Bau- und Baustoffmaschinen

Saudi-Arabien

Konjunkturbericht Bauindustrie

April 2012

Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung.

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Marktbericht Bauwirtschaft - Saudi-Arabien

Verfasser: Robert Espey, Germany Trade & Invest, Dubai

Dubai (gtai) - In Saudi-Arabiens Bauwirtschaft gibt es Kapazitätsengpässe. Die Branche wächst seit Jahren schneller als die ohnehin vom Ölpreis beflügelte Gesamtwirtschaft und hat ein dickes Auftragspolster angesammelt. Über die Hälfte der Sektorinvestitionen kommen vom Staat, der mit seinen Petrodollar ein ambitioniertes Wohnungsbauprogramm finanziert und die Infrastruktur massiv ausbaut. Saudi- Arabiens Projektmarkt ist inzwischen zum größten in der Region aufgestiegen.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Konjunkturerwartungen

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts

Nach vorläufigen Angaben der saudi-arabischen Statistikbehörde (Central Department of Statistics & Information) wurde 2011 mit einem realen Plus von 6,8% der seit 2003 höchste Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht. Das BIP-Wachstum war 2009 zum Stillstand gekommen, für 2010 wurde eine Zunahme um 4,6% registriert. Besonders stark legte 2011 die verarbeitende Industrie zu, hier ergab sich eine Steigerung um 12,4%, verursacht vor al- lem durch die Expansion der Petrochemie. Die Bauwirtschaft verzeichnete eine Erhöhung um 11,6%, der Bereich Transport, Lagerwesen und Kommunikation um 10,1%.

Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Indikator 2010 1) 2011 2) 2012 2) BIP 4,6 6,8 4,8 Einfuhr (mit Dienstleistungen) 4,2 10,0 7,0 Bruttoanlageinvestitionen 3,6 6,2 6,3 Privater Verbrauch 3,2 7,5 6,2 1) vorläufige offizielle Angaben; 2) EIU-Schätzung/Prognose (März 2012) Quellen: Central Department of Statistics & Information, Economist Intelligence Unit (EIU)

Wesentlich aufgrund des Ölpreisanstiegs ist 2011 das nominale BIP-Wachstum deutlich höher als das reale ausgefallen. Ein Plus von 28% auf umgerechnet 577 Mrd. US$ wird gemeldet, im Vergleich zu 2009 (377 Mrd. US$) ergibt sich eine Steigerung um über 50%. Der OPEC-Refe- renzpreis lag 2011 mit durchschnittlich 107 US$/Barrel um 39% über dem Vorjahresniveau. Im bisherigen Jahresverlauf 2012 ist ein weiterer Anstieg zu verzeichnen, für das 1. Quartal wird ein Durchschnitt von 117 US$/Barrel gemeldet.

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Einfluss auf die reale BIP-Zunahme hatte 2011 die Ausweitung der saudi-arabischen Förder- menge um 12% auf durchschnittlich 9,27 Mio. Barrel pro Tag (bpd), die vor allem durch den Ausfall der libyschen Produktion möglich wurde. Der saudi-arabische Ausstoß stieg 2011 konti- nuierlich an, von 8,73 Mio. bpd im 1. Quartal auf 9,66 Mio. bpd im letzten.

Die BIP-Verwendungsrechnung zeigt 2011 einen nominalen Anstieg der laufenden staatlichen Ausgaben um 14% auf umgerechnet 114 Mrd. US$, wesentlich verursacht durch höhere Ge- haltszahlungen und Transferleistungen. Der private Konsum hat um 9% auf 174 Mrd. US$ zu- gelegt, der Anstieg der Verbraucherpreise wird mit 4,7% angegeben. Die privaten und staatli- chen Bruttoanlageinvestitionen expandierten um 18% auf 110 Mrd. US$. Den größten Wachs- tumsbeitrag erbrachte wegen der Öl-Hausse der Außenhandel mit einer Verdoppelung des Überschusses auf 179 Mrd. US$.

Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2010 2011 1) Vergleichsdaten Deutschland 2011 BIP (nominal, Mrd. US$) 450,8 576,8 3.576 BIP pro Kopf (US$) 16.357 20.601 43.720 Bevölkerung (Mio.) 2) 27,6 28,0 81,8 Wechselkurs (1 US$ = S.Rl.) 3) 3,75 3,75 - 1) vorläufig; 2) jeweils zur Jahresmitte; 3) der Saudi-Riyal ist an den US-Dollar gekoppelt Quellen: Central Department of Statistics & Information; Statistisches Bundesamt; Berechnun- gen von Germany Trade & Invest

Auch 2012 bleibt Saudi-Arabien auf solidem Wachstumskurs. Allerdings dürften eine Verlang- samung der expansiven Haushaltspolitik, eine möglicherweise stagnierende Ölförderung und eventuell sinkende Ölexporte - weil Libyen wieder am Markt ist - zu einem realen BIP-Plus von unter 5% führen. Sollten die iranischen Ölexporte (Februar 2012: 2,2 Mio. bpd) aufgrund der amerikanisch-europäischen Sanktionspolitik stärker als derzeit angenommen sinken, ist eine Aufstockung der saudi-arabischen Ölausfuhren zu erwarten, hinreichende Reservekapazitäten sind vorhanden.

Mittelfristig könnte Saudi-Arabien bei möglicherweise wieder sinkenden Ölpreisen und gerin- geren Ölexporten auf ein Haushaltsdefizit zusteuern. Dennoch dürfte das erreichte hohe Niveau der laufenden und investiven Staatsausgaben vorerst gehalten werden beziehungsweise weiter steigen, denn die Rücklagen sind mittlerweile gewaltig. Die saudi-arabische Zentralbank mel- det für 2011 einen Anstieg der Reserven um 21,6% auf 541 Mrd. US$.

Der Anteil der Öleinnahmen an den gesamten Staatseinnahmen erhöhte sich 2010 auf über 90%. Saudi-Arabien konnte im Zeitraum 2004 bis 2008 sehr hohe Budgetüberschüsse erzielen, das Krisenjahr 2009 brachte dann ein Defizit von 6,1% des BIP, die Rückkehr zu einem positi- ven Budgetergebnis erfolgte 2010 (23,4 Mrd. US$ oder 5,2% des BIP). Vorläufigen Angaben des Finanzministeriums zufolge wurde 2011 ein Budgetplus von rund 82 Mrd. US$ erzielt, bei Ausgaben von 214 Mrd. US$ und Einnahmen von 296 Mrd. US$. Das Plus entspricht 14,1% des BIP. Der Anteil des Ölsektors an den Staatseinnahmen kletterte auf etwa 93%.

3 www.gtai.de Investitionen

Nach einer langen Phase mit zweistelligen Zuwachsraten waren 2009 die Bruttoanlageinvestiti- onen laut Statistikbehörde um real 4,6% gefallen (2008: +12,6%). Eine Erhöhung von 3,6% ergab sich 2010. Für 2011 und die folgenden beiden Jahre schätzt und prognostiziert die Economist Intelligence Unit Erhöhungen von jeweils gut 6%. Die Bank HSBC nennt 7,5% für 2011 und 9,0% für 2012.

Nominal haben die Bruttoanlageinvestitionen 2011 um 18,5% auf 412,0 Mrd. S.Rl. (109,9 Mrd. US$) zugelegt. Ein Zuwachs um lediglich 3,7% auf 347,8 Mrd. S.Rl. (92,7 Mrd. US$) wurde 2010 ermittelt, negativ war die Entwicklung 2009 mit einem Rückgang um 3,6% auf 335,3 Mrd. S. Rl. (89,4 Mrd. US$). Eine Aufschlüsselung der Bruttoanlageinvestitionen nach Sektoren liegt für 2011 noch nicht vor. Im Jahr 2010 hatte der Wohnungsbau einen Anteil von etwa 12%, der sonstige Gebäudebau 30% und Maschinen/Ausrüstungen/Anlagen 45%. Von den gesamten Bruttoanlageinvestitionen entfielen auf den Staat und den staatlich kontrollierten Ölsektor 51%.

Anfang 2011 hat Saudi-Arabien von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Position als größter Projektmarkt der Golfregion übernommen und zwischenzeitlich seinen Vorsprung stark ausgebaut. Aktuell liegt das von der Datenbank MEED Projects erfasste Volumen der in Saudi- Arabien geplanten und laufenden Vorhaben bei rund 750 Mrd. US$ (VAE: 560 Mrd. US$).

Konjunktur in der Bauwirtschaft

Überblick

Die saudi-arabische Bauwirtschaft hat 2011 ihr Wachstum weiter beschleunigt und könnte 2012 noch stärker expandieren. Sie wuchs 2011 nach vorläufigen Daten des Statistikamtes um 11,6%, das BIP mit 6,8%. Gelingt es der Baubranche, das 2011 sehr viel dicker gewordene Auftragspolster zügig umzusetzen, wären 2012 und 2013 ähnliche Zuwächse möglich. Es ist allerdings unklar, ob die Baufirmen die dazu notwendigen Kapazitäten mobilisieren können oder ob sich Projekte verzögern. Auch ist bei einigen Baumaterialien mit einer angespannten Versorgungslage zu rechnen. Entsprechend dürften die Materialpreise anziehen, was eine Nachkalkulation einiger Projekte erforderlich machen wird.

Im Jahr 2010 wurde im Bausektor den revidierten Angaben der saudi-arabischen Statistikbe- hörde zufolge ein reales Wachstum von 7,8% verzeichnet, die gesamte Volkswirtschaft kam auf ein Plus von 4,6%. Auch im Durchschnitt des Zehnjahreszeitraums 2001 bis 2010 hat sich die Bauwirtschaft durch ein Wachstum oberhalb des BIP ausgezeichnet. Das schwächste Er- gebnis seit 2001 verzeichnete die Branche 2009 mit einem Plus von nur 0,6%, in dem Krisen- jahr stagnierte das BIP (+0,1%).

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Bauprojekte in der Planungs- und Durchführungsphase Bereiche Durchführungsphase Planungsphase *) Zahl der Pro- Wert (Mrd. Zahl der Pro- Wert (Mrd. jekte US$) jekte US$) Bürosektor 30 10,3 12 3,8 Kultur 5 3,4 k.A. k.A. Bildung 82 9,7 68 8,1 Gesundheitswesen 49 4,3 27 4,3 Hotels und Gaststätten 11 1,9 15 7,2 Industrie 11 1,6 17 13,4 Infrastruktur 21 3,5 11 2,2 Freizeit 3 0,6 3 1,8 Häfen 2 0,3 2 2,4 Kombinierte Wohn-/Gewerbeprojekte 19 12,1 42 121,0 Öffentliche Gebäude 11 12,1 3 2,0 Wohnungsbau 57 18,0 20 15,4 Einzelhandel 2 0,5 k.A. k.A. Telekommunikation 2 0,2 k.A. k.A. *) hier sind Projekte in unterschiedlichen Planungsphasen erfasst (Studie, Design, Ausschrei- bung etc.) Quelle: MEED Projects (März 2012)

Im Jahresverlauf 2011 weist der vierteljährlich von der saudi-arabischen National Commercial Bank (NCB) erstellte "Construction Contracts Index" einen steilen Anstieg aus. Anfang 2011 waren es weniger als 200 Indexpunkte, im Dezember dann über 450. Das Vertragsvolumen summierte sich 2011 auf 270 Mrd. Saudi Riyal (S.Rl.; 72 Mrd. US$), dies entspricht einem An- stieg gegenüber 2010 um mehr als 150%. Allerdings war die Vertragsvergabe 2010 eingebro- chen. Als Reaktion auf die schwache Gesamtkonjunktur hatte die saudi-arabische Regierung die Vertragsvergabe 2009 kräftig ausgeweitet. Die NCB registrierte 2009 eine Erhöhung des Vertragsvolumens um 86% auf 207 Mrd. S.Rl. (55 Mrd. US$), auf nur 107 Mrd. S.Rl. (29 Mrd. US$) ging es 2010 zurück.

Die umfangreichsten Bauaufträge wurden 2011 im Transportsektor vergeben (rund 50 Mrd. S.Rl.; 13 Mrd. US$), gefolgt von der Stromerzeugung (45 Mrd. S.Rl.; 12 Mrd. US$), industri- ellen Projekten (ohne Petrochemie; 34 Mrd. S.Rl.; 9 Mrd. US$) und der Petrochemie (25 Mrd. S.Rl.; 7 Mrd. US$). Auf diese vier Bereiche entfielen 57% des gesamten Auftragsvolumens.

Die Entwicklung der Bauwirtschaft hängt im Wesentlichen von staatlichen oder zumindest öf- fentlich finanzierten oder subventionierten Projekten ab. Gleichwohl werden Bauaufträge pri- vater Investoren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Steigerung der öffentlichen Bauin- vestitionen - wie der Staatsausgaben insgesamt - bereitet Saudi-Arabien angesichts seiner großen Reserven und hoher laufender Einnahmen aufgrund der Ölpreisentwicklung keinerlei Probleme. Um geschätzte 25% auf über 800 Mrd. S.Rl. (213 Mrd. US$) sind die Staatsausga- ben 2011 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Trotz dieser Ausgabenerhöhung konnte Saudi- Arabien noch einen Budgetüberschuss von etwa 300 Mrd. S.Rl. (80 Mrd. US$) verbuchen und seine internationalen Reserven auf 2.029 Mrd. S.Rl. (540 Mrd. US$) ausbauen.

Nach der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entfallen auf den staatlichen Sektor durch- schnittlich etwa 60% der gesamten Bauinvestitionen. Das saudi-arabische Statistikamt (Central Department of Statistics & Information) hat bislang noch keine Zahlen für 2011 ver-

5 www.gtai.de öffentlicht. Mit 146,0 Mrd. S.Rl. (38,9 Mrd. US$) werden die Bauinvestitionen für 2010 ange- geben. Auf den Wohnungsbau entfielen 40,4 Mrd. S.Rl., auf den Nichtwohngebäudebau und andere Baumaßnahmen (vor allem Straßen- und Tiefbau) 105,6 Mrd. S.Rl.

Im Wohnungssektor hatte 2010 der Privatsektor einen Anteil an den Bauinvestitionen von über 90% (entsprach 36,6 Mrd. S.Rl.). Der Staat (einschließlich Ölsektor) dominierte in den anderen Bausparten mit 78,8 Mrd. S.Rl. beziehungsweise mit einem Anteil von 75%.

Der laufende 9. Fünfjahresplan (2010 bis 2014; verabschiedet im August 2010) sieht eine kräftige Ausweitung der Bauinvestitionen vor. Während des 8. Fünfjahresplans (2005 bis 2009) erreichten die Bauinvestitionen (zu konstanten Preisen von 1999) 484,1 Mrd. S.Rl. Die Investi- tionen stiegen von nominal 93,6 Mrd. S.Rl. im ersten Jahr des Plans kontinuierlich auf 162,5 Mrd. S.Rl. im letzten an.

Im aktuellen Fünfjahresplan wird mit einer Erhöhung der Bauinvestitionen um real insgesamt 38% kalkuliert. Dem Plan zufolge sollen die Wohnungsbauinvestitionen gegenüber dem voran- gegangenen Planungszeitraum nur um 11% zulegen, die anderen Bauinvestitionen dagegen um 51%. Die Regierung hat aber 2011 vor den Hintergrund der politischen Krisen in der arabi- schen Welt eine deutlich stärkere Förderung des bislang vernachlässigten sozialen Wohnungs- baus zugesagt.

Entwicklungen in einzelnen Bausparten

Hochbau / Gebäudebau

Wohnungsbau

In Saudi-Arabien ist der Wohnungsmarkt weiterhin durch erhebliche Ungleichgewichte gekenn- zeichnet. Private Investoren konzentrieren sich auf den gehobenen Bedarf, während es viel zu wenige Wohnungen für mittlere und untere Einkommensgruppen gibt. Ankündigungen der Re- gierung, diese Schieflage zu beseitigen, gab es in den letzten Jahren immer wieder. Jetzt scheint das Herrscherhaus aber fest entschlossen, den sozialen Wohnungsbau stark zu forcie- ren, die Haushaltsmittel sind vorhanden.

In den nächsten Jahren wird in Saudi-Arabien der Wohnungsbau zu den besonders dynami- schen Sparten der Bauwirtschaft gehören - wenn es der Regierung gelingt, ihre ehrgeizigen Ziele umzusetzen. Als Reaktion auf den "Arabischen Frühling" hat König Abdullah angekündigt, den großen Fehlbestand an preisgünstigen Wohnungen schnellstmöglich abzubauen. Um dem gesamten Bedarf gerecht zu werden, müssten 2010 bis 2014 etwa 1,5 Mio. Wohnungen ent- stehen. Bislang sieht es aber nicht danach aus, dass diese Größenordnung erreicht wird.

Ein im Frühjahr 2011 gestartetes Programm zum Bau von 500.000 Wohnungen sowie andere Fördermaßnahmen und die geplante Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Hypothekenfinanzierung (Mortgage Law) werden den Wohnungsbau deutlich beleben. Be-

6 www.gtai.de obachter weisen jedoch darauf hin, dass in der Vergangenheit die Wohnungsbauziele immer weit verfehlt wurden. So sollten während des 7. Entwicklungsplans (2000 bis 2004) jährlich 150.000 Wohnungen fertig werden, tatsächlich waren es nur rund 50.000. Für die Laufzeit des 8. Entwicklungsplans (2005 bis 2009) lag die Zielmarke bei jährlich 200.000 Einheiten, aber nur durchschnittlich 120.000 wurden gebaut.

Dem 500.000-Wohnungen-Programm steht ein Gesamtbudget von 250 Mrd. S.Rl. (67 Mrd. US$) zur Verfügung. In der gegenwärtig laufenden Projektphase 1 sollen 100.000 Einheiten für umgerechnet 13,6 Mrd. US$ entstehen. Im Oktober 2011 hat das Wohnungsbauministerium die US-amerikanische Architektur- und Ingenieurfirma Parsons engagiert, um elf Wohnungs- bauvorhaben mit insgesamt 25.000 bis 30.000 Einheiten zu planen und anschließend die Bau- überwachung zu übernehmen. Parsons ist seit 35 Jahren in Saudi Arabien aktiv.

Wohnungsbauprojekte in der Planungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Saudi Housing Project: Phase I: Jeddah 4.760 Design Ministry of Housing King Abdullah Economic City: Residential 3.700 Design Emaar Economic City Districts Jizan Economic City: Central Business District 2.000 Gestoppt MMC Corporation Berhad / Saudi & Residential Zone Binladin Group Jeddah City Development: Jeddah Gate: Abraj 1.300 Ausschreibung Emaar Middle East Al-Hilal Towers: Phase 2 Madinah Knowledge Economic City: Display 880 Gestoppt Seera City Real Estate Villas Development Al Mada Tower / Jeddah 533 Ausschreibung Keppel Al Numu Development Limited The Economic City: King Abdullah Economic 500 Gestoppt Emaar Economic City City: Esmeralda Suburb Housing Project Jizan 442 Ausschreibung Ministry of Defence & Aviation The Northern Border University in Arar: Faculty 369 Ausschreibung Ministry of Higher Education Accommodation: Phase II Sulaiman Al Rajhi University: University 200 Design Sulaiman Al Rajhi Colleges Accommodation Madinah Knowledge Economic City: Gated 180 Ausschreibung Seera City Real Estate Villas: Stage B Development Saudi Housing Project: Phase I: Asir: Bisha 100 Ausschreibung Ministry of Housing Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Aktuell befinden sich erst vier Baumaßnahmen der Phase 1 im Wert von 280 Mio. US$ in der Ausschreibungsphase, davon drei in der Hauptstadtregion (, Hotat Bani Tamim und Hraimla) und eine in der Provinz Asir (Bisha). Für 100 Mio. US$ sind in Bisha 736 Einheiten (Apartments und Einfamilienhäuser) geplant. Einziger Bewerber um den EPC-Vertrag (Engineering, Procurement, Construction) ist Abdul Rahman Saad Al Rashid & Sons. Das Bau- unternehmen ist auch der einzige Interessent für die genannten drei Maßnahmen in Riad, wo insgesamt 1.324 Einheiten für 180 Mio. US$ (davon 32 Mio. für Hraimla) vorgesehen sind. Alle vier Vorhaben sollen 2014 fertig werden.

Ein Teilprojekt der Phase 1 ist im Design. Es handelt sich um den Bau von etwa 35.000 Ein- heiten in Jeddah im Wert von 4,76 Mrd. US$. Mit einer Ausschreibung wird in der 2. Hälfte 2012 gerechnet, als Fertigstellungstermin ist 2016 anvisiert. Noch in einem sehr frühen Pla-

7 www.gtai.de nungsstadium sind weitere Teilprojekte in Al-Kharj, Dammam, Al-Ahsa, Al-Qatif, Medinah, Tabuk und Khamis Mushayt.

Wird das Tempo bei der Umsetzung des 500.000-Wohnungen-Programms nicht deutlich er- höht, kommt es zu einer drastischen Verfehlung der Ziele. Zwar wurde nie verbindlich ein Rea- lisierungszeitraum für das Programm genannt, aber allgemein gehen Beobachter davon aus, dass die geplanten 500.000 Wohnungen bis 2014 oder spätestens 2015 bezugsfertig sein sol- len.

Bürogebäude

In Saudi-Arabien führen staatliche Beschäftigungs- und Investitionsprogramme sowie die gute Gesamtkonjunktur zu einem kontinuierlich steigenden Bedarf an Büroflächen. Dennoch wächst die Nachfrage langsamer als das Angebot. Werden laufende Großprojekte im geplanten Zeit- rahmen abgeschlossen, könnten mittelfristig die Leerstandsraten ein kritisches Niveau errei- chen. Investoren zeigen deshalb bei der Planung neuer Bürokomplexe deutliche Zurückhal- tung, sie überprüfen bestehende Projekte und stoppen einige vorläufig.

Die Angaben über den aktuellen Leerstand im Central Business District (CBD) der Hauptstadt Riad schwanken je nach Datenerhebung. Für Büroflächen der Kategorie A schätzt der Immobi- liendienstleister CB Richard Ellis die Quote auf etwa 20%. Die Maklerfirma JLL gibt 16% an, berücksichtigt aber Bürogebäude der Kategorie A und B. Den Gesamtbestand an Büroflächen in Riad (Kategorien A bis C, ganzes Stadtgebiet) veranschlagt JLL mit rund 3,2 Mio. qm (Ende 2011), den Leerstand mit 12%.

Im Jahresverlauf 2011 sind in Riad über 290.000 qm hinzugekommen, darunter der Al Munajem Tower mit einer Gross Leasable Area von 17.000 qm, der Waseel Tower (33.000 qm), Home Office Arouba (50.000 qm), der Anoud Tower 2 (17.500 qm) sowie der Al Nakheel Tower. Der Büroflächenbestand erhöhte sich 2009 und 2010 um etwa 140.000 beziehungs- weise 200.000 qm.

Branchenkenner warnen vor einer Krise auf dem Büromarkt der Hauptstadt, falls die für 2012 bis 2014 geplanten Fertigstellungen in vollem Umfang realisiert werden sollten. Die traditio- nellen Bürolagen in der Innenstadt, die unter anderem aufgrund der schwierigen Verkehrs- und Parkplatzsituation immer mehr an Attraktivität verlieren, müssen zukünftig mit hoch at- traktiven Neubauprojekten nördlich des Stadtzentrums konkurrieren.

JLL prognostiziert für 2012 und 2013 eine Ausweitung des Büroflächenangebots in Riad um insgesamt 0,82 Mio. auf über 4 Mio. qm. Einen solchen Angebotsschub kann der Markt nicht absorbieren, mit einem harten Wettbewerb muss gerechnet werden. Da es sich bei den Neuzu- gängen zumeist um recht exklusive Immobilien handelt, dürften die geforderten Mieten entsprechend hoch sein. Marktbeobachter erwarten, dass viele Unternehmen bereit sind, für die bessere Lage und Ausstattung der neuen Bürokomplexe höhere Mieten in Kauf zu nehmen.

8 www.gtai.de Zu welchen Mieterbewegungen das Überangebot tatsächlich führen wird, ist aber nur schwer vorherzusagen. Versucht etwa die Firma Rayadah sein gesamtes Volumen bis 2014 in den Markt zu drücken, könnte es zu heftigen Preisbewegungen kommen.

Büro-Projekte in der Planungsphase (Auswahl) Projekt Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Jeddah City Development (Near Old Airport): Business 1.500 Design Emaar Middle East Centre Mecca Tareeq Al-Mawazee: Commercial Units 1.000 Design Dallah Albaraka Group King Abdullah Financial District: Tadawul Tower 267 Design Saudi Stock Exchange Organisation of Islamic Conference Headquarters 200 Design Ministry of Finance Al Rajhi Headquarters in Riyadh 200 Design Al Rajhi Bank Qassim University: Convention Center 120 Design Ministry of Higher Educa- tion Yanbu Headquarters 113 Ausschreibung Royal Commission for Jubail & Yanbu Al Khobar Office Building 90 Ausschreibung Abdullah Al Reziza Group Riyadh Water & Electricity Ministry Headquarters 80 Gestoppt Arriyadh Development Authority Dammam University: Main Administration Building 80 Design Ministry of Higher Education Al Nahla Tower 70 Gestoppt Al Nahla Group Al Majmaah University: Deanery & Administration 50 Ausschreibung Ministry of Higher Building Education Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Auch in der Wirtschaftsmetropole Jeddah steigt das Büroflächenangebot deutlich stärker als die Nachfrage. Erst mittelfristig wird sich die Marktsituation wieder zu Gunsten der Vermieter ent- wickeln. Nach Angaben von JLL verfügte Jeddahs CBD Ende 2010 in den Kategorien A und B über rund 357.000 qm. Das Jahr 2011 brachte einen kräftigen Angebotsschub, etwa 148.000 qm Bürofläche kamen hinzu. Damit waren Ende 2011 rund 505.000 qm verfügbar. Für das gesamte Stadtgebiet wird aktuell die Bürofläche (alle Kategorien) auf etwa 1,8 Mio. qm ge- schätzt.

In der Ostprovinz (Dammam, Al Khobar und Dhahran) sind die Büromieten traditionell deutlich niedriger als in Riad und Jeddah. Auch in den Städten der Ostprovinz dürfte sich das beste- hende Überangebot an Büroflächen kurz- und mittelfristig noch erhöhen. Dort gibt es keine Bürolagen, die sich als übliche CBD klassifizieren lassen. Neue Objekte entstehen vor allem an den Hauptverkehrsachsen, die Dammam und Al Khobar verbinden.

Hotelwesen

In Saudi-Arabien ist 2011 die Zahl der ausländischen Besucher sprunghaft angestiegen. Zwar wird ein Großteil der Reisenden privat untergebracht, aber auch die Hotels und die Anbieter möblierter Apartments verbuchen einen kräftigen Nachfrageanstieg. Der Bedarf an neuen Un- terkünften und anderen touristischen Einrichtungen erhöht sich. Die staatlichen Planer gehen von einer Fortsetzung des Wachstumstrends aus. Das Beherbergungsgewerbe genießt wegen des hohen Personalbedarfs als Jobmotor ein besonderes Interesse der Regierung.

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Bis Anfang 2013 sollen insgesamt 125 Hotelprojekte mit 19.572 Zimmern fertiggestellt wer- den. Dies prognostizierte im Dezember 2011 Salah K. Al-Bukhayyet, der für Investitionen zu- ständige Vizepräsident der Saudi Commission for Tourism & Antiquities (SCTA). Davon sollen auf die Provinz Riad 42 Hotels (6.446 Zimmer) entfallen, gefolgt von der Ostprovinz (27 Ho- tels, 3.510 Zimmer) und den Provinzen Medina (8, 3.300) und Mekka (14, 2.305).

Der mit Abstand größte Bedarf an neuen Hotelbauten besteht im Großraum Mekka. Gegenwär- tig sind dort geschätzte 55.000 Hotelzimmer verfügbar. Davon entsprechen weniger als 20% internationalem Standard. Nach Einschätzung von Experten ist zur angestrebten Ausweitung des religiösen Tourismus in Mekka bis 2020 eine Aufstockung des Hotelangebots auf 70.000 bis 80.000 Zimmer erforderlich. Bei Implementierung aller geplanten Hotelprojekte stünden 2020 rund 100.000 Zimmer zur Verfügung. Beobachter erwarten jedoch, dass einige Vorhaben letztlich nicht realisiert werden.

Nach Mekka ist Medina der zweitgrößte Hotelmarkt in Saudi-Arabien. In der gesamten Provinz Medina boten 2010 knapp 200 Hotels rund 21.500 Zimmer an, davon nur etwa 3.600 in der 4- und 5-Sterne-Kategorie. Bis Ende 2014 sollen etwa 3.000 Zimmer hinzukommen. Mittel- und langfristig werden sich die neuen Hotelprojekte in der "Madinah Knowledge Economic City" konzentrieren. Dort soll eine Zimmerkapazität von 2.500 bis 3.000 entstehen.

In der Hauptstadt Riad, wo insbesondere im 5- und 4-Sterne-Segment ein unzureichendes Angebot besteht, sind 2011 etwa 1.100 Hotelzimmer hinzugekommen. Der Gesamtbestand in 2- bis 5-Sterne-Häusern lag Ende 2011 in Riad bei 7.100 Zimmern. JLL erwartet 2012 in Riad etwa 1.400 zusätzliche Hotelzimmer, 2013 und 2014 sollen insgesamt 1.900 hinzukommen. Damit gäbe es in der Hauptstadt Ende 2014 rund 10.400 klassifizierte Zimmer.

Hotelprojekte in der Planungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) King Abdullah Economic City: 4.000 Design Emaar Economic City Waterside Resort Al Rayis Resort Phase I 1.000 Design Saudi Commission for Tourism and Antiquities Dannat Resort 667 Design Al Khaleej Development Company (Tameer) Kempinski Sail Tower Jeddah 350 Design AMIAS Real Estate Mecca Hotel 267 Gestoppt Tabung Haji Hilton Al Jubail 160 Design Dar Al Bayan Real Estate Onaizah Resort 150 Gestoppt Al Tilal Real Estate King Abdullah Economic City: Resort 120 Gestoppt Emaar Economic City Cove Al Diyafa Hotel & Residential Tower 100 Gestoppt Al Diyafa Real Estate Holiday Inn 100 Studie Al Aqeeq Real Estate Grand Hyatt Hotel in Jeddah 90 Design Naseel Holding Park Hyatt Hotel in Riyadh 70 Design Naseel Holding Mirage Grand Hotel 59 Studie Mawten Real Estate Company Hyatt Regency Hotel in Jeddah 51 Design Naseel Holding Safwa Hotel 50 Design Al Aqeeq Real Estate Jeddah Hotel 43 Design Shuaa Capital Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

10 www.gtai.de In Jeddah ist seit 2009 kein neues Hotel mehr eröffnet worden. Der aktuelle Zimmerbestand in der zur Provinz Mekka gehörenden Wirtschaftsmetropole liegt bei 11.500, wobei allerdings nur etwa 5.000 Zimmer auf klassifizierte Hotels entfallen. Der steigende Hotelbedarf in Jeddah wird sich aus Zuwächsen in allen Nachfragesegmenten ergeben. Die Zahl der Geschäftsreisen- den dürfte nicht nur aufgrund der weiter wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der saudi- arabischen Westküste steigen, sondern ebenfalls infolge des geplanten Baus eines riesigen Konferenzzentrums. Durch die Nähe zu Mekka (30 Minuten Fahrzeit) hat Jeddah auch Anteil am expandierenden religiösen Tourismus. Zudem bemüht sich die Stadt, ihren Wert als Ur- laubsregion durch neue Parks und andere Freizeiteinrichtungen zu erhöhen.

Gesundheitssektor

Saudi-Arabien hat begonnen, seinen Krankenhaussektor zügiger auszubauen. In der Vergan- genheit war das Entwicklungstempo eher gering. Der staatliche Sektor ist zwar weiterhin do- minierend, aber durch die schrittweise Einführung einer obligatorischen Krankenversicherung für ausländische Arbeitnehmer und deren Familien steigt die Nachfrage bei den privaten Hos- pitälern. Deutschen Anbietern von Medizintechnik und Krankenhausdienstleistungen bieten sich sehr gute Geschäftschancen, aber die Konkurrenz schläft nicht.

Die Investitionen in den Ausbau des saudi-arabischen Krankenhaussektors waren viele Jahre lang noch nicht einmal ausreichend, um die ohnehin unbefriedigende Relation Betten pro Kopf stabil zu halten. Zwischen 2006 und 2010 expandierten die staatlichen und privaten Bettenka- pazitäten um weniger als 9% auf 58.126. Infolge des hohen Bevölkerungswachstums standen 2010 pro 10.000 Einwohner nur noch 21 Betten zur Verfügung, für 2006 meldet das Gesund- heitsministerium 23 Betten. Offizielle Zahlen darüber, ob bereits 2011 eine hinreichende Zahl neuer Krankenhäuser fertiggestellt werden konnte, um den Negativtrend zu stoppen, liegen noch nicht vor.

Der vom Planungsministerium vorgelegte 9. Entwicklungsplan (2010 bis 2014) sieht eine Stei- gerung der Krankenhauskapazität auf 35 Betten pro 10.000 Einwohner vor. Bei Fortsetzung des hohen Bevölkerungswachstums werden in Saudi-Arabien 2014 fast 31 Mio. Menschen (2010: 27,1 Mio.) leben, darunter dann etwa 10 Mio. Ausländer. Um die angestrebte Quote zu erreichen, wären über 105.000 Betten notwendig. Damit müssten im genannten Fünfjahres- zeitraum durchschnittlich 9.800 Betten pro Jahr hinzukommen (Kapazität 2009: 55.932). Den Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge waren es jedoch im ersten Planungsjahr (2010) weniger als 2.200 zusätzliche Betten.

Das Gesundheitsministerium nennt als Zielmarkte für 2014 nur rund 97.500 Betten, was 32 Betten pro 10.000 Einwohner entsprechen würde. Aktuell gibt das Ministerium an, von 2011 bis 2015 insgesamt 121 Krankenhäuser bauen und 66 modernisieren zu wollen. Detaillierte Pläne sind allerdings nicht öffentlich bekannt. Das Ministerium hat jetzt beschlossen, im Haus- haltsjahr 2012 mit zwölf neuen Krankenhausprojekten, die über eine Kapazität von insgesamt 3.250 Betten verfügen sollen, zu beginnen.

Gesundheitsminister Abdullah Al-Rabeeah hat im November 2011 erklärt, dass innerhalb von zwei Jahren insgesamt 33 Krankenhäuser fertiggestellt werden sollen, darunter fünf Projekte

11 www.gtai.de mit jeweils 500 Betten, die anderen sollen über 200 bis 300 Betten verfügen. Alle neuen Kran- kenhäuser würden nach US-amerikanischen Vorschriften und besonderen Sicherheitsstandards errichtet, so der Minister.

Gemäß dem Ende 2011 veröffentlichten Kommentar des saudi-arabischen Finanzministeriums zum Budget 2012 sind derzeit mehr als 130 (staatliche) Krankenhäuser mit einer Bettenkapa- zität von 28.470 im Bau. Insgesamt 22 Krankenhäuser mit 3.200 Betten sollen 2011 fertigge- stellt worden sein. Zu diesen Angaben fehlen allerdings genauere Informationen, zudem har- monieren sie schlecht mit den Daten des Gesundheitsministeriums.

Krankenhausprojekte im Bau (Auswahl) Projekte Wert Geplante Projektbetreiber (Mio. Fertig- US$) stellung King Abdullah Center For Tumors and Liver 252 2013 Ministry of Health (MoH) Disease King Faisal Medical City. Phase 1 171 2012 MoH King Faisal University: University Hospital 157 2013 Ministry of Higher Education (MHE) Najran University Hospital 150 2015 MHE Taibah University in Medina: University Hospital 150 2014 MHE Taif University Hospital 150 2014 MHE Qassim University: University Hospital 147 2015 MHE Jouf University Hospital 141 2014 MHE Arar University Hospital 140 2014 MHE University of Dammam Hospital 133 2013 University of Dammam Tabuk University Hospital 131 2015 MHE Umm Al-Qura Hospital: Phase II 107 2015 Umm Al-Qura University Al Baha University Hospital 107 2015 MHE Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

In den staatlichen Krankenhäusern (und anderen staatlichen Gesundheitseinrichtungen) wer- den in der Regel nur Einheimische und deren Angehörige behandelt. Ausländer sind auf die privaten Krankenhäuser (und Arztpraxen) angewiesen. Die Meldung, dass Ausländer in staatli- chen Krankenhäusern behandelt würden, hat das Gesundheitsministerium als falsch zurückge- wiesen. Expatriates würden in privaten Einrichtungen versorgt, so die Stellungnahme.

Allerdings weist die offizielle Statistik für 2010 den Anteil der in Krankenhäusern des Gesund- heitsministeriums stationär behandelten ausländischen Patienten mit 12% aus. Hierbei dürfte es sich unter anderem um nicht eingebürgerte Angehörige saudi-arabischer Staatsbürger han- deln.

Industriebau (ohne Öl, Gas und Petrochemie)

Saudi-Arabien muss seine Wirtschaft diversifizieren, um die Abhängigkeit vom Öl zu vermin- dern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. In großem Stil sollen Industrien angesiedelt werden - vor allem in den großen neuen Wirtschaftsstädten, in zahlreichen ausgewiesenen Industriezo- nen sowie in der Nähe von Bergbauregionen. Der Raffinerie- und Petrochemiesektor hatte 2009 einen Anteil an der industriellen Wertschöpfung von etwa 35%, aber nur einen Anteil von 7,2% an der industriellen Beschäftigung. Für die Schaffung der dringend benötigten Arbeits-

12 www.gtai.de plätze ist deshalb die Ansiedelung anderer, arbeitsintensiverer Industrien entscheidend. Den- noch dürfte vorerst der Großteil der industriellen Investitionen auch außerhalb des Raffinerie- und Petrochemiesektors weiterhin auf kapitalintensive Großvorhaben entfallen. Ein Schwer- punkt ist die Metallbranche (Aluminium, Stahl etc.). Der Ausbau der Kunststoffindustrie wird sich beschleunigen.

Industrieprojekte in der Durchführungs- oder Planungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) King Abdullah Economic City: Industrial 6.000 Design Emaar Economic City District King Abdullah Economic City: Aluminium 5.000 Gestoppt Emaar / Emirates Alumi- Smelter nium International Jizan Economic City: Aluminium Smelter 3.500 Studie Sino Saudi Jizan Aluminium King Abdullah Economic City: Steel Plant 3.000 Ausschreibung Al Rajhi Steel Industries Jizan Economic City: Steel Plant (Phase II) 2.660 Durchführung South Steel Company Aluminium Project: Ras Al-Khair Rolling Mill 2.500 Durchführung Maaden / Alcoa Aluminium Project Ras Al-Khair Alumina 1.900 Durchführung Maaden / Alcoa Refinery Ras Al-Khair Aluminium Smelter: Carbon Area 1.554 Durchführung Maaden / Alcoa Ras Al-Khair Aluminium Smelter: Reduction 1.554 Durchführung Maaden / Alcoa Area Prince Abdul Aziz Bin Mousaed Economic City: 1.250 Gestoppt Al-Mal Investment Agriculture & Food Processing Prince Abdul Aziz Bin Mousaed Economic City: 1.250 Gestoppt Al-Mal Investment Mining Services Area Polysilicon Plant 1.200 Design FEB / PMD Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Seitens der saudi-arabischen Regierung besteht ein besonderes Interesse an der Entwicklung der Automobilzulieferindustrie und letztlich (in etwa zehn Jahren) an einer größeren lokalen

Kfz-Fertigung. Azzam Shalbi, der Präsident des staatlichen "National Industrial Clusters Programme", weist auf die Chancen für die Etablierung einer Kfz-Teile-Industrie hin. Die zu- nehmende Diversifizierung der Chemieproduktion ermögliche die kostengünstige lokale Her- stellung einer Vielzahl von Kfz-Komponenten.

Öl, Gas und Petrochemie

Eine massive Expansion des Raffineriesektors, der Petrochemie und nachgelagerter Industrien ist im Gange. Die Raffineriekapazitäten stagnieren seit Jahren bei 2,1 Mio. Barrel pro Tag (bpd). Drei Projekte sollen bis 2016 zu einer Erhöhung um insgesamt 1,2 Mio. bpd führen. Die in Jubail, Yanbu und Jizan geplanten Anlagen sind auf eine Leistung von jeweils 0,4 Mio. bpd ausgelegt. Der neue 10-Mrd.-US$-Raffineriekomplex in Jubail ist ein Joint Venture zwischen

Saudi Aramco (62%) und Total (38%), er soll Ende 2013 in Betrieb gehen. Ebenfalls im Bau befindet sich die Yanbu-Raffinierie (Fertigstellung: 2014), an der Aramco und Chinas Sinopec beteiligt sind. Das Jizan-Projekt wird voraussichtlich 2012 von Aramco ausgeschrieben.

13 www.gtai.de Der Ausbau der petrochemischen Industrie in Saudi-Arabien wird neben kräftigen Produktions- steigerungen bei Massenprodukten (Polyethylen, Polypropylen etc.) verstärkt auf Spezialer- zeugnisse mit höherer Wertschöpfung setzen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre will Saudi- Arabien mit der Fertigung von 120 Chemikalien beginnen, die bisher nicht im Programm sind. Die Datenbank des Informationsdienstes MEED listet aktuell 26 Petrochemie-Projekte in der Bauphase mit einem Investitionsvolumen von rund 15 Mrd. US$ auf. In der Planungsphase befinden sich 42 Vorhaben im Wert von 46 Mrd. US$.

Petrochemie-Projekte in der Durchführungs- oder Planungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Sadara Jubail New Petrochemical Complex 1) 20.000 Durchführung Sadara Chemical Company (Aramco(Dow) Yanbu Integrated Refinery & Petrochemicals 20.000 Studie Saudi Aramco / Mitsui & Complex Company / Nabaa Industrial Development & Investment Company Saudi Kayan - Jubail Petrochemical Complex 8.116 Durchführung Saudi Kayan Petrochemical Company Petro-Rabigh - Phase II 1) 7.000 Ausschreibung Rabigh Refining & Petrochemical Company Kemya Elastomer Plant 1) 3.200 Ausschreibung Al Jubail Petrochemical Company Sadara Jubail New Petrochemical Complex: 2.500 Durchführung Sadara Chemical Company Mixed Feed Cracker Package 2) Petro-Rabigh - Phase II - Expansion of Rabigh 2.000 Ausschreibung Rabigh Refining & Petrochemical Ethane Cracker Company Petro-Rabigh - Phase II - Expansion of Rabigh 2.000 Ausschreibung Rabigh Refining & Petrochemical Aromatics Complex (RP2) 2) Company Sadara Jubail New Petrochemical Complex: 1.650 Durchführung Sadara Chemical Company Utilities & Offsites Package 2) Jubail Acrylic Complex 1.500 Durchführung Saudi Acrylic Monomer Company Sadara Jubail New Petrochemical Complex: 1.300 Ausschreibung Sadara Chemical Company Polyethylene Package 2) Sadara Jubail New Petrochemical Complex: 1.000 Ausschreibung Sadara Chemical Company Package I 2) Saudi Aramco / Sabic - Yanbu Petrochemical 1.000 Studie Saudi Aramco / Saudi Basic Complex Industries Corporation (Sabic) SATORP - Jubail Petrochemicals Plant 1.000 Studie Saudi Aramco Total Refining and Petrochemical Company (SATORP) 1) Megaprojekt (bestehend aus mehreren Teilprojekten mit unterschiedlichen Projektständen); 2) Teilprojekt eines Megaprojekts Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Die derzeit größten Petrochemie-Projekte auf der Arabischen Halbinsel werden in Saudi-Ara- bien realisiert. Fünf laufende oder geplante Megaprojekte haben ein Investitionsvolumen von 46 Mrd. US$: Sadara Jubail New Petrochemical Complex (20 Mrd. US$; Fertigstellung: 2016), Petro-Rabigh - Phase II (7 Mrd. US$; 2016), Sipchem Jubail Petrochemicals Complex -

Phase III (7,9 Mrd. US$; 2013), Saudi Kayan - Jubail Petrochemicals Complex (8,2 Mrd. US$; 2013) und Kemya - Elastomer Plant (3,2 Mrd. US$; 2016).

14 www.gtai.de Infrastrukturbau / Tiefbau

Straßenbau

Der Straßenbau wird auch zukünftig mit Großinvestitionen fortgesetzt, aber das Volumen an neuen Projekten dürfte deutlich geringer sein als bisher. Im Zeitraum 2005 bis 2010 wurde das asphaltierte Straßennetz von rund 46.500 auf 58.000 km erweitert. Die Länge der nichtas- phaltierten Straßenverbindungen betrug 2005 etwa 121.000 km, rund 135.000 km waren es 2010.

Derzeit gibt es noch eine Vielzahl von Straßenprojekten in der Bauphase. Die MEED-Projekt- Datenbank wies im März 2012 über 110 laufende Projekte mit einem Investitionsvolumen von 9,4 Mrd. US$ aus, die mit wenigen Ausnahmen 2012 bis 2014 abgeschlossen werden sollen.

Das derzeit größte Straßenbauprojekt in der Durchführungsphase ist die 633 km lange Strecke zwischen Mekka und Qassim. Das gesamte 980-Mio.-US$-Vorhaben soll 2017 fertiggestellt sein. Im Januar 2012 wurde der erste Auftrag für ein 25 km langes Teilstück (42 Mio. US$) vergeben. Ein weiteres Teilstück (30 km, 48 Mio. US$) ist ausgeschrieben.

Straßenbauprojekte in der Planung (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Tiran Strait Causeway 4.000 Studie Governments of Saudi Arabia and Egypt Mecca Taif Tunnel 533 Design Al Tareek Saudi Bahrain Causeway Expansion 285 Design King Fahd Causeway Authority Fourth Ring Road Intersection with Madinah 169 Ausschreibung Mecca Municipality Road Fourth Ring Road Intersection with Sail Road 112 Ausschreibung Mecca Municipality Taif / Sail Road Intersection with Al Madina 96 Ausschreibung Mecca Municipality Road Finishing Works at Eastern Province Roads 72 Ausschreibung Ministry of Transport (MoT) Western Roads Group 6: Finishing Work 55 Ausschreibung MoT Jeddah Flyover 50 Studie Jeddah Municipality Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Die nach vierjähriger Bauzeit 1986 eröffnete, 25 km lange Straßenverbindung zwischen Saudi- Arabien (Al Khobar) und dem Inselstaat Bahrain, der King Fahd Causeway, soll für 285 Mio. US$ ausgebaut werden. Ein jährliches Transportvolumen von 100 Mio. Passagieren ist ange- strebt. Die Vertragsvergabe soll noch 2012 erfolgen.

Über das gegenwärtig spektakulärste Straßenbauprojekt, eine 4 Mrd. US$ teure Brücke durch das Rote Meer zwischen Saudi-Arabien und Ägypten, gab es im März 2012 unterschiedliche Meldungen. Die Presse berichtete, die Entscheidung zur Fortführung der Planungen sei gefal- len. Ein offizielles Dementi aus Riad folgte.

Schienenwege

15 www.gtai.de

Drei Großprojekte sollen das regional begrenzte saudi-arabische Schienenverkehrsnetz in ein nationales transformieren: das "Haramain High Speed Rail Project", die "Saudi Landbridge" und die "North South Railway". Das Nord-Süd-Projekt ist bereits weitgehend fertiggestellt, das Haramain-Vorhaben befindet sich in der Implementierungsphase. Dagegen verzögert sich die "Landbrücke" weiterhin. Als Teil des alle GCC-Länder verbindenden, 2.200 km langen Schie- nennetzes soll an der saudi-arabischen Ostküste ein etwa 700 km langes Teilstück zwischen Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen, mit Anbindungen nach Bahrain und Katar.

Das "North South Railway"-System soll eine Gesamtlänge von etwa 2.350 km erreichen. Es dient vor allem dem Transport von Mineralien aus den Bergbaugebieten Az Zabirah (Bauxit) und Al Jalamid (Phosphate) zu den Verarbeitungs- und Hafenanlagen in Ras al Zour an der Golfküste. Aber auch allgemeiner Fracht- sowie Personentransport ist vorgesehen. Das System wird über Verbindungen nach Süden bis Riad und nach Norden bis Al Qurayyat an der jordani- schen Grenze verfügen.

Die Haramain-Hochgeschwindigkeitsbahn wird die beiden heiligen Städte Mekka und Medina via Jeddah verbinden (444 km) und vor allem der Beförderung der Pilger dienen. Auf der zwei- spurigen Strecke sind Geschwindigkeiten bis zu 320 km/h vorgesehen. Der Planung zufolge soll die Fahrzeit zwischen Jeddah und Medina (372 km) lediglich zwei Stunden betragen, für die 72 km von Jeddah nach Mekka ist eine halbe Stunde angepeilt.

Schienenprojekte in der Planungs- und Durchführungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Haramain High-Speed Rail Network: Phase II 9.484 Durchführung Saudi Railway Organization Saudi Landbridge 7.000 Design Saudi Railway Company Saudi Railway Network 3.800 Studie Government of Saudi Arabia Riyadh Light Rail Transit: Riyadh Metro 3.000 Design Arriyadh Development Authority Haramain High-Speed Rail Network: Phase I / 1.800 Durchführung Saudi Railway Organization Package 1 Jeddah-Jizan & Taif-Khamis Mushayt Rail Link 1.500 Gestoppt Saudi Railway Organization Jeddah Metro 1.000 Design Ministry of Transport Minerals Railway: Package IV 725 Durchführung Saudi Railway Company Minerals Railway: Signalling & Telecoms 534 Durchführung Saudi Railway Company Networks Package Riyadh Monorail System (Financial District) 400 Durchführung Riyadh Investment Company Medina Monorail 250 Studie Medina Municipality Jubail Dammam Railway 213 Ausschreibung Saudi Railway Company Ras Al Khair Jubail Railway 143 Ausschreibung Saudi Railway Company Riyadh Dammam Dual Railway 102 Durchführung Saudi Railway Organization Mecca Mass Railway Transit: Stage I 100 Studie Mecca Municipality Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

16 www.gtai.de

Das dritte große Eisenbahnprojekt, die 7 Mrd. US$ teure "Saudi Landbridge", kommt nur sehr mühsam voran. Das Projekt wird 2012 oder 2013 neu ausgeschrieben und dürfte frühestens 2016 abgeschlossen sein. Ursprünglich sollte das Vorhaben auf BOT-Basis (Build, Operate and Transfer) mit einer Laufzeit von 50 Jahren realisiert werden. Es sieht den Bau einer einspuri- gen Strecke von Jeddah nach Riad (950 km) sowie einer ebenfalls einspurigen

Verbindung zwischen Dammam und Jubail (115 km) vor. Für den Transport zwischen Riad und Dammam würde das derzeit existierende Netz genutzt, das modernisiert wird.

Neben den neuen Fernverkehrsverbindungen befinden sich moderne schienengebundene Nah- /Regionalverkehrssysteme unter anderem in Mekka, Medina, Riad und Jeddah in der Planung. Das "Mecca Mass Rail Transit"-Projekt" (MMRT) wird derzeit auf etwa 1 Mrd. US$ geschätzt. Im Rahmen dieses Vorhabens sollen vier Linien (vor allem als Hochbahnen konzipiert) mit einer Gesamtlänge von 113 km und mit 24 Stationen entstehen. Eine Ausschreibung für die erste Phase (39 km) soll 2013 erfolgen.

In Riad ist die Zukunft des geplanten Metro-Systems (Riyadh Light Rail Transit/RLRT) weiterhin ungewiss. Eine 25 km lange Nord-Süd-Linie mit 23 Stationen soll von der nördlichen zur südli- chen "Ring Road" über die Olaya Street und Batha Street führen. Die zweite Linie mit 13 Stati- onen hat eine West-Ost-Ausrichtung (17 km) von der östlichen Ringstraße über die King Abdul Aziz Road zur King Khaled Road im Westen. Die Gesamtkosten sollen bei 3 Mrd. US$ liegen.

Jeddah will ebenfalls einen Großteil des Personennahverkehrs auf die Schiene bringen. Drei Metro-Linien befinden sich in der Planung: Linie 1 (Old Mekka Road - Downtown - Sari Road), Linie 2 (vom King Abdul Aziz International Airport entlang der Prince Majed Street) und Linie 3 (entlang der Palestine Road). Das Budget liegt bei 1 Mrd. US$, die Ausschreibung ist für 2012, die Fertigstellung für 2015 vorgesehen. Als weitere Maßnahme wurde der Bau eines Straßen- bahnnetzes in Jeddah angekündigt.

Hafenbau

Zwischen 2004 und 2008 ist der Umschlag in den saudi-arabischen Häfen um fast 30% auf 155 Mio. t (ohne Rohöl) angestiegen. Im Krisenjahr 2009 kam es zu einem Rückgang um 8%, aber bereits 2010 konnte das Vorkrisenniveau fast wieder erreicht werden. Das vergangene Jahr brachte erneut ein deutliches Plus (7%) und mit 165 Mio. t einen neuen Spitzenwert. Die aktu- elle Entwicklungsplanung geht bis 2014 von einer Steigerung des Hafenumschlages auf fast 200 Mio. t aus, entsprechend müssen die Hafenkapazitäten ausgebaut werden.

Von den 2011 (2010) in saudi-arabischen Häfen abgefertigten 165,0 Mio. t (154,0 Mio. t) ent- fielen 73,7 Mio. t (67,2 Mio. t) auf Einfuhren. Die größte Produktgruppe bildeten Nahrungs- mittel (20,1 Mio. t; 2010: 20,2 Mio. t), gefolgt von Baumaterialien (15,1 Mio. t; 12,2 Mio. t) und industriellen Rohstoffen (14,0 Mio. t; 13,7 Mio. t). Bei den Exporten (ohne Rohöl; 91,3 Mio. t; 2010: 86,9 Mio. t) dominierten Raffinerieprodukte (42,1 Mio. t; 39,6 Mio. t) und petrochemische Erzeugnisse (32,0 Mio. t; 30,7 Mio. t).

17 www.gtai.de Die beiden wichtigsten Importhäfen sind und bleiben auch zukünftig der Jeddah Islamic Port und der King Abdul Aziz Port in Damman, die 2011 mit zusammen 54,5 Mio. t fast drei Viertel der Einfuhren abwickelten. Industrielle Rohstoffe kamen zu 58% über den Industriehafen von Jubail ins Land, der gleichzeitig der größte Exporthafen (36,6 Mio. t) ist, auf dem zweiten Platz rangiert der Industriehafen Yanbu (27,9 Mio. t).

Hafenprojekte in der Planungs- und Durchführungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (in Mio. US$) King Abdullah Economic City: Millennium 6.000 Durchführung Emaar Economic City Seaport Prince Abdul Aziz Bin Mousaed Economic City: 2.000 Gestoppt Al-Mal Investment Logistics & Supply Chain Zone Company Jizan Economic City: Industrial Zone: Port 1.400 Design MMC / Saudi Binladin Group Ras Al-Khair Aluminium Smelter: Port Area 1.332 Durchführung Maaden / Alcoa King Fahd Industrial Port: Petrochemical Berths, 1.000 Gestoppt Royal Commission Jubail Jubail Industrial City II & Yanbu King Abdul Aziz Port - New Container Terminal 533 Ausschreibung Saudi Ports Authority Jeddah Islamic Seaport Container Terminal 440 Durchführung Tusdeer Millennium Seaport: Dredging & Reclamation: 100 Durchführung Emaar Economic City Phase 1 (A-B) Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Um den 533-Mio.-US$-Auftrag zur Erweiterung des Containerhafens von Dammam bewerben sich neun Firmen. Die Jahreskapazität soll auf 3 Mio. TEU (Zwanzigfuß-Container) verdoppelt werden. Die aktuelle Kapazität wurde 2011 mit 1,49 Mio. TEU (2010: 1,33 Mio. TEU) nahezu ausgelastet.

Langfristig wird der Hafen von Jeddah Konkurrenz beziehungsweise Entlastung durch den neuen, 6 Mrd. US$ teuren Millennium Seaport der King Abdullah Economic City bekommen. Der Hauptbauauftrag wurde 2010 an die Saudi Binladin Group vergeben, die Fertigstellung ist für 2019 anvisiert. Das Hafengelände soll 14 Mio. qm umfassen, die angestrebte Container- umschlagskapazität wird mit jährlich 20 Mio. TEU angegeben. Zusätzlich soll der Hafen einen Hajj-Terminal zur Abfertigung von jährlich 500.000 Pilgern erhalten.

Flughafenbau

Innerhalb der nächsten zehn Jahre will Saudi-Arabien insgesamt 20 Mrd. US$ in den Bau neuer Flughäfen oder in die Modernisierung und Erweiterung bestehender Airports investieren, so die General Authority for Civil Aviation (GACA). Derzeit gibt es vier internationale Flughäfen (Jeddah, Riad, Dammam und Medina), ferner sechs regionale und 16 lokale Flughäfen. Die Flughäfen haben 2010 rund 48,0 Mio. Passagiere und 0,57 Mio. t Fracht abgefertigt. Für 2014 werden 54,7 Mio. Passagiere und 0,59 Mio. t Fracht erwartet. Höchste Priorität genießt der Ausbau des King Abdul Aziz International Airport (KAIA) in Jeddah. Es ist vorgesehen, die Flughafenkapazität in drei Phasen von bislang 13 Mio. Passagieren auf zunächst 30 Mio. pro Jahr zu erweitern, bis 2035 dann ist ein Ausbau auf 80 Mio. geplant. Die erste Ausbauphase

18 www.gtai.de dürfte 2013 abgeschlossen sein. Nach GACA-Angaben fertigte 2010 der KAIA 19,9 Mio. Passagiere (2009: 17,8 Mio.) ab, darunter 5,5 Mio. Pilger (4,8 Mio.).

Flughafenprojekte in der Planungs- und Durchführungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) King Abdul Aziz International Airport 8.172 Durchführung General Authority For Civil Aviation (GACA) King Abdul Aziz International Airport: Phase I: Revamp of 4.043 Durchführung GACA Terminal King Abdul Aziz International Airport Phase I: Revamp of 3.194 Durchführung GACA New Terminal: Infrastructure Works Prince Mohammed Bin Abdul Aziz Airport Expansion, 2.133 Durchführung GACA Medinah King Abdul Aziz International Airport: Airport Cities 500 Gestoppt GACA Prince Abdul Aziz Bin Mousaed Economic City: Hail Airport 500 Gestoppt Al-Mal Invest King Abdul Aziz International Airport: Phase I: Airport 250 Durchführung GACA Facilities Upgrade Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Der Prince Mohammed Bin Abdul Aziz Airport (PMAA) in Medina soll bis 2015 für über 2 Mrd. US$ auf eine Kapazität von 8 Mio. Passagieren ausgebaut werden, derzeit kann der Flughafen 3,5 Mio. bewältigen. In einer weiteren Projektphase ist an eine Erhöhung auf 14 Mio. Passa- giere gedacht. Nach GACA-Angaben fertigte 2010 der PMAA insgesamt 3,3 Mio. Passagiere (2009: 3,5 Mio.) ab, darunter 1,4 Mio. Pilger (1,6 Mio.).

Energiewirtschaft

Saudi-Arabiens Kraftwerkskapazitäten müssen zügig ausgebaut werden, um Versorgungseng- pässe in Hochlastzeiten zu verhindern. Der Stromverbrauch hat sich von 2000 bis 2010 fast verdoppelt. Zwischen 2010 und 2016 wird mit einem weiteren Anstieg um 40 bis 50% gerech- net. Nach Angaben der Saudi Electricity Company (SEC) hat sich der Anstieg der Spitzenlast beschleunigt. Für 2010 wurde eine Erhöhung gegenüber 2009 um 10,8% auf 45.661 MW (Non- coincidental Peak Load) registriert, der 2009 erreichte Wert von 41.200 MW entsprach einem Anstieg um "nur" 8,4%. Die Spitzenlast dürfte sich 2011 der 50.000-MW-Marke angenähert haben und 2012 deutlich darüber liegen.

Die Datenbank des Projektinformationsdienstes MEED wies Ende März 2012 für Saudi-Arabien im Bereich Stromerzeugung und -verteilung 60 Vorhaben aus, die sich noch nicht in der Bau- phase befinden. Das Investitionsvolumen wird mit 58,4 Mrd. US$ angegeben. Das zuständige Ministerium in Riad spricht von 80 Mrd. US$, welche die SEC gemeinsam mit privaten Inves- toren bis 2020 in neue Kraftwerke investieren wolle. Hinzu kämen in den nächsten fünf Jahren Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 8.600 MW, die der Privatsektor in Eigenregie errichte. Der Marktforscher Frost & Sullivan rechnet bis 2020 mit etwa 100 Mrd. US$ für neue Kraft- werke.

19 www.gtai.de Der aktuelle Fünfjahresplan (2010 bis 2014) sieht bis 2014 eine Ausweitung der verfügbaren Kapazitäten auf etwa 66.000 MW vor, mit einer Erhöhung der Spitzenlast auf rund 55.000 MW wird gerechnet. Im Rahmen des IPP-Programms (Independent Power Plants), das die Beteili- gung des Privatsektors am Energiesektor fördern will, befinden sich derzeit fünf BOO-Projekte (Build, Own, Operate) in verschiedenen Implementierungsphasen. Bereits im Bau sind die Vorhaben Rabigh (1.200 MW, 120 km nördlich von Jeddah) und Riyadh PP 11 (1.729 MW); beide Anlagen sollen 2013 ans Netz gehen.

Kraftwerksprojekte in der Ausschreibungs- oder Planungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber *) (Mio. US$) Nuclear Power Reactor 7.000 Studie King Abdullah City for Atomic & Renewable Energy Industrial Zone: Power & Desalination Plant 3.000 Ausschreibung MMC / Saudi Binladin Group Ras Al-Khair Power Plant 2.520 Studie Saudi Electricity Company (SEC) Jizan Economic City - Power Plant 2.500 Gestoppt Sino Saudi Jizan Alumi- nium Jizan Refinery Power Plant 2.500 Studie SEC King Abdullah Economic City: Power Plant 2.000 Gestoppt Emaar / EMAL Yanbu Power Plant: Phase 3 2.000 Ausschreibung SWCC / Marafiq PP12 Combined Cycle Power Plant 2.000 Ausschreibung SEC Rabigh 2 IPP 1.800 Studie SEC Al Rais 2 Power Plant 1.800 Studie SEC Al-Rais Power Plant 1.800 Studie SEC PP14 1.760 Studie SEC Al-Uqair South Power Plant II 1.300 Studie SEC Al-Uqair South Power Plant III 1.300 Studie SEC Al-Uqair South Power Plant IV 1.300 Studie SEC Al-Uqair South Power Plant I 1.300 Studie SEC Jeddah South Power Plant VI 1.300 Studie SEC Jeddah South Power Plant V 1.300 Studie SEC New ISPP (3 nos.) 1.000 Ausschreibung Saudi Aramco Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Um den Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten weiter zu beschleunigen, ist im August 2011 die Entscheidung gefallen, das dritte und vierte IPP-Projekt zu integrieren. Jetzt werden in Qurayyah beide Phasen in einem Zug realisiert. Eine erneute Ausschreibung fand nicht statt, vielmehr wurde auf der Basis des Vertrages für die erste Phase ein neuer Vertrag direkt ausgehandelt und am 21.9.11 unterzeichnet. An der Projektgesellschaft, der Hajr for Electricity Produktion Company, ist nun die SEC mit 50% beteiligt, die anderen Anteilseigner sind die ACWA Power (17,5%), der MENA Infrastructure Fund (15%) sowie Samsung Construction & Trading (17,5%). Im Sommer/Herbst 2012 wird die Ausschreibung eines weiteren IPP-Pro- jekts, Rabigh 2 (1.700 MW, 1,8 Mrd. US$) erwartet. Es soll 2013 der Tender für die in zwei Phasen aufgeteilte 1.000-MW-Kraftwerkserweiterung in Deba am Roten Meer (Provinz Tabuk) folgen.

Saudi-Arabien hat begonnen, intensiv über eine Diversifizierung der Energieversorgung nach- zudenken. Allerdings befinden sich diese Aktivitäten noch im Anfangsstadium. Mit der Grün-

20 www.gtai.de dung der King Abdullah City for Atomic and Renewable Energy (KACARE) im Frühjahr 2010 sollte ein Zeichen gesetzt werden.

Wasserwirtschaft

In Saudi-Arabien befinden sich derzeit über 30 wasserwirtschaftliche Projekte im Wert von etwa 10 Mrd. US$ in der Durchführungsphase, nochmals etwa 30 Vorhaben für 12 Mrd. US$ sind in Vorbereitung. Obwohl schon in der Vergangenheit hohe Investitionen in den Ausbau der Wasserversorgung und -entsorgung geflossen sind, bleibt die Situation kritisch. Aktuell werden immer noch über 60% des Wasserbedarfs durch Nutzung nichterneuerbarer Grundwasservor- kommen gedeckt. Neue Anlagen zur Meerwasserentsalzung und Abwasseraufbereitung sowie neue Pipelines sollen die Versorgung sichern.

Die Systeme zur Wasserversorgung, -aufbereitung- und -entsorgung müssen in Saudi-Arabien stark ausgebaut und ein Großteil der bestehenden Anlagen und Netze modernisiert werden. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von täglich 250 l gehört das wasserarme Land weltweit zu den Spit- zenverbrauchern. Gemäß dem (im August 2010) verabschiedeten 9. Fünfjahresplan (2010 bis 2014) ist vorgesehen, den gesamten Wasserverbrauch erheblich zu senken. Dieses Ziel soll im Wesentlichen durch eine Umstellung der Landwirtschaft auf weniger bewässerungsintensive Pflanzenarten erreicht werden. In allen anderen Sektoren steigt der Wasserverbrauch kräftig an.

Nach vorläufigen offiziellen Daten erhöhte sich der kommunale Wasserverbrauch 2010 um 8% auf 2,4 Mrd. cbm. Die staatlichen Planer kalkulieren bis 2014 mit einem Anstieg auf 2,6 Mrd. cbm. Der industrielle Wasserbedarf expandierte ebenfalls um 8% auf 0,8 Mrd. cbm, ein Anstieg auf 0,9 Mrd. cbm wird bis 2014 erwartet.

Neben der Nutzung nichterneuerbaren Grundwassers sind Oberflächenwasser zusammen mit erneuerbaren Grundwasserquellen der zweitwichtigste Wasserlieferant (Anteil: etwa 30%). Meerwasserentsalzungsanlagen liefern etwa 6%, nur 2% des Wasserverbrauchs wird durch aufbereitetes Abwasser gedeckt. Auch die Oberflächen- und Grundwassernutzung soll kontinu- ierlich gesenkt werden. Gleichzeitig ist eine Steigerung der Wasserversorgung durch Meerwas- serentsalzungsanlagen und die Aufbereitung von Abwässern vorgesehen.

Wasserwirtschaftliche Projekte in der Planungs- oder Durchführungsphase (Auswahl) Projekte Wert Status Projektbetreiber (Mio. US$) Riyadh Drainage Project 2.900 Design Ministry of Municipal and Rural Affairs Yanbu Desalination Plant: Phase 3 2.000 Ausschreibung Saline Water Conversion Corporation (SWCC) / Marafiq Ras Al-Khair - Riyadh Water Transmission 1.600 Durchführung SWWC Pipeline: Phase II & III Ras Al-Khair Desalination Plant 1.500 Durchführung SWCC / Saudi Arabia Min- ing Company Shuqaiq – Abha & Jizan Water Transmission 1.200 Durchführung SWWC Pipeline Yanbu – Al Madinah Water Transmission 1.000 Durchführung SWWC

21 www.gtai.de System: Phase III Al-Hayer Wastewater Treatment Plant 425 Durchführung National Water Company (Phase I) Ras Al-Khair-Riyadh Water Transmission 400 Durchführung SWWC Pipeline: Phase I Water Supplies in Jubail 400 Durchführung Marafiq Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Nach Angaben der staatlichen Saline Water Conversion Corporation (SWCC) schrumpfte 2010 die Wassergewinnung aus Meerwasserentsalzungsanlagen gegenüber dem Vorjahr um 14% auf 0,88 Mrd. cbm. An der Westküste lieferten nur noch 27 (2009:29) Anlagen 0,39 Mrd. cbm (0,46 Mrd. cbm), an der Ostküste erzeugten 6 (6) Anlagen 0,49 Mrd. cbm (0,56 Mrd. cbm).

Durch den Bau von 14 neuen Meerwasserentsalzungsanlagen soll sich bis 2014 das Wasseran- gebot auf 2,1 Mrd. cbm erhöhen. Die SWCC will bis 2014 insgesamt elf weitere Meerwasser- entsalzungsanlagen in Betrieb nehmen, private Investoren sind für die drei anderen einge- plant.

Das derzeit größte SWCC-Projekt in der Durchführungsphase ist eine Meerwasserentsalzungs- anlage in Ras Al Zour. Für 1,5 Mrd. US$ entsteht dort ein Werk mit einer Tageskapazität von 1,1 Mrd. l. Die Fertigstellung ist für 2014 anvisiert. In Jeddah und Yanbu arbeitet die SWCC an der Erweiterung bestehender Anlagen (Investitionssumme insgesamt 417 Mio. US$). In Yanbu befindet sich eine weitere Expansion (2 Mrd. US$) in der Ausschreibungsphase.

Neue Abwasseraufbereitungsanlagen sollen das Angebot an recyceltem Wasser bis 2014 auf 0,6 Mrd. cbm ansteigen lassen. Rund 0,4 Mrd. cbm waren es 2009. Die Zielgröße für 2014 würde einem Anteil des recycelten Abwassers am gesamten Wasserangebot von 3,5 bis 4,0% entsprechen, was eine deutlich geringere Quote wäre als die in anderen Ländern des Gulf Cooperation Council (GCC) schon heute erreichte. In Kuwait hatte 2009 aufbereitetes Abwas- ser einen Anteil von 18%. In Katar waren es 12%, in den Vereinigten Arabischen Emiraten 8% und in Bahrain immerhin noch 5%. Nur GCC-Mitglied Oman lag mit 2% auf dem niedrigen Ni- veau Saudi-Arabiens.

Hohe Investitionen sind auch zur Erweiterung des Trink- und Abwassernetzes notwendig. Le- diglich 78% der Haushalte hatten 2009 eine Trinkwasserversorgung, nur 42% waren an ein Abwassersystem angeschlossen. Als Zielgrößen für 2014 werden 88% beziehungsweise 60% genannt. Dies würde den Anschluss von zusätzlichen 600.000 Haushalten an das Trinkwasser- netz und von 700.000 Haushalten an die Kanalisation bedeuten.

Der Bau von Staudämmen wird auch zukünftig einen hohen Stellenwert genießen. Über 90 Dämme wurden zwischen 2004 und 2009 errichtet. Dadurch stieg die Kapazität der Staub- ecken um über 60% auf 1,4 Mrd. cbm. Neue Dämme mit einer Gesamtkapazität von 1,1 Mrd. cbm sollen bis 2014 entstehen.

Saudi-Arabien möchte die Wasserwirtschaft möglichst weitgehend privatisieren. Dies gilt so- wohl für neue Projekte als auch für bestehende Anlagen und Versorgungsnetzwerke. Von aus- ländischen Investoren wird nicht nur Kapital erwartet. Als ebenso wichtig gilt der mit internati- onalem Engagement verbundene Know-how-Transfer beim Management wasserwirtschaftlicher

22 www.gtai.de Projekte, Anlagen und Systeme. Die im Januar 2008 gegründete National Water Company hat die Führungsrolle bei der Modernisierung und Privatisierung der saudi-arabischen Wasserwirtschaft zugewiesen bekommen.

Die "Neuen Städte"

Unter der Federführung der Saudi Arabian General Investment Authority (SAGIA) sollen als Megaprojekte insgesamt sechs "Neue Städte" entstehen. Davon befinden sich vier bereits in der Implementierungsphase, zwei sind noch in Vorbereitung. Die Realisierung der Neuen Städte erfolgt in Kooperation öffentlicher und privater Träger, wobei sich der Privatsektor letzt- lich zur Hauptsäule entwickeln soll.

Der Bau der ersten vier Neuen Städte erfordert nach den Berechnungen der Planer rund 136 Mrd. US$. Dort sollen eine Million neue Arbeitsplätze entstehen, die Wohnbevölkerung ist mit 4 Mio. bis 5 Mio. kalkuliert. Die Wirtschaft der vier Neuen Städte soll mit jährlich 150 Mrd. US$ zum Bruttoinlandsprodukt beitragen.

Neben den Gewerbezonen in den Neuen Städten sind weitere einzelne Industrieparks im Bau beziehungsweise in der Planung. Diese neuen Industrieparks sollen sich von den bisher vor- handenen unter anderem dadurch unterscheiden, dass der Privatsektor das Management über- nimmt. Nach den Vorstellungen der Planer wird es an privaten Investoren nicht fehlen. Die gegenwärtig vom Staat betriebenen Industrie- und Gewerbezonen haben einen eher schlech- ten Ruf.

Das größte und prestigeträchtigste Städtebauprojekt ist die King Abdullah Economic City in einer strategisch günstigen Lage am Roten Meer zwischen der Wirtschaftsmetropole Jeddah und den heiligen Städten Mekka und Medina. Offizieller Baubeginn war Februar 2006, die Fer- tigstellung aller wesentlichen Elemente ist für Dezember 2030 terminiert.

Baumaterialien und Komponenten

Saudi-Arabien muss derzeit noch einen erheblichen Teil der benötigten Baumaterialien und Komponenten aus dem Ausland beziehen. Allerdings ist ein starker Trend zu beobachten, die lokale Fertigung von Baumaterialien zügig zu steigern. Die Zementimporte sind bereits auf ein sehr niedriges Niveau gefallen, die Einfuhren von Baustahl sind rückläufig. Kunststoffprodukte (Rohre etc.) werden ebenfalls verstärkt im Land produziert. Gleiches gilt für keramische Flie- sen, Natursteine oder Sanitärbedarf. Das Entwicklungstempo der lokalen Baustoff- und Kom- ponentenindustrie ist bislang allerdings zu gering, um angesichts der schnell wachsenden Nachfrage den Importbedarf kurzfristig zu verringern.

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Einfuhren von Baumaterialien über die saudi-arabischen Häfen 2005 bis 2011 (in 1.000 t) Hafen 2005 2008 2009 2010 2011 Insgesamt 9.429 12.378 8.959 12.196 15.128 .Jeddah Islamic Port 4.722 5.766 5.023 6.351 8.250 .King Abdul Aziz Port, Dammam 3.959 5.908 3.337 4.812 5.931 .Yanbu Commercial Port 35 87 238 350 340 .Jubail Commercial Port 712 601 317 668 512 .Gazan Port, Diba Port, Yanbu Industrial Port, 0 16 44 15 95 Jubail Industrial Port und Ras al Khair Quelle: Saudi Ports Authority

Die von der Saudi Ports Authority vorgelegte Importstatistik zeigt für 2011 unter der Kategorie "Baumaterialien" gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg des über die Häfen des Landes abgewi- ckelten Importvolumens um 24% auf 15,1 Mio. t. Die Zementeinfuhren stiegen nur um 7% auf 0,5 Mio. t, die Baustahllieferungen schrumpften um 34% auf 4,0 Mio. t, die Bauholzimporte stagnierten bei 1,4 Mio. t. Der insgesamt große Zuwachs resultierte aus der statistischen Sammelkategorie "sonstige Baumaterialien", hier gab es eine Steigerung um 116% auf 9,3 Mio. t.

Baumaterialien

Zement

Die saudi-arabische Zementindustrie arbeitet an der Kapazitätsgrenze und ein weiterer Nach- frageschub ist schon in Sicht. Kam der wachsende Zementbedarf 2011 vor allem von privaten Bauaktivitäten, werden jetzt die zahlreichen in die Bauphase eintretenden staatlichen Vorha- ben die angespannte Marktsituation weiter verschärfen. Zwar stehen in zwei Zementwerken neue Produktionslinien kurz vor der Aufnahme des kommerziellen Betriebs, die Versorgung der Anlagen mit Öl und Gas bereitet aber noch Probleme.

Seit Jahren zeichnet sich der saudi-arabische Zementsektor durch ein rasantes Wachstums- tempo aus. Zwischen 2005 und 2010 erhöhte sich der Ausstoß der lokalen Hersteller um 65% auf 43,0 Mio. t. Vorläufigen Angaben zufolge stieg die Zementproduktion 2011 um weitere 13% auf 48,4 Mio. t. Die staatlichen Wirtschaftsplaner streben mittelfristig eine Kapazität von 70 Mio. t an, Ende 2011 waren es geschätzte 51 Mio. t.

Um die stark anziehende Nachfrage zu bedienen, haben die insgesamt 13 saudi-arabischen Zementunternehmen ihre Erzeugung in den ersten beiden Monaten 2012 gegenüber der ent- sprechenden Vorjahresperiode um 18% auf 9,2 Mio. t gesteigert. Bei diesem Produktionsni- veau dürften die Kapazitätsreserven der Brennöfen weitgehend ausgereizt gewesen sein. Zu- dem müsste ein erheblicher Teil der Klinker-Lagerbestände in den Zementmühlen verarbeitet worden sein.

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Zementwerke im Bau oder in der Planung Projekte (geplante Fertigstellung; Kapa- Wert (Mio. Status Projektbetreiber zität/Tag) *) US$) Labuna Cement Plant (k.A; 7.500 t) 1.000 Gestoppt Arabian Cement Company / Italcementi Hafr Al-Batin Cement Plant (k.A.; 10.000 t) 560 Gestoppt Al-Jazeera Cement Riyadh Expansion of the Cement Plant (2016; 400 Studie Yamana Saudi Cement Company 10.000 t) Al Ahsa Cement Plant (k.A.; 5.000 t) 320 Gestoppt Al Ahsa Development Company Al Jouf Cement Plant (2015; 5.000 t) 236 Studie Al Jouf Cement Hail Cement Plant (2013; 5.000 t) 200 Durchführung Hail Cement Company Cement Plant Expansion (2013; 5.000 t) 160 Durchführung City Cement Company Tihama Cement Plant Expansion (2012; 150 Durchführung Southern Province Cement 4.932 t) Company Jizan Cement Plant (k.A.; 4.000 t) 65 Gestoppt Gazan Agricultural Development Tabuk Cement Plant Expansion: neue Brecher 30 Durchführung Tabuk Cement u. Mühle (2012; 4.000 t) *) die Jahreskapazität wird in der Regel durch die Berechnung von 300 Produktionstagen er- mittelt. Quellen: MEED-Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen (März 2012)

Natursteine

Baumaterialien aus Natursteinen werden überwiegend aus lokaler Herstellung bezogen. Die Einfuhren sind dennoch weiterhin signifikant. Pflastersteine und -platten (HS-Pos. 6801) wur- den 2010 für 186 Mio. US$ importiert (2009: 130 Mio. US$). Die drei führenden Lieferanten waren die VR China (36 Mio. US$), Oman (32 Mio. US$) und Italien (28 Mio. US$), für Deutschland werden 0,09 Mio. US$ angegeben.

Die Importe anderer bearbeiteter Natursteine (HS-Pos. 68.02) lagen 2010 bei 34 Mio. US$ (2009: 7 Mio. US$). Jordanien lieferte für 11 Mio. US$, es folgten die VR China, Syrien und der Libanon mit jeweils rund 4 Mio. US$. Italien verkaufte für 1,4 Mio. US$.

Baukomponenten

Türen und Fenster

Eine Vielzahl zumeist kleiner bis mittelgroßer Betriebe baut Fenster und Türen in allen Materi- alarten. Entsprechend gering sind die Bezüge aus dem Ausland. Die gesamten Einfuhren von Fenstern und Türen aus Kunststoff, Holz, Eisen und Stahl sowie Aluminium (HS. Pos. 39.25 20, 44.18 20, 73.08 30 und 76.10 10) erreichten 2010 rund 55 Mio. US$.

Die Importe von Holztüren und -fenstern summierten sich 2010 auf 25 Mio. US$, davon ent- fielen allein auf die VR China 17 Mio. US$ und auf Malaysia 3 Mio. US$. Auch bei Türen und Fenstern aus Eisen und Stahl (2010: 15 Mio. US$) ist die VR China mit 4 Mio. US$ führend, aber relativ dicht gefolgt von den USA (3 Mio. US$) und Deutschland (2 Mio. US$).

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Aluminiumtüren und -fenster wurden 2010 für 12 Mio. US$ importiert, hier lag Deutschland mit 3 Mio. US$ auf Rang 2, hinter den VAE (4 Mio. US$) und vor der VR China (1 Mio. US$). Türen und Fenster aus Kunststoff kaufte Saudi-Arabien 2010 nur für 3 Mio. US$ im Ausland ein, Sy- rien war mit 2 Mio. US$ dabei, alle anderen Lieferanten lagen unter 0,3 Mio. US$.

Rohre

Rohre aus Kunststoffen und Metallen dürften mittelfristig weitestgehend von inländischen Pro- duzenten geliefert werden. Derzeit besteht aber noch ein erheblicher Importbedarf. Kunst- stoffrohre wurden 2010 für 133 Mio. US$ eingeführt (HS-Pos. 39.17, ohne 39.17 10). Bahrain lieferte für 24 Mio. US$, andere große Anbieter waren die USA (21 Mio. US$), Deutschland (17 Mio. US$), Italien (12 Mio. US$) und die VR China (11 Mio. US$).

Der Import von Rohren und Hohlprofilen aus Eisen und Stahl (HS-Pos. 73.04 bis 73.07) wird für 2010 mit 1,8 Mrd. US$ angegeben. Deutschland hatte einen Anteil von rund 5% (83 Mio. US$). Japan lieferte für 325 Mio. US$, die VR China für 202 Mio. US$ und die USA für 148 Mio. US$. Ein Großteil der Einfuhren ist allerdings für Projekte im Öl- und Gassektor sowie in der Petrochemie.

Kupferrohre und -formstücke (HS-Pos. 74.11 und 74.12) hat Saudi-Arabien 2010 für 135 Mio. US$ importiert, vor allem aus Asien. Die VR China lieferte für 53 Mio. US$, es folgten Malaysia (31 Mio. US$) und Thailand (13 Mio. US$). Deutschland kam auf 2 Mio. US$. Der Import von Aluminiumrohren und -formstücken (HS-Pos. 76.08 und 76.09) lag 2010 bei 13 Mio. US$, die Einfuhr keramischer Rohre (HS-Pos. 69.06) bei 4 Mio. US$ (Ägypten lieferte für 3 Mio. US$).

Sanitärarmaturen

Nach saudi-arabischen Angaben betrug der Import von Sanitärarmaturen (HS. 84.81 80 70) 2010 lediglich rund 68 Mio. US$, allerdings war dies gegenüber 2009 (45 Mio. US$) ein Plus von etwa 50%. Deutschland wird als größter Lieferant ausgewiesen (2010: 18 Mio. US$), ge- folgt von Italien (16 Mio. US$) und der VR China (12 Mio. US$).

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt indessen die deutschen Ausfuhren von Sanitär- armaturen nach Saudi-Arabien 2010 mit 52 Mio. US$ (HS-Pos. 84.81 80 11 und 19) deutlich höher als die saudi-arabische Statistik an, für 2011 werden 44 Mio. US$ ausgewiesen.

Keramische Erzeugnisse

Saudi-Arabien hat 2010 im Bausektor benötigte keramische Erzeugnisse für rund 518 Mio. US$ importiert (HS-Pos. 69.04 bis 69.08 und 69.10). Dies war eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von fast 90%. Mit 399 Mio. US$ entfielen 2011 mehr als drei Viertel der Einfuhren auf glasierte keramische Fliesen etc. (69.08). In dieser Produktgruppe führte die VR China mit 121 Mio. US$, es folgten die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE; 107 Mio. US$; vor allem Re-

26 www.gtai.de Exporte), Spanien (63 Mio. US$), Ägypten (37 Mio. US$) und Italien (31 Mio. US$), Deutsch- land lieferte für 10 Mio. US$.

Auch bei unglasierten Fliesen etc. dominierte 2010 die VR China mit einem Anteil von 43% (23 Mio. von 54 Mio. US$), Italien kam auf 6 Mio. US$, Italien und Deutschland lieferten für jeweils 5 Mio. US$. Keramische Installationsgegenstände (Waschbecken, Badewannen etc., HS-Pos. 69.10) wurden 2010 für 49 Mio. US$ importiert, davon entfielen insgesamt gut 70% (35 Mio. US$) auf die VR China, die VAE, Indien, Thailand und Ägypten. Die USA, Spanien und Italien verkauften für jeweils rund 2 Mio. US$, Deutschland lag bei 1,4 Mio. US$.

Der Import keramischer Erzeugnisse dürfte durch den Ausbau der lokalen Herstellung tenden- ziell zurückgehen. Ausländische Luxusprodukte werden aber weiterhin einen Markt haben.

Metallerzeugnisse

In die Entwicklung der Metallindustrie und entsprechender Bergbauprojekte wird kräftig inves- tiert. Entsprechend sinkt der Import von Metallerzeugnissen. Die MEED-Projektdatenbank weist das Investitionsvolumen der gegenwärtig im saudi-arabischen Bergbau- und Metallsektor (Stahl und Aluminium) laufenden oder geplanten Vorhaben mit 43 Mrd. US$ aus. Zusätzlich gibt es ein 5 Mrd. US$ teures Aluminiumprojekt (King Abdullah Economic City Aluminium Smelter), das derzeit auf Eis liegt.

Der in der Ost-Provinz (Ras al Zour) im Bau befindliche Maaden/Alcoa-Aluminiumkomplex (Jahreskapazität: 0,75 Mio. t) macht Fortschritte. Der Tender für die 1,9 Mrd. US$ teure Raffi- nerie läuft, die Auftragsvergabe dürfte noch im Frühjahr 2012 erfolgen. Mit 8 Mrd. bis 9 Mrd. US$ wird das gesamte Projekt kalkuliert, es soll bis 2014 abgeschlossen sein. Den Rohstoff Bauxit werden die Minen Az Zabirah liefern, die durch eine 2011 bereits fertiggestellte, 576 km lange Eisenbahnlinie mit dem Aluminiumkomplex verbunden sind. Das größte Stahlprojekt (Jahreskapazität: 0,65 Mio. t) in Saudi-Arabien wird von Al Rajhi Steel Industries in der King Abdullah Economic City vorangetrieben, der Bauauftrag soll Mitte 2012 vergeben werden.

Die Steigerung der lokalen Stahlerzeugung hat 2011 zu einem starken Rückgang der Stahlim- porte geführt. Nach Angaben der Saudi Ports Authority schrumpften die Stahleinfuhren 2011 um 34% auf 4,0 Mio. t.

Isolationsmaterialien

Vorwiegend Polystyrol und Mineralwolle werden zur Isolation von Wänden und Dächern einge- setzt. Beide Materialien sind aus lokaler Herstellung verfügbar. Bei Polystyrol ist Saudi-Arabien auch als Exporteur von wachsender Bedeutung. Der saudi-arabische Polystyrol-Ausstoß wird durch die derzeit im Testbetrieb laufende Anlage von Saudi Polymers (Jahreskapazität: 200.000 t) weiter erhöht. Das Unternehmen ist ein Joint Venture der National Petrochemicals Company (Petrochem) und der Arabian Chevron Phillips Petrochemical Company (Tochter der Chevron Phillips Chemical Company).

27 www.gtai.de Mineralwolle zur thermischen und akustischen Isolierung sowie als Feuerschutz stellt unter anderem die in einem Industriegebiet südlich von Riad angesiedelte Saudi Rockwool Factory (gegründet 1992) her. Die Fabrik verfügt über Produktionslinien zur Fertigung dunkelgrauer (Jahreskapazität: 5.000 t) und gelber Mineralwolle (22.500 t). Ein Großteil der erforderlichen Rohstoffe ist in Saudi-Arabien verfügbar.

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