SWR2 Musikstunde Weihnachtliche Symbole (1 – 4) Folge 2: Stern

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SWR2 Musikstunde Weihnachtliche Symbole (1 – 4) Folge 2: Stern SWR2 Musikstunde Weihnachtliche Symbole (1 – 4) Folge 2: Stern Von Bettina Winkler Sendung: 22. Dezember 2020 Redaktion: Dr. Bettina Winkler Produktion: SWR 2020 SWR2 können Sie auch im SWR2 Webradio unter www.SWR2.de und auf Mobilgeräten in der SWR2 App hören – oder als Podcast nachhören: Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. 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Musik 1 Engelbert Humperdinck: „Der Stern von Bethlehem“, Lied für eine Singstimme und Klavier Olaf Bär (Bariton) Helmut Deutsch (Klavier) M0267525-007, 2'13 Olaf Bär und Helmut Deutsch mit Engelbert Humperdincks Lied „Der Stern von Bethlehem“. Um dieses Himmelsphänomen geht es unter anderem heute in der SWR2 Musikstunde. In der Bibel bei Matthäus lesen wir über die Magier, also die Weisen aus dem Morgenland, und den Stern, dem sie gefolgt sind: "Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren wurden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ An späterer Stelle im Matthäus-Evangelium wird dann beschrieben, was die Sterndeuter nach ihrem Besuch bei Herodes machen: „Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zum Ort, wo das Kind war. Dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter, da fielen sie nieder und huldigten ihm. " 3 Musik 2 Johann Sebastian Bach: Nr. 58: „Als sie nun den König gehöret hatten“, Rezitativ Evangelist aus: 6. Teil: Am Fest der Erscheinung Christi Weihnachts-Oratorium BWV 248 Werner Güra (Tenor) Akademie für Alte Musik Berlin Leitung: Renè Jacobs M0057057-059, 1'14 Ein Ausschnitt aus dem 6. Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach, Werner Güra übernahm die Rolle des Evangelisten, René Jacobs leitete die Akademie für Alte Musik Berlin. Christen feiern diese Episode aus dem Matthäus-Evangelium am 6. Januar, dem Epiphaniasfest oder Dreikönigstag. Seit der Spätantike beziehen astronomische und astrologische Theorien den „Stern von Bethlehem“ auf verschiedene Himmelsphänomene, um Jesu Geburt genauer zu datieren. Da man mittlerweile weiß, dass der eigentliche Geburtstermin Jesu im Jahre 7 vor dem Beginn unserer Zeitrechnung liegt, kommen mehrere astronomische Ereignisse in Betracht: Zwei Kometen, einer davon der Halleysche, kann man damals sehen – auch eine Supernova ereignet sich in dieser Zeit. Überraschende himmlische Ereignisse, die die Sterndeuter aus dem Osten aber nicht hätten vorausberechnen können. Aber um das Jahr 7 vor Christi Geburt gibt es mehrere komplexe Planeten-Konstellationen, darunter eine von Sonne, Jupiter, Venus und Mond im Sternbild Widder – ein mögliches Vorbild für den Stern von Bethlehem. Aber vor allem die sogenannte größte Konjunktion, die direkte Begegnung von Jupiter und Saturn im Sternbild Fische, ist ein aussichtsreicher Kandidat. Gleich dreimal – das ist das Besondere daran, deswegen „größte Konjunktion“ – ereignet sich damals dieses Planetentreffen in kurzen Abständen am Himmel. Und das war im Voraus zu berechnen! Bedenkt man, dass der Planet Jupiter dem höchsten Gott der Babylonier zugeordnet ist und Saturn nach babylonischer Auffassung das Schicksal der Juden bestimmt, so kann man leicht nachvollziehen, welche Bedeutung diese dreimalige Konjunktion für Sterndeuter gehabt haben muss. Außerdem glaubt man damals, dass das Sternbild Fische die Geburt eines Menschen anzeigt. 4 In diesem Jahr haben wir eine einfache große Konjunktion – ihr Höhepunkt war vergangenen Abend gegen 18.30 Uhr im Tierkreiszeichen Steinbock. Sie ereignet sich alle zwanzig Jahre, doch so dicht, wie in diesem Jahr, stehen die beiden Planeten erst wieder im Jahr 2080 am Himmel. Sie können das Treffen von Jupiter und Saturn aber auch noch die nächsten Tage sehen. Suchen Sie sich ab 17.30 Uhr einen Aussichtspunkt mit freiem Blick nach Südwesten – dort können Sie ganz leicht die beiden Planeten sehen, bevor sie dann untergehen, vorausgesetzt der Himmel ist klar! Musik 3 Thomas Selle: „Videntes stellam magi à 8“, Konzert für 2 Soprane, Bass, capella fidicinia und Basso continuo Bremer Barock Consort Leitung: Manfred Cordes M0286786-004, 6'05 „Videntes stellam magi“, ein geistliches Konzert von Thomas Selle mit dem Bremer Barock Consort unter der Leitung von Manfred Cordes. Das Judentum distanziert sich von antiker Sternenkunde und verbietet die Anbetung von Gestirnen als Gottheiten. Dennoch sehen auch Bibel-Autoren in Himmelsphänomenen einen Hinweis auf besondere Ereignisse. Sie sind in der biblischen Prophetie jedoch meist Zeichen für kommendes Unheil. Im Falle der Geburt Jesu Christi aber wird der Stern zu einem königlichen Zeichen, hier wird ein Herrscher geboren, der die Welt verändern wird. Und die Erwähnung eines Sterns im Zusammenhang mit der Geburt Christi im Matthäusevangelium muss sein, denn nur so bestätigen sich die Prophezeiungen aus dem Alten Testament – schon im 24. Kapitel des 4. Buches Mose ist im Hinblick auf das Kommen Jesu von einem Stern die Rede. Es ist also vor allem die Symbolkraft des Sterns von Bethlehem, die zählt. Musik 4 Francis Poulenc: „Videntes stellam“ aus den „Quatre motets pour le temps de Noël“ für gemischten Chor a cappella Polyphony Leitung: Stephen Layton M0092149-014, 2‘31 5 Das Ensemble Polyphony mit „Videntes stellam“ aus den vier Motetten für die Weihnachtszeit von Francis Poulenc. Sie hören die SWR2 Musikstunde, ich bin Bettina Winkler und in meiner kleinen Reihe über Weihnachtssymbole geht es heute um den Stern. Nicht nur der Stern von Bethlehem spielt im Zusammenhang mit Weihnachten eine wichtige Rolle, es ist auch immer wieder die Rede vom Morgenstern. „Christus ist der Morgenstern, Christus ist das Licht des Lebens, Christus ist der Morgenstern“, so schreibt Beda Venerabilis, englischer Theologe und Geschichtsschreiber aus dem 7./8. Jahrhundert. Will Todd hat diesen Text vertont. Musik 5 Will Todd: “Christ is the Morning Star” Vasari Singers Martin Ford (Orgel) Leitung: Jeremy Backhouse 05537 Naxos 8.574179, Take 9, 5‘03 Neue britische Chormusik von Will Todd: „Christ is the Morning Star“, gesungen von den Vasary Singers, Martin Ford hat die Orgel gespielt, Jeremy Backhouse war der Dirigent. Während es für den Stern von Bethlehem mehrere astronomische Erklärungsmöglichkeiten gibt, lässt sich der Morgenstern recht leicht identifizieren. Dabei handelt es sich um den Planeten Venus, wenn er deutlich vor der Sonne aufgeht. Abhängig von ihrer jeweiligen Position zur Sonne ist die Venus sechs bis sieben Monate lang Morgenstern, dann bleibt sie etwa drei Monate hinter der Sonne unsichtbar, weil sie zu den inneren Planeten unseres Sonnensystems gehört, und wird dann für sechs bis sieben Monate zum Abendstern. Der ganze Zyklus dauert rund 19 Monate. In unserem Sonnensystem ist der Planet Venus der Erde am nächsten – „nur“ etwa 40 Millionen Kilometer ist er entfernt, beim Mars sind es dagegen rund 56 Millionen. Die Sumerer verbinden diesen hellsten Wandelstern mit der Göttin Inanna, die Babylonier mit Ištar, der Göttin der Liebe und des Krieges, Ninsianna heißt sie, wenn sie als Morgenstern zu sehen ist. Bei den alten Römern steht die Venus für Liebe, Schönheit und Weiblichkeit. Als hellster nächtlicher Himmelskörper neben dem Mond schenkt Venus Lebensfreude und Harmonie. 6 Musik 6 Gustav Holst: “Venus, the bringer of peace”, Adagio aus: The Planets op. 32 (H 125) SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart Leitung: Roger Norrington M0011475-002, 7'04 So klingt Venus, die Bringerin des Friedens, in Gustav Holsts Orchester-Suite „Die Planeten“, in der SWR2 Musikstunde leitete Sir Roger Norrington das SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. In der griechischen Antike bekommt der Morgenstern den Namen Phosphoros, was so viel bedeutet wie Lichtträger oder Lichtbringer. Den Abendstern, dem man eine eigenständige physische Existenz zusprach, nennt man dagegen Hesperos. Auch nachdem man entdeckt hat, dass es sich bei Abend- und Morgenstern um denselben Planeten handelt, hält die Antike an der Trennung der beiden als mythologische Wesen fest.
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