Jahresbericht 2008

Gesundes Kinzigtal GmbH Managementgesellschaft für Integrierte Versorgung für die Region Kinzigtal

Vertragspartner:

Sitz: Geschäftsführung: Helmut Hildebrandt

Ärztlicher Beirat: Dr. Werner Witzenrath - hausärztlicher Internist, Sprecher des Beirats Dr. Horst Michalek - Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Brigitte Stunder - Allgemeinmedizin

Stellvertreter:

Dr. Christian Daxer - HNO Dr. Carmen Ramm - Allgemeinmedizin Ulrich Farenkopf - Neurologie

Amtsgericht Wolfach HRB: 641 Steuernummer 23034/10243

Alles Wissenswerte über Gesundes Kinzigtal, Unterlagen und Downloads zu den Gesundheitsprogrammen sowie ständig aktuelle Informationen erhalten Sie unter: www.gesundes-kinzigtal.de Hier können Sie auch den vorliegenden Jahresbericht 2008 als PDF-Datei herunterladen.

Impressum Herausgeber Gesundes Kinzigtal GmbH · Strickerweg 3d, 77716 Haslach www.gesundes-kinzigtal.de v.i.S.d.P. Geschäftsführer Helmut Hildebrandt Konzeption, Text Tanja Schillinger, Patrick Merck Fotos Gesundes Kinzigtal GmbH, Patrick Merck, Ralph Weber, Fotolia Konzeption, Layout, DTP G-Grafik Werbeagentur Druck Vereinigte Verlagsanstalten GmbH · Niederlassung KONKORDIA/WESEL Inhalt

04 Editorial

05 2008 – ein Jahr der Weiterentwicklung und Stabilisierung

15 Die Partner

15 MQNK

15 OptiMedis

17 AOK Baden-Württemberg – Ein starker Partner an der Seite

18 LKK Baden-Württemberg – Gesundheitliche Versorgung im ländlichen Bereich

20 Die Leistungspartner

23 Medienecho

24 Mehr Freude im Alter – Das Programm „Starkes Herz“

26 Kräftig vorgebeugt – Das Osteoporose-Programm „Starke Muskeln – feste Knochen“

28 Kein Geld mehr verbrennen – Das Programm „Rauchfreies Kinzigtal“

30 Alt werden, ohne zu altern – Das Programm „AGiL – Aktive Gesundheitsförderung im Alter”

32 Besser fühlen und leben – Das Programm „Gesundes Gewicht”

34 Schnell und unkompliziert – Das Programm „Psycho-Akut“

36 Die Zukunft vorbereitet – Förderprogramm für junge Ärzte initiiert

38 Orientierung und soziale Unterstützung – Das Programm „Sozialer Dienst”

39 Alle an einem Strang – Das Programm „ÄrztePlusPflege“

40 Geprüfte Qualität – Evaluation

42 Veranstaltungen

44 Die Ortenau auf dem Weg zur „Gesundheitsregion“ (GRO)

46 Die Zeichen stehen auf Plus

47 Die Kooperationspartner

48 Daten und Ergebnisse Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder von 2008 war dann das Jahr der Weiterentwicklung. Gesundes Kinzigtal, sehr geehrte Kooperationspart- Bestehende Vorsorgeprogramme wurden fortgeführt ner und Interessenten, und ergänzt, weitere Gesundheitsprogramme erar- beitet und das Angebot an Sportkursen und Informa- „Gesundes Kinzigtal ist Entwicklung“ – so fasste tionsveranstaltungen für die Teilnehmer erweitert. vor wenigen Wochen der Vorsitzende unserer Leis- tungspartner und ärztlicher Kollege Martin Wetzel Der Kreis der Leistungspartner hat sich 2008 noch- das Modell der Integrierten Versorgung mit wenigen mals um weitere Haus- und Facharztpraxen sowie um Worten zusammen und brachte es damit auf den Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Apotheken Punkt. Die Gesundes Kinzigtal GmbH kennzeichnet und Kliniken erweitert. Mit zahlreichen Vereinen der seit ihrer Gründung im September 2005 eine stetige Region haben wir zudem Kooperationen geschlossen. Weiterentwicklung und Vorwärtsbewegung. Im Mittelpunkt all dieser Entwicklungen stehen Von der anfänglichen Idee, eine neuartige Form der immer unsere Mitglieder – also die Versicherten der integrierten Versorgung ins Leben zu rufen und damit mit uns kooperierenden Krankenkassen – und deren die Menschen in der Region Kinzigtal gesünder zu Gesundheit. Die Grundidee, frühzeitig in gezielte halten, bis hin zur Einschreibung der ersten Teilneh- Vorsorge zu investieren, um dadurch die oft kos- mer war einiges an Entwicklungsarbeit notwendig. tenintensiven Behandlungen von Krankheiten zu Neuartig ist das Modell deshalb, weil es die gesamte vermeiden und langfristig die hohe Lebensqua- Gesundheitsversorgung der ganzen Bevölkerung lität der Menschen im Kinzigtal zu sichern und einbezieht. zu erhalten, findet bei den Menschen in der Region große Anerkennung. Das Vertrauen in unsere Arbeit Kooperationen mit Krankenkassen wurden geschlos- ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass sich 2008 die sen, die teilnehmenden Praxen und Kliniken mitei- Zahl der Mitglieder weit mehr als verdoppelt hat und nander elektronisch vernetzt, weitere Partner wie weiter steigt. Krankenhäuser hinzugewonnen, die ersten Gesund- heitsprogramme gemeinsam entwickelt und zum In unserem Jahresbericht berichten wir Ihnen intensiv Laufen gebracht. über die laufenden Gesundheitsprogramme und unsere Investitionen. Wir können Ihnen auch schon die ersten erfreulichen wirtschaftlichen Ergebnisse unserer Arbeit präsentieren.

Helmut Hildebrandt Franziska Beckebans Dr. Werner Witzenrath

4 2008

… ein Jahr der Weiterentwicklung und Stabilisierung

Das Jahr 2008 kann die Gesundes Kinzigtal GmbH Weiterentwicklung unter den Überschriften Weiterentwicklung und Stabilisierung zusammenfassen. Wir haben, aus Gesundes Kinzigtal ist ein „Original“ – es gibt keine einem in der gesamten gesundheitspolitischen Vorbilder, an die wir uns anlehnen können oder die Öffentlichkeit viel beachteten Prototypen, ein stabiles wir einfach „kopieren“ könnten. Insofern ist viel in und gleichzeitig in sich flexibles System geschaffen. unserer Arbeit ständige Entwicklung und Weiterent- Zahlreiche Gesundheits- und Vorsorgeprogramme für wicklung, Ausprobieren und Verbessern. Das hält unterschiedliche Krankheiten sind weiterentwickelt die Entwicklung auf dem neuesten Stand – aber und ergänzt worden, neue Programme wurden auf kann auch durchaus anstrengen, wenn etwa bei der den Weg gebracht. Mit zahlreichen Vereinen des elektronischen Dokumentation eines Programms ein Kinzigtals konnten wir die Zusammenarbeit, die Baustein nicht funktioniert. wir auf dem „Fest der Gesundheit“ im Herbst 2007 Ein funktionierendes Unternehmen zu gründen, begonnen haben, ausbauen. Neue Kooperationspart- das alternative und erfolgreiche Lösungen für eine ner wurden ebenfalls hinzugewonnen. Mehr noch: bessere medizinische Versorgung innerhalb eines Vom Kinzigtal aus haben wir die Idee weiter in die schwierigen Gesundheitssystems entwickelt und Ortenau getragen. umsetzt, diese Vision hatten die Mitglieder des „Me- dizinischen Qualitätsnetz – Ärzteinitiative Kinzigtal“, Gesundes Kinzigtal – auf den kurz MQNK, als sie sich 2005 mit der OptiMedis AG aus Hamburg zusammentaten. Mit der Gründung der Punkt gebracht Gesundes Kinzigtal GmbH und der Verknüpfung mit Wir investieren, und unterstützen Sie so mit unse- dem starken Partner AOK Baden-Württemberg sowie ren Gesundheitsprogrammen in der Erhaltung Ihrer später auch der LKK Baden-Württemberg setzten sie Gesundheit. Die beteiligten Krankenkassen lassen uns ein gut sichtbares gesundheitspolitisches Signal. dafür an den damit langfristig verringerten Versor- Für die Realisierung dieser Idee war und ist es weiter- gungskosten teilhaben, so dass wir den Ärzten und hin wichtig, dass die unterschiedlichen Partner (Ärzte, Therapeuten ihre zusätzlich eingesetzten Zeitaufwände Psychotherapeuten, Kliniken, Physiotherapeuten, auch angemessen vergüten können. Sportvereine, Selbsthilfegruppen, Apotheken, Fitness- Studios sowie externe Dienstleister aus sozialen und Unser Leitspruch: Qualität verbessern – Humanität karitativen Institutionen) gut zusammenarbeiten und erhalten – Gesundheitsnutzen fördern. im regelmäßigen Austausch stehen. Die Koordination dieser Weiterentwicklung und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen übernimmt die Geschäftsstelle der Gesundes Kinzigtal GmbH in Haslach. Da diese auch die Organisation von medizinisch sinnvollen Programmen für alle Praxen übernimmt,

5 Deutsches Ärzteblatt 2008 24 Okt.

können die teilnehmenden Ärzte und Psychothe- auch diejenigen, deren Einführung noch bevorsteht. rapeuten ihren Patienten ein Mehr an Versorgung Dr. Arthur Feyrer, Facharzt für Orthopädie aus bieten. Hinzu kommen Zusatzangebote wie Informa- Gengenbach, ist überzeugt: „Es war ein wichtiger tionsvorträge, Kooperationen mit den Vereinen oder Punkt, dass die Programme zum Tragen kamen. Bis Aquafitness-Kurse. diese jeweils umgesetzt sind und ins Laufen kommen, dauert es. Damit hatten wir zunächst nicht gerechnet. Integrierte Versorgung Aus geplanten sechs Monaten für eine Programment- wicklung wurden schon mal 18 Monate. Da war viel Der Gesetzgeber hat im Jahr 2000 (und in den späteren Feinschliff und intensive Arbeit gemeinsam mit den Gesundheitsreformen noch einmal verstärkt) mit den Kollegen und den anderen Partnern notwendig.“ Paragraphen 140 a-d SGB V (Integrierte Versorgung) allen an der Versorgung Beteiligten die Möglichkeit Marcus Auel Internist aus Hausach, Vorsitzender des MQNK eröffnet, über direkte Verträge zwischen ihnen und den Krankenkassen, Verbesserungen zu erproben und abzu- „Mit einem interdisziplinären Praxisnetz, schließen. Dabei muss es zwingend um Modelle gehen, das von Kollegen aller Fächer getragen die über die einzelnen Sektoren hinausgehen und auch ist, schaffen wir die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit auf eine neue Grundlage stellen. eine wirkliche Integration zugunsten der In Deutschland gibt es inzwischen mehr als 5.100 Patienten.“ solcher Verträge, allerdings nur eine Handvoll Lösun- gen, bei denen Ärzte, verbunden mit der Manage- Am Anfang steht eine Idee. Dann folgen eine um- mentkompetenz einer gesundheitswissenschaftlich fangreiche Datenanalyse und eine Literaturrecherche ausgerichteten Firma, die Organisationsverantwortung mit den Fragen im Hintergrund: für alle Erkrankungen übernommen haben und selber, im Vertrauen auf den Erfolg, in die Gesundheit der • Wieviel Erkrankte gibt es im Kinzigtal? Bevölkerung investieren. • Wo läuft in der heutigen Versorgung etwas schief, Gesundes Kinzigtal ist insoweit ein Vorreiter und wird in welches Optimierungspotenzial gibt es? der Fachöffentlichkeit deshalb interessiert beobachtet. • Wer ist an dem Geschehensablauf beteiligt und kann eventuell dabei unterstützen? • Gibt es bereits erfolgreiche Projekte, von denen wir lernen könnten? Miteinander • Wer kann bei der Finanzierung mithelfen?

Die Geschäftsstelle unterstützt nicht nur die gesamte Die Ergebnisse werden dann in einer Arbeitsgruppe organisatorische Seite der Versorgung, ihr zentrales besprochen, diskutiert und eine gemeinsame Konzep- Augenmerk gilt auch den Präventions- und Gesund- tion wird entwickelt. Die eigentliche Arbeit beginnt heitsprogrammen. Sowohl für die bestehenden als allerdings schon sehr viel früher. „Wer macht bei der

6 Arbeitsgruppe mit – und welche Berufsgruppe ist • Förderprogramm „Praktische Zukunft“ (Nach- gefragt?“ Es müssen eine gemeinsame Zielsetzung wuchsärzte für die Praxen im Kinzigtal) und – ganz praktisch – Termine gefunden werden. Im • Schnelle Wundheilung (Management chronischer vergangenen Jahr gab es bis zu 16 Projektgruppen, Wunden) in denen unterschiedliche Programme neu konzipiert • MORE-Studie - (Optimale Anpassung der Arzneimit- oder bereits umgesetzte angepasst wurden. teldosierung an die individuelle Metabolisierung) • Sehschwächevorsorge bei Kindern - Amblyopie • ÄrztePlusPflege – Zusammenarbeit mit Pflege- heimen und ambulanten Pflegediensten Im Ärztlichen Beirat sowie in den Projekt- und Arbeitsgruppen Neuland entwickeln Vertreter der unterschiedlichen medizini- schen Berufsgruppen (Ärzte, Therapeuten, Pflege, …) Vieles von dem, was sich die Arbeitsgruppen von gemeinsam die Programme von Gesundes Kinzigtal. Gesundes Kinzigtal zum Ziel setzen, ist Neuland. 2008 waren dies folgende Themen und Projektgruppen: Es gibt nur wenige und dann eher internationale Erfahrungswerte für die regionale Integrierte Vollver- • Starke Muskeln - Feste Knochen (Osteoporose) sorgung. Das betrifft sowohl die Inhalte und Zielset- • Psychotherapie Akut – schnelle Kurzzeithilfe zungen als auch das generelle Miteinander. Immerhin • Starkes Herz (Herzinsuffizienz) treffen sich in einer Arbeitsgruppe, wie etwa der im • Rauchfreies Kinzigtal (Raucherentwöhnung) Spätherbst 2008 initiierten Arzneimittelkommission, • Gesundes Gewicht (Metabolisches Syndrom) • Gesundes Gewicht macht Schule (Ein Wettbewerb Dr. Arthur Feyrer Orthopäde aus Gengenbach für Schulklassen rund um das Thema Gesundes Gewicht) „Die Entwicklung der neuen Gesundheitsprogramme • Arzneimittelkommission Kinzigtal (Optimierung der ist sehr zeitintensiv. Das fordert von allen Beteiligten Arzneimittelverordnungen zwischen niedergelasse- oftmals einen „langen Atem“. Die Erfahrung zeigt aber, nen Ärzten und Kliniken) dass sich diese gemeinsame Arbeit lohnt, wenn dadurch • Gesundheitspass Gesundes Kinzigtal (Die Patienten die Versorgung nachhaltig optimiert werden kann.“ können den Ärzten Einblick geben in die Akte der anderen Ärzte) niedergelassene Haus- und Fachärzte mit Kollegen • Zusammenarbeit mit Sportvereinen aus Kliniken und Krankenhäusern sowie Apothe- • Vortragsserie zu Gesundheitsthemen mit der Volks- kern – insgesamt zehn Experten. „Dabei geht es um hochschule Therapieabstimmung, die wirksamsten Arzneimittel • Gemeinsame Behandlungsleitlinien für Erkrankun- und mögliche Empfehlungen“, beschreiben Dr. Ulrike gen (organisiert über das MQNK) Diener und Dr. Stephan Ziehms, Mitglieder der Arz-

7 neimittelkommission, das Vorgehen. Unterschiedliche kann. „Weil wir die Vorteile von Gesundes Kinzigtal Erfahrungen, Erwartungen und Persönlichkeiten müs- nutzen wollten. Mein Mann macht momentan mit bei sen unter einen Hut gebracht werden. „Bei solchen dieser Gesundheitsaktion mit dem Training Center Treffen gibt es immer lebhafte Diskussionen. Aber sie Wolfach. Seitdem er Mitglied bei Gesundes Kinzig- sind konstruktiv und ergebnisorientiert.“ tal ist, bekommt er das jetzt etwas günstiger.“ Elli Die fertig ausgearbeiteten Programme lassen kaum Moser* bringt es auf den Punkt: „Ich fühle mich gut erahnen, wie viel Arbeit tatsächlich in ihnen steckt. aufgehoben.“ Selbst nachdem eine Arbeitsgruppe sich auf ein (* Die Aussagen wurden bei der Gesundheitsmesse in Haslach März 2009 aufgenommen und anonymisiert.) Konzept geeinigt, die Rahmenbedingungen festgelegt und die Zugangsvoraussetzungen beschlossen hat, Dass sich die Arbeit aller Beteiligten auszahlt, zeigt ist noch viel zu tun. Schließlich müssen die anderen sich auch in der ansteigenden Anzahl der Mitglie- Kolleginnen und Kollegen sowie deren Praxisteams der von Gesundes Kinzigtal. 2008 war ein Plus von informiert werden, damit sie das Programm den annähernd 2.400 Teilnehmern zu verzeichnen. Damit betroffenen Mitgliedern anbieten und diese davon wurde die Zahl der Mitglieder mehr als verdoppelt. profitieren können. Eine Ursache dafür ist neben den attraktiven Zusatz- angeboten auch der zunehmende Bekanntheitsgrad von Gesundes Kinzigtal. Die Patienten

„Ich muss seltener zum Arzt gehen.“ Isolde Mül- Ein Prozess ler* fällt es leicht, die Vorteile der Programme von Gesundes Kinzigtal zu summieren. Auch Friedrich AOK- und LKK-Versicherte aus dem Kinzigtal können Lang*, seit gut einem Jahr dabei, zieht ein positives sich als Mitglied einschreiben. Das geschieht im Fazit und freut sich über das Angebot. „Es gibt doch persönlichen­ Gespräch mit dem Haus- oder dem einiges, was man vorher gar nicht gewusst und behandelnden Facharzt. beachtet hat.“ Die Informationen zu seiner Krankheit und die Teilnahme am Programm „Starkes Herz“ Dr. Günter Seith Arzt für Allgemeinmedizin aus Haslach haben sich für ihn direkt ausgewirkt: „Mein Medika- mentenverbrauch hat sich reduziert. Ich fühle mich „In einer ausführlichen Eingangsuntersu- sicherer.“ Gotthard Nussler* aus Steinach hat eben- chung erheben wir Präventionspotenziale falls einen Erfolg zu verbuchen: „Ich habe etliche und Risiken der Patienten, erstellen eine Kilo abgenommen.“ Nun muss sich der 58-Jährige Prognose zur Entwicklung des Gesund- aber am Riemen reißen und weiterhin so regelmäßig heitszustandes und definieren gemeinsam ins Training gehen, sagt er: „Sonst hat man gleich Gesundheitsziele wie Gewichtsreduk- wieder alles drauf.“ Rosi Weber* hat sogar extra die tion, Ernährungsumstellung oder mehr Krankenkasse gewechselt, damit sie auch mitmachen Bewegung.“

8 Offenburg

Ohlsbach Gengenbach

Kinzig Oberharmersbach

Zell a.H. Kinzig Oberwolfach Alpirsbach

Bollenbach Steinach Schnell- ingen Fischerbach Wolfach

Kinzig Haslach Hausach Schiltach Hof- Gutach stetten Mühlen- bach Hornberg

Ein Patient wählt sich seinen „Arzt des Vertrauens“. 2.  Gut aufgehoben: „Arzt des Vertrauens“ wählen! In der Regel ist dies der Hausarzt. Es gibt aber auch Beim Arzt des Vertrauens laufen alle Fäden zusammen. eine Reihe von Mitgliedern, die sich einen Fach- Dies kann ein Hausarzt wie auch ein Facharzt oder ein arzt oder ihren Psychotherapeuten als „Arzt ihres zugelassener Psychotherapeut sein. Vertrauens“ gewählt haben. Zunächst wird dann das Risiko für chronische Erkrankungen ermittelt und 3. Ein Blick in die Zukunft: gegebenenfalls ein umfassender Check-Up durchge- Gesundheitsziele festlegen! führt. In dem Fragebogen „Meine Gesundheit“ gibt Liegen chronische Beschwerden oder erste Anzeichen dann das Mitglied seine persönlichen Bedürfnisse hiefür vor, wird der „Arzt des Vertrauens“ nach der und Veränderungswünsche an: „Was beeinträchtigt Anmeldung eine große Gesundheitsuntersuchung Ihrer Meinung nach Ihren momentanen Gesundheits- anbieten. Er (beg-)leitet den Patienten als „persönlicher zustand?“, „Haben Sie Probleme am Arbeitsplatz Lotse“ durch das Gesundheitssystem und steht ihm oder in Ihrem privaten Umfeld?“ oder „Hat sich beratend zur Seite. Gemeinsam mit ihm legt der Patient Ihr Körpergewicht in den vergangenen drei Jahren seine persönlichen Gesundheitsziele fest, und der Arzt geändert?“, „Was möchten Sie unternehmen, damit unterstützt ihn dabei, diese zu erreichen. Wenn nötig, sich Ihr Gesundheitszustand verbessert?“ stimmt er weiterführende Behandlungen mit Fachärzten Aus diesen Antworten, den Empfehlungen des Arztes und Krankenhäusern ab. Die freie Arztwahl des Patien- und den Angeboten von Gesundes Kinzigtal bilden ten bleibt dabei vollständig erhalten. sich oft direkt mehrere Schnittmengen. Und diese gilt es zu nutzen – für den Arzt und den Patienten. Die Mitgliedschaft bei Gesundes Kinzigtal ist freiwillig, kostenfrei und kann zu jedem Quartal Drei Schritte für die Gesundheit: gekündigt werden. So wird man Mitglied bei Gesun- des Kinzigtal Dr. Werner Witzenrath 1. Dabei sein: Anmeldebogen ausfüllen! Sprecher des Ärztlichen Beirats Versicherte, die im Kinzigtal zwischen Ohlsbach und „Eine wichtige Aufgabe der Geschäftsstelle ist es, Hornberg beziehungsweise Oberwolfach (in den die Ärzte zu entlasten, ihnen mehr Zeit und Raum Postleitzahlbereichen 77709 bis 77797 sowie 78132) für die ärztliche Arbeit und für die Patienten zu ge- wohnen und bei der AOK Baden-Württemberg oder ben. Ärztliches Kerngeschäft ist die Versorgung von der LKK Baden-Württemberg versichert sind, können Patienten, nicht die Organisation. Die Entwicklung sich bei den teilnehmenden Ärzten/Psychotherapeuten von ganzen Gesundheitsprogrammen und den anmelden. dazugehörigen Organisationsmitteln kann weder eine einzelne Praxis noch ein Ärztenetz ohne Ma- nagement leisten. Nur im koordinierten Miteinan- der lässt sich so etwas sinnvoll aufbauen.“

9 Erreichbare Ziele zu verstehen. Der Mensch mit seiner Biografie sowie seinen Ressourcen und Potenzialen steht dabei im Mit- Ein wichtiger Baustein in der Arbeit von Gesundes telpunkt. Mit dem Salutogenese-Blick geht der Arzt den Kinzigtal ist eine Zielvereinbarung zwischen Arzt und Gründen nach, warum Menschen oft trotz der vielen Patient. Damit werden die vom Patienten gewünsch- gesundheitsschädlichen Einwirkungen gesund bleiben ten und für ihn auch erreichbaren Gesundheitsziele oder es wieder werden. Damit ergänzt und erweitert definiert und auf Papier festgehalten. Weniger Antonovsky das klassische medizinische Verständnis, rauchen, mehr Bewegung, Reduktion des Gewichts das eher rückwärts vom Blick auf die Pathogenese (also durch mehr Fitness und bessere Ernährung, Stärkung die Entstehung der Krankheit) geprägt ist. des Herzens, mehr Ausgleich zum Alltagsstress schaf- fen: Die Ziele sind so individuell wie die Patienten Gemäß dem Konzept der Salutogenese strebt Gesundes – und stark von deren aktuellen Lebensumständen Kinzigtal die Einbeziehung des „ganzen“ Menschen abhängig. Franziska Beckebans, Geschäftsstellenlei- in die Diagnose und Behandlung an. Dazu gehört es terin: „Entscheidend ist, dass die vereinbarten Ziele auch, die persönlichen Ressourcen zur Bewältigung von auch erreichbar sind, und keine Frustration, sondern gesundheitsgefährdenden Einflüssen jedes Einzelnen zu Motivation zur Veränderung hervorrufen. Dies ist stärken und ihn in seinen eigenen Gesundheitszielen zu nur möglich, wenn der Behandler die individuellen unterstützen. Gegebenheiten des Patienten kennt und auf sie ein- gehen kann“. Die Ärzte und Psychotherapeuten von Gesundes Kinzigtal haben es sich zum Ziel gesetzt, Qualitätsarbeit und -management die Entstehung der Gesundheit und den Ansatz der ganzheitlichen Medizin stärker mit einzubeziehen. Eine hohe Qualität der Arbeit aller Beteiligten ist für Nur eine Entscheidung über die Therapie, die der den Erfolg eines solchen Projektes entscheidend. Die Patient mitträgt und die gemeinsam getroffen wird, Mitglieder, die ihren Arzt frei wählen und jederzeit führt auch zu einem Erfolg. wechseln können, müssen von der guten Arbeit im Behandlungsprozess überzeugt sein. Neben der Be- Salutogenese fragung der Versicherten nach ihrer Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung im Kinzigtal, haben es Der Begriff Salutogenese (aus: salus = Heil, Gesundheit sich alle beteiligten Praxen zur Aufgabe gemacht ein und genese = Entstehung) bedeutet soviel wie Gesund- Qualitätsmanagement (in der Regel QEP - Qualität heitsentstehung oder die Lehre von den Ursprüngen und Effizienz in Praxen) einzuführen, um sich bis von Gesundheit. Das Modell wurde vom israelisch- spätestens Ende 2009 zertifizieren zu lassen. Zwei amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky der Leistungspartnerpraxen, die Praxis von Dr. Gräber (1923 – 1994) in den 70er Jahren entwickelt. Nach und Dr. Haagen (Urologie und Dermatologie) sowie dem Salutogenese-Modell ist Gesundheit kein Zustand, die von Herrn und Frau Dres. Stunder (Allgemein- sondern als Entwicklungsprozess über das ganze Leben medizin), sind bereits zertifiziert.

10 Dr. Carmen Ramm Ärztin für Allgemeinmedizin aus Hornberg das Qualitätsmanagement umgesetzt wird. Vieles wird übersichtlicher und erleichtert den Ablauf in der „Wir kommunizieren intensiv miteinander, Praxis“, ist Melanie Halter, eine der Qualitätsmanage- treffen uns regelmäßig zu Qualitätszirkeln mentbeauftragen, überzeugt. und zu Fallbesprechungen und können Das Praxisnetz erleichtert es den ärztlichen und über die elektronische Patientenakte psychotherapeutischen Kollegen auf dem neuesten auf relevante Gesundheitsdaten unserer medizinischen Stand zu bleiben und sich regelmäßig Patienten zugreifen. Das alles hilft uns, über fachliche Themen auszutauschen. Dazu gibt es Prävention, ambulante Behandlung, bei Gesundes Kinzigtal eine Verpflichtung der Leis- stationäre Versorgung und Rehabilitati- tungspartner an Qualitätszirkelsitzungen teilzuneh- onsmaßnahmen besser aufeinander abzu- men, und zwar häufiger, als dies von der Kassenärzt- stimmen und die wirksamsten Therapien lichen Vereinigung (KV) vorgeschrieben wird. In den schnellstmöglich anzuwenden.“ Qualitätszirkeln finden auch die Fallbesprechungen und die Leitlinienausarbeitung statt. Laufend werden Im vergangenen Jahr benannten die Praxen jeweils diese bei Bedarf angepasst und um weitere Indikati- eine Medizinische Fachangestellte zur Qualitätsbeauf- onen erweitert. tragten (QMB). Gemeinsam in vielen Gruppentreffen erarbeiteten sich diese die notwendigen Grundlagen. Qualitätszirkel Der enge Austausch in der Gruppe und die fachliche Unterstützung der beiden erfahrenen QEP-Audito- Die ärztlichen und therapeutischen Leistungspartner rinnen Manuela Buchholz aus der Praxis Haagen/ von Gesundes Kinzigtal haben sich verpflichtet jährlich Gräber und Katja Schäfer von der Praxis Witzenrath/ ein bis zwei Qualitätszirkel mit insgesamt sechs Sitzun- Diener half den Qualitätsbeauftragten die Anfor- gen zu besuchen. In diesen Sitzungen werden gemein- derungen umzusetzen. Bei der Zertifizierung greift sam medizinische Leitlinien (damit sind praxisorientierte Gesundes Kinzigtal den Praxen neben der fachlichen Handlungsempfehlungen gemeint) auf dem neuesten und organisatorischen Unterstützung auch finanziell wissenschaftlichen Stand entwickelt, die den Arzt bei unter die Arme. Die Gesellschaft trägt einen Teil der der Behandlung definierter Krankheiten leiten können. Kosten. So kommt sie auch für den Zeitaufwand der 2008 trafen sich 14 Qualitätszirkel zu 48 Sitzungen. Qualitätsmanagementbeauftragten der Praxis auf. Die Programme von Gesundes Kinzigtal und deren Abläu- Unter anderem wurden 2008 Behandlungsleitlinien für fe sind mit in das Qualitätsmanagement implemen- folgende Themengebiete entwickelt: tiert und die Praxismitarbeiterinnen darauf geschult. • Schlaganfall „Das Thema Qualitätsmanagement in der Praxis erst • nicht metastasiertes Prostatakarzinom einmal anzugehen und richtig zu dokumentieren ist • chronisch venöse Insuffizienz zunächst ein großer Aufwand. Dass dieser sich aber lohnt, merkt man dann in der täglich Arbeit, wenn

11 Wirtschaftlicher Erfolg Für die ersten beiden Jahre seit dem Start der Inte- grierten Vollversorgung Gesundes Kinzigtal liegen Die Gesundes Kinzigtal GmbH ist auf dem Weg zu seit kurzem konkrete wirtschaftliche Ergebnisse der ihrem erklärten Ziel, die Versorgung durch Präventi- AOK Baden-Württemberg bezüglich der Entwicklung on, frühzeitige Intervention und die enge Vernetzung der Gesamtkosten vor. Diese werden in Beziehung aller Beteiligten effizienter zu gestalten und Krank- gesetzt zu einem bundesweiten Referenzwert auf der heiten zu verhindern, beziehungsweise zu lindern, ein Basis der RSA-Zuweisungen (= Krankenkassenein- gutes Stück weiter vorangekommen. Dies belegen nahmen). Demnach konnte das Verhältnis Einnahmen auch die ersten Auswertungen zu einigen Gesund- zu Ausgaben (= Deckungsbeitrag) der AOK-Versicher- heitsprogrammen und die erreichten Verbesserungen ten im Kinzigtal durch die Vernetzungs- und Vor- durch das intensivierte Versorgungsmanagement für sorgemaßnahmen von Gesundes Kinzigtal positiver das Jahr 2007. gehalten werden als zu erwarten gewesen wäre. Im 2. Halbjahr 2006 und 1. Halbjahr 2007 lag die Quote Versorgungsmanagement bereits bei 2,08% gegenüber dem Ergebnis vor dem Beginn des Vertrages. Ziel des Versorgungsmanagements ist die Verbesserung der Patientenversorgung durch Ausschöpfung sämt- Bundesweiter Referenzwert licher Potenziale in der Gesundheitsversorgung und durch stärkere Vernetzung der Akteure in der stationä- Durch den Risikostrukturausgleich der Krankenkassen ren und ambulanten Versorgung. untereinander werden quasi als Nebeneffekt auch die Durchschnittskosten der Versorgung pro Alter, Durch diesen Ansatz soll die Qualität der medizinischen Geschlecht etc. ermittelt. Diese Größen werden für Versorgung in der aktuellen Situation verbessert und die Ergebnisberechnung im Kinzigtal genutzt. Gleich- gleichzeitig sollen in den Folgejahren Kosten reduziert zeitig wird damit gesichert, dass immer das jeweilige werden. Es wird also eine verbesserte Kosten-Effektivi- Volumen zur Verfügung steht, das auch bundesweit für tät der Versorgung erzielt. eine gleichartig zusammengesetzte Bevölkerung zur Verfügung steht.

12 Im 2. Halbjahr 2007 wurde eine Verbesserung gegenüber der Situation vor dem Projektstart um 3,38% erreicht. Diese Zahlen sind gerade deshalb beachtlich, da viele der Gesundheitsprogramme und weitere Projekte erst Mitte 2007 richtig angelaufen sind. Dieses Ergebnis spricht dafür, dass Gesundes Kinzigtal auf dem richtigen Weg ist.

Kinzigtal im „Echtbetrieb“

Die Gesellschaft Gesundes Kinzigtal GmbH finanziert sich (seit Abschluss der bis Ende Juni 2007 geltenden Phase der Anschubfinanzierung) ausschließlich aus der durch sie organisierten Deckungsbeitragsverbesserung gegenüber der Zeit vor dem Start des Projektes für die Gesamtpopulation der AOK-/LKK-Versicherten im Helmut Hildebrandt Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH Kinzigtal. Dabei geht sie mit den beiden Krankenkassen einen auf neun Jahre hin geltenden Vertrag ein und hat, „Es ist doch eigentlich erstaunlich: Im Gesund- anders als die bisherigen Leistungserbringer im deut- heitswesen müsste doch der Erfolg, d.h. die schen Gesundheitswesen, ein Interesse an der „richti- erzielte Gesundheit belohnt werden. Aber in der gen“ Versorgung zur „richtigen“ Zeit am „richtigen“ Normalversorgung kommt heute stattdessen im Ort, d.h. an der maximalen Effizienz der Versorgung Prinzip derjenige Leistungserbringer besser weg, über die Laufzeit des Vertrags. der den Patienten dauerhaft kränklich hält und Der Deckungsbeitrag bezieht sich auf alle ca. 31.000 dadurch mehr Leistungen erbringen kann und Versicherten der beteiligten Krankenkassen, die etwa damit mehr Ertrag organisiert. Mit „Gesundes 50% der Bevölkerung im Kinzigtal versichern – und Kinzigtal“ haben wir das jetzt geändert. Wenn wir zwar unabhängig davon, wo sich der Patient behandeln mehr Gesundheit bewirken, dann werden wir auch lässt. dafür belohnt.“

13 Der Ausblick Zum einen soll jungen Assistenzärzten die Arbeit im Kinzigtal nähergebracht, zum anderen soll die „Das kostet nichts? Ich habe gedacht, da zahlt man medizinische Versorgung in der Region nachhaltig einen Beitrag.“ Diese Aussage eines Besuchers am gestärkt werden. Messestand Anfang 2009 in Haslach zeigt: Gesundes Kinzigtal hat noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Thema Pflege und die Einbeziehung der Pflege- Da ist noch „Luft nach oben“, wie es Franziska Be- heime und -dienste in die Integrierte Versorgung ist ckebans bezeichnet – „auch was die Gewinnung von für Gesundes Kinzigtal ein wichtiges Anliegen. Seit weiteren Ärzten und Mitgliedern betrifft.“ Doch der Anfang 2009 wird dies intensiv betrieben. In der Ausblick ist positiv. Zusammenarbeit zwischen Ärzten und der Pflege werden sinnvolle Interventionen entwickelt, damit Neben den vorhandenen Programmen wird weiterhin auch Pflegebedürftige von einer vernetzten und in die Gestaltung von Projekten und Präventions- engen Zusammenarbeit profitieren. programmen investiert, um durch ein umfassendes Gesundheitsmanagement das langfristige Ziel – Die Entwicklung geht weiter: Depression, Rheuma, gesündere Versicherte in einem gut funktionierenden Schmerztherapie, Palliative Versorgung und Schizo- Gesundheitssystem – optimal zu erreichen. phrenie sind Themen, die bei Gesundes Kinzigtal auf Bereits auf der Agenda steht das Thema Wundma- der Agenda stehen. Diese Projekte werden mit gro- nagement, an dem der Allgemeinmediziner Martin ßem Engagement von allen Beteiligten zu Program- Wetzel aus Hornberg, die Hautärzte Dr. Günter men ausgearbeitet. Haagen aus Haslach, Dr. Ferdinand Brugger aus Gen- genbach sowie Dr. Oliver Datz und Dr. Volker Ansorge „Für mich gehört die gelungene Kooperation zwi- vom Ortenau-Klinikum Wolfach arbeiten. Kinderärzte schen unserem Ärztenetz MQNK und der OptiMedis wie Dr. Friedhelm Steinhausen aus Gengenbach, Dr. AG in der gemeinsamen Gesundes Kinzigtal GmbH Sigrid Postels-Multani aus Hausach sowie Dr. Domi- zu den beruflichen Sternstunden meines Mediziner- nik Dengel und Brigitte Kempf-Aymanns aus Haslach lebens“, sagt Marcus Auel, dessen Engagement stell- machen sich für die Bedürfnisse der Kinder stark. vertretend für viele Kolleginnen und Kollegen steht. Neben einer frühkindlichen Augenuntersuchung zur rechtzeitigen Erkennung von entwicklungsbedingter Sehschwäche und zusätzlichen Vorsorgeuntersuchun- gen wird es noch mehr Gesundheitsangebote geben, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten.

Weitergeführt werden soll auch das 2008 gestar- tete Programm „Praktische Zukunft – Junge Ärzte im Kinzigtal“. Mit ihm werden zwei Ziele verfolgt.

14 Die Partner

In der Gesellschaft werden zwei unterschiedliche Kernkompetenzen zusammengeführt

Das Medizinische Qualitätsnetz – derungen von Politik und Krankenkassen reagieren zu Ärzteinitiative Kinzigtal (MQNK) können sowie die Qualität der ambulanten Versorgung im Kinzigtal auch unter Sparbedingungen zu sichern Medizinisches Wissen und ärztliche Erfahrung (Wis- und wenn möglich sogar zu verbessern. Dabei lernten sensträger: Ärztenetz - MQNK); Versorgungsprobleme, sich die Kollegen besser kennen, die Zusammenarbeit Engpässe und Schwachstellen des Systems sind den begann sich zu verändern. Die Ärzte konnten so die Medizinern und Psychotherapeuten bekannt. Sie vorhandenen Möglichkeiten ambulanter Therapie und bringen darüber hinaus Kontakte und Erfahrungen mit Diagnostik in der Region besser ausschöpfen. anderen regionalen medizinischen Leistungserbringern in die Partnerschaft ein. Die OptiMedis AG

Das Medizinische Qualitäts- Gesundheitsökonomie- und Managementwissen sowie netz – Ärzteinitiative Kinzig- Investitionsfähigkeit (Wissensträger: OptiMedis AG); Für tal (MQNK) entstand vor 16 die regionale Versorgungssteuerung ist Prozesssteue- Jahren. Es sollte dem Wohl rungswissen aus den unterschiedlichen Sektoren ge- der Patienten und der Optimierung der ärztlichen Ar- nauso wichtig wie neue Erkenntnisse auf den Gebieten beit zugute kommen. Einige Ärzte hatten sich schon Gesundheitswissenschaft und Gesundheitsökonomie. früh aktiv in verschiedenen ärztlichen Initiativen Mit der OptiMedis AG sowie der Managementunter- engagiert und gaben die gewonnenen Erkenntnisse stützung durch die Hildebrandt GesundheitsConsult an die Kollegen in der Region weiter. Dies genügte GmbH wird dieses Wissen zur Verfügung gestellt. den beteiligten Ärzten aber irgendwann nicht mehr. Als Gegenbewegung zu den Sparbemühungen im Die OptiMedis AG, Gesundheitswesen gründeten sie 1993 die Ärzte- mit Sitz in Hamburg, initiative Kinzigtal, ein Zusammenschluss von Ärzten wurde 2003 ge- aller Fachrichtungen und Psychotherapeuten. gründet und ist eine Management- und Beteiligungsgesellschaft, die sich Das erklärte Ziel: die Kommunikation untereinander auf den Aufbau und den Betrieb innovativer medizini- zu verbessern, um so gemeinsam auf die Herausfor- scher Versorgungssysteme spezialisiert hat.

Dr. Detlef Geßner Dabei zielt OptiMedis immer auf den überlegenen Arzt für Allgemeinmedizin in Hausach, Gesundheitsnutzen – als Vorteil für den Patienten, die Gründungsmitglied des MQNK Krankenkassen und medizinischen Leistungserbringer. „Das MQNK steht sinnbildlich für Kolle- Als Holdinggesellschaft engagiert sich OptiMedis für gialität und Kooperation, die wir mit der die Gründung, den Aufbau sowie die tätige Teilhabe Gründung der Gesundes Kinzigtal GmbH und Geschäftsführung von Medizinischen Versor- weiter ausgebaut haben.“ gungssystemen, Ärztenetzen und Managementge-

15 Franziska Beckebans Geschäftsstellenleiterin der Gesundes Kinzigtal GmbH Versorgung zu verbessern. Ziel ist ein messbarer und konkret erlebbarer Gesundheitsnutzen, der „Die Partner der Gesundes Kinzigtal GmbH, das sehr er- Patienten, Krankenkassen, Ärzten und Therapeuten fahrene und seit vielen Jahren bestehende Medizinische Vorteile bringt. Konkret heißt das: Ein durch rechtzei- Qualitätsnetz – Ärzteinitiative Kinzigtal e.V. (MQNK) tiges Bewegungstraining und gute medikamentöse und die auf Integrierte Versorgung spezialisierte Opti- Früheinstellung vermiedener Folgeschaden ist im Medis AG, die gesundheits- und betriebswirtschaftliches Gesundheitssystem der eigentliche Nutzen. So lässt Knowhow beisteuert, ergänzen sich perfekt. Damit sich nicht nur die Lebensqualität vieler Menschen ein solches Projekt erfolgreich ist, erfordert es nicht steigern, sondern es werden bei gleicher oder sogar nur die gesundheitswirtschaftliche Ausrichtung und höherer Qualität auch Kosten eingespart. betriebswirtschaftliche Kompetenz des Management- unternehmens. Wichtig ist, dass mit dem Medizinischen Qualitätsnetz Ärzteinitiative Kinzigtal ein sehr erfahre- Die Krankenkassen nes Praxisnetz die medizinische Verantwortung für die Versicherten übernommen hat, und dass AOK und LKK Die AOK Baden-Württemberg und die LKK Baden-Würt- den Mut hatten, neue und bisher einzigartige Wege zu temberg haben früh erkannt, welche Möglichkeiten die gehen, um in eine bessere Versorgung ihrer Versicher- Gesundes Kinzigtal GmbH bietet und ihre Beteiligung ten zu investieren.“ daran in einem Kooperationsvertrag geregelt.

sellschaften der Integrierten Versorgung. Gemeinsam Der Kooperationsvertrag zwischen der Gesundes mit Ärzten, Krankenhäusern, Krankenkassen, aber Kinzigtal GmbH und der AOK Baden- Württemberg vom auch der Industrie entwickelt sie maßgeschneiderte 30.1.2006 (mit Wirkung ab dem 1.11.2005) sowie Lösungen für die Integrierte (VoII-)Versorgung ganzer mit der LKK Baden-Württemberg (mit Wirkung ab Regionen. dem 1.11.2006) umfasst alle Bereiche der Versorgung OptiMedis vernetzt die Partner, verhandelt Verträge, und Indikationen; ausgenommen ist bislang noch die baut die nötigen Strukturen auf und übernimmt das zahnmedizinische Versorgung. Die Beziehung zwischen Management. Dabei setzt sie auf intensive Kommu- den Krankenkassen und der Managementgesellschaft nikation, Prävention und erfolgsabhängige Vergü- ist geprägt von einer Ausrichtung auf die Ermöglichung tung. Gleichzeitig entwickelt OptiMedis in einem von Gesundheitsinvestitionen und einer mittel- bis Forschungs- und Entwicklungszentrum eigenständige langfristigen Wirtschaftlichkeit über die gesamte Gesundheitsmanagement- und Disease-Manage- Population. Erklärtes Ziel des Vertrags ist die Reduktion ment-Lösungen für spezifische Erkrankungen, der Bürokratie und des Kontrollaufwands zwischen außerdem Präventionslösungen zur Vermeidung Leistungserbringern und Krankenkasse. Daher ist vorge- beziehungsweise Linderung von Erkrankungen. sehen, in sehr viel stärkerem Maße als bisher, mitein- Der Anspruch: die Strukturen und Abläufe im ander zusammenzuarbeiten. Ein Instrument dafür sind Gesundheitswesen und damit auch die Qualität der gemeinsame Arbeitsgruppen zu gezielten Versorgungs-

16 themen mit der Ausarbeitung von Behandlungskon- Gemeinsam mit der Gesundes Kinzigtal GmbH inves- zepten, die dann ohne zusätzliche Prüfung oder mit ver- tiert die AOK in die Gesundheit der AOK-Versicherten mindertem Prüfungsaufwand zur Abrechnung genutzt im Kinzigtal. Das besondere bei diesem Gesundheits- werden können. Die gemeinsame Projektsteuerung projekt ist, dass, anders als in der früheren Vergü- erfolgt durch den Lenkungsrat, der zweimal im Jahr tagt tung, der erzielte Gesundheitserfolg honoriert wird. und in seiner Zusammensetzung paritätisch besetzt ist Dazu schließen Ärzte und Patienten Zielvereinbarun- durch Vertreter der Krankenkassen, der Ärzte und der gen zur Gesundheitsförderung ab. Geschäftsführung der Gesundes Kinzigtal GmbH. Maßgeschneidert

AOK Baden-Württemberg Auf die Hilfe der AOK können sich Patienten und Ärzte Ein starker Partner an der Seite gleichermaßen verlassen. Der AOK-Arzt-Partner-Service organisiert Workshops für Ärzte und Arzthelferinnen Die AOK setzt auf Ortsnähe und sorgt mit schnellen Antworten für eine unbüro- und schnelle Erreichbarkeit kratische Unterstützung. Kurze Entscheidungswege – auch um ihre Versicherten zwischen Arzt und der AOK sind sowohl für den Arzt eine Betreuung im Sinne als auch für die Patienten von Vorteil. Auch beim För- einer voll umfassenden Integrierten Versorgung derprogramm für junge Nachwuchsmediziner, mit dem anbieten zu können. Allein im Kinzigtal ist die langfristig ein Ärztemangel im Kinzigtal vermieden Gesundheitskasse an den Standorten Gengenbach, werden soll, ist die AOK mit von der Partie - sowohl mit Zell, Haslach, Hausach und Wolfach vertreten. Sie finanziellem Engagement als auch mit dem Angebot ist im Kinzigtal die mit Abstand mitgliederstärkste eines Praktikums beim Gesundheitspartner AOK. Krankenkasse. Dr. Rolf Hoberg Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg Prävention und Gesundheitsförderung hat sich die AOK schon vor vielen Jahren auf die Fahnen geschrie- „Dass sich bessere Versorgung bei gleichzeitig funkti- ben. „Die AOK tut mehr!“ ist mehr als eine Werbe- onierendem Kostenmanagement nicht widersprechen, botschaft. „Die AOK tut mehr!“ steht für Verantwor- zeigt das Beispiel Gesundes Kinzigtal deutlich. Wir se- tung und für eine gesunde Zukunft. Ziel der AOK ist hen bereits im 3. Projektjahr, dass unser maßgeschnei- es, die Eigenkompetenz ihrer Versicherten auch in dertes Gesundheitsmanagement und unser Service Sachen Gesundheit zu fördern. Die AOK schafft An- vor Ort der richtige Weg sind. Aktuelle Auswertungen gebote und zeigt ihren Versicherten, welche Möglich- belegen, dass das Modell schon jetzt medizinische und keiten ganz individuell passen. Sie kümmert sich um wirtschaftliche Erfolge erreicht. So werden Ressourcen ihre Versicherten und unterstützt sie dabei gesund zu geschöpft, die reinvestiert die AOK und Gesundes Kin- bleiben. So garantiert sie einen sinnvollen Einsatz der zigtal hoffen lassen, dass das Kinzigtal auch in Zukunft ihr anvertrauten Beiträge ihrer Mitglieder. für junge Ärzte attraktiv bleibt.“

17 www. gesundes-kinzigtal.de

Mit individueller Ernährungsberatung oder einer Be- LKK Baden-Württemberg ratung, welcher Sport für den Patienten gut geeignet Verbesserung der Versorgung ist, unterstützt die AOK mit ihren Fachkräften das im ländlichen Bereich Modell Gesundes Kinzigtal. Von den Mitarbeitern des Sozialen Dienstes der AOK gibt es ein ganz besonderes Angebot. Sie helfen ganz konkret bei der beruflichen Wiedereingliederung, führen Gespräche mit dem Arbeitgeber und eventuell anderen betei- ligten Einrichtungen und ebnen den Weg für eine Demographische Entwicklung Rückkehr in den Betrieb. Selbstverständlich steht die AOK auch bei Fragen zum betrieblichen Gesund- Beinahe 70% der Fläche Baden-Württembergs entfal- heitsmanagement ganz vorne. Spezialisten erstellen len auf den ländlichen Raum. Dort wohnen 35% der für interessierte Unternehmen Gesundheitsberichte, Bevölkerung. Durch die Wanderbewegung von jungen beleuchten gemeinsam mit Vertretern dieses Unter- Menschen in die Ballungsräume kommt es zu einer nehmens den Krankenstand und ermitteln anhand Bevölkerungsentleerung des ländlichen Raums und der diagnosebezogenen Auswertungen betriebsspe- gleichzeitig zu einer Entwicklung der Bevölkerungs- zifische Belastungsschwerpunkte. Kostengünstige struktur hin zu einer immer älteren Gesellschaft. So Angebote wie etwa eine Mitarbeiterbefragung, eine wird sich nach den Erhebungen des Statistischen Arbeitssituationsanalyse, Kurse mit Spezialwissen Landesamts die Zahl der über 60-jährigen bis 2025 zum Führungsverhalten bietet die AOK dann ebenso im ländlichen Raum um mehr als 40% erhöhen, in an wie Nichtraucherseminare, arbeitsplatzbezogene den städtischen Bereichen aber um weniger als 30%. Rückenschulen oder Kurse zum Stressabbau. Bei den über 85-jährigen fällt die Entwicklung noch drastischer aus. Hier wird von einer Zunahme von Gesundheit macht Schule 130% ausgegangen, wobei dies in einigen Regionen auch bis zu 200% sein können, während die Zunah- Mit einem speziell auf schulische Anforderungen hin me in den Ballungsräumen bei unter 100% liegen entwickelten Bausteinprogramm, vermitteln AOK- wird. Mit diesen Entwicklungen verbunden ist