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SWR2 Musikpassagen

Geburtshelfer am Mischpult Das westdeutsche Produzentengenie Von Bernd Gürtler

Sendung: Sonntag, 3. Januar 2016, 23.03 Uhr Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2016

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EURYTHMICS: Le Sinestre (2:44) CD/11

1987 ist Conny Plank im Alter von siebenundvierzig Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Sohn Stephan Plank ist über die Jahre in die Rolle eines Nachlassverwalters hineingewachsen. (7)

O-Ton: (deutsch) (0:32) (01) Als mein Vater gestorben ist, war ich dreizehn Jahre alt. Da war es Papa, der tot war. Je länger ich dann in der Musikbranche gearbeitet habe, das heißt, ich habe das Studio meines Vaters weitergeführt, mit meiner Mutter zusammen; je mehr ich mich in der Musikbranche bewegt habe, ist mir aufgefallen, wie sehr ich über meinen Vater definiert werde. Ich komme irgendwohin, werde vorgestellt und als nächstes heißt es, oh Gott, du bist der Sohn von Conny Plank, toll, super. Da drüber ist das dann entstanden.

Der Versuchung, es sich im Windschatten des Vaters bequem zu machen, widersteht Stephan Plank. Er studiert Wirtschaftspolitik und sucht sich eigene Betätigungsfelder. (10)

O-Ton: (deutsch) (0:13) (02) Ich habe mit vierzehn mein erstes Computerspiel gemacht, mit Lucas Arts zusammen, habe danach mit Filmproduktionen weitergearbeitet und Regieassistenz gemacht. Und jetzt mache ich meinen ersten eigenen großen Film.

Aufs Musikgeschäft will er sich nur so weit einlassen, dass keine direkte Konkurrenzsituation mit seinem alten Herrn entsteht. (12)

O-Ton: (deutsch) (0:13) (03) Naja, sagen wir so, ich selber habe nie Musik gemacht, nie Musik produziert, weil schon ein gewaltiger Respekt vor dem Lorbeer des Vaters da ist. Mit dem sich anzulegen, ist nicht mein Ziel gewesen.

Erst vor kurzem im Tonbandarchiv des Vaters entdeckt, ein Hinweis, der ein etwas anderes Licht auf ein Gesamtwerk wirft, das neben den Eurythmics unter anderem die Gruppe Neu! und das Soloschaffen von Neu!-Gründer umfasst. Michael Rothers Solodebüt „“ wird von Conny Plank produziert. (17)

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MICHAEL ROTHER: Feuerland (7:06) CD/04

Jahrelang wird es als Familienanekdote kolportiert, dass Conny Plank auch eine Produktion mit Jazzkoryphäe Duke Ellington absolviert hat. Stephan Plank fand im Nachlass ein Tonband als Beleg, und mit einem Mal ergab alles einen Sinn. (21)

O-Ton: (deutsch) (0:23) (04) Das ist allerdings etwas sehr subjektives. Ich empfinde das, was ich da höre als eine Brücke zwischen den Zeiten. Mein Vater kommt aus Kaiserslautern, nach dem Krieg ist er da groß geworden, hat sehr viel Troup Entertainment abgekriegt, und bei mir zu Hause war ganz klar, dass die Jazzmusiker seine Helden waren.

Die Duke Ellington-Episode verbindet das Vorher mit dem Nachher. Die Ausbildung des Vaters zum Elektroingenieur, seine Tätigkeit als Sendetechniker bei der Europawelle Saar, seinen Wechsel nach Köln ins Rhenus Studio, seine Tonassistenz bei Konzertauftritten von Marlene Dietrich und nachher vor allem mit dem, das als in die Geschichte eingehen sollte. Als Geburtshelfer am Mischpult ist Conny Plank eine Schlüsselfigur im westdeutschen Krautrock.

O-Ton: (deutsch) (0:41) (05) Das waren für mich zwei separate Dinge. Es gab einmal diese Geschichte von Duke Ellington und meinem Vater und dass er eine Liebe für Jazz hat. Und dann gab es die frühen Platten von und Neu! Und dann habe ich dieses bBand das erste Mal gehört, und für mich hat es klick gemacht, wie wenn das letzte Puzzleteil eingesetzt wird. Ich hatte das Gefühl, höre ich hier gerade Duke Ellington, der fast sowas wie Kraut macht? Und ist das die Brücke, der Missing Link, wie mein Vater von der einen Gedankenwelt in die andere Gedankenwelt gekommen ist? Aber das ist meine persönliche Meinung, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Zwei Duke Ellington-Stücke in jeweils drei Versionen entstehen 1970 im Kölner Rhenus Studio. Der Produzent, Conny Plank. (30)

DUKE ELLINGTON: Alerado (3:57) CD/01

Stephan Plank hofft darauf, dass die Duke Ellington-Produktion seines Vaters sowohl der Jazzfraktion einen Erkenntnisgewinn bringt als auch das Phänomen Krautrock verständlicher macht. (33)

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O-Ton: (deutsch) (0:43) (06) Ich glaube, für die Jazzfans ist es schön zu hören, wie Ellington mit einem Stück arbeitet, und wie es sich verändert über die Zeit. Und für die Krautrockabteilung ist es spannend, diesen Missing Link zu finden, den Punkt. Danach ist mein Vater mit Kraftwerk ins Studio gegangen, oder besser gesagt Proto-Kraftwerk, mit der Organisation und hat das erste Album aufgenommen. In der zeitlichen Abfolge ist das eine nach dem anderen geschehen, und da hat eine Befruchtung stattgefunden, die nicht mehr rückgängig zu machen war, und die dann doch große Wellen geschlagen hat.

Ein Zufall dürfte es jedenfalls nicht gewesen sein, dass Conny Plank bereits herausragende Krautrock-Formationen der ersten Stunde betreut, neben Neu! und Kraftwerk auch Cluster.

CLUSTER: Für die Katz (3:00) CD/03

Kein Krautrock ohne amerikanische Jazzeinflüsse. Was, wenn Stephan Plank Recht hat und eine Befruchtung stattfand? (38)

O-Ton: (deutsch) (1:03) (07) Ja, ich glaube, dass Krautrock in die Zeit einzuordnen ist. Man muss sich überlegen, wo die herkommen. Die erste Generation Krautrock, das sind alles Kriegskinder gewesen und die haben auf gewisse Art und Weise, dieser Satz, trau keinem über dreißig kommt daher, dass alle Leute über dreißig in irgendeiner Form eine Position zu der NS-Zeit hatten, und das, was den Krautrockern, so wie ich es verstehe wichtig war, ist, dass sie ein neues deutsches Musikverständnis hatten. Wobei sie nicht die Vergangenheit verneinen, sondern sich davon frei machen und etwas Neues aufmachen. Wo sie ganz klar sagen, es ist eine Trennlinie, wir machen keinen Schlager, wir machen keinen Rock’n’Roll, wie uns das aufoktroyiert wird von der Welt, sondern wir machen etwas Eigenes.

Krautrock ist das Eigene, und Krautrock der ersten Stunde besteht mehr oder weniger aus freier Improvisation, wie bei frühen Neu!, bei den frühen Cluster, beim Kraftwerk-Vorläufer Organisation. Conny Plank kam das bekannt vor, dank seiner Jazzerfahrung. Kraftwerk profitieren bei fünf Alben von seinem Knowhow, das einzige Album der Organisation mitgerechnet. Das erste Stück des ersten richtigen Kraftwerk-Albums heißt „Ruckzuck“ und ist heute ein Klassiker. (45)

KRAFTWERK: Ruckzuck (7:48) LP A-1

Der Jazz mit seinem Off Beat und seinem Hang zur Improvisation bringt ein Gefühl von Freiheit, von Nonkonformismus ins noch vom Gleichschritt der

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NS-Zeit geprägten Nachkriegsdeutschland. Conny Plank überträgt das auf seine Produktionsweise. Sein Geheimnis als Geburtshelfer am Mischpult war, dass er Dinge geschehen ließ, den Bands geholfen hat, sich selbst zu finden und die Ergebnisse tontechnisch professionell aufbereitet hat, konnte Cluster- Mitstreiter berichten. (53)

O-Ton: (deutsch) (1:03) (08) Das war ja sowieso unser ganzer Werdegang. Wir haben total frei gespielt. Wir hatten nur den Wunsch, irgendwas zu machen. In Dieser Zeit gab es von der Musik her gesehen in Deutschland ziemlich viel Schrott oder Importware. Es gab keine Radiosender, außer AFN, wo man mal was anderes hören konnte. Also da musste man schon selber ran, wenn man was Neues haben wollte. Und ein Produzent, der kann seinen Willen durchsetzen oder auch nicht. Aber er war nicht der Typ, der seinen Stil rein gebracht hätte. Er hat seinen Stil gehabt von Klangqualität, von der Aufnahmetechnik, wie er da rangegangen ist. Aber nicht von der Art der Musik her.

Brian Eno ist der Erste im angloamerikanischen Raum, der gut findet, was er zu hören bekommt und begibt sich für mehrere Produktionen in die Obhut von Conny Plank, in der Regel begleitet von den Cluster-Mitgliedern Hans Joachim Roedelius und Dieter Moebius. (57)

BRIAN ENO: By This River (3:03) CD/08

1974 verlegt Conny Plank seine Operationsbasis auf einem ehemaligen Bauernhof im nordrhein-westfälischen Wolperath. Der Schweinestall wird zum Tonstudio umgebaut, der Wohntrakt bleibt als Wohntrakt erhalten, mit der Küche als Gravitationszentrum, erinnert sich Sohn Stephan Plank. (62)

O-Ton: (deutsch) (0:18) (09) Ich glaube, die Hauptproduktionsarbeit hat mein Vater im klassischen Sinne am Küchentisch geleistet und hat mit den Menschen gesprochen und hat rausgearbeitet, was sie eigentlich wollten. Danach hat er seine Tonmeisterschaft an den Start gebracht, um das aufzunehmen.

Und er hat Dinge möglich gemacht, die unmöglich schienen, erfuhr Stephan Plank von -Sänger . (64)

O-Ton: (deutsch) (1:07) (10) Midge Ure hat mir erklärt, dass er am Anfang etwas verdutzt war, wie mein Vater produziert hat. Er war es gewöhnt, dass der Produzent in die Songs, in die Arrangements reinredet und sagt, wie er es gerne hätte. Mein Vater hat gesagt, die Musik müsst ihr schon selber machen, das kriegt ihr schon hin. Aber sagt mir doch mal, was ihr wollt, wie es klingen soll. Dann haben die gesagt, ja,

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wir hätten das gerne so, aber das geht ja gar nicht, weil man das nicht midi- mäßig zusammenfügen kann. Und dann hat er gesagt, was genau wollt ihr? Und dann haben sie gesagt, was sie wollen. Dann ist er in seine Elektrowertstatt gegangen, hat etwas zusammengelötet, und plötzlich war es möglich. Das hat sie völlig fertig gemacht, weil sie vorher lange recherchiert hatten, ob es möglich ist, und er es möglich gemacht hat. Aus diesem Zusammenhang gibt es einen Satz von meinem Vate:r,“ Schere später. Immer erst mal alle Ideen auf den Tisch, und dann kann man entscheiden, was man machen will“. Und nicht vorher sich beschränken, dass es nicht möglich wäre, sondern erst herausfinden, was will man genau.

Conny Plank war grandios, ein echter Könner, ist aber eher durch Zurückhaltung aufgefallen. Er hat sich nie in die Musik eingemischt, dass man was umarrangieren sollte oder so. Er hat auf den Sound geachtet, ergänzt Midge Ure.

O-Ton: (englisch) (0:13) (11) Drei Alben produzieren Ultravox mit Conny Plank, unter anderem 1978 „“. Und Dieter Moebius konnte berichten, dass das Basteln bei Conny Plank in der Familie lag. (70)

O-Ton: (deutsch) (0:38) (12) Er hat schon Sachen selber designt. Sein Vater war ja selber auch ein Ingenieur, die haben teilweise zusammen gearbeitet und gelötet wie die Verrückten. Das muss alles irgendwie in die Klangwelt der Gruppen, ohne, dass man weiß wie genau, eingeflossen sein. Ein gewisses Gefühl gab es dann da.

ULTRAVOX: Cross Fade (2:53) CD/11

Nach Brian Eno kommen sie alle, die Eurythmics, Ultravox, , Zeltlinger, die Black Fööss, , Herbert Grönemeyer, Ideal, Fred Banana Combo, die Deutsch Amerikanische Freundschaft. Conny Plank hat nie mit brillanten Ideen gegeizt, erinnert sich DAF-Sänger Gabi Delgado und muss an den Einsatz eines neuen -Modells der Firma Korg denken. (76)

O-Ton: (deutsch) (0:48) (13) Der DAF-Sound, diese Korgs, da sagte der Conny, Mensch, die Korgs, die klingen so dünn. Da hatte er plötzlich die Idee, wir schicken die Korgs in den Aufnahmeraum, über Gitarrenverstärker, über Marshalls, Mesa Boogies, für die Bässe nehmen wir einen Ampex oder Trace Elliot, und da tun wir ein Mikrofon davor und nehmen das ab als wenn das eine Gitarre wäre. Und dann hat er das gemischt, das Direktsignal, das aus dem Korg kam, mit diesem Raumsound, der aus dem Verstärker kam. Und das ist der DAF-Korg-Sound. Das sind so

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kleine Produktionsideen, oder große Produktionsideen, die von Conny Plank kommen. Da wären wir nicht drauf gekommen.

Für DAF produziert Conny Plank 1981 das Album „“.

DAF: Der Räumer und der Prinz (3:31) CD/05

1984 entsteht das Heinz Rudolf Kunze-Album „Dein ist mein ganzes Herz“ bei Conny Plank im Studio. Heinz Rudolf Kunze hat lebhafte Erinnerungen an seinen Produzenten.

O-Ton: (deutsch) (1:46) (14) Obwohl er aus der Pfalz stammt, sah er eher aus wie ein Seebär, und er war durch seine undogmatische, neugierige Arbeit weltberühmt. Nicht nur Kraftwerk und Can, auch Bowie und Eno, auch andere Leute, Ultravox und wie sie alle hießen, liebten ihn. Und er war ein Urviech. Beim Musikmachen verschlug es ihm oft die Worte und dann hat er uns vorgetanzt, was er haben wollte. Das war sehr beeindruckend. Wie so ein riesiger Schamane, der im Raum steht und einem mit Körpersprache klar macht, was er haben wollte. Wir haben wunderbare Gespräche gehabt, wir waren damals auch noch viel jünger, mit irrsinnigen Hekatomben von Wein, bis morgens um fünf, dann kurz ins Bett, um zehn weiter gemacht, das waren legendäre Zeiten bei ihm auf seinem Bauernhof. Man wohnte auch da auf diesem Anwesen, wurde von seiner Frau Christa Fast, die leider auch schon tot ist, märchenhaft bekocht. Die Frau war Schauspielerin und hatte ihren Beruf aufgegeben, um Mutter für die Company zu sein, für die ganzen Bands, die da aus und ein flogen. Es war ein unglaublich schönes Lebensgefühl auf diesem Plank-Hof. Und, ja, der Erfolg spricht auch in meinem Fall für ihn, nicht nur für mich. Er hat das Näschen gehabt, und ich traf ihn genau im richtigen Moment in meinem Leben. Drei Monate nach der Produktion war ich berühmt.

Der Titelsong zu „Mein ist mein ganzes Herz“ macht Heinz Rudolf Kunze berühmt. Auf dem Album gibt es aber noch andere bekannte Songs.

HEINZ RUDOLF KUNZE: Väter (3:00) CD/04

Viele hätten Conny Plank gern als Produzenten gewonnen, schaffen es auch bis an den legendären Küchentisch, aber nicht ins Studio. Neben ist auch David Bowie abgeblitzt. Heinz Rudolf Kunze hatte mehr Glück. Er kommt ins Schwärmen, wenn er an seine Zusammenarbeit mit Conny Plank denkt.

O-Ton: (deutsch) (1:39) (15) Erst mal hat er alle Ideen kommen lassen, dann hat er eingegriffen und hat ganz klar Stellung bezogen und hat die Leute wirklich wie ein harter Coach

7 zusammenstaucht, angetrieben und gesagt, nein, das mehr, das lass ganz weg, jetzt bauen wir erst mal alle Becken ab zum Beispiel zum Schlagzeuger. Das war damals in Deutschland noch nicht so bekannt. Robert Fripp machte das bei King Crimson schon länger, für uns war das neu. Und dann gab er auch Brian Eno-artige Oblique Strategie-Anweisungen, so merkwürdige, absurde Sätze wie, denk‘ jetzt mal an folgendes, wenn du spielst. Und dann spielte man wirklich anders. Er war ein schräger Vogel, aber ein freier Geist. Auch ein unheimlicher Plauzkopp, ein polteriger Typ. Er empfing mit 1984 mit den Worten, eigentlich haben Deutschrocker hier HAusverbot. Na gut, komm‘ rein, weil du’s bist. Den Niedecken kannst du mir auf den Bauch nageln. Die einzige gute Band aus Köln sind die Black Fööss. Immer so barsche Aussagen, die er so raus donnerte. Aber ich merkte gleich, das war Liebe auf den ersten Blick. Da musste noch mal ordentlich einer gehoben werden, dann war alles klar. Oder so ein typisches Lob für ihn war eine Verhöhnung erst mal. Für die Ballade „Väter“ auf „Mein ist mein ganzes Herz“ fauchte er mich an, was wisst du dafür haben, den Wesendonk Preis oder was? Dann drehte er sich angeekelt weg, fing an zu grinsen, dann wusste man, er liebt es.

Conny Plank war mit Leib und Seele dabei, obwohl sich der Name des Produzenten in der Regel ganz zum Schluss im Kleingedruckten Erwähnung findet. Das hat ihn nicht gestört, erzählt Stephan Plank.

O-Ton: (deutsch) (1:00) (16) Ich glaube, er hat Musik wirklich geliebt. So sehr, dass es ihm völlig egal war, wie groß oder wie klein er irgendwo drauf steht. Er hat es einfach genossen, dabei zu sein und es zu entwerfen. Also das Faszinierende an der Karriere meines Vater ist, dass er ganz viele erste Platten gemacht hat, erste Neu!, erste Kraftwerk, erste Scorpions, erste Rita Mitsouko, erste Eurythmics, und so weiter, es gibt eine lange Liste. Ich glaube, besonderen Spaß hatte er daran, die Leute aufs Pferd zu setzen, denen zu zeigen, das ist deine Richtung. Das hat mir Dave Stewart gesagt, er war dann ganz fasziniert, als mein Vater sagte, nein, wir machen jetzt nicht die nächste Platte. Du gehst jetzt erst mal woanders hin, macht da noch eine Platte, und dann könnt ihr gern zurückkommen, weil, jetzt noch mal das gleiche machen, das ist im eigenen Saft kochen. Es muss erst wieder was Neues gefunden werden.

Und wie war Conny Plank als Vater? (90)

O-Ton: (deutsch) (0:10) (17) Oh ja, der war ein sehr netter Vater. Schade, dass der Stephan jetzt nicht hier ist, der würde über ihn schwärmen.

Sagt Dieter Moebius von Cluster, laut Stephan Plank derjenige im Musikgeschäft, der seinem Vater am nächsten stand. (91)

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O-Ton: (deutsch) (0:04) (18) Ich würde sagen, dass man sie als beste Freunde bezeichnen kann.

Wenn Conny Plank selbst zum Musiker geworden ist, was häufiger vorgekommen ist als man denkt, dann in der Regel im Duo mit Dieter Moebius. Und das war’s in den Musikpassagen, heute, ein Geburtshelfer am Mischpult, es ging um das westdeutsche Produzentengenie Conny Plank. Als letztes ein Stück vom Dieter Moebius-Conny Blank-Album „Rastakraut Pasta“. Es verabschiedet sich Bernd Gürtler. (97)

MOEBIUS/ PLANK: News (4:53) CD/01

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