Kulturmagazin Cottbus-Lausitz-Kostenlos
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Blick licht 2 -17 KULTURMAGAZIN COTTBUS-LAUSITZ-KOSTENLOS BLICKLICHT Februar2017 Editorial Donald Trump – mit diesem Namen ist eigentlich alles gesagt und gleichzeitig nichts. Ganz ehrlich: klammheimlich genieße ich dieses absurde Spektakel. Jeden Tag kann ich irgend- wo im Internet und verschiedenen Medien Skandalöses und Absurdes finden – wie sich dies eben für ein Spektakel gehört. Im Grunde genommen bleibt Trump aber bei seinen Positi- onen, die sich aber auch nicht so recht operationalisieren lassen, wirft Nebelkerzen, und alle Kommentatoren stochern seit Wochen und Monaten in diesem seinen Nebel – nichts genaues weiß man nicht… Doch eines ist klar, der Regent „für die einfachen Menschen“ hat zunächst einmal verschiedene andere Milliardäre in der Regierung in Stellung gebracht. Und so ist es in der Politik wie im Leben: es kommt nicht darauf an, was Leute sagen, son- dern was sie tun. Der Machtübergang kann auch als Übergang verschiedener Kapitalfrak- tionen gelesen werden: diejenigen, die nicht von der Globalisierung profitieren, weil sie Burger verkaufen (lassen) oder in Kohle und Stahl investiert haben, versus die Wall-Street (bei der aber auch viele schon mal arbeiteten). Zumindest ist die Herrschaft der Ökonomie in den USA gesichert. Dass der Machtübergang dann friedlich war, ist scheinbar der ein- zige Vorteil der Demokratie der USA, in der die Menschen zumindest noch wählen können, welche der Kapitalfraktionen ihnen weniger schadet. Wie passend war es da, dass „Mono für alle“ am Tag der Amtseinführung von Trump im Muggefug spielte und in der Zugabe dann eben auch die berühmte Zeile sang: „Und der Cover:FotovonIrisStriegler elfte September war für mich ein wunderschöner Tag – ich weiß noch genau, dass die Sonne schien und die Vögel sangen im Park.“ Dabei ging es ihnen gerade darum, sich an- zuschauen, was in der Lebenswelt direkt vor den Menschen liegt – nicht was entfernt und über Medien transportiert bei uns noch ankommt und wogegen wir eigentlich beinahe keine Handlungsoptionen haben. Ein Spektakel und ein Konzert sind irgendwann auch vorbei. Spätestens wenn wir nach Hause gehen und die Computer und Smartphones mal ausschalten, können wir uns über- legen, ob wir ein „gutes Leben“ haben, oder was wir an uns und unserer Umgebung ändern sollten. Und dabei ist mir Donald Trump ziemlich egal. Vor unserer Haustür liegen zwei Lesebühnen, eine Demonstration am 15. Februar und die Vorbereitungen für die Festivals im Sommer, wie das Karlstraßenfest (wahrscheinlich 10. Juni) oder das Stuss am Fluss (21.+22. Juli). der Daniel Gewinnaktion Bebel Muggefug 2x2 Freikarten 1x 2 Freikarten 11.02. Unique Party – 18.02. Silent Screams Night 17.02. Culture Beats Party 24.02. Pommes oder Pizz 18.02. I love Dancing KulturhofLübbenau 23.02. Comedy Lounge 11.02. Enter Tragedy 24.02. Black Music Party – DJ Mr. 25.02. Freygang Inhalt Scoop*DJ Isong Bühne8 25.02. Salsa Club 1x2 Freikarten Staatstheater 04.02 Picknick im Felde 2 x 2 Freikarten 11.02. Celsius 4 Kultur 12.02. Unschuld 17.02. Die Heimkehrer 6 Lausitzer Bühnen 16.02. Die Entführung aus dem 23.02. Impro + open stage Serail 25.02. Die letzten Dinge 7 Literatur 26.02. Verbrennungen Verlosung:amerstenMontagdes 8 Lesebühne Monatsvon13.30bis15.00Uhr. Werzuerst03554948199anruft, 10 Musik mahltzuerst 11 Transnational Corner 12 Politik 14 KultUhr Impressum Kontakt: Herausgeber: LayoutundEdition: Blattwerk e.V., Karlstr. 24, 03044 Cottbus Blattwerk e.V. Matthias Glaubitz Tel: 0355/4948199 Redaktion: Anzeigen: [email protected], www.kultur-cottbus.de Daniel Häfner, Jens Pittasch, Robert Amat-Kreft Robert Amat-Kreft Spendenan: VerantwortlichimSinnedesPressegesetzes: Tel: 0176/24603810 KtNr: 3111103870, BlZ: 18050000, Sparkasse Spree-Neiße Daniel Häfner Druck: mitUnterstützungvon: Mitarbeiter: Druck & Satz Großräschen zahlreichen Einzelpersonen und dem Studentenwerk Frankfurt/ Erna Klemm, Daniel Ebert, Aron Schmidt Auflage: 4.100 Oder -Kultur 25JahrejungeKunstinWohnungen VonWorldSoupzurLivingRoomGallery#3 Laut dem britischen Kunstmagazin „ArtReview“ war tral Palace im April 1917. Duchamp brachte, durch ziehung zwischen Ausstellungsort, Kurator, Künstler, der Schweizer Kurator Hans-Ulrich Obrist 2016 die den Kontext, das Alltägliche zur Kunst und Obrist Kunst und Publikum. Neben der Frage nach “privat einflussreichste Person im internationalen Kunst- brachte die Kunst, ebenfalls durch den Kontext, ins vs. öffentlich”, die im Kontext digitaler sozialer Me- betrieb. Interessanterweise fand 1991, da war er 23 Alltägliche. Letztendlich hinterfragten beide die Be- dien, dringender denn je zu diskutieren ist, kommt Jahre alt, seine erste Ausstellung “World Soup” in ziehungen von Ausstellungsort, Kurator, Künstler, bei der Living Room Gallery noch eine weitere drin- der Küche seiner St. Gallener Wohnung statt - quasi Kunst und Publikum. Duchamps Antwort: Alles, was gende Frage der Erlebnisgesellschaft hinzu: Ist die dem Prototypen jeder Living Room Gallery. Es ging von einem Künstler im musealen Kontext ausgestellt Living Room Gallery “nur” eine Partyreihe oder ein ihm damals darum, eine Ausstellung an einem Ort zu wird, wird zu “Kunst”. Obrist Antwort: Indem die “echtes” Kunstevent? Was kann Kunst 2016? Was machen, an dem zuvor üblicherweise kaum Ausstel- Kunst in den privaten Räumen des Kurators ausge- muss Kunst 2016? Und ist das Kunst oder kann das lungen kuratiert wurden. Die befreundeten Künstler stellt wird, wird dieser auch explizit und persönlich weg? Es wäre schön, wenn sich die Living Room Gal- (Christian Boltanski, Fréderic Bruly Bouabré, Hans sichtbar. Sein Statement: Kunst ist mein Leben! lery und ihre Akteure stärker mit diesen Fragen aus- Peter Feldmann, Peter Fischli/David Weiss, Paul-Ar- Kunst ist Leben! Der Kunstbetrieb wird somit auch einandersetzen würde und sich auch explizit positi- mand Gette, C. O. Paeffgen, Roman Signer und Richard ein Stück weit entmystifiziert, indem die Personen onieren würden, um tatsächlich den Kunstdiskurs zu Wentworth) wurden damals von ihm eingeladen auf und ihr Alltag sichtbar werden. Inzwischen wird die bereichern. Aber vielleicht ist das auch alles viel zu den Raum zu reagieren, der aber seine Funktionsfä- Rolle des Kurators manchmal schon überbewertet, verkopft gedacht und die junge Kunst-Szene um die higkeit als Küche behalten sollte. Im Kontext der All- aber damals war es etwas Neues, den Kurator derart Living Room Gallery, die stark mit der Graffiti-Sze- täglichkeit der Küche musste sich die Kunst anders in den Vordergrund zu stellen. ne verknüpft ist, hat ganz andere Vorstellungen von definieren als in einem für die Rezeption von Kunst Kunst: Mehr Erlebnis, Event und Abenteuer als Kon- vorgesehenen Ausstellungsraum. Vereinfacht gesagt, LivingRoomGallery text, Konzept und Gedankenkonstrukte. Letztendlich stellte er als Kurator die Frage: Ist Kunst in der Kü- bleibt vielleicht ein ganz anderes Fazit: wenn schon che überhaupt noch Kunst? Seine Antwort: Ja! Obrist Heute ist das Konzept „Kunst in Wohnungen“ in un- feiern, dann für den guten Zweck. Die Living Room lebt Kunst seit seiner Kindheit und pflegt seit jungen zähligen Städten zu finden, egal ob Zürich, Düsseldorf, Gallery unterstützt Viva Con Aqua! Wowereit hätte Jahren persönliche Beziehungen zu internationalen Berlin oder Cottbus. Ein Minuspunkt der meisten ist gesagt: „Und das ist auch gut so!“ Künstlern – da erscheint eine Ausstellung in seiner aber die Auswahl der Wohnungen, die oftmals total Küche als ein intimes, persönliches Fest oder Mani- beliebig wirkt – bzw. mehr praktisch als konzeptio- (Text und Foto: Daniel Ebert) fest für die Kunst, die ihren institutionellen “Kunst- nell begründet ist. Natürlich bekommt eine Kunst- kontext” durch ihn als Person und Kurator gewinnt. ausstellung in den Räumlichkeiten wichtiger Kunst- Seine Küchenausstellung stand weniger in kritischer akteure eine besondere Bedeutung – vielleicht kann Opposition zu traditionellen Ausstellungsorten wie das ein Input für die nächste Living Room Gallery Museen und Galerien, sondern entwickelte eine Art sein, die in den Wohnungen von Hans Scheuerecker Ergänzung oder Bereicherung für den Kunstbetrieb. (Künstler) oder Ulrike Kremeier (Direktorin Kunst- Obrist ist kein Rebell sondern ein Lebemann der museum Dieselkraftwerk) stattfinden könnte – oder Kunst und so funktionierte die Küchenausstellung im Flüchtlingsheim – das würde den Kontext jeden- als persönliches Statement hervorragend. Es war falls erweitern. Das Konzept der Kunstausstellungen quasi die Umkehrung von Duchamps Fontäne, dem in privaten Räumen ist 2016 längst nicht mehr so Ready-Made Urinal, bei der großen Schau der Socie- verblüffend wie 1991, aber der Wohnungs-Kontext ty of Independent Artists im New Yorker Grand Cen- stellt noch immer die gleichen Fragen nach der Be- LobliedderCottbuserPraxis KommentarzurLivingRoomGallery Ich kann die Living Room Gallery – zumindest die nierend, aber es wäre eben auch weit weg aus der men und beim Bier an der Bar wären wahrscheinlich Ausstellung – nur von außen beschreiben. 60 bis 70 Lebenspraxis vieler Menschen. mehr Gespräche möglich als beim Sektempfang der Menschen warteten abends noch vor der WK51 um Gerade aber Konzepte wie in der Galerie Fango oder Hochkultur. eingelassen zu werden. Und ich hatte keine Lust 45 auch die Living Room Gallery setzen ja an einem an- Nicht jede(r) hat mit 23 Jahren international aner- Minuten zu warten. Einige Bekannte von mir sind deren Punkt an: beim Ausgehen, Weggehen, Freunde kannte Kunstfreunde und stellt diese in der Küche über die Mauer geklettert, um noch