AUSGABE 23 | MÄRZ 2009

UERQ SCHNITT Beiträge aus Forschung und Entwicklung

AUSGABE 23 | MÄRZ 2009

UERQ SCHNITT Beiträge aus Forschung und Entwicklung QUERSCHNITT 23

WIR SETZEN AUF INTERNATIONALISIERUNG. DIE HOCHSCHULE DARMSTADT AGIERT AUF EINEM ZUSAMMENWACHSENDEN EUROPÄISCHEN, ABER AUCH WELTWEITEN BILDUNGS- UND FORSCHUNGSMARKT.

2 VORWORT

Die zunehmende Globalisierung fordert nicht nur von Unternehmen eine stärkere interna- tionale Ausrichtung, auch Hochschulen präsentieren sich auf einem zusammenwachsen- den europäischen, aber auch weltweiten Bildungs- und Forschungsmarkt.

„Forschen international“ ist daher ein Leitgedanke, der für Hochschulen zunehmend an Bedeutung gewinnt. So stand auch der Tag der Forschung der Hochschule Darmstadt im Jahr 2008 unter diesem Motto. Bereits zum siebten Mal hatte das Zentrum für Forschung und Entwicklung im November 2008 zum Tag der Forschung eingeladen. Mit der vorlie- genden 23. Ausgabe des „Querschnitts – Beiträge aus Forschung und Entwicklung“ greifen wir das Thema „Internationalisierung“ als Schwerpunkt auf.

Viele der in diesem „Querschnitt“ präsentierten Projekte konkretisieren, dass internatio- naler Austausch heute mehr denn je eine zentrale Voraussetzung für die Modernisierung der Hochschulen ist. Zugleich werden so Möglichkeitsräume für avancierte Forschungs- vorhaben und Innovationen eröffnet. So wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher Kooperationen mit Hochschulen auf allen Kontinenten etabliert, die die Grundlage für einen fruchtbaren Wissensaustausch bilden und vielfältige Optionen für Forschung und Lehre ermöglichen. Beispielhaft ist die im Verlauf des Jahres 2008 ausge- baute Kooperation mit dem Cork Institute of Technology in Irland. Hier ist es gelungen, über die seit einigen Jahren bestehende Kooperation hinaus, für alle Fachbereiche der h_da die Möglichkeit zu gemeinsamen Promotions- bzw. PhD-Verfahren zu verabreden. Diese bieten den Interessenten nicht nur eine exzellente Möglichkeit für die eigene Weiterqualifi - zierung, sie eröffnen zugleich neue Optionen für gemeinsame internationale Forschungs- projekte. In diesem Zusammenhang werden sich auch für das Zentrum für Forschung und Entwicklung an der Hochschule Darmstadt neue Ansatzpunkte ergeben, um kooperative oder auch international vergleichende Forschungsvorhaben zu initiieren und deren Durch- führung zu unterstützen.

Mit den Beiträgen in diesem Heft möchten wir einerseits anhand von Forschungsarbeiten die Bandbreite der Aktivitäten in diesem Bereich illustrieren. Andererseits werfen wir auch einen Blick in die Lehre, um exemplarisch zu zeigen, wie sich die Hochschule Darmstadt zunehmend auf der internationalen Bühne positioniert. Aber auch andere Forschungsar- beiten der letzten zwölf Monate sollen nicht zu kurz kommen und in dieser Ausgabe zur Diskussion gestellt werden. Mit diesem „Querschnitt“ möchten wir Sie ganz herzlich zu einem tieferen Einblick in die Arbeit der Hochschule Darmstadt einladen.

Prof. Dr. Maria Overbeck-Larisch Prof. Dr. Bernd Steffensen Präsidentin Leiter des Zentrums für Forschung der Hochschule Darmstadt und Entwicklung

3 QUERSCHNITT 23 INHALT

SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Seiten 2 – 3 VORWORT DER PRÄSIDENTIN UND DES LEITERS DES ZENTRUMS FÜR FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Seiten 8 – 169 PROJEKTE

Seiten 8 – 15 VOM VERTRAUEN IN PLANER Prof. Dipl.-Ing. Hartmut Raiser • Fachbereich Architektur

Seiten 16 – 29 WASSERSTOFFERZEUGUNG UND SPEICHERUNG Dipl.-Ing. (FH) Michael Müller und Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmidt-Walter • Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik

Seiten 30 – 43 PRODUKT- UND MARKENPIRATERIE IN CHINA – PROBLEME DER DURCHSETZUNG DES URHEBER-, MARKEN- UND PATENTRECHTS IN CHINA UND DEREN AUSWIR- KUNGEN AUF DIE MARKTSTRATEGIEN DEUTSCHER UNTERNEHMEN Prof. Dr. Rainer Erd und Prof. Dr. Michael Rebstock • Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit • Fachbereich Wirtschaft

Seiten 44 – 55 „DER TOTENKOPF BEEINDRUCKT MICH SCHON …“ – INFORMATIONEN ZU DEN INHALTSSTOFFEN IN ALLTAGSPRODUKTEN UND IHRE REZEPTION DURCH KONSUMENTEN Prof. Dr. Bernd Steffensen und Dipl.-Jur. (FH) Nicola Below • Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit

4 Inhalt AUSGABE 23 | MÄRZ 2009

Seiten 56 – 67 LEITBILDER DER GESCHLECHTERORDNUNG IM SCHNITTFELD VON ARBEITSORGANISATION UND UNTERNEHMENSKULTUR Prof. Dr. Ulrike Teubner • Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit

Seiten 68 – 79 INTERNATIONAL DENKEN – LOKAL HANDELN DER BEITRAG DES SPRACHENZENTRUMS ZUR INTERNATIONALISIERUNGSSTRATEGIE DER HOCHSCHULE DARMSTADT Dr. Ruth Tobias • Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit

Seiten 80 – 93 DESIGN EXCHANGE PROJECT: –JAPAN Prof. Tom Philipps • Fachbereich Gestaltung

Seiten 94 – 111 DESIGNLEHREN – WEGE DEUTSCHER GESTALTUNGSAUSBILDUNG Dr. Kai Buchholz und Prof. Justus Theinert • Fachbereich Gestaltung

Seiten 112 – 123 RICHTEN DURCH BIEGEN Prof. Dr.-Ing. Klaus Eichner, Dipl.-Ing. Uwe Geißler, Prof. Dr.-Ing. Ernst Hammerschmidt und Prof. Dr.-Ing. Eckehard Walter • Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik

5 QUERSCHNITT 23 INHALT

Seiten 124 – 131 FASEP® ULTRA – NEUARTIGE PROZESSPLANUNG UND -STEUER UNG BEI DER VERARBEITUNG VON LANGFASER VERSTÄRKTEN THERMOPLASTEN (LFT) MITTELS EINER NEUEN BILDANALYTISCHEN BESTIMMUNG VON FASERLÄNGEN- V E R T E I L U N G E N Prof. Dr. rer. nat. Ralph Stengler, Prof. Dr. rer. nat. Konrad Sandau, Dipl.-Ing. Mark Rafael Hartwich, Dipl.-Ing. Norbert Höhn und Dipl.-Ing. Helga Mayr • Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik • Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften

Seiten 132 – 141 FORSCHUNG FÜR DIE GRENZKONTROLLEN DER ZUKUNFT Prof. Dr. Christoph Busch • Fachbereich Media

Seiten 142 – 151 IT´S MORE FUN TO COMPUTE? Dipl.-Des. (FH) Alexander Kehry • Fachbereich Media

Seiten 152 – 161 FINANZMARKTKRISE Prof. Dr. Michaela M. Kiermeier • Fachbereich Wirtschaft

Seiten 162 – 169 DER GLOBAL BUSINESS MANAGEMENT MBA – INTERNATIONALISIERUNG DURCH INNOVATIVE MANAGEMENT-AUSBILDUNG Prof. Dr. Ralf K. Schellhase • Fachbereich Wirtschaft

6 Inhalt AUSGABE 23 | MÄRZ 2009

Seiten 170 – 181 PROJEKTBERICHTE

Seiten 170 – 173 NÄHEN MIT INDUSTRIEROBOTERN HYBRINO – HOCHDYNAMISCHE BILDGESTÜTZTE REGELUNG VON INDUSTRIE- ROBOTERN ZUR NAHTFÜHRUNG BEI FLEXIBLEN OBJEKTEN Heiko Koch, Alexander König, Alexandra Weigl-Seitz und Karl Kleinmann • Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik

Seiten 174 – 177 „IST DEM ZUKÜNFTIGEN INGENIÖR DAS STUDIUM ZU SCHWÖR?“ – DAS „NACHWUCHSBAROMETER TECHNIKWISSENSCHAFTEN“ Prof. Dr. Bernd Steffensen und Dipl.-Soz. Bettina von Römer • Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit

Seiten 178 – 181 MEDIEN PORTAL HESSEN – BEI DER UMSETZUNG DES INNOVATIVEN KONZEPTES GEHT HESSEN ZUKUNFTSWEISENDE WEGE Prof. Dr. Arnd Steinmetz und Sybille Bartram, B. Sc. • Fachbereich Media

Seiten 182 – 205 ABSCHLUSSARBEITEN

Seiten 206 – 207 DANKSAGUNG

Seite 208 IMPRESSUM

7 QUERSCHNITT 23

VOM VERTRAUEN IN PLANER

Autor • Prof. Dipl.-Ing. Hartmut Raiser

Abbildung 1 • HUGO BOSS Mitarbeiterrestaurant: Blick von der Lounge in den oberen Restaurantbereich (alle Fotos in diesem Beitrag: Frank Kleinbach, Stuttgart)

8 Vom Vertrauen in Planer FACHBEREICH ARCHITEKTUR

„Auf der Suche nach der Architektur, die mir vorschwebt, erlebe ich immer wieder diese schalen Momente der Beengung. Nichts, was ich kenne, scheint zu dem zu passen, was ich will und von dem ich noch nicht weiß, wie es sein soll.“ Ahnungsvoll erscheinen diese Gedanken Peter Zumthors seinen Architekturkollegen aus der Seele zu sprechen. Mit jedem neu zu planenden Projekt startet ein neuer qualvoller Prozess. Der Ort ist besichtigt, das Raumprogramm liegt vor, die indi- viduellen Wünsche der Bauherren sind formuliert und der erste gestalterische Gedanke sollte reifen. Aber die Idee weigert sich, sich zu entwickeln, man ist fern eines Konzeptes. Man möchte ja etwas Neues schaff en, eine der individuellen Bauaufgabe gerechte Lösung fi nden. Und immer wieder geht es bei null los. Warum baut man nicht auf Altes und Bewährtes auf? Muss das architektonische Rad ständig neu erfunden werden?

9 QUERSCHNITT 23

Abbildung 2 • Querschnitt des Restaurants

1 • Architektur ist ortsgebundene Kunst 2 • Entwerfen ist harte Arbeit Im Gegensatz zur bildenden Kunst, im der der Rahmen und die Ein Kampf mit Papier und Bleistift um den entscheidenden Ge- darauf gespannte Leinwand seit Jahrhunderten den Hinter- danken. Skizzenpapier wird bergeweise – oder besser Layer grund bewegender Gemälde bildet, ist Architektur eine orts- für Layer – übereinandergeschichtet und somit werden die gebundene Kunst. Umgebung, Erschließung, Geländeverlauf, konzeptuellen Gedanken buchstäblich aufgeschichtet, die Gebäudehöhen und Breiten, Wegeführung, Sonnenverläufe sich gegenseitig tragen und sich gegenseitig stützen. Bis das und Gebäudeausrichtung, energetische Überlegungen, regio- Unterste zuoberst liegt – aber durchsichtig ist bis auf den nale und internationale Tendenzen der Architektur sollten sich Gedanken des Beginns –, wachsen unscharf verschwommen im Entwurf widerspiegeln. Nutzerbefi ndlichkeiten wie Alte- Striche und Skizzen sacht, ganz sacht zusammen zu einer rungsprozesse von Materialien fi nden ihre Berücksichtigung. Struktur, zu einem Gedankengebäude, vor dem geistigen Auge Erste konstruktive Überlegungen sowie haustechnische Be- des Entwerfers. lange wollen überlegt sein. Das ist die Stunde, auf die man zuarbeitet. Vieles wird kla- Mit diesem Koffer an Ballast beginnt der Planer sich der Bau- rer. Die Lösung steht klar vor einem. Von den maßstabslosen aufgabe zu nähern. Striche werden aufs Papier gebracht, die Ideenskizzen werden nun erste maßstäbliche Zeichnungen. ersten Skizzen entstehen, man entwickelt zeichnerisch die zu Grundrisse, Schnitte, perspektivische Skizzen, Materialüber- erhoffende Idee, vielleicht ein tragfähiges Konzept. Das kann legungen stehen an. Verschiedene Maßstäbe werden erprobt. Stunden, aber auch Tage, manchmal Wochen dauern. Le Cor- Die Überlegungen werden zunehmend konkreter. Modelle busier hat sich nach der ersten Auseinandersetzung mit der werden gebaut. Die räumliche Vorstellung des Projektes wird Bauaufgabe diese danach wochenlang aus seinem Bewusst- konkreter. Die Kraft des Konzeptes sollte sich in allen Maß- sein geblendet, in der Hoffnung, unterbewusst eine Lösung stäben bewähren. Was oft klein funktioniert, wirkt in detail- dafür zu fi nden. Aber seine Genialität ist so legendär wie seine lierten Plänen häufi g unsauber und unexakt. Oder unelegant. Entwürfe. Nicht allen Architekten kommt der geniale Gedanke Der Architekt sucht nach den besten Lösungen. Er ist seinem im Schlaf. Gewissen verpfl ichtet. Sollten die Arbeiten fortgeschritten sein, will der Bauherr informiert sein. Das erfordert Präsen- tationszeichnungen, Materialcollagen und viel Überzeugungs- arbeit. Die Erläuterung des architektonischen Konzeptes, die Sichtbarmachung von Raum, Blickbeziehungen, eine funktio- nelle Erschließung erfordern zeichnerische und modellhafte Unterstützung.

10 Vom Vertrauen in Planer FACHBEREICH ARCHITEKTUR

Abbildung 3 • Innenraumperspektive Sitzbereich

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Abbildung 4 • Kaffeebar Abbildung 5 • Lounge im Obergeschoss

3 • Hat jeder Mensch dieselben räumlichen Empfi ndungen? 5 • Bauen als Mutter aller Künste Um die Bildende Kunst noch einmal zu bemühen. Gefallen Der Architekt ist Mittler bauhistorischer Wertvorstellung und allen Menschen die gleichen Bilder? Wohl kaum, obwohl es zukunftsweisender Technologie. Er ist Spezialist von Raum, in Kunst und Architektur sicher Gebäude und Gemälde gibt, Konstruktion, Material und deren Fügung, Kostenkontrolleur, bei denen sich ein großer gemeinsamer Nenner fi nden lässt. Organisationstalent, Wertschaffender, Haus- und Lichttech- Meist sind diese Kunstwerke aber mehrere Jahrhunderte alt. niker, Zeitplaner, Verhandler etc. Der Architekt ist Generalist Mit moderner Kunst verhält es sich wohl kongruent zu moder- und Spezialist der Planung. ner Architektur. Sie ist dem Betrachter und Nutzer schwerer Ähnlich und doch auch ganz anders verhält es sich in der Innen- zu vermitteln. architektur. Die Bauaufgaben sind kleiner und überschaubarer, dafür muss der Innenarchitekt mit vorhandener Bausubstanz 4 • Das ist die Crux. Architekten und Bauherren sprechen und Räumen arbeiten. Diese sind nur selten den Nutzungen verschiedene Sprachen angemessen. Umbau, Renovierung und Neukonzepte müssen Bei den freischaffenden Künstlern kann man mit Idealismus sich darin einbringen lassen. Das erfordert Kenntnis in Alt- noch viel erreichen, bei den freischaffenden Architekten aber baukonstruktionen und statisch komplexen Zusammenhän- muss der Bauherr von Anbeginn überzeugt werden, er kauft gen und detektivisches Gespür in Haustechnik aller Art. Die kein fertiges Bild. Sondern eine vage Idee. Der Architekt ist Bausummen sind geringer, der Schmerz dadurch aber nicht Auftragskünstler. Er arbeitet nach gesetzlich defi nierten ebenso. Die Bauherren wissen in den innenarchitektonischen Richtlinien, im schlechtesten Falle darin abschnittsweise, je- Belangen noch stärker Einfl uss zu nehmen und bedingen sich der Schritt darin defi niert und erklärtermaßen verpfl ichtend. letztes Mitspracherecht aus. Das muss nicht zwangsläufi g zu Die Freiheiten des Planers sind angeleint. Man erwartet Min- guten Ergebnissen führen. Auch hier ist der Bauherr Laie und destleistung. Nicht das Maximum. Das Mehr an Leistung wird wohlmeinender Dilettant. Die Diskurse führen zu erhöhtem nicht gefordert und auch nicht bezahlt. Einen Mehrwert leistet Zeitaufwand und dadurch zu Mehrkosten bei den verantwort- der Planer unwirtschaftlich aus eigenen Stücken. Man könnte lichen Planern und Fachingenieuren, diese werden aber von sagen: gestalterisch verantwortlicher Eigennutz. Er ist der den privaten Bauherren meist nicht erstattet. Baukunst verpfl ichtet. Wohl dem, der professionelle Bauherrschaften oder das un- eingeschränkte Vertrauen der Kunden besitzt. In unserem speziellen Fall, der beispielhaft für viele weitere Projekte in der Zukunft stehen soll, handelt es sich um Partner aus der Indus- trie, bei denen Bauen zum Alltag gehört. Dieses Projekt bildet „Baukunst ist raumgefasster Zeitwille.“ etwas Besonderes ab, das sich auch im Ergebnis und darüber Ludwig Mies van der Rohe hinaus spiegelt. Wir wurden beauftragt, das Betriebsrestau- rant der HUGO BOSS AG in Metzingen zu planen. Hintergrund dieses Auftrags war, dass ich im Sommersemester 2006 das

12 Vom Vertrauen in Planer FACHBEREICH ARCHITEKTUR

Abbildung 6 • Zentraler Essbereich

Thema der betrieblichen Gastronomie bei einem Modekon- Bänken die man sich teilt. Um dadurch für den Einzelnen einen zern im Entwurfsprojekt der Oberstufe des Fachbereiches gemeinsamen Spirit zu fi nden und ein großes gemeinschaft- Architektur im Studiengang Innenarchitektur der Hochschule liches Ganzes beim Mittagstisch zu schaffen. Natürlich gehört Darmstadt mit überzeugenden Ergebnissen bearbeiten konn- in einem großen Modekonzern auch der individuelle Auftritt te. Eine zuvor veranstaltete Exkursion nach Metzingen zur Be- dazu. Der Catwalk durch die Tischreihen bietet hier genug Ge- sichtigung des Rohbaus und der Baustelle befl ügelte die Fan- legenheit, sich aus der Masse abzuheben. Für schnelle Snacks tasie der Studenten. und kurze informelle Gespräche gibt es Stehtische, die sich in ihrer kühleren Ästhetik von dem warmen Holz der Esstische 6 • Das Objekt unterscheidet. Eine Lounge im Obergeschoss ist für kleine Ein 1.000 m² großer und zehn Meter hoher sehr sakral wir- Business-Meetings oder zum längeren Verweilen gedacht. kender Raum sollte von uns zu einem Mitarbeiterrestaurant Da das Restaurant hauptsächlich tagsüber genutzt wird, ent- geplant werden. In zwei Essensstunden sollten 1.600 Essen wickelten wir zusammen mit kompetenten Lichtplanern den ausgegeben werden können. Darüber hinaus galt es, wie in 200 m2 großen Leuchtkörper für tageslichtartige Beleuch- allen von der Firma HUGO BOSS geplanten Maßnahmen, das tungssituationen. Für gelegentliche abendliche Events dienen CI der Marke erkennbar werden zu lassen. Durch unsere lang- dazwischen montierte Spots für eine stimmungsvolle Atmo- jährige konstruktive Zusammenarbeit im Bereich Shopdesign sphäre. Der Leuchtkörper schafft durch seine Stoffumman- für die Firma HUGO BOSS konnten wir uns gut in die Aufgabe telung ebenso einen optimierten Schallschutz. Das gesamte eindenken und es gab von Anfang an einen breiten Konsens in Restaurant ist mit einem geschliffenen Betonboden versehen, unserem Tun – eine wichtige Grundvoraussetzung. So lief die der eine kühle, aber ganzheitliche Raumsituation schafft. Der gesamte planerische Arbeit fast von selbst. Der gegenseitige Ausgabebereich für Speisen und Getränke wurde komplett aus Respekt war vorhanden, der kostbare Umgang mit Zeit war Sichtbeton gegossen. Dienende Möbel wie Garderobe, Kaffee- allen am Bauprozess Beteiligten wichtig und man sprach die stationen und Geschirrrückgaben wurden aus durchgefärbtem gleiche inhaltliche Sprache. Wir für die Innenarchitektur Ver- schwarzem MDF gefertigt. antwortlichen wurden rechtzeitig (ca. 1,5 Jahre vor Einzug) in Das Restaurant ist nun seit zwei Jahren im werktäglichen Ge- den Gesamtplanungsprozess einbezogen, so dass die verant- brauch und zeigt keinen Verschleiß, entstandene Patina wirkt wortlichen Gewerke wie Haustechnik, Lichtplanung und HSL veredelnd. Klagen sind uns nicht bekannt. Die Auseinanderset- von uns kontrolliert und gestalterisch zusammengeführt wer- zung mit der Bauherrschaft war überaus konstruktiv. Unsere den konnten. Ideen stießen auf offene Ohren und viel Verständnis. Und somit Der Grundgedanke war schnell gefasst. Da alle Tätigkeiten sind wir stolz auf das Ergebnis als Resultat einer vertrauens- heute in globalen Netzwerken stattfi nden und das gesproche- vollen Partnerschaft von Bauherr und Architekt. ne Wort selbst von den engsten Mitarbeiter durch schnelle Das Betriebsrestaurant wurde seit Fertigstellung im Dezem- Rundmails ersetzt wird, wollten wir die Mitarbeiter in klöster- ber 2006 in international führenden Fachzeitschriften publi- licher Strenge wieder gemeinsam an die Tafel setzen, auch auf ziert und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem

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Abbildung 7 • Innenraumperspektive Kaffeebar

„Best Architects Award 2009“, einer Auszeichnung des Bundes Die Tische, so einfach sie auch aussehen, so war deren Ent- Deutscher Innenarchitekten BDIA und einem Preis beim „Bei- wurf doch eine längere Mission. Der Raum erfordert große spielhaften Bauen im Landkreis Reutlingen“ der Architekten- Möbel und Strukturen. Diese sind schnell gezeichnet. Für die kammer Baden-Württemberg 2008. Aufteilung der Tische favorisierten wir eine lockere durch- mischte Anordnung, bei der sich die Gäste des Restaurants, 7 • War es nun ein schwieriger Prozess, ein schwieriges nach ihrem Auftritt auf dem Catwalk, entschleunigt durchaus Arbeiten? auch mal in die Augen schauen sollten. Kommunikation war ja Irgendwie schon, weil natürlich auch während des Planungs- unser Grundthema. Das funktioniert auch ganz gut. Nur wer prozesses sich zu viele Ideen und Anregungen der Planer wie macht so lange Tische, was ist das Maximalmaß? Die Statik der auch von Außenstehenden entfalten. Der Entwurf muss stän- Unterspannung und der Längenwuchs der deutschen Eiche dig überprüft, aber auch verteidigt werden. Denn natürlich waren die Parameter. sind zu Beginn des Entwurfes nur die Eckdaten bekannt, der Die dazugehörigen Bänke teilten wir in 2er und 3er Gruppen Rahmen ist geschaffen für einen zu beschreitenden Weg, aber und entwickelten diese als rundumlaufende Bügelelemente, auf diesem gibt es noch viele Hürden zu nehmen und Entschei- die an der vorderen Kante eine eingelassene Metallschiene dungen zu fällen. Man ist dabei nie vor Überraschungen, aber erhielten, um diese vor den Absätzen der Gäste zu schützen. auch vor guten Einfällen gefeit. Die Sitzkissen, die die Bequemlichkeit beim mittäglichen Mahl Der Lichtkörper im Betriebsrestaurant entstand bei der Suche erhöhen sollten, waren längere Diskussionen wert. Sie sollten nach einer individuellen, einer raumbestimmenden Lösung, etwas Farbe in das triste Grau des Sichtbetonbauwerkes brin- die den Essbereich überspannt, Atmosphäre schafft und für gen und wir wollten gedeckte Töne in Naturfi lz vorschlagen. stimmungsvolle Tagesbeleuchtung sorgt. Viele Versuche mit Die Firma HUGO BOSS sah aber die Chance darin, die Farben Holz, Gipskarton, Kordeln, Schnüren und Papier schlugen fehl. ihrer Marken zu launchen. Das hätte bedeutet, dass die Farben Die realisierte Lösung basiert auf der Idee der Schnittmuster, Rot, Orange und Grün zum Einsatz gekommen wären, Bemus- die im täglichen Handwerk der Modemacher Anwendung fi n- terungen fanden statt, der Vorschlag wurde dann aber doch det. Durch die Sektion der Gesamtstruktur auf zehn polygo- einvernehmlich abgelehnt. Man entschied sich letztendlich für nale Körper, die auf die Gebäudestruktur der Stützen ebenso Sitzkissen in den Längenformaten der Bänke aus fi lzunterfüt- wie die Haus- und Sicherheitstechnik reagieren konnten, fan- tertem Chessnut-Leder mit Naturleinennaht. den wir die defi nitive Lösung. Dem gingen Versuche bezüglich So kommt immer eins zum anderen und das große Ganze darf Lichtdiffusion von schwarzen Stoffen, Energiebedarf, brand- die Mühen nicht kenntlich machen. schutztechnischer Eigenschaften und Spannmöglichkeiten des Unser Ziel ist es auch immer, dass sich kein Element der Stoffes vorneweg. Danach waren handwerkliches Geschick gesamten Einrichtung in den Vordergrund schiebt. Der Fokus und schwindelfreie Monteure gefragt, die auf zehn Meter sollte eben das große Ganze und nicht zuletzt die darin befi nd- Höhe die Leuchtkörper montierten und die grazilen Stoffbah- lichen Nutzer sein, die Menschen, für die man das alles plant nen verspannten. und macht.

14 Vom Vertrauen in Planer FACHBEREICH ARCHITEKTUR

Abbildung 8 • Zentraler Garderobenblock mit dahinterliegendem Kaffee-Service-Point

Abschließen möchte ich meinen kleinen Exkurs über das Architektenleben mit einem Zitat eines mich sehr beeindru- Kurzbiografi e • ckenden Künstlers, dessen Wirkungsstätte in Marfa/Texas Prof. Dipl.-Ing. Hartmut A. Raiser lehrt seit 1997 im Fachbe- wir anlässlich einer Exkursion der Hochschule besuchten und reich Architektur an der Hochschule Darmstadt Innenarchi- dessen Lebenswerk wir studieren konnten: tektur. Sein Aufgabengebiet umfasst Baukonstruktion, Ent- wurf in Unter- und Oberstufe, Messe und Ausstellungsdesign. Seit vielen Jahren nimmt er mit seinen Studenten an interna- tionalen Fachmessen sowie im Rahmenprogramm der Light & Building, der Luminale, in Frankfurt und Darmstadt teil. Exkursionen nach Marfa/Texas und zum Roden Crater in Ari- zona in 2006 und die Reise nach Bejing und Shanghai in 2008 waren Höhepunkte für die Studenten und den Fachbereich. Prof. Raiser studierte an der Universität Stuttgart Architektur. „Es gibt keine Form, die Form sein kann Zusammen mit seiner Frau Kristina Lopes entwickelt er im ohne Bedeutung, Eigenschaft und Gefühl.“ Büro RAISERLOPES Innenarchitekturkonzepte für Handel und Donald Judd, Künstler Industrie. Sie sind Mitglied der Architektenkammer Baden-Württem- berg, im BDA, BDIA, DDC sowie im Architektennetzwerk Architekten 0711 in Stuttgart. Zahlreiche Preise, Vorträge und Veröffentlichungen begleiten die berufl iche Arbeit.

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16 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

WASSERSTOFFERZEUGUNG UND SPEICHERUNG

Autoren • Dipl.-Ing. (FH) Michael Müller Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmidt-Walter

Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft . Mit den knapper und teurer werdenden fossilen Brenn- stoff en werden andere Energieträger als Ersatz benötigt. Wasserstoff kann dabei ein Ersatz für die heutige Verwendung von Gas, Öl und Kohle sein. Als Energiequelle müssen die fossilen Energien durch regenerative Energien, wie Wind-und Sonnenenergie, ersetzt werden. Fossile Energien sind Energiequelle und Speicher zugleich. Die Energie kann bei Bedarf abgerufen werden. Regenerative Energien sind witterungsgesteuert. Die Energie entsteht unabhängig vom Bedarf. Neben den regenerativen Energiequellen wird ein Energiespeicher benötigt, aus dem Energie bei Bedarf abgerufen werden kann. Wasserstoff kann dieser Speicher der Zukunft sein, denn Wasserstoff kann mit- tels Brennstoff zellen in elektrische Energie gewandelt werden.

17 QUERSCHNITT 23

1 • Wasserstoff als Energiespeicher der Zukunft Eine 200 bar Druckgasfl asche mit 50 Liter Volumen wiegt 60 kg Als unvermischtes Gas ist Wasserstoff in der Atmosphäre na- und kann eine Energiemenge von 29,4 kWh speichern. Mit hezu nicht vorhanden. Er kann nicht wie Öl oder Kohle geför- 8 Bleiakkus erhält man in etwa das gleiche Volumen wie bei dert werden. Stattdessen findet man Wasserstoff sehr häufig eben genannter Druckgasfl asche (inkl. Hülle). Dabei erreichen in gebundener Form. Die wohl bekannteste Verbindung ist die die Akkumulatoren eine maximale Energiemenge von 6,91 kWh.

mit Sauerstoff H2O. Zwei Teile Wasserstoff mit einem Teil Sau- Bei einem direkten Vergleich der beiden Speichermedien kann erstoff bilden Wasser. Um den Wasserstoff aus dem Wasser zu der Wasserstoff die 5-fache Energiemenge des Akkus spei- trennen, muss Energie hinzugefügt werden. Diese Energie chern. Bei der Betrachtung einer 700-bar-Druckgasfl asche kann zurückgewonnen werden, wenn der Wasserstoff, über ei- mit 102,99 kWh, beträgt die in Wasserstoff gespeicherte Ener- ne Brennstoffzelle, erneut zu Wasser oxidiert. gie sogar das 17-Fache dessen, was in dem Akkumulator ge- Wasserstoff wird demnach nicht als Energiequelle, sondern speichert werden kann. als hochwertiger Energiespeicher verwendet. Der Vorteil zum handelsüblichen Akku liegt in der hohen Speicherdichte. Bei Bezieht man beide Speichermedien auf ihr Gewicht und ihr gleichem Volumen ist der Energieinhalt eines Wasserstoff- Volumen, ergibt sich folgender Vergleich: speichers um ein Vielfaches höher als bei einem Akkumulator.

Wh Wh Beispiel: Speicherkapazität Wasserstoff vs. Bleiakkumulator Bleiakkumulator 41,3 kg 93,4 l Ein handelsüblicher Bleiakkumulator (12 V, 72 Ah) speichert Wh Wh Wasserstoff (200 bar) 490,0 kg 452,0 l die Energie von 0,864 kWh bei einem Gewicht von 20,9 kg und einem Volumen von 9,25 Litern. Tabelle 1 • Vergleich Wasserstoff mit Akkumulator

Ammoniak 47 %

Petrochemie 37 %

Wasser-Elektrolyse 4 % Methanol 8 %

Kohle 18 % Metallurgie 4 %

Erdöl 30 % Treibstoff 1 %

Erdgas 48 % Sonstige 3 %

Abbildung 1 • Weltweite Wasserstoffproduktion [1] Abbildung 2 • Nutzungsgebiete Wasserstoff [1]

18 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

Abbildung 3 • Metallhydridspeicher

19 QUERSCHNITT 23

1.1 Möglichkeiten der Wasserstoffgewinnung thanolproduktion wären nicht mehr notwendig, da Erdöl nicht Jährlich werden 45 Milliarden kg Wasserstoff hergestellt. Auf- mehr in diesen Mengen gebraucht werden würde. Die globale grund der niedrigen Herstellungskosten ist die Dampfrefor- Wasserstoffproduktion müsste immens steigen, um den welt- mierung die zur Zeit am häufigsten verwendete Methode der weiten Treibstoffbedarf decken zu können. Damit würde Was- Wasserstoffherstellung. Dazu wird aus Erdgas, Erdöl oder serstoff hauptsächlich als Treibstoff genutzt werden. Bis sich Kohle der Wasserstoff extrahiert. Lediglich 4 % der weltweiten dieser Wechsel vollzieht, werden noch einige Jahrzehnte ver- Wasserstoffproduktion wird durch Elektrolyse hergestellt. gehen und es ist deshalb durchaus interessanter bereits heute Damit stammen 96 % des Wasserstoffs aus fossilen Energie- realisierbare Wasserstoffapplikation zu betrachten. trägern. Langfristig gesehen kann dies nicht der zukünftige Herstellungsprozess für Wasserstoff bleiben, da gerade Was- 1.3 Unabhängige Stromversorgung serstoff dazu verwendet werden soll, um sich von den fossilen Menschen, die weit entfernt von größeren Bevölkerungssied- Energien zu lösen. Der bisher einzig sich abzeichnende Weg ist lungen wohnen, benötigen Insellösungen für ihre Energiever- der der Elektrolyse. Dabei sollte für eine schadstofffreie sorgung. Lösung der Strom für die Elektrolyse aus regenerativen Ener- Stand der Technik ist die Erzeugung von elektrischer Energie gien stammen. mittels Fotovoltaik oder Wind. Die Speicherung der Energie übernehmen Akkumulatoren, in der Regel Bleibatterien. 1.2 Wasserstoffverwendung heute und übermorgen Leistungsstarke Akkus sind wartungsintensiv und teuer. Zu- Mit 47 % Anteil wird Wasserstoff heutzutage überwiegend für sätzlich ist die Lebensdauer eines Akkus beschränkt, da die die Produktion von Ammoniak genutzt. Dieser wird im Wesent- Kapazität mit der Zeit stark abnimmt. Wasserstoff kann dazu lichen zu Dünger verarbeitet. eine Alternative sein. Wasserstoff verbraucht sich als Spei- Mit 37 % hat die Petrochemie den zweitgrößten Anteil an der chermedium nicht. Einmal gespeichert, kann er langfristig ge- Nutzung des Wasserstoffs. Dabei wird Wasserstoff zur Reini- lagert werden, ohne dass Energieverluste auftreten. gung des Erdöls von Schwefel, Sauerstoff und Stickstoff ge- Ein System zur Nutzung von Wasserstoff als Speicher könnte nutzt. Ebenso wird die Methanolproduktion zur Aufarbeitung wie in Abbildung 4 aussehen. Mit diesem System kann tags- von Kraftstoffen verwendet, indem die Oktanzahl erhöht wird. über Strom erzeugt werden, der dann bei Bedarf (meist Der Abschnitt Metallurgie (4 %) bezeichnet allgemein die abends) genutzt werden kann, indem über eine Brennstoffzelle Verfahren zur Gewinnung von Metallen. Unter „Sonstige Ver- mit Wasserstoff Strom erzeugt wird. Der Vorteil liegt vor wendung“ (3 %) findet der Wasserstoff beispielsweise in der allem in der hohen Speicherdichte des Wasserstoffs. Bei der Lebensmittelindustrie bei der Fetthärtung (Margarine) Ver- Wahl eines geeigneten Speichers können verhältnismäßig gro- wendung. Als Energiespeicher bzw. Treibstoff wird Wasser- ße Mengen an Energie gespeichert werden. stoff nur zu einem Bruchteil verwendet. Lediglich 1 % wird in Ein 300-bar-Druckgasspeicher mit beispielsweise 50 l Fas- Verbindung mit Raketentreibstoff und Brennstoffzellen ge- sungsvermögen, kann ca. 44 kWh Energie speichern. Das nutzt. reicht, um eine durchschnittliche 3-köpfige Familie (Verbrauch Wie könnte die Wasserstoffnutzung in Zukunft aussehen? An 3.800 kWh/a) für viereinhalb Tage mit Strom zu versorgen. der Ammoniakproduktion wird sich aller Voraussicht nach nicht viel verändern. Sollte es allerdings wirklich dazu kom- men, dass Wasserstoff Erdöl als Treibstoff ersetzt, hätte dies weitreichende Folgen. Der Großteil der Petrochemie und Me-

20 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

Sonneneinstrahlung

Solarzelle

Wasserstoffspeicher

+- +-

H2

H2-Fluss Elektrolyseur Brennstoffzelle

Abbildung 4 • Insellösung zur Wasserstoffnutzung

+ -

H2 + H2O + O2 H2 Stromquelle Elektrolyseur Filter Speicher

Abbildung 5 • Aufbau Elektrolysesystem

Abscheider 1 Kühler 1 Trocknungsbehälter 1 mit Heizung H2 ein H2 aus

Trocknungsbehälter 2 Abscheider 2 Kühler 2 mit Heizung

Abbildung 6 • Trocknungsanlage

21 QUERSCHNITT 23

Abbildung 7 • Versuchsstand mit PEM-Elektrolyseur an der Hochschule Darmstadt

22 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

A Druckhalteventil 3/2 Wegeventil

3/2 Wegeventil P1 P2 Schwimmer A Elektropumpe

Oberer Kalilaugen- Überdruckventil Behälter P1 P2 12 V A 3/2 Wegeventil Füllstandsanzeige Behälter mit Behälter destilliertem Wasser

Watertrap Abscheider - + P1 P2 Unterer Kalilaugen- Behälter H2 out KOH out

Elektrolyseur Schwimmer Produktion ca. 40 l/h Leistung ca. 200 W Füllstandsanzeige

O2 out KOH in Gastrocknung Rekombination

Absperrventil Druckhalteventil

H2-Entnahme

Abbildung 8 • Aufbau alkalischer Versuchsstand

2 • Aufbau eines Wasserstoffspeichersystems günstige Kunststoffteile zu verwenden. Stattdessen werden Die Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse ist lange bekannt. Stahl- bzw. Edelstahlkomponenten verbaut, was die Kosten in Es werden eine Anode (elektrisch plus, nimmt Elektronen auf) bis zu 10-fache Höhe steigen lässt. und eine Kathode (elektrisch minus, gibt Elektronen ab) in Was- Zur Verwendung des Wasserstoffs mit einer Brennstoffzelle ser getaucht. An der Kathode entsteht gasförmiger Wasserstoff muss das Gas sehr rein sein, weshalb einige Filterelemente in und an der Anode Sauerstoff. Zur besseren Leitfähigkeit wird das System integriert sind. Auch diese Filter müssen in einer technisch Säure oder Lauge statt Wasser benutzt. In großtech- 10-bar-Umgebung bzw. in druckfesten Behältern installiert nischen Anlagen benutzt man Kalilauge (KOH). werden. Bei den Verunreinigungen im Wasserstoff handelt es

1 sich in erster Linie um Fremdmoleküle wie Sauerstoff O2 und H2O + Energie → H2 + O2 2 Wasserdampf H2O. Beim alkalischen Elektrolysesystem muss Ein System, das Wasserstoff produziert, ist schnell erstellt. zudem noch Kaliumhydroxidlauge entfernt werden. Ein System, das hochwertig reinen Wasserstoff mit einem gu- Letztendlich wird der gereinigte Wasserstoff in einen geeig- ten Wirkungsgrad herstellt und den Wasserstoff energie- neten Speicher gefüllt. Infrage kommen Druckgasflaschen effizient speichert, ist weitaus komplizierter. Solch ein System oder Metallhydridspeicher. wird an der Hochschule Darmstadt entwickelt. Dabei werden zwei verschiedene Elektrolysesysteme untersucht. System 1 arbeitet mit einem alkalischen Elektrolyseur. Dabei wird 25-prozentige Kaliumhydroxidlauge als Elektrolyt ver- wendet. System 2 ist mit einem PEM-Elektrolyseur ausgestat- tet. PEM steht für den englischen Ausdruck Proton-Exchange- Membrane was übersetzt eine protonleitende Membran be- zeichnet. Anders als beim alkalischen Elektrolyseur ist die Verwendung von Lauge bei diesem System nicht notwendig. Beide Systeme arbeiten nach demselben Prinzip. Wasser wird in einem Elektrolyseblock gespalten, in verschiedenen Filtern wird der Wasserstoff gesäubert und anschließend gespeichert. Um den Wasserstoff als Druckwasserstoff zu speichern, ist es sinnvoll, bereits im Elektrolyseur einen Überdruck zu erzeu- gen. Die Wasserstofferzeugung wird dabei praktisch nicht ver- ringert und es wird dadurch ein Teil der nachfolgenden Kom- pressorstufen gespart. In großtechnischen Elektrolyseuren wird der Druck auf bis zu 30 bar erhöht. An der Hochschule Darmstadt wird im Elektrolyseur ein Druck von 10 bar erzeugt. Dies ist der benötigte Druck, um bestimmte Metallhydridspeicher mit Wasserstoff zu befüllen. In diesem Falle kann ein Kompressor ganz entfallen. Der hohe Druck be- deutet aber auch, dass alle Komponenten des Systems diesem Druck standhalten müssen. Es ist deshalb nicht mehr möglich, Abbildung 9 • PEM-Elektrolyseur

23 QUERSCHNITT 23

2.1 Filterung trieben. In einem Behälter wird Wasserstoff getrocknet, wäh- Bei der Produktion des Wasserstoffs führt dieser kleine Men- rend im zweiten Behälter das Silicagel regeneriert wird. So ge an Flüssigkeitströpfchen mit sich. Diese Tröpfchen werden kann die Trocknung kontinuierlich verwendet werden. Bei der zunächst in einem Abscheider gesammelt. Hat das Wasser im Regenerierung des Silicagels wird der Behälter auf ca. 130 °C Abscheider ein bestimmtes Level erreicht, öffnet sich ein auto- erhitzt und mit Wasserstoff aus der Elektrolyse durchspült. matisches Ablassventil und das gesammelte Wasser kann ab- Durch die erhöhte Temperatur kann der Wasserstoff fast das fl ießen. Um jegliches Weiterkommen von fl üssigen Bestand- 30-Fache an Feuchte aufnehmen. Nachdem der hochfeuchte teilen zu vermeiden, ist am Gasausgang des Abscheiders eine Wasserstoff den Silicagel-Behälter wieder verlässt, durchläuft semipermeable Membran installiert worden. Diese ist für er eine Kühlung. Die Aufnahmekapazität des Wasserstoffs Gasteilchen passierbar und hält Flüssigkeiten ab. Damit ist si- sinkt wieder und er gibt die Feuchte in Form von Wassertröpf- chergestellt, dass keinerlei fl üssige Teilchen und vor allem, im chen ab. Diese werden in einem Abscheider gesammelt und Falle eines alkalischen Elektrolyseurs, keine Kalilauge weiter regelmäßig ausgeschieden. Der große Vorteil dieser Art der gelangen kann. Trocknung liegt in der Geschlossenheit des Systems. Es kön- Von Wassertröpfchen befreit, muss anschließend auch der nen keine Fremdkörper eindringen, noch geht Wasserstoff Wasserdampf entfernt werden. Dazu muss der Wasserstoff verloren. einen druckfesten Behälter, gefüllt mit einem Trockenmit- Je nach Elektrolysesystem (alkalisch oder PEM) muss noch vor tel, durchlaufen. Als Trockenmittel wird hierzu Silicagel ver- der Trocknung Sauerstoff entfernt werden. Während das an wendet. Silicagel besteht aus Granulat oder kleinen Kugeln der Hochschule Darmstadt verwendete alkalische System im (2–5 mm Durchmesser) und hat die Eigenschaft, Feuchte in Wasserstoff noch geringe Mengen an Sauerstoff aufweist, ist sich aufzunehmen. Mit dieser Methode kann das Trägergas das PEM-System so konstruiert, dass keine Verunreinigungen bis zu einem Taupunkt von –60 °C getrocknet werden. Dies durch Sauerstoff auftreten. Das Problem der Verunreinigung entspricht einer Restmenge an Wasser von ca. 0,1 g pro Ki- durch Sauerstoff ist hiermit direkt vom Hersteller behoben.

logramm H2. Im Vergleich dazu hat der Wasserstoff bei 20 °C Bei der nachträglichen Entfernung von Sauerstoff fi ndet noch noch einen Feuchteanteil von ca. 210 g/kg. Um diesen Feuch- vor der Trocknung der Reinigungsprozess statt. Die sich hier tigkeitsanteil zu entfernen, wird zusätzlich zu Silicagel unter anbietende Methode zur Entfernung ist die Rekombination zu erhöhtem Druck gearbeitet, wodurch die Anfangsfeuchtigkeit Wasser. auf ca. 19 g/kg sinkt. Diese Methode der Trocknung zeichnet 1 H2 + O2 → H2O sich vor allem durch ihre Energieeffi zienz aus. 2 Die Trocknung mit Silicagel ist ein rein physikalischer Prozess. Da dieser Prozess ein exothermer Vorgang ist, sollte diese Re- Wasserdampf lagert sich an der Oberfl äche des Silicagels an aktion selbstständig ablaufen. Dies geschieht auch, jedoch un- und gibt das Wasser beim Erhöhen der Temperatur auf messbar langsam. Erst bei mehreren hundert Grad Celcius ca. 130 °C wieder ab. Einmal erworbenes Silicagel kann bis zu findet die Reaktion selbstständig statt. Mit einem Platin- oder 10-mal regeneriert werden, bevor es durch neues ersetzt wer- Palladiumkatalysator ist es möglich, die Rekombination schon den muss. Bei der Anlage an der Hochschule Darmstadt ist bei Raumtemperatur stattfinden zu lassen. Dazu wird das Ka- eine Regeneration 1-mal im Jahr notwendig. Dazu wird an der talysatormaterial in einen druck- und hitzebeständigen Behäl- Hochschule eine Apparatur gebaut, mit der die Trocknung über ter gefüllt und von dem sauerstoffhaltigen Wasserstoff durch- ein duales System regeneriert werden kann (siehe Abbil- strömt. Es entsteht Wasserdampf, der in der nachgeschalteten dung 6). Dabei werden zwei Trocknungsbehälter parallel be- Trocknung entfernt wird. Diese Methode ist sehr effizient, da

24 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

kWh/I 0 246 8 10

Speichersystem

Benzin Flüssigwasserstoff Metall-Hydrid-Speicher Druckgasflasche 700 bar Druckgasflasche 200 bar Druckgasflasche 10 bar

Abbildung 10 • Speicherdichte [2]

der Sauerstoff fast restlos entfernt wird und keine zusätzliche von Fremdenergie effi zient zu speichern. Energie benötigt wird. Allerdings sollte sie nur bei einem Sau- Während des Befüllungsprozesses erwärmt sich der Metall- erstoffanteil von weniger als 1 % angewandt werden, da bei hydridspeicher. Deshalb kann der Speicher auch nicht beliebig einem höheren Anteil die exotherme Reaktion so viel Energie schnell befüllt werden, da bei zu hoher Temperatur kein Was- in Form von Hitze erzeugen würde, dass die Temperatur serstoff mehr aufgenommen wird. Mit den an der Hochschule schlagartig auf mind. 100 °C ansteigen würde. Darmstadt verwendeten Elektrolyseuren werden maximal

Eine komplette Darstellung des Elektrolyseaufbaus für das al- 40 l/h H2 produziert, was eine ausreichend langsame Befül- kalische System ist in Abbildung 8 zu sehen. Auch zu erkennen lung darstellt. Um den Wasserstoff wieder aus der Metallle- ist der bisher noch nicht erwähnte Behälter für die Kaliumhy- gierung zu befreien, ist ein gewisses Wärmemanagement not- droxidlauge. Dieser besteht aus 2 Kammern. In die untere wendig. Gegensätzlich zur Befüllung kühlt der Speicher bei der Kammer wird der Sauerstoff aus der Elektrolyse geleitet. Der Entnahme ab und es muss Wärme hinzugefügt werden, damit sich dort aufbauende Druck drückt die Kalilauge in den Elek- ein kontinuierlicher Wasserstofffluss gewährleistet werden trolyseur. Sobald die untere Kammer geleert ist, findet ein kann. Bei kleinen Speichern unter 300 Normlitern Befüllungs- Ausgleichs prozess statt, der Lauge von der oberen Kammer in volumen reicht es oft aus, den Speicher in ein Wasserbad mit die untere Kammer leitet. Einmal täglich wird die obere Lau- Raumtemperatur zu legen, um das Wasser als Wärmetauscher genkammer mit frischem Wasser für die Wasserspaltung ver- zu nutzen. sorgt. Der große Vorteil des Metallhydridspeichers liegt in der hohen Speicherdichte bei niedrigem Druck. Als Nachteil ist die 2.2 Speicherung Empfindlichkeit des Speichers zu erwähnen. Damit die Metall- Die einfachste Möglichkeit, Wasserstoff zu speichern, ist, ihn legierung nicht beschädigt wird, muss der zu speichernde in einen Druckbehälter zu füllen. Je höher der Druck, desto Wasserstoff eine Gasreinheit von 99,999 % aufweisen, was ei- mehr Wasserstoff ist bei gleichem Volumen speicherbar. Bei nen hohen Anspruch an die Filter darstellt. Dennoch lohnt sich einer Erhöhung des Drucks von 1 auf 2 bar kann bereits die doppelte Menge an Wasserstoff gespeichert werden. Um wirk- lich gute Speicherdichten zu erzielen, ist es jedoch sinnvoll, Druck in Bar Wasserstoff mit mindestens 200 bar Druck zu speichern. Dies wäre nur durch einen Kompressor möglich, der wiederum En- 100 ergie benötigt und damit die Effizienz der Anlage senkt. Des- 10 halb hat sich die Hochschule Darmstadt für einen Metallhy- dridspeicher entschieden. Dieser besteht aus einer Metallle- 1 gierung mit der chemischen Bezeichnung TiFeH2. Diese

Legierung weist eine volumenspezifische Speicherdichte von 0,1 1–1,5 kWh/l auf. Bei der Betrachtung von Abbildung 10 ist er-

kennbar, dass damit mehr Wasserstoff gespeichert werden 0,01 kann als in einer 200-bar-Druckgasfl asche. Wie in Abbildung 11 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % zu sehen ist, lässt sich der Metallhydridspeicher bei 10 bar Füllstand Speicher in Prozent Druck bis zu 95 % befüllen. Mit solch einem verhältnismäßig niedrigen Druck ist es also möglich, Wasserstoff ohne Zufuhr Abbildung 11 • Befüllungskennlinie MHS [5]

25 QUERSCHNITT 23

der Aufwand der Reinigung, denn für die nachfolgende Nut- 2.3 Wirkungsgrad zung mit einer Brennstoffzelle muss der Wasserstoff ebenfalls Das perfekte Speichersystem arbeitet verlustfrei. Ein verlust- hochrein sein. freies System ist bekannt als Perpetuum Mobile 3. Art. Es gibt Bei einem Vergleich von Wasserstoff und Benzin kann sowohl exakt so viel Energie ab, wie es aufgenommen hat. In der Spei- die gewichtsbezogene wie auch die volumenbezogene Spei- chertechnik gibt es so etwas nicht. Speichersysteme sind im- cherdichte verglichen werden. mer verlustbehaftet. Akkus haben einen Wirkungsgrad zwi- schen 80 und 90 %. Hochleistungsakkus erreichen sogar fast kWh Wasserstoff 33,3 kg 100 %. Die Lebensdauer von Akkus ist jedoch beschränkt. Wie kWh aus dem Mobilfunkbereich bekannt ist, ist es nach 2 Jahren Benzin 11,9 kg ratsam, den alten Akku gegen einen neuen auszutauschen. Ein Tabelle 2 • Gewichtsbezogene Speicherdichte Speichersystem mit Wasserstoff ist auch verlustbehaftet. Es entstehen Verluste bei der Umwandlung von Strom in Wasser- In Tabelle 2 wird deutlich, dass Wasserstoff eine deutlich hö- stoff und bei der Rückwandlung von Wasserstoff in Strom. Al- here gewichtsbezogene Energiedichte hat als Benzin. Wasser- lerdings geht keine Energie bei der Lagerung verloren. Selbst- stoff als Gas nimmt jedoch ein großes Volumen ein. Bei atmos- entladung wie bei Akkus gibt es nicht. Auch muss der phärischem Druck würde 1 kg Wasserstoff ein Volumen von Wasserstoff nach 2 Jahren nicht ausgetauscht werden. Einmal 11.200 l oder 11,2 m3 einnehmen. 1 kg Benzin hingegen benötigt gespeichert, kann der Wasserstoff über lange Zeit gelagert lediglich ein Volumen von 1,35 l. Das heißt, dass die volu men- werden. spezifische Speicherdichte des Wasserstoffs stark von der Bei der Spaltung von Wasser verbinden sich 2 Elektronen mit

Speicherungsart abhängig ist. Je nach Art der Speicherung 2 Protonen und es entsteht Wasserstoff H2.

kann mit den heute zur Verfügung stehenden Speichermetho- 1 H2O + 2e- → H2 + O2 den Wasserstoff bis zu 2,36 kWh/l (Flüssigspeicherung) kom- 2 primiert werden (siehe Abbildung 10). Benzin hat mit 8,9 kWh/l Im Elektrolyseprozess selbst gehen keine Elektronen verloren. eine deutlich höhere volumenbezogene Energiedichte als Jedes Elektron verbindet sich mit einem Proton. Bei einer Wasserstoff. Allerdings muss man dabei auch die unterschied- Erhöhung des Stroms erhöht sich die Anzahl der erzeugten lichen Wirkungsgrade der Brennstoffzelle und des Ottomotors Wasserstoffatome. Demnach ist die Anzahl der Wasserstoff- betrachten. Während eine Brennstoffzelle einen Wirkungs- atome nur von der Stromstärke abhängig. Wenn also keine grad von rund 70 % aufweist, liegt der Wirkungsgrad beim Verluste durch den Strom entstehen, hängt der Wirkungsgrad Ottomotor bei maximal 37 %. nur von der Spannung ab.

Uideal η = Ureal

Die ideale Spannung Uideal beschreibt die minimale Spannung, die nötig ist um Wasser in einer Elektrolysezelle zu spalten. Sie ergibt sich aus der Gibbs-Enthalpie (ΔG = 237 kJ/mol) und beträgt 1,23 V. Die erforderliche Energie für die Spaltung von Wasser beträgt

W = ΔH =ΔG + T · ΔS

26 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

ΔG (237 kJ/mol) beschreibt die Änderung Gibbs-Enthalpie Kathode Diaphragma Anode (Freie Enthalpie), ΔH (286 kJ/mol) die Reaktionsenthalpie, T die absolute Temperatur und ΔS (163 J/(mol K)) die Reaktionsentro- UE:Ka pie (Werte gelten für 25 °C und 1 bar Druck). Die Reaktionsen- Potenzial thalpie gibt an, wie viel Energie für die Spaltung von Wasser η notwendig ist. Dabei kann ein Teil der notwendigen Zerset- Ka zungsenergie als Wärmemenge Q = T · ΔS verrichtet werden. UB,Ka Der minimale elektrische Aufwand entspricht der Gibbs-En- U D thalpie ΔG. UKOH, Ka UKOH, An ΔG = F · n · Uideal U ΔG 237 kJ · mol B, An → = = 1,23 V F · n 96485,3 As · mol · 2 ηAn

F steht für Faraday-Konstante (F = 96485,3 C/mol) und n für die UE; An Anzahl der ausgetauschten Elektronen. Bei der Wasserstoff- produktion ist n = 2. Die notwendige Wärmemenge Q = T · ΔS kann entweder als Wärme hinzugeführt oder durch elektrische Energie bereitge- stellt werden. Beträgt die Spannung in der Zelle genau 1,48 V, Abstand wird dies als thermoneutrale Spannung Uth bezeichnet. Ober- halb der thermoneutralen Spannung verläuft der Prozess exo- Abbildung 12 • Spannungsabfälle innerhalb einer Elektrolysezelle [6] therm und die überschüssige Energie wird als Verlustwärme an die Umgebung abgegeben. Die hier aufgeführten Verluste sind aus Versuchen mit der alkalischen Elektrolyse ermittelt worden, gelten aber weit- T · ΔS gehend auch für die PEM-Elektrolyse Uth = Uideal = n · F

237,5 + 25 · 163 J Uideal Die ideale Spannung beschreibt die für den Spal- = 1,23 V + 2 · 96485,3 As tungsprozess minimal aufzuwendende Zellspannung. = 1,23 V + 0,25 V = 1,48 V UE;Ka/An Ohmsche Verluste in der Elektrode oder Verluste zwischen Stromanschluss und Elektrode können bei guter

Die reale Zellspannung Ureal setzt sich aus mehreren Teilspan- Kontaktierung und guten Komponenten sehr klein sein. Des- nungen zusammen (siehe Abbildung 13). halb ist das Verschweißen der Komponenten, vor allem auf der Anodenseite, besonders wichtig. Durch die im Laufe der Zeit Ureal = U ideal +(UE;Ka + ηKa + UB;Ka + UKOH;Ka)+ UD + oxidierende Elektrode können sich schlecht leitende Oxid- (UKOH;An + UB;An + ηAn + UE;An) schichten bilden, die ihrerseits zu deutlichen Spannungsabfäl- len führen.

27 QUERSCHNITT 23

Zellspannung in V Wirkungsgrad in %

2,7 100 % Wirkungsgrad 2,5 80 % 2,3 2,1 60 %

1,9 40 % 1,7 Zellspannung 20 % 1,5 1,3 0 % 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 Stromdichte in A/cm2

Abbildung 13 • Zellspannung und Wirkungsgrad eines Elektrolyseurs [9]

ηAn;ηKa Überspannungen an den Elektrodenoberflächen ent- Maßnahmen zur Steigerung des Wirkungsgrades: stehen durch die Hemmung des Ladungsdurchtritts (Über- • Bestmögliche Verringerung des Elektrodenabstands gang: Elektrolyt-Elektrode). Diese lässt sich durch zwei Vor- • Verwendung produktgasdurchlässiger Elektroden gehensweisen reduzieren. • Große Elektrodenfläche 1 • Erhöhung der Temperatur im Elektrolyten (thermische Ak- • Bestmögliche Verschweißung der Kontaktstellen tivierung) • Gewährleistung zur Stabilität gegenüber Druck 2 • Katalytische Aktivierung der Elektroden mit Edelmetallen • Betrieb unter hohen Temperaturen (60–80 °C) oder speziellen Metalloxiden Es können auch beiden Methoden kombiniert werden. Steht günstige Wärmeenergie zur Verfügung, ist eine Tempe- raturerhöhung eine gute Möglichkeit, um den Wirkungsgrad

UB;Ka/An Die Gasblasenbildung zwischen Elektroden und Dia- des Elektrolyseurs zu erhöhen. phragma führten zu Spannungsverlusten. Das im Betrieb ent- Die an der Hochschule Darmstadt verwendeten Elektrolyseure stehende Gas-Elektrolyt-Gemisch hat eine deutlich schlech- zeigten, dass unter optimalen Bedingungen Wirkungsgrade tere Leitfähigkeit als der reine Elektrolyt. Zusätzlich sorgen zwischen 80 % und 90 % möglich sind. die entstehenden Gasblasen für eine Verkleinerung der Ein optimaler Wirkungsgrad ist jedoch nicht gleichbedeutend Elektrodenoberfläche. Dies führt zu einer Erhöhung der mit einer maximalen Wasserstoffausbeute. Diese Wirkungs- Stromdichte und somit zu Spannungsverlusten. Elektroden, grade wurden bei einer Stromstärke von 1 A aufgenommen. die für die Produktgase durchlässig sind und deshalb einen Um möglichst viel Wasserstoff zu erhalten, müssen die Elek- schnelleren Abtransport der Gase gewährleisten, werden be- trolyseure bei höherem Strom betrieben werden. Üblicherwei- vorzugt eingesetzt. se werden Ströme zwischen 15 und 20 A verwendet. Dabei liegt der Wirkungsgrad ca. 10 % niedriger. Das Verhältnis von Strom-

UKOH;Ka/An Der Spannungsabfall in der Kalilauge basiert auf dem dichte und Wirkungsgrad ist in Abbildung 13 aufgelistet. Abstand der Elektroden sowie der Leitfähigkeit der Lauge. Um die Verluste gering zu halten, wird der Abstand der Elektroden 3 • Zusammenfassung möglichst klein gewählt. Zusätzlich sorgt eine hohe Tempera- Ob Wasserstoff tatsächlich die fossilen Energieträger ab- tur für eine gute Laugenleitfähigkeit. (Im PEM-Elektrolyseur löst, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass Alternativen zu fossilen ist selbstverständlich keine Lauge enthalten. Der Abstand der Energien gefunden werden müssen, und Wasserstoff bietet Elektronen wird aber auch hier möglichst klein gewählt.) sehr gute Eigenschaften, um als Energieträger zu fungieren. Hohe Speicherdichte, nahezu unerschöpfliches Vorkommen

UD Ohmscher Verlust des Diaphragmas. Bei der Wahl des und hervorragende Umweltverträglichkeit sprechen für sich. Diaphragmas muss ein Kompromiss zwischen Stabilität, Als Insellösung, wie sie an der Hochschule Darmstadt entwi- gutem Separationsvermögen und guter ionischer Leitfähigkeit ckelt wird, könnte die Wasserstofftech nologie schon in weni- geschlossen werden. (Vgl. [6]) gen Jahren einsetzbar sein. Wie bei jeder neuen Technologie gibt es natürlich noch einige Probleme zu bewältigen. Die Zusammenfassend können einige Möglichkeiten genannt wer- größten Schwierigkeiten sind jedoch überwunden und am den, wie die Spannungsverluste verringert werden können. Ende steht ein System, das saubere Energie erzeugt, die bei Dabei sind vor allem die Hersteller gefordert, den Aufbau ihrer Bedarf abgerufen werden kann. Elektrolyseure zu optimieren.

28 Wasserstofferzeugung und Speicherung FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIONSTECHNIK

Welches der Systeme, PEM oder Alkali, sich durchsetzt, zeigt die Zukunft. Die PEM-Elektrolyseure scheinen auf den ersten Literatur • Blick fortschrittlicher, da sie ohne Kalilauge auskommen. 1 Joseph J. Romm, „Der Wasserstoff-Boom. Wunsch und Gut vorstellbar ist, dass sie im Bereich der Kleinmengen- Wirklichkeit beim Wettlauf um den Klimaschutz“, 2006. Wasserstoffproduktion die Alkali-Elektrolyseure ersetzen. 2 Rittmar v. Helmolt, „Vortrag über Brennstoffzellennutzung In der Industrie werden jedoch nach wie vor Alkali-Elektroly- an der Hochschule Darmstadt“, 2007. seure eingesetzt. 80 Jahre Erfahrung und bis zu 760 Nm3/h 3 Dr. Tom Smolinka, „Wasserstoff aus Elektrolyse – Ein produzierter Wasserstoff sprechen für sich. Der größte PEM- technologischer Vergleich zwischen der alkalischen und Elektrolyseur liefert lediglich 30 Nm3/h. Wahrscheinlich ist PEM-Wasser-Elektrolyse“, 2007. also, dass sich im niederen Produktionsbereich PEM-Elek- 4 Bockris/Justi, „Wasserstoff – Energie für alle Zeiten“, 1980. trolyseure etablieren, während in der Industrie weiterhin die 5 GFE Metalle und Materialien GmbH. Alkali-Elektrolyseure eingesetzt werden. 6 Michael Bayer, „Entwicklung alternativer Elektroden und An der Hochschule Darmstadt sind wir überzeugt, dass sich Aktivierungskonzepte für die alkalische Hochleistungs- Wasserstoffsysteme in Zukunft durchsetzen werden. Wann elektrolyse“, (Dissertation). das ist, bleibt abzuwarten. Letztendlich wird es über die Kos- 7 Klaus Sztatecsny, „Methoden für die Trocknung von Gasen ten entschieden. Spätestens an dem Punkt, an dem fossile und Flüssigkeiten“, Chemie-Technik, 1976. Energien teurer werden als erneuerbare Energien, wird sich 8 Wikipedia.de. auch die Wasserstofftechnologie durchsetzen. 9 Fraunhofer ISE, Freiburg, „http://www.h2-ise.de“, 2007. 10 http://www.muc-products.de. 11 http://www.udomi.de. Kurzbiografi en • 12 http://www.sartorius.com. Dipl.-Ing. Michael Müller, Jahrgang 1983. Von 2003 bis 2007 Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energie, Elek- tronik und Umwelt an der Hochschule Darmstadt. Diplom- arbeit über Wasserstofferzeugung und Speicherung. Seit 2003 Postgraduate-Research-Studium am Dublin Institute of Tech- nology, in welchem er seine Arbeiten zu Wasserstoffprodukti- on und Speicherung vertieft.

Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmidt-Walter, Jahrgang 1949, Studium der Elektrotechnik an der TU Hannover 1971 bis 1978, Promo- tion im Bereich Leistungselektronik 1984, Zentrifugenentwick- lung und Entwicklungsleitung Firma Heraeus 1984 bis 1988, Professor für Elektronik und Leistungselektronik an der pri- vaten Fachhochschule der Deutschen Telekom, Dieburg, seit 2000 Professor an der Hochschule Darmstadt, Lehrgebiete: Grundlagen der Elektrotechnik, Elektronik, Schaltnetzteile, Brennstoffzellen und Wasserstofftechnik.

29 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

PRODUKT- UND MARKENPIRATERIE IN CHINA PROBLEME DER DURCHSETZUNG DES URHEBER-, MARKEN- UND PATENTRECHTS IN CHINA UND DEREN AUSWIRKUNGEN AUF DIE MARKTSTRATEGIEN DEUTSCHER UNTERNEHMEN

Autoren • Prof. Dr. Rainer Erd Prof. Dr. Michael Rebstock

In keinem anderen Land der Welt sind so viele Produkt- und Markenpiraten tätig wie in China. Ob raub- kopierte Soft ware, gefälschte Markenkleidung oder minderwertig nachgebaute Autoersatzteile – 71 % aller Plagiate kommen laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) von dort. 57 % aller in China tätigen deutschen Unternehmen sind nach einer Studie der Außenhandelskammern bereits von Markenpiraterie betroff en gewesen. Und das, obwohl China mit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisa- tion (WTO) 2001 die internationalen Regeln des Urheber-, Marken- und Patentrechts übernommen hat. Aus welchen Gründen ist die Fälschungsindustrie in China so stark? Warum bleibt das Vorgehen chinesi- scher Gerichte weitestgehend erfolglos? Und welche Strategien können deutsche Unternehmen anwenden, um Umsatzeinbußen und Imagerisiken durch gefälschte Plagiate zu reduzieren? Mit diesen Fragen haben sich zwei Wissenschaft ler der Hochschule Darmstadt in einer Studie1 zur chinesischen Produkt- und Markenpiraterie in China beschäft igt.

1) Der hier publizierte Aufsatz stellt eine Kurzfassung des Forschungsberichts „Probleme der Rechtsdurchsetzung des Urheber-, Marken- und Patentrechts in China und deren Auswirkungen auf die Marktstrategie deutscher Unternehmen“ dar. Die rechtswidrige Herstellung und der Vertrieb rechtlich geschützter Produkte hat vielfältige rechtliche und ökonomische Konsequenzen für Wirtschaft, Verbraucher und staatliche Institutionen und wurde deshalb aus der Perspektive zweier wissenschaftlicher Disziplinen, der Rechts- und der Wirtschaftswissenschaft, untersucht. Unser Dank gilt Dipl.-Hdl. Nadine Kilper und stud. jur. Michael Benske, die entscheidend zum Abschluss des Projekts beigetragen haben. Zu danken haben wir auch Frau Yinghua Li und Herrn Prof. Ralf Schellhase, beide Hochschule Darmstadt, für die Vermitt- lung von Gesprächspartnern in Peking.

30 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Abbildung 1 • 100 % made in Odenwald or China?

31 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

1 • Ambivalenz der Entwicklung in der Bekämpfung von ne solche Fülle an ökonomischen, sozialen und ökologischen Marken- und Produktpiraterie in China Problemen hervorgebracht, dass selbst die politisch gesteu- China ist ein Land, in dem zurzeit die meisten Produkt- und erten Medien diese nicht ignorieren können. Das gegenwär- Markenpiraten produzieren. Nach einer Studie des Verbands tige China lässt sich als ein sozialer Brennpunkt beschreiben, Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) vom März an dessen Konfl iktherden sich jederzeit massive Revolten ent- dieses Jahres, in der 164 betroffene deutsche Unternehmen zünden können. befragt wurden, stammen 71 % der Plagiate aus China.2 Mit Wir wollen nicht der in westlichen Medien geläufi gen Form 38 % nimmt China bei der Beschlagnahme von Fälscherware der ausschließlichen Darstellung von Unzulänglichkeiten der durch den Zoll laut EU-Kommission den ersten Platz vor Thai- chinesischen Gesellschaft folgen, sondern auch die weitrei- land (10 %) und Hongkong (8 %) ein.3 Dennoch gilt es – so ein chenden positiven Entwicklungen würdigen, die China in den Ergebnis der Studie – mit pessimistischen Einschätzungen 30 Jahren seit Beginn der Wirtschaftsreformen durchlaufen vorsichtig zu sein. Denn China ist seit 2001 Mitglied der Welt- hat. Die Ambivalenz der Entwicklung in der Bekämpfung von handelsorganisation (WTO). Für den Beitritt musste China Marken- und Produktpiraterie in China ist daher ein wichtiger gesetzliche Regelungen zum gewerblichen Rechtsschutz Ausgangspunkt und es kann von einer Besserung der gegen- schaffen, die weitgehend westlichen Standards entsprechen wärtigen Lage in (wenn auch nicht unmittelbarer) Zukunft aus- und deshalb ein rechtliches Vorgehen gegen Fälscher ermög- gegangen werden. lichen. Gegenwärtig haben auch viele chinesische Unterneh- Die Ambivalenz ist vornehmlich darin begründet, dass sich das men ein Interesse daran, gegen Produkt- und Markenpiraten gegenwärtige chinesische Rechtssystem aus zwei Gründen von vorzugehen, weil sie selbst Opfer von Fälschern werden.4 westlichen Modellen unterscheidet und deshalb eine längere Trotz gesetzlicher Regelungen, die ein nachhaltiges Einschrei- Modernisierungsphase durchlaufen muss. Zum einen blickt ten gegen Fälscher möglich machen, sind die Erfolge Chinas China auf eine Jahrhunderte alte Rechtsgeschichte zurück, im Kampf gegen Produktpiraterie immer noch gering. Das die mit westlichen Gesellschaften kaum etwas gemein hat.5 Forschungsprojekt ist der Frage nachgegangen, aus welchen Zum anderen ist die moderne chinesische Rechtsgeschichte, Gründen ein effektives Rechtssystem bislang nur unzurei- besonders die Geschichte des gewerblichen Rechtsschutzes, chend implementiert wurde, welche Folgen dies für betroffene gerade 30 Jahre alt. Wer sich mit Chinas Rechtssystem be- Unternehmen hat und wie erfolgreiche Gegenmaßnahmen schäftigt, muss sich stets vor Augen halten, dass es erklärte aussehen könnten. Politik in der Kulturrevolution (1966–1976) war, das Rechts- Dem Forschungsbericht liegen Experteninterviews in Peking system aufzulösen und die es prägenden Berufsbereiche zu und in Deutschland sowie die Aufarbeitung der zugänglichen verdrängen. Während der Kulturrevolution wurden sämtliche (deutsch- und englischsprachigen) chinesischen Literatur, Ge- chinesische Universitäten geschlossen, die Professoren in die setzgebung und Rechtsprechung zugrunde. Sofern englisch- Landwirtschaft verbannt und die Justiz im herkömmlichen sprachige chinesische Zeitungen herangezogen wurden, ist Sinne abgeschafft.6 Universitäten und Gerichte begannen ihre zu bedenken, dass diese einer politischen Zensur unterliegen. Tätigkeit erst nach der Zeit der Kulturrevolution wieder Ende Der Einfl uss der Kommunistischen Partei auf das justizielle der siebziger Jahre. Wer vom gewerblichen Rechtsschutz in Leben Chinas ist groß, wenngleich im Bereich des gewerb- China spricht, redet von einer dreißigjährigen Geschichte, nicht lichen Rechtsschutzes in den vergangenen Jahren Fortschritte von einer Jahrhunderte alten wie in den westlichen Ländern. erzielt worden sind. Das gilt auch für chinesische Medien, die durchaus kritisch über Entwicklungen des Landes berichten. Die Entwicklung Chinas in den vergangenen 30 Jahren (seit der neuen Wirtschaftspolitik von Deng Xiaopeng) hat das Land zwar in die Reihe führender Industrienationen geführt, aber ei-

32 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

2 • Plagiate in wirtschaftlich unterentwickelten Ländern sprechenden Absatzmärkten erhoffen können.7 Doch worin Plagiate haben in allen industrialisierten Gesellschaften bei bestehen die Einsparungspotenziale? einem gewissen Stand der wirtschaftlichen (Unter-)Entwick- Für Unternehmen sind hohe Innovationsleistungen Garanten lung eine Rolle gespielt. Im 19. Jahrhundert war das Herstel- für das erfolgreiche Bestehen am Markt. Sie unterstreichen die len von Plagiaten englischer Produkte durch deutsche Firmen Wettbewerbsfähigkeit des Herstellers, weil er sich durch die weit verbreitet. erfolgreiche Einführung von Produktinnovationen neue Markt- segmente erschließt und dort sogar die Pionierrolle über- Zwei Typen von Produktpiraten lassen sich unterscheiden: nehmen kann. In der Regel sind jedoch hohe Innovationsleis- • Hauptberufl iche, die ausschließlich Plagiate herstellen. Hier tungen das Resultat langjähriger intensiver Forschungs- und fi nden sich Firmen unterschiedlichster Größe. Entwicklungsarbeit und damit verbundener Neuinvestitionen. • Nebenberufl iche. Hierbei handelt es sich um Firmen, die Zwecks Amortisierung dieser „Innovations-“Kosten gehen ne- auf legale Weise Waren produzieren, aber nebenbei noch ben den Abschreibungen der Neuinvestitionen auch die For- gefälschte Produkte herstellen. So kann dasselbe Produkt schungs- und Entwicklungskosten und die mit ihnen verbun- mit denselben Maschinen und demselben Personal einmal denen Sonderbetriebsmittelkosten als Sondereinzelkosten rechtmäßig und einmal rechtswidrig hergestellt werden. der Fertigung direkt in die Stückkalkulation eines bestimmten Produkts ein. Bei Vorhandensein einer größeren Forschungs- Obwohl China bei Weitem den größten Anteil an gefälschten abteilung in einem Mehrproduktunternehmen werden sie Produkten weltweit herstellt, klagen Großunternehmen in der als Gemeinkosten in einer eigenen Kostenstelle erfasst und Regel weniger über dieses Problem als kleine und mittlere auf die einzelnen Kostenträger umgelegt.8 Bei Produkt- und Unternehmen. Im Gegensatz zu Klein- und Mittelunternehmen Markenpiraten, die das fertige Produkt eines Unternehmens sind Großunternehmen fi nanziell und rechtlich gut ausge- kopieren, tauchen in der Kostenträger-Stückrechnung die stattet, um gegen Produktpiraten vorzugehen. Sie registrie- Kosten aus Forschung & Entwicklung bzw. für die Anfertigung ren auch meist Patente und Marken, ohne die ein rechtliches von Sonderbetriebsmitteln nicht auf. Da sie auch keine Lizenz- Einschreiten nicht möglich ist. Klein- und Mittelunternehmen gebühren entrichten, entfällt bei ihnen der Forschungs- und haben häufi g keine Rechte registriert, was ihnen juristische Entwicklungskostenfaktor vollständig. Schritte gegen Produktpiraten versagt. Die Wettbewerbssituation der originären Produktentwickler In großem Stil betroffen von Plagiaten sind allerdings nicht der wird daher zweifach beeinträchtigt: Erstens beträgt der Kos- Maschinenbau und die Luxusgüterindustrie, da der Wunsch nach Luxusgütern nur bei wenigen Personen vorhanden und 2) http://www.original-ist-genial.de/fi leadmin/icc_dokumente/Grafi ken_VDMA- realisierbar ist. Vielmehr sind Markenhersteller im Konsum- Umfrage_Produktpiraterie_2008__2_.pdf (abgerufen am 18.6.08). 3) Marcus von Welser, Alexander González, Marken- und Produktpiraterie, Wein- güterbereich in großem Umfang von Marken- und Produktpi- heim 2007, 28. raterie betroffen, da der Wunsch nach Besitz von Markenarti- 4) Hans Joachim Fuchs (Hg.), Piraten, Fälscher und Kopierer. Strategien und In- keln in China ein Massenphänomen darstellt. strumente zum Schutz geistigen Eigentums in der Volksrepublik China, Wiesba- den 2006, 35. 5) Daniel C. K. Chow, The Legal System of the People’s Republic of China in a Nut- 3 • Die wirtschaftliche Attraktivität von Produkt- und shell, St. Paul, MN 2003, Helwig Schmidt-Glintzer, Kleine Geschichte Chinas, Markenpiraterie München 2008. 6) Jung Chang, Jon Halliday, MAO, München 2005, 668 ff. Produkt- und Markenpiraten orientieren sich am Prinzip der 7) Fuchs, a .a. O., 35. Gewinnmaximierung und produzieren nach der Logik: Wirt- 8) A. Coenenberg, Kostenrechnung und Kostenanalyse, Augsburg 1999, 51; schaftlicher Erfolg = Geringe Kosten + hohe Margen + große K. D. Däumler, J. Grabe, Kostenrechnung 3, Berlin 1995, 73; L. Haberstock, Kostenrechnung I, Hamburg 1971, 111; L. Haberstock, Kostenrechnung II, Ham- Märkte. Niedrigere Selbstkosten des gefälschten Produkts burg 1997, 218; W. Großmann, R. Michael, H. D. Torspecken, Grundlagen der führen dazu, dass sich die Fälscher hohe Margen auf den ent- Kostenrechnung 1, 114.

33 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Abbildung 2 • Bedrohte Art: Das Rothörnchen

34 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

tenanteil der Produktion an den Gesamtkosten in manchen Unternehmenssteuern zahlen11 und werden außerdem auf eine Branchen nicht mehr als 5 %. Dies ist zum Beispiel in der ordnungsgemäße Buchhaltung verzichten, um die strafrecht- Markentextilbranche der Fall, aber auch bei Computersoft- liche Verfolgung zu erschweren.12 ware, Musik-CDs oder Medikamenten. Der Großteil der Kosten entsteht hier im Bereich Forschung & Entwicklung, Marketing, Niedrige Produktionskosten Vertrieb sowie Gewährleistung und Service. Da er ausschließ- Durch den technischen Fortschritt und den daraus resultieren- lich vom Originalhersteller übernommen wird und in dessen den leichteren Zugang zu Fertigungstechnologien benötigen Preiskalkulation einfl ießt, können Produkt- und Markenpiraten Produkt- und Markenpiraten in der Regel ein relativ geringes im Extremfall Margen von über 900 % erzielen.9 Durch ihren Startkapital.13 Zudem lassen sie überwiegend in Billiglohn- Know-how-Diebstahl erlangen sie mit einem beträchtlichen ländern produzieren und nutzen dort die prekäre soziale und Kostenvorsprung auf dem Markt eine günstigere Verhand- wirtschaftliche Zwangssituation der Bevölkerung aus. Nicht lungsposition gegenüber den Großkunden. Zweitens wird der vorhandene Sozialsysteme lassen sie die Kosten für Sozialab- Vermögenszuwachs durch die Bilanzierung von Patenten und/ gaben ihrer Arbeiter einsparen. Oftmals werden Arbeiter fast oder Forschungsausgaben für den Originalhersteller prak- bis zur Erschöpfung ausgebeutet. Nicht selten werden auch tisch wertlos, so dass das Unternehmen durch Produkt- und Kinder unter Missachtung von Sicherheitsvorschriften in der Markenpiraterie einen faktischen Vermögensverlust erleidet. Produktion als Arbeiter eingesetzt. Um Kosten zu sparen, wird häufi g mit billigen Ersatzrohstoffen produziert, ohne dabei die Risiko- und Kostenvermeidung bei Markteinführung Unversehrtheit der Arbeiter und der späteren Kundschaft in Ein Unternehmer läuft zunächst bei Einführung eines neuen den Blick zu nehmen. Umweltschutzaufl agen werden, wenn Produkts Gefahr, dass es „fl oppt“ und er die Innovation wieder überhaupt vorhanden, ebenfalls oft missachtet.14 vom Markt nehmen muss. Dieses Risiko tragen Produkt- und Markenpiraten nicht, da sie als „frühe oder späte follower“ in Einfache Vertriebsmöglichkeiten den Markt eintreten und nur die erfolgreichen Produkte zum Nicht nur die Globalisierung mit ihren offenen Grenzen und Fälschen ausgewählt werden. Ihnen entstehen dabei ledig- freien Geld- und Güterströmen hat in großem Maß dazu beige- lich Kosten für Marktuntersuchungen. Produkt- und Marken- tragen, dass Produkt- und Markenpiraten ihre Geschäfte im- piraten bieten zu diesem Zwecke sogar die Originalprodukte mer einfacher und erfolgreicher weltweit abwickeln können.15 als eigene Produkte auf Messen an, um auf diese Weise das Produkt- und Markenpiraten vermeiden auch erhebliche Kos- Kundeninteresse zu testen, wie der Fall des Maschinen- und ten beim Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes, wenn sie das Werkzeugherstellers Stihl zeigt. Netz der Hersteller anzapfen und ihre Ware den Vertriebspart- Fälscher tragen zudem keine Kosten für „Kinderkrankheiten“ nern zur Mischung mit den Originalprodukten und damit zur und die daraus erforderlichen Nachbesserungen des Pro- Aufbesserung der Margen oder zum ausschließlichen Verkauf dukts in der Einführungsphase. Tatsächlich profi tieren Pro- anbieten. Außerdem haben sich die Möglichkeiten eines di- dukt- und Markenpiraten sogar häufi g aus den Erfahrungen rekten Vertriebs der Fälscherware durch das Internet enorm und Lerneffekten der Originalhersteller. Sie können ihre Lern- verbessert.16 Eine große Rolle spielen dabei Online-Auktions- kurve leicht optimieren und so schneller in der Lage sein, auf Kundenwünsche zu reagieren. Auch benötigen Produkt- und 9) N. P. Sokianos, Produkt- und Konzeptpiraterie, Wiesbaden 2006, 20. 10) Von Welser, Gonzáles, a. a. O., 22. Markenpiraten keine Marketingmaßnahmen zum Imageauf- 11) Von Welser, González, a. a. O., 54. bau und zur Imageerhaltung des Produkts, weil dem Kunden 12) Fuchs, a. a. O., 36. bereits die Produkteigenschaften und Vorteile durch den Ori- 13) Fuchs, a. a. O., 25. 14) Von Welser, Gonzáles, a. a. O., 55. 10 ginalhersteller bekannt sind. Da Fälscherarbeit in der Regel 15) Fuchs, a. a. O., 25. Schwarzarbeit ist, müssen Produkt- und Markenpiraten keine 16) Fuchs, a. a. O., 26 ff.

35 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

häuser wie Ebay, weil sie einerseits dem Anbieter durch seine geht. Deshalb wird durchgehend berichtet, Gerichtsverfahren garantierte Anonymität einen gewissen Schutzraum vor recht- wegen eines Verstoßes gegen den Schutz von geistigem Eigen- licher Verfolgung bieten und es andererseits ermöglichen, tum (IPR – Intellectual Property Rights) seien in der Provinz dass der Kunde sich ganz einfach per Mausklick Fälscherware ohne jede Chance. ins Haus liefern lässt.17 Ein weiterer wesentlicher Grund für Umfang und Stärke der chinesischen Fälscherindustrie ist die Tatsache, dass das Sinkende Manager-, Zulieferer- und Kundenmoral Rechtssystem selten interveniert, der Betreiber von Kopier- Durch eine verstärkte Orientierung der Unternehmen am anlagen in der Regel also nicht mit Strafen rechnen muss. Shareholder-Value bei Unternehmensentscheidungen und ei- Kommt es in einem der wenigen Fälle einmal zu einem mit ner daraus resultierenden kurzfristigen Kostenminimierungs- Zahlung von Schadensersatz verbundenen Urteil, so sind die strategie lassen sich Unternehmen oft leichtfertig auf Joint- Geldbeträge so gering, dass keine Abschreckung bewirkt wird, Ventures in Billiglohnländern ein. Dabei werden die Risiken der Kopierer sie eher von vornherein in den Preis einkalkuliert. und längerfristigen Konsequenzen eines Know-how-Abfl usses Wer in China Plagiate herstellt, geht kein hohes Risiko ein, von nicht adäquat berücksichtigt.18 Die „Schnäppchen“- oder „Geiz staatlichen Stellen zu Schadensersatz oder gar einer Haftstra- ist geil“-Mentalität von Vertriebspartnern19 und Kunden20 be- fe verurteilt zu werden. günstigen ebenfalls den Erfolg der Fälscherprodukte auf dem Markt. So hat sich gezeigt, dass im produzierenden Gewerbe 5 • Gesellschaftliche Ursachen für Counterfeiting in China mittlerweile zwar ein Umdenken von der einfachen Kostenbe- China hat einen „innovation gap“, den es u. a. auch mit der trachtung im Einkauf hin zur Total Cost of Ownership stattfi n- rechtswidrigen Herstellung von Investitionsgütern zu schlie- det. Ein niedrigerer Einstandspreis beim Einkauf spielt jedoch ßen versucht. Wenngleich das Land heute zu den großen in der Praxis nach wie vor eine bedeutendere Rolle als hohe Global Playern zählt, ist die Zahl der von China ausgehenden Folgekosten durch geringere Qualitäts- oder Verfügbarkeits- technischen Innovationen gering. Das zeigt sich sowohl in der risiken der eingekauften Ware. Statistik zur Anmeldung von Patenten wie von Marken. Ein entscheidender Grund für die (noch) geringe technische Kre- 4 • Politische und rechtliche Ursachen für Counterfeiting in ativität wird dem Bildungssystem zugerechnet, das nicht zur China Entwicklung autonomer, kreativer Persönlichkeiten beiträgt, Doch gibt es noch weitere Gründe, warum China eine um- sondern auf repetitives Lernen ausgerichtet ist. Das Wieder- fangreiche Produktpiraterieindustrie aufweist und von staat- holen und nicht das Erarbeiten eigenständiger Lösungen ist lichen Stellen dagegen nicht effektiv vorgegangen wird. In der ein wesentliches Merkmal des chinesischen Bildungssystems. Fälscherindustrie sind Hunderttausende von Menschen mit Sowohl die schulische wie die universitäre Ausbildung zielen geringem Einkommen, vorwiegend in ländlichen Regionen auf das Erlernen und Wiederholen von Wissen. Hierin zeigt Chinas beschäftigt. Ohne die Piraterieindustrie wäre der Le- sich ein entscheidendes Manko der kommunistischen Gesell- bensstandard in diesen Regionen noch geringer. Die Kom- schaft Chinas. Eine Gesellschaft, die politischen Gehorsam munalpolitik wird deshalb kein Interesse daran haben, dass einfordert, kann nicht erwarten, dass ihre Bürger im Bereich Firmen, die Kopien herstellen, aus rechtlichen Gründen ge- der Wirtschaft kreativ tätig sind. Die entwicklungsgeschicht- schlossen werden. Sollte gegen eine Firma in einer solchen lich wie auch politisch bedingte technische Innovationslücke Region ein Verfahren vor dem örtlichen oder regionalen Ge- soll – neben anderen Maßnahmen – durch die Fälscherindus- richt angestrengt werden, wird der jeweilige Politiker, Mitglied trie geschlossen werden. der Kommunistischen Partei, seinen Einfl uss geltend machen, In Ländern mit einem hohen Anteil an gefälschten Waren ist dies zu verhindern. Da Richter Mitglied der Partei sein müssen, das Bewusstsein davon, dass es sich um rechtswidrig her- ist es unschwer vorstellbar, wie ein örtliches Verfahren aus- gestellte Produkte handelt, gering ausgebildet. Die konfuzi-

36 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

anische Tradition, wonach der Plagiator keine moralisch ge- Geografi sche, wirtschaftliche und kulturelle Diversität ächtete, sondern eine geachtete Person ist, unterstützt dies. China ist ein Vielvölkerstaat. Das zentralistisch organisierte In China können Plagiatoren eher mit Bewunderung als mit politische System versucht, 1,3 Milliarden Menschen in 70 Re- Missachtung rechnen. Als weiterer Grund, warum die Be- gionen mit 56 verschiedenen ethnischen Gruppen, in denen grenzung der Fälscherindustrie mit rechtlichen Mitteln bis- 80 unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, auf 9,6 Mil- lang ein wenig erfolgreiches Unterfangen ist, liegt im chinesi- lionen km² zu verwalten.21 Die Vielfalt Chinas ist geografi sch, schen Gesellschaftsverständnis. Die chinesische Gesellschaft religiös, ethnisch und vor allem wirtschaftlich begründet. Dem ist – unabhängig von ihrer kommunistischen Verfassung seit relativen Wohlstand mit einer entstehenden Mittelschicht im 1949 – im Gegensatz zur westlichen Gesellschaft eine Kollek- „Speckgürtel“ der Südostküste (Beijing, Shanghai, Guangzhou) tivgesellschaft, die für die Lösung sozialer Probleme ande- steht die überwiegende Mehrheit der bescheiden bis arm le- re Mechanismen als die durch ein Rechtssystem etablierten benden Bevölkerung in den nördlichen, westlichen und zen- kennt. Da diese Regeln seit Jahrtausenden funktionieren, ist tralen Regionen des Landes gegenüber. Die Regierung zählt man geneigt, ein Problem eher auf traditionelle Weise als pro Jahr ca. 90.000 soziale Konfl ikte, die China zu einem so- durch Recht zu lösen. zialen Pulverfass machen. Das Einkommen in Städten war im Hinzu kommt das sogenannte Guanxi, ein soziales Netzwerk, Jahre 2005 um den Faktor 3,3 höher als auf dem Land22 – ein das von einer Person aufgebaut wurde und auf das sie in Kon- Grund für die große Landfl ucht, die ein Heer von 300 Millionen fl iktsituationen zurückgreifen kann. Netzwerke dienen der sozial schwacher und entwurzelter Wanderarbeiter hervor- Akquisition berufl icher Positionen und ihrer karrieremäßigen bringt. Aufgrund von Größe, Verschiedenartigkeit von Wirt- Weiterentwicklung wie auch der Lösung oder Beilegung sozi- schaft, Kultur, Religion und geografi schen Gegebenheiten ist aler Konfl ikte. Herr des Verfahrens ist der Betroffene und nicht China nicht mit westlichen Ländern vergleichbar, eher mit wie in verrechtlichten westlichen Gesellschaften ein Dritter Gesamteuropa.23 (etwa ein Richter). In westlichen Ländern besitzen solche Netz- werke zwar auch große Bedeutung, in China hat Guanxi jedoch einen anderen, positiven Stellenwert. Dass das Rechtssystem in China nachrangig zur Konfl iktlösung herangezogen wird, liegt daran, dass Chinesen meist versuchen, Auseinanderset- zungen mittels ihres persönlichen Netzwerkes zu lösen. Guanxi erklärt, warum IPR im Streitfall von lokalen Instituti- onen der Rechtsdurchsetzung zugunsten lokaler Opportunität vernachlässigt werden. Der örtliche Richter fühlt sich dem lo- kalen Unternehmer und den Interessen der Bevölkerung mehr verbunden als Rechtsansprüchen internationaler Konzerne. 17) Von Welser, Gonzáles, a. a. O., 22 ff. Daher rührt die Aussage von in China tätigen Anwälten, Recht 18) Von Welser, Gonzáles, a. a. O., 22. 19) http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/630774/ (abgerufen am 23.4.08). zu bekommen sei in China generell schwierig, in Provinzen 20) Fuchs, a. a. O., 25. Siehe dazu auch die Studie des Allensbach-Instituts unter jedoch unmöglich. Kein kluger Jurist vergeude seine Zeit mit http://www.ngzonline.de/public/article/gesellschaft/leute/322646/Deutsche- einem Prozess in der chinesischen Provinz. stehen-auf-gut-erzogene-Kinder.html (abgerufen am 24.8.08). 21) Vgl. Fuchs, a. a. O., 67 f. 22) Vgl. B. Zinzius, China-Handbuch für Manager, Heidelberg 2007, 13 ff. 23) Ebenda. 24) Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights, online unter: http://www. wto.org/english/docs_e/legal_e/27-trips_01_e.htm, (abgerufen am 28.4.08). 25) Shoukang/Xiaodong in: P. Torremans, H. Shan, J. Erauw (ed.), IP and TRIPS Com- pliance, 11, 27; Welser, González, a. a. O., 198 ff.; Fuchs, a. a. O., 167 ff.

37 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

6 • Schutz des geistigen Eigentums – Gesetzgebung bezahlt und weiter produziert. Er kalkuliert die geringe Strafe und -verfahren in den Preis ein. Für große Produktpiraten scheint das Verwal- 2001 ist China der World Trade Organization (WTO) beigetre- tungsverfahren nicht abschreckend zu sein. ten. Voraussetzung war unter anderem die Ratifi zierung des TRIPs-Abkommens.24 In diesem Zusammenhang hat China die Gerichtsverfahren das gewerbliche Eigentum schützenden Gesetze überarbeitet. Die chinesische Gerichtsbarkeit kennt vier Instanzen: Basic Es wird in der Literatur davon ausgegangen, dass die chine- Court (Amtsgericht), Intermediate Court (Landgericht), High sische Gesetzgebung die TRIPs-Voraussetzungen erfüllt.25 Court (Oberlandesgericht) und Supreme People’s Court (Bun- Neben den Gesetzen haben Staatsrat und Supreme People’s desgerichtshof/Bundesverfassungsgericht). Die Durchsetzung Court (SPC) Durchführungsverordnungen erlassen, die Be- von IPR ist vor Zivil- und Strafgerichten möglich. Strafgerichte griffsauslegungen und Fristen enthalten. Diese sind für die spielen allerdings eine untergeordnete Rolle, da die Verwal- Gerichte bindend und als Rechtsquellen mit Gesetzesrang an- tungsbehörden sehr zurückhaltend bei der Weiterleitung von zusehen. 26 Weiterhin haben internationale Abkommen, denen Fällen an die Strafgerichte sind. Wichtig für die Durchsetzung China beigetreten ist, Vorrang und Gerichte können sich direkt von IPR ist der einstweilige Rechtsschutz. Zum einen aus auf diese beziehen. Gründen der Beweissicherung, weil in IPR-Verfahren die Ge- Von westlichen Juristen kritisch betrachtet werden nicht die fahr besteht, dass der Rechtsverletzer die Rechte verletzen- materiellen Regelungen, sondern die Rechtsfolgen.27 Chine- den Güter und Maschinen entfernt, bevor der Kläger Zugriff sischen Richtern wird durch die Gesetze ein großer Freiraum erhält. Zum anderen, weil ein Schaden oft nur auf diese Weise hinsichtlich der Höhe des Schadensersatzes gewährt, was zur zu verhindern oder zu minimieren ist, wie etwa bei der Präsen- Folge hat, dass häufi g geringe Beträge ausgesprochen wer- tation plagiierter Waren auf öffentlichen Messen. den, die den tatsächlichen Schaden nicht decken. Fühlt sich je- mand in seinen IPR verletzt, kann er dies nicht nur auf gericht- Zollbeschlagnahme lichem Wege, sondern auch im Verwaltungsverfahren geltend Nach Aussagen von Gesprächspartnern ist die Grenzbe- machen. schlagnahme durch den Zoll die effektivste Möglichkeit der Durchsetzung von Schutzrechten. Sie ist in den am 1.4.2003 in Verwaltungsverfahren Kraft getretenen Zollbestimmungen zum Schutz des geistigen Verwaltungsverfahren machen die Mehrzahl aller Versuche Eigentums der VR China (ZB) geregelt.30 Danach darf der chi- der Streitbeilegung im IPR aus. Als Vorteil des Verwaltungs- nesische Zoll aus eigener Initiative Waren beschlagnahmen, verfahrens gegenüber dem Gerichtsverfahren werden vor wenn der Schutzrechteinhaber seine Rechte bei der zentralen allem die geringeren Kosten und die schnelle Entscheidung Zollverwaltung in Beijing (GAC)31 registriert hat. Waren können angegeben. So kann es innerhalb von Minuten nach dem Ein- dann auf Antrag des Rechteinhabers, den dieser innerhalb von reichen einer begründeten Beschwerde zu einer Razzia beim drei Tagen zu stellen hat, beschlagnahmt werden. Die Zollbe- Verletzer kommen.28 Als wesentliches Manko wird in Experten- hörden dürfen selbst bei offensichtlichen Rechtsverstößen32 interviews die fehlende Möglichkeit der Verhängung von Scha- nicht selbstständig tätig werden. Die Registrierung von Schutz- densersatz bezeichnet. Ein weiterer Nachteil besteht in dem rechten beim Zoll kostet ca. 80 Euro und muss von einem chi- in China weit verbreiteten Lokalprotektionismus.29 Behörden nesischen Agenten vorgenommen werden. Er muss im Falle arbeiten selten transparent und es bestehen keine Mechanis- des Tätigwerdens der Zollbehörde umgehend erreichbar und men der Überwachung. Deshalb sind die Rechtsfolgen eines in der Lage sein, kopierte von echter Ware zu unterscheiden.33 Verwaltungsverfahrens meist für den Verletzer geringfügig. Als Agent kann ein Mitarbeiter, ein Anwalt oder auch ein in Der Nachteil des administrativen Verfahrens besteht nach Ex- China ansässiger Mitarbeiter eines westlichen Unternehmens pertenaussagen auch darin, dass ein Produktpirat eine Strafe tätig werden.

38 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Schiedsverfahren lizisten oder Militärs, die zu Richtern ernannt worden sind. Im Schiedsgerichtsverfahren sind in dem am 1.9.1995 in Kraft Laufe der nächsten Jahre wird sich das allerdings ändern, weil getretenen Schiedsverfahrensgesetz34 geregelt. IPR-Streitig- westliche Industrieländer Geld in die chinesische Richteraus- keiten können in China vor den Schiedsgerichten der Interna- bildung investieren. tional Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC) Neben der noch jungen Geschichte des modernen Rechts ist ausgetragen werden. Aufgrund verschiedener Abkommen, de- die Durchsetzung von IPR in China auch deshalb problema- nen China beigetreten ist (wie etwa dem Übereinkommen über tisch, weil der Justiz gegenüber der Politik eine untergeord- die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schieds- nete Rolle zugewiesen ist. Das chinesische Rechtssystem ist sprüche der Vereinten Nationen von 1958), können auslän- eine abhängige Variable des politischen Systems, was sich da- dische Schiedssprüche in China durch die Volksgerichte voll- rin ausdrückt, dass richterlicher Autonomie keine besondere streckt werden sowie chinesische Schiedssprüche in anderen Bedeutung zukommt. Die Politik, verkörpert durch Beschlüs- Vertragsstaaten. Statistiken und Erfahrungswerte belegen, se der Kommunistischen Partei, dominiert auch die Justiz. dass dies in der Praxis auch geschieht.35 Richter müssen Mitglied der Kommunistischen Partei sein. Seit 1985 sind ca. 280.000 Richter in China eingestellt wor- Beschwerdeverfahren den, mit und ohne juristische Ausbildung. Eine systematische Neben den genannten Verfahrensmöglichkeiten gibt es in Analyse der Rechtsprechung ist mangels einsehbaren Mate- großen Städten Beschwerdestellen, die einen Kontakt zwi- rials nicht möglich. Nach Aussage von Experten lässt sich in schen Bürgern, die in ihren Rechten verletzt worden sind oder der Rechtsprechung die Tendenz feststellen, dass heimische die Verletzungen beobachtet haben, und den zuständigen Be- Unternehmen vor internationalen bevorzugt werden. Wenige hörden herstellt. Beschwerden wegen einer IPR-Verletzung Fälle werden von ausländischen Firmen vor der Justiz verhan- können z. B. beim Beijing Service Center for Intellectual Prop- delt, weil es lange dauert, teuer, aufwändig und der Ausgang erty Protection (12312) eingereicht werden. In den letzten Jah- ungewiss ist. Das entscheidende Manko chinesischer Urteile ren wurden 500 Fälle von den 16 Beschäftigten der Behörde ist die Tatsache, dass sie knapp begründet werden. Die Ver- behandelt, die von der Stadt Beijing fi nanziert wird. Die Behör- öffentlichungskultur hat sich zwar in den letzten fünf Jahren de handelt in der Weise, dass sie Klagen von Beschwerdeführ- verbessert, nicht aber die Begründungskultur. Die in Urteilen ern an die zuständigen Stellen weiterleitet und den Beschwer- ausgesprochenen Schadensersatzbeträge und Strafen werden deführer davon unterrichtet. Es wird angestrebt, jeden Fall in im Vergleich zu westlichen Gerichten als gering betrachtet. drei Monaten zu beenden. Dem Beschwerdeführer entstehen keine Kosten aus dem Verfahren. 26) Allgemeine Grundsätze des Zivilrechts der VR China, deutsche Übersetzung unter http://lehrstuhl.jura.uni-goettingen.de/chinarecht/zivilrecht.htm, (abge- rufen am 12.4.08). 7 • Rechtsprechung zum Schutz des geistigen Eigentums 27) Shoukang, Xiaodong, a. a. O., 11, 27/15 f./19. Auch wenn in China nur ein geringer Teil von IPR-Streitigkeiten 28) Thomas in: Torremans u. a., a. a. O., 85, 91. vor Gerichten ausgetragen wird, kommt solchen Entschei- 29) Vgl. Thomas in: Torremans u. a., 85, 97 ff.; Tao in: Torremans u. a., 107, 109 ff. 30) Regulation of People‘s Republic of China on Customs Protection of Intellectual dungen, besonders Urteilen des Obersten Gerichtshofes, Property Rights, http://www.chinaiprlaw.com/english/laws/laws19.htm, (abge- deshalb eine Bedeutung zu, weil sie eine die unteren Gerichte rufen am 5.5.08). leitende Wirkung, aber keine Bindungswirkung haben.36 Das 31) General Administration of Customs, englischsprachige Website unter http://www.customs.gov.cn, (abgerufen am 3.5.08). ist in einem Land wie China, in dem der Anteil der juristisch 32) Vgl. Yu, IIC 2005, 835, 840. ausgebildeten Richter auf 20 Prozent geschätzt wird, von be- 33) Vgl. Welser, González, a. a. O., 230ff. sonderer Bedeutung. So gibt es bis heute allein in den großen 34) http://lehrstuhl.jura.uni-goettingen.de/chinarecht/1994.zip, (abgerufen am 5.5.08). 35) J. Trappe, Zur Schiedsgerichtsbarkeit der CIETAC, SchiedsVZ 2006, 258, 269. Städten, vorwiegend der Ostküste, ein qualifi ziertes Gerichts- 36) N. Heide, Harmonisierungsaufgaben im internationalen Technologietransfer – Zum personal. In ländlichen Regionen sind es meist ehemalige Po- Schutz von Herstellungstechnologien in der Volksrepublik China, GRUR Int 2008, 15.

39 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

8 • Internationale und nationale wirtschaftliche Auswirkungen Länder, in die der Originalhersteller nicht exportiert. Sie treten Volkswirtschaftlicher Schaden auch als direkte Marktkonkurrenten mit günstigeren Angebo- Der weltweite ökonomische Schaden durch Produkt- und Mar- ten auf und sorgen so für zum Teil deutliche Umsatzrückgänge kenpiraterie hat in den vergangenen Jahren große Ausmaße beim Originalhersteller, wenn die Kunden die Fälscherware angenommen. Nach Schätzungen der ICC beläuft er sich auf kaufen.42 Der Originalhersteller ist zunehmend dem Preis- ca. 5–7 % des Welthandelsvolumens. Eine etwas höhere Pro- druck nach unten des Fälschers ausgeliefert. Denn reagiert zentzahl von 5–9 % liegt dem Europäischen Amt für Betrugs- er nicht mit Preissenkungen auf das Angebot der Konkurrenz bekämpfung der Europäischen Kommission (OLAF) vor. Die und ist die Nachfrage auf dem Markt sehr preiselastisch, kann World Customs Organization (WCO) gibt eine ähnliche Scha- sein Umsatz komplett einbrechen. Tatsächlich gaben nach der denshöhe von 6–9 % an und die OECD geht von 7 % aus.37 Bei Studie des VDMA vom März 2008 25 % der Unternehmen bei der Weltorganisation für Geistiges Eigentum liegt die Scha- einer Einschätzung ihrer Umsatzverluste durch Substitutions- denssumme bei 450 Milliarden US$, das entspricht einem An- käufe an, dass ihr Jahresverlust zwischen 2 und 5 % liegt. Bei teil von 5 % des Welthandelsvolumens. Der Aktionskreis Deut- 17 % liegt er zwischen 5 und 10 %, bei 7 % überschreitet er sogar sche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) die 10 %-Marke. geht in seinen Studien von einem Anteil von 5–8 % aus. Neben Umsatzeinbußen verliert ein Unternehmen in der Regel Insgesamt bewegt sich also die Schadenshöhe gemessen auch langfristig Marktanteile an den Produkt- und Markenpi- am Welthandel zwischen 5–9 % und der jährliche Schaden für raten, weil dieser Kunden durch das vermeintlich günstigere die Weltwirtschaft lässt sich in Währungseinheiten zwischen Angebot für sich gewinnt. Je besser die Produktqualität des 360 und 659 Milliarden Euro gemessen am Welthandelsvo- Fälschers ist, umso weniger wird ein Kunde bereit sein, den lumen (ca. 9.153 Milliarden US$ bei einem Wechselkurs von höheren Preis des Originalherstellers zu zahlen. 1,25 US$ pro Euro) beziffern. Für Deutschland schätzt der APM den jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden auf 29 Milliar- Auswirkungen für Mensch & Umwelt den Euro38 ein, das Bundesministerium der Justiz (BMJ) auf Produkt- und Markenpiraten sind in der Regel keine guten 25 Milliarden Euro pro Jahr.39 Arbeitgeber im Sinne einer Corporate Social Responsibility, weil sie ihrer Fürsorgepfl icht gegenüber den Arbeitnehmern Betriebswirtschaftlicher Schaden in vielerlei Hinsicht nicht nachkommen. Zum einen zahlen sie Nach der neuesten Studie des Verbands Deutscher Maschi- oft sehr niedrige Löhne und vereinbaren mit ihren Arbeitern nen- und Anlagenbau e. V. von März 2008 geben 64 % der be- sehr lange Arbeitszeiten und missachten gesetzlich oder tarif- fragten Unternehmen an, dass das Problem der Produkt- und vertraglich vorgeschriebene Ruhe- bzw. Urlaubspausen. Zum Markenpiraterie in den letzten drei Jahren spürbar zugenom- anderen gibt es durch die illegale Produktion keinerlei Kon- men hat. Tatsächlich scheint mittlerweile keine Branche mehr trolle darüber, ob allgemein anerkannte Sicherheitsstandards verschont zu bleiben. Investitionsgüter werden genauso wie bei der Arbeit an Maschinen oder bei der Verarbeitung von Konsumgüter gefälscht, wie die neuste Studie zu Produkt- und Materialien eingehalten werden. Durch die illegale Produktion Markenpiraterie in China des Deutschen Industrie- und Han- können Produkt- und Markenpiraten Umweltsünden begehen, delskammertags und des Aktionskreises gegen Produkt- und ohne dass die Außenwelt davon Kenntnis nimmt. Es ist z. B. an- Markenpiraterie belegt.40 Ob Film- und Tonträger, Software, zunehmen, dass Piraten Restmüll mit problematischen Um- Textilien, Uhren, Schmuck, Kosmetika, Medikamente, Nah- weltgiften nicht ordnungsgemäß entsorgen. Auf den Einsatz rungsmittel und Getränke, technische Produkte, Maschinen umweltfreundlicher Technologien, wie z. B. Rußfi lter, werden und Fahrzeuge – alle Produzenten laufen Gefahr, Opfer von Fälscher verzichten, wenn diese ihrem streng verfolgten Kos- Produkt- und Markenpiraten zu werden.41 tenminimierungsziel im Wege stehen. Produkt- und Markenpiraten verkaufen ihre Ware nicht nur in Besonders bei sicherheitsrelevanten Bereichen wie Arznei-

40 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

mittel, Lebensmittel, Kosmetika, Kinderspielzeug, Textilien betroffen und von dieser in bestimmten Fällen sogar lebens- und bei Ersatzteilen für Fahrzeuge, Flugzeuge, Maschinen und gefährlich bedroht. Durch eine umfassende Aufklärungsarbeit Atomkraftwerke kann Fälscherware für Konsumenten, Be- mithilfe z. B. öffentlicher Medienauftritte und Aufklärungs- nutzer, Beschäftigte und Anwohner lebensbedrohlich werden. kampagnen in Form von Ausstellungen und Workshops ist ge- Gefälschte Arzneimittel, die durch Mischung oder Ersatz von plant, die Kunden über die Risiken und negativen Folgen beim Piraterieware auf den Verbrauchermarkt gelangen, können Erwerb von Fälscherware hinreichend zu informieren. den Patienten unter Umständen das Leben kosten. Die Weltge- sundheitsorganisation WHO gibt an, dass 60 % der gefälschten Betriebswirtschaftliche Maßnahmen Medikamente reine Placebos und 16 % mit Giftstoffen verun- Unternehmen stehen zahlreiche Strategien bzw. Modelle aus reinigt sind.45 der Betriebswirtschaftslehre zur Unterstützung im Kampf gegen Produkt- und Markenpiraterie zur Verfügung. Als ge- 9 • Rechtspolitische Maßnahmen gegen Produktpiraterie eignete Strategie für die gesamte Wertschöpfungskette eines Die Rechtsprechung hat sich in den vergangenen Jahren po- Unternehmens zur Vermeidung von Know-how-Abfl uss durch sitiv zugunsten der Inhaber von IPR entwickelt. Damit ist frei- illoyale Mitarbeiter kann eine Personalpolitik angesehen wer- lich nicht ausgemacht, in welchem Umfang sie die Produktion den, die auf die klassischen Mittel der Mitarbeiterbindung und rechtswidrig hergestellter Güter beeinträchtigt. Es herrscht auf die betriebsinterne Kooperation der Mitarbeiter betroffener Konsens in der Literatur, dass trotz Fortschritten in der IPR- Abteilungen setzt.46 Niedrige Fluktuation und zufriedene bzw. Gesetzgebung und -Rechtsprechung China weiter das größte motivierte Mitarbeiter verringern zumindest die Wahrschein- Produktpiraterieland der Welt geblieben ist. lichkeit eines unerwünschten Know-how-Verlustes durch An- Deshalb entwickeln sowohl die chinesische Regierung als auch gestellte.47 in China tätige Unternehmen verschiedene Strategien, um der Eine weitere betriebswirtschaftliche Maßnahme, die die ge- Produkt- und Markenpiraterie entgegenzuwirken. Auf staat- samte Wertschöpfungskette betrifft, ist der Know-how-Schutz licher Seite sind dies die Action Plans, die seit 2006 jährlich durch fehlende oder eingeschränkte Weitergabe von Daten durchgeführt werden. Folgende Maßnahmen sind im Katalog an Dritte. Mit einer eingeschränkten Weitergabe ist z. B. eine für das Jahr 2008 vorgesehen: Überarbeitung der Gesetzge- nur teilweise Übermittlung von Know-how durch Reduzie- bung, Schutzrechtdurchsetzung durch bessere Überwachung, rung der Detailangaben oder der Verkauf von Grundstoffen Präzisierung der Rechtsprechung, Verbesserung der Arbeit zur Weiterverarbeitung gemeint. Auch eine eher zurückhal- und Zusammenarbeit der Institutionen der IPR-Überwachung tende Produktinformation bei Internetauftritten, die nicht von und -Durchsetzung, erweiterte Öffentlichkeitsarbeit, Wei- terbildung von Fachkräften, internationaler Austausch und 37) Fuchs, a. a. O., 43. 38) Fuchs, a. a. O., 44. internationale Zusammenarbeit, Förderung der Anwendung 39) http://www.bmj.bund.de/enid/6b36fa83b0e50d623f1000c3cb9e2e19,33 von IPR-Schutzmaßnahmen, Ausbau der Dienstleistungen für d0e45f7472636964092d0933303334/Handels-_u__Wirtschaftsrecht/ Rechteinhaber und Ursachenanalysen zum Zweck der Verbes- Produktpiraterie_1h0.html (abgerufen am 5.7 08). 40) http://www.markenpiraterie-apm.de/fi les/standard/China%20Studie.pdf (ab- serung der Rechtslage. gerufen am 5.6.08). 41) www.original-ist-genial.de/produktpiraterie-in-deutschland/auswirkungen.html 10 • Nicht-juristische Maßnahmen (abgerufen am 18.4.08) 42) Welser, Gonzáles, a. a. O., 48. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 43) Fuchs, a. a. O., 55. Marken- und Produktpiraterie ist auf der einen Seite ein Prob- 44) Fuchs, a. a. O., 55. lem für Unternehmen, das sich vor allem in Ergebniseinbußen 45) Fuchs, a. a. O., 40. 46) Welser, Gonzáles, a. a. O., 60 ff. ausdrückt. Auf der anderen Seite sind aber auch die Kunden 47) Checkliste Marken- und Produktpiraterie direkt von der mangelhaften Qualität schlecht imitierter Ware Ratgeberdownload unter www.darmstadt.ihk24.de.

41 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Produktspezialisten weiterführend ausgewertet werden kann, G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 wurde zudem die Einführung soll dem Know-how-Schutz dienen. eines neuen elektronischen Informationssystems für die Zoll- Keine Weitergabe wird z. B. auch durch Geheimhaltungsver- behörde beschlossen, um Produktpiraterie besser bekämpfen träge mit Händlern erreicht, die sich vertraglich ausdrücklich zu können.54 verpfl ichten, originäre Rechte zum Schutz des geistigen Eigen- tums des Originalherstellers (Piraterie-Agreement) zu wah- 11 • Fazit und Ausblick ren.48 Ein erhöhter fi rmeninterner Sicherheitsstandard kann Kritikern des chinesischen Rechtssystems, insbesondere der beispielsweise durch den betrieblichen Sicherheitsschutz, mangelhaften Implementierung von Recht, soll noch einmal Vertriebsüberwachung und Lagerschutz realisiert werden. die kurze Dauer der modernen chinesischen Rechtsgeschich- Ein solcher kann daher als eine generell wirksame Maßnahme te von knapp 30 Jahre entgegengehalten werden. Diese ist der von der Planung bis zum Vertrieb verstanden werden. Grund für die heute noch geringe Zahl qualifi zierter Juristen. Für die nächsten Jahre ist anzunehmen, dass sich dies än- Technische Maßnahmen dern wird, nicht zuletzt auch deshalb, weil chinesische Firmen Die rasante Entwicklung von IT-Technologien in diesem und ebenso ein Interesse daran haben, dass ihre Patente, Marken im letzten Jahrhundert hat dazu beigetragen, dass die globale und Urheberrechte geschützt werden wie die ausländischer Gesellschaft dank ihrer vielfältigen Kommunikationsmöglich- Unternehmen. Mit zunehmender Entwicklung der Wirtschaft keiten enger zusammengerückt ist. Ein erfolgreiches Unter- wird auch das Rechtssystem effektiver werden. Dass sich da- nehmen, das nicht über einen Online-Anschluss verfügt, ist raus ein Rechtsstaat entwickelt, kann allerdings für unwahr- heute kaum mehr vorstellbar. Doch gerade die Öffnung ins scheinlich gehalten werden, da nichts darauf hindeutet, dass World Wide Web vergrößert das Risiko, dass sich Unbefugte die Kommunistische Partei ihren Führungsanspruch aufgeben bzw. Produktpiraten Daten von Firmen-PCs herunterladen, oder dass dieser infrage gestellt wird. um diese für ihre Zwecke zu missbrauchen. Die Sicherung der Es kommt die Besonderheit des Rechtssystems unter sozi- IT-Daten durch geeignete Maßnahmen ist daher eine zentrale alistischen Bedingungen hinzu: Richterliche Unabhängigkeit Aufgabe für Unternehmen, um unliebsame Gäste von vertrau- besteht nicht. Deshalb sind Entscheidungen des chinesischen enswürdigen Daten fernzuhalten. Rechtssystems schwer zu kalkulieren. Neben der mangelnden Eine Originalitätskennzeichnung von Produkten kann auch Unabhängigkeit der Justiz liegt dies auch daran, dass es we- durch sichtbare Sicherheitstechnologien wie z. B. Hologramme der Kommentarliteratur noch systematische Entscheidungs- erfolgen. Klebestreifen können als Datenträger dienen und auf sammlungen gibt, aus denen sich – wie in Deutschland – Ent- kleinstem Raum beispielsweise Informationen eines digitalen wicklungstrends ablesen ließen. Zwar veröffentlichen einige Hologramms mithilfe von Laser-Schreibgeräten speichern. hohe Richter Entscheidungen55, doch lässt sich aus diesen Dieses kann wiederum mit einem Handlesegerät kenntlich ge- keine systematische Übersicht entnehmen. Dennoch existieren macht werden.49 Auch können schwer zu entfernende Folien oder in China juristische Instrumente zum Schutz und zur Durch- Sicherheitsetiketten die Originalität eines Produkts anzeigen.50 setzung von Intellectual Property Rights, die bei korrekter Ist ein Unternehmen von Produkt- und Markenpiraterie be- Nutzung wirksam sein können. Eine solche Nutzung beginnt troffen, sollte es sich an die Zollbehörden wenden, damit diese mit der rechtzeitigen und ordnungsgemäßen Eintragung von tätig werden können.51 Beispielsweise kann der Zoll auf Mes- Schutzrechten, worauf bisher wegen mangelnden Vertrauens severanstaltungen gefälschte Produkte beschlagnahmen.52 in das chinesische Rechtssystem viele europäische Unter- Verwendet der Hersteller sichtbare oder nicht sichtbare nehmen verzichten. Von allen Experten wird zwar bescheinigt, Schutztechnologien, sollte er die Zollbeamten in sein techno- dass es heute ein größeres Bewusstsein für den Schutz des logisches Schutzkonzept einbeziehen, damit diese seine Ware geistigen Eigentums gibt als noch vor zehn Jahren und auch bei Ein- und Ausfuhren erfolgreich überprüfen können.53 Beim mehr Verfahren mit positivem Ausgang, doch auch bestätigt,

42 Produkt- und Markenpiraterie in China FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

dass sich das Problem der Abhängigkeit der Justiz von poli- tischen Institutionen nicht verändert hat. Ob es gelingt, diese zu 48) Fuchs, a. a. O., 251. relativieren oder gar zu überwinden, wird entscheidend für die 49) Welser, Gonzáles, a. a. O., 339. 50) Fuchs, a. a. O., 265. zukünftige Implementierung von IPR sein. Vermutungen gehen 51) Orgalime-Leitfaden Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie, 25. dahin, dass sich das Recht ähnlich entwickeln wird wie in Süd- Ratgeberdownload unter: korea oder Japan. www.orgalime.org/publications/guides/counterfeiting_guide_de.pdf. 52) Welser, Gonzáles, a. a. O., 159 ff. Für Unternehmen ist es entscheidend, präventive Strategien 53) Orgalime-Leitfaden Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie, 20. gegen Produkt- und Markenpiraten zu verfolgen, denn recht- Ratgeberdownload unter: liche Maßnahmen greifen erst, wenn bereits Plagiate im Um- www.orgalime.org/publications/guides/counterfeiting_guide_de.pdf. 54) www.g-8.de/Content/DE/Artikel/2007-04-12 (abgerufen am 23.4.08). lauf sind, und ihre Erfolgsaussichten sind in Piraterieländern 55) wie Judge Jiang Zhipei vom Intellectual Property Tribunal des Supreme People’s wie China noch gering. Die Bandbreite wirtschaftspolitischer, Court, www.chinaiprlaw.com/english/default.htm, (abgerufen 16.8.2008). betriebswirtschaftlicher und technischer Maßnahmen gegen Produkt- und Markenpiraterie ist groß. Die Palette der Mög- lichkeiten gilt es auszuschöpfen, denn Produktpiraterie ist nicht nur ein Problem der Hersteller gefälschter Produkte und der sie schützenden politischen Institutionen, sondern auch der Betroffenen.

Kurzbiografi en • Prof. Dr. Michael Rebstock studierte Betriebswirtschaftslehre Prof. Dr. Rainer Erd studierte zunächst Soziologie und dann an der Universität Mannheim und der University of Wales, UK. Rechtswissenschaft. Nach den Staatsexamen (1971, 1974) 1992 Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Mannheim. promovierte er in Arbeitsrecht (1978) und habilitierte sich in Nach Tätigkeiten in renommierten Beratungsunternehmen Soziologie (1986). Von 1975 bis 1989 arbeitete er als Jurist am seit 1995 Professur für Betriebswirtschaftslehre und betriebs- Frankfurter Institut für Sozialforschung. In diese Zeit fallen wirtschaftliche Informationsverarbeitung an der Hochschule mehrere längere Studienaufenthalte in den USA (Cambridge/ Darmstadt University of Applied Sciences. Kurzzeitdozenturen Mass., Washington, New York). 1989 wechselte er von der Wis- an der Marmara-Universität Istanbul und der Turku School senschaft in die Praxis, zum Unternehmensberater Hirzel, Le- of Economics and Business Adminstration, Finnland. 2002 der & Partner. 1991 engagierte ihn das Regierungspräsidium bis 2003 Vertretungsprofessur für Wirtschaftsinformatik an Gießen für die Einführung von Kulturprojekten in Mittelhessen. der Universität Koblenz-Landau. Prof. Rebstock ist Leiter der 1993 erhielt er einen Ruf als Professor für Arbeitsrecht an die Electronic Business Integration Research Group (e-BIG) und Fachhochschule Darmstadt. Dort entwickelte er mit anderen der BMBF-geförderten Forschungsprojekte ORBI und MODI den Studiengang Informationsrecht, in dem zwei Lehrbücher an der h_da. Er ist Mitglied der Leitungsgremien der GI-Fach- entstanden sind: „OnlineRecht kompakt“ und „Film- und Fern- gruppen Electronic Commerce und MobIS. Veröffentlichungen sehrecht“. Er ist Leiter des Studiengangs Informationsrecht in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Fach- und stellvertretender Vorsitzender des Prüfungsausschusses. zeitschriften, Gutachtertätigkeiten für nationale und interna- Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind Datenschutz- tionale wissenschaftliche Fachzeitschriften, Konferenzen und recht, Medienrecht und Rechtsprobleme in China. Daneben ist Forschungsförderprogramme. er Datenschutzbeauftragter der Hochschule Darmstadt und Auslandsbeauftragter des Fachbereichs Gesellschaftswis- senschaften und Soziale Arbeit.

43 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

„DER TOTENKOPF BEEINDRUCKT MICH SCHON …“ INFORMATIONEN ZU DEN INHALTSSTOFFEN IN ALLTAGSPRODUKTEN UND IHRE REZEPTION DURCH KONSUMENTEN1

Autoren • Prof. Dr. Bernd Steffensen Dipl.-Jur. (FH) Nicola Below

Auch die gebräuchlichstenb Alltagsprodukte enthalten zum Teil chemische Inhaltsstoff e, die dem Käu- fer oder Anwender Anlass bieten sollten, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um potenzielle, eventuell nur langfristig wirksame Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden. Im Alltag lässt sich jedoch einerseits feststellen, dass entsprechende Produkt- oder auch Risikoinformationen nur in schlecht aufb e- reiteter Form bereitgestellt werden, andererseits besteht bei vievielen Konsumenten eine nur eingeschränkte Bereitschaft , sich mit diesen Informationen zu befassen. Dochoch wie kann diese unbefriedigende Situation verbessert werden?

1) Zur Verbesserung der Lesbarkeit wurde auf die Nutzung der männlichen und weiblichen Form verzichtet. Das Vorhaben hatte sowohl Männer wie auch Frauen als Nutzer und Käufer von Produkten im Blick.

44 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

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45 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

„Chemie? Das kommt in meinem Leben gar nicht vor!“2 „Die Informationen liest sich sowieso kaum einer durch …“ Nimmt man es genau, so ist alles um uns herum – ja, sind wir Das Projekt wurde vor dem Hintergrund der am 1. Juni 2007 selbst – Chemie. Naturwissenschaftlich betrachtet zerfällt in Kraft getretenen europäischen Chemikalienverordnung die Welt und wir mit ihr in die verschiedenen chemischen Ele- REACh4 in Auftrag gegeben. Hierin wird Herstellern und Im- mente und ihre vielfältigen Verbindungen. Im Gegensatz dazu porteuren von chemischen Stoffen und Erzeugnissen die Ver- sind in einem weitverbreiteten Alltagsverständnis das Nomen pfl ichtung auferlegt, Risikoinformationen zusammenzutragen „Chemie“ oder das Adjektiv „chemisch“ mit der Bedeutung und an die nachgeschalteten Anwender und Weiterverarbeiter „künstlich“ belegt und mit einer Vorstellung von Natur in einen (downstream user) weiterzugeben. Ziel ist es, mit den Risiken, Gegensatz gesetzt. Mit Chemie verbinden wir Schulunterricht die von Stoffen, Zubereitungen und Erzeugnissen bei deren und die vermutlich mehr erfundene als zutreffende Erinne- Weiterverarbeitung oder Anwendung ausgehen, entlang der rung an etwas, das stinkt, kracht, zischt und brodelt. In diesem Produktions- und Lieferkette möglichst risikovermeidend Sinne fallen uns zu dem Substantiv „Chemie“ dann Begriffe umzugehen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, wie z. B. „giftig“, „schädlich“, „Allergie“, „Krebs erregend“ oder dass den jeweils nachgeordneten Akteuren in der Lieferket- „ätzend“ ein, an ganz alltägliche Konsumprodukte denken wir te Informationen zur Verfügung stehen, mit denen diese eine dabei typischerweise nicht. möglicherweise bestehende Gefährdungslage erkennen und Derartige Alltagsprodukte und die Möglichkeiten und Pro- einschätzen können. Hierbei könnte sich im Lichte der derzeit bleme, Konsumenten und Anwender über deren Inhaltsstoffe bestehenden rechtlichen Konstruktion ein Problem einstellen, angemessen zu informieren, standen im Mittelpunkt des For- da Konsumenten bzw. Endverbraucher in die Informationsket- schungsvorhabens „Neue Ansätze zur Risikokommunikation te im eigentlichen Sinne nicht integriert sind. vor dem Hintergrund von REACh, GHS und Nanotechnologie“3. Gerade für Alltagschemikalien könnte sich eine Kommunika- Das Vorhaben wurde von der Sonderforschungsgruppe Insti- tionslücke auftun, da es keine explizite Regelung gibt, die eine tutionenanalyse (sofi a) in der Zeit von September 2007 bis Mai Informationspfl icht gegenüber dem Endverbraucher begrün- 2008 durchgeführt. Ziel war es, für das Bundesministerium für det. Während entlang der Wertschöpfungskette bis zum Händ- Wirtschaft und Technologie Vorschläge für mögliche Gestal- ler Informationspfl ichten defi niert sind, bricht diese Informa- tungen der Produktinformationen zu erarbeiten und mit inte- tionsweitergabe zum Endverbraucher ab, indem die Richtung ressierten Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden und Politik zu des Aktivwerdens umgekehrt wird: Es besteht nicht die Ver- diskutieren. pfl ichtung, den Kunden zu informieren, sondern das Recht des Kunden, Informationen nachzufragen. Damit drängen sich zwei aus alltagspraktischen Erfahrungen abzuleitende Fra- gen auf: „Sind Konsumenten bzw. Anwender bereit, sich aus eigenem Antrieb um die erforderlichen Risikoinformationen 2) Die einzelnen Überschriftzitate sind Interviewäußerungen von Befragten ent- nommen. zu einem Produkt zu bemühen?“ Und: „Sind sie dies in allen 3) Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Fällen, in denen solche Informationen erforderlich wären, um gefördert. Die in der Studie geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht einen sicheren Produktgebrauch zu ermöglichen?“ mit denen des Auftraggebers übereinstimmen. Der Endbericht fi ndet sich online unter: http://www.sofi a-darmstadt.de/studien.0.html. Um das Ziel eines möglichst risikolosen Umgangs mit Stoffen, 4) In der Fassung der Berichtigung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Euro- Zubereitungen und Erzeugnisse zu erreichen, könnte es sich päischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, als vorteilhaft erweisen, diese Kommunikationslücke zu Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACh), zur Schaffung einer Europäischen Agentur für chemische Stoffe, zur Änderung der schließen und auch den Endverbraucher (Privathaushalte Richtlinie 1999/45/EG und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 793/93 des oder auch Handwerker) grundsätzlich in die Kette der Infor- Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1488/94 der Kommission, der Richtlinie 76/769/ mationsweitergabe zu integrieren. Letztlich ist es der Endver- EWG des Rates sowie der Richtlinien 91/155/EWG, 93/67/EWG, 93/105/EG und 2000/21/EG der Kommission (Amtsblatt der Europäischen Union L 136 vom braucher, bei dem beim Gebrauch von Reinigungsmitteln, Kos- 29.5.2007, S. 3). metika, Farben und Lacken oder sonstigen Baumarktartikeln,

46 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

beim Tragen von Textilien oder beim Aufstellen von Möbeln die „Was Sie alles wissen wollen!“ potenzielle Gefährdung akut wird. Hierbei zeigt schon die All- Für die methodische Anlage des Vorhabens wurde ein Mix aus tagserfahrung, dass das Bereitstellen der benötigten Informa- quantitativen und qualitativen Ansätzen gewählt. So wurden tionen als rein formale Erfüllung der rechtlichen Vorgaben in mit einem standardisierten Fragebogen insgesamt 257 Perso- vielen Fällen alleine nicht ausreichen wird, um einen sicheren nen im Einkaufsumfeld befragt. Hierbei handelt es sich um die Umgang mit Produkten zu gewährleisten, die Risikostoffe ent- Mannheimer resp. Darmstädter Innenstadt, um verschiedene halten. Festzustellen ist, dass bei Endverbrauchern (Laien, Filialen einer großen deutschen Baumarktkette sowie um das Haushalten, Handwerkern) häufi g sowohl das (Fach-) Wissen Ladengeschäft eines explizit an ökologischer Qualität orien- als auch die Erfahrungen fehlen, um die Angaben zu den ent- tierten Textil-Versandhandels. Der mit drei Seiten eher kurze haltenen Einsatzstoffen in gesundheitlicher oder ökologischer Fragebogen wies folgende thematische Schwerpunkte auf: Hinsicht angemessen zu bewerten. Aus diesem Grund ist es • Kaufkriterien bei Alltagsprodukten für diese Anwender vielfach schwierig, wenn nicht unmöglich, • Einschätzung der Risiken von Chemikalien und Nanopro- die bestehende Risikolage bei der Nutzung eines Produktes dukten zutreffend einzuschätzen. Das bedeutet aber, dass Informa- • Umgang mit den Inhaltsstoffen in Alltagsprodukten tionen in einer Form aufbereitet sein müssten, die die Wahr- • Informationsverhalten bei der Recherche nach geeigneten scheinlichkeit erhöht, dass Kunden und Anwender diese [1] le- Produkten sen, [2] verstehen und [3] deren Inhalt auch berücksichtigen. Zudem wurden einige sozialstrukturelle Angaben erfragt, da Eine Informationsbereitstellung, die ein zutreffendes Bewer- eine Vermutung des Auftraggebers darin bestand, dass es not- ten der in Betracht gezogenen Produkte erlaubt, müsste zwei wendig sein könnte, unterschiedliche Gruppen in der Bevölke- grundsätzliche Verhaltensoptionen informatorisch unterstüt- rung auch auf unterschiedliche Weise (in Bezug auf Inhalte und zen, die sich für Endverbraucher risikomindernd auswirken: die gewählten Informationsmedien) zu informieren. • Zum einen könnten Konsumenten auf Basis einer adäquaten Zusätzlich zu diesem quantitativen Vorgehen wurden insge- und vollständigen Information beim Kauf entscheiden, ob sie samt vier Fokusgruppen (Dürrenberger/Behringer 1999; Flei- die Nutzung eines Produktes ganz vermeiden und/oder ein scher/Quendt 2007) mit Bürgerinnen und Bürgern aus Darm- weniger schädliches Alternativprodukt erwerben. stadt durchgeführt. Hierzu wurden insgesamt 600 zufällig • Zum anderen könnten Anwender beim Gebrauch und bei ausgewählte Personen in Darmstadt angeschrieben. Der Brief einer späteren Entsorgung von Resten bzw. Gebinden die enthielt Informationen zum Projekt sowie eine Einladung zur gebotene Vorsicht walten lassen, da ihnen die notwendigen Teilnahme an einer etwa zweistündigen Fokusgruppendiskus- Sicherheitsvorschriften bekannt oder zugänglich sind. sion zu den auch im Fragebogen erfragten Themenkomplexen. Vor dem Hintergrund dieser Annahmen bestand das Ziel des Dieser Ansatz ist besonders geeignet, um im Diskussionspro- Vorhabens darin, auf Basis einer Auswertung der vorliegenden zess die tiefer liegenden Intentionen, Motive, Bewertungen Literatur sowie eigener empirischer Arbeiten Vorschläge zu oder Einstellungen zu den fokussierten Sachverhalten zu erarbeiten, wie ein Produkt-Informationsangebot ausgestal- ermitteln. tet werden könnte, das Konsumenten bei der Auswahl oder Anwendung von Alltagsprodukten angemessen unterstützen kann. Als Produktgruppen wurden in Gesprächen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) • Textilien und Möbel, • Farben und Lacke sowie • Baumarktchemikalien (z. B. Abbeizer, Nitroverdünnung oder Brennspiritus) ausgewählt.

47 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

„Ich weiß gar nicht, ob ich das wissen will …“ Informationsangebote und Werbestrategien zu Produkten Zuerst einmal stellt sich die Frage, wann suchen Kunden müssen diesen Kauf- und Informationsgewohnheiten Rech- überhaupt Informationen zu einem Produkt, das sie erwerben nung tragen. Auf dem Gebiet des Marketings haben sich vor wollen und wie verarbeiten sie diese. Das Informationssuch- allem zwei Modelle der persuasiven (überzeugenden oder verhalten wird davon geprägt, wie wichtig ein Produkt für den überredenden) Kommunikation etabliert, die als „Elaboration Einzelnen ist. In der Literatur werden zumeist vier Grundtypen Likelihood Model“ (ELM, vgl. Petty/Cacioppo 1986) sowie als von Kaufentscheidungen gegeneinander abgegrenzt (vgl. Kroe- „Heuristic-Systematic Model“ (HSM, vgl. Chaiken 1980) be- ber-Riehl/Esch 2004: 37; Foscht/Swoboda 2007: 151 ff.). zeichnet werden und in den vergangenen Jahren verschiedent- • Der extensive Kauf: Diese Form der Kaufentscheidung be- lich modifi ziert und weiterentwickelt wurden. Beide Modelle schreibt Fälle, in denen der Kunde sich ausgiebig um eine kommen auch bei der Risikokommunikation (vgl. Wiedemann/ Vielzahl von Informationen bemüht, um dann eine abgesi- Schütz 2006) zum Einsatz und gehen in leicht unterschiedlicher cherte und vernünftig begründete Wahl zwischen den Ange- Form davon aus, dass es zwei Kanäle zur Informationsverar- boten zu treffen. Der Autokauf dürfte hierfür ein Paradebei- beitung gibt. Einen, der auf eine systematische Informations- spiel sein. suche abzielt, und einen zweiten, der eher oberfl ächlich auf • Der impulsive Kauf: Er lässt sich häufi g bei Kindern fi nden, Pauschalurteile und einfache Analogien setzt (Heuristiken). So wenn diese an der Ladenkasse irgendetwas entdecken und gibt es Kunden, die sich genau die Liste der Inhaltsstoffe an- die Eltern zu überreden versuchen, dieses Produkt doch sehen und danach entscheiden, ob sie ein Produkt erwerben. auch noch mitzunehmen. Dabei ist es egal, ob an der Kas- Andere Konsumenten machen es sich da einfacher: „Produkte se Süßigkeiten oder Kleinspielzeuge aufgestellt sind. Auch aus China kaufe ich grundsätzlich nicht!“ Für das Marketing bei Erwachsenen erfolgt der impulsive Kauf bei Produkten geht es dann vor allem darum, den richtigen Informationska- mit geringer Bedeutung, aber hohem Neuigkeitswert – man nal anzusprechen und die passende Botschaft zu transportie- nimmt mal etwas anderes oder kauft etwas, weil es gerade ren. In beiden Modellen bleibt allerdings die Bereitschaft des im Angebot ist. Empfängers außer Acht, sich überhaupt mit einer Informati- • Der limitierte Kauf: Hierbei handelt es sich eher um ein ver- on befassen zu wollen – es wird schlicht unterstellt, dass der nunftbetontes Kaufverhalten, bei dem der Käufer allerdings Empfänger auf Empfang „gestellt ist“. bewusst nur einen geringen Ausschnitt des Informations- Eine Weiterentwicklung stellt in diesem Zusammenhang das angebotes nutzt. Das Produkt ist einerseits wichtig, weist „Model of Risk Information Seeking and Processing“ (RISP; für den Kunden allerdings kaum Neuigkeitswert auf. Viele vgl. Griffi n u. a. 1999) dar. In diesem Ansatz wird davon aus- Haushaltsgeräte gehören hierzu: Sie werden zwar benötigt gegangen, dass ein Adressat von Produktinformationen diese und müssen funktionieren, sie sind aber im sozialen Umfeld nur (aktiv) zur Kenntnis nimmt, wenn ein Informationsdefi zit des Käufers kaum sichtbar und vermitteln keinerlei Sozial- verspürt wird. Zu berücksichtigen ist zudem die Bewertung prestige. der Vertrauenswürdigkeit eines Informationsangebotes durch • Der habituelle Kauf: Dies ist das Feld der Markenartikel, den Adressaten einerseits sowie dessen Einschätzung der ei- die wir immer wieder kaufen, solange wir durch sie nicht genen Fähigkeit, die erforderlichen Informationen überhaupt deutlich enttäuscht oder durch ein alternatives Angebot gewinnen und verarbeiten zu können andererseits. Mit dem entsprechend positiv überrascht werden. Markenbindungen RISP-Modell werden sowohl in Bezug auf die Suche als auch gelten, sind sie einmal etabliert, als langfristig stabil. Ge- auf die Verarbeitung von Informationen einfache und komplexe rade Produkte des täglichen Bedarfs fi nden vielfach so den Vorgehensweisen unterschieden, die miteinander kombiniert Weg in den Einkaufswagen. Auch bei Ersatzbeschaffungen werden können (vgl. Kahlor u. a. 2006). kleinerer Elektroartikel bleiben Konsumenten oft ihrer Mar- Die vorgestellten Modelle wurden im Kontext von Risikokom- ke treu (von Römer/Steffensen 2007: 15). munikationsprozessen weiterentwickelt. Risikokommunikati- on bezieht sich vor allem auf Fälle, bei denen den Betroffenen

48 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Preis Qualität Risiko Nutzung ???

Aktuelles Wissen ?

Sufficiency threshold Sufficiency threshold Sufficiency threshold Sufficiency threshold

Aktuelles Wissen Aktuelles Wissen Aktuelles Wissen ?

Sufficiency threshold

Informationsbedürfnis

Abbildung 1 • Vorhandenes und fehlendes Wissen beim Produktkauf (Steffensen/Below/Merenyi 2008: 36) von außen technische Risiken zugemutet werden: eine Um- gehungsstraße bzw. ein Industriegebiet in direkter Nachbar- Infobox • schaft zum eigenen Wohnumfeld, oder es kommt zur Nutzung Was beeinfl usst die Akzeptanz von Risiken einer als riskant empfundenen neuen Technik (etwa Bio- oder (Wiedemann/Brüggemann 2001: 11)? Nanotechnologie). Im vorliegenden Fall der Risiken, die aus • Kontrollierbarkeit des Risikos: Scheint diese gegeben, dem Umgang mit Inhaltsstoffen in Alltagsprodukten resultie- so ist die Risikobereitschaft höher. „Won’t happen to ren, sind zwei Dinge besonders zu bedenken. Zum einen mutet me!“ ist der Wahlspruch in diesem Zusammenhang. sich in diesen Fällen der Konsument ein Risiko selbst zu, da er • Freiwilligkeit der Risikoübernahme: Solange man sich selbst das Produkt auswählt und sich für eine bestimmte Form Risiken selbst zumutet, werden diese eher akzeptiert. der Anwendung und damit der Risikokontrolle entscheidet • Katastrophenpotenzial: Es werden eher Risiken akzep- (dies ist eines der Ergebnisse der psychometrischen Risiko- tiert, bei denen häufi g ein einzelner Todesfall auftritt forschung, deren wesentliche Aspekte in der Info-Box zusam- (1.000 Fälle pro Jahr mit je einem Geschädigten) als ein mengestellt sind). Zum anderen stellt eine Kaufentscheidung Fall mit 1.000 Toten. vielfach einen mehrdimensionalen Prozess dar, in dem eine • Einschätzung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes: Reihe unterschiedlicher Aspekte miteinander ins Verhältnis Unsicherheit führt zur Sensibilisierung, weniger zu gesetzt werden müssen. Risiken bzw. Inhaltsstoffe sind dann größerer Skepsis. typischerweise nur ein Aspekt unter anderen. In Abbildung 1 • Persönliche Betroffenheit ist ebenfalls ein Faktor, der ist dieser Zusammenhang grafi sch dargestellt: über Ablehnung und Akzeptanz wesentlich entscheidet. Die suffi ciency threshold gibt jeweils an, welches Maß an In- • Ebenso die Vertrautheit mit einem Risiko: Hat man ein formationen zu den einzelnen Aspekten erforderlich ist, um riskantes Verhalten schon häufi ger an den Tag gelegt eine gesicherte Entscheidung zu treffen, wobei ein Schwellen- oder wohnt man bereits seit Jahren (schadlos) neben wert (threshold) einer ausreichenden Menge an Informationen einer allgemein als riskant bewerteten Anlage, so ist (suffi ciency) angenommen wird. Dieses Maß ist selbstver- die Bereitschaft, ein Risiko erneut einzugehen, größer. ständlich nicht objektiv angebbar, sondern subjektiv verschie- • Verteilung von Nutzen und Risiko: Wenig akzeptabel er- den. So stellen für einen Allergiker Inhaltsstoffe ein wesent- scheinen zumeist Risiken, die hier ein Ungleichgewicht lich dringenderes Problem dar, als dies bei Konsumenten der aufweisen und einzelne Gruppen oder Firmen einsei- Fall ist, die ohne sinnlich wahrnehmbare Beeinträchtigungen tig bevorzugen bzw. benachteiligen. Wer Chancen be- (fast) jedes Produkt nutzen können. Fraglich ist dann jeweils, kommt, soll auch Risiken tragen. inwieweit der Aspekt der Inhaltsstoffe für Konsumenten ohne Allergie von Bedeutung ist und wie erreicht werden kann, dass sie trotz der zumeist vorhandenen Vertrautheit mit den Pro- dukten diesen Gesichtspunkt überhaupt in ihre Überlegungen und Kaufentscheidungen mit einbeziehen.

49 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

„Ich schau mir das gar nicht erst an!“ • So berücksichtigen weibliche Befragte etwas stärker die In- Sind Inhaltsstoffe für die Konsumenten überhaupt ein Kaufkri- haltsstoffe beim Kauf. terium? Um diese Frage zu klären, wurde in der Befragung von • Auch bedingt ein höheres Einkommen eine stärkere Berück- Kunden zu ihrem Kauf- und Informationsverhalten eingangs sichtigung von Inhaltsstoffen. ermittelt, welche Kriterien sie bei der Auswahl von Produkten • Das Bildungsniveau oder das Alter der Befragten schlagen heranziehen. Hierbei wurden die Befragten aufgefordert, sich dagegen kaum nieder. anhand einer Liste von acht Antwortoptionen die drei für sie wichtigsten Auswahlgesichtspunkte zu benennen und nach ih- „Zum Feierabend will man doch auch riechen, dass man rer Wichtigkeit zu ordnen. Insgesamt ergab sich das folgende was getan hat!“ Ergebnis. Welche Bedeutung Produktinformationen über Risiken auf- grund der enthaltenen Inhaltsstoffe zukommt, hängt davon ab, wie Konsumenten grundsätzlich eine Gefährdung durch Pro- Antwortoption Kaufkriterium 1 2 3 dukte einschätzen. In den Interviews wurde mit einigen Items die entsprechende Preis Einschätzung der Befragten ermittelt. Deren Formulierung Design/Aussehen orientierte sich an amerikanischen Untersuchungen zur „intu- Qualität itiven Toxikologie“ (vgl. Kraus u. a. 1992 sowie Slovic u. a. 1995). Marke/Brand Hintergrund dieser älteren Studien ist, dass die Bewertungen Verarbeitung chemischer Risiken durch Laien und Experten zum Teil stark Inhaltsstoffe differieren. Während Experten eine auf exakten Wahrschein- Labels lichkeiten und klar umrissenem Schadensausmaß basierende Herkunftsland Risikoabschätzung vornehmen, gehen Laien eher intuitiv vor. In 0525 075100 Abbildung 3 sind die Items zusammengestellt, die sich auf die Prozent Bewertung von Chemikalien bzw. von Inhaltsstoffen beziehen. Aus den Ergebnisse zu den fünf Items lässt sich ableiten, dass Abbildung 2 • Kriterien bei der Auswahl von Produkten die befragten Konsumenten in Rechnung stellen, dass che- mische Substanzen einerseits schädlich sein können (Item 5 Auffallend an den Daten ist, dass Inhaltsstoffe zwar für etwa und 7), dass sie in modernen Produkten enthalten sind (Item 2), ein Viertel der Befragten von Bedeutung sind, dass aber nur dass sie aber auch ein unverzichtbarer Bestandteil unseres etwa jeder zwanzigste Befragte ihnen erste Priorität zumisst. heutigen Lebens sind (Item 13). Nimmt man Abbildung 4 hinzu, Preis und Qualität kommt insgesamt die größte Bedeutung zu. so wird aber auch ein grundsätzlich ambivalentes Informati- Bemerkenswert ist aber auch, dass weder der Marke noch La- onsverhalten deutlich. bels (z. B. Blauer Engel oder Ökotex-Standard 100) besondere Einerseits geben Zweidrittel der Befragten an, dass sie sich vor Bedeutung zukommt. Beides wären typische Ansatzpunkte für einem Kauf nicht über die Inhaltsstoffe informieren (Item 6). eine Produktauswahl auf Basis eines reduzierten, aber in sich Im Widerspruch hierzu geben etwa 70 % der Interviewten an, vollständigen Informationsangebotes. Um zu prüfen, ob es be- sie würden gerne mehr über die Inhaltsstoffe wissen (Item 9), stimmte Bevölkerungsgruppen gibt, die auf besondere Weise ein ähnlich hoher Anteil hält die heute verfügbaren Informati- durch Informationsangebote angesprochen werden müssten, onen nicht für ausreichend (Item 14). Nimmt man nun noch das wurden einige sozialstrukturelle Variablen abgefragt und die Item 10 hinzu, so ist eines der zentralen Argumente des RISP- Ergebnisse auf entsprechende Einfl usswirkungen geprüft. In Modells erfüllt: Die Informationssuche und -verarbeitung wird Bezug auf das Kaufverhalten lassen sich nur wenige Unter- davon geprägt, inwieweit die Adressaten der Information den schiede feststellen: Herstellern in Bezug auf die Produktinformationen vertrauen.

50 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Ich stimme... Item • Formulierung ganz entschieden zu zu nicht zu ganz und gar nicht zu

2 • Ich gehe davon aus, dass Textilien (Farben/Lacke) heutzutage keine gesund- heitsbedenklichen Inhaltsstoffe mehr enthalten 4 • Die Menschen machen sich zu viele Gedanken über mögliche negative gesundheitliche Folgen von Produkten 5 • Wenn man einer schädlichen Substanz ausgesetzt ist, dann ist anzunehmen, dass Gesundheitsbeeinträchtigungen die Folge sind 7 • In der Natur vorkommende Substanzen sind nicht so schädigend wie die von Menschen hergestellten Substanzen 13 • Chemische Produkte sind ein unverzichtbarer Teil unseres modernen Lebens

0420 06080 100 Prozent

Abbildung 3 • Bewertung von Inhaltsstoffen und Chemikalien

Ich stimme... Item • Formulierung ganz entschieden zu zu nicht zu ganz und gar nicht zu

6 • Vor dem Kauf von Textilien (Farben/Lacke) informiere ich mich über die Inhaltsstoffe, die bei der Herstellung verwendet wurden 9 • Ich wüsste gerne mehr über die Inhaltsstoffe in Textilien (Farben/Lacken) und ihre gesundheitlichen Auswirkungen 10 • Die Herstellerangaben zu Inhaltsstoffen halte ich für vertrauenswürdig 11 • Textilien mit den Labels „Textiles Vertrauen – Ökotex Standard 100” oder „Green Cotton” („Blauer Engel” oder „Europäisches Umweltzeichen”) halte ich für ökologisch unbedenklich 14 • Ich halte die Informationen, die man heute über Produkte erhält, für völlig ausreichend 0420 06080 100 Prozent

Abbildung 4 • Informationssuche und Informationsbedarf

Ein zweites Element des Modells wird vor allem in den Fokus- Kontexten bereitgehalten werden sollten: Zum einen am Point gruppen-Diskussionen bestätigt. Hier zeigt sich, dass viele der of Sale, also in der Kaufsituation, zum anderen am Point of Teilnehmer Informationen zu Produkten nicht aktiv suchen, Use, also in jenem Umfeld, in dem das Produkt letztlich zur da sie davon ausgehen, dass diese nicht verständlich bzw. nur Anwendung kommt. Für Konsumenten ist dies in der Regel schwer zugänglich sind. der eigene Haushalt, in dem über das Internet Informations- angebote abgerufen werden könnten. Auch hier ist zu beach- „Wenn ich die kleine Schrift schon sehe …“ ten, dass der Einstieg in die Produktinformationen möglichst Da Konsumenten in der Regel über Erfahrungen mit Produktin- niedrigschwellig gestaltet ist, also einfach zugänglich und formationen verfügen, wurde in einem weiteren Abschnitt des verständlich. Hier sollten die Informationen zudem vollständig Fragebogens nach dem letzten Produkt gefragt, bei dem aus- dargestellt und dem interessierten Konsumenten die Möglich- führlichere Informationen gesucht und welche Quellen hierfür keit eröffnet werden, tiefer in die Materie einzusteigen. genutzt wurden. Hierbei wurde deutlich, dass vor allem zwei Für den Point of Sale bietet sich vor allem die Kundenbera- Ansatzpunkte für geänderte Formen der Informationsbereit- tung an, die jedoch vielfach das Problem aufwirft, dass dafür stellung berücksichtigt werden sollten: Die überwiegende Zahl das Personal in stärkerem Maße als bislang geschult werden der Befragten nutzte entweder die Beratung im Geschäft, also müsste. Vorstellbar wäre aber auch ein Scanner-Terminal, der in der Kaufsituation, oder aber das Internet. Nach Gründen für auf Grundlage des für jedes Produkt individuell vergebenen die Wahl der jeweiligen Informationsquelle befragt, gaben gut EAN-Codes abgefragt werden könnte und die wesentlichen 60 % der Befragten an, dass die einfache Zugänglichkeit der In- Informationen zu den jeweiligen Produkten bereithält. Ein sol- formationen ausschlaggebend war. Auch dies ein Aspekt, der ches Informationsangebot wäre vergleichbar mit der heute im RISP-Modell genannt wird: Wenn ein interessierter Konsu- in vielen Supermärkten installierten Preisauskunft. Je nach ment Informationen sucht, so leitet er aktive Schritte nur ein, Auslegung der Terminals könnten mehr oder weniger umfang- wenn ein Erfolg vergleichsweise sicher ist und in angemes- reiche Informationsangebote vorgehalten werden. Darüber sener Relation zum Aufwand steht. hinaus wäre durchaus auch denkbar, das einzelne Produkt Nimmt man die kursorisch dargestellten Ergebnisse zusam- mithilfe einer Ampelkennzeichnung zu indizieren. Als auf den men, so wird verständlich, dass Informationsangebote in zwei Anwendungsfall anzupassendes Beispiel kann dabei die bri-

51 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Healthier Ok Less healthier choice choice choice

Abb. 5 • Simple Traffi c Light – Lebensmittelkennzeichnung in Großbritannien5

tische Lebensmittelkennzeichnung dienen, die zwei verschie- Sale nicht, so bedarf es weiterer Optionen, die am Point of Use, dene Varianten kennt (vgl. Abbildungen 5 und 6). mithin im eigenen Haushalt, ansetzen. Ein solches Angebot Während „Simple traffi c lights“ lediglich angeben, ob ein kann, um einen einfachen und breiten Zugang zu ermögli- Produkt insgesamt eher positiv oder negativ für die Ernäh- chen, eigentlich nur über das Internet bereitgestellt werden. rung zu bewerten ist, ermöglichen „Multiple traffi c lights“ Denken ließe sich dabei an einen Ansatz, der als Consumpedia eine differenziertere und persönliche Beurteilung durch den bezeichnet werden könnte: Gewissermaßen ein Produktlexi- Konsumenten. Diese ist zwar etwas schwerer zu erschließen, kon, in dem Kunden oder Interessierte die Informationen zu gibt aber umfassendere Informationen. Beide Varianten einer den einzelnen Produkten zusammentragen und auch Erfah- solchen einfachen Kennzeichnung sind nicht als Allheilmittel rungen einstellen können, die sie bei der Anwendung des Pro- für die Vermittlung von Produkt- bzw. Risikoinformationen zu duktes gemacht haben. Hierbei besteht jedoch die Gefahr des verstehen. Sie können aber einen Einstieg bieten und aufseiten Product-Bashings, also die Möglichkeit, dass überzogene und des Kunden, aufgrund der deutlich erkennbaren roten Punkte, sehr kritische Beiträge die Marktchancen für einzelne Pro- das Interesse wecken, sich genauer mit dem Produkt bzw. mit dukte ungerechtfertigt gefährden. dessen Inhaltsstoffen zu befassen. Aus diesem Grund ist auf einen zweiten Ansatz zu verwei- Genau an diesem Punkt sollten die weiteren Informationsan- sen, der als Portal aufgebaut sein könnte, wie es heute auch gebote ansetzen. Für den Point of Sale könnte es ein entspre- die vielfach genutzten Preissuchmaschinen bieten. Über den chender Scannerterminal oder eine kompetente Beratung EAN-Code ließe sich beispielsweise eine eindeutige Kennung sein. Nutzen Kunden die Informationsangebote am Point of am Anfang der Suche abfragen, um dann von dort auf die ein- schlägigen Informationen des Herstellers auf dessen eigener Internetpräsenz zu gelangen oder aber Informationen ab- zurufen, die zentral in einer eigens zum Portal gehörenden Low Fat Datenbank abgelegt wurden. Der Vorteil eines solchen Infor- mationsangebotes besteht in der einfachen Zugänglichkeit. Nach einer gewissen Übergangszeit dürfte sich das Wissen verbreitet haben, dass es ein entsprechendes zentrales Infor- Low Saturates mationsangebot gibt und dass es sinnvoll sein könnte, es auch zu nutzen. Hierbei ist gerade die Bedeutung der Information am Point of Use nicht zu unterschätzen: Einmal erworbene Produkte werden zumeist auch genutzt. Wenn diese Produkte mit potenziell gesundheits- oder umweltschädlichen Inhalts- High Sugar stoffen hergestellt wurden, so scheint es geboten, geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen. Entsprechende Informationen ließen sich über das Internet in einfacher Form bereitstellen. Ein Beispiel für ein solches auf Kosmetika bezogenes Portal Med Salt stellt „Skin Deep – The Cosmetic Safety Database“ dar, das von der Environmental Working Group betrieben wird.7

Abb. 6 • Multiple traffi c light – Lebensmittelkennzeichnung in Großbritannien6

5) Quelle Abb. 5: „Simple Traffi c Lights“ http://www.foodstandards.gov.uk/. 6) Quelle Abb. 6: „Multiple Traffi c Lights“ http://www.foodstandards.gov.uk/. 7) Siehe: http://www.cosmeticsdatabase.com/splash.php?URI=%2Findex.php.

52 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

„Mehr hilft mehr!“ stark zunimmt, die in unterschiedlichster Form auf bestimmte Resümiert man die auszugsweise dargestellten Projekter- Inhaltsstoffe allergisch reagieren (vgl. Herrmann-Kunz 2000). gebnisse, so bestätigt sich einerseits die aus dem Alltagsver- Für diese Konsumentengruppe ist es wichtig, möglichst genau ständnis ableitbare Erwartung, dass Konsumenten die Pa- zu wissen, mit welchen Inhaltsstoffen sie bei einzelnen Pro- ckungsbeilage oder den Produktaufdruck vielfach nicht lesen. dukten in Kontakt kommen. Im Zweifel werden sie, je nach In der Kaufsituation hat man in den meisten Fällen nicht die Stärke der erwartbaren allergischen Reaktion, Produkte Zeit, sich immer alles durchzulesen, um eine auch im Hinblick wählen, bei denen sie sicher sein können, sich nicht selbst zu auf die Inhaltsstoffe fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Zu schädigen. Zum anderen sind jedoch auch rechtliche Aspekte kleine Schriftgrößen, unklare Formulierungen, für den Laien von Bedeutung, die über die europäische Chemikalienrichtlinie nur bedingt instruktive Informationen sind nur einige Kritik- REACh hinausgehen. Diese rechtlichen Aspekte ergeben sich punkte, die berechtigterweise geäußert werden. Bereits seit einerseits aus der Produkthaftung. Dessen Verschärfung hat Jahren gibt es allerdings Bestrebungen, Gebrauchs- und Be- in den 1990er Jahren zu einer deutlichen Aufwertung der Be- dienungsanleitungen zu verbessern (Kloepfer 2007). Hier eta- deutung von Gebrauchsanweisungen geführt (Kloepfer 2007). bliert sich zumindest eine best practice (Steffensen/Below/ Andererseits beinhaltet das Kaufrecht des Bürgerlichen Ge- Merenyi 2008: 149 ff.), die in vielen Fällen ein besser aufberei- setzbuchs (§§ 433 ff. BGB) Vorschriften, die auch eine fehler- tetes Informationsangebot ermöglicht. Zeitprobleme im Alltag hafte Gebrauchsanweisung und damit ebenfalls die Informa- und nach wie vor gegebene Zugangsprobleme bei der Suche tionen über Inhaltsstoffe als einen Sachmangel einschließen. nach Informationen halten viele grundsätzlich interessierte Dies gilt vor allem dann, wenn eine verständige und sachge- Konsumenten trotzdem davon ab, sich stärker mit dem Thema rechte Produktanwendung nur möglich ist, wenn auch eine Inhaltsstoffe zu befassen. sinnvoll aufbereitete Produktinformation vorhanden ist. Frag- Andererseits zeigen die Projektergebnisse aber auch, dass lich ist in diesem Zusammenhang jedoch, welches Wissen zu Kunden sehr wohl interessiert sind, sich mit den Eigen- den Produkten und deren Anwendung beim Käufer vorausge- schaften und Inhaltsstoffen von Produkten zu befassen. Sie setzt werden kann: nehmen dabei allerdings deutlich wahr, dass die Suche nach „Ob das jetzt E43 heißt oder irgendein akribischer Ausdruck, Informationen einen erheblichen Aufwand impliziert und dass wäre mir jetzt persönlich egal. Und ich frag’ mich, wenn ich es oft ausgesprochen schwierig ist, die gewünschten Informa- mir jetzt diese zwanzig Zutaten angucke, die da vielleicht tionen zu fi nden. Den im RISP-Modell für die klassischen Risi- draufpassen, auf so eine kleine Packung, wie viel mir das so koinformationen benannten Hinderungsgründen kommt auch nützt oder ob das für mich umgesetzt werden müsste in ei- beim Umgang mit den Alltagsprodukten eine wichtige Bedeu- ne Beschreibung, die ich auch verstehe … wenn mir das aber tung zu. Aufwand bei der Suche und erwartete Probleme beim ein bisschen leichter gemacht würde, ich bin ja sozusagen ein Verstehen der Informationen hindern Konsumenten genauso Laie, was das angeht.“ wie das nur eingeschränkte Vertrauen, das sie solchen Infor- Der eingangs dieses Schlussabschnitts stehende Ausspruch mationen entgegenbringen. Es wäre deshalb auch zu prüfen, „Mehr hilft mehr!“ gilt sicher bei vielen Produktanwendungen ob entsprechende Informationen von einer unabhängigen nicht, kann aber angesichts der heute gebräuchlichen Formen Stelle aufbereitet und präsentiert werden können. Den Produ- der Produktinformationen durchaus die beste Strategie für zenten unterstellen zumindest die im Projekt befragten Inter- die Hersteller darstellen. Dies gilt vor allem für Produkte, auf viewpartner zu große Eigeninteressen, die einer „objektiven“ deren Verpackung der Totenkopf richtigerweise nicht abge- Information im Zweifel entgegenstehen. druckt ist. Für Wirtschaftsunternehmen implizieren solche aufwen- dig gestalteten Informationsangebote Zusatzkosten. Diese könnten sich zumindest aus zwei Gründen langfristig rechnen. Zum einen ist seit Jahren festzustellen, dass die Zahl derer

53 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Literatur • 11 Petty, R. E./Cacioppo, J. T. (1986) Communication and 1 Chaiken, S. (1980): Heuristic versus systematic information Persuasion. Central and Peripheral Routes of Attitude processing and the use of source versus message cues in Change. New York: Springer. persuasion. In: Journal of Personality and Social Psycho- 12 Römer, Bettina von/Steffensen, Bernd (2007): Kinder logy, vol. 39, no. 5, pp. 752–766. und Jugendliche als Zielgruppe des Erlebnismarketings. 2 Dürrenberger, Gregor/Behringer, Jeannette (1999): Die Werbung in Kinder- und Jugendzeitschriften sowie in Fokusgruppe in Theorie und Anwendung. Akademie für korrespondierenden Internetangeboten. sofi a-Studien zur Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, Stutt- Institutionenanalyse 02/2007. Darmstadt. gart. 13 Slovic, Paul/Malmfors, Torbjörn/Krewski, Daniel/Mertz, 3 Fleischer, Torsten/Quendt, Christiane (2007): „Unsichtbar C. K./Neil, Nancy/Bartlett, Sheryl (1995): Intuitive Toxicol- und unendlich“ – Bürgerperspektiven auf Nanopartikel. ogy II. Expert and Lay Judgements of Chemical Risks in Ergebnisse zweier Fokusgruppen-Veranstaltungen in Canada. In: Risk Analysis, vol. 15, no. 6, pp. 661–675. Karlsruhe. Forschungszentrum Karlsruhe, Wissenschaft- 14 Steffensen, Bernd/Below, Nicola/Merenyi, Stefanie (2008): liche Berichte FZKA 7337. Neue Ansätze zur Risikokommunikation vor dem Hinter- download: http://www.itas.fzk.de/deu/lit/2007/fl qu07a.pdf. grund von REACh, GHS und Nanotechnologie. Projektend- 4 Foscht, Thomas/Swoboda, Bernhard (2007): Käuferverhal- bericht für das Bundesministerium für Wirtschaft und ten. Grundlagen – Anwendungen – Perspektiven. Technologie (D 4 – 02 08 15 – 33/07), Darmstadt. 3. Aufl ., Gabler, Wiesbaden. 15 Wiedemann, Peter/Brüggemann, Anne (2001): Vorsorge 5 Griffi n, Robert j./Dunwoody, Sharon/Neuwirth, Kurt (1999): aus der Perspektive der Sozialwissenschaft: Probleme, Proposed model of the relationship of risk information Sachstand und Lösungsansätze. Forschungszentrum seeking and processing to the development of preventive Jülich, Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik (MUT), behaviors. Environmental Research, vol. 80, no. 2, Jülich. pp. 230–245. 16 Wiedemann, Peter M. / Schütz, H. (2006): Risikokommuni- 6 Herrmann-Kunz, Edelgard (2000): Allergische Krankheiten kation im Überblick. In: V. Linneweber / E.-D. Lantermann in Deutschland. Ergebnisse einer repräsentativen Studie. (Hrsg.): Enzyklopädie der Psychologie: Umweltpsychologie In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – (Vol. 2), Göttingen, Hogrefe. Gesundheitsschutz, Jg. 43, Nr. 6, S. 400–406. 7 Kahlor, L./Dunwoody, Sharon/Griffi n, Robert J./Neuwirth, Kurt (2006): Seeking and processing information about impersonal risk. In: Science Communication, vol. 28, no. 2, pp. 163–194. 8 Kloepfer, Michael (2007): Gebrauchs- und Betriebsan- leitungen in Recht und Praxis. Berlin, Verlag Duncker & Humblot. 9 Kraus, Nancy/Malmfors, Torbjörn/Slovic, Paul 1992: „Intui- tive Toxicology: Expert and Lay Judgements of Chemical Risks.“ Risk Analysis 12: 215–232. 10 Kroeber-Riehl, Werner/Esch, Franz-Rudolf (2004): Strate- gien und Technik der Werbung, 6. überarb. und erw. Aufl ., S. 35. Kohlhammer, Stuttgart.

54 Inhaltsstoffe in Alltagsprodukten FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Kurzbiografi en • Dipl.-jur. Nicola Below (FH), Jahrgang 1979, staatlich geprüf- ter Buchhändler, studierte Informationsrecht an der Hoch- schule Darmstadt. Seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofi a) im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt. Schwerpunkte der Arbeit sind in- formationsrechtliche Aspekte des Umweltrechts, rechtliche Fragen zur Gesetzesfolgenabschätzung und die Unterstützung des LOEWE-Schwerpunkts „Eigenlogik der Städte“ in informa- tions- und öffentlich-rechtlichen Fragen.

Prof. Dr. Bernd Steffensen, Jahrgang 1960, studierte Soziolo- gie, Verwaltungswissenschaf ten, Psychologie und Geschichte an den Universitäten Kiel, Bielefeld und Lancaster. Von 1989 bis 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Biele- feld und am ASIF-Institut in Bielefeld. Von 1992 bis 1996 und von 1999 bis 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Aka- demie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (Stuttgart). Hier vor allem Arbeiten zu Innovationsprozessen bei neuen Technologien, zum regionalen Wirtschaftsstruk- turwandel, zur Innovationswirkung der technischen Normung und zum Thema technologieorientierte Unternehmensgrün- dungen. Von 1996 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Arbeit und Organisation an der Universität Stutt- gart. Seit 2001 Professur an der Hochschule Darmstadt im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften (seit 2007: Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit). Mitglied der Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofi a). Schwerpunkte der Arbeit sind: Sozialwissenschaftliche Inno- vations- und Technikfolgenforschung, Unternehmensgrün- dungen sowie Fragen der rechtlichen Regulierung in unter- schiedlichen gesellschaftlichen Bereichen.

55 QUERSCHNITT 23

Abbildung 2 • Das jordanisch-syrische Hochland mit der antiken Fernwasserleitung.

56 Leitbilder der Geschlechterordnung im Schnittfeld von FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT Arbeitsorganisation und Unter nehmenskultur

LEITBILDER DER GESCHLECHTER- ORDNUNG IM SCHNITTFELD VON ARBEITSORGANISATION UND UNTER NEHMENSKULTUR

Autorin • Prof. Dr. Ulrike Teubner

Soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Berufssystem ist heute nach wie vor nichts Unge- wöhnliches. Wird nach Gründen für diese Ungleichheit gesucht, wird oft mals die Logik der Ökonomie oder die Funktionalität von Institutionen und Organisationen bemüht. Doch variieren Geschlechter- ordnungen von Land zu Land erheblich. Sie sind damit ein kultureller Kontext, der wesentliche Auswir- kungen auf die Positionierung der Geschlechter im Erwerbssystem hat.1

1 • Geschlechtergerechtigkeit als Merkmal von Innovation prägt durch eine besondere Unternehmenskultur und Ar- in Prozessen sozialen Wandels beitskultur, in der verschiedene Topoi des Innovativen sich mit Mit dem Begriff Innovationen lassen sich nach Wolfgang Zapf Aspekten von Hierarchieresistenz und Selbstverwirklichungs- (1992) nicht nur neue Güter, Produktionsverfahren und Märkte angeboten überlagern. Der Sektor gilt zudem insgesamt als erfassen, sondern auch die neuen Organisationsformen von Leitsektor für die Etablierung neuer Arbeitsverhältnisse, Arbeit. Damit rücken automatisch alle Regulationsmuster der neuer Formen der Arbeitsorganisation und veränderter in- geschlechtlichen Arbeitsteilung in den Blick, durch die Arbeit dustrieller Beziehungen. Damit bietet er sich als ideales Un- und Leben verknüpft werden. tersuchungsfeld an für die Frage, ob und welche Leitbilder Das Projekt setzt an den sichtbaren Umbrüchen in den etab- der Geschlechterordnung in die entstehenden Modelle der Ar- lierten Geschlechterverhältnissen an und fragt nach den beitszeitgestaltungen eingeschrieben werden. Chancen einer geschlechterneutralen Nutzung neuer Formen Die Verknüpfung von Innovation und Chancengerechtigkeit ist der Arbeitsorganisation. eine qualitative Setzung. Sie folgt der Kritik von Jürgens und Vor der Ausgangssituation, dass sich die bisherigen instituti- Sablowski (2005) an der bisherigen Engführung des Innova- onellen und symbolisch-kulturellen Verfl echtungen von Be- tionsdiskurses in Deutschland.2 Der Abbau von sozialen Un- schäftigungssystem, Familiensystem und Wohlfahrtssystem gleichheiten zwischen den Geschlechtern im Erwerbssystem im Wandel befi nden, werden neue Modelle der Arbeitszeitge- gilt uns als ein Indikator oder Merkmal erfolgreicher sozialer staltung unter dem Gesichtspunkt untersucht, ob und welche Innovation. Ordnungsvorstellungen zur Positionierung der Geschlechter sie transportieren. Diese Frage schließt an die Analysen zur

Erosion der männlichen Normalbiographie an und greift die ¹ Dieser Beitrag wurde im Jahr 2007 von Prof. Dr. Ulrike Teubner verfasst. Möglichkeit neuer Formen der Balancierung von Arbeit und 2 Wir bemühen uns, eine produktive Bewegung in die Innovationsforschung zu Leben im Rahmen einer egalitären Geschlechterordnung auf bringen und bisher verdeckte Entwicklungsperspektiven zum Thema zu machen. Was Innovation ist und leisten soll, ist unserem Verständnis nach eine Frage [Hochschild 2002, Eberling u. a. 2004]. der Qualität der Zielsetzung und insofern der Erwartungen, die wir defi nieren. Das konkrete Untersuchungsfeld ist der IT-Sektor. Er ist ge- [Rebe 2003].

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Begründet ist dies auch durch die Mehrdimensionalität des nent – z. B. im Sinne der Humankapitaltheorie, von Sozialisati- sozialen Wandels. Auf der einen Seite sind dies bestimmte onstheorien usw. – zu erklären sind [ Vgl. Becker 1985, Engel- Veränderungen oder Brüche innerhalb des Geschlechterkon- brech 2002]3. trakts und/oder der Geschlechterordnung in Deutschland. Sie Die Konzeption des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses haben ihre Ursache auch in den Qualifi kationserfolgen der kann als ein Bestandteil des traditionellen Geschlechterkon- Frauen und einer deutlichen Veränderung der weiblichen Nor- traktes der Bundesrepublik Deutschland gesehen werden. malbiografi e. Auf der anderen Seite sind dies die Prozesse der Danach gilt der Mann als der Ernährer der Familie und die Reorganisation von Arbeit, die unter dem Stichwort von Ent- männliche Berufstätigkeit ist aufs Engste gebunden an ein standardisierung und Pluralisierung analysiert werden. Die „Hausfrauen-Familien-Konzept”. Dabei kommt der Personal- Frage, ob und wann die Neufi guration von Arbeit und Leben union von Hausfrau und Mutter eine besondere Bedeutung zu. jenseits bisheriger geschlechtlicher Codierungen verläuft, ist Die enge Verknüpfung kann nicht nur als internes Differen- bisher nur ansatzweise untersucht worden. zierungsmerkmal des traditionellen Geschlechterkontrakts Grundlegend für die Entfaltung des Forschungsdesigns ist die gesehen werden, sondern stellt auch ein Spezifi kum des deut- These, dass die Organisation von Arbeit bisher in unterschied- schen Geschlechterkontrakts dar. Obwohl jeder Geschlechter- lichen Varianten geschlechtlich codiert ist. Die Codierung zeigt kontrakt eine Reihe von Deutungsmustern für die Aufgaben- sich in den Formen der geschlechtlichen Segregation mit der teilungen zwischen den Geschlechtern insgesamt wie auch für Ausprägung von Männer-, Frauen und Mischberufen ebenso die Positionierung der Geschlechter im Beruf enthält, variieren wie in der Vergeschlechtlichung von Beschäftigungsformen, die Leitideen der Geschlechterordnung erheblich. deutlich vor allem in der Feminisierung von Teilzeitarbeit als Betrachtet man Deutschland im internationalen oder euro- Form der Frauenarbeit. Danach lässt sich die Ungleichheit päischen Vergleich, dann zeigt sich, dass die Art der symbo- zwischen den Geschlechtern weder aus der Logik der Ökono- lischen und institutionellen Ausschließung von Mutterschaft mie noch aus der Funktionalität der Institutionen oder Organi- und qualifi zierter Berufstätigkeit ein besonders, auch kulturell sationen erklären, sondern erst unter Bezug auf spezifi sche verfestigtes Charakteristikum darstellt. Es sind die Beson- kulturelle Kontexte. Als ein bedeutender kultureller Kontext derheiten des deutschen Geschlechterkontraktes, die eine in- ist die Geschlechterordnung eines Landes zu sehen. ternational vergleichende Perspektive lohnend wie auch nötig Geschlechterordnungen variieren erheblich – so der Blick machten, wobei wir als Referenzländer Schweden und Ungarn über den nationalen Tellerrand – mit unterschiedlichen Kon- gewählt haben. sequenzen für die Positionierung der Geschlechter im Er- Zur Zeit ist strittig, wie die Veränderungen des traditionellen werbssystem. Geschlechterkontraktes der BRD zu beurteilen sind. Nach Ilo- Damit gehen wir davon aus, dass die bisherigen Formen der na Ostner (2004) ist es völlig offen, wohin die Gesellschaft der Ungleichsetzung der Geschlechter im Erwerbs- oder Berufs- Bundesrepublik Deutschland steuert. Nimmt man lediglich die system ihre Ursache im jeweiligen historisch und kulturell Einstellungen der Bevölkerung zu traditionellen Formen der etablierten, sozial abgesicherten und national differierenden Arbeitsteilung als Nachweis des Wandels, dann ist er nicht von Geschlechterkontrakt haben und nicht in erster Linie imma- der Hand zu weisen. So erklärt in Befragungen eine Mehrheit,

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dass die Geschlechtszugehörigkeit kein Diskriminierungsfaktor barkeit von Beruf und Familie hochgradig symbolisch aufge- (mehr) sein solle und zustimmende Bekenntnisse zu modernen laden ist. Die im Vergleich geringe Beschäftigungsquote von Formen von Partnerschaft und einer gleichberechtigten Aufga- Frauen und die starke Feminisierung von Teilzeitarbeit sind benteilung innerhalb der Familie sind gut dokumentiert. hier zu nennen. Wenn neue Formen der Arbeitszeitgestaltung Dem stehen die Erkenntnisse der empirischen Berufsfor- ohne Einschreibung der Differenz zwischen den Geschlech- schung gegenüber. Sie zeichnen ein anderes Bild. Entgegen tern etabliert werden, kann dies als Synonym der Egalität und allen Modernisierungsbekenntnissen dokumentieren sie das Geschlechtergerechtigkeit gedeutet werden. Insofern stellt Fortbestehen der sozialen Ungleichheit zwischen den Ge- sich die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen diese schlechtern im Erwerbssystem jenseits aller Qualifi kations- Möglichkeit genutzt wird. Damit wird die Frage von Schmid erfolge der Frauen. Nach wie vor sind die Zugangschancen zu (2004) aufgegriffen, ob ein neues Leitbild für den Geschlech- berufl ichen Positionen zwischen den Geschlechtern ungleich tervertrag erkennbar wird, in dem die Chancen für bezahlte verteilt und nach wie vor existieren erhebliche Verdienstdiffe- Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit zwischen Männern und renzen zwischen den Geschlechtern.4 Frauen gleich verteilt sind. Die Diskrepanz zwischen den Daten der sozialen Strukturie- Ganz offensichtlich – so Brose (2000) in Übereinklang mit dem rungen einerseits und den veröffentlichten Einstellungen an- Mainstream der industriesoziologischen Forschung und den dererseits begründen die methodische Anlage des Projekts. gesellschaftstheoretischen Analysen, die den Übergang von Ausgehend von den Daten zur geschlechtlichen Segregration der Industriegesellschaft oder Arbeitsgesellschaft zur Wis- im Beruf soll zunächst mittels einer Inhaltsanalyse die Unter- sens- oder Informationsgesellschaft beschreiben – erodiert nehmenskultur ausgewählter Firmen des IT-Bereichs unter- das institutionelle Arrangement der Industriegesellschaft sucht werden. Zusätzlich und darüber hinaus – und das ist eine und damit zumindest potenziell auch eine Formation der ge- Herausforderung und methodische Schwierigkeit – sind pro- jektiv angelegte Interviews mit Personalverantwortlichen ge- 3 Stellvertretend für viele sei H. G. Brose (2000) zitiert, der auf die kulturellen und plant. Auf diesen Aspekt gehe ich hier nicht weiter ein, sondern institutionellen Kontexte wirtschaftlichen Handelns hinweist. Organisationen und Institutionen sind danach durch Kontingenzspielräume [Wilz 2002,Ortmann beschränke mich auf die Darstellung der Vergleichsdimension 1995, Acker 1992] gekennzeichnet. Dies gilt für die Konzeptualisierung der Un- im Projekt. gleichheiten zwischen den Geschlechtern in Organisationen in besonderem Leitbildern der Geschlechterordnung [Berger und Luckmann Maße, da hier jeweils das Zugleich von Trennungen und Konnexionen, um den schönen von Regina Becker-Schmidt (2002) geprägten Terminus zu benutzen, 1980] wird eine zentrale Rolle dafür zugewiesen, ob und in wel- zu berücksichtigen ist [Goldmann 1999]. chem Umfang Reorganisationsprozesse von Arbeit innovativ 4 Aus der Vielzahl der empirischen Studien sei vor allem auf die Arbeiten von zugunsten des Abbaus von Geschlechterdifferenzierungen G. Engelbrech (2002) hingewiesen, in denen die Dimensionen der berufl ichen Segregation vor allem bei gleichen Ausgangsbedingungen zwischen den Ge- und Geschlechterungleichheiten genutzt werden. schlechtern dokumentiert sind. Die Ungleichsetzung erfolgt bereits mit der Im Mittelpunkt stehen dabei neue Modelle der Arbeitszeitge- ersten Berufstätigkeit nach Studienabschluss. H. Krüger (2002) hat mehrfach staltung, da die traditionellen Arbeitszeitnormen als zentrale das Auseinanderdriften männlicher und weiblicher Erwerbsverläufe untersucht und das Erklärungskonzept von Geschlecht als Masterstatus [Krüger/Levy 2000] Differenzmarker zwischen den Geschlechtern gelten. Nach entwickelt. Vgl. auch den WSI-Datenreport, hrg. v. U. Klammer u. a. (2000), der wie vor gilt für Deutschland, dass die Thematik der Verein- eine Zusammenfassung der empirischen Daten enthält.

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schlechtlichen Arbeitsteilung, die den Zusammenhang von Danach verlaufen Geschlechtertrennungen nicht nur auf zwei Erwerbsarbeit sogenannter privaten Arbeiten in Familie und Ebenen ab, einer sozial-strukturellen und einer symbolischen, Haushalt entlang der Trennlinie von Produktion und Repro- sondern die Konstruktion der Geschlechterdifferenz ist im- duktion organisiert. Bereits 2000 hat Baethge die These for- manenter Bestandteil der Konstitution von Berufsarbeit. Die- muliert, wonach die Transformation des Industrialismus als se Erkenntnis übertragen wir auf die Formen der Arbeitsor- gesellschaftspolitisches Konzept und als institutionelles Ge- ganisation und folglich geht es darum, die Mechanismen der füge der Organisation von Arbeit Voraussetzung dafür ist, dass strukturellen und symbolischen Konstruktion von Geschlech- die Bundesrepublik ihr Beschäftigungsproblem lösen kann. terdifferenzierungen – der Umschreibungen von Differenz in Baethge interpretiert die im internationalen Vergleich geringe Hierarchie und Hierarchie in Differenz – in der Arbeitsorga- Beschäftigungsquote von Frauen in der BRD als Indiz einer nisation zu identifi zieren [Vgl. dazu Lorber 1999, 2005, Heintz andauernden Fixierung am Industrialismus. Ein Blick auf die 1997, Teubner 2001, 2002, Becker-Schmidt 2002, Reskin 1994, spezifi schen Beschäftigungsformen von Frauen in Deutsch- Engelbrech 2002, Cockburn 1988]. land im internationalen Vergleich – Teilzeitarbeit – unterstrei- Rubin (1975) hat in einem als Klassiker zu bezeichnenden cht seine Analyse [Vgl. Minssen 2000, Beck/Lau 2004, Riegraf Aufsatz das Gleichheitstabu zwischen den Geschlechtern als 2003, Klammer u. a. 2000, Gottschall 2000, Bosch 2000; 2002, Ursache jeder hierarchischen Geschlechterordnung ausge- Schmid 2000]. macht. Ihrer Meinung nach ist es nicht an konkrete Formen der symbolischen Ordnung – z. B. an Konzepte von Mutterschaft – 2 • Geschlechterverhältnisse im Wandel – Konstanz oder gebunden, noch an konkrete Formen der Arbeitsorganisation, Veränderung von Geschlechterungleichheiten im Erwerbs- sondern ist beliebig variierbar. system? Diese These greifen wir auf, um sie in einem ersten Gespräch Ein Abbau der sozialen Ungleichheiten zwischen den Ge- mit Expertinnen eines Landes, dessen Geschlechterkontrakt schlechtern im Erwerbssystem wurde bereits mehrfach pro- sich deutlich von dem unsrigen unterscheidet, zu diskutieren. gnostiziert. Die Prognosen der Vergangenheit setzen über- Insgesamt ist die Studie als ein „Drei-Länder-Vergleich“ kon- wiegend an den Qualifi kationserfolgen der Frauen und ihrem zipiert. Auch um unnötige Polarisierungen zu vermeiden, wur- veränderten Erwerbsverhalten an.5 Die Mehrzahl der Pro- den bewusst die Länder Schweden, Ungarn und Deutschland gnosen musste inzwischen insofern revidiert werden, als der ausgewählt. formalen Qualifi kation nicht die Rolle in der Generierung von „Die Fortdauer geschlechtlicher Abgrenzungen in und zwi- Chancen-Gerechtigkeit zukommt, die ihr zugewiesen wurde. schen Berufen trotz Angleichung im formalen Qualifi kati- Vielmehr erweist sich eine im Kern hierarchische Geschlech- onsniveau und trotz deutlich veränderter Erwerbsmuster terordnung als erstaunlich beständig, wenn auch extrem von Frauen macht es erforderlich, geschlechtliche Ungleich- wandlungs- und anpassungsfähig. heiten im Erwerbssystem im Kontext einer übergreifenden Wetterer (2002) hat in einer umfangreichen Studie das Zu- Geschlechterordnung zu analysieren.“ [Teubner/Hartmann gleich von Konstanz und Wandel in den Prozessen der Segre- 2001:19] gation aus sozialkonstruktivistischer Perspektive analysiert.

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2.1 • Der Geschlechterkontrakt als analytischer Rahmen der von Haus- und Familienarbeiten freigestellt ist. Die primäre Geschlechterordnung Zuständigkeit für den sogenannten Reproduktionsbereich wird Um die Thesen einzuordnen, gehe ich kurz auf das Konzept des nach wie vor den Frauen in „privater Eigenregie” zugewiesen Geschlechterkontraktes ein. Es wurde von skandinavischen mit der Konsequenz, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Forscherinnen bereits vor mehreren Jahren entwickelt, um Familie als ein Frauenproblem angesehen wird. Die Moder- die institutionelle Koppelung zwischen Erwerbssystem – mit nisierung gesteht den Frauen durchaus – phasenspezifi sch der geschlechtlichen Codierung von Berufsbiografi e und Le- eingeschränkt – eine Berufstätigkeit zu, ohne allerdings deren benslauf – und dem Familiensystem – mit der geschlechtlich Zuständigkeit für den Bereich der Kindererziehung infrage zu differierenden Organisation der Familienarbeiten – und den stellen [Gottschall/Pfau-Effi nger 2002]. Systemen der sozialen Sicherung erfassen zu können [Hird- In Schweden lässt sich seit den 70er Jahren eine Abkehr vom mann 1988, Ostner 1993, Pfau-Effi nger 2000:50ff., Leitner u. a. sogenannten Drei-Phasen-Modell als Norm der weiblichen Bi- 2004]. ografi e nachzeichnen. Der Ausbau der staatlichen Maßnahmen Hirdmann (1988) unterscheidet zunächst zwischen zwei Ge- im Bereich der Kinder- und Altenversorgung, die Einführung schlechterkontrakten, sie stellt dem „Hausfrauenkontrakt” einer Elternversicherung und nicht zuletzt der sogenannte einen „Gleichheitskontrakt” gegenüber. Der Hausfrauenkon- Papa-Monat sind an der Norm von Geschlechtergerechtig- trakt korrespondiert mit dem männlichen Ernährermodell der keit ausgerichtet. Studien verweisen auf eine hohe Frauener- Familie. Je nachdem, in welchem Ausmaß die Erziehungs-, werbsquote, geringe Unterschiede in den Erwerbsmustern von Pfl ege- oder Sorgearbeiten als private Angelegenheit be- Männern und Frauen, eine hohe Präsenz von Frauen in Füh- trachtet werden, wird dieser Kontrakt auch als domestic gender rungspositionen (vor allem in der Politik) bei allerdings nach regime gekennzeichnet. wie vor bestehender Segregation zwischen den Geschlechtern Diesem Typus steht ein Gleichheitskontrakt gegenüber, der [vgl. Ostner 2004]. prinzipiell von der Gleichzuständigkeit beider Geschlech- Insbesondere Pfau-Effi nger (2002) hat herausgearbeitet, dass ter für die Berufsarbeit und die familialen Arbeiten ausgeht. mit jedem Geschlechterkontrakt ein spezifi scher Komplex an Neuerdings auch als adult-worker-model gefasst, geht er von Leitbildern zur Geschlechterordnung verbunden ist; Leitbilder, der (notwendigen) Integration aller Erwachsenen in das Er- die sich sowohl auf das „richtige” Verhältnis der Geschlechter werbssystem aus, unabhängig von der Geschlechtszugehörig- im Erwerbssystem, in Familie oder Partnerschaft als auch in keit der Arbeitenden. Dieser Kontrakt kann an den staatlichen Politik und Öffentlichkeit beziehen. Ausbau bzw. ein Angebot staatlicher Dienstleistungen im Be- Ihre Typologie weist fünf Varianten von Geschlechterkontrak- reich der Kinder- und Altenbetreuung und Versorgung gebun- ten mit entsprechenden kulturellen Leitbildern auf, die unter- den sein [vgl. aktuell Leitner, Oster, Schratzenstaller 2004, schiedlich zwischen den Polen von Egalität und Komplementa- Schmid 2002, Pfau-Effi nger 2000]. rität ausgerichtet sind. Die (west)-deutsche Variante des Geschlechterkontraktes ist normativ bisher am Modell des männlichen Ernährers orien- 5 Zur ungleichen Beteiligung der Männer an der Hausarbeit vergl. die Studie von tiert, der aufgrund seiner berufl ichen Ambitionen weitgehend J. Künzler (1995) sowie die Arbeiten von H. Bertram (2004).

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Beide Ansätze dienen als Folie zur Entwicklung eines Katego- 2.3 • Zur doppelten Wirklichkeit von Unternehmen – rienschemas für die geplante Analyse der Unternehmenskul- Geschlechterordnungen zwischen Diskurs und Praxis turen im IT-Sektor. Dabei interessieren besonders die praxis- Damit greifen wir die These der doppelten Wirklichkeit von wirksamen Konzeptionen von Mutter-, Vater- und Elternschaft Unternehmen bzw. ihrer Unternehmenskultur auf.8 Danach in ihrer Bedeutung für die Positionierung der Geschlechter verfügt jedes Unternehmen über eine offi ziell formulierte in den Berufssystemen und für die Formen der betrieblichen Unternehmensphilosophie oder -kultur, in der es sich zu be- Arbeitszeitorganisation [Becker-Schmidt 2002, Goffman 2001, stimmten Maximen und Leitideen bekennt, die es in seinem Connell 1999]. Bereich realisiert wissen möchte. Häufi g sind die Kennzei- chen oder Charakteristika der Unternehmenskultur nur recht 2.2 • Zum Verhältnis von Strukturierungen und Codierungen – vage formuliert, es dominieren Schlagworte und bestimmte zur Konzeption von Leitbildern Losungen zur Generierung eines bestimmten Firmenimages. Leitbilder dienen in diesem Projekt als Zugang zu Alltagsthe- Zum Teil gibt die deklarierte Unternehmenskultur jedoch auch orien und damit zu den implizit handlungsleitenden Vorstel- generelle Leitideen zur Praxis der Personalpolitik und insbe- lungen von Akteuren. Als symbolische Schemata geben sie sondere der Mitarbeitergewinnung wieder. Struktur- und Funktionszusammenhängen Sinn und tragen Die Rolle der Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der damit zur Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit bei. Ge- Unternehmenskultur [Liebig 2003, 2005, Funder u. a. 2006, rade weil sie eine Vermittlungsfunktion zwischen Sozialstruk- Baukrowitz u. a. 2006] ist bisher nur in ersten Ansätzen er- tur und sozialer Praxis einnehmen, kommt ihnen in Prozessen forscht. der Reorganisation zentrale Bedeutung zu.6 Der offi ziellen Unternehmenskultur, ihren Selbstdefi nitionen Ohne an dieser Stelle die Diskussion um die Differenzierung und Wertorientierungen steht bzw. stehen jedoch – so die zwischen Leitbildern und Deutungsmustern aufnehmen zu neuere Organisationskulturforschung – eine Praxis oder in- können, ist es hilfreich, mit Berger/Luckmann (1980) von der formelle Maximen gegenüber, die mehr oder weniger von der Mehrdimensionalität (kognitiv, normativ und affektiv) von Leit- deklarierten Firmenkultur abweichen. Insofern ist es folge- bildern auszugehen. Deren konzeptionelle Qualität liegt – so richtig, Innovationspotenziale in Reorganisationsprozessen die Autoren – in der Integration dieser Dimensionen zugunsten nicht nur im Zusammenhang oder als Bestandteil der Analy- komplexer, verinnerlichter Sinnkomplexe. Insofern sind Leit- se der offi ziellen Unternehmenskultur zu untersuchen, auch bilder – im Gegensatz zu formalem Wissen, Meinungen, Ein- wenn diese Ebene nicht außer Acht gelassen werden soll. stellungen usw. – häufi g nur implizit zu erfassen. Sie stellen Die Analyse der Unternehmenskultur bezieht sich auf die Kon- Schemata und mentale Modelle dar, die typische Wahrneh- zeptionen von Kompetenz und Führung und deren explizite und mungsmuster und typische Situationsdefi nitionen enthalten6 implizite Geschlechterkonnotationen. Wenn es um die Aufde- [Wilz 2002, Ortmann 2004]. ckung der immanenten Geschlechtercodierung von Arbeits- zeitformen geht, dann stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Bildes vom engagierten, fl exiblen, zeitlich ungebunden jungen Mann ebenso wie die Frage nach der Bedeutung der

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Anwesenheitskultur. Die Firma mag dann zwar mit dem Leit- Gleichen: Der Wunsch nach einer Berufsunterbrechung wurde bild „Die Firma als Familie” operieren, doch bleibt offen, wel- unterschiedlich bewertet, je nachdem, ob er von einem Mann cher Platz Frauen in dieser Art Familie zugewiesen wird. oder einer Frau geäußert wurde. Vieles deutet also darauf hin, dass die Auslösung bisheriger Arbeitszeitarrangements nicht 2.4 • Das Forschungsfeld IT-Bereich automatisch mit einer De-Institutionalisierung der Geschlech- Wir konzentrieren uns aus mehreren Gründen auf den äußerst terdifferenz einhergeht. heterogenen sogenannten IT-Sektor. Im Gegensatz zu den klassischen ingenieurwissenschaftlichen 3 • Zur Diskussion – die Forschungslage und Geschlechter- Berufsfeldern gelten die Berufe in diesem Segment als nicht kontrakt in Ungarn eindeutig vergeschlechtlicht und die berufl ichen Chancen von Entgegen der ursprünglichen Planung wurde der erste ge- Frauen wurden und werden als positiv bezeichnet. meinsame Workshop nicht in Darmstadt durchgeführt, son- Der gesamte Sektor – so heterogen er auch sein mag – gilt als dern ausdifferenziert in eine Reihe von Expertinnen-Ge- Promotor des Neuen, sei es mit Bezug auf Unternehmenskul- sprächen mit den ungarischen Kolleginnen in Budapest.9 tur, Arbeitsorganisation oder Arbeitsverhältnisse [Vgl. Pon- Folgende Kolleginnen waren daran beteiligt: Eva Fondor, gratz/Voss 2003, Castells 2001, Winker 2001, Ahlers/Trautwein Assistant Professor, Department of Gender Studies, Central 2002, Henninger 2003, Baukrowitz u. a. 2006]. Die Frage, ob die Gestaltung neuer Arbeitszeitmodelle ge- 6 Von mehreren Seiten wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, verstärkt Leit- schlechtsneutral erfolgt und ob damit die Chance zur Balancie- bilder in Organisationsprozessen von Arbeit zu untersuchen. So z. B. Eberling rung von Arbeit und Leben jenseits traditioneller Geschlech- u. a. (2004). Zugleich gibt es Warnungen methodischer Art, die Bedeutung von terordnungen genutzt wird, verweist auf einen instutionellen Leitbildern zu überschätzen. Siehe dazu auch Riegraf 2003. Dies ist sicherlich auf die unterschiedliche Defi nition des Konzeptes zurückzuführen. Bias – so Brigitte Liebig 2005. [Ahlers, Trautwein 2002, Win- 7 Auf diesen Punkt weist auch Liebig (2003) hin, indem sie die zunehmende Bedeu- ker 2001, Boes/Baukrowitz 2002, Dostal 2002, Nickel 2000, tung interpretativer Ansätze in der Organisationskulturforschung betont. Vgl. Jurczyk, Lange 2002]. auch Acker (1992) und Wilz (2002). Wir verzichten an dieser Stelle darauf, weitere Klassikerinnen zum Komplex Gender und Organisation aufzulisten. Den Potenzialen zur Neuordnung stehen strukturelle Barrieren 8 Diesen Anstoß verdanken wir Riegraf (2003), die sich in ihrem Beitrag auf Argy- gegenüber. Klenner (2005) sieht wenig Ansätze dafür, dass in- ris/Schön (1978) bezieht und die Unterscheidung von espoused-theory und theory- novative Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeitszeit genutzt wer- in-use im Kontext von Geschlechterkonstruktionen und Organisationswandel produktiv anwendet. Wir konzentrieren uns auf die Leitbilder der Geschlechter- den, und beschreibt eher eine Tendenz zur Tradierung des Her- ordnung und nicht auf Geschlechterkonstruktionen in erster Linie, da Geschlecht kömmlichen. Die Studien zur Telearbeit von Maus und Winker in unseren Augen eine relationale Kategorie ist und unser Ausgangspunkt in den (2001) belegen die fortdauernde geschlechtliche Codierung von Formen der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern liegt. Zur Un- ternehmenskultur und der doppelten Wirklichkeit von Unternehmen siehe auch Arbeitsformen insofern, als die von Männern praktizierte Form Moldaschl (2003). der Telearbeit häufi g nicht als solche wahrgenommen wird. 9 Das ZfE zahlt keine Reisekosten für Gäste aus dem Ausland. Daher wurde der Heintz (1997) dokumentiert in ihrer Studie ein Beispiel aus dem geplante Workshop aufgespalten in eine Reihe von Expertinnengesprächen. Ich möchte anregen, diese Vorgabe zu ändern, zumindest gegenüber Gästen aus IT-Sektor für die Aufrechterhaltung oder Neuinszenierung ei- sogenannten Transformations- und Schwellenländern. Den ungarischen Kolle- ner Geschlechterdifferenz selbst unter dem Vorzeichen des ginnen war es nicht möglich, nach Darmstadt zu reisen.

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European University, Katalin Koncz, Professor, Department of listischem Vorzeichen eine Vollzeitberufstätigkeit von Frauen Economics, Corvinus-University, Petra Ulshoefer, Direktorin mit der Mutterrolle als vereinbar galt. Diese Einstellung ist des ILO – Central and Eastern European Teams. nach wie vor weit verbreitet, hat allerdings in der Praxis eine Allen wurden die zentralen Forschungsfragen vorab zuge- deutliche Doppelbelastung von Frauen zur Folge. Trotz einer sandt mit der Bitte, aufgrund ihrer Forschungspraxis eine Be- gewissen Re-Traditionalisierung der Geschlechterordnung wertung der Forschungslage vorzunehmen und die Bedeutung wird die Verbindung von Mutterschaft und Berufstätigkeit des Konzepts Geschlechterkontrakt für das geplante Projekt nicht infrage gestellt. Der Bezug auf den Geschlechterkontrakt zu explorieren. als analytisches Konstrukt wird als hilfreich und sinnvoll be- Danach lässt sich die Forschungssituation in Ungarn folgender- zeichnet, zumal er es ermöglicht, eine spezifi sche Kontextuali- maßen beschreiben. Studien und Daten zur geschlechtlichen sierung der Leitideen der Geschlechterordnung in jedem Land Segregation, die der internationalen Standardklassifi kation von mit einer Vergleichsdimension zu verbinden. Berufen folgen, sind verfügbar. Das Thema Unternehmenskul- Zur Situation in Schweden. Da der schwedische Geschlechter- tur ist ein bisher unbearbeitetes Forschungsfeld, bei dem folg- kontrakt bereits ausführlich beschrieben ist, gehe ich an die- lich Neuland betreten wird. Auch liegen keine Studien zur Un- ser Stelle nur kurz auf die Forschungslage ein. Trotz der ho- ternehmenskultur und Arbeitsorganisation im IT-Sektor vor. hen Frauenerwerbsquote in Schweden und der Angleichung Die Expertinnen verweisen allerdings darauf, dass die Neuor- der Arbeitszeitvolumen zwischen Männern und Frauen lassen ganisation des ungarischem Markts stark durch die beidseitige sich Formen der geschlechtlichen Segregation im Beruf fest- Orientierung von und nach Deutschland/Österreich geprägt machen. Allerdings sind deren Auswirkungen weniger nega- ist. Insofern ist in Ungarn ein deutscher Telekommunikations- tiv als in Deutschland zu beurteilen, gemessen z. B. an den anbieter stark vertreten. Verdienstunterschieden zwischen Frauen und Männern. Weil Flexible Arbeitszeitarrangements sind in Ungarn (noch) kaum Schweden Eltern seit Langem relativ fl exible Arbeitszeitarran- vertreten und werden sich auch in Zukunft – so die Einschät- gements ermöglicht, seit Kurzem auch einen sogenannten Pa- zung – nicht sehr schnell verbreiten. Die geringe Lohnhöhe pa-Monat als Pfl icht eingeführt hat (um den Anteil der aktiven spricht ebenso dagegen wie ein Festhalten an der Norm der Väter über 25 % zu erhöhen), bilden Fragen der Arbeitszeitge- Zwei-Verdiener-Familie. Dies gilt trotz einer gewissen symbo- staltung seit Langem einen Schwerpunkt in der Forschung. lischen Aufwertung der Mutterrolle und der Reinszenierung Dies gilt ebenso für die Frage des Zugangs von Frauen zu soge- traditioneller Geschlechterrollen im Privaten. nannten gegengeschlechtlich typisierten Berufen und damit auch Vor dem Hintergrund, dass lediglich 20–30 % der Bevölkerung für die Frage der Positionierung von Frauen in diesem Feld. als Gewinner der Transformation zu bezeichnen sind, gehen Von besonderem Interesse sind hier die überwiegend qualita- die Kolleginnen nicht davon aus, daß die Idee der Vollzeitbe- tiven Studien, die sich mit dem Phänomen des gendering in fl e- rufstätigkeit von Frauen rückläufi g ist. Dies gilt auch vor dem xiblen und netzwerk-orientierten Organisationen beschäftigen Hintergrund gewisser Verdrängungsprozesse zwischen den (Gunnarson i.E.). Sie bieten erst Anhaltspunkte dafür, welche Geschlechtern im Arbeitsmarkt. Konzepte der Differenz in den neuen Formen der Arbeitsorga- Die ungarischen Kolleginnen heben hervor, dass unter sozia- nisation aktualisiert oder inszeniert werden.

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4 • Ausblick Can we ever avoid doing gender? lautet die rhetorische Frage Literatur • einer amerikanischen Kollegin angesichts der Beständigkeit 1 Acker, J. (1992), Gendering organizational theory, in: Mills/ sozialer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Berufs- Peta (ed), Gendering organizational analysis, Newbery Park. system. Die Expertinnen dieser Studie stimmen darin überein, 2 Ahlers, E; Trautwein, G.(2002), Entwicklung von Arbeit und dass wir mehr über die Mechanismen der Codierungen von Leistung in IT-Unternehmen, Düsseldorf. Geschlechterdifferenzen in den Formen der Arbeitsorganisa- 3 Baethge, M. (2000), Der unendlich langsame Abschied vom tion wissen müssen, um Strategien der Decodierung zu entwi- Industrialismus und die Zukunft der Dienstleistungsbe- ckeln. Dies scheint insbesondere in den Berufsfeldern wichtig, schäftigung, in: WSI-Mitteilungen, 3/2000. die noch immer als Männerdomänen gelten. 4 Baukrowitz, u. a. (Hg. (2006), Informatisierung der Arbeit – Gesellschaft im Umbruch, Berlin. 5 Beck, U; Lau, C. (Hg.) (2004), Entgrenzung und Entschei- dung, Frankfurt 2004. 6 Becker, G. S. (1985), Human Capital, Effort, and the Sexual Division of Labor, in: Journal of Labor Economics, 3 (Sup- plement). 7 Becker-Schmidt, R. (ed.) (2002), Gender and Work in Tran- sition, Opladen. 8 Becker-Schmidt, R. (2002), Theorizing Gender Arrange- ments, in: Becker-Schmidt, R. (ed.), a. a. O. 9 Berger, P. L./ Luckmann T. (1980), Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Frankfurt. 10 Bertram, H. (2004), Kinder, Karriere und Beruf, in: Ge- werkschaftliche Monatshefte, 7–8. 11 Boes, A; Baukrowitz, A. (2002), Arbeitsbeziehungen in der IT-Industrie, Berlin. 12 Bosch, G. (2000), Arbeitszeit und Arbeitsorganisation, in: Arbeit, 3. 13 Brose, H.-G. (Hg.) (2000), Die Reorganisation der Arbeits- gesellschaft, Frankfurt 14 Cockburn, C. (1988), Die Herrschaftsmaschine, Hamburg. 15 Connell, R.W. (1999), Der gemachte Mann, Opladen. 16 Dackweiler, R.-M. (2003), Wohlfahrtsstaatliche Geschlech- terpolitik am Beispiel Österreichs,Opladen.

65 QUERSCHNITT 23

17 Eberling, M.u. a. (2004), Prekäre Balancen, Berlin. 32 Krüger. H. (2002), Gesellschaftsanalyse: der Institutionen- 18 Engelbrech, G. (Hg.) (2002) Arbeitsmarktchancen für ansatz in der Genderforschung, in: Knapp, G. A./Wetterer, A. Frauen, Nürnberg BeitrAB 258. (Hg.) (2002), Soziale Verortung der Geschlechter, Münster. 19 Funder, M. u. a. (2006), Geschlechteregalität – mehr Schein 33 Krüger, H./Levy, R. (2000), Masterstatus, Familie und Ge- als Sein, Berlin. schlecht, in: Berliner Journal für Soziologie, 3. 20 Giddens, A. (1995), Die Konstitution der Gesellschaft, 34 Leitner, S./Ostner, I./Schratzenstaller, M. (Hg.) (2004), Frankfurt. Wohlfahrtsstaat und Geschlechterverhältnis im Umbruch, 21 Goffman, E. (2001), Interaktion und Geschlecht, Frankfurt. Wiesbaden 2004. 22 Gottschall, K. (2000), Soziale Ungleichheit und Geschlecht, 35 Liebig, B. (2003), Vom Ernährer zum Entrepreneur – Opladen. Human Relations in Zeiten der New Economy, in: Kuhl- 23 Gottschall, K./Pfau-Effi nger B. (2002),Einleitung: Zur mann/Betzelt (Hg.), a. a. O. Dynamik von Arbeit und Geschlechterordnung, in: Gott- 36 Liebig, B. (2005), Zwischen sozialer Gerechtigkeit und schall, K; Pfau-Effi nger, B.(Hg.), Zukunft der Arbeit und Nutzerorientierung, Arbeitskultur und Geschlechtergleich- Geschlecht, Opladen. stellung in IT-Betrieben,in: WISO, 28.JG., Nr. 2. 24 Gunnarsson, E./Trojer, L.(1994), Feminist Voices on Gender, 37 Lorber, J. (1999), Gender-Paradoxien, Opladen. Technology and Ethics, Lulea University. 38 Melkas, H./Anker, R. (1998), Genderequality and occupatio- 25 Henninger, A. (2003), Der Arbeitskraftunternehmer und nal segregation in Nordic labour markets, Genf (ILO). seine Frau(en) – eine geschlechterkritische Revision des 39 Moldaschl, M. (2003), Zehn Gebote einer zukunftsfähigen Analysekonzeptes, in: Kuhlmann/Betzelt (Hg.), a. a. O. Arbeitsforschung, in: WSI-Mitteilungen, 10/2003. 26 Hirdmann, Y. (1988), Genussystemet, zitiert nach Pfau- 40 Müller, U. (1999), Geschlecht und Organisation: Traditi- Efi nger (2000),a. a. O. onsreiche Debatten – aktuelle Tendenzen, in: Nickel (Hg.), 27 Hochschild, A. R. (2002), Keine Zeit, Work-Life-Balance, Transformation – Unternehmensreorganisation – Opladen. Geschlechterforschung, Opladen. 28 Hofbauer, Johanna (2003), Distinktion – Bewegung an be- 41 Nickel, H. M. (2000), Ist die Zukunft feministisch gestalt- trieblichen Geschlechtergrenzen, in: Pasero, U./Priddat B. bar? In: Lenz, I. u. a. (Hg.) (2000), Geschlecht-Arbeit-Zu- (Hg.), Organisationen und Netzwerke: Gender, Wiesbaden. kunft, Münster. 29 Jürgens, U./Sablowski, T. (2005), Die Vielfalt sektoraler 42 Oppen, M./ Simon, D. (Hg.) (2004), Verharrender Wandel. Innovationsprozesse, in: WSI-Mitteilungen, 3/2005. Institutionen und Geschlechterverhältnisse, Berlin. 30 Koncz, K. (2002), The Gender-specifi c Division of Labor in 43 Ortmann, G. (2004), Als ob, Fiktionen und Organisationen, Hungary Since the Regime Change, in: Becker-Schmidt, Wiesbaden. R. (ed.), a. a. O. 44 Ostner, I. (1993), Slow Motion: Women, Work, and the 31 Krell, G. (1997), Chancengleichheit durch Personalpolitik, Family in Germany, in: Lewis, J. (Hg.), Women and Social Wiesbaden. Policies in Europe: Work, Family and the State, Aldershot.

66 Leitbilder der Geschlechterordnung im Schnittfeld von FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT Arbeitsorganisation und Unter nehmenskultur

45 Pfau-Effi nger, B. (2000), Kultur und Frauenerwerbstätig- 57 Wetterer, A. (2002), Arbeitsteilung und Geschlechterkon- keit in Europa, Opladen. struktion, Konstanz. 46 Pongratz, H.J.; Voss, G.G. (2003), Arbeitskraftunternehmer, 58 Winker, G. (2001), Telearbeit und Lebensqualität, Frankfurt. Berlin. 59 Wilz, S. (2002) Organisation und Geschlecht, Opladen. 47 Rebe, B. (2003), Innovation und Wandel – altes Verspre- 60 Zapf, W. (1992), Entwicklung und Zukunft moderner Ge- chen des Neuen oder neue Beschwörung des Alten? In: sellschaften seit den 70er Jahren, in: Korte/Schäfers (Hg.), Lompe/Oberbeck(Hg.), Innovation – regional und global, Einführung in die Hauptbegriffe der Soziologie, Opladen. Hildesheim 48 Riegraf, B. (2003), Geschlechterkonstruktionen und Orga- nisationswandel, in: Kuhlmann/Betzelt (Hg.), Geschlech- Kurzbiografi e • terverhältnisse im Dienstleistungssektor, Baden-Baden. Prof. Dr. Ulrike Teubner, Sozialwissenschaftlerin, lehrt und 49 Rubin, Gayle (1975), The Traffi c in Women, in: Reiter, R. R. forscht seit 1989 an der Hochschule Darmstadt im Fachbereich (Hg.), Towards an Anthropology of Women, New York, Lon- Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit. Ihre For- don. schungsarbeiten fallen in den Bereichen von Arbeits-, Berufs-, 50 Schmid, G. (2000), Arbeitsplätze der Zukunft: von standar- Bildungs- und Wissenschaftsforschung mit einer Konzentrati- disierten zu variablen Arbeitsplätzen, in: Kocka/Offe (Hg.), on auf die Kategorie Gender. Sie ist Mitgründerin des Instituts Geschichte und Zukunft der Arbeit, Frankfurt. für sozialen und kulturellen Wandel (ISKW). 51 Schmid, G. (2004), Gleichheit und Effi zienz auf dem Ar- beitsmarkt, in: Oppen/Simon, a. a. O. 52 Seifert, H. (Hg.) (2005), Flexible Zeiten in der Arbeitswelt, Frankfurt. 53 Teubner, U./ Wetterer, A. (1999), Gender-Paradoxien. Soziale Konstruktion transparent gemacht, Einleitung zu Lorber, J., Gender-Paradoxien, Opladen. 54 Teubner, U., Hartmann, E. (2001), Geschlechterordnung– Arbeitsordnung: Reorganisation von Arbeit als Chance für Frauen? In: Zeitschrift für Frauenforschung und Ge- schlechterstudien, 3/2001. 55 Teubner, U. (2002), Gendered Segregation of Work, in: Becker-Schmidt, R. (ed.), a. a. O. 56 Walby, S. (1997), Gender Transformations, London Rout- ledge.

67 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

INTERNATIONAL DENKEN – LOKAL HANDELN DER BEITRAG DES SPRACHENZENTRUMS ZUR INTERNATIONALISIERUNGSSTRATEGIE DER HOCHSCHULE DARMSTADT

Autorin • Dr. Ruth Tobias

„Globalisierung ist für unsere Volkswirtschaften das, was für die Physik die Schwerkraft ist. Man kann nicht für oder gegen das Gesetz der Schwerkraft sein – man muss damit leben.“ Alain Minc, französischer Ökonom

Der Prozess der Globalisierung stellt sowohl Unternehmen und Arbeitnehmer als auch Hochschulen und Studierende vor neue Herausforderungen. Wie die aktuelle Wirtschaft skrise zeigt, sind die Nationen wirt- schaft lich stärker miteinander verwoben, als vielfach angenommen wurde. Wer den Anschluss an inter- nationale Entwicklungen halten will, sollte nicht nur auf Entwicklungen reagieren, sondern sich aktiv den zukünft igen Herausforderungen stellen und sich im Wettbewerbsumfeld klar positionieren. Dies gilt auch und in besonderem Maße für Institutionen des Bildungssektors.

68 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Abbildung 1 • Sprachlich ähnlich – kulturell verschieden (alle Fotos in diesem Beitrag: Jürgen Mai, Darmstadt)

69 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

1 • Rolle der Hochschulen im Internationalisierungsprozess nung eines China-Beauftragten bereits gegangen. Darüber Es steht außer Frage, dass die Hochschulen, wollen sie im in- hinaus wurden in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von ternationalen Konzert wettbewerbsfähig werden und bleiben, Partnerschaften sowie gemeinsame Forschungsprojekte und sich dem Internationalisierungsprozess nicht verschließen Studiengänge mit Partnerhochschulen aus dem englischspra- können: „Wissen kennt keine Landesgrenzen. Die Internatio- chigen Ausland sowie den BRIC-Staaten etabliert. nalisierung ist ein Reformschrittmacher für die Entwicklung Transnationale Konkurrenzfähigkeit misst sich jedoch auch an und Modernisierung des Hochschulwesens. Die Hochschulen der Frage, wie gut es einer Hochschule gelingt, ihre Studie- müssen sich im internationalen Wettbewerb um die besten renden zu integrieren: Interkulturalität beginnt nicht erst im Köpfe bewähren.“1 Die Hochschulrektorenkonferenz hat auf Kontakt mit anderen Kulturen im Ausland, sondern bereits in diese Notwendigkeit reagiert und unter dem Motto „Die deut- der Hochschule selbst. Zwei Gruppen verdienen in diesem Zu- schen Hochschulen in der Welt und für die Welt“ Ende No- sammenhang besondere Aufmerksamkeit: Erstens ausländi- vember 2008 ein Strategiepapier verabschiedet, das die Rolle sche Studierende, die mit der deutschen Sprache und Kultur der Hochschulen im Globalisierungsprozess grundsätzlich wenig bis nicht vertraut sind, und zweitens Studierende mit defi niert. HRK-Präsidentin Wintermantel beschreibt die tra- Migrationshintergrund, die zumeist ein hohes Maß an interkul- gende Funktion der Hochschulen wie folgt: „Die Hochschulen tureller Kompetenz mitbringen, für deren Sprachkenntnisse haben eine zentrale Rolle im Prozess der Globalisierung. Hö- jedoch nicht in allen Fällen der Standard deutscher Schulbil- here Bildung und hervorragende Forschungsleistungen sind dung vorausgesetzt werden kann. Für diese Gruppen ist eine der Schlüssel für den Einzelnen wie die Gesamtgesellschaft, studienbegleitende Förderung in Deutsch unabdingbar. Die um die Balance zwischen Chancen und Risiken des Globalisie- Integration beider Gruppen in die Hochschule und in den Pro- rungsprozesses herzustellen.“2 Jede einzelne Hochschule ist zess der Internationalisierung ist eine zentrale Aufgabe einer somit gefordert, sich zu positionieren und zukunftsgerichtete, Hochschule, die das Prädikat „international“ verdient. tragfähige Konzepte zu entwickeln. Im Folgenden soll aufge- zeigt werden, wie Hochschulen die sich aus der Globalisierung 1.2 • Förderung der Beschäftigungsfähigkeit der bietenden Chancen nutzen und welche Maßnahmen sie hierzu Absolventen ergreifen können. Die notwendigen Strategien und Konzepte Im Hinblick auf die Qualität der Lehre an der Hochschule sollten sich, wie in der Internationalisierungsstrategie der Darmstadt steht die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit Hochschule Darmstadt bereits beschrieben, vorrangig an zwei der Absolventen in einem internationalen Umfeld an erster Zielen orientieren: Stelle. Dieses Umfeld lässt sich folgendermaßen charakteri- sieren: 1.1 • Transnationale Konkurrenzfähigkeit Ein erstes Ziel sollte die internationale Sichtbarkeit und Wett- Globales Umfeld – Tätigkeit im Ausland bewerbsfähigkeit der Hochschule Darmstadt sein, z. B. durch Die Vorbereitung der Absolventen auf eine mögliche zeitlich international konkurrenzfähige Forschung und Lehre und begrenzte oder dauerhafte Tätigkeit im Ausland sollte ein internationale Studien- und Arbeitskontakte. An dieser Stel- Standbein einer Internationalisierungsstrategie sein. Viele le stehen im Rahmen des Bologna-Prozesses zunächst der potenzielle Arbeitgeber in Darmstadt und im gesamten Rhein- Vergleich und Kontakt mit Ländern Europas im Vordergrund. Main-Gebiet sind weltweit tätig. Zudem ist eine über Europa hinausgehende Erweiterung des Zielradius auf einige der Volkswirtschaften der Welt mit dem Lokales internationalisiertes Umfeld – Tätigkeit im Inland größten Wachstumspotenzial (z. B. die BRIC-Staaten Brasilien, Ein zweiter und in der Internationalisierungsdiskussion häu- Russland, Indien und China) sinnvoll: Einen ersten Schritt in fi g nicht ausreichend berücksichtigter Aspekt ist die Tatsa- diese Richtung ist die Hochschule Darmstadt mit der Benen- che, dass Absolventen auch im Rahmen ihrer Berufstätigkeit

70 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

in Deutschland zunehmend mit einem internationalen Ar- sprachenkenntnissen und von Wissen über die Andersartig- beitsumfeld konfrontiert sein werden. Im Rhein-Main-Gebiet keit von Kulturen. Klaus Murmann, ehemaliger Präsident der ist eine Vielzahl von potenziellen Arbeitgebern mit internati- Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA, onaler Geschäftstätigkeit ansässig. Die Software AG, Merck, hat diese Tatsache in eine bildungspolitische Forderung um- Evonik, Aventis, Schenck Process oder Panasonic sind nur ei- gesetzt und wie folgt defi niert: nige von ihnen. Dies bedeutet Internationalisierung sozusagen „Der Hochschulabsolvent des Jahres 2015 wird ein supranati- vor der Haustür. Ohne die Fähigkeit, sich in einem derartigen onales Aktionsfeld vorfi nden. Die Öffnung des europäischen Arbeitsumfeld zurechtzufi nden und gegebenenfalls in multi- Binnenmarktes und die zunehmende Internationalisierung nationalen Gruppen arbeiten zu können, werden Absolventen und Globalisierung der Unternehmen und Märkte weisen auf zukünftig berufl ich nicht mehr bestehen können. die Notwendigkeit einer soliden Fremdsprachenkompetenz Sowohl der globale als auch der lokale Internationalisierungs- (mindestens zwei) bei den zukünftigen Hochschulabsolventen bedarf gelten im Übrigen längst nicht mehr nur für Großun- hin. In Zukunft wird sich zur Beherrschung der Fremdspra- ternehmen. Wie Axel Scheer, Teamleiter International an der chen verstärkt das Moment des Vertrautseins mit einer gänz- IHK Darmstadt, berichtet, können sich auch KMUs dem Inter- lich anderen kulturellen und gesellschaftlichen Umgebung nationalisierungszwang nicht länger entziehen: „Absolventen hinzugesellen.“ mit Fremdsprachenkenntnissen werden defi nitiv bevorzugt. Fremdsprachen, und vor allem eine zweite, sind somit kein Ein Manko vergangener Jahre war, so sagten mir einige Un- Luxus, sondern unentbehrliche Voraussetzung zum Bestehen ternehmensvertreter, dass man bei Bewerbern entweder gu- der Absolventen in der globalisierten Gesellschaft: „Neueste te Fremdsprachenkenntnisse oder aber gute Fachkenntnisse Studien belegen sogar tendenziell, dass geschäftliche Ver- vorgefunden hat, nicht so oft aber beides gleichzeitig. Heute handlungen wesentlich häufi ger erfolgreich verlaufen, wenn erwarten die Unternehmen, dass beides vorhanden ist. Der es jedem der Partner freisteht, sich in seiner eigenen Sprache Zwang, mit dem Ausland Geschäfte zu tätigen, wird zuneh- auszudrücken.“4 Diese Erkenntnis deckt sich mit der bildungs- mend größer.“ politischen Prämisse der EU, die den Erwerb einer zweiten Wie könnte nun ein Profi l aussehen, das zur Erreichung der Fremdsprache als Basis eines europäischen Zusammenwach- beiden o. g. Ziele führt? sens und notwendigen Bestandteil des zeitgemäßen Spra- chenlernens im Sinne einer Strategie der Mehrsprachigkeit 2 • Internationales Profi l versteht.5 Um im Prozess der Internationalisierung das Rennen um die besten Studierenden zu gewinnen und diese adäquat auszu- bilden, ist ein eigenes, deutlich erkennbares „internationales“ 1) http://www.bmbf.de/de/3336.php. Profi l der Hochschule erforderlich. Die vielen schon bestehen- 2) www.hrk.de, 19.11.2008. den positiven Ansätze (vgl. Punkt 4) könnten zu einer Gesamt- 3) Der aus dem Englischen abgeleitete Begriff setzt sich aus „inter“ und „national“ strategie verschmolzen werden. Natürlich ist die Profi lbildung zusammen: 1. zwischen mehreren Staaten bestehend, zwischenstaatlich; […] 2. über den Rahmen eines Staates hinausgehend, nicht national begrenzt; mehrere der Hochschule ein hochschulweiter, fachbereichsübergrei- Staaten betreffend; überstaatlich, weltweit […], aus: Duden, Deutsches Univer- fender Prozess, für den das Sprachenzentrum in seiner Funk- salwörterbuch A–Z, 2/1989, S. 774. tion als zentrale Einheit der Sprachvermittlung jedoch wich- 4) Intellektuellengruppe für den interkulturellen Dialog: Eine lohnende Herausfor- derung: wie die Mehrsprachigkeit zur Konsolidierung Europas beitragen kann, tige Impulse beisteuern kann. Denn außer Frage steht, dass Brüssel 2008, S. 18/19: http://ec.europa.eu/education/languages/archive/doc/ eine Internationalisierungsstrategie, nimmt man den Begriff maalouf/report_de.pdf. der Internationalisierung beim Wort3, nicht ohne zwei we- 5) Diese bildungspolitische Vorgabe ist in der Lissabon-Strategie der Europäischen Union nach der Formel 1 +> 2 entwickelt worden: jeder EU-Bürger soll neben sei- sentliche Faktoren auskommen kann: nicht ohne Sprache und ner Muttersprache mindestens zwei Fremdsprachen beherrschen. Siehe auch: nicht ohne Kultur, d. h. nicht ohne die Vermittlung von Fremd- KOM(2005) 356; KOM(2007) 184. 2006/962/EG.

71 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Abbildung 2 • Alles eine Frage der Strategie?

72 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

Damit ist das Ziel in puncto Sprachen und Interkulturelles klar Anwendung eines strategischen Konzepts der mehrsprachi- gesetzt. De facto haben die hochschulinternen Entwicklun- gen Kommunikation sowie zum entgangenen Gewinn aufgrund gen der letzten Jahre, wie die Umstellung auf Bachelor und mangelnder Fremdsprachenkenntnisse befragt. Nach Schät- Master und die damit einhergehende Verkürzung der Curri- zung der Autoren der ELAN-Studie entgehen der Wirtschaft cula, die Modularisierung der Angebote im Bereich der Sozial- im Aktionsfeld der EU aufgrund mangelnder Fremdsprachen- und Kulturwissenschaften an der Hochschule Darmstadt und und interkultureller Kenntnisse allein im KMU-Sektor circa 100 die damit verbundene Trennung von Sozial- und Kulturwissen- Milliarden Euro Gewinn pro Jahr.8 Dabei ist anzumerken, dass schaften und Sprachen leider zu gegenteiligen Ergebnissen Englisch in der Regel für den ersten Markteintritt verwen- geführt: zur Reduktion auf ein Minimum oder gar zur Verdrän- det wird, längerfristige Partnerschaften jedoch vom Aufbau gung der Sprachen aus vielen Curricula, zur Einschränkung der und der Pfl ege von Beziehungen abhängen, für die kulturelle Wahlmöglichkeiten der Studierenden in Bezug auf die jeweili- und sprachliche Kenntnisse des Ziellandes wesentlich sind.9 gen Sprachen und zu einer – vermutlich durch den zeitlichen Die Nachfrage der Arbeitgeber nach anderen als englischen Druck begründeten – deutlich nachlassenden Bereitschaft Sprachkenntnissen war größer als die Nachfrage nach Eng- vonseiten der Studierenden, Auslandserfahrung zu sammeln. lisch selbst.10 Auf Basis der Ergebnisse wurden Anforderungs- Nimmt man die Internationalisierungsbestrebungen ernst, be- prognosen für Sprachenkenntnisse defi niert und Aktionsemp- steht hier somit ein deutlicher Nachbesserungsbedarf. Bevor fehlungen auf lokaler, regionaler, staatlicher und europäischer im letzten Kapitel ein Vorschlag zur „Re-Internationalisierung Ebene hergeleitet. der Hochschule“ gemacht werden soll, zunächst zu den kon- kreten inhaltlichen Fragestellungen, die sich aus der bildungs- Folgende zentrale Schlussfolgerungen11 ergeben sich: politischen Forderung nach mindestens zwei Fremdsprachen • Durchschnittlich 42 % der Unternehmen in ganz Europa ergeben: melden einen wachsenden Bedarf an Fremdsprachenkennt- Welche Sprachen sollen vermittelt werden? Auf welchem nissen. Niveau? Über welche Kulturen sollen Kenntnisse erworben • In der Ausbildung sind Zeiten einzuplanen, in denen Berufs- werden? erfahrungen im Ausland gesammelt werden. Dabei sollte die Gelegenheit gegeben werden, die Zielsprache in Kursen zu verwenden, in denen der Spracherwerb mit dem Erwerb 3 • Internationalisierung durch Kultur und Sprache: Bedarf von Kenntnissen auf Gebieten verknüpft wird, die für das je- weilige Unternehmen relevant sind. „Jede Sprache ist das Ergebnis einer spezifi schen histo- • Jeder Studierende im Tertiärbereich sollte eine gewisse Zeit rischen Erfahrung, jede ist Trägerin eines Gedächtnisses, in einem anderen europäischen Land verbringen. Bestehen- eines kulturellen Erbes, einer besonderen Ausdrucksfähig- de Praktikums-Programme sind zu überprüfen und neue keit, und bildet das legitime Fundament einer kulturellen Programme zu fördern. Identität.“6

Die Europäische Union hat 2005 die sogenannte ELAN-Studie7 zu mangelnden Fremdsprachenkenntnissen in Unternehmen

und deren Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft in 6) A. a. O., S. 15. Auftrag gegeben. Knapp 2.000 exportierende KMU in 29 euro- 7) http://ec.europa.eu/education/policies/lang/doc/elan_de.pdf. päischen Staaten (EU, EEA und Kandidatenländer) und 30 mul- 8) A. a. O., S. 5. 9) A. a. O., S. 6. tilaterale Unternehmen wurden zu ihrer Verwendung von 10) A. a. O., S. 7. Fremdsprachenkenntnissen, interkultureller Kompetenz, zur 11) A . a . O . , S . 7 0 f.

73

QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

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3.1 • Englisch Büros in Darmstadt und Genf, und ich reise viel. Ich bin in der

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Es steht außer Frage, dass die englische Sprache durch die glücklichen Lage, mich in den drei Landessprachen verständi- .

13 .

politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen seit dem gen zu können […]“ .

Zweiten Weltkrieg eine enorme Steigerung ihres Verbrei- Die Notwendigkeit, mehrere Sprachen zu beherrschen, ist . so- tungsgrades erfahren hat. Sie gilt in der heutigen Zeit nicht mit sowohl aus bildungspolitischer Sicht als auch aufgrund. von

nur als internationale Verkehrssprache, sondern fast als ei- wirtschaftlichen Erfordernissen gegeben. Hierzu nochmals .

ne Art Kulturtechnik, die zu beherrschen Pfl icht eines jeden Axel Scheer: „Englisch ist mit Sicherheit die Fremdsprache.. . .

Akademikers ist. Eine solide Sprachkompetenz im Englischen, Nr. 1. Allerdings erleichtert es immer den Zugang zum Part- . verbunden mit Kenntnissen über Besonderheiten im geschäft- ner, wenn man dessen Sprache ein wenig spricht und versteht.. lichen Umgang mit den englischsprachigen Ländern ist somit Dies gilt insbesondere für Länder, wo Geschäftsbeziehungen ein Muss für jeden Hochschulabsolventen. Für das Erreichen sehr stark auf der persönlichen Ebene aufgebaut werden, wie einer transnationalen Konkurrenzfähigkeit und die Förderung beispielsweise in Russland.“ der internationalen Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen Bleibt die Frage, welche Sprachen neben Englisch unterrichtet im Rahmen einer konsequenten internationalen Ausrichtung werden sollen und auf welchem Niveau. der Hochschule reicht die Konzentration auf das Englische . allerdings nicht aus: „Aus berufl icher Perspektive weist al- 3.2 • Weitere Fremdsprachen . les darauf hin, dass die englische Sprache in Hinkunft immer Eine qualitative Umfrage bei Arbeitgebern der Region, bei. Ab- wichtiger, gleichzeitig jedoch immer weniger ausreichend sein solventen der Hochschule Darmstadt sowie bei der IHK ergab,. . wird. Ist es doch in bestimmten Tätigkeitsfeldern nahezu ver- dass im europäischen Umfeld Französisch an erster Stelle . pfl ichtend, sie zu beherrschen, verleiht es allerdings nieman- genannt wird. Dies ist aufgrund der engen Wirtschaftsbezie- dem gegenüber all den anderen Bewerbern um eine Stelle hungen zwischen Deutschland und Frankreich einleuchtend, oder bei der Ausübung eines Berufes einen Vorteil, wenn er in vor allem auch im Hinblick auf die Tatsache, dass die wichtigs- seinen Lebenslauf eine Sprache aufnimmt, die bereits von al- ten Märkte für deutsche Unternehmen im Bereich KMU immer len anderen Bewerbern angegeben wurde.“12 noch klar die alten EU-Mitgliedsstaaten sind, gefolgt von den Dieses Zitat der von der EU-Kommission eingesetzten Ex- neuen Mitgliedsstaaten. Die ELAN-Studie weist dem Französi- pertenrunde zum Thema Mehrsprachigkeit gibt den gängigen schen zudem eine Schlüsselstellung in Wirtschaftsbeziehun- Tenor von Expertenmeinungen zur Frage der notwendigen gen mit Afrika zu. Russisch wurde in der ELAN-Studie neben Sprachkenntnisse für zukünftige Absolventen wieder. Diese Deutsch und Polnisch als Schlüsselsprache im Geschäft mit bildungspolitischen Forderungen lassen sich durch eine ganze Osteuropa benannt. Reihe weiterer Studien und Strategiepapiere ergänzen, die den Der Blick über die europäischen Grenzen hinaus verweist vor Stellenwert der Mehrsprachigkeit im europäischen Kontext allem auf die BRIC-Staaten China, Indien, Russland und Bra- hervorheben und durch konkrete Entwicklungen in der loka- silien als Mittelpunkt des Interesses. Hier gilt, dass die drei len Wirtschaft untermauert werden. Ein Beispiel ist die Fusion Weltsprachen Chinesisch, Russisch und Portugiesisch, alle des Darmstädter Unternehmens Merck mit der Genfer Biotec- unter den sechs am meisten gesprochenen Sprachen der Welt Firma Serono. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung be- vertreten, unter dem Aspekt einer wirklich international aus- tont Elmar Schnee, Chef von Merck-Serono, die Wichtigkeit der gerichteten Hochschule besondere Beachtung verdienen. Kommunikationsfähigkeit in mehreren Sprachen: Süddeutsche: „Sie führen etwa 16.000 Mitarbeiter in Genf, Darmstadt und bei Boston. Sie sprechen unterschiedliche 12) Intellektuellengruppe für den interkulturellen Dialog, a. a. O., S. 16/17. 13) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/922/170424/. Sprachen. Erschwert das die Führung?“ 14) Eine Ausnahme bildet das Chinesische, für das aufgrund der sprachlichen Struk- Schnee: „Es macht die Führung jedenfalls komplexer. Ich habe tur andere Regeln gelten.

74 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

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Abbildung 3 • Unterschiedliche Kulturen = unterschiedliche Handlungsmuster

75 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Die Weltsprache Spanisch hat ihre wirtschaftliche Berech- Sprachvermittlung ohne Erläuterung des kulturellen Bedeu- tigung vor allem in der Funktion als von der ELAN-Studie zi- tungshintergrundes ist daher nicht zielführend. tierter Motor für den Handel mit Lateinamerika. Zu beachten Ein zweites Beispiel mit einem berufl ichen Hintergrund ist der gilt jedoch, dass das größte Land mit 47 % der Fläche und deutsche Begriff „Konzept“ und das französische „concept“. 180 Mio. Sprechern der BRIC-Staat Brasilien ist, in dem Portu- Wird in einem ersten deutsch-französischen Meeting verein- giesisch gesprochen wird. bart, ein Konzept – un concept – zu erarbeiten, wird jede Seite beim nächsten Treffen enttäuscht sein: Während auf deutscher 3.3 • Sprachniveaus Seite ein bis ins Detail ausgearbeiteter Plan vorliegt, wird auf Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdsprachen- französischer Seite ein Handzettel voller Stichpunkte das Ar- beherrschung stellt sich naturgemäß die Frage der Niveaus. beitsergebnis sein. Ist hier keine interkulturelle Sensibilität Die Forderung, alle Sprachen bis zu einem einheitlich hohen für unterschiedliche Inhalte von Worten geschaffen worden, Niveau zu vermitteln, erweist sich schon aufgrund des unter- so ist das, was in der interkulturellen Forschung ein „Critical schiedlichen schulischen Vorwissens der Studierenden als un- Incident“ genannt wird, vorprogrammiert: ein klassisches, auf realistisch. In den Sprachen, die bereits in der Schule erlernt kulturellen Unterschieden beruhendes Missverständnis. wurden, lässt sich natürlicherweise eine komplexere Sprach- Kultur manifestiert sich durch die Sprache, Sprache wiederum beherrschung erreichen, als in jenen, die als neue Sprache ist ein Ausdruck von Kultur. Eins-zu-eins-Übertragungen zwi- gelehrt werden müssen. Welches realistische Ziel lässt sich schen Sprachen sind somit zumeist nicht möglich. somit formulieren? Im interkulturellen Zusammenspiel vermittelt Sprache auch Für die englische Sprache sollte gelten, dass eine möglichst einen affektiven, emotionalen Wert. Im Geschäftsleben wird hohe Absolventenzahl das Niveau B2 nach europäischem Re- in den meisten Kulturen großer Wert auf Vertrauen gelegt. ferenzrahmen erreicht, für die anderen Sprachen ist der Ab- Geschäfte funktionieren nur, wenn Geschäftspartner auf Au- schluss des Niveaus B114 ein realistisches Ziel. Soweit möglich, genhöhe miteinander kommunizieren, sich achten und schät- sollten die Abschlüsse mit Zertifi kat nachgewiesen werden, zen. Dies schließt zumindest Grundkenntnisse einer anderen um formale Einheitlichkeit zu gewährleisten und den Studie- Sprache mit ein. Hierzu wiederum Axel Scheer: „Wer sich renden einen Mehrwert zu ermöglichen. mit der Sprache eines Landes beschäftigt, beschäftigt sich zwangsläufi g auch mit dessen Kultur. Über interkulturelle 3.4 • Interkulturelle Kompetenzen Kompetenz zu verfügen, ist bei Verhandlungen sehr von Vor- Wie in der bereits zitierten ELAN-Studie dargelegt, führen teil. Besitzt man diese nicht, können Verhandlungen auch mangelnde interkulturelle Kenntnisse zu messbaren wirt- schon mal nur aus diesem Grund scheitern, sei das Produkt schaftlichen Einbußen. Untrennbar mit dem Erwerb von auch noch so gut.“ Fremdsprachen sollte deshalb die Vermittlung interkulturel- Es lassen sich noch viele weitere Beispiele für die Verknüpfung ler Kompetenzen einhergehen. Eine Trennung beider Bereiche von Kultur und Sprache fi nden: Hierarchische Strukturierungen kann in diesem Zusammenhang nur artifi ziellen Charakter ha- in der Arbeitswelt schlagen sich sprachlich beispielsweise in der ben, wie folgende Beispiele zeigen: Das Wort „Familie“: engl. Anrede nieder. Das Wissen über andere Zeitkonzepte lässt sich family, frz. la famille, ital. la famiglia etc. ist in vielen Sprachen am portugiesischen Begriff „amanhã“ exemplifi zieren, dessen so ähnlich, dass es auch ohne Wörterbuch verstanden werden Deutungsbreite von „niemals“ über „vielleicht“, „ich werde es kann. Daraus jedoch abzuleiten, das Konzept einer deutschen mir überlegen“, „ich verschwinde“ „such dir einen anderen“, Familie lasse sich auf eine französische famille oder eine ita- „ich will nicht“ „nächstes Jahr“, „wenn nötig, komme ich darauf lienische famiglia übertragen, ist grundverkehrt. Die Kon- zurück“, „demnächst“, „lass uns das Thema wechseln“ bis hin zepte, die dem Begriff „Familie“ zugrunde liegen, sind zwar zu – in Ausnahmefällen – auch „morgen“15 reicht. Wissen über sprachlich ähnlich, jedoch kulturell anders kodiert. Eine reine soziale Beziehungen sowie Kommunikationsstrukturen zeigt

76 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

sich z. B. in der Form, wie das Wertepaar „höfl ich – unhöfl ich“ takte der Hochschule nach China, Südafrika, Indien, Brasilien in verschiedenen Kulturen sprachlich kodiert wird: Im Spa- und in die USA sind von wesentlicher Bedeutung. Diese über- nischen wird der Begriff „por favor“ („bitte“) deutlich weniger wiegend englischsprachigen Angebote sind, vorausgesetzt die häufi g verwendet als im Deutschen – Spanier sind deswegen Qualitätssicherung erfolgt auch in sprachlicher Hinsicht, be- jedoch nicht weniger höfl ich.16 reits ein Aushängeschild des Internationalisierungsprozesses Defi niert man Kultur nach dem holländischen Autor Geert Hof- der Hochschule. Sie erhöhen die Attraktivität der Hochschule. stede in einem anthropologischen Sinn als „mentale Software Im Sinne der bereits angesprochenen anzustrebenden trans- des Menschen“, als „Denk-, Fühl- und Handlungsmuster einer nationalen Konkurrenzfähigkeit durch Integration aller Studie- Gesellschaft“17 wird deutlich, welch großen Anteil Sprache an renden in die Hochschule selbst ist der Fachbereich Elektro- kulturell kodierter Wahrnehmung hat. Um als Akademiker mit technik und Informationstechnik mit dem Master of Science in anderen Kulturen zusammenarbeiten zu können, muss diese Electrical Engineering sowie dem Joint International Master Wahrnehmung zudem nicht nur intellektuell erfasst, sondern vorbildlich: die Studierenden, zumeist aus Indien und Pakistan auch emotional erfahrbar gemacht werden. Überspitzt ausge- erhalten studienbegleitend integrationsfördernde Deutsch- drückt: Es reicht eben nicht, zu wissen, wie in anderen Län- kurse und Kurse in interkultureller Kommunikation. dern die Visitenkarte übergeben wird. Für die fremdsprachlichen Angebote besteht hingegen auf- grund der Zwänge des Bologna-Prozesses dringender Hand- 4 • Internationalisierung durch ein internationales Modul: lungsbedarf. Während für alle Diplomstudiengänge galt, zwei Yes, we can! Sprachscheine sind mindestens möglich, gilt nun zumeist: Wie kann nun eine sprachlich und interkulturell angemessene wenn überhaupt, dann ein Schein Englisch. Im Zuge des Bolo- Internationalisierungsstrategie in der Umsetzung aussehen? gna-Prozesses sind außerhalb des Englischen andere Fremd- Zunächst gilt es, die beschriebenen Entwicklungen im Rahmen sprachenangebote als feste Lehrmodule fast auf null reduziert der genannten Prämissen der „Internationalisierung“ neu zu worden. Gründe hierfür sind jedoch nicht in den Bologna-Vor- denken und in Einklang mit der Internationalisierungsstrate- gie zu bringen: Die Forderung nach einer international konkur- 15) Ribeiro, João Ubaldo: Ein Brasilianer in Berlin, Suhrkamp, 1994, S. 32. renzfähigen, transnationalen Hochschule kann nur mit kon- 16) Vgl. dazu die vergleichende Studie des Linguisten Prof. Alf Monjour (Universität kreten Maßnahmen eingelöst werden. Nur mittels einer zügig Essen-Duisburg): „Pasad, Pasad – ‚Kommen Sie bitte rein‘, Pedro Almodóvar, umgesetzten Internationalisierungsstrategie wird es möglich, los actos de habla y la comparación intercultural“, in: Schrader-Kniffki, Martina (ed): La cortesia en el mundo hispánico – nuevos contextos, nuevos enfoques sich gegen zunehmende Provinzialität zu wappnen. metodológicos, Vervuert Iberoamericana, 2006. Für eine erfolgreiche Internationalisierungsstrategie in der 17) Hofstede, Geert: Lokales Denken, globales Handeln, Beck 3/2006, S. 2. Lehre verfügt die h_da bereits über eine Reihe von sehr guten 18) Siehe Liste der Partnerhochschulen unter http://www.h-da.de/international/ partnerhochschulen-weltweit/index.htm. Ansätzen. Dies zeigt sich zunächst an der Vielzahl der inter- 19) Im Aktionsplan der EU wird folgendes Ziel defi niert: „All students should study nationalen Hochschulkooperationen. Auf europäischer Ebene abroad, preferably in a foreign language, for at least one term, and should gain bestehen Kontakte in fast alle größeren Länder. In diesem Zu- an accepted language qualifi cation as part of their degree course (> Action I.3.1).“ Ob sich dieses Ziel umsetzen lassen wird, scheint im Rahmen enger gewordener sammenhang ist besonders die umfassende und stets wach- Curricula sehr fraglich. Die Forderung von Bundesbildungsministerin Schavan: sende Kooperation mit dem Cork Institute of Technology zu „Unser Ziel in Deutschland sind 50 % Studienmobilität, davon 20 Prozent wenigs- betonen (Doppelabschluss FB Media, PHD-Programme). tens für ein Semester“ (http://www.bmbf.de/press/2050.php) sollte jedoch ein anzustrebendes Ziel sein. Auf globaler Ebene sind vor allem die internationalen Master 20) Für weiterführende Informationen vgl. auch das Verankerungspapier des Deka- mit Indien, den USA und Australien hervorzuheben, wie der Ma- nats des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften und soziale Arbeit, Studi- ster of Science and Engineering, der Joint International Master enbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. 21) Die wirtschaftlichen Auswahlkriterien für Brasilien als einem der BRIC-Staaten in Computer Science, der Master of Business Administration, liegen auf der Hand. der Global Business Management MBA. Aber auch die Kon- Für weitere Informationen zum Projekt vgl. auch http://südamerika-it.h-da.de.

77 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

gaben zu suchen, sie laufen dem Prozess gar diametral ent- ein solches Modul an der Hochschule Darmstadt fi ndet sich gegen. Zwar können die Studierenden Sprachkurse auch dann im sogenannten Brasilienprojekt des Instituts für Informati- belegen, wenn sie nicht in der Studien- und Prüfungsordnung onsrecht und des Sprachenzentrums am Fachbereich Gesell- eines Studienganges vorgesehen sind. Bekanntlich fi ndet eine schaftswissenschaften und soziale Arbeit: Belegung – auch bei Interesse der Studierenden – dann nicht Die Lehrpraxis hat gezeigt, dass Anreize zur Sprachvermitt- statt, wenn sie zum einen keine passende Zeitschiene für ei- lung ohne passendes Lehrkonzept an der Hochschule nur ne Belegung fi nden und zum anderen aufgrund der durch den begrenzt wirksam sind. Neben einer Verankerung passender Bologna-Prozess stattgefundenen Stoffverdichtung keine Zeit Module kann auch ein mit Auslandsaufenthalten verbundenes mehr fi nden, über die vorgeschriebenen Scheine hinaus noch Praxisprojekt die Studierenden motivieren. Das Brasilienpro- Fächer zu belegen. Gleiches gilt für die Entwicklung der Zahlen jekt zeigt, wie Studierende in ein Projekt systematisch einge- der Studierenden, die während ihres Studiums Auslandserfah- bunden werden und eine Kombination von fachlichen sowie rung sammeln: Soll der Bologna-Prozess eigentlich zu einer Schlüsselqualifi kationen erwerben können. Verbesserung der Studienmöglichkeiten im Ausland führen, Ziel des Projekts im Sinne der Absolventenförderung ist ein so zeigen die konkreten Zahlen ein konträres Bild. Auslandssemester in Brasilien (Rio de Janeiro), das in einem Diese Entwicklung führt weg von der aktuellen bildungspoliti- curricular festgelegten „Window of Mobility“ durchgeführt schen Diskussion sowie den wirtschaftlichen Notwendigkeiten wird. Interessierte Studierende bereiten sich von Studien- des Globalisierungsprozesses und stellt eine Internationali- beginn an auf dieses „Window“ im fünften Semester vor: Sie sierungsstrategie, die diesen Namen auch verdient, infrage. belegen vom ersten Semester an Kurse in portugiesischer Absurde Konsequenz ist, dass der Bologna-Prozess zwar die Sprache und Kultur und sind somit bei Praktikums- oder Stu- Abschlüsse internationalisiert, die Studieninhalte in der Um- dienantritt im Ausland in der Lage, in der fremden Sprache setzung jedoch „re-nationalisiert“ hat. zu kommunizieren und sich zurechtzufi nden. Nach dem Aus- landsaufenthalt wird fakultativ ein Sprachzertifi kat angeboten, Zwei mögliche Auswege zur „Re-Internationalisierung“ aus das den erworbenen Kenntnissen einen formalen Abschluss diesem Dilemma sind vorstellbar: verleiht. 1 • Als zentrale Maßnahme eine stärkere Verankerung der Ähnliche curriculare Strukturen für weitere Schwerpunkte Sprachen in Akkreditierung und vor allem auch Re-Akkre- sind durchaus vorstellbar. Natürlich sollte im Rahmen der ditierung der Studiengänge an der h_da. Es sollten wenig- schon bestehenden Beziehungen eine Auswahl getroffen wer- stens fünf Credit Points zur Erreichung des Niveaus B1 in den, die wiederum als Alleinstellungsmerkmal einer interna- einer zweiten Fremdsprache möglich sein, daneben we- tionalisierten Hochschule gelten kann. Fachbereichsübergrei- nigstens ein Modul mit interkulturellen Inhalten, das eine fende Kooperationen mit einzelnen Ländern sind ebenfalls ein Sensibilisierung in Theorie und Praxis sowie gegebenen- durchaus vorstellbarer Weg, um zu internationalen „Centern falls (je nach vorhandenen Kooperationsprojekten) län- of Excellence“ zu gelangen. derspezifi sche Informationen bereithält. Aus den genannten Gründen gilt es, Maßnahmen zur Internati- 2 • Motivation der Studierenden durch fremdsprachliche Pro- onalisierung konkret auch in den Studiengängen zu verankern, jektangebote im Rahmen von Auslandskooperationen. sollen die Absolventen nicht auf dem internationalen Arbeits- markt ins Hintertreffen geraten. Ziel der Hochschule Darm- Beide Vorschläge ließen sich in Form eines internationalen stadt muss es sein, die „Re-Internationalisierung“ in der Lehre Moduls zusammenfassen, das sowohl den Erwerb sprach- entsprechend voranzubringen und damit zur Gesamtstrategie licher und interkultureller Kenntnisse als auch ein im Rahmen „Internationalisierung“ der h_da beizutragen. Nur so kann der des jeweiligen Curriculums zeitlich klar defi niertes „Window im Leitbild defi nierte Anspruch erfüllt werden, die Studieren- of Mobility“ einschließt. Ein bereits bestehendes Beispiel für den auf die Anforderungen einer globalisierten Arbeitswelt

78 International denken – lokal handeln FACHBEREICH GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT

vorzubereiten und ihre Fähigkeit zur interkulturellen Zusam- menarbeit zu entwickeln. Dies ist eine Chance, einen Beitrag Kurzbiografi e • zu einer internationalen Vernetzung der Hochschullandschaft Dr. Ruth Tobias, Studium der romanischen Philologie (Studi- zu leisten. enschwerpunkte Galloromanistik und Lusitanistik) und der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Studi- Wir sollten die Chance nutzen: Yes, we should! enaufenthalte in Frankreich (Toulouse) und Portugal (Braga, Lissabon). Promotion in portugiesischer Literatur- und Kultur- wissenschaft. Freiberufl iche Tätigkeit als Autorin, Gutachterin (Printmedien, Fernsehen) und Dolmetscherin (Goethe-Institut, Institut Français), Leiterin des Sprachenzentrums der Hoch- schule Darmstadt seit 2006 und Mitglied des Brasilienprojekts des Instituts für Informationsrecht und des Sprachenzentrums der h_da.

Quellen • 1 BMBF: http://www.bmbf.de/de/3336.php. 2 BMBF: http://www.bmbf.de/press/2050.php). 3 EU: http://ec.europa.eu/education/policies/lang/doc/elan_ de.pdf. 4 HRK: www.hrk.de, 19.11.2008. 5 Hochschule Darmstadt: http://www.h-da.de/international/ partnerhochschulen-weltweit/index.htm. 6 Hochschule Darmstadt: http://südamerika-it.h-da.de. 7 Hofstede, Geert: Lokales Denken, globales Handeln, Beck 3/2006. 8 Intellektuellengruppe für den interkulturellen Dialog: Eine lohnende Herausforderung: wie die Mehrsprachigkeit zur Konsolidierung Europas beitragen kann, Brüssel, 2008: http://ec.europa.eu/education/languages/archive/doc/ maalouf/report_de.pdf. 9 Monjour, Alf: „Pasad, Pasad – ‚Kommen Sie bitte rein‘, Pe- dro Almodóvar, los actos de habla y la comparación inter- cultural“ in: Schrader-Kniffki, Martina (ed): La cortesia en el mundo hispánico – nuevos contextos, nuevos enfoques metodológicos, Vervuert Iberoamericana, 2006. 10 Ribeiro, João Ubaldo: Ein Brasilianer in Berlin, Suhrkamp, 1994. 11 Süddeutsche Zeitung: http://www.sueddeutsche.de/wirt- schaft/artikel/922/170424/.

79 QUERSCHNITT 23

Abbildung 1 • Projektdesign mit japanischem Projektnamen

80 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

DESIGN EXCHANGE PROJECT: GERMANY–JAPAN

Autor • Prof. Tom Philipps

Internationalisierung lebt von Kooperationen. Das Japan-Gemeinschaft sprojekt der drei hessischen Designhochschulen füllt diesen Anspruch beispielhaft mit Leben. Die Hochschule Darmstadt (h_da), die Hochschule für Gestaltung Off enbach (HfG) sowie die Kunsthochschule Kassel (KHS) gelten als Aus- hängeschilder hessischer Designausbildung. Gemeinsam haben diese drei Hochschulen jeweils 20 Industrie-Design-Studierende mit ihren betreu- enden Professoren im Herbst 2005 und im Frühjahr 2006 als „Botschaft er“ für den Studienstandort Hessen ins Land der aufgehenden Sonne entsendet. Da die im hessischen Bad Vilbel angesiedelte japanische Firma Brother, am besten bekannt durch ihre Büromaschinen, sich zusätzlich als groß- zügiger Sponsor beteiligte, konnten die jungen Designstudenten nicht nur mehrere japanische Part- neruniversitäten besuchen, sondern auch für die Firma Brother mehrere Designstudien erarbeiten, die sie im japanischen Stammhaus in Nagoya den dortigen Fachleuten präsentierten.

81 QUERSCHNITT 23

1 • Hessen und Japan: eine besondere Beziehung Ausstellungen des Brüder-Grimm-Museums und des Goethe- Die Beziehungen zwischen Hessen und Japan haben eine Museums, mit Präsentationen in den Bereichen Telemedizin, über 100jährige Geschichte. Zu Anfang überwogen dabei die Bionik u. a. Kontakte im akademischen Bereich. So wurde übrigens die allererste akademische Vorlesung über Japan im deutschen 2 • Studying beyond the borders Sprachraum an der Philipps-Universität Marburg 1878/79 ge- Die Qualifi kation eines Hochschulabsolventen zeigt sich zu- halten, und zwar von Prof. Johannes Justus Rein, gebürtig in nächst durch seine fachlichen und kreativen Fähigkeiten. Doch Raunheim. An eben dieser hessischen Universität war dann in einer Welt, die immer näher zusammenrückt, wird die Fä- 1923 der berühmte japanische Philosoph Kiyoshi Miki, der bei higkeit, sich sicher in anderen Kulturkreisen zu bewegen, zu Martin Heidegger studierte. Heute stehen vor allem die wirt- einer Schlüsselkompetenz. Diese können sich Studierende schaftlichen Beziehungen im Vordergrund. Japan und Hessen nicht nur theoretisch aneignen. Sie müssen die Erfahrung des sind nicht nur füreinander wichtige Handels- und Wirtschafts- Lebens jenseits der eigenen Landesgrenzen persönlich erfah- partner; durch Direktinvestitionen wurden viele neue Arbeits- ren. Gerade der unmittelbare fachliche und persönliche Aus- plätze geschaffen und gesichert. Seit den siebziger Jahren tausch mit Kommilitonen in anderen Ländern erweitert den haben japanische Unternehmen ihre Präsenz in Hessen konti- Horizont nachhaltig. nuierlich ausgebaut und beträchtliche Direktinvestitionen vor- Angesichts des Zieles, das Deutschlandbild in Japan insbe- genommen. Etwa 200 japanische Unternehmen haben sich in sondere bei der jüngeren Generation zu aktualisieren und dem Hessen angesiedelt und fast 5.000 Japaner leben hier. Defi zit bei der Wahrnehmung von Kultur und Gesellschaft ent- Gewissermaßen in Umkehrung der Gewichtung von Wissen- gegenzuwirken, kommt dem Japanprojekt der drei hessischen schaft/Kultur und Wirtschaft bei den beiderseitigen Bezie- Designhochschulen eine besondere Bedeutung zu. So wurde hungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert steht heute die Wirt- inzwischen im Rahmen der Kooperation ein intensiver Dialog schaft klar im Vordergrund. Die Wahrnehmung des jeweils zwischen Industrie-Design Studierenden beider Nationen un- anderen im kulturellen Bereich ist bedeutend schwächer. So tereinander, aber auch ein Austausch mit japanischen Wirt- ergab z. B. eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene schaftsunternehmen möglich, die auch beide Kulturkreise Studie zur „Brand Perception of Germany in Japan“, dass ins- näher brachte. besondere die jüngere Generation dort ein etwas antiquiertes Bisher konnte dieses zukunftsgewandte und nachhaltige Vor- Deutschlandbild hat. Das im April 2006 zu Ende gegangene haben im Rahmen von zwei getrennten Reisen nach Japan re- „Deutschlandjahr in Japan“ hatte nicht zuletzt zum Ziel, dieses alisiert werden, die aber jeweils eine thematisch unterschied- Defi zit auszugleichen und den Japanern ein modernes und ak- liche Ausrichtung hatten. tuelles Deutschland zu präsentieren. Reisen, die einen länderübergreifenden Gedankenaustausch Im Rahmen dieses „Deutschlandjahres in Japan“ präsentierte ermöglichen, sind jedoch in diesem Umfang aufgrund der Ko- sich das Bundesland Hessen dort mit vielfältigen Projekten, sten selten. Dieses Privileg, das dank der umfangreichen Unter- z. B. mit Konzerten des Landesjugend-Jazzorchesters, mit stützung erst ermöglicht wurde, bot für ca. 40 Industrie-Design-

82 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildung 2 • „Sakura“ Kirschblütenzeit in Japan

Studierende aus Hessen die Voraussetzung für internationale, Kontakte zu den japanischen Hochschulen sowie die interkul- multikulturelle und praxisnahe Erfahrungen. Längerfristige turellen Kompetenzen der Studierenden bei ihren Präsenta- Kooperationspläne zwischen den beteiligten Hochschulen und tionen vertieft werden und somit dem Wissenstransfer zwi- Unternehmen, die aufgrund der Begegnungen geschlossen schen Hessen und Japan Vorschub leisten. Die Studierenden wurden, sind ein Beleg dafür, dass der Grundgedanke dieses sollten zudem in die Lage versetzt werden, die internationale internationalen Dialogs und Austausches sein Ziel erreicht hat. Zusammenarbeit kennenzulernen, wie sie auch das spätere Nach der Rückkehr aus Japan konnten wir feststellen, dass der Berufsleben verlangt. Austausch sehr fruchtbar war, belegt durch viele neue Ideen, Ansätze und Erkenntnisse – einzigartig in jeder Hinsicht. Hier- 4 • Austausch und Kooperationen verstetigen für bedanken wir uns recht herzlich bei allen, die dieses Pro- Das Japanengagement der hessischen Designer hat inzwi- jekt unterstützten. schen ein reges Medienecho sowohl in Deutschland als auch in Japan erlangt. Es ist ein gelungener Beitrag für die Image- 3 • Kulturelle und traditionelle Facetten bildung des Ausbildungs- und Wirtschaftsstandortes Hessen. Neben umfangreichen Besichtigungen historischer und kultu- Beide Projekte wurden im Rahmen einer Abschlussveranstal- reller Plätze gab es bei beiden Reisen genügend Zeit für die tung am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt Teilnehmer, die Städte selbstständig zu entdecken und einen der Öffentlichkeit vorgestellt. Hierzu ist ein Reisebericht in umfangreichen Eindruck der Lebens- und Arbeitsgewohn- Form von zwei Publikationen und einer DVD entstanden, die heiten Japans kennenzulernen. Aufgrund der exzellenten Be- auch durch Studierende des Studiengangs erstellt wurden. treuung und Organisation durch die Hessenagentur und durch Darüber hinaus konnten dank der entstandenen guten Bezie- die Firma Brother vor Ort wurden somit auch Einblicke in die hungen zur Firma Brother inzwischen einige Industrie-De- kulturellen und traditionellen Facetten Japans möglich. Beide sign-Studenten der h_da ein Praktikum in der Firmenzentrale Reisen begannen jeweils mit einem mehrtägigen Aufenthalt in in Nagoya absolvieren. Tokio. Von dort aus ging es weiter mit Shinkansen-Zügen Rich- Aufgrund der durch die Reisen entstandenen guten Kontakte tung Süden über die Städte Nagoya und Kyoto bis nach Fukuo- zur Kyushu-Universität in Fukuoka ergab sich seit 2007 im ka. Untergebracht wurden die Gruppen in traditionellen Hotels Rahmen eines Kooperationsvertrages ein regelmäßiger stu- bzw. Gästehäusern der besuchten Universitäten. dentischer Austausch und auf wissenschaftlicher Ebene ein Von Tokio aus besuchten wir mit Tagesausfl ügen die Univer- Forschungsprojekt zwischen Prof. Minako Ikeda und Prof. Tom sity of Tsukuba (Prof. Toshimasa Yamanaka), die University of Philipps. Aufgrund des spannenden Dialogs wird aktuell inzwi- Chiba (Prof. Kazuo Sugiyama) und die Musashino Art Univer- schen das dritte Japan-Exchange-Projekt vorbereitet, das im sity (Prof. Tadanori Nagasawa). In Kyoto die Seika University Frühjahr 2009 realisiert wird. und zum Schluss der Partnerhochschule der h_da, die Kyushu Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einen kleinen University in Fukuoka. Eindruck der ersten beiden Reisen und den vorgestellten Pro- Während der beiden Reisen nach Japan konnten die frischen jekten vorstellen. Begleiten Sie uns auf der Reise ...

83 QUERSCHNITT 23

5 • Die erste Reise: Projektthema „Ein Tag“ Anhand eines Tagesablaufes fi ktiver Personen entwickelten die drei Projektgruppen in Darmstadt, Kassel und Offenbach typische Lebens-, Arbeits-, Wohn- und Freizeitszenarien, wie sie an den jeweiligen Hochschulstandorten anzutreffen sind. Ausgehend von der gegenwärtigen Situation wurden Pro- duktwelten und Systeme zukünftig möglicher Lebenszusam- menhänge entworfen. Idee war, dass für die japanischen Part- ner eine explizit europäische Sicht auf mögliche Entwicklungen auch in ihren regionalen Ausprägungen von hohem Interesse ist. Speziell die Lebenswelt junger Menschen sollte betrachtet werden, die den japanischen Studierenden ebenfalls nahe sein dürfte. Vorgestellt wurden diese dann an den – ebenfalls designori- entierten – Hochschulen in Tsukuba, Chiba, Kyoto, Musashino und Fukuoka. Die Arbeiten zum Projekt „Ein Tag“ wurden in Japan als „Aus- stellung im Handkoffer“ präsentiert. Die Koffer, gesponsert von der Firma Rimowa, dienten gleichzeitig als „Ausstellungs- vitrine“ und stellten somit besondere Anforderungen an die beteiligten Studenten. Auf Einladung von Brother hat die Dele- gation auch einen Zwischenstopp in der Unternehmenszentra- le in Nagoya eingelegt. Abbildung 3 • Das Team der ersten Reise Brother blickt mit seiner bald 100-jährigen Firmentradition und als eines der ersten exportorientierten Unternehmen Ja- Team Darmstadt erste Reise: pans auf eine lange Designgeschichte zurück. Dort stand ein Johannes Beverung – Project: Modular Landscaping Treffen mit Designern auf dem Programm, bei dem der Nach- Verena Uekermann – Project: Integrative Planting wuchs sehen konnte, welche Anforderungen an das Design Bao-Nghi Droste – Project: Nicpic von Produkten gestellt werden, die zum einen für den globalen Alexander Rybol (Alfaalex) – Project: Kitchenware Markt entwickelt werden und zum anderen technologischen Stephan Zimmermann – Project: Instant Balcony Notwendigkeiten Rechnung tragen müssen. Brother gehört in Michael Neugebauer – Project: Memento Deutschland zu den erfolgreichsten Anbietern von Kommuni- Matthias Wieser – Project: Memento kationstechnologie. Prof. Tom Philipps

84 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildungen 4–7 • Erste Reise nach Japan

Abbildung 8 • Besuch unserer Partnerhochschule Kyushu University, Fukuoka, bei Prof. Minako Ikeda und Prof. Hisayasu Ihara

Abbildungen 9–14 • Besuch der „University of Tsukuba“, der „University of Chiba“ Abbildungen 15–16 • Das „mobile“ Präsentationssystem im Einsatz und der „Kyoto Seika University“

85 QUERSCHNITT 23

MEMENTO – Wertschöpfung im kulturellen Austausch NICPIC – Matte zum Liegen, Sitzen und Lehnen Entwurf • Michael Neubauer und Matthias Wieser Entwurf • Bao-Nghi Droste

Ein Gastgeschenk – es soll für Gastfreundschaft danken und Ein Stück Naturgefühl wird mit dem Entwurf der Matte die gegenseitige Achtung und geistige Anregung zum Aus- Nic-Pic in die eigenen vier Wände geholt. druck bringen. Im Grünen auf der Wiese liegen – das richtige Ambiente Statt Geschenkpapier umhält ein Stück Filz einen 10x10 cm unterstützt nicht nur beim Lernen, sondern fördert die Ent- großen Betonwürfel. Ausgepackt zeigt die obere Seite des spannung. Der besonderer Vorteil der Matte: Auf ihr kann Würfels eine Vertiefung. Darin ein kleiner hölzerner Block, man nicht nur liegen und sitzen, sondern sich sogar anleh- bestehend aus hölzernen Stäbchen. Sie stehen für die Men- nen. Basis bildet eine Kernmatte mit Fassungen, in denen schen, die sich bei diesem Besuch begegnen. Filzelemente verankert sind. Diese verjüngen sich nach au- Die Bedienungsanleitung besteht aus einem Bild: Einfach ßen trapezförmig. Da die Elemente eine dreieckige Grund- Wasser auf den Würfel träufeln. Nach zwanzig Minuten er- form haben, kann die Matte in vier Richtungen gerollt wer- schließt sich der Sinn: Unter dem Druck des aufquellenden den: Entlang der Vertiefungen zwischen den Elementen von Holzes platzt der Beton auf. Freundschaft und der Austausch rechts nach links, von links nach rechts, längs oder quer. von Kultur und Wissen sind in der Lage, bisheriges Denken in Der minimale Biegeradius ist vom Trapezwinkel der Filzele- Köpfen und Herzen zu sprengen und so Brücken zu bauen für mente abhängig: Je steiler ihr Winkel, desto größer wird der gegenseitiges Verständnis. minimale Biegeradius. So kann durch unterschiedliche Sei- tenschrägen die Matte von links nach rechts niedriger gerollt werden als etwa entlang der Längsseite. Wird sie so eng gebogen, so dass die Filzelemente direkt aneinanderliegen, bietet Nic-Pic genügend Stabilität, um sich etwa anzulehnen oder erhöht zu sitzen.

86 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

KITCHENWARE – Kochgeschirr für kleine Küchen INSTANT BALCONY – Studentische Wohnraumerweiterung Entwurf • Alexander Rybol Der Instant-Balkon macht aus jedem Fenster eine Balkontür. Entwurf • Stephan Zimmermann Töpfe, Pfannen, Wasserkocher und Herd – dieser Entwurf bringt auf geschmackvolle Weise Ordnung in die Küche und Studentenwohnheime – ein günstiger Wohnraum für viele spart dabei noch Platz. junge Menschen. Doch der Preis für wohlige Wärme zu güns- Kitchenware ist ein Kochgeschirr, bei dem Heizplatten tigem Preis ist die Reduktion aufs Notwendige. Und ein Bal- und zwei Töpfe eine Einheit bilden, die sich besonders kon, der unmittelbaren Kontakt zur Außenwelt bietet, gehört fl exibel nutzen lassen. Da das Auge bekanntlich mitisst, in den seltensten Fällen dazu. Dabei lernt und lebt es sich an legte der Student zudem Wert auf Eleganz. Die Heiz- der frischen Luft oft besser. Die „Veranda light“ ist zusam- platten sind nicht aus Metall gefertigt, sondern aus Holz. menklappbar – schon damit sie überhaupt durchs Fenster In den Werkstoff sind elektrische Kontakte eingelassen, die passt. Gurte aus dem Innern der Wohnung sichern den Bal- Heizelemente selbst befi nden sich in den beiden Töpfen – kon. Der wird in das untere Fensterprofi l eingehängt. Danach einem niederen und einem hohen. Sicherheit gewährleistet klappt der Frischluftfreund zwei Stangen nach oben, führt ein Mikroprozessor in der Steuerung. Das niedere Kochge- sie aus, verankert sie fest am oberen Fensterprofi l. Ausleger fäß dient zum Braten. Hierin können Fleisch, Fisch oder auch mit Grip-Blöcken stützen den Balkon nach unten gegen die Gemüse schmackhaft zubereitet werden. Das größere der Hauswand ab. Ist der Balkon fest verankert, werden die Ge- beiden Gefäße dient als Kochtopf. Der Clou liegt darin, dass länderprofi le nach oben geklappt. In den vertikalen Stützen der kleine Topf passgenau auf den großen gestülpt werden befi ndet sich Drahtseil auf einer Federspule. Herausziehen, kann. Damit übernimmt er nicht nur die Funktion eines De- Geländerpfosten umspannen – fertig. Nun steht dem Früh- ckels, sondern beide Töpfe werden zu einem kleinen Ofen, stück oder Lernen im Freien nichts mehr im Wege. platziert man ein Gitter zwischen sie. So kann der Chef de la cuisine Toasts backen oder Speisen aufwärmen.

87 QUERSCHNITT 23

Abbildung 17 • Zweite Reisegruppe mit dem Designteam von Brother

6 • Die zweite Reise: „Studienprojekte für Brother“ Thema „Fashion“, das den geschichtlichen Ursprung der Firma Brothers aufgreift, die Entwicklung von Nähmaschinen. „Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens.“ In diesem Kontext wurden unterschiedliche Konzeptionen Albert Einstein ausgearbeitet, die diese inzwischen hoch entwickelte Techno- logie aus feinmechanischen und elektronischen Komponenten Als global agierender Technologiekonzern mit einer fast in völlig neuen Anwendungsbereichen platzierte. Während 100-jährigen Firmengeschichte hat Brother technologische der beiden Aufenthalte sollten die jungen Designer nicht nur Veränderungen miterlebt wie kaum ein anderer Konzern seiner vor Hochschulen und Unternehmen präsentieren, sondern Branche. Seit der Gründung der kleinen Nähmaschinenrepara- sich auch von einer Kultur inspirieren lassen, in der seit jeher turwerkstatt in Nagoya hat der Fortschritt bis heute bereits öf- großer Wert auf Design gelegt wird und die zu den führenden ters Einzug in das Unternehmen gehalten. Für Brother hat die Designnationen der Welt gehört. Aussage Albert Einsteins bis heute kein Stück an Wahrheit und Aktualität verloren. Der Austausch des Wissens ist der funda- mentale Bestandteil seiner Entwicklung. Team Darmstadt zweite Reise: Auch ist das Unternehmen überzeugt, dass Wissen, heute Kathrin Bernecker • Project: Magic Stick, Logo Pop mehr denn je, nicht an geografi schen oder kulturellen Grenzen Mirjam Stutzbach • Project: Combi Unit Halt macht und multikulturelle Kompetenz in einer zunehmend Christian Schrepfer • Project: Bookbinder, Coverplot, Food globalisierten Welt ein Schlüsselfaktor für Erfolg ist. Als inter- Modeling, Kid Set, Slider nationales Unternehmen mit Niederlassungen in der ganzen Fabian Wappler • Project: Bookbinder, Coverplot, Food Model- Welt fühlt Brother sich daher dem interkulturellen Austausch, ing, Kid Set, Slider insbesondere dem zwischen Japan und Deutschland, beson- Rupert Stauder • Project: Graphic ders verpfl ichtet. Deshalb hat es sich auch für die Unterstüt- Prof. Tom Philipps zung dieses Projektes im Rahmen des Deutschlandjahres in Japan entschieden. Die drei Themen „Fashion“, „Homeoffi ce“ und „IT“ wurden den drei beteiligten Hochschulen zur Auswahl vorgeschlagen. Absicht war es, praxisbezogene Studien zu entwickeln, die den Studierenden die Möglichkeit geben sollten, unter realis- tischen Bedingungen vertiefte internationale Berufserfah- rungen zu sammeln. Die KHS Kassel konzentrierte sich auf das Thema „IT“ (In- formationstechnik) und die HfG Offenbach widmete sich dem Thema „Homeoffi ce“. Das Team der h_da stellte sich dem

88 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildungen 18–21 • Präsentation bei Brother in Nagoya

Abbildungen 22–23 • Besuch der Musashino Art University bei Prof. Tadanori Nagasawa

Abbildungen 24–29 • Reinhard Keller, unser Dolmetscher von der Hessenagen- Abbildung 30 • Entdeckungen im Baumarkt „Tokyo-Hands“ tur, mit zwei Journalistinnen, Abschlussfeier mit obligatorischem Karaokeabend

89 QUERSCHNITT 23

BOOKBINDER – Technologietransfer japanischer Traditionen FOODMODELING - Leckereien aus feinstem Faden Entwurf • Christian Schrepfer, Fabian Wappler Entwurf • Christian Schrepfer, Fabian Wappler

Einzelne Seiten werden mittels eines Fadens zu einem ver- Der technische Fortschritt im dreidimensionalen Stricken nähten Block zusammengefügt. Bekannt ist diese Technik und Sticken und die Erfi ndung von essbarem Faden ermögli- als japanische Bindung. chen den Traum der „Garn-Praline“. Der Bookbinder macht es möglich, einen Stapel Papier or- Dieser Entwurf basiert auf der Idee des essbaren Fadens. dentlich und zugleich hochwertig zu einem Heft zu binden. Das Gerät verarbeitet den in einer Kartusche aufgewickelten Das übliche Abheften in einem Schnellhefter wird durch eine Faden aus Schokolade, Marzipan oder gar Käse zu einer be- Bindung ersetzt, die Assoziationen zur traditionellen Buch- liebigen dreidimensionalen Form. bindekunst hervorruft. Formstabil wird das gewünschte Objekt durch die Vorgänge Die Handhabung ist simpel: Der zu bindende Stapel Papier des Stickens, Nähens oder Strickens. Diese essbaren Ob- wird in das Gerät eingelegt, der Papierblock wird durchbohrt jekte umhüllen, durchdringen oder garnieren die Speisen und anschließend mit einem Faden zusammengenäht. Das der Zukunft oder sind die Speise selbst. Die Möglichkeiten Display und das Bedienelement leuchten bei Aktivität durch sind unendlich vielfältig. Der Fantasie sind keine Grenzen die Oberfl äche und reagieren bei Berührung. gesetzt. Nicht zuletzt verbindet der Bookbinder die beiden großen Was sonst nur Sterneköche oder Konditoren in geübter Fin- Produktfelder der Firma Brother: Drucken und Nähen. gerfertigkeit modellieren, könnte in Zukunft jeder für eine gelungene Dinnerparty zu Hause anwenden. Bookbinder technik • Angebot an japanische Ingenieurskunst Elektrisch angetriebene Spindeln steuern die Bohr- und Näh- einheit, die erst Löcher in das Papier bohrt, um es dann zu vernähen.

90 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

SLIDER – Hightec für die Hausfrau COVERPLOT - Dekor, Ornament, Muster, Struktur, Textur Entwurf • Christian Schrepfer, Fabian Wappler Entwurf • Christian Schrepfer, Fabian Wappler

Textilien werden mit speziellen Klebstoffen zusammenge- Studie eines „Stickplotters“ – der CoverPlot ermöglicht die schweißt. Diese speziellen Klebstoffe gewährleisten dehn- Dekoration von Papier oder Stoffbahnen durch gestickte bare Nähte, die das Bügeleisen ebenso wie den Maschinen- großfl ächige Muster, Ornamente und Texte. waschgang überstehen. Mit dem Slider lassen sich Textilien, anstelle einer Naht mit- Anwendungsmöglichkeiten gibt es reichlich: das bestickte tels Nadel und Faden, durch eine Klebenaht verbinden. In- Papier kann beispielsweise zur Dekoration des Raumes als dustrielle Verwendung fi nden geklebte Nähte zum Beispiel Tapete oder zur individuellen Gestaltung von Geschenk- oder bereits bei Sportbekleidung oder Zelten. So sind die Nähte Stoffbahnen verwendet werden. Eine besondere Anwendung nach Wunsch wasserdicht, windundurchlässig und extrem wäre, die Tapete mit einem elektrisch leitenden und leucht- belastbar. enden Faden zu besticken, welcher als leuchtendes Muster Ein weiterer Vorteil der Klebenaht ist, dass kein Saum ent- in der Dunkelheit sichtbar bleibt. steht und somit der Tragekomfort wesentlich verbessert Ungeahnte Möglichkeiten im Bereich des Stoffdesigns er- wird. Die Klebemaschine ermöglicht ein einfaches und un- geben sich ebenso für den Heimanwender. Sie können den kompliziertes Zusammenfügen von Textilien für den Heim- Stoff selbst gestalten. Der eigenen Fantasie sind keine Gren- gebrauch, wie zum Beispiel das Ausbessern aufgegangener zen gesetzt. Nähte ebenso wie das Schneidern individueller Mode. Die Klebemaschine vereint eine Vielzahl von Möglichkeiten in Ergänzung zur herkömmlichen Nähmaschine.

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Detaillierte Informationen zu den Japan-Exchange-Projekten projekte und Kooperationen mit dortigen Unternehmen und fi nden Sie auch unter: Hochschulen einen kontinuierlichen Dialog aufgebaut. Diverse Auszeichnungen zeichnen Studien-, Diplom- und Forschungs- www.fbg.h-da.de/Japan arbeiten seiner Studierenden aus, die inzwischen weltweit in vielen renommierten Designagenturen tätig sind. Schwer- punkte seiner Forschungs- und Entwicklungsprojekte liegen Kurzbiografi e • im Bereich der Medizintechnik und des Packaging-Design. Prof. Tom Philipps (*1966, Santiago de Chile) absolvierte ein Industrie-Design-Studium an der Hochschule Darmstadt so- wie ein Maschinenbau-Grundstudium an der Technischen Uni- versität Darmstadt. 1992 begann er bei „frogdesign“ in Alten- steig und später in Palo Alto, USA, als Industrie-Designer zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bei „via 4“ in Na- gold, bevor er 1996 in Wiesbaden seine eigene Agentur mit dem Fokus auf Industrie- und Corporatedesign gründete. Er ent- warf unter anderem verantwortlich für internationale Unter- nehmen wie AEG, Accenture, Braun, Deutsches Aktieninstitut, Deawoo, Eckes, Joop, Junghans, MontBlanc, Siemens & Co., Seeger, Toyota, Votex und ist mitverantwortlich für die strate- gische Ausrichtung der beiden Privatkliniken Rosenpark- und Jungbrunnenklinik. 2001 Berufung als Professor für Industrie- Design mit den Schwerpunkten Entwurf und Technologie der Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gestaltung. Seit Beginn seiner Lehrtätigkeit Implementierung und kontinuierlicher Aufbau eines der ersten CAID-Labore (Computer Aided In- dustrial Design) an deutschen Gestaltungs-Hochschulen. Seit 2002 ist er Studiengangleiter und baut als Forschungsbeauf- tragter des Fachbereiches kontinuierlich ein Netzwerk zwi- schen Hochschule, Technischer Universität sowie Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aus. Im Rahmen nationaler und internationaler Kooperationsprojekte pfl egt er den Austausch zwischen Design- und Ingenieurfakultäten. Sein besonderes Interesse gilt Japan. Er hat im Rahmen mehrerer Austausch-

92 Design Exchange Project: Germany–Japan FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildungen 31–38 • Reiseimpressionen

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Abbildung 1 • Bildhauerklasse, Handwerker- und Kunstgewerbeschule Trier, um 1930 (Archiv Kunstgießerei Plein, Speicher)

94 Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung FACHBEREICH GESTALTUNG

DESIGNLEHREN – WEGE DEUTSCHER GESTALTUNGSAUSBILDUNG

Autoren • Dr. Kai Buchholz Prof. Justus Theinert

1907 ergänzte die Künstlerkolonie Darmstadt ihr Tätigkeitsfeld um die „Großherzoglichen Lehr-Ateliers für angewandte Kunst“. Sie bilden den Ursprung der Gestaltungsausbildung auf der Mathildenhöhe und sind gewissermaßen – auch wenn sie nur wenige Jahre existierten – der Vorläufer des heutigen Fach- bereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt. Dort beginnen Ende 2005 die Vorbereitungen für die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Schnell herrscht Einigkeit darüber, dass das kommende Jubiläum nicht zu einer reinen Rück- oder gar Nabelschau werden darf, zumal bereits die Sichtung erster Quellen vielfältige und höchst interessante Querverbindungen zu anderen Hochschulen und anderen Lehrmodellen zutage fördert. Bei den weiteren Recherchen wird eine schmerzliche Lücke deutlich: Es gibt keine historische Gesamtsicht der Gestaltungsausbildung in Deutschland. Damit liegt der Zuschnitt des Forschungsprojekts auf der Hand – es soll darum gehen, die Geschichte der deutschen Gestaltungs- ausbildung in ihren Hauptsträngen nachzuzeichnen und mit der Geschichte der Lehrinstitutionen auf der Mathildenhöhe in Beziehung zu setzen. So werden allgemeine Tendenzen exemplarisch an einer Institution lebendig. Die Idee für ein Forschungsprojekt zur historischen Entwicklung der Gestaltungs- ausbildung in Deutschland stößt erfreulicherweise innerhalb und außerhalb der Hochschule auf breites Interesse. Das Finanzvolumen von ca. 120.000 Euro stellen die Hessische Kulturstift ung, das Präsidium der Hochschule Darmstadt, das Zentrum für Forschung und Entwicklung (zfe) sowie private Sponsoren bereit. Unterstützt von der Bildredakteurin Inken Gaukel und der externen Mitarbeiterin Silke Ihden- Rothkirch, die sich den Ausbildungsstätten in der DDR widmet, legen die beiden Autoren des Projekts nach bereits eineinhalb Jahren einen zweibändigen historischen Überblick vor, der bei der Arnoldschen Verlagsanstalt in Stuttgart erscheint und im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung am Fachbereich Ge- staltung im Dezember 2007 der Öff entlichkeit vorgestellt wird. Kürzlich wurde die Publikation von der Stift ung Buchkunst für die herausragende Gesamtkonzeption ausgezeichnet.

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Abbildung 2 • Gestaltungsschulen im Deutschen Reich um 1910 (Jakob Liesenfeld)

1 • Geschichte der Gestaltungsausbildung in Deutschland schulen, die Anfang der 70er Jahre wiederum in Hochschul- Alles begann mit der ersten Weltausstellung 1851 in London. fachbereiche für Gestaltung oder Design aufgingen. Bei allem Dort zeigten die großen Industrieländer nach einhelliger Mei- Wandel blieben die Fragestellungen, die zu Veränderungen nung der Kritiker zwar beachtliche Leistungen im ingenieur- und Reformen führten, aber immer dieselben. Sie betreffen technischen Bereich, doch gab die ästhetische Qualität der die Ausgestaltung der allgemeinen künstlerischen Lehrver- ausgestellten Waren wenig Anlass zu Stolz und Bewunderung. anstaltungen zu Beginn des Studiums (Grundlagenunterricht), Im Gegenteil: Nationen wie Deutschland und England mussten die Rolle der Wissenschaften innerhalb des Curriculums so- kleinlaut eingestehen, dass sie gestalterisch nicht nur vielen wie die Frage, in welchem Maße unternehmerische Belange in Kolonien unterlegen, sondern auch hinter die eigene Vergan- den späteren Berufsfeldern bereits während der Ausbildung genheit zurückgefallen waren. berücksichtigt werden müssen. Der deutsche Architekt Gottfried Semper schlug deshalb vor, Kunstgewerbemuseen einzurichten, in denen vorbildlich Grundlagenunterricht gestaltete Gegenstände der Vergangenheit gezeigt werden Als die vom Jugendstil beeinfl ussten Gestaltungslehrer be- sollten. Ziel war die Geschmacksbildung der Konsumenten, gannen, nicht mehr aus dem Stilrepertoire zurückliegender Unternehmer und Entwerfer.1 Gleichzeitig trat Semper dafür Epochen zu schöpfen, sondern sich kreativ an natürlichen Vor- ein, diesen Museen Ausbildungsstätten für Gestalter anzu- bildern zu orientieren, stellte sich die Frage nach den Grundla- schließen, um die ästhetische Qualität der Waren auch lang- gen der Gestaltung neu. Von Berlin, Wien, München und Düs- fristig sicherzustellen. seldorf aus verbreitete sich das Konzept, die Schüler zunächst Bereits ein Jahr später eröffnete auf diesen Vorschlag hin in ein Jahr lang für die gestaltenden Kräfte der Natur zu sensi- London das South Kensington Museum. Ähnliche Institutionen bilisieren und in schöpferischer Freiheit deren Gesetzmäßig- folgten – unter anderem 1868 das Königliche Kunstgewerbe- keiten zu ergründen.2 museum in Berlin mit einer angegliederten Unterrichtsanstalt. Johannes Itten, der erste Leiter der Vorlehre am Bauhaus, So war der Grundstein für zahlreiche weitere Kunstgewerbe- widmete sich ebenfalls der Entwicklung künstlerisch-intui- schulen gelegt, die darauf abzielten, geeignete Entwerfer für tiver Potenziale, ging aber nicht mehr vom Naturvorbild aus, die neue industrielle Kultur auszubilden. Um 1910 zählte allein sondern von den Einsichten der großen Maler der Vergangen- das Deutsche Reich über 60 derartige Ausbildungsstätten. heit. Er rückte die allgemeine Kontrastlehre ins Zentrum des Im Laufe der Zeit ergab sich in regelmäßigen Abständen Re- ersten Ausbildungsjahres: Das Hell-Dunkel, die Material- und formbedarf. Immer wieder fanden sich Ideen und Ansätze, um Texturstudien, die Formen- und Farbenlehre, der Rhythmus den Unterricht zu verbessern, was sich nicht zuletzt in neuen und die expressiven Formen wurden in ihren Kontrastwir- Bezeichnungen für die Ausbildungsstätten widerspiegelte: Im kungen dargestellt und besprochen. Die Schüler hatten die- Nationalsozialismus taufte man die meisten Kunstgewerbe- se Kontraste auf drei Arten zu studieren: sinnlich-erlebend, schulen in „Meisterschulen des deutschen Handwerks“ um. verstandesmäßig-objektivierend und synthetisch-gestaltend.3 Diese fi rmierten nach dem Zweiten Weltkrieg als Werkkunst- Ittens Nachfolger László Moholy-Nagy setzte dagegen bei der

96 Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildung 3 • Vorkurs von Josef Albers, Bauhaus Dessau – Hochschule für Gestaltung, 1928/29 (Foto: Umbo (Otto Umbehr). © Phyllis Umbehr/Gallery Kicken Berlin; Josef and Anni Albers Foundation, Bethany CT)

sinnlichen Erkundung des Materials an. Der Gesamtaufbau Raumkörper bildeten bei ihm eine organische Einheit des vi- seines Grundlagenunterrichts vollzog sich in drei Schritten: suell Erfassbaren.8 Kunsthandwerk und Industrieproduktion vom Material über das Volumen (Plastik) zum Raum (Architek- sollten auch hier keine Gegensätze sein. Eine kluge Entschei- tur).4 Josef Albers, der wiederum Moholy-Nagy ablöste, ging dung, die bis heute die besondere Qualität der Burg ausmacht. es schließlich darum, den Schülern objektive Einsichten in Be- Der Grundlagenunterricht an der Kunsthochschule Berlin- zug auf Form, Farbe und Material zu vermitteln, die sich un- Weißensee wurde 1970 durch ingenieurtechnische Grundla- mittelbar in der entwerferischen Praxis anwenden ließen.5 gen von Alfred Hückler ergänzt. Ihm ging es um „Gestalt als Bei der Neubesetzung von Grundlagenstellen nach dem Zwei- Konsequenz des Notwendigen“ – technische Kenntnisse und ten Weltkrieg bevorzugte man Bauhaus-Absolventen, da sie Fähigkeiten waren für ihn kein beliebiger Zusatz, sondern in- als politisch unbelastet galten und eine gründlich systemati- tegraler Bestandteil der Designtätigkeit. So betrachtete er die sierte Lehre genossen hatten. Die meisten von ihnen erwiesen geometrische Beschreibung der disparaten Formenwelt als sich jedoch als epigonal: Sie waren oft gar nicht in der Lage, zwingende Voraussetzung, um neue Formen zu entwickeln.9 die Lehre auszuführen, geschweige denn zu hinterfragen. So Im Westen warf zeitgleich die Hochschulreform ihre Schat- verbreitete sich fast fl ächendeckend eine unverstandene und ten voraus. Unter massivem Druck wurden die Schulen dort starr formalisierte Vorlehre, die stur abgearbeitet und nicht aufgefordert, ihre Existenzberechtigung mit zeitgemäßen kreativ weiterentwickelt wurde. Lehrprogrammen nachzuweisen. In dieser Notsituation über- Anders an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Den Einstieg in nahmen die meisten von ihnen einfach unrefl ektiert das mitt- das Studium bildete zwar auch dort zunächst die Grundlehre lerweile anerkannte Grundlagenprogramm der kurz zuvor ge- im Sinne des späten Bauhauses, einige Jahre später wurde sie schlossenen HfG Ulm, oft ohne es ausfüllen zu können. Wieder jedoch systematisiert und als direktes fachliches Training für wurde fl ächendeckend ein unverstandenes, standardisiertes die Arbeit in den Entwurfsabteilungen neu ausgerichtet.6 Konzept eingeführt. An den Werkkunstschulen pfl egte man indes ein ganzheit- Glücklicherweise gab es auch Ausnahmen. Auf einzigartige liches Bildungsideal, das kunstgewerbliche Tradition und mo- Weise verband beispielsweise Nick Roericht in Berlin metho- dernen Rationalismus in Einklang zu bringen versuchte. Max dische Klarheit und kreative Offenheit, wissenschaftlichen An- Burchartz in Essen unterschied in diesem Sinne zwischen der spruch und schöpferische Freiheit miteinander. Ihn führte die Zweckform und der wesenhaften Gestalt – für ihn zwei voll- Schulung, die er aus Ulm mitgebracht hatte, nicht in die graue kommen unabhängige, aber gleichermaßen zu berücksich- Theorie, sondern in die sich ständig wandelnden Sinn- und tigende Phänomene. Es gelang ihm, Grundlagenübungen zu Wertzusammenhänge des realen Lebens.10 entwickeln, in denen Form, Raum, Oberfl äche und Farbe in Einen systematischeren Weg beschritt Jochen Gros an der ihrer harmonischen Beziehung zueinander hervortraten.7 Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Sein Ziel war eine Mitte der fünfziger Jahre erarbeitete Lothar Zitzmann in Hal- Erweiterung des Ulmer Funktionalismus, die sich auf die zahl- le ein Lehrsystem, das auf den Werkkunstcharakter der Burg reichen Bedeutungsnuancen von Gebrauchsgegenständen Giebichenstein zugeschnitten war. Raum, Körper, Fläche und konzentrierte. Damit sich eine solche Herangehensweise nicht

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Abbildung 4 • Statikübung (Workshop Jochen Gros), Hochschule für Gestaltung Offenbach, 1988/89 (Foto: Jochen Gros)

in begriffl ichen Turnübungen erschöpfte, initiierte Gros neben Als man diesen Historismus um 1900 ad acta legte und nach defi nitorischen Übungen auch praktisch-experimentelle Work- einem eigenen Zeitstil suchte, schlug die Stunde der Einfüh- shops. In einem dieser Workshops zum Thema „Abmagern“ lungspsychologie: Der Jugendstilkünstler August Endell, der ging es beispielsweise darum, der symbolischen Überfrach- zuvor bei Theodor Lipps in München studiert hatte, konzipierte tung der Konsumwelt durch „Produktfasten“ auf die Spur zu eine Theorie, in der Form- und Proportionsunterschiede sys- kommen. Das bedeutete für die Teilnehmer konkret: keine pri- tematisch mit unterschiedlichen Empfi ndungswerten korre- vate Autonutzung, Fernsehen ist out, keine Uhr am Arm, Birne spondierten. Seine Erkenntnisse bildeten wenig später die the- aus – Kerze an, Sitzen ohne Lehne, nur Essbares kaufen.11 oretische Basis für den Unterricht an den 1902 von Hermann Angesichts der fortschreitenden Versachlichung und Ver- Obrist und Wilhelm von Debschitz gegründeten Lehr- und Ver- zweckung des Grundlagenunterrichts in den 70er und 80er such-Ateliers für angewandte und freie Kunst in München.13 Jahren warf der Maler und Kunstpädagoge Fritz Seitz die Frage Naturwissenschaftliche Modelle kamen erstmals am Weima- auf, ob die klassische Grundlehre wirklich ausgedient habe. Er rer Bauhaus ins Spiel: Moholy-Nagy übernahm hier die wis- erinnerte daran, dass sie ursprünglich gerade keine fachspezi- senschaftstheoretischen Positionen der Empiriokritizisten. fi sche Grundausbildung sein sollte, sondern ein originäres Su- Diese vertraten die Auffassung, dass alle Erkenntnis auf Sin- chen, Erkunden und Erfi nden, um jenseits von vorgezeichneten nesdaten beruhe und deshalb dem wissenschaftlichen Ex- Wegen Konventionen und Gebräuchliches abzuschütteln. Ge- periment als empirischer Basis systematischen Wissens die nau das sei aber für die Arbeit des Designers absolut notwendig. entscheidende Rolle zukomme. In diametralem Gegensatz zu Deshalb plädierte Seitz dafür, das ästhetisch-schöpferische Itten, dem es vor allem um die individuellen schöpferischen Potenzial der alten Grundlehre zu reaktivieren, aber nicht al- Kräfte seiner Schüler gegangen war und der die geistigen lein als eine Heranführung zu Beginn des Studiums, sondern Grundlagen seines Unterrichts aus Lebensphilosophie, Maz- als eine dem Leistungsdruck enthobene, freie Suche nach ge- daznan-Lehre und Reformpädagogik bezogen hatte,14 stellte stalterischen Grundlagen auf allen Stufen der Ausbildung.12 Moholy-Nagy deshalb die geregelte Wahrnehmung unter- schiedlicher Materialien in den Mittelpunkt der Lehre: Selbst Das Design und die Wissenschaften gefertigte Tasttrommeln fungierten beispielsweise als quasi Bis heute ist die Ausbildung von Gestaltern sehr praxisnah. wissenschaftliche Versuchsaufbauten – die Ergebnisse der Dennoch gab es immer wieder Bestrebungen, wissenschaft- mit ihnen durchgeführten Wahrnehmungsexperimente wur- liche Erkenntnisse und Methoden für den Unterricht fruchtbar den sorgfältig protokolliert.15 zu machen. Das erste Fach, das in dieser Hinsicht eine Rolle Als Moholy-Nagy später das New Bauhaus in Chicago gründe- spielte, war die Kunstgeschichte: Die Vorbildfunktion, die an te, lud er den Philosophen Charles W. Morris ein, semiotische, den ersten Kunstgewerbeschulen der Vergangenheit zukam, informationstheoretische und kybernetische Theorieansätze ließ sich nicht allein aus der Anschauung ableiten, sondern in die Ausbildung einzubringen.16 Damit vollzog er denselben musste um kunsthistorisches Wissen über Stile und Entste- methodischen Schritt von den Sinnesdaten zur Sprache wie hungshintergründe angereichert werden. vor ihm Rudolf Carnap, Mitglied des Wiener Kreises und bei

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Abbildung 5 • Abraham A. Moles im Unterricht, Hochschule für Gestaltung Ulm, 60er Jahre (Foto: Herbert W. Kapitzki; HfG-Archiv Ulm)

Gründung des New Bauhaus selbst in Chicago im Exil. Die Rolle der Wirtschaft Diese neue theoretische Ausrichtung fand nach dem Zweiten Während wissenschaftliche Methoden erst nach und nach in Weltkrieg an der HfG Ulm eine Fortsetzung, was insofern nicht die gestalterische Ausbildung integriert wurden, spielten be- verwundert, als sich die Gründer der HfG bei der Erstellung rufspraktische Erwägungen und die Forderungen der Industrie des Studienprogramms von ehemaligen Bauhäuslern in den von Anfang an eine wichtige Rolle. Bereits die Überlegungen USA beraten ließen. Vertreter unterschiedlicher Disziplinen Sempers hatten ja vor allem die internationale Wettbewerbs- (unter ihnen Max Bense, Abraham A. Moles und Horst Rittel) fähigkeit der industriellen Produkte im Auge. stellten die Ausbildung in Ulm auf ein breites wissenschaft- Eine weitere Zäsur bildete ein Vortrag von Hermann Muthesi- liches Fundament.17 Man versuchte, die funktionalen Systeme, us, der als Geheimrat des Handelsministeriums für den Aus- in denen sich menschliches Leben bewegt, mit kybernetischen bau der preußischen Kunstgewerbeschulen zuständig war. Modellen zu erschließen und diese als Ausgangspunkt für den Anlässlich der 3. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 Entwurfsprozess zu verwenden. Die Semiotik von Charles in Dresden führte er aus: „So verständlich das Verlangen der Sanders Peirce wurde bei Bense zu einem Instrumentarium, Industrie ist, aus der Schule Hilfskräfte zu erhalten, die ihr von mit dem sich die praktischen und ästhetischen Bedeutungs- unmittelbarem Nutzen sein können, so anfechtbar muß auf der schichten der Gebrauchsgegenstände systematisch erschlie- anderen Seite der Wunsch sein, die Schule in den Dienst der ßen lassen sollten. Launen des wechselnden Tagesgeschmacks zu stellen. Für die Bis heute schlagen sich die Ulmer Theorieansätze in den meis- Schule kann stets nur das eine Ziel vorhanden sein: zu erzie- ten deutschen Designstudiengängen nieder, was nicht zuletzt hen.“19 Einige Unternehmer protestierten gegen dieses Ansin- an Korrekturversuchen wie dem Erweiterten Funktionalis- nen. Andere, die fortschrittlicheren, unterstützten Muthesius mus der HfG Offenbach oder der Produktsemantik von Klaus und schlossen sich mit führenden Entwerfern zum Deutschen Krippendorff ablesbar ist, die unmittelbar aus dem geistigen Werkbund zusammen, um den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Universum der Ulmer Hochschule hervorgegangen sind.18 Produkte durch eine anspruchsvolle, geschmacksbildende Ge- Gleichzeitig muss man konstatieren, dass die Art und Weise, staltung sicherzustellen. Das Projekt trug jedoch nicht nur zu wie wissenschaftliche Methoden heute in die Gestaltungsaus- einer verantwortungsbewussten Haltung von Unternehmern bildung integriert werden, zufällig entstanden ist: Individuelle bei, sondern auch dazu, dass an den Kunstgewerbeschulen theoretische Vorlieben einzelner Lehrer, zufällige persön- immer mehr Entwürfe für die Praxis entstanden. liche Konstellationen und intellektuelle Moden prägten den Insbesondere der Direktor der Handwerker- und Kunstgewer- Gang der Entwicklung. Das Verhältnis von wissenschaftlicher beschule Halle, Paul Thiersch, erkannte die Gefahren dieser Methodik und Design unbefangen zu hinterfragen und umzu- Entwicklung. Er wandelte seine Schule deshalb in die Werk- gestalten, eröffnet der Designausbildung deshalb fruchtbare stätten der Stadt Halle um – ein Unternehmen mit eigenen Zukunftsperspektiven. Produktionsstätten und Einnahmen, das vorbildliche Schü- lerentwürfe vertrieb. Das unabhängig von vordergründigen marktstrategischen Erwägungen entstandene Warenange-

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Abbildung 6 • Jury des Modellbau-Wettbewerbes der AG (ganz links: Heinz Abbildung 7 • Studenten des Studiengangs Transportation Design der Fachhoch- Georg Pfaender), 1971 (Foto: Archiv Heinz G. Pfaender) schule Pforzheim bei der Arbeit am Modell des Exelero, 2004 (Foto: Maybach/Fulda)

bot der Werkstätten sollte zu einer menschenwürdigen Pro- rationalisierten Industrieproduktion unter. Besonders radikal duktkultur beitragen.20 agierte dabei die HfG Ulm, die ihre Methoden zum großen Teil Auch das Bauhaus in Weimar und später in Dessau bewegte aus der Industrie ableitete.22 sich im Spannungsfeld zwischen schöpferischer Freiheit und Indes wirkten die Designerverbände zusammen mit der In- anwendungsbezogenem Unterricht. Einerseits berief man mit dustrie auf eine stärkere Professionalisierung aller Schulen Lyonel Feininger, Paul Klee und Wassily Kandinsky bewusst hin, weil der Bedarf an fähigen Gestaltern rapide stieg, die Lehrkräfte, die aus der freien Kunst kamen. Andererseits Werkkunstschulen aber noch nicht die nötigen Kompetenzen mündete das Studienprogramm am Ende in die sogenannte vermittelten oder sich sogar kritisch gegenüber der Industrie Baulehre – der handwerklichen Mitarbeit der Schüler auf Bau- verhielten.23 plätzen der Praxis.21 In diesem Rahmen erfüllte das Bauhaus Als die Gestaltung mit den Provokationen des Neuen deutschen öffentliche und private Aufträge wie die von Walter Gropius Designs in den 80er Jahren von den Medien wahrgenommen geleitete Errichtung der Siedlung Dessau-Törten. Unter der wurde und so in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit Führung von Hannes Meyer konnte der Warenumsatz des Bau- rückte, veranstaltete die Industrie zunehmend studentische hauses sogar noch einmal mehr als verdoppelt werden. Ideenwettbewerbe, weil kreative Vielfalt in den Unternehmen Diese praktische Ausrichtung mag 1937 die Entstehung des selbst nicht erzeugt werden konnte und sich die Ergebnisse New Bauhaus in Chicago begünstigt haben, das als Initiative von Wettbewerben auch werbewirksam publizieren ließen. der Chicago Association of Arts and Industries entstand. Dem In den folgenden Jahren verlagerten sich diese Kooperationen unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen sollte in dieser neuen hin zu konkreten Entwicklungsprojekten. Dadurch gerieten die Ausbildungsstätte für Industriedesigner Priorität zukommen. Hochschulen – ein bereits seit den 20er Jahren häufi g kriti- Gründungsdirektor Moholy-Nagy baute eine Schule auf, deren siertes Phänomen – in Konkurrenz zur professionellen Praxis. Unterrichtsplan eng am Programm des Bauhauses unter Gro- Der Ruf nach immer mehr Drittmitteln verschärft das Problem pius ausgerichtet war, deren Vorkurs sich allerdings stärker heute zusätzlich. an den Belangen der industriellen Formgebung orientierte. Wie ein roter Faden zieht sich durch alle genannten Problem- Bereits in seiner ersten Ansprache am New Bauhaus betonte felder ein zentraler Gegensatz: die Polarität von Intuition und er, dass die gestalterische Arbeit nicht nur unter wirtschaft- Methode in der Designausbildung. Die Möglichkeit, dass es der lichen und ästhetischen, sondern auch unter moralischen Ge- gleichzeitigen Pfl ege beider Herangehensweisen bedürfen sichtspunkten betrachtet werden müsste, und säte damit bei könnte, um in diesem Spannungsfeld gestalterische Hand- den anwesenden Geschäftsleuten Misstrauen. Schnell galt lungsspielräume überhaupt erst zu eröffnen, wird dabei leider das New Bauhaus in den Augen seiner Geldgeber als elitär und kaum in Betracht gezogen. Der Blick in die Vergangenheit der zu wenig marktorientiert, weshalb es ein Jahr später wieder Designausbildung belegt jedoch, dass die heutige Suche nach geschlossen wurde. fruchtbaren neuen Lehrkonzepten genau hier ansetzen muss. In der Zeit des Wirtschaftswunders ordnete sich auch die Ge- staltung in Deutschland den Bedürfnissen der immer stärker

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Abbildung 8 • Max Burchartz im Unterricht, Folkwang Schule für Gestaltung Essen, um 1955 (Foto: Folkwang Schule für Gestaltung. Werkkunstschule der Stadt Essen. Schrift 7. Essen 1958. o. S.) 101 QUERSCHNITT 23

Abbildung 9 • Gestaltungsschulen in Deutschland 2007 (Jakob Liesenfeld)

2 • Konsequenzen nommen und wenn doch, dann weitestgehend dem Zufall Was bedeutet das konkret für die aktuellen Diskussionen um überlassen. Es gilt deshalb, bewährte künstlerische Metho- den Grundlagenunterricht? Derzeit werden Grundlagen meist den wiederzuentdecken, um sie gemäß den Anforderungen als eine Mischung von systematischer, schematisierter Lehre unserer Zeit zu ergänzen. Solche Methoden greifen in Be- der bildnerischen Mittel und prozess- und kontextorientierter reiche jenseits des Verstandes. Sie sind zielfrei beziehungs- Problemlösungssuche betrieben, mal blockartig dem Studium weise (um es mit einem bewährten Terminus der philoso- vorangestellt, mal studienbegleitend. Dabei sind drei grundle- phischen Ästhetik auszudrücken) interesselos und achten gende Aspekte ins Hintertreffen geraten: auf das, was sich im Prozess ergibt. Künstlerische Methoden • Das strikte Lösen von den Vorbildern, wie es schon Itten mit sind insofern ergebnisorientiert, als sie Ideen hervorbringen, seiner Vorlehre bezweckte. Vorbilder – ob dingliche oder aus denen sich – in einem zweiten Schritt – Lösungen heraus- menschliche – hindern daran, eigenständige schöpferische kristallisieren lassen. Die heute üblichen zielorientierten Me- Wege zu entdecken. Grundlagenübungen, die sich der kon- thoden fokussieren dagegen auf Lösungen, nicht auf Ideen. kreten Anwendung entziehen, bannen diese Gefahr. Aller- Insgesamt erfordert die produktive Neuausrichtung der De- dings nur, wenn sie sich nicht im unrefl ektierten Durchdekli- signausbildung eine differenzierte Betrachtung kreativen nieren formaler Erscheinungen und Kategorien erschöpfen. Tätigseins. Dabei sind drei aufeinander aufbauende Phasen • Der Bezug zum ganzen Menschen. Die Tendenz, den Menschen oder Ausprägungen der Kreativität zu unterscheiden, deren als einen funktionalen Organismus mit einem Katalog an Schulung nur auf grundlegend verschiedenen Wegen gelin- Grundbedürfnissen zu betrachten, die im späten Bauhaus gen kann: begann, entfernte das gestalterische Denken von wesent- • Die off ene Kreativität des unmittelbaren, ungefi lterten Ein- lichen Aspekten der menschlichen Existenz. Fragen nach falls, der Inspiration, erfordert die Ausbildung von Fähig- Schönheit und Dekoration, also der Besonderung des Le- keiten in den Bereichen Intuition, Ahnung und Spüren. Ihr bens, werden ebenso ignoriert wie die Frage nach mensch- Ergebnis ist die Idee. lichem Glück und menschlicher Autonomie. Aus dieser • Die bezogene Kreativität, die sich im Wechselspiel von Idee Fehlentwicklung sollte man lernen. Eine produktive Neuori- und Anwendungsszenarien entfaltet, setzt utopische Einbil- entierung der Grundlagen hätte zum Ziel, Einfühlungsver- dungskraft, Einfühlungs-, Vorstellungs- und Spekulations- mögen zu schulen und die Einsichten einer lebensweltlich vermögen voraus. Sie führt zum Konzept. orientierten philosophischen Anthropologie zu nutzen, um • Die gerichtete Kreativität, die die Realisierung des Konzepts die Realität menschlichen Daseins in ihren vielfältigen Fa- vorantreibt, verlangt vom Designer Kombinationsvermögen, cetten zu durchdringen. Ein Weg, den übrigens schon die Realitätssinn und Intelligenz. Sie ermöglicht am Ende die Werkkunstschulen vor ihrem Exitus in Ansätzen vorgezeich- Lösung gestalterischer Aufgaben. net haben. In der bisherigen Praxis fi nden meist nur die letzten zwei As- • Die intuitiven Methoden. Inspiration wird heute als wichtiger pekte Beachtung innerhalb des Entwurfsprozesses. Bestandteil entwerferischen Denkens nicht mehr ernst ge-

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Die zunehmend wirtschaftsorientierte Bildungspolitik, der es können nämlich die Arbeit des Designers mit ihren Einsichten nicht mehr um die „wahre Lehre, sondern um die Ware Lehre“ bereichern, da sich die Resultate designerischer Tätigkeit in geht24, und das Interesse der Industrie an Entwurfsleistungen den feinen Verästelungen und komplexen Zusammenhängen der Hochschulen bestätigen sich scheinbar gegenseitig. Die der Lebenswirklichkeit bewähren müssen oder, anders ausge- immer häufi ger werdenden Wettbewerbe und Kooperations- drückt, da Gestaltung das gesamte Leben betrifft. Egal, um wel- projekte haben zwar oft keinerlei didaktischen Wert, bringen che Handlungsformen es geht, ob um lesen, schreiben, essen, aber etwas Geld in die Abteilungen und lassen sich gegenüber kochen, wohnen, telefonieren, Auto fahren oder anderes: Die der Politik als Drittmittelforschung deklarieren. Dabei liegt zugehörigen Hilfsmittel müssen gestaltet werden – und zwar auf der Hand, dass die Hochschulen auf diesem Weg ihr kultu- möglichst gut. Damit wird sichtbar, dass eine zentrale metho- relles Potenzial einbüßen werden. In letzter Konsequenz führt dische Frage bisher nicht gestellt wurde, nämlich die Frage, ein solches Vorgehen nämlich zu eindimensionaler „Professi- wie sich die unüberschaubare Gesamtheit des theoretischen onalisierung“, die Universitäten zu Berufsschulen degradiert Wissens klug und methodisch durchdacht in den Ausbildungs- und projektorientiertes Studium mit training on the job verwech- prozess von Designern einbinden lässt. Bei der Beantwortung selt. Um kritische Refl exion und die Entwicklung theoretischer dieser schwierigen Frage gilt es, zwei wichtige Aspekte zu be- Fundamente zu fördern, sind gerade in der Designausbil- achten: dung praxisunabhängige Experimente wichtig. Davon könnte • Es kann nicht darum gehen, dem Gestalter theoretisches letztlich auch – bereits Muthesius war davon überzeugt – die Wissen als Richtschnur seiner Arbeit autoritär vorzuge- Wirtschaft profi tieren. Nämlich dann, wenn es gelingt, ganz- ben. Vielmehr muss ein Lernprozess in beide Richtungen heitliche Einsichten in neue Entwicklungs- und Marktstrate- stattfi nden. Die Verwendung theoretischen Wissens im gien (beispielsweise Produktnetzwerke statt Einzelprodukte) Entwurfsprozess ist eher als Prüfstein für die Theorie denn umzusetzen. als bloße Anwendung ewiger, unumstößlicher Einsichten zu Besonderes Augenmerk verdient zudem die Stellung des the- konzipieren. oretischen Unterrichts in der Ausbildung von Designern. Die • Eine praktikable Lösung des Problems ließe sich vielleicht historische Entwicklung zeigt, dass sich hier noch keine trag- am Modell des Richters entwickeln. Genauso wie die Ge- fähigen Standards etabliert haben: Wenn man sich anschaut, stalter sind nämlich auch die Richter mit allen Facetten des welche theoretischen Fächer heute an den unterschiedlichen menschlichen Lebens befasst. Um kluge und gerechte Ur- Hochschulen unterrichtet werden, ergibt sich ein äußerst dis- teile zu fällen, sind sie oft auf das theoretische Wissen von parates Bild. Die Inhalte reichen von Theorien des Entwerfens, Experten angewiesen. Sie müssen dieses Wissen zwar nicht Semiotik, Ästhetik und Designgeschichte über juristische und selbst besitzen, müssen aber ihre Fragen an die Theoretiker wirtschaftliche Fragen bis zu materialwissenschaftlichen, so formulieren können, dass die entsprechenden Antworten psychologischen und ergonomischen Erkenntnissen. Dieser zu den verhandelten Lebenssituationen passen. große thematische Bogen liegt im Theoriebedarf des Fachs Insgesamt kommt es also darauf an, dass der Designer the- selbst begründet. Nahezu alle wissenschaftlichen Disziplinen oretischen Erkenntnissen weder unterwürfi g noch überheblich

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gegenübertritt. Das birgt nicht nur ungeahnte Möglichkeiten Basis konkreter Lebensformen verständlich wird, ist man wie- für eine qualitätvolle Gestaltung unserer Produktwelt, son- der bei der Frage der Lebensphilosophie angekommen.25 So dern auch für ein besseres, vernünftigeres Verständnis wis- liegt die Frage nahe, ob vielleicht nicht eher die Allianz mit der senschaftlichen Handelns. Der Wissenschaftler würde so Philosophie zu suchen wäre als der Schulterschluss mit den hautnah erfahren, dass sich seine theoretische Arbeit letztlich Wissenschaften. Denn dem Designer geht es – genauso wie im menschlichen Leben bewähren muss. dem Philosophen – um das Ganze. Zahlreiche weitere Aspekte der Designlehre gelten heute schon für andere Disziplinen als aktuell und erstrebenswert: Projektstudium, Kreativität, ganzheitliches Denken, Interdis- ziplinarität und Praxisorientierung. Der Vorsprung, den die gestalterische Ausbildung in diesen Themenfeldern hält, ist wenig erstaunlich. Ohne Anwendungsorientiertheit und kon- kreten Nutzen, wie sie Gesellschaft, Politik und Wirtschaft seit einigen Jahren übergreifend für Forschung und Lehre ein- fordern, gibt es kein Design. Die Arbeit der Gestalter ist, wie geschildert, im Vergleich zu allen anderen Berufsfeldern am unmittelbarsten und umfassendsten mit der konkreten Le- bensrealität des Menschen verbunden. In den Anfängen der Industrialisierung sieht man noch klar, dass eine menschenwürdige Gestaltung des Lebens naturwis- senschaftlich-technische und künstlerische Verfahren mitei- nander verbinden muss. Theoretischer Leitfaden ist hier die Lebensphilosophie, die danach fragt, wie sich der konkrete Alltag der Menschen, in dem Möbel, Häuser, Bücher, Maschi- nen und Gebrauchsobjekte existieren, in den Griff bekommen lässt. Später delegiert man diese Frage an die Wissenschaften. Dort wird unterdessen erkennbar, dass das nicht gelingen kann. Wissenschaftliche Modelle sind immer Abstraktionen, verlässliche Experimentalstudien bewegen sich in eng abge- zirkelten Untersuchungsfeldern, semiotische Analysen bieten Begriffl ichkeiten ohne konkrete Erkenntnistiefe. Die Entwick- lung dreht sich im Kreise: Mit Ludwig Wittgensteins Einsicht, dass menschliches Handeln und Kommunizieren nur auf der

104 Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildung 10 • Klassischer plastischer Grundlagenunterricht, Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design in Halle, 2007 (Foto: Udo W. Beier)

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100 JAHRE DESIGNAUSBILDUNG AUF DER MATHILDENHÖHE

Abbildung 11 • Friedrich Wilhelm Kleukens: Entwurf für ein Signet der Lehrstätten für angewandte Kunst Darmstadt, um 1907 (Kleukens-Archiv, Darmstadt)

106 Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung FACHBEREICH GESTALTUNG

Abbildung 12 • Mitarbeiter der Künstlerkolonie Darmstadt, ganz links Olbrichs Schüler Friedrich Wilhelm Jochem, 1901 (Foto: Kunst-Archiv-Darmstadt)

1899 gründet Großherzog Ernst Ludwig mit sieben bedeutenden menarbeit kunsthandwerklicher Betriebe mit den noch an- Vertretern des Jugendstils die Künstlerkolonie Darmstadt, um sässigen Kolonie-Mitgliedern – die angesprochenen Firmen vorbildliche kunstgewerbliche Entwürfe für die wirtschaftliche zeigen allerdings kein Interesse. Auch das 1920 vom Rat anvi- Entwicklung der Region nutzbar zu machen. Schnell kristalli- sierte Projekt einer großen Kunstgewerbeausstellung schei- siert sich Joseph Maria Olbrich als Kopf der Gruppe heraus. tert am mangelnden Engagement der Unternehmer. In den Er ist auch der einzige, der die Künstlerkolonie nicht wegen Ateliers der verbliebenen Künstlerkolonie-Mitglieder werden attraktiverer Angebote oder wegen Unstimmigkeiten bald wie- aber weiterhin einzelne Lehrlinge ausgebildet. Beispielsweise der verlässt. Um den ständigen Wechsel der Künstler einzu- ist der heute weltberühmte Grafi ker Herbert Bayer, der später dämmen, beruft man 1906 vornehmlich Mitglieder mit Lehr- ans Bauhaus wechselt, zwischen 1919 und 1920 bei Emanuel erfahrung und richtet Lehrateliers für angewandte Kunst ein, Josef Margold beschäftigt. die am 1. Januar 1907 eröffnet werden. In den Hauptfächern Nachdem die Künstlerkolonie Darmstadt 1929 formell auf- unterrichten die vier neuen Mitglieder Albin Müller, Friedrich gelöst wurde, liegt die einst bedeutende kunstgewerbliche Wilhelm Kleukens, Ernst Riegel und Heinrich Jobst. Olbrich Tradition Darmstadts während der Zeit des Dritten Reiches lässt sich unter dem Vorwand zu großer Arbeitsbelastung von weitgehend brach. Die geringe Bedeutung des Darmstädter einer Beteiligung an der Lehre befreien – in Wahrheit steht er Kunstgewerbes in diesem Zeitraum geht aber nicht auf die dem Projekt einer Schule mit starrem Lehrplan äußerst kri- nationalsozialistische Politik zurück, sondern bildet lediglich tisch gegenüber. Sein Ziel ist es, den Charakter seiner Schüler den Endpunkt einer Entwicklung, die nach dem Ersten Welt- zu bilden, ihr soziales Verantwortungsbewusstsein zu wecken krieg einsetzt und aufgrund der wirtschaftlichen Lage dazu und sie „für das Leben stark und nützlich“ zu machen, was sich führt, dass die freie Kunst dem Kunstgewerbe in Darmstadt nur in der bisher von ihm praktizierten Ausbildung im Atelier den kulturpolitischen Rang abläuft. Diese Konstellation spült realisieren lasse. 1908 beteiligt sich die neue Lehreinrichtung jetzt Adolf Beyer – zwischen 1907 und 1911 Leiter der Kurse mit einem eigenen Raum an der Hessischen Landesausstel- in Figurenzeichnen an den Großherzoglichen Lehrateliers für lung auf der Mathildenhöhe. Aber schon 1910 sinkt die Schüler- angewandte Kunst – an die Spitze der Darmstädter Kunstsze- zahl so deutlich, dass die Lehrateliers im Frühjahr 1911 wieder ne. Er gehörte zu den ersten Mitgliedern des 1928 gegründe- geschlossen werden. ten Kampfbundes für deutsche Kultur (KfdK), der sich gegen Nach der Absetzung des Großherzogs im November 1918 bil- die „Verbastardisierung und Vernegerung“ des Lebens wendet. det sich in Darmstadt der Ständige Rat zur Pfl ege der Kunst Seine Mitgliedschaft in der NSDAP verschafft Beyer ab 1933 in Hessen. Seine Aufgabe ist es, unter den veränderten ge- den Posten eines Ratsherrn und damit ein breites kulturpoli- sellschaftlichen Bedingungen die Kulturpolitik zu gestalten. tisches Betätigungsfeld. Auch die verbliebenen Mitglieder der Künstlerkolonie über- nehmen tragende Rollen in dem Gremium. Alle Bemühungen, das Kunstgewerbe wieder in seinen alten Rang zu versetzen, schlagen jedoch fehl: 1919 startet eine Initiative zur Zusam-

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Abbildung 13 • Dozenten des Fachbereichs Gestaltung in Darmstadt kurz vor einem Gruppenfoto (2. v. l. n. r.: Heinz Habermann, Klaus Keller, Kurt Heldmann, Günter Hugo Magnus, Claus Schmid, Hans Gekeler, Alexander Carroux, Heinz Georg Pfaender), 1973 (Foto: Archiv Fachbereich Gestaltung, Hochschule Darmstadt)

Neustart in der gestalterischen Ausbildung wird die Schule als Modellschule mit Vorausgenehmigung des Nach dem Krieg wagen verschiedene Initiatoren um den Maler Ministeriums nach dem brandaktuell erarbeiteten Grundsatz- Paul Thesing einen Neustart in der gestalterischen Ausbildung programm einer „Hochschule für Design“ geführt, auch die auf der Mathildenhöhe. Im Februar 1946 installieren sie „Lehr- Eingliederung als autonomer Fachbereich in die Technische werkstätten der bildenden Kunst“ – einen ersten Basisbetrieb Hochschule wird erwogen. Deren Präsident Max Guther, der mit pragmatischem Programm. 1949 schließt sich die Schule zuvor als Stadtbaurat die Geschicke der HfG Ulm begleitete, ist der Arbeitsgemeinschaft deutscher Werkkunstschulen an und mit allen Detailfragen zeitgemäßer Designausbildung bestens wird in Werkkunstschule Darmstadt umbenannt. Unter dem vertraut und unterstützt das Vorhaben. Im Glauben an eine 1951 berufenen Direktor Hans Hartl bietet sich 1954 eine attrak- zukünftige Gesamthochschule fordert ein unerfahrener Land- tive Entwicklungsperspektive: Der Architekt Karl Otto stellt im tagsabgeordneter die Übernahme der Werkkunstschule in die Auftrag des Kultusministers und des kurz zuvor in Darmstadt gerade formierte Fachhochschule. Um eine spätere Angliede- gegründeten Rats für Formgebung ein anspruchsvolles Kon- rung an die Technische Universität nicht zu erschweren, solle zept für eine Darmstädter „Modell-Schule“ mit Hochschulrang die Werkkunstschule aber in einen eigenständigen Fachbe- vor. Ins Auge gefasst wird die enge Verfl echtung mit der Tech- reich mit den notwendigen Besonderheiten der Gestalteraus- nischen Hochschule. Wegen persönlicher Querelen um Hans bildung (etwa der Aufnahmeprüfung) überführt werden. Am Hartl, aber auch wegen des zögerlichen Agierens des Ministe- 1. August 1971 erfolgt die Gründung des Fachbereichs Gestal- riums lassen sich diese ambitionierten Pläne jedoch nicht ver- tung der Fachhochschule Darmstadt, dessen Leitung Heinz wirklichen. Eine riesige Chance ist damit vertan. Habermann übernimmt. 1960 wird ein neuer Direktor für die Werkkunstschule gewon- nen: Friedrich G. Hüffner. Er baut die Schule systematisch aus – neue Stellen für Fotografi e, Gebrauchsgrafi k und Ty- pografi e werden besetzt und erste Pläne für eine Filmklasse geschmiedet. Zeitgleich gelingt es Heinz Georg Pfaender, die Abteilung Industrieform als eine der wenigen praxisgerech- ten Ausbildungsstätten für dieses Gebiet in Deutschland zu profi lieren. Theoretische Lehrfächer wie politische Ästhetik und Kunstsoziologie ergänzen das Vorlesungsverzeichnis. Damit hat die Schule ihre künstlerische Vergangenheit end- gültig abgestreift und präsentiert sich als Gestaltungsschule moderner Prägung – allerdings ohne klaren Status. Wegen seines autokratischen Stils und seiner mangelnden Reform- bereitschaft entziehen die Dozenten und Studierenden Hüffner 1969 das Vertrauen. Ab dem Wintersemester dieses Jahres

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Abbildung 14 • Installation zur zweiten Aufl age der Zeitung „Olbrichweg 10“, Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt, 2007 (Foto: John Russo; Archiv Fachbereich Gestaltung, Hochschule Darmstadt)

Ein neues Profi l entsteht Vielfalt als Chance Im Zuge allgemeiner Trends orientiert sich das Studium jetzt In der jüngeren Vergangenheit versteht sich der Fachbereich ausschließlich an den Erfordernissen der Industrie. So ent- Gestaltung im besten Sinne „als bunte Wiese“ mit unter- steht ein dreizügiges Lehrprogramm mit den Schwerpunkten schiedlichen Lehrpositionen. Der sachlich-technokratische Industriedesign, Kommunikationsdesign (Grafi k, Foto, Film) Stil, der für Darmstadt die letzten Jahrzehnte typisch war, wird und Innenarchitektur. Letzterer wird später in den Fachbe- weiterhin erfolgreich gepfl egt. Im November 1990 fi ndet in reich Architektur verlagert. Um das neue Profi l nach außen zu Zusammenarbeit mit dem Institut für Neue Technische Form tragen, veranstaltet Habermann 1972 die Ausstellung Gestal- das Symposium Standpunkte zu Schrift und Typografi e statt. terische Grundlagen – Syntaktik. Eine ergänzende Vortragsreihe Hauptthema ist die Auseinandersetzung mit den Einfl üssen zu aktuellen Problemen der Informationstheorie und der De- der Computertechnologie auf die Schriftgestaltung. Als Fazit signwissenschaften mit prominenten Rednern wie Max Ben- bleibt der Anspruch der Lehrenden, neue Sehweisen, Haltun- se, Max Bill, Oskar Holweck, Wolfgang Metzger und Fritz Seitz gen und Ziele der Gestaltung durch solche Veranstaltungen dient der inhaltlichen Vertiefung und Diskussion. Als die feier- weiterhin im Dialog zu halten. Der Schwerpunkt Fotografi e im lich inszenierte Jubiläumsschau Ein Dokument Deutscher Kunst Studiengang Kommunikationsdesign trägt besondere Früchte. 1901–1976 im benachbarten Ausstellungsgebäude zelebriert Absolventen initiieren die mittlerweile bundesweit angesehe- wird, übt sich der Fachbereich in ironischer Bescheidenheit. nen Darmstädter Tage der Fotografi e und untermauern damit Hier zeigt man das „gewöhnliche Design“. In der abgedunkelten den wachsenden Ruf der Ausbildungsstätte, die mit Barbara und mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Aula empfangen Klemm seit dem Jahr 2000 eine international renommierte den Besucher rund 100 unscheinbare, auf einzelnen Stelen Fotografi n als Honorarprofessorin in ihren Reihen weiß. Nach unter Plexiglashauben würdevoll aufgebahrte Alltagsgegen- dem Jahrtausendwechsel wird am Fachbereich Gestaltung stände: ein Federball, ein weißer Plastikbecher, ein Autokenn- mehr als die Hälfte der Professorenstellen neu besetzt. Damit zeichen. Es sind Objekte, die nicht von namhaften Gestaltern ist eine völlig neue Basis für die Lehre gegeben, über deren entworfen sind und sich dennoch perfekt in den menschlichen Ausgestaltung auch im Rahmen der Bologna-Vorgaben bis Alltag integrieren – so perfekt, dass sie gar nicht auffallen. Die heute kontrovers diskutiert wird. Ausstellung, die von der Presse äußerst positiv aufgenommen wird, erinnert eindringlich daran, dass Design nicht für Unter- nehmer oder Museen gemacht werden sollte, sondern für alle Menschen.

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Publikation • Kai Buchholz und Justus Theinert: Designlehren. Wege deutscher Gestaltungsausbildung. Stuttgart 2007. ISBN 978-3-89790-272-5 / 49,80 Euro. Prämiert von der Stiftung Buchkunst im Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher 2008“ (Fotos: Stefan Bayer)

Kurzbiografi en • Anmerkungen • Dr. Kai Buchholz studierte Philosophie, französische Litera- 1) Vgl. Semper, Gottfried: Wissenschaft, Industrie und Kunst. Vorschläge zur An- regung nationalen Kunstgefühles. In: Ders.: Wissenschaft, Industrie und Kunst. turwissenschaft und Kunstgeschichte in Berlin, Saarbrücken, Mainz, Berlin 1966. S. 27–71. Utrecht, Rennes und Aix-en-Provence. Promotion 1996. Frank- 2) Vgl. z. B. Meurer, Moritz: Das Studium der Naturformen an kunstgewerblichen furter Hörspiel-Förderpreis 1999. Lehr- und Forschungstä- Schulen. Vorschläge zur Einführung eines vergleichenden Unterrichts. Berlin 1889; Berlepsch-Valendas, Hans Eduard von: Naturstudium oder Vertrocknung? tigkeit in Saarbrücken, Bergen, Nancy, Darmstadt und Paris In: Kunstgewerbeblatt. N. F. 3 (1892). S. 132–136; Roller, Alfred: Die offenen Zei- sowie freier Autor und Ausstellungskurator. Seit 2008 Vertre- chensäle an der Kunstgewerbeschule in Wien. In: Zentralblatt für das gewerb- tungsprofessor für Geschichte und Theorie der Gestaltung an liche Unterrichtswesen in Österreich. 29 (1911). S. 237–239; Debschitz, Wilhelm von: Eine Methode des Kunstunterrichts. In: Die Kunst. 10 (1904). S. 209–226; der Hochschule Darmstadt. Gründungs- und Vorstandsmit- Board, Hermann: Die Kunstgewerbeschule zu Düsseldorf. In: Dekorative Kunst. glied des Instituts für Praxis der Philosophie, Autor mehrerer 7 (1904). S. 409–426. Hörspiele und zahlreicher Bücher. Hauptarbeitsgebiete: Ge- 3) Vgl. Itten, Johannes: Gestaltungs- und Formenlehre. Mein Vorkurs am Bauhaus und später. Ravensburg 1975. S. 11/12. schichte und Theorie des Designs, Kunst- und Kulturgeschich- 4) Vgl. Moholy-Nagy, László: Von Material zu Architektur. München 1929. te des 19. und 20. Jahrhunderts, Sprachphilosophie, Hand- 5) Vgl. Albers, Josef: Werklicher Formunterricht. In: bauhaus. 1928, Heft 2/3. lungstheorie, Wissenschaftstheorie und Ästhetik. S. 3–7; Schmitz, Norbert M.: Der Vorkurs unter Josef Albers – Kreativitätsschu- le. In: Bauhaus. Hg. J. Fiedler, P. Feierabend. Köln 1999. S. 374–381; Horowitz, Frederick A. und Danilowitz, Brenda: Josef Albers: to Open Eyes. The Bauhaus, Prof. Justus Theinert studierte Produktgestaltung an der Black Mountain College, and Yale. London, New York 2006. Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, an- 6) Vgl. Frampton, Kenneth: Ideologie eines Lehrplans. In: Archithese. 1975, Heft 15. S. 26–38. schließend Felduntersuchung zur Methodik und Didaktik der 7) Vgl. Burchartz, Max: Gestaltungslehre für Gestaltende und alle, die den Sinn Designausbildung an führenden europäischen Hochschu- bildenden Gestaltens zu verstehen sich bemühen. München 1953; Ders.: Schule len. Seit 1991 kontinuierliche Entwurfsarbeit in unterschied- des Schauens. München 1962. 8) Vgl. Zitzmann, Lothar: Gedanken zur allgemeinen Grundlehre der Gestaltung. lichen Branchen. 1991/92 wissenschaftlicher Mitarbeiter an Aus der Lehrmethode der Hochschule für industrielle Formgestaltung, Halle. der Universität Stuttgart, 1994–97 Assistent des Rektors der In: form+zweck. 2 (1968). S. 20–34; Zitzmann, Lothar und Schulz, Benno: Grund- Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ver- lagen visueller Gestaltung. Dokumente zur visuell-gestalterischen Grundla- genausbildung. Halle a. d. Saale 1990. antwortlich für die Entwicklung des Studienganges Master 9) Vgl. Hückler, Alfred: Die Ästhetik des Sachverhalts. In: Kunsthochschule Berlin- of European Design). 1997–2000 strategisch-gestalterische Weißensee, Hochschule für Gestaltung. Hg. Kunsthochschule Berlin-Weißen- Tätigkeit im Bereich Corporate Design bei Mercedes-Benz. see. Berlin o. J. S. 76–83; Ders.: Der Weg zum Gegenständlichen. Prof. em. Rudi Högner zum 70. Geburtstag gewidmet. In: form+zweck. 9 (1977), Heft 5. Seit 2001 Professor für Entwurf und Theorie am Fachbereich S. 24–27; Ders.: Formen fi nden. In: form+zweck. 12 (1980), Heft 2. S. 2–14; Ders.: Gestaltung der Hochschule Darmstadt. Lehrtätigkeit in Wien, Sinnliche Mathematik. In: form+zweck. 13 (1981), Heft 1. S. 16–19. Irbid und Peking. Gastprofessuren in Shenyang, Xiamen, 10) Informationen zu Roerichts Lehrtätigkeit unter: www.roericht.net. 11) Vgl. Steffen, Dagmar: Einstieg. Offenbach a. M. 1994. S. 46/47. Changchung und Wuhan. 12) Vgl. Seitz, Fritz: Über künftige Grundlagenstudien. In: Gestalterische Grund- lagen, Syntaktik. Hg. H. Habermann. Darmstadt 1972. Teil 5, S. 22/23; Ders.: Designer, Künstler und der Bauhausgeist. Oder: Was Künstler wollen und was

110 Designlehren – Wege deutscher Gestaltungsausbildung FACHBEREICH GESTALTUNG

Designer sollen. In: Ist die Bauhaus-Pädagogik aktuell? Hg. R. Wick. Köln 1985. schaftszentrum. Halle a. d. Saale 1928. S. 90–92; Schneider, Katja: Burg Gie- S. 102–110; Ders.: Rückblick auf die Grundlehre. Stuttgart 1986. bichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und 13) Vgl. Endell, August: Formenschönheit und dekorative Kunst. In: Dekorative Gerhard Marcks 1915 bis 1933. 2 Bde. Weinheim 1992. Kunst. 1 (1897/98). S. 75–77 und 2 (1898). S. 119–125; Obrist, Hermann: Die Lehr- 21) Vgl. Gropius, Walter: Idee und Aufbau des Staatlichen Bauhauses. In: H. Probst und Versuch-Ateliers für angewandte und freie Kunst. In: Die Kunst. 10 (1904). und C. Schädlich: Walter Gropius. Bd. 3. Ausgewählte Schriften. Berlin 1988. S. 228–232. S. 83–92. 14) Vgl. Itten, Johannes: Gestaltungs- und Formenlehre. Mein Vorkurs am Bau- 22) Vgl. Bürdek, Bernhard E.: Design – Theorie. Methodische Verfahren im Indus- haus und später. Ravensburg 1975. S. 8: „Die furchtbaren Geschehnisse und die trial Design. Ulm 1971. erschütternden Verluste des Krieges hatten auf allen Gebieten Wirrwarr und 23) Vgl. z. B. Sieber, Peter: Ausbildung – Was verlangt die Industrie vom Designer? Ratlosigkeit gebracht. Unter den Schülern waren uferlose Diskussionen und In: form. 29 (1965). S. 20–23. eifriges Suchen nach einer neuen geistigen Haltung. Meine Aufmerksamkeit 24) Vgl. Höhne, Günter: Schulen im Wettbewerb um die Ware Lehre und die wahre wurde auf Spenglers Buch ‚Der Untergang des Abendlandes‘ gelenkt. Mir wur- Lehre. In: formdiskurs. 5 (1998), Heft 2. S. 6–10. de bewußt, daß die wissenschaftlich-technische Zivilisation an einem kritischen 25) Vgl. dazu Buchholz, Kai: Ludwig Wittgenstein. Frankfurt a. M., New York 2006. Punkt angekommen war. Die Schlagworte ‚Zurück zum Handwerk‘ oder ‚Ein- heit von Kunst und Technik‘ schienen mir die Probleme nicht lösen zu können. Ich studierte östliche Philosophie, befaßte mich mit persischem Mazdaismus und dem Urchristentum. So kam ich zu der Einsicht, daß unserem nach au- ßen gerichteten wissenschaftlichen Forschen und Technisieren ein nach innen orientiertes Denken und die Seelenkräfte das Gegengewicht halten müssen. … Damals wurde ich verlacht, weil ich Atem- und Konzentrationsübungen machte. Heute ist es vielen Menschen selbstverständlich geworden, sich mit östlicher Philosophie zu beschäftigen.“ 15) Vgl. Schmitz, Norbert M.: Der Vorkurs unter László Moholy-Nagy – Sinneskom- petenz. In: Bauhaus. Hg. J. Fiedler, P. Feierabend. Köln 1999. S. 368–373. 16) Vgl. Findeli, Alain: The methodological and philosophical foundations of Moho- ly-Nagy’s design pedagogy in Chicago (1937–1946). In: Design Issues. 7 (1990), Heft 1. S. 4–19; Ders.: Le Bauhaus de Chicago. L’œuvre pédagogique de László Moholy-Nagy. Sillery/Québec 1995; Betts, Paul: New Bauhaus und School of De- sign, Chicago. In: Bauhaus. Hg. J. Fiedler, P. Feierabend. Köln 1999. S. 66–73. 17) Vgl. u. a. Bense, Max: Zeichen und Design. Baden-Baden 1971; Moles, Abra- ham A.: Théorie de l’information et perception esthétique. Paris 1958; Rittel, Horst W. J.: Planen, Entwerfen, Design. Ausgewählte Schriften zu Theorie und Methodik. Stuttgart, Berlin, Köln 1992. 18) Vgl. u. a. Gros, Jochen: Grundlagen einer Theorie der Produktsprache. Bd. 1. Einführung. Offenbach a. M. 1983; Krippendorff, Klaus: The Semantic Turn. A New Foundation for Design. Boca Raton/Fl., London, New York 2006. 19) Muthesius, Hermann: Die neuere Entwicklung und der heutige Stand des kunst- gewerblichen Schulwesens in Preußen. In: Das deutsche Kunstgewerbe 1906. III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906. Hg. Direktorium der Ausstellung. München 1906. S. 47. 20) Vgl. Thiersch, Paul: „Die Werkstätten der Stadt Halle“, Staatlich-Städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. In: Halle als Kultur- und Wirt-

111 QUERSCHNITT 23

112 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

RICHTEN DURCH BIEGEN

Autoren • Prof. Dr.-Ing. Klaus Eichner Dipl.-Ing. Uwe Geißler Prof. Dr.-Ing. Ernst Hammerschmidt Prof. Dr.-Ing. Eckehard Walter

Im Rahmen einer Kooperation zwischen einem Maschinenhersteller und der h_da wurden und werden im Labor für Produktionstechnik (CIM) der h_da Untersuchungen zu obigem Th ema durchgeführt, über die in der Folge berichtet wird. Aufgesetzt auf einschlägigen Eigenprodukten, u. a. Richtpressen für Eisenbahnschienen, die vornehmlich in Stahlwerken zum Einsatz kommen, arbeitet der Maschinenhersteller seitt JahJahren an der Entwicklungcklu von halb- und vollautomatischen Richtmaschinen zur hochgenauen Formgebungg vonvo Präzisionsteilen wie z. B. Zahnstangen, Führungsschienen und Profi lleisten. Vergleichbare Maschinentechnikhine ist am Markt derzeit nicht bekannt. Die Entwicklung beinhaltet hochgenaue und komplizierte Messtechnik u. a. auf der Basis von berüh- rungslos messenden Laserscannern, umfangreiche Steuerungs- und Antriebstechnik sowie komplizierte Maschinenkonstruktionen. Bei diesen Konstruktionen steht u. a. allerhöchste mechanische Stabilität der Maschinenmechanik im Vordergrund. Werden die vorgenannten technischen Voraussetzungen erfüllt, resultiert eine erhebliche Gesamtkomplexität des vollautomatischen Richtsystems. Entsprechend hoch gestalten sich daher die Gestehungskosten für ein solches Maschinensystem,syste die sich am Markt nur für spezielle Bauteile mit speziellen geometrischen Anforderungen an die RicRichtqualität durchsetzen lassen. Letztere Erkenntnisse resultieren aus der mittlerweile abgeschlossenen Entwicklung einer vollautoma- tischen Maschine zum Richten von Zahnstangen. Das Ziel der laufenden Entwicklungsarbeiten ist es, ein Maschinensystem zu entwickeln, das ein breites Produktspektrum abdeckt und vor allem deutlich geringere Gestehungskosten zur Folge hat. In Abhängigkeit von den unterschiedlichen Anwenderspe- zifi kationen soll nun zunächst ein Halbautomat entwickelt werden, der aber im Bedarfsfall das grund- sätzliche Potenzial eines Vollautomaten beinhaltet. Bei gleicher Maschinentechnik reduzieren sich beim Halbautomaten die Handlingsproblematik, der Soft wareeinsatz und die notwendige Rechnertechnik erheblich, so dass die die Wirtschaft lichkeit einer solchen Maschine u. a. bestimmenden Größen wie Gestehungskosten und Durchsatzzeiten sich deutlich günstiger gestalten.

113 QUERSCHNITT 23

Abbildung 1 • Werkstück Krumm Abbildung 2 • Werkstück Gerade

1 • Arbeiten an der Hochschule Darmstadt vorgang, weil bei diesem der Bauteilwerkstoff soweit verbo- Die an der h_da seit 2005 zum Thema durchgeführten Arbeiten gen, also belastet wird, dass er durch die Belastung plastisch betrafen unterschiedliche Belange des Gesamtthemas. Zum und damit bleibend verformt wird. einen waren umfangreiche Versuchsreihen und Untersu- Ist ein Bauteil geometrisch krumm, dann entspricht dieser chungen des Maschinenherstellers fachlich zu begleiten, zum Form ein im Bauteil vorherrschender Spannungszustand, der anderen aus den dort ermittelten Erkenntnissen entspre- beim Richten durch Biegen durch das Einwirken einer werk- chende Lösungsansätze für eine zukünftige Maschinenkon- zeugseitig in den Bauteilwerkstoff eingebrachten Kraft blei- struktion abzuleiten. Um die vielschichtigen technischen Sach- bend verändert wird. verhalte verständlich im Zusammenhang darstellen zu können, Das Ziel ist es, die defi nierte oder angestrebte Geradheit des ist der folgende Bericht nicht chronologisch, sondern inhalt- Bauteils zu erreichen. Das Werkstoffgefüge wird plastisch lich technisch und problemorientiert aufgebaut. verformt, was grundsätzlich mit der Veränderung eines Span- nungszustandes einhergeht. Ohne an dieser Stelle die plasto- 2 • Richten durch Biegen mechanischen Hintergründe tiefer erläutern zu wollen, der je- Der Umformvorgang Richten bezieht sich in der Regel auf lan- weilige Umformvorgang beim Richten ist u. a. abhängig von der ge und schlanke Bauteile, die ihre Krummheit vorangegan- Umformgeschwindigkeit und der dabei resultierenden Werk- genen Fertigungsprozessen verdanken. Oder aber auf schon stoffverfestigung. im Einsatz befi ndliche Bauteile, die im Einsatz zu stark belas- tet wurden und nachgerichtet werden müssen. 3 • Der Umformvorgang In beiden Fällen wird die krumme Geometrie der zu richtenden Vorstehend wurden der oder die Spannungszustände im Bau- Bauteile senkrecht zu ihrer Längsausdehnung durch Einwir- teilwerkstoff angesprochen mit der Kernaussage, dass das kung einer Kraft so stark verbogen, dass die Elastizität des örtliche Einbringen einer Verbiegung zum Zweck der Erzielung Bauteils überschritten, der Bauteilwerkstoff plastisch wird einer höheren Geradheit des Bauteils die Erzeugung eines und damit eine bleibende Geometrie, hoffentlich eine geradere neuen Spannungszustandes an diesem Ort bedeutet. als vorher, nach dem Richten behält (siehe Abbildung 1 und 2). Daraus folgt eine erhebliche Konsequenz. Der Grad der Krummheit versteht sich grundsätzlich immer Diese ist, dass der Bauteilwerkstoff, wird er in der einen Ebene, relativ zu der Längenausdehnung des Bauteils. Eine ca. 10 Me- der Biegeebene, örtlich bleibend verformt, sich auch in der an- ter lange Stange mit dünnem Querschnitt ist dann relativ gera- deren Ebene am gleichen Ort eine bleibende Verformung zu- de, wenn deren Krummheit, schwerkraftbereinigt, in der Grö- zieht, was logischerweise unerwünscht ist (siehe Abbildung 3). ßenordnung von wenigen Millimetern liegt. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass die Einbringung der me- Eine 800 mm lange Kurbelwelle ist annähernd gerade, wenn chanischen Last über drei Stempel, einem bewegten Werk- deren Krummheit kleiner als z. B. 0,02 mm ist. In diesem Sinne zeugstempel (F) und zwei unbewegten Widerlagern (½ F), zu gibt es für jede Bauteilgruppe und jeden Bauteilhersteller ähn- einem unsymmetrischen Spannungszustand am Ort des Ge- liche, aber voneinander abweichende Defi nitionen der Gerad- schehens führen muss. Der Praktiker spricht dann von einer heit oder Krummheit. Verdrillung des Bauteils (siehe Abbildung 4). Unabhängig von Größe, Form und Maßtoleranz müssen schlanke Bauteile gemäß ihrer Funktion gerichtet werden, weil zumeist vorausgegangene Schritte ihrer Fertigung diese verkrümmt haben. Das Richten ist dann immer ein Umform-

114 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Die Druck- und Zugbereiche sind F stark vereinfacht angenommen und dienen ausschließlich der Darstellung der Plausibilität

vorher Druck Druckbereich

Zugbereich Zug f nachher

F/2 Gegenlager L F/2 F/2 F/2

f = Konstante × L3 f = Konstante × L3

Abbildung 3 • Mechanisches Prinzip

Z X Y

Winkelfehler

Abbildung 4 • Mechanische Ursache Verdrillung

Abbildung 5 • Handrichten Abbildung 6 • Maschinenrichten

115 QUERSCHNITT 23

Abbildung 7 • Prinzip Laserscanner Abbildung 8 • Verformung der Struktur

4 • Die Praxis 1.500 und 6.000 mm. Je länger die Zahnstange am Stück pro- Seit Jahrhunderten richtet der Mensch metallische Bauteile duziert werden kann, desto günstiger gestalten sich deren Ge- per Augenmaß und Hammer. Stangen jeder Art, Stichwaffen stehungskosten. Andererseits ist die Aussagekraft des oder Maschinenteile wurden herkömmlich, wie in Abbildung 5 menschlichen Auges umso schlechter, je länger die von ihm zu gezeigt, gerichtet. Auch heute noch, bei Einzelteilen oder sehr beurteilende Stangengeometrie ist. Eine moderne Richtma- kleinen Bauteilserien, wird nach diesem Prinzip gearbeitet. schine, ob Halb- oder Vollautomat, muss folglich auf das Gros Bei größeren metallischen Bauteilen mit mehr Werkstoffvolu- der am Weltmarkt produzierten Stangenlängen ausgelegt sein. men wurde die Armkraft des Menschen ersetzt durch Wasser- In Konsequenz bedeutet dies, dass Stangenlängen bis zu kraft, bei der ein schweres hammerförmiges Werkzeug durch 6.000 mm geometrisch präzise erfasst, bzw. deren Krümmung Wasserkraft und mechanische Umsetzung gehoben wurde, vor dem Richten eindeutig erkannt werden muss. Denn nur dessen potenzielle Energie in kinetische Energie umgewandelt wenn man die momentane Krümmung kennt, lassen sich die wurde und das Fallhammerprinzip dann die Umformung reali- notwendigen Richtpunkte für die Richtmaschine berechnen. sierte. Taktile Messgeber zur Erfassung der geometrischen Gestalt Seit Erfi ndung des hydraulischen Zylinders und des E-Motors langer Stangengeometrien sind nur wenig geeignet, da diese wird die menschliche Körperkraft häufi g durch diese Tech- dem Krümmungsverlauf der Stange präzise nachgeführt wer- niken ersetzt. Nach wie vor jedoch bestimmt das menschliche den müssten, was zu erheblichem konstruktivem und maschi- Auge die Richtqualität per Augenschein. Eventuell unterstützt nentechnischem Aufwand führt. oder überprüft durch neuzeitliche Sensorik. Das Richtergeb- Das berührungslose Messen von stangenförmigen Geome- nis ist folglich i. d. R. abhängig von der subjektiven Beurteilung trien mit Laserscannern ist wohl der Ausweg aus dieser Pro- des Menschen und somit entsprechend ungleichmäßig (siehe blemstellung. Abbildung 6). Die von den Scannern aufgebauten Lichtvorhänge werden durch die durch sie hindurchbeförderte Stangengeometrie un- 5 • Berührungsloses Messen mit Laserscannern terbrochen, was von der Scannerelektronik erkannt wird (sie- Die subjektive Beurteilung der Krummheit einer Serie schlan- he Abbildung 7). ker Bauteilgeometrien durch das menschliche Auge kann nicht Berechnungen innerhalb der Scanner elektronik führen zu zu einer gleichbleibenden Qualitätsaussage führen. Diese aber einem Beurteilungsmaß der die Störung verursachenden Geo- wird vom Markt gefordert, denn nur gleichbleibende geo- metrie. Entsprechend aufwendige Bewertungs- und Berech- metrische Qualität garantiert die gleichbleibende technische nungsstrukturen erzeugen im Endergebnis schwerkraftberei- Funktion dieser Bauteile. nigt ein berührungslos gemessenes geometrisches Abbild der Bei einer Zahnstange beispielsweise ist deren einwandfreie Stangengeometrie. technische Funktion nur dann gegeben, wenn die Stange mög- Ist nun die Stangengeometrie vor dem Richten erfasst, werden lichst gerade ist. Jede Krümmung der Stange führt zu Unre- die zur Erzeugung der Geradheit innerhalb eines vorgege- gelmäßigkeiten der Teilungsabwicklung des auf der Zahn- benen Toleranzbandes notwendigen Richtpunkte berechnet, stange laufenden Zahnrades. Frühzeitiger Verschleiß der die Stange von der Maschine mehrfach axial unter den Richt- Zahnradpaarung ist die unausweichliche Folge, womit sich die stempeln verschoben, der jeweilige Richtpunkt gemäß den Nutzqualität der Zahnstange indirekt defi niert. Zahnstangen Vorgaben einer Lerndatenbank abgearbeitet und die Stange werden weltweit in beliebigen Längen produziert. In der Regel somit automatisch gerichtet. Die hier vorgestellte Entwicklung liegt das Gros der Produktion in Längenbereichen zwischen basiert auf dem Einsatz dieser Lasertechnik.

116 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Abbildung 9 • Wirkprinzipien Werkzeuge

6 • Maschinenkonstruktion mungsanteilen, die das Richtergebnis negativ beeinfl ussen Rahmenstruktur/Führungen würden. Ein krummes Bauteil soll nach dem Richten ein gerades Bau- Die Stabilität der Rahmenstruktur und der Führungseinheiten teil sein. sind also als Einheit zu verstehen, von der die resultierende Der Einfl uss des Richtvorgangs auf den Werkstoff des Bauteils Richtqualität maßgeblich abhängt. führt also zu einer bleibenden Geometrieveränderung. Das Neben der mechanischen Stabilität der Maschine unter Last bedeutet, dass der Bauteilwerkstoff beim Richten plastisch (100-1500 kN) ist bauteilabhängig auch von Bedeutung, dass verformt wird. Der Vorgang Richten ist also ein Umformvor- Temperaturschwankungen an einer Richtpresse zu erheb- gang. Die zukünftige Richtmaschine ist folglich eine Umform- lichen Messfehlern führen können. Derartige Messfehler sind maschine, was sich auch in der technischen Bezeichnung auf temperaturbedingten Verzug von wesentlichen Baugrup- „Richtpresse“ ausdrückt. pen oder Maschinenteilen zurückzuführen. Das technische Problem ist, automatisch zu erkennen, wann Forderungen wie vorstehend aufgeführt, gelten im Prinzip für sich ein Bauteil durch Krafteinwirkung der Presse nur elas- jede Werkzeugmaschine. Im vorliegenden Fall jedoch führen tisch verformt bzw. ab welcher Krafteinwirkung der Werkstoff die notwendigen Messqualitäten im Bereich von 0,01 mm und des Bauteils sich plastisch, also bleibend, verformt. Mit ent- die dabei eingesetzten Kräfte von bis zu 1.500 kN zu einer an- sprechend präziser Sensorik, hier Laservorhängen, kann die spruchsvollen Konstruktionsproblematik. Bauteilverformung berührungslos geometrisch bestimmt werden. 7 • Grundsatzuntersuchung möglicher Die Messung der Pressenkraft bzw. deren zeitlicher Verlauf ist Konstruktionsstrukturen eine weitere wesentliche Messgröße, die zur Beurteilung des Die Grundproblematik der Untersuchung möglicher Konstruk- Geschehens dient. Voraussetzung ist allerdings, dass sich da- tionsstrukturen ist von zwei Rahmenbedingungen dominiert. bei die Maschine selbst möglichst wenig verformt. Ansonsten Die einwandfreie technische Funktion unter Berücksichtigung wäre die eindeutige Beurteilung des Umformgeschehens er- vor stehend kurz angerissener Stabilitätskriterien muss heblich komplizierter und fehleranfällig. Die mechanische selbstverständlich gewährleistet sein. Und die aus der Kon- Rahmenstabilität und damit die realisierbare Messqualität struktion resultierenden Gestehungskosten der Maschine stehen im Fordergrund bei der Konstruktion einer präzisen sollten möglichst gering sein, was die denkbare Vielfalt der Richtpresse (siehe Abbildung 8). Lösungsansätze erheblich einschränkt. Neben der Rahmenstabilität ist die Stabilität der Führungsein- Stellt man die Problematik der Verdrillung des Bauteils durch heiten von Bedeutung. Diese führen die lineare Bewegung des die Umformung in den Vordergrund der Betrachtung, dann er- Pressenkopfes, der einen Teil der Umformwerkzeuge trägt. geben sich Strukturen, die im Kern ihrer konstruktiven Aus- Der Anspruch ist, die Bewegung des Werkzeuges während der führung den Bedarf nach möglichst vielen gleichzeitigen An- Bearbeitung so auszuführen, dass diese Bewegung von einer griffspunkten der Werkzeuge gegenüber dem Werkstück be - Ausgangsposition hin zu einer Endposition ohne Querbewe- inhalten. Aus einer Vielzahl solcher Ansätze ist in Abbildung 9 gung während der Linearbewegung abläuft. Reaktionskräfte eine typische Auswahl dargestellt. und dementsprechende Momente durch den Umformvorgang Diesen Lösungsansätzen ist gemeinsam, dass die zielgerich- belasten die Führungen und über diese die Rahmenstruktur tete Bewegung der zahlreichen Werkzeuge zu erheblichem unsymmetrisch. Querbewegungen und damit eine unzulässige Konstruktionsaufwand führt. Querbelastung des Werkstücks führen zu ungewollten Verfor- Der schon bei oberfl ächlicher Betrachtung resultierende Ein-

117 QUERSCHNITT 23

Abbildung 10 • Torsionsrichten Abbildung 11 • Grundprinzip 3 – Punkt

Abbildung 12 • Basiswerkstoff Stahl Abbildung 13 • Basiswerkstoff Granit

118 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

druck bezüglich des zu erwartenden Konstruktionsaufwandes, chender Auslegung der Führungen grundsätzlich eine sym- des Raumbedarfs einer solchen Maschine, die resultierenden metrische Rahmenverformung unter Last ergibt. Von Nachteil Fertigungskosten und der abzuschätzende steuerungstech- ist, dass diese Bauweise nur einen begrenzten Werkzeugraum nische Aufwand verbot jede weiterführende Analyse derar- innerhalb der Führungssäulen gestattet. tiger Ansätze. Der notwendige Einbau der Laserscanner, deren Justageplatt- Etwas detaillierter untersucht wurde trotzdem die in Abbil- formen usw. sind nur dann zu integrieren, wenn mit extrem dung 10 gezeigte Lösung, da sie den meisten Erfolg bei der Be- großen Säulenabmessungen konstruiert würde. Hohe Ferti- wältigung des Problems der Verdrillung versprach. Bei dieser gungs- und Beschaffungskosten wären die Folge. Lösung ist der jeweilige Krafteinleitungspunkt in 2 Ebenen von Hohe mechanische Qualität bei gleichzeitiger Temperatursta- den Werkzeugen umfasst. bilität garantiert die hier gezeigte Blockbauweise einer Richt- Die drehende und gleichzeitig seitlich versetzte Werkzeugbe- maschine mit dem Basiswerkstoff Granit. Dieser Werkstoff wegung sollte dem Verdrillen tendenziell am besten entge- wird häufi g in der Messmaschinentechnik wegen seiner exzel- genwirken können. lenten Temperaturstabilität eingesetzt. Granit ist bei Druckbe- Die Abschätzung der Gestehungskosten einer solchen Maschi- lastung hervorragend als Konstruktionswerkstoff einsetzbar ne allerdings überstieg bei Weitem den Finanzrahmen. und damit eigentlich als Basiswerkstoff für eine Richtmaschi- In Abbildung 11 ist das Funktionsprinzip des 3-Punkt-Richtens nenkonstruktion besonders geeignet. Gegen die Konstruktion mit einem bewegten Richtstempel und zwei Widerlagern dar- mit Granit als Basiswerkstoff sprechen allerdings die resultie- gestellt. renden Gestehungskosten. Sowohl die mit Granit verbundene Dieses Prinzip führt zwar zum Verdrillen des Bauteils und wird Beschaffungsproblematik wie aber auch die fertigungstech- seit Jahrhunderten so praktiziert, ist aber insgesamt betrach- nischen Problemkreise der Zerspanung von nichtmetallischem tet möglicherweise das am kostengünstigsten zu realisieren- Werkstoff führen zu einer inakzeptablen Kostenstruktur. de Bewegungsprinzip beim Richten. Die weiteren Untersu- Der Vorteil der in Abbildung 14 gezeigten Schweißkonstruktion chungen zum Thema basieren auf diesem Prinzip. ist deren unkomplizierte Fertigung. Verschweißte Blechplat- ten bieten hohe mechanische Stabilität und, bei geeigneter An- 8 • Konstruktionsstrukturen ordnung, auch die geforderte Temperaturstabilität. Basierend auf dem zuvor gezeigten Prinzip des 3-Punkt-Rich- Von Nachteil ist allerdings, dass eine geschlossene Rahmen- tens wurden unterschiedliche Grundansätze einer dann mög- struktur, wie hier gezeigt, den freien Bauraum für Sensorik lichen Konstruktion untersucht. Die folgenden Abbildungen und Handling, ähnlich wie die Säulenkonstruktion, deutlich be- zeigen drei unterschiedliche Ansätze, denen verschiedene Vo- schränkt. raussetzungen zu Grunde liegen. In Abbildung 12 im Halbschnitt gezeigt ist eine horizontal ange- 9 • Antriebsmechanik ordnete Säulenpresse, bei der vier Führungssäulen die Rah- Hohe Rahmen- und Führungsstabilität sind die elementaren menstabilität erzeugen, die auch die Führung des Werkzeug- Voraussetzungen für die angestrebte Funktionalität einer schlittens übernehmen. Der Vorschub des Schlittens wird hoch präzisen Richtmaschine. Sind diese nicht erfüllt, dann er- durch einen in der Abbildung 13 gezeigten elektromecha- übrigt sich jede weitere Betrachtung des Problems. nischen Vorschub realisiert. Nicht gezeigt ist die eigentliche Sind sie erfüllt, dann folgt, dass der gesamte Antriebsstrang Werkzeugplatte, die das bewegte Umformwerkzeug aufnimmt. hinsichtlich seiner eigenen Stabilität zu untersuchen ist. Die- Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass sich bei entspre- sem Problemkreis kommt mindestens die gleiche Bedeutung

119 QUERSCHNITT 23

Abbildung 14 • Geschweißte Plattenstruktur Abbildung 15 • E–mechanischer Zylinder

zu wie der allgemeinen Maschinenstruktur. Der Kern des Pro- die mit der Spindel kopfseitig formschlüssig verbundene Kopf- blems des hochgenauen Richtens setzt grundsätzlich die Sta- platte in Vorschubrichtung bewegt. Diese Vorschubeinheit ge- bilität der Lage des bewegten Richtwerkzeuges gegenüber hörte zu den rechnerisch steifsten Varianten, war aber wegen den unbewegten Widerlagern voraus. Aus der Umformung re- der Kühlproblematik, die der E-Motor verursacht, weniger gut sultierende Querbelastungen dürfen nicht zu Querverschiebun- für die Problemstellung geeignet. gen der Werkzeughälften führen, weil ansonsten davon die Umformung negativ beeinfl usst wird. Noch viel bedeutsamer 10 • Zusammenfassende Betrachtung aber ist die Stabilität des Antriebsstrangs in Richtung der Um- Die Zusammenarbeit mit dem Maschinenhersteller für Richt- formbewegung. Ohne an dieser Stelle dies tiefer erläutern zu maschinen ist noch nicht beendet, so dass über Endergebnisse wollen: Die hochgenau defi nierte Bewegung des Umform- hier nicht berichtet werden kann. Gezeigt werden sollte, mit stempels in Richtung des Richtgutes, z. B. CNC-gesteuert, be- welchen Themenkreisen u. a. man sich derzeit im umform- stimmt letztendlich dominant die Richtqualität. Den Hinter- technischen Labor der h_da beschäftigt. Bemerkenswert ist, grund hierfür stellen die elastisch-plastischen Gegebenheiten dass auch in unserem Verständnis das Biegen als technisches der Umformung und das Verfestigungsverhalten des metal- Problem zuvor keines war, diese Sicht der Dinge sich aber bei lischen Werkstoffes des zu richtenden Bauteils dar. allen Beteiligten deutlich geändert hat. In Abbildung 15 ist die Antriebsseite der oben gezeigten Säu- Vollautomatische Werkzeugmaschinen sind seit Jahrzehnten lenkonstruktion dargestellt. Ein nicht dargestellter Servomo- Stand der Technik. Dies gilt im Wesentlichen für Zerspanungs- tor ist über ein Kupplungselement reibschlüssig mit einer ste- maschinen, weniger für Umformmaschinen. Bei Letzteren henden Kugelumlaufspindel verbunden, deren Drehbewegung steht meist vorrangig die Kraftentfaltung im Vordergrund, die die im Richtschlitten aufgenommene Mutter bewegt und so sich aus den benötigten Umformkräften ergibt, die zumeist den Richthub realisiert. Alle Fügestellen zwischen den ver- deutlich größer sind als normale Zerspanungskräfte. Das schiedenen Elementen, insbesondere die Lagereinheiten zur geometrische Detail der Umformung wird beim Umformen radialen Führung der Spindel, stellen potenzielle Beweglich- mit hydraulischen oder mechanischen Pressen zumeist durch keiten in Bewegungsrichtung dar, die in der Summe der Be- die besondere Ausformung der Umformwerkzeuge realisiert, wegungsmöglichkeiten zu erheblichen Problemen führen, die so dass sich der steuerungstechnische Bedarf, der sich für dominant die Steuerungstechnik der Vorschubbewegung un- die häufi g nur lineare Werkzeugbewegung ergibt, in Grenzen ter Last , bis zu 1.500 kN, betreffen. Das Fugenspiel und die hält. Schlanke Bauteile, Zahnstangen, Führungs- und Profi l- unvermeidliche elastische Verformung aller im Kraftfl uss lie- leisten größerer Längenabmessungen, wie sie weltweit seit genden Maschinenelemente bestimmt die Positioniergenau- Jahrzehnten in Massen gefertigt werden, stellen aus Sicht des igkeit des Richtstempels und damit die Richtqualität. Insofern dabei fast immer notwendigen Richtvorgangs ein fertigungs- galt es u. a. auch herauszufi nden, welche Vorschubmechanik technisches Problem dar, dem in der Vergangenheit nur wenig mit welcher Konstruktionsstruktur die höchste Eigensteife Beachtung geschenkt wurde. Zumindest lässt sich der Stand des Vorschubes bei möglichst geringen Gestehungskosten der Literatur so interpretieren, wo der Biegevorgang balken- ergibt. förmiger Geometrien (Biegebalken, elastisch, 1. Semester, In der Abbildung 17 ist beispielsweise die Version eines Direkt- Mechanik) schon seit vielen Jahrzehnten behandelt wird, antriebes gezeigt, mit einem modernen High-Torque-Antrieb wissenschaftliche Abhandlungen zur Maschinentechnik in Hohlwellenausführung, der über eine stehende Kugelum- dieses Bereichs der Fertigungstechnik aber nur bedingt zu laufmutter die in ihr aufgenommene Spindel vortreibt und so fi nden sind.

120 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Abbildung 16 • Richtstempel Versuchsstand

121 QUERSCHNITT 23

Abbildung 17 • Steife Vorschubmechanik

Möglicherweise liegt der Grund hierfür darin begründet, dass schen bevorzugt behandelt, entsprechend hohe Gestehungs- beim maschinellen Biegen der letzten Jahrzehnte ganz ge- kosten waren häufi g die Folge. wöhnliche hydraulische Pressen eingesetzt wurden. Und, was Die automatische Richtmaschine zum Präzisionsrichten von die Verfasser des vorliegenden Berichtes zu ihrer Verblüffung langen Bauteilen bis ca. 6.000 mm Länge wird in der näheren lernen durften, die Maschinenbediener sind i. d. R. angelernte Zukunft möglicherweise auf einer modular ausgelegten Kon- Mitarbeiter, deren Eignung für diesen Job sich erst nach struktionsstruktur mit integrierter Sensorik, Laserscanner 2−3 Jahren herausstellt. Eignung bedeutet in diesem Zusam- oder andere, basieren, die den unterschiedlichen Bedürfnis- menhang, dass der Mitarbeiter über das exakte Augenmaß sen des Marktes fl exibel angepasst werden kann. Nicht aufge- und viel Gefühl bei der Pressenbedienung verfügt bzw. sich im führt wurden im vorliegenden Bericht die zur Steuerung dieser Laufe der Zeit aneignet, was die Voraussetzung für zielgenaues Maschinentechnik notwendigen Hard- und Softwaremodule. Richten ist. Unregelmäßige Qualitätsergebnisse der handge- Maßgebliche Themenkreise der Richtphilosophie, wo axial mit richteten Stangen sind folglich ebenso ein Problem für den welchen Wegen, Zeiten und Kräften die Einzelumformungen Produzenten wie die damit verbundene Personalknappheit. über die Stangenlänge verteilt durchgeführt werden oder wie Die Entwicklung einer automatischen Richtmaschine beinhal- die Interaktion zwischen Bediener und Maschine zu gestalten tet im Kern den Umgang mit einem scheinbar simplen Pro- ist, befi nden sich derzeit beim Maschinenhersteller in Arbeit. blem, das sich erst bei genauerer Betrachtung als technisch hochkomplex offenbart. Jede Werkzeugmaschine, ob Halb- oder Vollautomat, ist ein Investitionsgut, das sich nur dann fi - nanziell rechnet, wenn die Unzulänglichkeiten der mensch- lichen Arbeitsergebnisse damit vermieden werden können. Genauer, schneller, gleich bleibend und kostengünstiger sind im vorliegenden Fall des Biegens durch Richten die treffenden Kurzbiografi en • Adjektive, mit denen die Qualitäten des automatischen Rich- Prof. Dr.-Ing. Klaus Eichner ist seit 1985 Professor für Produk- tens beschrieben sind. tionstechnik am Fachbereich Maschinenbau und Kunststoff- Die Arbeiten des Labors für Produktionstechnik (CIM) der technik der Hochschule Darmstadt. h_da innerhalb des Projektes betreffen im Schwerpunkt die Scannertechnik bzw. die mit dieser ermittelbaren geometri- Dipl.-Ing. Uwe Geißler ist seit 1992 wissenschaftlicher Mitar- schen Qualitätsaussagen und vor allem die konstruktive Ana- beiter am Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik lyse der mechanischen Notwendigkeiten, die Lasermesstech- der Hochschule Darmstadt. nik überhaupt sinnvoll einsetzen zu können. Unterschiedlichste Konstruktionsvarianten wurden entwickelt, untersucht und Prof. Dr.-Ing. Ernst Hammerschmidt ist seit 1989 Professor häufi g wegen der zu hohen Kosten wieder verworfen. Immer für Produktionstechnik und Maschinenelemente am Fachbe- stand die mechanische Stabilität der Rahmenstrukturen zwar reich Maschinenbau und Kunststofftechnik der Hochschule im Vordergrund, jedoch stellte die Integration der Scanner- Darmstadt. technik häufi g das eigentliche technische Problem dar. Ähnli- ches gilt für die Auslegung des Antriebsstrangs der Vorschub- Prof. Dr.-Ing. Eckehard Walter ist seit 1995 Professor für Pro- bewegung. Hierbei wurden aus steuerungstechnischen duktionstechnik am Fachbereich Maschinenbau und Kunst- Gründen elektromechanische Versionen gegenüber hydrauli- stofftechnik der Hochschule Darmstadt.

122 Richten durch Biegen FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Abbildung 18 • Versuchsstand CIM–Labor

123 QUERSCHNITT 23

Abbildung 1 • „Mosaik“-Aufnahme aus korrigierten Einzelbildern

124 FASEP® ULTRA FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

FASEP® ULTRA NEUARTIGE PROZESSPLANUNG UND -STEUER UNG BEI DER VERARBEITUNG VON LANG FASER VERSTÄRKTEN THERMOPLASTEN (LFT) MITTELS EINER NEUEN BILDANALYTISCHEN BESTIMMUNG V O N F A S E R L Ä N G E N V E R T E I L U N G E N

Autoren • Prof. Dr. rer. nat. Ralph Stengler Prof. Dr. rer. nat. Konrad Sandau Dipl.-Ing. Mark Rafael Hartwich Dipl.-Ing. Norbert Höhn Dipl. Ing. Helga Mayr

Die mechanischen Eigenschaft en von Verbundwerkstoff en lassen sich durch Zugabe von Langfasern verbessern. Dazu werden u. a. Glasfasergranulate mit Faserlängen von mehr als 20 mm oder Endlos- fasern eingesetzt. Da diese im Verarbeitungsprozess selbst mechanisch belastet werden, brechen die Glasfasern und im Bauteil fi nden sich oft nur mittlere Faserlängen von 0,3–0,7 mm wieder. Die Ingeni- eure wünschten sich deshalb ein Instrument zur Prozesskontrolle, um die Glasfaseranalyse schnell und kostengünstig durchzuführen. Mit dem neuartigen Planungsinstrument können mehrere tausend Fasern innerhalb kürzester Zeit ausgewertet werden. Die Qualitätskontrolle quasi In-Line im Entwicklungsprozess ist nun möglich. Das neue Verfahren kann die Qualitätskontrolle fertiger LFT-Bauteile vereinfachen und die Entwicklungs- zeiten neuer Bauteile verkürzen helfen.

125 QUERSCHNITT 23

Abbildung 2 • Veraschungsrückstände von Zugproben (Kurzglasfasern) Abbildung 3 • Langglasfasern

1 • Ausgangspunkt fi nierten Beobachtungsbereichs zu Faserlängenklassen. Zu- Die Modifi kation von Polymeren mit faserförmigen Füllstoffen dem werden Zusammenhänge zwischen diesen Verteilungen hat zum Ziel, die hohe Festigkeit und Steifi gkeit der Faser zur und den technisch-mechanischen Eigenschaften der LFT- Eigenschaftsverbesserung des Verbundwerkstoffes zu nutzen. Werkstücke wissenschaftlich durchleuchtet. Durch die Zugabe von Fasern lassen sich deutliche Steige- rungen der mechanischen Kennwerte (Zugfestigkeit, Steifi g- 2 • Das Verfahren keit, Schlagzähigkeit, Wärmeformbeständigkeit, Verschleiß- Da Fasern und Kunststoffmatrix einen festen Verbund bilden, festigkeit) erzielen. Die dabei verwendeten Fasern aus , muss zuallererst eine Probenpräparation erfolgen. Im Fal- Kohle oder Aramid zeichnen sich durch Festigkeiten aus, die le von Glasfasern ist die Veraschung die Methode der Wahl. etwa zwei Größenordnungen über der des Matrixwerkstoffes Hierbei wird ein ganzes Werkstück oder ein defi nierter, vorher liegen. entnommener Teil des Werkstückes einer besonders kontrol- Im Idealfall besitzt ein endlosfaserverstärkter Werkstoffver- lierten Pyrolyse unterzogen, um die Kunststoffmatrix restlos bund bei Belastung in Faserrichtung die Festigkeit der Faser- zu entfernen und die Glasfasern möglichst wenig thermisch komponente. In modernen Verfahren hergestellte (z. B. durch zu schädigen und somit Brüche zu provozieren. Dazu wird ein Pultrusion) langfaserverstärkte Thermoplastgranulate errei- spezieller Ofen verwendet, der es erlaubt, gezielt unterschied- chen Faserlängen von bis zu 25 mm, sogenannte Ultralangfa- liche, materialschonende Temperaturrampen und -Program- sern. Diese sollen in nachfolgenden Verarbeitungsprozessen me zu fahren. (z. B. Spritzgießen, Extrusion, Blasformen) mit möglichst ge- Bei längeren Fasern liegen oft komplexe Gewölle oder Clus- ringen Beschädigungen der Fasern verarbeitet werden, damit ter vor. Um diese Cluster auszuwerten, müssen sie, soweit ideale technische Eigenschaften der Werkstücke erreicht wer- es zerstörungsfrei geht, entfl echtet werden. Das geschieht den können. Die Faserkürzung kann während dieser Prozess- unter Zugabe von unterschiedlichen Flüssigkeiten (Dispergier- durchläufe so gravierend sein, dass selbst Langglasfasern lösungen) und mechanischen Bewegungen. auf Längen von unter 100 μm reduziert werden. Die Parameter Als exemplarische Beispiele für die Pyrolyse zeigt Abbildung 2 heutiger Verarbeitungsprozesse sind bislang noch nicht hin- sauber veraschte Proben von Zugstabausschnitten und Abbil- reichend auf derartige Ultralangfasern untersucht, da hierzu dung 3 veraschte Langglasfasergranulate. bis jetzt ganz einfach die adäquaten analytischen Methoden zur Jetzt liegen die unterschiedlichen Fraktionen vor, deren Länge Bestimmung der Faserlängenverteilungen fehlten. und Anzahl händisch unter dem Lichtmikroskop ausgemessen Das Projektteam des IKD um Prof. Stengler in Kooperation mit und ausgezählt werden können. In Kombination mit statisti- den Firmen IDM Systems und ProVie entwickelte eine weit- schen Beziehungen der Gewichtsanteile können relativ ein- gehend automatisierte Methode für die bildanalytischen Be- fach die entsprechenden Ergebnisse ermittelt werden. Diese stimmung der Faserlängenverteilungen von Ultralangfasern. haben den Nachteil, dass sie nicht reproduzierbar sind, sehr Grundlage der Faserlängenanalyse ist das Auszählen und langwierig sind und durch den hohen Einsatz von qualifi zier- Zuordnen der entsprechenden Längen aller Fasern eines de- tem Personal teuer sind.

126 FASEP® ULTRA FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Abbildung 4 • Aufgeschlämmte Fasern zur Bildaufnahme unter dem Mikroskop

127 QUERSCHNITT 23

Abbildung 5 • Analyseschritt

Abbildung 6 • Bedienplatz

128 FASEP® ULTRA FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK

Zudem lassen sich Langglasfasern mit einem typischen In der nachgeschalteten Bildanalyse wird die Sehnenlängen- Stereomikroskop, wie es in den Qualitätssicherungslabors von transformation (Abk. CLT für Chord Length Transform) benutzt. kunststoffverarbeitenden bzw. -herstellenden Betrieben ver- Mit dieser Methode lassen sich gekrümmte Fasern einzeln in- wendet wird, nicht aufnehmen. Das Länge-zu-Breite-Verhält- nerhalb eines Fasersystems erfassen [Sandau Ohser, 2007]. nis ist zu groß. Für die grundlegende Umsetzung wurde das Programm Deshalb wurden bei der Entwicklung am IKD ein Makrozoom- Image-Pro Plus (MediaCybernetics, Bethesda, MD) verwen- Objektiv mit 2 x-Vorsatzlinse und ein motorisierter xy-Tisch ge- det. Für die CLT und die nachfolgende Segmentierung benötigt wählt, um Einzelbilder mit kleinerem Viewfi eld aufzunehmen man jedoch auch Bildverarbeitungswerkzeuge für dreidimen- und diese zu einem großen Bild(-mosaik) zusammenzusetzen sionale Strukturen. Dieser Teil des Verfahrens wurde mit der (siehe Abbildung 1). bildverarbeitungsorientierten Interpretersprache IDL (ITT VIS, Der Aufbau eines Arbeitsplatzes ist auf Abbildung 6 zu sehen: Boulder, CO) durchgeführt. In der Version 6.2/ff ist eine COM- Die Bilder werden im Durchlichtverfahren mit einer digitalen Bridge enthalten, die es erlaubt, mit Projektdateien COM-Ob- CMOS-Kamera aufgenommen. Der xy-Tisch hat eine Ausspa- jekte für externe Programmierumgebungen zur Verfügung zu rung für die Petrischale, in der sich die dispergierten Glasfa- stellen. Dies ist notwendig, um eine einheitliche Bedienerober- sern befi nden. Der xy-Tisch wird über bipolare Schrittmotor- fl äche zu entwickeln, mit der sowohl die Tischsteuerung als ansteuerung verfahren. Die ebenfalls entwickelte Software auch die Fasererkennung gesteuert werden kann. ermöglicht das Handling mit Joystick und über eine Benutzer- Für kurze bis mittellange Fasern wurde bisher ein anderer oberfl äche mittels Tastatureingabe. Algorithmus eingesetzt, der bei geraden Fasern arbeitete. Ein Der Tiefenschärfe-Bereich der Optik ist so gewählt, dass beim typischer Analyseschritt dazu, bei dem die Einzelfasern er- Verfahren des Tisches die Aufnahmeebene im Tiefenschärfe- kannt und farblich gekennzeichnet werden, ist auf Abbildung 6 Bereich der Optik verbleibt, um ohne z-Anpassung arbeiten zu sehen. Bei starken Krümmungen, wie sie bei Langglas- zu können. Da die Optik nicht plankorrigiert ist, kommt es zu fasern auftreten, wird der neu entwickelte CLT-Algorithmus Vignettierungseffekten der Einzelbilder, die jedoch mithilfe eingesetzt (Auswertung siehe Abbildung 7). der Bildverarbeitung (Subtraktion des Hintergrundes) sehr gut Bei gebogenen Langglasfasern fehlen derzeit die Möglich- ausgeglichen werden können. keiten des Vergleichs. Die praktische Erfahrung zeigt, dass Auf diese Weise wurde ein Weg gefunden, der für die Aufl ö- die CLT Fasern an Stellen starker Krümmung in zwei oder sung der Fasern optimal ist. Selbst Ultralangglasfasern sind in mehrere Stücke aufteilt, was zu einer systematischen Unter- einem zusammengesetzten Bild erkennbar (Abbildung 1). Die schätzung der Faserlänge führt. Dies wird jedoch toleriert, da Dicke der Faser beträgt ca. 4–10 Pixel und ist damit nach heu- wegen der Steifi gkeit der Faser solche starken Krümmungen tigem Stand ausreichend, um die Bildanalyse zu ermöglichen. eher selten auftreten. Auch tritt mit zunehmender Anzahl- dichte der Fasern die Situation auf, dass Fasern, die zufällig aneinanderliegen, sich wie eine Faser mit großer Krümmung im Übergangsbereich darstellen.

129 QUERSCHNITT 23

anzahlgemittelte Häufigkeiten (%) Faserlängenanteil (%)

8,0 120

110 7,0 100

6,0 90

80 5,0 70

4,0 60

50 3,0 40

2,0 30

20 1,0 10

0,0 0 0,06 0,50 0,9 1,40 1,85 2,30 2,74 3,19 3,64 4,09 4,54 4,98 5,43 5,88 6,33 6,78 7,22 7,67 8,12 8,57

Faserlänge (mm)

Abbildung 7 • Häufi gkeitsverteilung der Glasfaserlänge

Auch durch die Begrenzung des Bildes wird die Faserlänge Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften. Arbeits- unterschätzt. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum nicht nur gebiete: Stereologie und quantitative Mikroskopie, geome- ein Bild, sondern ein sehr großes Mosaik von Bildern anein- trische Statistik und Bildanalyse, stochastische Simulation. andergesetzt wird. In Abbildung 1 kann man 10 x 10 Einzelbilder erkennen. Damit wird der Randfehler um ein Vielfaches redu- Dipl.-Ing. Mark Rafael Hartwich, geb. 1964, studierte Kunst- ziert. stofftechnik an der Fachhochschule Darmstadt und ist wissen- Das Projekt wurde vom AiF gefördert. Neben der Software- schaftlicher Mitarbeiter am IKD der Hochschule Darmstadt. weiterentwicklung sind das IKD und die Kooperationspartner Seine Forschungsschwerpunkte sind Oberfl ächenbeur- auch dabei, Korrelationen zwischen den mechanischen Ei- teilungsverfahren, Farbmessung und automatisierte Faser- genschaften von Bauteilen und den Faserana ly seergebnissen analyse. herzustellen. Dipl.-Ing. (TH) Norbert A. Höhn, geb. 1962, studierte Rege- lungstechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt. Literatur • Nach dem Studium arbeitete er für international tätige Firmen 1 Sandau, K. Ohser, J.: The Chord Length Transform and the im Bereich Biomedizintechnik und betreute dort den Bereich Segmentation of Crossing Fibres. Journal of Microscopy Optik und Mechanik. 1995 machte er sich als Systempro- 226, 2007: 43–53. grammierer in dem Bereich optomechanische Anwendungen selbstständig. Seit 2006 arbeitet er zusammen mit Helga Mayr Kurzbiografi en • im Ingenieurbüro IDM Systems. Prof. Dr. rer. nat. Ralph Stengler, geb. 1956, studierte an den Universitäten Mainz und Bonn Physik. Von 1988 bis 1991 arbei- Dipl.-Ing. (FH) Helga Mayr, geb. 1966, studierte Biotechnolo- tete er in gehobenen Positionen im Kunststoffmaschinenbau gie an der Fachhochschule Weihenstephan. Von 1992 bis 2000 und der chemischen Industrie. Seit 1992 arbeitet er als Profes- arbeitete sie im Bereich Qualitiätswesen und Projektmanage- sor für Automatisierungstechnik und Qualitätsmanagement ment bei verschiedenen international tätigen Firmen. Seit 2000 am IKD (Institut für Kunststofftechnik Darmstadt) der Hoch- ist sie selbstständige Ingenieurin und bietet System- und Soft- schule Darmstadt. wareprogrammierungen im Bereich Bildanalyse, insbesonde- re für die Qualitätssicherung bei verschiedenen herstellenden Prof. Dr. rer. nat. Konrad Sandau, geb 1950. Studium der Ma- Industrien, an. thematik und Regelungstechnik an der Universität Stuttgart, Diplom 1975 in Mathematik. Wissenschaftlicher Mitarbeiter/ Hochschulassistent an der Universität Hohenheim. Promo- tion 1980. Habilitation 1988 in angewandter Mathematik über ein Thema der Stereologie. Seit 1992 Professor an der h_da im

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131 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

FORSCHUNG FÜR DIE GRENZKONTROLLEN DER ZUKUNFT

Autor • Prof. Dr. Christoph Busch

Auch wenn biometrische Systeme derzeit noch kaum verbreitet sind, mit dem neuen ePass, der seit Herbst 2005 ausgegeben wird, kommt in Zukunft jeder Bundesbürger mit der Biometrie in Berüh- rung. In den kommenden Jahren werden Schritt für Schritt auch die Grenzkontrollpunkte mit einem biometrischen Verifi kationssystem ausgerüstet werden. Die internationalen Flughäfen in Portugal wurden bereits in den Jahren 2007 und 2008 mit solchen Systemen ausgestattet. Am Flughafen Frank- furt soll ein erster Grenzkontrollpunkt mit Gesichtserkennung im Sommer 2009 eingerichtet werden. Mit dem Übergang von zweidimensionalen zu dreidimensionalen Gesichtserkennungssystemen lässt sich die Sicherheit dieser Authentisierungsmethode deutlich steigern. Das gilt nicht nur für die Erken- nungsleistung und damit die Reduzierung der Falsch-Akzeptanz-Rate, sondern auch für die Überwin- dungssicherheit des Systems. Die Natur und Komplexität der biometrischen Charakteristik, die in der 3D-Gesichtserkennung gegeben ist, macht einen erfolgreichen Überwindungsangriff im Vergleich zu derzeitigen 2D-Gesichtserkennungssystemen, aber auch im Vergleich zu Fingerabdruckerkennungs- systemen unwahrscheinlich. Das Projekt 3D Face konnte mit den Forschungsergebnissen neue Verfahren zur 3D-Datenverarbeitung bereitstellen und diesen Übergang erfolgreich realisieren. Auch wenn die Kosten für ein 3D-Aufnahmesystem derzeit noch um ein Vielfaches über den Kosten eines 2D-Auf- nahmesystems liegen, sind die technischen Perspektiven vielversprechend. Die Technologie könnte in zukünft igen Kontrollprozessen zum Einsatz kommen und einen Beitrag leisten, die kontinuierlich an- steigende Zahl von internationalen Flugreisenden zu bewältigen.

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Abbildung 1 • Installation der 3D-Gesichsterkennung am Flughafen Salzburg

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1 • Elektronische Reisedokumente tigte dritte Personen („Pass-Shopping“ oder „Visa-Shopping“), Biometrische Daten sind seit Ende 2005 fester Bestandteil in die ein ähnliches Aussehen aufweisen wie diejenige Person, allen neu ausgestellten deutschen Reisepässen. In Zukunft er- für die der Pass ausgestellt wurde. laubt das digitale Passbild dem Grenzbeamten den visuellen Vor diesem Hintergrund hat der Europäische Rat im Jahr 2004 Vergleich mit dem Passbesitzer und dient auch zur automa- mit einer Verordnung über die Standardisierung von Sicher- tischen biometrischen Erkennung. Die zusätzliche Nutzung heitsmerkmalen und Biometrie in Pässen für EU-Bürger von dreidimensionalen Daten verspricht erhebliche Leistungs- [eu2004] eine neue Rechtsgrundlage etabliert. In der An- steigerungen im automatischen Vergleich. Durch die Kombina- wendung dieser Verordnung führen die EU-Länder digitale tion von Informationen zur Geometrie sowie zur Gesichtstextur Gesichts- sowie Fingerbilder in allen künftig ausgegebenen können 3D-Gesichtserkennungssysteme Posenvariationen EU-Pässen ein [bund2007]. Gleichzeitig werden damit auch besser verarbeiten. Um das Potenzial dieses Verfahrens zu die von der International Civil Aviation Organization (ICAO) er- ermitteln, wurde von April 2006 bis März 2009 von der Euro- arbeiteten technischen Spezifi kationen mit dem Passstandard päischen Kommission das Integrierte Projekt 3D Face geför- 9303 für die Speicherung biometrischer Daten in maschinen- dert. Übergreifendes Forschungsziel ist es, nicht nur bessere lesbaren Reisedokumenten [icao2004a], [icao2006] umgesetzt, Erkennungsleistungen zu erzielen, sondern auch neue Ver- um die Unterstützung der Grenzkontrollen durch biometrische fahren zu entwickeln, die einen besseren Datenschutz für die Verfahren zu befördern. gespeicherten biometrischen Referenzdaten bieten. Gemäß den Empfehlungen der ICAO wird die biometriege- Mit der Einrichtung des Schengen-Gebietes gilt eine gemein- stützte Grenzkontrolle zunächst primär auf den Verfahren same europäische Außengrenze gegenüber Drittstaaten. Das zur 2D-Gesichtserkennung aufbauen. In Portugal wurde im 1985 unterzeichnete Schengen-Abkommen wird inzwischen Jahr 2007 ein erstes System in Europa in Betrieb genommen von 25 europäischen Ländern angewandt. Darunter befi nden [rapid2008]. Nachteile dieser Systeme sind hinlänglich be- sich auch die Länder Norwegen, Island und die Schweiz, die kannt: Die Leistung solcher Systeme ist vor allem deshalb nicht Mitglieder der Europäischen Union sind. Mit dem Schen- nicht zufriedenstellend, weil Unterschiede in der Ausrichtung gen-Abkommen sind für die Bürger der beteiligten Länder we- des Gesichts (Pose), Lichtveränderungen und andere Stör- sentliche Reiseerleichterungen in Kraft getreten. Im gleichen faktoren die Bildqualität beeinträchtigen und gegebenenfalls Zuge wurden die Kontrollen für Einreisende mit einem Visum im Vergleich zur Referenzaufnahme verschlechtern können. für das Schengen-Gebiet auf wenige internationale Flug- und Noch gravierender ist der Umstand, dass 2D-Gesichtserken- Seehäfen sowie die Landgrenzpunkte in Osteuropa konzen- nungssysteme bislang über keine robusten Mechanismen zur triert. Für Reisende und für die länderspezifi schen Behörden Lebenderkennung und zur Überwindungssicherheit verfügen. wie etwa Bundespolizei und Zoll haben die Personaldoku- Demzufolge ist ein Einsatz dieser Technologie in unbeaufsich- mente Reisepass und Schengen-Visum an Bedeutung gewon- tigten Umgebungen nicht zu empfehlen. nen, da mit dem Eintritt in das Schengen-Gebiet Reisefreiheit Das durch die Europäische Kommission innerhalb des 6. For- und Aufenthaltserlaubnis in allen Schengen-Staaten besteht. schungsrahmenprogramms geförderte Projekt 3D Face kon- Mit diesen Vorteilen gehen zunehmende Herausforderungen zentriert sich daher auf die Erforschung der Verfahren zur für die Behörden einher: Einerseits werden Personen, deren 3D-Gesichtserkennung, bindet aber die Verfahren der 2D-Ge- Aufenthaltsdauer abgelaufen ist, nicht oder nur unzureichend sichtserkennung und deren Einsatz in sicheren Umgebungen erfasst. Andererseits kommt es gehäuft zu einer missbräuch- in die Entwicklung mit ein [3dface2006]. Dabei werden Ansätze lichen Nutzung echter Identitätsdokumente durch unberech- verfolgt, die reichhaltigen Informationen der Gesichtsoberfl ä-

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che zu nutzen. Die Hochschule Darmstadt forscht auf diesem teme oder als Identifi kationssysteme ausgelegt sein. Bei einem Themenfeld gemeinsam mit den Partnern in einem interna- Verifi kationssystem gibt der Nutzer eine Identität vor, zu der im tionalen Konsortium, das sich aus 4 Industrieunternehmen, System eine Referenz vorliegt. Sofern biometrische Systeme mit 2 mittelständischen Unternehmen, 3 Forschungseinrichtun- einem authentischen Dokument (zum Beispiel dem ePass) kom- gen sowie 3 Hochschulen zusammensetzt. Darüber hinaus biniert werden, kann das Referenzbild auf diesem Dokument ab- sind eine Bundesbehörde und zwei Flughafenbetreiber als An- gelegt sein. Zum Zeitpunkt der Verifi kation wird ein Vergleich mit wender eingebunden. genau diesem einen Referenzbild durchgeführt (1:1-Vergleich). Bei einem Identifi kationssystem hingegen wird das erfasste Bild 2 • Gesichtserkennung mit vielen eingelernten Bildern verglichen und aus dieser Men- Unter Biometrie versteht man ein Messverfahren zur Wieder- ge das am besten passende Muster ermittelt (1:n-Vergleich). Die erkennung von Personen. Die Internationale Standardisierung Ähnlichkeit zwischen beiden Bildern muss jedoch ein defi nier- defi niert den Begriff biometrics wie folgt: „automated recognition tes Mindestmaß erreichen, damit eine zuverlässige Zuordnung of individuals based on their behavioural and biological characte- der mit dem Referenzbild verbundenen Identität vorgenommen ristics“ [iso2008]. Biometrische Verfahren analysieren demnach werden kann. das Verhalten des Menschen und/oder eine Eigenschaft der bi- Die Gesichtserkennung ist das biometrische Verfahren, das der ologischen Charakteristika. Die biologischen Charakteristika Mensch selbst am häufi gsten zur Erkennung verwendet. Wäh- gliedern sich einerseits in anatomische Charakteristika – die rend dabei jedoch intuitiv Kontextinformationen wie Körperform geprägt werden durch Strukturen des Körpers und andererseits und -größe zusätzlich analysiert werden, stehen diese Parame- in physiologische Charakteristika – die geprägt werden durch ter einem computergestützten Erkennungsverfahren zunächst Funktionen des Körpers wie beispielsweise die Erkennung der nicht zur Verfügung. Die in der biometrischen Gesichtserken- Stimme. nung bislang eingesetzten Systeme verwenden im Normalfall ei- Der Vorgang der biometrischen Authentisierung liefert eine ne Fotokamera, um zweidimensionale Frontalbilder zu erfassen. eindeutige Verknüpfung einer Person mit ihrer Identität unab- Systeme, die auf diesen Sensoren aufbauen, verarbeiten das 2D- hängig davon, wo diese Identität gespeichert ist. Der Vorgang Bild und müssen zunächst das eigentliche Gesicht im Kamera- der biometrischen Wiedererkennung lässt sich in die folgenden bild lokalisieren und herausfi ltern. Ein Frisurwechsel, aber auch Schritte untergliedern: Bärte und Brillen können die Aufgabe für den Gesichtsfi ndungs- algorithmus erschweren. • Erfassung der biologischen Charakteristika mit geeigneten Bei der zweidimensionalen Gesichtserkennung ist es unerläss- Sensoren (Kamera, Mikrofon etc.) und Speicherung als digi- lich, dass das Bildmaterial in sehr guter Bildqualität vorliegt. tale Repräsentation Wichtige Kriterien sind dabei eine ausreichende Ausfüllung des • Vorverarbeitung zur Datenverbesserung oder -bereinigung 2D-Bildes durch das Gesicht (etwa zu 70 %), eine Frontalaufnah- • Merkmalsextraktion zur signifi kanten Beschreibung der me, guter Kontrast, Bildschärfe, gleichmäßige Ausleuchtung, Muster ein neutraler Gesichtsausdruck und keine Verdeckung des Ge- • Vergleich der Merkmale mit den Referenzdaten sichtes bzw. der Landmarken (z. B. Augenwinkel bzw. Mittel- punkte der Augen) durch Haare, Brillen oder Kopfbedeckungen. Der Vorgang bedingt, dass grundsätzlich eine Person vorab ein- Werden diese Bildqualitätskriterien nicht erfüllt, muss mit einer gelernt (Enrolment) wurde, um die notwendigen Referenzdaten schwachen Erkennungsleistung des biometrischen Systems ge- zu bilden. Biometrische Systeme können als Verifi kationssys- rechnet werden.

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Abbildung 2 • 3D-Modell – Gesichtsgeometrie und Farbinformation

Die Einhaltung all dieser Kriterien sowohl bei der Aufnahme des tierende dreidimensionale Modell erlaubt eine gegenüber der Referenzbildes (Passausstellung) als auch beim späteren Ver- einfachen Frontalaufnahme bessere Erkennung bei Kopfrota- gleich (bei der Grenzkontrolle) ist schwer herzustellen: Nur sel- tionen oder ungünstigen Kamerawinkeln. ten wird die Gesichtsausrichtung (Pose), der Gesichtsausdruck Bevor ein 3D-Modell mit einem Referenzmodell verglichen wer- (Mimik) und die Beleuchtungssituation identisch sein. den kann, müssen Landmarken des Gesichtes (Augenwinkel, Ein weiterer Nachteil ist, dass zweidimensionale Gesichtserken- Nase etc.) bestimmt werden, so dass eine identische Ausrich- nung naturgemäß keine Überwindungssicherheit leisten kann. tung der Modelle hergestellt werden kann. Erst dann können So lassen sich Fotokameras in aller Regel durch das Vorhalten Ähnlichkeitsmaße bestimmt werden, die nun auf Geometriein- eines ausgedruckten Fotos einer zugangsberechtigten Person formationen wie lokalen Krümmungsmaßen oder Abstandsma- täuschen. Selbst die Bildqualität eines Fotohandys war in eige- ßen zwischen den geometrischen Oberfl ächen beruhen. Diese nen Experimenten bereits ausreichend, um ein Produktsystem Geometrieinformationen sind vor allem an denjenigen Punkten zu überwinden. Heutige Gesichtserkennungssysteme verfügen der Oberfl äche von Interesse, die eindeutig als Landmarke loka- nicht über hinreichende Mechanismen, um eine Lebenderken- lisiert wurden. Zusätzlich wird die Farbinformation mittels Tex- nung zu gewährleisten. turdeskriptoren ausgewertet. Ein weiterer wichtiger Vorteil der dreidimensionalen Erfassung ist die Invarianz gegenüber Ska- 3 • Dreidimensionale Datenaufnahme lierungen. Während bei einer zweidimensionalen Aufnahme der Der für eine automatische Grenzkontrollspur mindestens unbekannte Abstand der Person zur Kamera zu unterschiedlich notwendige Schritt, der gegenwärtig in akademischen und großen Bildern führt, sind die dreidimensional erfassten Model- industriellen Forschungslabors untersucht wird, ist der Über- le immer metrisch korrekt: Die Grundmaße des Kopfes – wie gang zur 3D-Gesichtserkennung. Deren Verfahren beruhen beispielsweise der Augenabstand – bleiben erhalten und gehen auf einer dreidimensionalen Vermessung des Gesichts. Bei nicht durch Umrechnung auf ein standardisiertes Bildformat der Vermessung können die aus der Photogrammetrie seit (und einheitlichen Augenabstand) verloren. Diese Grundmaße Langem bekannten Stereovision-Systeme oder auch Multi- können helfen, den Merkmalsraum zu unterteilen und damit Kamera-Systeme eingesetzt werden: Bei der Auswertung der die Wahrscheinlichkeit von Falsch-Akzeptanz-Fehlern (z. B. im Aufnahmen wird – bei bekannten Kamerastandpunkten – aus Falle ähnlicher Textureigenschaften des Gesichts und ähnlicher einem Satz von 2D-Bildern nach dem Triangulationsprinzip Krümmungseigenschaften der Gesichtsgeometrie zwischen eine Tiefeninformation errechnet [kra1994]. Alternativ kann zwei Personen) zu reduzieren. Bei der 3D-Gesichtserkennung ein aktives Aufnahmesystem eingesetzt werden, das aus einer liegen gegenüber dem herkömmlichen zweidimensionalen Ver- aktiven Komponente mittels Projektion farbiger Streifen oder fahren deutlich mehr Informationen vor. Dies führt zu einer hö- strukturierter Muster auf das Gesicht und einem bzw. mehre- heren Trennschärfe für das Klassifi kationsverfahren. ren Sensoren besteht [sal2004]. Durch die Auswertung der Sensorinformation kann der Ab- stand zwischen Gesichtsprofi l und Sensor erfasst und so- mit die Tiefeninformation des Gesichtes als dritte Dimension gespeichert werden. Diese Information kann über die ganze Gesichtsfl äche ermittelt werden und liefert eine vollständi- ge Gesichtsgeometrie der Person. Zusätzlich wird an jedem Oberfl ächenpunkt eine Farbinformation bestimmt. Das resul-

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Characterization Template 1 Data 1

Feature Sample 1 Comparator 1 Normalize 1 Extraction 1 Score SCORE MATCH Decision Fusion NON MATCH Feature Sample 2 Comparator 2 Normalize 2 Extraction 2

Characterization Template 2 Data 2

Abbildung 3 • Ein Framework zum Score-Level-Fusion (nach [iso2006])

4 • Forschungsziele: Multimodale Datenerfassung und Experimentelle Testdaten Merkmalsextraktion Zur Entwicklung der Erkennungsalgorithmen und zum verglei- Hauptziel des Projekts 3D Face ist es, die Leistungsfähigkeit der chenden Test Erkennungsleistung ist eine umfangreiche Da- Gesichtserkennung derart zu verbessern, dass eine vollopera- tensammlung erforderlich. Diese wurde an drei verschiedenen tive Umsetzung auf Flughäfen möglich wird. Erfahrungsgemäß Standorten von insgesamt 600 Personen unter Laborbedin- treten bei einem operativen Test der biometrischen Erkennungs- gungen aufgebaut. Die Personen wurden zu unterschiedlichen leistung weit mehr Fehler auf, als bei einem Labortest beobach- Terminen und bei möglichst großer Variation des Gesichtes be- tet werden können. Dies ist dadurch begründet, dass die genann- züglich Haare, Kopfbedeckungen oder Brille erfasst, wobei zu- ten Einfl ussfaktoren im Felde nicht wirklich kontrolliert werden sätzlich Metadaten wie Alter, Geschlecht, ethnische Gruppe etc. können. Auch wird die Varianz der zu erkennenden Muster (3D- aufgezeichnet wurden. Insgesamt stehen elf Scans pro Person Modelle) durch die größere Anzahl der teilnehmenden Personen zur Verfügung. Da in jedem Scan mit dem Gesichtstexturbild und eine größere Herausforderung. Um dieser Herausforderung ge- der Gesichtsgeometrie zwei abhängige Informationskanäle zur recht zu werden, wurden innerhalb des Projekts eine Reihe von Verfügung stehen, bietet es sich an, diese als zwei biometrische Forschungsschwerpunkten bearbeitet. Modalitäten zu betrachten und die Verfahren der multimodalen Analyse anzuwenden [ros2003]. Traditionell kommen bei der Benutzerfreundliches Aufnahmesystem multimodalen Analyse vorrangig die Konzepte Feature-Level- Für die Datenerfassung wurde ein spezielles Aufnahmesystem Fusion (Verknüpfung der Merkmalsvektoren), Score-Level-Fusion entwickelt, das dem Anspruch einer hohen Benutzerfreundlich- (Verknüpfung der Vergleichsergebnisse) und Decision-Level-Fu- keit gerecht werden sollte. Bei dem im Projekt entwickelten Pro- sion (Verknüpfung der Entscheidungen) zum Einsatz. Beim Ver- totypen wird einerseits die vertikale Positionierung der Kamera fahren der Feature-Level-Fusion werden die Informationen aus automatisch auf die Körpergröße der zu erfassenden Person der Merkmalsanalyse in beiden Informationskanälen zu einem eingestellt und andererseits werden alle relevanten 2D- und Merkmalsvektor zusammengeführt, der dann mit der Referenz 3D-Daten innerhalb von 3 Sekunden in nur einem Erfassungs- verglichen wird. Bei Score-Level-Fusion erfolgt Merkmals- vorgang aufgenommen. analyse und Vergleich für jede Modalität getrennt und es werden Der im Projekt entwickelte Prototyp setzt als aktives System nachgeschaltet beide (oder mehrere) Score-Werte zusammen- strukturiertes Licht ein, so dass der Einfl uss unzureichender geführt. Da die Score-Werte jedoch gegebenenfalls in unter- Beleuchtungsverhältnisse reduziert werden konnte. Als Kompo- schiedliche Wertebereiche abbilden, sind dabei Score-Norma- nenten des Aufnahmesystems kamen handelsübliche Elemente lisierungen durchzuführen. Das Konzept des Decision-Level- zum Einsatz. Eine hochaufl ösende Kamera (1.280 x 960 ppi) Fusion ist insbesondere bei der Verwendung von mehreren erfasst eine 2D-Aufnahme und damit die Textur, während eine Informations-kanälen (z. B. Gesichtsbild, Gesichtsgeometrie, Hochgeschwindigkeitskamera mit einer Framerate von 100 fps hochaufgelöste Hauttextur etc.) von Interesse, wobei man in die- für die Erfassung der 3D-Daten zuständig ist. Die erfassten sem Fall eine positive Übereinstimmung dann feststellen kann, Daten werden als Punktwolke bereitgestellt, woraus in einem wenn in allen Kanälen eine positive Entscheidung vorliegt oder späteren Verarbeitungsschritt ein standardisiertes Austausch- ein Mehrheitsentscheid der Komparatoren durchführt wird. Format (z. B. VRML 2.0) abgeleitet werden kann.

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Steigerung der Erkennungsleistung mated self-identifi cation at international borders that will enable Die Auswertung der Testergebnisse in diesem Forschungspro- unattended border crossing” [icao2004b]. Dieser Aufruf wurde im jekt zeigen, dass mit der multimodalen Fusion von 2D-Bilddaten Sommer 2007 wiederholt. und 3D-Geometriedaten eine deutliche Steigerung der Erken- Grundsätzlich kann man der 3D-Gesichtserkennung eine ver- nungsleistung erzielt werden kann. besserte Robustheit hinsichtlich der Überwindungsangriffe Neben der Fusion verschiedener Informationskanäle bot sich attestieren, da ein Replikat deutlich schwieriger zu erstellen ist. auch die Fusion verschiedener Algorithmen an, da als Partner Schon die Beschaffung der 3D-Geometrie ist ohne Kooperation für dieses Projekt die besten europäischen Biometrie-Labors der zu replizierenden „Zielperson“ mit erheblichem Aufwand aus industrieller und akademischer Forschung ausgewählt verbunden. Die Produktion eines 3D-PrintOuts ist zwar tech- wurden und somit Erkennungsalgorithmen von untereinander nisch beispielsweise mit einem Stereo-Lithographieverfahren konkurrierenden Unternehmen zur Verfügung standen. Auf Ba- möglich – ein derart hergestellter künstlicher Kopf könnte jedoch sis der erhobenen Datensammlung wurden entsprechend dem mit einfachen Lebenderkennungsmechanismen automatisch ISO-Teststandard 19795-1 [iso2006a] einerseits die besten Algo- detektiert werden, was die Wahrscheinlichkeit eines erfolgrei- rithmen ermittelt. Dabei wurde das Testergebnis durch die Leis- chen Angriffs reduziert. tungsfähigkeit der Einzelkomponenten des Systems, d. h. Nor- Eine weitere sicherheitsrelevante Frage ist die Speicherung der malisierungsverfahren (Translation und Rotation des Modells vor biometrischen Daten. Biometrische Daten sind im Sinne der gel- dem Vergleich) und Merkmalsextraktionsverfahren, wesentlich tenden Datenschutzregelungen personenbezogene Daten und bestimmt. Andererseits wurden durch die verschiedenen Fu- daher einem besonderen Schutz zu unterwerfen. Als Schutz- sionsverfahren Kombinationen von Algorithmen unterschied- maßnahmen bieten sich dabei grundsätzlich zwei Möglichkeiten licher Hersteller getestet und so ein optimales Gesamtsystem an: Oft wird zur Speicherung der biometrischen Referenzdaten bestimmt. ein Token (z. B. RFID-Chip) eingesetzt, wie dies beim ePass der Fall ist. Wünschenswert wäre es, wenn bei der Wiedererkennung Sicherheit des biometrischen Verfahrens der Vergleich zwischen der biometrischen Probe und den Refe- Neben der Erkennungsleistung ist die Frage der Sicherheit des renzdaten gleich direkt in dieser Karte unter Kontrolle der be- biometrischen Verfahrens für die Praktikabilität von besonderer troffenen Person durchgeführt werden könnte. Die Karte liefert Bedeutung. Sofern in den kommenden Jahren in Deutschland die in diesem Fall ein positives oder negatives Ergebnis an die An- ersten Grenzkontrollspuren installiert werden, wird vermutlich wendung zurück, ohne dass die Anwendung Zugriff auf die Refe- ein Grenzbeamter mehrere Kontrollspuren im Auge behalten renzdaten erhält. Dieses Konzept ist vor allem dann praktikabel, müssen. So wird es heute schon im Rapid-Projekt in Portugal wenn die Karte über eine direkte Schnittstelle zum bildgebenden praktiziert, um damit zu verhindern, dass Fälschungen einer bi- Aufnahmesystem verfügt. Einige Kartenprodukte verfügen be- ometrischen Charakteristik präsentiert werden. Sinnvoller wä- reits heute über einen integrierten Fingerprintsensor. Für die re es, überwindungssichere Systeme einzusetzen. Die ICAO, die Gesichtserkennung ist das jedoch nicht denkbar. ihren Passstandard kontinuierlich weiterentwickelt [icao2006], Alternativ werden die Referenzdaten der Passinhaber in einer denkt bereits in diese Richtung. Sie hat schon im Oktober 2004 zentralen oder dezentralen Datenbank gespeichert. Dies wird in ihrem request for information die Hersteller aufgefordert, die nach dem Passgesetz aus dem Jahr 2007 für den deutschen Technologieentwicklungen mitzuteilen, die zukünftig eine nicht Rechtsraum nicht der Fall sein, könnte jedoch in anderen ICAO- überwachte Grenzkontrolle ermöglichen: “... new technologies is Mitgliedsländern so implementiert werden. Mit der Speiche- now sought ... technologies and processes that are suitable for auto- rung von Samples in einer Datenbank werden einige potenzielle

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Probleme assoziiert: Diese reichen vom Identitätsdiebstahl vektors verstehen, bei dem für ein bestimmtes Merkmal ver- (beim Zugriff auf die Bilddaten) und dem damit einhergehenden schiedene Wertebereiche jeweils auf einen Mittelwert abgebildet Wunsch, gespeicherte Referenzdaten „zurückrufen“ zu können, werden. Für die berechneten quantisierten Merkmale wird eine über die Gefahr des Cross-Matching (auch bei der informations- Qualitätsprüfung vorgenommen, um die Robustheit des Verfah- reduzierenden Verwendung von Templates als Referenzdaten rens sicherzustellen. Das bedeutet, dass nur diejenigen stabilen könnten Datenbank-Administratoren durch Abgleich der Da- Merkmale weiterverarbeitet werden, die auch wiederholt mit tensätze Querbezüge herstellen) bis hin zur Problematik evtl. dem gleichen Mittelwert berechnet wurden. Um die Erneuer- vorhandener Zusatzinformation (die potenziell als medizinische barkeit des Vektors herzustellen, werden anschließend aus dem Überschussinformation aus den Bilddaten auslesbar ist). Zur Lö- Merkmalsvektor einzelne Komponenten selektiert. Über den sung dieser Probleme wurde im 3D Face Projekt ein Verfahren verbleibenden reduzierten Vektor wird der Hashwert berechnet entwickelt, das als Template Protection bezeichnet wird [kev2008], und in der Datenbank abgelegt. wodurch sensible biometrische Daten geschützt werden. Die Bei einer biometrischen Verifi kation wird die von der Person auf- Vorgehensweise ist angelehnt an die Absicherung von Pass- genommene Probe nur in einem gewissen Maß ähnlich sein zu wortdaten in einem Unix-System. Bei der Unix-Authentisierung dem Sample, das beim Enrolment verwendet wurde. Durch den wird das von einem Nutzer verwendete Passwort nicht im Klar- geschilderten Ansatz lassen sich jedoch die gleichen stabilen text im System (oder in einer Datenbank) gespeichert. Vielmehr Komponenten im Merkmalsvektor berechnen und mit dem glei- wird bei der Einrichtung eines Nutzeraccounts (Enrolment) unter chen Geheimnis kann ermittelt werden, welche Komponenten Verwendung einer Einwegfunktion (Hashfunktion) ein Hashwert für die Hashberechnung erforderlich sind. Der sich durch diesen berechnet. Die Funktion hat die Eigenschaft, dass sie nicht inver- Ansatz ergebende Gewinn für die Datensicherheit der personen- tierbar ist, d. h. aus dem Hashwert lässt sich das Passwort nicht bezogenen Daten ist enorm. zurückrechnen. Zudem werden nur solche Einwegfunktionen eingesetzt, die kollisionsfrei sind, d. h. es gibt nicht zwei Einga- bestrings (Passwörter), für die sich derselbe Hashwert ergibt. Die Hashwerte für alle Nutzer werden in einer öffentlich zugäng- lichen Tabelle gespeichert. Wenn der Nutzer sich erneut authen- tisieren möchte, wird wiederum vom Input ein Hashwert gebildet, der dann mit dem Hashwert verglichen wird, der in der Tabelle hinterlegt wurde. Analog dazu kann das Verfahren zum Schutz von biometrischen Referenzdaten ablaufen. Biometrische Samples und damit auch Merkmalsvektoren sind allerdings – im Unterschied zu den Passwort-Datensätzen – mit einem Rauschen belegt. Dies ist durch die Variation der Umwelteinfl üsse (z. B. Lichtverhältnisse), aber auch durch die Variation der biometrischen Charakteristik selbst (z. B. Alterung) bedingt. Aus diesem Grunde müssen die im Template gespeicherten Merkmale noch einmal gefi ltert werden, um eindeutige Datensätze reproduzieren zu können. Anschau- lich kann man diese Filterung als Quantisierung des Merkmals-

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Genuine Accept/Verification Rate Genuine Accept/Verification Rate

1 1

0.995 0.995

0.99 0.99

0.985 0.985

0.98 0.98

0.975 0.975

0.97 0.97

0.965 0.965 10-3 10-2 10-1 100 10-3 10-2 10-1 100 False Accept Rate False Accept Rate

Abbildung 4 • Erkennungsleistung im kooperativen Szenario Abbildung 5 • Erkennungsleistung bei besonders großen Herausforderungen

5 • Labortests und Pilotierung an Flughäfen gestrebten Leistungspunkt zu erreichen (nicht abgebildet). Bevor ein Prototyp im Rahmen einer Pilotierung an zwei euro- Die besten Algorithmen wurden im Sommer 2008 in einem Pro- päischen Flughäfen zum Einsatz kommen konnte, wurden die totyp integriert, der unter Betriebsbedingungen in drei verschie- Forschungsergebnisse im Labor intensiv getestet. Dabei kam die denen Pilotierungen zum Einsatz kam. Eine Pilotierung wurde aus 600 Personen bestehende Datensammlung zum Einsatz. Die über drei Monate in einer Bundesbehörde getestet und zwei Pilo- Ergebnisse dieser Tests dienten den Algorithmenentwicklern zur tierungen wurden an den Flughäfen Berlin-Schönfeld und Salz- Optimierung ihrer Algorithmen, aber auch zur Auswahl der bes- burg vorgenommen. Teilnehmende Personen waren in allen drei ten Komponenten, die in dem integrierten Funktionsmuster im Piloten Mitarbeiter, die über einen Zeitraum von drei Monaten Feld zum Einsatz kommen sollten. Als Erkennungsleistung wur- täglich das System benutzten, so dass an jedem Standort über de eine Falsch-Akzeptanz-Rate (FAR) von unter 0,25 % sowie eine 10.000 Verifi kationen durchgeführt wurden. Falsch-Rückweisungs-Rate (FRR) von unter 2,5 % angestrebt. Zu den Randbedingungen bei diesen Piloten zählte neben der Mit der Falsch-Akzeptanz-Rate wird eine Sicherheits-Eigen- schnellen Bearbeitung durch das Erkennungssystem vor allem schaft eines Systems beschrieben, d. h. unter 1.000 vom System ein nebenläufi ger Betrieb, da eine Beeinträchtigung oder we- durchgeführten Verifi kationen sollten weniger als 3 fälschliche sentliche Veränderungen der Arbeitsabläufe ausgeschlossen Zuordnungen auftreten. Mit der Falsch-Rückweisungs-Rate wird werden sollten. die Benutzungsfreundlichkeit beschrieben, d. h. von 1.000 Per- sonen, die das System betätigen, sollten maximal 25 berechtigte Abbildung 1 (Titelfoto des Beitrags) zeigt eine Mitarbeiterin des Personen mehr als einen Aufnahmevorgang benötigen oder gar Flughafen Salzburgs bei der täglichen Verifi kation am 3D-Ge- nicht automatisch erkannt werden. sichtserkennungssystem. Die Auswertungen der Pilotierung bestätigen die Annahme, dass die angestrebte Erkennungs- Abbildung 4 zeigt in einer grafi schen Darstellung der Fehler- leistung unter Verwendung der Fusion-Verfahren auch im Feld kurven (FRR versus FAR), dass viele der im Projekt getesteten erreicht werden kann. Die Nutzungsstatistik macht zudem deut- Systeme eine Erkennungsleistung aufweisen, die besser als lich, dass alle teilnehmenden Personen das System kontinuier- der angestrebte Leistungspunkt (rot markiert) ist. Diese Un- lich betätigt haben, woraus sich eine grundsätzliche Akzeptanz tersuchung basierte auf Aufnahmen aus einem kooperativen erkennen lässt. Diese Annahme wird durch die Auswertung einer Szenario, d. h. die Person war jeweils bemüht, von dem System Benutzerbefragung noch zu bestätigen sein. erkannt zu werden und zeigte einen „neutralen“ Gesichtsaus- druck. Dieses Verhalten kann bei einem beabsichtigen Grenz- übertrittt erwartet werden. Bedeutend schwieriger wird die Erkennung, wenn sich die Personen nicht kooperativ verhalten und die Merkmale des Gesichtes durch Mimik entstellt oder durch Kopfbedeckungen teilweise verborgen sind.

Abbildung 5 zeigt das Ergebnis bei diesen besonders großen Herausforderungen. Es wird deutlich, dass die einzelnen Er- kennungsverfahren den Leistungspunkt verfehlen. Erst durch Fusion von den Informationskanälen und Verfahren wird es auch bei diesen großen Herausforderungen möglich, den an-

140 Forschung für die Grenzkontrollen der Zukunft FACHBEREICH MEDIA

Literatur • 15 [lu2005] X. Lu und A. Jain, Integrating Range and Texture 1 [3dface2006] EU Integrated Project 3D Face, Information for 3D Face Recognition, in Proc. IEEE WACV, http://www.3dface.org. pp. 156–163, 2005. 2 [bund2007] Gesetz zur Änderung des Passgesetzes vom 16 [rapid2008] Servicio de Estrangeiros e Fronteiras: Auto- 20.07.2007): matic Identifi cation of Passengers Holding Travelling http://217.160.60.235/BGBL/bgbl1f/bgbl107s1566.pdf. Documents (RAPID), http://www.rapid.sef.pt/. 3 [eu2008] Kommission der Europäischen Gemeinschaften: 17 [ros2003] A. Ross, A. Jain und J.-Z. Qian, Information Vorbereitung der nächsten Schritte für die Grenzverwal- Fusion in Biometrics, Pattern Recognition Letters, 24(13), tung in der Europäischen Union vom 13.02.2008. pp. 2115–2125, 2003. 4 http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l14580.htm. 18 [sal2004] J. Salvi, J. Pages und J. Batlle, Pattern codi- 5 [eu2004] EU-Council Regulation No 2252/2004 – of fi cation strategies in structured light systems, Pattern 13 December 2004 on standards for security features and Recognition, 37, pp. 827–849, 2004. biometrics in passports and travel documents issued by Member States. 6 [icao2004a] International Civil Aviation Organization TAG 14 Kurzbiografi e • MRTD/NTWG. Biometrics Deployment of Machine Read- Prof. Dr. Christoph Busch vertritt seit dem Sommersemester able Travel Documents, Version 2.0. ICAO, Mai 2004. 2005 das Fachgebiet System Development im Fachbereich 7 [icao2006] International Civil Aviation Organization: Sup- Media an der Hochschule Darmstadt. Im Herbst 2007 wurde plement to Doc9303-part 1sixth edition, 2006. er zudem auf eine Professur am Gjøvik University College in 8 [iso2005a] International Standards ISO/IEC IS 19794-4: Norwegen berufen. Information technology – Biometric data interchange for- Christoph Busch ist Mitgründer und Vorstand des CAST- mats – Part 4: Finger image data, 2005. Forums, das seit der Gründung 1999 mit über 200 institutio- 9 [iso2005b] International Standards ISO/IEC IS 19794-5: nellen Mitgliedern aus Wirtschaft, Verwaltung und Forschung Information technology – Biometric data interchange for- Europas größter Fachverband im Bereich der IT-Sicherheit mats – Part 5: Face image data, 2005. geworden ist. 10 [iso20 06a] International Standards ISO/IEC IS 19795-1: Seit 2000 ist Christoph Busch Mitglied im Programmbeirat Information technology – Biometric performance testing zahlreicher Konferenzen, Leiter der TeleTrust-Arbeitsgruppe and reporting – Part 1: Principles and framework. Biometrie und Sprecher der GI-Fachgruppe BIOSIG. 11 [iso2006b] International Standards ISO/IEC DTR 24722, In der Standardisierung biometrischer Systeme ist Christoph Multimodal and Other Multibiometric Fusion, 2006. Busch national und international aktiv als Obmann im DIN- 12 [iso2008] International Standards ISO/IEC SC37 SD2, Har- NIA37 und als Mitglied in der CEN Focus Group on Biometrics. monized Biometric Vocabulary, 2008. In den ISO-Gremien ist er Head of German Delegation in der 13 [kev2008] T. Kevenaar, M. Van der Veen, X. Zhou, C. Busch, Plenary der ISO/IEC JTC1 SC37 (Biometrics) und leitet die Wor- Privacy for Biometric Identifi cation Information, DuD Da- king Group 3 (Biometric Data Interchange Formats). tenschutz und Datensicherheit, vol 6, pp. 393–395, 2008. 14 [kra1994] Krauss, Photogrammetrie, Band 1: Grundlagen und Standardverfahren. Dümmler Verlag Bonn 1994.

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IT´S MORE FUN TO COMPUTE?

Autor • Dipl.-Des. (FH) Alexander Kehry

Abbildung 1 • Zu Ehren der Präsidentin: Numbers als temporeicher Start

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Autobahn, Trans Europe Express, Radio-Activity, Th e Man Machine, Computer World: Diese und viele andere Titel stehen seit den 1970er Jahren für den charakteristischen elektronischen Sound der Musik- gruppe Kraft werk. Maßgeblich geprägt wurde dieser vom Komponisten und Musiker Karl Bartos. Im Rahmen eines Specials der Ringveranstaltung MediaMonday am Mediencampus Dieburg der Hoch- schule Darmstadt sprach Karl Bartos über die gestalterischen Wurzeln seiner audiovisuellen Live- Bühnenshow, ihren Zusammenhang mit dem Absoluten Film der 1920er Jahre – deren Künstler sich auch als Bildmusiker verstanden – und die Beziehung seiner Arbeit zu den Beatles und Andy Warhol.

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MediaMonday am Mediencampus Dieburg • Der Fachbereich Media bietet seit vier Semestern eine offene Ringvorlesung an, die unter dem Motto Media- Monday ausgewählte Aspekte von Mediensystemen und Medienproduktionen behandelt. Mit den Vorträgen kom- men hochkarätige Referenten aus der Medienindustrie zu Wort. Mit dem MediaMonday möchte der Fachbereich die Vielfältigkeit der Medien-Themen behandeln und jeder- mann die Möglichkeit bieten, den eigenen Horizont zu er- weitern. Eingeladen sind alle Mitglieder der Hochschule (Studierende und Dozenten), aber auch die interessierte Öffentlichkeit. Die Veranstaltung ist kostenfrei und fi ndet während des Semesters zweiwöchentlich um 17.45 Uhr in Raum 14/08 statt.

Bisherige Referenten (Auswahl) • 3deluxe Wiesbaden, Phenomic Games Ingelheim, Scholz & Volkmer Wiesbaden, scopas medien Frankfurt, HR Frankfurt, ARTE Deutschland, T-Systems Darmstadt, Syzygy AG Hamburg, Pixomondo Frankfurt, Deutschland- radio Berlin, acht Frankfurt, Neue Digitale Frankfurt ...

Infos unter http://www.mas.h-da.de/MediaMonday Abbildung 2 • Das MediaMonday-Team um Alexander Kehry mit Prof. Sabine Breitsameter, Mathias Black, Karl Bartos und Robert Baumanns (v. l.).

Vier Monate sind vergangen, seit ich den ersten Kontakt zum und versuchten diese Musik nachzuspielen. Dabei passierte be- Management von Karl Bartos aufgenommen habe. Ich bin reits eine erste Interpretation, da sie nicht mit amerikanischen, nicht überrascht, wie freundlich und aufmerksam Karl Bartos sondern mit Liverpooler Mitteln die Musik nachspielten. Sie mich als Gast im Hotel Mainzer Hof in Dieburg beim Frühstück europäisierten also die amerikanische Musik. Bartos spielte begrüßt: Er ist ein gut aussehender, ausgeglichen wirkender wiederum die Musik der Beatles nach, lernte sie und inter- Mann mit angegrauter Kurzhaarfrisur, schwarzem Anzug pretierte sie dann. Nach einigen Jahren im Rock and Roll hat und den in dieser Kreativgeneration obligatorischen schwar- Bartos versucht, daraus ein Berufsbild zu formen, machte sich zen Converse-Turnschuhen. Brötchen, Kaffee und viel frisches selbstständig und trieb seine junge Karriere so voran, dass er Obst scheinen Grundlage für einen anstrengenden Tag zu sein. davon leben konnte. Während unseres einstündigen Gesprächs wird munter weiter- In den 70er Jahren hatte Düsseldorf eine unglaublich vibrie- gefrühstückt. Aber was macht Karl Bartos eigentlich hier? rende, innovative Szene. Berlin interessierte damals nie- Heute ist der Tag, an dem Karl Bartos den Mediencampus manden. Die Outlaws, Kriegsdienstverweigerer und sonstigen Dieburg in Szene setzen soll: Im Rahmen der Vortragsreihe Künstler lebten in Düsseldorf. Mit Beuys an der Kunstakade- MediaMonday wird Bartos zuerst mit Prof. Sabine Breitsameter mie und dem frisch gegründeten Robert-Schumann-Institut über Wurzeln, Entwicklung und Bedeutung von Kraft werk und boten sich dem Studenten Bartos alle kreativen Möglichkeiten. seiner Musik sprechen und dann im Anschluss ein exklusives Während seines Schlagzeugstudiums am Robert-Schumann- Livekonzert geben, um sein Konzept der Rhythmischen Leinwand Konservatorium arbeitete er für die Deutsche Oper am Rhein. zu demonstrieren. Als fertig ausgebildeter Schlagzeuger bekam Bartos immer wieder Stellenanzeigen von seinem betreuenden Professor auf Zuvor habe ich aber noch Gelegenheit, mit Bartos über seinen Bei- den Tisch gelegt und statt ein Karajan-Stipendium in Berlin trag zur deutschen Musikgeschichte, die Entwicklung der digitalen anzunehmen sagte er 1975 Florian Schneider von Kraftwerk Technologien und die Lehre in den Medienberufen zu sprechen. zu, der für eine dreimonatige Amerikatournee einen klassisch ausgebildeten Schlagzeuger suchte. Von der Deutschen Oper zu Kraftwerk und weiter Pop-Musik, Elektroakustik und Teile der Musique concrète ver- Was für die heutige Jugend MySpace und YouTube ist, war für suchten Ralf Hütter und Florian Schneider bereits seit 1970 zu den 1952 geborenen Teenager Bartos das Musikprogramm von synthetisieren – auch unter Berücksichtigung von Elementen Radio Luxemburg. Musik ist für ihn immer schon ein Träger aus der bildenden Kunst. Zu diesem Zeitpunkt gab es außer von Ideen gewesen. Die Londoner und Liverpooler Musik in bei staatlichen Organisationen kaum Computer. Karlheinz Englisch, der Klang, der Rhythmus und die Haltung der Bands Stockhausen, ehemaliger Student von Prof. Dr. Werner Meyer- beeinfl ussten den jungen Mann und förderten sein Interesse Eppler, arbeitete an seinem Lichtzyklus, die Expo in Japan am Klang. hatte einen deutschen Pavillon, der ganz dem Thema elektro- Bartos vergleicht seinen Werdegang mit der Entwicklung der akustische Kompositionen gewidmet war – es war die Zeit der Beatles: Sie hörten Rhythm & Soul, die Musik der Schwarzen, elektronischen Musik.

144 It´s more fun to compute? FACHBEREICH MEDIA

Abbildung 3 • Trans Europa Express. Bartos, hier über Vocoder verzerrt, überraschte in anderen Stücken mit brillanter Stimme.

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Abbildung 4 • Redaktionelle, gestalterische und technische Herausforderungen Abbildung 5 • Die Planungsgruppe im Oktober. mussten von den Studierenden bewältigt werden.

Krautrock vs. Kraftwerk einfl ussreiche Musikpresse Englands bezeichnete Kraftwerk Kraftwerk kommt aus dem experimentellen Bereich. Sie analy- als Die deutsche Endlösung der Musik. Eine Fotomontage zeigte sierten wie Bartos Musik und suchten eine genuine Ausdrucks- die Band im deutschen Reichsparteitag. Kraftwerk musste zu form. Es gab in den 50er/60er Jahren vorherrschend anglo- Anfang stark dagegen ankämpfen, mit der nationalsozialis- amerikanische Musik oder Schlagermusik. Das Befreiende an tischen Vergangenheit Deutschlands in Verbindung gebracht der Adaption und Transformation, die Kraftwerk betrieb, war zu werden. die Verwendung der Muttersprache. Pop und deutsche Spra- che gehörten bis zum Erfolg von Kraftwerk nicht zusammen. Technologie und die Organisation von Zeit So kamen bei Kraftwerk für Bartos zwei Dinge zusammen: Die Als 1979 die Arbeit am Album Computerwelt (1981) begann, war Gedanken, die aus der Neuen Musik von John Cage, Karlheinz Bartos und den übrigen Kraftwerkern klar, dass das binäre Stockhausen und Mauricio Kagel kamen, kombiniert mit einer Alphabet die Welt verändern wird. Die großen elektronischen Hinwendung zur Popmusik. Umwälzungen fanden überall statt, nicht nur in der Musik. Zum ersten Mal hörte Bartos eine eigenständige, deutsche Aber viele Probleme der Digitalisierung unserer Gesellschaft Musikformel, die nicht mit Vico Torriani, dem Grand Prix oder zeigen sich erst heute. Bartos, der selbst über die Entwick- dem deutschen Schlager zu tun hatte. Es war ein eigener Klang lungen der 80er und 90er Jahre überrascht war, ist heute des- mit deutscher Sprache und es war ganz eindeutig, dass diese wegen keinesfalls depressiv. Er ruft die Studierenden auf zu Musik ihre Quellen in der europäischen Kultur hatte. fi ltern und zu lernen, Entscheidungen zu treffen, welche Infor- Bartos empfand es als unglaubwürdig, wenn deutsche Jungs mationen wichtig, richtig und wertvoll sind. Das bezieht sich aus Düsseldorf-Bilk Blues auf einer Gitarre spielten. Daher auf Workfl ow, Arbeitsmittel, Equipment, aber auch auf Ideen. schauten Kraftwerk, damals noch Florian Schneider und Ralf In der Tat scheinen junge Studierende wenig von der elektro- Hütter, auf die Künstler der 20er Jahre und die Comedian Har- nischen Erzeugung von Klang zu wissen und die Beschäfti- monists und suchten nach einer Identität deutscher Musikkul- gung mit dem Ursprung der Dinge scheint in den Hintergrund tur. Der deutsche Humor war für sie witzig, klug und intelli- gerückt zu sein. Klänge werden als vorhanden vorausgesetzt, gent. Die Überlegungen waren also naheliegend: Analysieren, Kreativität ist häufi g kein Schaffen mehr. wie Deutschland klingt. Nach dem Schock des Krieges auf den Frischer Kaffee wird eingeschenkt. Das Hotelteam bemüht sich Klang einer Raffi nerie in NRW, auf den Klang eines Autos in reizend um uns. Ich greife Bartos‘ Gedanken auf, um ihn auf das Leverkusen zu achten. Kraftwerk sah sich als elektronisches Techno-Image von Kraftwerk und seiner Musik anzusprechen. Streichquartett, so Bartos. Man trug schwarze Anzüge und im Für ihn hat Technologie zwei Bedeutungen: Die neue Form der Gegensatz zum deutschen Krautrock hat Kraftwerk zwar auch Kommunikation mit E-Mails, Internet-Telefonie und Networking geschwitzt, hat aber versucht nicht zu riechen. und die Wechselwirkung zwischen Mensch und Technologie. So In der zweiten Hälfte der 70er Jahre erschien ihr drittes Album. heißt Bartos‘ aktuelles Album auch Communication (2003). Sein Trans Europa Express (1977) war die Ausweitung von einer deut- Hauptthema, piktografi sche Sprache - eine visuelle Basisspra- schen auf eine europäische Identität. Die damals noch sehr che– greift Kommunikation musikalisch und visuell auf.

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Technologie ist für Bartos nur ein Mittel, das selbst nicht mehr kleinster Abschnitte. Die Abstände werden immer kürzer und neu ist, sondern als wirtschaftliche Kraft ständig erneuert recycelt wird immer Aktuelles. Die Sinngebung fehlt. Der Sinn wird, um Kaufi mpulse auszulösen. Für ihn ist klar, dass ein wird immer schwerer herstellbar. So gibt das World Wide Web Computerprogramm genutzt werden sollte, um eine Idee keinen Sinn – es ist einfach nur da. Es bietet uns eine Pseudo- umzusetzen, anstatt es auf seine Leistungsfähigkeit hin zu kommunikation und schafft eine Pseudonähe. Bartos hat bei- analysieren. Neue Programme erzeugen oft beim Nutzer ein spielsweise 150.000 Freunde auf MySpace, aber was sind das Defi zit, denn der Nutzer fühlt sich, als würde er bestimmte Be- für Menschen? Er kennt sie nicht. Die Digitalisierung schafft dingungen nicht mehr erfüllen, da ihm sein Handwerkszeug, wenig. Inhalte müssen vielmehr aus sich selbst heraus im Hier die Software, entwachsen ist. Also geht es auch hier um die und Jetzt generiert werden. Neue Facetten eines Moments Organisation von Zeit, um Dramaturgie. können nicht generiert werden.

Lehre in der Jetztkultur Ist das Medium die Botschaft? Als lehrender Kollege schildere ich Bartos meine Einschät- Die Musik auf den frühen Kraftwerk-Alben ist interessan- zung, dass unsere Hauptaufgabe mittlerweile darin besteht, terweise komplett handgespielt. Es werden zwar Klänge er- individuell auf die Studierenden einzugehen und den Einzel- zeugt, die sich auf Sinusgeneratoren und Basiswellenformen nen in seinen Stärken zu fördern. In diesem Sinne Projekte zu zurückführen lassen, es ist aber keine Maschinenmusik. Für realisieren, in denen Teams anhand der individuellen Stärken Bartos klingen diese frühen Werke heute wie warme Soulmu- gebildet werden müssen, und diese Projekte dann im Hinblick sik. Damals war die akustische Landschaft aber eine andere auf technisch-gestalterische, aber insbesondere soziale Kom- und die Musik wurde als ein Angriff auf sogenannte handwerk- petenzen zu betreuen. Bartos erwidert, dass manche Studie- liche, ordentliche Musik begriffen. Dabei nutzte Kraftwerk rende das Verstehen verlernt zu haben scheinen. Sie kopieren die vorhandenen Möglichkeiten, reagierte auf die neue Com- und schaffen aus Bestand heraus. Ein Leitmotiv der aktuellen putertechnologie, wendete diese für eigene Zwecke an und Jugendkultur ist das mashup. Als ob aus zehn Büchern des ver- schuf etwas, das es vorher nicht gab. Die Band wendete eine gangenen Jahres je zehn Seiten herausgerissen und neu zu- Technologie an, die einen neuen Arbeitsablauf im Musikma- sammengesetzt würden, entsteht auf diese Art ultraschnelle chen vorgab, ein neues Denken verlangte. So wurde ihre Musik Jetztkultur. Die ist allerdings nicht fundiert. Dieses Prinzip des etwas Neuartiges. Da sie als Erste eine neue Theorie formu- CutUps der Dadaisten als Kunstform ist eigentlich eine gute, lierte, blieb sie in der Erinnerung. Und da diese Zeit noch vom kreative Arbeitsweise, entspricht heute aber der aktuellen analogen Arbeiten und Erinnern geprägt war, konnte Kraft- Kulturform, nicht einer Subkulturform. werk auch einfacher als heute als Stilbildner und Avantgardist Egal ob die Musik-, Fernseh- oder Filmproduktion betrachtet Musikgeschichte schreiben. wird: Das Recyclingmodell ist überall zu fi nden. Neues ent- Die heutige Jugend ist technologiebedingt viel eher in der Lage, steht kaum noch. Das begann mit dem musikalischen Loop selbstständig ein Produkt herzustellen, als das die Generation in den neunziger Jahren – die endlosen Wiederholungen vorher konnte. Allerdings darf die digitale Technologie nicht

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Abbildung 6 • Die Rhythmische Leinwand. I‘m the message – ein starker Clip aufgebaut aus Piktogrammen.

zum bestimmenden Element über die eigene Arbeit werden Der Bildmusiker und das Wissen, welche Anwendung und welcher Effekt in wel- Kandinsky hat in der Malerei versucht, Rhythmus, Bewegung, chem Zusammenhang steht, muss vorhanden sein. Mediales Dynamik und Gleichzeitigkeit darzustellen. Dann kamen die Analphabetentum braucht Bildung – nicht ausschließlich von Künstler, die die abstrakte Malerei auf die Zeitebene übertru- einer Hochschule. Viele Menschen sind heute durch das Inter- gen und den Begriff der Bildmusiker prägten. Karl Bartos be- net und die schnellen Zugriffe an „Instantnahrung“ gewohnt. zeichnet sich heute selbst als Bildmusiker und hebt sich so in Ein Ergebnis, ganz schnell, jetzt! Es gilt, Geduld zu vermitteln. die Reihe von audiovisuellen Pionieren wie Oskar Fischinger, Vieles, was heute von uns im Bachelor oder Master vermittelt Walter Ruttman, Hans Richter und Viking Eggeling. Bildmu- werden muss, wird erst nachhaltig abrufbar sein. Kreativität siker übertragen musikalische Gestaltungsprinzipien auf die ist nichts, was zufl iegt. Kreativität ist professionell: Hand- visuelle Ebene. Sie produzieren mit abstrakten Inhalten in der werkliche Dinge müssen genauso gelernt werden wie fun- Zeitebene rhythmische Formen. Das wiederum ist das Wesen dierte Recherche. Heute sind Studierende oftmals so von ih- der Musik, die nur aus Form und nicht aus Inhalten besteht, rer ersten, schnellen Idee überzeugt, dass sie sich nur schwer sagt Bartos. Den Rhythmus der Bilder mit dem Rhythmus der beraten lassen. Das geht manchmal so weit, dass selbst bei Musik zu verbinden und damit eine Emotionalität zu erreichen Darstellung der offensichtlichen Schwächen und Fehler einer ist Bartos´ Ziel und Herausforderung. Aber wie kommt man studentischen Arbeit der oder die Betreffende sagt, dass es für als Avantgardist und wegweisender Musiker darauf, sich mit seine oder ihre Ansprüche genüge. Künstlern der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhun- So wird der Computer zum perfekten Partner: Er widerspricht derts gleichzusetzen? nicht! In der Zeit mit Kraftwerk war das sozio-kulturelle Po- Benannt hat sich die neue Formation um Karl Bartos nach Mi- tenzial gewaltig. Nur gemeinsam konnten die technischen und chel Chions AudioVision. Ein Werk, mit dem sich Bartos stän- musikalischen Herausforderungen bewältigt werden. Das dig auseinandersetzt. Die Aussagen können immer wieder neu Team wuchs immer weiter an und während komponiert und begriffen werden, je nachdem in welchen Zusammenhängen Konzerte vorbereitet wurden, wurde gleichzeitig bereits an man sich befi ndet. Natürlich ist auch über Chion etwas in Wi- kurzen, die Lieder begleitenden Filmen gearbeitet. Jungen kipedia nachzulesen, doch erfährt man für sich nichts, macht Menschen muss schlichtweg gesagt werden, wie alles ange- selbst keine Erfahrung. Wissen bedeutet für Bartos, eine Ver- fangen hat, damit sie begreifen, was sie selbst heute tun! bindung einzugehen mit den Dingen und sie wirklich anzuneh- men. Selbst in Buchform ist für Bartos das mehrmalige Lesen notwendig, wenn es ihn wirklich interessiert. Er arbeitet es durch, mit Bleistift. Ansonsten setzt sich das Wissen nicht in ihm fest. Das heißt, auch hier ersetzt eine neue Technologie nicht eine funktionierende Arbeitsweise.

148 It´s more fun to compute? FACHBEREICH MEDIA

Abbildung 7 • Auch Klassiker waren zu hören. Der Telefonanruf wurde schon 1987 Abbildung 8 • Eins_zwei_drei_vier_fünf_sechs_sieben_acht. One_two! von Bartos gesungen.

Der MediaMonday Bartos Live Jupp, ein Mitglied des Tourneestabs von AudioVision kommt an Während Kraftwerk in den 60er Jahren noch mit Diaprojek- unseren Tisch, schnappt sich eine Banane und zwei Äpfel. Es toren ihre Shows bespielte, um die Medienvielfalt darzustellen, wird Zeit, die Aula des Mediencampus in einen konzerttaug- wuchsen natürlich mit dem Erfolg die Mittel, um diese Viel- lichen Zustand zu versetzen. Seit Monaten arbeiten 20 Studie- falt darzustellen. In den 90er Jahren nahmen die Werbeclips rende auf diesen Tag hin. Werbekampagnen wurden entwi- für musikalische Ware im Musikfernsehen ab und mehr und ckelt, Foren gefüttert, recherchiert, Plakate entworfen, Flyer mehr kamen redaktionelle Formate in das Musikfernsehen. Mit verteilt, Techniker gebucht, Genehmigungen eingeholt, Sani- Super-8-Kameras und Fotoapparaten begann Bartos sein täter und Security bestellt und für die Band ein hochwertiges Konzept für die heutige Formation AudioVision zu gestalten Bio-Catering zusammengestellt. Viel frisches Obst, Fisch, we- und fand eine neue Gestaltungsebene für sich – die Bildebene. nig Fleisch, Biosäfte und erstklassiger Ecovin aus Rheinhes- Drei Projektionen hinter den Bandmitgliedern Mathias Black sen. Da möchte man auch mal Ex-Robot sein ... (Technischer Direktor), Karl Bartos und Robert Baumanns Der Kontakt zu Karl Bartos kam über Kollegin Breitsameter (Bildregie) zeigen Filme, Video-Loops und animierte Pikto- zustande, die ihn noch aus gemeinsamen UDK1-Zeiten kennt. gramme. Sie verschmelzen und spiegeln den surrealen In- Das Konzept des MediaMonday sieht vor, dass Kollegen aus formationsfl uss unserer Medienwelt. Die Show ist perfekt. dem Fachbereich Media ihre Kontakte nutzen, um Fachleu- Kraftwerkklassiker wechseln sich mit neuen Bartos-Stücken te aus Industrie und Wirtschaft zu einem Vortrag nach Die- ab. Nach einer knappen viertel Stunde zeigt die Rhythmische burg einzuladen. Vortrag oder Gespräch werden dann oft Leinwand Bartos‘ schönsten Coup, den Clip zu I´m the message, von den Kollegen moderiert oder thematisch gegliedert. So mit dem er 2004 an den Kurzfi lmtagen in Oberhausen teilnahm. ist Prof. Breitsameter auch diejenige, die um 18 Uhr mit Karl Eine Arbeit in der Alltagspiktogramme zum Leben erweckt Bartos auf der Bühne zwischen Sequenzern, MacBooks, Rech- werden und deutlich machen, wie Menschen funktionieren. Lei- nern, Keyboards und Samplern an einem Stehtisch Platz der zeigt der elektronische Triptychon auf allen drei Flächen nimmt, um mit dem ehemaligen Kraftwerkmusiker über sei- einheitliche Visuals, und man muss sich fragen, wie ein Spiel nen Werdegang, seine Ausbildung und sein Konzept der Rhyth- zwischen den Projektionsfl ächen gewirkt hätte. mischen Leinwand zu sprechen. Nach einer halben Stunde werden die Beats immer härter, Zuvor lassen wir es uns aber nicht nehmen, dem Ehrengast man möchte aus den bequemen Sesseln der Aula aufstehen dieses MediaMonday, Prof. Dr. Overbeck-Larisch, Präsidentin und tanzen. Bei Tour de France der erste Zwischenapplaus – der der Hochschule und Mathematik-Professorin, zum Geburts- Abend ist gelungen, die Besucher sind begeistert. tag zu gratulieren und uns für ihre Unterstützung herzlich zu bedanken. Passenderweise beginnt das Konzert mit Numbers, Bartos‘ mathematischstem Stück.

1) Universität der Künste, Berlin.

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Wie geht es weiter? MediaMonday Playlist • In einem Kunstprodukt wie Film ist Sounddesign und Filmmu- 1 NUMBERS / COMPUTER WORLD bpm 134 sik enthalten. Aber es ist der Regisseur, der Sound und Bild 2 METROPOLIS bpm 120 zusammenfügt und über Dramaturgie und Rhythmus wacht. 3 THE CAMERA bpm 120 Bartos meint, dass das heute kein Musiker mehr leisten kann. 4 I’M THE MESSAGE bpm 124 Gefragt sind Sounddesigner, die auch Bildschnitt beherrschen. 5 HOMECOMPUTER bpm 124 Früher waren wegweisende Musiker rein auditiv schaffend. 6 REALITY bpm 116 Heute ist die musikalische Entwicklung stark abhängig von 7 THE TELEPHONE CALL bpm 129 den intelligenten Filmen und auch Fernsehsendungen mit 8 TOUR DE FRANCE bpm 134 ihrem Sounddesign. Denn die Musique concrète und die Elek- 9 TV bpm 100 tronische Musik sind neben der traditionellen Anwendung von 10 LIFE bpm 136 Klang beide im Film enthalten, nicht aber in der musikalischen 11 COMPUTER LOVE bpm 128 Entwicklung. Das audiovisuelle Medium ist unser Leitmedium 12 ELECTRONIC APEMAN bpm 116 und kulturbestimmend. 13 THE MODEL bpm 124 Im Medium Film, in der audiovisuellen Zeitstruktur sind Mu- 14 THE MAN MACHINE bpm 92 sik, Geräusche, Dramaturgie, Geschwindigkeit, Bewegung 15 TRANS EUROPE EXPRESS bpm 108 und Rhythmus enthalten. Darin liegt die Zukunft der medialen 16 THE ROBOTS bpm 116 Gestaltung. Die audiovisuelle Arbeit bietet die meisten Mög- 17 15 MINUTES OF FAME bpm 130 lichkeiten, etwas über die Organisation von Zeit zu lernen. Die 18 ULTRAVIOLET bpm 129 Berufsbilder werden sich auch durch die neuen Bachelor- und 19 NEONLIGHTS bpm 108 Master-Studiengänge neu defi nieren. Überall dort, wo Medien stattfi nden, ist Platz für audiovisuelle Gestaltung. Diese Plätze werden interdisziplinärer und vielfältiger. Karl Bartos begann das Konzert mit Numbers, seinem mathematischsten Track … Nun haben wir viel über das Medienzeitalter, an dessen Anfang auch irgendwie Karl Bartos mit Kraftwerk stand, gesprochen. Die Klassiker sind heute noch genauso stark wie vor 25 Jah- Über die Lehre, die Generation Jetzt und natürlich auch über ren – die neuen Stücke sind erfreulich anders und überraschen Musik. Ich hoffe, Schnittmengen in unserem Musikgeschmack durch Bartos‘ gute Stimme. Nach 90 Minuten endet das Kon- zu fi nden, und frage mich, welche aktuelle Musik Karl Bartos zert. Bei der anschließenden Verlosung zweier handsignierter spannend fi ndet. Deutsche Independents aus Oberbayern, CDs gewinnen die Geschäftsführerin der hessischen Film- und britischen Rock, amerikanischen Pop, vielleicht die neue von Medienakademie und einer meiner Bachelor-Studenten, der Brian Eno und David Byrne? ein experimentelles Musikvideo plant. „Aktuelle Musik ist vollkommen uninteressant für mich. Zurzeit höre ich natürlich das Weihnachtsoratorium von Bach!“2

150 It´s more fun to compute? FACHBEREICH MEDIA

Abbildung 9 • Mathias Black, technischer Direktor.

Credits • Head Carpenter Heinz Diehl Karl Bartos hat einen Abspann generiert, der nach dem Kon- Facility Managment Dieter Schneider zert gezeigt wurde. Er würdigte damit alle Helfer und Förderer, Usher Sascha Weber, Sarah Botella, Jochen Braun, Matthias die seinen Auftritt ermöglicht haben und schließt so Vortrag Schilder und Konzert Die rhythmische Leinwand fi lmisch ab. Print Job Ernstberger/Engel, Druckerei der h_da Promotion Chris Daam/rheinmain-promotion Production Hochschule Darmstadt, Fachbereich Media Press Agent Martin Wünderlich Executive Producer 21ct_Alexander Kehry Publicity Manager Priya Talwar Unit Manager (1st Assistant) Silvia Ikyasang Alumni Coordination Prof. Kyrill Fischer, Erika Fischer, Chris- Anchor Woman Prof. Sabine Breitsameter tine Haller, Rita Vas, Natalie Rapp Set Decorator Florian Pahler AStA Darmstadt Anke Wiertelorz Gaffer Achim Lowitsch AStA Dieburg Sabine Pfeil Lighting and Sound DAXL Info Desk Hyun-Gyu Kim, Melanie Wetter Best Boy Electrician Torsten Hofferbert Security Michael Borjedo, Florian Treber, Andreas Hoch, Lutz Set Dressers Sebastian Metz, Martin Streit, Nicolai Schweit- Lelgemann zer, Thomas Richter Still Photographers Britta Hüning, Jill Klohe Kurzbiografi e • Continuity-Script Dorota Wostal, Deborah Arp Alexander Kehry war von 2006 bis 2008 Vertretungsprofessor Operating Camera Man/ Woman Andreas Burri, M. Wetter am Fachbereich Media und unterrichtet dort seit 2004 audio- Focus Puller Victor Eckert visuelles Gestalten. Er ist Mitbegründer und Leiter der Media- Assistant Cameraman Dennis Helfrich, Thomas Kreißl Monday-Reihe. Er studierte Psychologie und Politologie an der Art Director David Frank Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und arbeitete als Design Matthias Schilder Kameramann und Cutter. Nach einem Stipendium für Film und Web Design Sebastian Metz Fotografi e in den Vereinigten Staaten studierte er Kommunika- Programmers Alina Zimmer, Michael Stamm tionsdesign in Mainz und spezialisierte sich auf Mediendesign. Caterer Eventservice Susanne Schneider, Zeitraum Florian Seit 1999 interessieren ihn nonlineare Erzähltechniken und die Pahler, Weingut Axel Schmitt Inszenierung von Räumen. Mit seinem Büro 21ct_medien für das Production Designer Holger Bassarek 21. jahrhundert konzipiert und realisiert er Ausstellungen und Construction Coordinator Joachim Enders Exponate für Besucherzentren, Museen und Brand Lands und Checkroom Gernot Zindel, Chris Reinfels, Dirk Wessner, Heinz produziert Imagefi lme. Diehl, Michael Greiner, Günther Remspecher, Andreas Finger, Seyhan Okur, Steven Wolf 2) Das Interview fand am 15.12.2008 im Mainzer Hof, Dieburg statt.

151 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

FINANZMARKTKRISE

Autorin • Prof. Dr. Michaela M. Kiermeier

Das Jahr 2008 wurde von der Krise an den Finanzmärkten erschüttert. Zahlreiche Bankhäuser mussten Insolvenz anmelden. Regierungen mussten mit Notfallprogrammen einspringen, um den Kollaps weiterer Märkte aufzuhalten. Doch wie konnte es dazu kommen? Wer trägt die Schuld und welche Instrumente des Finanzhandels haben derartige Verluste erst möglich gemacht? Und vor allem stellt sich die Frage nach möglichen Lösungen der Finanzmarktkrise und wie zukünft ig derartiger schwerwiegender Schaden von Volkswirtschaft en im Vorfeld verhindert werden kann.

152 Finanzmarktkrise FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Abbildung 1 • Rasante Entwicklung an den Finanzmärkten

153 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

1 • Kapitalmärkte 2 • Strukturierte Produkte Unternehmen und Privatpersonen haben aus den unter- Mit den forderungsbesicherten Wertpapieren, den sogenann- schiedlichsten Gründen Bedarf an fi nanziellen Mitteln, um ten Asset Backed Securities (ABS), erhalten Unternehmen Investitionen oder Konsum zu fi nanzieren. Werden Gelder für eine Finanzierungsform, die den Kapitalmarkt miteinbezieht. eine Geschäftstätigkeit benötigt, sind die Ersparnisse oftmals So können Forderungen, die einen Zahlungsanspruch in der nicht ausreichend, um den Finanzbedarf zu decken. Das Geld Zukunft generieren und ansonsten „immobil“ auf der Bilanz muss dann zusätzlich aus anderen Quellen zusammengetra- liegen, mittels ABS verkauft, d. h. in Zahlungsmittel getauscht gen werden. Verschiedene Wege der Finanzierung sind möglich. werden. Das Unternehmen tritt die Forderungen (Assets) an Wird Geld von einer Bank geliehen, handelt es sich um einen eine Ein-Zweck-Gesellschaft (Special Purpose Vehicle) ab. Die Kredit. Der Kreditnehmer verpfl ichtet sich, das geliehene Geld Ein-Zweck-Gesellschaft fi nanziert den Kauf der Forderungen zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuzahlen und gleichzeitig durch die Emission von Wertpapieren (Securities). Die Zah- der Bank Zinsen für die zeitliche Überlassung der Finanzmittel lungsströme, die aus den zugrunde liegenden Forderungen als Gegenleistung zu entrichten. In diesem Fall handelt es sich resultieren, werden zur Bedienung der Anleihen verwendet. um Fremdkapital, das die Bank dem Kreditnehmer zur Ver- Die Anleihen sind also durch Forderungen besichert, daher der fügung stellt. Eine grundlegend andere Art der Finanzierung Name Asset Backed Securities (Kiermeier, 2006)2. ist die mittels Eigenkapital. Der Kapitalgeber wird an poten- ziellen, zukünftigen Gewinnen der Geschäftstätigkeit beteiligt, trägt aber auch das unternehmerische Risiko. Aus volkswirt- Hypotheken-/Kreditgeber schaftlicher Sicht bildet der Kapitalmarkt den virtuellen Ort, an dem Personen mit Sparwünschen auf Personen mit Kapi- talbedarf treffen. Wird vom Finanzmarkt gesprochen, so ist damit gemeint, dass Angebot und Nachfrage über den Preis in Hypotheken-Pool Liquide Mittel ein Gleichgewicht gebracht werden. Liegt kein Marktversagen vor (z. B. verursacht durch externe Effekte, Monopole etc.), ist ein derartiges Gleichgewicht (pareto-)optimal und trägt somit zur Wohlfahrt aller Beteiligten der gesamten Volkswirtschaft SPV (Ein-Zweck-Gesellschaft) bei (Mankiw, 2006)1. Das heißt, Kapitalmärkte sind mit allen Vor- und Nachteilen für das Funktionieren unserer Volkswirt- schaften nicht nur eine notwendige Voraussetzung, sie stiften auch einen Nutzen für alle Teilnehmer einer Volkswirtschaft. Auf Kapitalmärkten wird sowohl Eigen- wie Fremdkapital ge- ABS-Anleihen Liquide Mittel handelt: Eigenkapital in Form von Aktien; Kapital und Fremd- kapital in Form von Anleihen. In der aktuellen Finanzmarktkri- se liegt zum ersten Mal Marktversagen im Sinne der Defi nition der Volkswirtschaftslehre vor. Investor

Abbildung 2 • Funktionsweise der Asset Backed Securities

154 Finanzmarktkrise FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Asset Backed Securities i.w.S.

Auf Basis bestehender, Auf Basis unsicherer, abgesicherter Ansprüche erwarteter Ansprüche

Klassische ABS Synthetische ABS

MBS ABS i.e.S. CDO

CLO CBO

Abbildung 3 • ABS-Sektoren entsprechend des Underlying

Beispielsweise werden häufi g Hypotheken als eine spezielle Das Marktvolumen dieser Produkte ist insbesondere in den Form des Kredits im Rahmen dieser Transaktionen in liquide Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren sehr hoch ge- Mittel getauscht. Die Investoren kaufen die ABS-Anleihen, da wesen, da quasi staatsgarantierte Unternehmen wie Fannie diese einen Renditeaufschlag enthalten und der Diversifi kati- Mae und Freddie Mac sich vornehmlich auf diese Art und Wei- on eines Portfolios dienen können. se refi nanziert haben. In Europa ist dieser Markt seit ca. 1998 Je nachdem welche Forderungen als Kollateral Verwendung nennenswert (Fabozzi F., 1998)4. In Deutschland ist dieses Prin- fi nden, handelt es sich um einen bestimmten Sektor innerhalb zip schon lange am Kapitalmarkt in Form der Pfandbriefe be- der Wertpapierklasse ABS. kannt. Bei Pfandbriefen werden hochwertige Hypotheken zur Bei Collaterialized Debt Obligation (CDO) handelt es sich um Besicherung verwendet, so dass diese Anleihen, die Bestnote die Verbriefung von Wertpapieren (Krediten oder Anleihen). erhalten konnten und es sich damit dann auch um sogenann- Die klassischen ABS enthalten die Besicherung mit Hypothe- te mündelsichere Investments handelt (Verband deutscher ken. In diesem Fall spricht man von Mortgage Backed Securi- Pfandbriefbanken, 2008)5. Das Austrocknen der Liquidität auf ties. Aber auch Kreditkartenforderungen, Telefonrechnungen dem Markt der Asset Backed Securities jeglicher Art hat im etc. können zur Besicherung verwendet werden. Diese wer- Wesentlichen die Verluste der Kreditinstitute in Milliardenhö- den in Europa als ABS im engen Sinn bezeichnet. In den klas- he bewirkt. Die Insolvenzen von Hypothekenanbietern führten sischen ABS erfolgt ein tatsächlicher Verkauf (True Sale), in zu einem starken Misstrauen auch zwischen Banken, so dass synthetischen Strukturen wechselt lediglich das Kreditrisiko im Ergebnis auch die Liquidität auf dem Geldmarkt knapp wur- mithilfe von Finanzderivaten zum Transfer von Kreditrisiko de. Unternehmen, die im amerikanischen Aktienmarktindex den Besitzer. Die auf Kapitalmärkten gehandelten ABS beru- Standard and Poor’s S&P gelistet sind und sich regelmäßig hen im Wesentlichen auf bestehenden, abgesicherten Ansprü- über Commercial Papers im Geldmarkt mithilfe von Rahmen- chen in Form von Forderungen. Es gibt diese Produkte aber programmen refi nanzieren, hatten Schwierigkeiten, Geld zu auch auf Basis unsicherer, erwarteter Ansprüche (so hat sich erhalten. Die New Yorker Investmentbank Bear Stearn wurde beispielsweise David Bowie seine zukünftigen Einnahmen aus zwar noch von der JPMorgan Chase & Co. und der amerika- dem Verkauf seiner Musik im Rahmen einer ABS vorzeitig aus- nischen Notenbank gerettet, aber der Konkurs von Lehman zahlen lassen). Brothers, welche im Bereich strukturierte Produkte sehr aktiv Banken treten bei diesen Produkten in sehr unterschiedlichen waren, führte zu dem immensen Vertrauensverlust und dem Rollen auf (Fabozzi, 2004)3: Austrocknen des Marktes. Hätten die Regierungen nicht rea- • Strukturierer (Investmentbanken strukturieren ein ABS in giert, wäre der Markt zusammengebrochen. Absprache mit den Ratingagenturen) • Swappartner (zum Management des Zahlungsstromes wer- den oft Swapgeschäfte (Tausch) abgeschlossen, um die Zah- lungsströme zeitlich zu harmonisieren) • Platzierer (als Underwriter übernimmt meist ein Konsorti- 1) Mankiw, G., Taylor, M. P. (2006): Economics, Thomson Learning, London, UK. 2) Kiermeier, M. M. (2006): Finanzierung, in: Ganzheitliches Management Bd. 4, um von Investmentbanken das Risiko, die Anleihen am Markt Hrsg. Gonschorrek/Hoffmeister, 2006. zu platzieren) 3) Fabozzi, F. J., Choudhry, M. (2004): Handbook of European Structured Financial • Sicherungsgeber zur Kreditverbesserung (Credit Enhance- Products, Wiley Finance, New Jersey. 4) Fabozzi, F. J. (1998): Valuation of Fixed Income Securities and Derivatives, F. J. Fa- ment) innerhalb einer Struktur bozzi Association, Pennsylvania. • Investor (Käufer der ABS) 5) Verband deutscher Pfandbriefbanken (2008): Der Pfandbrief 2008/2009, Berlin.

155 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

US Hauspreisindex (Quartal)

450

400

350

300

250

200

150

100 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Abbildung 5 • Hauspreisentwicklung in den USA von 1996 bis 2007. Datenquelle: OFHEO.

Rendite amerikanischer Treasury Bills (%) US Hauspreisindex (monatlich)

7 230

6 225 5

220 4

3 215

2

210 1

0 205 Aug 98 Feb 01 Aug 03 Feb 06 Aug 08 Jul 06 Jan 07 Jul 07 Jan 08 Jul 08

Abbildung 3 • Historische Entwicklung des kurzfristigen Zinssatzes in den USA. Abbildung 6 • Hauspreisentwicklung in den USA von Mitte 2006 bis 2008. Datenquelle: Merrill Lynch. Datenquelle: OFHEO.

Hypotheken von Kleinfamilien in USA (Mill. $) Nichtzahlungsrate bei Fälligkeit von Kleinfamilien in USA (%)

4,5 6

4,0 5 3,5

3,0 4

2,5 3 2,0

1,5 2

1,0 1 0,5

0 0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 1993 1996 1999 2002 2005 2008

Abbildung 4 • Historische Entwicklung des Hypothekenvolumens von Kleinfami- Abbildung 7 • Ausfallraten von Kleinfamilien in den USA (Numbrary.com, 08)7. lien in den USA. Datenquelle: OFHEO, 20086. 156 Finanzmarktkrise FACHBEREICH WIRTSCHAFT

3 • Die Entwicklung der Finanzmarktkrise teilnehmer diese Produkte verkaufen wollte bzw. musste. Es Die Zinsentwicklung in Amerika zeigt, dass Anfang des neu- fand kaum noch Handel in diesen Marktsegmenten statt. Da en Jahrtausends günstig Hypotheken von privaten Haushalten Banken die Positionen ihres Handelsbuches zu realen Markt- aufgenommen werden konnten. preisen bewerten müssen, wurden massive Abschreibungen Die Entwicklung des Kreditvolumens zur Finanzierung von in Milliardenhöhe notwendig. Wohnraum für Kleinfamilien in den USA gestaltete sich folgen- Bereits im Jahre 2007 kündigten viele Banken an, dass sie dermaßen: Es zeigt sich deutlich, dass das niedrige Zinsniveau unter massiven Verlusten zu leiden hätten. Beispielsweise zum Erwerb von Immobilien verwendet wurde. geriet der britische Immobilienfi nanzierer Northern Rock in Die Häuserpreise sind in den letzten Jahren bis zu Beginn der Bedrängnis. Die IKB berichtete von ihrem Engagement in ABS, Finanzkrise nicht nur in den USA stark gestiegen. Dies führte das nicht in der Bilanz ausgewiesen war, und kann nur durch dazu, dass sich der Hypothekennehmer zusätzlich verschul- die KfW und andere gerettet werden. den konnte. Die Immobilie diente mit steigendem Wert dann oft Die IndyMac Bank (Independent National Mortgage Corpora- als Sicherheit für weitere Konsumentenkredite. Ein typischer tion) war der siebtgrößte Hypothekenfi nanzierer in den USA amerikanischer Einwohner fi nanzierte einen Großteil seines (Indymac.com, 08)8. Am 11. Juli 2008 wurde die Bank unter die Konsums über Kredit. Verwaltung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) Seit 1985 sind die Preise für Häuser in den USA gestiegen, wie genommen und die Einlagen pro Konto bis zu einer Höhe von der Hauspreisindex (Quartalswerte) der OFHEO (OFHEO, 2008) $100.000 garantiert. Die Bank konnte ihre Verbindlichkeiten zeigt. nicht mehr begleichen, da die fallenden Häuserpreise und zu- Der monatliche Hauspreisindex OFHEO, der von der Federal nehmenden Zwangsvollstreckungen ihrer Kreditnehmer dazu Housing Finance Agency publiziert wird, zeigt die Entwicklung führten, dass diese ihre Schulden in Anbetracht der hohen Zin- der Hauspreise seit Mitte des Jahres 2006. Im ersten Quartal sen nicht mehr zahlen konnten. 2007 sind erstmals sinkende Hauspreise zu verzeichnen. Die- Dies ließ auch die Frage nach der Zukunft der Hypothekenfi - ser Trend hält bis heute an. nanzierer Fannie Mae und Freddie Mac aufkommen. Bei diesen OFHEOs monatlicher Hauspreis-Index (HPI) wird von der Fe- Institutionen handelte es sich um staatlich geförderte Hypo- deral Housing Finance Agency publiziert. Es handelt sich hier- thekenfi nanzierer. Da sie als quasi staatsgarantiert galten, be- bei um die neue Behörde, die die Hypotheken-Finanzierer Fan- kamen sie von den Ratingagenturen sehr gute Bonitätsnoten. nie Mae und Freddie Mac als Reaktion auf die Finanzmarktkrise Tatsächlich übernahm die Regierung dann auch am 7. Septem- reguliert. Im Juli 2008 sind die US-Hauspreise gegenüber dem ber 08 deren Verwaltung, was die amerikanischen Steuerzah- gleichen Monat im Vorjahr um 5,3 % gefallen. len eine Milliarden US-Dollar kosten wird (Spiegel)9. Als die Zinsen wieder stiegen und die Hauspreise sanken, wa- Ein weiteres einschneidendes Ereignis war der Bankrott der ren insbesondere die Kreditnehmer mit wenigen Rücklagen Investmentbank Lehman Brothers am 13. September 2008 (Subprime) in der Situation, ihre Verbindlichkeiten nicht be- (The Guardian, 08)10. Die Bank of America hatte zugestimmt, gleichen zu können. die Investmentbank Merrill Lynch zu kaufen, der sonst das- Als die Ausfallraten der Hypothekennehmer stiegen, mussten auch Finanzdienstleister, die die Vergabe von Hypotheken als 6) http://www.ofheo.gov/Research.aspx?Nav=111. ihre Dienstleistung anboten, Konkurs anmelden. Dies führte zu 7) Numbrary.com: Delinquency rate on single-family residential mortgages, booked in domestic offi ces; All commercial banks (Seasonally adjusted). Verschlechterungen in der Wertentwicklung von Asset Backed 8) http://www.indymac.com/default.aspx?id=1178. Securities und letztendlich dazu, dass der Großteil der Markt- 9) http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,576850,00.html.

157 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

selbe Schicksal gedroht hätte (Manager Magazin)11. Die Versi- 4 • Die Rolle der Ratingagenturen cherungsunternehmung AIG meldete bei der amerikanischen Ratingagenturen haben die Aufgabe, für Wertpapiere und Unter- Zentralbank Bedarf nach einem Überbrückungskredit an (Fi- nehmungen eine Kreditwürdigkeitsprüfung vorzunehmen. Die nancial Times Deutschland)12. Die niederländische Fortis Bank Prüfung resultiert in einer Note. Eine Note ist jeweils auch mit wird verstaatlicht (Spiegel)13. Banken schlossen sich zusam- einer Aussage dazu verbunden, wie stabil ein Rating im Zeitab- men, um in einer Art Selbsthilfe die Folgen des Bankrotts von lauf ist bzw. mit welchen Wahrscheinlichkeiten das Rating einer Lehman Brothers abzufedern. Am 25. September 2008 stimmt Änderung im Laufe der Zeit unterliegt. Die Ratingagenturen pu- JP Morgan Chase dem Kauf eines Großteils der bankrotten blizieren daher die sogenannten Ratingmigrationsmatrizen. In Washington Mutual zu14. der ersten Spalte (Spektrum der Bonitätsnoten von AAA bis C) Überall an den Aktienmärkten kommt es im September und steht das Rating, das zu Beginn des Jahres beim Unternehmen Oktober 2008 zu massiven Kursverlusten. Notfall-Stabilisie- vorhanden ist, in der zweiten Zeile (also horizontal abgetragen) rungspakete werden von den Regierungen in Amerika, Eng- das Rating, das die Unternehmung am Ende des Jahres besitzt. land und Europa verabschiedet. In Island werden die drei wich- Im Kontext der Finanzmarktkrise wird den Ratingagenturen tigsten privaten Banken verstaatlicht. China entwickelt einen vorgeworfen, dass sie das Risiko unterschätz hätten. Tatsache Anreizplan im November. Insgesamt ist davon auszugehen, ist, dass bei der Bewertung von Ausfallrisiken mit kurzen His- dass der ökonomische Ausblick für alle Länder stark getrübt torien (wie beispielsweise im europäischen ABS-Markt) eine ist. Erwartet wird eine weltweite Rezession. Die Automobilin- statistische Durchschnittsbewertung zu Aussagen führt, die dustrie leidet unter der stark gesunkenen Nachfrage und es mit dem tatsächlichen Risiko nicht im Verhältnis stehen. wird bereits über Insolvenzen großer Autobauer spekuliert.

Aaa Aa A Baa Ba B Caa Ca C UPG Stable DNG

Aaa 98,0 1,6 0,2 0,1 0 98,0 1,9 Aa 1,5 91,7 4,6 1,7 0,4 0,1 1,5 91,7 6,7 A 0,4 2,6 93,4 2,9 0,7 0,1 2,9 93,7 3,7 Baa 0,2 2,1 91,2 4,1 1,5 0,9 2,4 91,2 6,4 Ba 0,3 2,2 85,4 8,3 3,2 0,6 2,5 85,4 12,1 B 69,0 26,2 2,4 2,4 0 69,0 31,0 Caa 38,9 44,4 16,7 0 38,9 61,1 Ca 50,0 50,0 0 50,0 50,0 C 100,0 0 100,0 0

Abbildung 8 • Europäische ABS, Ein-Jahres-Rating-Migrationsmatrix 1998–2003, Quelle: (Moodys, 2004) Moody‘s Investors Service, Special Report: International Structured Finance Rating Transitions: 2003 Update, Februar 2004.

158 Finanzmarktkrise FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Abbildung 10 • Staatliche Hilfen, damit die Finanzmärkte nicht austrocknen

5 • Wege zu einer Lösung der Finanzmarktkrise kos herangezogen. Damit stehen ausgefeilte, statistische Ver- Auf der Notfall-Konferenz der G-20-Länder Mitte November fahren zur Verfügung, um Kreditrisiken zu bewerten. Doch nur 2008 wurden wenig konkrete Maßnahmen beschlossen. The- wenn derartige Instrumente und Methoden zur Anwendung men der Politik können dennoch in kurz- und mittelfristige kommen, kann ein Risikomanagement tatsächlich erfolgen. Fragen unterschieden werden. Einigkeit bestand beispielswei- Maßnahmen, die derartige Liquiditätsengpässe in Zukunft ver- se darin, dass, einerseits die Fiskalpolitik gelockert werden hindern, müssen daher eine neue Regelung zur Buchführung solle, um positive Wachstumsimpulse zu geben, und anderer- und hier insbesondere der Bewertung von Wertpapieren zu seits der Finanzmarkt stärker überwacht werden müsse. Da Marktpreisen in turbulenten Marktsituationen beinhalten. Eine aber Japan und die USA unterschiedliche Meinungen über eine Überreaktion in Form einer Überregulierung wird dem Markt internationale Aufsichtsbehörde vertreten, ist eine solche un- allerdings nicht helfen. Selbstverständlich ist bei Investments mittelbar nicht zu erwarten (Merrill Lynch, 08)15. an Kapitalmärkten eine Verhältnismäßigkeit zu wahren. Das Unmittelbar auf die Finanzmarktkrise reagiert haben Regie- Engagement der IKB in der Rhineland Funding Corporation, rungen jedoch trotzdem. Sie haben Liquidität in die Märkte die nicht in der Bilanz erschien und strukturierte Produkte gepumpt, eine bessere Kapitalstruktur in die Wege gelei- enthielt, die zum Teil mit amerikanischen Hypothekenkrediten tet, Garantien für Geldeinlagen gegeben sowie Garantien für gesichert waren, zeigt sehr deutlich, dass bestimmter Nach- Bankschulden ausgesprochen. Zudem wurde eine Reklassifi - holbedarf bei den aufsichtsrechtlichen Regelungen besteht. zierung von Positionen des Handelsbuches in das Bank-Buch Die Verantwortlichen haben sich auf die Information, die ihnen zugelassen und somit wurden die Regeln der Bewertung zu von Investmentbankern gegeben wurde, und die Einschätzung Marktpreisen (Mark-to-Market) gelockert. Fraglich ist aller- der Ratingagentur verlassen. Oftmals hatten diese Produkte dings, inwieweit Regierungen den ökonomischen Abschwung die Bestnote der Ratingagenturen. Es darf aber nicht möglich nachhaltig beeinfl ussen können. sein, dass ein Engagement in diesen Produkten, welche in An- Aktuell weichen die Preise für strukturierte Produkte aufgrund betracht der Bilanzsumme der IKB das Volumen eines Groß- der mangelnden Liquidität in den Kapitalmarktsegmenten, die kredites weit überschritten haben und den nach Basel 2 de- Kreditrisiko beinhalten, stark von der fundamentalen Bewer- zidierten Anforderungen an die Absicherung mit Eigenkapital tung ab. unterliegen, noch nicht einmal in der Bilanz erscheint. Kreditvermittler in den USA haben zu Zeiten der niedrigen Zin- Grundsätzlich sollte für ein Investment an Kapitalmärkten sen Hypotheken ohne eine adäquate Kreditprüfung vergeben. auch gelten, dass die Investmententscheidung nicht einfach an Hier war der Anreiz falsch gesetzt. Der Kreditvermittler darf die Rating-Agentur „outgesourct“ wird. Ist dies der Fall, dann nicht nach Volumen bezahlt werden, sondern sein Erfolg muss stellt sich die Frage, wodurch die hohen (Portfolio-)Manager- sich an der risikogerechten Bepreisung messen lassen. Die- gehälter gerechtfertigt sind. se Erfahrung wurde in Europa bereits gemacht. Ein Umden- ken fand nicht zuletzt durch hohe Kreditausfälle bei Banken 10) http://www.guardian.co.uk/business/2008/sep/15/lehmanbrothers.creditcrunch. im Jahr 2000 statt. Verschärfte aufsichtsrechtliche Neurege- 11) http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,578170,00.html. 12) http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Unter-Staatsverwaltung- lungen wurden von der Bank für Internationalen Zahlungsaus- Branche-erwartet-Zerschlagung-von-AIG/415303.html. gleich formuliert und fi rmieren unter dem Schlagwort Basel 2. 13) http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,581013,00.html. Umgesetzt in nationales Recht erfolgte ein Umdenken bei der 14) http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,580553,00.html. 15) European Structured Finance Monthly Report: ABS, CDO, CMBS, RMBS: Oct: Bewertung von Kreditrisiken und fortschrittliche, kapital- Government Actions to help stabilize Structured Finance Market, 3.11.08, Merrill markttheoretische Methoden wurden zur Bewertung des Risi- Lynch Research.

159 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

In Kapitalmärkten beobachten wir noch einige Marktsegmente, institutionelle Investoren. Qualitativ wertvolle Beratung für in denen Berater oder Vermittler nach Volumen bezahlt wer- Privatpersonen, die nicht nur die Produktpalette der bera- den. Die Beratungspraxis in Richtung Privatanleger in Europa tenden (Haus-)Bank offeriert, sondern das gesamte Spektrum ist zum Teil skandalös. Mitunter bieten Banken nur die eigenen von Finanzdienstleistungsprodukten enthält, wird derzeit nur Produkte an oder fordern eine sehr rasche Unterzeichnung von unabhängigen Finanzdienstleistern angeboten. Oftmals von Dokumenten – dies oftmals vor dem Hintergrund der nur entsprechen die Qualifi kationen dieser unabhängigen Finanz- unwesentlichen Profi te. Das damit erzielte „Gleichgewicht“ dienstleister nicht immer den notwendigen Anforderungen an durch externe Effekte dürfte als suboptimal für die Volks- professionelles Portfoliomanagement und Qualitätsmerkmale wirtschaft eingeschätzt werden. Hier sind Aufklärung und In- zu deren Beurteilung fehlen. formation angeraten ebenso wie das Auftreten des Staats in In dem Forschungsprojekt „Pensionsmanagement“ haben sich seiner Funktion, Bildung zu unterstützen. Experten des Portfoliomanagements, quantitativer Methoden, Steuern und betrieblicher Altersvorsorge mit kleinen, unab- 6 • Forschung und Weiterbildung zum hängigen Beratungsfi rmen der Branche Finanzanlagebera- Pensionsmanagement (Certifi ed Pension Manager h_da) tung (Asset Concepts GmbH, Ries Corporate Solutions GmbH) Kapitalmarkttheoretisch fundiertes Asset Management ist und Universitäten zusammengeschlossen. Ziel ist es, Know- nicht nur für den Kapitalanleger jeglicher Couleur, sondern how aus den verschiedensten Bereichen des Portfolioma- auch für eine Volkswirtschaft insgesamt von entscheidender nagements für den Zweck einer wissenschaftlich fundierten Bedeutung. Die negativen Folgen eines Portfoliomanagements Finanzanlage für private Anleger als neue, qualitätsgesicherte ohne genaue Kenntnis der damit verbundenen Risiken sind Dienstleistung zu entwickeln. Dies erfordert auch die korrekte, derzeit in der Bankenkrise schmerzhaft zu beobachten. Die risikoadäquate Bewertung strukturierter Produkte, die im gravierend negativen Folgen einer laxen Kapitalanlagepoli- Zentrum der Krise stehen. Zwingend notwendig ist eine stati- tik ohne entsprechendes Produkt-Know-how und theoretisch stische Analyse aller relevanter Asset-Klassen, das heißt nicht fundierter Spezifi kation der Unsicherheit über die Zukunft nur der klassischen Segmente Aktien und Anleihen, sondern führen in der aktuellen „Immobilien- bzw. Bankenkrise“ zu auch kreditrisikobehafteter Wertpapiere, Immobilien, Hedge der akuten Gefahr einer Rezession mit Folgen für die gesamte Funds, Private Equity, strukturierte Produkte, etc. Gleichge- Bevölkerung und negativen Auswirkungen für die weltweite wichtsmodelle bilden bislang lediglich drei Asset-Klassen ab. Volkswirtschaft. Aktuell kann der Geldmarkt nur mithilfe fi - Dies ist für eine realistische kapitalmarkttheoretische Fundie- nanzieller Subventionen der Zentralbanken und Regierungen rung der Anlagestrategien ungenügend, so dass ein weiteres vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Dieser stellt eine Ziel in der Erweiterung der Gleichgewichtsmodelle liegt. Ne- wichtige Säule des gesamten Finanzsystems dar. Selten zuvor ben den theoretischen Fundamenten der Kapitalmarkttheorie wurden die nachhaltig destruktiven Folgen eines Portfolioma- spielen bei der Identifi kation optimaler Kapitalanlagestrategien nagements ohne notwendiges Know-how bezüglich Risiken auch steuerliche Aspekte eine Rolle. Die Produktentwicklung und Unsicherheiten so transparent wie in der aktuellen Krise. konkreter steueroptierter Anlagestrategien inklusive aller, re- Kapitalanlagen sind Entscheidungen unter Unsicherheit, da alistisch modellierter, relevanter Wertpapiersegmente ist der sie zukünftige Entwicklungen einkalkulieren müssen. Das darauf basierende fortführende Aspekt des Projektes. Dabei Portfoliomanagement von Fonds zur Sicherung von Altersbe- müssen zukünftige Entwicklungen der Wertentwicklung von zügen (Pensionsfonds) ist seit Langem Gegenstand der wis- Asset-Klassen entsprechend der aktuellen mathematischen senschaftlichen Betrachtungen im Portfoliomanagement für Erkenntnisse zur stochastischen Modellierung von langfris-

160 Finanzmarktkrise FACHBEREICH WIRTSCHAFT

tigen Wertpapierentwicklungen kompetent programmiert werden. Simulationen sind notwendig, um sich gegen uner- Literatur • wünscht negative Marktentwicklungen absichern zu können. 1 Fabozzi, F. C. (2004). Handbook of European Structured Das zentrale Ergebnis ist die EDV-technische Realisierung von Financial Products. New Jersey: Wiley Finance. State-of-the-Art-Anlagestrategien, welche in der Beratung – 2 Fabozzi, F. (1998). Valuation of Fixed Income Securities and leicht anzuwenden – zum Einsatz kommen soll. Dabei muss Derivatives. Pennsylvania: F. J. Fabozzi Association. auch den steuerlichen Aspekten Aufmerksamkeit gewidmet 3 Financial Times Deutschland. (Kein Datum). Abgerufen am werden, da die Rendite nach Steuern für den privaten Anle- 1.12 08 von http://www.ftd.de. ger von zentralem Interesse ist. Die Ergebnisse des Projektes 4 Indymac.com. (08). Abgerufen am 1. 12 08 von sollen in der Weiterentwicklung und dem Ausbau des Curricu- http://www.indymac.com. lums in der Weiterbildung des Studiums zum Pension Manager 5 Kiermeier, M. (2006). Finanzierung (Bd. 4). (Gonschorrek/ MBA Verwendung fi nden, so dass darüber hinaus, nach Besuch Hoffmeister, Hrsg.) Ganzheitliches Management. einschlägiger, qualitativ hochwertiger Veranstaltungen, ein 6 Manager Magazin. (kein Datum). Abgerufen am 1.12.08 von Qualitätssiegel „Pensionsmanager“ in der Weiterbildung der http://www.manager-magazin.de. h_da im Rahmen eines Masterstudienganges vergeben wer- 7 Mankiw, G. T. (2006). Economics. London, UK: Thomson den kann. Der Fachbereich Wirtschaft bietet bereits heute im Learning. Rahmen eines Joint Venture mit der Ries Corporate Solutions 8 Merrill Lynch. (08). European Structured Finance Monthly GmbH den Erwerb des Zertifi kates „Certifi ed Pension Manager Report: ABS, CDO, CMBS, RMBS: Oct. Government Actions (h_da)“ an. Dieses soll im Projekt zu einem weiterbildenden to help stabilize Structured Finance Market. Merrill Lynch MBA-Studiengang Pension Manager ausgebaut werden. Research. 9 Moodys. (2004). Moody`s Investor Service, Special Report: International Structured Finance Rating Transition: 2003 Update. Moodys. 10 Numbrary.com. (08). Delinquency rate on single-family Kurzbiografi e • residential mortgages, booked in domestic offi ces; all Prof. Dr. Michaela M. Kiermeier, Studium der Volkswirtschafts- commercial banks (seasonally adjusted). Abgerufen am lehre in Frankfurt am Main, Southampton und Bonn. Pro- 1.12.08 von http://www.numbrary.com. motion am Europäischen Hochschulinstitut, Florenz, Italien. 11 OFHEO. (2008). www.ofheo.gov. Abgerufen am 1.12.08 von Austauschresearcherin an der Stern Business School, New http://www.ofheo.gov. York. Praxisprojekte, internationale Fachveröffentlichungen 12 Spiegel. (kein Datum). Abgerufen am 11.12.08 von und Konferenzbeiträge zu den Forschungsschwerpunkten http://www.spiegel.de/wirtschaft. Management von Kreditrisiko sowie Anwendung quantitativer 13 The Guardian. (08). Abgerufen am 1.12.08 von Methoden in der Kapitalmarkttheorie. Tätigkeiten als Port- http://www.guardian.co.uk/business. foliomanagerin für DZ Bank, Credit Suisse Asset Management 14 Verband deutscher Pfandbriefbanken. (2008). Der Pfand- und Sal. Oppenheim (Frankfurt, New York, Zürich, Köln). Seit brief 2008/2009. Berlin. 2004 Professorin für Finanzmanagement an der Hochschule Darmstadt, seit März 2007 Dekanin am Fachbereich Wirtschaft der h_da.

161 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

DER GLOBAL BUSINESS MANAGEMENT MBA

INTERNATIONALISIERUNG DURCH INNOVATIVE MANAGEMENT-AUSBILDUNG

Autor • Prof. Dr. Ralf K. Schellhase

Darmstadt, Germany Oshkosh, Wisconsin, USA University of Wisconsin, Oshkosh www.uwosh.edu

Bangalore, India T. A. Pai Management Institute www.tapmi.org

Im August 2007 wurde an der Hochschule Darmstadt der Global Business Management MBA (GMBA) gestartet. Der Aufb au dieses innovativen berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramms wurde insbe- sondere durch zwei die Hochschullandschaft beeinfl ussende Entwicklungen der letzten Jahre initiiert und geprägt: die Globalisierung der Weltwirtschaft und den Bologna-Prozess. Mit dem GMBA konnte in den vergangenen Jahren ein Programm etabliert werden, das die Forderungen der Politik erfüllt, wie beispielsweise die Internationalisierung der Hochschulen, Kooperation im Rahmen .der Partnerschaft Hessen-Wisconsin, Aufb au entgeltpfl ichtiger Weiterbildungsangebote oder die Nutzung neuer Medien in der Lehre. Mit dem Studienprogramm wurde es zudem möglich, das. Leitbild der ....h_da bezüglich der . Th emenfelder Weiterbildung, exzellente Lehre und Internationalität in..... die Praxis umzusetzen.. Während . der mehrjährigen internationalen Zusammenarbeit hat .sich gezeigt, dass.. der mit Abstand wichtigste.... Erfolgsfaktor eines solchen Vorhabens im Aufb au von gegenseitigem Vertrauen unter den beteiligten Partnern liegt...... 162 . . . Der Global Business Management MBA FACHBEREICH WIRTSCHAFT ......

...... Abbildung 1 • Illustration (Zinnoberrot, Tobias Witten) .. . 163 . QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Abgrenzung Global MBA vs. MBA

GMBA MBA

Abschluss Master of Business Administration Master of Business Administration Teilzeitstudierbarkeit   Anzahl der Erstsemester 10 24 Jahres-/Semesterbetrieb Jahresbetrieb Semesterbetrieb Schwerpunkt des Curriculums Global Management mit interkultureller Ausrichtung General Management Unterrichtsform e-Learning + Präsenzunterricht Präsenzunterricht Obl. Auslandsaufenthalt   Gebühren 15.000 Euro zzgl. Reisekosten 11.200 Euro ECTS 65 90

Abbildung 2 • Global MBA und MBA im Vergleich

1 • Globalisierung und Bologna-Prozess als Neben einer globalisierten Wirtschaft und dem Bologna-Pro- Herausforderung für die betriebswirtschaftliche zess prägen ein sich zunehmend globalisierender Bildungs- Weiterbildung markt und die auch politisch gewollte Internationalisierung In einem zunehmend globalisierten wirtschaftlichen Umfeld und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen benötigen Unternehmen vermehrt Führungskräfte, die in der Hochschulen sowie die verstärkte Nutzung neuer Medien in der Lage sind, in unterschiedlichen Kulturen zu agieren. So wur- Lehre die Hochschullandschaft. Dies geht einher mit Bestre- de beispielsweise der neue Hyundai i20 in Korea entwickelt, bungen zur Etablierung von lebenslangen berufsbegleitenden das Design stammt aus Deutschland und produziert wird der Weiterbildungsangeboten und einer daraus resultierenden Kleinwagen in Indien. Die für ein solches Projekt notwendige angestrebten Erschließung neuer Finanzierungsquellen. interkulturelle Zusammenarbeit der Mitarbeitenden des Kon- Die Hochschule Darmstadt berücksichtigt diese Entwicklungen zerns gelingt ungleich leichter, wenn die Grundlagen hierfür auf strategischer und operativer Ebene und gestaltet sie aktiv bereits während der Ausbildung gelegt und erste Erfahrungen mit. Auch im Leitbild der h_da schlägt sich dies nieder: im Umgang mit Personen aus anderen Kulturkreisen gesam- melt sind. Neben den USA, als nach wie vor bedeutendster Wirtschafts- Weiterbildung nation, stehen seit einigen Jahren insbesondere die sogenann- Durch innovative Weiterbildungsangebote unterstützen ten BRIC-Staaten im Mittelpunkt des Interesses. Während wir die Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus Russland und Brasilien die hohen in sie gesetzten Erwar- dem Wandel von Technologie und Arbeitswelt ergeben. tungen nur langsam erfüllen und ihren Wohlstand vor allem Unsere Weiterbildungskonzepte entwickeln sich aus dem teuren Rohstoffen zu verdanken haben, wachsen mit China berufl ichen Bedarf und den gesellschaftlichen Anforde- und Indien aufstrebende Wirtschaftsnationen des 21. Jahrhun- rungen. derts heran, die als Erfolgsmodelle unter den Entwicklungs- Mit unseren Weiterbildungsangeboten begleiten und un- ländern gelten. terstützen wir die Vertiefung und Erweiterung von Wissen Gleichzeitig hat der Bologna-Prozess durch die Einführung und Erfahrungen im Sinne des lebenslangen Lernens. eines gestuften Studiensystems zu einem regelrechten Boom im deutschen MBA-Markt geführt. Während sich in Deutsch- Exzellente Lehre – Attraktive Studienbedingungen land in 2003 noch 74 Anbieter mit 115 Programmen den Markt Die Weiterentwicklung und Sicherung unserer Positi- teilten, waren es in 2007 bereits 129 Anbieter mit mehr als on im regionalen und globalen Wettbewerb erreichen 250 Programmen. Wie in allen Märkten existieren auch in der wir durch den Fokus auf die Qualität unserer Arbeit. Mit MBA-Ausbildung Qualitäts- und Preisunterschiede. Private wie unseren Ressourcen gehen wir verantwortlich um. Wir staatliche Anbieter, die den Markt bedienen wollen, stehen vor bieten innovativ und interdisziplinär ausgestaltete Studi- der Herausforderung, sich durch die Konzeption und Ausge- engänge, die an den Anforderungen des Arbeitsmarktes staltung ihrer Programme gegenüber potenziellen Studieren- ausgerichtet sind. den klar und mit einem eindeutigen Leistungsversprechen zu Wir bieten moderne didaktische Konzepte sowie fl exible positionieren. Eine entscheidende Rolle bei der Auswahl eines Studiengestaltung durch den Einsatz neuer Medien. MBA-Programms spielen verschiedenen Untersuchungen zu- folge die Internationalität und der Praxisbezug. Insbesondere letztgenanntes Kriterium sollten Fachhochschulen, die sich derzeit verstärkt in der MBA-Ausbildung engagieren, aufgrund ihres anwendungsorientierten Profi ls per se in vergleichswei- se hohem Maße erfüllen können.

164 Der Global Business Management MBA FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Internationalität „To develop global business leaders through an innovative, in- Wir ermöglichen unseren Studierenden, sich auf die An- tercultural learning experience provided by an international forderungen einer globalisierten Arbeitswelt vorzuberei- alliance of accredited business schools.“ ten und die Fähigkeiten zur interkulturellen Zusammen- Um Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen für arbeit zu entwickeln. die Wahrnehmung von General-Management-Aufgaben im Wir fördern die Mobilität unserer Studierenden und Leh- globalen Wettbewerbsumfeld zu qualifi zieren, steht im Mit- renden im Studium und in gemeinsamen Projekten sowie telpunkt des Programms die Vermittlung führungs- und ent- durch internationale Abschlüsse in Zusammenarbeit mit scheidungsorientierten betriebswirtschaftlichen Wissens unseren Partnerhochschulen. sowie notwendiger interkultureller, sozialer und Methoden- kompetenz. Auszug aus dem Leitbild der Hochschule Darmstadt Zielgruppe sind einerseits Graduierte aus nicht-wirtschafts- Quelle: www.h-da.de wissenschaftlichen Studiengängen, andererseits aber auch „young professionals“, die ihr in einem Erststudium erwor- Im Fachbereich Wirtschaft wurde bereits in 2003 ein erstes benes wirtschaftswissenschaftliches Wissen entscheidungs- Konzept für ein interkulturell ausgerichtetes MBA-Programm und managementorientiert verbreitern und vertiefen wollen. entwickelt. Diese Entwicklung erfolgte vor allem vor dem Hin- Die typische Teilnehmerin bzw. der typische Teilnehmer ist für tergrund der skizzierten Entwicklungen und des Leitbildes ein global agierendes Unternehmen tätig bzw. strebt eine sol- der h_da sowie im Hinblick auf die Bedürfnisse und notwen- che Tätigkeit an, hat Führungskraftpotenzial, benötigt für seine digen Qualifi kationen zukünftiger Führungskräfte. Die Kolle- weitere Entwicklung Managementwissen und -fähigkeiten und gen der University of Wisconsin Oshkosh, USA, und des T.A. hat ausgeprägtes Interesse an globalen und interkulturellen PAI Management Institute, Manipal/Bangalore, Indien, konn- Erfahrungen und Kontakten. ten von der Idee einer gemeinsamen MBA-Ausbildung über- Zur Zielgruppe gehören neben Absolventen anderer Hoch- zeugt werden und entschieden sich für eine Zusammenarbeit schulen selbstverständlich auch jene der Hochschule Darm- mit der Hochschule Darmstadt. Während der folgenden drei stadt selbst. Der GMBA bildet für Letztere, auch wenn sie nach Jahre wurde gemeinsam während mehrerer Treffen in Osh- ihrem Erststudium nicht im Raum Darmstadt ansässig sind, kosh, Bangalore und Darmstadt ein detailliertes Konzept für eine hervorragende Möglichkeit, sich an ihrer „Heimathoch- den GMBA entwickelt. Die Akkreditierung des Programms und schule“ Management-Wissen anzueignen. dessen Start erfolgte schließlich im Sommer 2007. Zur Konzeption des Global MBA wurde eine umfassende be- gleitende Marktstudie erstellt, in der potenzielle Zielgruppen 2 • Ziele und Konzept des GMBA und vergleichbare Angebote analysiert und darauf aufbau- Der GMBA ist Teil eines Gesamtkonzepts ökonomischer Quali- end eine Positionierung und die konkrete Ausgestaltung des fi zierung in Erstausbildung und Weiterbildung am Fachbereich Studiengangs vorgenommen wurden. Dieser ist konsequent Wirtschaft und zugleich als Premium-Produkt der Hochschule als berufsbegleitendes General-Management-Programm mit Darmstadt positioniert. Zentral bei der Entwicklung war vor starker internationaler Ausrichtung angelegt und grundsätz- allem, den Studiengang konsequent an den Bedürfnissen der lich nicht branchenspezifi sch ausgerichtet. Die Ausbildung internationalen Zielgruppe auszurichten und ihn ganzheitlich deckt alle managementrelevanten wirtschaftswissenschaft- zu konzipieren. lichen Bereiche ab. Das übergreifende Ziel des Programms, Führungskräfte für die Anforderungen in global agierenden Unternehmen zu qualifi zieren, fi ndet seinen Niederschlag bereits in der Pro- gramm-Mission:

165 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Abbildung 3 • Studierende während einer Präsenzphase in Darmstadt

166 Der Global Business Management MBA FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Der Studiengang verfügt durch eine Reihe attraktiver Allein- 3. Bisherige Erfahrungen aus der internationalen stellungsmerkmale über ein einzigartiges Profi l: Zusammenarbeit • Fokus auf Global Management und interkulturelle Aspekte Die ersten Studierenden des Programms stehen derzeit kurz des Managements vor Abschluss ihres Studiums. Bereits jetzt lassen sich ers- • Kombination von Präsenz- und e-Learning-Phasen te wesentliche Erkenntnisse aus dem bisherigen Verlauf der • Präsenzphasen in Deutschland, Indien und den USA gemeinsamen Arbeit mit den Partnerhochschulen und den • (Gemeinsame) Durchführung der Veranstaltungen durch Rückmeldungen der Teilnehmer gewinnen. Dozenten der drei beteiligten Hochschulen In der Phase der Konzeption des Programms kam es insbe- • Bildung eines internationalen Klassenverbandes aus in drei sondere darauf an, die nicht immer deckungsgleichen Ziele unterschiedlichen Kontinenten beheimateten Studierenden und Anforderungen der unterschiedlichen Hochschulen an das Programm angemessen zu berücksichtigen. So resultierten Das 18-monatige englischsprachige Programm wird von den beispielsweise divergierende Vorstellungen über den Umfang drei Kooperationspartnern in einer Mischung aus Präsenzun- des Studiums, die zu vergebenden Credit Points oder die Dau- terricht und e-Learning durchgeführt. Das 65 ECTS umfas- er der Präsenzkurse aus unterschiedlichen rechtlichen oder sende Curriculum besteht aus zehn Modulen, von denen drei wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Län- in den Präsenzphasen und sieben online unterrichtet wer- dern. Zu denken ist bei Letzteren z. B. an die fi nanziellen Mög- den, sowie einer Master Thesis. Die drei jeweils 14-tägigen lichkeiten indischer Studierender oder Urlaubsregelungen in Präsenzphasen fi nden in Abständen von fünf Monaten an den den USA und Indien, die von den deutschen deutlich abweichen. drei kooperierenden Hochschulen in Darmstadt, Oshkosh und Auch unterschiedliche Anforderungen der Akkreditierungsor- Bangalore statt. ganisationen in den drei Ländern waren bei der Programmge- Alle Dozenten verfügen durch ihre Tätigkeiten in Lehre, For- staltung zu beachten. So fordert die Foundation for Internatio- schung, Management und Beratung über umfassende in- nal Business Administration Accreditation in Deutschland eine ternationale Erfahrung. Neben Vorlesungen werden un- Master Thesis als Bestandteil des Studiums, in den USA und terschiedlichste Methoden wie Fallstudien, Rollenspiele, Indien ist eine solche hingegen nach den Regeln der Associ- Gruppenarbeiten, (Panel-) Diskussionen, Online-Diskussionen, ation to Advance Collegiate Schools of Business nicht obliga- Unternehmensbesuche, Gastreferentinnen und Gastrefe- torisch. renten etc. eingesetzt. Die Studierenden lernen sich während Neben derartigen grundlegenden Überlegungen galt es be- des Präsenzunterrichts untereinander und die Lehrenden züglich einer Vielzahl von Detailfragen Übereinkunft zu er- kennen, was sich positiv auf die Studienmotivation auswirkt zielen. Diese reichten von der Diskussion über eine länder- und die gruppendynamischen Prozesse fördert. Da die Stu- übergreifende versus einer länderspezifi schen Gestaltung der dierenden mindestens aus drei unterschiedlichen Kulturen Kommunikationskampagne für das Programm über die ge- entstammen, wird bereits hierdurch auch die interkulturelle meinsame Beschaffung und Distribution der Lehrbücher, das Kompetenz gefördert. All dies bildet eine fruchtbare Grundla- Hosting der genutzten Lernplattform, den Aufbau der Modul- ge für die online gelehrten Module. beschreibungen gemäß der landestypischen Anforderungen Der GMBA gilt in seiner Konzeption als einzigartig und grenzt bis hin zur Umrechnung von Noten und der Anerkennung der sich klar von anderen internationalen Programmen und auch erbrachten Leistungen durch die jeweilige Partnerinstitution. vom zweiten MBA-Programm der h_da ab. Letzteres ist als Aus Sicht der Studierenden fällt die Beurteilung des Pro- Präsenzstudium ohne obligatorischen Auslandsaufenthalt an- gramms bislang grundsätzlich positiv aus. Besonders hervor- gelegt und richtet sich an junge Führungskräfte, die ihre be- gehoben werden im Rahmen der regelmäßig durchgeführten rufl iche Kompetenz um eine fundierte Managementqualifi kati- Evaluationen neben dem weltweit einzigartigen Gesamtkon- on erweitern möchten, jedoch örtlich gebunden sind. zept des GMBA die Qualität der Präsenzkurse in Oshkosh,

167 QUERSCHNITT 23 SCHWERPUNKTTHEMA • INTERNATIONALISIERUNG

Bangalore und Darmstadt. Innerhalb des intensiven Unter- entstand jedoch eine vertrauensvolle Beziehung, die heute richtsprogramms und durch die gemeinsame Bearbeitung die Basis für weitere, vom GMBA unabhängige Projekte bildet. von Fallstudien sowie die Diskussion mit hochkarätigen Gast- Von diesen profi tieren auch und in erster Linie die Vollzeit-Stu- rednern aus der Industrie entstand unter den Studierenden dierenden der h_da. So wurden während der Programment- ein interkultureller Teamgeist, der sich auch positiv auf die wicklung begleitende Projekt- und Diplomarbeiten vergeben. Zusammenarbeit während der e-Learning-Phasen auswirkte. Studierende aus Darmstadt besuchten im Rahmen mehrerer Besondere Höhepunkte werden durch die Besuche einer Viel- Exkursionen in die USA die Hochschule in Oshkosh, im Gegen- zahl von Unternehmen und Institutionen markiert. In den USA zug besuchte eine Gruppe von 40 Studierenden aus den USA waren dies beispielsweise die Börse in Chicago, ein Herstel- die h_da. Auch ist es gelungen, die Zusammenarbeit auf Ebene ler von Feuerwehrfahrzeugen und ein Produzent von Verpa- der Lehrenden zu intensivieren. Besonders fruchtbar waren ckungsmaterial. In Bangalore reichte das Spektrum der be- insbesondere die Entwicklung und Durchführung von im Team suchten Unternehmen von einer Hühnerfarm bis hin zu einem Teaching gelehrten Online-Kursen und der in diesem Kontext weltweit agierenden Softwareanbieter. Während des Aufent- geführte Diskurs über didaktische Methoden und Medien. Mit halts in Darmstadt gewannen die Studierenden unter anderem Kolleginnen und Kollegen beider Partnerhochschulen besteht Einblick in das Management des Frankfurter Flughafens sowie darüber hinaus ein enger fachlicher Austausch. Dieser mün- das Personalwesen und das Marketing der Software AG und det auch in die Zusammenarbeit innerhalb von Forschungs- konnten sich beim European Space Operations Centre (ESOC) projekten und wechselseitige Gastvorlesungen in Darmstadt, über die Herausforderungen des Betreibens von Satelliten in- Bangalore und Oshkosh. formieren. Mit dem GMBA konnte in den vergangenen Jahren ein Pro- Doch gab es während des ersten Programmdurchlaufs auch gramm etabliert werden, das die Forderungen der Poli- einige Punkte, die einer Optimierung bedürfen. Diese um- tik erfüllt, wie beispielsweise die Internationalisierung der fassen vor allem organisatorische Unzulänglichkeiten wie Hochschulen, Kooperation im Rahmen der Partnerschaft Hes- die rechtzeitige Bereitstellung von Reiseinformationen und sen-Wisconsin, Aufbau entgeltpfl ichtiger Weiterbildungsan- Unterrichtsmaterialien, längere Öffnungszeiten von Arbeits- gebote oder die Nutzung neuer Medien in der Lehre. Mit dem räumen und Bibliotheken oder die Zusammenarbeit während Studienprogramm wurde es zudem möglich, das Leitbild der der Online-Kurse sowie deren zeitliche Struktur. Wesentlicher h_da bezüglich der Themenfelder Weiterbildung, exzellente Bestandteil des Programms waren daher auch regelmäßige Lehre und Internationalität in die Praxis umzusetzen. Während Treffen von Studierenden und Programmpartnern, um die der mehrjährigen internationalen Zusammenarbeit hat sich vorgebrachten Kritikpunkte zu diskutieren und Maßnahmen gezeigt, dass der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor eines zur Optimierung des Programms entwickeln und umsetzen zu solchen Vorhabens im Aufbau von gegenseitigem Vertrauen können. liegt. Letzteres entsteht nur durch eine langjährige verläss- liche Zusammenarbeit, eine durch Offenheit, Ehrlichkeit und 4. Internationalisierung durch Kooperation Kritikfähigkeit geprägte regelmäßige und klare Kommuni- Am Beispiel des GMBA wird deutlich, wie der strategische kation, das Verständnis für und das Eingehen auf kulturelle Internationalisierungsprozess einer Hochschule durch die Unterschiede und divergierende länderspezifi sche Rahmen- Entwicklung eines gemeinsamen MBA-Programms in Koope- bedingungen und Motivlagen der jeweiligen Partner sowie die ration mit ausländischen Partnerhochschulen aktiv gefördert konsequente Arbeit im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel. werden kann. Bei der Etablierung des GMBA ging es selbst- verständlich in erster Linie um das Angebot eines attraktiven Studienganges in einem wachsenden Markt. Durch die lang- jährige gemeinsame Arbeit der Initiatoren des Programms

168 Der Global Business Management MBA FACHBEREICH WIRTSCHAFT

Abbildung 4 • Prof. Ralf Schellhase

Kurzbiografi e • Prof. Dr. Ralf K. Schellhase ist Inhaber der Professur für Mar- keting und Mitglied des Vorstands des Zentrums für Betriebs- wirtschaft an der Hochschule Darmstadt sowie Honorarpro- fessor am XIPT, Xi´an, China. Zu seinen Kooperationspartnern in Forschung und Entwicklung zählen u. a. Baxter Deutschland, Burda, Caparol, Degussa, Dürr Ecoclean, Hottinger Bald- win Messtechnik, KPMG, Metro, Merck, RWE, TRUMPF und Schenck Process. Zahlreiche Vorträge und Gastvorlesungen führen ihn re- gelmäßig in die USA, nach Südamerika und nach Asien. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Schellhase liegen in den Bereichen internationale Marktforschung, Sekundärdienst- leistungen im Business-to-Business-Marketing und in der Messung und dem Management von Kundenzufriedenheit und -bindung. Er ist Mitglied des Marketing-Clubs Südhessen, der Academy of Marketing Science und der Society of Marketing Advances. Er gehört u. a. dem Editorial Review Board des Journal of Marketing Channels, des Journal of Business Research, der Multimedia Educational Resource for Learning and Online Teaching und des Marketing Education Review an und fungier- te als Program Chair des 2005 World Marketing Congress. Ralf Schellhase veröffentlichte über 40 wissenschaftliche und ma- nagementorientierte Artikel in renommierten nationalen und internationalen Fachzeitschriften und ist Bearbeiter der deut- schen Aufl age der „Principles of Marketing“ von Philip Kotler.

Abbildung 5 • Unternehmensbesuch in Chicago (Foto: Ralf Schellhase)

169 QUERSCHNITT 23

NÄHEN MIT INDUSTRIEROBOTERN HYBRINO – HOCHDYNAMISCHE BILDGESTÜTZTE REGELUNG VON INDUSTRIE- ROBOTERN ZUR NAHTFÜHRUNG BEI FLEXIBLEN OBJEKTEN

Autoren • Heiko Koch, Alexander König, Alexandra Weigl-Seitz, Karl Kleinmann

Industrieroboter leisten einen entscheidenden Beitrag zur Erhöhung des Automatisierungsgrads von Produktionsprozessen. Sie sind in der Lage, wiederkehrende Aufgaben mit einer durch den Menschen nicht zu erreichenden Genauigkeit und Geschwindigkeit ermüdungsfrei durchzuführen. Im Gegensatz zum Menschen fehlt diesen Systemen jedoch häufi g die Flexibilität, sich an Veränderungen der Umge- bung anzupassen. Daher werden Robotersysteme zunehmend mit zusätzlicher Sensorik ausgestattet, um ihr Umfeld analysieren zu können. Eine große Rolle spielt hierbei die Kommandierung eines Industrie- roboters auf der Basis von Bildinformationen (Visual Servoing).

1 • Projekthintergrund (z. B. Nähgutzuführung). Von großem industriellem Interesse Das Gebiet des Visual Servoing wird in der Forschung seit nun- ist hier insbesondere das Vernähen von Faserverbundwerk- mehr 20 Jahren betrachtet, wobei sich jedoch bis vor Kurzem stoffen z. B. in der Flugzeugindustrie, was große Kostener- keine für den industriellen Einsatz wirklich relevanten Anwen- sparnisse im Fertigungsprozess verspricht. dungen realisieren ließen, da die Zykluszeiten kommerzieller Robotersteuerungen zu groß waren. Diese Einschränkung hat 2 • Visuelle Information allein reicht nicht sich nun drastisch entschärft, da mittlerweile Sensordaten mit Das Forschungsvorhaben HYBRINO (Hochdynamische bild- Zykluszeiten von 10 ms (und bald schon darunter) in die Regel- gestützte Regelung von Industrierobotern zur Nahtführung kreise der Robotersteuerungen eingeschleift werden können. bei fl exiblen Objekten), das am Fachbereich Elektrotechnik Damit ergeben sich neue Einsatzmöglichkeiten für Industrie- und Informationstechnik der h_da durchgeführt wird (Laufzeit roboter, die sich nun auch bei schnellen Bewegungen dyna- 2008–2011), verfolgt das Ziel, ein integriertes System aus In- misch an a priori nur ungenau bekannte Konturen anpassen dustrieroboter, Bildverarbeitung und Kraftmessung zu entwi- können. Allerdings müssen dazu eine Reihe herausfordernder ckeln, das zur bearbeitenden Nahtverfolgung an fl exiblen Ob- Aufgaben bearbeitet werden, die zwar für einige Beispielan- jekten eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse sollen an dem wendungen exemplarisch gelöst sind, jedoch nicht als stan- exemplarischen Bearbeitungsprozess „Nähen“ demonstriert dardisierte Lösungen gelten können. werden. Eine neue, bislang ungelöste, extreme Herausforderung stel- len Anwendungen dar, bei denen der Roboter in stoffl ichen Kon- State of the Art: Visual Servoing takt mit einem nachgiebigen Objekt tritt, das sich aufgrund des Beim Visual Servoing wird mit unkalibrierten oder ungenau Kontakts verformt und somit die zu verfolgende Kontur verän- kalibrierten Systemen über optische Rückkopplung eine Rege- dert. Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist das Nähen mit lung von Robotern realisiert. Während der Roboterbewegung Industrierobotern, wobei die Nadel immer einen Winkel von 90° wird versucht, die Position der Merkmalsbilder möglichst ge- zur Oberfl äche bei gleichzeitig einzuhaltender Kontaktkraft nau in Übereinstimmung mit der Sollvorgabe zu bringen. Die haben muss. Innerhalb der letzten Jahre erhielt dieses The- in der Literatur beschriebenen Sensorsysteme nutzen haupt- ma neuen Aufschwung insbesondere durch die Entwicklung sächlich Lichtschnittverfahren mittels Triangulation. Hierbei der Einseitnähtechnik, mit deren Hilfe Materialien nur von ei- werden Lichtebenen in den Raum projiziert, die sich auf dem ner Seite kommend vernäht werden können, was viele Aspekte Objekt als Streifen wiederfi nden (siehe Abb. 2/3). Mittels einer der Automatisierung des Bearbeitungsprozesses vereinfacht CCD-Kamera wird dieses Streifenbild erfasst. Mit Kenntnis der

170 PROJEKTBERICHTE

Abbildung 1 • Experimentalsystem zur Nahtverfolgung

Geradengleichungen jedes „Sehstrahls“ von jedem Kamerapi- 3 • Entwicklungspakete xel und Kenntnis der Ebenengleichungen der Lichtprojektion Das Vorhaben gliedert sich in verschiedene Teilaufgaben, die im Raum können die Streifen mit einer Kamera dreidimensio- koordiniert gelöst und im Gesamtsystem integriert werden nal ermittelt werden. Eine Merkmalssuche fi ndet das gesuchte müssen. Nahtmerkmal, z. B. einen Knick. Das System bestimmt daraus die notwendigen Positions- und Orientierungskorrekturwerte, Entwicklung einer Regelungsarchitektur damit die Ist-Position der Naht mit der Soll-Vorgabe überein- Mögliche Regelungsstrukturen für die sensorgestützte Naht- stimmt. Diese Bewegungskorrekturen müssen in Echtzeit an verfolgung mit Industrierobotern müssen untersucht werden, den Roboter übergeben werden. um unterschiedliche Sensorquellen (Kamerasignale, Kraft- messung) gemeinsam koordinieren zu können. Neuer Forschungsschwerpunkt: Multimodal Servoing Neben der eigentlichen Regelung müssen zusätzliche Un- Während viele Bearbeitungsaufgaben allein mit der visuellen tersuchungen gemacht werden, wie das Werkzeug geeignet Information auskommen, ist eine Kraftregelung dann unver- durch den Roboterarm positioniert werden kann. Dabei liegt zichtbar, wenn der Roboter mit seiner Arbeitsumgebung in der Fokus der Bahnplanung auf der Beachtung von Randbe- Kontakt tritt wie z. B. beim Entgraten, Schleifen, Fräsen oder dingungen wie z. B. der Orientierung des Werkzeugs im Raum, Nähen. Das Nähen stellt insofern eine besondere Herausfor- des Gravitationseinfl usses und der Mitführung von Sensorik, derung dar, als die Werkstücke typischerweise nachgiebig um insbesondere Kollisionen zu vermeiden. (bzw. biegeschlaff) sind, wodurch sich die Soll-Naht durch die Um das System im Sinne der harten Echtzeitanforderung zu Bearbeitung verschieben kann. Zur Kraftregelung werden die implementieren, müssen die beteiligten Bildverarbeitungs-, im System auftretenden Kräfte typischerweise über Kraft-Mo- Messwertverarbeitungs- und Bewegungsalgorithmen ge- menten-Sensoren (KMS) gewonnen, wofür unterschiedliche eignet auf die beteiligten Rechnersysteme bzw. Prozessoren Messprinzipien angewendet werden können, was wiederum verteilt werden, so dass zu jedem Zyklustakt der Robotersteu- Auswirkungen auf die dynamischen Eigenschaften des Ge- erung Korrekturen zur Verfügung stehen. samtsystems hat.

171 QUERSCHNITT 23

Abbildung 2 – Lichtschnittverfahren. Kontur als Grauwertbild Abbildung 3 – Lichtschnittverfahren. Kontur im Lichtschnitt

Reduzierung des Einstellaufwandes Einbinden taktiler Sensorinformation Aktuelle Nahtführungsapplikationen bedürfen eines sehr ho- Gerade beim angestrebten exemplarischen Bearbeitungspro- hen Einstellaufwands für neue Produktreihen. Hier muss dem zess „Industrielles Nähen" ist die Einhaltung einer konstan- System ein Referenzverlauf für die Applikation beigebracht ten Kontaktkraft wichtig. Im ersten Schritt wird die Realisie- werden, indem von Hand eine große Menge an Punkten ange- rung einer Überwachungskomponente implementiert, um bei fahren und gespeichert wird, um den Verlauf der Soll-Bahn zu grenzwertigen Kräften den Nähprozess zu unterbrechen, so generieren. Dieser Vorgang ist sehr zeitaufwendig. Durch eine dass Beschädigungen vermieden werden. Im nächsten Schritt in die Anlage zu integrierende Deckenkamera wird im Projekt werden auf Basis der taktilen Sensorinformationen Algorith- ein Gesamtbild der Szene aufgenommen und dem Anlagen- men entwickelt, um die Geschwindigkeit im Nahtführungspro- personal in einer geeigneten Bedienoberfl äche angezeigt. Der zess automatisch an die aktuelle Situation anzupassen. Das Bediener soll nun lediglich den Anfangspunkt und den End- Visual Servoing (Status quo) wird somit zu einem Visual And Tac- punkt der zu verfolgenden Naht im Bild markieren sowie ge- tile (Multimodal) Servoing erweitert. gebenenfalls noch zusätzliche Zwischenpunkte bei sich kreu- zenden Nähten. Aus diesen Informationen soll das System den Adaptive, mehrstufi ge Bahnplanung groben Verlauf der Referenzbahn bestimmen. Anschließend Da sich bei der Bearbeitung fl exibler Objekte das Objekt wäh- führt das System automatisch eine Referenzfahrt durch, bei rend der Bearbeitung ändert, u. a. auch durch die Bearbeitung der anhand der am Roboter mitgeführten bildgebenden Sen- selbst, muss eine an den Vorlauf angepasste Sensoraus- sorik der dreidimensionale Verlauf der Referenzbahn exakt wertung erfolgen, um eine hochdynamische Nahtverfolgung ermittelt und abgespeichert wird. Durch diese halbautoma- an fl exiblen Objekten durchzuführen. Dabei kann durch eine tische Referenzbahngenerierung verringert sich der Einstel- Deckenkamera im weiten Vorlauf eine globale Bahnplanung laufwand deutlich. durchgeführt werden, während die am Roboter mitgeführte Neben der Zeitersparnis bei der Referenzbahngenerierung bildgebende Sensorik im nahen Vorlauf die Informationen für werden weiterhin Heuristiken entwickelt, um Reglereinstell- eine lokale Bahnplanung bereitstellt. vorgänge der Gelenkregelungen zu vereinfachen und zu be- Abbildung 4 stellt schematisch das Nahtführungssystem und schleunigen. Bei am Markt verfügbaren Systemen werden die- seine Komponenten inklusive der bildgebenden und der tak- se Einstellungen üblicherweise durch Ausprobieren ermittelt. tilen Sensorik dar, wobei neben den sensorbasierten System- eingängen auch CAD-Daten des Objekts sowie Anwendervor- gaben verwendet werden.

172 PROJEKTBERICHTE

Globale CAD Robotergeführte Deckenkamera Objektdaten Szenenkamera

Anwender- Merkmalsanalyse / vorgaben Vermessung

Verifikation / Exakte Merkmalsanalyse Offline Bahnplanung (Merkmalsanalyse)

Kraft- Momenten- Referenzmerkmal / Sensor Robotertrajektorie

Globale Toolkorrektur / Vorpositionierung Industrie- roboter

Lokale Toolkorrektur Online-Ausführung (Nahtführung)

Abbildung 4 • Konzeption des Nahtführungssystems

4 • Ergebnisverwertung und Partner Die erfolgreiche Entwicklung eines sensorgestützten hoch- Danksagung • dynamischen Nahtverfolgungssystems mit adaptiver Bahn- Die Autoren bedanken sich beim Bundesministerium für Bil- planung ermöglicht die Automatisierung von Prozessen, die dung und Forschung, welches das Projekt im Rahmen des bisher nur in manueller Tätigkeit ausgeführt werden konn- Programms „Forschung an Fachhochschulen“ in der Förder- ten. Weiterhin sind die im Vorhaben entwickelten Bahnpla- linie „IngenieurNachwuchs Elektrotechnik“ fördert. nungs- und Regelungsalgorithmen nicht nur im Bereich der Nahtführung einsetzbar, sondern können auch auf andere Anwendungen des Multimodal Servoing übertragen werden. Ein wichtiges Anwendungsgebiet dafür ist das sogenannte „assembly-on-the-fl y“, also das robotergestützte Bearbeiten eines sich bewegenden Objekts, das z. B. für die Automobilpro- duktion typisch ist. Das Projekt wird in Kooperation mit drei Industriepartnern durchgeführt: Mit der Roboterbranche (Kuka InnoTec GmbH, Augsburg) und der Bildverarbeitungsbranche (ISRA VISION Kurzbiografi en • AG, Darmstadt) sowie einem prozessorientierten Endanwen- Dipl.-Ing. (FH) Heiko Koch hat an der Hochschule Darmstadt der der Produktionstechnik (Keilmann Sondermaschinenbau Elektrotechnik mit der Vertiefung Automatisierungstechnik GmbH, Lorsch) ist die gesamte Kette des Aufgabenbereichs studiert und arbeitet im Rahmen des Projekts HYBRINO an einbezogen. Die Industriepartner, die dem Projekt umfang- seiner Promotion. reiches Equipment für das Roboterlabor an der Hochschule Darmstadt kostenfrei beigestellt haben, profi tieren unmittel- Alexander König (BSc.) hat an der Hochschule Darmstadt Me- bar vom Technologietransfer und erwarten, die Projektergeb- chatronik mit der Vertiefung Robotik studiert und ist nun Stu- nisse in ihren Produkten zu verwenden und am Markt umzu- dent im Master-Studiengang Electrical Engineering. setzen. Prof. Dr.-Ing. Alexandra Weigl-Seitz und Prof. Dr.-Ing. Karl Kleinmann sind Professoren am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hochschule Darmstadt.

173 QUERSCHNITT 23

„IST DEM ZUKÜNFTIGEN INGENIÖR DAS STUDIUM ZU SCHWÖR?“ DAS „NACHWUCHSBAROMETER TECHNIKWISSENSCHAFTEN“

Autoren • Prof. Dr. Bernd Steffensen Dipl.-Soz. Bettina von Römer

Ingenieur – ein Beruf mit Zukunft , so wirbt etwa der VDI auf seiner Jugendplattform („Jugend und Technik im VDI“). Dass Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurwissenschaft en ohne große Probleme nach dem Studium einen Zugang zum Arbeitsmarkt fi nden, bestätigen Erfahrungen an der Hochschule Darmstadt. Jedoch lässt sich seit etwa 15 Jahren ein Trend erkennen, der eine abnehmende Attraktivität technischer Studiengänge andeutet. Nahmen früher etwa 70.000 Studierende ein Studien- fach im Bereich der Ingenieurwissenschaft en auf, so sind es aktuell etwa 58.000. Hinzu kommt, dass ein wachsender Anteil der Studierenden nicht bis zum Abschluss durchhält und das Studium vorzeitig abbricht. Grund genug, sich einmal wissenschaft lich Gedanken um die Nachwuchsprobleme in den technischen Berufen zu machen.

1 • Einleitung Nachwuchskräftemangel 58.915 Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften (Sta- Das Thema Bildung hat Konjunktur. PISA und IGLU sind zwei tistisches Bundesamt 2007: 142). Für das Wintersemester der prominenten Akronyme, die immer wieder für politischen 2007/08 lässt sich zwar ein leichter zahlenmäßiger Anstieg Gesprächsstoff sorgen. Lange Jahre war Bildung vor allem um etwa 2.500 Studienanfänger feststellen, in Relation zur Wahlkampfthema. Gerne begannen Politiker ihre bildungs- Zahl aller Studienanfänger, haben die Ingenieurstudiengänge politischen Ausführungen mit den Worten: „In einem roh- allerdings weitere 0,2 % verloren, nur 19,8 % der Erstsemester stoffarmen Land wie der Bundesrepublik Deutschland sind nahmen ein entsprechendes Studium auf (Statistisches Bun- die Köpfe der Menschen …“ Die Parteien standen dem mit desamt 2008: 145). entsprechenden Passagen in ihren Wahlkampfprogrammen Über längere Zeit wurde diese Debatte durch die unterschied- in nichts nach. Nach der Wahl war bildungspolitisch dann zu- lichen politischen Positionen zur Green Card überdeckt – ein meist keine Zunahme der Haushaltsausgaben für Bildung zu Programm, das von 2000 bis Ende 2004 lief und dem Nach- erkennen – Wahlkampf eben. wuchskräftemangel entgegen wirken sollte. Hierbei musste Daneben tut sich seit etwa zehn Jahren ein zweiter Diskussi- die Erfahrung gemacht werden, dass es nur eine begrenzte onsstrang auf, der sich ebenfalls um das Thema Bildung rankt: Zahl an hochqualifi zierten Interessenten aus dem asiatisch- Nachwuchskräftemangel. Diese Debatte hat zumindest zwei pazifi schen bzw. osteuropäischen Raum gab, die tatsächlich Ansatzpunkte: Zum einen geht es um den Zusammenhang von eine Green Card und damit die Arbeitserlaubnis in der Bundes- Alterung der Bevölkerung und langfristig fehlenden jüngeren republik Deutschland anstrebten. Schnell fanden sich in den Arbeitskräften, zum anderen um den Tatbestand, dass gera- Zeitungen und allgemeinen Kommentaren Äußerungen wie de im Bereich der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, „Der Inder wartet nicht auf uns“ (Tagesspiegel, 01. 08. 2000); Informatik, Naturwissenschaft und Technik) ein zunehmend „Ladenhüter Green Card“ (Der Spiegel, 19. 02. 2001) oder „Green schwindendes Interesse bei Schülern festgestellt werden Card Nachfrage enttäuscht“ (FAZ, 10. 03. 2003). Hintergrund kann. Ein Trend, der sich auch bei der Wahl des Studienfachs dieser Meldungen war die Erfahrung, dass die zu Programm- niederschlägt. So begannen 1993 noch 71.568 Personen ein beginn schon nicht sehr hohen Bewerberzahlen schnell auf ingenieurwissenschaftliches Studium, im Jahr 2000 waren ein Niveau von etwa 100 Bewerbern pro Quartal absackten es nur noch 64.697 (Pfenning/Renn/Mack 2002: 48). Für das (vgl. Schreyer/Gebhardt 2003: 10). Wintersemester 2006 verzeichnet das Statistische Jahrbuch Die Erfahrungen legen den Schluss nahe, dass es letztlich

174 PROJEKTBERICHTE

Studienanfänger alle Studiengänge Mathematik/Naturwissenschaften Ingenieurwissenschaften 300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

0 79/80 83/84 87/88 91/92 95/96 99/00 03/04 07/08 Wintersemester

Abbildung 1 • Studienanfänger deutschlandweit

doch darauf ankommt, eigene Aktivitäten zu lancieren, um • Absolventen bzw. Studierende technischer Fächer kurz vor bei einem größeren Anteil der Schülerinnen und Schüler ein dem Hochschulabschluss Interesse für die MINT-Fächer und damit auch für Berufe im • Berufseinsteiger in technische Berufe (Ingenieure, Natur- Bereich Ingenieurwesen und Naturwissenschaften zu wecken. wissenschaftler, Informatiker) Hierbei ist mit Blick auf die Ingenieurwissenschaften mit ihrem • Arbeitslose und Beschäftigte mit längerer Berufserfahrung klaren Bezug zur Technik zudem zu konstatieren, dass diese in in diesem technischen Berufsfeld den schulischen Curricula nur sehr beschränkt vorkommen, • Personalmanager, die für die genannten Berufe regelmäßig während die Naturwissenschaften und die Mathematik zum Einstellungen vornehmen etablierten Kernbestand des Lehr- und Lernstoffs gehören Ziel ist es, die Motive für die jeweilige Berufs- bzw. Studien- (Pfenning/Renn/Mack 2002: 23 f.). fachwahl und auch das Ansehen der natur- und technikwis- senschaftlichen Berufe zu ermitteln. Das „Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften“ Einen mittelfristig maßnahmenorientierten Ansatz verfolgt das Wandel des Berufsbildes „Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften“ (NaBaTech), In den vergangenen Jahrzehnten war mit den technischen das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ge- Berufen vielfach die Vorstellung guter Berufs- und Aufstiegs- fördert wird. Es geht auf eine Initiative zurück, die gemeinsam chancen verbunden. Damit war gerade eine Karriere als Inge- vom Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI), von der Deutschen nieur für junge Menschen aus den sogenannten bildungsfernen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Uni- Schichten vergleichsweise attraktiv. Aus der eng verknüpften versität Stuttgart (Lehrstuhl Prof. Dr. Ortwin Renn) angesto- Vorstellung von Technik und wirtschaftlich relevanter Umset- ßen wurde. Ziel von NaBaTech ist es, in einem ersten Schritt zung naturwissenschaftlicher Kenntnisse war zugleich auch verschiedene Momentaufnahmen vorzulegen und damit mög- die enge Beziehung zwischen Studieninteresse und Arbeits- licherweise den Anstoß zu geben, sich dauerhaft mit dem marktsituation verbunden (Pfenning/Renn/Mack 2002: 27 f.). Problemzusammenhang aus wissenschaftlicher Perspektive Mit dieser Vorstellung korrespondierte, dass gerade in den zu befassen. In der jetzigen Phase des Projektes werden ver- westdeutschen Flächenstaaten Abiturienten in wesentlich schiedene Personenkreise befragt, um ihre jeweiligen Ein- größerer Zahl technische Studienfächer auswählten, wäh- schätzungen technischer Berufe, deren Berufschancen und rend in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg tradi- auch die generellen Einstellungen zur Technik zu ermitteln. tionell ein höherer Anteil Sozial- und Geisteswissenschaften Aus der Gegenüberstellung der verschiedenen Momentauf- studierte. Insgesamt ist hierin ein Wandel des Berufsbildes zu nahmen soll untersucht werden, wie sich diese Einschätzun- erkennen. Eine aus dem Jahr 2000 stammende Untersuchung gen und Einstellungen im Verlauf der Ausbildung und Berufs- von Zwick und Renn untersucht die Phase von 1970 bis 1990 biografi e verändern. genauer. In dieser Zeit kann man aufgrund der vielfältigen Bil- Es wird aus diesem Grunde ein biografi scher Ansatz verfolgt, dungsreformen eine Verdoppelung der Studienanfängerzahlen bei dem verschiedene Personengruppen befragt wurden: feststellen. Gleichzeitig gilt der Ingenieurberuf als besonders • Gymnasiasten kurz vor dem Abitur krisensicher, was dazu führt, dass die Zahl der Studienanfän- • Studienanfänger sowohl in technischen als auch in nicht- ger in dieser Phase parallel zur Zahl der Arbeitslosen steigt technischen Studienfächern bzw. abnimmt.

175 QUERSCHNITT 23

Prozent

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Abbildung 2 • Anteil Ingenieurstudiengänge an den Studienanfängern deutschlandweit

Zu dem etwa seit der Rezession von 1991/92 kontinuierlich sin- nikunterricht zu befl ügeln als Jugendliche in ihrem heimischen kenden Anteil der Studienanfänger/-innen in den Ingenieurwis- Umfeld für Technik und technisches Problemlösen begeistern senschaften kommt als weiterer Befund hinzu, dass in den letz- zu können. Es lässt sich mithin eine Ferne zur Technik trotz ten Jahren ein wachsender Teil der Studierenden ihr Studium des täglichen Umgangs mir ihr feststellen, was nicht zuletzt vor dem Abschluss abbricht und somit die Ausbildung nicht be- dadurch verstärkt wird, dass Technik heutzutage zumeist in endet. Dies betrifft in besonderem Maße die MINT-Fächer. Als verkapselter und kaum sichtbarer Form zum Einsatz kommt. Gründe für diese Entwicklung wird angenommen, dass sich die Für diejenigen, die ein ingenieur- oder naturwissenschaftliches technikbezogene Sozialisation der heutigen Jugendlichen zu- Studium aufnehmen, bedeutet diese Erfahrung jedoch, dass sie nehmend von der unterscheidet, die noch vor etwa zwanzig Jah- erst mit dem Beginn des Studiums den ersten wirklichen Kon- ren typisch war. Einerseits ist unzweifelhaft, dass die jüngere takt mit Technik und den Bedingungen und Hintergründen ihres Generation heutzutage in viel stärkerem Maße bereits im frühen Funktionierens haben. Der Umgang mit Technik fi ndet dann in Kinder- und Jugendalter mit einer Vielzahl technischer Geräte einer ganz anderen Form statt als in der Vergangenheit, damit Umgang hat. Das wichtigste Beispiel ist hier selbstverständlich brechen aber zugleich auch vielfach die Gründe weg, warum der PC, der zum Teil bereits im Grundschulalter erforderlich man sich für das Studium entschieden hat. Technik und Inge- ist und als Element im Unterricht zum Einsatz kommt bzw. er- nieurwissenschaften werden dann schnell als anstrengend, forderlich ist, um die Hausarbeiten adäquat erfüllen zu können. lernintensiv und gar nicht mehr so spannend erlebt. Spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule ist der Umgang mit dem PC ein „Muss“ und eine entsprechende NaBaTech an der Hochschule Darmstadt Ausstattung im Privathaushalt erforderlich. Andererseits ist Die Hochschule Darmstadt nimmt an der Untersuchung zum aber festzustellen, dass der Umgang mit Technik zunehmend Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften mit fast allen konsumtiv und weniger konstruktiv erfolgt. Der Computer ist ihrer natur-, technik- und ingenieurwissenschaftlichen Studi- in der Regel reines Medium, um Informationen zu beschaffen, engänge teil. Genauer sind dies: Musik zu hören, Spiele zu spielen oder um mit anderen online • Bauingenieurwesen zu kommunizieren. Eine Auseinandersetzung mit der Technik • Biotechnologie als Technik an sich fi ndet dagegen nicht oder kaum statt. Die • Chemische Technologie die vorangehende Generation der heute 40-Jährigen und auch • Informatik Älteren noch stark prägenden Spiel- und Lernangebote – etwa • Informations- und Wissensmanagement LEGO, Fischer Technik, der klassische Stabilbaukasten und • Kunststofftechnik ähnliche auf technische Konstruktionen ausgelegte Produkte – • Allgemeiner Maschinenbau fi nden zunehmend schwerer den Weg in die Kinderzimmer und • Angewandte Mathematik verstauben nach wenigen Jahren zumeist unbeachtet in einer • Mechatronik Ecke. Die Versuche der entsprechenden Anbieter, durch eine • Optotechnik und Bildverarbeitung sowie Verknüpfung der klassischen Angebote mit Computer- oder Ro- • Wirtschaftsingenieurwesen botertechnik den Anschluss an die offensichtlich faszinierende- In diesen Studiengängen wurden in den vergangenen zwei re PC-Welt zu erreichen, sind bislang kaum von Erfolg gekrönt. Monaten des Wintersemesters 2008/09 insgesamt 899 Stu- Diese Angebote scheinen vielfach eher den schulischen Tech- dierende im ersten Studiensemester befragt. Dies entspricht

176 PROJEKTBERICHTE

einer Rücklaufquote von etwa 75–80 %. Dies war nur möglich, weil die Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofi a) Literatur • an der Hochschule Darmstadt durch die Fachbereiche, an de- 1 Pfenning, Uwe/Renn, Ortwin/Mack, Ulrich (2002): Zur nen die Studiengänge angesiedelt sind, bei der Durchführung Zukunft technischer und naturwissenschaftlicher Berufe. der Erhebungsarbeiten unterstützt wurde: So konnte die Mög- Strategien gegen den Nachwuchsmangel. Akademie für lichkeit eröffnet werden, die kompletten oder halben Studien- Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg. Stuttgart. jahrgänge eines Faches im Rahmen eines classroom-surveys 2 Schreyer, Franziska/Gebhardt, Marion (2003): Green Card, geschlossen zu befragen. Neben der Hochschule Darmstadt IT-Krise und Arbeitslosigkeit. Mit einer Kündigung ver- nehmen auch die RWTH Aachen, die Universität Karlsruhe lieren ausländische IT-Fachkräfte oft mehr als nur ihren und eine Reihe weiterer großer deutscher Universitäten und Job – Eine Fallstudie in München. IAB-Werkstattbericht, Fachhochschulen an der Untersuchung teil. Im Verlauf von De- Ausgabe Nr. 7/20. 05. 2003. zember 2008/Januar 2009 schloss sich zudem eine Befragung 3 http://doku.iab.de/werkber/2003/wb0703.pdf. von 203 Studierenden der Abschlusssemester an, um mögli- 4 Statistisches Bundesamt (2008): Statistisches Jahrbuch che Unterschiede in der Bewertung des Studiums, der Studi- 2007 für die Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden. engangswahl und des Berufsbildes zu ermitteln. Mit ersten Online verfügbar unter: http://www.destatis.de/jetspeed/ Ergebnissen ist im Sommer 2009 zu rechnen. Diese werden portal/cms/Sites/destatis/SharedContent/Oeffentlich/AI/ der h_da zur Verfügung gestellt und können sowohl im Pro- IC/Publikationen/Jahrbuch/Bildung,property=fi le.pdf. zess der (Re-)Akkreditierung von Studiengängen als auch für 5 Statistisches Bundesamt (2007): Statistisches Jahrbuch das Hochschulmarketing von großem Interesse sein. 2007 für die Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden. 6 Zwick, Michael M./Renn, Ortwin (2000): Die Attraktivität Perspektiven von technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern Die vorgestellte Untersuchung stellt einen ersten Schritt dar, bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und Män- um einen stärkeren Einblick in die Hintergründe der Studien- ner. Präsentation, Akademie für Technikfolgenabschätzung fachwahl zu gewinnen bzw. in die Entscheidung für ein Fach in Baden-Württemberg. Stuttgart. aus dem Bereich der Naturwissenschaften und Technik. Ange- strebt ist, für die nächsten Jahre eine langfristig angelegte Pa- Kurzbiografi en • nelstudie aufzulegen, in der einzelne Studierendenjahrgänge Dipl.-Soz. Bettina von Römer, Jahrgang 1961, studierte Sozio- systematisch immer wieder befragt werden, um Einstellungs- logie und Geschichte in Marburg und Bielefeld. Sie ist freie Mit- änderungen und Veränderungen der Bewertungen des Ingeni- arbeiterin u. a. bei der Sonderforschungsgruppe Institutionen- eurberufs im Zeitablauf der Ausbildungs- und Berufsbiografi e analyse (sofi a) am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften noch gezielter verfolgen zu können. In diesem Zusammenhang und Soziale Arbeit der h_da und an der Universität Stuttgart. könnte die Hochschule Darmstadt die Aufgabe übernehmen, die Erhebungsarbeiten für die sich beteiligenden Fachhoch- Prof. Dr. Bernd Steffensen, zur Kurzbiografi e des Autors schulen in Deutschland insgesamt zu koordinieren und damit siehe Beitrag „Informationen zu den Inhaltsstoffen in Alltags- ein wichtiger Eckpfeiler in der bildungspolitischen Diskussion produkten und ihre Rezeption durch Konsumenten" (Seite 55). um den Mangel an Nachwuchskräften werden.

177 QUERSCHNITT 23

MEDIEN PORTAL HESSEN BEI DER UMSETZUNG DES INNOVATIVEN KONZEPTES GEHT HESSEN ZUKUNFTS- WEISENDE WEGE

Autoren • Prof. Dr. Arnd Steinmetz Sybille Bartram, B. Sc.

Neue Internetarchitektur und aktuelle Informationstechnologie könnten schon bald hessischen Lehrkräf- ten den direkten, schnellen Zugriff auf rechtlich abgesicherte Unterrichtsmaterialien ermöglichen und dienen somit der Verbesserung der schulischen Medienversorgung und der Weiterentwicklung der Unter- richtsqualität. Bei der Entwicklung eines entsprechenden Konzeptes für ein „Medien Portal Hessen” hat das Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation der Hochschule Darmstadt die begleitende Beratung für ein zentrales Online-Medien-Distributionssystem übernommen. Mit dem vorgelegten Kon- zept macht Hessen einen großen Schritt in Richtung zukuft ssicherer Medien-Versorgung seiner Schulen und anderer Bildungseinrichtungen.

1 • Das Projekt: Idee und Auftrag gekrönte Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. Im Bereich Auf Initiative hessischer Schulträger und des Hessischen Kul- Medien liegt der Fokus auf Forschungsprojekten zum Einsatz tusministeriums wurde 2007 das Amt für Lehrerbildung (AfL) von Medien sowie der Unterstützung und Beratung bei der An- mit einer Untersuchung zur Optimierung des Verleihsystems wendung neuer Technologien. Im Bereich Advanced Learning der Hessischen Medienzentren beauftragt. Mit dem Ziel, die arbeitet das igdv an der Entwicklung neuer pädagogischer Bestände der regionalen Medienzentren, aber auch neu hin- Ansätze und der Anpassung bzw. Entwicklung der dafür not- zukommende online distribuierbare Medien in einem Portal wendigen Lernplattformen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Ent- zusammenzufassen und zu verwalten, sollte unter der Pro- wicklung von Simulationssoftware. jektleitung des AfL ein modernes System zur Distribution von Medien entwickelt werden. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen 2 • Von der Umfeldanalyse zum neuen Konzept unkompliziert neben den über die Medienzentren beschafften In einem ersten Schritt galt es, eine Vielzahl von Studien zu Materialien auch Angebote des Hessischen Bildungsservers relevanten Aspekten zu erstellen. Dabei wurden auch Systeme (Lernarchive), schul- und unterrichtsrelevante fachlich kom- anderer Bundesländer sowie die von Österreich, der Schweiz mentierte Internetseiten und Materialien anderer Anbieter und Belgien untersucht und eine umfassende Datenerhebung nutzen können. Zur Recherche wird dabei der Medienbestand zu den Hessischen Medienzentren durchgeführt. mit einer Verfügbarkeitsanzeige auf regionaler Ebene ange- Die Bestandsaufnahme der Medienzentren zeigte unter an- zeigt. derem die Möglichkeit, die Standorte der Medienzentren Bei der Entwicklung des Konzeptes galt es, eine „win-win- ökonomisch für das Online-Distributionssystem nutzen zu Situation“ herzustellen für alle Beteiligten, wie Schulträger, können. Die Erkenntnisse aus der Analyse der existierenden Medienzentren, Nutzerinnen und Nutzer der Medienzentren, Nachbarsysteme und deren Erfahrungen wurden in die Kon- sowie die Schulverwaltungsämter und Medienzentren glei- zeptentwicklung integriert. Zugleich wurden ökonomische, chermaßen in den Prozess beratend einzubeziehen. rechtliche und organisatorische Aspekte wie Zugangsschutz, Im Rahmen des Projektes „Medien Portal Hessen“ hat das Datenschutz und Rechteverwaltung im entwickelten Konzept Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation (igdv) berücksichtigt, um den sehr unterschiedlichen Anforderungen der Hochschule Darmstadt die begleitende Beratung zur Ent- der Lizenzierbarkeit der Medien, der technischen Anbindungen wicklung eines Konzeptes für ein zentrales Online-Medien- der Schulen, der Nutzerrollen im System und der zukünftigen Distributionssystem übernommen. Seit seiner Gründung Betätigungsfelder der Medienzentren gerecht zu werden. betreibt das igdv interdisziplinäre, praxisorientierte und preis-

178 PROJEKTBERICHTE

Auslieferung

Daten

Ergebnis

Anfrage

Auslieferung Auslieferung Nutzer/Client

Abbildung 1 • Dezentral gespeicherter Content mit zentraler Datenhaltung (hybride Variante)

3 • Leistungsmerkmale des geplanten Systems Dieser sogenannte hybride Ansatz vereint die Vorteile der hie- Mit dem vorgestellten System werden neue, zusätzliche rarchischen und verteilten Caching-Struktur. Er bietet Distributionswege erschlossen. Online distribuierbare Bil- • eine geringere Belastung der Bandbreite dungsmedien können schnell und unkompliziert an Nutzerin- • eine bessere Lastverteilung nen und Nutzer ausgeliefert werden. Ein Ziel ist dabei auch, • eine Reduktion der Kommunikation Sicherheitsstandards einzuhalten und typische Probleme wie • eine Anpassung an Netzlast Zugriffsverzögerungen, Engpässe beim Datentransport, hohe • Robustheit bei Ausfällen von Cache Servern Wartezeiten oder Überlastungen der Server zu vermeiden. • „Betankung on-demand“ (Content wird bei Bedarf, auf An- Das System dient der zentralen Verwaltung aller Medienarten, frage geladen) also auch der klassischen, nicht digitalen Medien (Offl ine- und • „Betankung on-command“ (benötigter Content kann ent- Online-Medien). sprechend der Lehrpläne vorab zu Niedriglastzeiten im Netz geladen werden) Kleiner Exkurs für Experten Das „Content Delivery Network“ (Abbildung 1) in Hessen soll 4 • Medienversorgung – unabhängig von der in einer dezentralen Verteilung Content (Inhalte) auf mehreren Bandbreitenanbindung und passend zu den Lehrplänen „Servern“ (sogenannte Cache Servern) an strategisch günsti- Am Lernort Schule können entsprechende lokale „Cache Ser- gen Standorten zwischenspeichern. Ein einzelner oder weni- ver / Mediaboxen“ zur Verfügung stehen, die ein defi niertes ge zentrale Server können nicht die benötigten Datenmengen Portfolio von Medien vorhalten und somit unabhängig von liefern. Es soll daher eine Struktur entwickelt werden, bei der der jeweiligen Bandbreite die Schulen mit ihren Lehrkräften es neben einem oder mehreren Servern, die den vollständi- schnell und passgenau mit Medien versorgen. gen Content enthalten, viele Cache Server gibt, die an regional Verschlüsselungssysteme gewährleisten, dass die Kommuni- günstigen Standorten den Zugang bzw. die Vermittlung zwi- kation und Auslieferung von außen nicht missbraucht werden schen den Nutzern / Nutzerinnen und den Daten gewährleis- kann. Hierbei wird für jede Anfrage die Authentifi zierung und ten. Der Standort der Cache Server soll die Nähe zum Nutzer Autorisierung des Nutzers kontrolliert, um die Nutzungsrechte gewährleisten und kann bei den regionalen Hessischen Medi- an den lizenzierten Medien zu wahren. Während über Authen- enzentren realisiert werden. tifi zierungsverfahren die Identität des Nutzers überprüft wird, ordnet die Autorisierung den Nutzern Zugriffsrechte zu. Um nicht bei mehreren Anfragen eines Nutzers die Identität wie-

179 QUERSCHNITT 23

derholt zu überprüfen, kann das Authentifi zierungsverfahren • Die zentrale Datenhaltung begünstigt eine zentrale IT-Admi- so implementiert werden, dass eine einmalige Anmeldung zur nistration und entlastet somit die Medienzentren, indem die Nutzung des Distributionssystems unterstützt wird. Wartung der lokalen Datenbanken entfallen kann. Bei dem vorgeschlagenen System werden alle beschreibenden • Eine Hochverfügbarkeit des Content und der Metarecherche Daten zum Medienverleih und die zur Distribution notwendi- ist entsprechend gewährleistet. gen Dienste (Abbildung 2) zentral vorgehalten. Zentrale Diens- • Eine zentrale Datenhaltung erlaubt neben einer zentralen te sind das System zur Authentifi zierung und Autorisierung der auch eine dezentrale Verwaltung der Inhalte, Lizenzen und Nutzer und das Request-Routing-System. Letzteres wählt den Nutzer/-innen. für den Nutzer am besten geeigneten Server aus, basierend • Ein gemeinsames Datenmodell lässt sich schneller und auf der geografi schen Nutzernähe, Verfügbarkeit der Band- leichter an weitere Entwicklungen anpassen. breite, aktuellen Netzwerklast, Auslastung der Server und Verfügbarkeit des Content. Der Vorteil: Der Nutzer muss sich In der Zukunft könnte auch Schülerinnen und Schülern der um nichts kümmern. Die Anfrage wird entsprechend weiter- Zugang zum System gewährt werden – mit eingeschränktem geleitet und bearbeitet. Zugriff auf den Medienbestand. Foren zum Austausch von In- formationen über Medien und deren Einsatz im Unterricht Vorteile des Systems und Entwicklungsperspektiven können für Nutzergruppen eingerichtet werden. Dies unter- Das Konzept sieht eine zentrale Datenhaltung aller notwen- stützt beispielsweise die Lehrkräfte, ein geeignetes Medium digen Informationen zu Kunden, Einrichtungen, Medienzen- für den Unterricht auszuwählen. Über einen personalisierten tren, Ausleihmedien, Lizenzen und Verleih vor. Damit wird die Zugang können regional relevante Informationen nach erfolg- Komplexität von Koordination, Administration und Wartung reicher Anmeldung anzeigt werden. des Medienbestandes reduziert. Die zentrale Datenhaltung hat Das Online-Medien-Distributionssystem ist offen und erwei- damit für alle Beteiligten des Distributionssystems Vorteile: terbar für zukünftige Entwicklungen konzipiert. Das Datenmo- • Der Kommunikationsaufwand ist geringer, was zu kürzeren dell kann fl exibel an zukünftige Entwicklungen zu Lizenzmo- Wartezeiten für die Nutzer, wie z. B. Schulen, Lehrkräfte, dellen, Umstrukturierungen der Hessischen Medienzentren führt und zugleich die Gewährleistung der Datensicherheit und Erweiterungen des Nutzerkreises angepasst werden. erleichtert. Der bislang gängige „Thekenverleih“ in den Medienzentren • Beschriftungen, Sortierung in die lokalen Archive, Ersatzbe- wird dadurch voraussichtlich reduziert. Künftig können ande- schaffungen bei Verlustmeldungen etc. können wegfallen. re medienpädagogische Aufgaben wie Fortbildungen, Unter-

180 PROJEKTBERICHTE

Original Server Anbieter 1 Anbieter 2 Neuer externer Anbieter

Standort zentraler Dienste

3 Cache Server 4 Service-Granting Server in Medienzentren Request-Routing System 2

Authentifizierungsserver DB DB 1

5 6

Clients 7 der Lehrkräfte in Schulen bzw. zu Hause

Abbildung 2 • Erweiterbarkeit der hybriden Caching Struktur mit zentralen Diensten

stützung und Beratung von Schulen, Support etc. bei den Auf- gaben der Medienzentren verstärkt werden. Untersuchungen Kurzbiografi en • haben gezeigt, dass mit zunehmender Aktivität im Medienzen- Sybille Bartram, Diplôme d’études supérieures techniques, trum – wie z. B. im Bereich der Fortbildung – auch die Zahl der CNAM, Paris, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am igdv – Verleihvorgänge steigt. Das gleiche gilt für die digitale Distri- Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation und bution: Parallel zu den Verleihzahlen der digitalen Medien ist Leiterin des Medienportalprojektes. Sie war zuvor schon ein Ansteigen der Nutzung der „klassischen“, nicht-digitalen in diversen anderen e-Learning-Projekten tätig, u. a. ELAT, Medien zu verzeichnen. Atlantis und NetSim. Neben den hier vorgestellten neuen Distributionsformen wird es auch weiterhin die traditionelle Verteilung geben (müssen). Prof. Dr. Arnd Steinmetz (geb. 1966 in Fulda/Hessen) ist Dip- Das liegt unter anderem an lizenzrechtlichen Vorgaben und an lom- Informatiker (TU Darmstadt, 1994) und Dr. Ing. (TU Darm- der fehlenden technischen Anbindung vieler Schulen. stadt, 1999) und seit 2002 Professor an der h_da. Er war bei zahlreichen Firmen und Einrichtungen tätig, u. a. Linotype- 5 • Fazit Hell, IBM Deutschland, GMD, Fraunhofer Ges. und IBM Re- Mit dem vorgelegten Konzept macht Hessen einen großen search USA. Zudem war er vor seiner Professur Mitbegründer, Schritt in Richtung zukunftssicherer Medien-Versorgung sei- Mitinhaber und in der Geschäftsführung zweier erfolgreicher ner Schulen und anderer Bildungseinrichtungen. Lizenzrecht- Forschungs-Start-ups. Er war Leiter und Koordinator diver- lich geprüfte und auf Unterrichtssituation und Lehrpläne be- ser EU- und Corporate-Forschungsprojekte. Er hat zahlreiche zogene Medien, fachlich bewertete Arbeitsmaterialien zu jeder Veröffentlichungen, ist Co-Autor einiger Bücher, Reviewer ei- Zeit von nahezu jedem Ort – man kann den hessischen Lehre- niger Fachjournale und -magazine sowie regelmäßiges Mit- rinnen und Lehrern nur eine schnelle Umsetzung wünschen. glied der Programmkommittees internationaler Forschungs- konferenzen. Prof. Steinmetz ist Mitglied der Fachverbände IEEE Computer, ACM, GI, FKTG.

181 QUERSCHNITT 23 ABSCHLUSSARBEITEN

fb a fb b

FACHBEREICH ARCHITEKTUR FACHBEREICH BAUINGENIEURWESEN STUDIENGANG ARCHITEKTUR WS 2007/2008 WS 2007 / 2008 ARMINGER, TIM MORITZ DECH, ANDREAS HERGET, JANNETTE • Wirtschaftslichkeitsbetrachtung DEPPE, STEFANIE HEROLD, CHRISTIAN zur Ertüchtigung eines Verwaltungs-/ GERHARDT, KERSTIN HILPERT, MIRIAM Betriebsgebäudes eines Energiever- HÄRTEL, KATRIN PISHMISHEVA, HRISTINA sorgungsunternehmens KRESS, TIM • Ort der Sammlung – Präsentations- (Prof. Dr.-Ing. Alexander Bubenik) KAGER, MARC zentrum der RWTH Aachen KISTNER, SONIA LISA (Prof. Marcin Orawiec) BERTSCH, SIMON MÖLLER, GÜNTER • Berechnung und Konstruktion eines RUHLAND, BIRGIT SABINE STUDIENGANG INNENARCHITEKTUR Bürogebäudes mit Tiefgarage TATAR, ERHAN (Prof. Hans-Joachim Holzapfel) WIDMANN, KATJA WS 2007 / 2008 WILL, KATHARINA DORN, MANUEL • Feuerwehr- und Boardinghaus, ARNOLD, CARINA • Immobilien Due-Diligence Messe Frankfurt DECKER, CHRISTINA (Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf) (Prof. Mathias Lengfeld) FLAMM, LINDA GLATT, STEFANIE ERDEM, ÖZLEM BICKERT, BEATRICE KERBER, IRIS • Selbstverdichtender Beton – vom FAHNENSTICH, JULIA KLAUS, JULIA Labor zur baupraktischen Anwendung HENZE, HARALD MÜTH, ANIKA (Prof. Dr.-Ing. Regina Stratmann- SOEPRIJADI, NINA ANDRIANE • Kreuzbräu – Gesundheit plus, Albert) • „academie basilicae“ – Workshop- Bayreuth – Umnutzung einer Brauerei zentrum an der Einhards-Basilika, in ein Gesundheitszentrum FRANZ, ROMAN Michelstadt-Steinbach (Prof. Sybille Maisch) • Prozessstufen im Bearbeitungszyk- (Prof. Heinz Vetter) lus eines Projektes in einem deutsch- SS 2008 landweit agierenden Unternehmen der SS 2008 gewerblichen Projektentwicklung BIERLEIN, JULIA (Prof. Dr.-Ing. Andreas Lang) DISSER, ANDREAS BEER, MEIKE GLODOWSKA, KAROLINA BERKESSEL, CARINA GÖKCELI, ÖZLEM GUENTHER, EVA EL MOAIED EL AZEM, HANADI • Visualisierung der sächsischen GUTH, KATHRIN MÜLLER, DENISE Bauordnung 2004 für den Bereich KISTNER, MARCUS SARNOWSKI, EVA vorbeugender Brandschutz KLIMT, NORA SCHERER, KATJA (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) LIN, YIN SAN TRÜMNER, CLAUDIA SCHÖNEBEGER, BJÖRN • „Kultur plus …“ – Umnutzung und HELM, MARKUS WOLZ, ARIANE Umgestaltung des ehem. Heizkraft- • Untersuchung zur Abrassivität von • Blockrandbebauung in Opava werkes der Universität Frankfurt Lockergestein im Trassenbau eines (Prof. Waldemar Borsutzky) (Prof. Hartmut A. Raiser) mechanisierten Rohrvortriebs für einen neuen Hauptsammler des

182 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

Kanalnetzes von Köln MICHELS, INGO SUFFEL, JOERG (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) • Bemessung des HW-Pumpwerks • Verkehrsführung während des beim Regenüberlaufbecken B13 in Trier Umbaus des Straßenknotens B 469/ HERDT, MARKUS unter Berücksichtigung der Gleichzei- St2310/St2441 • Wirtschaftlichkeit von Multifunkti- tigkeit von Hochwasserabfl üssen in (Prof. Dr.-Ing. Klaus Habermehl) onsarenen am Beispiel der Commerz- der Mosel und Entlastungsereignissen bank-Arena in Frankfurt mit Hilfe der Langzeitsimulation WELSER, JENS (Prof. Dr.-Ing. Michael Sohni) (Prof. Dr.-Ing. Ulrich Drechsel) • Verbesserung der Verkehrssi- cherheit durch ein Bestandsaudit im HICKEL BRAVO, ANDRES SANTIAGO NICKLAS, JÖRG kommunalen Bereich am Beispiel der • Statisch konstruktive Bearbeitung • Vergleichende Untersuchungen Marktgemeinde Großostheim einer Hängeseilbrücke zum Verformungsverhalten von (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann) (Prof. Dr.-Ing. Walter Pauli) Stahlbetonplatten und -balken unter Berücksichtigung wirklichkeitsnaher WIELAND, MARTINA HUPKA, BENJAMIN Steifi gkeitsverhältnisse und Lage- • Machbarkeitsuntersuchung für • Machbarkeitsstudie für eine Unter- rungsbedingungen einen Hochwasserschutz der Stadt tunnelung der Stadt Überlingen (Prof. Dr.-Ing. Steffen Kind) Klingenberg am Main (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) POPAL, RASHID JÄNKE, MICHAEL • Berechnung u. Konstruktion eines ZAHID, VIQAR AHMED • Berechnung des auf einen Tunnel Wohngebäudes mit Tiefgarage • Vorfabrikation im Bauwesen: wirksamen Bergdrucks infolge groß- (Prof. Hans-Joachim Holzapfel) Selbstverdichtender Beton mit nied- räumiger Hangrutschung rigem Feinstoffgehalt (SVB) für die (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) POUR ALIZADEH HAGHI, ARASH Fertigteilherstellung • Berechnung und Konstruktion eines (Prof. Dr.-Ing. Andreas Lang) JOST, FRANK Produktions- und Bürogebäudes • Vergleichende Untersuchung von (Prof. Hans-Joachim Holzapfel) SS 2008 Stahlhallenkonstruktionen und deren wirtschaftliche Optimierung RICHTER, TINO BENDER, NINA (Prof. Dr.-Ing. Steffen Kind) • Systematische Berechnung von einge- • Sicherheitsmanagement für die spannten Stahlbetonstützen im Brand- Straßenverkehrsinfrastruktur in der JÜNNEMANN, ANNA fall, Entwicklung einer Bemessungshilfe Stadt Weiterstadt • Entwicklung eines Programms für (Prof. Dr.-Ing. Steffen Kind) (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann) den Querkraftnachweis von nach- träglich ergänzten Querschnitten im RITTER, ANNE BOCK, ARNE-ERIK Stahlbetonbau • Nachweis des Kanalnetzes und der • Das Medium Energieausweis als (Prof. Dr.-Ing. Rudolf Baumgart) Mischwasserbehandlung des Gewer- Mittel zur Kohlendioxid-Reduzierung be- und Industriegebietes „bayernha- (Prof. Dr.-Ing. Christoph Fritz) KOCA, AYSE fen Aschaffenburg" mit instationärer • Anforderungen an das Planmanage- Kanalnetzberechnung BOUTLILISS, MOURAD ment für Bauprojekte (Prof. Dr.-Ing. Ulrich Drechsel) • Untersuchung von Erosion am Re- (Prof. Dr.-Ing. Andreas Lang) tensionsfi lterbecken Kalbach SCHÄFER, THORSTEN (Prof. Dr.-Ing. Mathias Döring) KRAJACIC, VLATKO • Vorfabrikation im Bauwesen. Beton- • Machbarkeitsstudie für eine Unter- Kunststoff-Systeme für den Bau BURKART, CHRISTIAN tunnelung von Überlingen (Prof. Dr.-Ing. Andreas Lang) • Erstellung eines Bauherren-Ratgebers (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) unter Berücksichtigung der aktuellen SCHAMBACH, VERONIKA Themen wie Energiesparmaßnahmen, MAHMOUDZADEH, SIAMAND • Erfassung und Bewertung von Finanzierung, Grundstücksausnutzung • Beitrag zur Anwendung der Bemes- innerörtlichen Straßen mit Nutzung und nachhaltiges Bauen sungsregeln der DIN 1052 (2004-08) von geografi schen Informationssyste- (Prof. Dr.-Ing. Michael Sohni) für den internationalen Austausch men (GIS) am Beispiel von Klein- und (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) Mittelstädten ECKERT, PHILIPP GÜNTHER (Prof. Dr.-Ing. Klaus Habermehl) • Berechnung und Konstruktion eines MAKOBEN, DIRK 10-geschossigen Bürogebäudes mit • Die praxisübliche, statische Berech- SCHLEICH, CHRISTIAN dem Schwerpunkt Aussteifung incl. nung räumlicher Gittermasten im Ver- • Immobilienprojektentwicklung im Erdbebenlasten gleich zu einer exakteren Berechnung Bestand am Beispiel der Revitalisie- (Prof. Dr.-Ing. Rudolf Baumgart) (Prof. Dr.-Ing. Burkhard Schmidt) rung des Wertheim Kaufhauses in Berlin ERDINC, NURDAN (Prof. Dr.-Ing. Michael Sohni) • Visualisierung der Bayerischen

183 QUERSCHNITT 23

Bauordnung 2008 für den Bereich POLLICINO, SANDRO vorbeugender Brandschutz • Erarbeiten einer Studienunterlage fb cub (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) zur Berechnung ebener Stabwerke nach Theorie II. Ordnung FACHBEREICH CHEMIE UND FEUCHT, THILO (Prof. Dr.-Ing. Walter Pauli) BIOTECHNOLOGIE • Statisch konstruktive Bearbeitung von Rohr-Systemstützen zur - RIEFERT, ALJONA WS 2007 / 2008, SS 2008 rären Lagerung von Bauwerken • Stahlfaserbeton – Dokumentation (Prof. Dr.-Ing. Walter Pauli) von Anwendungen, Eigenschaften und ARIF, ATIA neue Entwicklungen • Reinigung und Charakterisierung GOSSEN, JAKOB HEINZ (Prof. Dr.-Ing. Regina Stratmann- eines Papaininhibitors von Streptomy- • Verbesserung der Simulation von Albert) ces mobaraensis großräumigen Haltungsfl ächen bei (Prof. Dr. Hans-Lothar Fuchsbauer) der Kanalnetzberechnung RÖGNER, MICHAEL (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) • Wirtschaftlichkeitsuntersuchung BALDAUF, CHRISTOPH der Sanierung der Gebäudehülle eines • Kopplungsheilices: Essentieller Be- GOTTERMEIER, CHRISTINE Wohngebäudes standteil der Domänenkommunikation • Beitrag zur Beurteilung einer (Prof. Dr.-Ing. Alexander Bubenik) im Peptidtransportkomplex TAP hölzernen Kirchturmkonstruktion mit (Prof. Dr. Hans-Lothar Fuchsbauer) unterschiedlichen statischen Syste- ROTH, ALEXANDER men nach neuer Normung • Bemessungshilfen für die Bemes- BAUER, ANGELIKA (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) sung und Konstruktion von Holzbau- • Validierung eines Vektorsystems für teilen nach DIN 1052-2004-08 die rekombinante Genexpression in HAIST, HENNING (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) Escherichia coli und Insektenzellen • Vertragsbedingungen für Bauverträge (Prof. Dr. Regina Heinzel-Wieland) (Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf) SCHMIDT, STEFAN • Muster-Hochhaus-Richtlinie BENDER, ANNE HILLEBRAND, INGO (MHHR), April 2008, für den vorbeu- • Etablierung eines murinen • Einsatz und Auswertung von Ge- genden Brandschutz in vitro Granulommodells schwindigkeitsmessungen – Anwen- (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) (Prof. Dr. Hans-Lothar Fuchsbauer) dung von geschwindigkeitsdämpfen- den Maßnahmen an Ortseinfahrten SILBERMANN, THOMAS BERNINGER, DANIEL (Prof. Dr.-Ing. Klaus Habermehl) • Standardisierte Leistungsverzeich- • Ruthenium-Verbindungen für nisse für Systeme der Festen Fahrbahn Solarzellen HOECKER, RALF (Prof. Dr.-Ing. Axel Poweleit) (Prof. Dr. Wolfgang Fichtner) • Bodenplatten aus Beton im Gewer- be- und Industriebau SCHWANDNER, CHRISTIAN BORN, KATHRIN (Prof. Dr.-Ing. Christoph Fritz) • Erster und zweiter Rettungsweg aus • Optimierung der sekretorischen der Sicht von Feuerwehr und Bau- Expression von Kluyvermoyces lactis HORLEBEIN, MATTHIAS Fachplanern durch Variation von nativen und hete- • Standsicherheitsnachweis, Kon- (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) rologen Signalsequenzen am Beispiel trollsysteme und Qualitätsmanage- von Oxidoreduktasen ment für das geplante Oberfl ächenab- STUTZ, HANS HENNING (Prof. Dr. Regina Heinzel-Wieland) dichtungssystem einer Werksdeponie • Kritischer Vergleich von Berech- (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) nungsmethoden zur Untersuchung der GARCIA, JOSE Standsicherheit von Böschungen • Gerichtete Anlagerung von Protei- KANTER, FELIX (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski) nen auf Biosensoren • Echtzeitdaten in der Region – Was (Prof. Dr. Franz-Josef Meyer-Almes) kann ein rechnergestütztes Betriebs- SUHR, ROLAND leitsystem leisten • Anschlüsse mittels Versatz nach HOTTES, MICHAEL (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann) DIN 1052: 2004-08 • Untersuchungen an elektrisch leit- (Prof. Dr.-Ing. Jürgen Spittank) fähigen Lack- und Kunstharzschichten KINDLER, SEBASTIAN (Prof. Dr. Wolfgang Fichtner) • Messung und Berechnung von ZICKLER, KARL Turmschwingungen • Wirtschaftlichkeitsuntersuchung KEIM, SVEN (Prof. Dr.-Ing. Detlef Rothe) von gebäudeintegrierten Photovoltaik • Entwicklung und Herstellung defi - Anlagen niert mikro- und mesoporöser Struk- (Prof. Dr.-Ing. Christoph Fritz) turen über das Sol-Gel-Verfahren (Prof. Dr. Volker Wiskamp)

184 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

KLÜPPEL, SABINE BONDARENKO, WLADIMIR • Kapillarelektrophoretische Unter- fb eit • Defi nition und Realisierung suchung von ungelösten Substanzen von Software-Werkzeugen zur (Prof. Dr. Volker Wiskamp) FACHBEREICH ELEKTROTECHNIK Verifi kation von Algorithmen für die UND INFORMATIONSTECHNIK HSC-Bearbeitung MEISTER, MELANIE (Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz, • Immunhistochemischer Nachweis WS 2007 / 2008 Prof. Dr. Wolfgang Weber) funktioneller Niereneinheiten und die molekulare Charakterisierung der ADNYANA, KETUT BRÜCKNER, JONAS Isoformen des Collagen-Rezeptors • PLC programming methodology for • Konzeption und Entwicklung eines DDR1 in der Niere machine automation with multi-axis Mess- und Auswertungssystems für (Prof. Dr. Regina Heinzel-Wieland) motion control: design, function block, eine Sunray Solaranlage library, test and validation (Prof. Dr. Lothar Petry, RACHID, NAJIH (Prof. Dr. Stephan Simons, Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) • Veränderung von 02-Blasen im Prof. Dr. Karl Kleinmann) Borsilikatglas CAMPAGNA, GIUSEPPE (Prof. Dr. Franz-Josef Zimmer) ANWAR, ADEEL • Untersuchung der drahtlosen • Methodology for the Reproducible Feldbusanbindung an Werkzeug- SCHUMACHER, CLAUDIA Objective Evaluation of Customer wechselsystemen • Untersuchung von Papiereigen- Experienced Quality of FM Reception (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, schaften zur Verbesserung der Druck- (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, Prof. Dr. Johannes Gerdes) qualität an Bogenoffsetmaschinen Prof. Dr. Wolfgang Köster) (Prof. Dr. Volker Wiskamp) DAM, JOYDEEP KUMAR BAHRO, ANNIKA • Simulation of Servo Loops in Atomic SPITZNAGEL, BIRGIT • Konzeption und Entwicklung eines Clock Ensemble inSpace (ACES) • Entwicklung und Qualifi zierung Mess- und Auswertungssystems für (Prof. Dr. Hermann Meuth, einer aktiven Materialschleusen eine Sunray Solaranlage Prof. Dr. Michael Kuhn) Modulbauweise zur Desinfektion von (Prof. Dr. Lothar Petry, thermolabilen Gütern in der Pharma- Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) DEGNER, EDUARD industrie • Design of a Test Bench for Signal (Prof. Dr. Franz-Josef Zimmer) BAUER, CHRISTIANE Feeding of Wheel Speed Sensors • Konzeptionierung und Implementie- (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, STAIB, MARTINA rung eines Ferndiagnosesystems für Prof. Dr. Manfred Pistor) • Methodenentwicklung zur Kopplung Kombinations-Instrumente von Ionenchromatographie mit Mas- (Prof. Dr. Hermann Meuth, DIAZ DUARTE, JAVIER ORLANDO senspektroskopie zur Untersuchung Prof. Dr. Bernhard Hoppe) • Development of a software tool to von Nebenprodukten in Produkten der optimize the integration of distributed chem. Industrie BENCHRAKA, ADIL energy resources and storage systems (Prof. Dr. Wolfgang Fichtner) • Entwicklung eines Demonstrators (Prof. Dr. Dieter Metz, für eine Füllstandserkennung in Haus- Prof. Dr. Lothar Petry) ZHANG, LIANG haltsgeräten • Inbetriebnahme und Optimierung (Prof. Dr. Christoph Heckenkamp, EICHELBAUM, SVEN einer Rührkesselkaskade Prof. Dr. Andreas Gräßer) • Neuaufbau eines Programmier- (Prof. Dr. Franz-Josef Zimmer) standes für elektronische Drucksen- BERNHARDT, ANDREAS soren ZIMMERMANN, CHRISTINA • Interpolation eines Analogaus- (Prof. Dr. Klaus Schaefer, • Entwicklung eines zellulären gangs zum Einsatz in digitalen Mess- Prof. Dr. Michael Denker) Chlorid-Ionen-Assays basierend auf verstärkern Fluoreszenz-Lifetime-Messungen (Prof. Dr. Karl Kleinmann, EINHOFF, MICHAEL (Prof. Dr. Franz-Josef Meyer-Almes) Prof. Dr. Thomas Schumann) • Entwicklung eines DC-DC-Wandlers (Prof. Dr. Heinz Schmidt-Walter, BONDAR, ANDREAS Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz) • Anbinden von Anzeige- und Bedien- komponenten (ABK's) im Reinraum an FANG, LAN das Prozessleitsystem SIMATIC PCS7 • Charakterisierung neuer Auswer- mit FDA konformen Funktionalitäten teschaltung für digitale Beschleuni- (Prof. Dr. Stephan Simons, gungssensoren Prof. Dr. Karl Kleinmann) (Prof. Dr. Ulrich Schultheiß, Prof. Dr. Heinz Schmiedel)

185 QUERSCHNITT 23

FÜSSLEIN, RAINER KASÜSCHKE, LEIF OBORSKI, JENS • Schaffung einer klaren Rollenab- • Aufbau einer Auswerteelektronik • Maintenance Tool für den Cabin grenzung für den Aircraftmanage- zur Pulslaufzeitmessung in einem Pressure Detector mentprozess der Airbus Final-Assem- Laserscanner (Prof. Dr. Hermann Meuth, bly-Line Hamburg (Prof. Dr. Hermann Meuth, Prof. Dr. Bernhard Hoppe) (Prof. Dr. A. Stübner, Prof. Dr. Bernhard Hoppe) Prof. Dr. Siegfried Seibert) OSTER, TOBIAS KEIL, MARKUS • Implementierung einer modellprä- GLOOS, MICHAEL • Service Assurance für Voice over IP dikativen Regelung an einem Dreh- • A Framework for Automated Test- im Next Generation Network rohrtrockner ing of the Diagnostic Functionality of (Prof. Dr. Antje Wirth, (Prof. Dr. Gernot Freitag, Distributed Automative Systems Prof. Dr. Johannes Gerdes) Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz) (Prof. Dr. Gerhard Rückle, Prof. Dr. Klaus Schaefer) KLAUE, STEFAN OULD SEYDNA ALY, SAMY • Planung eines verteilten, kompo- • Erstellung eines Konzeptes sowie GRÖSSL, FELIX nentenbasierten Automatisierungs- Implementierung und Integration • Steuerungselektronik für einen systems für schnelle, vernetzte Regel- eines LIN 2.0-SW-Stacks in ein CAN- Diodenlaser kreise auf der Grundlage bestehender Subsystem unter Nutzung der vor- (Prof. Dr. Klaus Schaefer, Produkte handenen Abstraktion des Netzwerk- Prof. Dr. Karl Kleinmann) (Prof. Dr. Klaus Schaefer, zugriffs für Kontroll und Datenfl uss Prof. Dr. Andreas Gräßer) (Prof. Dr. Klaus Schaefer, GÜNTHER, MARLEN Prof. Dr. Andreas Gräßer) • Vom anonymen Massenmarketing KNUF, CHRISTIAN zum Individualmarketing am Beispiel • Layoutplanung unter Berücksich- PREISER, RICHARD CHRISTOPH des baumarkt-direkt-Newsletters tigung von Logistik, Fertigung und • CAN-Bus vernetztes Steuersystem (Prof. Dr. Matthias Neu) Personaleinsatz (Prof. Dr. Hermann Meuth, (Prof. Dr. Eckehard Walter, Prof. Dr. Andreas Gräßer) HOFFMANN, SEBASTIAN TIM Prof. Dr. Ernst Hammerschmidt) • Implementierung eines Raum- PURANIK, KULDEEP zeiger-basierten Hysterese-Strom- KRAFT, WALDEMAR • Implementation of Automation Stra- reglers für Drehfeldmaschinen im • Entwurf und Realisierung einer Um- tegy for Climatic Testing of Hardware Field-Programmable Gate Array gebung für das automatisierte Testen and Software of PLC (Prof. Dr. Thomas Schumann, von Steuergeräten auf der Basis von (Prof. Dr. Karl Kleinmann, Prof. Dr. Gerhard Rückle) Vector Informatik CANoe V6.x Dr. Nicolae Marinescu) (Prof. Dr. Gernot Freitag, HORN, THOMAS Prof. Dr. Andreas Gräßer) RAHALI, OTHMANE • Vergleich von zwei Kommuni- • Entwicklung und Optimierung eines kationsprotokollen für die Schalt- LEUNKEU, ALAIN BERTRAND Datenfl ussmanagers anlagenstationsautomatisierung • Optimierung der Abstrahlcharak- (Prof. Dr. Antje Wirth, (Prof. Dr. Dieter Metz, teristik und der externen Effi zienz Prof. Dr. Manfred Götze) Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) organischer Leuchtdioden (OLEDs) zu Beleuchtungsanwendungen SAXENA, ANISHA HÜTTL, MANUEL (Prof. Dr. Manfred Loch, • Gabor Type Digital Filters • Entwicklung einer analogen CMOS Prof. Dr. Heinz Schmiedel) (Prof. Dr. Hermann Meuth, Spannungs- und einer Stromreferenz Prof. Dr. Bernhard Hoppe) auf Basis von „Switched Capacitor“ NGANKOU NGANKOU, ARMEL und „Switched Current“ Techniken FIRADRAU SCHMITT, BERND (Prof. Dr. Hermann Meuth, • Modellierung und Simulation von • Reglerentwurf und anschließende Prof. Dr. Bernhard Hoppe) Flugzeugtriebwerken zur Reduzierung Hardwareimplementierung durch

des CO2- und NOx-Ausstoßes Herleitung eines entsprechenden JAMES, ROJO (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, Regelalgorithmus für das Abstand- • Model Based Fault Detection in Prof. Dr. Antje Wirth) Wirksame-Schutz-System (AWiSS) a Brake-by-Wire-System (Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz, (Prof. Dr. Karl Kleinmann, NOUILI, NIZAR Prof. Dr. Klaus Schwebel) Prof. Dr. Klaus Schaefer) • Entwicklung eines automatisierten, robotergestützten Verfahrens zur SCHWERDT, GEORG TOBIAS JÖRG, ANDREAS HEINZ Kalibrierung von industriellen Aufnah- • Untersuchungen zur Realisierung • Aufbau einer Serienprüfeinrichtung mesystemen der Informationsverknüpfung zur opti- für Mehrfachumrichter (Prof. Dr. Wolfgang Weber, mierten Erdschlusslokalisation (Prof. Dr. Heinz Schmidt-Walter, Prof. Dr. Stephan Simons) (Prof. Dr. Dieter Metz, Prof. Dr. Franz Frontzek) Prof. Dr. Lothar Petry)

186 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

SHAH, SATISHKUMAR Antriebsaufgabe auf das Siemens- BOUAYAD, ALAA • Interfaces for Rotary Encoders Antriebssystem MotionT • Untersuchung der Eignung von (Prof. Dr. Wolfgang Weber, (Prof. Dr. Stephan Simons, hallsensorbasierten programmier- Prof. Dr. Klaus Schaefer) Prof. Dr. August Reiner) baren Sensoren zur Messung höherer Ströme im Anwendungsbereich SULISTIJONO, LEGOWO WOLLER, FREDERIC Widerstandsschweißen • Effi cient Power Supply for LED's • Elektrische Energiespeicher und (Prof. Dr. Andreas Gräßer, (Prof. Dr. Andreas Gräßer, Betriebsstrategie zur Rekuperation Prof. Dr. Klaus Schwebel) Prof. Dr. Klaus Schwebel) von Bremsenergie (Prof. Dr. Hans-Peter Bauer, BOUREZGUI, MEHDI SZPYRKA, SIMON Prof. Dr. Dieter Metz) • Modellierung der Quellsignale bei IPTV • Basel II – Mittelstandsorientierte (Prof. Dr. Andreas Gräßer, Unternehmensfi nanzierung und die SS 2008 Prof. Dr. Klaus Schwebel) Auswirkung auf die deutsche Auto- mobilzulieferindustrie ABOUAOMAR, ABDELILAH BOXBERGER, JÜRGEN (Prof. Dr. Peter Hartmann) • Aktive Schallbeeinfl ussung im • Integration und Evaluierung einer Ansaugsystem generischen, eingebetteten Plattform TAMALAPADI, SUGANYA (Prof. Dr. Gernot Freitag, für Automatisierung und Datenkom- • Design and Development of a Prof. Dr. Andreas Gräßer) munikation Universal Interface to Control and (Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz, Program ICs Using Various Communi- AMRAOUI, SAFIYA Prof. Dr. Stephan Simons) cation Protocols • Realisierung eines energetischen (Prof. Dr. Bernhard Hoppe, Start/Stopp-Managements BROSSART, MATTHIAS Prof. Dr. Thomas Schumann) (Prof. Dr. Wolfgang Weber, • Entwicklung eines modernen Prüf- Prof. Dr. Andreas Gräßer) tools zur vollautomatisierten Verrie- TCHIOH FOMAT, ROBIN gelungsprüfung von Steuergeräten • Entwicklung eines relationalen Da- ANDRES, MARKUS (Prof. Dr. Franz Frontzek, tenbanksystems mit webbasierter Be- • Auslegung und CAD Konstruktion Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) nutzerschnittstelle zur Verwaltung der der Antriebselemente des Linearrobo- Datenbasis eines Personaldienstes ters RX 69 für GE-Fanuc-Antriebe BULBULE, PRAVIN (Prof. Dr. Antje Wirth, (Prof. Dr. Wolfgang Wagner, • Diesel Power Plant Stability Analysis Prof. Dr. Michael Kuhn) Prof. Dr. Karl Kleinmann) (Prof. Dr. Dieter Metz, Prof. Dr. Lothar Petry) TEGEL, STEFAN BEFORT, MAXIM • Untersuchung verschiedener Dreh- • Einführung einer Verschnitt- CHAMOU NGADJEU, GISCARD zahlerfassungssysteme für den Einsatz optimierung • Entwicklung eines Microcontroller- in modernen Drehstromlokomotiven (Prof. Dr. Matthias Brinkmann, gesteuerten Paketmessgerätes für (Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Prof. Dr. Jürgen Wiese) das Labor Kommunikationsnetz Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) (Prof. Dr. Johannes Gerdes, BERNINGER, DENNIS Prof. Dr. Antje Wirth) THUKKARAM, DIVYA • Untersuchung der bestehenden • Development of an Application and Herstellkostenstruktur und eine CRIADO DE PASTORS, HECTOR Demonstration Environment for the konstruktive Betrachtung der Tricot • Analysis of the Annual Energy Pro- FlexRay Automotive Bus System Maschine 3 der Textilmaschinenfabrik duction of the Würzburg wind farms (Prof. Dr. Bernhard Hoppe, Karl Mayer GmbH an den Fertigungs- (Prof. Dr. Lothar Petry, Prof. Dr. Thomas Schumann) standorten Obertshausen, Büdingen Prof. Dr. Dieter Metz) und Changzhou/China THÜRCK, STEFAN (Prof. Dr. Ulrich Manz) DREWES, TORSTEN • Entwicklung eines optischen Bluter- • Untersuchung von neuartigen, kennungssystems für extrakorporale BESELER, JONAS kostenoptimierten Firewall-Konzepten Blutbehandlung • Instandhaltungsmanagement für (Prof. Dr. Johannes Gerdes, (Prof. Dr. Thomas Schumann, Windkraftanlagen Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) Prof. Dr. Andreas Gräßer) (Prof. Dr. Dieter Metz, Prof. Dr. Lothar Petry) ELSEMÜLLER, NIELS WEBER, MICHAEL • Alterung von 10-kV-Papier-Masse- • Automatisierung am KATHY-Prüfstand BOCK, JOACHIM kabeln (Prof. Dr. August Reiner, • Inspektionsmöglichkeiten an großen (Prof. Dr. Lothar Petry, Prof. Dr. Hans-Peter Bauer) Turbogeneratoren für Energieversor- Prof. Dr. Franz Frontzek) gungsunternehmen WILDEMANN, WADIM (Prof. Dr. Wolfgang Wagner, • Migration einer bestehenden Prof. Dr. Hans-Peter Bauer)

187 QUERSCHNITT 23

ELZE, ROGER HOHMANN, JOCHEN • KREIDER, MATHIAS • Design, Implementierung und Inte- • Erstellung und Einführung eines QM- • Konzept zur Sprachsteuerung von gration eines Software Watchdogs für Handbuches nach DIN EN ISO 9001:2000 Röntgengeräten Steuergeräte im Automotive Bereich (Prof. Dr. Friedrich Groß, (Prof. Dr. Antje Wirth, (Prof. Dr. Antje Wirth, Prof. Dr. Franz Frontzek) Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) HÖSER, MANUEL KURT, ÖMER GERHARD, JULIAN • Verifi kation eines Verfahrens zur • Evaluierung und praktische Umset- • Manipulation von Impulsantworten Analyse von diensteunabhängigen zung eines Prüfstandes zur dielek- in elektroakustischen Systemen Qualitätsparametern an DSL-Internet- trischen Vorprüfung von Isolierbau- (Prof. Dr. Ulrich Schultheiß, zugängen teilen Prof. Dr. Antje Wirth) (Prof. Dr. Johannes Gerdes, (Prof. Dr. Franz Frontzek, Prof. Dr. Antje Wirth) Prof. Dr. Dieter Metz) HAHN, RICHARD KARL • Potenzialanalyse zur Einführung der JUNKER, PETER KUSWIDIASTUTI, DEVY Digitalen Fabrik bei der Schott AG • Untersuchung des Einsatzes einer • LMDS Channel Capacity Enhance- (Prof. Dr. Siegfried Seibert) Brennstoffzelle als Notstromaggregat ment Using D-MIMO under the Impact (Prof. Dr. Franz Frontzek, of Interference and Rain Attenuation HAHN, SASCHA Prof. Dr. Heinz Schmidt-Walter) (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, • Konstruktion und Realisierung eines Prof. Dr. Michael Kuhn) Prüfstandes für alkalische Brenn- KHABTA, MUSTAPHA stoffzellen • Charakterisierung einer Röntgen- LOY, ALEXANDER (Prof. Dr. Heinz Schmidt-Walter, röhre und Entwicklung eines Steuer- • Implementierung und Test eines Prof. Dr. Klaus Peter Koch) programms auf PC-Basis leistungsfähigeren Power PC zur (Prof. Dr. Matthias Brinkmann, Steuerung eines Röntgengerätes und HASSEN, OUMER Prof. Dr. Andreas Gräßer) der Bildübertragung • Entwicklung und Realisierung eines (Prof. Dr. Stephan Simons, vollautomatischen Prüfstandes für die KHILLARE, DEEPALI Prof. Dr. Gerhard Rückle) IP-Schutzartprüfung • Design of Functional Process Con- (Prof. Dr. Andreas Gräßer, trol for Multi-Component Inline Mixer MACK, THOMAS Prof. Dr. Klaus Schwebel) (Prof. Dr. Karl Kleinmann, • Der Maulwurf. Entwicklung und Prof. Dr. Werner Michel) Fertigung eines komplexen Magnet- HAUPT, HANNES messsystems • Bedienelementreduktion im Fahr- KHREIM, RAMI (Prof. Dr. Jürgen Wiese, zeug durch Fahrer-/Beifahrerunter- • Entwicklung eines Stoppschildassis- Prof. Dr. Andreas Gräßer) scheidung am Beispiel eines Klima- tenzsystems zur Fahrerunterstützung drehstellers (Prof. Dr. Gernot Freitag, MAMAR, CHRISTIAN (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, Prof. Dr. Andreas Gräßer) • Reichweitenoptimierung eines Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) RFID-Systems in Abhängigkeit der KLIPAN, JURI Empfangs- und Sendespule HERZ, ALEXANDER • Vereinfachte Berechnung der Er- (Prof. Dr. Jürgen Wiese, • Entwicklung und teilweise Realisie- dungsanlagen in Hoch- und Mittel- Prof. Dr. Wolfgang Köster) rung eines technologischen und wirt- spannungsschaltanlagen schaftlichen Konzeptes zum Aufbau (Prof. Dr. Franz Frontzek, MARGGRANDER, JENS eines Distributionszentrums Prof. Dr. Dieter Metz) • Entwicklung einer mehrkanaligen (Prof. Dr. Ernst Rogler) PWM-Porterweiterung für Mikrokon- KNODT, TORSTEN MARCO troller HESSEMER, FABIAN • Automatic Test-Case Generation on (Prof. Dr. Hermann Meuth, • Entwicklung, Aufbau, Inbetriebnah- Test-Patterns for Hardware-in-the- Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) me und EMV-Test einer Steuerkarte Loop Environments für ein bestehendes Temperaturmess- (Prof. Dr. Gerhard Rückle, MEISTER, MARKUS system zur Datenübertragung mit Prof. Dr. Klaus Schaefer) • Implementation of Audio Delay Bluetooth Effects (Prof. Dr. Michael Kuhn, KÖPPEN, SVEN (Prof. Dr. Gernot Freitag, Prof. Dr. Heinz Schmiedel) • Aufbau und Integration einer Prof. Dr. Klaus Schaefer) Systemumgebung zur halbautoma- HOFFMANN, STEPHAN tischen Parameteroptimierung von MENGAPCHE, DARLUS FRANCE • Entwicklung eines Mehrkanalmess- Neuronalen Netzen • Erweiterung des Netztrainingssi- systems für Audio (Prof. Dr. Dieter Metz, mulators der Hochschule Darmstadt (Prof. Dr. Thomas Andert, Prof. Dr. Karl Kleinmann) hinsichtlich des betrieblichen Trai- Prof. Dr. Heinz Schmiedel)

188 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

nings unter Einbezug von Grids thermal systems taking into account SCHWARTZ, MARIO (Prof. Dr. Dieter Metz, Schüco solar articles and customer • PAC Technology Review Prof. Dr. Lothar Petry) data base, architectural and environ- (Prof. Dr. Stephan Simons, mental conditions Prof. Dr. Alexandra Weigl-Seitz) MOLLIK, JAN (Prof. Dr. Matthias Knoll) • Der Einsatz der Web-Analyse im SEKER, OKAN E-Commerce – Ziel- und kundenori- RIEGE, MATTHIAS • Commissioning of the Siemens entierte Erfolgsmessung bei Merck • Optimierung der Produktausschuss- Power Plant Automation (SPPA-T3000) Chemicals Situation in Modul II und III in Produk- for Power Plant Control (Prof. Dr. Christoph Wiese) tionswerk Euskirchen (Prof. Dr. Friedrich Münter, (Prof. Dr. Ralph Stengler) Prof. Dr. Klaus Schwebel) MÜHRING, PIOTR • Einfl üsse von Störungen auf die RUPPERT, HANN SPRENGER, HENNING Qualität von Sprachsystemen und ihre • Zählererfassungsmanagement auf • Erstellung einer online Erfassung objektive Bewertung der Basis von Oracle-Datenbanken zur Direktvermarktung von Strom aus (Prof. Dr. Antje Wirth, (Prof. Dr. Hans-Peter Bauer, erneuerbaren Energiequellen Prof. Dr. Michael Kuhn) Prof. Dr. Lothar Petry) (Prof. Dr. Dieter Metz, Prof. Dr. Lothar Petry) NGUELEMO, JEAN ELOI SACHS, PATRICK • Experimentelle Untersuchung von • Prozessoptimierung der externen STETZ, THOMAS Traktionsbatterien (Validierung) Logistikbelege mit dem Ziel einer „Be- • Optimiertes Spitzenlastmanage- (Prof. Dr. Hans-Peter Bauer, leglosen Logistik" im Rahmen einer ment für multifunktionale Photovol- Prof. Dr. Andreas Gräßer) grundsätzlichen Neuausrichtung der taik-Wechselrichter physischen Logistik bei der BMW AG (Prof. Dr. Lothar Petry, OLF, CHRISTIAN (Prof. Dr. A. Stübner) Prof. Dr. Dieter Metz) • Analysis of the I & C system of a power plant – Problems and suggested solu- SCHAEFER, SIMON TAHIR, ISMAIL AHMED tions to achieve a single operator service • Antriebssimulation von Straßen- • Prozess- und IT-Analyse der Sach- (Prof. Dr. Stephan Simons, bahnen verständigenausschuss Betreuung Prof. Dr. Markus Haid) (Prof. Dr. Hans-Peter Bauer, (Prof. Dr. Thomas Schumann, Prof. Dr. Stefan Wagner) Prof. Dr. Andreas Gräßer) OULD SIDAHMED, AHMED MAHMOUD • Analyse und Evaluierung der Unsi- SCHERBAUM, MARKUS TAMANINI, DANIEL cherheiten bei der Energieertragspro- • Entwicklung und Bau eines „HPA • Prozessüberwachung der Langzeit- gnose von WEA (Windenergieanlagen) Redundancy & Switching Controllers" konservierung von elektronischen Bau- (Prof. Dr. Lothar Petry, (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, teilen (mit einem Datenloggersystem) Prof. Dr. Wolfgang Wagner) Prof. Dr. Wolfgang Köster) (Prof. Dr. Thomas Schumann, Prof. Dr. Bernhard Hoppe) PIECHOTTA, MICHAEL SCHILLINGER, TOBIAS • Messreihe am mechanischen • Energieverbrauch und Energieffi - TCHOUATE, RODRIGUE BERTHO Lungenmodell mehrerer Verzwei- zienz der spanenden Werkzeugma- • Kopplung von Mess- und Schutz- gungsebenen. Ursachenforschung zur schine geräten vom Typ SIPROTEC zum Minimierung beatmungsinduzierter (Prof. Dr. Werner Michel, Leitsystem SPPA-T3000 unter Berück- Lungenschäden. Prof. Dr. Gernot Freitag) sichtigung der verschiedenen Übertra- (Prof. Dr. Jürgen Wiese) gungsprotokolle: Profi bus, IEC 61850 SCHLERF, JENS OLIVER (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, PLAHUSCH, THOMAS • Standortübergreifende Kommunika- Prof. Dr. Andreas Gräßer) • Microcontrolleransteuerung von tion mittels VPN, VoIP und verwandter OLEDs Technologien WANDJI WANDJI, JACKY CAROLE (Prof. Dr. Ulrich Schultheiß, (Prof. Dr. Michael Kuhn, • Entwicklung eines totzeitfreien Prof. Dr. Thomas Andert) Prof. Dr. Antje Wirth) Zählers für die Strahldiagnose (Prof. Dr. Antje Wirth, RAMASWAMY, CHANDRA SCHUBERT, VOLKER Prof. Dr. Ulrich Schultheiß) • Applied Feedback Control Theory • Erstellen einer globalen Datenbank for Ethernet für Lieferantenwerkzeuge als Control- WOLF, JAN (Prof. Dr. Johannes Gerdes, linginstrument für Kostenvergleiche in • Testmethodik für mobile TV-Tuner Prof. Dr. Heinz Schmiedel) der frühen Projektphase bei Automo- (Prof. Dr. Heinz Schmiedel, bil-Neuentwicklungen Prof. Dr. Antje Wirth) REICHMANN, ERIK (Prof. Dr. Ulrich Manz) • Develop and program a virtual quo- ting tool for Schüco photovoltaic and

189 QUERSCHNITT 23

KIRCHHOF, MAIKE fb gs • Mutismus und Migration unter Vor- fb g schulkindern FACHBEREICH (Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth) FACHBEREICH GESTALTUNG GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND SOZIALE ARBEIT KLÄRES, NADINE STUDIENGANG INDUSTRIEDESIGN • Multikulturelle Hospizarbeit WS 2007 /2008, SS 2008 (Dr. Volker Beck, Vertret.-Prof.) WS 2007 /2008

BÖSEL, KRISTINA MEYER, SYLVIA DALHEIMER, JOHANNES • Drogenabhängigkeit bei Migranten • Pädagogisches Arbeiten mit • Sportive Mobility aus dem islamisch geprägten Kul- Schreibabies (Prof. Tom Philipps) turraum – Spezifi sche Probleme und (Prof. Dr. Manfred Gerspach) Herausforderungen für die Soziale FALKE, JOSEPHINE Arbeit in Deutschland MÜLLER, MARIE ULRIKE • Spiel (Prof. Dr. Angelika Groterath) • Anorexia nervosa und Bulimia ner- (Prof. Holger Poessnecker) vosa bei Mädchen in der Adoleszenz BUDER, INGRID (Prof. Dr. Thilo Naumann) FÖLSING, KATRIN • Psychotraumatologie und Resilienz • Der Schuh zum Opel-GT (Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth) PLÖSSER, PATRICK (Prof. Holger Poessnecker) • ADHS - Schnittmenge zwischen GEISSLER, ALLESSANDRA-PATRICIA Sozialer Arbeit und Psychotherapie GONNÉ, JOHANNES • Burnout-Syndrom – gesellschaft- (Prof. Dr. Manfred Gerspach) • Schmarotzer liche Hindergründe und Konse- (Prof. Justus Theinert) quenzen SCHMICH, ROLAND (Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth) • Die Entwicklung der Sozialdienst- HALTER, CHRISTEN leistungen von allgemeinem Interesse • Simplicity GÖTTMANN, UTE in Europa in ihren Auswirkungen auf (Prof. Tom Philipps) • Das Vermüllungssyndrom: Biogra- die sozialen Dienste in Deutschland phische und lebenspraktische Kon- (Prof. Dr. Frank Loges) HÜRRIG, MAREN ELENA stellationen und sozialpädagogische • Meer Herausforderungen. Eine empirische SEILER, JULIA (Prof. Justus Theinert) Erkundungsstudie • Psychotraumatologie und Resilienz (Prof. Dr. Eberhard Nölke) (Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth) MAAG, TANJA • Glücks:Kind HÄRTEL, ANNEKE SPOTT, ESTHER (Prof. Justus Theinert) • Gesellschaftspolitische Dimension • ADHS im Erwachsenenalter der Integrativen Pädagogik (Prof. Dr. Manfred Gerspach) MEISEL, UWE (Prof. Dr. Dieter Mattner) • Feuer löschen VOLLMAR, THOMAS (Prof. Tino Melzer) HELD, BENJAMIN • Jungs ohne Väter – männliche • Ethik der Sozialpädagogik unter Sozialisation ohne väterliche Bezugs- MÜLLER, DENNIS besonderer Berücksichtigung der person und die Konsequenzen für die • Konstraste (Tradition/Moderne) Ansätze christlicher Sozialethik sozialpädagogische Arbeit (Prof. Tom Philipps) (Prof. Dr. Dieter Mattner) (Prof. Dr. Thilo Naumann) PUPAK, TILL HESS, DANIEL ZACKE, KERSTIN • Passagiersitz Bahn – ICE • Biographische Verläufe, Chancen • Gewalt an Kindern: Sexueller Miss- (Prof. Tino Melzer) und Risiken von Söhnen alleinerzie- brauch durch Väter an ihren Töchtern hender Mütter. Exemplarische Rekon- (Prof. Dr. Thilo Naumann) RYBOL, ALEXANDER struktionen auf der Basis narrativer • Anachronismus Interviews (Prof. Justus Theinert) (Prof. Dr. Eberhard Nölke) WESTARP, CHRISTIAN KARACA, SAADET • Das Zusammenspiel der Welten • Intersexualität – ein Thema für die von Mikro und Makro Soziale Arbeit (Prof. Tom Philipps) (Prof. Dr. Cornelia Krause-Girth)

190 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

SS 2008 NICKEL, ANJA BRAUN, DERYL • Vbag – Fahrbarer Schulranzen • Egonaut ANSEL, VALENTINA (Prof. Holger Poessnecker) (Lutz Garmsen, Vertret.-Prof.) • Mangrove / Zelt auf Stelzen (Prof. Holger Poessnecker) PETERS, SILKE DEMETER, HOLGER • Sanfte Revolution – Unkonventio- • Am Ende der Welt BECKER, ANNA nelle Energiegewinnung (Prof. Dr. Christoph Scholz) • Individuell die Stadt erleben (Prof. Justus Theinert) (Prof. Holger Poessnecker) FROHNAPFEL, CARINA RAUTH, INGO • „tainted purity“ – Modelabel zur BEUSCHER, TILLMANN • Umfeld – Produktstrategien für Resozialisierung von Flecken • Hybride Systeme Entwicklungsländer (Prof. Frank Philippin) (Prof. Tino Melzer) (Prof. Tom Philipps) GÜNTER, ANNETTE BRAUN, FELIX SCHLEGELMILCH, BRITTA • Heija popeija • Traumfahrt/Raumfahrt • Übungs- und Parcourselemente für (Prof. Justus Theinert) (Prof. Tom Philipps) den Reitsport (Prof. Holger Poessnecker) HEUSER, TANJA BEATE DRIESSEN, CHRISTINA • Eigentlich sammle ich nichts • Hautkrebsfrüherkennung SCHREPFER, CHRISTIAN (Prof. Dr. Christoph Scholz) (Prof. Holger Poessnecker) • Gestaltungsidentität – Stärkung, Minderung und Nachformung KREBS, KRISTINA EISELEN, MARIE-LUISE (Prof. Justus Theinert) • Sprache und Identität • Sportkontrolle für gesundheitlich (Prof. Isabel Jägle) beeinträchtigte Menschen SCOZZARI, CHRISTIAN (Prof. Justus Theinert) • Entdecken und Erleben – Essen im LICH, STEFFI Flugzeug • Magazin / Zeitschrift FRÖHLICH, JAKOB (Prof.Justus Theinert) (Prof. Michael Richter) • Modulares Trennwandsystem für Meetingbereiche SORGE, PHILLIP LOHSE, ALEXANDER (Prof. Tom Philipps) • Audio: „Multiroom Musiksysteme“ • Insel (Prof. Holger Poessnecker) (Prof. Sabine Zimmermann) GRIMM, JÜRGEN • „Wasserläufer“ – ein Boot für Sport- ZHANG, RUIDAO MANZ, KATHARINA taucher • Yo – Karaokesystem für Volks- • Lautsinn (Prof. Tom Philipps) wagen up! (Prof. Christian K. Pfestorf) (Prof. Justus Theinert) HEIER, JENNIFER MÖNCH, GINA • SchnittStellen – Mensch Objekt ZIMMERMANN, STEPHAN • Visuelle Auseinandersetzung mit Interaktion • Anemone befreit Schiffe von dem Begriff „Terror“ (Prof. Tino Melzer) biologischen Ablagerungen (Prof. Hagen Schwenk) (Prof. Justus Theinert) KAEBER, BERND MÜLLER, REGINA • Naturphänomene – Windenergie ZÖLL, STEFAN • Dudelsackkultur in Deutschland (Prof. Tom Philipps) • id_palimpsest / Anzeichen verwi- (Prof. Dr. Christoph Scholz) schen – Funktion erhalten KAUFMANN, MICHAEL (Prof. Justus Theinert) MÜNTINGA, HANNE • Autonomes Vulkan-Monitoring • Lautsinn (Prof. Holger Poessnecker) STUDIENGANG (Prof. Frank Philippin) KOMMUNIKATIONSDESIGN LÉVY, CORINNA NOLL, SASKIA • Entwurf eines Essbestecks WS 2007 /2008 • Unwelt. Unmensch, Ungeziefer (Prof. Tino Melzer) und Unkraut BEIER, FREDERIC (Christina Hackenschuh, Vertret.-Prof.) LINKE, ALEXANDER • Rest ist mir entfallen • Empowering people through the (Prof. Frank Philippin) RADTKE, FLORIAN power of bicycles • Inspiration (Prof. Justus Theinert) BONSIGNORE, JANA (Prof. Christian K. Pfestorf) • Bund – Musik, Grafi kdesign und kulturelle Expression (Lutz Garmsen, Vertret.-Prof.)

191 QUERSCHNITT 23

RAVIOR, NATALIA WOLF, BEATRICE BRITTA HOFFMANN, CHARLIE MARLEN • Abschied nehmen • Rollenspiel • 85 Aufrufe (Prof. Dr. Christoph Scholz) (Prof. Isabel Jägle) (Prof. Frank Philippin)

REICHWEIN, LENA WOLF, SUSANNE LIESENFELD, JAKOB • cows international – eine Unterneh- • Ladenkonzept und CI für Kindermode • Nr. 29 mensbilanz (Prof. Hagen Schwenk) (Prof. Frank Philippin) (Prof. Frank Philippin) ZARGANI, MINA LOCKENVITZ, CHRISTINA RÜHLE, LENNARD • Persepolis – die altpersische • Exposing the Owner – Ich glaube, • Chain of Thoughts Residenzstadt das gehört dir. (Prof. Dr. Christoph Scholz) (Prof. Michael Richter) (Prof. Frank Philippin)

RUMMEL, SANDRA NADINE SS 2008 MARTINOVIC, NINA • Corporate Design für das Parkthea- • Finde Deine Welt ter Bensheim ALBRECHT, LISA MARIE (Prof. Isabel Jägle) (Prof. Isabel Jägle) • Orientierungssystem Vivarium Darmstadt NIETZOLD, SANDY RUSSO, JOHN (Prof. Isabel Jägle) • „Auf der Pirsch“ – Die Jagd nach • Visuelle Auseinandersetzung mit guten Ideen dem Begriff „Terror“ ASGHARI GHAZANI, FERESHTEH (Prof. Isabel Jägle) (Prof. Hagen Schwenk) • Yazd – eine der ältesten Städte des Iran NOLTING, NEELE SATTER, MICHAEL (Prof. Isabel Jägle) • Ordnung • Die Kunst der Aneignung (Prof. Justus Theinert) (Prof. Frank Philippin) BAUER, KATHARINA • Society magazine PIEROTH, NINA KATHARINA SCHORN, PER SEBASTIAN (Prof. Dr. Christoph Scholz) • Langzeitstudien • Back To Wonderland (Prof. Dr. Christoph Scholz) (Prof. Dr. Christoph Scholz) BERKEMEIER, MARTIN • Dieser Satz ist meine Arbeit. / Dieses RAPP, VALERIE STALLMEISTER, JONAS Bild ist meine Arbeit. • Gehen Sie manchmal in den Wald? • Everyone Is A Designer (Prof. Frank Philippin) (Prof. Isabel Jägle) (Prof. Michael Richter) BIJANZADEH, NILOOFAR RAUSCH, JULIA STETEFELD, EVA KATHARINA • Parallelwelten • Goldrausch • Der andere Staat (Anja Vormann, Vertret.-Prof.) (Prof. Frank Philippin) (Prof. Isabel Jägle) ESTEBAN-JIMENEZ, MELANIE ROTH, FLORIAN STREIDT, RICHARD • Visualisierung des Flamencos • Ordnungssysteme • Portalsystem auf der Basis von Geo- (Prof. Isabel Jägle) (Prof. Frank Philippin) caching (Prof. Isabel Jägle) ETZEL, CARINA SCHIMITZEK, JAN • Ich sehe was, was du nicht siehst. • Ghosttowns TILHARD, TINA (Christina Hackenschuh, Vertret.-Prof.) (Prof. Dr. Christoph Scholz) • Anpassung (Prof. Sabine Zimmermann) FLECKENSTEIN, CARMEN SCHIMPF, MELANIE • Über Modül • WeltSichten THOMAS, FABIENNE (Prof. Frank Philippin) (Prof. Sabine Zimmermann) • Mythos Tibet (Prof. Isabel Jägle) HAFENBRADL, SIMON SKALA, NICOLE • Das Ende. • 85 Aufrufe WACLAWCZYK, ALICE (Prof. Sabine Zimmermann) (Prof. Frank Philippin) • Präkolumbische Textilkunst (Prof. Christian K. Pfestorf) HARTER, TABITHA SOKOLOW, MARINA • Daheim in der Fremde • Spiel des Lebens / Experimentelles WEBER, BASTIAN (Prof. Michael Kerstgens) Buch zum Thema Rollenspiele • Portfolio – Ein Schneider stellt sich vor (Prof. Isabel Jägle) (Lutz Garmsen, Vertret.-Prof.) HIHN-LENHARDT, MONIKA • Moderne Versorgung braucht mo- SPRINGMANN, DIRK dernes Design • Einverleibt (Christina Hackenschuh, Vertret.-Prof.) (Prof. Sabine Zimmermann) 192 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

TÜRK, SABINE GABRIEL, BENJAMIN JOACHIM, HOLGER • Quem te mostrou essa beleza, de • Optimierung visueller Simulationen • Der Qualitätsstandard ISO 9001 in dancar no meio de uma luta. zur Beschleunigung des Produktent- der Softwareentwicklung (Christina Hackenschuh, Vertret.-Prof.) wicklungsprozesses (Prof. Dr. Alois Schütte) (Prof. Dr. Katja Lenz) WEGENER, NINA JONASCH, BENJAMIN • Televisionen GHEBREAMLAK, MAKELE ANDOM • Analyse und Bewertung biome- (Prof. Sabine Zimmermann) • Model Driven Software Develop- trischer Authentifi zierungsverfahren ment und Software Product Line zur Identitätskontrolle in mittelstän- ZBOROVSKA, NATALIA Engineering dischen Unternehmen • rem-phasen (Prof. Dr. Uta Störl) (Prof. Dr. Herwig Meyer) (Christina Hackenschuh, Vertret.-Prof.) GÖKSU, SÜLEYMAN KLEIN, MARC • Entwicklung und Realisierung eines • Konzeption eines Webhostingan- Business-Intelligence Tool mit OLAP gebots bei einem Internet Service für den Einsatz strategischer Ver- Provider kehrsplanung der Deutschen Bahn (Prof. Dr. Katja Lenz) fb i AG, einschließlich Window-basierter Analyse Tools KLINK, CHRISTOPHER FACHBEREICH INFORMATIK (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) • Machbarkeitsanalyse bzgl. der Im- plementierung eines Konfi gurations- WS 2007 / 2008, SS 2008 GÖTTLE, MARKUS managementtools für Siebelprojekte • Entwicklung einer Prüfsoftware am auf Basis von Standardsoftwarepro- AL-SCHEIKH, SUMEIA Beispiel von SIPLUG online 3 dukten • Java Webservices mit Axis2 (Prof. Dr. Ralf Mayer) (Prof. Dr. Christoph Wentzel) (Prof. Dr. Klaus Frank) GÜRBÜZER, SADETTIN KLODT, STEFAN AUMUELLER, DIRK CARSTEN • Integration einer Schnittstelle zwi- • Implementierung eines Positions- • Konzept und Betrieb eines virtuell schen Webshop und ERP-System erkennungs- und Verfolgungssystems gehosteten „Secure Remote Support (Prof. Dr. Johannes Reichardt) basierend auf Ultraschalltechnologie Gateway" für verteilte Rechenzentren (Prof. Dr. Alois Schütte) (Prof. Dr. Alois Schütte) HANSEN, GERRIT • Die e-Learning-Spezifi kation Lear- KLUG, JOHANNES BANNACH, ANDREAS ning Design und ihre Implementierung • Einsatz eines HTTP Reverse Proxy • Realisierung eines Werkzeugs zur (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) in Webhosting-Umgebungen interaktiven Erzeugung von Regeln auf (Prof. Dr. Klaus Wente) der Basis einer Software zur Informa- HATTEH, AMIN tionsvisualisierung • Entwicklung einer Vorgehensweise KRÄMER-EIS, FLORIAN (Prof. Dr. Bernhard Kreling) zum effi zienten Datentransfer durch • Web Services – technologische Datenkonsolidierung Standards, Realisierung und Analyse BLATZ, ALEXANDER (Prof. Dr. Peter Altenbernd) eines Prototyps • Integration des Generator-Frame- (Prof. Dr. Uta Störl) works AndroMDA in das Software- HAUCK, JOACHIM entwicklungsprojekt KPM bei der • Model Driven Software Develop- LEBZIEN, CARSTEN AG ment und Software Product Line • EDV-gestütztes Controlling in klei- (Prof. Dr. Herwig Meyer) Engineering nen und mittelgroßen Unternehmen (Prof. Dr. Uta Störl) (Prof. Dr. Christoph Wentzel) BOGNING LAGMATA, BERENGER • Web Information Retrieval im HECK, PHILIP MEISEL, JULIAN Hinblick auf eine Suchmaschinen- • Einfach nutzbare Webservices durch • Analyse von Bewertungen in einem optimierung ressourcenorientierte Softwarearchi- Reputationssystem (Prof. Dr. Ralf Mayer) tekturen (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) (Prof. Dr. Ralf Hahn) BURGER, CHRISTIAN NEUMANN, JEAN PHILIPPE • Mobile Datenbanken IMGRUND, STEFAN • Programmiersprachenwahl bei der (Prof. Dr. Johannes Arz) • Lösung von 3-dimensionalen Bin- Entwicklung sicherheitsrelevanter Packing Problemen mit genetischen Software EISENHAUER, SVEN Algorithmen (Prof. Dr. Michael Massoth) • Ausfallsicherheits- und Lastvertei- (Prof. Dr. Peter Altenbernd) lungskonzept für eine Voice-over-IP- NGO, DANG Nebenstellenanlage • Seamless Mobility im WLAN (Prof. Dr. Klaus Frank) (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) 193 QUERSCHNITT 23

ÖZDEMIR, MUSTAFA WADHAWAN, ARUN BERNING, MARCEL • Architektur und Entwicklung • Sichere Übermittlung von Multime- • Analyse und Bewertung einer Data- integrierter Business Intelligence diadaten im WLAN des Fraunhofer IGD Warehouse-Architektur aus dem Wa- Systeme (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) renwirtschaftsbereich – ein Vergleich (Prof. Dr. Johannes Reichardt) mit Data-Warehouse-Referenzarchi- WÜRZ, VOLKER tekturen und Best Practices PRALLE, DOMINIC • Entwicklung eines intuitiv bedien- (Prof. Dr. Inge Schestag) • Testsystem für Ladenwaagen- und baren GUI zur 3D-Darstellung von Kassen-Systeme am Fallbeispiel von Flugsicherheitsdaten BRAUN, TOBIAS Bizerba (Prof. Dr. Johannes Reichardt) • Implementierung und Evaluierung (Prof. Dr. Ralf Mayer) eines Cone-Beam CT Rekonstrukti- SS 2008 onsverfahrens basierend auf existie- RENNER, INGO render Spezialhardware • Colaborative Document Editing – AIT BENLAASSEL, BADR (Prof. Dr. Wolf-Dieter Groch) Continuous Improvements Leveraging • Entwicklung eines Tools zum Gene- Group Efforts rieren und Visualisieren von Transak- BREKER, ROBERT (Prof. Dr. Udo Gerd Bleimann) tionstestdaten in der Mobilkommuni- • Unterbrechungsfreie Aktualisierung kation von zLinux ROTH, MICHAEL (Prof. Dr. Johannes Reichardt) (Prof. Dr. Gerhard Raffi us) • Entwicklung und Implementierung eines markerlosen Trackingverfah- AKHOUAJI, MUNIAT BRUST, ANDREAS rens • PHP und MySQL mit Suchmaschi- • Modernes XML-basiertes Single- (Prof. Dr. Stephan Karczewski) nenoptimierung Source-Publishing von technischer (Prof. Dr. Klaus Frank) Softwaredokumentation in hetero- ROTH, SASCHA gener Umgebung anhand von caude- • Benchmarking of a Service-Oriented AMIR, SURGOLL XML und den Web Publishing Frame- Architecture • Java-EE-Realisierung eines Repor- works Cocoon/Forrest sowie anderer (Prof. Dr. Katja Lenz) ting-Frameworks zur Unterstützung Produkte eines Business-Intelligence-Systems (Prof. Dr. Christoph Wentzel) RUEHL, STEFAN TOBIAS (Prof. Dr. Johannes Reichardt) • Konzeptionierung und Implemen- CLAUDE, ALEXANDER tierung von Ajax basierten Rich-Client BARTELS, ALEXANDER • LDAP-basiertes Benutzermanage- Applikationen • Vergleich von Element- und Node- ment für eine heterogene Server- und (Prof. Dr. Stephan Karczewski) based Rendering Applikationslandschaft unter Berück- (Prof. Dr. Elke Hergenröther) sichtigung der Sicherheitsaspekte SCHWARZKOPF, KLAUS (Prof. Dr. Inge Schestag) • Entwicklung und Evaluierung von BAUER, BENJAMIN Kalibrierverfahren für Infrarot- • Entwicklung objektorientierter DOGAN, FATMA kameras Webapplikationen im betrieblichen • Realisierung einer prototypischen (Prof. Dr. Peter Altenbernd) Kontext Anwendung mit AXIS (Prof. Dr. Bernhard Kreling) (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) SPIRKA, ANDREAS • Evaluierung und Einsatz von Ajax- BAUER, HOLGER DOMAZET, MARIO Frameworks • Projektmanagement und Projekt- • Entwicklung und Realisierung einer (Prof. Dr. Johannes Arz) kommunikation bei räumlich ent- Strategie zur effi zienten Kandidaten- fernten Projektteilnehmern im Rah- fi ndung im Rahmen einer ILM Lösung STRÖBEL, CHRISTINA men eines Konvertierungsprojektes (Prof. Dr. Inge Schestag) • Evaluation der aktuellen Rahmenbe- (Prof. Dr. Christoph Wentzel) dingungen des Informatikangebotes an DÖRSAM, ALEXANDER staatlichen Darmstädter Gymnasien BAYER, CHRISTINA • Risikoanalyse von Mechanismen zur und Ableitung von möglichen Hand- • Konzeption und Implementierung Authentifi zierung im Online-Banking lungsalternativen im Netzwerk Schule eines DWH-Systems für den FB Bereich (Schüler, Lehrer) und Hochschule Informatik der h_da unter Nutzung (Prof. Dr. Alois Schütte) (Prof. Dr. Frank Bühler) des oracle warehouse builders und weiterer Werkzeuge DÖRSAM, MICHAEL VOUTTA, EMIL (Prof. Dr. Christoph Wentzel) • Performanceevaluation von OSGi für • Rich Internet Applications – Analyse ressourcenbeschränkte Plattformen von Plattformen und Technologien BEREZOWSKI, BJÖRN (Prof. Dr. Peter Wollenweber) sowie Realisierung eines Prototyps • Evaluierung verschiedener SIP- (Prof. Dr. Uta Störl) Clients DRESSLER, CHRISTIAN (Prof. Dr. Bernhard Kreling) • Email-Verschlüsselung und

194 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

-Signierung sicherheitskritischen Systemen mit gung von CRM- und DWH-Systemen (Prof. Dr. Ralf Hahn) Markov-Modell und Zuverlässigkeits- (Prof. Dr. Christoph Wentzel) blockdiagramm EDELMANN, THOMAS (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) KRAUS, MATTHIAS • Entwicklung eines Evaluierungs- • Vergleich von Authentifi zierungs- verfahrens zur Auswahl von Dienst- HESSE, ANDREA und Autorisierungsverfahren am leistern • Bewertung des Rahmenwerks „De- Beispiel des CISWeb-Administrations- (Prof. Dr. Klaus Wente) livery Framework" mittels Reifegrad- frameworks modell CMMI (Capability Maturity (Prof. Dr. Wolfgang Weber) EL OURDI, BOUCHRA Model Integration) • Konzipierung und Realisierung ei- (Prof. Dr. Frank Bühler) KÜCH, MATTHIAS nes Java-basierenden Preisbildungs- • Transformation des JAXR-Daten- systems für den Continental-Teves HILLEN, THORSTEN modells in UML/XMI Independent Aftermarket • Entwicklung eines Web-Doku- (Prof. Dr. Gerhard Raffi us) (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) menten-Management-Systems zur Unterstützung von Controlling- und KÜREKCI, SENGÜL ELLENBERGER, FRANK Reportdokumentation • Konzeption und Erstellung eines • Identifi kation von Testmustern zur (Prof. Dr. Johannes Reichardt) Preisbildungstools im .Net Frame- Erhöhung der Wartbarkeit von auto- work und der Sprache C# matisierten Tests HUYNH TU, DOAN (Prof. Dr. Elke Hergenröther) (Prof. Dr. Alexander del Pino) • Implementierung einer XML-ba- sierten Schnittstelle zwischen einer LANGHOLZ, THOMAS EPPIG, JENS Online-Kollaborationslösung und • Untersuchung zum Einsatz von Mo- • Funktionsbezogene Spezifi kation ei- einem CRM-System del Driven Architecture / Model Driven nes Manufacturing Execution Systems (Prof. Dr. Johannes Reichardt) Development Verfahren auf Grundlage der VDI 5600 Norm zur (Prof. Dr. Peter Wollenweber) Analyse / Bewertung und Konzeption KAEMPF, DOMINIK von MES-Systemen • Ausbau, Erweiterung und Redesign LAZAROV, ALEN (Prof. Dr. Christoph Wentzel) der Informations- und Kommunikati- • Erstellung eines Gesamtkonzeptes onsplattform boyng.de zu einer barri- zur Modernisierung von Legacy-An- GOEBERT, SAMUEL erefreien Mentoring-Plattform wendungen auf Basis von innovativen • Skalierbare Datenverteilung in loka- (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) Benutzerkonzepten und Microsoft len Netzwerken mit Hilfe von Peer-to- Silverlight Peer Technologien KALUZKI, DEMJAN (Prof. Dr. Frank Bühler) (Prof. Dr. Gerhard Raffi us) • Einsatz von AJAX in Webanwen- dungen am Beispiel von eFeedback LEE, KEVIN CHILEONG GRABENMEIER, BENEDIKT (Prof. Dr. Heinz-Erich Erbs) • Entwicklung eines Facility-Manage- • Vereinfachter Buchungsprozess ment Systems als Webanwendung in durch Verwendung von SOA am Bei- KASEL, PEYAM Java spiel des Produkts T-Home Entertain • Effi zienz Evaluation der REA Java (Prof. Dr. Hans-Peter Weber) (Prof. Dr. Klaus Wente) Plattform (Prof. Dr. Klaus Wente) LOREK, JENS HAUTH, MIKE THOMAS • Entwicklung intuitiver Navigations- • Ameisenalgorithmen zur Routener- KAUTZ, FRANK möglichkeiten für eine Virtual Prototy- zeugung in der embedded Fahrzeug- • Konzeption einer Anbindung eines ping Umgebung navigation Authentifi zierungs-Frameworks (Prof. Dr. Wolf-Dieter Groch) (Prof. Dr. Joachim Wietzke) (Shibboleth) an das Autorisierungs- system einer Grid-Ressource LÜTH, CHRISTIAN HECKMANN, SIMON (Prof. Dr. Peter Wollenweber) • Serviceorientierte Integration und • Online vs. Offl ine Verknüpfung von Bewertungsfunktio- (Prof. Dr. Ralf Hahn) KLEIN, DANIEL nalität im Finanzbereich • Entwicklung von Konzepten und (Prof. Dr. Alexander del Pino) HEGER, KANITTHA Methoden zur Wiederherstellung • Qualitätssicherung in IT-Projekten von Wissen in reduzierten 3D-CAD- MANG, ANDREAS mit Hilfe des Capability Maturity Model Modellen • GPU-basierte Stoffsimulation mit Integration (Prof. Dr. Stefan ) distanzfeldbasierter Kollisionserken- (Prof. Dr. Christoph Wentzel) nung KOSTOMANOLAKIS, IOANNIS (Prof. Dr. Wolf-Dieter Groch) HEINRICH, SABINE • Darstellung, Analyse und Bewer- • Design und Entwicklung eines tung von Advertise-Management-Sys- MEHBOOB, MUHAMMAD ADNAN Softwarewerkzeuges zur Berech- temen unter besonderer Berücksichti- • Realisierung eines Transport- nung von Sicherheitsparametern in 195 QUERSCHNITT 23

systems für Business Intelligence RENKEL, DANIEL einem verteilten System am Beispiel Reports auf der Basis des Cognos- • Entwicklung einer skalierbaren vom OpenDXM ASP Service Portals Massive Multiplayer Online Middle- (Prof. Dr. Peter Wollenweber) (Prof. Dr. Johannes Reichardt) ware (Prof. Dr. Inge Schestag) STAPF, FALK MELZER, SWEN • Vergleich von Messstationen zur • Praktische Anwendung von Data REZAEI, OMID end-to-end Qualitätsparameterbe- Mining Algorithmen zur Entwicklung • Erstellung einer Software für Palm/ stimmung bei Triple Play Services von Churn Management Strategien – OS zur statistischen Analyse sequenti- (Prof. Dr. Gerhard Raffi us) Eine Analyse auf Hochschuldaten des eller Daten für biologische / chemische Fachbereichs Informatik Laboratorien STEINHEIMER, MICHAEL (Prof. Dr. Inge Schestag) (Prof. Dr. Johannes Reichardt) • Systemmanagement mittels mobiler Applikationen MOEBIUS, MANUEL RÖDER, NILS (Prof. Dr. Peter Wollenweber) • Statistische und konnektionistische • Konzeption und Realisierung einer Modelle zur Klassifi kation ereignis- interaktiven Spieleanwendung zur STILLER, MATTHIAS korrelierter EEG-Potentiale automatischen Evaluation von Tiefen- • Evaluierung von XMPP-Servern (Prof. Dr. Klaus Kasper) wahrnehmung unter besonderer Berücksichtigung (Prof. Dr. Elke Hergenröther) von Lastaspekten MOJARRAD VISHKAEI, SETAREH (Prof. Dr. Frank Bühler) • Migration eines Data Warehouse von RUCHNIAK, FLORIAN MS SQL nach Oracle mittels Oracle- • Remote Management von End- THIEROLF, TOBIAS Werkzeugen geräten • Untersuchung und Implementie- (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) (Prof. Dr. Woldemar Fuhrmann) rung verschiedener Verfahren zur Erzeugung von hochwertigen Farbbil- MORAW, NILS SAUER, CHRISTOPH dern aus den Rohdaten einer Bayer- • Personalisierung im E-Commerce – • Entwicklung und Umsetzung Farbkamera unter Verwendung eines Konzeptionelle Entwicklung einer Per- eines Konzeptes zur Integration von Grafi kprozessors sonalisierungsengine unter Nutzung Enterprise Ressource Planning und (Prof. Dr. Wolf-Dieter Groch) von Data Mining Methoden Business Intelligence (Prof. Dr. Günter Turetschek) (Prof. Dr. Christoph Wentzel) ULAS, ERKAN • Industrielle Backup- und Recovery- MOYO DJOKO, BERTRAND ROUSSELL SCHLEDT, FLORIAN Verfahren • Portletlösung zur Realisierung • Konzeption der Wissensverwaltung (Prof. Dr. Johannes Reichardt) eines Prototyps für ein webgestütztes und -organisation im Netzwerkkon- Projektüberwachungssystem trollzentrum der Controlware GmbH – WANDER, SASCHA (Prof. Dr. Wolfgang Weber) Situationsanalyse, Anforderungs- • Konzeption und Implementierung defi nition, Lösungsvorschlag eines SMTP-Servers für eine beste- MÜLLER, CHRISTIAN (Prof. Dr. Christoph Wentzel) hende Anwendung • Entwicklung und Integration eines (Prof. Dr. Frank Bühler) Hilfesystems in ein bestehendes Wa- SCHNEIDER, OLIVER FRANK renwirtschaftssystem unter Verwen- • Portierbarkeit von Gupta Reports WEIBLER, JENS dung von alternativen Datenströmen nach Microsoft Reporting Service • Vergleich und Evaluation von Werk- (Prof. Dr. Johannes Reichardt) (Prof. Dr. Wolfgang Weber) zeugen zur Unterstützung des Soft- wareentwicklungsprozesses auf Basis NÄGELE, MARKUS SCHNEIDER, TOM der vorhandenen Prozessanalyse • Autonome bildgesteuerte Navigati- • Migration einer Fat Client Architek- (Prof. Dr. Gerhard Raffi us) on und Kartierung für einen mobilen tur auf eine 4-schichtige Architektur Roboter unter Verwendung von JavaEE 5, En- WERLER, SEBASTIAN (Prof. Dr. Wolf-Dieter Groch) terprise Java Beans 3.0 und Hibernate • Analyse des Webframeworks Ruby (Prof. Dr. Günter Turetschek) on Rails anhand eines Beispiels OBERRITTER, ANDREAS (Prof. Dr. Heinz-Erich Erbs) • Integration eines Pay-TV-Zugangs- SHENAVAI, MARIUS REZA kontrollsystems in ein Framework für • Defi nition einer allgemeinen WIENS, TORSTEN Set-Top-Boxen Schnittstelle für variable Benutzer- • Praktischer Einsatz von Stored (Prof. Dr. Joachim Wietzke) oberfl ächen für eine vorhandene Procedures Anwendungslogik (Prof. Dr. Hans-Peter Wiedling) PFETZING, STEFAN (Prof. Dr. Hans-Peter Weber) • Voice-over-IP-Techniken in draht- WILLNECKER, FELIX losen Mesh-Netzwerken SKORA, MARKUS • Process Exception Handling – Am (Prof. Dr. Stephan Karczewski) • Automatisiertes Überwachen von Beispiel des Exception Handling Tools bei der Buchung von T-Home Entertain 196 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

Paketen BART, EUGEN TARIMORADI, ALI (Prof. Dr. Klaus Wente) • Aufbau eines Meßplatzes zur • Laserschweißen mit Schichtopti- optischen Charakterisierung von mierung WOLLER, MELANIE Lumineszenz-Konvertern (Prof. Dr. Wolfgang Heddrich) • Datenqualität in Data Warehouse (Prof. Dr. Matthias Brinkmann) Umgebungen VOLTIN, MARCUS (Prof. Dr. Christoph Wentzel) FELLER, ALEXANDER • Theorie und Analyse von 3D-Haar- • Ein Klassifi kationsverfahren zur glanz WYPYCH, MARKUS Zeichenerkennung (Prof. Dr. Hartmut Schmidt) • Entwicklung eines Konzepts zur Er- (Prof. Dr. Konrad Sandau) stellung einer effektiven Transcoding WEIBEL, THOMAS Kette in einem verteilten System FRÖBISCH, CHRISTOPH • Belichtungsregelung einer CCD- (Prof. Dr. Bernhard Kreling) • Räumliche Visualisierung von Ner- Kamera venfasern im menschlichen Gehirn (Prof. Dr. Harald Scharfenberg) ZAADSTRA, DAVID (Prof. Dr. Konrad Sandau) • Entwicklung von GUI-basierten, WINTER, ROBERT erweiterbaren Tools GÜDER, TUBA • Optisches Verhalten von lichtstreu- (Prof. Dr. Ralf Hahn) • Simulation von Diffusoren für die enden Plexiglas-Formmassen für Anwendung auf OLEDs Displayanwendungen (Prof. Dr. Matthias Brinkmann) (Prof. Dr. Matthias Brinkmann)

HANBUCH, CARSTEN STUDIENGANG MATHEMATIK • Charakterisierung von Winston (AUSWAHL) fb mk Cones im Terahertz Spektralbereich (Prof. Dr. Wolfgang Heddrich) WS 2007 / 2008, SS 2008 FACHBEREICH MASCHINENBAU UND KUNSTSTOFFTECHNIK MANDERLA, STEFANIE BAKHOUCH, MALIKA (AUSWAHL) • Entwicklung eines Konzepts für • Angewandte Graphentheorie in einen Lichtschnittsensor IP-Netzen WS 2007/2008, SS 2008 (Prof. Dr. Christoph Heckenkamp) (Prof. Dr. Andreas Fischer)

VELTEN, JONAS METZ, PHILIPP BECK, TOBIAS • Faser-Kunststoff-Verbunde aus • Display and Analysis of Binocular • Analyse der Zusammenhänge nachwachsenden Rohstoffen Luster of Human Hair zwischen Itraxx Produkten und Credit (Prof. Dr.- Ing. Jürgen Krausse) (Prof. Dr. Hartmut Schmidt) Default Swaps (Prof. Dr. Andreas Thümmel) GOLDMANN, FELIX RÜNGER, ERIC • Entwicklung eines Versagens- • Analyse von Bildstörungen als BERCHTOLD, WALDEMAR kriteriums für faserverstärkte PMI- Methode zur Qualitätsbestimmung bei • Optimierung der Robustheit und Schaumstoffe Internetfernsehen (IPTV) Klangqualität digitaler Audio-Was- (Prof. Dr.- Ing. Jürgen Krausse) (Prof. Dr. Christoph Heckenkamp) serzeichen-Verfahren im Kontext von angepassten Vorwärtsfehlerkorrek- NEUMEISTER, MARKUS SCHLOEMP, MARCUS tur-Algorithmen • Optimierte Faserverbundbauweise • Charakterisierung von Oberfl ächen (Prof. Dr. Dietrich Baumgarten) von Hubschrauber-Zellenstrukturen mit dem Schwerpunkt auf die Erfas- (Prof. Dr.- Ing. Jürgen Krausse) sung kosmetischer Oberfl ächenfehler BERT, PHILIPP an Kunststoffbrillengläsern • Extremwerttheorie im quantitativen (Prof. Dr. Ralf Blendowske) Risikomanagement (Prof. Dr. Andreas Pfeifer) SCHNEIDER, HOLGER • Entwicklung eines faserbasierten BILENDIR, SWETLANA fb mn Evaneszenzfeldsensors für die Infra- • Kennzahlen für ausgewählte zins- rotspektroskopie an Gebrauchtölen derivative Finanzprodukte in einem FACHBEREICH MATHEMATIK (Prof. Dr. Bernhard Ströbel) Handelssystem UND NATURWISSENSCHAFTEN (Prof. Dr. Andreas Pfeifer) SCHNEIDER, SVEN STUDIENGANG OPTOTECHNIK • Beleuchtungsstärkemessung von DÜROLF, STEFANIE UND BILDVERARBEITUNG großen Flächen mittels Bildverarbei- • Entwicklung eines Ansatzes für eine (AUSWAHL) tung Solvency 2 kompatible Soliditätsbe- (Prof. Dr. Christoph Heckenkamp) wertung für deutsche Versicherungs- WS 2007 / 2008, SS 2008 unternehmen (Prof. Dr. Dietrich Baumgarten) 197 QUERSCHNITT 23

HORCICKA, MICHAEL BECHT, OLIVER FUCHS, KATHRIN-ALISSA • Mehrfeldoptimierung für die biolo- • Entwicklung und Realisierung eines • Wertschöpfungsanalyse der HR- gisch effektive Dosis in der Schwer- internen Marketingkonzepts für die Kommunikation und anschliessende ionentherapie: Nichtlineare Methoden User Experience von SAP Business Evaluation des Beitrags zum Unter- und numerische Analyse ByDesign auf Basis einer Analyse und nehmenserfolg mit Hilfe einer speziell (Prof. Dr. Jürgen Groß) Evaluation bisheriger Marketingakti- entwickelten Communication Score- vitäten card zur Kontrolle und Steuerung der KOBLITCZEK, MARIA (Prof. Dr. Matthias Knoll) internen Unternehmenskommunika- • Analysis of fi tting-methods and tion – am Beispiel des Intranets der goodness-of-fi t techniques for opera- BENKENSTEIN, DANIEL Deutschen Lufthansa AG tional risk data at Clearstream • Konzeption und Umsetzung einer (Prof. Dr. Matthias Knoll) (Prof. Dr. Andreas Thümmel) Rich Internet Application (Prof. Andrea Krajewski) GALLEY, ISABELL MESTAWET, MEGERSA • Erstellung und Gestaltung eines • Bewertung von Passiv-Darlehen BERNHARDT, MARKUS WOLFGANG interaktiven Hörspiels nach der Rechnungslegungsvorschrift • elements – prototypengestützte (Prof. Sabine Breitsameter) IFRS unter Einsatz von SAP-System Entwicklung eines neuartigen Spiel- (Prof. Dr. Andreas Thümmel) konzepts unter Berücksichtigung des GÖCK, OLIVER Flow-Theorieansatzes • Elektronisches Rechnungs- SCHLUND, CHRISTIAN (Prof. Claudia Söller-Eckert) Management • Implementierung eines Berech- (Prof. Dr. Kyrill Fischer) nungstools zur Analyse des dynami- BERNINGER, NIC schen Verhaltens der Biegeschwin- • Entwicklung und Vermarktung einer GÖLZ, STEPHAN gungen gekoppelter Druckzylinder Sport-Community in Social Commu- • 3D Datenvisualisierungstool unter C++ nities – Beispielhaft durch Konzeption (Prof. Dr. Torsten Fröhlich) (Prof. Dr. Jürgen Groß) und Einführung von Anwendungen auf Basis der Community APIS Open GÜRKAN, BENJAMIN TROTT, SABRINA Social und Facebook API • Gründung einer Agentur für poli- • Praxisorientiertes Backtesting in (Prof. Dr. Matthias Knoll) tische Kommunikation einer Kapitalanlagegesellschaft (Prof. Sabine Breitsameter) (Prof. Dr. Sebastian Döhler) BRUDER, ANDREAS • Entwicklung und prototypische HEEG, CHRISTINA WAGNER, HUBER Realisierung eines Informations- und • Interaktive Spanisch-Sprachlern- • Automatische Erstellung von Explo- Kommunikationsportals für Senioren software für Kinder im Grundschul- sionsdarstellungen von Geräteteilen (50plus) alter (Prof. Dr. Fritz Bierbaum) (Dr. Stefan Göbel, Vertret.-Prof.) (Wilhelm Weber, Vertret.-Prof.)

WANG, LION COENEN, CLAUDIUS JORDAN, LENA • Anwendung von Copulas im Risk • Geospatial Informationaccess – • Konzeption und Entwicklung eines Management Ein System zur geografi sch verorteten Sidebar-Tools zur Unterstützung kol- (Prof. Dr. Andreas Thümmel) Informationsspeicherung und -abfrage laborativer Projektarbeit mittels mobiler Geräte (Prof.Dr. Alois Schütte) WEISS, MARINA (Prof. Dr. Arnd Steinmetz) • Zeitreihenanalyse und Prognose- KLEIN, ERIC modelle für Investitionen bei T-Home DENGER, JENS • Strategischer Neuaufbau einer (Prof. Dr. Andreas Thümmel) • Nachhaltigkeit im Projekt One Lap- Media-Agentur top Per Child (OLPC) (Prof. Hubert Eisner) (Prof. Dr. Peter Seeger) KLINGBEIL, CAROLA DIENER, MAXIMILIAN • Konzeption und Erstellung eines • Konzeption und prototypische Im- interaktiven Spiels für Ferrero fb md plementierung eines Online-basierten Duplo / Hanuta zur EM 2008 Bestellsystems für einen Fahrrad- (Prof. Tilmann Kohlhaase) FACHBEREICH MEDIA Kurierdienst (Prof. Dr. Michael Rebstock) KOMANDER, THOMAS STUDIENGANG • Concepting and Developing a 2D/3D MEDIA SYSTEM DESIGN FRICK, PETER Computer Game based on a non-linear • Virtuelle Lern- und Informations- interpretation of the scientifi c Hero’s DIPLOM umgebungen über die Funktionsweise Journey according to Campbell and und den Nutzen von Passivhäusern Vogler WS 2007/2008, SS 2008 (Prof. Claudia Söller-Eckert) (Prof. Tilmann Kohlhaase)

198 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

KRAUT, ANNE PILZ, MARA SHOKRY, MONICA • Narratives Online-Game zum Erler- • Mixed Reality Gaming • Online-Branding: Entwicklung einer nen der digitalen Fotografi e (Prof. Claudia Söller-Eckert) Fashionmarke, die Kleidung unter den (Prof. Claudia Söller-Eckert) Gesichtspunkten des „Fairen Handels“ RADKE, SABRINA vertreibt und dafür auch ökologische KRUGMANN, MARTINA • Narratives Online-Game zum Erler- Materialien verwendet • Narratives Online-Game zum Erler- nen der digitalen Fotografi e (Jörg Waldschütz, Vertret.-Prof.) nen der digitalen Fotografi e (Prof. Claudia Söller-Eckert) (Prof. Claudia Söller-Eckert) STIENEN, NINA RAUSCHENBACH, MARCO • Serious Games – Ein Lernspiel für LEBUSER, KNUT • Nachhaltigkeit im Projekt One Lap- Schüler einer Förderstufe • Capoeira-Community: Aufbau eines top Per Child (OLPC) (Prof. Claudia Söller-Eckert) Capoeira-Portals (Prof. Dr. Peter Seeger) (Prof. Hubert Eisner) STRAHLLECHNER, ALISSA RECKLING, DANIEL • Redesign des Volcom Onlineshops LINK, JULIA • User Generated Recommendations (Jörg Waldschütz, Vertret.-Prof.) • Optimierung des Projektmanage- als Instrument des Community- ments in einer interdisziplinären Full- Buying SWOBODA, SUSANNE Service-Agentur (Prof. Thomas Bauer) • Stärkung der Unternehmenskultur (Prof. Hubert Eisner) durch ein adäquates Firmenintranet REINSTÄDTLER, PHILIPP (Stephan Koch) LÖLHÖFFEL, JAN FREDERIK • Visuelles Inspirations-Management • Mashup Geotagging Application (Prof. Dr. Kyrill Fischer) TRAN PHUC, JUANA for small Destination Management • Konzeption einer interaktiven Lern- Organizations RITTER, ANDREAS anwendung im Bereich Tanz/Fitness (Prof. Dr. Christoph Busch) • Konzeption und Entwicklung eines (Prof. Hubert Eisner) Sidebar-Tools zur Unterstützung kol- LUKAS, SEBASTIAN laborativer Projektarbeit UHLIG, MARTINA • Konzeption und prototypische Um- (Prof. Dr. Alois Schütte) • Innovative Media Systems in Pas- setzung eines Location Based Game senger (Dr. Stefan Göbel, Vertret.-Prof.) RÜTTGER, TOBIAS (Prof. Hubert Eisner) • Corporate Design Relaunch für die MARTYNUS, GREGOR Medienagentur Chairos, Frankfurt/ WOLF, MICHAEL • Nachhaltigkeit im Projekt One Lap- Main • Innovative Media Systems in Pas- top Per Child (OLPC) (Jörg Waldschütz, Vertret.-Prof.) senger Cars (Prof. Dr. Peter Seeger) (Prof. Hubert Eisner) SAWITZKY, KRISTIN NGUYEN, VIET VUONG MINH • Konzeptionierung eines Graphical YANEVA, ROSITSA • Entwicklung eines „mini-fm“-Sen- User Interfaces (GUI) für einen HMI- • Fiktionaler Kurzfi lm: ders als Freies Radio für Communities Editor, basierend auf dem GUI-Frame- „Was heißt Ja"? auf dem Campus Dieburg und am work GUILIANI (Xao Seffcheque) Beispiel eines Wohnheims (Prof. Dr. Torsten Fröhlich) (Prof. Sabine Breitsameter) ZHDANOVA, OLENA SCHAAP, GARRIT • Research into Enhancing the Wi- ÖCHSNER, PATRICIA • elements – prototypengestützte kipedia User Experience Through an • Interfaceoptimierung einer komple- Entwicklung eines neuartigen Spiel- Ontological System xen Systemoberfl äche konzepts unter Berücksichtigung des (Prof. Mike Richter) (Prof. Hubert Eisner) Flow-Theorieansatzes (Prof. Claudia Söller-Eckert) STUDIENGANG OLZHAUSEN, PHILIP ONLINEJOURNALISMUS • Konzeption und prototypische Im- SCHRAMM, CHRISTOPH plementierung eines Online-basierten • Innovative Media Systems in Pas- DIPLOM Bestellsystems für einen Fahrrad- senger Cars Kurierdienst (Prof. Hubert Eisner) WS 2007/2008, SS 2008 (Prof. Dr. Christoph Busch) SCHWEBEL, JAN MICHEL ANDERT, JULIA PETER, DANIELA • elements – prototypengestützte • Das Porträt – von der Chronisten- • Ein Interaktionskonzept zur Integra- Entwicklung eines neuartigen Spiel- pfl icht zur lesenswerten Geschichte. tion von Maschinendaten in Berichte konzepts unter Berücksichtigung des Eine Analyse am Beispiel von Porträts über Fertigungsereignisse Flow-Theorieansatzes aus Lokalzeitungen (Prof. Andrea Krajewski) (Prof. Claudia Söller-Eckert) (Prof. Dr. Friederike Herrmann)

199 QUERSCHNITT 23

BELLINGER, KATHARINA Beispiel der Verlagsgruppe Handels- im Vorschulalter • Offenbach Lohwald – Aufl ösung blatt (Prof. Dr. Friederike Herrmann) eines sozialen Brennpunkts (Prof. Dr. Klaus Meier) (Prof. Dr. Peter Seeger) WINKLER, FLORIAN MAXEINER, ANJA KRISTIN • Sportjournalismus und Doping BÖTH, BERNHARD • Lernen mit dem Internet – schon im (Prof. Dr. Klaus Meier) • Webdossier: Sport – Grundschulalter? „1. Klasse – 2. Geige“ (Prof. Dr. Klaus Meier) STUDIENGANG (Prof. Dr. Klaus Meier) WISSENSCHAFTSJOURNALISMUS MIORIN, KATJA BONACKER, VOLKER • Infotainment am Beispiel eins.de BACHELOR • Die Zukunft des Computer- und (Prof. Dr. Klaus Meier) Videospieljournalismus. Strategien für WS 2007/2008, SS 2008 Print und Online MORSCHHÄUSER, TANJA (Prof. Dr. Friederike Herrmann) • Sternengucker: Ein multimediales BERRES, IRENE Webdossier zur Amateurastronomie • Radiobeitrag: Das Leben in der DÖNMEZ, ZEYNEP (Prof. Dr. Klaus Meier) ältesten Demenz-Wohngemeinschaft • Jugendsprache im Alltag und Web Hessens (Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer) OTREMBA, MARTIN (Prof. Dr. Annette Leßmöllmann) • PR-Konzeption für die Kulturfa- ENGELHARDT, ERIKA brik e. V. Ein Booklet und Handbuch LANGENSIEPEN, JULIA • „Gehirn und Geist“ studieren. Ein (Prof. Dr. C. Sommer) • Die Tageszeitung – zwei Themen- multimediales Online-Dossier als Stu- seiten für die taz dienführer für Neurowissenschaften OTTER, KATRIN (Prof. Dr. Klaus Meier) (Prof. Dr. Annette Leßmöllmann) • Kulturkritik im Bürgerjournalismus und im traditionellen Journalismus LEANDER, LISA GRÜNKE, SIMON (Prof. Dr. Friederike Herrmann) • Erstellung des Konzepts für eine • Hofberichterstattung im System Kinderforschungsbroschüre Sport PAMPEL, MICHAELA (Prof. Dr. Thomas Pleil) (Prof. Dr. Alfred Kessler) • „Nothing kills the radiostar?!" Potenziale des Hörfunks im Zuge MAIER, JOSEPHINA GUHLAN, ANJA der Digitalisierung am Beispiel von • Wissen statt Wissenschaft – • Einstellungen gegenüber dialektaler Jugendradiosendern Ein Dummy der SZ-Wissensseite Web 2.0-Formen im Journalismus (Prof. Dr. Klaus Meier) (Prof. Dr. Klaus Meier) (Prof. Dr. Klaus Meier) PRINOTH, NINA MERKEL, CHRISTINA AN DER HEIDEN, LISA • Online-Pressebereiche. Eine • „Dolly zum Dinner" Klontiere – • Transparenz im Journalismus inhaltsanalytische Untersuchung am heute im Labor, morgen auf der (Prof. Dr. Klaus Meier) Beispiel der DAX30-Unternehmen Speisekarte? (Prof. Dr. Thomas Pleil) (Prof. Dr. Klaus Meier) HUDI, MICHAELA • Der Newsletter in der Online-PR. RAPP, SIMONE MÜLLER, SIMONE Sein Stellenwert in Zeiten des Web 2.0 • Das KZ Kochendorf – ein multimedi- • Klimaretter Mikroalge? Was grüne

(Prof. Dr. Friederike Herrmann) ales Webdossier Einzeller zur CO2-Problematik beitra- (Prof. Dr. Peter Seeger) gen können KIRSTEIN, KATHRIN ANNA (Prof. Dr. Klaus Meier) • Qualitätskriterien in der Filmkritik – SCHLIESSMANN, ANDREAS Im Vergleich von Print- und Online- • Eine Frage der Transparenz? Eine SCHREITER, JASMIN medien berufsethische Betrachtung von • Eine Betrachtung der Wirksam- (Prof. Dr. Friederike Herrmann) Medienpartnerschaften am Beispiel keit der MAX-Reihe des Referats für der Initiative Neue Soziale Marktwirt- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der KUNA, JASMINE schaft Max-Planck-Gesellschaft • Optimierung der Öffentlichkeitsar- (Prof. Dr. Thomas Pleil) (Prof. Dr. Thomas Pleil) beit des Standortmarketing Darm- stadt-Dieburg e. V. STICH, TOBIAS SZERDI, ANJA NADINE (Prof. Dr. C. Sommer) • Entertainment-Journalismus im Beilagenheft zum Thema „REACH" für Internet die Zeitung CHEManager Europe LEONDARIS, LENA (Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer) (Prof. Dr. Annette Leßmöllmann) • Verändern neue journalistische Arbeitsweisen die klassische Jour- WENDEL, CHRISTINE nalistenausbildung? Eine Analyse am • Lernangebote im Netz für Kinder

200 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

STUDIENGANG pharmazeutischen Konzern FERNITZ, KATHRIN INFORMATIONS- UND (Prof. Dr. Martin Michelson) • Vertrieb von Informationsdienst- WISSENSMANAGEMENT leistungen im Bereich Credit/Fixed in- BRÄUNIG, ARND come, Ratingagenturen und Vendoren DIPLOM (AUSWAHL) • Kommerzielle Nutzung von Online- (Prof. Dr. Martin Michelson) Communities – Analyse der Bedeu- WS 2007/2008, SS 2008 tung von Community-Effekten für FINK, TOBIAS Presse und Marketing • Analyse des Informations- ANTHES, JULIA (Prof. Geribert Jakob) managements der Keyence Deutsch- • Generierung von innovativen The- land GmbH men in der Consultingbranche unter BREDOW, MIRIAM (Prof. Dr. Martin Michelson) Einsatz von Business Intelligence und • Informationsqualität der Weiter- community-orientierten Methoden bildungsdatenbanken des InfoWeb FRANK, SASCHA (Prof. Dr. Christian Otto) Weiterbildung • Konzeption eines Informations- (Prof. Dr. Marc Rittberger) portals für Migranten-Eltern ANTONI, STEFAN (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) • Chancen und Risiken des Einsatzes BREIDERT, SEBASTIAN von Open Source Software für techno- • Evaluation der Gebrauchstauglich- GÖTZEL, ANNE logiebasiertes Testen keit von SEO-Methoden zur Verbesse- • Die kompetentesten journalis- (Prof. Dr. Marc Rittberger) rung der Informationsarchitektur von tischen Quellen für deutsche Webangeboten Journalisten und Öffentlichkeits- ARNOLD, MELANIE (Prof. Dr. Bernhard Thull) arbeiter – ermittelt durch empirische • Evaluierung der Nutzbarkeit zweier Recherchestrategie virtueller Museen BRÜCKNER, CONNY (Prof. Dr. Wolfgang Schöhl) (Prof. Dr. Bernhard Thull) • Evaluierung von Aufstellungssy- stematiken und Katalogsystemen GRAU, ANNE MARIE AULBACH, JUDITH öffentlicher Bibliotheken in ländlichen • Informationsbedarfsanalyse bei • Der Einsatz von Empfehlungssy- Regionen Bildungsprojekten am Beispiel OLPC stemen bei Literaturdatenbanken am (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) (Prof. Dr. Bernd Jörs) Beispiel der FIS Bildung (Prof. Dr. Marc Rittberger) CHRIST, CLAUDIA GRUND, ANNA NAOMI • Life Cycle Optimierung für News- • Lesesozialisation und Leseförde- BASTIAN, HEIKE letter-Marketing rung im Vorschulalter. Konzeption und • Unternehmenskommunikation und (Prof. Geribert Jakob) Durchführung einer Veranstaltungs- Öffentlichkeitsarbeit in der Touris- reihe für Kindergartenkinder in der musbranche DIEHL, SEBASTIAN Stadtbücherei Reinheim (Prof. Geribert Jakob) • Analyse des Marktes für Finanz- (Prof. Dr. Berthold Meier) marktinformationen BERKNER, FLORIAN (Prof. Dr. Bernd Jörs) HASTIK, CANAN • ESD – Electronic Software Distribu- • Visualisierung von komplexen tion. Eine Analyse des Marktes für den DITTMANN, YVONNE Wissensdomänen am Beispiel des elektronischen Vertrieb interaktiver • Situationsanalyse und Konzeption Empfehlungssystems der Universi- Unterhaltungssoftware eines barrierearmen Onlineshops am tätsbibliothek Karlsruhe (Prof. Dr. Christian Otto) Beispiel von Internetversandapotheken (Prof. Dr. Bernhard Thull) (Prof. Dr. Elke Lang) BÖHM, PETER HEINZ, CHRISTINE • Kompetenzmanagement im Infor- DOBRICK, JOHANNA • Audiovisuelle PR-Arbeit für die mationszentrum Bildung – Konzeption • Trendanalyse von Nutzerverhalten Hochschule Darmstadt und Realisierung als Herausforderung für die Pro- (Prof. Geribert Jakob) (Prof. Dr. Marc Rittberger) duktentwicklung – dargestellt an Contextual Communication HELFRICH, SABINE BÖING, MEIKE (Prof. Dr. Bernd Jörs) • Konzeption eines branchenspezi- • Planung, Spezifi kation und Integrati- fi schen ERP-Systems für den Knopf- on einer ERP-Software für den Einsatz ENGELMANN, CHRISTIAN handel im Service-Bereich • ESD – Electronic Software Distribu- (Prof. Dr. Christian Otto) (Prof. Dr. Bernhard Thull) tion. Eine Analyse des Marktes für den elektronischen Vertrieb interaktiver HIRTE, THOMAS BORN, DOROTHEE Unterhaltungssoftware • Entwicklung und Evaluierung von • Konzeption einer Social Software (Prof. Dr. Christian Otto) CMS-Komponenten für das User Wissensplattform für den Bereich Interface auf Basis von AJAX Administration & Resources in einem (Prof. Dr. Bernhard Thull)

201 QUERSCHNITT 23

HOFFARTH, MELANIE MOKLINE, JEANNETTE SHANG, MENG • Widgets als B2C-Marketing-Instru- • Analyse der Informationsbarriere • Die chinesische Börsen Branche ment im E-Business zwischen Verbraucher und Hersteller (Prof. Dr. Bernd Jörs) (Prof. Dr. Bernd Jörs) in der Lebensmittelindustrie (Prof. Dr. Horst-Joachim Lüstorff) SHEPHERD, OLIVIA KALUPKE, RAINER • Deutsche Telekom AG Lifestyle • Medien im Wandel – Crossmedialer PAMPUCH, SILVIA Newsletter – Evaluierung, Aktualisie- Journalismus • Qualitätsmanagement und seine rung und Neugestaltung (Prof. Geribert Jakob) Anwendungsmöglichkeiten in (Prof. Geribert Jakob) Bibliotheken KIM, NATALIE (Prof. Dr. Berthold Meier) STRANO, OLGA • Analyse des digitalen Hörbuch- • Konzeption eines webbasierten marktes in öffentlichen Bibliotheken RAUSCH VON TRAUBENBERG, EVA Kataloges zur strategischen Markt- (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) • Social Media Optimization als In- und Wettbewerbsanalyse im Rahmen strument des Online- & Suchmaschi- systematischer Existenzgründung KNAUER, DENIS nenmarketings (Prof. Dr. Martin Michelson) • Entwicklung einer Wissens- (Prof. Dr. Bernd Jörs) management-Plattform für kleine TANDOROST, MAHSA Organisationen ROSENBERGER, JASMIN • Evaluation des Content Management (Prof. Dr. Bernhard Thull) • Evaluierung der Benutzbarkeit einer Systems des Fernsehunternehmens Software des Deutschen Wetter- Pro Sieben Sat.1 KOLB, STEFFEN dienstes zur Erstellung von Wetter- (Prof. Geribert Jakob) • Management von Problemkrediten warnungen mit Unterstützung eines Management- (Prof. Dr. Bernhard Thull) UNGER, TINA Informations-Systems • Konzeption eines fl exiblen Com- (Prof. Dr. Martin Michelson) SAEKERT, SVEN petitive Intelligence-Portals auf Basis • Analyse der EU-Fernsehbericht- einer Nutzerbefragung bzw. Funk- KÖLBL, GLORIA erstattung am Beispiel ORF tionsanalyse des bisherigen Competi- • Kundenrückgewinnung für Öffent- (Prof. Geribert Jakob) tive Intelligence-Systems liche Bibliotheken (Prof. Dr. Bernd Jörs) (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) SCHAADT, DESIREE • Analyse und Evaluation von profes- WEBER, ARNO KRÄMER, PIA sionellen SEO-/SEM-Tools – Simula- • Image Retrieval in einer Bild- • Audiovisuelle PR-Arbeit für die tion der Kunden und Nutzenerwartung agentur: Vergleich von text- und Hochschule Darmstadt (Prof. Dr. Bernd Jörs) merkmalsbasierter Bildsuche (Prof. Geribert Jakob) (Prof. Dr. Reginald Ferber) SCHÄFER, MARCUS KRAMMIG, NINA • Abbildung von Informationstypen in WENDT, SABINE • Zukunft der Bürgermedien der Softwareentwicklung am Beispiel • Entwurf und Implementierung eines (Prof. Geribert Jakob) einer Web 2.0 Anwendung Intranets für die ULB Darmstadt auf (Prof. Dr. Bernd Jörs) der Basis eines CMS LAUDENBACH, OLIVER (Prof. Dr. Bernhard Thull) • Informationswirtschaftliche Analyse SCHMIDBAUER, SUSANNE von Geschäftsmodellen im Internet • Jungs und Männer in Bibliotheken: WISSEL, VERENA (Prof. Geribert Jakob) Gender-Aspekte der Kundenforschung • Die kompetentesten journalisti- (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) schen Quellen für deutsche Jour- MAGER, STEFFEN nalisten und Öffentlichkeitsarbei- • Neukonzeption eines Teilangebots in SCHMITTER, MARKUS ter – ermittelt durch empirische einem großen kommerziellen Online- • Suchmaschinenoptimierung im Web Recherchestrategie Portal – Optimierung für Nutzende 2.0 – Integration und Nutzung von User (Prof. Dr. Wolfgang Schöhl) und Suchmaschinen Generated Contents zur Traffi c-Stei- (Prof. Dr. Reginald Ferber) gerung im T-Online Reiseportal WOHLFART, SANDRA (Prof. Dr. Bernd Jörs) • Einsatz von PDF-Dateien in MIEHLE, SUSANNE barrierearmen Websites • Katalog 2.0 – was Bibliotheks- SCHUSTER, ALEXANDER (Prof. Dr. Bernhard Thull) kataloge von Suchmaschinen und Web • Wissensbilanzen als strategisches 2.0-Technologien lernen können Managementinstrument und ihre YAQOUBI, EDITA (Prof. Dr. Berthold Meier) Anwendung in Bibliotheken • Konzeption und Entwicklung eines (Prof. Dr. Ulrike Steierwald) elektronischen Chemikalien-Einkaufs- führers (Prof. Dr. Horst-Joachim Lüstorff)

202 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN

STUDIENGANG ENGELHARD, TOBIAS LUDWIKOWSKI, MARTIN INFORMATION SCIENCE & • Nicht mein Kampf – Documentary • Das Leben danach – Documentary ENGINEERING / INFORMATIONS- (Prof. Thomas Carlé) (Prof. Thomas Carlé) WISSENSCHAFT FIEDLER, JAN MADEJA, ANETA MASTER (AUSWAHL) • Mantis – a 3D animated Short Film • Concept and Production of a 2D (Michael O'Hare) Animated Music Video WS 2007/2008, SS 2008 (Alexander Kehry, Vertret.-Prof.) FRANZ, ASTRID DR. BAYER, CHRISTOPH • Sophia – animated Cartoon on the OESTERLE, CHRISTOPH • Implementierung neuer E-Learning- subject of child poverty in Germany • Multimedia Production of the Rock- Angebote am Deutschen Institut für In- (Prof. Tilmann Kohlhaase) band „Teilzeitrockstars" ternationale Pädagogische Forschung (Prof. Moritz Bergfeld) unter Nutzung des LOTSE-Konzepts GÖTZ, BETTINA THERESA (Prof. Dr. Marc Rittberger) • Suzan – Short Movie ORTMANN, PATRIC OLIVER (Prof. Thomas Carlé) • Nicht mein Kampf – Documentary STUDIENGANG (Alexander Kehry, Vertret.-Prof.) MEDIA PRODUCTION GRUSS, WOLFRAM • Joe Eskimo – Animated Short SCHNEIDER, JULIA BACHELOR (Prof. Tilmann Kohlhaase) • 3D Reconstruction of an ancient roman building and environment WS 2007/2008, SS 2008 HINKEL, KERSTIN (Prof. Tilmann Kohlhaase) • Seiteneffekte – Short Fiction Film ASCHULIN, ALONA (Prof. Thomas Burnhauser) SCHNEIDER, KLAUS ULRICH • Crosswalk – a short documentary • Identity and Motion – Creation of (Prof. Thomas Burnhauser) HUBRICH, THORSTEN a Corporate Design and Corporate • Der Weg zum Urizon – Short Movie Motion Visuals BAYRAM, YASIN (Prof. Thomas Burnhauser) (Jörg Waldschütz, Vertret.-Prof.) • Running Stories – Short Movie (Prof. Thomas Burnhauser) HÜBSCH, DAVID SHIRWANI, SHIMA • surprise – Animated Short • Meine Cousine im Iran – Documen- BEDDOK, VIRGILE (Prof. Tilmann Kohlhaase) tary Film • Katrina Blues – Documentary (Prof. Thomas Carlé) (Prof. Thomas Carlé) ILCHEV, HRISTO • Nihilarian Rebirth – Real Time STEGER, HANNA BELGER, SABRINA MAUREEN Strategy Game • Singing with ears – recording of an • Foodsafe – Integrierte Informations- (Dr. Stefan Göbel, Vertret.-Prof.) audio cd in dependence on a children kampagne Contra „Grüne Gentechnik songbook in Lebensmitteln" JURADO-SCHROTZ, MARTIN (Prof. Moritz Bergfeld) (Prof. Andrea Krajewski) • Mantis – a 3D animated Short Film (Michael O'Hare) STEFFER, RAUL BUCHWALD, TALEA • Das Leben danach – Documentary • Flügelschläge – Documentary Film KUSCHEL, FALKO (Prof. Thomas Burnhauser) about Bulimia • Der Zeitbringer – Dokumentarfi lm (Prof. Thomas Carlé) über einen Seelsorger TRAN PHUC, MARIO (Prof. Thomas Burnhauser) • Joe Eskimo – Animated Short DOYCHINOVA, ELENA OLEGOVA (Prof. Tilmann Kohlhaase) • Old Bulgaria – Documentary Film LAI, KHUNOG-TIN (Prof. Thomas Carlé) • Advertising video portraits of VASILEV, MIHAIL VASILEV persons showing their work, art and • 3D Development, Graphic Design DÖNMEZ, ÜMIT philosophy and Animation of a Sporting Device • Sijak – 3D-Trailer for the Teakwondo (Alexander Kehry, Vertret.-Prof.) (Prof. Tilmann Kohlhaase) Championship 2008 (Prof. Tilmann Kohlhaase) LUCIO LOPEZ, CLAUDIA IVETH VASILEVA, NELI TIHOMIROVA • Passion pour le chocolat – Concept • Old Bulgaria – Documentary Film DÖRRIES, SARAH and Development of an Commercial (Prof. Thomas Carlé) • CHAIROS Relaunch: Corporate for a Brand Design Development (Prof. Hubert Eisner) VASILEVA, VELISLAVA (Jörg Waldschütz, Vertret.-Prof.) • Interactive Video for a Second Hand Shop (Prof. Hubert Eisner)

203 QUERSCHNITT 23

VOSS, SUSANNE DOROTHEE PREUSCHOFF, SIMON • Change – Concept and Development fb w • Entwicklungen und Perspektiven of an Advertising Campaign for POSCH des Regionalmarktes „Central East" (Prof. Claudia Söller-Eckert) FACHBEREICH WIRTSCHAFT (Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhau- sen) WEBER, JOHANNES WS 2007 / 2008 • Cardiac Output feat. SAGAN, DAVID „The F-Bedlam" BROLLE, MARIO • Market-Coupling (Prof. Moritz Bergfeld) • Prozessoptimierung zur Vermark- (Dr. Klaus Arend) tung eines webbasierten Veranstalter- WEBER, WILHELM produktes am Beispiel der SCHAEDE, MARGIT • MindTheWeb 2.0: Konzeption und Thomas Cook AG • Energiedatenmanagement der Produktion eines Online-Compu- (Prof. Dr. Christoph Wiese) Schott AG – Erstellung einer Daten- terspiels als Prototyp für ein neues bank und energiewirtschaftlicher Spielgenre DECHERT, MATHIAS Auswertungen (Prof. Claudia Söller-Eckert) • Evaluierung der internen Ser- (Prof. Dr. Knut Hildebrand) viceprozesse zur Optimierung der WULF, MAREN Dienstleistungsqualität – das Beispiel SELASINSKY, ALEXANDER • Development of an Online Com- der Schenck Process GmbH • Die Bedeutung von Corporate Social munication Platform for the Internal (Prof. Dr. Ralf K. Schellhase) Responsibility (CSR) für Unternehmen Communication at Universities der Energiewirtschaft (Prof. Hubert Eisner) KESSLER, MICHAEL (Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhau- • Klimafreundliche Siedlungsent- sen) ZANEVA, TEODORA TODOROVA wicklung – umgesetzte Projekte und • Old Bulgaria – Documentary Film rechtliche Grundlagen STILL, LYDIA (Prof. Thomas Carlé) (Prof. Dr. Martin Führ) • Analyse des österreichischen Strommarktes mit Aspekten grenz- ZINNER, BRITTA LANGER, NICO überschreitender Stromeinspeisung • propilot – checklist aid software for • Einbindung des Luftverkehrs in den (Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhau- light aircraft pilots Emissionshandel und Entwicklung sen) (Prof. Kyrill Fischer) einer Sicherungsstrategie am Beispiel der Deutschen Lufthansa UNTCH, JÜRGEN STUDIENGANG (Prof. Dr. Martin Meyer-Renschhau- • Risikoanalyse zum Betrieb und MEDIA DIRECTION sen) Bewirtschaften von Differenzbilanz- kreisen unter der Berücksichtigung MASTER NGO NDJEN, ROSALIE der Pfl ichten aus der StromNZV • Einsatz von Getreide zur Raumwär- (Prof. Dr. Martin Führ) WS 2007/2008, SS 2008 meerzeugung – Analyse und Bewer- tung der energetisch-technischen, WILCZEWSKI, KERSTIN GREULE, MATHIAS ökonomischen und ökologischen • The Positioning of the European • Production of an interactive Radio- Aspekte Space Operations Centre (ESOC) under play in surround sound format (Prof. Dr. Lothar Petry) the corporate brand of the European (Prof. Moritz Bergfeld) Space Agency (ESA) SS 2008 (Prof. Dr. Ralf K. Schellhase) HEYM, JOCHEN • Innovative multimedia DVD FREY, HENDRIK construct • Energieversorgungssysteme für (Prof. Moritz Bergfeld) größere Neubauten – Wirtschaftliche Betrachtung nach §5 EnEV 2007 LINDA, SEBASTIAN CHRISTOPHER (Prof. Dr. Matthias Knoll) • Born to skate – an autobiographic Documentary about HOCH, MARC a Skateborders Live • Potenziale zur Erhöhung der (Prof. Dr. Hans Puttnies) Energieeffi zienz bei der MVV Umwelt (Prof. Hans-Jürgen Zubrod)

MEIER, CHRISTOPH • Optimierung des Transportmanage- ments für europäische Landverkehre der Merck KGAA (Prof. Dr. Knut Hildebrand)

204 DIPLOM-, BACHELOR- UND MASTERARBEITEN QUERSCHNITT 23 DANKSAGUNG

Wir danken Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen für ihre freundliche Unterstützung der Examensprojekte unserer Studentinnen und Studenten:

ABB AG, Hanau Continental Systems Division, Frankfurt am Main ABB AG, Mannheim Continental Teves AG & Co, Frankfurt am Main ABB AG – Calor Emag Mittelspannungsprodukte, Ratingen Daimler AG, Sindelfi ngen ABB Forschungszentrum, Ladenburg Dalkia Energie Service GmbH Adam Opel GmbH, Rüsselsheim Deka Immobilien Investment GmbH, Frankfurt am Main adPosition GmbH DEKRA Personaldienste GmbH, Stuttgart Airbus Deutschland GmbH, Hamburg Deutsche Börse Systems AG AKASOL e. V., Darmstadt Deutsche Lufthansa AG Alstom Power Service GmbH , Mannheim Deutsche Telekom AG AppliChem GmbH, Darmstadt Deutsche Telekom AG, Darmstadt AREVA Energietechnik GmbH, Frankfurt am Main Deutsche Telekom AG, Portal Lifestyle AREVA NP GmbH, Karlstein Deutsche Telekom AG, T-Online Reiseportal ascolab GmbH, Tennenlohe Deutsche Telekom, Products & Innovation Astrium GmbH, Friedrichshafen Deutscher Wetterdienst ASV Darmstadt Diehl Aerospace GmbH, Nürnberg Automotive Components Penzberg GmbH, Penzberg Diehl BGT Defence GmbH, Röthenbach B. Braun Melsungen AG, Melsungen DIPF, Frankfurt am Main Baumarkt direkt GmbH & Co KG, Hamburg DIPF, IZ Bildung BB AG, Mannheim Divibib GmbH, Wiesbaden BCC Group International DLR Bearing Point GmbH Donges Steeltec GmbH GmbH, Hildesheim Dublin Institute of Technology BMW Group AG, München E.ON Energy Sales GmbH, München Bombardier Transportation GmbH, Mannheim Ebert Ingenieure GmbH, Frankfurt am Main Bosch Rexroth Group Eckelmann, Elektron. Steuerungen, Wiesbaden Bosch Rexroth GmbH, Erbach EDAG Engineering – Design AG, Petersberg BRAIN AG ELS GmbH, Gross Bieberau Brandt Gerdes Sitzmann Wasserwirtschaft GmbH, Darmstadt Endesa Energia S.A., Frankfurt am Main Braun GmbH, Kronberg Entsorgungsbetriebe, Wiesbaden Breeze Two GmbH, Darmstadt ESG – Elektroniksystem- und Logistik GmbH Brendel Ingenieure AG, Frankfurt am Main Eurocopter Deutschland GmbH, Ottobrunn Bruder & Gerhart GbR, Aschaffenburg European Space Operations Centre (ESOC) BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, Traunreut , Mannheim Büro Prof. Pfeifer Evonik, Hanau CAPAROL Evonik Degussa GmbH Chairos GmbH, Frankfurt am Main Evonik Röhm GmbH, Darmstadt CDM Consult GmbH Faktor 10 Gesellschaft für Siedlungs- u. Hochbauplanung mbH Clariant, Frankfurt am Main Fa. AXI. Tech GmbH, Frankfurt am Main Clearstream Fa. COOPER Crouse-Hinds, Eberbach Cominvest Asset Management GmbH, Frankfurt am Main Fa. Dipl.-Ing. F. Preiser MRT e. K., Bruchköbel Commerzbank AG / BHF-BANK, Frankfurt am Main Finbridge Compact Dynamics GmbH, Starnberg Firma Eurocopter Deutschland GmbH, Ottobrunn Conti Temic microelectronic GmbH, Markdorf Firma Evonik Röhm GmbH, Darmstadt Continental AG, Frankfurt am Main Franzen Bau GmbH, Kottenheim Continental Automotive Systems AG & Co. OHG, Frankfurt/M. Franzengroup, Kottenheim

206 Fraport AG OSRAM Opto Semiconductors GmbH, Regensburg Fraunhofer IGD, Darmstadt P3 Systems, Stuttgart Fraunhofer Institut EZRT, Fürth PEAK-System Technik GmbH, Darmstadt Fraunhofer Inst. f. Betriebsfestigkeit u. Systemzuverl., DA Pepperl & Fuchs Omnitron AG, Griesheim Fraunhofer Institut für integrierte Schaltung, Erlangen Procter & Gamble Manufacturing GmbH, Euskirchen Fraunhofer Inst. f. sichere Informationstechnologie, DA Procter & Gamble Service GmbH, Darmst. Innovation Center Fujitsu Microelectronics Europe, Langen ProLei.T. AG, Herzogenaurach GE Fanuc Automation Europe ProSiebenSat.1 Produktion GmbH Gesellschaft f. Schwerionenforschung (GSI), Darmstadt PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnolo- Goethe-Universität Frankfurt am Main gie, Geschäftsbereich Energie EE, Aschaffenburg Grunewald Werkzeuge & Formen GmbH & Co KG, Bocholt QualityPark AviationCenter, Hamburg Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg REMAK Hähn Automation, Reinheim Heraeus, Hanau Robert Bosch GmbH, Reutlingen Hereschwerke Automation GmbH, Hösbach Robert Bosch GmbH, Schwieberdingen Hessen-Energie, Wiesbaden Robert-Koch-Institut, Berlin Hessischer Rundfunk, Frankfurt am Main SAG GmbH, Langen HIMA Paul Hildebrandt GmbH und Co KG, Brühl Sanofi -Aventis HMR Automatisierung und Prozesstechnik GmbH Sanofi -Aventis Deutschland GmbH Hottinger Baldwin Messtechnik, Darmstadt SAP AG, Walldorf HTV GmbH, Bensheim Sapient GmbH, Düsseldorf Hydrodivide AG, Industriepark Höchst, Frankfurt am Main Satisloh GmbH, Wetzlar IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr, Gifhorn scanware electronic GmbH, Bickenbach iC-Haus GmbH, Bodenheim Schenck Process GmbH IHK Darmstadt Schott AG, Mainz IMG Schüco USA, Newington, CT, U.S.A. Infraserv GmbH & Co Höchst KG, Frankfurt am Main Semikron Elektronik GmbH & Co. KG, Nürnberg Ingenieurbüro Schlier und Partner, Darmstadt Siemens A & D, Frankfurt am Main Ingenieurgruppe Bauen, Mannheim Siemens AG, Erlangen inpower GmbH, Mainz Siemens AG, I & S IS ICS 21, Erlangen Institut f. solare Energieversorgungstechnik (ISET), Uni Kassel Siemens VDO Automotive AG, Babenhausen Inst. f. Biometrie u. -statistik (IBB) d. Helmholtzzentr., München SIRONA Dental Systems GmbH, Bensheim Institut für Mikrotechnik, Mainz Sirona, Bensheim Inter Control Hermann Köhler Elektrik GmbH & Co. KG, Nürnberg Software AG ion2s, Ober-Ramstadt Staab & Kolb GmbH, Kleinostheim Iongate Biosciences GmbH Stadtbibliothek Heidenheim Jahreszeiten Verlag Syndication Stadtbücherei Frankfurt am Main Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH, Obertshausen Stadtbücherei Reinheim Keyence Deutschland GmbH Stadtentwässerung Frankfurt am Main Klima Bündnis Alianca del Clima Standard & Poor’s Koenig & Bauer AG, Würzburg Süddeutsche Zeitung La Roche, Basel Süwag Energie AG, Kassel Lahmeyer International, Frankfurt am Main T-Com Lufthansa WorldShop GmbH tecsis GmbH, Offenbach am Main Mainfranken Netz GmbH, Würzburg Telekom AG, Products & Innovation Mainova Energie Dienste GmbH TellSell Consulting GmbH MAN Diesel SE, Augsburg TES Electronic Solutions Manic GmbH Texas Instruments Deutschland GmbH, Freising Max-Planck-Gesellschaft Thomas Cook AG Merck KGaA, Darmstadt Tiefbauamt Wiesbaden Merck, Darmstadt TNS Infratest Forschung GmbH, München Metronon Automation GmbH, Mainz T-Systems, Darmstadt Morgen & Morgen, Hofheim Umweltfreundliche Energieanlage GmbH MRM Worldwide GmH Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt MVV Umwelt GmbH Vattenfall Europe Distribution, Hamburg Neckermann.de GmbH Velomobil, Frankfurt am Main Neonatologie d. Zentr. d. Kinder- u. Jugendmed. d. Goethe-Uni, Ffm VICOM Tech, San Sebastián, Spain NEUE DIGITALE GmbH, Frankfurt am Main VisionmaxX GmbH, Weiterstadt Ober Ramstadt Vitronic GmbH, Wiesbaden OFB Projektentwicklung GmbH, Frankfurt am Main Volkswagen AG, Wolfsburg opus 5 – interaktive medien gmbh Wachendorff Automation GmbH & Co. KG, Geisenheim ORF Ziller ASS, Frankfurt am Main

207 QUERSCHNITT 23 IMPRESSUM

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