Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland Und Wie Es Dort Heute Aussieht – Das Beispiel Des Chemiestandorts Schkopau
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A Service of Leibniz-Informationszentrum econstor Wirtschaft Leibniz Information Centre Make Your Publications Visible. zbw for Economics Heimpold, Gerhard Article Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland und wie es dort heute aussieht – Das Beispiel des Chemiestandorts Schkopau Wirtschaft im Wandel Provided in Cooperation with: Halle Institute for Economic Research (IWH) – Member of the Leibniz Association Suggested Citation: Heimpold, Gerhard (2016) : Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland und wie es dort heute aussieht – Das Beispiel des Chemiestandorts Schkopau, Wirtschaft im Wandel, ISSN 2194-2129, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Halle (Saale), Vol. 22, Iss. 4, pp. 73-76 This Version is available at: http://hdl.handle.net/10419/148287 Standard-Nutzungsbedingungen: Terms of use: Die Dokumente auf EconStor dürfen zu eigenen wissenschaftlichen Documents in EconStor may be saved and copied for your Zwecken und zum Privatgebrauch gespeichert und kopiert werden. personal and scholarly purposes. 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Anders als in Bitterfeld-Wolfen, wo eine Privatisierung der großen Chemiekombinate nicht zustande kam und stattdessen eine fragmentierte Landschaft kleiner und mittelgroßer Chemie- und anderer - schaftlichen Verhältnissen ein Verkauf des ehemaligen Stammbetriebs des Kombinats VEB Chemische Werke Produktions- und Dienstleistungsfirmen entstand, gelang fast fünf Jahre nach dem Übergang zu marktwirt - Buna sowie der Sächsischen Olefinwerke in Böhlen und von Teilen des Leuna-Werkes an den US-amerikanischen tigtenzahl und mit sehr hohen Subventionen. Der industrielle Kern konnte dadurch erhalten werden. Die intra- Investor The Dow Chemical Company, allerdings unter Inkaufnahme einer starken Reduzierung der Beschäf ist der mitteldeutsche Chemiestandort wie andere in Deutschland und Europa in seiner Wettbewerbsfähigkeit und überregionale stoffliche Vernetzung ermöglicht eine moderne und flexible Rohstoffversorgung. Gleichwohl durch kostengünstige Produktionen in den USA, in Asien und im arabischen Raum herausgefordert. JEL-Klassifikation: P20, R11 Schlagwörter: Ostdeutschland, industrieller Kern, Chemische Industrie, Investitionen - wählte industrielle Kerne in Ostdeutschland und ihre moderne Sachkapitalausstattung von Bedeutung, auf Mit diesem Beitrag wird eine Artikelserie über ausge aus regionalökonomischer Perspektive nicht nur eine Entwicklung nach der deutschen Vereinigung fortge- setzt. Bei den industriellen Kernen handelte es sich Zeit besonders fokussiert war. Vielmehr sind es auch die die wirtschaftspolitische Unterstützung lange - 1 um frühere volkseigene Betriebe, für die sich in den ein gut qualifizierter Fachkräftepool und eine Unter frühen 1990er Jahren auf kurze Sicht kein Investor nehmenslandschaft im Umfeld, die Verbindungen zum solche industriellen Kerne zu erhalten, um eine weit- fand. Im Zuge des Aufbaus Ost versuchte die Politik, Kern aufweist und zugleich diversifiziert ist. Positiv den Kern bildet, auch strategische Funktionen, etwa zu Buche schlägt ferner, wenn im Unternehmen, das - eigene Forschung und Entwicklung, ansässig sind. gehende Deindustrialisierung der betreffenden Re- stellung der Deutschen Einheit kann die Frage gestellt Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Chemie- gionen zu vermeiden. Mehr als 25 Jahre nach der Her werden, wie sich diese Kerne entwickelt haben, ob die standort Schkopau in Sachsen-Anhalt, der auch unter richtigen Entscheidungen getroffen worden sind, die dem Namen der Buna-Werke bekannt ist. Er ist Be- - perspektiven in einer globalisierten Wirtschaft bie- auch heute und in Zukunft günstige Entwicklungs standteil eines stofflichen Verbundes (Olefinverbund) - mit weiteren Standorten in Böhlen (Sachsen), Leuna - kel befasst sich mit ten. Anlass für diese Serie sind nicht zuletzt neuere und Teutschenthal (beide Sachsen-Anhalt). Der Arti dustrialisierung. empirische Arbeiten über die Langfristfolgen der In den historischen Wurzeln des Standorts, 2 Für den wirtschaftlichen Erfolg ist Heim- der Modernisierung der Produktionsanlagen, pold, G.: 1 Imes dortRahmen heute dieser aussieht Artikelserie – Das Beispiel wurden des bereits Chemiestandorts veröffentlicht: Bitter - der Beschäftigungssituation, Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland und wie – ders.: feld-Wolfen, in: IWH, Wirtschaft im Wandel, Jg. 21 (6), 2015, 110-113. dort heute aussieht – Das Beispiel des Metallurgiestandorts Eisen- der regionalen Umgebung und dem überregio- Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland und wie es Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. 2 Vgl. Franck, R.; Galor, O.: Is Industrialization Conducive to Long-run nalen Status des Unternehmens sowie den hüttenstadt, in: IWH, Wirtschaft im Wandel, Jg. 22 (3), 2016, 57-60. Prosperity? IZA Discussion Paper No. 9158. Bonn 2015. 73 Industrielle Kerne in Ostdeutschland Wirtschaft im Wandel — Jg. 22 (4), 2016 Historische Wurzeln des Standorts abgesteckt. 3 Perspektiven für die Kohlechemie bis zum Jahr 2000 Die chemische Produktion am Standort Schkopau 5 - Im Jahr 1990 wurde das vormalige Kombinat VEB - geht zurück auf die Errichtung eines Werkes zur Her Chemische Werke Buna in die Buna AG umgewandelt sierung zugeordnet. Die erfolgreiche Privatisierung stellung von synthetischem Kautschuk in den Jahren und der Treuhandanstalt mit dem Ziel der Privati 1936/1937 durch die damalige I.G. Farbenindustrie 6 AG. Die Errichtung des Werkes in der Zeit des National- ließ beinahe fünf Jahre auf sich warten. In einer Rede Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl sozialismus war rüstungswirtschaftlich motiviert. in Schkopau am 10. Mai 1991 versprach der damalige Die Wahl fiel auf Schkopau, weil es unter anderem , sich für den Erhalt des einzusetzen. Synergien zum Chemiestandort Leuna ermöglichte. Das Chemiedreiecks, zu dem die Buna-Werke gehörten, - Versprechen die Privatisierung der Buna-Werke gar Werk in Schkopau firmierte als Buna Werke GmbH 7 Womöglich wäre ohne dieses politische nicht zustande gekommen, denn die Märkte in Ost- Schkopau und war ein Tochterunternehmen der Am Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Buna-Werke moniakwerk Merseburg GmbH. im Westen auch von dort beliefern lassen. Zudem wa- deutschland hätten sich angesichts der Überkapazitäten einzelne Anlagen demontiert, und aus der laufenden in eine sowjetische Aktiengesellschaft überführt, Ort anfänglich nicht gegeben. Der Zusammenbruch ren die Bedingungen für eine rentable Produktion vor - Produktion mussten Reparationsleistungen erbracht werden. Im Jahr 1954 wurde das Werk in das Volks der früheren Absatzmärkte im östlichen Europa und verweisen auf die produktivitätsmindernden Folgen eigentum der DDR überführt. Wirtschaftshistoriker des DDR-Marktes führten zu hohen Verlusten. In den Buna-Werken beliefen sie sich im Jahr 1991 auf 408 Mio. der Teilung Deutschlands für den mitteldeutschen DM und im Jahr 1992 auf 356 Mio. DM, in Böhlen auf 141 den Anlagenbau, der zuvor in Mitteldeutschland nicht Chemiestandort:4 Es mussten eigene Kapazitäten für bzw. 177 Mio. DM.8 Am 1. März 1994 wurde die Buna AG in eine GmbH umgewandelt. unterzeichnet. existierte, sowie für Reparaturen errichtet werden. Am 4. April 1995 wurde der Privatisierungsvertrag - Auch die Rohstoffbasis musste an die Bedingungen 9 Der neue Eigentümer war The Dow der Teilung angepasst werden. Dies bedeutete, wei Chemical Company. Zunächst ging die wirtschaft- ter auf die veraltete Kohlechemie zu setzen. Im Jahr liche Verantwortung an den neuen Eigentümer über. ein so genanntes Chemieprogramm, das einerseits 1958 beschloss die zentrale Planungsbehörde der DDR Erst im Jahr 1997 wurden 80% der Geschäftsanteile - und im Jahr 2000 die übrigen Anteile, die bis dahin - die Chemieproduktion auf Erdölbasis einführen und bei der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Son ren sollte. Das Programm und ein Folgeprogramm Im Zuge der Privatisierung entstand andererseits auch die veraltete Kohlechemie fortfüh deraufgaben (BvS) als Treuhand-Nachfolgerin lagen, übernommen.10 führten also nicht zum kompletten Umstieg auf petro- 5 Vgl. ebenda, 41. chemische Anlagen. Aufgrund begrenzter Erdölimport- Brümmer, B. H.: ten Anlagen der Kohlechemie weiter genutzt werden, 6 DieDas folgendeKanzlerversprechen. Darstellung Dieder Privatisierung Entwicklung vonder Buna,Buna-Werke SOW und seit