Ladislaw Starewicz: Ein filmo-Bibliographisches Verzeichnis 2012
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Repositorium für die Medienwissenschaft Katja Bruns Ladislaw Starewicz: Ein filmo-bibliographisches Verzeichnis 2012 https://doi.org/10.25969/mediarep/12767 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Bruns, Katja: Ladislaw Starewicz: Ein filmo-bibliographisches Verzeichnis. Hamburg: Universität Hamburg, Institut für Germanistik 2012 (Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 135). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/12767. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: http://berichte.derwulff.de/0135_12.pdf Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0/ Attribution - Non Commercial - No Derivatives 4.0/ License. For Lizenz zur Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu dieser Lizenz more information see: finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 135, 2012: Ladislaw Starewicz. Redaktion und Copyright dieser Ausgabe: Katja Bruns. ISSN 1613-7477. URL: http://www.rrz.uni-hamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0135_12.pdf Letzte redaktionelle Änderung: 9.3.2012. Ladislaw Starewicz: Ein filmo-bibliographisches Verzeichnis Zusammengestellt von Katja Bruns Inhalt: Starewicz war Kind polnischer Eltern, die aus Litau- 1. Biographie en stammten. Seine Mutter starb 1886. Er wuchs bei 2. Filmographie seinen Großeltern mütterlicherseits in Kaunas im Li- 3. Bibliographie tauischen auf. Er interessierte sich schon als Schüler für Zeichnen und Malen, Schreiben und Schauspie- Ladislaw Starewicz – andere Schreibweisen: lern und begann, Schmetterlinge zu sammeln, stu- J.L. Starewitch, dierte am Ende Kunst und Entomologie. Am 25.11. L. Starewitch, 1906 heiratete er Anna Zimmermann (†1956); im Ladislas Starevich, darauffolgenden Jahr wurde ihre Tochter Irène Ladislas Starevitch, (†1992) geboren, die seit den 1920er Jahren ihrem Ladislas Starévitch, Vater bei der Filmproduktion assistierte und sich Ladislas Starewicz, nach seinem Tod für die Erhaltung der Filme ein- Ladislas Starewitch, setzte. 1913 wurde seine zweite Tochter Jeanne ge- Ladislas Starewitsch, Ladislaw Starewicz, boren (†1984). Anfang der 1920er Jahre siedelte sich Ladyslaw Starewicz, die Familie in Frankreich an. Vladislav A. Starevič, Vladislav Alexandrovič Starevič, Starewicz arbeitete zunächst als Buchhalter im Ka- Wladislaw Starewicz, tasteramt in Kaunas und betätigte sich in seiner Frei- Wladys Starewicz, zeit als Theaterschauspieler und Photograph. Durch Wladyslaw Starewicz, Kontakte zum Völker- und Naturkundemuseum der Władysław Starewicz. Stadt konnte er 1909 seinen ersten Film realisieren, einen von vier Dokumentarfilmen für das Museum. [*] Dank für Ergänzungen geht an Ludger Kaczma- Aus seiner Arbeit für die insektenkundliche Abtei- rek und Dominik Schrey. lung heraus entstand 1909 (UA: 1912?) sein erster animierter Film in Stop-Motion-Technik: Lucanus 1. Biographie Cervus, der einen Kampf zwischen zwei Hirschkä- fern porträtiert. Angeregt worden sein soll er hierzu Ladislaw Starewicz wurde am 27. Juli 1882 (bzw. durch Émile Cohls Les Allumettes animées (1908). am 8. August 1882 lt. Gregorianischem Kalender [1]) in Moskau als Kind polnischer Eltern geboren; In der Folge schrieb und inszenierte Starewicz eige- er starb am 26. Februar 1965 im französischen Fon- ne Drehbücher mit animierten Insekten, unter ande- tenay-sous-Bois. Starewicz war ein polnischer Pup- rem Stryekosa i muravey (Die Ameise und der Gras- pentrickfilmer, der zu den Pionieren der Stop-Moti- hüpfer, 1911). Den Insekten entfernte er zunächst die on-Technik gehört und häufig präparierte Insekten Gliedmaßen, die er dann mit Wachs wieder anfügte, und Tierfiguren als Protagonisten seiner Filme ein- um die zur Animation nötige Beweglichkeit herzu- setzte. Er begann seine Arbeit in Russland und setzte stellen. 1912 ging Starewicz nach Moskau und ar- sie nach der Oktoberrevolution in Frankreich fort. beitete für die Filmproduktionsgesellschaft von Alexander Khanzhonkov (auch: Chanschonkow). Er Ladislaw Starewicz // Medienwissenschaft/Hamburg, 135, 2012 /// 2 drehte dort zahlreiche kurze Puppentrickfilme mit wurde 1947 beim Filmfestival in Venedig mit der Insekten und selbstgefertigten Puppen. Am bekann- Goldmedaille für den besten Kinderfilm ausgezeich- testen davon sind Prekrasnya Lukanida (Die schöne net, Fleur de Fougère erhielt 1949 den ersten Preis Ljukanida; aka: Die schöne Eulalia, 1912), der die für den besten Animationsfilm beim 11. Kinderfilm- Geschichte der Helena von Troja mit Insekten festival in Venedig. nachinszenierte, und die melodramatische Farce Miest Kinooperatora (Die Rache des Kameramanns, Zwar gelten Starewicz’ Filme heute vor allem als 1912), die auch international Beachtung fanden. Ei- Kinderfilme, doch schon die russischen Filme waren nige seiner Regiearbeiten waren auch Spielfilme, thematisch breit gestreut: So behandelte Mest’ kine- darunter Ruslan I Ludmilla (Ruslan und Ludmilla, matograficeskogo operatora (1912) einen ehelichen 1915) mit dem seinerzeit wohl bekanntesten russi- Seitensprung, andere gehörten einer satirischen schen Schauspieler Iwan Mosschuchin. Kriegspropaganda an etc. Eine ganze Reihe von Fil- men (wie Les Grenouilles qui demandait un Roi, Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Starewicz 1922) greift die literarische Form der Fabel wieder für verschiedene Produktionsfirmen und zog 1917 auf, die heute zu Unrecht als Genre der Kinderfikti- von Moskau nach Jalta auf der Krim. Von dort floh on gilt, traditionellerweise aber eine Grundform mo- er nach der Oktoberrevolution über Italien nach ralischen Erzählens ist; Les Grenouilles etwa ist eine Frankreich, wo er die einfachere Namensform „La- politische Allegorie über eine Gruppe von regime- dislas Starewitch“ annahm. kritischen Amphibien, die sich gegen das Herr- schaftssystem des Films auflehnen. Starewicz ver- Ab 1920/21 begann er in Frankreich unabhängig und mied von Beginn an eine anthropomorphe Anlage ausschließlich Puppentrickfilme zu produzieren. seiner Figuren (wie wir sie von Disney gewohnt Sein erster Film im französischen Exil wurde Les sind), sondern beließ die Insekten in ihrem natürli- Grenouilles qui demandent un Roi (1922), eine poli- chen Bewegungsgestus, auch wenn sie menschliche tische Fabel nach Äsop. Zu seinen beachtetsten Fil- Handlungen (wie Tanzen und Musizieren) vollzogen men gehören der handkolorierte Film La Voix du oder in menschlichen sozialen Umgebungen (wie Rossignol (Die Stimme der Nachtigall, 1923), z.B. Hochzeiten) agierten. Die Gewalt, die in Stare- L’Horloge magique (Die Zauberuhr, 1928) und Féti- wicz’ Kunstwelten eine wichtige Rolle spielt, ist nie che Mascotte (1934). La Voix du Rossignol (1923) verniedlicht, sondern offen ausgestellt; die Figuren erhielt 1925 in den USA eine Goldmedaille als be- werden gequält, verstümmelt, ja sogar bei lebendi- ster Kurzfilm. gem Leibe aufgefressen. Ein wahrer Krieg der In- sekten bricht in La Reine des Papillons (1927) aus, 1928 schloss Starewicz einen Produktionsvertrag mit bis eine Spinne weiteres Unheil bringt. Louis Nalpas. Sein erster Langfilm Le Roman de Renard (Reineke Fuchs) wurde bereits zwischen Gleichwohl sind die Geschichten auch durch einen 1929 und 1931 in Paris produziert, erlebte seine Ur- sardonischen Humor gekennzeichnet, der sich an aufführung jedoch erst 1937 in Berlin und erschien den Erzählungen Nikolai Gogols orientiert, auf den als Tonfilm in Frankreich 1941. Er war zur Zeit sei- mehrere Realfilme zurückgehen, die Starewicz in- ner Premiere erst der zweite abendfüllende Puppen- szeniert hat. Sogar fast surrealistisch anmutende trickfilm überhaupt, der unter ungeheurem Aufwand Szenarien treten auf; Fétiche mascotte (1933) etwa in fast zehnjähriger Arbeit entstand; der Film enthält spielt in einer grotesken Kunstwelt, die von leben- Massenszenen mit mehr als 100 animierten Figuren dem Müll bevölkert ist – von Fisch-Skeletten, fau- auf dem gleichen Set; für eine dreiminütige Sequenz lenden Gemüsepflanzen und ähnlichem –, ein Saxo- galt es, 273.000 Einzelbewegungen zu koordinieren, phon spielender Ballon taucht auf, eine bösartige wie es gelegentlich in der Literatur heißt. Die neuen Holzglieder-Bohnenstange spielt den Teufel. Auf der Erfordernisse des Ton- und später Farbfilms er- anderen Seite enthält das Werk auch Bemühungen schwerten die Produktionsbedingungen, doch Stare- um realistische Impulse; für die Puppen aus Le Ro- wicz produzierte insbesondere in den späten 1940er man de Renard (1931) standen mehr als 150 ver- Jahren bis zu seinem Tod weiter. Zanzabelle in Paris schiedene Köpfe zur Verfügung, um den mimischen Ladislaw Starewicz // Medienwissenschaft/Hamburg, 135, 2012 /// 3 Ausdruck prägnant wiedergeben zu können. Und Three Shorts by Ladislas Starevich (1934-1959). noch ein drittes, reflexives Element, das schon in Minneapolis: Festival Films [1992], 1 DVD, NTSC Miest Kinooperatora (1912) vorgeprägt war, tritt in (Early Russian Cinema. 3.). den späteren Arbeiten zunehmend in den Vorder- Enthält: The Mascot = Fétiche mascotte (1934). sowie die Farbfilme Le Nez au Vent = Nose to the Wind grund: Le Roman de Renard (1931) wird im Prolog (1956) und Carousel boréal = Winter Carousel als Filmvorführung durch einen Affen als Filmvor- (1958). führer in einem Kino ausgewiesen; diese reflexive Angabe auf der DVD-Hülle: “Restoration program led Handlungslinie setzt sich fort, wenn