Die Libellen des Naturschutzgebiets „Hinterzartener Moor“ – Moorlibellen als Indikatoren des Moorzustands

Karl Westermann

Summary: WeSTerMAnn, K. (2016): The of the nature reserve „Hinterzartener Moor“ – bog dragonflies as indicators of the condition of bogs. – naturschutz südl. Oberrhein 8: 139-165. 80 hectares of the “Hinterzartener Moor” are declared as a nature reserve. it consists of a natural transition and peat-bog called „Westmoor“, a partially drained peat-bog called „Ostmoor“, and spruce forests and meadows. in the „Westmoor“ some large bog pools as well as many small water bodies can be found. Bet- ween the end of May and beginning of September 2015 exuviae were collected over twelve days at the margins of the water bodies. Due to a pronounced emergence peak of Aeshna subarctica four controls were made at the first half of July. All bog dragonflies which can be regularly found in the Black Forest have re- productive populations in the “Westmoor”. A very large population of Aeshna subarctica and fairly big po- pulations of Aeshna juncea, arctica, Leucorrhinia dubia and Coenagrion hastulatum were found. A small but probably stable population of at its lower altitudinal distribution limit in the Black Forest was found. remarkably, a small population of Lestes dryas was found in a marginal sedge reed, which had been recorded for the first time approximately 40 years ago. A few decades ago marked population decreases of Aeshna subarctica and other were reported from the„Westmoor“, which were related to severe eutrophication and a rapid infilling caused by a nutri- tional load from a rubbish dump and rivulets. Although the populations of the dragonflies changed dyna- mically at that time, the present investigation was the first since this occurrence. The result was surprisingly high populations of the representative species, which could only be explained by a partial regeneration of the “Westmoor”. Aeshna subarctica stood out, which has obviously recently developed a new nucleus of the metapopulation of the area Hinterzarten/ Feldberg. in the future investigations should be carried out at regular intervals of approximately five years and the regeneration should be supported by diverse measu- rements. in the „Ostmoor“, natural moor water bodies have not existed for quite some time. At present only a few species with a small number of individuals exist in almost completely silted former drainage ditches and peat-digging areas. restitution measurements by the nABU Baden-Württemberg will however lead to a significant increase of the water level in the moor and create new habitats for bog dragonflies. Keywords: bog dragonflies, Aeshna subarctica, Bog Hawker, Somatochlora arctica, northern emerald, Soma- tochlora alpestris, Alpine emerald, Leucorrhinia dubia, Small Whiteface, Coenagrion hastulatum, Spearhead Bluet, populations, population changes, monitoring, habitat, habitat management, Black Forest.

Einleitung isny (Allgäu) in Kooperation mit ForstBW und dem re- gierungspräsidium Tübingen. Ziel ist es, geschädigte Das Hinterzartener Moor ist ein großes Schwarzwald- Moore zu stabilisieren. Wichtigste Maßnahme ist dabei, moor, ein „äußerst vielgestaltiges Moorgebiet, für den alte entwässerungsgräben zu verschließen, um das Was- Südschwarzwald einzigartig und unersetzbar“ (DierS- ser wieder im Moor zu halten. Denn nur wenn ausrei- Sen & DierSSen 1984). Große Teile sind zwar seit lan- chend Wasser im Moor verbleibt, können Moore leben- gem als naturschutzgebiet gesichert. Der Schutzstatus dig bleiben. Das ist sowohl für viele Pflanzen und Tiere führte aber bisher trotz verschiedener schwerer eingriffe wichtig, die nur dort leben können, als auch für den Was- nicht zu weitreichenden restitutionsmaßnahmen. serhaushalt einer Landschaft. Und es ist gut für den Kli- Der nABU Baden-Württemberg renaturiert derzeit über maschutz, da intakte Moore große Mengen an Kohlen- das Projekt „Moore mit Stern“ zwei bedeutende Moor- stoff binden, das als Treibhausgas in die Atmosphäre landschaften in Baden-Württemberg, das Hinterzartener gelangt, wenn das Moor sich zersetzt (Th. KUTTer, re- Moor in Kooperation mit dem regierungspräsidium ferent für Moorschutz beim Landesverband Baden- Freiburg sowie sieben Teilflächen der Bodenmöser bei Württemberg des nABU, briefl. Mitteilung).

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 139 im Jahr 2015 führte ich zusammen mit elisabeth WeS- Untersuchungsgebiet TerMAnn in Abstimmung mit dem nABU Baden- Württemberg und dem regierungspräsidium Freiburg Schon im Jahr 1941 erhielten 70 ha des Hinterzarte- eine halbquantitative erfassung der Libellenfauna des ner Moors den Status eines naturschutzgebiets. 1956 Hinterzartener Moors durch, über deren ergebnisse hier wurden im Schutzgebiet an dessen südlichem rand berichtet wird. einzelne Libellenarten haben charakte- eine Mülldeponie genehmigt und das Schutzgebiet ristische Moorhabitate entwickelt und eignen sich daher entsprechend verkleinert. in seinen heutigen Grenzen gut als indikatoren des aktuellen Moorzustands. Die aus dem Jahr 1975 umfasst das naturschutzgebiet ei- vorliegende erfassung kann als „nullaufnahme“ zur ne Fläche von 82,7 ha (Abb. 1). es liegt unmittelbar Bewertung der restitutionsmaßnahmen und generell nördlich des Ortes Hinterzarten Fr (MTB 8014 der Veränderungen von Moorstrukturen dienen, wenn (Hinterzarten)-Se) im Bereich einer Wasserscheide sie in einem späteren Jahr mit denselben Standards wie- zwischen Oberrhein und Hochrhein. Der Westteil derholt wird. Die bisher einzigen gründlichen Untersu- entwässert zum rotbach und zur Dreisam, der Ostteil chungen der Libellenfauna des Hinterzartener Moors in die Gutach und Wutach. Heute können zwei ge- datieren aus den 1960er bis 1980er Jahren (ScHMiDT trennte Moorkörper unterschieden werden, das 1967, 1982; STernBerG 1985, 1990). ein Vergleich mit „Westmoor“ (n 47°54.5' / e 8°6.5', ca. 880 m nn) diesen erhebungen lässt rückschlüsse auf die Be- und das „Ostmoor“ (n 47°54.3' / e 8°7.2', ca. 890 m standsveränderungen der einzelnen Arten und damit auf nn), die durch Fichtenforste und Flachmoorwiesen die entwicklung der Libellenhabitate, d.h. der Moorge- getrennt sind. wässer und indirekt des Moors zu.

500m

B31 Bohlenweg

M

DB

Abb. 1: Das Hinterzartener Moor liegt in einer Senke zwischen der B 31 im norden, der Bahnlinie (DB) im Süden und dem Ort Hinterzarten im Süden und Westen. Orange Strichellinie: Grenzen des nSG. Blaue Punkte: Untersuchungsgewässer. M: ehemalige Mülldeponie. Der Bohlenweg verläuft am Ostrand des Westmoors. nordrichtung: seitlicher Kartenrand. – Kartenquelle: Daten aus dem räumlichen informations- und Planungs- system (riPS) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und naturschutz Baden-Württemberg; 08.07.2013.

140 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Auch wenn urkundliche nachrichten kaum existieren den äußeren rändern dominieren heutzutage dichte, oder ausgewertet sind, wurden die Moore des Schwarz- breite, ältere Fichtenforste, die 1899 noch vollständig waldes vermutlich seit der mittelalterlichen Besiedlung fehlten (MOHr & ScHröDer 1997: 47). einen nachhal- partiell entwässert (Beispiel bei DieTZ 2002) und viel- tigen eingriff verursachte die Mülldeponie, deren nähr- fältig genutzt. nur selten wurden dabei die Moorstruk- stoffreiche Sickerwässer noch heute, Jahrzehnte nach turen irreversibel zerstört. in Hinterzarten wurde der der Stilllegung, einen moorschädigenden einfluss haben „Mooshof“ erstmals 1446 urkundlich nachgewiesen; er (PrinZ, l.c.; eigene Beobachtungen). Vermutlich tragen umfasste auf einer Betriebsfläche von knapp 99 ha das die Fettwiesen im Bereich der Bundesstraße 31 über ihre heutige Moor und dessen ränder (LieHL 1997). Wei- Sickerwässer erheblich zur eutrophierung der nördli- denutzung, Torfabbau in Handtorfstichen, entwässe- chen ränder des offenen Moors bei. rungen, Umwandlungen in Heuwiesen und kleine Äcker müssen über Jahrhunderte die Folgen für das Moor gewesen sein. Vermutlich gingen so schon in frü- Untersuchungsgewässer heren Jahrhunderten viele Moorgewässer und damit Li- bellenhabitate verloren. regenerierende Handtorfstiche Die regelmäßig kontrollierten Untersuchungsgewässer schufen jeweils für Jahrzehnte einen gewissen ersatz sind in Abbildung 1 eingezeichnet. Die größeren Ge- (vgl. STernBerG & BUcHWALD 1999). wässer des Westmoors sind in Tabelle 1 mit ihren we- Das „Ostmoor“ ist ein Hochmoor, das aktuell durch sentlichen eigenschaften gelistet und in Abbildung 3 entwässerung und Torfabbau erheblich gestört und dargestellt. Wiesen sie flache, von geschlossenen Torf- großenteils verheidet ist. Anfang des 20. Jahrhunderts moosdecken überwachsene Ufer auf, so schwankte ihre wurden große entwässerungsgräben im Hinterzartener Wasserfläche je nach dem Moorwasserspiegel erheb- Ostmoor als Vorbereitung einer ehemals geplanten, lich. Die Flächen offenen Wassers waren 2015 oft klein aber dann doch nicht realisierten Abtorfung gezogen und schrumpften nochmals im Lauf der Vegetationspe- (PrinZ, ohne erscheinungsjahr). ein großes netz von riode mit dem Aufwuchs der Wasservegetation und dem vielen kleinen Stichgräben und einem zentralen Vor- rückgang des Moorwasserspiegels. in den meisten oli- fluter sollte die Voraussetzungen für eine landwirt- gotroph-mesotrophen Gewässern erreichten flutende schaftliche nutzung des Ostmoors schaffen. Sphagnen und Kleinröhrichte mit dominierender Bla- Das „Westmoor“ ist im Zentrum ein Verlandungsmoor senbinse (Scheuchzeria palustris) und Weißem Schna- eines nacheiszeitlichen Sees (z.B. LAnG 2005) – heute belried (Rhynchospora alba) hohe Deckungsgrade. Me- ein Übergangs- und Hochmoor mit gut ausgebildeten, sotrophe randliche Kolke und rinnen wurden oft von oligotrophen Schlenken und ausgedehnten Torfmoosde- dichten Beständen des Fieberklees (Menyanthes trifo- cken. An den rändern der Moorweite findet sich ein liata), der Schnabel-Segge (Carex rostrata) und der Fa- überwiegend schmaler und lückiger Spirkengürtel. An den-Segge (C. lasiocarpa) beherrscht.

Abb. 2: Blick nach Westen über die offenen Bereiche des Westmoors. intensiv grüne Flächen zeigen Klein- röhrichte in Wasser führenden Schlenken. Foto: 12.8.2015, K. WeSTerMAnn.

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 141 Bohlenweg

Nordschlenken 17 18 16 Ostschlenken 15 8 14 5 1 12 7 9 3 6

Westschlenken 2 10 4 20 200m

Abb. 3: Kontrollierte größere Gewässer des Westmoors (vgl. Tabelle 1 und Text). Hellblau: Gewässerfläche. Blau: Weitgehend offenes, ziemlich tiefes Wasser im Mai 2015. Der Bewuchs mit flutenden Torfmoosen und Kleinröh- richten nahm im Lauf des Sommers auf allen Flächen zu. Kartenquelle wie Abbildung 1.

neben den Gewässern der Tabelle 1 bzw. der Abbil- im nordwesten reichten und am verlandenden Beginn dung 3 fand sich 2015 noch eine Vielzahl kleiner Was- des nach Westen entwässernden Grabens endeten. ser führender Schlenken und Löcher, besonders im Dort war im Frühjahr eine sehr deutliche Fließbewe- Bereich ausgedehnter Torfmoosdecken des zentralen gung grabenabwärts zu erkennen, während im Som- Moorbereichs um die „Zentralschlenken“ 1 und 5 he- mer der Graben in seinem oberen Bereich fast völlig rum bis zu einem Kolk im Südwesten (nr. 3), den trocken fiel. Westschlenken (14, 15), nordschlenken (16, 17, 18) eutrophierte Gewässer wurden nicht kontrolliert, weil und Ostschlenken (6, 7, 8). Sie wurden nur gelegent- dort kaum Moorlibellen zu erwarten waren. Alle Ge- lich oder gar nicht kontrolliert (siehe Material und Me- wässer, an denen wir exuvien von Moorlibellen fan- thode). regelmäßig wurden jedoch kleine Schlenken den, lagen im offenen oder halboffenen Moor. und Löcher in der weiteren Umgebung der Gewässer in Tabelle 1 sind Flächengröße, maximale Tiefe und 9, 10 und 12 im Bereich von überwiegend ziemlich Fläche des offenen Wassers grobe näherungswerte für festen Böden überprüft, die dann zum Hochsommer das späte Frühjahr, die sich im Lauf des Sommers teil- hin vielfach trocken fielen. im südlichen randbereich, weise erheblich verringerten. Der rückgang der Was- etwa von Gewässer 20 nach Westen (Abb. 3), erstreck- serfläche wurde als „gering“ bewertet, wenn nur in te sich ein Carex lasiocarpa-ried mit vielen kleinen den Sphagnendecken des Uferbereichs kein offenes Wasserlöchern. Wasser mehr erkennbar war. „Sehr stark“ galt ein im westlichen randbereich existierten auf großen Flä- rückgang, wenn spätestens ab Mitte Juli nur noch be- chen ziemlich flache, eher längliche oder langgezoge- reichsweise Wasserreste von wenigen cm Höhe vor- ne Schlammschlenken, in denen Torfmoose fehlten handen waren. Flache Ufer führten zu breiten oder oder eine geringe Deckung aufwiesen. Sie führten im ziemlich breiten Sphagnendecken am Ufer, oft auch Frühjahr ausnahmslos Wasser, fielen aber später im zu ausgedehnten Decken schwimmender Sphagnen. Jahr völlig trocken und bekamen teilweise Trocken- Zum Zeitpunkt der Leitfähigkeitsmessungen im Spät- risse. im Gelände (Abb. 9) und auf dem Luftbild (Abb. sommer hatten viele Gewässer kein offenes oder in 3) ähnelten die Strukturen resten ehemaliger entwäs- randkolken und rinnen fast überhaupt kein Wasser serungsgräben, die bis zum rand des offenen Moors mehr, so dass dort eine Messung nicht möglich war.

142 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Tab. 1: regelmäßig kontrollierte Untersuchungsgewässer des Westmoors. Vgl. Text Seite 142. Sphagnen (Sph) am Ufer: breit: +++, ziemlich breit: ++, schmal: + Sphagnendecken im Wasser: ausgedehnt: +++, ziemlich ausgedehnt: ++, ziemlich gering: +, gering: (+) ?: Zum Zeitpunkt der Messungen ohne ausreichendes offenes Wasser. nummern wie in Abbildung 3.

max. Tiefe offenes rückgang flaches Sph Sph Leitfähigkeit nr. Fläche/ m² Verlandung / m Wasser/ m² Wasser Ufer Ufer Wasser / µS/cm 1 ≥ 300 ≥ 2 mäßig ≥ 50 gering ja +++ +++ 35; 43 2 ≥ 30 ≥ 0,5 stark ≤ 10 mäßig ja +++ +++ 34 3 25 ≥ 2 gering ≤ 25 gering nein ++ (+) 57 4 20 0,3 gering ≥ 10 sehr stark z.T. + (+) ? 5 200 ≥ 0,5 stark ≥ 20 mäßig ja +++ +++ ? 6 100 ? sehr stark ≥ 5 mäßig ja +++ +++ ? 7 250 ≥ 0,8 stark ≥ 30 mäßig ja +++ +++ 51 8 ≥ 150 ≤ 1 sehr stark ≤ 5 stark ja +++ +++ ? 9 rinne 0,3 mäßig fragmentiert sehr stark ja +++ + ? 10 rinne 0,3 mäßig fragmentiert sehr stark ja +++ + ? 12 10 0,4 gering ≤ 10 stark nein + (+) ? 14 20 - >100 ≤ 1 mäßig ≥ 20 stark ja ++ ++ 30; 31 15 3 - >100 0,3 mäßig ≥ 3 sehr stark ja ++ ++ ? 16 100 ≥ 0,5 stark ≥ 10 stark ja +++ +++ ? 17 200 ≥ 0,5 stark ≥ 30 mäßig ja +++ +++ ? 18 80 ≥ 0,3 sehr stark ≤ 4 stark ja +++ +++ ? 20 10 ≥ 0,3 mäßig ≤ 10 sehr stark nein + (+) ?

Abb. 4: Ausschnitte der Zentralschlenke nr. 1 des Westmoors im Süden und im norden mit ihren tiefen Kolken. Die lebhaft grünen oder bräunlich-grünen, flacheren Bereiche im Vorder- und Hintergrund führten trotz der ausge- prägten Trockenheit reichlich Wasser, waren aber von flutenden Sphagnen und Blasenbinsen u.a. zugewachsen. Seichte (Ufer-)Bereiche erscheinen heller grün. Fotos: K. WeSTerMAnn, 15.7.2015; e. WeSTerMAnn, 9.9.2015.

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 143 Abb. 5 bis 10: Gewässer des Westmoors. Ausschnitt der großen, stark verlandeten Schlenke nr. 5 (links oben). nr. 3 (rechts oben), tiefer Kolk mit ziemlich steilen Ufern, 27.5.2015. Die größte Ostschlenke (nr. 7, Mitte links) und die größte nordschlenke (nr. 17, rechts), ziemlich tief und mit permanenter Wasserführung, vom Sommer an ohne größere offene Wasserflächen. Westschlenken (unten), meist vom Frühsommer an trockene Schlammschlen- ken, einzig nr. 14 (rechts) mit einem tieferen Kolk und permanenter Wasserführung. Fotos: e. WeSTerMAnn.

144 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Abb. 11 und 12: Die Zentralrinne des Ostmoors im Jahr 1955 und aktuell. im Ostmoor existierten seit mindestens einem halben Jahr- hundert als entwicklungsgewässer von Moorlibellen nur noch Torf- stiche und Gräben, die inzwischen bis auf wenige kleine Schlenken und Löcher vollständig verlandet sind. Fotos: e. LieHL in MOHr & ScHröDer (1997), K. WeSTerMAnn.

Moorlibellen im Südschwarzwald – Übersicht und heute vermutlich im Schwarzwald ausgestorbenen der bisherigen Kenntnisse Alpen-Mosaikjungfer (Aeshna caerulea) wies er dabei für die übrigen fünf Arten eine Vielzahl neuer, wenn Zu den „Moorlibellen“ rechne ich die Arten, die im auch überwiegend suboptimaler Vorkommen nach Schwarzwald (und in weiten Teilen Mitteleuropas) in (STernBerG 1990: 14). Mooren ihren eindeutigen Verbreitungsschwerpunkt im Hinterzartener Moor sammelte rOSenBOHM (1928) haben. „Moortolerante Arten“ weisen andere Verbrei- am 4. August 1922 erstmals im Schwarzwald die Hoch- tungsschwerpunkte auf, pflanzen sich jedoch im moor-Mosaikjungfer und wies in weiteren kleinen Ar- Schwarzwald mit erheblicher Stetigkeit auch in Moor- beiten noch einige andere Arten nach. Ziemlich voll- gewässern erfolgreich fort. „Moorfremde Arten“ wan- ständige Listen legte ScHMiDT (1967, 1982) vor, der in dern in Mooren unregelmäßig ein oder durch und zwei Zeiträumen jeweils wenige Tage intensiv imagines pflanzen sich dort nicht oder nur unregelmäßig erfolg- käscherte und beobachtete. Für fünf Moorlibellenarten reich fort (vgl. ScHMiDT 1964, 1967; STernBerG 1985, ermittelte STernBerG (1990) die beiden halbquantitati- 1990); zu ihnen können auch die Arten gezählt wer- ven Kategorien „optimale Vorkommen“ und „subopti- den, die innerhalb des naturschutzgebiets nur an male Vorkommen“ auf der Grundlage der Zahl seiner moorfremden künstlichen Gewässern auftreten. entwicklungsnachweise pro Jahr (Tab. 2); dabei unter- Vor den 1980ern sammelten Libellenkundler in weni- schied er „Ostmoor“ und „Westmoor“ als verschiedene gen, allgemein bekannten Mooren gelegentlich ima- Moorkörper. Auch für weitere Arten erbrachte er ent- gines einiger weniger, seltener Arten ab; nur in Aus- wicklungsnachweise (STernBerG 1985). nahmefällen dokumentierten Beobachter für ein Besonders intensiv untersuchte STernBerG (1985, bestimmtes Moor Listen aller registrierten Libellen- 1990, 1995, 2000a) die Vorkommen der Hochmoor- imagines (KLeiBer 1911, ScHMiDT 1967, ScHMiDT Mosaikjungfer. Zu den drei vor 1980 im Südlichen 1982). entsprechend lückig waren die Kenntnisse zum und Mittleren Schwarzwald bekannten Vorkommen Vorkommen von Moorlibellen im Schwarzwald. in fand er 14 weitere, sodass zu seiner Zeit 17 Vorkom- den Jahren 1981 bis 1989 untersuchte dann STern- men an insgesamt 50 Gewässern bekannt waren. er BerG (1985, 1990) mit großer intensität die ökologie unterschied fünf Stammhabitate mit jährlich „ein bis und Biologie von sechs Großlibellenarten in (fast) al- mehrere Dutzend“ exuvien bzw. „etwa 15 bis 100“, len Mooren des Südlichen und Mittleren Schwarz- im zehnjährigen Mittel „zwischen 20 und 40“ schlüp- walds. Abgesehen von der schon damals sehr seltenen fende imagines. Die beiden Hinterzartener Moore naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 145 Tab. 2: Vorkommen von fünf Moorlibellen-Arten des noch wenige Gewässer mit mehr oder weniger per- Hinterzartener Moors nach STernBerG (1990). manenter Wasserführung fanden, an denen nur we- n: Optimale Vorkommen (Stammhabitate) – bei den nige imagines schlüpften, beschränkten wir dort ersten vier Arten an anderer Stelle mit durchschnitt- die Zahl unserer Kontrollen auf vier. lich mindestens 20 frisch geschlüpften imagines/ Der Turnus unserer Begehungen des Westmoors ist aus Jahr definiert, bei L. dubia als Art mit hohen Abun- dem Phänologiediagramm der Hauptzielart Hochmoor- danzen an einzelnen Gewässern offensichtlich eine Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) zu entnehmen (S. nicht explizit definierte höhere Grenze. 150). Da diese völlig überraschend nicht nur in großer ®: neben- oder Latenzhabitate. -: kein nachweis. Zahl schlüpfte, sondern auch entgegen den Literaturda- ten aus Baden-Württemberg ein ausgeprägtes emer- Westmoor Ostmoor genzmaximum aufwies, mussten wir in dieser Zeit öf- Aeshna juncea n ® ters als geplant kontrollieren. insgesamt suchten wir im Aeshna subarctica ® ® Westmoor 2015 an zwölf Tagen nach exuvien. Kontrollen wurden ausschließlich bei zumindest zeit- Somatochlora alpestris - ® weilig sonnigem Wetter und nur an allgemeinen Ar- Somatochlora arctica ® ® beitstagen (Montag bis Freitag) unternommen. Zwi- Leucorrhinia dubia n n schen dem 16. Juli und dem 11. August konnten wir aus persönlichen Gründen nicht kontrollieren. in die- ser Zeit war nur noch bei der spärlich vorkommenden rechnete er zu den nebenhabitaten mit einem gerin- Schwarzen Heidelibelle (Sympetrum danae) mit ver- geren Bestand (Tab. 2), obwohl ScHMiDT (1967, 1982) stärkter emergenz zu rechnen. im Westmoor noch imagines in „relativ hoher“ bzw. Unsere Kontrollen begannen wir nach 10 Uhr und be- „hoher“ Abundanz sah. STernBerG (2000a: 108) stell- endeten sie im Lauf des nachmittags nach vier bis acht te später gar fest, dass die Abundanzen der Libellen Stunden Aufenthalt im Gelände. in dieser Tageszeit [im Hinterzartener Moor] stark zurückgegangen und waren bei warmem Wetter die imagines der verschie- die typischen Hochmoorvertreter, wie A. subarctica, denen Arten großenteils geschlüpft und gleichzeitig nahezu völlig verschwunden und von Aeshna juncea entwickelten adulte Libellen verstärkte Aktivitäten. ersetzt waren. Um die Trittspuren zu reduzieren und unsere reich- nach den Befunden von STernBerG (1990, 1995, weite zu vergrößern, verwendeten wir 2,2 m lange 2000a) für das Hinterzartener Moor planten wir unsere Bambusstöcke; eine Kerbe am vorderen ende erlaub- Begehungen zunächst in der erwartung, dort nur sub- te die Aufsammlung von Großlibellen-exuvien auch optimale Vorkommen anzutreffen. in entfernungen von bis zu etwa 3 m (vgl. S Tern- BerG 1989). Die Ufer größerer Gewässer von mindestens einigen Material und Methode Quadratmetern Fläche wurden möglichst vollständig untersucht. An einzelnen Gewässerufern mit Schwing- einzig die systematische exuvienaufsammlung ergibt decken verzichteten wir allerdings weitgehend auf Kon- quantitative oder halbquantitative Daten zu Libellen- trollen. ein mesotroph-eutrophes Gewässer im nördli- beständen (vgl. Diskussion). Sie war allerdings aus chen randbereich entdeckten wir erst spät in der Saison zwei Gründen nur im Abstand von mindestens einer und führten dort keine Kontrollen mehr durch. Die Lar- Woche geplant: ven der Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris)  im Bereich von Torfmoosdecken, wie sie im West- und der Arktischen Smaragdlibelle (S. arctica) leben moor weithin dominieren, waren Trittspuren trotz fast ausnahmslos in kleinen und sehr kleinen Schlenken aller Vorsichtsmaßnahmen nicht zu vermeiden. und Kolken. im Bereich der ausgedehnten Torfmoos- Diese regenerierten zwar i.a. rasch wieder, aber bei decken waren geeignete Schlenken häufig, aber wegen kurzfristig über eine Zeit von mindestens acht Wo- der entstehenden Trittspuren nicht systematisch zu kon- chen wiederholten Begehungen wären Trittschäden trollieren; die exuvienzahlen der beiden Arten sind da- nicht zu vermeiden gewesen. her stark unterrepräsentiert.  Jede Kontrolle war aufwändig, sodass schon aus ein kleines Fadenseggen (Carex lasiocarpa)-ried mit diesem Grund der Turnus der Begehungen einge- vielen Wasserlöchern, in dem zumindest die Glänzen- schränkt werden musste. Westmoor und Ostmoor de Binsenjungfer (Lestes dryas) schlüpfte, wurde we- konnten mehrfach nicht am gleichen Tag kontrol- gen der zu befürchtenden Trittspuren nur gelegentlich liert werden. Da sich im Ostmoor allerdings nur von den rändern her nach imagines kontrolliert.

146 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Die Zentralrinne des Ostmoors kontrollierten wir in nung des rückgangs des Wasserstandes der einzelnen dem Bereich, in dem Grabensperren geplant und vor- Gewässer wurde in der niederschlagsfreien/-armen bereitet wurden, ebenfalls nicht. ein ehemaliger Torf- und sehr heißen Periode im Juli/August mehrfach pro- stich im nordosten des Ostmoors war stark verlandet tokolliert. und im Hochsommer völlig trocken, sodass keine Li- Bei den Begehungen teilten wir uns die Ufer eines Ge- bellen mehr angetroffen wurden. wässers jeweils auf. Zweimal wurden wir dabei von Gleichwertig mit einem exuvienfund werteten wir Thomas KUTTer (nABU Baden-Württemberg) unter- frisch geschlüpfte imagines, so vor allem bei der Klei- stützt. Sämtliche Arbeiten erfolgten ehrenamtlich. nen Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) und bei Klein- Meine letzten Begehungen im Hinterzartener Moor la- libellen. Die exuvien von Kleinlibellen fanden sich an gen Jahrzehnte zurück. Damit war ich 2015 zunächst den meisten Gewässern selten oder spärlich und waren auf Publikationen und eine einweisung sowie einige zudem mit der gewählten Methode öfters nicht oder Mitteilungen von Thomas KUTTer angewiesen. Frü- nur schwierig zu entdecken bzw. aufzusammeln. Da- here Daten zu den Moorwasserständen lagen mir nicht her erfassten wir ersatzweise bei einzelnen Arten auch vor. die anwesenden adulten Männchen oder einzelne Paa- Ziemlich regelmäßig sahen wir auch im Westmoor re. Vor allem zur Unterscheidung der Arten Speer- menschliche Trittspuren, die nicht von uns stammen Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) und Hufeisen- konnten. Tritt- und Kotspuren von rehen waren in den Azurjungfer (C. puella) sowie der beiden Lestiden randgebieten des Westmoors verbreitet. An der gro- Glänzende und Gemeine Binsenjungfer (L. dryas, ßen zentralen Schlenke des Westmoors existierten L. sponsa) käscherten wir gelegentlich einzelne adulte zeitweilig ruheplätze einer führenden Stockente. individuen, die wir unmittelbar nach der Bestimmung wieder frei ließen. Die meisten Kleinlibellen und grundsätzlich alle Großlibellen wurden nicht gekä- Ergebnisse schert, auch wenn so ab und zu die Bestimmung nicht ganz gesichert war. Bei drei Begehungen ab Mitte Juli Übersicht der im Hinterzartener Moor wurden imagines der Sommer- und Herbstarten un- nachgewiesenen Libellenarten systematisch mit erfasst. Alle erreichbaren exuvien wurden abgesammelt und rL: rote Liste Schwarzwald (HUnGer & ScHieL teilweise im Gelände bestimmt. Die exuvien der Klein- 2006), wobei Angaben auf gefährdete, aktuell sich im libellen, von Aeshna subarctica und Ae. juncea sowie Hinterzartener Moor entwickelnde Arten beschränkt von Somatochlora arctica und S. alpestris wurden aus- bleiben. nahmslos mit Hilfe eines Binokulars (nach)bestimmt. Bei den übrigen Arten wurden atypische, unvollständig erhaltene oder aus Zeitgründen nicht im Gelände be- A. Moorarten stimmbare exemplare ebenfalls erst zu Hause be- stimmt. Anhand des Zustands der Haupttracheen ver- 1. Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) suchte ich bei exuvien einiger Großlibellenarten eine rL 2 Altersschätzung; diese war ausreichend zuverlässig, Frühere nachweise: rOSenBOHM (1928): 1 Θ, 4. Au- wenn die imagines am gleichen Tag oder am Vortag ge- gust 1922, erstnachweis im Schwarzwald. ScHMiDT schlüpft waren. exuvien der einzelnen Arten blieben (1967): Qualitative erfassung von imagines. Vorkom- wahrscheinlich unterschiedlich lange erhalten. men „in relativ hoher Abundanz“ im Westmoor, be- eine Dokumentation der Verteilung der exuvien und sonders an „oligotrophen Schlenken“, aber in „relativ frisch geschlüpften imagines auf die einzelnen Moor- geringer Abundanz“ auch an „offenen, oligotrophen gewässer sollte deren aktuelle Bedeutung für die lo- Kolken“. ScHMiDT (1982): Qualitative erfassung von kalen Populationen verschiedener Arten klären und imagines. 1-2 ΗΗ je nährstoffärmerer Kolk, am zen- damit spätere Vergleiche erleichtern. Die exuvien tralen Kolk nur einzelne ΗΗ, keine an den Waldschlen- bzw. imagines jedes Gewässers wurden daher getrennt ken; Abundanz jener von 1963 vergleichbar. STern- gesammelt bzw. dokumentiert, ebenso exuvien oder BerG (1985: 48): Bodenständigkeitsnachweise. frisch geschlüpfte imagines und adulte imagines der- STernBerG (1990: 21): Westmoor und Ostmoor „sub- selben Art. insgesamt entstanden so etwa 420 Daten optimale Vorkommen“. STernBerG (1995): Westmoor einschließlich einiger negativnachweise. und Ostmoor „nebenhabitat“ (wohl nicht Latenzhabi- eigenschaften der behandelten Gewässer wurden so- tat), d.h. jährlich nur „wenige exuvien“ und „wenige weit möglich qualitativ beschrieben. Die Größenord- imagines während der Hauptflugzeit“, „Population

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 147 mittelfristig auf Zuwanderung von außerhalb ange- wiesen“. STernBerG (2000a): vgl. oben. K. & e. WeSTerMAnn 2015: 86 Daten, 84 aus dem Westmoor, zwei aus dem Ostmoor. 137 exuvien/ davon 136 im Westmoor. Konservative Schätzung: mindestens 160 frisch ge- schlüpfte imagines. Gründe für die unvollständige erfassung der exuvien:  Zu große intervalle zwischen einzelnen Aufsamm- lungen und zwischenzeitliche Verluste von exu- vien. exuvien waren oft nur an einem glatten Stän- gel verankert und gingen wahrscheinlich bei Wind und starkem regen leicht verloren; Beispiele von je einer exuvie liegen vor, die nach etwa zwei bzw. etwa vier Stunden bei mäßigem Wind und einzel- nen Böen nicht mehr vorhanden waren; öfters la- gen exuvien lose auf Sphagnendecken oder hingen am Stängel direkt am Wasser. etwa 75 % der exu- vien waren frisch oder einen Tag alt.  erfassungslücken Mitte Juli bis Mitte August  einzelne unvollständige Aufsammlungen an ab- schnittsweise nicht überschaubaren bzw. nicht kon- Abb. 13: immatures Weibchen der Hochmoor-Mo- trollierten Gewässern saikjungfer, das wahrscheinlich am gleichen Tag in  emergenz einzelner individuen an kleinen, höchs- der nähe geschlüpft war. Foto: e. WeSTerMAnn. tens unregelmäßig überprüften Schlenken. Lokale Verbreitung: exuvien fanden sich an 17 Ge- wässern des Hinterzartener Moors, von denen 16 im Westmoor lagen (Abb. 15). 82 % verteilten sich auf fünf Gewässer mit mehr als zehn exuvienfunden, da- von 49 exuvien an der Zentralschlenke (nr. 1), 21 an der größten Westschlenke (nr. 14), 17 an der größten Ostschlenke (nr. 7), 15 an der größten nordschlenke (nr. 17) und 12 an einer weiteren großen Schlenke im Zentrum (nr. 5). Alle fünf wiesen ausgedehnte Schwingdecken, ausgedehnte flache Bereiche mit flu- tenden Sphagnen und Kleinröhrichten sowie mehr als 0,5 m tiefe Bereiche mit offenem oder ziemlich offe- nem, mit flutenden Sphagnen durchsetztem Wasser auf; während der langen Trockenperiode 2015 blieben viele Quadratmeter große Bereiche mit offenem Was- ser (Zentralschlenke) oder wenigstens etliche Quadrat- meter mit tieferem, von flutenden Sphagnen und Kleinröhrichtarten durchsetztem Wasser bestehen. in einem mindestens 2 m tiefen, eher steilufrigen, über- sichtlichen Kolk am südlichen Moorrand (nr. 3), der deutlich noch minerotrophe Verhältnisse zeigte und breite Sphagnen-Bestände nur an den Ufern hatte, schlüpfte nur eine einzige imago. Zehn der elf übrigen Gewässer besaßen entweder mehr oder weniger zu- Abb. 14: exuvie der Hochmoor-Mosaikjungfer. Gut sammenhängende Schwingdecken und auch schon im erkennbar sind die langen cerci. Die exuvien hingen Mai kaum offenes Wasser oder sie waren wesentlich fast immer nahe am Wasserrand, oft in kleinen Aus- kleiner mit Flächen im Juni/Juli von etwa 7 dm² (!) buchtungen der aktuellen Uferlinie. Manchmal lagen und 1,5 bis 3 m². Auch in einer minerotrophen, stark sie lose auf Torfmoosdecken. Foto: e. WeSTerMAnn.

148 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Aeshnasubarctica ZahlderExuvien2015

49 12-21 731-2

17 16 18 15 8 5 12 14 1 7 9 3 6 2 10 4 20 Zentralrinne Ostmoor 200m

Abb. 15: Verteilung der exuvien der Hochmoor-Mosaikjungfer auf die Gewässer des Westmoors. eine weitere exuvie hing in einer fast verlandeten Schlenke der Zentralrinne des Ostmoors. Gewässernummern siehe Ab- bildung 3 und Tabelle 1. Kartengrundlage wie Abbildung 1.

verzweigten, nach Geländespuren kurzzeitig manch- gende exuvie, bei der reste der Haupttracheen noch mal durchflossenen rinne unterhalb des Bohlenstegs, vorhanden waren. Auch wenn die extrem späte emer- die ausgedehnte, nasse, randliche Sphagnendecken genz Anfang September nicht berücksichtigt wird, aufwies, schlüpften im untersten Bereich nahe am of- verlief die emergenzperiode über zehn bis elf Wochen fenen Moor (nr. 9) ausnahmsweise zwei imagines. An und damit viel länger, als STernBerG (2000a) mit etwa drei größeren, randlichen, minerotrophen Kolken, an sechs Wochen beziffert hatte. nach einer drei- bis vier- einer großen, weitgehend verlandeten Übergangs- wöchigen Vorperiode im Juni mit geringen exuvien- moorschlenke mit Schwingdecken sowie an im Hoch- zahlen setzte Anfang Juli die Hauptschlüpfzeit ein. Sie sommer austrocknenden Schlenken fanden sich keine fiel in die erste Julihälfte (Abb. 16) und erreichte ein exuvien. Die Fundstelle im Ostmoor (eine exuvie) lag ausgeprägtes Maximum um die 20 frisch geschlüpfte in einer kleinen Schlenke der Zentralrinne, die im Au- imagines pro Tag. Danach folgte eine wochenlange gust nur noch kleine restwassermengen hatte. im Ost- nachperiode. Von der Ausprägung einer Haupt- moor trafen wir am 18.08. im Übergangsmoorbereich schlüpfzeit her ähnelte die emergenzkurve eher einem am ne-rand auch ein Θ bei der eiablage an. Beispiel aus dem Kaltenhofer Moor bei Kiel (ScHMiDT Die Verteilung der exuvien auf die einzelnen Gewäs- 1964) als der Beschreibung des emergenzverlaufs für ser wird in der Abbildung 15 gezeigt. den Schwarzwald (STernBerG 2000a). Die emergenzperiode dauerte mindestens vom 03.06. Adulte imagines sahen wir erstmals am 06.07.: 1 Θ bis Anfang September (Abb. 16). Der emergenzbe- bei der eiablage, 1 Η mit revierflug. Ab Mitte Juli ginn am 03.06. mit mindestens zwei frisch geschlüpf- bis Anfang Oktober traten adulte imagines wahr- ten imagines lag sieben Tage früher, als STernBerG scheinlich regelmäßig auf, am 21.08.2015 zählten wir (2000a) für den Schwarzwald in der siebenjährigen etwa 20 ΗΗ gleichzeitig im Westmoor. regelmäßig Periode 1981 bis 1987 (10. bis 20.06., im Mittel wurden eiablagen dokumentiert, nicht nur an den Ge- 18.06.) als frühesten Termin ermittelt hatte. Am 09.09. wässern mit entwicklungsnachweisen, sondern auch fanden wir eine gut erhaltene, fest verankerte, frei hän- in kleine Torfmoospolster einer kleinen Schlamm- naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 149 Zahlund AlterderExuvien 40 von Aeshnasubarctica

frisch 30 ein Tag

zweibisdrei Tage 20 älteralsdrei Tage

10

? 0 1.6. 11.6. 21.6. 1.7. 11.7. 21.7. 31.7. 10.8. 20.8.

Abb. 16: Zahl und Alter der exuvien der Hochmoor-Mosaikjungfer 2015 im Hinterzartener Moor in Abhän- gigkeit von der Jahreszeit. Am 9.9. fand sich noch eine letzte exuvie, deren imago vermutlich Anfang Sep- tember geschlüpft war (vgl. Text). Ältere exuvien sind vermutlich bei kräftigem regen und Wind in stärkerem Maße als höchstens eintägige verloren gegangen. schlenke oder in nur noch mäßig nasse Sphagnen- 2015 nicht beobachtet (0% syntop). Das ergebnis Polster eines minerotrophen Bereichs des Ostmoors. steht im Widerspruch zu STernBerG (1990, 2000a), Diskussion zum entwicklungshabitat: Vorkommen der eine weitgehende Übereinstimmung der Habitat- von frisch geschlüpften Aeshna subarctica auf der ei- parameter der Fortpflanzungsgewässer der beiden Ar- nen Seite und Aeshna juncea auf der anderen an dem- ten Ae. subarctica und Ae. juncea beschrieb. Der Wi- selben Gewässer wurden im Hinterzartener Moor derspruch kommt zustande, weil STernBerG bei der numerischen Darstellung und Berechnungen (etwa Mittelwerten) jeweils alle Gewässer berücksichtigte, an denen er einmal eine exuvie fand; damit gingen op- timale (Stammhabitate) und suboptimale (nebenhabi- tate und selbst Latenzhabitate) in gleicher Weise ein. im Hinterzartener Moor stellte ein Gewässer 36 % al- ler exuvien der Hochmoor-Mosaikjungfer, zwei Ge- wässer brachten es auf 51 % und fünf Gewässer auf 82 % aller exuvien; diese Gewässer sind als optimal anzusehen; alle fünf waren weit größer und tiefer als die von Sternberg berechneten Mittelwerte.

2. Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) rL 3

Frühere nachweise: rOSenBOHM (1922b): „Verbreitet wurde sie auf Mooren bei Hinterzarten […] ende Juli und August beobachtet.“ rOSenBOHM (1965): Zitat „Hinterzarten STrOHM (1925)“ ist falsch. ScHMiDT (1967): Qualitative erfassung von imagines. Vorkom- men „in relativ hoher Abundanz“, besonders an „of- Abb. 17: Weibchen der Hochmoor-Mosaikjungfer in fenen Kolken“, aber in „relativ geringer Abundanz“ einem Gewirr von Stängeln bei der eiablage in flu- auch an oligotrophen Schlenken, mesotrophen tende Torfmoose. Foto: K.WeSTerMAnn. Schwingrasen und mesotrophen Tümpeln. ScHMiDT

150 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Aeshnajuncea/ Aeshnacyanea ZahlderExuvien2015

großePunkte:13/18,kleinePunkte:1-2

?? 17 18 16 15 8 12 14 5 1 7 9 3 6 2 10 4 20 200m ?

Abb. 18: Verteilung der Exuvien der Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) und der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) auf die Gewässer des Westmoors. In der Nähe von Gewässer 15 wurde eine Larvenhaut F1 berücksichtigt. Kartengrundlage wie Abbildung 1.

(1982): „wie 1963 an allen Kolken und Schlenken in 3. Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica) hoher Abundanz“ (1-2 ΗΗ / je Kolk/Schlenke); Nach- rL 1 weis eines schlüpfenden Θ schon am 25.5.1976. Frühere Nachweise: rOSENBOHM (1922b): „Diese nor- STErNBErG (1985: 48): Bodenständigkeitsnachweise. dische Art fing ich bei Hinterzarten auf zwei Mooren in STErNBErG (1990: 20): Westmoor „optimales Vor- 900 bis 1000 m Höhe […]“. ScHMIDT (1967): Qualitati- kommen“, Ostmoor „suboptimales Vorkommen“. Ver- ve Erfassung von Imagines. Vorkommen „in relativ ge- gleiche auch STErNBErG (2000a: 108). ringer Abundanz“ an „oligotrophen Schlenken“ und in K. & E. WESTErMANN 2015: 13 Daten, alle aus dem „mesotrophen Schwingrasen“; im zweiten Habitat lokal Westmoor. 17 Exuvien (einschließlich einer Larven- auch häufig mit 3 bis 5 ΗΗ / 100 m² (S. 372, offensicht- haut F1), ca. 25.06. bis 10.07. lich falsche Maßeinheit). Außerdem auch in der Zentral- Konservative Schätzung: mindestens 25 frisch ge- rinne des Ostmoors. ScHMIDT (1982): einzelne (meso- schlüpfte Imagines. Unvollständige Erfassung aus ähn- trophe Schwingrasen, Lebensraum von 1963, teilweise lichen Gründen wie bei Ae. subarctica (siehe oben). Die verschwunden). STErNBErG (1985: 48): Bodenständig- Verteilung der Exuvien auf die einzelnen Gewässer keitsnachweise. STErNBErG (1990: 17): „suboptimale wird in Abb. 18 gezeigt. Vorkommen“ Westmoor und Ostmoor. Exuvien fanden sich nur an randlichen minerotrophen K. & E. WESTErMANN 2015: 39 Daten. 23 Exuvien, „Fieberklee“-Kolken und -rinnsalen, syntop (100%) davon 19 Westmoor und vier Ostmoor. mit jenen von Aeshna cyanea, während sie in den Ge- Konservative Schätzung Westmoor: 30 bis 40 frisch wässern des offenen Hoch- und Übergangsmoors an- geschlüpfte Imagines, Ostmoor: fünf bis zehn. scheinend fehlten. Eine Emergenz in den dortigen Ge- Gründe für die unvollständige Erfassung der Exuvien: wässern zwischen Mitte Juli und Mitte August war  Zu später Beginn der Aufsammlungen am 27.05., als allerdings nicht auszuschließen. die Orientierung und Suche nach den verschiedenen Zwischen dem 06.07. und 12.08 wurden vier Imagines Gewässern erst begann und keine Möglichkeit zur registriert. Verstärkte Vorkommen wären von August systematischen Kontrolle kleiner Schlenken bestand; bis Anfang Oktober zu erwarten gewesen. nach dem Zustand der Exuvien mussten die ersten

Naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 151 imagines spätestens am 25.05. geschlüpft sein – und 4. Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) von der syntopen S. alpestris wurde am 27.05. gar rL 1 schon ein adultes jagendes Η angetroffen. Frühere nachweise: ScHMiDT (1982): erstnachweis  entwicklung in kleinen Schlenken und Kolken, die für das Hinterzartener Moor, je ein Η an den rand- überwiegend nicht oder nicht systematisch kontrol- kolken und an einer Kiefer im Bereich der Wald- liert wurden (vgl. S. 146). schlenken (Westmoor). Hinweis auf untere Höhen- Unsere Funde konzentrierten sich im halboffenen, mi- grenze der Art im Hinterzartener Moor. STernBerG nerotrophen Bereich zwischen Bohlensteg und offenem (1985: 48): Bodenständigkeitsnachweise. STernBerG Hochmoor mit 15 exuvien; Gründe waren die dortige (1990: 16): Ostmoor „suboptimales Vorkommen“, relativ intensive Suche sowie die gute Zugänglichkeit Westmoor kein nachweis (!). und Übersichtlichkeit der Gewässer. Die wenigen Fun- K. & e. WeSTerMAnn 2015: Acht Daten, alle aus dem de im offenen Westmoor und an dessen rand entspra- Westmoor. Fünf exuvien. chen wahrscheinlich keinesfalls der realität, sondern Schätzung: mindestens 10 frisch geschlüpfte imagi- waren der geringen Suchintensität in den vielen kleinen nes/ exuvien im Westmoor, kein ständiges Vorkom- Schlenken geschuldet. Mit zusätzlichen Funden wäre men im Ostmoor. Gründe für die unvollständige er- auch in den südlichen und nördlichen randbereichen fassung der exuvien siehe bei S. arctica. sowie in der nahumgebung des Bohlenstegs zu rechnen Das Hinterzartener Westmoor liegt mit etwa 880 m gewesen, die ebenfalls nicht kontrolliert wurden. nn im Bereich der unteren Höhengrenze der Art im Ostmoor fanden sich drei exuvien in der Zentralrinne (ScHMiDT 1982, STernBerG 2000b), nur im Oberen und eine im nordöstlichen randgehänge. Hotzenwald fanden sich bisher im Schwarzwald ge- Adulte traten regelmäßig auf, nicht nur ΗΗ, wurden nauso niedrig liegende entwicklungsgewässer (WeS- aber nicht systematisch erfasst. insgesamt 12-mal zwi- TerMAnn 2016a). Die Vielfalt der Habitate allein schen dem 17.06. und dem 21.08. wurden ΘΘ bei der müsste eine erheblich größere Population ermögli- eiablage beobachtet, auffälligerweise immer im offe- chen. nen Westmoor, oft in kleinen rand- und nebenschlen- Drei der fünf exuvien hingen an einer breit ausufern- ken der größeren Gewässer; allein fünf ΘΘ wurden den und sich verzweigenden, zeitweilig durchflosse- hier am 15.07. fast gleichzeitig in einem kleinen Areal nen, von dicken Sphagnum-Polstern gesäumten, mi- registriert. Das ergebnis ist methodisch bedingt, weil nerotroph beeinflussten rinne (Gewässer nr. 9), die wir uns in den entsprechenden Bereichen bevorzugt übrigen an Gewässern des offenen Moors. Dort wur- aufhielten. den zweimal auch eiablagen beobachtet.

5. Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) rL 3

Frühere nachweise: rOSenBOHM (1922a): „bei Hin- terzarten im Juni“. ScHMiDT (1967): Qualitative erfas- sung von imagines. Vorkommen „in relativ hoher Abundanz“ an „offenen oligotrophen Kolken“ und an „mesotrophen Tümpeln“, in „relativ geringer Abun- danz“ auch an der Zentralrinne des Ostmoors. ScHMiDT (1982): Abundanz entsprechend 1963, zahl- reich vor allem an den nährstoffärmeren Kolken. STernBerG (1985: 48): Bodenständigkeitsnachweise. STernBerG (1990: 18): „optimale Vorkommen“ West- moor und Ostmoor. K. & e. WeSTerMAnn 2015: 80 Daten, wobei adulte imagines nicht systematisch dokumentiert wurden. 412 exuvien/ frisch geschlüpfte imagines, von denen 35 auf zwei Schlenken des Ostmoors und die übrigen auf insgesamt 15 Gewässer des Westmoors entfielen. Abb. 19: Weibchen der Arktischen Smaragdlibelle, Die große Zahl der exuvien entsprach der Populati- das vermutlich wenige Stunden zuvor in der nähe onsbiologie der Art im Schwarzwald, die dort zwar geschlüpft war. Foto: e. WeSTerMAnn. nur eine geringe Zahl an Vorkommen in Mooren mit

152 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors sphagnenreichen Gewässern aufweist, aber in op- timalen Habitaten wie im Hinterzartener Westmoor in großen Beständen schlüpft (STernBerG 1990, 2000c). Konservative Schätzung: mindestens 500 frisch ge- schlüpfte imagines im Westmoor. Gründe für die unvollständige erfassung der exuvien:  Zu große intervalle zwischen einzelnen Auf- sammlungen und zwischenzeitliche Verluste von oft nur schwach verankerten exuvien  Zu später Beginn der Aufsammlungen am 27.05., als schon mindestens sechs adulte ΗΗ an drei der wichtigsten fünf emergenzgewässer flogen  Unvollständige Aufsammlungen an unüber- sichtlichen Gewässern, emergenz einzelner in- dividuen an kleinen, nicht überprüften Schlen- ken Die Verteilung der exuvien/ frisch geschlüpften imagines auf die verschiedenen Gewässer zeigt die Abbildung 21. Die emergenzgewässer von Ae. subarctica und L. dubia stimmten oft überein, auch quantitativ (vor allem die Gewässer 1, 5, 7 und 14). es gab aber Abb. 20: Adultes Männchen der Kleinen Moosjungfer. auffällige Abweichungen: Gewässer 3 mit einer Foto: K. WeSTerMAnn.

Leucorrhiniadubia ZahlderExuvien2015

143 7332-43 8-9 1-2

17 16 18 15 8 5 12 9 14 1 7 3 2 6 10 4 ? 20 Zentralrinne Ostmoor 200m

Abb. 21: Verteilung der exuvien der Kleinen Moosjungfer auf die Gewässer des Westmoors. Die beiden Vor- kommen an der Zentralrinne des Ostmoors liegen östlich des Kartenausschnitts und sind als Punkte in Abbil- dung 1 (Seite 2) eingezeichnet. Kartengrundlage wie Abbildung 1.

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 153 einzigen exuvie von Ae. subarctica war das zweitbe- 7. Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) rL 3 deutendste Gewässer für L. dubia; es hatte zwar weit- gehend freies, ziemlich tiefes Wasser, jedoch keine Frühere nachweise: rOSenBOHM (1965): Hinterzarte- flutenden Sphagnen. Die stark verlandeten nord- ner Moor. ScHMiDT (1967): Qualitative erfassung von schlenken hatten zwar für Ae. subarctica erhebliche imagines. Vorkommen „in relativ hoher Abundanz“ an Bedeutung, nicht aber für L. dubia; ihnen fehlten weit- „offenen oligotrophen Kolken“ und an „mesotrophen gehend die freien Wasserflächen. Tümpeln“, in „relativ geringer Abundanz“ auch in Die Phänologie der emergenz verlief zunächst wie „mesotrophen Schwingrasen“. ScHMiDT (1982): vielfach beschrieben. in der letzten Maidekade Schlüpfnachweise an allen Kolken/Schlenken. STern- schlüpften mindestens 43 imagines und in der ersten BerG (1985: 48): nachweis(e). Junidekade ergab sich mit mindestens 217 ein ausge- K. & e. WeSTerMAnn 2015: 19 Daten. 17 exuvien, prägtes Maximum. in den nächsten beiden Dekaden davon 3 im Ostmoor. Maximal 10 adulte imagines am ging die Zahl der frisch geschlüpften imagines erwar- 15.07., auffällig wenige ab 12.08. tungsgemäß wieder auf etwa 46 bzw. 17 zurück. Über- Die emergenzdaten sind zwar stark unterrepräsentiert, raschenderweise fanden wir in der ersten Julidekade weil in den vier Wochen zwischen den Kontrollen am dann jedoch nochmals mindestens 95 exuvien/ frisch 15.07. und 12.08. noch mit verstärkter emergenz zu geschlüpfte imagines. Die auffällig zweigipfelige rechnen war. nach den geringen Zahlen adulter ima- emergenzkurve ist mit methodischen Defiziten, gines existiert im Westmoor und in dessen randberei- Schlechtwetterphasen oder Moorwasserständen nicht chen jedoch nur eine suboptimale, aber aktuell stabile erklärbar (vgl. K. WeSTerMAnn 2016b). Population. Die Vorkommen im Ostmoor sind vom Flugzeit der adulten imagines: 6 adulte ΗΗ schon am Verschwinden bedroht. 27.05. bei der ersten erfassung; letztes Η am 12.08., Diskussion: Die Schwarze Heidelibelle benötigt Ge- an diesem Tag auch ein frisch totes Θ. wässer, die auch freie Wasserflächen haben (vgl. auch WeSTerMAnn 2015) und in denen keine konkurrenz- überlegenen Arten in Anzahl leben. ihre Habitate im 6. Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) Hinterzartener Moor sind wahrscheinlich aus beiden Gründen suboptimal. Durch die im Ostmoor geplanten ScHMiDT (1967) fing ein einzelnes Η am 24.7.1963 an restitutionsmaßnahmen entstehen voraussichtlich für einem oligotrophen Kolk. Die Gewässer sind seither einige Zeit bedeutende entwicklungshabitate der für ein bodenständiges Vorkommen der Art zu stark Schwarzen Heidelibelle. verlandet.

8. Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) rL 1

Frühere nachweise: rOSenBOHM (1922a): „im Juni, Juli in Mooren bei Hinterzarten gefunden“. rOSen- BOHM (1965) nannte zusätzlich zu „Hinterzarten“ auch „erlenbruck“, sodass sehr wahrscheinlich mit Hinter- zarten das Hinterzartener Moor und mit erlenbruck das Keßlermoos (erlenbruckmoor) gemeint waren. ScHMiDT (1967): Qualitative erfassung von imagines. Vorkommen „in relativ hoher Abundanz“ an „offenen oligotrophen Kolken“ und an „mesotrophen Tüm- peln“, einzelfunde in „mesotrophen Schwingrasen“. ScHMiDT (1982): in Anzahl an den randkolken und in den Waldschlenken, in geringer Zahl an den zentralen Kolken. STernBerG (1985: 48): nachweis(e). K. & e. WeSTerMAnn: 54 Daten. 15 exuvien/ frisch geschlüpfte imagines, davon 9 Westmoor nr. 1 und 6 Westmoor nr. 5. Abb. 22: Paarungsrad der Schwarzen Heidelibelle. Die Zahl der entwicklungsnachweise wurde wahr- Foto: K. WeSTerMAnn. scheinlich stark unterschätzt:

154 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors  exuvien waren schwer zu finden und schwierig zu B. Moortolerante Arten sammeln. Frisch geschlüpfte imagines konnten wegen ihrer Verletzlichkeit nicht gefangen werden 9. Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) und waren daher öfters nicht zu bestimmen.  Am 03.06., dem Tag der ersten entwicklungsnach- ScHMiDT (1982): 1 Η 19.9. erstnachweis für das Hin- weise, wurden schon mindestens 35 adulte imagi- terzartener Moor, vorher wahrscheinlich verschiedent- nes, darunter drei Paarungsräder, registriert; acht lich übersehen oder nicht dokumentiert. STernBerG Tage vorher wurde schon das erste adulte Männ- (1985: 48): nachweis(e). chen dokumentiert. Vermutlich blieben im Mai vie- K. & e. WeSTerMAnn: 13 Daten, 22 exuvien, le exuvien unentdeckt. Schlüpfnachweise ca. 09.06. bis 10.07.  Die Speer-Azurjungfer wurde mit nachgeordneter Schätzung: mindestens 30 frisch geschlüpfte imagi- Aufmerksamkeit registriert. nes, unvollständige erfassung wie bei anderen Arten, bisher nicht kontrollierte potentielle entwicklungsge- Adulte imagines wurden an fast allen Gewässern des wässer, u.a. am nordwestlichen Moorrand. Westmoors registriert, konzentrierten sich aber an we- Die Verteilung der exuvien auf die einzelnen Gewäs- nigen (Abb. 23). Von den 160 dokumentierten imagi- ser wird in Abbildung 18 (Seite 151) dargestellt. es nes fanden sich knapp 70% an den Gewässern 1 (40), gab keine Funde von exuvien in den Gewässern des 3 (30), 5 (19), 14 (12) und 17 (10 imagines), wobei offenen Westmoors, sondern nur in den randlichen mi- Gewässer 1 und 3 auch die größten offenen Wasser- nerotrophen „Fieberklee“-Kolken und -rinnsalen, die flächen aufwiesen. Die Verteilung über die verschie- exuvien kamen weitgehend syntop (91%) mit jenen denen Gewässer hatte Ähnlichkeit mit der Verteilung von Aeshna juncea vor (Abb. 18). der exuvien von Leucorrhinia dubia. regelmäßige Vorkommen von imagines in geringer Die Speer-Azurjungfer war zusammen mit der Gemei- Zahl wären zwischen August und Oktober zu erwar- nen Binsenjungfer (Lestes sponsa) 2015 die häufigste ten gewesen. Am 21.08.2015 behauptete ein Η über Kleinlibelle im Hinterzartener Moor. mindestens 20 Minuten ein revier an der größten

Coenagrionhastulatum Summeadulter♂♂ 2015

30-40 10-196-8 3-5 1-2

17 16 18 15 8 5 12 7 9 14 1 6 3 2 10 4 20 200m

Abb. 23: Verteilung der adulten Männchen der Speer-Azurjungfer auf die Gewässer des Westmoors (jeweils Summe 2015 aller registrierungen pro Gewässer). Kartengrundlage wie Abbildung 1.

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 155 Ostschlenke (Gewässer 7) und verjagte in dieser Zeit wegen der drohenden groben Trittspuren nicht durch- mindestens viermal ein Η von Aeshna subarctica führbar war. Möglicherweise entwickelt sich die Art (e. WeSTerMAnn), die 2015 als einzige Aeshnide auch an einem Gewässer und in einem ried am nörd- hier geschlüpft war. lichen Moorrand mit ähnlichen Strukturen, die erst zu spät in der Saison entdeckt wurden. Adulte imagines wurden in demselben Moorbereich 10. Gemeine Smaragdlibelle (Cordulia aenea) dokumentiert, ausnahmsweise ein adultes Η auch am zentralen Moorgewässer nr. 1. An den Gewässern mit Frühere nachweise: rOSenBOHM (1965): Hinterzarte- L. dryas fand sich regelmäßig auch Lestes sponsa. ner Moor. ScHMiDT (1967): Vorkommen „in relativ ho- her Abundanz“ an offenen oligotrophen Kolken, die in späteren Jahren (ScHMiDT 1982) „entsprechend dem 13. Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa) stärkeren Verwachsungsgrad“ fehlten. Frühere nachweise: rOSenBOHM (1922a): „auf dem Hinterzartener Torfmoor“. ScHMiDT (1967): Vorkom- 11. Vierfleck (Libellula quadrimaculata) men „in relativ hoher Abundanz“. ScHMiDT (1982): nur ein Η am 5.7.1976, „der rückgang ist nicht plau- Frühere nachweise: GeeST (1905): „im Hinterzartener sibel“. STernBerG (1985: 48): nachweis(e). Torfmoor bei Freiburg i. Br.“. rOSenBOHM (1965): Hin- K. & e. WeSTerMAnn 2015: 17 Daten, alle aus dem terzartener Moor. ScHMiDT (1967): Vorkommen „in re- Westmoor. lativ hoher Abundanz“ an Kolken und Tümpeln des 36 exuvien, die meisten an den Gewässern 3 und 12 Westmoors, in „relativ geringer Abundanz“ auch an der in randbereichen, nur eine exuvie an einem Gewässer Zentralrinne des Ostmoors. ScHMiDT (1982): einzelfun- des Moorzentrums. de. STernBerG (1985: 48): nachweis(e). K. & e. WeS- Adulte imagines fehlten am 10.07. noch vollständig. TerMAnn (unpubliziert): am 14.07.2005 am Teich der Am 12.08. fanden sie sich spärlich an den Gewässern Jockelesmühle bis zu 10 ad., darunter 1 ΗΘ . 3 (etwa 10 adulte ΗΗ), 4 und 20 in randbereichen. K. & e. WeSTerMAnn 2015: 19 Daten. 9 exuvien Am 18.08. mindestens 2 ΗΘ am Teich der Jockeles- (ziemlich unvollständige Aufsammlung) im Westmoor. mühle. emergenz und eiablagen sowohl in Gewässern des Moorzentrums als auch in minerotrophen randgewäs- sern, sowohl in sehr großen Gewässern als auch in klei- 14. Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) nen Schlenken und Löchern. Frühere nachweise: ScHMiDT (1967): Vorkommen „in relativ geringer Abundanz“ im Westmoor. ScHMiDT 12. Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas) rL 1 (1982): nur ein einzelnes Θ. STernBerG (1985: 48): nachweis(e). K. & e. WeSTerMAnn (unpubliziert): am Frühere nachweise: ScHMiDT (1982): neunachweise in Teich der Jockelesmühle 14.07.2005 etwa 40 ad. ΗΗ geringer Abundanz in den Carex lasiocarpa-Beständen und 3 ΗΘ , 07.06.2007 etwa 65 ad. ΗΗ und 2 ΗΘ . der Waldschlenken, hier nach eigener Beurteilung des K. & e. WeSTerMAnn 2015: 17 Daten, alle aus dem Beobachters 1963 möglicherweise über sehen. STern- Westmoor, wohl überwiegend Zuzügler. ein entwick- BerG (1985: 56): nachweis eines „bodenständigen Vor- lungsnachweis am zentralen Gewässer des West- kommens“ am 1.7.1981. moors. insgesamt 29 adulte imagines wurden (unvoll- K. & e. WeSTerMAnn 2015: 15 Daten, alle aus dem ständig) an insgesamt 10 über das Westmoor verteilten Westmoor. Gewässern dokumentiert. Konzentrationen waren 20 exuvien/ frisch geschlüpfte imagines, die meisten nicht feststellbar. (16 nachweise) an einem Kolk (Gewässer nr. 20) im minerotrophen Moorbereich, einzelne an weiteren Ge- wässern des südlichen Moorrands. Vermutlich kommt 15. Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula) es auch in einem nassen C. lasiocarpa-ried mit vielen kleinen Wasserlöchern zu einer erfolgreichen ent- Frühere nachweise: ScHMiDT (1967): Vorkommen wicklung, wo regelmäßig immature und adulte indi- „in relativ hoher Abundanz“ im Westmoor, in „relativ viduen gesehen wurden, eine systematische nachsu- geringer Abundanz“ auch an der Zentralrinne des che nach exuvien/ frisch geschlüpften imagines aber Ostmoors. ScHMiDT (1982): 1977 in Anzahl an den

156 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors randkolken, sonst 1976/77 nur in geringer Zahl. 20. Glänzende Smaragdlibelle STernBerG (1985: 48): nachweis(e). K. & e. WeS- (Somatochlora metallica) TerMAnn (unpubliziert): am Teich der Jockelesmühle Frühere nachweise: rOSenBOHM (1965): Hinterzarte- u.a. am 14.07.2005 etwa 15 ad. ner Moor. K. & e. WeSTerMAnn (unpubliziert): am K. & e. WeSTerMAnn 2015: 16 Daten, alle aus dem Teich der Jockelesmühle am 14.07.2005 ad. Η. Westmoor. Keine entwicklungsnachweise, was auf den zu späten 21. Plattbauch (Libellula depressa) Beginn der erhebungen am 27.05., das spärliche Vor- Frühere nachweise: STernBerG (1985: 48): nachweis(e). kommen sowie die nachrangige Beachtung der Vor- kommen zurückgeführt werden kann. Unregelmäßig 22. Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) und in kleiner Abundanz (1 bis 4 individuen) adulte Frühere nachweise: rOSenBOHM (1965): Hinterzarte- imagines an verschiedenen Gewässern. Von den 12 ner Moor. ScHMiDT (1967): Vorkommen „in relativ ge- dokumentierten Paarungsrädern und eiablagen nur ringer Abundanz“. ScHMiDT (1982): ein Η („und da- drei an Gewässern des offenen Moors, die übrigen an mit etwas schwächer als 1963“). STernBerG (1985: minerotrophen randgewässern. 48): nachweis(e).

23. Gebänderte Heidelibelle C. Moorfremde Arten (Sympetrum pedemontanum) (Unvollständige, von zufälligen Begegnungen abhän- Frühere nachweise: ScHMiDT (1967): ein Durchzügler gige Liste) im ehemaligen Torfstich am nordöstlichen rand des Ostmoors. STernBerG (1985: 56): nachweis eines 16. Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) Durchzüglers am 15.9.1982. Frühere nachweise: rOSenBOHM (1922a): Hinterzar- tener Torfmoor [in rosenbohm 1965 wurde der Fund- 24. Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) ort allerdings nicht erwähnt]. K. & e. WeSTerMAnn 2015: Am 12.08. ad. Η, dessen Artbestimmung allerdings nicht durch einen Fang ab- 17. Große Königslibelle (Anax imperator) gesichert wurde. Frühere nachweise: K. & e. WeSTerMAnn (unpubli- ziert): am Teich der Jockelesmühle am 14.07.2005 25. Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) ad. Η. Frühere nachweise: ScHMiDT 1967: ad. Η am 29.7.1963 K. & e. WeSTerMAnn 2015: 6 Daten (Durchzügler). in der nähe des „Knüppeldammes“ „durchziehend“. Zwischen dem 26.06. und dem 15.07. war an vier Ta- K. & e. WeSTerMAnn 2015: ad. Η am 06.07. im West- gen ein adultes Η anwesend, das über verschiedenen moor (Durchzügler). Gewässern des Westmoors revierflüge unternahm. eine erfolgreiche Fortpflanzung ist unwahrscheinlich. 26. Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum) Früherer nachweis: rOSenBOHM (1965): „auf dem 18. Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) Hinterzartener Moor“. Frühere nachweise: STernBerG (1985:57): nachweis eines Durchzüglers (ohne nennung eines Datums). 27. Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum) Frühere nachweise: rOSenBOHM (1965): Hinterzarte- 19. Zweigestreifte Quelljungfer ner Moor. K. & e. WeSTerMAnn (unpubliziert): am (Cordulegaster boltonii) Teich der Jockelesmühle u.a. am 14.07.2005 etwa 50 Frühere nachweise: STernBerG (1985: 48): nach- ad. ΗΗ und 6 bis 8 ΗΘ . weis(e). S. KOGniTZKi (briefliche Mitteilung): am östlichen 28. Große Pechlibelle (Ischnura elegans) Moorrand 14.08.2011 ad. Η. K. WeSTerMAnn (unpu- K. & e. WeSTerMAnn (unpubliziert): am Teich der Jo- bliziert): am Bohlensteg am 04.09.2014 ad. Η. ckelesmühle am 07.06.2007 2 ad. ΗΗ, ad. Θ. Am K. & e. WeSTerMAnn 2015: ad. Η am 12.08., das von 18.08.2015 2 ad. ΗΗ. einem paarungsbereiten Η von Ae. subarctica kurz- zeitig gegriffen wurde. ScHMiDT (1982) nannte außerdem Larvenfunde von Vermutlich pflanzt sich die Art in einzelnen nicht un- Nehalennia und Enallagma, die Angaben sind aber tersuchten rinnen des Moors erfolgreich fort. nicht ausreichend belegt (vgl. STernBerG & BUcH- WALD (1999) zu Nehalennia).

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 157 Übersicht der Libellenbestände Diskussion im Ostmoor fanden sich nur noch wenige für Moorli- Methodische Fragen bellen taugliche Gewässer, von denen die beiden in der Zentralrinne verbliebenen ohne die geplanten re- Hauptziel der Untersuchung war es, halbquantitative stitutionsmaßnahmen von der endgültigen Verlandung Daten zu den Beständen moorspezifischer Libellenar- bedroht wären. An ihnen schlüpften Aeshna subarctica ten und deren wichtigste Fortpflanzungsgewässer zu und Sympetrum danae in kleinen, Somatochlora arcti- ermitteln. ca und Leucorrhinia dubia in mäßig großen Bestän- Bis vor wenigen Jahrzehnten war es üblich, Vorkom- den. Alle Bestände sind nach STernBerG (1985, 1990, men durch Feststellungen von Libellen-imagines zu 1995) als suboptimal zu bewerten; dabei ist zu beden- charakterisieren und günstigenfalls qualitative Anga- ken, dass optimale Vorkommen der beiden Libelluli- ben zur Häufigkeit von Arten zu machen. Bei regel- den hohe Abundanzen aufweisen müssen. eine Über- mäßig in Anzahl im artspezifischen Habitat aufgetre- sicht der Arten des Westmoors erfolgt in Tabelle 3. tenen Arten darf noch heute aus solchen Daten für Moortolerante Arten entwickelten sich in eher kleinen das Hinterzartener Moor auf ihre Bodenständigkeit Beständen und eher in den randbereichen. Von moor- und qualitativ auf ihre Häufigkeit geschlossen wer- fremden Arten gelang kein entwicklungsnachweis, den. Spärlich oder selten auftretende Arten ließen wobei an moorfremden Gewässern innerhalb des na- sich jedoch aus heutiger Sicht nicht sicher von turschutzgebietes wie dem Teich der Jockelesmühle Durchzüglern und regelmäßig aus der nahen Umge- und dem Sumpf unterhalb der ehemaligen Müllkippe bung einfliegenden Gästen unterscheiden, sogar während der emergenzperiode keine Daten erhoben wenn revierverhalten und ausnahmsweise Paarbil- wurden. dungen oder eiablagen registriert werden konnten;

Tab. 3: Die Libellenarten des Westmoors 2015, für die eine regelmäßige entwicklung belegt oder wahrschein- lich ist (Moorlibellen gelb, moortolerante Arten hellgelb getönt). Konservative Bestandsschätzungen, die Zah- len sind als untere Grenze zu verstehen.

entwicklungs- Geschätzter Art Bewertung nachweise Bestand Sehr großer, im Schwarzwald noch nie dokumen- tierter Bestand, Kern einer Metapopulation mit Aeshna subarctica 136 ≥ 160 etlichen entwicklungsgewässern, Stammpopula- tion von höchstem naturschutzwert, sehr starke Zunahme Optimales Vorkommen, nur in den randbereichen, Aeshna juncea 17 ≥ 25 rückgang im Moorzentrum Somatochlora arctica 19 ≥ 30 Optimales Vorkommen, Zunahme Mäßig großes, stabiles Vorkommen an der unteren Somatochlora alpestris 5 ≥ 10 Höhengrenze, Wiederansiedlung Optimales Vorkommen, Kern einer Metapopulati- Leucorrhinia dubia 377 ≥ 500 on mit etlichen entwicklungsgewässern Sympetrum danae 14 ≥ 50 ? Suboptimales, derzeit stabiles Vorkommen Coenagrion hastulatum 15 ≥ 100 ad. ΗΗ Langjähriges, derzeit stabiles Vorkommen Aeshna cyanea 22 ≥ 30 Geringer Bestand in den randbereichen Libellula quadrimaculata 9 ≥ 20 Geringer Bestand, auch im Moorzentrum Lestes dryas 20 ≥ 50 Langjähriges, derzeit stabiles Vorkommen Lestes sponsa 36 ≥ 100 Mäßiger Bestand – vor allem in den randbereichen Coenagrion puella 1 gering imagines überwiegend Zuzügler Pyrrhosoma nymphula 0 gering imagines überwiegend Zuzügler

158 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors keinesfalls nur in Moorgewässern darf aus solchen Die exuviensuche ist den anderen beiden Methoden Beobachtungen nicht auf die erfolgreiche entwick- überlegen, weil mit jeder exuvie der nachweis der er- lung einer Art bis zur schlüpfenden imago geschlos- folgreichen entwicklung erbracht ist und Bestände sen werden. in der Artenliste des Hinterzartener frisch geschlüpfter imagines in einer reproduzierbaren Moors ist beispielsweise eine Art wie Coenagrion Weise ermittelt werden können. Wegen des Verlusts puella aufgeführt, die an den Gewässern des West- von exuvien, vor allem bei widrigen Wetterverhält- moors regelmäßig auftrat, deren erfolgreiche ent- nissen, müssten für genaue Bestandsdaten jedoch über wicklung dort jedoch die Ausnahme war. Die Doku- Wochen (fast) täglich meist über Stunden (fast) alle mentation der Bestände von regelmäßig in Anzahl im exuvien abgesammelt werden, ein großer Aufwand, artspezifischen Habitat auftretenden imagines kann der ziemlich selten realisierbar ist. Die exuviensuche allerdings noch heute zu einer wertvollen informa- führt in aller regel zu keinen oder hinnehmbar gerin- tion werden, wenn entwicklungsnachweise nur spär- gen Beeinträchtigungen der Gewässervegetation; von lich zu erbringen sind, in unserer Untersuchung z.B. der Landseite her hinterlässt sie allerdings Spuren in bei Coenagrion hastulatum. der Ufervegetation, die bei fast täglichen Begehungen eine weitergehende und gleichzeitig ökonomisch in einer empfindlichen Vegetation erhebliche Schäden vorteilhafte Methode ist der nachweis von Larven in verursachen können. An den meisten natürlichen einem Gewässer mit Hilfe von Wasser- und Substrat- Moorgewässern verbietet sich daher eine tägliche proben. Mit jeder dokumentierten Larve in einem bis exuviensuche, sodass nur halbquantitative Bestands- zur Art bestimmbaren entwicklungsstadium liegt ein angaben möglich bleiben. Beleg für deren entwicklung im beprobten Gewässer Bei allen Methoden ist für spätere Vergleiche eine vor, die allerdings nicht unbedingt erfolgreich bis ziemlich detaillierte Dokumentation der erhobenen Li- zum Schlupf verlaufen muss; bei einer anhaltenden bellendaten, in Mooren auch der Gewässerstrukturen Austrocknung des Gewässers könnte sie sogar mit vorteilhaft. Frühere erhebungen im Hinterzartener dem Tod (fast) aller individuen einer Art enden. ein Moor (ScHMiDT 1967, 1982; STernBerG 1985, 1990) entwicklungsnachweis im Sinne einer erfolgreichen müssen nach heutigen Standards als unzureichend do- entwicklung vom ei bis zur frisch geschlüpften ima- kumentiert bewertet werden. Fotos von zwei natürli- go kann folglich nicht geführt werden. Dazu kom- chen Schlenkengewässern des Westmoors 1963 men weitere nachteile der Methode: Häufig werden (ScHMiDT 1967) und der Zentralrinne des Ostmoors bei der Beprobung Mikrohabitate zerstört; in dicht 1955 (Abb. 11, Seite 145; aus MOHr & ScHröDer mit flutenden Sphagnen bewachsenen Gewässern sah 1997, Foto: e. LieHL) blieben bisher die einzigen mir ich gelegentlich andernorts noch nach etwa sechs zugänglichen, die einen Vergleich mit den heutigen Wochen etliche Quadratdezimeter große Spuren der Verhältnissen zuließen. Aktivitäten anderer Beobachter – bei der Suche nach Larven von Somatochlora arctica und S. alpestris in deren arttypischen Kleingewässern durchaus erheb- Die aktuelle Bedeutung des Hinterzartener liche oder große Teile des Habitats. Vor allem in grö- Moors für den Schutz von Moorlibellenarten ßeren Gewässern können außerdem nur kleine oder im Schwarzwald sehr kleine Stichproben gewonnen werden, sodass nicht häufige Arten im Allgemeinen nur mit einer im Hinterzartener Moor entwickeln sich sieben Vielzahl von Proben nachgewiesen werden könnten. Moorlibellenarten alljährlich, die meisten in großen Bei allen erhebungen sind höchstens qualitative oder zumindest gesicherten Beständen. im Schwarz- Häufigkeitsklassen ermittelbar und selbst erhebliche wald ist derzeit höchstens ausnahmsweise in einzel- Bestandsveränderungen kaum oder höchstens mit ei- nen Jahren mit weiteren Moorlibellenarten zu rech- nem ziemlich exakt zu wiederholenden Standard der nen. Die Alpen-Mosaikjungfer (Aeshna caerulea) ist Beprobung nachweisbar. STernBerG (1985: 20-22) hier wahrscheinlich ausgestorben. Die Große Moos- kommentierte die Larvensuche in Moorgewässern zu jungfer entwickelte sich früher vielleicht im Hinter- recht kritisch, setzte sie nur selten ein und vermied zartener Moor (ScHMiDT 1967); inzwischen sind dort sie, „wo immer es möglich war“. Später (STernBerG jedoch fast alle Gewässer wegen ihrer fortgeschrit- 1995) relativierte er allerdings seine Kritik, offen- tenen Verlandung für die Art ungeeignet; die einzigen sichtlich weil seine Untersuchungsziele zu einem entwicklungsnachweise im Schwarzwald liegen aus Thema von grundsätzlicher Bedeutung nur mit um- dem Jahr 2014 für den Oberen Hotzenwald vor, wo fangreichen Larvenfängen zu erreichen waren. die Art jedoch in den Jahren 2011 bis 2013 und 2015 fehlte (WeSTerMAnn & WeSTerMAnn 2015). Zusätz-

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 159 lich entwickeln sich im Hinterzartener Moor sicher Große Populationen wiesen 2015 auch die Torf-Mo- oder wahrscheinlich alljährlich mindestens sechs saikjungfer, die Arktische Smaragdlibelle und die moortolerante Arten. Wie in den Vogesen Kleine Moosjungfer auf. nach STernBerG (1990) (JAcQUeMin & BOUDOT 2002) ist zu diesen Arten existierten im Südlichen und Mittleren Schwarzwald auch die Glänzende Binsenjungfer zu rechnen, die von den ersten beiden Arten vier bzw. fünf „optimale im Hinterzartener Moor wahrscheinlich mindestens Vorkommen“, von denen drei bzw. zwei im raum seit 1976 regelmäßig vorkommt (ScHMiDT 1982, Feldberg/ Hinterzarten lagen. Von der Kleinen Moos- STernBerG 1985). jungfer kannte er acht „optimale Vorkommen“, da- Wie ihr Lebensraum „Moor“ sind auch die Moorli- runter Westmoor und Ostmoor Hinterzarten sowie bellen bedroht. Vier Arten des Hinterzartener Moors drei weitere im raum Feldberg/ Hinterzarten. Die einschließlich der Glänzenden Binsenjungfer sind im Alpen-Smaragdlibelle mit nur drei „optimalen Vor- Schwarzwald nach der aktuellen roten Liste (HUn- kommen“ und häufig kleinen Latenzhabitaten Ger & ScHieL 2006) „vom Aussterben bedroht“ (cri- (STernBerG 1990, 2000b) verdient im Hinterzartener tically endangered), eine Art ist „stark gefährdet“ Moor als wahrscheinlich stabile kleine Population (endangered), drei Arten sind als „gefährdet“ (vulne- („nebenhabitat“ im Sinne von STernBerG 1995) an rable) eingestuft. der unteren Höhengrenze der Art besondere Beach- im Hinterzartener Ostmoor pflanzen sich wenige Ar- tung. Von der Speer-Azurjungfer lagen aus der Be- ten in kleinen oder mäßigen Beständen fort, die dort richtsperiode 1996-2005 keine Daten aus dem Süd- stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. lichen und Mittleren Schwarzwald mehr vor im Westmoor dagegen besitzen alle derzeit im (HUnGer et al. 2006), inzwischen wurden jedoch au- Schwarzwald vorkommenden Moorarten stabile Be- tochthone Populationen im Oberen Hotzenwald stände, die meisten dieser Arten mit „optimalen Vor- nachgewiesen (WeSTerMAnn & WeSTerMAnn 2014). kommen“ im Sinne von STernBerG (1990) oder Die Glänzende Binsenjungfer wird für 1996-2005 langjährig gesicherten Beständen. Sie tragen so ent- aus zwei Quadranten des Südschwarzwaldes genannt scheidend oder erheblich zur Stabilisierung der Po- (HUnGer et al. 2006), von denen einer auch das Hin- pulationen von Moorlibellen im Schwarzwald bei terzartener Moor enthält; nachdem für diesen Qua- (Tab. 3). Von größter Bedeutung dürfte sein, dass die dranten aber die Mehrzahl der Moorarten aus dieser Wasserstände fast aller entwicklungsgewässer der Zeit fehlt, ist das Hinterzartener Moor seit S Tern- Hochmoor-Mosaikjungfer, der Kleinen Moosjungfer BerG (1985, 1990, 1995) offensichtlich nicht mehr und der Speer-Azurjungfer während der langen Hit- libellenkundlich untersucht worden. ze- und Trockenperiode 2015 ziemlich stabil blieben und die der übrigen Arten noch ausreichend gewesen sein dürften. STernBerG (1995) schilderte, wie das Veränderungen der Libellenbestände des Scheibenlechtenmoos WT, Stammhabitat der Hoch- Hinterzartener Moors und deren Ursachen moor-Mosaikjungfer, durch die lange Trockenheit 1983 (und das nass-kalte Wetter während der emer- im Ostmoor existierten schon zu Zeiten von ScHMiDT genz 1984) verödete und erst durch Zuwanderer wie- (1967, 1982) und STernBerG (1985, 1990) keine na- derbesiedelt wurde – bei der monatelangen Trocken- türlichen Moorgewässer mehr, sondern nur noch ver- heit könnte im Scheibenlechtenmoos 2015 ein landende entwässerungsgräben und Torfstiche. 2015 entsprechender effekt wiederum eingetreten sein. waren diese Gewässer vollkommen oder weitgehend Herausragend ist im Hinterzartener Moor die Popu- verlandet. Der registrierte starke rückgang der Be- lation der Hochmoor-Mosaikjungfer. im Schwarz- stände der Moorlibellen bis hin zum Verschwinden wald ist bisher noch nie eine derart große Population einiger Arten war damit zu erwarten. als Kern einer Metapopulation dokumentiert worden. im Westmoor registrierte zuerst ScHMiDT (1982) bei STernBerG (1995, 2000a) waren im Südlichen und neuerlichen Kontrollen etwa 15 Jahre nach seinen Mittleren Schwarzwald fünf Stammhabitate bekannt, ersten Besuchen (ScHMiDT 1967) erhebliche Verän- zu denen die beiden Hinterzartener Moore damals derungen der Moorstrukturen und der Libellenfauna: nicht gehörten. Ob er je 100 exuvien in einem Gebiet Die ausgedehnten Schwingdecken waren stärker ab- nachweisen konnte, ist unklar; als größten Jahresbe- getrocknet, sodass ehemals typische Arten wie die stand nannte er (STernBerG 1985, 1995) für das Jahr Hochmoor-Mosaikjungfer fehlten. Tiefe, ehemals of- 1983 79 exuvien mit maximalen Tagesdurchschnit- fene Kolke am östlichen rand der offenen Moorflä- ten um vier exuvien im Scheibenlechtenmoos bei che waren zugewachsen, ihr mesotropher charakter Menzenschwand WT. hatte sich verstärkt; vorherrschende Libellenart war

160 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors jetzt die Torf-Mosaikjungfer, vereinzelt kam auch Das Westmoor war offensichtlich in Teilbereichen noch die Hochmoor- Mosaikjungfer vor. Am meso- wieder regeneriert, andere Deutungen scheinen aus- trophen nordrand der offenen Moorfläche fanden geschlossen. Die Mechanismen der regeneration kön- sich nun auch „eher eutrophe Kolke“. entsprechend nen allerdings mangels verlässlicher Strukturdaten des dem „Zuwachsen der zentralen Kolke“ fehlte die Ge- Westmoors nur in allgemeiner Form diskutiert wer- meine Smaragdlibelle (Cordulia aenea). Keine Aus- den. Wahrscheinlich waren die nährstofffrachten von sage findet sich zu der Tatsache, dass die extrem ra- der Mülldeponie nach deren Abdeckung sowie von schen Veränderungen der Moorstrukturen nur kleinen Zuläufen wieder geringer geworden, sodass anthropogene Ursachen haben konnten. Selbst die das Pflanzenwachstum nachließ und die Gewässer Mülldeponie erwähnte ScHMiDT (1982) nicht. wieder etwas offener wurden. Das Westmoor wird im Zwischen den nährstofffrachten der Mülldeponie Westen über einen breit ausgebauten Graben entwäs- und weiterer Quellen, dem Zuwachsen der Schlenken sert; sein oberes ende setzt derzeit am rand des offe- und Kolke sowie den resultierenden, stark negativen nen Moors an, war hier allerdings stärker verlandet; Veränderungen der Moorlibellenfauna stellte STern- nur bei hohen Wasserständen wie im Mai 2015 sicker- BerG (1985: 114; 2000a: 107) den direkten Zusam- te hier noch erkennbar Wasser davon, sodass eventuell menhang her. Dieser kann aus heutiger Sicht nicht der Moorwasserspiegel leicht ansteigen konnte. bezweifelt werden. Auffällig wurde, dass in der ausgeprägten Hitze- und entgegen meinen erwartungen aufgrund der Literatur- Trockenperiode von Juli bis zum Herbst 2015 im Ge- daten waren 2015 die Libellenbestände des Westmoors gensatz zu anderen bedeutenden Schwarzwaldmooren jedoch wieder erholt und kräftig gewachsen (Tab. 3). der Wasserspiegel des Westmoors noch einigermaßen Zudem hatten sich wieder charakteristische Verteilun- hoch blieb und Austrocknungsschäden nur in den gen der Arten herausgebildet. in den Schlenken des of- „Westschlenken“ und einzelnen randlichen Kolken fenen Übergangs- und Hochmoors dominierte in ein- eintraten. Die ausgedehnten Torfmoosdecken spei- drucksvollen Beständen wieder die Hochmoor- cherten dauerhaft viel Wasser und trugen vermutlich Mosaikjungfer, oft in klassischer Weise syntop mit der entscheidend zur Stabilität des Wasserspiegels bei. Kleinen Moosjungfer (vgl. STernBerG 2000c: 406). Dort war auch die Speer-Azurjungfer verbreitet. Häu- figer als zu STernBerGS Zeiten schlüpften ebenso die Monitoring von Moorlibellen beiden Smaragdlibellen-Arten, die sich wahrscheinlich über das ganze Westmoor verteilt hatten. Auch wenn Die letzten systematischen erhebungen von Moorli- Männchen der Torf-Mosaikjungfer und der Blaugrünen bellen im Hinterzartener Moor lagen mindestens Mosaikjungfer revierflüge in Schlenken des Über- zweieinhalb Jahrzehnte zurück. Angesichts der Sel- gangs- und Hochmoors unternahmen, blieben schlüp- tenheit der meisten Arten und der allgemeinen Be- fende imagines dieser Arten fast vollständig auf die mi- drohung der mitteleuropäischen Moore durch Klima- nerotrophen randbereiche beschränkt. wandel und eutrophierung ist diese Zeitspanne viel

Tab. 4: Moore im Südschwarzwald mit Stammhabitaten der fünf wichtigsten, aktuell regelmäßig vorkom- menden Moorlibellenarten (STernBerG 1990, 1995; e. WeSTerMAnn 2016, K. WeSTerMAnn 2016) – Basis eines Monitorings für Moorlibellen. Gelbe Tönung: Prioritäre Arten und Moore. Zeichen vgl. Tabelle S. 146.

Ae. subarctica Ae. juncea S. arctica S. alpestris L. dubia Hinterzartener Moor/ Westmoor 2016 n n n ® n Keßlermoos Hinterzarten 1990 ® n ® ® Feldseemoor 1990 n n ® ® n Waldhofwiese 1990 n n ® n Hirschbädermoos 1990 ® ® ® n ® Scheibenlechtenmoos 1990 n ® n n n Urseemoos 1990/ 1995 n ® ® ibacher Moos 2016 n ® Leimenlöcher 2016 ® ® ® ® n Tiefenhäuser Moos 1990 ® n ® ® n

naturschutz südl. Oberrhein 8 (2016): 139-165 161 zu lang. Moorlibellen sind zudem gute indikatoren weitere Moorschmetterlinge oder die 2015 sehr häu- für den Zustand ihrer Moorgewässer und damit indi- fige Sumpfschrecke (Stetophyma grossum) regelmä- rekt für den Zustand ihrer Moore. Der Wasserstand ßig nach festen Standards überprüft werden. ihrer entwicklungsgewässer und damit ihr Fortpflan- Da Klimawandel und allgemeine eutrophierung ge- zungserfolg hängt nämlich direkt mit dem Moorwas- nerell wirksam sind und der Wasserzulauf von Süden serspiegel zusammen. Moorarten flacher Gewässer durch die Bahnlinie und den Siedlungsbau weitge- wie Aeshna subarctica, Somatochlora alpestris und hend abgeschnitten ist (V. SenGBUScH 2015), besteht Somatochlora arctica reagieren rasch auf Absenkun- mittelfristig auch im Westmoor erheblicher Hand- gen des Moorwasserspiegels. Andere Arten sind in- lungsbedarf: dikatoren des Verlandungsgrades. Bei einer eutro-  Auch wenn sich die Phase extrem rascher Verlan- phierung verschwinden Arten wie Aeshna subarctica dung allmählich abzuschwächen scheint, sind ver- und Zeiger mesotropher Gewässer wie Aeshna jun- schiedene Moorgewässer in wenigen Jahrzehnten cea wandern ein (STernBerG 2000a: 108) oder moor- infolge anthropogener Ursachen verloren gegangen tolerante Arten werden häufiger. Für Aeshna sub- und die anderen durch weitere beschleunigte Ver- arctica und andere Arten sind zusätzlich sehr landung immer noch stark bedroht. nur eine – ver- spezifische und komplexe Ansprüche der Larven an mutlich geringe, aber dennoch schwierig umsetz- Gewässertemperatur, existenz von Flachwasserzo- bare – erhöhung des Moorwasserspiegels kann nen, stabile Wasserführung oder Gewässervegetation zusammen mit einer noch weitergehenden Verrin- belegt (STernBerG 1990). gerung von nährstoffeinträgen über das Boden- ein Monitoring der Arten Aeshna subarctica, Aeshna wasser die Verlandung weiter verlangsamen. juncea, Somatochlora alpestris, Somatochlora arcti-  Bei hohen Wasserständen fließt Oberflächenwasser ca und Leucorrhinia dubia, die gleichzeitig sehr spe- aus dem westlichen Teil des Westmoors ab. es fehlt zielle Moorhabitate beanspruchen, ist im Süd- zur Bildung von Sphagnendecken, sodass in die- schwarzwald dringend. Besonders aussagefähig ist sem Bereich fast alle Schlenken monatelang voll- dabei die Kontrolle in den jeweiligen Stammhabita- ständig trocken fallen. Die rückhaltung von Ober- ten (Tab. 4), von denen jedes im Abstand von etwa flächenwasser im nordwestlichen Moorbereich ist fünf Jahren überprüft werden sollte. einfache erfas- daher vordringlich. sungsmethoden, mit denen nur über Vorkommen  nährstoffeinträge aus der Mülldeponie und über oder Fehlen und allenfalls über qualitative Häufig- Zuläufe in rinnen müssen aufwändig soweit wie keitsmerkmale entschieden werden kann, sind ange- möglich weiter reduziert werden. sichts der dynamischen Veränderung vieler Bestände  Die Fichtenbestände auf der nordseite des West- nicht zielführend; für die fünf Großlibellenarten kä- moors (und in vielen anderen Bereichen) sind keine me daher nur eine halbquantitative exuviensuche in FFH-Lebensräume, weder „Moorwälder“ noch „bo- Frage. densaure nadelwälder“, die auf silikatischen Stand- ergebnisse sollten im Sinne eines wissenschaftlichen orten im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte Belegs publiziert werden. Dann kann auch bei nega- und nicht auf Torfböden zu stehen hätten. es sind tiven Veränderungen ein dringender Handlungsbe- Forsten des 20. Jahrhunderts (vgl. MOHr & ScHrö- darf erfahrungsgemäß besser vermittelt und umge- Der 1997), die damit zu den „älteren Fichtenforsten“ setzt werden. zählen, die „hoffentlich einmal naturgemäßeren und ansprechenderen Beständen Platz machen“ (Meine- Ke 2011). Die Fichten verdunsten im nahbereich Maßnahmen im Hinterzartener Westmoor zum offenen Moor viel Wasser, das dem Moorwas- serspiegel zugute kommen könnte. nährstoffe im im Gegensatz zum Ostmoor könnte das Westmoor den Hangwasser könnten erheblich verringert werden, Anschein erwecken, dass Maßnahmen nicht erforder- indem die Bewirtschaftung der Wiesen unterhalb der lich sind. B 31 an die herausragende naturschutzfunktion des in Zukunft sollten jedoch zunächst Moorwasserstände, Moors angepasst würde und im Hang auf nassen, of- Wasserparameter unter einschluss der eutrophierten fenen Flächen Sphagnen gefördert würden. Bereiche, Gewässerverlandung, Vegetation, Spirken-  nasse Seggenrieder am Süd- und nordrand werden wachstum, floristische Kostbarkeiten wie der derzeit häufig von Gehölzen bedrängt, die mit Ausnahme verbreitete Sumpf-Wasserschlauch (Utricularia sty- der Spirken ausgestockt werden sollten. gia), Moorlibellen, weitere insektenarten wie der 2015 häufige Hochmoor-Bläuling (Plebejus optilete) und

162 K. WeSTerMAnn: Libellen des Hinterzartener Moors Libellenbeobachtung im Hinterzartener Moor? gegebenenfalls Maßnahmen gegen negative entwick- lungen zu legitimieren. Heute gibt es zunehmend Libellenkundige und -foto- grafen, die Gebiete mit bekannten Vorkommen selte- ner Arten zu reinen Beobachtungszwecken besuchen Dank und weite Anfahrten dabei nicht scheuen. Libellen der Moore sind wegen ihrer Seltenheit attraktiv. elisabeth Westermann danke ich herzlich. Ohne ihre Das Hinterzartener Moor ist zur Beobachtung von intensive und kompetente Beteiligung an allen Kon- Moorlibellen allerdings nicht geeignet. Die öffentli- trollen wäre diese Arbeit nicht durchführbar gewesen. chen Wege queren nur im Bereich des „Bohlenwegs“ Besonderen Dank verdient Thomas Kutter (referent (Abb. 1, 3) einen halboffenen Moorbereich, in dessen für Moorschutz beim Landesverband Baden-Württem- nahbereich aber nur unregelmäßig Fortpflanzungsha- berg des nABU) für seine kollegiale Unterstützung. bitate einer einzigen Art, der Arktischen Smaragdlibel- er zeigte mir wesentliche Moorstrukturen, vermittelte le, vorkommen dürften. Zufallsbeobachtungen von ja- bereitwillig die naturschutzrechtlichen Befreiungen, genden imagines sind auf den öffentlichen Wegen nur informierte mich ausführlich über die geplanten re- selten möglich. Der Zugang zum Westmoor und seinen stitutionen und half bei zwei Kontrollen engagiert mit. Moorgewässern ist zu recht strikt untersagt, weil Tritt- Beide gaben wertvolle ratschläge für die Verbesse- schäden und nährstoffeinträge die Folge wären. Beob- rung des Manuskripts. Der zuständige Sachbearbeiter achter, die gegen das Wegegebot der naturschutzver- Gabriel rösch im referat 56, naturschutz und Land- ordnung verstoßen, verursachen Schäden. schaftspflege, des regierungspräsidiums Freiburg sah Bestandskontrollen von Moororganismen und -struk- dankenswerterweise das Manuskript ebenfalls kritisch turen wie die vorliegende Libellenkartierung sind je- durch und wies auf zwei sinnvolle Korrekturen hin. doch in regelmäßigen Abständen unverzichtbar, um Dem regierungspräsidium danke ich auch für die na- die einhaltung der Schutzziele zu überprüfen und turschutzrechtlichen Befreiungen.

Zusammenfassung: Das Hinterzartener Moor ist auf einer Fläche von über 80 ha als naturschutzgebiet ausgewiesen. es besteht aus einem naturnahen Übergangs- und Hochmoor, dem „Westmoor“, einem partiell entwässerten Hochmoor, dem „Ostmoor“, und Fichtenforsten und Wiesen. Das Westmoor weist etliche große Schlenken und Kolke sowie viele Kleingewässer auf. An zwölf Tagen zwischen ende Mai und Anfang September 2015 wurden dort von den Ge- wässerrändern her die exuvien abgesammelt. Allein vier Kontrollen fanden dabei wegen eines ausgeprägten emergenzhöhepunktes von Aeshna subarctica in der ersten Julihälfte statt. Alle im Schwarzwald regelmäßig sich entwickelnden Moorlibellenarten waren im Westmoor bodenständig, Aeshna subarctica in sehr großen, Aeshna juncea, Somatochlora arctica, Leucorrhinia dubia und Coenagrion hastulatum in ziemlich großen Be- ständen. Somatochlora alpestris wies einen kleinen, aber vermutlich stabilen Bestand an ihrer unteren Höhen- grenze im Schwarzwald auf. Bemerkenswert war auch ein kleiner Bestand von Lestes dryas in einem randlichen Seggenried, der schon vor etwa 40 Jahren erstmals nachgewiesen wurde. Vor wenigen Jahrzehnten wurden starke Bestandseinbrüche von Aeshna subarctica und anderen Arten aus dem Westmoor gemeldet, die ursächlich mit einer raschen Verlandung und eutrophierung aufgrund von nährstoff- frachten einer Müllkippe und zufließender rinnsale zusammenhingen. Die vorliegende erhebung war trotz der Dynamik, mit der sich damals die Libellenbestände im Hinterzartener Moor verändert hatten, die erste seit dieser Zeit. Sie erbrachte überraschend hohe Bestände der wertgebenden Arten, die nur auf eine teilweise regeneration des Westmoors zurückgeführt werden können. Herausragend war Aeshna subarctica, die offensichtlich hier neu- erdings den Kern der Metapopulation im raum Hinterzarten/ Feldberg entwickelt hat. Zukünftig sollten die er- hebungen in einem regelmäßigen Turnus von etwa fünf Jahren wiederholt und die regeneration durch verschie- dene Maßnahmen gestützt werden. im Ostmoor existierten schon seit längerem keine natürlichen Moorgewässer mehr. Aktuell kommen nur noch wenige Arten in wenigen exemplaren an fast vollständig verlandeten ehemaligen entwässerungsgräben und Torfstichen vor. restitutionsmaßnahmen des nABU Baden-Württemberg werden jedoch zu einer erheblichen Anhebung des Moorwasserspiegels führen und neue Lebensräume für Moorlibellen schaffen.

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Anschrift des Verfassers: Karl Westermann, Buchenweg 2, D-79365 rheinhausen.

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