Sehr geehrte Damen und Herren!

Zur Einweihung unseres Regenbogenwaldes begrüße ich Sie ganz herzlich.

Ich darf vorstellen als gewissermaßen Mitgastgeber des heutigen Tages:

Die Sprecherin des Gesprächskreises „Tränendes Herz“, Frau Marion Henn. Ebenso die Herren Warth und Wild von den gleichnamigen Bestattungshäusern in und Idar-Oberstein.

Mit einem ganz herzlichen Dankeschön begrüße ich unsere Schirmherrin, die Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Frau Julia Klöckner.

Ebenso herzlich bedanke ich mich bei Herrn Pfarrer Heribert Barzen von den kath. Kirchengemeinden St. Martin in und St. Nikolaus in und Herrn Pfarrer Jörg Grates von der ev. Kirchengemeinde , die nachher unserem Regenbogenwald den kirchlichen Segen erteilen werden und die ich hiermit ebenfalls begrüße.

Weiterhin begrüße ich die anwesenden Damen und Herren der Ärzteschaft und des Pflegepersonals der Kliniken in Idar-Oberstein und Birkenfeld.

Von der politischen Seite begrüße ich den Bürgermeister der Verbandsgemeinde , Herrn Uwe Weber, ebenso die anwesende Dame und die Herren Ortsbürgermeister unserer Nachbargemeinden. Und nicht vergessen will ich auch unseren Ortsbürgermeister Helmut Hey, sowie die Dame und die Herren des Ortsgemeinderates von , die mir in der Ausgestaltung dieses Regenbogenwaldes völlig freie Hand gelassen haben und ohne deren grundsätzliches Einverständnis dieses Angebot nicht möglich wäre.

Herr Landrat Redmer lässt sich entschuldigen und entbietet uns seine besten Wünsche und Grüße. Er ist parallel zu unserer Veranstaltung bei der Einweihung der neuen Nahebrücke in tätig.

Meine Damen und Herren!

Bevor ich auf unseren Regenbogenwald näher eingehe, gestatten Sie mir einige grundsätzliche Bemerkungen zu RuheForst im Allgemeinen:

RuheForst ist nicht angetreten, um dem traditionellen Bestattungswesen Konkurrenz zu machen, es zu reformieren oder gar zu revolutionieren. Wir wollen nicht mehr und nicht weniger, als das traditionelle Bestattungswesen um eine zeitgemäße Form ergänzen und bereichern. Es dürfte unstrittig sein, dass die traditionellen Friedhöfe auf die unter dem Schlagwort „Mobilität“ eintretenden gesellschaftlichen Veränderungen nur sehr unzureichend Antwort geben können. Nicht umsonst sagen mir hier zwei von drei älteren Ehepaaren, die herkommen, um sich eine Grabstelle auszusuchen, dass sie zu Hause niemand mehr haben, der ihre Gräber pflegen kann, weil die Kinder aus beruflichen Gründen weiter weg wohnen. Und auf keinen Fall eine Antwort, gestatten Sie mir diese ganz entschiedene persönliche Meinung, sind alle Bestattungsformen, die einen Menschen gewissermaßen spurlos verschwinden lassen und wobei die Angehörigen nicht einmal mehr einen Ort für ihre Trauerarbeit haben. Also anonym, See, Verstreuen der Asche aus einem Heißluftballon, Almwiese und dergleichen mehr, was heute so angeboten wird.

RuheForst ist eine Antwort, die den Anforderungen unserer heutigen Gesellschaft und damit den Bedürfnissen eines immer größer werdenden Teiles unserer Gesellschaft voll und ganz gerecht wird. Hier haben Angehörige ein Grab, das sie jederzeit besuchen können, wo sie ihrer Verstorbenen gedenken können, das ihnen aber darüber hinaus keine ständigen Verpflichtungen in Sachen Grabpflege auferlegt. Und sie haben hier in diesem wunderschönen Wald eine Umgebung, in der man innere Ruhe finden, innere Einkehr halten, zu sich selber finden kann. Eine Umgebung, die einen aufbaut und nicht bedrückt.

Aus diesem Selbstverständnis heraus ist auch unser Regenbogenwald entstanden, dessen Einrichtung als ergänzendes Angebot des RuheForst Hunsrück ich gewissermaßen sowohl als ethischen als auch gesellschaftlichen Auftrag empfinde. Und genauso, wie vorhin grundsätzlich ausgeführt, will auch dieser Regenbogenwald keine Konkurrenz zu bereits bestehenden Angeboten sein, sondern Ergänzung und Bereicherung.

Damit genug der grundsätzlichen Gedanken. Widmen wir uns nun unserem Regenbogenwald konkret:

In der -Zeitung erschien am 29. Januar d. J. ein Beitrag, in dem ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, im RuheForst Hunsrück ein Biotop für die Beisetzung von Früh- und Totgeburten einzurichten. Ich habe damals nur an einen einzelnen Baum gedacht, den ich zur Verfügung stellen wollte. Die Zusammenarbeit mit einer Selbsthilfegruppe war von mir damals schon von vornherein beabsichtigt. Aber Frau Henn war schneller, bevor ich sie kontaktieren konnte, hatte sie schon bei mir angerufen. Schon der erste kurze Ortstermin mit Frau Henn hier oben hat mir klar gemacht, dass ein einzelner Baum, der dann gewissermaßen mehr oder weniger verloren hier im Wald herumstehen würde, der Sache nicht gerecht wird. Und so reifte bei mir der Gedanke, ein ganzes Areal abzugrenzen. Bei einem weiteren Ortstermin im März, diesmal mit sechs Frauen des Gesprächskreises, habe ich dann diese Fläche vorgeschlagen und die Damen waren einverstanden. Ich habe bei dem damaligen Treffen zwar gemeint, ich brauchte noch etwa drei bis vier Monate, um hier alles vorzubereiten und einzurichten, aber wie das so ist, gut Ding will Weile haben. Ich hoffe, das Ergebnis rechtfertigt die lange Vorbereitungszeit.

Bei den Damen will ich mich an dieser Stelle ausdrücklich für ihre Mitarbeit bedanken. Auch wenn ich glaube, dass ich über ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen verfüge, so kann dies ein Gespräch mit Frauen, die ein Kind verloren haben, nicht annähernd ersetzen.

In die Ausgestaltung des Regenbogenwaldes habe ich dann auch einiges an Symbolik einfließen lassen. Bitte erlauben Sie mir dieses Stück Sentimentalität.

Wenn Sie sich z. B. das Eingangsschild genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass das Werkstück rechts einen Riss hat. Zuerst wollte ich deswegen den Regenbogen auf die linke Seite des Schildes platzieren. Aber dann kam ich auf den Gedanken, den Regenbogen rechts anzubringen und bewusst in Kauf zu nehmen, dass der Riss in den Regenbogen hinein reicht. Genauso, das hat mir der Kontakt mit den Damen des Gesprächskreises gezeigt, bekommt auch das Leben einer Frau einen Riss, die den Verlust eines Kindes erleiden muss. Ein Gewindestab aus Edelstahl verhindert an dem Schild, dass der Riss noch weiter aufreißt. Ich hoffe, meine Damen, Ihre Partner sind in ihrem Leben das Gegenstück zu diesem Stab, und Gleiches hoffe ich für alle Frauen, die den Verlust eines Kindes erleiden müssen, ganz gleich, ob das Kind dann hier bestattet wird oder anderswo.

Seitlich ist die Fläche des Regenbogenwaldes durch einen Zaun abgegrenzt, sodass unmittelbar ersichtlich wird, dass dieser Bereich etwas Besonderes darstellt. Nach hinten zur übrigen RuheForst- Fläche hin habe ich das Areal aber bewusst offen gelassen, um zu dokumentieren, dass wir die Kinder nicht ausgrenzen, dass sie vielmehr dazugehören.

Die Sitzgruppe in der Mitte bietet die Möglichkeit, dass dieser Regenbogenwald zu einer Begegnungsstätte betroffener Eltern werden kann. Auch dem Gesprächskreis „Tränendes Herz“ steht die Sitzgruppe selbstverständlich zur Verfügung, wenn sie beispielsweise einmal bei passendem Wetter eines ihrer monatlichen Treffen hier stattfinden lassen möchte.

Die hintere Bank hat ganz bewusst keine Lehne, damit man auf ihr in beiden Richtungen sitzen und sich auch dem dahinter befindlichen eigentlichen Herzstück dieses Regenbogenwaldes, dem RuheBiotop Nr. 340, zuwenden kann.

Um diese ganz junge Buche herum habe ich 36 Beisetzungsstellen vorgesehen, die für die Bestattung von Kindern zur Verfügung stehen, die bereits vor, während oder nach der Geburt gestorben sind. Sie sehen, das Bäumchen ist passend zu den Kindern noch so jung, dass ich es mit einem Schutzdraht versehen musste, damit es nicht vom Rehwild geschädigt wird, wie das schon mit den meisten anderen jungen Buchen in diesem Bereich geschehen ist.

Die Beisetzungsstellen sind in drei Ringen zu je 12 Gräbern angeordnet, die 1,50, 2,00 und 2,50 m von der Buche entfernt sind, der mittlere Ring auf Luke zu den beiden anderen.

Meine Damen und Herren, ich habe hier zwar 36 Regenbogen-Plätze eingerichtet, aber Sie dürfen mir glauben, dass ich von Herzen wünsche, dass diese Plätze so wenig wie möglich in Anspruch genommen werden müssen. Vor der ersten Beisetzung an diesem Biotop habe ich richtig Bauchschmerzen.

Die um die großen Bäume herum schon vorher eingerichteten Beisetzungsstellen werden wir jetzt nach Eröffnung des Regenbogenwaldes bevorzugt Familien anbieten, die durch den Verlust eines Kindes einen besonderen Bezug zu diesem Regenbogenwald haben, bevorzugt, aber nicht ausschließlich. Wir werden niemanden zurückweisen, der auch ohne einen solchen Bezug seine Ruhestätte gerade hier haben möchte.

Für die Beisetzung eines früh verstorbenen Kindes gelten die gleichen Nutzungsbedingungen wie für eine reguläre RuheForst-Beisetzung, also nur Aschen in einer biologisch abbaubaren Urne und keine Grabpflege, um das Erscheinungsbild dieses schönen Laubwaldes nicht zu stören und zu beeinträchtigen. Für die betroffenen Eltern sind die Regenbogenbiotop-Plätze aber kostenlos, es sind weder Nutzungs- noch Beisetzungsentgelt zu zahlen und RuheForst Hunsrück stellt auch die Urne kostenlos zur Verfügung.

Ergänzt wird unser Angebot durch die Mitarbeit der Bestattungshäuser Willi Warth GmbH in Birkenfeld und Artur Wild in Idar-Oberstein, die ihre Leistungen ebenfalls kostenlos anbieten. Zumindest vorerst ist das Angebot beider Bestattungshäuser beschränkt auf Sterbefälle, die in den Kliniken in Idar- Oberstein und Birkenfeld eintreten. Sie werden verstehen, dass die beiden Familienunternehmen ihr Angebot räumlich auf ihr normales Tätigkeitsfeld beschränken, damit es nicht missbraucht und ihnen Sterbefälle von was weiß ich woher geschickt werden, nur weil es bei ihnen nichts kostet. Und selbstverständlich gilt ihr Angebot auch für die übliche Ausführung. Besondere Wünsche und Luxusansprüche müssen natürlich vergütet werden. Wer beispielsweise einen handgeschnitzten Sarg haben möchte, kann keine kostenlose Lieferung erwarten.

Im Übrigen haben mich die Herren Warth und Wild gebeten, dass ich ihre Mitarbeit nicht zu sehr herausstelle und sie möchten sich auch hier und heute im Hintergrund halten, weil sie Bedenken haben, ihr soziales Engagement in dieser Sache könne in den Geruch eines billigen Werbegags kommen.

Für mich macht die Mitarbeit der beiden Bestattungshäuser aber unseren Regenbogenwald erst zu einer richtig runden Sache, über die ich reden möchte. Ich fasse zusammen:

1. Die Damen des Gesprächskreises „Tränendes Herz“ stehen zur Verfügung, um betroffenen Eltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

2. Die Bestattungshäuser Warth und Wild bieten alle Leistungen wie Lieferung des Sarges, Überführung zum Krematorium, Kosten der Einäscherung, Einholung aller amtlichen Urkunden und Bescheinigungen einschließlich der Gebühren, kostenfrei an.

3. RuheForst Hunsrück stellt den Beisetzungsplatz zur Verfügung, ebenso die Urne und übernimmt auch die Kosten der Beisetzung im RuheForst.

Dieses Gesamtpaket, das ich Ihnen hiermit vorgestellt habe und das betroffene Eltern komplett kostenfrei stellt, dürfte in dieser Form weitgehend einmalig sein.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und darf das Wort weitergeben an die Sprecherin des Gesprächskreises „Tränendes Herz“, Frau Marion Henn.