1 Johannes Michelberger Benzin, Betrug Und Fette Beute E 335
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Johannes Michelberger Hochzeit. Ja, ja, seit es in der Stadt diese neue SB - Benzin, Betrug und fette Beute Tankstelle gibt, mit diesem Full Time - Kreditkarten Cash E 335 Service, ist's mit dem Umsatz nicht mehr weit her. Und ich, als Chefin, muß sogar selber den Fußboden PERSONEN: schrubben, weil wir uns die Putzfrau nicht mehr leisten Ludwig Nuhlbauer, Tankstellenpächter können. Rosi Nuhlbauer, seine Frau Ivi: Ivonne Nuhlbauer, die Tochter (von der Wohnungstür kommend) Eberhard Nuhlbauer, der Sohn Guten Morgen, Mama. Martin Gipsmeisel, Maler Rosi: Herr von Grün, Vorstand des Mineralölkonzerns Guten Morgen, Ivi. Schön, daß du dir heute Hugo Goldzahn, Versicherungsvertreter freigenommen hast. Ede, Penner Ivi: Ein Motorrad-Rocker, Aber Mama, ist doch selbstverständlich. Kann ich dir hier Tschortsch, ehemaliger Schulkamerad von Eberhard was helfen? Anschela, Tschortschs Freundin Rosi: Hauptkommissar Terrig Ja, du kannst die Plakate aufhängen. Sie liegen dort sowie in kleinen Rollen: neben der Kasse. Eines muß draußen unter die WC-Kunde, VW-Diesel Fahrer, Herr Doktor Benzinpreistafel, das andere kannst du hier aufhängen. (schwerhöriger Greis) Ivi: Diese Rollen können, je nach Anzahl der Schauspieler, (Nimmt die Plakate und hängt das eine im Kassenraum erweitert, gestrichen oder von anderen Darstellern als auf) Doppelrollen gespielt werden. Auf den Plakaten steht: 25 Jahre Tankstelle Nuhlbauer, Die Rolle des Tschortsch kann ebenfalls als Doppelrolle 25 Jahre Service, Leistung, Freundlichkeit, heute gegeben werden. Jubiläumsverkauf. Jeder Liter Benzin 5 Pfennige billiger! Spieler: mind. 8m 3w (Ivi liest das Plakat) Ort: Kassenraum einer Tankstelle Soll das ein Witz sein? 25 Jahre Freundlichkeit? Kein Tag Zeit: Gegenwart vergeht, daß Vater nicht mindestens einen Kunden Bühnenbild: Kassenraum einer Tankstelle. Ein Tisch mit beschimpft, beleidigt oder hinauswirft. vier Stühlen, ein Tresen Rosi: mit Kasse, Warenregale mit Zigaretten, Kfz-Zubehör, (seufzend) Getränke, u.a. Ja, ja, seit der Umsatz zurückgeht, sind seine Nerven Links ist die Eingangstür (mit Glasscheibe) und ein nicht mehr die besten. Fenster, Ivi: in der Mitte ist die Tür zum WC, rechts ein Fenster und Aber daß er den Martin nicht leiden kann, dafür habe ich die Tür zur nun wirklich kein Verständnis. Ich weiß nicht, was er Stube. gegen ihn hat. Er ist doch tüchtig, und er sieht sooo gut 1. Akt aus. (morgens 7.30 Uhr) Rosi: 1. Szene: Aber er ist evangelisch! Rosi: Ivi: (auf den Knien den Boden schrubbend) Aber Mama, die Zeiten sind doch längst vorbei. 25 Jahre Tankstelle Nuhlbauer. 25 Jahre Arbeit, Fleiß und Rosi: Schweiß. Und was hab ich nun davon, ich als Chefin? Erklär das mal deinem Vater. Nichts! Niemals Urlaub, keine teuren Kleider, kein Luxus, (Das Telefon klingelt. Rosi geht ran) nicht einmal ein paar neue Ohrringe seit meiner Tankstelle Nuhlbauer...Ja, einen Moment. Ivi, es ist für 1 dich. Versicherung ? Wenn das der Ludwig erfährt, daß es ein Ivi: Versicherungsfritze wagt, seine Tochter zu belästigen, na Wer ist es denn? dann hoffentlich Allianz versichert ! Einen evangelischen Rosi: Handwerker wie den Martin, den wird er sicher Ein gewisser Herr Goldzahn. irgendwann einmal akzeptieren, aber einen, der auch Ivi: nur im entferntesten mit Versicherungen zu tun hat, als Du heiliger Strohhalm. Der schon wieder. Liebhaber seiner Tochter? Niemals! (Ivi geht ans Telefon) Ivi: Ivonne Nuhlbauer...Aber Herr Goldzahn...es ist halb acht Keine Sorge, Mama, ich bin sicher, daß mich dieser Herr morgens...Was, Sie können nicht mehr ohne mich Goldzahn bald in Ruhe läßt. einschlafen. Na hören Sie mal...Nein, Sie können heute Rosi: nicht kommen. Bitte...Ich lege jetzt auf. Aber so weinen (putzt das Fenster links) Sie doch nicht... Sei so gut und hole aus der Küche den Kaffee. Vater (Ivi legt auf) wird sicher jeden Moment herunterkommen, und stell Oh Mama. für Eberhard gleich seinen Kaba hin. Rosi: Ivi: Kind, wer war das denn? Mama, der Martin macht das schon. Morgen abend Ivi: können wir wieder einräumen. Immerhin hat er schon Ach, wenn ich daß wüßte. Dieser Kerl hat mich schon die Decke fertig tapeziert und... zum dritten Mal angerufen. Er sei unsterblich in mich 2. Szene verliebt. Ludwig: Rosi: (kommt zur Wohnungstür herein, seine Latzhose noch Wo hat er dich denn kennengelernt? nicht ganz angezogen, Hosenträger hängen weg) Ivi: (fällt Ivi ins Wort) Was heißt kennengelernt. Ich hab ihn ja noch gar nicht ...und meine Tochter bussiert. Guten Morgen. gesehen. Als er das erstemal bei mir angerufen hat, Rosi und Ivi: sagte er, er hätte mein Bild in der Zeitung gesehen, na Guten Morgen. du weißt schon, das Foto, als wir Volleyballmeister Rosi: geworden sind. Er sagte, er hätte seitdem alle Wenigstens an unserem Firmenjubiläum könntest du Heimspiele von unserer Mannschaft angesehen, wegen den Tag etwas freundlicher beginnen. mir. Er wäre aber zu schüchtern, mich anzusprechen. Ivi: Rosi: Und wenigstens einmal ein gutes Haar an dem Martin Hast du Martin schon davon erzählt ? lassen. Immerhin warst du es, der ihm den Auftrag Ivi: gegeben hat, unsere Wohnung zu renovieren. Iwo. Der würde nur grundlos eifersüchtig werden. Dieser (geht beleidigt zur Wohnungstür hinaus) Goldzahn wird bestimmt bald aufhören, mir Ludwig: nachzustellen, wenn er einsieht, daß ich nichts von ihm Wer wollte denn neue Tapeten in der Stube? Ihr Weiber! wissen will. Die alten waren noch pfenniggut, noch keine 20 Jahre Rosi: alt. Ihr habt mir doch das Inserat laufend vor die Nase Du kennst die Männer nicht. Manche klammern sich so gehalten. Schreibt dieser Nichtsnutz doch glatt in der lange an einen Rockzipfel, bis sie graue Haare haben. Zeitung: Tapeziere und streiche schnell und preiswert. Weißt du, was dieser Goldzahn arbeitet ? Daß ich nicht lache. In den acht Tagen, seit der bei uns Ivi: schafft, hätte ich das ganze Haus tapeziert, vom Giebel Er hat erzählt, daß er Schadenssachbearbeiter bei einer bis in den Keller, einschließlich Tankstelle mitsamt den Versicherung ist. Zapfsäulen. Das einzige, was der in dieser Woche Rosi: geschafft hat, ist, meiner einzigen Tochter den Kopf zu 2 verdrehen. Ludwig: Rosi: Shakesbier? Die Sorte kenn ich nicht. Ich trink nur Jetzt hör endlich auf, herumzunörgeln. Du kannst den Märzenbier und zwar Raboldshäuser. jungen Leuten nun mal nicht vorschreiben, mit wem sie Rosi: sich einlassen. Sie ist schließlich volljährig, und so Ach Mensch! So heißt doch der englische Dichter. schlecht, wie du es hinstellst, arbeitet er nun auch Ludwig: wieder nicht, das weißt du ganz genau, und daß er Was? Auch noch englisch? Pah! evangelisch ist, dafür kann er nun schließlich auch Rosi: nichts. Jetzt maul nicht rum, laß dich überraschen. Ludwig: Ivi: Ich kann ihn halt nicht leiden. (kommt durch die linke Tür zurück) (murmelnd) So, das Plakat hängt, da werden heute sicherlich viele Der luthrische Kerl, der. Leute zum Tanken kommen. Rosi: Ludwig: Das eine sag ich dir: Heute nimmst du dich zusammen Den Umsatz haben wir auch dringend nötig. Hoffentlich und bist mal ein wenig freundlicher, auch zu ihm. kaufen die heute auch noch kräftig Zigaretten und so Ludwig: Zeugs, damit sich der ganze Trubel lohnt. Meinetwegen. Hoffentlich läuft er mir heute nicht Rosi: allzuoft über den Weg. Komm, Ivi, wir gehen mal in die Wohnung, die Küche Ivi: muß noch geputzt werden. (kommt mit dem Kaffeetablett und Tassen) Ludwig: So, da ist der Kaffee und der Kaba für den Eberhard. (ruft hinterher) Ludwig: Und seht zu, daß ihr den Eberhard aus dem Bett Wo bleibt die Schlafmütze eigentlich. Der Herr schmeißt. Sohnemann verschläft ja noch den Jubiläumstag. Und 3. Szene: das als angehender Chef ! (Ludwig setzt sich hinter die Theke und liest Bildzeitung) Ivi: Martin: Ich geh ihn gleich wecken, ich häng nur draußen noch (kommt zur linken Tür herein, bekleidet mit weißem das andere Plakat auf. Maleranzug, einem Eimer voll Kleister und einigen (nimmt das Plakat und geht durch die linke Tür, hängt Tapetenrollen unterm Arm) das Plakat im Zuschauerraum auf) (läuft durch den Raum in Richtung Wohnungstür und Rosi: bemerkt Ludwig nicht) Oh, Ludwig, ich freue mich schon so auf heute abend. Ludwig: Ludwig: (blickt über die Zeitung und mustert den Maler) Wieso, was ist denn heute abend? Einen schönen guten Morgen, lieber Herr Gipsmeisel. Rosi: Martin: Hast du denn schon wieder vergessen, daß wir vom (zuckt zusammen und verschüttet Kleister) Gewerbeverein zwei Karten fürs Theater geschenkt Oh, guten Morgen, Herr Nuhlbauer, ich, ich habe Sie gar bekommen haben, anläßlich unseres 25jährigen nicht bemerkt. Bestehens? Ludwig: Ludwig: Hoffentlich bemerken Sie wenigstens, daß Sie Ihren Ach, stimmt ja, auf eine solche Idee kommen auch nur Kleister in die Gegend schütten. die. Die hätten lieber eine Kiste Wein bringen sollen. Martin: Was spielen die denn im Theater? Oh, das tut mir leid, ich werde es sofort aufwischen. Ich Rosi: hole gleich einen Lappen. Shakespeare. (geht zur Wohnungstür hinaus ins Eßzimmer) 3 Eberhard: (blickt aus dem linken Fenster) (kommt durch die Wohnungstür) nein, ich kann ihn nicht sehen...was, ob ich was Guten Morgen, Papa, ich habe verschlafen. ausrichten kann?...Ja, das läßt sich einrichten... Wer sind (läuft durch die Kleisterpfütze und fällt) Sie... Der Vorstand der Ural AG, des Martin: Mineralölkonzerns?...Gut...Sie kommen noch heute (kommt in dem Augenblick auch durch die Wohnungstür vormittag, um persönlich zum Jubiläum zu gratulieren. mit einem Lappen in der Hand, blickt entsetzt auf den Ja, ich werde es an...ä...ausrichten...Ja...Sie können sich sich aufrappelnden Eberhard, dann auf Ludwig) auf mich verlassen...Auf Wiedersehen, ...hören, Ludwig: Wiederhören. Ach Herr Gipsmeisel, halb so schlimm, wir bringen das Rosi: schon in Ordnung. Lassen Sie Ihren Lappen da und sich (hat die letzten Worte noch mitgehört, als sie zur nicht von der Arbeit abbringen. Wohnungstür hereinkommt) Martin: Wer war das denn? Aber ich, ich meine, es tut mir... Eberhard: Ludwig: Äh, es war der, der Vorstand des Ural (winkt ab) Mineralwasserkonzerns, nein, des Ölkonservatoriums, Halb so schlimm, wir machen das schon. nein, wie war das noch... Martin: Rosi: (geht verdutzt durch die Wohnungstür hinaus) Du meinst der Vorstand der Ural AG? Ludwig: Eberhard: Trottel! Sag ich doch.