PGM Thema

Maloti-: MARCUS NÜSSER Naturraum und Nutzungsmuster im Hochgebirge des südlichen Afrika 5 Figuren im Text

Maloti-Drakensberg: Natural Resources and Utilization Patterns in the High Mountains of Southern Abstract: The mountain plateau of eastern is bounded by the rugged barrier of the High Drakensberg, the most promi- nent part of the Great Escarpment of . This paper focuses on the contrasting climatic conditions, vegetation types and different systems of resource utilization between the highlands of Lesotho and the adjoining lowlands of ’s prov- ince KwaZulu/Natal. Whereas the high altitude grasslands of Lesotho are used as pastures managed under a common property regime, the mountain forests and grasslands of the High Drakensberg in South Africa are managed as protected areas and the adjoining lowlands are used as farmland. Recent efforts in environmental conservation concentrate on the implementation of a “Transfrontier Conservation Area”. Repeat photography of wetlands and fire succession serve to demonstrate seasonal varia- tions of resource potentials and multifunctionality of resource utilization. Human-ecological studies of land use and land cover change strongly depend on appropriate monitoring concepts. Keywords: High Drakensberg, Lesotho, southern Africa, land use patterns, resource degradation, landscape dynamics, human ecology Zusammenfassung: Das Hochplateau des östlichen Lesotho wird durch die Drakensberge begrenzt, die den höchsten Teil der Großen Randstufe des südlichen Afrika bilden. Der Beitrag behandelt die unterschiedlichen klimatischen Voraussetzungen, Ve- getationstypen und Nutzungssysteme zwischen dem Hochland von Lesotho und dem angrenzenden Tiefland der südafrikani- schen Provinz KwaZulu/Natal. Während das Höhengrasland von Lesotho als gemeinschaftliches Weidegebiet genutzt wird, un- terliegen die Bergwälder und -savannen der südafrikanischen Drakensberge einem weitgehenden Ressourcenschutz, und das angrenzende Tiefland wird als Farmland genutzt. Aktuelle Entwicklungen im Bereich des Ressourcenschutzes zielen auf die Ein- richtung eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes ab (Transfrontier Conservation Area). Am Beispiel fotografischer Wieder- holungsaufnahmen eines Feuchtgebietes und einer Feuersukzession werden saisonale Variationen von Ressourcenpotentialen und die Multifunktionalität im Bereich der Ressourcennutzung aufgezeigt. Humanökologische Studien zu Landnutzung und Landschaftswandel erfordern den Einsatz geeigneter Monitoringkonzepte. Schlüsselwörter: Drakensberge, Lesotho, südliches Afrika, Landnutzungsmuster, Ressourcendegradation, Landschaftsdynamik, Humanökologie

1. Einleitung tho durch extensive Weidewirtschaft im Sinne eines Common Property Regime genutzt wird, ist die Land- In der internationalen Diskussion zu Landnutzungsver- nutzung auf der Ostabdachung der Drakensberge durch änderungen und Landschaftswandel (Land Use and großflächige Naturschutzgebiete im Bereich der Berg- Land Cover Change) in Gebirgsräumen finden die Hoch- wälder und -savannen sowie durch eine intensive Farm- gebirge des südlichen Afrika nur wenig Berücksichti- wirtschaft in der Fußstufe gekennzeichnet. Die damit gung. Dabei können die südafrikanischen Drakensberge verbundenen unterschiedlichen Agrarsozialstrukturen und das angrenzende Hochland des Binnenstaates Le- bilden ein charakteristisches Merkmal des heterogen sotho als ein geeignetes regionales Fallspiel für human- strukturierten Landnutzungsgefüges und sind als Hin- ökologische Analysen zur Ressourcennutzung und zu tergrund für Nutzungskonflikte in diesem Gebirgsraum Fragen der Nachhaltigkeit gelten. Die Drakensberge bil- anzusehen. den nicht nur eine markante Gebirgsbarriere mit aus- Vor dem Hintergrund weit fortgeschrittener Planun- geprägtem Klimawandel und klarer Vegetationshöhen- gen zur Einbindung des östlichen Lesotho in den be- stufung, sondern zwischen dem Hochplateau von Le- stehenden uKhahlamba Drakensberg Park auf südafri- sotho (Maloti Mountains) und dem Tiefland der südafri- kanischer Seite stellen sich Fragen nach den Entwick- kanischen Provinz KwaZulu/Natal bestehen auffällige lungsperspektiven der Landnutzung im Rahmen einer und historisch begründete Unterschiede in den Nut- grenzüberschreitenden Transfrontier Conservation Area. zungssystemen. Während das Höhengrasland in Leso- Damit sind vor allem die Perspektiven der Existenzsi-

60 Petermanns Geographische Mitteilungen, 146, 2002/4 Hochgebirge cherung durch traditionelle Nutzungsmuster und die Partizipationsmöglichkeiten der im Hochland lebenden Basotho-Bevölkerung an der zukünftigen Entwicklung angesprochen.

2. Naturräumliche Differenzierung und Ressourcenausstattung

Der südafrikanische Hochgebirgsraum umfasst das pla- teauartige Hochland von Lesotho mit der Großen Rand- stufe (Great Escarpment) im Bereich der Drakensberge und das nach Osten abdachende Bergland von Kwa- Zulu/Natal. Das Plateau stellt die rezente Oberfläche von Flutbasaltdecken aus dem Jura dar. Diese weisen eine Gesamtmächtigkeit von bis zu 1400 m auf und überdecken die feinkörnigen Clarens-Sandsteine (ca. 1800–2200 m) und andere Formationen der sog. Kar- roo-Supergruppe (VILJOEN & REIMOLD 1999). Die über eine Länge von etwa 200 km von Nord nach Süd ver- laufenden Drakensberge lassen sich in einen nordost- exponierten Northern Berg und einen südostexponier- ten Southern Berg gliedern, die im nach Osten vor- springenden Sporn um Giant’s Castle (3314 m) zusam- menlaufen. Das Escarpment, dessen Kante markante Gipfel und Felsvorsprünge aufweist (Fig. 1), bildet ei- nen Teil der kontinentalen Wasserscheide zwischen At- lantik und Indischem Ozean. Mit 3482 m ist der etwa 5 km westlich der Kammlinie gelegene Thabana Ntlen- yana die höchste Erhebung des südlichen Afrika. Quer zur Gebirgsbarriere vollzieht sich auf kurze Dis- Fig. 1 Die Große Randstufe im Bereich der nördlichen Drakens- tanzen ein ausgeprägter klimatischer Wandel aufgrund berge. Die Hänge zwischen der Eastern Buttress (3011 m) und der tief eingeschnittenen Schlucht des oberen Tugela (ca. 1700 m) der Höhendifferenz und entsprechend starker Tempe- werden im untersten Bereich von Podocarpus latifolius-Wäldern ratur- und Niederschlagsgradienten (Fig. 2). Die durch- und darüber von Themeda triandra-Grasland bedeckt. schnittlichen Jahresniederschläge reichen von 1250 mm The Great Escarpment in the northern Drakensberg. The slopes in der Fußstufe um 1400 m bis zu einem Maximum von between the Eastern Buttress (3,011 m) and the deeply incised über 2000 mm in einer Höhe von 2300 m. Dagegen wer- upper Tugela gorge (c. 1,700 m) are taken up, in their lower parts, by Podocarpus latifolius forests, and above it by Themeda den an der Escarpment-Kante bei etwa 2900 m nur noch trianda grassland. 1600 mm verzeichnet, und der im Regenschatten der Gebirgsmauer liegende Ort Mokhotlong im Osten Le- sothos erhält lediglich durchschnittliche Jahresnieder- geringerer Frequenz und Intensität des Feuerregimes schläge von 575 mm (KILLICK 1963, 1978). Für das ge- werden einzelne Hänge bis etwa 2400 m von offenen samte Gebiet sind starke saisonale Unterschiede im Nie- Protea-Baumavannen eingenommen, in denen Protea derschlagsregime kennzeichnend. Etwa 80% der Jah- caffra und P. roupelliae sowie der feuerresistente Strauch resniederschläge fallen zwischen Oktober und März, wo- P. dracomontana auftreten. Daneben ist Leucosidea mit feuchte Bedingungen mit häufigen Gewittern und sericea als flussbegleitendes Gehölz bis maximal 2500 m anhaltenden Nebelperioden während der Vegetations- charakteristisch. Im Bereich der südlichen Drakensberge periode gegeben sind (KILLICK 1978). In den trockenen ist Aloe ferox lokal auf steilen nordexponierten Felshän- Wintermonaten ist auf dem Plateau mit Schneefällen zu gen vertreten (HILLIARD & BURTT 1987). Kleine Waldreste rechnen, und in einzelnen Jahren treten dort mehrmo- mit Podocarpus latifolius, Olinia emarginata, Buddleia natige Schneedecken auf. salviifolia und Bowkeria verticillata bleiben auf enge Tä- Die Vegetationsverteilung am Escarpment folgt prin- ler und südexponierte Standorte unterhalb von 2000 m zipiell einer vertikalen Klimagliederung und wird durch beschränkt und haben ihren Verbreitungsschwerpunkt Expositionsunterschiede sowie anthropogenen Einfluss in den nördlichen Drakensbergen. modifiziert. Der Wirkung von natürlich auftretenden und Die Vegetation des baumfreien Hochplateaus von gelegten Feuern kommt dabei eine große Bedeutung Lesotho oberhalb von 2850 m besteht aus Grasland, zu. Zwischen etwa 1600 und 2750 m werden die Hänge Zwerggesträuchen und offenen Schutt- und Felsgesell- weitflächig von subtropischen Gras-Bergsavannen be- schaften. Das Grasland wird von den Arten Merxmuel- deckt, in denen Themeda triandra dominiert. Bei relativ lera disticha, Festuca caprina, Pentaschistis oreodoxa

© 2002 Justus Perthes Verlag Gotha GmbH 61 NÜSSER

Fig. 2 29°10'E 29°20' 29°30' Karte und Satellitenbilder des Untersuchungsgebietes. Die D Grenze zwischen dem östlichen Hochland von Lesotho und der A südafrikanischen Provinz KwaZulu/Natal verläuft entlang der R Little N Drakensberge. Über den Sani-Pass (2873 m) besteht die wich- Tugela Champagne Castle tigste Verbindung zwischen dem peripheren Hochland und dem i th Tiefland in Südafrika (A; Kartengrundlage: Southern Africa, su 3377 je N 1 : 500000, 2928, Durban [1994]). Die Landsat-TM-Bilder (4, 3, 2 holo A remo = RGB) vom 31.5.1996 (B) und vom 5.3.1999 (C) zeigen deutli- Mo che regionale Unterschiede in der Vegetationsbedeckung und Landnutzung zwischen dem extensiv als Weidegebiet genutzten 29°10'S K 29°10'S Höhengrasland Lesothos, den Bergsavannen der Ostabdachung und dem intensiv genutzten Agrarland um die Orte Himeville und Njesuthi Bafali Underberg im Südosten der Ausschnitte. Darüber hinaus belegt 3450 E der Vergleich der Satellitenbilder die starke saisonale Variation Makheka Giant’s Castle zwischen den Aufnahmezeitpunkten. In der Aufnahme aus dem 3461 Game Reserve Mai 1996 (B) weisen die Hochlagen zwischen Giant’s Castle und

Thabana Ntlenyana eine beginnende Schneebedeckung am An- N fang des Winters auf. Im Giant’s Castle Game Reserve sowie im Sanqebethu Loteni Nature Reserve im zentralen Bereich der Ostabdachung Jareteng 29°20' sind große Flächen der Bergsavannen frisch gebrannt und als Koeneng dunkelgrüne Areale erkennbar. Die Szene aus dem Spätsommer 29°20' Giant's Castle Mateanong 1999 (C) zeigt die Bergsavannen der Drakensberge in verschie- 3314 denen Rottönen. Während der feuchtwarmen Vegetationsperiode S erscheint das Grasland des Hochplateaus flächenhaft türkis. Die Mo kho

kleinflächigen Feuchtgebiete der oberen Einzugsgebiete werden tlo ng Redi B durch die intensive Rotfärbung deutlich. M o h

Map and satellite imagery of the study area. The border between le

s i the eastern highlands of Lesotho and the South-African Province E of KwaZulu/Natal, follows the High Drakensberg. The most im- Thabana Ntlenyana Loteni

portant link between the peripheric highland and the South Afri- Nature Reserve Sehonghong 3482 R can lowlands (A; base map: Southern Africa, 1 : 500,000, 2928, Durban [1994]) crosses Sani Pass (2,873 m). The Landsat TM ° 29°30' Kotisephola 29 30' images (RGB 4,3,2) of 31 May 1996 (B) and 5 March 1999 (C) Pass Mkhomazi clearly show the regional differences in vegetation cover and 3240 G land use between the high mountain grassland of Lesotho, ex- Wilderness Area tensively used as pasture, the mountain savannas of the eastern Vergelegen Sani Pass slope, and the intensively used agricultural lands around Hime- E Nature Reserve ville and Underberg to the southeast. Comparison of the two 2873 M satellite images also shows the high seasonal variation between kho Hodgson's Peak ma za n the recording dates. In the May 1996 scene (A) the high areas a between Giant’s Castle and Thabana Ntlenyana already show 3257 Pholela the first winter snow. In Giant’s Castle Game Reserve and the ° Loteni Nature Reserve, in the central part of the eastern slope, 29°40' 29 40' large areas of the mountain savanna, shown in dark green, have been freshly burned. The scene of late summer 1999 (C) shows the mountain savannas of the High Drakensberg in various red Mzimkhulu

tints. During the wet and warm vegetation period the grassland Wilderness Area of the high plateaus appears in turquoise colour. The small wet areas of the higher parts of the catchments show in intensive red. Himeville hulu Mzimk

und Harpochloa falx dominiert; an Zwergsträuchern Underberg überwiegen Helichrysum trilineatum, Erica dominans, 29°10'E 29°20' 29°30' Chrysocoma ciliata und Pentzia cooperi. Abgesehen von > 3000 m Internationale Grenze ökologischen und topographischen Standortfaktoren, 2500 – 3000 m Kleinstadt Dorf 2000 – 2500 m wird die Zusammensetzung und Verteilung der Vegeta- Straße 1500 – 2000 m tionstypen durch die Nutzungsintensität bestimmt. Eine Piste starke Beweidung fördert die Ausbreitung von Chryso- < 1500 m coma ciliata und Pentzia cooperi (MORRIS et al. 1989, Gipfel, Pass [m] 0 5 10 15 20 km 1993). Auf dem baumfreien Hochplateau sind die Hir- ten auf das Sammeln von Zwerggesträuchen angewie- sen, die neben der Nutzung von Dung die einzige Ener- herausgestellt wird (VAN ZINDEREN BAKKER 1955, JACOT gieressource zum Kochen und Heizen bilden. An hy- GUILLARMOD 1969, VAN ZINDEREN BAKKER & WERGER 1974, grisch begünstigten Standorten sind Bestände des Tus- GROBBELAAR & STEGMANN 1987, BACKÉUS 1989, MEAKINS sockgrases Merxmuellera drakensbergensis charakte- & DUCKETT 1993, GRAB & MORRIS 1999). Die artenreiche ristisch. Im Bereich der oberen Talschlüsse treten scharf Vegetation der Feuchtgebiete enthält vor allem Grami- begrenzte Feuchtgebiete auf (Fig. 3), deren ökologi- neae (Agrostis spp., Poa annua) und Cyperaceae (Scir- sche Bedeutung und Gefährdung durch Übernutzung pus falsus, S. ficinioides, Isolepis fluitans, Schoenoxi-

62 Petermanns Geographische Mitteilungen, 146, 2002/4 Maloti-Drakensberg: Naturraum und Nutzungsmuster

29°10'E 29°20' 29°30' 29°10'E 29°20' 29°30'

B N C N

29°10'S 29°10'S 29°10'S 29°10'S

29°20' 29°20' 29°20' 29°20'

29°30' 29°30' 29°30' 29°30'

29°40' 29°40' 29°40' 29°40'

29°10'E 29°20' 29°30' 29°10'E 29°20' 29°30'

0 5 10 15 20 km phium filiforme). Semiaquatische Standorte werden von ihrer sozioökonomischen Rahmenbedingungen. Nach- Limosella inflata, Aponogeton ranunculiflorus, Ranun- dem Natal 1842 britische Kolonie wurde, setzte die Be- culus meyeri und Kniphofia caulescens dominiert. siedlung durch weiße Farmer zunächst in der Fußstufe der nördlichen Drakensberge ein. Infolge zunehmender territorialer Konflikte zwischen weißen Siedlern, Zulu und 3. Siedlungsprozesse und den auf der Wildbeuterstufe lebenden San-Gruppen Ressourcennutzung („Buschmänner“) wies die britische Kolonialverwaltung um 1850 Gebiete in den nördlichen Drakensbergen aus, Sowohl die südafrikanische Fußstufe der Drakensberge die den Zulu als Siedlungsflächen zugewiesen und An- als auch das Hochland von Lesotho sind durch junge fang der 1960er Jahre in das Homeland KwaZulu inte- Besiedlung gekennzeichnet. Allerdings unterscheiden griert wurden. Neben der Beschränkung von Siedlungs- sich die Entwicklungen in beiden Ländern aufgrund und Kulturland für die kleinbäuerlichen Zulu-Gruppen

© 2002 Justus Perthes Verlag Gotha GmbH 63 NÜSSER

A

B

C D

E F

64 Petermanns Geographische Mitteilungen, 146, 2002/4 Maloti-Drakensberg: Naturraum und Nutzungsmuster dienten diese Areale (Upper Tugela Location, Drakens- land als Rückzugs- und Jagdgebiet. Mangel an Weide- berg Locations) in den Anfängen als Puffer zwischen flächen und starke Degradation im Tiefland von Leso- weißem Farmland und dem Gebiet der für häufigen tho führten zur Entwicklung eines transhumanten Wan- Viehdiebstahl bekannten San (WRIGHT 1971, WIESE 1985). derungsmusters, das siedlungsnahe Winterweiden mit Bis in die Gegenwart sind diese Gebiete durch hohe Sommerweiden in den Gebirgstälern verband (QUINLAN Bevölkerungsdichten und Landmangel gekennzeich- & MORRIS 1994, QUINLAN 1995). Seit Beginn des 20. Jh. net (KIEPLIN & QUINLAN 1999). Im südöstlichen Vorland entwickelten sich aus den verstreuten Weideposten der Drakensberge setzte die Entwicklung der Farmwirt- feste Dörfer bis 2500 m; neue Weideposten wurden in schaft aufgrund ungünstigerer naturräumlicher Voraus- den höheren Tributären angelegt und zum Teil ganzjäh- setzungen und schlechterer Erreichbarkeit erst im Jahre rig genutzt (STAPLES & HUDSON 1938, NÜSSER 2001). Zur 1886 ein (MCKENZIE 1946). Nachfolgend entwickelten Verbesserung der Weiden wird das Höhengrasland von sich die Orte Himeville und Underberg zu ländlichen den Hirten ebenfalls gebrannt (Fig. 4), jedoch in ande- Zentren einer vornehmlich auf Tierhaltung basierenden ren Frequenzen als am Escarpment. Ein weiterer Grund Agrarlandschaft. für das illegale, aber trotzdem weit verbreitete Brennen Gegen Anfang des 20. Jh. begannen erste Natur- besteht darin, dass der Geruch des gebrannten Grases schutzmaßnahmen im Bereich der Drakensberge. Das nach Aussage der Hirten die Schakale von den über Staatsland um den Giant’s Castle wurde 1907 als Game Nacht eingepferchten Schafen und Ziegen abhält. Ab- Reserve proklamiert, und etwa zeitgleich wurde die im hängig vom Zeitpunkt und der Frequenz der Brände Norden der Drakensberge gelegene Region als Natio- lassen sich deutliche Degradierungserscheinungen fest- nalpark Royal Natal ausgewiesen. Ähnlich wie bei der stellen. Doch lässt sich am Beispiel des Sanqebethu- landwirtschaftlichen Erschließung setzte auch die Ent- Tales (westlich von Giant’s Castle) ein deutlicher Rück- wicklung von Ressourcenschutzmaßnahmen in den süd- gang der weidewirtschaftlichen Nutzungsintensität im östlichen Drakensbergen später ein, und es kam erst Verlauf der jüngsten 10 Jahre aufzeigen (NÜSSER 2002). 1951 zur Übergabe der südlich von Giant’s Castle ge- legenen Gebiete an die Forstbehörde und nachfolgend zur Einrichtung des Loteni Nature Reserve (Natal Parks 4. Schlussfolgerungen und Ausblick Board 1995). Mit der Zunahme des Tourismus wurden seit den 1960er Jahren Managementpläne und Nutzungs- Landschaftliche Diversität mit ausgeprägten räumlichen richtlinien für die Schutzgebiete durch den Natal Parks und saisonalen Variationen und differenzierten Nutzungs- Board (seit 1997 KwaZulu Natal Nature Conservation mustern kennzeichnet die Hochgebirgsregion (Fig. 5). Board) festgelegt (PHELAN 1976). Durch systematischen Auf beiden Seiten des Escarpments haben sich unter- Zukauf von Farmland wurden die Schutzgebiete erwei- schiedliche Formen und rechtliche Voraussetzungen der tert und bilden als uKhahlamba Drakensberg Park ei- Landnutzung entwickelt, die bei den aktuellen Planun- nen weitgehend zusammenhängenden Gürtel mit einer gen eines grenzüberschreitenden Ressourcenschutzes Größe von 250000 ha, der nur im Bereich der erwähn- ein zentrales Problem bilden. Die angestrebte Einbezie- ten ehemaligen Homelands (Upper Tugela Location) un- hung des Hochlandes von Lesotho in einen integrierten terbrochen wird (Natal Parks Board 1995). Innerhalb der Ressourcenschutz orientiert sich auch an der Realisie- Schutzgebiete werden die Bergsavannen regelmäßig rung eines integrierten Wasserschutzkonzeptes für das kontrolliert gebrannt, um trockenes Pflanzenmaterial groß angelegte Water Project (NÜS- zu reduzieren (Fig. 2b). Daneben sind auch natürliche SER 2001). Bei der Umsetzung von Naturschutzkonzep- Feuer häufig (NÄNNI 1969, Natal Parks Board 1985, 1997). ten kann Südafrika auf vielfältige Erfahrungen zurück- Im Hochland von Lesotho setzte die Besiedlung blicken, doch zeigt die Integration der ehemaligen Home- durch Basotho-Gruppen nach 1880 ein. Bis dahin nutz- land-Gebiete auch Schwierigkeiten, die aus den frü- ten ausschließlich kleine Gruppen von San das Hoch- heren Apartheid-Strukturen resultieren. Die Vorausset-

Fig. 3 Multitemporale Bildvergleiche eines Feuchtgebietes am Sani-Pass. Überblicksaufnahmen (3080 m): 20.4.1999 (A), 29.8.1999 (B); Detail- aufnahmen (2850 m): 8.9.1998 (C), 4.3.1999 (D), 29.8.1999 (E), 9.3.2000 (F; Fotos: NÜSSER). Saisonalität als typischer Klima- und Ve- getationsfaktor. Im vorliegenden Beispiel eines Feuchtgebietes in der Nähe des Sani-Passes sind in den Landschaftsaufnahmen (A, B) scharf abgegrenzte Areale erkennbar, die als Weideflächen intensiv und ganzjährig genutzt werden. Aufgrund hoher Tierzahlen erge- ben sich zum Teil starke Überweidungserscheinungen. Die Detailaufnahmen zeigen die in weiten Bereichen von 10–20 cm tiefen De- pressionen überzogene Oberfläche des Feuchtgebietes in Form einer Sequenz aus zwei Jahren (C, D, E, F). Die während des Som- mers wasserbedeckten und im Winter trocken fallenden Erosionsformen entstehen aus einem Zusammenspiel von Frostwechseln, Wühltätigkeit von Nagern (Otomys sloggetti), Viehtritt und Deflation. Repeat photography of wetlands near Sani Pass. General views (at 3,080 m a.s.l.): 20 April 1999 (A), 29 August 1999 (B); details (at 2,850 m a.s.l.): 8 Sept. 1998 (C), 4 March 1999 (D), 29 August 1999 (E), 9 March 2000 (F; Photos: NÜSSER). Seasonality appears as a typical climate and vegetation factor. In the present example of a wetland near Sani Pass sharply outlined areas are visible in scenes A and B that are intensively used all year round as pasture. The detail photographs show a two-year sequence (C, D, E, F) of the surface of the wetland with its 10 to 20 cm deep depressions. These erosional forms, which are under water in summer and dry in winter, originate from a combination of freezing and thawing, the burrowing activity of rodents (Otomys sloggetti), trampling by grazing animals and deflation.

© 2002 Justus Perthes Verlag Gotha GmbH 65 NÜSSER

A C

D

B E

F

66 Petermanns Geographische Mitteilungen, 146, 2002/4 Maloti-Drakensberg: Naturraum und Nutzungsmuster

Fig. 4 (links) Multitemporale Bildvergleiche einer Brandsukzession am Sani-Pass. Überblicksaufnahmen (3120 m): 9.9.1998 (A), 5.3.1999 (B); De- tailaufnahmen (2950 m): 9.9.1998 (C), 5.3.1999 (D), 30.8.1999 (E), 16.3.2000 (F; Fotos: NÜSSER). Die Übersichtsaufnahmen (A, B) zei- gen das Brandmuster von Merxmuellera drakensbergensis-Beständen entlang einer linearen Erosionsform (Donga) südlich des Sani- Passes. Die Sequenz der Detailaufnahmen (C–F) verdeutlicht die sekundäre Sukzession über einen Zeitraum von 18 Monaten nach dem Brand im September 1998. Die Aufnahme D stammt vom selben Tag wie das als Figur 2C abgebildete Satellitenbild. Im Allgemei- nen werden die von weidenden Tieren gemiedenen Merxmuellera drakensbergensis-Tussocks im Winter gebrannt, da der frische Jungwuchs im Frühjahr als Futter angenommen wird. Repeat photography of a fire succession near Sani Pass. Overviews, at 3,120 m a.s.l.: 9 Sept. 1998 (A), 5 March 1999 (B); details, at 2,950 m a.s.l.: 9 Sept. 1998 (C), 5 March 1999 (D), 30 August 1999 (E), 16 March 2000 (F: Photos: NÜSSER). The overviews show the burning pattern of Merxmuellera drakensbergensis stands along a linear erosion form (donga) south of Sani Pass. The sequence of detail photographs (C–F) visualizes the secondary succession within 18 months following the fire of September 1998. Scene D is from the same day as the satellite image shown in Fig. 2C.The Merxmuellera drakensbergensis tussocks, which are avoided by the grazing animals, are generally burnt over in winter, as the fresh spring growth is accepted as fodder.

Lesotho Südafrika NW SE Thabana Ntlenyana 3482 m [m] 0 5 10 15 20 km

Mobile Tierhaltung DrakensberuKhalamba 3000 FeuermanagementZonierung Mokhotlong g Park Tal

2500

2000 Agrarland

Underberg

1500

Basalte der Podocarpus-latifolius-Wälder Drakensberg-Formation, Jura (Olinia emarginata, Buddleia salviifolia) Sandsteine der Protea-Savannen Clarens-Formation, Trias (P. caffra, P. roupelliae) Sandsteine, Mergel, Schiefer der Beaufort-Gruppe, Perm – Trias Gebüsche der Hochtäler (Leucosidea sericea)

Gras-Bergsavannen (Themeda triandra, Siedlung und Farmwirtschaft Hyparrhenia hirta, Festuca costata) im Tiefland

Grasland (Merxmuellera disticha, Festuca caprina, Touristische Infrastuktur Pentaschistis oreodoxa, Harpochloa falx) (Hotels, Camps) Zwerggesträuche (Helichrysum trilineatum, Erica dominans, Chrysocoma ciliata, Pentzia cooperi) Dorf der Basotho im Hochland Tussocks (Merxmuellera drakensbergensis) Feuchtgebiete (Agrostis spp., Weideposten (saisonale, z.T. Scirpus ficinioides, Isolepis fluitans) ganzjährige Nutzung)

Fig. 5 Naturraum und Ressourcennutzung im Profil Transect of Natural Resources and Utilization Patterns

© 2002 Justus Perthes Verlag Gotha GmbH 67 NÜSSER

zungen in Lesotho liegen insofern anders, als das öst- zepte, die als Grundlage für ein regionales, den natur- liche Hochland durch mobile Tierhaltung als extensiv räumlichen Potentialen sowie den sozioökonomischen genutzter Wirtschaftsraum integriert ist und angestrebte Bedingungen angepasstes Ressourcenmanagement Nutzungsregulierungen sich mit starken Widerständen dienen können, bleibt eine wichtige Aufgabe im Rah- konfrontiert sehen. Die bisherigen Ansätze zur Kontrolle men anwendungsorientierter und humanökologischer und Regulierung der Weidenutzung durch Inventarisie- Analysen (GRAB & NÜSSER 2001). rung von Weideflächen sowie die Einführung von Rota- tionsweiden, Weidesteuern und Range Management Areas haben nur geringe Wirkungen gezeigt. Dabei zeig- Danksagung ten sich deutliche Defizite in der Partizipation der be- troffenen Hochlandbevölkerung. Die konsequente Ein- Gelände- und Auswertungsarbeiten wurden durch die bindung der Tierhalter in den Planungsprozess bildet je- Volkswagen-Stiftung und die Deutsche Forschungsge- doch eine notwendige Vorbedingung für positivere Ent- meinschaft gefördert, denen hiermit gedankt sei. Den wicklungen im Bereich der Ressourcennutzung. Die Ent- Botanikern Dr. O.M. HILLIARD und B.L. BURTT (Edinburgh) wicklung und Umsetzung geeigneter Monitoringkon- danke ich für die Bestimmung der Herbarbelege.

Literatur Natal Parks Board (1995): Natal Drakensberg Park Manage- ment Policy. Pietermaritzburg BACKÉUS, I. (1989): Flarks in the Maloti, Lesotho. Geografisker Natal Parks Board (1997): West Division Yearbook. Annaler, 71(A): 105–111. 1996–1997. Pietermaritzburg. GRAB, S., & C. MORRIS (1999): Soil and Water Resource Issues NÜSSER, M. (2001): Ressourcennutzung und externe Eingriffe of the Eastern Alpine Belt Wetlands in Lesotho. In: HURNI, im peripheren Gebirgsland Lesotho. H., & J. RAMAMONJISOA [Eds.]: African Mountain Develop- Geographische Rundschau, 53 (12): 30–36. ment in a Changing World. Antananarivo: 207–219. NÜSSER, M. (2002): Pastoral utilization and land cover change: GRAB, S., & M. NÜSSER (2001): Towards an Integrated Research a case study from the Sanqebethu Valley, Eastern Leso- Approach for the Drakensberg and Lesotho Mountain En- tho. Erdkunde, 56 (2): 207–221. vironments: A Case Study from the Sani Plateau Region. PHELAN, A.J. (1976): Drakensberg Policy Statement. Natal South African Geographical Journal, 83 (1): 64–68. Town and Regional Planning Reports, 34. GROBBELAAR, J.U., & P. STEGMANN (1987): Limnological char- QUINLAN, T. (1995): Grassland Degradation and Livestock acteristics, water quality and conservation measures of a Rearing in Lesotho. Journal of Southern African Studies, high altitude bog and rivers in the Maluti mountains, Le- 21 (3): 491–507. sotho. Water South Africa, 13 (3): 151–158. QUINLAN, T., & C.D. MORRIS (1994): Implications of Changes HILLIARD, O.M., & B.L. BURTT (1987): The botany of the to the Transhumance System for Conservation of the southern Drakensberg. Cape Town. = Annals of the Kirs- Mountain Catchments in Eastern Lesotho. African Journal tenbosch Botanic Gardens, 15. of Range and Forage Science, 11 (3): 76–81. JACOT GUILLARMOD, A. (1969): The Effect of Land Usage on STAPLES, R.R., & W.K. HUDSON (1938): An ecological survey Aquatic and Semi-Aquatic Vegetation at High Altitudes in of the mountain area of . London. = Crown Southern Africa. Hydrobiologia, 34: 3–13. Agents for the Colonies. KIEPLIN, J., & T. QUINLAN (1999): Maloti-Drakensberg Trans- VILJOEN, M.J., & W.U. REIMOLD (1999): An Introduction to South frontier Conservation and Development Project: Social Africa’s Geological and Mining Heritage. Johannesburg. Assessment (South Africa). Pietermaritzburg. WIESE, B. (1985): Der Funktionswandel einer Gebirgsregion KILLICK, D.J.B. (1963): An account of the plant ecology of the im südlichen Afrika – das Beispiel der Natalischen Dra- Cathedral Peak area of the Natal Drakensberg. Pretoria. = kensberge. Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 29 Memoirs of the Botanical Survey of South Africa, 34. (3/4): 217–237. KILLICK, D.J.B. (1978): Further Data on the Climate of the WRIGHT, J.B. (1971): Bushman Raiders of the Drakensberg, Alpine Vegetation Belt of Eastern Lesotho. Bothalia, 12 (3): 1840–1870: A Study of their Conflict with Stock-Keeping 567–572. Peoples in Natal. Pietermaritzburg. MCKENZIE, P. (1946): Pioneers of Underberg. A short account VAN ZINDEREN BAKKER, E.M. (1955): A preliminary survey of of the settlement. Pietermaritzburg. the peat bogs of the alpine belt of northern Basutoland. MEAKINS, R.H., & J.D. DUCKETT (1993): Vanishing Bogs of the Acta Geographica, 14: 413–422. Mountain Kingdom. Veld and Flora, 79 (2): 49–51. VAN ZINDEREN BAKKER, E.M., & M.J. WERGER (1974): Environ- MORRIS, C.D., BOLEME, S., & N.M. TAINTON (1989): Report on in- ment, vegetation and phytogeography of the high-altitude vestigations into the fire and grazing regimes and the con- bogs of Lesotho. Vegetatio, 29: 37–49. servation needs of the eastern alpine catchments of Leso- tho. Drakensberg/Maluti Mountain Catchment Conserva- tion Programme: Fire and grazing project. Pietermaritzburg. MORRIS, C.D., TAINTON, N.M., & S. BOLEME (1993): Classifica- Manuskriptannahme: 22. April 2002 tion of the eastern alpine vegetation of Lesotho. African Journal of Range and Forage Science, 10 (1): 47–53. NÄNNI, U.W. (1969): Veld Management in the Natal Drakens- berg. South African Forestry Journal, 68: 5–15. Dr. MARCUS NÜSSER, Universität Bonn, Geographisches Insti- Natal Parks Board (1985): Giant’s Castle Game Reserve tut, Meckenheimer Allee 166, 53115 Bonn Management Plan. Pietermaritzburg. E-Mail: [email protected]

68 Petermanns Geographische Mitteilungen, 146, 2002/4