PEGIDA Eine Kritische Diskurs- Analyse Der Bericht- Erstattung Über Die “Patriotischen Europäer Gegen Die Islamisierung Des Abendlandes”
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Tobias Wollborn PEGIDA Eine kritische Diskurs- analyse der Bericht- erstattung über die “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes” ZÖSS ExMA-Papers ZENTRUM FÜR ÖKONOMISCHE ISSN 1868-5005/33 UND SOZIOLOGISCHE STUDIEN Exemplarische Master-Arbeiten Hamburg 2016 PEGIDA Eine kritische Diskursanalyse der Berichterstattung über die “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes” Tobias Wollborn ExMA-Papers ISSN 1868-5005/33 Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien Universität Hamburg September 2016 Impressum: Die ExMa-Papers (Exemplarische Master-Arbeiten) sind eine Veröffentlichung des Zentrums für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS). Sie umfassen ausgewählte Arbeiten von Studierenden aus dem Masterstudiengang „Arbeit, Wirtschaft, Gesellschaft – Ökonomische und Soziologische Studien“, am Fachbereich Sozialökonomie der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. Herausgeber/Redaktion: Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS) [email protected] Fachbereich Sozialökonomie Universität Hamburg – Fakultät WISO Welckerstr. 8 D – 20354 Hamburg Download der vollständigen ExMA-Papers: http://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereiche/sozialoekonomie/ forschung/zoess/publikationen/exma-papers/ Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Rassismus als Macht-Wissens-Komplex 5 2.1 Der Apparat des Rassismus 5 2.2 Rassistisches Wissen 7 2.3 Alltagsrassismen 8 2.4 Sekundärer Rassismus 9 3 Diskursiver Kontext: Rechtsruck in Europa 10 3.1 Rechtspopulismus in den Parlamenten 10 3.2 Mobilisierungen gegen Geflüchtetenunterkünfte 12 3.3 Rassistische Angriffe 13 3.4 Gesetzesverschärfungen 14 3.5 Selbstorganisierter Refugee-Protest und zivilgesellschaftliche Solidarität 15 4 Forschungsstand: Studien über Pegida 16 4.1 Übersicht über die Studien 17 4.2 Charakterisierung Pegidas 19 4.2.1 Mangelndes Vertrauen in Institutionen ................................................................. 20 4.2.2 »Held_innen« ........................................................................................................ 20 4.2.3 Pegida als »Krankheit«: Pathologisierende Erklärungsansätze ............................ 21 4.2.4 „... kann von Rassismus bei der Mehrheit der Befragten nicht die Rede sein ... .“ 22 4.3 Handlungsempfehlungen: Wie umgehen mit Pegida? 23 4.4 Forschungslücke und Forschungsvorhaben 24 5 Methode: Die Kritische Diskursanalyse 25 5.1 Diskurstheoretische Grundlagen 25 5.2 Die Kritische Diskursanalyse 26 5.3 Konzeptionierung des Forschungsvorhabens 28 5.3.1 Die Pegidadebatte .................................................................................................. 28 5.3.2 Der Materialcorpus ................................................................................................ 29 5.3.3 Vorgehen der Analyse ........................................................................................... 31 5.3.4 Schwierigkeiten ..................................................................................................... 32 6 Ergebnisse der Analyse 32 6.1 Phasen der Debatte und Diskursverschiebungen 33 6.1.1 Phase des Schweigens ........................................................................................... 34 6.1.2 Phase der Empörung ............................................................................................. 36 6.1.3 Phase der Gegenproteste und der »Toleranzgesellschaft« .................................... 39 6.1.4 Phase des Dialogs .................................................................................................. 42 6.1.5 Phase der Übernahme von Pegida-Themen .......................................................... 46 6.1.6 Ende der Debatte ................................................................................................... 51 6.1.7 Diskursverschiebungen ......................................................................................... 52 6.2 Das diskursive Konstrukt der »Toleranzgesellschaft« 54 6.2.1 Pegida als »Parallelgesellschaft« .......................................................................... 55 6.2.2 Die »friedliche«, »tolerante« Mehrheitsgesellschaft ............................................. 56 6.2.3 Lernprozesse ......................................................................................................... 58 6.2.4 Zusammenfassung ................................................................................................. 59 6.3 (Re-)Produktionen von Rassismen in der Pegidadebatte 60 6.3.1 Eine weiß-deutsch-männliche Debatte .................................................................. 60 6.3.2 Keine offene Hetze ................................................................................................ 61 6.3.3 Nicht- und Dethematisierung von Rassismen ....................................................... 62 6.3.4 Rassismus als natürliche Abwehrreaktion: Konzepte der Fremden- und Ausländerfeindlichkeit ........................................................................................................ 63 6.3.5 Alles Vorurteile? Rassismus als individueller Irrtum ........................................... 65 6.3.6 Ausblendung struktureller und institutioneller Rassismen ................................... 67 6.3.7 Sekundäre Rassismen in der Pegidadebatte .......................................................... 68 7 Fazit und Ausblick 70 Literatur 73 Anhang 90 −1 Einleitung Im Winter 2014 / 2015 waren sie das vorherrschende Thema im medialen Diskurs der Bundesrepublik: die Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes1. Beginnend mit kleinen Demonstrationen in Dresden breitet sich die Bewegung2 im Dezember 2014 „explosionsartig“ (Reuband 2015: 133) im gesamten Bundesgebiet aus. Im Januar 2015 finden wöchentlich in bis zu 17 Städten Pegida-Demonstrationen statt – in ihrer »Hochburg«3 Dresden nehmen daran bis zu 25.000 Menschen teil (vgl. Netz gegen Nazis 2015a). Als partei- und organisationsunabhängiger Zusammenschluss in Dresden gestartet, bildet Pegida in kürzester Zeit bundesweit Ableger, die sich in Organisationsstruktur, politischer Ausrichtung, Mobilisierungsfähigkeit und sozialer Zusammensetzung unterscheiden. Neben einem Stopp einer vermeintlichen »Islamisierung« fordern die »Patriotischen Europäer« eine restriktivere Einwanderungs- und Asylpolitik. Zudem entfaltet sich eine Ablehnung gegenüber gesellschaftlichen Institutionen, die der Kollaboration beziehungsweise dem stillschweigenden Zustimmen der ausgemachten »Überfremdungspolitik« bezichtigt werden. Hierzu zählen neben den »etablierten« Parteien vor Allem die öffentlich-rechtlichen Medien (vgl. Pegida 2014; Daphni et al. 2015: 47). Markenzeichen Pegidas sind ihre montäglich stattfindenden »Abendspaziergänge«, an denen sich neben organisierten Neonazis vor allem – bis dato – demonstrationsunerfahrene Bürger_innen4 beteiligen (vgl. Reuband 2015: 138 f.). Das »Phänomen« Pegida reicht bald weit über die Demonstrationen hinaus. Ab Mitte Dezember 2014 dominiert die Pegidadebatte5 für circa zehn Wochen den öffentlichen 1 Zukünftig mit Pegida beziehungsweise »Patriotische Europäer« abgekürzt. 2 Bewegungsforscher Dieter Rucht definiert eine soziale Bewegung als „ein auf Dauer gestelltes und durch kollektive Identität abgestütztes Handlungssystem mobilisierter Netzwerke von Gruppen und Organisationen“, die mittels Protest einen sozialen Wandel „herbeiführen, verhindern oder rückgängig machen wollen“ (Rucht 1994: 76 f.). Demzufolge wird von Pegida in dieser Arbeit als „(soziale) Bewegung“ gesprochen. 3 Mit »...« sind in dieser Arbeit Begriffe markiert, die in ihrer Konstruiertheit verdeutlicht und/oder in ihrem Gebrauch hinterfragt werden sollen. 4 Durch den Einsatz des Unterstrichs, auch Gendergap genannt, soll der selbstverständlichen Verwendung des Maskulinums bzw. zweigeschlechtlicher Bezeichnungen sprachlich entgegengewirkt werden. Der Gendergap kommt aus der Queer Theory und stellt eine Erweiterung des gebräuchlichen Binnen-I's dar. Er symbolisiert einen Platzhalter für alle Menschen, die sich als »männlich«, »weib- lich« sowie zwischen oder jenseits dieser Kategorien verorten (vgl. Hermann 2003). 5 Diese Bezeichnung meint den Diskurs, der sich von Oktober 2014 bis März 2015 um und über die 1 Diskurs in Deutschland. Die Bewegung und die von ihr transportierten Themen bestimmen die Schlagzeilen und Talkshows genauso wie die Stammtische und Universitätsseminare der Republik. Stimmen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft mischen sich in die Debatte ein (vgl. bild, 06.01.20156). Themen wie »Fremdenfeindlichkeit« und »Toleranz« werden in den Diskurs eingebracht und die Frage nach einem gesellschaftlichen Umgang mit Pegida diskutiert. Anfang März flaut die Berichterstattung um die »Patriotischen Europäer« ab und auch die Mobilisierungskraft der Bewegung scheint dem Ende entgegen zu gehen. Trotz mehrfacher Totsagungen (vgl. Geiges et al. 2015: 133; sz, 12.03.2015) demonstrieren die »Patriotischen Europäer« aber auch ein Jahr nach ihrer Konstituierung weiterhin durch die Straßen Dresdens und anderer Städte (vgl. Netz gegen Nazis 2015a). In ihrer Kontinuität und Mobilisierungsfähigkeit kann Pegida als eine der größten rassistischen Mobilisierungen der deutschen Nachkriegsgeschichte verstanden werden. Genau wie der Diskurs um eine angebliche »Islamisierung« und »Überfremdung« nicht erst mit den »Patriotischen Europäern« entstanden ist, sondern sich wie ein „Fluss [von sozialen Wissensvorräten] durch Zeit und Raum“ (Jäger,