The Latest News of Bill Laswell
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__________________________________________________________________________ 2 SWR 2 Musikstunde: Standards – Zeitlose Jazzgeschichten: IX: I hear a song – nachträglich vertextete Standards 1.Oktober 2011 Autor: Thomas Loewner Redakteur: Martin Roth Moderation 1: Musik 1: CD Sarah Vaughan - „Ken Burns Jazz“: „Interlude“ (Take 1, Länge 2’34) 3 Moderation 2: Sarah Vaughan und ihre All Stars mit der ersten Aufnahme der vokalen Fassung von „Interlude“, wenig später berühmt geworden als „A Night in Tunisia“. Den Text zu „Interlude“ hatte Raymond Leveen geschrieben. Das Interesse an Dizzy Gillespies Klassiker ist bis heute ungebrochen, was sich auch daran zeigt, dass es mittlerweile eine ganze Reihe von nachträglich vertexteten Versionen gibt. Darunter auch eine von Jon Hendricks. Bobby McFerrin verwendete dessen Lyrics 1985 für eine reine A-Capella-Version, die er gemeinsam mit dem New Yorker Vokalensemble „The Manhattan Transfer“ aufgenommen hat. Die Musiker ziehen hier alle Register ihres Könnens: stellenweise kann man kaum glauben, dass hier keine Instrumente im Einsatz gewesen sein sollen: Musik 2: CD Bobby McFerrin - „Spontaneous Inventions“: „Another Night in Tunisia“ (Take 6, Länge 4’14) Moderation 3: Bobby McFerrin und das Vokalensemble „The Manhattan Transfer“ mit ihrer Version des Jazzstandards „A Night in Tunisia“. Der Text dieser Version stammt von Jon Hendricks. Auf Hendricks’ Konto, der in diesem September seinen 90.Geburtstag gefeiert hat, gehen mit Abstand die meisten nachträglichen Texte zu Standards. Doch nicht nur das: er ist außerdem der stilbildende Jazzsänger seiner Generation. Jon Hendricks betrat die Jazz-Szene erstmals in den 1940er Jahren - damals noch als Amateur. Sein Gesang überzeugte etwa den Saxophonisten Charlie Parker dermaßen, dass der ihm dazu riet, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Was folgte, ist 4 Jazzgeschichte: in Dave Lambert und Annie Ross fand Jon Hendricks Mitte der 1950er Jahre zwei gleichgesinnte Sänger und gründete mit ihnen die Vokalgruppe „Lambert, Hendricks & Ross“. Ihre Bearbeitungen von Jazzkompositionen, bei denen sie die Soli der Originale mit teils verblüffender Ähnlichkeit nachsingen, legten den Grundstein für spätere Vokalgruppen wie etwa die eben gehörten „Manhattan Transfer“. „Lambert Hendricks & Ross“ lösten sich nach 6 Jahren auf, kein Grund allerdings für Jon Hendricks das Singen sein zu lassen. Einen guten Eindruck von Hendricks’ auch im fortgeschrittenen Alter noch enormer Vitalität und Kreativität liefert die Aufnahme „Boppin’ at the Blue Note“, live aufgenommen im Dezember 1993. Mit ihm auf der Bühne standen an jenem Abend neben einer prominent besetzten Band auch seine Frau Judith sowie die beiden Töchter Michele und Aria - Singen ist bei den Hendricks eine echte Familienangelegenheit... Seinen größten Trumpf hob sich Hendricks ganz bis zum Schluß des Konzerts auf: Count Basies „One O’Clock Jump“. Die erste Vokalversion dieses Standards befindet sich auf dem Debütalbum von „Lambert, Hendricks & Ross“ aus dem Jahr 1957: „Sing a Song of Basie“ heißt es und ist sogleich der Durchbruch für das Trio gewesen. Nicht minder begeistert zeigte sich das Publikum von der Neuauflage des Klassikers im Dezember 1993 in New York: Musik 3: CD Jon Hendricks - „Boppin’ at the Blue Note“: „One O’Clock Jump“ (Take 11, Moderation ab 5’30 / 6’40) Moderation 4: Die Jon Hendricks All Stars mit „One O’Clock Jump“, einem Standard von Count Basie aus dem Jahr 1937, zu dem Hendricks zwanzig Jahre später, also 1957, einen Text geschrieben hat. 5 Auch der folgende Songtext stammt aus der Feder des Sängers: „Moanin“, 1958 als Instrumental-Nummer ein großer Erfolg für Art Blakey’s Jazz Messengers und seitdem immer wieder neu interpretiert worden. Komponiert hat das Stück der Pianist Bobby Timmons offenbar unter dem Eindruck seiner Jugendzeit, als er Gottesdienste auf der Kirchenorgel begleitet hatte. John Hendricks’ Text betont diesen Gospelcharakter denn auch u.a. mit „Yes Lord“-Einwürfen gleich zu Beginn der Komposition. Die amerikanische Soul- und Jazzsängerin Joyce Cobb und ihr Trio haben 2005 eine Version aufgenommen, die diese Traditionslinie nahtlos fortsetzt. Musik 4: CD Joyce Cobb - „With the Michael Jefry Stevens Trio“: „Moanin’“ (Take 1, Länge 3’45) Moderation 5: „Moanin’“ - Joyce Cobb und Band bei der Musikstunde auf SWR 2. Den Text zu diesem Standard von Bobby Timmons hat Jon Hendricks geschrieben. Neben Hendricks ist Oscar Brown Jr. der wohl wichtigste Songtexter des Jazz gewesen. Brown, der im Frühjahr 2005 verstorben ist, sorgte ab Mitte der 1940er Jahre zunächst als Radiomoderator für Furore. Seine politisch sehr engagierten Sendungen, in denen sich Brown vehement für die Bürgerrechte der Afroamerikaner einsetzte, eckten jedoch an höheren Stellen kräftig an, so dass seine Karriere beim Rundfunk nach ein paar Jahren beendet war. Nach erfolglosen Versuchen in der Politik Fuß zu fassen, bekam Oscar Brown Jr. schließlich einen Plattenvertrag und nahm 1960 sein erstes Album auf. Doch nicht nur im Gesang hatte er ein geeignetes Sprachrohr für seine politischen Überzeugungen gefunden, sondern er etablierte sich auch als Texter für andere Jazz-Sänger. Noch vor seinem eigenem Debüt nahm etwa Abbey Lincoln 1959 die Platte „Abbey is 6 Blue“ auf. Sie beginnt mit „Afro Blue“, einer Komposition des lateinamerikanischen Perkussionisten Mongo Santamaria. Oscar Brown Jr. inspirierte das Stück zu dem Text, mit dem Abbey Lincoln Jazz-Geschichte schreiben sollte: Musik 5: CD Abbey Lincoln – „Abbey is Blue“: „Afro Blue“ (Take 1, Länge 3’19) Moderation 6: Abbey Lincoln mit Mongo Santamarias Standard „Afro Blue“. Oscar Brown Jr. hat den Text dieser berühmten Vokalversion geschrieben. Zu den weiteren Klassikern aus seiner Feder zählen auch die Lyrics zur Komposition „All Blues“ von Miles Davis’ Platte „Kind of Blue“ aus dem Jahr 1959. Wie schon Dizzy Gillespies „A Night in Tunisia“ inspirierte auch dieses Stück gleich mehrere Songschreiber, Texte zu verfassen. Unter ihnen ist der von Oscar Brown Jr. bis zuletzt der bekannteste geblieben. 1992 nahm er selbst mit der Band des Gitarristen Phil Upchurch eine sehr groovige Version dieses Blues auf, der ursprünglich in einem entspannten 6/8-Takt daherkam. Musik 6: CD V.A. – „Milestones – Jazz Classics in a funky vibe“: „Phil Upchurch & Oscar Brown Jr.: All Blues“ (Take11, Länge 4’13) Moderation 7: 7 Musik 7: CD Carmen McRae - „Carmen sings Monk“: „Get it straight“ (Take 1, Länge 3’58) Moderation 8: „Get it straight“, Carmen McRaes Versions von Thelonious Monks Standard „Straight no chaser“ mit einem Text von Sally Swisher. Swisher hat auch die Lyrics zu Monks Ballade „Ruby my dear“ geschrieben. Auch in diesem Fall hat die Vokalversion einen anderen Titel als das Original: sie heißt „Dear Ruby“. Die Veränderungen haben urheberrechtliche Gründe, das heißt keine Monk-Komposition, die nachträglich vertextet wurde, darf den gleichen Namen tragen wie das instrumentale Original. 8 Der Sänger Kevin Mahogany hat für seine CD „Big Band“ eine Version von „Dear Ruby“ aufgenommen. Als Gast ist hier Thelonious Monks Sohn, der Schlagzeuger und Sänger T.S. Monk, mit von der Partie: Musik 8: CD Kevin Mahogany – „Big Band“: „Dear Ruby“ (Take 7, Länge 4’39) Moderation 9: Kevin Mahogany mit seiner Version von „Dear Ruby“, basierend auf Thelonious Monks Standard „Ruby, My Dear“ nachträglich vertextet von Sally Swisher. Ein musikalisches Ausnahmetalent war der Sänger und Multi- Instrumentalist Mark Ledford aus Detroit. Bekannt geworden als Michael Jackson-Imitator, holte ihn nach dem Studium kein geringerer als Jon Hendricks in seine Band. Auch wenn er dort einen Job als Trompeter hatte, wird er in dieser Zeit sicherlich einige wertvolle Gesangs-Tipps von Hendricks bekommen haben. Immerhin war Ledford einer der begabtesten Vocalese-Spezialisten seiner Generation. Seine ausgefeilte Gesangs-Technik verschaffte ihm auch Engagements in den Bands von Pat Metheny oder in Bobby McFerrins Vokal-Ensemble The Circle. 2004 starb Mark Ledford im Alter von nur 44 Jahren an einem Herzfehler. Für sein Debüt-Album „Miles 2 Go“ aus dem Jahr 1998 nahm Ledford eine funky Version des Standards „Freedom Jazz Dance“ auf. Komponiert hat ihn der Saxophonist Eddie Harris 1965. Das Stück bewegt sich stilistisch auf der Schwelle zwischen Free Jazz und Soul- Funk, und gerade diese Mehrdeutigkeit hat Jazz-Musiker damals wie heute dazu angeregt, eigene Versionen des „Freedom Jazz Dance“ aufzunehmen. Darunter auch Miles Davis, dessen Version der 9 Komposition erst so richtig zum Durchbruch verhalf und spätere Interpreten massgeblich beeinflusst hat. So auch den Sänger Eddie Jefferson, der 1974 die Vokalversion des „Freedom Jazz Dance“ komponiert hat. Sie diente auch Mark Ledford als Vorlage: Musik 9: CD V.A. - „Milestones – Jazz Classics in a funky vibe“ „Mark Ledford: Freedom Jazz Dance“ (Take 3, Länge 5’07) Moderation 10: Mark Ledford mit seiner Version des „Freedom Jazz Dance“, komponiert 1965 von Eddie Harris und nachträglich vertextet im Jahr 1974 von Eddie Jefferson. Joe Zawinuls Komposition „Birdland“ ist ein weiterer Standard, der im Laufe der Jahre immer wieder neu interpretiert worden ist. Jon Hendricks hat natürlich eine Vokalversion geschrieben, bekannt geworden vor allem durch das New Yorker Quartett „The Manhattan Transfer“. Auch der deutsche Schriftsteller und Sänger Wiglaf Droste hat sich dem Jazzrock-Klassiker angenommen. Kai Struwe schrieb den Text der Version, die Droste und sein Spardosen-Terzett bei einem Konzert im Jahr 2004 in Wuppertal gespielt haben. Typisch für Droste, dass