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Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007

Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. gegründet 2001

Lortzings Wohnhaus in Detmold am sog. kleinen Markt in den Jahren 1827-1830

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Liebe Mitglieder, das Jahr 2007 steht für uns ganz im Zeichen des 3. Mitgliedertreffens, das (nach Berlin und Freiberg) diesmal in Detmold stattfindet. Sie werden dann Gelegenheit haben, umseitiges Wohnhaus Lortzings „in natura“ zu sehen.

Alle weiteren Informationen zum Ablauf des Treffens etc. entnehmen Sie bitte den beiliegenden Informationen und dem Einladungsschreiben.

Ich freue mich, möglichst viele Mitglieder in Detmold zu treffen und verbleibe bis dahin im Namen des gesamten Vorstands mit herzlichen Grüßen Ihre Irmlind Capelle

P.S. Aus Platzgründen möchte ich an dieser Stelle noch auf eine wichtige Lortzing- Aufführung in der Festspielzeit hinweisen: 47. Bad Hersfelder Festspielkonzerte Oper in der Stiftsruine: Premiere 8. August 2007, 20.30 Uhr weitere Aufführungen: 10., 12., 14., 16., 18., 20. + 22. August 2007 Kartenverkauf: 06621 / 506713 und 506718

Impressum: Herausgeber: Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. c/o Prof. Dr. Bodo Gotzkowsky, Leipziger Straße 96, D – 36037 Fulda, Tel. 0661 604104 e-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Irmlind Capelle (V.i.S.d.P.) (Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbe- dingt der Meinung des Herausgebers entsprechen.) © Lortzing-Gesellschaft e. V., 2007

Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007- 2 Der bekannte Unbekannte?

Vortrag von Irmlind Capelle gehalten bei der Matinée vor der Gründungs- versammlung der Lortzing-Gesellschaft am 28. Oktober 2001 im Mittel- sächsischen Theater in Freiberg.1 Der Komponist ist in Deutschland bekannt – so bekannt, daß die staat- lichen Kommissionen sich „freiwillig“, d. h. ohne vorherige Beeinflussung durch eine Organisation, entschlossen haben, ihn aus Anlaß seines Doppeljubiläums (150. Todestag am 21. Januar 2001, 200. Geburtstag am 23. Oktober 2001) mit einer staatlichen Son- dermarke zu ehren und ihm sogar eine von vier staatlichen Sondermünzen zu widmen. Auf der anderen Seite ist es nicht gelungen, in den Lortzing-Städten Berlin, Det- mold, Leipzig und Wien größere Aufführungen aus Anlaß von Lortzings Jubiläum zu anzuregen, und alle Veranstaltungen, die an seinen Gedenktagen stattgefunden haben, gehen auf private Initiativen zurück. In Berlin wurde im gesamten Lortzing-Jahr keine seiner Opern neu inszeniert, Detmold konnte sich nur zum Zar und Zimmermann ent- schließen, Leipzig bringt erst 2002 eine neue Produktion des Wildschütz. Lediglich Osnabrück entschied sich zum Jubiläum für Hans Sachs, und die mutige hiesige Bühne präsentiert – ohne eigentlich eine Lortzing-Stätte zu sein – die beiden Vaudevilles Der Pole und sein Kind und Der Weihnachtsabend. Im übrigen führte der Westdeut- sche Rundfunk mehrfach Lortzings Oratorium Die Himmelfahrt Jesu Christi auf, das sich seit seiner Wiederbelebung 1985 recht großer Beliebtheit erfreut; vielleicht wird ja hiervon auch eine CD veröffentlicht.2 Darüber hinaus wären einige Radio- und Fernsehsendungen sowie Konzertveranstaltungen zu nennen, doch sind die übrigen Werke – abgesehen von einigen Ouvertüren – im CD-, Theater- und Konzertrepertoire unbekannt. Selbst , die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts regelmäßig gespielt wurde, ist heute auf den Theatern eine Rarität. Man kennt also heute nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus Lortzings Schaffen, bevorzugt seine komischen Opern, die häufig in gekürzten und wenig inspirierten Ins- zenierungen präsentiert werden, die Text und Musik Lortzings nicht ernst nehmen – Lortzing für das Abonnement-Publikum, wie man es sich vorstellt: eingestellt auf leichte Unterhaltung ohne Konflikte. Dabei ist man sich (scheinbar) mit Lortzing einig: Auch er wollte vor allem für das Publikum schreiben, doch sah er dies als Gegensatz zu einer reinen Produktion für die Kehlfertigkeit der Sänger und nicht im Gegensatz zu Witz, Kritik und Nachdenklichkeit. Lortzing galt in seiner Zeit als bürgerlicher Komponist, d. h. als selbstbewußt und adelskritisch. Er engagierte sich für die Schil- lerfeiern in Leipzig, war aktives Mitglied des engagierten Unterhaltungsvereins „Der Tunnel“, in dem sich alle Künstler Leipzigs zusammengetan hatten. Er unterstützte die Ziele der Revolution von 1848, auch wenn er ihre Ausschreitungen ablehnte. Daß er gleichzeitig sein Leben lang bemüht war, eine Anstellung an einer Hofbühne zu erlan- gen, war vielleicht naiv, steht aber zu seiner Grundhaltung, die einen „gütigen Landes- vater“ (am liebsten in einer konstitutionellen Monarchie?) immer akzeptierte, nicht im Widerspruch: Nur eine Hofbühne konnte im 19. Jahrhundert Lebensstellungen mit Pensionsansprüchen gewähren und daran mußte ein Komponist mit großer Familie, der noch nicht die Segnungen des Tantiemewesens erlebt hat, interessiert sein.

1 Dieser bislang unveröffentlichte Vortrag wird hier publiziert, weil er den Forschungsstand nach wie vor gültig zusammenfasst. - 3 Info2 Die VeröffentlichungNr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft auf CD ist in der Tat erfolgt, vgl. Rundbrief e. Nr. V. 1, S. 10 Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 4

Die Königl. Bühne in Berlin hat jedoch trotz dreimaliger Bewerbung Lortzing nie ein- gestellt, ebensowenig die Hofbühne in Dresden. Die Berliner lehnten sogar den Waf- fenschmied zur Aufführung ab, da ihnen das Stück zu bürgerlich war – dies jedoch sicherlich nicht in dem biedermeierlich-bürgerlichen Sinn, den man heute häufig mit dem Stück verbindet, ausgehend von dem Lied des Stadinger „Auch ich war ein Jüng- ling mit lockigem Haar“, das wie andere Opernlieder Lortzings eine fragwürdige Karri- ere in Sonntags- und Kurkonzerten hinter sich hat. Überhaupt hat man Lortzing viel angetan: Im Kaiserreich wurde er für die Monarchie vereinnahmt, das Nazi-Regime überhörte Lortzings Herrscherkritik, weil er ein deut- scher Komponist war, in der DDR wurde er zum ersten demokratischen Komponisten hochstilisiert und in der Adenauer-Zeit wurde er zum Vertreter einer heilen, bürger- lichen Welt. Es wird Zeit, daß wir Lortzing ernst nehmen in Werk und Biographie. Die Grundlagen dafür sind gelegt: Seine Briefe liegen in einer modernen Edition vor3, sein kompositori- sches Werk ist mit einem chronologisch-thematischen Verzeichnis erschlossen4, seine Biographie wurde kürzlich von Jürgen Lodemann in neuem Licht dargestellt5. Dabei ließen sich weitere biographische Details sicherlich ergänzen: So fehlt bis heute eine genaue Aufarbeitung der frühen Wanderjahre der Familie Lortzing. Man weiß von Sta- tionen in Breslau, Bamberg, Freiburg, Karlsruhe, Rastatt etc., doch man kennt weder genaue Daten, noch weiß man, welches Repertoire an diesen Bühnen gespielt wurde. Ganz zu schweigen von Kompositionen, die der junge Lortzing schon hier nach eigenen Aussagen schrieb. Ähnliches gilt auch für die Zeit im Köln/Düsseldorfer Raum. Hier gibt es zwar einige Arbeiten von Julius Alf, doch ist zu vermuten, daß Lortzing dort vielleicht neben seiner Hymne und seiner ersten Oper Ali, Pascha von Janina noch weitere größere Werke schrieb. Ganz zu schweigen von kleineren Kompositionen für die Theaterpraxis, die er in dieser Zeit sicher noch geschrieben hat. Das Problem ist jedoch, daß hier die Theaterarchive nicht oder nur zum Teil erhalten sind. Ganz anders sieht dies in Lortzings nächstem Engagement am Detmolder Hoftheater aus. Dessen Archiv ist fast vollständig erhalten und heute in der Lippischen Landes- bibliothek zugänglich. Diese Bestände sind auch dank der Arbeiten von Willi Schramm und teils durch meine eigenen Aktivitäten gut aufgearbeitet. Hier gibt es neben den Theaterakten, in denen Lortzings Gage und Gratifikationen dokumentiert sind, noch sämtliche Theatermaterialien, d. h. die Partituren und Stimmen zu den Opern, in denen Lortzings mitwirkten, aber auch die Rollenhefte zu den Schauspielen, in denen Lort- zing und seine Frau auftraten. Dies ist zur Beurteilung von Lortzings eigenem Schaf- fen wichtig: Im Rahmen seiner überwiegend autodidaktischen Ausbildung sind seine umfassenden Kenntnisse des Theaterrepertoires der Zeit wichtige Bausteine beim Versuch, seine Leistung genauer zu bestimmen.

3 Albert Lortzing, Sämtliche Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, hrsg. von Irmlind Capelle, Kassel u. a. 1995 (= Detmold-Paderborner Beiträge zur Musikwissenschaft, hrsg. von Arno For- chert, Bd. 4) 4 Irmlind Capelle, Chronologisch-thematisches Verzeichnis der Werke von Gustav Albert Lort- zing (LoWV), Köln 1994. 5 Jürgen Lodemann, Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin, Göttingen 2000. Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007

In Leipzig läßt sich der Verlust der Theaterakten zum Teil durch die Tagespresse ersetzen, in der das Repertoire des Theaters ebenfalls dokumentiert und z. T. sogar kommentiert wurde. Unwiederbringlich verloren – oder nur sehr mühsam wieder zusammenzusetzen – dürften jedoch die Theatermaterialien des Theaterdirektors Sebald Ringelhardt sein. Diese waren sein Privateigentum und schon Lortzing ver- merkt, daß Ringelhardt etliche Teile davon später verkauft habe. D. h. Nachweise von Eingriffen Lortzings in oder Ergänzungen zu Schauspielen oder Opern dürften hier kaum noch zu führen sein. Am bedauerlichsten ist allerdings, daß damit auch die Uraufführungsmaterialien seiner ersten Opern unbekannt bleiben. Von Lortzings zwei- ter Leipziger Tätigkeit haben sich die Materialien erhalten, da Teile der Bibliothek des Direktors Rudolf Wirsing heute in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrt wer- den.6 Nicht zu vergessen ist, daß Lortzing das Leipziger Konzertleben sehr aufmerksam mitverfolgt hat. Auch die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Symphonik und der Chorkomposition waren ihm hierdurch bekannt, wenn auch genaue Nachweise, wel- che Konzerte er besuchte, kaum möglich sind. In Wien sind die Spielpläne aller Theater der Zeit aufgearbeitet. Leider lassen sich hier aber ebenfalls nur wenige Theatermaterialien nachweisen. Wenig bekannt sind aus dieser Zeit auch Lortzings private Kontakte und seine Vereinstätigkeit.

Dieser kurze Überblick zeigt, daß zur Biographie sicherlich noch Detailinformationen zu ergänzen sind, daß aber wohl nicht mit einer völligen Umbewertung zu rechnen ist. Stattdessen gilt es jetzt, vor allem sein Werk in seiner ganzen Breite zu entdecken. Auf Grund der Aktivitäten des Lortzing-Forschers Georg Richard Kruse sind sehr viele Materialien erhalten. Kruse hat noch Lortzings jüngsten Sohn Hans und seine Tochter Lina persönlich gekannt und viele Materialien aus Lortzings persönlichem Bekanntenkreis retten können. Gleichzeitig konnte er als Theatermann auch etliche Archive direkt einsehen und dort Materialien sicherstellen. Kruse begann seine Tätig- keit Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts und hat bis zu seinem Tod 1944 sich aktiv für Lortzings Werke eingesetzt, d. h. er fertigte Abschriften an, ließ Textbü- cher und Klavierauszüge drucken und veranlaßte Aufführungen, die er zum Teil selbst leitete. Sein vollständiger Nachlaß befindet sich heute in der Lippischen Landesbib- liothek Detmold, die daraufhin ein „Lortzing-Archiv Georg Richard Kruse“ gründete, aber auch die übrigen Materialien archivierte. Ergänzt durch die Bestände des Lippi- schen Hoftheaters und einige glückliche Ankäufe z. T. noch aus der Familie Lortzing existiert damit in der Lippischen Landesbibliothek Detmold die größte Sammlung an Lortzingiana.7 Doch, was Georg Richard Kruse erreicht hat, ist heute fast wieder verloren: Durch seine langjährige Editionstätigkeit waren ein Großteil der Werke Lortzings der Öffentlichkeit zugänglich: Es gab zu fast jeder Oper einen Klavierauszug, er veröf- fentlichte die Theatergesänge und Lieder und viele weitere Werke waren über ihn in Leihmaterialien zu erhalten. Wenn diese Ausgaben auch heutigen wissenschaftlichen

6 Mireille Geering, Musikalienbibliothek des Opernhauses Zürich. Bestand in der Zentralbiblio- thek Zürich. Katalog. Zürich 1995. 7 Dorothee Melchert, Joachim Veit, Handschriften aus der Musikabteilung der Lippischen Lan- desbibliothek. Detmold 1984. - 5 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 6

Kriterien nicht standhalten, so war doch die Musik zugänglich und eine musikalische und analytische Auseinandersetzung möglich. Heute sind wiederum nur die Standard- werke (inklus. Hans Sachs und Undine) leicht aufführbar, wobei jedoch die Leihmate- rialien häufig in schlechtem Zustand sind. Zwar gibt es darüber hinaus Leihmaterialien zu dem Oratorium und zu Lortzings Oper , doch sind hierzu die Klavierauszüge bislang nicht käuflich erhältlich8. Es gibt einige Männerchöre in einer neuen Edition9, doch alle anderen Werke sind nur bedingt über das Lortzing-Archiv zu Aufführungs- zwecken zugänglich.

Anders sieht es mit der Einsicht in die Materialien zu Forschungszwecken aus: Natür- lich sind alle Bestände in der Lipp. Landesbibliothek und den anderen großen Bibliothe- ken (Berlin, Paris, Dresden, Leipzig) frei zugänglich. Bisher hat sich die Forschung der einzelnen Werke Lortzings jedoch nur zögernd angenommen. Im Rahmen der Urauf- führung der Regina 1998 in Gelsenkirchen wurde dieses Werk näher untersucht10, doch zu den übrigen Opern existieren nur Untersuchungen zu Detailaspekten. Das Detmolder Kolloquium, das aus Anlaß von Lortzings 200. Geburtstag vor wenigen Tagen stattgefunden hat, wollte diesem Mißstand erstmals abhelfen.11 Doch kann dies nur ein Anfang sein. Es fehlt bei Wissenschaftlern wie bei Theaterleuten häufig die Bereit- schaft, sich mit diesem Komponisten intellektuell intensiv und ernsthaft auseinander- zusetzen. Die Germanisten haben im Rahmen der neu auflebenden -Forschung die Opern Lortzings akzeptiert, doch für die Musikwissenschaftler führen seine Opern immer noch ein Nischendasein zwischen Weber und Wagner. Vielleicht war es der größte „Fehler“ Lortzings, daß er kaum theoretische Äußerungen hinterlassen hat. Um seine „Theorie vom Theater“ zu verstehen, muß man sich mit seinen Opern und sei- nen übrigen Bühnenkompositionen beschäftigen. Fangen wir damit an!

8 Diese Aussage stimmt heute erfreulicherweise nicht mehr. Zu Lortzings Regina sind mittler- weile im Ricordi-Verlag München sowohl die Partitur als auch ein Klavierauszug käuflich zu erwerben, vgl. Rundbrief Nr. 1, S. 12. 9 Ernste und heitere Festgesänge LoWV 67 (Auswahl), hrsg. von Irmlind Capelle, Kassel u. a. 1992 und Drei scherzhafte Gesänge LoWV 104, hrsg. v. Irmlind Capelle, Wiesbaden u. a. 1992. 10 Vgl. hierzu das Vorwort zur Partitur der Oper (vgl. Anm. 8) und das umfangreiche Programm- heft zu der Uraufführung in Gelsenkirchen 1998. 11 Albert Lortzing und die Konversationsoper in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bericht vom Roundtable aus Anlaß des 200. Geburtstages von Albert Lortzing am 22. und 23. Oktober 2001 in der Lippischen Landesbibliothek in Detmold, im Auftrag der Albert-Lortzing-Gesellschaft e.V. hrsg. von Irmlind Capelle. München 2004 (vgl. Rundbrief Nr. 2, S. 15).

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Lortzing in Berlin* Während sich die großen Häuser der Hauptstadt noch immer in vornehmes Schweigen hüllen, soweit es sich um Lortzing handelt, bleibt über zwei andere Lortzing-Auffüh- rungen zu berichten.

Am 16. April 2006 fand im Konzerthaus am Gendarmenmarkt ein Konzert mit unbe- kannten und bekannten Lortzing-Opern statt, nämlich mit Auszügen aus „Regina“ und „Zar und Zimmermann“. Anlaß war der Geburtstag des Dirigenten Otto Ruthenberg. Gespielt haben die Prager Philharmoniker, gesungen Bernd Zettisch, Birgit Pehnert, Judith Utke, Lars Grünwoldt und Friedemann Hecht. Nicht vergessen sei der Pro Musica Chor Berlin, dessen Dirigent Otto Ruthenberg ist. Eingangs wurden 14 Nummern aus Regina gespielt und damit ein großer Teil der Oper. Auffällig für ein Chorkonzert war allenfalls, daß die Introduktion „Wir wollen nicht“ gefehlt hat. Ansonsten erklangen aus dem 1. Akt nach der Ouvertüre 5 Nummern aus dem 2. Akt, neben dem Vorspiel zum 2. Akt drei Nummern und vier Nummern aus dem 3. Akt. Somit ist die Oper deutlich stärker präsent als auf der einzigen Schallplatten- aufnahme. Es handelte sich nahezu um eine konzertante Aufführung dieses Werkes, das man sich allerdings vollständig gewünscht hätte. Die sängerischen Leistungen waren überwiegend gut oder zumindest zufriedenstel- lend. Das Orchester verpatzte fast jeden Einsatz, spielte aber ansonsten durchaus klangschön. Entsprechendes gilt für den zweiten Teil des Konzerts, der Nummern aus Zar und Zimmermann enthielt, neben der Ouvertüre noch 8 Nummern. Die bekanntere Oper fiel also etwas im Umfang zurück, was aber durchaus angebracht ist, weil sie eben viel bekannter ist. Ich selbst hätte mir gewünscht, daß Regina ganz und Zar und Zimmermann gar nicht gespielt worden wäre, aber dieses Programm glaubte wohl der Dirigent, der sich das gespielte Programm zum Geburtstag gewünscht hatte, seinen Hörern nicht zumuten zu können. Schade, ich denke, das Haus wäre auch bei einer vollständigen Regina voll gewesen.

Originell war der Beitrag der Universität der Künste (UdK) zum Mozartjahr. Angekün- digt waren Lortzings Szenen aus Mozarts Leben und Giuseppe Gazzanigas Don Giovanni (Il convitato di pietra). Angesichts des Übermaßes an Mozart ist das sicherlich eine gute Idee. Die Durchführung gefiel mir deutlich weniger. Aus beiden Opern wurde ein eigenes Stück zusammengeschnitten, das „Mozart unGENIErt“ genannt wurde. Hinzu kommen je ein Stück von Falco und von Mozart selbst. Aufführungsmäßig handelt es sich um eine übelste nichtssagende modernistische Inszenierung. Das Stück in seiner Zusammenstellung war nichts als Collage. Aus Lortzings Oper wurden 6 von 10 Nummern gespielt, die Ouvertüre, der Chor „Ehrt den Tag“, der Chor „Ruhm und Ehre“, das Vokalquartett „Nur Geduld“, die Arie „Lie- bevoll stets im Gemüt“ sowie das Vokalquartett „Es gibt kein süßer Glück auf Erden“. Gespielt und gesungen wurde ausgezeichnet. Die Lortzing-Nummern gefielen mir deut-

* Dieser Beitrag erscheint als Nachtrag zu dem Kurzbericht in Rundbrief Nr. 4, S. 9. Wir danken Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern für diesen nachträglichen Bericht. - 7 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 8 lich besser als auf der CD-Einspielung. Das alles läßt es doppelt schade erscheinen, daß die Chance vertan wurde, das Werk Lortzings einmal vollständig auf der Bühne zu erleben. Die Besucherzahl war angesichts des gleichzeitig stattfindenden Weltmeis- terschaftsspiels mit deutscher Beteiligung ausgesprochen gering. Gesungen wurde an der von mir besuchten Aufführung von Studenten und Absolventen der Hochschule für Musik Hanns Eisler, an anderen Abenden von Studenten der UdK. Es spielte das Sinfonieorchester der UdK unter der Leitung von Moritz Gnann (UdK Dirigierklasse). Besuchte Vorstellungen: 16. April 2006, 4. Juli 2006

Bernd-Rüdiger Kern

Das auferstehende Naturwesen

Undine von Lortzing, ein denkwürdiger Premieren-Erfolg in München Undine von 1845, einst sehr erfolgreich, heute fast vergessen (in Freiburg seit mehr als 45 Jahren nicht mehr zu sehen), erfuhr in Münchens Staatstheater am Gärtner- platz so was wie eine Wiedergeburt, bekam Szenenapplaus, am Ende einhelligen Jubel, und zwar ostentativ, denn da ging es offenbar nicht nur um eine gelungene Insze- nierung, sondern zugleich um eine deutliche Demonstration gegen das, was Anfang 2005 Wagners Urenkelin Katharina am Gärtnerplatz als Regisseurin angerichtet hatte, Regietheater der selbstherrlichen Sorte, die Misshandlung einer anderen Lortzing-Oper. Frau Wagner hatte Lortzings Der Waf- fenschmied um die Hälfte kürzen zu müssen gemeint, um das Stück dann mit ande- rem aufzuladen, vor allem mit Urgroßvaters pompös huldigendem „Kaisermarsch“. Undine? In München strit- Márta Kosztolányi, Adrian Xhema, Elaine Ortiz Arandes ten sich einst die Kinder von Thomas Mann, welches die schönste Märchenoper sei, nachzulesen in Klaus Manns Wendepunkt. Klaus war für Hänsel und Gretel, Erika für Undine – da stand also die erste gegen die zweite Hälfte des romantischen Musikjahrhunderts. Erika liebte das ältere, das Spiel um die betro- gene, die missachtete Natur, die sich rächen wird. In Lortzings Finale singt das Chor- volk: „Es rast der Sturm – die Mauern stürzen ein – Allmächtiger, du mögest gnädig sein“ – der selbstherrliche Ritter hatte nichts begriffen: die Natur des Mannes als Naturkatastrophe.

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Claudia Doderer bewies mit einem bewegend dramatischen und farbenglitzernden Abend, dass Lortzings dramaturgisch geschickt gebaute Frühromantik auch ohne Überdrehungen das Publikum erreicht. Die Regisseurin strich alle Dialoge, gut so, Lortzings Musikszenen sind unmissverständlich. Zum Beispiel vorm Beginn des einst sehr populären „Vater, Mutter, Schwestern, Brüder“ (das auch schon in „Volkslied“- Sammlungen Aufnahme fand), da muss Knappe Veit (hervorragend: Florian Simson) nicht reden, es genügt, dass er sich entsetzt an die Schläfen greift – nicht zu fassen, wie sein Ritter die Undine – die Natur – verrät. Vor dem Unfassbaren flüchtet Veit sich in den volksliedhaften Gesang von einer Anderswelt, von „lichten Höhn“. Das Orchester unter Andreas Kowalewitz lässt die wellenbewegten Wassermusiken und Geistermotive üppig blühen, zum Beispiel Kühleborns wundersame Ballade, romantisch „im Stil des Mittelalters“. Und weil auch das Beziehungsdreieck Undine-Ritter-Ber­ thalda mit Stimmpracht überzeugte (Sandra Moon, Wolfgang Schwaninger, Cornelia Horak), war der Erfolg garantiert. Aber vier Opernakte in nur gut zwei Stunden? Das ließ stutzen, und es stellte sich heraus, dass nicht nur die Dialoge entfallen waren, sondern auch fast ein Drittel der Musik, darunter entscheidende Passagen, etwa die Verbindung von Komik und Tragik, wenn die Volksgeister (Lortzing, der 1848er!) den Stein von dem Brunnen wälzen, aus dem das wieder auferstehende Wasserwesen Undine rächend aufsteigen wird. Wie gut hätte da auch Veits Gesang gepasst: „Wenn’s Freiheit gilt und Vaterland, da bin ich schüchtern nicht und blöde!“ Und es fehlte auch das Duett Undine-Kühleborn um die Nixenklage, wonach „Liebesleiden und Liebesfreuden so gleich sich, so verschwis- tert sind“. Diese besondere Frau wird weder von den Menschen verstanden noch von Ihresgleichen. Mehr Mut wäre gut gewesen, auch zum Tänzerischen (Heidelberg zeigte kürzlich den komischen Wildschütz fast ganz in balletthafter Bewegung), mehr Mut auch zur Lichtregie. Lortzings Text schreibt vor, Undine solle im letzten Akt in einem „blauem Licht“ erscheinen, das fehlte in München. Wie geschmackssicher Lortzings Nixen- Oper ist, zeigt ein Vergleich: seine Undine agiert am Ende nur noch stumm (im „blauen Licht“), wogegen E. T. A. Hoffmann und Baron Fouqué (die „Romantiker“) in ihrer Undi- nen-Oper bis zum Schluss alle Beteiligten herzzerreißend Reime singen lassen, bis in den Liebestod hinein, zum Beispiel: „Ritter: Nicht einen, einen Kuß? Undine: Ja, Lieber, weil ich muß.“ Claudia Doderers Regie machte deutlich, wie klug das Lortzing-Werk gebaut ist. Die Regie stimmte in der Methode, war wohltuend dienstbar, freilich fehlte noch der Mut zur kompletten Musik dieser Natur-Oper, zu all ihren sinnvollen Szenen. Jürgen Lodemann

Weitere Aufführungen: 9. März, 19. April, 28. Mai, 11. Juni, 1. + 10. Juli 2007

- 9 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 10

Pressespiegel Pressespiegel

Undine in Gera Zar und Zimmermann in In München wurde eine szenische Ins- Cottbus zenierung der Undine gewagt, in Gera Am 3. Februar 2007 hatte Zar und Zim- jedoch nur eine halbszenische Präsen- mermann am Staatstheater Cottbus Pre- tation in der Reihe „Oper am Klavier“, miere und die Kritik war offensichtlich deren Sinn die Kritikerin der Ostthürin- begeistert. ger Zeitung folgendermaßen beschreibt: „Die Operngeschichte hält nicht selten „‚Zar und Zimmermann‘ ist nicht unbe- Werke bereit, die als solche - nicht nur dingt als Tummelplatz für inszenato- für Schatzsucher - von großem Inter- rischen Avantgardismus geeignet und esse sind, weil sie den Weg irgendwohin Regisseur Wolfgang Lachnitt verschonte spannend markieren, oder weil sie musi- das Publikum denn auch mit unerwarteten kalisch Spannendes enthalten, das weit Exkursen. Dennoch gab es einige Szenen, über ein bis drei Arien hinausgeht. Aber die erfreulich von der heftig chargie- trotzdem tragen und rechtfertigen sie renden Lust- und Singspielroutine ... den Aufwand einer kompletten Inszenie- abwichen.“ (Irene Constantin in Lausitzer rung mit Chor und Orchester nicht.“ Rundschau) Und voll allem scheint dies wieder eine äußerst lebendige, bewegte So wurde denn die Oper von Matthias Inszenierung zu sein: „Regisseur Lach- Oldag auf „überaus unterhaltsame gut nitt hat das Kunststück vollbracht, sie eineinhalb Stunden eingedampft. Die [die Chormitglieder] auch über weite Fassung verzichtet besonders auf die Strecken punktgenau zu den Einsätzen ellenlangen geschwollenen und manirier- zu führen, immer lebendig zu bewegen.“ ten Dialoge und auf einen sehr großen (J. D. Schubert in Sächsische Zeitung) Teil der aufwändigen und langwierigen Ensembles.“ - Ob dies wirklich der Auch Andreas Göbel betont: „Das ganze richtige Weg ist, sich dieser Oper, die ist eine herrliche Farce, bis ins Kleinste ihre Bühnentauglichkeit jahrzehntelang hochpräzise einstudiert. Von der ersten bewiesen hat, anzunehmen? bis zur letzten Minute entfalten die Darsteller einen überdrehten Aktionis- Die Rezensentin Tatjana Böhme-Mehner mus. Alle stehen unter Strom, kurz vor fand die Inszenierung durchaus gelun- der Explosion, und brodeln geradezu gen, nur Wolfgang B. Meyer in der Rolle vor Leidenschaft.“ Er faßt zusammen: des Hugo sei „nicht nur dramaturgisch „Dem Staatstheater Cottbus ist mit bedingt [ein] der Lächerlichkeit preisge- seiner jüngsten Produktion eine kurz- gebener Tenorheld“. Zusammenfassend weilige, unterhaltsame und gleichzeitig urteilt sie: „Schließlich lohnt sich aber hintergründige Umsetzung gelungen, die ganz besonders für die witzigen, brillant szenisch manches in den Schatten stellt, präsentierten und weit mehr als nur feh- was zur Zeit auf Berlins Opernbühnen lende Handlung erzählenden Texte des geboten wird.“ (rbb Kulturradio) Sprechers, Nebelwerfers und marschie- renden Boten Tobias Wolff der Weg in nächste Aufführungen: 7. , 8., 12. + 14. die Bühne am Park.“ April 2007 nächste Aufführung: 21. März 2007

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Premieren an deutschen Mitteilungen Bühnen bis Ende der Saison aus der Gesellschaft 2006/07 Leider können wir seit Erscheinen des letzten Rundbriefs keine neuen Mitglie- der in unserer Gesellschaft begrüßen. Wir hoffen, daß die Erstellung des Landestheater Detmold Flyers, der diesem Rundbrief in einem Inszenierung: Marcus Everding Exemplar beiliegt, Ihnen eine Hilfe ist, verstärkt Werbung für die Gesellschaft Premiere: Sonntag, den 10. Juni 2007, zu machen. Weitere Exemplare des 18 Uhr Flyers können Sie gerne bei Herrn Dr. weitere Vorstellungen: 14., 22., 23. + 24. Gotzkowsky anfordern. Selbstverständ- Juni 2007 lich haben Sie auch bei dem Mitglieder- treffen in Detmold Gelegenheit, weitere Der Wildschütz Exemplare mitzunehmen. Saarl. Staatstheater Saarbrücken An alle Mitglieder ergeht weiterhin die Inszenierung: Michael Sturm Bitte, eigene oder fremde Berichte von Premiere: 9. Juni 2007 interessanten Aufführungen für die weitere Aufführungen: 15., 19., 21., 23., Rundbriefe zu verfassen bzw. weiterzu- Juni und 1. Juli 2007 leiten. Die Rundbriefe sollen ein Forum der Mitglieder werden und dazu benöti- Zar und Zimmermann gen wir die Mitarbeit aller. • Theater Trier Inszenierung: Rolf Widder Bibliographie Premiere: 17. März 2007 Dietrichkeit, Walter: Gustav Albert Lort- zing. Schauspieler, Sänger, Komponist, weitere Aufführungen: 23., 27. + 31. Freimaurer, in: Quatuor Coronati. März 2007 Jahrbuch für Freimaurerforschung Nr. 42 (2005), S. 205-230. • Theater Plauen/Zwickau Rienäcker, Gerd: Lortzing – ein Offenbach Inszenierung: Ingolf Huhn unter deutschen Verhältnissen, in: Ders., Musiktheater im Experiment: Premiere Zwickau 30. März 2007 Fünfundzwanzig Aufsätze, Berlin weitere Aufführungen: 15. April, 11. Mai 2004, S. 52-60. und 16. Juni 2007 Es besteht jetzt übrigens eine gute online- Premiere Plauen 21. April 2007 Möglichkeit, sich über jüngste Literatur zu weitere Aufführungen: 22. + 29. April, 4. informieren. Die „Bibliographie des Musik- Mai 2007 schrifttums“ (BMS), die deutsche Redaktion für „RILM Abstracts of Music Literature“, ist online zu erreichen und abzufragen unter Bitte beachten Sie den Aufführungshin- www.musikbibliographie.de. weis auf Seite 2.

- 11 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007 Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Frühjahr 2007 - 12 Diskographie Besondere Neuaufnahmen von Werken Lortzings sind in dem Berichtszeitraum wohl nicht zu verzeichnen. (Ich bitte auch hier die Mitglieder um Mithilfe, denn der CD- Markt ist für einen Einzelnen unübersehbar.) Dafür ist aber die erste (?) DVD einer Lortzing-Oper erschienen:

Es handelt sich um eine Studio-Produktion der Hamburger Staatsoper aus dem Jahre 1969 mit den Solisten Raymond Wolandsky, Peter Haage, Hans Sotin, Lucia Popp und Herbert Fliedner. Es spielt das Hamburger Philharmonische Orchester unter der Leitung von Charles Mackerras. Regie: Joachim Hess und Rolf Liebermann

„Es ist genau wie beim Kult-Film „Rendezvous unterm Nierentisch“: Man ist hin- und hergerissen zwischen Nostalgie, Amüsement und dem wohltuenden Gefühl, dass diese Dinge zum Glück vorbei sind … Doch was würden wir dafür geben, wenn wir heute hätten, was in diesen Dokumenten noch als selbstverständlich erscheint: Erstens die Inte- grität der Regisseure gegenüber den Werken … Zweitens die Qualität des Ensembletheaters … Drittens die Sprachkultur … Viertens sänge- rische Persönlichkeit … Weit weniger attraktiv ist die Produktion von Zar und Zimmermann, die viel zu wenig gegen das gängige Lortzing-Klischee angeht. Aber sie hat einen großen Trumpf: Die wunderbare Lucia Popp als Marie. Gibt es im Archiv nicht noch ihre Undine und die Christel von der Post?“ (Thomas Voigt in stereoplay 3/2007)

Auktionen

Auktion Nr. 685 (Nov. 2006) des Auktionshauses J. A. Stargardt Im November 2006 wurde bei der renommierten Autographen-Handlung J. A. Star- gardt in Berlin ein Teil der von Lortzing skizzierten Schauspielmusik zu Goethes „Faust II“ angeboten (vgl. Katalog 685, Nr. 879, S. 365 und 366). Es handelt sich um den 2. Teil der im Werkverzeichnis unter der Nummer LoWV A-6 beschriebenen Musik mit dem Titel „Himmlische Heerschaar“. Dieses zweieinhalbseitige Autograph war bislang in Privatbesitz und wurde jetzt von der Bibliothek des Deutschen Hoch- stifts in Frankfurt erworben.

Das Freie Deutsche Hochstift ist eines der ältesten Kulturinstitute Deutschlands und eine gemeinnützige Forschungsinstitution. Zu ihm gehört als ideeller und anschauli- cher Mittelpunkt Goethes Elternhaus am Großen Hirschgraben in Frankfurt am Main. Es ist Träger des Frankfurter Goethe-Museums und verfügt über ein Dichterarchiv, eine Graphische Sammlung und eine Forschungsbibliothek. Den Schwerpunkt der For- schungsarbeit bilden derzeit zwei historisch-kritische Editionen.

Info Nr. 5 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Sommer 2007