Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. gegründet 2001

Albert Lortzing

Rolands Knappen oder Das ersehnte Glück (1849)

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 2

Liebe Mitglieder!

Leider ist jetzt doch fast ein Jahr vergangen, bis Sie einen zweiten Rund- brief in den Händen halten. Dabei waren die Reaktionen auf den ersten durchaus positiv und ermunternd. Doch hatte mich im Herbst die Redaktion der ersten Buch-Publikation (s. S. 15) so fest im Griff, daß ich beim besten Willen zu nichts anderem gekommen bin.

Dem Wunsch, den Rundbrief zu einem Forum der Mitglieder zu machen, konn- ten wir bei Nr. 2 bereits etwas näher kommen. Wir bitten auch weiterhin alle Mitglieder, uns Berichte von Aufführungen etc. zu schicken. Vielleicht ist auch jemand interessiert, CD-Rezensionen zu schreiben?

Wir wünschen allen Mitgliedern eine schöne Vorweihnachtszeit und alles Gute zum neuen Jahr, in dem wir uns hoffentlich zahlreich wiedersehen werden.

Detmold, im Dezember 2004

Im Auftrag des Vorstands: Irmlind Capelle

Impressum: Herausgeber: Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. c/o Prof. Dr. Bodo Gotzkowsky, Leipziger Straße 96, D – 36037 Fulda Tel. 0661 604104 e-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Irmlind Capelle (V.i.S.d.P.) (Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen.) © Lortzing-Gesellschaft e. V., 2004

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 2 Rolands Knappen oder: Das ersehnte Glück

Komisch-romantische Zauberoper in drei Akten, nach Musäus‘ gleichnami- gem Märchen frei bearbeitet von G. M. Text von / Komponiert: Sommer 1848 bis März 1849

Personen

Garsias, der Weise genannt, König von Leon (Baß) Isalda, seine Tochter (Sopran) Tutatu, ein gelehrter Prinz aus China () Andiol (Sopran) } Amarin (Tenor) } Knappen in Ritter Rolands Heer Sarron (Baß) } Die Königin der Berge (Sprechrolle) Ein Jäger (Sprechrolle) Ein Höfling (Sprechrolle) Ein Hoffräulein (Sprechrolle) Hofherren und Hofdamen. Pagen. Tänzer und Tänzerinnen. Gespielinnen der Prinzessin. Jagdgefolge. Trabanten. Krieger. Landleute. Volk. Gnomen. Erdgeister. u.s.w.

Uraufführung am Stadttheater in unter Leitung Albert Lortzings am 25. Mai 1849

„Freut Euch mit mir, Ihr lieben Leute. Gestern ist meine Oper gegeben und mit unge- heurem Jubel aufgenommen. Die Aufführung war in Berücksichtigung daß wir nur zwei Orchesterproben hatten, eine vortreffliche zu nennen. Die Mayer sang himmlisch, die Bachmann war vorzüglich wie immer, Wiedemann, Brassin und Behr ebenfalls sehr brav. Fast jede No: wurde stürmisch apllaudirt und ich mit den Sängern nach dem zweiten und dritten Akte gerufen. Ein anhaltender Applaus empfieng mich auch bei meinem Erscheinen im Orchester. Das Haus war mit Bezugnahme auf die Zeit: Umstände und das schöne Wetter voll zu nennen. Mindestens hat Wirsing lange kein so volles Haus gemacht. […] Das Gefühl, mit welchem ich gestern in‘s Orchester gieng, will ich meinem Feinde nicht gönnen; es handelte sich gewißermaßen um einen Wende- punkt in meinem bisherigen Wirken. Wäre ich auch mit dieser Oper abgefallen – ich hätte nicht den Muth gehabt noch einmal die Feder anzusetzen. Man könnte freilich sagen, daß die Sympathie für mich in Leipzig groß ist, so viel glaube ich aber ohne Eitelkeit heraus hören zu können, daß die Oper auch an andern Orten Anklang finden wird.“ (Albert Lortzing an seine Frau in Wien am 26. Mai 1849)

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 3 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 4

Inhalt

“Andiol, Amarin und Sarron, drei vom Kreuzzug heimkehrende Knappen des gefallenen Ritters Roland, haben sich des Abends in einer unwirtlichen Felsengegend verirrt. Aber auch in der finsteren Gewitternacht können die drei nur an eines denken: an einen Schatz, der mit einem Schlag alle ihre Wünsche befriedigt. Plötzlich erscheint ihnen die Königin der Berge, eine zaubermächtige Fee, und schenkt jedem einen kost- baren Talisman. Sarron, der Familienvater, erhält ein Tischlein-deck-dich, Amarin einen Beutel, der sich stets von selbst mit Goldstücken füllt, und Andiol ein kleines Käppchen, das seinen Träger unsichtbar macht. Nur in der Hand der Knappen, so verheißt die Königin, könnten die Talismane ihre Wirkung ausüben, und wenn dereinst ihre Kraft sie verließe, so sei das ersehnte Glück nahe. Die Knappen trennen sich und treffen sich nach Jahren am Hofe des Königs Garsias wieder. Alle haben sei eine erstaunliche Karriere gemacht: Sarron ist des Königs Küchenchef, Andiol der Hofnarr der wunderschönen, aber schwermütigen Prinzessin Isalda, und Amarin wird seines unermeßlich Reichtums wegen für einen Prinzen gehalten. In Isalda findet Amarin die schöne Unbekannte wieder, an die er einst sein Herz verloren hat. Um die Prinzessin jedoch wirbt bereits, mit Garsias‘ Unterstützung, der reiche chinesische Prinz Tutatu. Ihm gelingt es, die Wirkung des Talismane zu erkunden. König Garsias bringt die Kleinodien an sich, ohne sie jedoch benutzen zu können. Nach mancherlei Verwirrung erhalten die Knappen ihre Gaben zurück, die Prophezeiung der Fee erfüllt sich: als die Talismane ihre Wirkung verlieren, haben die Knappen ihre Heimat wiedergefunden, und Isalda und Amarin sind vereint.“ (nach: Petra Fischer, Vormärz und Zeitbürger- tum. Gustav Albert Lortzings Operntexte, Stuttgart u. a. 1997, S. 250/251)

Kritiken zur Uraufführung

„Hr. Capellmeister Albert Lortzing, welcher seit einiger Zeit von Wien hierher zurück­ gekehrt ist, hat die deutsche Bühne mit einer neuen Oper bereichert, für welche sowohl die Directionen als auch die Sänger dem Componisten dankbar sein werden. „Rolands Knappen oder das ersehnte Glück“, ist der Titel dieser nach einem gleich- namigen Mährchen v. Musäus frei bearbeiteten kom. rom. Zauberoper in 3 A. … Das Haus war gut besetzt und die Aufnahme des hier sehr beliebten Componisten so wie seiner Opern war eine brillante zu nennen. Hr. Lortzing, am Direktionspulte angelangt, wurde stürmisch empfangen und nach dem 1. Akte und am Schlusse der Oper mit den Hauptpersonen gerufen, ebenso wurden die einzelnen Nummern mit dem lebhaftes- ten Beifalle aufgenommen. […] Die Leistungen der Sänger verdienen durchgängig das größte Lob, leider ist Hr. Behr, welcher den Garsias mit allem Fleiße sang und spielte, kein geborner Komiker; er muß durch die Kunst ersetzen, was ihm die Natur versagte, und deshalb ist auch seine Komik nicht wirksam. Diese Partie muß in den Händen wirklicher Buffo‘s, wie z. B. früher unser Berthold, gleiche Geltung erlangen wie der Bürgermeister van Bett. Die beiden Zierden unserer Oper, Frl. Mayer und Hr. Wide- mann, enthusiasmirten durch ihren Gesang, Frau Günther-Bachmann, der reizendste Rolandsknappe aus der Mährchenwelt, bezauberte durch die Anmuth ihres Spiels und ihrer Lieder; wir erwähnen hier nochmals besonders das Narrenlied; und auch der nach Weib und Kind seufzende Knappe Sarron wurde durch Hrn. Brassin mit Erfolg dargestellt. Der chinesische Prinz Tutatu fand in Hrn. Ballmann den trefflichsten Repräsentanten – er wurde, ob seiner Maske, schon bei seinem Auftreten rauschend Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 4 begrüßt, und Frl. Kanow endlich recitirte als Königin der Berge die melodramatischen Scenen mit lobenswerther Modulation und Deutlichkeit. Die Rolandsknappen werden nun von Leipzig aus ihre Wanderung auf die übrigen Büh- nen antreten – eine gute Aufnahme versprechen wir ihnen im Voraus, wenn sie sich so gut aufführen, als bei uns. Die Partie des Garsias aber wird in Kurzem schon eine wesentliche auf den Repertoiren der Baß-Buffo‘s sein und auf keinem derselben feh- len.“ (Allgemeine Theater-Chronik, Jg. 18 ( 1. Juni 1849), No. 69, S. 273/274)

„Lortzing hat mit ‚Rolands Knappen‘ die Zahl seiner Opern um ein in seiner Art und Weise anerkennenswerthes Werk vermehrt, welches voraussichtlich dieselbe Theil- nahme auf vielen deutschen Bühnen finden wird, wie sie seinen früheren theilweise populär gewordenen Bühnenprodukten zu Theil ward. Das Sujet ist seiner Grundidee nach dem bekannten Mährchen von Musäus entlehnt, obgleich es speciel nur in äußerst loser Beziehung zu diesem steht, da fast nichts weiter vom Verfasser des Operntextes beibehalten wurde, als einige Namen und die Thatsache von den Geschenken der Mutter Drude an die drei Knappen, und die meis- ten Charaktere sind sehr abweichend von der gesunden, kräftigen und äußerst ergötz- lichen Natur, wie sie in jenem Mährchen vorwaltet. So erscheint Andiol in der Umge- bung des weisen Garsias mit seinem Vehikel der Unsichtbarkeit als ein sehr liebens- würdiger und appetitlicher Hofnarr, während Musäus ihn mit einem flämischen Bauern nach van Dyk‘s Composition vergleicht, der neben seinem Talisman weiter nichts hat, als das gemeine Alltagsgesicht­ eines gewöhnlichen Menschen; Amarin tritt als zarter, sehr verliebter und schmachtender Ritter in die Gemächer des Königs, während er im Mährchen als ein handfester Bursche in seinen Kleidern, der indeß trotz derselben die vormalige Troßgenossenschaft und seine derben Sitten nicht verleugnen kann, figurirt. Der weise König Garsias ist als ein Gastronom, desen gute oder böse Laune größten­ theils von der Vorzüglichkeit der Küche, so wie von der guten Verdauungskraft des Magens abhängt, geschildert und somit ziemlich derselbe geblieben, wie Musäus ihn beschreibt; nur hat man sich nicht versagen können, ihm als den Repräsentanten einer absoluten Monarchie, noch einige wenig witzige Beziehungen zur Tagesgeschichte zu geben. Man ersieht aus den vorstehenden Andeutungen, daß das komische Element wie es sich in den meisten Lortzing‘schen Opern zeigt, den hauptsächlichsten Theil des Buches bildet. Die seriösen (romantischen?) Momente sind durch das Verhältniß welches zwischen Amarin und der Tochter des Königs, Isalda, obwaltet, nur spärlich vertreten. Die Schlußscene, in welcher die Knappen zur Heimath gelangen, erscheint in ihren Einzelnheiten unmotiviert und giebt deshalb keine wohlthuende, befriedigende Lösung des Ganzen. Der musikalische Theil ist der bei weitem anziehendere der Oper. Zwar giebt der Componist weder etwas erheblich Neues, noch somit Beweise einer hervorstechenden Originalität, er bewegt sich vielmehr hauptsächlich auf dem uns schon durch seine frühren Arbeiten bekannten Territorium seiner Produktionskraft – aber es ist Alles mit vielem Geschick, mit Einsicht und Kenntniß in Bezug auf eine allgemeine Wirk- samkeit angelangt und verwendet, daß es das Interesse des Publicums in Anspruch zu nehmen, und einen momentan angenehmen, wenn auch nicht nachhaltigen Eindruck her- vorzubringen sehr geeignet ist. Die meisten Melodien sind fließend, leicht faßlich, und eben deshalb rasch eingänglich. Die Darstellung war im Allgemeinen eine sehr gute …“ (Signale, Jg. 7 (Juni 1849), No. 27, S. 213)

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 5 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 6

BERICHTE · BERICHTE BERICHTE · BERICHTE

Regina von Albert Lortzing in ihr anschließend ein Festengagement am Badischen Staatstheater ein, dessen Karlsruhe Ensemblemitglied sie noch heute ist, Am 25. April 1998 wurde eine halbsze- nun unter dem Künstlernamen Susanne nische Aufführung der Oper von Cornelius. Den Simon sang der bekannte Albert Lortzing durch das Badische Bassist Günter Missenhardt, den Staatstheater Karlsruhe zur Eröffnung Richard der Tenor Robert Künzli von der der „Europäischen Kulturtage“ geboten, Staatsoper Stuttgart. Stephan war der welche durch die Stadt Karlsruhe im junge Bariton Christian Rieger, inzwi- Zweijahresrhythmus mit wechselndem schen Ensemblemitglied der Bayerischen Motto veranstaltet werden. Die Auswahl Staatsoper München. Kilian wurde von der „Revolutionsoper“ Regina erfolgte Klaus Schneider überzeugend gesungen bewußt im Hinblick auf das damalige (der in der vergangenen Spielzeit einen Thema, die Badische Revolution von 1848. beachtlichen Parsifal verkörperte). Die in Karlsruhe sehr beliebte holländische Der Première folgten weitere drei Vor- Opernsoubrette Tiny Peters sang mit stellungen, die alle vom Publikum mit viel Freude die Beate, glücklich, endlich großem Applaus aufgenommen wurden. mal wieder in einer der von ihr heißge- Gleichzeitig zu den Aufführungen fand im liebten Lortzing-Rollen auftreten zu Foyer eine Ausstellung zur Oper Regina können. und deren Aufführungs- bzw. Nichtauf- Als langjähriger Operninspizient des führungsgeschichte statt. Badischen Staatstheaters wußte ich Die szenische Einrichtung besorgte sehr sehr zu schätzen, endlich einmal wieder engagiert der Schauspielregisseur Klaus einen „Lortzing“, insbesonders dieses Kusenberg; die Chorszenen gerieten aller- interessante Musikwerk zu betreuen. dings etwas unbeholfen. Werner Adam, ALG, Musiktheater-Inspizient Die Gesamtausstattung besorgte der Büh- am Badischen Staatstheater Karlsruhe Karlsruhe, 20. Januar 2004 nenbildner Christian Floeren. Das Grund- bühnenbild war ein echtes Baugerüst einer Baufirma, im 1. Akt war eine riesige Dampfmaschine integriert, im 2. Akt das Lortzing in Paris Haus der Barbara, im 3. Akt eine steil ansteigende Treppe. Von diesem Bühnen- Zu Pfingsten 2004 unternahm der Phil- raum ging eine großartige Wirkung aus. harmonische Chor eine Kon- zertreise nach Paris und trat dabei u. Die musikalische Leitung hatte der a. in St. Madeleine und in Notre Dame damalige Chefdirigent der Dresdner auf. Im Repertoire der Reise hatte der Staats­operette, Volker M. Plangg (heute Chor auch eine Komposition von Albert Rostock) mit leidenschaftlichem Einsatz Lortzing – den Eingangschor aus sei- übernommen. nem Oratorium Die Himmelfahrt Jesu Die Regina sang Kornelia Eng, frisch enga- Christi. So erklang vermutlich erstmals giert von der Karlsruher Hochschule für in einer Pariser Kirche Musik von Albert Musik, eine Sängerin wie geschaffen für Lortzing! das deutsche Fach. Die gesangliche und IC szenische Gestaltung der Regina brachten Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 6

BERICHTE · BERICHTE BERICHTE · BERICHTE

Berliner Impressionen rung in Leipzig komponiert wurde. Das Weißbierlied aus Eine Berliner Grisette Die Abstinenz der drei großen Berliner von 1850 ist ein echter Schlager. Häuser in Sachen Lortzings ist schon oft genug beklagt worden, und diese Klage Bernd-Rüdiger Kern soll hier nicht wiederholt werden. Viel- mehr kann nach der erfolgreichen Mit- gliederversammlung über zwei weitere Lortzings in Biedermeier- Ereignisse berichtet werden. zimmer. Begeisternde Premiere einer Vom 30. Oktober bis zum 13. November Zusammenarbeit 2003 spielte die Hochschule für Musik Hanns Eisler den Wildschütz, leider nur Zu Undine in Rudolstadt am 7. Feb- vom Flügel begleitet. Aber damit sind die ruar 2004 schlechten Seiten der Aufführung auch schon genannt. Gesungen wurde ordent- Im Repertoire unserer Opernhäuser ist lich, die Regie nahm das Werk ernst, was die romantische Zauberoper „Undine“ ihm gut bekommen ist. Zudem wurden von Albert Lortzing höchst selten zu noch übliche Striche aufgemacht, so daß finden. Zum einen mag es an der wenig es eine interessante Aufführung wurde. griffigen Faktur liegen, zum anderen Daß alle wichtigen Figuren ihre „Grund- scheint ihr der ähnliche Stoff in Dvo- sätze“ haben, gegen die sie selbstver- raks „“ den Rang abgelaufen zu ständlich verstoßen, ist mir nie so deut- haben. Doch es kann auch anders sein, lich geworden wie in dieser Vorstellung. davon konnte sich ein begeistertes Publikum am Samstag in Rudolstadt Am 7. Dezember 2003 gab es dann inte- überzeugen. ressante Entdeckungen im Rahmen der Brunchkonzerte, die die Staatsoper Zu Anfang standen der Intendant und im Apollosaal durchführt, zu machen. der Rektor der Weimarer Hochschule Leider war dem Titel „Berliner Luft im für Musik „Franz Liszt“ vor dem Vor- Berliner Salon – Von Lortzing bis Lincke“ hang, denn ein besonderes Unterneh- das genaue Programm ebensowenig zu men ging in Szene: das Opernstudio entnehmen wie dem Programmheft. Zu der Hochschule und das Landesthea- meiner großen Freude wurde nicht nur ter Rudolstadt in Kooperation und im die Ouvertüre zu in Ergebnis ein Musiktheaterereignis ani- der Fassung für Berliner Salonorchester mierender Spielfreude und hintergrün- gespielt, sondern auch noch zwei Lieder diger Symbolkraft. […] aus Schauspielmusiken. Winnie Böwe sang Heinz-Dieter Ruhland baute ein liebe- das Weißbierlied (LoWV 93 Nr. 6) und voll gestaltetes Biedermeierzimmer „Süsse Erinnrung, wenn ich gedenke“ aus als Rahmen. Heinz Schneider führte Lumpaci-Vagabundus (LoWV 29) und kam unaufdringliche Regie, es entstand ein damit stark an ihre Grenzen. Die Einlage Kammerspiel höchst gegenwärtig schei- zum „Lumpazivagabundus“ trifft sehr nender Körpersprache. Und das ist das schön den Wiener Vorstadttheaterton, Besondere an dieser Inszenierung: Die obwohl das Stück 1834 für eine Auffüh- jugendliche Frische der agierenden Eleven noch fern ab von oft negativer Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 7 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 8

BERICHTE · BERICHTE BERICHTE · BERICHTE

Theaterroutine verhalf dem Ganzen zu desamtes für Ökologie“, begleitet am unverwechselbarem Flair, was musika- Klavier von Kapellmeister Achim Fal- lisch Schlichtheit im Ausdruck aber auch kenhausen, Nummern aus Casanova, Glanz bedeutet. Denn die Ensemblesze- Caramo, Zum Großadmiral und Undine nen ohne die im Opernalltag oft zu regis- und machten deutlich Lust darauf, diese trierenden übermäßigen Vibrati fehlten Opern einmal vollständig zu hören und ganz zugunsten homogener Klanglichkeit. zu sehen. Besonders gelungen war das […] Lied des Rocco „Man kann es in der An diesem Abend agierten: Franciska Bibel lesen“, das Uwe-Tobias Hieronimi Braun (Berthalda), Frieder Aurich mit hervorragendem darstellerischem (Hugo), Christian Most (Kühleborn), Talent sang. Die beiden anderen Num- Andreas Küttner (Tobias), Katharina mern aus dieser Oper zeigten Lort- Herz (Marthe), Gudrun Otto (Undine), zings Vielfalt in der Musiksprache: die Björn Adam (Veit), Pierre Klafs (Hans) schlicht erzählende Ballade der Bettina und Frederik Beyer (Pater Heilmann). (etwas sehr dramatisch gesungen von Dazu im Graben die Thüringer Sympho- Barbara Schramm) stand neben der niker Saalfeld-Rudolstadt unter Leitung großen Arie der Rosaura, die Agnes von Oliver Weder in unaufdringlichem Buliga-Contras ausdrucksstark vortrug. Glanz der Register und adäquater Beglei- Sehr vielversprechend klang die Arie tung. des Heinrich „In der Jugend Wonneta- gen“ aus Zum Großadmiral in der Inter- Hier hatte ein wohl über Thüringen hin- pretation von James Frost. Frost und aus einzigartiges Projekt Premiere. …“ Hieronimi bildeten auch den fulminanten (Hans Lehmann in Östthüringer Zeitung vom Schlußpunkt des ersten Teils mit dem 9. 2. 2004) Duett von Hans und Veit „Ich war in meinen jungen Jahren“ aus Undine. Der zweite Teil des Programms war dann Werken Gaetano Donizettis (u. a. aus Die Favoritin, aus Marino Faliero und aus den Vorsätzlichen Narren) gewid- „Der Gaukler“ in Hildesheim met.

Am 13. Juni 2004 ging für Wolf-H. Otte Herrn Wolf-H. Otte ist sehr zu danken, ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: daß er dieses besondere Konzert auf Nach zwei gelungenen Donizetti-Pro- die Beine gestellt hat, und es ist nur grammen konnte er jetzt zahlreiche zu wünschen, daß die Interpreten sich Mitglieder des Theaters in Hildesheim zu auch weiterhin an diese seltenen Lort- einem Lortzing- und Donizetti-Programm zing-Opern erinnern und möglicherweise gewinnen. Unter dem Titel „Der Gaukler Gesamtinszenierungen anregen. und der Schwan in Bergamo“ wurden im F1 des Theaters Hildesheim selten bis nie Irmlind Capelle gehörte Nummern aus unbekannten Opern Albert Lortzings und Gaetano Donizettis geboten.

Mit großer Begeisterungen sangen zu Beginn des Konzertes die Solisten und der „Chor des Niedersächsischen Lan- Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 8

BERICHTE · BERICHTE BERICHTE · BERICHTE

Graz, Der Wildschütz ber bist)“. Bei keinem scheint die neue (Premiere am 3. Oktober 2004) technische Möglichkeit so angezeigt wie bei Lortzing, das ist eine wunder- Lortzing konnte bekanntlich nicht genug bare Hilfe bei der Entdeckung eines, lästern über den Musikgeschmack der den man längst zu kennen meinte, nun Wiener, „immer nur Dudelei“, Walzer gibt es keine Ausrede mehr für die und Belcanto, von deutschen Opern sehe Opernverächter, auch die Laiengemüter und höre man nichts, und wenn aus- hatten in Graz Spaß am Billardquintett nahmsweise Marschner gegeben werde, oder an der Lesung der Gräfin am Beginn schlafe das Publikum dabei ein. Derzeit von Akt zwei, da war Schloß Eberbach aber riskiert der neue Intendant in der grandios verwandelt in eine Akropolis, zweitgrößten Stadt Österreichs, wagt die großen Styropor-Säulen wurden am Jörg Koßdorff in Graz den Start in seine Ende der Szene von der Dienerschaft erste Saison mit Fidelio und mit Wild- effektvoll abgeräumt, alle Hausgeister schütz, letzterer wurde umjubelt, und waren bei der Lesung weiß gewandet und an Lortzings wundersamer Verbesserung bildeten berühmte antike Statuen nach des Rehbock von Kotzebue ist in Graz vor mit verschiedenem Geschick, Erfolg und allem eines bemerkenswert: Eine deut- Schönheit. sche Oper wurde hier mir „Übertiteln“ Jürgen Lodemann versehen, mit frappierender Wirkung. Das ständige Argument der Opern-Igno- ranten, man verstehe in Opern ja doch nichts, wird hier aufgehoben und es zeigt sich, diese technische Möglichkeit ist bei keiner Opernsorte so sinnvoll, so aufschlußreich und hilfreich wie bei den gesungenen Spielszenen Lortzings, der bekanntlich vom Schauspiel herkam und auch als Komponist immer von Wort her dachte und erfand, und es zeigt sich, wenn man Wort für Wort verfolgen kann, hier ist keine Note ohne dichtes- ten Zusammenhang mit dem Text (und das ist einer der Gründe, weswegen er außerhalb des deutschen Sprachraums kaum eine Chance hatte), nun antworten einander die Ebenen und Medien auf zusätzlich witzige Weise, nun ist es zu verfolgen, das Wechselspiel von Musik und Wort und Szene. Und es wurde in Graz deutlich, wie das Publikum auch auf die eingeblendete Schrift reagierte, das potenzierte von Sekunde zu Sekunde Wirkung und Genuß, auch das Gelächter, etwa bei „O du, der du die Tu-(gend sel-

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 9 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 10

AKTUELLES · AKTUELLES AKTUELLES · AKTUELLES Lortzing-Premieren in der Weitere Aufführungen: 18. + 24. März, Spielzeit 2004/2005 13., 23. + 30. April, 11., 13. + 25. Mai 2005 Freiberg/Döbeln, Mittelsächsisches Graz, Opernhaus Theater

Der Wildschütz Rolands Knappen Regie: Michael Schilhan Premiere: 19. März 2005 Mus. Leitung: Karel Mark Chichon / Weitere Aufführungen: Freiberg: 24. Richard Wien/ Günter Fruhmann April (14.30 Uhr), 1. Mai (19 Uhr), 17. Mai Premiere: 3. Oktober 2004 (14.30 Uhr) weitere Aufführungen: 11. + 29. Dezem- Döbeln: 2. April (19.30 Uhr), 5. Juni ber 2004, 5. + 19. Februar 2005, 18. März (14.30 Uhr) 2005, 1. + 14. April 2005 Coburg, Landestheater Dortmund Zar und Zimmermann Der Wildschütz Premiere: 23. April 2005 Regie: Werner Pichler Ltg.: Günther Wallner Wiederaufnahmen Premiere: 12. Dezember 2004 weitere Aufführungen: 16., 26. + 30. St. Gallen, Theater Dezember 2004; 7., 23. + 27. Januar, 9. + 27. Februar 2005. Zar und Zimmermann weitere Aufführungen: 1., 7. + 12. Dezem- München, Staatstheater am Gärt- ber 2004, 17. + 30. Januar 2005 nerplatz München, Staatstheater am Gärt- nerplatz Regie: Katharina Wagner Mus. Leitung: David Stahl / Adrian Müller Zar und Zimmermann Premiere: 20. Februar 2005 Aufführungen: Weitere Aufführungen: 17. Februar (Vor- 1., 4. + 20. Dezember 2004, 15. + 30. April aufführung), 22. + 26. Februar, 1. März, 2005 16. April, 9., 19. + 25. Mai, 13. Juni 2005 Düsseldorf/Duisburg, Deutsche Stuttgart, Staatsoper Oper am Rhein

Der Wildschütz Zar und Zimmermann Regie: Nigel Lowery Aufführungen: Mus. Leitung: Constantinos Carydis Duisburg: 21. Januar 2005 Premiere: 13. März 2005 Düsseldorf: 15. April 2005

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 AKTUELLES · AKTUELLES AKTUELLES · AKTUELLES

Hamburg, Staatsoper Kartenreservierungen (€ 25/18, ermä- ßigt € 21/15) sind ab 1. November 2004 Zar und Zimmermann möglich und werden ab 1. Mai 2005 Aufführungen: 21. + 22. Februar 2005, bearbeitet (mta Bestellservice : Tel. 1., 3., 5. + 13. März 2005 0 80 91/56 38-05, Fax –06, email: [email protected]). Veranstal- Chemnitz, Städtische Theater ter: die opernbühne e. V., Heubergstr. 9, 83052 Bruckmühl Zar und Zimmermann Aufführungen: 15. + 30. Januar, 29. April, 8. Mai, 1., 17. + 28. Juni 2005

Radebeul, Landesbühnen Sachsen

Zar und Zimmermann Aufführungen: 11. Dezember 2004 Auktionen 19. Dezember (Bad Elster, 15 Uhr) 14. Januar 2005 (Schwedt) Bei der jüngsten Auktion der Fa. J. A. Stargardt am 23. und 24. November 7. Mai (Eisleben) 2004 wurden wiederum zwei Autographe Lortzings angeboten. Zum einen ein sog. „musikalisches Album- blatt“, d. h. ein Einzelblatt, das der Komponist mit einem kurzen Notenzitat Für Lortzing-Freunde interessante versehen und dann unterschrieben hat. sonstige Aufführungen: Dieses Albumblatt trägt das Datum „Leipzig 13. August 1844“ und ist unter- schrieben mit „Zur Erinnerung an Albert Plauen/Zwickau Gustav Lortzing“. Heinrich Dorn, Die Nibelungen Bei dem anderen Autograph handelt es sich um einen bislang völlig unbekannten Aufführungen: 8. Januar 2005 (Plauen), Brief an die Großherzogliche Hofthea- 3. April 2005 (Plauen) ter-Rendantur in Weimar vom 17. März 1846, in dem Lortzing um die Einsendung des Honorars für den Wildschütz bittet, Reithalle bei Schloss Maxlrain bei der in Weimar zu Aufführung gelangt Bad Aibling (ca. 50 km südöstlich war. von München) Beide Objekte konnte die Lipp. Landes- bibliothek in Detmold für ihr „Lortzing- Peter Lindpaintner, Der Vampyr Archiv Georg Richard Kruse“ ersteigern Aufführungen: 11. (P), 15., 17., 18., 22., und stehen somit der Forschung dort zur 24., 25. Juni 2005 immer 20 Uhr. Verfügung.

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 11 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 12 Diskographie 2004

Der Waffenschmied John Tomlinson, Ruth Ziesak, Boje Skovhus, Ursula Kunz, Martin Hausberg RO München Ltg.: Leopold Hager Profil Nr. PH 04081 (DDD, 1992)

Hans Sachs Schmitt-Walter, Vogler, Kohl, Mikorey, Fränkisches Landesorchester Ltg.: Loy Line Nr. 500500 (ADD, 50)

Regina Klein, Stracke, Kozub, Friedrich, Rungenhagen Großer Chor und Großes Orchester des Berliner Rundfunks Ltg.: Schartner Walhall (ADD, m)

Der Waffenschmied Spletter, Bohnen, Wocke, Zimmermann, Rauch Orchester des Reichssenders berlin Ltg.: Schlemm Line Nr. 500446 (ADD, m, 1936)

Die beiden Schützen Pröbstl, Nentwig, Schmitt-Walter, Kuen, Kusche Bayr. RSO Ltg.: Koetsier Line Nr. 500433 (ADD, m, 1950)

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 12 Bitte um Unterstützung Website

Wie alle Mitglieder der Lortzing-Gesell- Die Lortzing-Gesellschaft plant mit- schaft sicherlich aus leidvoller Erfahrung telfristig ihren eigenen Internet-Auf- wissen, sind die Libretti zu Lortzings tritt, doch sind hierzu noch zahlreiche Opern z. T. nur sehr schwer zugänglich. Vorarbeiten notwendig, so daß die Zur Zeit ist kein einziges Textbuch im Umsetzung sicherlich noch ein, zwei Handel erhältlich. Jahre dauern wird. Aus diesem Grund möchten wir nach und Bis dahin seien alle Mitglieder auf die nach alle Texte zu Lortzings Opern erfas- sehr gelungene Website unseres Mit- sen und dann in kritischen Einzelausgaben glieds George Overmeire verwiesen veröffentlichen. Hierzu benötigen wir die (www.albertlortzing.org), die zahlrei- Hilfe unserer Mitglieder! Wer ist bereit, che wichtige Informationen enthält, den Text einer Oper oder eines Opern- wie z. B. ein Werkverzeichnis, zahlrei- Aktes nach dem Erstdruck abzuschreiben? che Literaturhinweise etc. Wir stellen die Vorlage zur Verfügung und Darüber hinaus ist die Rubrik „Lort- wünschen uns eine diplomatisch getreue, zing aktuell“ auf der Internetseite d. h. exakt der Schreibweise der Vorlage der Lippischen Landesbibliothek (www. entsprechende Erfassung des Textes mit llb-detmold.de) sehr zu empfehlen. Die einem der gängigen Textverarbeitungs- Lippische Landesbibliothek, die mit programme (MS Word, Wordperfect oder ihrem Lortzing-Archiv Georg Richard Staroffice). (Wir bitten zu entschuldigen, Kruse die größte Sammlung von Quellen daß wir die Hilfe derjenigen Mitglieder, zu Albert Lortzing bewahrt, stellt hier die „nur“ über eine Schreibmaschine ver- zahlreiche aktuelle Informationen (ein- fügen, leider nicht in Anspruch nehmen schließlich Aufführungshinweise) zur können, da die weitere Verarbeitung leider Verfügung. zu aufwendig wäre.) Alle Mitglieder, die Interesse haben, sich an diesem Projekt zu beteiligen, bitten wir, sich bei der Vorsitzenden des wissen- schaftlichen Beirats, Dr. Irmlind Capelle, zu melden. Im voraus ganz herzlichen Dank!

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 13 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 14 Bibliographie zu Albert Lortzing (Fortsetzung)

Literatur 2004 (mit Nachträgen)

Capelle, Irmlind: Artikel „Albert Lortzing“ in: Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), 2. Auf- lage, Personenteil Bd. 11, Kassel u. a. 2004, Sp. 477–488. Krieger, Irene: Undine, die Wasserfee. Friedrich de la Motte Fouqués Märchen aus der Feder der Komponisten, Herbolzheim 2000. Zu Lortzings Undine S. 47–55. Osthoff, Wolfgang: „Das Christ-Elflein“ als Spieloper – Pfitzner und Lortzing, in:Mitteilungen der Hans-Pfitzner-Gesellschaft, Neue Folge, Heft 63 (2003), Tutzing 2003, S. 24–39. Wiesend, Reinhard: Sympathie mit dem Heiteren: Hans Pfitzner Sonett »Albert Lortzing (geb. 1803)«, in: Mainzer Anthologie. Eine Festgabe für Hermann Kurzke zum 60 Geburtstag, [Privatdruck] 2003, S. 242–245 und Sonderdruck der Pfitzner-Gesellschaft.

Literatur zu Lortzings Umfeld

In Heft 3 (Juli 2004) der Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins (www.DieGeschicht- eBerlins.de) hat Prof. Gotzkowsky auf die Gründung unserer Gesellschaft verwiesen. Die- sem Heft entnehme ich folgenden Literaturhinweis: Friedrich Wilhelm von Redern. Unter drei Königen. Lebenserinnerungen eines preußischen Oberst- kämmerers und Generalintendanten, aufgezeichnet von Georg Horn, bearbeitet und einge- leitet von Sabine Giesbrecht (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kultur- besitz. Hrsg. von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann, Bd. 55), Köln/Weimar/Wien 2003. [Wenn auch Lortzing direkt in den Erinnerungen nur wenig erwähnt ist, so gewähren die Erinnerungen doch einen interessanten Blick in das Opernhaus Berlin, an das sich Lort- zing dreimal vergeblich beworben hat.]

Neue Notenausgaben Der Verlag „Musikproduktion Juergen Hoeflich“ veröffentlicht seit einiger Zeit „Reprints und Erstveröffentlichungen seltener Werke, die nicht mehr erhältlich sind oder noch nie erhältlich waren, alle ausgestattet mit einem informativen Original-Vorwort (in Englisch und Deutsch) zu Komponist und Werk. Unser erklärtes Ziel ist es, nicht mit der normalen Verlagswelt zu konkurrieren, sondern das Musikleben neu zu beleben, dabei zu helfen, ein lebendiges Repertoire aufzubauen und Musikern und Musikliebhabern in aller Welt neue Perspektiven zu eröffnen – all das zu einem erschwinglichen Preis.“ In der Reihe „ EXPLORER“ erschien bislang (2003) als erste Oper von Albert Lortzing „Der Wildschütz“ (= Study Score 8). Es handelt sich hierbei um einen Reprint der großen Diri- gierpartitur aus dem Verlag Peters Leipzig (430 Seiten) im Studienformat. Die Ausgabe kostet 75 EUR.

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Soeben erschienen:

Albert Lortzing und die Konversations­ oper in der 1. Hälfte des 19. Jahrhun- derts. Bericht vom Roundtable aus Anlaß des 200. Geburtstages von Albert Lortzing am 22. und 23. Oktober 2001 in der Lippischen Landesbibliothek Detmold.

Im Auftrag der Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. hrsg. v. Irmlind Capelle München: Allitera, 2004. (284 Seiten) ISBN 3-86520-076-1 geb. Preis: 28,- EUR

Der Bericht enthält folgende Beiträge: Jürgen Lodemann, „Ehrt ihn hoch von heute an!“ Von den Leuten geliebt, von den Kennern ignoriert? Zur wechselnden Popularität Albert Lortzings Sieghart Döhring, Konversationsoper – Probleme und Forschungsstand Sigrid Rüttiger, Zar und Zimmermann von Albert Lortzing und Il Borgomastro di Saardam von Gaetano Donizetti Irmlind Capelle, Konversationsoper als Hofoper? – Zu Caramo oder das Fischerstechen von Albert Lortzing Sabine Henze-Döhring, Lortzing und die ‚traditionelle‘ Oper – Das Finale der Undine Wolfgang Osthoff, Das stille Finale – Zum ersten Finale aus Lortzings Waffenschmied Joachim Veit, Musik über Musik? – Albert Lortzings Zum Großadmiral Thomas Betzwieser, Die Dramatisierung des Bühnenliedes: Kotzebues Die Alpenhütte (1815) und ihre musikalischen Realisierungen Reiner Nägele, „… gegen ein Heer von ini‘s und ani‘s“. Lindpaintners Versuch einer deutschen Volksoper Till Gerrit Waidelich, Conradin Kreutzers Die beiden Figaro (Wien 1840) […] Julia Liebscher, „Wo aber die Nation in ihrem Geschmack so geteilt ist, da weiß der Künstler nicht, wohin er sich zu wenden hat!“ National- und Universalstil in der deutschen Spieloper (1815–1848) Arnold Jacobshagen, Konversationsoper und Opéra comique im europäischen Kontext Irmlind Capelle, Albert Lortzing und das bürgerliche Musiktheater

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 15 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 16

Albert Lortzing als Bretzel-Verkäufer

„Ich hatte so viel von seinem berühmten „Warme-weeche-Bretzeln-Walzer“ gehört, den er für die humoristische Leipziger „Tunnelgesellschaft“ komponirte, daß ich ihn bat, mir einige warme, weeche Bretzeln vorzuspielen, da ich für mein Leben gern – lachte. Eigentlich war der Walzer für Orchester berechnet und die Trompeten hat- ten die Aufgabe, den bekannten Fastnachtruf der Leipziger Bretzelnweiber durch den Ballsaal zu schmettern. Aber er lachte ja selber für sein Leben gern, der gute, lustige Lortzing, und er setzte sich gleich an‘s Klavier und spielte mir den närrischen Walzer … Ich sehe noch jetzt sein hübsches, sonniges Gesicht vor mir und höre seine fröh- liche Stimme, mit der er in die burleske Musik bretzelweiberschaurig hineinkrähte: „Warme weeche – warme weeche Bretzeln“ … bis er aufsprang und aus dem Lachduett zwischen meiner Mutter und mir das übermüthigste Lachterzett machte …“ (aus: Komödianten-Fahrten. Erinnerungen und Studien von Karoline Bauer. Hrsg. von Arnold Wellmer, Berlin 1875, S. 263/264.)

Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004