© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. ZumErwerb weitergehender Rechte wenden Siesich bitte [email protected]. des „Hin genug Den Finanzs te Hals

rs WOCHENENDE kriegen: tube nicht ys te vo ms. ll “ St ► ► Gr Mehr aa aumark ts sekr Re gulierung: et t: är Wo Billen. die In Po Seit te litik rvie en zö w 60 gert. mit , 61

Seit

Die en 58, 59 Gier

Michael Ryan Karriere Kunstmarkt Wie Manager versuchen, Wolfgang Beltracchis trotz Gefängnisstrafe Memoiren zeigen: Es 53 beruflich Fuß zu fassen. gibt viele Kunstfälscher. Hahn/laif

Seiten 62, 63 ul Seite 66 Pa

SKANDALE AM GRAUMARKT Gierigen Die Geschichte des unregulierten Kapitalmarktes zeigt: Pleiten waren auch in derVergangenheit eher Regel als Ausnahme. Die dubiosen Firmen heißen Prokon, Infinus,

S&K oderWölbern: Reihenweise bangen er ein Gefühl dafür entwi- Die Staatsanwaltschaft unternimmt Anleger um Millionen. Der graue Markt blüht. ckeln will, was ein echter einen neuen Anlauf, geht gegen füh- W Anlageskandal ist, der rende Köpfe wegen Untreue vor. Doch sollte dem Keller des Göt- vor dem Bundesgerichtshof kassiert Politik und Investoren ignorieren die Gefahren. tinger Amtsgerichts einen Besuch ab- sie eine Schlappe: Die angeklagten Fir- statten. Dort warten 25000 Leitz-Ord- menchefs werden freigesprochen. Bei Von Massimo Bognanni und Michael Brächer ner auf ihre Bearbeitung: Zwei Kilome- den Geschäften habe es zwar „viele ter lang sind die Regale, auf denen Kla- Grauzonen und Strafverdacht“ gege- geschrift neben Klageschrift steht. Im ben, stellt der zuständige Richter am s ist ein Tag im Mai 2013, als ligt von Kontrollpflichten Finanzvertrie- womöglich größten Anlageskandal der Bundesgerichtshof fest. „Aber eine Un- im Dresdener Szene-Club be Produkte mit Renditeversprechen Bundesrepublik haben Anleger gegen treue lässt sich nun mal nicht nachwei- „Stadtwerk-Mitte“ die Fami- von bis zu acht Prozent. die Göttinger Gruppe geklagt – und sen.“ Anleger versuchen, sich mit Zi- lie zu ihrem jährlichen Stell- Da ist etwa der Windparkbetreiber zwar 10 000 Mal. vilverfahren zumindest einen Teil ih- E Auch sechs Jahre nach der Pleite res Geldes zurückzuholen: Bis sie dichein zusammenkommt. Prokon, der auf dem grauen Markt über Im Foyer speien künstliche Geysire eine Milliarde Euro einsammelte und in der Finanzfirma bringt der Fall die abgeurteilt sind, dürften Jahre verge- Wasserfontänen. Wikinger-Komparsen der vergangenen Woche Insolvenz an- Justiz an ihre Belastungsgrenze, zehn hen. kreuzen die Schwerter, ein Künstler meldete, als Kunden ihre Einlagen zu- Richterinnen und Richter sind mit der Zweifelhaften Erfolg auf dem grauen meißelt Figuren aus meterhohem Eis. rückverlangten. Da ist die Frankfurter Aufarbeitung der Aktenlawinen be- Markt können auch die Anbieter von 360 Mitarbeiter und Geschäftspartner Immobiliengruppe S&K, deren Chefs schäftigt. Termingeschäften für sich verbuchen. der ostdeutschen Finanzfirma Infinus – Stephan Schäfer und Jonas Köller mit ei- Nach der Wende bringt die Göttinger „Ich rufe Sie so lange an, bis Sie unter- die sich als„Familie“ sieht – krönen hier nem Teil des Anlegergeldes Protz-Par- Gruppe stille Beteiligungen unters An- schreiben“, lautete eine typische Ver- ihre bestenVertriebler. Der Hauptpreis: tys finanziert haben sollen, statt sie in legervolk. Ihr Versprechen trifft den kaufsmasche in den 1990er-Jahren. eine Island-Luxusreise. Es gratuliert Immobilien zu investieren. Da ist das Zeitgeist: Steuern sparen für den klei- Die Drohung stammte von einem so Matthias Sammer, Sportvorstand des Hamburger Emissionshaus Wölbern In- nen Mann, mit garantiert sicheren Al- genannten Telefonkeiler der Düssel- FC Bayern München. vest, dessen Chef Heinrich Maria Schul- tersvorsorgeprodukten. Etwa 270 000 dorfer WBB International. Ein halbes Jahr nach der Gala endet te laut Staatsanwaltschaft mehrere Im- Anleger investieren rund eine Milliar- Die mit allen Wassern gewaschenen die Partystimmung bei Infinus. Am 5.No- mobilienfonds um 137 Millionen Euro de Euro in die windigen Papiere. Auf- Telefonverkäufer bieten Warenter- vember stürmen Beamte die Firmenzen- erleichtert haben soll. Schulte war für sicht und Strafverfolgungsbehörden minkontrakte auf Schweinebäuche, trale im Dresdener Nobelviertel Blase- eine Stellungnahme nicht zu erreichen. versagen: Zwar sieht das Bundesauf- Zucker oder Edelmetalle an. Kein Ar- witz. Der Verdacht der Staatsanwalt- Zwischen 20 und 30 Milliarden Euro sichtsamt für das Kreditwesen, der gument von WBB ist so abwegig, als schaft Dresden: Infinus soll zum einen verlieren Anleger Jahr für Jahr auf dem Vorläufer der Bafin, Anzeichen für ein dass man nicht Kunden damit an die durch geschönte Bilanzen 25 000 Anle- grauen Kapitalmarkt, schätzt Klaus Schneeball-system. Doch Amtschef Terminbörsen locken könnte. „Wir ger um rund 400 Millionen Euro betro- Nieding von der Deutschen Schutzverei- Wolfgang Artopoeus fehlt die juristi- wissen aus sicherer Quelle, dass China gen haben. Zum anderen befürchten die nigung für Wertpapierbesitz: „Der Ge- sche Hand-habe, um gegen die Göttin- eine Schluckimpfung vorbereitet; da- Ermittler ein Schneeballsystem. Forde- setzgeber hat die Regulierung hier kom- ger Gruppe vorzugehen. für werden Tausende Tonnen Zucker rungen alter Anleger können bei einem plett verschlafen.“ Die Produkte des Ein Blick in die Geschichte des grau- zusätzlich gebraucht. Der Zuckerpreis solchen System nur durch die Einzahlun- grauen Markts werden an keiner Börse en Markts lehrt, dass Skandale kein muss steigen.“ gen neuer Kunden beglichen werden. gehandelt, auch die Finanzaufsicht Einzelfall sind – sie gehören zum Sys- Die Anlegeranwältin Katja Fohrer Sechs Manager, die die Vorwürfe be- Bafin hat kaum eine Handhabe. So pral- tem. Immer wieder spielt die Aufsicht von der Kanzlei Mattil & Kollegen in streiten, sitzen in Untersuchungshaft. Es len im Schattenreich der Geldanlage eine Rolle. München schätzt, dass allein WBB droht einer der größten Finanzskandale windige Anbieter und renditehungrige So auch im Fall der Göttinger Grup- sechs Milliarden D-Mark (rund drei der Geschichte der Bundesrepublik. Anleger ungebremst aufeinander. Ge- pe: Weil er selbst keine Strafen verhän- Milliarden Euro) bei Anlegern einge- So erschreckend die Vorgänge bei nussrechte für Palmöl, Goldsparpläne gen kann, stellt Amtschef Artopoeus im sammelt hat. Und WBB war nicht die Infinus sein mögen – einmalig sind sie oder Ölfonds – kein Produkt ist zu schil- Jahr 1999 Anzeige gegen die Hinter- einzige Firma, die so agierte. nicht. Die Razzia ist eher eine Episode in lernd, um nicht Anleger zu finden. männer. Doch die Ermittlungen der zu- Als Meister seiner Klasse gilt Hel- einer ganzen Serie von Skandalen, die Obwohl sich die Ausfälle in den ver- ständigen Staatsanwaltschaft Braun- mut Kiener: Sozialpädagoge, Psycho- seit einem Jahr die Anlegerszene er- gangenen Jahren häuften, ist das Inte- schweig verlaufen im Sande. Die Krimi- loge und Finanzmanager. Mehr als schüttern. Denn abseits der regulären resse ungebrochen. Zwar haben sich nalisten verlieren im Firmengeflecht 300 Millionen Euro sollen in seinem Märkte, wie wir sie vom Börsenparkett die meisten Banken und Sparkassen den Überblick. Erst 2007 fällt das Kar- Fonds verschwunden sein, was Kiener in , oder New York mittlerweile aus dem Geschäft mit unre- tenhaus zusammen, als die Hauptge- den Spitznamen „Mini-Madoff“ ein- kennen – bestens beobachtet von Me- gulierten geschlossenen Fonds zurück- sellschaft Securenta Insolvenz anmel- bringt. Selbst Finanzprofis gehen dem dien, strengstens durchleuchtet von gezogen – ihnen wurde das Treiben zu den muss. Aschaffenburger Fondsmanager auf Aufsichtsbehörden, genauestens analy- gefährlich. Dennoch gibt es ausrei- den Leim. Die französische Großbank siert von Profi-Investoren –, hat sich eine chend findige Einzelkämpfer, die mit BNP Paribas ist genauso mit im Boot Art Hinterstube des Finanzsystems geschicktem Vertrieb, zum Teil auch wie die britische . Allzu verlo- etabliert: der graue Markt. Jene Spelun- über selbstständige Finanz- und Versi- ckend klingen Kieners Versprechen ke der Finanzindustrie, die kaum durch cherungsmakler, Kunden akquirieren. von der perfekten Geldmaschine, hin- den Staat kontrolliert wird, die Spiel- So ist die Geschichte des grauen ter der ein ausgeklügeltes Schneeball- raum für illegale Geschäfte lässt. Markts eine Geschichte der doppelten system steckt. Kiener spricht lieber Während Politik und Regulierer auf Gier: der Gier findiger Einzelpersonen, von einem „semiautomatischen Pro- den Beinahe-Crash des Finanzsystems die sich mitVerkaufsgeschick den Zins- gramm“, dem „K1 Fund Allocation

2008 reagiert und Banken im Umgang hunger der Anleger zunutze machen; Mic System“. Die Marke lässt er sich im mit Privatkunden neue Regeln auferlegt aber auch der Gier derjenigen, die für Register eintragen. haben, geht es am grauen Markt zu wie ein Renditeversprechen von acht Pro- obert Dass Kiener sich per Pass als Attaché de/R

im rechtsfreien Raum. So ist eine zwei- zent jedes Risiko ausblenden. Wer aber o. des Inselstaates Guinea-Bissau aus- geteilte, eine asymmetrische Finanz- trägt die Schuld: zwielichtige Finanzver- weist, hilft ihm wenig: Im Herbst 2009 welt entstanden: Hier bieten Banken, triebler? Naive Anleger? Oder die Poli- wird er verhaftet und zwei Jahre später die jeden Kundenkontakt penibel doku- tik, die die Missstände ignoriert? zu zehn Jahren und acht Monaten Haft

bertmichaelphot verurteilt.

mentieren müssen, Sparprodukte mit ro Null-Renditen. Dort offerieren unbehel- Fortsetzung Seite 54 Razzia bei Infinus: Geschönte Bilanzen? Michael Brächer, Reiner Reichel

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. 54 DIE GIERIGEN WOCHENENDE 31. JANUAR - 2. FEBRUAR 2014, NR. 22

2

Fortsetzung von Seite 53 den Prospekt, nicht jedoch das Produkt lagen, kurze Kündigungsfristen, als solches“, heißt es aus der Behörde. überdurchschnittliche Renditen. uch der Fall Infinuswar bislang Wer halbwegs gutes Deutsch spricht Bei Biehls Fubus etwa hatten Anleger undurchsichtig und unklar. Es und sich nicht in Widersprüche ver- laut Konzernbilanz aus dem Jahr 2012 A geht um fragwürdigeVersiche- strickt, kann seine Spekulationsscheine Orderschuldverschreibungen in Höhe rungen, dubiose Goldgeschäf- aufsetzen. von 590 Millionen Euro gezeichnet. te, Provisionsräder. Das Handelsblatt Die Bafin begutachtet gewisserma- Hinzu kamen rund 40 Millionen Euro hat mit Mitarbeitern und Geschäftspart- ßen die Tapeten im Hinterstübchen der für Genussrechte, eine Art Kredit mit nern, Kunden und Vermittlern gespro- Finanzwelt, nicht aber, was an den Ti- festen Zinsen von fünf bis sieben Pro- chen. Sie zeichnen ein Bild aus trickrei- schen dort gespielt wird. zent. Der Haken: Anleger halten keine chen Geschäften talentierterVerkäufer, So will es die Politik. So konnte etwa Unternehmensanteile, also haben sie schlafenden Politikern und fahrlässigen auch der Windparkbetreiber Prokon auch kein Mitspracherecht. Im Fall ei- Anlegern. fast ungestört rund 1,4 Milliarden Euro ner Insolvenz müssen sie sich ganz hin- Die Infinus-Geschichte begann vor einsammeln, während Verbraucher- ten in die Reihe der Gläubiger stellen. 15 Jahren, sie ist untrennbar mit Jörg schützer die Papiere auf die Warnliste Dank der erfolgreichen Papiere eilte Biehl verbunden. SeineVita ist genauso setzten. Prokon betrieb kein erlaubnis- Fubus von Erfolgsbilanz zu Erfolgsbi- schwer zu durchleuchten wie viele Ge- pflichtiges Bankgeschäft und unterlag lanz. Zeitweise muss Biehl sein Leben schäfte, die seine Unternehmen betrie- deshalb nicht der Bafin-Kontrolle. Auch wie ein Traum vorgekommen sein. Der ben. Für eine Stellungnahme war Biehl bei geschlossenen Fonds und Genuss- Nette-Onkel-Typ posierte plötzlich auf nicht zu erreichen. scheinen sitzt die Bafin lediglich auf den Partys mit Pelz und Champagnerglas. Seine Weggefährten schildern seinen Zuschauerrängen. Mit seinem Unternehmen residierte er Lebensweg als ostdeutsche Tellerwä- Anleger reißen sich dennoch seit Jah- im Dresdener Nobelviertel Blasewitz. schergeschichte. Nach der Schulzeit soll ren um die Hochrisikopapiere. Die bie- Die stattliche Villa tauften Mitarbeiter Biehl eine Ausbildung in der Gastrono- ten genau das, wonach in Niedrigzins- ehrfürchtig „Biehler Haus“. Als habe er mie absolviert, jedoch nie richtig Fuß zeiten alle suchen: unkomplizierte An- sich bei der Personalauswahl von Heidi gefasst haben. Schließlich habe es ihn in Klums „’s next Topmodel“ in- den Westen gezogen, berichtet ein lang- spirieren lassen, stellte Biehl auffällig jähriger Mitarbeiter, dort habe Biehl bei viele hübsche Frauen ein. Ein Foto- einem Strukturvertrieb gejobbt. shooting hatte schließlich auch Infinus „Schnell hat sich seinVerkaufstalent ge- zu bieten: Einige der jungen Damen po- zeigt, bei einerVersicherung hat er Kar- sierten für die „Infinews“, das Hoch- riere gemacht.“ Nach der Wende kehrte glanzmagazin der Gruppe. Biehl zurück. In Dresden legte er 2000 den Grundstein für sein Lebenswerk. er Graumarkt ist für findige Die Future Business Kommanditgesell- Verkäuferwie Biehl eine Gold- schaft auf Aktien (Fubus), das Mutter- D grube. Wichtig für den Erfolg unternehmen der späteren Infinus- sind in dem Segment nicht die Gruppe. Biehls Familie. schlüssigsten Geschäftsmodelle oder Bi- Fubus sollte in Immobilien, Beteili- lanzen, sondernvor allem eine überzeu- gungen, Edelmetalle und vor allem in gende Geschichte. Wer den Anlegern Lebensversicherungen investieren. Das am geschicktesten Sand in die Augen nötige Kapital beschaffte er sich selbst Eine inhaltliche streut, sammelt das Geld ein. – der Graumarkt machte es möglich. Die Geschichte von Infinus etwa han- Seit dem Jahr 2000 gab Fubus Order- Prüfung der delte meist von der Versorgungslücke schuldverschreibungen aus. Unterneh- bei der Altersvorsorge. Jörg Biehl baute mensanleihen mit Laufzeiten von 30 Prospektangaben sein Firmengeflecht denn auch mit Le- Tagen bis zu zehn Jahren und festerVer- findet nicht statt. bensversicherungsexperten auf. 2004 zinsung von fünf bis acht Prozent. holte er einen Trupp von Maklern zu In Deutschland ist es ein Leichtes, die Die Bafin billigt den sich, die sich seit Ende der 1990er von Scheine aufzulegen: Ein Anlagepro- der SaliVersicherung (heute Canada Li- spekt reicht. Der wird zwar von der Prospekt, nicht jedoch fe) und der AIG kannten. Bundesanstalt für Finanzaufsicht das Produkt. Die von ihnen betreuten 2 500 ange- (Bafin) kontrolliert – die Behörde über- schlossenen Makler der Tochterfirma af prüft jedoch nur, ob der Prospekt ver- Ein Bafin-Mitarbeiter „Infinus Ihr Kompetenzpartner AG“ gr to ständlich und widerspruchsfrei ist. „Ei- sprachen im Kundengespräch gerne Fo ne inhaltliche Prüfung der Prospektan- von der Versorgungslücke, die es zu edit! gaben findet nicht statt. Die Bafin billigt Cr

schließen galt. Lebensversicherungen, No

IMMOBILIENANLEIHEN

Entwicklervon Neubauprojekten bekommen meist kein Geld von der Bank. Sie zapfen Privatanleger an.

elche Anleihe hätten Sie 31 Milliarden Euro ist zu etwas weniger chen. Euroboden hat eine Eigenkapital- den Vordergrund stellt. Denn aus den gerne im Depot? Einen als 40 Prozent beliehen. Die beiden quote von rund 22 Prozent, ist also we- Anleihebedingungen geht hervor, dass W Bond über 500 Millionen- großen internationalen Ratingagentu- sentlich höher verschuldet als Unibail. Höglmaier sich für private Immobilien- Euro von Unibail-Rodam- ren Standard & Poor’s und Fitch hono- Creditreform gibt Euroboden die Note geschäfte „bis zu 50 Prozent des Emis- co, platziert im Oktober 2013 mit einem rieren die geringeVerschuldung mit der „BB“, bedeutet „befriedigende Bonität, sionserlöses befristet“ ausleihen darf. Kupon von 1,875 (ISIN XS0978619194). Note „A“, was einer guten Bonität ent- mittleres Insolvenzrisiko“. Höglmaier versichert: „Der Emissions- Oder lieber die Euroboden-Anleihe mit spricht. Die Anleihe war binnen weni- Wer die Anleihe zeichnet, muss über- erlös dient ausschließlich dem weiteren einem Maximalvolumen von 15 Millio- ger Stunden überzeichnet. Bei einer zeugt sein, dass Inhaber Stefan Ausbau der Produktpipeline.“ nen Euro, mit deren Platzierung zwei Stückelung von 100 000 Euro ist das Höglmaier die Kosten für Neubauten Anleger sollten vor dem Kauf die Pro- Monate früher begonnen wurde. Euro- kein Papier für Kleinanleger. im veranschlagten Rahmen hält und spekte lesen und sich fragen, warum boden verspricht sogar 7,375 Prozent Um Gläubiger von Euroboden zu fertiggestellte Objekte rechtzeitig mit der Emittent sich bei ihnen und nicht Zinsen (ISIN DE00A1RE8B0). werden, reichen 1000 Euro. Aktuell Gewinn verkauft, so dass Zins und Til- bei der Bank verschulden will. Für Uni- Gemeinsam ist beiden lediglich die sind erst vier Millionen Euro platziert. gung pünktlich gezahlt werden kön- bail ist die Frage leicht beantwortet: Laufzeit von fünf Jahren. In allen ande- Eine Faustregel: Je geringer das Volu- nen. Jörg Scheidler vom Finanzierungs- Bankkredite wären teurer gewesen. ren Punkten liegen Welten zwischen men, desto schleppender verläuft der berater Flatow Advisory Partners stellt Doch kleine Projektentwickler bekom- den Angeboten – nicht zuletzt bezüg- Handel. Am 16. Juli schließt der Projekt- klar: „Projektentwicklungen sind risi- men nur schwer Bankdarlehen. Die lich des Risikos. entwickler die Bücher. Euroboden ver- koreicher als Bestandsfinanzierungen.“ Geldhäuser sind risikoscheu geworden. Die börsennotierte Unibail-Rodamco dient sein Geld nicht durch regelmäßi- Der Zeichner der Euroboden-Anleihe Deshalb zapfen zurzeit mehrere Ent- ist größter Immobilienkonzern Euro- ge Mieteinnahmen wie Unibail, son- muss außerdem darauf vertrauen, dass wickler Anleger an. Die Umworbenen pas. Das Immobilienvermögen des dern durch das Bauen und Verkaufen Inhaber Höglmaier das Wohl seines Un- sollten bedenken: je höher der Kupon, Shopping-Center-Spezialisten von fast von Wohnungen in Berlin und Mün- ternehmens und nicht sein eigenes in desto höher das Risiko. Reiner Reichel

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. DIE GIERIGEN 55 WOCHENENDE 31. JANUAR - 2. FEBRUAR 2014, NR. 22

2

so der Tenor, werfen immer weniger ab – die Altersvorsorge schmelze dahin. Die Makler rieten ihren Kunden, beste- hende Policen an sie abzutreten, sich Infinus-Manager: anderweitig abzusichern. Etwa mit Fu- Protzig in bus-Orderschuldverschreibungen. den Untergang. Was sind das für Menschen, die auf solche Schilderungen hereinfielen? Naivlinge? Gierhälse? Martin Jobst hat rund 20000 Euro in die Fubus-Papiere gesteckt. Seinen wahren Namen will er nicht in der Zeitung lesen – im Nachhi- nein würden Anleger von Prokon, S&K oder Infinus als naiv abgetan, sagt er. Jobst findet das unfair. „Im Nachhinein ist man immer schlauer.“ Gut zwei Jahre ist es her, dass ihn sein Versicherungsvertreter besuchte. Der Makler sprach über die Gebäudeversi- cherung, die Berufsunfähigkeitsversi- cherung – und einen brandheißen Tipp: Orderschuldverschreibungen von Infi- nus. Sechs Prozent Zinsen. Das Angebot kam Jobst gerade recht. Seiner Bank traute er nicht mehr über den Weg, seit ihm sein Berater einen verlustreichen Aktienfonds empfohlen hatte. „Und auf dem Tagesgeldkonto wollte ich mein Geld nicht liegen lassen, da wird es von der Inflation aufgefres- sen.“ Schließlich haben Politik und No- tenbanker die durchschnittlichen Zin- sen für Sparprodukte an die Null-Gren- ze gedrückt. Da wirkten die sechs Prozent, die sein Versicherungsvertre- ter versprach, besonders verlockend. Normalerweise war Jobst bei Finanz- produkten skeptisch, doch der Ver- triebsmann warb damit, dass ein be- freundeter Vermittler über beste Kon- takte zu Infinus verfüge. Der Dortmunder ging wahrlich nicht als unwissender Anleger durch: Er ar- beitete in der Buchhaltung, kannte sich mit Zahlen aus. Freunde fragten ihn in Finanzfragen um Rat. Bevor er bei Infinus investierte, holte er sogar eine Bonitätsauskunft ein. Warnungen fand er nicht. Er unterschrieb. Doch hätte Jobst nicht wissen müs- sen, auf was er sich einlässt? Wer per Bundesanleihe dem deutschen Staat für zehn Jahre Geld leiht, erhält schließlich keine zwei Prozent Zinsen. Und nun einfach so sechs Prozent?

Fortsetzung auf Seite 56

NACHGEFRAGT

Ombudsfrau Inga Schmidt-Syaßen: „Viele Menschenverschließen die Augenvor Risiken.“

ie Juristin war viele Jahre Rich- sind. Zudem muss ich mich auf Fonds schließen, wenn von Steuerersparnis terin an Zivilgerichten und da- beschränkt, die ab dem Gründungsjahr oder überdurchschnittlich hohen Ren- D rüber hinaus bis 2007 Vorsit- der Ombudsstelle 2008 aufgelegt wur- diten die Rede ist.Wenn der Anleger im zende des Hamburgischen den oder sich per Gesellschafterbe- Prospekt abgedruckte Risikohinweise Richtervereins. 2008 wurde sie Om- schluss dem Schlichtungsverfahren un- nicht zur Kenntnis genommen hat, sind budsfrau für geschlossene Fonds. terstellen. Doch die meisten Fälle muss Beschwerden gegen das Emissionshaus ich ablehnen, weil es sich um vermeint- auch nicht erfolgreich. Frau Schmidt-Syaßen, wer Probleme liche oder tatsächliche Beratungsfehler mit einem geschlossenen Fonds hat, der Vertriebe handelt. Anleger berichten,Vermittler hätten im kann sich an Siewenden.Wieviele Be- Prospekt genannte Risiken kleingere- schwerden erhalten Sie im Jahr? Was ist der häufigste Beschwerdegrund? det. Können Sie das bestätigen? Es sind etwa 150 Fälle. Doch viele fallen Mangelnde Risikoaufklärung – sowohl Ich beobachte zumindest, dass viele Be- nicht in meine Zuständigkeit. über die steuerlichen Folgen wie auch schwerdeführer dieVorstellung haben, über Umstände, die zum Verlust der ihre Fondsbeteiligung biete eine feste Tausende Anleger suchen Hilfe bei An- Einlage führen können. Verzinsung. Ich glaube, dass in solchen wälten.Warum sowenige bei Ihnen? Fällen häufig derVertrieb schuld daran Ich kann nur in Fällen vermitteln, in de- In den Fondsprospektenwird sogarvor ist. Andererseits neigen Menschen da- nen die Anbieter im BSI Bundesver- dem Totalverlust der Einlage gewarnt. zu, an den Erfolg zu glauben und die Ri- band Sachwerte und Investmentver- Lesen die Anleger die Prospekte nicht? siken auszublenden. PR mögen, früher als VGF Verband ge- Meine Erfahrung ist, dass viele Men- Schmidt-Syaßen: Die Ombudsfrau für geschlosse- schlossene Fonds bekannt, organisiert schen die Augen vor den Risiken ver- ne Fonds kann in vielen Fällen nicht vermitteln. Die Fragen stellte Reiner Reichel.

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. 56 DIE GIERIGEN WOCHENENDE 31. JANUAR - 2. FEBRUAR 2014, NR. 22

2

Fortsetzung von Seite 55

rotzdem griff er wie Tausende weiterer Anleger zu. „Das Ge- T schäftsmodell mit dem Aufkauf von Lebensversicherungen schien mir schlüssig“, sagt Jobst. „So et- was gibt es in den USA doch schon seit Jahren.“ Doch was nicht in Anlagepro- spekten oder Auskünften stand: Fubus kaufte nicht nur Lebensversicherungen auf. DasUnternehmen schloss jahrelang selbst Policen ab– und drehte imVerbor- genen ein Provisionsrad mit Auswirkun- gen auf die Bilanzen. Einer dieser Dealswurde 2004 einge- fädelt. Johann Mittl, Chef der österrei- chischen Protected GmbH,war derTür- öffner für Infinus bei der Wiener Versi- cherung Finance Life (heute Uniqa). Mittl wickelte das „normale“ Geschäft ab: In- finus-MaklervertriebenVersicherungen der Finance Life, die Anträge landeten bei Mittls Firma, die sievorprüfte und an die Finance Lifeweiterleitete. Dortwur- de entschieden, ob die Police zustande kam – oder nicht. Doch da gab es noch ein weiteres Ge- schäft. Eines, das Mittl nicht geprüft ha- ben will. Es soll direkt zwischen Fubus und der Finance Life geschlossen wor- den sein. DieVersicherung bestätigt: Ins- gesamt 100 fondsgebundene Policen ha- Hopp H. be man direkt mit Fubus und Unterneh- [M] + nit Ze tur en

Ag Windrad von Prokon: Kein Anleger de wollte die Wahrheit hören. ock.

Wo esVerbrauchern ul-Langr schwerfällt, sich selbst Pa zu schützen, müssen wir für mehr Transparenz Anleger an eigene Gesellschaften – und wirft Schultevor, rund 137 Millionen Eu- zwarwie Aktien zum Eigenkapital einer sorgen. stellte diesen Gesellschaften dafür Zinsen ro aus den Kassen der Fonds abgezweigt Firma. Doch Genussrechteinhaber ha- in Rechnung. Die Erträgewertete Prokon zu haben. Schulte war für eine Stellung- ben im Gegensatz zu Aktionären über- Heiko Maas Bundesjustizminister als „internes Finanzergebnis“, also als nahme nicht zu erreichen, er sitzt in Un- haupt kein Mitspracherecht. Sie sind der Einnahmen.Tatsächlich jedochwander- tersuchungshaft. Unternehmensleitung ausgeliefert. te das Geld nur von einem Konzernbe- Nochweniger als die Anleger geschlos- „Der Anleger muss erkennen können, men der Infinus-Gruppe abgeschlossen, reich zum anderen. sener Fonds haben die Zeichnervon Ge- worauf er sich einlässt“, sagt der neue die versicherten Personen seien stets Dochwie sollen Anlegerwissen, ob es nussrechten zu melden. Die Papiere, die Verbraucherschutz-Staatssekretär Gerd Mitarbeiter und Manager aus dem Unter- dabei mit rechten Dingen zugeht? In etwa Prokon untersVolk brachte, zählen Billen (Seite 60). nehmensumfeld gewesen. Bis heute flos- Deutschland kontrolliert nicht nur nie- sen aus diesen Verträgen 580 Millionen mand, ob so ein Produkt ordnungsge- Euro an den Versicherer. Geld, das laut mäß aufgelegtwird – es kontrolliert auch Versicherung auch aus denTaschen der niemand, wohin später die eingesam- Anleger stammte. „Finance Lifewar be- melten Anlegergelder fließen. Und Anle- kannt, dass Gesellschaften der Infinus- ger haben bei den Produkten quasi keine Gruppe am Kapitalmarkt tätig sind und Kontrollrechte. auf diese Weise liquide Mittel generier- Besonders deutlich wird das bei ge- ten, die investiertwurden“, heißt es aus schlossenen Fonds. Mit ihnen sammeln dem Unternehmen. Anbieter Geld ein, um damit etwa Con- DerTrick: Für dieVersicherungen, die tainerfrachter, Immobilien oder Flugzeu- Fubus selbst abgeschlossen hat, kassier- ge zu finanzieren. Anleger erhalten dafür ten ihre Tochterfirmen Provisionen in Zinsen und am Ende der Laufzeit ihr Ka- Millionenhöhe. Für die Bilanzen hatte pital zurück – soweit dieTheorie. In der das Geschäft eine gleich mehrfach auffri- Praxis gehen Verbraucherschützer da- schendeWirkung. Zum einen bilanzierte von aus, dass rund 90 Prozent der Fonds Fubus die Anschaffungskosten der Poli- ihren Anlegern Verluste bescheren. cen – also auch jene Provisionen, die spä- Welche Folgen das hat, erfuhren die ter wieder an die Tochterunternehmen Anleger von Wölbern Invest. Zu spät er- zurückflossen. Damit sahen dieVersiche- kannten sie, dass Gelder in ihrer Fonds- rungsbestände werthaltiger aus, als sie kasse fehlten – auf den Jahresabschlüssen waren. Zudem schlugen die Provisionen ihrer Fonds waren plötzlich mysteriöse bei den Firmentöchtern als Gewinne auf. Posten aufgetaucht: Millionen wurden Wegen eines Gewinnabführungsvertrags als „Forderungen gegen unbekannt“ aus- landeten die Provisionenwieder bei der gewiesen. Unternehmensmutter Fubus. Um Einsicht in die Kontoauszüge der Das Geldwurde einmal durchs Schau- Fonds zu nehmen, mussten die Anleger fenster getragen, um dann in der eigenen wieder und wieder gegen den Firmen- Kasse zu verschwinden. chef Heinrich Maria Schulte klagen. Ei- Alte Gebäude Derartige Karussellgeschäfte gehören gentlich hätte eine Treuhand die Mittel- in Berlin: am grauen Markt zum Standardreper- verwendung kontrollieren sollen – doch Pfusch am Bau.

toire. Ähnliche Vorwürfe stehen beim sie befand sich ebenfalls im Besitz des oesel Windparkriesen Prokon im Raum: Pro- Wölbern-Chefs. Im September 2013 genL konverlieh das Genussrechtskapital der dann der Schock: Die Staatsanwaltschaft Juer

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. DIE GIERIGEN 57 WOCHENENDE 31. JANUAR - 2. FEBRUAR 2014, NR. 22

2

GESCHÄFTE MIT DEM GEWISSEN

Das hehre Ziel soll oft Seriosität vortäuschen:Viele Anbieter von Windkraft- Beteiligungen verbreiteten nur heiße Luft.

lle haben einmal klein ange- ne Neue-Energie-Fonds gesteckt haben fangen, so auch der Windener- und damit Investitionen von mehr als A gie-Gigant Prokon. Als Stefan neun Milliarden Euro ausgelöst haben. Loipfinger 1997 geschlossene Glücklich dürften nur wenige mit ih- Windparkfonds erstmals in seine Statis- ren Windmühlen-Beteiligungen gewor- tik über Unternehmensbeteiligungen den sein. Viele Namen sind vom Markt aufnahm, war Prokon einer von zehn verschwunden, und selbst WPD, einer Anbietern. Fünf Millionen D-Mark Ei- der Marktführer früherer Jahre, veröf- genkapital warb die Firma damals laut fentlicht auf seiner Internetseite keine der für viele Jahre einzigen Statistik zum Leistungsbilanz. Aus diesen Bilanzen Absatz geschlossener Fonds ein. können Anleger ersehen, was aus den Die Anleger wurden bei Prokon wie Renditeprognosen von damals gewor- auch bei den Konkurrenten Kommandi- den ist. BVT legt noch Leistungsbilan- tisten in einer kleinen Gesellschaft, die zen vor. In der für das Jahr 2012 rühmt mit einer vom Staat festgesetzten Ein- sich das Unternehmen zwar seiner speisevergütung für durch Windräder „Vorreiterrolle im Bereich der Wind- erzeugten Strom Geld verdienen sollte. kraftfonds“. Aber bis zu diesem Zeit- Ein Kommanditist haftet mit seiner Ein- punkt haben die Anleger nur selten die lage. Den Beteiligten ging es nicht nur avisierten Ausschüttungen gesehen, darum, mit grünem Strom Geld zu ver- und die Rückstände sind nahezu unein- dienen, sondern auch darum, Steuer- holbar. zahlungen auf später zu verschieben. So hätten die Kommanditisten des Sie bekamen steuermindernde An- 2000 aufgelegten BVT-Fonds „Emlich- fangsverluste in voller Höhe des Eigen- heim“ nach zwölf Jahren kumulierte kapitals zugerechnet, so dass Spitzen- Ausschüttungen in Höhe von 101 Pro- verdienern im Jahr der Investition vom zent ihrer Einlage erhalten sollen. Tat- Finanzamt ein Betrag in etwa der hal- sächlich bekamen sie in Summe knapp ben Höhe ihrer Einlage gutgeschrieben 19 Prozent. Aktuellere Leistungsbilan- wurde. zen können nicht vorliegen, weil die Ab- Fünf Jahre später sammelte die Bran- schlüsse der Kommanditgesellschaften ür den Fall Infinus kommen sol- Kapitalanlagegesetzbuch soll mit 355 che bereits 430 Millionen Euro bei für das Jahr 2013 erst im Laufe dieses che Forderungen zu spät. 2011 Paragrafen den Wildwuchs eindäm- deutschen Steuerzahlern ein. Inklusive Jahres erstellt werden. F drehte die Unternehmensgrup- men. Doch die Maschen des neuen Re- Vertriebsprovisionen und anderer Ne- Dass es bei anderen Gesellschaften pe ein neues Provisionsrad. gelwerks wurden grob gestrickt: Es benkosten war das Fondsvolumen da- kaum besser gelaufen sein dürfte, zeigt Nachdem sich die Finance Life aus dem gibt Ausnahmen, etwa für geschlosse- mals dreimal so hoch wie die Summe die Leistungsbilanz der Ökorenta. Die Deutschlandgeschäft zurückgezogen ne Fonds, die weniger als 100 Millio- der Einlagen. Weitere fünf Jahre später Fonds der Gesellschaft aus dem ostfrie- hatte, musste ein neues Geschäftsfeld nen Euro einsammeln. Und die Auf- hatten Solarenergie- und Biogasanla- sischen Aurich kaufen AnteilevonWind- her. Da kam es ganz gelegen, dass ein sicht über Finanzvertriebe sollen die gen-Beteiligungen den Windkraft-KGs kraftfonds unterschiedlicher Emissions- langjähriger Geschäftspartner, Johann Gewerbeämter übernehmen. Wer bereits den Rang abgelaufen. Die Eigen- häuser auf. Obwohl sie sich beim Er- Mittl, schon das nächste Ass im Ärmel sonst die Hygiene in Gaststätten kon- kapitalanteile wurden über alle Formen werb der Zweitmarkt-Anteile die hatte: Gold. trolliert, soll sich jetzt mit geschlosse- grüner Fonds hinweg höher. Aus Statis- Rosinen herauspicken können, schüt- Anstelle der Versicherungen wurden nen Fonds beschäftigen. „Was wir tiken des BSI Bundesverbands Sachwer- ten ihre Fonds weniger als geplant aus. nun vermehrt Goldsparpläne an den bräuchten, wäre eine wirkungsvolle te und Investmentvermögen lässt sich „Das im Vergleich zum langjährigen Mann gebracht. Die Terra Premium Aufsicht, die deutliche Sanktionen ver- hochrechnen, dass Anleger bis heute Mittel geringe Windaufkommen“ nennt GmbH, Eigentümer: Johann Mittl, bün- hängt. Und ein Zulassungsverfahren, fast vier Milliarden Euro in geschlosse- BVT als Grund für das schlechte Ergeb- delte die vielen kleinen Bestellungen das seinen Namen verdient“, sagt An- nis in Emlichheim. Kritiker der Branche und behauptete, dank Großhandelsprei- legeranwalt Klaus Nieding. würden es anders formulieren: Nicht sen billiger an das Gold zu kommen. Ei- Mit Prokon ist ein Milliardenunter- der Wind hat gefehlt, sondern die Prog- gentlich ein transparentes Geschäft. nehmen in die Pleite geschlittert, das nosen waren zu optimistisch. Die Hoch- Gäbe es da nicht die Goldsparpläne, jeder aus der Werbung vor der Tages- rechnungen künftiger Erträge basierten die Infinus an die Mutter Fubus verkauf- schau kennt. Das Problem ist zu groß auf von den Emissionshäusern in Auf- te. Zwölf Prozent Provision und Klein- geworden, als dass es sich ignorieren trag gegebenen Windgutachten. Der mengenzuschläge wurden für die Ge- ließe: Sogar Kanzlerin Angela Merkel Bundesverband Windenergie forderte schäfte fällig, 11,9 Prozent dieser Kosten verlangt stärkere Kontrollen für Fi- damals, Gutachten von zwei unabhängi- flossen an Infinus zurück. Wieder der nanzprodukte. Ihr Bundesfinanzmi- gen Sachverständigen einzuholen und alte Schaufenster-Trick. Wieder ließen nister pflichtet ihr bei: „Es ist und zur Wirtschaftlichkeitsberechnung je- sich Anleger verführen, bis die Staatsan- bleibt Ziel der Bundesregierung, die nes mit dem geringeren prognostizier- waltschaft bei Biehl vorfuhr. Grauzonen im Finanzmarkt besser zu ten Ertrag heranzuziehen. In der Praxis Bei Infinus hoffen die Anleger, über- regulieren und zu beaufsichtigen“, sagte wurde teils weiter mit einem Gutachten haupt noch etwas von ihrem Geld zu se- Wolfgang Schäuble dem Handelsblatt. gerechnet und manchmal auch noch hen. 17 Unternehmen der Gruppe ha- „Wir waren und sind ein Taktgeber für bei den vom Verband empfohlenen Si- ben Insolvenz angemeldet. Das erste Regulierungsvorhaben bei der G20. Und cherheitsabschlägen geschummelt. Verfahren wurde eröffnet. Ein Großteil auch auf der nationalen Ebene bleiben Jahrelange Flauten waren nicht das der Immobilienbestände ist mit Bank- wir aktiv. Hierzu gehört die konsequen- einzige Problem der Fonds. Sprunghaft krediten belastet. Die Geldhäuser wer- te Aufarbeitung des Falles Prokon. Mein steigende Leistungen ließ in den An- den vorrangig bedient. Haus hat die Bafin um Vorschläge für fangsjahren die Getriebe der Windräder Ob die Anleger, die Behörden und Maßnahmen zur Verbesserung des An- bersten, und die Instandhaltungsauf- die Politik aus Infinus, den Pleiten von legerschutzes gebeten.Wo Verbraucher wendungen waren ohnehin meist zu

Prokon, S&K oder Wölbern die richti- sich nicht selbst schützen können oder Plöb knapp kalkuliert. Reiner Reichel gen Schlüsse gezogen haben? überfordert sind, muss der Staat Schutz Martin

Im Sommer 2013 setzte Deutsch- und Vorsorge bieten.“ / land eine EU-Richtlinie um, die den Denn die Gierigen machen weiter, O Wind, Sonne - große Pleiten: Öko- grauen Markt regulieren sollte. Das ADC wenn den Worten keine Taten folgen. INS Energie hilft dem Konto nicht immer.

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].