UniReport 4.19 UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 | Jahrgang 52 | Goethe-Universität am Main

Beiträge zum 90. Geburtstag von Jürgen Habermas Suspended Life – Von Birgitta Wolff, Rainer Forst, Klaus Günther und Rolf Wiggershaus 2ff »eingefrorenes« Leben Gesunde Führungskräfte – ein Gewinn Ein Projekt zu Chancen und Risiken für Mitarbeiter und Organisation? der Kryotechnologie Die Sozialpsychologin Antonia Kaluza erforscht den Zusammenhang von Seite 9 Wohlbefinden und Führungsstil. 7

Grenzen überschreiten mit »Imara« Der Wirtschaftsingenieur Baraa Abu El-Khair entwickelt Empfehlungen für Moscheegemeinden. 10

Kunstwerke aus Wachs Die Moulagensammlung des Universitäts­klinikums vermittelt einen lebensechten Eindruck von Hautkrank- heiten aller Art. 14

Philanthropie und Macht Der Politische Philosoph Theodore M. Lechterman erforscht, wie Stifterkultur und Demokratie zusammenpassen.

Foto: CI Photos, Shutterstock 16

Editorial Philosoph, Aufklärer und Intellektueller Liebe Leserinnen und Leser, nach einem für Sie hoffentlich erfolg­ Jürgen Habermas an der Goethe-Universität reichen Sommersemester startet die Goethe-Uni bald in die vorlesungsfreie ie Goethe-Universität stand an drei europäischen Zusammenarbeit. In einer per­ Zeit. Viele werden dann Frankfurt erst Tagen ganz im Zeichen von Jürgen sönlichen Bemerkung zum Schluss seines mal verlassen; viele von uns werden sich Habermas, der aus Anlass seines Vortrags ließ Habermas seine Erfahrungen in um Arbeiten kümmern, die in der Hektik 90. Geburtstages an seine ehemalige Frankfurt Revue passieren, wo er nach eige­ des Semesters liegen geblieben sind oder DWirkungsstätte zurückgekehrt war. Dem viel ner Aussage insbesondere in den frühen 80er erst jetzt anstehen: Prüfungen oder beachteten Vortrag des wichtigsten deutschen Jahren „die befriedigendste Zeit“ seines aka­ Praktika zum Beispiel, oder der Job für Philosophen der Gegenwart, zu dem rund demischen Lebens verbracht hat. Zugleich den Lebensunterhalt. Was immer Sie in 3000 Menschen in das Hörsaalzentrum auf lobte er das intellektuelle Milieu, das für die den nächsten Wochen und Monaten dem Campus Westend kamen, folgte im Ge­ Goethe-Universität nach wie vor prägend tun (oder auch lassen): Danke für Ihr bäude des Forschungsverbundes Normative sei, „aber seine schützenden Nischen braucht unermüdliches Engagement für die Ordnungen ein zweitägiger Workshop zu – und verdient“. Goethe-Universität oder Ihr Vertrauen, Ehren des Jubilars mit Forscherpersönlich­ Jürgen Habermas folgte bei seinem Vor­ das Sie uns als Lernort entgegenbringen! keiten aus aller Welt. trag in Frankfurt einer Einladung des Exzel­ Wir werden uns weiterhin anstrengen, Die Rede „Noch einmal: Zum Verhältnis lenzclusters „Die Herausbildung normativer dieses Vertrauen auch im kommenden von Moralität und Sittlichkeit“ wurde wegen Ordnungen“ durch seine Sprecher Prof. Rai­ Semester zu rechtfertigen, damit wir alle des großen Interesses aus dem Hörsaal HZ1 ner Forst und Prof. Klaus Günther sowie der als „Goethe-Community“ erfolgreiche in fünf weitere Hörsäle übertragen. Nach von Prof. Forst geleiteten Forschungsgruppe Arbeit leisten können. Das schaffen wir Grußworten der Universitätspräsidentin Prof. „Transnationale Gerechtigkeit“, die aus den nur gemeinsam. Und jetzt wünsche ich Birgitta Wolff und Asye Asar, Staatssekretä­ Mitteln seines Leibniz-Preises finanziert wird. allen Studierenden und Mitarbeitenden rin im Hessischen Ministerium für Wissen­ Rainer Forst hatte für die Tage nach dem der Goethe-Universität eine angenehme schaft und Kunst, betonte der politische Phi­ Vortrag ehemalige Schülerinnen und Schüler Sommerzeit! losoph und Habermas-Schüler Prof. Rainer sowie internationale Kolleginnen und Kolle­ Forst das Leitmotiv im Werk von Jürgen Ha­ gen von Prof. Habermas zu einer Tagung Herzliche Grüße bermas. Es sei die klassische Überzeugung ­eingeladen, auf der Habermas‘ demnächst Ihre Birgitta Wolff der Aufklärung, für die Immanuel Kant den erscheinendes Werk „Auch eine Geschichte Präsidentin Begriff des „öffentlichen Gebrauchs der Ver­ der Philosophie“ sowie die Krise und die Zu­ nunft“ geprägt habe. Habermas‘ Werk habe, kunft der Demokratie diskutiert wurden. Zu so Forst weiter, eine große Relevanz für die den Teilnehmenden gehörten u. a. Charles an der Goethe-Universität geleistete Arbeit Taylor, Richard Bernstein, Claus Offe, Oskar „über normative Ordnungen, die Zukunft Negt, Andrew Arato, Nancy Fraser, Seyla der Demokratie und den sozialen Zusam­ Benhabib, Jean Cohen, Axel Honneth, Cristina menhalt“. Lafont, Simone Chambers, Peter Gordon und Jürgen Habermas brachte in seinen philo­ Thomas McCarthy. Bernd Frye sophischen Ausführungen Kant, Hegel und Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 Marx mit Blick auf aktuelle Anforderungen 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt miteinander ins Gespräch. Er plädierte, nicht Vortragsmanuskripte, Nachberichte zuletzt im Kampf gegen eine wachsende so­ und Fotogalerien unter: www.unireport.info ziale Ungleichheit, für eine Vertiefung der www.normativeorders.net/de Foto: Lecher 2 Aktuell 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

ihren Forscherpersönlichkeiten ab. Universität, als Professor für Philo­ Probleme multiperspektivisch zu BIRGITTA WOLFF Das nationale wie internationale sophie mit dem Schwerpunkt Sozi­ reflektieren und die Grenze des Ansehen der Frankfurter Universi­ alphilosophie von 1983 bis 1994, Wissens hinauszuschieben, sondern tät ist nicht nur, aber auch mit den erhielt er 1986 den Leibniz-Preis. auch, dass mit dem an dieser Uni­ Namen Horkheimer und Adorno Mit dessen finanziellen Mitteln rief versität akkumulierten Wissen die Der Arbeiter verbunden; und darüber hinaus – er eine rechtsphilosophische For­ „Praxis“, z. B. die Politik, beraten da Frankfurt das Glück hatte, dass schungsgruppe ins Leben, zu deren werden kann. Durch ihre Mitglie­ Jürgen Habermas einen großen Teil Mitgliedern und regelmäßigen Teil­ der, nicht zuletzt durch die Studie­ seines wissenschaftlichen Lebens hier nehmern der Kolloquien Wissen­ renden, werden gesellschaftliche Jürgen Habermas verbrachte, – eben mit Habermas. schaftler gehörten, die in der Folge Entwicklungen beständig in die Als dieser 2013 den „Kulturel­ selbst für die Goethe-Universität Forschung der Universität impor­ len Ehrenpreis“ der Stadt München prägend waren und sind – u.a. die tiert, mit jedem ausgebildeten Aka­ im »demokratischen erhielt, erwähnte er „eine fast sen­ Rechtswissenschaftler Günter demiker werden die neuesten Er­ timentale Bindung an Frankfurt. Frankenberg und Klaus Günther kenntnisse, mit jeder publizierten Schon anlässlich seiner Rede zum sowie die Philosophen Axel Hon­ Theorie oder lancierten These das 80. Geburtstag führte Habermas neth, Ingeborg Maus und Rainer neueste Wissen in die Gesellschaft Weinberg« aus, dass die Stadt Frankfurt ihr Forst. exportiert. Insofern das jeweils ak­ „scharfes, leicht wiedererkennbares In und mit seiner Arbeit ist es tuell verfügbare Wissen die „Land­ enn der bekannteste Für das Funktionieren einer De­ Profil […] einer herben, einer un­ Habermas gelungen, eine einheitli­ karte“ einer jeden Gesellschaft dar­ Wissenschaftler einer mokratie ist es unabdingbar, die ge­ verschleierten Intellektualität [ver­ che Theorie in der Vielzahl der stellt, ist Wissenschaft alles andere Universität als akade­ sellschaftlichen Herausforderungen danke], die sich den Attraktionen ­disziplinären Stimmen der Philoso­ denn ein Glasperlenspiel, darf also mischer primus inter zu meistern. Die Arbeit an der soge­ und den Dissonanzen einer span­ phie und der Sozial- und Rechts- nicht hinter verschlossenen Türen, Wpares der Goethe -Universität sei­ nannten „freien Welt“ ist dabei so­ nungsreichen Moderne öffnet“. wissenschaften zu schaffen: die darf zumindest nicht nur ars gratia nen 90. Geburtstag feiert, wäre es wohl aus demokratischer wie auch Nicht zuletzt deswegen wird Haber­ Theorie des Diskurses. Sie hat auf artis sein. an und für sich gute akademische aus wissenschaftlicher Perspektive mas immer wieder von anderen vielen Gebieten innovativ und pa­ Exemplarisch zeigt die dritte Tradition, ihm eine Festschrift zu Pflicht wie Privileg. Vielleicht wird Forschungseinrichtungen an die radigmenbildend gewirkt. Das zeigt Rolle von Habermas, als Lehrer, als überreichen. Zudem ist es allgemei­ man dieser Tage aber noch hinzu­ Goethe-Universität in Frankfurt sich nicht zuletzt daran, wie stark Professor, die Konstellation des for­ ner Brauch, dass das „Geburtstags­ fügen müssen, dass es nicht nur der zurückgekommen sein. Gut für die Erkenntnisse auf neuere For­ schenden Lehrens und Lernens, in kind“ sich etwas wünschen darf. Arbeit an sich bedarf, sondern auch Frankfurt. schungsprojekte und -programme der auch der Lehrer noch dazu­ Doch statt mit einer solchen Gabe eines grundsätzlichen Verständnis­ Man kann drei Frankfurter wirken. Ein besonderes Beispiel lernt, und ist damit wohl ein Bei­ in Form einer weiteren Festschrift ses ob der Notwendigkeit dieser An­ ­Phasen von Habermas unterschei­ hierfür ist nicht zuletzt der Exzel­ spiel dafür, dass und wie die Idee an ihn heranzutreten, möchte ich strengung, dass die Arbeit also sicht­ den: Zum ersten Mal zwischen lenzcluster zur Herausbildung nor­ der Universität glücken kann. Es ist stattdessen meinerseits einen Wunsch bar und verstehbar geschieht. 1956 und 1959, als er Assistent am mativer Ordnungen der Goethe-­ dieses spezifisch universitäre Zu­ an ihn, an sein Werk, an uns alle Gerade die Sichtbarkeit ist in Institut für Sozialforschung war. Universität. sammenspiel von Forschung und herantragen. academia, in der Welt der Wissen­ Lehre, diese gegenseitige Beflü­ Mit seinen 90 Jahren durch­ schaft, ein hohes Gut: Je öfter je­ gelung von Lehre und Forschung, schritt er fast ein Jahrhundert – mand zitiert wird, je häufiger eine die die Wissenschaftsinstitution ei­ und während am Anfang „seines“ Person sogar im Fließtext eines ner Universität vor allen anderen Säkulums der Nationalstaat stand, Aufsatzes genannt wird, je promi­ auszeichnet. Denn (nur) hier kom­ formte und formt sich mit und nenter die eigenen Thesen von men, (nur) an einer Universität in Europa nun ein supranationales ­anderen behandelt werden, desto können die unterschiedlichen Mili­ Modell, die Europäische Union. besser. Je illustrer der Zitierkosmos, eus und Generationen zusammen­ Jürgen Habermas Gleichzeitig aber nimmt die demo­ in dem jemand seine Bahnen zieht, kommen, die in und mit ihrem mit seiner Frau Ute, kratische Polarisierung innerhalb un­ je mehr Rezensionen das letzte Aufeinandertreffen die Energien frei­ Universitätspräsidentin seres Landes zu und zeigt es sich, Buch eines Wissenschaftlers als Birgitta Wolff und setzen, die wiederum ein „Phäno­ dass auch der freiheitliche Werte­ Schweif hinter sich herzieht, um so Universitätsvizepräsi- men Jürgen Habermas“ ermöglichen. kanon der sich zur EU zusammen­ heller erstrahlt der Ruf, der Name, dent Rolf van Dick. Und wenn zum Vortrag eines geschlossenen Staaten nicht so ein­ der „zweite Körper“ des wissen­ Foto: Lecher solchen „Phänomens“ eingeladen hellig, doch nicht so selbstver- schaftlichen Ruhms eines Forschers wird, wenn Jürgen Habermas ei­ ständlich, doch nicht so garantiert oder einer Forscherin. Doch was, Damals stand die Frankfurter Ge­ Habermas hat seine Theorie je­ nen Vortrag hält – wer will da ist, wie lange gedacht. wenn jemandes Formulierungen dankenwelt stark unter dem Ein­ doch gerade nicht einfach nur ent­ noch von Unsichtbarkeit sprechen? gar nicht mehr als Zitat kenntlich fluss von Adorno und Horkheimer. wickelt, ließ seine Theorie nach der 3000 Hörer sahen ihn in fünf Hör­ gemacht würden? Wenn wissen­ Als Nachfolger von Max Horkhei­ geistigen Geburt nicht von alleine sälen am 19. Juni dieses Jahres hier schaftliche Neologismen quasi frei mer übernahm er dann 1964 den Laufen lernen, ist nicht hinter ihr an der Goethe-Universität, vom Echo Überblick aus dem Sprachschatz verfügbar Lehrstuhl für Philosophie und So­ unsichtbar geworden, sondern bringt in der Presse ganz zu schweigen. wären? Wenn deren Schöpfer un­ ziologie und entfaltete eine große seine Gedanken und Ideen immer Wieder einmal hat Habermas – sichtbar würde? Droht deren Er­ Wirkung als Lehrer und Forscher, wieder selbst aktiv ein – und auch äußerst sichtbar – mit seinem Vor­ Aktuell 2 schaffer dann nicht im Vergessen der die Kritische Theorie kritisch in den politischen Diskurs. Allein trag „Noch einmal: Zum Verhältnis zu versinken? Grundsätzlich: Ja. weiterentwickelte. In diese Zeit – dass er einen Tag nach seinem von Moral und Sittlichkeit“ das Forschung 6 Aber im Fall von Jürgen Habermas: er blieb bis 1971 – fielen auch die 90. Geburtstag an der Goethe-Uni­ Wort ergriffen, hat Wissenschaft ge­ Nein. Denn hier sind mittlerweile weltweiten Studentenproteste, die versität das Wort – als „Lehrender“ staltet, unser demokratisches Ver­ International 11 andere als die gewöhnlichen Maß­ in Frankfurt eine Hochburg hatten – ergriff, zeigt eindrucksvoll, wie ständnis, unseren Blick auf Demo­ stäbe anzulegen. Ein Beispiel für und im Jahr 1968 einen Kulminati­ sehr er sich noch mit der Goethe-­ kratie und Gesellschaft geschärft. Kultur 12 die Eingemeindung ursprünglich onspunkt. Dabei stand Habermas Universität verbunden fühlt, wie Was nun meinen eingangs er­ spröder wissenschaftlicher Termi­ im Zentrum dieser Diskussionen stark und intensiv er seine Aufgabe wähnten Wunsch anbelangt: Im Campus 13 nologie: Den von Habermas kreier­ und ist keiner Kontroverse aus als Professor als Profession empfin­ Namen der Goethe-Universität ten Satz vom „zwanglosen Zwang dem Weg gegangen. det und lebt. Indem er immer wie­ Frankfurt am Main wünsche ich Impressum 15 des besseren Arguments“ kann Während dieser Proteste und der selbst aktiv seiner Theorie des mir, wünsche ich uns allen, dass man selbstverständlich nach wie Unruhen trat Habermas in einer kommunikativen Handelns Gehör die Schaffenskraft von Jürgen Bücher 18 vor in Anführungszeichen setzen, „doppelten Rolle“ hervor, wie es verschafft, trägt er nachhaltig dazu Haber­mas noch lange anhält und um die geistige Herkunft anzuzei­ sein Biograf Stefan Müller-Doohm bei, dass diese als grundsätzliche die von ihm entwickelten Instru­ Bibliothek 19 gen. Allerdings ist diese Wendung formuliert: Er sei einerseits ein In­ Spielregel des Miteinanders unse­ mente (wie die Theorie des kom­ längst schon über das Dasein als terpret „der politischen, kulturellen rer Republik zum Gelingen der munikativen Handelns) noch viele Freunde 20 einfaches Zitat hinausgewachsen, und sozialen Ursachen der Opposi­ deutschen Demokratie beitragen Früchte tragen werden – im „de­ hat sich zu einer allgemein ge­ tionsbewegung und ihrer Motive kann. mokratischen Weinberg“! Studium 21 bräuchlichen Formulierung aufge­ und Ziele“ gewesen, andererseits Die Goethe-Universität Frank­ Die Goethe-Universität ist glück­ schwungen. Wenn die eigene Spra­ aber auch ein „interner Kritiker“ furt am Main wurde zu Beginn des lich und dankbar, einen solchen Menschen 22 che zum Allgemeingut wird – ist „eines zum Selbstzweck geworde­ 20. Jahrhunderts als Universität Wissenschaftler, Gelehrten und die damit einhergehende persönli­ nen Aktionismus“. Vielleicht darf neuen Typs gegründet, als Beitrag Lehrenden, zugleich aber auch In­ Termine 23 che „Unsichtbarkeit“ auf der Leiter man den erwähnten Rollen noch zur Bewältigung der gesellschaftli­ tellektuellen, in ihren Reihen zu zum Ruhm vielleicht eine höhere eine dritte hinzufügen: Diese ist eng chen Probleme – seien sie z. B. öko­ wissen. Stufe als eine angefügte Fußnote verbunden mit der Rolle des For­ nomischer, juristischer oder medi­ Die Ausgabe 5/2019 erscheint am 10. Oktober, Redaktionsschluss ist samt Namensnennung? schers, des Lehrers, des Förderers. zinischer Natur. Der Gründungs- am 17. September. Die Sichtbarkeit einer Universi­ Während Habermas’ drittem aufrag der Frankfurter Universität Prof. Birgitta Wolff ist Präsidentin tät hängt dagegen immer auch von langen Aufenthalt an der Goethe-­ beinhaltet, nicht nur die sozialen der Goethe-Universität Frankfurt. UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Aktuell 3

der Struktur der Sprache, so heißt es in seiner Frankfurter Für uns als Schüler und Mitarbeiter, die sich Jahrzehnte RAINER FORST Antrittsvorlesung von 1965, „ist Mündigkeit für uns gesetzt“. später zu einem großen Forschungsprojekt zu Normativen Dieser zentrale Gedanke entfaltet sich in vielen Formen Ordnungen zusammenfinden sollten, war das große Buch und erschließt und vermisst ganze Kontinente der Theorie Faktizität und Geltung (1992) prägend. Hier wird gezeigt, Begrüßungsrede neu. In seiner Habilitationsschrift über den Strukturwandel wieso Rechtsstaat und Demokratie konzeptuell zusammen­ der Öffentlichkeit (1962) rekonstruiert Habermas die Heraus­ gehören, und hier wird eine Theorie deliberativer Demokra­ im Namen des bildung einer kritischen, bürgerlichen Öffentlichkeit seit tie vorgelegt, die uns daran erinnert, dass in einer Demokra­ dem 18. Jahrhundert und ihren dialektischen, historischen tie die bessere Rechtfertigung herrschen sollte, nicht der Wandel hin zu einer Entpolitisierung. Und Habermas wäre bloße Wille von Mehrheiten. Exzellenzclusters­ nicht Habermas, hätte er diese Erkenntnisse nicht regelmä­ Für uns war besonders die Art, wie Sie, lieber Herr Haber­ ßig neu betrachtet, zuletzt in Reflexionen über digitale mas, methodisch die Perspektive der Teilnehmer an normati­ Normative Ordnungen Kommunikation. ven Ordnungen und die ihrer wissenschaftlichen Beobach- Es gibt keine relevante theoretische Debatte seit dieser tung verschränkten, maßgeblich, und wir haben auf eigene Zeit, in der Jürgen Habermas nicht eine wirkmächtige Posi­ Weise versucht, diese Methode weiter zu entwickeln. ormalerweise, lieber Herr Habermas, erhalten Ge­ tion eingenommen hätte. Gegen die Hermeneutik Gadamers In den Jahren danach standen einerseits die Ausarbeitung burtstagskinder Geschenke, heute aber beschenken macht er ideologie- und traditionskritische Ansätze stark, im einer transnationalen Theorie der Demokratie und des Rechts Sie uns mit einem Vortrag, und dafür danken Klaus Positivismusstreit arbeitet er die Besonderheit der kritischen an (Postnationale Konstellation), mit besonderem Bezug auf Günther und ich Ihnen sehr. Sozialwissenschaften heraus, die ein emanzipatorisches Inte­ Europa (Zur Verfassung Europas), und andererseits die von NNun heißt es ja Eulen nach Athen tragen, Sie hier in resse verfolgen. Dies führt zu Erkenntnis und Interesse (1968). bioethischen Problematiken ausgehende Beschäftigung mit Frankfurt vorstellen zu wollen. Aber ich sehe, dass unter uns In den Diskussionen über kritische Theorie plädiert er für der Problematik einer „entgleisenden Säkularisierung“, die bei viele Jüngere sitzen, die vielleicht nicht so genau wissen, auf eine radikaldemokratische und rationalistische Umstellung der Frage, weshalb man keine neuen, optimierten Menschen wie viele Weisen Sie die Philosophie, die Sozialwissenschaf­ ihrer Prämissen, dem Begriff einer kommunikativen Vernunft schaffen soll, keine guten Antworten bereitzuhalten scheint. ten, aber auch angrenzende Wissenschaften des Rechts oder folgend. Dieser wird in den Diskussionen mit Luhmanns Sys- Oder noch einmal gründlich nachdenken muss. der Religion, der Sprache und viele mehr nachhaltig geprägt temtheorie soziologisch ausgearbeitet, was zu der Differenzie­ Dies hat den Postmetaphysiker Habermas motiviert, in die haben. rung zwischen einer kommunikativen Lebenswelt und einem Tiefen der Diskussion zwischen Religion bzw. Theologie und Das kann ich in wenigen Minuten auch nicht aufzeigen. System führt, das eigene Medien der Handlungskooperation Philosophie einzusteigen, und das Ergebnis ist die im Herbst Aber ich kann die Singularität, die Ihr Werk darstellt, auch ausbildet, die diskursive Kommunikation austrocknen und erscheinende Genealogie des nachmetaphysischen Denkens nicht unerwähnt lassen, nachdem wir schon einiges über Sie kolonisieren. Das wird in den Werken über die Legitimations- unter dem Titel Auch eine Geschichte der Philosophie. und Ihr politisches, publizistisches Wirken gehört haben. probleme im Spätkapitalismus (1973) und seiner monumen­ Also jetzt in kürzester Kurzform: Auch nur eine der ge­ Also an die Jüngeren, in fast twittergerechter Kurzform: talen Theorie des kommunikativen Handelns (1981) entfaltet, nannten Leistungen hätte zu großem Ruhm gereicht. Alle Der Schlüssel vorneweg. Die Werke von Jürgen Habermas Letztere nichts weniger als eine neue Theorie der Moderne zusammengenommen ergeben ein Werk, für das das Wort sind vielschichtig und behandeln viele Gegenstände. Aber es und sprachpragmatisch transformierte Transzendentalphilo­ „einzigartig“ viel zu blass ist. gibt ein durchgängiges Thema in all der Variationsbreite die­ sophie in einem. Diese Kombination ist nach heutigen Stan­ Und wie das neue Buch zeigen wird, gilt noch immer, dass ses Werks – es ist die Überzeugung der Aufklärung, die Im­ dards der Wissenschaft, die sich in immer enger definierte Be­ alle, die über Habermas forschen, dazu verdammt sind, lang­ manuel Kant auf den Begriff des öffentlichen Gebrauchs der reiche eingräbt, eine synthetische Leistung, die ihresgleichen samer zu arbeiten als ihr Gegenstand. Dass dies so bleibt, lieber Vernunft brachte, also die Überzeugung, dass nur dieser Ge­ sucht. Herr Habermas, wünschen wir Ihnen und uns von Herzen. brauch die Menschen in die Lage versetzt, die Verstellungen, In die dritte Frankfurter Zeit ab 1983 fällt die Ausarbei­ Pathologien und Zwänge zu durchschauen und zumindest tung einer eigenen Art kantischer Ethik, der Diskursethik. Im teilweise zu überwinden, die ihre Autonomie und Mündig­ Diskurs der Moderne von 1985 werden die Kritik und das Prof. Rainer Forst ist Co-Sprecher des Exzellenzclusters keit infrage stellen. Der Diskurs unter Ungleichen, die ein­ Festhalten an der Moderne zusammen gedacht und die Wei­ „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Professor für ander als Gleiche anerkennen sollen, ist ein kritisches und chen für ein „Nachmetaphysisches Denken“ gestellt, das da­ Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität. auch ein befreiendes, Sozialität ermöglichendes Medium. Mit nach in verschiedenen Werken entwickelt wird.

einen Ruf auf eine Professur für Philosophie an der Universi­ worden, mit dem Habermas die Grundlagen der Diskursethik KLAUS GÜNTHER tät Heidelberg annahm. entwickelt hatte. Er bezeichnet diese bis zu seiner Pensionie­ Die zweite Frankfurter Phase begann 1964, als Habermas rung im Jahre 1994 andauernde dritte Frankfurter Zeit als von Heidelberg kommend Nachfolger Horkheimers auf dem „die befriedigendste (...) meines akademischen Lebens.“ Zur Einführung: Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie wurde. Zu den 1986 erhält er den erstmals vergebenen Leibniz-Preis der „produktiven und ganz eigenständigen Mitarbeitern“ in die­ Deutschen Forschungsgemeinschaft, den er für die Bildung über die Rede von ser bis 1971 dauernden Zeit gehörten u. a. Oskar Negt, Claus einer rechtstheoretischen Arbeitsgruppe verwendet, von de­ Offe und Albrecht Wellmer. Zugleich war dies die Zeit des ren Mitgliedern einige später selbst Professor/innen an der Aufbegehrens der Studierenden gegen die Ordinarien-Uni­ Goethe-Universität wurden: Rainer Forst (heute Professor an Jürgen Habermas versität und des durch die 68er-Bewegung ausgelösten tief­ den FB 03 und 08 und Co-Sprecher des Exzellenzclusters greifenden gesellschaftlichen Wandels. Habermas hat die „Die Herausbildung Normativer Ordnungen“, im Jahre 2012 achdem Jürgen Habermas am Abend des 19. Juni Studierenden und Assistenten mit kritischer Sympathie be­ ebenfalls mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet), Ingeborg seinen Vortrag beendet hatte, war es sein ausdrück­ gleitet, sich aber auch offensiv gegen die sich radikalisieren­ Maus (später Professorin am FB 03) sowie der Verfasser die­ licher Wunsch, dass sein persönlicher, an die Präsi­ den Teile der Bewegung gestellt, die eine revolutionäre Situa­ ser Einleitung (später Professor am FB 01, und Co-Sprecher dentin der Universität adressierter Rückblick auf tion gekommen sahen und auf revolutionäre Aktionen des Exzellenzclusters „Die Herausbildung Normativer Ord­ Ndie drei Phasen seiner Tätigkeit an der Goethe-Universität drängten. Die Bemerkung, man habe sich damals im Zent­ nungen“). Regelmäßige Teilnehmer waren außerdem Günter im UniReport veröffentlicht würde (siehe Seite 5). Da er sie rum des Geschehens gefühlt, bezieht sich u. a. auf diese unter Frankenberg (später Professor am FB 01) sowie Axel Honneth auf anderthalb Seiten nur jeweils knapp charakterisiert, großer Beteiligung der inner- und außeruniversitären Öf­ (später Professor am FB 08 sowie Direktor des Instituts für seien im Folgenden kurz die wichtigsten historischen Daten fentlichkeit teilweise heftig geführten Kontroversen. Ein Do­ Sozialforschung). Eines der vielen Ergebnisse dieser Arbeits­ ergänzt. Wer ausführlichere Informationen sucht, sei auf kument sind u. a. die gemeinsam mit Kollegen von der juris­ gruppe war Habermas’ 1992 erschienenes Buch „Faktizität die 2014 im Suhrkamp-Verlag erschienene Biographie von tischen Fakultät, Erhard Denninger und Rudolf Wiethölter, und Geltung – Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und Stefan­ Müller-­Doohm, Jürgen Habermas: Eine Biographie, ver­ sowie mit Ludwig von Friedeburg verfassten Vorschläge zu des demokratischen Rechtsstaats“. Eine spätere, indirekte wiesen. einer Universitätsreform. Folge ist der 2007 bewilligte Exzellenzcluster „Die Herausbil­ Habermas’ erste Frankfurter Phase dauerte von 1956 bis Nach seiner Berufung als Co-Direktor neben Carl Fried­ dung normativer Ordnungen.“ 1961, als er nach seiner Promotion über die Philosophie rich von Weizsäcker an das Starnberger Max-Planck-Institut Wie stark und nachhaltig Habermas während seiner drei Schellings bei Erich Rothacker in Bonn auf Einladung Ador­ zur Erforschung der Lebensbedingungen in der wissenschaft­ Stationen an der Goethe-Universität diese geprägt und auf nos dessen Forschungsassistent am Frankfurter Institut für lich-technischen Welt kehrte Habermas 1983 ein drittes Mal die Philosophie, Soziologie, Politik- und Rechtswissenschaf­ Sozialforschung wurde. Habermas’ Bemerkung, er habe in an die Goethe-Universität als Professor für Philosophie am ten sowie viele andere Disziplinen gewirkt hat, lässt sich Adorno den Lehrer gefunden, nach dem er immer gesucht Fachbereich 08 zurück. Kurz zuvor war sein Hauptwerk, die rückblickend kaum ermessen. Eine Bedingung dafür nennt habe, bezieht sich unter anderem darauf, dass sein Bonner „Theorie des kommunikativen Handelns“, erschienen. Der er im letzten Abschnitt seines Rückblicks, der zugleich eine Doktorvater sich schon früh den Nationalsozialisten ange­ Wechsel des Direktors eines Forschungsinstituts auf eine Pro­ Hoffnung für die Zukunft ausspricht – ein freies und offenes dient hatte. Während dieser Zeit fertigte Habermas auch fessur mit achtstündigem Lehrdeputat war ungewöhnlich, intellektuelles Milieu, „das sich nicht planen lässt, das aber seine Habilitationsschrift an, die später unter dem Titel lässt aber erkennen, wie sehr Habermas die wissenschaftliche seine schützenden Nischen braucht und verdient.“ „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ als Buch erschien und Auseinandersetzung mit Studierenden suchte – wie er es bald auf nachhaltige öffentliche Resonanz stieß. Max Hork­ auch schon zuvor während seiner Starnberger Zeit als Hono­ heimer hatte starke Vorbehalte gegen Habermas wegen des­ rarprofessor am Fachbereich 08 regelmäßig in jedem Som­ Prof. Klaus Günther ist Co-Sprecher des Exzellenzclusters sen intensiver Auseinandersetzung mit der Philosophie von mersemester mit einer Vorlesung getan hatte. Inzwischen „Die Herausbildung Normativer Ordnungen“ und Professor Marx und des Marxismus, so dass er sich 1961 in Marburg war mit Karl-Otto Apel ein Studienfreund aus Bonner Zeit für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtstheorie bei habilitierte und im gleichen Jahr als Professor für Philosophie an den Fachbereich berufen an der Goethe-Universität. 4 Aktuell 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

wegsamen Pfaden zugewiesen als mung von wahrem Fortschritt eine Gemeinsamkeit des Gesprächs meinte: „Fortschritt heißt: aus dem Eine Vision von Moderne: gewährt. […] Kommunikation ge­ Bann heraustreten, auch aus dem hört nicht zu den Grundworten des Fortschritts, der selber Natur dieser Philosophie. Wir nützen die­ ist, indem die Menschheit ihrer ei­ weil die Gunst, die auch der schwe­ genen Naturwüchsigkeit innewird »Humane Formen, in denen rer zugängliche Adressat uns be­ und der Herrschaft Einhalt gebie­ läßt, und sprechen, um ihm doch tet, die sie über Natur ausübt und zu ‚entsprechen‘, chronistisch bei­ durch welche die der Natur sich man Konflikte überleben kann« seite; wir blicken von der Warte des fortsetzt.“ Jubiläums zurück auf eine macht­ Es war dieser Auftritt, der volle Wirkungsgeschichte – im Rah­ ­Habermas zur Charakterisierung Jürgen Habermas zum 90. Geburtstag men der Universität die größte ei­ Adornos als „Schriftsteller unter nes Philosophen seit Hegel.“ Beamten“ veranlasste. Habermas reformulierte, worum es Adorno von Rolf Wiggershaus Paradigmen-Wechsel: ging, als das zentrale Denkmotiv, Statt universale Versöhnung das schon in der 1947 erschienenen hne Theodor W. Adorno Adorno sie vehement: „Da, norm­ als Nachfolger auf Horkheimers artspezifische Kommunikation „Dialektik der Aufklärung“ bestim­ wäre Frankfurt am Main in gerecht, die Grenze der Repräsen­ Lehrstuhl für Philosophie und So­ Als Adorno 1963 60 Jahre alt mend war und das Adorno als den 1950er Jahren schwer­ tativität drastisch bezeichnet ist, so ziologie einen frühen Höhepunkt wurde, ehrte Habermas ihn mit Jüngster eines Kreises vertrat, zu lich zu einem Zentrum der glaube ich auch nicht, daß man erreichte – inzwischen auch ge­ zwei Beiträgen sehr verschiedener dem Habermas auch Ernst Bloch, OSoziologie geworden. Jedenfalls wäre von windigen empirischen Kunst­ wünscht und unterstützt von Art. Der von Horkheimer im Auf­ Max Horkheimer, Herbert Marcuse 1956 ohne ihn – den Koautor der stückchen sprechen kann, die eben Horkheimer. trag des Instituts für Sozialforschung und Gershom Scholem rechnete: „Dialektik der Aufklärung“ – Jürgen nur dann existierten, wenn mehr herausgegebenen Band „Zeugnisse“ Erst der mit Natur versöhnten Zi­ Habermas nicht „mit fliegenden beansprucht würde, als geleistet Habermas und die Kunst öffentlicher enthielt von Habermas einen Nach­ vilisation „kehrte die Natur das Fahnen“ nach Frankfurt gereist. Er ward. […] Und was das thema pro­ Kommunikation trag zum sogenannten Positivismus- freundliche Gesicht zu. Dazu be­ hatte damals „genug von der Philo­ bandum anlangt – was man nicht Theodor W. Adorno, Wolfgang streit. Er lief auf eine Kritik am dürfte es freilich der Selbsterkennt­ sophie“ und begeisterte sich, wie an Gedanken in eine solche Arbeit Abendroth, Hans-Georg Gadamer seine Generationsgenossen Ralf hineinsteckt, kommt selten heraus, – das waren drei für Habermas‘ Dahrendorf und Heinrich Popitz, darin sind wir uns doch wohl einig. frühe akademische und intellektu­ für Soziologie als die neue, Erkennt­ Schließlich haben unsere Hengste elle Laufbahn wichtige Professo­ nis der Wirklichkeit versprechende und Füllen versucht, etwas zu leis­ ren, denen er sich mit dem für ihn Wissenschaft. Mit 27 wurde er der ten, was wir immer von ihnen ver­ charakteristischen Sinn fürs Rele­ erste und einzige soziologische langten: theoretische Motive, die vante im Laufe der Zeit in Geburts­ Assistent des 54-jährigen Adorno sie von uns empfingen, wie immer tagsartikeln, Laudationes und Nach- am Institut für Sozialforschung. auch vorläufig und insuffizient, mit rufen zuwandte. „Ein philosophie­ Dieser soziologische Assistent dem empirischen Zeug zusammen­ render Intellektueller“ war sein war einer, mit dem Adorno philo­ zubringen.“ Artikel zum 60. Geburtstag Ador­ sophisch reden konnte, der aber, Doch Horkheimer blieb hart. nos in der FAZ am 11. September anders als Adornos philosophische „Student und Politik“ wurde zur mit 1963 überschrieben; „Partisanen­ Assistenten, nicht bei ihm studiert Abstand erfolgreichsten Publikation professor im Land der Mitläufer“ hatte und intellektuell nicht von einer vom Institut für Sozialfor­ der Artikel zum 60. Geburtstag ihm geprägt war. So ergab sich eine schung durchgeführten Untersu­ Wolfgang Abendroths in der ZEIT „schattenlose Beziehung“. „Adorno chung, erschien aber nicht in am 19. April 1966; und „Urbanisie­ war immer der Ältere, und er war der vom Institut herausgegebenen rung der Heideggerschen Provinz“ eine intellektuelle Autorität. Er war Reihe der „Frankfurter Beiträge zur die Laudatio auf Hans Georg Gada­ der verehrte Lehrer und später Kol­ Soziologie“, sondern in der illustren mer anlässlich der Verleihung des lege. Da war ein Grundvertrauen. Reihe „Soziologische Texte“ des Hegel-Preises der Stadt Stuttgart Das ist das Verhältnis von Adorno Luchterhand Verlags. Und Haber­ 1979. zu mir: eine Generation dazwi­ mas wurde von Horkheimer, der Ein frühes spektakuläres Beispiel schen, und: das ist einer, der mich von ihm eine weitere empirische öffentlicher Kommunikation war versteht, ohne mich nachzubeten.“ Untersuchung verlangte, bevor an bereits ein Artikel zu Heidegger eine Habilitation zu denken war, zur ­gewesen, der auf den jungen Ha­ Erste Frankfurter Periode: Kündigung seiner Anstellung am bermas großen Eindruck gemacht Eine Geschichte vom Überstehen Institut veranlasst. Eine plausible hatte. 1953 waren Heideggers Vor­ eines Konflikts Erklärung für Horkheimers Haltung lesungen aus dem Jahr 1935 zur Foto: Lecher Je mehr Adornos soziologischer As­ gab Habermas später im Rück­ „Einführung in die Metaphysik“ er­ sistent sich profilierte, desto skepti­ blick selbst. „Für Horkheimer sollte schienen, in denen von der „inne­ funktionalistischen Systembegriff nis des Geistes, der sich als eine mit scher wurde Max Horkheimer, der Adorno die unmögliche Aufgabe ren Wahrheit und Größe der nati­ hinaus, der soziale Lebenswelten sich entzweite Natur durchschaut – von seinem Sitz in Montagnola in lösen, dem Institut mit Hilfe poli­ onalsozialistischen Bewegung“ die wie Natur behandle. Damit sekun­ als ‚Natur, die in ihrer Entfremdung der Schweiz aus letzte Entscheidun­ tisch unanstößiger, akademisch Rede war. Darauf hatte Habermas dierte er Adorno auf eine mit dem vernehmbar wird‘. Dabei verlöre gen traf, während Adorno das Insti­ eindrucksvoller Studien öffentliche mit der Aufforderung zu einer Er­ jüngsten Diskussionsstand der So­ sich die Vernunft nicht etwa in ihr tut vor Ort leitete. Dass von Haber­ Gelder zu verschaffen, ohne die Ra­ klärung reagiert – fokussiert auf die ziologie vertraute und versierte Gegenteil. […] Eine vollendete In­ mas in der von Hans-Georg Gadamer dikalität der gemeinsamen philoso­ Frage: „Läßt sich auch der planmä­ Weise. dividuation hätte nur die verhär­ und Helmut Kuhn herausgege­benen phischen Intentionen ganz zu ver­ ßige Mord an Millionen Menschen, Der andere Beitrag war von ganz tete Kruste abgestreift, die in der „Philosophischen Rundschau“ 1957 leugnen und die nonkonformistische um den wir heute alle wissen, als anderer Art: ein Zeitungsartikel, der bürgerlichen Gesellschaft am Idol der Aufsatz „Zur philosophischen Signatur der Forschungsrichtung – schicksalhafte Irre seinsgeschicht­ am 11.September 1963 unter dem der Persönlichkeit haftet.“ Aller­ Diskussion um Marx und den Mar­ das für die studentische Nach- lich verständlich machen?“ Titel „Ein philosophierender Intel­ dings fand Habermas bei Adorno xismus“ erschien, erfüllte Horkhei­ frage wichtige Image des Instituts – Dass sein viel beachteter Artikel lektueller. Zum 60. Geburtstag von keinen Hinweis, wie eine solche mer nicht mit Stolz. Im Gegenteil: zu beschädigen.“ von Heidegger keiner Antwort ge­ Theodor W. Adorno“ in der FAZ Alternative real aussehen könnte; Er legte Adorno nahe, man solle Die besondere Beziehung zu würdigt wurde, nahm Habermas erschien. Er begann mit der Erin­ er sah nur eine Tendenz zur Be­ Habermas „in Güte dazu bewegen, Adorno blieb ungetrübt, und der einige Jahre später zum Anlass, nerung an einen Auftritt Adornos jahung einer Hingabe an Natur mit seine Philosophie irgendwo anders dem Institut nur gelegentlich einen diese Kommunikationsverweige­ im Jahr zuvor. Auf dem Müns­ „sexual-utopischen und anarchisti­ aufzuheben und zu verwirklichen“. Besuch abstattende Horkheimer rung in einer „chronistischen An­ teraner Philosophenkongress hatte schen Zügen“. Doch Adorno seinerseits pries war kein Hindernis für Habermas‘ merkung zu Martin Heideggers 70. Adorno „vor der versammelten In dem halben Jahrzehnt des Habermas‘ Einleitung zur Untersu­ weitere Anwesenheit dort. Die Ha­ Geburtstag“ zu kommentieren. In Schulphilosophie“ einen Vortrag Wirkens in Frankfurt an der Seite chung des Instituts für Sozialfor­ bilitation bei Wolfgang Abendroth dem 1959 in der FAZ erschienenen zum Thema „Fortschritt“ gehalten Adornos seit 1964 entwickelte Ha­ schung über „Student und Politik“ in Marburg 1961 mit dem „Struk­ Beitrag „Die große Wirkung“ hieß und dabei den Wiener Poeten, Ex­ bermas eine eigene Alternative zu in einem Brief an Horkheimer un­ turwandel der Öffentlichkeit“ und es: „Der Sprachgestus des Schrift­ zentriker und Großstadt-Bohemien einer ganz auf Naturbeherrschung eingeschränkt:„Es ist einfach ein die Hans-Georg Gadamer verdankte stellers Heidegger verrät etwas Peter Altenberg zitiert, der seiner­ setzenden Zivilisation. Einen Mo­ solches Paradestück, daß ich es außerordentliche Professur für Phi­ ­Abweisendes: Wohl wird der Leser zeit gegen die Misshandlung der nat nach Adornos Tod am 6. August dem Institut nicht entgehen lassen losophie in Heidelberg wurden vom Autor beansprucht, wird gar Pferde durch die Kutscher protes­ 1969 erschien in der Wochen­ möchte.“ Als Horkheimer dann gar zu anregenden und bereichernden hereingezwungen in den Blick, der tierte. Das Zitat des bekennenden zeitung „DIE ZEIT“ Habermas‘ Bei­ die Veröffentlichung der ganzen Stationen einer Karriere, die 1964 über Weltalter hinstreicht; doch Décadents sollte veranschaulichen, trag „Odyssee der Vernunft in die Untersuchung ablehnte, verteidigte mit der Rückkehr nach Frankfurt wird ihm eher Gefolgschaft auf un­ was Adorno mit seiner Bestim­ ­Natur. Theodor W. Adorno wäre UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Aktuell 5

am 11. September 66 Jahre alt ge­ im Einsatz für eine Repolitisierung mit Axel Honneth und anderen Horkheimer, Wittgenstein und die „Dialektik der Aufklärung“ eine worden“. In diesem posthumen Ge­ der Öffentlichkeit und für radikale über die Dialektik der Rationalisie­ Einmischung als politischer Intel­ überraschende Aktualität. Dieser burtstagsgruß zitierte Habermas, Reformen bewährte. Eine Grenze rung führte, erläuterte Habermas lektueller, dokumentiert in den Grundgedanke besagte: Die gesell­ was Adorno in Anknüpfung an Ei­ der dabei von ihm in Kauf genom­ das so: „Ich finde es eleganter und „Kleinen politischen Schriften“, bis schaftliche Organisation eines ziel­ chendorffs Wort „Schöne Fremde“ menen Zumutungen und Borniert­ plausibler, dem Kapitalismus zu ge­ zu einem durch das erste Leib­ losen Wachstums der Produktiv­ in der „Negativen­ Dialektik“ for­ heiten war überschritten, als es um ben, was des Kapitalismus ist, d. h. niz-Stipendium der Deutschen For­ kräfte entspringt einem dialektischen mulierte: „Der versöhnte Zustand die Nachfolge von Adorno ging und was er dank seines Differenzie­ schungsgemeinschaft ermöglichten Verhältnis zwischen Unterwerfung annektierte nicht mit philosophi­ die Öffnung für von außen kom­ rungsniveaus und seiner Steue­ rechtsphilosophischen Projekt. Das der äußeren Natur und Zerfall des schem Imperialismus das Fremde, mende Intellektuelle wie Leszek rungsleistungen tatsächlich geleis­ Ergebnis dieser­ als besonders glück­ Subjekts. Diesen Grundgedanken sondern hätte sein Glück daran, Kolakowski von selbst ernannten tet hat. [...] Freilich hat er von lich empfundenen Zusammenar­ aufgreifend meinte Habermas: „Aber daß es in der gewährten Nähe das Adorno-­Jüngern sabotiert wurde. Anbeginn einen enormen Raubbau beit mit fünf ständigen Mitgliedern heute sehen wir diese Dialektik Ferne und Verschiedene bleibt, jen­ mit traditionellen Lebensformen der Arbeitsgruppe war das 1992 auch dann schon am Werke, wenn seits des Heterogenen wie des Eige­ Ende der Frankfurter Schule? betrieben. [...] Die in Bereichen der ­erschienene Buch „Faktizität und wir das Verhältnis einer genverän­ nen.“ Er zitierte diesen Satz, um Der Einladung Carl Friedrich von materiellen Reproduktion entste­ Geltung“ mit „Beiträgen zur Dis­ derten Person zu ihren, wie wir dann ­interpretierend fortzufahren: Weizsäckers, als Ko-Direktor ans henden Krisen werden auf Kosten kurstheorie des Rechts und des de­ annehmen wollen, wohlmeinend- „Wer sich auf diesen Satz besinnt, Starnberger „Max-Planck-Institut einer Pathologisierung der Lebens­ mokratischen Staates“. Sie sollten besorgten Eltern aus dem weiteren wird gewahr, daß der umschrie­ zur Erforschung der wissenschaft­ welt aufgefangen.“ nach dem Zusammenbruch sozia­ gesellschaftlichen Kontext heraus­ bene Zustand, obgleich nie real, lich-technischen Welt“ zu kom­ Dass mit kontinuierlichem öko­ listischer Regime den siegreichen lösen. Die verfügbar gemachte äu­ uns doch der nächste und bekann­ men, folgte Habermas nur zögernd. nomischem Wachstum noch an­ Gesellschaften des Westens Orien­ ßere Natur ist in diesem Falle der teste ist. Er hat die Struktur des „Ich habe mehr Motive, von Frank­ dere, von der älteren Frankfurter tierung bei der Aufgabe bieten, embryonale Körper einer künftigen Zusammenlebens in zwangloser furt wegzugehen, als Motive, nach Schule thematisierte Probleme gra­ die sozialstaatliche und ökologi­ Person, und die zerfallende subjek­ Kommunikation. Und ein solches München zu gehen“, schrieb er im vierender wurden, wurde bei den sche Zähmung des Kapitalismus in tive Natur ist der aus dem Embryo antizipieren wir notwendig, seiner Januar 1971 an Marcuse, der ihn Diskussionen von Sozialphiloso­ den furchteinflößenden Dimensio­ entwickelte Organismus, den die Form nach, jedesmal dann, wenn aufgrund eines SPIEGEL-Artikels phen und Sozialwissenschaftlern nen der Weltgesellschaft energisch heranwachsende Person als ihren wir Wahres sagen wollen.“ Diese gefragt hatte: „Ist das nun das Ende über Habermas‘ Theorem einer voranzutreiben. pränatal behandelten Leib erfährt.“ Interpretation verband er mit dem der Frankfurter Schule? Von einer „Kolonialisierung der Lebenswelt“ Die Emeritierung 1994 bildete Und mit diesem pränatal behandel­ Ausschluss der Möglichkeit, ein Oase aus?“ nicht thematisiert. Es war der At­ eine kaum merkliche Zäsur, weil so ten Leib, so Habermas‘ Argument, fehlte der betreffenden Person die Bezugsbasis für ein ursprüngliches PERSÖNLICHE ANMERKUNGEN VON PROF. JÜRGEN HABERMAS Vertrautsein mit sich als dem ver­ antwortlichen Autor eigener Hand­ lungen. Das würde deren Selbstver­ Die Anwesenheit der Präsidentin unsrer Universität regt mich noch mein Handwerk endlich gelernt zu haben, die befriedigendste Zeit zu einer persönlichen Bemerkung an. Ich habe im Frankfurter Mili- meines akademischen Lebens verbringen können – wiederum in einem ständnis und Eignung als Teilnehmer »eu drei glückliche Phasen meines akademischen Lebens erfahren. Zwei inspirierenden Kreis von brillanten und überaus anregenden Studenten, an reziproken und egalitären inter­ Jahre nach meiner Promotion habe ich hier den Lehrer gefunden, nach Mitarbeitern und Kollegen – ich denke vor allem an meinen Freund personalen Beziehungen infrage dem ich während meines Studiums vergeblich gesucht hatte; der Um- Karl-Otto Apel, auch an die vielen Stipendiaten und Gäste aus dem stellen. gang mit dem täglich gelebten Exerzitium seines Denkens hat mir eine Ausland. Aus dieser Zeit sehe ich heute eine ganze Reihe alter Bekannter Auf die Herausforderungen einer neue Welt erschlossen. Adorno konnte nicht nicht denken – die Atemluft vor mir. ökologischen Ethik reagierte er mit der Trivialität, in der wir anderen leben, war ihm fremd. In der zweiten Ich habe mir, verehrte Frau Präsidentin, diese autobiographische der Fragestellung: Wie weit reicht Hälfte der 50er Jahre wurde er auch erst zu dem, der er dann für die Bemerkung erlaubt, um – genau ein Vierteljahrhundert nach meiner das Feld „sympathetischer Zusam­ Bundesrepublik gewesen ist. Auch die Bundesrepublik war noch nicht Emeritierung – endgültig Abschied zu nehmen, aber auch um daran zu menhänge“? Dabei gelangte er in das liberale Gemeinwesen, zu dem sie bis 1989 sehr langsam herange- erinnern, dass eine Universität mehr ist als eine vom Wissenschaftsrat Erläuterungen zur Diskursethik zu reift ist. Die damals herrschende politische Mentalität war vielmehr so, beurteilte Anstalt für Forschung und Lehre. Solange eine Universität einer vorsichtigen und differenzie­ dass man sich im Institut für Sozial­forschung oft wie in einer belagerten lebt, lebt sie von ihrem Geist, auch vom Gründungsgeist einer städti- renden Lockerung der scharfen Ab­ Festung fühlen konnte. schen Kultur, dem diese Universität ja ihren Ursprung verdankt. Und grenzung sprach- und handlungsfä­ vergessen sollten wir nicht, dass sie dem in ihrer Satzung ausdrücklich Als Nachfolger Horkheimers bin ich in den frühen 60er Jahren aus higer menschlicher Subjekte von verankerten Paragraphen, der eine Diskriminierung wegen religiöser Heidelberg nach Frankfurt zurückgekehrt. nichtmenschlicher Natur und meinte Herkunft ausschloss, eines verdankt hat – jene unvergleichliche, nie Hier habe ich in einem ungewöhnlichen Kreis produktiver und ganz beispielsweise: „Soweit Tiere an un­ wieder ganz erreichte Bedeutung, die sie damals nach ihrer Gründung eigenständiger Mitarbeiter die intellektuell seren Interaktionen teilnehmen, und politisch aufregendste Zeit der alten Bundesrepublik durchlebt: in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch den Glanz unge- treten wir miteinander in einen Wir fühlten uns damals im Zentrum des Geschehens – und waren wir wöhnlich vieler weltbekannter Namen erworben hat, freilich nur bis zum Kontakt, der, weil er von der Art es nicht auch? Bruch von 1933. Wenn alles gut geht, sprießt in diesen neuen Mauern einer intersubjektiven Beziehung Das dritte Mal bin ich in den frühen 80er Jahren mit einem gewissen (in denen ich leider nicht mehr gelehrt habe) auch ein Jahrhundert Aufatmen aus den Fesseln der organisierten Forschung in die freie Luft später ein ähnliches intellektuelles Milieu, das sich nicht planen lässt, ist, über einseitige oder wechselsei­ dieser Universität zurück­gekommen und habe hier, im Bewusstsein, das aber seine schützenden Nischen braucht – und verdient.« tige Beobachtung hinausreicht.“ So klingt wie bereits beim Positi­ vismusstreit Habermas nüchterner als Adorno. Doch wenn man das „geschwisterlicher“ Umgang mit der Zu Adornos Zeit hatte Habermas mosphärenchemiker und ehema­ vieles weiterging, u. a. die Weiter­ ganze Spektrum seiner Themen umgebenden Natur könne an die sich bewusst nur an der Peripherie lige Direktor des Mainzer Max- arbeit an einer Philosophie, auf die und seiner Präsentationsformen Stelle von deren Ausbeutung treten. des Instituts für Sozialforschung Planck-Instituts für Chemie, Paul am besten die von Habermas selbst berücksichtigt, wird deutlich, wie Andererseits zeugten viele Titel angesiedelt, weil für ihn klar war, Crutzen, der für seine Arbeit zum geprägte Bezeichnung „Kantiani­ wichtig Frankfurt und Adorno für der von Habermas mit herausge­ dass die Leitung eines empirisch Ozonabbau 1995 den Nobelpreis scher Pragmatismus“ zutrifft. Im­ ihn geblieben sind und wie dank­ gebenen Theorie-Reihe des Suhr­ forschenden Instituts ihm nicht lag. für Chemie erhielt, der den Begriff mer wieder neu vergegenwärtigte bar Frankfurt und seine Universität kamp-Verlags – beispielsweise John In Starnberg aber musste es, da des „Anthropozäns“ für ein Zeit­ er als Ausgangsposition des Philo­ sein können, dass Adorno Haber­ R. Searles „Sprechakte“, Irving ein Institut zur „Erforschung der alter prägte, in dem die Interaktion sophierens nach Hegel, dass der mas hergelockt hat und Habermas Goffmans „Interaktionsrituale“ oder Lebensbedingungen der wissen­ zwischen der dominierenden Zivili­ Mensch ein leiblich und sprachlich, sich seitdem der Frankfurter Univer­ die Aufsatzsammlung „Schizophre­ schaftlich-technischen Welt“ seinen sationsform der menschlichen Spe­ sozial und historisch situiertes We­ sität verbunden fühlt, wo man ­­ge- nie und Familie“ – von wachsender Schwerpunkt nicht in philosophi­ zies und dem Planeten Erde wenn sen ist. So ist es kein Wunder, dass spannt dem Erscheinen seines Aufmerksamkeit für Kommunika­ schen Diskussionen haben konnte, nicht zu dem, so doch zu einem der für ihn die Themen Bioethik und nächsten Hauptwerks entgegen­ tion und Kommunikationspatho­ vorrangig um empirische Projekte krisenträchtigsten Probleme wurde. Reproduktionsmedizin relevant wur­ blickt: „Auch eine Geschichte der logien. Gleichzeitig begrüßte Ha­ gehen. Die Zeit am Starnberger den. In rechtlichen Strukturen al­ Philosophie“. bermas die Rückeroberung des Max-Planck-Institut wurde denn Ist gesellschaftliche Modernisierung lein lässt sich gesellschaftliche So­ öffentlichen Raums für politisch auch für Habermas keine glückli­ auch in nichtkapitalistischen Bahnen lidarität nicht aufbewahren und relevante Themen durch die Stu­ che Zeit. Das wichtigste Ergebnis vorstellbar? regenerieren. Hinzu kommen muss Dr. Rolf Wiggershaus ist Philosoph dentenbewegung. Bilder und Do­ war die mehr als 1000-seitige „The­ Auf Kooperation der Philosophie ein Selbstbild der Subjekte, das den und Publizist, er ist als Historiker kumente, die ihn in lebhafter Dis­ orie des kommunikativen Han­ mit den Sozialwissenschaften hoffte Gedanken an gesellschaftliche Soli­ der Frankfurter Schule bekannt kussion mit Studenten zeigen, delns“. Aus der alten Unterschei­ Habermas, als er 1983 als Professor darität durch Reflexion auf die geworden. Seine Studie über ihre demonstrierten anschaulich sein dung von technischer und sozialer für Philosophie mit dem Schwer­ vielfache Situiertheit menschlicher Geschichte und Bedeutung sowie Ringen darum, dass die studenti­ Rationalisierung war inzwischen punkt Sozialphilosophie an die Subjekte unterstützt. seine Einführungen über Theodor sche Protestbewegung sich mit ein Konzept­ komplexer und in Goethe-­Universität zurückkehrte. In seinem Beitrag „Ich selber bin W. Adorno, Max Horkheimer und ­ihrem antiinstitutionellen Miss­ sich differenzierter gesellschaftli­ Das Spektrum der vielfältigen Ak­ ja ein Stück Natur‘ – Adorno über Jürgen Habermas gelten als trauen, ihrer Begeisterung für Voll­ cher Rationalisierung geworden, tivitäten dieser dritten Frankfurter die Naturverflochtenheit der ­Ver Standardwerke. versammlungsdemokratie und das den Erfahrungen der letzten Zeit reichte von der Lehrtätigkeit nunft“ zur Konferenz anlässlich von Spontaneität in den Augen Dritter Jahrzehnte gerecht werden sollte. über die Mitwirkung bei Konfe­ Adornos 100. Geburtstag 2003 ver­ als eine ernst zu nehmende Kraft Im Verlauf eines Gesprächs, das er renzen und Symposien zu Adorno, lieh er dem Grundgedanken der 6 Forschung 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Als das Universum die Größe einer Melone hatte Humboldt-Forschungspreis bringt Theoretiker Ulrich Heinz nach Frankfurt zurück.

ls an der Ohio State University An­ war ein entscheidender Schritt, um vorher­ Proton Synchrotron) zu überprüfen und weils während der Sommerpause seiner Uni­ fang Mai die Semesterferien be­ sagen zu können, woran man ein Quark- weiter zu verbessern. „Eigentlich hoffte man, versität wiederkommen. „Die Stadt hat sich gannen, packte Ulrich Heinz seine Gluon-Plasma im Labor erkennen würde. mit dieser Prozedur das Quark-Gluon-Plasma seit meiner Studienzeit sehr zu ihrem Vorteil Koffer, um fast vierzig Jahre nach Direkt beobachten kann man es nämlich kontrolliert abzuschalten, aber dieser Ver­ verändert“, findet der ehemalige Frankfur­ Adem Ende seiner Doktorarbeit an die Goethe-­ nicht. Aber man hatte schon Ende der 1970er such misslang: Auch bei SPS-Energien zeigte ter, der sechs Jahre in Sachsenhausen gelebt Universität zurückzukehren. Hier realisiert Jahre die Idee, Schwerionen (etwa Blei- es immer noch seine (in den nun viel um­ hat und noch in der Robert-Mayer-Straße er mit seinem Humboldt-Forschungspreis Kerne) in Teilchenbeschleunigern mit na­ fangreicheren Datensätzen unmissverständ­ studierte. In den ersten Wochen seiner Rück­ über 60 000 Euro ein Projekt in der Theoreti­ hezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderpral­ lichen) Signaturen!“, so Heinz. kehr lud ihn das Goethe Welcome Center zu schen Physik. Sein Gastgeber ist Prof. Dirk len zu lassen, um den heißen Feuerball aus Bis Ende August wird Ulrich Heinz dieses einer Führung durch die neue historische Rischke, mit dem er schon seit vielen Jahren Quarks und Gluonen zu erzeugen. Dieser Jahr noch an der Goethe-Universität bleiben Altstadt ein. Die hat ihm sehr gefallen. quer über den Atlantik zusammenarbeitet. würde sich nach Bruchteilen von Sekunden und dann in den beiden nächsten Jahren je­ Anne Hardy Mit dem Humboldt-Forschungspreis zeich­ explosionsartig ausdehnen, und die Bestand­ net die Humboldt-Stiftung Forscher aus, de­ teile der Ursuppe würden sich zu Teilchen ren grundlegende Entdeckungen, Erkennt­ verbinden, die man im Detektor nachweisen nisse oder neue Theorien das eigene Fach- kann. gebiet nachhaltig geprägt haben und von Damals gab es aber weder Teilchenbe­ ­denen auch in der Zukunft weitere Spitzen­ schleuniger, die leistungsfähig genug waren, leistungen erwartet werden können. Ulrich um ein Quark-Gluon-Plasma zu erzeugen, Heinz ist einer der weltweit wichtigsten noch gab es Computer, mit denen man die Theoretiker­ auf dem Gebiet des Quark-Gluon- komplexen Gleichungen der relativistischen Plasmas – jener extrem dichten und extrem Hydrodynamik ohne drastische Näherungen heißen Form der Materie, aus der das ge­ in vertretbarer Zeit hätte lösen können. Eine samte Universum kurz nach dem Urknall dieser Näherungen war die Annahme einer hervorgegangen ist. „Heute sehen wir die idealen (also reibungsfreien) Flüssigkeit. Ob­ Asche, in die dieser Feuerball zerfallen ist“, wohl diese Annahme weitgehend als „hane­ erklärt der Physik-Professor. büchen“ abgetan wurde, wurde sie in nahezu allen Arbeiten gemacht, der Not gehorchend. Im Jahr 2000 ging am Brookhaven Natio­ nal Laboratory auf Long Island der Relativi­ stic Heavy Ion Collider (RHIC) in Betrieb, der alle bis dahin verfügbaren Stoßenergien um mehr als einen Faktor 10 übertraf. Im selben Jahr nahm Ulrich Heinz einen Ruf auf einen Lehrstuhl an der Ohio State University an. Wider Erwarten bestätigten die am RHIC durchgeführten Experimente die von Prof. Heinz und seinen Studenten gemachten Vor­ Ulrich Heinz hersagen, die auf der Annahme einer idealen Flüssigkeit beruhten! Foto: Dettmar Bereits kurze Zeit später verdichteten sich Alle Materie steckte wenige Millisekun­ allerdings Hinweise darauf, dass das Quark- KÜNSTLICHE INTELLIGENZ – den nach dem Urknall zusammengepresst in Gluon-Plasma innere Reibung besitzt, die THEMA DER DRITTEN »BAD HOMBURG CONFERENCE« einer vierdimensionalen Kugel mit einem zwar extrem gering, aber (im Gegensatz zum Durchmesser von schätzungsweise zehn bis frühen Universum) in Schwerionenstößen AM FORSCHUNGSKOLLEG HUMANWISSENSCHAFTEN hundert Zentimetern (d. h. irgendwo zwi­ dennoch zu messbaren Abweichungen von schen einem Apfel und einer Wassermelone). der idealen Flüssigkeit führt. Folglich musste ünstliche Intelligenz – Wie können wir Algorithmen vertrauen? Unter diesem Titel Die Materie darin war so dicht, dass Quarks eine neue Theorie her. „Dirk Rischke und ich findet vom 19. bis 21. September 2019 die dritte der Bad Homburg Conferences am – die elementaren Bausteine der Materie – haben seit meiner Zeit an der Ohio State Uni­ KForschungskolleg Humanwissenschaften statt. Im Fokus stehen Fragen nach dem und ihre „Klebeteilchen“, die Gluonen, in versity parallel und in einem freundlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in sensiblen Bereichen des alltäglichen Lebens Form einer nahezu perfekten Flüssigkeit vor­ Wettbewerb miteinander daran gearbeitet“, wie Medizin und Vorsorge, Polizeiarbeit und Finanzsystem. Alle Themen werden aus lagen. sagt Heinz. unterschiedlichen Blickwinkeln, aus Technik- und Humanwissenschaften und aus der Als Ulrich Heinz 1980 an der Goethe-Uni­ Die Zusammenarbeit intensivierte sich, Praxis diskutiert. Welchen Einfluss nehmen Algorithmen heute schon auf Entscheidungen, versität bei dem Theoretiker Walter Greiner als Ulrich Heinz 2007 bis 2008 ein Sabbatjahr wie wird dies in Zukunft aussehen und welche gesellschaftlichen Transformations­ promoviert wurde, hatte er noch nicht viel am Europäischen Kernforschungszentrum prozesse sind durch die Entwicklung von KI zu erwarten? Die Konferenz wird u. a. durch vom Quark-Gluon-Plasma gehört. Aber ge­ CERN bei Genf verbrachte. Heinz hatte ge­ die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung Kristina Sinemus sowie gen Ende seines Studiums erfuhr er davon, rade mit seiner Studentin Huichao Song den einen Keynote-Vortrag des Computerwissenschaftlers Thomas Lippert (Jülich) eröffnet. als er bei einer Winterschule in Schladming ersten Code für reibungsbehaftete relativisti­ Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion, bei der der KI-Unternehmer Chris Boos die Quantenfeldtheorie kennenlernte. Ins­ sche Hydrodynamik entwickelt, deren kom­ (Frankfurt), der auch Mitglied im Digitalrat der Bundesregierung ist, u. a. mit dem besondere faszinierte ihn die Quantenchro­ plizierte Gleichungen dank zwischenzeit­ Hirnforscher Wolf Singer (Frankfurt) und der amerikanischen Forscherin, Politik­ modynamik, mit der man die sogenannte licher dramatischer Fortschritte in der beraterin und Aktivistin Mutale Nkonde (New York) diskutiert. starke Wechselwirkung zwischen Quarks Computertechnologie jetzt numerisch lösbar und Gluonen beschreibt. Er ging für zwei geworden waren. In dieser Zeit besuchte ihn Die Bad Homburg Conferences werden jedes Jahr von der Stadt Bad Homburg und dem Jahre an die renommierte Yale University, Rischke für einige Wochen, und sie arbeite­ Forschungskolleg Humanwissenschaften ausgerichtet. Ziel ist ein Austausch zwischen um die Theorie gründlich zu studieren. Dann ten gemeinsam an der weiteren Verbesserung Vertretern aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur zu aktuellen gesellschaftli- kehrte er nach Frankfurt zurück. Nachdem der zugrundeliegenden Gleichungen. chen Themen. Als Kooperationspartner beteiligen sich dieses Jahr zudem der Exzellenz- er innerhalb nur eines Jahres seine Habilita­ „Man hatte bereits Mitte der 1990er Jah­ cluster Normative Orders sowie das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). tionsschrift eingereicht hatte, zog es ihn wie­ ren Hinweise für das Quark-Gluon-Plasma in der in die Staaten, dieses Mal als „visiting Schwerionen-Experimenten am CERN und Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung: professor“ an die Vanderbilt University. 1987 auch am Brookhaven National Laboratory www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de nahm er dann einen Ruf an die Universität gefunden“, erklärt Heinz. „Aber wir waren Regensburg an. damals, aufgrund der noch etwas fragmenta­ Tel.: (06172) 139770; Iris Helene Koban (Geschäftsführerin des Forschungskollegs „Als junger Professor in Regenburg lernte rischen Datenlage, in unseren Schlussfolge­ Humanwissenschaften), [email protected]; ich Dirk Rischke kennen. Rischke hatte wäh­ rungen sehr vorsichtig. Rückblickend wissen Dr. Thomas Schimmer (wissenschaftlicher Projektreferent), rend seiner Dissertation in Frankfurt ein hydro­ wir, dass wir zu vorsichtig waren.“ Das stellte [email protected]. dynamisches Modell für Schwerionenstöße sich heraus, nachdem vor etwa zehn Jahren entwickelt und ich stellte fest: Das ist ein am RHIC Stoßexperimente auch bei niedri­ Die Teilnahme ist kostenlos, aber nur nach Anmeldung möglich. ausgezeichneter junger Mann“, erinnert sich geren Energien durchgeführt wurden, um die Heinz. Das von Rischke entwickelte Modell älteren Experimente am CERN-SPS (Super UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Forschung 7

Gesunde Führungskräfte – ein Gewinn für Mitarbeiter und Organisation? Fragen an die Sozial­psychologin Antonia Kaluza zur Studie »Leadership behaviour and leader self-reported well-being«

UniReport: Frau Kaluza, warum wurde bislang terem steht die Herstellung einer guten den zusammenhängt. Das heißt, passives der Zusammenhang von Führungsverhalten ­Beziehung im Vordergrund. Die Führungs­ Führungsverhalten ist keineswegs neutral, und Wohlbefinden der Führungskräfte noch kräfte gehen auf die Bedürfnisse der Mit­ sondern führt ebenfalls dazu, dass Führungs­ nicht oder nur wenig untersucht? arbeiter/innen ein und unterstützen sie. kräfte eher gestresst sind bzw. erschöpfte ­Veränderungsorientierte Führungskräfte mo­ Führungskräfte neigen eher zu passivem Antonia Kaluza: Generell existiert bislang we­ tivieren Mitarbeiter über ihr Selbstinteresse Führungsverhalten. nig Forschung zur Führungskräftegesund­ und das Normalmaß hinaus, etwas für die Or­ heit – vor allem im Vergleich zu der großen ganisation zu tun, z. B. durch transformatio­ Lassen sich aus Ihrer Untersuchung auch Anzahl an Studien zur Gesundheit der Mit­ nales Führungsverhalten. Aufgabenorientierte Empfehlungen für die Praxis ableiten? arbeiter. Führungskräfte werden typischer­ Führung beinhaltet das Setzen von klaren Unsere Arbeit kann zum einen helfen, das LOEWE-FÖRDERUNG: weise als stark und leistungsfähig angesehen Zielvorgaben und das Geben von Feedback. Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Füh­ GROSSER ERFOLG FÜR und es passt weniger in unser Bild von Perso­ In Hinblick auf destruktive Führung lässt rungskräftegesundheit eine wichtige Rolle DIE GOETHE-UNI nen in Führungspositionen, dass sie auch ge­ sich zwischen aktiven destruktiven Verhal­ spielt. Da das Führungsverhalten wiederum stresst und krank sein können. Damit wurde tensweisen, wie z. B. die intentionale Demü­ Auswirkungen auf die Leistung, aber auch ie Goethe-Universität hat drei das Thema Gesundheit bei Führungskräften tigung von Mitarbeitern, und passivem Füh­ auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat, ist neue LOEWE-Schwerpunkte lange Zeit als nicht wichtig erachtet. Oder es rungsverhalten unterscheiden. Zu letzterem die Förderung des Wohlbefindens von Füh­ Dunter ihrer Federführung einge- wurde sogar als eine Art Tabu-Thema gese­ zählt z. B. laissez-faire Führung, bei welcher rungskräften ein wichtiger Ansatzpunkt für worben, für die in den nächsten vier hen, da es nicht unseren Erwartungen ent­ die Führungskräfte keine Vorgaben machen, Gesundheitsmaßnahmen in Unternehmen. Jahren rund 16,5 Millionen Euro zur spricht, dass Führungskräfte über eigene Be­ aber auch nicht für Mitarbeiter/innen da Zum Beispiel sollte das Thema Gesundheit Verfügung stehen. Auch der vom lastungen und Stress sprechen. Damit einher sind, wenn diese sie brauchen. und die Kommunikation über Stress und Be­ Frankfurt Institute for Advanced ging die (implizite) Annahme, dass die Ge­ lastungen bei Führungskräften enttabuisiert Studies (FIAS) beantragte Schwer- sundheit der Führungskräfte keine Konse­ Was sagen die Ergebnisse? Sind »gute« Chefs und zu einer Selbstverständlichkeit werden. punkt CMMS – Mehrskalen-Model- quenzen für sie selbst, ihre Mitarbeiter/innen gesünder als »schlechte« Chefs bzw. zeigt Gezielte Trainingsmaßnahmen, um die Füh­ lierung in den Lebenswissenschaften oder die Organisation hat – und deswegen eine sich wohlfühlende Führungskraft im Job rungskräftegesundheit zu stärken, aber auch liegt in der Federführung Frankfurter wurde auch der Zusammenhang mit dem ein entsprechendes »konstruktives« Verhalten? strukturelle Veränderungen, damit Füh­ Wissenschaftlerinnen und Wissen- Führungsverhalten wenig untersucht. Ja, insgesamt wurden unsere Annahmen be­ rungskräfte ihre Arbeit effektiv UND gesund schaftler. Zudem ist die Goethe-Uni- Dies hat sich in den letzten Jahren jedoch stätigt, dass ein positives Wohlbefinden der ausüben können, sind hier wichtige Ele­ versität an zwei weiteren Schwer- zunehmend geändert. Nicht nur in der For­ Führungskräfte mit allen drei konstruktiven mente. Gleichzeitig zeigt unsere Arbeit auch, punkten als Antragstellerin beteiligt, schung, sondern auch in der Praxis rückte Führungsstilen positiv zusammenhängt. Da dass die Art und Weise, wie Führungskräfte die beide ein finanzielles Gesamt­ die Führungskräftegesundheit vermehrt in die meisten Primärstudien Querschnittsda­ führen, sich auch auf ihr Wohlbefinden aus­ volumen von 8,9 Mio. Euro umfassen. den Fokus. Unsere Meta-Analyse, die wir zu­ ten enthielten, d. h., die Daten wurden an wirken kann und deswegen die Vermeidung Im neuen LOEWE-Schwerpunkt sammen mit Wissenschaftlerinnen der Chris­ ­einem Messzeitpunkt erhoben, sind hier von destruktivem und passivem Führungs­ „Vergangene Warmzeiten als tian-Albrechts-Universität zu Kiel und der kausale Aussagen über die Richtung der Zu­ verhalten ein weiterer wichtiger Baustein für natürliche Analoge unserer Universität Koblenz-Landau durchgeführt sammenhänge schwierig. Aber auf Grund­ die Gesundheitsförderung bei Führungskräf­ ‚hoch-CO2‘-Klimazukunft“ (VeWa) haben, fasst die bisherigen Erkenntnisse die­ lage der Theorien ist anzunehmen, dass Füh­ ten sein sollte. haben sich unter Federführung ses noch recht jungen Forschungsfeldes zu­ rungskräfte dann positiv führen, wenn es der Goethe-Universität Geologen, sammen und kann somit Ansatzpunkte für ihnen gut geht und gleichzeitig ein positives Fragen: Dirk Frank Biologen, Geografen und Klima­ zukünftige Forschung und für Maßnahmen Wohlbefinden es ihnen erleichtert, konst­ modellierer zusammengeschlossen, in der Praxis liefern. ruktives Führungsverhalten zu zeigen. Dabei um das Paläoklima und die Paläo­ zeigt veränderungsorientierte Führung die Antonia J. Kaluza, Diana Boer, umwelt quantitativ zu erforschen, Wie sind Sie methodisch vorgegangen in stärksten Zusammenhänge, beziehungsori­ Claudia Buengeler & Rolf van Dick (2019) idealerweise in bis zu saisonaler Ihrer Meta-Analyse, welche Erkenntnisse entierte Führung die zweitstärksten, gefolgt Leadership behaviour and leader self-­ Auflösung. Im neuen LOEWE-­ ermöglicht diese? von aufgabenorientierter Führung. Das heißt, reported well-being: A review, integration Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Wir haben zum einen die wichtigsten Theo­ vor allem diejenigen Führungskräfte, die den and meta-analytic examination, Sprache und Identität“ soll die Frage rien über den Zusammenhang zwischen dem Fokus auf die Motivation und Inspiration der Work & Stress behandelt werden, wie die identitäts- Wohlbefinden von Führungskräften und ih­ Mitarbeiter/innen und auf die Herstellung DOI: 10.1080/02678373.2019.1617369 bedingenden Faktoren (Sprache, rem Führungsverhalten aus insgesamt 88 einer guten Beziehung legen, fühlen sich Religion, kulturelles Erbe etc.) Forschungsarbeiten zusammengetragen. Zum wohl und sind zufrieden am Arbeitsplatz. Webseite miteinander im Kontext der Migration anderen haben wir die empirischen Ergeb­ Umgekehrt zeigen gesunde Führungskräfte https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0 von Minderheiten interagieren. Im nisse dieser Arbeiten meta-analytisch aus­ eher solch ein Führungsverhalten. 2678373.2019.1617369 geplanten LOEWE-Schwerpunkt gewertet, d. h., wir haben die Daten dieser „Architekturen des Ordnens“ soll ­Studien statistisch zusammengefasst und Und wie sieht das Wohlbefinden von untersucht werden, welche Bedeutung analysiert. Dieses integrierte Vorgehen er­ Vorgesetzten mit einem »destruktiven« Architektur für die Bildung von laubt es, den aktuellen Forschungsstand ei­ Führungsstil aus? gesellschaftlichen, ­kulturellen und nes Forschungsfeldes sowohl theoretisch als Unsere Ergebnisse zeigen, dass aktiv des­ wissenschaftlichen Ordnungskonzep- auch empirisch darzustellen. Zum Beispiel truktiv führende Vorgesetzte, die z. B. auto­ ten hat – und wie diese Ordnungs­ können wir somit Aussagen über die Höhe kratisch oder despotisch führen, eher ein konzepte wiederum auf den Architektur­ der Zusammenhänge zwischen verschiede­ schlechteres Wohlbefinden berichten. Es ist diskurs und dessen Ordnungsbegriffe nen Indikatoren von Wohlbefinden und un­ anzunehmen, dass Mitarbeiter/innen solcher zurückwirken. terschiedlichen Führungsstilen treffen. Ein­ Führungskräfte sich ebenfalls negativ verhal­ Zudem ist die Goethe-Universität zelne Primärstudien haben oft nur einen ten (z. B. Aufgaben schlechter erledigen) und an folgenden weiteren LOEWE-­ oder wenige Indikatoren oder Führungsstile dies sich dann negativ auf die Führungskräf­ Schwerpunkten als Antragspartner erfasst, so dass solch ein Vergleich nicht mög­ tegesundheit auswirkt. Gleichzeitig neigen lich ist. gestresste Führungskräfte eher zu solch ei­ beteiligt: „CMMS – Mehrskalen-­ nem negativen Führungsstil, da sie vielleicht Modellierung in den Lebenswissen- Welche verschiedenen Formen von Führungs- zu erschöpft sind, um sich selbst zu kontrol­ schaften“, „GLUE – G protein-coupled­ verhalten lassen sich unterscheiden? lieren und dann ihre schlechte Stimmung receptor Ligands for Underexplored Häufig wird zwischen konstruktiver und de­ an die Mitarbeiter/innen weitergeben. Dabei Epitopes“ sowie „TRABITA – Transi- struktiver Führung unterschieden. Konst­ haben wir herausgefunden, dass aktiv des­ ente Bindungstaschen für die ruktive Führung beinhaltet beziehungsori­ truktive Führung zwar stärkere Zusammen­ Wirkstoffentwicklung“. entiertes, veränderungsorientiertes und auf- hänge aufweist, aber auch passive Führung gabenorientiertes Führungsverhalten. Bei Ers­ negativ mit dem Führungskräftewohlbefin­ 8 Forschung 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport kurz notiert Goethe, Deine Forscher

Diversity-Studie Die repräsentative Erhebung wurde im Schuljahr 2017/18 durch- geführt. www.bertelsmann-stiftung.de/de/ publikationen/publikation/did/child- rens-worlds-2

Santander und die Goethe-Uni Die Diversity-Studie der Goethe-­ auch in Zukunft starke Partner Universität konnte im vergangenen Mai erfolgreich ihre Erhebung ab- schließen. Die Untersuchung er- fasst Studienerfahrungen an der Goethe-Universität. Hierfür werden verschiedene Perspektiven berück- sichtigt, z. B. das Studium mit Beein- trächtigung, als Erste*r der Familie Foto: Dettmar oder mit Kind. Das Forschungspro- jekt des Programms „Starker Start Die Goethe-Universität Frankfurt ins Studium“ erfreute sich dabei und die Santander Consumer Bank Foto Köser eines großen universitären Inter- AG verlängern die Einzelprojekte esses an den durchgeführten ihrer seit 2012 bestehenden Part- Gruppendiskussionen: „Wir be­ nerschaft um weitere fünf Jahre. BARBARA ASBRAND, ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTLERIN danken uns herzlich für die breite Einen entsprechenden Vertrag un- ­Unterstützung und freuen uns auf terzeichneten die Präsidentin der on Wissenschaft hatte sie die Nase voll: Wäh­ wickeln, zu erproben und anderen Schulen zur die nun folgende Auswertung der Universität, Prof. Birgitta Wolff, und rend Barbara Asbrand an ihrer Dissertation Verfügung zu stellen. Asbrand und ihrer Arbeitsgruppe spannenden Gespräche“, erklärt Fernando Silva, Vorstandsmitglied über Religionsunterricht in der Grundschule obliegt es, diesen auf Dauer gestellten Schulversuch Dr. Anja Wolde, Gleichstellungs­ der Santander Consumer Bank AG. arbeitete, erlebte sie den Wissenschaftsbe­ wissenschaftlich zu begleiten. „Unsere Zusammenarbeit beauftragte und Leiterin des Gleich- Das interdisziplinäre Zusatzange- Vtrieb als ausgesprochen konkurrenzbetont: „Mir hat mit der Helene-Lange-Schule stellt ein klassisches stellungsbüros. Die Ergebnisse der bot „Entrepreneurship & Innova- überhaupt nicht gefallen, wie Wissenschaftlerinnen ­Beispiel für ‚Third Mission‘ dar“, sagt Asbrand, „die Studie werden im kommenden tion“ sowie das Welcome Centre und Wissenschaftler miteinander umgingen.“ Ihre Goethe-­Universität sieht sich ja nicht nur Forschung Jahr veröffentlicht. Zusätzlich der Universität stehen im Zentrum Doktorarbeit habe sie dann zwar noch fertiggeschrie­ und Lehre, sondern auch dem Wissenstransfer in die werden Handlungsempfehlungen der Förderung. Aufgabe des Goethe ben, „weil man eigentlich zu Ende bringen sollte, was Gesellschaft hinein verpflichtet.“ Die Beziehung der für die (Weiter-)entwicklung studien­ Welcome Centre ist es, optimale man angefangen hat“. Aber ansonsten stand für As­ Wiesbadener Schule und der Pädagogen von der begleitender Angebote entstehen. Startbedingungen für internatio- brand fest: „Nie wieder Wissenschaft.“ Dachte sie. Frankfurter Universität sei von Anfang an als „Win- www.diversity-studie.uni-frankfurt.de nale Wissenschaftler zu schaffen „Und nicht einmal ein Jahr später ich mich habe dabei win-Situation“ definiert gewesen: So sei es für sie stets und ihnen während ihres universi- ertappt, wie ich in der Bibliothek saß und wissen­ attraktiv gewesen, auf diese Weise einen ständigen Alternativer Drogen- tären Aufenthalts zur Seite zu ste- schaftliche Aufsätze las“, berichtet Asbrand, die nach „Feldzugang“ für ihre Forschung zu haben, außerdem und Suchtbericht hen – über akademische Belange der Promotion zunächst drei Jahre in der Erwachse­ würden auch die angehenden Lehrerinnen und Lehrer Der sechste Alternative Drogen- hinaus. Das Lehrangebot „Entre- nenbildung arbeitete, dann aber doch in die Wissen­ – ihre Studierenden – diesen unmittelbaren Kontakt und Suchtbericht 2019 will anhand preneurship & Innovation“ ist ein schaft zurückfand: Sie habilitierte sich im Fach Erzie­ mit einer aufgeschlossenen und reformfreudigen Schule von Beiträgen fachkompetenter neues Programm der Universität, hungswissenschaft, folgte 2007 zunächst einem Ruf als hilfreich empfinden: wenn beispielsweise jemand Autorinnen und Autoren Ansätze das sowohl Bachelor- als auch nach Göttingen und hat seit 2010 am Fachbereich aus dem Kollegium dieser Schule in einem ihrer Semi­ für eine „rationale, pragmatische Masterstudierenden Tools und ­Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität am nare vortrage oder wenn sie mit den Studierenden und ideologiefreie Drogenpolitik ­Methoden der Praxisumsetzung Institut für Pädagogik der Sekundarstufe eine Profes­ eine Exkursion nach Wiesbaden unternehme. „Und auf­zeigen“, und zwar im Hinblick vermittelt. sur mit dem Schwerpunkt „Allgemeine Didaktik und umgekehrt ist es für die Schule natürlich attraktiv, weil auf legale wie illegale Substanzen. Schulentwicklung“ inne. sie durch unsere Evaluationen eine wissenschaftlich Ein Schwerpunkt des diesjährigen Wolfgang Schopf erhält fundierte Rückmeldung zu ihrer Arbeit bekommt“, er­ Berichts ist die Tabakkontrollpolitik, Ehrendoktorwürde Dokumentarische Methode läutert Asbrand. ein weiterer die Frage, wie eine Ihr wissenschaftliches Interesse ist heute breit gefä­ Steuerung der nationalen Drogen- chert: Asbrand forscht sowohl zum fachlichen Lernen Wechsel in die Teilzeit politik aussehen kann, um effektiver im Schulunterricht als auch zu den Kommunikations- In der Zukunft möchte Asbrand in ihrer Forschung der auf die gesundheitspolitischen und Interaktionsprozessen, die in der komplexen Frage nachgehen, warum Schulen wie die Wiesbadener ­Herausforderungen reagieren zu ­Organisation „Schule“ ablaufen: nicht nur zwischen Helene-Lange-Schule so innovationsfreudig sind und können. Dr. Bernd Werse vom ­Lehrern und Schülern, sondern genauso zwischen wie sich Möglichkeitsräume für Veränderung in Schu­ ­Centre for Drug Research an der verschiedenen Schülern, innerhalb des Kollegiums, len eröffnen. Im Oktober reduziert sie ihre Arbeitszeit Goethe-Universität ist Mitheraus- Foto: Dettmar zwischen Schulleitung und Kollegium sowie anderen an der Goethe-Universität, weil ihr Mann, der sich bis­ geber des Berichts. schulischen Akteuren. Dazu bedient sie sich der „do­ her um die derzeit sechs Jahre alte Tochter gekümmert https://alternativer-drogenbericht.de Wolfgang Schopf, Leiter des Litera- kumentarischen Methode“: Sie erstellt sowohl Video- hat, wieder auf eine volle Stelle wechselt. Asbrand turarchivs der Goethe-Universität als auch Tonaufzeichnungen und erfasst dabei das wird sich also mehr der „praktischen Pädagogik“ – Studie Children’s World+ Frankfurt, ist von der Fakultät IV ­Geschehen im ganzen Klassenraum. „Und das ist sprich: der Erziehung ihrer Tochter – zuwenden und Laut der repräsentativen Studie Human- und Gesellschaftswissen- ­entscheidend“, kommentiert Asbrand. „Ich analysiere möchte außerdem beweisen: Auch als Professorin kann „Children’s World+“, die Prof. Sa- schaften der Universität Oldenburg nicht nur das, was der Lehrer, die Lehrerin erklärt und eine Frau Teilzeit arbeiten. Stefanie Hense bine Andresen (Goethe-Universität) mit der Ehrendoktorwürde ausge- fragt sowie das, was die Schülerinnen und Schüler im Auftrag der Bertelsmann Stif- zeichnet worden. „Schopfs viel­ ­darauf antworten. Dabei berücksichtige ich auch, was tung durchgeführt hat, fühlt sich fältige editorische Arbeiten haben und wie sie untereinander sprechen: sei es mit dem ein großer Teil der jungen Men- eine große Bedeutung für den Sitznachbarn, sei es während einer Gruppenarbeits- schen nicht ernst genommen und ideengeschichtlichen­ Schwerpunkt phase, und wie mit den Dingen im Unterricht inter­ nur unzureichend beteiligt. Je älter unserer Fakultät“, heißt es in der agiert wird.“ Anhand dieser Analysen schließt Asbrand sie werden, desto weniger haben Begründung. Er vereine in sich die auf die Prozesse, die tatsächlich (und nicht nur bei Jugendliche den Eindruck, in der Entdeckerlust des Forschers, die oberflächlicher Betrachtung) im Mikrokosmos Schule Schule mitgestalten zu können. Akribie des Herausgebers, die ablaufen. Viele Kinder gaben an, an ihrer Sorgsamkeit des Archivars, die Schule gehänselt, absichtlich ge- Vermittlungsfähigkeit des Kurators Wissenstransfer in die Gesellschaft hauen oder ausgegrenzt worden zu und die Erfindungskraft des Kultur- Ein solcher Mikrokosmos ist insbesondere die Helene- sein. Datengrundlage der Studie ist managers, betonte der externe Lange-Schule Wiesbaden. Diese Versuchsschule des die aktuelle Welle der internationa- Gutachter Prof. Dr. Erdmut Wizisla Landes Hessen hat die Aufgabe, Neuerungen im Schul­ len Kinder- und Jugendbefragung vom Bertolt-Brecht-Archiv in system wie beispielsweise spezielle Lernformen, päda­ Children’s Worlds für Deutschland. . gogische Konzepte oder Diagnoseinstrumente zu ent­ UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Forschung 9

»Suspended Life«: Chancen und Risiken »eingefrorenen« Lebens Der Soziologe Thomas Lemke erforscht in seinem ERC-geförderten Projekt »Cryosocieties«, wie mit modernen Technologien des Einfrierens Lebensprozesse verändert und gestaltet werden.

as Wort „Kryos“ stammt aus dem flektieren, sei irrig, denn auch in den Altgriechischen und bedeutet so Biowissenschaften werde, so Lemke, durch­ viel wie Kälte oder Eis. Sogenannte aus über die Technikfolgen diskutiert. Das Kryotechnologien ermöglichen es Konzept des „Suspended Life“ („suspendier­ Dheute, menschliches und nichtmenschliches ten Lebens“) soll als begriffliche Klammer für organisches Material durch Verfahren des verschiedene Praktiken fungieren; gleichzei­ Kühlens und Gefrierens dauerhaft verfügbar tig soll eine Verknüpfung zu gesellschaftli­ zu machen. Was in früheren Dekaden noch chen Prozessen hergestellt werden: Was hat nach Science Fiction geklungen hätte, ist die Kryotechnologie mit Individualisierungs­ heute bereits machbar: Gewebe und zellu­ prozessen zu tun, mit der Antizipation von läres Material tiefgefroren zu konservieren, Zukünften und deren Risiken? ohne dass es zu einem sichtbaren Verlust an Vitalität kommt. Wenn biologische Prozesse Social Freezing aufgehalten werden und an einem beliebi­ Lemke und sein Team wollen in drei ver­ gen Punkt in der Zukunft wieder reaktiviert schiedenen Forschungsfeldern untersuchen, werden können, verändert sich aber auch wie „suspendiertes Leben“ in aktuellen Prak­ zugleich das bisherige Verständnis von Le­ tiken der Kryokonservierung hervorgebracht ben. Prof. Thomas Lemke, Soziologe an der wird. Die Teilprojekte befassen sich mit dem Goethe-Universität, beschäftigt sich schon Einfrieren von Nabelschnurblut als Vorberei­ lange mit Fragen der Humangenetik und der tung auf spätere regenerative Therapien, mit Reproduktionsmedizin an der Schnittstelle dem Aufbau von Kryobanken für den Erhalt zwischen Gesellschaft, Medizin und Technik. bedrohter oder bereits ausgestorbener Tierar­ Eher zufällig kam ihm die Idee für ein Pro­ ten sowie mit der Kryokonservierung von jekt zur Kryotechnologie: Bei einem Aufent­ Eizellen für Reproduktionszwecke. Für den Röhrchen mit biologischen Proben werden in flüssigen Stickstoff gegeben. halt in Sydney stellte ihm ein Kollege aus letztgenannten Kontext des „Social Freezing“, Foto: Wzsuzsanna3/hu.wikipedia den Environmental Humanities seine Arbei­ dem Einfrieren menschlicher Eizellen, konnte ten über bedrohte Tierarten vor. „Mir wurde Lemke die Spanierin Dr. Sara Lafuente-Funes und geschlechtlicher Asymmetrien beitrage: klar, dass der Aspekt der Konservierung tieri­ als Mitarbeiterin gewinnen. „In Spanien gibt die Schwierigkeit, eine Vereinbarkeit von Fa­ Presentation of the schen Materials eine enge Verbindung zu es einen im europäischen Vergleich sehr libe­ milie und Beruf herzustellen, werde gewis­ meinen Überlegungen zu den Kryotechno­ ralen rechtlichen Rahmen für die künstliche sermaßen als „natürlich“ betrachtet. ERC research project logien hat. Ein weiterer Austausch mit Befruchtung und Reproduktion. Dadurch ist »Suspended Life: Exploring dem deutschen Technikphilosophen Alexan­ ein großer Markt entstanden, der natürlich Gefrorene Zoos Cryopreservation Practices der Friedrich von der TU Darmstadt hat dann von den kryotechnologischen Innovationen Kryobanken sind nicht auf menschliche Kör­ in Contemporary Societies« bei mir die Idee für ein Projekt reifen lassen, der letzten Jahre maßgeblich profitiert hat“, permaterialien beschränkt. Auch Keimzellen, in dem es darum gehen soll, empirische Un­ erklärt die Soziologin. Oozyten (Eizellen) sind Gewebe oder DNA von Tier- und Pflanzenar­ (CRYOSOCIETIES) tersuchungen auf dem Feld kryotechnologi­ deutlich schwieriger einzufrieren als Samen­ ten können unter Einsatz moderner Kälte­ Das Projektteam – Prof. Dr. Thomas zellen, erst seit wenigen Jahren verfügt man techniken gesammelt und gelagert werden. scher Neuerungen mit der Frage, auf welch Lemke, Dr. Veit Braun und Dr. Sara spezifische Weise Lebensprozesse kontrolliert über Techniken der Vitrifizierung, mittels Dies erscheint gerade hinsichtlich des Erhalts Lafuente – werden zentrale Thesen werden, zu verbinden“, erzählt Lemke. Ein derer eingefrorene und später aufgetaute bedrohter oder bereits ausgestorbener Tier­ und Überlegungen des Projektes Antrag beim Europäischen Forschungsrat war ­Eizellen ähnliche klinische Ergebnisse wie arten von großer Bedeutung. Um diesen „CRYOSOCIETIES“ vorstellen. erfolgreich, seit April 2019 wird „Cryosocieties“ „frische“ Eizellen aufweisen. Lafuente-Funes Kontext von „Cryosocieties“ wird sich Veit Die Veranstaltung ist Teil der Reihe mit einem ERC Advanced Investigator Grant wird in Spanien im Rahmen einer teil- Braun kümmern. An die Entwicklung soge­ „100 Jahre Soziologie an der Goethe-­ gefördert. nehmenden Beobachtung in Reproduktions­ nannter „Frozen Zoos“ würden große Erwar­ Universität“ und findet auf Englisch liniken untersuchen, ob und inwiefern die tungen geknüpft, betont Braun. Das be­ statt. Teilnehmende Beobachtung und kryobiologische Konservierung neue Hand­ schleunigte Artensterben der letzten Jahr- 18. Juli 2019, 16.15 Uhr, PEG, interdisziplinärer Diskurs lungsspielräume für Individuen, Familien und zehnte nötige die Menschheit zum Handeln, Raum 1.G107, Campus Westend. Die grundlegende Perspektive von „Cryo­ Arbeitskontexte eröffnet. Einerseits verspre­ um die Biodiversität auf dem Planeten zu er­ societies“ ist die einer interdisziplinären Wis­ che die kryobiologische Konservierung, eine halten. „Wer hält das Eigentum an diesen senschafts- und Technikforschung. Lemke mit dem Ende des vierten Lebensjahrzehnts gefrorenen Zoos? Wer darf damit anschlie­ betont die Bedeutung qualitativer Sozialfor­ abnehmende Fruchtbarkeit mit familiären ßend etwas machen, werden neue Lebewesen griffe von Natur, Leben und Zeitlichkeit in schung mit ethnografischen Beobachtungen Lebensentwürfen und beruflichen Anforde­ geschaffen? Bedarf es spezifischer Patente? diesem riesigen Projekt verhandelt und mo­ und Interviews: Jenseits von technikfeind­ rungen in Einklang zu bringen, sagt Lafuen­ Fragen wie diese müssen geklärt werden, zu­ bilisiert werden. lichen und -skeptischen Vorabfestlegungen tes-Funes. Andererseits bestehe aber die dem die Akteure aus ganz unterschiedlichen Thomas Lemke freut sich, mit dem ERC müsse man zuerst einmal schauen, was in ­Gefahr, dass diese „Entnaturalisierung” der Bereichen stammen“, erklärt der Soziologe; Grant über einen vergleichsweise langen den Einsatzgebieten von Verfahren des Küh­ Reproduktionsmedizin zur Re-Affirmierung Forschungslabore, Zoos oder Museen hätten Zeitraum, nämlich fünf Jahre, forschen zu lens und Gefrierens überhaupt passiert. der bestehenden Ungleichheiten beiträgt: sicherlich recht unterschiedliche Interessen, können. „Es kann gut sein, dass wir am Ende „Mein Team sucht das Gespräch mit den Ver­ in der Verteilung von Reproduktions- und auch verschiedene Vorstellungen davon, was des Projektes über manche kryobiologischen treterinnen und Vertretern der jeweiligen Sorge­arbeit innerhalb von Paaren und zwi­ Biologie überhaupt ist. Biodiversität zu er­ Aspekte ganz anders als heute denken wer­ Disziplinen. Denn wir sind ja gewissermaßen schen den Geschlechtern ebenso wie Karriere­ halten sei grundsätzlich ein hehres Ziel, sagt den.“ Das Forschungsfeld ist für den Soziolo­ Laien hinsichtlich der zum Einsatz kommen­ chancen und in der Vereinbarkeit von Fami­ Braun. Doch müsse man sich auch die Frage gen auch deswegen so interessant, weil es den Technologien.“ Lemke ist es wichtig zu lie und Beruf. Die Schwierigkeit, Gleich- stellen, ob in gleichem Maße auch der Erhalt eine „Sphäre des Unabgeschlossenen, des betonen, dass die Soziologie sich nicht auf berechtigung und (heterosexuelle) Partner­ der Ökosysteme, in dem Tiere und Pflanzen Aufgeschobenen und des Provisorischen“ eine sekundäre Rolle des Beobachtens und schaft in der heutigen Arbeitswelt unter ihren natürlichen Lebensraum finden, auf darstelle, die tief verwoben mit kulturellen Bewertens zurückzieht. Es gehe darum, über ­einen Hut zu bringen, drohe abermals auf der Agenda stehe. Im Zentrum der ethnogra­ Sehnsüchten und Ängsten sei. df die eigenen disziplinären Grenzen zu blicken, den Schultern der Frauen abgeladen zu fischen Studie wird das „Frozen-Ark-Pro­ um gemeinsam mit den anderen beteiligten ­werden – nun allerdings „unterstützt“ von jekt“ stehen, das von der Universität Notting­ Expertenkulturen über das Verständnis von neuen Technologien, die versprechen, biolo­ ham koordiniert wird. Frozen Ark hat bereits Das Projekt Cryosocieties wird mit einem Vitalität und Politik im 21. Jahrhundert gische Zeitrahmen zu flexibilisieren. mehr als 48 000 Proben von über 5000 ge­ ERC Advanced Investigator Grant nachzudenken. Die Vorstellung, dass nur Zum anderen aber bestehe die Gefahr, fährdeten Tierarten gesammelt. In Beobach­ des Europäischen Forschungsrats mit die Soziologie über das kritische Potenzial dass diese „Ent-Naturalisierung“ der Repro­ tungen und Interviews mit den beteiligten 2,5 Millionen Euro gefördert. verfüge, diesen durchgreifenden technologi­ duktionsmedizin zur Re-Affirmierung beste­ Akteuren aus Zoos, Forschung und Natur­ http://cryosocieties.eu schen und gesellschaftlichen Wandel zu re­ hender gesellschaftlicher Arbeitsbedingungen schutz soll untersucht werden, welche Be­ @cryosocieties [Twitter] 10 Forschung 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Grenzen überschreiten mit »Imara« Baraa Abu El-Khair entwickelt Empfehlungen für Moscheegemeinden.

emnächst wird es spannend für ihn: ­gesellschaftspolitische Zentren“, erläutert er. zum Beispiel ein verantwortungsvoller Um­ Thema Mülltrennung und -vermeidung oder Seit April 2019 forscht der 26 Jahre Wichtig ist ihm deshalb vor allem, dass er in gang mit Energie und Wasser, wenn Muslime einen Workshop über klimafreundliches Ko­ alte Wirtschaftsingenieur Baraa Abu seiner Studie die große Vielfalt an Moscheen vor dem Gebet die rituellen Waschungen chen hält, und ein paar Wochen oder Monate El-Khair als „Praxis-Fellow“ der Aka­ in Deutschland abbildet: von den ungezähl­ vollziehen. Und wenn sie sich danach nicht später ist das meiste wieder vergessen“, stellt Ddemie für Islam in Wissenschaft und Gesell­ ten „Hinterhofmoscheen“ bis hin zu großen, mit Einmal-Handtüchern abtrocken, können Abu El-Khair klar. Vielmehr müsse in den schaft (AIWG). Diese universitäre Plattform repräsentativen Moscheen wie beispielsweise sie mengenweise Papier einsparen. Außer­ Moscheegemeinden das Verständnis dafür für den Austausch zwischen islamisch-theo­ dem spektakulären Gebäude der DITIB-­ dem ist es toll, dass es mittlerweile Moschee­ wachsen, dass nachhaltiges Handeln eine logischer Forschung, muslimischer Zivilgesell­ Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld oder der gemeinden gibt, wo eine Solaranlage auf dem wichtige Facette des eigenen Verhaltens wer­ schaft und weiteren gesellschaftlichen Grup­ fast 100 Jahre alten Moschee in Berlin-­ Dach Strom produziert oder Wasser aufheizt den müsse und dass alle Gemeindemitglieder pen, deren Geschäftsstelle an der Goethe-­ Wilmersdorf. oder wo die Gemeindemitglieder im Garten ihr eigenes wachsendes Umweltbewusstsein Universität angesiedelt ist, wird sowohl vom ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen.“ ganz selbstverständlich an ihre Kinder weiter­ Bundesministerium für Bildung und For­ Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen Abu El-Khair engagiert sich schon seit eini­ geben müssten. schung (BMBF) als auch von der Stiftung Spannend werde es, weil sich an diese Be­ gen Jahren in einer muslimischen Umwelt­ Er selbst erhält Anregungen für sein Pro­ Mercator gefördert und hat im April zum standsaufnahme der eigentliche Hauptteil schutzorganisation, hat mit dieser beispiels­ jekt „Imara“, indem er Grenzen überschrei­ zweiten Mal das einjährige Stipendium der seines Projekts anschließe, fährt er fort: „Die weise die Aktion #RamadanPlastikFasten tet: Landesgrenzen, wenn er im Rahmen der „Praxisfellowship“ vergeben: In seinem Pro­ Vereinten Nationen haben ja im Jahr 2015 initiiert; sein Projekt „Imara“ ist ihm ein Her­ AIWG Praxis-Fellowship nach London reist, jekt „Imara – Kultivierung der Moschee“ insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ver­ zensanliegen, das er natürlich nicht nur aus um sich mit Mitgliedern einer (im Vergleich möchte Abu El-Khair der Frage nachgehen, abschiedet, beispielsweise eine hochwertige akademischem Interesse verfolgt: „Es reicht ja zu Deutschland) wesentlich älteren Moschee­ wie die Moscheen der Zukunft nachhaltig Bildung, Klimaschutz, Geschlechtergerech­ nicht aus, einfach auf eine Situation hinzu­ gemeinde zu unterhalten. Und Religions­ gestaltet werden können. tigkeit, Wasserversorgung sowie die Versor­ weisen – beispielsweise darauf, dass in man­ grenzen, wenn er sich anhört, welche Erfah­ „Wenn ich ein Konzept für nachhaltige gung mit erschwinglicher und ‚sauberer‘ Ener­ chen Moscheen Wasser oder Energie ver­ rungen Angehörige der Evangelisch-Luthe­- Moscheen entwickle, dann kann ich dabei gie. Daraus habe ich insgesamt vier SDGs schwendet wird – und die Gemeinden dann rischen Kirche in Norddeutschland („Nord­ natürlich nicht neben den Moscheegemein­ identifiziert, die für deutsche Moscheege­ mit diesem Befund alleine zu lassen. Am kirche“) mit Nachhaltigkeit gemacht haben. den her arbeiten und ihnen am Ende ein meinden besonders wichtig sind“, berichtet Ende sollen ganz konkrete, niederschwellige „Ich finde diesen Austausch sehr wertvoll“, fertiges Konzept vor die Nase setzen“, sagt Abu Abu El-Khair: Bildung, nachhaltige Wasser­ Handlungsempfehlungen stehen“, sagt Abu sagt Abu El-Khair, „zwar ist Nachhaltigkeit in El-Khair, „deshalb habe ich zunächst aus­ wirtschaft und Sanitärversorgung, Versor­ El-Khair. Bei Vorträgen, die er zu Umwelt­ der Nordkirche schon länger ein Thema, und führlich mit bislang knapp 15 verschiedenen gung mit nachhaltiger und moderner Ener­ schutz-Themen in Moscheegemeinden ge­ die Strukturen in einer Landeskirche sind Moscheegemeinden kommuniziert. Ich habe gie sowie die Vernetzung aller Agierenden – für halten habe, sei er nämlich auf viel Aufge­ ganz anders als in Moscheegemeinden. Aber Interviews mit ihnen geführt, um etwas über diese vier SDGs werde er jetzt untersuchen,­ schlossenheit getroffen, nur fehle es den wir stimmten überein in unserem Bedauern, ihr Konsumverhalten zu erfahren. Ich wollte welches Potenzial in deutschen Moscheege­ Moscheegemeinden im Allgemeinen an Know- dass das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ noch nicht herausfinden, wie sie zum Thema Nachhal­ meinden stecke, diese Ziele zu verwirklichen. how und an Ressourcen, damit dem Inter­ die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhält, tigkeit stehen und welchen Beratungsbedarf Nachhaltigkeit bedeute ja ganz allgemein, esse am Thema „Nachhaltigkeit“ dann auch und wir waren uns einig: Die Herausforde­ sie haben, und natürlich wollte ich wissen, dass von einer Ressource – egal, ob es um Taten folgten. rung, vor der Christen und Muslime stehen, welche Rolle Themen wie Energieeffizienz Nahrung, Boden, Geld oder Luft geht – nicht ist die gleiche.“ Stefanie Hense und Ressourcenverschwendung beziehungs­ mehr verbraucht werde, als nachwachse Herzensanliegen Nachhaltigkeit weise -ersparnis für sie spielen.“ ­b­eziehungsweise ins System zurückfließe. Es versteht sich fast von selbst, dass auch die Abu El-Khair plant, dass die Anzahl seiner „Deshalb können Moscheegemeinden dem Bildung, die Abu El-Khair in Bezug auf sein Akademie für Islam in Wissenschaft Interviewpartner bis Ende Juli auf ungefähr Thema Nachhaltigkeit in ganz verschiedenen Herzensanliegen vermittelt, nachhaltig ange­ und Gesellschaft: 20 angewachsen ist. „Moscheen waren ja von Zusammenhängen begegnen“, stellt Abu El- legt ist: „Es reicht ja nicht, dass Sie einmal https://aiwg.de Anfang an, seit den Zeiten Mohammeds, nicht Khair klar, „als erstes denkt man da natürlich einen Referenten, eine Referentin einladen, nur spirituelle, sondern auch soziale und an Umweltschutz. Aber genauso wichtig ist der beziehungsweise die einen Vortrag zum

Wie gelingt Führung? Ein Blick hinter die Kulissen

ie Leadership Pop-up Konferenz der der Schirmherr und Kurator der Konferenz, worten geben die Speaker Einblicke in ihre Goethe Business School nimmt die Dr. Fabian Urban, Managing Director Exe­ Forschungsfragen und praktischen Ansätze. Wann? Teilnehmer mit auf eine Reise Be- cutive Education an der GBS, aufzeigt: „Au- In 20 Sessions à 45 Minuten aufgeteilt auf Freitag, 20. September 2019, 9 bis 18 Uhr hind the Scenes gelingender Füh­ thentisch, lateral, mindful, transforma- fünf Tracks werden unter anderem Konzepte Drung: Mit einem Blick hinter die Kulissen tional oder agil sind die derzeit trendigen wie Potenzial, Talent, Resilienz, Wertschät­ Wo? sollen ein Tag lang gemeinsam mit 20 Im­ Attribute, die immer mitklingen, wenn heute zung, Hierarchie und Spitzenleistung be­ House of Finance, Campus Westend, pulsgebern und 150 Teilnehmern die unter­ über Führung gesprochen wird. Sie definie­ leuchtet, aber auch Ansätze wie Female Lea­ Goethe-Universität Frankfurt schiedlichsten Aspekte von Führung ange­ ren dabei die Umsetzung von Führung nicht dership, Bodybased Leadership, Reflective leuchtet, Schlagworte mit Konzepten an- nur ständig neu, sie laden sie auch gewaltig Leadership, Führen im Gefecht und Nicht- Tickets gereichert und konkrete Ansätze erfahrbar auf und vermögen sogar ihre Wirkrichtung Führung von Innovation vorgestellt. EarlyBird 190 Euro pro Person bis 15. Juli 2019 gemacht werden. Denn Führung ist eines der zu verändern. Doch jenseits dieser modernen Die Impulsgeber der Konferenz bringen Regular 220 Euro pro Person ab 16. Juli 2019 wichtigsten Werkzeuge zur Gestaltung unse­ Schlagworte stellt sich nach wie vor die eine große Vielfalt an Hintergründen mit res Fortschritts: Losgelöst von Kontext, Diszi­ Frage: Was macht gelingende Führung im und verknüpfen disziplinübergreifend An­ Weitere Infos plin oder Organisationsform war sie schon Kern eigentlich aus? Woraus setzt sie sich sätze, Phänomene und Wirkmechanismen www.goethe-business-school.de/executi- immer von entscheidender Bedeutung für zusammen und wie setzt man sie um? Was im Kontext von Führung: Dozenten der ve-education/LEADERSHIP-POP-UP den erfolgreichen Ausgang großer Vorhaben, sind fundamentale Stellschrauben? Kurz: ­Goethe Business School, Experten aus dem wenn Menschen zusammenkamen, um ge­ Welche Faktoren, Parameter und Zutaten Spitzensport, der Polizei, der meinsame Ziele zu erreichen. Das zeigt sich zahlen auf gute Führung ein?“ sowie Unternehmer und Professoren der besonders heute – im fortgeschrittenen Digi­ Mit dem Leadership Pop-up möchte die hessischen Universitäten und Hochschulen. talen Wandel – in Unternehmen und Organi­ Goethe Business School gemeinsam mit den Das Leadership Pop-up richtet sich an sationen, wo immer seltener die Einführung Impulsgebern und den Teilnehmern die ­erfahrene und angehende Führungskräfte, neuer Technologien im Vordergrund steht, Frage diskutieren, was Führungskompetenz Schlüsselfunktionsträger, Dozenten, Personal- sondern zunehmend die Etablierung eines eigentlich ist und wie Führung tatsächlich und Führungskräfteentwickler sowie Trainer neuen Führungsverständnisses und damit gestaltet werden kann – wenn es gilt, in Orga­ aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem Spitzen­ die Entwicklung einer neuen Führungskul­ nisationen und deren Teams Potenziale zu sport. Lena Schiller tur angestrebt wird. erkennen, Knoten zu lösen, Ressourcen zu Und genau dieses Führungsverständnis nutzen, Energie zu fokussieren und Reso­ scheint sich selbst gerade zu wandeln, wie nanz zu erzeugen. Auf der Suche nach Ant­ UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 International 11

Der Verschwörung auf der Spur Der japanische Rechtswissenschaftler Koji Adachi forscht in Frankfurt über die Unterschiede in der Strafbarkeit zwischen japanischem und deutschem Recht.

ie Fälle, mit denen es Prof. Dr. Koji Adachi zu tun Für diese Forschung in Deutschland zu sein, ist für ihn hat, sind abenteuerlich: Komplotte und Vorbereitun­ von großem Vorteil. In der Bibliothek hat er uneingeschränkt gen von Morden, Brandstiftungen oder staatsgefähr­ Zugang zu allen relevanten Publikationen zu dem Thema. denden Akten gehören zu seinem täglichen Geschäft Die wichtigste Voraussetzung dafür bringt er mit: Koji Adachi D– zum Glück alles aus sicherer Distanz vom Schreibtisch aus. spricht fließend deutsch – und das, obwohl seine Zeit in Tü­ Koji Adachi ist Professor für Rechtwissenschaften an der bingen nun schon fast zehn Jahre her ist. Damals war er als Ritsumeikan Universität in Kyoto und seit April zu Gast am Gastwissenschaftler für eineinhalb Jahre an der Universität Institut für Kriminalwissenschaften und Rechtsphilosophie Tübingen und lernte dort auch Christoph Burchard kennen. an der Goethe-Universität. Sechs Monate lang wird er in Dieser ist mittlerweile Professor im Fachbereich Rechtswis­ Frankfurt sein, um sich seiner Forschung zu widmen. Der Ge­ senschaften und hat Koji Adachi ans Institut eingeladen. genstand seines Interesses sind die Unterschiede der Strafbar­ „Wir sind seit vielen Jahren Freunde“, lacht Adachi. „Ich keit bei dem Komplott bzw. der Vorbereitung von Verbrechen schätze es sehr, dass ich mich hier mit ihm und den anderen im deutschen und im japanischen Recht. In beiden Gesetzes­ Kollegen so intensiv zu meiner Forschung austauschen kann. texten ist es im Gegensatz zum Verbrechen selber schon vor Das ist wirklich eine große Hilfe.“ der eigentlichen Tat möglich, sich strafbar zu machen, wenn Spannend ist für Koji Adachi der Einblick in den Professo­ man auf die Tat hingehend mit anderen zusammenwirkt oder renalltag, den er durch den Austausch mit Christoph das Verbrechen vorbereitet. Während das deutsche Strafge­ Burchard erhält. „In der Struktur deutscher Institute gibt es setzbuch in §30 dem Komplott bzw. der Vorbereitung eines Mitarbeiter, die an die Stelle des Professors angegliedert Verbrechens einen kurzen, prägnanten Absatz widmet, hat sind“, sagt er. „In Japan gibt es das nicht. Das macht im Alltag das japanische Parlament 2017 den Gesetzestext diesbezüg­ einen großen Unterschied, denn ein Professor in Japan hat lich grundlegend überarbeitet. Der Paragraph zur Vorberei­ für seine Arbeit kaum wissenschaftliche Unterstützung – von tung von terroristischen oder anderen schweren Akten legt der Suche nach Finanzierung einmal abgesehen.“ im japanischen Recht nun eine lange Liste von 277 Vergehen In Frankfurt kann er sich über Unterstützung allerdings fest, die als verschwörerisch oder staatsgefährdend gelten. nicht beklagen. Weder von Seiten der Kollegen, mit denen „Diese Reform ist äußert problematisch, da sie in viele Berei­ er den wissenschaftlichen Austausch schätzt, noch von Sei­ che eingreift und in einigen Fällen schon das gesprochene ten des Instituts, das ihn bei der schwierigen Wohnungssu­ Wort strafbar macht“, sagt Koji Adachi. „Die neuen Gesetze che in Frankfurt unterstützt hat. Nun hat er eine kleine wurden seit Erlass zwar noch nicht angewendet, aber dies ist Wohnung in Bornheim. Zu seinem Büro auf dem Campus wahrscheinlich nur dem großen Protest geschuldet, den die Westend läuft er gerne zu Fuß, um sich fit zu halten. Da er Reform in der japanischen Bevölkerung ausgelöst hat.“ Die vor seinem Aufenthalt schon mehrere Male in Frankfurt Reform erregte das wissenschaftliche Interesse des Rechtswis­ war und die touristischen Höhepunkte der Stadt kennt, senschaftlers. In seiner aktuellen Forschung geht Koji Adachi kann er sich nun voll und ganz auf seine Arbeit konzentrie­ nun der Historie, den Unterschieden, aber auch der Effektivi­ ren. Und das ist gut, denn Koji Adachi hat viel vor: Das tät des deutschen und japanischen Passus zu dem Thema Buch, das aus den Ergebnissen der Forschung entsteht, soll nach. Dazu hat er sich ein ganzes Jahr aus dem Lehrbetrieb noch in diesem Jahr fertig werden. Für die Finanzierung der befreien lassen. Sechs Monate lang forscht er in Frankfurt, Publikation möchte er im kommenden Jahr einen Antrag sechs weitere Monate will er in Kyoto an dem Buch schrei­ stellen. ben, das aus der Forschung entstehen soll. Melanie Gärtner Koji Adachi. Foto: Gärtner

Auslandsförderung

Informationen des International Office zu Randgebieten) die Möglichkeit eines ein- bis Informationen und Bewerbungsunterlagen: ERASMUS+ Praktika Förderprogrammen für Auslandsaufenthalte zweisemestrigen Nordamerika-Aufenthaltes bei www.io.uni-frankfurt.de/studyabroad/promos Das EU-Programm ERASMUS Praktika fördert Studiengebührenerlass. BewerberInnen sollten sich Auslandspraktika (min. 2 Monate/60 Tage) in den Kontakt für alle unten ausgeschriebenen im WS 19/20 mind. im 2. Fachsemester BA oder 1. DAAD–Jahresstipendien Erasmus-Teilnahmeländern sowohl in privatwirt- Programme – sofern nicht anders vermerkt: Fachsemester MA befinden, gute Studienleistungen Der DAAD bietet Jahresstipendien für Studierende schaftlich organisierten Unternehmen als auch in nachweisen und über gute Englisch- und USA- bzw. aller Fächer für das Studium an einer Hochschule anderen Einrichtungen wie Forschungs- und International Office Kanada-Kenntnisse verfügen. eigener Wahl. Die Bewerber müssen sich um Bildungszentren, Verbänden, NGOs oder Schulen. Campus Westend Kontakt/Bewerbungsstelle: International Office Formalitäten bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungs­ Kontakt und Bewerbung: International Office, PEG, 2. Stock Bewerbungsfrist: Mitte November 2019 (genaues modalitäten der ausländischen Hochschule Auslandspraktika Email: [email protected], Datum wird zu Beginn des WS auf der Homepage selbstständig kümmern. Bewerbungsschluss: fortlaufend, ein Monat [email protected] veröffentlicht) Kontakt: International Office vor Praktikumsbeginn Internet: www.io.uni-frankfurt.de/outgoing Informationen und Bewerbungsunterlagen Bewerbungsstelle: DAAD Weitere Informationen, Programmvorausset- (werden zu Beginn des WS aktualisiert): Bewerbungsfristen sind länderabhängig, siehe zungen und Antragsformulare: SAVE THE DATE www.io.uni-frankfurt.de/studyabroad/usa www.daad.de www.io.uni-frankfurt.de/auslandspraktikum/ International Day – Messe zu Studium www.io.uni-frankfurt.de/studyabroad/kanada Informationen und Bewerbungsunterlagen: erasmus und Praktikum im Ausland www.daad.de Dienstag, 5. November 2019, 11 bis 15 Uhr PROMOS – Förderung von kurzfristigen Gesetzliche Förderungsmaßnahmen für Foyer des Hörsaalzentrums, Campus Westend studien­relevanten Auslandsaufenthalten 2020 Praktikum mit RISE Weltweit (DAAD) für Studien- und Praxisaufenthalte im Ausland Für eine Förderung folgender Auslandsaufenthalte den Sommer 2020 Auslands-BaföG (weltweit) kann man sich bewerben: Studien- und Bewerben können sich deutsche Bachelorstudieren- Aufgrund der hohen zusätzlichen Kosten stehen die VORSCHAU Forschungsaufenthalte (1 bis 4 Monate), Praktika de aus den Natur- und Lebenswissenschaften für Chancen auf eine Ausbildungsförderung nach BaföG auf Bewerbungsfristen im Wintersemester: (6 Wochen bis 6 Monate) und Sprachkurse (3 Wochen weltweite Forschungspraktika (inkl. Stipendium) in für einen Studien-/Praktikumsaufenthalt im Ausland bis 6 Monate) sowie Studienreisen (7 bis 12 Tage). den Semesterferien im Sommer. Praktikumsdauer wesentlich höher als für eine Inlandsförderung. Studium an Partnerhochschulen in den USA Die BewerberInnen müssen sich um Formalitäten zwischen 6 Wochen und 3 Monaten. Kontakt: das je nach Region zuständige Amt für und Kanada 2020/21 bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungsmodalitäten Kontakt/Bewerbungsstelle: Ausbildungsförderung Im Rahmen der Hochschulpartnerschaften mit der ausländischen Gastinstitution selbständig DAAD, über das Bewerberportal Antragsfrist: in der Regel sechs Monate vor Antritt diversen Universitäten in den USA und Kanada kümmern. Förderbeginn ist Januar 2020. Bewerbungsfrist: 1.11. bis 15.12.2019, des geplanten Auslandsaufenthaltes sowie der Länderpartnerschaften Hessen-Wiscon- Kontakt/Bewerbungsstelle: International Office außer Kanada: 01.08. bis 19.09.2019 Informationen und Antragsformulare: sin und Hessen-Massachusetts bietet sich für Bewerbungsfrist: voraussichtlich im November Informationen und Bewerbungsunterlagen: www.bafoeg.bmbf.de Studierende aller Nationalitäten und fast aller Fach- 2019 (genaues Datum wird noch auf der Homepage www.daad.de/rise richtungen (Med., Pharmazie, Jura: nur Studium von bekannt gegeben) 12 Kultur 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Ein europäischer Bürger zwischen Frankfurt am Main und Mailand Ausstellung zu Heinrich Mylius im Museum Giersch der Goethe-Universität

er Frankfurter Heinrich Mylius erlangte als Kauf­ mann, Bankier und Mä­ zen in Mailand Reichtum Dund Ansehen. Die Ausstellung „Heinrich Mylius (1769 – 1854) – Ein europäischer Bürger zwischen Frankfurt am Main und Mailand“ vom 8. August bis 8. September 2019 im Museum Giersch der Goethe-­ Universität erzählt anhand von Bildern, Dokumenten und Kunst­ werken die Lebens- und Familien­ geschichte dieser eindrucksvollen Persönlichkeit und ihres inter­ kulturellen Wirkens. Kooperations­ partner ist die Villa Vigoni, Deutsch- Italie­nisches Zentrum für Europäi­ sche Exzellenz, Loveno di Menaggio Jakob Suter: Blick auf Bellagio, 1863. Aquarell auf Karton; Villa Vigoni, Loveno di Menaggio. am Comer See. Ein ausgeprägtes Foto: © Archivio Fotografico Villa Vigoni wirtschaftliches, soziales und kul­ turelles Engagement kennzeichnet begeisterung, verbunden mit einem zugutekommen ließ: Er förderte Mylius als aufgeklärten Bürger, unerschütterlichen Glauben an die kulturelle, religiöse, karitative und dessen vorurteilsfreies Denken und Macht der Bildung, forcierten sei­ soziale Einrichtungen (Blindenan­ gesellschaftsorientiertes Handeln ihn nen Einsatz für die Wirtschafts- stalten, Kleinkinderschulen, Wöch­ als Vorbild für die Gesellschaft­ und Bildungspolitik und beförder­ nerinnenheim, Versorgungshäuser, des 21. Jahrhunderts darstellt. Er ten die wirtschaftliche Entwicklung Kunst-, Kultur- und Wissenschafts­ pflegte intensive deutsch-italieni­ der Stadt Mailand und der Region einrichtungen), um das Bildungs­ sche Bekanntschaften, besonders in Lombardei – seine Seidenhaspel­ wesen und die Toleranz, den Wohl­ Künstler- und Literatenkreisen – zu anstalt in Boffalora, nördlich von stand und die Wirtschaftskraft auf den populärsten zählen Goethe Mailand, diente als Musterbeispiel ein höheres Niveau zu heben. und der italienische Schriftsteller fortschrittsorientierter Produktion Von besonderer und gleicher­ Alessandro Manzoni. Pelagio Palagi: Heinrich Mylius, 1831. Öl auf Holz; Villa Vigoni, Loveno di Menaggio. und sozial geprägter Mitarbeiter­ maßen für Mailand wie Frankfurt Die Exponate der Ausstellung – Foto: © Archivio Fotografico Villa Vigoni führung, so dass Interessierte aus am Main von herausragender Be­ Gemälde, Bildhauerarbeiten, Aqua­ ganz Europa vor Ort die Erfindun­ deutung erwiesen sich seine Tätig­ relle, Druckgrafiken, Bücher, Doku­ In der Person des Heinrich schicks und seines ausgeprägten gen und Neustrukturierungen be­ keiten als kultureller Netzwerker. mente – stammen mehrheitlich Mylius spiegelt sich eine gelun­ bürgerschaftlichen Engagements staunten. Seine Kontakte zu den wichtigen aus der Villa Vigoni und werden gene und vorbildhafte europäische schnell zu hohem Ansehen in der Eine enorme Wertschätzung er­ Vertretern der Weimarer Klassik, durch Leihgaben des Historischen Migrations- und Integrationsge­ Stadtgesellschaft. Als Präsident der fuhr Mylius durch seine breit auf­ insbesondere zu Johann Wolfgang Museums Frankfurt, der Sencken­ schichte: In seiner neuen Heimat Mailänder Handelskammer und gestellten mäzenatischen Aktivitä­ von Goethe, führten zwischen bergischen Naturforschenden Ge­ Mailand gelangte Heinrich Mylius Mitglied des Mailänder Stadtrates ten, die er jedoch nicht auf seine Mailand und Weimar zu einem re­ sellschaft, des Instituts für Stadtge­ wegen seines hervorragend ausge­ übernahm er auch politische Ver­ neue Heimatstadt Mailand be­ gen Austausch auf künstlerischem schichte und des Städel Museums bildeten Netzwerkes, seines erfolg­ antwortung. Neugierde am techni­ schränkte, sondern ebenso seiner und literarischem Gebiet. bereichert. reichen unternehmerischen Ge­ schen Fortschritt und Innovations­ alten Vaterstadt Frankfurt am Main Manfred Großkinsky, Museumsleiter

CHAINCOURT THEATRE PRÄSENTIERT: »THE SCARECROW« Noch drei Aufführungen Am 11., 12. und 13. Juli zeigt die Theatergruppe der Goethe-Univer- sität ihr neues Stück. „The Scarecrow“ spielt im späten 17. Jahr- hundert: Eine vom Teufel Dickon zum Leben erweckte Vogelscheuche (engl. „scarecrow“) soll im Auftrag der Schmiedin Goody Rickby einen Racheakt an Justice Merton durchführen. In vier Akten zeigen die insgesamt 13 Studierenden ein humorvolles Theaterstück um Liebe, Vergeltung und Identität. Regie führt der Dozent und ehemalige Schauspieler sowie Theaterregisseur James Fisk; Kostüme, Bühnenbild sowie Technik übernehmen Studierende des Fachbereichs Neuere Philologien.

Jeweils um 19.30 Uhr im IG-Farben-Nebengebäude auf dem Campus Westend, Raum NG 1.741. Karten (10 Euro/5 Euro) sind eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse oder in „Zimmer 17“ (Raum IG 3.257, IG-Farben-Haus) erhältlich.

Weitere Informationen https://chaincourt.org

Foto: James Fisk UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Campus 13

STIMMEN ZUM WORKSHOP PROF. DR. VINZENZ HEDIGER, Profilierung in der Vielfalt Filmwissenschaftler: Zwei Dinge finde ich sehr positiv: Profilbildungsprozess ist in vollem Gange – Die starke Betonung der Bottom- »up-­Komponente gibt uns Professoren Zwei Workshops arbeiten Forschungsfelder der Goethe-Universität heraus. und Professorinnen das Gefühl, dass es eine Rolle spielt, was wir beizutra- gen haben, dass nicht über unsere s ist etwas in Gang gekommen an der Köpfe hinweg entschieden wird. Und Goethe-Universität, ein allgemeines zum zweiten hat das Ganze einen Nachdenken und Diskutieren über Impuls gesetzt: Die Geisteswissen- die Frage: Wofür wollen wir stehen? schaften überlegen nun gemeinsam, EWas sind eigentlich die Stärken der For­ wo ihre Stärken sind. Wir sind ja in schung an unserer Uni? Ausgelöst wurde das diesem Bereich die viertstärkste durch den Profilbildungsprozess, der an Universität in Deutschland, 25 Prozent ­vielen Stellen spürbar ist – auch für die bis­ der Drittmittel der Goethe-Uni fließen in lang nicht direkt beteiligten Mitglieder der unsere Fächer. Und doch haben wir Hochschule. immer das Gefühl, aus der Defensive Die jüngste systematische Beschreibung heraus zu argumentieren. Das liegt des Forschungsprofils liegt acht Jahre zu­ daran, dass man Forschungsstärke in rück, ist also längst nicht mehr aktuell. Des­ den Geisteswissenschaften nicht so gut halb hat das Präsidium im Herbst 2018 einen messen kann. Natürlich gibt es immer Prozess zur Konturierung des Forschungs­ noch das Gerücht, das Präsidium mache profils auf den Weg gebracht. „Wir wollen am Ende doch, was es will. Aber ich und müssen uns im Bereich Forschung stär­ finde es sehr positiv, wie viel Diskussion ker strategisch ausrichten“, sagt Prof. Simone hier stattfindet. Ich gehe davon aus, Fulda. „Unser Ziel ist es, die Forschungs­ dass mindestens ein Profilfeld in den Geisteswissenschaften angesiedelt stärke der Goethe-Universität deutlich aus­ Reger Gedankenaustausch: Bei den beiden Workshops zur Konturierung des Forschungsprofils der sein wird.« zubauen, um bis 2030 zu den TOP-10-Uni­ Goethe-Universität haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Fächergrenzen hinweg miteinander diskutiert. Foto: Lecher versitäten Deutschlands zu gehören.“ Als für PROF. DR. RAINER FORST, Forschung und akademische Infrastrukturen Schematische Darstellung für ein Forschungsprofil der Goethe-Universität Politischer Philosoph: zuständige Vizepräsidentin liegt bei ihr die Schematische Darstellung für ein Forschungsprofil der Goethe-Universität Als Sprecher der Normativen Federführung des Prozesses. Unterstützt wird Ordnungen und Mitglied des sie von der Abteilung Forschung und Nach­ »Forschungsrats war ich früh in den wuchs – hier ist vor allem Regine Leitenstern Prozess eingebunden. In einer Zeit, da mit dem Projekt befasst – und Dr. Kerstin Universitäten ihre Stärken auf Begriffe Schulmeyer, die den Präsidialbereich leitet. bringen müssen, die einen starken Wiedererkennungswert haben, sehe Wettbewerb und Selbstverständnis ich es als eine Notwendigkeit an, dass Wofür braucht die Goethe-Universität über­ wir uns über unser Forschungsprofil haupt ein Forschungsprofil? „Das moderne Profilbereich Gedanken machen. Angesichts der Wissenschaftssystem fragt danach, aus wel­ Größe und Vielfalt der Goethe-Univer- chen Perspektiven eine Universität sich das sität ist es allerdings kein leichtes sich entwickelnder Unterfangen. Aber schon jetzt habe ich ständig wachsende Wissen erschließt bzw. Profilbereich nach den Feldern, die sie im Wissenschafts­ den Eindruck, dass sich durch die system international sichtbar bearbeitet“, er­ Diskussion neue Perspektiven ergeben Forschungs- haben, dass man viel darüber erfährt, klärt Fulda. Schließlich befinde man sich im schwerpunkt Wettbewerb mit anderen Unis – nicht zuletzt was andere machen, die man nicht auf dem Schirm hatte. Im ersten Workshop bei der Verteilung von Mitteln. Aber es geht haben sich viele interessante Gespräche nicht nur um Außenwirkung, sondern auch Potenzialfeld ergeben, man hat über einige Teller- um das Selbstverständnis der Hochschule, um ränder geschaut, und auch im Nach- Einzelforscher/-in gemeinsame Forschungsfragen, um Schnitt­ gang kam es zu einigen interessanten mengen und thematische Berührungspunkte Treffen. Wir wollen den bisherigen unterschiedlicher Fächer und darum, wo Exzellenzcluster ja durch die Einbezie- Entwicklungspotenziale sind. Das Profil soll Bottom-up, Top-down plus externe auf die Gestaltung des Prozesses beziehe, hung neuer Leute und mit neuen dabei helfen, dass Forschungsaktivitäten bes­ ­wissenschaftliche Expertise nicht auf wissenschaftliche Inhalte. Themen fortentwickeln und werden ser vernetzt werden. Auch bei der strategi­ Auf keinen Fall soll das Profilbild „von Um möglichst viele für das Projekt zu ge­ uns auf alle Fälle einbringen.« schen Abstimmung von Forschungsverbün­ oben“ verordnet werden, das ist der Vize­ winnen, ist Fulda unermüdlich im Einsatz. den soll das Profil Berücksichtigung finden, präsidentin besonders wichtig. Die Impulse Senat, Präsidium, Dekane- und Forschungs­ PROF. DR. JOACHIM CURTIUS, etwa in den Strategievereinbarungen zwischen und Ideen zur Profilbildung sollen zu einem dekanerunde werden fortwährend über den Atmosphären- und Umweltforscher: Präsidium und Fachbereichen. Es kann zu­ erheblichen Anteil von den Forschenden an Stand der Dinge informiert. Auch einzelne Das ist ein sehr wichtiger Prozess, dem ein Orientierungsrahmen bei der Unter­ der Uni selbst kommen. „Der Prozess hat Fachbereiche hat Fulda besucht, insbeson­ aber durchaus auch schwierig. »Natürlich kann man nicht alle 650 Profs stützung von Forschungsvorhaben sein. drei Komponenten: Bottom-up, Top-down dere diejenigen, bei denen zuvor bei der „Und natürlich wird der Profilbildungs­ und externer Blick“, erläutert die Vizepräsi­ ­Diskussion in den Gremien ein erhöhter Ge­ der Uni einbeziehen, aber man muss prozess Eingang finden in den Hochschul­ dentin. „Das heißt, es ist ein partizipatives, sprächsbedarf erkennbar war. „Wo Verbund- verhindern, dass es zu Verunsicherung entwicklungsplan (HEP), an dem derzeit in vom Präsidium geleitetes Verfahren, in das forschung nicht denselben Stellenwert hat und Frustration kommt. Das ist meiner unterschiedlichen Arbeitsgruppen gearbeitet auch externe wissenschaftliche Expertise wie in den Naturwissenschaften oder in der Meinung nach ganz gut gelungen. Das wird“, sagt Fulda. Am Ende des Prozesses sol­ einfließt.“ Die Unileitung werde die Ergeb­ Medizin, gibt es die Befürchtung, nicht glei­ Beste an dem ersten Workshop war, len bis zu fünf Profilbereiche erkennbar wer­ nisse am Ende zusammenfassen und ge­ chermaßen sichtbar zu werden“, habe sie da bin ich mir mit Kollegin Petra Döll einig: Wir haben über den Fachbereich den; sie gehen hervor aus der Zusammen­ wichten, bevor sie in Abstimmung mit wahrgenommen. Ihr sei jedoch bewusst, hinaus viele Kontakte geknüpft. Solche schau von Forschungsschwerpunkten und den relevanten Gremien eine Entscheidung dass es unterschiedliche Forschungskulturen Möglichkeiten des Kennenlernens sind Potenzialfeldern sowie von herausragender treffen wird. in den verschiedenen Disziplinen gebe, die es viel zu selten. Nach dem Workshop Einzelforschung, die in thematischer oder Zur organisatorischen Unterstützung zu berücksichtigen gelte. haben wir spontan beschlossen, im methodischer Nähe zueinander stehen. Unter wurde die Agentur rheform ins Boot geholt. Der konkrete Ablauf des Konturierungs­ Herbst eine fächerübergreifende anderem die individuelle Forschung stelle die „rheform hat bereits mehrere andere Hoch­ prozesses ist mehrstufig. Im April wurden Veranstaltung zum Thema Klimawandel Dynamik des universitären Forschungsprofils schulen bei strategischen Prozessen begleitet, knapp 80 Professorinnen und Professoren und Nachhaltigkeit zu machen. Die sicher und sei deshalb unerlässlich für wis­ die die Forschung betreffen, zum Beispiel das aus allen Fachbereichen zu einem ersten Erkenntnisse aus den Naturwissen- senschaftliche Entwicklung als solche. Nichts Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Workshop eingeladen, um in die Debatte schaften allein reichen ja nicht, für die sei auf Ewigkeit in Stein gemeißelt. Vielmehr Dabei hat sich die Agentur bewährt“, be­ einzusteigen; teilnehmen konnten schließ­ Umsetzung brauchen wir die Forschung handele es sich um einen fortlaufenden Pro­ gründet Schulmeyer diese Wahl. Der Organi­ lich 55. Eingeladen worden waren vor allem von Politologen, Psychologen, Ökono- zess, der dynamisch bleiben wird. Das ver­ sationssoziologe Lars Winter von rheform solche Wissenschaftler, die als Leiter eines men, Soziologen und Juristen. Das deutlicht auch die organisch anmutende Il­ habe einen „umfassenden und differenzier­ Verbundprojekts oder herausragende Einzel­ haben wir jetzt mal angestoßen, mal lustration, die die Idee eines dynamischen ten Begriff von Universität“. Wobei, so ­betont schauen, was daraus wird.« Forschungsprofils darzustellen versucht. Schulmeyer, seine Beratungstätigkeit sich Fortsetzung auf Seite 14 14 Campus 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Kunstwerke aus Wachs WORKSHOP UND KONFERENZ Die Moulagensammlung des Universitätsklinikums Gemeinschaftliche Bearbeitung anthropologischer und linguistischer Sammlungen mit Angehörigen von Herkunftsgemeinschaften vermittelt einen lebensechten Eindruck von Hautkrankheiten aller Art.

WORKSHOP INTERNATIONALE KONFERENZ ie Zunge ist gestreckt, ihre Oberflä­ Bearbeitung der Khwe-Sammlung Best Practices of collaborating che glänzt feucht und ist überzogen im Oswin-Köhler-Archiv mit Khwe with members of source communities von tiefen Ulzerationen als Zeichen aus Namibia on museum and archival collections der Syphilis. Der Eindruck ist zum 23. September bis 11. Oktober 2019 7. bis 9. Oktober 2019 DTäuschen echt – denn diese Zunge ist aus rung über die damals noch recht geläufige Wachs. „Der Moulageur hat hier einfach Geschlechtskrankheit Syphilis. Oswin-Köhler-Archiv, Campus Bockenheim, großartige Arbeit geleistet“, sagt Prof. Dr. Um all die Rötungen und Verfärbungen, Institut für Afrikanistik, Neue Mensa, Raum 101 Markus Meissner und dreht das Kunstwerk Pickel und Pusteln im neuen Glanz erstrah­ Goethe-Universität Frankfurt vorsichtig in den Händen. „Kaum zu glau­ len zu lassen, ließ die Klinik die Moulagen ben, dass dieses Stück schon über 100 Jahre nach ihrer Wiederentdeckung mit Stiftungs­ Im September kommen zwei Khwe Die Konferenz bringt international renom- alt ist.“ Markus Meissner leitet die Der­ mitteln restaurieren. Hierzu wurde eine ei­ aus dem Bwabwata-Nationalpark im mierte Wissenschaftler*innen zusammen, matochirurgie und das Hautkrebszentrum an gens auf Moulagen spezialisierte Restaura­ Nordosten Namibias für drei Wochen ins die Erfahrung bei der Bearbeitung anthropo- der Klinik für Dermatologie, Venerologie teurin beauftragt, die die Stücke säuberte Oswin-Köhler-Archiv, um zusammen mit logischer und linguistischer Sammlungen und Allergologie der Uniklinik. Seitdem er und sie neu aufspannte. Für die sachgemäße hiesigen Wissenschaftler*innen Dokumente mit Angehörigen von Herkunftsgemein- schaften aus unterschiedlichen Teilen der sich 2012 bei dem Umzug der Klink dem Lagerung wurden neue Schubkästen ange­ ihres kulturellen Erbes zu bearbeiten. Die Welt haben, um die dabei entstehenden Ausräumen des Kellers am alten Standort schafft. Heute ist die 208 Stücke umfassende Dokumente wurden von dem Afrikanisten Herausforderungen und Lösungsmöglich­ widmete und ihm die damals wenig gepfleg­ Sammlung im klimatisierten Seminarraum Oswin Köhler zwischen 1959 und 1992 keiten zu diskutieren. ten Anschauungsobjekte in die Hände fielen, der Klinik gelagert – und damit dort, wo sie zusammengetragen. Es handelt sich um Zu den Herausforderungen zählen der lässt ihn die Faszination für die Wachsmo­ am dringendsten benötigt wird. originalsprachige Texte, Bilder (Film und Umgang mit unterschiedlichen Wissens­ delle nicht mehr los. „Ich fand sie eingewi­ Foto), Audiodateien, ethno­grafische Objekte, systemen und Kategorisierungen aufseiten ckelt in Zeitungspapier in einem alten Stahl­ Verwendung auch heute noch in der Lehre Zeichnungen und getrocknete Pflanzen, die von Wissenschaftler*innen und lokalen schrank im hintersten Winkel des Kellers. Denn auch wenn heute keine Moulagen ein einzigartiges Ensemble unwiederbringli- Expert*innen, unterschiedliche Meinungen Einige Objekte waren zerbrochen. Insgesamt mehr hergestellt und Hautkrankheiten in der cher Geschichts- und Kulturzeugnisse dieser zum Wert von kulturellem Erbe und zu der waren die Stücke in bescheidenem Zustand.“ Regel durch Fotografie dokumentiert ­wer ehemaligen Jäger- und Sammlerkultur Gefahr, dieses zu fixieren, die Frage nach Meissner nahm sich der Moulagen an. Neben den, sind sie in der Lehre – zumindest am darstellen. Der Workshop ist Teil der der Sensibilität von Objekten, Bildern und seiner Arbeit als Oberarzt der Klinik ver­ Standort Frankfurt – wieder sehr bedeutend. Bemühungen des Oswin-­Köhler-Archivs, Informationen, Rückgabeforderungen, die brachte er die Wochenenden im Keller, „In der Dermatologie als stark morpholo­ zusammen mit Angehörigen der Herkunfts- Frage der Legitimität der Mitarbeiter*innen packte die Stücke aus, reinigte, sichtete, foto­ gisch-deskriptives Fach spielt das Sehen für gemeinschaften die Dokumente ihres aus und Konflikte innerhalb der Herkunfts- grafierte sie – und brachte sie mit an den den Befund eine große Rolle“, sagt Markus kulturellen Erbes zu bearbeiten, die wissen- gemeinschaften sowie Urheber-, Zugangs-, neuen Standort der Klinik im Haus 28 auf Meissner. „Je detail- und wirklichkeitsge­ schaftliche und die lokale Perspektive darauf Nutzungs- und Entscheidungsrechte. dem Gelände des Uniklinikums. Heute ist treuer die Darstellung einer Hautkrankheit zu integrieren, sie für die Khwe nutzbar zu Die Konferenz bietet den anwesenden Khwe Markus Meissner Hauptansprechpartner für ist, desto besser lässt sich das Erkennen und machen sowie Zugangs- und Nutzungsrechte auch die Möglichkeit, ihre eigenen Anliegen die wiederentdeckte Moulagensammlung. Beschreiben von Krankheitsbildern an den und weitere Kooperationen zu diskutieren. und Ideen mit Expert*innen aus aller Welt zu Objekten einüben.“ Auf Initiative und unter diskutieren und von ihnen zu lernen. Feinheit und Genauigkeit Leitung von Prof. Dr. Falk Ochsendorf, den Die beiden Gäste sind Thaddeus Chedau, Moulagen sind Wachsmodelle von Haut­ Unterrichtsbeauftragten an der Klinik für Ältester und Headman aus Mutc’iku, und krankheiten, die überwiegend Ende des 19. Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Sonner Ciayi Geria, Chairperson des Khwe Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Moulagen heute wieder in den Lehr­ Custodian Committee aus Chetto. – also vor dem Zeitalter der Fotografie – als alltag eingebunden und stehen den Studie­ Anschauungsobjekte für die Ausbildung von renden, die ihr Praktikum an der Klinik ab­ Studierenden sowie den Austausch mit Kol­ solvieren, zur Verfügung. „In der Regel sind legen angefertigt wurden. An vielen Klini­ die Studierenden am Vormittag bei den Pati­ ken in Europa wurden damals Moulageure, enten und haben am Nachmittag nochmal Fortsetzung von Seite 13 eigens für das Herstellen von Moulagen aus­ die Möglichkeit, sich im Seminarraum mit forscher ihre Expertise gezeigt haben. Auch Workshop auf Stärken und Schwächen, gebildete Experten, beschäftigt. Auch die den Moulagen zu beschäftigen“, so Meissner. Forschungsdekane und Mitglieder aus dem Chancen und Risiken hin abgeklopft wor­ ­damalige Frankfurter Hautklinik im Städti­ „So haben sie die Chance, eine Vielzahl von Senat waren unter den Teilnehmern; und den. Der Vizepräsidentin liegt viel an einem schen Krankenhaus Sachsenhausen, dem Hautkrankheiten kennenzulernen, die ent­ insgesamt wurde darauf geachtet, dass die transparenten Prozess. Daher kann sich die Vorgänger der heutigen Uniklinik, leistete weder selten vorkommen oder bereits ausge­ Forschungsvielfalt der Goethe-­Universität Hochschulöffentlichkeit im Intranet unter sich einen eigenen hauptamtlichen Moula­ storben sind, wie Syphilis oder hierzulande abgebildet wurde. http://www.uni-frankfurt.de/Forschungsprofil geur, Ernst Winkler. Der größte Teil der die Pocken – und das alles in lebensechter über den aktuellen Stand informieren. Frankfurter Moulagensammlung stammt aus Darstellung in 3D.“ Das Lernen an Moulagen Mehr Interdisziplinarität gab es selten Auch die Perspektive externer Frankfur­ Winklers Hand. Darüber hinaus finden sich kommt bei den Studierenden gut an: Die In mehreren Arbeitsrunden versuchten die ter Forschungspartner soll berücksichtigt aber auch Werke berühmter Moulageure aus Einheiten im Seminarraum werden in den Workshop-Teilnehmer, übergreifende For­ werden. Hierfür befragen Schulmeyer, ganz Europa wie etwa von Alfons Kröner aus Evaluationsbögen regelmäßig als sehr gut schungsthemen der Goethe-Universität zu Leitenstern und Winter Leitungspersonen Breslau, Theodor Johnson aus Freiburg oder bewertet. identifizieren, sowohl die bereits vorhan­ außeruniversitärer Forschungsinstitute in Jules Baretta aus Paris, der unter anderem Auch über den Klinikbetrieb hinaus sind denen Schwerpunkte als auch etwaige sich strukturierten Interviews; die Ergebnisse die Modelle der Zungen angefertigt hat. Sie die Moulagen für andere Einrichtungen inte­ erst im (inter- und transdisziplinären) Dia­ sollen in den Prozess einfließen. Wofür die wurden von den Ärzten der jeweiligen Klini­ ressant. Bereits dreimal waren Stücke der log entwickelnde Forschungsperspektiven. Goethe-Uni aus ihrer Sicht stehe und wel­ ken als Anschauungsobjekte an interessierte Sammlung in Museen ausgestellt, so etwa im Selten dürfte so offen zwischen Vertretern che Kooperationsmöglichkeiten bestünden, Fachkollegen in anderen Ländern verschickt, Städtischen Museum Wiesbaden und auch aus so unterschiedlichen Disziplinen wie wurde u. a. gefragt. „Schon die erste Durch­ so zum Beispiel auch nach Frankfurt. Die äl­ im Frankfurter Museum Giersch. Sogar eine Archäologie und Medizin, Linguistik und sicht zeigt, welches enorme Forschungs­ testen Stücke der Sammlung stammen aus Germanistin aus Japan war bereits zu Re­ Informatik diskutiert worden sein. An potenzial hier in Frankfurt versammelt ist, dem Jahr 1904. Bis heute lösen die Feinheit cherchezwecken an der Klinik und hat ihre Stellwänden wurden die Beiträge gesam­ das noch nicht ausgeschöpft ist. Das wollen und Genauigkeit der Abbildungen bei Der­ Ergebnisse in eine ihrer Publikationen in Ja­ melt, geclustert, Querverbindungen her­ wir zukünftig noch besser strategisch nut­ matologen Begeisterung aus. „In einige Stü­ pan einfließen lassen. gestellt. Die im Auftaktworkshop begon­ zen, um exzellente Forschung zu beför­ cke haben die Moulageure sogar Haare ein­ Was zur vollständigen Sammlungsarbeit nenen Diskussionen gingen am 1. Juli in dern“, folgert Simone Fulda. Die Freude gearbeitet, um die Plastizität zu erhöhen“, noch fehlt, ist die Katalogisierung und Digi­ einem zweiten Workshop weiter, zu dem über diesen produktiven Prozess, der schon sagt Markus Meissner und deutet auf den talisierung des Bestands. Eine Ärztin des Ins­ weitere Forscherinnen und Forscher aus nach dem ersten Workshop zur Bildung Abdruck einer männlichen Gesichtshälfte, in tituts hat sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Goethe-Uni eingeladen waren. neuer Arbeitsgruppen geführt hat, ist ihr dessen Oberlippe kleine Barthärchen einge­ nun des Katalogisierens der Moulagen ange­ In der Zeit zwischen den beiden Work­ anzumerken. Anke Sauter lassen sind. „Insbesondere die Präzision der nommen: Sie beschreibt den Erhaltungszu­ shops war das Team um Simone Fulda Darstellung farblicher Veränderungen der stand der einzelnen Objekte, ordnet sie zu, nicht untätig: Im Nachgang wurden die Haut ist beeindruckend.“ Je realistischer, differenziert, ob die damals erlassenen Diag­ Diskussionsbeiträge nochmal systematisiert, desto besser. Schließlich wurden die Abbilder nosen noch stimmen und evaluiert das Lehr­ dabei größere Forschungsfelder ermittelt, nicht nur für die universitäre Lehre, sondern konzept der Sammlung. In Zukunft soll die die zugleich mit aktuellen Forschungspro­ seinerzeit auch zur Abschreckung bei der Be­ Sammlung auch über eine Online-Plattform jekten und herausragender Einzelforschung völkerung eingesetzt, vor allem zur Beleh­ für Interessierte zugänglich sein. hinterlegt wurden, sagt Regine Leitenstern. Melanie Gärtner Diese Forschungsfelder sind im zweiten UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Campus 15

Standards erlernen, Impressum Herausgeber Die Präsidentin der Goethe-Universität die eigene Praxis reflektieren Frankfurt am Main V.i.S.d.P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) Das interaktive Tool zur »Guten wissenschaftlichen Praxis in der Promotion« Redaktion von GRADE ist mittlerweile bundesweit gefragt. Dr. Dirk Frank (df) [email protected]

er tertiäre Bildungssektor wächst in Abteilung PR und Kommunikation Deutschland seit Jahren, auch die Theodor-W.-Adorno-Platz 1 Zahl der Promotionen steigt deut­ 60323 Frankfurt am Main lich an. Die Betreuungsrelation hat Fax (069) 798-763 12531 Dsich eher verschlechtert, gleichzeitig haben [email protected] einige spektakuläre Plagiatsfälle die Diskus­ www.uni-frankfurt.de sion um die Transparenz und die Sichtbarkeit wissenschaftlicher Standards angeheizt. „Diese Mitarbeiter dieser Ausgabe zunehmende Herausforderung für junge Stefanie Hense, Anne Hardy, Anke Sauter, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bernd Frye, Melanie Gärtner, Ulrike Jaspers hat bei uns die Frage aufgeworfen, wie wir bei GRADE dem begegnen können, nämlich Anzeigenverwaltung mit einem Kurs, der Promovierenden und CAMPUSERVICE Promotionsinteressierten eine Hilfestellung Axel Kröcker bei der wissenschaftlichen Praxis gibt“, er­ Rossertstr. 2 klärt Dr. Sybille Küster, Leiterin der Gradu­ 60323 Frankfurt am Main iertenakademie GRADE an der Goethe-Uni­ Telefon (069) 715857-124 versität. Doch wollte man zusätzlich zu den Fax (069) 715857-20 üblichen Präsenzveranstaltungen ein neues, [email protected] innovatives Format anbieten. „Wir wollten auf die Möglichkeiten eines E-Learning-Tools sigt werde, daher sei eine dauerhafte Be­ mir der E-Learning-Kurs von GRADE sehr Gestaltung zurückgreifen, das raum- und zeitunabhän­ schäftigung mit der Frage, wie gute wissen­ recht“, erzählt Ebert. Ihm ist es wichtig, bei Nina Ludwig M. A., Goethe-Universität Frankfurt gig genutzt werden kann.“ schaftliche Praxis auszusehen habe, in jeder der Verwertung von Daten und dem Zitieren Mitarbeit: Peter Kiefer Mediendesign, Frankfurt Qualifikationsphase von Forschenden wich­ aus der Literatur keine Fehler zu machen. Ein Kurs für alle Fächer tig. Wer den Kurs erfolgreich abschließt, er­ „In unserer Arbeitsgruppe ist es verpflich­ Korrektorat Der E-Learning-Kurs „Gute wissenschaftli­ wirbt ein Zertifikat. Dies kann sehr relevant tend, den Kurs noch im ersten Jahr der Pro­ Ariane Stech, Meckenheim che Praxis in der Promotion“ besteht aus fünf werden, denn, wie Sybille Küster betont: motion zu absolvieren.“ [email protected] Modulen und einem fakultativen Zusatzmo­ „Diese Zertifikate werden zunehmend von Hiwa Asadpour promoviert bei Prof. Jost dul zum Thema Forschungsethik. Es gibt den Fördereinrichtungen gefordert.“ Gippert in der Empirischen Vergleichenden Druck umfassende Informationen, Tests, die das er­ Linguistik. Er stammt aus dem Iran und ist Frankfurter Societäts-Druckerei worbene Wissen abfragen, und ergänzendes Bundesweites Interesse somit in einem sehr unterschiedlichen Bil­ Druckzentrum Mörfelden Material. Das Absolvieren aller Module dau­ Der Kurs „Gute wissenschaftliche Praxis in dungssystem sozialisiert worden. Für inter­ Kurhessenstraße 4 – 6 ert etwa 60 Minuten, man kann den Kurs der Promotion“ ist 2015 entstanden und er­ nationale Promovierende steht eine englisch­ 64546 Mörfelden-Walldorf auch mal unterbrechen und Module wieder­ freut sich seitdem einer großen Beliebtheit, sprachige Version des Kurses zur Verfügung. holen. „Der Kurs orientiert sich an den ein­ nicht nur bei Promovierenden der Goethe-­ „Das Tool hat mir vor allem sehr geholfen, Vertrieb zelnen Promotionsschritten“, erklärt GRADE-­ Uni: „Nachdem wir das Tool auf einer Tagung mir über die Struktur meiner Arbeit im Kla­ HRZ Druckzentrum der Universität Mitarbeiterin Anja Schenk. „Fragen, die sich von UniWiND, dem Universitätsverband zur ren zu werden“, berichtet Asadpour. Er hat Senckenberganlage 31 zum Beispiel auf den oder die Betreuer/in Qualifizierung des wissenschaftlichen Nach­ auch die von GRADE angebotenen Präsenz­ 60325 Frankfurt am Main beziehen, stehen dementsprechend eher am wuchses in Deutschland, vorgestellt hatten, veranstaltungen besucht und fühlt sich da­ Telefon (069) 798-23111 Anfang, während Aspekte des Publizierens kamen sehr viele Anfragen von anderen her sehr gut betreut. Er hat aber noch eine eher am Ende des Kurses behandelt wer­ Hochschulen. Mittlerweile arbeiten 14 Uni­ Anregung: Das Tool sollte noch mobil opti­ Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mitglieder den.“ Natürlich mussten bei der Konzeption versitäten mit unserem Tool, das natürlich miert werden – „dann kann man es auch im der VFF ist der Versandpreis im Mitgliedsbeitrag die Eigenständigkeiten aller Fächer und aufgrund abweichender Prüfungsordnungen Schwimmbad bedienen“, lacht Asadpour. df enthalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge ­Fächerkulturen berücksichtigt werden. Dies jeweils leicht angepasst werden musste“, er­ geben nicht unbedingt die Meinung des bedeutet, dass ein Geisteswissenschaftler auch klärt Küster. Die Goethe-Uni habe dadurch Herausgebers und der Redaktion wieder. mal mit Fragen konfrontiert wird, die eher in durchaus eine Vorreiterrolle inne. Gute Er­ Mehr Informationen zum E-Learning-Kurs unter Der UniReport erscheint in der Regel sechs Mal den Natur- und Lebenswissenschaften auf­ fahrungen hat auch Roland Ebert mit dem http://www.uni-frankfurt.de/53981968/ pro Jahr. Die Auflage von 15 000 Exemplaren tauchen: „Ein Thema im E-Learning-Kurs Tool gemacht. Er promoviert in der pharma­ Gute_Wissenschaftliche_Praxis_in_der_Pro- wird an die Mitglieder der Universität Frankfurt behandelt die Reihenfolge bei der Nennung zeutischen Chemie bei Prof. Dieter Steinhil­ motion verteilt. Für unverlangt eingesandte Artikel der Autoren, was in den Naturwissenschaf­ ber. „Vor der Promotion habe ich im Prinzip Interessierte, die noch nicht bei GRADE und Fotos wird keine Gewähr übernommen. ten sehr wichtig ist: Wer bekommt die nie wissenschaftlich gearbeitet und auch registriert sind, können sich die Demoversion Die Redaktion behält sich Kürzungen und Erstautorschaft, wer wird überhaupt ge­ keine Arbeit anfertigen müssen, daher kam anschauen. Angleichungen an redaktionelle Standards vor. nannt und so weiter. Es ist aber auch für Urheber, die nicht erreicht werden konnten, Geistes- und Sozialwissenschaftler­ hilfreich, werden wegen nachträglicher Rechteabgeltung von dieser Frage zu hören, zudem in einem T ischtennis-Damen erfolgreich um Nachricht gebeten. Fach wie den Politikwissenschaften mittler­ weile ganz ähnliche Tendenzen zu beobach­ om 24. bis 26. Mai war Aachen Schauplatz der Deutschen Hochschulmeisterschaften ten sind.“ Sybille Küster ergänzt: „Der Kurs im Tischtennis. Insgesamt traten mehr als 220 Studierende in Team-, Einzel-, Doppel- vermittelt Basiswissen, das für alle Diszipli­ Vund Mixedkonkurrenzen an. Die Goethe-­Universität war durch die drei Teilnehmerinnen nen wichtig ist. Natürlich gibt es Unter­ Anna Jansen, Janina Kämmerer und Daniela Viertel vertreten. Am Freitag startete der schiede zwischen den Naturwissenschaften Wettkampf mit den Team-Wettbewerben, Anna Jansen und Janina Kämmerer vertraten und den Geisteswissenschaften, daher findet das Damen-Team der Goethe-­Universität. Im Finale konnten sie gegen das Team der Uni die Vertiefung dann in den Promotionspro­ Düsseldorf mit 3:1 gewinnen. Die Punkte wurden jeweils durch einen Einzelsieg und ei­ grammen im Fachbereich oder in ergänzen­ nem gemeinsamen Doppelerfolg erzielt. Anna und Janina sind somit die neuen Deutschen den GRADE-Workshops statt.“ Ein solches Hochschulmeisterinnen im Damen-Team und haben sich damit für die Europameister­ Tool könne aber auch dazu anregen, über die schaften im kommenden Jahr qualifiziert. Im Einzelwettbewerb kam Janina Kämmerer Fächergrenzen hinweg über die eigene wis­ bis ins Finale, dort musste sie sich Katharina Michajlova von der Uni Bremen geschlagen senschaftliche Praxis nachzudenken. Auch geben. Im Doppel lief es für Janina ebenfalls sehr gut, konnte sie doch mit ihrer Partnerin für Postdocs ist der Kurs gedacht: Denn der Anne Bundesmann von der HfPV Wiesbaden bis ins Finale einziehen. Dort mussten sie zunehmende Publikationsdruck bringe es sich leider knapp mit 2:3 gegen ihre Gegnerinnen von der DHBW Stuttgart und Uni Düssel­ mit sich, dass mitunter die Sorgfalt bei der dorf geschlagen geben. www.uni-frankfurt/hochschulsport Datengenerierung und -nutzung vernachläs­ 16 Campus 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Philanthropie und Macht Der Politische Philosoph Theodore M. Lechterman erforscht als Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften, wie Stifterkultur und Demokratie zusammenpassen.

UniReport: Herr Dr. Lechterman, spielt was ist der besondere Charakter dieser Art Philanthropie in modernen Gesellschaften Der amerikanische Philosoph von Philanthropie, mit welchen Herausforde- eine immer größere Rolle? Womit könnte und Politikwissenschaftler rungen sehen sich die Hochschulen das zusammenhängen? Dr. Theodore M. Lechterman ­konfrontiert? Dr. Theodore Lechterman: Bestimmte Formen Hochschulbildung ist sehr interessant, weil forscht auf Einladung von Prof. von Philanthropie gab es immer schon in na­ sie für meine Theorie eine Mischform dar­ Rainer Forst und der an der hezu allen Gesellschaften, die privaten Besitz stellt. In einer komplexen modernen Gesell­ Goethe-Universität angesiedelten zulassen. Doch heute ist Philanthropie sicher­ schaft ist der Zugang zur Hochschulbildung lich zu einem wichtigen Bestandteil des öf­ Kollegforschergruppe „Justitia erforderlich, um Chancengleichheit zu ge­ fentlichen Lebens geworden, und zwar aus Amplificata Centre for Advanced nießen – ein zentrales Prinzip der Vertei­ folgenden Gründen: Studies“ am Forschungskolleg lungsgerechtigkeit. Und dieser Aspekt der – Ein insgesamt wachsender Lebensstan­ Humanwissenschaften. Er hatte Bildung sollte idealerweise öffentlich finan­ dard bedeutet, dass ein höherer Anteil der von 2016 bis 2018 ein interdiszipli- ziert werden und einer öffentlichen Rechen­ Bevölkerung über ein Einkommen verfügt, näres Fellowship für Ethik inne, schaftspflicht unterliegen. Doch andere As­ das potenziell gespendet werden kann. das zwischen dem McCoy Center pekte der Hochschulbildung sind wohl nicht – Der Wohlfahrtsstaat zieht sich auf vieler­ for Ethics in Society und dem im Sinne der Gerechtigkeit erforderlich, und lei Weise zurück, das eröffnet privaten Spen­ Stanford Center on Philanthropy daher idealerweise für philanthropische Spen­ den mehr Möglichkeiten. and Civil Society angesiedelt war. den geeignet. Das sind beispielsweise Dinge – Eine wachsende Ungleichheit bedeutet, 2016 wurde er am Department of wie hochgradig spekulative Forschung, obs­ dass die Reichen heute über einen unglaubli­ Politics der Princeton University kure Forschungsgebiete, zusätzliches Personal, chen Reichtum verfügen, der eingesetzt wer­ mit einer Arbeit über „Donors’ und weitere Sonderausstattungen. den kann, die Lücken zu füllen, die ein sich Democracy: Private Philanthropy Doch ich denke, dass Philanthropie im zurückziehender Staat hinterlässt. Bereich der Hochschulbildung mindestens and Political Morality“ promoviert. – In einer zunehmend komplexeren Welt, drei Herausforderungen stellt: in der das Individuum angesichts massiver Foto: Forschungskolleg Humanwissenschaften Die erste Herausforderung bezieht sich struktureller Kräfte nur über eine begrenzte darauf, welche Aspekte der Hochschulbil­ Macht verfügt, verspricht Philanthropie an­ Es hängt ganz davon ab, warum es uns küm­ gleich verteilt ist, ermöglicht die Freiheit zu dung tatsächlich diskretionär und daher ge­ scheinend ein System, sich auszudrücken mert. Wenn es darum geht einzuschätzen, ob spenden einen größeren Einfluss der wohl­ eignet für philanthropische Spenden sind. und zu handeln. jemand ein guter Mensch ist, dann mag es habenderen Bürger auf die Landschaft öf­ Eine zweite Herausforderung ist die Un­ sinnvoll sein, die Motive hinter einer indivi­ fentlicher Güter. gleichheit, die durch Philanthropie erzeugt In einem Artikel haben Sie sich damit duellen Spende zu bewerten. Aber ich denke, – Macht über die Empfänger von Spenden: werden kann. Stellen Sie sich vor: Heidel­ ausei­nandergesetzt, wie Amazon-Gründer dass uns die Diskussion über Motive oft von Einige der öffentlichen Güter, die Philantro­ berg bekommt fünf Mal so viel an Spenden Jeff Bezos einen Teil seines Vermögens den eigentlichen Fragen wegführt: über die pisten zur Verfügung stellen, zielen darauf, wie Frankfurt, was dazu führt, dass die Hei­ spenden möchte. Was genau kritisieren Rolle, die Philanthropie in der demokrati­ benachteiligten Personen zu helfen. Aber delberger Studierenden nach ihrem Abschluss Sie daran? schen Gesellschaft spielen sollte und wie wenn diese Güter als „Geschenk“ verteilt beträchtliche Vorteile auf dem Arbeitsmarkt Bezos hat angekündigt, für Obdachlosen­ Spenden Machtausübung darstellen. In ei­ werden, fehlt den Empfängern die Möglich­ genießen. unterkünfte in Seattle zu spenden; in der nem großen Teil meiner Arbeit versuche ich keit, die Entscheidungen, die ihre grundle­ Eine dritte Herausforderung ist ein Gleich­ Stadt, in der Amazon seinen Firmenzentrale über die allgemeine Auseinandersetzung genden Bedürfnisse betreffen, zu beeinflussen gewicht der Kräfte zwischen Spendern und hat, ist Obdachlosigkeit ein großes Problem. hinsichtlich der Motive von Spendern hin­ oder zu hinterfragen. Es liegt ausschließlich den Universitäten. Universitäten sind auf­ Ich gebe zu, dass Bezos möglicherweise die auszugehen, um diese Formen struktureller beim Spender zu entscheiden, ob, wann und grund der Kontrolle durch die Fakultätslei­ besten Absichten damit verbindet und dass Probleme anzugehen. Jemand kann mit den wie diese Güter verteilt werden. Diese hier­ tung besser dazu in der Lage, sich den Ein­ Obdachlose dringend Unterstützung benöti­ besten Absichten handeln und dennoch zu archische Beziehung erzeugt die Möglichkeit griffen von Spendern zu entziehen, als viele gen. Aber mein Argument lautet: Diese Art einer massiven Ungerechtigkeit beitragen; von Herrschaft, Unterordnung und Paterna­ andere Nutznießer der Philantropie. Eine Fa­ der Spende gefährdet einige Grundprinzipien umgekehrt kann ein Spender mit falschen lismus. kultätsleitung kann dazu beitragen, die geis­ politischer Moralität. Die Mitglieder einer Absichten Ergebnisse erzielen, die in extre­ tige Freiheit vor der Gefährdung durch ex­ politischen Gemeinschaft haben die gemein­ mem Maße wohltätig sind. In gewisser Weise ist es sehr wohlfeil, terne Kräfte zu schützen. Doch wenn es um same Gerechtigkeitsverpflichtung, einen aus- Philanthropie und Spenden zu kritisieren. das große Geld geht, können Universitäten reichenden sozialen Mindeststandard sicher­ Inwiefern kann Philanthropie eine „Ausübung In Ihrer Forschung als Politischer Philosoph unter dem Druck stehen, mehr Kontrolle der zustellen; und sie besitzen ebenso das demo­ von Macht“ darstellen? beschäftigen Sie sich mit legitimen demokra- Spender zuzulassen, als gesund oder fair ist. kratische Recht auf eine gleichwertige Philanthropie übt Macht in mindestens drei­ tischen Zielen, die dem Spenden zugrunde Stimme in Entscheidungen, die zentrale An­ erlei Hinsicht aus: liegen. Könnten Sie diese einmal erklären? Fragen: Dirk Frank gelegenheiten des öffentlichen Interesses be­ – Macht über die Öffentlichkeit und den Es ist in der Tat sehr einfach, gegenüber der treffen. Wenn private Stiftungen versuchen, politischen Prozess: Viele Organisationen, die Philanthropie zynisch zu sein, indem man Dinge der Ungerechtigkeit in Angriff zu neh­ sozial und politisch agieren, hängen von die Motive der Spender hinterfragt oder in­ www.theodore-lechterman.com men, können sie als Instrumente der Selbst­ Spenden ab, um sich zu finanzieren (Interes­ dem man behauptet, dass Philanthropie ein­ justiz (vigilantism) dienen; sie hindern Ge­ sensverbände, Think Tanks, religiöse Glau­ fach nur Ungerechtigkeit verdeckt oder auf­ meinschaften daran, ihre kollektiven Pflichten bensgemeinschaften, politische Parteien und rechterhält. Meine Untersuchung beginnt zu erfüllen, und sie entziehen kritische poli­ Kampagnen). In Gesellschaften, in denen bei der Frage, ob das Ideal der Demokratie tische Themen einer demokratischen Rechen­ Wohlstand ungleich verteilt ist, ermöglicht Möglichkeiten für die Ausübung der Philan­ schaftspflicht. Seattle hatte versucht, Steuern die Freiheit zu spenden einen größeren Ein­ thropie bietet. Ich behaupte, dass Philanthro­ für lokal ansässige Unternehmen zu erhö­ fluss der wohlhabenderen Bürger auf die so­ pie in einer demokratischen Gesellschaft eine hen, gerade wegen des Ziels, Wohnen er­ ziale und politische Agenda. wertvolle Rolle spielen kann. Idealerweise schwinglicher zu machen, und Amazon hatte – Macht über die Verteilung von öffentli­ sollte sie der Finanzierung diskretionärer öf­ aktiv gegen diese Politik gekämpft. Daher chen Gütern: Ein weiterer primärer Nutzen fentlicher Güter dienen – Güter, die im Sinne könnte man sagen, dass Bezos teilweise da­ der Philanthropie ist die Verteilung von öf­ der Gerechtigkeit nicht erforderlich sind – für verantwortlich war, die Bedürfnisse zu fentlichen Gütern, von kulturellen Gütern und Formen öffentlicher Äußerung; und erzeugen, auf die seine Spende reagieren wie Symphonien und Museen bis hin zu so­ Philanthropie sollte dies zu Bedingungen sollte. Und dieser Aspekt macht die Spende zialen Diensten, die darauf ausgerichtet sind, tun, die jedem Bürger die faire Chance bie­ zusätzlich kritisierbar. Armut und Benachteiligung in Angriff zu ten, sich zu beteiligen. Aber weil die Rahmen­ nehmen. Wenn diese Güter durch eine bedingungen für dieses Ideal augenblicklich Wenn wir das Verhalten eines Spenders Spende bereitgestellt werden, spiegeln sie nicht gegeben sind, kann Philanthropie auch bewerten wollen, spielt dann einzig und allein das private Urteilsvermögen ihrer Spender eine wichtige Rolle spielen, dabei zu helfen, das Ergebnis seiner „planvollen Philanthropie“ wider. In manchen Fällen erlaubt dies den diese Bedingungen herzustellen. („organized philanthropy“) eine Rolle? Kann Spendern die Privatisierung wichtiger Fragen es nicht doch erhellend sein, die Motive, die von öffentlichem Interesse. Und nochmal: In Spender spielen zunehmend eine wichtige hinter seiner Spende liegen, zu diskutieren? Gesellschaften, in denen der Reichtum un­ Rolle auch in der Hochschulbildung; UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Campus 17

theke der Welt weithin bewundert, ist Health­care wieder zwei Sessions mit je vier Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten parallelen Workshops zu Themen von spezi­ Versorgungsqualität diesbezüglich deutlich in die Defensive gera­ ellem Interesse. Eröffnet wird die Tagung ten. Arzneimittelinnovationen made in Ger­ von Prof. Kristina Sinemus, der Hessischen many sind Mangelware geworden. Oder Ministerin für Digitale Strategie und Ent­ doch nicht? Die deutsche Biotech­ -Industrie wicklung, und von Prof. Helge Braun, dem und Innovationskraft ist quicklebendig, wie beispielhaft der Erfolg Chef des Bundeskanzleramtes, der von Ber­ von Evotec zeigt, dessen Vorstandsvorsitzen­ lin aus zugeschaltet sein wird. Beim Vor­ der ebenso zur Jahrestagung kommen wird abendempfang auf Einladung der Hessischen auf dem Prüfstand wie der Forschungschef von AbbVie Deutsch­ Landes­regierung wird Anne Janz, Staats­ land, in der einst der Pharmabereich der BASF sekretärin für Soziales und Integration, die aufgegangen ist, sowie Prof. Helga Rübsamen-­ Teilnehmer der Tagung begrüßen. Anschlie­ Achte Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare Schaeff, die Gründerin von AiCuris, des Anti- ßend wird zum zweiten Mal der gemeinsam infektiva-­Spin-offs von Bayer, der der Bundes­ von ZEIT Doctor und dem House of Pharma nnerhalb weniger Jahre ist die Jahresta­ Implantate oder Prothesen gefährden Patien­ präsident 2018 den Deutschen Zukunftspreis & Healthcare ausgelobte Deutsche Patienten­ gung des House of Pharma & Healthcare ten, weil sie oft leichtfertig und ohne ausrei­ verliehen hat. Gemeinsam werden sie im Ge­ preis verliehen. Er zeichnet in diesem Jahr zu einer der führenden Pharmakonferen­ chende Kontrollen zugelassen werden. Über spräch mit Repräsentanten von Politik und die beste Innovation zur Förderung der Ge­ zen Deutschlands aufgestiegen. „Als wir Auswege aus diesen Engpässen beziehungs­ Kostenträgern das innovative Potenzial der sundheitskompetenz aus. Obwohl nämlich I2012 zum ersten Mal zu unserer Jahresta­ weise Konsequenzen aus diesen Affären dis­ Pharmaforschung in Deutschland in den Blick das medizinische Wissen rasant zunimmt gung einluden, ahnten wir nicht, wie rasch kutieren der Präsident des Bundesinstitutes nehmen. Zudem wird Thomas Müller, Leiter und Gesundheitsinformationen immer leichter und nachhaltig sie an Attraktivität und Aus­ für Arzneimittel und Medizinprodukte und der Abteilung „Arzneimittel, Medizinpro­ zugänglich werden, hat laut einer aktuellen strahlung gewinnen würde“, sagt Prof. Man­ der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses dukte, Biotechnologie“ im Bundesgesund­ Studie mehr als die Hälfte der Bevölkerung fred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der des Bundestages mit einer Patientenspreche­ heitsministerium in einer Keynote über die Deutschlands erhebliche Schwierigkeiten, Goethe-Universität und Präsident des House rin, einer Krankenkassengeschäftsführerin aktuellen und kommenden Gesetzgebungs­ gesundheitsrelevante Informationen zu fin­ of Pharma & Healthcare. Zur achten Auflage und einem Unternehmensvertreter. verfahren und Initiativen seines Hauses den, zu verstehen, zu beurteilen und zu nut­ der Veranstaltung im Casino auf dem Cam­ ­berichten. zen. Hier gilt es dringend, Abhilfe zu schaffen. pus Westend werden am 2. und 3. Septem­ Wo bleiben Arzneimittelinnovationen Joachim Pietzsch ber 500 Experten und Entscheider aus allen made in Germany? Patientenpreis für bessere Bereichen der Gesundheits- und Pharma­ Kritisch für den Gesundheitsstandort Deutsch­ Gesundheits­kompetenz branche erwartet. land ist auch die Innovationskraft seiner for­ Neben diesen Schwerpunktthemen bietet schenden Arzneimittelindustrie. Einst als Apo­ die Jahrestagung des House of Pharma & Berechtigte Zweifel am deutschen ­Gesundheitssystem? „Haben wir noch das beste Gesundheitssys­ tem der Welt?“ ist eines der beiden zentralen Die achte Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare findet am Themen der Jahrestagung. Diese Frage ist 2. und 3. September 2019 im Casino auf keinesfalls rhetorisch gemeint, bezieht sie dem Campus Westend der Goethe- sich doch ausdrücklich auf besonders mar­ Universität statt. kante Schlagzeilen des vergangenen Jahres, Zur Jahrestagung eingeladen sind: die an der Qualität der Gesundheitsversor­ • Entscheider aus Pharmakonzernen sowie gung in Deutschland zweifeln ließen: Kran­ kenhäuser müssen die Vorgaben des Arbeits­ mittelständischen Pharmaunternehmen zeitgesetzes mithilfe von Opt-out-Regelungen • Vertreter der Gesundheitswirtschaft umgehen, damit sie in Zeiten zunehmenden • Vertreter aus Politik und Medien Ärztemangels ihren Betrieb aufrechterhalten • Vertreter von Patientenorganisationen können. Blutdrucksenkende Arzneimittel mit • Vertreter aus Hochschulen und außer- dem Wirkstoff Valsartan, der in China produ­ universitären Forschungseinrichtungen ziert wird, sind mit einer vermutlich krebser­ • Nachwuchswissenschaftler und regenden Substanz verunreinigt; ein Arznei­ Doktoranden mittelimporteur vertreibt in Deutschland Die Anmeldung ist möglich unter jahrelang unbemerkt teure Krebsmedika­ www.convent.de/pharma mente, die in Griechenland gestohlen wor­ den sind; Medizinprodukte wie zum Beispiel Jahrestagung des House of Pharma 2018. Foto: Andreas Henn

Aum-Zwischenfall, das Erdbeben von Kôbe, beide 1995, so­ Trends wie die Literatur prekärer Verhältnisse erörterte Adam Beginn einer wie die Dreifachkatastrophe von Fukushima am 11. März Greguš (Wien) in seinen Ausführungen zu Nakamura 2011 setzten Zäsuren. Die japanische Literatur hat die Heisei- ­Fuminori, Eva Bender (Frankfurt) führte in die Queer-­ Epoche und ihre Geschehnisse intensiv dokumentiert. Zeit­ Literature am Beispiel von Fujino Chiya ein. neuen Ära diagnostisches Schreiben war in dieser Phase außerordent­ Eine andere wichtige Strömung und ihre Bedeutung für lich populär, und so liegen zahlreiche literarische Repräsen­ den japanischen Kultur- und Identitätsdiskurs, nämlich die Nachbericht zur Tagung »Texte der Ära Heisei: tationen der vergangenen drei Dekaden vor. Auf der grenzüberschreitenden Ansätze im literarischen Feld, analy­ Lesungen zeitgenössischer japanischer Frankfurter Zusammenkunft von Forscherinnen und For­ sierten die Beiträge von Fujiwara Dan (Toulouse) und Dani­ schern aus Japan, den USA, England, Frankreich, Italien, der ela Tan (Zürich). Nicht zuletzt interessant für die Zuhörer war Literatur / Texts of the Heisei Era: Readings of Schweiz, Österreich und Deutschland wurden einige der we­ der Fokus auf die Lyrik, den Victoria Young (Cambridge) und Contemporary Japanese Literature« sentlichen Aspekte der „Heisei-Literatur“ beleuchtet. Mi­ Christian Chappelow (Frankfurt) vertraten – ebenso der re­ (6. bis 7. Juni 2019) chiko Mae, ehemalige Fachvertreterin der Japanologie Düssel­ nommierte Übersetzer japanischer Poesie, Jeffrey Angles dorf und Repräsentantin der japanologischen Literatur- (Michigan), der zur Frankfurter Tagung aus den USA ange­ forschung, eröffnete mit ihrer Keynote Speech in japanischer reist war. ozusagen parallel zur japanischen Zeitgeschichte Sprache die Tagung. Im Eröffnungsvortrag benannte sie we­ Während die Leitfrage der Tagung „Was macht die Hei­ konnten die Japanologinnen und Japanologen an sentliche Narrative der Heisei-Zeit: das Moment des Trosts sei-Literatur aus?“ dergestalt als Gegenstand des Nachden­ der Goethe-Universität Ergebnisse ihrer Forschun­ und der Heilung (Stichwort iyashi), das Texte nach dem Ter­ kens kontinuierlich präsent war, erbrachte der internationale gen zur neueren Literaturszene des Landes im Rah­ roranschlag der neureligiösen Vereinigung Aum Shinrikyô Austausch auch spannende Einblicke in die verschiedenen Smen einer internationalen Tagung präsentieren. Am 30. April charakterisiert, den Fokus auf problematische Soziotypen Wissenschaftskulturen. Wie die Frage zu beantworten war, 2019 begann in Japan die Ära Reiwa, die Ära Heisei trat in wie die sogenannten hikikomori („social recluse“) sowie die hing also zum großen Teil davon ab, in welcher Wissen­ den Raum der Geschichtlichkeit ein. Nur einen Monat nach Post-Fukushima-Thematik, die die Jahre nach 2011 prägte. schaftstradition man sozialisiert wurde. Beginn der neuen Epoche wollten die Teilnehmer der Veran­ Ein besonders origineller Vortrag von Anita Drexler (Wien) Es ist geplant, die Ergebnisse der Veranstaltung, die von staltung drei Dekaden literarischer Produktion der Heisei-Zeit hob auf den iyashi-Aspekt im Werk Sada Masashis ab. Die Prof. Lisette Gebhardt zusammen mit Christian Chappelow einer Sichtung unterziehen und Möglichkeiten der Kategori­ Thematik des sich der Welt verweigernden Jugendlichen, die und Damian David Jungmann organisiert wurde, in Form sierung und Deutung erkunden. mittlerweile Eingang in die Weltliteratur gefunden hat, stellte eines Bandes zu veröffentlichen – dieser soll dann nach Mög­ „Heisei-Literatur“ lässt sich in mehrere Abschnitte eintei­ Filippo Cervelli (Durham) in seinem Beitrag über Abe Kazu­ lichkeit zum 40. Jubiläum des Bestehens der Japanologie im len, die sie auch in repräsentativen Texten kommentiert: Das shige vor. Als Vertreterin der 3.11-Literatur behandelte Yos­ Frühsommer 2021 an der Goethe-Universität vorliegen. Ende des japanischen Wirtschaftshochs der 1980er, der hio Hitomi (Tôkyô) die Autorin Kawakami Mieko. Relevante 18 Bücher 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Egbert Jahn Viktor Sarris Gunther Hellmann (Hg.) Hans Peter Klein Sarah Lenz Politische Streitfragen. Band 5: Genialität, Depressivität, Resilienz. Theorizing Global Order. The Inter- Abitur und Bachelor für alle – Ethische Geldinstitute. Krieg und Kompromiss zwischen Byron, James, Hemingway – national, Culture and Governance. wie ein Land seine Zukunft verspielt Normative Orientierungen und Nationen und Staaten ihr Leben und Werk aus biopsycho- Campus Verlag 2018, Frankfurt/New York Verlag zu Klampen 2019, Springe Kritik im Bankenwesen Springer VS 2019, Wiesbaden sozialer Sicht 172 Seiten, 39,95 Euro 204 Seiten, 20 Euro Springer VS 2019, Wiesbaden 370 Seiten, 44,99 Euro Springer 2019, Wiesbaden 175 Seiten, 39,99 Euro 54 Seiten, 14,99 Euro

n diesem Buch geht es um den Streit ieses „essential“ behandelt die ie Theoretisierung internationaler ahr für Jahr drängen mehr Abiturien- thische Geldinstitute erfahren in den I über Kriegsgefahren und die Schuld an D psychischen Erkrankungen von Lord D Beziehungen setzte immer schon J ten ins Studium, ohne dafür die not- E letzten Jahren vermehrt Aufmerk- Kriegen und Massenmorden, aber auch George Byron, William James und Ernest ein Verständnis des Gegenstands­ wendigen Voraussetzungen mitzubrin- samkeit, was sich in steigenden Wachs- um die Möglichkeiten gewaltfreier Poli- Hemingway – drei genialen Persönlich- bereichs voraus, über den reflektiert gen. Demgegenüber verliert die praxis­ tumszahlen der jeweiligen Banken nie- tik. Thematisiert werden die Konflikte im keiten der Poesie, Wissenschaft und wird – etwa das „Internationale“ und orientierte duale Ausbildung zunehmend derschlägt. Nicht selten werden sie als Südchinesischen Meer, in Syrien und um Literatur. Es wird untersucht, wie diese „Globale“ oder Kategorien wie „Bezie- an Ansehen und Attraktivität. Unter dem Hoffnungsträger eines Wandels disku- eine Weltpolitik der USA und Russlands, Genies mit ihrer schweren Depressivität hungen“ und „System“. Obwohl „Ord- Vorwand, damit Chancengleichheit zu tiert, der eine gerechtere Gestaltung des die Kriege in Kauf nimmt. Der Brexit und zeit ihres Lebens umgegangen sind. nung“ eine zentrale Kategorie sowohl schaffen, treiben Bildungspolitiker diese Banken- und Finanzwesens stützt. Der die Flüchtlingsfrage stellen eine große Dabei interessiert besonders die Frage, des politischen Diskurses als auch der Entwicklung zügig voran. Vielerorts gerät Band systematisiert die Kritik und die Herausforderung für die Europäische welche psychischen Widerstände sie Disziplin der Internationalen Beziehun- das Studium zur verschulten Ausbildung. Praktiken ethischer Banken in Deutsch- Union dar. Bedingungen einer friedlichen gegen ihre Depressionen mobilisieren gen ist, wird das Konzept erstaunlich 19 000 Studiengänge sind es mittler- land und fragt nach den konstitutiven Konfliktaustragung zwischen sprachlichen konnten (Resilienz). Ihr persönliches wenig theoretisiert. Dieser Band bietet weile, die auf das Erwerbsleben vorbe- sozialen und normativen Strukturen. und ethnonationalen Gruppen werden Schicksal wird jeweils unter einem divergierende zeitgenössische Perspek­ reiten sollen. Der personelle Mangel an Darüber hinaus werden Herausforderun- an den Beispielen der Schweiz, Quebecs biopsychosozialen Blickwinkel der Mög- tiven darauf, wie globale Ordnung theo- den Universitäten und Hochschulen hat gen und Potenziale einer Transformation und Kataloniens erörtert. lichkeiten und Grenzen ihrer kognitiv-­ retisch gefasst werden kann. im Zuge dieser „Bildungsexpansion“ im Bankenwesen am Beispiel von Inves- emotionalen Abwehrkräfte behandelt. dramatische Ausmaße angenommen. titions- und Anlageentscheidungen ana- Egbert Jahn ist emeritierter Professor Damit wird auch die Frage berührt, Gunther Hellmann ist Professor Drittmittel sollen Entlastung schaffen. lysiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass ethi- für Politische Wissenschaft und Zeit­ welche Bedeutung die Resilienz für die für Politikwissenschaft an der Goethe- Unter dem Druck, sie einzuwerben, sche Banken durchaus neue Formen der geschichte an der Universität Mannheim Kontrolle von Suizidalität hat. Universität Frankfurt. ­können Professoren ihren Lehr- und For- Arbeitsorganisation und der Unterneh- und zurzeit Lehrbeauftragter an der schungsverpflichtungen allerdings nicht menspolitik befördern können, dass die Goethe-Universität­ Frankfurt. Viktor Sarris ist ehemaliger Inhaber mehr angemessen nachkommen. Wäh- Vision einer Integration ethischer Selbst- des Max-Wertheimer-Lehrstuhls für rend die fachlichen Ansprüche an vielen verpflichtung und gesellschaftlicher Ver- Psychologie, insbesondere Allgemeine Hochschulen bereits drastisch herunter- antwortung aber dort an Grenzen stößt, Psychologie am Institut für Psychologie geschraubt wurden, um die Zahl der wo sie mit den weiterhin dominanten der Goethe-Universität Frankfurt.​ Absolventen in die Höhe zu treiben, Markt- und Wachstumslogiken konfron- ­haben Begabtere oft das Nachsehen: tiert werden. Begabtenförderung gilt in Deutschland als unsozial. Doch dafür wird langfristig Sarah Lenz ist Wissenschaftliche nicht nur im Bildungswesen ein hoher ­Mitarbeiterin am Seminar für Soziologie Preis zu zahlen sein. der Universität Basel; 2017 Promotion (Quelle: Verlag zu Klampen) am Institut für Soziologie der Goethe-­ Universität; 2013 bis 2015 war Lenz Hans Peter Klein wurde 2001 auf den Mitarbeiterin im Projekt „Die Berufs­ Lehrstuhl für Didaktik der Biowissen- moral der Banker. Milieubildungen und schaften an der Goethe-Universität be- Professionsethiken im globalen Finanz- rufen; er ist Präsident der Gesellschaft wesen“ am Exzellenzcluster Normative für Didaktik der Biowissenschaften, Mit- Ordnungen, Frankfurt. begründer der Gesellschaft für Bildung und Wissen und Mitglied der Bildungs- kommission der Gesellschaft deutscher Naturforscher.

s klafft eine Lücke in der Kindheitsforschung, was ihre randständi- Prof. Jürgen Hasse lehrte von 1993 bis 2014 am Institut für E gen, verdeckten, tabuisierten und scheinbar langweiligen Räume Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt. und Bereiche betrifft. Mit 63 Begriffen nimmt das Glossar nun diese oft übersehenen »Räume der Kindheit« in den Blick. Aus der Perspek- Prof. Verena Schreiber lehrt Humangeographie am Institut für tive verschiedener Disziplinen widmen sich die Beiträge sowohl den Geographie und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule institutionellen Hotspots der Vergesellschaftung von Kindern als auch Freiburg.­ den gewöhnlichen und unauffälligen Orten des täglichen Lebens. Die aufgesuchten Orte und Räume werden als Chiffren machtpolitisch umkämpfter Schauplätze der Sozialisation ebenso erschlossen wie als situative Milieus, an denen kindliche Welt-Beziehungen spontan gelebt werden.

Jürgen Hasse und Verena Schreiber (Hg.) Räume der Kindheit. Ein Glossar Transcript Verlag 2019. Bielefeld 420 Seiten, 34,99 Euro UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Bibliothek 19

Baden-Baden und ging auf kleinere und Ich hatte ja ­größere Konzerttourneen. Sie trat ab 1854 regelmäßig bei den Museumskonzerten in Frankfurt auf. „Ich hatte ja nie an Frankfurt nie an Frankfurt gedacht…“ hatte sie einst in ihr Tagebuch ge­ schrieben, aber es kam anders. Universitätsbibliothek Während eines Konzertaufenthaltes 1878 gedacht: Clara in Frankfurt fragte der Leiter des neugegrün­ deten Konservatoriums Joachim Raff, ob sie www.ub.uni-frankfurt.de als Dozentin in Frankfurt wirken wolle. Nach Schumann zum Clara Schumann am Klavier. kurzem Überlegen sagte sie zu. So wurde Foto: Franz Clara Schumann im Alter von 59 Jahren Zahlreiche Lebensdokumente und ein Teil 200. Geburtstag Hanfstaengl, „Erste Klavierlehrerin“ am Dr. Hoch‘schen des künstlerischen Erbes bewahrt die Univer­ UB Frankfurt Konservatorium und prägte so die erste dort sitätsbibliothek Johann Christian Sencken­ ausgebildete Pianist(inn)engeneration, u. a. berg: Die Sammlung zu Clara Schumann lara Schumann war eine der bedeu­ und engagierte Privatlehrer, so dass Clara Mary Wurm aus Southampton, Lazzaro Uzi­ umfasst rund 450 originale Briefe, alte und tendsten Musikerinnen des 19. Jahr­ keine Zeit in einer öffentlichen Schule ver­ elli aus Florenz und Ilona Eibenschütz aus neue Ausgaben ihrer Kompositionen, die hunderts. Als Pianistin wurde sie bringen musste. Budapest. In Frankfurt verbrachte sie die von ihr besorgte Ausgabe der Werke ihres schon in jungen Jahren berühmt. Sie lernte ihren späteren Mann Robert im letzten 18 Jahre ihres abwechslungsreichen Mannes, die berühmte Büste des Künstlers CDaneben komponierte sie auch, unterstützte Elternhaus kennen, da er ab 1828 Klavier­ Künstlerlebens. Sie bereicherte das kultu­ Friedrich Christoph Hausmann, Porträtab­ ihren Mann beim Komponieren und Schrei­ unterricht bei Wieck nahm. Ab 1835 entwi­ relle Leben der Stadt durch musikalische bildungen (Ölgemälde, Fotos und Lithogra­ ben über Musik und gab später seine Werke ckelte sich eine Liebesbeziehung zwischen Salon­veranstaltungen in ihrem Haus in der fien), Konzertprogramme als Zeugnisse ihres in einer Gesamtausgabe heraus. In diesem Clara und Robert. Gegen den Willen des Vaters Myliusstraße 32, das sie zunächst gemietet Wirkens und die frühen Jahresberichte des Jahr feiern wir ihren 200. Geburtstag. Wieck heirateten die beiden im Jahre 1840. und 1882 gekauft hatte. Sie unterhielt Kon­ Dr. Hoch‘schen Konservatoriums. Auch un­ Nicht nur als Musikerin ist sie bemerkens­ Sie lebten zunächst in , wo sie ihre takte sowohl zum Bürgertum als auch zu terschiedliche Monografien zum Leben und wert, sondern auch als eigenständige, unab­ glücklichste gemeinsame Zeit hatten und Adligen wie der Landgräfin Anna von Hessen. Werk der Künstlerin sowie Briefausgaben hängige Frau. Nach dem Tod ihres Mannes ­Robert viel komponierte. 1844 zogen sie Nach ihrem Tod 1896 wurde sie gemäß und die Edition ihrer Tagebücher können in sorgte sie durch ihr Auftreten als Pianistin nach Dresden und sechs Jahre später nach ­ihrem letzten Willen in Bonn neben ihrem der Bibliothek eingesehen bzw. ausgeliehen für das Familieneinkommen, sie übernahm Düsseldorf, wo er das Amt des Städtischen Mann beigesetzt. werden. quasi die Männerrolle in der achtköpfigen Musikdirektors übernahm. Schon in diesen Die Ausstellung im Frankfurter Institut Familie. Mehrere Angestellte kümmerten Jahren führten gesundheitliche Probleme für Stadtgeschichte präsentiert (bis zum 26. sich um Kinder und Haushalt, während zur verminderten Schaffenskraft Robert Januar 2020) viele wertvolle Objekte zum Clara auf Konzertreisen ging. Die aktuelle Schumanns. Leben und Umfeld Clara Schumanns – unter Ausstellung im Frankfurter Institut für Stadt­ Acht Kinder hatte das Paar, die Mädchen anderem als Leihgaben aus der Universitäts­ Gipsentwurf Friedrich geschichte beleuchtet vor allem diesen Aspekt Marie, Elise, Julie und Eugenie und die Jun­ bibliothek die Porträt-Büste von F. Chr. Christoph Hausmanns des Lebens von Clara Schumann. gen Emil, Ludwig, Ferdinand, Felix. Die für eine Marmorbüste Hausmann, eine Ausgabe ihres Klaviertrios Clara Schumann wurde am 15. September Töchter Marie, Elise und Eugenie wurden von Clara Schumann, op. 17 von 1846, einen Regenschirm aus dem 1819 in Leipzig geboren. Schon früh zeigte Pianistinnen und Klavierlehrerinnen. 1896. Besitz von Franz Liszt sowie Marmorplastiken sich ihre musikalische Begabung. Ihr Vater Nach dem Tode ihres Mannes 1856 lebte Foto: A. Kersting-Meule- von Pianistenhänden. Friedrich Wieck unterrichtete sie in Musik Clara Schumann hauptsächlich in Berlin und man, UB Frankfurt Ann Kersting-Meuleman

Praxislabor Digitale Geisteswissenschaften Workshop-Reihe der Universitätsbibliothek führt in Methoden und Werkzeuge der Digital Humanities ein.

ie digitale Transformation von Wis­ ­Forschenden erleichtern: Einführungen in Die neunzigminütigen, von Mitarbeitern senschaft, Forschung und Lehre ist sogenannte X-Technologien (XML, XPath, und Mitarbeiterinnen der Universitätsbib­ bereits weit vorangeschritten: Auch XSLT) machen die Teilnehmenden mit der liothek durchgeführten Workshops finden geisteswissenschaftliche Disziplinen Nutzung und Verarbeitung der Auszeich­ während der Vorlesungszeit mittwochs um Dkönnen, selbst wenn sie sich als eher traditi­ nungssprache TEI (Text Encoding Initiative) 13.15 Uhr im Bibliothekszentrum Geistes­ onell ausgerichtet betrachten, nicht umhin, vertraut, die insbesondere im Kontext digita­ wissenschaften auf dem Campus Westend digitale Techniken und Werkzeuge in ihrer ler Editionen einen De-Facto-Standard dar­ statt. täglichen Arbeit zu verwenden. Da sich viele stellt. In weiteren Workshops lernen die Teil­ Agnes Brauer, Referentin der UB dieser Methoden und Tools eines intuitiven den Start gegangen und verfolgt das Ziel, in­ nehmerinnen und Teilnehmer, wie sie mit für Digitalisierung / Digital Humanities oder naiven Zugangs weitgehend entziehen, teressierten Einsteigern einen ersten Einblick verhältnismäßig einfachen Mitteln Informa­ ist es unerlässlich, insbesondere Studieren­ in das weite Feld der Methoden und Tools tionen aus dem WWW strukturiert harves­ den, aber auch dem wissenschaftlichen der Digital Humanities zu bieten. In nieder­ ten können (Web Scraping) und wie diese Weitere Informationen und Nachwuchs, Unterstützung auf dem Weg zu schwelligen Zweier-Sessions erfolgen zu­ und andere (ggf. unordentliche) Daten berei­ Anmeldemöglichkeiten unter einem sicheren und reflektierten Umgang nächst Präsentationen, die ins jeweilige nigt und für die eigenen Zwecke aufbereitet http://www.ub.uni-frankfurt.de/digitalhuma- mit diesen Instrumenten anzubieten. Die Thema einführen, bei der Folgesitzung ist werden können (OpenRefine, Textmanipu­ nities Universitätsbibliothek möchte mit ihrer dann „hands-on“ angesagt: Hier kann das lation mit Regulären Ausdrücken). Veran­ Ein Moodle-Kurs, in dem alle Materialien frei neuen Reihe Praxislabor Digitale Geistes- zuvor Präsentierte anhand kleiner Praxisbei­ staltungen wie die Einführung in Python zugänglich hochgeladen werden, begleitet die wissenschaften in Form extracurricularer spiele selbst geübt werden. oder in Linux zeigen den Mehrwert dieser Veranstaltungsreihe: Workshops einen Beitrag dazu leisten. Das Themenspektrum variiert von grund­ Technologien für geisteswissenschaftliche http://tinygu.de/dhworkshops Die Workshop-Reihe ist im Sommer­ legenden Einführungen bis zur Demonstra­ Anwendungsfelder auf und sollen dazu die­ semester 2019 bereits zum zweiten Mal an tion klein(er)er Tools, die den Alltag der nen, Hemmschwellen abzubauen.

Campus Bockenheim Mathematikbibliothek Campus Westend Bibliothekszentrum Campus Niederrad Zentralbibliothek Telefon (069) 798-23414 Bibliothek Recht und Wirtschaft Geisteswissenschaften Medizinische Hauptbibliothek Telefon (069) 798-39205/-39208 [email protected] (BRuW) Telefon (069) 798-32500 (Q1) Telefon (069) 6301-5058 [email protected] Telefon (069) 798-34965 Telefon (069) 798-32653 (Q6) [email protected] Informatikbibliothek [email protected] [email protected] Bibliothek Kunstgeschichte / Telefon (069) 798-22287 Campus Ginnheim Städelbibliothek und Islamische [email protected] Bibliothek Sozialwissenschaften Campus Riedberg Bibliothek für Sportwissenschaften Studien und Psychologie (BSP) Bibliothek Naturwissenschaften Telefon (069) 798-24521 Telefon (069) 798-24979 Telefon (069) 798-35122 Telefon (069) 798-49105 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 20 Freunde 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Als Unternehmen mit starken Wurzeln in Frankfurt bringt sich PricewaterhouseCoopers »im Sinne des Fellow-Citizenship auf verschiedenen Ebenen in der Stadt ein. Dazu zählt auch unser Engagement für die Goethe-Universität, sowohl durch die Mitarbeit in der Freundesvereinigung als auch durch Unterstützung universitärer Initiativen wie z. B. der Einführungswoche der WiWi-Studierenden. Der Austausch mit den Studierenden ist für meine Kollegen und mich dazu noch eine persönliche Motivation, Erfahrungen im Rahmen von Lehrveranstaltungen zu teilen. Dr. Bernd Roese, Partner bei PricewaterhouseCoopers www.freunde.uni-frankfurt.de und Mitglied im Kuratorium der Freundesvereinigung Foto: Lecher

Kurzweiliger Einblick in den Wissenschaftskosmos der Goethe-Universität 13 junge Forscherinnen und Forscher wurden ausgezeichnet und ihre Forschungsarbeiten vorgestellt.

D ie Akademische Feier der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universi- tät schafft es wie keine andere Veranstaltung, PREISTRÄGERINNEN jedes Jahr aufs Neue in nur knapp zwei UND PREISTRÄGER Stunden den Wissenschaftskosmos dieser Preis der Vereinigung Uni­versität abzubilden: In kurzweiligen, von Freunden und Förderern auch für Laien verständlichen Vorstellungen Dr. Frederic Strobl (10 000 Euro) skizzierten die Laudatoren, worüber die 13 Preisträgerinnen und Preisträger in ihren Werner Pünder-Preis ausgezeichneten Arbeiten geforscht hatten. Dr. Nadine Drönner, Dr. des. Jeanette Ehrmann as Spektrum reichte dieses Mal (insgesamt 10 000 Euro) von A bis Z – von Archäologie bis Frankfurter Forschungspreis 2019 Zoologie. So erfuhren die Anwe­ Bei der 34. Akademischen Feier der Freundes­vereinigung wurden sechs junge Wissenschaftlerinnen der Rudolf Geißendörfer-Stiftung und sieben junge Wissenschaftler der Goethe-Universität im Festsaal des Casinos, Campus Westend, senden u. a., was mit naturwissen­ Dr. Jan Heil (5000 Euro) Dschaftlichen Analyseverfahren an archäo­ ausgezeichnet; drei sind zurzeit zu einem Forschungsaufenthalt in den USA und ließen sich vertreten. logischen Erkenntnissen aus Lehmziegeln Die gut dotierten Preise übergaben der Vizepräsident der Goethe-Universität, Prof. Roger Erb (rechts), Mediterran-Preis und der Vorsitzende der Freundesvereinigung, Prof. Wilhelm Bender (Zweiter von rechts). Foto: Dettmar herauszuholen ist und warum die Frucht­ Dr. Moein Eslami (3500 Euro) fliege unter den 20 Millionen Insektenarten Barbara und Piergiuseppe für die vergleichende Genomik so eine wich­ zial auch auf internationaler Ebene in diesem erworbenes Geld“. Ein großer Dank den Stif­ Scardigli-­Preis für geisteswissen- tige Rolle spielt. Noch zwei der insgesamt 13 Kreis der „early career researchers“ steckt; tern und Spendern! schaftliche Fächer Themen, die die Spannbreite ein wenig illus­ dieser Begriff gilt inzwischen in der „scienti­ Neu im Kreis der Spender für Preise hieß Dr. Helena Schmedt (3000 Euro) trieren: Bereits zwei Jahre nach der Französi­ fic community“ als konkreter als die Bezeich­ Wilhelm Bender das Frankfurter Ehepaar Dr. schen Revolution starten die ­Haitianer die nung „Nachwuchswissenschaftler“. Der Phy­ Elmar und Ellis Reiss herzlich willkommen, WISAG-Preis erste und einzige erfolgreiche Revolution siker und Vizepräsident der Goethe-Uni- sie hatten 5000 Euro für den diesjährigen Dr. Ingo Sauer (5000 Euro) von versklavten Menschen – ein Faktum, das versität, Prof. Roger Erb, machte in seiner Stifterpreis „Sozialpsychiatrie Frankfurt“ zur Stifterpreis »Sozialpsychiatrie im kulturellen Gedächtnis Europas ver­ Ansprache deutlich, dass sich für die sechs Verfügung gestellt. Neben Stiftungen enga­ Frankfurt« schwiegen wird. M2-Makrophagen spielen jungen Forscherinnen und sieben jungen gieren sich zunehmend mehr Einzelperso­ Dr. Janina Kitzerow (5000 Euro) bei der Entstehung und Ausbreitung des Leber­ Forscher durch die Auszeichnung weitere nen, die mit gut dotierten Preisen qualifi­ Frankfurter Dissertationspreis zellkarzinoms eine entscheidende Rolle; zur­ Perspektiven für ihre wissenschaftliche Kar­ zierte junge Forscher unterstützen. Dazu für Philosophie zeit werden Methoden entwickelt, um diese riere eröffnen. zählt jetzt auch Bender: Der Vorsitzende der Dr. des. Dominik Kauss (3000 Euro) Makrophagen im Blut und Gewebe bestim­ Das bestätigen auch die Psychologin Dr. Freundesvereinigung stiftet einen Dissertati­ men und langfristig die Immunabwehr der Janina Kitzerow und der Wirtschaftswissen­ onspreis in Höhe von 5000 Euro, der fortan Procter & Gamble-Nachhaltigkeits- betroffenen Patienten stärken zu können. schaftler Dr. Ingo Sauer, die sich im Namen jährlich für herausragende Leistungen jun­ preis und Förderpreis Prof. Wilhelm Bender, Vorsitzender der aller Preisträgerinnen und Preisträger bei de­ ger Geistes- und Sozialwissenschaftler verge­ Dr. Martin Heinritzi, Max Czymai und Freundesvereinigung, hatte den Gästen im nen bedanken, die sie in der „Phase der ma­ ben wird. Da in diesem Jahr die von der Sonja Ströll (insgesamt 8000 Euro) Festsaal des Casinos auf dem Campus West­ ximalen Konzentration auf das Thema der Freundesvereinigung geförderte Poetik-Stif­ Wilhelm Bender-Dissertationspreis end bei der Begrüßung nicht zu viel verspro­ Arbeit“ unterstützt hatten. Sie schilderten, tungsgastprofessur ihr 60. Jubiläum feiert, Dr. Annemarie Opp (5000 Euro) chen: „Erleben Sie diese Vielfalt der Universi­ wie herausfordernd es sei, sich immer wieder ging der Preis an eine Literaturwissenschaft­ tät und Sie werden viel lernen über Gebiete, selbst zu motivieren, auch wenn es zeitweise lerin: Dr. Annemarie Opp wurde für ihre Dis­ die Ihnen bisher eher verschlossen waren.“ nicht so vorangehe, wenn man die Welt nur sertation „Liebe und Konsum. Ästhetik und Neben zahlreichen Angehörigen der Ausge­ noch aus dem „Tunnelblick“ des eigenen Poetik eines Zusammenhangs in Romanen zeichneten waren auch viele Wissenschaft­ Themas wahrnehme. Umso größer sei nun der Moderne und Postmoderne“ ausgezeich­ ler, Freunde der Universität und Stifter dieser die Freude, neben der hervorragend bewer­ net – was sich hinter diesem hochspannen­ Preise in Höhe von insgesamt 57 500 Euro teten Arbeit auch einen gut dotierten Preis den, komplexen Thema verbirgt, ließ ihr zu der 34. Akademischen Feier gekommen. entgegennehmen zu können. Sauer brachte ­Betreuer, der Literaturwissenschaftler Prof. Goethe-Uni online Dass zwei Preisträgerinnen und ein Preisträ­ es treffend zum Ausdruck: Hier komme nun Heinz Drügh, durchblicken; es wird dem­ Mehr dazu unter ger wegen ihres Forschungsaufenthaltes in beides zusammen – das Verdienst, laut Du­ nächst Gegenstand eines Beitrags im Uni­ https://tinygu.de/AkademischeFeier2019 den USA an der Akademischen Feier nicht den „Anerkennung verdienende Leistung“, Report sein. teilnehmen konnten, zeigt, welches Poten­ und der Verdienst, laut Duden „durch Arbeit Ulrike Jaspers

Vorstand Geschäftsführerin Konto Freunde aktuell Prof. Dr. Wilhelm Bender (Vorsitzender), Julia Nike von Wersebe Deutsche Bank AG, Filiale Frankfurt Per E-Mail informieren wir unsere Mit­glieder Heraeus-Rinnert (Stellvertretende Vorsitzende), Vereinigung von Freunden und Förderern IBAN: DE76 5007 0010 0700 0805 00 schnell und aktuell über interessante Veranstaltungen Dr. Sönke Bästlein, Dr. Udo Corts, Prof. Alexander der Goethe-Universität BIC: DEUTDEFFXXX an der Universität. Interesse? Teilen Sie doch bitte Demuth, Dr. Albrecht Fester, Dr. Thomas Gauly, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, einfach Ihre E-Mail-Adresse mit: Prof. Dr. Heinz Hänel, Dr. Helmut Häuser, 60629 Frankfurt am Main Förderanträge an die Freunde Tina Faber, [email protected] Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, Edmund Konrad, Telefon (069) 798-12234, Fax (069) 798 763 12234 Frederik Kampe Telefon (069) 798-17237, Fax (069) 798-763 17237 Dr. Friederike Lohse, Renate von Metzler, [email protected] [email protected] Dr. Christoph Schmitz, Prof. Dr. Manfred Schubert-­ Telefon (069) 798-12279 Zsilavecz, Claus Wisser, Prof. Dr. Birgitta Wolff

Projektförderung Die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität mit ihren 1600 Mitgliedern unterstützte im vergangenen Jahr über 200 Projektanträge mit mehr als 250 000 Euro, die ohne diese ­Unterstützung nicht oder nur begrenzt hätten realisiert werden können. Darüber hinaus vergeben die Freunde jährlich Preise in Höhe von 225 000 Euro. UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Studium 21

Plakate als Geschichtenerzähler Studierende der Ethnologie und der Curatorial Studies über das Ausstellungsprojekt »Indianische Plakate«

or fast einem Jahr trafen wir, elf über 1000 ermordeten und vermisst gemel­ Studierende aus der Ethnologie deten Frauen mehr als zehn Prozent indige­ und den Curatorial Studies, zum ner Herkunft waren, obwohl deren Anteil an ersten Mal zusammen. Anfangs der kanadischen Bevölkerung bei unter fünf Vwussten, wir nicht, was alles bei dem zwei­ Prozent liegt. Nähere Informationen, das Pla­ semestrigen Projekt „Indianische Plakate“ kat der „Stolen Sisters“ und weitere Plakate, auf uns zukommen würde. Alles, was wir die auf Gewalt gegen Frauen und in Familien wussten war, dass wir eine Ausstellung mit aufmerksam machen, sind während der Aus­ Plakaten aus dem indigenen Nordamerika stellung im Weltkulturen Museum zu sehen. gestalten würden. Im Rahmen des Pro­ Weitere Themen sind: Familien und Kinder, gramms „Starker Start ins Studium“ und un­ Politik und Recht, Militär, Bildung und Re­ ter der Leitung von Dr. Markus Lindner vitalisierung von Sprachen und Kulturen, machten wir uns an die Arbeit. Die Fragen, Identität, Kulturfeste (Powwows), Drogen die wir beantworten wollten: Welche Bedeu­ und Alkohol, Gesundheit und Ernährung. tung haben Plakate in der Gesellschaft? Wel­ che Aussagen treffen sie? Wie vermittelt man Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit? indigenes Leben in Nordamerika? Diesen Während unserer Vorbereitungen hatten wir und weiteren Fragen gingen wir nach. Her­ außerdem das Glück mit echten Profis zu­ aus kam unsere Ausstellung „Plakatiert! Re­ sammenarbeiten zu können. Bei unserem flexionen des indigenen Nordamerika“. Zu Besuch in der Grafischen Sammlung des His­ sehen ist sie seit dem 27. Juni 2019 im Welt­ torischen Museums in Frankfurt am Main kulturen Museum, Frankfurt am Main. lernten wir mehr über die korrekte Handha­ Anhand von etwa 100 Plakaten aus den bung von Papier als Material und erfuhren 1970ern bis heute wollen wir Ausstellungs­ viel über die Aufgaben von Restaurator*in­ besucher*innen indianische Lebenswelten nen. Die Zusammenarbeit mit unserem Ko­ näherbringen und damit das Stereotyp des operationspartner, dem Weltkulturen Mu­ „edlen Wilden“ aufbrechen. Dieses Ziel seum, war natürlich ebenfalls ein Glücksgriff. konnten wir dank dem Weltkulturen Mu­ Neben Einführungen in die vielfältigen Ar­ seum umsetzen, welches uns als unser Ko­ beitsbereiche eines Museums hatten die en­ operationspartner stets mit Rat und Tat gagierten Mitarbeiter*innen des Weltkultu­ zur Seite stand. Weiterer Dank gilt unseren ren Museums stets ein offenes Ohr für unsere Sponsoren: Die Ausstellung, die Publikation Belange. Für die diversen Arbeitsbereiche und der Druck unseres Katalogs wurden teilten wir uns in mehrere Kleingruppen auf. durch die Dr. Marschner Stiftung und den Bei frisch gebrühtem Kaffee beratschlagte Förderfonds Lehre unterstützt. Denn die dar­ sich die Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam mit gestellten Themen aus dem Alltag des indige­ der Leiterin der Amerika-Abteilung suchten nen Nordamerikas werden mithilfe der Pla­ wir ergänzende Objekte, wie beispielsweise kate und ergänzenden Objekte nicht nur rituelle Kleidung, heraus. Die Restauratorin­ angesprochen, sondern in einem Katalog nen bastelten daraufhin Puppen, die diese auch erläutert und historisch eingebunden. Kleider in der Ausstellung präsentieren. Ein Ohne die zur Verfügung gestellten Mittel der besonderes Ereignis für uns alle war zweifel­ beiden Sponsoren wäre dies nicht möglich los die Hängung der Plakate in den Räum­ gewesen. lichkeiten des Museums. Nachdem wir zu­ nächst auf Skizzen die Positionen der Plakate Was gibt es zu sehen? festgelegt hatten, war es ein großartiges Ge­ Die Ausstellung beleuchtet aktuelle Themen, fühl, die fertig bestückten Räume zu sehen. views vor einigen Wochen, in denen wir Stu­ Dennoch verloren wir dabei nie das Ziel aus wie beispielsweise Gewalt gegen indigene dierenden zu Wort kamen. „Der Zeitaufwand“, den Augen: eine Ausstellung zu konzipieren, Frauen. Die kanadische Regierung gab An­ Wie sah es hinter den Kulissen aus? „Kommunikationshürden“, „die Geschichten, in der die ausgestellten Objekte mehr zu sa­ fang Juni eine Erklärung dazu ab, worüber Bis zu diesem Punkt war es jedoch ein langer die sich hinter manch einem Plakat verbor­ gen haben als die Menschen, die sie dorthin die Frankfurter Rundschau berichtete. In der Weg, der uns gefördert, aber auch gefordert gen haben“ sind nur einige der Antworten, brachten. Ob uns das gelungen ist, können Ausstellung zeigen wir unter anderem ein hat. Von Anfang an konnten Besucher*innen auf die Frage nach Herausforderungen der Besucher*innen noch bis zum 1. Dezember Plakat, welches auf die vermissten Frauen unserer Facebook- und Instagram-Seiten Ausstellungsvorbereitung. Dabei war das 2019 selbst entscheiden. Wir freuen uns auf aufmerksam macht. Eine Analyse von Fällen diesen Entstehungsprozess mitverfolgen. Ein längst nicht alles. Von Beginn an gab es einen Euch! der letzten 30 Jahre ergab, dass von weit Highlight war die Veröffentlichung der Inter­ genau einzuhaltenden Zeitplan. Ein wichti­ Betelihem Fisshaye, Laura Haas ger Termin war zum Beispiel die Fertigstel­ und Catharina Wallwaey lung der Katalogtexte. Die Mitglieder des Redaktionsteams haben tagelang redigiert und vereinheitlicht, was wir anderen überse­ Ausstellungsdauer hen hatten. Diese Sorgfalt zahlte sich doppelt 27. Juni bis 1. Dezember 2019 aus. Bei den Recherchen zu einem Plakat, Weltkulturen Labor, das für den traditionellen Sonnentanz wirbt, Schaumainkai 37, kam die Frage auf, wer der hier abgebildete 60594 Frankfurt am Main Indianer ist. Die Frage ging dank unserer ­Social-Media-Seiten viral und schaffte es bis Weitere Informationen unter nach Amerika zu Vincent Schilling. Der ame­ www.weltkulturenmuseum.de rikanische Journalist wusste nicht nur, dass es sich bei dem abgebildeten Mann um Frank Folgt uns auf Facebook & Instagram Fools Crow, einen hoch angesehenen elder @PlakatiertPosted der Oglala-Lakota handelte, er berichtete so­ @plakatiert_posted gar über unsere Suche in der wichtigsten in­ digenen Zeitung, Indian Country Today. Was bleibt also noch zu sagen? Von Her­ ausforderungen mit dem Zeitmanagement über die Zusammenarbeit mit externen Part­ nern bis hin zu inhaltlichen Meinungs­ verschiedenheiten, die teils lautstark ausdis­ kutiert wurden, erlebten wir die Heraus- Studierende des Projekts „Indianische Plakate“. forderungen einer Ausstellung hautnah mit. 22 Menschen 11. Juli 2019 | Nr. 4 | UniReport

Neuberufene sich dabei um den wichtigsten Archäologiepreis für Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie M87 sicht- sich unter anderem der Bekämpfung von einge- herausragende Dissertationen in Deutschland. Ver- bar machte. schleppten Erregern widmen. Aber auch die infek- liehen wird der Preis seit 1985 alle zwei Jahre vom Für sein Lebenswerk in der Gravitationsphysik tiologische Betreuung von Krankenhauspatienten JOHANNES STROBEL Verein von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk erhielt Prof. Friedrich Hehl, der am Institut für mit geschwächtem Immunsystem steht im Fokus. Seit März 2019 ist Johannes Strobel House of Finance-­ Darmstadt e. V. in Kooperation mit dem Hessischen Theoretische Physik der Universität zu Köln lehrte, Auf eine enge Kooperation ihrer Abteilungen Juniorprofessur für Real Estate Finance (gefördert Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der den Karl-Schwarzschild-Preis 2019. Prof. Hehl hat in legen beide Expertinnen großen Wert. Im Rahmen durch die Helaba). Er wurde an der International hessenARCHÄOLOGIE am Landesamt für Denkmal- herausragender Weise in über mehr als vier Jahr- des 2016 gegründeten und von Prof. Volkhard A. J. Real Estate Business School (IREBS) in Regensburg pflege Hessen. Clarissa Agricola wurde der Preis für zehnten die theoretischen Grundlagen der Allgemei- Kempf geleiteten Universitären Centrums für Infek- ihre 2018 an der Goethe-Universität eingereichte nen Relativitätstheorie (ART) untersucht, insbesondere tionskrankheiten (UCI) wollen Prof. Ciesek und Dissertation mit dem Titel „Der Wert des Besonderen hat er Erweiterungen von Einsteins ART geschaffen, Prof. Vehreschild die gesamte Infektionsmedizin in – Spätrömische Terra Nigra des 4. und 5. Jh. n. Chr.“ um die Torsion der Raumzeit einzubeziehen, die Frankfurt weiter stärken. So sollen unter anderem verliehen. Betreut wurde ihre Arbeit am Institut für Einstein einst vernachlässigt hatte. Mit dem Preis gemeinsame Curricula für die Weiterbildung von Archäologische Wissenschaften von Prof. Dr. Fleur wird an Karl Schwarzschild erinnert, den berühmten Ärzten und Studierenden etabliert werden. Auch Kemmers und Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel. Frankfurter Astrophysiker, der vor einhundert Jahren eine spezielle Ausbildung für sogenannte Physician Fachliche Unterstützung erhielt sie von der For- innerhalb weniger Monate die nach ihm benannte Scientists ist vorgesehen, also Wissenschaftler, die schungsstelle Keramik am Institut für Archäologische Lösung von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheo- gleichwertig in der Patientenbetreuung oder Diag- Wissenschaften durch Dr. Markus Helfert. In der rie berechnete. Dr. Maris Bauer erhielt den von der nostik sowie in der Forschung tätig sind. ­Arbeit beschäftigte sich die Preisträgerin mit einer Carl Wilhelm Fück-Stiftung ausgelobten und mit Prof. Ciesek ist Fachärztin für Innere Medizin und speziellen römischen Keramikart, die heute in der 10 000 Euro dotierten „Walter Greiner-Preis“ für die Gastroenterologie sowie für Mikrobiologie, Virolo- promoviert. Vor der Promotion studierte er Volks- Forschung unter „Terra Nigra“ bekannt ist und als gie und Infektionsepidemiologie und hält einen wirtschaftslehre in Regensburg, St. Peters­burg und wichtiges chronologisches Leitfossil der Spätantike Master of Health Business Administration. Ihre Vancouver. Im Anschluss an die Promotion absol- gilt. Agricola behandelte dabei jedoch nicht nur die Forschung wird unter anderem vom Deutschen vierte er einen einjährigen Forschungsaufenthalt an Typologie dieser Warenart, sondern schafft es in Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) gefördert. der Simon Fraser University in Kanada im Rahmen ­ihrer Arbeit auch, Aussagen über Verbraucher und Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter eines Stipendiums der Deutschen Forschungsge- deren Herkunft sowie zum überregionalen Handels- anderem mit dem Martin-Gülzow-Preis der DGVS meinschaft. Er forscht im Bereich der Auswirkungen verkehr zu machen. In die Untersuchungen flossen und dem Präventionspreis der Deutschen Gesell- von zeit-variierendem Risiko und Unsicherheit im neben der traditionellen archäologisch-typologischen schaft für Innere Medizin. Prof. Ciesek ist Mitglied Häusermarkt und der Gesamtwirtschaft. Johannes Analyse auch Ergebnisse aus naturwissenschaftli- zahlreicher Leitliniengruppen sowie mehrerer Strobel bietet Lehrveranstaltungen im Bereich Immo- chen Untersuchungen der Keramikfunde, soziologi- nationaler und internationaler Fachgesellschaften bilienfinanzierung, -investitionen sowie -ökonomik an. sche und ethnologische Theorien sowie experimen- und Gutachterin für verschiedene Fachzeitschriften. Foto: privat tell-archäologischen Versuchen ein. beste Physik-Dissertation. Er promovierte am Physi- Prof. Vehreschild ist Mitglied zahlreicher Leit­ Clarissa Agricola zeigt in ihrer Arbeit eindrück- kalischen Institut der Goethe-Universität über die liniengruppen, Leiterin des Forschungsschwerpunk- Auszeichnungen lich, wie die Beschäftigung mit archäologischem Entwicklung von Sensoren für die Terahertz-Mess­ tes für multiresistente, im Krankenhaus erworbene Material soziokulturelle und wirtschaftshistorische technik, die er nun am Fraunhofer-Institut für Infektionen im DZIF sowie Mitglied des Beirates der Fragen zu beantworten vermag. Techno- und Wirtschaftsmathematik für zerstö- Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie und 1822-PREIS FÜR GUTE LEHRE rungsfreie Produktprüfung in Industrieanwendungen der Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämato- ZUM 18. MAL VERLIEHEN STIFTERPREIS BILDUNG & INTEGRATION einsetzt. Studierende im Bereich Biophysik gaben logie und Onkologie (AGIHO) als Fachgruppe der Zum 18. Mal ist am 8. Juli der 1822-Universitätspreis FÜR SEBASTIAN KOCH den Ausschlag für den erstmals in diesem Jahr Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medi- für exzellente Lehre verliehen worden. Ausgezeich- Sebastian Koch wurde für seine Masterarbeit mit vergebenen „Niko-Claus-Preis“, benannt nach den zinische Onkologie (DGHO). 2018 gründete sie net wurden der Psychologe Lukas Schulze-Vorberg, dem Stifterpreis für Bildung & Integration ausge- beiden Stiftern Nikolaus Hensel und Claus Wisser. gemeinsam mit Kollegen ihres Forschungsbereiches der Romanist PD Dr. Ingo Feldhausen, der Informatiker zeichnet, der vom Kölner Gymnasial- und Stiftungs- Ausgezeichnet wird Dr. Georg Wille vom Institut für die ESCMID Study Group for host and microbiota Prof. Detlef Krömker und die Erziehungswissenschaft- fonds, der Universität zu Köln und der Technischen Biophysik. Er wird für sein außergewöhnlich starkes interaction – ESGHAMI innerhalb der European lerin Prof. Barbara Friebertshäuser. Insgesamt waren Hochschule Köln in diesem Jahr zum ersten Mal Engagement in der Lehre, für die Belange der Society of Clinical Microbiology and Infectious 23 Vorschläge eingereicht worden, das Vorschlags- vergeben wurde. Der durch das Stifterehepaar Katja Studierenden und seine Aktivitäten zur strukturellen Diseases. recht liegt bei den Studierenden, die ihre Nominie- und Fred Bänfer initiierte Preis prämiert Abschluss- Verbesserung des Studiengangs Biophysik geehrt. rung gut begründen müssen. arbeiten, die sich konstruktiv mit der Bewältigung Für das herausragende Engagement von Studieren- „Gute universitäre Lehre bedeutet gute Wissen- von gesellschaftlichen Herausforderungen im den im Bereich der Lehre wurde Julia Sammet Geburtstag schaft, denn Lehre und Forschung gehören hier auf ­Themenfeld Bildung und Integration auseinander- ausgezeichnet. Der Doktorandin sind die Gründung das engste zusammen“, betonte die Präsidentin der setzen. In seiner Masterarbeit beschäftigt sich und der Aufbau des Physik-Lernzentrums der Goethe-­ Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, anlässlich ­Sebastian Koch mit der Arbeitsmarktintegration Universität am Campus Riedberg zu verdanken. Als 90. GEBURTSTAG der 18. Verleihung des 1822-Universitätspreises für ­zugewanderter Studierender in Deutschland. Er Leiterin der Einrichtung ist Julia Sammet mit ihrem Prof. Dr. Bernhard Diestelkamp exzellente Lehre. „Der 1822-Universitätspreis bietet zeigt, dass sich zugewanderte Studierende weniger Team erste Anlaufstelle für Studierende bei physi- Fachbereich Rechtswissenschaft immer eine wunderbare Gelegenheit, die große effektiv auf den Arbeitsmarkteintritt vorbereiten kalischen und mathematischen Fragen. Darüber Bedeutung guter Lehre zu betonen und Kolleginnen als einheimische Studierende und dass dies auch hinaus wurden die besten Studienabschlüsse des Prof. Dr. Jürgen Habermas und Kollegen zu danken, die diese Aufgabe mit ganz dadurch zu erklären ist, dass es zugewanderten Fachbereichs Physik geehrt sowie die Rolf und Edith Fachbereich Philosophie und besonderer Freude, Kreativität und Ausdauer anneh- Studierenden an Wissen zur Funktionsweise des Sandvoss-Stipendien und die Deutschlandstipendien Geschichtswissenschaften men“, so die Präsidentin. Robert Restani, Vorstands- deutschen Arbeitsmarktes mangelt. Sebastian Koch vorgestellt. vorsitzender der Frankfurter Sparkasse, sagte am absolvierte ein Bachelorstudium der Wirtschafts- 85. GEBURTSTAG Rande der Festveranstaltung: „Die Sicht der Studie- wissenschaften an der Goethe-Universität Frank- Prof. Dr. Hans-Leo Weyers renden ist uns sehr wichtig: Sie erfahren aus nächs- furt, bevor er sein Studium mit einem Master in Neuigkeiten Fachbereich Rechtswissenschaft ter Nähe, wie es um die Qualität der Lehre bestellt Economics an der Universität zu Köln fortführte. ist. Wissen interessant und ansprechend zu vermit- Derzeit promoviert er am Lehrstuhl für Personalwirt- 65. GEBURTSTAG teln und junge Leute für eine Sache zu begeistern, schaft der Goethe-Universität Frankfurt von Prof. ZWEI EXPERTINNEN BESETZEN Prof. Dr. Jürgen Erfurt das ist eine Fähigkeit, die aller Ehren wert ist.“ Die Guido Friebel. SCHLÜSSELPOSITIONEN IM KAMPF Institut für Romanische Sprachen und Literaturen Stiftung der Frankfurter Sparkasse unterstützt den GEGEN ERREGER Preis insgesamt mit 20 000 Euro. PREISE FÜR FRANKFURTER PHYSIKER Die Universitätsmedizin Frankfurt hat zwei Füh- Prof. Dr. Andreas Gold Den mit 15 000 Euro dotierten 1. Preis erhält Im Rahmen einer akademischen Feierstunde wurden rungspositionen neu besetzt. Prof. Sandra Ciesek Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie Lukas Schulze-Vorberg, der als wissenschaftlicher Ende Juni Physikerinnen und Physiker der Goethe-­ übernimmt die Leitung des Instituts für Medizini- Mitarbeiter am Fachbereich Psychologie und Sport- Universität ausgezeichnet. Veranstalter waren der sche Virologie. Prof. Maria Vehreschild ist die neue Prof. Dr. Thomas Kirchner wissenschaften das Projekt PODIUM durchführt. Fachbereich Physik der Goethe-Universität, die Leiterin für den Schwerpunkt Infektiologie in der Kunstgeschichtliches Institut Der 2. Preis (10 000 Euro) geht an den Privatdozenten Walter Greiner Gesellschaft zur Förderung der phy- Medizinischen Klinik 2. Die Zahl der Fernreisenden Dr. Ingo Feldhausen; er vermittelt den Studierenden sikalischen Grundlagenforschung (WGG) und das nimmt weltweit stetig zu. Im Gepäck sind immer öf- Prof. Dr. Frank Nürnberger die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens mit- Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). ter auch Krankheitserreger aus exotischen Ländern. Fachbereich Medizin hilfe einer Portfolio-Methode. Den 3. Preis (5000 Für seine herausragende wissenschaftliche Arbeit Gerade in einer Stadt wie Frankfurt, von deren Flug- Euro) teilen sich die Erziehungswissenschaftlerin haben der Theoretische Astrophysiker Luciano hafen die meisten Ziele weltweit angeflogen wer- Prof. Dr. Stefan Hohnloser Prof. Barbara Friebertshäuser und der Informatiker ­Rezzolla und sein Team am Institut für Theoretische den, ist daher ein professioneller Umgang mit Infek- Fachbereich Medizin Detlef Krömker, beide sind seit vielen Jahren über- Physik den Wissenschaftspreis der Frankfurter tionskrankheiten von größter Wichtigkeit. Das durchschnittlich in der Lehre engagiert. Ausführliche ­Physik erhalten. Der Preis wurde in Anerkennung Universitätsklinikum Frankfurt hat kürzlich zwei aus- Prof. Dr. Roland Kaufmann Porträts der Preisträger lesen Sie im nächsten der herausragenden Leistungen im Zusammenhang gewiesene Expertinnen für dieses Thema gewinnen Fachbereich Medizin Unireport. Anke Sauter mit der Erforschung Schwarzer Löcher vergeben. können: Prof. Sandra Ciesek ist die neue Direktorin Hierzu hatte Rezzolla unlängst weltweit mediale des Instituts für Medizinische Virologie. Prof. Maria EDUARD-ANTHES-PREIS 2019 Aufmerksamkeit erfahren in seiner Rolle als Vor- Vehreschild leitet den Schwerpunkt Infektiologie in FÜR CLARISSA AGRICOLA standsmitglied und Leiter des „Black Hole Cam-­ der Medizinischen Klinik 2. Gemeinsam mit Prof. Am 9. Mai wurde in Darmstadt Clarissa Agricola M. A. Projektes (BHC-Projekt)“, welches erstmals die Volkhard Kempf aus dem Institut für Medizinische der Eduard-Anthes-Preis 2019 verliehen. Es handelt ­Beobachtung des heißen Plasma-Rings um das Mikrobiologie und Krankenhaushygiene wollen sie UniReport | Nr. 4 | 11. Juli 2019 Termine 23

12. und 14. Juli 2019 Termine der ESG und KHG Museumsuferfest in Frankfurt. Freitag, 12. Juli 2019, 19 Uhr ©#visitfrankfurt, Foto: Holger Ullmann Sommerkonzert mit den Chören der ESG und KHG sowie Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

Die Chöre der Evangelischen Studierendengemein- de und der Katholischen Hochschulgemeinde musi- zieren gemeinsam mit Frankfurter Musikern zum Semesterabschluss. Mit Werken der Romantik und der Gegenwart klingt das Semester im wahrsten Sinne des Wortes aus. Matthäus-Kirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33, Frankfurt www.khg-frankfurt.de und www.esg-frankfurt.de

Sonntag, 14. Juli 2019, 19 Uhr Semesterabschlussgottesdienst

Die Katholische Hochschulgemeinde feiert den Se- mesterabschluss mit einem Gottesdienst, der mu- sikalisch durch Chor und Band der KHG gestaltet wird. Anschließend sind alle herzlich zum Barbecue eingeladen. Kirche Sankt Ignatius, Gärtnerweg 60, Frankfurt; www.khg-frankfurt.de

13. Juli 2019 Erfahrene Ärzte und Psychologen des Universitären 10 bis 20 Uhr: Infostand der Goethe-Uni mit State, und dem Moffitt Cancer Center in Tampa, Bürgertag zu Terahertz-Zukunftstechnologien Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) erklären Kinderschminken (12 bis 18 Uhr) Florida, 2010 an das Barbara Ann Karmanos Cancer 14.30 bis 16.30 Uhr, Campus Westend, laienverständlich die häufigsten Tumorerkrankun- 11 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung Institute berufen wurde. Dr. Bepler ist darüber hin- Casino-Gebäude gen. Sie geben Tipps zur Prävention sowie zur Un- 12 bis 20 Uhr: Hessisch-mediterrane Köstlich­ aus Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Onko- terstützung des Therapieverlaufs und beantworten keiten von Genussfee Catering, Frankfurt logie an der Wayne State University School of Me- Terahertzstrahlung durchdringt viele nichtleitende individuelle Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer. dicine und Mitglied im Board of Directors der Materialien wie Kunststoffe, Gewebe und Kerami- Darüber hinaus stellen sich im Rahmen der Infor- Vor dem Museum können Bücherliebhaber auf Association of American Cancer Institutes. ken, was sie für wissenschaftliche und industrielle mationsabende verschiedene Selbsthilfegruppen der 14. Antiquariatsmeile am Freitag ab 15 Uhr, Der UCT Science Day richtet sich an alle in der Anwendungen interessant macht. Sie wird jetzt schon vor und es besteht die Möglichkeit zum Austausch. Samstag und Sonntag während der Öffnungszei- Krebsforschung aktiven Kliniker/innen und Grundla- genutzt für die zerstörungsfreie Untersuchung von ten des Museums wieder ausgiebig in facetten­ genforscher/innen am Universitätsklinikum Frank- Objekten (z. B. für die Paket- und Postinspektion oder 13. August 2019 reichen Angeboten diverser Antiquariate stöbern. furt, der Goethe-Universität und an affiliierten Insti- zur Fehlerlokalisierung und Qualitäts­kontrolle), für Leiden lindern, besser leben – die frühzeitige Bitte informieren Sie sich auf unserer Homepage tuten. Auch in diesem Jahr werden teilnehmende Sicherheitskontrollen und biomedizinische Diagnosen. Einbindung der Palliativmedizin über mögliche Programmänderungen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eigene Ein weiterer Schwerpunkt der Sommerschule liegt www.museum-giersch.de Arbeiten in einer von zwei Postersessions oder als auf zukünftigen Lösungen für die wachsenden Anfor- 10. September 2019 selected talk vorstellen. Die besten Poster und der derungen an die drahtlose Kommunikation. Die zu- So geht‘s! Mit Bewegung aktiv beste Vortrag werden am Ende des Tages prämiert. nehmende weltweite Vernetzung, Digitalisierung und gegen Nebenwirkungen 4. September 2019 neue Anwendungen wie das „Internet der Dinge“ Wissenschaftstag am Universitären Centrum Kontakt: Dr. Tinka Haydn, Wissenschaftliche und „ferngesteuerte Medizin“ fordern ultrahohe 15. Oktober 2019 für Tumorerkrankungen (UCT) ­Koordination Nachwuchsförderung UCT, Bandbreiten, um die Datenübertragung in dem erfor- Möglichkeiten und Grenzen 9. UCT Science Day Tel. 069-6301-7251, E-Mail: [email protected] derlichen enormen Umfang zu ermöglichen. Die Inter- der Brustrekonstruktion­ 9 bis 17 Uhr, Campus Niederrad der national Travelling Summer School findet seit 29 ­Goethe-Universität, Hörsaalgebäude 22, Mehr Informationen zum Programm unter Jahren jährlich in verschiedenen Städten Europas 5. November 2019 Paul-Ehrlich-Hörsaal und Foyer. www.uct-frankfurt.de/scienceday statt. Über 100 Teilnehmer von Universitäten aus Rückfall nach Ersttherapie rund 12 verschiedenen Ländern sowie Doktoranden des Prostata­karzinoms – was tun? Am 4. September 2019 findet am Campus Nieder- und Studierende aus über 20 Ländern werden dieses https://www.uct-frankfurt.de rad von 9 bis 17 Uhr zum neunten Mal der UCT 17. bis 20. September 2019 Jahr erwartet. Gastgeber sind das Goethe Leibniz Science Day statt. Mit diesem Wissenschaftstag 17. Frankfurter Kinder-Uni Terahertz Zentrum und das Physikalische Institut der bietet das Universitäre Centrum für Tumorerkran- Campus Westend, Hörsaalzentrum Goethe- Universität. In diesem Jahr findet die Som- 23. August bis 25. August 2019 kungen (UCT) Frankfurt Studierenden, Promovie- merschule außerdem in Verbindung mit den zwei EU Sonderprogramm zum Museumsuferfest renden und Postdocs erneut Gelegenheit, sich über Vier Tage lang halten Professorinnen und Horizon-2020­ Projekten ITN CELTA und ITN TeraApps Museum Giersch der Goethe-Universität die aktuelle Forschung und die Nachwuchs- Professoren der Goethe-Universität Vorlesungen statt. (Eintritt: Museumsuferfest-Button) förderung am Standort zu informieren, sich auszu- für Kinder von 8 bis 12 Jahren. Dabei lassen sie tauschen und Kooperationen anzubahnen. Für die sich jedes Jahr aufs Neue etwas Besonderes Programm Freitag, 23. August Keynote Lecture konnte Gerold Bepler (MD, PhD) einfallen, um ihre Begeisterung für die Forschung 14.30 Uhr: Terahertz research within 10 bis 17 Uhr: Ausstellung „Heinrich Mylius vom Barbara Ann Karmanos Cancer Institute ge- mit den Kindern zu teilen. Informationen zum a European science network (1769 – 1854) – Ein europäischer Bürger zwischen wonnen werden. Der renommierte Thorax­onkologe Programm und zur Anmeldung werden kurz vor Prof. Viktor Krozer, Goethe Leibniz Terahertz Center Frankfurt am Main und Mailand“ ist Präsident und CEO des Barbara Ann Karmanos den Sommerferien an die Schulen im Rhein-Main-­ 15 Uhr: Introduction to Terahertz Science 15 Uhr: Eröffnung der Antiquariatsmeile Cancer Institutes in Detroit, eines von 50 durch das Gebiet versandt und sind auch unter – Key challenges, European research and 15 bis 19 Uhr: Infostand der Goethe-Uni National Cancer Institute akkreditierten Compre- www.kinderuni.uni-frankfurt.de abrufbar. societal impact hensive Cancer Centers in den USA, welches einen Für die Vormittagsveranstaltungen – jeweils­ um Prof. Idelfonso Tafur Monroy, TU/Eindhoven Samstag, 24. August besonderen Schwerpunkt im Bereich der Phase I/II-­ 9 und 11.30 Uhr – ist eine Online­anmeldung der 16.30 Uhr: Kaffeepause mit fließendem Über- 10 bis 22 Uhr: Ausstellung „Heinrich Mylius Studien hat. Dr. Beplers Forschungsinteresse gilt Schulklassen erforderlich. Die Vorlesungen am gang in die Poster-Session zu aktueller Tera- (1769 – 1854) – Ein europäischer Bürger zwischen insbesondere dem nicht-kleinzelligen Lungenkarzi- Nachmittag um 16 Uhr können Kinder – auch in hertz Forschung; Gelegenheit zum Austausch Frankfurt am Main und Mailand“ nom (NSCLC). Begleitung Erwachsener – ohne Anmeldung mit Doktoranden zu spezifischen Themen 10 bis 20 Uhr: Infostand der Goethe-Uni besuchen. mit Kinderschminken (12 bis 18 Uhr) 4. September 2019, 15.15 bis 16.15 Uhr www.kinderuni-frankfurt.de 12 bis 22 Uhr: Hessisch-mediterrane Köstlichkeiten The evolution of Phase I clinical trials Ab dem 13. August 2019 von Genussfee Catering, Frankfurt Dr. Gerold Bepler, Barbara Ann Karmanos Cancer Informationsreihe zum Thema Krebs 15 bis 20 Uhr: Fotobox vor dem Museum Institute, Detroit, Michigan, USA „Sie fragen, unsere Experten antworten!“ 15 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung 17.30 bis 18.30 Uhr, Universitäres Centrum für Nach Studium und Promotion an der Philipps-Uni- Goethe-Uni online Tumorerkrankungen (UCT), Universitätsklinikum Sonntag, 25. August versität Marburg ging Dr. Gerold Bepler in die USA, Frankfurt, Haus 22, EG, Seminarraum 22-1 10 bis 20 Uhr: Ausstellung „Heinrich Mylius wo er nach Stationen am Durham VA Medical Cen- Weitere Termine finden Sie hier (1769 – 1854) – Ein europäischer Bürger zwischen ter und dem Duke University Hospital, North Caro- http://www.uni-frankfurt.de/kalender

Frankfurt am Main und Mailand“ lina, dem Roswell Park Cancer Institute, New York Salsa-Gruppe des Zentrums für Hochschulsport. Foto: Dettmar 2019

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Impressionen vom Goethe-Uni-Sommerfest 2

1 Universitätspräsidentin Birgitta Wolff (Mitte) eröffnet mit Landesrätin Mag.a Barbara Eibinger-Miedl und Landesrat Mag. Christopher Drexler das Sommerfest.

2 Vernetzungstreffen zwischen mehr als 50 Vertreterinnen und Vertretern des Landes Steiermark, der Goethe-Universität, mit ihr verbundenen Einrichtungen sowie Freunden aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

3 Lesung: Lesung der steirischen Autorin Barbara Frischmuth im historischen Lesesaal der Goethe-Universität. 4 Kulinarische Köstlichkeiten aus der Steiermark wurden auf dem Sommerfest geboten. 3 Fotos: Dettmar 4

Der Top Act des Abends, die Band Mighty Maggots aus Graz, begeisterte mit steirischem Ska. Die Band Welthits auf Hessisch (kleines Bild). Fotos: Lecher