Dezember 2004 Albert-Lortzing-Gesellschaft E
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Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. gegründet 2001 Albert Lortzing Rolands Knappen oder Das ersehnte Glück (1849) Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 2 Liebe Mitglieder! Leider ist jetzt doch fast ein Jahr vergangen, bis Sie einen zweiten Rund- brief in den Händen halten. Dabei waren die Reaktionen auf den ersten durchaus positiv und ermunternd. Doch hatte mich im Herbst die Redaktion der ersten Buch-Publikation (s. S. 15) so fest im Griff, daß ich beim besten Willen zu nichts anderem gekommen bin. Dem Wunsch, den Rundbrief zu einem Forum der Mitglieder zu machen, konn- ten wir bei Nr. 2 bereits etwas näher kommen. Wir bitten auch weiterhin alle Mitglieder, uns Berichte von Aufführungen etc. zu schicken. Vielleicht ist auch jemand interessiert, CD-Rezensionen zu schreiben? Wir wünschen allen Mitgliedern eine schöne Vorweihnachtszeit und alles Gute zum neuen Jahr, in dem wir uns hoffentlich zahlreich wiedersehen werden. Detmold, im Dezember 2004 Im Auftrag des Vorstands: Irmlind Capelle Impressum: Herausgeber: Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. c/o Prof. Dr. Bodo Gotzkowsky, Leipziger Straße 96, D – 36037 Fulda Tel. 0661 604104 e-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Irmlind Capelle (V.i.S.d.P.) (Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers entsprechen.) © Lortzing-Gesellschaft e. V., 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 2 Rolands Knappen oder: Das ersehnte Glück Komisch-romantische Zauberoper in drei Akten, nach Musäus‘ gleichnami- gem Märchen frei bearbeitet von G. M. Text von Albert Lortzing / Komponiert: Sommer 1848 bis März 1849 Personen Garsias, der Weise genannt, König von Leon (Baß) Isalda, seine Tochter (Sopran) Tutatu, ein gelehrter Prinz aus China (Tenor) Andiol (Sopran) } Amarin (Tenor) } Knappen in Ritter Rolands Heer Sarron (Baß) } Die Königin der Berge (Sprechrolle) Ein Jäger (Sprechrolle) Ein Höfling (Sprechrolle) Ein Hoffräulein (Sprechrolle) Hofherren und Hofdamen. Pagen. Tänzer und Tänzerinnen. Gespielinnen der Prinzessin. Jagdgefolge. Trabanten. Krieger. Landleute. Volk. Gnomen. Erdgeister. u.s.w. Uraufführung am Stadttheater in Leipzig unter Leitung Albert Lortzings am 25. Mai 1849 „Freut Euch mit mir, Ihr lieben Leute. Gestern ist meine Oper gegeben und mit unge- heurem Jubel aufgenommen. Die Aufführung war in Berücksichtigung daß wir nur zwei Orchesterproben hatten, eine vortreffliche zu nennen. Die Mayer sang himmlisch, die Bachmann war vorzüglich wie immer, Wiedemann, Brassin und Behr ebenfalls sehr brav. Fast jede No: wurde stürmisch apllaudirt und ich mit den Sängern nach dem zweiten und dritten Akte gerufen. Ein anhaltender Applaus empfieng mich auch bei<m> meinem Erscheinen im Orchester. Das Haus war mit Bezugnahme auf die Zeit: Umstände und das schöne Wetter voll zu nennen. Mindestens hat Wirsing lange kein so volles Haus gemacht. […] Das Gefühl, mit welchem ich gestern in‘s Orchester gieng, will ich meinem Feinde nicht gönnen; es handelte sich gewißermaßen um einen Wende- punkt in meinem bisherigen Wirken. Wäre ich auch mit dieser Oper abgefallen – ich hätte nicht den Muth gehabt noch einmal die Feder anzusetzen. Man könnte freilich sagen, daß die Sympathie für mich in Leipzig groß ist, so viel glaube ich aber ohne Eitelkeit heraus hören zu können, daß die Oper auch an andern Orten Anklang finden wird.“ (Albert Lortzing an seine Frau in Wien am 26. Mai 1849) Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 3 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 4 Inhalt “Andiol, Amarin und Sarron, drei vom Kreuzzug heimkehrende Knappen des gefallenen Ritters Roland, haben sich des Abends in einer unwirtlichen Felsengegend verirrt. Aber auch in der finsteren Gewitternacht können die drei nur an eines denken: an einen Schatz, der mit einem Schlag alle ihre Wünsche befriedigt. Plötzlich erscheint ihnen die Königin der Berge, eine zaubermächtige Fee, und schenkt jedem einen kost- baren Talisman. Sarron, der Familienvater, erhält ein Tischlein-deck-dich, Amarin einen Beutel, der sich stets von selbst mit Goldstücken füllt, und Andiol ein kleines Käppchen, das seinen Träger unsichtbar macht. Nur in der Hand der Knappen, so verheißt die Königin, könnten die Talismane ihre Wirkung ausüben, und wenn dereinst ihre Kraft sie verließe, so sei das ersehnte Glück nahe. Die Knappen trennen sich und treffen sich nach Jahren am Hofe des Königs Garsias wieder. Alle haben sei eine erstaunliche Karriere gemacht: Sarron ist des Königs Küchenchef, Andiol der Hofnarr der wunderschönen, aber schwermütigen Prinzessin Isalda, und Amarin wird seines unermeßlich Reichtums wegen für einen Prinzen gehalten. In Isalda findet Amarin die schöne Unbekannte wieder, an die er einst sein Herz verloren hat. Um die Prinzessin jedoch wirbt bereits, mit Garsias‘ Unterstützung, der reiche chinesische Prinz Tutatu. Ihm gelingt es, die Wirkung des Talismane zu erkunden. König Garsias bringt die Kleinodien an sich, ohne sie jedoch benutzen zu können. Nach mancherlei Verwirrung erhalten die Knappen ihre Gaben zurück, die Prophezeiung der Fee erfüllt sich: als die Talismane ihre Wirkung verlieren, haben die Knappen ihre Heimat wiedergefunden, und Isalda und Amarin sind vereint.“ (nach: Petra Fischer, Vormärz und Zeitbürger- tum. Gustav Albert Lortzings Operntexte, Stuttgart u. a. 1997, S. 250/251) Kritiken zur Uraufführung „Hr. Capellmeister Albert Lortzing, welcher seit einiger Zeit von Wien hierher zurück- gekehrt ist, hat die deutsche Bühne mit einer neuen Oper bereichert, für welche sowohl die Directionen als auch die Sänger dem Componisten dankbar sein werden. „Rolands Knappen oder das ersehnte Glück“, ist der Titel dieser nach einem gleich- namigen Mährchen v. Musäus frei bearbeiteten kom. rom. Zauberoper in 3 A. … Das Haus war gut besetzt und die Aufnahme des hier sehr beliebten Componisten so wie seiner Opern war eine brillante zu nennen. Hr. Lortzing, am Direktionspulte angelangt, wurde stürmisch empfangen und nach dem 1. Akte und am Schlusse der Oper mit den Hauptpersonen gerufen, ebenso wurden die einzelnen Nummern mit dem lebhaftes- ten Beifalle aufgenommen. […] Die Leistungen der Sänger verdienen durchgängig das größte Lob, leider ist Hr. Behr, welcher den Garsias mit allem Fleiße sang und spielte, kein geborner Komiker; er muß durch die Kunst ersetzen, was ihm die Natur versagte, und deshalb ist auch seine Komik nicht wirksam. Diese Partie muß in den Händen wirklicher Buffo‘s, wie z. B. früher unser Berthold, gleiche Geltung erlangen wie der Bürgermeister van Bett. Die beiden Zierden unserer Oper, Frl. Mayer und Hr. Wide- mann, enthusiasmirten durch ihren Gesang, Frau Günther-Bachmann, der reizendste Rolandsknappe aus der Mährchenwelt, bezauberte durch die Anmuth ihres Spiels und ihrer Lieder; wir erwähnen hier nochmals besonders das Narrenlied; und auch der nach Weib und Kind seufzende Knappe Sarron wurde durch Hrn. Brassin mit Erfolg dargestellt. Der chinesische Prinz Tutatu fand in Hrn. Ballmann den trefflichsten Repräsentanten – er wurde, ob seiner Maske, schon bei seinem Auftreten rauschend Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 Rundbrief Nr. 2 Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. Dezember 2004 — 4 begrüßt, und Frl. Kanow endlich recitirte als Königin der Berge die melodramatischen Scenen mit lobenswerther Modulation und Deutlichkeit. Die Rolandsknappen werden nun von Leipzig aus ihre Wanderung auf die übrigen Büh- nen antreten – eine gute Aufnahme versprechen wir ihnen im Voraus, wenn sie sich so gut aufführen, als bei uns. Die Partie des Garsias aber wird in Kurzem schon eine wesentliche auf den Repertoiren der Baß-Buffo‘s sein und auf keinem derselben feh- len.“ (Allgemeine Theater-Chronik, Jg. 18 ( 1. Juni 1849), No. 69, S. 273/274) „Lortzing hat mit ‚Rolands Knappen‘ die Zahl seiner Opern um ein in seiner Art und Weise anerkennenswerthes Werk vermehrt, welches voraussichtlich dieselbe Theil- nahme auf vielen deutschen Bühnen finden wird, wie sie seinen früheren theilweise populär gewordenen Bühnenprodukten zu Theil ward. Das Sujet ist seiner Grundidee nach dem bekannten Mährchen von Musäus entlehnt, obgleich es speciel nur in äußerst loser Beziehung zu diesem steht, da fast nichts weiter vom Verfasser des Operntextes beibehalten wurde, als einige Namen und die Thatsache von den Geschenken der Mutter Drude an die drei Knappen, und die meis- ten Charaktere sind sehr abweichend von der gesunden, kräftigen und äußerst ergötz- lichen Natur, wie sie in jenem Mährchen vorwaltet. So erscheint Andiol in der Umge- bung des weisen Garsias mit seinem Vehikel der Unsichtbarkeit als ein sehr liebens- würdiger und appetitlicher Hofnarr, während Musäus ihn mit einem flämischen Bauern nach van Dyk‘s Composition vergleicht, der neben seinem Talisman weiter nichts hat, als das gemeine Alltagsgesicht eines gewöhnlichen Menschen; Amarin tritt als zarter, sehr verliebter und schmachtender Ritter in die Gemächer des Königs, während er im Mährchen als ein handfester Bursche in seinen Kleidern, der indeß trotz derselben die vormalige Troßgenossenschaft und seine derben Sitten nicht verleugnen kann, figurirt. Der weise König Garsias ist als ein Gastronom, desen gute oder böse Laune größten- theils von der Vorzüglichkeit der Küche, so wie von der guten Verdauungskraft des Magens