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Einleitung

Zu Entstehung und Werkgestalt Frühfassungen dieser Stücke sind nur ausnahmsweise überliefert – in den beiden Das Orgelbüchlein, eine Sammlung mit 45 kurzen Choralvorspielen, ist Johann Fällen nämlich, in denen Bach während seiner Leipziger Zeit einzelne Stücke im Sebastian Bachs umfangreichstes Autograph mit Orgelmusik.1 Wann genau Bach mit Autograph überarbeitet hat, die ursprüngliche Gestalt aber aufgrund eines jeweils der Konzeption und Komposition dieser Anthologie begann, ist weder aus biogra- eigenen Farbtons der Tinte rekonstruierbar ist (BWV 620a und 631a). Ob es sich phischen noch aus werkgeschichtlichen Bezügen zweifelsfrei zu ermitteln;2 auch bei den (nur geringfügig voneinander abweichenden) Fassungen von Orgelbüchlein- schriftkundliche Methoden erlauben für das Orgelbüchlein keine engere Eingrenzung Chorälen in der Sammlung von Johann Gottfried Neumeister um Frühfassungen als auf Bachs Zeit als Hoforganist in Weimar (1708–1717). Einige wenige weitere handelt (BWV 601 und 639), ist hingegen nicht sicher; auch bei den Abschriften Einträge nahm Bach in seinen Leipziger Jahren vor (vermutlich zwischen etwa 1726 von Johann Gottfried Walther (BWV 630a) beziehungsweise Johann Tobias Krebs und 1740), nachdem er bereits in der Köthener Zeit (1717–1723) das Titelblatt ergänzt (BWV 638a), die gemeinhin als Frühfassungen bezeichnet werden, könnte es sich um hatte.3 Bearbeitungen durch die jeweiligen Schreiber handeln. Die Originalhandschrift des Werkes wird heute in der Staatsbibliothek zu Berlin – Warum das Orgelbüchlein ein Torso blieb, wird in der Literatur teils biographisch, teils Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt (Signatur: Mus. ms. autogr. Bach P 283). Es kompositorisch begründet. Ein plausibles Argument für seine fragmentarische Gestalt handelt sich dabei um einen kleinen Querquartband (15,5 x 19 cm) mit 92 Seiten, die liefert Bachs Wechsel an den Hof von Anhalt-Köthen, wo es ihm allzu müßig erschie- Bach, bevor er mit kompositorischen Einträgen begann, beidseitig rastrierte; außer- nen sein mochte, die als Weimarer Hoforganist begonnene Sammlung fortzusetzen, dem versah er (fast) jede Manuskriptseite mit einem Kirchenliedtitel – insgesamt da dieses Repertoire für seinen neuen Aufgabenbereich als Kapellmeister ohne prakti- 164 Überschriften. Ausgeführt wurden allerdings nur 45 Orgelchoräle, also kaum ein sche Bedeutung war. Ebenso gut aber ließe sich der Torsozustand des Orgelbüchleins Drittel der ursprünglich vorgesehenen Anzahl.4 Die meisten von ihnen nehmen musikalisch-immanent begründen: Vielleicht schien es Bach kaum mehr möglich, das planungsgemäß nur eine Seite ein, 16 Orgelchoräle jedoch auch zwei, Christ ist in über 40 Chorälen aufgezeigte Panorama der Bearbeitungstechniken noch sinnvoll erstanden BWV 627 sogar drei Seiten. Bach hat sie auf zwei Notensystemen notiert zu erweitern.5 Denkbar ist schließlich auch, dass Bach die Konsequenzen, die sich aus (einzige Ausnahme bildet Liebster Jesu, wir sind hier, distinctius, BWV 633, mit separa- der definitiven Bemessung des einzelnen Choralvorspiels auf einen Umfang von tem Notensystem für das Pedal). meist nur einer Seite ergaben, nicht in vollem Maße bedacht hatte. Sowohl komposi- Im Autograph sind drei Arten der Niederschrift zu unterscheiden. Manche Ein- tionstechnisch als auch formal hatten die Einrichtung dieser Handschrift und die tragungen enthalten zahlreiche Korrekturen: Hier handelt es sich um Kompositions- Wahl des kleinformatigen Papiers weitreichende Folgen: Weder ließ sich die vorab niederschriften. Andere Orgelchoräle enthalten wenige und nur geringfügige getroffene Auswahl aus dem Fundus des Kirchenliedrepertoires beliebig erweitern Verbesserungen: Diese Notate kopierte Bach augenscheinlich aus einer Vorlage und noch die satztechnische Gestaltung frei variieren; bestimmte Verfahren der Orgel- revidierte sie entweder direkt während des Abschreibens oder mit (gegebenenfalls choralbearbeitung – etwa die weitläufig fugierte Behandlung eines Cantus firmus oder größerem) zeitlichem Abstand. Die meisten Einträge aber – etwa zwei Drittel – seine mehrfache Darstellung im Sinne einer Choralpartita, ebenso größere Vor- weisen ein kalligraphisches Erscheinungsbild ohne nennenswerte Korrekturen auf: imitationen oder Vor-, Zwischen- und Nachspiele – waren durch den reduzierten Für diese ist eine Vorlage anzunehmen, die Bach reinschriftlich in das Orgelbüchlein Umfang des „Büchleins“ von vornherein ausgeschlossen. Auch Korrekturen waren nur übertrug. Jedenfalls deckt sich der Zeitpunkt der Niederschrift in das Orgelbüchlein sehr bedingt möglich: Überarbeitungen größerer Abschnitte ließ die vorab festgelegte nicht zwangsläufig mit dem der Entstehung der betreffenden Stücke, was deren Begrenzung nicht zu; ebenso problematisch war die Situation, wenn Bach während Datierung nochmals erschwert. des Eintrags erkennen musste, dass er den Umfang des betreffenden Choralvorspiels zu knapp bemessen hatte. Überschritt die Niederschrift eines Stückes den vorgesehe- nen Raum von einer Seite, so musste er den Eintrag auf der gegenüberliegenden Seite 1 Vgl. auch Sven Hiemke, . Orgelbüchlein, Kassel 2007. fortsetzen, auf zusätzlichen Einlageblättern beenden oder die letzten Takte des Stückes 2 Vgl. Christoph Wolff, Zur Problematik der Chronologie und Stilentwicklung des Bachschen Frühwerkes, ins- in platzsparender Tabulaturschrift notieren. besondere zur musikalischen Vorgeschichte des Orgelbüchleins, in: Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz zum V. Internationalen Bachfest der DDR in Verbindung mit dem 60. Bach-Fest der Neuen Bachgesellschaft, Im Blick auf das knappe Format des Orgelbüchleins ist noch bemerkenswert, dass Leipzig, 25. und 27. März 1985, hrsg. von Winfried Hofmann und Armin Schneiderheinze, Leipzig Bach für einige Choräle gleich zwei Fassungen plante: Hierauf deuten die autogra- 1988, S. 449–455. phen „alio modo“-Vermerke für die Vorspiele In dich hab ich gehoffet, Herr und Alle 3 Hierauf verweist im Titel Bachs Amtsbezeichnung als derzeitiger „Capellæ Magistri S.P.R. Anhaltini- Cotheniensis“. Wilhelm Rust, der Herausgeber des Orgelbüchleins für die alte Bach-Gesamtausgabe, hatte aus diesem Vermerk noch abgeleitet, die Sammlung als solche sei in Köthen entstanden (vgl. Johann Sebastian Bach’s Werke, Bd. 25/2, Leipzig 1878, S. V). 5 Vgl. Werner Breig, Zum geschichtlichen Hintergrund und zur Kompositionsgeschichte von Bachs „Orgel- 4 Die beiden nur geringfügig voneinander abweichenden Varianten von Liebster Jesu, wir sind hier werden Büchlein“, in: Bachs „Orgel-Büchlein“ in nieuw perspectief, hsrg. von Paul Peeters, Utrecht 1988, S. 7–20, bei dieser Zählung trotz eigener BWV-Nummer nicht gesondert berücksichtigt. hier S. 18. 8

Menschen müssen sterben hin. Ob Bach diese Sätze als Alternativversionen zu bereits sondern mal hier, mal dort einen Orgelchoral notierte. Dabei lassen die einzelnen vorhandenen Bearbeitungen außerhalb des Orgelbüchleins (etwa BWV 712 und BWV Stücke dieser Sammlung eine stilistische Entwicklung erkennen, die wiederholt zu 1117) verstand oder noch neue Bearbeitungen folgen sollten, ob hierbei an alternative Versuchen geführt hat, eine „innere Chronologie“ zu rekonstruieren. Nach einer Melodien oder – wie bei den beiden Fassungen von Liebster Jesu, wir sind hier – an Vermutung von Heinz-Harald Löhlein, der das Orgelbüchlein im Rahmen der Neuen verschiedene Versionen derselben Bearbeitung gedacht war: All dies ist ungewiss. Bach-Ausgabe herausgegeben hat (Notenband 1983 / Kritischer Bericht 1987), kom- In Leipzig nahm Bach noch weitere Notate in das Orgelbüchlein vor. Allerdings blieb ponierte Bach das Orgelbüchlein im Wesentlichen in drei „Jahreszyklen“ (zwischen die Weiterarbeit an der Sammlung hier auf einige wenige Einträge beschränkt: Neben Advent 1713 und der Passionszeit 1716).7 Russell Stinson hingegen hat vier Arbeits- nur einer neuen Komposition – dem Neujahrschoral Helft mir Gottes Güte preisen – und phasen (zwischen 1708 und 1717, plus Leipziger Einträge) plausibel gemacht,8 der anderthalbtaktigen Skizze O Traurigkeit, o Herzeleid stammen wohl auch die über- wobei 13 Melodiechoräle (davon 9 im „Orgelbüchlein-Typus“), ein Kanon und eine arbeiteten Versionen von Christus, der uns selig macht und Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Choralbearbeitung mit koloriertem Cantus firmus den Ausgangspunkt für eine Geist aus dieser Zeit. Wiederum sind die Einträge nicht genau zu datieren, doch fügt zweite Gruppe mit jeweils zwei weiteren Choralkanons und kolorierten Chorälen sich der Rückgriff auf früher geschaffene Werke bestens in die insgesamt reminiszie- sowie 15 Melodiechorälen bilden, in denen die bevorzugt motivische Bindung der rende Perspektive des späten Bach, wie sie sich in seinem Orgelschaffen etwa in der Pedalstimme auffällt. Mit den vierWerken der dritten Arbeitsphase bemühte sich Bach Neufassung der Fantasie und Fuge c-moll BWV 562 und der (Weiter-) Arbeit an den dann offenkundig um eine Erweiterung des bis dahin installierten Formenrepertoires: „Achtzehn Chorälen“ manifestiert. Kaum zufällig griff Bach zur Vervollständigung Der „Orgelbüchlein-Typus“, von dem die frühen Orgelchoräle (wie auch die letzterer Sammlung auf zwei Sätze des Orgelbüchleins zurück;6 kaum zufällig auch Sammlung als solche) dominiert werden, erscheint hier (etwa durch eine motivische rekurriert die einzige Leipziger Neukomposition der Sammlung auf den Bindung der Pedalstimme) gleichsam weiterentwickelt, und auch die Tendenz zu „Orgelbüchlein-Typus“. quintkanonischer Schreibart weist auf die letzte Weimarer Arbeitsphase voraus. In dieser nahm Bach (neben einem Oktav- und zwei Quintkanons) zwei Choral- Anmerkungen zur Stilistik bearbeitungen in das Orgelbüchlein auf, deren singuläre Anlage sich einer formalen Satztechnisch basieren die Orgelbüchlein-Choräle auf lediglich drei Modellen. Typologisierung entzieht: Christum wir sollen loben schon (mit Cantus firmus im Alt) Mehrheitlich geprägt ist die Sammlung durch den (heute so genannten) und In dir ist Freude (eine Art Choralfantasie en miniature). Demgegenüber ist der „Orgelbüchlein-Typus“ (33 Stücke), bei dem die Kirchenliedmelodie einmal vollstän- „Orgelbüchlein-Typus“ in dieser Gruppe nur noch ein einziges Mal vertreten (Wir dig, fortlaufend – also ohne Zeilenzwischenspiele – und ohne signifikante danken dir, Herr Jesu Christ). Akzeptiert man die Prämissen und zeitlichen Auszierungen in der Oberstimme durchgeführt wird. Die Motive der begleitenden Zuordnungen Stinsons, so zeichnet sich insgesamt eine kompositorische Entwicklung Stimmen sind außerordentlich konzis gestaltet, oft sind sie nur eine Zählzeit lang, ab, die von der kontrapunktisch zunehmend komplexen Behandlung des Cantus höchstens aber einen Takt. Neben dieser Satzform enthält das Orgelbüchlein acht firmus innerhalb eines bevorzugten formalen Modells hin zur Individualisierung der „Choralkanons“, in denen die Kirchenliedmelodie in zwei kanonischen Stimmen (im Formen selbst führt. Quint- oder Oktavabstand) erklingt. Auch hier ist die Gestaltung insofern auf die Die nachstehende Tabelle verzeichnet die Titel der Choralbearbeitungen des äußere Begrenzung abgestimmt, als die Einsatztöne der kanonischen Stimmen dicht Orgelbüchleins in der Reihenfolge des Autographs und normalisierter Orthographie. aufeinander folgen; selten liegen sie weiter auseinander als einen Takt. Einen dritten Nicht ausgeführte Kirchenlieder sind grau unterlegt. Die Bezeichnung der Rubriken Satztypus vertreten die „kolorierten Orgelchoräle“, die auf zwei Manualen (und Pedal) ist an heutigen Gesangbüchern orientiert. Für die Angabe der jeweiligen Phase, in der ausgeführt werden, in denen die Kirchenliedmelodie also auch klanglich abgesetzt Bach die Kompositionen in das Orgelbüchlein eingetragen hat, gilt folgende hypothe- und außerdem mit einer Fülle dekorativer Umspielungen versehen ist. Dass Bach tische Einteilung: I: 1713–1714; II: 1714–1715; III: 1715–1716; IV: 1716–1717; diese Form nur dreimal im Orgelbüchlein verwendete, mag abermals dem gewählten Lpz: Leipzig, nach 1726; üb. = überarbeitet. Kleinformat geschuldet sein: Für den expressiven Gestus, wie er in großen fantasie- artigen Chorälen wie etwa Schmücke dich, o liebe Seele aus den „Achtzehn Chorälen“ zu finden ist, bot das Orgelbüchlein zu wenig Raum. Das Autograph des Orgelbüchleins belegt eine Entstehung über mehrere Jahre, wobei Bach auch innerhalb der einzelnen Arbeitsphasen nicht systematisch vorging,

7 Heinz-Harald Löhlein, Johann Sebastian Bach: Orgelbüchlein,Sechs Choräle von verschiedenerArt (Schübler- 6 Die Bearbeitungen Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667 und Vor deinen Thron tret ich hiermit Choräle), Orgelpartiten (Neue Bach-Ausgabe, Serie IV, Bd. 1), Kritischer Bericht, Kassel und Leipzig BWV 668 aus den „Achtzehn Chorälen“ basieren auf den Orgelbüchlein-Vertonungen BWV 631 und 1987 (Löhlein 1987), S. 93. BWV 641. 8 Russell Stinson, Bach: The Orgelbüchlein, New York 1996, S. 15ff. 9

Nr. BWV Titel Zeit des Eintrags Nr. BWV Titel Zeit des Eintrags Advent Ostern 1. 599 Nun komm, der Heiden Heiland II 34. 625 Christ lag in Todesbanden II 2. 600 Gott, durch deine Güte oder Gottes Sohn ist kommen II 35. 626 Jesus Christus, unser Heiland II 3. 601 Herr Christ, der ein’ge Gottes Sohn 36. 627 II oder Herr Gott, nun sei gepreiset I 37. 628 Erstanden ist der heil’ge Christ II 4. 602 Lob sei dem allmächtigen Gott II 38. 629 Erschienen ist der herrliche Tag II 39. 630 Heut triumphieret Gottes Sohn I Weihnachten 5. 603 I Himmelfahrt 6. Lob sei Gott in des Himmels Thron 40. Gen Himmel aufgefahren ist 7. 604 Gelobet seist du, Jesu Christ I 41. Nun freut euch, Gottes Kinder, all 8. 605 Der Tag, der ist so freudenreich I 9. 606 Vom Himmel hoch, da komm ich her I Pfingsten 10. 607 Vom Himmel kam der Engel Schar II 42. Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen 11. 608 I 43. Komm, Heiliger Geist, Herre Gott 12. 609 Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich I 44. 631 Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist II; üb. Lpz 13. 610 Jesu, meine Freude II 45. Nun bitten wir den Heiligen Geist 14. 611 Christum wir sollen loben schon IV 46. Spiritus Sancti gratia oder Des Heiligen Geistes reiche Gnad 15. 612 Wir Christenleut II 47. O Heiliger Geist, du göttlichs Feur 48. O Heiliger Geist, o heiliger Gott Jahreswende 49. 632 Herr Jesu Christ, dich zu uns wend I 16. 613 Helft mir Gottes Güte preisen Lpz 50. 633 Liebster Jesu, wir sind hier IV 17. 614 Das alte Jahr vergangen ist II 51. 634 Liebster Jesu, wir sind hier IV 18. 615 In dir ist Freude IV Trinitatis Epiphanias / Mariae Reinigung 52. Gott der Vater wohn uns bei 19. 616 Mit Fried und Freud ich fahr dahin III 53. Allein Gott in der Höh sei Ehr 20. 617 Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf III 54. Der du bist drei in Einigkeit

Passion Johannis 21. 618 O Lamm Gottes unschuldig III 55. Gelobet sei der Herr, der Gott Israel 22. 619 Christe, du Lamm Gottes III 23. 620 Christus, der uns selig macht IV Mariae Heimsuchung 24. 621 Da Jesus an dem Kreuze stund I 56. Meine Seel erhebt den Herren 25. 622 O Mensch, bewein dein Sünde groß I 26. 623 Wir danken dir, Herr Jesu Christ IV Michaelis 27. 624 Hilf, Gott, dass mir’s gelinge IV 57. Herr Gott dich loben alle wir 28. O Jesu, wie ist dein Gestalt 58. Es stehn vor Gottes Throne 29. Anh. 200 O Traurigkeit, o Herzeleid Lpz 59. Herr Gott, dich loben wir 30. Allein nach dir, Herr Jesu Christ, verlanget mich 31. O wir armen Sünder Aposteltage 32. , was hast du verbrochen 60. O Herre Gott, dein göttlich Wort 33. Nun gibt mein Jesus gute Nacht 10

Nr. BWV Titel Zeit des Eintrags Nr. BWV Titel Zeit des Eintrags Katechismus Kreuz, Verfolgung, Anfechtung 61. 635 Dies sind die heilgen zehn Gebot I 97. In dich hab ich gehoffet, Herr 62. Mensch, wilt du leben seliglich 98. 640 In dich hab ich gehoffet, Herr (alio modo) II 63. Herr Gott erhalt uns für und für 99. Mag ich Unglück nicht widerstahn 64. Wir glauben all an einen Gott 100. 641 Wenn wir in höchsten Nöten sein II 65. 636 Vater unser im Himmelreich I 101. An Wasserflüssen Babylon 66. Christ, unser Herr, zum Jordan kam 102. Warum betrübst du dich, mein Herz 67. Aus tiefer Not schrei ich zu dir 103. Frisch auf, mein Seel, verzage nicht 68. Erbarm dich mein, o Herre Gott 104. Ach Gott, wie manches Herzeleid 69. Jesu, der du meine Seele 105. Ach Gott, erhör mein Seufzen und Wehklagen 70. Allein zu dir, Herr Jesu Christ 106. So wünsch ich nun eine gute Nacht 71. Ach Gott und Herr 107. Ach lieben Christen, seid getrost 72. Herr Jesu Christ, du höchstes Gut 108. Wenn dich Unglück tut greifen an 73. Ach Herr, mich armen Sünder 109. Keinen hat Gott verlassen 74. 110. Gott ist mein Heil, mein Hülf und Trost 75. Wir haben schwerlich 111. Was Gott tut, das ist wohlgetan, kein einzig Mensch ihn tadeln kann 76. 637 Durch Adams Fall ist ganz verderbt I 112. Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille 77. 638 Es ist das Heil uns kommen her I 113. 642 Wer nur den lieben Gott lässt walten II 78. Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt 79. Gott sei gelobet und gebenedeiet Kirche 80. Der Herr ist mein getreuer Hirt 114. Ach Gott, vom Himmel sieh darein 81. Jetzt komm ich als ein armer Gast 115. Es spricht der Unweisen Mund wohl 82. O Jesu, du edle Gabe 116. Ein feste Burg ist unser Gott 83. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du das Lämmlein worden bist 117. Es woll uns Gott genädig sein 84. Ich weiß ein Blümlein hübsch und fein 118. Wär Gott nicht mit uns diese Zeit 119. Wo Gott der Herr nicht bei uns hält Erntedank 120. Wie schön leuchtet der Morgenstern 85. Nun freut euch, lieben Christen g’mein 121. Wie nach einer Wasserquelle 86. Nun lob, mein Seel, den Herren 122. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort 123. Lass mich dein sein und bleiben Christliches Leben 87. Wohl dem, der in Gottes Furcht steht Krieg und Frieden 88. Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst 124. Gib Fried, o frommer, treuer Gott 89. Was mein Gott will, das g’scheh allzeit 125. Du Friedefürst, Herr Jesu Christ 90. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn 126. O großer Gott von Macht 91. 639 Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ II 127. Wenn mein Stündlein vorhanden ist 92. Weltlich Ehr und zeitlich Gut 128. Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott 93. Von Gott will ich nicht lassen 129. 94. Wer Gott vertraut 130. Alle Menschen müssen sterben 95. Wie’s Gott gefällt, so gefällt mir’s auch 131. 643 Alle Menschen müssen sterben (alio modo) II 96. O Gott, du frommer Gott 132. 133. Nun lasst uns den Leib begraben 134. Christus, der ist mein Leben 135. Herzlich lieb hab ich dich, o Herr 11

Nr. BWV Titel Zeit des Eintrags Bestimmung 136. Zu fragen, welche „Idee“ Bach mit seiner Sammlung von kurzen Choralvorspielen 137. Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl verfolgte, wirkt zunächst nichts weniger als redundant: Immerhin ist das Orgelbüchlein 138. Mach’s mit mir, Gott, nach deiner Güt in seinem vollständigen Werktitel als „Anleitung für den anfahenden Organisten“ 139. Herr Jesu Christ, mein’s Lebens Licht ausgewiesen. Dabei zeigt ein Vergleich des vollständigen Titels der zwei- und drei- 140. Mein Wallfahrt ich vollendet hab stimmigen Inventionen (1723) mit demjenigen des Orgelbüchleins eine geradezu frappierende Ähnlichkeit: Hier wie dort wird in parataktisch gleicher Folge und mit Jüngstes Gericht denselben Vokabeln („Anleitung“, „obligat“, „durchführen“) nach dem Haupttitel erst 141. Gott hat das Evangelium die didaktische Bestimmung der Sammlung, dann werden die primären, dann die 9 142. Ach Gott, tu dich erbarmen sekundären Lernziele benannt. Gleichwohl ist keineswegs entschieden, ob Bach das Orgelbüchlein in Weimar bereits Morgen als Lehrwerk konzipierte, ob er es ausschließlich als solches verstand oder ob er eine 143. Gott des Himmels und der Erden „Umwidmung“ der ursprünglichen Bestimmung vornahm, als er in Köthen den Titel 144. Ich dank’ dir, lieber Herre nachträglich hinzufügte. Diesen fand Bach möglicherweise überhaupt erst in der Zeit, 145. Aus meines Herzens Grunde in der er noch zwei weitere „Büchlein“ anlegte: das Clavierbüchlein für Wilhelm 146. Ich dank’ dir schon Friedemann Bach (1720) und das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach (1722), die 147. Das walt mein Gott ebenfalls nicht ein einzelnes Werk oder einen Werkzyklus, sondern mehr oder weni- ger heterogene Spielstücke enthalten, die zu verschiedenen Zeitpunkten eingetragen Abend wurden. Zugleich reihte Bach das Orgelbüchlein in eine Serie von Werksammlungen 148. Christ, der du bist der helle Tag ein, mit denen er in seinem dritten Amtsjahr als Köthener Kapellmeister begonnen 149. Christe, der du bist Tag und Licht hatte und die für die unterschiedlichsten Gattungen Werke mit Modellcharakter 150. Werde munter, mein Gemüte enthielten – die Sei Solo (1720) für Violine, die als „Brandenburgische Konzerte“ 151. Nun ruhen alle Wälder bekannten Six Concerts avec plusieurs Instruments (1721), der erste Band des Wohl- temperirten Claviers (1722) und die Inventionen (1723). Kaum auszuschließen ist, dass Gnade die in Köthen erklärte Funktion des Orgelbüchleins als ein Lehrwerk für den „anfahen- 152. Danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich den Organisten“ eher eine äußerliche Analogie zum Clavierbüchlein für Wilhelm 153. Nun lasst uns Gott dem Herren Friedemann Bach war als der Ausweis einer Bestimmung, die seit jeher bestand. Zu 154. Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich dieser Überlegung fügt sich, dass Schüler-Abschriften von Chorälen des Orgelbüchleins 155. Singen wir aus Herzens Grund aus Bachs Weimarer Zeit lediglich von Johann Tobias Krebs (1690–1762) nachweisbar sind.10 Ob Bach in Köthen Orgelschüler außerhalb der eigenen Familie hatte, ist nicht Natur und Jahreszeiten bekannt. Auch eine kompositorische Aneignung des Orgelbüchleins ist für Bachs 156. Gott Vater, der du deine Sonn Vor-Leipziger Zeit nicht belegt – von den Choralbearbeitungen Johann Gottfried Walthers einmal abgesehen. Anhangslieder So wenig also zu entscheiden ist, ob Bach das Orgelbüchlein tatsächlich als Lehrwerk 157. Jesu, meines Herzens Freud konzipierte, so nahe liegt der Gedanke, in dieser Sammlung Repertoirestücke für 158. Ach, was soll ich Sünder machen Dienstaufgaben Bachs als Weimarer Hoforganisten aufgehoben zu sehen. Hierfür 159. 644 Ach wie nichtig, ach wie flüchtig II spricht zunächst die Anordnung der Kirchenliedtitel im Orgelbüchlein gemäß den 160. Ach, was ist doch unser Leben Konventionen lutherischer Gesangbücher: Die Sammlung beginnt mit dem 161. Allenthalben wo ich gehe 162. Hast du denn, Jesu, dein Angesicht gänzlich verborgen oder Soll ich denn, Jesu, mein Leben in Trauern beschließen 9 Vgl. Klaus-Jürgen Sachs, Die „Anleitung …, auff allerhand Art einen Choral durchzuführen“, als Paradigma der Lehre und der Satzkunst Johann Sebastian Bachs, in: Archiv für Musikwissenschaft 37 (1980), S. 135– 163. Sei gegrüßet, Jesu gütig oder O Jesu, du edle Gabe 154, hier S. 138ff. 164. Schmücke dich, o liebe Seele 10 Vgl. Löhlein 1987 (Anm. 7), S. 46ff. Bachs zwölf Weimarer Orgelschüler verzeichnet The New Bach Reader: A Life of Johann Sebastian Bach in Letters and Documents, hrsg. von Hans T. David und Arthur Mendel, überarbeitet und erweitert von Christoph Wolff, New York 1998, S. 315f. 12

Adventslied Nun komm, der Heiden Heiland, das auch in Gesangbüchern traditionell Achteln und Sechzehnteln – dies in der Annahme, dass sie von Bach nicht völlig an erster Stelle stand, und verzeichnet auch die weiteren Melodien in der Folge des willkürlich gesetzt wurden, sondern von einer gewissen Relevanz etwa in Belangen der Kirchenjahres, bevor solche „in omni tempore“ anschließen. Möglich, dass die Phrasierung und Artikulation sein können. Lediglich bei Zweiergruppierungen, die Einführung eines neuen Gesangbuches – vielleicht das Schuldige Lob Gottes oder: offenkundig allein einem Platzmangel geschuldet sind, wird im Sinne einer Vierer- Geistreiche Gesang-Buch, das 1713 in Weimar erschien und wohl auch am Hof benutzt Balkung verfahren. Auch auf die Ergänzung von Schlussfermaten wird verzichtet; bei wurde – den Impuls für Bachs Entschluss gab, ein korrespondierendes „Orgel- Choralzeilenschlüssen hingegen werden die Fermaten der Cantus-firmus-führenden Büchlein“ anzulegen. Stimme im Sinne eines übersichtlichen Satzbildes ergänzt, sofern in dem betreffen- Die Verteilung von geplanten und ausgeführten Stücken – von den vorgesehenen den Stück mindestens eine solche Fermate verzeichnet ist. Orgelchorälen zum Kirchenjahr wurden mehr als die Hälfte ausgeführt, von den Abweichend vom Autograph indessen wird der Notentext in der dreisystemigen geplanten Liedern in omni tempore nicht ganz ein Zehntel – lässt darauf schließen, Orgelpartitur präsentiert. Zwar ermöglicht eine zweisystemige Notation, wie sie Ulrich dass die Niederschrift der Choralbearbeitungen primär im Blick auf eine Verwendung Leisinger in seiner Ausgabe des Orgelbüchleins vorgelegt hat (Wien 2004), bei jenen im Gottesdienst erfolgte oder – umgekehrt – die Ausarbeitung einer Improvisation aus Stücken, in denen das Pedal nicht die Bass-, sondern eine Mittelstimme des kontra- dem vorangegangenen Gottesdienst war. Die Wahl der auszuführenden Kirchenlieder punktischen Satzes auszuführen hat, mitunter den besseren Nachvollzug der kompo- ergab sich also wohl aus liturgischen Erfordernissen, wobei das Melodienrepertoire sitorischen Intention und bleibt damit dem Original näher. Im Übrigen aber ist zu zum Kirchenjahr häufiger genutzt wurde. bedenken, dass sich für Orgelkompositionen mit obligater Beteiligung des Pedals Im Übrigen fällt insbesondere die starke Gewichtung des frühen Luther-Chorals auf: schon zur Bach-Zeit die Notation auf drei Systemen durchgesetzt hatte, und das nicht Über zwei Drittel der insgesamt vorgesehenen Choräle sind im 16. Jahrhundert ent- von ungefähr: Eine solche Aufzeichnung trägt entscheidend zur Übersichtlichkeit des standen; von den tatsächlich realisierten Chorälen stammt sogar die Hälfte aus dem Satzbildes bei und macht deutlich, dass die betreffende Stimme eben mit dem Pedal Zeitalter der Reformation. Von den 36 Chorälen, die Luther selbst zugeschrieben auszuführen ist. Bach selbst hat im Orgelbüchlein ein Beispiel dafür gegeben: Den werden, finden sich im Orgelbüchlein nicht weniger als 30 Titel; zeitgenössische Lieder Choralkanon Liebster Jesu, wir sind hier hat er gleich zweimal in das Orgelbüchlein hingegen sucht man in dieser Sammlung vergebens. Zweifellos dokumentiert dieser eingetragen. Kompositorisch weichen die beiden Fassungen nur ganz geringfügig Schwerpunkt das am Weimarer Hof bevorzugte Repertoire; ob er auch Bachs persön- voneinander ab; der entscheidende Unterschied liegt in der Notation der Stimmen, liche Vorliebe widerspiegelt, steht dahin. Zwar ist der hohe Anteil an früh-lutherischen die in der zweiten Version ungleich übersichtlicher gelingt, weil Bach die Akkoladen- Kirchenliedern bereits in früheren Orgelbearbeitungen Bachs wie überhaupt in seiner klammer (entgegen der schon erfolgten Rastrierung) über drei Notensysteme zog und Orgelmusik auffällig, doch ist andererseits eine gewisse Vorliebe für Kirchenlieder der Pedalstimme ein eigenes System zuteilte. So gesehen, könnte Bachs Entscheidung der Reformationszeit auch charakteristisch für die sächsisch-thüringische Region für eine zweisystemige Notationsweise auch eine (gegebenenfalls unfreiwillige) insgesamt. Konsequenz des gewählten Kleinformats gewesen sein. Für die Bereitstellung der Quellen sei der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Zur Edition Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv, herzlich gedankt; Dank auch Ziel der vorliegenden Ausgabe ist die Wiedergabe des Notentextes des Orgelbüchleins in an Reinmar Emans, Rüdiger Wilhelm und Wolfgang Zerer für viele gute Anregungen autographer Reihenfolge der ausgeführten Choralbearbeitungen und unter Wahrung und Eva-Maria Hodel für ihr umsichtiges Lektorat. ihrer graphischen Eigenheiten, insbesondere der Zweier- und Vierer-Balkungen von Hamburg, Sommer 2011 Sven Hiemke 13 Introduction

The Work’s Genesis and Form form can be reconstructed on the basis of a specific color or tone of the ink used The Orgelbüchlein (Little Organ Book), a collection of 45 short preludes, is (BWV 620a and 631a). It is not certain, in turn, whether the (only slightly divergent) Johann Sebastian Bach’s most extensive autograph containing organ music.1 Neither versions of the Orgelbüchlein in the collection of Johann Gottfried Neumeister biographical evidence nor any clues pertaining to the history of the work allow us to are early versions or not (BWV 601 and 639). It is also possible that the copies by determine with absolute certainty when exactly Bach began to conceive and compose Johann Gottfried Walther (BWV 630a) and Johann Tobias Krebs (BWV 638a), which this anthology;2 handwriting analyses also preclude any more circumscribable dating are often held to be early versions, are also settings by the scribe in question. than to Bach’s years as court organist in Weimar (1708–1717). Bach made a few further Bach scholarship has advanced both biographical and compositional arguments to additions in his Leipzig years (presumably between c. 1726 and 1740) after having explain why the Orgelbüchlein remained a torso. One plausible conjecture for its frag- supplemented the title page during his Köthen period (1717–1723).3 mentary shape is provided by Bach’s transfer to the court of Anhalt-Köthen, where it The original manuscript of the work is housed today in the Staatsbibliothek zu perhaps no longer made much sense to Bach to continue the collection that he had Berlin – Preußischer Kulturbesitz (shelfmark: Mus. ms. autogr. Bach P 283). It is a begun as Weimar court organist, seeing that this repertory had no practical signifi- small, 92-page quarto volume in oblong format (15,5 x 19 cm) which Bach ruled on cance for him in his new duties as Kapellmeister. There could also be musically both recto and verso before he began to write in the works. He also provided (nearly) immanent reasons for the Orgelbüchlein’s incomplete state: perhaps Bach felt that it every page of the manuscript with a title – altogether 164 headings. However, was hardly possible to meaningfully expand the panorama of chorale techniques that only 45 organ chorales were ultimately set, thus hardly a third of the originally he had already portrayed in over 40 chorales.5 It is also possible that Bach had not planned amount.4 In accordance with the plan, most of them fill only one page; considered the full extent of the consequences that would result from circumscribing however, there are also 16 organ chorales with two pages, and one with three pages each chorale prelude a priori to an extent of, in most cases, only one page. The (Christ ist erstanden BWV 627). Bach notated the pieces on two staves (the sole excep- make-up of this manuscript and the choice of such a small format had far-reaching tion is Liebster Jesu, wir sind hier, distinctius, BWV 633, which has a separate pedal technical as well as formal consequences: the initial selection of chorales from the staff). hymn repertory could not be expanded at will, nor the writing techniques endlessly The pieces were entered into the autograph in three different ways. Entries containing varied; certain procedures in the setting of organ chorales – for example, the broadly many corrections are work manuscripts. Other organ chorales evidence few, and slight, fugal treatment of a cantus firmus or its repetition in the style of a chorale partita, corrections; here, Bach obviously copied from a source and revised it either directly along with lengthier anticipatory imitations, or preludes, interludes and postludes – while writing or at a later (sometimes possibly much later) date. However, most pieces were excluded a priori due to the “Büchlein”’s reduced dimensions. Corrections were – about two thirds – present a clean calligraphic appearance, with hardly any correc- also only possible to a limited extent. Revisions of larger sections could not be made tions worth mentioning. One can assume that these works were copied by Bach from on account of the predetermined dimensions; likewise, while notating the pieces in a source and entered as fair copies into the Orgelbüchlein, inasmuch as they were not the album, Bach ran into problems when he realized that he had calculated too composed ad hoc and did not require any major emendations. In any event, the time tightly the space allotted to the chorale. If a piece exceeded the space, i.e. one of their copying into the Orgelbüchlein does not necessarily correspond to that of the page, envisioned for it, he either had to continue it on the opposite page, end it on genesis of the pieces in question, which makes them even more difficult to date. additionally inserted leaves or slips of paper, or notate the last measures in space- Only exceptionally early versions of these pieces have survived, to wit, the two pieces saving tablature notation. which Bach revised in the autograph during his Leipzig years, but whose original In view of the succinct format of the Orgelbüchlein, it is quite remarkable that Bach even planned two versions of certain chorales. This is suggested by the autographic “alio modo” indications for the preludes In dich hab ich gehoffet, Herr and Alle Menschen 1 See also Sven Hiemke, Johann Sebastian Bach. Orgelbüchlein, Kassel, 2007. 2 See Christoph Wolff, Zur Problematik der Chronologie und Stilentwicklung des Bachschen Frühwerkes, ins- müssen sterben. Did Bach regard these pieces as alternative versions of pre-existing besondere zur musikalischen Vorgeschichte des Orgelbüchleins, in: Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz settings outside of the Orgelbüchlein (such as BWV 712 and BWV 1117, for example), zum V. Internationalen Bachfest der DDR in Verbindung mit dem 60. Bach-Fest der Neuen Bachgesellschaft, or were additional, new settings intended to follow? Likewise, was he thinking of Leipzig, 25. und 27. März 1985, ed. by Winfried Hofmann and Armin Schneiderheinze, Leipzig, 1988, pp. 449–455. alternative melodies here or – as with the two versions of Liebster Jesu, wir sind hier – of 3 The designation of Bach’s official position is mentioned in the title as currently “Capellæ Magistri various versions of the same setting? All this remains a matter of conjecture. S.P.R. Anhaltini-Cotheniensis” (Kapellmeister to the Serene Reigning Prince of Anhalt-Cöthen). Wilhelm Rust, the editor of the Orgelbüchlein for the old Bach-Gesamtausgabe, had concluded from this mention that the collection as such had been written in Köthen (see Johann Sebastian Bach’s Werke, Vol. 25/2, Leipzig, 1878, p. V). 5 See Werner Breig, Zum geschichtlichen Hintergrund und zur Kompositionsgeschichte von Bachs „Orgel- 4 The only slightly divergent variants of Liebster Jesu, wir sind hier are not taken into consideration on its Büchlein“, in: Bachs „Orgel-Büchlein“ in nieuw perspectief, ed. by Paul Peeters, Utrecht, 1988, pp. 7–20, own in this enumeration, in spite of having its own BWV number. here on p. 18. 14

Bach made more entries into the Orgelbüchlein in Leipzig. However, his work on the 1987), Bach wrote the pieces of the Orgelbüchlein basically in three “annual cycles” expansion of the collection did not proceed much further than the addition of a very (between Advent 1713 and Passion Week 1716).7 Russell Stinson, in turn, has made a few pieces: apart from the sole new work – the New Year’s chorale Helft mir Gottes Güte plausible case for four work phases (between 1708 and 1717, plus Leipzig additions),8 preisen – and the one-and-a-half measure long sketch to O Traurigkeit, o Herzeleid,he whereby 13 melody chorales (nine of which belong to the “Orgelbüchlein type”), one most probably revised Christus, der uns selig macht and Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist canon and one chorale setting with colored cantus firmus constitute the point of at this time. Again, it is impossible to date these entries with any precision. departure for a second group with two further chorale canons and colored chorales Nevertheless, the act of returning to works written at an earlier date fits perfectly into each along with 15 melody chorales in which one is struck by the frequent motivic the broadly retrospective disposition manifested by the composer in his later years. In links with the pedal part. With the four works of the third phase, Bach was apparent- his organ works, we find examples such as the new version of the Fantasie und Fuge in ly endeavoring to expand the repertory of forms that he had previously laid down: one C minor BWV 562 and the (further) elaboration of the “Achtzehn Choräle” (“Great could say that the “Orgelbüchlein type” which dominates the early organ chorales (as Eighteen Chorales”). It is hardly by chance that Bach borrowed two pieces from the well as the collection on the whole) has been further developed through, for example, Orgelbüchlein to complete the collection of “The Eighteen,”6 and it is certainly no a motivic link with the pedal part, and the predilection for canons at the fifth antici- coincidence that the collection’s only new work to have been written in Leipzig is of pates the final Weimar work phase. During this work phase, Bach wrote into the the “Orgelbüchlein” type. Orgelbüchlein not only one canon at the octave and two at the fifth, but also two chorale settings whose singular layout eludes any formal typology: Christum wir sollen Notes on Style loben schon (with cantus firmus in the alto) and In dir ist Freude (a kind of miniature As far as compositional technique is concerned, the chorale settings in the chorale fantasy). In contrast, the “Orgelbüchlein type” occurs only one more time in Orgelbüchlein are based on only three models. The main form is the “Orgelbüchlein” this group (Wir danken dir, Herr Jesu Christ). If one accepts Stinson’s premises and type, as it is called today, which encompasses 33 pieces. In this form, the chronological attributions, then we can see a broad compositional development lead- is stated once in its entirety, consecutively – hence without any interludes between the ing from the increasingly complex contrapuntal treatment of the cantus firmus with- lines of the chorale – and without any significant embellishments of the upper part. in a preferred formal model to the individualization of the forms. The motifs of the accompanying parts are fashioned with extraordinary concision; The following table lists the titles of the chorale settings of the Orgelbüchlein in the moreover, they are often only one beat long, or, at the most, one measure long. Apart sequence of the autograph and with standardized orthography. that were not from this form, the Orgelbüchlein contains eight “chorale canons”, in which the hymn set are highlighted in gray. The designation of the rubrics is oriented on present-day melody is heard in two canonic parts (at the intervals of the fifth or octave). Here, too, hymnbooks. The period in which Bach wrote the works in the Orgelbüchlein is indicat- the structure is coordinated with the outer limitations, inasmuch as the canonic entries ed by Roman numerals designating the following hypothetical classification: follow in quick succession; they rarely lie further apart than one measure. The third I: 1713–1714; II: 1714–1715; III: 1715–1716; IV: 1716–1717; Lpz: Leipzig, after 1726; type of piece is the “colored organ chorale,” which is performed on two manuals (and rev. = revised. pedal) and in which the hymn melody is markedly emphasized and, moreover, supplied with a wealth of decorative arabesques (“coloration”). If Bach used this No. BWV Title Time of Entry form only three times in the Orgelbüchlein, then perhaps because of the limits imposed Advent by the small format he had chosen: the Orgelbüchlein offered too little space for the 1. 599 Nun komm, der Heiden Heiland II expressive gesture that characterizes, for example, the large, fantasy-like chorales 2. 600 Gott, durch deine Güte oder Gottes Sohn ist kommen II such as Schmücke dich, o liebe Seele from “The Eighteen.” 3. 601 Herr Christ, der ein’ge Gottes Sohn The autograph of the Orgelbüchlein supplies evidence of having originated over the oder Herr Gott, nun sei gepreiset I course of several years, even if Bach did not proceed systematically within the 4. 602 Lob sei dem allmächtigen Gott II individual work phases, but entered chorales into the manuscript in a seemingly haphazard manner. Nevertheless, the pieces in the collection clearly reveal a stylistic Christmas development that has repeatedly led to attempts to reconstruct an “inner chronology.” 5. 603 Puer natus in Bethlehem I According to a theory advanced by Heinz-Harald Löhlein, who edited the 6. Lob sei Gott in des Himmels Thron Orgelbüchlein within the Neue Bach-Ausgabe (music volume 1983, Kritischer Bericht

7 Heinz-Harald Löhlein, Johann Sebastian Bach: Orgelbüchlein,Sechs Choräle von verschiedenerArt (Schübler- Choräle), Orgelpartiten (Neue Bach-Ausgabe, Series IV, Vol. 1), Kritischer Bericht, Kassel and Leipzig, 6 The settings Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667 and Vor deinen Thron tret ich hiermit BWV 668 1987 (Löhlein 1987), p. 93. from the “Eighteen Chorales” are based on the Orgelbüchlein settings BWV 631 and BWV 641. 8 Russell Stinson, Bach: The Orgelbüchlein, New York, 1996, pp. 15ff. 15

No. BWV Title Time of Entry No. BWV Title Time of Entry 7. 604 Gelobet seist du, Jesu Christ I 41. Nun freut euch, Gottes Kinder, all 8. 605 Der Tag, der ist so freudenreich I 9. 606 Vom Himmel hoch, da komm ich her I Pentecost 10. 607 Vom Himmel kam der Engel Schar II 42. Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen 11. 608 In dulci jubilo I 43. Komm, Heiliger Geist, Herre Gott 12. 609 Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich I 44. 631 Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist II; rev. Lpz 13. 610 Jesu, meine Freude II 45. Nun bitten wir den Heiligen Geist 14. 611 Christum wir sollen loben schon IV 46. Spiritus Sancti gratia oder Des Heiligen Geistes reiche Gnad 15. 612 Wir Christenleut II 47. O Heiliger Geist, du göttlichs Feur 48. O Heiliger Geist, o heiliger Gott Turn of the Year 49. 632 Herr Jesu Christ, dich zu uns wend I 16. 613 Helft mir Gottes Güte preisen Lpz 50. 633 Liebster Jesu, wir sind hier IV 17. 614 Das alte Jahr vergangen ist II 51. 634 Liebster Jesu, wir sind hier IV 18. 615 In dir ist Freude IV Trinity Sunday Epiphany / Purification of the Virgin Mary 52. Gott der Vater wohn uns bei 19. 616 Mit Fried und Freud ich fahr dahin III 53. Allein Gott in der Höh sei Ehr 20. 617 Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf III 54. Der du bist drei in Einigkeit

Passion St. John the Baptist’s Day 21. 618 O Lamm Gottes unschuldig III 55. Gelobet sei der Herr, der Gott Israel 22. 619 Christe, du Lamm Gottes III 23. 620 Christus, der uns selig macht IV The Visitation of Mary 24. 621 Da Jesus an dem Kreuze stund I 56. Meine Seel erhebt den Herren 25. 622 O Mensch, bewein dein Sünde groß I 26. 623 Wir danken dir, Herr Jesu Christ IV Michaelmas 27. 624 Hilf, Gott, dass mir’s gelinge IV 57. Herr Gott dich loben alle wir 28. O Jesu, wie ist dein Gestalt 58. Es stehn vor Gottes Throne 29. Anh. 200 O Traurigkeit, o Herzeleid Lpz 59. Herr Gott, dich loben wir 30. Allein nach dir, Herr Jesu Christ, verlanget mich 31. O wir armen Sünder Feasts of the Apostles 32. Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen 60. O Herre Gott, dein göttlich Wort 33. Nun gibt mein Jesus gute Nacht Catechism Easter 61. 635 Dies sind die heilgen zehn Gebot I 34. 625 Christ lag in Todesbanden II 62. Mensch, wilt du leben seliglich 35. 626 Jesus Christus, unser Heiland II 63. Herr Gott erhalt uns für und für 36. 627 Christ ist erstanden II 64. Wir glauben all an einen Gott 37. 628 Erstanden ist der heil’ge Christ II 65. 636 Vater unser im Himmelreich I 38. 629 Erschienen ist der herrliche Tag II 66. Christ, unser Herr, zum Jordan kam 39. 630 Heut triumphieret Gottes Sohn I 67. Aus tiefer Not schrei ich zu dir 68. Erbarm dich mein, o Herre Gott Ascension 69. Jesu, der du meine Seele 40. Gen Himmel aufgefahren ist 70. Allein zu dir, Herr Jesu Christ 16

No. BWV Title Time of Entry No. BWV Title Time of Entry 71. Ach Gott und Herr 108. Wenn dich Unglück tut greifen an 72. Herr Jesu Christ, du höchstes Gut 109. Keinen hat Gott verlassen 73. Ach Herr, mich armen Sünder 110. Gott ist mein Heil, mein Hülf und Trost 74. Wo soll ich fliehen hin 111. Was Gott tut, das ist wohlgetan, kein einzig Mensch ihn tadeln 75. Wir haben schwerlich kann 76. 637 Durch Adams Fall ist ganz verderbt I 112. Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille 77. 638 Es ist das Heil uns kommen her I 113. 642 Wer nur den lieben Gott lässt walten II 78. Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt 79. Gott sei gelobet und gebenedeiet Church 80. Der Herr ist mein getreuer Hirt 114. Ach Gott, vom Himmel sieh darein 81. Jetzt komm ich als ein armer Gast 115. Es spricht der Unweisen Mund wohl 82. O Jesu, du edle Gabe 116. Ein feste Burg ist unser Gott 83. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du das Lämmlein worden 117. Es woll uns Gott genädig sein bist 118. Wär Gott nicht mit uns diese Zeit 84. Ich weiß ein Blümlein hübsch und fein 119. Wo Gott der Herr nicht bei uns hält 120. Wie schön leuchtet der Morgenstern Thanksgiving 121. Wie nach einer Wasserquelle 85. Nun freut euch, lieben Christen g’mein 122. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort 86. Nun lob, mein Seel, den Herren 123. Lass mich dein sein und bleiben

Christian Life War and Peace 87. Wohl dem, der in Gottes Furcht steht 124. Gib Fried, o frommer, treuer Gott 88. Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst 125. Du Friedefürst, Herr Jesu Christ 89. Was mein Gott will, das g’scheh allzeit 126. O großer Gott von Macht 90. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn 127. Wenn mein Stündlein vorhanden ist 91. 639 Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ II 128. Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott 92. Weltlich Ehr und zeitlich Gut 129. Mitten wir im Leben sind 93. Von Gott will ich nicht lassen 130. Alle Menschen müssen sterben 94. Wer Gott vertraut 131. 643 Alle Menschen müssen sterben (alio modo) II 95. Wie’s Gott gefällt, so gefällt mir’s auch 132. Valet will ich dir geben 96. O Gott, du frommer Gott 133. Nun lasst uns den Leib begraben 134. Christus, der ist mein Leben Burden, Persecution, Temptation 135. Herzlich lieb hab ich dich, o Herr 97. In dich hab ich gehoffet, Herr 136. Auf meinen lieben Gott 98. 640 In dich hab ich gehoffet, Herr (alio modo) II 137. Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl 99. Mag ich Unglück nicht widerstahn 138. Mach’s mit mir, Gott, nach deiner Güt 100. 641 Wenn wir in höchsten Nöten sein II 139. Herr Jesu Christ, mein’s Lebens Licht 101. An Wasserflüssen Babylon 140. Mein Wallfahrt ich vollendet hab 102. Warum betrübst du dich, mein Herz 103. Frisch auf, mein Seel, verzage nicht Last Judgment 104. Ach Gott, wie manches Herzeleid 141. Gott hat das Evangelium 105. Ach Gott, erhör mein Seufzen und Wehklagen 142. Ach Gott, tu dich erbarmen 106. So wünsch ich nun eine gute Nacht 107. Ach lieben Christen, seid getrost 17

No. BWV Title Time of Entry sequence and with the use of the same terms (“Anleitung,” “obligat,” “durchführen” Morning [instruction, obbligato, develop]).9 143. Gott des Himmels und der Erden Nevertheless, it is not at all certain whether Bach had already conceived the 144. Ich dank’ dir, lieber Herre Orgelbüchlein in Weimar as an instructional work, whether he understood it exclusive- 145. Aus meines Herzens Grunde ly as such, or whether he “re-determined” the original purpose of the work when he 146. Ich dank’ dir schon later added the title in Köthen. Perhaps he first came upon this title at the time when 147. Das walt mein Gott he laid down two other “Büchlein”: the Clavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach (1720) and the Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach (1722), which also contain not Evening simply one single work or work cycle, but more or less heterogeneous pieces that were 148. Christ, der du bist der helle Tag entered at different times. Yet Bach also inserted the Orgelbüchlein into a series of work 149. Christe, der du bist Tag und Licht collections which he had begun compiling in his third year as Kapellmeister in 150. Werde munter, mein Gemüte Köthen. They contained works featuring a model character and conceived for a great 151. Nun ruhen alle Wälder variety of genres: the Sei Solo (1720) for violin, the Six Concerts avec plusieurs Instruments (1721), known as “Brandenburg Concertos,” the first volume of the Wohltemperirtes Mercy Clavier (1722) and the Inventionen (1723). It is perfectly possible that the function of 152. Danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich the Orgelbüchlein stated in Köthen – that of a pedagogical work for the “beginner at the 153. Nun lasst uns Gott dem Herren organ” – was more the reflection of an outward analogy with the Clavierbüchlein für 154. Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich Wilhelm Friedemann Bach than proof of a predetermined function. Supporting this 155. Singen wir aus Herzens Grund conjecture is the fact that student copies of chorales from the Orgelbüchlein dating from Bach’s Weimar years can be traced solely to Johann Tobias Krebs (1690–1762).10 Nature and Seasons It is not known whether Bach had any organ pupils outside of his own family in 156. Gott Vater, der du deine Sonn Köthen. Just as improvable for the pre-Leipzig years is the likelihood that the pieces of the Orgelbüchlein served as models for compositions by other composers – apart Appended Hymns from the chorale settings by Johann Gottfried Walther. 157. Jesu, meines Herzens Freud Just as we can only speculate as to whether Bach actually conceived the Orgelbüchlein 158. Ach, was soll ich Sünder machen as a didactic work, so too it is tempting to imagine this collection as a repertory of 159. 644 Ach wie nichtig, ach wie flüchtig II pieces used by Bach during his tenure as Weimar court organist. Lending weight to this 160. Ach, was ist doch unser Leben theory is, to begin with, the classification of the hymn titles in the Orgelbüchlein 161. Allenthalben wo ich gehe according to the conventions of Lutheran hymnbooks: the collection begins with the 162. Hast du denn, Jesu, dein Angesicht gänzlich verborgen, oder: Advent hymn Nun komm, der Heiden Heiland, which traditionally occupied the first Soll ich denn, Jesu, mein Leben in Trauern beschließen place in hymnals, and lists the further melodies in the sequence of the ecclesiastical 163. Sei gegrüßet, Jesu gütig oder O Jesu, du edle Gabe year, after which they are followed by those of “in omni tempore.” It is possible that 164. Schmücke dich, o liebe Seele the introduction of a new hymnbook – perhaps the Schuldiges Lob Gottes oder: Geistrei- ches Gesang-Buch, published in Weimar in 1713 and probably also used at court – gave Bach the impulse for his decision to write a corresponding “Little Organ Book.” The organization of the planned and set pieces – more than half of the organ chorales planned for the church year were set; not quite one tenth of the planned hymns in Purpose omni tempore – allows us to conclude that the chorale settings were primarily To ask what “idea” Bach was pursuing with his collection of short chorale preludes seems, at first, nothing less than redundant. After all, in the Orgelbüchlein’s complete work title, the compilation is defined as “Anleitung für den anfahenden Organisten” 9 See Klaus-Jürgen Sachs, Die “Anleitung …, auff allerhand Art einen Choral durchzuführen”, als Paradigma (instruction to a beginner at the organ). A comparison with the title of the two- and der Lehre und der Satzkunst Johann Sebastian Bachs, in: Archiv für Musikwissenschaft 37 (1980), pp. three-part Inventionen (1723) reveals a striking similarity: in both cases the main title 135–154, here on pp. 138ff. 10 See Löhlein 1987 (Note 7), pp. 46ff. Bach’s twelve Weimar organ pupils are listed in The New Bach is followed first by the didactic scheme of the collection, then by the mention of the Reader: A Life of Johann Sebastian Bach in Letters and Documents, ed. by Hans T. David and Arthur primary learning goals, and then the secondary ones, all in a paratactically similar Mendel, revised and enlarged by Christoph Wolff, New York, 1998, pp. 315f. 18

designed for use in the religious service or, vice versa, were the working out of an cantus firmus are supplemented in order to heighten the clarity of the graphic appear- extemporization from the religious service that had just been held. The choice of ance, inasmuch as there is at least one such fermata in the piece in question. hymns to be set was probably determined by liturgical requirements, the repertory of In contrast with the autograph, however, the musical text is presented here in a three- melodies for the church year being more often in demand. staff organ score. In pieces in which the pedal executes not the bass part but a middle Incidentally, the marked priority given to the early is striking: more part of a contrapuntal work, the notation on two staves – as used by Ulrich Leisinger than two thirds of all the planned chorales date from the 16th century, and no fewer in his edition of the Orgelbüchlein (Vienna, 2004) – occasionally does make it easier to than half of the worked-out chorales stem from the Reformation period. Of the 36 trace the compositional intent, thus remaining closer to the original. Nevertheless, one chorales attributed to Luther himself, the Orgelbüchlein contains no fewer than 30 must also remember that the notation on three staves of organ works with obbligato titles. In contrast, one searches in vain for hymns dating from the time when this pedal had already established itself during Bach’s time, and certainly not from out of collection was composed. This emphasis no doubt documents the repertoire favored the blue: such a practice contributes decisively to the clarification of the graphic at the court of Weimar; whether it also reflects Bach’s personal taste is a question that appearance and underlines the fact that the part in question is to be performed with must remain unanswered. While it is undeniable that Bach’s early organ settings – as the pedal. Bach himself provided an example of this in the Orgelbüchlein by entering well as his organ music on the whole – feature a strikingly high percentage of early the chorale canon Liebster Jesu, wir sind hier twice. Compositionally, the two versions Lutheran church hymns, a marked predilection for hymns from the Reformation differ only slightly from one another; the main difference lies in the notation of the period is also characteristic of the Saxon-Thuringian region on the whole. parts, which is incomparably clearer in the second version, since Bach drew the brace (thus running counter to the pre-existing stave ruling) over three staves, assigning an About this Edition individual staff to the pedal part. Seen in this light, Bach’s decision to notate on two The aim of the present edition is to reproduce the musical text of the Orgelbüchlein in staves was possibly a (perhaps involuntary) consequence of having chosen a small the autographic sequence of the worked-out chorale settings while maintaining their format. graphic idiosyncrasies, in particular the beaming of eighth and sixteenth notes in We cordially thank the Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, groups of two and four (basing ourselves on the assumption that Bach did not set Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv for putting the sources at our disposal. We them all completely randomly, but with an eye to having them play a definite role in also thank Reinmar Emans, Rüdiger Wilhelm and Wolfgang Zerer for much excellent matters of phrasing and articulation). Only at groupings of twos that are clearly due advice and Eva-Maria Hodel for her circumspect editorial work. to lack of space a four-note beaming is used. The addition of closing fermatas was also eschewed. At the ends of chorale lines, however, the fermatas of the part carrying the Hamburg, Summer 2011 Sven Hiemke