Albert-Lortzing-Gesellschaft E. V. Frühjahr 2007

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Albert-Lortzing-Gesellschaft E. V. Frühjahr 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. gegründet 2001 Lortzings Wohnhaus in Detmold am sog. kleinen Markt in den Jahren 1827-1830 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007- 2 Liebe Mitglieder, das Jahr 2007 steht für uns ganz im Zeichen des 3. Mitgliedertreffens, das (nach Berlin und Freiberg) diesmal in Detmold stattfindet. Sie werden dann Gelegenheit haben, umseitiges Wohnhaus Lortzings „in natura“ zu sehen. Alle weiteren Informationen zum Ablauf des Treffens etc. entnehmen Sie bitte den beiliegenden Informationen und dem Einladungsschreiben. Ich freue mich, möglichst viele Mitglieder in Detmold zu treffen und verbleibe bis dahin im Namen des gesamten Vorstands mit herzlichen Grüßen Ihre Irmlind Capelle P.S. Aus Platzgründen möchte ich an dieser Stelle noch auf eine wichtige Lortzing- Aufführung in der Festspielzeit hinweisen: 47. Bad Hersfelder Festspielkonzerte Oper in der Stiftsruine: Zar und Zimmermann Premiere 8. August 2007, 20.30 Uhr weitere Aufführungen: 10., 12., 14., 16., 18., 20. + 22. August 2007 Kartenverkauf: 06621 / 506713 und 506718 Impressum: Herausgeber: Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. c/o Prof. Dr. Bodo Gotzkowsky, Leipziger Straße 96, D – 36037 Fulda, Tel. 0661 604104 e-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Irmlind Capelle (V.i.S.d.P.) (Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbe- dingt der Meinung des Herausgebers entsprechen.) © Lortzing-Gesellschaft e. V., 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007- 2 Der bekannte Unbekannte? Vortrag von Irmlind Capelle gehalten bei der Matinée vor der Gründungs- versammlung der Lortzing-Gesellschaft am 28. Oktober 2001 im Mittel- sächsischen Theater in Freiberg.1 Der Komponist Albert Lortzing ist in Deutschland bekannt – so bekannt, daß die staat- lichen Kommissionen sich „freiwillig“, d. h. ohne vorherige Beeinflussung durch eine Organisation, entschlossen haben, ihn aus Anlaß seines Doppeljubiläums (150. Todestag am 21. Januar 2001, 200. Geburtstag am 23. Oktober 2001) mit einer staatlichen Son- dermarke zu ehren und ihm sogar eine von vier staatlichen Sondermünzen zu widmen. Auf der anderen Seite ist es nicht gelungen, in den Lortzing-Städten Berlin, Det- mold, Leipzig und Wien größere Aufführungen aus Anlaß von Lortzings Jubiläum zu anzuregen, und alle Veranstaltungen, die an seinen Gedenktagen stattgefunden haben, gehen auf private Initiativen zurück. In Berlin wurde im gesamten Lortzing-Jahr keine seiner Opern neu inszeniert, Detmold konnte sich nur zum Zar und Zimmermann ent- schließen, Leipzig bringt erst 2002 eine neue Produktion des Wildschütz. Lediglich Osnabrück entschied sich zum Jubiläum für Hans Sachs, und die mutige hiesige Bühne präsentiert – ohne eigentlich eine Lortzing-Stätte zu sein – die beiden Vaudevilles Der Pole und sein Kind und Der Weihnachtsabend. Im übrigen führte der Westdeut- sche Rundfunk mehrfach Lortzings Oratorium Die Himmelfahrt Jesu Christi auf, das sich seit seiner Wiederbelebung 1985 recht großer Beliebtheit erfreut; vielleicht wird ja hiervon auch eine CD veröffentlicht.2 Darüber hinaus wären einige Radio- und Fernsehsendungen sowie Konzertveranstaltungen zu nennen, doch sind die übrigen Werke – abgesehen von einigen Ouvertüren – im CD-, Theater- und Konzertrepertoire unbekannt. Selbst Undine, die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts regelmäßig gespielt wurde, ist heute auf den Theatern eine Rarität. Man kennt also heute nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus Lortzings Schaffen, bevorzugt seine komischen Opern, die häufig in gekürzten und wenig inspirierten Ins- zenierungen präsentiert werden, die Text und Musik Lortzings nicht ernst nehmen – Lortzing für das Abonnement-Publikum, wie man es sich vorstellt: eingestellt auf leichte Unterhaltung ohne Konflikte. Dabei ist man sich (scheinbar) mit Lortzing einig: Auch er wollte vor allem für das Publikum schreiben, doch sah er dies als Gegensatz zu einer reinen Produktion für die Kehlfertigkeit der Sänger und nicht im Gegensatz zu Witz, Kritik und Nachdenklichkeit. Lortzing galt in seiner Zeit als bürgerlicher Komponist, d. h. als selbstbewußt und adelskritisch. Er engagierte sich für die Schil- lerfeiern in Leipzig, war aktives Mitglied des engagierten Unterhaltungsvereins „Der Tunnel“, in dem sich alle Künstler Leipzigs zusammengetan hatten. Er unterstützte die Ziele der Revolution von 1848, auch wenn er ihre Ausschreitungen ablehnte. Daß er gleichzeitig sein Leben lang bemüht war, eine Anstellung an einer Hofbühne zu erlan- gen, war vielleicht naiv, steht aber zu seiner Grundhaltung, die einen „gütigen Landes- vater“ (am liebsten in einer konstitutionellen Monarchie?) immer akzeptierte, nicht im Widerspruch: Nur eine Hofbühne konnte im 19. Jahrhundert Lebensstellungen mit Pensionsansprüchen gewähren und daran mußte ein Komponist mit großer Familie, der noch nicht die Segnungen des Tantiemewesens erlebt hat, interessiert sein. 1 Dieser bislang unveröffentlichte Vortrag wird hier publiziert, weil er den Forschungsstand nach wie vor gültig zusammenfasst. - 3 Info2 Die VeröffentlichungNr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft auf CD ist in der Tat erfolgt, vgl. Rundbrief e. Nr. V. 1, S. 10 Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 4 Die Königl. Bühne in Berlin hat jedoch trotz dreimaliger Bewerbung Lortzing nie ein- gestellt, ebensowenig die Hofbühne in Dresden. Die Berliner lehnten sogar den Waf- fenschmied zur Aufführung ab, da ihnen das Stück zu bürgerlich war – dies jedoch sicherlich nicht in dem biedermeierlich-bürgerlichen Sinn, den man heute häufig mit dem Stück verbindet, ausgehend von dem Lied des Stadinger „Auch ich war ein Jüng- ling mit lockigem Haar“, das wie andere Opernlieder Lortzings eine fragwürdige Karri- ere in Sonntags- und Kurkonzerten hinter sich hat. Überhaupt hat man Lortzing viel angetan: Im Kaiserreich wurde er für die Monarchie vereinnahmt, das Nazi-Regime überhörte Lortzings Herrscherkritik, weil er ein deut- scher Komponist war, in der DDR wurde er zum ersten demokratischen Komponisten hochstilisiert und in der Adenauer-Zeit wurde er zum Vertreter einer heilen, bürger- lichen Welt. Es wird Zeit, daß wir Lortzing ernst nehmen in Werk und Biographie. Die Grundlagen dafür sind gelegt: Seine Briefe liegen in einer modernen Edition vor3, sein kompositori- sches Werk ist mit einem chronologisch-thematischen Verzeichnis erschlossen4, seine Biographie wurde kürzlich von Jürgen Lodemann in neuem Licht dargestellt5. Dabei ließen sich weitere biographische Details sicherlich ergänzen: So fehlt bis heute eine genaue Aufarbeitung der frühen Wanderjahre der Familie Lortzing. Man weiß von Sta- tionen in Breslau, Bamberg, Freiburg, Karlsruhe, Rastatt etc., doch man kennt weder genaue Daten, noch weiß man, welches Repertoire an diesen Bühnen gespielt wurde. Ganz zu schweigen von Kompositionen, die der junge Lortzing schon hier nach eigenen Aussagen schrieb. Ähnliches gilt auch für die Zeit im Köln/Düsseldorfer Raum. Hier gibt es zwar einige Arbeiten von Julius Alf, doch ist zu vermuten, daß Lortzing dort vielleicht neben seiner Hymne und seiner ersten Oper Ali, Pascha von Janina noch weitere größere Werke schrieb. Ganz zu schweigen von kleineren Kompositionen für die Theaterpraxis, die er in dieser Zeit sicher noch geschrieben hat. Das Problem ist jedoch, daß hier die Theaterarchive nicht oder nur zum Teil erhalten sind. Ganz anders sieht dies in Lortzings nächstem Engagement am Detmolder Hoftheater aus. Dessen Archiv ist fast vollständig erhalten und heute in der Lippischen Landes- bibliothek zugänglich. Diese Bestände sind auch dank der Arbeiten von Willi Schramm und teils durch meine eigenen Aktivitäten gut aufgearbeitet. Hier gibt es neben den Theaterakten, in denen Lortzings Gage und Gratifikationen dokumentiert sind, noch sämtliche Theatermaterialien, d. h. die Partituren und Stimmen zu den Opern, in denen Lortzings mitwirkten, aber auch die Rollenhefte zu den Schauspielen, in denen Lort- zing und seine Frau auftraten. Dies ist zur Beurteilung von Lortzings eigenem Schaf- fen wichtig: Im Rahmen seiner überwiegend autodidaktischen Ausbildung sind seine umfassenden Kenntnisse des Theaterrepertoires der Zeit wichtige Bausteine beim Versuch, seine Leistung genauer zu bestimmen. 3 Albert Lortzing, Sämtliche Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, hrsg. von Irmlind Capelle, Kassel u. a. 1995 (= Detmold-Paderborner Beiträge zur Musikwissenschaft, hrsg. von Arno For- chert, Bd. 4) 4 Irmlind Capelle, Chronologisch-thematisches Verzeichnis der Werke von Gustav Albert Lort- zing (LoWV), Köln 1994. 5 Jürgen Lodemann, Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin, Göttingen 2000. Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 In Leipzig läßt sich der Verlust der Theaterakten zum Teil durch die Tagespresse ersetzen, in der das Repertoire des Theaters ebenfalls dokumentiert und z. T. sogar kommentiert wurde. Unwiederbringlich verloren – oder nur sehr mühsam wieder zusammenzusetzen – dürften jedoch die Theatermaterialien des Theaterdirektors Sebald Ringelhardt sein. Diese waren sein Privateigentum und schon Lortzing ver- merkt, daß Ringelhardt etliche Teile davon später verkauft habe. D. h. Nachweise von Eingriffen Lortzings in oder
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