Unireport Ausgabe 03-2015 | Goethe-Universität Frankfurt
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UniReport UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 | Jahrgang 48 | Goethe-Universität Frankfurt am Main 3.15 UNI IN BEWEGUNG Der Sportcampus in Ginnheim Die Reportage, Seite 10 www.unireport.info Foto: Foedisch Editorial Austausch auf der Agenda Liebe Leserinnen und Leser, nach der Lektüre dieses UniReports werden Sie gewissermaßen die Qual Brigitte Haar möchte sich als neue Vize-Präsidentin der Goethe- der Wahl haben, denn: Zahlreiche Essay: Bestmögliche Bildung hochkarätige Ausstellungen warten Universität so stark für Internationalität machen, wie man es im für alle 2 auf Ihren Besuch! „Hamster – Hips- ter – Handy: Im Bann des Mobilte- House of Finance von ihr als Professorin gewohnt ist. Rolf van Dick und Holger Horz lefons“, ein Projekt des Forschungs- bestreiten die These einer „Akademiker- verbundes zur „Konsumästhetik“ schwemme“. ann ein Text mit ihr trotz des Feiertags und Ökonomen, qualifiziert sie ohne Frage als Vize-Präsi- im Museum Angewandte Kunst, ist Brückentags noch kurzfristig abgestimmt wer- dentin für das Ressort Internationales. einem Gerät gewidmet, das eigent- den? Die neu gewählte Vize-Präsidentin und „Das Amt kam für mich sehr überraschend“, sagt lich nur noch nebenbei zum Telefo- K nieren verwendet wird. „The Octo- Jura-Professorin Brigitte Haar reagiert sehr heiter. sie ohne Umschweife. „Unsere neue Präsidentin hat pus“ im Frankfurter Kunstverein (in „Natürlich, bei mir kommen sogar die Studierenden mich gezielt angesprochen, ob ich Interesse an dieser Kooperation mit dem Exzellenzclus- von Donnerstag bis Samstag zu einem englischsprachi- Aufgabe hätte.“ Sie hätte sich mit Kollegen und Freun- ter Normative Orders) zeigt Arbei- gen Seminar in die Uni.“ den besprochen. „Es ist ein weiteres Add-on, denn ich ten des Amerikaners Trevor Paglen, habe schon den Ehrgeiz, die Projekte weiterzuführen, Die Studis der Dean’s List 3 der unter anderem geheime Stand- Enger Austausch mit Ausland und zwei Fachbereichen in die ich in Forschung und Lehre involviert bin.“ Dass Ein Blick auf die „Bestenförderung“ orte der NSA und CIA fotografiert Ein amerikanischer Kollege reist an, um sie als Dozent es um den weiteren Ausbau der Internationalität ging, im FB Wirtschaftswissenschaften. hat. Vor anderthalb Jahren verstarb beim Thema M&A – Mergers and Acquisitions zu un- sei schließlich ausschlaggebend gewesen. „Also habe Deutschlands wohl berühmtester terstützen. Sonntag will sie ihm das Kloster Eberbach ich mich entschlossen, die Universität mitzugestalten“, Literaturkritiker. Nun zeigt das Uni- zeigen. „Er begeistert sich für europäische Kultur und sagt die Professorin, die schon in der Studienzeit drei versitätsarchiv unbekannte Fotos Weinanbau und ich bin eine gute Gastgeberin“, lacht Stipendien nach Passau, Genf und Chicago führten. und Dokumente des Frankfurters sie. Man merkt schnell, wie gern sie Professorin ist und Und so vermutet man zu Recht gute Vorbereitung auf Marcel Reich-Ranicki. Apropos Lite- ratur: Begleitend zur Poetikdozen- wie sehr sie internationalen Austausch schätzt. Seit das Thema. Den weiteren Ausbau der Internationalität tur ist im „Fenster zur Stadt“ eine zehn Jahren ist Brigitte Haar an der Goethe-Universi- möchte sie auf drei Ebenen vorantreiben: „Bei den tät. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Studierenden möchte ich den Austausch dadurch för- Ausstellung über Clemens Meyer 1.500 Pflanzenarten auf dem zu sehen. Und im Museum Giersch Recht, deutsches, europäisches und internationales dern, dass die Anerkennung von Studienleistungen Riedberg 8 kann die „Romantik im Rhein- Wirtschaftsrecht, Law and Finance und Rechtsverglei- aus dem Ausland verbessert und transparenter wird.“ Main-Gebiet“ bewundert werden. chung. Angesiedelt im House of Finance ist ihr Haupt- Als Anreiz für ausländische Studierende „müssen wir Der Biologe Georg Zizka kümmert Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei thema die Wechselwirkung zwischen Recht und Fi- fächerabhängig prüfen, ob wir weitere englischspra- sich mit seinem Team um den neuen den Ausstellungen! Dirk Frank nanzmärkten, Forschungsperspektive der Beitrag der chige Studiengänge anbieten.“ Für den akademischen Wissenschaftsgarten. Institutionen zur Finanzmarktstabilität und zur Ver- Nachwuchs wünscht sie sich weitere Fördermaßnah- meidung systemischer Risiken. Sie ist Sprecherin des men wie einjährige Fellowships. von der Stiftung Geld und Währung finanzierten Gra- „In der Forschung ist meine Vision, dass wir die Ad- duiertenkollegs Law and Economics of Money and Fi- ministration erleichtern durch ein gebündeltes Pro- nance, „in dem Doktoranden aus aller Welt vertreten jektmanagement für die Beantragung von Fördergel- sind“, und hat schon durch Promotion und Habilitation dern.“ Denn manches Mal würden die Antragsteller am Max-Planck-Institut für ausländisches und interna- beklagen, „dass der Zeitaufwand für die Beantragung „Ente süß-sauer ist typisch deutsch“ tionales Privatrecht in Hamburg Auslandsbeziehungen der Mittel höher ist als die Ersparnis durch einen zu- 19 aufgebaut, „die man an der Universität nicht ohne wei- sätzlichen Mitarbeiter“. Schließlich stünden auf EU- Der Ethnologe Marin Trenk Johann Wolfgang Goethe-Universität | Postfach 11 19 32 60054 Frankfurt am Main | Pressesendung | D30699D teres knüpft“. Diese Internationalität und der Kontakt Ebene horrend große Töpfe wie Horizon 2020 bereit, über verblüffende kulinarische Deutsche Post AG | Entgelt bezahlt gleich zu zwei Fachbereichen, den Juristen und den Fortsetzung auf Seite 4 Entwicklungen. 2 UniReport | Nr. 3 | 29. Mai 2015 Aktuell Bestmögliche Bildung und Ausbildung brauchen wir für alle Rolf van Dick und Holger Horz antworten auf Hans Peter Klein, der im UniReport 2/15 vor einer Akademikerschwemme warnt. Im Interview mit dem Kollegen Kennzeichen einer Akademiker- hauptet, dass viele Länder uns um Ausbildungssystemen zu identifizie- wird angenommen, dass der „Höhe- Hans Peter Klein im letzten Uni- schwemme? das Duale Ausbildungssystem be- ren, um sie übertragbar zu machen. punkt“ gesellschaftlicher und öko- Report (2/2015) wurde behauptet, Weiterhin wird die Ansicht geäu- neiden. Aber warum wurde es seit Das Problem der Kritiker der empi- nomischer Entwicklungen in Ab- dass wir in Deutschland einen ßert, dass sich die Verdienstaus- der Inkraftsetzung des Berufsbil- rischen Bildungswissenschaft ist, hängigkeit einer wünschenswerten Irrweg beschritten, indem wir sichten in akademischen Berufen dungsrechts im Jahre 1969(!), wel- dass ihnen schlicht die nach wissen- Akademikerquote zu prognostizie- die Quote akademisch gebildeter zusehends verschlechterten. Eine ches das Duale Bildungssystem in schaftlichen Standards der empiri- ren sei. Aus unserer Sicht ist auf Personen in den jüngeren Jahr- aktuelle Studie des Instituts für Ar- seiner heutigen Form begründete, schen Bildungswissenschaft erhobe- Grundlage bisheriger Daten nur si- gängen systematisch erhöhen. beit und Qualifikation (IAQ) weist nirgendwo jenseits deutschsprachi- nen Daten fehlen, die ihre Position cher zu erwarten, dass Gesellschaf- Darauf möchten wir antworten. aus, dass fast jeder zehnte Akade- ger Länder übernommen? Immer unterstützen. Persönliche Gesprä- ten mit im Vergleich zu heute hö- miker im Niedriglohnsektor tätig wieder liest man, wie viele Länder che und Gesprächskreise, in denen heren Akademikerquoten andere erzeit zählen wir hierzu- ist – ein Schicksal, das seit vielen von diesem System begeistert sich Kritiker der empirischen Gesellschaften sein werden, viel- lande rund 45 Millionen Jahren jedoch rund ein Fünftel al- seien. So wird angeführt, dass Län- Bildungswissenschaften gegenseitig leicht sogar – so hoffen wir – etwas DBeschäftigte. Nach Berech- ler Arbeitnehmer trifft. Daher kann der wie Spanien, Griechenland, bestärken – zumeist verbunden mit aufgeklärtere Gesellschaften, wie nungen des Instituts für Arbeits- die Niedrigentlohnung von Akade- Portugal, Italien, die Slowakei und ausschließlich qualitativen Argu- dies bereits seit den sechziger Jah- markt- und Berufsforschung (IAB) mikern schwerlich aufgrund dieser Lettland ebenso wie Indien und mentationsfiguren – sind keine ren in Deutschland geschehen ist, wird diese Zahl bis 2050 bei kons- Relation als Indiz für die in China über Reformen im Sinne des ausreichende Datenbasis, um sys- als sich die Akademikerrate in Re- tanten Erwerbsquoten und ohne den Medien vielfach hypostasierte Dualen Systems nachdenken. Jen- temische Bildungsentscheidungen lation zu heute mehr als verdrei- zusätzliche Einwanderung auf we- „Akademikerschwemme“ gelten. seits weniger Pilotprojekte sowie im 21. Jahrhundert zu treffen. Viel- facht hat. Dass wir aber nun wegen niger als 27 Millionen schrumpfen. Das der Parteilichkeit unverdäch- einzelner Staaten wie Russland mehr hat man den Eindruck, dass einer Überakademisierung einen Etwas weniger dramatisch sähe es tige Bundesamt für Statistik legt oder Vietnam, die punktuelle Ele- hier in enger beruflicher und priva- verhängnisvollen Zenit überschrei- aus, wenn es gelänge, pro Jahr ca. zur Frage des Sozialstatus von mente aus diesem System übertra- ter Verquickung Personen aus Wis- ten, ist zumindest auf Basis existie- 100.000 zu sätzliche Arbeitsmigran- Akademikern eindrucksvolle Zah- gen, erkennen die meisten Natio- senschaft und Presse sich gegensei- render Daten nicht wissenschaft- ten nach Deutschland zu locken – len vor. Seit den 1970er Jahren, nen aber nach wie vor nicht den tig einer Realität versichern, die so lich-methodisch fundiert herauszu- was angesichts der im interna- d. h. seitdem derartige Statistiken von manchen