Lokalgeschichte Olingen John (Jean Alex) Feller Auditeur libre senior 1110111822

Geografie Fruchtbarer Boden, reichlich Wasser.

Olingen (luxembg.: Ouljen, frz.: Olingen), eine Ortschaft der Gemeinde Betzdorf, im Kanton , liegt im Syrtal auf 231 m über NN (beim Kulturzentrum, 06°18'52.9"O und 49°40'46.3"N), circa 2 km nördlich vom Widdenberg. Hier münden der „Fischbach“ und „Aselbach“ in den „Rodenborner Bach“, dessen Wasser sich linksseitig in die Syr ergießen, ein Flüsschen, das südlich vom Dorfzentrum vorbei läuft. Etwas weiter in Richtung Betzdorf, beim Flurteil „Intesak“, kommt der „Busbach“, ebenfalls von links, mit dazu. Neben diesen Wasserläufen auf Olinger Gelände gibt es noch die Fischweiher zwischen Olingen und Rodenburg.

Foto: J. Feller - 2012 Olingen vom „Wangert“ aus gesehen; rechts im Hintergrund der Widdenberg.

Vom geologischen Standpunkt gesehen liegt die Ortschaft im Triasgebiet der Mosel und Untersauer in einem Tal, wo der Keuper auf den Muschelkalk übergeht1, dessen fruchtbare Böden zu einer frühen Nutzung als Ackerland geführt haben. Olingen liegt etwas abseits von den Hauptverkehrsachsen; so verläuft die Nationalstraße N1 (auch Trierer Straße genannt) Luxemburg-Wasserbillig-Trier über den etwa 1 km weiter südlich gelegenen Ortsteil Banzelt, und die Trierer Autobahn A1 (E44) in ca. 2 km Entfernung fast parallel zur N1, während die Nationalstraße N11 (E29) Luxemburg-Echternach etwa 6 km weiter nordwestlich durch führt. Die Eisenbahnstrecke Luxemburg-Trier (Linie 30) führt wohl direkt an Olingen (südlich vom Ortskern) vorbei, die nächsten Bahnhöfe aber befinden sich in Roodt-Syr und im Gemeindehauptort Betzdorf.

Geschichte Erstbesiedlung und urkundliche Ersterwähnung.

Olingen wird im 11. Jahrhundert zum erstem Mal urkundlich erwähnt, aber es gibt etliche Hinweise2 auf eine frühere Besiedlung: ➢ Allein schon die geografische Lage der Ortschaft im Syrtal ist wegen der Verbreitung des Muschelkalks mit den in seinem Bereich vorkommenden fruchtbaren Trockentalböden zu den

1 Schmithüsen, Das Luxemburger Land, 232–234. 2 Muller, „Geschichtliches über Olingen“, 73.

1 / 12 Vers. 3 vom 02.08.12 Kerngebieten der ältesten Ackerflächen des Landes zu rechnen. Auch das reichlich vorhandene Wasser sowohl der Syr als auch der vier in sie mündenden Bäche – der Rodenborner Bach mit Aselbach und Fischbach, sowie der Busbach, könnte frühe Niederlassungen begünstigt haben. ➢ Auf dem ca. 2 km südlich der Ortschaft gelegenen Widdenberg sind menschliche Spuren3 von der Steinzeit bis zur gallo-römischen4 Epoche nachweisbar. ➢ Einige Flurnamen5 Olingens sind keltischen und germanischen Ursprungs (Nures, Syr, Enkebur, Querten), während andere auf das frühe Vorhandensein von Verbindungswegen schließen lassen (Kiem, Alewee, Tréirerwee). Das Dorf lag in direkter Nähe zu wichtigen Verkehrsadern; während einige Kilometer weiter nördlich der Römerweg von Dalheim und Niederanven kommend nach Altrier und Echternach führte, verbanden sich in unmittelbarer Nähe vom 6 km südlich gelegenen Beyren die großen Römerstraßen Reims-Arlon-Trier und Metz-Trier. ➢ Auf den Geologiekarten N° 18 und 23, sowie auf der Faltkarte in Modert's „Vor- und Frühgeschichte Luxemburgs“ sind im Nurris6 mindestens 7, im Kiem und im Stackbësch7 jeweils einige Tumuli8 (Grabhügel) eingetragen, was die Anwesenheit einer nahegelegenen Siedlung vermuten lässt. Wie Modert bemerkt9, kommen Tumuli im Keupergebiet lediglich auf den Höhen vor; die 3 genannten Flurteile befinden sich auf Anhöhen rings um den Ort.

Das alte Bachdorf

Über die Bedeutung des Ortsnamens wurden schon einige Untersuchungen und Überlegungen angestellt, uns so kommt es denn auch zu gegensätzlichen Deutungen und Meinungen. Sowohl Muller10, wie vor ihm Léonardy11 und Stronck12, erwähnen ein erstes urkundlich belegtes Vorkommen des Ortsnamens „Oldinga“ im Jahre 1040, ohne jedoch eine Quelle anzugeben. Stronck bezieht sich hierbei auf die Untersuchungen Théodore de la Fontaines zu den Ortsnamen im germanischen Luxemburg. Eine erste (1850), fast beiläufige Bemerkung zur keltischen Herkunft des Ortsnamens finden wir in einem Artikel von Jean Engling13 über das benachbarte Niederanven: „Obgleich Andethanna sich zu historischer Bedeutsamkeit erst unter den Römern erschwang, so waren diese dennoch nicht seine eigentlichen Gründer. Sein Ursprung scheint in das Dunkel der ältesten Zeiten hinaufzureichen. Denn, wie laut starker Vermuthung viele der umliegenden Ortschaften, z. B. Ötringen, Olingen, Mensdorff u. a. von den Celten ihre Benennung erhielten, so führt auch Andethanna einen Namen celtischer Abstammung, welcher nach B u t t e t und L'Évèque de la Basse-Mouturie soviel bedeutet als Bachquelle am Walde , oder nach Scrieckius dasselbe ist wie And'heit-anne oder Adjacentia conjunctum, unmittelbare oder verbundene Umgebung, oder auch, wie Andere wollen, so viel als: An dem Walde. “ Gaspard-Théodore-Ignace (genannt: Théodore) de la Fontaine, einstiger Gouverneur des Großherzogtums und Vater des bekannten Autors Edmond de la Fontaine (genannt: Dicks), hat ziemlich

3 Modert, Vor- und Frühgeschichte Luxemburgs, 19, 22, 36. 4 Ternes, „Inscriptions antiques“, 425; Binsfeld, „Der Gott auf dem Widdenberg“, 216–217. 5 Léonardy, „Orts- und Flurnamen meiner Heimath Olingen“, 197–202. 6 Carte archéologique du Grand-Duché de , Teil 23, 13, Zeile 11. 7 Ebd., Teil 18, 19, Zeile 79. 8 Modert, Vor- und Frühgeschichte Luxemburgs; Karte: Tumuli u. sog. Mure, Mardelle. 9 Ebd., 31. 10 Muller, „Geschichtliches über Olingen“, 73. 11 Léonardy, „Orts- und Flurnamen meiner Heimath Olingen“, 195. 12 Stronck, „Ortsnamen des Luxemburger Landes“, 127. 13 Engling, „Andethanna vormals und nachmals“, 207.

2 / 12 umfangreiche etymologische Studien zu den Orts- und Gewässernamen im „germanischen“ sowie im belgischen und französischen Luxemburg in mehreren der frühen Ausgaben der PSH14 veröffentlicht. In der Ausgabe Nr. XIV von 1859 vertritt er die Ansicht, dass „Oldingen“15, dessen Namen er in Urkunden der Jahre 1140, 1270, 1303 und 1337 fand, sich mit „Alte Stadt“, von old = alt, übersetzen ließe. Er vermutet auch, dass Olingen wahrscheinlich auf den Ruinen eines früheren keltischen Dorfes errichtet wurde, ebenso wie Schüttringen16; dessen Namen entnimmt er dem germanischen Verb schütten = fundere = effundere = zerstören, oder dem Substantiv Schutt = Abfall, und meint, der wahrscheinlich keltische Name der Ruinenstadt sei gelöscht und durch einen für die germanische Bevölkerung verständlicheren Namen ersetzt worden. Allerdings macht er weder bei Olingen noch bei Schüttringen eine Andeutung, worauf er diese Vermutungen basiert. Ein Dutzend Jahre später (1871) dann publiziert Michel Stronck, Professor am Athenäum, in den PSH einen Beitrag17 zu de la Fontaines Studien, in welchem er meint: „Obgleich die moderne Schreibart dieses Ortsnamens uns dessen Abstammung nicht zu enthüllen vermag, so deutet doch die urkundliche Form Oldinga (1040) offenbar auf celtische Bestandtheile hin. Das aus dem Irischen alt, Flusz, Bach, entstandene romanisirte Wörtchen olt erhielt sich in einzelnen Bachnamen: olbicht, olzbâch18, so wie in dem frühern Oltis (heute durch Versetzung Lot), einem der bedeutendsten Nebenflüsse der Garonne.“ und er folgert, dass Oldinga, Oldingen einem deutschen „Bachdorf“ entspräche, „ ... eine Benennung, welche die Lage jener an der Syr gelegenen Ortschaft hinlänglich begründet.“ Abschließend bemerkt der Autor, die gegenwärtige Schreibart sei ein Verstoß gegen die Grundregeln der Rechtschreibung, „indem durch Assimilation des dem l nachstehenden d, Gemination der liquida zu erwarten wäre.“ Folglich müsse das ursprüngliche Oldinga jetzt Ollingen – mit Doppel-L – geschrieben werden. Bezüglich des urkundlichen Vorkommens des Ortsnamens im Jahre 1040 gibt er keine Quelle an. Nun dauert es bis zum Jahre 1902, bis der gebürtige Olinger Nicolas Léonardy einen Artikel 19 über die „Orts-und Flurnamen meiner Heimath Olingen“ in der Monatszeitschrift Ons Hémecht veröffentlicht, wobei er Engling und Stronck zitiert: „H. Engling vermuthet in dem Worte einen keltischen Laut, ohne die Gründe seiner Anschauung darzuthun. H. Stronck ist derselben Ansicht und erhärtet philologisch seine Behauptung, indem er ausführt, dem Stamme liege das Keltische, annoch Irische „alt“ ... zu Grunde; ...“ Während er Stroncks erste urkundliche Erwähnung anno 1040 (ebenfalls ohne Quellenangabe) übernimmt, dreht er die Bemerkung zur Schreibweise mit Doppel-L um, indem er darauf hinweist, dass der Zungenlaut l nie verdoppelt wurde (wie z. B. in Rollingen), sondern der vorangehende Selbstlaut gedehnt wurde (wir finden später die Schreibweise „Oildingen“), und somit die Etymologie auch eine andere sein dürfte. Nach damals neuester Schreibweise20 wäre „Ouldingen“ zu lesen, womit man sich dem angelsächsischen „Old“ nähern würde, das man mit der deutschen oder vielmehr mit der sächsischen Endung „-ingen“ verbinden könne. Also wäre Olingen gleichbedeutend mit „Altdorf“, eine von den Herren Wies und de la Fontaine vorgezogene Ableitung. Zum Schluss zeigt er noch auf eine Publikation von Jean Engling 21 hin, aus welcher hervorgeht, dass „-ing“ oder „-ingen“ die Endung einer Menge der aus der sächsischen Zeit

14 „Publications de la Société pour la Recherche et la Conservation des Monuments Historiques dans le Grand-duché de Luxembourg“, später „Publications de la Section Historique de l'Institut Grand-ducal de Luxembourg“, kurz PSH 15 La Fontaine, „Noms de lieux de Luxembourg“, 28. 16 Ebd., 48. 17 Stronck, „Ortsnamen des Luxemburger Landes“, 127. 18 La Fontaine, „Noms des rivières et ruisseaux“, 190. 19 Léonardy, „Orts- und Flurnamen meiner Heimath Olingen“, 195–197. 20 Die Kombination der beiden Vokale oi wurde also wohl damals anstelle des heute üblichen ou (wie im heutigen luxembg. „Ouljen“) gebraucht 21 Engling, „Abstammung des Namens Frisingen“, 235.

3 / 12 stammenden Ortsnamen bildet, und macht Andeutungen, dass eine Kolonie übersiedelter Sachsen zu Olingen gesessen habe. Zum 80. Jahrestag der „Fanfare Olingen“ stellt Norbert Muller tiefgehende Recherchen zur Geschichte Olingens an, wobei er das bisher Gesagte bezüglich der Toponymie in seinen Artikel 22 einbindet und dabei auch das Jahr der ersten urkundlichen Nennung von Oldinga mit 1040 datiert. Ob nun Altdorf oder Bachdorf, die Bedeutung des Namens spielt für den Historiker keine überragende Rolle, allerdings wäre es schon interessant zu wissen, ob er denn nun keltischer oder germanischer Abstammung ist. Es ist aber wohl kaum zu erwarten, dass wir das jemals mit absoluter Sicherheit wissen werden.

Mittelalterliche Urkunden

Die seltenen noch erhaltenen Urkunden aus der Zeit des Mittelalters sind die einzigen Zeugen, die uns in Form von einzelnen, zeitlich weit auseinander liegenden „Schnappschüssen“ Auskünfte über die Ortschaft, ihre Einwohner, die Besitzverhältnisse, die zu entrichtenden Abgaben, und manche andere interessante Einzelheiten hinterlassen, ohne uns jedoch eine gesamte, zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Wie weiter oben erwähnt, wurde in drei Veröffentlichungen von einer Ersterwähnung Olingens im Jahre 1040 berichtet, ohne die entsprechende Quelle anzugeben. In einem Dokument aus dem Jahre 1096 wird nicht die Ortschaft selbst, sondern der dort ansässige Edelherr Thiefridus de Oldinga genannt, der als Zeuge einen Schenkungsakt23 unterschreibt, durch welchen Gerhard von Vianden, nach Verteilung seines Vermögens unter seine Kinder und Abfindung seines Schwiegersohnes, dem Kloster Echternach seine villa Gichelinga (Geichlingen) nebst allem Zubehör überlässt, gegen eine Begräbnisstätte für seine bereits verstorbene Frau, für sich und seinen Sohn. Olingen (Oldinga) gehörte 1140 zum Erzstift Trier und war somit im Besitz des Klosters St. Maximin, wie aus einem Bekenntnis24 von Papst Innozenz II. hervorgeht, der dieses Kloster unter seinen besonderen Schutz nahm und dessen Immunität und Besitztümer bestätigte. 1193 bestätigt25 Erzbischof Johann von Trier dem Kloster S. Thomas an der Kyll die Schenkung Ludwigs von Dudesfeld des Sohnes über dessen „gesammtes Allodium m. Z.“, wozu unter anderen „Oldingin“ gehört. Anfang des 13. Jahrhunderts werden im „Maximiner Urbar“26 (unter der Rubrik „Notandum“) diejenigen Villikationen2 7 (curiae) aufgezählt, die dem Grafen von Luxemburg Dienste zu leisten haben: „Mudevurt (Moutfort), Mambre (Mamer), Sconeberch (Schönberg), Everlinge (Everlingen), Mersch, Lindiche (Lintgen), Hekkesdorph (Heisdorf), Hunesdorph (Hunsdorf), Oldinge (Olingen)“. Sie haben zusätzlich 24 Sester Hafer, 4 Sester Getreide herrschaftlichen Maßes, 12 Trierer Denare für Fleisch, einen halben Sester Salz, für Pfeffer und Wachs 6 katalonische Denare zu entrichten. Heisdorf liefert die Hälfte des vorgenannten Dienstes. Im selben Güterverzeichnis28 der Trierer Abtei werden deren Besitztümer in Oldingen, die zu entrichtenden Abgaben und die zu leistenden Dienste genau aufgeführt. St. Maximin gehören dort neun Mansen, jeder Mansus hat acht Sester Weizen, acht Sester Hafer, acht Denare, vier Hühner, 28 Eier und 24 Baumrinden abzuliefern. Ferner besitzt das Kloster sieben Pflugländer Salland, und zwei Wiesen in denen eine Mühle sein müsste (der Gebrauch des Konjunktivs legt nahe, dass zu dem Zeitpunkt noch keine Mühle

22 Muller, „Geschichtliches über Olingen“, 71–76. 23 Wampach, Geschichte der Grundherrschaft Echternach, I 2 Quellenband: 327. 24 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, Bd. I, 581; N° 411. 25 Beyer, Urkundenbuch der mittelrheinischen Territorien, 2:174. 26 Ebd., 2:428 – 467, N° 16. 27 Ebd., 2:435; Nolden, „Maximiner Urbar“, 29. 28 Beyer, Urkundenbuch der mittelrheinischen Territorien, 2:438.; Nolden, „Maximiner Urbar“, 34 – 35.

4 / 12 dort stand; es sind also Zweifel angebracht, was die Existenz29 der Olinger Mühle bereits im 13. Jahrhundert betrifft). Ein als Waldo bezeichneter Bongard und zwei „holzmarchen“ gehören der Kirche. Von Peter erhält man 2 Denare vom Garten, von Theoderich vom Garten 2 Denare, von Albero 3 Obolen und ein Huhn aus seinem Haus, und 2 Denare vom Garten. Den Jägern des Grafen stehen drei Sester Wein zu, wie er in dieser oder den benachbarten Ortschaften verkauft wird, sowie zwei Sester Brot, ein Denar für Brot, ein Denar für Beleuchtung; die Hunde bekommen einen Malter gerösteten Hafer. Der Vogt kommt mit drei Pferden zu den drei Jahrgedingen, an Weihnachten erhält er Futter, an den anderen Tagen nicht. Jeder Bewohner der abteilichen Güter hat zwei Tage zu arbeiten, was ihm aufgetragen wird; abends bekommt er ein Brot. Sie sammeln das Heu ein und bringen es in der Scheune unter. Sie dienen drei Tage am Pflug, bis fertig gepflügt ist, im Frühling für einen Sester gewöhnlichen Getreides, im Herbst und im Juni erhalten sie ein Brot. Zum Schluss wird Olingen noch im Lehensverzeichnis30 erwähnt: „in Oldingen feoda“31. 1284 unterschreiben Ludwig, Ritter von Oldingen, und Stephan, Schreiber zu Berge und zu Dondelingen, als Zeugen einen Verkaufsakt32, durch welchen Ritter Theodor, genannt Busta de Nuercingen, seine Frau, seine beiden Töchter und seine Schwiegersöhne dem Kloster Mariendal ihr gesamtes Gut zu Noertzingen verkaufen. 1299 erklärt33 der Edelknecht Johannes von Oldingen, alle seine Rechte auf ein Grundstück bei Berg an Egidius von Berburg (Repaix) abgetreten zu haben, der dieses bebauen will. 1304 macht Ritter Heinrich34, Herr von Bartringen (Birtringen), mit Einwilligung seiner Frau Greta (mit gunst und zulassong – welche – zu ersuchenn und haben von notenn ist) sein Testament (myn testament oder lestenn willen) und überlässt den Nonnen von Differdingen (in dem closter der andechtigenn Christi doechterenn unnd closterjonckfrauwen) all seinen Besitz in den Dörfern zu Oldingen, Berchem und Betisdorff mitsamt den Leuten, Mühlen, Zinsen und allen Gerechtsamen, wie er sie bisher besessen. 1308 erklärt35 Sogier, Herr von Bourscheid, Justiziar der Edeln der Grafschaft Luxemburg (Nous Soihiers, sires de Bourxey, cevaliers, justichiers des noubles hommes en la contey de Luccembourch) dass der Zehntanteil der Differdinger Klosterfrauen (les dammez religiouse, c'est asavoir li abesse et li covens de Thiefredenges) zu Betzdorf (Bettenstorf deleiz Oildenges) von ihm lehnrührig ist, will ihn aber den Klosterfrauen zu seinem Seelenheil überlassen, um deren Gebetsverbrüderung teilhaft zu werden. 1356, am 26. Mai verkaufen36 Dietrich von Puttelange, Herr von Budelingen, und Agnes, seine Frau, ihre Güter in Oildingen (oder Ouldingen) für 400 Gulden an Johann von Mensdorf, Schöffe zu Luxemburg, und an Else, dessen Frau, Witwe von Ägidius von Orvalz. Am 21. Juli desselben Jahres stellt Nikolas Arnoldi, Notar37 in Luxemburg, fest, dass Agnes, die Frau von Thileman von Puttlingen, mit dem durch ihren Ehemann getätigten Verkauf seiner Güter in Oildingen einverstanden ist. 1365, des samzdage vur dem druczieme dage (5. Januar), stellen Mathis uf dem Graven und Richard Monin, Schöffen zu Luxemburg, fest, dass Hennekin Hauenet von Mensdorf und seine Frau Poinset, welche Nikolaus von Mensdorf, Schöffe zu Luxemburg, 25 Gulden und zwei „aimes“ Wein schulden, ihm Güter zu Oildingen und Rode zum Pfand38 gegeben haben. 1430 erklärt39 Heymann von Oildingen, dass sein Schwiegervater Heymann „der suffer“ Schwierigkeiten mit dem Kloster von Münster in Betreff der Cense von Rodenborn hatte. Im selben Jahr war Nicolas von Oildingen „nuntze“ der St. Nikolauskirche in Luxemburg. Im ältesten noch erhaltenen Feuerstättenverzeichnis40 des Herzogtums Luxemburg und der Grafschaft Chiny, welches im Jahre 1473 zur Erhebung der von den Drei Ständen gewährten, auf sechs Jahre festgesetzten jährlichen Beihilfe von 12.000 Kronen zugunsten Karls des Kühnen, Herzog von Luxemburg,

29 Erpelding, „Die herrschaftliche Bannmühle von Olingen a.d. Syr“, 35. 30 Nolden, „Maximiner Urbar“, 94 – 103. 31 Beyer, Urkundenbuch der mittelrheinischen Territorien, 2:469. 32 Wurth-Paquet, „Chartes et diplômes 1282-1288“, 65, N° 58. 33 Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, Bd. IV, 210 (N° 745). 34 Ebd., Bd. VII, 20, (N° 992). 35 Ebd., 208, N° 1150. 36 Würth-Paquet und Werveke, Archives de Clervaux, 71, N° 342. 37 Ebd., N° 346. 38 Ebd., 82, N° 407. 39 Léonardy, „Orts- und Flurnamen meiner Heimath Olingen“, 196. 40 Grob, Dénombrements des Feux des Duché de Luxembourg et Comté de Chiny, 1–51.

5 / 12 angefertigt wurde, wurden in Oillingen41, welches zur Propstei Luxemburg gezählt wurde, „9 livres et 12 sols“ eingenommen. Bei einem „taux au pieds de 12 patars (de 15 groz) chascun feu“ entspricht dies 16 Feuerstätten, womit Olingen damals die größte Ortschaft der heutigen Gemeinde Betzdorf war, gefolgt von Bettestorf42 und Menstorf43 mit je 12, und Berge44 und Rode uff ter Zyrren45 mit je 4 Haushalten. Im Scheffenweistum46 vom 30. November 1483 zu Hagelsdorff (das der Trierer Abtei St. Maximin gehörte) kann man lesen47: „Und über solche wystomme deß gehaltl. jargedinges hyesche, batt und begert der erbar Kurten Heynn zurzytt meyher zu Olingen, von wegen und in stadt myns hern apts und gotzhuß zu sant Maximin vurgl. von myrr uffenbare notarien hie unden geschreben ...“. Am 21. März 1494 protokollieren48 Georg vom Stein, Herr von Heisdorf, und Margarete von Metzig, Witwe des Clais vom Stein, eine Vereinbarung zwischen zwei ihrer Untertanen von Eschweiler und Olingen. Im Feuerstättenverzeichnis49 des Jahres 1495 wird das „12 mesnaiges“ zählende Menstorff50 zur Stadt und Propstei Luxemburg51 gezählt, während Berge52 mit 3, Bettestorf53 mit 11, Olingen54 mit 15 und Rode sur la Sure55 mit 3 Haushalten unter den Städten Machre (Grevenmacher), Echternach und Biedburg und deren Propsteien erwähnt werden. Oswalt von Bellenhuisen übernimmt56 am 27. Januar 1517 von Karl, König von Kastilien, etc.., Herzog von Luxemburg, Schloss und Herrschaft Bübingen mit Nebengebäuden und anderen Gütern, und den ihm zustehenden Teil von seiner Frau Engele von Kesselstadt, Tochter der verstorbenen Dame Margarete von Mechtzig, d. h. die Hälfte des Dorfes Olingen und einen Teil von Truntingen und Heystorff, entsprechend der durchgeführten Familienteilung.

Zeiten des Wechsels

Das erste Feuerstättenverzeichnis57 im 16. Jahrhundert (1501) offenbart eine erneute Umverteilung in der Zugehörigkeit der einzelnen Ortschaften: Mentstorff58 mit 18 freien und einem leibeigenen Haushalt gehört nun zum „conté Sainct Pol“ (Grafschaft Saint-Paul), Berghe59 mit 4 leibeigenen Haushalten zur „seigneurie de Beaureperg“ (Herrschaft Berburg), während Bettestorff60 (4 mesnaiges francs, 9 mesnaiges serfz.), Olingen61 (6 m.f., 10 m.s.) und Roide off der Sieren62 (1 m.f., 1 m.s.) zur „ville et justicerie Machre63“ (Stadt und Gerichtsbarkeit Grevenmacher) gehören. Der heutige Gemeindehauptort Betzdorf bestand als Pfarrei64 mit den Filialen Eschweiler, Olingen und Wecker schon am Ende des 15. Jahrhunderts. Die Herrschaft besaß das Patronatsrecht. Der Zehnte der Pfarrdörfer war geteilt, wie aus dem Sehnerweistum hervorgeht. Aus diesem 70 Punkte umfassenden

41 Ebd., 18; 25. 42 Ebd.; 26. 43 Ebd.; 2. 44 Ebd., 19; 29. 45 Ebd., 18; 28. 46 Majerus, Die Luxemburger Gemeinden, Bd. IV, 584 ff. 47 Ebd., 590. 48 Tandel, Les Communes Luxembourgeoises, Bd. II, 357; N° 132. 49 Grob, Dénombrements des Feux des Duché de Luxembourg et Comté de Chiny, 52–95. 50 Ebd., 59; 10. 51 Ebd., 56. 52 Ebd., 75; 15. 53 Ebd., 68; 25. 54 Ebd.; 24. 55 Ebd.; 23. 56 Tandel, Les Communes Luxembourgeoises, Bd. II, 360-361; N° 157. 57 Grob, Dénombrements des Feux des Duché de Luxembourg et Comté de Chiny, 96–183. 58 Ebd., 112; 15. 59 Ebd., 128; 23. 60 Ebd., 127; 15. 61 Ebd.; 14. 62 Ebd.; 13. 63 Ebd., 126. 64 Majerus, Die Luxemburger Gemeinden, Bd. II, 58 ff.

6 / 12 „Weistumb der sehner Betzdorff, Pfarren uff der Sieren“ von 1556 geht denn auch die Existenz einer Kapelle sowie einer Mühle in Olingen hervor: „3. Item dem pastor ein drittheil in dem zehenden durch alle pfardörffer“ „12. Item dem pastor ein wochen meß zu Olingen, darvon IV gulden“ „29. Item der hoff zu Olingen gibt dem pastor allein den kleinen zehenden“ „30. Item der hoff bruell bey der mullen zu Olingen gibt allein dem pastor zehenden“ „61. Item in den zehnden zu Betzdorff, Hastorff und Olingen beneben des paistors drittheill dem juncker von Limpach ein drittheill und der herschafft Berburgh und Uttingen ein drittheil“ „63. Item dem zehnden nach auch alle zinß getheilt“ „Diß weisthumb haben gethan im jair 1556 den 25. tagh may die nachgeschriebene siener als mitt nahmen: ... Claiß Hoffmann zu Olingen, Theiß Schultheis zu Olingen ...“ 1570 wurde eine durch das Konzil von Trient65 veranlasste Visitatioun in der zum Landkapitel Mersch gehörenden Syr-Definition abgehalten, zu der die Pfarreien Beidweiler, Berburg, Betzdorf, Biwer, Consdorf, , Hemstal, Linster, Mompach, Rodenborn, Roodt und Wasserbillig gehörten; im Visitationsbericht werden als Filialen von Betzdorf die 3 Ortschaften Eschweiler, Wecker und Olingen genannt. Von letzterer heißt es, dass die Kapelle von Olien unter dem Patronat des hl. Valentin steht und zwei Altare besitzt. Das Vorhandensein eines Friedhofes lässt auf eine ältere Anlage schließen. In einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1628 erwähnt der Pfarrer, dass die wöchentliche Messe an einem beliebigen Wochentage abgehalten werden könne. Grevenmacher66 war Sitz einer Landrichterei bzw. Propstei, welcher die Hinrichtung vorbehalten war, während der Stadtmagistrat die Verurteilung und die Ausführung der anderen Strafen übernahm. Von 1468 bis 1662 war die Landrichterei in den Händen der Herren von Fels-Heffingen. Sie umfasste 33 Dörfer und Höfe, zu denen laut Feuerstättenverzeichnis von 1541 gehörten: Lusch uff dem Bergh, Wasserlusch und Ryneck, Egell, Kantzem, Wyltingen und Keupg, Tofern heytzent der bach (Tavern), Felrych, Omstorff, Kulch und Relingen, Temeltz, Wellen, Lennyngen, Kandenach (Canach), Enen, Beiren, Gostyngen, Wormeringen, Ane, Nederdonffen, Offerdonffen, Rode uff der Seiren, Olyngen, Esswiler, Bettestorff, Hachelsstorff, Langseure, Mesenich und Fedelich. Kiewenich und Pfosenich. Im 17. Jahrhundert wurden Dörfer von der Landrichterei abgetrennt, und das Amt an den Meistbietenden verkauft. Vor dem sogenannten 30-jährigen Krieg (1635) mit seinen Gräueln, Hunger und Pest zählte Olingen67 23 Haushalte, bei der Bestandsaufnahme nach dem Krieg (1656) nur noch neun. Da gibt es eine Vogtei (leibeigenes Gut) von einem viertel Pflug, welche der Äbtissin von Differdingen gehört, Güter des Herrn von Metzenhausen, Güter des Abtes von St. Maximin, 12 Morgen (1 Pflug) leibeigene Güter der Madame d'Argenteau, die von Pächtern bewirtschaftet werden. Alle Einwohner haben (zwischen 150 und 1000 Gulden) Schulden, verschiedene können nicht ihr ganzes Land bestellen, weil es ihnen an Mitteln dazu fehlt. Die Gemeinde besitzt 50 Morgen Wald mit Weiderecht. Es gibt eine Gemeindeschuld von 750 Gulden und halbjährlich sind 18 Pistollen Steuern an Diedenhofen zu entrichten. Die Mühle, die drei verschiedenen Herren gehört, ist zerstört. In einem Protokoll68 aus dem Jahre 1685 berichtet der Merscher Dechant, der Seelsorger von Betzdorf habe alle vierzehn Tage in Olingen das hl. Opfer darzubringen, während der Pfarrer von Roodt-Syr nur jede dritte Woche dort eine Messe lesen müsse, d. h. die Ortschaft ist zwischen die beiden Pfarreien aufgespalten; wir wissen nicht, seit wann dem so ist.

65 Donckel, So ward die Pfarrei Olingen, 9. 66 Majerus, Die Luxemburger Gemeinden, Bd. IV, 442-445. 67 Oster, „Die Besitzverhältnisse an unserer Mosel vor 300 Jahren“, 156. 68 Donckel, So ward die Pfarrei Olingen, 9.

7 / 12 In einem ergreifenden Schreiben69 vom 19. September 1713 bitten die 15 Moselorte Wormeldingen, Ehnen, Lenningen, Gostingen, Beuren, Canach, Hackenberg, Scheurhof, Ahn, „Hasdorf“, Betzdorf, Olingen, Roodt, Ober- und Niederdonven, welchen „durch mandements so aus Köln ausgegangen, Gefängnis, militarische execution u. Brand“ angedroht ist, Wilhelm Wellenstein aus Ehnen, um beim preuß. Intendant Herrn de Happe in Köln ihre allgemeine „armuth“ zu betonen u. aufs billigste mit ihm bezüglich ihrer Kontribution „zu tradieren“. Am 10. Januar 1741 schuldet70 Olingen noch ein im 30-jährigen Krieg (am 19. April 1638) entliehenes Kapital von 70 Talern. Anno 1756 erfahren wir zum ersten Mal von einem Geistlichen71, der in Olingen wohnt, Nikolaus Brandenburg aus Redingen. Er hält an den Sonn- und Festtagen eine Frühmesse, unterrichtet die Jugendlichen des Dorfes und erklärt den Katechismus. Olingen bleibt aber weiterhin eine Filiale der Pfarrei Betzdorf. Bei der Volkszählung72 von 1766 zum Anfertigen des Theresianischen Kadasters zählt Olingen 29 Haushalte mit 216 Einwohnern. 24 Haushalte gehören zur Pfarrei Betzdorf, die restlichen 5 zu Roodt-Syr.

Ausschnitt aus dem Ferrarisatlas73 von 1777 – die roten Punkte sind Gebäude

Am 31. Januar 1774 verkauft74 Kaiserin Maria-Theresia von Österreich Herrn Nik. Engel aus Olingen für 2898 b.b.G. den vierten Teil beider Zehnten von Olingen, die den Jesuiten aus Luxemburg – deren Orden am 21. Juli 1773 durch Papst Clemens XIV aufgehoben wurde – gehört hatten. Am 2. Juni 1796 veranlassten die französischen Besatzer eine Volkszählung, bei welcher der Kanton Roodt75 mit 70 Ortschaften 4927 Einwohner zählte, darunter Roodt mit 129, Mensdorf mit 294, Olingen mit 239 Einwohnern. Olingen, das zur Gemeinde Betzdorf gehörte, wechselte damals innerhalb

69 Schon, Geschichte der Luxemburger Pfarreien, 267. 70 Ebd., 365. 71 Donckel, So ward die Pfarrei Olingen, 11–12. 72 Thielen u. a., Le Dénombrement du Luxembourg 1766, 62–65, 431–432. 73 Ferraris, Le grand Atlas de Ferraris, Carte de Cabinet des Pays-Bas Autrichiens et de la Principauté de Liège 1777, 257A. 74 Schon, Geschichte der Luxemburger Pfarreien, V.35. 75 Lefort, Histoire du Département des Forêts, 163.

8 / 12 kurzer Zeit mehrmals den Kantonalhauptort76: von 1795 bis 1796 war es der Kanton Mensdorf, von 1796 bis 1802 der Kanton Roodt-Syr, dann von 1802 bis 1841 der Kanton Betzdorf im Arrondissement Luxemburg, bis es schließlich 1841 durch eine Fusion zum Kanton Grevenmacher kam, zu dem es bis heute gehört. Unter Napoleon werden die kirchlichen Verhältnisse77 neu geordnet und im Jahre 1808 wird Olingen von der Pfarrei Betzdorf abgetrennt und der St.-Nikolauspfarrei in Rodenborn eingegliedert, behält aber seinen Geistlichen. Weil der Bischof von Namur zugesagt hatte, Olingen zu einer eigenständigen Pfarrei zu erheben, wenn ein Gotteshaus erbaut würde, wurde am 9. September 1838 der Grundstein gelegt und am 14. August 1842 erfolgte die feierliche Einsegnung durch den Rodenborner Pfarrer N. Spanier. Noch im gleichen Jahre wurden zwei neue Glocken in Saarburg gekauft. Weil aber in der Zwischenzeit Luxemburg vom Bistum Namur abgetrennt und zum Apostolischen Vikariat erhoben worden war, mussten neue Verhandlungen zur Einrichtung einer eigenständigen Pfarrei aufgenommen werden, und am 25. Oktober 1844 kam dann die Zusage: Olingen wurde eine autonome Pfarrei. Zu diesen Zeiten politischer Unruhen im Lande gab es aber noch so einiges Hin und Her wegen des Einrichtens einer Kirchenfabrik78, bis dann nach 100-jährigem Ringen um kirchliche Selbständigkeit, am 29. Januar 1874 endlich Staatsminister Emmanuel Servais dem Bischof Nicolas Adames mitteilte, dass Olingen zu einer staatlich anerkannten Pfarrei mit Staatsgehalt für den Pfarrer erhoben worden sei.

Auf dem Weg in die Gegenwart

Ein Jahr nach der Einführung des ersten Luxemburger Schulgesetzes79 vom 26. Juli 1843 erhielt Olingen den ersten offiziellen Lehrer80. Der Bau eines Schulgebäudes wurde 1849 genehmigt und während der drei darauffolgenden Jahre durchgeführt. 1855 wurde das Gesetz81 über die Erbauung der ersten Luxemburger Eisenbahnlinien verabschiedet. Die Strecke82 Luxemburg-Wasserbillig-Trier wurde am 29. August 1861 offiziell eröffnet. Die Züge fahren an Olingen vorbei, Bahnhöfe wurden in Betzdorf und in Roodt-Syr errichtet. Wenn Olingen von der ersten Welle des Auswandererfiebers nach Brasilien um 1828 verschont blieb, so wanderte doch ein beträchtlicher Teil83 seiner Einwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus. In der Publikation84 von Änder Hatz sind 42 Amerika-Auswanderer aus Olingen aufgezählt, gegenüber 10 Rückwanderern; 13 Olinger Auswanderer unterschrieben die Konsularpetition des Jahres 1877. Am 24. April 1893 kam es in Olingen zu großem Aufsehen85, als Obergerichtsrat Edouard Wolff im Forstort „Kiem“ den letzten Wolf Luxemburgs zur Strecke brachte. Seit 10 Jahren hatte man keinen Wolf mehr im Großherzogtum beobachtet, nun sind diese Tiere endgültig ausgerottet. Eine Erinnerungstafel (mit falscher Datumsangabe; 1892 anstatt 1893) im Wald hält dieses Ereignis fest. Während des Ersten Weltkrieges dürfte es in Olingen nicht viel anders zugegangen sein als sonst irgendwo im Großherzogtum, außer dass man den Einmarsch86 der deutschen Truppen, die über die am Ort vorbeiführende Eisenbahnstrecke und die in knapp einem Kilometer Entfernung verlaufende Triererstrasse ins Land einrückten, wegen der Nähe der deutsch-luxemburgischen Grenze bereits früh und hautnah erlebte. In der ländlichen Umgebung dürften die Probleme mit der Lebensmittelversorgung nicht ganz das Ausmaß gekannt haben wie in den Städten.

76 Calmes, Au fil de l’histoire, II:248–250. 77 Donckel, So ward die Pfarrei Olingen, 12–13. 78 Ebd., 14–17. 79 Mémorial A n° 39 du 11.08.1843 80 Schroeder-Jung, „Das Schulwesen der Ortschaft Olingen“, 109–111. in: 100 Joer Ouljer Musek 1904 - 2004. 81 Mémorial A n° 27 du 01.12.1855 82 Muller, Tatsachen aus der Geschichte des Luxemburger Landes, 185. 83 Muller, „Von Olingen nach Nordamerika (1850 - 1914)“, 207–222. in: 100 Joer Ouljer Musek 1904 - 2004. 84 Hatz, Émigrants et rémigrants luxembourgeois de 1876 à 1900, 57–58; N° 3000-3036. 85 Lefebre, „De leschte Wollef“, 270. in: 100 Joer Ouljer Musek 1904 - 2004. 86 Hausmann, „Den 1. Weltkrich 1914 - 1918“, 223–227. in: 100 Joer Ouljer Musek 1904 - 2004.

9 / 12 Auch im Zweiten Weltkrieg gab es keine besonders spektakulären Ereignisse im Dorf, obwohl aus Olinger Sicht87 so manches zu berichten ist. An Anekdoten, die in einer Form dokumentierter88 „mündlicher Überlieferung“ vorliegen, mangelt es ebenfalls nicht. Drei Zwangsrekrutierte mussten in der Fremde ihr Leben lassen. Nach langen Zeiten der Stagnation – Olingen hatte 1970 (233) nicht viel mehr Einwohner als 1766 (216) – hat in den letzten Jahren ein bedeutender Bevölkerungszuwachs eingesetzt, und so konnte man im Jahre 2009 die stolze Zahl von 436 Einwohnern verbuchen.

Glossar

aime(s) (Wein) alte Volumeneinheit, entsprach in Lüttich 154 und in Huy 139 Liter Allod (mittellateinisch allodium) Eigengut, Erbgut; bezeichnete im mittelalterlichen Recht einen Besitz, über den der Eigentümer – im Gegensatz zum Lehngut – frei verfügen konnte. Bongard (lat. pomerium, luxbg. Bongert) Obstgarten Denar gängige Silbermünze; 1 Denar = 2 Obolen, 12 Denare = 1 Schilling; gültiges Zahlungsmittel im gesamten Gebiet des maximinischen Besitzes Hintersassen abhängige, hörige Leute, die in einer  Villikation eine  Manse selbst bewirtschafteten und Abgaben und Dienste leisten mussten Jahrgeding Versammlung der Gerichtsgemeinde zwecks Rechtsprechung und Rechtweisung; fand dreimal jährlich an festgelegten Terminen statt Malter Getreidemaß, in Trier enthielt er 213,2 Liter Hafer bzw. 329,7 Liter sonstiges Korn Mansus, Mansen kleinere Hofstellen mit zugehörigen Ländereien, die sich um den Herren- oder Salhof gruppierten und von einer Familie bewirtschaftet werden konnten (s. Villikation) March, Holzmarchen Grenze, umgrenztes Gebiet; umgrenzte Waldstücke Meyer (meyher) Verwalter des Herrenhofes und  Sallands, das er mithilfe der  Hintersassen bearbeitete Obolus kleinste Währungseinheit; 2 Obolen = 1 Denar Pflugland (lat. croada) Ackerland im Gegensatz zu Wiesenland Salland (lat. terra salica) herrschaftliches Land, musste von den  Hintersassen bearbeitet werden. Sester Hohlmaß für Getreide, Wein und Öl; zwischen 4 und 6 Liter; Trierer Sester = 5,18 Liter Urbar Verzeichnis der Besitzrechte einer Grundherrschaft und der zu erbringenden Leistungen ihrer Untertanen Villikation Hofverband; grundherrschaftliches Gebilde mit Herrenhof (Salhof, lat. curtis) und abhängigen  Mansen

87 Hausmann, „Markant Biller an Zeenen vum II. Weltkrich Aus Ouljer ‚Siicht‘“, 257–265. in: 100 Joer Ouljer Musek 1904 - 2004. 88 Thill, Vun déi Säit der Syr Aus der Schoul geschwat (1936-1945).

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