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Dachzeile DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN Hausmitteilung 20. Dezember 2004 Betr.: Bundespräsident, Willensfreiheit, Kino ft ist es ein Spiel der Gesten, mit denen Staatsoberhäupter in der internationa- Olen Politik Zeichen setzen, und manchmal reicht dafür schon die Auswahl des Reiseziels. Bei Johannes Rau war es so, dessen erster Staatsbesuch als Bundespräsident 2000 nach Israel führte, und auch Horst Köhler fand Beachtung, als er jetzt nach Sierra Leone, Benin und Äthiopien aufbrach – kein Bundespräsident vor ihm war zu dieser Premiere nach Afri- ka gereist. SPIEGEL-Redakteur Ralf Neukirch, 39, begleitete ihn in die Länder, die zu den ärmsten der Erde zählen, und er beobachtete, wie Köhler auf ein touristisches Rahmenprogramm KUMM / DPA WOLFGANG verzichtete, um mehr Zeit für Visiten Köhler, Neukirch in Hospitälern und Armenhäusern zu haben. „Man ahnt, dass Köhler sich auch in der Außenpolitik nicht mit einer Rolle als oberster Repräsentant der Republik begnügen wird“, sagt Neukirch (Seite 38). ine neue Debatte kreist um die alte Frage, wie frei der Mensch in seinen Ent- Escheidungen sei, und sie wird recht leidenschaftlich geführt. Elf renommierte Hirnforscher hatten jüngst in einem Manifest mit der These provoziert, das Denken werde ebenso wie das Fühlen und das Tun von einem Dickicht neuronaler Netze be- stimmt – und sie präsentierten Forschungsergebnisse in Fülle. Entsprechend rigoros trat der Bremer Neurobiologe Gerhard Roth, 62, einer der Unterzeichner des Mani- fests, jetzt im SPIEGEL-Streitgespräch mit dem Freiburger Moraltheologen Eberhard Schockenhoff, 51, auf, das die Redakteure Katja Thimm, 35, und Gerald Traufetter, 32, moderierten: Die Annahme eines freien Willens sei bloße Illusion. Dem von Na- turwissenschaftlern propagierten Paradigmenwechsel mochte Schockenhoff indes nicht folgen.
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