Bundes- Weites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe
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Wissen. Können. Weitergeben. Bundes- weites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe bis German Inventory of Intangible Cultural Heritage 1 Wissen. Können. Weitergeben. Bundes- weites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe German Inventory of Intangible Cultural Heritage 2 1 Immaterielles Kulturerbe Von mensch- lichem Wissen und Können getragen. Von Generation zu Generation weitergegeben. 2 3 Vorwort Die Vorschläge kommen alle aus der Zivilgesellschaft, direkt von den Gruppen, Die UNESCO-Konvention zur Erhaltung des imma teri - die die Kulturformen ellen Kulturerbes würdigt lebendige Traditionen des Wissens und Könnens und die kreative Weiter- praktizieren und pflegen. gabe dieser identitätsstiftenden und gemeinschaft- lich ausgeübten Kulturformen. Die UNESCO definiert Prof. Dr. Christoph das Immaterielle Kulturerbe bewusst weit und so Wulf, Vizepräsident der Deutschen stehen sehr unterschiedliche kulturelle Ausdrucks- UNESCO-Kommission formen gleichwertig nebeneinander. Wir alle kommen tagtäglich mit Immateriellem Kulturerbe in Berührung. Die in dieser Broschüre dargestellten Kulturformen begegnen sicher Das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe auch Ihnen im Alltag oder sind sogar wichtig für der Deutschen UNESCO-Kommission, dessen Vorsitz- Ihr Leben. Immaterielles Kulturerbe prägt Identitäten, ender ich bin, trifft Auswahlempfehlungen, welche stärkt den sozialen Zusammenhalt und fördert Kulturtraditionen in das Bundesweite Verzeichnis des den Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Es ist Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden eine Quelle von Kreativität und Innovation. sollen. Die Vorschläge kommen alle aus der Zivilgesell- schaft, direkt von den Gruppen, die die Kulturformen Seit 2013 wird als Bestandsaufnahme ein Bundes- praktizieren und pflegen – übrigens eine große weites Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Stärke unseres Verfahrens. Nach einer Vorauswahl in erstellt. In dieser Broschüre finden Sie alle 72 derzeit den Ländern haben auch wir uns im vergangenen bestehenden Einträge. Die ersten 27 Einträge von Jahr die Auswahl aus den Bewerbungen nicht leicht Kulturformen feierten wir Ende 2014. Ende 2015 gemacht, haben jeden Vorschlag ausführlich be - folgten sieben weitere und die ersten zwei Beiträge gutachtet und diskutiert. Bei 34 Kulturformen sowie zum Register Guter Praxisbeispiele. Modellhafte zwei Beispielen Guter Praxis waren wir überzeugt, Erhaltungs- und Entwicklungsprogramme in diesem dass sie die Kriterien der UNESCO-Konvention Register, das Teil des Bundesweiten Verzeichnisses erfüllen. Besonders wichtig sind uns eine offene ist, zeigen, wie die Erhaltung Immateriellen Kultur- Traditionspflege ohne gesellschaftliche Ausschlüsse erbes effektiv gelingen kann. und eine Reflexion der historischen Dimensionen. Auch auf die lebendige Weiterentwicklungsfähigkeit Das Bundesweite Verzeichnis soll die Vielfalt der der überlieferten Formen sowie das zivilgesell- überlieferten Kulturpraxis in und aus Deutschland schaftliche Engagement bei ihrer Erhaltung legen sichtbar machen. Das ist weder eine deutsche wir Wert. Ende 2016 wurden die 36 Neueinträge von Nabelschau noch ein Wettbewerb um die schönste der Kultusministerkonferenz und der Kulturstaats- Tradition. Es geht auch nicht darum, etwas museal zu ministerin dann offiziell ins Verzeichnis aufgenommen. konservieren. Es geht um Wertschätzung und Re - spekt für Ein fallsreichtum und Wandlungsfähigkeit. Die Trägerinnen und Träger der Kulturformen – Dieses Vorwort und die beiden Die Aufmerksamkeit soll dazu führen, dass gelebte einige können Sie in dieser Broschüre in Form von folgenden Grußworte sind ge- Traditionen, die heute in Deutschland von Gruppen kurzen Portraits kennen lernen – stehen für die kürzte Abdrucke der Grußworte der Auszeichnungsveranstaltung und Gemeinschaften praktiziert werden, erhalten, Vielfalt unserer Kulturlandschaft und das Engage- „Bundesweites Verzeichnis des fortgeführt und dynamisch weiterentwickelt werden. ment des und der Einzelnen, häufig in Gemein schaft. Immateriellen Kulturerbes“ am 29. Mai 2017 in Berlin. Wir suchen also das Wissen und Können, das unsere Denn: Essentiell bei der Erhaltung des Imma - Gesellschaft zukunftsfest macht. teri ellen Kulturerbes sind diese kreativen Akteure. 4 5 Grußwort Für sie alle ist die Eintragung eine Anerkennung ihrer oftmals ehrenamtlichen Arbeit in den Vereinen, Landsmannschaften, Dorfgemeinschaften oder Berufsgruppen. Brauchtum und Tradition prägen das Gefühl von In den Traditionen, die Menschen in allen Regionen Heimat in besonderer Weise: Das erfahren nicht nur Deutschlands an ihre Nachfahren weitergeben, Menschen, die sich für das Immaterielle Kultur- sind Erkenntnisse und Erfahrungen unserer Vorfah - erbe engagieren: Wir alle wissen, dass wir zuhause ren lebendig. Der Schutz unseres Immateriellen sind, wenn wir beispielsweise ein markantes Bau- Kultur erbes ist deshalb eine wichtige Ergänzung des denkmal sehen, aber auch, wenn wir einen typischen Prof. Monika Grütters, Schutzes der Kulturdenkmäler und Bauten, die Geruch wahrnehmen oder einen Dialekt hören. MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien Zeugnis ablegen von unserer Vergangenheit. Denn Landestypische und regionale Eigenheiten sind Teil auch die Kulturformen, die unser Leben und unserer Identität. Traditionen bereichern unser unser Zusammenleben prägen, bestimmen unsere alltägliches Leben, sie verraten, wo wir herkommen Identität als Kulturnation. Mit den Eintragungen und was uns wichtig ist. „Tradition gilt nicht in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen wegen ihrer erwiesenen Richtigkeit, sondern wegen Kulturerbes dokumentieren wir unsere Absicht, der Unmöglichkeit, ohne sie auszukommen“ – Traditionen, gewachsene Bräuche, Rituale und so hat es der Philosoph Hermann Lübbe einmal handwerkliche bzw. künstlerische Fertigkeiten zu formuliert. Die bisher 68 Eintragungen in das be wahren und an die nachfolgenden Generationen Bundesweite Verzeichnis jedenfalls zeigen, dass es zu überliefern. für viele Menschen in Deutschland eine „Unmög- lichkeit [ist], ohne sie auszukommen“ – ein unsere Ich freue mich, dass in diesem Jahr 36 Traditionen Gesellschaft bereicherndes Unvermögen also, neu in die Listen aufgenommen werden. Denn es ist und das gibt es ja auch nicht alle Tage. In diesem schön, dass wir heutzutage nicht nur in jeder Sinne gratuliere ich allen Engagierten, die „ihre“ Lebenslage „Coffee to go“ trinken können, sondern Kulturform auf die Liste gebracht haben: Sorgen Sie dass man – vor allem in Ostfriesland – auch einmal weiterhin dafür, dass es „unmöglich“ bleibt, ohne sie in Ruhe eine Tasse Tee genießt. Es ist großartig, dass auszukommen! wir im Internet das gesammelte Wissen der Welt finden – und uns doch noch Märchen erzählen. Es ist gut, dass wir unsere Vorfahren medizinisch längst überholt haben – und dass es trotzdem noch immer Hebammen gibt, die werdenden Müttern geben, wozu Apparate (vermutlich) nie in der Lage sein werden: individuelle, einfühlsame Beratung. Gerade in Zeiten rasanter Veränderungen, bedingt durch Digi- talisierung und Globalisierung, sind solche iden - titätsstiftenden Konstanten wichtiger denn je. Wie weit die Kultur in unser Alltagsleben hineinreicht, zeigen nicht nur die Ostfriesische Teekultur, das Traditionen bereichern Märchenerzählen und das Hebammenwesen, sondern alle 36 Kulturformen und Projekte, die 2016 neu unser alltägliches Leben, in das Bundesweite Verzeichnis bzw. in das Register Guter Praxisbeispiele aufgenommen wurden. Vor sie verraten, wo wir allem beeindruckt auch die große Zahl der Bewer bungen, die anschaulich macht, wie viele Menschen herkommen und was sich in Deutschland gemeinschaftlich für die Pflege des Immateriellen Kulturerbes engagieren. uns wichtig ist. 6 7 Grußwort Verbunden heit zu dem, was man weitergeben und schützen möchte. Die Kulturgüter gehören für die Trägergruppen und -gemeinschaften nicht nur zu einer lebendigen Alltags- oder Festkultur, sondern sind Ausdruck von Lebensfreude und gesellschaftlichem Zusammenhalt! Deutschland ist geprägt von seiner regionalen Vielfalt. Die wechselvolle Geschichte von Regionen Besonders freue ich mich, dass im März dieses Jahres und Territorien und ihren Bevölkerungen hat ein Österreich in Partnerschaft mit Deutschland, Ungarn, ebenso reiches wie vielseitiges kulturelles Erbe her - der Tschechischen Republik und der Slowakei die vorgebracht. Die Welterbestätten und Beiträge zum Blaudruck-Technik als Kunstfertigkeit der Stoffver- Dr. Martina Münch, Weltdokumentenerbe in Deutschland sind besondere edelung für die internationale Repräsentative Liste Ministerin für Wissen- schaft, Forschung Ankerpunkte für Bürger und Besucher und ver- des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO nominiert und Kultur des deutlichen Geschichte in eindrucksvoller Form. hat. Dies zeigt, dass wir beim Immateriellen Kultur- Landes Brandenburg, Kultur umfasst aber weitaus mehr als Bauwerke, erbe auch von einer europäischen Kultur sprechen als Vertreterin der Kultusminister- so eindrucksvoll und schützenswert sie sind. können, die länderübergreifend Volksgruppen mitein- konferenz ander verbindet. Deshalb unterstützt die UNESCO seit 2003 den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt Genau um solche Fragen wird es 2018 im Euro pä- von Kulturformen, die von Generation zu Generation ischen Jahr des Kulturellen Erbes gehen. Die Initiative weitergegeben werden. Mehr als 400 Bräuche, hierzu ging gemeinsam vom Bund / der Kulturstaats- Darstellungskünste, Handwerkstechniken und ministerin, der Kultusministerkonferenz und dem Naturwissen aus aller Welt stehen