Ohne Werke Der Barmherzigkeit Stirbt Der Glaube
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UNICUIQUE SUUM NON PRAEVALEBUNT Redaktion: I-00120 Vatikanstadt Schwabenverlag AG Einzelpreis Wochenausgabe in deutscher Sprache 51. Jahrgang – Nummer 15 – 16. April 2021 D-73745 Ostfildern Vatikan d 2,20 Heilige Messe am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, 11. April, in der Kirche Santo Spirito in Sassia Ohne Werke der Barmherzigkeit stirbt der Glaube Vatikanstadt. Christen sollen »Zeugen der So geschah es mit den Jüngern: Aufgrund des Barmherzigkeit« sein. Nur so könnten sie das Erbarmens, das ihnen zuteilgeworden war, wur- Evangelium verkünden, so Papst Franziskus in den sie selbst barmherzig. Wir sehen das in der der Predigt am Sonntag der Göttlichen Barm- ersten Lesung. Die Apostelgeschichte berichtet, herzigkeit, der eine Woche nach Ostern be- dass keiner etwas von dem, was er hatte, sein Ei- gangen wird. An der heiligen Messe in der Kir- gentum nannte, sondern dass sie alles gemein- che Santo Spirito in Sassia nahe dem Vatikan sam hatten (vgl. 4,32). Das ist kein Kommunis- nahmen Strafgefangene aus verschiedenen rö- mus, das ist Christentum in Reinform. Und es ist mischen Justizvollzugsanstalten teil, ferner Or- umso überraschender, wenn wir bedenken, dass densfrauen eines Krankenpflegeordens sowie dieselben Jünger sich kurz zuvor um Auszeich- andere Pflegekräfte, Personen mit Behinde- nungen und Ehren gestritten hatten, darum, wer rungen, eine Migrantenfamilie aus Argenti- der Größte unter ihnen war (vgl. Mk 10,37; nien sowie Flüchtlinge aus Syrien, Nigeria und Lk 22,24). Jetzt teilen sie alles, sie waren »ein Ägypten. Im Folgenden die Predigt des Papstes Herz und eine Seele« (Apg 4,32). Wie kam es zu im Wortlaut: einer solchen Veränderung? Sie erkannten bei den anderen dasselbe Erbarmen, das ihr eigenes Der auferstandene Jesus erscheint den Jün- Leben verändert hatte. Sie entdeckten, dass sie gern mehrere Male. Geduldig tröstet er ihre ent- gemeinsam Anteil hatten an der Mission, dass sie mutigten Herzen. Nach seiner Auferstehung be- gemeinsam Anteil hatten an der Vergebung und wirkt er so die »Auferstehung der Jünger«. Und am Leib Jesu: Das Teilen irdischer Güter schien von Jesus wiederaufgerichtet, ändern sie ihr Le- eine natürliche Konsequenz. Der Text sagt wei- ben. Die vielen früheren Worte und Beispiele des ter, dass es auch keinen unter ihnen gab, der Not Herrn hatten es nicht vermocht, sie zu verwan- litt (vgl. V. 34). Ihre Ängste hatten sich aufgelöst, deln. Jetzt, zu Ostern, passiert etwas Neues. Und als sie die Wunden des Herrn berührten; jetzt ha- das geschieht im Zeichen der Barmherzigkeit. »Ich sende euch, weil ich an euch glaube.« Diese von ihrem Papa hochgehoben werden müssen. ben sie keine Angst mehr, die Wunden der Be- Jesus richtet sie mit seiner Barmherzigkeit wieder verzagten Jünger werden mit sich selbst ver- Auch wir fallen oft. Und die Hand des Vaters ist dürftigen zu versorgen. Denn darin erkennen sie auf – er richtet sie mit seiner Barmherzigkeit wie- söhnt. Der Friede Jesu lässt sie von ihren Gewis- bereit, uns wieder auf die Füße zu stellen, sodass Jesus. Denn dort ist Jesus, in den Wunden der Be- der auf – und nachdem ihnen seine Barmherzig- sensbissen zu ihrer Sendung übergehen. wir weitergehen können. Diese sichere und zu- dürftigen. keit zuteilwurde, werden sie selbst barmherzig. Der Friede Jesu steht am Anfang der Mis- verlässige Hand ist die Beichte. Sie ist das Sakra- Schwester, Bruder, willst du einen Beweis Es ist sehr schwierig, barmherzig zu sein, wenn sion. Nicht Ruhe, nicht Bequemlichkeit, sondern ment, das uns aufrichtet, das uns nicht weinend dafür, dass Gott dein Leben berührt hat? Frage man selbst nicht bemerkt, Barmherzigkeit erfah- das Herausgehen aus sich selbst. Der Friede Jesu auf dem harten Boden liegen lässt, wenn wir stür- dich, ob du dich über die Wunden anderer beugst. ren zu haben. befreit aus der Verschlossenheit, die lähmt; er zen. Sie ist das Sakrament der Auferstehung, sie Heute ist der Tag, an dem wir uns fragen sollten: Zunächst erfahren sie – mittels dreier Gaben zerbricht die Ketten, die das Herz gefangen ist reine Barmherzigkeit. Und wer die Beichte »Bin ich, der ich Gottes Frieden so oft empfangen – selbst Barmherzigkeit: Jesus beschenkt sie als halten. Und die Jünger erfahren Barmherzigkeit: entgegennimmt, muss die Schönheit des göttli- habe, der ich seine Vergebung und seine Barm- erstes mit Frieden, dann mit dem Geist und Sie spüren, dass Gott sie nicht verurteilt und chen Erbarmens spürbar werden lassen. Und das herzigkeit so oft empfangen habe, barmherzig zu schließlich mit seinen Wunden. demütigt, sondern an sie glaubt. Ja, er glaubt ist der Weg derjenigen, die die Beichten der Men- den anderen? Tue ich, der ich mich so oft vom Zuerst gibt er ihnen den Frieden. Die Jünger mehr an uns, als wir selbst an uns glauben. »Er schen entgegennehmen: die Schönheit der Barm- Leib Jesu ernährt habe, etwas, um die Armen zu waren ängstlich. Sie hatten sich aus Furcht zu liebt uns mehr, als wir uns selbst lieben« (vgl. hl. herzigkeit Jesu spürbar werden lassen, der alles speisen?« Lasst uns nicht gleichgültig bleiben. J.H. Newman, Meditati- vergibt. Gott vergibt alles. Lasst uns nicht einen halbherzigen Glauben le- Lassen wir uns durch den Frieden, ons and Devotions, Nach dem Frieden, der rehabilitiert, und der ben, der empfängt, aber nicht gibt, der das Ge- die Vergebung und die Wunden III,12,2). Für Gott ist nie- Vergebung, die aufrichtet, kommt das dritte Ge- schenk annimmt, aber selbst nicht zur Hingabe des barmherzigen Jesus auferwecken. mand verfehlt, ist nie- schenk, mit dem Jesus sich seiner Jünger erbarmt: bereit ist. Uns wurde Erbarmen zuteil, lasst uns Nur so wird unser Glaube lebendig sein mand nutzlos, ist nie- Er bietet ihnen seine Wunden dar. Durch diese selbst barmherzig werden. und unser Leben stimmig. Nur auf diese mand ausgeschlossen. Wunden sind wir geheilt (vgl. 1 Petr 2,24; Jes Denn wenn die Liebe bei uns selbst endet, Weise werden wir das Evangelium Gottes Jesus wiederholt auch 53,5). Aber wie kann eine Wunde uns heilen? vertrocknet der Glaube in einem sterilen Kult der verkünden, das ein Evangelium der heute noch: »Friede sei Durch das Erbarmen. In diesen Wunden begrei- Innerlichkeit. Ohne die anderen verliert er seine Barmherzigkeit ist. mit dir, in meinen Au- fen wir, wie Thomas, mit unseren eigenen Hän- Konkretheit. Ohne Werke der Barmherzigkeit Tweet von Papst Franziskus gen bist du kostbar. den, dass Gott uns durch und durch liebt, dass er stirbt er (vgl. Jak 2,17). Brüder, Schwestern, lassen Friede sei mit dir, du unsere Wunden zu seinen Wunden gemacht hat, wir uns durch den Frieden, die Vergebung und Hause eingeschlossen, aus Angst, verhaftet zu bist mir wichtig. Friede sei mit dir, du hast eine dass er unsere Gebrechlichkeit leibhaftig auf sich die Wunden des barmherzigen Jesus aufer- werden und so zu enden wie ihr Meister. Aber Mission zu erfüllen und niemand kann dich da- genommen hat. wecken. Und bitten wir um die Gnade, Zeugen sie waren nicht nur im Haus gefangen, sondern bei ersetzen. Du bist unersetzbar. Und ich Die Wunden sind Verbindungskanäle zwi- der Barmherzigkeit werden zu dürfen. Nur so auch in ihren Gewissensbissen verstrickt. Sie glaube an dich«. schen ihm und uns, über sie fließt unserem Elend wird unser Glaube lebendig sein und unser Le- hatten Jesus verlassen und verleugnet. Sie mein- Weiterhin erbarmt sich Jesus seiner Jünger sein Erbarmen zu. Die Wunden sind Zugänge, die ben stimmig werden. Nur auf diese Weise wer- ten, sie seien unfähig, zu nichts gut und voller durch die Gabe des Heiligen Geistes. Er schenkt Gott für uns weit geöffnet hat, damit wir in sein den wir das Evangelium Gottes verkünden, das Fehler. Jesus kommt und wiederholt zweimal: ihn zur Vergebung der Sünden (vgl. V. 22-23). Die liebevolles Erbarmen eintreten und damit wir mit ein Evangelium der Barmherzigkeit ist. »Friede sei mit euch!« Er bringt nicht einen Frie- Jünger waren schuldig geworden; sie waren weg- unseren eigenen Händen begreifen können, wer den, der die äußeren Probleme von ihnen nimmt, gelaufen und hatten den Meister im Stich gelas- er ist. Und wir zweifeln nicht mehr an seiner sondern einen Frieden, der ihnen innere Zuver- sen. Und die Sünde quält, das Böse hat seinen Barmherzigkeit. Wenn wir seine Wunden anbe- In dieser Ausgabe sicht verleiht. Er gibt nicht äußeren Frieden, son- Preis. Unsere Sünde, sagt der Psalm (vgl. 51,5), ten und küssen, entdecken wir, dass jede unserer dern Frieden im Herzen. Er sagt: »Friede sei mit steht uns immer vor Augen. Aus eigener Kraft Schwächen von ihm liebevoll angenommen ist. Generalaudienz als Videostream aus der euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende können wir sie nicht tilgen. Gott allein vernichtet Das geschieht in jeder Messe, wo Jesus uns sei- Bibliothek des Apostolischen Palastes ich euch« (Joh 20,21). Es ist, als würde er sagen: sie und eröffnet uns mit seiner Barmherzigkeit ei- nen verwundeten und auferstandenen Leib dar- am 7. April ............................................................................................................ 2 nen Ausweg aus unserem tiefen Elend. Wie diese reicht: wir berühren ihn und er berührt unser Brunnen im Garten der Villa Medici.............. 5 Jünger haben wir es nötig, uns vergeben zu las- Leben. Und er lässt den Himmel in uns hinab- Chrisam-Messe am Gründonnerstag..... 6-7 sen, von Herzen zu sagen: »Vergib, Herr« – das steigen. Seine verklärten Wunden erhellen die Am 16. April feiert der emeritierte Herz zu öffnen, um uns vergeben zu lassen. Die Dunkelheit, die wir in uns tragen. Und wie Tho- Predigt von Kardinal Re in