Saudi-Arabien
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Bau- und Baustoffmaschinen Saudi-Arabien Konjunkturbericht Bauindustrie April 2012 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - Saudi-Arabien Verfasser: Robert Espey, Germany Trade & Invest, Dubai Dubai (gtai) - In Saudi-Arabiens Bauwirtschaft gibt es Kapazitätsengpässe. Die Branche wächst seit Jahren schneller als die ohnehin vom Ölpreis beflügelte Gesamtwirtschaft und hat ein dickes Auftragspolster angesammelt. Über die Hälfte der Sektorinvestitionen kommen vom Staat, der mit seinen Petrodollar ein ambitioniertes Wohnungsbauprogramm finanziert und die Infrastruktur massiv ausbaut. Saudi- Arabiens Projektmarkt ist inzwischen zum größten in der Region aufgestiegen. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Konjunkturerwartungen Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Nach vorläufigen Angaben der saudi-arabischen Statistikbehörde (Central Department of Statistics & Information) wurde 2011 mit einem realen Plus von 6,8% der seit 2003 höchste Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht. Das BIP-Wachstum war 2009 zum Stillstand gekommen, für 2010 wurde eine Zunahme um 4,6% registriert. Besonders stark legte 2011 die verarbeitende Industrie zu, hier ergab sich eine Steigerung um 12,4%, verursacht vor al- lem durch die Expansion der Petrochemie. Die Bauwirtschaft verzeichnete eine Erhöhung um 11,6%, der Bereich Transport, Lagerwesen und Kommunikation um 10,1%. Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Indikator 2010 1) 2011 2) 2012 2) BIP 4,6 6,8 4,8 Einfuhr (mit Dienstleistungen) 4,2 10,0 7,0 Bruttoanlageinvestitionen 3,6 6,2 6,3 Privater Verbrauch 3,2 7,5 6,2 1) vorläufige offizielle Angaben; 2) EIU-Schätzung/Prognose (März 2012) Quellen: Central Department of Statistics & Information, Economist Intelligence Unit (EIU) Wesentlich aufgrund des Ölpreisanstiegs ist 2011 das nominale BIP-Wachstum deutlich höher als das reale ausgefallen. Ein Plus von 28% auf umgerechnet 577 Mrd. US$ wird gemeldet, im Vergleich zu 2009 (377 Mrd. US$) ergibt sich eine Steigerung um über 50%. Der OPEC-Refe- renzpreis lag 2011 mit durchschnittlich 107 US$/Barrel um 39% über dem Vorjahresniveau. Im bisherigen Jahresverlauf 2012 ist ein weiterer Anstieg zu verzeichnen, für das 1. Quartal wird ein Durchschnitt von 117 US$/Barrel gemeldet. 2 www.gtai.de Einfluss auf die reale BIP-Zunahme hatte 2011 die Ausweitung der saudi-arabischen Förder- menge um 12% auf durchschnittlich 9,27 Mio. Barrel pro Tag (bpd), die vor allem durch den Ausfall der libyschen Produktion möglich wurde. Der saudi-arabische Ausstoß stieg 2011 konti- nuierlich an, von 8,73 Mio. bpd im 1. Quartal auf 9,66 Mio. bpd im letzten. Die BIP-Verwendungsrechnung zeigt 2011 einen nominalen Anstieg der laufenden staatlichen Ausgaben um 14% auf umgerechnet 114 Mrd. US$, wesentlich verursacht durch höhere Ge- haltszahlungen und Transferleistungen. Der private Konsum hat um 9% auf 174 Mrd. US$ zu- gelegt, der Anstieg der Verbraucherpreise wird mit 4,7% angegeben. Die privaten und staatli- chen Bruttoanlageinvestitionen expandierten um 18% auf 110 Mrd. US$. Den größten Wachs- tumsbeitrag erbrachte wegen der Öl-Hausse der Außenhandel mit einer Verdoppelung des Überschusses auf 179 Mrd. US$. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2010 2011 1) Vergleichsdaten Deutschland 2011 BIP (nominal, Mrd. US$) 450,8 576,8 3.576 BIP pro Kopf (US$) 16.357 20.601 43.720 Bevölkerung (Mio.) 2) 27,6 28,0 81,8 Wechselkurs (1 US$ = S.Rl.) 3) 3,75 3,75 - 1) vorläufig; 2) jeweils zur Jahresmitte; 3) der Saudi-Riyal ist an den US-Dollar gekoppelt Quellen: Central Department of Statistics & Information; Statistisches Bundesamt; Berechnun- gen von Germany Trade & Invest Auch 2012 bleibt Saudi-Arabien auf solidem Wachstumskurs. Allerdings dürften eine Verlang- samung der expansiven Haushaltspolitik, eine möglicherweise stagnierende Ölförderung und eventuell sinkende Ölexporte - weil Libyen wieder am Markt ist - zu einem realen BIP-Plus von unter 5% führen. Sollten die iranischen Ölexporte (Februar 2012: 2,2 Mio. bpd) aufgrund der amerikanisch-europäischen Sanktionspolitik stärker als derzeit angenommen sinken, ist eine Aufstockung der saudi-arabischen Ölausfuhren zu erwarten, hinreichende Reservekapazitäten sind vorhanden. Mittelfristig könnte Saudi-Arabien bei möglicherweise wieder sinkenden Ölpreisen und gerin- geren Ölexporten auf ein Haushaltsdefizit zusteuern. Dennoch dürfte das erreichte hohe Niveau der laufenden und investiven Staatsausgaben vorerst gehalten werden beziehungsweise weiter steigen, denn die Rücklagen sind mittlerweile gewaltig. Die saudi-arabische Zentralbank mel- det für 2011 einen Anstieg der Reserven um 21,6% auf 541 Mrd. US$. Der Anteil der Öleinnahmen an den gesamten Staatseinnahmen erhöhte sich 2010 auf über 90%. Saudi-Arabien konnte im Zeitraum 2004 bis 2008 sehr hohe Budgetüberschüsse erzielen, das Krisenjahr 2009 brachte dann ein Defizit von 6,1% des BIP, die Rückkehr zu einem positi- ven Budgetergebnis erfolgte 2010 (23,4 Mrd. US$ oder 5,2% des BIP). Vorläufigen Angaben des Finanzministeriums zufolge wurde 2011 ein Budgetplus von rund 82 Mrd. US$ erzielt, bei Ausgaben von 214 Mrd. US$ und Einnahmen von 296 Mrd. US$. Das Plus entspricht 14,1% des BIP. Der Anteil des Ölsektors an den Staatseinnahmen kletterte auf etwa 93%. 3 www.gtai.de Investitionen Nach einer langen Phase mit zweistelligen Zuwachsraten waren 2009 die Bruttoanlageinvestiti- onen laut Statistikbehörde um real 4,6% gefallen (2008: +12,6%). Eine Erhöhung von 3,6% ergab sich 2010. Für 2011 und die folgenden beiden Jahre schätzt und prognostiziert die Economist Intelligence Unit Erhöhungen von jeweils gut 6%. Die Bank HSBC nennt 7,5% für 2011 und 9,0% für 2012. Nominal haben die Bruttoanlageinvestitionen 2011 um 18,5% auf 412,0 Mrd. S.Rl. (109,9 Mrd. US$) zugelegt. Ein Zuwachs um lediglich 3,7% auf 347,8 Mrd. S.Rl. (92,7 Mrd. US$) wurde 2010 ermittelt, negativ war die Entwicklung 2009 mit einem Rückgang um 3,6% auf 335,3 Mrd. S. Rl. (89,4 Mrd. US$). Eine Aufschlüsselung der Bruttoanlageinvestitionen nach Sektoren liegt für 2011 noch nicht vor. Im Jahr 2010 hatte der Wohnungsbau einen Anteil von etwa 12%, der sonstige Gebäudebau 30% und Maschinen/Ausrüstungen/Anlagen 45%. Von den gesamten Bruttoanlageinvestitionen entfielen auf den Staat und den staatlich kontrollierten Ölsektor 51%. Anfang 2011 hat Saudi-Arabien von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Position als größter Projektmarkt der Golfregion übernommen und zwischenzeitlich seinen Vorsprung stark ausgebaut. Aktuell liegt das von der Datenbank MEED Projects erfasste Volumen der in Saudi- Arabien geplanten und laufenden Vorhaben bei rund 750 Mrd. US$ (VAE: 560 Mrd. US$). Konjunktur in der Bauwirtschaft Überblick Die saudi-arabische Bauwirtschaft hat 2011 ihr Wachstum weiter beschleunigt und könnte 2012 noch stärker expandieren. Sie wuchs 2011 nach vorläufigen Daten des Statistikamtes um 11,6%, das BIP mit 6,8%. Gelingt es der Baubranche, das 2011 sehr viel dicker gewordene Auftragspolster zügig umzusetzen, wären 2012 und 2013 ähnliche Zuwächse möglich. Es ist allerdings unklar, ob die Baufirmen die dazu notwendigen Kapazitäten mobilisieren können oder ob sich Projekte verzögern. Auch ist bei einigen Baumaterialien mit einer angespannten Versorgungslage zu rechnen. Entsprechend dürften die Materialpreise anziehen, was eine Nachkalkulation einiger Projekte erforderlich machen wird. Im Jahr 2010 wurde im Bausektor den revidierten Angaben der saudi-arabischen Statistikbe- hörde zufolge ein reales Wachstum von 7,8% verzeichnet, die gesamte Volkswirtschaft kam auf ein Plus von 4,6%. Auch im Durchschnitt des Zehnjahreszeitraums 2001 bis 2010 hat sich die Bauwirtschaft durch ein Wachstum oberhalb des BIP ausgezeichnet. Das schwächste Er- gebnis seit 2001 verzeichnete die Branche 2009 mit einem Plus von nur 0,6%, in dem Krisen- jahr stagnierte das BIP (+0,1%). 4 www.gtai.de Bauprojekte in der Planungs- und Durchführungsphase Bereiche Durchführungsphase Planungsphase *) Zahl der Pro- Wert (Mrd. Zahl der Pro- Wert (Mrd. jekte US$) jekte US$) Bürosektor 30 10,3 12 3,8 Kultur 5 3,4 k.A. k.A. Bildung 82 9,7 68 8,1 Gesundheitswesen 49 4,3 27 4,3 Hotels und Gaststätten 11 1,9 15 7,2 Industrie 11 1,6 17 13,4 Infrastruktur 21 3,5 11 2,2 Freizeit 3 0,6 3 1,8 Häfen 2 0,3 2 2,4 Kombinierte Wohn-/Gewerbeprojekte 19 12,1 42 121,0 Öffentliche Gebäude 11 12,1 3 2,0 Wohnungsbau 57 18,0 20 15,4 Einzelhandel 2 0,5 k.A. k.A. Telekommunikation 2 0,2 k.A. k.A. *) hier sind Projekte in unterschiedlichen Planungsphasen erfasst (Studie, Design, Ausschrei- bung etc.) Quelle: MEED Projects (März 2012) Im Jahresverlauf 2011 weist der vierteljährlich von der saudi-arabischen National Commercial Bank (NCB) erstellte "Construction Contracts Index" einen steilen Anstieg aus. Anfang 2011 waren es weniger als 200 Indexpunkte, im Dezember dann über 450. Das Vertragsvolumen summierte sich 2011 auf 270 Mrd. Saudi Riyal (S.Rl.; 72 Mrd. US$), dies entspricht einem An- stieg gegenüber 2010 um mehr als 150%. Allerdings war die Vertragsvergabe 2010 eingebro- chen. Als Reaktion auf die schwache Gesamtkonjunktur hatte die saudi-arabische Regierung die Vertragsvergabe 2009 kräftig ausgeweitet. Die NCB registrierte 2009 eine Erhöhung des Vertragsvolumens um 86% auf 207 Mrd. S.Rl. (55 Mrd. US$), auf nur 107 Mrd. S.Rl. (29 Mrd. US$) ging es 2010 zurück. Die umfangreichsten Bauaufträge wurden 2011 im Transportsektor vergeben (rund 50 Mrd. S.Rl.; 13 Mrd. US$),