3923

Landtag Rheinland-Pfalz Plenarprotokoll 15/65 15. Wahlperiode

65. Sitzung

Mittwoch, den 25. März 2009

Mainz, Deutschhaus

AKTUELLE STUNDE

"Besorgniserregender Rückgang der Zahl der praktischen Ärzte in den ländlichen Räumen von Rheinland-Pfalz" auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/3223 –...... 3927

"An den Realitäten vorbei – Einführung und Umsetzung der neuen Grundschulordnung" auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3238 –...... 3935

"Guter Start ins Kinderleben in Rheinland-Pfalz: Vorbild und Perspektiven einer zukunftsgerichteten Familienpolitik – Zwischenbilanz nach einem Jahr Kinderschutzgesetz Rheinland-Pfalz" auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/3244 –...... 3942

Die Aktuelle Stunde wird dreigeteilt.

Zu den Themen findet jeweils eine Aussprache gemäß § 101 der Geschäftsordnung des Landtags statt.

Wahl der vom Landtag Rheinland-Pfalz zu wählenden Mitglieder für die 13. Bundesversammlung Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3252 –...... 3947

Der Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3252 – wird einstimmig angenommen...... 3947

Wahl eines Mitglieds des Kuratoriums der Universität Trier Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3210 –...... 3947

Der Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3210 – wird einstimmig angenommen...... 3947

3924 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Wahl von schriftführenden Abgeordneten Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3198 –...... 3947

Der Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3198 – wird einstimmig angenommen...... 3947

Bericht des Untersuchungsausschusses im Zusammenhang mit Vorgängen um das Arp-Museum, der Verwendung von Steuermitteln für dieses Projekt und der politischen Verantwortung der Landesregierung hierfür – Drucksache 15/3200 –...... 3947

Der Tagesordnungspunkt ist mit seiner Besprechung erledigt...... 3968

Landesgesetz zur Änderung der Gemeindeordnung und des Zweckverbandsgesetzes Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3032 – Zweite Beratung dazu: Beschlussempfehlung des Innenausschusses – Drucksache 15/3204 –

Änderungsantrag der Fraktionen der SPD und CDU – Drucksache 15/3259 –

Fairer Wettbewerb für die Kommunalwirtschaft bei der Energieversorgung Antrag der Fraktion der SPD – Entschließung – – Drucksache 15/3258 – ...... 3968

Der Änderungsantrag der Fraktionen der SPD und CDU – Drucksache 15/3259 – wird bei Stimmenthaltung der Fraktion der FDP, ansonsten einstimmig angenommen...... 3971

Der Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3032 – wird unter Berück- sichtigung der Annahme des Änderungsantrags der Fraktionen der SPD und CDU – Drucksache 15/3259 – in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung jeweils mit Mehrheit angenommen...... 3971

Der Entschließungsantrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/3258 – wird bei Stimmenthaltung der Fraktion der FDP, ansonsten einstimmig angenommen...... 3971

Landesgesetz zu dem Zwölften Rundfunkänderungsstaatsvertrag Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3116 – Zweite Beratung dazu: Beschlussempfehlung des Ausschusses für Medien und Multimedia – Drucksache 15/3240 – ...... 3971

Der Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3116 – wird in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung jeweils einstimmig angenommen...... 3971

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3925

Zweites Landesgesetz zur Änderung des Landesgesetzes zur Durchführung der Kriegsopferfürsorge Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3118 – Zweite Beratung dazu: Beschlussempfehlung des Sozialpolitischen Ausschusses – Drucksache 15/3241 – ...... 3972

Der Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 15/3118 – wird in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung jeweils einstimmig angenommen...... 3972

Landesgesetz zur Integration der jährlichen Sonderzahlung und zur Anpassung der Besoldung und Versorgung 2009/2010 (LBVAnpG 2009/2010) Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3224 – Zweite Beratung dazu: Beschlussempfehlung des Haushalts- und Finanzausschusses – Drucksache 15/3242 – ...... 3972

....tes Landesgesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes Rheinland-Pfalz und des Fraktionsgesetzes Rheinland-Pfalz Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3225 – Zweite Beratung dazu: Beschlussempfehlung des Haushalts- und Finanzausschusses – Drucksache 15/3243 – ...... 3972

Die Tagesordnungspunkte 9 und 19 werden gemeinsam aufgerufen und beraten.

Der Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3224 – wird in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung jeweils einstimmig angenommen...... 3975

Der Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3225 – wird in zweiter Beratung und in der Schlussabstimmung jeweils einstimmig angenommen...... 3976

3926 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Am Regierungstisch: Ministerpräsident Kurt Beck; die Staatsminister Frau Doris Ahnen, Dr. Heinz Georg Bamberger, Karl Peter Bruch, Frau Margit Conrad, Professor Dr. Ingolf Deubel, Frau Malu Dreyer, Hendrik Hering; die Staatssekre- täre Martin Stadelmaier, Professor Dr. Joachim Hofmann-Göttig.

Entschuldigt fehlten:

Die Abgeordneten Ulla Brede-Hoffmann, Margit Mohr; Staatssekretär Professor Dr. Siegfried Englert.

Rednerverzeichnis:

Abg. Auler, FDP:...... 3968, 3969 Abg. Bracht, CDU: ...... 3972, 3974 Abg. Dincher, CDU: ...... 3972 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU: ...... 3929, 3933, 3934 Abg. Dr. Schmitz, FDP:...... 3927, 3933, 3944 Abg. Eymael, FDP: ...... 3975 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:...... 3928 Abg. Frau Dickes, CDU: ...... 3935, 3940 Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP: ...... 3957 Abg. Frau Ebli, SPD:...... 3932, 3933 Abg. Frau Morsblech, FDP: ...... 3937, 3941, 3942 Abg. Frau Raab, SPD:...... 3936, 3941 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:...... 3973 Abg. Frau Steinruck, SPD: ...... 3942, 3946 Abg. Frau Thelen, CDU: ...... 3943, 3946 Abg. Geis, SPD:...... 3962 Abg. Hartloff, SPD: ...... 3967 Abg. Maximini, SPD:...... 3971 Abg. Noss, SPD:...... 3968 Abg. Pörksen, SPD:...... 3953 Abg. Schnabel, CDU:...... 3969 Abg. Schneiders, CDU:...... 3947, 3948 Abg. Schreiner, CDU: ...... 3949, 3966 Bruch, Minister des Innern und für Sport:...... 3970 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur: ...... 3939, 3964 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:...... 3930, 3934, 3945 Prof. Dr. Hofmann-Göttig, Staatssekretär:...... 3960 Präsident Mertes:...... 3927, 3928, 3929, 3930, 3932, 3933, 3934, 3935, 3936, 3937 ...... 3938, 3940, 3941, 3942, 3943 Vizepräsident Bauckhage:...... 3944, 3945, 3946, 3947, 3948, 3949, 3953, 3957 Vizepräsident Schnabel:...... 3973, 3974, 3975 Vizepräsidentin Frau Klamm: ...... 3960, 3962, 3964, 3966, 3967, 3968, 3969, 3970, 3971, 3972

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3927

65. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am weil wir nach mehreren Kleinen Anfragen zum ersten 25. März 2009 Mal zur Situation insbesondere der hausärztlichen Ver- sorgung in Rheinland-Pfalz klarsehen. Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet. Ich will mit einem Lob an die Landesregierung einstei- gen. Die Landesregierung hat langsam mehr und mehr Realitätssinn bewiesen und eingeräumt, dass wir tat- Präsident Mertes: sächlich in Rheinland-Pfalz Probleme haben, die man nicht mehr leugnen kann, auch wenn sie immer noch Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste! daran festhält, uns zu erläutern, dass die Planungsbezir- Seien Sie willkommen zur 65. Plenarsitzung des Land- ke noch nicht unterversorgt seien. Das wundert mich tags Rheinland-Pfalz! nicht, wenn man weiß, bei welchem statistischen Unter- versorgungsgrad ein Planbezirk überhaupt unterversorgt (Unruhe im Hause) ist. Sie trägt auch immer wieder die Zahl vor, es gebe in Rheinland-Pfalz insgesamt mehr Ärzte. Ich danke, dass Sie so aufmerksam folgen. Wir haben entsprechende Fragen gestellt. Die Statistik (Harald Schweitzer, SPD: Gerne!) klärt auf. Es ist tatsächlich so, dass es in Rheinland- Pfalz mehr Ärztinnen und Ärzte gibt. Das ist aber auch Ich darf Ihnen einige Hinweise zur Tagesordnung geben. der Tatsache geschuldet, dass in die Ärztestatistik die Herr Langner und Frau Schellhaaß werden mich als psychologischen Psychotherapeuten Eingang gefunden schriftführende Abgeordnete unterstützen. Entschuldigt haben, dass, was die Landesregierung oft lobt, aufgrund sind Frau Brede-Hoffmann, Frau Mohr sowie Herr der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr Staatssekretär Professor Dr. Englert. und mehr vor allem Ärztinnen in Teilzeit tätig sind, die auch in die Statistik eingehen, und dass wir – last but not Wir haben heute einen Geburtstag zu feiern. Sie sehen least – zunehmend medizinische Versorgungszentren Herrn Weiner lächeln. Er lächelt sicherlich angesichts haben, durch die viele Ärzte sozusagen die Niederge- der Glückwünsche und der Kiste Wein, die ihm jetzt lassenenstatistik aufpeppen und schönen. Selbst diese zugesprochen wird. Herzlichen Glückwunsch! geschönte Statistik kann nicht länger darüber hinweg- täuschen, dass wir es in Rheinland-Pfalz mit einem sehr (Beifall im Hause) ernst zu nehmendem Problem der Ärzteversorgung vor allem in den ländlichen Bezirken zu tun haben. Sie müssen sich die Kiste natürlich selbst abholen. (Beifall der FDP) (Abg. Weiner, CDU, begibt sich zum Präsidentenpult) Wenn wir uns – Frau Ministerin, ich möchte es für Sie Zur Tagesordnung gebe ich noch den Hinweis, dass es nicht zu trist gestalten, weshalb ich mich auf ein Zahlen- zu den Tagesordnungspunkten 7, 8, 9 und 10 Be- beispiel beschränke – über die Jahr 2005 bis 2007 den schlussempfehlungen gibt, die am gestrigen Dienstag Donnersbergkreis anschauen, ein Kreis, dem es nichts verteilt wurden. Die Frist zwischen der jeweiligen Vertei- hilft, dass wir, wie die Landesregierung gebetsmühlenar- lung der Beschlussempfehlung und der zweiten Bera- tig darlegt, in den Städten eine Überversorgung haben tung muss daher abgekürzt werden. Gibt es dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Nachdem es keine (Pörksen, SPD: Ihre Rede auch nicht!) weiteren Hinweise gibt, stelle ich die Tagesordnung fest. – Herr Pörksen, das ist auch für Sie sehr interessant, Dann rufe ich Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten aber vielleicht kennen Sie die Zahlen auch schon –, sind Thema auf: in diesen drei Jahren elf praktische Ärzte weggegangen

AKTUELLE STUNDE (Pörksen, SPD: Schlimm genug!)

„Besorgniserregender Rückgang der Zahl der – Herr Pörksen, das ist schlimm genug, da haben Sie praktischen Ärzte in den ländlichen Räumen recht –, während drei dazugekommen sind. Man muss von Rheinland-Pfalz“ kein Rechengenie sein, um festzuhalten, dass acht auf Antrag der Fraktion der FDP Allgemeinmediziner im Donnersbergkreis innerhalb von – Drucksache 15/3223 – drei Jahren sozusagen weggefallen sind. Wir können uns alle ausmalen, was das für die Bevölkerung heißt. In der ersten Runde stehen fünf Minuten, in der zweiten Runde zwei Minuten Redezeit zur Verfügung. – Bitte schön, Herr Dr. Schmitz, Sie haben das Wort. Meine Damen und Herren, was tut die Landesregierung in diesem Zusammenhang? Sie macht zwei Dinge: Sie organisiert mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Abg. Dr. Schmitz, FDP: Rheinland-Pfalz einen Masterplan, den man nicht kriti- sieren kann, der aber – das wissen wir alle – dieses Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir Problem auch nicht annähernd wird lösen können. Zum rufen heute in der Aktuellen Stunde diesen Tagesord- Zweiten spielt sie, zum Teil federführend – wir erinnern nungspunkt nach langjähriger Diskussion als Thema auf, uns an die Aussagen des Ministerpräsidenten, als er

3928 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

noch in Berlin aktiv war –, eine Rolle bei den letzten jede andere Arztgruppe. Kurzum: Hausärzte sind unver- beiden Gesundheitsreformen. zichtbar für Staat und Gesellschaft.

(Ministerpräsident Beck: Ich bin immer noch Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im ländli- in Berlin aktiv!) chen Raum ist für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz von besonderer Bedeutung. Daher müssen wir Themen – Immer noch. Herr Ministerpräsident, Sie stehen zu wie die zunehmende Überalterung und die schwierige Ihrem Wort. Dieses Wort war sehr von Hoffnung ge- Nachwuchssituation bei niedergelassenen Ärzten auch prägt. Es lautete sinngemäß: Ärzte, auf Euch kommen mit Weitblick entgegentreten. wieder bessere Zeiten zu. Wir haben das Problem er- kannt und steuern dagegen. – Man hat auf insgesamt Herr Dr. Schmitz, ich möchte an dieser Stelle auch nicht 1.200 DIN-A4-Seiten Gesetzestext gegengesteuert bestreiten, dass es lokal in vier, wie Sie das eben ausge- – allein das ist bemerkenswert –, um das umzusetzen, führt haben, von 28 Planungsbereichen zu Engpässen was Sie uns versprochen haben, Herr Ministerpräsident, kommt; denn wir wissen, dass es in einigen ländlichen nämlich erstens mehr Honorar, um den Arztberuf attrak- Bereichen schwieriger wird, frei werdende Arztsitze neu tiver zu machen, zweitens eine verbesserte Transparenz zu besetzen. und drittens das Ende der Budgetierung in seiner bishe- rigen Form. Dies ist jedoch ein reines Verteilungsproblem und nicht der immer wieder gerne herbeigeredete Notstand in der Meine Damen und Herren, wenn wir uns jetzt anschau- Ärzteversorgung. Auch Herr Dr. Schmitz hat eben in en, wie viele junge Studentinnen und Studenten des seiner Rede gesagt, dass es bei Weitem nicht so ist, Fachs Medizin noch in den Arztberuf gehen, können wir dass wir in Rheinland-Pfalz insgesamt zu wenig Ärzte feststellen, dass wir langsam aber sicher auf die 50 %- hätten. Wir haben mehr niedergelassene Ärzte als je Grenze zugehen. Das bedeutet, nur noch etwa mehr als zuvor. In etwa der Hälfte der hausärztlichen Planungsbe- die Hälfte der jungen Menschen, die sich für das Medi- reiche herrscht sogar Überversorgung. zinstudium entscheidet, wird später Arzt in einer Praxis oder einem Krankenhaus. Meine Damen und Herren, Probleme in der ambulanten ärztlichen Versorgung haben alle Flächenländer. Einzig- Ich appelliere dringend an die Landesregierung, dieses artig ist jedoch der Masterplan, der durch die hervorra- Problem nicht weiter zu relativieren, sondern sich mit gende Arbeit unserer Gesundheitsministerin, Frau Malu allen Mitteln, die sie hat – auch über den Bundesrat –, Dreyer, in Zusammenarbeit mit den Partnern, nämlich zur Lösung dieses Problems bemüßigt zu fühlen; der Landesärztekammer, der Kassenärztlichen Vereini- gung und dem Hausärzteverband Rheinland-Pfalz, ge- (Glocke des Präsidenten) schaffen wurde. Er ist das Fundament für nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und der denn das, was in unserem Land passiert, ist nicht nur Lebenswelt, zur Schaffung von familienfreundlichen – Herr Präsident, ich komme zum Ende – ein Problem Arbeitsbedingungen und zur Nutzung von neuen flexib- für die Patientinnen und Patienten, sondern das ist vor len Möglichkeiten der Berufsausübung. allem ein Problem für die Struktur unseres Landes ins- gesamt. Das Bauen von Landesstraßen können wir uns So wurde – ich möchte nur einige Beispiele nennen; künftig sparen, Herr Dr. Schmitz hat zu Recht darauf hingewiesen, dass nur rund 50 % der Menschen, die Medizin studieren, (Glocke des Präsidenten) danach am Patienten arbeiten – vom Fachbereich Medi- zin der Universität Mainz ein neues Auswahlverfahren wenn wir in diesem wichtigen Infrastrukturbereich versa- eingeführt, das in Zukunft Bewerbern aus medizinnahen gen. Berufen sowie Abiturienten mit einem weniger guten Notendurchschnitt, aber einer hohen Motivation und Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. einer großen Eignung die Chance auf einen Studienplatz eröffnet. (Beifall der FDP) Einen weiteren richtungweisenden Schritt stellt für uns die seitens der Kassenärztlichen Vereinigung eingerich- Präsident Mertes: tete Famulaturbörse dar, durch die man über das Inter- net über www.hausarzt.rlp.de schnell und einfach die Ich erteile das Wort Frau Kollegin Anklam-Trapp. Adressen von allgemeinmedizinischen Praxen erhält, die zum Beispiel Famulaturplätze anbieten.

Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD: Ein weiterer besonders wichtiger Erfolg ist für uns, dass seit Herbst 2008 im Rahmen der Umsetzung des Mas- Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten terplans eine Erhöhung der Zahl der allgemeinmedizini- Damen und Herren! Hausärzte agieren tagtäglich nicht schen Lehrpraxen erreicht werden konnte. Im Moment nur kompetent in der medizinischen Versorgung, son- sind es sieben, bald sind es elf Lehrpraxen, vier mehr dern sie engagieren sich auch als Ratgeber. In schwieri- als vorher. Den Studenten stehen nun mehr Kapazitäten gen Lebenslagen sind sie die ersten und wichtigsten für das Praktische Jahr, für das sogenannte PJ, zur Ansprechpartner für fast alle Patientinnen und Patienten. Verfügung, wodurch die Ausbildung deutlich verbessert Sie kennen diese und ihre Krankengeschichte besser als wird.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3929

Zur Ausbildung: Für die Weiterbildung zum Facharzt für wirklich irgendwann noch einmal mit einem Thema aus- Allgemeinmedizin stehen mittlerweile 120 geförderte einandersetzen, oder wollen Sie hier nur Jubelveranstal- Weiterbildungsstellen zur Verfügung. Vorher waren es tungen durchführen? Die Frage muss man wirklich bald 80. Wir machen dort etwas. einmal stellen.

(Beifall der SPD) (Beifall bei CDU und FDP)

Darüber hinaus wird die Weiterbildung – das ist wichtig – Alle Zeitungen, die es in diesem Land gibt, berichten seit zukünftig auch in Teilzeit möglich sein, Stichwort: Ver- über einem Jahr darüber, mit Artikeln, die Überschriften einbarkeit von Familie und Beruf. tragen wie: „Ärzteschwund befällt das Land“. Die KV protestiert, und die Ärzteschaft insgesamt macht auf das Meine Damen und Herren, neben den Erfolgen des Problem aufmerksam, aber es ist alles gut, und wir ha- Masterplans wirkt sich auch das im Jahr 2007 in Kraft ben nur punktuelle Probleme. Fragen Sie einmal Patien- getretene Vertragsrechtsänderungsgesetz mittlerweile ten aus dem Hunsrück, der Eifel oder dem Westerwald- positiv aus. Erlauben Sie mir noch, einige Zahlen zu kreis – wo ich herkomme –, was sie zu diesem Thema nennen. Seitdem wurden 181 Genehmigungen für sagen. Zweitpraxen erteilt, ein Modell, das Zukunft haben wird. Ein positiver Trend ist auch bei der Neueinstellung von Ich möchte einfach noch einmal ein paar Zahlen nennen; Voll- und Teilzeitkräften zu verzeichnen; denn nicht jeder denn Zahlen lügen in der Regel nicht. Mediziner möchte originär Hausarzt werden und selbst- ständig sein. Die 320 Stellen, die da geschaffen wurden, (Zurufe von der SPD: Oh!) sind ebenfalls ein Erfolg. – Ich kann mich gut daran erinnern, dass die SPD- Weitere Argumente sind die Aufhebung der sogenann- Fraktion hier gern mit Zahlen agiert hat, wenn es um ten Altersgrenze und die schon mehrfach diskutierte irgendwelche Wirtschafts- oder Arbeitslosenzahlen ging. verbesserte Honorardiskussion für die niedergelassenen Dann waren die Zahlen immer Gold wert. Nur wenn die Ärzte, die jetzt zum Tragen kommen. Zahlen eine andere Sprache sprechen, sind sie falsch, oder auch die Studie ist falsch. Meine Damen und Herren, Sie sehen, die Landesregie- rung – Ministerin Malu Dreyer – hat die Probleme er- (Beifall der CDU) kannt und gemeinsam mit Partnern gehandelt. Die be- reits umgesetzten Maßnahmen des Masterplans und die Das ist schon interessant, auch im Vergleich zu ganz aufgrund der Gesundheitsreform allgemein verbesserten Deutschland. Ich möchte also nur einmal ein paar Zah- Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass die len nennen. Das Durchschnittsalter der Vertragsärzte lag Ausbildungssituation verbessert und – ganz wichtig – die im Jahr 1993 gemessen an den Zahlen für 2007 – das Attraktivität des Arztberufs erhöht werden konnten. sind keine CDU-Zahlen, sondern die offiziellen Zahlen der KV – deutschlandweit bei 46,6 Jahren. In Rheinland- Mit anderen Worten: Die Diagnose ist erstellt, der The- Pfalz lag es 1993 bei 46,2 Jahren. Im Jahr 2007 lag das rapieplan ist erarbeitet. Die Medizin wird Zeit brauchen, Durchschnittsalter deutschlandweit bei 51,3 Jahren, in um ihre Wirkung zu entfalten. Anders gesagt: Wir haben Rheinland-Pfalz ebenfalls. in unserem Land gute Instrumente, die greifen werden, um die ambulante Versorgung zu gewährleisten. Da bin (Harald Schweitzer, SPD: Ist das langweilig!) ich optimistisch. Bei den Krankenhausärzten lag das Durchschnittsalter Vielen Dank. 1993 deutschlandweit bei 38,1 Jahren; jetzt sind es 41 Jahre. In Rheinland-Pfalz lag das Durchschnittsalter der (Beifall der SPD) Krankenhausärzte 1993 noch unter dem Bundesdurch- schnitt bei 37,9 Jahren. Jetzt liegt es bei 41,7 Jahren, also über dem Bundesdurchschnitt. Präsident Mertes:

Das Wort hat Herr Kollege Dr. Rosenbauer. Noch dramatischer stellt es sich dar, wenn man sich die Zahlen für die Ärzte unter 35 Jahren ansieht. Deren Anteil ist im Bundesdurchschnitt von 26,6 auf 16 % he- Abg. Dr. Rosenbauer, CDU: runtergegangen, in Rheinland-Pfalz von 26,3 – wir lagen also 1993 über dem Bundesdurchschnitt – auf 14,7 %. Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Damit befinden wir uns im Vergleich der Länder ganz am Herren! Wir haben es schon geahnt, dass alles so ge- unteren Ende. Das sind die Probleme. kommen ist wie immer: Es ist alles gut in Rheinland- Pfalz. Die Landesregierung hat wieder alles gemacht. Es klappt alles wie am Schnürchen. Was die offiziellen Zahlen betrifft: Es wird immer gesagt, es seien genug Hausärzte da. Seit 2002 verlieren wir (Beifall bei der SPD) jedes Jahr Hausärzte. Am extremsten war es von 2006 auf 2007. Damals hatten wir ein Minus von 46 Hausarzt- – Verstehen Sie? Dass Sie jetzt klatschen, zeigt eigent- praxen, also 46 Hausarztstellen, die nicht mehr besetzt lich Ihre Einstellung. Wollen Sie als SPD-Fraktion sich werden konnten.

3930 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Das alles fällt nicht vom Himmel. Ich weiß nicht, wie man Aber es gibt Teilbereiche, in denen wir gemeinsam et- sich dann hierhinstellen und sagen kann, das alles ist was tun können. Dort haben wir viel zu lange gewartet. gut. Ich bitte darum, dieses Thema jetzt endlich ernst zu nehmen und voranzuschreiten. (Frau Spurzem, SPD: Keine Beleidigungen!) (Beifall der CDU) – Frau Kollegin, hätten Sie gestern einmal auf die Ho- mepage der Ärztekammer geschaut, hätten Sie gese- hen, dass 26 Stellen ausgeschrieben sind. Das ist die Präsident Mertes: Wirklichkeit. Für die Landesregierung antwortet Ministerin Malu Zum Schluss möchte ich noch einen wichtigen Punkt Dreyer. nennen.

(Pörksen, SPD: Einen Vorschlag!) Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen: – Wir haben hier schon genug Vorschläge gemacht. Herr Präsident, meine sehr geehrten Herren, meine sehr (Frau Schmitt, SPD: Welche denn? – geehrten Damen! Zunächst zum Herrn Abgeordneten Frau Spurzem, SPD: Dann machen Sie doch noch mal Dr. Schmitz: Ihr Lob für die Landesregierung erinnert ein einen!) bisschen an diese neuartigen Pralinen: außen Schoko- lade, innen Senf, und es treibt einem die Tränen in die Das Thema ist seit 1999 bekannt. Die CDU-Fraktion hat Augen. schon 2002 eine Anhörung durchführen lassen. Sie können gern die Stellungnahme lesen, die 2002 zum (Beifall und Heiterkeit bei der SPD – Beispiel von der Krankenhausgesellschaft Rheinland- Zurufe von der CDU) Pfalz abgegeben wurde. Das heißt, all die Probleme waren über Jahre hinweg absehbar. – Das kennen Sie noch gar nicht, nicht wahr? – Viel- leicht noch an Herrn Dr. Rosenbauer gerichtet: Ich neh- (Frau Spurzem, SPD: Das sagt die CDU!) me für mich in Anspruch, dass ich zwischen der Lage im Jahr 2002 und der Lage im Jahr 2009 sehr gut unter- Hätten wir 2002 mehr gemacht, hätten die ersten Studie- scheiden kann. Das sage ich auch Herrn Abgeordneten renden schon jetzt – sechs Jahre dauert ein Studium – Dr. Schmitz. Die Statistiken, aus denen Sie zitieren, andere Bedingungen vorfinden können. habe ich Ihnen in der Regel vorgelegt. Wir haben viele Anfragen von Ihnen bekommen, die wir auch beantwor- (Frau Schmitt, SPD: Was denn?) tet haben.

Erst jetzt fangen wir an, und da ist das Versagen der Auch wenn ich als Juristin nicht besonders gut rechnen Landesregierung auszumachen. kann, so kann ich doch lesen. Insofern ist das, was wir heute erleben, für uns natürlich keine Überraschung. Wir (Beifall der CDU) haben auch nie gesagt, dass das eine Überraschung ist, sondern wir haben gesagt, dass wir frühzeitig handeln Es bedarf eines Zeitraums von sechs Jahren. Die Zeit ist müssen. Aber ich habe im Jahr 2002 immer widerspro- vorübergegangen. Die Probleme werden nicht geringer chen, wenn Sie hier gestanden und ausgerufen haben, werden. dass in unserem Land ein Ärztemangel herrscht, dass wir weit und breit nicht mehr genug Ärzte haben. Auch der Hinweis sei mir noch erlaubt: Das, was sich im Krankenhauswesen abspielt, folgt im Abstand von vier oder fünf Jahren auch bei den niedergelassenen Ärzten. Dagegen habe ich mich immer gewehrt. Ich habe mich Wir hatten schon 2002 klare Hinweise, auch von der nie dagegen gewehrt, differenziert zu argumentieren und Krankenhausgesellschaft, wie viele Assistenzarztstellen zu sagen, dass sich die Alterspyramide deutlich verän- nicht mehr besetzt werden konnten. Heute traut sich dert hat. Wir wissen, dass wir in absehbarer Zeit zu viele keiner mehr, bei den Krankenhäusern eine Umfrage zu alte Ärzte und Ärztinnen haben und zu wenig junge machen, weil alle Krankenhäuser darum kämpfen, über- nachkommen, und zwar nicht nur, weil viele Studierende haupt Assistenzärzte zu bekommen. Wenn man dann heutzutage nicht mehr in den Arztberuf gehen, sondern sogar jemanden findet, der die deutsche Sprache be- auch wegen des demografischen Arguments. herrscht, ist man noch glücklicher. Das ist die Realität. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern die Realität. Es Deshalb hat die Landesregierung auch nicht erst gestern besteht dringender Handlungsbedarf. angefangen zu handeln. Sie haben korrekterweise ge- sagt, dass wir nicht alles ändern können. Das sind bun- (Beifall der CDU) desweite Entwicklungen, mit denen wir konfrontiert sind. Wir können einiges tun. Das tun wir seit Jahren. Dabei mache ich der Landesregierung nicht den Vor- wurf, dass sie das Grundproblem zu verantworten hat. Herr Dr. Schmitz hat heute wieder einen netten Schlen- Darin sind wir völlig einig; das habe ich oft genug ge- ker gemacht und gesagt, gegen den Masterplan ist sagt. Das Grundproblem liegt auf der Bundesebene. nichts einzuwenden.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3931

Herr Dr. Schmitz, es ist nicht nur nichts dagegen einzu- Die Landesregierung ist seit vielen Jahren auf der Bun- wenden, sondern ich würde einmal sagen, dass wir desebene aktiv, um die Situation positiv zu verändern. gemeinsam mit unseren Partnern alle Punkte, die wir im Ich nenne die Honorarreform, über die in der letzten Zeit Land überhaupt beeinflussen können, in dem Master- besonders gern diskutiert wird. Wir wollen, dass Ärzte plan mit aufgegriffen haben. Wir setzen diese Dinge und Ärztinnen ein transparenteres System und mehr auch um. Hierüber hat Frau Abgeordnete Anklam-Trapp Geld bekommen. dezidiert Auskunft gegeben. Ich möchte eine Zahl nennen, weil wir uns zurzeit sehr Es gibt keinen Zweifel daran. In den ländlichen Regio- viel über das Geld streiten. Nach neuen Simultationsbe- nen ist in den letzten Jahren die Zahl der Hausärzte und rechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten Hausärztinnen zurückgegangen. Natürlich muss es uns die Ärzte und Ärztinnen in Rheinland-Pfalz 9,8 % mehr auch mit Sorge erfassen, dass zunehmend die Bereit- Geld als im Jahr 2007. Es ist auch ein Verdienst, dass schaft von jungen Menschen, sich mit ihren Hausarzt- wir dafür gekämpft haben. Dass es Streitereien in der praxen auf dem Land anzusiedeln, zurückgegangen ist. Verteilung gibt, ist eher deren Problem als unseres.

Ohne Zweifel wird die Sicherstellung der hausärztlichen (Beifall bei der SPD) Versorgung im ländlichen Bereich in den nächsten Jah- ren für alle Partner im Gesundheitswesen eine Heraus- Die Hausärzte und Hausärztinnen haben von dieser forderung sein. Ich glaube, das hat niemand bestritten. Reform ganz klar profitiert. Eine Ihrer Forderungen war mehr Geld, damit Hausärzte und Hausärztinnen ent- sprechend vergütet werden. Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner der Patien- ten vor Ort. Deshalb ist eine wohnortnahe Präsenz aus Die Lebensqualität spielt vor allem bei den Landärzten unserer Sicht außerordentlich wichtig. Aus diesem und Landärztinnen eine große Rolle. Deshalb sind im Grund gibt es den Masterplan und viele andere Aktivitä- Masterplan bestimmte Punkte – das sind keine Pea- ten. Wenn ich auf die Bundesebene und darauf schaue, nuts – enthalten, wie beispielsweise die Entwicklung der wie wir uns in der Vergangenheit verhalten und wo wir Bereitschaftsdienstzentralen. Am Wochenende haben eingewirkt haben, sind das Aspekte, die für die Entwick- viele junge Leute keine Lust mehr, Wochenenddienste lung des ärztlichen Lebens im ländlichen Bereich wichtig zu machen. Die Attraktivität des hausärztlichen Dienstes sind. liegt auch darin, ob wir in der Lage sind, bestimmte Dinge neu zu organisieren. Die Bereitschaftsdienstzent- Ich nenne ein Beispiel. Erst das Vertragsarztrechtsände- ralen sind dabei ein absolut wichtiger und wesentlicher rungsgesetz hat es ermöglicht, dass Zweitpraxen ent- Punkt. stehen und Teilzeitangestellte möglich sind. Das ist für unser Land von ausgesprochener Bedeutung. Das kann Viele Männer im Hause belächeln die Vereinbarkeit von man belächeln. Das ist aber einer der wichtigsten Punk- Familie und Beruf. Immerhin haben der Wirtschaftsmi- te für die Zukunft zur Sicherstellung der Versorgung auf nister und ich gestern an einer Veranstaltung in der dem Land. Kammer teilgenommen, an der über 100 Betriebe anwe- send waren. Diese kapieren schon lange, dass sie in Bevor ich noch auf andere Punkte eingehe, möchte ich diesem Bereich etwas unternehmen müssen. Das gilt die Versorgung ansprechen. Auch das ist wichtig zu natürlich für die Ärzte und Ärztinnen ganz genauso. sagen. Wir haben vor allem in ländlichen Bereichen in Auch hier ist es kein weiches Thema. insgesamt vier Regionen Probleme. Ich komme noch einmal zum Vertragsarztrechtsände- Herr Dr. Schmitz, wir haben aber in 16 von 28 Versor- rungsgesetz. Inzwischen wurden in Rheinland-Pfalz 181 gungsgebieten eine Über- und keine Unterversorgung. Genehmigungen für Zweitpraxen ausgestellt. Das zeigt Wir haben in keiner einzigen Region eine Unterversor- deutlich, dass das ein wichtiger Baustein in der zukünfti- gung, aber in vier Planungsregionen einen Versor- gen Versorgung in unserem Land ist. gungsgrad, der uns immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Das bestreitet niemand. Wenn Sie heute auf dem (Beifall der SPD) Land eine Praxis besetzen wollen, geht das nicht mehr so einfach, wie das in der Vergangenheit war. Das ist die Wir haben inzwischen verschiedene Maßnahmen ange- Situation. Sie skizziert ganz klar die Herausforderungen packt, und zwar angefangen bei der Ausbildung über die für die Zukunft. Weiterbildung. Vieles ist auch erfolgreich umgesetzt worden. Wir haben inzwischen eine Praxisbörse, eine Famulaturbörse und mehr allgemeinmedizinische Lehr- Ich komme zur Anzahl der Ärzte und Ärztinnen. Zwi- praxen. Hierbei handelt es sich um ein echtes Defizit in schen 1979 bis heute hat sich die Zahl der niedergelas- der Vergangenheit. senen Ärzte und Ärztinnen im Land fast verdoppelt. 1979 waren es 3.200 und 2006 über 6.000 Ärzte und Die Weiterbildung ist in dem Bereich verbessert worden. Ärztinnen. Natürlich sind die Psychologen und Psycho- Wir haben mehr Weiterbildungsstellen. Wir haben auch therapeuten in der Zahl enthalten. Die Teilzeitkräfte Weiterbildung in Teilzeit und eine Verbundausbildung waren schon immer mitgerechnet worden, aber dennoch begonnen, auch wenn sie noch nirgends zu 100 % funk- können Sie schon an der Gesamtsumme deutlich erken- tioniert. Aber auch das ist ein wichtiger Punkt für die nen, dass wir noch niemals so viele Ärzte und Ärztinnen Zukunft. Wir arbeiten an einer besseren Auswahl der hatten. Studierenden, um sicherzustellen, dass mehr Menschen,

3932 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

die Medizin studieren, am Ende auch diesen Beruf er- Herr Dr. Schmitz, Sie haben die Statistik erwähnt und sie greifen. – ich kann nicht wortwörtlich zitieren – als geschönt betrachtet. Sie sprechen die Beschäftigung von teilzeit- Man kann das alles belächeln. Ich sage aber abschlie- beschäftigten Frauen in den Praxen im Beruf an. ßend, dass es nicht die Patentlösung gibt. Die Ursachen dafür, dass wir weniger Interesse von Ärzten und Ärztin- nen auf dem Land haben, ist absolut vielschichtig. So Wir sehen darin nicht das Problem. Wir sehen darin die differenziert und umfassend muss auch die Antwort auf Chance, dass Frauen, die den hoch qualifizierten Beruf dieses Problem sein. Deshalb müssen alle einen Beitrag der Ärztin erlernt und studiert haben, die Möglichkeit dazu leisten. haben, selbstbewusst und eigenverantwortlich in Praxen zu arbeiten, die es aufgrund der veränderten Gesetzes- Ich komme zu meiner letzten Anmerkung. Wenn ein bedingungen früher gar nicht so gab. Beruf wie der Arztberuf in den letzten Jahren vor allem aus dem eigenen Berufsstand so oft so schlecht und (Beifall des Abg. Dr. Schmitz, FDP) negativ dargestellt wird, braucht man sich manchmal nicht über die Skepsis junger Leute zu wundern, dass – Es ist schon ein bisschen zynisch, wie Sie gerade sie keine große Lust mehr haben, in diesen Beruf zu klatschen, sehr geehrter Herr Kollege. gehen. (Dr. Schmitz, FDP: Ich teile Ihre Meinung!) (Beifall bei der SPD) – Das freut mich. Eine ärztliche Veranstaltung, die damals von der Kas- senärztlichen Vereinigung und der Landesärztekammer organisiert wurde, wird mir unvergessen sein. Zu dieser Ich weiß, dass es in unserem Land in vielen Bereichen wurden zwei Studenten eingeladen. Diese wurden am Bewerbungen von Ärzten und Ärztinnen in Krankenhäu- Ende der Streitveranstaltung gefragt, wie sie die Veran- sern gibt, die sich blind bewerben, weil sie von dieser staltung bewerten und ob sie Lust hätten, später in den schönen Region und diesem hoch qualifizierten Angebot ärztlichen Beruf zu gehen. partizipieren, daran teilhaben wollen.

(Unruhe im Hause – Der O-Ton der Studenten hat gelautet: Eigentlich haben Glocke des Präsidenten) wir ganz unbefangen studiert und wollten auch Arzt werden. Nach der Veranstaltung müssen wir uns das ernsthaft überlegen und uns noch einmal mit dem ausei- Präsident Mertes: nandersetzen, was hier gesagt worden ist. Wir wissen nicht, ob wir das wirklich noch wollen. – So viel zu den Meine Damen und Herren, Sie sind entschieden zu laut. Ärzten. Bitte schön. Vielleicht hat diese Woche jemand den „SPIEGEL“ gele- sen. Herr Präsident, das ist der letzte Satz. Ich möchte einmal darauf hinweisen, dass das, was darin steht, den Abg. Frau Ebli, SPD: Ärzten und diesem Beruf auch einmal guttäte. Es gibt auch Ärzte, die sagen, ihnen gehe es gut, das sei ein Aber es ist einfach. Wenn es nicht so läuft, wie man es schöner Beruf, und sich zwei Seiten lang darüber aus- sich vorstellt – – – Es ist wiederholt angesprochen wor- lassen, dass es Spaß macht, in diesem Bereich zu ar- den. Es gibt Regionen, über die man sich Sorgen ma- beiten. chen muss, damit in Zukunft die ärztliche Versorgung gesichert ist. Es ist einfach, das alles der Politik in die Das ist auch mein Appell. Wir müssen alle daran arbei- Schuhe zu schieben. ten, dass es für junge Menschen attraktiv wird und bleibt, sich als Hausärzte auf dem Land niederzulassen. Ich habe noch nicht einen brauchbaren Vorschlag, we- Dafür tragen wir alle eine Verantwortung. der von Ihnen, Herr Dr. Schmitz, noch von Herrn Dr. Rosenbauer, gehört. (Beifall der SPD) (Beifall bei der SPD – Glocke des Präsidenten) Präsident Mertes: Nicht einen brauchbaren Vorschlag. Ich erteile der Kollegin Ebli das Wort.

Es gibt Bemühungen, die ich ansprechen möchte, näm- Abg. Frau Ebli, SPD: lich von kommunaler Seite. Das ist meines Erachtens nachahmenswert. Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her- ren! Die Frau Ministerin hat es sehr deutlich gesagt. Sie (Glocke des Präsidenten) reden eine Situation schlecht und nieder, die in Wirklich- keit nicht so schlecht ist. – Herr Präsident, bitte zwei Sätze.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3933

Präsident Mertes: lich, mangelverwaltend, überbürokratisiert und in Teilen planwirtschaftlich. Ihre Zeit ist trotzdem abgelaufen. (Beifall der FDP – (Heiterkeit im Hause) Ministerpräsident Beck: Und eines der besten der Welt!)

Abg. Frau Ebli, SPD: Wer das nicht zur Kenntnis nehmen will, dem bleibt nur das übrig, Herr Ministerpräsident, was Sie seit Jahren Lassen Sie mich noch einen Satz zu Altenkirchen sagen. versuchen, an der dritten Stelle hinter dem Komma den Der Landrat und der Bürgermeister aus Altenkirchen Problemen gerecht zu werden. bemühen sich sehr intensiv, junge Ärzte in die Region zu bringen und bei denjenigen, die an das DRK-Kranken- (Beifall bei der FDP) haus kommen, für die Region zu werben. In der Tat, Sie kämpfen gegen das Problem in Rhein- Schade, die Zeit ist zu kurz. land-Pfalz mit kurzen Spießen, weil Sie die langen Spie- ße in Berlin komplett falsch eingesetzt haben. Sie tragen (Beifall bei der SPD) in Mainz und Berlin Verantwortung für eine Entwicklung,

(Glocke des Präsidenten) Präsident Mertes: die vom Trend her Jahr für Jahr schlimmer wird. Bitte Ich erteile Herrn Abgeordneten Dr. Schmitz das Wort. wachen Sie auf.

(Beifall der FDP und bei der CDU – Abg. Dr. Schmitz, FDP: Ministerpräsident Beck: Das beste System in der Welt!) Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin schon sehr froh, dass die Landesregierung ganz deutlich einen anderen Zungenschlag in die Diskussion bringt als Präsident Mertes: die Fraktion der SPD, zu deren Ausführungen ich mich nicht weiter äußern möchte. Ich erteile Herrn Abgeordneten Dr. Rosenbauer das Wort.

Das Einzige, was ich mir in dem Zusammenhang verbit- te, ist dieser zynische Applaus bei dem Vortrag von Abg. Dr. Rosenbauer, CDU: Herrn Rosenbauer. Ich muss sagen, das ist dem Thema wirklich nicht angemessen. Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Zuhörer! Der Herr Ministerpräsident ruft rein, das beste System der Welt. (Beifall der FDP und bei der CDU) Daran hat niemand gezweifelt. Wir waren es immer, die gesagt haben, wir haben ein sehr gutes System. Wir Man kann darüber streiten, wer recht hat. Man kann wollen das System auch nicht von Grund auf ändern. auch darüber streiten, wer die besseren Vorschläge Das sind Sie in der SPD, die das System ändern wollen, macht. Aber man kann das Problem nicht mehr wegre- nicht wir. Nicht auf den Kopf stellen. den. (Beifall der CDU)

Wenn die Fraktion sagt, das sind alles gute Instrumente, Da muss man bei der Wahrheit bleiben. Wahrheit ist die greifen werden, da bin ich optimistisch, da muss ich sowieso so ein Thema. sagen, ich bin der Landesregierung dankbar, dass sie diesen Duktus nicht aufgenommen hat. Frau Dreyer, Sie haben leider Pech. Wir sind alle zu lange hier, um noch genau in Erinnerung zu haben, wie (Vereinzelt Beifall bei der FDP) die Landesregierung mit diesem Thema umgegangen ist. Dazu sind die Dinge in der Tat zu ernst. Ich will Ihnen nur ein paar Beispiele geben. Pressedienst Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht nur um des Ministeriums vom 4. Januar 2006: Auernheimer die einzelnen Planungsbezirke. rechnet nicht mit Ärztemangel in den nächsten zehn Jahren. – Das ist das, was uns bis letztes Jahr perma- (Dr. Rosenbauer, CDU: So ist es!) nent begleitet hat.

Selbst der Ministerpräsident hat letztes Jahr im Rahmen Es geht um einen Trend, der in einem System tief ange- der Veranstaltung, die Ärzte im Schloss durchgeführt legt ist, das seit vielen Jahren auf Kriterien basiert, die haben – Herr Ministerpräsident, ich war dabei –, gesagt, unserer sozialen Marktwirtschaft grundfremd sind. Das die ganzen Probleme gibt es überhaupt nicht. Es gibt Gesundheitssystem in unserem Land ist misswirtschaft- keine Abwanderung ins Ausland und, und, und. Sie

3934 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

haben das dort alles noch sehr kritisch betrachtet. Sie Präsident Mertes: sind dann gegangen. Sie waren in der Diskussion nach- her nicht mehr dabei, weil Sie dann von Herrn Beske Ich erteile Frau Staatsministerin Dreyer das Wort. etwas völlig anderes zu dem hätten hören können, was Sie gesagt haben. Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Frau Dreyer, auch Sie persönlich haben sich anders Gesundheit, Familie und Frauen: eingelassen. Ich will aus der „Rhein-Zeitung“ vom 26. April 2007 zitieren. Da haben Sie gesagt: Frau Ministerin Herr Präsident, vielen Dank! Ich kann nicht anders. Ich Dreyer warnt dagegen davor, Versorgungsengpässe möchte jetzt doch noch einmal drei, vier Sätze sagen. heraufzubeschwören und die Bevölkerung zu verunsi- chern. – Das will niemand von uns. Fragen Sie einmal Zunächst auch noch einmal zu unserem Gesundheits- die Bevölkerung im ländlichen Raum, was die sagen. system, weil Herr Dr. Schmitz solche Themen immer auf die Tagesordnung bringt, um sozusagen diesen Global- Dann haben Sie Folgendes gesagt: Bislang sind aller- schwung gegen unser Gesundheitssystem zu machen. dings noch alle Praxen besetzt worden, so Dreyer. (Frau Ebli, SPD: Das ist sehr populistisch!) (Staatsministerin Frau Dreyer: Das stimmte auch damals!) Ich sage noch einmal als Gesundheitsministerin, es ist nach wie vor so, dass Deutschland eines der allerbes- Ich kann Ihnen allein aus unserer Region – – – Ich habe ten, hoch qualifiziertesten, am besten die Versorgung Ihnen eben Zahlen von 2002 vorgelesen, als Praxen sicherstellendes Versorgungssystem, Gesundheitssys- schon nicht mehr besetzt worden sind. Das ist doch die tem in der ganzen Welt hat. Tatsache. Wir wollen Ihnen gar nichts ans Bein hängen, sondern versuchen, das Problem zu sehen und gemein- (Beifall bei der SPD) sam weiterzumachen. Die Kollegen und Kolleginnen suchen sich weltweit nach Was unser Vorwurf ist, und der bleibt bestehen, ist das wie vor Deutschland als das Beispiel. Sie schauen sich Thema – – – an und überlegen, wie sie ihr Gesundheitssystem orga- nisieren können. (Frau Raab, SPD: Sprechen Sie als Lobbyist für ein Krankenhaus?) Wir bewegen uns leider Gottes immer, wenn wir uns in der Gesundheit bewegen, in dem Spannungsfeld – er – Frau Kollegin, dieser hoch qualifizierte Beitrag sagt hört gar nicht zu – zwischen Wirtschaftlichkeit und Res- wieder alles. sourcen einerseits und andererseits Gesundheitsversor- gung. Das wird auch so bleiben, selbst wenn die FDP (Glocke des Präsidenten) eine andere Vorstellung hat, wie man das Gesundheits- system organisiert. Sie werden trotzdem die Frage zu beantworten haben, wie viel Leistung von wem bezahlt Präsident Mertes: werden kann.

Nehmen Sie Ihre letzten zehn Sekunden beherzt in Wir haben nun einmal dieses Spannungsfeld, dass wir Anspruch. – Gott sei Dank – ein beitragsfinanziertes und zum Teil steuerfinanziertes System haben und die Beitragszahler, Abg. Dr. Rosenbauer, CDU: die Steuerzahler letztendlich diejenigen sind, die dieses System finanzieren. Wenn Sie es zum Teil nicht stärker An anderer Stelle sind Sie schon einmal dazwischenge- privatisieren wollen – dies steht hinter Ihrer Vorstel- gangen. lung –, dann haben Sie das Problem, dass Sie dieses Spannungsfeld zu klären haben. Das Einzige, was wir sagen, ist, wir haben sechs Jahre, sieben Jahre vergeuden lassen, ohne schon damals Wir stehen als Sozialdemokraten und Sozialdemokratin- intensiv an dem Thema zu arbeiten. Rheinland-Pfalz ist nen klar dafür zu sagen, wir wollen, dass in unserem nun einmal ein Flächenland, und wir tun uns schwerer System nach wie vor alle Bürger und Bürgerinnen die – das ist völlig klar –, gerade in der Fläche. Es ist völlig notwendigen medizinischen Leistungen erhalten. Das unbestritten, dass es entlang der Rheinschiene und in bedeutet alles, was sie im Krankheitsfall brauchen, um den Ballungsgebieten genügend Ärzte gibt. adäquat behandelt zu werden.

(Glocke des Präsidenten) Der zweite Punkt ist, wir wollen, dass Ärzte und Ärztin- Unser Problem bleibt aber die Fläche, und dort müssen nen auskömmlich vergütet werden und ordentliche wir für eine vernünftige Versorgung sorgen. Das haben Rahmenbedingungen haben. Dafür setzen wir uns ein, die Patienten verdient. sowohl der Ministerpräsident als auch ich, und das seit vielen Jahren. Dazu gehörte unter anderem auch mehr Vielen Dank. Geld für Ärzte und Ärztinnen. Das war nicht gerade unumstritten, auch nicht innerhalb unserer eigenen Par- (Beifall der CDU) tei.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3935

Wir sind auch froh darüber, dass wir inzwischen die chen? – Solche Dinge müssen wir in Zukunft sehr viel Situation haben, dass Rheinland-Pfalz über 100 Millio- stärker ins Auge fassen, wenn wir die jungen Ärzte und nen Euro mehr für die Ärzte und Ärztinnen zur Verfü- Ärztinnen, die es in den Städten nach wie vor zuhauf gung stellen kann. Das war auch aus Ihrer Sicht immer gibt, davon überzeugen wollen, dass sie auf das Land einer der wesentlichen Punkte, was die Attraktivität des gehen und sich dort auch wohlfühlen. Arztberufes betrifft. Danke. (Dr. Schmitz, FDP: Das ist doch Quatsch!) (Beifall der SPD) – Da sagen Sie heute „Quatsch“, damals haben Sie immer gesagt, solange die Ärzte nicht genug Geld ver- dienen, brauchen wir nicht über andere Dinge zu reden. Präsident Mertes: Das ist Ihr O-Ton. Bevor ich das zweite Thema der Aktuellen Stunde aufru- (Dr. Schmitz, FDP: Das ist doch kompletter Unsinn! fe, begrüße ich auf der Zuschauertribüne als Gäste Ich habe immer gesagt, dass die Überbürokrati- Bürgerinnen und Bürger aus Fußgönheim. Seien Sie sierung die Ursache ist!) herzlich willkommen im Landtag!

– Überbürokratisierung ist ein Argument, aber der Ruf (Beifall im Hause) nach mehr Geld in der Ärzteschaft war durchaus auch Ihr Credo gewesen. Wir kommen nun zum zweiten Thema der

(Zuruf des Abg. Dr. Schmitz, FDP) AKTUELLEN STUNDE

Wenn ich mir heute noch einmal die Zahlen anschaue „An den Realitäten vorbei – Einführung und Umset- und sehe, dass hier im Durchschnitt immer noch viele zung der neuen Grundschulordnung“ Ärzte im Bereich um die 10.000 Euro liegen – auch hier, auf Antrag der Fraktion der CDU der Hausarzt erzählt das; im Durchschnitt 10.000 Euro – Drucksache 15/3238 – brutto in der Hausarztpraxis –, dann denke ich, gibt es keinen vergleichbaren Beruf von Selbstständigen, die Frau Abgeordnete Dickes hat das Wort. sichergestellt haben, dass sie über ein Beitragssystem eine solche Einnahme haben. Das muss man einfach (Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) auch ab und zu im Kopf haben.

(Beifall der SPD) Abg. Frau Dickes, CDU:

Letzter Punkt: Wir haben es mit Demografie zu tun und – Herr Pörksen, wenn Sie sich für den Landkreis ent- damit, dass Medizin heute für viele andere Chancen schuldigen, dann können Sie ja umziehen. Es geht ermöglicht, nicht nur den selbstständigen Beruf. Man schon wieder gut los. kann heute in die Forschung, in die Pharmazie oder zum Medizinischen Dienst der Krankenversicherung gehen. (Pörksen, SPD: Nein, ich gehe nicht!) Das bringt nun einmal die Problematik mit sich, dass wir einfach nicht den Nachwuchs haben, den wir bei der Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich demografischen Situation zurzeit bzw. in den nächsten weiß nicht, wie viele Briefe die Landesregierung bezüg- Jahren eigentlich bräuchten. lich der neuen Grundschulordnung erhalten hat. Ich weiß nicht, wie viele Lehrerinnen und Lehrer nach ihren Prob- Daran arbeiten wir, und das nicht erst seit gestern, Herr lemen bei der Umsetzung gefragt hatten. Dr. Rosenbauer. Ich habe es im Ausschuss auch schon einmal gesagt, der Masterplan, den wir 2007 machen konnten, ist nicht vom Himmel gefallen. Daran haben wir Die letzte Ausschusssitzung lässt jedoch keine große viele Monate mit den Partnern gearbeitet, ebenso wie Zahl vermuten. daran, überhaupt die Partner des Gesundheitswesens einmal zusammenzubringen und davon zu überzeugen, (Zuruf des Abg. Harald Schweitzer, SPD) dass wir gemeinsam in dieser Sache agieren müssen, um überhaupt etwas zu erreichen. Lehrerverbände müssten kritisieren, um ihre Existenzbe- rechtigung zu erhalten, war sinngemäß Ihre Antwort auf (Beifall der SPD) die massive Kritik des VBE. In Wahrheit ist alles bes- tens. Ich denke, wir sind nicht blauäugig. Wir leugnen auch keine Situation. Wir tun, was wir können als Land, um mit gemeinsamen Kräften daran zu arbeiten. Ich würde gern einmal ein kleines Stück aus einem Brief einer Grundschullehrerin vorlesen: Gedanken einer Was Frau Ebli noch sagte, da sind alle aufgefordert. Klassenlehrerin: Mit den Schlagworten „Differenzierung“ Auch in der Region, auch der Bürgermeister, der seinem und „Individualisierung“ macht es sich die Politik sehr jungen Arzt ein gutes Umfeld gibt und sich überlegt: Wie einfach. Es ist zu vermuten, dass die Verantwortlichen können wir unseren Standort wirklich attraktiv ma- noch nie im 1. Schuljahr unterrichtet oder sich alternativ

3936 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

durch Rücksprache mit versierten Lehrkräften zusam- Wie erkennt die aufnehmende Schule am Zeugnis, ob es mengesetzt haben. – sich um eine individuelle Note handelt? Immerhin sind die weiterführenden Schulen gehalten, bei der Klassen- (Fuhr, SPD: Das haben Sie selbst geschrieben!) bildung auf eine breite Leistungsverteilung in den Klas- sen zu achten. Weiter steht hier: Die derzeitige Schulpolitik im Lande Rheinland-Pfalz bezüglich der Einschulung und der Frau Ministerin, Ihnen mögen die Antworten auf diese Schuleingangsphase ist zunehmend rückschrittlich, Fragen klar sein, den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort nimmt keine Rücksicht auf die Individualität der Kinder leider nicht. Das sind Fragen, die uns von Schul-, Semi- und wälzt die Verantwortung auf die Lehrkräfte ab. – narleitern und Berufsverbänden gestellt wurden.

(Frau Schleicher-Rothmund, SPD: Hallo!) Sie haben von heute auf morgen eine neue Ordnung eingeführt, ohne vor Ort rechtzeitig zu informieren. Nach dem VBE hat gestern auch die GEW nachgezogen Rechtzeitig heißt hier, bevor man eine neue Grund- und die Kritik ihrer Mitglieder weitergegeben. schulordnung einführt.

(Pörksen, SPD: Personalratswahlen lassen grüßen!) (Beifall der CDU)

Das Maß ist voll, der Packesel vollgepackt – so be- Die Schulmoderatoren reisen gerade durch das Land schrieb es ihr Vorsitzender in einem Gespräch mit uns. und erklären. Aber auch sie haben nicht alles verstan- Es gibt inhaltlich viel zu kritisieren, z. B. die Frage der den; denn sie erklären an verschiedenen Schulen ganz Auflösung vieler Standorte von Schulkindergärten und unterschiedlich. Das haben uns die Verbände bestätigt. das Verbot, Kinder im 1. Schuljahr noch einmal zurück- zustellen, wenn sie doch nicht schulreif sind und sich Wir haben mit Lehrern, Eltern und Verbänden gespro- und oft auch ihre Klassen quälen. chen. Wir haben unzählige Briefe erhalten. Das Bedürf- nis zum Gespräch war groß, die Verzweiflung auch. (Fuhr, SPD: Das gibt es ja wohl nicht!) (Zurufe von der SPD: Ach herrje!) Der Hauptkritikpunkt bei der neuen Grundschulordnung ist aber der Dilettantismus bei der Umsetzung. Mitten im Auf die Grundschulen ist in den letzten Jahren viel an laufenden Schuljahr kommt eine neue Grundschulord- Mehrarbeit zugekommen. Der sprichwörtliche Tropfen, nung, nach der dann auch sofort verfahren werden soll. der das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht hat, waren die Zeugnisse. (Dr. Rosenbauer, CDU: So ist es!) Grundschullehrer machen vieles mit, sie sind so stark Frau Ministerin, wissen Sie eigentlich, wie groß die Un- emotional mit ihren Kindern verbunden, dass sie über sicherheit an den Schulen ist? Müssen Lehrer künftig ihre eigenen Grenzen hinausgehen. Aber an diesem jeden Fortschritt auf Beobachtungsbögen dokumentie- Anspruch muss man irgendwann scheitern, weil die ren, Kräfte nicht mehr reichen. (Frau Schmitt, SPD: Das ist doch gut so!) Das ist Raubbau an Lehrern. Immer mehr Grundschul- was einen immensen Zeitbedarf zur Folge hätte, oder lehrer sehen den einzigen Ausweg in einer Teilzeitstelle. reichen Leistungsnachweise als Dokumentation? (Glocke des Präsidenten) Wie sollen Grundschullehrer individuelle Förderpläne erstellen, wenn sie es in ihrer Ausbildung nie gelernt Wir wollen aber keine ausgebrannten, sondern brennen- haben? Dürfen oder sollen die Protokolle des Lehrer- de Lehrer. Eltern-Schülergesprächs anschließend den Eltern aus- gehändigt werden? Was passiert eigentlich, wenn Eltern (Harald Schweitzer, SPD: Das ist doch zu diesem Gespräch trotz Aufforderung nicht erschei- Terrorismus: brennende Lehrer!) nen? Wir wollen, dass sie Zeit für Kinder haben. Wir wollen, Heißt individueller Leistungsnachweis individuelles dass nicht am Ende die Kinder die Verlierer der neuen Erbringen von einheitlichen Leistungsanforderungen Grundschulordnung sind. oder aber individuelles Festsetzen von Leistungsstan- dards? Wird die ganze Klasse am gleichen Bildungsziel (Beifall der CDU) gemessen?

Soll z. B. der schwache Schüler auf das leichtere Diktat Präsident Mertes: eine Zwei bekommen können, während der stärkere eine individuelle Drei auf ein schwierigeres Diktat be- Ich erteile Frau Kollegin Raab das Wort. kommt? Das ist immerhin umgesetzte Praxis an einigen Grundschulen. Abg. Frau Raab, SPD:

(Harald Schweitzer, SPD: Schon einmal etwas Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! von Pädagogik gehört?) Eine Aktuelle Stunde trägt das Thema „Aktuell“ im Titel,

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3937

weil man über aktuelle Themen spricht. Bei der heutigen Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich in Aktuellen Stunde hatte ich aber doch zunächst den Rheinland-Pfalz in die Grundschule ging – damals hieß Eindruck, Sie hätten aktuell kein neues Thema zum unsere Bildungsministerin Hanna Renata Laurien – und Skandalisieren gefunden, verehrte Frau Kollegin Dickes. wir 45 Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse wa- ren. Dazu können wir einfach nur sagen, insbesondere (Heiterkeit und Zuruf des Abg. Bracht, CDU: seit 1991 hat sich auf diesem Weg enorm viel getan. Wo leben Sie denn?) (Beifall der SPD – Ich habe aber nach Ihrem Beitrag festgestellt, dass Sie Zurufe von der CDU) aktuell ganz viele Fragen haben, obwohl wir das Thema bereits zweimal im Ausschuss und einmal im Plenum Die neue Grundschulordnung ist gerade für Eltern von diskutiert haben. Deshalb ist es gut so, dass wir heute besonderem Interesse; denn dadurch wird die individuel- wieder reden, damit Ihre offenen Fragen heute endlich le Förderung ihrer Kinder zum Maß aller pädagogischen beantwortet werden können. Bemühungen. Dies steht in der VBE-Pressemitteilung.

(Beifall der SPD – Kritikpunkte, die angeführt werden, müssen wir sorgfältig Bracht, CDU: Kein Problem ist gelöst!) prüfen. Aber, verehrte Kolleginnen und Kollegen, dafür ist es nach einem Halbjahr noch sehr früh. Was ist mit Die Landesregierung hat nach zahlreichen Gesprächen dem Vorwurf der Mehrbelastung? Was ist mit dem Vor- mit Fachleuten, Elternvertretern und Pädagogen eine wurf der Elternarbeit und dem Zeugnis? – Darüber wer- Grundschulordnung vorgelegt und diskutiert, die vielfach den wir reden. Aber ein Halbjahreszeugnis ist dafür zu in ihren großen Zügen schon angewendet worden ist, wenig. bevor sie – das ist zugegebenermaßen ein Kritikpunkt – spät dort veröffentlicht worden ist. Das ist aber auch der Ich wage auch die These, wenn die Einführungswehen einzige Kritikpunkt; denn man muss einfach sagen, dass abgeklungen sind, wird auch ein anderer Effekt einset- viele von den Dingen, die Sie angesprochen haben, die zen, den wir jetzt schon spüren können: Weniger Leis- Dokumentation, die Elterngespräche und viele andere tungsnachweise, also Klassenarbeiten, bedeutet auch Dinge, dankenswerterweise in unseren guten Grund- eine Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern. Es bedeu- schulen schon umgesetzt worden sind. tet auch eine Zeitersparnis; denn gerade die Zahl der Leistungsnachweise war in Rheinland-Pfalz ganz be- sonders hoch. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich die große Wertschätzung der Arbeit in unseren 988 Grund- Ich wage auch die These, dass die verstärkte Schule- schulen in Rheinland-Pfalz zum Ausdruck bringen. Ich Eltern-Lehrer-Kind-Beziehung, die wir durch die Doku- zitiere gern den GEW-Vorsitzenden Herrn Hammer, der mentation der Lernentwicklung sowie durch die differen- – ebenfalls in seiner neuen Pressemitteilung, die Sie zierte Rückmeldung der Noten- und Verbalzeugnisse sehr selektiv zitiert haben – gesagt hat: bekommen, eine Zeitersparnis mit sich bringen wird, weil das Miteinander viel besser wird.

Die Grundschule ist seit vielen Jahren die innovativste Worüber reden wir also heute? – Wir reden darüber, und integrativste Schulform, die wir haben. – Und das dass Frau Dickes Gespräche geführt hat. Sie haben dank dieser engagierten Lehrerinnen und Lehrer! einen Brief bekommen. Aber auch wir haben Briefe bekommen, und auch wir haben Gespräche geführt. Wir (Beifall der SPD) haben gute Gespräche geführt. Wir unterhalten uns über die Kritikpunkte, wir gehen sie sorgfältig miteinander an, Dass dies so ist, erfahren wir auch in Gesprächen mit und wir haben sehr viele positive Berichte gehört. Ich den Gewerkschaften oder auch mit Lehrerinnen und habe zitiert, was VBE und GEW gesagt haben. Lehrern und mit Eltern. Wir können es auch im IGLU- Test nachlesen, dem Grundschultest, der unseren rhein- (Glocke des Präsidenten – land-pfälzischen Grundschulen bescheinigt hat, dass sie Zuruf des Abg. Dr. Rosenbauer, CDU) eine hervorragende Arbeit leisten. Ich bitte darum, die Verbände nicht selektiv zu zitieren; (Beifall der SPD) das wird ihrer konstruktiven Arbeit nämlich nicht gerecht.

Sie fördern die kleinen Klassen, und dies hat auch die (Beifall der SPD) Umfrage des VBE ergeben. Wir haben eine durch- schnittliche Klassengröße von 21,3 Kindern. Ja, die Klassen sind sicherlich in den städtischen Ballungsge- Präsident Mertes: bieten manchmal größer, aber wir haben auch in den ländlichen Räumen bei uns Kombi-Klassen. Wir haben Das Wort hat nun Frau Kollegin Morsblech. – Herzlich manchmal neun bis zehn Kinder in einer Klasse, und willkommen zurück! das Motto „Kurze Beine, kurze Wege“ gilt bei uns in Rheinland-Pfalz. Ein Dank an die Bildungsministerin, ein Abg. Frau Morsblech, FDP: Dank an alle, die das umsetzen! Sehr geehrter Herr Präsident! Zunächst einmal vielen (Beifall der SPD) Dank für das herzliche Willkommen.

3938 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Meine Damen und Herren, die neue Grundschulordnung den Akteuren erst nach den Herbstferien vorlag. Genau- steht nun schon seit einigen Monaten in der Kritik. Dies so, wie wir es auch schon bei der Schulgesetzgebung hat sich in der Zwischenzeit, seitdem ich nicht da war, beobachten konnten, halten Sie sich dabei auch nicht nicht geändert. Sie wurde schon vor ihrem offiziellen mehr sauber an die Verfahren. Die Umsetzung neuer Inkrafttreten heftig diskutiert. Auch das war etwas unge- Gesetze und Verordnungen erfolgt offensichtlich regel- wöhnlich. Wir haben auch im Bildungsausschuss mehr- mäßig unter der absoluten SPD-Mehrheit, noch bevor fach über diese Fragen gesprochen. Zuletzt – auch dies das jeweilige Gesetz oder die jeweilige Verordnung wurde von meiner Kollegin soeben gesagt – gab es eine überhaupt rechtskräftig vorliegen. umfangreiche Befragung des VBE zu diesen Fragen, und gestern fand eine Pressekonferenz der GEW statt, (Beifall der FDP und der CDU – in der eine Liste von 4.000 Unterschriften präsentiert Eymael, FDP: Richtig!) wurde. Das Dritte, was äußerst interessant ist, ist die Tatsache, Die Landesregierung hat im Ausschuss – so habe ich es wie jetzt mit der inhaltlichen Kritik umgegangen wird. Ich das letzte Mal wahrgenommen – etwas erstaunt auf die sagte bereits, im Ausschuss hatte ich das Gefühl, die Kritik der Verbände reagiert. Sie wirkte ein wenig em- Ministerin zeigt sich ein wenig verwundert, dass ausge- pört. Pädagogisch sei diese Grundschulordnung doch in rechnet diejenigen, nämlich der VBE und die Gewerk- einem großen Konsens verabschiedet worden, hieß schaft Erziehung und Wissenschaft, die vorher die pä- es. – Das ist in der Tat richtig. Auch ich hatte den Ein- dagogischen Neuerungen eingefordert hätten, nun am druck, dass es einen großen Konsens über die eigentli- lautesten kritisieren. Frau Ministerin, das war meiner chen pädagogischen Neuerungen, die hinter der neuen Ansicht nach – Sie mögen es mir verzeihen – eine relativ Grundschulordnung stehen, gab. Aber wenn Sie eine undifferenzierte Art und Weise, mit einer sehr differen- Verordnung auf den Weg bringen, hinter der eigentlich zierten Kritik dieser Akteure umzugehen. inhaltlich die Akteure stehen, ist es umso erstaunlicher, dass Sie sie so dilettantisch einführen, dass sie mit einer (Beifall der FDP) derart negativen Dauerdiskussion begleitet wird, meine Damen und Herren. Wenn man sich beispielsweise die gestrige Pressein- formation der GEW aufmerksam durchgelesen hat, (Beifall der FDP und der CDU) bekennt man sich nicht nur in dieser Gewerkschaft, sondern auch unter den Grundschullehrerinnen und Es ist mittlerweile ein Gesamtkunstwerk, und es wirkt Grundschullehrern insgesamt ausdrücklich zur individu- wieder ein bisschen nach dem Motto: „Wir machen’s ellen Förderung von Schülerinnen und Schülern in der einfach“. Sie haben diese Verordnung in einer merkwür- Grundschule, auch auf der Basis der Neuerungen, die digen Art und Weise, auf die ich noch eingehen werde, die Grundschulordnung vorsieht. auf den Weg gebracht, und das ist meiner Ansicht nach wieder einmal gehörig schiefgegangen. Aber Sie können doch nicht ernsthaft glauben, Sie könn- ten diese Neuerungen durchsetzen, ohne dass sie zu- Zunächst handelt es sich bei der neuen Grundschulord- nächst einmal ausführlich diskutiert werden – das ist nung nicht um eine einfache Verordnung, sondern um noch unsere Sache im parlamentarischen Raum –, ohne ein sehr umfassendes und bedeutsames Paket pädago- dass Sie den Akteuren rechtzeitig die rechtliche Grund- gischer und schulorganisatorischer Neuerungen. Es gibt lage dazu liefern und vor allem, ohne dass Sie ihnen die eine deutliche Reduzierung der Zahl der Klassenarbei- zur Umsetzung zwingend notwendigen Ressourcen mit ten. Das Halbjahreszeugnis im zweiten Schuljahr wird auf den Weg geben. Das funktioniert nicht, meine Da- durch ein Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräch ersetzt. Zif- men und Herren. fernnotenzeugnisse werden grundsätzlich durch umfang- reiche Verbalbeurteilungen ergänzt. Erhebliche Lerndo- (Beifall der FDP) kumentationspflichten werden neu eingeführt. Die Mög- lichkeit der Ausschulung im Verlauf der ersten Klasse Dann hätten Sie auch entsprechende Mittel im Haushalt wird abgeschafft. Dies ist alles sehr umfangreich und verankern und zur Verfügung stellen müssen. Die Kritik, auch nicht ohne Bedeutung. die von den Grundschullehrerinnen und Grundschulleh- rern an der Reform geübt wird, ist differenziert und völlig Eine solch gravierende Änderung der rheinland- nachvollziehbar. pfälzischen Grundschullandschaft auf dem reinen Ver- ordnungswege selbst zu entscheiden, ist etwas, das (Glocke des Präsidenten) man machen kann. Angemessen wäre meiner Ansicht nach allerdings gewesen, auch das Parlament an die- Ich würde gern im Einzelnen in der zweiten Runde noch sem Entscheidungsprozess zu beteiligen. auf diese Kritik eingehen.

(Beifall der FDP und der CDU) Vielen Dank.

Dann müssen Sie sich auch über die Diskussion im (Beifall der FDP und der CDU) Nachhinein nicht wundern.

Völlig undiskutabel ist allerdings, dass diese Grund- Präsident Mertes: schulordnung zum Schuljahresbeginn 2008 umgesetzt werden musste, die eigentliche Verordnung selbst aber Das Wort hat nun Frau Ministerin Ahnen.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3939

Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Forderungen des Landeselternbeirates in die Tat um.“ – Wissenschaft, Jugend und Kultur: So weit die gesetzlich gewählte Landeselternvertretung.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich möchte (Beifall der SPD) erst einmal zwei Vorbemerkungen machen. Ich wider- spreche Frau Kollegin Raab ungern, Daraufhin beginnt Frau Dickes im Ausschuss eine Dis- kussion und sagt: Wer ist eigentlich der Landeselternbei- (Baldauf, CDU: Oh!) rat? Welche Eltern sind dort vertreten? Ja, das sind die von uns gesetzlich konstituierten Menschen, die dort aber wir haben im Ausschuss nicht zweimal über dieses gewählt worden sind. Ich meine, da müsste die Ministe- Thema geredet, sondern wir haben im Ausschuss vier- rin schon relativ genau hinhören, was diese sagen. mal über dieses Thema geredet. Übrigens haben wir im Ausschuss auch weit vor dem Inkrafttreten miteinander Frau Abgeordnete Morsblech, ich darf Sie beruhigen. Ich geredet, nämlich am 17. Januar 2008, am 29. Mai 2008, bin selten empört, oft engagiert. Das wird mir dann am 9. September 2008 und am 10. März 2009. manchmal als Empörung ausgelegt. Aber ich finde, ein bisschen Leidenschaft gehört zu der Sache auch dazu. Sehr geehrte Frau Abgeordnete Dickes, sagen Sie mir eine Frage, die seitens des Ministeriums in diesen Aus- Ich bin nicht empört über das, was die Lehrerverbände schussberatungen unbeantwortet geblieben ist. Insofern machen, ich meine sogar, mich erinnern zu können, waren Sie bei den kritischen Fragen, die Ihnen zu Ohren dass ich ein hohes Maß an Verständnis gezeigt habe, gekommen sind, bestens in der Lage, den Schulleiterin- indem ich gesagt habe, wenn ich Gewerkschaft oder nen und Schulleitern und den Lehrerinnen und Lehrern Verband wäre, würde ich auch sehr unterschiedliche im Einzelfall weiterzuhelfen, wenn es noch nicht ange- Anlässe nutzen, um immer wieder zur Optimierung mei- kommen war. ner Arbeitsbedingungen beizutragen und das auch zu fordern. Das ist nämlich die Aufgabe von Gewerkschaf- (Beifall bei der SPD) ten und Verbänden. Aber das ist eine Sichtweise auf das Thema. Der Titel der Aktuellen Stunde – zum Thema „Aktualität“ habe ich auf Daten verwiesen – heißt: „An den Realitä- (Beifall der SPD) ten vorbei“. Also ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, wenn es um individuelle Förderung geht, wenn es darum Es ist eine absolut legitime Sichtweise, die ich niemals in geht, dass Eltern besser Rückmeldungen erhalten, und Frage ziehen würde, aber sie stellt nicht die Gesamtbe- wenn es auch darum geht, Leistungsnachweise in ihrer trachtung dar. Dass ich das konstatiert habe, finde ich zu hohen Anzahl zu reduzieren, dann ist das meines auch richtig so. Erachtens nicht an den Realitäten vorbei, sondern ein dringendes Gebot der Stunde. Ich komme jetzt zum Verfahren, als würden wir das heute das erste Mal diskutieren, als wäre im Herbst (Beifall bei der SPD) 2008 eine Verordnung gekommen, die niemand kannte. Im Herbst 2007 hat es Schulleiterdienstbesprechungen Dabei mache ich es mir auch nicht so leicht, Ihnen jetzt mit allen Schulleiterinnen und Schulleitern gegeben. einzelne Briefe vorzulesen. Es gibt einen wunderschö- Herr Keller, ich weiß, diese mögen Sie nicht so, weil Sie nen Leserbrief im „Trierischen Volksfreund“. Diesen meinen, Dienstbesprechungen wären nicht so gut. Aber könnte ich Ihnen vorlesen. Ich könnte Ihnen auch jede es hat sie gegeben. Dort ist nachweisbar über dieses Menge Briefe aus meinem Büro mitbringen. Ich habe Thema informiert worden. schon einmal versucht, es Ihnen in der Ausschusssit- zung zu erklären. Sie werden im schulischen Bereich nie Im Nachgang hat es 54 vorbereitende Fortbildungsver- etwas machen, bei dem Sie nicht so eine Stimme und so anstaltungen gegeben. Vom 25. März 2008 bis zum 7. eine Stimme finden. Wie gesagt, ich glaube, ich bekom- Mai 2008 hat es eine Anhörung gegeben, die auch öf- me noch mehr Briefe als Sie. fentlich zu Debatten geführt hat. Dann ist sie zum Schul- jahresbeginn in einem Teilbereich in einem Vorgriff und (Frau Spurzem, SPD: Das glaube ich auch!) zum Herbst insgesamt in Kraft gesetzt worden. Es kann also keine Rede davon sein, als sei im Herbst 2008 Ich könnte mich hier stundenlang hinstellen und könnte irgendetwas über die Schulen gekommen, was keiner Ihnen Belobigungen auf die Grundschulordnung vorle- gekannt hat und von dem keiner etwas wusste. sen. Damit würde ich den Eindruck erwecken, als gäbe es andere Stimmen nicht. Ja, es gibt auch andere Stim- men. Aber ich halte mich an die, die auch an der Anhö- Ich möchte dann hinzufügen, auch im Moment bieten wir rung beteiligt waren. aktuell Fortbildungen an. Die Schulaufsichtsreferenten stehen zur Verfügung, die Grundschulberater auch. Ich sage einmal, Hauptadressaten dieser neuen Verord- Wenn Sie in einem System arbeiten, in dem Sie Tau- nung – verstehen Sie es nicht falsch – sind neben den sende von Schulen mit Zehntausenden von Beschäftig- Lehrerinnen und Lehrern vor allen Dingen auch einmal ten haben, ja, dann kann es sein, dass jemand auch die Eltern. Der Landeselternbeirat hat sich nun sehr etwas falsch an dieser Stelle weitergibt. Ja, es kann dezidiert geäußert. In dem Fall zitiere ich. Der Landesel- auch sein, dass manchmal eine Nachfrage entsteht. ternbeirat hat gesagt: „Diese Neuregelung stellt einen Deswegen haben wir Schulaufsicht, Beratungssysteme großen Fortschritt dar und setzt wesentliche langjährige und Fortbildungseinrichtungen und gewährleisten über

3940 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

diese, dass diese Fragen auch entsprechend beantwor- Wir haben in der Frage der Ausweitung der Schullei- tet werden. tungsanrechnung übrigens 100 Stellenäquivalente zu- sätzlich zur Verfügung gestellt, auch für die Grundschu- Lassen Sie mich zu dem Aspekt der Belastung etwas len. Wir haben außerdem inzwischen 234 Ganztags- sagen. Ich stehe nicht an, auch an dieser Stelle in aller grundschulen aufgebaut. Meine sehr geehrten Damen Deutlichkeit zu sagen, dass ich den Lehrerinnen- und und Herren, das sind beträchtliche Ressourcen, die in Lehrerberuf für einen der schönsten Berufe in dieser diesen Bereich gegangen sind. Dort, wo es in Zukunft Gesellschaft halte, aber auch für einen mit den höchsten möglich ist, wollen wir diesen Weg weitergehen, damit Belastungen, weil es einfach sehr viel schwieriger ist, die Lehrerinnen und Lehrer sich auch in Zukunft gut jeden Tag vor Kindern und Eltern seinen Mann und unterstützt fühlen können. seine Frau stehen zu müssen, als das in vielen anderen Bereichen der Fall ist. Ich möchte das an dieser Stelle (Beifall der SPD) mit aller Deutlichkeit in Richtung der Lehrerinnen und Lehrer sagen. Präsident Mertes: (Beifall bei der SPD) Ich erteile Frau Kollegin Dickes das Wort. Deswegen sage ich auch gerne: Überlegen wir immer auch, wenn neue Belastungen zu erwarten sind, ob es auch zu Entlastungen kommen kann. Es kann mir kein Abg. Frau Dickes, CDU: Mensch sagen, dass eine Reduzierung um bis zu zwölf Klassenarbeiten im Schuljahr keine Entlastung wäre, Frau Raab, es ist doch sehr beruhigend, dass wir nur in übrigens eine von den Lehrerinnen- und Lehrerverbän- den sozialen Brennpunkten große Klassen in den den lange geforderte Sache. Es ist übrigens auch etwas, Grundschulen haben. Das ist schön. bei dem sie gesagt haben, es ist dringend, dass wir das einführen. Genau dies ist in dieser Grundschulordnung Frau Ministerin, bei vier von uns beantragten Informatio- auch vorgesehen. Wir haben sehr wohl Belastungen und nen im Ausschuss haben Sie über die neue Grund- Entlastungen im Blick gehabt. schulordnung berichtet. In jeder dieser Ausschusssit- zungen haben die CDU und die FDP kritische Fragen Ich möchte auch hinzufügen, dass sicherlich gerade in gestellt. Wir wurden für diese Fragen ausgelacht. Wir der Anfangszeit der Umsetzung einer neuen Verordnung haben keine ordentlichen Antworten bekommen. zusätzliche Belastungen entstehen. Ich glaube auch, dass eine gewisse Erfahrung einkehrt und sich das dann (Zurufe der Abg. Harald Schweitzer und Fuhr, SPD) ein Stück weit relativiert. Wir haben die Fragen zur Umsetzung gestellt. Die Kritik- punkte, die heute geäußert werden, haben wir damals Ich füge aber auch hinzu, so, wie wir in der Gesamtge- bereits angesprochen. Sie sind eingetreten. sellschaft nicht sagen können, dass Dinge sich nur dann weiterentwickeln dürfen, wenn wir auch entsprechend (Beifall bei der CDU) den Forderungen der Betroffenen zusätzliche Ressour- cen zur Verfügung stellen, dann würden wir an vielen Frau Ministerin, ich habe Ihnen eben mehrere Fragen Stellen keinen Fortschritt haben. Seien wir ehrlich. So zur konkreten Umsetzung gestellt. Sie haben sie nicht schade und so schlimm das manchmal ist, müssen wir beantwortet. Ich denke, Sie werden das schriftlich nach- Fortschritt und Weiterentwicklung organisieren, manch- holen; denn diese Fragen existieren vor Ort. mal auch mit vorhandenem Personal, weil es für die Schülerinnen und Schüler wichtig ist. Insofern, ja, Belas- Sie haben eben auf die Pressekonferenzen und die tung und Entlastung gegenüberstellen, aber wir können Mitteilungen vom VBE und von der GEW verwiesen. Das auch nicht den Eindruck erwecken, als könnten wir bei ist der aktuelle Anlass. Sie haben gesagt, Sie haben jeder Maßnahme, die wir im schulischen Bereich umset- andere Stellen in diesen Mitteilungen gefunden, die Sie zen, erst einmal Hunderte oder gar Tausende Lehrer- unterstützen. Vielleicht sollten wir beide einmal an das stellen zur Verfügung stellen. Ende dieser Mitteilung und auf die Quintessenz schau- en. Bei dieser Quintessenz gibt es eine ganz klare For- Ich sage dann abschließend dazu, wir machen es doch derung. in vielen Bereichen. Wir haben an den Grundschulen eine strukturelle Unterrichtsversorgung von 100 %. Das (Pörksen, SPD: Mehr Lehrer!) ist in den letzten Jahren ein riesiger Fortschritt. Das war nur über zusätzliche Stellen möglich. Im Bereich der Bildung schauen wir immer dann hin, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wir reagie- Wir haben die geringste Klassenfrequenz mit 21,3 Schü- ren erst dann, wenn es fast zu spät ist. Das geschieht lerinnen und Schülern im Durchschnitt der Grundschu- mit viel Geld, Berufsvorbereitungsjahr und zukünftig mit len. Auch das ist ein beträchtlicher Fortschritt. Wir haben dem Projekt „Keiner ohne Abschluss“. die Feuerwehrlehrkräfte in den letzten Jahren aufge- stockt. Wir wollen auch an dieser Stelle noch einmal ein (Zuruf des Abg. Hartloff, SPD) gutes Stück weitergehen, um die Schulen auch bei dem temporären Unterrichtsausfall noch besser unterstützen Wenn wir den Kindern richtige Chancen geben wollen, zu können. dann kann man die Forderung von VBE und GEW ei-

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3941

gentlich nur absolut unterstützen. Es heißt dann, es sage, danke schön, liebe Landesregierung, dass wir muss der Wahlspruch gelten: kleine Kinder, kleine Klas- diese Diskussion auf diesem hohen Niveau führen. sen. (Beifall bei der SPD) (Vereinzelt Beifall bei der CDU) Ich möchte einen anderen Aspekt, nämlich den Aspekt Das heißt, wir brauchen eine deutliche Reduzierung der der Kinder, einbringen, über den wir heute noch gar Klassengrößen. 20 Kinder sind gefordert. Sie haben nicht gesprochen haben. Hier sind einige Kolleginnen gesagt, wir haben eine hervorragende Durchschnitts- und Kollegen, die Kinder im Grundschulalter haben. Ich größe. Wir haben in den ländlichen Regionen kleine glaube, genauso wie mein Mann und ich das tun, haben Klassen. Es dürfte kein Problem sein, die wenigen gro- Sie sich bestimmt gerne die Zeit genommen, das Eltern- ßen Klassen auf eine kleine Klassengröße herunterzu- gespräch zum Halbjahreswechsel mit den Lehrerinnen fahren. und Lehrern und mit dem Kind gemeinsam zu führen. Ich habe zwei Zeugnisse mitgebracht, und zwar das (Beifall bei der CDU – Jahreszeugnis vom letzten Jahr und die Niederschrift Glocke des Präsidenten) über den Entwicklungsstand unseres Sohnes zum Halb- jahreswechsel. Ich sage Ihnen eines: Ich habe selten ein Wir brauchen des Weiteren eine Doppelbesetzung in so gut organisiertes und strukturiertes Gespräch wie den ersten Jahren mit pädagogischen Fachkräften. Wir dieses erlebt. brauchen ein verpflichtendes Vorschuljahr im Rahmen einer Starterklasse, um die Probleme, die wir derzeit mit (Glocke des Präsidenten) der Abschaffung des Schulkindergartens haben, auffan- gen zu können. Dabei hat uns die Grundschulordnung geholfen. Die Kinder fühlen sich ernst genommen. Sie fühlen sich mit Danke. ihrem Leistungs- und Entwicklungsstand ernst genom- men. Sie gehen mit einem großen Stück mehr Selbst- (Beifall der CDU – bewusstsein in diese Zukunft hinein. Das ist ein großer Hartloff, SPD: Das sind ja schöne Wünsche, die Wert, der nicht unterschätzt werden darf. sind aber auch zu bezahlen! – Zuruf des Abg. Harald Schweitzer, SPD – Vielen Dank. Glocke des Präsidenten) (Beifall der SPD)

Präsident Mertes: Präsident Mertes: Ich erteile Frau Kollegin Raab das Wort. Ich erteile Frau Morsblech das Wort.

Abg. Frau Raab, SPD: Abg. Frau Morsblech, FDP: Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Dickes, hören Sie das nächste Mal genau zu. Ich Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist inte- habe gesagt, in den Ballungsräumen haben wir manch- ressant, wenn Sie sagen, generell kann man Mehrbelas- mal höhere Klassenmesszahlen. Ich habe nicht gesagt, tungen nicht immer mit mehr Ressourcen versehen. Das in sozialen Brennpunkten. Das ist eine infame Unterstel- führt auf Dauer zu einem immer stärkeren Ungleichge- lung, die ich mir an dieser Stelle ausdrücklich verbitte. wicht. Die Betroffenen fühlen sich irgendwann so be- lastet, dass sie sich lauter zu Wort melden. Das muss (Beifall der CDU – nicht verwundern. Zurufe von der SPD) Man muss sich die Mehrbelastungen im Rahmen der Wenn Sie ganz genau eine Pressemitteilung der GEW neuen Grundschulordnung im Einzelnen ansehen. Es zitieren und bis zum Ende lesen, dann möchte ich jetzt gibt auch Mehraufwendungen, bei denen man sagen gerne den letzten Absatz mit Erlaubnis des Präsidenten kann, wenn die eine oder andere Klassenarbeit wegfällt, zitieren: „Wir wollen, dass die in der neuen Grundschul- dann gibt es Aufgaben, bei denen sich im Laufe der Zeit ordnung festgeschriebenen Ziele im Sinne der Kinder Arbeitsroutinen einstellen. Die kann man in diesem umgesetzt werden können und die erforderliche päda- Rahmen kompensiert sehen. Ich denke, insgesamt sind gogische Arbeit gelingen kann“. viele Aufgaben darin enthalten, bei denen es um eine qualitative Beurteilung geht, die den Eltern kommuniziert (Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU) oder verschriftlicht werden muss. Alles, was ich qualitativ ausformulieren muss, ist natürlich Mehraufwand. Der kumuliert sich an dieser Stelle. Deshalb möchte ich der GEW und dem VBE ausdrück- lich für ihre Mitarbeit danken. Jetzt diskutiert man auf (Vereinzelt Beifall bei der FDP) einem Niveau bei einem Durchschnitt der Klassenmess- zahl von 21,3 Kindern. Es wird nun darüber diskutiert, Zum Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräch lässt sich Folgen- dass man 20 Kinder als Höchstgrenze haben solle. Ich des sagen: Natürlich gab es schon vorher Elternarbeit.

3942 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Es gab aufsuchende Elternarbeit. Sie haben ein Ge- Ich erteile Frau Kollegin Steinruck das Wort. spräch, das verbindlich anstelle eines Zeugnisses einge- führt werden soll. Das ist ein messbarer Mehraufwand, der dort stattfindet. Abg. Frau Steinruck, SPD:

Natürlich gibt es regionale Unterschiede. Das habe ich Herr Präsident, meine Damen und Herren! So ziemlich schon mehrfach angeführt. Auf dem Land haben wir ihre genau vor einem Jahr, am 21. März 2008, ist das Lan- kleineren Grundschulen mit kleineren Klassen und klei- desgesetz zum Schutz von Kindeswohl und Kinderge- neren Kollegien, bei denen die Kommunikation gut funk- sundheit in Kraft getreten. Der Landtag hat es kurz vor- tioniert, bei denen die Elternhäuser in der Regel bekannt her einstimmig beschlossen. und erreichbar sind. In den Städten haben wir teilweise sehr große Schulen. Dort haben wir größere Klassen. In Es regelt im Kern zwei Schwerpunkte, nämlich zum diesen Klassen gibt es häufig Eltern, die etwas schwieri- einen den Aufbau lokaler Netzwerke. Damit gibt es vor ger ansprechbar und zu erreichen sind. Ich drücke das Ort jetzt verbindliche Strukturen für die Zusammenarbeit, vorsichtig aus. Ich weiß, dass es in diese Richtung einen mit denen das Risiko und die Belastungen für Kinder etwas unschönen Disput gab. Das bedaure ich sehr, weil frühzeitig erkannt und beseitigt werden können. das nach meiner Ansicht angesprochen werden muss. Der zweite Kernpunkt ist die Förderung der Kinderge- (Beifall der FDP – sundheit durch den Aufbau eines zentralen Einladungs- Glocke des Präsidenten) und Erinnerungssystems zu den Früherkennungsunter- suchungen. Wenn Sie Lehrerinnen und Lehrer verpflichten, dann haben diese an dieser Stelle einen Aufwand, der vorher Die Erziehung, Förderung und der Schutz von Kindern nicht vorhanden war und den Sie vielleicht so gar nicht ist zuallererst eine Aufgabe der Eltern. Ich denke, da erfüllen können, weil es an dieser Stelle sehr viele sind wir uns alle einig. Die meisten Kinder werden ge- Kommunikationshindernisse gibt, die einen großen Auf- liebt, behütet und leben bei ihren leiblichen Eltern. Man- wand erfordern. che Eltern und Familien sind überfordert und brauchen Hilfe. (Glocke des Präsidenten) Gute Prävention ist der beste Schutz vor Vernachlässi- Präsident Mertes: gung. Je früher Hilfen angeboten werden, umso leichter werden sie angenommen. Sie haben auch ein Kommunikationsproblem, Frau Kol- legin. Ein frühes Eingreifen verhindert spätere körperliche Erkrankungen der Kinder, von sozialen Folgekosten Abg. Frau Morsblech, FDP: ganz zu schweigen.

Ich denke, Sie sollten die Kritik ernst nehmen. Sie sollten einmal über die Klassenmesszahl hinaus überlegen, wie Da setzt auch das Landeskinderschutzgesetz an. Durch man Instrumente entwickeln kann, um dem gerecht zu die Verknüpfung von Prävention, frühen Hilfen und ge- werden. sundheitlicher Förderung mit der Bereitstellung von Mitteln durch das Land setzt es Maßstäbe und hat inzwi- Danke schön. schen auch bundesweit einen Vorbildcharakter. Auch die Kommunen hier in Rheinland-Pfalz begrüßen dieses (Beifall der FDP) Landeskinderschutzgesetz. Sie haben es sehr positiv aufgenommen, arbeiten hervorragend mit und erhalten Präsident Mertes: durch das Land auch erhebliche finanzielle Unterstüt- zung. Die Jugendämter erhalten rund 1,4 Millionen Euro Damit ist der zweite Teil der Aktuellen Stunde beendet. jährlich, die Gesundheitsämter rund 600.000 Euro jähr- lich, und seit dem 1. August letzten Jahres gibt es beim Als Gäste begrüße ich Bürgerinnen und Bürger aus Landesjugendamt eine Servicestelle mit zweieinhalb Hauptstuhl. Seien Sie herzlich willkommen! Fachkräften, die die Kommunen vor Ort bei der Umset- zung unterstützen. (Beifall im Hause) Eine gute Grundlage für dieses Landeskinderschutzge- Wir kommen zum dritten Thema der setz waren die Modellprojekte „Guter Start ins Kinderle- ben“, die in Ludwigshafen und Trier gestartet waren und AKTUELLEN STUNDE aus denen erhebliche Erfahrungen auch in unser Lan- desgesetz eingeflossen sind. In Ludwigshafen wurde „Guter Start ins Kinderleben in Rheinland-Pfalz: das Modellprojekt Ende 2008 abgeschlossen. Letzte Vorbild und Perspektiven einer zukunftsge- Woche wurde uns auch im Jugendhilfeausschuss der richteten Familienpolitik – Zwischenbilanz Stadt berichtet, es sei jetzt in ein Regelangebot überführt nach einem Jahr Kinderschutzgesetz worden, weil es so gut angenommen wurde und auch Rheinland-Pfalz“ gemeinsam vor Ort wirklich so gut umgesetzt wurde. auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/3244 – (Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3943

Unser Ministerpräsident Kurt Beck hat sich am letzten det haben. Ich war schon etwas erstaunt über diese Montag persönlich vor Ort ein Bild von der vorbildlichen Aktuelle Stunde. Arbeit und dem Engagement aller Beteiligten gemacht. Ich kann auch im Namen der SPD-Landtagsfraktion (Beifall des Abg. Dr. Schmitz, FDP) dieses Engagement, das ich vor Ort erlebt hatte, wirklich nur loben. Es ist wirklich dem Einsatz Einzelner zu ver- Ich war noch mehr erstaunt, als ich dann eben von Frau danken, dass hier eine vorbildliche Vorarbeit für weitere Raab noch die Zweifel an der Aktualität unserer Aktuel- lokale Netzwerke im Land gemacht wurde. len Stunde zur Grundschulordnung gehört habe, die schließlich vom Herbst 2008 ist. Hier geht es um ein Auf Bundesebene wird zurzeit auch ein Kinderschutzge- Gesetz, das noch etwas älter ist. Sie hat kritisiert, ob uns setz auf den Weg gebracht. Aber leider bleibt es inhalt- nichts Aktuelleres zum Kritisieren eingefallen ist. Ich lich hinter dem, was wir hier im Land an Erfahrungen könnte jetzt fragen: Ist Ihnen nichts Aktuelleres für ein gemacht haben und auch eingearbeitet haben, weit Eigenlob eingefallen? – zurück. Das erscheint uns sehr unverständlich, weil wir wirklich konkrete Erfahrungen vor Ort gemacht haben. (Beifall bei der CDU) Dass das nicht aufgegriffen wird, ist eigentlich sehr schade. Die Landesregierung hat im vergangenen Jahr Meine Damen und Herren, wer im Glashaus sitzt, sollte auch eine entsprechende Bundesratsinitiative gestartet, nicht mit Steinen werfen. Wir haben gemeinsam ein die leider gescheitert ist. Im Gesetzentwurf fehlen unter Gesetz verabschiedet – das hat Frau Kollegin Steinruck anderem Hinweise auf die Weiterfinanzierung der Mo- absolut richtig ausgeführt –, nachdem es tatsächlich in dellprojekte, die jetzt an verschiedenen lokalen Netzwer- Deutschland aufrüttelnde Geschehnisse gab, Todesfälle ken in Rheinland-Pfalz fortgeführt werden. Das sollte von Kindern durch Vernachlässigung und durch Gewalt aus unserer Sicht im Sozialgesetzbuch als sozialmedizi- von Eltern. Das hatte einen Vorlauf, der auch jetzt in der nische Leistung mit den Krankenkassen geregelt wer- Verfassungsgerichtsklage, in der Begründung des Land- den. tages in der Erwiderung noch einmal eine Rolle spielte, weil wir uns tatsächlich sehr frühzeitig mit diesen Vor- kommnissen auseinandergesetzt haben. Es geht auch um eine bundeseinheitliche Regelung der Hebammenausbildung und auch die Honorierung der Ich möchte da auch gern den Herrn Präsidenten zitieren, Leistungen einer Familienhebamme, die nicht in der wenn es der Herr Präsident erlaubt. Er hat nämlich in Gebührenordnung vorgesehen ist. Die Experten haben dieser Erwiderung dargelegt, dass sich der Landtag auch manches andere kritisch angemerkt, nämlich das bereits vor Beratung und Beschlussfassung dieses Ge- Thema „Hausbesuche“, die Befugnisnorm usw. Unser setzes vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse Ziel hier in Rheinland-Pfalz ist, kinder- und familien- mehrfach mit der Sicherstellung des Kindeswohls und freundliche Lebensbedingungen für unsere Kinder zu dem Schutz von Kindern befasst habe, nämlich aufgrund schaffen. Dazu gehören verschiedene Mosaiksteine: der Kleinen Anfrage der Abgeordneten Hedi Thelen vom unser Landeskinderschutzgesetz, auch die Modellpro- 16. November 2006 und der Antwort der Landesregie- jekte bzw. die Netzwerke aus den Modellprojekten „Gu- rung, aufgrund der Großen Anfrage der Fraktion der ter Start ins Kinderleben“, CDU vom 14. Dezember 2006 und der Antwort der Lan- desregierung, aufgrund des Antrags der Fraktion der (Glocke des Präsidenten) CDU vom 10. Januar 2007 und des Alternativantrags der Fraktion der SPD vom 18. Januar 2007. Wir haben Sie die Initiative „VIVA FAMILIA“ mit ihren vielfältigen unter- erfolgreich zum Jagen getragen, um das einmal so zu- stützenden Maßnahmen. – sammenzufassen.

(Glocke des Präsidenten) (Beifall der CDU)

Gerade in diesem Bereich sind wir auf einem guten Wenn es nach der Landesregierung gegangen wäre, Weg, aber wir dürfen unter gar keinen Umständen im hätte man gern noch den Abschluss des Modellprojekts, Interesse unserer Kinder innehalten. das Frau Steinruck hier zu Recht lobend erwähnt hat, abgewartet, um dann die Erkenntnisse daraus in das Vielen Dank. Gesetz zu packen.

(Beifall der SPD) Sehr geehrte Frau Ministerin, wir sind froh, dass Sie nicht abgewartet haben, weil ich denke, es ist auch so gelungen, ein rundes Gesetz zu verabschieden, das auf Präsident Mertes: zwei Säulen steht: Zum einen gibt es ein breites Netz- werk, das helfen soll, Familien, die einen besonderen Das Wort hat Frau Kollegin Thelen. Unterstützungs- und Förderbedarf haben, zur Seite zu stehen, ihnen zu helfen, auch möglichst selbst ihrer Verantwortung ihren Kindern gegenüber gerecht zu Abg. Frau Thelen, CDU: werden. Wir haben auf der anderen Seite das sogenann- te verbindliche Einladungswesen zu den U-Unter- Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! suchungen, das dazu führen soll, einmal natürlich die Wir befassen uns auf Antrag der SPD-Kollegen mit dem Gesundheit der Kinder zu befördern, frühzeitig auch Kinderschutzgesetz, das wir im März 2008 verabschie- Fehlentwicklungen zu erkennen, aber natürlich auch mit

3944 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

einem zweiten Aspekt dazu beitragen soll, Familien mit Abg. Dr. Schmitz, FDP: einem besonderen Unterstützungsbedarf frühzeitiger zu erkennen. Hier sind wir jetzt sehr gespannt, wie das Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich Verfahren vor dem Verfassungsgericht ausgehen wird. schließe mich der vorsichtigen Kritik meiner Vorredner Wir hoffen natürlich, dass unser Gesetz Bestand haben an diesem Tagesordnungspunkt nicht nur an, sondern wird. gehe weit darüber hinaus.

Ich halte es für mehr als irritierend, zu einem so wichti- Ich will an der Stelle aber auch noch einmal daran erin- gen und sensiblen Thema in einem über Monate und nern, dass wir bereits in den damaligen Diskussionen ab Jahre gehenden Prozess den Konsens aller Fraktionen 2006 auch hier schon Bedenken geäußert haben, ob herbeizuführen, aber dann das zu machen, was Frau tatsächlich ein verbindliches Einladungswesen dazu Kollegin Thelen angesprochen hat, nämlich den auf führen kann, diese Personengruppe in Gänze zu erfas- unseren Vorschlag hin beschlossenen notwendigen sen, solange es keine gesetzliche Verpflichtung gibt. wissenschaftlichen Evaluationsbericht auf das Jahr 2010 Genau das ist der Punkt, auf den sich natürlich auch der zu verlegen – wir wollten ihn früher – und dann ohne Beschwerdeführer unseres Erachtens durchaus mit jeden ersichtlichen Grund – zumindest habe ich dazu sicherlich aus seiner Sicht nachvollziehbaren Argumen- von der Vorrednerin nichts erfahren – unter dem Stich- ten beruft. Wir sind sehr gespannt, wie das Verfas- wort „Aktuelle Stunde“ eine Diskussion zu betreiben, an sungsgerichtsverfahren ausgehen wird. der ich mich inhaltlich mit keinem Wort beteiligen werde.

Ich halte es für eine grobe Missachtung des über drei (Vizepräsident Bauckhage übernimmt den Vorsitz) Fraktionen hinausgehenden Konsenses und eine grobe Missachtung des seriösen Umgangs im Parlament, dass wir ein gemeinsam verabschiedetes Gesetz, zu dem es Ich möchte aber noch einen zweiten Punkt ansprechen, erhebliche Bedenken im datenrechtlichen Bereich gab, der uns ein Stück verwundert, weshalb wir das heute als in dieser Art und Weise versuchen abzufeiern. Das in Aktuelle Stunde besprechen sollen. Wir haben damals in der Zeit, in der ein verfassungsrechtlicher Prozess läuft, dem Gesetzgebungsverfahren auch aufgrund dieser für zu dem in der Stellungnahme der Landtagsverwaltung uns schwierigen Gesetzeslage dafür plädiert, bereits auf Seite 3 ausgeführt wird, dass der Landesbeauftragte 2009 hier im Landtag einen Bericht über die Umsetzung für den Datenschutz darauf hinweist, dass in dem Ge- als ersten Abschluss des Evaluationsverfahrens zu setzentwurf der Landesregierung bereits Vorschläge erhalten, um möglichst frühzeitig nachsteuern zu kön- umgesetzt worden seien, die im Rahmen der daten- nen, wenn es sich denn aufgrund von Schwierigkeiten schutzrechtlichen Begleitung bei der Entstehung des im Verfahren als notwendig erweisen sollte. Damals Gesetzes unterbreitet wurden, so die vorgesehene Eva- wurde uns erläutert, das sei zu früh, da habe man keine luation. Diese sei mit Blick auf die weitreichende Daten- hinreichenden Erfahrungen, verarbeitung von großer Bedeutung.

(Dr. Schmitz, FDP: So ist es!) Meine Damen und Herren, ich darf daran erinnern, was der Landesbeauftragte für den Datenschutz seinerzeit in keine hinreichenden Erkenntnisse, um diesen Bericht unterschiedlichen Stellungnahmen vom Grundsatz im- dann schon zu geben, weshalb wir uns dann damit ein- mer wieder zum Ausdruck gebracht hat: „Die aus Sicht verstanden erklärt haben, dass jetzt, wie es in § 11 des des Datenschutzes hohe Brisanz des beabsichtigten Gesetzes steht, Verfahrens wird zunächst …. Das Verfahren betrifft schließlich in weit überwiegendem Maße Personen, die (Glocke des Präsidenten) nach der gesetzlichen Annahme unverdächtig sind, ihre Kinder zu vernachlässigen.“ der Bericht erst im Jahr 2010 gegeben wird.

(Glocke des Präsidenten) Ich führe ein weiteres Zitat an: „die Zentrale Stelle“ – ein Teil dieses Gesetzes – „stellt daher einen starken Ein- Es freut mich also, dass wir schon gute Verfahren er- griff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht dar.“ kennen können. Dann geht er noch einmal darauf ein, dass 95 % der Eltern überprüft werden, von denen wir wissen, dass sie (Glocke des Präsidenten) keiner Überprüfung bedürfen. Er zieht dann in den Erläu- terungen die Schlussfolgerung, weshalb er dennoch Zu unseren Plänen komme ich in der zweiten Runde zu dem Gesetz mit Bauchschmerzen zustimmt: „Besondere sprechen. Beachtung verdient aus meiner Sicht die in den Gesetz- entwurf in § 11 aufgenommene Regelung zur Evaluati- Danke. on des Einladungsverfahrens.“ „Ob eine umfassende Verarbeitung personenbezogener Daten und die damit (Beifall der CDU) verbundenen Eingriffe in das informationelle Selbstbe- stimmungsrecht noch datenschutzrechtlich vertretbar sind, hängt insbesondere davon ab, ob sie zur Errei- Vizepräsident Bauckhage: chung des Gesetzeszwecks“ notwendig sind. Er be- schreibt genau das Verfahren und konditioniert seine Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Peter Schmitz. wichtige und entscheidende Zustimmung an ein Verfah-

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3945

ren, das wir durchgesetzt haben, eine wissenschaftliche sein. Das Bund-Länder-Projekt „Guter Start ins Kinder- Evaluation im Jahr 2010. leben“ verfolgt diesen zukunftsweisenden und tragfähi- gen Ansatz und hat Pate für das Landesgesetz gestan- (Beifall bei der CDU) den. Insofern bin ich durchaus der Meinung, dass es in diesem Moment einen Anspruch auf Aktualität aufweist, Da gehen Sie im Jahre 2009 ohne Not hin, ohne dass zumal auf der Bundesebene derzeit ein Kinderschutzge- wir wirklich etwas wissen, bis auf die Tatsache, dass der setz diskutiert wird, das die Auswirkungen dieser Mo- Ministerpräsident in Ludwigshafen war, und stellen das dellerfahrungen nicht aufgreift. Das ist etwas, was wir in einer Aktuellen Stunde zur Aussprache. Ich halte das außerordentlich bedauern. für unerträglich! Das Modellprojekt in Ludwigshafen und Trier hat uns (Beifall der FDP und der CDU – sehr deutlich gezeigt, was wir benötigen, um in diesem Unruhe bei der SPD) Zusammenhang noch sehr viel intensiver erfolgreich sein zu können. Das wird leider nicht aufgegriffen. Dar- auf komme ich gleich noch einmal zu sprechen, weil ich Vizepräsident Bauckhage: auch das eine oder andere inhaltlich sagen möchte.

Das Wort hat Frau Staatsministerin Malu Dreyer. Notwendig sind – da sind wir uns auch einig – frühe Hilfen, die die Familien rechtzeitig erreichen, sodass sich Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Belastungen erst gar nicht zu Krisen entwickeln. Das ist Gesundheit, Familie und Frauen: der Weg, den Rheinland-Pfalz sehr konsequent begleitet und initiiert. Dazu gehört im Übrigen auch, wenn ich das Herr Präsident, meine sehr geehrten Herren und Da- noch betonen darf, dass sich Rheinland-Pfalz deshalb men! Ich würde sagen, es kann einem ein bisschen auch auf der Bundesebene weiter ganz aktiv für die leidtun, dass das nun alles ein bisschen in die falsche Verankerung der Kinderrechte in der Verfassung ein- Richtung läuft; denn die Aktuelle Stunde heißt eigentlich setzt und auch immer wieder einsetzen wird. „Guter Start ins Kinderleben in Rheinland-Pfalz: Vorbild und Perspektiven einer zukunftsgerichteten Familienpoli- Kinder sind aus unserer Sicht gleichberechtigte Mitglie- tik – Zwischenbilanz nach einem Jahr Kinderschutzge- der unserer Gemeinschaft. Sie sind eigenständige Per- setz Rheinland-Pfalz“. Das Landesgesetz spielt eine sönlichkeiten. Sie haben mehr verdient, als nur abgelei- untergeordnete Rolle. tete Rechte zu haben. Deshalb wollen wir, dass ihre Rechte im Grundgesetz verankert sind. Leider fällt das (Widerspruch der Abg. Frau Thelen, CDU) auf der Bundesebene bei der Bundesfamilienministerin nach wie vor nicht auf fruchtbaren Boden. Das ist aber – Moment, ich erkläre das sofort. Frau Thelen, bitte eine konsequente Haltung aus all dem, wie unser Ver- hören Sie mir noch eine Sekunde zu. ständnis zur Kinderförderung und zur Unterstützung von Kindern in ihrem Aufwachsen ist. Es geht um den guten Start ins Kinderleben in Rhein- land-Pfalz. Das Aktuelle daran ist, dass dieses Modell- Das Projekt „Guter Start ins Kinderleben“ ist an den projekt ausgelaufen ist und sich die Jugendhilfeaus- beiden Standorten in Trier und Ludwigshafen sehr, sehr schüsse jetzt damit befassen. Der gute Start ins Kinder- gut gelaufen. Die Evaluation wurde von der Uniklinik in leben war Pate für einen wichtigen Baustein in unserem Ulm durchgeführt. Im Kern geht es um die Frage, wie Gesetz. Deshalb die Zwischenbilanz nach einem Jahr Eltern frühzeitig erreicht werden können und wie sie Kinderschutzgesetz. Ich habe das so gelesen, dass sich frühzeitig gefördert werden können, um Krisen und Prob- das auf den guten Start ins Kinderleben bezieht; leme für ihre Kinder von Anfang an zu verhindern. Das ist die wirksamste Präventionsstrategie, die wir in die- (Beifall bei der SPD) sem Bereich haben. denn ich meine, es besteht eigentlich große Einigkeit in Eine interdisziplinäre Vernetzung ist der Schlüssel zum diesem Haus darüber – ich habe bisher noch keine Kindeswohl und zur Kindesförderung. Das zeigt sich in andere Stimme vernommen –, dass wir eine echte Zwi- Ludwigshafen und Trier außerordentlich gut. Dort arbei- schenbilanz erst dann ziehen können, wenn die Evalua- ten Gesundheitshilfe und Jugendhilfe in sehr gut struktu- tionen vorliegen. Die liegen eben erst 2010 vor. rierten Vorgehensweisen miteinander, sodass die Fami- lien nicht durch das Netz fallen. Dennoch kann und muss man etwas zum guten Start ins Kinderleben sagen. Das ist wirklich das Projekt schlechthin, das uns maßgeblich beeinflusst hat, be- Immerhin 98 % aller Kinder kommen in den Geburtskli- stimmte Vorschläge zum Bereich der Netzwerkbildung niken zur Welt. Auch wenn sie nur eine kurze Zeit in der zu unterbreiten. Ich meine, das ist das maßgebliche Geburtsklinik sind, haben die Ärztinnen und Ärzte sowie Projekt, das uns bundesweit von allen anderen Landes- das Pflegepersonal eine außerordentlich große Möglich- gesetzen abhebt, dass wir nämlich eine wirklich richtig keit für eine Beobachtung. Diese Beobachtungsphase ist dicke Säule zum Thema „Netzwerkbildung“ gebildet in Ludwigshafen und Trier stark strukturiert und standar- haben. disiert worden, sodass die Wahrnehmung tatsächlich hilft, zu einer verlässlichen Einschätzung zu kommen. Kinder benötigen starke Netze, um dauerhaft vor Ver- Die Klinik erkennt, ob Risiken für Neugeborene beste- nachlässigung und Kindesmisshandlung geschützt zu hen, weil die Familie z. B. besonderen Belastungen

3946 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

ausgesetzt ist. Sie kann dann direkt durch geschulte gesetzgebung niederschlagen und damit zum Schutz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Hilfen anbieten. unserer Kinder diesen engagierten Leuten auch die entsprechenden Vergütungen zugesagt werden. Ich Bei rund 7 % der Geburten gibt es einen Förder- und glaube, wir alle sind uns darin einig, dass das unser Unterstützungsbedarf in der Familie. In aller Regel gemeinsames Ziel ist. – auch das ist ein wichtiges Ergebnis – sind die Eltern sehr offen für diese Unterstützung und für die Inan- Herzlichen Dank. spruchnahme dieser Hilfe. Das motiviert uns, das Projekt weiter voranzutreiben. (Beifall der SPD)

(Beifall bei der SPD) Vizepräsident Bauckhage: Oft sind das kleine Hilfen. Oft benötigt man auch eine intensive sozialpädagogische Betreuung und Begleitung. Das Wort hat Frau Abgeordnete Steinruck. Bei knapp der Hälfte der Familien, die von der Geburts- klinik betreut werden, müssen die Kinder sozusagen an die Jugendämter übergeben oder von denen in Obhut Abg. Frau Steinruck, SPD: genommen werden. Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ihre Kritik, In Ludwigshafen und Trier haben wir in der Praxis ein das Thema sei nicht aktuell, kann ich überhaupt nicht sehr gutes Verfahren entwickelt. Die Erkenntnisse dar- nachvollziehen. Was gibt es Aktuelleres als den Schutz aus sind in unser Landeskinderschutzgesetz eingeflos- unserer Kinder? Außerdem gibt es drei aktuelle Gründe, sen. Das war der Grund, weshalb wir 1,4 Millionen Euro warum wir dieses Thema heute aufgegriffen haben. Zum in die Hand genommen haben, um Koordinatoren und einen haben wir seit einem Jahr das Kinderschutzgesetz Ansprechpartner im Jugendhilfebereich zur Verfügung in Rheinland-Pfalz. stellen zu können. Wie ich vorhin gesagt habe, wurde zum anderen in der Ich möchte hier noch einmal an die Kolleginnen und vergangenen Woche im Jugendhilfeausschuss der Stadt Kollegen von der CDU appellieren, die vielleicht auch Ludwigshafen der Abschlussbericht zu dem Modellpro- auf der Bundesebene Einfluss haben: Eine wichtige jekt vorgelegt, das es übrigens nicht nur in Ludwigshafen Erkenntnis war, dass auch die sozialmedizinischen Leis- gab, sondern auch in Trier, und auf dessen Basis weite- tungen der Geburtskliniken in der Gesundheitshilfe ir- re Netzwerke in ganz Rheinland-Pfalz geschaffen wur- gendwo eine Vergütung brauchen. All das machen die den. Als Ludwigshafener Abgeordnete bin ich natürlich, Geburtskliniken zurzeit umsonst und freiwillig aus dem gemeinsam mit meinem Kollegen Günther Ramsauer, eigenen Engagement heraus. froh, dass dieses Projekt in Ludwigshafen gestartet ist; denn wir haben dort eine sehr gut aufgestellte Jugend- Eine Chance würde das Bundeskinderschutzgesetz arbeit und gute Rahmenbedingungen. bieten, das zurzeit in der Beratung ist. Wir haben schon viele Vorstöße gemacht. Frau von der Leyen ist aber (Zurufe von der CDU) wirklich taub auf diesem Ohr, obwohl sie in diesen Mo- dellprojekten war und überall anerkennend feststellt, Die aktuelle Diskussion über ein Bundeskinderschutzge- dass dies ein sehr gutes Projekt ist. Nichtsdestotrotz setz, bei dem wirklich einiges klemmt und im Argen liegt, werden im Bundeskinderschutzgesetz überhaupt keine ist Grund genug, über dieses Thema hier auch inhaltlich Konsequenzen in dieser Richtung gezogen. Das ist sehr zu sprechen. Herr Dr. Schmitz, es wäre besser gewe- bedauerlich; denn wir wollen eigentlich, dass diese Mo- sen, Sie hätten sich inhaltlich eingebracht; denn manche delle landes- und auch bundesweit wirklich überlebens- Regelungen dieses Bundesgesetzes laufen in die fal- fähig sind. Man kann nicht davon ausgehen, dass die sche Richtung, und dort sind Nachbesserungen notwen- Ärzte und Ärztinnen sowie das Pflegepersonal in den dig. Geburtskliniken diese zusätzliche Leistung auf Dauer umsonst erbringen. Das geht nicht. Danke.

Stattdessen werden in diesem Bundesgesetz Regelun- (Beifall der SPD – gen geschaffen, die aus meiner Sicht eher gut gemeint Zuruf von der CDU: Wo?) sind, und das Gegenteil von „gut gemeint“ ist einfach „nicht gut gemacht“. Wir haben dadurch einen starken Bürokratisierungsschub im Kinderschutz. Aber die Rege- Vizepräsident Bauckhage: lungen, auf die es in der Zukunft ankommt, werden nicht aufgegriffen. Das Wort hat Frau Abgeordnete Thelen von der CDU- Fraktion. Das Land Rheinland-Pfalz hat dazu viele gute, konkrete Vorschläge gemacht. Wir bleiben dran, aber wir haben auch die Bitte, es politisch mit aufzunehmen, damit wir Abg. Frau Thelen, CDU: aus diesem Projekt lernen, das jetzt zwar zum Ab- schluss gekommen ist, aber in Ludwigshafen und Trier Frau Kollegin Steinruck, wenn man hier über das Bun- mit unserer Unterstützung auf freiwilliger Basis fortge- desgesetz diskutieren will, sollte man vielleicht die Über- führt wird, damit sich diese Erkenntnisse in der Bundes- schrift der Aktuellen Stunde so fassen, dass das er-

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3947

kennbar ist. Sie wollten nach dieser Beschreibung über Ich rufe Punkt 5 der Tagesordnung auf: das Landeskinderschutzgesetz reden. Bericht des Untersuchungsausschusses im Zusam- Frau Ministerin, deswegen möchte ich hier noch einmal menhang mit Vorgängen um das Arp-Museum, der feststellen: Sie haben bislang erlebt, dass wir weder Verwendung von Steuermitteln für dieses Projekt parteipolitisch verbohrt sind noch bei diesem Thema und der politischen Verantwortung der taube Ohren haben. Da ich mir das gern genauer an- Landesregierung hierfür schauen möchte und, wenn Sie mich davon überzeugen, – Drucksache 15/3200 – auch gern bereit bin, mich bei unseren Bundeskollegen dafür einzusetzen, habe ich die Bitte, dass wir im Sozi- Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Herbert Schnei- alausschuss, also in dem Fachausschuss, in den es ders. Herr Schneiders, Sie haben das Wort. gehört, noch einmal über den Projektbericht informiert werden, den Projektbericht bekommen und noch einmal über die Notwendigkeiten für das Bundesgesetz disku- Abg. Schneiders, CDU: tieren. Das ist meine Bitte. Dann lassen Sie uns schau- en, was möglich ist. Herr Präsident, meine Damen und Herren! Seit Mitte der 60er-Jahre, also seit über 40 Jahren, haben der Erhalt Danke. des Künstlerbahnhofs Rolandseck sowie der Bau eines Museums am Bahnhof Rolandseck die unterschiedlichs- (Beifall der SPD – ten Landes- und Bundesregierungen und zuletzt den Frau Kohnle-Gros, CDU: Das sind doch die Fach- Untersuchungsausschuss beschäftigt. verbände auf der Bundesebene! Die Jugend- ämter wollen das nicht!) Meine Aufgabe ist es heute, Ihnen den Bericht des Un- tersuchungsausschusses im Zusammenhang mit Vor- gängen um das Arp Museum, der Verwendung von Vizepräsident Bauckhage: Steuermitteln für dieses Projekt und der politischen Verantwortung der Landesregierung hierfür vorzustellen. Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Damit sind wir am Ende der Aktuellen Stunde. Wie kam es zu dem Untersuchungsausschuss, den wir im Januar 2008 in diesem Parlament eingesetzt haben? Ich glaube, dazu sollte man sich ein wenig die Vorge- Wir kommen jetzt zu Punkt 2 der Tagesordnung: schichte anschauen. Im Jahr 1856, zu Beginn des Ei- senbahnzeitalters, Wahl der vom Landtag Rheinland-Pfalz zu wählen- den Mitglieder für die 13. Bundesversammlung (Heiterkeit im Hause – Wahlvorschlag der Fraktionen der Pörksen, SPD: Mein lieber Mann! Da waren wir noch SPD, CDU und FDP nicht in diesem Landtag!) – Drucksache 15/3252 – errichtete man den Bahnhof Rolandseck im klassizisti- Wir können sofort darüber abstimmen. Wer ist dafür? – schen Stil. Er war schon damals Treffpunkt der geistigen Wer ist dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist der und politischen gesellschaftlichen Prominenz. Man höre Wahlvorschlag – Drucksache 15/3252– so angenom- und staune: Berühmte Künstler wie Heinrich Heine, men. Clara Schumann, Guillaume Apollinaire, oder Richard Wagner, Wissenschaftler wie Alexander von Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Humboldt oder Staatsmänner und Staatsoberhäupter wie Otto von Bismarck sowie Königin Victoria von Groß- Wahl eines Mitglieds des Kuratoriums der britannien waren hier zu Gast. Universität Trier Wahlvorschlag der Fraktion der CDU Seit Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts – Drucksache 15/3210 – entwickelte sich, insbesondere aufgrund des Engage- ments von Johannes Wasmuth, in dem von der Bundes- Die sofortige Abstimmung ist möglich. Wer ist dafür? – bahn zum Abbruch vorgesehenen Bahnhof erneut ein Wer enthält sich? – Wer ist dagegen? – Dann ist dieser reiches kulturelles Leben mit künstlerischen Begegnun- Wahlvorschlag – Drucksache 15/3210 – so angenom- gen, Ausstellungen, Dichterlesungen und Konzerten auf men. höchstem internationalen Niveau.

Ich rufe Punkt 4 der Tagesordnung auf: Künstler von Weltrang, darunter Stefan Askenase, Yalta Menuhin, , Marcel Marceau, Günther Wahl von schriftführenden Abgeordneten Uecker und viele andere waren in Rolandseck. Wahlvorschlag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/3198 – 1969 hat der damalige Ministerpräsident des Landes, Helmut Kohl, auf einem Künstlerfest in Rolandseck eine Die Abstimmung über den Wahlvorschlag ist sofort mög- sogenannte „Rettungsurkunde“ überreicht, mit der sich lich. Wer ist dafür? – Wer ist dagegen? – Wer enthält das Land zum Erhalt des Bahnhofs verpflichtete. Im Jahr sich? – Damit ist der Wahlvorschlag – Drucksache 1972 erwarb das Land den Bahnhof und gründete die 15/3198 – so angenommen. Stiftung Bahnhof Rolandseck, deren Zweck in der Erhal-

3948 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

tung des Gebäudes sowie der Förderung von Kunst und menhang mit den Vorgängen um das Arp Museum, der Wissenschaft lag. Verwendung von Steuermitteln für dieses Projekt und der politischen Verantwortung der Landesregierung In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Verträge eingesetzt. zwischen der Stiftung Bahnhof Rolandseck bzw. mit arts & music GmbH und Festival Pro geschlossen. Im Ich möchte mir ersparen, die Einzelheiten des einstim- Jahr 1995 schlossen das Land Rheinland-Pfalz, der von mig gefassten Einsetzungsbeschlusses vorzutragen, Herrn Wasmuth gegründete Verein Stiftung „Hans Arp weil Ihnen das zur Genüge bekannt ist. Es sollte unter- und Sophie Taeuber-Arp e. V.“, die Stiftung Bahnhof sucht werden, welche Versäumnisse bzw. Pflichtverlet- Rolandseck und die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur zungen vorliegen könnten und welche Steuermittel viel- eine Rahmenvereinbarung ab. Diese Rahmenvereinba- leicht falsch eingesetzt worden seien. Das alles umfass- rung sah die Errichtung eines Arp Museums in Rolands- te der Auftrag des Untersuchungsausschusses, der mit eck vor. seiner Beweisaufnahme ein Jahr nach seiner Einset- zung, also im Januar 2009, zu Ende kam. Auf der Grundlage dieser Rahmenvereinbarung von 1995 erwarb das Land vom Arp-Verein in den Jahren Der Landtag hatte uns aufgegeben, in einem Jahr, 1996 bis 2004 in mehreren Kaufverträgen Arp- sprich im Januar, zu berichten. Angesichts der Tatsache, Kunstwerke für umgerechnet rund 10,2 Millionen Euro. dass wir die Beweisaufnahme im Januar beendeten, hat Außerdem hatte sich das Land in der Rahmenvereinba- der Landtag dem Beschluss zugestimmt, diesen Bericht rung die Überlassung von weiteren Arp-Werken aus dem hier und heute im März zu geben. Bestand des Arp-Vereins als Dauerleihgabe für das zu errichtende Museum gesichert. Als Vorsitzender den Bericht vorzustellen, hat in gewis- ser Weise einen Reiz, weil man die Möglichkeit hätte, In 2005 wurde die Rahmenvereinbarung von 1995 durch weit ausholend vieles an Würdigungen und Empfehlun- eine zweite Rahmenvereinbarung abgelöst. Bereits im gen zu nennen und auch in kritischen Anmerkungen September 2007 wurde der von dem New Yorker Archi- über die Abläufe einzutreten. Andererseits folgt eine tekten Richard Meier errichtete Neubau des Arp Muse- Debatte, in der sich die Fraktionen mit der Würdigung ums eröffnet und eingeweiht, damals im Beisein des der Beweisaufnahme auseinandersetzen. Ministerpräsidenten Kurt Beck und der Kanzlerin Angela Merkel. Deshalb sehen Sie es mir nach, wenn ich mich darauf beschränke, den Sachverhalt in der Form vorzustellen, (Unruhe im Hause) wie er in der Drucksache Widerhall gefunden hat, die in der Nummer 15/3200 insgesamt 181 Seiten umfasst, von denen der Großteil insoweit einvernehmlich be- Vizepräsident Bauckhage: schlossen werden konnte, als wir uns über das Ergebnis der Beweisaufnahme verständigen und einigen konnten. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das Wort hat der Berichterstatter, Herr Abgeordneter Schreiner, bei dem Es gab unterschiedliche Auffassungen, was die Schluss- spannenden Thema. Es ist auch sehr spannend. folgerungen und die Beweiswürdigung anging. Deshalb ist diesem Bericht, der mit Ausschussmehrheit be- (Zuruf aus dem Hause: Schneiders!) schlossen worden ist, auch eine abweichende Stellung- nahme der Abgeordneten aus der Fraktion der CDU – Schneiders. Ich bitte um etwas mehr Ruhe. beigefügt.

Meine Damen und Herren, der Ausschuss hat gut gear- Abg. Schneiders, CDU: beitet. Das darf ich an der Stelle sagen. Deshalb will ich eine kritische Anmerkung auch nicht auf die Ausschuss- Herr Präsident, ich fühle mich nicht gestört. arbeit als solche bezogen wissen. Ich glaube, mit Blick auf die vergangenen Untersuchungsausschüsse und (Heiterkeit und vereinzelt Beifall im Hause) vielleicht auch in der Blickrichtung nach vorne, dass es irgendwann möglicherweise weitere Untersuchungsaus- Vizepräsident Bauckhage: schüsse geben könnte, möchte ich eine Anmerkung zur Behandlung der Akten machen, die dem Untersu- Herrn Schneiders stört es nicht. Sie können weiterma- chungsausschuss zur Verfügung gestellt wurden. chen. Sie wissen, welche Möglichkeiten der Untersuchungs- Abg. Schneiders, CDU: ausschuss hat, beispielsweise sich Akten vorlegen zu lassen, die er ansonsten als parlamentarischer Aus- In der Folge wurde bekannt, dass der Arp-Verein Kunst- schuss nicht einsehen könnte, sich aber als Untersu- werke aus dem für das Museum vorgesehenen Konvolut chungsausschuss vorlegen lassen kann. von Dauerleihgaben veräußert hatte. Diese Auseinan- dersetzungen mündeten letztlich in die Einsetzung des Das hatte diesmal auch einen größeren Umfang, wenn Untersuchungsausschusses. ich das anmerken darf; denn der Ausschuss hatte be- schlossen, bis in die sechste Wahlperiode, sprich in das Der Landtag hat in seiner Sitzung am 24. Januar 2008 Jahr 1967, zurückzuschauen, um die Historie und die einstimmig den Untersuchungsausschuss im Zusam- Abläufe des Bahnhofs zu beleuchten. Dadurch kamen

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3949

1.552 Akten in den Landtag, was sogar dazu führte, FDP Herrn Schleimer erwähnen. Ich glaube, ohne die dass man statische Untersuchungen anstellen musste, Arbeit der Mitarbeiter in den Fraktionen hätten wir uns ob dies der Boden des Raumes, in dem sie unterge- alle viel schwerer getan. bracht werden sollten, verkraften würde. Meine Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen, Der Ausschuss und die Mitglieder des Ausschusses die Arbeit des Untersuchungsausschusses hat zu dem haben es verkraftet. Sie haben sich mit diesen Akten Ergebnis geführt, das Ihnen nach zwölf öffentlichen und auseinandergesetzt. Es sind auch über 20.000 Ablich- nicht öffentlichen Sitzungen und der Vernehmung von 22 tungen gemacht worden, um mit diesen Akten arbeiten Zeugen, teils mehrfach vernommen, in der Drucksache zu können. 15/3200 vorliegt! Von daher kann man sagen, dass wir unsere Arbeit innerhalb der uns gesetzten Frist zügig Jetzt komme ich zu dem, was ich ansprechen wollte. Es bewerkstelligt haben, wir zu Ergebnissen gekommen waren wie in der Vergangenheit wieder sehr viele Akten sind, die in der Aussprache und der Diskussion im An- mit „vertraulich“ gekennzeichnet. Ich kann mich erinnern, schluss ihre Wertung und Würdigung erfahren werden. dass dies im letzten Untersuchungsausschuss beson- Von daher möchte ich mich darauf beschränken, Danke ders thematisiert worden war. Das will ich diesmal nicht. zu sagen und jetzt die Aussprache dem Herrn Präsiden- Ich will es nur ansprechen, weil es uns in unserer Arbeit ten zu ermöglichen, indem ich diesen Platz verlasse. letztendlich nicht behindert hat. (Beifall im Hause) Es ist schon feststellbar, dass eine Landesregierung in dem Bemühen, ständig Zugriff auf die Arbeit des Unter- suchungsausschusses zu haben, zunächst sehr großzü- Vizepräsident Bauckhage: gig mit der Kennzeichnung ist, dass etwas vertraulich ist. Im Nachhinein muss man aber häufig feststellen, dass Herr Abgeordneter Schneiders, vielen Dank für den die Vertraulichkeit, die es sicher irgendwann einmal umfassenden, sehr sachlich vorgetragenen Bericht. gegeben haben könnte, längst nicht mehr notwendig ist und der Ausschuss dadurch nur Erschwernisse bei sei- Ich erteile Herrn Abgeordneten Schreiner das Wort. ner Arbeit hat. Abg. Schreiner, CDU: Ich will noch einmal betonen, es hat uns dieses Mal keine Probleme bereitet, aber im Zusammenhang mit Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her- einer Darstellung der Arbeit des Untersuchungsaus- ren! Wir reden heute über eine Drucksache von 181 schusses will ich das erwähnen, weil es für die Zukunft Seiten. Ich kann Ihnen allen nur raten, sie mit Bedacht gehört werden sollte. zu lesen; denn mit diesem Bericht legen wir heute ein Musterbeispiel für schlechtes Regierungshandeln vor. Wir haben mit der Landesregierung gut zusammengear- beitet. In dieser Frage geht mein Dank an Sie, Frau (Beifall bei der CDU) Staatssekretärin Kraege, Herr Dr. Büllesbach und alle weiteren Damen und Herren, die Sie unterstützt haben. Ministerpräsident Kurt Beck hat gegen alle Warnungen, insbesondere aus den eigenen Reihen, das Arp Muse- Mein Dank geht aber auch an die Kolleginnen und Kol- um in Rolandseck auf den Weg gebracht. Er hat darüber legen des Ausschusses, weil ich glaube, dass wir ein hinaus diejenigen, die warnend die Stimme erhoben offenes und faires Miteinander hatten. Das zeigt nicht haben, an die Seite gestellt. Er hat für das Land Rhein- nur am Ende die Verabschiedung des Berichts. land-Pfalz Unterhändler benannt, die nicht geeignet gewesen sind, was dazu geführt hat, dass das Land Mein Dank geht aber auch – was heißt „auch?“ – insbe- Rheinland-Pfalz Verträge abgeschlossen hat, die zum sondere an die Landtagsverwaltung. Hier möchte ich Schaden des Landes Rheinland-Pfalz waren. Für all dies Herrn Dr. Hummrich, Frau Karin Follmann und Herrn trägt der Ministerpräsident – das will ich im Folgenden Holger Wilhelm nennen. Ich glaube, ohne deren Zuarbei- darstellen – ganz persönlich die Verantwortung. ten in der Landtagsverwaltung hätten wir uns als Aus- schuss viel schwerer getan. Deshalb, danke schön. (Beifall der CDU)

(Beifall im Hause) Es ist nicht so, dass wir heute zum ersten Mal über das Arp Museum in Rolandseck reden. Danke schön dafür. Das sage ich insbesondere aus der Funktion des Vorsitzenden heraus. Ohne Ihre Hilfe, Frau Wir reden nicht nur über den Kulturbahnhof. Man sollte Follmann und meine Herren, wäre das so nicht möglich dies vielleicht zu Beginn der Debatte fein auseinander- gewesen. halten. Wir reden auch über den Kulturbahnhof – das ist auch von der SPD anerkannt worden – als Schaufenster Es steht mir vielleicht nicht an, den Damen und Herren des Landes Rheinland-Pfalz Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fraktionen zu danken. Aber auch das will ich an der Stelle mit erwäh- (Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) nen, insbesondere für die CDU-Fraktion, weil es mir bei meiner Arbeit als Vorsitzender geholfen hat. Ich darf zu Zeiten der CDU-Regierung zur Bundeshauptstadt Frau Hirsch und Herrn Hofmann erwähnen. Ich darf aber . Hierzu ist auch von der SPD nichts Negatives zu auch für die SPD Herrn Meier, Herrn Schon und für die hören gewesen.

3950 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Wir reden heute über das Arp Museum, für das die ers- um hatten, die Verträge aushandeln sollten. Das waren ten vertraglichen Weichenstellungen 1995 von Kurt Beck zwei Personen, zwei Staatssekretäre, Herr Staatssekre- unterschrieben worden sind. tär Sarrazin aus dem Finanzministerium, der ausdrück- lich erklärt hat, er wisse gar nicht, über was er da so (Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) genau verhandeln solle, er sei nämlich – so wörtlich – ein blutiger Museumslaie. Er wisse gar nicht, wie weit er Dort ist es eben so, dass die Fachleute aus der schon in den Verhandlungen mit Herrn Wasmuth gehen könne. damals SPD-geführten Landesregierung von Anfang an So viel zu dem ersten Verhandlungspartner. gesagt haben, lasst die Finger davon. Der zweite Verhandlungspartner, Herr Staatssekretär (Pörksen, SPD: Sie scheinen noch nicht einmal die Eggers, hat eine sehr große Nähe zum Arp-Verein ge- Akten zu kennen!) habt.

Ich möchte zu Beginn, weil Herr Kulturstaatssekretär (Pörksen, SPD: Was heißt das?) Hofmann-Göttig im Kulturausschuss im Vorfeld der Be- ratungen des Untersuchungsausschusses die Freund- – Herr Kollege Pörksen, so eng, dass wir in den Akten lichkeit hatte zu erklären, er würde alle Verantwortung des Arp-Vereins vertrauliche Unterlagen der Landesre- auf sich nehmen, aus einem Schreiben von Herrn Hof- gierung gefunden haben, die von dem Faxgerät des mann-Göttig zitieren, weil diese Aussage im Kulturaus- Herrn Eggers an den Arp-Verein gefaxt worden sind. schuss, Herr Staatssekretär, aller Ehren wert ist. Sie war aber schlechterdings insofern – gestatten Sie mir das – (Pörksen, SPD: Aha! Ich wollte das nur von falsch, als Sie überhaupt keine Verantwortung für die Ihnen hören!) Missstände, die dort gelaufen sind, zu übernehmen brauchen, weil Sie immer von Anfang an gesagt haben, – Herr Pörksen, all diese Dinge waren dem Herrn Minis- so geht es nicht. terpräsidenten bekannt.

Ich zitiere aus einem Schreiben des Herrn Hofmann- Der Herr Ministerpräsident wusste, dass Herr Sarrazin Göttig, das er an den Ministerpräsidenten gerichtet hat sich nicht als geeigneter Verhandlungspartner gesehen und in dem er ausführt, dass das Projekt konzeptionell hatte. und nicht nur von der Finanzierung her völlig in der Luft hängt. Er kenne zwar einen ersten baulichen Entwurf (Pörksen, SPD: Wie bitte?) von Richard Meier, aber kein Konzeptionspapier, noch nicht einmal ein Design. – Herr Pörksen, der Herr Ministerpräsident wusste von der großen Nähe von Herrn Eggers. Jetzt zitiere ich wörtlich: „Wer in ein Millionending ein- steigt, muss sich der Bonität seines Geschäftspartners Er ist ausdrücklich aus dem Kultusministerium immer versichern. Die des Herrn Wasmuth ist mindestens du- wieder darauf hingewiesen worden. bios“. – Mit Verlaub, Herr Wasmuth war derjenige, mit dem das Land Rheinland-Pfalz die Verträge über ein Arp Museum abgeschlossen hat. Doch die Fachleute aus dem Fachressort wurden kalt- gestellt. Andere Unterhändler des Landes haben die (Staatssekretär Prof. Dr. Hofmann-Göttig: Sagen Sie Verträge vorbereitet. noch das Datum!) Dass da heute ein Museum steht, ist weniger das Er- Ich zitiere weiter: Halten wir uns an die Fakten. Ich habe gebnis einer vorausschauenden Planung, sondern das Herrn Wasmuth kennengelernt als einen, der sich an Ergebnis eines Zufalls. Verträge nicht hält. – So Herr Staatssekretär Hofmann- Göttig damals schon an den Ministerpräsidenten Rudolf (Heiterkeit auf der Regierungsbank) Scharping. Die Verträge, die 1995 von Kurt Beck unterschrieben Sobald die Regierung gewechselt hatte, war es so, dass worden sind, sind Verträge, die nicht im Interesse des der Herr Staatssekretär sehr kritisch auf das gesehen Landes waren, die dem Land Schaden zugefügt haben. hat, was Herr Wasmuth vorhatte. Er war sehr gut bera- ten von seinen Beamten aus dem Ministerium, Beamten, (Hartloff, SPD: Daran hätte Arp seine Freude gehabt!) die auch schon zu CDU-Zeiten den Herrn Wasmuth an der kurzen Leine geführt haben. Aber irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, zu dem ein Ministerpräsident Die Rechnung für das Ganze ging an den Steuerzahler. Scharping aus persönlichem Prestigestreben heraus 34 Millionen Euro hat das Arp Museum gekostet, aktuell sich gerne von Herrn Wasmuth um den Finger hat wi- diskutieren wir über 2,5 Millionen Euro für eine Küche. ckeln lassen und wo Sie mit Ihren Bedenken, Herr Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Staatssekretär Hofmann-Göttig, kein Gehör gefunden haben. Im Gegenteil. (Harald Schweitzer, SPD: Sie sind eine Lachnummer!)

Es wurden dann seitens des Ministerpräsidenten Unter- Herr Kollege, darüber hinaus kam nicht nur aus den händler benannt, die, nachdem Frau Götte und Herr Fachressorts eine entsprechende Warnung, sondern Hofmann-Göttig sehr große Zweifel an einem Arp Muse- gerade auch aus den Reihen der SPD-Fraktion, und

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3951

zwar nicht von irgendjemandem. Der Herr Landtagsprä- Wenn ich aber sage, Sie sollen in Zukunft die Finger sident Grimm beispielsweise davon lassen, dann muss ich trotzdem noch darauf hinweisen, dass Sie mit Ihrer Arbeit am Rolandseck (Pörksen, SPD: Ihr Kronzeuge!) noch nicht am Ende sind. Nach wie vor fehlt ein langfris- tiges Museumskonzept. hat ausreichende Zeit vor der Unterschrift des Herrn Beck unter die Verträge, nämlich im Dezember 1994 – da war Kurt Beck schon Ministerpräsident –, dringend Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal dagewesen sind. vor der Unterzeichnung der ersten Rahmenvereinbarung Wenn ich im Arp Museum am Rolandseck bin, sind gewarnt. immer die Sicherheitskräfte in der Mehrzahl und diejeni- gen Besucher, die dort hinkommen – das sind meistens (Fuhr, SPD: Ich weiß gar nicht, was Sie gegen irgendwelche Bonner, die einen Familienausflug ma- das Museum haben!) chen –, stehen, anstatt sich die Kunstwerke anzusehen, auf der Terrasse des zugegebenermaßen schönen Ge- Jetzt kann man fragen: Warum Herr Grimm? – Ganz bäudes – da haben Sie recht – und genießen den Blick deutlich, Herr Grimm hatte Funktionen, er war Vorsit- ins Siebengebirge. zender des Kuratoriums Bahnhof Rolandseck. Insofern war er nicht irgendjemand, über dessen Bedenken man (Geis, SPD: Auch schön! – sich vielleicht leichtfertig hätte hinwegsetzen können. Hartloff, SPD: So viel Banausentum habe ich selten gehört!) Immerhin war er auch Landtagspräsident und Mitglied der Regierungsfraktion. Das heißt, das Land Rheinland-Pfalz hat einen kulturpo- litischen Leuchtturm errichtet, einen Leuchtturm mit (Pörksen, SPD: Was?) Steuergeldern des Landes Rheinland-Pfalz für Bürger des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieser Herr Landtagspräsident schreibt wörtlich, nach- dem er ausgeführt hat, dass er eigentlich die Hoffnung (Heiterkeit des Abg. Fuhr, SPD – gehabt habe, dass seine Bedenken, die schon mehrfach Hartloff, SPD: Liebe Kollegen! Ist Ihnen das an Herrn Beck herangetragen worden seien, dort Gehör nicht peinlich?) gefunden hätten: Lieber Kurt, ich wiederhole meine eindringliche Mahnung, diese Pläne so nicht weiter zu Das Besondere ist, dass dieses Museum ausdrücklich verfolgen. Auf das Land kommen Verpflichtungen zu, die für Plastiken errichtet worden ist, für Plastiken, die zu in ihrer Tragweite heute noch gar nicht zu übersehen einem Teil im Besitz des Landes sind, vor allem aber sind. Dafür würdest Du dann persönlich und politisch auch für Plastiken, die als Dauerleihgabe zur Verfügung geradestehen müssen. – gestellt werden sollten und die nicht mehr zur Verfügung stehen. (Dr. Rosenbauer, CDU: Hört! Hört!) (Dr. Rosenbauer, CDU: Er hat recht! – Herr Ministerpräsident, so weit Ihr Parteifreund Chris- Hartloff, SPD: Sie wollen, dass demnächst keiner toph Grimm. mehr aus Wiesbaden nach Mainz kommt! – Harald Schweitzer, SPD: Jetzt weiß ich, warum wir so leichtes Spiel hatten im Untersuchungsausschuss!) Das heißt, wir halten fest: Die Kulturpolitik des Landes Rheinland-Pfalz steht mit dem Arp Museum vor einem Scherbenhaufen. Ein weiterer Punkt, der im Zusammenhang mit einem langfristigen Museumskonzept von Ihnen beachtet wer- (Hartloff, SPD: Das glaubt Ihnen doch kein Mensch!) den muss, ist, dass die Beweisaufnahme eindeutig er- geben hat, dass viele der Plastiken, die sich im Besitz Herr Ministerpräsident, ich kann Ihnen wirklich nur raten, des Landes befinden – ich rede nicht über die Dauer- auch vor dem Hintergrund, dass dem Werk der beiden leihgaben, ich rede über die Plastiken, die das Land Künstler Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp maßgeblich erworben hat –, nicht als Originale zu bezeichnen sind. durch das Verhalten des Landes ein großer immateriel- Sie müssen als Landesregierung in Zukunft möglichst ler Schaden entstanden ist, zeitnah die Frage beantworten, wie Sie gedenken, damit umzugehen. (Fuhr, SPD: Was? – Hartloff, SPD: Immaterieller Schaden? Habe ich das richtig verstanden?) Die Garantieerklärungen, die seitens des Arp-Vereins abgegeben worden sind, sind ausdrücklich nicht durch die Schlichtungsvereinbarung gedeckt. Das heißt, Sie dass Sie als Land, Sie als SPD-Regierung nie wieder müssen schon die Frage beantworten, wie Sie damit versuchen, ein solches Projekt zu managen. Sie haben umgehen wollen, ob Sie sich damit begnügen, die Schil- bewiesen, Sie schaffen es einfach nicht. der auszutauschen – dann stünde dort nicht „Nachguss Arp“, sondern „Plastik, könnte Hans Arp gefallen ha- (Beifall der CDU – ben“ –, Pörksen, SPD: Das hat er doch schon einmal gelesen! Das wird nicht besser!) (Heiterkeit des Abg. Baldauf, CDU)

3952 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

oder inwiefern Sie darüber hinausgehend Minderungs- es zu dem Minderheitenvotum der Abgeordneten der ansprüche oder Schadenersatzansprüche gegenüber CDU-Fraktion kommt. dem Arp-Verein geltend machen. (Heiterkeit der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU) (Beifall der CDU – Hartloff, SPD: Haben Sie mitbekommen, dass gerade Das ist eine Blaupause, wie man es nicht machen soll. Nachgüsse von Degas-Figuren für mehrere Millionen Insofern muss man sagen, dass der Untersuchungsaus- gehandelt werden?) schuss zum Arp Museum ein Erfolg war. Wir haben eine Vielzahl von neuen Informationen bekommen, die wir auf Auch wenn wir heute den Abschlussbericht zum Unter- anderem Wege nicht hätten bekommen können, weil suchungsausschuss vorlegen, den Deckel über die Akte – der Berichterstatter hat es angesprochen – wir als Arp Museum können wir damit leider noch nicht schlie- Untersuchungsausschuss das Recht hatten, Akten hin- ßen. Solange es kein langfristig tragfähiges Konzept für zuzuziehen, auf die wir auf anderem Wege nicht hätten dieses Museum gibt und wir mit immer neuen Kosten für zurückgreifen können. dieses Museum konfrontiert werden, so lange geht die unendliche Geschichte Arp Museum weiter. (Pörksen, SPD: Ach!)

Ich muss auch schon sagen – ich möchte das vielleicht Herr Ministerpräsident, ich möchte Sie bitten, in Zukunft noch etwas betonter ausdrücken, als es der Herr Kollege auf die gut bezahlten Fachleute aus Ihren Ressorts zu Schneiders gesagt hat –, ich finde es dann schon inte- hören und nicht nur auf die, sondern auch auf Bürger, ressant, dass die Akten beim Arp-Verein alle zitierfähig die Ihnen als sachkompetente Bürger Ratschläge und und zu lesen waren und all dies bei der Landesregierung Informationen zukommen lassen. als vertraulich gestempelt worden ist.

(Harald Schweitzer, SPD: Dazu gehören Sie aber nicht!) Man kann nicht in einen Untersuchungsausschuss hi- neingehen, indem man versucht, all das, was für einen Ich erinnere daran, es gab eine Vielzahl von Bürgern, selbst vielleicht unangenehm sein könnte, mit dem die sich warnend an die Landesregierung, namentlich an Deckmäntelchen des Schweigens zu bedecken, Herr den Ministerpräsidenten gewandt haben. Ministerpräsident.

(Frau Schleicher-Rothmund, SPD: Ja! Ja! Der Landrat (Hartloff, SPD: Der Ministerpräsident hat 20.000 Akten des Kreises! – selbst gestempelt! – Pörksen, SPD: Lauter verlorene Prozesse!) Ministerpräsident Beck: 400.000 Seiten, alle selbst gestempelt! – Ich möchte an den Zeugen Daube erinnern, der als Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) Fachmann für Versicherungsrecht über die Frage re- cherchiert hat, inwiefern der Arp-Verein rechtmäßig die Selbst seitens der SPD-Mehrheitsfraktion ist konstatiert Kunstwerke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp worden, dass der Untersuchungsausschuss insofern erworben hat, und zu der Überzeugung kommt, dass etwas Positives hatte, als er die Trennung vom Arp- aus seiner Sicht der Erwerb der Kunstwerke mit einem Verein ebenso wie die Verhandlung über die „Sammlung kriminellen Akt belastet ist. Rau“ beschleunigt hat, Herr Ministerpräsident.

(Pörksen, SPD: Nur aus seiner Sicht! – (Harald Schweitzer, SPD: Ist das peinlich!) Hartloff, SPD: Die Gerichte sind dem nicht gefolgt!) Ich möchte an dieser Stelle auch den Mitarbeitern noch Die Meinung dieses Sachverständigen, der sie schriftlich einmal danken. gegenüber der Landesregierung dargelegt hat, ist nicht etwa geprüft worden. Man kann sie prüfen und zu einem (Frau Kohnle-Gros, CDU: Sehr gut!) anderen Ergebnis kommen, Herr Pörksen. Die Aussage des Herrn Ministerpräsidenten ist protokolliert, nachzule- Ich möchte den Mitarbeitern der Landesregierung dan- sen auf Seite 88 des einvernehmlich beschlossenen ken. Wenn man sich das einmal angeschaut hat, waren Berichts – insofern weiß ich gar nicht, warum Sie sich so diese im Untersuchungsausschuss fast mit Mehrzahl aufregen, Herr Kollege Pörksen –: vertreten. Es waren fast mehr Mitarbeiter der Landesre- gierung zugegen als Abgeordnete. (Pörksen, SPD: Ich rege mich überhaupt nicht auf! Über Sie rege ich mich nicht auf!) Ich möchte natürlich den Mitarbeitern des Landtags Er halte Herrn Daube für einen Querulanten, und als danken, vom Stenografischen Dienst bis zum Wissen- Antwort auf das, was Herr Daube ihm mitgibt, sagt er: schaftlichen Dienst, und den Mitarbeitern der Fraktionen. Ab dafür, wir machen das jetzt einfach so. – Das, was dieser Untersuchungsausschuss in einem Jahr leisten musste, 1.500 Akten zu sichten, ist noch nie In aller Kürze, ich kann Ihnen heute, da ich nur Schlag- dagewesen. lichter setzen kann, nur raten, lesen Sie den Bericht durch. Es lohnt sich, insbesondere ab Seite 137, wenn (Pörksen, SPD: Wie bitte?)

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3953

Das heißt, was bleibt unter dem Strich? Die Ministerprä- Besucher im Monat, 12.000 Besucher im Monat. Aber sidenten Scharping und Beck haben dieses Arp Museum seit Dezember des vorvergangenen Jahres pendeln die immer gewollt. Sie haben es aus einem persönlichen Besucherzahlen regelmäßig um 5.000, 6.000 Besucher. Prestigestreben heraus gewollt und dabei ihr persönli- ches Prestigestreben über die Interessen des Landes Ich als Mainzer Abgeordneter habe mir erlaubt, einmal gesetzt. einen Vergleich mit dem Landesmuseum an der Großen Bleiche heranzuziehen. Dies sind so viele Besucher, wie (Beifall der CDU – im Mainzer Landesmuseum ein- und ausgehen. Ein Ministerpräsident Beck: Ich bin ein geborener anderer Leuchtturm der rheinland-pfälzischen Kulturpoli- Dadaist-Fan!) tik, der zufälligerweise ebenfalls in meinem Wahlkreis liegt, ist das Gutenberg-Museum in Mainz. Es hat mehr Herr Ministerpräsident Scharping hat es gewollt, aber er als doppelt so viele Besucher, und zwar auch in den hat im Untersuchungsausschuss sehr zu Recht zu Pro- Jahren, in denen keine Sonderausstellungen stattfinden. tokoll gegeben, dass, als er aus dem Amt schied, noch kein Abschluss von Verhandlungen in Sicht war, noch Die Besucherzahlen sind nicht so, wie wir sie uns wün- nicht getätigt war, noch nicht rechtsverbindlich war und schen. Dass wir dort heute einen Restaurantbetrieb das Arp Museum auch noch nicht durchfinanziert war. bauen, ist der hilflose Versuch, Besucher nach Rolands- Es kam dann, einen Tag vor der Amtsübergabe von eck zu locken, die mehr suchen als die Aussicht. Offen- Herrn Scharping auf Herrn Beck, im Oktober 2004 zu sichtlich hat man die Hoffnung aufgegeben, dass sie einem Gespräch über das Arp-Museum, in dem Sie das wegen der Arp-Plastiken kommen; sie kommen offen- Projekt von Herrn Scharping zu Ihrer eigenen Sache sichtlich in Zukunft wegen des Essens. gemacht haben, Herr Ministerpräsident. Sie haben dies auch anerkannt. Als wir Sie als Zeugen im Untersu- Herr Ministerpräsident, ich kann Ihnen abschließend nur chungsausschuss gehört haben, haben Sie gesagt, dass sagen, Sie haben mit diesem Arp-Museum für sich kein Sie „eben eine erste Entscheidung zu treffen“ gehabt Ruhmesblatt verdient. Lassen Sie bitte in Zukunft die haben. Finger von so kostspieligen Kulturprojekten. Sie haben bewiesen, dass Sie es nicht managen können. (Hartloff, SPD: Der Neuigkeitswert von 15 Jahren!) Vielen Dank. Sie sind auch stolz darauf gewesen, dass Sie der Letz- tentscheider sind. (Beifall der CDU)

(Ministerpräsident Beck: Es ist halt nun einmal so, ob ich stolz bin oder nicht!) Vizepräsident Bauckhage:

– Herr Ministerpräsident, Sie haben sich aber an dieser Werte Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Gäste im Stelle schlicht und ergreifend falsch entschieden. Wir rheinland-pfälzischen Landtag, und zwar Mitglieder der haben ein Museum ohne ein langfristig tragfähiges Kon- Arbeiterwohlfahrt, Ortsverein Betzdorf, Landkreis Alten- zept, und dies bis heute nicht. Sie haben Verträge zulas- kirchen, sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer am ten des Landes geschlossen, die schlecht verhandelt Internationalen Frauenfrühstück. Herzlich willkommen! waren. Davon können Sie sich nicht freisprechen, Sie selbst hätten sonst wohl auch kaum versucht, mit einer (Beifall im Hause) zweiten Rahmenvereinbarung nachzuverhandeln. Wenn die Verträge so gut gewesen wären, hätte es auch nicht Herr Abgeordneter Pörksen, des Weiteren begrüße ich dieses Hickhack um die Trennung vom Arp-Verein ge- Landfrauen aus Kellenbach. Ich sage es deshalb, weil ben müssen. es im Landkreis Bad Kreuznach liegt. Herzlich willkom- men im Mainzer Landtag! (Beifall der CDU) (Beifall im Hause) Das heißt, wir haben nun ein Museum für Skulpturen, und wir haben keine Plastiken. Das Wort hat nun Herr Abgeordneter Carsten Pörksen.

Um noch einmal die Dramatik für die Zukunft aufzuzei- (Baldauf, CDU: Ich würde mich aber jetzt benehmen! gen, möchte ich zum Schluss auf eine aktuelle Kleine Die hören zu!) Anfrage des Kollegen Ernst von der CDU hinweisen, der sich Sorgen um dieses Museum macht, das nach dem Willen der Landesregierung – darin hatten Sie uns sogar Abg. Pörksen, SPD: auf Ihrer Seite – in der ersten Liga der Museen in der Bundesrepublik Deutschland spielen sollte. Die erste Vielen Dank, Herr Präsident! Liga der Museen haben Sie selbst immer definiert, in- dem Sie es an Besucherzahlen festgemacht haben. Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob das soeben der kulturpolitische Sprecher der (Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) CDU war. Aber wenn es so sein sollte, dann gnade Gott unserer Kulturpolitik im Land Rheinland-Pfalz! Wenn man sich die Besucherzahlen anschaut, hatten wir in den ersten drei Monaten gute Besucherzahlen: 9.000 (Beifall der SPD)

3954 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Herr Kollege Schreiner, ich muss es leider sagen: Wenn gen unterschiedlich ausfallen, ist total in Ordnung, das ich mir vorstelle, dass die CDU in dieser wunderschönen kenne ich auch gar nicht anders. Es ist schon selten, Stadt Mainz tatsächlich ernsthaft überlegt, Sie zum Bau- dass man nach einem Untersuchungsausschuss auch dezernenten zu machen, gnade Gott den ganzen Kultur- zu einer gemeinsamen Würdigung kommt. denkmälern in Rheinland-Pfalz und vor allem in der Stadt Mainz! – Ich kann Ihnen nur raten, lassen Sie den Aber dass Sie einen zweiten Bericht vorlegen, das ist Schreiner im Landtag. Hier kann er polemisieren, aber er mir neu gewesen in meiner bisherigen Laufbahn als richtet wenigstens keinen Schaden an. Das ist wichtig. Untersuchungsausschussmitglied. Sie haben nicht den beschlossenen Bericht zur Grundlage Ihres Votums (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – gemacht, sondern Sie haben selbst einen eigenen Be- Zuruf von der CDU: Den Schaden haben Sie richt geschrieben, damit Sie das, was Sie heute behaup- ja schon angerichtet! – ten, durch irgendwelche, aus dem Zusammenhang ge- Weitere Zurufe von der CDU) rissenen Zitate untermauern können. Dies ist keine besonders faire und vor allem keine besonders parla- – Ich habe viel Zeit. mentarische Arbeit, die Sie abgeliefert haben.

Ich konnte mir die Rede, die Sie gehalten haben, schon (Beifall der SPD) fast denken, nachdem ich – ich glaube, ich gehöre zu den Wenigen – Ihre Ausführungen in Ihrem abweichen- Aber damit gehen Sie nach Hause. den Votum gelesen habe. Ihre Rede konnte ich mir schon denken. Wer so polemisiert, der muss sich fragen Lassen Sie mich zur Würdigung selbst kommen und drei lassen, ob er in einer wichtigen kulturpolitischen Ent- Feststellungen an den Anfang stellen. Alle Landesregie- scheidung des Landes ernst genommen werden will. Ich rungen seit den 60er-Jahren waren bestrebt, kulturpoliti- glaube nicht. sche und später auch strukturpolitische Chancen durch und für Rolandseck zu nutzen. Der Bau des Museums (Beifall der SPD – – das wissen schließlich alle – war erst möglich durch Baldauf, CDU: Kommen Sie einmal zur Sache!) die finanzielle Unterstützung aus dem Bonn-Berlin-Aus- gleich. – Ich komme noch dazu. Keine Angst! Ich habe noch viele Seiten, Herr Kollege Baldauf. Sie kommen auch darin vor. Von Anfang an gab es bei diesem Prozess viele Chan- cen, aber auch viele Risiken – wer will das bestreiten –, Herr Ministerpräsident Beck hat in seinen Ausführungen insbesondere durch die starke Stellung des Vertrags- gesagt, dass er natürlich die Verantwortung für die Ent- partners, auf der einen Seite Herr Wasmuth und später scheidung in Sachen Arp Museum und Rolandseck im der Arp-Verein, teilweise auch parallel. Weswegen wa- Lande trägt, und er kann sie sehr gut tragen. ren denn Herr Wasmuth oder der Arp-Verein plötzlich so stark? – Überlegen Sie sich doch einmal die Gründe. Wir (Beifall der SPD) haben doch Herrn Wasmuth – wie man so schön sagt – geerbt. Von wem überhaupt? – Bleiben Sie ein bisschen Deswegen finde ich Ihre Ausführungen zu der Frage fast konsequent oder zumindest ein bisschen ehrlich bei schon lächerlich, in welcher Weise die CDU an dem Ihrer Argumentation. Aber das erwarte ich von Ihnen Projekt „Arp Museum“ beteiligt war. Ich komme darauf eigentlich gar nicht. zurück. Dies werde ich im Rahmen der Würdigung des Ergebnisses dieses Untersuchungsausschusses selbst (Frau Kohnle-Gros, CDU: Das hätten wir auch tun; denn Sie haben nur zu Ihrem abweichenden Votum sagen können!) gesprochen. Es gab eine Reihe von Schwierigkeiten, die wir im Laufe Ich bin erfahren in Untersuchungsausschüssen. Dies ist der Jahre miterlebt haben. Es ist doch nicht so, dass der siebte Untersuchungsausschuss, an dem ich in plötzlich im Jahr 2007 Probleme im Bereich des Arp meiner bisherigen Laufbahn im Landtag teilnehmen Museums aufgetreten sind. Man hat doch über Jahre durfte. Im Übrigen gab es einen Untersuchungsaus- hinweg gewusst, welche Auseinandersetzungen es schuss, bei dem noch mehr Akten beigezogen wurden. zwischen Herrn Wasmuth auf der einen Seite und der Dies war der erste Untersuchungsausschuss zum The- Ministerialbürokratie auf der anderen Seite gab. In den ma „GBS“, Sondermüll. Er hatte noch mehr Akten. Die Stiftungsprotokollen können Sie alles nachlesen, seiten- Akten waren damals nicht im Hause, sondern im LKA lang! – Natürlich hat man das gewusst. untergebracht. Dies war für den Untersuchungsaus- schuss noch viel unangenehmer. So schlimm war es also auch nicht mit den Akten im Untersuchungsaus- Trotzdem hat man sich darauf eingelassen, weil man zu schuss „Arp“, aber es waren genug. Recht der festen Überzeugung war, etwas ganz Wichti- ges für Rheinland-Pfalz zu schaffen. Es ist gelungen, Aber was Sie heute getan haben, das habe ich noch trotz der großen Schwierigkeiten mit dem renovierten nicht erlebt. Wir haben gemeinsam einen Bericht be- Bahnhof und dem Meier-Bau für das Arp Museum ein schlossen. Nach der letzten Landtagssitzung saßen wir herausragendes Kulturprojekt für den Norden unseres zu dritt zusammen – Frau Lejeune, Herr Kollege Schnei- Landes zu verwirklichen. ders, ich und ein Mitarbeiter der Landtagsverwaltung – und einigten uns auf einen Bericht. Dass die Würdigun- (Beifall der SPD und bei der FDP)

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3955

Ich kann mir natürlich bei der Phantasie, die ich habe, es konnte den Bahnhof gar nicht kaufen, es hat den sehr gut vorstellen, wie begeistert die Freunde der CDU Bahnhof getauscht gegen ein Grundstück, glaube ich, im oben aus den Kreisen, in denen das Arp Museum steht, Bereich Wörth – der Hinweis auf ein möglicherweise Ihre Rede lesen werden und welche Freude sie haben, zukünftig zu bauendes Museum. Man hat sich abgesi- wie Sie dieses Museum runtermachen und nachher chert, dass man das über die Gleise bauen darf. Von ganz scheinheilig tun und sagen, jetzt wollen wir ein wegen, dass es dies überhaupt nicht gegeben hat, ist wenig dafür sorgen, dass es besser wird. Wissen Sie, wohl etwas aus dem Nirwana der CDU und nicht aus der entweder lassen Sie solche Reden, oder Sie sorgen mit Wirklichkeit. uns dafür, dass es noch besser wird. Wir können natür- lich immer noch besser werden, und zwar wir alle zu- Es gab dann zwei Modelle, erst Döring, dann später das sammen. Von daher ist diese Kritik, die Sie üben, sicher- Meier-Modell. Auch da ist es gar nicht so gewesen, dass lich aus Ihrer Sicht nachvollziehbar, aber sie ist sehr die Landesregierung das bezahlt hat. Das hat irgendwie durchsichtig. der Wasmuth in seiner eigenen Art hinbekommen, wie auch immer. Das eine hat eine Versicherung bezahlt, Ich möchte noch auf einige Einzelheiten eingehen, und wenn ich das richtig weiß. zwar entlang des Berichts. Das ist auch meine Aufgabe. Herr Kollege Schreiner – – – Herr Kollege Schneiders. Von daher gibt es also über die Frage überhaupt keinen Ich muss hier aufpassen. Die Namen sind durchaus Streit. Dass aber ein Ministerpräsident der CDU sehr ähnlich, aber es gibt Wahnsinnsunterschiede bei den begeistert über den Entwurf des Meier-Baus war, das Personen. können Sie in der Zeitung nachlesen. Das war 1990.

(Heiterkeit im Hause) In dem Zusammenhang möchte ich noch eine Anmer- kung machen, weil es ziemlich unverschämt ist, was Sie Herr Kollege Schneiders hat es sehr geschickt gemacht. hier machen, wenn Sie Menschen angehen. Politisch Er hatte eine Schwierigkeit, das ist nicht zu verkennen. können Sie sagen, was Sie wollen, aber Menschen Er musste den Bericht des Untersuchungsausschusses anzugehen, das finde ich schon eine ziemlich schlimme vortragen, der natürlich ein Mehrheitsbericht ist. Da er Sache. das Minderheitenvotum mit unterschrieben hat, war es eine gewisse Schwierigkeit. Das haben Sie recht ordent- Wenn Sie z. B. sagen, Herr Eggers sei ein Mensch ge- lich umschifft. Das Problem mit der Vertraulichkeit von wesen, der überhaupt nicht ordentlich hätte verhandeln Akten kommt bei jedem Untersuchungsausschuss wie- können, dann muss man doch die Frage stellen, wer es der, Herr Kollege Schneiders. Das werden wir, falls es denn war, der Herrn Eggers in eine bestimmte Position wieder einen geben sollte – ich hoffe das nicht –, auch gebracht hat. Das wissen Sie doch genauso gut wie ich. dann wieder erleben. Das war Herr Gölter, der offensichtlich seiner eigenen Bürokratie nicht mehr über den Weg getraut und gesagt Ich komme nun zu den Zielen bis 1991. Damals war es hat: Eggers, das machst Du wohl besser, weil die sich das Ziel der Landesregierung, den Bahnhof zu retten, sowieso nur streiten, und dann kommt nichts voran. – ihn zu renovieren und als kulturelle Begegnungsstätte Das war damals der Hintergrund für Herrn Eggers, über- auszubauen. Das war das vorrangige Ziel, völlig un- haupt die Verhandlungen zu führen. bestritten. Nie hat jemand irgendetwas anderes gesagt. Dabei wurde auch ein erheblicher finanzieller Aufwand Den Herrn Sarrazin erlebe ich nicht zum ersten Mal. betrieben. Das wissen Sie auch aus den Akten. Das Dass Herr Sarrazin sich von Kultur nicht so beleckt ge- waren immerhin 16, 17 Millionen DM in den Jahren, die sehen hat, das hat er in einer sehr drastischen Weise für den Bahnhof und für das Wirken von Wasmuth aus- dargestellt. Das möchte ich hier nicht wiederholen, weil gegeben worden sind. ich das auch nicht in Ordnung finde. Aber dass er ein knochenharter Verhandler ist, wird ihm, glaube ich, auch Damals hatten wir eine unglaublich starke Stellung die- keiner absprechen wollen. Er war dann schon der Rich- ser Person Wasmuth. Das können Sie alles wunderbar tige bei einem knochenharten Wasmuth. Das kann man nachlesen. Ich komme auf die Person gleich noch zu doch nicht bestreiten. sprechen. Aber es war natürlich die Wahl, entweder man macht es mit ihm oder macht gar nichts. Das war die Wenn die Bürokratie im Kulturministerium aufgrund von Entscheidung. Die damalige Landesregierung, insbe- Erfahrungen, die sie über Jahre mit dieser Person ge- sondere Herr Kohl, hat das sehr gut erkannt. Möglicher- macht hatte und die sie wirklich mürbe gemacht haben, weise darf man auch Herrn Kohl mit seinem berühmten nicht begeistert war, mit der Person weiter verhandeln Spruch hier einmal zitieren: Entscheidend ist, was hinten zu müssen, kann man wohl nachvollziehen. Da muss rauskommt. – Das hat er einmal gesagt. Das kann man man nun wirklich nichts hineingeheimnissen. sich jetzt da oben in anschauen, den Bahnhof und das Museum. Nach 1991 kam dann die entscheidende Wende für diesen Museumsbau dadurch, dass sich aus dem Bonn- (Beifall der SPD und bei der FDP – Berlin-Ausgleich Mittel abzeichneten. Zu keiner Zeit Harald Schweitzer, SPD: So ist es!) wäre dieses Museum gebaut worden, wenn es diese Mittel nicht gegeben hätte. Das weiß doch jeder, der sich Wenn Sie im Übrigen hier immer erzählen – – – Das ist ein bisschen mit der Sache beschäftigt. zwar nicht so besonders wichtig, aber ich möchte trotz- dem darauf abheben. Bereits im Jahr 1972 stand im Als sich dann abzeichnete, dass es Mittel gibt, ist man in Tauschvertrag – das Land hatte damals so wenig Geld, die konkrete Phase getreten. Da hat man dann die Ver-

3956 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

träge gemacht, und zwar die erste Rahmenvereinbarung besseren Zeugen als gerade den aussuchen, wenn man von 1995 und dann die zweite Rahmenvereinbarung von so schwerwiegende Behauptungen wie die aufstellt, man 2005. hätte unrechtmäßig etwas erworben. Dann kann man sich auf solche Personen weiß Gott nicht stützen. Ich Dann muss man wissen, was eigentlich die Basis der glaube, das ist in größtem Maße unredlich. Rahmenvereinbarung von 1995 war, die hier so beklagt wird. Es gab einen Vertrag zwischen der Stiftung Ro- (Beifall der SPD und bei der CDU) landseck und dem Arp-Verein bzw. Herrn Wasmuth und seinen Gruppierungen, der im Jahre 1991 abgeschlos- Herr Wasmuth war aber natürlich nicht nur kunstbeses- sen wurde. Es war im Juni, rückdatiert auf den 1. April sen, sondern er war auch ständig klamm. Das war auch 1991, der sogenannte Gölter-Vertrag. Dessen Grundla- etwas, was man wissen muss. Er hat ständig seine ge war die Erfahrung von 1987 bis 1991 mit Herrn Möglichkeiten, Druck auf andere auszuüben, genutzt. Wasmuth, den man inzwischen zu einem Landesbe- Diese Stellung hatte er sich irgendwie erworben. Und er schäftigten gemacht hatte mit einem Gehalt von war nicht zu kontrollieren, weder von der Regierung vor 10.000 DM nicht im Jahr, sondern im Monat. Gleichzeitig 1991 noch von der Regierung nach 1991. Er war ganz hat man Herrn Wasmuth für eine Million DM Kunst ab- schwer in Verträge einzubinden. gekauft. Ich glaube, es sind im Laufe der Zeit von 1968 bis 2007 Dann hat man aber gemerkt, das funktioniert auch nicht allein aktenkundig 21 Verträge mit Herrn Wasmuth ge- mit dem, wenn er der künstlerische Leiter ist, aber das macht worden, zum großen Teil mit ihm, nachher lebte Land muss alles bezahlen. Daraufhin ist das 1991 ge- er nicht mehr. Deswegen kam der Arp-Verein. Er war trennt worden, und zwar mit dem Gölter-Vertrag, der nicht viel besser, was die Verhaltensweise angeht. Nur dazu geführt hat, dass das Land wieder für die Finanzie- war dort mehr Prozesshandeln, weil dort viele Juristen rung zuständig war und Herr Wasmuth als derjenige, der waren, die auch Geld für ihr Büro zu verdienen wussten, die Kunst und die Verbindungen hatte, für den Betrieb nicht für den Arp-Verein. des Bahnhofs Rolandseck und auch das avisierte Muse- um zuständig war. Diese Verträge auf der einen Seite und das Verhalten von Wasmuth auf der anderen Seite waren oftmals nicht Als man also 1995 den Vertrag geschlossen hatte, hatte in Einklang zu bringen. Diese Erfahrung haben alle ge- man einen Vertrag vorliegen, der – auf zehn Jahre ab- macht, die mit Herrn Wasmuth zu tun gehabt haben. geschlossen – Herrn Wasmuths starke Stellung bestätigt Leider hat sich das in Bezug auf den Arp-Verein fortge- hatte. Man wäre aus diesem Vertrag 1995 gar nicht setzt. herausgekommen, es sei denn, man kündigt und zieht eine Prozesslawine hinterher. (Schreiner, CDU: Deshalb haben Sie das Museum gebaut!) Ich kann mir das Geschrei der CDU vorstellen, was entstanden wäre, wenn der Vertrag 1995 geplatzt wäre. Der Hauptstreit, der sich immer zwischen diesen beiden Dann hätte es doch geheißen, die Arp-Kunst würde Kontrahenten, das Land auf der einen Seite und Was- außer Landes getrieben werden und die Landesregie- muth auf der anderen Seite, abgespielt hat, war die rung würde versagen, weil sie wichtige Kunstschätze Frage der Finanz- und Betriebsverantwortung. Das hat nicht für das Land behalten könne. Was hätten Sie hier sich bis in das Jahr 2005 fortgesetzt. Erst 2005 ist es für einen Trommelwirbel entfacht! Also einmal ganz durch die neue Rahmenvereinbarung gelungen, das zurückhaltend! Land stärker in eine Position zu bringen, in der es mit- bestimmen kann. Das war 2005 so. Das waren äußerst (Beifall der SPD und bei der FDP) schwierige Verhandlungen mit dem Arp-Verein. Das haben Sie alle begleitet. Natürlich muss man sich auch ein bisschen mit Herrn Wasmuth beschäftigen, wenn man über den Bahnhof Ich sage noch etwas. Wo waren die warnenden Stim- Rolandseck redet. Das war eine schillernde Person. Er men der CDU in den letzten Jahren, die hier heute laut ist auch sehr umfassend von Zeugen geschildert wor- vortragen? Ich habe die Akten sehr genau gelesen. Ich den. Aber er war kulturbesessen. Er hatte unglaubliche habe die Protokolle gelesen. In den Protokollen der Beziehungen, was eben auch angesprochen worden ist. Landtagsverwaltung ist ganz wenig zu finden. Lag das Er war reich an Ideen, und er verfügte über Kunstschät- daran, dass die Protokolle verschwunden sind? Das ze, insbesondere nach 1977 mit dem Nachlass Taeuber- glaube ich nicht. Es gab keine kritischen Stimmen. Das, Arp. was wir im Untersuchungsausschuss aufgedeckt haben, hätten Sie zum größten Teil den damaligen Ausführun- Herr Kollege, Sie haben eben Herrn Dr. Daube ange- gen des Herrn Professor Dr. Hofmann-Göttig im Kultur- sprochen. Das war ein grenzenloser Selbstdarsteller. All ausschuss im Jahr 2007 entnehmen können. Das war das, was er behauptet hat, hat er in Gerichtsverfahren das Drehbuch. Das haben Sie genommen, um den Un- nicht umsetzen können, im Gegenteil. Er hat all die tersuchungsausschuss zum Laufen zu bringen. Natürlich Prozesse, in denen er mit diesen Behauptungen ange- sind wir mitgelaufen. Wir sind doch nicht blöd. Wie es so treten ist, verloren. Das hat er auf Nachfrage zugege- schön heißt: Wenn man nicht mitmacht, dann kann man ben. Von sich aus hat er die Geschichte, die 1992 war, auch nicht mitbestimmen. – so glaube ich, als er für Köln auch einen Prozess verlo- ren hatte, da ging es auch um ein Kunstwerk von Arp, Ich habe gelesen, Sie haben das durch den Untersu- dort zum Besten gegeben. Man muss sich schon einen chungsausschuss nach vorne getrieben, insbesondere

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3957

die Trennung vom Arp-Verein. Ich glaube, auch noch Man kann dann feststellen, dass wir im Norden unseres das Rau-Vermächtnis, das behaupten Sie aber nicht, Landes etwas bekommen haben, um das uns viele be- nein. neiden. Für diese ist es etwas ganz Wichtiges. Hören Sie sich dort doch einmal um. Herr Kollege Wirz hat Was haben Sie gemacht? Sie haben versucht, Öl in das auch einmal einen Brief geschrieben. Aber er ist zurzeit Feuer zu kippen, damit der Arp-Verein richtig sauer bei der CDU nicht mehr so hoch im Kurs. In dem Schrei- gegen das Land angeht. Das Gegenteil ist eingetreten, ben hat er gefordert, endlich das Museum zu bauen. und zwar nicht wegen Ihres Antrages auf einen Untersu- Das ist gar nicht so lange her. Ich kenne auch dieses chungsausschuss, sondern weil wir dafür gesorgt haben Schreiben. – von Taktik in diesen Fragen verstehen wir doch noch ein ganzes Stück mehr als Sie, Herr Kollege –, dass der Sie haben vom Scherbenhaufen gesprochen. Ich stelle Staatssekretär und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbei- mir das einmal bildlich vor, Frau Bundeskanzlerin steht ter die äußerst schwierigen Verhandlungen in Ruhe im Herbst 2007 vor dem kulturpolitischen Scherbenhau- führen konnten. fen des Landes Rheinland-Pfalz und hält eine Rede, die die Ministerin gar nicht schöner halten könnte. Ist das (Vereinzelt Beifall bei der SPD) nicht eine tolle Vorstellung?

Auf der anderen Seite saßen Juristen, die ihr Büro nicht (Beifall der SPD und vereinzelt bei der CDU) nur in Mainz, sondern auch anderswo hatten. So ist es gelungen, statt langwieriger Auseinandersetzungen Ich hätte Lust, noch vieles zu sagen, aber leider ist die einen Schlussstrich zu ziehen. Zeit so weit vorangeschritten, dass es sonst für Herrn Kollegen Geis zu knapp wird. Mit Sicherheit war es schade um die Dauerleihgaben. Vielleicht kommt der Zeitpunkt, an dem man wieder Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich insbeson- näher zusammenrücken kann. Aber man wird bestimmt dere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Land- keine neuen Verträge machen, weiß Gott nicht. Vielleicht tagsverwaltung recht herzlich danken, die es sicherlich kann man dann die Arp-Kunst, die nicht in unserem nicht ganz leicht hatten, obwohl der Umgang im Aus- Besitz ist, dort stärker präsentieren. In diesen Fragen schuss – ich habe ein bisschen Erfahrung – in Ordnung sollte man die Hoffnung nie aufgeben. war. Sobald die Tür aufging und Mikrofone herausge- streckt wurden, war es ein bisschen anders. Aber so etwas ist auch nicht unüblich bei solch einem Aus- Sie haben Herrn Kollegen Scharping angesprochen. schuss. Herr Kollege Scharping hat bei der Aussage in seiner eigenen Art – das kann man auch nicht anders sagen – (Bracht, CDU: Aus Erfahrung!) damals eine Riesenchance gesehen. Das hat er so zum Ausdruck gebracht. Er hat recht bekommen. – Ich habe die Erfahrung, selbstverständlich, Herr Kolle- ge. Sie haben sie noch nicht. Ich weiß nicht, welche Vorstellungen Sie von der Lan- desregierung haben. Auf diese Erfahrung werden Sie Selbstverständlich danke ich den Kolleginnen und Kolle- wahrscheinlich noch lange warten müssen. gen aus der SPD-Fraktion genauso wie den Kolleginnen und Kollegen aus der CDU-Fraktion und der FDP- (Heiterkeit bei der SPD) Fraktion für die gute Zusammenarbeit. Das kann ich nicht anders sagen. Ich danke den Mitarbeiterinnen und – Ich meine jetzt Herrn Schreiner, um das klarzuma- Mitarbeitern aus den Fraktionen für ihre gute Zuarbeit, chen. insbesondere auch nachher beim Schlussbericht. Ich möchte Ihnen allen sehr ans Herz legen, sorgen Sie mit Ich weiß nicht, welche Vorstellung Sie haben. In der dafür, dass dieses kulturpolitische Highlight in Rhein- Landesregierung diskutiert man und schreibt möglicher- land-Pfalz noch weiter leuchtet, als es zurzeit schon weise Briefe. Briefe schreiben ist nicht immer so schlau, leuchtet. aber das ist nun einmal so. Man kann Dinge sagen. Das ist viel besser als geschrieben, zumindest sicherer. Vielen Dank.

(Vereinzelt Heiterkeit bei der CDU) (Anhaltend Beifall der SPD und vereinzelt Beifall bei der FDP)

Man diskutiert dann möglicherweise über Ziele. Der Ministerpräsident, der die Verantwortung trägt, trifft mög- Vizepräsident Bauckhage: licherweise eine Entscheidung. Er hat eine Entscheidung getroffen, die der Kultur im Land Rheinland-Pfalz sehr Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich erteile Frau viel gebracht hat. Auf dem Weg dahin seit 1969 mag in Abgeordneter Dr. Lejeune das Wort. 40 Jahren das eine oder andere nicht so gut gelaufen sein, wie man sich das im Nachhinein gewünscht hätte. Natürlich ist das doch so. 40 Jahre nur geradeaus laufen Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP: – ich weiß nicht, ob das funktioniert. Ich will Herrn Kolle- gen Geis noch ein bisschen Zeit lassen, er schaut schon Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Untersu- so kritisch. chungsausschuss im Zusammenhang mit den Vorgän-

3958 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

gen um das Arp Museum hat Ihnen einen umfassenden lich entlohnte – Herr Pörksen hat es schon erwähnt –, Bericht über seine mehr als einjährige Tätigkeit vorge- als auch die SPD/FDP-Regierung, die sich weiterhin von legt, dem Sie die Fragestellung, die Methodik, die Be- der Person Wasmuth bedrängen und ziehen ließ. weisaufnahme sowie das Ergebnis der Untersuchung insgesamt entnehmen können. Ich werde mich deswe- (Vizepräsidentin Frau Klamm übernimmt den Vorsitz) gen in meinen Ausführungen zwar auf diesen Bericht beziehen, aber auf eine inhaltliche Wiedergabe weitge- Ich muss gestehen, nach den sehr schillernden Be- hend verzichten; denn ich glaube, das ist entbehrlich. schreibungen der Person Johannes Wasmuth – meine beiden Vorredner haben es auch schon angedeutet – Im Vordergrund für uns als FDP-Fraktion steht eine durch die Zeugen und die Aktenlektüren habe ich mich abschließende Bewertung des Berichts. Zunächst – ich schon des Öfteren gefragt, wie es sein konnte, dass eine glaube, das ist nicht unwichtig – muss man sich verge- einzelne Person so viele andere auf Trab gehalten hat genwärtigen, dass trotz der Beiziehung aller verfügbaren – im positiven wie im negativen Sinne –, aber es war so. Akten, trotz der Vernehmung von 22 Zeugen an zwölf Sitzungstagen innerhalb eines Jahres die Beweisauf- Hauptstreitpunkt war und ist zudem der Museumsneu- nahme in Gänze nur eine schlaglichtartige Betrachtung bau gewesen. Natürlich kann man den Versuch unter- aller Vorgänge der letzten 40 Jahre im Zusammenhang nehmen und zeitliche Zäsuren vornehmen, um an ein- mit dem Bahnhof Rolandseck, der Kunstsammlung, zelnen Jahreszahlen abzulesen, ab wann wer den Mu- bestehend aus den Werken von Hans Arp und Sophie seumsneubau wollte und vorangetrieben hat und wer ihn Taeuber-Arp, sowie des Arp Museums gestattet hat. gebremst hat. Aber dann sollte man bitte auch so ehrlich sein und alle politischen Entscheidungsebenen mit ein- Der Ausschuss ist immer wieder dort an seine Grenzen beziehen: außer dem Land auch noch die kommunale gestoßen, wo Zeugen nicht zuletzt wegen der lang zu- und die Bundesebene. – Dann erst wird das Bild voll- rückliegenden Ereignisse Erinnerungslücken hatten, wo ständig. sich Zeugenaussagen im Detail widersprachen und auch die Akten keine Aufklärung möglich machten, wo es um Es greift hier zu kurz, nur auf die jeweilige Landesregie- Abläufe ging, zu denen es keine Akten gab, weil sie rung zu zeigen und alle anderen politischen Verantwort- nicht eine Handlung im staatlichen Bereich betroffen lichen aus dem Blick zu nehmen. Ohne die Wiederverei- haben und Personen agiert haben, die nicht mehr am nigung, ohne die Bundesmittel in Gestalt des Bonn- Leben sind, oder wo es um echte Fachfragen ging, etwa Berlin-Ausgleichs, ohne deren Bewilligung seitens der um die Frage der Bewertung posthumer Güsse und die CDU-geführten Bundesregierung hätte es den Muse- Wertigkeit der Kunstwerke insgesamt. umsneubau nie gegeben, es sei denn, es wäre kurzfris- tig für eine sportliche Veranstaltung umgewidmet wor- Ich denke, das sollte man sich immer wieder ins Ge- den. Dann hätte ein sportbegeisterter Ministerpräsident dächtnis rufen, bevor man den Bericht zur Hand nimmt, oder Finanzminister sicherlich noch einen Schatz inner- und man sollte ihn auch vor diesem Hintergrund lesen halb des Landeshaushalts heben können. und bewerten. Ich selbst sehe die Gewährung von Mitteln einer über- Dieser Bericht zwingt zunächst zu einer Rückschau. geordneten Ebene durchaus immer etwas kritisch; denn Aber er ist auch Mahnung und Weisung für Gegenwart gerade auf der kommunalen Ebene sieht man, dass sie und Zukunft, wozu ich später noch ein paar Worte sagen häufig zu Einrichtungen und Geldausgaben führen, werde. Rückblickend war und ist die Erhaltung des deren Sinnhaftigkeit man wegen der Folgekosten, die Bahnhofs Rolandseck als sogenannter Künstlerbahnhof meist nicht oder nur sehr geschönt bedacht werden, ein Anliegen gewesen, das alle in Regierungsverantwor- kritisch hinterfragen muss. Aber das ist ein anderes tung Stehende in den letzten 40 Jahren stets verfolgt Thema. haben. Kurzum, es gab Finanzmittel vom Bund, und dies in Auch die Inbesitznahme der Kunstsammlung mit den einem so reichen Maß, dass das Land daraus ein an- Werken von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp durch sehnliches Museum errichten konnte und es auch errich- das Land Rheinland-Pfalz im Wege der Dauerleihgabe tet hat. Ich bin mir sicher, dass das Museum auch unter und des käuflichen Erwerbs war lange Zeit erklärtes Ziel einer CDU- oder von einer anderen Partei geführten der jeweiligen Landesregierung. Strittig war und ist je- Landesregierung gebaut worden wäre; denn die Bun- doch die Zusammenarbeit mit dem Arp-Verein gewesen. desmittel waren allzu verführerisch und der Druck auch Rückblickend betrachtet muss man auch denjenigen von der kommunalen Seite nicht eben gering. Man wollte recht geben, die schon vielen Jahren davor gewarnt die Träume von Johannes Wasmuth durch Richard haben, das Land räume diesem und vor allem auch Meier Gestalt werden lassen und damit einen Kontra- Johannes Wasmuth zu viele Rechte ein. Sie hatten punkt zum Magneten der Bonner Kunstszene setzen. recht. Vor diesem Hintergrund muss man sagen, dass sich in Die Auflösung der vertraglichen Beziehungen durch das der Zusammenschau aller herangezogenen Beweismit- Land war mithin konsequent, wenn auch reichlich spät. tel – insbesondere der Zeugenaussagen – trotz unter- Hier verdient das – vor allem auch materiell – große schiedlicher Beobachtung und Bewertung im Detail der Entgegenkommen des Landes gegenüber dem Arp- Gesamteindruck ergibt, dass der Erwerb der Arp- Verein und Johannes Wasmuth im Nachhinein eine sehr Kunstsammlung, der Erhalt und Ausbau des Künstler- kritische Betrachtung. Hier war es sowohl die CDU- bahnhofs Rolandseck sowie die Errichtung des Arp Regierung, die Herrn Wasmuth für seine Dienste fürst- Museums über alle vier Jahrzehnte von der Mehrheit der

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3959

politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen im um Arp sollten noch weitere Erkenntnisse gezogen wer- Grundsatz mitgetragen und befürwortet wurde. den. So ist es einfach und für die Landesregierung auch angenehm, wenn man ein vorzeigbares Ergebnis prä- Dieses Fazit bedeutet aber nicht, dass wir hier alle auf sentieren kann, aber die Maxime „Der Zweck heiligt die ein angemessenes Maß an Selbstkritik verzichten kön- Mittel“ verdient ebenfalls eine kritische Würdigung. nen. Das sehr großzügige Verhalten des jeweiligen Landesregierung gegenüber Johannes Wasmuth – ich Es zählt im heutigen politischen Leben eben nicht nur habe es schon angesprochen – und dem Arp-Verein das Ergebnis, sondern im Hinblick auf den Vorbildcha- bzw. – – – rakter der politisch Verantwortlichen auch der Weg da- hin. Hier wäre es sehr wünschenswert gewesen, schon (Ministerpräsident Beck: Ich war nicht großzügig! in der Vergangenheit kritischer zu prüfen, ob es zu Das stimmt nicht!) Wasmuth und Co. wirklich keine Alternative gegeben hätte. Es ist für mich von daher im Rahmen der Zeugen- – Na ja, ich finde, ehrlich gesagt, 1987 10.000 Mark im aussagen auch sehr schwer nachvollziehbar gewesen, Monat schon ein bisschen viel für jemanden, der – – – in welchem Umfang man hier bereit war, Zugeständnis- se zu machen, die schließlich in die erste Rahmenver- (Ministerpräsident Beck: Aber nicht alle Landesre- einbarung Eingang gefunden haben. Dass die Suche gierungen!) nach Alternativen nicht immer beliebt ist, sieht man auch hier im Hause; denn bei zahlreichen Gesetzentwürfen – Ich habe ja auch noch – – – steht unter dem Passus „Alternativen“ auch regelmäßig: Keine. – Aber künftig ist hier von den Entscheidungsträ- (Ministerpräsident Beck: Ich war es nicht!) gern deutlich mehr Kreativität und vielleicht auch Ver- handlungsgeschick gefragt, als es in der Zusammenar- – Moment, es gibt eine erste Rahmenvereinbarung. Ich beit mit dem Arp-Verein und Johannes Wasmuth ge- bin noch nicht fertig. schehen ist.

Das sehr großzügige Verhalten der jeweiligen Landes- Was die Zukunft des Arp Museums anbetrifft, ist der regierung Erwerb der „Sammlung Rau“ sicherlich ein Glanzpunkt, der das Museum deutlich aufwertet. Es wird auch künftig (Zuruf von Ministerpräsident Beck) eine große Herausforderung sein, die Erwartungen zu erfüllen, die an das Museum und die für es Verantwortli- – ja, ich sehe es auch so, Herr Ministerpräsident – ge- chen gestellt werden. Gleichwohl darf dabei nicht ver- genüber Johannes Wasmuth und dem Arp-Verein bzw. gessen werden, dass Konzepte eine Sache sind, ihre seiner Repräsentanten war rückblickend betrachtet ein Umsetzung eine andere. Fehler, wenn auch keiner, aus dem man eine rechtlich relevante Pflichtverletzung herleiten könnte. Er ist zwar Es wird auch künftig eine nicht geringe Menge an finan- korrigiert worden, aber diese Korrekturen haben eine ziellen Mitteln erforderlich sein, um das Arp Museum als nicht geringe Menge an Sach- und Personalmitteln ver- kulturellen Leuchtturm im Norden des Landes dauerhaft schlungen, ein Umstand, den man wegen des respek- zu etablieren. Die FDP-Landtagsfraktion ist grundsätz- tablen Ergebnisses am Ende gerne verschweigt. Über- lich dazu bereit, die Landesregierung auf diesem Wege haupt war das beständige Tauziehen des Landes oder, weiter zu unterstützen. Allerdings muss das Museum genauer gesagt, der unmittelbar betroffenen Bedienste- dann auch die in es gesetzten Erwartungen erfüllen. ten mit Wasmuth und Co. ein Eindruck, den vor allem Diese „conditio sine qua non“ ist im Hinblick auf die die Zeugenaussagen der ehemaligen Ministerialbeamten zahlreichen weiteren kulturellen Einrichtungen des Lan- beständig geprägt haben. Diese dauernden Reibereien des, die ebenfalls gerne von einer größeren finanziellen haben Kraft gekostet und hätten von höherer Stelle ein Zuwendung partizipieren würden, aber zurückstecken Machtwort erfordert, das zu sprechen kaum einer der müssen, gerechtfertigt. Kultur und ihre Einrichtungen Verantwortlichen auf Regierungsebene bereit war, und haben einen sehr bedeutsamen Selbst- und Gesell- wenn doch, wurde er von dem jeweiligen Ministerpräsi- schaftszweck, den man nicht an rein ökonomischen denten gebremst oder zurückgepfiffen. Maßstäben messen kann, aber untereinander müssen sie sich einem Qualitätswettbewerb stellen. Darauf wird Hier gilt es für die Verantwortlichen der Gegenwart und die FDP-Fraktion ein wachsames Auge haben. Zukunft, einmal darüber nachzudenken, welche Haltung sie künftig gegenüber potenziellen Vertragspartnern und Abschließend möchte auch ich allen an dem Untersu- den eigenen Bediensteten einnehmen möchten. Sie chungsausschuss Mitwirkenden meinen aufrichtigen müssen sich fragen, nicht nur im Hinblick auf das Arp Dank aussprechen. Dieser gilt besonders für die Mitar- Museum, sondern auch im Hinblick auf andere aktuelle beiterinnen und Mitarbeiter der Landtagsverwaltung, die Projekte mit privaten Investoren, ob Sie sich wirklich für nicht nur für einen reibungslosen Sitzungsverlauf Sorge seriöse und solvente Partner entschieden haben. getragen haben, sondern auch die sehr umfangreiche Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung hervorragend Meiner Meinung sollte man die Warnungen erfahrener bewältigt haben und eine unaufhörliche Einsatzbereit- Ministerialbeamter niemals in den Wind schlagen; denn schaft gezeigt haben. sie wissen, was Loyalität heißt. Ich bin mir sicher, auch bei aktuellen Projekten gibt es in den jeweiligen Häusern Natürlich danke ich auch meinen Kolleginnen und Kolle- kritische Stimmen, die nur gehört werden müssten. Doch gen der anderen Fraktionen aus diesem Hause für das aus den Erfahrungen rund um die Kunst und das Muse- konstruktive Miteinander. Aber da wir uns diese Sitzun-

3960 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

gen selbst eingebrockt haben, ist eine Versachlichung 7.000 Quadratmeter, davon 2.600 Quadratmeter Aus- der Dankes- und Lobesworte Ihnen gegenüber geboten. stellungsfläche. Wir haben uns die Arbeit gesucht, sie bewältigt und Gott sei Dank zum Abschluss gebracht. Mit den Aufwendungen hat das Land ein – wie ich mei- ne – architektonisches Juwel aus der Hand des Welt- Vielen Dank. klassearchitekten Richard Meier bekommen, von dem die „Süddeutsche Zeitung“ zur Eröffnung einen Artikel (Beifall der FDP) wie folgt überschrieb: „In die Landschaft komponiert – Das neue Arp Museum am Bahnhof Rolandseck ist Vizepräsidentin Frau Klamm: eines der originellsten Architekturensembles Deutsch- lands.“ Das Wort hat Herr Professor Dr. Hofmann-Göttig. (Beifall der SPD und des Abg. Kuhn, FDP)

Prof. Dr. Hofmann-Göttig, Staatssekretär: Zum Vergleich: Der Umbau des Landesmuseums in Mainz ist derzeit mit insgesamt 43 Millionen Euro kalku- Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Her- liert. Das wird sicherlich schön, aber das ist gewiss ar- ren! Die Hoffnung, die Herr Abgeordneter Pörksen aus- chitektonisch und konzeptionell nicht vergleichbar mit gesprochen hat, haben wir auch. Das ist nämlich die unserem Arp Museum. Ich stelle also fest: Die Bauaus- Hoffnung, dass wir uns mit der heutigen Debatte das gaben für das Arp Museum Bahnhof Rolandseck sind letzte Mal rückwärtsgewandt mit dem Thema Arp Muse- gut angelegt, und durch die Bonn-Berlin-Ausgleichsmittel um beschäftigen und künftig die Chance haben, uns mit hat das Land ein Juwel zu besonders günstigen Konditi- der Gegenwart und der Zukunft zu beschäftigen. onen erhalten.

Herr Abgeordneter Schreiner, ich habe die 83 Seiten Ihres Minderheitenvotums sorgsam studiert. Ich kann Beschäftigen wir uns also mit dem zweiten Komplex der nicht behaupten, dass ich sie mit Freude studiert habe. Ausgaben, die das Land getätigt hat, nämlich mit den Es würde mich 415 Minuten – pro Seite 5 Minuten – sogenannten Vorlaufkosten und Vorbereitungskosten. Redezeit kosten, um alle Fehlbehauptungen, Unterstel- Natürlich sind für ein Museumsprojekt, das so lange lungen, einseitigen Interpretationen und rechthaberi- gebraucht hat – zwölf Jahre –, 7,7 Millionen Euro Kosten schen Wiederholungen längst widerlegter Behauptungen auf diesem Sektor eine Menge Geld. Für den Zeitraum aus der Welt zu bringen. 1996 bis 2006 flossen von diesen Mitteln allein 5,5 Milli- onen Euro an den Arp-Verein. In diesen Vorlauf- und (Beifall der SPD und des Abg. Mertin, FDP) Vorbereitungskosten sind die Personalaufwendungen ebenso enthalten wie die notwendigen Investitionen, die Sie haben in der Tat die 321.776 Seiten des Untersu- Pflege der Sammlung, Kulturprogramme, Mieten, Pres- chungsausschusses systematisch dahin gehend unter- searbeit, Bewirtschaftung Bahnhof, Ankauf Kunst, Auf- sucht, welche Fetzen an Zitaten Sie herausfinden, um bau der Bibliothek, Herausgabe von Publikationen und aus Ihrer Sicht maximalen Ertrag zu erzielen und um die vieles andere mehr. Behauptung zu unterfüttern, dass es sich bei dem Kom- plex Arp Museum um eine Verschwendung von Steuer- (Zuruf des Abg. Schreiner, CDU) geldern handelt. Es ist natürlich immer schwer zu erkennen, ob Vorlauf- Sie haben heute in Ihrem Redebeitrag gegenüber den kosten angemessen sind oder nicht. Landesregierungen – natürlich nur gegenüber denen seit 1991 – schwerwiegende Vorwürfe erhoben, ohne den (Zuruf des Abg. Schreiner, CDU) Nachweis zu führen, dass es tatsächlich zu einem wie auch immer gearteten materiellen Schaden für das Land – Herr Abgeordneter Schreiner, aus diesem Grunde Rheinland-Pfalz gekommen ist. Sehr geehrter Herr Ab- haben wir uns umgesehen, ob es vergleichbare Museen geordneter Schreiner, daher muss ich Sie mit den Fak- gibt, die man heranziehen kann, um zu bewerten, ob die ten noch einmal konkret konfrontieren. von mir dargestellten Vorlaufkosten und Vorbereitungs- kosten angemessen waren oder nicht. In Bezug auf die Baukosten gilt die Tatsache, dass von den 35 Millionen Euro Gesamtkosten in der Tat mehr als Ich gebe Ihnen unter rein musealen Aspekten ein Ver- die Hälfte vom Bund kam. Dazu ist zu berücksichtigen, gleichsbeispiel: Beim Jüdischen Museum in Berlin – dort dass unter den Baukosten alleine 7,6 Millionen Euro gab es einen dreijährigen Vorlauf – sind in der Zeit Vor- Sanierungskosten waren, die man natürlich separat zu laufkosten von 31,74 Millionen Euro entstanden. betrachten hat. (Schreiner, CDU: Wahrscheinlich haben die ein Konzept Für den Neubau des sogenannten Richard-Meier- erstellt im Gegensatz zum Arp-Verein! Könnte sein!) Gebäudes inklusive Tunnel, Pavillon, Lift und die drei Geschosse des Neubaus haben wir bis zur Eröffnung – Herr Abgeordneter Schreiner, wenn Sie schon in Ihrer Landesmittel von rund 9,3 Millionen Euro aufgewendet. Würdigung die vorgetragenen Argumente, die Ihnen Mit diesen Ausgaben verfügt der Neubau über eine nicht gefallen haben, negieren, unternehmen Sie heute Hauptnutzfläche von 2.468 Quadratmetern und der wenigstens den Versuch, so zuzuhören, dass Sie dann Bahnhof über 1.506 Quadratmeter, also insgesamt über wenigstens den Versuch unternehmen können, sich

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3961

nicht nur mit Ihren Vorurteilen, sondern auch mit den 4,5 Millionen DM von der Kulturstiftung der Länder flie- Fakten zu beschäftigen. ßen nur, wenn sich die Stiftung von der Seriosität des Projekts überzeugt hat. – So war es auch im vorliegen- (Beifall der SPD und des Abg. Mertin, FDP) den Fall. Das ergibt die Überprüfung der Kulturstiftung der Länder. Im Jüdischen Museum in Berlin gab es bei einem drei- jährigen Vorlauf Vorlaufkosten von 38,74 Millionen Euro. (Beifall der SPD – Wir haben den Fachleuten dort die Vorbereitungs- und Frau Spurzem, SPD: Hört, hört! – Vorlaufkosten für das Arp Museum vorgelegt. Per E-Mail Zuruf des Abg. Ramsauer, SPD) vom 13. November 2008 kommentiert Dr. Ulrich Klopsch vom Jüdischen Museum in Berlin wie folgt: Die Vorlauf- Für die 404 Arp-Werke haben wir insgesamt exakt kosten, die bei Ihnen im Arp Museum aufgewendet wor- 19.997.174,88 DM, also rund 20 Millionen DM, bezahlt. den sind, sind aus hiesiger Sicht nachvollziehbare, an- Dafür bekamen wir von der Kulturstiftung der Länder gemessene und notwendige Beträge. – So weit diese einen Zuschuss in Höhe von 4,5 Millionen DM. Für den Fachmeinung. Erwerb der Landessammlung wurden also umgerechnet 7,924 Millionen Euro Landesmittel eingesetzt. (Schreiner, CDU: Wurden in Berlin Journalisten – – – Harald Schweitzer, SPD: Herr Schreiner hat mehr Ah- nung davon! – Die Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck Unruhe im Hause) hat das renommierte Auktionshaus Lempertz Köln um eine Expertise gebeten, – Herr Abgeordneter Schreiner, Sie haben in Ihrer heuti- gen Rede, in Ihrer mit Recht wenig beachteten Presse- (Pörksen, SPD: Schon wieder keine Fachleute!) mitteilung vom Freitag und in dem Minderheitenvotum gemeint, einen neuen Hit zu entdecken, indem Sie den was aus unserem Einsatz von 7,9 Millionen Euro würde, Hauptfokus Ihrer Betrachtung zur Behauptung, die Lan- wenn wir unsere Sammlung heute unter den Hammer desregierung sei nicht sorgsam mit Geld umgegangen, brächten. Universitätsprofessor Hendrik Hanstein, verei- nun auf den Erwerb der Landessammlung gelegt haben, digter Sachverständiger, hat uns in seiner Expertise vom auf jene 404 Arp-Werke, von denen wir heute froh sind, 30. Oktober 2008 etwas dazu mitgeteilt. Da Sie dies als sie im Depot des Arp Museums zu haben. eine der wenigen „kritischen“ Anmerkungen in Ihrem Minderheitenvotum angesprochen haben, mussten Sie (Beifall der SPD) dieses Gutachten natürlich gleich pauschal in Zweifel ziehen, nach der Devise: Offenbar wusste das Kunst- Wir haben für unseren Kauf rund 20 Millionen DM be- haus Lempertz über die 404 Werke nicht gut genug zahlt. Davon bekamen wir eine erhebliche Summe, Bescheid, und Sie allein, Herr Abgeordneter Schreiner, nämlich 4,5 Millionen DM, von der Kulturstiftung der sind derjenige, der es beurteilen kann; unabhängige Länder erstattet. vereidigte Sachverständige können es nicht.

(Pörksen, SPD: Einfach so!) (Zuruf des Abg. Harald Schweitzer, SPD)

Ich habe mich übrigens gewundert, weshalb das in Ih- rem Minderheitenvotum überhaupt keine Rolle spielte. Deswegen will ich folgenden Absatz der Expertise von Professor Hanstein im Wortlaut zitieren: Um Ihnen einen Ich bin nur auf eine Erklärung gekommen: ersten Überblick zu geben und ohne die Objekte nun- mehr im Einzelnen aufzulisten, kann ich Ihnen sagen, (Harald Schweitzer, SPD: Unangenehm!) dass sich die Gesamtsammlung an Originalskulpturen, Bronzen, Reliefs und Holzarbeiten, Tapisserien und Sie hätten dann 15 weitere Bundesländer kritisieren Malereien meines Erachtens auf mindestens 12 bis müssen, die angeblich nicht sorgsam genug das Projekt 13 Millionen Euro addiert. Ich habe dabei an der unteren kontrolliert haben. Kante taxiert; denn ich wollte keine falschen Verspre- chungen machen, und ich habe dabei die herrlichen Zeichnungen, Collagen und wertvollen Grafiken und Wir haben damals im Gegenzug für diese Summe, die grafischen Zyklen nicht berücksichtigt. Aus der mir über- wir bekommen haben, das Zweitgutachten von Herrn sandten Bestandsliste waren auch die Einkaufswerte zu Professor Fath angefordert, dem damaligen Leiter der erkennen, und man kann daher feststellen, dass der Mannheimer Kunsthalle. Ankauf eine blendende finanzielle Investition gewesen ist. – (Zuruf des Abg. Pörksen, SPD) (Beifall der SPD und des Abg. Bauckhage, FDP)

Ich habe die Kulturstiftung der Länder um eine Überprü- Herr Abgeordneter Schreiner, ich weiß wirklich nicht, fung der damaligen Vorgänge gebeten. Mit Datum vom was Sie dazu veranlasst, uns mit der Frage zu konfron- 11. November 2008 habe ich folgendes Prüfergebnis tieren, ob wir uns jetzt endlich von der Sammlung tren- übermittelt bekommen – ich zitiere aus dem Schreiben nen. Rein unter materiellen Gesichtspunkten können wir der Generalsekretärin der Kulturstiftung der wohlbemerkt sagen, wir haben gut gekauft. Unter qualitativen Ge- 16 Länder der Bundesrepublik Deutschland –: sichtspunkten gilt das sowieso.

3962 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Damit komme ich zum vierten und letzten Komplex Ihrer Im Rahmen des von der Stiftung Buchkunst ausge- Anwürfe, wonach das Ganze konzeptionslos gewesen schriebenen internationalen Wettbewerbs „Schönste sei. Sie zitieren immer wieder ohne Nennung von Daten. Bücher aus aller Welt 2009“ hat der von Philippe Millot Das ist eine eigenartige Zitiertechnik, die ich bei Ihnen gestaltete Katalog zu der Ausstellung „Art is Arp. Zeich- schon mehrfach als sehr „unikatär“ erlebt habe. nungen, Collagen, Reliefs, Skulpturen, Poesie“, die bis zum 14. Juni 2009 im Arp Museum Rolandseck gezeigt (Pörksen, SPD: So reden Professoren!) wird, eine Bronzemedaille sowie den Preis für das schönste Buch Frankreichs erhalten. Nachdem ich im Jahr 1992 erklärt habe, dass kein Kon- zept vorhanden sei, tun Sie gerade so, als ob ich das (Beifall der SPD – auch 1995 oder 2007 oder 2008 erklärt hätte. Pörksen, SPD: Nur Bronze?)

Eines steht fest: Ich habe Ihnen im Landtag, im Kultur- Herr Abgeordneter Schreiner, für das ganze Team des ausschuss des Landtags und auch im Untersuchungs- Arp Museums verbinde ich mit der heutigen Debatte die ausschuss das künstlerische Konzept des Arp Museums Hoffnung, dass dies heute wirklich der Schlussstrich in allen Einzelheiten geschildert. Wenn es gewünscht ist, unter die rückwärtsgewandten Betrachtungen und vor- mache ich es aus dem Stand noch einmal. dergründigen Angriffe war und wir zur Kenntnis nehmen, dass sich das Arp Museum in einem vorzüglichen Zu- (Pörksen, SPD: Ja!) stand befindet. Ich sage ganz freimütig, dass wir mit der tätigen Mitwirkung aller politischen Kräfte vor Ort – auch Zu behaupten, dass es das nicht gebe, ist schlicht völli- der Stadt Remagen und des Landkreises – heute in der ger Unsinn. Lage sind, gemeinsam nach vorne zu gehen, um dem Arp Museum eine Zukunft zu geben. Auch wenn Ihr (Beifall der SPD) heutiger Debattenbeitrag noch stark rückwärtsgewandt war: Die Zukunft wird dem Arp Museum gehören. Genauso unsinnig ist es zu wiederholen, dass das Arp Museum an mangelnder Akzeptanz leide. Herr Abge- Vielen Dank. ordneter Schreiner, nach meiner Kenntnis sind Sie ein- mal im Arp Museum gesichtet worden. Ich sage das nur, (Beifall der SPD und des Abg. Bauckhage, FDP) weil Sie immer von „meinen Besuchen“ sprechen. Viel- leicht waren Sie noch einmal inkognito da, das weiß ich nicht. Allerdings kennt man Sie im Arp Museum durch Vizepräsidentin Frau Klamm: die Fernsehauftritte relativ gut. Für die SPD-Fraktion hat Kollege Manfred Geis das (Schreiner, CDU: Das nächste Mal melde ich mich Wort. an, wenn ich irgendwohin gehe! – Bracht, CDU: Werden wir kontrolliert, wenn wir irgendwohin gehen?) Abg. Geis, SPD:

Herr Abgeordneter Schreiner, Tatsache ist nur: Wenn Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Sie sehen Sie mir z. B. am vergangenen Sonntag die Freude berei- mich verunsichert. Ich habe erwartet, dass jetzt noch tet hätten, dort an einer Führung teilzunehmen, hätten jemand von der CDU eine Würdigung aus kulturpoliti- Sie mit mir 648 Besucher an diesem Tag zählen können. scher Sicht vornimmt. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. (Schreiner, CDU: Das wäre keine Freude gewesen!) (Zurufe von der CDU) – Nein, für Sie nicht, für uns ja. – Tatsache ist, dass die neue Ausstellung „Art is Arp“ eine der besten Ausstel- Seit gut zehn Jahren beteilige ich mich an der kulturpoli- lungen ist, die wir zu diesem Thema bisher haben sehen tischen Diskussion im Landtag. Das macht mir oft er- können. Sie wird gut angenommen. kennbar Spaß. Die Mitarbeit im Arp-Untersuchungsaus- schuss hat mir selten Spaß gemacht. Das ist auch er- (Beifall der SPD) kennbar. Für einen Berufsstand haben wir – besser: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landtag und Frakti- Jetzt könnten Sie natürlich die Frage stellen: Wenn die onen, besten Dank für Ihre Arbeit – eine gute Vorlage Besucherzahlen so toll sind, könnte das möglicherweise geschaffen: für Kunsthistoriker und Soziologen. – Das nur an dem vordergründigen Zeug liegen, das man dort umfangreiche Material, gut aufgearbeitet, ruft nach einer treibt? – Deshalb erlaube ich mir zum Abschluss, Sie kunstwissenschaftlichen, kulturhistorischen Dissertation. zum Thema „Qualitätsarbeit im Arp Museum“ mit folgen- der Information zu erfreuen, wie ich hoffen darf. Sicher ist es auch interessant, das Zusammenspiel von Politik und Kultur zu untersuchen und darzustellen, also (Pörksen, SPD: Das glaube ich nicht!) das Aufeinandertreffen von zwei Welten, die oft sehr verschiedene Sprachen sprechen. – Die Hoffnung stirbt zuletzt, sehr geehrter Herr Abge- ordneter. Ich bin froh, dass wir am Ende der Arbeit des Untersu- chungsausschusses sind und uns um die Zukunft des (Pörksen, SPD: Hier ist sie schon gestorben!) Arp Museums Bahnhof Rolandseck kümmern können.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3963

Dazu will ich mich jetzt nicht primär als Mitglied des In diesem Zusammenhang möchte ich noch etwas sa- Untersuchungsausschusses, sondern als kulturpoliti- gen. Bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB), die scher Sprecher der SPD äußern. vor Kurzem in Berlin stattfand, hat das Arp Museum zusammen mit den Museen aus dem Süden von Nord- Lassen Sie uns einen Strich unter die Vergangenheits- rhein-Westfalen geworben, wie sich übrigens auch die bewältigung ziehen. Behalten Sie von der CDU-Fraktion Generaldirektion Kulturelles Erbe in einer gemeinsamen Ihre Ergebnisse und Schlussfolgerungen, wir unsere und Kulturlounge präsentiert hat. Das ist eine vernünftige unsere Empfehlungen. Dazu werde ich am Ende meines Entwicklung der Kooperation über Ländergrenzen hin- Beitrags noch etwas sagen. weg.

Für die positive Entwicklung des Arp Museums Bahnhof (Beifall bei der SPD) Rolandseck sind wir alle mitverantwortlich, vor allem aber die im Kulturpolitischen Ausschuss Engagierten. Auch bei der ITB hätten Sie sehen können, wie sehr die Dort wünsche ich mir jetzt eine neue und andere Dis- Bundesländer wissen, dass die Selbstdarstellung als kussionskultur, eine inhaltliche Auseinandersetzung um Kulturland Erfolg versprechend ist. Sachsen zum Bei- Ausstellungsinhalte, die Einhaltung der Kriterien – dazu spiel hat sich sehr aufwendig und fast ausschließlich in ist heute gar nichts mehr gesagt worden –, die sich die dieser Form präsentiert. Bildhauermuseen zurzeit geben, um die Bewertung von Güssen und Skulpturen zu regeln, das Rahmenpro- Man muss auch etwas anzubieten haben. Wir haben mit gramm im Museum und Werbekonzepte. dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck etwas anzubie- ten. Das ist der angemessene Umgang mit einer kulturellen Perle am Rhein, die wir übernommen – ich sage aus- Sie von der CDU wehren sich massiv dagegen, dass die drücklich: Herrn Wasmuth sei Dank; ich unterscheide Idee für einen Museumsneubau schon in Ihrer Regie- mich damit vielleicht von anderen, aber ich meine das rungszeit entstanden sein könnte. Na ja, dann eben so – und weiterentwickelt haben. nicht. Herr Beck ist nicht der Alleinschuldige, wie Sie es ausdrücken. Herrn Scharping ist auch einiges zu ver- Lassen Sie mich in dem Zusammenhang noch einmal danken. kurz auf den Untersuchungsausschuss zurückblicken, und zwar nicht, um aufzurechnen, sondern zu belegen, Wir sind stolz darauf, dass unter den Ministerpräsiden- dass wir mit der aktuellen Entwicklung zeitgemäß an ten Rudolf Scharping und Kurt Beck die Pläne gereift etwas anknüpfen, was seit Jahrzehnten angelegt war. sind und umgesetzt wurden, und zwar mit massiver Unterstützung des Bundes. Das ist gesagt worden. Ich Bernhard Vogel hat die relevanten Punkte zur Bedeu- will nicht mehr aus der Rede von Frau Merkel bei der tung des Ensembles für die damalige Zeit im Untersu- Eröffnung des Arp Museums zitieren. Es freut uns und chungsausschuss genannt, nämlich die Chance zum schmerzt Sie. Das muss man nicht übertreiben. Austausch von Kultur und Politik, die Profilschärfung gegen das Reben- und Rübenimage des Landes und (Beifall bei der SPD) – wörtlich – „dem starken Nordrhein-Westfalen die Stirn bieten.“ Das alles war und ist in Ordnung. Die politisch Verantwortlichen vor Ort wissen um die Chance, die sie haben. Der CDU-Bürgermeister von Das neue Arp Museum Bahnhof Rolandseck geht über- Remagen und der CDU-Landrat vom Rhein-Ahr-Kreis all einen Schritt weiter. Es geht nicht nur um den Aus- mit ihren Räten wissen um ihre Chance und wollen sie in tausch von Politik und Kultur, wie wichtig er auch ist, enger Kooperation mit der Landesregierung nutzen. Sie sondern um die Chance, hochwertige Kunst möglichst sollen sich ein Beispiel an Ihren Parteifreunden vor Ort vielen Menschen nahezubringen. Das gelingt, die Besu- nehmen. cherzahlen sprechen für sich, offenbar in bemerkens- werter Weise. Lassen Sie die unangemessenen Sprüche, wie „soge- nanntes Arp Museum“. Das ist albern und schadet dem In der Profilschärfung des Landes ist das Arp Museum Ansehen des Hauses in Rolandseck, unserem Haus und ein Baustein neben vielen anderen, die die neue rhein- unserem Land insgesamt. land-pfälzische Kulturpolitik ausmachen, nämlich das Bewahren und Nutzen unseres kulturellen Erbes. In (Beifall der SPD) diesem Zusammenhang nenne ich die Initiative Weltkul- turerbe Mittelrheintal, weil sie vor allem auch touristische Lassen Sie mich noch kurz etwas zu unseren Empfeh- Relevanz hat. lungen sagen.

Wir müssen an dem kultur- und strukturpolitischen Ziel Den Nordrhein-Westfalen bieten wir nicht mehr die Stirn. mitarbeiten, das Arp Museum Bahnhof Rolandseck auf Das sehen wir jetzt selbstbewusster und entspannter. höchstem Niveau zu einem Glanzpunkt am Mittelrhein Wir machen ein hochwertiges und freundliches Angebot zu machen. Dazu bedarf es aufsehenerregender Aus- an das Nachbarland und seine Bürgerinnen und Bürger, stellungsprojekte und aller Facetten zeitgemäßer Muse- die Menschen aus den Metropolen Köln, Bonn, Düssel- umspädagogik. dorf und dem Ruhrgebiet, hierherzukommen, um die Verbindung von erstrangiger Kunstpräsentation und Wir wollen, dass möglichst viele Menschen in unser traumhafter Landschaft zu erleben. Museum kommen. Dann muss man mit der Bewusst-

3964 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

seinsbildung und der Vermittlung von Freude am Muse- Aus dem Bericht des Untersuchungsausschusses und umsbesuch schon bei den Kleinsten anfangen. auch heute in der Debatte ist deutlich geworden, dass es sich um eine spannende Zeitreise in ein wichtiges Kapi- Dazu gehört ein unverwechselbares inhaltliches Profil, tel rheinland-pfälzischer Kulturgeschichte mit Höhen und das sich vor allem aus dem Werk von Hans Arp und Tiefen, Euphorie für das Projekt und manchmal auch mit Sophie Taeuber-Arp, der künstlerischen und kunstwis- Groll um das eine oder andere, was passiert ist, handelt. senschaftlichen Auseinandersetzung mit den beiden in Es ist ein Projekt, das eine ganze Generation von Künst- ihrer Zeit bis heute und auch aus den Bezügen, die sich lerinnen und Künstlern, Politikerinnen und Politikern, innerhalb unseres Bundeslandes ergeben, speist. Ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch Expertinnen nenne hier, wie ich das schon öfters getan habe, die und Experten beschäftigt hat. Verbindung zu Pirmasens, der Heimatstadt von Hugo Ball. Dazu kommen die besonderen Chancen, die sich Ich glaube, bei all dem, was heute und auch im Untersu- aus der Möglichkeit ergeben, die „Sammlung Rau“ nut- chungsausschuss diskutiert worden ist, muss festgestellt zen zu können. werden, dass alle, die mit diesem Projekt zu tun hatten, immer von der Vision eines kulturellen Leuchtturms vor Zum Umgang mit posthumen Güssen ist schon viel den Toren der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn gesagt worden. Es ist kein spezifisches Arp-Problem. fasziniert waren. Ich glaube, auch die, die heute das Wir haben mit unserer Veranstaltung im Arp Museum Museum besuchen, sind von dem fasziniert, was aus einen wichtigen und viel beachteten Meilenstein der dieser Vision geworden ist. ernsthaften Auseinandersetzung gesetzt. Die Empfeh- lungen der Bildhauermuseen, die es bald geben wird, (Beifall der SPD) werden wir 1 : 1 umsetzen. Ich denke, der Untersuchungsausschuss hat deutlich Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck hat eine traum- gemacht, dass der Weg dahin alles andere als einfach hafte Lage. Das nutzt der Stadt und dem Landkreis im und konfliktfrei war. Er hat auch deutlich gemacht, dass Kulturellen und Touristischen. Das Museum liegt im es immer wieder galt, Chancen und Risiken abzuwägen. äußersten Norden von Rheinland-Pfalz zwischen Kob- Es waren schwierige Abwägungsprozesse. Er beschei- lenz im Süden und Bonn, Köln und Düsseldorf im Nor- nigt der Landesregierung im Ergebnis, dass keine recht- den. Verknüpfungen und Kooperationen drängen sich lich vorwerfbaren Pflichtverletzungen oder Versäumnis- auf, und es wird sie geben. se begangen wurden. Auch das ist ein wichtiges Ergeb- nis. (Glocke des Präsidenten) (Beifall bei der SPD) Ich sage zum Schluss, weil die Herren und Damen des Museums anwesend sind: Herr Direktor Kornhoff, liebe Aus meiner Sicht ist dieses Ergebnis die Grundlage Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, herzlichen Dank für dafür, dass wir heute den Blick nach vorne richten kön- Ihre Arbeit. Die SPD-Fraktion wird hinter Ihnen stehen. nen. Das will ich in einigen wenigen Punkten tun. Wir werden uns gemeinsam bemühen. Ich lade die an- deren Fraktionen ein – die FDP hat es erklärt –, für das Museum zu arbeiten. Das ist eine Chance für unser Es geht um den kulturellen Leuchtturm in Rolandseck Land. – das ist mehrfach zitiert worden –, der weithin sichtbar sein soll. Ich finde, er ist es heute schon in einem hohen Danke. Maße über eine beachtliche Distanz. Das heißt nicht, dass wir am Ende unserer Wünsche und Planungen (Beifall der SPD und der FDP) sind. Aber so zu tun, als würde er nicht leuchten, wäre völlig falsch.

Vizepräsidentin Frau Klamm: Das ist einmal sicherlich die Architektur des Museums. Jeder, der dort war, ist in die Faszination dieser Archi- Für die Landesregierung hat Frau Staatsministerin Ah- tektur hineingezogen worden. Der Bahnhof auf der einen nen das Wort. Seite und der Neubau von Richard Meier. Das vor Ort zu erleben, ist allein schon einen Besuch wert. (Schreiner, CDU: Sehr gerne!)

Herr Abgeordneter Schreiner, das finden Sie jetzt wieder Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, ganz schlimm. Ich freue mich, auch wenn wegen der Wissenschaft, Jugend und Kultur: Architektur Menschen das Museum aufsuchen. Sie sollen es weiterhin tun. Wir freuen uns über jede Besu- Lieber Herr Abgeordneter Schreiner, ich möchte etwas cherin und jeden Besucher. tun, was manchen Aspekt aus der Debatte noch etwas verstärkt. Ich denke, einerseits gilt es, am Abschluss (Beifall der SPD ) eines Untersuchungsausschusses Bilanz zu ziehen. Andererseits ist es aber auch ein Einschnitt, bei dem es Aber entgegen Ihrer Behauptung finden Sie nicht nur die gilt, den Blick nach vorn zu wenden. Das möchte ich Architektur, sondern Sie finden auch Kunst. Sie finden gern dieser Debatte ganz im Sinne, wie es Herr Geis 404 Arp-Kunstwerke, die sich in einer werthaltigen begonnen hat, auch aus meiner Sicht noch hinzufügen. Sammlung des Landes befinden.

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3965

Ich will nicht noch einmal die Zahlen wiederholen, die Rheinland-Pfalz und vor allen Dingen darüber hinaus Herr Hofmann-Göttig eben genannt hat. Wenn man das wird. Ich komme darauf noch einmal zurück. alles bilanziert, wenn man es jenseits der kulturpoliti- schen Bedeutung nur ökonomisch tun würde, dann kann Ich möchte an dieser Stelle auch dem bisherigen Grün- von einem sicher keine Rede sein, von einem Fehlkauf. dungsdirektor, Herrn Professor Dr. Klaus Gallwitz, dan- Auch unter ökonomischen Aspekten war das, was an ken. Er hat mit dazu beigetragen, dass wir inzwischen dieser Stelle gemacht worden ist, völlig in Ordnung. mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher begrü- Unter kulturpolitischen Aspekten hat es eine immense ßen konnten, und das – wie gesagt – unter nicht einfa- Bedeutung. Das füge ich gerne hinzu. chen Rahmenbedingungen.

(Beifall bei der SPD) In die Zukunft gewandt ist es uns mit der Leihgabe der hochwertigen „Sammlung Rau“ nicht nur gelungen, Ich sage, dass das Arp Museum eine erhebliche Hand- Kunst an dieses Museum zu binden, die – davon bin ich lungsfreiheit gewonnen hat. Das ist durch die Trennung fest überzeugt – viele Besucherinnen und Besucher vom Arp-Verein so. Auch das ist gute Grundlage dafür, anziehen wird, sondern es ist uns auch gelungen, die dass Weichen neu gestellt werden konnten, vor allen Möglichkeit zu eröffnen, das Oeuvre von Hans Arp und Dingen aber in den nächsten Wochen und Monaten Sophie Taeuber-Arp in Verbindung, in Bezug zur Kunst- noch neu gestellt werden. geschichte zu stellen. Last but not least – vergessen wir das nicht – werden wir damit ein attraktiver Leihgeber Ich will an dieser Stelle nicht anstehen, meinem Staats- auf dem internationalen Kunstaustauschmarkt, das sekretär einmal ganz herzlich zu danken, weil ich sage, heißt, wir können attraktive Leihgaben machen. Das ist das, was in den letzten Monaten an Arbeit geleistet uns ausdrücklich erlaubt. Wir werden aber sicherlich worden ist, ist nicht mehr in Stunden und auch nicht in auch attraktive Leihgaben bekommen. Das ist dieses Tagen zu messen, sondern es geht um Wochen intensi- Geschäft. Das wird dem Museum an dieser Stelle deut- ver Arbeit, von ihm, von den Mitarbeiterinnen und Mitar- lich helfen. beitern im Hause, aber vor allen Dingen von den Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern vor Ort. Deswegen habe ich Meine sehr geehrten Damen und Herren, lieber Herr heute das Bedürfnis, mich für das zu bedanken, was Schreiner, eines habe ich mir mitgeschrieben und als unter nicht einfachen Rahmenbedingungen und einem Zitat aufgehoben, weil ich es so schön finde. Ein Muse- nicht immer positiven Licht auf diesem Museum erreicht um aus rheinland-pfälzischen Steuergeldern für nord- worden ist. Ich hoffe, das wird sich in der Zukunft än- rhein-westfälische Bürger. – Was für ein Skandal. Ma- dern. chen wir doch Kultur nur für unsere eigenen Leute, ha- ben von Kulturtourismus noch nie etwas gehört und Herzlichen Dank für das, was Sie bisher gemacht haben. wollen, dass möglichst wenig Menschen nach Rhein- land-Pfalz reisen. Das ist wirtschaftspolitisch und kultur- (Beifall der SPD) politisch zu kurz gesprungen.

Zu diesen verbesserten Voraussetzungen gehört auch, (Beifall der SPD) dass das Museum finanziell gut geerdet ist. Bei Finan- zen fällt mir immer nur das Finanzministerium ein. Das Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie das wirk- Museum ist mit Unterstützung des Finanzministeriums lich so gemeint haben. finanziell gut geerdet, indem jetzt ein ausreichender Etat von 3,176 Millionen Euro zur Verfügung steht. Hinzu (Harald Schweitzer, SPD: Doch! Doch!) kommen die 600.000 Euro aus der Kulturstiftung. Ich denke, dass das Museum damit nicht nur kleine Sprünge Wir im Lande machen Kulturpolitik wegen der Kulturpoli- machen kann, sondern tatsächlich diesem Anspruch, tik, aber wir stehen dazu. Wir wissen um die ökonomi- sich in der 1. Liga zu positionieren, gerecht werden sche Bedeutung von Kulturpolitik, und wir machen es kann, auch finanziell unterfüttert, selbst wenn das nur auch aus tourismuspolitischen Gründen. Wir wollen, das Ziel und nicht bereits das Ergebnis ist. Aber das ist dass viele Menschen dieses Land besuchen, weil das zumindest gewährleistet. Dafür möchte ich an dieser ein wichtiger ökonomischer Standortfaktor ist. Wenn uns Stelle dem Hohen Hause ganz herzlich danken. das Arp Museum dabei hilft, dann war das eine der Visionen, die wir realisieren wollten, nämlich dass viele Ich will noch den jungen Museumsdirektor ansprechen. Menschen auch von außen in dieses Land kommen. Ich weiß, da ist die Diskussion geführt worden, sollte man nicht einen erfahrenen Hasen oder eine erfahrene Häsin nehmen. Wir haben uns für einen jungen, dynami- Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will noch schen Museumsdirektor entschieden. Ich glaube, man darauf hinweisen – das war Ihr nächster Hinweis –, die kann heute sagen, das war eine richtige Entscheidung, Menschen kämen allenfalls wegen der Architektur dahin, weil ich zumindest ihn so erlebe, dass er darauf brennt, Kunst in Ihrer Interpretation sei sowieso keine vorhan- dieses Museum noch besser zu positionieren. den. Dann muss man sich vorstellen, die wollen auch noch gut essen. Jetzt kommen auch noch Touristen Herr Dr. Kornhoff, behalten Sie sich diesen Ehrgeiz, und nach Rheinland-Pfalz, wollen tatsächlich eine schöne präsentieren Sie uns spannende Ausstellungen. Ich Architektur finden, sich Kunst anschauen, und dann weiß, Sie haben gute Ideen dafür. Tragen Sie dazu bei stellen sie noch Ansprüche und wollen „gescheites“ – das ist nämlich unser eigentliches Ziel –, dass das Arp Essen haben. Ich finde, das ist allmählich ein Skandal, Museum sozusagen ein Muss für Kunstinteressierte aus was diese Bürgerinnen und Bürger von diesem Land

3966 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

fordern, vor allen Dingen wenn sie als Touristinnen und Das Wort hat Herr Abgeordneter Schreiner. Touristen hierherkommen. (Harald Schweitzer, SPD: Er hat sich genug blamiert!) (Harald Schweitzer, SPD: Untersuchungsausschuss!) Für alle Fraktionen stehen weitere zehn Minuten Rede- Wir sollten ihnen klar sagen, das ist zu viel für uns. Das zeit zur Verfügung. können sie von uns wirklich nicht erwarten.

(Beifall bei der SPD) Abg. Schreiner, CDU:

Herr Schreiner, Sie haben sich an dieser Stelle um Kopf Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werde die zehn und Kragen geredet. Minuten nicht ausnutzen.

(Harald Schweitzer, SPD: Er ist eh kopflos! – Frau Ahnen, ausnahmsweise Beifall von meiner Seite für Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU) Sie. Wenn ein Abgeordneter seine Jungfernrede hält, dann ist es ein guter Brauch in diesem Haus, dass wir Ich sage Ihnen, bei uns gilt, schöne Landschaften, schö- über Fraktionsgrenzen hinweg klatschen. Frau Kollegin, ne Architektur, schöne Kultur, und gut essen und gut das hier heute war Ihre kulturpolitische Jungfernrede, trinken kann man hier auch. insofern Beifall.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU) Deswegen kommen die Menschen zu uns. Dazu wird das Arp Museum auch seinen Beitrag leisten. Davon bin Ich glaube, das ist darauf zurückzuführen, dass „DIE ich fest überzeugt. RHEINPFALZ“ geschrieben

(Beifall der SPD) (Staatsministerin Frau Ahnen: Oh!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin froh, oder das Gespenst an den Horizont gemalt hat, dass Herr Staatssekretär Hofmann-Göttig uns nicht bis zum (Harald Schweitzer, SPD: Wir auch!) Ende der Legislaturperiode zur Verfügung stehen könnte und Frau Ministerin Ahnen von Kulturpolitik gänzlich dass wir so weit gekommen sind. unbeleckt sei. Insofern ist das eine Pflichtübung, die wir heute hier über uns ergehen lassen mussten. Ich sage ganz klar, wir haben ehrgeizige Aufgaben auch für die Zukunft. Ich bin ausgesprochen dankbar, dass wir (Frau Spurzem, SPD: Hatten Sie auch dabei von einem rührigen Förderverein unterstützt wer- etwas zu sagen?) den. Ich bin ausgesprochen dankbar, dass die Kommu- nalpolitikerinnen und -politiker dieses Museum partei- Ich freue mich, dass wir auf die Art und Weise noch übergreifend unterstützen und damit eine gute Grundla- Redezeit haben, weil es mir zum Abschluss in aller Kür- ge für die Arbeit vor Ort gegeben ist. ze doch noch einmal die Gelegenheit gibt, darauf hinzu- weisen, dass die unendliche Geschichte des Arp Muse- Ich darf Ihnen zusichern, in all den Facetten, die ich ums allein dadurch weitergeht, dass Sie seitens der eben genannt habe, werden wir uns um eine gute Zu- Landesregierung jetzt in die Phase der Nachbesserun- kunft dieses Museums bemühen. gen eingetreten sind.

Es ist die Phase der Nachbesserung beispielsweise Lassen Sie mich, weil es eben auch eine kulturpolitische beim Restaurant eingetreten. Das war bisher im Konzept Debatte ist, mit einem Zitat des deutschen Künstlers nicht vorgesehen. Die Besucher bleiben aus, schwupp- Markus Lüpertz enden. Er hat einmal gesagt: Kunst ist diwupp, wird ein Restaurant zum essentiellen Bestand- das, was man nicht begreift. – teil des Konzepts. Wunderbar, Phase 1 der Nachbesse- rung. Jetzt will ich das gar nicht in den Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss bringen. Ich will Ihnen (Keller, CDU: So ist es!) nur sagen, wir müssen begreifen, welche Chancen für die Kultur, für die Region und für unser gesamtes Land Ich habe mich sehr gefreut zu vernehmen, dass die mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck verbunden Empfehlungen 1 : 1 umgesetzt werden sollen, die der sind. Wir sollten daran in Zukunft gemeinsam arbeiten. Landesregierung zum Thema, wie mit Nachgüssen umzugehen sei, mitgegeben worden sind. Jetzt werden Herzlichen Dank. die Schilder auch ausgetauscht, nächste Nachbesse- rung in dem Zusammenhang. (Beifall der SPD)

Mir ist es wichtig, noch einmal in aller Kürze auf das Vizepräsidentin Frau Klamm: einzugehen, was Sie zum Thema „Kunstwerke“ gesagt haben, Herr Staatssekretär Hofmann-Göttig. Sie haben Vielen Dank. aus dem Zusammenhang gerissen zitiert. Ich kann die

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3967

gleichen Anwürfe, die Sie fälschlicherweise an mich tigt, ausdrücklich zu erwähnen; denn er schätzt, nach- herangetragen haben, gerade zurückspiegeln. dem er das Museum am Rolandseck und die Eröff- nungsausstellung gesehen hat, dass es sich bei der (Beifall bei der CDU) Hälfte der Plastiken im Landesbesitz um Nachgüsse handelt, eben um keine Originale. Dabei handelt es sich Ich möchte Ihnen einfach, weil wir uns über diese Frage um eine vorsichtige Schätzung von Herrn Reising. in Zukunft noch oft unterhalten werden, das mitgeben, was die Echtheit angeht. Sie haben Herrn Professor (Pörksen, SPD: Toller Zeuge, der Herr Reising!) Fath genannt. Die Gutachter haben die Echtheit nur unterstellt. – Ja, er ist ein toller Zeuge. Herr Pörksen, ja, er ist ein In den Kaufverträgen des Landes ist – da haben Sie toller Zeuge; denn wenn die Landesregierung und der recht – bei jedem einzelnen Kaufvertrag eine Expertise Arp-Verein so viel Geld ausgeben, um ihn mundtot zu über diese Kunstwerke angefügt. In diesen Expertisen machen, dann interessiert mich das, was er zu sagen steht immer der Satz drin: Die Echtheit wird unterstellt. – hat. Manchmal versteigt sich der Gutachter sogar dazu, dass er sagt: Die Echtheit wird vor allen Dingen deswegen (Pörksen, SPD: Bitte? Das ist doch eine Frechheit, unterstellt, weil das Land diese Kunstwerke schon aus- was Sie erzählen!) gestellt und gezeigt hat. Das zeigt ja wohl, dass sie echt sein müssen. – Insofern werden wir den Deckel über diese Akten heute nicht schließen können. Aber glauben Sie mir, ich würde Es gibt andere Sachverständige. Ich erwähne ausdrück- mich freuen, wenn das nicht Ihre letzte kulturpolitische lich den Namen von Dr. Gert Reising, der sich seit 1980 Rede in diesem Hause bliebe, Frau Ministerin. intensiv mit Arp beschäftigt und dessen Beschäftigung mit Hans Arp sich insbesondere auch seit dem Zeitpunkt Vielen Dank. vertieft hat, als ihm als Mitarbeiter der Kunsthalle in Karlsruhe von einem Kölner Kunsthändler ein Arp zum (Beifall der CDU – Kauf angeboten worden ist, der offensichtlich eine Mi- Ramsauer, SPD: Aber Ihre sollte schon die Letzte schung war aus unterschiedlichen Kunstwerken von Arp, gewesen sein! – eine sogenannte Moulage, ein Kunstwerk, das so nie Frau Spurzem, SPD: Das wäre gut! – entstanden ist. Das hat ihn hellhörig gemacht bezüglich Ministerpräsident Beck: Jenseits allen Niveaus!) der Frage, was an Abgüssen und vor allem was an Fäl- schungen im Umlauf ist. Vizepräsidentin Frau Klamm: Er ist also ein echter Sachverständiger. Das Wort hat Herr Kollege Hartloff. (Heiterkeit des Abg. Hartloff, SPD)

– Jetzt lachen Sie nicht. Abg. Hartloff, SPD:

(Hartloff, SPD: Ja, natürlich lache ich da! Die Unter- Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen! Ver- scheidung zwischen echten und unechten schnupft und krank wie ich bin, will ich doch drei Sätze Sachverständigen ist lächerlich!) dazu sagen.

– Herr Fraktionsvorsitzender, ich weiß, dass Ihnen Herr (Zurufe von der CDU: Oh!) Reising als Sachverständiger ausgesprochen unange- nehm sein muss, Sie haben das sehr wohl noch herausgefordert.

(Pörksen, SPD: Ein selbsternannter!) Herr Schreiner, leider haben Sie zu kulturellen Aspekten herzlich wenig gesagt. weil mit Mitteln dieses Landes, mit Steuergeldern, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes bezahlt haben, (Noss, SPD: Gar nichts!) über die sogenannten Vorlaufkosten, die einmal dazu gedacht waren, ein Konzept zu entwickeln, das nicht Zu sagen, es gibt echte Sachverständige und unechte entwickelt worden ist, dieser Sachverständige mundtot Sachverständige, das zeigt eigentlich, dass Sie von der gemacht worden ist, lieber Herr Staatssekretär. Materie nicht mit allzu viel Ahnung beleckt sind.

Dieses Land hat Gerichts- und Rechtsanwaltskosten (Beifall der SPD) bezahlt, um Herrn Reising mundtot zu machen. So geht man nicht mit Sachverständigen um. Man kann über Provenienzen streiten, man kann strei- ten, welche Qualitäten Abgüsse haben, die nach dem (Beifall bei der CDU – Tod gegossen oder zu Lebzeiten hergestellt worden Pörksen, SPD: Das ist eine Frechheit!) sind.

Deshalb ist es mir heute eine Freude, ihn als Sachver- Es gab Künstler, die wollten Abgüsse haben, die konn- ständigen, der sich seit 30 Jahren mit Hans Arp beschäf- ten sie nie zu Lebzeiten bezahlen. Es gab welche, die

3968 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

haben sich ihre Kunst in ganz anderen Proportionen Innenausschuss – federführend – sowie an den Aus- vorgestellt und konnten es nicht darstellen. schuss für Wirtschaft und Verkehr und an den Rechtsausschuss überwiesen worden. Das ist ein ganz weites Feld, auf dem das Fachpublikum diskutiert, bei dem es sich lohnt, inhaltlich zu streiten. Der Innenausschuss hat den Gesetzentwurf in seiner 25. Das ist eine kulturpolitische Diskussion, die wir offensiv Sitzung am 26. Februar 2009 beraten. führen. Herr Staatssekretär Hofmann-Göttig hat Profes- sor Hanstein als sachverständigen Zeugen genannt. In Der Rechtsausschuss hat den Gesetzentwurf in seiner dieser Diskussion müssen wir uns mit den Kunstwerken, 27. Sitzung am 3. März 2009 beraten. die das Land zu den Preisen angekauft hat, in keiner Weise verstecken. Der Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr hat den Ge- setzentwurf in seiner 28. Sitzung am 12. März 2009 Diese kulturelle Diskussion können wir führen, wie viele beraten. Die Beschlussempfehlung lautet: Der Gesetz- andere Diskussionen, wofür das Museum Bahnhof Ro- entwurf wird angenommen. landseck Arp Museum gut ist: für unser Land und weit darüber hinaus. Vielen Dank.

Den Untersuchungsausschuss für eine solche Chance (Vereinzelt Beifall im Hause) zu nutzen und aus den Ergebnissen eine solche Per- spektive zu entwickeln, diese Chance hat die CDU fahr- lässig versemmelt. Vizepräsidentin Frau Klamm:

(Beifall der SPD) Ich erteile nun Herrn Kollegen Noss das Wort.

Vizepräsidentin Frau Klamm: Abg. Noss, SPD: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen mehr, somit ist dieser Tagesordnungspunkt erledigt. Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird es für unsere Wir kommen zu Punkt 6 der Tagesordnung: Kommunen leichter werden, sich wirtschaftlich zu betäti- gen. Das sogenannte Örtlichkeitsprinzip sowie auch die Landesgesetz zur Änderung der Gemeindeordnung Subsidiaritätsklausel werden geändert werden. Das und des Zweckverbandsgesetzes Örtlichkeitsprinzip, das besagt, dass sich unsere Kom- Gesetzentwurf der Landesregierung munen lediglich auf gemeindeeigenem Gebiet wirtschaft- – Drucksache 15/3032 – lich betätigen dürfen, wird unter gewissen Bedingungen Zweite Beratung abgeschafft. Gleichzeitig wird die Subsidiaritätsklausel für die Bereiche Energieversorgung, Wasserversorgung dazu: und ÖPNV ebenfalls abgeschafft, also für Bereiche, die Beschlussempfehlung des Innenausschusses die ureigensten Kernelemente der Daseinsvorsorge für – Drucksache 15/3204 – unsere Bürgerinnen und Bürger betreffen. Wir werden dadurch Wettbewerbsnachteile, die die Kommunen Änderungsantrag der Fraktionen gegenüber privaten Anbietern sowie gegenüber Anbie- der SPD und CDU tern aus anderen Bundesländern – beispielsweise kom- – Drucksache 15/3259 – munale Stadtwerke – hatten, beseitigen.

Fairer Wettbewerb für die Kommunalwirtschaft (Beifall der SPD – bei der Energieversorgung Unruhe im Hause) Antrag der Fraktion der SPD – Entschließung – – Drucksache 15/3258 – Dadurch werden wir den Kommunen bessere wirtschaft- liche Perspektiven eröffnen.

Es wurde eine Grundredezeit von fünf Minuten je Frakti- Ich glaube, wenn wir uns die finanzielle Situation unserer on vereinbart. Ich darf zunächst dem Berichterstatter, Kommunen vor Augen führen, macht es auch wenig Herrn Abgeordneten Auler, das Wort erteilen. Sinn, wenn wir überall dort, wo Gewinne zu erzielen sind, die privaten Anbieter zum Zuge kommen lassen, und überall dort, wo Verluste oder allenfalls ausgegli- Abg. Auler, FDP: chene Ergebnisse zu erwarten sind, weiterhin die Kom- munen diese Aufgaben erledigen lassen. Ich glaube, Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Her- dies ist keine faire Aufteilung. Deswegen begrüßen wir ren! Wir beraten heute über das Landesgesetz zur Än- diese Gesetzesänderung, die im Übrigen auch von den derung der Gemeindeordnung und des Zweckverbands- kommunalen Spitzenverbänden bereits seit Jahren ge- gesetzes, Gesetzentwurf der Landesregierung, fordert wird. – Drucksache 15/3032 –. Bezüglich der Energieversorgung verweise ich aus- Durch Beschluss des Landtags vom 4. Februar 2009, drücklich auf unseren vorliegenden Entschließungsan- Plenarprotokoll 15/60, ist der Gesetzentwurf an den trag. Wir werden darüber hinaus gemeinsam mit der

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3969

CDU einen Antrag bezüglich der Ermächtigung des der Gemeindeordnung mit Nachdruck und umfassend zuständigen Ministeriums zum Erlass einer Rechtsver- zu. ordnung im Sinne des § 94 Abs. 3 zur Festlegung einer Bagatellgrenze bei Spenden einbringen. Nach § 94 der Gemeindeordnung wird das für das Kommunalrecht zuständige Ministerium ermächtigt, Vielen Dank. durch Rechtsverordnung eine Wertgrenze für das Ange- bot einer Zuwendung im Einzelfall zu bestimmen. Meine (Beifall der SPD) Damen und Herren, dies ist nicht der Königsweg, das wissen wir. Der Spagat zwischen den kommunalen Interessen einerseits und der Staatsanwaltschaft ande- Vizepräsidentin Frau Klamm: rerseits, die bei Verstößen eingreifen muss, ist für die Kommunen natürlich nicht zufriedenstellend gelöst, das Für die CDU-Fraktion hat nun mein lieber Kollege wissen wir. Aber es wird auch schwerlich eine andere Schnabel das Wort. Regelung machbar sein. Deswegen stimmen wir auch dieser Regelung zu. (Zurufe aus dem Hause: Oh!) Wenn es darum geht, dass Kommunen neben Privaten gleichberechtigt tätig sein dürfen, werden wir ebenfalls Abg. Schnabel, CDU: zustimmen. Wir möchten mehr Wettbewerb bei der Energieversorgung, auch unter den Gesichtspunkten Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! von mehr Sicherheit, Preiswertigkeit und Nachhaltigkeit. Meine Damen und Herren, die Änderungen der Gemein- deordnung und des Zweckverbandsgesetzes haben wir Was die regenerativen Energien angeht, werden durch in erster Beratung sehr umfangreich besprochen. Wir diese Regelungen natürlich die örtlichen Energieversor- hatten damals schon Zustimmung signalisiert. Die Sub- gungsunternehmen gestärkt. Auch dem stimmen wir zu. sidiaritätsklausel aus dem Jahr 1998 wird erfreulicher- Wir stimmen zum einen der Änderung der Gemeinde- weise wieder zurückgenommen. Damals wurden die ordnung, dem Zweckverbandsgesetz und natürlich auch Subsidiaritätsklausel sowie das Örtlichkeitsprinzip einge- der Änderung hinsichtlich der Spendentätigkeit zu. führt. Das ist bekannt. Schon damals hatten uns alle Anzuhörenden davor gewarnt, diese Änderung vorzu- Ich bedanke mich. nehmen. Wir stehen heute nach elf Jahren vor der Er- kenntnis, dass dies ein falscher Weg war, insbesondere (Beifall bei der CDU) deshalb, weil die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kommu- nen sehr stark eingeschränkt worden ist. Vizepräsidentin Frau Klamm: (Harald Schweitzer, SPD: Warum macht es dann NRW?) Vielen Dank.

– Das habe ich beim letzten Mal schon gesagt, lieber, Ich erteile nun Herrn Kollegen Auler das Wort. guter Herr Kollege Schweitzer. Es ist nachzulesen im letzten Protokoll. Nordrhein-Westfalen ist nicht Rhein- Abg. Auler, FDP: land-Pfalz. Wir haben seinerzeit 1998 vor dieser Frage gestanden, und dies gilt auch heute. Deswegen sollten Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Her- wir heute nicht über Nordrhein-Westfalen sprechen. ren! Bisher durften die Kommunen nur dann wirtschaft- lich tätig werden, wenn sie im Vergleich zur Privatwirt- schaft auch billiger waren. Dies hat insbesondere die Wir vertreten nach wie vor die Auffassung, dass damals mittelständischen Betriebe in unserem Land gestärkt. die Wettbewerbsfähigkeit der Kommunen in Rheinland- Pfalz eingeschränkt worden ist. Ich möchte auch sehr (Beifall der FDP) deutlich sagen, wir haben nach wie vor nichts gegen eine Privatisierung. Das sage ich vor allem in Richtung Ziel der damaligen Gesetzeseinführung war, dass sich der FDP. Wenn Kommunen und Private Gleiches anbie- auch die Kommunen dem Wettbewerb stellen mussten. ten, wenn sie in Konkurrenz zueinander treten und wenn Dadurch konnten die Bürgerinnen und Bürger von verbil- gleiche Voraussetzungen vorliegen, sollen diejenigen, ligten Preisen und Gebühren profitieren. die es besser können – ob dies nun der Staat, eine Kommune oder ein Privater ist –, den Auftrag bekom- Von dem Kollegen Noss sowie auch von Herrn Kollegen men. Schnabel wurde soeben mehrfach angesprochen, dass man gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen wolle. Auch die Beleihung ist zwingend erforderlich und wurde Aber dann müssen Sie auch in der Privatwirtschaft die zufriedenstellend gelöst. Wir wissen, dass die Spitzen- Mehrwertsteuer abschaffen. Ansonsten habe ich keinen verbände in unterschiedlichen Unternehmen tätig sind gleichen Wettbewerb. Es ist ungleich. und deswegen auch die Beleihung erforderlich ist. Die kommunale Familie ist dankbar dafür, dass diese Ände- (Beifall der FDP) rung eingeführt wird. Dies wurde insbesondere vom Gemeinde- und Städtebund, vom Landkreistag und vom Kommunale Unternehmen konnten sich auch bisher Städtetag betont. Wir stimmen der Änderung des § 85 betätigen. Nur mussten sie billiger sein. Es ist nicht so,

3970 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

dass der Staat per se billiger ist, sonst hätte in der jüngs- Spanferkel hinzustiftet, dann muss das auch noch unter ten Vergangenheit nicht mehrfach die Regulierungsbe- die Bagatellgrenze fallen. hörde eingreifen müssen, um z. B. die Netzentgelte bei Stadtwerken zu senken, da sonst die Preise zu hoch Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. waren. Diese Preise sind für die Bürgerinnen und Bür- ger. (Beifall der FDP)

Eine Stärkung der Kommunen – so, wie von Ihnen ge- sprochen wurde – sehe ich nicht so. Entweder wird uns Vizepräsidentin Frau Klamm: durch diese Gesetzesänderung mehr Bürokratie aufge- halst, oder die Leistungen werden teurer, und die Bürge- Für die Landesregierung hat Herr Staatsminister Bruch rinnen und Bürger müssen diese teureren Leistung über das Wort. Gebühren bezahlen, oder die Kommunen müssen sich weiter verschulden, was letztendlich wieder die Bürge- rinnen und Bürger bezahlen müssen. Bruch, Minister des Innern und für Sport:

(Beifall der FDP – Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her- Noss, SPD: Wasserversorgung Kiel sagt alles! Da ren! Über Salate werde ich nicht reden, aber noch eine muss man nicht mehr erzählen!) Bemerkung zu diesem Vorschlag machen. Ich darf mich zunächst einmal herzlich bei der SPD- und der CDU- – Ich muss aber diesbezüglich, auch was den Hinweis Fraktion für die zügige Behandlung des Gesetzentwurfs auf Kiel anbelangt, kein Gesetz ändern. Die Kommunen bedanken. Der Innenausschuss, der Ausschuss für können auch heute wirtschaftlich tätig werden. Wirtschaft und Verkehr sowie der Rechtsausschuss haben die Annahme dieses Gesetzentwurfs empfohlen. (Beifall bei der FDP) Ich rede über § 85 Abs. 1 Satz 3, in dem es um die Fra- ge geht, wie wir mit der Stärkung der kommunalen Un- Diesbezüglich werden wir also diesen Gesetzentwurf ternehmen durch die Beseitigung der Subsidiaritätsklau- ablehnen. sel und auch durch die Aufhebung des Örtlichkeitsprin- zips umgehen. Herr Abgeordneter Auler, ich muss Ihnen Was den Entschließungsantrag der SPD-Fraktion anbe- sagen, als wir das Gesetz 1998 gemacht haben, sind wir langt, so sehe ich hier zumindest in dem zweiten Punkt davon ausgegangen, dass viele andere es auch so doch eine kleine Abweichung von diesem vorhergehen- machen werden. Es ist aber natürlich nicht einsehbar, den Gesetzentwurf. Allerdings schreiben Sie bei Punkt dass Stadtwerke aus Hessen den Stadtwerken von 1: „Um eine sichere, preiswerte und nachhaltige Ener- Neuwied in der Frage der Energieversorgung und der gieversorgung für Rheinland-Pfalz auch für die Zukunft Wasserwirtschaft Konkurrenz machen. sicherzustellen, ist mehr Wettbewerb auf dem Energie- markt notwendig.“ Nur, wenn mehr Wettbewerb notwen- (Beifall bei der SPD – dig ist, dann hätten wir zunächst einmal verhindern müs- Harald Schweitzer, SPD: So ist das!) sen, auch das Land Rheinland-Pfalz, dass die großen Energieversorgungskonzerne fusionieren durften und Da werden Sie schon gefragt werden, ob Sie das als dadurch die Republik praktisch gevierteilt haben. Da Liberale wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie besteht nämlich der Fehler, dass kein Wettbewerb mehr das wollen. Ich denke, dass wir das wollen, was Sie vorhanden ist. auch wollen, dass wir nämlich durchaus wirtschaftliche Konkurrenz haben. Dies gibt dieses Gesetz in jedem Fall (Beifall bei der FDP) her, weil dies natürlich auch die wirtschaftliche Betäti- gung beschränkt. Es geht um öffentliche Aufträge. Ein Sie haben allerdings recht, gerade was die Erzeugung ungehemmtes Wirtschaften wollen wir nicht. Von daher regenerativer Energien anbelangt, dass dort auch be- gesehen muss es der öffentliche Zweck rechtfertigen. reits vieles vorhanden ist und man dies besser vernet- Ich denke schon, dass das hier so gewollt ist, zumal die zen muss, insbesondere eben die vorhandenen regene- Kommunen die lokalen Auftraggeber für den Mittelstand rativen Energien. Insofern werden wir diesen Entschlie- sind. Diese müssen doch den Mittelstand entsprechend ßungsantrag nicht ablehnen, sondern wir werden uns halten, niemand sonst. Das macht doch nicht E.ON, enthalten. RWE oder wer auch immer.

(Beifall bei der SPD) Was die Änderung der Landkreisordnung wegen der Einwerbung und Annahme von Zuwendungen anbe- Dann sage ich auch – auch im Namen von Margit Con- langt, also die sogenannte Bagatellgrenze, so habe ich rad –, dass wir diese Entwicklung nicht nur vorausgese- die Bitte an die Landesregierung – und ich gehe davon hen, sondern initiiert haben, dass wir natürlich die Kom- aus, dass die Landesregierung dies machen wird –, munen ermuntern, im Bereich der Energieversorgung dass die Bagatellgrenze so bemessen wird, dass auch in tätig zu werden, und zwar der alternativen Energien. Da Zukunft unsere schönen Dorffeste so gestaltet werden tut sich eine Menge in Rheinland-Pfalz. Wir sind froh, können, dass bei der Annahme von Spenden, wie z. B. dass dieser Wettbewerb da ist. Wer wird ihn denn füh- Nudelsalaten und vielen selbst gebackenen Kuchen, die ren? Es werden ihn doch nicht die vier Großen gegen unsere Frauen und auch Männer in den Dörfern backen, sich selbst führen, sondern es werden die führen, die dies nicht als Spende gilt. Wenn noch ein Verein ein sagen, wir wollen unseren Mitbürgerinnen und Mitbür-

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3971

gern eine vernünftige Energieversorgung zu einem ver- der Schlussabstimmung mit den Stimmen der SPD und nünftigen Preis anbieten. der CDU gegen die Stimmen der FDP angenommen.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD) Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs- antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/3258 –. Meine sehr verehrten Damen und Herren, von daher Wer dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD gesehen bin ich sehr zufrieden mit dieser Entwicklung zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – und begrüße vonseiten der Landesregierung ausdrück- Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – lich auch diese Entschließung. Sie trifft die Intention des Somit ist der Entschließungsantrag mit den Stimmen der Umweltministeriums, der Energieministerin, absolut. SPD und der CDU bei Stimmenthaltung der FDP ange- nommen. Ich bedanke mich ausdrücklich – da weiß ich allerdings nicht, ob ich mich tatsächlich bedanken soll – für § 94 Ich rufe Punkt 7 der Tagesordnung auf: Abs. 3 und den neuen Satz, der dort eingefügt worden ist: „Das für Kommunalrecht zuständige Ministerium wird Landesgesetz zu dem Zwölften Rundfunkände- ermächtigt, durch Rechtsverordnung eine Wertgrenze rungsstaatsvertrag für das Angebot einer Zuwendung im Einzelfall zu Gesetzentwurf der Landesregierung bestimmen, unterhalb der gesetzlichen …“ – Drucksache 15/3116 – Zweite Beratung (Hartloff, SPD: Unser Vertrauen ist groß!) dazu: Das ist klar. Jetzt soll der Minister einmal sagen, wo Beschlussempfehlung des Ausschusses für denn diese Bagatellgrenze ist. Medien und Multimedia – Drucksache 15/3240 – (Eymael, FDP: So ist es!) Es wurde vereinbart, diesen Punkt ohne Aussprache zu Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Bagatell- behandeln. grenze gibt es eigentlich nicht, damit das auch klar ist, sondern es gibt eine Grenze, bei der Sie anzeigen müs- Als Berichterstatter darf ich Herrn Maximini das Wort sen, was Sie bekommen. Darüber werden wir in aller erteilen. Friedensruhe reden. Aber gehen Sie einmal davon aus, wir werden eine Regelung finden, der Sie alle zustim- men können. Abg. Maximini, SPD:

Herzlichen Dank. Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Beschlussempfehlung des Ausschusses für (Beifall bei der SPD) Medien und Multimedia zum Landesgesetz zu dem Zwölften Rundfunkänderungsstaatsvertrag:

Vizepräsidentin Frau Klamm: „Durch Beschluss des Landtags vom 4. März 2009 (Ple- narprotokoll 15/63) ist der Gesetzentwurf an den Aus- Vielen Dank. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. schuss für Medien und Multimedia – federführend – und Wir kommen somit zur Abstimmung. Zunächst stimmen an den Rechtsausschuss überwiesen worden. wir über den Änderungsantrag der Fraktionen der SPD und CDU – Drucksache 15/3259 – ab. Wer diesem Än- Der Ausschuss für Medien und Multimedia hat den Ge- derungsantrag zustimmen möchte, den bitte ich um das setzentwurf in seiner 21. Sitzung am 19. März 2009 Handzeichen! – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält beraten. Der Rechtsausschuss hat den Gesetzentwurf in sich der Stimme? – Der Änderungsantrag ist mit den seiner 28. Sitzung am 24. März 2009 beraten. Stimmen der SPD und der CDU bei Stimmenthaltung der FDP angenommen. Beschlussempfehlung:

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Gesetzent- Der Gesetzentwurf wird angenommen.“ wurf der Landesregierung – Drucksache 15/3032 – in zweiter Beratung unter Berücksichtigung der Annahme Danke schön. des Änderungsantrags. Wer dem Gesetzentwurf zu- stimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – (Beifall bei SPD und CDU) Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Der Gesetz- entwurf wurde unter Berücksichtigung der Annahme des Vizepräsidentin Frau Klamm: Änderungsantrags mit den Stimmen der SPD und der CDU gegen die Stimmen der FDP angenommen. Vielen Dank.

Wir kommen zur unmittelbaren Abstimmung über den Wir kommen zur Schlussabstimmung. Wer dem Gesetz- Gesetzentwurf – Drucksache 15/3116 –. Wer dem Ge- entwurf zustimmen möchte, den bitte ich, sich vom Platz setzentwurf zustimmen möchte, den bitte ich um das zu erheben! – Vielen Dank. Wer stimmt dagegen? – Handzeichen! – Der Gesetzentwurf ist einstimmig ange- Stimmenthaltungen? – Somit ist der Gesetzentwurf in nommen.

3972 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

Wir kommen zur Schlussabstimmung. Wer dem Gesetz- Landesgesetz zur Integration der jährlichen Sonder- entwurf zustimmen möchte, den bitte ich, sich vom Platz zahlung und zur Anpassung der Besoldung und zu erheben! – Vielen Dank. Damit ist der Gesetzentwurf Versorgung 2009/2010 (LBVAnpG 2009/2010) einstimmig angenommen. Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3224 – Ich rufe Punkt 8 der Tagesordnung auf: Zweite Beratung

Zweites Landesgesetz zur Änderung des Landesge- dazu: setzes zur Durchführung der Kriegsopferfürsorge Beschlussempfehlung des Haushalts- und Gesetzentwurf der Landesregierung Finanzausschusses – Drucksache 15/3118 – – Drucksache 15/3242 – Zweite Beratung ....tes Landesgesetz zur Änderung des Abgeord- dazu: netengesetzes Rheinland-Pfalz und des Beschlussempfehlung des Sozialpolitischen Fraktionsgesetzes Rheinland-Pfalz Ausschusses Gesetzentwurf der Fraktionen der – Drucksache 15/3241 – SPD, CDU und FDP – Drucksache 15/3225 – Vereinbart wurde, ohne Aussprache abzustimmen. Zu- Zweite Beratung nächst erteile ich Herrn Berichterstatter Dincher das Wort. dazu: Beschlussempfehlung des Haushalts- und Finanzausschusses Abg. Dincher, CDU: – Drucksache 15/3243 –

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Ich erteile dem Berichterstatter, Herrn Kollegen Bracht, Damen und Herren! Beschlussempfehlung des Sozialpo- das Wort. litischen Ausschusses zu dem Gesetzentwurf der Lan- desregierung – Drucksache 15/3118 –, Zweites Landes- gesetz zur Änderung des Landesgesetzes zur Durchfüh- Abg. Bracht, CDU: rung der Kriegsopferfürsorge: Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem gemeinsamen, von allen Fraktionen Durch Beschluss des Landtags vom 4. März 2009, nach- eingebrachten Landesbesoldungs- und Versorgungsan- lesbar im Plenarprotokoll 15/63 ist der Gesetzentwurf an passungsgesetz 2009/2010 setzt der Landtag genau das den Sozialpolitischen Ausschuss – federführend – und um, was Parlament und Regierung angekündigt haben, an den Rechtsausschuss überwiesen worden. nämlich die Übertragung des Tarifabschlusses für die Tarifbeschäftigten der Länder 1 : 1 auf die rheinland- pfälzischen Beamtinnen und Beamten. Der Sozialpolitische Ausschuss hat den Gesetzentwurf in seiner 30. Sitzung am 19. März 2009 beraten. Der (Vizepräsident Schnabel übernimmt den Vorsitz) Rechtsausschuss hat den Gesetzentwurf in seiner 28. Sitzung am 24. März 2009 beraten. Obwohl der Tarifabschluss erst seit 28. Februar 2009 vorliegt, können wir bereits heute das Gesetz verab- Die Beschlussempfehlung lautet: „Der Gesetzentwurf schieden. Damit ist der Landtag Rheinland-Pfalz das wird angenommen“. erste Landesparlament, im dem die Besoldungserhö- hung auf gesetzlicher Grundlage wirksam werden kann. (Beifall bei SPD und CDU) Möglich war dies, weil sich die Fraktionen in Abstim- mung mit dem Präsidenten des Landtags auf ein ge- Vizepräsidentin Frau Klamm: strafftes Verfahren geeinigt und damit sichergestellt haben, dass die Erhöhung so schnell wie möglich bei Vielen Dank. Wir kommen zur unmittelbaren Abstim- unseren Beamtinnen und Beamten ankommen kann. mung über den Gesetzentwurf – Drucksache 15/3118 – in zweiter Beratung. Wer dem Gesetzentwurf zustimmen Gemeinsam mit der Beamtenbesoldung beraten wir möchte, den bitte ich um das Handzeichen! – Vielen heute auch über die Änderung des Abgeordnetengeset- Dank. Der Gesetzentwurf ist einstimmig angenommen. zes und des Fraktionsgesetzes. Vorgesehen ist, dass die Diäten analog der Beamtenbesoldung angepasst werden. Auf dem Thema liegt immer der öffentliche Wir kommen zur Schlussabstimmung. Wer dem Gesetz- Fokus. Aus diesem Grund entscheiden wir in einem sehr entwurf zustimmen möchte, den bitte ich, sich vom Platz transparenten Verfahren über die Entschädigung. zu erheben! – Damit ist der Gesetzentwurf einstimmig angenommen. In der Begründung des fraktionsübergreifend getragenen Gesetzentwurfes ist einiges zur Bedeutung des Amtes Ich rufe die Punkte 9 und 10 der Tagesordnung auf: des Abgeordneten und der Höhe der Entschädigung

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3973

ausgeführt. Darauf möchte ich hinweisen und auch auf programm innerhalb einer Woche auf die Beine zu stel- die nachfolgende Debatte. len, dann muss es auch möglich sein, für unsere Beam- tinnen und Beamten eine solche Erhöhung schnell bei Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Haus- ihnen ankommen zu lassen. halts- und Finanzausschuss hat in seiner gestrigen Sit- zung einstimmig beschlossen, dem Landtag die Annah- An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die me beider Gesetzentwürfe zu empfehlen. Dem hat sich dazu beigetragen haben, dass wir es so schnell umset- der mitberatende Rechtsausschuss angeschlossen. zen konnten.

Vielen Dank. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf beinhaltet zum einen die Erhöhung um 50 Euro und zum anderen ab (Beifall der CDU und vereinzelt bei der FDP) März 2009 eine Erhöhung um 3 %. Ab März 2010 kommt eine Erhöhung um 1,2 %.

Vizepräsident Schnabel: (Ramsauer, SPD: 40 Euro!)

Herzlichen Dank, Herr Kollege Bracht. Das Wort hat – 40 Euro. Das sind Summen, die sich im Landeshaus- Frau Kollegin Schleicher-Rothmund. halt ordentlich bemerkbar machen. Im Jahr 2009 sind es 120 Millionen Euro und im Jahr 2010 175 Millionen Euro. Ich möchte noch einmal darauf zu sprechen kom- Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD: men, dass wir wissen, dass es weitergehende Wünsche gibt. Angesichts dessen, was ich eingangs gesagt habe, Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Her- dass wir uns in einer sehr schwierigen konjunkturellen ren! Sie haben es vom Berichterstatter gehört, vergan- Lage befinden, sehen wir keinen Spielraum für weitere genen April haben die SPD und die Landesregierung Erhöhungen. angekündigt, dass die Ergebnisse der Tarifverhandlun- gen für die Angestellten für die Erhöhung der Besoldung Gleichzeitig erfolgt mit diesem Gesetzentwurf die Integ- der Beamtinnen und Beamten übernommen werden. ration der jährlichen Sonderzahlungen. Damit kommen Damals haben wir die Übernahme 1 : 1 angekündigt. wir einer Forderung der Beamtinnen und Beamten nach; Das haben wir unseren Beamtinnen und Beamten ver- denn damit werden laufende monatliche Zahlungen sprochen. Dieses Versprechen halten wir heute. fester Bestandteil der Bezüge.

(Beifall der SPD) Meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr Kollege Wir freuen uns, dass die CDU und die FDP unserer Bracht hat es angekündigt, wir beraten gleichzeitig auch Initiative und unserem Vorschlag gefolgt sind und wir eine Erhöhung der Diäten. Da möchte ich daran erin- heute einen gemeinsamen Gesetzentwurf vorlegen nern, dass wir in der vergangenen Haushaltsberatung im können. Dezember vonseiten der SPD-Fraktion bereits angekün- digt haben, dass für uns die Erhöhung bei den Beamten Ich möchte noch einmal an Folgendes erinnern: Zum eine Orientierung sein werde. Von daher ist es nur folge- Zeitpunkt der Ankündigung im April 2008 war die kon- richtig, dass wir, wenn wir bei den Beamtinnen und Be- junkturelle Lage eine andere als heute. Es gab eine amten eine Übernahme des Tarifvertrages 1 : 1 vollzie- weitaus andere konjunkturelle Lage. Damals haben wir hen, das jetzt auch hier bei der Diätenerhöhung so ma- gesagt, wir werden diese Tarifeinigung 1 : 1 überneh- chen werden. men. Das machen wir heute in einer konjunkturell schwierigen Lage, in einer Finanzkrise und im Wissen Herr Bracht hat auch darauf hingewiesen, dass es im darum, dass wir mit Steuereinnahmenausfällen zu rech- Gesetzentwurf nachzulesen ist, dass es eine Fragestel- nen haben. lung der Angemessenheit der Abgeordnetenentschädi- gung ist. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, Aber es ist ein richtiger und wichtiger Schritt für unsere betrachtet man die Einkommensentwicklung der letzten Beamtinnen und Beamten im Land. Das gilt auch vor 15 Jahre, so ist festzustellen, dass die Erhöhung der dem Hintergrund der vergangenen Erhöhungen. Abgeordnetenentschädigung in diesem Zeitraum hinter den Steigerungsraten für die Beamtinnen und Beamten Ich freue mich, dass es eine übereinstimmende Ein- und der Angestellten des öffentlichen Dienstes zurück- schätzung aller drei Fraktionen gibt. Das ist im Gesetz- geblieben ist. Die Erhöhung sieht also auch bei uns 40 entwurf nachzulesen. Die Übertragung des Tarifergeb- Euro vor, des Weiteren 3 % im Jahr 2009 und 1,2 % im nisses führt zu einer angemessen Erhöhung der Bezü- Jahr 2010. Das ist eine Erhöhung, die wir angemessen ge. finden, und das ist uns auch so in den Medien bestätigt worden. Herr Kollege Bracht hat es gesagt. Am 28. Februar ha- ben sich die Tarifparteien geeinigt. Damit war klar, dass Ebenso erhöhen wir die Fraktionszuschüsse. Hier muss ein konkretes Ergebnis vorliegt, was wir umsetzen kön- man wissen, dass die Ausgaben für die Fraktionen in der nen. Uns war wichtig, dass die Erhöhung schnell bei den Hauptsache Personalausgaben sind. 70 % bis 80 % Beamtinnen und Beamten ankommt. Dies muss man vor unserer Ausgaben sind Personalausgaben. Von daher dem Hintergrund sehen, dass man sagen kann, wenn ist es folgerichtig, dass wir hier eine Anpassung vor- wir in der Lage sind, ein milliardenschweres Konjunktur- nehmen und wir die Anpassung ebenfalls an die Tarif-

3974 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

entwicklung, das heißt also, an die 3 % und an die 1,2 % Dies holen wir nicht nach. Neben der Einkommensent- vornehmen. wicklung haben sich aber auch vor allem die Lebenshal- tungskosten in den letzten Jahren erheblich verändert. Die Reisekostenpauschale wird analog der Wegstre- Diese sind erheblich stärker gestiegen als die Einkom- ckenentschädigung angepasst. Wir passen auch die men der Beamten und auch die der Abgeordneten. Wir Kostenpauschale für die Abgeordneten an. Diese ist halten eine Anpassung aber auch deshalb für angemes- nämlich seit 1997 nicht erhöht worden. Wir werden sie sen, weil fleißige Abgeordnete keinen Acht- oder Zehn- um 60 Euro erhöhen. stundentag haben, sondern oft zwölf, 14 oder 16 Stun- den und dann zusätzlich auch noch am Wochenende für Meine sehr verehrten Damen und Herren, meine lieben die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes unterwegs Kolleginnen und Kollegen, ich denke, wir gehen hier sind. einen vernünftigen und angemessenen Weg. Ich bedan- ke mich bei allen für das gemeinsame Vorgehen. Es gibt – ich denke, das sollte an dieser Stelle auch gesagt werden – im Landesdienst mehr als 6.000 Be- Herzlichen Dank. dienstete – Beamte oder Angestellte –, die genauso viel oder mehr als ein Abgeordneter verdienen. Ich denke, (Beifall der SPD) auch vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Stel- lung des Abgeordneten halten wir eine Anpassung für sachgerecht und notwendig. Vizepräsident Schnabel: Meine Damen und Herren, wir glauben, dass die Anpas- Für die CDU-Fraktion hat Herr Kollege Hans-Josef sung der Besoldung und der Diäten auch angemessen Bracht das Wort. im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftskrise ist. Ohne diese Wirtschaftskrise hätte eine Steigerung der Beam- tenbesoldung und der Diäten erheblich höher ausfallen Abg. Bracht, CDU: müssen. In Zeiten der Hochkonjunktur vor zwei Jahren haben wir – die Abgeordneten und die Beamten – Ver- Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Her- zicht geübt. Für eine Besoldungs- oder Diätenerhöhung ren! Betreffend die Anpassung der Beamtenbesoldung ist nie die richtige Zeit. Dennoch ist sie notwendig, meine tritt auch die CDU-Fraktion für eine Übernahme der Damen und Herren, und wir glauben, sie ist auch ange- Tarifentscheidungen ein, um auf diesem Weg eine messen. schnelle Beschlussfassung heute zu ermöglichen. Wir glauben, dass diese Anpassung entsprechend den Ta- Ich glaube zudem und will dies auch sehr prononciert rifentscheidungen in der derzeitigen Wirtschafts- und sagen: Unsere Bürgerinnen und Bürger haben einen Finanzsituation auch angemessen ist. Im Beamtenbe- Anspruch darauf, dass ihre Vertreter im Parlament an- reich gibt es sicher einen erheblichen Nachholbedarf. gemessen bezahlt werden. Dass die Anpassung ange- Gern hätten wir auch einen Nachschlag für vergangene messen ist, habe ich vorhin begründet. Jahre eingefordert und zur Beschlussfassung gebracht. Dies hätte aber wohl eine schnelle Entscheidung heute Ich will ein Zweites sagen: Unsere Bürgerinnen und verhindert. Wir haben uns deshalb dafür entschieden, Bürger haben einen Anspruch darauf, dass ihre Vertreter eine kurzfristige Beschlussfassung über das zu ermögli- in den Parlamenten so bezahlt werden, dass sie frei und chen, was im Tarifbereich an Einkommensanpassungen unabhängig arbeiten können, dass sie frei und unab- vereinbart wurde. Dies dient den Beamten und den hängig von anderen Geldgebern ihren Dienst am Bürger, Versorgungsempfängern mehr. ihren Dienst an der Gesellschaft verrichten können.

Ich will ein Drittes formulieren: Unsere Bürgerinnen und Wir halten also die volle und schnelle Übertragung der Bürger haben einen Anspruch darauf, dass die Rah- Tarifvereinbarung auf die Beamten jetzt für sachgerecht. menbedingungen des Arbeitens der Abgeordneten so Dies gilt auch für die Abgeordneten. Auch hier halten wir ausgestaltet sind, dass es für Personen aus allen Ge- eine Anpassung der Diäten entsprechend der Anpas- sellschaftsgruppen interessant ist, die Aufgabe als Ab- sung der Besoldung für angemessen. Weshalb glauben geordneter anzustreben. Und es sollte für die Besten wir, dass das angemessen ist? Wir meinen, wir Abge- aus allen Gesellschaftsgruppen interessant sein, diese ordnete haben wie die Beamten in den letzten Jahren Aufgabe anzustreben. Das ist schon heute vor dem massiv Verzicht geübt. Abgeordnete liegen im Vergleich finanziellen Hintergrund längst nicht mehr für alle der der Einkommenszuwächse der letzten Jahre – Frau Fall. Kollegin Schleicher-Rothmund hat darauf hingewiesen, ich will es noch konkretisieren – erheblich hinter der Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben die Pflicht, Privatwirtschaft zurück. Die Landtagsverwaltung hat hier darauf hinzuarbeiten, dass die Aufgabe für möglichst die letzten 15 Jahre einmal berechnet. Hier wäre ein viele Menschen interessant bleibt oder wieder wird, Zuschlag von nicht weniger als 700 Euro zusätzlich Volksvertreter zu werden. notwendig, wenn Abgeordnete vergleichbar den Ange- stellten der Privatwirtschaft behandelt würden. Selbst Meine Damen und Herren, es geht nicht in erster Linie bezogen auf den Tarifbereich des öffentlichen Dienstes um uns selbst. Natürlich geht es auch um uns, aber wir ergibt sich noch eine Differenz von 230 Euro, und bezo- sind, wenn die Bürger uns nicht mehr wollen, in zwei gen auf die Landesbeamten eine Differenz von immerhin Jahren nicht mehr dabei. Dann aber werden, wenn nicht noch 130 Euro. wir, andere gebraucht, um diese Aufgabe für die Bürge-

Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009 3975

rinnen und Bürger zu erledigen. Auch für die muss es der damit verbundenen Verantwortung und Belastung interessant sein. und des diesem Amt im Verfassungsgefüge zukommen- den Ranges auch gerecht werden. (Glocke des Präsidenten) Wenn wir uns als Abgeordnete mit Beamten des höhe- Deshalb ist eine angemessene Diätenerhöhung sinnvoll ren Dienstes vergleichen, macht es Sinn, eine ähnliche und notwendig. Erhöhung vorzunehmen. Die Abgeordneten sind unge- fähr auf A 15 gestellt. Die ganze Ministerialbürokratie im Herr Präsident, ich komme zum Schluss. höheren Dienst profitiert von dem Tarifabschluss – nichts gegen die Ministerialbürokratie –, der jetzt für Ich glaube, wir werden mit der gefundenen Lösung un- die Beamten übernommen wird. Deshalb bietet es sich serer Verantwortung uns selbst, den Bürgerinnen und an, auch für die Abgeordneten eine ähnliche Erhöhung Bürgern sowie der Gesellschaft gegenüber gerecht. Wir umzusetzen und durchzusetzen. haben gute Argumente. Ich bin sicher, die Bürgerinnen und Bürger werden diese akzeptieren. Meine Damen und Herren, ich meine, dass das, was jetzt vorgesehen ist, angemessen ist und man die 40 Vielen Dank. Euro plus 3 % in diesem Jahr und ab März nächsten Jahres weitere 1,2 % als angemessen bezeichnen kann. (Beifall der CDU und des Abg. Pörksen, SPD) Es ist auch nach mehr als zehn Jahren angemessen, die allgemeine Unkostenpauschale leicht zu erhöhen. Eine Vizepräsident Schnabel: Erhöhung der Fahrkostenpauschale ist deshalb ange- messen, weil die Wegstreckenentschädigung im öffentli- Für die FDP-Fraktion hat Herr Kollege Eymael das Wort. chen Dienst ebenfalls angehoben worden ist. Insofern handelt es sich um ein paralleles Verfahren.

Abg. Eymael, FDP: Meine Fraktion wird den Gesetzentwürfen zustimmen.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Her- Ich will noch einmal das wiederholen, was Herr Kollege ren! Auch für meine Fraktion gilt, wir brauchen eine Bracht bereits zum Ausdruck gebracht hat: Wir brauchen angemessene Beamtenbesoldung. Die Beamten haben mehr Bewerberinnen und Bewerber für die Parlamente im Verhältnis zu anderen Gruppen des öffentlichen in der Politik. Die Position eines Abgeordneten muss Dienstes in der Vergangenheit mehr Opfer gebracht. Ich eine gewisse Attraktivität haben. Vor allem muss ein erinnere daran, dass das Weihnachtsgeld gekürzt wur- Abgeordneter aber unabhängig sein. Alle gesellschaftli- de. Die 40-Stunden-Woche wurde eingeführt. Die Ei- chen Gruppen sollen im Parlament vertreten sein. Das genbeteiligung bei der Beihilfe wurde eingeführt. Die ist leider nicht der Fall. Das trifft auch auf dieses Parla- Jubiläumszuwendung wurde abgeschafft. Es gibt eine ment nicht zu. Deshalb müssen wir ein Stück weit für ganze Einsparliste, und die Beamten – zumindest im dieses Mandat werben, ohne allerdings die Angemes- gehobenen und im höheren Dienst – haben auch wenig senheit in der Diätenfrage zu überschreiten. an Gehaltserhöhungen in den Jahren 2007 und 2008 partizipiert, nämlich nur mit jeweils 0,5 %. Wir hatten (Beifall der FDP) damals eigentlich einen Antrag gestellt, dass auch schon damals sozusagen der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst übernommen wird. Das wären 2,9 % für das Jahr Vizepräsident Schnabel: 2008 gewesen. Dies wurde hier im Plenum von der Mehrheitsfraktion anders gesehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Wir kommen deshalb zur unmittel- Im Übrigen sind auch die Gehälter und die Löhne in der baren Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktio- gewerblichen Wirtschaft im Jahr 2008 um durchschnitt- nen der SPD, CDU und FDP „Landesgesetz zur Integra- lich 3,5 % gestiegen. Die Diätenerhöhung betrug in den tion der jährlichen Sonderzahlung und zur Anpassung Jahren 2007 und 2008 jeweils auch 0,5 %. der Besoldung und Versorgung 2009/2010 (LBVAnpG 2009/2010)“ – Drucksache 15/3224 – in zweiter Bera- Ich meine, dass die allgemeine Einkommensentwicklung tung, da die Beschlussempfehlung die unveränderte an den Beamten nicht vorbeigehen darf. Wenn man sich Annahme empfiehlt. – Wer stimmt zu? – Gegenstim- dann entschließt, parallel ein Verfahren einzuführen, mit men? – Stimmenthaltungen? – Damit ist der Gesetzent- dem man analog das Tarifergebnis für die Beschäftigten wurf mit den Stimmen aller drei Fraktionen angenom- der Länder für die Beamten übernimmt – darauf hat man men. sich verständigt –, ist dieses Vorgehen auch angemes- sen für die Erhöhung der Diäten für die Abgeordneten. Wir kommen zur Schlussabstimmung. – Wer zustimmen möchte, den bitte ich, sich vom Platz zu erheben. – Abgeordnete haben einen Stellenwert in der Öffentlich- Damit ist das Landesgesetz einstimmig angenommen. keit. Das hat im Übrigen auch das Bundesverfassungs- gericht immer wieder zum Ausdruck gebracht. So hat es z. B. gesagt: Die Entschädigung der Abgeordneten muss Wir kommen zur unmittelbaren Abstimmung über den nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsge- Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, CDU und FDP richts der Bedeutung des Amtes unter Berücksichtigung „…tes Landesgesetz zur Änderung des Abgeordneten-

3976 Landtag Rheinland-Pfalz - 15. Wahlperiode - 65. Sitzung, 25. März 2009

gesetzes Rheinland-Pfalz und des Fraktionsgesetzes Platz zu erheben. – Damit ist das Landesgesetz ein- Rheinland-Pfalz“ – Drucksache 15/3225 –, da die Be- stimmig angenommen. schlussempfehlung die unveränderte Annahme emp- fiehlt. – Wer stimmt zu? – Gegenstimmen? – Stimment- Meine Damen und Herren, wir sind am Ende der heuti- haltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen gen Tagesordnung angekommen. Ich lade Sie zur mor- aller drei Fraktionen angenommen. gigen 66. Plenarsitzung um 09:30 Uhr ein. Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg bzw. einen schönen Parlamentarischen Abend. Wir kommen zur Schlussabstimmung. – Wer dem Ge- setzentwurf zustimmen möchte, den bitte ich, sich vom E n d e d e r S i t z u n g: 18:35 Uhr.