Erklärstücken —
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ZUR STRUKTUR VON ERKLÄRSTÜCKEN — EINE ANALYSE ANHAND VON ZWEI BEISPIELEN Zürcher Hochschule der Künste Departement Design Fachrichtung Cast / Audiovisuelle Medien – Bachelorarbeit FS 2017 Betreuung: Cecilia Hausheer 01. März 2017 – Davide Arizzoli Langwiesstrasse 17 8050 Zürich [email protected] – Matrikel-Nr.: 14-650-039 ABSTRACT Das Erklärstück ist ein relativ altes journalistisches Fernsehformat. Mit YouTube und ande- ren Videoplattformen hat dieses Format ein neues Gesicht erhalten. Bekannt als trocken, verstanden zur reinen Informationsvermittlung und gleichgesetzt mit den täglichen Nach- richten, hat es sich dennoch zu den Formaten mit viralem Potenzial entwickelt. Die Arbeit thematisiert die Struktur von Erklärstücken und ihre gestalterischen Merkmale. In zwei Fallbeispielen wird die Struktur analysiert und verglichen. Welches sind die Reize, die dieses alte Format wieder auffrischen? Diese Arbeit zeigt wie Personalisierung und Spannung in der Struktur neu verstanden und eingesetzt wird. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Zur Struktur von Erklärstücken – eine Analyse anhand von zwei Beispielen“ selbständig und ohne frem- de Hilfe verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen worden sind, sind in jedem Fall unter der Angabe der Quelle kenntlich gemacht. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht oder in anderer Form an irgendeiner Stelle als Prüfungs-leis- tung vorgelegt worden. Zürich, den 1. März 2017 Davide Arizzoli INHALTSVERZEICHNIS 1. WISSENSDURST 06 2. DAS ERKLÄRSTÜCK 08 2.1. ERZÄHLGLIEDERUNG 10 3. ANALYSEMODELL 12 3.1. INHALTLICHE STRUKTUR 12 3.1.1. TEXTINHALT 13 3.1.2. ARGUMENTATIONSSTRUKTUR 13 3.2. ÄSTHETISCHE STRUKTUR 14 3.2.1. VISUELLE STRUKTUR 14 3.2.2. AUDITIVE STRUKTUR 14 3.3. ERZÄHLSTRUKTUR 15 3.3.1. GLIEDERUNGSFORM 15 4. FALLBEISPIELE 16 4.1. FALLBEISPIEL 1: HISTORY OF JAPAN 16 4.1.1 INHALTLICHE REIZE 16 4.1.2. VISUELLE REIZE 17 4.1.3. AKUSTISCHE REIZE 18 4.1.4. ERZÄHLSTRUKTUR 18 4.2. FALLBEISPIEL 2: ADDICTION 20 4.1.1 INHALTLICHE REIZE 20 4.2.2. VISUELLE REIZE 21 4.2.3. AKUSTISCHE REIZE 22 4.2.4. ERZÄHLSTRUKTUR 22 4.2.5. DRAMATURGIE OHNE PROTAGONIST 23 5. FAZIT 25 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 26 LITERATURVERZEICHNIS 26 ANHANG 27 06 1. WISSENSDURST Die Welt ist mitten in der grössten Veränderung des Jahrhunderts. Die Verbreitung des Internets hat bereits die höchsten Hürden überwunden und Informationen sind jederzeit und fast überall einfach erhältlich. Eines der grossen Ziele des Internet ist, die Vermittlung und Bereitstellung von Wissen. Früher musste man im Lexikon etwas nachschlagen oder eine Bibliothek aufsuchen um sich über ein Thema zu informieren und heute findet man innerhalb Sekunden über Suchmaschinen, nicht nur Wikipedia-Artikel, sondern ganze Diskussionen, Abhandlungen, Dokumentationen und verschiedene Sichtweisen zu unter- schiedlichen Themen. „Eine Informiertheit über wissenschaftliche Erkenntnisse und technischen Fortschritt gilt inzwischen als Grundlage unserer kulturellen Bildung, weshalb ein Präsentationsbedürfnis längst nicht mehr primär nur von der Forschung selbst ausgeht, sondern vielmehr eine echte Publikumsnachfrage besteht: nach Themen über aktuelle Erkenntnisse, die Darstellung von Zusammenhängen und Einblicke in sonst verborgene Welten.“ 1 Wissen und es zu lernen hat sich mittlerweile zu einer Form der Unterhaltung entwickelt. Das Edutainment, eine Zusammensetzung aus den englischen Wörter Education und Entertainment. Die Erklärstücke gehören in die Kategorie des Edutainments und haben folgendes Ziel: „Das Erklärstück hat das Ziel, dem Zuschauer ein Verständnis von Hintergründen und Zusammenhängen zu ermöglichen, die nicht zu seinem normalen Wissens- und Erlebnisraum gehören.“ 2 Auf YouTube finden sich sehr viele Kanäle welche sich auf Erklärvideos spezialisiert ha- ben, weil ein Bedürfnis besteht, sich in spannende Themen zu vertiefen. Diese Erklär- videos heissen ursprünglich Erklärstücke und stammen von einem Fernsehformat ab, welches dann zum Zuge kommt, wenn ein Sachverhalt nicht einfach erklärt werden kann, sondern eine längere Argumentation benötigt wird. Was lange als verpönt und trockenes Format galt und gleichgestellt mit Nachrichten wurde, bekommt nun mit der Dynamik des Internets neuen Aufschwung. Das Erklärstück findet jedoch nicht nur in wissenschaftlichen FormatenAnwendung, auch in der Werbung wird auf Erklärvideos gesetzt. Diese Videos erörtern ein Problem und erklären ihr Produkt als Lösung. Dies wird oft Online eingesetzt und besonders gerne bei Crowdfunding verwendet. Dieser Aspekt lehnt sich an das Contentmarketing an und wird in dieser Arbeit nicht weiter vertieft. Diese Arbeit fokussiert sich auf die Wissensvermittlung und die Unterhaltung. 1 Jacobs, Olaf: Wissenschaft fürs Fernsehen S. 5 2 Jacobs, Olaf: Journalismus fürs Fernsehen S. 97. 07 Eine entscheidende Leistung eines Autors für einen Film respektive ein Video, ist das zu Zeigende nach dem Prinzip der Dramaturgie zu strukturieren.1 Das heisst: „[…] dass eine ganz bewusste Gestaltung und Aufbereitung von der Realität entnommenen Fakten und Elementen erfolgen muss.“ 2 Diese Arbeit gibt einen Einblick in die Struktur von Erklärstücken. Sie vergleicht zwei bei- spielhafte Erklärstücke in Ihrer Struktur, untersucht diese mit einer Zusammenstellung von Analysenmodellen und wird folgende Fragen beantworten: 1. Wie sind die Erklärstücke strukturiert? 2. Wie wird die Struktur gestalterisch umgesetzt? Im folgenden Kapitel wird das Erklärstück genauer definiert und abgegrenzt. Darauf folgt das Kapitel Analysenmodell, in welchem ich die Analysenmodelle, Erzählstruktur und ästhetische Struktur im Detail behandle. Im Anschluss stehen die Fallbeispiele und deren Analysen bevor, sowie im letzten Kapitel ein Fazit zur behandelten Thematik. 1 Vgl. Jacobs, Olaf: Wissenschaft fürs Fernsehen S. 125 2 Jacobs, Olaf: Journalismus fürs Fernsehen S. 62. 08 2. DAS ERKLÄRSTÜCK „Dinge so zu sehen, wie sie noch niemand gesehen hat, gehört zu den Urmotivationen, non-fiktionale Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.“1 Um einen Zuschauer2 in den Bann einer Produktion zu fesseln und ihn für ein Thema zu Begeistern, welches ihn normalerweise nicht interessiert, braucht es eine Neuigkeit. Diese Neuigkeit kann über die Art und Weise des Erzählens geschaffen werden. Um diese un- terschiede der Erzählweise zu unterscheiden helfen Genres3. Das Erklärstück gehört zu den Fernsehgenres der non-fiktionalen Fernsehproduktionen. Die Systematik der Genres werden in den Erzählzielen unterschieden. Zu den non-fiktionalen Fernsehproduktionen gehören ebenfalls Nachrichten, Reportagen, Dokumentarfilme, Porträts, Features, Doku- mentationen und Berichte. Die Erzählziele lassen sich nach Olaf Jacobs Buch, Journalis- mus fürs Fernsehen, für die einzelnen Genres wie folgt definieren: - Nachricht: Die Nachricht hat das Ziel, den Zuschauer mit der Neuigkeit oder Besonderheit unmittelbar vertraut zu machen. - Erklärstück: Das Erklärstück hat das Ziel, dem Zuschauer ein Verständnis von Hintergründen und Zusammenhängen zu ermöglichen, die nicht zu seinem normalen Wissens- und Erlebnisraum gehören. - Reportage: Die Reportage hat das Ziel, den Zuschauer in die Lage zu versetzen, sich ein Bild von einem Ereignis oder Vorgang zu machen, als wäre er selbst dabei gewesen. - Dokumentarfilm: Der Dokumentarfilm hat das Ziel, dem Zuschauer eine ihm sonst verborgene Welt (aus der Sicht des Autors) zu eröffnen. - Porträt: Das Porträt hat das Ziel, den Porträtierten in seinen Facetten und Widersprüchen für den Zuschauer erlebbar zu machen. - Feature: Das Feature hat das Ziel, eine These oder Frage anhand unterschiedlicher Beispiele für den Zuschauer nachvollziehbar zu präsentieren und zu diskutieren. - Dokumentation: Die Dokumentation hat das Ziel, durch möglichst objektive Informationen aus unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln dem Zuschauer die Bildung einer Meinung zum dokumentierten Sachverhalt zu ermöglichen. 1 Jacobs, Olaf: Journalismus fürs Fernsehen S. 95 2 Obwohl der Autor das Konzept des generischen Maskulinum grundsätzlich ablehnt, wird im vorlie- genden Text bewusst auf eine Sprachhandhabung verzichtet, welche Mann, Frau und andere Geschlechter gleichermassen berücksichtigt. Nach Meinung des Autoren weist die deutsche Sprache zahlreiche Fälle auf, für die bislang nach den gängigen gendergerechten Sprachstandards keine praktikable Lösung erarbeitet worden ist. Darüber hinaus kennt die deutsche Rechtschreibung bislang keine geschlechterneutrale oder -gerechte Sprachhandhabung. Um den Regeln der deutschen Rechtschreibung zu entsprechen, wird daher in Kauf genommen, dass die vorliegende Arbeit den modernen Ansichten in Bezug auf geschlechterkonfor- me Sprache nicht gerecht wird. 3 Vgl. Jacobs, Olaf: Journalismus fürs Fernsehen S. 95 09 - Bericht: Der Bericht als die Kurzform der Dokumentation hat das Ziel, ein Ereignis oder Sachverhalt aus unterschiedlichen Positionen sachlich so darzustellen, dass sich der Zuschauer eine eigene Meinung bilden kann.1 Das Erklärstück ist in erster Linie eine knappe und fokussierte Form, Zusammenhänge aufzuzeigen, welche in einem Sendeformat nicht nebenbei erklärt werden können. Jedoch sind Erklärstücke online nicht mehr in Sendeformate eingebaut. Wichtig ist, dass man dem Rezipienten die Haltung zum behandelten Thema selbst überlässt, dass sich dieser den Sachverhalt selbst einordnen kann. Erklärstücke müssen durch das ganze Stück einer These