Insecta: Coleoptera: Silphidae, Leiodidae Pt., Ptinidae, Oedemeridae, Melandryidae, Tenebrionidae) Und Weiterer Käferfamilien Thüringens
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Rote Liste der Aaskäfer, Nestkäfer, Poch- und Diebskäfer, Scheinbockkäfer, Düsterkäfer, Schwarzkäfer (Insecta: Coleoptera: Silphidae, Leiodidae pt., Ptinidae, Oedemeridae, Melandryidae, Tenebrionidae) und weiterer Käferfamilien Thüringens 2. Fassung, Stand: 08/2011 anDreas Weigel Einleitung In der vorliegenden Liste sind die Arten von ten (z. B. Anemadus strigosus, Mymechixenus 26 Käferfamilien enthalten. Die Lebensweise spp.) von zerfallender organischer Substanz. der behandelten Arten ist sehr unterschiedlich. Eine ganz spezielle Lebensweise hat zum Bei- Die größte Gruppe bilden die an Holz und spiel der Saftkäfer Nosodendron fasciculare. So- Totholz gebundenen Arten (Xylobionte), die wohl seine asselförmigen Larven als auch die besonders zum Arteninventar alter urstän- erwachsenen Käfer leben räuberisch im ausflie- diger Wälder oder Altholzbiotope gehören. ßenden Baumsaft von Laubbäumen. Neben Holzfressern (xylophage Arten), z. B. zahlreiche Vertreter der Ptinidae (Anobiinae) Für Deutschland sind aus den bearbeiteten und Bostrichidae und Holzmulmfressern (xy- Familien 482 Arten bekannt (köhler & klausnit- lodetritophage Arten), z. B. die Aderidae oder zer 1998; löBl & sMetana 2004, 2007, 2008), von Vertreter der Anthribidae gehören auch die denen 364 (75,5 %) auch in Thüringen nachge- Holzpilzfresser (xylomycetopage Arten), z. B. wiesen wurden. Die Systematik und Taxonomie Erotylidae, Mycetophagidae, Endomychidae der vorliegenden Roten Liste richtet sich nach oder Melandryidae und die räuberisch am den aktuellen Katalogen der paläarktischen Kä- und im Holz lebenden Arten, z. B. der Familien ferarten (löBl & sMetana 2004, 2007, 2008). Die Cerylonidae, Monotomidae (Rhizophaginae), Namen der Breitrüsselkäfer (Anthribidae) rich- Pythidae und Zopheridae dazu. ten sich nach rheinheiMer & hassler (2010). Außer den Holzkäfern sind in den ausgewähl- Der Stand der Erforschung ist bei den behan- ten Familien auch Arten enthalten, die vorran- delten Familien inzwischen recht gut und liegt gig an totem Substrat tierischer oder pflanzli- in kommentierten Checklisten (Thüringer cher Herkunft leben. Die Totengräber-Arten Entomologenverband e. V. 1993, 1994–1997, (Nicrophorus spp.) haben zum Beispiel große 1998–2009) oder früheren Roten Listen (koPetz Bedeutung beim Abbau toter Tiere. Die mei- & Weigel 2001) dokumentiert vor. sten Arten der Nestkäfer (Leiodidae: Cholevi- nae) und die Mäuseflohkäfer (Leiodidae: Pla- Die Datenbasis zu diesen 364 Arten umfasst typsyllinae) leben in den Nestern und Gängen derzeit über 25.000 Einzelnachweise aus einem von Säugetieren. Andere leben in Ameisenbau- Zeitraum von etwa 200 Jahren. Das Werk von 215 terfamilie der Ptinidae behandelt. Die meisten der früher zu den Rindenkäfern (Colydiidae) gruppierten Arten werden heute zur Familie Zopheridae gestellt. Bei den historischen Belegen von Otolelus pruinosus (KiesenWetter, 1861) aus dem 19. Jahr- hundert im Sammlungsmaterial des Naturkun- demuseums Erfurt (raPP-Sammlung) ist eine Fundortverwechselung wahrscheinlich, da die- se Art in Deutschland nicht vorkommt (löBl & sMetana 2008). Der von klinger (2000) beschrie- bene Otolelus symphoniacus (Familie: Aderidae) ist in Deutschland bisher nur aus Thüringen bekannt. Düsterkäfer, Conopalpus testaceus. (Aufn. F. leo, fokus-natur) Als Neozoen gehören Litargus balteatus lecon- te, 1856 (Familie: Mycetophagidae) seit 1998 und Cynaeus angustus leconte, 1851 (Familie: Tenebrionidae) seit 2007 zur Thüringer Fauna. Beide Arten finden bei der Gefährdungsanaly- se allerdings keine Berücksichtigung. Von den insgesamt 364 betrachteten Käfer- arten sind oder waren 355 in Thüringen au- tochthon. Von sieben Arten existieren kei- ne Freilandvorkommen, es handelt sich um importierte Arten [Lasioderma serricorne (F., 1792), Lasioderma redtenbacheri (Bach, 1852), Murmidius ovalis (Beck, 1817); Nicobium casta- Scheinbockkäfer, Oedemera virescens. (Aufn. F. leo, fokus-natur) neum (olivier, 1790); Oligomerus ptilinoides (Wollaston, 1854); Pycnomerus inexspectus Du raPP (1933–35, 1953) gibt einen guten Über- val, 1858; Stephanopachys substriatus (Paykull, blick über die Käferfauna Thüringens bis zu 1800)], die nicht bewertet wurden. So wurden seinem Erscheinen. Danach konnten vor allem 355 Arten bewertet. 182 Arten (51,3 %) mussten in den letzten zwei Jahrzehnten wichtige Er- in eine Gefährdungskategorie eingeordnet kenntnisse über die Verbreitung und Bestand- werden, wobei 59 Arten (16,6 %) in Thüringen sentwicklung dieser Käferarten in Thüringen als verschollen oder ausgestorben gelten. gesammelt werden. So gelangen auch mehrere Obwohl für Thüringen vielfach das Jahr 1953 Neunachweise in diesen Familien (koPetz & Wei- (wegen raPP 1953) als Grenze für die Kategorie gel 2000; koPetz et al. 2004, 2008). 0 gewählt wird, gelten hier auch Xylita laevigata Bei der Familie Monotomidae werden nur die (letzter Nachweis: Gössnitz 1957), Choleva an- xylobionten Arten berücksichtigt, die früher zur gustata (letzter Nachweis: Bad Frankenhausen Familie der Rindenkäfer (Rhizophagidae) ge- 1959), Anogcodes ferruginea (letzter Nachweis: hörten. Innerhalb der Familie Leiodidae ist der Hirschberg 1961), Necrophorus germanicus Kenntnisstand lediglich bei den Unterfamilien (letzter Nachweis: Neustadt/Orla 1963) und Platypsyllinae (früher Leptinidae) und Nalassus laevioctostriatus (letzter Nachweis: Cholevinae (früher Cholevidae) ausreichend Eisenberg 1973) als verschollen. Ein Großteil gut, um die Arten einer Gefährdungsanalyse zu der in der Kategorie 0 geführten Arten ist be- unterziehen. reits seit mindestens 100 Jahren in Thüringen Die Pochkäfer (Anobiinae) werden nach aktu- nicht mehr nachgewiesen und somit wahr- eller Systematik (löBl & sMetana 2008) als Un- scheinlich tatsächlich ausgestorben. 216 Einige historische Angaben zu Arten der be- derlich, dass innerhalb der ökologischen Gilde handelten Familien (z. B. in raPP 1933-35, 1953; der Holzkäfer der Gefährdungsgrad (ohne Neo- horion 1955, 1956, 1958, 1960; lieBMann 1955) biota und nicht bewertete Arten) besonders sind nicht belegt. Bei den 59 in der Kategorie 0 hoch ist (53,3 %). Die weniger habitatgebunde- geführten Arten wird auf Grund ihrer Biologie nen Aas- und Nestkäfer (Agyrtidae, Silphidae, und der sicher bekannten Verbreitung aber da- Cholevinae, Platypsyllinae) weisen einen deut- von ausgegangen, dass historisch autochthone lich geringeren Gefährdungsgrad auf (36,3 %). Populationen in Thüringen existiert haben. Gefährdungsursachen einzelner Arten liegen Zusammen mit den 13 Arten der Kategorie „R“ bei dieser Gruppe z. B. im Fehlen größere Kada- sind in Thüringen etwa die Hälfte (51,3 %) der ver (Necrophorus germanicus). Arten aus den behandelten Familien in unter- Eine Reihe von Arten (z. B. Blaps lethifera, schiedlichem Maße gefährdet. Om ophlus spp., Orthocerus spp.) sind auf wärmegetönte Offenlandbiotope (Xerotherm- Als Gründe für den Rückgang der Artenviel- standorte) angewiesen. Der hohe Gefähr- falt dieser Käferfamilien sind verschiedene dungsgrad innerhalb dieser ökologischen Faktoren zu nennen, die, abhängig von den Gruppe korreliert mit der Einengung und Ver- ökologischen Ansprüchen der Arten, recht un- nichtung ihrer Lebensräume, sowohl anthro- terschiedlich sein können. Anders als bei Wir- pogen, infolge Intensivierung oder Auffors- beltieren ist die direkte Gefährdung einzelner tung von Trockenstandorten aber auch durch Individuen bei Insekten meist unbedeutend. die zunehmende Sukzession infolge fehlender Die wichtigste Gefährdungsursache ist die Be- Pflege. seitigung der entsprechenden Lebensräume. Vor allem kulturhistorisch bedingt, gibt es in Eine weitere Gilde sind synanthrop vorkom- Thüringen besonders wenige traditionsreiche mende Arten, die in Wohnungen, Kellern, La- Gehölzbiotope und Wälder, was sich auch un- gerhäusern oder Ställen leben. Neben den all- mittelbar im geringen Anteil der noch vorkom- gemein als Schädlinge klassifizierten Arten menden Urwaldreliktarten (Weigel & Fritzlar (z. B. viele Ptinus spp., Stegobium paniceum, Tri- 2007) widerspiegelt. bolium castaneum) sind hier Arten enthalten, Für die xylobionten Arten stellt die intensive die in Thüringen hochgradig gefährdet oder Forstwirtschaft mit Monokulturen, Altersklas- bereits ausgestorben sind, wie Aglenus brun- senbeständen, dem Mangel an lichten Wäl- neus, Blaps mortisaga, Blaps mucronata und dern, wie sie historisch durch Mittelwaldnut- Gnatocerus cornutus. zung oder Waldweide entstanden sind und der Beseitigung alter Einzelbäume sowie die Tot- Den zahlreichen Kollegen, die ihre Daten zur holzberäumung die Hauptgefährdung dar, da- Verfügung stellten, sei ein herzlicher Dank aus- neben der Verlust von Totholz in Alleen, Parks gesprochen. oder an Fließgewässern. Neben den Entwick- lungssubstraten werden oft auch artenreiche Anmerkung: Wiesen und strukturreiche Waldränder, die für Die 2011 für TH neu entdeckten Arten Triplax blütenbesuchende Arten wichtige Nahrungs- rufipes (F. , 1775) (u. a. im FFH-Gebiet „Hohe habitate darstellen, immer weiter zurückge- Schrecke-Finne“) und Ochina latreillii (Bonelli, drängt. Alte, urständige Wälder mit hohem 1809) (in der Naturwaldparzelle „Straufhainer Totholzanteil sind in Mitteleuropa besonders Forst“) konnten nicht mehr berücksichtigt wer- selten geworden. Es ist deshalb nicht verwun- den. 217 Behandelte Käferfamilien und ihre Gefährdung Familie Abkür- Anzahl Gefährdung zung Arten 0 1 2 3 R G ges. Aderidae Mulmkäfer Ade 7 2 - - 1 1 - 4 Agyrtidae Dicktasteraaskäfer Agy 4 1 1 2 - - - 4 Anthribidae Breitrüßler Ant 12 1 - - 3 - 2 6 Biphyllidae Streifflügelsumpf-