Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 47. Jahrgang • 2010 • Sonderheft Das Naturschutzgebiet Aland-- Niederung – Ausweisung eines NSG zur Umsetzung der Ziele von NATURA 2000

1 Einführung der wildlebenden Vogelarten) sowie Art .4, Abs .4 der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom Christiane Röper 21 . Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebens- räume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen) . Die EU verabschiedete am 21 .Mai 1992 die Richtlinie Bei den Vogelschutzgebieten ist zu beachten, dass zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie deren Erklärung zum besonderen Schutzgebiet den der wildlebenden Tiere und Pflanzen, die sogenann- Regimewechsel gemäß Art .7 der FFH-Richtlinie aus- te Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) . löst und damit überhaupt erst die Anwendung der Die Mitgliedsstaaten sind seitdem verpflichtet, ein Ausnahmeregelungen gemäß Art . 6, Abs . 4 der FFH- europaweites Netz von besonderen Schutzgebie- Richtlinie ermöglicht . Bis dahin gilt in Vogelschutz- ten zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur gebieten ein generelles Verschlechterungsverbot . Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aufzu- Gemäß Art . 4, Abs . 4 der FFH-Richtlinie legt der bauen . In dieses Natura 2000 genannte Netz sind Mitgliedsstaat bei der Ausweisung der besonderen auch die auf der Grundlage der seit 1979 geltenden Schutzgebiete die Prioritäten für die Wahrung oder EU-Vogelschutzrichtlinie gemeldeten Europäischen Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungs- Vogelschutzgebiete (EU SPA) integriert . zustandes der Lebensraumtypen und Arten sowie Die reichhaltige Naturausstattung Sachsen-Anhalts für die Kohärenz des Netzes Natura 2000 fest . Bei ermöglichte die Auswahl von 265 FFH-Gebieten der Erarbeitung einer Schutzgebietsverordnung zur und 32 Vogelschutzgebieten (EU SPA) . Damit ent- Umsetzung der Anforderungen von Natura 2000 fallen aktuell 179 729. ha (8,77 % der Landesfläche) kommt somit den gebietsbezogenen Schutz- und auf FFH-Gebiete und 170 611. ha (8,32 % der Landes- Erhaltungszielen zentrale Bedeutung zu . Darüber fläche) auf Vogelschutzgebiete . Da sich die Gebiete hinaus sind in den besonderen Schutzgebieten ge- überlagern, kommt es zu beträchtlichen Flächen­ eignete Maßnahmen zu treffen, um die Verschlech- überschneidungen . Somit beträgt die Fläche der terung der natürlichen Lebensräume und der Ha- 297 Natura 2000-Gebiete 231 .936 ha (11,31 % der bitate der Arten, für die die Gebiete ausgewiesen Landesfläche) . Die Gebiete wurden als „Gebiete von worden sind, zu vermeiden (vgl . Art . 6, Abs . 2 FFH- gemeinschaftlicher Bedeutung der kontinentalen Richtlinie) . Alle erforderlichen Maßnahmen sind und der atlantischen biogeographischen Region“ an den Ansprüchen der in den jeweiligen Gebieten im Amtsblatt der EU vom 15 01. 2008. veröffentlicht . vorkommenden Lebensraumtypen und Arten aus- Mit Bekanntgabe der Gebietslisten im Amtsblatt zurichten . der EU ist der Meldeprozess der Natura 2000-Ge- Als wesentlicher Schritt zur weiteren Umsetzung biete in Deutschland beendet . Nach den Vorgaben von Natura 2000 im Land Sachsen-Anhalt wurde der FFH- und Vogelschutzrichtlinie sind die Natu- im Rahmen eines Artikelgesetzes der § 44a in das ra 2000-Gebiete nun als besondere Schutzgebiete Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt national zu sichern . Maßgebliche Rechtsgrundla- (GVBl . LSA 67/2005, S . 801) eingeführt . Dieser regelt ge für die Sicherung der Natura 2000-Gebiete sind die Ausweisung der Natura 2000-Gebiete in einem Art . 4, Abs .1 der Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie zweistufigen Verfahren: Durch die Verordnung über 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des die Errichtung des ökologischen Netzes Natura 2000 Rates vom 30 . November 2009 über die Erhaltung vom 23 . März 2007 (GVBl . LSA 6/2007, S . 82) werden

2 die zum kohärenten europäischen Schutzgebiets- tungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen dar- system Natura 2000 gehörenden Gebiete festge- gelegt sind . legt und die zu schützenden Lebensraumtypen und Das Verfahren zur Ausweisung des NSG Aland-Elbe- Lebensräume der Tier- und Pflanzenarten sowie der Niederung wurde vom LVwA mit Datum 31 03. 2008. im Gebiet lebenden Vogelarten bestimmt . In einem förmlich eröffnet .Verbote, Erlaubnisvorbehalte und zweiten Schritt ist nunmehr die Sicherung der ein- sonstige Maßnahmen zur Umsetzung der Schutz- zelnen Gebiete als „besondere Schutzgebiete“ erfor- ziele wurden im förmlichen Verfahren nach Ab- derlich . Dabei wurde durch § 44a NatSchG LSA die wägung mit den Schutz- und Erhaltungszielen im Möglichkeit geschaffen, die Sicherung der besonde- Einzelfall bestimmt . Im Verfahren der Beteiligung ren Schutzgebiete Natura 2000 vorzugsweise durch der Träger öffentlicher Belange und der betroffenen Einzelverordnung der oberen Naturschutzbehörde Eigentümer sowie Nutzungsberechtigten gemäß gemäß § 44a, Abs . 4 NatSchG LSA zu erreichen . § 39, Abs . 5 NatSchG LSA wurden die Stellungnah- Die Sicherung der Gebiete ist weiterhin über eine men, Hinweise und Bedenken geprüft, ausgewertet Verordnung als klassisches Schutzgebiet nach Ab- und abgewogen . Das LVwA hat aufgrund der im schnitt 5 NatSchG LSA möglich . Durch § 44, Abs . 3 Verfahren eingegangenen Hinweise und Bedenken NatSchG LSA sind diese Verfahren ausdrücklich auf umfangreiche Änderungen am Verordnungsent- die Fälle beschränkt worden, in denen der Schutz wurf vorgenommen . nicht nach § 44a NatSchG LSA erreicht werden kann . Am 16 . Juni 2009 wurde im Amtsblatt des Landes- Dies ist grundsätzlich für die Natura 2000-Gebiete verwaltungsamtes 7/2009 die Verordnung über gegeben, die bereits im Geltungsbereich einer das Naturschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung Schutzgebietsverordnung nach Abschnitt 5 des veröffent­licht und trat gemäß § 18 der Verord- NatSchG LSA liegen . nung zum 17 . Juni 2009 in Kraft . Das NSG sichert Als erstes Verfahren wurde die Ausweisung des das Vogelschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung (DE Vogelschutzgebietes Aland-Elbe-Niederung sowie 2935-401, SPA0006) sowie die FFH-Gebiete Aland- der FFH-Gebiete Elbaue Beuster-Wahrenberg und Elbe-Niederung nördlich Seehausen (DE 2935-301, Aland-Elbe-Niederung nördlich Seehausen ange- FFH0007) und Elbaue Beuster-Wahrenberg (DE gangen . Das Landesverwaltungsamt (LVwA) wurde 3036-301, FFH0008) . deshalb beauftragt, die geltenden Naturschutzge- Mit dem vorliegenden Sonderheft der Zeitschrift biets- und Landschaftsschutzgebietsverordnungen „Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt“ wird bei- unter Berücksichtigung der Anforderungen der spielhaft der Verfahrensweg der Ausweisung des FFH- und der Vogelschutzrichtlinie durch eine über- Naturschutzgebietes Aland-Elbe-Niederung zur arbeitete Neufassung als Naturschutzgebiet mit Umsetzung von Natura 2000 im Land Sachsen- entsprechender Zonierung zu ersetzen . Anhalt dokumentiert . Neben der Darstellung der Allerdings wurden bereits mit der Ausweisung des naturräumlichen Situation des Gebietes und seiner NSG Ohre-Drömling im Jahre 2005 die FFH-Gebiete naturschutzfachlichen Bedeutung werden insbes . Drömling (FFH0018), Stauberg nördlich Oebisfelde Inhalt und Ablauf des Verwaltungsverfahrens so- (FFH0022) und Jeggauer Moor (FFH0019) vollstän- wie die Lösung der vielfältigen Nutzungskonflikte dig und das FFH-Gebiet Grabensystem Drömling dargestellt . (FFH0020) zu 53 % mit den entsprechenden Natura Dem Heft liegt eine beidseitig bedruckte Schutzge- 2000-Schutzzielen untersetzt und nationalrechtlich bietskarte des Landes Sachsen-Anhalt im Maßstab gesichert .Das FFH-Gebiet Most bei Harpe (FFH0006) 1:250 .000 bei . Auf einer Seite sind Schutzgebiete ist Bestandteil des NSG Harper Moor, welches 2006 nach internationalem Recht dargestellt . Die zweite mit den entsprechenden Natura 2000-Schutzzielen Seite der Karte liefert eine aktuelle Zusammenstel- ausgewiesen wurde . lung (Stand 31 12. 2009). der nach Landesnaturschutz- Grundlage für den Entwurf der Schutzgebietsver- recht geschützten Gebiete und Objekte . Seit dem ordnung für das NSG Aland-Elbe-Niederung war die Druck der letzten Schutzgebietskarte 1994 haben Schutzgebietskonzeption des Landesamtes für Um- sich im Schutzgebietssystem erhebliche Verände- weltschutz Sachsen-Anhalt, in welcher die Schutz- rungen vollzogen, die damit dokumentiert werden . ziele für die im Natura 2000-Gebiet vorkommenden Ein Beiheft mit Namen, Bezeichnung und Größe al- Lebensraumtypen und Arten nach FFH- und Vogel- ler Gebiete komplettiert die Ausgabe . Die Karte ist schutzrichtlinie sowie die entsprechenden Erhal- auch separat erhältlich .

3 2 Allgemeine Beschreibung neköper 1987) . Mit der Anlage von Wässerungen und dem als „Rähme“ bezeichneten Kleingraben- Volkmar Ernst, Urs G. Jäger, Torsten Pietsch, system entstand das landschaftsprägende Kultur­ Christiane Röper & Mark Schönbrodt element der Wische . Trotz des hoch organisierten Deichwesens (erste Deichordnung der Wische im 2.1 Lage des Gebietes Jahr 1436) kam es immer wieder zu Deichbrüchen, Das NSG liegt im äußersten Nordwesten von Sach- so 1570 bei Neukirchen, 1771 bei Schönberg, 1567 sen-Anhalt im Dreiländereck mit Brandenburg bei Unterkamps, 1572 bei Beuster, 1784 bei Geest­ und Niedersachsen . Elbeaufwärts dehnt es sich gottberg und Wahrenberg, 1771 bei Pollitz und entlang der strommittig verlaufenden Grenze bis zuletzt 1909 bei Kannenberg . Dabei waren stets auf die Höhe von Neu Goldbeck westlich der Han- weite Gebietsteile betroffen, weil der Abfluss nur sestadt Werben aus (siehe Abb . 1) . Der Hauptteil über den Aland erfolgen konnte (Müller 1935) . im Westen umfasst die Garbe-Aland-Niederung Die oft weitläufigen, mit Qualmwasserdeichen mit dem Garbe- und dem Wrechowpolder . Die gesicherten alten Durchbrüche der Elbe wurden Grenze folgt, einen über 10 km langen Gebiets- infolge der Wische-Melioration (1958–60) in die zweig alandaufwärts bildend, dem linken Aland- Zuständigkeit der Forstwirtschaft übertragen deich bis auf die Höhe der Hansestadt Seehausen und im Rahmen des Pappelprogramms aufge- () . Hier geht sie auf die nördliche Fluss- forstet (Künzel 2005) . Sie sind im NSG auch heu- seite über und verläuft dem rechten Alanddeich te noch landschaftsprägend . Bereits 1978 begann flussabwärts folgend unter Einschluss einiger der jüngste Aus- und Neubau der Wischedeiche Waldstücke bis auf die Höhe von Pollitz, wendet (Stolper 2002) . Zu diesem Zweck sind verschie- sich nach Norden und folgt unter Umfassung der dene Nassschnitte als Bodenentnahmestellen im „Stutweide“ etwa dem Reetz-Wische-Deich in Gebiet entstanden . Richtung Elbehauptdeich . Elbeaufwärts verläuft Der Bau von Poldern (Sommerpolder Beuster Wer- die Grenze weitgehend parallel zum Fluss unter der, Geestgottberger Polder, Wahrenberger Pol- stetem Einschluss der Qualmwasserpolder über der, Garbepolder und Wrechowpolder) und des Wahrenberg, Beuster und Schönberg am Deich Alandabschlussbauwerks stellten eine weitere entlang und schließt einen nördlichen Gebiets- Beeinflussung der hydrologischen Verhältnisse zweig bildend bei Neu Goldbeck . des Gebietes dar . Der planmäßige Ausbau der Elbe zu einer leis­ 2.2 Landschafts- und Nutzungsgeschichte tungsfähigen Wasserstraße erfolgte mit der Ein- Der zwischen Elbe und Aland liegende Raum wird richtung der Elbestrombauverwaltung ab 1866 bis zur Jungsteinzeit als weitgehend siedlungsfrei durch einen durchgängigen Buhnen- und Deck- angegeben . Erst in der späten Eisenzeit und wäh- werksbau, die Beseitigung von Flussinseln, Un- rend der römischen Kaiserzeit ist eine Besiedlung tiefen, alten Baumstämmen und Sandern durch bei Wahrenberg und Schönberg belegt (Schwarz Zusammenführung allen Wassers in einem fest- 2000). gelegten Flussbett . Die aktuell im Verkehrswege- Das NSG gehört zur Altmark, einem sich im Mit- plan festgeschriebenen Baumaßnahmen haben telalter herausbildenden Territorium der Mark das Ziel, den Ausbauzustand von 1936 mit einem Brandenburg . Die urkundlich belegte Besiedlung 50 m breiten und 1,60 m tiefen Fahrrinnenkasten des als „Wische“ bekannten Gebietes erfolgte im unter Auffüllung von Kolken wiederherzustellen 12 . Jh . mit der Kolonisation durch Niederländer (Faist 1996) . und Flamen unter Integration der slawischen Die Garbe, das größte Waldgebiet des NSG, war Bevölkerung . Seit dieser Zeit erfolgten mit dem bis 1945 im Besitz der Familie v . Jagow . Der jetzige Siedlungsbau von Städten, Marschhufendörfern Forst ist von einem Forstmann namens Friedrich und Einzelhöfen anthropogene Beeinflussungen Reuter (1831-1870) angelegt worden, nachdem die des Flusssystems der Elbe und seiner Nebenflüsse . Hutungsrechte mit der Separation abgelöst wa- Deich- und Wasserbau ermöglichten auch die Ge- ren und die damals bereits unproduktiven Hute- winnung wertvoller Auenböden für die landwirt- eichen eingeschlagen wurden . Reuter ist durch schaftliche Nutzung . Seehausen (Altmark) war seine Korbweidenproduktion und Eichenschäl- zu dieser Zeit der Hauptort der Wische (Schwie- waldwirtschaft sowie seinen Obstbau überregio-

4 Abb. 1: Abgrenzung des NSG Aland-Elbe-Niederung . Graphik: E . Essebier .

5 die mit der Elbeverschmutzung zusammenbrach . Es existiert auch noch altrechtliches Eigentum in Scharpenlohe . Nach der Verbesserung der Wasser- qualität wird dieser Nutzungszweig in Form der Angelfischerei inzwischen auch wieder im Haupt- strom betrieben (Menke, mündl . Mitt . 2006) .

2.3 Geologische Entstehung, Klima, Hydrographie und Boden Das NSG gehört zur Elbetalniederung . Es umfasst einen Teil des hier von Ostsüdost nach West- nordwest verlaufenden Urstromtales, das den Schmelzwässern des Warthestadiums der Saale- Abb. 2: Grünlandnutzung durch Beweidung süd- vereisung und der Weichselvereisung als Abfluss- östlich von Gommern (30 .08 .2010) . Foto: J . Schu- bahn diente . both . Glaziale Schmelzwassersande und Kiese bilden mit holozänen Flusssanden und -kiesen den geologischen Untergrund der Flussaue . Das geolo- gische Elbetal ist im Holozän mit erodierten Fein- nal bekannt geworden (Schwieneköper 1987, Fa- böden unterschiedlicher Mächtigkeit in Form von milienverband v. Jagow 1993). „Fasaneninseln“ Auenlehmen und -tonen aus dem Einzugsgebiet als künstlich aufgeworfene Remisen sind heute des Flusses im Oberlauf ausgekleidet worden (Wa- noch in diesen Bereichen zu finden und zeugen genbreth & Steiner 1990) . von einer ehemals offenen Landschaft (Granitzki, Klimatisch ist das Gebiet durch den von Nord­ mündl . Mitt . 2006) . westen nach Südosten abnehmenden atlanti- Die ursprüngliche Dynamik des Alands, der im schen Einfluss geprägt . Bei jährlich durchschnitt- Mittelalter schiffbar war und über Schnacken- lichen Niederschlägen von 570 bis 600 mm und burg und Beuster zwei Anbindungen an die Elbe Jahresdurchschnittstemperaturen von 8,0 bis besaß, ist im Laufe der Zeit durch die versanden- 8,7°C ist das Gebiet klimatisch als Übergangsge- den Deichbrüche und die Verlagerung des Haupt- biet mit mäßig trockenem Tieflandsklima zu cha- stroms verloren gegangen . So entstand die „Alte rakterisieren (Schwanecke & Kopp 1994) . Elbe Beuster“ . Der ursprünglich in der Prignitz lie- Das Uchte--Aland-System bildet im NSG den gende Beuster Werder, der bis heute nur am Rand linken Nebenfluss der Elbe . Die Gefälleverhält- eines Sommerpolders auf erhöhter Position in der nisse der Wische, als tiefliegendes Wiesen- und offenen Elbeaue liegt, wurde Teil der Altmark (An- Ackergebiet nach Westen bis Nordwesten strei- onym 1780) . chend, bewirken ein Abfließen von Grundwasser, Als Hauptverkehrstrasse im Gebiet existiert seit 1847 von Qualmwasser der Elbe sowie von Oberflä- die Eisenbahnverbindung von Stendal nach Wit- chenwasser in Richtung des Uchte-Biese-Aland- tenberge, ursprünglich in gemeinsamer Brücken- Systems . Dieses Wasser wird weiter nördlich bei führung mit der Straße . An dieser Stelle ist auch der Schnackenburg in Niedersachsen wieder der Elbe Bau der Elbequerung der BAB 14 geplant . zugeführt . Die Elbe tritt am Elbekilometer 430 bei Die Landwirtschaft ist Hauptnutzer im NSG . Ne- einer Höhenlage von 22,8 m NN in das NSG ein ben der Grünlandwirtschaft dominiert der Acker- und verlässt es am Elbekilometer 473 bei 16,7 m bau .Nach der Wende führte die jüngste Intensivie- NN . Der Aland in Seehausen liegt bei 18,0 m NN . rungsmaßnahme zur ganzjährigen Stallhaltung Damit stellt der Deich eine labile Wasserscheide des Milchviehs, welches zuvor auf Sommerweiden im Gebiet dar . Mit ca . 0,14 ‰ Gefälle liegt nördlich gehalten wurde . Dadurch ist die Mähweidewirt- einer Flusserosionsstrecke eine Akkumulations- schaft weitgehend von der Grünlandmähwirt- strecke im Gebiet, wobei der Fluss zur Furkation schaft abgelöst worden . Die ursprüngliche Wei- und im Mündungsbereich von Havel und Aland dewirtschaft nimmt nur noch kleine Flächen ein . auch zu Rückstau neigt . Daher haben die kleinen Traditionell wurde im Gebiet Fischerei betrieben, Nebenflüsse der Wische ihr Quellgebiet in El-

6 benähe . Ihre Entstehung geht auf Elbeeinbrüche Buhnen-Deckwerkssystem bewirkt eine Abnah- zurück . me der natürlichen Dynamik, die sich im Bereich Der Wasserhaushalt des Gebietes wird von der der Qualmwasserpolder als Staubereiche ver- Elbe bestimmt . Da bei Schnackenburg in Nieder- stärkt und bei Flutung der Großpolder mit starker sachsen der Aland in die Elbe mündet, nehmen Sauerstoffzehrung einhergeht . Die Bereiche der nach Nordwesten wegen geringer werdender Großpolder können deshalb keiner Wasserstufe Gefälledifferenzen natürliche Elbeeinbrüche zwi- der forstlichen Standorterkundung zugeordnet schen Elbe und Aland ab . Bei Hochfluten der Elbe werden . Jüngstes Bauwerk dieser Art im NSG ist entsteht ein natürlicher Nebenflussrückstau über der Garbepolder, der mit dem Garbeabschluss- den Aland, der ursprünglich bis Seehausen reich- deich und dem Alandabschlussbauwerk auch te . Während die Fließgeschwindigkeit der Elbe im Grenzsicherungsfunktionen besaß . Gebiet um 1,0 m/s bei Normalwasser liegt, erreicht Durch Überflutung und Überstauung von Elbe der Aland lediglich eine Fließgeschwindigkeit von und Aland überwiegen semiterrestrische Böden 0,2 m/s . im NSG . In der inneren Elbeaue sind flussbeglei- Der im Gebiet errichtete Messpegel für den Was- tend noch vereinzelt auf- und abbauende Prozes- serstand der Elbe in Wittenberge existiert seit se zu beobachten, wie die Aufnahme von Sanden 1848 . Die absoluten Wasserstandshöhen am Pegel und Kiesen und die Bildung von Auensilikatroh- Wittenberge betragen bei einer Schwankungs- böden (Ramblas) nach Hochwassern . breite von 689 cm maximal 734 cm (20 .08 .2002) Ältere flussnahe Bereiche mit einsetzender Bo- und minimal 45 cm (29 .09 .1947) bei einem Mittel- denentwicklung und guter Durchlüftung auf den wasserstand von 276 cm bei einer Höhenlage von höher gelegenen Werdern weisen Sandgraugleye 16,72 m NN (Wasser- und Schifffahrtsamt Mag- mit undeutlich ausgebildeter Horizontierung auf . deburg 2006) . Insgesamt ist dem Fluss seit 1850 Die aus dem mitteldeutschen Lößgebiet mitge- ein Retentionsareal von 598 km2 im Bereich der führten Lehme und Tone der Elbe werden in Folge Mittelelbe entzogen worden (Jährling 1994) . Mit von Hochwassern in der eingedeichten aktiven dem Garbeabschlusswehr, seinen Großpoldern Überflutungsaue des Flusses abgesetzt und er- und den Qualmwasserpoldern entlang der Elbe ist höhen diese kontinuierlich . Entsprechend der das NSG als Vorranggebiet für Hochwasserschutz unterschiedlich fraktionierten Sedimente, die der (Gesetz über den Landesentwicklungsplan… ) Fluss transportiert, bestimmen Braunauenböden von wassertechnischen Flächenanlagen geprägt . (Alloch­thone Vega) dort das Bild, wo der Fluss wei- Durch die wasserbaulichen Maßnahmen haben ter aktiv feinere Sedimente absetzen kann . Sind sich im Gebiet einschneidende Änderungen erge- diese Böden durch den Deich von der weiteren ben . Das Gebiet mit ursprünglich dynamischem Überflutung abgeschnitten, setzt eine autoch- Wasserzutritt und -abfluss unterliegt heute vor- thone Entwicklung zur Auenbraunerde ein . Un- rangig einer künstlichen Steuerung . ter höher anstehendem und weniger bewegtem Ursprünglich sind für das Gebiet der Wische hohe Grundwasser im Bereich der Rinnen und Wehle Wasserstände im Frühjahr entsprechend den bilden sich Auenlehm- und Auentongleye aus . Gang­linien der Elbehochwasser und ein lang- In den Qualmwasserpoldern tritt mit der Pseudo- samer Abfall kennzeichnend . Durch das effekti- vergleyung die Bildung von Amphigleyen ein . Der vere Entwässerungssystem, das zwischen 1958 künstliche Wasserrückhalt führt zur Sauerstoffar- und 1960 im Zuge der Wischemelioration (Maaß, mut in diesen Böden . mündl . Mitt . 2006) entstanden ist, fallen im In vom Fluss abgeschnittenen Flussschlingen setzt Spätsommer die Wasserläufe trocken, die in den mit den Wasserpflanzen über eine Muddebildung früheren Meliorationen in den alten Elberinnen und seitliches Einwachsen von Schilf und Seggen angelegt worden waren . Das ehemals für die Wi- eine Verlandung ein, die zur Anmoor- und Moor- sche als „Rähme“ bezeichnete landschaftsprägen- bildung führt . Als Abgrabungen, Deiche, Buhnen- de Kleingrabensystem mit seinem Bewuchs war bauten und Wege sind anthropogene Böden (Kul- damit überflüssig geworden und ist weitgehend tosole) in Form von Abtrags- und Auftragsböden der Großflächenwirtschaft zum Opfer gefallen . weit verbreitet . Aufgrund von Umbrüchen sind Auch die für die Schifffahrt essentielle techni- auf den zum Acker hinzugewonnenen Wiesen sche Streckung der Hochwasserwelle durch das Tiefumbruchböden (Treposole) durch Unterfah-

7 rung der Go-Horizonte der Gleyböden entstanden . unteren Mittelelbe und des südlichen Nebenflus- Subhydrische Böden treten in den Stand- und ses Aland ist somit Reservat für verschiedenste Fließgewässern als Mudden auf . Es überwiegen Brutvögel sowie rastende und durchziehende Vö- nährstoffreiche Güttjen . Bei geringer Bewegung gel, insbes . Wat- und Wasservögel . des Wassers kann auch Sapropel entstehen (Kunt- Eine ausführliche Gebietsbeschreibung und Do- ze, Roeschmann & Schwertfeger 1988) . kumentation des Vogelschutzgebietes ist bei Dornbusch et al . (1996) zu finden . Dort wird be- 2.4 Naturschutzfachliche Bedeutung tont, dass es als sachsen-anhaltischer Mosaikstein Naturnahe und strukturreiche Stromtalauen mit einer großräumigen, ökologisch hochwertigen ihrer typischen Tier- und Pflanzenwelt sind seit und zu schützenden Niederungslandschaft des Ende des 19 . und Beginn des 20 . Jahrhunderts zu- Elbetals zu sehen ist, die einen für Mitteleuropa nehmend zurückgegangen . Gründe hierfür waren ungewöhnlichen Natürlichkeitsgrad besitzt . We- z .B . Flussbegradigung und -verbauung, Trocken- ber et al . (2003) geben für den Zeitraum von 1990 legung von Feuchtgebieten, Veränderung von Be- bis 2000 einen Überblick über die Vorkommen der wirtschaftungsformen sowie Nähr- und Schad- Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutzrichtli- stoffeintrag . nie im Gebiet, während Lippert & Audorf (2005) Die naturschutzfachliche Bedeutung der naturna- Brutvorkommen Wert gebender Vogelarten und hen Überflutungsauen der Elbe und des Alands deren Erhaltungszustand im EU SPA Aland-Elbe- wurde schon früh erkannt . Bereits am 11 .Sep - Niederung im Jahr 2004 vergleichend darstellen . tember 1967 wurde eine Fläche von 192,28 ha als Im Oktober 2000 wurden zwei FFH-Gebiete, die Naturschutzgebiet „Garbe“ ausgewiesen (vgl . nunmehr Bestandteil des NSG sind, an die EU- Hentschel et al . 1983) . Dies waren hauptsäch- Kommission gemeldet . Die FFH-Gebiete Aland- lich naturnahe Auenwaldreste (Passarge 1956) Elbe-Niederung nördlich Seehausen mit 2 .573 ha umgeben von Auenwiesen in der Hohen Garbe . und Elbaue Beuster-Wahrenberg, welches seit der Durch die grenznahe Lage und damit verbundene Nachmeldung im Jahre 2004 einer Fläche von Störungsarmut sowie geringen Nutzungsdruck 2 .919 ha entspricht, sind vollständig in das neue entwickelte sich ein extensiv bewirtschaftetes, NSG integriert . Das Gebiet ist aufgrund seiner relativ naturnahes und im Hinblick auf die Ar- Naturausstattung ein wichtiger Bestandteil des ten- und Lebensraumausstattung naturschutz- Biosphärenreservates Mittelelbe . fachlich besonders wertvolles Gebiet . Um das Re- fugium auch nach dessen Zugänglichkeit im Zuge 2.5 Schutzzweck und Gebietsausstattung der Grenzöffnung in seiner Ursprünglichkeit zu Naturschutzrechtliche Verordnungen haben den erhalten, wurden schon vor der deutschen Wie- Schutzzweck anzugeben, da der Schutzzweck die dervereinigung, am 28 . September 1990, im Zuge Begründung der Verordnung darstellt und alle der Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes getroffenen Regelungen, insbes . Ver- und Gebote, „Aland-Elbe-Niederung“ zwei Naturschutzgebie- daraus herzuleiten sind .Nach BNatSchG § 32, Abs .2 te ausgewiesen (vgl . Müller et al . 1997) . In den und 3 liegen die Erhaltungsziele dem Schutzzweck beiden NSG Garbe-Aland-Niederung und Elbaue zugrunde, wenn ein Natura 2000-Gebiet zu einem Beuster-Wahrenberg waren bereits 68 % der heu- Gebiet im Sinne des BNatSchG § 22, Abs . 1 erklärt tigen neuen NSG-Fläche enthalten . wird . Der Schutzzweck kommt damit nicht un- Im Jahr 1992 wurde das Gebiet, nahezu in den abhängig von den Erhaltungszielen zur Geltung . Grenzen des heutigen NSG, gemäß der Europä­ Schutz- und Erhaltungsziele für das Gesamtgebiet, ischen Vogelschutzrichtlinie (VSchRL) als Europä- für die Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH- isches Vogelschutzgebiet gemeldet (Dornbusch Richtlinie (FFH-RL) sowie für die Lebensräume der 1993) . Außerdem folgte 1993 im Flächenverbund im Gebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, mit der Elbaue Jerichow die Anerkennung als insbes . der Arten der Anhänge II und IV der FFH-RL Feuchtgebiet internationaler Bedeutung (FIB) sowie für einzelne Vogelarten nach der VSchRL sind nach der Ramsar-Konvention . Dabei erfüllt die deshalb im Schutzzweck gesondert aufgeführt . Aland-Elbe-Niederung die IBA-Kriterien A4i, A4iii, Der gebietsspezifische Schutzzweck des Natur- B1i, B1iV, C2, C3, C4, C5, C6 und C7 (Dornbusch & schutzgebietes, welches Teil des kohärenten Fischer 2007) . Die strukturreiche Stromtalaue der europäischen ökologischen Netzes besonderer

8 Tab. 1: Übersicht über die im NSG Aland-Elbe-Niederung erfüllten IBA-Kriterien und Vorkommen der entsprechenden Vogelarten .

Kriterium Erklärung Vorkommende Vogelarten A Gebiete von globaler Bedeutung Singschwan, Saatgans, A4i Gebiet, in dem sich regelmäßig >1 % der biographischen Population Blässgans einer schwarm- oder koloniebildenden Wasservogelart aufhält A4iii Gebiet, in dem sich regelmäßig >20 .000 Wasservögel aufhalten B Gebiete von gesamt-europäischer Bedeutung Singschwan, Saatgans, B1i Gebiet, in dem sich regelmäßig >1 % des Bestandes der Flyway- Blässgans, Löffelente, Kranich oder einer unterscheidbaren Population einer Wasservogelart aufhält B1iV Gebiet stellt eine Flaschenhalsregion dar, die regelmäßig >5 .000 Störche oder >3 000. Greifvögel oder Kraniche auf dem Heim- oder Wegzug passieren C Gebiete von herausragender Bedeutung innerhalb der EU Rohrdommel, Schwarzstorch, C2 Vorkommen von Konzentrationen einer Art, die in der EU gefähr- Weißstorch, Singschwan, det ist Zwergschwan, Weißwangen- Gebiet, in dem regelmäßig >1 % der Flyway- oder der EU-Brutpopu- gans, Löffelente, Moorente, lation einer gefährdeten Vogelart auftritt Zwergsäger, Seeadler, Goldre- C3 Vorkommen von Ansammlungen einer wandernden Art, die in der genpfeifer, Flussseeschwalbe, EU nicht gefährdet ist Trauerseeschwalbe Gebiet, in dem regelmäßig >1 % der Flyway-Population von ande- ren, nicht gefährdeten Zugvogelarten auftritt C4 Vorkommen großer Vogelansammlungen Gebiet, in dem sich regelmäßig >20 .000 Wasservögel aufhalten C5 Flaschenhalsregionen Gebiet stellt eine Flaschenhalsregion dar, die regelmäßig >5 .000 Störche oder >3 .000 Greifvögel oder Kraniche auf dem Heim- oder Wegzug passieren C6 Vorkommen in der EU gefährdeter Vogelarten Das Gebiet ist eines der 5 wichtigsten Gebiete in der betreffenden Region für Arten oder Unterarten, die in den EU als gefährdet be- trachtet werden C7 andere ornithologische Kriterien

Schutzgebiete (Natura 2000) ist, umfasst ins- Code A229), Ortolan (Emberiza hortulana, Code bes . die Erhaltung bzw . Wiederherstellung eines A379), Singschwan (Cygnus cygnus, Code A038), günstigen Erhaltungszustandes der vorhandenen Schwarzstorch (Ciconia nigra, Code A030), Gold- Schutzgüter durch schutzverträgliche Nutzungs- regenpfeifer (Pluvialis apricaria, Code A140) und regelungen und gezielte Pflegemaßnahmen . Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria, Code A307) . Für In der Elbe-Aland-Niederung kommen sowohl diese Arten gelten nach der VSchRL Art . 4, Abs .1 Vogelarten des Offenlandes, der halboffenen Kul- besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer turlandschaft, Arten mit Lebensschwerpunkt im Lebensräume, um ihr Überleben und ihre Vermeh- Wald, Greifvögel sowie an naturnahen Feucht- rung im Verbreitungsgebiet sicherzustellen . Dies gebieten und Gewässern lebende Vogelarten vor . betrifft vom Aussterben bedrohte sowie gegen be- Hierzu zählen insbes . die im Gebiet vorkommen- stimmte Veränderungen ihrer Lebensräume emp- den streng geschützten 36 Vogelarten nach Art . 4, findliche Arten, die wegen ihres geringen Bestan- Abs . 1 (Anhang I-Arten) der Vogelschutzrichtlinie, des oder ihrer beschränkten örtlichen Verbreitung unter anderem Kranich (Grus grus, Code A127), See- seltenen Arten sowie weitere Arten, die aufgrund adler (Haliaeetus albicilla, Code A075), Wachtelkö- des spezifischen Charakters ihres Lebensraums ei- nig (Crex crex, Code A122), Eisvogel (Alcedo atthis, ner besonderen Aufmerksamkeit bedürfen .

9 Abb. 3: Naturnaher Elbeabschnitt im NSG (01 .08 .2008) . Foto: T . Pietsch .

Nach Art .4, Abs .2 der Vogelschutzrichtlinie müssen für die nicht in Anhang I aufgeführten, regelmä- ßig auftretenden Zugvogelarten hinsichtlich ihrer Vermehrungs-, Mauser-, Überwinterungs- und Rastgebiete ebenso Maßnahmen ergriffen wer- den . Zu diesem Zweck wird dem Schutz der insbes . international bedeutsamen Feuchtgebiete beson- dere Bedeutung beigemessen . Im NSG Aland-Elbe- Niederung finden sich 26 dieser Vogelarten nach Abb. 4: Aland mit gut ausgeprägtem Uferröh- Art . 4, Abs . 2 der Vogelschutzrichtlinie, wie z .B . die richt (21 .04 .2008) . Foto: T . Pietsch . bedeutsamen Brut- und Rastvögel Bekassine (Gal- linago gallinago, Code A153) und Großer Brachvogel (Numenius arquata, Code A160) sowie die Brutvö- gel Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus, Hochstaudenfluren der planaren und montanen Code A298) und Knäkente (Anas querquedula, Code bis alpinen Stufe (LRT 6430) bzw . der Mageren A055) oder die Rastvögel Löffelente (Anas clypeata, Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, San- Code A056), Kiebitz (Vanellus vanellus, Code A142), guisorba officinalis) (LRT 6510) von landesweiter Bläß- (Anser albifrons, Code A041) und Saatgans Bedeutung . Daneben kommen noch der LRT der (Anser fabalis, Code A039) . Natürlichen eutrophen Seen mit einer Vegetation Von besonderer Wertigkeit sind die im Gebiet vor- des Magnopotamions oder Hydrocharitions (LRT handenen natürlichen Lebensraumtypen (LRT) 3150), der Flüsse der planaren bis montanen Stufe von gemeinschaftlichem Interesse nach Anhang I mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des der FFH-RL, die im Schutzzweck gesondert aufge- Callitricho-Betrachion (LRT 3260) sowie der Dünen führt sind . Neben dem prioritären Lebensraum- mit offenen Grasflächen (LRT 2330) vor . typ der Weichholzauenwälder (Salicion albae) Das Natura 2000-Gebiet ist Lebensraum für 13 (LRT 91E0*) sind insbes . die Vorkommen der LRT Tierarten nach Anhang II der FFH-RL und im der Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ul- landesweiten Vergleich besonders für die Vor- mus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder kommen von Biber (Castor fiber, Code 1337) und Fraxinus angustifolia (Querco-Ulmetum minoris) Fischotter (Lutra lutra, Code 1355) bedeutsam, die (LRT 91F0), der Flüsse mit Schlammbänken mit in Gewässernähe verstreut im gesamten Gebiet Vegetation des Chenopodion rubri p .p . und des vorkommen . Besondere Bedeutung haben dar- Bidention p .p . (LRT 3270), der Brenndolden-Auen- über hinaus auch Schlammpeitzger (Misgurnus wiesen (Cnidion dubii) (LRT 6440), der Feuchten fossilis, Code 1145), Lachs (Salmo salar, Code 1106),

10 Steinbeißer (Cobitis taenia, Code 1149), Rotbauch- unke (Bombina bombina, Code 1188) und Teichfle- dermaus (Myotis dasycneme, Code 1318) . Sonstige im Gebiet vorkommende Anhang II-Arten sind Meerneunauge (Petromyzon marinus, Code 1095), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis, Code 1099), Rapfen (Aspius aspius, Code 1130), Bitterling (Rho- deus sericeus amarus, Code 1134), Kammmolch (Tri- turus cristatus, Code 1166) und Großes Mausohr (Myotis myotis, Code 1324) . Im Anhang IV der FFH-RL genannte Arten sind streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten . Für die Tierarten des Anhanges IV verbietet Art . 12 der FFH-RL alle absichtlichen Formen des Abb. 5: Flutrinne mit Wasser-Hahnenfuß Fangs oder der Tötung von aus der Natur ent- (21 .04 .2008) . Foto: T . Pietsch . nommenen Exemplaren, jede absichtliche Stö- rung, insbes . während der Fortpflanzungs-, Auf- zucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten, jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von erfolgt insbes . zur Erhaltung, Wiederherstellung Eiern aus der Natur und jede Beschädigung oder und Entwicklung der Funktionsfähigkeit des Na- Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestät- turhaushaltes und eines günstigen Erhaltungszu- ten . Die Verbote gelten nach Art . 12, Abs . 3 FFH-RL standes der im Gebiet vorhandenen Lebensraum- für alle Lebensstadien der genannten Tierarten . typen und Arten . Im NSG sind 17 Arten nach Anhang IV der FFH- (2) Der gebietsspezifische Schutzzweck besteht RL erfasst . Im landesweiten Vergleich sind be- insbes . in der Erhaltung bzw . Wiederherstellung sonders die Vorkommen von Kreuzkröte (Bufo eines günstigen Erhaltungszustandes: calamita, Code 1202), Moorfrosch (Rana arvalis, • der Habitat- und Strukturfunktionen der Le- Code 1214), Rauhautfledermaus (Pipistrellus na- bensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL, thusii, Code 1317), Großem Abendsegler (Nycta- • der Lebensräume der im Gebiet vorkommenden lus noctula, Code 1312) und Asiatischer Keiljung- Tier- und Pflanzenarten, insbes . Arten der An- fer (Gomphus flavipes, Code 1040) bedeutsam . hänge II und IV der FFH-RL sowie der Vogelarten Des Weiteren finden sich Grüne Mosaikjungfer nach der VSchRL, (Aesh­na viridis, Code 1048), Wechselkröte (Bufo • der für Elbe und Aland typischen Gewässerdy- viridis, Code 1201), Knoblauchkröte (Pelobates namik, die Vorlandüberschwemmungen bein- fus­cus, Code 1137), Laubfrosch (Hyla arborea, Code haltet, sowie der durch die Hydrodynamik be- 1203), Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae, Code dingten Erosions- und Sedimentationsprozesse 1207), Zauneidechse (Lacerta agilis, Code 1261) so- mit unbefestigten Uferbereichen und sich ver- wie Wasserfledermaus (Myotis daubentonii, Code ändernden Sand- und Schlammbänken, 1314), Große Bartfledermaus (Myotis brandtii, • der Strukturvielfalt im Bereich des Flussbettes Code 1320), Fransenfledermaus (Myotis nattereri, der Elbe und ihrer Nebengewässer als Lebens- Code 1322), Breitflügelfledermaus (Eptesicus sero- raum für Fisch- und Libellenarten der Anhänge tinus, Code 1327), Kleiner Abendsegler (Nyctalus II und IV der FFH-RL einschließlich der Siche- leisleri, Code 1331) und Braunes Langohr (Plecotus rung einer dauerhaft für alle Wasser bewohnen- auritus, Code 1326) . den Organismen passierbaren Verbindung von Aland und Elbe, 2.6 Schutz- und Erhaltungsziele • der Retentionsflächen mit der damit verbun- Die Formulierung der Schutz- und Erhaltungsziele denen Altauenreaktivierung sowie der Begrün- erfolgt im § 3 (Schutzzweck) der Verordnung des dung von Hart- und Weichholzauenwäldern, NSG Aland-Elbe-Niederung . Sie werden im Fol- • des bewegten Auenreliefs mit naturnahen, teils genden auszugsweise wiedergegeben: temporären Gewässern wie Altarmen, Altwas- (1) … Die Festsetzung des Naturschutzgebietes sern, Auenkolken und Flutrinnen,

11 • der natürlichen Grundwasserdynamik der Auen • der Lebensräume für Holz bewohnende Insek- unter Vermeidung der weiteren Eintiefung der ten, Gebüsch und Baumhöhlen bewohnende Sohle der Elbe, Vögel sowie von Fledermäusen, • einer schutzzweckkonformen Gewässergüte • der natürlichen Regeneration der Waldgesell- durch die Minimierung der Einleitung von Ab- schaften . wässern und Fremdstoffen aller Art … (4) Der Schutzzweck umfasst die Erhaltung und (3) Ferner erfolgt die Festsetzung zur Erhaltung Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungs- und Wiederherstellung eines günstigen Erhal- zustandes der Aland-Elbe-Niederung als Teil des tungszustandes von Lebensgemeinschaften und kohärenten europäischen ökologischen Netzes Lebensräumen einer vielfältigen Fauna und Flora besonderer Schutzgebiete Natura 2000 durch einschließlich zahlreicher seltener und bestands- schutzverträgliche Nutzungsregelungen und ge- bedrohter Arten und zwar: zielte Pflegemaßnahmen als Vorkommensgebiet • der durch extensive Grünlandbereiche und zahlreicher Vogelarten sowie Lebensraumtypen, Ackerflächen im Wechsel mit feuchten Wäldern, Tieren und Pflanzen nach der FFH- und Vogel- Hecken- und Gehölzstrukturen sowie Fließ- und schutzrichtlinie, insbes .: Stillgewässern geprägten Landschaft als Zug-, • Arten nach Art . 4, Abs . 1 (Anhang I - Arten) der Rast- und Überwinterungsgebiet für die Vogel- VSchRL arten nach der VSchRL, • Arten nach Art . 4, Abs . 2 der VSchRL • naturnaher, strukturreicher und aus stand- • Natürliche Lebensräume und Lebensraumtypen ortheimischen Arten aufgebauter Waldgesell- (LRT) von gemeinschaftlichem Interesse nach schaften, wie Erlen-Bruch-, Weichholz- oder Anhang I der FFH-RL Hartholzauenwäldern mit einem annähernd • Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftli- naturnahen Wasserhaushalt, allen Alterspha- chem Interesse nach Anhang II der FFH-RL sen in mosaikartigem Wechsel und einem an- • Streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten gemessenen Anteil an Alt- und Totholz …, von gemeinschaftlichem Interesse nach An- • der halboffenen Kulturlandschaft, insbes . von hang IV der FFH-RL . Offenlandflächen mit stellenweise vegetations- Die einzelnen Arten und Lebensraumtypen wer- armen Bereichen (z .B . Trockenrasen) in Verbin- den im folgenden Kapitel beschrieben . dung mit reich strukturierten extensiv genutz- ten Landschaftsräumen …, • des offenen Kulturlandes mit extensiv genutz- ten Wiesen, insbes . Feucht- und Nasswiesen 3 Lebensraumtypen und Arten sowie Brenndolden-Auenwiesen und Mageren Flachland-Mähwiesen …, 3.1 Lebensraumtypen nach Anhang I der • der Riede und Röhrichtbestände sowie der na- FFH-Richtlinie turnahen vegetationsreichen Stillgewässer, der 3.1.1 Allgemeine Ausführungen zur typischen Ufer begleitenden Vegetation, insbes . Pflanzenwelt von feuchten Hochstaudenfluren …, • der Vogelgemeinschaft naturnaher Fließgewäs- Volkmar Ernst & Christiane Röper ser …, • der Greifvogelbestände …, Als potenziell natürliche Vegetation der Elbe- • des Lebensraumes von Fischotter und Biber …, talaue gelten entsprechend ihrer Lage zum Fluss • der Weichholzaue unter Sicherung des autoch- der Weichholzauenwald und der Hartholzauen- thonen Schwarzpappelbestandes, wald (Ministerium für Raumordnung, … 2001) . • der Altwasserbereiche und ihrer Verlandungs- Am Flussufer kommt es im Bereich bewegter zonen mit hohem Weichholzanteil als Lebens- sandig-kiesiger Substrate zur Ausbildung von raum insbes . für besonders geschützte Arten …, Mandelweidengehölzen, die auch zu Schwarz- • der in die dynamische Aue eingebundenen pappelbeständen und Korbweidengebüschen Gewässer, der z . T . fischfreien Kleingewässer überleiten . Oberhalb des Alandabschlussbauwer- der eingedeichten Aue und der Qualmwasser- kes sind bei Wanzer strukturreiche Bestände aus zonen …, Baumweiden im Oberstand sowie Strauchweiden

12 auf Mudden anzutreffen . Grauweidengebüsche die Wasserfedergesellschaft vor, die bei Trocken- sind in den Qualmwasserpoldern als Kultur fol- fall auch als Landform überdauern kann . gende Pioniergesellschaften im sauerstoffarmen, Im Bereich abgeschnittener Flussschleifen des wechselfeuchten Milieu anzutreffen, ebenso der Alands und deichgeschützter Altwasser der Elbe überwiegende Teil der Pappelaufforstungen und haben sich Verlandungsgesellschaften als Tau- die Flächen des Erlen- und Eschenwaldes . sendblatt-Teichrosengesellschaft und Wasser- Der Hartholzauenwald baut sich in der Baum- schwebergesellschaften angesiedelt . schicht aus Stiel-Eiche und Flatter-Ulme und in Abseits der Elbe in Bereichen mit geringer be- der Strauchschicht aus Weißdorn, Schlehe und wegtem Wasser am Aland, an Gräben und in den Hartriegel auf . Aufgrund des latenten Ausfalls Qualmwasserpoldern finden sich große Rohr- der Feld-Ulme als Baumart der Aue gelangt sie glanzgras- und Wasserschwadenröhrichte, die zu heute nur noch bis in die Strauchschicht, bevor den Grünlandgesellschaften überleiten . In tief sie abstirbt . Feld-Ahorn und Gemeine Esche tre- liegenden Arealen kommen in Bereichen ziehen- ten seltener auf . In der Hohen Garbe ist für den den Wassers Schlankseggenriede vor, während größten Auenwaldbestand im NSG eine Entwick- die ebenfalls Großseggenrieder aufbauenden Ar- lungskernzone verordnet worden . Den kleineren, ten wie Ufer- und Steif-Segge ihren Verbreitungs- an den höchsten Punkten des Wahrenberger Pol- schwerpunkt in den Qualmwasserpoldern mit ders („Stutweide“ und „Gänseburg“) gelegenen wenig bewegtem Wasser besitzen . Am Unterlauf Hartholzauenresten ist eine gewisse Arten- und des Alands sind auch größere Röhrichtareale aus Strukturarmut eigen, die den veränderten äuße- Gemeinem Schilf und Rohrkolben aufgebaut . ren Bedingungen im Polder Rechnung trägt . Das Wirtschaftsgrünland weist überwiegend Für das gesamte Gebiet ist im Vergleich zu den Feuchtwiesen nährstoffreicher Standorte aus . Es Wäldern der südlichen Mittelelbe das weitgehen- dominieren Wechselfeuchtwiesengesellschaf- de Fehlen des Feld-Ahorns und des Wildobstes ten mit dem charakteristischen Wiesen-Fuchs- bezeichnend . Einige wenige Hartholzauenwald- schwanz und der Rasen-Schmiele . Im Übergang zu fragmente, die noch Merkmale von Hutewäldern wechseltrocknen Standorten treten artenreichere besitzen, sind jedoch die auf echten Flusswerdern Ausprägungen in Form von Brenndolden-Auen- vorkommenden bisher wenig beachteten Reste wiesen mit Nordischem Labkraut, Kanten-Lauch des „Kronholzes“, eine alte Waldbezeichnung, und und Brenndolde auf . Die bestimmungsgemäße die Partien an der „Neukirchener Badestelle“ . Flutung der Großpolder kann jedoch temporär Am Elbeufer kommt es im Bereich des Wellen- eine Reduzierung des Artenreichtums bewirken . schlags innerhalb der Buhnenfelder auf sandig- In Geländesenken und Flutrinnen kommt die kiesigen bis schlammigen Substraten mit Ab- Knickfuchsschwanz-Gesellschaft vor . Durch Ent- nahme des Flusswasserstandes zur Ausbildung wässerung entstanden auch sekundär im Deich- annueller neophythenreicher Spülsaumgesell- schutz verarmte Frischwiesen . schaften . Hierzu gehören die Elbspitzkletten- und Auf höher liegenden Kuppen der echten Fluss- Hirschsprung-Gesellschaft auf sandig-kiesigen werder kommen an offenen Partien Silbergras- Sub­straten offen bleibender Standorte oder die Pionierrasen, Sandseggen- und Kleinschmielen- stärker zonierten Donauknöterich- und Gänsefuß- Rasen mit Silbergras, Sand-Segge und Kleinem Gesellschaften der verschlammten Uferpartien . Habichtskraut vor . Die Gesellschaften der an höhere Fließgeschwin- Saumgesellschaften nehmen die Rand- und digkeiten gebundenen sandig-kiesigen Standorte Grenzbereiche zwischen den kulturbedingten gehören zum Sukzessionszyklus der Weichholz­ Nutzungen ein . Nitrophile Ufersäume bilden das aue . An Schlammablagerungen gebundene Ge- Gros der vorkommenden Staudensäume . sellschaften profitieren vom durchgängigen Buh- Mit der Weichholzaue stehen Rohrglanzgras- nenbau und von der Nährstofffracht des Flusses . Bestände und kratzbeerenreiche Bestände in Im Aland und in den sehr langsam abfließenden Kontakt . An offenen Bereichen in Elbenähe sind Binnengräben haben sich Wasserhahnenfußge- Brennnessel-Seiden-Zaunwinden-Saumgesell- sellschaften mit dem Gemeinen Wasserhahnen- schaften ausgebildet, während am Aland auch die fuß und dem Gemeinen Wasserstern etabliert . In Blauweiderich-Spießblatthelmkraut-Gesellschaft den Gräben der Qualmwasserpolder kommt auch mit Gelber Wiesenraute und Sumpf-Wolfsmilch

13 vorkommt . Waldnahe Säume treten häufig als Brennnessel-Giersch-Saumgesellschaft auf . Wald- innensäume bestehen aus im Wald häufigen Ar- ten wie Knoblauchsrauke, Taumel-Kälberkropf, Giersch und Wald-Ziest . Waldnahe Säume meso- philer Arten bestehen aus Kleinem Odermennig, Wiesen-Labkraut und Gewöhnlicher Schafgarbe .

3.1.2 Offenlandlebensraumtypen

Jörg Schuboth

Im NSG wurden im Rahmen der FFH-Lebensraum- typenkartierung (2007) für das Offenland folgen- de Lebensraumtypen (LRT) nachgewiesen: Abb. 6: LRT 2330 auf einer Sandspülfläche östlich von Steinfelde (15 08. .2007) . Foto: N . Stiller . 2330 Dünen mit offenen Grasflächen mitCoryne - phorus und Agrostis 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegeta- tion des Magnopotamions oder Hydrochari- Die Fläche wurde im Rahmen der LRT-Kartierung tions in den Erhaltungszustand A (hervorragend) ein- 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit gestuft . Vegetation des Ranunculion fluitantis und Im Seitenbereich versucht Land-Reitgras (Calam­ des Callitrichio-Batrachion agrostis epigeios) in die Fläche einzudringen . Auf 3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetati- der Fläche wurde auch das Kaktusmoos (Campy- on des Chenopodietum rubri p .p . und des lopus introflexus), ein invasiver Neophyt, nachge- Bidention p p. . wiesen, das naturnahe und anthropogene Stand- 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren orte mit zumeist oberflächlich trockenen, sauren und montanen bis alpinen Stufe Sandböden wie Silbergrasfluren besiedelt und 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) später durch die Bildung von dichten und großflä- 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus chigen Matten die Artenzusammensetzung und pratensis, Sanguisorba officinalis) . das Erscheinungsbild der dort kennzeichnenden Lebensgemeinschaft verändert . 2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Cory- nephorus und Agrostis 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vege- Der LRT Dünen mit offenen Grasflächen mit Co- tation des Magnopotamions oder Hydro- rynephorus und Agrostis wurde im Rahmen der charitions FFH-LRT-Kartierung nur auf einer alten Sandspül- Einen besonders charakteristischen LRT in der fläche mit Ablagerung von Sanden aus der Elbe Stromtalaue stellen die Stillgewässer dar . (auf Kultosol) gefunden . Dazu gehören nährstoffreiche Seen, Weiher und Sie kann der Frühlingsspark-Silbergras-Gesell- Altwasser, Teiche und temporäre Stillgewässer schaft (Spergulo morisonii-Corynephoretum ca- mit artenreicher Wasservegetation einschließ- nescentis) zugeordnet werden .Zur Artausstattung lich ihrer Ufervegetation . Sie verleihen der Aue gehören die Charakterarten Gewöhnliches Silber- ein abwechslungsreiches Landschaftsbild und gras (Corynephorus canescens), Frühlings-Spark sind in ihrem Verlandungsgeschehen, der Artaus- (Spergula morisonii), Sand-Segge (Carex arena- stattung und Wasserführung mehr oder weniger ria) und Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), von der Wasserdynamik von Elbe und Aland ab- Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) sowie hängig . Wesentlich für die Zuordnung zum LRT weitere Arten wie Wiesen-Margerite (Leucanthe- ist das Vorkommen untergetauchter Laichkraut- mum vulgare), Strand-Grasnelke (Armeria mariti- Gesellschaften und/oder freischwimmender Was- ma) oder Berg-Sandknöpfchen (Jasione montana) . serpflanzengesellschaften .

14 Abb. 8: LRT 3150 am Aland im Überflutungsbereich südöstlich von Wanzer (25 .07 .2007) . Foto: J . Lang .

In den natürlichen eutrophen Seen des NSG wur- den weiterhin folgende Arten nachgewiesen: Bu- ckelige Wasserlinse (Lemna gibba), Untergetauch- te Wasserlinse (Lemna trisulca), Gemeiner Wasser- hahnenfuß (Ranunculus aquatilis agg .), Froschbiß Abb. 7: LRT 2330 auf einer Sandspülfläche östlich (Hydrocharis morsus-ranae), Gemeines Hornblatt von Steinfelde - Ausschnitt (15 .08 .2007) . Foto: N . (Ceratophyllum demersum), Krebsschere (Stratio- Stiller . tes aloides) und Ähren-Tausendblatt (Myriophyl- lum spicatum). Folgende Pflanzengesellschaften sind in den na- türlichen eutrophen Seen des NSG existent: Tau- Im NSG besitzt der überwiegende Teil der natür- sendblatt-Teichrosen-Gesellschaft (Myriophyllo- lichen eutrophen Seen einen guten bis hervorra- Nupharetum luteae), Teichlinsen-Gesellschaft genden Erhaltungszustand . (Lemno-Spirodeletum polyrrhizae), Laichkraut- In der Schwimmblattzone finden sich häufig Wei- Gesellschaften (Potamogetonion pectinati, spe- ße Seerose (Nymphaea alba) und Große Teichrose ziell Potamogetonetum perfoliati, Potamoge- (Nuphar lutea) . Im Uferbereich dominieren viel- tonetum lucentis, Potamogetonetum pectinati), fach Röhrichte von Igelkolben, Schilf, Rohrkolben Gesellschaft des Gemeinen Hornblattes (Cerato- oder Teichsimse . phylletum demersi) und Krebsscheren-Froschbiß- Besonders bei direkter Beeinflussung durch die Gesellschaft (Stratiotetum aloidis) . Elbe haben die natürlichen eutrophen Seen oft nur einen durchschnittlichen Erhaltungszustand, 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe auffällig ist das Fehlen der submersen Wasserve- mit Vegetation des Ranunculion fluitantis getation . Als einzige lebensraumtypische Arten und des Callitrichio-Batrachion konnten in diesen Gewässern Kleine Wasserlin- Dieser LRT beinhaltet Fließgewässer, die i .d .R . se (Lemna minor) und Vielwurzelige Teichlinse durch das Vorkommen von Wasserpflanzenve- (Spirodela polyrhiza) vorgefunden werden . Eine getation des Verbandes des Ranunculion fluitan- sehr starke Beeinträchtigung der Gewässer stellt tis gekennzeichnet sind . Die Fließgewässer sind hier die intensive Beweidung der Ufervegetation durch frei fließende Abschnitte mit zumindest in dar . Stellenweise ist fast der gesamte Uferbereich größeren Teilabschnitten wenig eingeschränkter stark verbissen und eine erhebliche Zerstörung Fließgewässerdynamik charakterisiert . Unver- durch Viehtritt festzustellen . baute Ufer, unterschiedliches Substrat sowie die

15 Bildung von Substratbänken, Uferabbrüchen und Anlandungsflächen sind typische Strukturmerk- male dieses Fließgewässerlebensraumes . Kenn- zeichnend ist ein im Sommer meist niedriger Wasserstand . Dieser LRT kann nur im Aland beobachtet werden, sein Erhaltungszustand ist weitestgehend nur mit mittel bis schlecht (C) einzuschätzen . Der gesamte Flusslauf weist nur im Norden an sehr wenigen Stellen eine submerse Wasservegetation auf . Bis auf Callitriche palustris agg . sind alle anderen zu erwartenden Wasserpflanzen am gesamten Fluss- lauf nur selten anzutreffen, z . B . Durchwachsen- blättriges Laichkraut (Potamogeton perfoliatus), Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum), Pfeil- Abb. 9: LRT 3270 an der Elbe nordwestlich von kraut (Sagittaria sagittifolia), Flutender Schwaden Wahrenberg (10 .08 .2007) . Foto: J . Lang . (Glyceria fluitans) und Gelbe Teichrose (Nuphar lu- tea) . Am Ufer des Alands wachsen Rohrglanzgras- und Wasserschwaden-Röhrichte (Phalaridetum arundinaceae, Glycerietum maximae) . Artinventar des Uferbereiches, das sich in einem Das Zulassen einer Gewässerdynamik würde hervorragenden Erhaltungszustand befindet . Die zur Verbesserung des Erhaltungszustandes des natürliche Morphodynamik des Flusses wird nur Alands beitragen . durch die Buhnen beeinträchtigt . Anderenfalls bilden sich zwischen den Buhnen Schlammbän- 3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetati- ke und an den Buhnen Sandbänke, wo sich eine on des Chenopodietum rubri p.p. und des artenreiche Vegetation mit vielen Stromtalpflan- Bidention p.p. zen entwickelt hat . Zum LRT gehören natürliche und naturnahe Fließ- Insgesamt, d . h . unter weiterer Berücksichtigung gewässer mit schlammigen Ufern bzw . Schlamm- der Habitatstrukturen und der Beeinträchtigun- bänken . Er umfasst langsam fließende Tiefland- gen, können die Vorkommen dieses LRT mit Er- gewässer mit geringem Gefälle und i . d . R . mit haltungszuständen größtenteils als gut (B) und ausgeprägter Mäanderbildung . Kennzeichnend stellenweise sogar mit hervorragend (A) einge- ist das Vorkommen von einjähriger Vegetation stuft werden . (Pioniervegetation) auf zeitweise trocken fallen- An charakteristischen Arten dieses LRT wurden den, schlammigen Ufern an Flüssen (Bidention u . a . nachgewiesen: Dreiteiliger Zweizahn (Bidens p .p ., Chenopodion rubri p .p .) . Im Frühjahr und im tripartita), Graugrüner Gänsefuß (Chenopodium Frühsommer sind die Schlamm- und Sandufer glaucum), Roter Gänsefuß (Chenopodium rubrum), meist noch überspült . Die Entwicklung der typi- Hirschsprung (Corrigiola litoralis), Gemeine Hüh- schen Pflanzengesellschaften erfolgt nach dem nerhirse (Echinochloa crus-galli), Elbe-Liebesgras allmählichen Absinken der Wasserstände spät (Eragrostis albensis), Acker-Schöterich (Erysimum im Jahresverlauf . Meist sind die kennzeichnen- cheiranthoides), Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium den Pflanzenbestände erst ab dem Hochsommer uliginosum), Schlammling (Limosella aquatica), bis in den Herbst hinein entwickelt . In manchen Ampfer-Knöterich (Persicaria lapathifolia), Was- Jahren mit langzeitig hohen Wasserständen im serpfeffer (Persicaria hydropiper), Portulak (Por- Sommerhalbjahr oder nach Sommerhochwassern tulaca oleracea), Gemeines Flohkraut (Pulicaria zeigt die Vegetation eine schwache Entwicklung vulgaris), Gemeine Sumpfkresse (Rorippa palus- oder kann sogar gänzlich fehlen . Oft kommt eine tris) und Wilde Sumpfkresse (Rorippa sylvestris) . Verzahnung der Zweizahn- und Gänsefußfluren Die Schlammlingsfluren werden vielfach von der mit Nanocyperion-Gesellschaften vor . Elb-Spitzklette (Xanthium albinum) dominiert . Der LRT 3270 kann im NSG nur an der Elbe beob- Im Rahmen der Kartierung wurden die folgenden achtet werden . Besonders bemerkenswert ist das Pflanzengesellschaften auf Flächen dieses LRT

16 nachgewiesen: Elbspitzkletten-Ufergesellschaft (Xanthio albini-Chenopodietum rubri), Zweizahn- Wasserpfeffer-Gesellschaft (Bidenti-Polygone- tum hydropiperis), Hühnerhirsen-Ampferknö- terich-Gesellschaft (Echinochloo-Polygonetum) und Strandampfer-Gesellschaft (Rumicetum ma- ritimi) . Beeinträchtigungen dieses LRT resultieren aus dem Uferausbau, der Zerstörung von Kiesbänken und Schlammflächen, der Angelnutzung und dem Badebetrieb .

6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Zum LRT 6430 werden nur Hochstaudenfluren an Abb. 10: LRT 6430 im Überflutungsbereich der Fließgewässerufern und Waldsäumen gerechnet . Elbe östlich von Oberkamps (14 .08 .2007) . Foto: N . Der LRT umfasst Ufer begleitende Hochstauden- Stiller . vegetation feuchter bis nasser, meist eutropher Standorte an Fließgewässern der Convolvuletalia sepium, der Glechometalia hederaceae und des lopio dumetorum-Cucubaletum bacciferi) und Filipendulion ulmariae sowie feuchte Stauden- Waldziest-Springkraut-Gesellschaft (Stachyo säume der Wälder . sylvaticae-Impatentietum noli-tangere) . Feuchte Hochstaudenfluren finden sich im Nor- Einige LRT-Flächen werden durch Beweidung und den des NSG an Waldrändern . Diese haben einen teilweise durch Mahd beeinträchtigt . hervorragenden Erhaltungszustand und eine ho- hen Artenvielfalt . An der Elbe wurde dieser LRT im 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii) Uferbereich mit durch Steinschüttungen befestig- Diesem LRT werden die wechselnassen Auenwie- ten Buhnen oder als Gürtel um Flutrinnen nach- sen aus dem Verband Deschampsion cespitosae gewiesen . Bestandsbildend sind Phalaris arundi- (Synonym Cnidion dubii), die vorwiegend eine nacea, Xanthium albinum, Eragrostis minor und Ur- subkontinentale Verbreitung haben und die ge- tica dioica . Oft existieren feuchte Hochstaudenflu- wöhnlich Brenndolde (Cnidium dubium) enthal- ren in Verbindung mit Weichholzauenwaldresten . ten, zugeordnet . Die Ausbildung dieses LRT reicht von Brennessel- Brenndoldenwiesen treten auf nassen, wechsel- Seiden-Streifen bis hin zu sehr arten- sowie struk- feuchten, zeitweise überschwemmten tonigen turreichen Beständen mit Gelber Wiesenraute Standorten auf . Diese liegen meist in Senken/ (Thalictrum flavum), Wasser-Schwertlilie (Iris Randbereichen von Flutmulden und sind oft in in- pseudacorus), Gemeinem Gilbweiderich (Lysima- tensiver genutztes Wirtschaftsgrünland eingebet- chia vulgaris) oder Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia tet . Es handelt sich dabei um durch Hochwasser palustris) . strukturierte, z .T . flächige Bereiche der Stromaue . Im Rahmen der LRT-Kartierung wurden folgen- Der Wechsel von zeitweiser Überstauung (weni- de Pflanzengesellschaften verzeichnet: Blauwei- ge Tage bis viele Wochen) bei Hochwasser und derich-Spießblatthelmkraut-Gesellschaft (Scu- sommerlicher Austrocknung kennzeichnet die tellario hastifoliae-Veronicetum longifoliae), besiedelten Standorte als wechselnass bis wech- Katzenschwanz-Gesellschaft (Urtico-Leonuretum selfeucht, teilweise auch wechseltrocken . Standor- marrubiastri), Hopfenseiden-Hopfen-Gesellschaft te des LRT in eingedeichten Altauen weisen durch (Cuscuto europaeae-Humuletum lupuli), Gesell- zeitweise Überstauung mit Druckwasser oder schaft der Knoten-Braunwurz und des Bunten durch im Jahresverlauf stark wechselnde, teilwei- Hohlzahns (Scrophulario nodosae-Galeopsietum se sehr hohe Grundwasserstände ebenfalls wech- speciosae), Brennessel-Giersch-Saumgesellschaft selnasse bis wechselfeuchte Verhältnisse auf . Im (Urtico-Aegopodietum podagrariae), Tauben- NSG wurden nur zwei Flächen mit diesem LRT kropf-Heckenwindenknöterich-Gesellschaft (Fal- außerdeichs (eine an der Elbe und eine am Aland)

17 gefunden . Alle anderen Flächen befinden sich feucht, aber nicht nass . Es existieren feuchte bis innerdeichs, erfüllen aber die Anforderungen an wechselfeuchte Ausprägungen in den Flussauen diesen LRT . (Galio molluginis-Alopecuretum pratensis), die z . Die Brenndolden-Auenwiesen sind durch das Auf- T . auch mehr oder weniger regelmäßig, aber in der treten von Arten feuchter und trockener Stand- Regel nur kurzzeitig, überflutet werden . Natürli- orte und damit einen hohen floristischen Arten- che Vorkommen dieses Wiesentyps gibt es nicht . reichtum gekennzeichnet . Besonders typisch sind Im NSG sind verschiedene Ausprägungen mit hierbei die Stromtalarten Brenndolde (Cnidium unterschiedlichen Erhaltungszuständen zu fin- dubium), Wiesen-Silau (Silaum silaus) und Nordi- den . Verschiedene mesophile Grünlandbrachen, sches Labkraut (Galium boreale) . Als weitere cha- ältere Auflassungsstadien oder Frischwiesenbra- rakteristische Arten dieses LRT wurden kartiert: chen, wie z . B . am nördlichen Aland-Ufer, würden Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), bei extensiver Mahdnutzung ihr hohes Entwick- Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Gemei- lungspotenzial zum Vorschein bringen . Diese kön- nes Rispengras (Poa trivialis), Kuckucks-Lichtnelke nen aber aufgrund ihrer mittleren bis schlechten (Silene flos-cuculi) und Langblättriger Blauweide- Ausprägung nur in den Erhaltungszustand C ein- rich (Pseudolysimachion longifolium) . gestuft werden . Sie enthalten z .T . einen hohen An- Auf den LRT-Flächen wurden die Pflanzengesell- teil an Eutrophierungs- und Brachezeigern . Hier schaften Brenndolden-Rasenschmielen-Wiese ist eine extensive Bewirtschaftung durch Mahd (Cnidio dubii-Deschampsietum cespitosi), Silau- unbedingt erforderlich . Rasenschmielen-Wiese (Sanguisorbo officina- Vorherrschend sind im NSG große Grünlandkom- lis-Silaetum silai) und die Ackerkratzdistel-Ra- plexe, die überwiegend dem LRT 6510 zugeordnet senschmielen-Gesellschaft (Cirsio arvensis-De- werden können, in kleineren Teilflächen (flachen schampsietum cespitosae ass . Nov .), die aber nur Senken) aber auch den LRT 6440 einschließen . beim Vorhandensein von Stromtalarten zum LRT Hier ist der Wechsel von mageren und feuchten gehört, festgestellt . Bereichen der Auenlandschaft besonders gut er- Problematisch ist, dass bestimmte Bereiche die- kennbar . ser Kulturbiotope nicht mehr genutzt werden . Viele der großflächigen Grünländer werden in- Die Beibehaltung eines Nutzungsregimes durch tensiver als Weide genutzt, z . T . auch als Stand- Mahd oder Beweidung bzw . eine kombinierte weide mit Pferden und Rindern . Diese Flächen Nutzung als Mähweide sollte gewährleistet wer- befinden sich weitestgehend in einem mittleren den . Das Mahdgut sollte entfernt werden, da sich bis schlechten (C) oder maximal guten Erhal- bei ausschließlichem Mulchen eine dicke Streu- tungszustand (B) . Beweidungszeiger, unter ihnen decke bildet, die eine Keimlingsetablierung ver- Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius), hindert . Allerdings werden bestimmte Flächen Krauser Ampfer (Rumex crispus), Acker-Kratzdistel einer intensiven Nutzung unterzogen, die zur (Cirsium arvense) und Große Brennessel (Urtica di- Veränderung führen kann . Ein weiteres Problem oica), treten hier teilweise mit einem deutlichen stellt die durch Eindeichung ausbleibende Über- Flächenanteil auf . flutung und das dadurch veränderte Wasserre- Magere Flachland-Mähwiesen mit hervorra- gime dar . gendem Erhaltungszustand (A) konnten nur auf außendeichs gelegenen Flächen nachgewie- 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus sen werden . Sie zeichnen sich durch eine reiche pratensis, Sanguisorba officinalis) Struktur mit kleinflächigen Senken aus und sind Magere Flachland-Mähwiesen sind in der Regel wechselfeucht . Durch ihre extensive Bewirtschaf- auf gut nährstoffversorgten, tiefgründigen Bö- tung existiert eine artenreiche Vegetation, die von den (Braunerden) mit lehmigem oder lehmig- feuchte- bis trockenheitsliebenden Arten reicht . sandigem, mäßig humosem Substrat, seltener Der LRT konnte aber auch auf Hochwasserschutz- auf tonigen Böden oder auf weitgehend verer- bauwerken (Deichen) in gutem Erhaltungszu- deten, torfigen Böden entwickelt . Während der stand (B) kartiert werden . Auf den Deichkronen Vegetationsperiode können relativ trockene bis treten verstärkt Magerkeitszeiger auf . gut wasserversorgte Verhältnisse herrschen . Der Im NSG wurden u . a . folgende für diesen LRT cha- Wasserhaushalt des Bodens ist meist frisch bis rakteristische Arten gefunden:

18 An bzw . auf den Grünlandkomplexen sind neben Solitäreichen auch Solitärweiden, randlich auch Baumreihen mit Quercus robur zu finden . Durch Veränderung der Nutzung (Nutzungsart, -zeitpunkt und -häufigkeit) dieses Kulturbiotops kann es relativ kurzfristig zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung der Bestände kommen . Mit ausbleibender regelmäßiger Be- wirtschaftung setzt schnell eine Sukzession ein, die in kurzer Zeit zum Verschwinden der Wiesen und zur Umwandlung in andere Lebensräume führt . Günstig für den Erhalt dieses LRT ist eine extensive Bewirtschaftung mit zweischüriger Abb. 11: LRT 91E0* am Aland nördlich von Wanzer Mahd sowie Beräumung des Mahdgutes von der (30 .08 2010). . Foto: J . Schuboth . Fläche .

3.1.3 Waldlebensraumtypen

Carsten Schneider Rot-Straußgras (Agrostis capillaris), Wiesen-Fuchs- schwanz (Alopecurus pratensis), Glatthafer (Ar- Im Gebiet wurden zwei der im Anhang I der FFH- rhenatherum elatius), Gänseblümchen (Bellis per- Richtlinie aufgeführten Waldlebensraumtypen ennis), Wiesen-Glockenblume (Campanula patu- nachgewiesen: la), Gemeines Hornkraut (Cerastium holosteoides), 91E0* Weichholzauenwälder an Fließgewässern Gewöhnliches Knaulgras (Dactylis glomerata), (Salicion albae) Wiesen-Labkraut (Galium album), Echtes Labkraut 91F0 Hartholzauenwälder mit Quercus ro- (Galium verum), Gundermann (Glechoma hedera- bur, Ulmus leavis, Ulmus minor, Fraxinus cea), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Wolli- exelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmeni- ges Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Bärenklau on minoris) . (Heracleum sphondylium), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare agg .), Große Pimpinelle 91E0* Weichholzauenwälder an Fließgewässern (Pimpinella major), Wiesen-Rispe (Poa pratensis), (Salicion albae) Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Vogel- Im NSG ist der Weichholzauenwald im Bereich der Wicke (Vicia cracca), Zaun-Wicke (Vicia sepium), ehemaligen Faschinendeckwerke und heutigen Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa), Großer Steinbuhnen nur noch fragmentarisch ausgebil- Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Wiesen- det . Der an entstandenen Durchrissen der Stein- Silge (Silaum silaus), Kuckucks-Lichtnelke (Silene buhnenwurzeln, an Scherstellen, auf Buhnen und flos-cuculi), Gemeiner Beinwell (Symphytum of- an Kolken angebundene Weichholzauenwald hat ficinale), Feld-Klee (Trifolium campestre), Rot-Klee Primärcharakter . Ebenso ist heute noch der Weich- (Trifolium pratense), Gamander-Ehrenpreis (Vero- holzauenwald im Bereich des Alandschlauches zu nica chamaedrys), Knolliger Hahnenfuß (Ranun- sehen . culus bulbosus) und Kriechender Hahnenfuß (Ra- Die Flächen bei Wanzer, die ein Mosaik aus Baum- nunculus repens) . und Strauchweidenaue darstellen, unterlagen bis Pflanzensoziologisch können die Grünlandbe- vor kurzem noch im großen Maße der Dynamik stände des LRT 6510 im NSG folgenden Gesell- des Alands im Zusammenwirken mit der Elbe und schaften zugeordnet werden: der Fuchsschwanz- sind daher auch besser strukturiert . Hier findet Wiese (Galio molluginis-Alopecuretum pratensis), der Prozess der Selbstregulation natürlicher Wäl- der Goldschopfhahnenfuß-Rasenschmielen-Wie- der noch statt . Andere Reliktbestände am Aland se (Ranunculo auricomi-Deschampsietum cespi- sind durch Beweidung bzw . durch Maßnahmen tosae) bzw . der Glatthafer-Wiese (Dauco carotae- des Deichschutzes stark in ihrem strukturellen Arrhenatheretum elatioris) . Aufbau gestört .

19 Die Baumschicht wird weitgehend durch die Fahl- Strukturell fehlt allen Hartholzauenwäldern die Weide (Salix x rubens) aufgebaut . In welchem durch das Ulmensterben als Art der Baumschicht Maße die Silber-Weide (Salix alba) und die Bruch- ausgefallene Feld-Ulme (Ulmus minor) . Ledig- Weide (Salix fragilis) beteiligt sind, wurde im Rah- lich die Stiel-Eiche (Quercus robur) und die Flat- men der FFH-Kartierung 2005 nicht beurteilt . Die ter-Ulme (Ulmus leavis) bilden noch die oberste Schwarz-Pappel (Populus nigra) fehlt insbes . im Baumschicht . Insofern besteht ein latenter Struk- nördlichen Teil des Gebietes . Ausnahmen bilden turmangel . Dieser wird noch durch das Ausselek- Exemplare am Elbeufer der Hartholzauenwälder tieren der Stiel-Eiche (Quercus robur) durch das an der Garbe . Nördlich von Neukirchen, in Nähe Rehwild aus der Krautschicht manifestiert . In den der Elbe, stockt ein Schwarzpappelbestand, der auf heute unbewirtschafteten Waldteilen ist daher genetische Zugehörigkeit untersucht wurde (Gra- keine Verjüngung der Stiel-Eichen anzutreffen . nitzki, mündl . Mitt . 2006) . Vereinzelt wächst der im nördlichen Teil fehlende, In der Strauchschicht dominiert die Mandel-Weide in Richtung Süden aber zunehmende Feld-Ahorn (Salix triandra) oft in Verbindung mit der Korb-Wei- (Acer campestre) noch in die oberste Baumschicht de (Salix viminalis) . Charakteristisch für die im Ge- ein . Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) tritt biet liegenden Qualmwasserpolder ist der höhere nur selten als Begleitart auf . In der Strauchschicht Anteil der Grau-Weide (Salix cinerea) als Zeiger von dominieren Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus Sauerstoffmangel und Stagnation im Boden . laevigata), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) Die annuellen Bodenpflanzen der Weichholzaue und an den Rändern Schlehe (Prunus spinosa) . in der aktiven Flussaue fehlen in den großen Be- Arten mit einem südlichen Verbreitungsschwer- ständen am Aland weitgehend . Die eigentlichen punkt fallen aus oder weisen eine geringere Domi- Stromtalarten wie Katzenschwanz (Leonurus nanz auf, so z . B . Birne (Pyrus spec .) und Zittergras- marrubiastrum) und Quecke (Elymus spec .) treten Segge (Carex brizoides) . Gundermann (Glechoma nur bei ausreichender Wasserdynamik auf . Gro- hederacea), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), ße Brennessel (Urtica dioica), Gemeiner Beinwell Große Brennessel (Urtica dioica), Kratzbeere (Ru- (Symphythum officinale), Rohr-Glanzgras (Phalaris bus caesius), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea) arundinacea), Kriechender Hahnenfuß (Ranuncu- und Gemeiner Hopfen (Humulus lupulus) domi- lus repens), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Bitter- nieren fast überall die Feldschicht . Punktuell tre- süßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) und ten u . a . Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Blut- Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria) be- Ampfer (Rumex sanguineus), Schwarzfrüchtiger stimmen die Krautschicht oft mit hoher Deckung . Zweizahn (Bidens frondosa), Wald-Ziest (Stachys Durch Auskämmen schwimmfähigen Mülls be- sylvatica), Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana) einträchtigen Müllkonzentrationen insbes . im und Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale) in Anstrombereich diesen Lebensraumtyp . Weiter- den Vordergrund . hin ist die Beseitigung der Strauchweiden bei Auffällig hoch ist der Anteil des Stauwasserzei- der Buhneninstandsetzung negativ zu bewerten . gers Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) im Punktuell treten Beeinträchtigungen durch die Wald, insbes . in Flutrinnen und an ihren Rändern . Landwirtschaft und, insbes . am Aland, durch Ab- Er ist ein Zeiger für nicht ausgeglichene Eingriffe lagerungen von Gartenabfällen auf . in das Ökosystem . Ob es sich hier aus pflanzen- soziologischer Sicht noch um Waldstandorte han- LRT 91F0 Hartholzauenwälder mit Quercus ro- delt, muss bezweifelt werden . In diesen Bereichen bur, Ulmus leavis, Ulmus minor, Fraxi- kommt es massiv zu Abgängen an Stiel-Eiche nus exelsior oder Fraxinus angustifolia (Quercus robur), auch in Verbindung mit Nasch- (Ulmenion minoris) und Kahlfraß durch den Eichenprozessionsspin- Die Hartholzauenwälder konzentrieren sich weit- ner (Taumetopoea processionea) . gehend auf den Elbemäander der Garbe . Sie sind Die starke Beweidung gerade im nördlichen Be- häufig von Weißdorn-Schlehengebüschen umran- reich des Elbemäanders der Garbeniederung führt det und von ausgedehnten Auenwiesen umgeben . zu massiven Trittschäden und zur Stickstoffanrei- Weitere natürliche Hartholzauenwaldrelikte fin- cherung infolge der tierischen Ausscheidungen, die den sich lediglich auf den höher gelegenen echten in der Florenverfälschung ihren Ausdruck findet . Werdern des Gebietes . Da das Gebiet Lebensraum für eine charakteristi-

20 sche Vogelwelt des Auenwaldes ist, wurde zu de- ren Schutz die Jagd zeitlich eingeschränkt . Dies be- günstigt noch zusätzlich den starken Wildverbiss . Als größte Beeinträchtigungen für den Wald wer- den die Maßnahmen des Deichneubaus mit wei- terem Zusammenbrechen des alten Winterdeichs bei fehlender Durchgängigkeit des neuen Bauwer- kes für entstehendes Stauwasser angesehen, das in der Folge zur Schwächung der Eichen und zu Gradationen durch den Eichenprozessionsspinner führt . Große Areale sind abgestorben oder befin- den sich im Absterbeprozess . Ein überhöhter Anteil nitrophiler Arten der Hu- Abb. 12: Flussuferläufer (05 05. 2007). .Foto: D .Hoppe . mulus lupulus-Gruppe wirkt sich in Folge der Stickstoffüberfrachtung der Elbe in Bezug auf die natürliche Struktur und insbes . das Regenerati- onsverhalten des Waldes störend aus . Inwieweit Rohrdommel, Zwergdommel, Rohrweihe, Wasser- die Stickstoffüberfrachtung der Landschaft mit ralle, Schilfrohrsänger und Drosselrohrsänger be- der o . g . Folge in der Bodenvegetation überhaupt siedelt . Weiterhin brüten im Bereich der Gewässer noch das natürliche Aufwachsen der Stiel-Eichen Brandgans, Schnatterente, Knäkente, Löffelente gestattet, kann wegen des hohen Wilddrucks sowie Rothalstaucher und Schwarzhalstaucher . nicht beurteilt werden . Die freien Gewässerufer und Sandbänke werden vom Flussuferläufer, in manchen Jahren auch von 3.2 Vogelwelt im EU SPA Aland-Elbe- der Flussseeschwalbe, besiedelt . Hier gab es im Niederung Jahre 2009 auch den ersten Brutverdacht für den äußerst selten im Binnenland brütenden Säbel- Gunthard Dornbusch & Stefan Fischer schnäbler (Fischer & Dornbusch 2009) . Im Jahr 2010 wurden dann drei Brutpaare festgestellt . Die naturnahe, reich strukturierte Überflutungs- Leider verliefen die Bruten erfolglos (J . Dien, R . aue entlang von Elbe und Aland ist Lebensraum Audorf, pers . Mitt ). . Eine Charakterart dieser Land- für eine ausgesprochen arten- und individuenrei- schaft ist der Weißstorch . Er brütet überwiegend che Vogelwelt . Besonders bedeutende Gebiete in- in den umliegenden Orten, nutzt aber die Feucht- nerhalb des EU SPA sind dabei der Bereich Stresow- wiesen des Vogelschutzgebietes zur Nahrungs- Garbe und das Elbevorland bei Losenrade . Etwa suche . Er erreicht hier eine ausgesprochen hohe 150 Brutvogelarten sind bekannt (Dornbusch et Siedlungsdichte, die mit anderen storchenreichen al . 1996) und mehr als 105 Wat- und Wasservogel- Gebieten in Europa, wie Masuren, Morava-Dyje- arten wurden in jüngerer Zeit auf dem Zug oder und Save-Auen, zu vergleichen ist (Dornbusch et während der Überwinterung nachgewiesen (Jan- al . 1996) . In Wahrenberg, dem storchenreichsten sen 2008a) . Dorf Sachsen-Anhalts, wurden im Jahr 2004 14 Die vielfältigen Lebensstätten der charakteristi- Brutpaare festgestellt (Lippert & Audorf 2005) . schen Flusstalaue werden von einer in Sachsen- Typische Auenwaldbesiedler im Gebiet sind Rot- Anhalt nur noch gering verbreiteten Wiesen-, milan, Schwarzmilan, Seeadler, Kranich, Schwarz- Wat- und Wasservogelgemeinschaft besiedelt . specht, Mittelspecht und Kleinspecht . In den Wiesen und in feuchteren Bereichen brü- Von besonderer Bedeutung ist das EU SPA auch als ten Wachtelkönig, Kiebitz, Großer Brachvogel, Rast- und Überwinterungsgebiet für eine Vielzahl Bekassine, Braunkehlchen, Wiesenpieper und von Gastvögeln . Neben den bemerkenswerten Schafstelze sowie bei Vorhandensein geeigneter Beständen von Singschwan, Zwergschwan und Strukturen auch Neuntöter und Sperbergrasmü- Weißwangengans sind auch die Bestandszah- cke . In den Seggenrieden ist das Tüpfelsumpf- len von Tundrasaatgans, Blässgans, Pfeifente, huhn zu finden . Die Schilf- und Röhrichtzonen Stockente, Spießente und Tafelente hervorzuhe- verlandender Altwasser werden von Graugans, ben . Aber auch Krickente, Löffelente, Reiherente,

21 Tab. 2: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der Wert gebenden Arten nach o . a . Quellen im Vergleich zu den Daten aus Lippert & Audorf (2005) und den Daten im Standarddatenbogen . Angege- ben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach Dornbusch et al . 2007) . In Klammern sind zusätzliche Reviere des Weißstorchs im direkten Umfeld des EU SPA angegeben, der das Gebiet regelmäßig zur Nahrungssuche nutzt .

Art Revierzahl Anteil am Landesbe- Revierzahl 2004 Revierzahl Standard- stand [%] nach Lippert & datenbogen (2004) Audorf 2005 Anhang I-Arten Moorente 0 - 0 1-5 Rohrdommel 1 1,7 0 1-5 Zwergdommel 1 4,0 0 1-5 Weißstorch 2 (+34) 0,4 2 (+34) 1-5 Wespenbussard 0 - 0 1-5 Rohrweihe 8 0,7 8 6-10 Rotmilan 21 0,8 21 11-50 Schwarzmilan 14 1,2 14 1-5 Seeadler 2 9,1 1 1-5 Kranich 3 1,3 3 1-5 Wachtelkönig 51 20,6* 14 1-5 Tüpfelsumpfhuhn 2 4,0 2 1-5 Kleines Sumpfhuhn 0 - 0 1-5 Säbelschnäbler 3 100,0 - - Trauerseeschwalbe 3 5,0 0 1-5 Flussseeschwalbe 1 1,3 0 6-10 Eisvogel 7 1,4 7 6-10 Schwarzspecht 4 0,1 4 1-5 Mittelspecht 16 0,6 16 11-50 Neuntöter 59 0,3 59 11-50 Heidelerche 1 0,01 1 - Sperbergrasmücke 23 1,2 23 1-5 Ortolan 5 0,1 5 - Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2) Brandgans 8 5,3 - 6-10 Schnatterente 7 7,0 - 6-10 Knäkente 6 6,0 6 6-10 Löffelente 4 8,0 4 1-5 Rothalstaucher 2 4,0 0 1-5 Schwarzhalstaucher 10 25,0 - - Graureiher 8 0,4 - 11-50 Kiebitz 32 2,1 32 11-50 Großer Brachvogel 8-9 11,2 8-9 1-5 Uferschnepfe 0 - 0 1-5 Bekassine 7 2,3 7 11-50 Flussuferläufer 30 42,8 30 - Rotschenkel 0 - 0 1-5 Steinkauz 5 33,3 5 - Schilfrohrsänger 91 18,2 91 11-50 Drosselrohrsänger 25 3,1 25 11-50 * Gesamtbestand nach Schulze (2010)

Zwergsäger und Gänsesäger kommen in beacht- pfeifer und Kiebitze sowie zahlreiche Bekassinen, licher Zahl vor . Insbes . während der Zugzeiten Bruchwasserläufer und Kampfläufer im Gebiet halten sich einige Tausend Kraniche, Goldregen- auf . Für den Goldregenpfeifer stellt die Aland-El-

22 Tab. 3: Übersicht über die Rastbestände der Wert gebenden Arten nach Jansen (2008 a) im Vergleich zu den Daten aus Weber (2003), Dornbusch et al . (1996) und den Daten im Standarddatenbogen, ge- trennt nach Arten des Anhang I und des Art . 4 .2 der EU-Vogelschutzrichtlinie .

Art Rastbestand Rastbestand Rastbestand Individuenzahl 2003-2008 nach nach Weber nach Dornbusch et Standard- Jansen 2008a 2003 al. 1996 datenbogen [Tageshöchstzahl] [Tageshöchstzahl] [Tageshöchstzahl] (2004) Anhang I-Arten Singschwan 1.000 674 870 501-1.000 Zwergschwan 114 100 600 51-100 Weißwangengans 510 510 - 501-1.000 Moorente 2 0-(1) - 6-10 Zwergsäger 70 31 50 - Silberreiher 50 3 - - Kornweihe 5 >5 - - Seeadler 22 8 - - Kranich 3.500 4.900 5.000 1.001-10.000 Goldregenpfeifer 3.000 4.000 300 >10.000 Bruchwasserläufer 63 200 40 101-250 Kampfläufer 150 410 300 251-500 Art . 4 .2-Arten Höckerschwan 100 - - - Graugans 1.500 - - - Tundrasaatgans 9.293 - 10.000 1.001-10.000 Blässgans 13.270 - 15.000 1.001-10.000 Unbestimmte Gänse 4.800 Brandgans 79 - - - Schnatterente 56 - 100 51-100 Pfeifente 3.410 - 2.000 - Krickente 1.000 - - - Stockente 3.920 - - - Spießente 3.500 - 500 251-500 Knäkente 10 - - 101-250 Löffelente 660 - 800 501-1.000 Tafelente 1.500 - - - Reiherente 800 - - - Schellente 60 - - - Gänsesäger 167 - 300 251-500 Kormoran 500 - - - Graureiher 150 - - - Blässhuhn 120 - 1.000 501-1.000 Kiebitz 20.300 - 4.000 1.001-10.000 Großer Brachvogel 29 - - 51-100 Bekassine 735 (2002) - 200 101-250 Lachmöwe 230 - - - Sturmmöwe 1.740 - - - Silbermöwe 420 - - -

be-Niederung ein Schlüsselgebiet für die Rast dar, türlichkeitsgrad und einer bedeutenden Vogel- in dem mehr als 1 % der geographischen Populati- welt wurde die Garbe-Aland-Niederung 1991 als on rasten (Delany et al . 2009) . Important Bird Area in Europe (IBA) ausgewie- Als sachsen-anhaltischer Mosaikstein einer sen (Sudfeldt et al . 2002) . Bereits 1992 erklärte großräumigen, ökologisch hochwertigen, mit das Land Sachsen-Anhalt dieses Gebiet auf der einem für Mitteleuropa ungewöhnlichen Na- Grundlage der Erfüllung mehrerer IBA-Kriterien

23 Abb. 13: Brandgans (05 .05 .2007) . Foto: D . Hoppe . Abb. 14: Reiherenten (01 .04 .2004) . Foto: D . Hoppe .

(s . Tab . 1 in Kapitel 2 .4) zum Vogelschutzgebiet Elbe-Niederung 2004 nach den methodischen der Europäischen Union (EU SPA) (Dornbusch Vorgaben von Südbeck et al . (2005) entsprechen- et al . 1996) . Im Rahmen der FFH-Gebietsmeldung de Daten von Lippert & Audorf (2005) erhoben . wurde das Gebiet im Jahre 2000 und nochmals Diese Ergebnisse wurden um aktuelle Daten aus im Jahre 2003 vergrößert und mit einer Flächen- dem Monitoring ausgewählter Brutvogelarten größe von 5 .123 ha als EU SPA gemeldet (Dorn- (Fischer et al . 2007) ergänzt (Fischer & Dorn- busch & Fischer 2007) . Der hohen Bedeutung busch 2006, 2009) . Die Ergebnisse sind in Tabel- des Gebietes für Zug- und Rastvögel gerecht le 2 dargestellt . werdend, wurde die Aland-Elbe-Niederung im Für die Zug- und Rastvögel wurden die vorhande- Verbund mit der Elbaue Jerichow vom Internatio- nen Daten der Wasservogelzählung (z . B . Schulze nalen Ramsar-Büro im Jahre 2003 zum Feuchtge- 2007), der länderübergreifenden Gänsezählung, biet internationaler Bedeutung (Ramsar-Gebiet) aus anderen Datenquellen (Ornithologische Jah- erklärt (Dornbusch 2004) . resberichte u . a .) sowie gezielter Kartierungen im Grundlagen dieser Schutzgebietsausweisungen Frühjahr 2008 für die Jahre 2003 bis 2008 ausge- waren die im Gebiet überwiegend ehrenamt- wertet und zusammengeführt (Jansen 2008a, b) . lich erhobenen Daten von Brut- und Rastvögeln . Die daraus resultierenden Rastbestände sind in Vor 1990 nur schwer zugänglich, zog das Gebiet Tabelle 3 dargestellt . danach Ornithologen an, die die Vogelwelt ge- Damit ist das EU SPA Aland-Elbe-Niederung ei- nauer untersuchen konnten . Schwerpunkt war nes der bedeutendsten Rastgebiete für Wasser- dabei das Rast- und Überwinterungsgeschehen . vögel im gesamten mitteldeutschen Raum . Es Dokumentiert wurden diese Daten bspw . in den erfüllt auch aktuell mehrmals das internationale Ornithologischen Jahresberichten des Landkrei- 1%-Kriterium der Ramsar-Konvention . Während ses Stendal, in Erfassungsbögen zu avifaunistisch der Zug- und Rastzeiten sind im Schutzgebiet re- wertvollen Bereichen und in den Unterlagen zur gelmäßig (d . h . mindestens in der Hälfte der zu Wasservogelzählung . Datenzusammenstellungen betrachtenden Jahre) 1% einer biogeografischen finden sich bei Dornbusch et al . (1996), Weber Population der Arten Tundrasaatgans, Spießente, (2003) sowie in den Unterlagen zur Ausweisung Löffelente und Kranich zu finden bzw . regelmäßig des Ramsar-Gebietes (Ramsar-sheet) . mehr als 20 000. Wasservögel aller Arten (Jansen Im Rahmen der systematischen Ersterfassung 2008b) . In Tabelle 4 ist die Erfüllung der Kriterien der Brutvögel des Anhangs I der EU-Vogelschutz- zusammenfassend dargestellt . Das Ergebnis hebt richtlinie, der Roten Liste des Landes Sachsen- noch einmal die besondere Bedeutung des Vogel- Anhalt (Kategorien 1 und 2) (Dornbusch et al . schutzgebietes, auch über die Landesgrenzen von 2004) sowie weiterer Wert gebender Arten in den Sachsen-Anhalt hinaus, für den internationalen EU SPA Sachsen-Anhalts wurden in der Aland- Vogelschutz hervor .

24 Einzelbäume und Hecken, aber auch der Gewäs- Tab. 4: Arten, die bedeutsame Schwellenwerte serstrukturen, an die Brutzeiten der Wert geben- ihrer für Sachsen-Anhalt relevanten biogeogra- den Arten (Wiesenlimikolen, Wachtelkönig) ange- phischen Population gemäß Waterbird Populati- passte Termine für Schleppen, Walzen und Mahd on Estimates (WPE4); (Wetlands International und keine Jagd auf Vögel, sind entsprechend dem 2006) erreichen (nach Jansen 2008b) . Schutzzweck bzw . den geltenden Schutz- und Er- haltungszielen zukünftig noch stärker zu berück- Art Erreichter Schwellenwert sichtigen und in der Umsetzung zu kontrollieren . Alle Wasservögel A Singschwan B 3.3 Amphibienarten der Anhänge II und Zwergschwan C IV der FFH-Richtlinie* Weißwangengans C Graugans C Kerstin Mammen & Wolfgang Hütz Tundrasaatgans A Blässgans B Natürliche Flussauen sind bedeutende Primärha- Pfeifente C bitate für die heimische Amphibienfauna . Hierfür Krickente C ist neben ihrer hohen Gewässerdichte besonders Spießente A die Vielfalt an Gewässertypen entscheidend, die Löffelente A von reich bewachsenen, perennierenden Alt­ Tafelente C armen bis hin zu ephemeren Überflutungsflächen Kranich A reicht . In Auenlandschaften finden daher Amphi- Goldregenpfeifer C bienarten mit unterschiedlichen Habitatansprü- Kiebitz B chen Lebensraum . Infolge des Ausbaus und der Regulation von Gewässern haben die Flussauen A = 1%-Kriterium (bzw . 20 .000 Individuen für alle Was- servögel) wird in mindestens der Hälfte der betrach- diese Habitatfunktion in weiten Teilen Mitteleu- teten Jahre erreicht . Arten, die das Kriterium erfüllen, ropas verloren, weshalb besonders Amphibienar- sind fett gedruckt . ten mit spezifischen Ansprüchen an ihre Laichge- B = 1%-Kriterium (bzw . 20 .000 Individuen für alle Was- wässer fast nur noch Sekundärhabitate besiedeln . servögel) wird in weniger als der Hälfte der betrachte- Die Aland-Elbe-Niederung stellt hier eine Ausnah- ten Jahre erreicht . C = 1%-Kriterium (bzw . 20 .000 Individuen für alle Was- me dar, ist sie doch von naturnaher Auendynamik servögel) wird nicht erreicht, jedoch ein- oder mehr- und einer hohen Dichte unterschiedlich struktu- mals ein Viertel dieses Werts . rierter Gewässer geprägt . Neben diesem Reichtum an Laichhabitaten weist das Gebiet eine vielfältig strukturierte Kulturlandschaft auf, die von einer Um diesen Anforderungen auch zukünftig ge- Vielzahl von Amphibienarten als Landhabitat ge- recht zu werden, d . h . für die charakteristische Vo- nutzt werden kann . gelwelt auch weiterhin geeignete Lebensstätten Im NSG Aland-Elbe-Niederung eingeschlossen zu sichern, ist die Erhaltung der Dynamik dieser sind die FFH-Gebiete Aland-Elbe-Niederung nörd- reich strukturierten Überflutungsauenlandschaft lich Seehausen sowie Elbaue Beuster-Wahrenberg . von besonderer Bedeutung . Insbes . ist die unre- Für beide Gebiete werden im Standarddatenbo- gelmäßige natürliche Überflutung weiter Teile gen Vorkommen von Amphibien der Anhänge II des Gebietes durch die Elbe bzw . den Aland zu und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt (vgl . Tab . 5) . gewährleisten, aber auch durch die Nutzung des Hinsichtlich des Vorkommens von Amphibien im Aland­sperrwerks eine längere Wasserhaltung NSG Aland-Elbe-Niederung ist die Datenlage für im Gebiet, insbes . im Bereich des Wrechow, zu si- zurückliegende Zeiträume heterogen . Für die ehe- chern . Es dürfen keine weitere Umwandlung von

Grünland in Ackerland und keine weitere Inten- * Anmerkung der Redaktion: Im Gebiet kommen neben den sivierung der landwirtschaftlichen Bewirtschaf- beschriebenen Amphibienarten weitere Arten der Anhänge II tung erfolgen . Die Belange des Vogelschutzes, ins- und IV der FFH-Richtlinie vor . Diese sind im Kapitel 2 aufge- führt . Detaillierte Untersuchungen zu den Arten liegen noch bes . die Erhaltung der vorhandenen Auenwaldres- nicht vor, deshalb wird hier nur auf die Amphibienarten ein- te, der vielfältigen Strukturen wie Baumgruppen, gegangen .

25 maligen NSG Garbe-Aland-Niederung und Elbaue runter auch Aland-Elbe-Niederung nördlich See- Beuster-Wahrenberg sind keine gebietsbezoge- hausen sowie Elbaue Beuster-Wahrenberg) . Für nen Daten veröffentlicht (Landesamt für Um- die Arten des Anhangs IV wurde darüber hinaus weltschutz Sachsen-Anhalt 1997, 2003) . Im Da- ein flächiger Ansatz zur Erfassung naturschutz- tenspeicher des Landesamtes für Umweltschutz fachlich bedeutender Vorkommen in der Gesamt- Sachsen-Anhalt (LAU) sind Altnachweise aus den landschaft verfolgt . Ausgangspunkt der Erfassung Jahren 1976 bis 2000 für insgesamt acht Arten war die Begehung sämtlicher Altnachweispunkte der Anhänge II bzw . IV enthalten (vgl . Tab . 5) . Die der FFH-Arten des Anhangs II bzw . IV . Darüber meisten der enthaltenen Nachweise stammen aus hinaus wurden anhand von Luftbildern bzw . den den Jahren 1996 bis 2000, in welchen eine intensi- Daten der CIR-Biotop- und Nutzungstypenkar- ve Kartiertätigkeit für die Erarbeitung der Herpe- tierung (CIR-Befliegung 2005) zahlreiche weitere tofauna Sachsen-Anhalts (veröffentlicht in Meyer Gewässer bzw . Gewässerkomplexe mit potenziell et al . 2004) stattfand . Neuere Erfassungsdaten lie- hoher Habitateignung für Amphibien selektiert gen für den betreffenden Bereich nicht vor . und im Gelände auf die tatsächliche Habitatqua- Das für die Aland-Elbe-Niederung bislang nach- lität und eine Besiedlung durch die betreffenden gewiesene Artenspektrum umfasste anhand der Arten überprüft . Bei der Erfassung kamen alle genannten Datenquellen die folgenden Arten: gängigen Methoden wie Verhören, Ableuchten, Kammmolch, Rotbauchunke, Knoblauchkröte, Keschern etc . zum Einsatz . Für die Erfassung von Kreuzkröte, Wechselkröte, Laubfrosch, Kleiner Molchen (insbes . Kammmolch) wurden standar- Wasserfrosch und Moorfrosch . Da die Altnach- disierte Licht-Kastenfallen in potenziell für die weispunkte oft keinem Gewässer direkt zuzuord- Art geeigneten Gewässern ausgebracht . Neben nen und räumlich teils sehr unscharf sind (Tole- den Grunddaten zu jeder Begehung wurden alle ranzklasse WINART 2 bis 5), wurden Altnachweise populationsrelevanten Parameter (Art, Anzahl, bis zu einer Entfernung von 200 m von der Schutz- Entwicklungsstadien etc .) sowie die zur FFH- gebietsgrenze dem Schutzgebiet zugerechnet . konformen Bewertung der Habitate und Beein- Die Umsetzung der FFH-Richtlinie erfordert die trächtigungen notwendigen Daten entsprechend Erhebung von aktuellen Grunddaten zu Verbrei- Schnitter et al . (2006) bzw . pan & ilök (2009) er- tung, Bestand und Erhaltungszustand von Tierar- hoben . Bei den Begehungen vor Ort wurden auch ten der Anhänge II und IV im Land Sachsen-An- die Vorkommen der nicht in den Anhängen der halt, insbes . vor dem Hintergrund der Etablierung FFH-Richtlinie gelisteten Arten aufgenommen, eines FFH-Monitoringsystems (vgl . Sachteleben eine gezielte bzw . flächendeckende Erfassung sol- & Behrens 2009), aber auch im Hinblick auf die cher Arten erfolgte aber nicht . naturschutzfachliche bzw . artenschutzrechtliche Im NSG Aland-Elbe-Niederung (bzw . in Einzel- Beurteilung der Auswirkungen von Investitions- fällen direkt an die Schutzgebietsgrenze angren- vorhaben auf lokale Populationen . zend) wurden dabei aktuelle Vorkommen von Im Jahr 2009 vergab das Landesamt für Umwelt- Kammmolch, Rotbauchunke, Knoblauchkröte, schutz Sachsen-Anhalt daher erste Aufträge zur Kreuzkröte, Laubfrosch und Moorfrosch erfasst Erstellung des Grunddatensatzes Naturschutz zur (vgl . Tab . 5) . Investitionssicherung – Erfassungen von Arten der Der Kammmolch besiedelt meist vegetationsrei- Anhänge II und IV in FFH-Gebieten und in Flächen che und besonnte Gewässer in Waldnähe, wobei mit hohem Naturschutzwert: Lurche und Kriech- ephemere Kleingewässer nicht besiedelt werden . tiere im NW-Teil Sachsen-Anhalts . Der gesamte Im Gegensatz zu den anderen Wassermolchen linkselbische Bereich nördlich des Mittelland- Mitteleuropas verbringt der Kammmolch fast den kanals (ca . 4 790. km2) wurde von der ARGE Hyla ganzen Sommer im Gewässer, um anschließend bearbeitet, welche aus den Landschaftsplanungs- über Land in sein Winterquartier einzuwandern . büros ÖKOTOP und MYOTIS bestand . In den Jahren Fischvorkommen schließen eine Besiedlung durch 2009/2010 wurden somit im gesamten Nordwes- die Art weitgehend aus, sofern nicht Teilbereiche ten Sachsen-Anhalts intensive herpetologische des Gewässers fischfrei sind . In der Aland-Elbe- Felderhebungen durchgeführt . Die Erfassungen Niederung konnte der Kammmolch insgesamt an konzentrierten sich einerseits auf die im Untersu- 14 Standorten im Deichhinterland des Alands so- chungsraum eingeschlossenen FFH-Gebiete (da- wie an der Elbe nachgewiesen werden . Damit hat

26 Tab. 5: Übersicht über die im Gebiet vorkommenden Amphibienarten der Anhänge II und IV der FFH- Richtlinie . Die Daten sind für die beiden im NSG enthaltenen FFH-Gebiete Aland-Elbe-Niederung nörd- lich Seehausen und Elbaue Beuster-Wahrenberg getrennt sowie zusammenfassend für das gesamte NSG angegeben .

Art Kammmolch Rotbauchunke Knoblauchkröte Kreuzkröte Wechselkröte Laubfrosch Wasserfrosch Kl. Moorfrosch Anhang FFH-RL II, IV II, IV IV IV IV IV IV IV FFH-Gebiet Aland-Elbe-Niederung nördlich Seehausen Vorkommen lt . Standarddatenbogen x x x x x x Schutz- und Erhaltungsziel x x x x x x x x Altnachweise (Anz . Gewässer) - 6 2 1 1 5 - 8 Nachweise 2009/2010 (Anz . Gewässer) 2 6 9 1 - 16 - 11 FFH-Gebiet Elbaue Beuster-Wahrenberg Vorkommen lt . Standarddatenbogen x Schutz- und Erhaltungsziel x x x x x x x x Altnachweise (Anz . Gewässer) 2 6 4 1 - 2 1 10 Nachweise 2009/2010 (Anz . Gewässer) 12 22 4 3 - 6 - 21 Gesamtes NSG Aland-Elbe-Niederung Altnachweise (Anz . Gewässer) 2 12 6 2 1 7 1 18 Nachweise 2009/2010 (Anz . Gewässer) 14 28 13 4 - 22 - 32 sich der Kenntnisstand zur Verbreitung der Art tet . Die Habitate erreichten die Wertstufe B und im Gebiet deutlich erweitert, was hauptsächlich wurden meist aufgrund der Beschaffenheit der durch die Bearbeitungsintensität einschließlich Laichhabitate abgewertet, die entweder zu gering des Einsatzes von Molchfallen bedingt ist . Besie- besonnt waren, zu wenig aquatische Vegetation delt waren unter anderem Weiher im Deichhin- oder zu geringe Flachwasseranteile aufwiesen . terland, allerdings auch Altarme im Deichvorland . Die Beeinträchtigungen wurden mit B bewertet Da der Kammmolch schwer nachweisbar ist, kann (u .a . Fischvorkommen, die besonders im Deich- die Besiedlung weiterer, insbes . strukturreicher vorland zur Abwertung der Laichhabitate führten; und schwer zugänglicher Altarme nicht ausge- intensive maschinelle Bearbeitung des Intensiv- schlossen werden . Räumlich sind die Nachweise grünlandes im Gewässerumfeld) . sehr ungleich verteilt und konzentrieren sich sehr Die Rotbauchunke wurde als Charakterart der stark auf den Südostteil des NSG . Aus dem gesam- Elbe und ihrer Nebenflüsse im NSG an 28 Stand- ten FFH-Gebiet Aland-Elbe-Niederung nördlich orten nachgewiesen . Als Laichhabitate nutzt sie Seehausen konnten dagegen lediglich zwei Nach- bevorzugt flache, besonnte und fischfreie Gewäs- weise (nördlich von Aulosen und nordöstlich von ser des Deichhinterlandes . Landhabitate befinden Krüden) erbracht werden . Altnachweise fehlen sich im direkten Gewässerumfeld, das möglichst dort gänzlich und sind auch für das gesamte NSG reich strukturiert und von agrarischer Nutzung rar . Lediglich aus dem Süden des FFH-Gebietes ausgenommen sein sollte . In der Elbeaue besiedelt Elbaue Beuster-Wahrenberg waren bereits zwei sie vornehmlich Qualmwasser . Häufig befinden Vorkommen mit grober Ortsangabe bekannt, wo- sich die Laichgewässer am Rande von Auenwald- von eines aktuell bestätigt werden konnte . Der resten, z .T . jedoch inmitten von Intensivgrünland . Erhaltungszustand des Kammmolchs kann auf Weitere Nachweise erfolgten im Deichvorland . In das gesamte NSG bezogen mit B bewertet werden . der Überflutungsaue kommt die Rotbauchunke Die Populationen wurden durchweg mit C bewer- durchweg in Altarmen vor . Innerhalb des NSG

27 verteilen sich die Nachweise sehr ungleichmäßig . Für das FFH-Gebiet Aland-Elbe-Niederung nörd- lich Seehausen liegen nur wenige aktuelle Nach- weise vor, hauptsächlich aus dem nördlichen Teil . Dies stellt sich insgesamt ähnlich der aus Altda- ten bekannten Situation dar, wobei zwar nur ein Teil der Altnachweise bestätigt werden konnte, allerdings auch einige neue Gewässer mit Rufern ermittelt wurden . Der Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt aber eindeutig im FFH-Gebiet Elbaue Beuster-Wahrenberg, zwischen der Gegend nörd- lich um Wahrenberg und der Südgrenze des Ge- bietes . Hier konnten die meisten Altnachweise bestätigt und darüber hinaus zahlreiche neue Nachweise erbracht werden . Trotz der zahlrei- Abb. 16: Rotbauchunke (05 .08 2010). . Foto: W . Hütz . chen Nachweise erreicht der Erhaltungszustand der Rotbauchunke im Gebiet jedoch nur die Wer- tung B . Die fast durchweg kleinen Rufergruppen führten zu einer Bewertung der Populationen mit Die Knoblauchkröte verbringt den Tag und ihre C . Lediglich in drei Gewässern im südöstlichen Teil Ruhephasen meist in selbst gegrabenen Höhlen, des NSG konnten jeweils rund 50 Rufer verhört weshalb sie vorwiegend Gebiete mit leichten Bö- werden, was einer Populationsbewertung mit B den besiedelt . Weiterhin ist ein hoher Anteil von entspricht . Die Habitate wurden im Mittel mit B Offenland wichtig, während große Waldgebie- bewertet . Abwertungsgründe bestanden meist in te gemieden werden . In der Wahl ihrer Laichge- Beschattung der Laichgewässer, Mangel an Flach- wässer ist die Art relativ anspruchslos, bevorzugt wasserzonen und strukturarmen Landhabitaten . jedoch Gewässer mit einer reichen submersen Die Beeinträchtigungen erreichen die Wertstufe Vegetation . Von der Knoblauchkröte konnten B (Abwertung meist wegen Fischvorkommen in in den Auen der Elbe und des Aland insgesamt den Laichgewässern bzw . maschineller Bearbei- neun aktuelle Nachweise in Altarmen, Weihern, tung des Gewässerumfeldes im Zuge intensiver Überflutungsflächen und Qualmwassern erbracht Grünlandnutzung) . werden . Die Vorkommen beschränken sich auf die Nordhälfte des NSG . Schwerpunkte der Be- siedlung sind in drei Komplexen im zentralen Teil Abb. 15: Gewässer nördlich von Aulosen mit Vor- des NSG bei Wanzer (hier drei der Nachweisge- kommen von Kammmolch, Rotbauchunke, Kreuz- wässer direkt angrenzend außerhalb der Schutz- kröte, Laubfrosch und Moorfrosch (19 .04 .2010) . gebietsgrenze im Deichhinterland des Aland!), Foto: W . Hütz . bei Wahrenberg und nordöstlich von Krüden zu finden . Von den insgesamt sechs Altnachweisen im bzw . am Gebiet konnten dabei drei bestätigt und mit weiteren Nachweisen in der Umgebung untersetzt werden . Zwei Vorkommen im Südos- ten und eines im Norden des NSG konnten nicht bestätigt werden . Der Erhaltungszustand der Art muss für die Aland-Elbe Niederung insgesamt mit C bewertet werden . Da die Rufergruppen fast durchweg klein waren, erreichten die Populatio- nen mit einer Ausnahme nur die Wertung C . Die Habitate waren günstig strukturiert, allerdings wiesen die Laichgewässer fast durchweg zu ge- ringen Pflanzenbewuchs auf . Weitere Gründe für Habitatabwertungen auf B stellten fehlende

28 Abb. 17: Knoblauchkröte (29 04. 2010). .Foto: W .Hütz . Abb. 18: Kreuzkröte (10 .05 .2010) . Foto: M . Seyring .

Flachwasserzonen innerhalb der Laichhabitate 1990, von dem bei Wanzer ein Individuum nach- oder schwere Böden im Gewässerumfeld dar . Die gewiesen wurde . Der in der Datenbank des LAU Beeinträchtigungen sind nur mit C zu bewerten eingegangene Nachweispunkt liegt ca . 60 m west- (Landhabitate werden intensiv bewirtschaftet, lich der Gebietsgrenze des FFH-Gebietes Aland- vorwiegend als Intensivgrünland; Laichgewässer Elbe-Niederung nördlich Seehausen (infolge der z . T . durch Fische besiedelt) . Toleranzangabe sind Bereiche des FFH-Gebietes Die Kreuzkröte ist eine Pionierart, die meist Biotope aber eingeschlossen) . Habitatpotenzial für die in frühen Sukzessionsstadien besiedelt . Die Land- Wechselkröte ist im Gebiet aktuell vorhanden . habitate sind dementsprechend offenbodenreich, Zwar ist sie eine Wärme liebende Pionierart, tole- sonnenexponiert, unbewaldet und weisen lockere, riert jedoch größeren Feinddruck in ihren Repro- grabfähige Böden auf . Als Laichhabitate fungieren duktionsgewässern und besiedelt daher häufiger meist vegetationsarme, flache und besonnte Ge- auch tiefe, perennierende Gewässer wie Altarme . wässer, die eine geringe Dichte an natürlichen Fein- Die Wechselkröte erreicht im NSG jedoch den den aufweisen .Hierfür kann jährliches Trockenfal- Rand ihres ostdeutschen Verbreitungsgebietes, an len der Gewässer ausschlaggebend sein, weshalb dem sie insgesamt im Rückgang begriffen ist . Der meist solche mit ephemerem Charakter besiedelt nächste aktuelle Nachweis aus der Kartierung im werden . Innerhalb des NSG wurde die Kreuzkröte Nordwestteil Sachsen-Anhalts liegt ca . 12 km von aktuell nur an einem Gewässer nördlich von Au- der Südspitze des NSG entfernt . losen (FFH-Gebiet Aland-Elbe-Niederung nördlich Der Laubfrosch besiedelt vorzugsweise fischfreie Seehausen) sowie an drei Gewässern im Süden des und besonnte Gewässer, die von reich strukturier- FFH-Gebietes Elbaue Beuster-Wahrenberg auf el- ten Landhabitaten umgeben sind . Als einzige hei- benahem, überflutetem Grünland nachgewiesen . mische Lurchart erklettert er Sträucher und Bäu- Von den nur zwei bekannten Altnachweisen kann me, weshalb Gehölze im Gewässerumfeld häufig einer im räumlichen Zusammenhang zum derzei- als Sitzwarten genutzt werden . Mit 22 aktuellen tigen Nachweis bei Aulosen gesehen werden, der Nachweisen (gegenüber sieben Altnachweisen) zweite (nicht bestätigte) Altnachweis bezog sich hat sich der Kenntnisstand über den Laubfrosch jedoch auf den mittleren Bereich der Elbeaue . Der im NSG stark erweitert . Lediglich eines der Nach- Erhaltungszustand der Kreuzkröte im NSG erreicht weisgewässer befindet sich an das NSG angren- insgesamt nur die Wertung C . Populationen und zend außerhalb . Die Vorkommen sind besonders Habitate wurden mit C bewertet, Beeinträchtigun- im FFH-Gebiet Aland-Elbe-Niederung nördlich gen mit A . Seehausen räumlich stark geklumpt .Während sich Der einzige Nachweis der Wechselkröte für das die Altnachweise im Wesentlichen auf den Norden Gebiet stammt von Berbig aus dem Frühjahr des Gebietes beschränkten, geht die derzeitige

29 Verbreitung (bei weitgehender räumlicher Bestäti- gung der Altnachweise) darüber weit hinaus nach Süden bis zur Linie Krüden-Oberkamps . Insbes . die größeren Rufergemeinschaften und die dicht besiedelten Bereiche wurden neu nachgewiesen . Da die Art infolge ihrer weit hörbaren Rufe einfach nachweisbar ist, über mehrere Monate lang und teils auch tagsüber ruft, ist es unwahrscheinlich, dass die deutliche Erweiterung der Verbreitung im NSG allein durch eine intensivere Erfassung bedingt ist . Eine tatsächliche Ausbreitung nach Süden erscheint möglich . Der Laubfrosch besiedelt im Gebiet ein breites Spektrum perennierender und ephemerer Gewässer . In der Elbeaue erfolgten Abb. 20: Altarm mit Vorkommen von Knoblauch- auch Nachweise in stark besonnten Qualmwassern kröte und Laubfrosch (20 04. .2010) . Foto: W . Hütz . auf Grünland ohne geeignete Sitzwarten im Um- feld . Die größten Rufergruppen wurden in groß- flächigen Weihern und Altarmen mit besonnten Röhrichtzonen und benachbarten Auenwaldresten werden kann . Die Habitate wiesen häufig Defizite verhört . Ein Teil der Gewässer lag im Deichvorland auf (Bewertung mit C), so fehlten im Gewässer­ und war nachweislich von Fischen besiedelt . Der umfeld oft Sitzwarten und Laichgewässer wiesen Erhaltungszustand des Laubfroschs erreicht im häufig zu geringe Flachwasseranteile auf . Die Be- NSG insgesamt dennoch nur die Wertstufe C . Die einträchtigungen erreichen die Wertstufe B (z B. . Populationen waren meist sehr klein, weshalb ihr maschinelle Bearbeitung des Gewässerumfeldes, Erhaltungszustand insgesamt nur mit C bewertet an die Habitate angrenzende Fahrwege, Fischvor- kommen in den Laichgewässern) . Aktuelle Nachweise des Kleinen Wasserfrosches Abb. 19: Laubfrosch (18 .04 .2010) . Foto: W . Hütz . im Gebiet fehlen . Die aus der LAU-Datenbank ent- nehmbaren Angaben zu dieser Art beziehen sich auf einen ca . 4 km langen Bereich der Elbeaue im FFH-Gebiet Elbaue Beuster-Wahrenberg östlich von Seehausen . Sie sind aber nicht konkreter lo- kalisierbar und sehr allgemein (Art sehr selten) . Die nächsten bekannten aktuellen Nachweise des Kleinen Wasserfrosches im linkselbischen Norden Sachsen-Anhalts liegen mehr als 30 km südwest- lich vom NSG entfernt . Der Moorfrosch besiedelt vorwiegend Gebiete mit hohem Grundwasserstand oder mit staunassen Böden wie Niedermoore und Flussauen . Zu den be- vorzugten Landhabitaten zählen feuchte Wälder wie Erlenbrüche . Die Laichgewässer sind meist ve- getationsreich, besonnt und müssen pH-Werte >4,5 aufweisen . Fische dürfen nicht in zu hohen Besatz- dichten vorkommen oder zumindest nicht zu den Larven vordringen können (z . B . in Verlandungs- bereichen) . Im NSG Aland-Elbe-Niederung ist der Moorfrosch flächig verbreitet und wurde innerhalb der Gebietsgrenzen aktuell an 27 Standorten nach- gewiesen (weitere fünf Standorte schließen direkt an den Gebietsgrenzen an) . Demgegenüber stehen

30 4 Beschreibung des Ausweisungs­ verfahrens

Urs G. Jäger, Torsten Pietsch & Mark Schönbrodt

4.1 Vorbemerkungen

In Sachsen-Anhalt obliegt dem Landesverwal- tungsamt (LVwA) als oberer Naturschutzbehörde die Aufgabe der Ausweisung von Naturschutzge- bieten per Verordnung . Nach § 23 BNatSchG und §31 NatSchG LSA sind Naturschutzgebiete (NSG) Abb. 21: Moorfrosch (25 .03 .2010) . Foto: T . Lüdicke . rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen zur Er- haltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaf- 19 Altnachweise, welche überwiegend, jedoch v . a . ten bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzen- im Süden und Norden sowie bei Scharpenhufe, arten, aus wissenschaftlichen, naturgeschichtli- nicht bestätigt werden konnten . Die zahlreichen chen oder landeskundlichen Gründen oder we- Neunachweise beruhen im Wesentlichen auf der gen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder intensiven und gezielten Kartiertätigkeit während hervorragenden Schönheit erforderlich ist . Der der kurzen Rufphase des Moorfrosches . Die Ver- Schutzstatus eines Naturschutzgebietes bedeutet teilung der Nachweise ist im gesamten NSG stark den höchsten Schutz nach bundesdeutschem Na- geklumpt .Bemerkenswert große Bestände wurden turschutzrecht (streng geschützte Gebiete) . Alle während eines Frühjahrshochwassers der Elbe auf Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädi- überstautem Grünland am Aland bei Klein Wanzer gung oder Veränderung des Naturschutzgebietes nachgewiesen, das Anschluss an permanent Was- oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhalti- ser führende Altarme hatte . Weitere Funde erfolg- gen Störung führen können, sind nach Maßgabe ten in großen Weihern des Deichhinterlandes und näherer Bestimmungen verboten . in Altarmen .Zwischen Wanzer und Pollitz sind etli- Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen an che Gewässer mit größeren Moorfroschbeständen die Schutzkategorie NSG und unter Berücksich- vorhanden, welche teils innerhalb, teils außerhalb tigung der im Folgenden kurz erläuterten recht- der NSG-Grenzen liegen . Der Erhaltungszustand lichen Rahmenbedingungen wurde in Sachsen- des Moorfroschs im gesamten NSG erreicht die Anhalt mit der Unterschutzstellung des EU SPA Wertstufe B . Auch wenn fünf mit A bewertete Aland-Elbe-Niederung als NSG das erste Vogel- Populationen nachgewiesen wurden, erreicht die schutzgebiet Sachsen-Anhalts mit integrierten Endbewertung der Populationen lediglich ein C . FFH-Gebieten als NSG nationalrechtlich gesichert . Der Erhaltungszustand der Habitate entspricht zu- Urteile des EuGH zur Sicherung der EU SPA (z .B . sammengefasst Wertstufe B, da neben fünf mit A C-374/98 v . 07 .12 2000,. C-117/00 v . 13 .06 2002). deu- bewerteten auch viele ungünstige in die Wertung ten darauf hin, dass dieser zwischen den Anforde- eingingen .Abstufungen erfolgten häufig aufgrund rungen an die grundsätzliche Unterschutzstellung ungünstiger Landhabitate (große Entfernung der eines EU SPA gemäß Art . 4, Abs . 1 VSchRL, welcher Gewässer von geeignetem Laubwald) bzw .subopti- den Regimewechsel auslöst, und den weiteren maler Laichgewässer (häufig zu gering ausgebilde- Verpflichtungen zu Maßnahmen gemäß Art . 4, te Flachwasserzonen) . Die Beeinträchtigungen (Be- Abs . 4 (Verschlechterungsverbot, Störungsverbot) wertung mit B) bestanden meist in maschineller unterscheidet . Bearbeitung der Landhabitate, Fischvorkommen Das BVerwG hatte in Anlehnung an EuGH-Urteile in den Laichgewässern oder dem Vorhandensein im „Hochmoselurteil“ vom 01 .04 .2004 (4 C 2 .03) von Fahrwegen . festgestellt, dass als Voraussetzung für den Re­

31 gimewechsel bei EU SPA eine „endgültige, rechts- das Vogelschutzgebiet sowie die integrierten verbindliche und außenwirksame Erklärung“ FFH-Gebiete als NSG auszuweisen . Mit dem vor- erforderlich ist . Die B 50 konnte zunächst nicht liegenden Verordnungsentwurf (VOE) wurde die gebaut werden, da eine derartige Erklärung da- bestehende NSG-Fläche (3 .250 ha) der NSG Elbaue mals nicht vorlag . Nunmehr hat das BVerwG je- Beuster-Wahrenberg (1 .600 ha) und NSG Garbe- doch durch Nichtzulassung der Revision gegen ein Alandniederung (1 .650 ha) um 2 759. ha auf eine Urteil des OVG Koblenz v . 08 .11 .2007 (8 C 11523/06) Gesamtfläche von 6 .009 ha erweitert . grünes Licht für den Bau der B 50 gegeben und Als Vorbereitung für das Verfahren erstellte das damit die Auffassung des OVG bestätigt, dass die Landesamt für Umweltschutz (LAU) eine Schutz- Anforderungen an eine Schutzgebietserklärung gebietskonzeption, die als inhaltliche Vorgabe im Sinne von Art . 4, Abs . 1 VSchRL und damit an und fachliche Grundlage für die Erarbeitung des den Regimewechsel jetzt erfüllt sind (9 B 15 .08, VOE diente . Darin waren hinsichtlich der Auswer- Beschluss v . 17 .07 .2008) . tung der vorhandenen Fachdaten Schutzziele und In diesem Zusammenhang ist darauf hinzu- grundlegende Erhaltungs- und Wiederherstel- weisen, dass ein Vertragsverletzungsverfahren lungsmaßnahmen aufgeführt . gegen Deutschland wegen defizitärer Gebiets- meldungen, aber auch wegen unzureichen- 4.2 Verfahrensablauf der nationaler Schutzgebietsausweisung der EU SPA eingeleitet wurde (2001/5117) . Gerügt Die fachlichen Vorarbeiten der Ausweisung be- wurde nicht nur gänzlich fehlende Unterschutz- gannen bereits im Jahr 2007 mit der Erstellung stellung, sondern auch unzureichendes Schutz- einer Gebietsdokumentation . Sie umfasst neben niveau . So wurden z .B . die Schutzkategorien einer allgemeinen Charakterisierung die Zu- LSG oder Naturpark als ungeeignet angesehen, sammenstellung aller im Gebiet vorhandenen während bei NSG und Nationalparken ein hin- Schutzgüter und benennt Gefährdungsursachen reichender Schutzstatus für möglich gehalten sowie notwendige Maßnahmen zur Bewahrung wurde . Als nicht ausreichend wurden jedoch und ggf . zur Verbesserung des Erhaltungszu- auch NSG-Verordnungen angesehen, die mit standes von schutzbedürftigen Lebensräumen den Erhaltungszielen nicht zu vereinbarende und Arten . Im Jahr 2008 wurde durch das Refe- Freistellungen, z . B . zu Landwirtschaft und Forst- rat Naturschutz, Landschaftspflege des LVwA ein wirtschaft, enthalten . Ausgesprochen kritisch VOE erarbeitet und an verschiedene Fachreferate wurden vertragliche Regelungen beurteilt, da im Hause, so z .B . an die Referate Wasser und Ab- sie keine Außenwirkung besitzen . Aufgrund um- wasser, Forst- und Jagdhoheit, Agrarwirtschaft, fangreicher Gebietsnachmeldungen wurde das Ländliche Räume, Fischerei und Großschutz- Verfahren gegen Deutschland, möglicherweise gebiete verschickt und um Stellungnahmen aber nur vorübergehend, eingestellt . Die gleichen gebeten (vgl . Abb . 22) . Diese Hausbeteiligung Vorwürfe mit z .T . ausführlichen Erläuterungen verfolgt den Zweck, bereits vor der eigentlichen finden sich nämlich auch in der gegen Österreich Verfahrenseröffnung verwaltungsinterne Kon- gerichteten Klageschrift vom 27 .11 .2007 . fliktbereiche zu ermitteln, zu entschärfen und Gründe für die Wahl der Schutzgebietskategorie den Verordnungsinhalt ggf . anzupassen . Diesem ergaben sich somit aus den materiellen Anforde- Ziel dienten auch Besprechungen zwischen dem rungen, die sowohl die FFH- als auch die Vogel- MLU, dem LAU und dem LVwA, in denen Fragen schutzrichtlinie an das dauerhaft zu fixierende zur Grenzziehung, zur Kernzone Hohe Garbe und Schutzniveau der Natura 2000-Gebiete stellen, zur erforderlichen Öffentlichkeitsarbeit bespro- aus der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit chen und geklärt wurden . des Naturraumes sowie aus dem Bestand an den Die Ausweisung des NSG Aland-Elbe-Niederung Naturschutzgebieten Garbe-Aland-Niederung löste sowohl bei Naturschützern als auch bei den und Elbaue Beuster-Wahrenberg, die bereits einen Anwohnern der Region von Anfang an höchste großen Teil der zu sichernden Natura 2000-Ge- öffentliche Aufmerksamkeit aus, wie z .B . aus vie- biete umfassten, so dass das LVwA mit Erlass des len Artikeln in der Regionalpresse hervorging . Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt des Außerdem nahm die Ausweisung aufgrund der Landes Sachsen-Anhalt (MLU) beauftragt wurde, Abwägung der vielfältigen Nutzungsansprüche

32 Abb. 22: Verfahrensablauf (Teil 1) . Abb. 23: Verfahrensablauf (Teil 2) .

und -interessen versus naturschutzfachliche Er- zum 16 . Mai 2008, an dem der Ablauf der Frist für fordernisse einen längeren Zeitraum in Anspruch . die Abgabe der Stellungnahmen vorgesehen war . Deshalb werden an dieser Stelle die Stationen des Aufgrund des sehr starken Interesses der Bevölke- Ausweisungsverfahrens skizziert . rung und der besonders für die betroffenen Land- Nachdem die verwaltungsintern zu regelnden wirte sehr komplexen Verordnungsinhalte wurde Sachfragen geklärt waren, konnte mit dem Ver- in vielen Fällen eine Verlängerung der Abgabe- sand der Ausweisungsunterlagen an die Träger frist gewährt . Beim NSG-Ausweisungsverfahren öffentlicher Belange (TÖB), die anerkannten Na- zur Aland-Elbe-Niederung wurden erstmals bei- turschutzverbände und die Verwaltungsgemein- de Ebenen der formalen Beteiligung und öffentli- schaft Seehausen, in deren örtlichem Zuständig- chen Auslegung mit der Einstellung der Unterla- keitsbereich das NSG liegt, begonnen werden gen in das Internetportal des LVwA bedient . (vgl . Abb . 23) und das Ausweisungsverfahren zum Insgesamt gingen 320 Stellungnahmen von Be- NSG Aland-Elbe-Niederung offiziell eröffnet wer- hörden, Gemeinden, Verbänden und Privatperso- den . Dies erfolgte mit Schreiben des LVwA vom 31 . nen ein, in denen verschiedene Problembereiche März 2008 . Bestandteil der Verfahrensunterlagen immer wieder angesprochen wurden . Zu nennen waren der VOE sowie eine Verordnungskarte bzw . sind hier u . a . die Gebietsabgrenzung, die Regelun- ein Kartensatz im Maßstab 1:10 .000, in denen gen zur Land- und Forstwirtschaft, zur Jagd, zur die Grenze des geplanten NSG und die Lage der Gewässerunterhaltung, zu Pflege- und Entwick- Lebensraumtypen dargestellt waren . Außerdem lungsmaßnahmen und die Forderung nach Be- wurde ein Informationsfaltblatt (Flyer) verteilt, in troffenheitsanalysen, Flurbereinigungsverfahren welchem die Notwendigkeit der Ausweisung und sowie Entschädigungs- und Ausgleichsansprü- die Schutzwürdigkeit des Gebietes dargelegt und chen . Der Inhalt der Stellungnahmen variierte von begründet wurden . Forderungen nach strengeren Regelungen über Zusätzlich erfolgte in den Räumlichkeiten der Ver- indifferente Meinungen bis hin zur Ablehnung waltungsgemeinschaft Seehausen, der einzelnen (z . B . aufgrund befürchteter Existenzgefährdun- Gemeinden, der Außenstelle des Biosphärenre- gen einiger Landwirtschaftsbetriebe) . Zentrales servates in Arneburg, des LVwA in Halle und der Thema war die ursprünglich geplante Festlegung, UNB des Landkreises Stendal nach entsprechen- die Gewässerunterhaltung des Alands einzustel- der Bekanntgabe die öffentliche Auslegung der len, an der vielfach Anstoß genommen wurde . Zur Unterlagen . Hier hatten insbes . interessierte Bür- Erhöhung der öffentlichen Transparenz wurde zu ger die Möglichkeit, sowohl den Verordnungsent- Beginn des Verfahrens am 21 . April 2008 eine öf- wurf als auch die Verordnungskarten einzusehen fentliche Informationsveranstaltung in der Ver- und Stellungnahmen abzugeben . Die öffentliche waltungsgemeinschaft Seehausen durchgeführt . Auslegung erfolgte in der Zeit vom 14 . April bis Die Akzeptanz für die Ausweisung des Gebietes

33 Belange wurde eine Vielzahl von Verordnungs- passagen überarbeitet, verworfen oder neu auf- genommen . Die Ergebnisse der Abwägung der im Verfahren eingegangenen Bedenken und Hinwei- se wurden in einer Abwägungstabelle dargestellt, in der der Text der jeweiligen Stellungnahme dem Abwägungsergebnis gegenübergestellt wurde . Diese Tabelle umfasste zum Ende des Verfahrens etwa 1 .200 Seiten . Eine Auswahl an Einwänden und deren Abwägung zu allgemeinen Sachver- halten wird in Tabelle 7 vorgestellt . Auf die Abwä- gung nutzungsbezogener Einwände wird in den Kapiteln 4 .3 1. bis 4 .3 .5 eingegangen . Die Ergebnisse der Erörterungen flossen in die Überarbeitung des VOE ein und finden sich in der für Schutzgebietsverordnungen ungewöhnlichen Anzahl an Einzelregelungen wieder . Nicht zuletzt auch aus Gründen der Akzeptanz wurden bei der Überarbeitung so weit wie möglich dauerhafte Freistellungen in die Verordnung integriert bzw . stellen insbes . die Erlaubnisvorbehalte einen Bei- trag zur Verwaltungsvereinfachung dar . Abb. 24: Zeitungsausschnitt aus der Altmarkzei- Anfang des Jahres 2009 stellte sich heraus, dass tung (Lokalausgabe Osterburg) vom 22 .04 .2008 . die Regelungsinhalte bezüglich der Kernzone Hohe Garbe und der forstwirtschaftlich nutzungs- freien Zone bei Neukirchen nicht ausreichend wa- ren . Deren Regelungstiefe genügte noch nicht den als NSG war zu Beginn des Ausweisungsverfah- Ansprüchen, die von der UNESCO für Kernzonen rens recht gering, wie auch den Beiträgen der in Biosphärenreservaten als notwendig ange- Lokalpresse entnommen werden konnte (vgl . sehen werden . Daher musste der VOE in diesen Abb . 24) . Punkten noch einmal überarbeitet und eine er- Aufgrund der vielen Hinweise und Einwände neute Beteiligung der anerkannten Naturschutz- wurde im Rahmen des Ausweisungsverfahrens verbände sowie betroffener TÖB Mitte März 2009 zusätzlich eine Reihe von öffentlichen Erörterun- durchgeführt werden . gen im Sinne der Akzeptanzsteigerung durch- In Vorbereitung des Abschlusses des Ausweisungs- geführt . In diesen Gesprächen und Beratungen verfahrens erfolgte am 30 . April 2009 nochmals wurden neben der Erläuterung des VO-Textes in eine öffentliche Informationsveranstaltung in seinem Regelungsinhalt auch Änderungen und der Verwaltungsgemeinschaft Seehausen, in der Anpassungen der Verordnung mit den jeweiligen die geänderten Regelungen des VOE vorgestellt, Interessenvertretern und/oder Betroffenen er- erläutert und diskutiert wurden . Zum Abschluss örtert und die Bevölkerung der Region über den des Verfahrens wurden die Bürger in der Regional- Verfahrensablauf informiert . Eine Übersicht über presse darüber informiert, dass die Abwägungser- die in diesem Zusammenhang stattgefundenen gebnisse zu ihren Stellungnahmen in der oberen Gespräche gibt Tabelle 6 . Über die meisten Verord- Naturschutzbehörde in Halle oder in der Biosphä- nungsinhalte konnte im Rahmen der Gespräche renreservatsverwaltung Mittelelbe in Arneburg und der Erläuterung der Abwägungsentscheidun- eingesehen werden können . Weiterhin wurde am gen Konsens hergestellt werden . 16 . Juni 2009 ein Informationstermin in der Ver- Als Ergebnis der Abwägung zwischen natur- waltungsgemeinschaft Seehausen anberaumt, um schutzfachlich erforderlichen Verordnungsin- den Bürgern Einsicht in die Abwägungsergebnisse halten und den Interessen der Betroffenen, der ihrer Stellungnahmen zu gewähren und zu noch Naturschutzverbände und der Träger öffentlicher offenen Fragen Rede und Antwort zu stehen .

34 Tab. 6: Übersicht der im Zusammenhang mit der Ausweisung des NSG Aland-Elbe-Niederung durch- geführten Besprechungen und Informationsveranstaltungen .

Datum Teilnehmer Veranstaltungsort 21 .04 .2008 Öffentliche Informationsveranstaltung – Bürgermeister Verwaltungsgemeinschaft See- der betroffenen Gemeinden, Lokalpolitiker, Bürger hausen 05 .05 .2008 Landesbauernverband Kreisbauernverband Stendal Kreisbauernverband Betroffene Landwirte 30 .05 .2008 Verwaltungsgemeinschaft Seehausen LVwA Halle Kreisbauernverband 04 .07 .2008 ALFF Altmark LVwA Halle UNB Stendal LVwA, Referat Agrarwirtschaft, Ländliche Räume, Fischerei 08 .07 .2008 Landesbauernverband Kreisbauernverband Stendal Kreisbauernverband Betroffene Landwirte 23 .07 .2008 Landesjagdverband LVwA Halle LVwA, Referat Forst- und Jagdhoheit 01 .08 .2008 Landesjagdverband Gemeindehaus Krüden Jagdgenossenschaften Jägerschaften Hegegemeinschaften 27 .10 .2008 Unterhaltungsverband (UHV) Seege-Aland LVwA Halle Betroffene Bürger 04 .11 .2008 LHW LVwA Halle UHV Seege-Aland 10 .03 .2009 Kreisbauernverband Gemeindehaus Wanzer Betroffene Landwirte 30 .04 .2009 Öffentliche Informationsveranstaltung, Vorstellung des Verwaltungsgemeinschaft See- geänderten Verordnungsentwurfes hausen

Der im Rahmen der erfolgten Abwägung überar- insbes . in der Erhaltung bzw . Wiederherstellung beitete VOE wurde am 09 . Juni 2009 durch den eines günstigen Erhaltungszustandes … einer ei- Präsidenten des LVwA unterzeichnet und erlangte gendynamischen Flussbettentwicklung am Aland am 17 . Juni 2009 durch Veröffentlichung im Amts- durch Einstellen oder zumindest weitestgehende blatt des LVwA vom 16 . Juni 2009 Rechtskraft . Reduktion der Gewässerunterhaltung …“ . Diese Verordnungspassage ließ viele der Betroffenen 4.3 Lösung von Nutzungskonflikten im vermuten, dass durch diese Regelung eine voll- Rahmen des Ausweisungsverfahrens ständige Einstellung der Unterhaltung des Alands und daraus resultierend eine Rückführung des 4.3.1 Hochwasserschutz und Gewässer­ Entwässerungsregimes auf den Zustand vor der unterhaltung Urbarmachung der Gesamtregion erreicht werden sollte . Dies war auch aufgrund der in den Jahren Ein in vielen Stellungnahmen aufgeworfenes Pro- zuvor gehäuft aufgetretenen Hochwasserereig- blem, dessen hohe Brisanz auch in der teilweise nisse, die sowohl die Wohngrundstücke als auch harschen Kritik seitens der Lokalpresse deutlich die landwirtschaftlichen Nutzflächen der Anwoh- wurde, betraf die Gewässerunterhaltung vor al- ner stark in Mitleidenschaft zogen, verständlich . lem des Alands im NSG . Im VOE vom 31 .03 .2008 Selbstverständlich konnte es nicht Ziel der Ver- war im § 3 (Schutzzweck) folgende Passage veran- ordnung sein, die Grundstücke der Anwohner zu kert: „Der gebietsspezifische Schutzzweck besteht schädigen oder die landwirtschaftliche Nutzung

35 Tab. 7: Abwägung von Einwänden zu allgemeinen Fragestellungen (Auszug) .

Einwand Abwägung Besteht die Absicht einen „urzeitli- Die Herstellung eines „urzeitlichen Zustandes“ ist keinesfalls Ziel des Verord- chen Zustand“ herzustellen? nungsgebers . Ganz im Gegenteil sind viele der Schutzgüter (z . B . wiesenbrütende Vögel, wie Großer Brachvogel, Wachtelkönig oder Ortolan oder der LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen) auf das Vorhandensein einer Kulturlandschaft mit landwirtschaftlicher Nutzung angewiesen . Somit ist es auch ein Ziel des Verordnungsgebers, die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes beizubehalten . Es wurden viele Regelungsinhalte bezüglich der Landwirtschaft entschärft und neue Regelungen aufgenommen, um der Landwirtschaft im Gebiet weiterhin ein flexibles Wirtschaften zu ermöglichen . Hier sei bspw . auf die Änderung in der VO § 7, Abs . 1, Punkt 7: „ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Sinne von § 2, Nr. 9 des Gesetzes zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG) in der jeweils gültigen Fassung verboten, mit Ausnahme der gegenwärtig als Acker genutzten und in der Anlage b dargestellten Flächen, auf denen die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln freigestellt, der oberen Naturschutzbehörde jedoch anzuzeigen ist.“ verwiesen . Weiterhin sind im § 3 unter Schutzzweck keine konkreten Maßnahmen oder Gebote vorgegeben, die als Handlungsanweisung zu verstehen sind . Es sind allge- meine Ziele, zu deren Erreichung bspw . auch vertragliche Regelungen, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder Flächen in Landesbesitz herangezogen werden können . Sollten im Einzelfall tatsächlich Eingriffe in private Nutzungsrechte erforderlich sein, steht zu deren Kompensation ein umfangreiches Entschädi- gungsinstrumentarium zur Verfügung . Das Vorhandensein geschützter Die in der VO getroffenen Regelungen zielen auf den Erhalt der vor Ort nachge- Arten wird in der VO lediglich pau- wiesenen Schutzgüter ab . Die Vorkommen von FFH-LRT wurden durch eine flä- schal verordnet . Wer hat wann und chendeckende Kartierung erfasst, Regelungen der Bewirtschaftung von FFH-LRT wo mit welchem Instrumentarium beziehen sich auf die flächenkonkrete Darstellung der Kartierungsergebnisse . Die welche geschützte Art sicher festge- Kartierungen der FFH-LRT und der nach § 37 NatSchG LSA besonders geschützten stellt? Wer hat jene Feststellungen Biotoptypen wurden von zwei vom LAU beauftragten Planungsbüros erbracht . wann und wo auf welche Weise Bearbeiter derartiger Kartierungen sind im Regelfall Biologen oder Landschafts- bestätigt? planer . Ein weiteres Ergebnis dieser Kartierungen sind detaillierte Listen der vorkommenden Pflanzenarten . Daten zu Vorkommen von Tierartengruppen werden zu erheblichen Teilen von ehrenamtlichen Naturschutzmitarbeitern geliefert . Teilweise finden auch von der Naturschutzverwaltung beauftragte Kartierungen durch Spezialisten für einzelne Artengruppen statt (z . B . für die Rotbauchunke) . Im EU SPA Aland-Elbe-Niederung wurde im Jahre 2004 im Auftrag des LAU eine flächendeckende Kartierung Wert gebender Vogelarten (Arten nach VSchRL, Arten der Roten Listen) durchgeführt (Lippert & Audorf 2005) . Die avifaunisti- schen Daten werden jährlich durch ehrenamtliche Ornithologen überprüft und erweitert . Die in jedem Winterhalbjahr im Rahmen der internationalen Wasser- vogelzählung erhobenen Rastvogelbestände (Landesamt für Umweltschutz … 2008) runden den avifaunistischen Kenntnisstand ab . Für alle in der VO aufgeführten Arten und LRT existieren Vorkommensnachweise . Die aufgezählten Verbote (§ 4) sind Die Verbote des § 4 wurden in die Verordnung aufgenommen, um den guten zumeist überflüssig . Es gibt entspre- Erhaltungszustand des Gebietes dauerhaft zu sichern . Die Verbote sind auch bei chende Gesetze, in welchen Rege- eventuell derzeit geringer Relevanz notwendig, da zukünftige Entwicklungen der lungen getroffen wurden . Des Wei- Nutzungsbestrebungen nicht vorhersehbar sind und der Schutz der Lebensräume teren wurde schon vor Jahrzehnten sowie Tier- und Pflanzenarten auch gegenüber aktuell nicht erkennbaren Gefähr- das genannte Gebiet von den Men- dungen gewährleistet sein muss . schen genutzt . Nur das Miteinander Eine Vielzahl von Freizeitnutzungen sind gemäß § 13 unter Erlaubnisvorbehalt zwischen Mensch, Natur, Tier- und gestellt (z . B . Feuer, Grill- und Picknickplätze errichten) und somit prinzipiell Pflanzenwelt wird den bisher er- möglich . zielten Erfolg weiter garantieren . Bezüglich des Badens wurde die VO innerhalb des Verfahrens geändert, so dass Wenn Kinder und Jugend sich für ausreichend Badestellen freigegeben sind . Änderung VO § 6, Abs . 2, Punkt 14: „das die Natur interessieren, sollten diese Baden an den in Anlage b gekennzeichneten Stellen.“ auch den Umgang mit der Natur vor Da die Einwendungen gegen die Verbote gemäß § 4 nicht näher untersetzt sind, Ort lernen . Dazu zählen auch baden, kann keine weitergehende Abwägung erfolgen . nächtigen usw . Der Mensch darf nicht ausgegrenzt werden .

36 Einwand Abwägung Die Einkommensnische Tourismus Durch die Ausweisung des Naturschutzgebietes ist eine Aufwertung der Region wird negativ beeinflusst . Am Deich für die Belange des Naturtourismus (sanfter Tourismus z . B . auf dem Elberadweg) führt die Alternativroute zum Elbe- zu erwarten, woraus durchaus positive wirtschaftliche Effekte und Einkommens­ radweg entlang . Die Finanzierung alternativen erwachsen können . erfolgt aus Mitteln der Gemeinde Die Abwägung der Einwendungen der Bürger und Träger öffentlicher Belange […] . Der Weg darf künftig nicht zeigte den Klärungsbedarf hinsichtlich der Nutzung der Wege . Teil der Verord- benutzt werden . Oder ist es ein nung wird ein Wegekataster sein, welches natürlich den Elberadweg und dessen öffentlicher Weg? Alternativrouten sowie ein ausreichendes Angebot attraktiver, frei zugänglicher Wege enthalten wird .

Die im Rahmen der Abwägung vorgenommenen Änderungen der Verordnung sind kursiv dargestellt . des Gebietes in Frage zu stellen . Deshalb wurde Verordnungsinhalte in deutlich sachlicherer und die Verordnungspassage ersatzlos gestrichen und konstruktiverer Atmosphäre erfolgen . Weitere die Freistellung der Gewässerunterhaltung und Bedenken und Hinweise zu Fragen des Hochwas- des Hochwasserschutzes explizit in der Verord- serschutzes und der Gewässerunterhaltung sowie nung verankert: „Die ordnungsgemäße, natur- ihre Berücksichtigung im Rahmen der Abwägung und landschaftsverträgliche Unterhaltung der sind in Tabelle 8 enthalten . Gewässer und wasserwirtschaftlichen Anlagen durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz 4.3.2 Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sowie die zuständigen Unterhaltungsverbände ist nach mit der obe- Landwirtschaftliche Nutzflächen nehmen ca . 65 % ren Naturschutzbehörde abzustimmenden, dem des NSG Aland-Elbe-Niederung ein . Zu einem Schutzzweck entsprechenden Gewässerunterhal- wesentlichen Anteil besteht die landwirtschaft- tungsrahmenplänen zugelassen “. (§ 11) . Mit dieser lich genutzte Fläche des NSG aus Grünland . Die Regelung wurde die Möglichkeit geschaffen, im verschiedenen Grünlandtypen machen 62 % der Rahmen der Erarbeitung der Gewässerunterhal- Gebietskulisse aus . Die knappe Hälfte des Grün- tungsrahmenpläne die Intensität der Gewässer­ landes besteht aus Offenland-Lebensraumtypen, unterhaltung auf das Notwendige zu beschrän- insbes . den LRT 6440 und 6510 . Ackerland ist im ken und die Maßnahmen so naturverträglich wie Gebiet nur binnendeichs anzutreffen und mit möglich zu gestalten . ungefähr 5,7 % Flächenanteil von geringer Bedeu- Mit den vorgestellten Änderungen in der Ver- tung .Die restlichen Flächen des NSG verteilen sich ordnung waren wesentliche Kritikpunkte und auf verschiedene Wald- und Gewässertypen . Auch Irritationen der betroffenen Bürger weitgehend hierbei sind bedeutsame Anteile als Lebensraum- ausgeräumt und nach deren Bekanntmachung typen gemäß der FFH-Richtlinie anzusprechen . konnte die nachfolgende Diskussion über weitere Aus der skizzierten Verteilung der Lebensräume resultierend ergibt sich eine besondere Wertig- keit des Gebietes für Lebensräume und Arten der Abb. 25: Alandlauf bei Hochwasser (21 .04 .2008) . Grünländer . So beinhaltet das NSG knapp 15 % der Foto: T . Pietsch . Landesbestände des Lebensraumtyps der Mage- ren Flachland-Mähwiesen (6510) . Diese Wiesen umfassen arten- und blütenreiche, trockene bis wechselfeuchte, extensiv bewirtschaftete Stand- orte . Durch ihre Artenvielfalt bieten sie auch ei- ner vielfältigen Insekten- und Kleinsäugerfauna Lebensraum, welche wiederum Wert gebenden Brut- und Rastvogelarten als Nahrungsgrundlage dient . Unter anderem nutzen Neuntöter (Lanius collurio), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Gro- ßer Brachvogel (Numenius arquata) und Kiebitz (Vanellus vanellus) die Wiesen als Nahrungs- und Bruthabitat und auch Rot- und Schwarzmilan

37 Tab. 8: Abwägung von Einwänden zu Hochwasserschutz und Gewässerunterhaltung (Auszug) .

Einwand Abwägung Wie wird der Hochwasserschutz wei- Um die ordnungsgemäße Gewässerunterhaltung, den Hochwasserschutz und ter gewährleistet? Die Deiche an Elbe auch die Erhaltung der Vorflutfunktion der Fließgewässer sicherzustellen, wur- und Aland sind Bestandteil des NSG den einige diesbezügliche Passagen der Verordnung überarbeitet: Der gesamte bzw . begrenzen es . Eine regelmäßige § 3, Abs . 2, Satz 3 wurde ersatzlos gestrichen . Außerdem werden in § 6 der Verord- Unterhaltung ist bei Einhaltung der nung (Freistellung für zulässige Handlungen) Maßnahmen zum Hochwasser- vorgegebenen Verbote nicht garan- schutz explizit verankert . tiert . Zustände wie während des Änderung der VO § 6, Abs . 2, Satz 1: „Handlungen, zu deren Vornahme eine zwin- Oderhochwassers wären konstruier- gende gesetzliche Verpflichtung besteht, insbes. zum Hochwasserschutz, unter bar . Das betrifft dann auch die Orte weitest möglicher Wahrung der Schutzziele dieser Verordnung.“ In der Verordnung außerhalb der Schutzzonen in einem zum NSG Aland-Elbe-Niederung ist außerdem die „ordnungsgemäße natur- und weit größeren Territorium . Einer landschaftsverträgliche Unterhaltung der Gewässer und wasserwirtschaftlichen eingeschränkten Gewässerunterhal- Anlagen … nach mit der oberen Naturschutzbehörde abzustimmenden … Ge- tung, insbes . im Bereich von Aland wässerunterhaltungsrahmenplänen“ (VO § 11, Abs . 1) freigestellt . Dies stellt eine und Biese, kann unter gar keinen angemessene und praktikable Regelung dar . Die ordnungsgemäße Unterhaltung Umständen zugestimmt werden . insbes . des Alands und die Durchführung des Hochwasserschutzes ist nunmehr durch die Verordnung gesichert . Der Schutzzweck (§ 3) ist aus dem Diese Formulierung wurde gestrichen, weil von einer Einstellung oder weitest- vorherigen Verordnungsentwurf gehenden Reduktion der Gewässerunterhaltung am Aland die gesamte Wische einer eigendynamischen Flußbett- sowie das Milde-Biese-Uchte-System von steigenden Grundwasserständen und entwicklung am Aland durch Ein- großflächiger Vernässung betroffen wäre . stellen zumindest weitestgehende Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung vieler Flächen wäre nicht mehr mög- Reduktion der Gewässerunterhal- lich, Gebäude würden erhebliche Schäden nehmen, bei Hochwasser würde das tung wieder aufzunehmen oder in Qualmwasser nicht mehr abtransportiert werden können, Überschwemmungen den zu erstellenden Gewässerunter- im Inland wären die Folge . haltungsplan für den Abschnitt zu Die zusätzliche Vernässung von Teilflächen des NSG stellt ein Entwicklungsziel implementieren (§ 11, Abs . 1) . dar, jedoch kein Erhaltungsziel, zu dem das Land durch Vogelschutz- und FFH- Richtline verpflichtet ist . Entwicklungsziele für das Gebiet sollen nicht durch einschränkende Regelungen der Verordnung, sondern durch freiwillige Maß- nahmen verfolgt werden . Die Vernässung von Teilbereichen des NSG kann im Rahmen solcher freiwilligen Maßnahmen erfolgen, bspw . ist das im Gebiet des Wrechow der Fall, wo der NABU große Flächen erworben hat . Es fehlen Aussagen zu einer Einstel- Gemäß § 3, Abs . 2, Satz 2 („… der für Elbe und Aland typischen Gewässerdynamik, lung bzw . starken Einschränkung die Vorlandüberschwemmungen beinhaltet sowie der durch die Hydrodynamik der Flussunterhaltungsarbeiten an bedingten Erosions- und Sedimentationsprozesse mit unbefestigten Uferbe- der Elbe, insbes . dem Einbau von reichen und sich verändernden Sand- und Schlammbänken, …“) ist auch die Schotter und den damit einherge- Erhaltung unbefestigter Sedimentationsbereiche am Elbelauf als Schutzzweck henden Beeinträchtigungen von des Gebietes festgeschrieben . Dem stehen gesetzliche Verpflichtungen zum Sand- und Schlammbänken, u . a . als Hochwasserschutz entgegen, die freizustellen sind . Nähere Regelungen hierzu Lebensraum Wert gebender Fauna müssen im zu erstellenden Gewässerunterhaltungsrahmenplan getroffen wer- und Flora sowie prioritärer FFH- den: § 11, Abs . 1: „… ist entsprechend einem mit der oberen Naturschutzbehörde Lebensraumtypen . Der zu erstellende abzustimmenden, dem Schutzzweck entsprechenden Gewässerunterhaltungs- Gewässerpflegeplan hat sich an den rahmenplan zugelassen …“ . Anforderungen für dieses Natura 2000-Gebiet zu orientieren . Formulierungsvorschlag: „Freige- VO § 11, Abs . 1: „Die ordnungsgemäße, natur- und landschaftsverträgliche Un- stellt von den Verboten ist eine terhaltung der Gewässer und wasserwirtschaftlichen Anlagen durch den LHW ordnungsgemäße Gewässerunter- sowie den zuständigen Unterhaltungsverbänden ist nach mit der oberen Natur- haltung nach Maßgabe des Landes- schutzbehörde abzustimmenden, dem Schutzzweck entsprechenden Gewässer­ wassergesetzes von Sachsen-Anhalt, unterhaltungsrahmenplänen zugelassen . Bis zur Erstellung der Gewässer­ insb . Kap . V, Abschnitt 1, §§ 101-103 “. unterhaltungsrahmenpläne ist die ordnungsgemäße Gewässerunterhaltung bei Vereinbarkeit mit dem Schutzzweck und nach vorheriger Anzeige bei der oberen Naturschutzbehörde freigestellt .“ Hiermit ist eine ordnungsgemäße Unterhaltung der Gewässer freigestellt, eine weitere Änderung des VOE erfolgt nicht . Eine dauerhafte, für alle wasserbe- Im § 3 werden aus naturschutzfachlicher Sicht notwendige Schutzzwecke des wohnenden Organismen passierbare auszuweisenden Gebietes benannt, auf die sich die entsprechenden Verbots- und Verbindung zwischen Aland und Gebotsregelungen stützen . Der § 3, Abs . 2, Punkt 3 zielt hauptsächlich auf die dau- Elbe (§ 3, Abs . 2, Satz 3) bedeutet eine erhafte Erhaltung der Verbindungen zwischen Aland und Elbe ab . Die Errichtung dauerhafte Vernässung aller land- zusätzlicher Sperrbauwerke soll verhindert werden . Es sind keine Maßnahmen

38 Einwand Abwägung wirtschaftlichen Nutzflächen dieses zur Neuschaffung entsprechender Verbindungen vorgesehen, die unabhängig Raumes, die zu ständigen Nutzungs- davon eines wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens bedürfen . einschränkungen für die Landwirt- schaft und zu einer Zerstörung der Kulturlandschaft führen würde . Dies ist eine unzumutbare Forderung, die eine Degradierung auch der nicht im NSG liegenden landwirtschaftlichen Flächen bedeuten würde . Deiche sind aus dem Schutzgebiet In § 6 der Verordnung (Freistellung für zulässige Handlungen) werden Maßnah- herauszunehmen (für Neubau und men zum Hochwasserschutz explizit verankert . Änderung VO: § 6, Abs . 2, Punkt Unterhaltung wichtig), Hochwas- 1: „Handlungen, zu deren Vornahme eine zwingende gesetzliche Verpflichtung serschutz soll im Interesse der Men- besteht, insbes. zum Hochwasserschutz, unter weitest möglicher Wahrung der schen und deren Eigentum uneinge- Schutzziele dieser Verordnung.“ schränkt möglich sein . Der Mensch Ausgrenzung der Deichanlagen aus dem NSG ist nicht erforderlich, der Hoch- und sein Hab und Gut ist nun mal wasserschutz ist im Rahmen der VO im erforderlichen Rahmen gewährleistet . das Wertvollste . Bei nicht ordnungsgemäßer Durch- führung des Hochwasserschutzes, dazu zählt auch die Unterhaltung der Flüsse und Gräben, werden weit- reichende negative Konsequenzen für alle Anwohner des Gebietes entstehen . Die im Rahmen der Abwägung vorgenommenen Änderungen der Verordnung sind kursiv dargestellt .

(Milvus milvus et Milvus migrans), Rohrweihe (Cir- LRT) ergibt sich ein naturschutzfachlich höchst cus aeroginosus) sowie Weiß- und Schwarzstorch wertvolles Nutzungsmosaik, welches die Habitat­ (Ciconia ciconia et Ciconia nigra) jagen dort . ansprüche unzähliger Tier- und Pflanzenarten Von ähnlich hoher Wertigkeit sind auch die Le- abdeckt . bensraumtypen der Feuchten Hochstaudenfluren Im Ausweisungsverfahren wurden insbes . die ge- der planaren und montanen bis alpinen Stufe und planten Regelungen für das Ackerland heftig dis- der Brenndolden-Auenwiesen, von denen das Ge- kutiert . Auf Kritik stieß das zunächst vorgesehene biet über 6 % bzw . knapp 2 % des Gesamtbestandes Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln . in Sachsen-Anhalt enthält . Aus dem Wechsel von Vom Kreis- und Landesbauernverband sowie von recht extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen Vertretern der ansässigen Landwirtschaftsbetrie- (mit LRT) und intensiver genutzten Flächen (ohne be wurde vorgetragen, das Verbot würde zu einer Umwandlung in Grünland führen, da die Betriebe mangels dazu nötiger Spezialtechnik nicht in der Lage seien, Teilflächen ihres Ackerlandes mittels Tab. 9: Vorkommen von FFH-LRT des Offenlands biologischer Anbauverfahren zu bewirtschaften . und Verteilung der Nutzungsarten im NSG Aland- Die bereits umfangreich vollzogene und nach Elbe-Niederung . Rechtslage nicht reversible Umwandlung ehema- ligen Ackerlandes in den Alt-NSG Garbe-Aland- FFH-LRT/Nutzungsart Fläche im NSG [ha] Niederung und Elbaue Beuster-Wahrenberg be- Offenland-LRT (insgesamt) 1.415 stätigt diese Aussage . Aufgrund der Tatsache, 2330 <1 dass die im NSG vorhandenen Ackerflächen als Raststätten u . a . für den Kranich (Grus grus) von 6430 19 Bedeutung sind sowie aufgrund des hohen Grün- 6440 757 landanteils im Gebiet erschien eine Umwand- 6510 638 lung des vorhandenen Ackerlands in Grünland Acker 340 auch aus naturschutzfachlicher Sicht nicht wün- schenswert . Vom Verbot der Ausbringung von Grünland 3.743 Pflanzenschutzmitteln wurde deshalb Abstand

39 Abb. 26: Nutzungsartenverteilung im NSG . Graphik: LVwA .

genommen . Entlang von Gewässern dürfen auf Von wesentlicher Bedeutung war die Festsetzung einem Streifen mit einer Breite von 5 m jedoch schutzzielkonformer Regelungen für die Bewirt- keine Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden . schaftung des Grünlands im Gebiet .Aus der natur- Die Durchführung zusätzlicher Entwässerungs- schutzfachlichen Wertigkeit der Grünlandbestän- maßnahmen, Veränderungen des Bodenreliefs de und deren Größe ergab sich ein Schwerpunkt wie die Verfüllung von Bodensenken und Flut- der Regelungsinhalte im § 7 (Landwirtschaft) der rinnen sowie die Ausbringung betriebsfremder VO . Diese Regelungen haben den Erhalt betroffe- Wirtschaftsdünger mit Ausnahme von Restsub- ner LRT in einem günstigen Erhaltungszustand zu strat aus Biogasanlagen wurden verboten . Darü- gewährleisten, müssen jedoch auch die Belange ber hinausgehend können die Äcker des NSG im weiterer Schutzgüter berücksichtigen . Dabei wa- Rahmen der guten fachlichen Praxis der Landwirt- ren hier insbes . die Populationen wiesenbrüten- schaft genutzt werden . Insbes . wurde auch die im der Vogelarten sowie die Bedeutung des Grünlan- Verordnungsentwurf vorgesehene Beschränkung des für zeitweise besiedelnde oder regelmäßig der Stickstoffdüngung auf 60 kg/ha jährlich nicht querende Amphibien zu berücksichtigen . Darü- umgesetzt, weil unter diesen Bedingungen ein ber hinaus galt es, unbillige Härten für einzelne wirtschaftlich tragfähiger Marktfruchtanbau Betriebe zu vermeiden . Letzteres ist insofern von nicht mehr möglich wäre und die Regelung eine Bedeutung, als ca . 310 ha der FFH-LRT im Grünland hier nicht erforderliche, teilweise aus o . g . Grün- von Vieh haltenden Betrieben bewirtschaftet wer- den auch nicht erwünschte Umwandlung in den, denen nur in geringem Maße Futterflächen Grünland nach sich gezogen hätte . außerhalb des ausgewiesenen NSG oder ohne Vor-

40 Abb. 27: Verteilung von Wald- und Offenland-Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie im NSG . Graphik: LVwA .

kommen von FFH-LRT zur Verfügung stehen . Fol- • das Verbot der Einbeziehung von Gewässer­ gende wesentliche, über die Regelungen für das ufern in Weideflächen mit Ausnahme der Ein- Ackerland hinausgehende Regelungen wurden richtung von Tränkstellen an gehölzfreien Ge- für das Grünland im NSG getroffen: wässerufern bis zu einer Breite von 20 m . • das Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutz- Darüber hinaus unterliegen Teilflächen mit Vor- mitteln kommen von Wiesenbrütern weiteren Nutzungs- • die Begrenzung der Ausbringung von betriebs- einschränkungen . Flächen im Umkreis von den eigenen Wirtschaftsdüngern auf den Zeitraum dem Landwirt durch die Naturschutzbehörde nach der ersten Nutzung des jeweiligen Bestan- bekannt gegebenen Neststandorten von Großem des und bei Gülle auf die Menge von maximal Brachvogel (Numenius arquata), Uferschnepfe 20 m3/ha jährlich (Limosa limosa) und Rotschenkel (Tringa totanus) • das Verbot der Zufütterung bei Beweidung, aus- dürfen bis zum 15 . Juli und Bereiche mit rufenden genommen Stroh und im Gebiet produziertes Wachtelkönigen (Crex crex) bis zum 15 . August des Heu im Frühjahr bei Erstbeweidung des jungen betreffenden Jahres nicht genutzt werden . Weideaufwuchses Eine allen im Gebiet vorhandenen Schutzobjekten • das Verbot der Mahd von außen nach innen und gleichermaßen gerecht werdende Bewirtschaf- in der Nacht tung ist aufgrund unterschiedlicher Ansprüche an • das Verbot des Grünlandumbruchs zur Um- die Nutzung nicht möglich . Zielkonflikte bestehen wandlung in Ackerland oder Neuansaat sowie bspw . bezüglich der Regelung des Erstnutzungs- der umbruchlosen Narbenerneuerung zeitpunktes von Grünlandbeständen . Eine frühe

41 Tab. 10: Abwägung von Einwänden zur landwirtschaftlichen Nutzung (Auszug) .

Einwand Abwägung Die Begrenzung der Stickstoffdüngung Im gesamten NSG Aland-Elbe-Niederung existieren ca . 340 ha Ackerfläche . auf grundsätzlich 60 kg N/ha und Jahr Gemessen an der Gesamtgröße des NSG von 6 .009 ha ergibt sich ein äußerst wird für Ackerflächen aufgehoben . Dies geringer Flächenanteil von ca . 5,7 % Ackerfläche . Dieser geringe Ackerflä- kann negative Auswirkungen auf an- chenanteil wertet das Gebiet insgesamt v . a . aus ornithologischer Sicht auf, grenzende FFH-Lebensraumtypen, wie verwiesen sei hier bspw . auf die Präferenz des Ortolans für Hackfruchtäcker . FFH-Grünlandbiotope und -Gewässer Auch für die beiden Milanarten stellen Ackerflächen regelmäßig genutzte mit ihrer Flora und Fauna entfalten . Ein Jagdgebiete dar . Hohe Flächenanteile der Gesamtackerfläche befinden sich Nachweis der Unschädlichkeit fehlt . nördlich Beuster, OT Werder . Diese Ackerflächen stellen bedeutsame Rast- bzw . Äsungsflächen für Kraniche und nordische Gänse dar . Beispielhaft ist hiermit die Bedeutung der Ackerflächen für einige Vogelarten der Anhänge I und II der VSchRL dargelegt . Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass bei Begrenzung der Stickstoffdüngung auf 60 kg N/ha regelmäßig eine Umwandlung der Acker- fläche in Grünland erfolgt, weil das genannte Düngungsniveau oft keinen wirtschaftlich sinnvollen Marktfruchtanbau mehr zulässt . Aus o . g . Gründen sollen die gegenwärtig im Gebiet als Acker genutzten Flächen auch in dieser Nutzung erhalten bleiben . Die Freigabe der Stickstoffdüngung auf den durch die Düngeverordnung festgesetzten Rahmen wird keine Rückumwandlung von Grünland in Acker nach sich ziehen, da Flächen, die fünf Jahre oder länger als Feldfutter genutzt wurden, automatisch der Nutzungsart Grünland zugeordnet werden und eine Rückwandlung in Acker dann nicht mehr zulässig ist . Die vorgesehenen Bewirtschaftungs- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wurde auf Ackerflächen freigestellt: auflagen lassen eine Fortführung des Änderung VOE § 7, Abs . 1, Punkt 1: von „ohne die Anwendung von Pflanzen- Ackerbaus im Naturschutzgebiet nicht schutzmitteln im Sinne von § 2, Nr . 9 des Gesetzes zum Schutz der Kultur- zu, da sie jeglichen Einsatz von Pflan- pflanzen (Pflanzenschutzgesetz - PflSchG) in der jeweils gültigen Fassung,“ zenschutzmitteln untersagen . Eine in: „ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Sinne von § 2, Nr. 9 des Umwandlung in Grünland ist aufgrund Gesetzes zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz - PflSchG) in der des beabsichtigten späten Mähtermins jeweils gültigen Fassung verboten, mit Ausnahme der gegenwärtig als Acker nicht wirtschaftlich, so dass die konkre- genutzten und in der Anlage b dargestellten Flächen, auf denen die Anwen- te Gefahr des Brachfallens der Flächen dung von Pflanzenschutzmitteln freigestellt, der oberen Naturschutzbehörde besteht . Eine Verbrachung des bisheri- jedoch anzuzeigen ist. Entlang angrenzender Gewässer ist ein 5 m breiter Strei- gen Ackerlandes erfüllt nicht den Zweck fen ohne die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu bewirtschaften.“ des NSG . Die landwirtschaftliche Nutzung (§ 7) Die Einschränkung der Landnutzung durch die Regelungen der VO erfolgt nur ist zu sehr eingeschränkt . Eine Nutzung in einem zur Sicherung des Erhalts der Schutzgüter notwendigen Rahmen . wie bisher ist Voraussetzung für den Im Zuge der eingegangenen Hinweise und Bedenken innerhalb des Auswei- weiteren Erhalt und die Pflege unserer sungsverfahrens sowie in Beratungen mit dem Kreisbauernverband Stendal Landschaft . Folgende Ziele sind zu be- e V. . und den Landwirtschaftsbetrieben wurde die VO hinsichtlich des land- achten: wirtschaftlichen Regelungsinhaltes vielfach geändert . - langfristig und stabil hochwertige, Der Begriff der „Nutzung wie bisher“ ist nicht konkret zu fassen . Im Gebiet gesunde Nahrungsmittel und nach- wurde innerhalb der letzten 20 Jahre ohnehin ein Wechsel der Nutzungsin- wachsende Rohstoffe bereitzustellen tensität auf Teilflächen vollzogen . Einige Flächen werden heute intensiver - die Bodenfruchtbarkeit durch stand- bewirtschaftet als vor 1990 (z . B . im Gebiet der Hohen Garbe), so dass dort ein ortgerechte Düngung zu erhalten und Rückgang von Arten und Lebensraumtypen zu verzeichnen ist, die Schutz- zu verbessern . güter der Anhänge von VSchRL und FFH-RL darstellen . Andere Flächen im Die Auswirkungen der Schutz-, Pflege- Gebiet werden gegenwärtig aufgrund gesunkener Tierbestände extensiver und Entwicklungskonzentration auf die bewirtschaftet, so dass dort mit einer Wiederansiedlung entsprechender Landwirtschaft sind festzustellen und Arten gerechnet werden kann . Von einem in der Vergangenheit kontinuier- darzulegen . lich angewandten Nutzungsregime kann insofern nicht gesprochen werden . Unabhängig von dem wechselnden Nutzungsregime wird eine Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen durch die VO nicht verboten, so dass eine Pflege sowie der Erhalt der Landschaft auch weiterhin gesichert sind . Die Regelungen der VO stehen der langfristig stabilen Erzeugung hochwerti- ger, gesunder Nahrungsmittel und nachwachsender Rohstoffe in der Region nicht entgegen . Im § 7, Abs . 2 (Grünlandnutzung) wurden Änderungen vorge- nommen, die Erleichterungen der landwirtschaftlichen Nutzung darstellen . Hingewiesen sei hier bspw . auf folgende Änderung: § 7, Abs . 2, Satz 2:

42 Einwand Abwägung „… bei einer Begrenzung der Düngung mit mineralischen, organischen oder organisch-mineralischen stickstoffhaltigen Düngemitteln auf jährlich maxi- mal 60 kg N/ha im Mittel der vom jeweiligen Betrieb im NSG bewirtschafteten Grünlandfläche.“ Die VO wurde dahingehend geändert, dass eine entspre- chende Düngermenge jährlich je ha im Mittel der vom jeweiligen Betrieb im NSG bewirtschafteten Grünlandfläche ausgebracht werden kann . Dies bedeutet, dass Einzelflächen intensiver gedüngt werden dürfen, wenn an- dere Grünlandflächen weniger Dünger erhalten . Diese Regelung betrifft Grünlandflächen, die nicht zu den FFH-LRT gehören . Auf FFH-LRT bleibt die Düngung weiterhin ausgeschlossen . FFH-Lebensräume werden in Anlage a der VO dargestellt . Für Ackerflächen existiert keine Reglung bezüglich der vorgeschriebenen Düngermenge . Es ist Zweck des Ausweisungsverfahrens, durch die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie die öffentliche Auslegung des VOE in den Ge- meinden sowie der Verwaltungsgemeinschaft und damit der Einbeziehung der Eigentümer und Nutzer der Flächen entsprechende Auswirkungen fest- zustellen . Im Rahmen des Verfahrens wurden mehrere Besprechungen mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand, dessen Interessenvertretungen sowie dem ALFF Stendal geführt, um die Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu analysieren und nach Möglichkeiten der Konfliktlösung zu suchen . Die erziel- ten Arbeitsergebnisse führten unter Abwägung mit den Erfordernissen der Erhaltung der Schutzgüter zu einer weitreichenden Änderung des VOE, wobei in vielen Regelungsinhalten den Forderungen der Landwirtschaft stattgege- ben wurde . Eine Darlegung prognostischer Auswirkungen von Regelungsin- halten auf die Landwirtschaft ist gesetzlich nicht vorgeschrieben und nicht Bestandteil des Verfahrens . Perspektivisch können bestimmte Aspekte im Rahmen der Erstellung des Managementplanes geprüft werden . Die Landwirtschaft hat ein großes Die Regelungen der Verordnung dienen der Sicherung des Erhalts der be- Interesse­ daran, die Artenvielfalt zu nannten Schutzgüter . Nach umfassender Prüfung von Stellungnahmen zum erhalten, um die wichtigsten Produk- ausgelegten VOE wurden die Regelungsinhalte auf das zur Umsetzung der tionsgrundlagen Boden, Wasser und Schutzziele minimal notwendige Maß beschränkt . Die Regelungstiefe der Luft uns und auch den nach uns kom- Verordnung setzt lediglich das Verschlechterungsverbot für FFH-Lebensräu- menden Generationen zu erhalten . Es me und Arten um . Nach § 7 der Verordnung ist die natur- und landschaftsver- wird nachhaltig gewirtschaftet . Die trägliche landwirtschaftliche Bodennutzung entsprechend den Grundsätzen Landwirtschaft soll ökologisch tragfähig, der guten fachlichen Praxis gemäß § 5, Abs . 3 NatSchG LSA im Einklang ökonomisch existenzfähig, sozial ver- mit den Zielen und Grundsätzen des Naturschutzes unter im Einzelnen antwortlich und Ressourcen schonend ausgeführten Maßgaben zugelassen, soweit dadurch der gegenwärtige Er- sein . Die Vielfalt des Lebens zu erhalten haltungszustand der Schutzgüter nicht verschlechtert wird . Weiterführende und zu schützen verfolgen also Land- Maßnahmen zur Verbesserung und Wiederherstellung des günstigen Er- wirtschaft und Naturschutz gemeinsam . haltungszustandes der Lebensraumtypen und Arten sind in der Verordnung Die Einhaltung der bestehenden Natur- nicht explizit geregelt . Sie sollen als Anreiz für die Landnutzer unter Verwen- schutzverordnungen schränkt die Land- dung von EU-Mitteln durch Maßnahmen der Richtlinie über die Gewährung wirtschaft bereits heute stark ein . Eine von Zuwendungen für freiwillige Naturschutzleistungen umgesetzt werden . gesetzlich fixierte Verschärfung ist nicht Die geplanten Restriktionen der Landbewirtschaftung stehen nicht in Wi- hinnehmbar und gefährdet die Existenz derspruch zu ökologischer Tragfähigkeit, sozialer Verantwortung, Ressourcen der landwirtschaftlichen Betriebe . schonender Wirtschaftsweise und angesichts des Ausgleichs ökonomischer Einbußen nach der Richtlinie über die Gewährung von Ausgleichszahlungen für Beschränkungen der landwirtschaftlichen Nutzung in Natura 2000-Ge- bieten auch nicht zur wirtschaftlichen Existenzfähigkeit der Landwirtschaft . Vor diesem Hintergrund ist von einer Gefährdung der Existenz landwirt- schaftlicher Betriebe nicht auszugehen . Für die Milchviehbetriebe ist ein Intensi- Die Futterqualität von Grünlandaufwüchsen hängt im Wesentlichen vom vierungsverbot auf dem Grünland nicht Nutzungszeitpunkt ab und nur in sehr viel geringerem Maße von der Dün- hinnehmbar . Dazu muss auf dem Grün- gungsintensität . Der Nutzungszeitpunkt wurde nicht über das notwendige land die Folge der Düngerreduzierung Maß hinaus eingeschränkt und die Vorgabe erlaubt es, hochwertiges, in der im Bezug auf die Futterqualität hin- Milchrinderfütterung einsetzbares Grundfutter zu gewinnen . terfragt werden . Für die Futterqualität ist der Mähzeitpunkt entscheidend als Grundvoraussetzung für die Wirtschaft- lichkeit der Milchviehbetriebe .

43 Einwand Abwägung Die Zufütterung bei Weidehaltung ist Die Zufütterung bei Beweidung von Grünland ohne Vorkommen von FFH-LRT üblich und muss zugelassen werden . wurde teilweise freigestellt . Änderung VO § 7, Abs . 2, Satz 6: Die neue Formulierung lautet „ohne eine Zufütterung bei Beweidung, ausgenommen Stroh und im Gebiet produziertes Heu im Frühjahr bei Erstbeweidung des jungen Weideaufwuchses“. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass es ohne eine Zufütterung roh- faserreicher Futtermittel im Frühjahr zum Auftreten der Weidetetanie bei Rindern kommen kann . Im weiteren Jahresverlauf ist eine Zufütterung tier­ ernährungsphysiologisch nicht notwendig . Sie ist naturschutzfachlich ab- zulehnen, weil mit den Futtermitteln zusätzlicher Stickstoff auf die Flächen gebracht wird und weil um Futterstellen regelmäßig erhebliche Narbenschä- den an der Grünlandvegetation auftreten . Kritik an § 4, Abs . 3, Satz 7 und 8 hin- Der § 4, Abs . 3, Punkt 7 des VOE regelte als Verbot die Nutzungsänderung von sichtlich der Anzeige von Flächennut- Flächen . Da die Formulierung Interpretationsspielraum zuließ bzw . eventuell zungsveränderungen und dem Intensi- Änderungen der Fruchtfolge auf Ackerland ebenfalls dazu zählen könnten, vierungsverbot wurde folgende Neuformulierung vorgenommen: Änderung VO: § 4, Abs . 3, Satz 7: „Änderungen der Nutzungsart von Flächen ohne das Einvernehmen der zuständigen oberen Naturschutzbehörde durchzuführen“. Das Verbot ist zur Erhaltung der Biotopausstattung sowie der Lebensraumkomplexe der ge- fährdeten Arten notwendig und wird deshalb in der aktuellen Formulierung beibehalten . Der § 4, Abs . 3, Satz 8 enthält das Verbot der Anlage von Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen sowie anderen Baumkulturen in Schnellum- triebsverfahren . Für die Anlage von Weihnachtsbaum- und Schmuckreisig- kulturen kämen prinzipiell nur Acker- und Grünlandflächen infrage . Beide Biotoptypen sind als Nahrungshabitate und Rastflächen für Zugvögel, insbes . Gänse, Kraniche, Schwarz- und Weißstorch von Bedeutung . Mit der Regelung soll verhindert werden, den betreffenden Vogelarten diese Habitate zu ent- ziehen . Das Verbot ist zur Erhaltung der Biotopausstattung im Gebiet sowie ihrer Habitatfunktionen notwendig und wird in der aktuellen Formulierung beibehalten . Der § 4, Abs . 3, Satz 10 verbietet die nachhaltige Intensivierung bisheriger Nutzungen . Dieses Verbot ist notwendig, da der allgemeine Rückgang der Artenvielfalt in Mitteleuropa maßgeblich auf Intensivierungen in der Land- wirtschaft zurückzuführen ist . Insbes . hohe Stickstoffdüngung, Anwendung von Agrochemikalien, Hydro- und Reliefmelioration, Einengung­ von Frucht- folgen im Ackerbau und Zunahme der jährlichen Zahl von Nutzungen des Grünlandes haben erheblich zum Artenverlust beigetragen . Auch geänderte Wirtschaftsweisen in der Waldbewirtschaftung tragen zum Rückgang ein- zelner Arten bei . Weitere Intensivierungen hätten den Rückgang oder Ausfall weiterer Arten zur Folge . Durch Unterzeichnung der Biodiversitätskonvention (Übereinkommen über die biologische Vielfalt von 1992) hat sich Deutsch- land verpflichtet, dazu beizutragen, den Artenrückgang bis 2010 auf globaler, regionaler und nationaler Ebene zu stoppen . Dazu ist es notwendig, Ursa- chen des Artenrückgangs mindestens in Gebieten mit hoher Biodiversität auszuschließen . Die Regelung führt die Landbewirtschaftung nicht in einen vorindustriellen Zustand zurück, sondern schreibt lediglich die heutige In- tensität der Nutzung als Obergrenze fest . Die Regelung wird beibehalten . Die genannten Verbote stellen keine Beschränkung der gegenwärtigen Nutzung dar . Eine ordnungsgemäße Landnutzung bleibt zugelassen . Der Erlaubnisvorbehalt bezogen auf die Änderung VO § 4, Abs . 3, Satz 3: „… ortsfeste Zäune oder andere ortsfeste Ein- Koppeln muss aufgehoben werden . Die friedungen, mit Ausnahme von Weidezäunen zur landwirtschaftlichen Nut- Viehkoppeln bestehen seit Generatio- zung in ortsüblicher Bauweise, zu errichten, …“. nen, sie werden oftmals als Portionswei- den eingerichtet . Diese ortsfesten Zäune dienen damit nur der Eingrenzung des Grünlandes und sind für den Weiter- betrieb unumgänglich . Unerklärlich ist eine Antragstellung auf Erlaubnis . Die Weidehaltung entspricht der guten fachlichen Praxis .

44 Einwand Abwägung Kritik am Auskoppeln: Allein für den Änderung VOE § 7, Abs . 2, Satz 3: „unter Auskopplung von Einzelbäumen, Zaunbau benötigt man neben der Baumgruppen, Flurgehölzen, Wald, Biberbauen sowie von stehenden oder Arbeitszeit erhebliche materielle Auf- fließenden Gewässern; Weidezäune müssen entlang stehender oder fließender wendungen . Ohne Stromzufuhr sind die Gewässer einen Abstand von 1 m von der oberen Böschungskante einhalten“. Tiere nicht zu halten bzw . zerstören die § 7, Abs . 2, Satz 7: „ohne die Beeinträchtigung von Einzelbäumen, Baumgrup- Tiere die Einfriedungen und schleppen pen, Flurgehölzen oder Wald, ausgenommen Pflegeschnitte in Abstimmung mit den Draht in die landwirtschaftlichen der Naturschutzbehörde“. Nutzflächen . Darüber hinaus zerstören § 7, Abs . 2, Satz 8: „ohne die Beeinträchtigung von Biberbauen sowie von ste- die Rinder in kürzester Zeit die Uferbö- henden oder fließenden Gewässern; Weidezäune müssen entlang stehender schungen . Ohne Einzäunung verteilen oder fließender Gewässer einen Mindestabstand von 1 m von der oberen Bö- sich die Tiere ohne Schaden anzurichten . schungskante einhalten“. Es bleiben zu viele Flächen ungenutzt, § 7, Abs . 2, Satz 9: „ohne die Einbeziehung von Gewässerufern in Weideflächen, für die Pacht und andere Aufwendun- die Einrichtung von Tränkstellen bis zu einer Breite von 20 m an gehölzfreien gen zu tragen sind . Gewässerufern bleibt freigestellt, soweit andere Bestimmungen dies nicht ausschließen“. Mit der Änderung des VOE bleibt dem Landwirt die Wahl der Mittel, die zur Vermeidung einer Schädigung aufgeführter Biotope angewendet werden, freigestellt . Eine Vermeidung der Schädigung von Schutzgütern im Gebiet ist zum Erreichen der Schutzziele notwendig . Die Mehrheit der genannten Bio- tope darf wegen einer cc-Relevanz ohnehin nicht beschädigt oder beseitigt werden . Es wird die Übernahme der Formu- Das formulierte Beeinträchtigungsverbot überlässt dem Landwirt die Wahl lierung aus dem vorherigen Verord- geeigneter Mittel zu deren Vermeidung . Im Regelfall wird das ein Auskop- nungsentwurf zur „Auskopplung von peln betreffender Einzelbäume, Landschaftselemente, Biberbaue etc . sein . Es Einzelbäumen, … von Biberbauen …“ (§ 7, sind jedoch auch andere Methoden denkbar, im Falle von Einzelbäumen z . B . Abs . 2, Sätze 7 und 8) gefordert . Nur die die Verwendung von Repellentien . Auskopplung gewährt den Schutz vor Beeinträchtigungen! Der Umfeldschutz um Niststandorte Der Schutz von Landschaftselementen ist ohnehin Bestandteil der cc-Ver- und Landschaftselemente in den in die- pflichtungen von Landwirtschaftsbetrieben, die Transferzahlungen aus EU- ser VO beschriebenen Flächengrößen ist Programmen erhalten . Dies betrifft Haupterwerbsbetriebe im Regelfall . Der technisch nicht machbar . Das Ziel, z . B . Schutz der Landschaftselemente kann durch Auskoppeln z . B . mit Mobilzäu- Rinder von den Zonen fern zu halten, ist nen (Elektrolitzen) gewährleistet werden . Dies ist bei Neststandorten von mit diesen Maßnahmen nicht zu errei- Großem Brachvogel, Uferschnepfe und Rotschenke ebenfalls möglich . Für die chen . Diese Regelung ist zu streichen . erhöhten Aufwendungen werden Ausgleichszahlungen nach der Richtlinie über die Gewährung von Ausgleichszahlungen für Beschränkungen der land- wirtschaftlichen Nutzung in Natura 2000-Gebieten gezahlt . Die im Rahmen der Abwägung vorgenommenen Änderungen der Verordnung sind kursiv dargestellt .

Erstnutzung führt zur Zerstörung von Wiesenbrü- um andere Teilflächen intensiver mit Nährstof- tergelegen oder -bruten, eine verzögerte Nutzung fen versorgen zu können . In Abhängigkeit von dagegen zu einer Förderung hochwachsender Grä- der Nährstoffversorgung und Ertrags­leistung ser und Stauden, die ihrerseits konkurrenzschwa- des Grünlands werden voraussichtlich auch Nut- che Pflanzenarten zurück- oder verdrängen . Die zungstermine diversifiziert . Stärker gedüngtes getroffenen Regelungen der Verordnung dienen u . Grünland wird früher genutzt und steht damit a . auch dazu, eine Diversifizierung in der Flächen- auch eher wieder in kurzrasigem Zustand als Nah- nutzung zu bewirken, um damit möglichst vielen rungshabitat bspw . für Schwarz- und Weißstorch verschiedenen Arten und Lebensgemeinschaften zur Verfügung, während ungedüngtes Grünland eine Einnischung zu ermöglichen . Vor diesem vorwiegend beweidet oder zu einem späteren Hintergrund wurde bspw . die Stickstoffdüngung Termin zur Heugewinnung genutzt wird . Später von Grünland nicht auf ganzer Fläche gleichmä- geschnittene Heuwiesen können ebenso wie Ex- ßig festgelegt, sondern auf die Ausbringung von tensivweiden als Bruthabitate für Wiesenbrüter 60 kg N/ha im Mittel der vom jeweiligen Betrieb bedeutsam sein . im NSG bewirtschafteten Fläche begrenzt . Es ist Das zunächst vorgesehene Verbot der Ausbrin- zu erwarten, dass infolge dieser Regelung auf gung von Gülle und Restsubstrat aus Biogasan- Teilflächen die Stickstoffdüngung unterbleibt, lagen auf Grünland wurde nicht ausgesprochen,

45 da eingeschätzt wurde, dass die Ausbringung von nicht vorgesehen, da damit in vielen Fällen eine Gülle im Rahmen der begrenzten Stickstoffhöchst- Verschlechterung des Erhaltungszustandes der menge keine Verschlechterung des Erhaltungszu- FFH-LRT 6440 und 6510 einherginge und durch standes von Populationen Wert gebender Arten die Entwicklung von von Obergräsern und hoch- nach sich ziehen würde . Zudem würde ein Verbot wüchsigen Stauden dominierten Beständen eine der Ausbringung von Gülle und Biogasrestsub­ Verschlechterung von Wiesenbrüterhabitaten zu strat die betroffenen Landwirte zur Ausbringung erwarten wäre . von Mineraldünger zwingen, um ein in vielen Fäl- Dem Schutz von Großem Brachvogel (Numenius len wirtschaftlich notwendiges Ertragsniveau zu arquata), Uferschnepfe (Limosa limosa), Rotschen- erhalten . Mineraldüngergaben können ihrerseits kel (Tringa totanus) und Weihenarten gelten spe- zu drastischen Verlusten bei Amphibien führen zielle Abstandsregelungen, die länger dauernde (Schneeweiß & Schneeweiß 1997), die gedüngte Nutzungsverbote begründen . Bei Brutnachweisen Flächen queren . Sie sind daher aus naturschutz- weiterer Wiesenbrüter besteht die Möglichkeit fachlicher Sicht nicht günstiger einzustufen als einer Verlängerung der nutzungsfreien Periode die Ausbringung der flüssigen organischen Dün- durch Anordnung der zuständigen UNB . Die vor- ger . Eine Beeinträchtigung von Lebensraumtypen geschriebene Nutzungspause gewährleistet mit des Anhangs I der FFH-Richtlinie wird durch das hoher Wahrscheinlichkeit das Aussamen Wert hier geltende Verordnungsverbot der Ausbrin- gebender Pflanzenarten der FFH-LRT und auch gung stickstoffhaltiger Düngemittel, also auch erfolgreiche Zweitbruten von Wiesenbrütern . Da- von Gülle und Biogas-Restsubstrat, verhindert . rüber hinaus schränkt sie die Zahl der praktisch Für nachgewiesene Standorte von Grünland mit möglichen Nutzungen auf maximal drei ein . Vorkommen von FFH-LRT wurden die für das Vielschnitt, der eine Verschlechterung des Erhal- Grünland allgemein geltenden Regelungen wei- tungszustands der LRT bewirken könnte, ist damit ter spezifiziert . Von wesentlicher Bedeutung ist ausgeschlossen . hier das vollständige Verbot der Ausbringung Für den Fall einer Beweidung von Grünland mit stickstoff- und kalkhaltiger Düngemittel, das Vorkommen von FFH-LRT wurde von der zunächst eine Ausbreitung von konkurrenzstarken Arten mit dem Ziel des Wiesenbrüterschutzes vorgese- des Intensivgrünlands verhindern soll . Die soge- henen Besatzdichtebeschränkung abgewichen, nannte Grunddüngung (Versorgung mit Phosphor da eine weitgehende Abschöpfung der in Be- und Kalium) wurde durch die Verordnung nicht ständen der LRT 6440 und 6510 aufwachsenden geregelt, da erfahrungsgemäß ohnehin nur eine Biomasse in Höhe von ca . 30-60 dt Trockenmasse geringe Grunddüngung auf Flächen mit Stick- je ha jährlich (nach Klapp 1965) bei geringer Be- stoffdüngungsverbot erfolgt . Eine entzugsaus- satzdichte sehr lange Weidezeiträume bis hin zur gleichende Grunddüngung kann sogar aus natur- Standweide erfordert . Sowohl ein derart langer schutzfachlicher Sicht wünschenswert sein (Jäger Weidezeitraum als auch eine geringe Abschöp- et al . 2002) . So weist auch Ellenberg (1996) auf die fung der aufwachsenden Biomasse würden zur Notwendigkeit einer wenigstens gelegentlichen Verschlechterung des Erhaltungszustands der be- Düngung von Futterwiesen hin, zu denen auch troffenen LRT führen . Aus diesem Grund wurde die verschiedenen Pflanzengesellschaften der LRT die vorgesehene Besatzdichtebegrenzung in eine 6440 und 6510 überwiegend zu rechnen sind . Begrenzung der maximalen Standzeit von 20 Ta- Die Erstnutzung der LRT ist ab 01 . Juni eines je- gen je Koppel bei möglichst hoher Besatzdichte den Jahres zulässig, die Zweitnutzung ab dem 01 . geändert . Unter diesen Bedingungen kommt die August eines jeden Jahres . Die Festschreibung Beweidung in ihrer Wirkung einer Mahd näher phänologischer Termine war nicht möglich, da als bei langen Standzeiten, so dass typische Wie- solche in der Praxis nicht kontrollierbar sind . Der senpflanzen eher in den Beständen überdauern Erstnutzungstermin folgt der historisch tradier- können . Es ist allerdings davon auszugehen, dass ten Praxis, die nach Weiß & Peterson (2001) im Wiesenvogelbruten auf Weidekoppeln mit hoher Mittelelbegebiet einen Heuschnitt um Pfingsten Besatzdichte zertreten werden (vgl . Bölscher (Ende Mai/Anfang Juni) beinhaltete . Eine weitere 1992) . Berücksichtigt werden muss jedoch auch, Verzögerung zwecks Vermeidung der Ausmahd dass bei Weideführung mit hoher Besatzdich- der Bruten wiesenbrütender Vogelarten wurde te nur ein geringer Anteil der einem Betrieb zur

46 Verfügung stehenden Grünlandfläche zeitgleich bei der ganzjährigen Sicherung der Tierversor- genutzt wird, während ein erheblicher Teil der gung wurden folgende Ausnahmeregelungen Weidefläche über längere Zeiträume nutzungsfrei getroffen, die nur bei Führung einer Grünland- bleibt . Die vorgeschriebene Nutzungspause (s . o .) Schlagkartei in Anspruch genommen werden gewährleistet auch bei beweideten Flächen eine können: Verbesserung der Bedingungen für erfolgreiche • Auf Standorten, die nach dem 15 . Juni bewirt- Zweitbruten . schaftet worden sind, darf die Zweitnutzung Eine Zufütterung des Weideviehs wurde für Be- erfolgen, wenn der Pflanzenbestand eine Höhe stände der FFH-LRT ausgeschlossen . Damit sollen von 30 cm erreicht hat . In aufwuchsstarken der damit verbundene Nährstoffeintrag sowie die Jahren ist damit eine Vorverlegung der zweiten Bildung umfangreicher Trittstellen, die ihrerseits Nutzung möglich, was einer Dominanzentwick- eine direkte Vernichtung der schutzbedürftigen lung hochwüchsiger, konkurrenzstarker Arten Vegetation bedeutet, ausgeschlossen werden . entgegenwirkt . Ebenfalls verboten wurde die Nach- und Einsaat • Standorte, die nicht befahrbar sind und daher auf Standorten von FFH-LRT . Zugleich wurde je- keine Mahdnutzung erlauben, sind von der Ter- doch ein Erlaubnisvorbehalt für die Nach- oder minbindung ausgenommen . Da solche Stand- Einsaat einzelner, für die Wiederentwicklung der orte auch Pflegeschnitten nicht zugänglich LRT nicht schädlichen Pflanzenarten bzw . unter sind, muss die Beweidung eine weitgehende Verwendung von zertifiziertem Saatgut für den Abschöpfung der Biomasse gewährleisten, was jeweiligen LRT charakteristischer Pflanzenarten nur mit flexibler einzusetzenden Beweidungs- oder selbst gewonnenem Saatgut von Standorten terminen zu realisieren ist . mit Vorkommen der jeweiligen FFH-LRT einge- • Eine Nutzung darf bereits in der letzten Maiwo- räumt . Dieser Erlaubnisvorbehalt soll bspw . im che erfolgen, wenn nachfolgend eine Nutzungs- Falle des Umbruchs von Teilflächen durch Wild- pause von acht Wochen eingehalten wird . Die schweine oder großflächiges Absterben der Ve- Regelung dient einer Diversifizierung der Nut- getation infolge langdauernder Hochwasser zur zungstermine im Gebiet . Anwendung kommen . • 20% der im NSG gelegenen Grünlandfläche Zum Zeitpunkt des Ausweisungsverfahrens des eines jeden Betriebes mit Vorkommen der LRT NSG lag noch kein Managementplan für das Ge- 6440 und 6510 dürfen alle fünf Jahre ohne zeit- biet vor . Es ist davon auszugehen, dass sich im liche Beschränkung der ersten Nutzung und bei Zuge der ggf . späteren Erarbeitung eines Manage- Zweitnutzung nach einer Pause von acht Wo- mentplans Empfehlungen für die Behandlung chen bewirtschaftet werden . Die betreffenden von Teilen des NSG ergeben, die von den Regelun- Flächen sind der oberen Naturschutzbehörde gen der Verordnung abweichen . In der VO ist aus jährlich anzuzeigen . diesen Gründen folgende Regelung aufgenom- • Potenzielle Überflutungsflächen dürfen bei men: „Flächen, für die von der Naturschutzbehör- erwartetem Hochwasserereignis nach festge- de nach Vorgaben eines FFH-Managementplans legtem Referenzpegelstand vorfristig genutzt oder eines vergleichbaren naturschutzfachlichen werden . Die vorfristige Nutzung darf bei eintre- Gutachtens andere Regelungen getroffen wur- tendem Pegelstand unmittelbar erfolgen und den oder auf denen mit der Naturschutzbehörde ist der Naturschutzbehörde jedoch innerhalb abgestimmte, den Schutz- und Erhaltungszielen von zwei Wochen anzuzeigen . Die Regelung förderliche Projekte durchgeführt werden, sind stellt darauf ab, dass durch Sommerhochwasser von den speziellen Regelungen für die Standor- der Wiesenaufwuchs seine Nutzbarkeit wegen te mit Vorkommen von FFH-LRT ausgenommen . teilweisen Absterbens und Schlickanlagerung Diese Regelungen gelten ebenfalls nicht für Flä- auch an überlebenden Pflanzenteilen verliert . chen, die im Rahmen von Agrarumweltmaßnah- Die nach Sommerhochwassern zurückbleiben- men bewirtschaftet werden, wenn nicht mehr als den, regelmäßig nicht genutzten Streudecken drei Nutzungen erfolgen und keine stickstoffhal- sind auch naturschutzfachlich nicht erwünscht . tigen Düngemittel ausgebracht werden .“ . Dem Nutzungsinteresse des betroffenen Land- Angesichts der sich für Betriebe mit hohem Anteil wirts steht demnach kein Naturschutzinteres- von FFH-Grünland ergebenden Schwierigkeiten se entgegen . Der als Referenz zugrunde gelegte

47 Wasserstand am Pegel Barby zeigt das Eintref- dass gerade die vielfältigen Sonderregelungen fen eines Hochwassers bereits mehrere Tage vo- helfen, unter Wahrung des Schutzzwecks unge- raus mit großer Sicherheit an, so dass den Land- wollte Härtefälle für Betriebe mit überwiegender wirten die Möglichkeit bleibt, wenigstens Teile Lage der Wirtschaftsfläche im NSG und hohen An- zuvor ungenutzter Flächen noch zu beernten . teilen von FFH-Grünland zu vermeiden . Weiterhin wurde ein Erlaubnisvorbehalt formu- liert, der es ermöglicht, eine von den speziellen Re- 4.3.3 Forstwirtschaft gelungen für Standorte mit Vorkommen von FFH- LRT abweichende Bewirtschaftung auf insgesamt Vielerorts in Kleinbeständen und in kompakter 250 ha Fläche mit Vorkommen des LRT 6440 und Form im Bereich der Hohen Garbe und entlang 85 ha des LRT 6510 zuzulassen, sofern der Schutz- des Alands enthält das NSG Gehölze und Wälder zweck nicht beeinträchtigt wird . Der Erlaubnis- verschiedener Ausprägungen . Waldflächen sind vorbehalt gilt jedoch nur für Betriebe, die anhand mit ca . 583 ha im NSG vorhanden und nehmen definierter Kriterien als von den Regelungen einen Flächenanteil von 9,7 % ein, wobei die Lan- besonders betroffen einzustufen sind . Die ange- deswaldflächen gegenüber dem Privatwald über- gebene Flächengröße entspricht der Summe von wiegen . Die für die Waldbewirtschaftung getrof- Flächen mit Vorkommen der LRT 6440 und 6510, fenen Regelungen dienen der Sicherung eines die zum Zeitpunkt der Ausweisung von Betrieben günstigen Erhaltungszustandes der Weich- und bewirtschaftet wurden, denen nicht als FFH-LRT Hartholzauenwälder (LRT 91E0*, 91F0) sowie der einzustufendes Grünland nur in so geringem Populationen Wert gebender, an diese Lebens- Maße zur Verfügung steht, dass eine ganzjährige raumtypen gebundener Tierarten . tiergerechte Fütterung nicht ohne Ausnahmere- Besonders wertvoll sind auch hier die Wald-LRT gelungen gewährleistet werden kann . gemäß der FFH-Richtlinie . Von diesen kommen Weitere wesentliche Erlaubnisvorbehalte beste- etwa 120 ha des prioritären LRT Auenwälder mit hen für eine für die speziellen Regelungen zur Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior und 290 Nutzung von FFH-LRT abweichende Bewirtschaf- ha des LRT Hartholzauenwälder mit Quercus ro- tung bei mangelnder Flächenverfügbarkeit bei bur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior Hochwasser sowie für die Vorverlegung des Erst- oder Fraxinus angustifolia vor . Diese Wälder bie- nutzungstermins von Flächen mit Vorkommen ten einer vielfältigen Fauna Lebensraum . Viele der LRT 6440 und 6510, wenn der Beginn der Blü- Fledermausarten im Gebiet, u . a . Großer (Nyctalus te typischer Weise den Hauptbestand bildender noctula) und Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisle- Gräser vor dem 01 . Juni des Jahres zu erwarten ri) sowie Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathu- ist . Der letztgenannte Erlaubnisvorbehalt ist an sii), sind auf naturnahe Wälder mit ihrem Höh- die historisch tradierte Praxis der Heuwerbung lenreichtum als Nahrungs-, Reproduktions- und bis zur Gräserblüte angelehnt . Es wird damit auch Winterhabitat angewiesen . Auch zahlreiche gewährleistet, dass die Landwirtschaftsbetriebe Vogelarten wie z .B . Mittelspecht (Dendrocopos Heu gewinnen können, das zur Verfütterung an medius), Kranich (Grus grus), Rot- und Schwarz- Milchkühe geeignet ist, was bei Mahd zu einem milan (Milvus milvus et Milvus migrans), Seeadler späteren phänologischen Termin nicht sicherge- (Haliaeetus albicilla) und Schwarzstorch (Ciconia stellt werden kann . nigra) nutzen die Wälder als Ganzjahreslebens- Ausnahmeregelungen und Erlaubnisvorbehalte raum oder Brutplatz . in der dargestellten Tiefe sind in NSG-Verordnun- Zwei forstnutzungsfreie Zonen wurden auf um- gen selten oder unüblich . Im vorliegenden Falle fangreichen Flächenkomplexen (Hohe Garbe, wurden sie als Kompromisslösungen zwischen Waldfläche nördlich Neukirchen) eingerichtet, Naturschutz und betroffenen Landwirtschaftsbe- die dem Land Sachsen-Anhalt von der BVVG im trieben in die Verordnung aufgenommen . Dabei Zuge der unentgeltlichen Übertragung von Na- wurde dem Grundsatz gefolgt, dass Flächeneigen- turschutzflächen nach § 3, Abs . 12-15 Ausgleichs- tümer und -nutzungsberechtigte nicht stärker in leistungsgesetz übergeben worden sind . Damit ihrer Tätigkeit einzuschränken sind, als es die für konnte mit der Verordnung insbes . die Vorgabe das NSG festgelegten Schutzziele erfordern . Bishe- des § 2, Abs . 4 BNatSchG umgesetzt werden, der rige Erfahrungen in der Umsetzung der VO zeigen, eine besondere Berücksichtigung der Ziele des

48 Tab. 11: Abwägung von Einwänden zur forstwirtschaftlichen Nutzung (Auszug) .

Einwand Abwägung Die Anhebung der hier aufgeführten Ziel- Um den Anteil der Reifephase in den Beständen zu erhöhen sind diese durchmesser (§ 8, Abs .2, Satz 3) bedeutet einen Vorgaben sinnvoll (siehe Bewertungsschema LANA – Reifephase – „… erheblichen und widerrechtlichen Eingriff in Reifephasen von Wäldern sind gekennzeichnet durch das Vorhanden- die wirtschaftliche Tätigkeit der Flächeneigen- sein von alten, starken Bäumen, die in einer Mindestdichte [Besto- tümer bzw . Flächenverwalter . Zur Erhöhung ckungsgrad bzw . Kronenschlussgrad] vorkommen müssen“) . Alt- und des Anteils der Reifephase ist die Festlegung Biotopbäume können natürlich mit dazu gehören, sind aber nicht das einer bestimmten Anzahl an Alt- bzw . Biotop- alleinige Kriterium zur Bewertung des Anteils der Reifephase . bäumen je Hektar gängige Praxis und sollte Den Einwendungen wird stattgegeben, da außerhalb der im Landes- auch hier Anwendung finden . besitz befindlichen Liegenschaften Hohen Garbe und der Flächen bei Neukirchen, deren forstwirtschaftliche Nutzung gemäß § 8, Abs . 1, Sätze 1 und 2 ohnehin untersagt ist, nur sehr wenige zusammenhän- gende Waldbestände existieren . Große Teile des besonders wertvollen Waldbestandes im geplanten NSG Aland-Elbe-Niederung sind somit vollständig aus der forstwirtschaftlichen Nutzung entlassen . Die im restlichen Teil des Gebietes vorkommenden kleineren Waldbestände sind zur Realisierung der Schutzziele nachrangig, da hier die Erhaltung der auentypischen Wiesen im Vordergrund steht . Daher wird für das Gesamtgebiet von der Erhöhung der Zieldurchmesser abgesehen und ein zusätzlicher Punkt in die VO zu Alt- und Biotopbäumen aufgenom- men . Änderung VOE: § 8, Abs . 2, Punkt 3: „unter Anhebung der Zieldurchmes- ser zur Erhöhung des Anteils der Reifephase bei der Baumart Stieleiche auf 70 cm, bei Esche, Bergahorn und Ulme auf 60 cm, sonstiges Hart- laubholz auf 40 cm, Linde und Schwarzpappel auf 60 cm sowie sonstiges Weichlaubholz auf 40 cm“. Änderung VOE: § 8, Abs . 1, Satz 8: „unter Erhalt von mindestens 6 Bio- topbäumen/ha. Diese können u. a. aus den unter Punkt 9 aufgeführten Bäumen bestehen“. Vor allem sind die zeitlichen Beschränkungen Die zeitlichen Begrenzungen der Rückung und Holzabfuhr beziehen im § 8 für die Rückung und die Holzabfuhr zu sich auf den Vogelschutz (Ausschluss von Störungen während der eng gefasst, um eine ordnungsgemäße forst- Brutzeiten, z . B . Seeadler) . Da auch die lebensraumtypischen Arten wirtschaftliche Bodennutzung zu ermöglichen . zum Lebensraumtyp gehören, kann sich bei Störungen dieser auch der Erhaltungszustand des LRT verschlechtern . Die Begründung, dass eine Störung nur gewertet wird, wenn sie einge- treten ist, kann so nicht akzeptiert werden, da bereits die Möglichkeit der Störung ausgeschlossen werden muss . Die Erweiterung des Zeitrahmens für Holzrückung und -abfuhr auf den Zeitraum bis zum 15 . März wird für das Gesamtgebiet gemäß der Forderung vorgesehen . Der bisherige Regelungsinhalt wird jedoch für das Gebiet der Hohen Garbe beibehalten, da hier einerseits ein großes zusammenhängendes Waldgebiet mit gedrängtem Vorkom- men störungssensibler Vogelarten betroffen und andererseits ein traditioneller Brutplatz des Seeadlers vorhanden ist . Im übrigen Gebiet befinden sich nur kleine Waldflächen, so dass die dort vorkommenden Brutvogelarten an Störungen durch landwirtschaftliche Nutzungen, Spaziergänger usw . gewöhnt sind . Bei Vorkommen des Seeadlers oder anderer besonders sensibler Arten greifen außerdem die Regelungen gemäß Verordnungsentwurf (Stand 10 .10 . 2008) § 4, Punkte 19 und 20 zu Horstschutzzonen . Die anderen Greifvogelarten (Rot- und Schwarz- milan, Mäusebussard usw .) besetzen keine Ganzjahresreviere und da der Brutbeginn insbes . der Milanarten deutlich nach dem 15 . März liegt, ist die Regelung zum Schutz dieser Arten ausreichend, aber in dieser Form zwingend erforderlich . Änderung VOE: § 8, Abs . 1, Punkt 3: „ohne Holzentnahme, -einschlag oder -rückung und Holzabfuhr in der Zeit vom 28. Februar bis zum 15. August eines jeden Jahres. Im Bereich der Hohen Garbe ist Holzent- nahme, -einschlag oder -rückung in der Zeit vom 1. Februar bis zum 15. August sowie die Holzabfuhr vom 1. März bis zum 15. August eines jeden Jahres untersagt.“

49 Einwand Abwägung Die Regelung: „Holzentnahme, -einschlag und Der § 8, Abs . 1, Punkt 2 wurde überarbeitet: Änderung VO § 8, Abs . 1, -rückung ist in der Zeit vom 01 . Februar bis Punkt 3: „ohne Holzentnahme, -einschlag oder -rückung und Holzabfuhr zum 15 . August eines jeden Jahres im gesamten in der Zeit vom 28. Februar bis zum 15. August eines jeden Jahres. Im NSG verboten“ (§ 8, Abs . 1, Satz 3) sollte nicht Bereich der Hohen Garbe ist Holzentnahme, -einschlag oder -rückung in nur für den Bereich der Hohen Garbe gelten, der Zeit vom 1. Februar bis zum 15. August sowie die Holzabfuhr vom sondern für das gesamte NSG . Der überwie- 1. März bis zum 15. August eines jeden Jahres untersagt“. gende Teil des NSG gehört zum EU SPA Aland- Die Ausweisung der forstwirtschaftlich nutzungsfreien Zonen im Elbe-Niederung . Arten nach Anhang I der Bereich der Hohen Garbe und bei Neukirchen (Änderung VO § 8, Abs . Vogelschutzrichtlinie und damit zum Schutz- 1, Punkt 2: „ohne forstliche Bodennutzung in Landeswaldparzellen im zweck gehörend (§ 3, Abs . 4, Punkt 1), beginnen Bereich nördlich Neukirchen gemäß der Darstellung in Anlage a und im früh im Jahr mit der Revierbesetzung und Kartensatz im Maßstab 1:10.000“) sichert große nutzungs- und damit benötigen daher eine rechtzeitig beginnende störungsfreie Waldbereiche . In der Hohen Garbe betrifft der Nutzungs- Ruhephase . Hier sollte man sich an der beste- anspruch nur noch kleinere Waldparzellen, die hauptsächlich zur henden NSG-Verordnung orientieren, die eine privaten Brennholzgewinnung genutzt werden . Weiterhin sind gemäß Ruhephase für forstliche Pflegemaßnahmen in § 4, Abs . 3, Punkt 19 Veränderungen und Störungen im Umkreis von der Zeit ab dem 01 . Februar vorschreibt . 300 m um die Horste von Schwarzstorch und Adlerarten ganzjährig verboten . Hierdurch ist der Schutz der Brutplätze des Seeadlers in aus- reichendem Maße gewährleistet . Den besonderen Bedingungen in der Hohen Garbe wurde durch den Verordnungstext Rechnung getragen . Da die Holzabfuhr nur wenig Zeit in Anspruch nimmt und meist nur von zeitiger errichteten Poltern vorgenommen wird, ist die Störung tolerierbar und bis zum 1 . März mit den Bedürfnissen der Schutzgüter vereinbar . Da die anderen Greifvögel deutlich später mit Revierbesetzung und Brutgeschehen beginnen, ist die Erweiterung des Zeitfensters für Holz- einschlag usw . bis zum 28 . Februar unproblematisch, zumal sich der Nutzungsanspruch nur noch auf kleine Restparzellen erstreckt . Zum § 8, Abs . 2: „Die Erlen-Eschenwälder und Die Passage wurde noch einmal überarbeitet: § 8, Abs . 2, Nr . 5 „unter Weichholzauenwälder … sind … zu nutzen .“ Ausschluss einer flächigen Befahrung sowie einer Anlage von Rückegas- sollten die Abstandsregelungen für die Anlage sen mit einem Abstand von nicht weniger als 40 m.“. von Rückegassen von nicht weniger als 40 m Die derzeit verfügbare und übliche Holzrücketechnik ermöglicht ein (BHD-Bereich bis 30 cm) und von nicht we- Arbeiten mit Rückegassenabständen von 40 Metern . Größere Rücke- niger als 60 m (BHD-Bereich >30 cm) ergänzt gassenabstände erfordern einen unverhältnismäßigen gerätetechni- werden . schen Aufwand . Daher wird die Forderung nach Rückegassenabstän- den >40 m nicht aufgenommen . Die Regelungen des § 8, Abs . 1, Pkt . 1 zu den Ein Großteil der Flächen im Bereich der Hohen Garbe befindet sich Privatwaldflächen sind hinsichtlich der im Landesbesitz, wo die forstliche Bodennutzung gänzlich untersagt Freiwilligkeit nicht ausreichend zur Umset- ist . Die Flächen entsprechen somit einem Totalreservat hinsichtlich zung der FFH- und EU-Vogelschutzrichtlinie . der forstlichen Nutzung . Auch für die hauptsächlich Bestände der LRT Wie sehen dazu die Regelungen der alten 91E0* und 91F0 umfassenden Privatwaldflächen sind die Reglementie- NSG-VO aus? rungen deutlich weiter gehend als in der Verordnung von 1990 . Hier sei bspw . auf folgende Punkte verwiesen: § 8, Abs . 1, Punkt 5: „ohne die Durchführung von Kahlschlägen über 0,5 ha“, § 8, Abs . 1, Punkt 8: „unter Erhalt von mindestens 6 Biotopbäumen/ha .“, § 8, Abs . 1, Punkt 11: „ohne flächige oder streifenweise Bodenbearbeitung zur Bestandes- begründung“ sowie § 4, Abs . 3, Punkt 19: „jegliche Veränderungen und Störungen durch Handlungen aller Art außer ordnungsgemäßer land- wirtschaftlicher Nutzung im Umkreis von 300 Metern um Niststand- orte des Schwarzstorches und der Adlerarten“ . Die Reglementierung der Privatwaldflächen wird vom Verordnungsgeber, auch vor dem Hintergrund ihrer geringen Flächenausdehnung und v . a . des nahezu flächendeckenden Vorkommens der Wald-LRT und dem höherem Reglementierungsgrad als ausreichend angesehen . Nur bei einem vollständigen Verzicht auf die Auf großen Flächen im Gebiet der Hohen Garbe besteht das vollstän- Holznutzung kann den Anforderungen des Na- dige Verbot der Holznutzung . In den verbleibenden Waldgebieten ist turschutzes Rechnung getragen werden . Dies die Sicherung des Totholzanteils und der Biotopbäume durch entspre- betrifft insbes . die Sicherung der Brutbäume chende Verordnungspassagen sichergestellt: § 8, Abs . 1, Punkt 9: „unter für Adlerarten und Schwarzstorch sowie die Erhalt von Nist-, Horst- und Höhlenbäumen sowie einem Verbot der Sicherung und Erhöhung eines ausreichenden Entnahme von starkem, stehenden oder liegenden Totholz (mind . 3 m Tot- und Altholzanteiles, z . B . als Lebensraum lang, Mindestdurchmesser an der dicksten Stelle 30 cm/50 cm – Weich- für Vögel (z . B . Spechte) und Fledermäuse . Die holz/Hartholz) bis zu dessen natürlichem Zerfall, soweit es einen ge- Privateigentümer sind dafür schätzten Anteil von 4 % des Holzvorrates unterschreitet“,

50 Einwand Abwägung entsprechend finanziell zu entschädigen oder § 4, Abs . 3, Punkt 19 (siehe oben) sowie § 4, Abs . 3, Punkt 20: „jegliche mit Tauschflächen aus Landesbesitz zu versor- Veränderungen und Störungen im Umkreis von 100 Metern um Nist- gen . standorte des Kranichs und durch die Naturschutzbehörde oder ihre Beauftragten bekannt gegebene Brutplätze der Weihenarten von der Revierbesetzung bis zum dauerhaften Verlassen des Brutreviers durch die Jungvögel vorzunehmen“ . Die Ansprüche der genannten Arten sind in ausreichendem Maße gesichert, ein weiterer Eingriff in die Regelungen bezüglich privater Waldflächen ist nicht erforderlich, ge- legentliche kleinflächige Nutzung der Waldbestände läuft den Schutz- zwecken nicht entgegen . In den Gebieten außerhalb der Hohen Garbe liegt der Schwerpunkt des Schutzwecks weniger auf den Waldlebensräumen, sondern zielt auf die Erhaltung großflächig offener Grünlandlebensräume mit dem zugehörigen Artinventar ab . Da außerdem viele Waldstücke den LRT 91F0 und 91E0* zugeordnet sind, gelten auf einem größeren Teil der Waldflächen ebenfalls die strikteren Beschränkungen des § 8, Abs . 2 . Der Schutz der Vermehrungsstätten der genannten Arten ist auch hier gemäß der oben angeführten Regelungen gewährleistet . Ein gesunder Waldbestand ist wichtig für Das starke Auftreten von Larven des Eichenprozessionsspinners im den Erhalt des Auenwaldes . Bekämpfung von Gebiet der Hohen Garbe hat in den letzten Jahren zu einer erheblichen Schädlingen (z . B . Eichenprozessionsspinner) Schädigung von Eichen sowie zum Auftreten von Gesundheitsschäden muss möglich sein . Das Land Sachsen-Anhalt bei Menschen geführt . Vor diesem Hintergrund ist eine Erlaubnis der (auch als Eigentümer) hat dafür Verantwor- Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners im Gebiet der Hohen tung zu übernehmen . Wald ist auf geeigneten Garbe für die Jahre 2009-2011 vorgesehen . Sie soll jedoch an jährliche Flächen, vorzugsweise landwirtschaftlich Erfolgskontrollen gebunden werden . minderwertigen Böden, zu mehren . Zum Ei- Änderung VO § 8, Abs . 3, Punkt 4: Die obere Naturschutzbehörde kann chenprozessionsspinner ist anzumerken, dass folgende Handlungen erlauben: „… den Einsatz von Bioziden im Rah- die giftigen Haare durch Wind über sehr weite men der ordnungsgemäßen forstwirtschaftlichen Bodennutzung, insbes. Strecken verteilt werden . Dadurch kommt es zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners“. zu sehr erheblichen gesundheitlichen Schäden beim Menschen (Rötungen, Juckreiz, Atembe- schwerden, Asthmaerkrankungen usw .) . Bei intensiver Bewirtschaftung der land- wirtschaftlichen Flächen vor 1990 wurden Agrarflugzeuge mehrmals im NSG Garbe usw . eingesetzt . Trotzdem hatte dies keine negati- ven Auswirkungen auf die Entwicklung der Tierwelt . Zu meinen Grundstücken gehören auch In der Verordnung ist die ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Bo- Forstflächen in der Garbe mit Eichenbestand . dennutzung freigestellt . Diese schließt die Brennholzwerbung ein . Diese Flächen bewirtschaften wir selbst . Vor Einschränkungen ergeben sich bezüglich der Brennholzwerbung im einigen Jahren haben wir die gesamte Heizung Wesentlichen nur durch das Gebot der Erhaltung von 6 Biotopbäu- unseres Zwei-Familien-Hauses auf Holzfeu- men/ ha (§ 8, Abs . 1, Punkt 8) und der Erhaltung von Nist-, Horst- und erung umgestellt . Zur Bewirtschaftung des Höhlenbäumen (§ 8, Abs . 1, Punkt 9) . Auf das Verbot, Ganzbaumnut- Baumbestandes haben wir einen Traktor, zwei zung durchzuführen, wurde auf Nicht-LRT-Flächen verzichtet: Ände- Anhänger, Motorsägen und diverse Schutz- rung VO § 8, Abs . 1, Punkt 5: „ohne die Durchführung von Kahlschlägen bekleidung erworben . Wir dachten, es wäre über 0,5 ha“. Das Verbot der Ganzbaumnutzung beschränkt sich nun vernünftiger, alternative eigene Energie zu gem . § 8, Abs . 2, Satz 6 auf die Lebensraumtypen: „ohne Ganzbaumnut- nutzen als das ständig teurer werdende Öl und zung, insbes. keine Verwertung unterhalb der Derbholzgrenze“ . Aus der Gas . Die Umstellung war mit hohen Kosten Verordnungskarte (Anlage a zur Verordnung des Naturschutzgebietes) verbunden . Leider ist seit einiger Zeit in der geht hervor, ob eine bestimmte Fläche zu den LRT-Flächen gehört oder Garbe ein Eichensterben zu verzeichnen . Wir nicht . Die Brennholzwerbung ist somit im Gebiet unter Beachtung der haben daher unsere Nutzung ausschließlich oben genannten Parameter möglich . auf das Beräumen von abgestorbenen Bäumen Es ist kein generelles Verbot der Totholznutzung vorgesehen . Die beschränkt . Von einem Kahlschlag kann keine Verordnungspassage zielt lediglich auf ein Belassen von Totholz im Rede sein . Dies würde auch unseren Interessen Volumen von 4 % des geschätzten Holzvorrates in der entsprechenden einer langfristigen Nutzung des Bestandes zu- Parzelle ab . Darüber hinaus gehende Totholzanteile dürfen entnom- wider laufen . Im Gegenteil, wir haben bereits men werden . Bei dem vom Einwender angeführten Eichensterben Gespräche mit unserem zuständigen Forstamt dürfte dieser Anteil regelmäßig und deutlich überschritten werden über Möglichkeiten von Nachpflanzungen und eine ausreichende Holzversorgung sichergestellt sein . geführt .

51 Einwand Abwägung Generell waren wir auch nur im Winter dort, wenn Wasserstand und Wegeverhältnisse dies zuließen . Ich bin deswegen vor allem nicht mit § 8, Abs . 1, Nr . 8 der VO (Verbot der Entnahme von Totholz) einverstanden . Es kann nicht sein, dass wir dann trotz ausreichend eigenem Wald auf teure Holzzukäufe angewiesen sind . Derartige Kosten und die bereits erwähnten Investitionen wird sicher niemand finanziell ausgleichen .

Die im Rahmen der Abwägung vorgenommenen Änderungen der Verordnung sind kursiv dargestellt .

Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der erhalten sind stehendes und liegendes Totholz ab Bewirtschaftung von Grundflächen im Eigentum einer Mindestlänge von 3 m und einem Mindest- oder Besitz der öffentlichen Hand vorschreibt . Da durchmesser von 30 cm bei Weichholz bzw . 50 cm sich die anspruchsvollen Schutzziele unter vor- bei Hartholz bis zum natürlichen Zerfall, soweit es rangiger Inanspruchnahme von Landesflächen einen geschätzten Anteil von 4 % des Holzvorrates erreichen lassen, konnten für die kleinparzellier- unterschreitet . ten Privatwaldflächen moderatere Regelungen Die Bewirtschaftung von Wäldern, die den FFH-LRT getroffen werden . Weichholzauenwälder an Fließgewässern [Alno- Um störungsempfindlichen Vogelarten eine Padion, Salicion albae] (LRT 91E0*) und Hartholz­ ungestörte Brut zu ermöglichen, wurde für die auenwälder (LRT 91F0) zuzurechnen sind, wurde Waldflächen im übrigen NSG für Holzentnahme, deutlich detaillierter geregelt als die der sonstigen -einschlag, -rückung und -abfuhr der Zeitraum Waldbestände . Insbes . wurde hier der Zieldurch- vom 16 . August bis zum 27 . Februar eines jeden messer zur Erhöhung des Anteils der Reifephase Jahres festgeschrieben . Im Bereich der Hohen der verschiedenen Baumarten festgelegt (Stiel-Ei- Garbe befindet sich ein großes zusammenhän- che 70 cm, Esche, Bergahorn und Ulme 60 cm, sons- gendes Waldgebiet mit gedrängtem Vorkom- tiges Hartlaubholz 40 cm, Linde und Schwarz-Pap- men störungssensibler Vogelarten . Auch ein tra- pel 60 cm sowie sonstiges Weichlaubholz 40 cm) . ditioneller Brutplatz des Seeadlers (Haliaeetus Geregelt wurde zusätzlich für die Wald-LRT, dass albicilla) ist hier vorhanden, der besonders stö- zukünftig keine Ganzbaumnutzung sowie keine rungsempfindlich ist . Da die Art bereits im Win- Veränderung der lebensraumtypischen Bestan- terhalbjahr mit der Balz beginnt bzw . die Horste desstruktur insbes . hinsichtlich der Baumartenzu- besetzt, wurde der Zeitraum für die Ausführung sammensetzung oder der Vertikalstrukturierung von Arbeiten in Zusammenhang mit der Holz­ (Schichtung) der Bestände durch forstliche Maß- entnahme, dem Holzeinschlag und der Holzrü- nahmen erfolgen dürfen .Daneben ist auf Wald-LRT ckung auf den 16 . August bis zum 31 . Januar eines die Erhaltung bzw . langfristige Entwicklung eines jeden Jahres verschoben . Mosaiks mehrerer Waldentwicklungsphasen je Be- Aufgrund der besonderen Bedeutung der Wäl- zugsfläche durch Umstellung auf einzelbaum- bzw . der für eine vielfältige Fauna ist für die gesamte gruppenweise Nutzung angestrebt . Waldfläche des NSG geregelt, dass mindestens Unter ausdrücklichen Bestandsschutz wurde sechs Biotopbäume je Hektar zu erhalten sind . der im Gebiet vorhandene Bestand autochtho- Für eine Einstufung als Biotopbäume kommen ner Schwarz-Pappeln (Populus nigra) gestellt, insbes . Höhlen- und Horstbäume, stärkere Bäume da diese Baumart in Sachsen-Anhalt sowie in mit Faulstellen, abfallender Rinde, Pilzkonsolen, Deutschland insgesamt gefährdet ist (Rote Liste abgebrochenen Kronen u . ä . sowie Altbäume, Sachsen-Anhalt: 1, Rote Liste Deutschland: 3) . Eine für die artspezifische Mindestdurchmesser gel- Verpflichtung zum Erhalt geschlossener Bestände ten, infrage (Landesamt für Umweltschutz der Art ergibt sich bereits aus der Tatsache, dass Sachsen-Anhalt 2009) . Generell zu erhalten diese dem prioritär zu schützenden Lebensraum- sind Nist-, Horst- und Höhlenbäume, auch wenn typ 91E0* des Anhangs I der FFH-Richtlinie zuzu- diese in höherer Dichte vorkommen . Ebenfalls zu rechnen sind . Im NSG vorhandene Hybridpap-

52 Abb. 28: Lage der ausgewiesenen Rastvogelruhezonen . Graphik: LVwA .

pelbestände sind dagegen standortabhängig in dernden Wasservögel (AEWA) . Nach diesen von Hartholz- oder Weichholzauenwälder, vorrangig Deutschland ratifizierten Konventionen haben die unter Nutzung der übernahmewürdigen Natur- Länder dafür Sorge zu tragen, dass die betroffenen verjüngung im Rahmen waldbaulicher Maßnah- Arten optimale Bedingungen auf dem Zug und in men umzuwandeln . den Rastgebieten vorfinden . Dies bedeutet kein Zerstören der Familienverbände auf dem Herbst- 4.3.4 Jagd zug bzw . der Brutpaare auf dem Frühjahrsrückzug in die Brutgebiete . Eines der wesentlichen Ziele Bei den Regelungen zur Jagd spielten insbes . As- der NSG-VO ist es dementsprechend, ausgedehn- pekte des Vogelschutzes eine wesentliche Rolle . te Ruhezonen für Wasservögel v . a . innerhalb von Dabei war der Erhaltungszustand der nach An- Grünlandbereichen zu schaffen . Dadurch wird es hang I der VSchRL streng geschützten Arten zu be- den Vögeln ermöglicht, ungestört im Gebiet zu rücksichtigen . Auch in Hinblick auf die Bedeutung verweilen und ihr Verstreichen auf umliegende des Gebietes für den Vogelzug und die Anhang II- Ackerflächen wird minimiert . Arten mussten Regelungen getroffen werden, die Zur Umsetzung dieses Zieles wurde in der VO das sich aus den Anforderungen der Vogelschutzricht- bereits 1990 für das ehemalige NSG Garbe-Aland- linie ergeben .Weiterhin unterliegen die wandern- Niederung festgesetzte Verbot der Vogeljagd bei- den Arten der Bonner Konvention, der Ramsar- behalten . Dieses Verbot, insbes . das eingeschlosse- Konvention (das EU SPA Aland-Elbe-Niederung ne Verbot der Jagd auf Gänse, wurde innerhalb des ist auch Ramsar-Gebiet) und dem Abkommen Verfahrens umfassend erörtert, erschien jedoch zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wan- notwendig, u . a . um die nötige Beruhigung des Ge-

53 Tab. 12: Abwägung von Einwänden zur jagdlichen Nutzung (Auszug) .

Einwand Abwägung Das generelle Jagdverbot auf Vögel Die Ramsar-Konvention bezeichnet das Übereinkommen über Feuchtgebiete, ins- ist nicht nachvollziehbar und dient bes . als Lebensraum für Wasser- und Watvögel von internationaler Bedeutung . Es auch nicht zwingend dem Schutz- ist ein völkerrechtlicher Vertrag, dessen Ausarbeitung von der UNESCO angesto- zweck des Gebietes . Die nachhaltige ßen wurde . Ramsar-Gebiete sind nach der 1971 geschlossenen Ramsar-Konventi- Nutzung der in Sachsen-Anhalt on geschützte Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung . Die Aland-Elbe-Nie- jagdbaren Vögel ist nach FFH- und derung wurde am 21 02. . 2003 als Ramsar-Gebiet ausgewiesen und besitzt damit Vogelschutzrichtlinie gemäß Artikel hinsichtlich des Vogelschutzes nationale bzw . internationale Bedeutung . 7 zugelassen . Die Vogeljagd war bereits in der Schutzgebietsverordnung vom 28 .09 .1990 verbo- ten . Die Ausweitung des Verbots der Vogeljagd auf die gesamte EU SPA-Fläche ist aufgrund der überregionalen Bedeutung des Gebietes für einige Brutvogelarten und rastende bzw . überwinternde Zugvogelarten erforderlich . Im Bereich der Schutzgebietserweiterung entlang des Alands sammeln sich zu bestimmten Zeiten Sing- und Zwergschwäne, viele seltene Entenarten, Gold- regenpfeifer, Gänsearten und Kraniche . Um diesen Arten , von denen teilweise überregional bedeutsame Bestände auftreten, geschützte Rast- und Überwin- terungsplätze vorzuhalten, ist eine Ausweitung des Verbots der Jagd auf Vögel auch in diesem Teil des Schutzgebietes erforderlich . Wie in der Stellungnahme richtig dargestellt, erkennt die VSchRL die Jagd auf wild lebende Vögel als eine Form der nachhaltigen Nutzung an (Artikel 7) . Be- stände von Vogelarten können jedoch nur nachhaltig genutzt werden, wenn exakte Bestandszahlen von Populationen, Zugwege von Populationen bzw . Populationsgruppen sowie exakte Jagdstrecken aus den Brut-, Rast- und Über- winterungsgebieten bzw . von den Zugwegen vorliegen . Diese liegen jedoch für die überwiegende Anzahl wandernder Arten, insbes . Gänse- und Entenvögel bzw . Limikolen, europaweit nicht vor . Überwiegend scheitert dies an ungenauen bzw . nicht vorhandenen Jagdstatistiken der verschiedenen europäischen Länder . Die Nachhaltigkeit der Nutzung kann also nicht beurteilt werden . Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor sind Verwechslungen von hochgradig ge- fährdeten Anhang I-Arten mit ähnlich aussehenden Arten, bspw . von der Zwerg- gans mit der Blässgans (Fehlabschüsse sind belegt) . Weiterhin unterliegen die wandernden Arten der Bonner Konvention, der Ramsar-Konvention (das EU SPA Aland-Elbe-Niederung ist auch Ramsar-Gebiet) und dem AEWA . Nach diesen von Deutschland ratifizierten Konventionen haben die Länder dafür Sorge zu tragen, dass diese Arten optimale Bedingungen auf dem Zug und in den Rastgebieten vorfinden . Dies bedeutet kein Zerstören der Familienverbände auf dem Herbst- zug bzw . der Brutpaare auf dem Frühjahrsrückzug in die Brutgebiete . Wenn dies schon landesweit naturschutzfachlich nicht umgesetzt werden kann, sollte es doch wenigstens in den Vogelschutzgebieten der EU versucht werden . Blieben noch einige wenige Arten wie Ringeltaube, Fasan . Auch hier besteht keine Not- wendigkeit, diese Arten unbedingt landesweit bejagen zu müssen . Jede Form der Nutzung, auch die Jagd, birgt ein gewisses Störpotenzial . Im Interesse einer weit- gehenden Minimierung von Störungen in einem EU SPA sollte hier auf diese Jagd verzichtet werden . In den Europäischen Vogelschutzgebieten Sachsen-Anhalts könnte vom Landesjagdverband, einem anerkannten Naturschutzverband, auf wenigen Prozent der Landesfläche (ca . 8 %) durch den Verzicht auf die Vogeljagd auch Naturschutz, insbes . Vogelschutz, betrieben werden . Zeitliche und örtliche Jagdbegren- Ein Ziel der NSG-VO ist es, ausgedehnte Ruhezonen für Wasservögel v . a . inner- zungen sind in der VO vorgesehen halb von Grünlandbereichen zu schaffen . Dadurch wird es den Vögeln ermög- und sollten ebenso für die Wasser- licht, ungestört im Gebiet zu verweilen und ihr Verstreichen auf umliegende vogeljagd gelten . Zu nennen ist hier Ackerflächen und damit die Schadwirkung wird minimiert . die Bejagung der Stockente sowie Da im Gebiet zahlreiche seltene Entenarten rasten und überwintern (z .B . Pfeif-, der vielen Gänse, die bei ihrem Spieß-, Krick- und Knäkente) bzw . Brutvogel sind (Moorente, einziges Brutvor- Zug auf den landwirtschaftlichen kommen in Sachsen-Anhalt, Knäkente und Löffelente) ist hier der versehentliche Flächen hohe Schäden anrichten Abschuss dieser Entenarten, v . a . der Weibchen und Tiere im Jugendkleid, nicht können . auszuschließen . Weiterhin benötigen diese teilweise in Anhang I der VSchRL ge- listeten Arten ungestörte Rast-, Überwinterungs- und Brutplätze . Die Verpflich- tung zur Sicherung und Erhaltung solcher Gebiete ergibt sich aus der VSchRL .

54 Einwand Abwägung Die Ungestörtheit der betroffenen Gebiete lässt sich bei Freigabe der Bejagung der Stockente oder anderer Wasservögel nicht gewährleisten . Das Gebiet der Aland-Elbe-Niederung ist ein landesweit bedeutsames Rast- bzw . Überwinterungsgebiet für Gänsearten, Sing- und Zwergschwäne, verschiedene Entenarten, Kranich und Goldregenpfeifer . Dies schlägt sich auch in der Be- nennung als EU SPA bzw . Ramsar-Gebiet nieder . Das gesamte NSG enthält nur geringe Ackeranteile von 6,1 % . Um eine unzerschnittene, ausreichend große Rückzugsfläche für diese Vogelarten, v . a . Gänsearten, vorzuhalten, ist das Verbot der Gänsejagd und der damit einhergehenden Beunruhigungen auch für andere Vogelarten unbedingt notwendig . Vor dem Hintergrund, dass der größte Teil des Gebietes bereits seit 1990 ohne die Jagd auf Vögel bewirtschaftet wird, die Er- weiterungsflächen entlang der Elbe nur eine sehr kleine zusätzliche Ackerfläche beinhalteten und die nichtletale Vergrämung der Gänse in der Erweiterungs- fläche entlang des Alands freigestellt ist, dürfte die Einbeziehung des gesamten NSG in das Verbot der Jagd auf Vögel nur geringfügige Auswirkungen bezüglich erhöhter Schadwirkung auf Ackerflächen haben . Zudem ist davon auszugehen, dass durch die Jagdruhe im Gebiet die Gänse (und auch andere Arten) hauptsäch- lich dort verweilen und sich der Druck auf die außerhalb des NSG liegenden (und hier in deutlich höherer Dichte vorhandenen) Ackerflächen verringert, zumal die Gänse in diesen Bereichen bejagt werden dürfen . Um landwirtschaftliche Schäden durch Wildgänse verhindern zu können, wurde außerdem der § 9, Abs . 1, Punkt 10 in die VO aufgenommen: „… unter Anwen- dung nichtletaler Vergrämungsmethoden ist die Vertreibung von Wildgänsen auf Schadflächen im Bereich der Alandniederung zwischen der Landstraße Groß Garz- Wahrenberg und Seehausen freigestellt …“. Von den schlecht zu bejagenden Gegenüber der Verordnung vom 28 .09 . 1990 erweitert bspw . die Freistellung der Schilfgebieten werden vor allem Bewegungsjagd die Möglichkeiten der Schalenwildbejagung . Am 01 .08 . 2008 nachts die umliegenden landwirt- wurde eine gesonderte Beratung zur Jagd vor Ort in Krüden durchgeführt, zu der schaftlichen Flächen zur Nahrungs- alle Jagdpächter und Jagdgenossenschaften, die innerhalb des Ausweisungsver- aufnahme aufgesucht und somit fahrens entsprechende Hinweise und Bedenken geäußert haben, sowie der Lan- Wildschäden verursacht . Die Kosten desjagdverband eingeladen wurden . Im Ergebnis dieses Gespräches, insbes . der hierfür tragen meist der Jagdpächter Erläuterung und Diskussion der Schalenwildbejagung und den daraus erzielten oder die Grundstückseigentümer und vorgenommen Änderungen des VOE ist eine effektive Schalenwildbejagung über die örtliche Jagdgenossen- gesichert . schaft . Eine Bejagung des Schalen- wildes auf der gesamten NSG-Fläche muss deshalb sicher gestellt bleiben . Eine gezielte Prädatorenbejagung Die aufgeführten einheimischen Prädatoren (Dachs, Iltis, Marder) zeigen im dient dem Schutz der Brutvögel Gegensatz zu Fuchs und Neozoen keine sprunghaft zunehmenden Bestände . Die neben dem Lebensraumschutz am bodenbrütenden Vogelarten und das Niederwild sind an in normalen Größen- effektivsten . Die Jagd auf Schwarz- ordnungen auftretende Prädatoren dieser Arten adaptiert . Die Abwägung der wild, Fuchs und die Neozoen Wasch- Einwendungen ergab jedoch, dass eine Einbeziehung weiterer Prädatoren in die bär, Marderhund und Mink ist in Bejagung mit den Schutzzielen vereinbar ist . Änderung VO § 9, Abs . 1, Punkt 3: der VO schon vorgesehen . Es fehlen „… auf Schalenwild, Fuchs, Waschbär, Marderhund, Mink, Dachs, Steinmarder, aber noch weitere Prädatoren, wie Nutria …“. Baummarder und Iltis stehen in der Roten Liste Sachsen-Anhalt in der Baum- und Steinmarder, Iltis, Dachs, Kategorie 2 und sollten daher im Schutzgebiet geschont werden . Hermelin und die schon erwähnten Rabenvögel . Diese dürfen beim Prädatorenmanagement nicht ver- gessen werden . Das unter § 9, Pkt . 8 verhängte gene- Die Jagdruhezone um Rastplätze, … von Wat- und Wasservögeln wurde im Ver- relle Jagdverbot in einem Umkreis lauf der Abwägung wie folgt geändert: Änderung VO: § 9, Abs . 1, Punkt 8: „… sowie von 500 m um Mauser-, Rast- und nicht im Umkreis von 50 m um erkennbare Mauser-, Rast- und Sammel- sowie Sammel- sowie Schlafplätze von Schlafplätze von Wat- u. Wasservögeln“. Wat- und Wasservögeln ist unver- ständlich, wenn man dies mit dem Umkreis von 300 m um Brutplätze von so empfindlichen Arten wie Kranich und Schwarzstorch ver- gleicht .

55 Einwand Abwägung Der 500 m Umkreis ist uns nur für die Bejagung von Wasservögeln als Jagdverbotszone aus anderen Verordnungen bekannt und nach- vollziehbar . Im Hintergrund einer notwendigen Reduzierung von Schwarzwild (Wildschadensabwehr) und Prädatorenverringerung ist diese Regelung nicht zu realisieren . Es muss im Vorfeld außerdem genau definiert werden, was diese Plätze kennzeichnet . Die Angabe zum jagdfreien Umkreis Die Reduzierung der jagdfreien Umkreise um die Plätze besonderer Vogelakti- „von 50 m um erkennbare Mauser-, vitäten wurde vorgenommen, da zu bestimmten Zeiten (Zug, hohe Winterbe- Rast- und Sammel- sowie Schlaf- stände) nahezu jedes Gewässer zur Rast bzw . als Schlafplatz genutzt wird . Damit plätze von Wat- und Wasservögeln“ wäre die Jagd praktisch undurchführbar . Die Regelung ist zum Schutz der Vögel (§ 9, Abs . 1, Satz 8) ist in „500 m“ zu ausreichend, auch da zusätzlich die jagdfreien Rastvogelruhezonen gemäß § 9, ändern . Abs . 1, Nr . 9 eingeführt wurden . Das generelle Verbot von Bleimu- Auf der Verwendung bleifreien Schrots im NSG muss bestanden werden, da nition ist zu trennen in Schrot- und durch die Vielzahl der Gewässer eine hohe Wahrscheinlichkeit der Aufnahme Büchsenmunition . Der Verzicht von Schrotkörnern v . a . durch Wasservögel besteht . Die Problematik bleifreier von Bleischrot bei der Jagd auf Büchsenmunition hinsichtlich Durchschlagskraft und ballistischem Verhalten Wasservögel an und auf Gewässern wurde in der Abwägung festgestellt und der VOE geändert: Änderung § 9, Abs . wurde auf EU-Ebene festgesetzt und 1, Punkt 4: „… ohne die Verwendung von Bleischrot. Bei Verwendung bleihaltiger mangelt nur noch an einer Länder- Büchsenmunition sind erlegtes Wild oder in Ausübung des Jagdschutzes erlegte umsetzung . Tiere, Aufbrüche und Aufbruchreste aus dem Naturschutzgebiet zu verbringen oder Anders verhält es sich bei bleihalti- in ausreichender Tiefe zu vergraben“. ger Büchsenmunition . Vergiftungen können angeblich nur durch die Aufnahme von Bleirückständen im Geschosskanal des erlegten Wildes verursacht werden (Nachweise bei aasfressenden Greifen) . Alternativen für bleihaltige Munition sind noch nicht für alle Jagdwaffenkaliber oder nur mit hohem Kostenaufwand zu bekommen . Die Toxizität dieser alternativen Materialien wie Kupfer und Zink ist ebenfalls nicht zu be- streiten . Selbst Weicheisen, Wismut und Wolfram sind nicht als unpro- blematisch einzustufen . Bleihaltige Munition ist sicherheitstechnisch und von ihren ballistischen Eigen- schaften schon einige Generationen unumstritten führend . Durch die schmale Form des NSG ist auch der Einfluss der angrenzenden Jagdgebiete ohne Beschränkungen viel zu hoch und macht die über- zogene Forderung nach bleifreier Büchsenmunition wirkungslos . Die sicherste Lösung ist das Beseitigen des geschossenen Wildes bzw . der Aufbrüche . Grundsätzlich ist die Verwendung Derzeit stehen keine Alternativen zu bleihaltiger Büchsenmunition zur Verfü- von Bleimunition (§ 9, Abs . 1, Satz 4) gung, die ausreichende ballistische Eigenschaften aufweisen . Bleifreie Büchsen­ zu verbieten . Aktuelle Untersuchun- munition ist aufgrund ihrer zu geringen Durchschlagskraft nicht geeignet, bei gen zeigen, dass Seeadler mit Blei- allen Tierarten und unter allen Umständen tierschutzgerecht zu töten . Auch munition geschwächte und getötete kommt es durch das Abprallverhalten solcher Munition immer wieder zu Unfäl- Tiere (z . B . Aas) erbeuten bzw . fres- len durch Querschläger . sen . Eine Vergiftung aus diesen Die meisten dokumentierten Vergiftungsfälle resultieren aus der Aufnahme von

56 Einwand Abwägung Nahrungsquellen stellt eine regel- Bleischrot aus Wasservögeln, die diese entweder durch Beschuss oder aus der mäßige Todesursache dar . Nur das Aufnahme als Magensteine aus Uferbereichen enthalten . Das Verbot von Blei­ strickte Verbot von Bleimunition schrot ist zur Vermeidung dieser Gefahr ausreichend . verhindert die Vergiftungsgefahr . Um auch den Gefahren durch die Aufnahme von Blei aus Schusskanälen und Aufbruchresten zu minimieren, wurde § 9, Abs . 1, Nr . 4 erweitert: „… ohne die Verwendung von Bleischrot. Bei Verwendung bleihaltiger Büchsenmunition sind erlegtes Wild oder in Ausübung des Jagdschutzes erlegte Tiere, Aufbrüche und Aufbruchreste aus dem Naturschutzgebiet zu verbringen oder in ausreichender Tiefe zu vergraben“. Die Regelungen sind ausreichend, die Aufnahme von Blei aus Munition bzw . deren Rückständen innerhalb des NSG nahezu vollständig auszuschließen . Die Jagd muss im NSG unter Es besteht kein Interesse, die Jagd im Gebiet zu verbieten und über das zur Erhal- Beachtung der Vorschriften des tung der Schutzgüter notwendige Maß hinaus zu reglementieren . Bundes- und Landesjagdgesetzes In weiten Teilen des geplanten NSG (Alt-NSG-Flächen) bestanden schon weitrei- weiter möglich bleiben (§ 9) . Die chende Einschränkungen der Jagd („… Jagdausübung erfolgt als Wildbestands- Ausübung einer natur- und land- lenkung ausschließlich nach ökologischen Erfordernissen und entsprechend der schaftsverträglichen Jagd ist nicht wissenschaftlichen Aufgabenstellung des Gebietes“), worin sowohl die Herstel- näher definiert . Die Bejagung der lung einer ökologisch tragbaren Schalenwilddichte als auch eine konsequente Schalenwildbestände (hier Rehwild) Bejagung von Neozoen eingeschlossen ist . erfolgt nach der herkömmlichen Eine Lockerung der Vorschriften der alten NSG-VO erfolgte hinsichtlich der Er- Abschussplanung, welcher eine laubnis der Fallenjagd auf Fuchs und Neozoen sowie der Freistellung von Bewe- Wildzählung vorausgeht und welche gungsjagdformen . die übliche Reproduktion und Ziel- Bestandsdichte berücksichtigt . Die Raubwild- und Raubzeugbejagung erfolgt im ausgewiesenen Gebiet nach den geltenden Vorschriften . Es bedarf keines zusätzlichen Prädato- renmanagements . Die Ansitz- und Pirschjagd muss Die Jagdausübung im Uferbereich ist nach Prüfung des eingegangenen Hinwei- gerade auch im Uferbereich möglich ses nur noch vom 01 . März bis zum 31 . Juli eines jeden Jahres untersagt . Änderung sein, um die geforderte Raubwild- VO § 9, Abs . 1, Punkt 7: „… jedoch nicht im Zeitraum vom 01. März bis zum 31. Juli im und Raubzeugbejagung effektiv Uferbereich von Gewässern und in Schilf- und Röhrichtbeständen …“. Diese termin- durchführen zu können . liche Einschränkung ist zwingend erforderlich, um den Bruterfolg der Wasservo- gelarten zu sichern . Außerhalb dieser Zeiten ist eine Bejagung der Gewässerufer nun freigestellt . Die im Rahmen der Abwägung vorgenommenen Änderungen der Verordnung sind kursiv dargestellt .

biets zur Zugzeit der Wasservögel sicherzustellen . Gebiete . Eine Ungestörtheit betroffener Gebiete Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor lässt sich bei Freigabe der Bejagung der Stockente sind Verwechslungen von hochgradig gefährde- oder anderer Wasservögel nicht gewährleisten, ten Anhang I-Arten mit ähnlich aussehenden, weshalb diese auszuschließen war . anderen Arten, bspw . von der Zwerggans (Anser Im Verfahren wurde mit Hinweis auf die Rolle der erythropus) mit der Blässgans (Anser albifrons) . Rabenvögel als Prädatoren gefordert, die Jagd auf Fehlabschüsse sind belegt . Elster (Pica pica) und Rabenkrähe (Corvus corone) Ebenfalls zu berücksichtigen war, dass im Gebiet freizustellen . Allerdings erbrachten neuere Un- zahlreiche seltene Entenarten rasten und über- tersuchungen, v . a . solche unter Einsatz von Ther- wintern, z . B . Spieß- (Anas acuta) und Knäkente mologgern, den Nachweis, dass der Einfluss von (Anas querquedula) bzw . brüten, wie Knäk- (Anas tagaktiven Prädatoren auf bodenbrütende Vögel querquedula) sowie Löffelente (Anas clypeata) sehr gering ist . In einer niederländischen Unter- und die Moorente (Aythya nyroca) hier ihr einzi- suchung (Teunissen, Schekkerman & Willems ges Brutvorkommen in Sachsen-Anhalt hat . Diese 2005) waren maximal 6 % der Gelege- und Jungvo- teilweise in Anhang I der VSchRL gelisteten Arten gelverluste auf Krähen zurückzuführen . Negative benötigen ungestörte Rast-, Überwinterungs- und Auswirkungen der Corvidenprädation auf einige Brutplätze . Aus der VSchRL ergibt sich die Ver- Singvogelarten sind nicht auszuschließen, jedoch pflichtung zur Sicherung und Erhaltung solcher zeigt die Bestandsentwicklung häufiger Singvo-

57 gelarten in Städten, v . a . Amsel (Turdus merula), erlegter Tiere oder nicht aufgefundener erlegter auch Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), bei Tiere (u . a . Kenntner et al . 2004, Cooke 2003) und hoher Siedlungsdichte der Elster (Pica pica) und bei Wasservögeln auch durch die Aufnahme von anderer Corviden einen positiven Trend . Daraus Bleischrot aus Gewässersedimenten als Magen- ergibt sich, dass Singvögel auch unter hohem Prä- steine (Friend 1999) . Das beabsichtigte Verbot dationsdruck erfolgreich reproduzieren können . der Verwendung von Bleischrot im NSG wurde Vor diesem Hintergrund erschien eine Bejagung deshalb umgesetzt . Die Verwendung bleihaltiger der genannten Arten im NSG als Maßnahme zur Büchsenmunition wurde jedoch wegen ungüns- Senkung des Prädationsdrucks nicht zielführend, tiger ballistischer Eigenschaften bleifreier Projek- da eine Beunruhigung weiterer Vogelarten, ins- tile, die eine erhöhte Gefährdung Jagdbeteiligter bes . der nach Bundes- und Landesjagdgesetz nicht einschließen, freigestellt . Zur Vermeidung einer jagdbaren Saatkrähe (Corvus frugilegus), nicht Gefährdung des Seeadlers (Haliaeetus albicilla) auszuschließen ist . Das Verbot der Vogeljagd wur- wurde die Regelung aufgenommen, Aufbrüche de daher vollständig beibehalten . und Aufbruchreste aus dem Gebiet zu verbringen Über das Verbot der Vogeljagd hinausgehend wur- oder in ausreichender Tiefe zu vergraben . de geregelt, dass in fünf ausgewiesenen Rastvo- gelruhezonen (vgl . Abb . 28) mit einer Gesamtflä- 4.3.5 Fischerei che von 462 ha die Jagd jährlich vom 16 . Oktober bis zum 30 . April des Folgejahres einzustellen ist . Von hoher Bedeutung für die Lebenswelt im NSG Ausgenommen davon sind Beunruhigungsjag- ist dessen Reichtum an Gewässern . Bedeutsam für den in der Zeit vom 01 . Oktober bis 15 . Januar des den Wasserhaushalt sind die beiden großen Fließ- folgenden Jahres und Vergrämungsabschüsse bei gewässer Aland und Elbe . Weiterhin existieren nachgewiesenen Wildschäden . Letztere sind der im Gebiet zahlreiche Gräben und Kleingewässer oberen Naturschutzbehörde unverzüglich anzu- sowie auch 54 ha des Lebensraumtyps Natürliche zeigen . Das ursprünglich vorgesehene generelle eutrophe Seen . Besonders bedeutsam ist das Vor- Jagdverbot im Umkreis von 500 m um erkennba- kommen von knapp 260 ha des Lebensraumtyps re Mauser-, Rast-, Sammel- und Schlafplätze von Flüsse mit Schlammbänken, die etwa 13 % des lan- Wat- und Wasservögeln wurde hauptsächlich im desweiten Vorkommens dieses LRT darstellen . Die Hinblick auf die Flächengestalt des Schutzgebie- zahlreichen Gewässer beherbergen zahlreiche sel- tes auf 50 m reduziert . tene Fischarten, z . B . Bitterling (Rhodeus sericeus In den übrigen Bereichen des NSG ist die Jagd amarus), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), auf Schalenwild, Fuchs (Vulpes vulpes), Waschbär Rapfen (Aspius aspius) und bieten für Amphibien- (Procyon lotor), Marderhund (Nyctereutes pro- arten, u . a . Kammmolch (Triturus cristatus) und cyonoides), Mink (Neovison vison), Dachs (Meles Rotbauchunke (Bombina bombina) und Insekten, meles), Steinmarder (Martes foina), Nutria (Myo- wie die Libellenarten Asiatische Keiljungfer (Gom- castor coypus), wildernde Hunde und Hauskatzen phus flavipes) und Grüne Mosaikjungfer (Aeshna sowie im Fall zu erwartender Schadwirkungen viridis) wertvolle Lebensräume . im Bereich der Deichanlagen auf Wildkaninchen Die Elbe, der Aland und zahlreiche der im Gebiet (Orycto­lagus cuniculus) als Ansitz- oder Pirschjagd, vorhandenen Standgewässer werden fischerei- als Fallenjagd mit selektiv fangenden Lebendfal- wirtschaftlich genutzt . Sowohl Berufs- als auch len sowie als Beunruhigungsjagd in der Zeit vom Freizeitfischerei sind im Gebiet vertreten . Es be- 1 . Oktober bis zum 15 . Januar des folgenden Jahres steht dementsprechend Interesse an Maßnah- freigestellt . men, die zu einer Erhöhung des Fischereiertrages Gegenläufige Argumentationen wurden im Ver- führen . Daher waren in der Verordnung Regelun- fahren bezüglich des einvernehmlich mit der gen zu treffen, die fischereiwirtschaftliche Maß- oberen Jagdbehörde beabsichtigten Verbots blei- nahmen auf ein schutzzielverträgliches Maß be- haltiger Munition geführt . Infolge deren Verwen- grenzen . dung kommt es regelmäßig zur Vergiftung be- Insbes . Fischbesatz kann einen gravierenden Ein- schossener, nicht erlegter Tiere, außerdem beim griff in die Gewässerbiozönosen darstellen, so Seeadler (Haliaeetus albicilla) durch Aufnahme bspw . durch eine Verschiebung des Fischarten- von Munitionsbestandteilen aus Aufbrüchen spektrums, durch verstärkte Prädation von Insek-

58 Tab. 13: Abwägung von Einwänden zur fischereilichen Nutzung (Auszug) .

Einwand Abwägung Eine Einschränkung zur Bewirtschaftung Ein Verbot der Bewirtschaftung der gepachteten Gewässer ist in der VO der gepachteten Gewässer durch den Ang- nicht vorgesehen: § 10, Präambel: „Die Ausübung der … Angelfischerei … ist ler kann nicht akzeptiert werden . entsprechend der bisherigen rechtmäßigen Nutzung unter folgenden Maß- gaben zugelassen, …“ . Die in § 10 aufgeführten Maßgaben der Fischerei/ Angelnutzung gehen nicht über die zur Erhaltung der Schutzgüter zwin- genden Notwendigkeiten hinaus . Deren Einhaltung sollte für anerkannte Naturschutzverbände gemäß § 56 NatSchG LSA i V. .m . § 60 BNatSchG eine Selbstverständlichkeit sein . Die Bestimmung in der VO (§ 10) kann Ziel des VOE ist es nicht, den bisherigen Umfang der Fischerei und Angel­ entfallen . Die bisherigen Regelungen fischerei zu verringern . Die Regelungen zielen darauf ab, die günstigen öko- haben sich bewährt . Es wird darauf hin- logischen Bedingungen auch in den Gewässern langfristig sicherzustellen . gewiesen, dass durch die nachhaltige Die Einflüsse der Maßnahmen der Angelverbände lassen sich nicht hin- Bewirtschaftung und die langjährige sichtlich ihrer Wirkung auf die Schutzgüter abwägen, da die Maßnahmen Nutzung und Pflege seitens der Angler die nicht näher beschrieben werden . Voraussetzungen für den jetzigen Zustand Fassbare positive Einwirkungen der Tätigkeit der Angelverbände auf geschaffen wurden . Es ist zu erkennen, Schutzgüter lassen sich nahezu ausschließen, da die Ökologie der Gewässer dass die jahrzehntelange Bewirtschaftung weitestgehend von der Hochwasserdynamik an Elbe und Aland bestimmt der Gewässer durch die Angler immer im wird . Sinne einer ordentlichen Bewirtschaftung der Ressourcen Natur und Wasser war . Nur den vielen geleisteten Arbeitsstunden der Angler an den Gewässern und der Um- weltpflege ist es zu verdanken, dass dieser Zustand erreicht wurde . Die Erhaltung der Natur entspricht den angelrechtlichen Bewirtschaftungsrichtlinien . Die Zukunft des Naturschutzgebietes, ihre Pflege und Erhaltung ist ohne den Angler nicht vor- stellbar . Eine Einschränkung zur Bewirtschaftung Die Einschränkung der bisherigen fischereilichen und angelfischereilichen der gepachteten Gewässer durch den Nutzungen ist in der VO nicht vorgesehen . Temporäre Einschränkungen Angler kann nicht akzeptiert werden . Die bei Vorkommen v . a . störungssensibler Vogelarten sind jedoch notwendig weitere Nutzung der bisher durch Angler und sollten aufgrund des naturschützerischen Anspruchs der Angelverbän- genutzten Uferflächen muss erlaubt blei- de auch selbstverständlich sein . ben . Die Befahrung der land- und forst- Die Regelungen zur Befahrung privater Wege sind nicht Gegenstand der wirtschaftlich genutzten Wege ist nicht VO . Das Erreichen der Pachtgewässer auf land- und forstwirtschaftlich weiter einzuschränken . Das Erreichen der genutzten Wegen ist bei Erlaubnis des Eigentümers weiterhin freigestellt gepachteten Gewässer ist zu garantieren . (ergibt sich aus § 6, Abs . 2, Satz 2) . Das Wort „erheblich“ [in Bezug auf Be- NatSchG LSA § 37, Abs . 1 untersagt ebenfalls Handlungen, die zu einer „Zer- einträchtigungen] ist in § 10, Satz 8 zu störung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung“ streichen, da der Begriff bestimmte Hand- der entsprechenden Biotope führen können . Der Regelungsinhalt orientiert lungen und damit Beeinträchtigungen zu- sich am Wortlaut des NatSchG LSA . lassen würde . Der natürliche Uferbewuchs Die Aufnahme einer Erheblichkeitsschwelle ist unbedingt erforderlich, da gehört zur Ufer begleitenden natürlichen die fischereiliche und angelsportliche Nutzung (wie jede andere Nutzung und naturnahen Vegetation im Sinne des auch) nicht völlig ohne Beeinträchtigung des natürlichen Uferbewuchses § 37 NatSchG LSA, der nach § 38 NatSchG erfolgen kann . Die Streichung der Erheblichkeit würde daher einem Nut- LSA als Lebensraum für heimische Tier- zungsverbot gleichkommen . und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln ist .

ten und Amphibien sowie deren Larven, im Falle gebildeten Strukturen im Gewässer . Vor diesem des Einsatzes von Graskarpfen (Ctenopharyngo- Hintergrund wurde der Besatz auf standorthei- don idella) auch zum Rückgang bis hin zum Ver- mische Arten beschränkt . Über Besatzmaßnah- lust von Makrophytenarten und der von diesen men in Standgewässern ist darüber hinaus ein

59 Einvernehmen mit der UNB herzustellen . Besatz- Das Ausweisungsverfahren zum NSG wurde maßnahmen in Gewässern mit Vorkommen der durch eine intensive Informations- und Öffent- Rotbauchunke (Bombina bombina) sind generell lichkeitsarbeit begleitet . Hierbei hervorzuheben verboten . ist die konstruktive, sehr sachliche und ergebnis­ Gefangene Exemplare der schutzbedürftigen orientierte Diskussion der verschiedenen Kon- Fischarten Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), fliktpunkte insbes . durch die landwirtschaftlichen Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Steinbei- und jagdlichen Berufsvertretungen, durch die ein- ßer (Cobitis taenia), Lachs (Salmo salar), Rapfen zelnen Jägerschaften und Jagdgenossenschaften (Aspius aspius), Meer- (Petromyzon marinus) und sowie im Gebiet praktizierende Landwirte nach Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) sind in das umfassender Einbeziehung, Erläuterung und In- Gewässer wieder einzusetzen . formation . Dadurch konnte eine nicht unerheb- Zum Schutz von Biber (Castor fiber) und Fischot- liche Akzeptanzsteigerung vor Ort entwickelt ter (Lutra lutra) dürfen beim Einsatz von Reusen werden, die nicht zuletzt auch der Unterstützung nur solche Verfahren angewendet werden, bei der Verwaltungsgemeinschaft Seehausen zu ver- denen das Einschwimmen von Jungbibern oder danken ist . Fischottern verhindert wird (Reusengitter) oder Viele der im Rahmen des Verfahrens erzielten dem Fischotter (Lutra lutra) ein Entweichen über und gemeinsam erarbeiteten Regelungsinhalte Ausstiegstunnel möglich ist . Gesetzte Reusen sind können unter Beachtung des jeweiligen Einzel- den wechselnden Wasserständen anzupassen so- falls die Grundlage für die weitere Sicherung der wie so zu stellen, dass nicht mehr als 50 % der Ge- Natura 2000-Gebietskulisse Sachsen-Anhalts wässerbreite abgesperrt werden . sein . Um eine (ggf . zusätzliche) Eutrophierung der Ge- wässer zu vermeiden, wurde vorrätiges Anfüttern 5 Literatur- und Quellenverzeichnis von Fischen und Einbringen von Futtermitteln in Anonym (1780): Teilkarte Altmark, Nordteil Wische und die Gewässer generell untersagt . Garbe .– Staatsbibliothek Berlin: Kart . N 16– 6 . Mit dem Ziel, störungsempfindlichen Vogelarten Bölscher, B. (1992): Zum Einfluss moderner Grünlandwirt- weitgehend ungestörte Bruten zu ermöglichen, schaft auf Wiesenvögel .– NNA-Berichte (5)4: 37 – 42 . wurde die Ausübung der Fischerei im Zeitraum Cooke, S. W. (2003): Waterfowl: Swans, Geese, Ducks, Grebes and Divers .– In: Mullineaux, E., Best, D. & J. vom 01 . Januar bis zum 15 . August im Umkreis von E. Cooper (Hrsg ):. BSAVA Manual of Wildlife Casual- 300 m um Seeadlerhorste sowie im Zeitraum vom ties . Gloucester: British Small Animal Veterinary As- 01 . Februar bis zum 31 . Juli im Umkreis von 300 m sociation: 219 – 232 . um Brutplätze von Fischadler (Pandion haliae- Delany, S., Scott, D., Dodman, T. & D. Stroud (2009): An tus), Schwarzstorch (Ciconia nigra) oder Kranich Atlas of Wader Populations in Africa and Western Eurasia .– Wetlands International . Wageningen . (Grus grus) verboten, desgleichen ganzjährig im Dornbusch, G. (2004): Neues Ramsar-Gebiet in Sach- Umkreis von 50 m um als solche erkennbare oder sen-Anhalt .– Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt bekannt gegebene Biber- und Fischotterbaue . (41)1: 43–45 . Dornbusch, G. & S. Fischer (2007): EU-Vogelschutz- 4.4 Fazit gebiete in Sachsen-Anhalt .– Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt (44)SH: 39–48 . Dornbusch, G., Dornbusch, M. & P. Dornbusch (1996): Mit der Vogelschutz- und der Fauna-Flora-Habi- Internationale Vogelschutzgebiete im Land Sachsen- tat-Richtlinie hat die Europäische Kommission Anhalt: 2 6. Aland-Elbe-Niederung .– Naturschutz im gravierende Eckpunkte ihrer Naturschutzpolitik Land Sachsen-Anhalt (33)SH: 38–43 . definiert . Die Anforderungen an die Länder sind Dornbusch, G., Fischer, S., George, K., Nicolai, B. & A. Pschorn (2007): Bestände der Brutvögel Sachsen- hinsichtlich des rechtlichen und organisatori- Anhalts – Stand 2005 .– Berichte des Landesamtes für schen Aufwandes sehr hoch . Umweltschutz Sachsen-Anhalt, SH 2: 121–125 . Die Sicherung von Schutzgebieten nach Natur- Dornbusch, G., Gedeon, K., George, K., Gnielka, R. & B. schutzrecht ist eine Aufgabe, die viel Konfliktpo- Nicolai (2004): Rote Liste der Vögel (Aves) des Lan- tenzial beinhaltet . Emotionale Vorbehalte entste- des Sachsen-Anhalt .– Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (39): 138 – 143 . hen besonders leicht, wenn Menschen das Gefühl Dornbusch, M. (1993): Vogelschutzgebiete von inter- haben, bei Entscheidungen, die sie betreffen, nicht nationaler Bedeutung – EG-Vogelschutzgebiete in gefragt und informiert zu werden . Sachsen-Anhalt .– APUS (8)5: 288 – 233 .

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62 6 Autorenverzeichnis

Textautoren: Bildautoren:

Dr . Christiane Röper Dieter Hoppe Volkmar Ernst Jörg Schuboth Carsten Schneider Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Jörg Schuboth Reideburger Straße 47 · 06116 Halle (Saale) Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt dieter .hoppe@lau .mlu .sachsen-anhalt .de Reideburger Straße 47 · 06116 Halle (Saale) joerg .schuboth@lau mlu. sachsen-anhalt. de. christiane .roeper@lau mlu. .sachsen-anhalt .de volkmarernst@freenet .de Torsten Pietsch BC1305@web de. Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt joerg .schuboth@lau .mlu .sachsen-anhalt .de Referat 407 - Naturschutz, Landschaftspflege Dessauer Straße 70 · 06118 Halle (Saale) Gunthard Dornbusch torsten .pietsch@lvwa .sachsen-anhalt .de Stefan Fischer Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Joachim Lang Staatliche Vogelschutzwarte Stadt und Land Planungsgesellschaft mbH Zerbster Str . 7 · 39264 Steckby Hauptstraße 36 · 39596 Hohenberg-Krusemark gunthard dornbusch@lau. .mlu .sachsen-anhalt .de stadt .land@t-online de. stefan .fischer@lau mlu. .sachsen-anhalt .de Nico Stiller Urs G. Jäger IHU Geologie und Analytik Torsten Pietsch Dr .-Kurt-Schumacher-Straße 23 · 39576 Stendal Mark Schönbrodt stiller@ihu-stendal .de Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt Referat 407 - Naturschutz, Landschaftspflege Wolfgang Hütz Dessauer Straße 70 · 06118 Halle (Saale) Thomas Lüdicke urs .jaeger@lvwa .sachsen-anhalt .de Marcel Seyring torsten .pietsch@lvwa sachsen-anhalt. .de ÖKOTOP GbR Büro für angewandte Landschaftsökologie Kerstin Mammen Philipp-Müller-Str . 44 · 06110 Halle (Saale) Wolfgang Hütz info@oekotop-halle de. ÖKOTOP GbR Büro für angewandte Landschaftsökologie Philipp-Müller-Str . 44 · 06110 Halle (Saale) info@oekotop-halle .de

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