Zum 100. Geburtstag Des Berliner Pharmakologen Friedrich Jung
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SEITE FRIEDRICH JUNG FMP INTERVIEW /// ISSUE 01 /// MARCH 2015 10 PAGE LEIBNIZ-SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN VERANSTALTET ZU EHREN VON PROF. DR. FRIEDRICH JUNG EIN SYMPOSIUM Zum 100. Geburtstag des Berliner Pharmakologen Friedrich Jung Friedrich Jung, Foto : privat Prof. Dr. Friedrich Jung (1915-1997) war ein be- maturlaubs 1944 habilitiert er mit einer Arbeit über tut. Trotz der enormen Beanspruchung durch seine deutender Pharmakologe und 1972 Gründungsdi- Bluttoxikologie. Anfang 1945 wird er an eine Mu- Aufgabe als Direktor führt er gemeinsam mit eini- rektor des Zentralinstituts für Molekularbiologie nitionsanstalt im Allgäu abkommandiert, in der gen Mitarbeitern seine Untersuchungen zu alloste- (ZIM), aus dem 1992 das heutige Max-Delbrück- hochtoxische Nervengase lagern. Gemeinsam mit rischen Konformations- und Funktionsänderungen Centrum für Molekulare Medizin (MDC) hervor- dem dortigen Kommandanten organisiert Jung die des Hämoglobins weiter. Unter seiner Leitung und ging. Aus einem Bereich des ZIM wurde 1976 das kampflose Übergabe an französische Truppen und später der seiner Nachfolger entwickelt sich das Institut für Wirkstoffforschung, das heutige Leib- verhindert so eine Katastrophe für die Region. ZIM zu einem Zentrum moderner biowissenschaft- niz-Institut für Molekulare Pharmakologie Nach Kriegsende setzt Jung seine wissenschaftliche licher Forschung. Nach der Deutschen Einheit (FMP) gegründet. Arbeit zunächst in Tübingen und Würzburg fort. bildet es die Grundlage für das 1992 gegründete Anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Jung, 1948 folgt er Angeboten der Akademie der Wissen- Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin veranstaltete die Leibniz-Sozietät der Wissenschaf- schaften (AdW) und der Humboldt-Universität zu (MDC). ten zu Berlin am 12. März im Berliner Rathaus Berlin (HU) nach Ost-Berlin. Dort baut er das wäh- Jungs Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf Tiergarten ein Symposium zu seinen Ehren, das rend des 2. Weltkriegs völlig zerstörte Institut für den wissenschaftlichen Bereich. So gelingt es ihm sich mit Jungs wissenschaftlichem Wirken und Be- Pharmakologie wieder auf, in dem er bereits als als Vorsitzender des Zentralen Gutachterausschus- deutung für die heutige Pharmakologie und eine Doktorand tätig war. Auf dem Berlin-Bucher Me- ses für den Arzneimittelverkehr durch eine zielstre- wissenschaftlich begründete Arzneimitteltherapie dizincampus entsteht zudem unter seiner Leitung bige und effektive Straffung des Arzneimittelsorti- befasste. Für letztere bietet die personalisierte Me- ein außeruniversitäres pharmakologisches Institut ments gute Grundlagen für eine wissenschaftliche dizin - ein Schwerpunkt des Symposiums - heute der AdW. In beiden Instituten sind die von Jung und wirtschaftliche Arzneimitteltherapie zu schaf- neue Lösungsansätze. bereits unter Heubner begonnenen Forschungen fen. Nach seiner Emeritierung 1980 bleibt Jung am Hämoglobin bzw. Erythrozyten traditioneller weiterhin wissenschaftlich und politisch aktiv, auch Leben und Wirken von Friedrich Jung Schwerpunkt. Zusätzlich legt Jung bereits Ende der noch in der Wende- und Nachwendezeit. In diesen Friedrich Jung wird 1915 in Friedrichshafen am 50er Jahre den Grundstein für eine interdisziplinä- bewegenden Jahren kämpft er in seiner streitbaren Bodensee geboren. Nach Abitur, Reichsarbeits- re Peptidforschung. Dieses Jung´sche Tandem von Art für den Erhalt der Akademie der Wissenschaf- dienst und Medizinstudium arbeitet er als Dokto- universitärer und außeruniversitärer Pharmakolo- ten der DDR und gegen den Personalabbau in den rand bei Wolfgang Heubner im Institut für Phar- gie wird immer mehr zu einer wichtigen Größe für Akademieinstituten. Aus diesem aktiven Leben makologie an der Berliner Friedrich-Wilhelms- die Wissenschaftslandschaft im Osten Deutsch- reißt ihn 1997 überraschend ein Herzversagen. Aus Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu lands. seiner Schule sind mehrere pharmakologische Or- Berlin. Nach Kriegsbeginn wird er eingezogen und Im Rahmen der Akademiereform werden 1972 die dinarien und leitende Wissenschaftler hervorge- an die Militärmedizinische Akademie versetzt, je- kleineren biomedizinischen Institute auf dem Cam- gangen. Aus Sicht des FMP ist hier Peter Oehme zu doch bereits ab Frühsommer 1941 zur Bearbeitung pus Berlin-Buch zum Zentralinstitut für Moleku- nennen, der 1976 das interdisziplinär angelegte eines vordringlichen gewerbetoxikologischen Pro- larbiologie (ZIM) zusammengeführt, dessen Grün- Institut für Wirkstoffforschung (IWF) gründete. blems an sein altes pharmakologisches Institut der dungsdirektor Jung ist. Eine wichtige Aufgabe ist Aus diesem ging 1992 das Leibniz-Institut für Mo- Universität abkommandiert. Hierbei ging es um dabei die Planung und Realisierung eines neuen lekulare Pharmakologie (FMP) hervor. schwere Vergiftungen und Todesfälle, die bei der modernen Forschungslaborgebäudes für das Insti- Munitionsherstellung auftraten. Dabei spielten (Peter Oehme, Silke Oßwald) auch toxikologische Veränderungen an den Eryth- rozyten und am roten Blutfarbstoff eine Rolle. Für diese Untersuchungen setzte er zu einem sehr frü- EINLADUNG ZUR EINWEIHUNG DER INVITATION TO THE INAUGURATION hen Zeitpunkt neben biochemischen Methoden FRIEDRICH JUNG GEDENKTAFEL OF THE FRIEDRICH JUNG PLAQUE bereits das Elektronenmikroskop ein. Im Institut AM 27. MAI 2015, UM 11:00 UHR ON MAY 27, 2015, AT 11:00 A.M. schließt er sich einem oppositionellen Kreis um ORT TORHAUS (NEBEN CAFE MAX), LOCATION GATEHOUSE (NEXT TO Fritz von Bergmann und Robert Havemann an. CAMPUS BERLIN-BUCH CAFE MAX) CAMPUS BERLIN-BUCH Wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ wird Jung darauf an die Front versetzt. Während eines Hei- FMP INTERVIEW /// ISSUE 01 /// MARCH 2015 FRIEDRICH JUNG SEITE PAGE 11 LEIBNIZ-SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN HELD A SYMPOSIUM IN HONOUR OF PROF. DR. FRIEDRICH JUNG 100th birthday of the Berlin pharmacologist Friedrich Jung Friedrich Jung (1915-1997) was an eminent pharma- was in charge there, Jung organised a peaceful handover tifically and politically during the reunification and post- cologist and in 1972 founding director of the Zentral to French troops and thus prevented a catastrophe for the reunification period. In these years of upheaval, in his institut für Molekularbiologie (ZIM), which in 1992 region. confrontational way he fought for the preservation of the became today's Max-Delbrück-Centrum for Molecular After the end of the war, Jung continued his scientific Academy of Sciences of the GDR and against staff cut- Medicine (MDC). In 1976, today's Leibniz-Institut für work initially in Tübingen and Würzburg. backs at the Academy's institutes. In 1997, he was Molekulare Pharmakologie (FMP) was founded on the In 1948, he accepted invitations to the Academy of Sci- abruptly forced from active life by a heart attack. basis of the Institut für Wirkstoffforschung, one of the ences (AdW) and the Humboldt-Universität zu Berlin Several full professors of pharmacology and leading sci- sections of the ZIM. Both institutes are located on the (HU) in East Berlin. There, he rebuilt the Institute of entists emerged from his schooling. Peter Oehme, who Campus Berlin-Buch. Pharmacology, where he had already worked as a doc- founded the interdisciplinary Institut für Wirkstoff- On the occasion of the 100th birthday of Friedrich Jung, toral candidate. The Institute had been completely de- forschung (IWF) in 1976, is to be mentioned here from the Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin held stroyed during the Second World War. On the medical the FMP's viewpoint. This institute formed the basis for a symposium in his honour a few days ago - on 12th campus Berlin-Buch, a non-university pharmacological the foundation of the Leibniz-Institut für Molekulare March - in Berlin's Tiergarten Town Hall. The sympo- institute was also established at the AdW under his lead- Pharmakologie (FMP) in 1992. sium was concerned with Jung's scientific works and their ership. At both institutes, the research work on haemo- importance for today's pharmacology and a scientifically globin and erythrocytes already started by Jung under founded drug therapy. For the latter, personalised medi- Heubner remained the traditional focus. In addition, cine – a focus of the symposium – offers new approaches Jung laid the foundation stone for interdisciplinary pep- to solving problems today. tide research at the end of the 1950s. Jung's tandem of university and non-university pharmacology started to The life and works of Friedrich Jung play an increasingly important role in the science land- Friedrich Jung was born in Friedrichshafen on Lake scape of eastern Germany. Constance in 1915. After leaving school and completing Within the context of academic reforms, in 1972 the compulsory labour service, he studied medicine and went smaller biomedical institutes on the Campus Berlin- on to work as a postgraduate under Wolfgang Heubner Buch were combined into the Zentralinstitut für Mole- in the Institut für Pharmakologie at Berlin's Fredrich kularbiologie (ZIM), of which Jung was the founding Wilhelm Universität, today's Humboldt-Universität zu director. One of the most important tasks was the plan- Berlin. After the start of the war, he was conscripted and ning and implementation of a new modern research transferred to the military medical academy, but in the laboratory building for the institute. Despite the enor- early summer of 1941 he was called back to his old phar- mous workload of his position as director, he continued