sich auf den mittel- Verluste hinnehmen mußten oder ver­ Brandparzellen kommt er jedoch nur in gründigen, kalkhaltigen Gipskeuper- schwanden - unter ihnen auch Arrhe- Spuren vor. Sehr bemerkenswerte Zu­ Pelosolen ein dem Trifolio-Agrimonie- natherum elatius-, aber ihre Deckungs­ nahmen verzeichnete auch Carex caryo- tum eupatoriae nahe stehendes Trifo­ anteile waren von Anfang an nicht phyllea in den älteren Brandparzellen, lium medium-Brachypodium pinna- hoch, auch wenn sie zwischendurch z.T. aber in KB2 mehr als in KB1. Auch diese tum-Stadium gebildet (Schiefer 1981). gestiegen sein sollten. Eine eindeutige Art kommt in den jüngeren Parzellen Auch nach 20jährigem kontrollierten Beziehung zu den Brennintervallen nur in KB2 (DQ 14) mit geringen, aber Brennen jährlich oder jedes 2. Jahr hat zeigt sich auch hier nicht. stetigen Anteilen vor. Häufiger zeigen sich seit 1975 an dem Arteninventar Eine eindeutige Vormachtstellung auch die anderen Arten m it steigender nicht grundsätzlich etwas geändert, le­ nehmen in dem Blütenfarbendia­ Abundanz höhere Deckungsgrade in diglich an den Abundanzen; weder ist gramm die Gräser ein (Abb. 3). Die Fie­ den DQ'en der bis zu 6 Jahre älteren eine Rückentwicklung zu dem Halb­ derzwenke hat auch hier - wie in St. Jo­ Parzellen; Ausnahmen davon sind Hy­ trockenrasen (Mesobrometum arrhe- hann - mit einem verstärkten Austrieb pericum maculatum und Galium mol- natheretosum auf den Nachbarflächen von Blüten- bzw. Fruchthalmen auf das lugo, ebenso Festuca rubra commutata nach Schiefer 1981), noch eine Weiter­ Brennen reagiert und ist mit der Auf­ aus der Gruppe der Arten ohne eindeu­ entwicklung zu den thermophilen rechten Trespe und anderen Gräsern tiges Verhalten dem Brennen gegen­ Saumgesellschaften erfolgt (vgl. auch von Mai bis Juni an der Blütenfarbendo­ über. Einige Sippen aus dieser Gruppe Tab. 4). Lediglich einige Arten mit ohne­ minanz beteiligt. weisen sogar eine deutlich sichtbar hin meist geringen Abundanzen sind - werdende Dynamik auf, die sich entwe­ durchaus nicht immer in allen Parzel­ 3.2 Veränderungen der Krautschicht der in überdurchschnittlichen Steige­ len! -verschwunden. auf frischen Standorten in rungs- oder Verlustraten im Verlauf der Brachypodium pinnatum, Trifolium Ettenheimmünster Versuchsdurchführung äußert. medium und Salvia pratensis haben am Der eigentliche Verlierer in allen meisten durch das Brennen gewonnen. Ausgangsbestand der Brandparzellen Brennparzellen-wenn auch auf jeweils Ein eindeutiger Unterschied zwischen wie der benachbarten Mulchparzellen unterschiedlichem Niveau - ist Arrhena- KB1 und KB2 ist nicht festzustellen. In war eine magere Variante des Dauco- therum elatius (Tab. 5), der in den übri­ dieser Gruppe der „geförderten" Arten Arrhenatheretum typicum auf mittel- gen Nutzungsvarianten einschließlich ist auch in Rangendingen Koeleria pyri- bis tiefgründigen, basenarmen, im un­ der ungestörten Sukzession seine meist midata vertreten. teren Hangbereich etwas zur Wechsel­ dominierende Rolle bewahren konnte. Hingegen gehören weder Sangui­ feuchtigkeit neigenden Braunerden sorba minor, Achillea millefolium, (Schiefer 1981). Das Kontrollierte Bren­ 3.3 Veränderungen der Krautschicht Taraxacum officinalis noch Agrimonia nen im unteren Hangabschnitt erfolgt auf den (wechsel-)feuchten bis eupatoria dazu, die in Oberstetten und nur jedes 2. Jahr (KB2). Im Jahr 1979 er­ nassen Standorten in Fischweier - mit Ausnahme von Sanguisorba und richtete Schiefer ein weiteres Paar von (Albtal/nördl. Schwarzwald) Taraxacum- auch in St. Johann eine Zu­ Brennparzellen (KB1: DQ 12; KB2: DQ nahme der Abundanz aufwiesen. Bro- 14) unmittelbar am südlichen Rand der Das Feuchteregime der Standorte im mus erectus hat seinen Deckungsanteil Versuchsanlage. Albtal und damit auch die Ausgangsge­ weitgehend halten können, war in eini­ Eine z.T. sehr starke Förderung er­ sellschaften des Grünlandes bei Fisch-

0%

Abb. 3. Im Gegensatz zu Oberstetten dominiert in den Halbtrok- kenrasen von Rangendingen im Jahre 1983 auf der jährlich kon­ trolliert gebrannten Parzelle (DQ 2) die Grasblüte. Sie wird D % Deckung der Blütenfarben durch die verstärkt fruktif¡zierende Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) und die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) gebildet. i a Aufnahmetermine Aber von Mai bis September sind, wenn auch nur m it geringen [ZU wein ^ gelb ÜO rot ^ blau Deckungsgraden, auch weiße, gelbe, rote und blaue Blüten farben EUU Grasblüte beteiligt (nach Kalmund 1985).

65 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg weier werden durch das von der Albge- nierung der Pflanzengesellschaften sion, z.T. bis zur alleinigen Vorherr­ bildete Talprofil bestimmt. Auf dem herbeigeführt. Phalaris arundinacea schaft durchgesetzt. Dennoch ist der Rücken des flußbegleitenden breiten hat Jahr für Jahr eine größere Fläche Gesamtbestand sehr stark von KB1 un­ Uferwalls stockte auf den sandig-lehmi­ beherrscht, heute dominiert das Rohr­ terschieden: Es gibt nur auf dem Ufer­ gen Auensedimenten der Braunerde- glanzgras auf der gesamten Parzelle. wall dichte Polycormone von Phalaris Gleye ein Alchemillo-Arrhenatheretum Tabelle 6 zeichnet diese Entwicklung in arundinacea, im übrigen ist die Vegeta­ polygonetosum (Schiefer 1981); d o rt den DQ'en von KB1 bis 1994 noch gar tionsabfolge bis 1995 der Sukzessions­ sind die Dauerquadrate (DQ) 3 (KB1) nicht nach; denn auf den feuchten bis parzelle sehr ähnlich; in den nassen Be­ und DQ 16 (KB2) angelegt worden (vgl. nassen Standorten hat das Rohrglanz­ reichen am östlichen Talrand herrscht Tab. 6). Leicht zum östlichen Talrand gras erst kürzlich alle dort früher vor­ eine seggenreiche Mädesüßflur vor. abfallend, folgen Gleye mit einer Poly­ herrschenden Arten durch seine Fähig­ Erst 1996 w urde deutlich, daß der Carex gonum bistorta-Caltha palustris-\N\ese, keit zur raschen Polycormonbildung brizoides-Gürtel durch das vom Ufer­ z.T. in der Fazies von Carex bizoides, m it unterdrückt. Es gilt im übrigen auch wall vordringende Rohrglanzgras zu­ dem DQ 8 (KB1) und DQ 15 (KB2). Am hier, daß die DQ'e keineswegs für die nehmend eingeengt wurde; darüber Rande des Talgrundes mit einem nur Entwicklung auf der gesamten Fläche hinaus sind in der Mädesüßflur die er­ bedingt funktionierenden Entwässe­ repräsentativ sind (vgl. Schreiber 1993, sten Exemplare dieses Grases über den rungsgraben haben sich NaSgleye, z.T. Schreiber et a\. 1996). Bestand hinausgewachsen. Es bleibt mit Anmoor-Decke, ausgebildet; dort In KB2 entsprechen die DQ'e noch abzuw arten, ob sich schließlich in KB2 stockte - z.T. in ähnlicher Artenzusam­ weitgehend dem oben skizzierten Bild in den nächsten Jahren die gleiche Ent­ mensetzung bis 1994 - ein Caricetum (Tab. 6). Es g ib t praktisch keine A rt, die w icklu n g durchsetzt, w ie sie fü r KB1 ge­ gracilis, Subassoziation von Caltha pa­ nur oder besonders durch das Brennen schildert wurde. lustris und in der Variante von Filipén­ jedes 2. Jahr gefördert worden wäre. Auch die Rolle vom Wiesenknöte­ dula ulmaria (DQ 13, KB 1; Tab. 6). Scheinbar könnte man Carexbrizoides rich (Polygonum bistorta), die er in den Das jährliche Brennen (KB1) hat vor dazu zählen (Tab. 6), aber das Seegras - Pflanzenbestandsaufnahmen von KB1 allen Dingen in den drei letzten Jahren wie es in Süddeutschland heißt - hat und KB2 spielt, bedarf einer weiteren (1994-1996) eine durchgreifende Ver­ sich gleichermaßen in dieser standörtli­ Beobachtung; als R hizom geophyt be­ änderung der ursprünglich den Stand­ chen Zone auch in anderen Parzellen, sitzt er eigentlich alle Voraussetzungen ortsverhältnissen entsprechenden Zo- vor allem in der ungestörten Sukzes­ zur Durchsetzung bei beiden Brenn-

Tab. 5. Artenliste der Brennparzellen von Ettenheimmünster. Aus­ Tab. 6. Artenliste der Brennparzellen von Fischweier. Auswahl wahl von Arten der Pflanzenbestandsaufnahmen m it mindestens von Arten der Pflanzenbestandsaufnahmen mit mindestens 1 % 1 % Deckung zwischen 1975-1994 (aus Kaufmann 1994). KB1 = Deckung zwischen 1975-1994 (aus Kaufmann 1994). KB1 = Kon­ Kontrolliertes Brennen jährlich; KB2 = Brennen jedes 2. Jahr; (0) = trolliertes Brennen jährlich; KB2 = Brennen jedes 2. Jahr; (0) = zw i­ zwischenzeitliche Höchst- und Tiefstwerte; DQ = Dauerquadrat schenzeitliche Höchst- und Tiefstwerte; DQ = Dauerquadrat

A r t K B 1 K B 1 K B 2 K B 2 A r t K B 1 K .B 1 K B 1 K B 2 K B 2 D Q 2 D Q 1 2 D Q 11 D Q 1 4 D Q 3 D Q 8 D Q 13 D Q 1 6 D Q 1 5 1 9 7 5 1 9 9 4 1 9 8 1 1 9 9 4 1 9 7 8 1 9 9 4 1 9 8 1 1 9 9 4 1 9 7 5 1 9 9 4 1 9 7 5 1 9 9 4 1 9 7 6 1 9 9 4 1 9 7 9 1 9 9 4 1 9 7 9 1 9 9 4 Agrostis tenuis 10 -(60)- 40 0 - + 15 -(40)- 10 - Polygonum bistorta 2 0 - ( 9 0 ) - 6 0 70 -(90)- 80 60- (8) - 15 9 0 - ( 3 0 ) - 4 0 7 0 - ( 8 0 ) - 4 0 Carex caryophyllea 1 -(10)- 20 - 8 - 5 0 r - 3 Filipéndula ulmaria + - ( 1 5 ) - 8 5 - ( 3 5 ) - 2 0 25 -(7 5)- 50 2 0 - ( 1 0 ) - 5 0 5 0 - 8 5 Luzula campestis 8 - (3) - 10 r - + 5 - 1 5 1 - (+) - 3 Phalaris arundinacea 0 - 1 0 - 7 5 1 - ( 1 5 ) - 8 + - 2 5 - Galium mollugo 1 - (5) - 1 5 -(15)- 10 3 - 1 0 - 1 3 - 1 5 C a re x g ra cilis - 0 - (1) - + 6 0 - 9 0 - 1 - 5 Iris pseudacoris Hypericum maculatum + - (8) - 5 3 - ( 2 0 ) - 8 0 - (5) - 1 3 - 1 0 - 1 - (5) - 3 0 - (5) - 3 - 1 - (3) - 1 Convolvulus sepium 0 - 3 Holcus lanatus 8 - ( 1 0 ) - 3 8 - 1 5 3 - (8) - 3 8 - 1 5 + - 5 - + - 3 0 - + Stachys palustris - + - ( 2 0 ) - 3 - Achillea millefolium 1 - (7) - 5 1 - 1 0 3 - ( 4 0 ) - 8 + - (3) - 1 0 - (3) - 1 r Stellaria holostea 0 - 5 - - - - Anthoxanthum odoratum 3 - 1 1 - 3 1 - 3 1 - 8 Rumex acetosella 0 - 8 - 0 - 3 - Arrhenalherum elatius 3 0 - 2 0 - - 5 - (+) - 8 + - 0 Angelica sylvestris 0 - 3 - 0 - (3) - 1 0 - r Sanguisorba officinalis 8 - 1 5 5 - 1 - 3 - (8) - + 3 - 0 Galium mollugo 3 - ( 1 5 ) - 8 ( + ) - 0 + - 0 5 - ( 1 0 ) - 1 - Festuca rubra commutata 10 -(25)- 10 2 0 - 2 5 40 - (8) - 20 10 -(20)- 15 Alopecurus pratensis + - 1 3 - (5) - 1 - 5 - 3 1 - 5 Rumex acetosella 8 - 1 10 - (3) - 10 5 - 3 8 - (1) - 10 Agrostis tenuis 0 - 1 0 - (r) - 0 - 3 - (8) - 0 - ■ o Calaamintha clinopodium - 3 - ( 1 5 ) - 3 - + - 1 o Ajuga reptans 1 - (3) - 1 0 - (1) - 0 - - Ranunculus acris 1 - (3) - + 3 - (5) - 3 1 - 1 5 - (3) - 5 Stellaria g ram ínea + - + - - r - 0 - + - + 5 - 8 - 1 - ( 1 5 ) - 1 Poa pratensis Galium aparine - - - 0 - r - Lotus corniculatus 5 - 5 - 1 - (5) - + 0 - (r) - 0 * + - (5) - + 5 - (1) - 5 Lathyrus pratensis ( + ) - 1 3 - (1) - 5 Festuca rubra comm. 10- (1) - 3 25 -(30)- + + - (1) - 0 3 - (5) - + 5 - 0 1 - (r) - + 3 - + Ajuga reptans + - (3) - 1 r - (1) - 5 Holcus lanatus 1 0 - 1 15 -(30)- 1 0 - (1) - 0 8 - (0) - r 3 - 0 3 - (1) - 5 Centaurea jacea 1 - 1 3 - (5) - 3 + - r Daétylis glomerata 3 - ( 1 0 ) - 1 + - 0 - 9 0 - ( 3 0 ) - 4 0 - Lychnis jlos-cuculi 1 - (0) - 1 + - 3 Lysimachia nummularia 1 0 - ( 1 5 ) - + + - 0 - r - 0 3 - 0 Agrostis canina 0 - (1) - + + - (3) - 0 - - 2 0 - 0 Arrhenatherum elatius 1 5 - + 2 5 - 1 0 3 - (5) - 1 5 0 - 3 0 Cirsium palustre 1 - + 1 - (3) - 0 0 - (1) - 0 3 - (0) - 1 1 - (5) - 0 Veronica chamaedris 3 - (8) - 5 75 -(15)- 25 1 - ( 1 5 ) - 5 50 -(60)- 40 Anemone nemorosa 1 - (3) - + 3 - 0 5 - 1 + - 0 0 - (8) - + S t r ä u c h e r : Artenzahlen: Rubus fruticosus \ - \ - | - | 0 - 1 Versuchsbeginn 4 5 3 7 2 2 3 2 3 0 Artenzahlen: V e r l u s t e - 2 4 - 2 8 - 1 2 - 1 3 - 2 2 Versuchsbeginn 3 5 3 3 2 9 2 9 G e w in n e + 1 3 + 8 + 1 + 6 + 2 V e r l u s t e - 5 - 5 - 3 - 6 Artenbilanz -11 -20 -11 -7 -20 G e w i n n e + 1 0 + 5 + 8 + 8 A rtenbilanz + 5 0 + 5 + 2

66 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

Varianten. Tabelle 6 läßt jedoch den durch das jährliche Brennen zwar nicht können, obwohl sich in zahlreichen Eindruck entstehen, das er bei KB2 nicht beeinträchtigt, allerdings auch nicht, Sukzessionsparzellen Bäume oder gar mehr so konkurrenzfähig ist und dort wie in KB2, zu einer starken Vermeh­ Vorwälder entwickelt haben (Schreiber z.T. dramatische Verluste hinnehmen rung angeregt worden; mit ca. 30 % 1993, 1997). Eine Ausnahme bildet der mußte. Auch der Glatthafer, das Knaul­ Deckung ist sie dort nämlich nach der Uferwall von Fischweier ausgerechnet gras und das Wollige Honiggras schei­ Blaubeere die dominanteste A rt: in KB1: dort hat sich trotz jährlichen nen durch das Brennen auf diesen Die auffälligste Zunahme in KB2 Brennens eine inzwischen etwa 2 m Standorten insgesamt z.T. starke Einbu­ fand jedoch bei Vaccinium myrtillus hohe Ainus incana schon vor längerer ßen zu erleiden (Tab. 6). statt, worauf bei den Gehölzen noch­ Zeit ansamen können. Offenbar ist es mals eingegangen werden soll. Festuca auch zu keiner auffälligen Rindenver­ 3.4 Veränderungen der Krautschicht rubra commutata hat - bei einer zwi­ letzung an der Stammbasis oder im Ge­ in den kühlen Hochlagen des schenzeitlich kräftigen Steigerung sei­ äst des Jungbaumes durch das Feuer Südschwarzwaldes bei Bernau nes Deckungsanteils - inzwischen wie­ gekommen. der einen Gleichstand zu den Aus­ Anders sieht es hingegen bei den Die südexponierten, grusig-lehmigen, gangsbedingungen erreicht, aber der Sträuchern aus. Es sind nur zwei Arten, sehr tiefgründig-humosen Böden der Verlust ist auch hier offensichtlich; ähn­ die unter dem Feuerregime des Bren­ etwa um 1150 m ü. NN liegenden Süd­ lich ist es bei Agrostis tenuis, Galium nens jedes 2. Jahr einwandern und sich hanglagen von Bernau-Innerlehen tru­ harcynicum und Potentilla erecta. dort halten oder gar weiter vermehren gen die in diesem Gebiet sehr verbrei­ konnten: Rosa canina und Prunus spi- teten Flügelginsterweiden (Schiefer 3.5 Gehölze auf den Brandparzellen nosa (Tab. 2a, Tab. 3), zwei Arten, die 1981). hinsichtlich der Ausbreitungsstrategien Sie haben sich im Bereich der jähr­ Unter keiner der beiden Varianten des durchaus nicht völlig übereinstimmen. lich gebrannten Parzelle (KB1) im Prin­ Kontrollierten Brennens (KB1, KB2) ha­ Zwar werden beide Arten endozoochor zip bis heute halten können. Der Flügel­ ben sich bisher in 5 von 6 Versuchs­ (ornithochor) verbreitet (Kollmann ginster (Genista sagittalis) hat sogar anlagen Bäume erfolgreich etablieren 1992, 1994). Und nur so sind die völlig kräftig zugelegt, auch Achillea millefo- lium, Viola canina und Nardus stricta Art KBl K.B2 Tab. 7. Arten liste der Brennparzel­ zeugen von einer deutlichen Förde­ DQ7 DQ8 len von Bernau. Auswahl von Ar­ rung, die zwischenzeitlich auch Agro- 1975 1994 1975 1994 ten der Pflanzenbestandsaufnah­ stis tenuis erfaßt hatte (Tab. 7). Viele an­ Genista sagittalis 3 - 25 3 - 15 men mit mindestens 1 % Deckung Avenella flexuosa 0 - 1 38 -(60)- 30 dere Arten des Bestandes weisen meist zwischen 1975-1994 (aus Kauf­ Vaccinium myrtillus + - + 19 -(50)- 40 nur schwache Zunahmen oder ein mehr Agrostis tenuis 9 -(50)- 15 3 -(30)- 3 mann 1994). KB1 = Kontrolliertes oder weniger unverändertes Verhalten Achillea millefolium 1 - 40 1 - ( 3 ) - 1 Brennen jährlich; KB2 = Brennen auf. Am stärksten hat Festuca rubra Plantago lanceolata 1 - 8 0 - (+) - r jedes 2. Jahr; (0) = zwischenzeit­ Nardus stricta 1 -(1 0)- 8 1 - (5) - + commutata Einbußen zu beklagen, die liche Höchst- und Tiefstwerte; übrigen Arten mit Abnahmen liegen im Potentilla erecta 3 -(1 5)- 5 3 -(10)- 5 Hieracium pilosella + - (8) - 5 0 - ( + ) - r DQ = Dauerquadrat Prinzip in einem Bereich, den man z.T. Viola canina 3 - 15 3 - ( 8 ) - + auch als Schätzfehler durch die ver­ Rumex acetosella 1 - ( 5 ) - 3 0 - 1 schiedenen Bearbeiter interpretieren Anthoxanthum odoratum 0 - 3 1 - + kann. Briza media 1 - 3 0 - (3) - 0 Veronica chamaedris 1 - ( 5 ) - 3 Auch auf der erst 1978 abgetrenn­ 0 - ( + ) - 0 Carex caryophyllea 0 - (3) - 1 0 - (3) - + ten Parzelle KB2 hat der Flügelginster Campanula rotundifolia + - (3) - 1 0 - (1) - + eine deutliche Förderung erfahren. Lotus corniculatus 0 - ( 1 ) - + - Auffällig ist der hohe Deckungsanteil Chrysanthemum ircutianum 0 - 1 - von Avenella flexuosa, der sich zwi­ Galium harcynicum 9 -(15)- 10 3 -(25)- 3 schenzeitlich sogar nochmals fast ver­ Rumex acetosa + - ( ! ) - + 0 - ( + ) - r doppelt hat. Im Spätsommer fällt diese Luzula campestris 0 - (3) - 1 3 - ( + ) - 1 Parzelle durch den dichten, hohen und Veronica officinalis 1 - (5) - + + - (0) - + strohgelben Bestand der oberirdisch Thymus chamaedris 1 - + 0 - 1 bereits abgestorbenen Drahtschmiele Stellaria gram inea 1 - ( + ) - 1 1 - ( + ) - 1 Poa pratensis 0 - (1) - + auf, deren weit ausladende feinglie- + - ( ! ) - + Carlina acaulis + - (3) - + + - 0 drige Rispen sich im Winde wiegen. Sie Trifolium repens + - 1 0 - ( + ) - 0 verdecken den Blick auf den Hauptbe­ standsbildner im Dauerquadrat, die Festuca rubra commutata 38 - (8) - 20 3 -(25)- 3 Ranunculus acris Blaubeere. Warum Avenella flexuosa + - ( 1 ) - 0 0 - ( + ) - 0 Alchemilla montícola + - (3) - 0 0 - ( + ) - 0 in der Brandparzelle KB1 bereits von Artenzahlen: Anfang an einen so unterschiedli­ Versuchsbeginn 33 22 chen, niedrigen Deckungsanteil besitzt Verluste -4 -4 (Tab. 7), entzieht sich einer Erklärung. Gewinne +3 +7 Zumindest ist die Drahtschmiele dort Artenbilanz -1 +3

67 Schreiber • 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg isolierten Vorkommen beider Arten auf dem Versuchsbeginn 1975 (-1978) mit eher u n te r den Abgängen als u n te r den den Brennparzellen KB2 von Oberstet­ dem letzten Jahr der Bestandsauf­ Zugängen zu finden sind. ten und St. Johann zu erklären. Bei Rosa nahme 1994 (Tab. 2-7), so fallen e ig e nt­ Vergleicht man die gegenwärtig canina handelt es sich um z.T. schon 15 lich nur zwei Anlagen deutlich aus dem (1994) erreichten Artenzahlen der Jahre alte, stark bestockte Einzelpflan­ Rahmen: Oberstetten mit Zunahmen Brennparzellen mit anderen Nutzungs­ zen; bei Prunus spinosa hat sich m ö g li­ vor allem in KB2 (Kontrolliertes Bren­ alternativen in den jeweiligen Versu­ cherweise von einem erfolgreich ge­ nen jedes 2. Jahr) mit 9 Arten, anderer­ chen (Tab. 8), so stehen sie in der Regel keimten Individuum aus inzwischen ein seits Fischweier mit alarmierenden Ab­ zwischen den ungestörten Sukzessio­ Polycormon gebildet, der durch die nahmen zwischen etwa 10 bis 20 Arten. nen und den 2x jährlich gemulchten Deckungsangaben in Tabelle 2a, DQ 14 In allen übrigen Brennparzellen halten Parzellen. Aber auch hier gibt es Aus­ von Oberstetten eher zu gering ausge­ sich Zu- und Abnahm en in relativ engen nahmen: Die höchsten Artenzahlen in fa llen ist, da sich größere Teile außer­ Grenzen. O berstetten und St. Johann w erden in halb des DQ'es befinden. Beide Arten Zwar scheint in Oberstetten, St. Jo­ KB2 erreicht, während die absoluten haben nur beim Kontrollierten Brennen hann und Bernau das Brennen jedes Tiefstwerte auf den Gleyen der Brenn­ jedes 2. Jahr überdauern oder sich neu 2. Jahr einen leichten Zuwachs gegen­ parzellen in Fischweier mit etwa 10 Ar­ etablieren können. über dem Brennen jedes Jahr anzudeu­ ten im Dauerquadrat zu verzeichnen In Rangendingen (Tab. 4) sind w eder ten, aber weder Rangendingen, noch sind. Hier haben sich unter der V orherr­ Bäume noch Sträucher, sondern nur Ettenheimmünster oder gar Fischweier schaft von Filipéndula ulmaria, Carex Halbsträucher wie Genista tinctoria passen in diese Vorstellung; man kann gracilis und Polygonum bistorta und ei­ oder Hypericum perforatum (letztere deshalb keine allgemeingültige Aus­ nem rasch steigenden Anteil von Phala- Art unbedeutend) gefördert worden. sage in dieser Richtung formulieren! ris arundinacea extreme Dominanzbe­ Der Färberginster erreichte in KB1 so­ Die Veränderungen im Artenspek­ stände entwickelt, die noch keinen gar bis 1994 etwa 20 % Deckung, wäh­ trum sind allerdings bemerkenswert, Gleichgewichtszustand erkennen las­ rend er beim Brennen jedes 2. Jahr völ­ wenn man die Verluste und Gewinne in sen. lig verschwunden ist. den Tabellen vergleicht. Bis auf die In den Hochlagen des Südschwarz­ Brennparzellen in Bernau hat der Feu­ 3.7 Die Entwicklung von Ameisen­ waldes haben sich auf den Sukzessions­ ereinsatz in allen anderen Anlagen ei­ hügeln auf den Brandparzellen flächen Zwergstrauchheiden entwik- nen mehr oder weniger starken Arten­ kelt (Schreiber 1997). In ähnlicherW eise wechsel verursacht, der sich nur be­ Die Sukzessionsparzellen sind bekannt konnte sich Vaccinium myrtillus in Ber­ dingt in den Auszugstabellen 2-7 wi­ dafür, daß sich d o rt z.T. in großem Um­ nau unterdem KB2-Regimeausdehnen. derspiegelt, da der größere Teil dieser fang Ameisenhügel bilden und zu mehr Es ist schwer zu sagen, ob diese Art Arten nur mit <1 % Deckung an dem Ar­ oder weniger großen Haufen entwik- durch Samenverbreitung oder Sproß­ te n in ve n ta r be te ilig t w a ro d e r ist. A lle r­ keln können (vgl. Schreiber 1997). Feh­ koloniewachstum in die Fläche gelangt dings sagen diese Zahlen nichts über lende mechanische Maßnahmen, wie ist. Jedenfalls scheint nur das jährliche den pflanzensoziologischen oder Na­ Mähen, Mulchen oder Abschleppen der Brennen - neben dem jährlich zweima­ turschutz-Wert der betreffenden Arten Weiden, bewahren sie - wie z.B. auf ligen Mulchen (vgl. Schreiber 1996; aus. Insgesamt muß man aber sagen, den Hochweiden des Schweizer Jura 1997) - eine erfolgreiche Verhinderung daß in der Regel „interessantere" Arten (Schreiber 1970) - vor der Zerstörung. der Vaccinium-Verheidung zu bewir­ Ähnlich verhält es sich auf den Brand­ ken. Trotz einer Schädigung der nicht Tab. 8. Artenzahlen der Brennparzellen in parzellen. Ja, hier sind durch die starke im Winter abgestorbenen sowie der den Grünland-Bracheversuchen in Baden- Absorption der Strahlung auf den ge­ verholzten Sproßteile findet im späten W ürttem berg im Jahr 1994 im Vergleich zu schwärzten Brandparzellen die Bedin­ Frühjahr in KB2 an den durch die Brand­ anderen Nutzungsalternativen (US = Unge­ gungen infolge einer rascheren Erwär­ spuren noch lange geschwärzten Blau­ störte Sukzession; KB1 = Kontrolliertes mung der Bodenoberfläche und oberen beeren ein kräftiger Neuaustrieb statt, Brennen jährlich; KB2 = Kontrolliertes Bren­ Bodenschichten im Frühjahr eher noch der nur bei genauer Kontrolle in der Ve­ nen jedes 2. Jahr; 2M = Mulchen 2 x jährlich). günstiger. Das w in te rlich e Brennen da­ getationsperiode unter dem frisch ge­ Nach Kaufmann (1994) gegen verursacht kaum eine Erhöhung bildeten Blätterdach die Überreste des der Bodentemperatur und keine Stö­ Nr. Versuchsfläche US KB1 KB2 2M Abbrennens erkennen läßt. rung der sozialen Winterruhe der 1 Oberstetten, Grundsätzlich muß festgehalten Terrasse 22 37 . 44 Ameisen. Frühzeitiger können sie aber werden, daß Bäume, Sträucher, Zwerg- Hang 31/37 44 55 48 mit ihren Aktivitäten beginnen, müssen und Halbsträucher nur unter jährlichem 2 Sankt Johann 41 50 56 44/52 es aber auch, weil die Frühjahrsentwick­ 45 48 Brandregime im Prinzip aus den Grün­ lung der Pflanzendecke ebenfalls durch 3 Rangendingen 35/39 29 31 52 landbrachen ferngehalten werden 33 22 die raschere Erwärmung der gebrann­ können. 4 Ettenheimmünster 27 40 34 37 ten und geschwärzten Oberfläche be­ 33 31 schleunigtwird. 5 Bernau 21/19 32 25 3.6 Artendynamik 34/29 Trotz dieser günstigen Voraussetz­ 9 Fischweier, Braunerdegley 33 34 25 47 ungen sind aber keineswegs alle Brand­ Vergleicht man die Artenbilanz der Gley 21 11 10 30 parzellen gleichermaßen durch einen Pflanzenbestandsaufnahmen zwischen Naßgley 20 17 - - dichten Besatz mit Ameisenhügeln

68 Schreiber - 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

Q aktive Ameisenhügel Ameisenbauten auf. In Fischweier ha­ nächst oder überhaupt (?) begleitet von ben sich zwar auf dem Uferwall Amei­ Polygonum blstorta. sen ansiedeln können, die feuchteren Es ist denkbar - aber die Beobach­ und nassen Flächen sind dagegen - wie tungszeit reicht für eine abgesicherte bei der ungestörten Sukzession - völlig Aussage bei weitem nicht aus! -, daß frei von Ameisenhügeln, obwohl erfah­ mit zunehmender Bodenfeuchte vor al­ rungsgemäß einige Arten unter be­ lem bei jährlichem Brennen die Zahl stimmten Umständen auch auf solchen blühender Kräuter im Laufe der Zeit Standorten erfolgreich Kolonien grün­ immer weiter zurückgeht und Gräser den können. die Dominanz erreichen. Jedenfalls scheint sich aus den ebenfalls sehr blü­ 4. Diskussion tenreichen Beständen von Fischweier ein sehr dominanter Rohrglanzgras-Be­ Es gibt offenbar nur wenige Arten, die stand zu entwickeln, während - bis jetzt eindeutig durch das Brennen gefördert - die frischen bis trockenen Standorte werden und als dominante Arten mit entweder immer noch oder inzwischen Recht auch als Pyrophyten bezeichnet wieder einen weitaus größeren Struk­ werden können. Außerdem scheinen tur- und Artenreichtum aufweisen und auch die Standortsverhältnisse eine be­ durchaus nicht immer von Gräsern do­ deutsame Rolle zu spielen. Denn die miniertsind. starke Ausbreitung von Brachypodium Die jährliche teilweise, z.T. sogar pinnatum findet z. B. nur im Bereich der vollständige Vernichtung der Streuauf­ Kalk-Halbtrockenrasen statt; schon auf lage durch das Brennen scheint im Ge­ der trockenen Flanke der Glatthafer­ gensatz zu ersten Erfahrungen (Schie­ wiesen ist möglicherweise durch die fer 1982) einige Rosettenpflanzen Düngungswirkung der verbleibenden durchaus zu begünstigen. So ist z.B. in Asche auf den Grünlandbeständen und Oberstetten die starke Förderung von die sich damit verändernden Konkur­ Taraxacum officinalis in Tabelle 2b renzverhältnisse seine Ausbreitung be­ (Terrasse) besonders auffällig; aller­ schränkt (Oberstetten). Hingegen wird dings, so könnte man argumentieren, sein Gegenspieler Bromus erectus viel wird diese Art aber mit ihrer langen weniger durch das Feuer in Mitleiden­ Pfahlwurzel durch das Abbrennen wohl schaft gezogen, als man früher anneh­ auch nie stark geschädigt werden kön­ men mußte. Die erste rasche Ausdeh­ nen, selbst wenn der aktuell angelegte nung der Fiederzwenke schien zu­ Vegetationskegel in Mitleidenschaft nächst auf den Brandparzellen, vor al­ gezogen werden sollte. Trotzdem zeigt lem bei jährlichem Brennen, die Ausbil­ Taraxacum in verschiedenen Brandpar­ dung von geschlossenen, u. U. fast rein­ zellen auch deutliche Verluste, auf die rasigen Brachypodium-Beständen an­ bereits Schiefer (1992) hingewiesen zudeuten. Heute sind solche Flächen hat. z.T. sogar schon reich an Blütenpflan­ Auch Leguminosen scheinen eher zen, wie z.B. Salvia pratensis oder Ori­ zu den geförderten Arten zu gehören ganum vulgare. (vgl. Daubenmike 1968, Goldammer Auf mehr oder weniger frischen 1978, Schiefer 1983), wie bereits die Abb.4. Ameisenkolonien haben auf den Standorten konnte Agropyron repens Auszugstabellen 2-7 auch nach 20jähri- Brandparzellen in St. Johann zahlreiche (vgl. Oberstetten, Tab. 2b) - sofern er gem Feuereinsatz belegen. Hügel gebaut. Auffällig ist ihre besonders überhaupt in Grünlandbeständen vor­ Durch das Kontrollierte Brennen hat starke Häufung beim kontrollierten Bren­ kommt! - die Rolle des Leitpyrophyten es bis heute keine reinen Pyrophyten- nen jedes 2. Jahr auf den Weide-Halbtrok- übernehmen. Auf Magerrasen tritt u. U. bestände gegeben. Darüber hinaus ist kenrasen (Kartierung im Juni 1990 durch auch Agrostis tenuis an seine Stelle. In keine einzige Art auf allen Brandparzel­ eine Studentengruppe). höheren Lagen ist diese Art außerdem len erfolgreich gewesen, obwohl man starker Konkurrent anderer Arten auf sagen kann, daß Rhizompflanzen im ausgezeichnet. St. Johann mit seinen leistungsfähigen Standorten (Klapp Prinzip durchaus begünstigt werden Rendzinen auf der Mittleren Kuppen­ und von Boberfeld 1990) und hat sich (vgl. Schiefer 1983, Briemle und Schrei­ alb nimmt eindeutig eine Spitzenstel­ dort in den Brandparzellen, vor allem ber 1994). Brachypodium pinnatum ist lung ein (vgl. Abb. 4). Vor allem in KB1 bei jährlichem Brennen, durchsetzen nur in Halbtrockenrasen, kaum in kor­ ist eine sehr hohe Anzahl von Ameisen­ können (Ettenheimmünster, Bernau). respondierenden Gesellschaften geför­ hügeln zu erkennen! Auf feuchten bis nassen Standorten dert worden, ein Reinbestand hat sich Alle übrigen Brandparzellen weisen macht offensichtlich Phalaris arundina- bisher nirgends entwickelt, denn Bro­ einen deutlich geringeren Besatz an cea im Laufe der Zeit das Rennen, zu­ mus erectus ist auf diesen Flächen

69 Schreiber ■ 20 Jahre Erfahrung m it dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg immer noch und z.T. mit beachtlichem und bevorratet w erden, so daß z. B. die Nicht nur aus Sicherheitsgründen, Deckungsanteil vorhanden. Phalaris oberirdisch abgebrannten Rosen aus sondern besonders unter zoologischen arundinacea kann sich - vermutlich nur, dem nicht geschädigten Wurzelhals im­ Gesichtspunkten e m p fie h lt sich nur das sofern bereits im Bestand vorhanden? - mer wieder neue Triebe auszubilden Brennen auf relativ schmalen, hand­ dagegen auf (wechsel-)feuchten bis verm ögen. tuchartigen Flächen - wie das Heide­ nassen Standorten ausbreiten. Dort Die Schlehe ist ohnehin nicht allein brennen im Schottischen Hochland. Das scheint die Art aber wohl doch in der durch mehrmalige Brände zu vernich­ gewährleistet eine Mosaikstruktur, wie Lage zu sein, bei jährlichem kontrollier­ ten. Wir haben durch ein sehr heißes sie auch für andere Pflegemaßnahmen ten Brennen auch über einen größeren Ringfeuer in Rangendingen 1978 zwar gelten sollte. Und nur auf diese Weise Feuchtegradienten hinweg sehr hohe den größ ten Teil eines älteren, etw a ist eine rasche Besiedlung durch Insek­ Dominanzen zu erreichen und künftig 10 m2 großen Schlehenpolycormons ten und andere Tiergruppen aus dem vielleicht sogar mehr oder weniger zerstört, im Folgejahr hat dieser Poly- unmittelbaren Umland gewährleistet; reine Rohrglanzgras-Bestände auszu­ cormon jedoch seine Grundfläche die Immigration wird möglicherweise bilden. Ob Agrostis tenuis sich generell durch intensive Rhizombildung und durch das Brennen sogar forciert, zu­ auf mehr oder weniger frischen Stand­ mehrere Neuaustriebe an fast jedem mindest dann, wenn im Rahmen der üb­ orten oder nur auf solchen in höheren Wurzelstrang vervielfacht. Nur jährlich lichen Populationsschwankungen bei Lagen wird durchsetzen können, muß über einen langen Zeitraum gelegte einem Aufschwingen der Populations­ abgewartet werden. Arrhenatherum Brände vermögen die Schlehe fernzu­ rate ein verstärkter Druck entsteht, den elatius hat auch nicht auf allen Brand­ halten, wie z.B. in Oberstetten, in ei­ die entsprechende Brandparzelle auf­ parzellen nur mehroder wenigerstarke nem Gebiet mit sehr starkem Schle­ fangen kann. Verluste hinnehmen müssen. Auch alle henwuchs, der dort fast allgegenwärtig Die Technik des Kontrollierten Bren­ übrigen, hier nicht mehr nam entlich ge­ ist (vgl. Schreiber 1997). Dabei bleibt die nens kann verantwortungsvoll nur nannte Arten scheinen in dieses Bild zu Frage offen, ob man durch jährliches durch Übung weitergegeben werden; passen. Stärkere Zu- oder Abnahmen Brennen auch bereits existierende äl­ die Kenntnis der Theorie allein genügt scheinen ohnehin fast nur bei den w e n i­ tere Schlehenbestände vertreiben kann nicht. Wenn das Kontrollierte Brennen ger spektakulären Arten der Ausstat­ - wir haben zumindest keine Versuche - nicht das Flämmen! - als Landschafts­ tung der Wirtschaftsgrünlandgesell­ dazu anstellen können. Da ganz offen­ pflegemaßnahme eingesetzt werden schaften - allerdings älterer Prägung - sichtlich tro tz des seiner Natur nach soll, ist dies nur durch ausgebildetes stattzufinden. sehr heißen Ringfeuers (vgl. G oldam ­ Personal sinnvoll. Naturschutz und Die Konsequenz daraus ist: Es läßt m er 1978) auch eine vollständige Zer­ Landschaftspflege sind deshalb gut be­ sich kein eigentliches Schema heraus­ störung des Sproßsystems bei der raten, w enn sie, w ie fü r die Ausbildung arbeiten, w eder fü r KB1 noch KB2. Schlehe nicht zu erreichen ist, sind als Baumwart o.ä., das Absolvieren ei­ Letztlich ist auch hier - wie im übrigen Sproß und Wurzeln im Frühjahr aus­ nes Lehrgangs und das Ablegen einer auch bei der ungestörten Sukzession triebsfähig und können bis zum näch­ Prüfung in „Kontrolliertem Brennen" (Schreiber 1997) - jede einzelne Par­ sten Brand möglicherweise über eine verlangen, ehe die Betreffenden den zelle mit ihrem spezifischen Artenbe­ lange Zeit ausreichend Assimilate bil­ Feuereinsatz in dem gewünschtem Um­ stand einmalig in Zeit und Raum! Selbst den und Reservestoffe für ein Überle­ fang und den vorgegebenen Rahmen­ die später angelegten Brandparzellen ben einlagern. Ähnliches passierte mir bedingungen praktizieren dürfen. in St. Johann und Ettenheimmünster m it Salix viminalis bei regelmäßigem zeigen trotz gleicher Standortsverhält­ jährlichen Brennen über einen Zeit­ 6. Literatur nisse und gleicher Brenntechnik (glei­ raum von 5 Jahren in den Rieselfeldern che betreuende Techniker!) nur eine von Münster. Briemle, G., Schreiber, K.-E, 1994: Zur sehr bedingte Ähnlichkeit zu den nur Frage der Beeinflussung pflanzli­ einige Jahre früher angelegten Parzel­ 5. Konsequenzen cher Lebens- und Wuchsformen len (vgl. Tab. 3, 5). durch unterschiedliche Land­ Gegen eine Gehölzentwicklung auf Brachgefallene, aber noch gehölzfreie schaftspflegemaßnahmen. - Tuexe- Grünlandstandorten ist das jährliche Grünlandbrachen lassen sich durch nia 14, Göttingen, 229-244. Brennen mit gutem Erfolg anzuwenden jährliches Kontrolliertes Brennen als Bundesregierung (Hg.), 1976: Agrarbe­ -aber nur übereinen langen Zeitraum! Grünlandbestände ohne großen Arten­ richt 1976. Agrar- und ernährungs­ Diese Maßnahme kann zwar auf Grund verlust in Struktur und Grünlandarten­ politischer Bericht der Bundesre­ mancher Zufälligkeit beim Brennvor­ ausstattung erhalten (vgl. auch Briemle gierung. - Bundestagsdrucksache gang nicht als absolut zuverlässig ange­ und Schreiber 1994). Neben Verlusten 7/4680. sehen werden (vgl. Fischweier), wenn es haben w ir auch Artenzunahmen zu ver­ Daubenmire, R., 1968: Ecology o f Fire in einer höherwüchsigen Gehölzart ge­ zeichnen (vgl. Tab. 2-7, 8). In der A rte n ­ Graslands. - Advances in Ecological lingt, durchzukommen und unter der bilanz stehen die Brandparzellen insge­ Research 5, 209-266. beschattenden Krone immer weniger samt zwischen den 2x jährlich gemach­ Gatter, W., 1996: Das A b fläm m verbot brennbare Phytomasse entstehen ten Parzellen und den Sukzessionsflä­ als Rückgangsursache von Singvö- kann. Hingegen können in einem „Ru­ chen, die ebenfalls gleichermaßen Ver­ geln?-Orn. Anz. 35, 163-171. hejahr" zwischen dem Brennen offen­ luste wie Zunahmen aufweisen können Görs, S., 1974: Die Wiesengesellschaf­ bar genügend Reservestoffe gebildet (Schreiber 1997). ten im Gebiet des Taubergießen. -

70 Schreiber ■ 20 Jahre Erfahrung mit dem Kontrollierten Brennen auf den Brachflächen in Baden-Württemberg

Das Taubergießengebiet, Natur- u. und deren Regenwurmfauna im feuerökologische Untersuchungen. Landschaftsschutzgebiete Baden- Languedoc. - Dipl.arb. Inst. Geogr., -Angew. Botanik 55,255-275. Württembergs 7,355-399. Univ. Münster, 183 S. Schreiber, K.-F., 1983: Auswirkungen Goldammer, J. G., 1978: Feuerökologie Mattem, H., 1965: Abgebrannte Gras­ des kontrollierten Brennens auf Ve­ und Feuer-Management. - VW- raine, verkohlte Hecken - das Früh­ getation und Standort auf verschie­ Symp. Feuerökologie, Freiburg jahrsbild unserer Heimat. - Blätter denen Brache-Versuchsflächen. - 1977. Freiburger Waldschutz-Abh. Schwäb. Albver. 71,45-46. Freiburger Waldschutz-Abh. 4, 259 Bd. 1, H. 2,150 S. Meisel, K., 1975: 275 000 ha Sozialbra­ -276. Handke, K., 1988: Faunistisch-ökologi- che in der BRD. - Umschau 75, Schreiber, K.-F., 1993: Standortsabhän­ sche Untersuchungen auf Brachflä­ 541-543. gige Entwicklung von Sträuchern chen in Baden-Würtemberg. - Neitzke, A., 1991: Vegetationsentwick­ und Bäumen im Sukzessionsverlauf Arb.ber. Lehrstuhl Landschaftökolo­ lung in Grünlandbrachesystemen. - von brachgefallenem Grünland in gie Münster 8,157 S. Arb.ber. Lehrstuhl Landschafts- Südwestdeutschland. - Phytocoeno- Hülß, D., 1991: Vegetationsentwick­ ökol. Münster 13, 2 Bde, 140 S. + logia 23, Volume in Honour of Heinz lung in Grünlandbrachen - 16 Jahre Abb./Tab. Bd. Ellenberg, 539-560. Bracheversuche in Baden-Würt­ Otto, U., 1978: Der Einsatz des „Kon­ Schreiber, K.-F., 1995: Renaturierung temberg. - Vervielf. Manuskr. Inst. trollierten Brennens" in der Land­ von Grünland - Erfahrungen aus Pflanzenbau u. Grünland, Fachber. schaftspflege unter besonderer Be­ langjährigen Untersuchungen und Grünlandlehre, Univ. Hohenheim, rücksichtigung der bei der Technik Managementmaßnahmen. - Ber. 89S. +Tab. auftretenden Flämmtemperaturen. R.-Tüxen-Ges. 7,111-139. Hülß, D., 1995: Generative Diasporen­ - Dipl.arb. Inst. Geogr., Univ. Mün­ Schreiber, K.-F., 1996: Ziegenhaltung im banken in verschiedenen Pflege­ ster, 125 S. Schwarzwald. - Themenh. Natur­ maßnahmen ausgesetzten Grün­ Schiefer, J., 1981: Bracheversuche in schutzfonds: Landschaftspflege im landbrachen Baden-Württembergs. Baden-Württemberg. - Beih. Ver­ Wandel. Stuttgart, 34-35. - Diss. Univ. Hohenheim, 193 S. öff. Naturschutz Landschaftspflege Schreiber, K.-F., 1997: Wandel von Ar­ Kalmund, P, 1985: Phänologische Ent­ Bad.-Württ. 22, Karlsruhe, 325 S. tenzusammensetzung, Bedeckung wicklung von Pflanzenbeständen Schiefer, J., 1982: Kontrolliertes Bren­ und Struktur der Vegetation in den auf Brachflächen in Baden-Würt­ nen als Landschaftspflegemaß­ Sukzessionsparzellen der Grün­ temberg. - Dipl.arb. Inst. Geogr., nahme? - Natur u. Landschaft 57, land-Bracheversuche in Baden- Univ. Münster, 151 S. + Anhang. 264-268. Württemberg - Eine Bilanz nach Kaufmann, B., 1994: Vegetationsent­ Schiefer, J., 1983: Auswirkungen des mehr als 20 Jahren. - Verviel. Ma­ wicklung in Grünlandbrachen - 19 kontrollierten Brennens auf Vege­ nuskr., Abschlußbericht PAÖ - Pro­ Jahre Bracheversuche in Baden- tation und Standort auf verschie­ jekt 209430.01, Landesanst. Um­ Württemberg - „Ökologische Un­ denen Brache-Versuchsflächen. - weltschutz Bad.-Württ., Inst. Ökol. tersuchungen der boden- und vege- Freiburger Waldschutz-Abh. 4, Naturschutz, Karlsruhe, 176 S. tationskundlichen Veränderungen 259-276. Schreiber, K.-F. unter Mitwirkung von unterschiedlich behandelter Brach­ Schreiber, K.-F, 1962: Über die stand­ Ch. Diedrich und A. Ptacek, 1996: flächen in Baden-Württemberg zur ortsbedingte und geographische Wandel von Artenzusammenset­ Erfassung der Nährstoff- und Ar­ Variabilität der Glatthaferwiesen in zung, Bedeckung und Struktur in tendynamik" - Teil Vegetation. - Südwestdeutschland. - Ber. geobot. Sukzessionsparzellen der Brache­ Verviel. Manuskr., Inst. Pflanzenbau Inst. ETH, Stiftg Rübel, Zürich 33, versuche Baden-Württemberg im u. Grünland, FG Grünlandlehre, 65-128. Laufe der Vegetationsperiode. - Univ. Hohenheim, 258 S. Schreiber, K.-F, 1969: Beobachtungen Veröff. PAÖ 16, Karlsruhe, 391-404. Klapp, E., Opitz von Boberfeld, W., über die Entstehung von „Buckel­ VenJ.A. van der, 1978: Streichholz oder 1990: Taschenbuch der Gräser. - weiden" auf den Hochflächen des Mähmaschine? - Symp. „Feueröko­ 12. Aufl., Berlin, 282 S. Schweizer Jura. - Erdkunde 23, logie", Freiburg 1977. Freiburger Kollmann, J., 1992: Gebüschentwick­ 280-290. Waldschutz-Abh. hg. Forstzool. Inst. lung in Halbtrockenrasen des Kai­ Schreiber, K.-F, 1977: Zur Sukzession Freiburg i. Br., Bd. 1, H. 1,141-155. serstuhls. - Natur u. Landschaft 67, und Flächenfreihaltung auf Brach­ 20-26. land in Baden-Württemberg. - Anschrift des Verfassers Kollmann, J. 1994: Ausbreitungsökolo­ Verhdl. Ges. Ökologie, Göttingen gie endozoochorer Gehölzarten. - 1976. Den Haag, 251-263. Prof. Dr. K.-F. Schreiber Veröff. Projekt „Angew. Ökol." Schreiber, K.-F., 1981: Das kontrollierte Institut für Landschaftsökologie der (PAÖ) 9, Karlsruhe, 212 S. Brennen von Brachland - Belastun­ Westfälischen Wilhelms-Universität Lauter, R, Schauser, U.-H., 1984: Der Ein­ gen, Einsatzmöglichkeiten und Robert-Koch-Straße 26 fluß von Wildbränden auf Böden Grenzen. Eine Zwischenbilanz über 48149 Münster

71 NNA-Berichte 5/97 Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig 2. Untersuchungsgebiete gebrannter Brachflächen in 2.1 Allgem eine Übersicht Die fünf Untersuchungsgebiete liegen Baden-Württemberg 1983/84 über ganz Baden-Wüttemberg ver­ streut in den Naturräumen Schwarz­ von Klaus Handke wald, Neckar- und Mainland und Schwäbische Alb (siehe Schreiber in d ie­ 1. Einführung maßnahmen „Brennen einmal jähr­ sem Band). Die vegetationskundlichen, lich", „Mulchen zweimal jährlich" und edaphischen und klimatischen Bedin­ Obwohl Feuer in vielen Ökosystemen „Extensive Beweidung" auf die epigä- gungen auf diesen Flächen sind sehr un­ einen wichtigen Faktor darstellt (G old­ ische Fauna haben? terschiedlich (siehe Tab. 1). am m er und Gossow in diesem Band) ■ Welche Bedeutung haben Brachflä­ Die Beschreibung der Flächen rich­ und sicherlich auch in Mitteleuropa na­ chen fürverschiedeneTiergruppen? tet sich weitgehend nach den Untersu­ türlich vorgekommen ist (z. B. durch Ergebnisse zu diesen Fragestellun­ chungen von Schiefer (1981) und ist in Blitzschlag), wird der Einsatz von „Kon­ gen wurden bereits bei Handke (1988) den Tabellen 1 und 2 zusammenge­ trolliertem Brennen" im Naturschutz und Schreiber und Handke (1985) ver­ stellt. Eine genaue Beschreibung der überwiegend sehr kritisch gesehen. öffentlicht. An dieser Stelle sollen die Untersuchungsflächen findet sich bei Eine große Rolle spielen dabei tieröko­ Ergebnisse der Brand-Parzellen darge­ Schreiber (in diesem Band). logische Argumente (C raw ford und stellt werden. Diese Flächen sind mit ei­ Der Witterungsablauf ist bei H a rw o o d 1964, Lunau und Rupp 1983). ner Größe von jeweils 0,1 bis 0,2 ha nur Handke (1988) für die Untersuchungs­ Kontrolliertes Brennen wird daher sehr klein, w urden aber über einen Z e it­ jahre 1983/84 dargestellt. kaum als Pflegemaßnahme eingesetzt, raum von mindestens 10 Jahren regel­ und natürliche Brände, wie im April mäßig jährlich gebrannt. Es war daher 3. Methodik und Material 1996 in der Lüneburger Heide (Lütke­ zu erw arten, daß sich auf diesen Flä­ p o h l in diesem Band), sind sehr selten chen eine typische Brand-Fauna einge­ Die Untersuchung war auf zwei Jahre und überwiegend auf Truppenübungs­ stellt hat. Es sollte geklärt werden, wel­ angelegt. Dabei wurde jede Probeflä­ plätze beschränkt. Es überrascht daher che Arten auf den Brand-Parzellen che a u f 14 bis 18 Exkursionen k o n tro l­ nicht, daß es kaum tierökologische Un­ Vorkommen, ob es zu einer Abnahme liert. tersuchungen zu den Auswirkungen von Arten- und Individuenzahlen Die Geländearbeiten mußten unter von Bränden in der Bundesrepublik kommt, ob es Besonderheiten in der Zu- zwei Einschränkungen durchgeführt gibt. Seit Ende der 70er/Anfang der sammmensetzung dieser Fauna gibt werden. Zum einen war es wichtig, die 80er Jahre ist die Erforschung zu diesem und welche Bedeutung diese Flächen Flächen nicht nachhaltig, z.B. durch Thema praktisch zum Erliegen gekom­ für das Vorkommen seltener und ge­ Zerstörung der Vegetation oder grö­ men (Brabetz 1977, Bauchhenss 1980, fährdeter Arten haben. ßere Veränderungen im Boden zu zer­ H offm ann 1980, Lunau und Rupp Fürdie Bestimmung derSpinnen be­ stören, da der „Brachecharakter" dieser 1983). danke ich mich bei Herrn Andeas Mal­ Flächen erhalten bleiben sollte, zum an­ Seit 1974 werden in Baden-Würt­ ten, Dreieich. deren mußte sich der Zeitaufwand für temberg in einem „Brache-Versuchs­ diese Flächen im vernünftigen Rahmen programm" der baden-württembergi­ bewegen. schen Landesregierung zur Pflege und Ich verwendete daher eine Kombi- Offenhaltung von Brachflächen die Veränderungen der Böden und Pflan­ zenbestände in unterschiedlich behan­ delten Parzellen untersucht (u.a. Tab. 1. Die bearbeiteten Brache-Versuchsflächen in Baden-Württemberg m it Angaben zur Schreiber 1980, Schiefer 1981 u. 1982, Lage und zu wichtigen Standortbedingungen (nach Schreiber 1977 und Schiefer 1981) N eitzke 1991). Nr. Versuchsfläche Landschaft Höhe Jahrcs- Nieder­ vorherrschende Dieses Versuchsprogramm gab die [m NN] mitteltemp. schläge Ausgangsvegetation Möglichkeit, auf bereits bodenkundlich [°c i (mm] und vegetationskundlich gut unter­ 1. Oberstetten Taubergebiet 380 8,5-9,0 700 Salbei-Glatthafer-Wiescn suchten, relativ ungestörten und land­ 2. Rangendingen südwestl. 460 8,0 750 Halbtrockenrasen, Klee- schaftlich sehr unterschiedlichen Flä­ Keuperlandschaft Odermenni ng-Saum chen, weiterführende zoologische Un­ 3. Ettenheim westl. mittl. 290 8,0-8,5 900 typische Glatthaferwiese tersuchungen unter folgender Frage­ Schwarzwald stellung durchzuführen: 4. Fischweier Alblal, 220 8,0-8,5 950 Großseggenried, ■ Wie setzt sich die Fauna verschiede­ Nordschwarzwald Sumpfdottcrblumenwiese ner Brachen unter Berücksichtigung 5. Bernau südl. 1100 5,5 1800 Flügelginslenveidcn, ausgewählter Tiergruppen zusammen? Hochschwarzwald Ginsterheiden ■ Welchen Einfluß können die Pflege­

72 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen In Baden-Württemberg 1983/84

Tab. 2. Übersicht über die fünf ausgewählten Versuchsflächen mit Angaben zu den untersuchten Parzellen (nach Schiefer 1981)

Versuchsfläche Größe Exposition Böden Vorgeschichte Vegetation Umgebung Oberstetten 1,5 ha SW (20-30 %) kalkhaltiger Terra-fusca- US1: bis 1925 Weinberg, danach bis Dauco-Arrhenathe- Im Tal Grünland, an den Rigosol aus lehmig-toni- 1968 Grünland retum, Kriechfinger- Hängen kleinflächiger gem Muschelkalkgestein US2: bis 1959 Acker, danach bis 1974 Queckenbestand Wechsel aus Grünland, und kalkhaltige Terra-fusca Extensivweide. Lesesteinwällen, Brachen aus lehmig-toniger Kalk­ Die übrigen 2 Parzellen waren bis 1965 und Aufforstungen mit steinfließerde Acker, danach bis 1974 Grünland. Nadelholz pH: 6,9-7,4 Rangendingen 1,1 ha SSO (5-25 %) tiefgründige Redzina-Pelo- US2 wurde bis 1946 als Mähwiese Mesobrometum- Fichtenhochwald, Kie­ sole und kalkhaltige Pelo- genutzt, danach Brache mit natürlich arrhenatheretosum fembestand, Äcker, ex­ sole auf Gipskeuper angesamtem Kiefembestand. tensiv genutzte Wiese pH: 6,1-6,8 Die übrigen Parzellen waren einmahdige Wiesen, die bis 1967 bzw. 1974 genutzt wurden. Ettenheim 0,65 ha 0(25-35% ) tief- bis mittelgrundige bis 1965 zweimahdige Wiese, danach bis Dauco-Arrhenatheretum Buchenmischwald, Grün­ basenarme Braunerden auf 1974 lx jährlich gemäht aus land­ typicum land mit Obstbäumen, mittlerem Buntsandstein schaftspflegerischen Gründen Brachflächen mit Adlerfam pH: Oberboden 4,8, Un­ und Mädesüß und terboden 4,1 Großseggen Fischweier 0,92 ha NW (3-12 %) Mosaik aus Braunerde- bis 1968 Nutzung als l-2mahdige Wiese, Alchemillo-Arrhena- Brachen, Viehweiden, Gley, Niedermoor, 1968-1974 lxjählich gemulcht theretum po- Wiese Braunerde-Oxygley und lygonetosum, Wie­ nassem Gley aus tiefgrün­ senknöterich digen Auensedimenten Sumpfdotterblumen­ wiese, Juncion- acutiflori, Angelico- Caricetum acutiflori, Caricetum gracilis Bernau 1,25 ha SSO (20-35 %) humose Braunerden auf Die beweidete Parzelle wurde bis Ver­ Festuco-Genistelletum Buchen-F ichten-Wälder, St.-Blasien-Granit suchsbeginn so genutzt. Die übrige trifolietosum Weiden Fläche wurde bis 1968 beweidet und lag danach brach. nation aus verschiedenen Methoden, ber jeweils 5 Plastikbecher mit einem ■ Netzfänge: M it einem Streifnetz von die in Tabelle 3 aufgeführt sind. Durchmesser von 7 cm eingegraben. 32 cm Durchmesserfing ich pflanzenbe­ Die Methoden sind bei Handke Alle Fallen waren mit einem Dach ge­ wohnende Insekten, Spinnen und We­ (1988) ausführlich beschrieben und schützt. berknechte. Von Mitte Juli bis Septem­ werden hier nur kurz vorgestellt: Die Leerung erfolgte im Abstand ber 1983 und auf allen Exkursionen des ■ Barberfallen: In jeder Parzelle wur­ von 2 bis 4 Wochen. Die Fangflüssigkeit folgenden Jahres „käscherte" ich auf den von Mitte März bis Anfang Novem­ warverdünntes Formalin. allen Parzellen, in denen auch Barber­ fallen exponiert waren, die Vegetation Tab. 3. Übersicht über die in fünf Brand-Parzellen in Baden-Württemberg untersuchten Tier­ mit mind. 50 Käscherschlägen, die von gruppen und die eingesetzten Erfassungsmethoden unten nach oben geführt wurden, ab. Dabei wurden die Parzellen der Länge Tiergruppe Barber­ Netz­ Frei­ Beobachtungen fallen fänge fänge nach abgeschritten. Säugetiere (Mammalia) X X ■ Heuschreckenfänge mit der Qua­ Vögel (Aves) X dratmethode: Um einen groben Über­ blick über die Heuschreckenbestände Reptilien/ Amphibien (Rcptilia, Amphibia) X X X der Brachflächen zu erhalten, benutzte Tagfalter (Rhophalocera etc.) xl X X X ich die „Quadratmethode" (siehe auch Heuschrecken (Saltatoria) x2 X X X X Detzel 1984). Dazu wurde je nach Zikaden (Homoptera) X X Größe der Parzellen im August 1983 zwei- bis dreimal ein mit Stoff be­ Wanzen (Heteroptera) X X X X spanntes, 70 cm hohes und 2 x 2 m Laufkäfer (Carabidae) X X (X) X großes Quadrat von zwei Personen auf­ Kurzflügler (Staphylinidae) X X X gestellt und die darin gefangenen Tiere sonstige Käfer (Coleóptera) x3 X X X X gezählt und bestimmt. Ameisen (Formicidae) X ■ Freifänge: M it einem Käscher (Durchmesser 32 cm), einer Pinzette Tausendfüßer (Myriopoda) X X und einem Exhaustor (Balogh 1958) Asseln (Isopoda) X X fing ich auf fast jeder Exkursion zusätz­ Weberknechte (Opilioida) X X X lich Insekten, Tausendfüßer, Schnecken, Spinnen (Araneida) X X X Weberknechte, Spinnen etc. beim Ab­ suchen von Blüten und Pflanzen und Landschnecken (Gastropoda) X X X beim Umdrehen von Steinen und abge­ x1 = Erfassung aller Tiere Linientaxierung; x2 = Quadratmethode; x3 = Köderfallen storbenem Holz.

73 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84

■ Auswertung: Für diese Arbeit wer­ Tabelle 5 wegen ihrer geringen Indivi­ Tab. 6). Gegenübergestellt wurden da­ den die Ergebnisse von Heuschrecken, duenzahl nicht dargestellt sind, die Suk­ bei die Mulch- und Sukzessions-Parzel­ Laufkäfern, Kurzflüglern, Doppelfü­ zessions-Parzellen bevorzugen. Blüten­ len. In Oberstetten und Rangendingen ßern, Ameisen, Weberknechten und besuchende Tagfalter und Widderchen war die Übereinstimmung bei beiden Spinnen vorgestellt. waren in den meisten Probeflächen auf Tiergruppen mit der Mulch-Parzelle am den in der Regel sehr blütenreichen höchsten. Allerdings zeigt sich eine re­ 4. Ergebnisse Brand-Parzellen häufiger (Handke lativ geringe Ähnlichkeit in Rangen­ 1988). dingen. In den übrigen drei Probeflä­ 4.1 Arteninventar chen sind die Übereinstimmungen zwi­ 4.3 Eigenständigkeit der schen allen Versuchsparzellen sehr Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Brand-Parzellen hoch. Mit Ausnahme der Spinnen in in den fünf Brand-Parzellen registrier­ Fischweier liegen die Werte im Bereich ten Artenzahlen einiger Tiergruppen Um zu prüfen, ob sich auf den Brand- von 52,4 bis maximal 85,5 %. Auf diesen im Vergleich zu den Sukzessions-Par­ Parzellen eine eigenständige Fauna drei Probeflächen kommen Spinnen zellen. Besonders artenreich sind mit eingestellt hat, wurde für zwei arten­ und Laufkäfer teilweise in ähnlicher 168 Arten die Spinnen vertreten. Deut­ reiche Wirbellosengruppen (Spinnen Häufigkeit auf den Versuchsflächen vor. lich wird, daß sich im Vergleich zu den und Laufkäfer) die Dominantenidenti­ Es hat sich keine sehr eigenständige Sukzessions-Parzellen nur sehr geringe tät (RENKONEN-Zahl) berechnet (siehe Brand-Fauna herausgebildet. Unterschiede ergeben. Dies zeigt sich auch bei einem Vergleich der Artenzah­ Tab. 4. Übersicht über die in den Brand- und Sukzessions-Parzellen in Baden-Württemberg len von Brand- und Sukzessions-Parzel­ 1983/84 registrierten Artenzahlen ausgewählter Tiergruppen. Berücksichtigt sind fünf len auf den einzelnen fünf Probestellen Probe flächen: Oberstetten, Rangendingen, Ettenheim, Fisch weier und Bernau (Abb. 1). Gegenüber den Sukzessions- Parzellen wesentlich niedrigere Arten­ Brand-Parzellen Sukzessions-Parzellen zahlen ergaben sich lediglich bei den Tagfalter/Widdcrchen 60 62 Doppelfüßern in Oberstetten, den Heuschrecken 24 27 Laufkäfern und Kurzflüglern in Ran­ Laufkäfer 65 72 gendingen, den Heuschrecken in Etten- heim und den Kurzflüglern und Spin­ Doppelfüßer 12 13 nen in Bernau. In Oberstetten waren Hundertfüßer 7 10 Spinnen, Kurzflügler und Laufkäfer Spinnen 168 179 hingegen mit mehr Arten in der Brand- Parzelle vertreten. Tab. 5. Übersicht über die bevorzugten Pflegevarianten ausgewählter Tiergruppen auf fünf Brachflächen in Baden-Württemberg. Deutliche Unterschiede der Individuenzahlen werden 4.2 Häufigkeiten/Individuenzahlen m it • dargestellt (Barberfallenuntersuchungen M itte März bis Mitte November 1983) S = Sukzession; M = Mulchen; B = Brennen In Tabelle 5 ist dargestellt, in welchen Parzellen die untersuchten Tiergrup­ Oberstetten Rangendingen Ettenheim Fischweier Bernau pen am häufigsten in den Barber- S1 S2 M B S1 S2 M B S M B S M B S M B fallen-Untersuchungen nachgewiesen Heuschrecken • • • • wurden. Dabei zeigte es sich, daß mit Ausnahme von Rangendingen in jeder Laufkäfer • • • • anderen Versuchsfläche einzelne Tier­ Kurzflügler • • • gruppen die Brand-Parzellen am stärk­ Hundertfußer • •

sten besiedelt haben: Spinnen, Laufkä­ Doppelfüßer • • • •

fer und Kurzflügler in Oberstetten, Ameisen • • • • Kurzflügler, Spinnen und Weber­ Spinnen • • • • • • knechte in Ettenheim, Ameisen, Weber­ Weberknechte • • • • • • knechte und Asseln in Fischweier, Hun­ • • dert- und Doppelfüßer in Bernau. Auch Asseln • • • • • • wenn Verallgemeinerungen auf den sehr unterschiedlichen Versuchsflächen Tab. 6. Faunistische Ähnlichkeit der Laufkäfer- und Spinnengemeinschaften auf Brand-Par­ schwierig sind, zeigt sich folgender zellen m it Sukzessions- und Mulch-Parzellen auf fünf Probeflächen in Baden-Württemberg Trend: Räuberische Gruppen, wie (RENKONEN-Zahl = Dominantenidentität) Spinnen, Ameisen, Laufkäfer und Kurzflügler, bevorzugen in den meisten Oberstetten Rangendingen Ettenheim Fischweicr Bernau Gebieten die gepflegten Parzellen S1 S2 M S1 S2 M S M S M S M (Mulchen und Brennen), während die Laufkäfer 36,5 29,2 56,2 28,9 15,4 41,2 78,6 71,7 60,2 56.0 Streubewohner, wie Asseln, Doppelfü­ 65,8 85,5 ßer sowie die Gehäuseschnecken, die in Spinnen 46,9 43,3 72,4 28,1 14,4 46,6 79,2 1 53,9 52,4 45,3 62.9 54,2

74 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84

4.4 Charakteristische Eigenschaften der Brache-Fauna

Vorkommen typischer Arten

Bei den Untersuchungen zeigte es sich, daß nur wenige Arten fast ausschließ­ lich die Brand-Parzellen besiedeln. Dazu gehören die Dornschrecke Tetrix nutans auf den Probeflächen Oberstet­ ten und Rangendingen, die Spinnen Haplodrassus minor, Hahnia nava und Centromerita bicolor, die Laufkäfer No- tiophilus germiyi, Brachinus explodens und Platynus dorsalis und die Kurzflüg­ ler Olophrom assimile, Philonthus co- ruscus, Platydracus latebricola und Xanthilinus lineralis in Oberstetten. In den übrigen Probeflächen bestehen viele Gemeinsamkeiten zwischen Brand- und Mulch-Parzellen.

Vorkommen unterschiedlich großer Laufkäfer

In Tabelle 7 ist das Vorkommen unter­ schiedlich großer Laufkäfer (Einteilung in Größenklassen n. Baehr 1984) auf den verschieden gepflegten Brache- Parzellen dargestellt. Dabei wird die Zwischenstellung der Brand-Parzellen zwischen gemulchten und Sukzes­ sions-Parzellen deutlich. In den Sukzes­ sions-Parzellen sind größere Laufkäfer häufiger. Allein 35 % aller gefangenen Käfer sind über 15 mm groß gegenüber ca. 18 % in den Brand- und 10 % in den Mulch-Parzellen. Kleinere Laufkäfer (unter 12 mm) sind hingegen in den Mulch-Parzellen häufiger mit 77 % ge­ genüber 60,3 % in den Brand- und 50,8 % in den Sukzessions-Parzellen. Artenzahlen der Sukzessions- und l l Gesamtartenzahl Brandparzellen (S I, S n, S, B) Vorkommen thermophiler Arten Abb. 1. Übersicht über die Artenzahlen einiger Tiergruppen auf verschiedenen Brach flächen in Baden-Württemberg; angegeben sind die Gesamtartenzahl und die Artenzahlen für Es wäre zu erwarten gewesen, daß Sukzessions- und Brand-Parzellen. durch das regelmäßige Brennen auf den fünf Probeflächen wärmeliebende Tab. 7. Größenklassen der Carabiden (in % der gefangenen Individuen) auf verschieden ge­ Arten mit einem Verbreitungsschwer­ pflegten Parzellen auf Brachen in Baden-Württemberg (nach Baehr 1984) punkt in Südeuropa gefördert werden. 1 = <3 mm; 2 = 3-6 mm; 3 = 6-9 mm; 4 = 9-12 mm; 5=12-15 mm; 6 = 15-20 mm; 7=>20 mm In Tabelle 8 sind die Vorkommen der 32 häufigsten Laufkäferarten auf den Größenklassen Brand-Parzellen der fünf Versuchsflä­ 1 2 3 4 5 6 7 chen dargestellt. Nur wenige Arten, wie alle Exemplare 1,61 5,11 17,88 39,25 17,30 4,99 13,92 Brachinus crepitans, B. explodens, ungestörte Sukzession 2,58 8,75 18,69 20,81 14,05 10,93 24,19 Ophonus azureus, Harpalus dimidiatus Kontrolliertes 2,42 4,66 25,00 28,27 21,37 2,60 15,68 und Pterostichus macer, haben ihren Brennen lxjährlich Verbreitungsschwerpunkt in Südeu­ Mulchen 2xjährlich 0,82 2,89 13,25 60,02 12,52 2,50 8,00 ropa und sind charakteristisch für Extensive Beweidung 0,13 4,91 13,73 42,95 27,58 5,16 6,30 Trockenstandorte. Ihr Vorkommen ist

75 ^1 1983/84 berg ürttem Baden-W in Brachflächen r te n n ra b e g äßig regelm irbellosen-Fauna W • Zur Handke Ol LAUFKÄFER HEUSCHRECKEN KURZFLÜGLER SP IN N EN

I I absolute Artenzahl E x . / 1 0 0 F T □ absolute Artenzahl Abb. 2. Artenzahlen und Individuenzahlen (Ex. / 100 FT aus Barberfallenfängen) verschie­ Abb. 3. Artenzahlen und Individuenzahlen (Ex. /100 FT aus Barberfallenfängen) verschie­ dener Tiergruppen und Pflegevarianten für die Probefläche Oberstetten / Taubergebiet dener Tiergruppen und Pflegevarianten für die Probefläche Rangendingen / südwestl. (Kalk/Salbei-Glatthaferwiesen 380 m NN). Keuperlandschaft (Kalk, Halbtrockenrasen 460 m NN). Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84 auch auf die klimatisch wärmsten Pro­ Tab. 8. Repräsentanz der 32 häufigsten Carabidenarten (N > 8 Exemplare) auf den fünf beflächen Oberstetten und Rangendin­ Brand-Parzellen auf Brachen in Baden-Württemberg (nach Handke 1988) (% -Anteil der ein­ gen beschränkt. Auf den übrigen Pro­ zelnen Parzellen an der Summe aller gefangenen Tiere einer Art) beflächen dominieren Arten, die Verbreitungstyp: e = europäisch; m = mitteleuropäisch; mm = mitteleuropäisch-montan; Feuchtgebiete und mesophile Wald- n = nordisch; s = südeuropäisch und Grünlandstandorte charakterisie­ ren. Es kommt also allgemein nicht zu Art Verbrei- Oberstetten Rangcn- Ettenheim Fischweier Bemau ^"gstyp dingcn einer Förderung thermophiler Arten 1. Poecilus versicolor auf den Brand-Parzellen. e 2 1 29 33 14 2. Carabus cancellaius e 5 42 51 1 - 4.5 Zur Fauna einzelner 3. Amara lunicollis n 2 “ 46 9 4 Versuchsflächen 4. Amara convexior e 76 • 9 9 5. Brachinus crepitans s 100 - - - -

In den Abbildungen 2 und 3 sind die Ar­ 6. Platynus dorsalis e 100 - - - - ten- und Individuenzahlen der Barber- 7. Brachinus explodens s 100 - - - - fallenfänge in den Sukzessions-, Mulch- 8. Harpalus tardus e 100 - - - - und Brand-Parzellen für Heuschrecken, 9. Notiophilus germiyi n 100 - - - - Laufkäfer, Kurzflügler, Spinnen, Dop­ 10. Ophonus azureus s pelfüßer, Asseln, Ameisen und Weber­ 100 - - - - knechte zusammengestellt. In Ober- 11. Carabus convexus e 100 - - - - stetten/Taubergebiet gelten etwa 10 % 12. Calathus melanocephalus e 75 . - - 25 der 590 registrierten Arten (siehe 13. H arpalus rubripes e 99 1 - - -

Handke 1988, Handke und Schreiber 14. Harpalus dim idiatus s 96 4 - - -

1985) als selten bzw. gefährdet. Davon 15. Poecilus cupreus e 54 41 5 - - wurden die meisten Arten auf der 16. Pterostichus m acer s - 100 - - - Brand-Parzelle nachgewiesen, z.B. die 17. Carabus violaceus n - 46 46 - 8 Ameisenassel Platyarthrus hoffmann- 18. Abax parallelus m seggi, die Bockkäfer Dorcadion fulgina- - 5 90 - 5 tor und violacea, die Blatt­ 19. Carabus coriaceus e - 18 73 . - käfer Hypocassida subferruginea und 20. Carabus nemoralis n - - 79 15 2 Pilemostoma fastuosa, der Blatthorn­ 21. Harpalus latus n - 8 4 28 käfer Onthophagus verticicornis und 22. Abax ater e - 69 5 5 die Spinne Haplodrassus minor. Auffäl­ 23. Amara communis e - - 97 - lig war ein hoher Anteil wärmelieben­ 24. Bembidion mannerheimii n - - 100 - der Arten auf der Brand-Parzelle (z.B. 25. Bembidion biguttatum e - - too - Individuenanteil 75,3 % bei den Laufkä­ 26. Pterostichus strenuus e fern gegenüber 31-36 % auf den Suk­ - - 89 - zessions-Parzellen). Die meisten Tier­ 27. Agonum fuliginosum e - - 100 - gruppen waren auf der Brand-Parzelle 28. Pterostichus melanarius e - - - % besonders häufig (Ausnahme Spinnen 29. Kiolops elatus mm 7 - - 79 und Asseln) (siehe Abb. 2). In der 30. Carabus auronitens mm - - - 100

Brand-Parzelle fand sich eine sehr ei­ 31. Pterostichus pumilio mm - - - 100 genständige Fauna, wie Tabelle 9 am 32. Pterostichus burmeisteri mm - - - 100 Beispiel der Laufkäfer und Spinnen zeigt. In Rangendingen / südwestl. Keu­ Laufkäfer und Kurzflügler deutlich Albtal-Nordschwarzwald. Auch hier ha­ perlandschaft wurden vergleichsweise artenärmer (siehe Abb. 3). ben Brand- und Sukzessions-Parzellen wenige seltene/gefährdete und ther- In Ettenheim / westl. mittlerer große Gemeinsamkeiten. Auffällig ist, mophile Arten nachgewiesen. Die mei­ Schwarzwald sind die Unterschiede daß hier Ameisen und Asseln in der sten dieser Arten konzentrieren sich auf zwischen gemulchter und gebrannter Brand-Parzelle sehr häufig sind. Heu­ die Mulch-Parzelle. In der Brand-Par­ Parzelle sehr gering. Weberknechte schrecken, Spinnen und Laufkäfer be­ zelle fehlt eine eigenständige Fauna. sind häufiger in der Mulch-Parzelle, vorzugen die gemulchte Fläche. Keine Artengruppe ist besonders häu­ Ameisen in der gebrannten Parzelle. Auch in Bernau/Südschwarzwald fig in der Brand-Parzelle. Im Vergleich Die Ähnlichkeit der Artengemeinschaf­ sind Spinnen und Laufkäfer am häufig­ zu den Sukzessions-Parzellen sind We­ ten der meisten Tiergrupen ist zwischen sten in der gemulchten Parzelle. Suk­ berknechte und Asseln auf den Brand- Brand- und Sukzessions-Parzelle größer zessions- und Brand-Parzellen zeigen Parzellen seltener und Laufkäfer und als zwischen Mulch- und Brand-Parzelle sehr ähnliche Artengemeinschaften Kurzflügler mit weniger Arten vertre­ (siehe Tab. 6). (siehe Tab. 6). Wichtig ist, daß die dort ten. Im Vergleich zur Mulch-Parzelle Eine ähnliche Tendenz ergibt sich vorkommenden seltenen montanen sind Ameisen und Asseln seltener und auch für die Probefläche Fischweier/ Tierarten, z. B. die Heuschrecken Steno-

77 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84

Tab. 9. Übersicht über das Vorkommen gefährdeter Spinnen- und Laufkäferarten auf den kungen des Brennens von Jahr zu Jahr fünf untersuchten Brand-Parzellen in Baden-Württemberg (Quelle: Platen et al. 1996, stark variieren. Nach Bauchhenss (1980) Trautneretal. 1997, Trautner 1992) kommen durch kurzfristige Untersu­ Angaben in absoluten Zahlen; Arten, die schwerpunktmäßig die Brand-Parzellen besiedeln, chungen die Auswirkungen nicht ein­ sind fett gedruckt; Arten, die nur in den Brand-Parzellen nachgewiesen wurden, sind un­ deutig zum Vorschein, da sie zu stark terstrichen. von natürlichen Faktoren (z.B. Popula­ tionsschwankungen, W itterung) beein­ A rt Rote Liste Oberstetten Rangen­ Ettcnhcim Fischweier Bernau flußt werden. dingen BRD/BW Auch für die fünf untersuchten Par­

Laufkäfer (Carabidae) zellen in Baden-Württemberg ergibt sich aus den einjährigen Barberfalien­ 1. Carabus convexus 3 3 8 ergebnissen ein recht heterogenes, 2. C. arvensis - 3 5 schwierig zu interpretierendes Bild. 3. N o tio p h ilu s g erm in y i 3 12 Übereinstimmend mit vielen Untersu­ 4. Harpalus rußpalpis 3 1 chungen (z.B. C raw ford und H arw ood 5. Ophonus melleti 3 3 5 1964) ist mit einem Rückgang von Rau­ 6. Bradycellus caucasicus 3 3 7 pen und Puppen vieler Tierarten, die in 7. Pterostichus macer 3 8 der Vegetation überwintern, zu rech­ 8. Demetrias monostigma 3 1 nen. Auch Heuschrecken, wie Chrysoch-

9. humeralis 3 I raon dispar oder Phaneroptera falcata, die ihre Eier in Blättern oder Pflanzen­ stengeln ablegen, werden wohl mit Si­ Spinnen (Araneidac) cherheit geschädigt. Auf der Probeflä­ 1. alsine 3 3 1 che Oberstetten konnte ich unmittelbar 2. Maro minutus 3 1 nach dem Brennen im März die Parzelle 3. Silomotopus bonessi 3 3 5 absuchen und fand dabei vor allem ver­ 4. Alopecosa accentuata 3 77 1 brannte Schmetterlingsraupen. Nicht 5. A. trabalis 3 42 bestätigen läßt sich die negative Aus­ 6. A. leopardus 3 1 w irku n g a uf die Ameisen-Fauna, w ie sie

7. Pardosa nigriceps 3 5 von Turin (1983) und M abelis (1983) an­

8. Trochosa robusta 3 3 38 13 genommen wird. Im Gegenteil, beson­ ders auf den Brand-Parzellen von 9. Dolomedes ßmbriatus 3 3 1 Oberstetten, Rangendingen und Fisch­ 10. Agroeca cuprea 3 9 weier fallen die zahlreichen bewohn­ 11. S co lin a p a U ia rd i 3 2 ten Ameisenhügel unmittelbar nach 12. Chiracanthius dumetorus 3 2 1 dem Brennen sehr auf. Auch Buck 13. Haplodrassus holcznskii 3 3 2 (1979) berichtet, daß Ameisen einen 14. H. m in o r 2 7 Waldbrand bei Celle gut überstanden. 15. Micaria ßirm ecana 3 3 5 Bezeichnend ist im Sommer das zahlrei­

16. Oxyptila scabricola 3 3 I che Auftreten von Schmetterlingen (Imagines) auf den sehr blütenreichen 17. Xysticus acerbus 3 3 1 Brand-Parzellen von Oberstetten und 18. X. lineatus 1 Rangendingen. Diese Flächen können Arten 14 6 1 4 4 als Nahrungsgebiete für Tagfalter und Exemplare 213 33 1 4 14 Widderchen von Bedeutung sein. Sehr auffällig und aus tierökologi­ bothrus stigmaticus und Stauroderus und H arw ood 1964, Cancelado und scher Sicht auch positiv zu werten ist die scalaris sowie die Laufkäfer Bradycellus Yonke 1970, Hurst 1970, H uhta 1971, epigäische Fauna der Brand-Parzelle caucasicus und Cymindis humeralis, Brabetz 1977, Buck 1979, Bauchhenss von Oberstetten. Unter der Einschrän­ auch die Brand-Parzellen besiedeln. 1980, H o ff mann 1980, Lunau und Rupp kung, nicht genau zu wissen, ob und 1983, Boer 1983, M abelis 1983, M ade wieviele Tiere zuwandern, hat sich auf 5. Diskussion der Ergebnisse 1983, Turin 1983). Nach Riess (1976) ist keiner anderen Parzelle eine so interes­ die W irkung des Feuers im starken sante thermophile Kurzflügler-, Lauf­ Eine Zusammenstellung der Literatur Maße von der Streumenge und der käfer- und Spinnen-Fauna eingestellt! zu den Auswirkungen des Brennens auf Streufeuchtigkeit, der Luftfeuchtigkeit Zu den seltenen (thermophilen/xero- die Fauna ergab ein sehr heterogenes und der Lufttemperatur, der Windge­ philen) Arten gehören die Spinne Ha- Bild, das wohl im wesentlichen durch schwindigkeit und der Möglichkeit für plodrassus minor, die Laufkäfer N otio- die unterschiedlichen Erfassungs- und Tiere, sich im Holz oder unter Steinen zu philusgermiyi und Harpalus dimidiatus, Brennmethoden hervorgerufen wird verstecken, abhängig. die Kurzflügler Olophrum assimile und (Tester und M arshall 1961, C raw ford Deshalb können auch die Auswir­ Platydracus latebricola, der Blattkäfer

78 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84

Pilemostoma fastuosa sowie die Blatt­ hornkäfer Onthophagus vacca und 0. verticicornis. Deutlich seltener sind hin­ gegen die Asseln, Chilopoden und Di­ plopoden auf den gebrannten Flächen. Unter den Heuschrecken zeigt die Dornschrecke Tetrixnutans, ähnlich wie in Rangendingen, eine Präferenz für die Brand-Parzelle. In Rangendingen läßt sich hingegen bei der epigäischen Fauna kein positi­ ver Effekt feststellen. Auch hier fehlen Asseln und Chilopoden fast ganz. Bei keiner Tiergruppe zeigt sich eine Bevor­ zugung der gebrannten Fläche. Mögli­ cherweise wurde hier unsachgemäß (zu heiß) gebrannt. 1983 hat hier eine Streuschicht fast völlig gefehlt. Ab Juli war an zahlreichen Stellen der Oberbo­ den freigelegt, so daß die Tiere hier keine Versteckmöglichkeiten mehr Abb. 4. Probefläche Oberstetten im Taubergebiet im November 1993; hier leben viele sel­ vorfanden. tene thermophile Wirbellosenarten, insbesondere auf der regelmäßig gebrannten Par­ Auf den übrigen Brand-Parzellen zelle. scheint eine charakteristische „Brand- Fauna" zu fehlen. In Ettenheim, Bernau und insbesondere in Fischweier besteht die größte Ähnlichkeit mit der Fauna der Sukzessions-Parzellen. In Fischweier wird die Streu nicht vollständig ver­ brannt, so daß hier die Asselfänge ähn­ lich hoch wie in der Sukzessions-Par­ zelleausfallen. Auf allen Brand-Parzellen wurden seltene bzw. gefährdete Tierarten regi­ striert (siehe Tab. 9). Dabei wird aller­ dings deutlich, daß die meisten Arten auf der Brand-Parzelle in Oberstetten nachgewiesen wurden. Hier gab es eine Reihe von Arten, die nur dort vorka­ men. In Rangendingen wurden die mei­ sten gefährdeten Arten außerhalb der Abb. 5. Probefläche Rangendingen in der Keuperlandschaft im Juli 1983. Brand-Parzelle registriert, wahrschein­ lich eine Folge des zu heißen Brennens. Abb. 6. Die Brand-Parzelle auf der Probeflä­ che Rangendingen im Spätherbst 1983; hier 6. Konsequenzen kam es zu einem heißen Feuer; die Streu ist fast vollständig verbrannt; Asseln und We- i < ^ « Im Gegensatz zur weit verbreiteten berknechte sind fast verschwunden; Laufkä- ' Meinung im Naturschutz führte das fer und Kurzflügler waren nur mit wenigen %.*'• regelmäßige, kleinflächig durchge­ Arten vertreten. Es kam nicht zu einer Förde- \ '% führte und kontrollierte Brennen auf rung seltener thermophiler Arten. *"*« m den meisten Flächen nicht zu einer star­ ken Veränderung der Fauna. Lediglich vieler Individuen führt. Dies betrifft auf einer einzigen Fläche (Rangendin­ auch das Mulchen bzw. die Beweidung. gen), auf der heiß gebrannt wurde, Werden solche Eingriffe kleinflächig kam es zu einem Ausfall der Asseln und durchgeführt, kann es aber schnell zu zu einer Artenverarmung einzelner einer Zuwanderung aus der Umgebung Tiergruppen. Meines Erachtens ist jede kommen. Das Ausbreitungsvermögen Pflegemaßnahme auf den Brachflä­ vieler Tierarten in unserer Kulturland­ chen für einige Tiergruppen bzw. Arten schaft wird immer noch unterschätzt ein katastrophaler Eingriff, der zum Tod {Handke in Vorber.). Man sollte das

79 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84

Thema Brennen nicht zu emotional se­ hen. Kontrolliertes Brennen ist ein Bei­ trag zur Offenhaltung der Landschaft und kann - zumindest kleinflächig und in bestimmten Naturräumen - auch sel­ tene und gefährdete Arten fördern, wie z.B. thermophile Spinnen- und Kä­ ferarten im Taubergebiet und montane Heuschreckenarten im Südschwarz­ wald. Im Vergleich zum Mulchen oder zur Beweidung ist aber auf den meisten von uns untersuchten Flächen keine be­ sonders positive Auswirkung auf die Fauna zu erkennen. Es hängt im Einzel­ fall von den Möglichkeiten und Leitbil­ dern des Naturschutzes ab, für welche A b b . 7. Probefläche Ettenheim im westlichen m ittleren Schwarzwald im Oktober 1983; auf Maßnahme man sich entscheidet. Will dieser Probefläche sind die Unterschiede zwischen den Tiergemeinschaften der Sukzes- man bestimmte Flächen weiterhin of­ sions-, Brand- und Mulch-Parzelle gering. fen halten und bestehen keine Mög­ lichkeiten, solche Flächen zu mulchen oder zu beweiden, kann das kalte Brennen, kleinflächig durchgeführt, durchaus als sinnvolle Alternative in Be­ tracht gezogen werden. Dabei sollten allerdings einige Randbedingungen beachtet werden (vgl. Schreiber in d ie­ sem Band). Die Streuauflage darf nur im oberen Bereich abgetrocknet sein, da­ m it sie nicht vollständig abbrennt. Das Feuer sollte bei möglichst niedriger Lufttemperatur (unter 10°C) durchge­ führt werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte möglichst nicht unter 70 % lie­ gen. Das Feuer sollte als „M itw in d ­ feuer" angelegt und möglichst bei ge­ Abb. 8. Probe fläche Fisch w eier im A lbtal/ Nordschwarzwald im Juli 1983; hier besteht zw i­ ringer Windgeschwindigkeit durchge­ schen den Tiergemeinschaften der Brand- und Sukzessionsparzelle große Übereinstim­ führt werden. m ung; A u f der Brand-Parzelle wurde nur ein geringer Teil der Streu verbrannt; Asseln und In Anbetrachtder wenigen Untersu­ Ameisen waren sehr häufig. chungen zu den Auswirkungen von Brennen auf die Fauna, meist kleinflä­ chig wie in dieser Arbeit oder nur auf wenige Arten beschränkt, erscheint es sinnvoll, solche Auswirkungen auch großräumiger (z.B. in der Lüneburger Heide oder auf Truppenübungsplätzen) zu untersuchen. Nur so läßt sich klären, ob Brennen auch großflächig eine Al­ ternative zur Offenhaltung der Land­ schaft sein kann.

Zusammenfassung

1983 und 1984 wurde in Baden-Würt­ temberg auf fünf Probeflächen (Sal- bei-Glatthaferwiese, Halbtrockenra- sen, Glatthaferwiese, Großseggenried/ Abb. 9. Probe fläche Benau im südlichen Hochschwarzwald im Juni 1983; auch hier besiedel­ Sumpfdotterblumenwiese und Flügel­ ten sehrähnliche Artengem einschaften die Sukzessions- und Brand-Parzellen; Seltene m on­ ginsterweide) die Wirbellosenfauna re­ tane Tierarten, w ie die Heuschrecke Stenobothrus stigmaticus und Stauroderus scalaris, gelmäßig gebrannter Parzellen im Ver­ w erden auch durch die Brand-Parzelle gefördert. gleich zu gemulchten und Sukzessions­

80 Handke • Zur Wirbellosen-Fauna regelmäßig gebrannter Brachflächen in Baden-Württemberg 1983/84 flächen untersucht. Für viele Tiergrup­ gung der Mäuse und Arthropoden. natuurhist. - Gen. Limburg XXXIII pen ergaben sich - in Abhängigkeit von - Drosera I (2), 63-80. (1-2), 20-24. Standort und Durchführung der Feuer­ Cancelado, R., Yonke, T. R., 1970: Effert Neitzke, A., 1991: Vegetationsdynamik erhebliche Unterschiede; Verallgemei­ of Prairie on Insert Populations. - in Grünlandökosystemen. - Arb. Ber. nerungen sind nur bedingt möglich. Es Journ. Kansas Ent. Soc. 43, 274-281. Lehrst. Landschaftsökol. Münster 13. gibt aber einige charakteristische Ei­ Manhattan, Kansas. Ost, G., 1979: Auswirkungen der Mahd genschaften von Brandparzellen: Crawford, C. S., Harwood, R. E, 1964: auf die Artenmannigfaltigkeit (Diver- ■ Große Laufkäfer (Typ Carabus) sind Bionomics and control of inserts sität) eines Seggenriedes am Feder­ seltener als in Sukzessionsparzellen. affecting Washington grass seed see. - Veröff. Natursch. Landsch.pfl. ■ Allgemein sind Brandparzellen blü­ fields. - Tech. Bull, agric. Exp. Stn. Bad.-Württ. 49/50,407-439. tenreicher und damit auch attraktiver Wash. St. 44. Platen, R., Blick, T, Sacher, P, Malten, A., für Tagfalter und Widderchen; es gibt Detzel, P, 1984: Die Auswirkungen der 1996): Rote Liste der Webspinnen Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Mahd auf die Heuschreckenfauna Deutschlands (Arachnida: Araneae). Brandparzellen (z.B. Dornschrecken, von Niedermoorwiesen. - Veröff. -Arachnol.Mitt. 11,5-31. Feldgrille, xerophile Laufkäfer). Naturschutz Landschaftspflege Riess, W., 1976: Umweltfaktor Feuer - ■ Bei den Individuenzahlen ergaben Bad.-Württ. 59/60,345-360. Gelenkter Einsatz in der Lands­ sich nur bei Asseln und Doppelfüßern Handke, K., 1988: Faunistisch-ökologi- chaftspflege. - Verh. Ges. Ökologie deutlich niedrigere Zahlen im Vergleich sche Untersuchungen auf Brachflä­ Göttingen 1975,267-273. zu den Sukzessionsparzellen. chen in Baden-Württemberg. - Arb. Schiefer, J., 1981: Bracheversuche in ■ Am geringsten sind Unterschiede Ber. Lehrstuhl Landschaftsökol. Baden-Württemberg. - Beih. Veröff. zwischen gepflegten Parzellen auf den Münster 8,157 S. Naturschutz Landschaftspflege 22, hochgelegenen Schwarzwaldflächen Handke, K., Schreiber, K.-E, 1985: Fau- Karlsruhe. und in montanen Glatthaferwiesen. nistisch ökologische Untersuchun­ Schiefer, J., 1982: Kontrolliertes Bren­ ■ Am größten sind die Unterschiede gen auf unterschiedlich gepflegten nen als Landschaftspflegemaßnah­ auf den sehr trockenen Flächen. Parzellen einer Brachfläche im me. - Natur u. Landsch. 57,264-268. ■ Die meisten seltenen und gefährde­ Taubergebiet. - Münstersche geo- Schreiber, K.-E, 1977: Zur Sukzession ten Arten traten in der Brandparzelle graph. Arbeiten 20,155-186. und Flächenfreihaltung auf Brach­ Oberstetten auf. Hoffmann, B., 1980: Vergleichende flächen in Baden-Württemberg. - ■ Brennen ist ein Beitrag zur Offenhal­ ökologische Untersuchungen über Verh. Ges. Ökologie Göttingen tung der Landschaft und kann - zumin­ die Einflüsse des kontrollierten 1976,251-263. dest kleinflächig - in bestimmten Na­ Brennens auf die Arthropoden- Schreiber, K.-E, 1980: Entwicklung von turräumen auch seltene und gefähr­ fauna einer Riedwiese im Federsee- Brachflächen in Baden-Württem­ dete Arten fördern. Gebiet (Süd-Württemberg). - Ver­ berg unter dem Einfluß verschiede­ öff. Naturschutz Landschaftspfl. ner Landschaftspflegemaßnahmen. Literatur Bad.-Württ. 51/52,691-714. - Verh. Ges. Ökol. Weihenstephan Huhta, V., 1971: Succession in the 1979,185-203. Baehr, M., 1984: Die Carabiden des Lau­ communities of the forest floor after Tester, J. R., Marshall, W. H., 1961: A tertals bei Münsingen (Inserta, Co­ dear-cutting and prescribed burning. study of certain plant and animal leóptera). Ein Querschnitt durch ein -Ann. Zool. Fennici, 483-542. interrelations on a native prairie in Flußtal der Schwäbischen Alb. 5. Bei­ Hurst, G. A., 1970: The effects of con­ Northwestern Minnesota. - Occ. trag z. Faunistik d. württ. Carabidae. trolled burning on den­ Pap. Univ. Minn. Mus. nat. Hist. 8. - Veröff. Naturschutz Landschaftspfl. sity and biomass in relation to bob- Turin, H., 1983: Loopkevers (Coleóptera Bad.-Württ. 57/58,341-374. withe quail habitats on a right way. - Carabidae) van kalkgraslanden en Balogh, J., 1958: Lebensgemeinschaften Proc. Tall. Timbers Conf. Ecol. Ani­ hellingbossen. - Natuurhist. Maand­ der Landtiere. - Budapest und Berlin. mal Control by Habit. Manag., blad 72 (4), 73-83. Bauchhenss, J., 1980: Auswirkungen des 173-183. Trautner, J., 1992: Rote Liste der in Abflämmensauf die Bodenfauna ei­ Lunau, K., Rupp, L, 1983: Auswirkun­ Baden-Württemberg gefährdeten ner Grünlandfläche im Spessart. - gen des Abflämmens von Weinberg­ Laufkäfer (Col., Carabidae). - Wei- Bayer. Landw.Jb. 57, SH 1,100-114. böschungen im Kaiserstuhl auf die kersheim. Boer, P. J., den, 1983: Mieren (Hyme- Fauna - Fragestellungen und erste Trautner, J., Müller-Motzfeld, G., Bräu­ noptera: Formicidae). I. - Natuur- Ergebnisse. In Goldammer, J. G. nicke, M., 1997: Rote Liste der Sand­ hist. Maandblad 72 (4), 73-84. (Hrsg.): DFG-Symposium „Feuerö­ laufkäfer und Laufkäfer Deutsch­ Brabetz, E., 1977: Auswirkungen des kologie". - Freiburger Waldschutz- lands (Coleóptera: Cicindelidae et kontrollierten Brennens auf Spin­ Abhandlungen 4, 277-297. Carabidae), 2. Fassung, Stand Sep­ nen und Schnecken einer Brachflä­ Mabelis, A. A., 1983: Mieren (Hyme- tember 1996. - Naturschutz und che im Hochspessart. - Diplomar­ noptera: Formicidae) - II. - Natuur- Landschaftsplanung 29 (9), 261-273. beit, Erlangen. hist. Maandblad 72 (2), 33-37. Buck, C.-H., 1979: Auswirkungen eines Made, J. G. van der, 1983: Dagvlinders, Anschrift des Verfassers Waldbrandes auf Tiere und Pflan­ wegwijzers voor een geintegreerd Dr. Klaus Handke zen unter besonderer Berücksichti­ beheer van kalkgraslanden. - Publ. Delmestraße 28 • D-27777 Ganderkesee

81 NNA-Berichte 5/97

maßnahme angewendet wie im Neu­ Erfahrungen mit dem Feuereinsatz städter Moor. In Jahren besonders kritischer Sicht im Neustädter Moor durch Teile des Naturschutzes, auch be­ gründet in einer rechtlich engen Vor­ von Friedhelm Niem eyer gabe des Niedersächsischen Natur­ schutzgesetzes, war die Erhaltung ge­ Historische Entwicklung wo noch Hüteschafhaltungen in Ver­ eigneter Brutreviere für den vom Aus­ bindung mit dem Abbrennen von Moor sterben bedrohten Goldregenpfeifer Das Neustädter M oor ist m it ca. 1600 ha und Heide existierten, die ökologische einziger akzeptierter Grund für eine Größe eines von 15 größeren Hochmoo­ Substanz vergleichsweise gut erhalten A usnahm egenehm igung zum KB. ren der Diepholzer Moorniederung. geblieben war, besonders augenfällig Inzwischen wird der Einsatz des KB Auf etwa 24000 ha des gut 100000 ha in der Vogelwelt. im niedersächsischen Naturschutz auf großen Naturraumes sind Hochmoore Bestandsgefährdete Brutvogelar­ breiterer Ebene von Fachkreisen mit­ gewachsen. Sie sind jedoch durch Ent­ ten wie Birkhuhn, Goldregenpfeifer, getragen. Vielleicht ist das verringerte wässerung, land- und forstwirtschaftli­ Großer Brachvogel, Kiebitz, Raubwür­ Finanzpotential der Naturschutzver­ che Kultivierung, bäuerlichen Hand­ ger, Steinschmätzer reagierten auf ab­ waltung zur Durchführung von alterna­ torfstich und industriellen Torfabbau gebrannte Flächen positiv. Sie wählten tiven (mechanischen) Pflegemethoden weitgehend gestört oder zerstört ihre Brutreviere in engem Bezug zu mit ein Grund zur Öffnung gegenüber w orden. frisch gebrannten und vor wenigen Jah­ dem kostengünstigen KB. Viele dieser Hochmoore, häufig mit ren gebrannten Flächen. Sowohl die Im übrigen wurde gelegentlich ehr­ großen Sandheiden umgeben, wurden günstige Vegetationsstruktur im Hin­ licherweise eingeräumt, daß mechani­ jahrhundertelang von kleinen Bauern­ blick auf Übersichlichkeit, Belaufbar- sche Alternativen keineswegs schonen­ schäfereien beweidet, u.a. um den keit und Deckung als auch die Nah­ der sein müssen. In der Öffentlichkeit wertvollen Schafsdung für den Acker­ rungsgrundlage spielten dabei eine und in Fachkreisen werden sie aller­ bau zu nutzen. Nur kleinwüchsige, sehr entscheidende Rolle. dings nicht so kontrovers und emotio­ genügsame Schafe, die Heidschnucken, Aufgrund dieser Erfahrung unter­ nal diskutiert. konnten dazu dienen. So auch bis heute stützten Mitglieder der Faunistischen die Weiße hornlose Heidschnucke, kurz Arbeitsgemeinschaft Moore (FAM) ver­ Vorbereitung und Ablauf Moorschnucke genannt. bliebene Schäfer darin, Teilflächen bis der Durchführung Nach Aufteilung von Allmenden an Ende Februar abzubrennen - das Kon­ die Gemeindebewohner, Einführung trollierte Brennen war als gezielte Na­ Aufgrund der guten Ortskenntnis und des „Kunstdüngers" und infolge der turschutzmaßnahme in der Diepholzer eines Betreuungsvertrages mit dem agrarstrukturellen Entwicklung ging Moorniederung entdeckt. Land Niedersachsen, vertreten durch die Heidschnuckenhaltung bis auf ein­ die Bezirksregierung Hannover-Obere zelne Herden zurück. Kontrolliertes Brennen (KB) Naturschutzbehörde, schlägt der BUND Die Schafbeweidung war angesichts als Naturschutzmaßnahme jährlich aktualisierte Zielgebiete zum der kargen Bodenverhältnisse stets mit KB vor. dem Bemühen um eine bessere Futter­ Seit den siebziger Jahren wird im Neu­ Nach grundsätzlicher Abstimmung grundlage verbunden. Einzige Mög­ städter Moor vom Naturschutz Kontrol­ mit der Oberen Naturschutzbehörde lichkeit der Schäfer war es, die überal­ liertes Brennen durchgeführt. In Ab­ Hannover, der Unteren Naturschutzbe­ terte und abgestorbene Pflanzendecke stimmung mit den zuständigen Natur­ hörde des Landkreises Diepholz und ausgangs des W inters bis z.T. w e it ins schutzbehörden führten zunächst M it­ dem NLÖ-Naturschutz verschickt der Frühjahr hinein abzubrennen. Die wie­ glieder der FAM, seit 1983 auch Mitar­ BUND an sämtliche zu benachrichtigen­ deraustreibende Vegetation bot dank beiter des BUND-Projektes Diepholzer den Stellen, Verwaltungen und Perso­ vorübergehend erhöhter Mineralstoff­ Moorniederung KB durch. nen, darunter Feuerwehren, Polizei­ gehalte ein begehrtes Schaffutter. Ziele sind, einerseits geeignete Bio­ dienststellen, Flugsicherung, Gemein­ topbedingungen für gefährdete Tierar­ den, Jagdpächter, Naturschutzbeauf­ Entdeckung für den Naturschutz ten insbesondere Vogelarten zu erhal­ tragte eine schriftliche Vorankündi­ ten und andererseits die Voraussetzun­ gung mit Hintergrundinformationen Mit dem Rückgang naturnaher Moor- gen für optimale Beweidungseffekte und kartographisch dargestellten und Heideflächen auf Restbestände wie Kurzrasigkeit und Nährstoffaustrag Zielgebieten. Erst w enn W itte ru n g und und dem damit verbundenen Anstieg zu schaffen. Die Offenlandschaft soll vereinbarte Randbedingungen KB zu­ der Zahl gefährdeter Tier- und Pflan­ erhalten, Verbuschungs- und Vergra­ lassen, werden die betreffenden Stellen zenarten setzten in der Diepholzer sungstendenzen zugunsten von Heide- telefonisch unmittelbar vor dem Ein­ Moorniederung Ende der sechziger und Wollgrasstadien zurückgehalten satz (vormittags) informiert. Meist erst Jahre die ersten Moorschutzaktionen werden. gegen Mittag läßt die W itterung KB zu. ein. In keinem anderen Gebiet Nieder­ Als vereinbarte Rahmenbedingun­ Bestandskartierungen der Natur­ sachsens wird u.W. so lange und ohne gen gelten insbesondere die zeitliche schützer belegten sofort, daß dort, U nterbrechung KB als Naturschutz­ Begrenzung auf die MonateJanuarund

82 Niemeyer • Erfahrungen mit dem Feuereinsatz im Neustädter Moor

Februar, hohe Bodenfeuchtigkeit mög­ lichst mit gefrorenem Boden und Tages­ höchsttemperatur von maximal 5 Grad Celsius. Die einzelnen Brandflächen sollen nicht größer als 2 bis 3 ha sein, aus­ nahmsweise auch um 5 ha. Mehrere Brandflächen sollen in der Summe pro Jahr nicht mehr als 1 bis 2 % der Ge­ samtmoorfläche betragen, bezogen auf das Neustädter Moor also nicht mehr als gut 30 ha Brandfläche pro Jahr. So können etwaige kurzfristig ent­ stehende Schäden ökologischer und pe- dologischer Art in engsten Grenzen ge­ halten werden. Die abzubrennende Fläche wird zu­ nächst durch einen Brandschutzstreifen Abb. 1. Mit einem Gasbrenner wird die Pfeifengrasfläche an einer guten Leitlinie ent­ gesichert, d.h. an Gräben, Wegen oder zündet. Vegetationsgrenzen wird mit Hilfe ei­ nes Gasbrenners die Zielfläche gegen den Wind vorsichtig in Brand gesteckt. Dabei entstehendes Mitwindfeuer wird mit Hilfe von Birkenastpatschen ausge­ schlagen. Sobald der Sicherheitsstrei­ fen und die beiden Seiten der Zielfläche ebenfalls gebrannt und gesichert sind kann die Zielfläche abschließend mit dem entfachten Mitwindfeuer zügig abbrennen. Das häufig schnellaufende und schwer zu kontrollierende M it­ windfeuer läuft am Sicherheitsstreifen aus. Mehrere solcher Teilflächen kön­ nen pro Tag gebrannt werden. Am zeit­ aufwendigsten ist die Herstellung der Sicherheitsstreifen. Zielgebiete innerhalb des Gesamt­ moores waren bis Anfang der neunzi­ Abb. 2. Das Mitwindfeuer läuft auf den zuvor gebrannten Sicherheitsstreifen am nächsten ger Jahre traditionelle Goldregenpfei­ Weg zu. ferreviere im zentralen baumfreien Bereich, z.T. artenreiche Moorheiden in heiler Haut. Nach Rückgang des Goldregenpfei­ ferbrutbestandes trotz weiteren Ange­ bots von Brandflächen, nachhaltiger Wiedervernässung des Hochmoorkerns und einsetzender Regenerationser­ scheinungen wurde der Schwerpunkt des KBs in die mehr wechselfeuchten Randbereiche verlagert, die durch Wie­ dervernässung allein z.Z. nicht hinrei­ chend stabilisiert werden können. Diese Bereiche sind durch Besenheide, Pfeifengras und Scheidiges Wollgras geprägt, häufig verbunden mit einem erheblichen Verbirkungsdruck. Zur Offenhaltung und gleichzeiti­ gen Unterstützung der Regeneration Abb. 3. Wenige Wochen nach dem Kontrollierten Abbrennen: die Blütentriebe des Woll- benachbarter Hochmoorflächen wird grasbultes rechts unten treiben aus, der Pfeifengrasbult links oben treibt erst viel später.

83 Niemeyer ■ Erfahrungen m it dem Feuereinsatz im Neustädter Moor

Abb. 5. Pfeifengrasbulte, gebrannt - nicht gebrannt.

Abb. 4. In der Moorheide erscheint zunächst ein grasiger Aspekt durch Austreiben des Scheidigen Wollgrases. Die geschädigte Jungbirke treibt m it Stockausschlag wieder aus (schwieriges Kurzhalten durch Schaf- beweidung). auf absehbare Zeit KB in Verbindung mit Hüteschafbeweidung erforderlich sein, wenn der avifaunistische Wert nach gegenwärtig angelegten Wert­ maßstäben erhalten bleiben soll. KB wird nur in Verbindung mit an­ schließendem Beweiden (durch Schafe) als sinnvoll erachtet. Abb. 6. Abgebrannter Besenheidestrauch m it Verjüngung aus dem Wurzelstock. Auswirkungen in der Vegetation

Durch KB werden bei Heidearten, W oll­ gras und Jungbirken (bis 1 m Höhe) er­ hebliche lebende oberirdische Pflan­ zenteile abgebrannt oder durch Hitze­ einwirkung geschädigt, bei Pfeifengras keine. Sämtliche bis Ende Februar vom KB betroffenen gebietsprägenden Pflan­ zenarten treiben im Frühjahr wieder aus, d.h. nachhaltige Schäden sind nicht erkennbar. Allerdings variiert die kurz- bis m it­ telfristige Entwicklung der verschiede­ nen A rte n z.T. erheblich. Bei einer M oorheide (Scheidiges Wollgras, Glockenheide, Jungbirken so­ wie geringfügig Besenheide, Rosmarin­ heide und Moosbeere) wechselt der op ­ Abb. 7. Intensives Abweiden von zuvor abgebranntem Pfeifengras m it Moorschnucken tische Eindruck von einer Heidevegeta- schafft hohen Nährstoffentzug.

84 Niemeyer • Erfahrungen mit dem Feuereinsatz im Neustädter Moor tion vor dem Brennen zu einer grasigen Vegetation in den ersten drei Vegeta­ tionsperioden. Der grasdominierte Aspekt wird durch das schnelle Wiederaustreiben des Scheidigen Wollgrases bewirkt. Bei genauem Hinsehen in den sehr lückigen Aufwuchs fällt jedoch in der ersten Ve­ getationsperiode das massenhafte Aus­ treiben von Besen- und Glockenheide auf. Erst ab drittem bis viertem Jahr wird die Heide wieder aspektbildend. In der zweiten Vegetationsperiode nach dem Brennen schiebt Scheidiges Wollgras verstärkt Blütentriebe, Aus­ druck der freigesetzten Nährstoffe in­ folge des Brandes. Abgebranntes Pfeifengras treibt wesentlich früher und intensiver aus als Abb. 8. Kontrolliert gebrannte und danach sehr gut beweldete Pfeifengras fläche. nicht abgebranntes. Es bringt anschlie­ ßend deutlich mehr Biomasse hervor als als ungünstiger erweisen, da die Stock­ nicht abgebranntes. Der gewünschte ausschläge im Schutz verkohlter Jung­ Verdrängungseffekt tritt ohne zusätzli­ birkenäste von Schafen nicht hinrei­ che Maßnahme wie Beweiden mit Scha­ chend gut verbissen werden können. fen nicht ein. Insofern kann vor dem KB Der Wurzelstock stirbt nicht ab. In den von Pfeifengras allein (ohne Bewei- nachfolgenden Jahren bleibt eine in­ dung) nur abgeraten werden, wenn tensive Schafbeweidung zur Offenhal­ man es nicht fördern will. tung notwendig. Besenheide auf Torf und Sand treibt Im Unterschied dazu wird der Stock­ nach dem Abbrennen aus dem Wurzel­ ausschlag einer abgesägten Birke so gut stock aus, freigelegte Samen, begün­ verbissen, daß der Wurzelstock ab­ stigt durch den vorausgegangenen Hit­ stirbt. zestreß und reduzierte Rohhumusauf­ lage, keimen verstärkt. Die Neutriebe Auswirkungen in Verbindung sind ein begehrtes Futter für Schafe wie m it Schafbeweidung für Wildtiere. Leider werden beim Fres­ sen der Sämlingsspitzen häufig die gan­ Aus avifaunistischer Sicht und Zielset­ zen Pflanzen herausgerissen. Dies kann zung wird angestrebt, die für be­ vermieden werden, indem die Bewei- stimmte Vogelarten günstige Vegeta­ dung erst später im Jahr einsetzt, wenn tionsstruktur nach dem KB möglichst sich die Wurzeln der Heidepflänzchen lange zu erhalten, indem Moorschnuk- genügend stark verankert haben. ken den Aufwuchs abweiden. Je nach Von der Glockenheide, eigentlich vorhandenen Pflanzenarten und Be­ Abb. 9. Mechanische Alternativen zum Kon­ keine Futterpflanze für Schafe, werden siedlung der Brandfläche mit bestands­ trollierten Brennen wie das Mulchen m it Ab­ die frischen Triebe in den ersten Mona­ gefährdeten Brutvogelarten wird die transport sind aufwendiger und häufig ten nach dem KB ausnahmsweise von Beweidung durchgeführt (Bewei- nicht minder naturverträglich, zumal das Schafen aufgenommen, besonders in dungsplan, ständige Betreuung). Bultenrelief dabei stark nivelliert wird. Ab­ mineralischen und anmoorigen Berei­ Speziell bei Birkenstockausschlag bildungen von F. Niemeyer. chen, wo rasenartiger Aufwuchs ent­ und Pfeifengras soll durch Schafbewei­ steht. In Mischbeständen aus Besen- dung ein starker Verdrängungseffekt grasbulten. Bulte des Scheidigen W oll­ und Glockenheide entwickelt sich Glok- entstehen. Am effektivsten hat sich grases überstehen den Beweidungs­ kenheide unter Beweidungsdruck rela­ eine Beweidungsstrategie erwiesen, druck gut und werden letztlich begün­ tiv ungestört, während Besenheide nach der der Aufwuchs pro Teilfläche stigt. kurz abgefressen wird. innerhalb von ein bis zwei Tagen voll­ In Kombination von KB und Schaf­ Abgebrannte und durch Hitzeein­ ständig abgeweidet und nach einer Ru­ beweidung lassen sich erhebliche Nähr- wirkung geschädigte Moorbirken trei­ hephase von 10 bis 14 Tagen erneut in­ stoffausträge erzielen. Dabei muß das ben meist per Stockausschlag wieder tensiv beweidet wird. Dieses Prinzip in Übernachten der Schafe außerhalb der aus, ähnlich wie bei abgesägten Birken. der Vegetationsperiode konsequent Beweidungsflächen erfolgen, wie es Im Hinblick auf einen gewünschten angewendet, führt zum Absterben von auch sonst bei der Moorbeweidung üb­ Pflegeeffekt kann sich das Abbrennen Birkenwurzelstöcken und Pfeifen- lich ist.

85 Niemeyer • Erfahrungen m it dem Feuereinsatz im Neustädter Moor

Vorausgesetzt, die tägliche Bewei- Aussagen von Birkhuhnkennern die wickelte Form des Abbrennens von dung (Hüteschafbeweidung) findet in Kondition der Birkhennen und damit Moor und Heide früherer Schäfer. acht Stunden statt und die Exkremente­ den Erfolg des Brutgeschäftes. Kleinflä­ Kontrolliertes Brennen ist in Kombi­ ausscheidung der Schafe ist über 24 chiges Brennen erhöht die für Birkhüh­ nation mit anderen Pflegemaßnahmen Stunden etwa gleichverteilt, wovon an­ ner so wichtige Strukturvielfalt des sehr gut geeignet, Moorheiden und nähernd ausgegangen werden kann, ganzjährig genutzten Lebensraumes. weitergehende Moordegenerations­ dann verbleiben vom aufgenommen Gefährdete Brutvogelarten wie stadien hinreichend naturverträglich Futter etwa ein Drittel im Weidegebiet, Großer Brachvogel, Kiebitz, Raubwür­ und kostengünstig offenzuhalten. wogegen zwei Drittel als Nährstoffaus­ ger, Neuntöter, Steinschmätzer und So können auch die Habitatansprü­ trag gerechnet werden können. Schwarzkehlchen profitieren ebenfalls che vielergefährdeterTierarten, beson­ vom KB. ders Vogelarten, erhalten bzw. wieder­ Auswirkungen in der Fauna Nachteile haben vorübergehend hergestellt werden. Wiesenpieper und Krickente, da ihre Kontrolliertes Brennen darf das Bei größeren Säugetieren (Rehe, Nestanlage mangels Deckung er­ übergeordnete Ziel der Hochmoorre­ Schafe) und Brutvogelarten sind die Ef­ schwertwird. generation nicht gefährden. fekte nach KB von Moorflächen am be­ Abgebrannte Flächen, vor allem Die Hochmoore, Beispiel Neustädter sten zu sehen und untersucht. Pfeifengras, fallen als Schlafplatz fü r Moor, sind groß genug und meist so Das frische n ä h rstoffhaltigere Grün K ornw eihen und Sumpfohreulen aus, sehr durch (ehemalige) Nutzungen dif­ wird von Pflanzenfressern bevorzugt ihr Wert für die Nahrungsuche steigt ferenziert, daß ein Zielkonflikt in dieser aufgenommen. dagegen an. Hinsicht relativ leicht zu lösen ist. Die Kurzrasigkeit nach KB war bis Der E influß des K ontrollierten Bren­ M itte der achtziger Jahre im Neustädter nens auf die in der Vegetationsschicht Moor Voraussetzung für das Brutvor­ überwinternde Makrofauna w urde im Literatur kommen des vom Aussterben bedroh­ Neustädter M oor 1987 von der Universi­ ten Goldregenpfeifers. Danach wurden tä t Bremen, Prof. Dr. G. W eidemann, im Universität Bremen, Prof. Weidemann, Brandflächen praktisch nicht mehr an­ Auftrag des Landes Niedersachsen, ver­ 1987: Untersuchung über den Ein­ genommen, vermutlich, da der Brutbe­ treten durch die Bezirksregierung Han­ fluß des Kontrollierten Brennens stand (aus nicht näher bekannten nover - Obere Naturschutzbehörde - auf die in der Vegetationsschicht Gründen, die außerhalb der Brutreviere untersucht. überwinternde Makrofauna im vermutet werden) stark verringert war. Danach findet eine signifikante Neustädter Moor/Landkreis Diep­ Die letzten niedersächsischen Brut­ Schädigung durch KB nur bei einigen holz.-Erarbeitet von M. Puschnig u. paare brüten z.Z. auf Frästorf- und Gruppen der gesamten Überwinte­ J. Schettler-Wiegel. Im Auftrag des Bunkerdeablageflächen der industriel­ rungsfauna statt, bei Spinnen, Lepido- Landes Niedersachsen, vertreten len Abtorfung. pteralarven und Hymenopteren. Nach durch die Bezirksregierung Hanno­ B irkhühner nutzten frische Brand­ wenigen Jahren sind betroffene Arten ver-Obere Naturschutzbehörde. flächen im Frühjahr häufig als Balz­ wiedereingewandert, wenn die Brand­ platz, später auch zur Nahrungssuche. fläche entsprechend klein gehalten Da die im Februar/März gern und mas­ wird und eine Wiederbesiedlung aus Anschrift des Verfassers senhaft gefressenen Blüten des Scheidi- benachbarten Flächen ermöglicht gen Wollgrases erst ein Jahr später ver­ w ird. Friedhelm Niemeyer stärkt austreiben, verschiebt sich ent­ Biologe sprechend die Bedeutung hinsichtlich Fazit BUND-Projekt dieser Birkhuhnnahrung. Austrieb­ Diepholzer Moorniederung zeitpunkt, Menge und Nährstoffgehalt Kontrolliertes Brennen ist die unter Na­ Langer Berg 15 der Wollgrasblüten beeinflussen nach turschutzgesichtspunkten weiterent­ 49419 Wagenfeld

86 NNA-Berichte 5/97

Räumgutes) und können allenfalls auf Pflanzliche Regenerationsstrategien wenigen Flächen durchgeführt wer­ den. Gerade vor dem Hintergrund zu­ und Besiedlungsdynamik nehmender Eutrophierung [Ellenberg jun. 1989) ist aber eine auf drastische in nordwestdeutschen Calluna-Heiden Nährstoffreduzierung ausgerichtete Pflege für die Erhaltung von Heide-Le­ nach Brand bensgemeinschaften unumgänglich. In Anbetracht dieser nicht unerheb­ von Josef M üller, Irene Vagts und Eike Frese lichen Schwierigkeiten und nach wie vor „aktuellen Problemen der Heide­ 1. Einleitung gen". Plastische Schilderungen dieses pflege" [NNA 1993) ist es, wie Tüxen „öden" Landschaftsbildes verdanken (1970) und Lütkepohl (1993) betonen, Wiederherstellung und Erhaltung an- wirauch Graebner (1925). dringend notwendig, auch Brand als thropo-zoogener Sandheiden sind un­ Unbestritten ist die dringende Not­ Pflegemaßnahme miteinzubeziehen. terveränderten Bewirtschaftungs- und wendigkeit von Pflegemaßnahmen, In der Vergangenheit war Brand zumin­ Umweltbedingungen (Ende der Plag­ will man die verbliebene Diversität der dest in Norddeutschland für die Heide­ genwirtschaft, Eutrophierung und Heiden erhalten, deren Gesellschafts­ wirtschaft eher unbedeutend: nur auf Vergrasung) zunehmend schwierig. Ur­ und Arteninventar uns bereits Tüxen den hoffernsten Grundstücken, beson­ sprünglich aus Eichen-Birken- und ar­ (1937), später Pott (1995) und Ellenberg ders in schwach besiedelten Teilen der men Buchenwälder auf grundwasser­ (1996) eindrucksvoll vor Augen führten: Lüneburger Heide, „wo aus irgendwel­ fernen Standorten entstanden, er­ Variationsreiche Mosaike aus den ver­ chen Gründen die Verjüngung der reichte die aspektbildende Gesellschaft schiedenen Heidegesellschaften, beste­ Heide nicht durch Plaggenhauen er­ der Sandheide (Genisto-Callunetum) im hend aus Besenheide (Calluna vulgaris), reicht werden konnte, griff man wohl letzten Jahrhundert ihre größte und Ginster- (Genista) und Vaccinium-Ar­ auch zum Feuer" [Tüxen 1968). Gün­ heute kaum vorstellbare Ausdehnung. ten, Bärentraube (Arctostaphylos), Bär­ stige Auswirkungen des Brandes für die Ihre Entwicklung und rapide Verände­ lapp-Arten (Lycopodium), Arnika (Ar- Regeneration der Heide waren den frü­ rung wurde seitdem in zahlreichen Do­ nica montana) und Katzenpfötchen heren Heidebauern nicht verborgen kumentationen illustriert (Tüxen 1968, (Antennaria dioica), ebenso Arten der geblieben, sowohl die Keimung „zahl­ Hübotter und Preising 1983, Buchwald sich „anschließenden Formationen" loser Pflanzen" [Graebner 1925) als 1984, Volksen 1993, Hüppe 1993, Linde­ [Graebner), der Feuchtheiden mit Erica, auch die vegetative Erneuerung wur­ mann 1993, Leuschner und Immenroth Sonnentau (Drosera) oder jener der den beobachtet. Abgesehen von den 1994, Ellenberg 1996). Demnach sind Sand- und Magerrasen, mit Frühlings­ selteneren spontanen Heidebränden die Calluna-Heiden heute auf „Heide- schmiele (Aira praecox), Silber- und (z.B. 1975-76/1996) hielt sich der Feu­ Reste" reduziert - in ansehnlichen Be­ Borstgras (Corynephorus canescens, ereinsatz zur Heidebewirtschaftung ständen noch im Bereich der Lünebur­ Nardus stricta). Sie sind ebenso wie aber offensichtlich in Grenzen; das be­ ger Heide und hier vor allem im NSG Lü­ kleinräumige Lehmheide-Ausbildun­ stätigen auch Berichte zu Anfang des neburger Heide erhalten, dem „noch gen - räumlich oder zeitlich eng ver­ 19. Jhd., wo nach einer passenden gu­ bedeutendsten und vollkommensten zahnt mit den trockenen Ginster-Besen­ ten Fläche zum Heidehauen oft lange Heide-Naturschutzgebiet in Nord­ heideausbildungen - Ergebnis der „auf gesucht werden mußte und diese deutschland" (Preising 1993). Auch die­ das feinste ausgewogenen Bewirt­ „kaum noch zu finden (sind) als daß w ir ses Kulturerbe ist durch den Bewirt­ schaftung" früherer Jahrhunderte sie abbrennen müßten" [Peters zit. in schaftungswandel, die zunehmende (Schafhaltung, Ackerbau und Imkerei Graebner 1925). Nährstoffanreicherung und daraus re­ mitsamt Beweidung und Plaggenhieb; Demgegenüber hat Brand als Hei­ sultierende Sukzessionsprozesse be­ Tüxen 1968). depflegein Großbritannien bereits eine droht, die durch Pflege-Ersatzmaßnah­ Die Bedeutung annähernd ver­ lange Tradition [Gimingham 1972, men nur unzureichend aufgefangen gleichbarer Erhaltungsmaßnahmen 1992, 1994, Mallik und Gimingham werden können. konnte bislang nur auf Kleinstflächen 1983, Webb i.d.Band.). Detaillierte Un­ Anschaulich haben Steubing und studiert werden [M üller et al. 1985, tersuchungen zum Regenerationsver­ Buchwald (1989), Steubing 1993 und 1993). Das erfolgreichste Pflegever­ halten verschiedener Arten der Heiden, kürzlich Ellenberg (1996) die maßgebli­ fahren, manuelles Plaggen in Verbin­ hauptsächlich solche zu Calluna vulga­ chen und möglichen ökologischen Ur­ dung mit Beweidung [Ellenberg 1996), ris zeigen die hohe generative Regene­ sachen des Vegetationswandels darge­ war großflächig nur im Zusammenhang ration der Besenheide in den jungen legt. Preising (1949) charakterisierte die mit bäuerlicher Erwerbs- und Subsi­ und in den sehr alten Beständen aus Heiden und die ihnen verwandten stenzlandwirtschaft lohnend, wird dem persistenten Diasporenvorrat im Magerrasen als „ausgesprochen an- heute aber nicht mehr durchgeführt. Boden [Hobbs et al. 1984). Die vegeta­ thropo-zoogene Ersatzgesellschaften" Maschinelle Plaggverfahren sind tive Regeneration verlief in verschiede­ kennzeichnend für „Standorte, die ei­ ebenso wie die verschiedenen Mahdva­ nen Versuchen am schnellsten in jungen ner ausgeprägten und alten Raubwirt­ rianten mit hohen Kosten verbunden Beständen der Pionier- und Aufbau­ schaft durch den Menschen unterlie­ (Abtransport und Verwendung des phase [M iller und Miles 1970), also jün-

87 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand geren Heidestadien innerhalb des von Ereignisse zu betrachten; damit auch rungsorganen kryptophytisch zu über­ G im ingham (1972) beschriebenen Cal- die Gelegenheit, entgegen der Empfeh­ dauern, eine Strategie, die bereits in /una-Zyklus. Demgegenüber konnten lung Gim ingham s („controlled bur- mediterranen Regionen für die Rege­ Hobbs und G im ingham (1984) in ge­ ning"), unvorgesehene und ungesteu­ neration eine überragende Rolle spielt brannten 15jährigen und älteren Hei­ erte Prozesse wirkungsbezogen unter­ (B öhling 1995), in Sandheiden fast un­ den, d.h. während der Reife- und Ab­ suchen zu können. bedeutend. bauphase keine vegetative Erneuerung Das betrifft vor allem die Brandfre­ Gleichwohl bleibt auf der Ebene ausden vorhandenen Sproßbasen mehr quenz und Brandintensität im zentralen passiver, vegetativer und generativer beobachten. Vegetative Verjüngung Übungsraum F des Truppenübungsplat­ Regenerationsstrategien interessant, nimmt demnach mit zunehmendem Al­ zes Munster, dort, w o ganzjähriger A rtil­ welche Überlebensmöglichkeiten bei ter ab. Die Wirkung periodischer und lerie-Schießbetrieb die Wahrscheinlich­ wiederholten und unterschiedlich in­ kontrollierter Brände zeigt sich nach keit von Heidebränden jährlich zur Ge­ tensiven Bränden verwirklicht sind. In diesen Untersuchungen in erfolgrei­ w iß h e it macht: 1996 brannten ca. 800 ha Anbetracht der Notwendigkeit, neue cher Verjüngung vor allem von Calluna, des Übungsplatzes. Angesichts der auf­ Maßnahmen zur Erhaltung der Diversi- aber auch von selteneren Zielarten der fälligen Regeneration der Heiden nach tät von Heidelebensräumen zu evalu­ Heideökosysteme, die bereits von Han­ Brand stellt sich die Frage nach den ieren, ist auch der nach ersten Erfahrun­ sen (1964) in jütländischen Heiden be­ Gründen der erfolgreichen Erholung gen naheliegenden Frage nachzuge­ obachtetwerden konnte. Diese ermuti­ und dabei nach den Lebenseigenschaf­ hen, ob Brand - aus geobotanischer genden Ergebnisse legen auch für die ten der beteiligten Arten. Um die Wir­ Sicht zumindest - die Erhaltungsmaß­ nordwestdeutschen Heiden den Ver­ kungen der auf den ersten Blick verhee­ nahme der Wahl sein kann und welche such nahe, Brand in Pflegemaßnahmen renden Brände abschätzen zu können, ökologischen Einschränkungen u.U. einzubeziehen, zumal die meisten Er­ ist ein Blick auf die Verhaltensmuster der der Erneuerung von heidetypischen Le­ satzmaßnahmen hinter den Ergebnis­ Arten hilfreich, die gegenüber Feuer er­ bensgemeinschaften im Wege stehen sen der traditionellen Bewirtschaftung folgversprechend für eine Wiederbe­ könnten. Letzteres impliziert wie­ zurückstehen oder nur unter hohem siedlung in Frage kommen (Tab. 1). Im derum im Lichte gegenwärtiger Hei­ Aufwand zu befriedigenden Ergebnis­ Gegensatz zu regelmäßig feuerbeein­ de-Erhaltungsprobleme, die selbst senführen (M ü lle r et a\. 1985,1993). flußten Ökosystemen arider Regionen „Kenner auf lange Sicht verleiten kön­ In NW-Deutschland boten sporadi­ spielen im humiden Klima atlantischer nen zu resignieren" (Preising 1993), ob sche Brände auf Schießplätzen Zwergstrauchheiden die in der linken Brand als Ersatzmaßnahme archaischer (TrpÜbPI. Munster) und im NSG Lüne­ Spalte der Tabelle aufgelisteten aktiven Landeskultur unter den evident verän­ burger Heide Gelegenheit, die Revitali­ Vermeidungsstrategien nur eine unter­ derten Umweltbedingungen ausreicht. sierung nach völliger Zerstörung der geordnete Rolle. Nur eine relative Resi­ Zur Vermeidung brandterminologi­ oberirdischen Vegetation zu untersu­ stenz der Baumborke (z.B. Quercus-A r­ scher Schwierigkeiten beruhen Anga­ chen. Im Vergleich zu kontrollierten ten) ist in Betracht zu ziehen. Überra­ ben zur Brandintensität nicht auf vor­ Bränden in Heiden (Mirsch 1996) bietet schend ist die erfolgreichste Feuerver­ herrschenden bzw. notwendigen Feu­ militärischer Schießbetrieb die Mög­ meidungsstrategie für Pflanzen, als Geo- ertemperaturen oder auf den während lichkeit, räumlich wie zeitlich spontane phyten mit unterirdischen Überdaue- kontrollierten Brennens maßgeblichen Brandverfahren (Gegenwind-, Mit­ Tab. 1. Feuertoleranz von Pflanzen und Möglichkeiten ihrer Erneuerung nach Brand. wind-, „kaltes" Feuer). Entscheidendes Kriterium sind in der dargestellten Pro­ Autochtone Regeneration oder Neuansiedlung blematik die nährstoffökologische Si­ auf Brandflächen: tuation und die Auflagemächtigkeit der Rohhumusschicht. Der Begriff ln- passiv (Verm eidungstrategie) aktiv (Regenerationsvermögen) tensiv-Brand ist demnach auf das Nach- Brand-Ergebnis bezogen, das schließt neben witterungs- und reliefabhängi­ * Geophyten vegetativ: * oberirdisch (z.B. Stam mbasis, gen Größen, Brandzeitpunkt und Feu­ * Schwerentflammbarkeit Seitenknospen) ertemperatur vor allem die Produktivi­ * Isolierende Borke (Eiche ?) Thallusrelikte (Kryptogamen) tät und Feuerakzessibilität des Pflan­ Soredien (Flechten) zenbestandes ein. So gesehen ist für ei­ * unterirdisch nen Intensiv-Brand einer flechtenrei­

R h i z o m e chen, offenen rohhumusfreien Initial-

W urzelschößlinge Heide ein anderes Feuermanagement

Horstnachtriebe vonnöten als für dasselbe Ereignis in ei­ ner verbuschten Grasheide mit dicker

generativ: ° Keim ung aus der Diasporenbank Rohhumusauflage. Im hier diskutierten ° Neu-Einwanderung Zusammenhang verwenden wirden Be­ Windverbreitung (Pinus, Betula) griff ergebnis-, d.h. nährstofforientiert Tierverbreitung (Wacholder ?) und bezogen auf die verbliebene Roh­ humus- und Streuauflage nach Brand.

88 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

2. Methoden und Untersuchungs­ viduenreiche und blühende Ährenli­ Auf einigen der jüngeren und exakt standorte lienbestände (Narthecium osslfragum), datierbaren Brandflächen des TrpÜbPI. kennzeichnende Vegetation nasser Munster und auf jener bei Niederhaver­ Seit 1994 werden auf dem Truppenü­ nährstoffarmer Heidemoore, prägen beck wurden Dauer-Beobachtungs­ bungsplatz Munster-Süd Untersuchun­ neben den ausgedehnten Calluna- flächen (1-9 m2) eingerichtet, um die gen zur Vegetationsentwicklung nach Heiden das Bild der Landschaft. Seltene unmittelbare Erneuerung, Entwicklung Brand durchgeführt. Häufige und spo­ Arten wie Zypressen-Flachbärlapp (Di- und Dynamik der Heidevegeta­ radische, räumlich und zeitlich nicht phasium tristachyum) und Niedrige tion zu studieren. Kleinere Probeflä­ vorhersehbare Brandereignisse resul­ Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), chen (0,25 m2) dienten der biometri­ tieren im 6600 ha großen Übungsplatz Keulen-Bärlapp (Lycopodium clava- schen Populationserfassung während aus intensiven Schießübungen mit Ar­ tum) und Arnica montana, selbstver­ der Flechtenregeneration. Ergänzend tilleriemunition, ergänzt durch nächtli­ ständlich und häufiger die beiden Gin­ wurden Untersuchungen aus verschie­ che „Gefechtsfeldbeleuchtung" mit sterarten (Genista pilosa, G. anglica) denen Plaggvarianten herangezogen, Leuchtmunition, die ebenfalls brand- sind auf den Besenheideflächen anzu­ die im Rahmen weiterer Heideprojekte auslösend sein kann. Die Brandbe­ treffen. Insgesamt gedeihen in Mun- bearbeitet werden {Müller et al. 1993, kämpfung durch die Standortverwal­ ster-Süd mehr als 100 der in Niedersach­ Bronnenhuber 1993). Die Samenbank­ tung folgt dem Bestreben, offene, ein­ sen gefährdeten Gefäßpflanzen {Feder, untersuchungen wurden im Gewächs­ sehbare Geländestrukturen zu erhal­ NLÖ, mdl. Mitt.). Gemessen an der Ve­ haus unter standardisierten Bedingun­ ten. In einem Fall kann dies die umge­ getationsausbildung des Übungsplat­ gen im Auflaufverfahren durchgeführt. hende Feuerlöschung bedeuten, das zes Munster Süd ist der Eindruck nicht Die Keimproben wurden zuvor im Frei­ Brandareal beschränkt sich nur auf von der Hand zu weisen, daß manche land in 0-4 cm Tiefe sowohl als Misch­ Bruchteile eines Hektars; in verbuschen­ als Naturschutzgebiete ausgewiesenen proben als auch als ungestörte Soden- den Alt-Heidebeständen setzen ge­ „Heide"-Flächen in Nordwestdeutsch­ und Streuproben (auf ca. 850 cm2) ge­ zielte Löschungsbemühungen später land, im Vergleich zu den vielfältigen wonnen. Die Artmächtigkeitsschät­ ein, das Brandausmaß erstreckt sich Ca//una-Sandheiden von Munster, al­ zung erfolgte als direkte Prozent­ dementsprechend auf mehrere Hektar. lenfalls noch als Grasheiden bezeichnet schätzung, da diese auf den kleinen, In dem seit über 100 Jahren bestehen­ werden können. gut überschaubaren Flächen genauere den Truppenübungsplatz domieren Vergleichende Beobachtungen Aufnahmen ermöglicht {Dlerschke oligotraphente Pflanzengesellschaften konnten auf Heidebrandflächen des 1994). Dominanzwerte kleiner 1 % wur­ auf pleistozänen Sandablagerungen, TrpÜbPI. Bergen-Hohne gemacht wer­ den entweder zu 0,5 % zusammenge­ örtlich und kleinräumig auch mit höhe­ den. Im Gegensatz zum kleineren faßt oder als Abundanzwerte notiert. ren Schluffanteilen. Die militärische Übungsplatz Munster-Süd ist auf dem Dabei bedeuten 0,1: Keimling; 0,2:1-3; Nutzung verhinderte großflächige Auf­ ausgedehnten Areal in Bergen der feu- 0,4: 4-20; 0,6: 21-100; 0,8: >100 Indi­ forstungen ebenso wie Umwandlun­ erauslösende Schießbetrieb reduziert, viduen. Die Nomenklatur der Gefäß­ gen in Ackerland. Nährstoffeinträge er­ so daß zur Offenhaltung des Übungsge­ pflanzen, Moose und Flechten ist ange­ folgen daher nur als atmosphärische ländes auch kontrollierte Brände und lehnt an Ellenberg et al. (1991) und Deposition. Regelmäßige Brände, er­ verschiedene Mahd und Mulchvarian­ Oberdörfer 1994, die der Flechten folgt gänzt durch gezielte Offenhaltung der ten eingesetzt werden. Über die f loristi­ in einigen Fällen Hauck (1996). Zei­ ausgedehnten Heideflächen, führen zu schen und vegetationskundlichen Ge­ gerwerte, Lebensform und soziologi­ beträchtlichem Nährstoffaustrag, vor gebenheiten haben ausführlich Kossel sches und z.T. das ökologische Verhal­ allem Stickstoff, so daß die andernorts (1975) und Kaiser (1995) berichtet. ten der Arten richten sich nach Ellen­ vielfach beobachtete Eutrophierung Am 21. 4. 1996 brannten mit unbe­ berg et al. 1991, Ellenberg 1996; wei­ weitgehend unterblieb. Nur so ist zu kannter Ursache binnen weniger Stun­ tere Lebenseigenschaften sind aus M ül­ erklären, daß inmitten des Schießplat­ den etwa 400 ha Heideflächen im Zen­ le rin Vorber.) entnommen. zes „der mit Abstand am besten er­ trum des Naturschutzgebiet Lünebur­ haltene Lobelien-Heideweiher Nord­ ger Heide bei Niederhaverbeck, dessen 3. Überlebens-und Besiedlungs- westdeutschlands" (Vahle 1995), der Erhaltung und Pflege (vgl. Lütkepohl Strategien nach Heidebrand Trauener Saal, erhalten geblieben ist, 1993) dem Verein Naturschutzpark zu ver­ während andernorts diese seltene und danken ist. Bei hoher windbegünstigter Die Reaktion von Pflanzen auf Um­ gefährdete Pflanzengesellschaft auf Feuergeschwindigkeit (ca. 1000 m/h) weltbedingungen, so auch auf Störun­ ehemals nährstoffärmsten Standorten wurden die einzelnen Pflanzenbe­ gen, ist nach Pfadenhauer{ 1993) in ho­ verschwunden ist. stände unterschiedlich stark vom Brand hem Maße aufgrund von Merkmalen zu Der Zustand der Heiden ist ver­ betroffen: Während der schönste Wa­ erklären, die im Lebenszyklus die vege­ gleichbar dem des Saal: Es ist vor allem cholderhain des Gebietes völlig zerstört tative und generative Ausbreitung be­ die Nährstoffarmut der ausgedehnten wurde, ebenso die in der Brandschneise treffen. Glmingham et al. (1981) und Heideflächen, die ein vielfältiges Mo­ wachsenden Kiefern, waren grasreiche Hobbs et al. (1984) verwenden für die saik unterschiedlicher Heideausbildun­ Heiden, vor allem Borst- und Pfeifen­ Beschreibung der Entwicklungspro­ gen auf verschiedenen Standorten er­ grasausbildungen des Genisto-Callune- zesse eine Typisierung der beteiligten möglicht: Feuchte Glockenheide-, Ra­ tum, vereinzelt auch Eichen und Birken Arten nach wesentlichen „vital attri- senbinsen- und kleinräumige, aber indi­ erkennbar weniger stark betroffen. butes", mit deren Hilfe der Regenera-

89 Müller, Vagts, Frese ■ Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand tionserfolg unter den verschiedenen Tab. 2. Regenerationsverhalten von Pflanzenarten der Heiden nach Brand. Wuchs formensy­ Vor- und Nachbrandbedingungen be­ stem nach Ellenberg und Mueller Dombois (1967), Verbreitung und Samenbank nach Grime stimmt werden kann. Sie unterscheiden etal. (1988) und Rothmaler(1988), Regeneration differenziert in: +++ sehr gut, - keine Reg., dabei in erster Linie nach Lebensfor­ gen.: Erneuerung durch Keisung, veg.: vegetative Erneuerung (z. T. nach Hansen 1964, Mal­ men, die für das Überleben bei Brand lik und Gimingham 1983, Hobbs et al. 1984, u. a.); Diasporenbank: t: transiente, d. h. kurzle­ bedeutsam sind, und solchen Strate­ bige Samenbank, p: persistente Samenbank; Verbreitung: w: Wind-, z: Tierverbreitung; gien, die auf eine schnelle Wiederbe­ Wuchshöhe: 1: < 10 cm; 2: 10-30 cm; 3: 30-60 cm; 4: 60-100 cm; 5: > 1 m; (jeweils ergänzt siedlung nach Brand ausgerichtet sind. durch eigene Beobachtungen; vgl. M üller i. Vorb.). Anders als in Großbritannien spielen 73 o' Überlebensstrategie 3 auf den armen Podsolen in Nordwest­ deutschland Geophyten (Anem one I I nemorosa, Lathyrus montanus u.a.) für w 'S die Regeneration gebrannter Heiden I 1 keine Rolle. Während die Lebensform Regeneration der Streu Ü>

Streuauflage S am en b an k L F Abbrennen “ 3 1 Verbreitung W u ch sh ö h e N in der von Pfadenhauer (1993) disku­ Calluna vulgaris z caesp + + + gen. veg. P w 3 8 X 1 tierten Definition Raunkiaers die Ge­ Genista pilosa z caesp + + veg.,gen. veg. t/p z 2 7 X 1 stalt der Pflanze im Hinblick auf ökolo­ Genista anglica z caesp + + veg.,gen. veg. t/p z 3 8 5 2 gische Anpassungen z. B. an Überdaue- Vaccinium myrtillus z caesp rhiz ++ + veg. veg. P z 3 5 X 3 rung ungünstiger Jahreszeiten be­ Vaccinium vitis-idaea z caesp rhiz + + + veg. veg. P z 2 5 4 1 Empetrum nigrum + schreibt, „wird die Wuchsform, der um­ z caesp rhiz gen. veg. t z 2 7 6 2 Arctostaphylos uva-ursi z rept + gen. veg. z 1 6 3 2 fassendere Begriff, als äußere (vorwie­ (P) Deschampsia flexuosa + + + - gend vegetative) Gestalt von Pflanzen" H caesp rhiz veg. t z/w 2 6 X 3 Festuca tenuifolia H caesp + + - veg. t? z/w 2 7 4 2 definiert. Dabei wird deutlich, daß Nardus stricta H caesp + + - veg. t z 2 8 X 2 diese mit geringem Aufwand zu beob­ Agrostis tenuis H rept rhiz + + - veg. t/p w 2 7 X 4 achtenden „Merkmale des äußeren Er­ Carex pilulifera H caesp + + + - veg. P z 1 5 5 3 scheinungsbildes einer Pflanze bereits Danthonia decumbens H caesp + + - veg. P z 2 8 X 2 recht brauchbare Hinweise auf ihr Ver­ A ira praecox T brev caesp + gen. - P z 1 9 2 1 halten gegenüber Störungen geben Ornithopus perpusillus T brev rep + gen. - t? z 2 7 3 2 kön n e n " (Pfadenhauer). Neben Le­ Spergula morisonii T brev caesp + gen. - t/p w 2 9 3 2 Filago minima T brev scap + gen. bens- und Wuchsformen geben auch - P w 2 9 2 1 weitere „ökologisch erhebliche Eigen­ Corynephorus canescens H caesp + gen. veg. t/p w 2 8 2 2 Agrostis vinealis H rept rhiz + + gen. veg. schaften" (W ilmanns 1993) Hinweise t/p w 2 9 2 1 auf Verhaltensmuster unter Freiland­ Rumex acetosella G,H rad + + veg.,gen. veg. P w/z 2 8 4 2 Potentilla erecta H caesp rhiz + + bedingungen, also z.B. auf die überle­ veg.,gen. veg. P w 2 6 X 2 Campanula rotundifolia H caesp rhiz + + veg. veg. w 2 7 X 2 benswichtige Konstitution bei Hitze­ P Galium harcynicum C,H herb rept + + veg. veg.&gen. P w 1 7 5 3 stress. Hieracium pilosella H ros stol + veg.? veg. t/p w 1 7 4 2 Dabei erlangen nach unseren Unter­ Thymus serpyllum Z caesp stol + veg. veg. t z 1 7 2 1 suchungen Lebenseigenschaften der Scorzonera humilis H sem rhiz + veg.,gen. veg. t? w 2 7 7 2 vor dem Brand bereits vorhandenen Ar­ Diphasium tristachyum C rept rhiz + + veg. veg. - w 1 8 5 1 ten an Bedeutung, die den Regenera­ Arnica montana H sem rhiz + + veg.,gen. veg. t? w 3 9 5 2 ? tionserfolg durch vegetative Ausbrei­ Anten na ria dioica C rept rhiz ?? gen.,veg. t? w 2 8 4 2 Lycopodium clavatum C rept stol 4- gen.? veg. w 4 tungsmöglichkeit aus unbeschädigten - 2 8 2 Sproßmeristemen sicherstellen. Ande­ Betula péndula P scap + veg. veg.&gen. P w/z 5 7 X X Quercus robur P scap + veg. veg. t z 5 7 X X rerseits bietet die völlige Zerstörung Pinus sylvestris P scap - + gen. gen. t w 5 7 X X des oberirdischen Bewuchses und ein Juniperus communis N scap - - t z 5 8 4 X tiefes Abbrennen der Streu diesen und Erica tetralix Z caesp ++ gen. veg. P w 3 8 8 2 weiteren Arten die Möglichkeit einer Trichophorum cespitosum H caesp + veg. veg. t w 2 8 9 1 generativen Erneuerung aus dem vor­ Molinia caerulea H caesp + + + gen. veg. P w 4 7 7 1 handenen Diasporenvorrat des Ober­ Juncus squarrosus H caesp rhiz + + veg. veg. P z 1 8 7 1 bodens, die eine echte Verjüngung Narthecium ossifragum H rept rhiz + gen.? veg. t/p w 2 8 9 1 Lycopodiella inundata + darstellt. Ähnlich wie dies M a llik und C rept stol gen.? veg. - w 1 8 9 1 G lm ingham (1983) und Hobbs et al. Moose -pleurocarpe C,H u.a.rept stol - gen.? gen.&veg. w 1 X X X + (1984) für schottische Heiden darge­ -acrocarpe C,H u.a.rept rhiz veg.,gen. veg.&gen. w 1 X X X Flechten Krusten-,beoher-u. + veg.(,gen.) veg. w X X stellt haben, sind nahezu alle Arten, die 1 X strauchförmige vor dem Brand zum Gesellschaftsinven­ tar der Heiden gehörten, in der Lage, allem auf die Brandflächen von Munster gen gewissermaßen brandbedürftigsein Brand zu überdauern bzw. nach Brand beschränkt. Dies läßt vermuten, daß man­ könnten. Remm ert (1992) bezeichnet sich erneut zu etablieren. Eindrucksvoll che der noch in Heiden vorkommenden alle Ericaceen als typische Brandpflan­ geht dies aus Tabelle 2 hervor. Hierin Arten unter den gegenwärtigen Um­ zen, da sie an ihren natürlichen Standor­ sind bemerkenswert viele Arten vor welt- und Bewirtschaftungsbedingun­ ten starke Anpassung an Brand zeigen.

90 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

Die Zwergsträucher Calluna vulga­ Jahre keimfähig im Boden verbleiben ter Versuchsbedingungen verhinderte, ris, Genista anglica, 6. pilosa, Empe- und nach Entfernung der keimungshin­ wird durch mechanische oder klim ati­ trum nigrum, Vacdnium myrtillus und derlichen Streuauflagen zahlreich auf sche Einwirkungen aufgebrochen (Mal­ V. vitis-idaea sind auch nach einem in­ dem offenen Mineralboden keimen lik und Gimingham 1985). tensiven Brand noch in der Lage, aus ba­ können. Unter den Arten, die sowohl Nahezu verschwunden ist Antenna­ salen oder unterirdischen Sproß-Knos­ nach schwachen wie nach Intensiv- ria dioica, die in der Lüneburger Heide pen neue Sproße zu bilden (Mallik und Bränden vor allem vegetativ wieder zu Zeiten von Tüxen (1937) und Preising Gimingham 1985), was bei alten Callu- austreiben, befinden sich solche, die (1949) als Verbandskennart noch mit na-lndividuen wie erwähnt nur noch unmittelbar nach dem Brand aus ober­ 5 % Stetigkeit in den Vegetationstabel­ eingeschränkt der Fall ist. Bei krau­ irdischen Seitenknospen regenerieren len des Genisto-Callunetum verzeich­ tigen Stauden liegen die Erneuerungs­ {Betula spp.), und andere, die haupt­ net war {Tüxen) bzw. als Klassenkenn­ knospen in der Regel unterhalb einer sächlich aus intakten unterirdischen art der Nardo-Callunetea „regelmä- Bodentiefe von 0,5-1 cm und damit un­ Sproß- und Wurzelteilen austreiben ßig(!) in den Zwergstrauch-Heiden und terhalb der Tiefe, wo letal wirkende (Rumex-Gruppe). Magertriften" auftrat {Preising). Da ex­ Temperaturen herrschen (vgl. Webb Niedrigwüchsige konkurrenzschwa­ treme Seltenheit heute als die entschei­ i.d.Bd.). che Rhizomarten wie Dlphaslum trista- dende Ursache für ihre fehlende Er­ Die beste Methode, dem genannten chyum, Scorzonera humilis und wahr­ neuerung selbst auf offenen Brand- Trend der Vergrasung zu begegnen, scheinlich auch Antennaria dioica über­ und Störflächen gelten muß, darf ange­ sind tiefgreifende Brände, in deren leben das Feuer m it den schon in gerin­ nommen werden, daß sie nur durch ge­ Folge die Erneuerungsknospen der mei­ ger Tiefe vor Hitzeeinwirkung ge­ zielte Wiederansiedlung etabliert wer­ sten Gräser (Nardus, Festuca) und von schützten Erneuerungsknospen. Siefin­ den könnte. Die in nährstoffarmen Carexpilulifera zerstört werden, zudem den ähnlich wie die bodennah krie­ Zwergstrauch-Heiden und Magerrasen Rohhumus- und Streuschichten völlig chende Arctostaphylos uva-ursi oder gegebene „geringe Raumkonkurrenz" verbrennen. Besonders die in trockenen Rosettenpflanzen wie Arnica montana {Klapp 1965) erlaubt nämlich „dünger­ Ginster-Heiden auffällige und unduld­ ebenso wie die Therophyten nur in der feindlichen Magerkeitszeigern" {Ober­ same Drahtschmiele (Deschampsla offenen Nach-Feuer-Vegetation gün­ dörfer 1994), wozu auch Arnica zu zäh­ flexuosa) ist ebenso wie Agrostistenuis stige Wuchs- und Ausbreitungsbedin­ len ist, den gesamten Lebenszyklus und lokale Borstgrasherden stark be­ gungen. Die Bärentraube, auch von Gi­ mehrfach zu durchlaufen und jene an­ troffen, da kurzlebige oder in den Auf­ mingham (1992) als brandgeförderte sehnlichen Populationen aufzubauen, lagehorizonten konzentrierte Samen­ Art eingestuft, wird dabei weniger die heute in den norddeutschen Zwerg­ banken zerstört werden, die generative durch Brand direkt stimuliert. Als aus­ strauchheiden nur noch Legende sind. Regeneration somit auf Einwanderung gesprochene Pionierart ist sie auf of­ Gewächshausuntersuchungen (unver- keimfähiger Diasporen angewiesen ist. fene Standorte angewiesen, die ihr die öff.) zeigen, daß Antennaria durchaus Sind hingegen auch nur Relikte der traditionelle Beweidungs- und Plag­ in der Lage ist, unmittelbar nach dem Horst- oder Rhizompflanzen unbe­ gen wirstschaft reichlich boten. Die letz­ Austreuen fruktifizierender Individuen schädigt, kann hieraus rasch die vegeta­ ten in Nordwestdeutschland verbliebe­ auf offenem Boden zu keimen. In Anbe­ tive Erneuerung erfolgen. Besonders in nen Standorte verdeutlichen ihre An­ tracht lokaler Verarmung muß daher feuchten Mulden oder auf bindigerem sprüche, ebenso wie die umfangreiche daran gedacht werden, die für konkur­ Substrat, die dementsprechend auch Verbreitungsdokumentation von Ganze renzschwache Arten geeigneten Bedin­ von umgebenden Intensivbränden we­ (1994) den Rückgang dieser und ande­ gungen nach Brand mit deren gezielter niger stark betroffen sind, gelingt es rer stark gefährdeter Heidearten in­ Einbringung zu testen. Das erscheint den dort dominierenden Pfeifen- und folge des Bewirtschaftungswandels er­ bei Arnica nicht notwendig, da diese Borstgrasbeständen aus scheinbar aus­ kennen läßt. Letzte Individuen konnten seltene Art noch vitale Regenerations­ gebrannten Horsten nachzutreiben. durch gezielte Zurückdrängung der pools in den untersuchten Heidelebens­ Nardus stricta und Molinia caerulea den Spalierstrauch überwachsenden räumen besitzt und nach Störungen mit sind zudem durch die vorjährigen Heidebüsche erhalten werden oder Wahrscheinlichkeit erfolgreicher ein­ Blattlagen, die am Horst verbleiben und durch Brand und mechanische Boden­ zuwandern vermag. Stolonen-Arten nur z.T. abbrennen, geschützt. verletzungen neu initiiert werden. Da­ wie Lycopodium clavatum und L. inun- Unverbrannte Streuauflagen kön­ bei sind oberflächliche Brände ideal, da datum überstehen ebenso wie oberir­ nen abgesehen von wenigen „Streu- sie Arctostaphylos einerseits Pionierbe­ disch sich ausbreitende Moose {Hyp- keimern" (z.B. Epiloblum angustifo- dingungen verschaffen, aber zugleich num jutlandicum, Leucobryum glau- lium, Galeopsis tetrahit) nur durch Ar­ die Terminal- und Seitenknospen nicht cum) nur schwachen Brand. ten mit vegetativer Regenerationsfä­ völlig zerstören, und somit die Erneue­ Kaum beeinträchtigt sind an den higkeit aus unversehrten Meristemen rung bodenkriechender Zweige er­ Feuchtegrenzen des Feuers Arten der besiedelt werden. Kurzlebige Arten der möglichen. Die Erneuerung über Sa­ Heidemoore und der Feuchtheiden - Sandrasen (A/ra-Gruppe) keimen dage­ men ist über endozoische Verbreitung abgesehen von ephemeren Hitzeschä­ gen nur nach intensiven Bränden. Auf der beerenartigen Steinfrüchte mög­ den. So können Erica tetralix, Tricho- dem offenen Boden laufen sie aus der lich; vorausgesetzt die harte Samen­ phorum cespitosum, Eriophorum va- Samenbank auf. Das ist allen persisten­ schale, die ebenso wie bei Empetrum ginatum, Molinia caerulea, Narthecium ten Diasporen möglich, die über viele nigrum und Juniperus die Keimung un­ ossifragum auch intensivere Brände

91 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

überleben. Allerdings besteht bei grö­ Anschaulich bringen die Zeiger­ reus und Pohlia nutans das sandige ßeren Rohhumus- oder Torfauflagen werte die ökologischen Ansprüche der Substrat. Im Schutze der Moose und der und oberflächlicher Abtrocknung die Zielarten zum Ausdruck (Tab. 2): A llen wenigen Phanerogamen (C orynepho- Gefahr eines tiefen Ausbrennens, was gemeinsam ist ihr hohes Lichtbedürfnis, rus canescens) gesellen sich Flechtenar­ einige dieser Arten letal schädigt, wie sieht man von schattenertragenden ten w ie Cladonia pleurota, C. coccifera, eigene Untersuchungen in gebrannten Vaccinium-Arten ab, die auch in Nadel­ in späteren Sukzessionsstadien auch Regenmooren belegen. Arten, deren wäldern gedeihen können. Sie bilden verstärkt Cladonia furcata hinzu. Erneuerungsknospen durch dichte an lokalklimatisch kühleren Stellen zu­ In den Lücken der initialen Heiden Streuauflagen geschützt sind oder de­ sammen mit Lycopodium clavatum und wächst zwischen jungen Calluna-Pflan­ ren Horste infolge der Feuchtigkeit „angereichert mit Arctostaphylos bo- zen die Krustenflechte Placynthiella nicht ausbrennen (z.B. Molinia caeru­ real anmutende Gesellschaftsausprä­ uliginosa, die mit ihrem schwarzen kru­ lea, Eriophorum vaginatum), sind be­ g u n g e n " (P ott 1995). W ährend e rw a r­ stenförmigen Thallus den Boden über­ reits wenige Tage nach Brand in der tungsgemäß die Feuchteamplitude von zieht. Aber auch Flechtenarten der Lage, erneut auszutreiben. Ist ange­ den Feuchtheiden zu den trockenen Sandtrockenrasen sind hier noch anzu­ strebt, durch Brand konkurrenzstarke Sandrasen und -heiden reicht, ist das tre ffe n (Daniels et al. 1993). Vorwie­ „unerwünschte" Dominante zurück­ Vorkommen nahezu aller Arten auf gend findet man in den Heiden jedoch zudrängen, ist das Intensivbrandver­ arme oder extrem nährstoffarme Arten der Gattung Cladonia. Dies sind fahren die einzige Methode, mit der zu­ Standorte beschränkt. Daraus wird be­ für Flechten recht schnellwüchsige Ar­ dem neben der Streuschicht auch Roh­ reits ersichtlich, welche Veränderungen ten mit strauchförmigem Thallus. Die humus- und Torfauflagen und damit bei zunehmenden Nährstoffeinträgen eigentlichen Rentierflechten sind stark die Diasporenbank dieser Problem­ zu erwarten und von Ellenberg jun. verzweigte Polster, andere Cladonien pflanzen weitgehend vernichtet wer­ (1989) eindringlich aufgezeigt worden sind stift- oder becherförmig. Alle sind den. Erica tetralix und weiteren Arten sind. in der Lage, sich über Bruchstücke fo rt­ gelingt es nach Brand ähnlich wie zupflanzen. Einige dieser Arten besit­ auf geplaggten Feuchtheidestandor­ 3.1 W irkung von Brand auf Flechten zen auch besondere Verbreitungsein­ te n (M ü lle r in Vorb.), aus dem hohen u n d M o o s e heiten, sogenannte Soredien, beste­ persistenten Diasporenvorrat generativ hend aus Algen- und Pilzknäueln, die oder aus vegetativen Sproßaustrieben Flechtenreiche Areale der Lüneburger die Symbiose integriert weiter verbrei­ zu regenerieren. Heide beschränken sich auf die Gebiete ten. Eine generative Vermehrung er­ Zu berücksichtigen ist wiederum der mit Sandtrockenrasen und lückigen folgt nur durch den Pilzpartner und er­ höhere Wassergehalt auf Feuchtheide­ Heiden. Die offenen Sandtrockenrasen fordert für eine neue Symbiose den standorten, will man durch Brand Do­ sind durch exponierte Bedingungen Kontakt zur Alge. Im Schutze der älte­ minanzbildner (M o lln la ) zurückdrän­ gekennzeichnet. In diesen lückigen Pio­ ren Calluna-Büsche findet man Flech­ gen und seltenere Zielarten (z.B. Lyco- nierstadien findet man neben Arten der tenarten, die höherer Feuchtigkeit be­ podiella inundata, Gentiana pneumo- Silbergrasfluren kleine „Igelpolster" dürfen und Schatten ertragen, z. B. Cla­ nanthe) förden. Nur schwer gelingt es der Flechten Cetraria aculeata und C. donia gracilis, Cladonia arbuscula und unter diesen Bedingungen, durch m uricata oder kompaktere Polster von Cladonia portentosa (Vagts in Vorher.). Brand feuchte Streuauflagen bis auf Cladonia uncialis. Diese Flechtenarten In älteren geschlossenen Heiden gehen den Mineralboden, auf dem die Kei­ verbreiten sich hauptsächlich über Flechtensynusien stark zurück und wer­ mung des Lungenenzians und Etablie­ Thallusbruchstücke, die mit dem Wind den von pleurocarpen Moosen wie Pleu- rung des Bärlapps problemlos erfolgen, über die offenen Flächen geweht wer­ rozium schreberi, Dicranum scoparium mitsamt den Pfeifengrashorsten zu den, um dann an kleinen Hindernissen und Hypnum jutlandicum verdrängt. entfernen. Auch großflächige Heide­ (Steine, Moose) verankert weiterwach­ Durch Brand werden die bestehen­ feuer kamen in den Feuchtheiden des sen zu können. Als weitere Pionierarten den Flechtenpopulationen zwar größ­ Übungsplatzes Munster rasch zum überziehen nur wenige Moose wie Po- tenteils vernichtet. Daher gelten Flech­ Stillstand. lytrichum piliferum, Ceratodon purpu- ten zu Recht als feuergefährdete Orga-

angebrannte Soredien Thallusgrund­ \ schuppen

Abb. 1. Erneuerung von Flechten aus Grundschuppen und Soredien. Links: unmittelbar nach dem Brand; Mitte: regenerierte Grundschup­ pen von Cladonia pleurota m it Podetieninitialen und aus Soredien entwickelte Placynthiella 6-12 Monate nach Brand; rechts: ausgebildete Podetien m it (roten) Apothecien, 1-3 Jahre nach Brand.

92 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

nismen (Muhle 1974, Pott 1995). Unter­ reichen Regeneration der Bodenflech­ Eindrucksvoll lassen sich diese Phäno­ suchungen auf Dauerquadraten zeigen ten über das Verhalten epilithischer mene im Wacholderhain bei Niederha­ allerdings, daß viele angekohlte Grund­ Flechten auf Findlingen. Für kontrol­ verbeck untersuchen, der im April 1996 schuppen Zurückbleiben, aus denen lierte Heidebrände empfehlen wir de­ fast völlig dem Feuer zum Opfer fiel. Le­ sich innerhalb eines Jahres bereits wie­ ren weitgehenden Schutz, solange diglich Individuen, deren oberirdische der Fruchtkörper entwickeln können nicht vergleichbare Beobachtungen Teile noch erkennbar unbeschädigte (z. B. Cladonia pleurota). Bedeutsam ist, über ihre Populationsentwicklung nach Assimilationsorgane tragen, können daß mit der Zerstörung einer dichten Brand vorliegen. sich u.U. vom Hitzestress erholen. Es ist Phanerogamenschicht auch Flechten­ Das Verhalten der Moose ist ver­ daher nicht verwunderlich, daß Junipe­ standorte neu geschaffen werden gleichbar mit dem der Flechten. Auch rus communis auf wiederholt gebrann­ können. Entscheidend für die Entwick­ hier kann man Pionierarten von Arten ten Truppenübungsplätzen, in Munster lung sind die Ausgangsbedingungen späterer Sukzessionsphasen unter­ und in Bergen, fehlt oder stark unterre­ unmittelbar nach Brand. Bleiben Teile scheiden. Zu den Pionierarten gehören präsentiert ist (Kaiser 1995). Natürliche des Flechtenlagers, nur wenige Grund­ die Moose Polytrichum piliferum, P. ju- Ursachen für dessen Fehlen können schuppen oder gar ganze Flechtenthalli niperinum, Ceratodon purpureus und ausgeschlossen werden, zumal auffäl­ erhalten, so entwickeln sich aus diesen Pohlia nutans. Diese Arten breiten sich lige arealgeographische Zonierungen Thallusfragmenten sogenannte Rege­ nach Brand sehr schnell über Sporen (vgl. Ellenberg 1996) erst nordwestlich nerationsthalli (Abb. 1). Diese wie­ oder vegetativ aus. Unterirdisch überle­ einer Linie Verden-Harburg imeuatlan- derum bilden, wie auch Hansen (1964) bende Teile von Polytrichum juniperi- tischen Bereich existieren und, wie beobachtete, fruchtende Podetien aus. num und P. piliferum werden, da bereits Hellwig (1991a) auf kleinem Raum Bei einer vollständigen Zerstörung der unterhalbvon 1 cm Bodentiefe die Tem­ bei Buchholz/Nordheide nachweisen Flechtenthalli und Diasporen durch peraturen nicht mehr letal wirken, vom konnte, vermutlich klimatisch bedingt Brand müssen die Flechten entweder Feuer nur durch den Verlust ihrer ober­ sind. Im nie gebrannten Randbereich durch Sporen, Bruchstücke oder Sore­ irdischen Biomasse beeinflußt. Erst in des TrpÜbPI. Munster-Süd gedeihen dien erneut einwandern. Flechten­ späteren Phasen, wenn Calluna vulgaris hochwüchsige, nach vorsichtigen bruchstücke können nur kurze Distan­ eine dichtere Vegetationsschicht gebil­ Schätzungen über 50 Jahre alte Exem­ zen zurücklegen, Sporen aus den det hat, wachsen pleurocarpe Moose plare. Offen ist bislang, ob und unter Fruchtkörpern längere Distanzen. Am (z.B. Pleurozium schreberi; Hypnum welchen Bedingungen Juniperus nach leichtesten kann eine Wiederbesied­ jutlandicum) und Dicranumscoparium Brand sich neu zu etablieren vermag. lung mit Flechten durch Soredien ge­ oder Polytrichum formosum zu dichten Aus den grundlegenden Untersu­ schehen. So findet man auch häufig in Polstern heran. Diese Arten ertragen chungen von Livingston (1972) ergibt gebrannten Heiden sörediöse Flechten­ das durch den Vegetationschluß von sich ein differenziertes, zugleich kom­ arten wie Cladonia pleurota, C. cocci- Calluna veränderte Mikroklima. Die plexes Etablierungsverhalten des Wa­ fera, C. fimbriata, C. subulata. Auch pleurocarpen Moose können einen cholders. Demnach spielen mehrere Pionierarten, Placynthiella uliginosa schwachen Brand überstehen, indem keimungs- und etablierungslimitie­ und weitere Krustenflechten, können der zumeist feuchte Kernbereich über­ rende Faktoren eine Rolle. Als soge­ sich nach Brand schnell wieder etablie­ lebt. Nach dem Brand vermehren sie nannter „Wintersteher" bietet Junipe­ ren, da sie, dicht mit dem Substrat ver­ sich meist vegetativ (Hobbs et al. 1984). rus Drosselarten Nahrung. Von ihnen bunden, auch extreme Trockenheit Moossynusien alter Calluna-Bestände werden die Samen verbreitet. Das lo­ während der Pionierphase nach Brand zeigen daher nach schwachem Brand kale Ausstreuen der Samen richtet sich tolerieren oder den Brand sogar über­ gute Regeneration und bilden erneut nach vorhandenen exponierten Ansit­ dauern. Arten wie Cladonia portentosa eine moosreiche Kryptogamenschicht, zen für die Vögel. Überraschend redu­ oder C. arbuscula, die sich über Bruch­ in der sich nur wenige Flechtenarten ziert sich die Keimfähigkeit der Samen stücke oder Sporen verbreiten, sind bei vom höherwüchsigen Cladina-Typ be­ während der Darmpassage erheblich; totaler Zerstörung der Flechtenthalli haupten können. von den verbliebenen und nicht von Na­ erst zu einem späteren Zeitpunkt zu getieren gefressen Samen keimen über­ erwarten. 3.2 Regenerationsbedingungen für haupt nur solche, die in Bodenrissen Entscheidend für eine üppige Ent­ Juniperus communis und nicht an der Bodenoberfläche ver­ wicklung von Bodenflechten auf Pio­ bleiben. Unumgänglich zur Keimung ist nier- und Brandstandorten sind die an­ Im Gegensatz zu Birken und Eichen, die eine Doppelstratifikation, d.h. nach fänglich fehlende Selektion durch nur bei intensivsten Bränden abster­ 3monatiger Warmexposition sind an­ Lichtkonkurrenz der erst später in der ben, und im Falle der Birke danach aus schließend weitere 7 Monate Kaltlage­ Sukzession dominanten höheren Pflan­ basalen Knospen wiederaustreiben rung erforderlich, bevor - in trocken­ zen {Müller et al. 1993). Wichtig für den können, wird der Wacholder schon bei warmen Klimabereichen - mangelnde Einsatz von Brand als Pflegemaßnahme schwachem Feuer stark geschädigt. Ju­ Feuchtigkeit den Keimerfolg zusätzlich ist der Erhalt flechtenreicher Populatio­ niperus communis als brandempfind­ begrenzt. Soll wenigstens eine mini­ nen in der Umgebung gebrannter Flä­ lichste Art wurde bei 800°C völlig abge­ male Wahrscheinlichkeit fü r den Eta­ chen, aus denen eine Einwanderung in tötet und trieb auch nach 400°C Hitze­ blierungserfolg bestehen bleiben, sind gebrannte Bereiche erfolgen kann. We­ einwirkung nur wenige neue Sproße mikroklimatische und Fraß-Schutzstel­ nig wissen wir im Gegensatz zur erfolg­ nach (Mallik und Gimingham 1985). len notwendig, in denen junge Säm-

93 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand linge heranwachsen können. Erst da­ 10000 auflaufende Keimlinge/m2 liefen tersuchungen von M a llik und G im ing­ nach sind Frosttoleranz und Trockenre­ im Gewächshausexperiment auf. Nach ham (1985) nicht der Hitzeaktivierung sistenz bedeutsam, die Juniperus die anderen Untersuchungen dürften in bedarf. Im Gewächshausversuch kamen weite, auch alpine und kontinentale reichen und langlebigen Calluna-Dia­ bei regelmäßiger Wasserversorgung Verbreitung ermöglichen (Hegi 1981). sporenbanken bis zu 50000/m2 Samen ihre Wasseransprüche ebenso wie die Zusammengenommen bedeutet enthalten sein (vgl. Bruggink 1993). Ne­ von Juncus filiformis, einer Art der dies nichts anderes, als daß kurzfristige ben vegetativen Sproßaustrieben ist Feuchtwiesen, zum Ausdruck. Etablierungsereignisse eher die Aus­ d a m it vor allem in älteren Heidestadien Bemerkenswert ist die verhältnis­ nahme, hohe Verluste aber die Regel die Möglichkeit zur generativen Rege­ mäßig geringe Keimung in der Sode, sind. Kommen dann noch weitere Ein­ neration gewährleistet. Sie erfolgt die, ohne die Bodenstruktur zu stören, schränkungen hinzu, z.B. feuchtebe­ übereinstimmend mit Ergebnissen von mitsamt aufliegender Brandstreu ent­ günstigter Rostpilzbefall, Gymnospo- Hobbs et al. (1984) hauptsächlich aus nommen wurde. Erst nach oberflächli­ rangium (H egi 1991, G rauw inkel mdl.) der Samenbank und nicht durch W ind­ chem Abschälen der Streu erreichte die oder durch Wacholder-Blattwespen eintrag. Letzteres ist nach eigenen Be­ Keimung jene Werte (Abb. 2c), die auf und Schildwanzen verursachte Schad­ obachtungen auf diasporenverarmten Mineralboden gemessen wurden. Ein­ sym ptom e (P o tt 1995), könnten diese in Standorten zumindest als K urzzeiter­ drucksvoll geht in diesem Zusammen­ Verbindung mit den im euatlantischen eignis unbedeutend, trotz fruchtender hang die dichte, unverbrannte Streu­ Klima seltener gegebenen Stratifika- Calluna in der Umgebung. Dabei ist der auflage als keimungshemmender Me­ tionsbedingungen die entscheidenden Vorteil artenreicher Diasporenbanken chanismus hervor, die im Freiland am Auslöser für die bemerkenswerte Areal­ offensichtlich; diese müssen nicht erst einfachsten durch intensivere Brände grenze quer durch Norddeutschland eingetragen werden, sondern können oder, aufwendiger, durch Plaggen zu sein. Lokale Verbreitungsgrenzen an auf den offenen, konkurrenzfreien minimieren ist. An schwach gebrann­ Truppenübungsplätzen innerhalb des Nach-Brandstandorten ansehnliche Po­ ten, streu- und rohhumusreichen Stan­ geschlossenen Wacholderareals sind je­ pulationen aufbauen. dorten im Bereich der Probenahme doch brandinduziert. In Anbetracht der Erkennbar ist aus A bbildung 2 die wurde dementsprechend hauptsäch­ erwähnten Etablierungseinschränkun­ hohe Keimung auf Brandflächen. Im lich vegetative Regeneration von Nar- gen genügen dabei schon geringe Vergleich zu älteren Plaggstandorten dus, Deschampsia, Carex pilulifera be­ Brandfrequenzen: eine größere wa­ kommt die mit dem Tiefplaggen ver­ obachtet. Auf kleinräumig offenem Mi­ cholderfreie Heidefläche nahe Undeloh bundene Diasporenverarmung deut­ neralboden in der Umgebung der brannte alten Dokumenten zufolge vor lich zum Ausdruck, während die flech­ Keimprobenahme hingegen wurden 17 70 Jahren - im Gegensatz zur benach­ tenreiche Ca//una-Heide nur wenig un­ Wochen nach dem Brand mehr als 1200 barten Juniperus-re\chen Heide. Da nur te r der Calluna-Brandfläche liegt. Ist an­ Ca//una-Keimlinge/m2 notiert, ebenso etwa alle 100 Jahre, nach Wacholder- gesichts fehlender Wiederholungen in einige Individuen der annuellen A ira Mastjahren, explosive Bestandeszunah­ diesem Fall die A ktivierung der Callu- praecox. men stattfinden (H ellw ig 1991 b), redu­ na-Samenbank durch Hitzewirkung Weitere Untersuchungen auf den ziert sich die Wahrscheinlichkeit spon­ nicht sicher, darf dies im Vergleich ver­ wenigen noch vorhandenen Standor­ taner Vun/perus-Verjüngung um ein schiedener Brandhorizonte in Überein­ ten seltener Zielarten der Heidegesell­ weiteres. Bestätigt wird dies durch feh­ stimmung mit M allik und Gim ingham schaften müssen klären, inwieweit de­ lenden Jungwuchs in annähernd glei­ (1985) und Ellenberg (1996) angenom­ ren Etablierung aus der Samenbank er­ chaltrigen Wacholder-Altbeständen men werden. Die höchste Auflaufrate folgen kann, ob und in welcher Distanz der Lüneburger Heide - eine Beobach­ erfolgt in Proben, die im stark gebrann­ Einwanderung erfolgt und welcher tung, die das vorgestellte Wirkungsge­ ten Wacholderhain entnommen wur­ Zeitraum schließlich populationsbiolo­ füge plausibel stützt. den, gefolgt von denen in der gras­ gisch zur Vervollständigung des artspe­ Diskontinuierliche Verjüngung, ge­ reichen Ca//una-Heide. Die geringste zifischen Lebenszyklus n o tw e n d ig ist, ringe Keimung, hohe Verluste und feh­ Keimung ist in aufliegender Streu zu um das unerläßliche Etablierungs- und lende Diasporenbank begründen die verzeichnen, hier keimen wenige Cal- Reproduktionsfenster für Pflegemaß­ jüngst von Bakker et al. (1996) bestä­ /una-lndividuen, zusätzlich sind hier Be­ nahmen berücksichtigen zu können. tigte Vermutung, daß Juniperus com­ tula pendula, Salix caprea, Rumex ace- munis nur eine kurzlebige („transient") tosella und noch wenige weitere Arten 5. Besiedlungsdynamik Samenbank bildet. Ort und Zeit sponta­ beteiligt. Der Anteil von Calluna an der ner Wiederansiedlung lassen sich be­ Gesamtkeimung beträgt etwa 90 %, in Das Besiedlungsgeschehen nach dem reits nach einmaligem Brand nicht mit der Mineralbodenvariante der grasrei­ Frühjahrsbrand in Niederhaverbeck ist ausreichender Sicherheit Voraussagen. chen Ca//una-Heide und in den Wachol­ im wesentlichen durch die im Vergleich derhain-Proben erreicht Erica te tra lix mit Munster-Süd geringere Brandinten­ 4. Diasporenvorrat nach Brand nennenswerte Anteile. Sie war in der sität geprägt. Das schnell laufende rezenten Vorbrandvegetation nur in Feuer hat weder die Streuauflage groß­ Keimungsuntersuchungen in den frisch der weiteren Umgebung vorhanden, flächig und tief heruntergebrannt noch gebrannten C alluna-Heiden belegen besitzt aber eine hohe persistente Sa­ die Gräser (Nardus stricta, Deschampsia den hohen persistenten Samenvorrat menbank (Feuchtheiden: 650000 Sa- flexuosa) merklich geschädigt. Gräser von Calluna vulgaris (Abb. 2): mehr als m en/m 2; B ruggink 1993), die nach Un­ bestimmen mithin das Besiedlungsge-

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Tab. 3. V egetation sen tw icklun g bei u n ter­ schehen auch nach dem Brand (Tab. 3). Die Tatsache, daß in Munster-Süd schiedlicher Brandhäufigkeit. Beide Flächen Die Abhängigkeit der Besiedlungsdy­ Gräser wie Festuca tenuifolia in den brannten im April 1996, NHV2 zuvor auch im namik von den Vor-Brand-Bedingun- Dauerquadraten auch im Bereich eines August 1989. gen („preburn site characteristics", Sommerbrandes eine stärkere Rolle Brand Brand Hobbs und Gimingham 1984) zeigt sich spielen (Abb. 3b), während sie auf der 4/96 8/89 4/96 anhand einer Probefläche, die nach ei­ im Januar gebrannten Dauerbeobach­ Aufn. NHV1 1 NHV1 1 NHV2 I NHV2 Datum 7/95 1 10/96 ■ 7/95 ’ F 9/96 nem kontrollierten Brand 1989 im April tungsfläche (Abb. 3a) unbedeutend Gesamtdeckung 100 ' 25 * 97 3 1996 erneut brannte: Auf der 2 x ge­ bleiben, zeigt wiederum, daß in erster -Phanérogame 80 25 55 3 -Moose 30 0 25 0 brannten Fläche (NHV 2) war der Anteil Linie nicht der Brandzeitpunkt ent­ Streu % 100 100 I 15 0 der Gräser, ebenso wie die offensicht­ scheidend für die Vegetationsentwick­ Calluna vulgaris 60 0.5 50 2 lich durch den ersten Brand bereits re­ lung nach Brand ist, sondern die Brand­ Nardus stricta 15 10 04 04 duzierte Streu- und Rohhumusauflage intensität und Vegetationsstruktur vor Deschampsia flexuosa 5 10 5 0.4 Rumex acetosella 2 04 0.4 gering. Ihre Entwicklung bleibt dem­ dem Brand. Carex pilulifera 0.2 0.2 entsprechend im Vergleich zur vor dem Im Gegensatz zu den zentralen, Agrostis tenuis 02 0.2 Brand grasdominierten Fläche zurück. häufig gebrannten Zielgebieten, die Placynthiella uliginosa 20 n Die Moose wurden letal geschädigt und nur spärlichen Graswuchs aufweisen, Pohlia nutans 3 L_ Hypnum jutlandicum 15 I I sind auf die Regeneration aus Diaspo­ sind die stärker randlich gelegenen Flä­ Leucobryum glaucum 15 I____ ren angewiesen. chen des TrpÜpPI Munster Süd stärker

a. M unster Abb. 2. Aktueller Diasporenvorrat in Sandhei­ den nach Brand, a): Vergleich von Brand - m it ungebrannten Varianten (Plaggen und flech­ tenreiche Calluna-Heide; Probenahme Sep­ tember 1994, d.h. 10 Wochen nach Brand bzw . 7 Jahre nach Plaggen in Munster-Süd); b): Vergleich verschiedener Brandhorizonte und Entnahmestandorte, MIN: Mineralboden (Ah-Horizont), Junip. = Wacholderhain 2 Wo­ chen nach Brand 21.4. 96 mit c) Anteil au f lau­ fender Calluna vulgaris-lndividuen; einge­ b len d et in b ist der 2. A nsatz de r Keim un gsva­ riante Sode nach Streuentfernung.

B ra n d P la g g en F le c h te n 7 /9 4 1 9 8 7 h e id e

b. Niederhaverbeck C. Probe b.: Anteil d. Calluna-Keiml.

95 Müller, Vagts, Frese ■ Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

Abb. 3. Vegetationsentwicklung in gebrannten Heide-Dauerquadraten. Vergleich unterschiedlicher Brandzeitpunkte; 1/94: Winter-Brand; 7/94 Sommer-Brand in Munster. Cladonien und Moose (Polytrichum spp.), die geschützt durch ihre Wuchsform den Brand überdauern konnten, breiten sich nach dem W interbrand auf dem offenen Boden nach einer ersten Placynthiella-(Krustenflechten-)Phase langsam aus. Eine bemerkenswerte vegetative Gräser-(Deschampsia-)Erneuerung kann auch nach Sommer-Bränden erfolgen. vergrast. Zu entsprechenden Ergebnis­ grad 20-30 % (60-80 % im zweiten von Calluna verantwortlich gewe­ sen gelangt man auf dem TrpÜbPI. Jahr). sen sein. Bergen, wo die wesentlich geringere Bäume spielen in Munster-Süd, im Für die Erneuerung von niedrig­ Brandhäufigkeit freilich schon physio- Gegensatz zu den überalterten Heiden wüchsigen und konkurrenzschwachen gnomisch erkennbar ist: gras- und vor des TrpÜbPI Bergen, obwohl poten­ Rosetten- und Rhizompflanzen (D ipha- allem birkenreiche Altheiden sind auf tielle Samenverbreiter vorhanden sind, sium tristachium, Arnica montana und größeren Arealen aspektbestimmend, keine Rolle, laufen also nicht auf oder vermutlich auch Antennaria) herrschen dokumentiert auch durch Kaiser (1995), sterben wie vereinzelte Kiefernkeim­ hingegen solange otimale Regenera­ der einen hohen Vergrasungsgrad, ins­ linge in den Dauerquadraten wieder tionsbedingungen, wie offene, also besondere mit Deschampsia und M oli- ab. Nur in den seltener oder nicht ge­ konkurrenzfreie Flächen erhalten blei­ nia, konstatierte. brannten Heiden ist vermehrtes Birken­ ben (Abb. 4), was schon Graebner Die Wiederbesiedlung der bis auf aufkommen möglich. (1925), M a llik und Gim ingham (1983) den Ah-Horizont abgebrannten Flä­ Moose spielen bei der Wiederbe­ und Ellenberg (1996) erkannten. chen verläuft sehr rasch, woran Calluna siedlung der häufig gebrannten Flä­ Mit der rapiden Calluna-Zunahme den größten A nteil hat. Da tro tz destie- chen ebenfalls keine Rolle, lediglich lo­ wird jedoch ein Problem unverkennbar: fen Brandes auf Mineralböden, im Ge­ kal ist ein spärliches Aufkommen unter­ der rasche Vegetationsschluß bedeutet gensatz zu Moorbränden, nicht alle A lt­ irdisch überdauernder Polytrichum- für die lichtbedürftigen „Lückenbü­ pflanzen von Calluna zerstört werden, Arten zu beobachten. Stellenweise tritt ßer" die Einengung ihres überlebens­ erfolgt die Regeneration sowohl gene­ Ceratodon purpureus als Erstbesiedler notwendigen Besiedlungsfensters, für rativ aus der Samenbank als auch vege­ der Offenstellen hervor, die zusammen langsamwüchsige und konkurrenz­ tativ durch bodennahe Triebe. Dadurch mit typischen „Brandmoosen", z.B. schwache A rten soweit, daß sie nicht ist sichergestellt, daß bereits im Jahr des Funaria hygrometrica, auch von Runge zur Fruchtreife gelangen. Da nach Aerts Brandes unabhängig von der Witte­ (1982) auf einem Holzbrandplatz be­ (1989) in Heiden die Wettbewerbsfä­ rung eine nennenswerte und stabile Ini­ obachtet wurde; dort dürften aller­ higkeit um Nährstoffe in entscheiden­ tialbesiedlung erfolgt. Der Vegeta­ dings bis in größere Tiefe wirkende dem Maße die Lichtlimitierung be­ tionsschluß äußert sich bereits ein Jahr Temperaturen für die zögerliche, erst stimmt, ist leicht abzusehen, daß sogar nach dem Brand in einem Deckungs­ nach fünf Jahren erfolgte Etablierung A rten w ie Calluna vulgaris, zugleich

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Nährstoffarmutszeiger, aber im Experi­ ment auch durch hohe Stickstoffdün- gung nicht geschwächt (vgl. Aerts und Heil 1993), den Lebensraum seltener Mitbewerber begrenzen können. Äu­ ßerst monotone Calluna-dominierte Heiden beobachtete Lütkepohl (1996) auf regelmäßig, alle 5 Jahre, gebrann­ ten Flächen auf einem Schießplatz bei Unterlüß. Abgesehen von der vegetati­ ven Regeneration von Calluna sind de­ ren hohe Samenbank und verbesserte Nährstoffnachlieferung im minerali­ schen Oberboden verantwortlich für ihre rasche Regeneration nach Brand. Zugleich limitieren sie den Revitalisie­ rungserfolg lichtbedürftigerer Arten mit langsamer Populationsentwicklung oder solcher, die nach Brand erst ein­ wandern müssen. Noch evidenter zeigt sich die Bedeu­ tung der biotischen Anfangsbedingun­ gen nach Brand bei Arten, die durch Abb. 4. Nach-Brand-Dynamik in einer im Juni 1995 gebrannten Heide in Munster. Auffällig Ausläuferbildung zu expansivem vege­ ist die rasche Regeneration von Calluna und Placynthiella uliginosa. Die anfangs offenen tativen Wachstum befähigt sind. Sie Standortbedingungen bieten jedoch auch noch konkurrenzschwachen Arten wie Arnica sind, potentiell unsterblich, in der Lage und Diphasium Regenerationsmöglichkeiten. weitgehend unabhängig von generati­ ver Vermehrung, auch nach völliger myrtillus nach wenigen Monaten be­ 1993, und unveröff.), wo die genannten oberirdischer Schädigung aus unterirdi­ reits wieder große geschlossene Flä­ Flechten zu den Pionieren zählen, lie­ schen Sproß- oder Wurzelmeristemen chen ein, Calluna vulgaris keimt dane­ fern hierfür keine Befunde. In Labor­ wieder auszutreiben und vor dem ben nur vereinzelt aus dem potentiell experimenten definierbare allelopathi- Brand vergleichbare Laubteppiche zu hohen Samenvorrat (vgl. Abb. 2). sche Effekte von Flechten auf die Kei­ bilden. Das trifft besonders auf die Vac- Allen vegetativ sich erneuernden Ar­ mung bleiben in Anbetracht der Kom­ cinium-Arten zu. Solche großflächigen ten gemeinsam ist im Gegensatz zu plexität biozönotischer Wechselwirkun­ Gründereffekte werden z.T. noch da­ Keimlingen die relative Unabhängig­ gen unter Freilandbedingungen speku­ durch verstärkt, daß klonales Wachs­ keit von mikroklimatischen und edaphi- lativ (Miles 1981, Kinder e ta l. 1992). tum über horizontale und vertikale In­ schen Bedingungen, vor allem Trocken­ tegration des Gesamtindividuums von stress, unmittelbar nach Brand. Ver­ 6. Variabilität der Nach-Brand- kleinsträumigen Standortbedingungen gleichbar den Ergebnissen von Hobbs Entwicklung unabhängig ist (Stöcklin 1992). Mit dem und Gimingham deutet das Fehlen pleu- Muttersproß verbundene Tochter­ rocarper Moose in der Initialsukzession Die Nach-Feuer-Entwicklung läßt sich sprosse (Ramets), die unter limitieren­ nach Brand auf deren Empfindlichkeit nicht allein durch die Lage der Erneue­ den Umweltbedingungen wachsen, sowie die höhere Brandintensität an sol­ rungsknospen Vorhersagen. Die lokale profitieren von der Versorgung durch chen Standorten; ähnliches gilt unseren Diasporenbank als Ergebnis in der Re­ besser positionierte Ramets. Dement­ Untersuchungen zufolge auch für Leu- gel unbekannter historischer Entwick­ sprechend erscheint es nach unseren cobryum glaucum, das sich nach Brand lungsprozesse, bzw. die Erreichbarkeit und den Untersuchungen von Hobbs nur an wenigen Stellen zu erholen des Standortes durch die z.T. tierver­ und Gimingham (1984) unwahrschein­ vermag, dort, wo die im Mooskissen ge­ breiteten Arten bestimmen die Ent­ lich, daß nach den dort zitierten Beob­ speicherte Feuchtigkeit ausreichend wicklung ebenso wie die artspezifi­ achtungen die Ausbreitung von Vacci- Schutz gegenüber der Hitze bietet. Die schen und konkurrenzabhängigen nium myrtillus und V. vitis-idaea nur an Beobachtungen auf den Brand-Dauer­ Zuwachsraten. Die Feuerintensität als Standorten mit geringer Calluna-Er­ quadraten widerlegen die Vermutung, Ergebnis des Heidezustandes variiert neuerung erfolgen kann. Die Popula­ daß eine rasche Ausbreitung der Kru­ stark mit dem Alter, wobei die höchsten tionsentwicklung in Munster-Süd zeigt stenflechten Trapeliopsis granulosa, Intensitäten in abgetrockneten, roh- zumindest in den ersten Jahren nach Placynthiella uliginosa, P. oligotropha humus- und streureichen Altersstadien Brand dominante Vaccinium vitis- eine Barriere für die Besiedlung durch erreicht werden, in denen die vegeta­ /'daea-Teppiche; Calluna hingegen bleibt fr/caceen-Keimlinge darstellen könnte tive Regeneration von Calluna aus­ auffällig zurück. So nimmt auch im ver­ (Hobbs und Gimingham 1984). Auch Po­ bleibt (Hobbs et al. 1984). heerend gebrannten alten Wacholder­ pulationsstudien auf vielen Kleinflä­ Die Ausbreitung der Arten richtet hain von Niederhaverbeck Vaccinium chen in geplaggten Heiden (M ülleret al. sich zudem stark nach der Feuerfre-

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rungen. Trotzdem wird gerade am Bei­ spiel von Arctostaphylos und vergleich­ barer Arten mit zoochorer Ausbrei­ tung, aber geringer Organisationshöhe und Wettbewerbskraft der extrem starke Bestandesrückgang (Garve 1994) deutlich. Gegenüber hochwüchsigen ge­ schlossenen Heiden, im ungünstigsten Fall Reinbeständen von Calluna vulga­ ris, wo die Vitalität anderer Arten stark abnimmt, bieten heterogene, durch Bewirtschaftung, unterschiedliche Standortbedingungen und biotische Ausgangsbestände sowie durch perio­ dische Störungen verursachte Ereig­ nisse die wesentlichen Voraussetzun­ gen für den Erhalt der potentiellen Le­ bensraum vielfalt (Abb. 5). Die bereits erwähnte Plastizität vieler Arten, auf unterschiedliche Weise je nach Brand­ intensität, Streuauflage, Substrat­ feuchte usw. zu reagieren, verschafft ihnen eine zusätzliche Option, variable Pionier-Besiedlungsfenster effizient zu nutzen. In der Ausgangsvegetation vorhan­ dene Gräser mit kurzlebiger Diasporen­ bank (Deschampsia flexuosa, Festuca lokale Vegetation tenuifolla, z.T. A grostis spp.) breiten Historische Ereignisse Altersstruktur Streuauflage sich in den ersten Jahren nach Brand episodisch und nur subdominant aus Diasporenvorrat (vgl. Abb. 3). Ähnliches läßt sich auf oberflächlich geplaggten Standorten beobachten. Nachdem die nach Brand Substratfeuchte erhöhte Phosphorverfügbarkeit redu­ ziert ist, unterliegen sie den ericoiden Arten. Abhängig ist das Verhalten do­ + + Brandintensität - - minanzfähiger Gräser, insbesondere Abb.5. Variabilität brandinduzierter Vegetationsentwicklung (schematisch). Je nach das von Deschampsia flexuosa aller­ Brandintensität, Bodenfeuchte, Vornutzungsgeschichte und Regenerationsmöglichkeiten dings von der Brandintensität, d.h. der der vorhanden Rhizomrelikte oder Diasporen bestimmen die lokalen Anfangsbedingun­ verbliebenen Rohhumusschicht und gen, welche der „m ultiple pathways" verwirklicht, d. h. wo und welche kleinräumigen M o­ der darin enthaltenen Diasporen. Über­ saike von Nach-Brand-Sukzessionen gebildet werden (z. B. Sandrasen, Feuchtheide, Borst- dies sind nach derzeitigem Kenntnis­ grasrasen, Calluna-Initiale, Grasheiden oder Vaccinium-Kohorten). stand Stickstoff-Immissionen für das mitunter landschaftsprägende Bild der quenz, also der zur Verfügung stehen­ bar ist. So sind konkurrenzschwache A r­ Vergrasung mit verantwortlich (Steu- den Regenerationszeit. Sind für Calluna ten mit kurzlebiger Diasporenbank auf hing und Buchwald 1989, Steubing in nicht immissionseutrophierten Hei­ regelmäßige Erneuerung ihrer geneti­ 1993). Vor diesem Hintergrund sind den Zyklen von 10-12 Jahren günstig, schen Ressourcen angewiesen, sollen Sukzessionschemata zu betrachten, wo so sind A rten w ie Antennaria dioica, diese regional nicht verschwinden. Ge­ das Grasstadium unmittelbar nach dem Scorzonera humilis und alle Annuellen rade intensive Brände bieten größere Feuer a u f bis zu 10 Jahre (!) d a tie rt ist, ebenso wie flechtenreiche Synusien nur Besiedlungsflächen zur notwendigen bevor es von Calluna vulgaris abgelöst in den frühen offenen Phasen anzutref­ Reproduktion seltener lebensraumtypi­ w ird (Hüppe 1993). fen oder haben wie Genista spp. hier scher Arten. Pionierarten, die wie Arc- Mit dem Brand alter Heiden erge­ ihre höchste Abundanz. Ungeklärt ist tostaphylos uva-ursi über eine langlebi­ ben sich neben neuen Etablierungs­ z.T. der Samenbanktyp dieser Arten, gere Samenbank verfügen, sich zudem möglichkeiten auch verschiedene Pro­ dessen Kenntnis gerade im Hinblick auf vegetativ ausbreiten (Hobbs et al. bleme: Calluna vulgaris e rh o lt sich hier die Regenerationsfähigkeit der selte­ 1984), besitzen bessere Voraussetzun­ nicht oder nur vereinzelt durch vegeta­ nen Arten nach Störungen unverzicht­ gen für eine Regeneration nach Stö­ tive Nachtriebe, ist also auf die unsiche­

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rere Keimung angewiesen. Arten mit Wärme oder Kälte, insbesondere durch in den ersten Jahren ermöglichen. Die­ kurzlebiger Samenbank fehlen in alten ausreichende Feuchtigkeit gewährlei­ sem nur grob skizziertem Idealbild der Grasheiden und müssen durch Fernver­ stet ist. Dieses Wirkungsgefüge wird Gemeinschaftsbildung werden rezente breitung eingetragen werden. Mäch­ schließlich dahingehend modifiziert, Bewirtschaftungsversuche nur in we­ tige Streu- und Rohhumusauflagen daß aufgelaufene Keimlinge, bevor sie nigsten Fällen gerecht. Die Tatsache, werden nur noch unter günstigsten Be­ sich überhaupt etablieren und reprodu­ daß die meisten gefährdeten Arten dingungen (hohe Brandintensität, Ab­ zieren können, durch vegetative Spa­ nordwestdeutscher Heiden heute ihren trocknung) zerstört, womit ein nen­ lierteppiche unterdrückt werden. Be­ Schwerpunkt auf periodisch gebrann­ nenswerter Nährstoffaustrag in Frage gründet liegt dies in vegetativ überdau­ ten Flächen haben, scheint Brand als gestellt wird. Aufkommender Birken­ ernden Arten der Vor-Brand-Vegeta- ideales Pflegeverfahren nahezulegen. bewuchs und Gräser können durch ve­ tion mit klonaler Ausbreitungsstrategie Umgekehrt sind die auf Brandflächen getative Regenerationstriebe nach (z. B. Vaccinium-Arten). gedeihenden Arten gleichsam Pionier­ Brand erneut die Vorherrschaft ge­ Keimung ist dennoch für alle aklo- arten der Vegetationsentwicklung auf winnen, so daß nach Brand die redu­ nalen und vegetativ sich nicht erneu­ Magerstandorten und nur in geringem zierte Diversität fortbesteht (Hobbs et ernden Arten die einzige Möglichkeit, Ausmaß Arten der zum Wald überlei­ al. 1984). nach jahrelanger Unterdrückung durch tenden Gras- und Verbuschungssta- Auch wenn die Pflanzen auf Hitze­ konkurrenzkräftigere Grasmonokultu­ dien. Ziel der Heidepflege kann es vor stress, wie gezeigt werden konnte, mit ren zumindest episodisch die eigene Sa­ dem Hintergrund der unstrittigen Eu­ Hilfe von ökologisch typisierbaren menbank aufzufüllen. Arten mit vege­ trophierung nicht sein, die Sukzession Verhaltensmustern, Besiedlungs- und tativer Ausbreitung (vgl. Tab. 2) bleibt zu älteren Heide- und Vergrasungssta­ Wettbewerbsstrategien oder „vital at- die generative Erneuerung als zusätzli­ dien abzuwarten, bevor Ersatz-Bewirt­ tributes" (Noble und Slatyer 1980) rea­ che Option. Andererseits kommen schaftungsmaßnahmen eingeleitet gieren und demnach die meisten Arten durch Brand verstärkt zuvor unter­ werden. Zu offensichtlich ist die Ver­ Brand überdauern können, so ist auf­ drückte Regenerationsstrategien zum schlechterung der Ressourcenqualität, grund der Variabilität der Vegetation Ausdruck: Persistente, tiefer liegende die mit Veränderungen der abiotischen als Ergebnis der vielfach unterschätzten Samenbanken (z.B. seltener Arten) und biotischen Umweltbedingungen in Vorbrand-Geschichte und der Ungleich­ können nach Zerstörung der vormali­ Sandheiden verbunden ist (Abb. 6). förmigkeit eines Brandgeschehens gen Grasheide-Dominanzbestände und Auch stark vergraste Flächen kön­ nicht in jedem Einzelfall vorhersagbar, des kurzlebigen Deschampsia-Samen­ nen nach dem Modell (Abb. 6) durch welche Vegetationsentwicklung sich vorrats der Rohhumusauflage aktiviert Brand zerstört werden und sich danach nach dem Brand abzeichnen wird. Dem­ werden. Unter saisonalem Trocken­ in verschiedene Ausbildungen des Ge- entsprechend ist auch durch akribische stress reduziert sich erfolgreiche Kei­ nisto-Callunetum entwickeln. Entschei­ Pflegemaßnahmen und Brand-Planun­ mung dabei auf den Schutz adulter dend hierfür ist die vollständige Ver­ gen die ergebnisoffene Ungewißheit Mutterpflanzen, deren vegetative Re­ brennung der transienten Samenbank der möglichen Artenzusammenset­ generation schneller erfolgte. Beide Re­ der Humusschicht. Darunter befindli­ zung und Artmächtigkeit nicht zu generationsmöglichkeiten können sich che Calluna-Samen werden, wie bereits vermeiden. so ergänzen. erwähnt, durch Hitze stimuliert und Die Untersuchungen zur Nach- können den Aufbau deschampsiafreier Brandentwicklung belegen mehrere 7. Schlußfolgerungen Calluna-Heiden einleiten - angereichert Möglichkeiten, „multiple pathways" durch weitere brandgeförderte Arten (Hobbs und Gimingham 1984, Miles Im stark störungsgeprägten Ökosystem (Diphasium tristachyum, Arctostaphy- 1987), die neben der zeitlichen, räumli­ der Sandheide, wo über Jahrhunderte los, Genista spp.). Indem die hohen Roh­ chen und biotischen Variabilität vor Stoffausträge (Plaggen, Beweidung), humusauflagen herunterbrennen, ist allem in den vielfach unbekannten bio­ die Einträge weit übertrafen, beruhte auch eine wichtige Voraussetzung tischen Interaktionen zwischen den das Zustandekommen der gesamten, (Melber 1989) für den Heidekäfer beteiligten Arten (auch tierischen Or­ optimalen Artenkombination auf den (Lochmaea suturalis Thoms.) zerstört ganismen!) begründet liegen. Ein­ während langer Sukzessionsprozesse und damit die Gefahr eines massiven leuchtendes Beispiel ist die ungewisse möglichen Etablierungs- und wieder­ Befalls herabgesetzt. Da hohe Stick­ Wacholderverbreitung, die unvorher­ holten Reproduktionsmöglichkeiten. stoffversorgung zwar Calluna nicht di­ sagbar von zoochorer Verbreitung ab­ Erst nach dem allmählichen Schluß der rekt schädigt, eher noch fördert, aber hängt. Seltene Kennarten der verschie­ Vegetationsdecke, auf nährstoffärm­ ihre Sensitivität für Lochmaea-Befall, denen Feucht- und Sandheideformatio­ sten und beweideten Heide-Standor­ Frost und Trockenheit erhöht (Steubing nen sind vor dem Hintergrund histori­ ten nach ca. 10-15 Jahren (auf Ranker- 1993), wird verständlich, daß hiervon scher Ereignisse zu beurteilen und Podsolböden noch später) treten Inter­ nicht betroffene Gräser im Wettbewerb danach, ob noch Diasporen im Boden aktionen zwischen den beteiligten Ar­ mit Calluna die Oberhand gewinnen. vorhanden sind und exakt an diesen ten in den Vordergrund. Erst dann müs­ Dieses Phänomen trifft nach Untersu­ Standorten durch Brand exponierte sen erneut mitunter gravierende Stö­ chungen niederländischer Arbeitsgrup­ „safe sites" (Harper 1977) geschaffen rungen einsetzen, die wiederum das pen (vgl. Aerts und Hell 1993) Feucht­ werden, darüber hinaus, ob die zur Kei­ gesamte Potential der Überlebensstra­ heiden ebenso, wo Erica tetralix und mung notwendige Stratifikation durch tegien und das Ausbreitungsgeschehen mit ihr vergesellschaftete Arten zuneh-

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Pflege-Bewirtschaftung N Eintrag + + + z.B. Brand. Plaggen moosreiches G r a s h e id e Calluna-Dominanzstadium \°:57V ^ \ : 8: 25 1 94 ) | F:102 nährstoffökologisch: Aushagerung N: 308 I durch Störung: räumlich-zeitliche Nischen Vorrat - Verlust kg/ha P: 19 N: 234! N r 94 K: 66 P: 0,6 Artenreiche Initialphasen der Callunetum K: 3,2 Magerrasen und Calluna-Heiden cladonietosum

offene Ah-, Ae-, Bsh-, Bv-Horizonte

geringe Nährstoff-Retention auf sorptionsschwachem Grobsand

I strahlungsexponiert, xerotherm Bestandeslücken Beschattung - Lichtlimitierung Lebenseigenschaften der Dominanzbildner: +++ Keimung Schutzstellen Calluna vulgaris Deschampsia flexuosa + vegetative Erneuerung (rhiz.stol.caesp) Etablierung ++ Mineralbodenkeimung ++ Rohhumuskeimung aus dem aktuellen und historischen anspruchsvollerer A rten aus persistenter Samenbank aus kurzzeitiger Samenbank Diasporen-Potential in Schutzstellen ++ N -Aufnahmevermögen ++ N -Aneignungsvermögen - Therophyten, seltene Hemikryptoph. u.a. + interne N-Verlagerung (?) - Horstnachtriebe ++ Schädigung bei ++ Rohhumusdurchwurzelung - Rhizomerneuerung (Diphasium...) Überalterung dichtes Rhlzomgeflecht & - "Gründereffekte": klonale Spalierteppiche Frost bodendeckender Rhlzom-Wurzelfilz Heidekäfer-Befall ) < ------— ------> Konkurrenzstarke Arten N-Input und Rohhumusakkumulation: + temporäre Persistenz und Koexistenz verschiedener Lebensformen dominieren Etablierungshemmung + + wiederholte und komplementäre Reproduktions- und von Mineralbodenkeimern Etablierungszyklen seltener und lebensraumtypischer Arten

Abb. 6. M odell der Entwicklungs- und Erneuerungsprozesse in Alt-Heiden vor und nach Störung. In Deschampsia-Grasheiden wurden grüne Phyto-(O), Streu-(S) und die im Rohhumus wachsende Rhizom- und Wurzelbiomasse(F) separat geerntet. Die möglichen Nährstoffverluste durch Intensiv-Brand sind nach eigenen Daten (Oberirdische Phytomasse-Produktion und Mineralstoffmengen; M ittelw erte) und den von Allen (1964) erm ittelten prozentualen Verlusten bei Brand berechnet. Die in einem früher gem ähten Calluna-Bestand gemessene Produk­ tion ist in Anbetracht der von Gimingham (1972) berichteten Daten (bis zu 230 dt/ha) aus britischen Heiden gering; demnach dürften Bio­ masse und Stoffvorräte in den heute besser m it Stickstoff versorgten und unbewirtschafteten Altheiden der Lüneburger Heide z. T. an jene der Deschampsia-Grasheiden heranreichen (vgl. Steubing 1993).

mend von Molinia caerulea verdrängt zur Besiedlungsdynamik macht ver­ zur Dominanz der Vor-Brand-Vegeta- w erden. ständlich, daß Brand darüber hinaus tion führt. Seien es die geschlossene Eutrophierung und hohe Nährstoff­ Besiedlungsfenster schafft, die den C alluna-Decke nach 3-5 Jahren oder retention im ehemalsoligotrophen Hei­ unterschiedlichen Lebenseigenschaf­ klonale Ausbreitungsmuster von Vac- desystem trifft also nicht nur niedrig­ ten und Regenerationsstrategien der clnlum - bzw. Grasarten, die sowohl von wüchsige Störungszeiger und Dünger- beteiligten Arten Rechnung tragen. Be­ der erhöhten Nachlieferung aus dem flieher - mit Calluna vulgaris und Erica schränkte Kleinflächenbrände erzeu­ Ah-Horizont, mehr noch von erhöhten te tra lix sind auch die Hauptkonstituen­ gen und konservieren ein räumlich, Stickstoffeinträgen profitieren. In der ten der Heide-Ökosysteme betroffen. zeitlich und biotisch wechselndes Lüneburger Heide gemessene Einträge Auch vor diesem Hintergrund erscheint Muster von Lebensbedingungen, „an von 10 bis fast 30 kg/ha N überschreiten es daher naheliegend, den notwendi­ uneven patchy stand" (Gim ingham die von Steubing (1993) für einen dau­ gen „Verarmungseffekt" (M uhle 1974) 1996). erhaften Erhalt nicht genutzter Heiden mit Brand herbeizuführen - auch „um Zweifel sind im idealisierten Modell genannten Schwellenwerte von 3-5 kg nitrophile Ersatzgesellschaften zu der Abbildung 6 dann angebracht, beträchtlich. Mögen solche Größenord­ vermeiden", was Tüxen (1970) zu be­ wenn die nährstoffökologische Situa­ nungen phasenweise noch Calluna fö r ­ denken gab. Das vorgestellte M odell tio n auch nach dem Brand rasch wieder dern - auch Brand zielt unter diesen

100 Müller, Vagts, Frese ■ Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

Umständen hauptsächlich auf die Ver­ Umfang, auf denen Graebner (1925) die größeren Brandstandorten zu sehen; jüngung von Calluna -, die notwendige Ansiedlung von Arnica montana „in zwischen diesen Biotopen ist Popula­ temporäre Persistenz für die Erhaltung Menge" berichtete. Zu Anfang des letz­ tionsaustausch möglich, ganz im Ge­ der vollständigen Artenkombination ten Jahrhunderts wurde eindringlich gensatz zu den letzten isolierten Vor­ verschiedener Heideausbildungen ver­ die folgenreiche Wirkung des Sand­ kommen im NSG Lüneburger Heide. engt sich damit zusehends. Zur Verbes­ flugs aus solchen Wüstungsgebieten Notwendig sind heute durch ver­ serung der Ressourcenqualität, hier Ar­ beklagt {Meyer zit. in Graebner). Heute schiedene Pflegemaßnahmen erfolg­ tenzusammensetzung und notwendige bieten wiederum Truppenübungs­ reich imitierte Bewirtschaftungsfor­ ökologische Nischen, im Sinne der Wie­ plätze, geprägt von einem Nebenein­ men, die fern von dominanten Calluna- derherstellung und Erhaltung des histo­ ander geplanter und unwillkürlicher oder Grasheidebeständen das gesamte rischen biotischen Inventars (Pfaden- Dynamik (Lüttkepohl und Prüfer 1996), Artenspektrum der Sandheiden und ih­ hauer 1993) muß daher daran gedacht letzte Voraussetzungen für ein mosaik­ rer standörtlich und zeitlich anschlie­ werden, zumindest kleinräumig auch artiges Ineinandergreifen kleinräumi­ ßenden Kontaktgesellschaften sicher­ Plaggverfahren in Betracht zu ziehen. ger Störungsmuster. Hierbei kommen stellen. Das schließt devastierte Stör­ Der Vergleich von Plaggen, gemeint neben dem Feuer als gestaltendem Ele­ stellen mit Magerrasen-Initialen (Sper- sind maschinelle Plaggverfahren, mit ment auch mechanischen Bodenverlet­ gulo-Corynephoretum) auf trockenen Brand zeigt, daß beide Methoden sich zungen große Bedeutung zu. Begrenzt Sandheiden ebenso ein wie die entspre­ sinnvoll ergänzen können (Tab. 4). Zwar auf kleinsträumige Spuren, allenfalls lo­ chende Pioniervegetation der Feucht­ führt Tiefplaggen (5-15 cm) zur Ausha­ kal auf arrondierte Areale konzentriert heiden oder eingestreute Borstgras- gerung des Diasporenvorrates, seltene und nicht zu verwechseln mit großflä­ Mosaike, mitsamt verschiedener Suk­ und lebensraumtypische Arten müssen chigen Panzerübungstrassen (vgl. zessionstadien als Ausdruck raum-zeit­ danach erst einwandern. Dieser Nach­ „Rote Flächen" bei Schneverdingen), licher Prozesse (Müller i. Vorb.). teil ist zugunsten offener, nährstoffar­ bieten gravierende Störstellen inmitten Im Lichte verzweifelter Bemühun­ mer und sorptionsschwacher Sand­ der „Brand-Landschaft" zentraler gen, nach der Bewirtschaftungsauf­ standorte in Kauf zu nehmen. Hier fin ­ Übungsplatzbereiche jenen seltenen gabe vielerorts Vergrasungsprobleme, den nach Untersuchungen von Müller Pionier- und Magerzeigern ideale Be­ Eutrophierung und Verbuschung zu et al. (1993) langlebigere und klein­ dingungen. Bemerkenswerte Arnica-, verhindern, die Erhaltung einer lebens­ wüchsige, seltene Arten längerfristig Arctostaphylos und Scorzonera-Mor- raumraumtypischen Heidelandschaft konkurrenzfreie Standorte. kommen in Munster-Süd sind in dieser mithin auf längere Sicht durch Pflege­ Zu Zeiten der Plaggennutzung gab Verbindung von kleinräumigen einge­ verfahren oder alternative (nicht tradi­ es diese Offenstellen in beträchtlichem streuten Reproduktionsarealen mit tionelle) Bewirtschaftungsweisen (sensu Pfadenhauer 1993) zu gewährleisten, Tab. 4. Vergleich der W irkungen von Brand und (maschinellem Tief-)Plaggen auf die Regene können ungeplante Brände und gele­ ration von Sandheiden. gentliche kleinräumige Störungen für die gelungene Erhaltung eines reich­ ( Tief-) Plaggen Brand | haltigen, facettenreichen Heide-Le­ bensraums sorgen. Auch für Ökosy­

+++ N-output: Ressourcenlimitierung ++ N-output steme außerhalb arider Regionen ist +++ Aushagerung Deschampsia + bis +++ Zerstörung der Grasfilz Feuer, wie Moore (1996) betont, wegen Rohhumusauflage und seiner „ecologically rejuvenating qua­ Zerstörung d.Deschampsia -Samenbank lities" wichtig - weil dadurch mykorrhi­ zaschädigende pflanzliche Phenolver­ ------Zerstörung der Samenbank * Erhaltung von Bodenstruktur bindungen verbrennen und somit bo­ und Bodenstruktur (Sorbtions- und Samenbank kapazität: Wasser, Nährstoffe) -Aktivierung durch Brand denbiologische Wachstumsinhibitoren I beseitigt werden. Da Brandflächen gern als Balzplätze vom Birkhuhn ange­ +++ potentielle Besiedlung +++ aktuelle Besiedlung nommen werden, erscheint militäri­ *** langlebigere, kleinwüchsige Arten ‘"regenerationsfähige Arten scher Übungsbetrieb nach Untersu­ ° seltene Arten (Arnica, Antennaria...) ° seltene Arten (Arnica, Antennaria...) chungen von Lütkepohl und Prüter müssen erst einwandem aus dem Diasporenvorrat!? (1996) heute nahezu als einzige rezente Nachwanderungsmoglichkeit ??? vegetative Re-Etablierung Nutzung, durch die Birkhuhnlebens­ > C a llu n a -Keimung u. Entw. mittelfristig > C a llu n a -Keimung kurzfristig räume noch geschaffen und erhalten > windverbreitete Arten ( A g r o s tis etc.) werden. Maßnahmen dieser Art sind eine Entwicklung iS Persistenz: sektorale Entlastung von Heideökosy­ Silikat-Magerrasen Vielfältige Ginster-Heiden stemen; sie müssen zumindest dort von z.T. Borstgras-Magerrasen z.B. Silbergrasgesellschaften kleinräumigen Plaggverfahren ergänzt

**** Flechten (längerfristige Entw.) **** Flechten (mittelfrist.Entw.) werden, wo nach Brand hohe Nähr­

P ion ier besiedler (W l-verbreitet) Regeneration aus Thallusrelikten stoffressourcen im obersten Mineral­ bodenhorizont weiterhin die rasche

101 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

Dominanz artenärmster Ca//una-Hei- Populationen aufbauen. Pionierarten Summary den fördern. Schließlich kann erfolgrei­ und konkurrenzschwachen Arten cher Einsatz zur Heide-Erhaltung nicht (Aira, Arctostaphylos, Arnica montana) Regeneration strategies and early darüber hinwegtäuschen, daß die Ver­ kommt dabei neben günstigen Lichtbe­ vegetation dynamics in Calluna heath- brennung organischer Ressourcen im dingungen auch die Nährstoffverringe­ land afterburning Gegensatz zur kleinbäuerlichen zykli­ rung durch Brand zugute. Unver­ schen Bewirtschaftung nicht zuletzt brannte Streu- und Rohhumusauflagen In Great Britain controlled burning is a wegen der damit verbundenen Kohlen­ verhindern dagegen die Keimung der widely used means of managing heath- dioxidfreisetzung eine zusätzliche Be­ meisten Arten. Nur solchen Arten, die land. The effectiveness of this method lastung der Atmosphäre darstellt. Auch unmittelbar nach dem Brand aus ober­ to conserve and revitalise large areas of ist es nicht leicht, wenn nicht unmög­ irdischen Seitenknospen regenerieren heathland was studied in the "Lüne- lich, jene historischen Faktorenkonstel­ (Betula spp.), und jenen, die aus intak­ burger Heide" (Northwest Germany). lationen exakt „nachzubauen", die zur ten unterirdischen Sproß- und Wurzel­ This area provided comparative condi­ bekannten nicht nur ästhetisch ein­ teilen austreiben, gelingt die Erneue­ tions to study the post-fire recoloniza­ drucksvollen Diversität des Heide-Le­ rung im Rohhumus. Horstwüchsige Ar­ tion of species of Calluna heathland as a bensraumes geführt haben. Vielleicht ten (Nardus stricta, Molinia caerulea) result of local, uncontrolled and ist deren Ergebnis mit den vorgestell­ treiben auf feuchten Brandflächen repeated burning in the artillery ranges ten, brandbetonten Maßnahmen zu­ rasch wieder nach. Gute Regeneration and in the nature preserve. Particular mindestannähernd zu sichern-und da­ nach Brand zeigen auch Boden-Flech­ attention was given to early vegetation mit eine historisch „einmalige" (Prei­ ten. Aus unverbrannten Lagerschup­ dynamics after burning, with the main sing und Tüxen) Kulturlandschaft zu pen und Soredien entw ickeln sich auf focus being on the survival strategies of erhalten. offenen Brandflächen innerhalb eines species in the heathland-ecosystem. Jahres erneut vitale Populationen. Am Burning improves both the generat­ Dank stärksten geschädigt wird der feuer­ ive regeneration of Calluna fro m th e empfindliche Wacholder (Juniperus persistent seed bank and the vegetative Für die langjährige Unterstützung und com m unis); verbreitungs- und kei­ renewal of shoots. Due to the removal Anregungen der Heidearbeiten dan­ mungsbiologisch bedingte Etablie­ of the organic layers by fire rare and ken wir Herrn Prof. Dr. Hermann Cor­ rungsprobleme limitieren die Erneue­ threatened heathland species (D ipha­ des, der Standortkommandantur Mun­ rung von Wacholder-Heiden auf län­ sium tristachium, Scorzonera humilis ster verdanken wir wertvolle Informa­ gere Sicht. Für die meisten anderen etc.) are able to build up large popula- tionen und die Aufenthalte auf dem Arten aber bietet Brand Besiedlungs­ tio n s fro m surviving diaspores. In th e a f­ TrpÜbPI. Munster-Süd. Dem Verein Na­ möglichkeiten und erzeugt so ein termath of burning pioneer species and turschutzpark (VNP) danken wir für räumlich und zeitlich vielfältiges Mu­ weaker competitors (Aira, Arctosta­ Hinweise und die Erlaubnis der Unter­ ster von Lebensbedingungen, die den phylos, Arnica montana) are also able suchungen auf den Flächen bei Nie­ unterschiedlichen Lebenseigenschaf­ to b e n e fit fro m th e enhanced lig h t con­ derhaverbeck. ten und Regenerationsstrategien der ditions and the depletion of mineral beteiligten Arten Rechnung tragen. nutrients. In normal circumstances un­ Zusammenfassung Nährstoffbegünstigte „Vergrasungen" burnt litter or raw humus-layer would und Regeneration der Drahtschmiele impede seedling regeneration of many Sporadische und wiederholte Brände (Deschampsia flexuosa) aus dem tra n ­ species: only such species which are able auf Schießplätzen (TrpÜbPI. Munster) sienten Samenvorrat können nur durch to regenerate from lateral buds (Betula und im NSG Lüneburger Heide waren völlige Zerstörung der Humusauflage spp.) or to resprout from intact subsoil Anlaß, die Revitalisierung von Calluna- (Intensiv-Brand!) erfolgreich verhin­ shoot and root-parts can re-establish Heiden nach Brand in Nordwest­ dert werden. Um längerfristig konkur­ themselves on raw humus. On moist deutschland zu untersuchen. Im M ittel­ renzfreie Standorte für seltene lebens­ sites w here burning has taken place punkt der Beobachtungen standen vor raumtypische Arten zu gewährleisten, species with cespitose growth form allem die für ’ den Regenerationser­ sind auf nährstoffreicheren Standorten (Nardus stricta, Molinia coerulea) folg entscheidenden Überlebenseigen­ aufwendige Plaggverfahren notwendig. sprout quickly. Terricolous lichens show schaften der Arten der Heideökosy­ Die Besiedlungsdynamik nach also a good post-fire regeneration: they steme. Brand weist auf eine hohe Variabilität renew from unburnt squamules and Neben der generativen Regenera­ möglicher Entwicklungen. Sie beruht soredia generating new populations in tio n von Calluna vulgaris aus der persi­ auf dem ökologischen Verhalten der open sites as quickly as one year after stenten Samenbank (>10000 Keiml./m2) beteiligten Arten und der Ungewißheit burning. ist deren vegetative Erneuerung nach des Brandgeschehens und macht zu­ The fire sensitive coniferous shrub dem Brand bedeutsam. Auch weitere gleich verständlich, daß Brand geeignet Juniper is the species which shows par­ lebensraumtypische, heute seltene Ar­ ist, um gegenwärtige Probleme in nord­ ticular strong signs of damage after te n (Diphasium tristachium, Scorzonera deutschen Heiden in den Griff zu be­ burning. Re-establishment of Juniperus hum ilis u.a.) können auf den offenen kommen und die Erhaltung des facet­ com m unis-heathland is limited by the konkurrenzfreien Nach-Brandstandor- tenreichen Heide-Lebensraums zu ge­ constraints of dispersal and germina­ ten aus dem Diasporenvorrat große währleisten. tion of common Juniper. However, most

102 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand of other heathland species benefit from ranen Pflanzenwelt. - Stuttgarter heaths of West Europe: manage­ burning as a result of fast colonization Beitr. Naturk. Ser. A 533,1-75. ment for conservation. - Phytocoe­ capabilities. Burning creates a variety of Bronnenhuber, R., 1993: Flechten in ge- nologia 24, 615-626. patterns in time and space where differ­ plaggten Sandheiden. Ihre ökologi­ Gimingham, C. H., 1996: Vegetational ent vital attributes and regenerative schen Ansprüche, Besiedlung und dynamics in Calluna heaths. - Verh. strategies are realized. Thus, early col­ Sukzession. Unveröff. - Diplomar­ Ges. Ökol. 25,235-240. onization of species on apparently des­ beit FB2, Universität Bremen. Gimingham, C. H., Hobbs, R. J., Mallik, troyed bare ground occurs rapidly. Buchwald, K., 1984: Zum Schutze des A. U., 1981: Community dynamics in Only complete destruction of the Gesellschaftsinventars vorindu­ relation to management of heath­ humus layer (through intensive burn­ striell geprägter Kulturlandschaften land vegetation in Scotland. - Vege­ ing) can prevent an undesired predo­ in Industriestaaten - Fallstudie Na­ tado 46, 149-155. minance of Deschampsia flexuosa after turschutzgebiet Lüneburger Heide. Graebner, P, 1925: Die Heide Nord­ nutrient accumulation and regenera­ -Phytocoenologia 12, 395-432. deutschlands und die sich anschlie­ tion from the transient seed bank. In Bruggink, M., 1993: Seed bank, germi­ ßenden Formationen in biologi­ order to maintain a long-term site for nation, and establishment of erica- scher Betrachtung. 2. Aufl. (1. Aufl. the reproduction of oligotrophic heath- ceous and gramineous species in 1901).-Leipzig (Engelmann). land-species the removal of top soils heathlands. In: Aerts, R., Heil, G. W. Grime, J. P, Hodgson, J. 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Ges. ing problems in the management of 1967: A key to Raunkiaer plant life Hannover 133,159-171. heathland in Germany. forms with revised subdivisions. - Hellwig, U., 1991b: Neues über den Ber. Geobot. Inst. ETH Stiftg. Rübel Wacholder. - Natursch. & Natur­ 8. Literatur Zürich 37, 56-73. parke 141, 10-15. Ellenberg, H., Weber, H. E., Düll, R., Hobbs, R. J., Gimingham, C. H., 1984: Aerts, R., 1989: Plant strategies and nu­ Wirth, V., Werner, W., Paulissen, D., Studies on fire in Scottish heathland trient cycling in heathland ecosys­ 1991: Zeigerwerte von Pflanzen in communities II. Post-fire vegetation tems. - Proefschrift, Rijksuniversiteit Mitteleuropa. - Scripta Geobot. 18, development.-J. Ecol. 72, 585-610. te Utrecht. 248 S. Hobbs, R. J., Mallik, A. U., Gimingham, Aerts, /?., Heil, G. W. (eds.), 1993: Heath- Ellenberg, H.jun., 1989: Eutrophierung C. H., 1984: Studies on fire in Scottish lands: Pattern and processes in a - das gravierendste Problem im Na­ heathland communities III. 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103 Müller, Vagts, Frese • Pflanzliche Regenerationsstrategien und Besiedlungsdynamik in nordwestdeutschen Calluna-Heiden nach Brand

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N.F. 1,82-94. (e-mail: [email protected])

104 NNA-Berichte 5/97

Förster, der dabei die Aufsicht führte, Feuergeschichte in nordwestdeutschen den sogenannten „Brönhammel" für seine Bemühungen ein. Calluna-Heiden unter besonderer Auf die Selbstverständlichkeit des Heidebrennens deutet auch die Angabe Berücksichtigung des Naturschutz­ von Focke (1868/69), daß „Brandheide" der volkstümliche Name für Calluna vul­ gebietes Lüneburger Heide garis ist. Peters (1862) zufolge gehörte das von Manfred Lütkepohl und Anke Stubbe* Heidebrennen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon weitgehend der 1. Zur Frage der Beteiligung von keine anderen Schafe, als so genannte Vergangenheit an: „Das Brennen der Feuer an der Entstehung von Heid-Schnucken ... gehalten, welche Heide ist ferner zu erwähnen. - Es ge­ Heiden sich lediglich von der junggewachsenen schieht, oder es geschah, um den Scha­ Heide nähren müssen. Um diese wach­ fen eine bessere Weide zu verschaffen. Verschiedene Autoren sprechen die sen zu lassen, haben sie in allen Heid- Die Schafe lieben nicht die alte holzige Vermutung aus, daß an der Entstehung Gegenden den Gebrauch, die alte Heide und vorZeiten, als noch die Heide der nordwestdeutschen Heiden natürli­ Heide anzuzünden. Dadurch aber ent­ nicht bewältigt werden konnte und sie che oder vom Menschen gelegte Feuer stehen oft, wenn das Feuer die Holzun­ zu alt und holzig wurde, brannten die beteiligt waren. So nennt Lötschert gen ergreift, in denselben gefährliche Schäfer größere Strecken ab, wonach (1969) als eine Ursache für Verhei- Brände, wovon man nicht selten un­ dann die jung auswachsende Heide in dungsprozesse „immer wieder ausbre­ angenehme Überreste findet." Auch den nächsten 3 bis 4 Jahren den Schafen chende Waldbrände". Nach Hausrath Borggreve (1875) weiß von häufigen eine sehr angenehme Weide bot. In der (1911) kann nicht ausgeschlossen wer­ Heidebränden zu berichten: „(Der Zeit danach wurde sie freilich ganz den, daß Heiden unter Mitwirkung des Schäfer) zündet ... an einem schönen schlecht, so zwar, daß der Kenner die Überlandbrennens der Steinzeitbe­ Sommertag die Haide an und läßt sie Brandheide ... auf den ersten Blick wohner entstanden sind. Meier (1874) brennen, so gut wie sie will." Differen­ herausfindet. Nur mit der Zeit erst, hält Feuer für „eins der gewöhnlichen ziertere Angaben zur Bedeutung des wenn man anfängt sie wieder zu Kulturmittel unserer Vorfahren". Tüxen Brennens im Rahmen der Heidebauern­ durchhauen, verliert sie ihr krankhaftes (1938) vertritt die Auffassung, daß wirtschaft macht Graebner (1895): „Die Aussehen. Heute freilich kommen we­ Holzeinschlag, Beweidung und Brand einzelnen Heidekrautpflanzen errei­ nige oder keine Heidebewohner in die zur Umwandlung von ursprünglichen chen ... kein hohes Alter, in späteren Verlegenheit brennen zu müssen; so Eichen-Birkenwäldern in Heide geführt Jahren zeigen sie ein geringes Wachs­ sichtbar ist die Abnahme bereits." haben. Einen Beweis für prähistorische tum, sie verkahlen und hören auf zu Die rasche Verschlechterung des Zu­ Feuer innerhalb der Heidelandschaft blühen. In diesem Zustande sind die standes der Ca//una-Heide nach einer sieht Tüxen (1967) in einer Korrosion Pflanzen für den Heidebauern und Im­ Verjüngung durch Brand wird von an­ des Humus-Ortsteins unter Hügelgrä­ ker von sehr geringem Nutzen, er zün­ deren Autoren nicht bestätigt. In der Li­ bern durch die Kalilauge, die der Holz­ det deshalb die ganze Fläche an und teratur finden sich aber Hinweise dar­ asche eines auf der Heide abgebrann­ führt so eine Verjüngung der Heide auf, daß durch Feuer zur ungünstigen ten Reisigfeuers entstammt. Auf die Be­ herbei. Das schwarze, verkohlte Feld Jahreszeit die Verjüngung von Calluna teiligung von Feuer an der Heideentste­ bedeckt sich mit jungen Pflänzchen, vulgaris verzögert werden kann. Haus­ hung weist auch eine pollenanalytische oder die alten, bis zur Erdoberfläche rath (1930) schreibt dazu: „Bei einem Untersuchung an Mooren im Natur­ verbrannten Exemplare treiben ausden Heidebrand werden in der Regel alle schutzgebiet Lüneburger Heide hin unterirdischen Teilen des Stammes oberirdischen Teile sämtlicher Pflanzen [Becker 1995). Der Anteil von Holzkoh­ neue Sprosse hervor ..." In einer spä­ vernichtet. Für das Fortbestehen der lerückständen in den Torfschichten teren Publikation (1925) berichtet Heide nach dem Brande ist die Wirkung steht vielfach in enger Wechselbezie­ Graebner, daß das Brennen von Heide der Hitze von ausschlaggebender Be­ hung zur Pollenkurve von Calluna vul­ in einem Turnus von etwa 10 Jahren er­ deutung. Manchmal läuft das Feuer mit garis. folgte und daß zuvor Buschwerk wie dem Winde nur schnell über die Heide Wacholder von der Fläche geräumt hinweg, so daß nicht einmal alle oberir­ 2. Die Bedeutung des Feuers wurde. Graebner erwähnt außerdem dischen Teile der Heidepflanzen ver­ in der Heidebauernwirtschaft die Zwischennutzung von gebrannter nichtet werden. Ganz anders ist es aber, Heide als Acker, der für ein bis zwei wenn das Feuer bei großer Trockenheit Die weite Verbreitung von Feuer als Jahre mit Buchweizen oder Hafer be­ gegen den Wind brennt, weil hier durch Maßnahme der Heideverjüngung in stellt wird und danach wieder brach­ den starken Luftzug, der bei einem Hei­ Nordwestdeutschland läßt sich anhand fällt und verheidet. debrand immer entsteht, fortwährend von Literaturquellen gut belegen. Nach Meier (1874) wurden die frü­ frischer Sauerstoff zugeführt wird. Ist Taube (1769), der 1768 eine Reise von her sehr häufigen Verjüngungsbrände Celle nach Lauenburg unternahm, be­ in den Heiden im Lüneburgischen * Für Hinweise auf Literatur danken wir richtet: „In den Heid-Gegenden werden „Bröne" genannt, und sie trugen dem Klaus-Otto Lindemann.

105 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden an der Oberfläche eine starke Humus­ schicht vorhanden, so glimmt diese oft noch tagelang nach, und auch die Hei­ dewurzeln werden vernichtet. So kann nach einem Brande die Fläche schon die nächsten Jahre üppig mit Heide bestan­ den sein, weil die Wurzeln unbeschä­ digt blieben. Anderseits können aber auch Jahre vergehen, bis sich wieder Heidebestand bildet." Auch de Sm idt (1955), der zwar Brennen im Spätwinter als Pflegemaß­ nahme empfiehlt, weist auf Nachteile von Sommerbränden hin, die meistens in einer trockenen Periode erfolgen, „so daß auch die Humusschicht mit­ verbrennt. Das bedeutet eine ernstliche Verarmung der Heide. Ein zweiter großer Nachteil der Sommerbrände liegt darin, daß dabei oft Stücke ab­ brennen, die zu einer Verjüngung noch nicht geeignet sind. Heide, die zu jung abbrennt (jünger als 10 Jahre), erfährt dadurch auch eine Verarmung." Nach Borggreve (1873) waren Hu­ musbrände, die er als „Erdfeuer" be­ zeichnet, zur Zeit der Heidebauernwirt­ schaft beabsichtigt, um den Böden ei­ nen Schub pflanzenverfügbarer Nähr­ stoffe zuzuführen. Er schätzt, daß bei solchen Humusbränden etwa das 4- bis 8fache an Nährstoffen freigesetzt wird, als bei der jährlichen Humusminerali­ sation: „... Der Leser wird nun erwar­ ten, daß auf der in ähnlicher Weise wie durch Plaggenhieb ihrer Pflanzendecke beraubten Fläche wieder massenhaft junge Heidepflanzen sich ansiedeln. Wenn er aber annimmt, daß die ge­ brannte, ähnlich wie die abgeplaggte Fläche im drittfolgenden Herbst schon wieder ein lilafarbenes Gewand trüge, so irrt er, - wenigstens in den meisten Fällen. Die durch das Brennen auf ein­ mal löslich, also für die Pflanzen-Ernäh- nehmen von der durch den Brand dis­ Schafen etc. behütet, so wird in den rung disponibel gewordenen Salze be­ ponibel gewordenen Pflanzennahrung meisten Fällen nach wenigen Jahren günstigen in der Regel zunächst das gleich den Löwen-Anteil vorweg. unsere Calluna mit ihren Trabanten das Aufkommen einiger anspruchsvollerer, Auch Salix repens schlägt nach dem verlorene Territorium langsam wieder aristocratischer Gewächse, welche in Brand k rä ftig aus und b rin g t viele Sa­ einnehmen. Das in den Gräsern verkör­ der eigentlichen Heidevegetation zwar menpflanzen; nach ... Forstdirektor perte Plus von disponiblen Nährsalzen nicht sämtlich fehlen, aber doch wenig­ Burckhardt... pflegt in manchen Haid­ wird dann nicht auf der Fläche bleiben, stens zurücktreten. Gewisse Composi- gegenden u.a. auch Arctostaphylos sondern in dem Dünger der Schafe ten und Gräser, besonders Erigeron-, uva-ursi auf frischen Brandflächen be­ mehr oder weniger schnell über ihre Senecio-, Aira*- und Festuca-Arten, je sonders stark zu wuchern ... Wie lange Umgebung verbreitet resp. in dem nach Boden und localem Vorkommen, nun die zuerst erschienenen Gewächse Fleisch und der Wolle derselben ent­ auf der Brandfläche den herrschenden führt werden. Zugleich werden die er­ Bestand bilden, hängt wieder lediglich scheinenden Heidesämlinge auch be­ * Anmerkung: Aira = Aira flexuosa, S y n ­ von der ferneren Behandlung dieser züglich des Samen- und Feuchtigkeits­ o n y m f ü r Deschampsia flexuosa ( D r a h t ­ Fläche seitens des Menschen ab. genusses allmählich immer günstiger in s c h m ie le ). Wird, wie in der Regel, dieselbe mit dem Kampfe gegen die erscheinenden

106 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

Gräser situiert sein, weil die letzteren delandschaft stark geprägt. So schreibt Durch Literaturauswertung und die von den Schafen bevorzugt und mithin deSmidt 1955: „Durch Unvorsichtigkeit Befragung von Einheimischen konnten kurz gehalten werden. Das Endresultat im Umgang mit Feuer oder durch die nachfolgend aufgeführten Brände ist mithin in der Regel ein noch aus­ Brandstiftung werden im Laufe der im Naturschutzgebiet ermittelt wer­ schließlicheres Herrschen der Haide als Sommermonate beinahe jedes Jahr den. Daneben haben sich kleinere Hei­ vor dem Brande. . weil die Fläche noch eine Anzahl von Heidebränden verur­ debrände ereignet, über die keine mehr .verarmt' d.h. ihrer disponiblen sacht." Quellen existieren. Nährsalze beraubt ist, als solche Haide­ terrains, auf welchen die Humification Tab. 1. Größere Brände im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide Ende des 19. Jahrhunderts nicht durch Feuer unterbrochen ... und im 20. Jahrhundert wurde." Jah rd es G e b ie t G rö ß e d e r A n te il v o n Q u e lle B randes B ra n d ­ 3. Der Einfluß des Feuers nach Wald, Heide flä c h e u. A ck e r dem Ende der Heidebauern­ wirtschaft 1888 nordöstlich ca. 43 ha 1 0 0 % W a ld Hanstein, U., 1997, 1 2 .5 . Schneverdingen sch riftl. Nach dem Ende der Heidebauernwirt­ 1 9 1 5 * nordwestlich c a .2 5 0 ha 1 0 0 % W a ld ? Imkenberg, K., 1911-1932 schaft wurden einige Heidegebiete als P fin g st­ von W e h le n s o n n tag Truppenübungsplätze und Schieß­ plätze umgenutzt. Dort wurde das 1917 zw ischen W esel ca. 5 0 0 ha 70 % H e id e Duve, C, 1970 8 .7 . u. U n d e lo h 2 5 % W a ld Feuer zum bestimmenden Faktor für 5 % A ck e r die Heideerhaltung (u.a. Menzel 1988, 1918 im Nordteil des ca. 9 6 0 ha 8 0 % H e id e Duve, C , 1970 Götze 1996, Ziemer 1996, Grüntjens heutigen NSG 1 5 % W a ld 1996). 5 % A ck e r Noch in den 70er Jahren des 20. Jahr­ 1918 südwestlich ca. 5 6 ha 1 0 0 % W a ld Duve,C, 1970, u. hunderts kam es nach Waldbränden H av e rb e ck Hanstein, U., 1997, schriftl. zur Entstehung von zwei größeren 1920 w estl. W ils e d e c a .3 0 0 ha 50 % W a ld Duve,C, 1970, u. Calluna-Heidegebieten. Auf einer ca. u. nördlich 50 % H e id e Menke, W., 1996, mdl. u. 1800 ha großen Brandfläche im Land­ H av e rb e ck Hanstein, U., 1997, schriftl.

kreis Lüchow-Dannenberg, auf der am 1925 im W e s tte il ca. 35 ha 1 0 0 % W a ld Duve, C, 1970 12. 8. 1975 überwiegend jüngere Kie­ 1 2 .4 . des NSG

ferndickungen den Flammen zum Op­ 1928 östl. W inter­ ca. 75 ha 1 0 0 % W a ld Duve, C , 1970, u. fergefallenwaren, breiteten sich in den 4 .5 . m o o r Hanstein, U., 1997, schriftl. Jahren danach großflächig Calluna- 1 9 3 6 * nördlich Heber ca. 2 0 ha 1 0 0 % H eid e Verein Naturschutzpark, Heiden und bodensaure Magerrasen Juni (zwischen Bock­ 1 96 6 aus. Während der überwiegende Teil h e b e ru n d des Gebietes wieder aufgeforstet W u lfs b e rg ) wurde, blieb eine ca. 400 Hektar große 1942 östlich ca. 100 ha 1 0 0 % H e id e Alvermann, C, 1997, mdl. Heidefläche im heutigen NSG Nemitzer S o m m er Schneverdingen Heide erhalten. Auf dem Standort­ 1945 nordöstlich ca. 3 6 ha 1 0 0 % W a ld Alvermann, C, 1997, mdl. übungsplatz Celle-Scheuen ist nach ei­ A p ril Schneverdingen nem Waldbrand im Jahr 1976 eine ca. 1945 südöstlich ca. 5 ha 1 0 0 % W a ld Hanstein, U., 1997, schriftl. 150 Hektar große Heidefläche entstan­ W in te rm o o r den (Ziemer mündl.), die seitdem eben­ 1947 nordwestlich ca. 30 ha 1 0 0 % W a ld Bredthauer, K., 1997, schriftl. falls als Offenlandschaft erhalten wird. 7 .5 . W e h le n

Im Naturschutzgebiet Lüneburger 1947 w estlich ca. 2 2 5 ha 7 0 % W a ld Menke, W., 1996, Heide, in dem großflächige Heidege­ 4 7 5 .5 . W ils ed e 3 0 % H eid e Alvermann, C, u. biete, die direkt aus der Heidebauern­ Hasselmann, H., 1997, mdl. u. wirtschaft hervorgegangen sind, erhal­ Hanstein, U., 1997, schriftl. ten werden, versuchte man mit der Un­ 1975 zwischen Wesel ca. 3 4 ha 5 0 % W a ld Rademacher, W., 1997, mdl. terschutzstellung Feuer zu verhindern 1 2 .8 . u. U n d e lo h 4 0 % A ck e r 1 0 % H eid e und setzte als Maßnahme zur Heide­ pflege hauptsächlich Beweidung und 1983 südwestlich ca. 10 ha 1 0 0 % H e id e Jüttner, E., 1997, mdl. 6 .9 . H av erb eck Entkusselung ein (Lütkepohl 1993). Im Zeitraum von 1924-1933 existierte mit 1996 südwestlich c a .2 5 0 ha 9 0 % H e id e eigene Erfassung 2 1 .4 . H av erb eck 1 0 % W a ld der Heidewacht ein Aufsichtsdienst im Gebiet, zu dessen wesentlichen Aufga­ Die in der Tabelle aufgeführten Brände umfassen eine Fläche von mindestens 5 ha Größe. ben die Verhinderung von Heidebrän­ M it * versehene Brände konnten nicht genau lokalisiert werden. den gehörte. Dennoch haben auch im Die Anteile von abgebranntem W ald, Heide und Acker (der Begriff steht für alle landwirt­ schaftlichen Nutzflächen) sind Schätzwerte nach Karten. Naturschutzgebiet Wildfeuer die Hei­

107 Lütkepohl/Stubbe ■ Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

Kontrolliertes Brennen wurde für das Naturschutzgebiet erstmals in ei­ nem Gutachten zum Zustand und zur Behandlung der Heideflächen im Jahre 1955 von de S m idt empfohlen: „Die Heide einmal innerhalb von 15 Jahren abzubrennen, ist eine Verjüngungs­ methode, die sich in den Niederlanden bis je tz t in der Praxis am besten bew ährt hat. Das Abbrennen muß in den M ona­ ten Februar oder März geschehen. Die Pflanze befindet sich dann noch in der Winterruhe und der Humus und die Moosschicht sind sehr feucht. Die ober­ irdischen Teile der Heide brennen ab, Humus und Moosschicht jedoch bleiben erhalten. Die alten Heidepflanzen trei­ ben im Frühling wieder aus, und zu­ gleich keimen die in der Humusschicht A bb.2. W o Calluna vulgaris keine Stockausschläge bildet, erscheinen als typische Brandfol­ befindlichen Samen, aus denen sich gepflanzen vielfach Bestände aus Rumex acetoseila (Foto: M . Lütkepohl). junge, lebensfähige Heidesträucher entwickeln. Haben sich bereits Gräser in der Heide angesiedelt, so breiten sich diese nach dem Brand zuerst aus. Nach einigen Jahren, wenn die Heide hoch genug ist, um sich behaupten zu kön­ nen, nehmen die Gräser wieder ab. Ha­ ben die Gräser einmal die Oberhand, so übt das Brennen auf die Heide keine günstige Wirkung mehr aus. Man muß dann warten, daß die Heide auf natürli­ che Weise wieder zurückkehrt." Preising berichtete 1969/70, daß das Abbrennen in den Heidenaturschutz­ gebieten Niedersachsens nicht ausge­ übt wird, und forderte, dieser Möglich­ keit der Heidepflege in Zukunft eine hohe Beachtung zu schenken. Preising betonte, „daß die Heidevegetation ... Abb.3. Besonders in den jungen verbrannten Besenheidebeständen erscheinen neben in hohem Maße eine Brandkultur ist Stockausschlägen auch zahlreiche Keim linge (Foto: A. Stubbe). und die ihr eigentümlichen Lebewesen als Art in ihren Lebensbedingungen und ihrem Verhalten darauf eingestellt s in d ...". Auch Tüxen e m p fie h lt 1973 das Brennen als Pflegemaßnahme im Na­ turschutzgebiet Lüneburger Heide und geht davon aus, daß die Gefahr für die Lebensgemeinschaften der Heide nicht überschätzt werden muß, wenn zur richtigen Zeit (Ende Februar/März) und auf nicht zu großen Flächen gebrannt w ird . Trotz der bereits seit Mitte der 50er Jahre ausgesprochenen Empfehlungen erfolgt kontrolliertes Brennen im NSG Lüneburger Heide erst seit 1993 (Lüt­ kepohl, Melbert und P rüfer 1997). Abb. 4. Junge Heide, die nach dem Feuer im April üppige Stockausschläge gebildet hat, Eine große Brandfläche, die nach ei­ konnte im Sommer schon wieder von Radnetzspinnen besiedelt werden (Foto: M. Lütke­ nem Wildfeuer im April 1996 entstan- p o h l) .

108 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

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Abb. 5. Dieser ca. 10jährige Callunabestand hat nach dem Brand im A pril kräftige Stockaus­ schläge gebildet und blühte im September bereits wieder (Foto: A. Stubbe).

Abb. 6. Junge verbrannte Birken haben in der

Vegetationsperiode nach dem Feuer kräftige

Stockausschläge gebildet (Foto: A. Stubbe).

den war, wurde genutzt, um die Rege­ neration der Vegetation gründlich zu dokumentieren.

4. Prozesse der Regeneration nach einem Wildfeuer im Jahr 1996

A m 21.4.1996 brach an einem warmen, windigen Tag ein Feuer in einem Wald südwestlich von Niederhaverbeck aus A b b . 7. Verbrannter Wacholder kann sich nicht durch Stockausschläge regenerieren. und lief in die angrenzenden Heideflä­ Vaccinium myrtillus in der Bodenvegetation ist nach dem Feuer im April sofort wieder chen. Die Trockenheit des Winters 95/96 ausgetrieben (Foto: M. Lütkepohl) und die seit Tagen herrschende warme Witterung begünstigten das rasche Ausbreiten des Feuers, welches durch den Wind in nordöstliche Richtung ge­ trieben wurde, über das Wümmemoor sprang und sich innerhalbvon vierStun- den ca. vier Kilometer bis kurz vor Niederhaverbeck fortbewegte. Dort konnte es dann aufgehalten und ge­ löschtwerden. Gut 250 ha vornehmlich Heideflä­ chen brannten bei diesem Ereignis ab. Das Feuer war relativ schnell über die Fläche gelaufen, so daß nur der oberste Zentimeter der Humusschicht ver­ brannte. Bei einer Kartierung kurz nach dem Brand zeigte sich, daß etwa 70 % Abb. 8. Die Kiefern auf einem in der Brandfläche gelegenen Kleinmoor sind dem Feuer zum des Bodenbewuchses auf der Fläche Opfer gefallen. Solche Brandereignisse könnten auch in historischerZeiteine Bedeutung für den Flammen zum Opfer gefallen war. die Offenhaltung von Kleinmooren gehabt haben (Foto: M. Lütkepohl). Besonders in dem Bereich, wo das Feuer

109 Lütkepohl/Stubbe ■ Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

kurz nach dem Ausbruch entlang lief, kürzester Zeit verbrannten und dabei von einigen Heidepflegeflächen über­ zeigte sich fast ausschließlich schwarzer eine starke Hitze entwickelten (siehe wiegend im Zustand des Absterbens. Boden. Im quer zur Ausbreitungsrich­ A bb.9). Im Herbst e rfo lg te eine erneute Kar­ tung des Brandes verlaufenden Wüm­ 80 % der Gehölze auf der Brandflä­ tierung der Brandfläche. Hierbei fand memoor hatten die Flammen fast aus­ che, die sich vor allem aus Birken, Kie­ eine Aufteilung der Fläche in kleine, vi­ schließlich die alten Grasbulten des Pfei­ fern und auch einem größeren Anteil suell voneinander unterscheidbare Un­ fengrases (M olinia caerulea) ergriffen an Wacholdern zusammensetzen, ver­ tereinheiten statt. Auf jeder dieser Flä­ und ansonsten kaum eine Schädigung brannten vollständig oder bis auf kleine chen wurden die Deckungsgrade der des Bodenbewuchses bewirkt. Im weite­ Reste. Die Gehölze an den Randberei­ V egetation geschätzt (siehe Abb. 10). ren Verlauf des Brandes war es nicht chen der Brandfläche, darunter ein al­ Die Krautschicht der Brandfläche mehr zu so großflächigen starken Schä­ ter Eichenstühbusch, waren etwas we­ hatte sich in den fünf Monaten sehr un­ digungen der Bodenvegetation wie am niger betroffen. terschiedlich entwickelt. Auf ca. 30 % Anfang gekommen, bisauf die Bereiche, Vor dem Zeitpunkt des Feuers be­ der Fläche war (wieder) ein Deckungs­ wo größere alte Wacholderhaine in fand sich die Besenheide mit Ausnahme grad von 75-100 % zu verzeichnen.

110 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

Diese Flächen lagen insbesondere im Besonders auffällig stellten sich die von jungen Calluna pflanzen nach einen feuchten Gebiet des Wümmemoores abgebrannten Heidepflegeflächen dar. Brand. und in Bereichen, die zum Ende des Diese waren innerhalb der letzten zehn Auf ca. 20 % der Brandfläche war Brandes von den Flammen erreicht Jahre entweder gemäht oder geplaggt erst recht wenig Vegetation nachge­ wurden und nicht so stark geschädigt worden und wiesen deshalb vor dem wachsen; dort zeigte sich Pflanzenbe­ waren. Auch die Randbereiche der Brand deutlich jüngere Pflanzen auf als wuchs nur auf bis zu 25 % der Boden­ Brandfläche zeigten meist schon wie­ die umgebende Heide. Hier hatte sich oberfläche. Hier konnte vor allem der der besser regenerierte Bodenvege­ die Besenheide (Calluna vulgaris) sehr Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella) tation. Auf den stark bewachsenen gut durch Stockausschläge verjüngt als typische Brandfolgepflanze, welche Flächen dominierten meist Gräser wie und blühte im September sehr kräftig. durch die freigesetzten Nährstoffe be­ Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), Zudem hatten viele Heidesamen ge­ günstigt wird, beobachtet werden. Sol­ Borstgras (Nardus stricta) und Pfei­ keimt und zeigten sich als kleine Säm­ che spärlich bewachsenen Bereiche fan­ fengras (Molinia caerulea) (siehe linge in auffälliger Dichte. Dies verdeut­ den sich in großem Umfang dort, wo Abb. 11). licht die gute Verjüngungsfähigkeit das Feuer bei seinem Ausbruch die

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Haverbecke

Abb. 11. Brandfläche Wümmeheide vom April 1996. Zustand September 1996 (Zeichnung A. Stubbe),

Dominante Pflanzenarten

[ | Calluna vulgaris Y// /\ Rumex acetosella WM Deschampsia flexuosa Vaccinium myrtillus |c?

Auf einigen wenigen Flächen dominierten zwei Pflanzenarten.In diesen Fällen wurde die augenscheinlich stärker hervortretende Art gewählt.

Vegetation total zerstört hatte, und auf die Triebe der Birke inzwischen schon schließlich des Wacholders, zeigten sich den Flächen, wo der Wacholder beim wieder durch Heidschnucken und Reh­ unverändert, da sie keine Stockaus­ Abbrennen eine starke Hitze entwickelt wild verbissen worden. Selbst an den schläge bilden. hatte. Eine Ausnahme machte ein Wa­ Ästen der alten Eichen zeigten sich Zum Vergleich der Ergebnisse cholderhain, der an einem Nordhang neue Triebe. In einem kleinen Eichen­ wurde die Ökotoptypenkartierung von lag; dort hatte sich ein bereits vor dem wäldchen mit jungen Gehölzen hatten 1992/93 des für das Naturschutzgebiet Brand vorhandener Teppich der Blau­ sich solche Bäume, die im Rahmen einer Lüneburger Heide erstellten Pflege- beere (Vaccinium myrtillus) durch Maßnahme zur Nachahmung histori­ und Entwicklungsplanes herangezo­ Stockausschlag erneuert. scher Waldnutzungsformen drei Jahre gen (siehe Abb. 12). Bisher läßt sich bei Die vorkommenden Laubgehölze vor dem Feuer auf den Stock gesetzt diesem Vergleich feststellen, daß in Be­ Birke, Eiche, Eberesche, Faulbaum und worden waren, besser durch Stockaus­ reichen, die vor dem Brandereignis von Weide hatten fast immer gute Stock­ schläge verjüngt als die übrigen Eichen. Gräsern dominiert wurden, Gräserauch ausschläge gebildet. Teilweise waren Die verbrannten Nadelgehölze, ein­ nach dem Feuer wieder den größten

112 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

Haverbecke

Abb. 12. Ökotypen auf der Brandfläche

Wümmeheide in den Jahren 1992/93, nach dem Pflege- und Entwicklungsplan Lüne­ burger Heide 1995 (leicht verändert von

A. Stubbe).

Fließgewässer Weg

\ „

GB nasse Grünlandbrache Okotoptypen NR Verlandungsröhricht HCF flechtenreiche Sandheidc NS nährstoffarmer Sumpf [K5 HCS typische Sandheide NB Flattcrbinsenried Ucr> ^ rfCP lWT> »C:>l HCS lb“S| Oif HCM Lehmheide MT Torfmoos-Rasen s HCL feuchte Sandheide MZ Moorheide $MP HCK Krähenbeeren-Sandheide MP Pfeifengras-Degenerationsstadium und sonstige Pfeifengrasbestände HCV Heidelbeer-Sandheide WQ Eichenmischbestand HCD Drahtschmielen-Sandheide WAe entwässerter Erlenbruch RN Borstgrasrasen WP Birken- u. Zitterpappel Pionierbe­ RR Silbergrasflur stand auf mineralischem Standort RT Feinschwingelrasen WK Kiefembestand RS Sandtrockenrasen Zusätze: I Kultur, Dickung, Stangenholz II Baum-, Altholz (wird bei Laubwald Flächen, auf denen die Drahtschmielen-Sandheide dominiert, sind schwarz eingefärbt. nicht ausdrücklich angegeben)

113 Lütkepohl/Stubbe • Feuergeschichte in nordwestdeutschen Calluna-Heiden

Anteil an der Vegetation einnahmen. Birkhuhns im Revier der Forstver­ Smidt, J. T de, 1954: Umfassende vege- Die verbrannten Krähenbeerenbe­ waltung der Rheinmetall Industrie tationskundliche Beschreibung des stände der Krähenbeeren-Sandheiden AG in Unterlüß. - NNA-Berichte 9/1, Naturschutzparks in der Lüneburger konnten im September 1996 nicht wie­ 56-58. Heide und einzelne Richtlinien zur dergefunden werden, während alle Hausrath, H., 1911: P flanzengeographi­ Verwaltung (unveröffentlicht). übrigen Zwergsträucher wieder ausge­ sche Wandlungen der deutschen Taube, J., 1769: Bemerkungen auf einer trieben hatten. Es bleibt abzuwarten, Landschaft. - Hannover. Reise bis Lauenburg. - Beitrag zur wie sich die Brandfläche weiter ent­ Im kenberg, K., 1911-1932: Chronik der Naturkunde des Herzogthums Lü­ w ickelt. Schule zu Wehlen, (unveröffent­ neburg, 2. Stück, 97-186. licht). Tüxen, R., 1938: Von der nordwest­ Literatur Lötschert, W., 1969: Pflanzen an Grenz­ deutschen Heide. - Natur und Volk. standorten. - Stuttgart. Bericht der Senckenbergischen Na­ Becker, K., 1995: Paläökologische Un­ Lütkepohl, M., 1993: Schutz und Erhal­ turforschenden Gesellschaft 68/6, tersuchungen zur Vegetations- und tung der Heide. Leitbilder und Me­ 253-263. Siedlungsgeschichte der zentralen thoden der Heidepflege im Wandel Tüxen, R., 1967: Die Lüneburger Heide. Lüneburger Heide. - Diss. am Fach­ des 20. Jahrhunderts am Beispiel Werden und Vergehen einer bereich Biologie, Universität Han­ des Naturschutzgebietes Lünebur­ Landschaft. - Rotenburger Schriften nover, 151 S. ger Heide. - NNA-Berichte 6/3, 26, 7-56. Borggreve, B., 1873: Über die Haide. Be­ 10-19. Tüxen, R., 1973: Zum Birken-Anflug im obachtungen und Folgerungen. - Lütkepohl, M., Melber, A., Prüfer, J., Naturschutzgebiet Lüneburger Hei­ Abh. naturwiss. Verein Bremen III, 1997: Konzeptionelle Grundlagen de. Eine pflanzensoziologische Be­ 217-250. und erste Erfahrungen mit dem Ein­ trachtung. - Mitteilungen der Flori- Borggreve, B., 1875: Haide und Wald. - satz von Feuer im Naturschutzge­ stisch-soziologischen Arbeitsge­ Berlin. biet „Lüneburger Heide". - Schrif­ meinschaft, N. F. 15/16, 203-209. Duve, C, 1970: Damals in der Heide. - tenreihe für Landschaftspflege und Verein Naturschutzpark, 1966: Naturschutz und Naturparke 58, Naturschutz: im Druck. 1909-1966. Die Geschichte des Ver­ 7-11. Menzel, K., 1988: Zur Situation des Birk­ eins Naturschutzpark in kurzen Focke, W. O., 1868/69: Die volkstümli­ wildes auf dem Truppenübungs­ Stichworten. - Naturschutz und Na- chen Pflanzennamen im Gebiete platz Bergen (Bundesforstamt Sie­ turparke41,7-10. der Unteren Weser und Ems. - bensteinhäuser). - NNA-Berichte Ziemer, K., 1996: A ktu e lle r Stand des 4. Jahresber. d. Naturwiss. Vereins zu 1/2,126-127. Birkhuhnvorkommens auf dem Bremen, 223-274. Meier, A., 1874: Die Heiden N ord­ Truppenübungsplatz Munster-Süd - Graebner, R, 1895: Studien über die deutschlands. - Aus dem Walde 5, Bundesforstamt Munster Heide. - Norddeutsche Heide. - Leipzig. 1-37. NNA-Berichte 9/1, 55. Graebner, R, 1925: Die Heide Nord­ Peters, W., 1862: Die Heideflächen deutschlands und die sich anschlie­ Norddeutschlands. - Hannover. ßenden Formationen in biologi­ Preising, E., 1969/70: Zur Erhaltung und Anschriften der Verfasser scher Betrachtung. - Die Vegetation Wiederherstellung von Heideflä­ der Erde V, 2. A uf I., Leipzig. chen im Naturschutzgebiet Lüne­ Verein Naturschutzpark e. V. Götze, D., 1996: Zur Situation des Birk­ burger Heide unter besonderer Be­ Forst- und Landschaftspflege­ huhns im Bundesforstamt Wense. - rücksichtigung des Birkenaufwuch­ verwaltung NNA-Berichte 9/1, 53-54. ses. - Niedersächsisches Landesver­ W ilsede 6 Gründjens, T, 1996: Die Situation des waltungsamt (unveröffentlicht). 29646 Bispingen

114 NNA-Berichte 5/97

sich auf den ersten Versuch kontrollier­ Zu den Auswirkungen eines ten Brennens, der am 24. Februar 1993 auf einer Sandheidefläche innerhalb kontrollierten Winterfeuers auf die des im Südwesten des Naturschutzge­ biets gelegenen Pietzmoorkomplexes Wirbellosenfauna einer Calluna- durchgeführt wurde. Es handelte sich um einen Bestand mit alter Besenheide Sandheide - erste Ergebnisse {Calluna vulgaris) und hohem Anteil der Drahtschmiele {Deschampsia fle- von Albert Melber und Johannes Prüfer1 xuosa) auf einem Mineralboden mit stark entwickelter Rohhumusschicht. Im Naturschutzgebiet Lüneburger Mitte August 1992, etwa 6 Monate vor Heide wird zur Pflege und Bewirtschaf­ dem Brandtermin, wurden Barberfal- tung der Ca//una-Sandheiden neben len des bei Melber (1987) beschriebe­ anderen Maßnahmen (Beweidung, nen Typs ausgebracht, 6 auf der etwa Plaggen, Mahd) seit 1993 auf ausge­ 0,8 ha großen zukünftigen Brandflä­ wählten Flächen auch das kontrollierte che, 6 weitere zum Vergleich in benach­ Feuer eingesetzt. Gebrannt werden Flä­ barten unbeeinflußten Ca//unabestän- chen von maximal 1-2 ha Größe ge­ den von ähnlicher Struktur. Als Fang­ wöhnlich im Spätwinter bei günstigen flüssigkeit diente Ethylenglykol mit trockenen Witterungsbedingungen Detergenz. Leerungen erfolgten bis (Lütkepohletal. 1997). Ende 1996 in halbmonatlichen, nur im In der laufenden „Pionierphase" Winter in monatlichen Abständen. des aktuellen Feuereinsatzes in der Am Versuchstag wurden unmittel­ Landschaftspflege ist es von besonderer bar vor und nach dem am Vormittag Bedeutung, daß die Versuche zum kon­ durchgeführten Brand je 4 Bodenpro­ trollierten Brennen von Untersuchun­ ben mit Pflanzendecke (jeweils 0,03 m2) gen begleitet werden, die Auswirkun­ entnommen und für 2 Wochen einer gen des Feuers insbesondere auf Vege­ Trockenextraktion nach Kempson unter­ tation und Fauna beschreiben und ver­ zogen. Die Ergebnisse zeigt Tabelle 1. gleichend bewerten. Im Verbund mit Spinnen (Araneae), Käfer (Coleó­ dem Verein Naturschutzpark und der ptera) sowie Wanzen (Heteroptera) Alfred Toepfer Akademie für Natur­ und Zikaden (Auchenorrhyncha) blie­ schutz, NNA (vormals Norddeutsche ben als Überwinterer in der Streu- oder Naturschutzakademie), sind faunisti- in der auch nach dem Brand kaum ver­ sche Begleituntersuchungen zur Reak­ änderten gefrorenen Moosschicht vom tion der primär epigäischen Wirbello­ Brennen unbeeinflußt. Die auf der Ver­ Abb. 1. Vegetationsstruktur der Untersu­ sen auf das Feuer vom Lehrgebiet Zoo- suchsfläche vorhandenen Bestände von chungsfläche vor dem Feuereinsatz (Foto logie/Entomologie der Universität Han­ Blattflöhen (Psyllina) und Fransenflüg- P rü fe r). nover initiiert worden. Sie beziehen lern (Thysanoptera) wurden durch den Brand reduziert, da sie an den Zweigen der Calluna-Pflanze bzw. in vertrockne­ ten Blüten z.T. als Larven überwintern. Die vergleichende Auswertung der Bodenfallenfänge auf der Versuchs­ und der Kontrollfläche (Tab. 2) zeigt keinen Einfluß des Brandes auf die Ge­ samtfangrate der großtaxonomischen Gruppen Laufkäfer (Carabidae), Schna­ belkerfe (Rynchota) und Spinnen (Araneae) (zu Verschiebungen in den Artenspektren s.u.).

1 Geringfügig veränderter und ergänz­ ter Auszug aus Lütkepohl, M., Melber, A. u.

P rüfer, J. (1997): Konzeptionelle Grundlagen

und erste Erfahrungen mit dem Einsatz von

Feuer im Naturschutzgebiet Lüneburger

Heide. - Schr.-R. f. Landschaftspflege und

Abb. 2. Feuereinsatz in von Rauhreif überzogener Heide (Foto Lütkepohl) Naturschutz, H. 54, im Druck.

115 Melber/Prüter • Zu den Auswirkungen eines kontrollierten Winterfeuers auf die Wirbellosenfauna einer Calluna-Sandheide

Abb.3. Struktur der Brandfläche (im Vordergrund) vier Monate Abb. 4. M it einem Fallrohr in den Grund eingelassene Boden falle nach dem Feuereinsatz (Foto Prüter). (Foto Prüter).

Durch die feuerbedingten Struktur­ xerophilen Arten aus der Gruppe der reagierten vorwiegend solche Arten, veränderungen in der Vegetation und Feldheuschrecken (A crldldae) finden die als thermo- bzw. xerophil angespro­ damit einhergehenden mikroklimati­ auf der Brandfläche erwartungsgemäß chen werden können. Deutliche Ab­ schen Änderungen ergeben sich auf der geeignetere Habitatverhältnisse. nahmen in den Fallendominanzwerten Versuchsfläche negative Abweichun­ Zu entsprechenden Ergebnissen zeigen Carabidenarten mit Bindung gen für die eher hygrophilen Arten aus führt eine Analyse von Veränderungen an Waldstandorte (Pterostichus niger, der Gruppe der Staphylinidae sowie für der Fallendominanzwerte auf der Carabus vlolaceus) bzw. mächtige Roh­ den Heideblattkäfer (Lochmea sutura- Brandfläche im Vergleich zur Kontroll- humusauflagen in Heiden (Bradycellus lis), der bei feuchtem Mikroklima be­ fläche für einzelne Laufkäferarten ruficollis, Dyschirius globosus). Ein e n t­ günstigte Vermehrungsbedingungen (Carabldae) (Tab. 3). sprechendes Bild ergibt sich für die findet. Die generell eher thermo- und Zahlenmäßig positiv auf den Brand Gruppe der W anzen (Tab. 4). Aus einer Berechnung der Ähnlichkeitswerte nach W ainsteln für die Brand- und Kon- trollfläche in den einzelnen Untersu­ chungsjahren ergibt sich, daß bei den größtenteils phytophagen Rhynchota (Zikaden und Wanzen) die durch den Brand entstandenen Unterschiede im Zuge wieder einsetzender Vegetations­ entwicklung nach ungefähr 5-7 Jahren wahrscheinlich wieder verschwunden sind, bei den vorwiegend zoophagen Laufkäfern ist ein Brandeffekt von 7-10 Jahren zu erwarten (Abb. 5). Die Ergebnisse dieser ersten Begleit­ untersuchungen zum kontrollierten Feuereinsatz im Naturschutzgebiet Lü­ neburger Heide zeigen, daß vergleichs­ weise kalte Winterfeuer in Ca//una-Hei- den weniger durch die unmittelbare Brandeinwirkung, sondern vielmehr in­ direkt durch Veränderungen der Le­ bensraumstrukturen und des Mikrokli­ mas zu kurzfristigen Veränderungen der Zoozönosen über mehrere Jahre führen. Eine Übertragung dieser Ergebnisse a uf andere B randsituationen ist nur un­ Abb. 5. Ähnlichkeitswerte nach Wainstein (Artenidentität X Dom inantenidentität) der Bo­ ter Vorbehalt möglich. Die unmittelba­ denfallenfänge dreier taxonom ischer Gruppen zwischen der ungebrannten Kontrollfläche ren Einwirkungen eines kontrollierten u n d d e r B r a n d f lä c h e . Feuereinsatzes auf die Wirbellosen-

116 Melber/Prüter • Zu den Auswirkungen eines kontrollierten Winterfeuers auf die Wirbellosenfauna einer Calluna-Sandheide

Tab. 1. Trockenextraktionsproben vor dem Brennen nach dem Brennen (nach Kempson) im gebrannten Arachnida: Araneae 375 338 Bereich vor und nach dem Brand

am selben Tag (24. 11. 1993) ge­ Rhynchota: Heteroptera u. Auchenorrhyncha(I+L) 833 915 nommen (je 4 Proben). Zahlenan­ Rhynchota: Stemorrhyncha: Psyllina (L) 158 0 gaben in Individuen/m2. I = Ima­ Thysanoptera (I+L) 143 45 g in e s; L = L a rve n Coleóptera (I+L) 675 585

Tab. 2. Gesamtfangzahlen der in Fangzeitraum VIII 1992 III. 1993 1994 1995 1996 den Bodenfallenfängen wichti­ -II. 1993 -XII. 1993 gen Arthropodengruppen im ge­

samten Untersuchungszeitraum: Coleóptera, Carabidae (I+L) K 326 1491 2592 1603 746

K = Kontrolle; B = gebrannt; dick B 220 1270 2767 2060 877 umrandet = Unterschiede mehr Coleóptera, Staphylinidae (I+L) K 259 1074 1544 1891 785 als 50 %; I = Imagines; L = Larven B 307 598 688 842 351 Rhynchota: Heteroptera und K 850 615 712 1138 856 Auchenorrhyncha (I+L) B 796 800 432 978 1252 Saltatoria. Acrididae (I+L) K 3 19 0 0 1 B 2 104 54 21 77 Arachnida: Araneae K 663 1773 1671 1652 1354 B 666 1572 1845 1460 1222 Coleóptera, Chrysomelidae K 0 0 0 20 176 Lochmaea suluralis (Thoms.) (I) B 0 0 0 1 13 K 0 0 0 156 537 (L) B 0 0 0 3 43

Tab. 3. Unterschiede in den Art n Unterschied Bodenfallendominanzwerten für ficrolestes minutulus ausgewählte Laufkäferarten (Ca- A (GOEZE) 11 rabidae) auf der Brandfläche im Syntomus foveatus (Fourcr.) 21 +++ Vergleich zur Kontrollfläche im Cicindela campestris L. 56 Jahr 1995: n = Anzahl der gefange­ Poecilus lepidus (Leske) 233 nen Individuen; + + + = Zunahme ++ 90 % und mehr; ++= Zunahme Calathus erratus(Sahlb.) 117 50-89 %; + = Zunahme 10-49 %; Amara lunicollis SCHDTE. 842 ± = Zu- oder Abnahme unter 10 %; Harpalus rufitarsis (Duft.) 189 - = Abnahme 10-49 %;-- = A b ­ Notiophilus aquaticus (L.) 40 nahme 50-89 % ; ------= A b n a h m e

9 0 % u n d m e h r Calathus melanocephalus (L.) 134 ± Poecilus versicolor (STURM) 512 Harpalus rufipes (GEER) 35

Leistus ferrugineus (L.) 36 - Pterostichus niger (ScHALL.) 32 Carahus an’ensis Hbst. 112 Bradvcellus ruficollis (STEPH.) 134

Pterostichus diligens (STURM) 43 — Carahus violaceus L. 19

Platynus obscurus (Hbst.) 194 — Dyschirius globosus (Hbst.) 368

117 Melber/Prüter • Zu den Auswirkungen eines kontrollierten Winterfeuers auf die Wirbellosenfauna einer Calluna-Sandheide

Tab. 4. Unterschiede in den Falldominanzwerten für einzelne Wanzenarten (Heteroptera) sammenhang mit sonstigen zyklischen auf der Brandfläche im Vergleich zur Kontrollfläche zwischen 1992/93 und 1994: n = Anzahl oder gerichtet ablaufenden Prozessen der gefangenen Individuen; + + + = Zunahme über 100 %; ++ = Zunahme zwischen im System verstehen zu können. 30 % und 100 %; + = Zunahme unter 30 %; - = Abnahme unter30 = Abnahme zwi­ schen 30 % und 100 %;------= Abnahme über 100 % Literatur Ökologische Gruppe Art n Unterschied Handke, K., 1997: Zur Wirbellosenfau­ Xerothermophile Bodenbewohner Thyreocoris scarabaeoides (L.) na regelmäßig gebrannter Brach­ 94 + von Sandstandorten arenarius (L.) flächen in Baden-Württemberg Geocoris grylloides (L.) 8 ++ 1983/84.-NNA-Berichte 10, im Druck. Cor anus subapterus (De G.) Lütkepohl, M., Melber, A., Prüfer, J., Sehirus luctosus M. & R. 1997: Konzeptionelle Grundlagen Xerothermophile Bewohner von Plinthisus pusillus (Scholz) 29 + und erste Erfahrungen mit dem Ein­ satz von Feuer im Naturschutzge­ Grasstandorten Acetropis carinata (H.-Sch.) biet „Lüneburger Heide". - Schrif­ Schwächer xerothermophile Trapezonotus desertus SEIDENST. 564 +++ tenreihe für Landschaftspflege und Bodenbewohner des Callunetums Macrodema micropterum (CURT.) 34 + Naturschutz, im Druck. Mesophile Bodenbewohner des Scolopostethus decoratus (Haiin) 14 Lunau, K., Rupp, L., 1988: A u sw irkun­ Callunetums gen des Abflämmens von Wein­ Schwach xerophile Krautschicht- Nabis pseudoferus Rem. bergböschungen im Kaiserstuhl auf die Fauna. - Veröff. Naturschutz bewohner von Grasstandorten Trigonotylus caelestialium (Kirk.) Landschaftspflege Bad.-Württ. 63, Schwach hygrophilc Coranus woodroffei Putshk. 53 + 69-116. Bodenbewohner des Callunetums Melber, A., 1987: Eine verbesserte Schwach hygrophile, euryöke parvula (Fall.) 2123 - Bodenfalle. - Abh. Naturw. Ver. Moosbewohner Ceratocombus coleoptratus (ZETT.) 39 - Bremen 40, 331-332. Schwach hygrophile, euryöke sabulosus (Schill.) 351 — Puschnig, M., Schettler-Wiegel, J., 1987: Untersuchung über den Einfluß des Bodenbewohner Mymedobia coleoptrata (Fall.) 147 -- kontrollierten Brennens auf die in Schwach hygrophile Kraut- Nabis férus (L.) der Vegetationsschicht überwin­ schichtbewohner von Grasstand- ternde Makrofauna im Neustädter orten Moor/Kreis Diepholz. - Universität Stärker hygrophile Acalypta nigrina (FALL.) 147 - Bremen, Fachbereich 2 (Biologie: Moosbewohner Ökologie), 89 S. + App. Webb, N. R., 1997: Effects of fires on Bewohner der Zwergslrauch- Orthotvlus ericetorum (Fall.) heathland communities: experien- Schicht des Callunetums Nabis ericetorum Sciioltz 8 - ces from Southern England. - NNA- Berichte 10, im Druck. fauna sind in hohem Maße von Zeit­ chungen zu unmittelbaren Konsequen­ Anschriften der Verfasser punkt und Intensität des Feuers ab­ zen eines Feuereinsatzesfürdie W irbel­ hängig. losenfauna sind daher erwartungsge­ Dr. A lb e rt M elber Die am und im Boden erzielten Tem­ mäß nicht einheitlich (u.a. Handke - Entomologie - Fachbereich Biologie peraturen hängen ihrerseits vor allem 1997, Lunau und Rupp 1988, Puschnig der Universität Hannover von der angewandten Technik, der und Schettler-Wiegel 1987). Herrenhäuser Straße 2 Witterung, vom Feuchtigkeitsgehalt Für eine grundlegende Beurteilung 30419 Hannover und der Struktur der Vegetation sowie des Feuereinflusses auf Zoozönosen in von der Beschaffenheit des jeweiligen von hoher Dynamik geprägten Ökosy­ Dr. Johannes Prüter Bodentyps ab (W ebb 1997). Die Ergeb­ stemen sind längerfristige Begleitun­ Alfred Toepfer Akademie nisse bisher vorliegender in der Regel tersuchungen unerläßlich, um bewußt für Naturschutz kurzfristig vorgenommener Untersu­ hervorgerufene Veränderungen in Zu­ Hof Möhr • 29640 Schneverdingen

118 NNA-Berichte 5/97

Flächen, die durch kontrolliert gelegte Vegetationskundliche Untersuchungen Brände (die Flächen 1-3), und zwei Flächen, die infolge von Unfällen (sog. auf Heide-Brandflächen im Naturschutz­ „Spontanbrände") entstanden sind (Fläche 4 und 5). gebiet „Lüneburger Heide" im Hinblick Die Flächen 1 und 3 wurden im Fe­ bruar 1995 gebrannt und sind ca. 1 bzw. auf Brand als Pflegemaßnahme 0,7 ha groß. Fläche 2 wurde im März 1996 gebrannt und umfaßt ca. 200 m2. von Anke Mirsch Der Spontanbrand der Fläche 4 ereig­ nete sich im August 1986, der von Flä­ Die weitläufigen Ca//una-Heiden des Spätwinter in der Regel von Januar bis che 5 im August 1989. Die Flächen ha­ Naturschutzgebietes „Lüneburger Hei­ Ende Februar. Waren die Wetterbedin- ben eine Größe von 8 bzw. 0,2 ha. Abbil­ de" sind vielen Menschen ein Begriff, gungenfürBrändebisdahin ungünstig, dung 1 zeigt die Lage der Brandflächen entweder durch eigene Besuche oder so darf auch bis Mitte März gebrannt innerhalb des Naturschutzgebietes. vom Hörensagen. Wenn im Spätsom­ werden. Spätere Termine wurden zum mer die Besenheide (Calluna vulgaris) Schutze der Fauna von den zuständigen Methoden blüht, kommen jährlich Tausende von Behörden des Landes Niedersachsen Menschen, um die eigentümliche Ro­ bisher nicht genehmigt. In Schottland Altersstruktur von Calluna vulgaris mantik der Heide zu erleben. Für den sind vergleichsweise Brandmaßnah­ immer wiederkehrenden Erholungssu­ men vom 1.10. bis zum 15. 4. / ~ 30. 4. Bei dem Einsatz von Brandpflegemaß­ chenden mag die weitläufige Land­ zugelassen (Gimingham 1972). nahmen zur Verjüngung von Calluna- schaft dann ein Ort sein, an dem die Zeit Der Einsatz von Brand als Pflege­ Beständen spielt die Altersstruktur eine stehenzubleiben scheint, doch haben maßnahme gilt neben anderen Maß­ wichtige Rolle. Je nachdem, in welchem die Calluna-Heiden im Naturschutzge­ nahmen (Plaggen, Beweidung) im Na­ Alterstadium gebrannt wird, kann mit biet (NSG) in den letzten 2 Jahrzehnten turschutzgebiet „Lüneburger Heide" einer verstärkt generativen oder vege­ zunehmend ihr Gesicht verändert. Wo als ein Beitrag zum Erhalt des für diese tativen Regeneration Callunas gerech­ vorher Besenheide dominierend war, Region typischen Vegetationsbildes mit net werden. hat sich im Laufe der Jahre immer stär­ all ihren Ausprägungen. Dabei sollen Für die nach dem Brand einsetzende ker die Drahtschmiele (Deschampsia Brandeinsätze zu folgender Entwick­ Entwicklung ist dies von entscheiden­ flexuosa) behauptet. Viele Heide-Be­ lung beitragen: der Bedeutung. Die generative Verjün­ stände sind überaltert und mosaikartig ■ Verjüngung der Ca//una-Bestände gung beinhaltet gleichzeitig auch eine mit dem Gras durchsetzt. Teilweise do­ ■ Rückführung zu einer Vielfältigkeit genetische Verjüngung, so daß im alten miniert die Drahtschmiele vollständig. an Heiden verschiedener Stadien Bestand ein Pionierstadium aufgebaut Pionierstadien der Ca//una-Heide kom­ ■ Wiedererlangung dervollen Vitalität wird. Jedoch dauert es um so länger, bis men dagegen relativ selten im Natur­ und Konkurrenzfähigkeit von Calluna eine geschlossene Pflanzendecke er­ schutzgebiet vor. vulgaris reicht ist und die Konkurrenzfähigkeit Während die Beweidung durch ■ Austrag von Biomasse zur Schaffung gegenüber unerwünschten Arten her­ Schafe seit der Gründung des Natur­ nährstoffarmer Situationen abgesetzt ist. schutzgebietes 1921 bis zum heutigen ■ Erhalt und Neuetablierung nitrophi- Um eine genaue Angabe zum Al­ Tage zur Verjüngung der Ca//una-Heide ler Arten tersdurchschnitt der Heidebestände beiträgt, konnten sich weitere Bewirt­ ■ Dezimierung der dicken Streu- und machen zu können, wurde die Alters­ schaftungsformen wie Plaggen und Moosauflageschichten struktur von Calluna vulgaris bei den Mähen nur noch bis Anfang der 40er Neben den kontrollierten Bränden Flächen 1-5 auf den Brandflächen er­ Jahre halten. Seit Mitte der 80er Jahre kommt es im Naturschutzgebiet immer mittelt. Dafür wurden jeweils zufällig greift man wieder auf diese Methoden wieder zu sogenannten „Spontanbrän­ verteilt 25 Heidesträucher entnommen, zurück, um gegen die Überalterung der den", die aufgrund von Fahrlässigkeit von deren Basis Querschnitte angefer­ Heiden anzugehen. Das Plaggen und oder Unfällen geschehen. Die Brände tig t und unter dem Binokular die Jah­ Mähen wird nun allerdings maschinell finden in der Regel in der wärmeren resringe gezählt wurden. Bei älteren durchgeführt. Da diese Anwendungs­ Jahreszeit statt (fortgeschrittenes Früh­ Pflanzen (15 Jahre und älter) ist die Er­ formen aber relativ teuer und im teil­ jahr bis Herbst). Diese Brandflächen bie­ fassung der ersten zwei Jahre unsicher, weise unebenen Gelände nicht immer ten einen interessanten Vergleich zu so daß mit einer Altersdifferenz von ideal einzusetzen sind, hat man die An­ den kontrollierten Winter-Brandflä- zwei Jahren gerechnet werden muß wendung von Brand als weiteres Ele­ chen im Hinblick auf die nach dem (siehe auch Muhle und Rührig 1979). ment der historischen Bewirtschaf­ Brand einsetzende Entwicklung. tungsformen wieder aufgenommen. Frequenzuntersuchungen Seit 1993 wurde und wird im Natur­ Die Untersuchungsflächen schutzgebiet nun kleinflächig kontrol­ Auf den Brandflächen 1, 2 und 3 wur­ liert gebrannt. Brandmaßnahmen er­ Im folgenden werden beispielhaft fünf den Frequenzuntersuchungen nach folgen im NSG „Lüneburger Heide" im Brandflächen vorgestellt, darunter drei Foregeard (1990) durchgeführt. Dabei

119 Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide

Quadratmeter auf die Pflanzendecke des Transekts gelegt. Die einzelnen Ar­ ten wurden innerhalb des Rasters er­ faßt. Die Aufnahmen erfolgten für das Transekt jeweils im April, Juni und Sep­ tember 1995.

Keimungsversuche

Um eventuelle positive Auswirkungen von Brandpflegemaßnahmen auf die Keimungsfähigkeit von Calluna-Samen festzustellen, wurden der Fläche 2 nach dem B randterm in am 13. 3. 1995 Bo­ denproben für Keimungsversuche entnommen. Dabei wurden jeweils 10 Proben gleicher Größenordnung der verbrannten und ungebrannten Roh­ humusauflage entnommen. Die jewei­ ligen 10 Proben wurden zu einer Misch­ probe zusammengefaßt und unter defi­ nierten Bedingungen zum Auskeimen gebracht.

Vegetationskundliche Erfassung

Auf den Flächen 1-5 wurden Vegeta­ tionsaufnahmen nach Londo (1975) durchgeführt. Die Aufnahmen erfolg­ ten innerhalb der Flächen zufällig ver­ teilt im August und September 1995. Die Aufnahmengröße beträgt immer 2 m 2. In der Regel w erden fü r Z w erg­ strauchheiden Aufnahmegrößen von 5-10 m 2 (Dierßen 1990) oder sogar 10-25 m 2 (Dierschke 1994) vorgeschla­ gen. Sollen jedoch möglichst genau die Moos- und Flechtenbestände erfaßt werden, sind kleinere Aufnahmeflä­ chen und eine feiner abgestufte Skala alsfürZwergstrauchheiden nötig (Bark- m an 1973). So gibt z.B. Dierßen (1990) für reine Kryptogamengesellschaften eine Aufnahmegröße von < 0,1-1 m2 Abb. 1. Lage der Untersuchungsflächen 1-5 im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide", an. Bei größeren Aufnahmeflächen ge­ M aßstab 1:50000 (Nieders. Landesverwaltungsam t - Landesvermessung). staltet sich eine Abschätzung des Dek- kungsgrades für die einzelnen Arten schwierig, da die Kryptogamen häufig wurde die relative Frequenz (RF), aus­ Frequenz die reale Häufigkeit einer Art ineinander verzahnt wachsen und dann gedrückt in %, für einzelne Arten er­ (oder Arten) dar. nicht mehr genau erfaßt werden kön­ m itte lt. Für die Frequenzuntersuchungen nen. Die A nw endung der RF eignet sich wurden auf den Flächen jeweils 2-3 M it einer Aufnahmefläche von 2 m2 besonders dann, wenn die Frequenz Transekte mit einer Größe von 5-20 m2 wurde ein Kompromiß zwischen der mehrerer Arten innerhalb eines Tran- abgesteckt. Für die Flächen 1-3 sollen Aufnahmegröße für Zwergstrauchhei­ sekts oder die gleiche Art innerhalb ver­ hier beispielhaft nur die Ergebnisse von den und Kryptogamengesellschaften schiedener Transekte miteinander ver­ Fläche 1, Transekt 1 vorgestellt werden, nach Dierßen (1990) eingegangen. (Bei­ glichen werden sollen. Sie gibt Hinweis da die Ergebnisse der drei Flächen ähn­ spielhaft wird nur für Fläche 3 eine Ve­ darauf, obeine Artan Deckung zu-oder lich ausfallen. Ein 1 m2 großer Holz­ getationstabelle abgebildet). abgenommen hat, jedoch nicht wieviel. rahmen, der in 10 cm2 große Subplots Die Nomenklatur der Phaneroga- Im Gegensatz dazu stellt die absolute unterteilt ist, wurde Quadratmeter für men rich te t sich nach Ellenberg (1992),

120 Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide

die der Moose nach Frahm und Frey Tab. 1. Altersverteilung von Calluna vulgaris auf den Untersuchungsflächen 1-5 (1983) und die der Flechten folgt Wirth (1995). Fläche P robenzahl Durchschnittsalter Altersspanne I und 2 72 14 8 - 22 Jahre Ergebnisse 3 30 11 9-15 Jahre 4 29 8 6-13 Jahre Altersstruktur 5 25 6 5 - 8 Jahre

Da die Flächen 1 und 2 in einem einheit­ Hitzestreß w irkt sich dabei auf die Sa­ mit relativ wenig Drahtschmielen- und lichen Bestand dicht beieinander lie­ men stimulierend aus (Ellenberg 1986). Moosanteilen konnten sich größere Be­ gen, wurde das Ergebnis der Alterstruk- Neben Calluna haben sich auch zahlrei­ stände an Keimlingen etablieren. tu rfü r beide Flächen zusammengefaßt. che andere Arten regenerieren können, Mit einer Altersspanne von 6-13 Insgesamt konnte eine Altersspanne darunter Deschampsia flexuosa, Vacci- Jahren kann der Calluna-Bestand der von 8 bis 22 Jahre für Calluna ermittelt nium myrtillus, und Moose, darunter ty­ Fläche 4 der Pionier- und Aufbauphase werden. Damit weisen sie den ältesten pische Arten alter Heide-Bestände wie zugeordnet werden. Der Bestand ist do­ Calluna-Bestand der Untersuchungsflä­ Leucobryum glaucum, Pleurozium minant und mit nur sehr geringen Dek- chen auf (Tab. 1). Auf beiden Flächen schreberi, Hypnum jutlandicum und kungen von Deschampsia und den typi­ war es äußerst schwierig, eindeutige Dicranum scoparium. Wo diese Arten schen Moosen alter Ca//una-Heiden. Mutterpflanzen für die Altersermitt­ den Boden lückenlos bedeckten, fand Fläche 5 besitzt mit 5-8 Jahre alten lung auszugraben, weil der Boden mit keine generative Verjüngung statt. Heidekräutern den jüngsten Bestand, einem einzigen dichten Wurzelgeflecht Auf Fläche 2 verlief die vegetative der dem Pionierstadium zugeordnet durchzogen war. Mit hoher Wahr­ Verjüngung der Besenheide positiv. Im werden kann. Auf dieser Fläche ist scheinlichkeit wurden daher auch Toch­ Gegensatz zur Fläche 1 liefen auf Fläche Deschampsia stärker vertreten als auf terpflanzen auf ihr Alter bestimmt, die 2 jedoch nur wenige Keimlinge auf. Fläche 4, doch fallen die Deckungen re­ aus Adventivbewurzelung hervorge­ Nach dem Brandeinsatz lag dem Boden lativ gering aus. Auf beiden Sommer­ gangen sind. Dies kann als ein Hinweis noch eine dichte Streuschicht auf, die brandflächen kommen relativ junge auf das fortgeschrittene Alter des Be­ sich aufgrund von Lichtentzug und Be­ Heidekräuter vor, so daß nach den Brän­ standes angesehen werden. Nach Barc- deckung des Mineralbodens negativ den 1986 (Fläche 4) bzw. 1989 (Fläche 5) lay-Estrup (1971) kann der Bestand dem auf die Keimungsprozesse ausgewirkt neben einer vegetativen Regeneration Alter nach sowohl der Aufbau- und Rei­ haben mag. Häufig kommt es jedoch zu auch zahlreiche Keimlinge aufgelaufen fephase (7-13 bzw. 12-28 Jahre) als einer Verzögerung der Keimung bis sein müssen, diesich während ihrer wei­ auch der Degenerationsphase (16-29 zum Frühling oder Sommer des auf den teren Entwicklung erfolgreich etablie­ Jahre) zugeordnet werden. Typisch für Brandeinsatz folgenden Jahres (Gi­ ren konnten. Eine Etablierung von die Aufbau- und Reifephase ist eine mingham 1972). Im Februar '97 konn­ Keimlingen setzt jedoch voraus, daß stark vegetativ ablaufende Regenera­ ten verstärkt aufgelaufene Keimlinge der Konkurrenzdruck durch weitere tion nach Brand (Hobbs und Giming- registriert werden. Verlief 1996 die Re­ Phanerogamen oder pleurokarpe ham 1984), wie sie auf beiden Untersu­ generation der Phanerogamen und der Moose von Anfang an relativ gering ge­ chungsflächen beobachtet werden Moose noch sehr verhalten, so hatte bis wesen sein muß. Hätten sich andere Ar­ konnte. Ebenso liefen auf Fläche 1 zahl­ Februar 1997 die Deckung der Draht­ ten ebenso erfolgreich entwickeln reiche Keimlinge auf. Eine stark genera­ schmiele, der Blaubeere und der schon können, wäre ein Bestand mit einem tiv verlaufende Verjüngung nach Brand unter Fläche 1 genannten Moose ge­ hohen Anteil an genetisch verjüngten findet überwiegend in Beständen, die genüber dem letzten Jahr deutlich zu­ Heidekräutern unwahrscheinlich. der Degenerationsphase zugeordnet genommen. Wie die Beobachtungen auf den werden können, statt (Hobbs et al. Die Brandfläche 3 weist eine Alters­ Winterbrandflächen 1-3 zeigen, ist das 1984). Der Grund hierfür liegt darin, spanne von 9 bis 15 Jahren auf (Tab. 1). Potential zu einer umfangreichen Ver­ daß sich in alten Beständen aufgrund Innerhalb des Lebenszyklus von Calluna jüngung, sowohl vegetativer als auch der hohen Samenproduktion Callunas umfaßt diese Zeitspanne die Aufbau- generativer Art, in altersmäßig fortge­ (Bruggink 1993) und der relativ langle­ und die frühe Reifephase. Wie schon schrittenen Calluna-Beständen gene­ bigen Samen (Gimingham 1972) über bei den Flächen 1 und 2 konnte auch rell gewährleistet. Ob sich Calluna- die Jahre eine permanente Samenbank hier eine für diese Altersspanne posi­ Keimlinge oder Neuaustriebe zu eta­ aufbauen kann, die fast vollständig in tive, vegetative Regeneration vermerkt blieren vermögen, ist allerdings in ho­ der Streu und Humusauflage vertreten werden. Jedoch wurde sie fast überall hem Maße von dem Zustand nach dem ist (Engel 1988). Je nach Vitabilität und auf der gesamten Fläche durch den ho­ Brandeinsatz abhängig. Profitieren Entwicklungsphase eines Calluna-Be­ hen Anteil an Drahtschmiele, Baum­ auch eher unerwünschte Arten von standes kann dabei von bis zu 500000 jungwuchs und den sich wie bei Fläche 1 dem Brandeinsatz, so kann die Verjün­ Samen pro m2 ausgegangen werden schnell regenerierenden pleurokarpen gung von Calluna beeinträchtigt oder (Miller 1979). Wird der Mineralboden Moosen beeinträchtigt oder sogar voll­ sogar unterdrückt werden. freigelegt, z. B. durch Brand, so kann es ständig unterdrückt. Diese Entwicklung bei guten Lichtbedingungen zur Kei­ war besonders für die Ca//una-Keim- mung kommen (Bruggink 1993). Der linge zu beobachten. Nur in Bereichen

121 Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide"

Frequenzuntersuchungen dicht auf und sind somit gut gegenüber den Flächen 1-3 oberirdisch verbrannte Bränden geschützt. Eine vegetative Re­ Pflanzen beobachtet werden, doch In die A usw ertung m it einbezogen w u r­ generation istdaherschnell möglich. kam es aufgrund der unterirdischen, ve­ den bei den Phanerogamen und den Die Heidel- oder Blaubeere ist auf getativen Verbreitung (Pfadenhauer Moosen nur die im Transekt dominan­ den von mir untersuchten Flächen ins­ 1993) im Verlauf der Vegetationspe­ ten A rten. Bei den Flechten w urde gesamt relativ stark vertreten. Beson­ riode zum Neuaustrieb. M a llik und keine weitere Spezifizierung vorge­ dersauf den Flächen 1 und 2 nordöstlich G im ingham (1983) konnten feststellen, nommen, da die einzelnen Arten zum des W ilseder Berges tr it t sie zahlreich in daß in den ersten 2-3 Jahren nach ei­ Zeitpunkt der Untersuchung teilweise Erscheinung. Tüxen (1973) erklärt ihr nem Brand die Gruppe der Geophyten in sehr geringer Frequenz auftraten. verm ehrtes A u ftre te n als Folgeerschei­ mit ihren Rhizomen besonders schnell Das Transekt stellt den Entw icklungs­ nung degenerierter Heiden. Er spricht die neue Situation für sich nutzen kön­ verlauf dereinzelnen Arten bzw. Arten­ in diesem Zusammenhang von einer ei­ nen. Es kann dann zu einer starken Aus­ gruppen (Moose oder Flechten) für die genständigen „Heidelbeerphase", der breitung kommen, die die Entwicklung M onate A pril (1), Juni (2) und Septem­ in erster Linie durch die Beseitigung des Callunas b ehindert (Hobbs und G im ing­ ber (3) des Jahres 1995 dar. Rohhumus entgegenzuw irken ist. A n ­ ham 1984). Vorstellbar wäre eine Behin­ Die RF der Phanerogamen ve rlie f fü r dererseits ist Vaccinium myrtillus auch derung der generativen Regeneration die einzelnen Arten folgendermaßen: lokalklimatisch bedingt in großen Be­ durch Lichtentzug und eine Versiege­ ständen im Genisto anglicae-Callune- lung des Bodens. Calluna vulgaris tum vorzufinden (P ott 1995), so auf Ähnlich wie Vaccinium ist auch die 47,2 % (1 )-6 2 ,9 % (2 )-6 5 ,6 % (3) nordexponierten Hanglagen und an­ Krähenbeere (Empetrum nigrum) rela­ Calluna-Keim linge lehmigen Böden. Zu Beginn der Unter­ tiv stark im großflächigen Heidebe­ 0,5 %-8,15 %-19,65 % suchung im April 1995 konnten auf stand nordöstlich des Wilseder Berges Deschampsla flexuosa 84,85 % - 91 % -80,75 % Calluna vulgaris Calluna-Keimlinge Vaccinium m yrtlllus 36,45 % -4 1 ,2 5 % -4 2 ,6 5 % Empetrum nlgrum 1 1 11 % -13,4% -7,7 %

Die im Zusammenhang mit der Al­ 2 I 2 tersstruktur schon angesprochene um­ fangreiche Verjüngung der Besenheide • - • drückt sich auch in dem Anstieg des RF- ¡ . - 3 3 Wertes von insgesamt 28,6 % zwischen April und September aus, wobei die Zunahme der relativen Frequenz einer Deschampsia flexuosa Vaccinium myrtillus deutlichen Deckungszunahme im Transekt entspricht (Abb. 2). Besonders markant ist der Zuwachs der RF für die 1 1 Ca//una-Keimlinge von 0,5 a u f 19,65 %, also eine Zunahme um das 39fache! Die W erte fü r Calluna und die Keimlinge 2 zeigen, wie gut sich die Heide nach dem 2 Brandeinsatz zu regenerieren vermag. Die RF-Werte für Deschampsla flexuosa und Vaccinium myrtillus deuten eben­ 3 3 falls auf gute Regenerationsmöglich­ keiten nach dem Brand hin. Die Draht­ schmiele ist im Vergleich jedoch we­ Empetrum nigrum sentlich stärker präsent. Die Zunahme Deschampsias nach einem Brand läßt sich vermutlich auf das erhöhte Nähr­ stoffaufkommen der durch das Feuer freigesetzten Mineralien zurückführen {D lem ont und H ell 1984, M uhle und Röhrlg 1979, G im ingham 1972). M a llik und G im ingham (1983) weisen auch auf den besonderen Vorteil der Gräser all­ gemein als Hemikryptophyten hin: die Abb. 2. Der Entwicklungsverlauf von Calluna vulgaris, Calluna-Keimlingen, Deschampsia Wachstumszentren liegen dem Boden flexuosa, Vaccinium m yrtillus und Empetrum nigrum im April, Juni und Septem ber 1995.

122 Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide

vertreten. Nach Pott und Hüppe (1991) Moose insgesamt Dicranum scoparium befindet sich Empetrum innerhalb des Genisto-Callunetum in Ausbreitung. .": V ür ~W% M. Gründe für ihre Zunahme liegen in ei­ 1 nem komplexen Zusammenspiel meh­ rerer Faktoren (siehe Dierßen 1993, El­ .'•*> _ i ' :;r,. - '1

lenberg 1986, Lache 1976, Pott 1995, 2 Pott und Hüppe 1991). Bisher wurde sie aber nicht als eine typische Art überal­ ÍL;..-3r^: .*• [} ÜL -fh.!: • *=“ ü ..••• • ‘ # jp terter Calluna-Flächen aufgefaßt. Viel­ .h- V.•-^•Én-T.LrjHr- : ■■ ÆÆ 3 mehr bringt sie einen weiteren gesell- schaftsbildenen Aspekt ein, indem sie alle Bedingungen als Differentialart ei­ Hypnum jutlandicum Pleurozium schreberi ner geographischen Rasse erfüllt (Pott 1995). Die RF-Werte von Empetrum ni- grum fallen im Gegensatz zu den bisher besprochenen Phanerogamen relativ niedrig aus. Vergleichsweise zu Vacci- nium und Deschampsia wurde die Krä­ henbeere vom Feuer stärker beein­ trächtigt. Hansen (1964/65) und Holst- Jprgensen (1993) fanden nach Brand­ einsätzen sogar nur noch wenige über­ lebende Individuen vor. Zu solch star­ Abb. 3. Die Entwicklungsverläufe im Transekt 1 für die Moose insgesamt sowie für die ein­ ken Verlusten kam es bei den Brand­ zelnen Arten Dicranum scoparium, Hypnum jutlandicum und Pleurozium schreberi, 1995. einsätzen auf Fläche 1 und 2 glückli­ cherweise nicht. Eine Dezimierung ei­ Pleurozium schreberi, Hypnum ju tla n ­ dium mit typischer Pionierbesiedelung nes speziell in diesem Gebiet typischen dicum und Leucobryum glaucum treten wird, zumindestens was die Moosflora Artenvorkommens würde den weite­ als Charakterarten des Vereins auf (Da­ anbelangt, daher kritisch. ren Einsatz von Brandmaßnahmen in niels et al. 1993). Dicranum scoparium Ebenso wie bei den Moosen konnte diesem Gebiet bedenklich machen. gilt als typischer Begleiter des Vereins. auch für die Flechten eine schnelle Re­ Ebenso wie bei den Phanerogamen Die Regeneration erfolgt durch den generationsfähigkeit registriert wer­ konnte auch für die Moose auf allen Austrieb alter, unvollständig verbrann­ den. Diese Beobachtung beschränkt drei Winterbrandflächen eine schnelle ter Moospolster oder durch Bildung sich allerdings auf die Flächen 1 und 3. Regenerationskapazität registriert wer­ neuer Moosinitialen. Die erneute Domi­ Für beide Flächen lag der Brandeinsatz den. Für das hier beispielhaft vorge­ nanzstellung von Moosen der Degene­ zum Untersuchungsbeginn 1995 schon stellte Transekt auf Fläche 1 ergaben rationsphase führt nicht nur innerhalb ein Jahr zurück, während auf der Fläche sich bei den Moosen folgende RF- der Kryptogamenvegetation zu einer 2 der Brand im selben Jahr wie die Un­ Werte: raschen Rekonstruktion der ursprüngli­ tersuchungen stattfand. Für das Tran­ chen Vegetationsstruktur, sondern sekt 1 auf Fläche 1 ergaben sich für die Moose insgesamt setzt durch deren Schnellwüchsigkeit Flechten folgende RF-Werte: 21,9%-23%-41,35% auch die Einwanderungsmöglichkeiten 0,5 % - 8,15 % -19,65% Dicranum scoparium und Etablierungschancen potentieller Die deutliche Zunahme der RF be­ 14,75%-11,7%-32,3% Pioniermoose wie z.B. Polytrichum-Ar­ ruht in erster Linie auf einer raschen Hypnum jutlandicum ten herunter. Die Rückführung eines Neubildung von Grundschuppen (Abb. 9,7%-6,5%-7,85% Calluna-Bestandes in ein jüngeres Sta- 4). Es konnte aber auch eine Regenera­ Pleurozium schreberi tion aus vom Feuer verschont gebliebe­ 2,8 % - 2,3 % - 2,5 % Flechten nen Podetienresten beobachtet wer­ den. Trotz der relativ schnell einsetzen­ Mit einer beinahe Verdoppelung den Bildung neuer Grundschuppen des RF-Wertes für die Moose insgesamt 1 muß natürlich gesehen werden, daß es wird deutlich, daß sich die Moose bis zur Existenz flächendeckender schnell vom Brand erholen konnten Flechtenbestände noch ein langer Weg (Abb. 3). Das Artenspektrum ist be­ ist. Die Voraussetzungen für eine derart schränkt auf die schon vor dem Brand gerichtete Entwicklung waren zum vorliegenden Moose. Es handelt sich Zeitpunkt der Untersuchung positiv (re­ dabei in erster Linie um typische Vertre­ lativ vegetationsfreier Boden und da­ ter überalterter Calluna-Bestände, die durch gute Lichtbedingungen), können dem artenarmen Hypnum-Pleurozium ten im Transekt 1, ein Jahr nach dem Brand sich aber durch die Deckungszunahme schreberi-Ve rein zuzuordnen sind. (1 9 9 5 ). weiterer Arten verschlechtern. Dennso-

123 Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide w o h l Moose als auch Gräser breiten sich Ellenberg 1986, Glm lngham 1972, schiede eingestellt haben. Ganz im nach einem Brand schnell aus (Hobbs et W h ltta ke r und Gimingham 1962). O p ti­ Gegenteil. Sämtliche Arten, die auf den al. 1984) und begrenzen dadurch den male Temperaturen für eine Stimula­ Winterbrandflächen Vorkommen, sind Lichteinfall auf dem Boden. Gerade ge­ tion liegen bei 40-160°C bei kurzer auch im ungebrannten Bereich vor­ genüber Deschampsia flexuosa besit­ Einwirkungszeit vor (W h itta ke r und handen. Das tr if ft sowohl fü rd ie Phane- zen Flechten nur eine geringe Konkur­ G im ingham 1962). Kayll (1966) konnte rogamen als auch für die Kryptogamen renzkraft (Ellenberg 1986). Ä hnlich w ie bei einem Heidebrand für die Auflage­ zu. bei den Moosen stellt sich auch bei den schicht Temperaturen zwischen 300 Auf den Sommerbrandflächen er­ Flechten die Frage nach dem Arten­ und 500°C feststellen. Da Temperatu­ gibt sich eine andere Situation. Als typi­ spektrum. Aufgrund der Überalterung ren ab 200°C als lethal fü r Calluna- sche Art der Degenerationsphase tritt der Bestände mit einhergehender Ver­ Samen angegeben werden, hat die Auf­ nur Deschampsia auf. Eine Ausprägung grasung beschränkt sich das Artenspek­ lageschicht als Hitzedämmschicht die des Hypnum-Pleurozium schreberi-Ver- trum auf einige wenige Arten. Zumeist Samen vor zu hohen Temperaturen ge­ eins entfällt. Als einzige Arten des Cla­ handelt es sich dabei um Strauchflech­ schützt. Dabei reicht schon eine dünne dina portentosa-Vereins ist Cladonia ten w ie Cladonia portentosa und Clado- Streuschicht als Schutz aus (Gim ingham portentosa einm alig a u f Fläche 4 in den nia arbuscular, also Arten, die typisch 1972). Aufnahmen vertreten. Es sind Arten für die Degenerationsphase einer Callu- vertreten, die auf den Winterbrandflä­ na-Heide sind (Pott und Hüppe 1991) Vegetationskundliche Erfassung chen nicht angetroffen werden konn­ und dem Cladina portentosa-Verein zu­ ten, z.B. Cladonia macilenta und C. geordnet werden können (Daniels et al. Ergebnisse, die schon unter dem Punkt coccifera. Auf beiden Flächen konnte 1993). Eine Änderung im Artenpoten­ Frequenzuntersuchungen für die Win­ sich das in der Florenliste der Moose für tial vermag sich vermutlich nur dann terbrandflächen angesprochen wur­ Niedersachsen und Bremen (Koperski einzustellen, wenn günstige Standort­ den, lassen sich auch bei den Vegeta­ 1993) aufgeführte Moos Dicranum spu­ bedingungen über einen längeren Zeit­ tionsuntersuchungen wiederfinden. rium etablieren. Auf nährstoffreichen raum gegeben sind. Darunter fällt z. B. die schnelle Rücker­ Standorten wird D. spurium häufig von oberung der Drahtschmiele und der üppig wachsenden Moosen wie D. sco- Keimungsversuche Moose des Hypnum-Pleurozium schre- parium und Pleurozium überwuchert beri-Vereins. Typische Arten der Dege­ (D üll und M e lnunger 1989). Zusätzlich Die Keimungsversuche zeigen einen nerationsphase sind auf allen drei W in­ haben sich auf Fläche 5 ebenfalls Poly- deutlichen Unterschied in der Kei­ terbrandflächen mit mehr oder weni­ trichum plliferum und Pohlia n uta ns mungsanzahl für die gebrannte und ger hohen Deckungen vertreten (siehe etablieren können. P. pillferum g ilt als ungebrannte Rohhumusauflage (Abb. Tab. 2). Teilweise fallen die Deckungen Verbandscharakterart des Ceratodon- 5). Der Höchstwert an Keim lingen be­ enorm hoch aus (Deschampsia flexuosa to-Polytrichion-Verbands, der zur trägt bei der verbrannten Rohhumus­ a u f Fläche 3). Erkennbar ist auch die Klasse der Ceratodonto-Polytrichetea auflageschicht 173 Keim linge, bei schon bei den Frequenzuntersuchun­ gehört (Glashaar-Widertonmoos-Ge- der ungebrannten Rohhumusauflage­ gen angesprochene relativ schnell ver­ sellschaften, D rehw ald und Preising schicht keimten dagegen nur 28 Keim­ laufende Wiederbesiedlung mit Flech­ 1991). Es handelt sich um eine arten­ linge. Diese Zahlen verdeutlichen die ten, die allerdings nur mit niedrigen arme Pioniergesellschaft, die nach eini­ positive Stimulanz von Hitzestreß auf Deckungen vertreten sind. ger Zeit von Gefäßpflanzen verdrängt Calluna-Savnen. Ähnlich positive Aus­ Bei Vergleichen der gebrannten Ve­ wird. Neben diversen Cladonien gilt wirkungen von Brand auf das Kei­ getation mit der ungebrannten, direkt Pohlia nutans als ein typischer Begleiter mungsverhalten von Calluna-Samen an die Brandflächen angrenzenden Ve­ dieser Gesellschaft (D rehw ald und wurden auch schon in früheren Arbei­ getation konnte festgestellt werden, Preising 1991). Die Gesellschaft ist auf ten beschrieben (siehe B ruggink 1993, daß sich im A rte npotential keine U nter­ trockenen, sandigen oder flachgründi- gen Böden zu finden, die als humus- und nährstoffarm einzustufen sind (O berdörfer 1978). Im Gegensatz zu den Flächen 1-3 können auf den Flächen 4 und 5 deutli­ che Merkmale eines Pionierstadiums ei­ ner Ca//una-Heide festgestellt werden. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, daß die Spontanbrände schon 9 bzw. 10 (Fläche 4) und 6 bzw. 7 Jahre (Fläche 5) vor den kontrollierten Brandeinsätzen Kontrollterm ine zurückliegen und somit auch die Ent­ --4— = ungebrannte Rohhumusauflageschicht wicklung der Vegetation bei den Som­ —El— = gebrannte Rohhumusauflageschicht merbrandflächen stärker fortgeschrit­ Abb. 5. Ergebnisse der Keimungsversuche aus der Rohhumusauflageschicht vor und nach ten ist. Man könnte daher vermuten, der Brandpflegemaßnahme. daß nach einer längeren Zeitspanne

124 Tab. 2. Vegetationsaufnahmen der Fläche 3

Aufnahme: Sept. 1995 Aufnahmenuminer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Stetigkeit Deckung Phanerogamen % 60 76 61 59 65 50 40 33 22 72 35 59 35 89 86 77 78 55 35 29 Deckung Kryptogamen % 17 8 5 5 7 10 15 13 15 6 12 12 16 8 8 13 10 12 7 10 Heide „Lüneburger Naturschutzgebiet im Heide-Brandflächen auf Untersuchungen • Mirsch Vegetationskundliche Artenzahl 7 6 7 4 7 6 7 6 6 6 5 10 8 7 9 9 9 8 5 9

Genisto-Callunetum (Pott 1995) KC Calluna vulgaris 1 1 p.2 5 4 1 P 3 p.3 p.3 3 3 p.2 2 1 1 1 1 1 3 2 V KC Galium harcynicum p.l 1 KC Carex pilulifera P2 I OC Hypnurn jutlandicum a.2 p.l p.l P 1 a.2 a.2 m.3 a.2 a.2 p.l 1 m.3 a.2 P-l a.2 m.3 p.l V OC Ptilidium ciliare p.l P-l p.l _JLÍ_ p l 11

TA Degenerationsphase (Tx. 1973) Deschampsia flexuosa 5 7 3 a.3 3 3 3 3 2 3 a.3 5 1 8 8 7 6 4 a 3 a.3 V Pinus sylvestris juv. p.l Pl 1 Betula pendula juv. 3 I Pleurozium schreberi 1 p.l a.2 Pl a.2 1 a.2 1 a.2 a.2 a.2 m.3 1 1 a.2 IV

TA Subassoziatioii Genisto-Calliinetuni cladonietosum (Prsg. 1953) Cladonia portentosa p.l Pl I Cladonia fimbriata pl p.l p.l P-l Pl P-l P-l pl p.l Pl Pl p.l III Cladonia spec. p.l a 2 p.l p.l P 1 a.2 pl p.l p.l p.l J ^ L _Ei _£j_ IV

Begleiter Vaccinium myrtillus pl p.l p.l I Rumex acetosella p l I Erica tetralix p.2 I Molinia coerulea 1 I Dicranum scoparium p l a.2 p.l m.3 m.3 a.2 a.2 a.2 a.2 a.2 a.2 a.2 1 IV Dicranum polysetum a.2 Pl p l Pl a.2 a.2 a.2 a.2 a.2 a.2 III Moosinitiale . m.3 1 1 I

NJ L n Mirsch • Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide sich auch auf den Winterbrandflächen Bei Sommerbränden kann eine ein Vorteil qeqenüber Winterbränden eine ähnliche Vegetation wie auf den Rückführung in ein junges Heidesta­ (Tab. 3). Sommerbrandflächen einstellen würde. dium mit günstigen Bedingungen für Trotzderdeutlich höheren Effektivi­ Da aber auf den Winterbrandflächen die Etablierung von Pionierbesiedlern tät von Sommerbränden gegenüber schon ein Jahr nach den Bränden Merk­ vermutlich eher erreicht werden. Wie der Anwendung von Brand zum Jahres­ male einer Degenerationsphase vor­ die Vegetationsaufnahmen für die anfang wurde bisher keine offizielle Er­ handen sind, scheint mir eine Entwick­ Spontanbrandflächen zeigen, kommen laubnis für das Flämmen im Sommer lung, wie sie auf den Flächen 4 und 5 im Gegensatz zu den Winterbrandflä­ von der Landesnaturschutzverwaltung nach den Bränden stattfand, für die Flä­ chen typische Arten der Degenerations­ gegeben. Dies geschieht aus zweierlei chen 1-3 relativ ausgeschlossen. phase nur mit geringerer Deckung vor Gründen: oder sie sind vollständig von den Brand­ Zum einen ist die Gefahr, daß das Diskussion flächen verschwunden. Wenngleich Feuer „wegläuft" und nicht mehr unter über die Ausgangssituationen keine de- Kontrolle zu halten ist, bei ausgetrock­ Die Ergebnisse zeigen, daß kontrol­ tailierten Informationen vorliegen, so neter Vegetation und heißen Lufttem­ lierte Brandeinsätze im W inter sich ins­ deuten die Ergebnisse doch darauf hin, peraturen sehr viel höher als bei kühlen gesamt positiv auf die Regeneration daß die Verdrängung der Draht­ und feuchten Wetterbedingungen. Die der Besenheide auswirken. Auch ein schmiele durch intensive Sommer­ Gefahr von Übergriffen des Feuers auf fortgeschrittenes Alter des Heidekrauts brände erfolgreicher ist als bei „kälte ­ Wälder ist im Sommer besonders hoch. (Reife-/Degenerationsstadium), wie es ren" Winterbränden. Auf den beiden Zum anderen werden Brandeinsätze im Naturschutzgebiet häufig vorzufin­ Spontanflächen vom August '86 und '89 zum Schutze der Fauna auf das Frühjahr den ist, beeinträchtigt nicht die genera­ fand ein vollständiger Abbau der Aufla­ beschränkt, denn mit der spürbaren Zu­ tive und vegetative Verjüngung. Somit geschichten sowie eine Dezimierung nahme von Temperatur und Tageslänge leisten Brandpflegemaßnahmen einen der Rohhumusdecke statt. Die Pflan­ ab Mitte März verlassen Insekten und wertvollen Beitrag zum Erhalt der Cal- zendecke wurde stark gelichtet, so daß Reptilien ihre Winterquartiere im Bo­ lun a-Heiden. sich zahlreiche Arten des Pioniersta­ den; für Vögel beginnt dann die Brut- Kritisch anzumerken ist allerdings, diums etablieren konnten. Arten der und Setzzeit. daß kein spontaner Wechsel des A rten­ Degenerationsphase wurden in hohem Genauere Untersuchungen, inwie­ potentials auf den kontrollierten Maße zurückgedrängt oder kommen fern die Fauna durch Brandpflegemaß­ Brandflächen stattgefunden hat. Sämt­ gar nicht mehr auf den Flächen vor. nahmen gefährdet ist, werden inzwi­ liche Arten einer überalterten Heide In Konsequenz dieser Beobachtun­ schen verstärkt durchgeführt (z. B. 5ö- sind weiterhin vorhanden, darunter gen sollte auch verstärkt über die Mög­ rensen 1993). Deschampsia flexuosa, Baumjung­ lichkeit von kontrollierten Brandeinsät­ Zahlreiche Tiere profitieren von wuchs sowie Arten des Hypnum-Pleuro- zen im Sommer oder auch im frühen Brandflächen, darunter viele Vögel und zium schreberi- und des Cladonia por- Herbst nachgedacht werden. Sie schei­ Säuger wie z.B. Hasen (R em m ert 1978) tentosa-Vereins. Das Erscheinungsbild nen eher geeignet zu sein, der Degene­ und Birkhühner (Tetrao tetrix). Der Pro­ einer überalterten Heide hat sich zu­ ration der Sandheiden entgegenzu­ teingehalt der nachwachsenden Heide mindest in der kurzen verfügbaren Be­ wirken. Durch den vollständigen Abbau fä llt besonders hoch aus und ist damit obachtungszeit nicht grundlegend der Rohhumusdecke kommt es zu ei­ hervorragend als Nahrungsquelle ge­ geändert; die Heide verbleibt vorerst in nem hohen Austrag von Nährstoffen eignet (Lütkepohl 1992). M it der einer Phase, die von hoher Vitalität und (A llen 1964), was angesichts der zuneh­ Schaffung mosaikartig verzahnter Mu­ hohen Deckungsgraden der Draht­ menden Eutrophierung ein wichtiger ster verschiedener Sukzessionsstadien schmiele geprägt ist. Von entsprechen­ Aspekt ist, um nährstoffarme Situatio­ (Klaus 1992) kommen Brandflächen der den Erfahrungen berichtet Behlert nen zu konservieren (s. a. Steubing und Lebensweise des Birkhuhns entgegen. (1993) aus dem Naturschutzgebiet Buchw ald 1989, Steubing 1993). Auch Sie bieten Freiflächen fü r die Balz und Westruper Heide. hier zeigt sich bei den Sommerbränden gleichzeitig genügend Weitblick, um Freßfeinde rechtzeitig zu erkennen. Tab. 3. Nährstoffverluste in kg/ha nach Calluna-Bränden (verändert nach Muhle 1974 und Großflächige, unkontrollierte Brände Allen 1964) gehen eindeutig auf Kosten der Tier­ welt, da häufig keine Fluchtmöglichkei­ tfioeiement Normaler intensiver Verlust (kg/ha) Ursachen ten mehr gegeben sind. Ein kleinflächi­ Brand Brand ges Vorgehen schränkt dagegen die Ge­ 550-650°C 800-825°C (in %) (in %) fährdung ganzer Populationen wei­ K 1,4 4,9 i Auswaschung und testgehend ein (v. d. Ende 1993). M it ei­ Rauch ner Wiederbesiedlung von Restpopula­ Ca 0 I 1 A < 0,1 Auswaschung tionen der angrenzenden Bereiche Mg 0,4 2,1 < 0,2 Auswaschung kann gerechnet werden. Säuger und 1 j C 60,5 67,5 ! Vögel sind in der Regel aufgrund ihrer N 67,8 76,1 45 Rauch besseren Beweglichkeit von Brandmaß­ A 1 P 0,6 3,5 U, 1 Auswaschung nahmen weniger betroffen als Insekten S 50,2 56,5 5 Rauch und Reptilien.

126 Mirsch ■ Vegetationskundliche Untersuchungen auf Heide-Brandflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide

Insgesamt liegen noch zu wenige In­ cesses in a heath community. III. Lüneburger Heide (Verdrängung formationen vor, ob es durch Brand­ Microclimate in relation to the Cal- von Ca Huna vulgaris durch Des- maßnahmen im Frühjahr bzw. Sommer­ luna cycle.-J. Ecol., V. 59,143-166. champsia flexuosa). - Dissertation und Herbst zu einer wesentlichen Be­ Barkmann, J. J., 1973: Synusial approa­ Univ. Gießen. einträchtigung der Fauna kommt. Hier ches to classification. In: Whittaker, Foregeard, F, 1990: Development, gilt es, noch umfassende Erkenntnisse R. H. (Hrsg.): Ordination and classifi­ growth and species richness on Brit­ zu ermitteln, damit durch Manage­ cation of vegetation. - Handbook tany heathlands after fire. - Acta ment-Maßnahmen nicht das zerstört Veg. Sei. 5, 435-491. Junk. The Ha­ Öcologica 11 (2), 191-213. wird, was im Naturschutzgebiet ge­ gue. Frahm, J. R., Frey, W., 1983: Moosflora. - schützt werden soll: nämlich die Tier- Behlert, R., 1993: Das Naturschutzge­ UTB Ulmer. Stuttgart. und Pflanzenwelt (Sörensen 1993). biet „Westruper Heide". - NNA-Be- Gimingham, C. H., 1972: Ecology of richte, 6.Jg„ H.3,46-52. Heathlands. - Chapman and Hall. Zusammenfassung* Bruggink, M., 1993: Seed bank, germi­ London. nation, and establishment of erica- Hansen, K., 1964/65: Studies on the Kontrollierte Brandmaßnahmen eig­ ceous and gramineous species in regeneration of heath vegetation nen sich auch bei alten Heidebeständen heathland.-ln: Aerts, R. und Heil, G. after Burning-off. - Botanisk Tids- als Brandpflegemaßnahme zur Verjün­ W. (Hrsg.): Heathlands: Patterns and skrift, Bd. 60, 1-41. Ejnar Munks- gung der Besenheide. Es sind gute Er­ Processes in a Changing Environ­ gaards Forlag. Kobenhavn. gebnisse für eine generative und eine ment. - Geobotany 10, 153-180. Hobbs, R. J., Gimingham, C H., 1984: vegetative Regeneration der Besen­ Kluwer Accademic Publishers. Dor­ Studies on fire in Scottish heath- heide zu erwarten, die allerdings durch drecht, Boston, London. lands Communities. II. Post-fire ve­ weitere, sich ebenfalls regenerierende Daniels, F. J. A., Biermann, R., Breder, C, getation development. - J. Ecol., V. Arten beeinträchtigt werden (beson­ 1993: Über Kryptogamen-Synusien 72, 585-610. ders die generative Regeneration). Ge­ in Vegetationskomplexen binnen­ Hobbs, R. J., Mallik, A. U.; Gimingham, genüber starker Vergrasung, Verkusse- ländischer Heidelandschaften. - Ber. C. H., 1984: Studies on fire in Scottish lung und dichtem Moosbewuchs ver­ d. Reinh.-Tüxen-Ges. 5, 199-219. heathlands Communities. III. Vital mögen Winterbrandeinsätze relativ Hannover. attributes.- J. Ecol., V. 72,963-976. wenig zu bewirken. Das Artenpotential Diemont, W. H., Heil, G. W.t 1984: Some Holst-Jorgensen, B., 1993: Erfahrungen ändert sich i.d.R. nicht. Sommerbrände long-term observations on cyclical beim Erhalt von Heideflächen im zeigen sich hierbei erfolgreicher. Inten­ and serai processes in Dutch heath- staatlichen Walddistrikt Ulfberg, sive Brände bewirken eine Rückfüh­ lands. - Biol. Conserv., V. 30, Jütland. - NNA-Berichte, 6. Jg., H. 3, rung vom Degenerationsstadium zum 238-290. 67-79. Anfangsstadium einer Ca//una-Heide Dierschke, H., 1994: Pflanzensoziolo­ Kayll, A. J., 1966: Some charakteristics mit dem hierfür typischen Artenpoten­ gie. Grundlagen und Methoden. - of heath fires in Nort-East-Scot- tial. Gezielte Brandeinsätze im Sommer Eugen Ulmer Verlag. Stuttgart. land. - J. appl. Ecol., V. 3, 29-40. werden bisher wegen der erhöhten Dierßen, K., 1990: Einführung in die Klaus, S., 1992: Birkhuhn (Tetrao tetrix) Brandgefahr und faunistischer Beden­ Pflanzensoziologie. (Vegetations­ als Nutznießer von Bränden und an­ ken nicht durchgeführt. Da sich Som­ kunde). - Wissenschaft!. Buchges. deren Katastrophen im Walde. - merbrände jedoch als besonders effek­ Darmstadt. Materialien zu Naturschutz u. tiv erweisen, wäre der Einsatz kleinflä­ Drehwald, U., Preising, E., 1991: Die Landschaftspflege, Bd. 1,19-25. chiger, gezielter Brände wünschens­ Pflanzengesellschaften Niedersach­ Koperski, M., 1993: Florenliste der wert. sens - Bestandsentwicklung, Ge­ Moose in Niedersachsen und Bre­ fährdung und Schutzprobleme - men. - Inform, d. Naturschutz Nie- Danksagung Moosgesellschaften. - Naturschutz dersachs., 13. Jg., H.3,73-128. Landschaftspfl. Nieders., H. 20/9, Lache, D.-W., 1976: Umweltbedingun­ Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. J. 1-202. Hannover. gen von Binnendünen- und Heide­ Prüter sowie Herrn M. Lütkepohl für Düll, R., Meinungen L, 1989: Deutsch­ gesellschaften im Nordwesten Mit­ ihre Förderung der Untersuchungen im lands Moose. - IDH-Verlag, Bad teleuropas. - Scipta Geobotanica, Naturschutzgebiet Lüneburger Heide Münstereifel. Bd. 11, Verlag Ulrich Goltze KG. sowie Herrn Prof. H. Cordes und Frau Ellenberg, E., 1986: Vegetation Mittel­ Göttingen. Dipl.-Biol. I. Vagts für ihre Unterstüt­ europas mit den Alpen. 3. Auflage. - Londo, G., 1975: Dezimalskala für die zung. Eugen Ulmer Verlag. Stuttgart. vegetationskundliche Aufnahme in Ellenberg, E., 1992: Zeigerwerte von Dauerquadraten. - In: Schmidt, W. Literatur Pflanzen in Mitteleuropa. Scipta (Red.), 1973: Sukzessionsforschung. Geobotánica, Bd. 18, 2. Auflage. - - Ber. Inter. Symp. IW Rinteln: Allen, S. E., 1964: Chemical aspects of Verlag Erich Goltze KG. Göttingen. 613-617. Cramer, Vaduz. heather burning. - J. appl. Ecol., V. 1, Engel, S. K., 1988: Untersuchungen über Lütkepohl, M., 1992: Das Birkhuhn 347-367. Schwefel- und Stickstoffhaltige Im­ {Tetrao tetrix) im Naturschutzgebiet Barclay-Estrup, P., 1971: The discription missionswirkungen in Heidegesell­ Lüneburger Heide - Bestandsent­ and Interpretation of cyclical pro- schaften des Naturschutzgebietes wicklung, Schutzmaßnahmen, Le-

127 NNA-Berichte 5/97 bensräume. - Materialien zu Natur­ Grundlagen für Nutzung, Pflege lyse der Artenverschiebungen in der schutz u. Landschaftspflege, Bd. 1, und Entwicklung von Heidevegeta­ Sand-Ginsterheide des Natur­ 27-32. tion. - Ber. d. Reinh.-Tüxen-Ges. 5, schutzgebietes Lüneburger Heide. - Mallik, A. U., Gimingham, C. H., 1983: 221-235. Natur u. Landschaft, 64. Jg., H. 3, Regeneration of heathland plants Pott, R., 1995: Die Pflanzengesellschaf­ 100-105. following burninq. - Vegetatio, V. ten Deutschlands. 2. Auflage. - Eu­ Tüxen, R., 1973: Zum Birkenanflug im 53,45-58. gen Ulmer Verlag. Stuttgart. Naturschutzgebiet Lüneburger Melber, A., 1989: Der Heideblattkäfer Pott, T, Hüppe, J., 1991: Die Hudeland­ Heide. Eine pflanzensoziologische in nordwestdeutschen Calluna- schaften Nordwestdeutschlands. - Betrachtung. - Mitt. d. flor.-soz. Heiden. - Inform, d. Naturschutz Abhandlgen. aus d. Westfälischen Arb.gem., H. 15/16, 203-209. Niedersachs., 9. Jg., Nr. 6., 101-124. Museum f. Naturkunde. Münster. V. d. Ende, M., 1993: Heidemanagement Miles, J., 1981: Problems in heathland Preising, E., 1953: Süddeutsche Borst- in Schleswig-Holstein. - NNA-Be­ and grassland dynamics. - Vegeta­ gras- und Strauchgras-Heiden. - richte, 6. Jg., H. 3, 53-62. tio, V. 46/47, 61-74. M itt. d. flor.-soz. Arb.gern., H. 4, Whittaker, E., Gimingham, C. H., 1962: M uhle, O., Röhrig, E., 1979: Untersu­ 112- 123. The effects of fire on regeneration chungen über die Wirkungen von Remmert, H., 1978: Ökologie - Ein of Calluna v. from seed. - J. Ecol., V. Brand, Mahd und Beweidung auf Lehrbuch. - Springer-Verlag. Berlin, 50,815-822. die Entwicklung von Heide-Gesell­ Heidelberg, New York. W irth, V., 1995: Die Flechten Baden- schaften. - J. D. Sauerländer's Ver­ Sörensen, U., 1993: Zur Berücksichti­ Würtembergs. Teil 1, 2. Auflage. - lag, Bd. 61. Frankfurt am Main. gung faunistischer Daten bei Heide­ Eugen Ulmer Verlag. Stuttgart. Niedersächsisches LandesverwaItungs- pflegemaßnahmen in Schleswig- amt, Landesvermessung: Natur­ Holstein. - NNA-Berichte, 6. Jg., H. 3, schutzgebiet Lüneburger Heide, 63-66. Anschrift der Verfasserin Topographische Karte mit Wan­ Steubing, L., 1993: Der Eintrag von derwegen, 1:50000. Schad- und Nährstoffen und deren Anke Mirsch Oberdörfer, E., 1978: Süddeutsche Wirkung auf die Vergrasung der Institut für Ökologie und Pflanzengesellschaften. - Gustav Heide. - Ber. d. Reinh.-Tüxen-Ges. 5, Evolutionsbiologie Fischer Verlag. Stuttgart, New York. 113- 133. Abt. Geobotanik und Naturschutz Pfadenhauer, J., 1993: Ökologische Steubing, L., Buchwald, K., 1989: Ana- Universität Bremen

erte Einsatz des Feuers hat folgende Umgang mit Feuer auf Truppen­ Ziele: 1. Regeneration überalterter oder vom übungsplätzen am Beispiel des Heidekäfer stark geschädigter Alt­ heidebestände. Truppenübungsplatzes Bergen 2. Verdrängung der im Wege der na­ türlichen Sukzession aufkommen­ von Dietmar Götze und Gerhard Brockmann den W aldvegetation. 3. Im Rahmen eines vorbeugenden Der Truppenübungsplatz Bergen liegt schutzbehörden bis Ende Februar kom­ Brandschutzes die Verhinderung m it einer Fläche von knapp 30000 ha men im wesentlichen als Ursachen für großer Brandflächen durch zufäl­ zwischen den Orten Fallingbostel im den Einsatz von Feuer auf dem Trup­ lige, infolge des Schießbetriebes Westen, Soltau im Norden und Bergen penübungsplatz in Betracht. entstehende Brände. im Osten im südlichen Bereich der Lüne­ Zu Ausgang des Winters bieten vor­ Zu den Zielen dieses vorbeugenden burger Heide. 15000 ha Wald und eine nehmlich im Bereich der Heideflächen Brandschutzes gehörte anfänglich auch aus Heide, extensiv genutztem Grün­ oft kalte, trockene Witterungsbedin­ die Verdrängung der Grasbestände in land sowie Mooren und Stillgewässern gungen mit ausreichend tief auftreten­ degenerierten Sandheideflächen. Die bestehende ebenso große Fläche be­ dem Bodenfrostdie idealen Rahmenbe­ Erfahrung der letzten Jahre hat hier lei­ stimmen die Struktur dieses Platzes. dingungen für einen gezielten Feuer­ der gezeigt, daß die Gräser mit Hilfe ih­ Schieß- und Fahrübungen gepanzerter einsatz. Unerläßlich ist dabei wegen der res ausgeprägten Wurzelsystems diese Truppen bilden die militärische Nut­ Gefährdung durch Blindgänger die Be­ „kalten Brände" unbeschadet überste­ zung, zivile Nutzungen sind aufgrund gleitung dieser Arbeiten durch Spreng­ hen können. Schießübungen mit schar­ der Gefahrenlage ausgeschlossen. Der stoffspezialisten der Truppenübungs­ fer Munition, aberauch mit Übungsmu­ Schießbetrieb mit zufällig auftreten­ platzkommandantur und, um jederzeit nition lassen andererseits insbesondere den Bränden sowie ein gezieltes Ab­ den Brand zum Stillstand bringen zu im Frühjahr und Sommer immer wieder brennen ausgesuchter Flächen nach Ge­ können, der Einsatz der Truppen­ Brände entstehen, deren Zeitpunkt und nehmigung durch die Unteren Natur- übungsplatzfeuerwehr. Dieser gesteu­ Lage nicht gesteuert werden kann, son-

128 Götze/Brockmann • Umgang mit Feuer auf Truppenübungsplätzen am Beispiel des Truppenübungsplatzes Bergen

Abb. 1. Brandflächen unterschiedlichen Alters bewirken eine hohe Strukturvielfalt und werden über Sandwege in ihrem Flächenumfang begrenzt. (Photo: Lange, Bergen) dem dem Zufall überlassen bleiben tige Schäden ausschließt. Dieses gilt in zufügen, daß zufällige Brände ohne muß. Lediglich der Umfang der Brand­ gleichem Maße für den Feuereinsatz im rechtzeitige Erkennung, Vorsorge und flächen läßt sich durch systematische Wald wie auch in waldfreien Berei­ Eingrenzung durch umfassende Brand­ Anlage von Brandschutzstreifen steu­ chen. schutzmaßnahmen sehr häufig zu ern - Sandwege und Panzerbahnen Ganz anders zu beurteilen ist dage­ großflächigen Brandflächen und damit werden in dieses Schutzsystem inte­ gen die Situation bei Bränden infolge schwerwiegenden ökologischen Schä­ griert. des Schießbetriebes während der Früh­ den führen können. Der Flächenum­ So unterschiedlich wie ihre Ursa­ jahrs- und Sommermonate. Bei kleinflä­ fang dieser zufälligen Brände im Wald chen sind aber auch die Auswirkungen chigen Bränden - die Fläche sollte 1 ha liegt oft bei 10-30 ha, bei ungünsti­ der Brände auf Natur und Landschaft. nicht deutlich überschreiten - lassen gen Witterungsbedingungen z.T. auch Es wurde bereits vorstehend darge­ sich nach unseren Erfahrungen nach­ deutlich darüber. Eine mittelfristige stellt, daß „kalten Bränden" als Mittel haltige Schäden vermeiden, da ein si­ Wiederbesiedlung scheidet hier für des Feuermanagements unter dem gnifikanter Rückgang bei den Arten viele Tierarten sicher aus. Aspekt der Landschafts- und Lebens­ nicht beobachtet werden konnte, die Kleinflächige Sommerbrände ha­ raumgestaltung - insbesondere bei der einer regelmäßigen Erfassung unter­ ben dagegen den großen Vorteil einer Verhinderung einer weiteren Flächen­ liegen. Hierbei handelt es sich insbeson­ Beseitigung, mindestens aber Verdrän­ zunahme degenerierter Sandheidesta­ dere um Vogelarten, beispielsweise gung degenerierter Sandheideflächen, dien - enge Grenzen gesetzt sind. An­ aber auch um Reptilien mit ihrem deut­ da die Tiefenwirkung der Brände für dererseits lassen sich aber auch mögli­ lich geringeren Flucht- und Wiederbe­ eine umfassende und nachhaltige Schä­ che nachteilige Auswirkungen auf die siedlungsvermögen. Im Gegensatz da­ digung des Wurzelwerks der Grasbe­ Fauna bei Einhaltung der Rahmen­ zu läßt sich bei großflächigen Bränden stände ausreicht. Weitere positive Aus­ bedingungen und bei ausreichender im Winter wie im Sommer diese Aus­ wirkungen liegen in der Rücknahme Kenntnis der Besiedlungsstruktur bei sage sicherlich nicht mehr uneinge­ oder Verhinderung der natürlichen diesem gesteuerten Einsatz des Feuers schränkt aufrecht erhalten. Bei Wald­ Waldsukzession und der Schaffung auf ein Maß beschränken, das nachhal­ flächen ist hier noch ergänzend hinzu­ langer, unregelmäßig geformter Rän-

129 NNA-Berichte 5/97 der und damit zugleich eines hohen nicht nur positive Effekte für den Blindgänger) ist dadurch gewähr­ Randlinieneffekts. Zusammenfassend Brandschutz, sondern zugleich auf leistet. ist festzustellen, daß kleinflächige Som­ ökologischem Gebiet festzustellen Abschließend läßt sich aus den Er­ merbrände sowohl im Wald als auch im bzw. zu erwarten. fahrungen m it dem Umgang von Feuer waldfreien Gelände neben den vorste­ 3. Flächenbegrenzung möglicher Brän­ auf dem Truppenübungsplatz Bergen hend dargestellten positiven ökologi­ de in den Schießbahnen durch zu­ das Resümee ziehen, daß kleinflächige schen Effekten zu einer erheblichen sätzliche Anlage von Sandwegen, Winter- und Sommerbrände im Wald Steigerung des Strukturreichtums füh­ die zugleich die Feuerbekämpfung und in waldfreien Bereichen als ein ren, wobei im Vergleich dazu nachtei­ durch die Feuerwehr erleichtern. wichtiges und wirksames Mittel der lige ökologische Auswirkungen in den 4. Frühe Erkennung von Bränden und Landschaftspflege und -gestaltung an­ Hintergrund treten, da eine Wiederbe­ schneller Einsatz der Feuerwehr - zusehen sind, bei dem mögliche ökolo­ siedlung in der Regel gesichert ist. auch um den Preis einer Unterbre­ gische Nachteile deutlich hinter den Es lassen sich daraus folgende Kon­ chung des Schießens - durch die ökologischen Vorteilen zurücktreten. sequenzen für ein „Feuermanage­ Schießbahnüberwachung der Kom­ Großflächige Brände sind dagegen als ment" auf dem Truppenübungsplatz mandantur während der Schieß­ ökologische Katastrophe anzusehen Bergen entwickeln: übungen. Großflächige Brände las­ und mit den Mitteln eines vorbeugen­ 1. Anlage eines Brandschutzstreifen­ sen sich so in der Regel vermeiden. den Brandschutzes zu verhindern. Die­ systems innerhalb geschlossener 5. Landschaftsüberwachung aus der ser Erfahrungsbericht sollte daher auch Waldgebiete zur Vermeidung groß­ Luft nach Ende des Schießens durch außerhalb der Truppenübungsplätze flächiger Waldbrände und zur leich­ Hubschrauber der Bundeswehr ver­ zu einem vorsichtigen Einsatz von Feuer teren Bekämpfung dieser durch die hindert die Ausbreitung der Brände, im Winter wie auch im Sommer ermu­ Feuerwehr. Panzerbahnen und die zwar infolge des Schießbetriebes tigen. breite Sandwege werden in dieses entstanden sind, von der Schieß­ System einbezogen, woraus sich zu­ bahnüberwachung aber nicht gese­ gleich ökologische Vorteile durch hen werden konnten. Anschrift der Verfasser Verlängerung der Waldinnenränder 6. Unterstützung der Feuerwehr bei und eine Strukturbereicherung der Brandbekämpfung durch den Dr. Dietmar Götze durch eine Erhöhung des Land­ Löscheinsatz der Hubschrauber mit Bundesforstamt Wense schaftselements „Sandweg" erge­ Hilfe großer Wassertransportbehäl­ 29683 Wense ben. ter. Ein schnelles und gezieltes Lö­ 2. Wiedervernässung ehemaliger Moo­ schen insbesondere in Blindgänger­ Gerhard Brockmann re nach Abtorfung zu Beginn unse­ gebieten (große Gefährdung der Schwarzer Weg 1 res Jahrhunderts. Auch hier sind Feuerwehr durch explodierende 29303 Lohheide

heath previously subjected to turf cut­ Fire as a management tool in ting. Changes in the composition of a Cal­ Dutch heathlands luna vegetation in The Netherlands are frequently triggered by incidents like W. Herbert Diemont, Jan Jansen* and Henk Beije** frost, drought, and attacks of the heather . We summarize in par­ Introduction tim al regions the life span of Calluna is ticularly the effect of incidents and probably longer on nutrient poor sites management interventions such as fire, It is suggested below that the longevity and/or sites where accumulated n utri­ with respect to the balance of grasses of Calluna in a heath, and consequently ents are periodically removed by man­ and Calluna in Dutch heathlands. also the required length of the manage­ agement interventions such as pre­ Previously, heathlands in the Neth­ ment rotation period depends on cli­ scribed fire and tu rf cutting. erlands were important as part of the matic conditions as well as plant nutri­ Various types of management may agricultural system in the sandy areas. ent levels. Where climatic conditions affect the vegetation in a different way Similar to most heath areas in Germany are marginal, the life span of Calluna is under different soil conditions. W ith re- and Belgium, heathlands were grazed limited by stress factors such as specttothe use of fire there is evidence, by sheep. Turf cutting was also prac­ drought, frost and attacks by the suggesting that prescribed burning tised. Turfs were transported and heather beetle. But even in climatic op­ may be as effective as turf cutting with spread on the flo or of sheds in which respect to maintaining dominance of sheep were kept at night and the Calluna on brown podzolic soils where "plaggen" absorbed the manure. The * Institute for Forestry and Nature Research N limits growth. On more sandy podsol mixture of manure and plaggen were (IBN-DLO) Wageningen. soils, where often P limits growth, the reworked several times and spread on ** National Reference Centre for Nature management rotation period in burned the arable land. This system of manur­ Management (IKC-Nature) Wageningen. heathlands is probably shorter than in ing arable land took about half of the

130 Diemont, Jansen, Beije • Fire as a management tool in Dutch heathlands labour time of a farmer. In time, these arable lands raised substantially due to the sand in the plaggen. The anthro­ pogenic layer may be as thick as 40 to 80 cm and these soils are called Plaggen soils. About 300,000 ha of black Plag­ gen soils in The Netherlands can be found, which have been raised by plag­ gen material from a maximum of 800,000 ha of heathlands. Records show that in the nineteenth century heath­ lands were grazed by some 1,000,000 sheep {Diemont 1996). The maximum extent of heathlands of 800,000 ha occurred around 1800. Fire was a common practice in heath- land to improve the palatability of the sward for sheep. Sheep grazing was, however, nearly abolished in the first part of the twentieth century and the same holds for the labour intensive practice of turf cutting. Already in the first half of the nineteenth century, heathlands were converted to arable Fig. 1. Pre-fire and post-fire quantities o f N, P, K in three sites (95 % confidence interval in­ land or to forest plantations. By 1964, dicated). From: Diemont 1996. only 60,000 ha of heathlands were left. Since then another 18,000 ha changed studied well in the United Kingdom. Re­ busted in prescribed fires in spring. Con­ into woodland due to lack of manage­ sults from Scotland indicate (see for the sequently losses of nutrients are much ment such as turf cutting, mowing, relevant literature Diemont 1996) that higher. For instance, losses of N can be grazing and regular burning. only the standing biomass is combus­ as high as 560 kg/ha/year (Fig. 1) which Fire was still used in some grazed ted. Consequently the export of nutri­ is 4 times the loss expected in heath­ heathlands in the twentieth century, ents by a fire is modest and may be ba­ lands in the UK (Diemont 1996). The but prescribed burning is only practiced lanced by nutrient imports by rainfall. most important factor, which deter­ in the Oldenbroek heath at present. In Moreover, apart from nitrogen, part of mines the actual losses of nutrients in the last decade grazing including sheep the nutrients in the combusted organic prescribed spring fires in The Nether­ and cattle has been introduced in about material are left in the ash and not re­ lands, is probably the amount of com­ 50 % of the heathlands. Also mechan­ moved from the system. bustible material in a site (Fig. 2). Tem- ical turf cutting has been introduced in These results may be acceptable for porarly, fire may indeed cause a flux of orderto restore heathlands encroached the more oceanic heathlands in the nutrients in the ash, especially with re­ by grasses (Diemont and Linthorst Ho­ United Kingdom, but in The Nether­ spect to the amount of plant available P, man 1989). At least 25 % of the heath lands also part of the humus is com- but this flux is short-lived (Table 1). has changed into grass heath. The pos­ • Strabrecht sibility of re-introduction of fire as a g/m 2 0 Asselt management tool in Dutch heathlands * Dwingelo is discussed below. 5000 -

2. Fire, nutrients and growth

Prescribed burning was advised for Dutch heathlands by the "Studiekring voor de Veluwe" in the fifties. Their re­ 2 3000 port titled "is there a future for our o heathlands?" concluded that there was an urgent need for heathland man­ agement. The use of fire was recom­ manded, because prescribed fire was Fig. 2. Post-fire losses o f or­ thought to boost nutrient levels, ganic matter as a function of 1 0 0 0 > whereas mowing and turf cutting de­ the available pre-fire com­ plete nutrients (Anonymus 1953). Ef­ 3000 5000 7000 g/m bustible material (r = 0,81). fects of burning on nutrient levels were combustable O.M. From: Diemont 1996.

131 Diemont, Jansen, Beije • Fire as a management tool in Dutch heathlands

Table 1. Extractable (1 N ammoniumacetate; pH 4.65) potassium (K) and phosphorus (P) in lasting as turf cutting on the most com­ the L and F soil horizon before (I), im m ediately a fte r a fire (II) and 6 m onth later (III). From: mon soils i.e. podzols, where P is often Diem ont 1996 the growth limiting factor. In the latter case the rotation period of a fire may be only 10-15 years, whereas after tu rf cut­ ting the rotation period may be as long as 30 years, before a heath changes into l o c a t i o n a grass heath.

D w i n g e l o o 4. Fire and the balance between A s s e lt heather and grasses

S t r a b r e c h t A periodic fire usually does what it should do i.e. maintain a Calluna dom­ inance in a heath. Therefore, periodic mg/m: fire "has a minor effect on the floristic composition of heathland commun­ Also with respect to the effect of lands, on similar soils are probably due ities" (G im ingham et al. 1979). The re­ grazing on nutrient levels in heathlands to differences in moisture deficits. Aver­ sults of a GIS study in the National Park there is a need to reconsider earlier age moisture summer deficits (precipi­ De Hoge Veluwe indicate th at fire does studies. In general there is a notion that tation minus évapotranspiration) in De­ not affect the balance between grasses grazing does not affect nutrient levels von are only 70 mm, 90 mm for the and dw arf shrubs (Fig. 3). (Floate 1970), but the results of recent North of The Netherlands and 120 mm It is observed, however, th at also in studies in Dutch heathlands indicate in the southern part of the country. Dutch heathlands grasses can become that in the major part of a heathland, a Under climatic good conditions the co-dominant in a heath after fire for a considerable drain of nutrients may life span of Calluna, not affected by short period. Wild fire in summer pro­ occur, whereas only relatively small frost, drought or the heather beetle, is motes grasses such as Molinia caerulea areas are fertilized (Bokdam 1995). probably longer than under climatic or Deschampsia flexuosa at the expense The conclusion so far is that all man­ marginal conditions (D iem ont and of Erica tetralix, which in the absence of agement interventions in a heathland Hengeveld, in: D iem ont 1996). The grazing may become persistent (van do remove nutrients from a heathland same authors also hypothezise that, Gils 1987), due to higher grow th rates effectively. within a prescribed climatic setting, Cal­ of M olinia compared to Erica (Aerts and luna may achieve a longer life span on Berendse 1984). In dry heath, however, 3. Fire and the m anagem ent poorer soils and/or by management in­ Calluna outcompetes grasses (Aerts rotation period terventions which lower the nutrient 1990). In this respect early claims (Heil status of a soil. The physiological mech­ and D iem on t 1983) that higher nutrient The growth of Calluna in heathlands anism behind is that lower nutrient levels cause the outcompeting by Cal­ previously subjected to turf cutting and levels induce higher levels of non-struc- luna by grasses is challenged (Aerts 1990, prescribed burning has been studied in tural carbohydrate reserves in a plant. D iem ont 1996).The early arrival of gras­ some detail, including a range of cli­ An inverse relationship between higher ses (Festuca ovina) reported by Hell and matic conditions i.e. nett precipitation, nutrient levels and lower carbohydrate D iem ont was due to the early senes­ age of Calluna, and soil conditions. The reserves and the positive effect of cence of Calluna, causing an early form a­ climatic range of the mean annual higher carbohydrate levels has been tion of gaps in the presence of an infes­ above ground production of burnt shown fo r Calluna (Berdowski and tation of the heather beetle, gaps which Calluna on "P lim ited" podzol soils is Siepel 1988). Indeed the life span of Cal­ are suitable for grasses, but not suitable 2-2.5 ton/ha/year, whereas in heath luna after a prescribed fire is shorter for germination of Calluna seedlings. subjected to turf cutting the production than after tu rf cutting on podzol soils, Previously, shepherds even prefer­ is 1.1-1.5 ton/ha/year (D iem ont and where the removal of P, which is higher red a fire in summer in o rderto promote Oude Voshaar 1994). On brown pod­ after turf cutting, is critical for growth the growth of grasses. On the other zolic soils growth rates, where N is the (D iem ont 1996). hand, after a hot summer fire grasses growth limiting nutrient (D iem ont The conclusion from this section is may become extinct (observations 1994), growth rates are somewhat th at in terms of nutrients fire has a nut­ Hoge Veluwe). The frequency of the fire higher. Growth in Dutch heath is lower rient depleting effect in the Nether­ is also important. A high frequency of as compared to Calluna heath in S. E. lands, which is compatible w ith losses fires causes a shift from heath to grass England. On P deficit podzols in Dorset, caused by tu rf cutting. This is especially heath (Stoutjesdijk 1953) and similar previously burnt Calluna may reach a the case w ith respect of losses of n it­ observations are made in Scotland maximum of 3 ton/ha year. The d iffer­ rogen. Therefore, on acid brown soils (Miles 1981). The observation th a t gras­ ences in productivity in burned heath where N limits growth effects of fire ses become a dominant feature after re­ between Dorset and The Netherlands, and tu rf cutting may be compatible. peated fires, again suggeststhat it is not and differences within The Nether­ The effect of a fire is, however, not as always a higher availability of nutrients

132 Diemont, Jansen, Beije ■ Fire as a management tool in Dutch heathlands

with livestock (sheep, horses or cattle) is zero prescribed m o w in g turf cutting an option, the use of fire may also up­ b u rn in g m anagem ent grade the vegetation as a fodder. Fire is 798 ha 90 ha 59 ha 76 ha Fig. 3. Changes in not always appreciated by the general the balance of public, but since also mechanical turf grasses and dwarf stripping is introduced, it must not be shrubs in the difficult to convince the public that National Park de controlled fire is one of the means to 0 0 Hoge Veluwe in manage heathlands. relationship to management inter­ Abstract ferences including zero management The main management issues in Dutch ®:3 in the period 1981 heathlands are prevention of encroach­ and 1992, derived ment of trees and grasses, while main­ ___ grass heath d w a rf shrubs from Toletal. 1994. taining in a cost-effective way the cha­ racteristic open landscape and biodi­ that grasses outcompete dwarf shrubs dwarf shrubs. In case grasses have be­ versity. Here, we discuss the effects of such as Calluna. Also the promotion of come dominant, turf cutting has shown management interventions including dwarf shrubs by turf cutting at the ex­ to be effective to restore a dwarf shrub fire on nutrient levels, management ro­ pense of grasses is primairily explained heath (Diemont and Linthorst 1989). tation periods and plant species com­ by a physical cause i. e. the formation of position. At present prescribed burning suitable gaps for the germination of 5. Fire reconsidered is only practised in the Oldenbroek dwarf shrubs in the absence of viable heathland. Re-introduction of prescri­ grass seeds (Diemont 1990). These ob­ A major issue in Dutch heath is to ma­ bed fire on a larger scale in heatland servations are consistent with an early nage heathlands in order to counteract management in the Netherlands is dis­ speculation that "the recent spread of invasion of woodland and grasses. The cussed. grasses on Dutch heathlands can be use of periodic fire is a management op­ adequately explained in terms of tion in Calluna heathland, but as com­ References ageing heather stands and of unsuita­ pared to turf cutting the management ble seed beds" (Gimingham et al. 1987). rotation cycle is shorter (10 to 15 years Aerts, R., 1990: Nutrient use efficiency However, indirectly, nutrients may only). in evergreen and deciduous species speed up the encroachment of grasses, Periodic precribed fire in autumn is from heathlands. - Oecologia 84, because the life span of Calluna be­ also for Dutch heathlands an excellent 391-397. comes shorter (Diemont 1996). method to manage a Calluna heath- Anonymous, 1953: Heeft de heide nog The conclusion here is that periodic land, but other method such as turf toekomst? Uitgave van de Studie- prescibed fires may temporarily pro­ stripping, mowing, in combination with kring voor de Veluwe. Arnhem. mote grasses in dry Calluna heath, but grazing of lifestock are adequate as Berendse, F., Aerts, R., 1984: Competi­ in the long run fire does not upset the well in Calluna heathland. Especially tion between Erica tetralix L. and balance of grasses and dwarf shrubs, the many small heathlands in The Ne­ Molinia Caerulea (L.) Moench as af­ especially if grazing is part of the ma­ therlands (Figure 4) are difficult and fected by the availability of nu­ nagement. In wet heathlands, however, risky to burn, and the labour needed at trients. Acta Oecologica? - Oecolo­ grasses are probably growing more vi­ a specific moment is not easy to ar­ gia Planatarum 5 (19), 3-14. gorous than dwarf shrubs and espe­ range. Nevertheless, in larger heath­ Bokdam, J., in press: Cyclic succession cially Erica is outcompeted (Berendse lands dominated by Calluna, fire may and shifting mosaics in a cattle gra­ and Aerts 1984). Grazing may be requi­ be re-introduced as a practical manage­ zed heathland in the Netherlands. - red to change the balance towards ment tool. Especially where grazing Proc. Fifth Int. Rangeland Congrass vol. 1. Diemont, W. H., number of heathlands 1990: Seedling emer­ gence after sod cutting in grass heath. - Journal of Vegetation Science 1,129-132. Diemont, W. H., 1994: Effects of remo­ Fig. 4. Number of val of organic matter on the produc­ heathlands classi­ tivity of heathlands. - Journal of Ve­ fied according getation size classes in The Science 5,409-414. Netherlands Diemont, W. H., Blanckenborg Kampf, (Diemont etal. F. G., 1982: Blij op de hei? Innovaties 0-10 10-25 25-100 100-400 > 400 ha-classes 1982). in het heidebeheer. - Research In­

133 NNA-Berichte 5/97

stitute for Nature Management, Floate, M. J. S., 1970: Mineralization of port 87/17. Rijksinstituut voor Na- Arnhem. nitrogen and phosphorus from or­ tuurbeheer. Arnhem. D iem ont, W. H., Heil, G. 1/1/., 1984: Some ganic materials of plant and animal Heil, G. W., 1984: Raised nutrients levels long term observations on cyclical origin and its significance in the nu­ change heathlands into grasslands. and serai processes in dutch heath- trie n t cycle in grazed upland and - Vegetatio 53,113-120. lands. - Biological Conservation 30, hill soils. - Journal British Grassland Stoutjesdijk, Ph., 1953: Vegetatiekun- 283-290. Society 25, 295-302. dig onderzoek van Veluwse heide- Diemont, W. H., Linthorst Homan, H. D. Gim ingham , C. H., Chapman, S. B., velden. - In: Heeft de heide nog M., 1989: Re-establishment of dom i­ Webb, N. R., 1979: European heath­ toekomst? Studiekring voor de Ve- nance by dwarf shrubs on grass lands. - In: R. L. Specht (ed.), Heath­ luwe. Arnhem. heaths.-Vegetatio 85,13-19. lands and related shrublands. Ecosy­ D iem ont, W. H., Oude Voshaar, J., 1994: stems of the World 9A. - Elsevier, Effects of climate and management Amsterdam; 365-413. A uthor's address on the productivity of Dutch heath- Gimingham, C. H., Miller, G. R, Miles, J., lands. - Journal of Applied Ecology 1987: General remarks on the mana­ Dr. W. H. Diemont 31,709-716. gement of Dutch heathlands. - In: Institute for Forestry and Diem ont, W. H., 1996: Survival of Dutch W. H. Diemont and J. T. de Smidt Nature Research (IBN-DLO) heathlands. - Ph. D. Thesis Wage- (eds). 1987. Heathland manage­ P.O. Box 23 ningen. 78 pp. ment in The Netherlands. - RIN re­ NL-6700 AA. Wageningen

heath etc., is consumed, young will The Effects of Fires on the Dynamics sprout up, and afford much tender browse for cattle". of Heathland Communities in W hite tells us three things. First, burning was such a common practice by Southern England the seventeenth century that laws had been introduced to control it. It was il­ by Nigel R.Webb legal to burn the heath between the 2nd February (Candlemass) and 25th 1. Historical Perspective their extent. For the most part, humans June (Midsummer). Secondly, the fires have been responsible for setting the were often fierce and uncontrolled, It is clear that fire has played an impor­ fires and from the time of the earliest and burnt other types of vegetation be­ ta nt role in the form ation and persist­ forest clearances fire was used to main­ sides heathland. Thirdly, the heathland ence of the heathlands in Southern tain open vegetation. was burnt to improve its quality fo r England as well as elsewhere in Britain. One of the earliest accounts of burn­ grazing livestock by ensuring a new The exact nature of this role is difficult ing heathland was w ritten bythe seven­ supply of young heather shoots. to assess. Alm ostall of the heathlands in teenth century priest and naturalist Gil­ The Atlantic heaths of Western southern Britain developed following bert White. In his Natural History of Europe are dominated by Calluna vul­ forest clearances which began about Selborne, published in 1689, he de­ garis. Gimingham, Chapman and W ebb 4000 years ago. The use of the land to scribes the great fires which occurred (1979) have suggested that these support the inhabitants and their way on the heathland of the ancient royal heaths shows some of the characterist­ of life has resulted in the persistence of hunting forest of Woolmer, near Sel­ ics of a fire climax. They cite two adap­ vegetation dominated by dwarf shrubs borne in the County of Hampshire: tations, first, the ease with which Cal­ until the present day (W ebb 1986). "to burn any waste, between Cand­ luna and species of Erica regenerate Generally, heathland ecologists have lemas and Midsummer, any grig, ling, from the stem base follow ing fires and seen fire as one of the ways in which heath and furze, goss or fern, is punish­ secondly, the prom otion seed germina­ heathlands were used; grazing, tu rf able w ith whipping and confinement in tion by heating. It is clear that fire has cutting and the cutting of vegetation the house of correction yet, in this for­ been an im portant factor in the dynam­ fo rfu e l are others. Fire m ight be seen as est, about March or April, according to ics of heathlands and remains one of both a tool which was used deliberately the dryness of the season, such vast the most important methods for man­ at certain locations and under certain heath-fires are lighted up, that they o f­ aging them. well-chosen conditions or as an indiscri­ ten get to a masterless head, and, catch­ minately operating factor resulting in ing the hedges, have sometimes been 2. Present day occurrence of fires the un-controlled burning of areas of communicated to the underwoods, heathland. Wildfires may have occurred woods and coppices, where great dam­ Every year areas of heath land are burnt. from time to time but we have no age has ensued. The plea for these There are two type of fire those lit by knowledge of either their frequency or burnings is, that when the old coat of heathland managers and those which

134 Webb • The Effects o f Fires on the Dynamics of Heathland Communities in Southern England are either accidental or the result of Heath Fires arson. In dry years the amount of heath- land burnt increases. The pattern of ac­ cidental fires resembles that of wild­ fires. There are two peaks in the occur­ rence of these fires throughout the year (Fig. 1). The first, during April, coincides with the school holidays at Easter, while the second, in late July and August, coincides with the summer vacation. During both periods the vegetation is very dry. In April the vegetation is still dormant after the winter, the new growth has yet to appear, and is dry as a Figure 1. The number result of frosts. Although it is particu­ o f heath fires atten­ larly susceptible to burning, the effect ded by the Dorset Fire of the f ire on the vegetation at this time Brigade during 1983. ofyearisseldom harmful. By August the vegetation is again dry as a result of the dence (Webb unpublished) suggests 1987, but the scrub had regenerated summer weather, although this varies that this rate has not declined. completely. This probably indicates a from year to year. Fires occurring at this transitional period in which what will time of year may be more harmful as 3. A Landscape Perspective on eventually be woodland passes through the vegetation does not regenerate as Heathland Fires a scrub phase. One might have ex­ rapidly, and there is too little time for pected dry heath to increase in the regrowth before the winter. The effect of extensive fires in 1976, burnt zones as areas which were form­ In Dorset, most of the accidental when 11 % of the Dorset heaths was erly scrub were converted to early- fires occur around the conurbations of burnt, was examined at the landscape successional heath. This was not the Bournemouth and Poole and are infre­ scale by Bullock and Webb (1995). In case, and areas of burnt scrub and quent elsewhere. Because of the high 1976, a year of prolonged drought and woodland regenerated as these types incidence of fires on the urban-fringe very high summer temperatures, 11 of of vegetation and not as heathland. heathlands there has been a reluctance the largest fragments of the 141 frag­ The proportions of the four heath to undertake controlled burning for ments of heathland remaining in types were all unaffected by burning management elsewhere. On most of Dorset were affected by uncontrolled and there was no subsequent revegeta­ these heaths strict fire protection fires. Using data collected during sur­ tion of bare areas by heath vegetation. measures have been implemented over veys in 1978 and 1987 (Webb and Has­ In both dry and humid heath types the last twenty years. In the year pre­ kins 1980, Webb 1990), cover vaIues and there were short-term successional ceding 1960 about 809 ha out of a total species composition were compared for trajectories following the fires in which heathland area of 10000 ha was burnt. each of the 11 heaths in the burnt and these areas returned to their pre-burnt By 1978 the total area of heathland in unburnt zones shortly after the fires, state by 1987. Burning caused changes Dorset had declined to about 7900 ha of and again in 1987. The vegetation types in the frequencies of the dominant spe­ which 1071 ha was burnt; however, this examined were dry heath, humid cies in 1978 but these differences were figure was inflated by the extensive heath, wet heath and peatland lost by 1987. The dry heath areas of the fires in the very hot dry summer of 1976 together with five associated types - burnt zones were first colonised by when 11 % of the Dorset heathlands scrub, carr, woodland and bare ground. Agrostis cu/t/s/7-dominated vegetation was burnt. By 1987 the heathland had Five of the nine vegetation types re­ which was replaced by Calluna vul- declined to 7475 ha with 451 ha being sponded to the fires. There was little gar/s-dominated vegetation. Likewise, burnt (Webb 1990). Although detailed difference in the proportion of dry on the humid heath areas Molinia figures are not available it is thought heath between the burnt and unburnt caerulea established after the fire to be that the total area burnt in subsequent zones in 1978, but by 1987 the burnt replaced eventually by Calluna vul- years has fallen further as a result of zones contained more dry heath vege­ garis-\e getation. This development protection measures. However, there tation. The dry heath decreased by ca. contrasts with the stability of the un­ has been a large increase in the number 5 % over the nine years in the unburnt burnt zones. of fires on the urban-fringe heathlands. zones as a result of invasion by scrub, Scrub did not change significantly in Until recently, when some grazing has but showed little change in the burnt extent between the two surveys but the been introduced, fire was the only fac­ zones. composition of that on the burnt areas tor controlling succession on these A significant proportion of scrub, differed from the unburnt with the heaths. Because of this lack of burning carr and woodland was cleared by the proportion of Betula pendula increas­ the extent of scrub on the Dorset heath­ fire creating areas of bare ground in ing and of Ulex europaeus decreasing. lands increased by 15 % between 1978 1978. Much of the former carr and Over the nine years the total area of and 1987 (Webb 1990) and recent evi­ woodland remained as bare ground in Pteridium aquilinum increased more

135 Webb • The Effects of Fires on the Dynamics of Heathland Communities in Southern England rapidly in the burnt zones whereas son and Davis (1965) and A llen (1964) rogen is also lost. In the early years after there was virtually no change in the un­ respectively and for southern England a fire nitrogen limits growth and burnt zones, which supports anecdotal by Chapman (1967). From experimental thereby exercises control over the phos­ evidence that this species tends to fires in a twelve-year old heathland in phorus economy of the heathland sys­ spread follow ing fires. Dorset, Chapman (1967) showed that tem. As nitrogen accumulates in the In summary, neither the extent nor about 95 % of the nitrogen and 20-30 % standing crop and litter the amount of the composition of the principal heath- of the other principal nutrients were available phosphorus in the soil de­ land types was affected by the fires lostduring burning (Table 1). A nutrie nt creases and the system switches to one which had occurred in 1976. The only budget was constructed from which it in which phosphorus controls the nit­ long-term effect was in the species com­ was clear that the losses of sodium, rogen economy (Chapman, Rose and position of scrub. The fires had a benefi­ potassium, calcium and magnesium Basanta 1989). cial effect in conserving the dynamic could be made good from precipitation The phosphorus adsorption capacity mosaic of the heathland vegetation within a few years; however, the losses of heathland soils in southern England types by preventing the succession of of phosphorus and nitrogen could not varies, w ith those in Dorset, where most heathland to scrub and by reducing the be replenished through precipitation of the studies of nutrient dynamics have cover of woodland and carr between alone. been carried out, being exceptionally 1978 and 1987. However, the observed The role of phosphorus is particu­ low. Elsewhere, w hile still low in com­ effect on woodland and carr may reflect larly significant on the lowland heaths parison w ith other soil types, adsorp­ the longertime-scale over which wood­ of southern England which have deve­ tion maxima are higher. This suggests land develops compared with heath­ loped on mineral soils. As heathland that a greater proportion of the phos­ land. The only detrimental effect ap­ vegetation develops after a fire, there is phorus entering solution from ash peared to be the slight spread of an accumulation of phosphorus and or­ would be retained by the soil and like­ bracken (Pteridium aquilinum) into ganic matter in the standing crop and wise, decomposition would result in a burnt heathland. Overall, one might litter. When a fire occurs a proportion of greater rate of release of phosphorus conclude that the 1976 fires when the accumulated phosphorus is con­ which w ould be returned to the system viewed at the landscape scale and over verted to ash and subsequently comes rather than lost through leaching a long timescale had negligible or pos­ into solution; however, only a propor­ (Chapman, Rose and Basanta 1989). sibly beneficial effects on the heathland tion of this phosphorus enters the soil When these heathlands reach an communities. adsorption system and the remainder is age of about 20 years the rate of ac­ By adopting largetemporal and spa­ lost through leaching. As the vege­ cumulation of phosphorus decreases tial scales to examine the dynamics of tation regenerates, the loss of phos­ and phosphorus is lost from the litter. A heathland vegetation, it is interesting phorus through leaching declines and, similar pattern is shown by the other to note that the heathland landscape with low amounts of available phos­ major nutrients with the exception of appeared to remain stable despite cata­ phorus, the standing crop stabilises at nitrogen. The nitrogen budget is not strophic disturbance at specific loca­ about 2000 g organic matter m2 (Chap­ fully understood and current data sug­ tions. Thus, the mosaic o f vegetation man, Rose and Clarke 1989). gest that losses during a fire cannot be types on these heathlands promotes Earlier studies (e.g. A llen 1964, made up through rainfall alone. The resilience. It is also evident th at re­ Chapman 1967) had emphasised the role of nitrogen-fixing plants, princip­ sponses to environmental factors and loss of phosphorus to the atmosphere ally Ulex spp., may well be im portant management will require that spatial during heathland fires. In heathlands a here (Chapman and W ebb 1978). structuring and landscape dynamics be high proportion of the phosphorus is examined. held in the organic matter, and it is now 5. Invertebrate Succession clear that where the adsorption capa­ following Fires 4. Nutrient changes during city of the soil ¡slow, the soil is unable to heathland fires hold all of the phosphorus released dur­ It is im portantto recognise a number of ing the fire, and a proportion of this key features of the invertebrates associ­ This topic has been investigated in Scot­ phosphorus is lost through leaching. ated with heather and heathland land and northern England by R obert­ During a fire a large proportion of nit­ (Webb 1989). First, there are those spe­ cies which feed on Calluna or on other Table 1. A nutrient balance sheet for an area o f lowland heath, 12 years old when burnt (data heathland plants. Then there are those expressed as kg/ha) (From Chapman 1967) species which are associated with Na K Ca Mg P N heathlands in general, these are mostly species which like hot, dry, sandy habi­ Vegetation/litter 5.4 39.3 48.2 17.2 8.3 182.2 tats. The fauna of heather is very de­ Soil 84.0 288.0 229.0 236.0 37.0 2210.0 pendent on the structure of the Calluna Loss in fire (28%) 1.5 (21%) 8.3 (26%) 12.5 (23%) 4.0 (26%) 2.2 (91%) 173.1 bushes and it is im p orta ntto distinguish between single bushes and those grow ­ Nutrient input of 1 year’s rainfall '25.4 1.2 4.7 5.6 0.01 5.2 ing in stands of a uniform age. Vegeta­ Nutrient input over 12 years 305.0 14.0 56.0 67.0 0.12 62.0 tion structure of the latter type is pro­ Nutrient balance +303.0 +5.7 +43.5 +63.0 -2.08 -111.0 duced by rotational burning and pro-

136 Number of individuals (log) Number of individuals (log) Number o f individuals (log) Invertebratefauna of Callunabushes at ThreeBarrows . 07 1 1.25 1 0.75 0.5 . 07 1 0.75 0.5 Calluna bush diameter (m) Calluna bushdiameter (m) Calluna bush diameter (m) .5 1 0.75 Web b • The Effects o f Fires on the Dynamics o f Heathland Communities in Southern England Southern in Communities Heathland f Dynamics o • b Fires f the on The Effects o . 1.75 1.5 . 1.75 1.5 pitum tebrate fauna and the structure of the the of structure the and fauna tebrate vides a different habitat from that of of that from habitat different avides rm 91 o 91 olwn a ie in fire a 1971 following 1961 to from smallest bushes, which are the youngest, the are which bushes, smallest fire and others characteristic of the the of characteristic others and fire (Fig.canopy 2).Almost vegetation the decreasestion of development the with ferent structure grow side grow structure by ferent side. ferent phases of the the of phases ferent from studies in southern England.Fourstudies southern in from <62 pro­ high a and cover plant complete fusca Formica ralix. ants (Formicidae) fewer individuals were re­ were ants individuals (Formicidae) fewer have (Coleóptera) and fewer pce, ih oe pce being species earlycharacteristic some stagesthe a of after with species, For­ somesuch for as (Hymenoptera: ants but diversity in increase an show inver­ the of diversity ship the between fte ln cvr consists cover of plant the of sition of the fauna was similar from from similar was fauna the of sition iue2 Te ubr iscs recorded f o number TheFigure 2. species of ant occur commonly on the the on commonly occur species ant of abund­ either in differences few were cle,even-agedand standsby produced stages allthe senting the of Figure 3.From 1961 1971 to thevegeta- years ten for studied coverwere plant even sparseheath with cover. plant The high and andwarm cover plant where is of portion caerulea, Agrostis curtisii Agrostis caerulea, corded from the older bushes. the older corded from bushes.For older larger the than (Araneae) all studies of heathland invertebrates invertebrates heathland of studies all micidae)is there adecline asinsola­ the groups Most 2). bushes (Fig. heather occurs in the cool, areaswet 83where % aged by burning, although the compo­ the although agedbyburning, ie g tnswee bushesdif­ agestandsmixed where of ne r iest o ivrerts in invertebrates of diversity or ance interactions of the ants with changes ants the of interactions in with layer, almost litter developed is well a eons httee sa succession isa there of recognise that mature mature and phases.degenerate in oldest phases.the phase,phase highest densities to were rmCluabse ifrn ie. The sizes. different f bushesCallunao from Dorsetheaths ( dif­ the representing plants patches of Inmixed-aged stand the burning. there repre­ community, mixed-aged a both However,in even-aged the stands man­ 99 te eut ae umrsd in summarised are results the 1959; This general picture is confirmed confirmed is picture general This In general, there is aclose there Ingeneral, relation­ n Scotland, In %.Laslusallenus rfr te r hah hc is which heath dry the prefers aln. ermru caes- Tetramorium Calluna. Brian Miller occurs there where 1964). inhabits the driest inhabits the 17) studied (1974) Calluna and Lasiusniger Calluna Erica tet- Erica Molinia cycle. 137 cy­

Numbers trapped per year Numbers trapped per year eb W 138 b • The Effects o f Fires on th e Dynamics o f H eathland Com m unities in Southern England Southern in unities m Com eathland H f o Dynamics e th on Fires f o Effects • The b 1961 L. niger P. aquilinum Others U. minor A. setacea E. cinerea 1971 E .t e t r a l i x M . c a e r u l e a

DwarfGorse

Bristle Bent

Bracken BellHeather

Cross-Leaved Heath

PurpleGrass Moor

Calluna

1961 1961

T . c a e s p i t u m L. alienus I Others I Others M . c a e r u l e a M . c a e r u l e a A. setacea . E. tetralix . P. aquilinum tetralix setacea P . a q u i l i n u m [ U. minor Bare E. cinerea [ Bare U. minor E. cinerea

Cross-Leaved Heath

Bristle Bent

Cross-Leaved Heath Bristle Bent

PurpleGrassMoor PurpleGrassMoor

DwarfGorse 1971

Bracken

Bell Heather Bracken DwarfGorse 1971

BellHeather

Calluna Calluna p la n t species and o f bare ground in the areas the in ground f bare o and t species n la p in eeoe fo h ery post­ early the from developed tion e lyr a bgn o fr Fo his From . form to begun had layer ter and Tetramorium caespitum on a southern a on caespitum Tetramorium L.alienus and niger, Lasius ants the by inhabited ficant reduction in insolation. in signi­ a in reduction ficant resulting % 54 to % 10 from the heathland soon after the fire. Their Their fire. the after soon heathland the the burning cycle. burning the to avoid shading by the plants was fa­ was plants the by shading avoid to from 17-24 %, 17-24 from from 28 % to 19 % and 42 % to 24 % re­ % 24 %to 42 and 19% %to 28 from the fire when the vegetation canopy canopy vegetation the when fire the not was species ground-living of tivity n tn er ltr fo ra 16 and 1964 Brian (from later burning r years fte a ten years o and tw heathland English iue3 Te rprin of h dfer nt re diffe the f o proportions The 3. Figure species were absent when plant cover cover plant when absent were species of cover the and % 6 voured. Species assuch voured. ie a atrd h cmeiie bal­ competitive the altered had fire pciey ( spectively categories. samples, ac­ and presence The (Araneae). spiders species o f spider in relation to the propor­ the to relation in spider f o species similar ten-year period, period, ten-year similar Bare ground decreased from 36 % to to % 36 from phase. decreased ground building Bare late the to phase burn 1976). at. et Brian are able to co-exist on the heathland heathland the on co-exist to able are seeds and is able to build nest mounds mounds nest build to isable and seeds caespitum, stored when the fire occurs again. again. occurs fire the when stored the and develops, canopy the as cline ance between the species. the between ance the ing follow vegetation the of growth heathland fire (from M e rre tt 1976). tt a rre g e in M w llo (from fo fire years ten heathland the during heathland ram orium caespitum orium ram proportion of of proportion reached 90 %. 90 reached rgnl aac o seis s ny re­ only is species of balance original but but began to close and a well-developed lit­ a well-developed close and to began after years ten until affected markedly in aegon nasuhr English southern a on ground bare f o tion Figure 4. Changes in the abundances o f four f o abundances the in Changes 4. Figure populations declined quickly and the the and quickly declined populations because they occupy opposite ends of of ends opposite occupy they because require a high degree of insolation, de­ insolation, of degree high a require investigated successional patterns of of patterns successional investigated Over the same ten-year period the the period ten-year same the Over On the same heathland and over a over and heathland same the On 1. Pioneer species, which colonised colonised which species, Pioneer 1. . ger e ig n L. r tt rre e M which collects and stores stores and collects which Brian and and F.fusca . caespitum T. et al. 1976). The The 1976). al. et 17) eonsd 6 recognised (1976) . alienus L. and and from 5 % to 15 %, 5 % to from Calluna L.alienus, r tt rre e M Lasiusalienus ermorium Tetram decreased decreased increased increased increased increased (1976) (1976) which which Tet­

Webb • The Effects of Fires on the Dynamics o f Heathland Communities in Southern England

2. Pioneer species which persisted for about 10 years and then declined Years. 1D 10 20 30 40 slowly. Development Building. M ature Degenerate Phase 3. Species whose abundance reach­ Maximum Standing crop ed a peak 5-10 years after the fire and rate of increment growth curves ------► which declined 10-15 years after the of standing crop. levelling out. V fire. A A Vegetation. Maximum Maximum 4. Species which reached their peak production of shoot biomass, abundance after ten years after the woody material. V V fire. Increasing _ Decreasing 5. Species characteristic of mature above ground above ground heathland (<15 years). These fell in to production. production. two groups: web-spinners and ground Maximum Decreasing living species. ------Increasing litter production.------► litter litter ------► 6. Spiders which occurred in all L itter production, production. Layer. phases with no well-marked peaks. ____ Increasing root development______*. in litter layer As with ants, spiders show a clear re­ Increasing humidity _ Nutrient input to litter sponse to changes in vegetation struc­ in litter layer. * in excess of accumulation’ ture (Fig. 4), this is particularly evident Decreasing ant Soil in web-spinning species. populations. Fauna. The only other detailed study from Increasing micro-arthropod populations. * the Dorset heathlands is for soil mites (Acarina: Oribatida) (Webb 1994). Figures. A summary o f the changes which occur in primary production, litter accumulation Measurements of soil temperatures and soil fauna on a southern English heathland following burning. made during a heathland fire suggest that the litter surface is subject to tem­ once the vegetation canopy has been a levelling off. Thus, the development peratures which do not exceed 45°C removed (Table 2). This is caused by mi­ of the fauna is closely associated with (Webb 1994). Oribatid mites are well cro-climatic changes in the litter. The lit­ the recovery of the heathland vegeta­ able to withstand this temperature for ter becomes very dry without the pro­ tion. This process is characterised by short periods (Madge 1965, Hodkinson tection of the plant canopy and fre­ slow growth rates and in particular the et al. 1996). The good insulating prop­ quently blows away. A new litter layer slow rate at which litter accumulates erties of the litter ensure that tem­ begins to form only when the plant ca­ during the first ten years after the fire. peratures hardly rise within the litter nopy closes; a process which takes some and soil profile. Few ofthe soil and litter ten years. The number of species in the 6. Conservation Management dwelling are killed by the fire; oribatid fauna increases up to about 15 by Burning however, populations decline rapidly years after the fire, after which there is The changes which take place on the Table 2. The numbers of oribatid mites per m2 from six heathlands o f different ages since a Dorset heathlands following fires are fire. H = Krustal-Wallis one-way analysis o f ranks. For 5 degrees o f freedom. P >0.001, summarized in Figure 5. Where the fire h= 20.52. Hence all values o f Hare highly significant has not been too hot Calluna regener­ ates from the stem bases and within Species Age in years since fire H three years enters the building phase. 0 1 4 8 15 27 Where the root stocks are killed re­ Nothrus silvestris (Nic.) 53 133 1893 5412 9331 72.57 Platynothrus peltifer (C.L.K.) 53 generation is from seed giving a true Camisia segnis (Herm.) 80 - pioneer phase, but taking longer be­ Damaeus clavipes (Herm.) 27 - Odontocepheus elongatus (Mich.) 27 187 27 - fore the building phase is reached. Over Ceraloppia bipilis (Herm.) 27 the 30-40 years of heathland growth Tectocepheus velatus (Mich.) 27 80 453 2773 1493 1386 48.77 Ceratozetes gracilis (Mich.) 80 427 - production increases but declines from Chamobates borealis (Ouds.) 27 53 400 773 560 1146 38.00 Trichoribates incisellus (Kramer) 27 240 160 about 20 years onwards. The protection Oppiella nova (Ouds.) 27 480 773 3679 5572 58.80 afforded by the canopy changes. At Galumna sp. 27 - Carabodes willmanni Bernini 587 4346 15062 9091 10450 2453 29.04 first, the canopy is open and the soil and Carabodes marginatus (Mich.) 27 347 - litter surface dry with extremes of Adoristes ovatus (C.L.K.) 27 27 - Thyrisoma lanceolata (Mich.) 80 133 400 160 - temperature. During the mature phase Oribaluta tibialis (Nic.) 107 53 187 53 187 107 - Steganacarus magnus (Nic.) 613 533 46.95 when the canopy is more or less com­ Phthiracarus sp. 27 27 133 427 42.14 plete, humid, still conditions with small Rhysotritia ardua (C.L.K.) 3519 693 347 27 480 958 34.48 Hermanniella picea (C.L.K.) 1173 - fluctuations of temperature prevail. As Achiptera coleoptrata (L.) 27 the canopy opens during the late Pelops bilobus Sell. 53 53 mature and degenerate phases more Total individuals 4321 5465 17275 16077 25168 22583 41.24 extreme conditions occur again. Al­ Total species 7 10 10 11 17 16 63.74 though we do not have micro-climate

139 Webb • The Effects of Fires on the Dynamics of Heathland Communities in Southern England

Table 3. Features o f the microclimate beneath the vegetation in the different growth phases will not carry a fire cleanly. It is only in o f a Calluna heath in Scotland. (From Barclay-Estrup 1971) the late building and mature phases of

Pioneer Building Mature Degenerate heather that clean fires can be Age (years) 3-10 7-13 12-28 16-29 achieved. Preliminary experiments in Percentage cover 10 85 75 35 which the fuel load has been manipu­ Illumination at ground level High Reduced to 2% of Increased to 20% of Up to 75% of ambient lated suggest that it is difficult to mod­ ambient ambient ify fire temperatures by manipulating Surface temperature - max. Highest Intermediate Lowest Second highest the fuel load as the temperatures at­ Surface temperature - min. Intermediate Second highest Highest Lowest tained in any one fire are highly depen­ Soil temperature - max. High Lowest Intermediate Highest dant on the conditions (moisture, rain­ Soil temperature - min. Low Lowest Highest Intermediate fall, wind etc) at the time of burning. Saturation deficit High Low Low Increasing (high on warm However, in older more open stands it is clays) important to clear the vegetation and Air movement Maximal Negligible Restricted Much greater the addition of material to raise fire Throughfall At a maximum At a minimum Still at a low level Much greater, approaching that of pioneer phase temperatures will encourage seedling germination {Allchin etal. 1996). measurements for the southern heaths, drawn up for rotational burning. First, More difficult to overcome have studies from heaths in Scotland (Barc­ areas which should not be burnt were been objections from conservationists. lay-Estrup 1971) give a good idea of the identified and marked. Then, the area They have viewed the large number of types of change which occur (Table 3). of the remainder of the heathland was accidental fires as harmful and are un­ These changes are of considerable im­ divided by twenty. The resulting total willing to consider fire as a manage­ portance for the invertebrate fauna. area to be burnt each year was then ment tool. It is clear that recolonisation Which, as we have already seen, tends further divided into smaller areas dis­ of heaths following fires is now a more to increase in diversity throughout the trib u te d o ve rth e heathland. In this way difficult process in cases where colonists heathland succession. it was hoped to achieve a mosaic which must move between fragments rather In Dorset, the dynamics of the nutri­ would enable heathland species to than within fragments. As a result of ents has been used as a basis fo r deve­ move to new areas. In addition, a m o­ these pressures alternative manage­ loping management prescriptions saic of different aged stands of heather ments are now being implemented. based on burning. Chapman and Webb would in itself provide a form of protec­ The law permits the burning of (1978) suggested that these heathlands tion against unplanned fires. Attempts heathland for management only during should be burnt on a cycle of about 20 to implement this plan were thwarted the winter (1 November - 31 March). years. Their conclusion was based on by the frequent accidental fires and Frequently, weather conditions are un­ the rates at which the nutrients lost dur­ fro m th e late 1970s onw ard there was suitable for burning throughout much ing thefire were replaced in rainfall and almost no burning of heathland for of the winter, although usually there is in particular the input of phosphorus. A management. In addition, some conser­ a period in the late winter (February- cycle of 20 years is much longer than vationists objected to the use of fire to early March) w hen the vegetation is dry that normally used to manage heather manage heathland despite the fact that enough and there is little wind for fires moorland in the north of England and at that time no other methods were to be lit safely. Many of the heathlands Scotland. Here a cycle of 12-15 years is readily available. Asa result the amount are surrounded by forestry or property used since the aim of burning is to pro­ of scrub and woody vegetation on the which prevents burning. Cutting which vide a crop of nutritious young heather heaths has increased considerably. can be carried out throughout the shoots for sheep and for grouse. Grouse Now, when accidental fires occur they winter is a great advantage here but re­ moors are usually burnt in strips be­ are fierce, difficult to control, often quires relatively level ground. Recently, cause grouse require young heather for burn larger areas than are desirable and grazing by cattle and horses has been food and taller old heather for nesting because of the high temperatures at­ introduced as a means of managing the and to provide a supply of invertebrates tained may impair the subsequent re­ vegetation. as food for their chicks. In the south of generation of the heathland. Finally, research into patch dynamics England some conservationists have ar­ M ore recently the use o f fire has both within and between heathland gued that the cycle could be as long as been reconsidered as has the tw e n ty- fragments and considerations of heath­ 25 years, but it should be remembered year cycle. This cycle while matching the land management at a landscape scale that the capacity of the plant to regen­ input of nutrients may allow too large a have influenced our thinking of rota­ erate after fires declines markedly with fuel load to develop. This increased fuel tional management. Studies such as no more than 10 % o f the 23-25 year load will result in hotter fires and this in th a t o f W ebb and Thomas (1994) have old plants capable of recovery (M o - turn may affect plant succession after h ig h lig h te d the need to consider w here ham ed and G im ingham 1970, M ille r the fire. Furthermore, the structure of patches to be managed should be loc­ and M iles 1970). the vegetation changes during the ated in relation to the entire heathland In th e late 1960s attem pts w ere growth cycle of the heath and in the landscape and the frequency with madeto implement a programme of ro­ late mature and degenerate (sensu which they should be managed. tational burning based on this cycle. For W a tt 1955) stands of heather, the vege­ several nature reserves plans were tation becomes open and woody and

140 Webb • The Effects o f Fires on the Dynamics of Heathland Communities in Southern England

Acknowledgements soils from heathlands in southern Mohamed, B. F., Gimingham, C. H., England in relation to successional 1970. The morphology of vegetative I am very grateful to the Alfred Toepfer change. - Journal of Applied Eco­ regeneration in Calluna vulgaris. - Akademie für Naturschutz for their in­ logy 26, 673-680. New Phytologist 69,743-750. vitation to take part in this Workshop Chapman, 5. B., Rose, R. J., Clarke, R. T., Robertson, R. A., Davies, G. E., 1965. and for generously meeting my travel 1989. A model of the phosphorus Quantities of plant nutrients in and accommodation costs. dynamics of Calluna-heathland. - heather ecosystems. - Journal of Ap­ Journal of Ecology 77,35-48. plied Ecology 2,211-219. 7. References Chapman, S. B., Webb, N. R., 1978. The Watt, A.S., 1955. Bracken versus hea­ productivity of Calluna-heathland ther: a study in plant sociology. - Allchin, E. A., Putwain, P. D., Mortimer, in Southern England. - In Heal, 0. Journal of Ecology 43,490-506. A. M., Webb, N. R., 1996. Burning W., Perkins, D. F. (eds): The Ecology Webb, N. R., 1986. Heathlands. Collins, heathland for management: fire of some British Moors and Montane London. temperatures and vegetative re­ Grasslands. Springer-Verlag, Berlin. Webb, N. R., 1990. Changes on the generation. - Aspects of Applied Gimingham, C. H., Chapman, S. B., heathlands of Dorset, England, be­ Biology 44,407-412. Webb, N. R., 1979. European heath- tween 1978 and 1987. - Biological Allen, 5. £., 1964. Chemical aspects of lands. In Specht, R. L. (ed.): Ecosys­ Conservation 51,273-286. heather burning. - Journal of Ap­ tems of the World Volume 9A: Webb, N. R., 1994. Post-fire succession plied Ecology 1, 347-367. Heathlands and Related Shru- of cryptostigmatic mites (Acari, Barclay-Estrup, P, 1971. The description blands. - Elsevier, Amsterdam. Cryptostigmata) in a Calluna-heath­ and interpretation of cyclical pro­ Hodkinson, I. D., Coulson, 5. J., Webb, N. land soil. Pedobiologia 38,138-145. cesses in a heath community. Ill Mi­ R., Block, W., 1996. Can high Arctic Webb, N. R, Haskins, L. E., 1980. An eco­ croclimate in relation to the Calluna soil microarthropods survive elev­ logical survey of heathland in the cycle. - Journal of Ecology 59, ated summer temperatures. - Func­ Poole Basin, Dorset, England in 143-166. tional Ecology 10,314-321. 1978. - Biological Conservation 17, Brian, M. V, 1964. Ant distribution on a Madge, D. S., 1965. The effects of lethal 281-296. southern English heath. - Journal of temperatures on oribatid mites. - Webb, N. R, Thomas, J. A., 1994. Con­ Animal Ecology 33,451-461. Acarologia 7,121-130. serving insect habitats in heathland Brian, M. V, Mountford, M. D., Abbott, Merrett, P, 1976. Changes in the biotopes: a question of scale. In A., Vincent, 5., 1976. The changes in ground living spider fauna after Edwards, P. J., May, R. M., Webb, N. ant species distribution during ten heathland fires in Dorset. - Bulletin R.: Large-scale ecology and conser­ years post-fire regeneration of a of the British Arachnological Society vation biology. - Blackwell Scientific heath. - Journal of Animal Ecology 3,214-221. Publications, Oxford. 45,115-133. Miller, B. J. F., 1974. Studies of changes Bullock, J. M., Webb, N. R., 1995. Re­ in the populations of invertebrates sponses to severe fires in heathland associated with cyclical processes in mosaics in southern England. - Bio­ heathland. - PhD Thesis, University logical Conservation 73,207-214. of Aberdeen. Author's address Chapman, 5. B., 1967. Nutrient budgets Miller, G. R., Miles, J., 1970. Regenera­ for a dry heath ecosystem in the tion of heather (Calluna vulgaris (L.) Nigel R. Webb south of England. - Journal of Eco­ Hull) at different ages and different Furzebrook Research Station logy 55, 677-689. seasons in north-east Scotland. - NERC Institute of Terrestrial Ecology Chapman, S. B., Rose, R. J., Basanta, M., Journal of Applied Ecology 7, Wareham 1989. Phosphorus adsorption by 51-60. Dorset BH20 5AS UK

141 NNA-Berichte 5/97

ihren Schwerpunkt in den Tälern hat. Rekonstruktion der Feuergeschichte Sie sind zu wechselnden Anteilen mit Betula spp., Populus trem ula L. und Sor- einer nordischen Wald- und Kultur­ bus aucuparia L. durchmischt (Anders­ landschaft: Fallbeispiel Nationalpark son und A ppelqvist 1988). Siedlungs- und Landnutzungs­ Tiveden (Südschweden) geschichte von Hans D. Page, Mats Niklasson, Soren Källgren, Anders Granström, In der Landnutzungsgeschichte Tive- Johann G. G o ld a m m e r dens lassen sich seitdem M ittelalter vier Epochen unterscheiden, die im Zusam­ menhang mit der Feuergeschichte eine Einleitung werden die Ergebnisse der dendrochro- wichtige Rolle spielen und deswegen nologischen Untersuchung dargestellt kurz erläutert werden. Bis vor wenigen Jahren wurden Wald­ und im Zusammenhang mit der Sied- brände in Eurasien vorwiegend als ka­ lungs- und Landnutzungsgeschichte Tiveden im M ittelalter (bis Ende des tastrophale Ereignisse betrachtet. Doch interpretiert. Sie gibt Aufschluß über 16. Jahrhunderts) durch die feuerökologische Forschung die Bedeutung natürlicher und anthro­ in der letzten Zeit wird immer klarer, pogen bedingter Feuer der letzten Wegen der zerklüfteten Topographie, daß das Feuer - durch Blitzschlag oder Jahrhunderte in Tiveden und liefert des rauheren Klimas und der im Ver­ vom Menschen verursacht - ein Faktor Grundlagen für Entscheidungen, Wald­ gleich zum Umland wesentlich schlech­ ist, der die Artenzusammensetzung brände bzw. kontrollierte Feuer in zu­ teren Bodenbedingungen wurde das und Entwicklungsdynamik dortiger künftige Managementkonzepte für heutige Nationalparkgebiet erst sehr Waldökosysteme entscheidend prägt den Nationalpark zu integrieren. spät besiedelt und regelmäßig genutzt. (Granström et al. 1995, Zackrisson und Seit dem Beginn des Mittelalters gab es Ö stlund 1991, Schimmel und Granström Material und Methoden bäuerliche Siedlungen entlang der Ufer 1991, Rowe 1983). der Seen Unden und Vättern (s. Abb.1). Jahrringanalytische Untersuchun­ Naturräumliche Charakterisierung des Allerdings war nach der Einschätzung gen von Bäumen und Baumstümpfen, Untersuchungsgebietes von K ardell (1982) das heutige Natio­ die Brandwunden aufweisen, sind für nalparkgebiet, abgesehen von sporadi­ die feuergeschichtliche Forschung von Tiveden liegt etwa 150 km südwestlich scher Jagd und eventuell vereinzelt vor­ zentraler Bedeutung. Sie geben Auf­ von Stockholm am Nordende des Vät- gekommener Waldweide, bis zum Ende schluß über die Fläufigkeit, das jahres­ ternsees. Der 1353 ha große National­ des 16. Jahrhundertsein vom Menschen zeitlichem Auftreten und die Ausdeh­ park liegt im Süden des Gebietes auf ei­ weitgehend unberührtes Ökosystem, in nung historischer Brandereignisse. Der nem Höhenrücken mit einer mittleren dem es auch immer wieder zu Wald­ Schwerpunkt feuergeschichtlicher Un­ Höhenlage von 190 m ü. NN zwischen bränden kam. tersuchungen liegt in Nordschweden den Seen Unden und Vättern. Auf über (Zackrisson und Ö stlund 1991, Brad­ 90 % der Parkfläche steht nährstoffar­ Finnenkolonisation und Stahlproduktion shaw und Zackrisson 1990), da es hier - mer und saurer Granit an, der durch eis­ (17. u nd 18. Jahrhundert) vorwiegend in Naturreservaten - noch zeitliche Erosionsprozesse von zahlrei­ zahlreiche Bestände gibt, in denen man chen steilen Rißtälern (Sprickdälar) Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ver­ alte Bäume oder Baumstümpfe mit durchzogen ist (Andersson und Appel- änderte sich dieser Zustand grundle­ Brandwunden finden kann. In Süd­ qvist 1988, Johansson 1971). Diese gend. Finnische Immigranten, die auf schweden hingegen, das schon seit lan­ feuchten Täler wechseln sich auf Grund von Hungersnöten und kriegeri­ ger Zeit vom Menschen besiedelt ist, kleiner Fläche mit trockenen, steilen schen Auseinandersetzungen aus ih­ gibt es kaum noch Wälder, die histori­ Bergrücken ab, bei denen oft der rem Land getrieben wurden, siedelten sche Brandspuren aufweisen (Gran­ nackte Fels ansteht. Zahlreiche Find­ sich zu dieser Zeit in Süd- und M ittel­ ström 1991). linge und Blockanhäufungen, die die schweden an. 1580 erreichte diese Ein­ 5Eine Ausnahme davon bildet der letzte Eiszeit zurückließ, sind ein wei­ wanderungswelle auch Tiveden, mit Nationalpark Tiveden, in dem 1994 teres Charakteristikum dieser mosaik­ der Folge, daß in wenigen Jahrzehnten von der Arbeitsgruppe Feuerökologie artig zerklüfteten Landschaft. 82 neue Siedlungen in Tiveden entstan­ (Max-Planck-Institut für Chemie, Abtei­ Tiveden liegt im Zentrum der hemi- den (s. Abb. 1) und die Menschen immer lung Biogeochemie/c/o Universität Frei­ borealen Vegetationszone, in der sich tiefer in die bis dahin nahezu unberühr­ burg) in Zusammenarbeit mit dem Insti­ Elemente der borealen und gemäßig­ ten Urwälder vordrangen (Kardell tu t für Vegetationsökologie der Forstli­ ten Zone vereinen. Die bestandesprä- 1982). chen Fakultät in Umeä (Schweden) eine genden Baumarten in Tiveden sind Pi- M itte des 17. Jahrhunderts hielt die jahrringanalytische Untersuchung zur nussylvestris L., die im Nationalpark vor S tahlproduktion Einzug in Tiveden. Das Feuergeschichte des Gebietes durchge­ allem auf den trockenen Bergrücken Erz dazu kam aus Taberg, das an der führt wurde. In der vorliegenden Arbeit wächst, und Picea abies (L.) Karst., die Südspitze des Vätternsees liegt. Da die

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Askersund letzte Stahlwerk schloß 1923 in Igel- bäcken. Durch die Öffnung des Götakanals im Jahre 1832, derStockholm und Göte­ borg miteinander verbindet, bekam das bis dahin sehr abgelegene Tiveden nun direkten Anschluß an den Weltmarkt, da der Kanal das Gebiet im Süden kreuzt. So wurde der Verkauf von Stamm- und Papierholz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Tiveden immer bedeutender und hält bis heute an (Blohm und Färg 1953). Mit dem Auf­ kommen der modernen Land- und Forstwirtschaft verloren die histori­ schen Waldnutzungsarten seit 1850 völ­ lig an Bedeutung.

Datierung historischer Feuer

Im borealen Wald Eurasiens treten Brände in der Regel als Bodenfeuer auf, die nur selten in Kronenfeuer überge­ Mittelalterliche hen (Goldammer und Furyaev 1996, Siedlung Schimmel und Granström 1991). Die Kiefer ist im Vergleich zur Fichte Boden­ + Hammerwerk feuern gegenüber relativ unempfind­ © Hochofen lich, da die starke Borke das Kambium Finnensiedlung vor letalen Temperaturen (über 60°C) ■ Heutige Orte schützt. mSee 1 Svedjebruk ist eine Form der Brand­ wirtschaft, die sich mit der deutschen Reut­ bergwirtschaft vergleichen läßt. Nachdem ein Waldstück im Herbst gerodet wurde, brannte man die Fläche im folgenden Früh- jahr/Sommer. Danach wurden fü r zwei bis drei Jahre Roggen und Kartoffeln auf der Fläche angebaut, bis der Boden so ver­ Abb. 1. Lage des Untersuchungsgebietes Nationalpark Tiveden und Umgebung mit der Lage braucht war, daß sich die landwirtschaftliche historischer Siedlungen und Industrien. Produktion nicht mehr lohnte. Danach über­ ließ man die Fläche sich selbst, und es wuchs Wälder rund um die Erzminen schon hier vor allem das Teerbrennen und die wieder Wald (Kardell 1980, von Rosen 1952, das gesamte Holz für den Bergbau lie­ SchwendWirtschaft (Svedjebruk)1 von Heikinheimo 1915). Diese alte finnische fern mußten, verlagerte man die Ver­ Bedeutung. Da alle drei Wirtschaftsfor­ Wirtschaftsform war zwar in Südschweden hüttung nach Tiveden, wo es noch men mit offenem Feuer im Wald arbei­ schon vor der finnischen Einwanderungs­ große unberührte Wälder gab. Diese teten, ist davon auszugehen, daß das welle bekannt, erlebte jedoch durch diese wurden nun zunehmend von den Men­ Risiko von unkontrollierten Waldbrän­ einen gewaltigen Aufschwung (Linkola schen genutzt (Blohm und Färg 1953). den zu jener Zeit stark anstieg. 1988, Heikinheimo 1915). Doch wegen der zerklüfteten Topographie und der weiten Historische Waldnutzungen auf Ende der Stahlproduktion und Beginn Entfernung zu den nächsten Siedlungen hält heutigem Nationalparkgebiet der modernen Forstwirtschaft es Kardell (1982) fü r unwahrscheinlich, daß (ca. 1700 bis 1850) (ca. 1850 bis heute) das Svedjening in seiner Reinform auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks in größe­ Zwar war der heutige Nationalpark nie Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ging rem Umfang betrieben wurde. Häufig wur­ direkt besiedelt, doch gibt es geschicht­ die Stahlproduktion in Tiveden immer den jedoch die Schläge, auf denen das Köh­ liche Belege dafür, daß das Gebiet seit mehr zurück, da der mit Holzkohle pro­ lerholz gewonnen wurde, gebrannt, um die Beginn des 18. Jahrhunderts regelmä­ duzierte Stahl gegenüber den neuen Weidebedingungen für das Vieh oder die ßig von Menschen genutzt wurde (Kar- Produktionsverfahren mit Steinkohle Ansamungsbedingungen für die Naturver­ dell 1982). Neben der Köhlerei waren nicht länger konkurrenzfähig war. Das jüngung zu verbessern.

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ten nun bei verschiedenen Baumindivi­ duen Ereignisjahre im selben Jahr auf, so spricht man von Weiserjahren (Poin­ te r Year) (S chw eingruber 1990, Stokes und Smiley 1968). M it ihrer Hilfe kann man eine Chronologie erstellen, die es ermöglicht, die einzelnen Brandwun­ den von lebenden und toten Bäumen zeitlich exakt eingeordnet. Diese Methode ist um ein Vielfaches genauer, als das bloße Abzählen von Jahrringen, die zwischen zwei Brand­ wunden liegen. Denn je nach Stärke des Feuerereignisses w ird der Baum durch die Verbrennung eines Teilesder Nadel­ masse oder durch das Erreichen subleta­ ler Temperaturen im Kambialbereich unter physiologischen Streß gesetzt. Dieser kann Anormalien im gleichen oder in den darauffolgenden Jahrrin­ gen auslösen (O rtlo /fe ta l. 1995, Brown Abb. 2. Foto einer Brandwunde (16-fach vergrößert; Probennummer P44; Jahr 1738). Man und Swetnam 1994, M adany et al. erkennt die Brandwunde an den gebogenen kollabierten Zellen unterhalb des Risses und 1982). So können zum Beispiel falsche dem dunklen Kallusgewebe (rechter Bildrand). Die Bandwunde liegt mitten im Frühholz: oder fehlende Jahrringe auftreten, die mew. ohne das Cross D ating nicht erkannt werden. Falls ein großer Teil der Blatt­ masse durch das Feuer vernichtet wird, Oft entstehen jedoch am Stamman­ und Smiley 1968, Fritts 1976, Schwein- kann es zu derart starken Zuwachsein­ lauf lokal begrenzte Verletzungen des g ru b e r 1983). brüchen bei den nachfolgenden Jahr­ Kambiums, die in den darauffolgenden In vielen Fällen, so auch in Tiveden, ringen kommen, daß man sie selbst un­ Jahren überwallt und als Brandnarben ist es die Wasserversorgung, die zum ei­ ter dem Mikroskop optisch nicht mehr konserviert werden. Zur Datierung wer­ nen von der Niederschlagsmenge und voneinander unterscheiden kann (Fire den Stammscheiben oder Teile davon zum anderen von der Wasserspeicher­ Rings). In allen diesen Fällen sind die aus dem Wundbereich herausgesägt kapazität des Bodens (nutzbare Feld­ Weiserjahre ein verläßliches Hilfsmittel, und die Brandjahre mit Hilfe des Cross kapazität) abhängt. Da Tiveden in ei­ um die Jahrringchronologie eines Bau­ D ating datiert. nem schwach ozeanisch geprägten Kli­ mes exakt fortzuführen. Voraussetzung fü r diese Methode mabereich liegt, ist die sehr niedrige Ein weiterer Effekt, der nach Brän­ ist, daß die Bäume Jahrringe ausbilden. Wasserspeicherkapazität des hier vor­ den auftreten kann, ist die Bildung von Jährliche Witterungsschwankungen herrschenden Lithosols maßgeblich für extrem vielen Harzkanälen entweder und Veränderungen in den Standort­ die Jahrringstruktur unserer Probe­ im gleichen oder in den nachfolgenden qualitäten prägen das Aussehen eines baumartverantwortlich. Jahrringen. Dazu kann es dann kom­ jeden einzelnen Jahrrings, da der Dik- Bei der Aufstellung einer Jahr­ men, wenn die Feuerintensität nicht kenzuwachs durch einen Überschuß ringchronologie mit Hilfe des Cross Da­ ausreicht, eine letale Schädigung des an Photosyntheseprodukten bestimmt tin g eignen sich vor allem die extremen Kambiums herbeizuführen. Tritt dieses wird. Dieser ist um so größer, je günsti­ Jahre, die sich in ihrem Aussehen und in Phänomen in einer Probe auf und ist in ger die Witterungsbedingungen für die ihrer Breite stark von den Nachbarjahr­ der Nachbarprobe im gleichen Jahrring Photosynthese sind (Lyr et al. 1992). ringen unterscheiden. Sie bilden die eine Brandwunde vorhanden, so läßt Man könnte den Jahrring auch als eine markanten Jahrringmuster, die benö­ sich daraus schließen, daß das Feuer an Art Spiegelbild der jährlichen Wachs­ tigt werden, um verschiedene Stamm­ beiden Stellen auftrat (Brow n und tumsbedingungen bezeichnen. Wie scheiben miteinander vergleichen zu Swetnam 1994). stark sich diese Schwankungen im Jahr­ können. Diese Jahrringe werden bei der Betrachtet man die Lage der einzel­ ring manifestieren, hängtvom Standort einzelnen Probe als Ereignisjahr (Event nen Brandwunden innerhalb eines und den wachstumsbegrenzenden Fak­ Year) bezeichnet. Die meisten Baumin­ Jahrringes genauer, so ist es oft mög­ toren ab. Am besten eignen sich Ex­ dividuen einer Art reagieren bei ver­ lich, auch noch die Jahreszeit der tremstandorte für das Cross D ating, bei gleichbaren Standortverhältnissen und Feuerereignisse zu bestimmen (O rtlo ff denen sich ein Minimumfaktor ausma­ in einem einheitlichen Klimagebiet sehr et al. 1995, Baisan und Swetnam 1990). chen läßt, der das Ausmaß des Wachs­ ähnlich auf die Wachstumsbedingun­ Je nach Lage der Brandwunde inner­ tums kontrolliert, da hier die Unter­ gen, die in einem Jahr vorherrschen. halb des Jahrrings kann man verschie­ schiede in den Jahrringstrukturen am Das fü h rt dazu, daß das Aussehen ihrer dene Bildungszeiträume unterscheiden deutlichsten ausgeprägt sind (Stokes Jahrringmuster oft sehr ähnlich ist. Tre­ (Tab.1).

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Für die dendrochronologische Da­ Brandjahr aufweisen, auf einer Karte Die Ergebnisse der Untersuchung tierung der Brände wurden Stamm­ vermerkt. Die Fläche, die innerhalb der werden dann in der Feuerchronologie scheiben aus 50 lebenden Kiefern und äußersten Probepunkte liegt, kann als tabellarisch zusammengefaßt. Sie gibt 55 Baumstümpfen, die über das ge­ sichere Brandfläche angesehen weden. für jeden einzelnen Brand Auskunft samte Nationalparkgebiet verteilt lie­ Die äußeren Begrenzungen der Brand­ überdas Brandjahr, die Brandsaison, die gen, ausgewertet. Um die Größen der flächen werden so festgelegt, daß man Mindestbrandfläche und eine kurze Be­ einzelnen Brandflächen rekonstruieren sich immer an der nächstgelegenen po­ schreibung des Brandareals innerhalb zu können, wurde die Lage jeder einzel­ tentiellen Brandgrenze orientiert. Dies des Nationalparks. Danach wird das nen Probe auf einer topographischen sind zum Beispiel Bachläufe, Seen, Mean-Fire-Return-Intervall (MFRI) er­ Karte (Maßstab: 1:25000) vermerkt. Die Moore oder Höhenrücken (Goldammer rechnet. Es ist definiert als das arithme- Datierung der Proben erfolgte an der 1986). Aus dieser Vorgehensweise wird trische Mittel derZeitintervalle, diezwi­ Universität Umeä. klar, daß die einzelnen Brandflächen schen den einzelnen Feuerereignissen Um die Größen der einzelnen immer nur Mindestgrößen darstellen in einem bestimmten Untersuchungs­ Brandflächen zu ermitteln, werden alle und daß das tatsächliche Brandareal gebiet liegen. Von zentraler Bedeutung Probepunkte, die ein bestimmtes viel größer gewesen sein kann. ist dabei, daß es sich auf eine bestimmte Fläche und eine bestimmte Zeitperiode beziehen muß und nichts über die Aus­ Tab. 1. Jahreszeitliche Zuordnung der Position einer Brandwunde innerhalb eines Jahr­ dehnung der einzelnen Brände aussagt ringes. (Tande 1979, Romme 1980). Eine weitere Kennzahl, die zur Dar­ Symbol Lage der Brandwunde im Jahrring Bildungszeitraum stellung der Brandhäufigkeit in Tiveden eew 1. Drittel des Frühholzes Mitte Mai bis Anfang Juni (Frühling) berechnet wurde, ist die Feuerfrequenz (Fire Frequency). Auch sie beschreibt mevv 2. Drittel des Frühholzes Anfang Juni bis Ende Juni (Frühsommer) die durchschnittliche Zeitperiode, die zwischen zwei Brandereignissen liegt. lew 3. Drittel des Frühholzes Ende Juni bis Mitte/Ende Juli (Hochsommer) Sie bezieht sich in der Regel jedoch auf einen kleinen, eng umgrenzten Stand­ lw Spätholz Mitte/Ende Juli bis Mitte Aug. (Spätsommer) o rt-häufig den einzelnen Probebaum - und ist ein Weiser dafür, wie häufig d zwischen 2 Jahrringen Während der Vegetationsruhe von das Feuer an dieselbe Stelle wieder­ September bis Mai kehrt {Romme 1980).

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Ergebnisse chen Einfluß auf die Dynamik des Wald­ alle Epochen bei 27 (± 5) Jahren. Es läßt ökosystems in Tiveden hatte, spiegelt sich keine Tendenz mitderSiedlungsge- Feuerintervalle im Nationalpark das MFRI jener Zeit die natürliche schichte feststellen. Die Gründe dafür Tiveden Brandhäufigkeit wider. Erst mit dem Be­ werden im Diskussionsteil erörtert. ginn der Finnenbesiedlung und der et­ Die älteste datierte Brandwunde was später aufkommenden Stahlpro­ Die Brände im Jahresverlauf stammt aus dem Jahr 1371. Der älteste duktion drang der Mensch immer tiefer Brand, der in mehreren Proben belegt in die restlichen Primärwaldgebiete ein, Auch bei den folgenden Ausführungen ist, tra t im Jahr 1466 auf. Die Chronolo­ um diese - zunächst sporadisch, später wird der gesamte Beobachtungszeit­ gie reicht bis in das Jahr 1853 und bricht regelmäßig - für seine Bedürfnisse zu raum in die drei beschriebenen Epo­ danach, mit Ausnahme einer Feuer­ nutzen. So kam es immer häufiger zu chen unterteilt, um eventuelle Verän­ wunde, die an einem einzelnen Probe­ Bränden, da das Feuer ein unabdingba­ derungen in der jahreszeitlichen Vertei­ punkt im Jahr 1882 verzeichnet wurde, res Hilfsmitteln aller historischen Wald­ lung der Brände im Zusammenhang mit abrupt ab. Laut einer mündlichen Mit­ nutzungsformen war. der Waldnutzungeschichte herauszu­ teilung brannte es dann nur noch ein­ Betrachtet man die Feuerfrequenz, finden. Für die saisonale Aufschlüsse­ mal 1984auf einer ca. 0,5 ha großen Flä­ die ein Weiser dafür ist, wie häufig das lung der Feuerereignisse wurden nur che im Südosten des Parkes. Feuer an denselben Standort zurück­ die Brände, die sich jahreszeitlich genau Um festzustellen, ob die Siedlungs­ kehrt, so ergibt sich ein ganz anderes bestimmen ließen, herangezogen. und Landnutzungsgeschichte einen Bild: Sie liegt für alle Standorte und für In Abbildung 5 w ird die saisonale Einfluß auf die Brandhäufigkeit im Na­ tionalpark Tiveden hatte, wird das MFRI, das sich auf die gesamte Natio­ nalparkfläche bezieht, in drei Epochen aufgeteilt, die sich an der Besiedlungs­ geschichte orientieren: 1371-1580: Mittelalter (weitgehend ohne menschlichen Einfluß) 1580-1700: Finnenbesiedlung und Beginn der Stahlindustrie (vereinzelte Nutzungen) 1700-1853: Historische Waldnutzun­ gen (regelmäßige Nutzungen) Die Epoche nach 1853 wird in der Chronologie nicht berücksichtigt, weil mit dem Aufkommen der modernen Land- und Forstwirtschaft das Feuer na­ Nutzungsperioden hezu vollständig aus dem Wald ver­ drängt worden ist. Denn zum einen be­ Abb. 4. Veränderungen des Mean Fire Return Interval (MFRI) im Nationalpark Tiveden in den dienen sich die modernen Landbaume­ drei verschiedenen Nutzungsperioden. thoden nicht mehr der Hilfe des Feuers, und zum anderen ist der Gebrauch des Feuers im Wald seit der M itte des letz­ ten Jahrhunderts gesetzlich stark regle­ mentiert worden. Man versucht seither, jeden aufkommenden Brand schnellst­ möglich zu löschen, um die Entwertung von Stammholz zu minimieren. Betrachtet man in Abbildung 4 die Entwicklung des MFRI über die ver­ schiedenen Epochen hinweg, so fällt auf, daß sich der durchschnittliche Zeit­ abstand zwischen zwei Bränden auf dem Nationalparkgebiet von fünfzehn Jahren im Mittelalter auf unter fünf d eew mew lew Iw Jahre zurZeit der regelmäßigen histori­ Feuersaison (eew: Frühjahr; mew: Frühsommer; lew: Hochsommer; Iw: Spätsommer; d: Zeit der schen Waldnutzungen verringert. Da Vegetationsruhe) man davon ausgehen kann, daß im M it­ Abb. 5. Jahreszeitliche Verteilung der Brände im Nationalpark Tiveden in den verschiedenen telalter der Mensch keinen wesentli­ Epochen im Vergleich m it dem saisonalen Auftreten von Blitzschlag feuern in Schweden.

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100% Brandverteilung in den einzelnen Nut­ fl B. größer 299ha zungsepochen mit der jahreszeitlichen 9 0 % Verteilung natürlicher Blitzschlagfeuer 8 0 % □ B. 50 bis 299 verglichen. Diese ist einer Arbeit von Granström (1993) entnommen, in der 7 0 % □ B. kleiner 50 ha die schwedischen Feuerwehrstatistiken 6 0 % von 1945 bis 1960 hinsichtlich der Ursa­ in 5 0 % chen von Waldbränden ausgewertet wurden. Ein ErgebnisderUntersuchung 4 0 % ist, daß über 90 % der natürlichen Brände 3 0 % zwischen Mai und Ende August auftre- ten, mit einem eindeutigen Maximum 20% in den ersten Juliwochen. 10% Abbildung 5 zeigt, daß die Vertei­ 0% lung der Brände im Mittelalter (dunkle 1853-1700 1700-1580 1580-1449 Balken) recht gut mit der natürlichen Brandhäufigkeitsverteilung (Linien­ Nutzungsperioden diagramm) übereinstimmt. Mit dem Einsetzen der Finnenbesiedelung ge­ Abb. 6. Die Verteilung der einzelnen Brandgrößenklassen in den unterschiedlichen Nut­ gen Ende des 16. Jahrhunderts beginnt zungsperioden. die Verschiebung der Hauptbrandsai­ son vom Hochsommer in Richtung jahreszeitliche Verteilung der Brände in nen Brandflächen in der jüngsten Epo­ Frühjahr. In der jüngsten Epoche brennt den beiden ältesten Epochen nur auf che sind wahrscheinlich durch das Bren­ esdann überwiegend im Frühjahr (helle dem Datenmaterial von 9 beziehungs­ nen der Schläge entstanden, auf denen Balken). Da diese Verschiebung zeitlich weise 12 Bränden beruhen. Außerdem das Köhlerholz gewonnen wurde. So mit der Zunahme der Siedlungsdichte lassen sich die Brände in der Dormant- wird durch das immer häufiger vorkom­ und dem Anstieg menschlicher Aktivi­ phase („Vegetationsruhe") nicht in die mende kontrollierte Brennen und täten auf dem Nationalparkgebiet Interpretation miteinbeziehen, da durch die immer stärker werdende einhergeht, liegt die Vermutung nahe, nicht gesagt werden kann, ob sie im Holznutzung die Menge des Brennma­ daß hier ein Zusammenhang besteht. Herbst des einen oder im Frühjahr des terials pro Flächeneinheit geringer. Ge­ Man kann davon ausgehen, daß späte­ folgenden Jahres auftraten. rät ein Brand außer Kontrolle oder ent­ stens mit der Einwanderung der Finnen steht ein Brand durch Blitzschlag, ist auch die Brandrodung mit anschließen­ Die Brandgrößen in den verschiedenen aufgrund des verringerten Brennmate­ der landwirtschaftlicher Zwischennut­ Epochen rialangebotes die Feuerintensität der zung (Svedjening) Einzug in Tiveden Brände nicht mehr so groß wie zu der hielt (Kardell 1982, Heikinheimo 1915). Nachdem die Mindestausdehnung der Zeit vor den regelmäßigen Waldnut­ In zahlreichen Literaturquellen aus einzelnen Brände in die Karte eingetra­ zungen, und das Feuer kann sich nicht Rußland, Finnland, Schweden und Nor­ gen sind, können die Größen der Brand­ mehr so leicht großflächig ausbreiten. wegen ist belegt, daß die vom Men­ flächen geschätzt werden. Der älteste Es reichen schon relativ kleine Brand­ schen gelegten Brände im Zusammen­ Brand, für den die Ausdehnung ermit­ hindernisse oder eine geringe Ver­ hang mit den historischen Landnut­ telt werden konnte war 1466. Die Min­ schlechterung der klimatischen Brenn­ zungsarten vor allem im Frühjahr bis destbrandflächen sind in folgende drei bedingungen aus, um die Brände zu Frühsommer oder im Herbst stattfan­ Größenklassen aufgeteilt: stoppen. Außerdem entstand durch die den (Korovin 1996, Kardell 1980, Hei­ Kl. 1. Brandfläche < 50 ha: Lokale Be­ regelmäßigen Nutzungen ein Mosaik kinheimo 1915, Stromsoe o.J.). Ein deutung aus jungen Brandflächen und Rodun­ Grund dafür war, daß in diesen Jahres­ Kl. 2. 50 ha < Brandfläche < 300 ha: Be­ gen mit geringem Brennmaterialange­ zeiten der Boden und die Vegetation schränkung auf einen Parkteil bot und älteren Bestandesteilen mit hö­ der Regel nicht so ausgetrocknet waren (West, Mitte, Ost) herem Brennmaterialvorkommen. Auf wie im Hochsommer, und man deswe­ Kl. 3. Brandfläche > 300 ha: Über die diese Weise bildeten sich viele neue po­ gen die Brände leichter kontrollieren gesamte Ost-West-Ausdehnung tentielle Brandgrenzen. konnte. des Parkes Diese Beziehung zwischen Brand­ Diese Indizien unterstützen die Hy­ Die prozentuale Verteilung der drei häufigkeit und Feuerintensität ist dar­ pothese, daß der starke Anstieg der Brandgrößenklassen in den einzelnen auf zurückzuführen, daß die Ausdeh­ Brandfrequenz im Frühjahr, der mit der Epochen ist in Abbildung 6 dargestellt. nung der einzelnen Brände neben den Finnenkolonisation beginnt und seinen Es fällt auf, daß von der ältesten bis klimatischen Bedingungen von der vor­ Höhepunkt in der Zeit von 1700 bis 1853 hin zur jüngsten Epoche der Anteil der handenen Brennmaterialmenge ab­ erreicht, auf menschliche Aktivitäten kleinen Brandflächen (< 50 ha) von 30 % hängt, die um so größer ist, je länger zurückzuführen ist. auf 66 % zunimmt, während das Vor­ das Zeitintervall zwischen den einzel­ Es muß an dieser Stelle noch er­ kommen großer Brände (> 300 ha) von nen Bränden ist (Swetnam 1993, Parson wähnt werden, daß die Kurven für die 30 % auf 6 % abnimmt. Viele der klei­ 1978).

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Diskussion vorliegenden Studie nimmt die Anzahl nochmals erwähnt, daß das MFRI weder der verfügbaren Probepunkte mit zu­ etwas über die Ausdehnung der einzel­ Betrachtet man die Feuergeschichte des nehmendem Alter ab. Damit erhöht nen Brände aussagt, noch einen An­ Nationalparkes Tiveden im Zusammen­ sich die Wahrscheinlichkeit, daß klei­ haltspunkt gibt, wie o ft das Feuer an hang mit der menschlichen Siedlungs­ nere Waldbrände der ältesten Epoche dieselbe Stelle zurückkehrt, sondern geschichte des Gebietes, so lassen sich nur unvollständig erfaßt werden kön­ nur Auskunft darüber gibt, wie oft es in folgende Entwicklungen mit zuneh­ nen. einem bestimmten Gebiet gebrannt mender Waldnutzung erkennen: Wie das MFRI von der Größe der Be­ hat.) ■ Das MFRI sinkt von 15 auf 5 Jahre ab, zugsfläche abhängt, soll an folgendem Welche Bezugsfläche für das MFRI während die Feuerfrequenz der einzel­ Beispiel erklärt werden: Wird die Unter­ gewählt wird, hängt von dem Ziel der nen Standorte gleich bleibt. suchungsfläche auf die unmittelbare Untersuchung ab. In dieser Arbeit ■ Der Anteil der großen Brände sinkt Umgebung eines Probebaumes be­ wurde der gesamte Nationalpark ge­ von 30 % auf 6 %, und der Anteil schränkt, so werden nur diejenigen wählt, da es im wesentlichen darum der kleinen Brände steigt von 30 % auf Brände erfaßt, die direkt an diesem geht, den Einfluß des Feuers und der

6 6 %. Standort auftraten, und man erhält Landnutzung auf die Vegetation einer ■ Die Hauptbrandsaison verschiebt eine Feuerfrequenz von durchschnitt­ Landschaft bzw. eines Naturraumes - sich vom Hochsommer in das Frühjahr. lich 27 Jahren überden gesamten Beob­ heute ein Nationalpark - zu beschrei­ Auf die Bedeutung und den Zusam­ achtungszeitraum hinweg. Wird die Be­ ben. menhang dieser drei Phänomene soll zugsfläche auf eine Parkhälfte (West Will man Aussagen darüber treffen, nun noch einmal im einzelnen einge­ oder Ost) ausgedehnt, so erfaßt man welchen Einfluß die Feuerhäufigkeit gangen werden. alle Brände, die in dieser Parkhälfte auf einzelnen Standorten für die Dyna­ Die Berechnung des MFRI ist in der auftraten. Die Feuer, die nur in der an­ mik der dort vorkommenden Lebensge­ feuergeschichtlichen Forschung eine deren Parkhälfte auftraten, werden meinschaften hat, ist es sicherlich sinn­ gängige Methode, um die durchschnitt­ nicht erfaßt. Dazu muß die Bezugsflä­ voller, den jeweiligen Standort als Be­ liche Feuerhäufigkeit für ein bestimm­ che auf das gesamte Parkgebiet ausge­ zugseinheit zu wählen. Das ist bei die­ tes Gebiet zu erm itteln und so den Ein­ dehnt werden. Wie sich das MFRI für Ti­ ser Arbeit durch die Berechnung der fluß des Feuers auf die Entwicklung ei­ veden bei unterschiedlichen Bezugsflä­ Feuerfrequenz geschehen. Sie zeigt, ner Landschaft mit ihren Lebensge­ chen verändert, kann der Abbildung 7 daß bei zunehmender Waldnutzung meinschaften beschreiben zu können. entnommen werden. die Feuerhäufigkeit im gesamten Na­ Dabei ergeben sich zwei Probleme: Das Man erkennt, daß das MFRI mit zu­ tionalparkgebiet zwar anstieg, sich die MFRI ist direkt von der Größe des Unter­ nehmender Größe des Untersuchungs­ Zeitperioden zwischen zwei Feuern auf suchungsgebietes und der Proben­ gebietes immer kleiner wird. Theore­ individuellen Standorten aber nicht dichte abhängig (A rn o und Petersen tisch könnte man das Beobachtungs­ veränderte. Das liegt daran, daß sich 1983, Romme 1980, A rn o 1976). fenster so groß wählen, daß in dem Be­ mit dem Absinken des MFRI der Anteil Mit einem dichteren Stichproben­ zugsgebiet jedes Jahr irgendwo minde­ der kleinen Brände stark erhöhte und netz steigt die Wahrscheinlichkeit, auch stens ein Brandereignis stattfindet. Das große Brände seltener wurden und die kleine Waldbrände zu erfassen. In der MFRI beträgt dann ein Jahr. (Hier sei durchschnittliche Zeitspanne, in der ein Feuer auf denselben Standort zurück­ kehrte, sich nicht veränderte. Im M ittel- alter brannte es seltener, allerdings wa­ ren die einzelnen Brandflächen größer als zur Zeit der historischen Waldnut­ zungen, in der es wohl häufig - aber meist nur auf kleinen Flächen - brannte. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Anzahl der Fund­ orte mit zunehmenden Alter immer ge­ ringer wird, so daß nur Aussagen über Tendenzen gemacht werden können. Diese sind jedoch in bezug auf die Feu­ erhäufigkeit, das jahreszeitliche Auf­ treten und die Brandflächengrößen in sich stimmig und tragen dazu bei, die Bedeutung des Feuers fü r die Dynamik des Waldökosystems des Nationalpark Tivedens in den letzten Jahrhunderten ha) im Zusammenhang mit der Siedlungs­ Abb. 7. Veränderung des Mean Fire Return Interval (MFRI) in Abhängigkeit von der Bezugs­ und Waldnutzungsgeschichte erklären fläche. zu können.

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Das wichtigste Ergebnis dieser Ar­ Unter natürlichen Bedingungen der bo- Sweden during the last 2000 years. - beit ist, daß Waldbrände seit vielen real-nemoralen Zone der nordischen J. Biogeogr. 23,235-244. Jahrhunderten eine bedeutende Rolle Länder ist dies jedoch selten (Schimmel Blohm, B. R., Färg, U., 1953: Skogsmän in den Wäldern Tivedens gespielt haben und Granström 1991, Kohh 1975), da berätta om folk och bygd vid Aspa und daß sie für eine natürliche Entwick­ die immer wiederkehrenden Brände Bruk.-Almquvist & Viksells Boktryk- lung des Nationalparkes unabdingbar die Akkumulation pflanzlicher Bio­ keri AB, Uppsala 1953,146 p. sind. Wenn auch der Mensch seit dem masse begrenzen und deswegen Bo­ Bradshaw, /?., Zackrisson, O., 1990: A Ende des Mittelalters immer wieder in denfeuer in Skandinavien die Regel two thousand years history of a das natürliche Brandgeschehen einge­ sind. Bei Feuerausschluß kommt der northern Swedish boreal forest griffen hat und damit zur Veränderung Fichte dabei eine besondere Rolle zu, stand.-J.Veg. Sei. 1,519-528. der Brandhäufigkeit, des jahreszeitli­ da sie die Bestände zunehmend unter­ Brown, P. M., Swetnam, T. W., 1994. A chen Auftretens von Bränden und der wandert und durch ihre tief ansetzen­ cross-dated fire history from coast Größe der einzelnen Brandflächen bei­ den Krone Brücken bildet, die das Feuer redwood near Redwood National getragen hat, blieb das Feuer jedoch bis in die Kronen der Kiefern tragen (Gran­ Park, California. - Can. J. For. Res. 24, vor 150 Jahren immer ein prägender ström 1991). 21-31. Entwicklungsfaktor für den Wald in Ti- In den nordischen Ländern gehört Fritts, H. C, 1976: Tree rings and cli­ veden. Erst durch das Aufkommen der das Feuer neben Insektenkalamitäten mate. - Academic Press, London modernen Forst- und Landwirtschaft und Sturmschäden zu den natürlichen 1976, 567 p. wurde es seit der Mitte des letzten Jahr­ klein- und großflächig wirkenden Goldammer, J. G., 1986: Introduction to hunderts aus dem Wald verdrängt. Störfaktoren, die auf vielen Standorten forest fire management. - Food and So kommen Andersson und Appel- die Sukzessionsabfolge immer wieder Agriculture Organisation of the gv/st (1988) bei einer faunistischen und unterbrechen und charakteristische United Nations. Rome 1986,159 p. floristischen Inventur des National­ Feuer-Klimax-Gesellschaften entstehen Goldammer, J. G., Furyaev, V. V. (eds.), parks zu dem Ergebnis, daß der heutige lassen, die für das Überleben vieler Tier- 1996: Fire in ecosystems of boreal Wald aus einer natürlichen Brandsuk­ und Pflanzenarten nötig sind (Goldam­ Eurasia. - Kluwer Acad. Publ., Dord­ zession hervorgegangen ist. Auf den mer und Furyaev 1996). Deshalb ist es recht, 528 p. trockenen und mäßig frischen Wald­ sehr wichtig, dem Feuer in den zukünf­ Granström, A., 1991: Skogen efter standorten findet man häufig einen tigen Managemantkonzepten des Na­ branden. - Skog & Forskning 4/91, großen Laubbaumanteil (v.a. Birke, tionalparks wieder die Funktion zuzu­ 32-38. Weide, Erle und Aspe) und Juniperus weisen, die der Wald für seine naturge­ Granström, A., 1993: Spatial and tem­ communis L. Sie sind neben den Brand­ mäße Entwicklung benötigt. Dies poral variations in lightning igni­ wunden in den Kiefern die letzten Zeu­ würde auch der vegetationsgeschichtli­ tions in Sweden. - J. Veg. Sei. 4, gen vergangener Waldbrände, da sich chen Bewertung der Rolle des Feuers 737-744. diese Pioniergehölze oft mit der Kiefer Rechnung tragen, dem neuerdings eine Granström, A., Niklasson, M., Schimmel, nach einem Brand ansamen. entscheidende Rolle in der Störung ge­ J., 1995: Brandregimer-finns dom? Durch den Feuerausschluß hat je­ schlossener Fichtenwälder im Süden -Skog & Forskning 1/95,9-14. doch die Fichte eine starke Steigerung Schwedens und der dadurch ermöglich­ Heikinheimo, O., 1915: Der Einfluß der ihrer Konkurrenzkraft gegenüber der ten Einwanderung von Fagussylvatica Brandwirtschaft auf die Wälder Kiefer und den Pionierbaumarten er­ L. zugewiesen wird (Björkman und Finnlands.-Acta Forestalia Fennica fahren und verdrängt diese - abgese­ Bradshaw 1996) 4/1915,1-59. hen von den Extremstandorten - zu­ Johansson, R., 1971: Översiktlig Natur- nehmend. Die Folge davon ist eine Zu­ Literatur värdsinventering av Centrala Tive- nahme der Rohhumusauflage und ein den. - Tiveds-kommitten, Örebro, geringerer Lichteinfall auf den Wald­ Andersson, L, Appelqvist T, 1988: 87 p. boden aufgrund des dichten Kronen­ Fauna och flora i Tivedens natio- Kardell, L, 1982: Tivedens National­ daches der Fichte. Im Laufe der Zeit nalpark. - Manuscript 1988-09-23, park. En Skogshistorisk Betraktelse. entwickelt sich dann ein reiner Naturvärdsverket. - SLU Avd. för Landsapsvärd, Rap­ Fichten- oder Fichten-Kiefern-Wald mit Arno, S. F, Petersen, T D., 1983: Varia­ port 22, 1982,191 p. einer sehr artenarmen Krautschicht tio n in estimates of fire intervals: Kardell, L, Dehlen, R., Andersson, B., (Kuusela 1990, Andersson und Appel- A closer look at fire history on the 1980: Svedjebruk förr och nu. - SLU qvist 1988). Bitterroot National Forest. - USDA Avd. för Landsapsvärd, Rapport 20, Darüber hinaus kommt es zu einer For. Serv. Res. Pap. INT-301,8 p. 1980,92 p. starken Anhäufung von Brennmaterial, Arno, S. F, 1976: The historical role Kohh, E., 1975: Studier över skogsbrän- wenn regelmäßige Brände ausbleiben. of fire on the Bitterroot National der och stenhälla i älvdalsskogarna. Kommt es nun nach einer langen feuer­ Forest. - USDA For. Serv. Res. Pap. - Sveriges Skogsvärdsförb. Tidskr. freien Periode zu einem Brand, so muß INT-187,29 p. 1975, 299-335. mit sehr hohen Feuerintensitäten ge­ Björkman, L, Bradshaw, R., 1996: The Korovin, G. N., 1996: Analysis of the rechnet werden, die leicht zu einem immigration of Fagus sylvatica L. distribution of forest fires in Russia. Kronen- bzw. Vollfeuer führen können and Picea abies (L.) Karst, into a - In: Fire in ecosystems of boreal (i.S. eines Stand Replacement Fire). natural forest stand in Southern Eurasia (J. G. Goldammer and V. V.

149 NNA-Berichte 5/97

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Estrela and the lowlands of North Fire, a strong landscape shaping Germany. ■ An im portant part of both areas suf­ element in the Serra da Estrela fered from Quartenary glaciations, but in contrast with the North German (Portugal) Plain, in the Serra da Estrela, species by Jan Jansen, Francisco Rego, Paula Gonsalves and Sofia Silveira sensitive to cold, stood a fair chance to escape to the south. While almost having been disap­ 1. Introduction ■ Due to burning, cutting and grazing, peared in the northwestern parts of a major part of the heathlands and continental Europe, the fire regime in The Serra da Estrela has a rich flora and broom fields originated from decidu­ the Serra da Estrela today, is still one of a large variety in vegetation. It is one of ous oak forests (Quercetalia robori- the major factors influencing vegeta­ the areas in the Iberian peninsula, petraeae), just like most of the more tion and landscape. In fact, without which are considered to be centres of northern situated heathlands. knowing its impact, a comprehensive endemic and narrowly distributed taxa ■ Among a number of Ericaceae and survey of the actual plant cover of the (Davis et al. 1994). Its heathlands and broom species, there are some which Serra da Estrela w ill be impossible. broom fields, which nowadays cover re­ decorate the lowlands of northwestern In the past, heathlands in the north­ latively large areas, are among the Germany, namely Calluna vulgaris, Erica west European continent were fre­ richest ones in Europe. te tra lix and Genista anglica. quently burnt. Fire activity diminished Heathlands of the Serra da Estrela u Mosaics of heathland communities due to better surveillance (also hunting share some floristic, climatic, and his­ (Calluno-Ulicetea) related with pioneer surveillance) and more careful manage­ toric features w ith its relatively species- communities (Koelerio-Corynephore- ment (a.o. sparing herpetofauna and poor counterparts in the North German tea) and acid grasslands (N ardetea) insect life). Recently, there seemsto be a Plain. To mention some of them: can be found both in the Serra da renewed interest in burning as a tool

150 Jansen, Rego, Gongalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) for ecosystem management in the northern countries (see elsewhere in this special issue). In the Mediterranean region, fire played and still plays a ma­ jor role in shaping the landscape (Naveh 1990, Pons and Quezel 1985, Wilson 1978). Perhaps our field observations on fire-related vegetation dynamics in the Serra da Estrela may contribute to a better understanding of this hot item. Note that in the northern countries too, global climatic change may cause a shift towards a drier season, which is critical for uncontrolled wildfires. Before communicating some of our field observations on post-fire vegeta­ tion, we give some relevant data on geography, geology, climate, vegeta­ tion, and historical and actual land use in the Serra da Estrela. We conclude with some recommendations forfire re­ gulation measures.

2.1 Study area: geography, geology, soil

The Serra da Estrela (1993 m) is the high­ est mountain of continental Portugal (Fig. 1). It is situated in the central-east of the country and constitutes the west­ ern part of the Sistema Central. The massif towers over the valleys of the Mondego and the Zezere, two major rivers finding their offspring here. A large part of the mountain range is situ­ ated in the territory of the Parque Natural da Serra da Estrela (101,060 ha). The mountain consists mainly of gra­ nitic rock in its central part and schists in its periphery. Many geomorphological structures are of glacial and periglacial origin {Daveau 1971). Often, the weath­ ering layer is thin or even absent: due to Malcata in Portugal. erosion a large part of the soils have been "stripped". Accumulation takes Data from the weather station at The mean annual temperature is 8.9°C place in depressions and valleys. Major Penhas Douradas (alt. 1383 m) show a with January being the coldest month soil-types are rankers and cambisols. mean annual precipitation of almost with 2.4°C and July the warmest with Derived from granites the former occur 2000 mm. On average, Penhas Doura­ 17.2°C (Tormo Molina etal. 1992). in the higher parts, the latter, derived das has 34 days with snowfall and 44 The large difference in altitude, the from schists, occur in the lower parts of days with snow cover {Servido Meteoro­ various exposures and the long history the mountain {Anonymous 1985). lógico Nacional 1965). Most of the pre­ of land use, have led to a great variety in cipitation falls between October and vegetation. According to Rivas-Mar- 2.2 Climate and vegetation May. The Mediterranean influence is tinez and Saenz de Rivas (1979) and translated in the mean annual sunshine Rivas-Martinez (1979), the largest part The Serra da Estrela is part of the Me­ of more than 2500 hours and a dry of the mountain range is situated in diterranean region, but being a moun­ period in summer, which is the critical the phytogeographic Estrelan sector tain of middle-high proportions and period for fire hazards, especially if ac­ of the Carpetano-lberian-Leonesean constituting one of the northwestern companied by strong winds. Mean wind province. In northeastern direction it points, it comprises Atlantic climatic velocity is almost 24 km/h, exceeding merges into the Salmantinan sector of elements as well as northern features. 55 km/h during 58 days a year. the same province, in western direction

151 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) it intergrades into the Beirensan Litoral tetum ladaniferi) or gorse-rich heath- 2.3 Land use sector and in southern and eastern lands (Ulici-Ericetum umbellatae). In direction it intergrades into the Tola- return, many of these dwarfshrub com­ There is palynological evidence that in do-Tagano sector, both latter sectors munities have degraded into so-called the western part of the mountain, al­ being part of the Luso-Extremaduran unsaturated phases, i.e. basal commun­ ready ca. 4000 years ago, a woodland province. According to Rivas-Martinez ities (see Kopecky and Hejny 1974, w ith Quercus and Betula was destroyed (1981a, b) three therm odim atic belts 1978). Further degradation may lead to by fire (Van den Brink and Janssen can be distinguished, the mesomedi- relatively open grasslands (a.o. Tuber- 1985). Thunder striking may have been terranean from the foot of the moun­ arietea guttatae). Locally, in the meso- responsible forthis, but it has been pro­ tain to ca. 900 m a.s.l., the suprame- as well as the supramediterranean ved that anthropogenic influence was diterranean from ca. 900 to ca. 1650 m zone, on relatively nutrient-rich soils, noticeable in the mountains as early as and finally the oromediterranean from grasslands of Molinio-Arrhenatheretea ca. 7600 B.P. (Van der Knaap and Van ca. 1650 m to the top. In the Euro- may occur as a result of a long tradition Leeuwen 1994, 1995). Palynological siberian region, these belts can be com­ of pasturing, hay-making and irrigation. studies in the small area of the Charco pared with the colline, montane and Climax communities of the su­ da Candieira (alt. 1400 m), in the east­ subalpine belts respectively. In addi­ pramediterranean belt are Pyrenean ern part of the high plateau of the Serra tion, three ombroclimates exist: subhu- oak forests (Holco-Quercetum pyre- da Estrela, show that about 5500 years mid (600-1000 mm a year), humid naicae) and Birch forests (Saxifrago-Be- ago, human activity increased to such (1000-1600 mm a year) and perhumid tuletum celtibericae). Of these forests an extent that it became the dominant (>1600 mm a year). Each phytoclimatic too, only small and incomplete exam­ factor in the forest dynamics, at least of belt has its own climax formations, de­ ples remain, mainly as a result of w ild ­ that particular site. The first wave of graded stages and land use. However, fires and agricultural and sylvo-pastoral major deforestation leading to semi- up to now no comprehensive study of activities. Degradation of the original forested cultural landscape must have the whole area exists, therefore our as­ woodlands mainly led to heathlands taken place at about 3000 B.P., reaching sumptions are based on a survey of Ri­ (Junipero-Ericetum, Potentillo-Callune- its maximum ca. 2400 years ago (Van vas-Martinez (1981a), completed with tum ) and broom fields (Cytiso-Geni- d e r Knaap and Van Leeuwen l.c.). Since some notes of Braun-Blanquet et al. stetum polygaliphyllae) or basal com­ those days, fire activities and erosion (1952, 1956, 1964), Pinto da Silva and munities. Furtherdegradation may lead processes increased, causing a radical Teles (1986), D uarte and Alves (1989), to pioneer communities, mainly Koele- change in the landscape: gradually the Jansen (1994a, b) and our own unpub­ rio-Corynephoretea and Tuberarietea. original forests disappeared, being lished field observations. Climax communities of the orome­ mainly replaced by shrubby formations The mesomediterranean belt con­ diterranean belt contained probably such as heathlands, broom scrub, fields sists of at least five climax formations, Pinus sylvestris (Pino-Juniperetea). of rockroses or (open) grass formations. depending on (phyto-)geographic From palynological records it can be Fire as a means to renew forage fo r situation, topography, altitude, and concluded that Pinus sylvestris existed herds of sheep and goats has also been substratum. These are respectively in the higher parts of the Serra da used by shepherds in the Reserva Holm oak forests (Pyro-Quercetum Estrela (Romariz 1950). However, it is Natural da Serra da Malcata, east o f the rotundifoliae), Cork oak forests (5an- not certain whether some small bushes Serra da Estrela, close to the Spanish guisorbo-Quercetum suberis), Pedun­ or extended forests were concerned. border (Fig. 1). This manipulative tool culate oak forests with evergreen ele­ According to modern palaeobotanical resulted in the formation of fire-ad­ ments (Rusco-Quercetum roboris), research (Van der Knaap and Van apted communities dominated by C/s- Pyrenean oak forests with evergreen Leeuwen 1994, 1995, in press). Pinus tus spp. and Erica spp. in the central and elements (Arbuto-Quercetum pyre- seems to have disappeared from the southern areas and Cytisus spp. in the naicae) and riparian Alder forests. In Serra da Estrela very early, probably be­ north; and thus contributing to the de­ the mesomediterranean belt, human fore the beginning of the Holocene struction of the climax vegetation settlement is most dense and disturb­ period. Nowadays the highest parts of along hilltops and gentle slopes. ance consequently the strongest. Due the Serra da Estrela mainly consist of a However, due to human exodus this to burning, cutting, grazing, afforesta­ mosaic o f Dwarfjuniper scrub (Lycopo- practice is presently only used by farm ­ tion w ith exotic tree species, cultivation dio-Juniperetum), heathlands (Poten- ers in the northern areas of the Reserve of olives, grapes and a number of other tillo-Callunetum and rare Erica te tra lix where every 5-6 years shrub commun­ agricultural products, there are only heath), acid grasslands (Galio-Nar- ities are burnt in orderto enhance habi­ very small and probably incomplete re­ detum, Campanulo-Festucetum henri- tat for grazing purposes. In the centre licts of the original forest communities. quesii) and open grasslands {Are- and the south of the conservation area Retrogressive phases are a.o. small nario-Cerastietum, Jasiono-Minuartie- prescribed burning was used as a man­ areas covering thickets (Rhamno- tum and undescribed communities). agement tool since 1989 by the Nature Prunetea) and large areas covering Some other formations, which m ight Reserve's staff as a means o f increasing dwarfshrub formations like lavender- also occur at lower altitudes, consist of food availability for the wild rabbit rich broom scrub (Lavandulo-Cytisetum rock vegetation, scree vegetation, (Oryctolagus cuniculus). In this region, multiflori), fields of rockroses (H ali- bogs, vegetation of ponds, springs, this lagomorph constitutes approxi­ mio-Cistetum psilosepali, Genisto-Cis- rivulets and small lakes. mately 80 % of the staple diet of the

152 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal)

Iberian lynx {Lynxpardina) (Palma 1980) and a decline in its abundance will have serious implications in the long-term survival of the predator (Moreno and Villafuerte 1994). Various authors pointed out that one of the main rea­ sons for population decline of Orycto- lagus cuniculus in the Iberian Peninsula is the abandonment of traditional land- use methods and resulting habitat loss (Rego et al. 1989, Moreno and Vil- lafuerte 1994). Consequently, the im­ plementation of prescribed burning may be beneficial to the conservation of the Iberian lynx. However, for various reasons, burn­ ing nowadays is not only practised by shepherds and farmers, but also by bar­ becuing tourists, pyromaniacs, and criminals. Especially these new human- caused arson fires interfere with a relat­ ively recent form of land use, namely Photo 1. Wildfire destroying Pinus pinaster plantation near Loriga. the plantation of non-indigenous pine, which was started in the beginning of this century (Photo 1). Industrial pine plantations are extremely susceptible to ignition (Castro et al. 1990). Measured over the last thirteen years, annually about 450 forest fires burnt down each year approximately 9000 ha within the territory of the six commun­ ities (236,444 ha) which cover the Serra da Estrela (Florestal Nacional in Lourengo 1994). These wildfires stimu­ late erosion, not in the least because usually tree plantation is preceded by deep-ploughing of the soils. Uncon­ trolled wildfires also affect the heath- lands and broom fields (Photo 2). Of course, most of these heathlands, if not Photo 2. Burning o f heathlands near Penhas da Saude. all, originated from burnt and coppiced woodland. From field observations over the last seven years, we estimate a gen­ eral increase of the fire frequency, espe­ cially in the supramediterranean belt. Affecting recuperative capacity, this in­ crease may have substantial conse­ quences for the plant species diversity of the shrublands. First, preceding cli­ max formations almost disappeared, but if the increase of fire frequency persists, subsequent stages of mature communities eventually become ex­ tinct, being totally replaced by pre­ mature phases. Besides burning, the Serra da Estrela has a long grazing history. The tradition of migrating flocks of sheep and goats over long distances, the so-called Photo 3. Mosaic o f open grasslands, and juvenile and mature Cytisus oromediterraneus transhumancia, goes way back to me- broom shrubs near Alto da Pedrice.

153 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira ■ Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal)

H ejny (1974, 1978), w itho ut rejecting the traditional sampling method and classification system of the French-Swiss school of phytosociology (Braun-Blan- q u e t 1964, W e sth off and Van der M aarel 1973). According to the deduct­ ive method, forementioned temporal phases may be described as basal communities. A basal community con­ sists of character-species and differen­ tial species from syntaxonomical units above the association level as well as companions of which dominants (if present) belong to a syntaxon of higher rank from the same class. Using the de­ ductive method, relatively detailed vegetation mapping has become pos­ sible. Under the ruling fire regime with frequent wildfires causing numerous rapidly changing unstable phases, these mappings may seem pointless. However, without a comprehensive phytosociological study of the whole area in combination with the study of vegetation dynamics, assessment of in­ dividual stands and consequently their management seems to be only a shot in the dark. A first attem pt in using the deduct­ ive method, was made by the first au­ thor. He described the stands domi­ nated by Cytisus oromediterraneus, which cover relatively large areas of the oromediterranean belt in the south­ eastern part of the Serra da Estrela as BC Cytisus oromediterraneus [Pino-Cyti- sion ], including two variants (Jansen 1994b) (Photo 3). In April 1991, the other authors started studying vegeta­ tion dynamics with permanent plots - belt transects - at Reserva Natural da Serra da Malcata (Rego et al. 1994a). The main purpose of that project is to Photo 5. Fields o f Luzula lactea near Santinha. obtain results th at may guide the vege­ tation management in order to restore dieval or perhaps even to Roman times 3. Post-fire assessment and and preserve the floristic values and the (Trindade 1981). Nowadays, the sizes of dynam ics Iberian lynx's (Lynx pardina) character­ the flocks are decreasing and the move­ istic habitat, the "m atagal". In the Serra ments of animals are restricted to As a result of disturbance, be it fire or da Malcata 40 permanent plots - belt travelling from low altitudes to the otherwise, numerous temporal phases transects - were established in the d if­ mountains in spring and the reverse occur at the expense of the mature as­ ferent plant communities characterised during fall (M a rtin h o 1981). As men­ sociations. Frequently in these phases in earlier works. They were located at tioned before, the pastoral tradition of there is a lack of characteristic species of sites, where no type of intervention is using fire as a tool to improve grazing the corresponding association. This known to have occurred over the past grounds or to keep down scrub, is still makes it difficult to assess each individ­ years, in order to evaluate the succes­ practised today. Under certain condi­ ual stand in the fram ework of the clas­ sion. In the same tim e the question rises tions (see paragraph 4, recommanda­ sical, hierarchical classification of vege­ how these same communities respond tions), this tradition may guarantee the tation. A relatively effective way of solv­ to burning, cutting and cutting fol­ conservation of the typical plant cover ing this problem, is to use the so-called lowed by burning. To this purpose a se­ mosaic of the Serra da Estrela. deductive method of Kopecky and cond trial consisting of 36 permanent

154 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) plots was established in disturbed vege­ ally Iberian mountain population of the aragonensis. Though based on too few tation (Photo 4). Detailed information Bluethroat for the Serra da Estrela con­ relevés to permit a reasonable subdivi­ on methodology is given in Rego et al. tributes to the biodiversity of the area. sion, in their own words "trop peu nom- (1994a). It therefore seems reasonable to man­ breux pour permettre une subdivision Comparative studies in both moun­ age the area in such a way that the rationelle de I'association", they di­ tain areas are being planned. From a vegetation mosaic will be maintained vided this association into two subsas- number of post-fire formations we (including small patches of different sociations: Junipero-Ericetum halimie- show in this paper three striking ex­ age and structure). To be sustainable in tosum occurring on relatively warm amples, one in each phytodimatic belt, the long term, such an area should be slopes being more dry and poor in cryp­ viz. stands of Cytisus oromediterraneus large enough for the spontaneous oc­ togams, Junipero-Ericetum polytriche- with emphasis on possible conse­ currence of stochastic and chance tosum occurring on shaded mountain quences for wildlife, stands of Hali- events, e.g. local extinction-recoloniza­ sides being rich in mosses and lichens. mium with emphasis on description tion processes (see Blondel and Vigne In 1992, in the framework of a preli­ techniques and stands of Cistus lada- 1993). In addition, the mature heath- minary survey of the heathland com­ nifer with emphasis on vegetation dy­ lands and Dwarfjuniper shrublands munities of the higher parts of the Serra namics based on experimental evi­ should be protected and preserved as da Estrela (Jansen 1994a), the first au­ dence. In addition, a number of various well. Grazing and fire management thor intended to make relevés of the field observations will be presented. should therefore take into account that heathlands situated near Penhas da all types of vegetation should occur Saúde, at the eastern part of the moun­ 3.1 Oromediterranean stands of together both in time and space. Graz­ tain. From an earlier visit he knew al­ Cytisus oromediterraneus ing may be maintained in its actual ready that the Dwarfjuniper did not oc­ procedure, but the use of fire should cur in that area. This phenomenon is not In the southeastern part of the Serra da strictly go according to protocol. Deve­ rare in the Serra da Estrela, because the Estrela, post-fire stands of Cytisus lopment of potential woodland should Dwarfjuniper is extremely sensitive to oromediterraneus seem to expand at be realised and the occurrence of other fire (compare Braun-Blanquet 1948, the expense of mature fire-sensitive animals, be it avifauna, herpetofauna, Poore and Me Vean 1957, Gimingham Dwarfjuniper scrub. Here, different , etc. should be taken into 1981, Sánchez-Mata 1989). When he ar­ phases of Cytisus oromediterraneus consideration as well (compare Bullock rived at the site, the total vegetation shrublands form a spatial patchwork and Webb 1994, Lunney et al. 1991, was in fire! Since then, the shrublayer of with (open) grasslands. For an elabor­ Greenberg et al. 1994 and elsewhere in the vegetation seems to have been re­ ate description of the typical vegeta­ this special issue). Note for instance that established, albeit in different abund­ tion mosaic, including a provisional about 60-75 % of the total Portuguese ance ratios. Halimium lasianthum ssp. scheme of possible developmental herpetofauna can be found in the Serra alyssoides has now become predomi­ series, we refer to Vansen (1994b). da Estrela (Malkmus 1985, Crespo and nant, whereas the other dwarfshrub However, the study of the relation­ Oliveira 1989). species Erica australis (previously Erica ship between different stages of deve­ According to Moreira et al. (1994), aragonensis), Erica umbellata, and Cha- lopmental series really requires long the Bluethroat area seems to be of mi­ maespartium tridentatum seem to have lasting measurements, preferably on nor importance for the conservation of attained lesser abundance. Perhaps the the basis of permanent plots. No such herpetological communities, but then heathland prior to the wildfire may data are available in the Serra da this may be due to local fire history and have been classified as Junipero- Estrela. the present fire regime! Ericetum halimietosum, but at least the It was in 1992, that, in the typical It may be clear that under the pre­ actual vegetation cannot be classified mosaic of broom scrub of Cytisus sent circumstances (i.e. the absence of a as such. According to the deductive oromediterraneus with open grass­ comprehensive ecological study on the method, such a vegetation may be clas­ lands, the first author discovered the biocenosis and its major driving forces), sified as BC Halimium lasianthum ssp. Bluethroat (Luscinia svecica cyanecula) sound management will hardly be pos­ alyssoides [Ericion umbellatae]. as a new breeding bird for Portugal sible. In Table 1a, we listed some relevés (.Jansen 1994b, Neves and Rufino 1994). of comparable stands on the upper Many studies confirm that Bluethroats 3.2 Supramediterranean stands reaches of their distribution area, ap­ often occur in disturbed habitats (in­ of Halimium lasianthum proximately corresponding with the cluding man-made ones), in which open ssp. alyssoides upper limits of rye field rotation. Re­ vegetation alternates with more closed levés 1 to 5 have been made in gaps of shrubland (Cramp 1988, Laussmann The first phytosociological description shrublands respectively corresponding 1992, Theiss 1993). The vegetation of of heathlands of the Serra da Estrela is to numbers 9, 6, 8,14 and 7 of the basal the area is irregularly burnt and during from Braun-Blanquet and some of his community. All these relevés have been the growth season submitted to graz­ Portuguese colleagues (Braun-Blan­ made in 1990, whereas the others have ing by sheep, goats and cattle. Their quet et al. 1952). They described the been made in 1992. Data input was dung attracts numerous insects, which type of heathland, which now is con­ achieved by TURBOVEG (Hennekens provide food for the insectivorous sidered to be part of the supramediter­ 1995). In the synthetic phase, the pro­ Bluethroat. The presence of the typic­ ranean belt as the Junipero-Ericetum gram TWINSPAN (Hill 1979) was used

155 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal)

Table 1a. Open grasslands (Koelerio-Corynephoretea) and basal communities ofEricion umbellatae: BC Halimium alyssoides subsp. lasianthum-(Ericion umbellatae).

Table 1b. Presence/absence o f epiphytes on seperate phoro- phyte species, occurring in relevés 6, 7, 8, 9 and 14 from table 1. C = Cytisus oromediterraneus, U = Erica umbellata, A = Erica australis, H = Halimium lasianthum ssp. alyssoides.

C ERI CION UMBELLATAE Number in Table la 9 1 4 1 4 7 6 7 9 8 1 4

Halim ium alyssoides 3 3 3 4 5 5 5 4 4 3 P h o r o p h y t e C U A A H H H H H

E rica au stralis 4* 4- 4- 4- 4* 4- 4- 2 2

Halim ium alys. (seedling) + + 4 4 4- . 4- Hypogymnia tubulosa 4 + 4 4 4 4 4 4 4 4- Halim ium alys. (juvenile) + + pseudevernia furfuracea 4 + + 4 + 4 4 4

Luzula lactea + 4- 2 . 2 R inodina exigua . + 4 4 + 4 + + 4- E rica um bellata 2 C oelocaulon aculeatum + + 4 4 4 .

Cham aespartium tridentatum 4- 2 Usnea subfloridana + 4 4 4 4 .

Chamaespartium trid . (ju v.) . . 4- Evernia prunastri . + 4 . 4 4 4 4- Chamaespartium trid . (s.) Lecanora p u li ca ris + 4 + 4

DWARFSHRUBS B ryoria fuscescens 4 4 + + 4- 4- 4- 4- C ytisus orom editerraneus 4* 4- 4- B uellia griseovirens . 4 + 4 4- 4» 4* 4* 4- Juniperus alpina 2 2 B uellia disciform is + 4 . + 4

COMPANIONS Parm elia om phalodes + 4 + . 4 4* 4- 4- 4- 4- 4* C ytinus hypocistus 1 P rotoblastenia lusitanica 4 4 + 4- 4- 4- 4- 4- 4- P olytrichum p ilife ru m 2 2 2 2 2 2 1 2 1 Hypogym nia physodes 4 4 4 4 + + + 4- 4- 4- 4- 4- 4- H ieracium castellanum 1 1 2 1 1 M elanelia exasperata 4 + 4 . + 4- 4- 4- C oelocaulon aculeatum 2 2 2 3 2 2 2 2 2 2 Tuckerm annopsis saepincola + + . + + 4- 4- 4- 4- 4- 4* 4- 4- 4- A grostis truncatula 2 2 2 2 Lecanora sym m icta . 4 4 + 4- M icropyrum tenellum + 2 2 2 2 2 4- 2 4- 1 2 1 M elanelia subaurifera . 4 + 4 4 4 4 4- 4- 4- 4* 4- 4- Ranunculus nigrescens 1 2 1 1 P latism atia glauca 4 + 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- Sedum b re vifo liu m + 4 + 4 Tuckerm annopsis chlorophaea 4 4 4 + 4 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4* Arenaria querioides 2 M elanelia exasperatula 4 4 4- 4- 4- 4- 4- 4- A rnoseris minima + 2 + 2 Parm elia sa xa tilis + 4 + 4- 4- 4- + 4- 4- Spergula m orisonii 2 . C a tilla ria erysiboides 4 4- 4- 4- 4- 4- 4- Cladonia coccifera s.s. 4 4 4 . - . Halecania viridescens 4 4 + 4 + 4- 4- 4- 4- 4* C eratodon purpureus . . . Pertusaria p u p ilia ría 4 . 4- 4- 4* 4- 4* 4- 4- Hypochaeris radicata 4 + Cladonia crispata 4 4 4 4- 4- 4- 4- 4- 4- Rumex angiocarpus + Flavoparm elia caperata +

OTHER SPECIES Lecanora expaliens + 4 4 + 4- 4- 4- 4- 4- Cladonia cervicornis Ramalina farinácea + + 4- 4- 4- M olineriella laevis 4 2 2 . T rapeliopsis aeneofusca 4 4 4- A grostis castellana 1 1 1 1 1 C ladonia pyxidata 4 . + 4- 4- 4- 4- 4- Racom itrium canescens s .l 2 2 C ephaloziella d iva ri cata 4 . P olytrichum juniperinum 2 4 . 4- 2 . 2 4- - 4- 4 Xanthoparm elia protom atrae • Poa bulbosa 4 + 4- 4- 4- . 4-

Teesdalia nudicaulis . + + 4- 4- 4- + + 4- 4- 4- Grim m ia m ontana 2 2 Logfia m inima 2 2 + 4- 4-

Anthoxanthum aristatum + + + 4- 4- 4-

C ladonia furcata 4 . 4- 4- . 4- 4- .

C ladonia foliácea . + 2 4- + 4

Gagea so le i ro lii 4 4- 4- . 4- 4- .

Sedum arenarium + 4- 4- 4- 4

Corynephorus canescens + 2 4- 2

Crocus carpetanus 4- 4- 1 . 4

Cladonia g ra cilis 4- 4- 4- 4

A ddenda Table 1a (in less than 4 relevés): In shrublayer: C ytisus m ultiflorus(13 ,+ ),C ytisus strlatus(6, + ; 14,+ ),Erica arborea(11,+; 15,+),G enista cinerascens(8, + ; 12,+). In herblayer: Aira praecox(1, + ; 4, + ; 5,+),Arrhenatherum elatius s.l.(5, + ; 7,+; 13,+),Avenula marglnata group(5,+; 7,+),Centaurea coutinhoi{4, + ; 5, + ; 7, + ).Cephalozlella divarlcata(14,+),Cerastium ram osisslmum(10, + ; 12,+; 13,+),Cetrarla lslandica(8,+; 14, + ; 15,+),C ladlna arbuscula(15,+),C ladina portento- sa(14,+),C ladonla cornuta(15,+),Cladonla crispata(6, + ; 7,+),C ladonia floerkeana(14,+),C ladonia m acilenta s.l.(10, + ; 13,+),C ladonia phyllophora(10,+),C ladonia pyxidata(14,+ ; 15,+),Cladonla ram ulosa(2,+; 6,+),Cladonia uncialls( 4,+; 14,+; 15,+),Deschampsia flexuosa ssp. iberica(12,+),Dianthus sp.(4, + ; 9,+; 14, +),Dicranum scoparium(14, + ; 15,+),Festuca ovina(1, + ; 9,+),Festuca rubra(13, + ; 15,+),Festuca sum m ilusitana(11,1; 12,+),Hieraclum sp.(12,+),H ispidella hlspanica(2,+ ; 5,+),H ypnum cupresslform e s.l.(9,+),Junlperls alpina juv.(1, + ; 13,+),Lactuca vlm inea(5, + ; 7,+),Lasallia pustulata(4,+),Lotus corniculatus s.l. (5, + ; 7,+),M assalongla carnosa(5,+),M lbora m inlm a(13,+),M oenchla erecta ssp. erecta(13,+),Narcissus ruplcola(12,+),Nardus stricta(1, + ; 4, + ; ,11,1),Neofuscelia loxodes(5,+),O rnlthogalum conclnnum (5,+; 7, + ; 15,+),O rnithopus perpusillus(2, + ; 5, + ; 7,+),Paronychia polygonlfolia(9,+),Placynthiella icm alea(2,+),Plantago subulata ssp. radicata(2,+),Pleuridium acum inatum (2,1),Pohlia nutans(1, + ; 2, + ; 3,+),Pycnothelia papillaria(4,+),Sedum willkom m ianum (2, + ; 5,+),Spergularia capillacea(4, + ),Tirapelia granulosa(13,+),Trapelia w allrothii(1,+),Trisetum ovatum (4,2; 14,+),Xanthoparm elia protom atrae(4,+),Xolantha guttata(2,+).

O riginal relevé num bers (in brackets), follow ed by UTM grid references. Relevé 1: (10), UTM 29TPE215 644, relevé 2; (20), UTM 29TPE226 751, relevé 3: (19), UTM 29TPE226 656, relevé 4: (33), UTM 29TPE221 643, relevé 5: (21), UTM 29TPE226 751, relevé 6: (1020), UTM 29TPE226 751, relevé 7: (1021), UTM 29TPE226 751, relevé 8: (1019), UTM 29TPE226 656, relevé 9; (1010), UTM 29TPE215 644, relevé 10: (1245), UTM 29TPE210 705, relevé 11: (1246), UTM 29TPE212 708, relevé 12: (1251), UTM 29TPE212 709, relevé 13: (1214), UTM 29TPE205 213, relevé 14: (1033), UTM 29TPE221 643, relevé 15: (1215), UTM 29TPE205 213. All relevés by J. Jansen. Estim ation of species cover and abundance in table 1, according to Braun-Blanquet (1964); as for table 2: epiphyte sam pling according to Jansen (1993). Species nom enclature of vascular plants, bryophytes and lichens follows floras and checklists referred to In Jansen (1994a,b) com pleted with Devesa Alcarez (1995), except for Agrostis truncatula ssp. truncatula Romero G arcia in Ruiza 7: 137 (1988), Arrhenatherum elatius ssp. carpetanum Rivas-M artinez & Fernández-G onzalez inéd., C ytisus orom editerraneaus Rivas-M artinez et al. In Los Picos de Europa: 264 (1984), Descham psia flexuosa ssp. ibérica R ivas-M artinez in Anal. Inst. Bot. C avanilles 21: 297 (1963) and Festuca sum m llusltana Franco & R ocha Afonso In Bol. Soc. Brot. sér.2, 54:94-95 (1980).

156 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) for arranging the relevés into more or perinum and Trapeliopsisgranulosa be­ ing the quickest recovery rate. More or less homogenous clusters; the program long to a group of cryptogams that are less similar trends have been reported SHIFTTAB (Hennekens l.c.) has been about the first to appear in post-fire from areas in NW-Spain (Calvo et al. used for obtaining an optimal classifica­ heath successions in several parts of the 1995, Fernandezetal. 1995, Castroviejo tion by relocating relevés and species world (Duncan and Dalton 1982, Clé­ 1977). Post-fire stands of Halimium alys­ "by hand". ment and Touffet 1990, Gloaguen 1990, soides with mosaics ofKoelerio-Coryne- The first five relevés represent the Schimmel 1993, Thomas et al. 1994). phoretea have also been reported from developmental stage in which Hali­ Dwarfshrubs in the Serra da Estrela the Sologne area, West-France, where mium seedlings are involved. It is an carry many cryptogamie epiphytes (Ta­ decreasing abundance of Halimium is open grassland community with num­ vares 1945, Jansen 1993). Their pres­ linked with increasing abundance of erous elements of Koelerio-Coryne- ence may give extra information on de­ Ericaceae (Braun-Blanquet 1967). phoretea. The following nine relevés velopmental stages. By means of vege­ Generally Halimium occurs on min­ represent the phase in which Halimium tative sprouting, dwarfshrubs may de­ eral rich sandy soils, or even in fissures becomes the predominant species. This velop quickly after burning. This raises of exposed rock outcrops, w ithout any phase is described as BC Halimium la- the question how long it takes for sep­ organic substance. Fire often burns the sianthum ssp. alyssoides [Ericion um- arate epiphyte species to colonize sep­ organic layer of the soil, which may be­ bellatae]. Relevé 15 may be described as arate phorophyte species. Of course, nefit Halimium in its competition with Junipero-Ericetum. Note that relevés 13 this question can only be answered by Erica spp., which in return seem to and 14 may be classified in the same studying permanent plots, but as a prefer more organic rich soils. Anyway, way, because of the presence of Erica guidance for further investigation, in Halimium is at least a good pioneer spe­ australis, E. umbellata, Luzula lactea, 1990, epiphytes have been collected cies on mineral-rich soils. Downhill, this and Juniperus communis ssp. alpina. from each separate phorophytic species phenomenon can also be noted in fields However, in our opinion, the cover occurring in heathland relevés (Table 1 b) of Halimium and broom scrub rotating abundance of aforementioned species (see also Jansen 1993). In all sampled with rye fields on tilled arable soils. Fal­ is too low and of Halimium too high, to stands of Halimium, we found epi­ low lands are quickly invaded, espe­ permit such a classification. This may be phytes, ranging from 7 species in relevé cially by Halimium, Cytisus multiflorus concluded from a synoptic table in 8, to 23 species in both relevés 6 and 7. and Cytisusstriatus. Jansen (1994a) in which 67 relevés of Relevés 6 and 7 have been made on rock Microclimatic changes, as a result of the so-called Junipero-Ericetum have outcrops near Penhas Douradas. Their burning or tillage, may cause a (tem­ been analysed. For instance, in stands in species richness indicates a certain age, poral) shift from a temperate into a which Halimium is most conspicuous giving support to the assumption that more Mediterranean type of vegeta­ ("Spalte 7") its mean cover percentage the development towards the associ­ tion, especially in the Serra da Estrela, is no more than 5 %. The presence of Cy- ation level is inhibited on a rocky sub­ which is situated at about the meeting tisus oromediterraneus indicates a pos­ stratum. All the more so because both point of at least tw o macroclimate sys­ sible development towards the Ju­ relevés have been made on relatively tems, viz. Atlantic and Mediterranean. nipero-Ericetum cytisetosum. The pres­ low altitudes, where dynamics are sup­ For instance, on open land, extremely ence of Juniperus is most striking. Re­ posed to be higher. In view of the small high temperatures can be reached ow­ covery of Juniper is very complex and number of relevés, we decided not to ing to higher solar irradiation, causing a difficult to understand (Gilbert 1980, go into further speculation. For future quicker decomposition of organic mat­ Pott 1992, HCippe 1995). Perhaps it is re­ studies in vegetation dynamics, we ad­ ter. Downhill, elements of Calluno- lated to climatic factors and/or (fluc­ vise to emphasize on cryptogamie epi­ Ulicetea, Cytisetea scopario-striati, and tuating) agricultural activities. Most of phytes, being an important key for a Koelerio-Corynephoretea converge to­ the relevés containing Juniperus have better understanding of the sequence wards elements of Cisto-Lavanduletea been made in an area near Penhas of developmental series and Tuberarietea. This makes it very d if­ Douradas. In tw o relevés, made at Maybe Halimium is better adapted ficult to interpret the patchwork of lower altitudes, Chamaespartium is to fire than the other dwarfshrub spe­ post-fire and post-culture phases of the present. However, the small number of cies. This of course should be investi­ mature associations. Moreover, the relevés does not allow a reasonable gated in autecological studies and, Serra da Estrela is part of tw o phytogeo- subdivision invariants. again, be tested with prescribed burn­ graphic provinces, it has three biocli- Growing on the roots of Cistaceae, ing in permanent plots. Results of Mar­ matic belts and a comprehensive survey the parasitic Cytinus hypocistus is con­ ques's (1991) first prescribed burning of its vegetation (including mature as­ fined to Halimium, because at this al­ experiment carried out at lower al­ sociations and sequential phases) is still titude, it is the only representative titudes in Reserva Natural da Serra da lacking. shrub of the family. Wild boar (Sus Malcata support the assumption that scrofa) often disturb the sandy soil layer Halimium, Erica australis, and Chamaes­ 3.3 Mesomediterranean stands of in search for Cytinus and mushrooms partium tridentatum recover quickly Cistus ladanifer ssp. ladanifer which serve them as food. after burning. In fact all three species Finally we notice a number of cryp­ had recolonised 81.3 % of the area by Shrublands dominated by Cistus lada­ togams. Ceratodon purpureus, Polytri­ vegetative resprouting a year after nifer occur along the lower altitudes of chum piliferum, Polytrichum juni- burning, with Chamaespartium show­ Rio Bazagueda and Ribeira da Meimoa

157 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) basins in the Reserva Natural da Serra results in large persistent seed banks not to mention the long history of rela­ da Malcata. Located on steep rocky that are particularly characteristic of tively high grazing pressure. Anyway, it slopes w ith very poor acid soil, this com­ shrubs and perennial herbs occurring in may be clear that species w ithout any munity showsa lowspeciesrichnessand habitats subjected to intermittent dam­ characteristics enabling them to resist, a relatively high percentage of ruderal age by fire (Grime 1979). The seeds re­ evade or recover from fire, hardly stand plant species (Rego et al. 1994b). Ac­ main dormant in the soil until scarifica­ a chance to persist under the ruling fire cording to Lousa et al. (1992) these for­ tion (fire is the most efficient method) regime. Therefore, we assume that mations belong to the Cisto ladaniferi- induces germination (Barbour et al. most of the relatively common plant Ericetum australis association, one of 1980). The majority of the seedlings die species, that are present today, can be the serai stages of the mesomediterra- back during the first 2-3 years after fire regarded as having more or less survival nean Portuguese-Extramaduran silic­ and only a small am ount grow to m a tu r­ traits (sensu Trabaud 1987). eous series of the Holm-oak (Pyro ity in a relatively short period of time. As an introduction to a planned bourgaeanae-Quercetum rotundifo- Cistus la d a nife r thus behaves as a study of burnt areas (Jansen et al. 1997) liae). These xeric shrub communities are pioneer species in the occupation of and based on field observations during inherently flammable and well-ad­ poor abandoned soils and is capable of the last seven years, we enumerate apted to fire. As Barbour et al. (1980) expanding and maintaining cover do­ some striking phenomena which most state: fire must be included as an evolu­ minance during many years (Dias et al. probably are interrelated with fire. tionary force in the history of vegeta­ 1989). In May 1994, we observed a dense, tion development in the Mediterra­ The maintenance of dominance has yellow coloured field of luxurious flow ­ nean climate regions, as numerous ad­ been confirmed by analyses of data, col­ ering specimens of the endemic Viola aptations of the dominant species indi­ lected during the first three years of the langeana, near Nave de Santo Antonio, cate that fire must have exercised a vegetation dynamics project in two on the ridge called Espinhaço do Cao. strong selective pressure in these eco­ transects with mature Cistus la d a nife r Two months later, the place was systems (Naveh 1974, 1975, M argaris stands. Data were analysed with Mar­ covered by a yet unidentified grass, 1981, Arianoutsou a nd M argaris 1981 in kov chains (Usher 1981) and vegetation which resembles Arrhenatherum ela- Correia 1988). dynamics projections until 1999 were tius. Perhaps Arrhenatherum elatius After a fire, species make use of tw o calculated. The results show that: a) ssp. carpetanum is concerned here, be­ mechanisms for survival: 1) those that plant cover increases especially by Cis­ cause from the relatively nearby situ­ die and come back as sprouts, the obli­ tus ladanifer at the cost o f bare ground, ated Sierra de Tormantos (Sistema Cen­ gate sprouters, and 2) those that die b) Cistus ladanifer remains predomi­ tral), a post-fire community with A rrh e ­ and come back as seedlings, the obli­ nant irrespective of the observed natherum elatius ssp. carpetanum is re­ gate seeders (B arbour et al. 1980, successional changes, c) Genista triacan- ported (A m or etal. 1993). From relevés Naveh 1974, M argaris 1981, Keeley thos and especially Lavandulaluisieri made in 1992, prior to the wildfire, it 1986 in Correia 1988). Some species ex­ decrease and are gradually substituted can be concluded that the preceding hibit both responses to fire - the facul­ by Cistus ladanifer, and d) Erica australis heathland could be assigned to the Ju- tative resprouters - and it is in this cat­ and especially Calluna vulgaris are nipero-Ericetum cytisetosum purgantis. egory that Correia (1988) has included slowly spreading and will eventually in­ In 1994, near Piornal, we observed a th e genus Cistus, although according to crease in importance in future succes­ post-fire vegetation dominated by Tarrega et al. (1995) Cistus is mostly an sional stages (Rego et al. 1994a). Trisetum hispidum. Viola langeana, obligate seeder. According to Garcia The morphological and ecological Trisetum hispidum and perhaps also R odriguez et al. (1994), who studied adaptations shown by Cistus la d a nife r Arrhenatherum cf. carpetanum are burnt areas in the Sierra de Francia result in a high resilience capacity and a Iberian endemic taxa which are re­ (westernmost part of the Sistema Cen­ successful colonisation, under adverse ported from scree communities (Thlas- tral in Spain) Cistaceae produce massive environmental conditions of the Me­ pietea rotundifolii) (Rivas-Martinez et amounts of seeds, while Erica australis diterranean climatic regions of south­ al. 1989, O rtiz and MarcosSamaniego and Erica umbellata perform as facul­ ern and western Europe, north-west 1989). We assume thattheir massive ap­ tative resprouters. Cistus la d a nife r ssp. Africa and Macaronesia. pearance in post-fire vegetation is re­ ladanifer, possibly due to the harsh con­ lated w ith conditions sim ilar to screes, ditions in the Serra da Malcata, seems to 3.4 Miscellaneous observations in i.e. moving particles. However, com­ behave as an obligate seeder after any the Serra da Estrela pared to the more or less permanent re­ type of fire: be it spring prescribed gime in scree communities, conditions burning, autumn prescribed burning or The actual vegetation of the Serra da in post-fire communities are only tem­ summer wildfires. Small seeds are pro­ Estrela contains numerous extremely poral, indeed depending on the fire duced in great amounts, which is effect­ rare species. Many of these rare species frequency. ive in an evolutionary way, as these are known to have their only occur­ In August 1995, a g ia n t w ild fire seem more likely than larger ones to be rence within Portugal. This rareness struck the area around Alfatima and washed into small fissures in the soil sur­ may be due to the longlasting severe Santinha in the western part of the face and to be buried by the activities of fire regime, although other catastro­ Serra da Estrela. This area belongs to the soil microfauna (McRill and Sagar phes like summer drought or irregular the supramediterranean belt. While vi­ 1973, McRill 1974 in Grime 1979). This frost may play an im portant role as w ell, siting th e area in 1996, we observed the

158 Jansen, Rego, Gonqalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal) explosive development of a number of 4. Recommandations for fire Make a map of burnt areas, of areas plant species amidst the dark burnt management where burning is planned and where skeletons of Halimium, Erica spp. and undisturbed succession is planned. For Cytisus spp.. By the end of spring, we Our restricted knowledge of the effects more detailed suggestions we refer to observed a multi-coloured palette of of fires cannot be a reason for refrain­ de Ronde et al. (1990), Parsons and Botti profusely flowering specimens of Li­ ing from taking measures of fire pre­ (1996), Agee (1979), and elsewhere in naria elegans, Ranunculus ollissipon- vention and control. In addition, we this special issue. nensis ssp. ollissiponnensis, Ranunculus give some suggestions for fire manage­ ■ One should know what, when, why nigrescens, Raphanus raphinastrum, ment in the Nature Park of the Serra da and how one should burn. For this we Arenaria montana ssp. montana, Saxí­ Estrela: need experimental studies on the basis fraga granulata s.l.f Hypochaeris gla­ ■ The problem of wildfires is difficult of permanent plots/transects, as is be­ bra, Arnoseris minima, Teesdalia nu- to solve, but at least through better ob­ ing done in the Serra da Malcata. Differ­ dicaulis, and many more. In the follow ­ servation one should try to reach the ent treatments should be applied on ing weeks lots of other species started fire site as quickly as possible to fight major stages of vegetation series, con­ flowering in a most conspicuous way, the fire. During the dry season one sidering climate, soil, hydrology and we mention for instance Luzula lactea should remain extra alert, especially land use. (Photo 5), Hispidella hispánica, Armería when strong winds have been forecast. Perhaps in this way fire control can spp. and Allium sphaerocephalon. Fire Perhaps one should registrate all traffic be established and more knowledge of can stimulate plants to produce passing the transit road in that period. fire ecology can be obtained. It is our flowering. But this effect may only be The transit road was constructed in the wish that it can be used as a manage­ an indirect action of fire. A change in beginning of the sixties, enabling peo­ ment tool, steering for desirable habi­ the diurnal temperature variation after ple to reach the heart of the mountain tats in order to achieve the largest pos­ fire may act as a stimulus, or an increase in a short period of time. In this way, not sible biodiversity. in temperature or light reaching the soil only nature lovers, but also pyroma- may heat the primordia and thus induce niacs and criminals have an easy access. 5. Abstract flowering (Trabaud 1987). A sudden in­ ■ Give good information service and Relevant data concerning the study crease of the nutrient level may play a make tightened regulations for visitors area are given, including land use. From role as well, but in general, the tem­ (for instance: a ban on throwing away a number of post-fire formations this poral fertilizing effect is expected to potential burning glass materials; a ban paper shows three striking examples, drain away quickly as a result of heavy on open fire; barbecue only allowed on one in each phytodimatic belt, viz. in showers, especially on slopes. special sites) the oromediterranean belt stands of In addition to forementioned herbs, ■ Make agreements with shepherds Cytisus oromediterraneus with empha­ the slopes were locally full of grasses and farmers to burn only underthe pre­ sis on possible consequences for w ild­ like Agrostis truncatula ssp. truncatula, vailing conditions of the Park man­ life, in the supramediterranean belt Agrostis castellana, Deschampsia flex- agement. stands of Halimium lasianthum ssp. uosa ssp. ibérica, Molineriella laevis, Mi- ■ Provide prescribed burning courses alyssoides with emphasis on description cropyrum tenellum, Festuca durandii, for shepherds and farmers that wish to techniques, and in the mesomediterra- Festuca ovina s.l., Avenula marginata use this manipulative tool. nean belt stands of Cistus ladanifer ssp. group, etc.. Locally, on more humid ■ Support shepherds and farmers to ladanifer with emphasis on vegetation places we observed Pseudarrhena- guarantee traditional land use. dynamics based on experimental evid­ therum longifolium, Holcus mollis, Cirs- ■ Use for afforestation purposes, in ence in the Nature Reserve of the Serra ium palustre, and dense stands of Pteri- stead of pine, indigenous tree species da Malcata. In addition a number of dium aquilinum. On the ground we (preferably oak species), since these various field observations are present­ could hardly find any mosses or lichens contain less inflammable materials. ed, followed by some recommanda­ and most of the rock outcrops were ■ Elaborate plans for prescribed burn­ tions for fire regulation measures. brightly coloured, because their usual ing for each characteristic area. Do this tapestry of epilithic lichens had been in cooperation with authorities, far­ 6. Acknowledgements burnt and washed away by the rain. By mers, shepherds, ecologists, geologists, the end of July, which is about the be­ etc. in orderto obtain a large public and The authors wish to thank Prof. Dr. Vic­ ginning of the dry season, most of fore- scientific support. Take at least the fo l­ tor Westhoff for critically reading the mentioned species had finished their lowing items into consideration: land- manuscript. Thanks are due to Mr. Ste­ lifecycle. ownership; land-use purposes; stand phan Hennekens for providing some of Finally we notice the burning of description before and after burning his computer programs, to Dr. André heathlands (Potentillo-Callunetum) de­ (age, floristic composition, structural Aptroot for identifying lichens, to Dr. scribed by Jansen (1994a). These and characteristics, mosaics and, in addi­ Henk Greven for identifying mosses of the recently discovered Erica tetralix tion, analyses of potential climax vege­ the genus Grimmia and Racomitrium, heaths show affinities with heathlands tation and present succession stage); to Mr. Thom van Rossum for English occurring in the North German Plain. expected effects on soils, flora and correction. This research was partly fi­ fauna; weather conditions; season; fire nanced by the Reinhold-Tüxen Stiftung history, frequency, size and intensity. (Hannover).

159 Jansen, Rego, Gonsalves, Silveira • Fire, a strong landscape shaping element in the Serra da Estrela (Portugal)

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taneous regeneration may take many Erneuerung und Sukzession decades or centuries (if it occurs at all), but little information is available due to mediterraner Vegetation nach Feuer- the lack of long-term studies. Grazing effects on post-fire vegeta­ Beispiele aus der Ägäis* tion are nonuniform, and furthermore, as a matter of course, depend on brows­ von Erwin Bergmeier ing intensity. There are examples of pro­ gressive regeneration being compa­ Abstract: Regeneration and suc­ communities (old-field phrygana), most tible with grazing which, however, may cession of Mediterranean vegeta­ sclerophyllous maquis and deciduous modify the direction of vegetation de­ tion after fire - case studies from Vitex agnus-castus scrub, as well as pine velopm ent. In o th e r cases browsing the Aegean area (Pinus brutia) stands. Species combina­ leads to stagnation of regeneration, or tion and stand structure of the pre-fire even to regression. On the other hand, Many Mediterranean plant species re­ stands are re-established within only selective browsing of the surrounding generate after fire by resprouting or by few years (old-field phrygana) or de­ herbaceous vegetation may also im­ seed germination. The vegetation is cades (pine woodland). prove the competitive position of shrub generally considered fire-adapted, re­ A second group of plant communi­ seedlings. silient, and capable of regeneration ties, after fire, experiences a succes- Species eminently favoured by rela­ within relative short periods. However, sional process, i.e., post-fire vegetation tively frequent wildfires, so called py- this view istoo simplified and in need of is essentially different in species com­ rophytes, are rare in the Aegean (and in m o dification. Various case studies from bination from pre-fire vegetation. The the Mediterranean Basin). Pinus hale- the Greek Aegean area are presented early post-fire plant communities may pensis subsp. brutia, Cistus creticus, Cis- which demonstrate that fire effects on be lasting, and possibly even prevent a tussalviifolius and Lavatera bryoniifolia vegetation are far from uniform. full regeneration of the pre-fire vege­ belong here although they are by no Many vegetation types regenerate tation. Such fire-sensitive communities means restricted to burned areas. directly (i.e., by autosuccession) and include „old" phrygana vegetation of However, unspecific fire tolerance is a fairly rapidly, such as certain subshrub rocky habitats, juniper (Juniperus common trait in plant species all over phoenicea) maquis, and cypress (Cu- the Mediterranean. * Gefördert aus Mitteln der DFG (Be 1787/1 ). pressus sempervirens) w oodland. Spon­ From the viewpoint of nature and

162 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis landscape conservation, the findings sind in der mediterranen Vegetation tionstyp wesentlich (Naveh 1975, Aria- suggest reconsideration in the follow ­ zahlreiche Brandspuren aller Größen­ noutsou und Margaris 1981, Troumbis ing fields: ordnungen zu finden. Es gibt natürli­ und Trabaud 1986, Thanos und Geor- ■ Fire prevention should focus on che, durch Blitzschlag ausgelöste Feuer. ghiou 1988, Gratani und Amadori those ecosystems which are not, under Die meisten Brände aber sind anthro­ 1991). present conditions, or poorly and after pogen, und die Entstehung, Erhaltung Die Regeneration mediterraner Ge­ long periods, capable of spontaneous und Eigenart mancher mediterraner hölzbestände nach Feuer wird gewöhn­ regeneration. Kulturlandschaften ist nicht denkbar lich als direkt beschrieben, als eine ■ Plantations and afforestation of ohne den gezielten Einsatz des Feuers, mehr oder minder rasche Erneuerung highly flammable tree species such as welches bereits der prähistorische des Artenbestandes vor dem Brand East Mediterranean pines (Pinus hale- Mensch im Mittelmeergebiet nutzte (Naveh 1967, Trabaud und Lepart 1980, pensis) are counteractive and much less und wohl auch landschaftsverändernd Trabaud 1987). Weniger bekannt sind useful than allowing spontaneous einzusetzen verstand (Naveh 1991). In indirekte Regenerationsprozesse, also growth of sderophyllous maquis vege­ den letzten Jahrzehnten hat freilich die Sukzessionen, Vegetationsänderungen tation which readily regenerates after Zahl der Feuer zugenommen, darunter über vermittelnde abweichende Ar­ fire by sprouting. folgenschwere Brandkatastrophen, die tenverbindungen. Obwohl bereits zahl­ ■ Timber regrowth of spontaneous oft durch Unachtsamkeit an Straßen­ reiche Untersuchungen zu Feuereffek­ pine stands should be utilized more rändern ihren Ausgang nahmen oder ten auf die mediterrane Vegetation than is common practice at present. durch Brandstiftung ausgelöst worden vorliegen, sind wir über die Reaktion ■ Traditional woodland range by herd­ sind (Kailidis und Markalas 1980, Le vieler Vegetationstypen noch unzurei­ ing with sheep and goats locally quali­ Houerou 1987). chend unterrichtet. In der vorliegenden fies to reduce fire hazards. Mediterrane Pflanzenarten weisen Studie werden als Fallbeispiele reprä­ Regenerationsstrategien auf, die sie sentative ostmediterrane Gehölzfor­ Einführung befähigen, Feuer und andere Störun­ mationen ausgewählt: Zwergstrauch­ gen zu überstehen. Zu nennen sind ve­ heiden (Phrygana), Gebüsche (immer­ Wald- und Gebüschbrände sind häufige getative Vorgänge wie das Austreiben grüne und winterkahle) sowie Konife- Ereignisse im Mittelmeergebiet, beson­ aus basalen oder unterirdischen Ruhe­ ren-Wälder. ders gegen Ende der sommerlichen knospen und die Regeneration durch Trockenperiode. Über spektakuläre Samenkeimung. In der Vegetation ist Großfeuer berichten die Medien, doch mal der eine, mal der andere Regenera­ Untersuchungsgebiete

Der besseren Vergleichbarkeit wegen beschränken sich die vorgelegten Bei­ spiele auf einen begrenzten geogra­ phischen Raum, die griechische Ägäis (Abb. 1). Die Beispiele stammen aus Un­ tersuchungen des Autors von der größ­ ten Insel der Süd-Ägäis, Kreta (Berg­ meier 1997 und unveröff.), ergänzt um Literaturangaben von der ost-ägäi- schen Insel Samos (Thanos et al. 1989, Thanos und Marcou 1991) und derzen- tral-ägäischen Kykladen-Insel Naxos (Böhling 1994). Wichtige geographische Parameter der Untersuchungsflächen nennt Ta­ belle 1. Gemäß ihrer Vegetationsaus­ stattung gehören alle Flächen zur medi­ terranen immergrünen Hartlaubzone, im einzelnen entweder zum thermo- mediterranen (Oleo-Ceratonion) oder zum eu-mediterranen (Quercion ilicis) Vegetationsgebiet (Horvat et al. 1974). Die Datierung der Feuerereignisse und die Beobachtungszeiträume zeigt Ta­ belle 2. Da Beweidung als Brandfolge­ nutzung die Regeneration der Vegeta­ tion erheblich beeinflussen kann, ist der Abb. 1. Karte der griechischen Süd-Ägäis. Die Numerierung der Untersuchungsgebiete ent­ Verbißdruck als Schätzgröße aufge­ spricht den Beispielen, die im Text beschrieben werden. führt.

163 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis

Tab. 1. Geographische Parameter der Beispielflächen Ergebnisse und Diskussion

mittl. Jahres­ Beispiel Höhe Jahres­ niederschlag Fels-Phrygana und Terrassen-Phrygana Nr. Gebiet Geologie (m Vegetations­ temperatur Mittelwerte (s. Text) ü.NN) zone (°C) teilw. extra­ Mediterrane Zwergstrauchformatio­ poliert (mm) nen, in Griechenland Phrygana ge­ 1 Kreta, Konglomerat, 40-80 thermo- 19,5 400-600 nannt, sind im südlichen Teil des Landes Chora Sfakion krist. Kalk mediterran besonders in küstennahen Gebieten 2, 5,6,9 Kreta, tert. Mergel, 400- eu- 16 800-1100 Apokoronou Kalkaustritte 500 mediterran weit verbreitet und bilden oft die vor­ 3 Naxos, krist. Kalke 670 eu- 14,5 600-700 herrschende Vegetation. Je nach Geo­ Aperathou und Schiefer mediterran logie und Bodenverhältnissen, Klima, 4 Kreta, quart./tert. 50-60 thermo- 19 400-600 Höhenlage, menschlicher Nutzungsge­ Frangokastello Ablagerungen mediterran schichte und aktueller Beeinflussung 7 Naxos, krist. Kalke 120 thermo- 17,5 300-400 Engares und Schiefer mediterran variiert die Artenzusammensetzung 8 Samos krist. Kalk 200- eu- 14,5-17 700-1000 erheblich. Die meist beweidete Vege- 600 mediterran tion auf steinigen Böden (Fels-Phry­ gana) unterscheidet sich nach Genese, Tab. 2. Feuerzeitpunkte, Untersuchungsjahre und Folgenutzung der Beispielflächen Alter und Artenverbindung von jünge­ ren Ausprägungen auf lehmigen oder Beispiel Jahr des Untersuchungs­ Beweidungsdruck sandigen, ehemals beackerten Böden, Nr. Gebiet letzten zeitraum (Jahre) nach Feuer Quelle (s. Text) Feuers nach Feuer hier als Terrassen- oder Brachland-Phry- 1 Kreta, 1993 0.-2. stark/fehlend B ergm eier gana bezeichnet. Chora Sfakion (1997) Beispiel 1 (Abb. 2a) repräsentiert die 2, 5,6,9 Kreta, 1992 1.-3. gering B ergm eier, äußerst artenreiche thermo-mediter- Apokoronou orig. rane Fels-Phrygana über Kalkgestein im 3 Naxos, 1988 3.-5. schwach? B öhlin g Aperathou (1994) Südwesten Kretas (Bergm eier 1995). 4 Kreta, c. 1990 c. 3.-5. stark B ergm eier, Dominierende Kleinsträuchersind Kopf- Frangokastello orig. Thym ian (Coridothymus capitatus) und 7 Naxos, 1989 3. fehlend B öhling Behaarter Dornginster (Calicotome vil­ Engares (1994) losa). Weitere Zwergstraucharten ha­ 8 Samos 1983 0.-6. fehlend Thanos et al. ben geringere Anteile. Diese Phrygana (1989), Thanos & M arcou (1991) wird extensiv mit Schafen und Ziegen in einem saisonalen Rhythmus beweidet. Im September 1993 zerstörte ein Feuer die Zwergstrauch-Schicht eines Samen- Reife- Samenk. Reifephase südexponierten Bestandes westlich der keimung phase (+Ausschlag) O rtschaft Chora Sfakion. Ein Teil der Brandfläche w urde gezäunt, um die Re­ generation der Vegetation in markier­ ten Flächen mit und ohne Weidedruck untersuchen zu können (Bergm eier 1997). Das Feuer hatte nur w enig Ein­ fluß auf die krautige Vegetation, die Acker Brachland Brachland- Brandfolge- Brachland- die weit überwiegende Zahl der Arten Phrygana vegefation Phrygana stellt. Praktisch alle vor dem Brand nachgewiesenen Einjährigen, Hemi- kryptophyten und Geophyten traten b) auch im fo lg e n d e n Jahrauf (Tab. 3). Von R e ife p h a s e Samen- Sukzessions- Reifephase den Kleinsträuchern trieben lediglich keimung re ih e „ ______Asparagus aphyllus und Teucrium microphyllum aus Ruheknospen aus, c während die Regeneration der übrigen im Winter/Frühjahr 1994 durch Samen­ •' s keimung einsetzte. Auf beweideten / s Probeflächen konnten sich zahlreiche l / s s 5> t Sämlinge von Coridothymus, Calico­ Fels - Phrygana Brandfolgevegefat ion Fels-Phrygana tom e und auch vom Dornigen Becher­ Abb. 2. Feuerdynamik unterschiedlicher Phrygana-Ökosysteme. (a) Fels-Phrygana; (b) Brach­ strauch (Sarcopoterium spinosum) land- oder Terrassen-Phrygana. C - Calicotome villosa, Ci - Cistus creticus, S - Sarcopoterium etablieren, obwohl letzterer vor dem spinosum, T- Coridothymus capitatus. Brand nur geringe Anteile an der Vege-

164 Bergmeier ■ Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis

Tab. 3. Deckungswerte (in % der Probefläche) und Artenzahlen von Zwergsträuchern und ticus, C. salviifolius) und/oder Sarcopo­ Kräutern vor (April 1993) und nach dem Brand (April 1994,1995) einer Fels-Phrygana in Süd­ terium spinosum dominieren. Auch an­ west-Kreta (Fallbeispiel 1). Den Angaben liegen je 2 Probeflächen von 64 m2 zugrunde. dere Leitarten sind in Gesellschaften Brandfolgenutzung: b - beweidet, nb - nicht beweidet der Brachland-Phrygana belegt, darun­ ter Schopf-Lavendel (Lavandula stoe- 1993 1994 1994 1995 1995 chas) in brandbedingten Ausbildungen (b) (b) (nb) (b) (nb) (Raus 1979). Deckung Zwergsträucher (%) 30 <1 <1 <1 <1 Beispiel 2 (Abb. 2b) aus der Kom­ Deckung Kräuter (%) 17,5 25 30 27,5 55 mune Apokoronou (Nordwest-Kreta) Artenzahl Zwergsträucher (in 7(0) 5(3) 3(2) 6(4) 3(2) Klammern: davon nur als Sämling) betrifft mit Cistus-Sarcopoterium-Phry­ Artenzahl Kräuter 86 87 83 89 87 gana bewachsenes Terrassenland auf sandig-schluffigen Neogenböden, das tation hatte. Dagegen war die erfolg­ Tab. 4. Zahl der Jungpflanzen von Phryga- im Oktober 1992 abbrannte (Abb. 5). reiche Ansiedlung von Zwergstrauch- na-Zwergsträuchern auf beweideten (b) Das Feuer vernichtete die Zwerg­ Jungpflanzen mit Ausnahme von Cori- und nicht beweideten (nb) Probeflächen strauch-Schicht vollständig, doch trie­ dothymus in nach dem Brand nicht (64 m2) zwei Jahre nach einem Brand (Fall­ ben mehrere Arten im folgenden Früh­ mehr beweideten Probeflächen ge­ beispiel 1) jahr basal wieder aus, so etwa Hyperi­ hemmt (Tab. 4), die krautige Vegeta­ cum empetrifolium und Sarcopoterium Nr. Probefläche 1 2 3 4 tion nach Deckungsgrad und Phyto- Brandfolgenutzung b b nb nb spinosum (Abb. 6). Hauptsächlich voll­ masse begünstigt. Diese Hemmung be­ Calicotome villosa 10 2 - - zog sich die Erneuerung der Phrygana ruht offenbar auf der schlechteren Was­ Coridothymus capitatus 9 11 11 4 jedoch durch massenhafte Samenkei­ serversorgung der Keimpflanzen auf Sarcopoterium spinosum 8 24 2 - mung von Cistus creticus und Sarcopo­ gesamt 27 37 13 4 den Weideausschlußflächen durch die terium spinosum, den auch vor dem Konkurrenz der üppig wachsenden Brand dominierenden Kleinsträuchern Kräuter. Die Brandfolgenutzung - Be- Sarcopoterium-Pioniervegetation deu­ (Tab. 5, Abb. 7). weidung oder nicht - beeinflußte auch ten die Sukzessionsrichtung an, doch Beispiel 3 von einer dreijährigen die relativen Häufigkeiten vieler krauti­ über den erforderlichen Zeitraum ha­ Brandfläche auf Terrassenbrachen von ger Arten (Abb. 3), während in der Ar­ ben wir keine konkreten Daten. Aperathou (Naxos) (Böhling 1994, Böh- tenzusammensetzung nur das Malven­ Aufgelassene Ackerterrassen sind in ling und Gerold 1995) bietet ein ähnli­ gewächs Lavatera bryoniifolia auffiel, Süd- und Zentralgriechenland oft von ches Bild. Im Vergleich zu einer benach­ das vor dem Feuer in der Vegetation ge­ einer niedrigen, aber dichten Phrygana barten Coridothymus-Sarcopoterium- fehlt hatte. bedeckt, in der C ist rosen-Arten (C. cre- C/stus-Phrygana, deren Alter auf zehn Das vorgestellte Beispiel zeigt, daß die Regeneration der Fels-Phrygana weideabhängig ist, doch an Standorten mit früh einsetzender Wasserknappheit durch den Weidegang der Haustiere eher gefördert als gehemmt wird. Auf­ fällig ist die relative Förderung von Sar- copoterium spinosum auf regenerie­ renden beweideten Brandflächen. Von ähnlichen Beobachtungen berichten Raus (1979), Arianoutsou-Faraggitaki und Margaris (1982) und Arianoutsou- Faraggitaki (1984). Nicht selten findet man auf Flächen ohne standörtlichen Gradienten eine scharfe feuerbedingte Vegetationsgrenze (Abb. 4). Eine Hälfte weist mehrere Jahre alte Brandspuren auf. Die vegetationsdynamische Bezie­ hung zwischen der relativ dichten Cori- dothymus-Calicotome-Phrygana mit ih­ ren geringen Sarcopofer/um-Anteilen und den offenen, sehr niedrigen Sarco- poterium-Beständen daneben ist offen­ kundig - zwei nach Artenzusammen­ Abb. 3. Präsenzunterschiede von krautigen Arten im zweiten Frühjahr nach Brand in bewei­ setzung und Struktur recht verschie­ deten und nicht beweideten Kleinprobeflächen (600 cm2; jeweils n = 50) einer Fels-Phrygana dene Phasen einer durch Feuer ausge­ bei Chora Sfakion (Südwest-Kreta). Die Linie bezeichnet die Differenzen in der Präsenz der lösten Sukzession. Jungpflanzen von einzelnen Arten. Es sind hier nur Arten mit Differenzen von mehr als 15 Prozentpunkten be­ Coridothymus und Calicotome in der rücksichtigt.

165 Bergmeier ■ Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele ausderÄgäis

Abb. 4. Winteraspekt einer brandbedingten Sarcopoterium spinosum-Phrygana und einer Abb. 5. Brachliegende Hangterrassen in nicht gebrannten Calicotome villosa-Coridothymus capitatus-Phrygana, hinten links deut­ Nordwest-Kreta (Apokoronou), vorn mit lich abgesetzt. Chora Sfakion, Südwest-Kreta, Dezember 1993. Cistus-Phrygana, hinten junge Brandfläche. O ktober 1992.

Abb. 6. Vegetativer Austrieb bei Sarcopoterium spinosum im ersten Frühjahr nach einem Abb. 7. Keimlinge von Cistus creticus und Brand. Apokoronou, Nordwest-Kreta, April 1993. Sarcopoterium spinosum in abgebrannter Terrassen-Phrygana 6 Monate nach einem Brand. Apokoronou, Nordwest-Kreta, April 1993.

Jahre geschätzt wird, hat hier in erster tungen)-Zeiträume also, innerhalb de­ gana nach Feuer innerhalb weniger Linie Cistus creticus höhere A nteile. rer in manchen Gebieten nicht selten Jahre. Rechinger und Rechinger-Moser Die Beständigkeit pionierhafter ein neuerliches Brandereignis aufzutre­ (1951) notierten schon 2-4 Jahre nach Phrygana-Gesellschaften aus Sarcopo­ ten pflegt, das die Erneuerung der Ter- dem Brachfallen von Ackerterrassen te riu m und/oder Cistus ist sehr hoch. rassen-Phrygana um einen weiteren Zy­ auf den Kykladen dichte Sarcopote- Genaue Daten liegen nicht vor, doch klus sicherstellt. Dagegen vollzieht sich r/um-Teppiche. Die Keimung von Sarco­ können 20 Jahre übertroffen werden die Erstbesiedlung von Offenland wie poterium spinosum auf Offenflächen (Raus 1979: 61, und eigene Beobach­ die Regeneration der Brachland-Phry- wird durch die veränderten Lichtver-

166 Bergmeier ■ Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer- Beispiele aus der Ägäis hältnisse induziert, wie sie durch Feuer, ghiou 1988). Spanische niedrigwüch­ Immergrüne Macchien und winter­ doch auch durch Brachfallen bedingt sige Matorrales, der Phrygana struktu­ kahle Gebüsche sein können (Roy und Arianoutsou-Far- rell vergleichbar, haben eine völlig an­ aggitaki 1985). Die Keimung derCistro- dere, nämlich vorwiegend vegetative Mastix-Pistazie (Pistacia lentiscus) und sen Cistus creticus und C. salviifolius ist Regenerationsstrategie. May (1990) Johannesbrotbaum (Ceratonia siliqua) dagegen enger mit dem Faktor Feuer stellte bereits nach wenigen Jahren sind wichtige potentielle Gebüsch-/ verknüpft. Dickwandige Cistus-Samen eine Vegetation fest, die nach Artenbe­ Waldbildner der thermo-mediterranen werden zwischen Feuerzyklen im Bo­ stand und Struktur etwa dem Zustand Flöhenstufe im östlichen Mittelmeer­ den angereichert und durch Feuer zur vor dem Brand entsprach. gebiet, doch sind geschlossene Gehölze Keimung angeregt (Thanos und Geor- aus diesen Arten in der rezenten Vege­ tation selten und kleinflächig. Im eu- mediterranen Vegetationsraum dage­ Tab. 5. Zahl der vegetativen Triebe/Triebbündel und der Keimlinge von Holzpflanzen in Pro­ gen sind Macchien meist artenreicher, beflächen einer Terrassen-Phrygana (Beispiel 2), einer eu-mediterranen Felsmacchia (5), häufiger und großflächiger. Leitarten eines bachbegleitenden Vitex-Crataegus-Gebüsches (6) und eines Cupressus-Bestandes (9) auf Kalkfelsstandorten sind Kermes-Ei­ im Brandgebiet von Apokoronou (Nordwest-Kreta) im April 1993, 6 Monate nach dem che (Quercus coccifera), Wilder Ölbaum Feuer (Olea europaea), Terebinthe (Pistacia terebinthus) und Steinlinde (Phillyrea Beispiel Nr. (s. Text) 2 5 6 9 latifolia), über silikatischen Gesteinen Zahl der Einzelprobeflächen 25 2 3 5 Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und Gesamtfläche (m2) 25 100 150 250 Baum-Fleide (Erica arborea). Entlang periodischer Bäche gibt es in der eu-me- Zwergstrauchstümpfe, tot 172 ? ? ? diterranen Stufe Kretas und Süd-Grie­ chenlands vorwiegend winterkahle Dickichte aus Mönchspfeffer (Vitex Erneuerung vegetativ agnus-castus), oft mit Weißdorn (Cra­ Asparagus aphyllus (Kst) 2 H H 7 taegus) und anderen Sträuchern Clematis cirrhosa (L) - 1 3 - durchsetzt, manchmal von Platanen Crataegus monogyna (Hst) - - 33 - (Platanus orientalis) überragt. Flinzu Hedera helix (L) - - 8 - kommen teils immergrüne, teils laub­ Hypericum empetrifolium (Kst) 57 - - 2 werfende Klimmer und Lianen wie Ru- bus ulmifolius, Smilax aspera, Tamus Olea europaea (Hst) 1 34 1 - communis, Hedera helix, Asparagus Ononis spinosa (Kst) 2 - - - aphyllus, Rosa sempervirens und Clema­ Osyris alba (Kst) 6 46 - 95 tis cirrhosa. Phillyrea latifolia (Hst) - 5 4 - Beispiel 4 (Abb. 8a) beschreibt die Phiomis fruticosa (Kst) 2 - - - Auswirkungen von Feuerereignissen Pistacia terebinthus (Hst) - 7 2 1 auf 1-2 m hohe, dichte, doch meist nur Quercus coccifera (Hst) - 21 - - wenige Quadratmeter große Cerato- nia-Pistacia-Macchienreste in der Kü­ Quercus pubescens (Hst) 1 - - 2 stenebene von Frangokastello (Süd- Rubus ulmifolius (Hst) - - 113 -

Ruscus aculeatus (Kst) - - - 4 Tab. 6 . Vegetationsparameter von unter­ Sarcopoterium spinosum (Kst) 79 - - - schiedlich alten Regenerationsstadien einer Smilax aspera (L) - 39 472 47 beweideten Pistacia lentiscus-Ceratonia sili- Tamus communis (L) - - 38 - qua-Macchia (Fallbeispiel 4). Die Größe der Vitex agnus-castus (Hst) - - 11 - Probefläche beträgt jeweils 4 m2. Untersu­ chungszeitpunkt ist der 21. April 1995. Erneuerung durch Samenkeimung Brandfolgestadium 1 2 0 Calictome villosa (Kst) 40 146 5 202 Höhe der Sträucher (cm) 25 90 220 Cistus creticus + salviifolius (Kst) c. 1350 63 5 c. 750 Deckung der holzigen Arten (%) 40 45 75 Deckung der krautigen Arten (%) 40 55 35 Coridothymus capitatus (Kst) 3 - - 193 Artenzahl gesamt 48 27 11 Hypericum empetrifolium (Kst) Artenzahl Sträucher 7 5 2 - - - 55 Artenzahl ausdauernde Kräuter 6 8 4 Salvia pomífera (Kst) 1 36 - - Artenzahl einjähige Kräuter 35 14 5 Sarcopoterium spinosum (Kst) c. 1000 5 - - Brandfolgestadium 1: Feuer liegt zum Zeit­ punkt der Untersuchung c. 5 Jahre zurück; Kst = Kleinstrauch; Hst = Strauch, Baum; L = Liane; 2: Feuer liegt mehr als 10 Jahre zurück; H = häufig, nicht gezählt; ? = nicht ermittelt; - = fehlt. 0: keine Brandspuren.

167 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis west-Kreta), die umgeben sind von Reifephase Ausschlagphase Phrygana-Beständen vom oben be­ schriebenen Coridothymus-Callcotome- und Sarcopoterium-Typ. Die Flächen werden extensiv von Schafen beweidet, denen das Innere unversehrter Niedrig­ macchien freilich meist unzugänglich bleibt. Ein Feuer, das zur Beobachtungs­ zeit mindestens 3-5 Jahre zurücklag, hatte die Gebüsche vernichtet, doch w aren Pistacia und Ceratonia basal wie­ der ausgetrieben (Abb. 9). Die Triebzu­ wächse waren durch Verbiß gering, so daß die vordem dichten Gebüsche auch mehrere Jahre nach dem Feuer offen, lückig und nur 10-20 cm hoch waren. Es gab zahlreiche einjährige Kräuter, die in den vom Feuer nicht betroffenen Ver­ gleichsflächen fehlten (Tab. 6). Zwerg- sträucher hatten sich dagegen in den nun offenen Gebüschen nicht etabliert. Brand und W eidedruck degradieren die Macchia - doch nicht zugunsten der Phrygana. Beispiel 5 (Abb. 8b): In der eu-m edi- terranen Kulturlandschaft der Eparchie Apokoronou (Nordwest-Kreta) wach­ Reifephase 1 Ausschlag- Reifephase 2 sen lichte Macchien auf inselartigen Kalkfelsaustritten. Die vielstämmigen Sträucher von Kermes-Eiche (Quercus cocdfera), Terebinthe (Pistacia tere- binthus), Ölbaum (Olea europaea) und Steinlinde (Phillyrea latifolia) deuten auf einstige Stocknutzung hin. Bewei- dung spielt in dem Gebiet heute nur eine geringe Rolle. Mehrere Felsmac­ chien wurden von einem ausgedehnten Brand im Oktober 1992 erfaßt, und die Sträucher verbrannten dabei bis auf Abb. 8. Feuerdynamik unterschiedlicher Macchien, (a) beweidete thermo-mediterrane 1-1,5 m hohe verkohlte Aststümpfe. Pistacia-Ceratonia-Macchia; (b) eu-mediterrane Quercus-Olea-Phillyrea-Macchia; (c) Junipe­ Nur ganz wenige Strauchindividuen ka­ rus phoenicea-Macchia. C - Ceratonia siliqua, J - Juniperus phoenicea, Ol - Olea europaea, men dabei um, und keine Strauchart Ph - Phillyrea latifolia, Pi - Pistacia lentiscus, Pt-Pistacia terebinthus, Q - Quercus cocdfera. wurde durch das Feuer vernichtet. Na­ hezu alle Strauchstümpfe trieben Schößlingsbündel aus basalen Knospen (Abb. 10). Keim linge der austreibenden Arten fanden sich nicht, wohl aber sol­ che von Kleinsträuchern wie Calico- tome villosa, Cistus- und Salvia-A rten (Tab. 5). Die m ittleren Zuwachsraten der Triebe von Quercus, Pistacia, Olea und Phillyrea nach dem Brand im Früh­ ja h r 1993 zeigt A bbildung 11. Im fo l­ genden Frühjahr hatten die meisten

Abb. 9. Durch Verbiß stagnierende Regene­ ration einer Pistacia lentiscus-Macchia ca. 3 Jahre nach Brand. Frangokastello, Süd- west-Kreta, Februar 1993.

168 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer - Beispiele aus der Ägäis

produziert Smilax aspera zahlreiche Triebe aus unterirdischen Knospen (Tab. 5, Abb. 13). Der reichliche Lichtzu­ tritt nach dem Brand und die gute Was­ serversorgung provoziert üppiges Wachstum auch bei den Kräutern. Ar­ ten nährstoffreicher Böden wie Anagal- lis arvensis, Galium aparine, Geranium purpureum, Veronica cymbalaria und besonders Lavatera bryoniifolia sind besonders zahlreich; letztere bildet im zweiten Jahr nach dem Brand dichte, bis 2 m hohe Bestände. Merkwürdigerweise liegen aus Griechenland kaum Untersuchungen zur Regeneration von Macchien und anderen Phanerophyten-Gebüschen nach Brand vor, doch erscheint das Mu­ Abb. 10. Wiederaustrieb von Olea europaea am Stammfuß im ersten Frühjahr nach einem ster einheitlich und in Übereinstim­ Brand. Apokoronou, Nordwest-Kreta, April 1993. mung mit Untersuchungen an Querce- ta//a-;7/as-Macchien aus Italien (Pi- Schößlinge mit 1—1,5(—2) m etwa zwei Brandstellen, im ersten Jahr vegetativ, gnatti und Pignatti 1968, Gratani und Drittel der Strauchhöhe vor dem Feuer. im folgenden in Blüte (Abb. 12). Amadori 1991, Mazzoleni und Esposito Die krautige Vegetation nach dem Beispiel 6: Winterkahle, bachbeglei­ 1993). Fast alle Einzelsträucher überle­ Brand unterscheidet sich qualitativ nur tende Gebüsche in der Eparchie Apoko­ ben das Feuer. Schößlingszuwächse wenig von der nicht verbrannter Gebü­ ronou setzen sich hauptsächlich aus Vi- sind während der ersten 2-3 Jahre nach sche. Häufig sind Geophyten wie Cycla­ texagnus-castus, Rubus ulmifolius, Cra­ dem Feuer maximal. Nach 8 Jahren ist men creticum, Gagea graeca und Scali- taegus monogyna, sowie aus Lianen die Struktur vollständig erneuert. An­ geria napiformis. Annuelle wachsen be­ wie Smilax aspera zusammen. Sie alle nuelle Kräutersind in derfrühen Brand­ sonders üppig auf den Brandflächen. regenerieren nach Feuer rasch und voll­ folgevegetation angereichert, doch Die Keimung des Malvengewächses La- ständig vegetativ. Die mittleren Schöß­ gibt es keine Sukzession, während der vatera bryoniifolia ist offenbar feuer­ lingszuwächse von Crataegus, Rubus sich beispielsweise eine Zwergstrauch­ begünstigt. Lavatera ist die häufigste und Smilax übertreten die der Felsmac- gesellschaft entwickelte. Vergleichbar ausdauernde Pflanzenart auf den chie (Abb. 11). Als Rhizom-Geophyt sind auch südfranzösische Quercus cocc/Yera-Garrigues, deren Regenera­ tion nach Feuer gleichfalls als fo rt­ schreitendes Wiedererscheinen der Ar­ ten der Ausgangsvegetation beschrie­ ben wird, ohne daß neue Artenverbin­ dungen zwischengeschaltet wären {Trabaud und Lepart 1980). Eine Ausnahme bilden Juniperus phoenicea-Macchien. Beispiel 7 (Abb. 8c) stammt aus niederen Höhenlagen im Nordwestteil der Insel Naxos {Böh- ling 1994: 106f.). Juniperus phoenicea ist weder feuerresistent noch aus­ schlagfähig noch tritt sie in den Jahren nach dem Brand als Keimling in Er­ scheinung. 3 Jahre nach dem Feuer fehlt die Art auf der Brandfläche (ebenso wie der Zwergstrauch Genista acanthoclada), während ihre Rolle von ausschlagkräftigen Arten wie Quercus coccifera, Styrax officinalis, Acer sem- pervirens und Pistacia lentiscus einge­ nommen wird. Die Frage bleibt offen, Abb. 11. Mittlere Zuwachsleistungen von Schößlingen austreibender holziger Arten in Ge­ ob dieser Wandel permanent ist oder büschen von Apokoronou (Nordwest-Kreta) im ersten Frühjahr nach Brand im Oktober ein Sukzessionsschritt zur Ausgangs­ 1992. vegetation.

169 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer - Beispiele aus der Ägäis

Abb. 12. Blütenstand des feuerbegünstig­ Abb. 13. Vegetativer Austrieb der Liane Smilax aspera aus unterirdischem Rhizom; bachna­ ten Malvengewächses Lavatera bryonlifolia hes Gebüsch 6 Monate nach einem herbstlichen Brand. Apokoronou, Nordwest-Kreta, April vor verkohltem Stamm, in Fels-Macchia im 1993. zweiten Jahr nach einem Brand. Apokoro- nou, Nordwest-Kreta, April 1994.

Reifephase Samen- Pionierphase Rei fephas e keimung .•*’ p • * * p i .* p r

A

■2>t Wald Brandt olgeveg. Wald kraut-/ Strauch-' / baumreich

Reifephase Samenk. Pionierphase

Cu Cu Cu Cu Cu

Cu Ci - £ > t Wald Brand fo lg e V e g e t a t io n Abb. 14. Brandspuren am Stammfuß einer kraut- / strauchreich lebenden Kiefer (Pinus halepensis subsp. Abb. 15. Feuerdynamik von Koniferen-Wäldern. (a) Kiefernwald; (b) Zypressenwald. brutia). Ajia Irini, West-Kreta, Mai 1996. C i- Cistus creticus, Cu - Cupressus sempervirens, P-Pinus halepensis subsp. brutia.

170 Bergmeier ■ Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer - Beispiele aus der Ägäis

Pinus- und Cupressus-Wälder Feuer oft begleiten (und anfachen); Zusammenfassung und 2. die für Lichtkeimer wie Pinus gün­ Schlußfolgerungen Die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) ist stige Auflichtung des Wuchsortes (Tha­ gebietsweise ein häufiger Waldbaum in nos und Skordilis 1987). Junge Regene­ Den meisten Ökologen gilt die mediter­ küstennahen Gebieten Süd- und Mit­ rationsstadien von Kiefernwäldern auf rane Vegetation wegen der Fähigkeit telgriechenlands. Auf den Inseln ist die Samos und Attika sind reich an Cistus- vieler ihrer Arten, nach Bränden vege­ Art durch die Hart-Kiefer (Pinus hale­ Sämlingen sowie an Leguminosen (Tha­ tativ oder aus Samen zu regenerieren, pensis subsp. brutia) vertreten. Ausge­ nos et al. 1989, Papavassiliou und Aria- als feueradaptiert und innerhalb relativ dehnte Bestände dieser Unterart sind noutsou 1993). Vegetativer Austrieb kurzer Zeiträume erneuerungsfähig. unter anderem von Südwest- und Süd­ wurde an Macchiensträuchern im Un­ Diese Sicht erscheint jedoch allzu pau­ ost-Kreta und von der Insel Samos be­ terwuchs, an ausdauernden Kräutern schal und vereinfachend. Tatsächlich kannt. und einigen Zwergsträuchern beob­ hat Feuer sehr unterschiedliche Auswir­ Das natürliche europäische Teilareal achtet. kungen auf die Vegetation, wie in die­ der Zypresse (Cupressus sempervirens) Beispiel 9 (Abb. 15b). Im Herbst 1992 sem Beitrag gezeigt wird. Zu den direkt ist auf Kreta beschränkt, doch ist die fielen in der Eparchie Apokoronou aus­ (ohne Sukzession oder durch „Autosuk­ Baumart heute im ganzen Mittelmeer­ gedehnte zapfentragende Cupres- zession" im Sinne von Naveh 1991) mehr gebietweitverbreitet, da besondersdie sus-Bestände, die etwa 20 bis 40 Jahre oder weniger rasch erneuerungsfähi­ schlanke säulenförmige Wuchsform alt gewesen sein mögen, einem Brand gen Vegetationstypen gehören junge, weithin angepflanzt wurde und spon­ zum Opfer. In den beiden folgenden sekundäre Zwergstrauchgesellschaften tan verwilderte. Alte Zypressenwälder Jahren fand sich kein einziger Zypres- auf Brachland (Terrassen-Phrygana), sind in Kreta auf das westliche Gebirgs- sen-Keimling. Im übrigen entsprach die die meisten thermo- und eu-mediterra- massiv der Levka Ori sowie in geringe­ Brandfolgevegetation der von Kie­ nen immergrünen Macchien, w inter­ rem Umfang auf Zentral-Kreta be­ fernwäldern. Unter den durch Samen kahle Gebüsche mit Vitexagnus-castus schränkt. In neuerer Zeit finden sich regenerierenden Arten war Cistus creti- sowie Wälder der Hart-Kiefer (Pinus dichte Bestände aus jüngeren Bäumen, cus bei weitem am zahlreichsten, ge­ brutia). In diesen Fällen sind Artenver­ teils angesät, teils spontan, auf aufge­ folgt von Calicotome villosa, Coridothy- bindung und Struktur der Bestände lassenen Terrassenhängen besonders in mus capitatus und Hypericum empetri- nach Feuer innerhalb von wenigen Jah­ den Neogen-Gebieten Nordwest-Kre­ folium. Die meisten Schößlinge gehör­ ren (Sekundärphrygana) bis Jahrzehn­ tas. ten zu Smilax aspera und Osyrisalba ten (Kiefernwälder) wiederhergestellt. Kiefernwälder sind leicht ent­ (Tab. 5). Vegetativer Austrieb einzelner Eine zweite Gruppe von Vegetationsty­ flammbar. Viele Pinus-Stämme weisen Exemplare von Quercuspubescens deu­ pen durchläuft nach Feuer einen Suk­ Brandspuren an den Stammfüßen auf, tet eine mögliche Sukzessionsrichtung zessionsprozeß, bei dem zwischen Aus­ haben das Feuer aber überlebt (Abb. an. Die krautige Vegetation im ersten gangsvegetation und regenerierter Ve­ 14). Heiße Kronenfeuer vernichten da­ und zweiten Jahre nach dem Brand war getation abweichende Pflanzengesell­ gegen fast alle Kiefern der Baum­ reich an einjährigen Leguminosen der schaften auftreten. Diese Brandfolge­ schicht, fördern aber die Keimung von Gattungen Vicia, Medicago und Trifo­ gesellschaften können sehr dauerhaft Pinus-Samen im folgenden Winter­ lium; im zweiten Jahr kamen Lavatera sein - und eine vollständige Regenera­ halbjahr, vorwiegend im zeitigen Früh­ bryoniifolia, Piptatherum miliaceum tion der Ausgangsvegetation mögli­ jahr (Beispiel 8; Abb. 15a). Mehrjährige und Ranunculus neapolitanus hinzu. cherweise sogar ganz verhindern. Bei­ Untersuchungen zur Regeneration von Das Ausfallen einer Leitbaumart wie spiele für solcherart relativ feuer­ Pinus-brutia-VJäIdern nach Feuer von Cupressus nach einem Feuer ist keines­ empfindliche Ausgangsgesellschaften der ost-ägäischen Insel Samos zeigen, wegs ein Einzelfall, wie Beispiele von sind „alte" Fels-Phrygana-Ausbildun- daß Pinus-Keimlinge eine hohe Überle­ der Iberischen Halbinsel belegen. In gen, Wacholder-(A/n/'perus phoenicea-) bensrate haben und so etwas wie eine süd-spanischen Aufforstungen mit Macchien und Zypressen-(Cupressus Keimlings-Bank entsteht (Thanos et al. Stern-Kiefer (Pinus pinaster) beobach­ sempervirens-)\Nä\der. Ihre spontane 1989, Thanos und Marcou 1991). Die tete May (1990) nach Feuer weder vege­ Regeneration dürfte Jahrzehnte bis Keimungsrate in Pinus-brutia-Bestän­ tatives Regenerationsvermögen noch Jahrhunderte beanspruchen, doch feh­ den Südwest-Kretas, die keinem Brand erfolgreiche Samenkeimung. In Zen- len entsprechende Langzeituntersu­ ausgesetzt waren, ist gering, und ihre tral-Spanien vermochten sich Bestände chungen. erfolgreiche Ansiedlung gelingt introk- von Fagussylvatica und von Pinus sylve­ kenen Jahren kaum, wird auch durch stris nach Bränden nicht zu erneuern Phrygana den Tritt des Weideviehs weiter ge­ und wurden durch Gebüsche von Geni- schmälert. Der Verbiß ist geringfügig, sta florida bzw. Cytisus scoparius er­ Die Regeneration der meisten Zwerg- da selbst Ziegen in der Regel Kiefern setzt (Herranzet al. 1996). Südwestspa­ sträucher nach Feuer erfolgt durch verschmähen. Zwei Wirkungen des Feu­ nische Tannen-(Aö/'es p/nsapo-)Wälder Samenkeimung. Manche Arten wie ers sind der Keimung und der Etablie­ seien durch Brand zurückgedrängt wor­ Sarcopoterium spinosum sind auch zu rung der Sämlinge förderlich: 1. das den (May 1995). vegetativer Regeneration aus der Freisetzen der Samen aus den sich durch Strauchbasis befähigt. Dieses Verhalten die Hitze öffnenden Zapfen und ihre ist standortabhängig. In Habitaten mit Ausbreitung durch Starkwinde, die das schlechter Wasserversorgung ist Sarco

171 Bergmeier ■ Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis p o te riu m ausschließlich auf Samenkei­ verbissen werden. Eine solche weidebe­ in unterschiedlichem Ausmaß zur Rege­ mung angewiesen, bei besserer Wasser­ dingte Degradierung einer thermophy- neration nach Feuer befähigt. Ihre Tole­ versorgung spielt vegetative Regenera­ tischen Macchia beeinträchtigt die ranz ist allerdings nicht feuerspezifisch, tion eine größere Rolle. Struktur der Bestände und fördert ein­ sondern erstreckt sich auf Störungen Einfach strukturierte, von Cistus jährige Arten - doch nicht Phrygana- verschiedenster Art. Im Vergleich zu an­ creticus, Sarcopoterium spinosum oder Kleinsträucher, solange die Macchien­ deren Räumen mit mediterranem Klima Ononis spinosa subsp. diacantha d o m i­ bildner überleben. gibt es im Mittelmeergebiet nur wenige nierte pionierhafte Gesellschaften Macchien aus w enig feu e rto le ra n ­ obligatorisch durch Samenkeimung (Terrassen- oder Brachland-Phrygana) ten Arten wie Juniperus phoenicea sind nach stimulierender Hitzeeinwirkung regenerieren nach Feuer direkt (ohne zur vegetativen Regeneration nicht regenerierende Bäume oder Sträucher, Sukzession) und innerhalb weniger befähigt. Feuer kann einen Arten- und ein Merkmal, das feuerbegünstigte Ar­ Jahre. Die weitere Sukzession wird Strukturwandel auslösen zugunsten ten auszeichnet (Keeley 1986). durch ihr ausgeprägtes Beharrungsver­ ausschlagfähiger Arten wie Pistacia len­ Natürliche, durch Blitz ausgelöste mögen verzögert - und bei relativ kur­ tiscus oder Quercus coccifera. Ungewiß Feuer sind in der Ägäis, die sich gegen­ zen Feuerzyklen verhindert. Bei Gesell­ ist, ob und w ie schnell sich Juniperus über den Festländern durch geringe Ge­ schaften mit stärker differenzierter phoenicea-Macchien via Sukzession witterneigung auszeichnet, nicht häu­ Struktur und Artenzusammensetzung erneuern. fig und greifen meinen Geländebeob­ (Fels-Phrygana) bilden einfache, im ge­ achtungen zufolge in lichten Wäldern zeigten Beispiel 1 von Sarcopoterium Koniferen-Wälder von dem betroffenen Baum meist nicht spinosum dominierte Zwergstrauch- auf die benachbarte Vegetation über. Gesellschaften die Brandfolgevegeta­ Pinus-Waldland regeneriert nach Feuer Während weideempfindliche Arten tion. Es handelt sich um eine Sukzes­ direkt und rasch. Die Bestände werden in Kreta und anderen Inseln fast ganz sionsphase, die den W uchsort über viele durch Brände sogar gefördert und brei­ auf unzugängliche Kliffs und Schlucht­ Jahre einzunehmen vermag. ten sich auf Kosten anderer Baumarten wände beschränkt sind, sind feueremp­ Brandfolgenutzung beeinflußt aus. Hinzu kommt eine beträchtliche findliche Arten wie Juniperus-Taxa und nicht nur die Regenerationsdauer, son­ Überlebensrate von Pinus-Altstämmen Cupressus sempervirens w e it ve rb re ite t dern auch die Zusammensetzung und vor allem bei bodennahen Feuerereig­ und gebietsweise großflächig be­ Häufigkeit der Arten. Beweidung för­ nissen. Beweidung kann die Regenera­ standsbildend. Feuer „überprägt" die dert eine initiale Sarcopoterium-Phry- tio n von Aleppo-K iefern in der m editer­ Vegetation offenbar weniger als der gana. Auf sehr trockenen Kalkstandor­ ranen Vegetation verzögern (M ay Weidefaktor. „Junge" Vegetationsty­ ten hemmt Weideausschluß die Rege­ 1992), doch läßt sich bei den Hart-Kie- pen, die relativ kurze Feuerzyklen von neration der meisten Zwergsträucher fern in Kreta eine solche Hemmung wenigen Jahrzehnten tolerieren - oder mit Ausnahme von Coridothymus. A u f kaum feststellen. ihrer bedürfen, sind zweifellos wichtige gut wasserversorgten Standorten fin­ Cupressus-Bestände werden durch Elemente in mediterranen Kulturland­ det sich häufig C/stus-dominierte Phry- K ronenfeuer zerstört, ohne daß eine d i­ schaften, doch sollten darüber „alte" gana (oft mit Sarcopoterium spinosum) rekte Regeneration zu beobachten ist. Vegetationstypen nicht aus dem Blick sowohl als Brachfolge- als auch als O ffen ist, ob sich durch Feuer zerstörtes geraten, die wenig feueradaptiert sind Brandfolgevegetation. Cupressus-Waldland durch Sukzession und zu deren Regeneration, w enn sie erneuert oder dauerhaft durch Kiefern, denn erfolgt, im einzelnen noch gar Macchien und Gebüsche Eichen und/oder Macchien ersetzt nicht erforschte Sukzessionsprozesse zu w ird. vollziehen sind. Im Gegensatz zu den Phrygana-Klein- Die bloße Existenz solcher Vegeta­ sträuchern regenerieren die meisten Zur Bedeutung des Faktors Feuer für tion, in der Ägäis gebietsweise land­ Strauch- und (potentiellen) Baum-Ar­ die mediterrane Vegetation schaftsbestimmend, legt die Annahme ten der Macchia und winterkahler Ge­ von nach Jahrhunderten zählenden büsche durch Stockausschlag. Die Ar­ Nur wenige Arten der Ägäis-Vegeta­ Feuerzyklen nahe - Feuer als vernach­ tenzusammensetzung bleibt im großen tion können als Pyrophyten in dem lässigbarer Faktor in der Vegetations­ ganzen konstant. Einige krautige Arten Sinne bezeichnet werden, daß ihre Be­ geschichte. sind in der Brandfolgevegetation an­ stände durch Feuer erhalten und ver­ Diese Befunde relativieren die herr­ gereichert. Eine Sukzession gibt es mehrt, ihre Diasporen zwischen Feuer­ schende Auffassung vom Feuer als dem nicht. Die Struktur erneuert sich inner­ zyklen angereichert, ihre Keimungsra­ vorrangigen landschaftsökologischen halb von wenigen Jahren. ten durch Feuer gefördert und ihre Faktor im Mittelmeergebiet (Liacos Die Regeneration kann, insbeson­ Wuchsbedingungen verbessert wer­ 1973, Naveh 1975,1991) und lassen den dere auf trockenen Standorten der den. Hierzu zählen nach den verfügba­ Schluß zu, daß die evolutions- und ve­ thermo-mediterranen Stufe, durch ho­ ren Untersuchungen im wesentlichen getationsprägende Rolle des Feuers in hen Weidedruck erheblich verzögert lediglich Pinus brutia, Cistus creticus, Ci­ der Ägäis historisch und aktuell gewiß werden. Dies gilt selbst dann, wenn die stus salviifolius und Lavatera bryoniifo- nicht zu unterschätzen, aber doch ein betreffenden Straucharten geringen lia. Und auch diese sind keineswegs auf eher unspezifischer Störfaktor gewe­ Futterwert haben, wie etwa Pistacia Brandstandorte beschränkt. Unter den sen ist und nicht alle Vegetationstypen lentiscus, deren Triebspitzen trotzdem übrigen Arten sind allerdings sehr viele gleichermaßen beeinflußt hat.

172 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis

Feuer und Natur- und Landschafts­ fehlt, sind Langzeitstudien, die auch sches Ärgernis, sondern trägt zur Ver­ schutz in der Ägäis Naveh (1991) fordert. ringerung der leicht entzündlichen Bio­ Dies sind keine guten Voraussetzun­ masse am Boden bei und durch die Feuer im Mittelmeergebiet ist und war gen für einfache Lösungen in den Berei­ Weitständigkeit der Bäume in Weide­ von jeher ein landschaftsprägender chen Natur- und Landschaftsschutz und wäldern zur Begrenzung von Brand­ Faktor, dessen zerstörerische Auswir­ Feuermanagement. Keinesfalls legen herden. kungen auf die Vegetation begrenzt, sie die pauschale Empfehlung des weil regenerierbar sind (Trabaud und „prescribed burning" nahe, wie es Lia- Literatur Lepart 1980, Trabaud und Prodon cos (1973) und Naveh (1975, 1991) ein­ 1993). Trotz dieser weithin akzeptier­ fordern, dabei wohl eher Erfahrungen Arianoutsou-Faraggitaki, M., 1984: ten Auffassung schürt Feuer nach wie in großräumigen nordamerikanischen Post-fire successional recovery of a vor Emotionen und Kontroversen, was Naturlandschaften vor Augen als an phryganic (East Mediterranean) bei den Schäden an Menschenleben den viel komplexeren naturräumlichen ecosystem. - Acta Oecol./Oecol. und Besitz sowie den enormen Kosten und sozialen Verhältnissen kleinräumi­ Plant. 5,387-394. für Brandbekämpfung, Vorsorge und ger mediterraner Kulturlandschaften Arianoutsou, M., Margaris, N. S., 1981: Schadensersatz nicht weiter verwun­ orientiert. Early stages of regeneration after dert. Trabaud und Prodon (op. eit: 7) „Alte", vom Feuer nicht oder nur in­ fire in a phryganic ecosystem (East sprechen in diesem Zusammenhang nerhalb sehr langer Zeiträume einmal Mediterranean). 1. Regeneration von einem Ungleichgewicht zwischen Versehrte Ökosysteme sind offenbar by seed germination. - Biol.-Ecol. Geld und ökologischem Wissen, das nicht leicht entflammbar und mithin Médit. 8, 3-4,119-128. doch die Grundlage jeglicher Manage­ keine latente Gefahr, die ihre Umwand­ Arianoutsou-Faraggitaki, M., Margaris, mentplanung in feuergefährdeten Ge­ lung durch gezielten Brandeinsatz in N. 5., 1982: Phryganic (east Medi­ bieten sein sollte. Sie fordern deshalb „jüngere" Ökosysteme rechtfertigte. terranean) ecosystems and fire. - ein besseres Verständnis der ökosyste- Diese sind durch die Zunahme von Brän­ Ecol. Medit. 8,1-2,473-480. maren Dynamik nach Feuer ein. den in der Landschaft ohnehin häufiger Bergmeier, E., 1995: Die Höhenstufung Tatsächlich ist das feuerökologische geworden, oft auf Kosten jener „alten" der Vegetation in Südwest-Kreta Wissen für verschiedene ostmediter­ Systeme, deren Bedeutung für den (Griechenland) entlang eines 2450 m- rane Ökosysteme sehr ungleichmäßig Natur- und Landschaftsschutz daher Transektes. - Phytocoenologia 25, verteilt, recht fundiert bei „jungen" wächst. Wälder und Gebüsche aus feu­ 317-361. Pflanzengesellschaften wie den medi­ erempfindlichen, schwer regenerieren­ Bergmeier, E., 1997: Combined effects terranen Kiefernwäldern und gewissen den Arten verdienen - neben menschli­ of fire and grazing on phrygana ve­ einfach strukturierten Zwergstrauch­ chen Siedlungen - den vorrangigen getation - a case study in SW Kriti formationen, gering aber beispiels­ Schutz durch Brandvorsorge. Dazu ge­ (Greece). - Ecol. Medit., im Druck. weise für Zypressenwälder, kernwüch­ hört ihre Entflechtung von leicht ent­ Böhling, N. B., 1994: Studien zur land­ sige Laubwälder und Fels-Phrygana. Die flammbaren Kiefernbeständen, die in schaftsökologischen Raumgliede­ Reaktionen ägäischer Pflanzengesell­ vielen Gebieten in den letzten Jahr­ rung auf der mediterranen Insel schaften auf Feuer sind sehr unter­ zehnten spontan zugenommen haben Naxos (Griechenland). Unter beson­ schiedlich; es gibt eben nicht nur den und manchmal gepflanzt wurden. derer Berücksichtigung von Zei­ einfachen und direkten Weg der Rege­ Von Aufforstungen mit Kiefern in gerpflanzen. - Diss. Bot. 230. J. neration durch eine bloße Erneuerung mediterranen Räumen ist schon wegen Cramer, Berlin, vii + 247 + Tab. des Artenbestandes vor dem Brand, wie ihrer Feueranfälligkeit abzuraten. Böhling, N., Gerold, G., 1995: Post-fire Trabaud (1987) meint, obwohl diese Auch unter kurzfristigen Aspekten der regeneration patterns and varia­ Strategie in der Tat weit verbreitet ist. Erosionsvorsorge und des Bodenschut­ tions of soil properties in Mediterra­ Bisher meist übersehen wurden feuer­ zes sind solche Anpflanzungen nutzlos, nean phrygana-areas of Naxos/ empfindliche Vegetationstypen, über da sich die alternative Vegetationsbe­ Greece. - Geoökodynamik 16, deren Brandfolgesukzession wir der oft deckung aus Zwergsträuchern und/ 333-345. langen Zeiträume wegen und weil es an oder Hartlaubgebüschen spontan und Gratani, L, Amadori, M., 1991 : Post-fire sorgfältigen Beobachtungen mangelt, in der Regel innerhalb weniger Jahre resprouting of shrubby species in nur unzureichend unterrichtet sind. Es einstellt bzw. regeneriert (May 1990, Mediterranean maquis. - Vegetatio gibt auch Ökosysteme, die durch Feuer 1995). Höhere Anteile ausschlagfähiger 96,137-143. offenbar langfristig, vielleicht dauer­ Gehölzarten sorgen für eine raschere Flerranz, J. M., Martinez-Sanchez, J. J., haft zerstört werden. Bisher hat sich die Bodenbedeckung in der Brandfolgeve­ De Las Fieras, J., Ferrandis, P, 1996: Erforschung der Feuerdynamik haupt­ getation und mindern so den Boden­ Stages of plant succession in Fagus sächlich mit rasch regenerierenden abtrag. Förderlich ist eine verstärkte sylvatica L. and Pinus sylvestris L. Ökosystemen beschäftigt. Gefragt sind Nutzung und Auflichtung junger dich­ forests ofTejera Negra Natural Park aber Erkenntnisse zur Sukzession von ter Pinus-Bestände, deren Holzzuwachs (Central Spain) three years after Ökosystemen aus wenig feuertoleran­ beispielsweise in Kreta derzeit nicht im fire. - Israel J. PI. Sei. 44, 347-358. ten Leitarten, die durch Brände nach­ entferntesten abgeschöpft wird. Auch Horvat, Glavat, V., Ellenberg, H., haltig geschädigt werden und nicht auf traditionelle Waldweide ist in der Ägäis 1974: Vegetation Südosteuropas. - direktem Wege regenerieren. Was nicht a priori ein landschaftsökologi­ Fischer, Stuttgart. 767 S.

173 Bergmeier • Erneuerung und Sukzession mediterraner Vegetation nach Feuer-Beispiele aus der Ägäis

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174 NNA-Berichte 5/97

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Materialien zu Naturschutz und von Hochmooren.-Telma 6,219-230. Bergmann, V., 1972: Die Wirkung des Landespflege 1,19-25. Wagenitz-Heinecke, R., 1958: Zur Vege­ Abbrennens der Bodendecke auf Klaus, S., 1997: Bedeutung von Feuer tationsentwicklung auf Brand- und Organismen und Boden. Eine Lite­ für Lebensräume der Rauhfußhüh-

179 Goldammer, Page • Bibliographie: Feuerökologie in Mitteleuropa

ner (Tetraoninae). - NNA-Berichte Univ. Freiburg i. Br., 29-46. ronmental Sciences Research Report 10 (im Druck). Riess, W., 1980: Möglichkeiten der Feu­ 13. John W iley & Sons, Chichester, Lunau, K., Rupp, L., 1983: A u sw irkun­ erökologie zum Management von 400 S. gen des Abflämmens von Weinberg­ Vogelbiotopen. - Beih. Veröff. Na­ Gliemeroth, G., Niklas, W., 1976: Stroh­ böschungen im Kaiserstuhl auf die turschutz Landschaftspflege Bad.- düngung und Strohverbrennen in Fauna. - Freiburger Waldschutzab­ W ü rtt. 16, 97-105. einer Winterweizen-Monokultur handlungen 4. Hrsg. v. Forstzool. Schaefer, M., 1980: Sukzession von A r­ bei unterschiedlicher Bodenbear­ Inst. d. Univ. Freiburg i. Br., 277-297. thropoden in verbrannten Kiefern­ beitung und Zwischenfrucht-Ein­ Lunau, K., Rupp, L., 1988: A u sw irku n ­ forsten. II. Spinnen (Araneida) und schaltung in ihren Wirkungen auf gen des Abflämmens von Weinberg­ Weberknechte (Opilionida). Ertrag, Krankheitsbefall und Ver­ böschungen im Kaiserstuhl auf die Forstw.Cbl.99, 341-356. unkrautung. - Z. Acker- u. Pfl.-bau Fauna. - Veröff. Naturschutz Land­ Schauermann, J., 1980: Sukzession von 143, 51-65. schaftspflege B ad.-W ürtt. 63, Arthropoden in verbrannten Kie­ Goldammer, J. G., Andreae, M. O., He- 69-116. fernforsten IV. Moderkäfer (Lathri- las, G., Meixner, F, 1994: Vegeta­ Lütkepohl, M., 1996: Das B irkhuhn in diidae). - Forstw. Cbl. 99, 366-371. tionsbrände. Auswirkungen auf der Lüneburger Heide. - NNA-Be­ Webb, N.R., 1994: Post-fire succession Ökosysteme, Atmosphäre und richte 9, 1,48-53. of crypostigmatic mites (Acari cryp­ Klima. - Labor 2000 - 1994 (Sonder­ Neuschulz, F, 1991: Spontane Ansied­ tostigmata) in an Calluna-Heath- ausgabe LaborPraxis), 48-59. lung selterner Kleinvogelarten in land soil. Pedobiologia 38,138-145. Goldammer, J.G., 1994: Vegetations­ neu entstandenem Lebensraum. - W inter, K., 1978: Einfluss eines Wald­ brände und globales Klima: Wech­ Seevögel 12, Sonderheft, 75-78. brandes auf die Invertebratenfauna selwirkungen. - Entwicklung und Podloucky, R., 1988': Zur Situation der eines Kiefernwaldes. - Freiburger Ländlicher Raum 28,1, 6-10. Zauneidechse, Lactera agilis linnea- Waldschutzabhandlungen 1, 1. Hetsch, W., 1980: Bodenphysikalische tus, 1758, in Niedersachsen - Ver­ Hrsg. v. Forstzool. Inst. d. Univ. Frei­ und bodenchemische Auswirkun­ breitung, Gefährdung und Schutz. - burg i. Br., 47-58. gen eines Waldbrands auf einen Mertensiella 1, 146-166. W inter, K., 1980: Auswirkungen des Braunerde-Podsol unter Kiefer. - Puschnlg, M., Schettler-Wiegel, J., 1987: Waldbrandes auf Wirbeltiere. - Forstw. Cbl. 99, 257-273. Untersuchung über den Einfluß des Forstw. Cbl. 99, 371-375. 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Jagnow, G., Graff, O., 1957: Bodenbio­ Brennens auf die Überwinterungs­ W inter, K., A ltm üller, R., Hartm ann, P, logische Untersuchungsergebnisse fauna eines gestörten Hochmoores. Schauermann, J., 1976: Forschungs­ zur Beurteilung des Einflusses der - M itt. dtsch. Ges. A llg. Angew. Ent. projekt Waldbrandfolgen: Popoula- Strohverbrennung auf die Boden­ 7, 681-685. tionsdynamik der Invertebraten­ mikroflora und auf die Boden­ Restln, M., 1995: Ökologische Auswir­ fauna in Kiefernforsten der Lüne­ fru ch tb a rke it. - Ber. Ldw. 52, kungen eines Waldbrandes auf die burger Heide. - Verh. Ges. f. Ökolo­ 678-681. Zusammensetzung der Carabiden- gie, 223-234. Lötschert, W., 1970: Heidelandschaft.- fauna. - Dipl. Arb. Fachb. Biologie Naturschutz und Naturparke 58, (FB 23), Freie Univ. Berlin, 137 S, 5. Boden und Klima 14-17. (unveröff.). Pierovlch, J. M., 1978: Rauchmanage­ Retzlaff, H., Rubrecht, D., 1991: Insek­ Allen, S. 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Riess, W., 1978: Zur Wirkung von kon­ 1993: Fire in the environment: The Ulrich, B., 1980: Die Bedeutung von Ro­ trolliertem Feuer auf Arthropoden. ecological, atmospheric, and clima­ dung und Feuer für die Boden- und -Freiburger Waldschutzabhandlun­ tic importance of vegetation fires. Vegetationsentwicklung in Mittel­ gen 1, 1. Hrsg. v. Forstzool. Inst. d. Dahlem Workshop Reports. Envi- europa. - Forstw. Cbl. 99, 376-384.

180 Goldammer, Page Bibliographie: Feuerökologie in M itteleuropa

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Strohverbrennens auf Getreidefel­ stungen. - In: DFG-Symposion Auflage, Leipzig, 108S. dern. - Natur u. Landschaft 50, „Feuerökologie" (J.G. Goldammer, Otto, H. J., 1980: Waldbauliche Überle­ 276-278. ed.), 211-239. Freiburger Wald- gungen und Maßnahmen im Ge­ Weiss, K. F, Goldammer, J. G. (red.), schutz-Abh.4, 301 p. folge der Waldbrände von 1975 und 1994: Feuer in der Umwelt. Ursa­ Martin, R. E., Diemer, M. N., Goldam­ 1976 in Niedersachsen. - Forstw. Cbl. chen und ökologische Auswirkun­ mer, J. G., 1983: Kontrolliertes Bren­ 99,385-386. gen von Vegetationsbränden. Kon­ nen im Westen der Vereinigten Restin, M., 1996: Waldbrand - eine Ka­ sequenzen für Atmosphäre und Staaten von Amerika. - In: DFG- tastrophe? - Ökowerkmagazin 7 + Klima. - Arbeitsgruppe Feueröko­ Symposion „Feuerökologie" (J.G. 8,46-47. logie und Biomasseverbrennung, Goldammer, ed.), 130-154. Freibur­ Stanley, G. W., 1978: Anwendung des Max-Planck-Institut für Chemie, Ab­ ger Waldschutz-Abh. 4, 301 p. Feuers in der Forstwirtschaft. - Frei­ teilung Biogeochemie, c/o Universi­ Goldammer, J.G., 1988: Limitations and burger Waldschutzabhandlungen tät Freiburg. Arbeitsbericht 1992— needs in maintaining or restoring 1, 1. Hrsg. v. Forstzool. Inst. d. Univ. 94. Selbstverlag, 136S. prescribed fire regimes in natural fo ­ Freiburg i. Br., 125-140. rest lands and plantations. - In: Proc. Steffens, J., 1973: Waldbrandbekämp­ 6. Wald (ohne Waldbrand­ Int. Workshop on Prescribed Burn- fung in Sturmwurfgebieten - aber verhütung- und -bekämpfung) ing (Avignon, France, March 1988), w ie?-A llg. ForstZ. 27,182-183. 21-30.1.N.R.A. Stat. Sylvicult. Medi- Viro, P. J., 1978: Brandwirtschaft im Anonymus, 1976: Erfahrungen bei der terr., Avignon, 346 p. Waldbau. - Freiburger Waldschutz­ Brandkatastrophe in Niedersachsen Gräser, G., 1996: Automatisches Wald­ abhandlungen 1, 1. Hrsg. v. Forst­ und Fragen der Feuerökologie. - brandfrühwarnsystem. Allg. Forst Z. zool. Inst. d. Univ. Freiburg i. Br., Allg. ForstZ. 31,151. 51,1336-1338. 99-106. Anonymus, 1978: Kampf dem Wald­ Hemser, 1932: Die Bedeutung von Vité, P, Goldammer, J. G., 1977: Ver­ brand. - Allg. Forst Z. 28, Sonder­ Waldbränden für Aufbau und wendung des kontrollierten Feuers druck 1978. Verjüngung europäischer Urwäl­ als forsttechnische Maßnahme in Baumgartner, A., Raschke, E., Klemmer, der. - Allg. Forst- u. J.-Ztg. 108, Waldbau und Forstschutz. - Allg. L, Waldmann, G., 1967: Wald­ 108-113. ForstZ. 32,368-369. brände in Bayern 1950-1959. - Allg. Kronauer, H., 1996: Waldbrandstatistik Zedlick, S., 1979: Prescribed Burning als ForstZ. 22,220-222. 1995.-A llg. Forst. Z. 51,1339. Forstwirtschaftliche Maßnahme. Borchers, K., Schmidt, K., 1973: Nach­ Kürschner, K., Röhrig, E., 1980: Der Dipl. Arb. Fachb. Biologie Univ. weis der Herkünfte für die derzeiti­ Waldbrand im Staatlichen Forstamt Hamburg, 236 S. (unveröff.). gen Kiefernvorkommen im nördli­ Lüß (Niedersachsen). - Forstw. Cbl. Zimmer, S., 1985: Synoptische Darstel­ chen Niedersachsen. - Mitt. Nieder­ 99, 249-253. lung der rechtlichen Grundlagen sächsische Landesforstverwaltung Langholz, H., Schmidtmayer, E., 1993: zur Waldbrandverhütung und -be­ 21,421 S. Meteorologische Verfahren zur Ab­ kämpfung in der Bundesrepublik Conrad, A., 1925: Das Bodenfeuer als schätzung des Waldbrandrisikos. - Deutschland. - Dipl. Arb. Forstwiss. Freund des Forstmannes. - Forstl. Allg. ForstZ. 48, 394-396. Fak. Univ. Freiburg, 138 S. (unver­ Wochenschrift Silva 13,139-141. Lockert, A., 1991: Die Entwicklung der öff.). Deichmann, 1957: Waldbrandgefahren Waldbrandsituation und der Feuer­ im Frühjahr. - Allg. Forst Z. 12, schutzpolitik seit dem 19. Jahrhun­ 212-214. dert in Deutschland. - Dipl. Arb. Anschrift der Verfasser Goldammer, J. G., 1979: Der Einsatz von Forstwiss. Fak. Univ. Freiburg, 114 S. kontrolliertem Feuer im Forst­ (unveröff.). Arbeitsgruppe Feuerökologie schutz. - Allg. Forst- u. J. Ztg. 150, Markalas, S., 1979: Laboruntersuchun­ Max-Planck-Institut für Chemie 41-44. gen über die Rolle weggeworfener Abteilung Biogeochemie Goldammer, J. G., 1985: Feuer und Zigarettenstummel als Zündursache c/o Universität Freiburg Wald. - In: Impacts de l'Homme sur von Waldbränden. - Allg. Forst- u. Postfach la Forêt, 403-417. Symp. IUFRO, J.-Ztg. 156,193-196. 79085 Freiburg

181 Veröffentlichungen aus der NNA

5. Jahrgang (1994) Mitteilungen aus der NNA* Heftl: Themenschwerpunkte - Naturschutz als Aufgabe der Politik 1. Jahrgang (1990) - Gentechnik und Naturschutz Heft 3: Themenschwerpunkte Heft 2: Themenschwerpunkte - Landschaftswacht: Aufgaben, Vollzugsprobleme und - Naturschutzstationen in Niedersachsen Lösungsansätze - Maßnahmen zum Schutz von Hornissen, Hummeln - Naturschutzpädagogik und Wespen - Belastung der Lüneburger Heide durch manöver­ - A ktuelleThem en im Naturschutz und in der Land­ bedingten Staubeintrag schaftspflege - Auftreten und Verteilung von Laufkäfern im Heft 3: Themenschwerpunkte Pietzm oor und Freyerser M oor - Naturschutz am ehemaligen innerdeutschen Grenz­ Heft 4: Kunstausstellungskatalog „Integration" streifen - Militärische Übungsflächen und Naturschutz - Naturschutz in einer Zeit des Umbruchs - Naturschutz im Baugenehmigungsverfahren 2. Jahrgang (1991) Heft4: Themenschwerpunkte - Perspektiven und Strategien der Fließgewässer- H eft 3: Them enschwerpunkte Revitalisierung - Feststellung, Verfolgung und Verurteilung von - Die A nw endung von GIS im Naturschutz Vergehen nach MARPOLI, II und V Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA - Synethie und Alloethie bei Anatiden - Untersuchungen zur Fauna des Bauerngartens - Ökologie von Kleingewässern auf militärischen von Hof M öhr Übungsflächen - Untersuchungen zur Krankheitsbelastung von M öw en aus Norddeutschland 6. Jahrgang (1995) - Ergebnisse des „Beached Bird Survey" H eft 7: Beiträge aus dem Fachverwaltungslehrgang Heftl: Themenschwerpunkte Landespflege für Referendare der Fachrichtung - Zur Situation der Naturgüter Boden und Wasser in Landespflege aus den Bundesländern vom Niedersachsen 1. bis 5.10.1990 in Hannover - Projekte zum Schutz und zur Sanierung von Gewässer­ landschaften in Norddeutschland - Nachwachsende Rohstoffe - letzter Ausweg oder letztes Gefecht 3. Jahrgang (1992) Heft 2: Themenschwerpunkte Heft 1: Beiträge aus dem Fachverwaltungslehrgang - Bauleitplanung und Naturschutz Landespflege (Fortsetzung) - Situation der unteren Naturschutzbehörden - Landwirtschaft und Naturschutz - Aktuelle Fragen zum Schutz von Wallhecken - Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Naturschutz Heft 3: Themenschwerpunkte - Fördermaßnahmen der EU und Naturschutz - Strahlen undTürme-Mobilfunkund Naturschutz 4. Jahrgang (1993) - Alleen-Verkehrshindernisseoder kulturelles Erbe H e ftl: Themenschwerpunkte Sonderheft - Naturnahe Anlage und Pflege von Rasen- und 3. Landesausstellung-Natur im Städtebau, Duderstadt '94 Wiesenflächen Themenschwerpunkte - Zur Situation des Naturschutzes in der Feldmark - Umweltbildung in Schule und Lehrerausbildung - Die Zukunft des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide - Landschaftspflege mit der Landwirtschaft Sonderheft - Ökologisch orientierte Grünpflege an Straßenrändern „Einertrage des Anderen Last" 12782 Tage Soltau-Lüneburg- Abkommen 7. Jahrgang (1996) Heft 2: Themenschwerpunkte - Betreuung von Schutzgebieten u. schutzwürdigen Biotopen H eftl: Themenschwerpunkte - Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA - Kooperation im Natur- und Umweltschutz zwischen - Tritt- und Ruderalgesellschaften auf Hof Möhr Schule und öffentlichen Einrichtungen - Eulen im Siedlungsgebiet der Lüneburger Heide - Umwelt- und Naturschutzbildung im Wattenmeer - Bibliographie Säugetierkunde H eft 2: Them enschw erpunkte Heft 3: Themenschwerpunkte - Flurbereinigung und Naturschutz - Vollzug der Eingriffsregelung - Bioindikatoren in der Luftreinhaltung - Naturschutz in der Umweltverträglichkeitsprüfung - Bauleitplanung und Naturschutz 8. Jahrgang (1997) Heft4: Themenschwerpunkte - Naturschutz bei Planung, Bau u. Unterhaltung von Straßen H eftl: Themenschwerpunkte - Modelle der Kooperation zwischen Naturschutz und - Natur- und Landschaftserleben - Methodische Ansätze Landwirtschaft zur Inwertsetzung und Zielformulierung in der Land­ - Naturschutz in der Landwirtschaft schaftsplanung Heft 5: Themenschwerpunkte - Ökologische Ethik - Naturschutz in der Forstwirtschaft Heft 2: Themenschwerpunkte - Biologie und Schutz der Fledermäuse im Wald - QuoVadis Eingriffsregelung Heft 6: Themenschwerpunkte - Vögel in der Landschaftsplanung - Positiv- und Erlaubnislisten - neue Wege im Artenschutz - Normen und Naturschutz - Standortbestimmung im Naturschutz Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA * Bezug über die NNA; erfolgt auf Einzelanforderung. Alle - Die Pflanzenkläranlage der NNA-Betrieb und Unter­ Hefte werden gegen eine Schutzgebühr abgegeben (je nach suchungsergebnisse Umfang zwischen 5,-DM und20,-DM). Veröffentlichungen aus der NNA

NNA-Berichte*

Band 2 (1989) Band 8 (1995) Heft 2: 1. Adventskolloquium der NNA • 56 Seiten Heft 1: Abwasserentsorgung im ländlichen Raum • 68 Seiten Heft 2: Regeneration und Schutz von Feuchtgrünland • Band 3 (1990) 129 Seiten Heft 1: Obstbäume in der Landschaft/Alte Haustierrassen im norddeutschen Raum • 50 Seiten Band 9 (1996) Heft 3: Naturschutzforschung in Deutschland • 176 Seiten Heft 1: Leitart Birkhuhn - Naturschutz auf militärischen Übungs­ flächen • 130 Seiten Band 5(1992) Heft 2: Flächenstillegung und Extensivierung in der Agrarland­ Heft 1: Ziele des Naturschutzes - Veränderte Rahmenbedingun­ schaft - Auswirkungen auf die Agrarbiozönose gen erfordern weiterführende Konzepte ■ 88 Seiten 73 Seiten Heft 2: Naturschutzkonzepte für das Europa reservat Dümmer- Heft 3: Standortplanung von Windenergieanlagen unter aktueller Forschungsstand und Perspektive • 72 Seiten Berücksichtigung von Naturschutzaspekten • 54 Seiten Heft 3: Naturorientierte Abwasserbehandlung ■ 66 Seiten Band 10(1997) Band 6 (1993) H e ftl: Perspektiven im Naturschutz • 71 Seiten Heft 2: Forstliche Generhaltung und Naturschutz ■ 57 Seiten Heft 1: Landschaftsästhetik - eine Aufgabe für den Naturschutz? 48 Seiten Heft 3: Bewerten im Naturschutz • 124 Seiten Heft 2: „Ranger" in Schutzgebieten - Ehrenamt oder staatliche Heft 4: Stickstoffminderungsprogramm • 52 Seiten Heft 5: Feuereinsatz im Naturschutz • 181 Seiten Aufgabe? - 114 Seiten Heft 3: Methoden und aktuelle Probleme der Heidepflege 80 Seiten

Band 7 (1994) Heft 1: Qualität und Stellenwert biologischer Beiträge zu Umweltverträglichkeitsprüfung und Landschafts­ planung • 114 Seiten Heft 2: Entwicklung der Moore • 104 Seiten Heft 3: Bedeutung historisch alter Wälder für den Naturschutz • 159 Seiten * Bezug über die NNA; erfolgt auf Einzelanforderung. Alle Heft 4: Ökosponsoring - Werbestrategie oder Selbstverpflich­ Hefte werden gegen eine Schutzgebühr abgegeben (je nach tung • 80 Seiten Umfang zwischen 5,- DM und 20,- DM).