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15 / 16 SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Donnerstag 5.5.2016 Freitag 6.5.2016 3. Abo C Herkulessaal der Münchner Residenz 20.00 – ca. 22.15 Uhr Samstag 7.5.2016 Weidener Meisterkonzerte Max-Reger-Halle in Weiden 18.00 Uhr – ca. 20.15 Uhr Leider musste Franz Welser-Möst sein Engagement beim Symphonieor- chester des Bayerischen Rundfunks für die Konzerte dieser Woche wegen einer plötzlichen Erkrankung absagen. Wir freuen uns sehr, dass sich Karl-Heinz Steffens bereit erklärt hat, die Konzerte in München und Weiden zu dirigieren und auch das geplante Programm zu übernehmen. 15 / 16 KARL-HEINZ STEFFENS Leitung MICHAEL VOLLE Bariton CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Einstudierung: Michael Gläser SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS KONZERTEINFÜHRUNG München, 5./6.5.2016 18.45 Uhr | Herkulessaal Weiden, 7.5.2016 17.00 Uhr | Gustav-von-Schlör-Saal Moderation: Dr. Renate Ulm Gast: Michael Volle LIVE-ÜBERTRAGUNG aus dem Münchner Herkulessaal in Surround Freitag, 6.5.2016, auf BR-KLASSIK PausenZeichen: Bernhard Neuhoff im Gespräch mit Michael Volle und Karl-Heinz Steffens SENDETERMIN des Konzertmitschnitts aus der Max-Reger-Halle in Weiden Sonntag, 20.11.2016, ab 10.05 Uhr in der »Symphonischen Matinée« Konzert zum Nachhören (on demand): Eine Woche abrufbar auf www.br-klassik.de 4 Programm Johannes Brahms Tragische Ouvertüre für Orchester d-Moll, op. 81 • Allegro ma non troppo – Molto più moderato – Tempo primo (ma tranquillo) Max Reger »Requiem« (nach Friedrich Hebbel), op. 144b für Bariton solo, gemischten Chor und Orchester Pause Johannes Brahms Symphonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 • Allegro con brio • Andante • Poco Allegretto • Allegro Johannes Brahms »Schicksalslied« für Chor und Orchester, op. 54 • Langsam und sehnsuchtsvoll – Allegro – Adagio 5 Programm Würdiger Ernst und klassizistische Strenge Zu Johannes Brahms’ Tragischer Ouvertüre op. 81 Monika Lichtenfeld In einer schöpferischen Entstehungszeit Pause zwischen größeren Sommer 1880 in Bad Ischl Uraufführung symphonischen und konzertanten Projekten ent- 26. Dezember 1880 in Wien warf Brahms die beiden Konzertouvertüren op. 80 unter der Leitung von und op. 81. Sie bilden, wie so manche anderen Hans Richter Lebensdaten des Brahms-Werke gleichen Genres, ein komplemen- Komponisten täres Paar: »Die eine weint, die andere lacht«, 7. Mai 1833 in Hamburg – notierte der Komponist dazu in einem Brief an 3. April 1897 in Wien seinen Kollegen Carl Reinecke. Mit der »lachen- den« war die Akademische Festouvertüre op. 80 gemeint, Brahms’ tönender Dank für die Ernen- nung zum Ehrendoktor der Universität Breslau – gewissermaßen eine »musikalische Promotions- vorlesung«, die der Komponist selbst an Ort und Stelle, im Breslauer Orchesterverein seines Freun- des Bernhard Scholz, am 4. Januar 1881 aus der Taufe hob. Ausgearbeitet hatte er das Werk in den Sommermonaten des Vorjahres in Bad Ischl im Salzkammergut, einem der bevorzugten Kur- und Ferienorte des Österreichischen Adels wie der Künstler und Intellektuellen in der k.u.k. Monarchie. Mit diesem so heiter-affirmativen Gelegenheits- werk, das er selbst als »ein sehr lustiges Potpourri über Studentenlieder à la Suppé« charakterisierte, war Brahms’ Kompositionspensum für den Som- mer 1880 allerdings noch nicht erschöpft. Am 28. August berichtete er dem Wiener Freund Theodor Billroth: »Die ›Akademische‹ hat mich noch zu einer zweiten Ouvertüre verführt, die ich nur eine ›Dramatische‹ zu nennen weiß – was mir wieder nicht gefällt.« Und in einem Brief vom 6. September schrieb er seinem Verleger Fritz Simrock nach Berlin: »Bei der Gelegenheit 6 Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« Die Universität in Breslau, Stahlstich aus dem 19. Jahrhundert konnte ich meinem melancholischen Gemüt die Genugtuung nicht ver- sagen – auch eine Trauerspielouvertüre zu schreiben.« Wie zuvor schon bei dem Schwesterwerk war Brahms sich lange unschlüssig, wie er die Partitur bezeichnen sollte, worauf ein weiterer Brief an Bernhard Scholz in Breslau verweist: »Du kannst [für unser Breslauer Konzert im Januar] noch eine ›dramatische‹ oder ›tragische‹ oder ›Trauerspiel-Ouvertüre‹ aufs Programm setzen. Du siehst, auch diesmal kann ich keinen Titel finden, kannst Du helfen?« Die Tragische Ouvertüre, wie sie dann definitiv benannt wurde, hat allerdings eine komplexere Vorgeschichte, als es die dürren Fakten und beredten Briefzitate aus der Ischler Sommerfrische 1880 er- ahnen lassen. Einer Überlieferung des Brahms-Biographen Max Kalbeck zufolge verdankte sich das Werk einer Anregung des damaligen Wiener Burgtheaterdirektors Franz Dingelstedt, der beide Teile von Goethes Faust als großes dramatisch-musikalisches Spektakel in der Hofoper inszenie- ren wollte und sich Brahms als kompositorischen Mitarbeiter ausersehen hatte. Das Projekt zerschlug sich indes, da Dingelstedt kurz darauf starb. Kalbecks Hypothese, dass die Tragische ursprünglich eine Faust-Ouvertüre hätte werden sollen und die beiden Mittelsätze der Dritten Symphonie zunächst ebenfalls für dieses Projekt geplant waren, lässt sich jedoch so wenig verifizieren wie Vermutungen anderer Brahms-Forscher, die auf Werke von Shakespeare, Aischylos, Plutarch oder die seinerzeit so beliebten Coriolan-Dramen als Inspirationsmodelle verweisen. Auf der Suche nach den wahren Quellen der Tragischen Ouvertüre stieß Karl Geiringer im 7 Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« Bad Ischl, hier verbrachte Brahms ab 1880 des Öfteren seine Sommermonate Archiv der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde auf ein Brahms’sches Skizzenheft aus den späten 1860er Jahren, das neben Entwürfen zu den Liebeslieder-Walzern op. 52 und der Alt-Rhapsodie op. 53 auch eine 64-tak- tige Skizze enthält, die einem substanziellen Teil der Ouvertüren-Exposi- tion entspricht. Wofür diese Skizze ursprünglich gedacht war, bleibt ein Rätsel. Gut möglich jedenfalls, dass Brahms sie seinerzeit zur späteren Verwendung liegen ließ und dann 1880 in Ischl auf den mehr als zehn Jahre älteren Entwurf zurückgriff, um die Ausarbeitung des aktuellen Projekts zu beschleunigen. Uraufgeführt wurde die Tragische Ouvertüre am 26. Dezember 1880 in einem Konzert der Wiener Philharmoniker unter Hans Richter, worüber Eduard Hanslick in der Neuen Freien Presse berichtete: »Die Ouvertüre [...] fließt in einem ununterbrochenen Zuge, Allegro moderato, ohne Tact und Tempowechsel dahin, durchwegs erfüllt von einem pathetischen Ernste, der mitunter ans Herbe streift, aber niemals das ›Tragische‹ ins Grässliche verzerrt. Das Werk ist in seiner breiten Anlage und in seinen reichen, geistvollen Combinationen kaum auf einmaliges Anhören auf- zufassen und zu würdigen. Ich glaube nicht, dass viele Herzen für die ›Tragische Ouvertüre‹ schlagen werden. Ihr Pathos ist von einer schwülen, 8 Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« Das Wohnhaus von Johannes Brahms in Bad Ischl niederdrückenden Schwere, wie durchfeuchtet von nordischem Nebel. Weder die holde Mädchengestalt, noch die schmetternde Schlachtfan- fare, die in keiner Shakespeare’schen Tragödie fehlt, erhellt das erhabene Dunkel des Brahms’schen Trauerspieles. Wenn wir uns durchaus für eine Tragödie entscheiden müssten, welche mit Brahms’ Ouvertüre einzuleiten wäre, so würden wir wohl ›Hamlet‹ nennen.« Wo immer Zeitzeugen wie Nachfahren das literarische Modell dieser Ouvertüre zu verorten versuchten, ob in der griechischen oder römischen Antike, bei Shakespeare oder bei Goethe, im Faust oder im Hamlet – eines ist sicher: Brahms selbst hat stets betont, dass er keinerlei program- matisches Konzept im Auge hatte, dass ihn allein die Idee des Tragischen an sich bei der Komposition geleitet habe. Dieser Idee entsprechend sind die thematischen Gestalten – bis auf den eher lyrisch geprägten Seitenge- danken, der allerdings im weiteren Verlauf kaum eine Rolle spielt – von heroisch-pathetischem Charakter. Zum würdigen Ernst der Grundstim- mung tragen auch der streng klassizistische Aufbau, die kunstvolle kon- trapunktische Arbeit (die später Schönberg zum Vorbild diente) und die vorwiegend dunkel getönten Klangfarben des Orchestersatzes bei. Auffal- lend aber ist der Mangel an persönlichen, emotionalen Tönen ebenso wie der Verzicht auf effektvolle Pointierung dramatischer Konflikte, wie sie einer Trauerspiel-Ouvertüre wohl angestanden hätten. Im formstruktu- rellen Prozess des Brahms’schen Œuvres markiert die Tragische etwa die Mitte zwischen den beiden ersten und den beiden letzten Symphonien, und in manchem koloristischen Detail wie auch im »Naturtableau« der Überleitung zwischen Haupt- und Seitensatz weist sie bereits auf spätere Entwicklungen, etwa in Mahlers frühen Symphonien, voraus. 9 Johannes Brahms »Tragische Ouvertüre« Aus dem Reich der Toten Zu Max Reger und »seinem« Requiem op. 144b Georg-Albrecht Es ist durchaus »sein« Entstehungszeit Eckle Requiem. Nicht, dass Re- Abschluss der Partitur am 25. August 1915 in Jena ger mehr oder minder be- Widmung wusst seinen eigenen Grabgesang geschrieben »Dem Andenken der im hätte; vielmehr nimmt dieser kaum viertelstün- grossen Kriege gefallenen deutschen Helden« dige »Gesang« die Spannungen der Reger’schen Uraufführung Existenz auf und verdichtet sie musikalisch, so 16. Juli 1916 posthum in dass sein Schöpfer am Ende selbst überrascht war, einer Reger-Gedächtnisfeier des Bachvereins Heidelberg was daraus geworden ist: »[…] mit das Schönste, unter der Leitung von was ich je geschrieben habe« (Brief an den Ver- Philipp Wolfrum leger Simrock vom 31. August 1915). Und das Lebensdaten des Komponisten geschah gegen seine ursprüngliche Vision von 19. März 1873 in Brand einem »Requiem im grossen