UniReport UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 | Jahrgang 48 | Goethe-Universität Frankfurt am Main 3.15

Uni in Bewegung Der Sportcampus in Ginnheim

Die Reportage, Seite 10 www.unireport.info Foto: Foedisch Editorial Austausch auf der Agenda Liebe Leserinnen und Leser, nach der Lektüre dieses UniReports werden Sie gewissermaßen die Qual Brigitte Haar möchte sich als neue Vize-Präsidentin der Goethe-­ der Wahl haben, denn: Zahlreiche Essay: Bestmögliche Bildung hochkarätige Ausstellungen warten Universität so stark für Internationalität machen, wie man es im für alle 2 auf Ihren Besuch! „Hamster – Hips- ter – Handy: Im Bann des Mobilte- House of Finance von ihr als Professorin gewohnt ist. Rolf van Dick und Holger Horz lefons“, ein Projekt des Forschungs- bestreiten die These einer „Akademiker- verbundes zur „Konsumästhetik“ schwemme“. ann ein Text mit ihr trotz des Feiertags und Ökonomen, qualifiziert sie ohne Frage als Vize-Präsi- im Museum Angewandte Kunst, ist Brückentags noch kurzfristig abgestimmt wer- dentin für das Ressort Internationales. einem Gerät gewidmet, das eigent- den? Die neu gewählte Vize-Präsidentin und „Das Amt kam für mich sehr überraschend“, sagt lich nur noch nebenbei zum Telefo- K nieren verwendet wird. „The Octo- Jura-Professorin Brigitte Haar reagiert sehr heiter. sie ohne Umschweife. „Unsere neue Präsidentin hat pus“ im Frankfurter Kunstverein (in „Natürlich, bei mir kommen sogar die Studierenden mich gezielt angesprochen, ob ich Interesse an dieser Kooperation mit dem Exzellenzclus- von Donnerstag bis Samstag zu einem englischsprachi- Aufgabe hätte.“ Sie hätte sich mit Kollegen und Freun- ter Normative Orders) zeigt Arbei- gen Seminar in die Uni.“ den besprochen. „Es ist ein weiteres Add-on, denn ich ten des Amerikaners Trevor Paglen, habe schon den Ehrgeiz, die Projekte weiterzuführen, Die Studis der Dean’s List 3 der unter anderem geheime Stand- Enger Austausch mit Ausland und zwei Fachbereichen in die ich in Forschung und Lehre involviert bin.“ Dass Ein Blick auf die „Bestenförderung“ orte der NSA und CIA fotografiert Ein amerikanischer Kollege reist an, um sie als Dozent es um den weiteren Ausbau der Internationalität ging, im FB Wirtschaftswissenschaften. hat. Vor anderthalb Jahren verstarb beim Thema M&A – Mergers and Acquisitions zu un- sei schließlich ausschlaggebend gewesen. „Also habe Deutschlands wohl berühmtester terstützen. Sonntag will sie ihm das Kloster Eberbach ich mich entschlossen, die Universität mitzugestalten“, Literaturkritiker. Nun zeigt das Uni- zeigen. „Er begeistert sich für europäische Kultur und sagt die Professorin, die schon in der Studienzeit drei versitätsarchiv unbekannte Fotos Weinanbau und ich bin eine gute Gastgeberin“, lacht Stipendien nach Passau, Genf und Chicago führten. und Dokumente des Frankfurters sie. Man merkt schnell, wie gern sie Professorin ist und Und so vermutet man zu Recht gute Vorbereitung auf Marcel Reich-Ranicki. Apropos Lite- ratur: Begleitend zur Poetikdozen- wie sehr sie internationalen Austausch schätzt. Seit das Thema. Den weiteren Ausbau der Internationalität tur ist im „Fenster zur Stadt“ eine zehn Jahren ist Brigitte Haar an der Goethe-Universi- möchte sie auf drei Ebenen vorantreiben: „Bei den tät. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Studierenden möchte ich den Austausch dadurch för- Ausstellung über Clemens Meyer 1.500 Pflanzenarten auf dem zu sehen. Und im Museum Giersch Recht, deutsches, europäisches und internationales dern, dass die Anerkennung von Studienleistungen Riedberg 8 kann die „Romantik im Rhein- Wirtschaftsrecht, Law and Finance und Rechtsverglei- aus dem Ausland verbessert und transparenter wird.“ Main-Gebiet“ bewundert werden. chung. Angesiedelt im House of Finance ist ihr Haupt- Als Anreiz für ausländische Studierende „müssen wir Der Biologe Georg Zizka kümmert Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei thema die Wechselwirkung zwischen Recht und Fi- fächerabhängig prüfen, ob wir weitere englischspra- sich mit seinem Team um den neuen den Ausstellungen! Dirk Frank nanzmärkten, Forschungsperspektive der Beitrag der chige Studiengänge anbieten.“ Für den akademischen Wissenschaftsgarten. Institutionen zur Finanzmarktstabilität und zur Ver- Nachwuchs wünscht sie sich weitere Fördermaßnah- meidung systemischer Risiken. Sie ist Sprecherin des men wie einjährige Fellowships. von der Stiftung Geld und Währung finanzierten Gra- „In der Forschung ist meine Vision, dass wir die Ad- duiertenkollegs Law and Economics of Money and Fi- ministration erleichtern durch ein gebündeltes Pro- nance, „in dem Doktoranden aus aller Welt vertreten jektmanagement für die Beantragung von Fördergel- sind“, und hat schon durch Promotion und Habilitation dern.“ Denn manches Mal würden die Antragsteller am Max-Planck-Institut für ausländisches und interna- beklagen, „dass der Zeitaufwand für die Beantragung „Ente süß-sauer ist typisch deutsch“ tionales Privatrecht in Hamburg Auslandsbeziehungen der Mittel höher ist als die Ersparnis durch einen zu- 19 aufgebaut, „die man an der Universität nicht ohne wei- sätzlichen Mitarbeiter“. Schließlich stünden auf EU- Der Ethnologe Marin Trenk Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D teres knüpft“. Diese Internationalität und der Kontakt Ebene horrend große Töpfe wie Horizon 2020 bereit, über verblüffende kulinarische Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt gleich zu zwei Fachbereichen, den Juristen und den Fortsetzung auf Seite 4 Entwicklungen. 2 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Aktuell

Bestmögliche Bildung und Ausbildung brauchen wir für alle Rolf van Dick und Holger Horz antworten auf Hans Peter Klein, der im UniReport 2/15 vor einer Akademikerschwemme warnt.

Im Interview mit dem Kollegen Kennzeichen einer Akademiker- hauptet, dass viele Länder uns um Ausbildungssystemen zu identifizie- wird angenommen, dass der „Höhe­ Hans Peter Klein im letzten Uni­ schwemme? das Duale Ausbildungssystem be- ren, um sie übertragbar zu machen. punkt“ gesellschaftlicher und öko- Report (2/2015) wurde behauptet, Weiterhin wird die Ansicht geäu- neiden. Aber warum wurde es seit Das Problem der Kritiker der empi- nomischer Entwicklungen in Ab- dass wir in Deutschland einen ßert, dass sich die Verdienstaus- der Inkraftsetzung des Berufsbil- rischen Bildungswissenschaft ist, hängigkeit einer wünschenswerten Irrweg beschritten, indem wir sichten in akademischen Berufen dungsrechts im Jahre 1969(!), wel- dass ihnen schlicht die nach wissen- Akademikerquote zu prognostizie- die Quote akademisch gebildeter zusehends verschlechterten. Eine ches das Duale Bildungssystem in schaftlichen Standards der empiri- ren sei. Aus unserer Sicht ist auf Personen in den jüngeren Jahr­ aktuelle Studie des Instituts für Ar- seiner heutigen Form begründete, schen Bildungswissenschaft erhobe- Grundlage bisheriger Daten nur si- gängen systematisch erhöhen. beit und Qualifikation (IAQ) weist nirgendwo jenseits deutschsprachi- nen Daten fehlen, die ihre Position cher zu erwarten, dass Gesellschaf- Darauf möchten wir antworten. aus, dass fast jeder zehnte Akade- ger Länder übernommen? Immer unterstützen. Persönliche Gesprä- ten mit im Vergleich zu heute hö- miker im Niedriglohnsektor tätig wieder liest man, wie viele Länder che und Gesprächskreise, in denen heren Akademikerquoten andere erzeit zählen wir hierzu- ist – ein Schicksal, das seit vielen von diesem System begeistert sich Kritiker der empirischen Gesellschaften sein werden, viel- lande rund 45 Millionen Jahren jedoch rund ein Fünftel al- seien. So wird angeführt, dass Län- ­Bildungswissenschaften gegenseitig leicht sogar – so hoffen wir – etwas DBeschäftigte. Nach Berech- ler Arbeitnehmer trifft. Daher kann der wie Spanien, Griechenland, bestärken – zumeist verbunden mit aufgeklärtere Gesellschaften, wie nungen des Instituts für Arbeits- die Niedrigentlohnung von Akade- Portugal, Italien, die Slowakei und ausschließlich qualitativen Argu- dies bereits seit den sechziger Jah- markt- und Berufsforschung (IAB) mikern schwerlich aufgrund dieser Lettland ebenso wie Indien und mentationsfiguren – sind keine ren in Deutschland geschehen ist, wird diese Zahl bis 2050 bei kons- Relation als Indiz für die in China über Reformen im Sinne des ausreichende Datenbasis, um sys- als sich die Akademikerrate in Re- tanten Erwerbsquoten und ohne den Medien vielfach hypostasierte Dualen Systems nachdenken. Jen- temische Bildungsentscheidungen lation zu heute mehr als verdrei- zusätzliche Einwanderung auf we- „Akademikerschwemme“ gelten. seits weniger Pilotprojekte sowie im 21. Jahrhundert zu treffen. Viel- facht hat. Dass wir aber nun wegen niger als 27 Millionen schrumpfen. Das der Parteilichkeit unverdäch- einzelner Staaten wie Russland mehr hat man den Eindruck, dass einer Überakademisierung einen Etwas weniger dramatisch sähe es tige Bundesamt für Statistik legt oder Vietnam, die punktuelle Ele- hier in enger beruflicher und priva- verhängnisvollen Zenit überschrei- aus, wenn es gelänge, pro Jahr ca. zur Frage des Sozialstatus von mente aus diesem System übertra- ter Verquickung Personen aus Wis- ten, ist zumindest auf Basis existie- 100.000 zu­sätzliche Arbeitsmigran- Akademikern eindrucksvolle Zah- gen, erkennen die meisten Natio- senschaft und Presse sich gegensei- render Daten nicht wissenschaft- ten nach Deutschland zu locken – len vor. Seit den 1970er Jahren, nen aber nach wie vor nicht den tig einer Realität versichern, die so lich-methodisch fundiert herauszu- was angesichts der im interna­ d. h. seitdem derartige Statistiken von manchen deutschen Professo- in der Welt systematisch nicht vor- lesen. tionalen Vergleich nach wie vor regelmäßig für das gesamte Bun- ren im Dualen Ausbildungssystem zufinden ist. Dies führt dann zu Angesichts des demographi- restriktiven Einwanderungspolitik desgebiet ausgewiesen werden, ha- vermuteten Stein der Weisen. Das ­Begriffen wie „Akademisierungs- schen Wandels sind wir auf immer gegenwärtig kaum wahrscheinlich ben Akademiker nach wie vor ein Duale System hat aus unserer Sicht wahn“, die nicht empirisch arbei- mehr Personen angewiesen, die ist. Wir brauchen also in Zukunft weitaus höheres Einkommen so- in unserem Bildungssystem seine tende Philosophen und Ex-Minister vor dem Hintergrund einer sich mehr Qualifizierung und nicht wie eine um rund 70 % niedrigere Berechtigung, aber es scheint keine wie Julian Nida-Rümelin oder Ma- weiter beschleunigenden tech- weniger.­ Arbeitslosenquote als die Gesamt- solche Zugkraft entfaltet zu haben, thias Brodkorb in die Welt setzen. nisch-sozialen Entwicklung beruf- heit der Arbeitnehmer, die in den so dass auch nach über 45 Jahren Zwar taucht dieser Begriff im besag- lich und persönlich bestehen kön- letzten 40 Jahren nie über 5 % lag weltweit keine Nation dieses Sys- ten Interview nicht auf, jedoch nen. Hierzu sind aus unserer Sicht und sich gegenwärtig auf nur 2,4 % tem übernommen hat – ganz gleich wurde dieser an exponierter Stelle zwei Faktoren essentiell: (1.) aka- beläuft. Obwohl die Zahl der Aka- wie sehr wir hierzulande seine Vor- im Rahmen der von Hans Peter demisches Methodenwissen, da demiker allein seit 2001 um rund bildfunktion in einschlägigen Arti- Klein gemeinsam mit Kollegen aus- uns dies erlaubt auf bisher unbe- 50 % gestiegen ist, verharren die keln anpreisen. gerichteten Tagung „Bildungsex- kannte, aber zukünftig an uns Beschäftigungsquote und das Ein- Basis der OECD-Empfehlungen pansion oder Akademikerwahn“ an ­gestellte Herausforderungen best- kommenslevel auf weit überdurch- sind breite Bildungsstudien, an de- der GU (01/2015) als Faktum ohne möglich zu reagieren. In diesem Überblick schnittlichem Niveau. Ebenso zeigt der von Kollege

Klein vorgeschlagene Blick nach Rolf van Dick (links) ist Professor für Sozialpsychologie, Südeuropa mitnichten eine „Aka- Aktuell 2 Holger Horz demikerschwemme“, sondern die ist Professor für Zeichen einer fatalen Finanz- und Pädagogische Psychologie. Forschung 6 Beschäftigungspolitik. Auch in Fotos: privat ­diesen Ländern haben Akademi- Reportage 10 ker weitaus bessere Beschäfti- Die Autoren danken Prof. Dr. Tim gungsquoten als Nicht-Akademi- Engartner vom Institut für Politik­ ker. Wenngleich in Spanien jeder wissen­schaften für hilfreiche Kom- International 12 dritte akademisch ausgebildete Be- mentare zu einer ersten Fassung rufseinsteiger arbeitslos ist, relati- dieses Beitrages. Kultur 13 vieren sich diese dramatischen Zahlen vor dem Hintergrund einer Campus 14 seit 2009 grassierenden Jugendar- nen tausende Wissenschaftler zahl- Gegenrede dargestellt, auf der auch Zusammenhang werden zusätzlich beitslosigkeit von über 50 %. reicher Domänen (Fachdidaktiker, die genannten Ex-Minister als Bil- substanzielle Theoriekenntnisse Pädagogen, Politologen, Psycholo- dungsexperten auftraten. Was die verlangt, damit wir auch zukünf- Impressum 17 Gefährdet die OECD das deutsche gen, Soziologen, Wirtschaftswissen- OECD wirklich tut, ist schlicht dar- tige Entwicklungen insbesondere Duale Ausbildungssystem und schaftler u.v.m.) mit dem Ziel ar­ auf hinzuweisen, dass weltweit hö- in unseren beruflichen Expertise- Bücher 22 dessen internationalen Erfolg? beiten, Bildungsergebnisse auf here Bildung in so gut wie allen domänen anhand von Theorien Das Raunen über die „Werbestrate- Systemebene zu generieren. Sind Gesellschaften zu höheren Beschäf- besser verstehen können und uns Bibliothek 23 gien“ der OECD und der Bertels- die Beteiligten allesamt verblendet, tigungsquoten und steigenden Ein- nicht nur auf subjektive Theorien mann Stiftung lässt den Leser mit wie es Hans Peter Klein im Inter- kommen führt. Von daher kann und Plausibilitätsannahmen be- Freunde 24 der Frage zurück, warum diese Or- view suggeriert? Mitnichten. Statt- man die Frage stellen, wer hier ei- schränken müssen; (2.) wird es ganisationen zur Akademisierung dessen wird der Versuch unternom- nem „Wahn“ aufgesessen ist. von der Bereitschaft, lebenslang zu aufrufen. Will die OECD am Ende men, eine empirische Basis zu lernen, abhängen, ob wir auch Studium 25 womöglich das etablierte bundes- bilden, um z. B. unter Rückgriff auf Wie viele Akademiker sind künftig mit den gesellschaftlichen republikanische Duale Ausbil- belastbare Zahlen, Daten und Fak- genug? Entwicklungen mithalten können, Menschen 26 dungssystem zerstören? Mit Blick ten die Effizienz von Ausbildungs- Ein weiteres Problem der Kritiker da eine Berufsausbildung – gleich auf das Duale System beruflicher systemen zu vergleichen. Selbstver- der Akademisierung breiterer Be- ob akademischer oder nicht-akade- Termine 27 Bildung lässt sich feststellen, dass ständlich geben diese Daten noch völkerungsschichten ist, dass sie – mischer Art – meist nicht mehr neuerdings einzelne Akademiker, keinen letztgültigen Aufschluss im Übrigen ebenso wenig wie die ausreichen wird, ein ganzes Berufs­ die in ihrer eigenen Biographie über die Gütekriterien von Schulen Autoren dieses Beitrags – den zu- leben lang erfolgreich zu bestehen. keine Berufsschulerfahrung vor- oder Universitäten. Gleichwohl künftigen Idealpunkt der Bildungs- So werden zukünftig in den meis- weisen können, einen „Akademi- kann man die Gelingensfaktoren – relation zwischen Akademikern ten Karrieren mehr und mehr se- Der nächste UniReport (4/2015) sierungswahn“ befürchten und das ausgehend von diesem Systemver- und Nicht-Akademikern kennen. kundäre Kompetenzen benötigt, erscheint am 9.07.2015, Redaktions- schluss ist der 16.06.2015. Duale System überschwänglich lo- gleich – gezielt in den Blick neh- Aber gibt es einen solchen über- die man in der Erstberufsausbil- ben. Es wird immer wieder be- men, um Qualitätsmerkmale von haupt? Ohne stichhaltige Belege Fortsetzung auf Seite 15 Aktuell UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 3

Prädikat mit eingebautem Karriere-Turbo Wer bei den Wirtschaftswissenschaftlern zu den 5 Prozent der besten Bachelorstudierenden gehört oder im Masterstudien- gang auf »sehr gut« steht, kommt auf die »Dean’s List« und wird zu exklusiven Treffen mit Unternehmensvertretern eingeladen.

a kommt ein bisschen Privat-Uni-Stimmung à la heim, Würzburg, München oder eben Frankfurt. Hierzu- WHU in Koblenz-Vallendar auf: 30 Wiwi-Studie- lande kurioserweise meist beschränkt auf die Wirtschafts- Drende der Goethe-Universität betreten in der Abend- wissenschaften. »Den leistungsstärksten sonne den Faculty Club des House of Finance, stärken sich erst am Buffet und nehmen dann Platz im Kreis rund um 260 Studierende auf der Dean’s List ­Studierenden erfüllen wir Professor Hans-Joachim Böcking und dem Wirtschaftsvertre- Die Ziele einer solchen Bestenförderung von Seiten der Uni ter des Abends, dem Konzernbereichsleiter Finanzen der kann Dekan Andreas Hackethal klar benennen: „Den leis- den Wunsch nach sichtbarer Bayer AG, Peter Müller. Sie haben sich chic gemacht. Man tungsstärksten Studierenden erfüllen wir den Wunsch nach sieht viele Hemdkragen, vereinzelt Blazer und Pumps, aber sichtbarer und prestigereicher Zertifizierung ihrer Leistung und prestigereicher Zertifi- auch Hoodies und Turnschuhe. Solche kleinen feinen Run- und Austausch untereinander, potenziellen Arbeitgebern den erwartet man nicht an einem Fachbereich mit rund den Wunsch, mit genau dieser Gruppe in Dialog zu treten.“ zierung ihrer Leistung und 4.500 Studierenden. Anders als in den USA wird die Liste hier jedoch nicht öffent- Sehr konzentriert lauschen sie, was Müller von seinem lich ins Netz gestellt, sondern die Firmen sprechen die Stu- Austausch untereinander, Werdegang zu berichten hat, dem mit 100 Mrd. Euro Markt- dierenden nur über Verteiler der Uni an. Von der Dean’s List potenziellen Arbeit­gebern den kapitalisierung wertvollsten deutschen Unternehmen und profitierten am Ende viele, weil Beiträge der Partnerfirmen der Geschäftsentwicklung der Bayer AG. Müller ist den Stu- zur Verbesserung der Career Services für alle Studierenden Wunsch, mit genau dieser dierenden sehr zugewandt, geht auf viele Fragen ein und lo- genutzt würden“, sagt Hackethal. „Widerstände sind mir ckert mit einigen Scherzen auch die stille Zuhörerschaft auf. keine bekannt. Die Akzeptanz intern und bei Firmen ist sehr Gruppe in Dialog zu treten.« Kurz vor 18 Uhr hatte er sich noch mit den sechs Sprechern hoch.“ Deshalb sei die Dean’s List 2013 sogar auf Master-Pro- gramme erweitert worden. Prof. Andreas Hackethal 260 Studierende stehen aktuell auf der Liste – mit Bleibe- recht für den gesamten Studiengang. „Denn wir haben gese- hen, dass ohnehin die meisten ihre Noten halten“, sagt »Ich bin nicht kategorisch Doreen Günther. Am 30.4. war gerade Stichtag für die Neu- Förderung von »Ellenbogenmentalität«? gegen Bestenförderung, aufnahmen aus dem Wintersemester 2014/2015: 27 neue Nachahmer der Dean’s List sucht man an den anderen Fach­ Masterstudierende und 66 neue Bachelorstudierende kom- bereichen der Goethe-Uni bislang vergebens. „Haben wir nicht aber müssten nicht eigent- men hinzu. „Und dass, obwohl man als Erstsemester für den und ist auch nicht geplant“, winkt My-Sun Kim, Leiterin des Listenplatz einen Schnitt von 1,0 braucht“, ist Doreen Gün- Referats für Studienangelegenheiten am Fachbereich Rechts- lich ­gerade die schwächsten ther selbst erstaunt. wissenschaft ab. Für die Mediziner verneint der Dekan, Prof. Während Eliteförderung in Amerika oder an Privatunis Josef M. Pfeilschifter: „Wir vertrauen auf die klassischen Hoch- ­Studierenden die stärkste selbstverständlich ist, steht sie an einer großen öffentlichen begabtenförderungswerke wie Studienstiftung etc., in denen Universität schnell in der Kritik, einen Keil zwischen die die Mediziner überproportional vertreten sind.“ Keine Chance Förderung erfahren?« Studierenden zu treiben und der großen Masse der „nor- hätte die Einführung einer Dean’s List am Fachbereich Gesell- mal talentierten“ etwas wegzunehmen. Selbst die FAZ ti- schaftswissenschaften, ist sich Tim Engartner, Professor für Prof. Tim Engartner telte neulich etwas hämisch „Extrawurst für Elitestuden- Didaktik der Sozialwissenschaften, sicher. „Ich sehe die Gefahr ten“. in der Dean’s List darin, dass sie den Wettbewerb zwischen den Doch die nicht geförderten Wiwi-Studierenden haben of- Studierenden übergebührlich verschärft, weil ich ja nicht nur der Dean’s List beraten, wie Bayer sich als neuer Unterneh- fensichtlich wenig Probleme mit der Dean’s List: „Sie ist doch einen bestimmten Notenschnitt erreichen muss, sondern auch menspartner bei der Dean’s List einbringen kann. Werksfüh- für alle ein guter Ansporn, sich im ersten Semester ins Zeug möglichst viele Kommilitoninnen und Kommilitonen hinter rungen, Finanz-Workshops, Praktika werden angesprochen. zu legen“, sagt etwa Büsra, 3. Semester Bachelor. „Außerdem mir lassen muss, um zu den Besten zu gehören! Das fördert „Praktika sind etwas, was wir relativ leicht ermöglichen kön- gibt es genug andere Möglichkeiten, über die studentischen aus meiner Sicht die Ellenbogenmentalität.“ nen“, sagt er später im Plenum. Kein Zweifel, die Anwesen- Initiativen und Jobmessen mit Unternehmen in Kontakt zu Der Wettbewerbsgedanke scheint ihm – studiengangsbe- den sind dafür in der Pole Position. kommen. Man muss dazu nur aktiv werden.“ Wenn dem- dingt – bei den Studierenden am Fachbereich 2 wesentlich „Als wir 2007 auf Bachelor- und Masterstudiengänge nächst eines der 14 Partnerunternehmen, diesmal die KfW – stärker ausgeprägt zu sein „als an unserem Fachbereich. Er- umstellten, haben wir als weitere Neuheit nach anglo-ame- Kreditanstalt für Wiederaufbau –, zur Auszeichnungsfeier schließen sich unsere Studierenden den Zugang zum Arbeits- rikanischem Vorbild die Dean’s List eingeführt“, erklärt einlade, sei das sicher nichts, mit dem man überall herum- markt doch nicht allein mit guten Noten, sondern häufig Doreen Günther, Leiterin der Student Services den Ur- prahle, sind sich die Dean-List-Sprecher einig. „Aber letzt- über einschlägige Praktika, ehrenamtliches Engagement, sprung. Seitdem pflegen nicht nur die Universitäten Pitts- endlich hat jeder die Chance, auf die Liste zu kommen“, Fremdsprachenkenntnisse und berufsfeldbezogene Abschluss- burgh, Cornell oder Washington Bestenlisten, sondern auch meint Said Haschemi. „Und dann kommt es immer noch auf arbeiten.“ Vermutlich sei gerade diese ausgeprägte Wettbe- immer mehr deutsche Hochschulen wie die in Köln, Hohen­ einen selbst an, ob man etwas daraus macht.“ werbsorientierung unter angehenden Ökonomen auch der Grund dafür, dass die große Masse der nicht geförderten Stu- dierenden diese Form der Bestenförderung akzeptiere. „Gerade an einer großen Universität wie unserer ist indi- viduelle Talentförderung zweifellos wichtig. Von daher bin ich nicht kategorisch gegen Bestenförderung, aber müssten nicht eigentlich gerade die schwächsten Studierenden die stärkste Förderung erfahren?“, fragt er sich. „Wenn sich die Hochschulen künftig für ein noch breiteres Publikum öffnen, wird die Kluft zwischen den schwächsten und besten Studie- renden eines Jahrgangs weiter wachsen. Insofern wird unser Auftrag noch stärker darin liegen, an beiden Rändern zu för- dern. Und da die Jahrgangsbesten vom Arbeitsmarkt ohne- hin privilegiert werden, stellt sich mir die Frage, ob man die Dean’s List überhaupt braucht.“ Jens Blank vom Career Service für alle Studierenden der Goethe-Universität vertritt indes eine ganz pragmatische Sicht: „Die Dean’s List ist ein gutes Mittel, um zu zeigen, wo man steht und sich von anderen Bewerbern abzuheben. Daher empfehle ich sehr, sie genauso wie ein Deutschland- stipendium oder andere Auszeichnungen in den Lebenslauf aufzunehmen. An diesen Indikatoren können die Unter- nehmen erkennen, dass der Bewerber zu den Begabtesten seines Jahrgangs gehört und sich – wenn er Stipendiat ist – meist auch besonders engagiert.“ Für ihn sei die Dean’s List Im Faculty Club des House of Finance: Studierende der Dean’s List im Gespräch mit Prof. Hans-Joachim Böcking (l.) und Peter Müller „eine schöne Sache, die andere Fachbereiche ruhig adaptie- von der Bayer AG. Foto: Dettmar ren sollten“. Julia Wittenhagen 4 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Aktuell kurz notiert Fortsetzung von Seite 1, Austausch auf der Agenda weiß sie. „Um renommierte Wissenschaftler herzuho- fachspezifisch“, glaubt sie. Der Bereich Finance strecke len, wäre es gut, sich einmal um eine Humboldt-Pro- typischerweise seine Fühler nach Nordamerika aus, Af- Mit der App Tier- und Arbeitsgesellschaft. Die Teilnahme fessur zu bemühen. Auch Kurzaufenthalte im Rahmen rikanisten nach Afrika. „Die Dachmarke Goethe-Uni- Pflanzen­arten erkennen dauert etwa 15 Minuten. von Workshops o. ä. in Graduiertenkollegs eignen sich versität international noch bekannter zu machen, ohne gut, um auf die Vorzüge der Goethe-Uni aufmerksam Fächerkulturen unnötig zu ignorieren, das sehe ich als Direkt zum Fragebogen: zu machen. große Aufgabe.“ Aufgeschlossenheit dafür sieht sie auf  http://ww2.unipark.de/uc/ Eine durchgehend englische Internetpräsenz der allen Ebenen. „Erst neulich kam ein Fachschaftsvertre- sinnundarbeit gesamten Uni hält sie für ebenso wichtig wie die Op- ter zu mir und bat, mehr Verbindungen zu den USA tion, alle Formulare und Verwaltungsabläufe auch in herzustellen.“ Brigitte Haar nahm es sich zu Herzen, Workshop-Angebot für spät-/ Englisch anzubieten. Dazu gehöre sicherlich die Fort- denn Studierenden ist sie sehr zugewandt. Dabei her- kurzentschlossene Abiturienten bildung der Verwaltungsangestellten. „Die Universität ausgekommen ist ein Seminar, das parallel in Deutsch- Foto: © MOL hat sich ja längst auf den Weg gemacht“, sagt sie aner- land und USA stattfindet und für das sie dieser Tage Wissenschaftler des Senckenberg Die Bewerbungsfrist für die meisten kennend, „aber natürlich bleiben uns noch ein paar rund 40 Bewerber zu Auswahlgesprächen einlädt: „Ich Biodiversität und Klima Forschungs­ Studiengänge endet am 15. Juli 2015. Baustellen.“ Um sich einen besseren Überblick zu ver- habe mit einer Kollegin von der University of Pennsyl- zentrums in Frankfurt haben gemein-­ Höchste Zeit also, wichtige Informati- schaffen, möchte sie zunächst einmal eine Art Inven- vania Law School ein Seminar zu ‚Corporate Gover- sam mit Kollegen von der Yale-Univer- onen zu Studieninhalten, Anforderun- tur machen und schauen, welche regionalen Koopera- nance – A Comparative Perspective between the US and sität und weiteren Institutionen die gen, Studienplatzaussichten und den tionen und Forschungsprojekte es schon gibt. „So eine Germany‘ entwickelt“, berichtet sie stolz. „Im Novem- App „Map of Life“ entwickelt. eventuellen Alternativen einzuholen. Landkarte existiert meines Wissens noch nicht. Erst ber reisen wir in die USA, damit die Teilnehmer sich Die Anwendung erlaubt es, mit dem Für die Abiturientinnen und Abiturien- wenn wir diese Basis haben, können wir Prioritäten kennenlernen und in binationalen Tandems später ge- Mobiltelefon Arten zu erkennen, die ten, die noch gar nicht wissen, was setzen und Synergien nutzen.“ Denkbar sei beispiels- meinsam ihre Seminararbeit schreiben.“ Die Koordina- Umgebung auf Tier- oder Pflanzen­ und ob sie studieren sollen, bietet weise auch, in puncto Partnerschaften eine gewisse tion erfolgt über Skype und Mails. Beim Gegenbesuch arten zu überprüfen sowie eigene die Zentrale Studienberatung der Abstimmung mit der Stadt Frankfurt zu suchen. der Amerikaner im März werden dann die Ergebnisse Beobachtungen zu dokumentieren und Goethe-­Universität am Samstag, den präsentiert – und natürlich Stadt, Land und Leute. zu teilen. Die kostenlose App ist in 4. Juli 2015, ein besonderes Work- Wahrnehmung der Goethe-Uni im Ausland stärken Keine Frage, Brigitte Haar bringt den nötigen Ent- sechs Sprachen für Apple- und shop-Angebot an: In kleinen Gruppen Als neue Botschafterin der Goethe-Universität sieht sie husiasmus und Arbeitseifer, aber auch analytischen Android-Smartphones­ verfügbar unter: soll an Themen wie eigene Stärken ihre größte Herausforderung darin, dass die gesamte Blick mit, um die Dinge voranzutreiben. Ausgleich fin- und Werte oder Interessen- und Hochschule im Ausland besser wahrgenommen wird. det sie außerhalb der Uni beim Wandern: „auf Schnee-  https://auth.mol.org/mobile/ Entscheidungsfindung gearbeitet „Bisher ist das internationale Renommee doch sehr schuhen und zu Fuß“. Julia Wittenhagen werden. Dabei gibt es neben Hilfe- Kubricks Producer hält Vortrag stellungen und Impulsen natürlich in Filmseminar auch jede Menge Gesprächsmöglich- keiten mit Studierenden der unterschiedlichsten Fächer und zahlreiche Informationen zu Bewer- bungs- und Zulassungsmodalitäten. Informationen und Anmeldemöglich- keit zum Workshop unter :  www.uni-frankfurt.de/Studien­ Foto: ullstein bild CARO/Paulus Ponizak interessierte Jan Harlan, langjähriger Executive Producer von Stanley Kubrick, kommt Neues Seminarhaus eröffnet am 15. Juni an die Goethe-Universität. Er hält ein Impulsreferat im Kubrick-­ Seminar des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaften (Dozent: Nils Daniel Peiler). Foto: Dettmar Harlan begleitete nach „2001 – A Space Odyssey“ alle darauf Das neue Präsidium folgenden Produktionen Kubricks als Foto: Dettmar Ende April votierte der Erweiterte Senat mehrheitlich für die Wahlvorschläge der neuen Präsidentin, Prof. Birgitta Wolff Produzent: „A Clockwork Orange“, (3. v. l.). Die neuen Mitglieder sind bekannte wie neue Gesichter: Manfred Schubert-Zsilavecz (3. v. r.) und Enrico Schleiff „Barry Lyndon“, „Shining“, „Full Metal Wissenschaftsminister Boris Rhein (2. v. l.) waren bereits im früheren Präsidium tätig, Brigitte Haar (2. v. r.) kommt neu hinzu. Die Gewählten gelten als Jacket“ und schließlich „Eyes Wide hat Anfang Mai zusammen mit Fachleute in Fragen der Internationalisierung (Haar), Nachwuchsförderung und Infrastruktur (Schleiff) sowie privater Shut“. Jan Harlan, Neffe des Universitätspräsidentin Birgitta Wolff Hochschulförderung (Schubert-Zsilavecz). Ihre Amtszeit beträgt drei Jahre. Zuvor hatte bereits der Hochschulrat die deutschen Regisseurs Veit Harlan, das neue Seminarhaus auf dem Kandidaten einstimmig bestätigt. Die drei neuen Vizepräsidenten ergänzen das Präsidium, das bereits aus der Präsidentin, wird nach seinem Vortrag mit den Campus Westend eröffnet. der Vizepräsidentin Prof. Tanja Brühl (l.) und dem Universitätskanzler Holger Gottschalk (r.) bestand. Damit umfasst das Studierenden diskutieren. Fast 4.200 Quadratmeter an Nutz- fläche, 51 zusätzliche Seminarräume Leitungs-Team jetzt sechs Personen. 15. Juni, 18 Uhr, IG-Farben-Haus, mit Flächen zwischen von 35 m² bis Die Juristin Prof. Brigitte Haar LL.M. (Univ. Chicago) hat seit 2004 eine Professur für Bürgerliches Recht, deutsches, Raum 7.312 144 m² lassen in Verbindung mit dem ­europäisches und internationales Wirtschaftsrecht sowie Law and Finance und Rechtsvergleichung im House of Finance 2013 ebenfalls in universitärer Eigen- inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Vertragsrecht in rechtsvergleichender und Forschungsprojekt zu regie fertiggestellten Seminarpavillon ökonomischer Perspektive. In ihren Publikationen widmet sie sich vor allem dem Kapitalmarktrecht, der Finanzmarkt­ „sinnvoller Arbeit“ die Raumnot früherer Zeiten auf dem regulierung sowie der Corporate Governance. Haar ist Sprecherin des von der Stiftung Geld und Währung geförderten Campus Westend vergessen; die Graduiertenkollegs Law and Economics of Money and Finance, Mitglied des Präsidiums des House of Finance und Das Forschungsprojekt „Sinnarbeit“ maximale Kapazität liegt bei fast Principal Investigator am Forschungszentrum Sustainable Architecture for Finance in Europe (SAFE). greift die Frage auf, was Beschäftigte 3.000 Personen. 11,5 Mio. Euro Prof. Enrico Schleiff ist seit 2007 Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen an der Goethe-Universität und war unter einer sinnvollen Arbeit flossen aus dem von Bund und von 2009 bis 2012 als geschäftsführender Direktor des Center of Membrane Proteomics tätig. Seit April 2012 war er verstehen und wie sie selbst ihre Ländern finanzierten Hochschulpakt Vizepräsident der Goethe-Universität; dabei setzte er wichtige Impulse zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- Arbeit zu einer für sie bedeutsamen 2020 in den Bau. Der Differenzbetrag wuchses. So erarbeitete er ein Konzept für ein neues Tenure Track, um exzellenten jungen Leuten dauerhaft in Frankfurt Arbeit machen. Neben Interviews soll zu den insgesamt rd. 23,4 Mio. Euro Perspektiven zu geben. Außerdem setzte er sich für die Fortentwicklung der Graduiertenschule GRADE ein und trieb über eine Online-Befragung ein betragenden Gesamtkosten wurde das Modell Kooperativer Promotionen mit Fachhochschulen voran. Seit 2014 ist er Direktor des Buchmann Instituts für Eindruck davon gewonnen werden, aus QSL- und Heureka-Mitteln des Molekulare Lebenswissenschaften. Beteiligt ist er zudem am Sonderforschungsbereich Molekulare Mechanismen der welche Ansprüche Beschäftigte aus Landes gedeckt. RNA-basierten Regulation. ganz verschiedenen Bereichen der Das vom Frankfurter Architekten Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz ist seit 1997 Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität und Arbeitswelt an Arbeit im Allgemeinen Ferdinand Heide entworfene Gebäude haben und wie sie ihre Arbeit erleben. war in Rekordbauzeit von nur zwei war seit 2009 als Vizepräsident tätig. In dieser Funktion trat er für die Verbesserung von Lehre und Studium ein, u. a. Jeder, der bzw. die aktuell in einem Jahren in universitärer Eigenregie und indem er die „Bologna-Werkstätten“ zur Reform von Studiengängen initiierte und die Goethe-Universität beim „Quali- Beschäftigungsverhältnis steht oder in im vorgesehenen Kostenrahmen tätspakt Lehre“ zum Erfolg führte. Seit 2009 ist er Vorsitzender des Verwaltungsrates des Frankfurter Studentenwerkes der Vergangenheit erwerbstätig war, errichtet worden. Bereits zum Start und des Aufsichtsrates der Firma Innovectis sowie seit 2014 Vorsitzender des House of Pharma and Healthcare. Anfang kann an der Studie teilnehmen. Im des Sommersemesters konnte das 2015 wurde Schubert-Zsilavecz zum stellvertretenden Vorsitzenden der Auswahlkommission für den Qualitätspakt Lehre Fokus steht die individuelle Sicht auf Seminarhaus in Betrieb genommen im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ernannt. Nicht zuletzt trug er entscheidend dazu bei, dass im die eigene Tätigkeit und die moderne werden. Jahr des Universitätsjubiläums, 2014, ca. 70 Mio. Euro aus privaten Quellen eingeworben werden konnten. N e u b a u - u n d 3. B a u a b s c h n i t t G o e t h e - U n i v e r s i t ä t F r a n k f u r t a m M a i n 0 0 1 1 7 3

ErläuTEruNGEN M I Q U E L A L L E E Städtebau und Architektur Die Nutzungen und funktionale Zusammenhänge

Weiterbauen! Das Gebäude wird am Haupteingang vom Campus über die Ros- Der Neubau der Sprach- und Kulturwissenschaften fügt sich in die tocker Straße erschlossen, aus der Lübecker Straße im Süden be- Struktur und Materialität des Campus Westend ein – und wird damit steht die Möglichkeit der Anlieferung via eines kleinen Hofes für ein weiterer natürlicher Baustein der gegebenen Ordnung. Caféteria und ebenerdige Werkstätten, hier befindet sich auch die Der Entwurf besetzt das Baufeld über die gesamte Länge und entwi- teilüberdeckte Rampe zur zweigeschossigen Tiefgarage.

ckelt ein städtebauliches Ensemble aus 4 kubischen in Höhe und Direkt am Haupteingang befindet sich im südlichen Baukörper die D E R A N Breite verschiedenen Baukörpern, die die unterschiedlichen Nut- unabhängig sonstiger Öffnungszeiten nutzbare und belebte T Z Café- P L A E E A L L zungen aufnehmen und ablesbar werden lassen. Das Ensemble re- teria mit Außenplätzen zum „Platz der Sprach- und Kulturwissen- U E L M I Q agiert auf die unterschiedlichen Seiten städtebaulich angemessen: schaften“. Die westliche Raumkante an der Rostocker Straße wird vom südli- Vom Windfang des Haupteinganges betritt der Besucher das groß- chen Volumen aufgenommen, weicht im Übergang zum Platz an der zügig dimensionierte Foyer, von dem die verschiedenen Funktions- Miquelallee auf die Bauflucht der nördlichen zukünftigen Campusbe- bereiche des Neubaus erschlossen werden. Das Foyer wird sich in bauung zurück, um hier die Verbindung zwischen dem Campusge- dem Neubau als zwangloser Ort des studentischen Miteinanders

lände und der zukünftigen Zentralbibliothek am Platz der Miquelal- darstellen. Von diesem Foyer aus können die Grundeinheiten über D E R A N T Z lee zu stärken- zugleich entsteht damit ein attraktiver mit gezogenen die gut erkennbaren Vertikalerschließungen schnell erreicht wer- P L A E E A L L U E L Dachplatanen bestandener Eingangsplatz, der von Cafeteria und den. M I Q öffentlich frequentierten Nutzungsbereichen begleitet wird. An das Foyer grenzt räumlich direkt die Bibliothek an, die sich Im Norden wird die Platzkante zur Miquelallee durch ein kräftiges in Teilbereichen über einen introvertierten Lesehof im 1. Unterge- 5-geschossiges Volumen markiert, dieser Bau wird im Bereich der schoss, im Erdgeschoss mit Arbeitsplätzen mit Außenbezug zur Hansaallee von einem 2-geschossigen Körper unterschnitten, der Hansaallee und 1. Obergeschoss erstreckt. Ein Nachtzugang zu H E K die Bibliothek aufnimmt. den Gruppenarbeitsräumen wird über die vom Foyer anschließende Z E N T R A L B I B L I O T Der 6-geschossige Erweiterungsbau für Kunstpädagogik befin- Passage zum Erweiterungsbau der Kunstpädagogik gewährleistet. det sich im Südosten im Bereich Hansaallee und fügt sich in seiner Die stark frequentierten Bereiche für „Goethecard“ und Wohnheim- Proportion ambivalent sowohl in den Neubau der Sprach- und Kul- abteilung schließen zudem direkt erdgeschossig ans Foyer an. turwissenschaften als auch in die Kubaturen der südlich angren- Über eine großzügige Freitreppe werden die Nutzungen Bafög-Amt zenden Bestandsbauten Seminar und Exzellenzcluster ein. Somit und Gebäudemanagement im ersten Geschoss erreicht. Auch hier kann der Neubau auch ohne Erweiterungsbau als eigenständiges - kann der Besucher das Gebäude mittels Blickverbindungen in Höfe kompositorisch abgeschlossenes- Gebäudeensemble gelesen wer- und Außenbereiche schnell räumlich erfassen. N - den. Der Erweiterungsbau kann zu späterem Zeitpunkt problemlos E B E N A N G I N G sowohl unterirdisch als auch oberirdisch errichtet werden, ohne den Die beiden nördlichen Vertikalverbindungen erschließen aus dem E V laufenden Betrieb der Sprach– und Kulturwissenschaften zu stö- Foyer den 5-geschossigen nördlichen Baukörper der einerseits die ren. Fachcluster der sprachlichen Institute und anderseits die Büro- flächen für Studentenwerk und Personalvertretung aufnimmt. In Die Architektur an diesem Ort muss sich in dem Spannungsfeld diesem Körper sind jeweils 4 Grundeinheiten pro Geschoss mitein- zwischen Weiterbauen im Sinne eines homogenen Passepartouts ander um einen Innenhof vereint. des Campus mit einheitlicher Gestaltung und Kontinuität und der Die südliche Treppen- und Aufzugsanlage verbindet im 4-geschos- architektonischen Eigenständigkeit definieren und bewähren: sigen Kubus die Hauswerkstätten, das Gebäudemanagement und die Bürobereiche 1-3 mit dem Foyer. Für den Neubau wird die Materialität des Poelzig Baus IG Farben Hier sind jeweils geschossweise 3 Grundeinheiten um einen Innen- und das Fassadenprinzip der in unterschiedliche Ebenen struktu- hof ab dem 1. Obergeschoss gruppiert. Eine teilweise einhüftige Er- rierten Lochfassade in seiner Typologie variiert, schließung ermöglicht so schöne Blickbeziehungen zum Innenhof. Die Fassade wird in zwei Wandebenen aufgelöst, die die Themen Oberlichter belichten die Funktionsräume der Caféteria. S Horizontalität und Vertikalität unterschiedlich behandeln. Die Äu- In den beiden Untergeschossen befinden sich neben der öffentli- T R

ßere Schicht wird mit Travertin - im liegendem großformatigen Ver- chen Tiefgarage die erforderlichen Technik, Archiv- und Abfal- A

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band- verkleidet, die zurück springende zweite Ebene erhält ein lentsorgungsflächen. W S U N D E R

I mineralisches Mosaik aus dunkleren farbig abgestuften Travertin- Zudem kann vom 1. Untergeschoss die Bibliothek über eine Schleu- S

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S glaste Aluminiumfenster strukturieren das Erscheinungsbild. Außen Sprachliche Institute A S E liegende Raffstores dienen der Verschattung und können das Ge- weitere Bürobereiche S S

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EXZELLENZCLUSTER 1. Preis: Entwurf von BLK2

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A P E R S P E K T I V E E I N G A N G N D L A G E P L A N 1/500 Preisträger für 3. Ausbaustufe des Campus Westend stehen fest Hamburger Architekten setzen in ihrem Gewinner-Entwurf auf gute Orientierung und Öffentlichkeit

er dritte Bauabschnitt der die städtebauliche und typologi- Verbindung zwischen den beiden rung der Bibliothek hinter einem Dem Preisgericht gehörten an: Goethe-Universität auf sche Struktur und Materialität des Zugängen schafft einen attraktiven attraktiven Eingangsfoyer im Kern Ddem Campus Westend, in Campus ein und könne damit ei- Raum mit direktem Bezug zur Bib- des Hauses als Zentrum wurde Fachpreisrichter den die sprach- und kulturwissen- nen „glaubwürdigen Schlussstein“ liothek und zu den begrünten In- grundsätzlich positiv beurteilt. Prof. Zvonko Turkali, schaftlichen Fächer einziehen sol- der zentralen Campusentwicklung nenhöfen, die auch für Tageslicht Ein 5. Preis wurde vergeben an Architekt, Frankfurt am Main (Vorsitz) len, ist der Realisierung einen bilden. „Es entstehen spannungs- und Außenbezug sorgen. Max Dudler aus Berlin. Der Entwurf Prof. Jórunn Ragnarsdóttir, wichtigen Schritt näher gekom- volle, dabei maßstäbliche Raum- Am 4. Preis von harris + kurrle verfügt über drei aufeinander bezo- Architektin, Stuttgart men. In einer Preisgerichtssitzung folgen mit guter Orientierbarkeit architekten aus Stuttgart lobte die gene Baukörper, die durch ein ge- Prof. Dörte Gatermann, am 16. April 2015 unter Vorsitz und einer angemessenen Abstu- Jury die vertikale Schichtung der meinsames Sockelgeschoss verbun- Architektin, Köln von Prof. Zvonko Turkali wurden fung von Öffentlichkeiten, die sich Fassade mit einer zweigeschossigen den sind. Darüber hinaus wurden unter 24 Wettbewerbsbeiträgen zu einem einladenden universitä- Sockelzone. Dies führe zu einer an- drei Anerkennungen vergeben an Prof. Ansgar Lamott, fünf Preisträger und drei Anerken- ren Ort verdichten, der zum Ler- genehmen Gliederung der Fassa- Ferdinand Heide (Frankfurt), ingen­ Architekt, Stuttgart nungen bestimmt. Damit ist der nen einlädt.“ den, die sich konsequent aus der hoven architects (Düsseldorf) und Inge Laste, Architektenwettbewerb für das rund Den 2. Preis erhielt das Archi- inneren Organisation entwickelt. das Büro Glass Kramer Löbbert Architektin, HMdF, Wiesbaden 70 Mio. Euro teure Bauvorhaben tekturbüro Staab aus Berlin. Das Auch die grundsätzliche Platzie- (Berlin). Sabina Freienstein,

entschieden. Neben den Instituts- Preisgericht lobte die N egelungene u b a u - u n d 3. B a u a b s c h n i t t G o e t h e - U n i v e r s i t ä t F r a n k f u r t a m M a i n 0 0 1 1 7 3 Architektin, hbm, Frankfurt am Main

ErläuTEruNGEN M I Q U E L A L L E E räumen beinhaltet das künftige Gliederung des EntwurfsStädtebau und Architekturin mehDie- Nutzungen und funktionale Zusammenhänge Weiterbauen! Das Gebäude wird am Haupteingang vom Campus über die Ros- Der Neubau der Sprach- und Kulturwissenschaften fügt sich in die tocker Straße erschlossen, aus der Lübecker Straße im Süden be- Struktur und Materialität des Campus Westend ein – und wird damit steht die Möglichkeit der Anlieferung via eines kleinen Hofes für ein weiterer natürlicher Baustein der gegebenen Ordnung. Caféteria und ebenerdige Werkstätten, hier befindet sich auch die Der Entwurf besetzt das Baufeld über die gesamte Länge und entwi- teilüberdeckte Rampe zur zweigeschossigen Tiefgarage. ckelt ein städtebauliches Ensemble aus 4 kubischen in Höhe und Direkt am Haupteingang befindet sich im südlichen Baukörper die E R Gebäude die gemeinsame Bereichs- rere Bauteile und die damit entste- N D A Sachpreisrichter Breite verschiedenen Baukörpern, die die unterschiedlichen Nut- unabhängig sonstiger Öffnungszeiten nutzbare und belebte T Z Café- P L A E E A L L zungen aufnehmen und ablesbar werden lassen. Das Ensemble re- teria mit Außenplätzen zum „Platz der Sprach- und Kulturwissen- U E L M I Q agiert auf die unterschiedlichen Seiten städtebaulich angemessen: schaften“. Die westliche Raumkante an der Rostocker Straße wird vom südli- Vom Windfang des Haupteinganges betritt der Besucher das groß- chen Volumen aufgenommen, weicht im Übergang zum Platz an der zügig dimensionierte Foyer, von dem die verschiedenen Funktions- bibliothek, eine Cafeteria, Verwal- hende „präzise städtebaulicheMiquelallee auf die Bauflucht der nördlichen zukünftigen Set Campusbe- bereiche- des Neubaus erschlossen werden. Das Foyer wird sich in bauung zurück, um hier die Verbindung zwischen dem Campusge- dem Neubau als zwangloser Ort des studentischen Miteinanders

lände und der zukünftigen Zentralbibliothek am Platz der Miquelal- darstellen. Von diesem Foyer aus können die Grundeinheiten über D E R Prof. Birgitta Wolff, A N T Z lee zu stärken- zugleich entsteht damit ein attraktiver mit gezogenen die gut erkennbaren Vertikalerschließungen schnell erreicht wer- P L A E E A L L U E L Dachplatanen bestandener Eingangsplatz, der von Cafeteria und den. M I Q öffentlich frequentierten Nutzungsbereichen begleitet wird. An das Foyer grenzt räumlich direkt die Bibliothek an, die sich tungsräumlichkeiten des Studen- zung“ für die ErweiterungIm Norden wird die Platzkante zur Miquelallee durch einder kräftiges in Teilbereichen über einen introvertierten Lesehof im 1. Unterge- 5-geschossiges Volumen markiert, dieser Bau wird im Bereich der schoss, im Erdgeschoss mit Arbeitsplätzen mit Außenbezug zur Hansaallee von einem 2-geschossigen Körper unterschnitten, der Hansaallee und 1. Obergeschoss erstreckt. Ein Nachtzugang zu Präsidentin der Goethe-Universität, H E K die Bibliothek aufnimmt. den Gruppenarbeitsräumen wird über die vom Foyer anschließende Z E N T R A L B I B L I O T Der 6-geschossige Erweiterungsbau für Kunstpädagogik befin- Passage zum Erweiterungsbau der Kunstpädagogik gewährleistet. det sich im Südosten im Bereich Hansaallee und fügt sich in seiner Die stark frequentierten Bereiche für „Goethecard“ und Wohnheim- Proportion ambivalent sowohl in den Neubau der Sprach- und Kul- abteilung schließen zudem direkt erdgeschossig ans Foyer an. tenwerkes, des Immobilienmanage- vorhandenen Bebauung.turwissenschaften als auchDie in die Kubaturen der südlich angrenei- Über- eine großzügige Freitreppe werden die Nutzungen Bafög-Amt zenden Bestandsbauten Seminar und Exzellenzcluster ein. Somit und im ersten Geschoss erreicht. Auch hier Frankfurt am Main Gebäudemanagement kann der Neubau auch ohne Erweiterungsbau als eigenständiges - kann der Besucher das Gebäude mittels Blickverbindungen in Höfe kompositorisch abgeschlossenes- Gebäudeensemble gelesen wer- und Außenbereiche schnell räumlich erfassen. N - den. Der Erweiterungsbau kann zu späterem Zeitpunkt problemlos E B E N A N G I N G sowohl unterirdisch als auch oberirdisch errichtet werden, ohne den Die beiden nördlichen Vertikalverbindungen erschließen aus dem E V ments und des Hochschulrechen- genständige Handschriftlaufenden Betrieb derund Sprach– und Kulturwissenschaften das zu stö- Foyer den 5-geschossigen nördlichen Baukörper der einerseits die ren. Fachcluster der sprachlichen Institute und anderseits die Büro- flächen für Studentenwerk und Personalvertretung aufnimmt. In Irene Bauerfeind-Rossmann, Die Architektur an diesem Ort muss sich in dem Spannungsfeld diesem Körper sind jeweils 4 Grundeinheiten pro Geschoss mitein- zwischen Weiterbauen im Sinne eines homogenen Passepartouts ander um einen Innenhof vereint. des Campus mit einheitlicher Gestaltung und Kontinuität und der Die südliche Treppen- und Aufzugsanlage verbindet im 4-geschos- zentrums sowie eine Tiefgarage für plastische Erscheinungsbildarchitektonischen Eigenständigkeit definierenwür und bewähren: sigen- Kubus die Hauswerkstätten, das Gebäudemanagement und die Bürobereiche 1-3 mit dem Foyer. Für den Neubau wird die Materialität des Poelzig Baus IG Farben Hier sind jeweils geschossweise 3 Grundeinheiten um einen Innen- HMWK, Wiesbaden und das Fassadenprinzip der in unterschiedliche Ebenen struktu- hof ab dem 1. Obergeschoss gruppiert. Eine teilweise einhüftige Er- rierten Lochfassade in seiner Typologie variiert, schließung ermöglicht so schöne Blickbeziehungen zum Innenhof. Die Fassade wird in zwei Wandebenen aufgelöst, die die Themen Oberlichter belichten die Funktionsräume der Caféteria. S Horizontalität und Vertikalität unterschiedlich behandeln. Die Äu- In den beiden Untergeschossen befinden sich neben der öffentli- T 250 Stellplätze und verfügt insge- den ein hohes Maß an Wieder­ R ßere Schicht wird mit Travertin - im liegendem großformatigen Ver- chen Tiefgarage die erforderlichen Technik, Archiv- und Abfal- A

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band- verkleidet, die zurück springende zweite Ebene erhält ein lentsorgungsflächen. W S U N D E R

I mineralisches Mosaik aus dunkleren farbig abgestuften Travertin- Zudem kann vom 1. Untergeschoss die Bibliothek über eine Schleu- S M H Guido Brennert, fliesen. Dieser Grundfarbton der hinteren Fassadenebene kann je se angeliefert werden. A A N S nach Baukörper nuanciert verändert werden. R H A U P T - G E A N I N G A A Die Nutzungen für Bibliothek, Cafeteria bilden im Fassadenthema Cafeteria E R S L Bibliothek samt über rund 12.000 m² Nutzflä- erkennbarkeit und daher ein gro- T ein ablesbares Sockelmotiv aus, indem großformatige Öffnungen S IV L TGM / IGM E R T geschaffen werden. Kräftige im Bronzeton eloxierte dreifach ver- E A Studentenwerk R

S glaste Aluminiumfenster strukturieren das Erscheinungsbild. Außen Sprachliche Institute A S E S HMdF, Wiesbaden liegende Raffstores dienen der Verschattung und können das Ge- weitere Bürobereiche S

samtbild temporär akzentuieren. Kunstpädagogik E (Erweiterungsbau) che. Gleichzeitig wird damit in Ver- ßes Identifikationspotenzial für die F U N K T I O N S S C H E M A VI R

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T ein wichtiger Teil der zentralen Mit der Idee sich staffelnder G Campusentwicklung im Frankfur- Baukörper errang Atelier 30 aus Thomas Platte, EXZELLENZCLUSTER hbm, Frankfurt am Main ter Westend vollendet. Kassel den 3. Preis. Dem Entwurf SEMINARGEBÄUDE

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jekt füge sich insgesamt präzise in zierung der Baumasse. Die innere Architekten. A P E R S P E K T I V E E I N G A N G N D L A G E P L A N 1/500 6 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Forschung Wo leben die glücklichsten Kinder? Internationale Children’s Worlds Studie fragt Kinder nach ihren Erfahrungen und Lebensbedingungen

ber 50.000 Kinder aus Ergebnisse genauer bewertet wer- 15 verschiedenen Ländern den. So unterschiedlich die politi- Üwurden im Rahmen der schen Handlungsfelder auch im von der Jacobs Stiftung geförderten Einzelnen sein mögen: Andresen Studie nach ihren Erfahrungen, zieht aus den vorläufigen Ergebnis- Perspektiven und ihrem Wohlbe- sen der Children’s Worlds Studie finden befragt. Im Fokus der Studie drei zentrale Befunde: Armut stand die direkte Befragung der schlage sich deutlich auf das ‚Well- Kinder anhand von Fragebögen für being‘ von Kindern nieder, betont die Altersgruppen der 8-, 10- und die Erziehungswissenschaftlerin. 12-Jährigen. „Nur auf Sekundär­ Besonders stark werde Armut daten zurückzugreifen oder Erwach- empfunden, wenn das durch- sene zu befragen hätte uns nicht schnittliche Kind einer Gesellschaft gereicht“, erklärt Prof. Sabine über bessere Entfaltungsmöglich- Andresen, Erziehungswissenschaft- Schule in Nepal: Das kürzlich von keiten verfüge. „Durch den Ver- lerin an der Goethe-Universität einem starken Erdbeben heimgesuchte gleich mit anderen Kindern tritt und als Studienleiterin für den Land zählt zu den ärmsten der Welt. der Mangel besonders deutlich her- ­nationalen Bericht der Children’s vor.“ Somit sei Armut durchaus ein Worlds Studie verantwortlich, das mit wem sie an einem zweiten Phänomen, das in den so genann- Konzept der Studie. Schaut man Die Children’s Worlds Studie Wohnort zusammenleben, ob der ten reichen Ländern auftreten sich die beteiligten Länder an, so jeweilige Elternteil einen neuen könne. Zweitens sieht Andresen stechen die massiven Unterschiede Children’s Worlds, International Survey of Children’s Well-Being (ISCWeB), Partner hat etc.“ Das ist in Europa eine insgesamt zu negative Ein- hinsichtlich der sozio-ökonomischen ist eine weltweit angelegte Studie zum subjektiven Wohlbefinden von ein Teil des Kinderalltags. Aller- schätzung hinsichtlich der Erzie- Struktur, der Kultur und auch Reli- Kindern. Die aktuelle Welle der Studie, die von der Jacobs Foundation dings habe sich herausgestellt, dass hungsarbeit von Eltern. Deren Rolle giosität ins Auge. Nepal, eines der gefördert wurde, wurde 2013 und 2014 in 15 Ländern durchgeführt – zum Beispiel in Nepal diese Frage würde zu häufig von den Extrem- ärmsten Länder weltweit, steht ne- Algerien, Äthiopien, Deutschland, England, Estland, Israel, Kolumbien, so nicht gestellt werden könne. fällen her betrachtet: Man kritisiere ben einem reichen Wohlfahrtsstaat Nepal, Norwegen, Polen, Rumänien, Südafrika, Südkorea, Spanien und Empirisch sei dieser Typus dort sie als übermäßig behütend (‚Heli- wie Norwegen. Wie konnte bei sol- Türkei. Dazu füllten Schulkinder im Alter von 8, 10 und 12 Jahren Frage- ohne­hin kaum anzutreffen und kopter-Eltern‘) oder als ihren Er- chen extremen Gegensätzen über- bögen aus. Der erste Bericht umfasst die Ergebnisse der beiden älteren auch mit den Normen des Landes ziehungsauftrag komplett ignorie- haupt ein Fragenkatalog entwickelt Altersgruppen. Weitere Ergebnisberichte, die auch die Ergebnisse der nicht in Einklang zu bringen. Somit rend. „Dabei stellen die meisten werden, der dieser Unterschiedlich- 8-Jährigen umfassen, werden im Laufe des Jahres 2015 veröffentlicht. habe man entschieden, dass bei Kinder ihren Eltern ein gutes Zeug- keit Rechnung trägt? Ist „Glück“ Der ganze Bericht, eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und ­Bedarf das Set an Fragen jeweils nis aus.“ Ein dritter zentraler Be- überhaupt ein universelles Konzept? weiterführendes Material stehen auf der Internetseite des Projekts zur ­landesspezifisch angepasst werden fund lautet für Andresen, dass Sicher­ „Je abstrakter nach Glück und Zu- Einsicht und zum Download bereit: könne. „Abweichungen dieser Art heit für Kinder enorm wichtig sei; friedenheit gefragt wird, desto posi-  www.isciweb.org wurden aber genau dokumentiert“, ein sicheres Zuhause, ein unge- tiver sind die Ergebnisse“, weiß betont Sabine Andresen. Auch bei fährlicher Weg zur Schule und ge- Sabine Andresen zu berichten. Je orthodoxen Israeli habe man auf waltfreie Orte hätten oberste Prio- konkreter die Lebensumstände ab- die Frage nach einem zweiten Zu- rität. „Dies trifft auf alle Länder zu, gefragt würden, desto größer fielen hause verzichtet. Die Kritik, dass so sehr sich auch die Ursachen von die Varianzen aus. Dieses Phäno- die Studie nur subjektive Angaben Gewalt – Krieg, Jugendgangs oder men kenne man auch aus anderen erfasse, dafür aber objektive Le- häusliche Gewalt – unterscheiden Studien. Sie betont, dass der Fra- bensbedingungen außen vor lasse, mögen“, betont Andresen. df genkatalog von Wissenschaftlerin- lässt Andresen nicht gelten. Unter- nen und Wissenschaftlern aus allen suchungen der OECD zur Armut beteiligten Ländern über mehrere Die wichtigsten Ergebnisse würden mit dem jeweiligen Brutto­ Jahre gemeinsam entwickelt wur- sozialprodukt und dem GINI-Koef- den. Auch Kinder sind durch Grup- Lebenszufriedenheit allgemein fizienten abgeglichen. So könnten pendiskussion über den Fragebogen Die Mehrheit der insgesamt 53.000 befragten Kinder bewertet ihr besonders auffällige Ergebnisse der in allen Ländern beteiligt gewesen, Wohlbefinden als positiv. Kinder, die ein sehr hohes Wohlbefinden Children’s Worlds Studie analysiert um deren Verständnis zu prüfen. angeben, sind prozentual stark in der Türkei (78 %) sowie Rumänien und reflektiert werden. Überhaupt Beim Design der Fragen habe man und Kolumbien (jeweils 77 %) vertreten. In Deutschland kommt diese müsse man die analytischen Mög- sich an den weltweit bekannten Gruppe auf 52 %. lichkeiten ausschöpfen. Die Heraus­ Kinderrechten orientiert und ein- forderungen, die eine derart große schlägige Forschung berücksichtigt. Alters- und Geschlechter­unterschiede Vergleichsstudie auch in methodi- „Mit dem so genannten ‚Capability In Europa und Südkorea verringert sich das Wohlbefinden in der scher Hinsicht aufwerfe, seien noch Approach‘, dem Befähigungsansatz, Altersgruppe von 10 bis 12. Dieser Befund tritt dagegen nicht in längst nicht gelöst. liegt ein anschlussfähiges Konzept den meisten asiatischen, überhaupt nicht in den afrikanischen und vor, wie eine ‚Liste des gutes Le- südamerikanischen Ländern auf. Erkenntnisse auch für politische bens‘ auszusehen hat“, erläutert Entscheider Andresen. Neben materiellen Vor- Drei-Generationen-Haushalt Das Konzept des „Well-being“, aussetzungen zählten vor allem In einigen europäischen Ländern wie England, Norwegen und unter­streicht Sabine Andresen, er- Befähigungen, über die ein Mensch Israel liegt der Anteil unter 10 %, in Nepal dagegen bei 61 %. möglicht die Verknüpfung von For- verfügen muss, damit er sein Leben schung, Fachpraxis und Politik. In- erfolgreich und selbstbestimmt ge- Freizeit dem die Rohdaten differenzierter stalten kann. Auch hier ergeben sich große Unter­schiede: In Polen, Norwegen betrachtet und in Relation zu und Israel verbringen Kinder viel Freizeit mit sportlichen Aktivitäten. sozio-­ökonomischen, demographi- In der eigenen Kultur gefangen? Dagegen kümmern sich Kinder in Ländern wie Algerien, Nepal und schen und politischen Rahmenbe- Auch wenn die Macher der Studie Südafrika in ihrer Freizeit relativ viel um ihre Geschwister oder dingungen in den Ländern gesetzt Wert darauf legen, mögliche euro- Familienmitgl­ ieder, ganz im Gegensatz zu deutschen Kindern (von werden, könne mitunter auch ganz zentristische oder westliche Sicht- denen aber eine große Mehrheit angibt, täglich mit der Familie zu konkret darüber nachgedacht wer- weisen im Fragebogen kritisch zu sprechen). den, wie die Situation von Kindern reflektieren, habe es, so Andresens zu verbessern ist. Andresen erwähnt Beobachtung, durchaus Probleme Kinderrechte hier beispielhaft Kinder in Süd­ bei der Formulierung von Fragen Ganz unterschiedlich wissen Kinder in den beteiligten Ländern korea, die in ihrem Schulsystem gegeben: „Uns war beispielsweise über Kinderrechte Bescheid: Während in Norwegen 77 % bisweilen extremen Leistungsdruck wichtig, dass Kinder, deren Eltern angeben, die Rechte von Kindern zu kennen, sind dies in England zu erleiden hätten. Auch die Situa- sich getrennt haben, auf ihre bei- nur 36 % (Deutschland: 49 %). tion von russischstämmigen Kin- den ‚Zuhauses‘ eingehen können: dern in Estland könne anhand der Forschung UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 7 Warum das Radfahren in Großstädten boomt Studie von Martin Lanzendorf und Annika Busch-Geertsema: Kampagnen und Infrastrukturmaßnahmen müssen Hand in Hand gehen

Städte ihre Radnetze schlössen, das lasse sich – wie zum Beispiel an der Alten Oper – oft ohne viel Aufwand machen. Obwohl mehr Fahrradfahren gut wäre für alle, sei die Perspektive der Städte aber im- mer noch vom Autofahren geprägt. Hier sei ein schrittweises Umdenken notwendig. Alle Straßen den Autos oder alle Straßen den Fahrradfahrern – das sei nicht die Alterna- tive. Einen Kompromiss zu finden, das sei die Herausforderung der Zukunft. Hier sollten die Städte jedoch nicht sparen: Die Studie habe gezeigt, dass ein systematisches Vorgehen beim Ausbau der Infrastruktur und bei der Kommu- nikation darüber entscheidend seien. Das wissenschaftliche Ansinnen war ur- sprünglich noch weiter gefasst: „Wir wollten Frankfurt: herausfinden, welche Bevölkerungsgruppen Radweg, der in zwei Richtungen zu befahren ist das eigentlich sind, die zunehmend auf das (Konrad-Adenauer-­Straße). Fahrrad umsteigen“, sagt Lanzendorf. Aber Foto: Torsten Willner, ADFC. das habe das vorhandene Zahlenmaterial dann einfach nicht hergegeben. Aussagen da- rüber, zu Lasten welches anderen Verkehrs- mittels der Zuwachs beim Fahrradfahren war, sind indes durchaus möglich: Zumindest beim Öffentlichen Personennahverkehr war kein Rückgang zu verzeichnen. Anke Sauter ahrradfahren ist „in“: Immer mehr »Cycling boom« lich sei der Spaßfaktor mit entscheidend dar- Menschen steigen zum Beispiel für Die Befunde waren überraschend eindeutig: über, ob jemand aufs Fahrrad steigt oder Fden Weg zur Arbeit auf das Zweirad In den drei Städten Berlin, Frankfurt und lieber ins Auto. „Und das fröhliche Ankom- „The cycling boom in large German cities – um. Der Vorteil gegenüber dem Pkw liegt München, die seit den 90er Jahren fürs Fahr- men hängt sehr von der Strecke ab: Wenn Empirical evidence for successful cycling auf der Hand: weniger Lärm, weniger radfahren werben, war von 2002 bis 2008 der ich auch nur einen Drittel meines Weges campaigns“ von Martin Lanzendorf und Annika Feinstaub, weniger Kosten – und für den Anteil des Radverkehrs um rund 35 Prozent durch einen Park oder eine schöne Anlage Busch-Geertsema ist in der Zeitschrift „Trans- Radler mehr Spaß und Fitness. Seit den gestiegen. Die Autoren sprechen von einem fahre, ist das ein gutes Gefühl“, erklärt Lan- port Policy“, Ausgabe 36/2014 erschienen. 90er Jahren werben auch deutsche Groß- „cycling boom“. „Wir haben offenbar genau zendorf. Deshalb sei es wichtig, dass die städte aktiv fürs Radfahren. Mit welchem den Bruchzeitpunkt erwischt“, so Lanzendorf. Erfolg, das haben der Frankfurter Mobili- Die Fahrradpolitik dieser Städte habe eindeu- tätsforscher Martin Lanzendorf und seine tig zu mehr Fahrradverkehr beigetragen. In Anzeige Mitarbeiterin Annika Busch-Geertsema un- Hamburg aber, das heute häufig in Zusam- tersucht. menhang mit Fahrradfreundlichkeit genannt Einst Domäne der Grünen, ist es längst wird, hat man erst im Jahr 2008 eine entspre- überparteilich Konsens in der Kommunal- chende Kampagne gestartet – wenn auch sys- politik: Das Fahrrad ist ein wichtiges inner- tematischer als z. B. in Frankfurt –, und hier städtisches Verkehrsmittel. Doch wie viel war in den untersuchten Jahren kein nennens­ dafür getan wird, hing lange Zeit dann werter Zuwachs zu beobachten. Was die doch von der Couleur der Stadtregierung These von der Wirksamkeit entsprechender ab – und auch von der Größe der Stadt. Kampagnen noch stützt. Kleinere Städte haben sich viel früher auf Besonders der bayerischen Landeshaupt- den Weg gemacht, um mit Fahrradwegen stadt attestieren die Autoren eine vorbild­ und Umbauten mehr Sicherheit und Kom- liche Vorgehensweise, die freilich bis in die fort für Radfahrer zu schaffen und mit ent- 70er Jahre zurückreicht und in ein Gesamt- www.facebook.com/FrankfurterSparkasse sprechenden Kampagnen dafür zu werben. verkehrskonzept eingebettet ist. „Die Kam- Für deutsche Großstädte schien das lange pagne ‚Radlhauptstadt München‘, die 2010 Zeit nicht im Fokus zu stehen, hier legte aufgelegt wurde, ist sehr breit aufgestellt, man mehr Wert auf den Ausbau des öffent- man geht an Schulen, veranstaltet Wettbe- lichen Personennahverkehrs. Erst spät werbe und Radltage“, lobt Lanzendorf. Kom- wurde man hier aktiv und folgte damit in- munizieren allein reiche natürlich nicht, ternationalen Vorbildern wie London oder ­damit einhergehen müsse auch die Verbesse- Kopenhagen. rung der Infrastruktur. Die klammen kom- Vier deutsche Städte nahmen Professor munalen Haushalte seien ein zusätzliches Martin Lanzendorf und Annika Busch-­ Argument für eine bessere Fahrradpolitik. Aylin, Constanze und Robert Studierende | Kunden seit Schultagen Geertsema ins Visier: Frankfurt, Berlin, Seien Infrastrukturmaßnahmen für Fahrrad- München und Hamburg. Untersucht wur- fahrer doch weniger platzraubend und kosten­ den Politik und Kommunikation dieser intensiv als andere. Städte, die bei allen Unterschieden gemein- Unser Leben, unsere Unabhängigkeit, sam haben, dass sie ernsthafte Anstrengun- »Spaßfaktor« entscheidend unsere Frankfurter Sparkasse gen vorweisen können, das Radfahren zu Wobei die Stadtplaner auch kreativ auf die stärken. Als Datengrundlage für den Effekt gegebenen Örtlichkeiten reagieren müssen. „Wir wollen frei über unsere Zeit bestimmen. Mit dem Online-Banking der Frankfurter Sparkasse ist das alles kein Problem. Das Internet hat ja dieser Anstrengungen diente die Mobilitäts- So wurde in Frankfurt erstmals das Konzept immer offen ;-)“ studie, die das Sozialforschungsinstitut infas der für Fahrradfahrer in beide Richtungen regelmäßig im Auftrag des Bundesverkehrs- offenen Einbahnstraßen ausprobiert. „We- Probieren geht über Studieren – das kostenlose* Sparkassen-PrivatKonto Young. ministeriums durchführt, in deren Rahmen nige Städte sind so eng wie Frankfurt. Da auch genauere regionale Stichproben gezo- musste man sich etwas einfallen lassen“, sagt * für junge Leute bis zum 26. und für alle in Ausbildung sogar bis zum 30. Geburtstag; ausgenommen beleghafte gen werden – gerade auch für große Städte. Lanzendorf. Das Angebot werde gut ange- Aufträge (1,50 EUR pro Auftrag) Die Sekundäranalyse dieser vorhandenen nommen: Fahrradfahrer müssten keine Um- Daten habe den Charme, dass sie einheitlich wege mehr fahren entlang verkehrsreicherer erhoben und damit gut vergleichbar seien, Straßen, und die Regelung habe in Wohnge- sagt Lanzendorf. bieten verkehrsberuhigende Wirkung. Letzt- 8 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Forschung kurz notiert

Ringvorlesung: GRADE Sustain bedankt sich bei Askari „für die sehr interessante Führung“. Die Graduiertenakademie GRADE lädt alle interessierten Nachwuchswissen- 2. Alternativer Drogenbericht schaftler zu einer interdisziplinären erschienen Ringvorlesung zum Thema Nachhaltig- keit ein. Einmal pro Monat wird ein/e An der Erstellung des Berichts war Wissenschaftler/in der Natur-, Dr. Bernd Werse vom Centre For Drug Gesellschafts- oder Geisteswissen- Research der Goethe-Universität schaften der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt. spannende Einblicke in seine/ihre Die Kernaussage des Berichts lautet, Forschung gewähren. Im Anschluss dass der Markt für illegale Drogen an den Vortrag kann mit anderen reguliert werden muss, um ihn nicht Foto: Dettmar Teilnehmenden während eines „Get länger der organisierten Kriminalität togethers“ Kontakt geknüpft werden. zu überlassen. Da Verbotspolitik und Goethe, Deine Forscher Repression gescheitert sind, sei das Eine GRADE Mitgliedschaft ist Betäubungsmittelgesetz dringend nicht notwendig. Die Auftaktveranstaltung findet reformbedürftig. Es verfehle nicht nur Georg Zizka, Biologe am 12. Juni, 17-19 Uhr statt. das Ziel, Drogenkonsum und dessen schädliche Folgen für Individuen und Weitere Infos unter Gesellschaft zu verhindern, sondern  www.grade.uni-frankfurt.de sei Mitverursacher dieser Schäden. on der Tätigkeit des Biologen Georg Zizka, haben Zizka, seine Kolleginnen und seine Kollegen Professor für Diversität, Evolution und Phylo- auf Artenreichtum geachtet, um zu demonstrieren,  http://alternativer-drogen­bericht. CHE-Ranking: Geografie und genie höherer Pflanzen, haben alle etwas: welch wichtigen Beitrag diese Vegetationsform zur de/wp-content/uploads/2015/05/ V Pharmazie schneiden gut ab Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studie- biologischen Vielfalt leisten kann. Alternativer-Drogen-und-Sucht- bericht-2015.pdf rende sowie Frankfurterinnen und Frankfurter, Diese wird auf dem Riedberg freilich nicht nur Mit der Studiensituation ihres Faches gleich, ob sie der Goethe-Universität angehören oder demonstriert, sondern auch untersucht: Der Bu- sind die Studierenden der Geografie nicht. Nachdem der Fachbereich 15 (Biowissenschaf- chenwald im Wissenschaftsgarten beherbergt eine und der Pharmazie an der Goethe-Uni- Hilfe für Nepal ten) im Jahr 2011 seinen Umzug auf den Riedberg Langzeituntersuchung zur Entwicklung der Pilz- versität sehr zufrieden. Das geht aus abgeschlossen hatte, wurde dort am 1. Juni 2014 vielfalt, und im „Wald der Zukunft“ hat ein Biologe dem aktuellen Hochschulranking des Ende März/Anfang April unternahmen auch der Wissenschaftsgarten mit seinen rund 1500 der Goethe-Universität verschiedene wärmelie- Centrums für Hochschulentwicklung Studierende und Lehrende der Pflanzenarten eröffnet – gewissermaßen der neue bende Eichenarten gepflanzt, um herauszufinden, (CHE) hervor: Beide Fächer landen Religionswissenschaft, Theologie und ­botanische Garten der Universität, und dessen wis- wie sie sich in unserem Klima verhalten und ob sie beim Kriterium „Studiensituation Sprachwissenschaft eine Exkursion senschaftlicher Leiter ist Georg Zizka. Zusammen mit als potenzielle Waldbäume für mitteleuropäische insgesamt“ jeweils in der Spitzen- nach Nepal. Der Schwerpunkt der vom dem technischen Leiter und dem gärtnerischen Per- Trockenstandorte in Frage kommen. gruppe. Das Fach Sportwissenschaft Förderfonds Lehre und der Vereinigung sonal betreut er die derzeit 2,5 Hektar, die in den Natürlich finden sich im Wissenschaftsgarten konnte bei den Kriterien „Bezug zu von Freunden und Förderern der nächsten Jahren auf rund 7 Hektar anwachsen sollen; auch Zizkas eigene Projekte: So forscht er mit sei- Berufspraxis“, „Wissenschaftliche Goethe-Uni unterstützten Studienreise sie planen die Bepflanzung und die Erweiterungen ner Arbeitsgruppe über eine seltene, gefährdete Veröffentlichungen“ und „Internatio- war die teilnehmende Beobachtung des Gartens gemäß dem Bedarf der Wissenschaftler Glockenblumen-Art (Campanula baumgartenii). nale Ausrichtung“ punkten und des modernen Pilgerwesens Indiens. aus Biologie, Pharmazie und Geowissenschaften. Sie sammeln Samen von genetisch abweichenden gelangte damit in die Spitzengruppe. Die Gruppe reiste von Delhi nach Der Wissenschaftsgarten steht allen Bürgerinnen Pflanzen der Art und säen sie im Wissenschafts­ Der „Bezug zu Berufspraxis“ brachte Osten mit einem buddhistischen und Bürgern offen: Mit seinem Gewächshaus aus garten aus, weil sie wissen möchten, ob diese auch die Geowissenschaften in die Pilgerzug „Mahaparinirvana Express", drei weithin sichtbaren Halbtonnen, mit seinen elf fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Daneben Spitzengruppe des Faches. um u. a. die wichtigen Pilgerstätten zu Kulturkabinen für die Klimate von feucht-tropisch interessieren sich die Wissenschaftler für mittel- besichtigen: die Geburtsstätte des über Mittelmeer- bis Wüstenklima, mit seinem spe- und südamerikanische Pflanzenfamilien – Brome-  www.zeit.de/hochschulranking historischen Buddha Shakyamuni ziellen, abgetrennten Kulturraum für pflanzenpara- lien und Marcgraviaceen beispielsweise. Zizka und (Lumbini in Nepal), den Ort seiner sitische Pilze, mit den unterschiedlich bepflanzten seine Mitarbeiter wollen durch DNA-Analysen Belgischer Botschafter besucht Erwachung (Bodhgaya), den Ort seiner Freilandflächen und nicht zuletzt mit den angebote- ­deren Stammesgeschichten und Evolution r­ekon- Campus Westend ersten Predigten (Sarnath bei nen Informationen soll er auch ein Ort des Selbststu- struieren. Varanasi) und den Platz seines diums und der Erbauung sein. Die Freilandanlagen Verlöschens (Kushinagara). Am sind von Montag bis Freitag von 9.00–14.30 Uhr für Forschung in Rhein-Main und Westafrika Mittwoch, 3. Juni, 18.15 Uhr, findet die Öffentlichkeit zugänglich, zudem findet einmal Die Forschung der Arbeitsgruppe konzentriert sich eine Infoveranstaltung zur Studien- im Monat eine öffentliche Führung statt; auf An- allerdings nicht nur auf den Wissenschaftsgarten reise statt (Campus Westend, frage können weitere Führungen vereinbart wer- am südlichen Ende des Riedberg-Campus: „Mich Nebengebäude 1.741a). Studierende den. „Natürlich wünschen wir uns, dass die Bevöl- interessiert die Pflanzenvielfalt und ihr Wandel in und Kollegen sind herzlich eingeladen, kerung den Wissenschaftsgarten als schönen, Westafrika. Dorthin habe ich schon einige For- mehr über dieses besondere Lehr- und naturnahen Raum wahrnimmt“, sagt Zizka. „Aber schungsreisen unternommen, nach Burkina Faso, Foto: Frerichs Lernprojekt zu erfahren. Im Mittel- an erster Stelle steht natürlich die Funktion des Gar- Benin, Kamerun und zu den Kapverden, und si- Mit interessiertem Blick in Richtung punkt der Veranstaltung soll aber tens für Forschung und Lehre.“ cher werde ich in den kommenden Jahren noch IG-Farben-Haus hört Ghislain D’hoop stehen, gemeinsam darüber nach- mal hinreisen. Es ist unser großes wissenschaftli- aufmerksam zu, als der Politik-­Student zudenken, wie man Nepal helfen kann. Systematik vor Ästhetik ches Ziel, eine Flora von Burkina Faso zu erstellen, Dariusch Askari über die historischen Vladislav Serikov, Koordinator Inter- Deswegen standen bei der Gestaltung inhaltliche das heißt ein vollständiges Inventar der dort heimi- Aspekte der Goethe-Universität zu nationales Promotionsprogramm Aspekte wie die Systematik der Pflanzen und ihr schen Pflanzenarten samt ihren Beschreibungen.“ erzählen beginnt. Exklusiv erhielt der „Religion im Dialog“. Einsatz in der Lehre im Vordergrund – Ästhetische Allerdings schweift Zizka bei seiner Forschung belgische Botschafter eine studenti- Überlegungen sind wichtig, aber den Inhalten nicht immer so weit in die Ferne: „Wir widmen uns sche Campusführung über den Auszeichnung für Johannes Fried nachgeordnet. So sind beispielsweise in den Kul- auch der pflanzlichen Diversität vor unserer Haus- Campus Westend, bei der er auch mit turflächen Hahnenfußgewächse neben den ihnen tür, also in Frankfurt, Rhein-Main und Hessen.“ dem Paternosteraufzug im IG-Farben- Der renommierte Frankfurter verwandten Mohngewächsen gepflanzt, damit eine Außerdem ist seine Professur eine Kooperati- Haus fuhr. Vor einem halben Jahr Mediävist Prof. Dr. Dr. h.c. Dozentin, ein Dozent den Studierenden gemein- onsprofessur mit dem Senckenberg-Forschungsins- übernahm D’hoop das Amt in der Johannes Fried wurde mit der same Merkmale dieser beiden Pflanzenfamilien titut: Zizka leitet dort die Abteilung Botanik und Hauptstadt. „In Berlin hört man viel Carl Friedrich Gauß-Medaille besser zeigen kann, und in dem Beet mit den rund Molekulare Evolutionsforschung mit dem Herba- über die Exzellenz der Goethe-Univer- 2015 der Braunschweigischen hundert Buntnesseln (Coleus blumeii) wachsen die rium Senckenbergianum, das mit mehr als einer sität, deswegen wollte ich mir die Wissenschaftlichen Gesellschaft Exemplare, an denen die Studierenden im Prakti- Million Sammlungsbelegen immerhin das fünft- Universität einmal vor Ort ansehen“, ausgezeichnet. Der 73-Jährige erhält kum Versuche zur Wirkung von Pflanzenhormo- größte Herbar Deutschlands ist. Egal ob es um die begründet D’hoop seinen Besuch. die Auszeichnung in Würdigung nen und Pflanzenpigmenten machten. Im Arznei- getrockneten, gepressten Pflanzen des Herbariums Organisiert wurde die Führung von der „seiner wegweisenden Arbeiten zur pflanzengarten, den Wissenschaftler vom Institut oder um die lebendigen Pflanzen des Wissen- studentischen Initiative Experience- Umformung menschlicher Gedächtnis- für pharmazeutische Biologie geplant und mit vie- schaftsgartens auf dem Riedberg geht, Georg Zizka Campus. Nach einer Stunde, ange- leistungen und ihres Niederschlags in len Informationen ausgestattet haben, finden sich sieht die gleiche Aufgabe: Nutzung und Zugäng- kommen am „Body of Knowledge“, historischen Quellen“, heißt es in der über 100 Arzneipflanzen, angeordnet nach Inhalts- lichkeit der Pflanzensammlungen weiter voranzu- verabschiedet sich D’hoop wieder und Pressemitteilung der Gesellschaft. stoffen. Und bei der Anlage der Glatthaferwiese bringen. Stefanie Hense Forschung UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 9 Geheilte Patienten, gebeutelte Kassen? Das »House of Pharma & Healthcare« beleuchtet die Kosten des Fortschritts in der Hepatitis-C-Behandlung

n den Folgen der viral be- gen das HC-Virus in seinem Ver- dingten Leberentzündung mehrungszyklus direkt an. Poly- AHepatitis C sterben jedes merasehemmer wie Sofosbuvir sind Jahr mehr Menschen als an AIDS. oral verfügbar, müssen nicht mehr „Bis 2011 profitierten nur etwa injiziert werden und eliminieren vier von zehn Patienten von einer das Virus bei den allermeisten Pati- medikamentösen Behandlung, die enten innerhalb von drei Monaten. oft von schweren Nebenwirkungen Weil das HC-Virus im Gegensatz zu begleitet war – heute gibt es Medi- HIV und Herpesviren ein reines kamente, die mehr als 90 Prozent RNA-Virus ist, das seine Erbinfor- aller Patienten fast ohne Neben­ mation nicht in DNA umschreiben wirkungen heilen“, betonte Prof. kann, ist die Elimination endgültig, Manfred Schubert-Zsilavecz, Vize- falls keine Neuinfektion erfolgt. präsident der Goethe-Universität, „Man kann Patienten, die eine bei der Eröffnung des ersten Pers- HCV-bedingte Leberzirrhose ha- pektivengesprächs des House of ben, heute nicht mehr mit Poly­ Pharma & Healthcare. Dieser Fort- merasehemmern behandeln“, ver- schritt hat allerdings seinen Preis. deutlichte Stefan Zeuzem. Das Selbst als „Frühlingsschnäppchen“ Institut für Qualität und Wirt- in der Internet-Apotheke sei zum schaftlichkeit im Gesundheits­ Beispiel das Präparat mit dem wesen (IQWiG) halte die Virus­ Wirkstoff Sofosbuvir jüngst für elimination jedoch für einen knapp 20.000 Euro für 28 Tabletten „Surrogatparameter“ und verlange angeboten worden, was einem allen Ernstes prospektive klinische Drittel der für eine 12-wöchige Studien, die einen Zusatznutzen ­Behandlung notwendigen Menge der neuen Medikamente mit „har- entspricht, ergänzte Prof. Jochen ten Endpunkten“ wie Transplanta- Maas, Forschungsleiter des Unter- tion oder Tod nachweisen. „Metho- nehmens Sanofi in Deutschland disch mag das einwandfrei sein“, und Vorstandskollege von Prof. sagte Zeuzem, „aber ethisch ist es „Was darf echte Innovation kosten?“ – Prof. Stefan Zeuzem bei seinem Vortrag. Foto: Dettmar Schubert-Zsilavecz im 2013 ge- nicht vertretbar.“ Denn angesichts gründeten House of Pharma & der hohen Wirksamkeit und Ver- Health­care. träglichkeit der neuen Medika- geschlossen aufzutreten. So hätte derungen, falls sie ihren Patienten ländern seien die Preise deutlich Mit seinen Perspektivengesprä- mente dürfe man nicht zwei ein Großteil der Kassen längst Ein- die teuren HCV-Medikamente ver- geringer. „Ich schicke alle meine chen möchte das House of Pharma ­Patientengruppen miteinander ver- zelverträge mit dem Hersteller von schrieben. Patienten, die Selbstzahler sind, & Healthcare von nun an regelmä- gleichen, in der die eine das Medi- Sofosbuvir abgeschlossen, wäh- Insgesamt, so bilanzierte Profes- nach Schweden – dort kostet die ßig dazu beitragen, auf einer neut- kament erhalte und die andere rend ihr Gesamtverband weiter mit sor Zeuzem, zeichneten sich aber 12-Wochen-Therapie 40 Prozent ralen Diskussionsplattform zwi- nicht. Das sei so ähnlich, als ver- diesem verhandele. Gleichzeitig dank zunehmenden Wettbewerbs weniger als in Deutschland.“ schen Positionen aller Interessen- lange man, den Überlebensvorteil setzten manche Kassen niederge- bereits sinkende Preise für die Joachim Pietzsch gruppen des Gesundheitswesens beim Nutzen von Fallschirmen da- lassene Ärzte massiv unter Druck neuen Polymerasehemmer ab. In im Rhein-Main-Gebiet zu vermit- durch zu belegen, dass man eine und drohten ihnen mit Regressfor- manchen europäischen Nachbar- teln. „Was darf echte Innovation Gruppe von Probanden mit und die kosten?“ lautete die Leitfrage des andere ohne Fallschirm aus einem ersten Gesprächs, in dessen Mittel- Flugzeug springen lasse. punkt ein Vortrag von Prof. Stefan Zeuzem stand. Als Hepatologe von Nicht-Behandlung mit neuer Weltrang ist der Direktor der Medi- Therapie wäre noch teurer zinischen Klinik I des Universitäts- Den hohen Preis der Behandlung klinikums Frankfurt maßgeblich müsse man, so Zeuzem, in Relation an der klinischen Prüfung neuer zu den eingesparten Folgekosten Hepatitis-C-Medikamente und sehen. Sei es doch beispielsweise Umwelthormone im Baby-Beißring der kontinuierlichen Aktualisie- wesentlich günstiger, Leberkrebs rung der Behandlungsleitlinien der zu verhindern, als ihn zu behan- wei von 10 Beißringen aus Plastik, die zahnenden Babys zur Schmerzlinderung gegeben werden, Fachgesellschaften beteiligt. deln. Selbst wenn die medikamen- Zsetzten im Laborversuch Chemikalien mit einer hormonähnlichen Wirkung frei. Ein Produkt enthielt töse Heilung einer HCV-bedingten die normalerweise als Konservierungsstoff in Kosmetika verwendeten Parabene, das zweite sechs bisher Erfolgreiche Elimination des Virus Leberzirrhose mit rund 60.000 Euro nicht identifizierte Umwelthormone. Das berichten Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Tückischerweise bleiben akute In- zu Buche schlage, so entspreche in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Applied Toxicology“. fektionen mit dem Hepatitis-C-­ das doch nur gut der Hälfte der „Die gute Nachricht ist, dass die meisten Beißringe, die wir untersucht haben, keine Umwelthormone Virus, dessen Struktur erst 1988 Kosten einer Lebertransplantation, enthalten. Auffällig ist aber der Nachweis von Parabenen in einem Produkt, weil diese Zusatzstoffe nor- ­entschlüsselt wurde, in etwa drei von den volkswirtschaftlichen Er- malerweise nicht in Plastikspielzeugen verwendet werden“, sagt Dr. Martin Wagner von der Abteilung Viertel aller Fälle unbemerkt und sparnissen durch die höhere Pro- Aquatische Ökotoxikologie der Goethe-Universität. Die nachgewiesenen Stoffe – Methyl-, Ethyl- und ziehen nur grippeähnliche Symp- duktivität der geheilten Patienten Propylparaben – können im Körper wie natürliches Östrogen wirken und hemmen zudem die Wirkung tome nach sich. Bis zu 85 Prozent ganz abgesehen. Die für ihre stren- von Androgenen wie Testosteron. Die EU-Kommission hat Propylparaben unlängst als Konservierungs- dieser Infektionen gehen jedoch in gen Maßstäbe bekannte britische stoff in Hautcremes für wunde Babypopos verboten, weil sie durch die rissige Haut in den Körper gelan- eine chronische Form über, die bei Gesundheitsbehörde NICE habe gen könnten. rund einem Drittel der Patienten zu deshalb nicht ohne Grund die Kos- „Unsere Studie zeigt, dass Plastikspielzeug eine Quelle unerwünschter Substanzen sein kann. Herstel- einer Leberzirrhose führt. Schät- teneffektivität der neuen Hepatitis-­ ler, Aufsichtsbehörden und Wissenschaftler sollten die chemische Belastung durch Plastikspielzeug zungsweise ein Viertel aller Fälle C-Medikamente anerkannt. gründlicher untersuchen“, schließt Wagner aus der Studie. Die Zusatzstoffe seien nur von begrenztem von Leberkrebs werden von Hepa- Der Preis von Präparaten wie Nutzen für die Qualität des Produktes, könnten aber ein Gesundheitsrisiko darstellen. Das gelte insbeson- titis-C-Infektionen verursacht. De- Sofosbuvir erkläre sich überdies dere für Säuglinge und Kleinkinder, deren Entwicklung einer fein austarierten hormonellen Kontrolle ren herkömmliche Behandlung nicht allein aus den wirtschaftli- unterliegt. Zudem ist bei gleicher Dosis die Wirkung von Umwelthormonen bei Babys aufgrund des ­erfolgte mit unspezifischen Inter­ chen Kalkulationen der Phar- vergleichsweise geringen Körpergewichtes entsprechend höher als bei Erwachsenen. feron-basierten Kombinationsthe- maunternehmen, die dabei ihre rapien, die oft länger als ein Jahr hohen Forschungsausgaben und dauerten und wegen ihrer Neben- -risiken einrechneten, sondern Informationen: wirkungen für die meisten Patien- auch aus der Unfähigkeit der deut- Dr. Martin Wagner, Abteilung Aquatische Ökotoxikologie, Campus Riedberg, [email protected]; ten nicht zu ertragen waren. Die schen Krankenkassen, in den Ver- Elisabeth Berger, [email protected] neuen Medikamente greifen dage- handlungen mit den Herstellern 10 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Reportage

Fußballkurs der Studierenden. Fotos: Melanie Gärtner Im Schwitzen auf dem Sportcampus vereint In Ginnheim werden auch jenseits des Spielfelds Kollegialität und Teamgeist großgeschrieben

Von Melanie Gärtner Der Sportcampus liegt eingebettet zwischen den Stadttei- die das schon richtig gut können“, sagt sie. „Und das sind len Bockenheim und Ginnheim sowie dem Niddapark und meistens Jungs. Ich wollte hier im Frauenkurs einen ge- edächtig schreitet Alexander Müller über die bildet mit der angrenzenden Bezirkssportanlage West eine schützten Raum haben, in dem ich üben kann.“ Außenanlage des Sportcampus und lässt seinen Insel des Sports im Frankfurter Westen. Auf 10 Hektar um- Schon seit sieben Jahren bietet das Zentrum für Hochschul- Blick über die Sportstätten schweifen. Alles fassen die Campussportanlagen einen Hauptplatz für Ball- sport einen Basketball-Anfängerkurs nur für Frauen an und geht seinen gewohnten Gang: Auf dem Rasen- sport und Leichtathletik, drei Beachvolleyballfelder, vier Ten- wird damit der großen Nachfrage gerecht. „Der Frauenkurs ist platz trainiert ein Fußball-Kurs und auf der nisplätze, eine Kunststoffmehrzweckanlage sowie ein großes immer schnell ausgebucht“, sagt Qamar Ahmad, der die Bas- BMehrzweckanlage übt eine Gruppe das Hürdenlaufen. Alles Sporthallengebäude mit kleiner Schwimmhalle. Weitere ketballkurse am Zentrum für Hochschulsport betreut. „Frauen ist so, wie es an einem gewöhnlichen Vormittag mitten im 2,5 Hektar, direkt angrenzend an das Campusgelände, sind spielen anders als Männer, geben im Spiel mehr auf sich und Semester sein muss. Alexander Müller kennt den Campus an die Stadt Frankfurt verpachtet und stehen der Frankfurter andere acht. Viele Anfängerinnen fühlen sich im Training mit wie seine Westentaschen, und das von klein auf: Sein Vater Bevölkerung zum Sporttreiben zur Verfügung. Die Haupt- anderen Frauen wohler, anstatt sich gegen Männer durchset- war einer der Ingenieure, die Ende der 1960er Jahre an den nutzer des Sportcampus sind allerdings das Institut für Sport- zen zu müssen, die zwei Köpfe größer sind. Meine Aufgabe ist Baumaßnahmen beteiligt waren. „Als kleiner Junge durfte wissenschaften mit Lehramts-, Bachelor- und zwei Master- es, den Kursteilnehmern etwas beizubringen, aber auch dafür ich hier auf der Planierraupe mitfahren“, sagt er. Sein Blick studiengängen sowie das Zentrum für Hochschulsport. Dieses zu sorgen, dass ihnen der Sport langfristig Spaß macht.“ reicht weit in die Vergangenheit: An die Eindrücke von den fördert, wie im Landeshochschulgesetz vorgesehen, die dauer- Qamar Ahmad weiß, was es heißt, sich dauerhaft für etwas Bauarbeiten bis hin zu seinen ersten Trainingseinheiten als hafte Motivation zu Sport und Bewegung und die Mitverant- zu begeistern. Sport begleitet ihn von Kindesbeinen an. Der jugendlicher Leichtathlet auf der damals modernsten Kunst- wortung für eine gesunde Lebensführung bei den Ange­ 55-Jährige arbeitet hauptberuflich als Journalist, hat dem stoffanlage in Frankfurt. Doch das ist lange her. Alexander hörigen der Universität. Diese umfassen Studierende und Sport aber schon immer viel Raum gegeben. Als Hockey- Müller ist dem Sportcampus als langjähriger Mitarbeiter in Bedienstete der Hochschule und damit eine Zielgruppe von schiedsrichter pfiff er schon über 350 Bundesligaspiele, und unterschiedlichen Positionen verbunden geblieben und ak- rund 50.000 Personen. Das Angebot des Hochschulsports ist dem Basketballtraining widmete er bis vor kurzem noch fünf tuell dessen Technischer Leiter. Er hat miterlebt, wie die Zeit damit entsprechend vielfältig und breit angelegt und erfreut Abende in der Woche. Dass er neben dem eigenen Spiel auch ihre Spuren an den Sportstätten und Gebäuden hinterlassen sich vor allem im Breitensport großer Beliebtheit. Freude daran entdeckte, anderen die Sportart zu vermitteln, hat. Baumwurzeln schlagen Wellen in die Laufbahnen, an hat er seinem Dozenten an der Universität zu verdanken, der Sprunggruben und Stoßkreisen blühen die ersten Frühlings- Hochschulsport auch für Anfänger ihm den Job als Trainer am Zentrum für Hochschulsport ver- blumen und der abplatzende Beton an den Gebäuden gibt die So wie bei Cahide (18). Mit neugierigem Blick betritt sie die Sicht auf die rostende Armierung frei. Mittlerweile wird die Halle. Noch ist alles neu und aufregend. Es ist erst das zweite Anlage in Ginnheim seit über 40 Jahren intensiv genutzt. Mal, dass sie am Kurs „Basketball für Frauen“ teilnimmt. Die Vormittags trainieren etwa 600 Sportstudierende und abends Jurastudentin wollte sich bereits im letzten Semester für den nehmen an die 800 Personen das Angebot des Zentrums für Kurs anmelden, aber der war schon wenige Tage nach Se- Hochschulsport wahr. Darüber hinaus nutzen die Bürger der mesterbeginn ausgebucht – nicht ungewöhnlich für ein An- angrenzenden Stadtteile die Außenanlagen des Campus zur gebot des Hochschulsports. Cahide hatte Basketball im Sport- sportlichen Ertüchtigung. Alexander Müllers Blick folgt einer unterricht an der Schule kennengelernt. „Ich fand das toll Gruppe Rentner, die auf der Laufbahn ihre Runden zieht. und habe Lust weiterzumachen“, sagt sie. „Allerdings wollte Dass der Campus auch von Nicht-Studierenden zum Sport- ich lieber in einen Anfängerkurs für Frauen, weil viele Ball- treiben genutzt werden kann, findet er grundsätzlich gut. „Es sportarten eher den Jungs nahegelegt werden und die da- ist schön, dass der Campus offen ist für sportbegeisterte Bür- durch oft viel besser sind.“ Diesen Eindruck teilt auch Julia ger – wenn da nicht die Hundebesitzer wären, die den Cam- (29). Sie studiert Politik und Französisch und hatte angefan- pus als Erweiterung des Niddaparks betrachten und sich gen, mit einer Freundin auf dem Basketballplatz zu spielen. nicht an die Hausordnung halten.“ „In solchen freien Spielen kommen aber schnell Leute dazu, Alexander Müller, Technischer Leiter des Sportcampus. Reportage UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 11

mittelte. „Ich habe meinen Dozenten damals dafür bewundert, dass er schon so lange im Sport tätig war, und nun bin ich selbst schon seit über 20 Jahren dabei“, lacht Qamar Ahmad. Seine jahrelange Erfahrung zeigt sich in der geduldigen Gelas- senheit, mit der er die Anfängerinnen bei den ersten Versu- chen begleitet, den Ball durch die Halle zu dribbeln oder an der Wurftechnik für den Korbleger zu feilen. Den unterschiedli- chen Spielniveaus der Teilnehmerinnen, die bei einem Brei- tensport in so einem weitgefächerten Angebot wie dem des Hochschulsports zusammenkommen, begegnet Qamar Ah- mad mit einem Training, das den Teilnehmern die Grundlagen an Technik und Spielregeln vermittelt und sie auch einfach spielen lässt, damit sie Spaß an den Kursen haben. Obwohl Andreas Bob in denselben Hallen dieselbe Sport- art lehrt, muss er bei seinem Unterricht auf ganz andere Dinge achten. An diesem Morgen unterrichtet Bob, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Sportwissenschaften, eine Gruppe angehender Sportlehrer, die im Pflichtmodul Zielschussspiele die Sportart Basketball gewählt haben. „Die andere Wahl wäre Handball gewesen. Daher sind bestimmt einige im Kurs, deren Stärke nicht unbedingt der Ballsport ist und für die Basketball nur das kleinere Übel war“, lacht Andreas Bob. Nach langjähriger Erfahrung als Trainer und Dozent weiß er allerdings, wie er mit den unterschiedlichen Cahide mit Trainer Qamar Ahmad. Spielniveaus seiner Studierenden umzugehen hat. Ihm geht es in seinen Kursen nicht darum, aus den Studierenden starke HEUREKA-II-Programm des Landes möglich sein“, sagt Chris- den Tischen sitzen und die Pause zwischen den Kursen zum Basketballspieler zu machen, sondern sie gut auf ihre spätere topher Heim. „Dass der Betrieb bisher so reibungslos weiter- Lernen nutzen. Die Ausgabetheke ist schon geschlossen und Aufgabe als Lehrerin oder Lehrer vorzubereiten. Marc (25), läuft, hängt vor allem an der hervorragenden Zusammenarbeit ein Eisengitter schützt die Auslage vor unberechtigtem Zugriff. einer seiner Studierenden, hat Basketball schon im Verein ge- mit dem Zentrum für Hochschulsport und an den großartigen „Am meisten hat mich dabei gefreut, dass wir Studierende so spielt und erlebt den Unterschied. „Wir lernen im Kurs eine Studierenden, die großes Verständnis für die Situation haben viel Unterstützung vom Institut haben“, sagt sie. „Das ist das ganze Bandbreite von Techniken kennen, trainieren diese und mit uns am selben Strang ziehen.“ Besondere an unserem Campus: man kennt sich, hält zusam- aber nicht bis zur Perfektion.“ Trotzdem ist er mit dem Kurs Bei einer so dichten Nutzung der Infrastruktur müssen alle men und versucht, das Beste daraus zu machen.“ zufrieden. „Die Art und Weise, wie wir selbst das Spiel lernen, Beteiligten zusammenrücken und sich entgegenkommen. Vor Obwohl die Probleme mit der mangelnden Infrastruktur gibt uns ein Beispiel dafür, wie wir die Sportart später einmal allem in der Nutzung der Hallen, denn eigentlich müssten die auch auf den Fachschaftstreffen immer wieder Thema sind, unseren eigenen Klassen vermitteln können.“ Sein Kommili- Sportstudierenden ab 17.00 Uhr die Hallen für die Teilnehmer tut dies der Begeisterung der Studierenden für „ihren“ Cam- tone Jannick (21) ist vom Basketballkurs ähnlich begeistert am Hochschulsport räumen. „Seit einigen Semestern beginnt pus keinen Abbruch: Die „Sportlerparties“ sind berühmt und wie vom Rest seines Studiums. „Hier auf dem Campus das Programm des Hochschulsports in einigen Hallen allerdings die Kollektion an Trainingsanzügen und Kapuzenpullis mit herrscht eine tolle Stimmung und man lernt sich untereinan- erst um 18.00 Uhr, damit das Institut für Sportwissenschaften selbstentworfenen Aufdrucken, die die Fachschaft jedes Jahr der schnell kennen“, sagt er. „Allerdings ist es schwierig, allen Studierenden ein Studium in der Regelstudienzeit ge- für die Studierenden herstellen lässt, ist immer schnell ver- meine Sportkurse mit anderen Seminaren zu kombinieren, währleisten kann“, sagt Dr. Katrin Werkmann, Leiterin des griffen. „Die Identifikation mit dem Studium ist auf unserem da das Hallentraining zeitlich anders getaktet ist.“ Zentrums für Hochschulsport. „Wir versuchen unsere Planung Campus enorm“, sagt Hanna Henzler. „Wenn man einmal daher flexibel und in enger Absprache mit dem Institut für auf dem Spielfeld zusammen geschwitzt hat, hält man auch Sportanlagen platzen aus allen Nähten Sportwissenschaften zu gestalten.“ Die gute Zusammenarbeit in anderen Lebenslagen zusammen.“ So wie Jannick geht es vielen anderen Studierenden am Sport- beider Institutionen ist auch ihr ein Anliegen. Gemeinsam mit campus. Im Rhythmus der Hallenbelegung ist das akademische Christopher Heim denkt sie über neue Modelle nach, wie die Viertelstündchen vor dem Kurs gestrichen und die Veranstal- Ressourcen auf dem Campus durch eine enge Kooperation op- tungen setzen sich von 8.00 Uhr morgens an durchgehend fort. timal genutzt werden können. Vor kurzem haben das Institut Der wohl berühmteste „Das ist momentan unsere einzige Möglichkeit, mit der hohen für Sportwissenschaften und das Zentrum für Hochschulsport Zahl an Studierenden umzugehen“, sagt Jun.-Prof. Dr. Christo- gemeinsam in neue Fußballtore investiert. „Wir haben vor, uns Sportstudent Ginnheims pher Heim, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sport- stärker zu vernetzen und beispielsweise Studierende als Reckturnen war nicht gerade seine Paradedisziplin. Und wissenschaften. Der Betrieb auf dem Sportcampus sieht sich seit Übungsleiter in den Hochschulsport einzubinden“, sagt Katrin dem Profifußballer (beim FSV Mainz 05) und jungen Vater vielen Jahren mit dem Problem konfrontiert, dass sich das Fach Werkmann. „Außerdem haben wir kürzlich unseren ersten ge- blieb nicht allzu viel Zeit für Studium und Prüfungsvorbe- Sport besonders im Lehramt wachsender Beliebtheit erfreut, meinsamen Bauantrag gestellt.“ Denn die Platznot auf dem reitungen. Seine Diplomarbeit schrieb er über „Walking“, sich die Infrastruktur auf dem Campus seit Ende der 1960er Campus betrifft nicht nur die Sporthallen, sondern auch die sein Studium beendete er mit dem Diplom in Sportwissen­ Jahre aber nicht geändert hat und ursprünglich für 400 Studie- Büros und Theorieveranstaltungsräume. Das Präsidium hat be- schaften. Jürgen Klopp, bis Ende der Saison 2014/15 rende ausgelegt war. Im vergangenen Wintersemester kamen reits zugestimmt, dass in diesem Bereich mit einem zusätzli- ­Trainer von Borussia Dortmund, denkt insgesamt gerne auf sechs Sporthallen und vier Seminarräume 1.839 Studie- chen Containerbau, in dem neben den Büros des Hochschul- an seine Zeit an der Goethe-Universität zurück: „Es ist die rende und rund 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am sports unter anderem auch zwei neue Seminarräume beste Art Wissen anzusammeln und dabei erwachsen zu werden, die ich mir so vorstellen könnte.“ Hochschulsport. Das Institut für Sportwissenschaften versucht unterkommen werden, auf dem Parkplatz Abhilfe geschafft mit verschiedenen Maßnahmen wie der pausenlosen Nutzung werden soll. Auch für die ebenfalls dringend benötigte bauliche Mehr dazu im Interview mit Jürgen Klopp im der Sporthallen, einem Studierfähigkeitstest für Lehramtsstu- Erweiterung der Abteilung Sportmedizin ist der Baubeginn UniReport 6/2013: dierende und der Beschränkung auf 100 neue Studierende pro noch für dieses Jahr terminiert. „Die beiden Neubauten wer-  www.uni-frankfurt.de/48918551/Unireport_6-13.pdf Semester dem Notstand Herr zu werden. Auf lange Sicht muss den eine deutliche Verbesserung für die Lehr- und Forschungs- sich aber strukturell und baulich etwas verändern. „Die Univer- bedingungen am Standort Ginnheim erbringen und stellen sität hat das Problem erkannt und wir arbeiten derzeit gemein- gemeinsam mit den derzeit erfolgten Ausschreibungen dreier sam mit dem Immobilienmanagement der Goethe-Universität neuer Professuren die Grundlange für die weitere erfolgreiche daran, die Situation vor Ort zu verbessern. Kurzfristig wird die Entwicklung der Sportwissenschaften in Frankfurt dar“, so Universität rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung der Hal- Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Prodekan des Fachbereichs 05. lengebäude investieren. Aktuell wird an einem Gesamtkonzept für den Campus gearbeitet, eine Umsetzung wird aber erst im Hohe Identifikation mit Studium und Campus Dass bei dem geplanten Containerbau auch an Arbeitsräume für Studierende gedacht wurde, freut besonders Hanna Henz- ler. Die Sportstudentin ist seit einem Jahr Sprecherin der Fach- schaft und sitzt in einer Pause im Café Hochform, der Cafeteria des Studentenwerks auf dem Sportcampus. Denn Orte, an denen die Studierenden zwischen den Kursen verweilen kön- nen, gibt es hier nur wenige. „Im Sommer ist das alles kein Problem, da treffen sich die meisten auf der Wiese neben dem Beachvolleyballfeld“ sagt sie. „Aber im Winter gibt es außer dem Café keinen Aufenthaltsraum und auch dieser macht ir- gendwann zu.“ Gemeinsam mit ihren Kommilitonen setzte sie sich dafür ein, dass der Speisesaal auch nach den Öffnungszei- ten des Studentenwerks noch zugänglich und als Aufenthalts- ort nutzbar ist. Zufrieden schaut Hanna Henzler durch den Foto: Lecher Hanna Henzler im Café Hochform. Raum, in dem vereinzelt Studierende mit ihren Computern an 12 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 International

halten, Auswirkungen einer alternden Gesellschaft und Von Japan nach Frankfurt mit der ganzen Familie Möglichkeiten zur Verbesserung der Sozialversicherungs- systeme. Wataru Kureishi arbeitet aktuell an der „National Ein Forscher-Ehepaar ist für 11 Monate im House of Finance zu Gast Survey on Social Security and People’s Life“ für Japan. Dabei soll zum Beispiel untersucht werden, wie Menschen sich innerhalb einer Familie in wirtschaftlich schwierigen Situationen gegenseitig helfen. Die Unterstützung inner- halb von Familien oder Gemeinschaften spiele eine wich- tige Rolle bei der Ergänzung der öffentlichen Sozial­ versicherungssysteme, so Wataru Kureishi. Laut Midori Wakabayashi sei ein Problem in Japan, dass das Sozialver- sicherungssystem immer noch auf traditionelle Familien- modelle ausgerichtet sei. Gerade alleinstehende Frauen würden in diesem System benachteiligt, so Midori Waka- bayashi.

Unverheiratete Frauen müssen mehr sparen In der Studie „What motivates single women to save? The case of Japan”, die beide Wissenschaftler 2013 gemein- sam veröffentlichten, haben sie sich die Situation von unverheirateten Frauen in Japan genauer angeschaut. Sie haben herausgefunden, dass alleinstehende Frauen einen viel größeren Anteil ihres Einkommens sparen müssen, um für Notfälle und das Alter vorzusorgen. Das habe zum Beispiel damit zu tun, dass unverheiratete Frauen einem höheren Risiko ausgesetzt seien, wenn sie arbeitslos werden, erläutert Midori Wakabayashi. In ei- ner Ehe könne der Partner im Notfall einspringen und die Froh, dass es das Welcome Centre an der Goethe-Uni gibt: Midori Wakabayashi und Wataru Kureishi. Foto: Lecher Familie versorgen. In Deutschland wollen die beiden Forscher jetzt mehr ie japanischen Wissenschaftler Midori Wakabayashi Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Sozialwesen ange- über die Situation von Familien in Europa erfahren und Dund Wataru Kureishi erforschen die Situation von Fa- gliedert und hat die Aufgabe, das Ministerium zu beraten auch deutsche Datensätze auswerten. Einen Unterschied milien in Japan. Die beiden interessieren sich beispielsweise sowie Studien zu politikrelevanten Themen zu erstellen. bei der Kinderbetreuung in Deutschland im Vergleich zu dafür, warum immer weniger Japaner heiraten und die Ge- Japan haben sie schon gleich bei ihrer Ankunft in Frank- burtenrate in Japan so niedrig ist. Entgegen dieser Trends Arbeitsteilung bei der Forschung furt festgestellt, als sie ihren fast 2-jährigen Sohn im Kin- sind Midori Wakabayashi und Wataru Kureishi verheiratet Kennengelernt haben sich Midori Wakabayashi und Wataru dergarten anmelden wollten. Während die Anmeldung in und haben zwei Kinder. Seit Oktober ist die ganze Familie Kureishi vor fünfzehn Jahren bei ihrem Studium an der Japan zentral organisiert ist, mussten sie sich in Deutsch- in Frankfurt zu Gast. Midori Wakabayashi und Wataru Osaka Universität, an der beide auch ihren Ph.D. gemacht land bei jedem Kindergarten einzeln bewerben, was gar ­Kureishi verbringen einen 11-monatigen Forschungsauf- haben. Da beide sehr ähnliche Forschungsinteressen haben, nicht so einfach war, da in vielen Einrichtungen nur enthalt an der Goethe-Universität im House of Finance. arbeiten sie häufig an gemeinsamen Projekten und veröf- Deutsch gesprochen wird. Ein Vorteil in Deutschland sei Die beiden Wirtschaftswissenschaftler wurden über das fentlichen Studien zusammen. Während Wataru Kureishi aber, so Midori Wakabayashi, dass die Kinder hier jederzeit ­Visitors-Programm des Forschungszentrums SAFE nach dabei meist den theoretischen Teil der Arbeit übernimmt für den Kindergarten angemeldet werden können. In Ja- Deutschland eingeladen. und Hypothesen aufstellt, die später anhand von empiri- pan sei eine Anmeldung dagegen nur jeweils zum 1. April Midori Wakabayashi forscht in Japan als Associate Pro- schen Daten überprüft werden sollen, ist Midori Wakaba­ eines Jahres möglich. So profitieren die Wissenschaftler fessor an der Tohoku Universität in Sendai. Dort arbeitet sie yashis Aufgabe in der Regel die Auswertung der Daten. Für von ihrem Aufenthalt in Frankfurt gleich doppelt: Sie kön- an der Fakultät für Ökonomie und Management und bietet ihre Analysen verwenden die beiden bisher nur asiatische, nen mehr über den aktuellen Stand der Forschung in Eu- auch Vorlesungen für Studenten an. Wataru Kureishi ist hauptsächlich japanische Daten. ropa erfahren, aber auch im Alltag die praktischen Unter- ­Senior Researcher am National Institute of Population and Die beiden erforschen unter anderem die Situation von schiede zwischen einem Familienleben in Deutschland Social Security in Tokio. Das Institut ist an das japanische Familien, finanzielle Entscheidungen von privaten Haus- und Japan kennen­lernen. Ina Christ auslandsförderung

Informationen des International exmatrikulierte Bewerber: s. Home- DFJW Frankreich Bewerbungsfristen sind länder­ Bildungskredit Office zu Förderprogrammen für page der Fulbright-Kommission abhängig, siehe www.daad.de. Neben bzw. unabhängig von BaföG und Auslandsaufenthalte Informationen und Antragsformulare: Das Deutsch-Französische Jugendwerk Informationen und Antragsformulare: unabhängig vom Einkommen der Eltern (DFJW) fördert fachbezogene Praktika www.uni-frankfurt.de/38298517/ www.daad.de kann für einen Auslandsaufenthalt –   in Frankreich sowohl in französischen  Kontakt für alle unten ausgeschriebenen fulbright Studium oder Praktikum – ein zinsgüns- Programme – sofern nicht anders Betrieben/Einrichtungen als auch tiger Bildungskredit von 300 Euro pro  www.fulbright.de Gesetzliche Förderungsmaßnahmen vermerkt: Schulpraktika für Lehramtsstudierende. Monat beantragt werden. Innerhalb für Studien- und Praxisaufenthalte Kontakt und Bewerbung: eines Ausbildungsabschnittes können im Ausland: International Office ERASMUS Praktika International Office, Auslandspraktika mindestens drei, maximal 24 Monats­ Campus Westend Bewerbungsschluss: fortlaufend Das EU-Programm ERASMUS Praktika Auslands-Bafög raten bewilligt werden. Der Kredit ist PEG, 2. Stock zwei Monate vor Praktikumsbeginn fördert Auslandspraktika (2-5 Monate) in Aufgrund der hohen zusätzlichen Kosten vier Jahre nach der ersten Auszahlung E-Mail: Weitere Informationen, Programm- den Erasmus-Teilnahmeländern sowohl stehen die Chancen auf eine Ausbil- in monatlichen Raten von 120 Euro an [email protected], voraussetzungen und Antrags­ in privatwirtschaftlich organisier- dungsförderung nach BAföG für einen die Kreditanstalt für Wiederaufbau [email protected] formulare: ten ­Unternehmen als auch in anderen Studien-/Praktikumsaufenthalt im zurückzuzahlen. Der Bildungskredit kann  www.uni-frankfurt.de/38444362/  www.uni-frankfurt.de/international Einrichtungen wie Forschungs- und Ausland wesentlich höher als für eine jederzeit schriftlich oder per Internet dfjw1 Bildungszentren, Verbänden, NGOs oder Inlandsförderung. beantragt werden. Schulen. Kontakt: Kontakt: Bundesverwaltungsamt Fulbright Studienstipendien 2016/17 Kontakt und Bewerbung: DAAD – Jahresstipendien das je nach Region zuständige Amt Antragsfrist: jederzeit für Ausbildungsförderung Informationen und Antragsformulare: International Office, Auslandspraktika Der DAAD bietet Jahresstipendien für Die Fulbright-Kommission vergibt Antragsfrist: in der Regel sechs www.bildungskredit.de Bewerbungsschluss: fortlaufend ein Studierende aller Fächer für das Studium  Stipendien für 4- bis 9-monatige Monat vor Praktikumsbeginn Monate vor Antritt des geplanten Studienaufenthalte­ auf Graduate Level an einer Hochschule eigener Wahl. Die Auslandsaufenthaltes Weitere Informationen, Programm- Bewerber müssen sich um Formalitäten an Hochschulen in den USA. voraussetzungen und Antrags­ Informationen und Antragsformulare: Kontakt: International Office bzgl. der Bewerbungs- und Zulassungs- formulare:  www.bafoeg.bmbf.de Bewerbungsstelle und -schluss: modalitäten der ausländischen Hoch- an GU immatrikulierte Studierende:  www.uni-frankfurt.de/38444641/ schule selbständig kümmern. International Office bis leonardo1 Kontakt: International Office Do, 18. Juni 2015 Bewerbungsstelle: DAAD Kultur UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 13 Zwischen Aufbruch und Wanderlust Eine Reise durch die Romantikausstellung des Museums Giersch

in junges Mädchen blickt Das Wandern und die Naturver- terzüge gewinnt in der Romantik uns entgegen. Forsch und bundenheit gelten als zentrale Ins- zunehmend an Bedeutung. Eeindringlich schaut es uns pirationsquellen der romantischen an und gibt unverfroren ihr eben- Epoche. In erhabenen Landschafts- »Romantik ist revolutionär und mäßiges Gesicht frei. Hell und zart, gemälden und schlichten Naturskiz- erzählt Geschichten« mit rosigen Wangen und einem zen schlagen sich deshalb ­Eindrücke Geprägt von den Auswirkungen wohlgeformten Mund, bestechen von Reise- und Wanderrouten nie- der französischen Revolution und die kindlichen Züge und ziehen der. Mit dem erstarkenden Natio- der anschließenden napoleoni- uns in ihren Bann. Der Blick, auf- nalgefühl richtet sich die Aufmerk- schen Ära, schreiben sich politische geweckt und wach, steht dem düs- samkeit vermehrt auf die heimat­liche und revolutionäre Motive in die teren Hintergrund und der dunk- Umgebung. „Romantik ist Heim- Bilder ein. Die Ausstellung erzählt len Farbe des Kleides entgegen. weh“ postuliert die Ausstellung mit folglich auch von Heldengeschich- Allein die türkis-blauen Zopfschlei- Impressionen aus Odenwald und ten, der Formierung revolutionärer fen brechen die Gedämpftheit der Taunus. Aber nicht nur der Fokus Studentenverbindungen, von ers- Farben auf und vermischen sich auf die unmittelbare Heimat, son- ten Künstlerkolonien und Freund- mit dem leuchtenden Gesicht zu dern auch die Sehnsucht nach dem schaftsbündnissen. Neben revolutio­ einem kontrastreichen Spiel. Fernen und Fremden steht charak- nären Bildthemen gilt gleichwohl Das kleinformatige und goldge- teristisch für die Zeit. Darstellun- die Literatur als wiederkehrendes rahmte Kinderbildnis, das die erst gen erhabener Alpenszenerien, und beliebtes Bildsujet. Erzählun- vierjährige Tochter des Künstlers sind ebenso bedeutend wie Orte gen wie die des Berggeistes Rübe- und Städelprofessoren Jakob von des fernen Orients oder dem klassi- zahl erfreuen sich stets großer Be- Steinle zeigt, bildet den Auftakt der schen Sehnsuchtsziel Italien. Ro- liebtheit. Aber auch Geschichten derzeitigen Romantikausstellung mantik ist überdies „Fernweh“ und der Märchen und Sagen des Mittel- im Museum Giersch. Anstelle ste- lässt über heimatliche Grenzen alters erwachsen zu einem verbin- reotyp kindlicher Attributzuschrei- ­hinaus den Blick in ferne Welten denden Glied zwischen den einzel- bungen erfasst das Mädchen hier gleiten. nen Disziplinen. Fortwährend finden eine bewusst gesetzte Ernsthaftig- sich biblische Szenen mit mora­ keit. Kein für die Romantik vorbild­ Der Blick nach innen lischem Vorbildcharakter in den haftes Landschaftsgemälde in der Während die Daheimgebliebenen ­romantisch-religiösen Bildern der Manier eines Giganten à la Caspar die Bilder der Ferne bewundern, Nazarener. David Friedrich, sondern das Port- richten sie den äußeren Blick rät eines ungewöhnlich ernsten ebenso nach innen. In der häus­ Romantik ist Vielfalt Mädchens empfängt an dieser lichen Welt des Biedermeiers zeigt Die Ausstellung entfaltet das facet- Stelle den Ausstellungsbesucher. sich der romantische Wunsch tenreiche Potenzial der Romantik Die hervorgehobene Platzierung Edward Jakob von Steinle, Bildnis Karoline von Steinle (1840). nach stiller Sehnsucht: in Szene- und schafft Vielfalt, ohne vor- erklärt sich dabei nicht nur aus rien behaglicher Wohnräume, schnell stilistischen Zuschreibungs- dem bezwingenden Zauber des Bil- Gärten, Treppenhäuser und versuchen Genüge zu leisten. Sie des, sondern auch aus der Offen- »Romantik ist ...« nur die Tür zu regionalen Beson- Schlafzimmer. Bildnisse von Tätig- nimmt den Besucher mit auf eine heit seines Leitmotivs heraus – die Erst im zweiten Saal widmet derheiten, sondern auch Tor zu keiten des Nähens oder Lesens Reise durch fremde und alte Wel- Kindheit als eigenständige Lebens­ sich die Ausstellung bekannteren der umfassenden Diversität einer schmücken die heimeligen Wohn- ten, deren Zeichen der Zeit, sich an phase zu begreifen. Das Gemälde roman­tischen Themenkomplexen ganzen Periode. Der Maxime fol- kammern und verbinden sich zu manch bekanntem Stadtbild ab­ liefert keine vorschnellen Deu- und schafft somit einen universa- gend „Romantik ist heterogen“, einem Rückzugsort in unruhigen lesen lassen. Dabei leistet sie im tungsofferten, sondern lässt dem len Blick auf die vielseitigen Strö- findet sich der Besucher schließ- Zeiten des Vormärz. Auch die Por- Rückblick zeitgleich einen Ausblick Besucher Zeit sich einzulassen, mungen einer weitreichenden lich in facettenreicher Fülle zwi- trätkunst wird mit dem Aufkom- auf die prägenden Besonderheiten ohne einer direkten Sichtweise fol- Epoche. Fern von romantischen schen einfachen Genreszenen, men des Bürgertums zu einer der der heutigen Region. Die Ausstel- gen zu müssen. Der offene und Blockbustern präsentiert das Mu- erhabenen Landschaftsgemälden, wichtigsten Auftragsquellen der lung zeigt: Romantik kann vieles neugierige Blick des Mädchens auf seum Giersch eine feine, genre- verschiedenen Porträts, aber auch Künstler und Künstlerinnen. sein, niemals jedoch ist sie ein­ die Welt versteht sich indes wie ein übergreifende Auswahl romanti- feinen Naturstudien, religiösen Nicht mehr die reine Machtde- dimensional. Selina Stefaniak Appell an den Besucher, es ihm scher Kunst des Rhein-Main Sujets und beliebter Mythen­ monstration, sondern die schlichte gleich zu tun. Gebiets. Dabei öffnet diese nicht darstellung wieder. Schilderung individueller Charak-

ROMANTIK IM RHEIN-MAIN-GEBIET Eine Ausstellung im MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT vom 22. März bis 19. Juli 2015

Das Rhein-Main-Gebiet ist traditionell eine Gegend der Durchreise und Alle Mitarbeiter der Goethe-Universität erhalten der sich immer wieder neu bildenden Konstellationen. Mit der Romantik im Juni unter Vorlage ihrer Goethe-Card freien Eintritt wurde die Region bisher selten in Verbindung gebracht, dennoch gab ins MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT. sie der Epoche wichtige Impulse. Im frühen 19. Jahrhundert fand sich in der Kunst zwischen Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden, MUSEUM GIERSCH Odenwald und Schwalm romantisches Denken und Lebensgefühl auf der GOETHE-UNIVERSITÄT vielfältige Weise. Schaumainkai 83 60596 Frankfurt am Main Mit über 150 Werken präsentiert das MUSEUM GIERSCH der GOETHE- Fon 069-13821010, Fax 069-138210111 UNIVERSITÄT die Kunst der Romantik im Rhein-Main-Gebiet in noch nie [email protected] gezeigter Breite. Landschaften, Porträts und Genrebilder, Zeichnungen www.museum-giersch.de und Ölstudien, religiöse und literarische Motive geben einen umfassen- den Eindruck von der Wirkung romantischer Ideen auf die Kunst der Öffnungszeiten: Di–Do 12-19 Uhr; Fr–So 10-18 Uhr; Region. Die Werke einflussreicher Künstlerpersönlichkeiten wie Peter Mo geschlossen Cornelius, Moritz von Schwind, Philipp Veit, Carl Philipp Fohr oder Johann Heinrich Schilbach werden bereichert durch die Arbeiten einer Finanziert durch In Kooperation mit Heinrich Funk (1807–1877) Vielzahl unbekannterer Künstler. Diese prägten den einzigartigen Landschaft mit Kirche am See, 1838 (Ausschnitt) Charakter der Romantik im Rhein-Main-Gebiet entscheidend mit und Sammlung GIERSCH, Frankfurt a. M. sind es wert, entdeckt zu werden.

14 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Campus Guck mal, wer da guckt! Ausstellung des Frankfurter Kunstvereins in Kooperation mit dem Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen«

er Frankfurter Kunstverein In seinen konzeptuell miteinander hat mit dem US-amerika- verbundenen Fotografien, Videos, Dnischen Künstler Trevor Büchern und überwachungskriti- Paglen eine umfassende Werk- schen Aktionen lässt Paglen Tech- schau entwickelt. Sie beschäftigt niken und Strukturen von Politik sich unter dem Titel „The Octopus“ und Macht sichtbar werden. Der mit Themen wie Überwachung promovierte Geograf arbeitet dabei und politische Einflussnahme. wie ein investigativer Journalist: ­Kooperationspartner ist der Ex­ Durch langwierige Recherchen, in zellenzcluster „Die Herausbildung Zusammenarbeit mit Aktivisten, normativer Ordnungen“ an der Wissenschaftlern, Programmierern, Goethe-Universität, der auch für Amateurastronomen und Techni- eine Podiumsdiskussion und einen kern gelingt es ihm, staatlich ange- Vortrag im Rahmenprogramm ver- ordnete und demokratisch nicht antwortlich zeichnet. Vom 20. Juni legitimierte Kontrolle und Überwa- bis zum 30. August sind im Frank­ chung aufzuspüren und sichtbar zu furter Kunstverein Arbeiten aus machen. unterschiedlichen fotografischen Am aktuellen Dokumentarfilm Werkgruppen des Künstlers zu se- „Citizenfour“ der Regisseurin Laura hen. Zu den weiteren Exponaten Poitras über die Snowden-Affäre, gehören Videoarbeiten und Recher- der mit einem Oscar ausgezeichnet cheunterlagen. wurde, war Paglen als Rechercheur Trevor Paglen (geboren 1974 in und Kameramann beteiligt. Als Maryland, USA) fotografiert ge- Künstler und Fotograf gilt er als heime Standorte der NSA und CIA, ­einer der wichtigsten Vertreter des verborgene Militärbasen und Trans­- Landschaftsbildes im Zeitalter von Trevor Paglen, „National Security Agency, Ft. Meade, Maryland“, 2014, © the artist portwege zu Geheimgefängnissen Big Data. Seine farbgewaltigen, oft oder versteckte Abhörstationen unscharfen Fotos erinnern an die und Flugbahnen geheimer Über- dramatischen Naturszenen der ab­ britischen Malers und Romantikers list für Computersicherheit. Hierbei hat Rebecca Caroline Schmidt, wachungssatelliten und Drohnen. strakt anmutenden Gemälde des William Turner oder auch an die handelt es sich um eine Skulptur, Geschäftsführerin des Exzellenz- Farbfeldmalerei des US-amerikani- die auch ein offener WiFi Hot Spot clusters. schen Künstlers Mark Rothko. ist. Das Objekt ermöglicht den Zu- Am 22. Juli gibt es, ebenfalls in Zu der Ausstellung im Kunstver- gang zum Internet über das soge- Kooperation mit dem Frankfurter ein gehören beispielsweise die ein- nannte Tor-Netzwerk, ein von Nut- Kunstverein und am gleichen Ort, dringlichen und ästhetisierten Auf- zern betriebenes Netzwerk zur einen Vortrag von Rainer Forst, nahmen aus der mehrteiligen Bild- Anonymisierung von Verbindungs- Co-Sprecher des Exzellenzclusters serie „The Other Night Sky“ (seit daten. und Professor für Politische Theorie 2007). Auch hier verbindet Paglen Die Ausstellung findet im Rah- und Philosophie. Der Titel lautet: einen dokumentarischen Ansatz men der „RAY 2015 Fotografiepro- „Die (Un)Sichtbarkeit der Macht“. mit medien- und fototheoretischen jekte Frankfurt Rhein/Main“ statt. Trevor Paglens Bilder machen ge- Diskursen. Fotografische Stilmittel Trevor Paglen wird am 21. Juni im heime Orte der Macht sichtbar. wie Unschärfe, Belichtungszeit und Frankfurter Kunstverein mit dem Doch entgegen der Auffassung, Zoom setzt er mit einem inhalt­ Kulturpreis der Deutschen Gesell- dass damit auch die Ausübung von lichen Bezug auf seine Motive ein schaft für Photographie (DGPh) Macht sichtbar würde, müssen wir, und reflektiert über das Sehen und ausgezeichnet. Die erste vom Ex- so Forst, nach deren verborgener neue optische Apparate der Über- zellenzcluster für das Rahmenpro- Wirkungsweise fragen. wachung. Die Bilder der Serie we- gramm konzipierte Veranstaltung Bernd Frye und Julia Wittwer cken zunächst harmlose Assoziatio- widmet sich am 20. Juni im Frank- nen und lassen an Naturschauspiele furter Kunstverein dem Thema am Nachthimmel denken. Tatsäch- „The Art of Surveillance“ („Die „Trevor Paglen: The Octopus“ lich zeigen sie amerikanische Raum- Kunst der Überwachung“). Bei ei- Frankfurter Kunstverein flugkörper, so auch den Satelliten ner Podiumsdiskussion wird dabei Steinernes Haus am Römerberg, KEYHOLE 12-3/IMPROVED CRYS- der Frage nachgegangen, warum Markt 44 TAL der mit einer Gesichtserken- die schon heute schier grenzenlose 60311 Frankfurt am Main nung ausgestattet ist. An der Grenze Überwachung das Potenzial hat,  www.normativeorders.net zur Abstraktion verweisen Paglens den Rechtsstaat abzuschaffen, ob-  www.fkv.de Bilder auf die wechselseitige Bezie- wohl sie ihn doch schützen soll. hung zwischen Sehen und Gesehen Die „Notwendigkeit“ moderner werden. Überwachungssysteme, wie sie Trevor Paglen in seinen Fotografien Fotowettbewerb zu »Landschaften zeigt, wird mit der Verteidigung die Dreifachkatastrophe von Fukushima der Überwachung« westlicher Werte begründet. Ein Im Vorfeld der Ausstellung fand der Grundpfeiler der Demokratie ist je- Am 29. April begrüßte die Japanologie am Fachbereich 9 die Literatur- gemeinsam mit dem Künstler ins doch die Privatsphäre. wissenschaftlerin Prof. Dr. Kimura Saeko vom Tsuda College/Tōkyō, die Leben gerufene Fotowettbewerb Teilnehmer der Podiumsdiskus- für einen Vortrag zur Kunst nach der Dreifachkatastrophe zur Goethe-­ „Eagle-Eye Photo Contest: Land- sion sind Trevor Paglen und die Universität kam. Kimura beschäftigte sich ursprünglich mit der japani- schaften der Überwachung“ statt, Direktorin des Frankfurter Kunst- schen Literatur der Vormoderne, doch nach der Katastrophe vom der die breite Öffentlichkeit zur ak- vereins, Franziska Nori. Vom 11. März 2011 begann sie, zu literarischen und filmischen Verarbeitungen tiven Teilnahme an einer Foto­ ­Exzellenzcluster kommen Klaus von „Fukushima“ zu forschen. Mit ihrer Monographie von 2013 ist sie dokumentation von Landschaften Günther, dessen Co-Sprecher und eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die sich diesem Thema angenä- der Überwachung in Deutschland Professor für Rechtstheorie, Straf- hert und auf die gesellschaftlichen Implikationen von „3/11“ hingewie- aufforderte. Die prämierten Foto- recht und Strafprozessrecht, sowie sen haben. Im Vortrag "Novels and Films after Fukushima: Thinking the grafien sind in der Ausstellung zu der Soziologe und Postdoktorand People Left Behind" stellte Kimura unter anderem die Filme des sehen. Ebenfalls zu sehen und auch des Exzellenzclusters Valentin Regisseurs Kobayashi Masahiro sowie die Kurzgeschichte Island of zu benutzen ist der „Autonomy Rauer, der zum Zusammenhang Eternal Life der bekannten Schriftstellerin Tawada Yōko vor. Cube“ (2014), entstanden in enger von Sicherheitskultur und Ent- Zusammenarbeit mit Jacob Appel- wicklung ziviler Überwachungs- baum, Internetaktivist und Spezia- drohnen forscht. Die Moderation Campus UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 15

Fortsetzung von Seite 2, „Bestmögliche Bildung und Ausbildung brauchen wir alle" dung nicht erwarb. Aus der päda- nehmendes Problem? Vielleicht ist hohen Stellenwert haben. Dies ist mit klaren Voraussetzungsdefiziten die in sehr vielen Fällen eine exzel- gogisch-psychologischen Forschung es auch Ausdruck dessen, dass wir aber letztlich eine Ressourcenfrage. ausbilden will, müsste man sich lente Ausbildung anbieten. weiß man, dass der beste Prädiktor heute mehr Menschen höher qua- Wollten wir dem von Bundeskanz- mit der Frage auseinandersetzen, für langfristig aktive Weiterbildung lifizieren, auch wenn sie relativ lerin Angela Merkel proklamierten wie man Lehre in einer Art und Wie könnte das »Duale System und lebenslang erfolgreiche Bil- nicht dieselben Niveaus erreichen Anspruch der „Bildungsrepublik Weise weiterentwickelt, um sie von morgen« aussehen? dungsprozesse das Vorliegen einer wie frühere akademische Kohorten Deutschland“ gerecht werden, auch für Personen mit solchen De- In anderen Ländern, in denen wir akademischen Ausbildung ist. der letzten 30 Jahre, wo man nur müssten wir endlich mehr Geld in fiziten attraktiv und erfolgreich arbeiteten, haben wir erfahren Wir stimmen völlig mit der Aus- ein Jahrgangsviertel akademisch die Hochschulbildung stecken. Mit werden zu lassen. Hierzu bedarf es dürfen, dass die gezielte Weiter- sage des Kollegen Klein überein, bildete. Davor war diese Quote Finanzierungsvolumina, die seit niedrigerer Eingangslevels, länge- qualifikation auch an Hochschulen dass es nicht reicht, massenhaft noch weitaus geringer. Hat aber der Jahren unterhalb des OECD-Durch- rer und intensiver betreuter Aus- stattfindet. In der Schweiz ist das Akademiker zu „produzieren“, ohne rund 50%-ige Aufwuchs von Aka- schnitts von ca. sechs Prozent des bildungsphasen sowie eines breiten „Lebenslange Lernen“ an Hoch- dafür auch nur annähernd genü- demikerinnen allein in der letzten BIP liegen, lässt sich die Bildungs- pädagogischen Wissens, das sich schulen seit Jahren ein etablierter gend adäquate Arbeitsplätze bereit- Dekade zu einer Verschlechterung expansion auch im „Land der Dich- nicht ausschließlich aus den eige- Weg im Rahmen der eigenen zustellen. Doch welche Arbeits- der Akademikerqualität geführt? ter und Denker“ nicht voranbrin- nen Lehr- und Lernerfahrungen ­berufsbegleitenden Qualifikation, plätze entstehen in unseren hoch Bisher ist die Klage, dass es zu viele gen. So müssten wir uns deutlich reproduziert. Das ist unbequem, und zwar von Akademikern ebenso technisierten Gesellschaften? Es Hochqualifizierte auf dem Bewer- intensiver um die Defizite der Stu- arbeitsintensiv, mit wenig Reputa- wie von Nicht-Akademikern. Hier entstehen vor allem Arbeitsplätze bermarkt gäbe, zwischen Flensburg dierenden mit Blick auf ihre Ein- tion bedacht und nicht gerade sind nicht-konsekutive Weiterbil- für Hochqualifizierte – oder aber und Passau nicht geführt worden. gangsvoraussetzungen kümmern. ­karriereförderlich. Aber als Hoch- dungs-Mastergrade etabliert, die in im Bereich prekärer Niedrig- Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Aber hier haben Novellierungen schullehrer haben wir einen ge- modularer Weise erworben wer- lohn-Dienstleistungsaufgaben. Von wir nun mehr Personen eines Jahr- des Bildungssystems dazu geführt, sellschaftlichen Auftrag, der nicht den – zum Teil vom Arbeitgeber daher ist es allein eine rhetorische gangs akademisch qualifizieren, dass es bei der Regelstudienzeit im nur auf die Forschung, sondern gefördert – berufsbegleitend oder Frage, welche Arbeitsplätze man wird sicher nicht jeder ein Spitzen- Kern darum geht, möglichst viele eben auch – wie es unsere Berufs- aber in Intervallen, in denen Pha- durch Bildungssysteme fokussieren akademiker, aber er wird wahr- an akademischen Bildungsprozes- bezeichnung erkennen lässt – auf sen beruflicher Tätigkeit mit Weiter­ sollte. Ob dabei die Hochqualifika- scheinlich individuell besser aus­ sen teilhaben zu lassen, und zwar Lehre zielt. bildungsphasen wechseln. Auch so tion erfolgreich über akademische gebildet sein als vergleichbare ohne die materielle und personelle Alle Untersuchungen zeigen, kann eine Akademisierung breite- Abschlüsse oder einen erfolgrei- Personen in den Generationen zu- Grundausstattung in gleichem dass hierzulande nach wie vor rer Bevölkerungsschichten in ei- chen Weg durch das Duale Bil- vor, wenn wir versuchen ihn Maße anzupassen. der sozio-ökonomische Hintergrund nem innovativen Dualen System dungssystem angestrebt wird, ist ­adaptiv, d. h. ausgehend von seinen ein zentraler Einflussfaktor ist, der aussehen. Und in England funktio- dabei mit Blick auf die Branche Vorkenntnissen und Potenzialen, Auftrag der Hochschullehrenden über die (Schul-)Karriere der Kin- niert das Bachelor-/Mastersystem und das Tätigkeitsfeld zu bewerten. auszubilden. zielt auch auf Lehre der entscheidet – und eben nicht anders als in Deutschland und un- Weiterhin wird postuliert, dass Zudem gilt es sich in Erinnerung zu deren Fähigkeiten, wie dies in ei- serer Meinung nach auch sinnvol- Fragwürdig: eine »natürliche« junge Menschen, die sich für Bil- rufen, dass Hochschulen bereits ner sich selbst als „Leistungsgesell- ler. Die Studierenden verlassen die Akademisierungsquote dung begeistern (lassen), auch zu- seit Jahrzehnten dauerhaft Klage schaft“ begreifenden Gesellschaft Universitäten in der Regel nach Die Frage aber bleibt: Warum wer- künftig studieren sollten. Aber sind über materielle Unterausstattung der Fall sein sollte. Wenn man, wie drei Jahren mit einem Bachelorab- den höhere Akademisierungsquo- das wirklich die Werte, die in der führten. Diese Klage gab es immer. wir beide, als jeweils Erste in der schluss, um in vielen Fällen erst ten so verteufelt? Hier können wir Vergangenheit viele Studierenden Neu ist nun, dass man sich nun Familie das Abitur abgelegt hat, einmal Praxiserfahrung zu sam- nur spekulieren. So wird dauer- bei der Studienwahl leiteten? Ins- auch um mehr als das intellektuell weiß man, wie es sich anfühlt, meln und nach einigen Jahren schleifenartig behauptet, dass die besondere in den zahlenmäßig gro- am besten vorbereitete Viertel wenn die Verwandten fragen, ob wieder an die Hochschule zurück Hochschulen von einer immer grö- ßen Studiengängen (z. B. Lehramt, kümmern soll, wozu es halt nicht man nicht lieber etwas Sinnvolles zu kehren, z. B. in Teilzeitmaster- ßeren Zahl nicht studierfähiger Ab- BWL, Jura, Medizin) ist die praxis- mehr ausreicht, ein erfolgreicher machen wolle (eben einen konkre- studiengängen oder aber in Gestalt iturienten „geflutet“ würden, da es und einkommensorientierte bzw. Forscher und ein traditionell Leh- ten Beruf erlernen). In dieses Horn von Formaten (Stichwort: Distance „künstlich gesteigerte Abiturien- statusorientierte Perspektive bisher render zu sein. Menschen mit sehr sollten nun nicht ausgerechnet wir Learning), die wir uns in Deutsch- tenquoten von bis zu 50 % eines immer auch ein leitendes Motiv guten Voraussetzungen kann Professorinnen und Professoren land gerade einmal an einer Jahrgangs“ (Klein im UniReport der Studierenden gewesen. Sicher- man erfolgreich weiterqualifizieren, auch noch stoßen, sondern alles in ­einzigen FernUniversität vorstellen 2/2015) gäbe. In dieser Aussage lich ist das wohlgefällige breite Stu- auch wenn das Lehr- und Lernset- unserer Macht Stehende tun, dass können. Wir hingegen haben hier- steckt neben der bedenklichen For- dieren in moderatem Tempo für ting suboptimal ist. Viele hochbe- mehr – und nicht weniger(!) – zulande zwar das alte Diplomsys- mulierung (man erinnere sich an primär Bildungsinteressierte heute gabte Studierende, die aus Ländern Menschen die Qualifikation für ein tem in einen BA- und einen MA- die Begriffe Ausländerflut, Asylan- nur sehr begrenzt möglich, da mit desolaten Bildungssystemen Hochschulstudium erwerben und Teil zerlegt, aber in den Köpfen von tenflut etc.) die Behauptung, dass durch politische Steuerungs­ und ärmlichsten Hochschulausstat- dieses dann erfolgreich abschlie- Lehrenden und Studierenden ist es es „natürliche“ Quoten gäbe, wie prozesse die „Regelstudienzeitab- tungen zu uns kommen, beweisen ßen. Diese Hochschulen können nach wie vor die Regel, beide Teile viele Prozent eines Jahrgangs uni- schlüsse“ einen sicher fragwürdig dies. Wenn man jedoch Personen durchaus Fachhochschulen sein, nahtlos und ohne Unterbrechung versitär bildbar seien. Dies ist aus oder Fachwechsel „durchzustudie- unserer Sicht ausschließlich eine ren“. Hier geben wir dem Kollegen Definitionsfrage. Wir beobachten Klein durchaus recht: Nicht jeder weltweit, dass es in den letzten 100 muss die höchste wissenschaftliche Jahren zu einem starken Aufwuchs Qualifikationsstufe erreichen, nicht der Akademikerquoten in allen jeder muss Forscher werden. Aber technisch fortgeschrittenen Gesell- bestmögliche Bildung und Ausbil- schaften kommt. Ein „natürlicher dung brauchen wir für alle, und Aufwuchs“ oder eine konstante zwar deutlich mehr als bislang! Akademisierungsquote bei 20 oder 30 % (oder gar vielleicht noch niedriger?) sind nirgends in der Zum Weiterlesen: Welt als „Optimalpunkt“ erkenn- Interview mit Hans Peter Klein bar. Es liegt keine ernstzuneh- im UniReport 2/2015: mende Studie vor, die dergleichen  www.uni-frankfurt.de/54939957/ empirisch aufzeigt. Uni Vielmehr müssen wir uns fra- gen, wie wir unsere universitäre Ausbildung den veränderten Stu- dierendengruppen anpassen kön- nen. Sicherlich führt eine höhere Akademisierungsquote dazu, dass ein Hochschulabschluss als Regel- abschluss zum Verlust des elitären Status als Akademiker führt. Ja, es wird nichts „Einzigartiges“ mehr sein, einen Hochschulabschluss zu haben. Wahrscheinlich werden heute Menschen zu einem Hoch- Semesterstart im Hörsaalzentrum: Zum Wintersemester zählte die schulabschluss gelangen, die es Goethe-Uni in den letzten Jahren in früheren Generationen nicht jeweils über 8000 Erstsemester. schafften. Doch ist das ein ernstzu- Foto: Goethe-Universität 16 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Campus »Androgyne« Marken weniger beliebt Marketing-Professor Jan Landwehr über ästhetisch und emotional motivierte Kaufentscheidungen

Herr Prof. Landwehr, können Sie als Professor Mittelwert abweichen und ein sehr extrava- bolisch für die Sicherheit auch in widrigen für Produktmarketing noch spontan einkaufen? gantes Design präferieren. Wir stellen in un- Zeiten. Ein anderes Beispiel ist das Schiff, Ich kaufe selten spontan. Aber ich kann wei- serer Forschung aber fest, dass es in ästheti- mit dem die Biermarke Becks lange Zeit ge- terhin sagen, ob mir ein Design spontan ge- schen Fragen – auch über verschiedene worben hat als Symbol für Freiheit und fällt oder nicht, ohne dass meine Forschung Länder und Kulturen hinweg – mehr Ge- Abenteuer. Erste Evidenz deutet darauf mich dabei manipuliert. Den ersten unmittel- meinsamkeiten als Abweichungen gibt. Wir hin, dass Symbole nicht zu platt sein dür- baren ästhetischen Eindruck – das sehen wir finden auch kaum Unterschiede zwischen fen, aber auch nicht zu abgehoben. Man auch in unserer Forschung – kann man nicht den Geschlechtern. muss das richtige Maß finden. Außerdem abschalten oder beeinflussen. scheinen Symbole, die einen abstrakten In- Sind unsere ästhetischen Präferenzen also halt veranschaulichen sollen, besser zu Ihr Forschungsfeld ist die empirische Ästhetik. nicht kulturell anerzogen, sondern evolutionär funktionieren als eine symbolische Darstel- Inwieweit lässt sich das Denken und Fühlen verankert? lung von etwas Offensichtlichem. Insge- von Konsumenten messen? Viele psychologische Theorien nehmen eine Foto: privat samt steht diese Forschung aber noch am Ich komme ursprünglich aus der Psycholo- genetische Komponente an. Studien mit Anfang und wir haben hier noch viel her- gie, deren Kernaufgabe es ist, das Denken, Säuglingen haben gezeigt, dass schon in den gend finden. Vor dem Hintergrund würde ich auszufinden. Fühlen und Verhalten von Menschen zu ersten Wochen ästhetische Reize wie etwa weiterhin sagen, dass die Gemeinsamkeiten messen und zu verstehen. Die Instrumente Symmetrie bevorzugt werden, zum Beispiel recht groß sind bei der Frage: Ist ein Kunst- In einer aktuellen Publikation untersuchen dafür sind natürlich nicht so perfekt wie beim menschlichen Gesicht. Insofern ist an- werk schön? Dagegen zeigen unsere Studien, Sie, wann Marken als maskulin oder feminin etwa in der Physik. Aber wenn ich Personen zunehmen, dass es eine genetische Prädis- dass es deutliche Unterschiede darüber gibt, wahrgenommen werden. Was haben Sie danach befrage, was sie schön finden, dann position gibt, die aber natürlich durch Kul- was Menschen intellektuell stimulierend herausgefunden? fällt dieses Urteil den meisten sehr leicht. tur geprägt und verändert wird. Daraus oder abstoßend finden. Nach unseren Ergebnissen sind es die übli- Natürlich gibt es auch ästhetische Prozesse, abgeleitet kann man auch erklären, warum chen Verdächtigen, die eine Marke feminin die unbewusst ablaufen oder über die man es einen Common Sense darüber gibt, was Hat das Schönheitsempfinden etwas mit oder maskulin machen: rund versus eckig, keine Auskunft geben will. Die lassen sich schön ist. angeborenen Basisemotionen zu tun? rosa versus blau, feine Schriftart versus dann nur schwer mit einem Fragebogen er- Basisemotionen, die wir über alle Kulturen breite, kantige. Wir haben außerdem festge- fassen. Dieser Common Sense verändert sich aber im hinweg beobachten, spielen eine große Rolle stellt, dass Kunden eine Präferenz für ein Laufe der Zeit auch innerhalb eines Kultur- bei der Verarbeitung von Design. Interessant klares Markengeschlecht haben. „Andro- Lässt sich aus Befragungen einzelner der raums, wenn Sie etwa an Kunst denken. ist auch, dass diese Emotionen stets mit ei- gyne“ Marken werden weniger geschätzt. Massengeschmack ableiten? Die Kunst ist ein ziemlich interessantes For- nem eindeutigen Gesichtsausdruck einher- Man kann aber nicht sagen: Frauen kaufen Wenn das mein Ziel ist, ja. Aus Marketing- schungsfeld. Die Motivation von Menschen, gehen, den sich Produktdesign zunutze ma- vor allem feminine Marken und Männer perspektive geht es häufig darum, ein Pro- Kunst zu betrachten, muss nicht darin beste- chen kann. Wir haben zum Beispiel eine maskuline – abgesehen von Produkten, die dukt so zu gestalten, dass es die Masse be- hen, etwas ästhetisch Schönes zu sehen, son- Studie darüber gemacht, wie sich Design- speziell auf ein männliches oder weibliches geistert. Dazu reicht es zu verstehen, was dern vielleicht auch darin, intellektuell sti- merkmale in der Front von Fahrzeugen, in Kundensegment zugeschnitten sind. Grund- dem Durchschnittskonsument gefällt. Na- muliert zu werden. Ich kann ein Kunstwerk der ja Grundzüge eines menschlichen Ge- sätzlich muss die Marke nicht dem Ge- türlich gibt es immer Menschen, die vom überhaupt nicht schön, aber dennoch anre- sichts erkennbar sind, auf die Präferenzen schlecht des Kunden entsprechen, sondern von Konsumenten auswirken. Egal wie wir eher den Erwartungen an ihre Eigenschaf- vorgegangen sind – mit Befragungen, Analy- ten. Wenn eine Marke zum Beispiel weibliche Anzeige sen von Verkaufsdaten oder neurowissen- Werte wie Fürsorglichkeit oder Wärme trans- schaftlichen Untersuchungen von Hirnakti- portieren soll – etwa eine Versicherung –, vitäten –, kamen wir jedes Mal zum gleichen kann sie mit einem sehr femininen Marken­ Ergebnis: Freundliche, aber auch aggressive image auch männliche Kunden ansprechen. Designmerkmale haben starke Auswirkung Umgekehrt kann eine männlich positionierte auf die Kundenpräferenzen. Am besten Sportschuhmarke auch für Frauen attraktiv schneidet eine Kombination aus einem sein, die eine sehr kompetitive Sportart be- freundlichen Grill und aggressiven Schein- treiben. werfern ab. Diese Designvariante setzt zum Beispiel Peugeot in den letzten Jahren bei Sie haben Psychologie studiert und dann im fast allen Baureihen ein. wirtschaftswissenschaftlichen Feld Marketing promoviert. Wie unterschiedlich sind die Welche Rolle spielen soziale Netzwerke bei der Fächerkulturen? Herausbildung ästhetischer Präferenzen? Ich empfinde es als sehr wertvoll, mich in Eine große Rolle. Wir haben kürzlich un- beiden Fächern zu Hause zu fühlen, und ar- tersucht, wie sich die Präferenzen von beite mit Kollegen aus beiden Disziplinen Kundinnen eines Online-Shops für Mode- eng zusammen. Leider werden jeweils an- schmuck aufgrund von Feedback aus ih- dere Sprachen gesprochen, für dasselbe rem Netzwerk ändern. Die Kundinnen Phänomen existieren teils unterschiedliche konnten Ohrringe selbst zusammenstellen, ­Begriffe. Sowohl bei uns im Marketing als die Konfiguration dann in einem virtuellen auch in anderen wirtschaftswissenschaftli- Netzwerk teilen und bei Bedarf anpassen. chen Disziplinen wie etwa der Mikroökono- Wir haben dabei zwei interessante Dinge mie gibt es komplette Forschungsstränge, Sie wollten schon immer helfen? herausgefunden: Zum einen werden die die parallel auch in der Psychologie existie- Designs als Reaktion auf das Feedback we- ren, aber es wird kaum aufeinander Bezug MAKE GREAT THINGS HAPPEN niger extravagant und tendieren zu einer genommen oder miteinander kommuni- Standard-Ästhetik; zum anderen sind die ziert. Da liegt ein riesiges Potenzial brach, Perspektiven für Studenten und Absolventen: Merck ist ein weltweit führendes Unternehmen mit Schon Kinder spüren, wie erfüllend es ist, anderen forschungsbasierten Pharma- und Chemieprodukten. Kundinnen mit diesem Durchschnittsohr- beide Seiten könnten sehr viel voneinander zu helfen. Unsere Arbeit hebt die Lebensqualität Seit nahezu 350 Jahren haben wir uns dem Ziel ring weniger zufrieden. lernen. von Menschen in aller Welt und wir sind stolz, ver schrieben, die Lebensqualität der Menschen zu dass wir Ihnen ein Umfeld bieten können, in dem verbessern. Getragen wird diese Arbeit von der Sie forschen auch im Bereich der symbolischen Die Fragen stellte Muriel Büsser. Ihr Einsatz und Ihre Leidenschaft zum Tragen Kreativität und dem Teamgeist unserer rund 40.000 kommen. Sie wollen die Chance haben, mehr zu Mitarbeiter in aller Welt. Deshalb haben wir uns Kommunikation. Was machen Sie da genau? Der Text ist die gekürzte Version eines Interviews, bewirken, als Sie je für möglich gehalten hätten? verpflichtet, ihre Entwicklung zu fördern und ihre Wir untersuchen, wie und mit welchem das auf den Forschungsseiten des Fachbereichs Dann kommen Sie zu uns. herausragende Leistung entsprechend zu honorieren. ­Erfolg Unternehmen Symbole in ihrer Wirtschaftswissenschaften erschienen ist. Merck bewirkt Großes. ­Werbung einsetzen. Oftmals geht es dabei facebook.com/MerckKarriere ­darum, abstrakte Eigenschaften eines come2merck.de Unternehmens­ oder einer Marke durch ein Mehr zu den Publikationen von Symbol anschaulicher zu machen. Ein Bei- Prof. Jan Landwehr unter spiel ist die Württembergische Versiche-  www.wiwi.uni-frankfurt.de/publications rung, die mit dem Symbol „Fels in der /?author=52&department=5 Brandung“ wirbt. Der Fels steht hier sym-

2015-005_ME_Anz_36_UniReport_113x155_TZ.indd 1 30.04.15 18:02 Campus UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 17

wurde von einem gewissen Hafid Impressum Ai Weiwei, Illumination. 2009, aus Dubai gestohlen. Der vergaß die Herausgeber C-Print, 126 x 168 cm. automatische Upload-Funktion des Die Präsidentin der Goethe-Universität Mit freundlicher Genehmigung Handys auszuschalten, womit nun Frankfurt am Main des Künstlers. alle seine privaten Fotos ohne sein V. i. S. d. P. Dr. Olaf Kaltenborn (ok) Wissen auf dem Tumblr-Konto des Redaktion Künstlers landen, darunter natür- Dr. Dirk Frank (df) lich auch viele Selfies des Diebes. [email protected] Und da Selfies zentral sind in der Tamara Marszalkowski (Assistenz) Handykultur, wird ihnen in der [email protected] Ausstellung besondere Aufmerk- Abteilung samkeit geschenkt. Das Selfie ist Marketing und Kommunikation längst nicht mehr nur ein Selfie: es Theodor-W.-Adorno-Platz 1 gibt Selfiebombing, Selfies unter- 60323 Frankfurt am Main schiedlicher Körperteile, das Selfie Tel: (069) 798-12472 /-23819 morgens im Bett, inszenierte Selfies Fax: (069) 798-763 12531 von Kunstwerken und unzählige [email protected] mehr. So spielen auch die Unter­ www.uni-frankfurt.de kategorien in Richards Forschung Mitarbeiter dieser Ausgabe eine Rolle. Früher, als das Handy Julia Wittenhagen, Dr. Stefanie Hense, noch keine Frontkamera hatte, Dr. Anke Sauter, Selina Stefaniak, Tamara musste man es umdrehen und den Marszalkowski, Katharina Frerichs, Joachim Arm weit von sich strecken, um sich Pietzsch, Melanie Gärtner, Ina Christ, Muriel ohne Blick auf das Display auf Büsser, Bernd Frye, Julia Wittwer dem Foto einzufangen. So wurde Anzeigenverwaltung das Selfie noch „One-Arm-Length- CAMPUSERVICE Shot“ genannt. Mittlerweile gibt es Axel Kröcker auch für diese Problematik­ ein ver- Rossertstr. 2 marktbares Hilfsmittel: den Selfie-­ 60323 Frankfurt am Main Als das Selfie noch Tel: (069) 715857-124 Stick. Dieser ist besonders bei Tou- Fax: (069) 715857-20 risten beliebt, die gerne in den [email protected] sozialen Medien Fotos von sich und One-Arm-Length-Shot hieß ihren Urlaubsorten hochladen, auf Gestaltung denen dann möglichst viel exoti- Nina Ludwig M. A. Die Ausstellung »Hamster Hipster Handy« im Museum Angewandte Kunst sche und beeindruckende Situation Goethe-Universität Frankfurt am Main

zu sehen sein muss. Korrektorat ekrümmter Rücken, gesenk- und unbemerkt ein Teil unseres All- YouTube-Videos oder Apps zu se- In der Netzgemeinde sind Selfies Hartmann Nagel Art & Consulting ter Kopf, das Gesicht bläulich tags, ist das Handy mittlerweile un- hen, die das Thema Nachhaltigkeit meist von Banalität geprägt und August-Siebert-Str. 12 Gbeleuchtet: das Handy wirkt verzichtbar und gesellschaftliche aufgreifen. Denn der konstante Hun- werden als Mittel zur Selbstver- 60323 Frankfurt am Main nicht nur auf unsere Art zu kom- und kulturelle Umbrüche ­wurden ger nach immer aktuellen Handy- marktung der Person genutzt. Doch munizieren, es regiert immer mehr unaufhaltsam. Exemplarisch für die modellen lässt Elektroschrott-Müll- nicht so bei der Künstlerin Laurel Druck unseren Alltag und prägt sogar gegensätzlichen Seiten des Handys berge in Westafrika oder Indien in Nakadate: Sie fotografiert sich jeden Frankfurter Societäts-Druckerei Druckzentrum Mörfelden Körperhaltung und Stadtbild. Ver- stehen der Hamster und der Hipster. die Höhe wachsen und Ressourcen Tag weinend und stellt sich der Kurhessenstraße 4–6 sinnbildlicht hat das der Künstler Wurden um die Jahrtausendwende wie Seltene Erden dramatisch dauer­fröhlich inszenierten Selfie-­ 64546 Mörfelden-Walldorf Peter Picciani und ist mit seinem Handystrahlentests an den Tieren schrumpfen. Kultur entgegen. Auch Alberto Kunstwerk „Social Network“ zur- durchgeführt, um mögliche Schä- Frigo entzieht sich dem typischen Vertrieb zeit in der Ausstellung „Hamster digungen des menschlichen Gehirns Die Selfies eines Diebes oder Selfie-Kult und hat stattdessen ein HRZ Druckzentrum der Universität Hipster Handy“ im Museum Ange- und des Gehörs nachweisen zu das gestohlene Selfie eigenes, mehrmals täglich stattfin- Senckenberganlage 31 60325 Frankfurt am Main wandte Kunst zu sehen. Seine Arbeit können, ist der Hamster Stellvertre- Den positiven Aspekten des Handys dendes Ritual geschaffen: Er foto- Tel: (069) 798-23111 zeigt Menschen, die aneinander ter der negativen Auswirkungen wird allerdings auch Beachtung ge- grafiert alles, was er in der rechten vorbeilaufen und dabei auf ihr der Technik. Im Gegensatz dazu schenkt. Schon das Ausstellungspla- Hand hält, und das seit Jahren. Doch Der UniReport ist unentgeltlich. Für die Mitglie- Handy starren. Vor lauter Kommu- steht der Hipster als Kunstfigur. Er kat suggeriert eine Ambivalenz: ein auch hier lassen sich im großen wei- der der VFF ist der Versandpreis im Mitglieds- beitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete nikation kommuniziert man anein- ist der bejahende Konsument des schwarzes Smartphone mit einem ten Netz andere Gleichgesinnte fin- Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des ander vorbei. 21. Jahrhunderts und repräsentiert Heiligenschein. Hier wird ein religi- den. Der in den letzten Jahren zu- Herausgebers und der Redaktion wieder. Der Sollten die Besucher der Ausstel- den Kult um das Smartphone. So öser Aspekt aufgegriffen und das nehmende Trend dieser ganz eigenen UniReport erscheint in der Regel sechs Mal pro lung sich auch vorwiegend in der werden auch Objekte aus Birgit Handy als zentraler, allgegenwärti- Kategorie nennt sich „Lifelogging“. Jahr. Die Auflage von 15.000 Exemplaren wird an gebückten Körperhaltung des ewig Richards Jugendkulturarchiv an der ger Fetisch inszeniert, der Heil ver- Die Arbeiten, in denen das Handy die Mitglieder der Universität Frankfurt verteilt. auf das Smartphone Starrenden Goethe-Universität gezeigt. Richard spricht. Das Heilsbringende lässt zur eigenen Ausstellungsfläche wird, Für unverlangt eingesandte Artikel und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Die Redaktion fortbewegen, mag es ganz nützlich ist Kuratorin der Ausstellung und sich ganz unironisch in der bekann- sind für den Besucher besonders behält sich Kürzungen und Angleichungen an re- sein, dass auf dem Boden der Aus- lehrt am Institut für Kunstpäda­ ten Fotografie „Illumination“ reizvoll, denn sie sind interaktiv. daktionelle Standards vor. Urheber, die nicht er- stellungsfläche im Richard-Meier- gogik. (2009) des berühmten chinesi- Auch wenn ein nackter Router an reicht werden konnten, werden wegen nachträg- Bau ein mintblaues Netz gezeichnet Doch nicht nur die teilweise ab- schen, regimekritischen Künstlers der Wand auf den ersten Blick nicht licher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten. ist. Die Linien, die dem sonst un- surden Auswüchse materieller All- Ai Weiwei finden. Unironisch aus sehr aufregend wirkt, so bedeutet sichtbaren Mobilfunknetz nach- tagskultur rund um das mobile Ge- dem Grund, weil er das Foto im Mo- das jedoch, dass der Besucher aufge- empfunden sind, führen den Besu- rät, wie beispielsweise eine Handy- ment seiner Festnahme aufnahm. fordert ist zu handeln. Dann zückt er cher durch die Ausstellung und hülle mit integriertem Schlagring, Im Zuge seiner regimekritischen sein eigenes mobiles Gerät, loggt sich verbinden die Quadranten des Baus sind ausgestellt. Das Handy hat Kunst geriet Weiwei öfter in Haft. In in das vor ihm ­befindliche W-Lan- miteinander. Doch wie es auch längst Einzug in den künstlerischen dem Fall wird das Handy mit seiner Netz ein und kann, wenn er seinen beim echten Mobilfunknetz ist, füh- Kontext gehalten: als Motiv, aber Fotofunktion und globalen Vernetzt- Webbrowser öffnet, Kunst rezipie- ren manche der Verbindungen ins auch als Werkzeug oder Trägerma- heit zum politischen Instrument. ren. So ist das Kunstwerk schon gar Leere. Jeglicher orthopädischer Kri- terial. Da sind Fotografien von David Doch auch diese Funktion kann nicht mehr physisch im White Cube Kein langes Suchen mehr tik zum Trotz sollten die Besucher LaChapelle ausgestellt, in denen manipuliert werden. Florian Meh- zu finden, sondern ist in den virtuel- An sechs Standorten liegt der ihr Smartphone allerdings auf kei- das Handy als Symbol für eine nert zeigt in seiner Installation len Raum abgewandert. UniReport in „Dispensern“ aus, die nen Fall im Schließfach lassen. ­verschwenderische Konsumkultur „Menschentracks“ über vierzig Tamara Marszalkowski zeitnah mit den neuen Ausgaben und eine mediale Zerstreutheit Videosequenzen,­ die aus der Linse bestückt werden. Die im Design Wenn der kaputte Bildschirm zum steht. Oder ein Selbstporträt von gehackter Handys gefilmt wurden – des UniReport gehaltenen Zeitungs- ästhetischen Moment wird Lynn Hershman Leeson, die den ohne, dass die Betroffenen etwas ständer findet man an folgenden Die Kuratoren wollen nicht nur die gesprungenen Bildschirm des davon wissen. Auch wenn die Men- Orten: Campus Westend – Gebäude negativen Auswirkungen der un­ Smartphones als ästhetisches Mo- schen darin unkenntlich gemacht Die Ausstellung ist noch bis PA, im Foyer/Treppenaufgang; Hör- unterbrochenen Vernetztheit der tiv umsetzt. Über klassische For- wurden, kann man den kompletten zum 5. Juli 2015 im Museum Ange- saalzentrum, Ladenzeile; Gebäude Smartphone-Nutzer beleuchten. Sie men der Kunst wie Bilder und Alltag dieser völlig Fremden prob- wandte Kunst, Schaumainkai 17, zu PEG, Foyer; Gebäude RuW, Foyer; zeigen auch globale Praktiken und Skulpturen findet man natürlich lemlos mitverfolgen. Ganz ähnlich sehen. KuratorInnen: Prof. Dr. Birgit House of Finance, Foyer. Campus kulturelle Besonderheiten auf, die jede Menge ausgestellter Handys. geschieht das auch in der Arbeit Richard, Eleni Blechinger, Katja Riedberg – Gebäude N, Foyer vor ohne das Mobiltelefon nie entstan- In einem Teil der Ausstellung sind „Life of a stranger who stole my Gunkel und Harry Wolf. Mensaeingang. den wären. Anfangs erst noch leise fair produzierte Handymodelle, phone“. Das Handy des Künstlers 18 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Campus Digitalisierung zieht neue Rechtsfragen nach sich Themengruppe des »Hochschulforum Digitalisierung« tagte an der Goethe-Uni

ie Zukunft ist digital – so Verwaltungsrecht sowie Rechts­ viel ist klar; das World informatik und Datenschutz vor- DWide Web und Online-­ legte. Medien gehören für die meisten Studierenden längst zum Alltag. Neue Rechtsfragen Alles andere als klar ist hingegen, Am Beispiel Urheberrecht wurde wie sich Hochschulen auf das di- deutlich, dass mit der Digitalisie- gitale Zeitalter einstellen sollten. rung teils ganz neue Rechtsfragen Deswegen haben der Stifterver- auf die Lehrenden an Hochschulen band für die Deutsche Wissen- zukommen: „Durch die Veröffentli- schaft, das Centrum für Hoch- chung im WWW können Lehrende schulentwicklung (CHE) und die erstmals direkt ihre Zielgruppe er- Hochschulrektorenkonferenz (HRK) reichen, ohne Verlage dazwischen vor gut einem Jahr das „Hoch- zu schalten“, erläuterte Alexander schulforum Digitalisierung“ ins Peukert, Mitglied des Expertengre- Leben gerufen: In sechs Themen- miums und Professor für Bürgerli- gruppen suchen rund siebzig ches Recht und Wirtschaftsrecht an Fachleute Antworten auf Fragen der Goethe-Universität. Angesichts rund um die Digitalisierung der der neuen Möglichkeiten herrsche Hochschullehre, und so war die vielfach Unsicherheit unter den Goethe-Universität kürzlich Gast- Lehrenden. Im Allgemeinen liege geberin für eine Tagung der The- das Recht an den Unterlagen zu mengruppe 6 „Governance & Po- ­einer Lehrveranstaltung bei den Tagung der Themengruppe 6 – „Governance & Policies“ – im Senatssaal der Goethe-Universität. Foto: Lecher licies“, der auch Manfred Schubert-­ ­Lehrenden. „Dabei spielt es keine Zsilavecz, Vizepräsident der Goe­ Rolle, ob es um die Vorlesung eines beispielsweise individuelle Lern- sieht, nur Studienabschlüsse zur dung widmet, soll ebenfalls von ei- the-Universität angehört. Nach- verbeamteten Professors oder um fortschritte und das Nutzerverhal- verleihen, die – wie von der Hoch- ner Expertenanhörung eröffnet dem die Gruppe im vergangenen das Seminar einer Lehrbeauftrag- ten – kontinuierlich semesterbe- schulrektorenkonferenz vorgege- werden. Darüber hinaus kommen Dezember das Thema „Hoch- ten geht.“ Peukert sprach sich da- gleitend oder punktuell zur ben – mindestens zur Hälfte auf ei- im September 2015 während der schulbibliothek der Zukunft“ er- für aus, Fragen des Nutzungs- und Klausur- oder Prüfungsvorberei- gener Lehre beruhen und maximal Themenwoche „The digital turn“ örtert hatte, stand bei der jüngs- Verwertungsrechts vertraglich zu tung – ablesen lassen. Dabei war zu 50 % auf anderen Angeboten, alle sechs Themengruppen zur ten Zusammenkunft in Frankfurt regeln, allerdings nicht im Arbeits- unter den befragten Experten beispielsweise auf Veranstaltungen Halbzeitkonferenz der Initiative das Thema „Recht“ im Mittel- vertrag des oder der Lehrenden, durchaus umstritten, inwieweit ausländischer Universitäten oder „Hochschulforum Digitalisierung“ punkt. sondern jeweils konkret für eine bei der Erstellung von Learning anderweitig organisierter Lehre. zusammen, bevor sie schließlich Natürlich wird beim „Hoch- bestimmte Veranstaltung. Hoch- Analytics datenschutzrechtliche Zum anderen geht es um die Frage, bei der gemeinsamen Abschluss- schulforum Digitalisierung“ nicht schulen könnten sich vertraglich Probleme entstehen, oder ob mit wie in einer Online-Prüfung die veranstaltung im Herbst 2016 die nur über Fragen und Probleme nicht-exklusive Nutzungsrechte für der Nutzung einer Online-Lern- Identität des Prüflings rechtssicher Ergebnisse präsentieren, mit denen geredet, sondern es werden auch die Lehrmaterialien sichern. plattform automatisch das Einver- nachgewiesen werden könne. Hier die Hochschulen gut gerüstet in die Lösungen angeboten: Die Teilneh- Während Urheber-, Nutzungs- ständnis verknüpft ist, dass Daten waren sich die befragten Experten Zukunft gehen können. Denn die merinnen und Teilnehmer erar­ und Verwertungsrecht regeln, wie der Studierenden erhoben und einig, dass nur die persönliche ist digital. Stefanie Hense beiten Handlungsempfehlungen für Lehrende und Hochschulen von ausgewertet werden. ­Anwesenheit Rechtssicherheit ge- Hochschulleitungen, Lehrende und der digitalen Wissensvermittlung währleiste – alle technischen Ver- Politik. Weil dafür beispielsweise profitieren, stellen sich beim Baustelle Prüfungsrecht fahren seien untauglich, gleich ob beim Thema „Recht“ erhebliche Thema „Learning Analytics“ vor Als „größte juristische Baustelle“ sie auf De-Mail, dem elektroni- Weitere Informationen über das ­juristische Kompetenz erforderlich allem Fragen des Datenschutzes: des digitalen Zeitalters stellt sich schen Personalausweis oder ande- Hochschulforum Digitalisierung ist, hatte die Themengruppe 6 „Learning Analytics“ bedeutet, indes das Prüfungsrecht dar. rem basierten. ­sowie über die Themengruppen für ihre Tagung einen Fragen­ dass von den Nutzern einer On- Das bezieht sich zum einen auf Eine weitere Tagung, bei der unter katalog erarbeitet, den sie einem line-Lernplattform sämtliche Ein- die Hochschulen, die der Bonner sich die Themengruppe 6 Fragen   www.hochschulforumdigitalisie- fünfköpfigen Expertengremium gaben gespeichert und ausge­ Wissenschaftsrecht-Professor Wolf- nach den Finanzen und der Or­ rung.de aus Medien-, Wissenschafts- und wertet werden, so dass sich gang Löwer in der Verantwortung ganisation digitaler Hochschulbil-

»Medizinethik-Zertifikat« für Klinikseelsorger

cht katholische und acht schiedenen Bistümern und Lan- des feierlichen Kursabschlusses Professor für Moraltheologie und atrie oder Fragen in Bezug auf Aevangelische Klinikseelsor- deskirchen von Berlin bis Bamberg ihr „Medizinethik-Zertifikat“ aus Sozialethik am Fachbereich Ka- ­Organspende und Allokations­ gerinnen und -seelsorger aus ver- konnten Mitte April im Rahmen der Hand von Prof. Dr. Mandry, tholische Theologie und Leiter des gerechtigkeit sicherer zu werden. Projekts Medizinethik in der Der Zertifizierungskurs „Medizin­ ­Klinikseelsorge, entgegennehmen. ethik in der Klinikseelsorge“ In einer Ansprache würdigte der wurde in Zusammenarbeit mit Limburger Weihbischof Dr. Tho- dem Bistum Limburg unter der mas Löhr die Leistung der Absol- Leitung von Prof. Dr. Knut Wen- venten, die diese einjährige Wei- zel, Professor für Fundamen­ terbildung in Medizinethik und taltheologie und Dogmatik, und theologischer Ethik neben ihrer Gwendolin Wanderer, wissen- regulären Arbeit im Krankenhaus schaftliche Koordinatorin des Pro- erfolgreich abschließen konnten. jekts Medizinethik in der Klinik- Die Kursteilnehmenden erarbeite- seelsorge, durchgeführt. Das ten sich im Rahmen von neun Forschungsprojekt erforscht die verschiedenen Modulen an 15 Se- komplexen Verschiebungen, Be- minartagen das theologisch-ethi- dingungen und Herausforderun- sche und medizinethische „Hand- gen der religiösen Seelsorge im werkszeug“, um insbesondere bei klinischen Kontext. Die Laufzeit Stolz auf das Medizinethik-Zertifikat: Die Absolventen des Jahres 2015, v.l.n.r. Pfarrer Guido Möller, Norbert Nichell, ethischen Fragen am Lebensan- des Projekts wurde vom Bistum Pf. Matthias Struth, Dekan Ulrich Reichard, Apollonia Meyer, Pf. Birgit Iversen-Hellkamp, Gwendolin Wanderer, Olaf Rosendahl, Weihbischof Dr. Thomas Löhr, Peter Spieles, Pf. Josef Schmitt, Prof. Dr. Christof Mandry, Pf. Dr. Wolfgang Klein, fang und -ende, ethischen Proble- Limburg bis 2020 verlängert. Der Pf. Dr. Christine Hauskeller. Nicht auf dem Bild: Verena Ley, Pf. Rainer Bauhaus, Pf. Frank Dönges, Pf. Simone Bakus, men im Zusammenhang mit nächste Kurs beginnt im Frühjahr Pf. Jutta Rech. Foto: Lecher Zwangsbehandlung in der Psychi- 2016. Campus UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 19 »Ente süß-sauer ist typisch deutsch« Der Ethnologe Marin Trenk untersucht in seinem neuen Buch »Döner Hawaii – Unser globalisiertes Essen« den Wandel unserer Essgewohnheiten und erläutert, wie kulinarische Fiktionen entstehen.

Herr Prof. Trenk, wie sind Sie als Ethnologe zum Thema Essen konnte. Und gerade diese Markthalle ist heute interessanter- gekommen – sind Sie ein Hobby-Koch? weise die Hochburg der so genannten Foodtruck- und Street- Nein, mit dem „gastrosexuellen“ Mann, wie man heute sagt, food-Bewegung, von der man sicher noch hören wird. habe ich nichts zu tun. Ich koche eher wie eine gute Haus- frau: jeden Tag, wenn meine Zeit es zulässt. Das Interesse an Wenn es Globalisierungsgewinner unter den Küchen gibt, dann Esskulturen ist auf Reisen und im Rahmen meiner Forschun- darf man die Globalisierungsverlierer nicht unerwähnt lassen. gen entstanden. Ich habe gemerkt, dass ich an fremden Könnte man auch die jugoslawische Küche dazu zählen? Kochtöpfen nur schlecht vorbeigehen kann. Ich esse nämlich Ganz sicher, wobei die Küche meines Geburtslandes hierzu- nicht nur gerne, sondern frage auch gerne nach. 2004 be- lande nicht komplett verschwunden ist, sondern nur von den suchte ich Laos und Thailand. Da springt einen die Esskultur Innenstädten in die Vororte verbannt wurde. Beim Bal- in den Straßen förmlich an. Das war für mich der Anstoß kan-Grill standen immer die Fleischberge im Mittelpunkt – darüber nachzudenken: Was passiert eigentlich mit dem Essen nicht mehr unbedingt das, was junge Leute anspricht. Was in der globalisierten Welt? Marin Trenk: Döner Hawai. der Balkan-Küche am Anfang geholfen hat, nämlich die Unser globalisiertes Essen. Nähe zur deutschen Küche, hat ihr am Ende eher geschadet. Hat die Bedeutung von Kochen und Ernährung zugenommen, Klett-Cotta 2015, Stuttgart In der Nachkriegszeit war das eine erfreuliche, irgendwie wo doch andererseits auch darüber geklagt wird, dass in vielen vertraute Exotik. Und heute? Kein Discounter ohne Cevap- Haushalten Fastfood und Fertiggerichte dominieren? cici im Tiefkühlfach. Speziell in Deutschland wurde dem Essen noch nie so viel schen haben möchte. Dabei wurden die meisten Gerichte ei- Bedeutung beigemessen wie heute. Aus unterschiedlichsten gens für uns erfunden, einige wie „Ente süß-sauer“ bereits Sie beklagen in Ihrem Buch, dass ehemals weit geschätzte Gründen: aus gesundheitlichen, aus ethisch-moralischen, vor über 40 Jahren im altmodischen Chinarestaurant. Fleischsorten wie Innereien heute in Deutschland immer oder ganz einfach aus Freude am guten Essen, um so den weniger auf Zuspruch stoßen. Es gebe eine „Invisibilisierung“, kulinarischen Zivilisationsrückstand gegenüber unseren süd- Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf eine berühmte eine Unsichtbarmachung von Fleisch und seiner Herkunft. lichen Nachbarn ein wenig zu überwinden. Was aber den Episode mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich auf einer Meine Studierenden zeigten in einer Befragung eine große Koch-Hype angeht: Viele lassen sich im Fernsehen gerne von Dienstreise in China einmal etwas Süß-saures wünschte … Abwehrhaltung gegenüber Innereien: 75 % essen diese prin- einem Tim Mälzer bespaßen, verzehren dabei aber ungerührt … und die Köche mussten sich erstmal beraten (lacht). zipiell nicht, von den meisten haben sie noch nie probiert. ihre Tiefkühl-Pizza. Da mutiert die Kochshow eher zum Er- „Schweinefleisch süß-sauer“ oder „Ente süß-sauer“ spielen Aber sie sind überzeugt, dass es einen „Innereiengeschmack“ satz fürs eigene Kochen. in den chinesischen Esskulturen eine eher geringe Rolle, gibt, vor dem sie sich ekeln. Da half auch meine verblüffte während in Deutschland diese Geschmacksnote seit Jahr- Frage „Wie schmeckt eigentlich Obst? Gibt es auch einen Sie unterscheiden „drei Wellen kulinarischer Globalisierung“: hunderten beliebt ist, wie z. B. beim Rheinischen Sauer­ Obstgeschmack?“ wenig. Wie man als Ethnologe weiß, wer- die des Kolumbus, mit Verbreitung der Kartoffel und des Mais braten. Auch Königsberger Klopse werden süß-sauer abge- den in fast allen Kulturen Innereien sehr geschätzt, gerade von der Neuen in die Alte Welt; eine zweite, mit der Verbreitung schmeckt, die Weißwurst mit süßem Senf verzehrt. Und wie weil einige wahre Geschmackswunder sind. Doch in unseren einzelner Speisen und Gerichte; und schließlich eine dritte schmeckt ein altdeutscher Entenbraten mit Rotkohl und Supermärkten taucht fast nur noch Muskelfleisch auf, kaum Welle, mit der globalen Verbreitung von kompletten Küchen wie Preiselbeeren? Ente süß-sauer ist eben typisch deutsch. Im noch Innereien oder ein Ochsenschwanz oder gar ein der italienischen oder chinesischen. Chinarestaurant finden Deutsche den Geschmack wieder, Kalbskopf. Man will anscheinend nicht an das Tier erinnert Alle drei Wellen halten immer noch an, auch die nach Kolum- den sie immer schon geschätzt haben. Das beschäftigt mich werden, daher dominieren zunehmend Hackfleisch und Chi- bus benannte. So ist beispielsweise die Avocado erst vor weni- als Ethnologe: Wie übernehmen wir fremde Gerichte? Wir cken Nuggets. gen Jahrzehnten bei uns angekommen. Die Leute standen passen gewissermaßen alles unbewusst in unsere kulinari- ­damals im Supermarkt und rätselten, was man mit einer sche Grammatik ein. Wir essen etwa gerne Gerichte mit Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang den bewussten „Avocadobirne“ wohl machen könne. Das Entscheidende an Sauce, und darum wird auch unser Döner mit Sauce ver- Verzicht auf Fleisch, wie im Rahmen einer vegetarischen oder dieser ersten Welle ist freilich, dass keine Rezepte ausgetauscht zehrt. veganen Ernährung? wurden. Keiner interessierte sich damals in Europa dafür, wie Ich sehe darin auch einen Entfremdungsprozess von Mensch die Inka ihre Kartoffeln zubereiten oder welche Köstlichkeiten Während das deutsche Bier im Ausland gerne getrunken wird, und Tier. Denn Vegetarier weiten die grassierenden Speisetabus aztekische Köchinnen aus Mais, Tomaten und Chili zu zau- ist die deutsche Küche nicht gerade ein Exportschlager – warum auf das ganze Tier aus, Veganer sogar auf dessen Produkte. bern verstanden. Erst im kolonialen Kontext wurden Rezepte eigentlich? Wenn ich allerdings eh’ nur noch geschmacksneutrale Puten- ausgetauscht, in denen man die elementare Form des kulina- Ich würde da etwas widersprechen: Die deutsche Küche wird bruststreifen auf dem Salat esse, dann wäre es nur konsequent, rischen Lebens sehen kann. Und so kam etwa der Curry nach durchaus exportiert, auch wenn uns Deutschen das gelegent- auf Fleisch zu verzichten. Denn Tofu schmeckt auch nicht an- England oder Maggi nach Afrika. Mit der dritten Welle schließ- lich geradezu peinlich ist. Was aber als deutsche Küche im ders. Dabei wird heute insgesamt nicht weniger Fleisch geges- lich brachten Einwanderer ihre ganzen Küchen mit. Seither Ausland gilt, das sind ein paar bayerische Gerichte. Das sen. Die Mehrzahl aber hält sich an Billigprodukte und ist dann gibt es überall „Italiener“ und „Türken“, während man in könnte an dem unglaublichen Renommee des Oktoberfestes entsetzt, wenn mal wieder durch einen Lebensmittelskandal Städten wie Frankfurt heute auf ein riesiges Angebot stößt, bis liegen. Für mich war in dieser Hinsicht Thailand der Augen- herauskommt, was ihnen da aufgetischt wurde. hin zu Nigerianisch oder Uigurisch. öffner: Die Thais lieben deutsches Bier, die jungen Trendset- ter in Bangkok mit Vorliebe Weißbier. Dazu essen sie dann Sie sprechen ja auch von Massentierhaltung als Grund für Sie stellen fest, dass gerade die typischen regionalen Gerichte eine deutsche Wurstplatte oder Schweinshaxe, natürlich mit diese Entfremdung. Sie prägen in Ihrem Buch den interessanten häufig eine Mischung aus Tradition und Fremdem darstellen Sauerkraut, das bekanntlich süß-sauer schmeckt. Spruch „Tiere achten und sie schlachten“. – ist die „eigene“ Küche also eine Schimäre? Unseren bäuerlichen Vorfahren war es über Jahrtausende ge- Was heute als „kulinarische Kernidentität“ verstanden wird, Aber die Deutschen sind offensichtlich besonders gut darin, die läufig, respektvoll mit Tieren umzugehen. Schon bei den war den Menschen gestern noch fremd. Denke Sie an die Kar- heimische Küche zu vergessen. Wildbeuterkulturen fällt der respektvolle Umgang mit dem toffel oder neuerdings an Latte macchiato. Das vergessen die Ja, wir pflegen eine Art kulinarisches Überläufertum. Deut- Jagdwild auf. Den lässt die Massentierhaltung freilich ver- Leute, übrigens auf der ganzen Welt. Ich habe Thais getroffen, sche Esstraditionen geraten in Vergessenheit und werden missen, wenn junge Puten unter ihrem Zuchtgewicht kolla- die es kaum fassen konnten, dass das für ihre Küche wichtige marginalisiert. Kein Uni-Empfang ohne Tiramisu oder Panna bieren oder einem Hühnerküken binnen 30 Tagen eine Brust Chili aus Südamerika stammt. Wie auch die Papaya, Tomaten cotta, aber wo gibt es noch Kirschenmichel oder Götter- angemästet wird, die bei einem Sumo-Ringer Erstaunen her- und Erdnüsse, ohne die es keinen Papaya-Salat gäbe. Die uns speise? Dafür gibt es gelegentlich abenteuerliche Fusionen, vorrufen würde. Ich bin für Fleisch, es darf allerdings auch bekannte Thai-Küche ist kaum 200 Jahre alt. etwa „Tiramisu mit Pumpernickel“ (lacht). Hier in Frankfurt etwas weniger sein (lacht). Im ländlichen Balkan aufgewach- muss man nur den Main überschreiten und trifft in Sachsen- sen, ist die Schlachtung eines Tieres für mich etwas relativ Sie sprechen aber auch von „Ethno-Fantasy-Gerichten“ in hausen auf eine Vielzahl von traditionellen Äppelwoi-Loka- Normales. Auf Fleisch und Tierprodukte komplett zu verzich- manchen Innenstädten, von einem kulinarischen Disneyland. len. Aber nördlich des Weißwurst-Äquators ist das anders. ten, käme einem beispiellosen Kahlschlag unserer Esskultur Anthing goes ist vielleicht nicht immer gut? Ich lebte früher in Hannover, wo man sich wirklich schwertut, gleich. Aber auch nicht immer schlecht! Wenn ich von „Ethno-Fan- deutsche Kost oder Regionales zu finden. Wie auch in Berlin Interview: Dirk Frank tasy-Gerichten“ spreche, dann denke ich an pseudo-asiati- gibt es kaum die alltägliche heimische Küche, die über Bu- sche Ketten wie Coa, MoschMosch oder Thai-Express. Ich lette oder Currywurst hinausgeht. bin kein Esskritiker, was ich kritisiere, ist nicht die Qualität Zum Weiterlesen: des Essens. Und immerhin wird im Prinzip frisch gekocht, In Sven Regeners 80er-Jahre-Roman „Herr Lehmann“ wird ja „Alles – nur kein Eisbein“. Thema Ernährung an der was ja schon mal nicht schlecht ist. Worauf ich als Ethnologe deshalb der Schweinebraten in der Kreuzberger Markthalle als ­Goethe-Universität. In: UniReport 1/2013. hinweisen möchte ist, dass es sich um kulinarische Fiktionen etwas Besonders gepriesen.   www.uni-frankfurt.de/45560712/Alles---nur-kein-Eisbein--- handelt. Das Ganze wird als Street Food verkauft, weil die Während meines Studiums in Berlin war das für uns Studen- UniReport-Nr_-1_-8_2_2013.pdf Kundschaft anscheinend gerne den Eindruck des Authenti- ten ein exotischer Ort, weil man dort sogar noch Eisbein essen 20 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Campus

Sommerfest mit der Band Texas Lightning Am 3. Juli feiert die Goethe-Uni wieder auf dem Campus Westend

Familien- und Kinderprogramm, Sport zum Mitmachen, ­Schlemmen & Genießen sowie Musik auf der großen Bühne: Das SOMMERFEST 2015 dürfte für jeden etwas bieten. Ab 15 Uhr werden Studierende, Mitarbeiter und Besucher aus Nah und Fern auf dem Campus Westend feiern, Ende der Veranstaltung wird gegen 23 Uhr sein. Eines der High- lights des Programms ist sicherlich die Hamburger Band Texas Lightning mit Comedian Olli Dittrich am Schlagzeug.

Von 15 bis 18 Uhr werden Führungen für Jung und Alt über den Campus und durch verschiedene universitäre Sammlun- gen angeboten. Für die kleinen Besucher steht ein Kinderpro- gramm mit dem Spielmobil Riederwald, Kinderschminken und einer Fotowand bereit. Riedberg goes Westend: Die Naturwis- senschaften präsentieren sich mit verschiedenen Ständen. Auf einem Markt der Möglichkeiten kann die Vielfalt studenti- scher und universi­tärer Initiativen bewundert werden. Der Sportcampus Ginnheim (s. auch S. 10–11 in diesem UniReport) lädt die Besucher zum Mitmachen ein: Angeboten werden unter anderem die Sportarten Flag Football, Lacrosse sowie Cheerleading. Musikalische Vielfalt bietet die große Bühne auf dem Campusplatz: Dixieland, Rock ’N’ Roll und natürlich, zum großen Finale, Country aus Hamburg. Texas Lightning, die im Jahre 2006 Deutschland beim Eurovision Song Contest vertraten, werden aus ihrem reichhaltigen Repertoire eigene („No No Never“) und gecoverte Songs („Like a Virgin“) spielen.

Foto: Goethe-Universität

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Im Juni spricht der Leipziger sogenannte Postmoderne existiert Einige. Die oben genannten. Mär- Schriftsteller Clemens Meyer im für mich nicht. Die Moderne erfin- chen. Filme. Die Äkschn GmbH. Rahmen der Frankfurter Poetikvor- det sich permanent neu. Man kann lesungen über den „Untergang der spielen, ironisieren etc., oder man Eine Ihrer Vorgängerinnen der Äkschn GmbH“. Meyers unge- kann versuchen etwas Relevantes Poetikvorlesungen, Juli Zeh, hat vor wöhnliche Biographie und seine zu erschaffen. Jahren mal etwas provokant gesagt, Romane über Leipziger Jugend- dass kein Schriftsteller eine Poetik gangs, Prostituierte und Zuhälter Ihre Schreibweise könnte man auch habe – zumindest nicht, wenn er versprechen interessante Vorträge. als hard-boiled bezeichnen, sie schreibe. Wie sehen Sie das? Wir haben ihm vorab einige Fragen erinnert an amerikanische Autoren. Was ist denn das überhaupt, eine gestellt – seine mitunter forschen Warum haben Sie ein Faible für Poetik? Die setzt sich doch aus so Antworten deuten jedenfalls an, gesellschaftliche Underdogs? vielen Versatzstücken zusammen, dass der Autor sein Publikum Ist die Großstadt mit ihrer Hektik, ist ständig neuen Influenzen aus­ bestimmt nicht langweilen wird. Unübersichtlichkeit und sozialen gesetzt. Sie sollte beweglich sein. Leipzig nach der Wende, die Gang aus „Als wir träumten“ in Andreas Dresens Disparität eine dauerhafte Inspira­ Dennoch weiß ich natürlich, was Herr Meyer, Ihr Roman „Als wir Verfilmung: Pitbull (Marcel Heuperman), Rico (Julius Nitschkoff), Paul (Frederic tionsquelle für Ihr Schaffen? da entstehen soll, bei aller Überra- träumten“ wurde kürzlich von dem Haselon), Dani (Merlin Rose) und Marc (Joel Basman) (v. l.). Hard-boiled? Entschuldigung, das ist schung. Es gibt sie, die Poetik, sie © Rommel Film / Pandora Film / Foto: Peter Hartwig renommierten Regisseur Dresen doch totaler Unsinn. In „Im Stein“ ist wie ein Vogel oder eine Drohne, verfilmt – kann der Film, der doch erinnert mich wenig bis nichts an dem/der ich hinterherjage. Und mor- sehr oft eine Literaturvorlage den Rebellentum und Party an, wie viel von literarischer Tradition und amerikanische Autoren, naja, Pyn- gen kann meine Antwort schon Erwartungen nach einer abgerunde- manche Kritiker moniert haben? literarischer Bildung – wie kommt’s? chon vielleicht. Das ist doch auch viel wieder eine andere sein. ten Geschichte unterordnet, einem Nein. Die Bilder haben große Kraft. In welchem Alter haben Sie sich die zu verallgemeinert: amerikanische vielschichtigen und vielstimmigen Klassiker erschlossen? Autoren. Dos Passos und Heming- Nervt es Sie, wenn man Sie auf Roman gerecht werden? In „Als wir träumten“ wird ein Wie kommt’s? Weil ich mich seit way beispielsweise trennen Welten Ihre „bewegte“ Jugend anspricht? Eine Verfilmung ist immer eine desillusionierter Blick auf Jugend meiner Kindheit für Literatur inte- in ihrer literarischen Herangehens- Glauben Sie, dass das eher bildungs- Transformation. Der Film er- und Jugendkultur in der Vor- und ressiere. Man muss wissen woher weise. Hard-boiled bezeichnete eine bürgerliche Publikum in Frankfurt schafft etwas Neues, basierend auf Nachwendezeit in Leipzig geworfen. man kommt, man will sich doch Kriminalliteratur, die in den 30er auf einen Autor mit Tattoos irritiert der Vorlage. Ein Roman erzählt in Dieser Blick unterscheidet sich doch einreihen in den Strom der Kolle- Jahren ihren Anfang hatte, viel- reagieren wird? ganz anderen Logarithmen. Aber erheblich von den Darstellungen der gen. Also muss man sie lesen und leicht etwas eher, dann später von Was interessiert mich das denn, wenn ich mir beispielweise „Es Popliteratur, die eher auf den von ihnen lernen. Wenn ich die Spillane und anderen fortgeführt bitte? Der S. Fischer Verlag, der war einmal in Amerika“ von Leone Konsum und Lifestyle von Jugendli- Moderne verstehen will, muss ich wurde. Da sehe ich wenig Gemein- meine Bücher verlegt, befindet sich anschaue, der sehr verschachtelt chen der Mittelschicht fokussiert ist. die Klassiker kennen. samkeiten zu dem, was ich tue, in Frankfurt. Denken Sie, ich habe ist, dann gibt es da durchaus ge- Gibt es vielleicht einen speziell auch wenn Mike Hammer einen keinen Anzug? Irritation? Ja, durch genseitige Beeinflussungen, das ostdeutschen „Sound“? In Ihrem neuesten Roman „Im Auftritt in der Äkschn GmbH haben Literatur. heißt von einer Kunstform zur Weiß ich nicht. Es gibt „Als wir Stein“ dominiert ein monologisches wird. Für „Im Stein“ war eher Wolf- Fragen: Dirk Frank anderen. Es geht nicht um Ge- träumten“. Und da geht es um eine Erzählen; anstelle einer linearen gang Hilbig wichtig, oder Hubert rechtwerden, es geht um etwas Jugend auf Ruinen, vor einem un- Geschichte wird dem Leser ein Fichte. Was die „Underdogs“ be- Anderes, Neues. Natürlich habe tergegangenen Staat. Um Mecha- narratives Puzzle geboten. trifft: Für mich muss Kunst in jeden Termine der Frankfurter Poetik­ ich die Figuren erschaffen, die zu- nismen von Gewalt und Verrat. Um Warum „verweigern“ Sie sich einer Winkel der Gesellschaft dringen, das vorlesungen mit Clemens Meyer: grunde liegende Geschichte er- Desillusionierung und Tod. Auch traditionell erzählten Geschichte? ist für mich alles gleich. Alles Teile 9./16./23./30. Juni und 7. Juli, zählt. Dann sind Drehbuch und um Spaß, den sie bei aller Verloren- Sehen Sie dabei sich in der Tradition der uns umgebenden Welt. Die Groß- Campus Westend, HZ 1 & 2, Regisseur gefordert, auf der Lein- heit haben. Ihr Konsum ist Dieb- der Moderne? Stößt die literarische stadt, ja, mit ihrer Montage, ihren Beginn jeweils 18 Uhr. wand herrschen nun andere Ge- stahl, ihr Lifestyle der Rausch. Postmoderne, mit ihren ironisch-ver- Brüchen, ihren Sounds, ihren Leben. 8. Juli: Abschlusslesung im setze, und ich kann mich zurück- söhnlichen Erzählformen, bei Ihnen ­Literaturhaus Frankfurt lehnen. Sie haben mal den jüngeren auf Ablehnung? Gibt es eine Autorin/einen Autor Ab 10. Juni: Begleitausstellung deutschen Autoren vorgeworfen, dass Ich verweigere mich überhaupt gar der Frankfurter Poetikvorlesungen, im Fenster zur Stadt/Restaurant Passt sich Dresens Film zu sehr sie zu sehr auf die Gegenwartslitera- nichts. Ich schreibe den Roman so, die/der für Ihr Schaffen besonders Margarete medial ausgereizten Bildern von tur schielen. Sie selber halten recht wie es für ihn angemessen ist. Die relevant ist?

Marcel Reich-Ranicki Sein Leben in unbekannten Fotos und Dokumenten

Eine Ausstellung des Literaturarchivs Ausstellung zu Marcel Reich-Ranicki der Goethe-Universität – 29. Mai bis 30. Juni Literaturarchiv zeigt unbekannte Fotos und Dokumente

Literaturarchiv der Goethe-Universität Mo. – Fr. 15–19 Uhr, Sa. – So. 11–20 Uhr Eintritt frei nlässlich des 95. Geburtstags In Frankfurt am Main werden Gang durch Sein Leben und der leiblichen Familie (Seine Dantestraße 9 , gegenüber von Senckenberg und Institut für Sozialforschung, Station Bockenheimer Warte der U-Bahnen 4/6/7

von Marcel Reich-Ranicki diese Dokumente erstmals in einer Sein Leben erstreckt sich über die Alben), zwischen Produktion (Sein BeGLeitproG ramm 2. Juni 2015, 19.30 Uhr Glückwunsch, marcel Eva Demski und Petra Roth erinnern sich am 95. Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki an den persönlichen Freund und großen legt Uwe Wittstock die erste Ausstellung des Literaturarchivs Erdgeschoßetage Dante 9, einem Schreibtisch) und Rezeption (Sein Frankfurter 15. Juni 2015, 19.30 Uhr Joachim Kersten und Jan Philipp Reemtsma lesen aus Marcel Reich-Ranicki A und Peter Rühmkorf. Der Briefwechsel 26. Juni 2015, 19.30 Uhr vollständige Biographie des Litera- der Goethe-Universität öffentlich Forum des Universitätsarchivs. Lesesessel). marcel reich-ranicki Der Kritiker unter Kollegen Ein Abend mit: Ina Hartwig, turkritikers vor. Andrew Ranicki öff- gezeigt. Etwa 200 der Familienfo- Dort betritt man die Installation Eine hintere Tür des Saals öff- Martin Lüdke und Uwe Wittstock net dafür erstmals die Familienalben tos, von den Kuratoren gemeinsam durch den Flur der Kritik, ein net das Literarische Quartett, wo Plakat A1 Wittstock_Ausstellung.indd 1 13.05.15 15:12 mit hunderten Fotos, die das Leben mit Andrew Ranicki kommentiert, Entree, dessen Wände vollständig Reich-Ranickis Popularisierung der Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in unbekannten Fotos seiner Eltern von den Jahren in Po- erscheinen in einer Inszenierung, Faksimiles von Reich-Ranickis Be- Literaturkritik im Fernsehen und und Dokumenten. len und Großbritannien bis zu zu der das Historische Museum den sprechungen bestücken. Eine Tür andere wirkungsvolle TV-Auftritte

Reich-Ranickis Epoche an der Schreibtisch Reich-Ranickis bei- führt weiter in den Salon Frankfur- von ihm nachzusehen sein wird. Eine Ausstellung des Literaturarchivs Frankfurter Allgemeinen Zeitung steuert, das Jüdische Museum seine ter Anthologie, der Reich-Ranickis Die Ausstellung will, anderthalb der Goethe-Universität, kuratiert abbilden. Die fotografischen Zeug- Sammlung von Autorenbildern, das Büchern und dem Ambiente im Jahre nach seinem Tod, neben dem von Wolfgang Schopf und Uwe nisse reichen von 1945, als Reich-Ra- Literaturarchiv der Goethe-Univer- Dichterviertel gewidmet ist. Von öffentlichen Werk des Literaturkri- Wittstock. 29. Mai bis 30. Juni 2015. nicki nach Kriegsende das völlig zer- sität den Lesesessel aus der Privat- Flur und Salon gelangt man durch tikers behutsam den wenig be- Neuere Philologien/Universitäts­ störte Warschauer Getto besuchte, wohnung und die Freundin und jeweils eine Tür in Seinen Saal. kannten persönlichen Lebensraum archiv Frankfurt. Dantestraße 9. über seine Jahre als Konsul in Lon- Nachbarin Eva Demski das Bieder- Dessen Achsen werden von den Marcel Reich-Ranickis ausleuch- don, Literaturkritiker in Warschau meierensemble, an dem Teofila Polen aus Leben und Werk ten, aus dem heraus sein Werk ent- Begleitprogramm: und Mitarbeiter der »Zeit« in Ham- und Marcel Reich-Ranicki Weih- Reich-Ranickis gezogen: Zwischen standen ist. Lesung/Gespräch am 2., 15. und burg bis ins letzte Lebensjahr 2013. nachten zu feiern pflegten. der Autorenfamilie (Seine Bilder) Wolfgang Schopf 26. Juni 2015. jeweils 19.30 Uhr. 22 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Bücher

Birgit Blättel-Mink, Raphael Menez Andreas Gruschka, Hilmar Hoffmann Margit Rodrian-Pfennig, Sandra Reitz, Irmtraud Schnell (Hrsg.) Kompendium der Luiz A. C. Nabuco Lastória (Hrsg.) Frankfurts starke Frauen Silvia Krömmelbein, Sylvia Heitz, Herausforderung Inklusion Julika Bürgin (Hrsg.) Innovationsforschung Zur Lage der Bildung Ohne Quote ganz nach oben Theoriebildung und Praxis Reflexive Lehrforschung an der Springer VS 2015, Wiesbaden Kritische Diagnosen aus Deutschland Societäts Verlag 2014, Frankfurt Klinkhardt 2015, Bad Heilbrunn Hochschule 340 Seiten, kartoniert, 34,99 Euro und Brasilien 288 Seiten, gebunden, 19,80 Euro 443 Seiten, kartoniert, 24,90 Euro Partizipations-, Forschungs- und Praxisori- Budrich 2015, Opladen, Berlin, Toronto 272 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro entierung in sozialwissenschaftlichen Lehr-/Lernverhältnissen

Budrich 2014, Opladen, Berlin, Toronto 223 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro

enkt man in der Wissenschaft an Inno- ompetenz“ ist das Zauberwort dieser va Demski, Hannelore Elsner, Barbara ochschulen sind im Umbruch und Hoch- iele Debatten werden über Inklusion Dvationen, so kommt man am Evolutions- KJahre geworden. Die Anpassung des EKlemm, Petra Roth und Danièle Nouy: Hschuldidaktik gelangt dabei mehr und Vgeführt: öffentliche, wissenschaftliche, theoretiker Joseph A. Schumpeter nicht Ausbildungs- an das Beschäftigungssystem Diese Persönlichkeiten sind starke Frauen mehr aus ihrem Nischendasein. Veränderun- pseudo-wissenschaftliche und journalisti- vorbei. Schumpeter ging davon aus, dass nimmt zu. Wissenschaft, die das Interesse Frankfurts. Hilmar Hoffmann porträtiert im gen, die durch den „Bologna-Prozess“, Ex- sche. Vor allem beziehen sie sich auf eine sich Neues gegen Widerstand durchsetzen an europäischer Bildungstradition zu vertre- vorliegenden Band in dritter Auflage die für zellenzinitiativen sowie neue Steuerungs- mögliche Praxisentwicklung in Bildung und muss und dass die Masse der Individuen ten und auszulegen sucht, wird zunehmend Frankfurt bedeutenden Frauen als eine und Finanzierungsmodelle ausgelöst wur- Erziehung, ohne dabei den Anspruch auf eher auf das Bewährte setzt. Im Gegensatz ersetzt durch eine Dienstleistungswissen- Hommage an das weibliche den, tragen zu diesem Wandel bei. Inklusion zu definieren. Dem Recht aller zu Neuem verleiht Bewährtes Sicherheit. schaft. Das Bildungssystem wird unter Geschlecht und die Stadt Frankfurt. Als er Universitäre Lehre wird zunehmend be- Menschen, gleichberechtigt und in Ge- So hat eine Epoche, die auf Veränderungen einen permanenten Druck zur Selbstverbes- 2004 im Band Die großen Frankfurter 25 forscht und Lehrqualität und -kompetenz meinschaft zu leben, haben die UN-Kon- setzt, die das Neue nicht in Frage stellt, serung gesetzt. Ehrenbürger der Stadt Frankfurt porträ- rücken verstärkt in den Mittelpunkt der ventionen zu den Rechten von Menschen in der Individuen und soziale Gruppen das Die Lage der Bildung verlangt von der tierte, fiel auf, dass darunter keine Frau Aufmerksamkeit. Im vorliegenden Band mit Behinderung und die UN-Kinderrechts- Neue erwarten und davon ausgehen, dass Pädagogik eine leidenschaftlich leiden- war. Doch ist die rasante Entwicklung gehen die Autoren der Frage nach, wie konvention von Neuem Geltung verschafft. sich die Gesellschaft nur dadurch fortent­ schaftslose und sachhaltige Analyse. Kriti- Frankfurts unter anderem den Ideen und tragfähig der hochschuldidaktisch viel be- Das Gesellschafts- und Bildungssystem ist wickeln kann, nicht mehr viel mit der Epo- sche Pädagogik war schon immer Partei- Energien besonderer Frauen geschuldet. schworene „Wandel vom Lehren zum Ler- jedoch von separierenden Strukturen geprägt. che Schumpeters zu tun. Nicht nur die Zei- gänger für Bildung. Der vorliegende Band Nun schließt sich Birgitta Wolff, die nen?“ für die Sozialwissenschaften ist. In So stößt die Umsetzung des Anspruchs ten haben sich geändert, auch die Innovati- beinhaltet sieben Diagnosen aus Deutsch- Präsidentin der Goethe-Universität, dieser Feldstudien erarbeiteten sie Kriterien für die Inklusion auf zahlreiche Widerstände und onen, mit denen eine Gesellschaft nun land und Brasilien zur Lage der Bildung. Reihe erfolgreicher Frauen an, deren Ein- Lehrkultur in ihrem Fachbereich. Wie eng Widersprüchlichkeiten. konfrontiert wird, sind anders. Der Innova­ Sie beziehen sich auf zentrale Teilaspekte fluss sich in Frankfurt gleichermaßen in die Grenzen sind, bestehende Lehr- und Der Sammelband reflektiert diese Wider- tionsprozess ist heute hoch komplex, mit und fragen danach, ob und wie an dem Politik, Kunst, Wirtschaft und Forschung Lernverhältnisse umzukrempeln, zeigen sprüchlichkeiten und bietet eine theoreti- vielen unterschiedlichen Beteiligten, die Versprechen der Bildung und Pädagogik zeigt. So ist auch die Geschichte von Wolff Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit sche Fundierung der Inklusion und Analysen über unterschiedliches Wissen verfügen. festgehalten werden kann und ob sich die eine von Hoffmann fein gezeichnete Lauf- den institutionellen Rahmenvorgaben. der Praxis. Dabei wird auch die Wissen- Der vorliegende Band gibt einen Über- öffentliche Schule in ihrer bisherigen bahn, die sich nun immer enger mit der schaft in den Blick genommen. Die Texte Margit Rodrian-Pfennig ist Oberstudien- blick über die zentralen Entwicklungslinien Funktion wird halten können. Geschichte der Goethe-Universität verbin- zeichnen sich besonders durch die Inter­ rätin im Hochschuldienst am Institut für der Innovationsforschung und vermittelt Zu jedem Aspekt wird ein Beitrag sowohl det. Die Goethe-Universität setzt mit ihr disziplinarität ihrer Autoren und Autorin- Politikwissenschaft der Goethe-Universität. einen Eindruck davon, wie heute über Inno- aus Brasilien als auch aus Deutschland als erste Frau in diesem Amt ein deutliches nen aus. Neben Behinderung beziehen sie vation nachgedacht wird. Dabei schlägt er vorgestellt. Das erlaubt einen komparativen Signal, gerade zum Jubiläum. Wolff setzt Sandra Reitz ist wissenschaftliche Mitar- auch weitere Heterogenitätsdimensionen einen zeitlichen und institutionellen Bogen Blick auf das Problem und ermöglicht so- eine Reihe großer Rektoren wie Max Hork- beiterin am Institut für Politikwissenschaft mit ein. Somit stellt der Band für alle in von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. wohl die Globalisierung der Entwicklung zu heimer, Helmut Coing und der Goethe-Universität. Wissenschaft und Öffentlichkeit an inklusi- Wesentliche Ideen, Themen und Paradigmen verifizieren, wie auch sie zu falsifizieren. oder die Präsidenten Klaus Ring und Rudolf ven Entwicklungen Interessierte eine um- stehen im Zentrum des Buches. Darüber hinaus zeigt es, welche diagnosti- Steinberg fort. Sie stehen alle für ein großes Silvia Krömmelbein ist Akademische fangreiche und aktuelle Diskussionsgrund- sche Kraft in der kritischen Pädagogik ent- Erbe wissenschaftlicher und hochschulpoliti- Oberrätin am Institut für Soziologie der lage dar. Birgit Blättel-Mink ist Professorin am halten ist. scher Erfolge. Goethe-Universität. Institut für Soziologie der Goethe-Univer­ Sylvia Heitz ist Oberstudienrätin im Hoch- Irmtraud Schnell lehrt und forscht seit sität. Andreas Gruschka ist Professor für Hilmar Hoffmann war langjähriger Kultur- schuldienst im Ruhestand für Didaktik der vielen Jahren zu rechtlichen, bildungs­ Pädagogik der Sekundarstufe an der dezernent Frankfurts und ist mit dem Wahl- Sozialwissenschaften an der Goethe-Uni- politischen und pädagogischen Fragen der Raphael Menez ist wissenschaftlicher Goethe-Universität. spruch „Kultur für alle“ in ganz Deutsch- versität. Inklusion, zuletzt am Institut für Sonder­ Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie an land bekannt. pädagogik der Goethe-Universität. der Universität Hohenheim. Luiz A. C. Nabuco Lastória ist Professor Julika Bürgin ist Lehrbeauftragte der für Sozialpsychologie an der Universität Didaktik der Sozialwissenschaften der São Paulo. Goethe-Universität und der TU Darmstadt.

Sybille Frank, Petra Gehring, Julika Griem, Michael Haus (Hrsg.) Städte unterscheiden lernen Zur Analyse interurbaner Kontraste Campus Verlag 2014, Frankfurt/New York 470 Seiten, kartoniert, 34,90 Euro

inwohnerzahl, Arbeitslosenquote, Wohnungsleerstand Der Sammelband zeigt die Forschungsergebnisse eines nahmen werden hier aufgegriffen und verfeinert und nicht Eoder Freizeitwert sind Parameter, die es zwar ermögli- interdisziplinär angelegten Städtevergleichs. Dieser unter- identisch ausbuchstabiert. chen, eine Stadt in Zahlen zu erfassen. Ob Städte jeweils suchte die Unterschiede und Charakteristika urbaner Sybille Frank ist Juniorprofessorin für Stadt- und Regio- individuelle Züge besitzen, können diese Parameter jedoch Wahrnehmungs- und Handlungsmuster. Dabei wurden nalsoziologie am Institut für Soziologie an der TU Berlin. nicht beantworten. Ob sich die alltäglichen Wirklichkeiten Friseursalons, Stadtkrimis, Mediendiskurse und Stadtmarke- von Städten durch gewisse Eigenarten auszeichnen, ist tingmaßnahmen in den vier Städten Birmingham, Dortmund, Petra Gehring ist Professorin für Philosophie an der eine Frage, die sich Stadtsoziologie, Planungswissenschaf- Frankfurt am Main und Glasgow analysiert. Die Unter­ TU Darmstadt. ten und lokale Politikforschung über Jahrzehnte kaum suchungen knüpfen an ein Programm zur Erforschung gestellt haben. Es bedarf neuer Methoden, um Antworten städtischer Wirklichkeiten an, das anstelle generell „städ- Julika Griem ist Professorin für Anglistische Literaturwis- auf diese Frage zu finden. Nach Eigenschaften zu suchen, tischer“ oder einer „lokalen“ Ebene zugeordnete Phäno- senschaft an der Universität Frankfurt. die keine klare Kontur aufweisen, sie zu ermitteln oder mene zu betrachten, tatsächlich den je spezifischen Michael Haus ist Professor für Moderne Politische auch das Fehlen solcher Eigenheiten festzustellen, erfor- Kontext der Städte selbst untersucht. Hierbei rückt die Theorie an der Universität Heidelberg. dert ein offenes Vorgehen. sozialräumliche, praktische und diskursive Singularität von Städten in den Vordergrund. Die theoretischen Grundan- Bibliothek UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 23

Campus Bockenheim Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Buchumzüge oder die Platznot bekämpfen Zentralbibliothek Tel: (069) 798-39205 /-39208 [email protected] Im April wurden erneut etwa 6 Kilometer Buchbestand in das seit gut einem Jahr bezogene www.ub.uni-frankfurt.de Ausweichmagazin in einem Gewerbegebiet in Bockenheim-West verlagert. FB 09 Kunstbibliothek Tel: (069) 798-24979 früheren Deutschen Bibliothek in www.ub.uni-frankfurt.de/kunstbibliothek kmbhome.html der Zeppelinallee aufgegeben wer- den. Allerdings war die Nutzungs- Fachbibliothek zur Sozialen Gerontologie dauer mit nur zwei Jahren äußerst an der U3L kurz, da die Liegenschaft an die Juridicum, Raum 612 Tel: (069) 798-28862 KfW vergeben wurde. Also musste [email protected] der Bestand wieder umziehen. An- www.u3l.uni-frankfurt.de ders als vorgesehen wurden die Bände in die eigentlich als Erweite- Campus Westend rung der Zentralbibliothek gedach- FB 01/02 ten zwei neuen Ma­gazingeschosse, Bibliothek Recht und Wirtschaft (BRuW) Tel: (069) 798-34965 /-34968 die oberhalb der ­Endhaltestelle der www.ub.uni-frankfurt.de/bruw/home.html U-Bahn U4 entstanden, unterge- bracht. Aus Platznot lagerte die FB 03 bis 05, 11 Bibliothek Sozialwissenschaften damalige Senckenbergische Biblio- Schon in den 70er und Psychologie (BSP) Jahren von den thek bereits Jahre zuvor Altbestand Tel: (069) 798-35122 Magazinkapazitäten in die frühere Mensa auf dem [email protected] her vollends www.ub.uni-frankfurt.de/bsp ausgelastet: die ­gegenüberliegenden Campus aus. Zentralbibliothek in Die sog. Alte Mensa wurde bis FB 06 bis 08, 09 (z. T.), 10 Bockenheim. 2013 immer mehr als Lagerraum Bibliothekszentrum Foto: Födisch für unsere Bücher genutzt. Da für Geisteswissenschaften (BzG) diese Räumlichkeit nur eine Nut- Infotheke Querbau 1 uletzt gehörten zum Umzugs- Ausleihe bestellten Medien – sinn- der Bockenheimer Warte mit einer zung bis Ende Januar 2014 mög- Tel: (069) 798-32500 Infotheke Querbau 6 Zgut medizinische Zeitschriften, voll ist, die Bestände an einem Ort damaligen maximalen Magazin­ lich war, mussten neue Räume Tel: (069) 798-32653 naturwissenschaftliche sowie me- zu bündeln. Ab jetzt können be- kapazität von 2,2 Mio. Bänden war ­gefunden werden, die zudem zu- www.ub.uni-frankfurt.de/bzg dizinische Dissertationen, der stellte Bücher oder Zeitschriften- bereits Mitte der Siebzigerjahre sätzlich auch Bestände aus den komplette Bestand der früheren bände spätestens am nächsten vollends ausgelastet. Zu diesem Magazinen der Zentralbibliothek Campus Riedberg Osteuropa-Abteilung, Vorlesungs- Werktag bei der Ausleihe abgeholt Zeitpunkt wurde das erste Aus- aufnehmen können. FB 11, 13 bis 15 verzeichnisse und einiges andere oder an den Lesesälen eingesehen weichmagazin in einer Lagerhalle Dies ist mit der Liegenschaft im Bibliothek Naturwissenschaften Tel: (069) 798-49105 mehr. Die Notwendigkeit der wie- werden. in Frankfurt-Fechenheim geschaf- nahegelegenen Bockenheim-West www.ub.uni-frankfurt.de/bnat/home.html derum umfangreichen „Buchbe- Dieser aktuelle Umzug ist nur fen und es wurden dort ca. 1 Mio. ermöglicht worden. wegungen“ bestand darin, dass der einer der seit Jahrzehnten immer Bände untergebracht. Auch schon Seit dem 1. Mai befinden sich Campus Niederrad Mietvertrag für das im Jahre 2003 wieder notwendigen Auslagerun- damals wurde diese „Außenstelle“ dort knapp 600.000 Bände (fast FB 16 angemietete Magazin in der Deut- gen aus den Magazinen der Zent- täglich an­gefahren, um Buchbe- 20 lfd. km). Der Umzug erfolgte Medizinische Hauptbibliothek (MedHB) schen Nationalbibliothek zum ralbibliothek aufgrund des stetig stellungen ­zeitnah zu erledigen. abermals – für den Nutzer nahezu Tel: (069) 6301-5058 30. April 2015 auslief und es orga- wachsenden Medienbestandes. 1997 konnte ­dieses doch ver- unmerklich – bei laufendem Be- www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/medhb.html nisatorisch – insbesondere in Be- Der vor gut 50 Jahren bezogene kehrsungünstig gelegene Magazin trieb. Evelyn Kroll zug auf Lieferfristen für die zur Neubau der Zentralbibliothek an zugunsten des Bücherturms der Informationsveranstaltungen der Zentralbibliothek Die Bibliothekseinführungen beinhalten: Foto: UB – Überblick über die Angebote der UB Das Projekt Gruppenarbeitsplätze – Literatursuche im Katalog – Informationen zu Ausleihe, Anmeldung und Bibliotheksausweis wird zur Dauereinrichtung – Nutzung von E-Journals und E-Books – Einfache Recherche nach Aufsatzliteratur in Datenbanken achdem das Projekt Gruppen- ­Lesesäle im Erdgeschoss und im – Ergebnisse speichern oder drucken Narbeitsplätze, das im Septem- 1. Obergeschoss zur Verfügung. Teilnehmerzahl max. 10 Personen ber 2014 in der Zentralbibliothek Zwischen den Jahren und in der Dauer jeweils ca. 1,5 Stunden startete, bis Ende März überwie- Prüfungszeit am Ende des Winter- Auf Anfrage können für Gruppen ab 3 Personen auch Führungen zu weiteren Terminen verein- gend positive Resonanz hervorge- semesters sowie der Phase der Abi- bart werden. rufen hat, soll nun eine dauerhafte tur-Vorbereitungen waren die vor- Ist kein passender Termin für Sie dabei? Einrichtung daraus werden. Viele handenen Plätze zum Teil nicht Hier finden Sie Hilfestellungen für Ihre Studierende waren froh über die mehr ausreichend. Dem wurde Literaturrecherche: Möglichkeit, in kleinen Gruppen durch zusätzliche Stühle Rech- http://www.ub.uni-frankfurt.de/benutzung/ portal_hilfe.html lernen, arbeiten und auch mal et- nung getragen. Geplant ist für die was diskutieren zu können. Auch Zukunft der Gruppenarbeitsplätze, Termine und Anmeldung wenn sich ein paar Nutzer anfangs mehr Raum zu schaffen, damit die bei der Info der Zentralbibliothek: Bockenheimer Landstr. 134-138 mit der neuen Situation ein biss- einzelnen Gruppen nicht zu dicht http://www.ub.uni-frankfurt.de/benutzung/ chen schwertaten, konnte doch nebeneinander sitzen müssen. Vor- literatursuche.html ein angenehmes Arbeitsklima ge- schläge für eine weitere Umgestal- Tel: (069) 798-39205 oder -39208 schaffen werden. Für die „klassi- tung nimmt das Lesesaalteam der E-Mail: [email protected] sche“, stille Lesesaal-Situation ste- Zentralbibliothek gerne entgegen. hen weiterhin die beiden großen Cornelia Gilb www.ub.uni-frankfurt.de 24 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Freunde

»Warum ich mich für die Freunde und Förderer der Goethe-Universität einsetze? Weil dort Wissenschaftler aus ganz verschiedenen Fachrichtungen zusammenkommen und in einen fruchtbaren Dialog mit der Bürgergesellschaft Frankfurts treten.«

Prof. Mark Wahrenburg, Betriebswirtschaftler Foto: Dettmar

Vorstand Prof. Dr. Wilhelm Bender (Vorsitzender), Dr. Sönke Bästlein, Udo Corts, Alexander Ein Demuth, Dr. Thomas Gauly, Holger Gottschalk, Prof. Dr. Heinz Hänel, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, Julia Heraeus-Rinnert, Michael Keller, Rendez- Dr. Friederike Lohse, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Renate von Metzler, Prof. Dr. , Claus Wisser, Prof. Dr. Birgitta Wolff vous mit Geschäftsführer Alexander Trog Chopin Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main [email protected] Die drei Ehrensenatorin- Tel: (069) 910-47801, Fax: (069) 910-48700 nen luden zum Konzert zugunsten der ausländi- Konto schen Studierenden Deutsche Bank AG Filiale Frankfurt BLZ 50070010 enn sie rufen, lässt sich Konto-Nr. 700080500 die Frankfurter Gesell- schaft nicht lange bit- Ehrensenatorin Renate von Metzler stellt die Studierenden Zuzana Slavkovská (Slowakei) und Eric Otieno (Kenia) vor. Freunde der Universität W ten – und Karin Giersch, Renate Fotos: Dettmar von Metzler und Johanna Quandt Freunde der Universität hatten sich wieder etwas Besonde- sionell konzipiert und umgesetzt. reits bekannten Stuttgarter Kam- res ausgedacht. Zum 3. Mal baten Wie sehr ausländische Studierende merorchester bezauberte sie die »Eine Universität Die Vereinigung von Freunden und die drei Ehrensenatorinnen zu ei- Hilfe brauchen können, verdeut- geladenen Gäste. Förderern der Goethe-Universität mit ihren ner Veranstaltung in das Casino der lichte die Präsidentin an einigen Die begeisterten Zuhörer wur- lebt von interkul- rund 1600 Mitgliedern hat im vergangenen Goethe-Universität, diesmal zu ei- Zahlen. Die Chance, dass sie ihren den anschließend von Renate von Jahr mit knapp 440.000 Euro rund 240 turellem Austausch ­Forschungsprojekte aus allen Fachberei- nem Konzert mit der Pianistin Olga Abschluss erfolgreich abschließen, Metzler „wachgerüttelt“: „Die Stadt, chen der Universität unterstützt, die ohne Scheps und dem Stuttgarter Kam- ist nämlich rund 20 % geringer als das Land – wir brauchen bi- und und Diversität.« diesen Beitrag nicht oder nur begrenzt merorchester unter der Leitung bei ihren deutschen Kommilitonen. multilinguale Akademiker. Interna- hätten realisiert werden können. Einige von Johannes Klumpp. Die 550 Ungewohnte Lehr- und Lernkultur, tionalisierung ist kein Selbstzweck. Prof. Birgitta Wolff dieser Projekte stellen wir Ihnen hier vor. Besucher wurden um eine großzü- intransparente Universitätsstruktur, Frei nach Frank Schirrmacher gige Spende für die Freunde und Sprachschwierigkeiten, Finanzie- muss dringend ein Rettungspaket Förderer der Universität gebeten, rungsprobleme oder Knappheit des für die Jugend geschnürt werden, Botschaft „Wir helfen Euch. Und Freunde Aktuell insbesondere zur Unterstützung Wohnraums sind einige der Hür- und dazu gehören unsere ausländi- wir brauchen Euch.“ sind andere ausländischer Studierender, und den. Deshalb ist es wichtig, dass die schen Studenten, die vielleicht spä- Beispiele. Per E-Mail informieren wir unsere Mit­ Universität sie besonders unter- ter auch bei uns bleiben wollen.“ Als Vorstandsmitglied der glieder schnell und aktuell über interes- stützt. Denn: Eine Universität lebt „Wie gute Hausfrauen“ hatten sich Freunde und Förderer der Goethe-­ sante Veranstaltungen an der Universität. von ­interkulturellem Austausch die drei Gastgeberinnen deshalb Universität wird Renate von Metz- Interesse? Teilen Sie uns doch bitte »Frei nach Frank einfach Ihre E-Mail-Adresse mit: und ­Diversität. 16 % der 46.000 konkrete Hilfen ausgedacht, allem ler im Team über die Vergabe der Goethe-­Studenten und 40 % der voran die Etablierung einer Will- Mittel, die auf dem Konto der Lucia Lentes Schirrmacher Neuberufenen haben heute einen kommens- und Integrationskultur. Freunde unter dem Stichwort „Eh- [email protected] muss dringend ausländischen Pass. Das passt zu Dazu benötigt es geschultes Perso- rensenatorinnen“ zusammenkom- Tel: (069) 798-12756 Frankfurt, einer der internationals- nal. Sprachunterricht in möglichst men, entscheiden. Ideen – das ver- ein Rettungs­paket ten Städte in Deutschland. Hier kleinen Gruppen und ein Pro- sicherte die Präsidentin – gibt es Förderanträge an die Freunde für die Jugend ­leben Menschen aus über 170 gramm namens „Buddy“ mit der genug. Friederike Lohse Susanne Honnef ­Nati­onen, und mehr als 3000 aus- [email protected] ­geschnürt werden.« ländische Firmen und Banken ha- Tel: (069) 798-12433 ben hier ihren Sitz. Renate von Metzler Eine ausländische Studentin war auch Olga Scheps, der Star des Bitte vormerken Abends. Mit sechs Jahren kam sie das Ergebnis übertraf alle Erwar- mit ihren Eltern, einem Musikpro- 2. Juli 2015 tungen. Da immer noch Spenden fessor und einer Klavierlehrerin, Akademische Feier fließen, kann keine endgültige Zahl aus Moskau nach Deutschland und genannt werden, aber sicher ist gewann bereits im Jahr 1999 mit 8. September 2015 ­bereits jetzt ein sechsstelliger Be- zwölf Jahren den Bundeswettbe- INNOVATIONSFORUM 2015 trag. werb „Jugend musiziert“. Sie stu- 12. november 2015 In ihrer Begrüßung dankte die dierte an der Hochschule für Musik Mitgliederversammlung Präsidentin den Ehrensenatorin- und Tanz in Köln, wo sie auch lebt, der Freunde und Förderer nen herzlich für ihr Bürger-En- und gehört heute zu den erfolg- gagement. Die vorbildliche Initia- reichsten und gefragtesten Pianis- tive wurde von Nike von Wersebe tinnen Europas, mit einer Leiden- aus dem Bereich Private Hoch- schaft für Chopin. Zusammen mit www.freunde.uni-frankfurt.de schulförderung wie immer profes- dem an der Goethe-­Universität be- Olga Scheps am Klavier. Studium UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 25 »Eine unbezahlbare Erfahrung« Studentica – Ein Online-Netzwerk von Studierenden für Studierende

chon früh haben Florian austauschen können“, sagt Reif- Eine unbezahlbare Erfahrung Reifschneider und Alex Klein schneider. Obgleich Facebook den Nach einer Testphase im Winter- Sangefangen, sich für Compu- Anstoß zur Idee für Studentica ge- semester 2014/15 ist das akade- ter und das World Wide Web zu geben hat, sehen die beiden Start­ mische Online-Netzwerk nun für interessieren. Reifschneider up-Gründer in dem größten On- die gesamte Goethe-Universität brachte sich während der Schulzeit line-Netzwerk keine Konkurrenz: verfügbar. „Wir wollen Studentica das Programmieren selbst bei. Und „Facebook ist für die private Kom- nicht am Studenten vorbei bauen. Klein löste als Kind die Computer- munikation unter Freunden aus­ Daher war es uns in der Testphase probleme seines Vaters, um später gelegt. Die Plattform legt den wichtig, möglichst viel Feedback den Informatikleistungskurs zu be- Schwerpunkt nicht auf einen aka- einzuholen, um unsere Plattform legen. Heute, selbst noch Studen- demischen Austausch. Unser Ziel weiter zu verbessern“, sagt Klein. ten am Institut für Informatik, sind aber ist es, unseren Nutzern dabei Das führte bereits dazu, dass es sie Gründer von einem Startup-­ zu helfen, effizienter und zielge- neuerdings eine Funktion für pri- Unternehmen, von Studentica. Die richteter zu studieren. Studentica ist vate Lerngruppen gibt. Zurzeit Idee zu dem akademischen Online-­ kein Freundschafts-Netzwerk.“ nutzen knapp elf Lehrende und Netzwerk für Studierenden der Auf Studentica haben die Nut- 700 Studierende die Plattform. Florian Reifschneider (l.) und Alex Klein. Foto: Frerichs ­Goethe-Universität hatte Reif- zer die Möglichkeit, die originalen Auch das nächste Tool ist schon schneider vor drei Jahren, als er Lehrveranstaltungen gewisserma- in Planung. Mithilfe sogenannter wie man ein Unternehmen zu et- mit Expertise und einem Berater- begann, Facebook-Gruppen zu ßen zu reproduzieren. „Unser An- Meilensteine sollen die Nutzer auf was formt. So etwas lernt man we- netzwerk. Finanzieren müssen die gründen. Zunächst eine für den ei- liegen war es, die Studierenden zu Studentica zukünftig ihr Studium der im Studium noch in einer gro- beiden Informatikstudenten ihr genen Informatikjahrgang, danach autorisieren, selbst Kurse auf Stu- vom ersten bis zum letzten Semes- ßen Firma. Eine unbezahlbare Startup-Unternehmen momentan eine für alle Informatikstudieren- dentica zu erstellen. Andernfalls ist ter durchplanen können: Stun- Erfahrung“, sagt Klein. Reifschnei- jedoch noch aus eigener Tasche. den. Als auch dort immer mehr man darauf angewiesen, dass der denpläne, Auslandssemester oder der ergänzt: „So ein großes Soft- Ende des Jahres werden Klein und Nicht-Informatiker Mitglied wer- Lehrende eine Online-Plattform zu erreichende Leistungspunkte. wareprojekt macht man nicht alle Reifschneider ihr Studium been- den wollten, gründete Reifschnei- für seine Kurse benutzt“, erklärt Doch nicht nur für die Studieren- Tage. Vor allem nicht während den. Schon jetzt steht für sie fest: der schließlich eine allgemeine Reifschneider. Innerhalb der On- den, sondern auch für ihre eigene seines Studiums. Das steht nicht „Danach möchten wir mit Studen- ­Facebook-Gruppe für die gesamte line-Veranstaltungen können sich berufliche Entwicklung sehen die auf dem Lehrplan. Dementspre- tica richtig durchstarten.“ Goethe-Universität. „Dabei ist mir die Studierenden untereinander Informatiker einen Mehrwert in chend ist das auch eine tolle Er- Katharina Frerichs bewusst geworden, dass Bedarf für und mit dem jeweiligen Lehren- ihrem Startup. „Wir haben im letz- gänzung zur Uni.“ eine Plattform besteht, auf der sich den über Inhalte austauschen. Es ten Jahr sowohl aus technischer Gefördert wird Studentica vom die Studierenden über den Uniall- können Materialien hochgeladen als auch aus ökonomischer Sicht Goethe-Unibator, dem Gründer-   www.studentica.co tag, den Lehrstoff oder anderes oder Wikis errichtet werden. viel dazugelernt. Wir wissen jetzt, zentrum der Goethe-Universität,

Zum Doktortitel und darüber hinaus Ein maßgeschneidertes Workshop-Angebot von GRADE – Goethe Graduate Academy macht Doktoranden fit für die Karriere.

it den Seminaren und gen auf. „Die optimistische Pro- Jeder Teilnehmer skizziert eine Workshops von GRADE jektplanung der Anfangsphase persönliche Roadmap für die Mstärken Doktoranden ­kollidiert mit der Realität des For- Phase nach der Promotion. Elisa- akademische und persönliche schungsalltags“, weiß Margarete beth Schäfer hat sich bereits ange- Kompetenzen und verschaffen sich Hubrath aus vielen Gesprächen. Im meldet. „Ich möchte mich auf die besten Startchancen für die neuentwickelten zweiten Teil der meine Disputation vorbereiten Karriere – ob in der Wissenschaft, Reihe – „Get Optimized“ – ziehen und einen Einblick in den Veröf- Wirtschaft oder Gesellschaft. Die die Promovenden daher Zwischen- fentlichungsprozess erhalten.“ dreiteilige Reihe „Get Prepared for bilanz und stecken ihre Ziele für Die GRADE Career Talks runden the Future“ ist ein Alleinstellungs- die zweite Hälfte der Promotion das Angebot ab: Führungskräfte merkmal der Goethe-Universität. fest. Auch der Umgang mit Rück- aus Wissenschaft und Wirtschaft „Erfolgreich promovieren beinhal- schlägen wird thematisiert. „Ver- berichten von ihrer persönlichen tet auch eine erfolgreiche Zu- suchsanordnungen laufen nicht Laufbahn und ihrem Arbeitsalltag. kunftsplanung. Das garantieren wie geplant oder der Betreuer Promovierende stellen den Exper- wir mit den Veranstaltungen unse- scheint unzufrieden – viele Dokto- ten ungezwungen die Fragen, die rer Get-Reihe“, sagt die GRADE-­ randen machen ähnliche Erfah- ihnen auf den Nägeln brennen. Die Geschäftsführerin, PD Dr. Heike rungen. Aus dem Austausch sollen Workshops der „Get Prepared for Zimmermann-Timm. Gemeinsam sie neue Motivation schöpfen.“ the Future“-Reihe sowie alle mit Dr. Margarete Hubrath vom Foto: GRADE „Get Optimized“ findet im Som- GRADE-­Veranstaltungen stehen ­Institut für Hochschulberatung mersemester 2015 zum ersten Mal den Doktoranden der Goethe-Uni uni-support hat sie die Workshop-­ statt. offen. Neugierig? Reihe entwickelt. „Beginn, Mitte Zeit- und Projektmanagement. „Ich netzen sich über die eigene Diszip- und Abschluss der Promotion ber- konnte Fragen klären, die ich nicht lin hinweg. „Mit vielen bin ich im- Get Finished – weil das Ende nur gen jeweils unterschiedliche Her- unbedingt mit meinem Betreuer mer noch in Kontakt und wir teilen der Anfang ist Zu weiteren Informationen und ausforderungen. In den Workshops besprechen wollte. Zum Bespiel unsere Erfahrungen. Wenn zum Auch für Promovenden im letzten zur Anmeldung geht es hier: erhalten Teilnehmer die für die je- wie ich den Arbeitsalltag organi- Beispiel jemand einen Vortrag im Jahr hat GRADE das passende An-   www.uni-frankfurt.de/52284771/ weilige Phase richtige Unterstüt- siere oder ob ich Zeiten für Urlaube Ausland hält, erzählt er uns von gebot. An zwei Tagen üben sie vor 400_angebote zung“, sagt Margarete Hubrath. oder Krankheit einplane“, sagt Eli- der vorherrschenden Vortragsmen- kritischem Publikum, ihre For- sabeth Richter. Sie promoviert im talität“, erzählt Elisabeth Schäfer. schungsergebnisse kurz und präg- Get Started – alles für den dritten Jahr in Didaktik der roma- nant darzustellen und selbstbe- gelungenen Start nischen Sprachen und absolvierte Get Optimized – auf Kurs bleiben wusst in der Disputation zu Eine erste Orientierung bietet der den Kurs in ihrem ersten Promoti- Hat man die ersten Hürden über- punkten. Ein anderer Schwer- mehrtägige Workshop „Get Star- onsjahr. Die Teilnehmer knüpfen wunden, treten in der Mitte der punkt von „Get Finished“ dreht ted“. Vermittelt werden vor allem Kontakte untereinander und ver- Promotion neue Herausforderun- sich um die berufliche Zukunft. 26 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Menschen

Neuberufene In den vergangenen Jahren arbeitete sie Akademie für Naturforscher Leopoldina Sein fachliches Wissen und sein per- für Öffentliches Recht, Völker- und Euro- in einem BMBF-geförderten Verbundpro- und der Academia Europaea. 2010 wurde sönliches Engagement in verschiedenen parecht an der Goethe-Universität inne- Christian Spies jekt zur computergestützten Erfassung der sie mit dem Paul Ehrlich-Nachwuchspreis Institutionen und Gremien haben die Er- hat. Kadelbach nahm den mit 6.000 Euro Problemlösekompetenz von Industriekauf- ausgezeichnet. wachsenenbildung bundesweit stark ge- dotierten Preis während der Promotions- leuten. Darüber hinaus interessiert sie sich prägt. Günther Böhme steht nicht nur für feier des Fachbereichs Rechtswissen- für die (Fehl-)Allokation zeitlicher Res- die Universität des 3. Lebensalters an der schaft entgegen. sourcen in Bildungsprozessen und ent- Goethe-Universität, sondern er ist auch sprechende Konsequenzen für individu- seit 1954 Seminarleiter und Dozent in elle Lehr- und Lernleistungen. In metho-­ leitender Funktion an der Volkshoch- Nachrufe discher Hinsicht hat sie sich der Thema- schule Wiesbaden. tik der Mehrebenenanalysen verschrie- Seit 1974 ist er Redakteur, von 1998 Lothar Schmidt ben, mit der sich viele Fragestellungen bis 2008 Leitender Redakteur der Hessi- Nach einer Tätigkeit im Bundesfinanz­ Foto: Dettmar der empirischen (Berufs-)Bildungsforschung schen Blätter für Volksbildung, Zeitschrift ministerium in Bonn kam Dr. jur. und umfassend bearbeiten lassen. Foto: Dettmar für Erwachsenenbildung. ­Diplomvolkswirt Lothar Schmidt auf Zum 1. Februar 2015 hat Christian Spies Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten Günther Böhme wurde im Jahr 1989 ­Vorschlag von Prof. Ellwein zum Som- die neu geschaffene Professur für zeit­ in ihrer schwäbischen Wahlheimat im Etwa 70 Prozent unserer Gene sind die mit der Bürgermedaille in Silber, 2003 mer-Semester 1962 als Dozent an die genössische Kunst am Kunstgeschicht­ Schwarzwald, den sie gemeinsam mit Blaupause für Biomoleküle, deren Funk- mit der Bürgermedaille in Gold der Lan- Hochschule für Erziehung an der Johann lichen Institut angetreten. Nach dem ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn tion gerade erst entdeckt wird: die deshauptstadt Wiesbaden und 1997 mit Wolfgang Goe­the-Universität. Im Rah- Studium der Kunstgeschichte, Kunst und radelnd und fotografierend durchstreift. nicht-kodierenden RNAs. Statt in Pro- dem Verdienstkreuz der 1. Klasse des Ver- men des Seminars für Politische Bildung Germanistik war er DFG-Stipendiat im Aufgewachsen im schleswig-holsteini- teine übersetzt zu werden, übernehmen dienstordens der Bundesrepublik Deutsch- erstreckte sich seine mit großem Einsatz Graduiertenkolleg „Zeiterfahrung und schen Kiel ist sie über die Jahre ein kul- sie vermutlich Steuerungsfunktionen im land ausgezeichnet. Ebenso wurde er zum und freundlicher Strenge durchgeführte ästhetische Wahrnehmung“ an der Goe­ turelles Mischwerk geworden, denn als Körper. Prof. Stefanie Dimmeler konnte Ehrenvorsitzenden der VHS Wiesbaden Lehrtätigkeit auf die Schwerpunkte Recht the-Universität und wurde 2005 an der echtes Nordlicht liebt sie natürlich auch als eine der ersten Wissenschaftlerinnen ernannt. Des Weiteren ist er Ehrendoktor und Wirtschaft. Bis zu seiner Emeritie- Universität Basel promoviert. Dort war Wind und Wellengang beim Segeln auf nachweisen, dass die Untergruppe der der Universität Riga, Inhaber der Goethe-­ rung im Jahre 1988 stand diese Thematik er anschließend Postdoktorand im neu der heimischen Ostsee. mikro-RNAs bei der Regeneration von Plakette der Stadt Frankfurt am Main und im Mittelpunkt seiner Lehrtätigkeit. eingerichteten Nationalen Forschungs- Blutgefäßen eine Rolle spielt. Vom Euro- der Ehrenmedaille der Goethe-Universität. Seine Erfahrungen in der Verwaltung schwerpunkt Bildkritik „eikones“ und spä- päischen Forschungsrat erhält sie nun und seine juristischen Kenntnisse führ- ter Projektleiter einer Forschergruppe zur Auszeichnung den begehrten ERC Advanced Investiga- Prof. Simone Fulda übernimmt ten schnell dazu, dass er über seine Lehr- Bildtheorie des Ornaments. Als Oberassis- tor Grant, um eine weitere große Gruppe die Leitung des Ausschusses für tätigkeit hinaus viele Aufgaben an und tent hat er zugleich am Kunsthistorischen ERC Advanced Grants für von nicht-kodierenden RNAs zu untersu- Forschungsbauten für die neu gegründete Hochschule über- Seminar in Basel unterrichtet. Amparo Acker-Palmer und chen. Sie vermutet, dass diese an der nehmen konnte und musste. So sprang er In Frankfurt wird Christian Spies die- Stefanie Dimmeler Entstehung von Herzinfarkten, Schlagan- ein, als die ersten etwa 100 Studenten sen Arbeitsschwerpunkt der Bildtheorie fällen und Krebserkrankungen beteiligt und Studentinnen zur 1. Staatsprüfung fortführen, und in der kommenden Zeit Hohe Auszeichnung für zwei Forscherin- sind. Der ERC bewilligte ihr 2,5 Millionen für das Lehramt an Haupt- und Realschu- eine ideengeschichtliche Studie zur Bild- nen der Goethe-Universität: Die Neuro- Euro für die nächsten fünf Jahre. 2001 len anstanden und der Leiter des Prü- theorie des leeren Bildes abschließen. biologin Amparo Acker-Palmer und die nahm sie einen Ruf auf die Professur für fungsamtes gleich nach Eingang aller Zugleich wird er neue Akzente auf dem Biologin Stefanie Dimmeler erhalten Molekulare Kardiologie an der Goethe-­ Meldungen zurücktrat. Die Organisation, Gebiet der zeitgenössischen Kunst set- jeweils einen Advanced Investigator Universität an. Seit 2008 ist sie Direkto- die er dazu in wenigen Tagen entwi- zen, wobei neue Formen von Skulptur Grant des Europäischen Forschungsrates. rin des Instituts für Kardiovaskuläre Re- ckelte, war so effektiv, dass sie noch und Installation sowie deren Ausstel- generation im Zentrum für Molekulare viele Jahre die Arbeit dieses Prüfungs- lungsräume im Zentrum stehen. Medizin. Sie ist Co-Sprecherin des DFG-­ amtes bis zu dessen Eingliederung in Gerade für die Lehre bedeutet die zeit- geförderten Exzellenzclusters „Kardio-­ Der Wissenschaftsrat der Bundesregie- das Prüfungsamt für alle Lehrämter be- genössische Kunst eine besondere Her- Pulmonäre Systeme“, des vom Land rung und der Länder hat Prof. Simone stimmte. Er beteiligte sich auch sehr ak- ausforderung, nicht nur im Hinblick auf Hessen geförderten „LOEWE Zentrums Fulda zur Vorsitzenden des Ausschusses tiv in der Universitätspolitik, zum Beispiel die Methoden der eigenen historischen für Zell- und Gentherapie“ und des für Forschungsbauten bestimmt. Fulda ist als Mitglied des Senats. Dieses Engage- Disziplin, sondern auch im Rahmen eines BMBF-geförderten­ Deutschen Zentrums Direktorin des Instituts für Experimen- ment und seine breiten Kenntnisse des zunehmend globalen Kunstsystems. Ein für Herz-­Kreislaufforschung (DZHK) am telle Tumorforschung in der Pädiatrie am Universitätsrechts ließen ihn bei der besonderes Anliegen ist es Christian Standort Rhein-Main. Sie ist Mitglied im Universitätsklinikum Frankfurt. Der Aus- Neustrukturierung der Universität – ob Spies deshalb, eine enge Kooperation Exzellenzcluster Makromolekulare Kom- schuss wurde 2007 eingerichtet und hat der Umbau der Hochschule für Erziehung mit den Frankfurter Museen und Ausstel- plexe sowie mehrerer Sonderforschungs- eine wesentliche Funktion für die Weiter- zur Abteilung für Erziehungswissenschaf- lungsinstitutionen zu pflegen und so eine Nervenzellen und Blutgefäße durchzie- bereiche. Von 2008 bis 2012 war sie entwicklung der Forschungslandschaft in ten, ob nach dem neuen Universitätsge- direkte und kritische Auseinandersetzung hen den Körper oft Seite an Seite. Das Mitglied des Deutschen Ethikrates. Ste- Deutschland. Bund und Länder haben setz von 1970 die Eingliederung dieser mit der zeitgenössischen Kunst zu er- bemerkte schon der flämische Anatom fanie Dimmeler erhielt zahlreiche For- dem Wissenschaftsrat die Aufgabe über- Abteilung in die neu gegründeten Fach- möglichen. Andreas Vesalius im 16. Jahrhundert. schungspreise, darunter den renommier- tragen, geplante Förderungen von For- bereiche – eine wichtige Rolle spielen. Erst in den letzten zehn Jahren haben ten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der schungsbauten zu prüfen und eine Priori- Diese bestand nicht nur in seinem En- Kristina Kögler Forscher entdeckt, dass das Wachstum Deutschen Forschungsgemeinschaft und sierung vorzuschlagen. Der Ausschuss gagement in verschiedenen Gremien, neuronaler und vaskulärer Netzwerke den Ernst Jung-Preis für Medizin. für Forschungsbauten bereitet diese Ent- sondern auch in der Verfassung von von denselben Molekülen gesteuert scheidung vor. Damit unterstützt er das Denkschriften und Plänen. So war es wird. Prof. Amparo Acker-Palmer, eine Hessischer Verdienstorden für Ziel von Bund und Ländern, die Voraus- eine logische Folge, dass der inzwischen Pionierin auf diesem Gebiet, wird nun Prof. Günther Böhme setzungen der deutschen Hochschulen zum Professor Berufene im neu gegrün- erstmals die Kommunikation zwischen für eine erfolgreiche Teilnahme am natio- deten Fachbereich Gesellschaftswissen- Nervenzellen und Blutgefäßzellen im nalen und internationalen Wettbewerb in schaften 1971 zum Gründungsdekan Gehirn untersuchen. Dabei erhofft sie der Forschung zu verbessern. Die Frank­ gewählt wurde. Die Struktur des Fachbe- auch neue Erkenntnisse für die Therapie furter Wissenschaftlerin übernimmt den reichs, die weitgehend bis zur erneuten von Demenz und psychischen Erkrankun- Ausschussvorsitz von Prof. Antje Boetius, Reform der Universität im Jahr 2000 be- Foto: Dettmar gen. Der Europäische Forschungsrat (ERC) Universität Bremen. Bundespräsident stand, ist unter seinem Dekanat entwi- Kristina Kögler hat zum 1. April die neu fördert das Vorhaben mit einem Advan- Joachim Gauck hatte Prof. Fulda zum ckelt worden. Das Gedenken an Lothar eingerichtete Juniorprofessur für Wirt- ced Investigator Grant in Höhe von 1. Februar 2015 für eine zweite dreijäh- Schmidt wäre jedoch unvollständig, schaftspädagogik an der Goethe-Univer- 2,5 Millionen Euro in den nächsten fünf rige Amtszeit in den Wissenschaftsrat würde man nicht an seine geschliffene sität angetreten. Jahren. 2007 wurde sie an das Exzellenz- berufen. Sprache, die auch seine Lehrveranstal- zentrum „Makromolekulare Komplexe“ tungen prägte, erinnern. Er liebte kurze Sie promovierte im Jahr 2014 an der der Goethe-Universität Frankfurt berufen. Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Böhme, eme- Jakob Kadelbach wird mit dem prägnante Sätze mit großer Aussagekraft. Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit Seit 2011 ist Acker-Palmer Leiterin der ritierter Professor für Bildungsphiloso- Baker & McKenzie-Preis für Deshalb sammelte er auch Aphorismen einer Arbeit über Bedingungsfaktoren Abteilung Molekulare und Zelluläre Neu- phie und Bildungsgeschichte an der hervorragende Dissertation und veröffentlichte sie in mehreren Publi- und Wirkungen von Schülerlangeweile­ robiologie beim Fachbereich Biowissen- Goethe-Universität­ wurde am 8. April ausgezeichnet kationen. Die Aphorismen zeigen insge- im Rechnungswesenunterricht – die All- schaften der Goethe-Universität Frank- 2015 mit dem Hessischen Verdienst­ samt seine kritisch-ironische Distanz zu gegenwart und Brisanz dieser Lern­ furt. 2012 erhielt sie ein Gutenberg orden ausgezeichnet. Der Baker & McKenzie-Preis 2014 wurde den politisch-gesellschaftlichen Verhält- emotion waren ihr schon in der eigenen Forschungskolleg(GFK)-Fellowship von der Günther Böhme wurde 1923 in Dres- Jakob Kadelbach für die beste wirt- nissen. Volker Nitzschke Schulkarriere bewusst geworden. Neben Johannes-­Gutenberg-Universität Mainz den geboren. Er war 1982 Mitbegründer schaftsrechtliche Disser tation zum Thema der Analyse von Unterrichtsprozessen und ist eine der leitenden Wissenschaft- der Universität des 3. Lebensalters an internationales Investitionsrecht verlie- mit ihrer methodisch-didaktischen Aus- lerinnen des Rhine-Main Neuroscience der Goethe-Universität und war von hen. Die Auszeichnung erhält er für seine gestaltung und den entsprechenden indi- Network (rmn2). 2014 wurde Acker-Palmer 1984 bis 2012 der Vorsitzende ihres Vor- Dissertation „Regimeübergreifende Kon- viduellen Erlebensqualitäten liegt einer zum Max-Planck-Fellow am MPI für Hirn- stands. Heute hat er den Ehrenvorsitz kretisierung im internationalen Investiti- ihrer Forschungsschwerpunkte auf der forschung in Frankfurt berufen. Amparo inne und ist weiterhin in der Lehre an onsrecht“. Betreut wurde die Arbeit von Kompetenzmessung in der Berufsbildung: Acker-Palmer ist Mitglied der Deutschen der U3L tätig. Prof. Rainer Hofmann, der den Lehrstuhl Termine ab 31. Mai 2015 bis 15. Juli 2015 Termine UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 27 bis 15. Juli 2015 10. Juni 2015 Strong earthquakes büchern über Schlesien, insbesondere Veranstalter: Evangelische Veranstalter: Museum Giersch der and tsunamis in the Alps – myth or aus dem Umfeld der Vertriebenenver­ Studierendengemeinde­ Frankfurt Goethe-Universität Ausstellung reality? bände, fand Herold seine Motive, die & Katholische Hochschulgemeinde  www.museum-giersch.de Form folgt Fuß. Prof. Flavio Anselmetti überwiegend eine verklärte vormodern-  www.esg-frankfurt.de (University of Bern) bäuerliche Welt zeigen.  www.khg-frankfurt.de Georg Hermann von Meyer 24. Juni 2015 (1815-1892) und die Schuh- Die Ausstellung wird bis zum 17. Juli 17. Juni 2015 Paleontological proxies 2015 gezeigt. reform for sea level 15. Juni und 2. Juli 2015 Lesung und Gespräch Veranstalter: Studiengalerie 1.357 Senckenberg Naturmuseum Prof. Juan Carlos Braga Romantik im  www.studiengalerie.uni-frankfurt.de Vorlesungsreihe Frankfurt, 2. OG, Raum 211 (University of Granada) Rhein-Main-Gebiet »Verbrechen und Strafe 24. Juni 2015 Geomechanical 10. Juni bis 8. Juli 2015 im Kino« Prof. Heinrich Detering (Göttingen), Dass wir heute einen rechten und einen reservoir models for stress and Museum Giersch, Schaumainkai 83, linken Schuh tragen, ist nicht selbstver- fracture prediction Cornelia Goethe Colloquien SS 2015 Alle Vorlesungen finden um 19 Uhr Eintritt 3 Euro ständlich. Den Anstoß für eine Reform Prof. Dr. Andreas Henk (TU Darmstadt) im Museum für Moderne Kunst, dieser symmetrischen Fußbekleidung, die Masculinitie Domstraße 10 statt. Der Eintritt ist frei. auf beiden Füßen getragen wurde, gab 1. Juli 2015 Topographic and Als Literaturwissenschaftler und Lyriker 1858 der gebürtige Frankfurter Georg Her- tectonic expressions of mantle alle Vorträge: außer 26. Mai, jeweils verbindet Heinrich Detering zwei Pers- mann von Meyer (1815−1892). Rund 120 convection mittwochs, 18.00−20.00 Uhr c. t., An vier Terminen stellen Mitglieder des pektiven auf die Romantik. Was uns an Campus Westend, PEG-Gebäude, Exzellenzclusters „Die Herausbildung dieser Epoche bis heute berührt, wird in Ausstellungsstücke, darunter Modelle, Prof. Thorsten W. Becker Raum 1.G191 normativer Ordnungen“ und Gäste des seinen Gedichten und einem Gespräch Präparate, Bücher, Fotos und zahlreiche (University of Southern California) Schuhe veranschaulichen die damalige geistes-und sozialwissenschaftlichen zum Thema des Abends. Forschungsverbundes ihre Sicht auf Neukonzeption der Fuß­bekleidung. 8. Juli 2015 ans Ende der Welt – Im Laufe der letzten zwei bis drei Veranstalter: Museum Giersch der ausgewählte Filme zur Diskussion. Die Evolution der Beuteltiere Jahrzehnte hat sich die Männlichkeits- Goethe-Universität Veranstalter: Nach den einleitenden Vorträgen sind PD Irina Ruf forschung als breites, interdisziplinäres Senckenberg Gesellschaft für die Werke im Original mit Untertiteln  www.museum-giersch.de (Senckenberg Forschungsinstitut und und internationales Forschungsfeld Naturforschung zu sehen. Zum Abschluss freuen sich Naturmuseum) ­etabliert. Die Cornelia Goethe Collo- die Referenten auf die Meinung des  www.senckenberg.de quien werden sich im Sommer­semester 25. Juni 2015 Publikums. 15. Juli 2015 Carbonate diagenesis – 2015 dem Thema Masculinities from characterization and quantifi- 1. und 8. Juni 2015 zuwenden. 15. Juni 2015 „Narrative Funktionen Vortrag cation towards modeling von Strafe und Straferwartungen“ 10. Juni 2015 Changing Father­ »A Sociology of the Flesh Dr. Marta Gasparrini (Paris) über Cassandra’s Dream (Woody Gastprofessur hood(s), Changing Masculinity(ies), and Blood« Allen, USA-GB-F 2007) Cultures and Translation Veranstalter: Institut für Geowissen- Dr. Ewa Palenga-Möllenbeck (Goethe-­ schaften, Goethe-Universität Universität), Prof. Hande Birkalan-Gedik Christiane Voss Loic Wacquant (Berkeley), 17.00 Uhr, Casino 1.801, Nina-Rubinstein-Weg 1, Prof. Souleymane Bachir Diagne  www.uni-frankfurt.de/48934683/ (Yeditepe University, Istanbul) and (Bauhaus-Universität Weimar) Campus Westend (New York), Dr. Sveva Magaraggia (University of 2. Juli 2015 „‚Guess I got what I 18.00 Uhr, Casino 1.811, Nina-Rubin- Roma Tre), Vortragssprache: Englisch deserve.‘ Der lange Weg vom stein-Weg 1, Campus Westend 10. Juni bis 8. Juli 2015 Der Vortrag ist der Beginn einer dreitägi- 24. Juni 2015 Altern ist nicht nur Verbrechen zur Strafe“ über gen Konferenz zum Thema „The Implicit weiblich – Das hohe Alter als Feld „Breaking Bad“ (AMC-Serie von 1. Juni 2015 Translating the universal Ringvorlesung des Exzellenzclusters Sociology of Literature“. neuer Maskulinität Vince Gilligan, USA 2008–2013) 8. Juni 2015 Universality as transla- Theorizing Global Order Veranstalter: Institut für England- und Dr. Miranda Leontowitsch Christoph Menke (Goethe-Universität) tion in a postcolonial world Amerikastudien Alle Vorlesungen finden um (Goethe-­Universität) Veranstalter: Exzellenzcluster „Die Veranstalter: Frobenius-Institut 18.15 Uhr in Raum HZ 6 im Hörsaal-  www.ieas.uni-frankfurt.de 08. Juli 2015 „Generations nursed on Herausbildung normativer Ordnungen“  www.frobenius-institut.de zentrum, Theodor-W.-Adorno-Platz, the Milk of Humiliation”: Masculinity   www.normativeorders.net/de Campus Westend statt. and Generational Narratives in the 8. Juli 2015 Der Eintritt ist frei. 2. bis 7. Juni 2015 Propaganda of the Islamic State 19. Juni – 20. Juni 2015 Dr. Christoph Schwarz (Philipps-Universi- Gastvortrag 10. Juni 2015 Cultural Diversity and 15. Japanisches Filmfestival tät Marburg), Vortragssprache: Englisch »Liebessemantik in International Order Vortragsreihe Nippon Connection Veranstalter: Cornelia Goethe der Semiperipherie der Prof. Chris Reus-Smit Night of Science 2015 Centrum für Frauenstudien und die Weltgesellschaft. (University of Queensland) Erforschung der Geschlechterver- 17.00 bis 6.00 Uhr, Max-von-Laue- Zivilisationssemantik und 15 Jahre japanisches Kino in Frankfurt! 24. Juni 2015 Nomadic Political hältnisse (CGC) Straße 7-9, Campus Riedberg Remoralisierung der Liebe in Das Japanische Filmfestival Nippon Theory Japan von 1868 bis 1920« Connection in Frankfurt am Main feiert  www .cgc.uni-frankfurt.de Es wird spät: In der Nacht vom sein 15-jähriges Jubiläum. Was als Prof. Erik Ringmar (Lund University) Takemitsu Morikawa (Luzern), 19. Juni wird niemand an Schlaf kleines studentisches Projekt begann, ist 16 Uhr, PEG 1.G111, Theodor-W.- 8. Juli 2015 The Sociology of Interna- 14. bis 18. Juni 2015 denken können. Ab 17 Uhr ist jeder heute das weltweit größte Festival für Adorno-Platz 6, Campus Westend tional ­Relations in India: Contested eingeladen, den Campus Riedberg in japanischen Film. An sechs Festivalta- ­Readings of Global Political Order Projekttage einem ganz anderen Licht zu sehen. gen sind über 100 neue Produktionen Veranstalter: Institut für Soziologie Refugees Welcome! Zum zehnten Mal macht die Night aus allen Genres zu sehen, darunter Prof. Siddharth Mallavarapu of Science die Nacht zum Tag. In  www.fb03.uni-frankfurt.de/ viele Premieren. Zahlreiche Regisseure (South Asian University) Austausch, Perspektiven, Aktionen – spannenden Führungen und 42453294/soziologie aus Japan werden persönlich dabei sein, Veranstalter: Menschen sind auf der Flucht. Sie müs- Experimenten kann man dort wenn sich das Künstlerhaus Mouson- Exzellenzcluster „Die Herausbildung sen fliehen, wenn sie überleben wollen. Wissenschaft hautnah erleben. turm und das Theater Willy Praml in der normativer Ordnungen“ 15. Juli 2015 14. Juni 2015 Gottesdienst mit Veranstalter: Night of Science Naxoshalle in ein buntes und einladen-  www.normativeorders.net/de  Schwerpunktthema Flucht und Asyl des Festivalzentrum verwandeln.   www.nightofscience.de Universitätsmusik 19 Uhr, St. Ignatius, Gärtnerweg 60 Semester-Abschlusskonzert Veranstalter: Nippon Connection e. V. 10. Juni 2015 www.nipponconnection.com 15. Juni 2015 The Land in Between,  23. Juni 2015 Akademischer Chor und Orchester, Filmvorführung und Diskussion mit Ausstellungseröffnung 20 Uhr, Festsaal/Casino, der Ethnologin und Filmemacherin Lesung 3. Juni bis 15. Juli 2015 Jörg Herold – Schlesisches Campus Westend Melanie Gärtner und dem Protago- »Der Himmel so nahe Himmelreich nisten Blade Cyrille Vortragsreihe die Welt so weit« Dvorak, Die Mittagshexe 18 Uhr, Saal der ESG, Sioli 7, Campus Geowissenschaftliches 20 Uhr, Studiengalerie 1.357, 1. OG, Ferdinand Ries, Sinfonie Nr. 6 I.G.-Farben-Haus, Norbert-Woll- Westend 19 Uhr, Museum Giersch, Kolloquium Sibelius, Finnlandia (mit Chor) heim-Platz 1, Campus Westend 16. Juni 2015 Angekommen in Schaumainkai 83, Eintritt 8 Euro, verbindliche Anmeldung unter Lortzing, Singstunde Die Vorträge finden jeweils um 17.15 Öffnungszeiten: Im Semester Montag Frankfurt? Diskussion mit Flücht­ Telefon 069-13 82 10 10 Uhr im Kleinen Hörsaal Raum 1.101 bis Donnerstag 12 bis 17 Uhr. lingen und UnterstützerInnen Weber, 2 Arien aus „Der Freischütz“ in der Altenhöferallee 1 statt. Der Eintritt ist frei. 19 Uhr, Saal der KHG, Sioli 7, Verdi, Trinklied aus „La Traviata“ Der Schauspieler Isaak Dentler liest aus Campus Westend Veranstalter: Frankfurter Universitäts- In seiner Werkgruppe Schlesisches Erzählungen, Briefen und Tagebüchern 3. Juni 2015 The sedimentary basins musik e. V. Himmelreich ironisiert und dekonstru- 18. Juni 2015 Solidaritätskonzert und der Romantik. Dr. Mareike Hennig, die of Svalbard – 300 million years of iert der Leipziger Künstler Jörg Herold Internationale Speisen Kuratorin der Ausstellung „Romantik  www.unimusik-frankfurt.de world class outcrops Erinnerungsbilder und politische Mythen 19 Uhr, Saal der ESG und KHG, Sioli 7, im Rhein-Main-Gebiet“, erläutert dazu Prof. Ivar Midtkandal (University of Oslo) des Vertriebenendiskurses. In Heimat- Campus Westend ausgewählte Werke. Wir sind ganz nah an Ihrem Uni-Leben. Besuchen Sie uns direkt im Beratungsbüro.

Sprechzeiten

Donnerstag, 8:30 bis 13 Uhr, im Beratungsbüro im Hörsaalgebäude am Campus Westend.

Oder nach Vereinbarung.

Das TK-CampusTeam ist für Sie da

Jan Müller Hochschulberater Tel. 01 51 - 14 53 48 65 [email protected]

Isabell Schuster Hochschulberaterin Tel. 01 51 - 18 83 29 44 [email protected]

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