Freitag, 7.3.2014 | Woche 10 | 4. Jahrgang 5.– Aus der Community: 10 «Lasst einfach die Kinder in Ruhe und gönnt ihnen eine checkfreie Zukunft!» M. Meier Thalmann zu «Mutter- sprache beeinflusst Schul- Zeitung aus Basel tageswoche.ch leistung», tageswoche.ch/+bkuix Fotos: Stefan Kubli, module+ Schluss mit lustig Die Satiriker Andreas Thiel und Gabriel Vetter streiten über politische Korrektheit – und Schnitzelbänggler erklären den Basler Humor, Seite 6

Basler SP-­Ärger: Gerangel um Kultur am Tropf: Unter der Isolation TagesWoche Gerbergasse 30, Ämter, Animositäten und Alleingänge – von der EU leiden nicht nur Studenten, 4001 Basel, es brodelt bei den Genossen, Seite 18 sondern auch Kino und Kunst, Seite 22 Tel. 061 561 61 61

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       Achtung, fertig, lustig von Remo Leupin, Leiter Print

Was darf Satire? «Alles», meinte Kurt wissen und befragten drei renommierte Tucholsky. Damit könnten wir diesen Text Schnitzelbänggler unterschiedlichster eigentlich elegant beenden. polit ischer Couleur und ver schiedenen Alters: Tun wir aber nicht. Denn erstens wird der den Slampoeten Micha de Roo (36), Remo Leupin Übervater des spitzen Humors seit bald SVP-­Grossrat und BaZ-­Verwaltungsrat Karl hundert Jahren beharrlich missverstanden. Schweizer (59) sowie den Rechts anwalt und Zuletzt etwa in der gequälten Humor debatte FDP-­ Politiker Andreas Faller (47). Humor sei über die «Tschinggen»-­Witze des Berner «demokratisch», befand die Männerrunde Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät oder unerwartet einmütig. Gut und lustig sei, was Birgit Stein eggers «Nege r in nen»-­Sketch am die Mehrheit goutiere, Schwoobe-­ und Ziir-­ Schweizer Farb fernsehen. Beide machten sich cher-­Sprüche hin oder her. Gut ist, was gefällt auf Kosten Schwächerer lustig, statt den Die Mehrheit, das wären die Frauen. Lesen Sie die Mäch tigen auf die Pelle zu rücken, wie es Was finden eigentlich sie lustig? Anet Corti, Titelgeschichte Tucholsky forderte. Sind solche Witze rassis-­ eine der wenigen Kabarettistinnen in der ab Seite 6 – tisch? Vielleicht. Lustig sind sie sicher nicht. männer dominierten Szene, erörtert ihre und diskutieren Zweitens ist ab Montag nacht. Fas Während hohen Ansprüche an gute Satire, die nicht Sie mit auf tageswoche.ch den «drey scheenschte Dääg» darf in Basel bloss billige Klischees bedient – und was hemmungslos gelästert, gehöhnt und gespot-­ Männer-­ von Frauenhumor unterscheidet. tet werden. Dürfen endlich wieder Dinge Doch lesen Sie selbst (Seite 14). Und mischen gesagt werden, die der Anstand an den Sie mit in unserer Debatte. Comedy-­Provo-­ übrigen 362 Tagen verbietet – oder die sofort kateur An dreas Thiel und Satiriker riel Gab per par lamen tarischer Interpel la tion medien-­ Vet ter streiten eine Woche lang über die wirksam ver urteilt würden. Frage: «Zerstört die poli tische Korrektheit Was also ist lustig? Und was darf Satire? den Humor?» (ab Seite 10). Das kann ja heiter Vor dieser Fasnacht wollten wir es genau werden. tageswoche.ch/+bkxog

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 39-Jährige wohnt in Bern.

Aktuell auf tageswoche.ch Was Sie in den nächsten Tagen auf unserer Website erwartet

Lesen Sie uns auch online: 19.45 Uhr dabei – auf Twitter unter Fasnachts impres sionen und ab Mon- Das grüne Dreieck Die TagesWoche berichtet täglich dem Hashtag #rotblaulive und auf tag die volle Ladung: 3tageswoche.ch markiert jeweils die aktuell im Netz. Die Schwerpunkte tageswoche.ch/sport Verbindung zum der kom menden Tage: 72 Stunden keine Fasnacht: 72 Stunden nur Fasnacht: Allen, die nichts mit der Fasnacht Netz. Folgen Sie den Basel gegen St. Gallen: Am Montag beginnen in Basel die am Hut haben, servieren wir als Alter- Hinweisen zu Bis Ende März geht es für den FC Basel «drey scheenschte Dääg». Wir be- native eine You Tube-Playlist mit exakt weiteren Inhalten im atemlosen Rhythmus weiter. Den richten 72 Stunden lang aus dem 72 Stunden Kultur – Filme, Dokumen- zum Thema auf Anfang macht die Partie am Samstag- Geschehen. Bilder, Videos, Verse – tationen, Humor, Tanz und natürlich unserer Website und abend im St.-Jakob-Park gegen den in unserem Liveblog erhalten Sie viel Musik. Ab Sonntag online unter: mischen Sie sich ein. FC St. Gallen. Die TagesWoche ist ab bereits am Sonntag die ersten tageswoche.ch/kultur

7. März 2014 3 Gefordert: Gérald Zimmermann

Problemlöser in Sachen Mobilität Gérald Zimmermann sorgt als Mobilitäts- koordinator der Universität Basel dafür, dass Studentinnen und Studenten trotz der Annahme der Zuwanderungsinitiative einen Studienplatz im Ausland bekommen.

Foto: Nils Fisch

Die Überzeugungskraft des Basler Uni-­Koordi-­ tauschstudentinnen und -­studenten in Basel weiterhin nators Gérald Zimmermann ist heute mehr denn je mit Stipendien unterstützt würden – obwohl das Eras-­ gefordert. Nach der Annahme der SVP-­Massenein-­ mus-­Programm für Drittstaaten, zu der die Schweiz wanderungsinitiative drohen die Schweizer Hoch-­ nach Annahme der Zuwanderungsinitiative gehört, schulen von ihren europäischen Partnern isoliert zu ausser Kraft tritt. werden. Ausserdem versucht er, das fehlende EU-­Stipen-­ Es gibt Gerüchte, denen zufolge der ganze -­ Studen diengeld beim Bund und bei Schweizer Stiftungen-­ auf tenaustausch gestoppt sei. Studierende wissen nicht, zutreiben. Dabei müsse er immer wieder auf die-­ Dring ob sie sich für ein Auslandsemester bewerben und Job lichkeit des Anliegens hinweisen, sagt er. Es bringe und Wohnung kündigen sollen – oder ob alles dem po-­ nichts, wenn die Gelder erst in vier Monaten zugespro-­ litischen Hickhack zum Opfer fällt. chen würden. «Die Leute müssen sich jetzt organi -­ Solche Turbulenzen erlebt der 48-­Jährige bereits sieren.» Zimmermann muss also auch politische Ar-­ zum zweiten Mal. Als er 1996 seinen Posten als Mobi-­ beit leisten, obwohl das eigentlich nicht zu seinen litätsbeauftragter an der Uni Basel antrat, litt die Aufgaben gehört. «Wir wissen schon, warum alle Bil-­ Schweiz unter den Folgen der Ablehnung des EWR-­ dungsinstitutionen vor einem Ja zur Initiative warn-­ Beitritts. Damals musste Zimmermann Berufskolle-­ ten», sagt er nachdenklich. gen aus ganz Europa überzeugen, trotz des negativen Wie wichtig ein Auslandaufenthalt für das Studium Abstimmungsresultats an den Austauschprogrammen und die persönliche Entwicklung sei, wisse er aus festzuhalten. Auch heute gibt sich Zimmermann vor-­ eigener Erfahrung, sagt der Anglist. Seinen Studien-­ sichtig optimistisch: «Am Schluss wird es in den meis-­ aufenthalt in der Nähe von Edinburgh hat er noch in ten Fällen wohl schon noch klappen.» guter Erinnerung. «Hoffentlich können auch kommen-­ Derzeit leistet er viel Aufklärungsarbeit und ver-­ de Semester diese Erfahrung machen.» Alain Appel sichert ausländischen Universitäten, dass ihre Aus-­ tageswoche.ch/+bkxpb

4 TagesWoche 10 INHALT

Wochenthema: Schluss mit lustig Die Satiriker Andreas Thiel und Gabriel Vetter streiten über politische Korrektheit; Basler Schnitzelbänggler Laurin Buser: und Anet Corti erklären Humor, Seite 6 Wochendebatte: Zerstört Der Slampoet über politische Korrektheit den Humor? Es diskutieren Satiriker Andreas Thiel und Slampoet Gabriel Vetter, Seite 10 seinen verlorenen Auch das noch Die Stadtgärtnerei sorgt für Jugendbonus Götterdämmerung, Seite 17 Malenas Welt und den Mörder Wer ohne Maske an die Fasnacht geht, zeigt noch lange nicht sein wirkliches Gesicht, Seite 17 in ihm, Seite 28 Blogposting Das Hotel Europe hat seine Fassade erneuert, drinnen bleibt alles beim bewährten Alten, Seite 17 Schlummernder Schatz Wie ein Basler an seiner Stubenwand einen echten Miville fand, Seite 19 Sex und Streicheleinheiten Eine Prostituierte spricht über die Realität im Rotlichtmilieu, Seite 20 EU-Förderung gestoppt Die Annahme der SVP-Initiative bringt Basler Kulturschaffende in Bedrängnis, Seite 22 Zerrissenes Land Die Ukraine ringt mit Russland und sich selbst um die Zukunft, Seite 24 Einsatz für den Frieden Monika Wiedemann war drei Monate für Peace Watch in Israel, Seite 26 Foto: Basile Bornand Gastland Schweiz An der Buchmesse in Leipzig gibt sich die Alpenrepublik offen, Seite 36 Sesseltanz: Buch-Finalisten Die Leipziger Buchmesse verleiht ihren Literaturpreis, Seite 38 In der SP droht ein Wochenstopp Anna Aaron wagt sich mit ihrem neuen Generationenstreit Album in den Cyberspace, Seite 40

Lichtspiele um Amt und Lars von Trier provoziert nackte Solidarität, Seite 41 Würden, Seite 18 Leibspeise Gerührt statt gerollt: Sushi aus der Schüssel, Seite 43 Illustration: Nils Fisch Kultwerk Quadratisch, praktisch, gut: Kasimir Malewitsch erfindet den Suprematismus, Seite 44 Beflügelt: Wochenendlich Glasblasen, Seesicht und Höhenluft Red Bull bringt in Hergiswil, Seite 45

Zeitmaschine den FC Salzburg Ein Plakat von Niklaus Stoecklin, frisch wie aus dem Ei gepellt, Seite 46 auf Erfolgskurs, Bestattungen, Seite 16 Seite 32 Reaktionen, Impressum, Seite 39

Rätsel, Seite 42 Foto: GEPA pictures/Red Bull Content Pool

7. März 2014 5 asel stehen die «drey scheen-­ In den vergangenen zwölf Mona-­ schteB Dääg» bevor. Die Stadt wird im ten schien die Welt zu spinnen. Ausnahmezustand sein, wie jedes Jahr. Und auch Basel stand öfter mal Und doch wird es nicht wie immer sein, Kopf. Ein gutes Jahr für euch zumindest nicht für die Schnitzel-­ Bänggler? bänggler. Karl Schweizer: Das vergangene Humor steht unter Beobachtung. Jahr lieferte tatsächlich eine enorm Der Berner Stadtpräsident und (Un-­ üppige Basis für gute Pointen, weil fall-­)Komiker Alexander Tschäppät Humor von schroffen Gegensätzen muss sich wegen Italienerwitzen ver-­ lebt und von grossen Themen, die antworten, Komiker Massimo Rocchi allen in Erinnerung bleiben. Davon wegen despektierlichen Aussagen gibts diesmal fast schon im über Juden und ihren Witz, das-­ Fern Überfluss. sehen SRF sich rechtfertigen für einen Andreas Faller: Ganz so einfach Sketch von Birgit Steinegger, in dem scheint mir die Sache aber doch alles platt war ausser die Negerlippen nicht zu sein. Es gibt immer wieder der Kabarettistin. Und es ist nicht krude Geschichten, bei denen man auszuschliessen, dass auch die Schnit-­ am Anfang überzeugt ist, dass sich zelbänggler früher oder später in den die Pointe fast von selbst ergibt. Und Fokus geraten: Nur zu gern wird in dann überlegt man und überlegt – Basel während der Fasnacht über die und findet doch keine. Ein scheinbar Anderen gelacht. guter Jahrgang ist darum nicht un-­ Was ist daran einfach schlechter bedingt wirklich gut. Am Schluss Humor und was vielleicht schon ein hängt alles von der Umsetzung ab. Verstoss gegen die Anti-­Rasissmus-­ Strafnorm? Und wie reagieren Schnit-­ Was ist denn ein gutes Sujet? zelbänggler darauf, dass die Justiz Micha de Roo: Eines, das eine neuerdings gegen Humor vorgeht? überraschende Pointe ermöglicht. Wir haben drei Schnitzelbänggler Sie ist das alles Entscheidende. an einem Tisch im «Bruune Mutz» Faller: Wer Humor produziert, vereint und nachgefragt: Karl Schwei-­ muss den Konsens des Publikums zer, Andreas Faller und Micha de Roo finden. Das geht nur bei Themen, bei geben im Gespräch eine überraschen-­ denen das Publikum nicht gespalten de Antwort. «Wer trifft, hat recht», sa-­ ist. Ein gutes Beispiel dafür ist der gen sie und nehmen das Publikum in Abgang des BVB-­Direktors, der die Verantwortung. Humor als ein Mitarbeiterinnen anrüchige SMS ge-­ Produkt, das die Abnehmer findet, die schickt haben soll. Da wird es in der nichts anderes wollen? Eine mutige Stadt kaum jemanden geben, der These und nicht die einzige spannende diese Geschichte nicht grotesk findet Aussage im Gespräch. Nur eines woll-­ – perfekt! Wenn sich alle einig sind, ten die Schnitzelbänggler auf keinen muss man die Geschichte nur noch Fall in der Zeitung lesen: die Namen etwas überzeichnen, und schon hat ihrer Bängg – «Bangg-­Geheimnis.» man die Pointe. Gut ist auch, wenn Karl Schweizer (59) drechselt seit 35 Jahren Verse. Der SVP-Politiker ist als Schnitzelbänggler mindestens so bekannt wie als Grossrat.

Wer trifft, hat recht

6 TagesWoche 10 sich alle mit einem Sujet identifizie-­ ren. Dem FCB zum Beispiel. Ihn zu erwähnen, reicht schon – und die Leute johlen, wahrscheinlich aus Solidarität. Ein solcher Vers muss nur halb so gut sein wie einer über eine etwas komplexere Sache. de Roo: Aber aufgepasst: Ein The-­ ma, das von allen Bängg aufgenom-­ men wird, will auch bald niemand mehr hören. Zwei, drei oder von mir aus auch vier Mal BVB ist noch lus-­ tig, danach genügts langsam. Darum ist es clever, Nischen zu suchen: Themen, die zwar alle kennen, aber dennoch nicht so absehbar sind.

Jetzt mal etwas konkreter, bitte: Welches sind die grossen The-­ men in diesem Jahr? de Roo: Mir fällt grad spontan so einiges ein – verraten würde ich das vor der Fasnacht aber nie. Faller: Bangg-­Geheimnis nennt sich das. Schweizer: Ein bisschen etwas können wir vielleicht schon verra-­ ten: Neben den BVB wird sicher auch Baudirektor Wessels Thema sein, eventuell auch das Schweden-­ reisli mit ihm und seinen Chefbeamten.

Wobei das Kuriosum beim The-­ ma Schwedenreisli ja in erster Linie die Berichterstattung der Zeitung ist, bei der Sie im Ver-­ waltungsrat sitzen, der BaZ. Schweizer: Ganz und gar nicht! Es gab da zwar umstrittene Passagen in der Berichterstattung, fest steht aber, dass Wessels mit Angestellten nach Stockholm fliegt. Auf Staats-­ Andreas Faller (47) ist Micha de Roo (36) ist seit zehn kosten! Das ist meines Erachtens Rechtsanwalt, Berater im Jahren Schnitzelbänggler. Wenn er etwas unsensibel. Gesundheitswesen, FDP-Politiker nicht Verse brünzelt, steht er als und in seinem 17. Jahr als Poetry-Slammer auf der Bühne. Wie kommen Sie eigentlich auf Schnitzelbänggler. die Pointen? Faller: Wir führen das ganze Jahr über eine Sujetliste, im Oktober fan-­ gen wir dann mit der Auswahl an. Sobald wir die Themen haben, dis-­ kutieren wir die Pointen. Sie sind unsere Business-­Idee, auf die wir unsere Verse hinschreiben. Schweizer: Ich schreibe die The-­ men nie vor dem Jahreswechsel auf, sonst wären sie zu alt. Ich überlege aus der freien Erinnerung. Mit dem letzten Wort eine Doppelpointe mit zweifachem Sinn hinzukriegen – das ist dann bei einem Vers schon genial. Drei Schnitzelbänggler im Das gelingt eher selten. Verse brau-­ chen viel Arbeit und natürlich auch Gespräch über guten die richtige Technik. Sie, Herr Schweizer, sprechen von Technik, Herr Faller spricht von Business-­Idee und Herr de Humor und billige Pointen. Roo von Nischen. Klingt alles sehr rational und ökonomisch – schrecklich unromantisch! Von Michael Rockenbach und Amir Mustedanagić, de Roo: Tja, Verse zu schreiben ist halt ein Handwerk. Romantische Fotos: Nils Fisch Gefühlswallungen kommen erst

7. März 2014 7 «Du gibst dir wahnsinnige «Wer einen Vers brünzelt, Mühe. Und wann grölen die hat normale Menschen vor Leute wohl am meisten? sich, keine Intellektuellen. Beim platten Versli. Trotzdem Ein Bänggler darf muss es Tabus geben.» das nie vergessen.» Andreas Faller Karl Schweizer

im Keller auf, wenn du singst und wie in der Malerei. Die grossen Schweizer: Als Stadtpräsident und cher» in einem unvorteilhaften merkst: Die Leute sind begeistert. Meister – nicht, dass ich mich jetzt noch dazu als Sozialdemokrat sollte Kontext fällt – und schon krüm-­ Schweizer: Den genialen Einfall mit ihnen gleichsetzen will, Gott be-­ er sich keinesfalls über Italiener men sich die Leute vor Lachen. gibt es schon auch, aber eher selten. wahre, nein! Aber irgendwie passt lustig machen. Nicht auf derselben Faller: So ist das nun mal mit dem Faller: Es ist bei unserem Bangg ja der Vergleich – also: Die grossen Stufe steht für mich der Vorwurf Humor heutzutage. Da kannst du dir auch nicht so, dass wir alle vor dem Meister bauen sich auch nicht rasch gegen Rocchi wegen seinen Äusse-­ unglaublich Mühe geben, versuchst, Flipchart sitzen und verkrampft vor der Leinwand auf, kleckern was rungen zu den Juden und deren intelligente Verse zu drechseln, und versuchen, einen Bangg zu konstru-­ hin, und schon haben sie ein weite-­ Witz. bringst die dann möglicherweise zu-­ ieren. Die Verse kommen am besten res Meisterwerk geschaffen. Nein, sammen mit einem platten. Und bei Pizza, Bier und lockerem Geplau-­ sie investieren sehr viel Arbeit, Zeit Und Steinegger, die sich schwarze wann grölen die Leute wohl am der. Der Feinschliff danach, das ist und Können. Schuhcrème ins Gesicht streicht, meisten? Beim platten natürlich. Das dann schon ein Handwerk. dicke Lippen macht und so die kann schon etwas ernüchternd sein. Dabei können verunglückte Klischee-­Negerin gibt – ist daran Trotzdem muss es Tabus geben. Welche Rolle spielt der Alkohol Sprüche weitreichende Folgen irgendetwas Lustiges zu finden? in dem ganzen Prozess? haben, wie zuletzt der Aushilfe-­ de Roo: Nein, dieser Sketch war Welche denn? de Roo: Ein paar Gläser können komiker Alexander Tschäppät, eine ganz platte Sache. Wobei die Faller: Rassismus geht gar nicht. inspirierend wirken – oder auch ins die Satirikerin Birgit Steinegger Abgrenzung zwischen lustig und Und auch über das Elend der Men-­ Nichts führen. Aber das ist immer so und ihr Berufskollege Massimo blöd nicht immer ganz so einfach ist schen würde sich unser Bangg nie beim Versli-­Brünzeln. Es kommt auf Rocchi erfahren mussten. Die wie in diesem Fall. Über d Schwoobe lustig machen. Das Chaos in der den Moment an. Eine Toppointe zu Rassismus-­Vorwürfe gegen sie und d Ziircher lachen wir in Basel ja Ukraine zum Beispiel ist nichts für finden oder zu scheitern – das liegt werden aber zumindest die auch gerne, gerade an der Fasnacht, uns, weil dort Menschen gestorben nahe beisammen. Auch wenn man Bänggler freuen, nehmen wir an. auch wenn diese Sprüche streng sind. Ein solches Thema ist viel zu wie verrückt nachdenkt: Erzwingen Schweizer: Klar werden die ein genommen ebenfalls Richtung Dis-­ ernst, zu gross auch. Dem können lässt sich gar nichts. Thema sein. (Lacht) kriminierung gehen. So gesehen ist wir mit unseren kurzen Versen nicht Schweizer: Das Hauptproblem ist Faller: Man muss ja auch nicht Humor demokratisch: Es zählt, was gerecht werden. Ein Satiriker hat da aber ein anderes: Die meisten Bängg unbedingt Mitleid haben mit den von der Mehrheit goutiert wird. vielleicht noch etwas mehr Möglich-­ arbeiten zu wenig an ihren Versen Personen, die Sie jetzt angespro-­ keiten. Die Berufskomiker haben und geben sich mit wenig zufrieden. chen haben. Tschäppät hat uralte In den Cliquenkellern scheint dafür ein anderes Problem: Sie hal-­ de Roo und Faller: Stimmt! Da Italienerwitze geklaut und öffent-­ manchmal bereits die Erwar-­ ten sich für die Götter des Humors hast du absolut recht! lich vorgetragen. Das ist einfach nur tung zu reichen, dass gleich der und hinterfragen sich deshalb auch Schweizer: Es ist doch eigentlich doof. Begriff «Schwoobe» oder «Ziir-­ nicht mehr. Darum kann es so weit

8 TagesWoche 10 «Ein paar Gläser können inspirierend wirken. Eine Toppointe zu finden oder zu scheitern – das liegt nahe beisammen. Erzwingen lässt sich gar nichts.» Micha de Roo

kommen, dass sich solche Leute Bei aller Wertschätzung für kum Bängg rausgebuht hat, die ein-­ tene Bemerkung nun tatsächlich schwarz anmalen und Dinge auffüh-­ den britischen und den Basler fach nur schlecht waren. rassistisch gemeint ist oder der ren, die nicht nur doof, sondern auch Humor: Es ist doch schon so, Faller: Die soziale Kontrolle ist Komiker im Gegenteil nur mit Kli-­ noch rassistisch sind. dass an der Fasnacht Bängg wichtig. Denn der Grat ist schmal schees gespielt hat. zu hören sind, bei denen der zwischen Fopperei und Rassismus. Schweizer: Bei den Schnitzelbängg Und die Bänggler sind in dieser Witz allein im Wort «Schwoob» Und die Grenze muss auch immer sollte meines Erachtens so etwas wie Hinsicht wirklich besser? besteht. wieder neu verhandelt werden. Ich eine «Gutgläubigkeitsklausel» gel-­ Faller: Da würde ich schon sagen – Faller: Wie schon gesagt: es geht habe beispielsweise kein Problem ten. Da haben ja alle die Absicht, ja. Das sieht man auch daran, dass um das Einfordern eines Konsenses. damit, einen Vers über die EU und lustig zu sein. Nur leider gelingt das es vielleicht ein paar blöde oder auch Das läuft wie beim Fussball: Wer die Griechen zu machen und dabei nicht immer, wobei möglicherweise primitive Verse gibt, aber keine trifft, hat alles richtig gemacht. auch die Arbeitsmoral zu thematisie-­ auch mal die Antirassismus-­Straf-­ wirklich unmoralischen. ren. Das ist zwar ein Klischee – aber norm geritzt wird – theoretisch ge-­ Schweizer: Das ist so. Es gibt kla-­ Aber dann dürfte es keine Tabus ein lustiges. sehen. Ich bin allerdings gegen eine re Tabus. Mord und Totschlag und geben – solange noch gelacht allzu strenge Auslegung. Die Straf-­ Verbrechen wie Kinderpornografie, wird. Tschäppät, Steinegger und norm muss meines Erachtens die das geht gar nicht. Und auch über Faller: Das regelt sich wie von Rocchi müssen strafrechtliche Aufgabe haben, Leute mit Botschaf-­ tragische Unfälle wie jenen von selbst. Über eindeutig rassistische Konsequenzen wegen eines Ver-­ ten zu stoppen, die wirklich Michael Schumacher wird an der Verse lacht an der Basler Fasnacht stosses gegen die Antirassismus-­ degoutant sind: Holocaust-­Leugner Basler Fasnacht niemand Witze niemand. norm fürchten. Zu Recht? zum Beispiel. machen. Schweizer: Das Publikum sagt de Roo: Rocchi war als Privatper-­ Faller: Alle anderen Fälle sind ein Faller: Wir Basler haben eben einen höchstens: Ouh! son bei «Sternstunde Philosophie». Stück weit auch eine Geschmacks-­ ganz speziellen Humor. Einen etwas de Roo: Na ja, ein Vers, der etwas Das sollte man unterscheiden von frage. Über den Untergang der Costa ähnlichen wie die Briten. Etwas daneben ist, wird möglicherweise den anderen zwei, die die Leute mit Concordia zum Beispiel haben wir sarkastisch. In der Restschweiz wird noch goutiert. Aber ein ganzes Pro-­ plattem Humor zum Lachen bringen keinen Vers gemacht, weil dabei das zwar nicht immer ganz verstan-­ gramm darauf aufzubauen, wie es wollten. Auf jeden Fall ist die Sache Menschen gestorben sind. den, aber mir gefällt er. Unbestritten etwa der französische Komiker schwierig. Ich möchte nicht der Ju-­ de Roo: Lustig. Wir hatten einen ist jedenfalls, dass es klare Limiten Dieudonné tut – das geht bei uns in rist sein, der am Schluss die Grenze Bangg dazu, aber selbstverständlich gibt – beim britischen Humor wie Basel nicht. Dafür funktioniert die zieht: Dieser Spruch ist noch in Ord-­ haben wir uns nicht über die Toten auch bei uns. Bei den Bängg haben soziale Kontrolle viel zu gut, nicht nung, dieser nicht mehr. Und noch mokiert, sondern über den Kapitän. wir zudem eine funktionierende nur unter den Bängglern. Ich habe schwieriger wird es, wenn ein Rich-­ Schweizer: Tja, Schettino, der Ka-­ Selbstkontrolle. auch schon erlebt, dass das Publi-­ ter nachweisen soll, ob eine umstrit-­ pitän, der sich als Erster aus dem

7. März 2014 9 Fortsetzung von Seite 9 Die Wochendebatte Zerstört Staub machte, der war schon ein Faller: Hmm. Also gell, was ich sehr verlockendes Sujet. Er hatte ja jetzt sage, ist wirklich nicht auf sogar noch seine Geliebte an Bord. deinen Bangg bezogen, in absolut politische Perfekt! keiner Weise. Aber ganz grundsätz-­ Faller: Einverstanden, auch das ist lich bin ich der Ansicht, dass man eine Frage der Herangehensweise. mit Erfolg demütig umgehen muss, dann schafft man auch keine An-­ Korrektheit Stimmt für Sie die Qualität der griffsflächen. Wenn mich einer Bängg? fragt, ob wir gut sind, antworte ich de Roo: Es ist gemischt. Neben immer: Das muss das Publikum guten Bängg sind sicher auch genug entscheiden. Und solange wir die den Humor? dabei, die etwas loswerden wollen, Lacher auf unserer Seite haben, obwohl sie das nötige Niveau nicht scheint mir alles in Ordnung zu sein. unbedingt haben beziehungsweise Schweizer: Also, ich würde auch zu wenig selbstkritisch sind. nie sagen, unser Bangg ist der beste, Der Aufschrei war gross:Rassismus», « schrien die Schweizer: Es gibt halt auch so das ist er auch nicht. Aber zum obe-­ einen. «Künstlerische Freiheit», brüllten die anderen. viele Bängg. Wirklich gut ist aber ren Segment gehören wir schon – Die Diskussion nach den Skandalen um Birgit Steinegger nur ein kleiner Teil. wie eure beiden Bängg übrigens auch. mit ihrem «Blackfacing» und Alexander Tschäppät mit Was ist mit den übrigen – sollten seinen «Tschinggen»-­Witzen drehte sich bald nur noch die Ihrer Meinung nach am bes-­ Wie viele gute Bängg gibt es um die Justiz, die Anti-­Rassismus-­Strafnorm und die ten verschwinden? denn? Schweizer: Das soll jeder für sich Schweizer: Von den insgesamt etwa Frage, ob es richtig ist, dass dieses Gesetz auch auf den entscheiden, einerseits. Andererseits 110 sind es etwa 30, die richtig gut Humor angewendet wird. ist doch die Fasnacht auch etwas und beim Publikum wirklich akzep-­ Zum argumentativen Totschläger auf beiden Seiten sehr Ungezwungenes, da hat auch tiert sind. wurde die Political Correctness. Sie erstickte eine De-­ das qualitativ weniger Gute seinen Platz. Das Publikum urteilt ja dann Billige Witze über Zürcher oder batte zu früh. Wir haben deshalb zwei Männer zur Dis-­ schon. Schwoobe machen aber auch kussion gebeten, die kein Blatt vor den Mund nehmen: Faller: Das Problem ist, dass es diese. Warum kommen die die Satiriker Andreas Thiel und Gabriel Vetter. Wie sich Bängg gibt, die nie auf die Idee eigentlich so gut an? kämen, sich auch einmal selbst zu Schweizer: Das ist historisch be-­ bereits in ihren ersten Beiträgen zeigt, geht es bei der hinterfragen. Ich habe schon erlebt, dingt. Zürcher-­Witze gibt es, seit ich Frage um noch viel mehr als die politische Korrektheit. dass wir beim Warten auf einen-­ Auf mich erinnern kann. Es geht um den Humor an sich, den guten Humor. Aber tritt keinen einzigen Lacher aus dem Saal gehört haben. Und dann kamen Das muss doch eine tiefere was ist das? Loggen Sie sich ein und diskutieren Sie mit: die Bänggler raus und sagten: «Hey, Ur sache haben. Einen Minder-­ tageswoche.ch/wochendebatte grossartige Stimmung hier, jetzt wertigkeitskomplex vielleicht? haben wir die Leute so richtig heiss Alle durcheinander: Ja, klar, gemacht für euch.» Mich würde so selbstverständlich. schlechte Resonanz des Publikums Soll die Präimplantations-Diagnostik frustrieren. Nach einer solchen für alle verfügbar werden? Fasnacht würde ich mir vermutlich «Wenn der Keller überlegen, etwas anderes zu machen. Die Wochendebatte vom 28. Februar 2014: Schweizer: Wir hatten auch mal so jubelt, gibt das einem Es war keine einfache Debatte. Letztlich fiel das Urteil der Lese- erfolglose Bänggler vor uns, bei de-­ das Gefühl, als könne rinnen und Leser aber deutlich aus: 61 Prozent stimmten gegen eine nen wirklich niemand gelacht hat. man fliegen.» Liberalisierung der Präimplantations-Diagnostik (PID). Sie liessen Als sie wutentbrannt rauskamen und sich von den Argumenten von Ruth Baumann Hölzle überzeugen, uns so gemütlich dasitzen sahen, Andreas Faller für die die PID nichts anderes ist als «die Zucht und eugenische sagte einer: «Ach ihr, ihr seid ja Selektion von menschlichem Leben nach erwünschten Eigenschaf- sowieso alles Arschlöcher.» Mein ten». Luc Redordon, Ständerat der Grünen, konnte nur einen Drittel Bangg-­Freund antwortete ihm dann: Das hätten wir jetzt nicht ge-­ davon überzeugen, dass ein Verobt «unmenschlich ist», weil es «Gäll, bim Thema Fasnacht hört bi dacht, dass die Basler so offen zu de maischte dr Spass uff.» ihrem Komplex stehen. Eltern die Möglichkeit verweigert, Embryonen auf Behinderung zu Schweizer: Es bleibt uns ja auch untersuchen, obwohl ein behindertes Kind für Familien zur Belas- Recht hatte er aber schon, oder? nichts anderes übrig. Der Wirt-­ tung werden könne. Aber wie schreibt Leser Walter Beutler: «Was Schweizer: Natürlich, die Fasnacht schaftsstandort Zürich hat in den ein lebenswertes Leben ist, kommt erst im Nachhinein aus.» ist etwas Todernstes. (Alle drei vergangenen Jahren sehr viel an lachen.) Boden gewonnen – und wir verloren. Wo zum Beispiel ist die ganze Ihr Bangg, Herr Schweizer, ist Banken industrie geblieben? In zwar bekannt, aber längst nicht Zürich natürlich. Wir können von bei allen beliebt – warum? Glück reden, dass wir unsere paar Schweizer: Schauen Sie, wenn Sie Pharmaunternehmen noch haben. sowas 35 Jahre lang machen, dann Faller: Da bin ich anderer Meinung. gibt es immer solche, die finden Sie Wenn Basel-­Stadt und Baselland end-­ toll, und andere, die finden das nicht lich einmal ihre Lämpe und Befind-­ so. Da ist auch viel Neid dabei. lichkeiten ganz beiseite legen und richtig zusammen arbeiten würden, Was meinen die Kollgen: Sieht wäre diese Region die Nummer 1 in Herr Schweizer das richtig? der Schweiz. Fusionieren müssen

10 TagesWoche 10 JA NEIN «Sie ist ein Synonym für Humorlosigkeit» «Sie ist der Schwarze Peter für Gläubige»

Political Correctness ist lustig, Humor hat mit Loslassen zu tun. Wir müssen wohl das grundle-­ phobie als Applaus-­Trigger be-­ aber nur für humorvolle Menschen. Humor ist eine Relativierung von gendste Missverständnis dieser nutzt? Kurz: Ist das guter Humor? Für humorlose Menschen ist sie Wichtigkeit, eine Erleichterung von Humordebatte erstmal aus der Was der aufjaulende Klein-­ nicht lustig. Für humorlose Men-­ Übergewichtigem, eine Auflösung Welt schaffen: Was diese Debatte kunst-­Stammtisch also als die schen ist gar nichts lustig. Das ist geistiger Verkrampfung. überhaupt ausgelöst hatte, war grosse Inquisition gegen den-­ Hu frustrierend. Deshalb sind humor-­ Ein humorloser Mensch frus-­ keine Forderung nach politischer mor anprangert, ist nichts anderes lose Menschen frustrierte Men-­ triert mit seiner Political Correct-­ Korrektheit. Niemand hat ver-­ als das, womit Kulturschaffende schen. An der Political Correctness ness nicht nur sich selbst, sondern langt, Humor müsse politisch kor-­ aus anderen Sparten tagtäglich erkennt man den frustrierten auch andere. Er ist so etwas wie ein rekt sein. Nur schon deswegen konfrontiert werden: inhaltliche Menschen. Stimmungsselbstmordattentäter. nicht, weil niemand genau weiss, und stilistische Kritik. Ein humorvoller Mensch hinge-­ Humor hingegen ist Verteidi-­ was politisch korrekt überhaupt Jeder vernünftige Humorist gen ist ein zufriedener Mensch. gungswaffe, Schutzschild, bedeutet. Die Einzigen, die ständig müsste doch Kritik an seiner Ar-­ Denn, was immer ihm auch wider-­ Schmerz-­ und Heilmittel zugleich. von «politischer Korrektheit» re-­ beit dankbar und sportlich anneh-­ fährt, er nimmt es mit Humor. Der politisch korrekte Schaden, den, sind die, die sie verteufeln. Es men. Während schliesslich jedes Humor ist eine höhere Form von den ein humorloser Mensch sind also Gläubige. New-­Jazz-­Konzert, jeder experi-­ Erkenntnis. Humor ist die Er-­ in seiner Frustration anrich-­ Gläubige, die auf die Heilung mentelle Kurzfilm, jeder Gro-­ kenntnis, dass nichts so ernst ist, tet, kann mit einem einzigen durch den Humor warten. Was schenroman vom Feuilleton mit ei-­ wie es scheint. Humor ist reinste Lächeln behoben werden. aber Humor ist, können diese ner Inbrunst rezensiert wird, dass Luzidität, ganzheitliche Weltbe-­ Humor ist also nicht nur Gläubigen nicht sagen. Weil sie es einem die Haare aus den Zäh-­ trachtung und somit die vollendete eine gute und sanfte, son-­ sonst nicht mehr an ihn glauben nen treibt, tönte es punkto Humor Form von Objektivität. dern vor allem auch eine könnten. Sie wissen aber, was seit jeher nur: lustig – oder nicht Da aber der Mensch die Nei-­ vernünftige Waffe gegen Humor nicht ist: «Politische Kor-­ lustig. Weil Humor halt Ge-­ gung hat, alles, was ihn betrifft Frustration. Humor ist rektheit» sei nicht Humor. Aha. schmackssache sei, und man über inklusive sich selbst, zu ernst zu reinste Vernunftbegabung. «Politische Korrektheit» ist hier Geschmack nicht streiten könne. nehmen, ist Humorlosigkeit in Humor bringt den Men-­ also eine wahllos gezückte Wort-­ Verdammt, warum soll man dieser Welt weit verbreitet. schen weiter. Political hülse, ein Schwarzer Peter für über Humor nicht diskutieren -­ kön Frustration und Political Cor-­ Correctness nicht. Gläubige, die zu faul sind, sich nen? Wir sind doch hier nicht bei rectness sind die Folge. Political Correct-­ ernsthaft mit der Mechanik von den Kreationisten. Natürlich kann Die einzige Möglichkeit, ness ist nur ein Humor auseinanderzusetzen. man über Qualität streiten. Man diese jämmerliche Ge-­ Synonym für Was diese ganze Debatte -­ tat muss! Gerade im Humor. Oder ha-­ mütslage abzulegen, ist Humorlosigkeit. sächlich ausgelöst hat, war ja eine ben wir Satiriker einen dermassen es, sich selbst nicht mehr simple Frage: Wie lustig – und sensiblen Biorhythmus, dass wir so ernst zu nehmen. damit wie sinnvoll – uns schon beim ersten kritischen ist ein Humor, der Wort schluchzend in unser latente Xeno-­ allzeit bereites Kurt-­Tucholsky-­ Schnuffeltuch schnäuzen müssen? In der Schweiz dis-­ kutieren wir nicht über Andreas Thiel den Humor, wir lachen Satiriker und über ihn. Das ist der Kolumnist eigentliche politisch Foto: Stefan Kubli korrekte Skandal.

Gabriel Vetter Autor und Slampoet Foto: Nils Fisch Humor ist, wenn man trotzdem isst: Was nach ernsthafter Diskussion aussieht, war eine amüsante Debatte bei Rösti und Leberli.

Fortsetzung von Seite 10

sie von mir aus ja nicht grad unbe-­ sich das Interesse am Baselbiet sehr wieder gut an, auch bei jungen Leu-­ dass man so bei den Frauen gut an-­ dingt – aber eben: in Grenzen. Abgesehen davon bin ich ten, ausser in Zürich selbst viel-­ kommt. Und jetzt – im Ernst – noch Z-­U-­S-­A-­M-­M-­E-­N-­A-­R-­B-­E-­I-­T-­E-­N! der Meinung, dass Basel enorme leicht. Das stelle ich auch fest, wenn meine twitterfähige Botschaft: Die Schweizer: Also, ich wäre jetzt Qualitäten hat, da bin ich ganz bei ich als Poetry-­Slammer unterwegs Leute zum Lachen zu bringen ist die noch für so eine Fusion. Das wäre dir, Andi. Auch dieser Esprit mo-­ bin. Ich nehme an, dass die Zürcher schönste Droge – und erst noch eine für diese Stadt meines Erachtens die queur ist sehr speziell hier. Geht durchaus damit leben können. legale! einzige Rettung. Schliesslich kann man den Metro-­ Faller: Wenn du meinst. Ich halte «Mir hat mal polenneid ja auch als Kompliment Weil Sie den Menschen eine den Basler Minderwertigkeitskom-­ auffassen. Das Schönste ist doch, kleine Freude bereiten möchten? plex jedenfalls für falsch. Zürich ist einer nach dem wenn man auch über sich selbst Oder geht es Ihnen nicht eher von mir aus der wichtigere Finanz-­ Auftritt gesagt: Gell, lachen kann. um eine Selbstinszenierung? platz, dafür nicht so international Schweizer: Entscheidend ist, dass Faller: Selbstverständlich muss gesinnt. Wir sind in fünf Minuten in du hast studiert?» ein gewisses Niveau nicht unter-­ man am Performen schon ein biss-­ Frankreich, in fünf Minuten in Micha de Roo schritten wird. Verse über Zürcher, chen Freude haben. Eine sogenannte Deutschland. Schwoobe oder Homosexuelle Rampensau hat es da leichter als müssen wirklich gut sein, sonst einer, der wie eine Figur aus Holz Meine Herren, Ihr geliebtes doch mal nach Zürich ans Sechse-­ sind sie einfach nur billig. Reine stocksteif auf der Bühne steht. Und Basel streitet seit Monaten über läuten. Was dort teilweise für Reden Effekthascherei. selbstverständlich freut man sich die Einführung eines neuen Ver-­ gehalten werden, richtig derb, so was auch über ein gutes Feedback. Wenn kehrskonzepts, und auch in der würde hier keiner bieten. Aber um den Effekt geht es den du in einen Keller kommst und Politik tun nicht wenige Städter Bängglern schon auch? Wie eitel hörst, wie einer sagt, hey digg, das so, als würde die Welt in Binnin-­ Herr de Roo, Sie sind deutlich sind Sie? sind die und die, dann ist das halt gen, Muttenz oder Birsfelden en-­ jünger als die beiden anderen de Roo: Also, mir geht es vor allem schon sehr schön, das gibt einem ein den. Das ist doch alles ziemlich Herren. Machen Sie sich auch um die Freude an der Sprache. Mich Gefühl, als könne man fliegen. engstirnig. noch lustig über die Zürcher, reizt es, Sujets in wenigen Sätzen auf Schweizer: In einem Punkt gebe ich oder ist Ihre Generation da eine lustige Art zu verknüpfen. Haben sich die Bängg in den Ihnen recht. Basel ist zwar inter-­ schon etwas weiter? Schweizer: Das ist ein wichtiger vergangenen Jahrzehnten ver-­ national ausgerichtet, wir haben de Roo: Ironische Bemerkungen Punkt. ändert? auch viele Arbeitskräfte, die im über Zürcher kommen offenbar in Faller: Natürlich haben wir ange-­ Faller: Extrem, ja. Speckgürtel wohnen, und doch hält der ganzen Schweiz vor und immer fangen zu singen, weil wir wussten, Schweizer: In den Medien und im

12 TagesWoche 10 3tageswoche.ch: Die erste Adresse für die «drey scheenschte Dääg»

Was Sie von uns während der Fas- > Vom süssesten Binggis bis zum nacht online serviert bekommen: bösesten Waggis – wir zeigen Ihnen > Einen Liveblog, der vom Sonn- die schönsten Bilder aller drei Tage. tagabend bis Donnerstagmorgen > Schnitzelbängg in bewegtem Bild: laufend aktualisiert Impressionen Mit der Kamera sind wir im Atlantis von der Fasnacht in all ihren Facet- und beim Striggede-Ball vor Ort. ten liefert: Videos, Töne, Texte und Dies und noch einiges mehr zur ganz viele Bilder. Fasnacht gibt es bei uns online, > Vergangenes Jahr eine grosse sowie zusammengefasst in der Attraktion und darum auch dieses nächsten Wochenausgabe. Sie Jahr wieder am Start: unser Fas- können Ihren Teil beisteuern: nachtsfotiautomat. Kommen Sie > Schicken Sie uns Ihre eigenen bei uns am Rümelinsplatz vorbei, Impressionen von der Fasnacht: lösen Sie den Automaten per Via [email protected] Handschlag aus und zeigen Sie nehmen wir alles entgegen und füt- sich von Ihrer, ehm, besten Fas- tern damit unseren Liveblog. nachtsseite. www.3tageswoche.ch

Internet werden die meisten Themen als allzu sozialkritisch, mit übertrie-­ aber man merkts den Versen halt hen, sondern auch von den Zuschau-­ heute schon bis zum Gehtnichtmehr ben fein gedrechselten Versen, die schon ein wenig an.» Das war natür-­ ern, per Handy. Danach kann sich abgearbeitet. Das macht es schwie-­ niemand mehr versteht. lich ein Weckruf. eine grenzwertige Bemerkung sehr rig, neue Zugänge und neue Themen de Roo: Etwas Tiefe muss schon schnell verbreiten – so wie bei zu finden. Für eine knallige Pointe sein, aber die ganz grossen-­ Bot Inwiefern haben die Medien Ihr Tschäppät. Ich halte es für gut-­ mög braucht es darum mehr als noch vor schaften kann man nicht mit ein Handwerk verändert? lich, dass es auch an der Fasnacht ein paar Jahren. Hinzu kommt, dass paar Versen transportieren. Schweizer: Da ist einmal das Fern-­ ähnliche Probleme geben wird. die Performance immer wichtiger Schweizer: Schnitzelbängg sind sehen – diese Live-­Übertragungen. wird. Träger der Volkskultur. Wer einen Die meisten Gruppen drängen in die Bedauern Sie diese Entwick-­ zum Besten geben will, der hat entsprechenden Lokale vor die Ka-­ lung? Das heisst, die Bängg waren normale Menschen vor sich, keine meras. Wer sich das Ganze dann bei de Roo: Man muss damit leben und früher politischer? Horde von Intellektuellen. Das sollte «Telebasel» einen Abend lang an-­ versuchen, die Verbreitungsmöglich-­ Faller: Ich würde es so sagen: Die der Bänggler nie vergessen. Das ist schaut, sieht vielleicht zehn gute keiten im positiven Sinne zu nutzen. Bänggler waren früher vielleicht e Bängg, der Rest ist eher etwas-­ dürf Faller: Ich bedaure vor allem, dass bitz intellektueller. «Ich würde sagen: tig. Und so ist auch der Gesamtein-­ um das Fernsehen ein viel zu grosses druck eher bescheiden. Das schadet Theater gemacht wird. Auch jetzt Ist das nicht etwas pauvre: ein Die Bänggler waren dem Ruf der Basler Schnitzelbängg. wieder mit den Comité-­Schnitzel-­ paar Lacher zu provozieren und früher vielleicht e bitz Den meisten Bängglern ist das leider bängg und ihrem «Telebasel»-­Boy-­ damit hat es sich? Möchten Sie egal. Hauptsache, wir sind im Fern-­ kott. Das ist so lächerlich, dass wir die Menschen nicht auch noch intellektueller.» sehen, sagen sie sich. nicht einmal einen Vers darüber ein bisschen zum Nachdenken Andreas Faller de Roo: Ich finde es grundsätzlich schreiben. animieren? schön, wenn sich auch der Heimweh-­ Schweizer: Dabei hätte «Tele basel» Faller: Natürlich thematisieren wir basler in Mexiko Bängg ansehen der eine oder andere Comité-­Bangg Dinge, die einen normalen Men-­ wie beim Zeitungsmachen: Mit ei-­ kann, auch wenn der eine oder ande-­ ja noch gut getan. Ich höre die etwas schen beschäftigen. Wenn ich zum nem rein intellektuellen Anspruch re etwas weniger gute darunter ist. älteren Damen und Herren, die Beispiel mit dem Auto durch die holt man sich den Applaus der Mas-­ Ich sehe aber noch ein ganz anderes nicht mehr gut raus an die Fasnacht Stadt fahre, dann ärgere ich mich sen nicht ab. Problem: Wenn früher mal ein an-­ können, schon jetzt sagen: «Loos, jedes Mal über die vielen Baustellen. de Roo: Mir hat mal einer nach stössiger Spruch fiel, dann blieb also d Bängg waren wieder mal Diese Wut bringen wir auch in den einem Auftritt gesagt: «Gell, du hast dieser im Cliquenkeller. Heute wird mehrheitlich eine Katastrophe in Bängg zum Ausdruck – lieber direkt studiert? Also nichts gegen dich, alles gefilmt, nicht nur vom Fernse-­ diesem Jahr.»

7. März 2014 13 Fortsetzung von Seite 13

Faller: Ich verstehe einfach nicht, Herr Schweizer und Herr dass man aus allem so eine politi-­ Faller. sche Sache machen muss. «Tele-­ de Roo: Also überhöhen müssen Sie Lieber mal auf basel» hat nur gebeten, dass die die beiden jetzt auch nicht. Irgendei-­ Schnitzelbangg-­Gesellschaften ein ner ist immer noch obendran. paar sichere Werte nennen, damit Faller: Der Wessels zum Beispiel. einen Lacher diese Gruppen gut über den Abend Schweizer: Und selbst der hat noch verteilt werden können. Und darü-­ Gott über sich. ber regt sich nun ausgerechnet die Faller: Aber an der Fasnacht ist das Gesellschaft auf, die jeden einzelnen gar nicht wichtig. Da trinkst du dein verzichten ihrer Bängg bewertet wie eine Bank Bier auch mal mit einem-­ VR Präsi-­ ihre Aktien. denten. Soziale Unterschiede spielen da keine Rolle. Braucht es denn wirklich auch Schweizer: Genau das ist das Di-­ Anet Corti ist ein komödiantisches noch an der Fasnacht ein solches cke an der Fasnacht! Rating? Faller: Sozialistisch schon fast. Multitalent: An der «Wirrlete» Schweizer: Also, ich mache auch immer mein persönliches Rating. Und das Sozialistische gefällt begeisterte sie mit einem Stück, Eine Sternli-­Wertung am tatsächlich auch Ihnen, Herr Comité-­Abschlussobe. Schweizer? das wie für die aktuelle Humor- Schweizer: Ich denke bei diesem Und Ihre Wertung reiben Sie Thema nicht unbedingt an Sozia-­ Debatte geschrieben wirkt. dann wahrscheinlich allen unter lismus, sondern eher noch an die die Nase? Rekrutenschule. Da kommen auch Von Amir Mustedanagić Schweizer: Sicher nicht! Die zeige die unterschiedlichsten Leute -­ zu ich nur meiner Frau. sammen, arme und reiche, schlaue und solche mit anderen Qualitäten, Aber diese ständige Bewertung und sie alle tragen das gleiche Tenue. überall hat doch etwas Zwang-­ Dieser Austausch wirkt sehr berei-­ haftes – und Unlustiges vor chernd – für alle. allem auch. Schweizer: So läuft doch das Le-­ «Fasnacht zu machen Anet Corti zögert keinen Mo-­ ben. Ende Jahr wird dem Arbeitneh-­ ist wie ins ment mit der Antwort. «Ich finde das mer mitgeteilt, ob ers gut gemacht total daneben.» Natürlich geht es bei hat und eine Lohnerhöhung be-­ Militär zu gehen? der Frage, ob die Justiz bei schlech-­ kommt. Oder im anderen Fall, dass tem Humor eingreifen soll, um nichts Ich weiss nicht.» er vielleicht sogar gehen muss. Bei weniger als die künstlerische Freiheit. den Bängg kann man die Leistung Micha de Roo Die Deutlichkeit und die Vehemenz genau gleich einschätzen. An der der Antwort sind dennoch überra-­ Qualität des Banggs orientiert sich de Roo: Fasnacht zu machen ist wie schend für die Kabarettistin und Ko-­ auch zum Beispiel beim Schnitzel-­ ins Militär zu gehen? Ich weiss nicht. mikerin aus Muttenz, die in Zürich bangg-­Comité die Höhe der Ich würde das Ganze eher mit einem lebt. Wer verstehen will warum, muss Subventionszahlung. grossen Boot vergleichen, in dem mit der 45-­Jährigen über ihre Arbeit Faller: In unserer Gesellschaft gibt alle zusammen sind und es sprechen. Corti ist in vielerlei Hin-­ es kein Ranking, sondern höchstens gemeinsam lustig haben. sicht eine aussergewöhnliche Person so ein bisschen eine Abstufung. im Humorgeschäft: Sie ist eine von Wenn wir an einem Anlass wirklich Aber ein interessantes Thema wenigen erfolgreichen Frauen in der mitreissen wollen, wissen wir schon, wärs für unseren Tisch hier immer noch stark von Männern ge-­ wen wir am besten schicken sollten. wahrscheinlich schon – die prägten Szene, ihre Programme sind Und wer unter unserem Label laufen Armee und der Humor. ein Mix aus Artistik, Sprachwitz, will, muss erst einmal vorsingen. Faller: Die Antwort ist einfach – Schauspielerei und Gesang. de Roo: Das Gute an der Fasnacht dort gibt es gar keine Tabus. Verantwortlich dafür sei ein ganz ist, dass jeder selbst entscheiden Schweizer: Dafür liefern sie super spezieller Charakterzug, wie sie selber kann, ob er in einer Gesellschaft Sujets. Die Luftwaffe zum Beispiel, sagt: «Ich kann mich nie entscheiden, dabei sein möchte, um irgendwelche die nur zu Bürozeiten Einsätze fliegt mache zu viele Sachen zu gerne.» Preise mitsingen will oder ob er lie-­ – grossartig! Gleichzeitig ist es ihr Antrieb, das, ber mit ein paar Kollegen sein eige-­ was sie reizt. Nicht zuletzt diese Viel-­ nes Ding durchzieht, als «wilder Ist diese Pointe nicht schon fast seitigkeit führte sie in die Scuola Bangg» zum Beispiel. zu gut? Teatro Dimitri, wo sie das Handwerk Faller: Doch, genau! zu ihren Programmen wie «win-­win» Humor ist auch ein Mittel der de Roo: Ich find jetzt eher – noch lernte, einer Persiflage der Bürowelt, Schwächeren, mit dem sie die besser geht fast nicht mehr. oder auch ihrem ersten Solopro-­ Mächtigen zumindest in der Schweizer: Richtig. Gut möglich, gramm «dbaö – Du bisch au öppert», Vorstellung von ihrem hohen dass wir noch was draus machen. in dem sie die Zuschauer als Lebens-­ Ross holen können. Nur in Lasst mich noch kurz überlegen. beratungsseminarleiterin durch den Basel ist das nicht unbedingt Faller: Schluss jetzt! Ehrlich ge-­ Abend leitete. so. Hier sind häufig jene, die sagt, könnte es sein, dass wir schon In ihren Programmen setzt Corti im richtigen Leben dick drin einen Flugwaffen-­Bangg haben. Da-­ auf eine Geschichte, die sich entwi-­ sind, auch in den Fasnachts-­ rum verbiete ich euch, uns das nach-­ ckelt, nicht auf einzelne Pointen, und cliquen und Gesellschaften zumachen! (Alle lachen.) dafür braucht sie alle ihre Talente. Ihr dick drin – Sie zum Beispiel, tageswoche.ch/+bkxot Fundus für die Geschichten ist der All-­

14 TagesWoche 10 Nicht jede Pointe muss man bringen: Anet Corti ist gegen den Eingriff von Justiz in den Humor, aber für Geschmack. Foto: Danish Siddiqui

tag: Was sie persönlich ärgert, bewegt eine Blütezeit, sagt Corti: «Aussagen 2013», als sie sich für eine Nummer bruch sei, wie Corti findet: «Sie sind oder beschäftigt, versucht sie mit der werden herausgepickt, verdreht, und den «Fall Carlos» herauspickte und die mutiger, freier, das ist toll.» Es Lupe zu vergrössern. «Zu überspit-­ dann folgt ein Leserbrief darauf, dar-­ «Carlos-­Erziehungsbox» kreierte, als brauche noch etwas Zeit, bis Frauen zen», wie es im Komikjargon heisst. auf wiederum ein Kommentar …» neustes Erziehungs modell der Jugend-­ im Humor so selbstverständlich seien Und am Ende der Weltuntergang. anwaltschaft Zürich – entwickelt in wie Männer. Weltuntergang wegen Tweet Dass ein Komiker wegen seinen enger Zusammenarbeit mit Ikea De-­ Nummern den Kopf hinhalten und sign und Stadler Rail Technik – prä-­ Wenn das Programm dann noch den Kritik einstecken muss, findet Corti sentierte. Der Jugendstraftäter wird in «Ich spüre es Nerv der Zeit trifft, gelingt auch der richtig. Wofür sie kein Verständnis die Box gesperrt und das vollautomati-­ Denkanstoss ans Publikum, das Hin-­ hat, «ist dieses Einklagen». sche Erziehungsprogramm aktiviert. körperlich, wenn terfragen gesellschaftlicher Entwick-­ Anet Corti vertritt nicht die Mei-­ «Eine billige Lösung für jeden Haus-­ eine Pointe zu lungen. Ein Paradebeispiel und zu-­ nung, dass Humor keine Grenzen hat. halt.» gleich passender Beitrag zur aktuellen «Die Grenze ist der gute Geschmack.» Die öffentliche Debatte drehte sich weit geht.» Humordebatte ist Anet Corti mit ih-­ Allerdings sei es schwierig, diesen nur noch um Geld, ein gefundenes rem Twitter-­Sketch gelungen, den sie festzumachen. «Humor ist etwas Per-­ Fressen für eine Überspitzung. Und abgewandelt auch an der Vorfasnachts-­ sönliches. Jeder Komiker entwickelt Corti setzte noch einen drauf mit ih-­ Zeit brauchte auch die Karriere von veranstaltung «Wirrlete» präsentierte: seinen eigenen Stil und muss damit rer Erziehungsbox des Modells Alcat-­ Corti. Seit 14 Jahren ist sie im Busi-­ Betty Böhni – die überforderte Direk-­ sein Publikum finden.» raz, Selbstschussanlage und Stachel-­ ness, nun spürt sie langsam den Er-­ tionsassistentin aus «win-­win» – er-­ drahtummantelung inklusive. Sie folg. Sicher ist, dass ihre Herange-­ klärt darin den Zuschauern den Kurz-­ Idee für den Papierkorb hätte noch einen Schritt weitergehen hensweise an Themen geschätzt wird: nachrichtendienst. können mit einer «Guantánamo-­Box» von Kritikern und vom Publikum. In Was banal mit einer Nachricht von Mit Akzent irgendeinen Ausländer in – die Idee war auch schon geschrie-­ der Würdigung zum Baselbieter -­ Kul Mike Shiva an Böhni beginnt, entwi-­ einer unvorteilhaften Situation zu ben, aber sie landete im Papierkorb. turpreis 2013 in der Sparte Theater/ ckelt sich über mehrere Tweets zur spielen, Klischees zu bedienen, «das «Ich konnte nicht, mir kamen die rea-­ Kabarett heisst es treffend über ihr Affäre, welche die ganze Schweiz in funktioniert», sagt Corti, «aber das len Bilder vor Augen, ich merkte, das Spiel: «Es ist geprägt von ihrer-­ Wert die Krise stürzt – wegen einer Aussa-­ will ich nicht». Diese Art von Humor geht mir zu weit.» Diesen Entscheid schätzung gegenüber den Menschen, ge: «Shiva ist ein Schlitzohr.» Prompt sei erst dort spannend, wo es auch Ko-­ müsse jeder für sich treffen. «Ich bin ihrer Neugierde und ihrer stupenden reagiert die indische Botschaft: «Bitte miker mit dem entsprechenden Hin-­ vorsichtiger als viele Kollegen: Beobachtungsgabe.» beleidigen Sie nicht unsere Götter.» tergrund machen. «Sie haben eine Le-­ Manchmal finde ich das gut, manch-­ Die 20 000 Franken Preisgeld kann Der Papst schaltet sich ein, der «Blick» gitimation, weil sie die Situationen mal aber auch schade.» Corti gut gebrauchen. Sie schreibt an springt auf, Barack Obama ist be-­ aus persönlicher Erfahrung kennen.» Und wenn sie die wiederkehrende einem neuen Programm. Einiges wird leidigt und so weiter – bis zur inter-­ Corti ist sich bewusst, dass sich Frage beantworten muss, ob es denn wohl wieder im Papierkorb landen, nationalen Krise. vielleicht manche bei ihrem Programm einen Unterschied gibt zwischen bevor die Pointen stimmen, die Zwei-­ Das Herausgreifen von einzelnen auch fragen: Ist das lustig? «Aber ich weiblichem und männlichem Humor, fel beiseite gelegt sind. Nicht alles ist Aussagen, die Kritik daran, das Hoch-­ stehe auf der Bühne, ich muss es vor-­ wäre es wohl dieser: «Frauen haben so einfach wie die Frage, ob die Justiz schaukeln der Affäre, die Aufregung tragen, dahinterstehen.» Oft lässt sie nicht weniger Humor, sie sind-­ viel dem Humor Grenzen setzen soll. erinnern nicht nur an den Skandal um Pointen aus, weil sie merkt, da stimmt leicht etwas vorsichtiger.» Wenn auch tageswoche.ch/+bkydd den Berner Stadtpräsidenten Alexan-­ etwas nicht. «Ich spüre es körperlich, dank Nachwuchs wie den Poetry-­ der Tschäppät und Komiker Massimo wenn eine Pointe für mich zu weit Slammerinnen Hazel Brugger und «win-win» läuft im Fauteuil Basel, am Rocchi. Die Kultur der Kritik erlebe geht.» Etwa beim «Bundesordner Lara Stoll dieses Merkmal im Um-­ 4., 5. und 6. Mai. Mehr Infos: win-win.ch

7. März 2014 15 Bestattungs-Anzeigen Schwarz-Schori, Jakob, Wolf, Annamarie Surya, ORMALINGEN geb. 1923, von Basel BS geb. 1917, von Oberburg BE Schaub, Paul, geb. 1937, von Basel-Stadt und Region (St. Johanns-Ring 131). Trau- (Konsumstrasse 1, Oberwil). Buus BL (Hauptstrasse 157). erfeier Donnerstag, 13. März, Wurde bestattet. Urnenbeisetzung Montag, 14.45 Uhr, Friedhof am Hörnli. 17. März, 14.30 Uhr, Friedhof BASEL Fritsche-Zust, Johann Al- Simacek-Klos, Stanislava, ARLESHEIM Ormalingen, anschliessend Ambrus Alimi, Ilona, geb. bert, geb. 1923, von Basel BS geb. 1922, von Basel BS (Non- Eichenberger-Bachruch, Abdankungsfeier im Zentrum 1953, von Basel BS und Mat- (Arbedostrasse 12). Trauer- nenweg 3). Trauerfeier Frei- Wilfried Johannes, geb. Ergolz, Hauptstrasse 165. zendorf SO (Rheinsprung 16). feier Freitag, 7. März, 14 Uhr, tag, 14. März, 10.45 Uhr, Fried- 1925, von Birr AG (Brugg- Bruder Klaus Kirche Basel. Trauerfeier Freitag, 7. März, hof am Hörnli. weg 7). Trauerfeier Dienstag, PRATTELN 11. März, 14 Uhr, Abdankungs- 15.45 Uhr, Friedhof am Hörnli. Galli-Zürcher, Elisabeth Wiget, Gertrud Emilie, geb. halle Bromhübel, anschlies- Bruder, Reinhold, geb. 1936, Gertrud, geb. 1918, von Basel Andermatt-Lapena, Kuno 1915, von Basel BS (Brant- send Beisetzung. von Seengen AG (Bahnhof- Josef, geb. 1934, von Baar ZG BS (Rebgasse 16). Wurde be- gasse 5). Wurde bestattet. strasse 40, c/o APH Nägelin- (Davidsbodenstrasse 62). stattet. Stiftung). Abdankung und Wüthrich-Schäuble, Elise, BIRSFELDEN Trauerfeier Dienstag, 11. März, Beisetzung im engsten Famili- Graf, Eligio Enrico, geb. geb. 1922, von Basel BS (Zür- Buser-Ammann, Rosmarie, 11 Uhr, Friedhof am Hörnli. enkreis. 1929, von Lugano TI (Acker- cherstrasse 143). Trauerfeier geb. 1953, von Basel BS und strasse 20). Urnenbeisetzung Bächtold, Dora, geb. 1914, Freitag, 21. März, 11.15 Uhr, Niederdorf BL (Lavaterstras- Godelmann, Karl, geb. 1929, Dienstag, 11. März, 13.40 Uhr, von Basel BS (Leimenstras- Friedhof am Hörnli. se 18). Abdankung Freitag, von Basel BS (Bahnhof- Friedhof am Hörnli. 7. März, 15.30 Uhr. Besamm- strasse 37, c/o APH Madle). se 67). Trauerfeier Dienstag, Zangerle-Weidenbörner, lung Friedhof Birsfelden. 11. März, 13.45 Uhr, Friedhof Graf-Rasser, Bertha Mar- Augustina, geb. 1939, von Beisetzung im engsten Fami- am Hörnli. tha, geb. 1909, von Basel BS Basel BS (Wiesendamm 10). Hofer, Arthur Alfred, geb. lienkreis. und Küttigen AG (Rosental- Bangerter-Aegerter, Ursu- Wurde bestattet. 1922, von Basel BS und Müller-Altermath, Denise strasse 70). Trauerfeier im la, geb. 1948, von Wengi BE Krauchthal BE (Sonnenberg- Marie Lucie, geb. 1919, von engsten Familienkreis. (Drahtzugstrasse 10). Wurde RIEHEN strasse 38). Wurde bestattet. Giebenach BL (Grabenmatt- bestattet. Grüssert-Schweizer, Hed- Graf-Dill, Lotti Yvonne, geb. Schoch-Wirth, Elisabeth, strasse 16). Abschiedsgottes- wig, geb. 1932, von Basel BS 1928, von Rothenfluh BL geb. 1922, von Oberfelden ZH dienst Freitag, 7. März, 14 Uhr. Brenneisen-Schär, Susan- (Maulbeerstrasse 7). Wurde (Bahnhofstrasse 23). Trauer- (Hardstrasse 71). Wurde be- Besammlung kath. Kirche, ne Verena, geb. 1934, von bestattet. feier Montag, 17. März, stattet. Muttenzerstrasse 15. Basel BS (Schützenmatt- 14.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. strasse 52). Trauerfeier im Haas-Ruoss, Elsa Marie, Riesen-Keller, Ruth, geb. FRENKENDORF engsten Familienkreis. geb. 1930, aus Deutschland Kövi-Majinka, Laurent, geb. 1932, von Rüschegg Heubach (Lothringerstrasse 141). Trau- 1970, von Zürich ZH und Köniz Fricker, Erika Yvonne, geb. BE (Bahnhofstrasse 37, c/o Büchi Spohn, Corinne erfeier Donnerstag, 13. März, BE (Gotenstrasse 12). Wurde 1935, von Füllinsdorf BL APH Madle). Abdankung und Marguerite, geb. 1947, von 14.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. bestattet. (Bahnhofstrasse 29, Aufent- Beisetzung im engsten Famili- Riehen BS und Münchwilen halt im APH Mülimatt, enkreis. TG (Kirchgasse 4). Trauer- Hammel, Florence Irma Lu- Steiger-Güdemann, Franz, Sissach). Urnenbeisetzung im feier Freitag, 7. März, 13 Uhr, cienne, geb. 1930, von Klein- geb. 1937, von Schlierbach LU engsten Familienkreis. Friedhof am Hörnli. lützel SO (Peterskirchplatz 1). (Haldenweg 8). Wurde bestat- REINACH Wurde bestattet. tet. MUTTENZ Schindelholz-Locher, René, Dietrich-Günter, Rosa, geb. geb. 1933, von Reinach BL Hammel-Bonini, Josef Treboux-Weigold, Anna Kunz-von Brunn, Rosa 1913, von Zürich ZH (Rudolf- und Escholzmatt-Marbach LU strasse 43). Trauerfeier im Theophil, geb. 1928, von Maria, geb. 1914, von Bassins Margareta, geb. 1925, von Kleinlützel SO (Mülhauser- (Rüttenenweg 7). Trauerfeier engsten Familienkreis. VD (Niederholzstrasse 22). Reinach BL (Reichensteiner- strasse 35). Wurde bestattet. Trauerfeier Freitag, 7. März, strasse 55, APH Käppeli). Freitag, 14. März, 14 Uhr, an- 14.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. Wurde bestattet. schliessend Urnenbeisetzung Hill-Goetz, Bruno, geb. 1929, im engsten Familienkreis. von Basel BS (Im Rankhof 10). Stocker-Meyer, Louise Elsa, ALLSCHWIL Schwieter-Peyer, Ulrich, Offizieller Notfalldienst Wurde bestattet. geb. 1921, von Muttenz BL, Arnosti-Rüegg, Margarita Basel BS und Obermumpf AG geb. 1928, von Reinach BL (Im Basel-Stadt und Basel- Kaufmann-Kaufmann, Rita Elisabeth, geb. 1927, von (Ermitagestrasse 4, APH Pfeiffengarten 8). Trauerfeier Landschaft: Anna Hedwig, geb. 1929, von Basel BS, Zürich ZH und Landruhe, Arlesheim). Wurde und Urnenbeisetzung im 061 261 15 15 Triengen LU (Clarahofweg 4). St.Gallen SG (Muesmatt- bestattet. engsten Familienkreis. Notrufzentrale 24 Stunden Wurde bestattet. Ärzte, Zahnärzte, kosten lose weg 33). Trauerfeier und medizinische Beratung der Müller-Kindler, Magdalena Beisetzung im engsten Fa- Stiftung MNZ Ruth, geb. 1931, von Basel BS milien- und Freundeskreis. (Winkelriedplatz 2). Trauer- Brühlmann-Forkel, Charles, Notfalltransporte: feier Montag, 17. März, geb. 1931, von Amriswil TG 144 15.15 Uhr, Friedhof am Hörnli. (Feldstrasse 56). Trauerfeier Notfall-Apotheke: Annahmestelle Niklaus-Minder, Gertrud, und Beisetzung im engsten 061 263 75 75 geb. 1925, von Zauggenried Familienkreis. Basel, Petersgraben 3. BE (Falkensteinerstrasse 30). Todesanzeigen und Meyre-Gebel, Markus Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 Uhr, Trauerfeier im engsten Fami- Adolf, geb. 1933, von Basel Sa ab 16 Uhr, Sonn- und Feier- lienkreis. tage durchgehend offen. BS (Baselmattweg 50). Trau- Danksagungen Tierärzte-Notruf: Perry-Kamanda, Edward erfeier und Beisetzung Don- 0900 99 33 99 Kosi, geb. 1943, aus Sierra nerstag, 13. März, 10.30 Uhr. (Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab Leone (Rudolfstrasse 16). Besammlung Kapelle Fried- Festnetz) Trauerfeier im engsten Fami- hof Allschwil. lienkreis. Wir beraten Sie gerne persönlich vor Ort, Öffnungszeiten der Fried- Stocker-Bitter, Franz, geb. an der Ecke Rümelinsplatz / Grünpfahlgasse. höfe Hörnli und Wolf: Rüegg-Natter, Isolde Lud- 1951, von Obermumpf AG Neue Medien Basel AG | Tel. 061 561 61 50 Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr milla Maria, geb. 1936, von (APH Ergolz, Ormalingen). Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 8.30–12 Uhr und von 13–17 Uhr Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr Bauma ZH (Horburgstras- Trauerfeier und Beisetzung [email protected] se 54). Wurde bestattet. im engsten Familienkreis.

16 TagesWoche 10 Neues Europe, Auch das noch bewährtes Glanzlicht Internationales Malenas Welt Spitzengewächs Maskiert Blogposting der Woche Die Fasnacht befreit die von Dominique Spirgi Leute unter den Larven vom Maskenzwang des Alltags.

Die Clarastrasse in Basel gehört ja nicht unbedingt zu den Vorzeige-­ Von Malena Ruder Einkaufs-­ und Gastrogegenden der Stadt. Eine Ausnahme war bislang Die «drey scheenschte Dääg» bezie-­ das Hotel Europe, ein Betrieb der hen sich auf das Gesamterlebnis der Bâle-­Hotels von Coop, das seinen Basler Fasnacht, weniger auf die Namen bekommen hat, als der Be-­ klassischen Larven: Waggis und Alti griff Europa in diesem Land noch Dante bedienen das momentane kein Schimpfwort war. Schönheitsideal nur bedingt. Eine Im Hotel Europe wäre man als riesige Nase ist das Defizit der ersten Nicht-­Messebusiness-­Reisender bis-­ Figur, da hilft auch das volle Haar lang trotz seiner vier Sterne -­ viel nichts. Zudem verleihen die Holz-­ leicht nicht abgestiegen. Die kleinen schuhe der Figur einen unvorteilhaf-­ Fenster wirkten zumindest von aus-­ ten Gang. Den «alten Tanten» wird sen nicht sehr einladend. Wenn wir der Jugendwahn der Gesellschaft zum Verhängnis: Trotz betont femi-­ niner Kleidung werden sie als ge-­ Küchenchef Peter schlechtliches Neutrum angesehen. Moser hat seinen Das Publikum von Cortège und Schnitzelbänken trägt in Basel keine festen Platz im Masken – zumindest nicht im fas -­ Michelin-Himmel. nächtlichen Sinne. Die Masken fal-­ scher Anteilnahme oder aufgesetzter Steht wie eine Eins: Der Götterbaum nimmt Herausforderungen sportlich. Bild: Nils Fisch Freundlichkeit werden aber auch dennoch ab und zu den Hotelein-­ «uff dr Gass» getragen. Und die eine gang durchschritten, dann lag dies oder andere Zuschauerin trägt sicher am Restaurant Les Quatre Saisons Vor einer Woche noch drängten sie sich dicht an dicht auf der eine Maske aus Make-­up, um einem im ersten Stock beziehungsweise am ehemaligen Stehrampe des Landhofs, die Vertreter der Gattung Schönheitsideal zu entsprechen. Küchenchef Peter Moser, der seit Ailanthus, unwesentlich besser bekannt als Götterbaum – hüb-­ Dieses Jahr liegt der «Nude-­ mittlerweile 30 Jahren so gut kocht, Look» im Trend, also ein geschmink-­ dass er so lange wie kein anderer in sche, gefiederte Bäumchen auf den ersten Blick, die sich aber tes Gesicht, das aussieht wie ein un-­ Basel seinen festen Platz im Miche-­ rasant verbreiten. Sie sind, pflanzensoziologisch gesprochen, geschminktes, aber viel besser. Für lin-­Sterne-­Himmel und Gault-­Mil-­ echte Rampensäue. diesen «natürlichen Look» braucht lau-­Punkte-­Höchstbereich hatte. man viele Produkte, schliesslich Jetzt luden die Bâle-­Hotels von Man hat Zierpflanzen gerufen, und es kamen Bäume: Unter möchte die Kosmetikindustrie etwas Coop ein, um gute Botschaften zu dieses verhunzte Frisch-­Zitat lässt sich der Siegeszug desin verkaufen: Über eine Grundierung verkünden. Nach einem mehrmona-­ Asien heimischen Ailanthus stellen. In Europa gehört er zu den für eine glatte, porenlose Haut tigen umfangreichen Umbau präsen-­ am schnellsten wachsenden Bäumen, in den USA und Australi-­ kommt eine Foundation, ein Abdeck-­ tiert sich das Hotel Europe im gänz-­ stift eliminiert Pickel und Rötungen, lich neuen Kleid. Die Fenster in en wird er wegen seiner Anspruchslosigkeit auch «Ghetto-­Pal-­ der Concealer dunkle Ringe unter der neu blendend weissen Fassade me» genannt. Emanuel Trueb, Leiter der Basler Stadtgärtnerei, den Augen. Rouge zaubert Frische (Burkard Meyer Architekten) sind zählt seine Eigenschaften auf: hohe Vermehrungsfähigkeit und auf die Wangen, Bronzing-­Powder jetzt grösser, der Platz von drei alten schenkt Konturen, Wimperntusche Zimmern neu auf zwei verteilt, wie Salztoleranz, dazu kommt der Baum mit Trockenheit und engen betont die Augen, ein unauffälliger Marc Haubensack, der Leiter der Platzverhältnissen zurecht, und er wächst wie ein Weltmeister. Lidschatten schadet auch nichts. Die Coop-­Hotellerie sagte. Ab einem bestimmten Durchmesser fallen Götterbäume in Basel Form der Brauen wird mit einem Neu ist das Hotel Europe, das Stift betont, ein wenig Highlighter nach wie vor der Coop gehört, ein unter das Baumschutzgesetz, bedürfen also einer Bewilligung,-­ da darunter lässt die Haut leuchten. Pu-­ Haus der Accor-­Kette. Das klingt mit sie gefällt werden dürfen, selbst wenn sie aus der Sicht-­ des Na der mattiert und fixiert das Ganze. kompliziert und hat etwas mit -­ Fran tur-­ und Landschaftsschutzes auf der schwarzen Liste stehen. Doch Natürlich braucht das sehr viel chising und Marketing zu tun. Das obwohl der Ailanthus im öffentlichen Raum kein grosses Ansehen Zeit – wie schön haben es da die Schöne aber ist, dass das alte Team Cliquen: Maske auf und fertig. Ein nach wie vor anwesend und tätig ist. geniesst, sieht Trueb den Baum nicht nur als Fluch: An der vielbe-­ Grund mehr, sich als aktiver Fas-­ tageswoche.ch/+bkvhc fahrenen Kreuzung zwischen St.-­Jakob-­Park und Tramhaltestelle nächtler zu engagieren. stehen ausdrücklich geduldete Götterbäume – beim Profifussball tageswoche.ch/+bkvmf dürfen Eingewanderte eben noch über sich hinauswachsen. Larven findet man in Brockenhäusern. Nicht so auf dem Landhof: Dort haben jetzt die Stadtgärtner Wer lieber schminken möchte: lichtre- zugeschlagen, bevor die Vegetation frühlingsbedingt ausschlägt, flektierendes Make-up «Teint Ideal» von Dominique Spirgi Vichy, ab 37 Franken, zum Beispiel in der arbeitet als Journalist und die Götterbäume mit Stumpf und Stiel dezimiert. Goldenen Apotheke, Freie Strasse 20; und Publizist in Basel. Von Hannes Nüsseler tageswoche.ch/+bkwxf www.vichy.ch

7. März 2014 17 Sie sind Basler Vorzeigepolitike-­ Linie würde fehlen. Dafür verant-­ rinnen, mit Glanzresultaten gewählt wortlich gemacht wird der neue -­ Frak worden, zwei Sozialdemokratinnen, tionschef Steffi Luethi-­Brüderlin. die dank ihrer Ausstrahlung immer Als die Abgeordneten Daniel ein bisschen über den Niederungen Goepfert und Sarah Wyss an einen des Politalltags stehen. Aber Eva Her-­ Reporter der «Basellandschaftlichen zog und Anita Fetz können nicht-­ mit Zeitung» gelangten, platzte der einander. Druckkessel ein erstes Mal. Sie sahen Was bislang ein vernachlässigbares die Zeit reif, Luethi ins Abseits zu be-­ Problem war, weil die eine weit weg in fördern. «Er muss sich überlegen, ob Bern politisierte, erhält jetzt plötzlich er am richtigen Ort ist», sagte Dringlichkeit. Fetz bestätigt auf An-­ Goepfert und legte nach: «Das ist ein frage, dass sie trotz parteiinterner Riesenproblem, ich würde gar von ei-­ Amtszeitbeschränkung über 2015 hi-­ ner Katastrophe sprechen.» naus im Ständerat bleiben möchte: «Ich stehe gerne für eine weitere Amtszeit zur Verfügung, wenn die «Wir sind in einer Partei das will. Die Parteispitze ist da-­ rüber informiert.» Delle. Das ist Herzog wird schon lange nachge-­ normal nach sagt, dass sie nach ihrer blamablen Bundesratskandidatur 2010 nun als Wahlen.» nächsten Karriereschritt den Stände-­ rat auserlesen hat. Auch sie steht als Finanzdirektorin vor der Amtszeit-­ Luethi hatte sich den Zorn guillotine. Und nun könnte ihr ausge-­ Goepferts zugezogen, als er in einem rechnet Anita Fetz im Weg stehen. Geschäft zur Zonenplanrevision ge-­ gen die Fraktionsmehrheit gestimmt Aufstieg blockiert hatte. Weil er das den Kollegen nicht angekündigt hatte, verletzte er den Die Auseinandersetzung geht über Fraktionszwang, den sich die SP-­ auf den Konflikt zweier mächtiger Frauen erlegt hat, um im Parlament als Ein-­ hinaus: Sollte Fetz im Ständerat blei-­ heit möglichst schlagkräftig zu sein. ben und Herzog ihrerseits im Regie-­ Heute sagt Luethi dazu: «Die Sache rungsrat, würde das auch den-­ Auf ist ausgeräumt, wir haben das disku-­

stieg einer Reihe ambitionierter Fisch Nils Bild: tiert. Ich stehe zu meinem Fehler.» SP-­Grossräte behindern. Für Nervosi-­ Goepferts Vorgehen kann er aller-­ tät ist gesorgt. dings wenig abgewinnen: «Es ist sehr Zumal eine weitere etablierte SP-­ wichtig, dass solche Meinungsver-­ Frau gerne weitermachen will. Auch schiedenheiten intern ausgetragen Nationalrätin Silvia Schenker sagt, sie werden und nicht öffentlich.» spiele mit dem Gedanken, im Amt zu bleiben. Einen vorzeitigen Rücktritt, Tagelange Schockstarre wie er von der Partei immer mal wie-­ der diskutiert wurde, um einem Nach-­ Doch bis zum nächsten folgenreichen rückenden Platz zu machen, lehnt sie Ausreisser verstrich nicht viel Zeit. ab: «Rücktritt ist kein Thema für Nach der Abstimmung über die Mas-­ mich. Im Moment bin ich am Überle-­ seneinwanderungsinitiative der SVP gen, ob ich nochmals zu den Wahlen verharrte die Partei tagelang in antrete, wenn dies dem rot-­grünen Gerangel Schockstarre. Bis der altgediente -­ frü Lager hilft, den dritten Nationalrats-­ here Bundesparlamentarier Rudolf sitz zurückzuerobern.» Rechsteiner auf eigene Faust eine Schenker steht wie Herzog im Ge-­ Standesinitiative ankündigte, um spräch mit der Parteileitung. Diese eine zweite Volksabstimmung zu er-­ will die Personalien nicht kommentie-­ zwingen. Zuvor hatte Rechsteiner in ren. «Dazu äussere ich mich zu die-­ um Posten der Fraktion für seine Idee geworben, sem Zeitpunkt nicht», sagt SP-­Präsi-­ wo ihm die Kollegen beschieden, die dentin Brigitte Hollinger, die in einer Finger davon zu lassen. Beirren liess schwierigen Lage ist. Sie muss abwä-­ sich Rechsteiner davon nicht, bis ihn gen, was besser ist: die Erneuerung noch am selben Tag die nationale Par-­ des Spitzenpersonals vorantreiben Klimatische teispitze zurückpfiff. oder auf sichere Werte setzen. Regierungsratsanwärterin Tanja Soland fasst die Lage so zusammen: Einzelinteressen dominieren «Wir sind in einer Delle. Das ist auch normal nach anstrengenden Wah-­ Das Gerangel um die Topjobs ist nicht len.» Alle seien im Moment «am rum-­ die einzige Sorge bei den Sozialdemo-­ Störungen kaspern», die Partei zu sehr mit sich kraten. In der Fraktion im Grossen selber beschäftigt. «Bis im Herbst Rat brodelt es schon eine ganze Weile. müssen wir wieder zusammenfin-­ Hinter vorgehaltener Hand beklagen den», sagt Soland. Dann muss klar mehrere SP-­Leute, der ganze Schwung sein, wie die Nationalratswahlen 2015 nach den letzten Wahlen sei weg. Die bei der SP angegangen werden. Doch die Annah-­ Fraktion werde von Einzelinteressen me liegt nahe: Dann dürfte der Ärger blockiert. Klassische Klientelpolitiker in Basels grösster Partei erst richtig vom Schlag des Kulturförderers Tobit anfangen. Schäfer hätten das Sagen, die grosse Von Renato Beck tageswoche.ch/+bkydm

18 TagesWoche 10 Und plötzlich hing da ein Original

Ein Abendessen mit dem Kurator der befindet. Wie bei weiteren Ölskizzen, hängen, von deren Schöpfer die Besit-­ die der Künstler vor Ort, also en plein zer nichts wissen», sagt Ackermann. «Miville»-Ausstellung führte zu einer tollen air, gemalt hat, kann auch bei diesem Einen grossen Sprung auf der fi-­ Werk von einem fast fertig ausgeführ-­ nanziellen Wertskala hat diese und Entdeckung. Über Jahrzehnte hatte in ten Gemälde gesprochen werden. So haben erwartbare weitere Neuentde-­ hat der Künstler nicht nur Topografie, ckungen von Miville-­Werken nicht der Altstadtwohnung unbemerkt ein Farbe und Licht eingefangen, sondern zur Folge. Zumindest noch nicht. An auch verschiedene Figuren in die den Auktionen sorgen noch immer Original des Basler Malers gehangen. Szenerie eingebettet und «all diese andere Schweizer Künstler für Schlag-­ Herrlichkeit» einfliessen lassen, wie zeilen oder Spitzenpreise. Die umfas-­ Von Dominique Spirgi sich Miville, ganz der Frühromanti-­ sende Forschungsarbeit, die in einen ker, über die Motive seiner Heimatre-­ schönen Katalog mündete und die in gion äusserte. Fachkreisen vielbeachtete Einzelaus-­ Dass das Ölbild über Jahrzehnte stellung im Kunstmuseum könnten den Namen eines anderen Urhebers dies aber mittelfristig ändern. trug, liegt unter anderem daran, dass Miville nur wenige seiner Werke-­ sig Entdeckung mit Folgekosten niert hatte. «Aus Bescheidenheit und Es ist eine dieser Strassen am Und er war Co-­Kurator der kürzlich einer gewissen Unsicherheit, was sein Kunsthistorisch indes bedeutet diese Rande der Basler Altstadt, in der die zu Ende gegangenen Retrospektive eigenes Können betraf», heraus, sagt «Découverte», wie sich der Besitzer Glockenschilder an den Türen und von Mivilles Schaffen im Kunstmuse-­ Ackermann. Da es überdies kein um-­ des Gemäldes mit viel Freude in der Toren keine vollständigen Namen tra-­ um Basel. Die Ausstellung war das fassendes Werkverzeichnis gibt, lässt Stimme ausdrückt, natürlich eine gen, sondern lediglich Initialen. Also Resultat einer ausführlichen wissen-­ sich das Œuvre von Miville in seinem Aufwertung. Eine, die aber Kosten wissen nur Pöstler und Eingeweihte, schaftlichen Aufarbeitung des Werks Umfang nur schwer abstecken. «Wir mit sich bringt. Denn das ehemalige wer in den herausgeputzten Häusern des Basler Malers, der zwischen Rom, wissen, dass er ein fleissiger Künstler Birmann-­Bild muss erst einmal res-­ aus dem Mittelalter und Barock zu der Schweiz und St. Petersburg viele war, aber wir wissen von vielen seiner tauriert werden, um seinen neuen Hause ist. So belassen auch wir es ganz unterschiedliche Landschaften Werke nicht, wo sie sich befinden», so Glanz als «Miville» wirklich ausströ-­ («Mein Name spielt hier gar keine festgehalten hat. Ackermann. men zu können. Und natürlich denkt Rolle») bei den Initialen der Person, Fast ein Drittel seiner Gemälde hat T. P. nicht daran, sein altes Erbstück, die den Berichterstatter empfängt. Eine vollwertige Vorstudie Jakob Christoph Miville zu Lebzeiten das sich nun zum schönen neuen Wer den richtigen Klingelknopf nach Russland verkauft, wo sie für die Kunstschatz wandelte, zu veräussern. ausfindig macht und von T.P. ein-­ Das kleine, etwa 60 mal 30 Zentime-­ Forschung lange Zeit unzugänglich tageswoche.ch/+bkspt gelassen wird, betritt ein kleines ter grosse Ölbild neben dem Fenster blieben. Wie auch ein weiterer nam-­ Reich, das ausgesprochen geschmack-­ offenbart den Blick vom unverbauten hafter Teil seines Nachlasses, der bis Die Ausstellung «Jakob Christoph Miville voll und stilbewusst eingerichtet ist. Wiesental aus zum Rhein und nach Mitte des 20. Jahrhunderts im Fami-­ 1786–1836. Ein Basler Landschaftsmaler Überall an den Wänden hängen-­ Bil Basel, wie sich die Stadt Anfang des lienbesitz blieb. zwischen Rom und St. Petersburg» ist der: Zeichnungen, Stiche, Ölgemälde 19. Jahrhunderts präsentiert hat. Ein Zwar hat der Kunsthistoriker vorbei – nach wie vor greifbar ist aber aus den unterschiedlichsten Epochen, kleines Messingtäfelchen am Bilder-­ Hans peter Lanz 1954 für seine Dis-­ der schön aufgemachte, fast 340-seitige von bekannten und weniger bekann-­ rahmen weist einen gewissen Peter sertation zahlreiche Werke ausfindig Katalog, der die Resultate der ten Künstlern, die den Hausherrn als Birmann als Künstler aus – eine Zu-­ machen können. Nicht wenige indes wissenschaft lichen Aufarbeitung von grossen Kunstliebhaber ausweisen, schreibung, die der Besitzer des gelten bis heute als verschollen. «Ich Mivilles Œuvre enthält. Er kostet 49 aber nicht auf einen emphatischen Werks, das schon bei seinen Gross-­ bin überzeugt, dass in nicht wenigen Franken und ist im Shop des Kunstmuse- Sammler mit einer stringenten Ziel-­ eltern und Eltern gehangen hatte, nie Basler Haushalten Werke von Miville ums Basel erhältlich. richtung hindeuten. bezweifelt hatte. Bis zu diesem Tag, Besonders reichhaltig mit Kunst als er nach einer privaten Führung bestückt ist das Arbeitszimmer. Gut durch die Miville-­Ausstellung im 50 Bilder dürften es sein, die die Wän-­ Kunstmuseum den Kurator bei sich zu de des Raums in bester «Petersburger Hause zum Abendessen empfing. «Mir war sogleich klar, dass es sich um ein Miville-­Werk handelt», sagt Bescheiden und Ackermann, dessen Blick beim Her-­ umschlendern durch die Wohnung an unsicher signierte diesem Werk hängengeblieben war. Miville nur wenige Die anderslautende Künstlerbezeich-­ nung vermochte ihn nicht von seiner seiner Werke. Überzeugung abzubringen – eher im Gegenteil. Denn Peter Birmann war der erste Lehrer von Jakob Christoph Hängung» füllen. «Es ist das Bild Miville. links neben dem Fenster», erklingt Den Ausschlag aber gab schliess-­ der hilfreiche Hinweis aus dem Ne-­ lich nicht nur der malerische Stil,-­ son benraum. Die Stimme gehört, und dern auch das Motiv. Denn exakt der hier darf man den Namen nennen, gleiche Blick offenbart sich auch auf Hans Christoph Ackermann, Archäo-­ einem grösseren Ölgemälde, das in loge und Kunsthistoriker, wie die der Ausstellung im Kunstmuseum Visitenkarte ausweist. hing und mit dem man es dann auch Ackermann ist Stiftungsrat der vor Ort verglichen hat. Oltner Stiftung für die Kunst des 19. Laut Ackermann handelt es sich Jahrhunderts, die unter anderem den bei diesem neu entdeckten «Miville» Nachlass des frühromantischen Bas-­ um eine Vorstudie für das grosse Ge-­ ler Landschaftsmalers Jakob Chris-­ mälde «Wiesental mit Blick gegen-­ Ba Der glückliche Besitzer T. P. und der Spezialist Hans Christoph Ackermann: Das kleine, toph Miville (1786–1836) verwaltet. sel», das sich ebenfalls in Privatbesitz bislang unbekannte sowie das grosse Bild stammen von Jakob Christoph Miville.

7. März 2014 19 La vie d’Adèle» von Abdellatif «Wären wir Kechiche macht mit einigen expliziten Bettszenen darauf aufmerksam: Nicht nur die Rollen von Frau und Mann verändern sich, auch die der Sexuali-­ sexuell frei, hätte tät in der Gesellschaft. In «Traum-­ land» schildert die Schweizerin Petra Volpe das Fest der Liebe und die-­ käuf liche Liebe in Zürich. Mit «Nympho-­ ich keinen Job» maniac» trägt nun Lars von Trier eine weitere Provokation zum Thema bei. Ist das Kino einem Trend zu mehr Offenheit auf der Spur? Oder zeigt sich eine neue Prüderie? Wird unser Derzeit beleuchten gleich mehrere Alltag sexualfeindlicher – oder ist unsere Welt über alle Massen sexua-­ Filme den Umgang mit der Sexualität. lisiert? In Basel gibt es an die 4000 Sex-­ Ein Kinobesuch mit einer Basler Workerinnen. Eine von ihnen hat sich bereit erklärt, ihre Sicht aufzuzeigen: Prostituierten und ein anschliessendes Wie sieht es mit den Veränderungen in der Gesellschaft aus? Wie sieht eine Gespräch über Realität und Fiktion Frau, die sich als Dienstleisterin ver-­ steht, die Entwicklung im Verhältnis zwischen Ehebett und Rotlicht-Lokal. der Geschlechter, und wie ist ihre Haltung zur (käuflichen) Liebe? Von Hansjörg Betschart Seraphine (ihr richtiger Name ist der Redaktion bekannt) ist seit einem Jahrzehnt in Basel als Prostituierte tätig. Die TagesWoche hat mit ihr 3500 Frauen registriert, dazu kom-­ Geniesst dafür eine Frau auch Ich kenne die Betreiberin des gröss-­ nach dem Besuch von «Traumland» men noch viele Illegale. Das sind also einen gewissen Schutz? ten Saunaclubs in der Nähe von von Petra Volpe ein Gespräch geführt. wohl dreimal mehr Frauen. Die Zahl Nein, es gibt für Frauen, die sexuelle Stuttgart. Ein Teil der Frauen wird der Kunden ist aber nicht gewachsen. Dienstleistungen anbieten, kaum dort am Abend abgeliefert und am Frau S., gehen Sie oft ins Kino? Der Kuchen ist für jede einzelne Frau verlässliche Arbeitsbedingungen. morgen wieder abgeholt. Eigentlich nie. kleiner geworden. Was sie zu bezahlen haben, ist gere-­ gelt, der Schutz aber nicht. In «Traumland» versteht Mia Sie haben jetzt eben «Traum-­ Wie drückt sich die Verschär-­ die Landessprache nicht, kann land» gesehen. Darin geht es um fung der Konkurrenz aus? Wie sollte das geregelt werden? sie hier selbstständig arbeiten? das Fest der Liebe und – die Die Preise sind ins Bodenlose gefal-­ Durch Tarifverträge oder Min-­ Die Schweiz ist ein freies Land. käufliche Liebe. Sie arbeiten len. 40 Franken sind für eine molda-­ destpreise für die Angebote? Dennoch bewegt sich eine Prostitu-­ selber in diesem Gewerbe. Wie wische Frau unglaublich viel Geld. Das regelt die Strasse, das kann ierte wie diese Figur Mia auch in ist Ihr Eindruck? Und es gibt immer mehr Wander -­ man nicht allgemein regeln. Das der Schweiz in einem sehr exponier-­ Es gibt Dinge, die sehe ich aus mei-­ arbeiterinnen. muss jede Frau in der Verhandlung ten Raum. Sie kann sich hier nicht ner Sicht genau so wie im Film. klar machen. Aber das ist ein inter-­ frei bewegen, weil sie ein Sprach-­ Nicht jeder Mann taugt für eine Wanderarbeiterinnen, so wie essanter Gedanke: Das könnte ja problem hat. Es gibt Mädchen, die lebenslange monogame Ehe. Auch polnische Bauarbeiter, die hier dann wie bei den Ärzten funktionie-­ kein Wort Deutsch sprechen. Die nicht jede Frau. Darin stimme ich unter dem Mindestlohn arbeiten? ren. So eine Art Taxpunkte. Dazu haben oft schon in Ungarn, Molda-­ mit «Traumland» überein. Aber ich Prostitution ist ja auch fast zur müsste aber die schwache Mehrheit wien oder Rumänien im Gewerbe ziehe andere Schlüsse. Warum soll Wanderarbeit geworden. der 52 Prozent Frauen in der Bevöl-­ gearbeitet und wissen genau, was auf denn ein Mann nicht fremdgehen? kerung akzeptieren können, dass sie zukommt. Diese Frauen werden Wie reagieren die Behörden auf Männer nicht zwingend monogam nicht verschleppt, sondern kommen «Heute sind es diese Situation? sind, dann wäre das leichter durch-­ mehr oder weniger freiwillig hierher Ich kenne vor allem die Situation in zusetzen. Aber Frauen empfinden – wegen des Geldes. In Rumänien dreimal mehr Frauen Deutschland. Hier haben die Steuer-­ das Gewerbe als Konkurrenz. Viele verdient eine Frau bloss zwei Euro als vor zehn Jahren. behörden die Schraube angezogen. Männer sagen mir, ich habe eine pro Tag. Jede Frau, die in Deutschland ge-­ tolle Frau, ich liebe diese Frau, aber Die Zahl der Kunden meldet ist, zahlt den Steuerbehörden sie hat einfach keinen Bock mehr Dann ist diese Mia hier sicherer ist nicht gewachsen.» 25 Euro. Die muss der Puffbesitzer nach 40 Jahren. Das ist die Realität. als in Ungarn? eintreiben. Egal, ob sie was an-­ Auch wenn sie nicht gern gesehen Die Frauenorganisationen, die sich schafft oder nicht. Wer so ein Puff wird. mit Zwangsprostitution beschäfti-­ Er muss ja niemanden verletzen. betreibt, muss also erst mal für jedes gen, wissen das auch: Frauen, die Mädchen 25 Euro abknipsen und in Sie kommen aus Deutschland. hierher kommen, brauchen Hilfe. Wie lange sind Sie schon in Basel einem Couvert der Polizei abliefern. Wie viele Sexworkerinnen gibt Diese kriegen sie oft von der fal-­ im Sexgewerbe? Plus Vergnügungssteuer. es dort? schen Seite, denn die Frauen sind Ich begann vor neun Jahren. Kaum Rund 500 000, davon sind zirka ein leichtes Ziel für die Zuhälter. war ich da, holte mich die Polizei Vergnügungssteuer? 300 000 mobil. Eine freie Frau, die die hiesige zum Interview ab. Das machen die Ja. Immerhin geht man dort davon Kultur kennt, braucht keine solchen ganz nett. Sie wollen von den Neuen aus, dass eine sexuelle Dienstleis-­ Das heisst auf der Strasse? Beschützer mehr. Ich bin da längst wissen, ob man sie unter Druck setzt. tung auch etwas Schönes sein kann. Nicht zwingend. Die werden von den drüber hinweg. Ich habe eine ganz Der Kriminalbeamte sagte mir da-­ Die Vergnügungssteuer wird kom-­ Zuhältern oder den Leuten, denen andere Klientel. Ich kann mit mei-­ mals, dass zirka 1200 offizielle-­ Sex munal erhoben – nach Quadratme-­ sie das Geld abdrücken müssen, nen Kunden reden. Die Einsteigerin workerinnen in Basel arbeiten. Dazu tern. In Deutschland ist das von entweder in Mietwohnungen unter-­ kann das heute meist nicht. kommen 300 Hausfrauen-­Prostitu-­ Bundesland zu Bundesland verschie-­ gebracht, wo sie in der Regel eine ierte plus 200 Illegale. Total waren den. In der Schweiz dagegen wird Woche bleiben. Die Wohnungs-­ «Traumland» zeigt Paare, die das also rund 1700 vor zirka zehn nach Buchhaltung besteuert. Ein-­ prostitution hat aber an Bedeutung nur eine kleine Chance haben, Jahren. Das hat sich inzwischen sehr kommen und Vermögen müssen verloren. Der Trend geht zu Sauna-­ zusammen sexuell alt zu werden. verändert. Mittlerweile sind etwa nachgewiesen werden. clubs – die Männer wollen sparen. Was fehlt den Leuten?

20 TagesWoche 10 Unter vier Augen: Im kraft der Frauen ist wenig gefragt. Film «Neuland» wird Also verkaufen sie Fingerfertigkeit die Prostituierte Mia oder ihre schnellen Zungen. Auch in (Luna Mijovic, links) Ländern, wo sie die Sprache nicht von der Frau eines verstehen. Darüber redet man aber Freiers ausgefragt. nicht in dieser Gesellschaft. Man redet fast so wenig ehrlich über Geld wie über Sex.

Kann man denn ehrlich über Sexprobleme sprechen? Wir bewegen uns in einem emotional verklärten Bereich. Die Sexualität der Männer hat sich nicht weiter-­ entwickelt. Sie müssten endlich -­ ein sehen, dass sie nicht nur im Taumel der Verliebtheit mit Frauen ins Bett wollen, oder um ein Kind zu zeugen. Sie müssten lernen, dass Sexualität ein lebenslanger Lernplatz ist. Das könnten Männer auch mit ihren Frauen lernen, wenn sie mit ihren Frauen darüber reden könnten.

Wie soll ich mir das vorstellen? Ich glaube, ich könnte Frauen in Seminaren sehr viel darüber erzäh-­ len, wie ihre Männer ticken. Ich sehe mich ja nicht als Ehezerstörerin. Ich wäre froh, wenn ein Mann, der Männer und Frauen geben sich das keine Kultur dafür. Es gibt Frauen, Es braucht also mehr Sexual-­ versucht, aus seiner Einsamkeit zu Jawort im Liebestaumel. Die fragen die kennen ihre Männer nach 30 bildung? fliehen, Wege fände, sich mit seiner sich da nicht: Kann ich diesen Men-­ Jahren Ehe nicht. Die leben in Ja. Warum nicht ein Seminar von Partnerin weiterzuentwickeln. Sind schen noch in 30 Jahren begehren? Illusionen. einem Profi für Menschen verschie-­ Männer einsam in ihrer Beziehung, Das verlangt ja auch viel Fantasie. denen Alters? Es gibt heute zwar sind sie gefährdet. Das sieht man ja Die meisten Paare müssen also eine Sie verteidigen die Männer. Tantra-­Kurse, aber keine Seminare auch in «Traumland». Rolf sorgt aus enorme Entwicklung machen, wenn Nein, ich finde bloss, dass der für Sexualsprache. Wie gehe ich mit einer tiefen Einsamkeit heraus für sie gleichbleibend verliebt bleiben Mann, der zu einer Prostituierten dem Alter um? Was ist meine Fanta-­ Mia. Die Gattin, die den Mann er-­ wollen. Wenn sie sich lieben, ist geht, nicht zwingend ein Schwein sie beim Onanieren? Es reicht nicht, tappt, setzt ihr Familienleben nicht das was anderes. Aber wenn sie sich ist. Die Typen versuchen bloss, für wenn man das bei Nancy Friday wegen eines solchen Vorkommnisses nur gefunden haben? Dann müssen sich eine Lösung zu finden, um in nachliest. Man muss darüber reden aufs Spiel. Obwohl ihr Gatte nichts sie viel verdrängen. Rolf sieht sich einer Gesellschaft zu leben, die Se-­ lernen. Wie gehe ich damit um, gelernt hat! Er kann ja mit seiner im Film plötzlich nach einer jungen xualität unterdrückt und zu einem wenn der erotische Taumel in der Einsamkeit schon in der Ehe nicht Frau um. Vielleicht hätte ihm eine Geschäft macht. Wie alles, was Beziehung schwächer wird? Was umgehen. Paartherapie geholfen. Seine Frau Spass macht. Wenn die Gesellschaft waren unsere Schlüsselerlebnisse? hätte ja auch davon profitiert. Doch sexuell frei wäre, hätte ich keinen All das könnte zu mehr Sexual-­ Warum machen die Männer das der Mann geht ins Puff. Und wenn Job mehr. freundlichkeit führen. Der Feminis-­ selten selbst mit ihrer Umge-­ das rauskommt, dann brennt der mus ist in dieser Frage in eine-­ Sack bung aus? Baum. Manche Länder versuchen, gasse geraten. Die reden ja nicht darüber und die der Prostitution mit Verboten Frauen auch nicht. Auch wenn das Frauen sollen verstehen, dass beizukommen. Was halten Sie in «Traumland» anders aussieht: ihre Männer ins Puff gehen? davon? «Jede Lohnarbeit hat Da reden die Eltern sogar in An-­ Fragen Sie mal die Männer! Die Ja, in Schweden zum Beispiel. Die wesenheit des Kindes darüber. Das älteren Partnerinnen gehen davon Prostitution existiert aber trotzdem etwas von Prostitution fand ich entsetzlich. Hingegen war aus, das bei ihm die Lust einge-­ weiter: In Stockholm tarnen sich – man setzt seinen da eine wichtige Szene, als die schlafen ist. Und er bestärkt sie die Begleitservices neu als Gattin auf dem Strich bei der Prosti-­ in dem Glauben. Dabei sind die Sekretärinnenschulen. Körper für eine tuierten herauszufinden versucht, hochaktiv. Aber durch den Mantel Dienstleistung ein.» was da eigentlich passiert. Die Not-­ des Schweigens kommt das nicht Sekretärinnenschulen? wehr dieser Frau ist grandios, sie durch. Genau deshalb ist unser Eine Zeitlang waren es die Massage-­ geht ihre schwierige Lage an, das ist Gewerbe doch so geheim. Es gibt salons, wo auch ein «Happy Ending» Wie meinen Sie das? sehr schön geschildert. Auch der Männer, die sagen mir nicht mal angeboten wurde. Das wurde dann Die Frauenbewegung ist prüde ge-­ Mut dieser Frau. Es kommt bei mir ihren richtigen Namen. Die ver-­ auch verfolgt. Die Franzosen haben worden. Alice Schwarzer erklärte nicht oft vor, dass eine Frau anruft. stecken ihren Gang ins Puff fast zur Zeit der sozialistischen Regie-­ einst jungen Studentinnen, sie selber Wenn eine Frau anruft, weiss ich vor sich selbst. rung alle Bordelle geschlossen. Es habe für umgerechnet zwei Euro pro meistens, jetzt gibt es Stress. gibt nur noch den Strassenstrich. Stunde geputzt – inzwischen hat sie Wenn 4000 Frauen in Basel pro Prostitution ist eine gesellschaftli-­ Millionen verdient. Jede Lohnarbeit Wie erkennen Sie, dass die Frau Tag je fünf Kunden haben, wären che Realität, sie existiert ungeachtet hat etwas von Prostitution. Man eines Kunden anruft? das 20 000 Männer, die abends aller Verbote. setzt seinen Körper für eine Dienst-­ Die erste Frage lautet meist: «Wer zu ihren Familien zurückkeh-­ leistung ein. Vielleicht müsste man sind Sie?» Sie hat das Handy-­Display ren. Ein gut besuchtes Joggeli … Wie müsste sich die Gesellschaft grundsätzlich die Arbeit gegen Lohn ihres Mannes durchsucht. Ich würde Männer akzeptieren, dass sie nicht verändern, damit Prostitution in Frage stellen. für keine Frau die Hand ins Feuer monogam sind. Männer entwickeln überflüssig wird? legen, dass sie das nicht tut. Strategien, die sind zielorientiert. Auch die Frauen müssten sich verän-­ Um zu verhindern, dass Arbeiter dern. Sie müssten ein Verhältnis zur dort Arbeit suchen, wo sie mehr Und was sagen Sie dann? Frauen nicht? Polygamie entwickeln. Wir arbeiten Geld dafür verdienen? Ich antworte mit einer Gegenfrage: Warum soll ein Mensch nicht nicht an unserer sexuellen Arbeiter können in der Regel ihre «Wen möchten Sie denn sprechen?» fremdgehen? Wir haben leider nur Intelligenz. Muskelkraft verkaufen. Die Muskel-­ tageswoche.ch/+bkvmo

7. März 2014 21 Die Ausstellung «Jakob Christoph Miville 1786–1836. Ein Basler Landschaftsmaler zwischen Rom und St. Petersburg» ist vorbei – nach wie vor greifbar ist aber der schön aufgem «Creative Europe»: Kultur braucht Vernetzung Nährboden für Internationale Zusammenarbeit ist im Kulturbe- reich sehr wichtig. Heimische Kultur bleibt durch ausländische Einflüsse lebhaft. Kultureller Aus- Basels Kultur tausch fördert die Kreativität, kostet aber auch eine Menge Geld. Dafür wurde auf europäischer Ebene das Kulturförderungsprogramm «Creative Europe» geschaffen. Dieses Programm vereint trocknet aus die Förderung von Kino, Fernsehen, Musik, Litera- tur, Theater und weiteren Bereichen. Es verfügt über ein Budget von 146 Milliarden Euro für die nächsten sieben Jahre. Die Schweiz war bisher Die Annahme der Zuwanderungs - nicht Mitglied dieses Programms, Kulturförderer bemühten sich aber um den Beitritt. Die Hoffnun- initiative bringt Forscher und gen auf die Gelder und Kooperationen, die da- durch ermöglicht worden wären, starben abrupt. Kulturschaffende in Bedrängnis. Mit der Annahme der Masseneinwanderungsiniti- ative rissen die bereits vorangeschrittenen Ver- Einige EU-Förderprogramme handlungen zum Beitritt ab. Schweizer Kultur- schaffende sind deshalb in Zukunft nicht nur vom fallen flach. Von Alain Appel pauschalen Kulturfördertopf der EU ausge- schlossen, auch die Zusammenarbeit mit Kultur- schaffenden Europas erschwert sich. Dies sei fa- tal, weil kooperative Projekte, die schwer zu fördern sind, praktisch nur gemeinsam, grenz- überschreitend finanzierbar sind, sagt Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt. Im- merhin bleiben etablierte Kulturinstitutionen wie die grossen Museen oder das Theater verschont, zumindest was Fördergelder aus Europa angeht. Doch es sind die kleinen, selbstständigen Unter- nehmen, die nun bangen müssen. «Es ist auch einfach von der Mentalität her schrecklich, wenn man die Schweiz am liebsten Kaserne: Klotz am Bein der Partner von der Aussenwelt abschneidet und sich dabei Konzerte, Theater, Tanz und Performances – vom Ausland isoliert», findet Bischof. der frühere militärische Ausbildungsort gehört tageswoche.ch/+bkyer heute zu den grössten Basler Kulturinstitutio- nen. Das breite Veranstaltungsangebot stellt die Kaserne über diverse Förderprogramme und Kultkino: Ausbau gefährdet Drittmittel auf die Beine. Sie wird von den Kan- tonen Basel-Stadt und Baselland unterstützt Das Kino, in dem man sich Filme abseits des Hollywood- und ist Mitglied beim europäischen mulitlatera- Mainstreams anschauen kann, finanzierte sich bisher zum len Förderungsprojekt «Second Cities – Perfor- Teil über das EU-Filmförderprogramm «Media». Das Pro- ming Cities», das diesen Juni mit einer Ab- gramm zur Unterstüzung von europäischen Filmschaffenden schlusswoche in Basel auslaufen wird. Die und Filmverleihern unterstützt deren Vernetzung und trägt Kaserne ist hier als Drittlandinstitution abhängig dazu bei, dass Filme ausserhalb ihres Herstellungslandes ge- von mehreren vollwertigen Partnern. Sie muss zeigt werden können. Europäische Independentfilme und Au- alle Gelder über den Leading Partner «Hellerau torenproduktionen bringen weniger Besucher in die Kinos als – Europäisches Zentrum der Künste» abrech- Hollywood-Blockbuster. Doch Kinoenthusiasten schätzen nen, was für beide Partner einen enormen büro- das Kultkino gerade dafür, dass es solche Filme zeigt und kratischen Aufwand bedeutet. Eine Mitglied- eine Alternative zu den Multiplexkinos bietet. schaft bei «Creative Europe» wäre deshalb für Das Kultkino ist mit drei Ablegern über ganz Basel verteilt. die Kaserne und für die anderen Partner von Die Präsenz der Kultkinos am Standort des «Atelier» in der grosser Bedeutung gewesen. Gegenüber dem Theaterpassage soll bald grösser werden. Die Basler Regie- deutschen Onlinemagazin «nachtkritik.de» er- rung wünscht sich ein «Kino-Miniplex mit fünf Sälen». Das klärt Carena Schlewitt, künstlerische Leiterin Kultkino übernimmt dort den Barbetrieb und erhält zwei neue der Kaserne Basel, man habe sich erhofft, im Kinosäle. Die Kosten für die Bauarbeiten übernimmt teilweise Rahmen von «Creative Europe» künftig als voll- der Kanton Basel-Stadt. Die kult.kino AG beteiligt sich mit 1,2 wertiges Mitglied in ein Netzwerk eintreten zu Millionen Franken am Bau. Doch wie es diesen finanzieren können. Schlewitt findet den aktuellen Zustand wird, ist nun unklar. «Media» wird nun ein Bestandteil des unbefriedigend. Man fühle sich ein bisschen wie Pauschalförderprogramms «Creative Europe». Institutionen ein «Klotz am Bein» seiner EU- Partner. Sie wäre wie das Kultkino werden nicht mehr ausschliesslich daran lieber ein «funktionierendes Rad am Wagen». teilnehmen können, sondern müssen sich dem Pauschalpro- Weil eine vollwertige Mitgliedschaft der Kaserne gramm anschliessen. Deshalb wäre es für das Kultkino unab- bei «Creative Europe» vorerst flachfällt, wird die dingbar gewesen, dem EU-Förderprogramm «Creative Zusammenarbeit weiterhin als Drittlandinstituti- Europe» beitreten zu können. Nun muss das Kultkino ohne on erfolgen und schwierig bleiben. Umso wichti- Gelder aus Europa auskommen. 30 000 bis 50 000 Franken ger ist es deshalb, dass die Kaserne weiterhin in- werden jährlich fehlen. Wie sich der Wegfall an Geldern aus formelle Verbindungen mit europäischen Europa in der Bandbreite der aufgeführten Filme zeigen wird, Kulturschaffenden aufbaut, Kooperationen fest- weiss Roman Weiss vom Kultkino Basel noch nicht. Auch ob legt und den internationalen Austausch pflegt. eine andere Förderinstitution einspringen wird, blieb bis zum Redaktionsschluss unklar. tageswoche.ch/+bkyes tageswoche.ch/+bkyet

22 TagesWoche 10 machte, knapp 340-­seitige Katalog, der die Resultate der wissenschaftlichen Aufarbeitu

Haus für elektronische Künste: Nun fehlt der Austausch Das Haus für elektronische Künste Basel (HeK) hatte eine grosse Forschungskollaboration mit der Bauhaus-Universität Weimar geplant. Länderübergreifend sollte über neue Öf- fentlichkeiten für Medienkunst in der postmedialen Zeit geforscht werden. Das HeK bie- tet als zentrale Institution für Medienkunst in der Schweiz auf dem Dreispitzareal Einbli- cke in mediale Kunstproduktionen und setzt sich mit Kunst im Spannungsfeld von Medien und Technologie auseinander. Die 2011 gegründete Institution veranstaltet Ausstellungen, Performances und Festivals. Das HeK ist ausgesprochen international orientiert und geht seit Bestehen sehr viele Kooperationen mit ausländischen Part- nern ein. Doch die aktuell geplanten Forschungszusammenarbeiten mit den Part- nern aus Deutschland und Osteuropa kommen nun nicht zustande. Grund dafür ist, dass das HeK und die Schweizer Medienkunstszene nicht am Förderpro- gramm «Creative Europe» teilnehmen können. Mit dem Geld, das nun fehlt, fällt auch die Kooperation mit Weimar flach. «Dies ist für das HeK und die Schweizer Medienkunstszene ein grosser Verlust, denn jedes Land hat spezifische Struk- turen und Szenen. Der internationale Vergleich wäre für die eigene Arbeit vor Ort sehr interessant gewesen. Jetzt fehlt dieser Austausch», hadert Direkto- rin Sabine Himmelsbach. Auch die Bauhaus-Universität Weimar bedauert die entfallende Zusammenarbeit und wird nun mit anderen Partnern ohne Restriktionen kollaborieren.

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Erasmus+ und Horizon 2020: «Wir schliessen uns selber ein» Die erste Hiobsbotschaft traf die Unis. Seit der Abstimmung ist unklar, ob Schweizer Stu- denten auch in Zukunft noch im Ausland Gastsemester absolvieren können. «In den meisten Fällen wird es am Schluss schon irgendwie klappen», hofft Gérald Zimmer- mann, Mobilitätsleiter der Universität Basel. Doch mühsamer und bürokratischer wird es auf jeden Fall. Es ist irgendwie ironisch: «Durch die Annahme der Masseneinwande- rungsinitiative schliessen wir nicht nur andere aus, sondern in erster Linie uns ein», bemerkte Corina Leibundgut von der Fachhochschule Nordwestschweiz kürzlich in einer Umfrage der TagesWoche über das Erasmus-Debakel. Auch als Forschungs- standort büsst die Schweiz wohl an Bedeutung ein. Horizon 2020, das Forschungs- förderungsprogramm der EU, bleibt für Schweizer Forschungsinstitute versiegelt, dadurch müssen rund 42 Millionen Schweizer Franken (für die Jahre 2013 und 2014) andernorts gefunden werden. Der Bund und Stiftungen sollen dabei hel- fen. Die Reputation der Schweizer Unis als Durchführungsstandort von interna- tionalen Forschungsprojekten geht in den meisten Fällen verloren. «Diese Kri- terien fliessen längst in die Beurteilung der Qualität einer Hochschule ein. Wenn diese nun eingeschränkt werden, fliessen Investitionen woanders hin.» tageswoche.ch/+bkyev

7. März 2014 23 eschichte ist wieder ein-­ Gmal überraschend in Bewegung gera-­ ten und zeigt zugleich ihre Behar-­ rungsmomente. Vergangenheit wirkt nach und steht als Steinbruch zur Ver-­ fügung. Was aber zählt, das sind die Zukunftsperspektiven der Gegen-­ wart. Im Innern des Landes läuft ein Richtungskampf zwischen zwei grundsätzlich unterschiedlichen -­ Ori entierungen. Die eine sucht neue Ufer im Westen, die andere alte -­ Verbun denheit mit dem Osten. Die westlich und östlich der Ukraine gelegenen

Der Appetit des Westens auf die Ukraine war früher grösser.

Grössen wollen jedoch dem zerrisse-­ nen Land nicht einfach nur helfen, sondern verfolgen in diesem Zwi-­ schengebiet selbstverständlich auch eigene Interessen. Man darf sich daran erinnern, dass das altostslawische Wort Ukraina «Grenzgebiet», «Militärgrenze» be-­ deutet, was dem westlichen Begriff der «Mark» entspricht. Aus ukraini-­ scher Position könnten gute Verbin-­ dungen mit beiden Seiten als der idea-­ le Zustand verstanden werden, der Schicksalstage den Bedürfnissen des Landes am ehesten entspricht. Da es aber nicht nur um punktuelle-­partielle Bezie-­ hungen geht, sondern um Fragen der grundlegenden Gesamtordnung, ist in der Ukraine so etwas wie eine überlappende Dop-­ pelzugehörigkeit schwer möglich.

Ein Gegenstück zur EU An der Bruchlinie zwischen Ost und West ringt die

Für Russland gehörte die Ukraine so-­ Ukraine um ihre Zukunft – im Innern aber auch mit der zusagen schon immer zu seiner Do-­ mäne, Russland versteht sich histo-­ Grossmacht Russland. Die Geschichte des Landes risch als Weiterführung des alten Zentrums des Kiewer Rus des 9. Jahr-­ ist geprägt vom Kampf um Selbstbestimmung und hunderts. Und weiterhin nimmt die Ukraine im schwächer gewordenen Bündnispartner. Von Georg Kreis Satellitenkranz der Nachbarstaaten den allerwichtigsten Platz ein. Was in den vergangenen Jahren nur als-­ Si cherheitsgürtel gesehen wurde, soll nach Putins Vorstellung inskünftig auch zu der auf 2015 geplanten Eura-­ rung abhängig, in der nach dem Prin-­ die uralte, aber weit westlicher liegen-­ rill I. aufgerufen, seine Stimme gegen sischen Union, einer Art Gegenstück zip one state one vote funktionierenden de Grenze zwischen Westrom und eine Militärintervention in der Ukrai-­ zur EU, gehören. Generalversammlung eine Doppel-­ Ostrom, zwischen lateinischer und ne zu erheben. In Russland bestehen ebenfalls die stimme zu bekommen, indem man byzantinischer Kirche, zwischen dua-­ gegenläufigen Orientierungen. Wie der ukrainischen «Bruderrepublik» listischer-­polyzentrischer und auto-­ Schwache Legitimation die Basler Dissertation von Martin eine eigene UNO-­Stimme einräumte. kratischer-­zentralistischer Kultur. Weber (2013) zeigt, wurde die euro-­ Und bei der Abtretung der Krim an Zwischen diesen beiden Räumen gibt Die Interessen des Westens an der phile Orientierung der 1990er-­Jahre die Ukraine von 1954 ging die Sowjet-­ es in der Ukraine und in Weissruss-­ Ukraine erscheinen zurzeit wesent-­ in den letzten Jahren von russozentri-­ spitze davon aus, dass die formelle land aber auch einen «Oszillations-­ lich geringer als diejenigen des Os-­ schem Denken und eurasischer Geo-­ Zugehörigkeit dieses Teilterritoriums raum», in dem die beiden Kirchentra-­ tens. Die EU steht vor dem selbst we-­ politik abgelöst. Die Zeiten sind vor-­ zur einen oder anderen Sowjetrepub-­ ditionen verknüpft sind durch die nig gesuchten Problem, ob sie bei, da ein Gorbatschow 1985/87 für lik überhaupt keine Rolle spiele, weil griechisch-­katholische Union. diejenigen Kräfte der Ukraine unter-­ ein gemeinsames «Europäisches Russland und die Ukraine eine ewige Die ukrainisch-­orthodoxe Kirche, stützen will, die sich auf sie ausrich-­ Haus» eingetreten ist. Einheit bildeten. die dem Moskauer Patriarchat unter-­ ten und von ihr Hilfe erwarten. Es gab 1945 machte die UdSSR ihre-­ Mit Welche Rolle spielt die Kirche in steht, hat in den jüngsten Tagen mit aber Zeiten, die gar nicht so weit-­ zu wirkung in der UNO von der Forde-­ diesem Konflikt? Hier zeigt sich nicht Erfolg den russischen Patriarchen-­ Ky rückliegen, da hatte der Westen noch

24 TagesWoche 10 beruht nicht auf einer zivilgesell-­ mit gegen zwei Millionen Menschen) schaftlichen Kultur und nicht auf der in Erinnerung gerufen. Hier zeigt Gleichheit demokratischer Mitglied-­ sich, was bis zu einem gewissen Grad staaten und dem Vorrang des Rechts für die ganze Ukraine gilt, dass es und dem Primat der Menschenrechte. nicht nur um die Unterstützung be-­ Osten – Westen: die Himmelrichtun-­ stimmter Bevölkerungsteile, sondern gen bestimmen nichts fundamentalis-­ auch um Territorien – um Geopolitik tisch an sich, sondern sagen nur etwas – geht. Russland rechtfertigt die Be-­ über die momentanen Verhältnisse. setzung der Krim damit, dass sie die Russen, die auf der Halbinsel eine Be-­ Wohlstandssonne im Westen völkerungsmehrheit von gegen 60 Prozent innehaben, vor akuter «tödli-­ Die Ukraine ist nicht Pussy Riot, aber cher Bedrohung» schützen müsse. Putins Umgang mit beiden ist der Wie es dies in der Geschichte (man gleiche: Der Differenz wird mit Diffa-­ denke nur an das Sudetenland 1938 mierung und Repression begegnet. oder an die Tschechoslowakei 1968) Russland, im eigenen Land oder in wiederholt gegeben hat, dürften auch Weissrussland kein Verteidiger von in diesem Fall die «Hilferufe» von der Menschenrechten, möchte in der-­ Uk sprungbereiten Schutzmacht ange-­ raine plötzlich Menschenrechte schüt-­ regt worden sein. zen und verunglimpft die ukrainische Demokratiebewegung pauschal als Das Erbe von Chruschtschow faschistisch. Es gibt in der Ukraine rechtsradikale Kräfte, doch haben Russland verfolgt zwei andere Ziele: diese Randgruppen gerade wegen des Einmal die Sicherung des Gebiets, das Viele Ukrainer zieht russischen Drucks Auftrieb erhalten. für seine Flotte und den Zugang zum es in die EU. Dabei hat So schaukelt ein Nationalismus den Schwarzen Meer und zum Mittelmeer Russland grösseres anderen hoch. von höchster strategischer Bedeutung Interesse an engen Ganz neu ist die ukrainische De-­ ist. Und zum anderen soll die Krim Beziehungen als der mokratiebewegung nicht, sie meldete zusammen mit den wegen der Schwer-­ Westen. Foto: Reuters sich schon 2004 in der Orangenen Re-­ industrie wirtschaftlich interessanten volution, wurde dann aber wieder von Teilen der südöstlichen Ukraine eine den altetablierten Mustern verdrängt. Plattform bilden, von der aus das wei-­ Jetzt meldet sich wieder die legitime tere Abgleiten der Ukraine in den Ambition auf ein sicheres Bürgerleben Westen gebremst oder gestoppt wer-­ mehr Appetit auf die Ukraine und da dem Westen zuzuneigen scheint, ist mit individuellen Entfaltungsmög-­ den kann. war deren Nato-­Mitgliedschaft recht das Land in den Aussenbeziehungen lichkeiten, natürlich verbunden mit Aus westlicher Schreib-­ und konkret angedacht worden – wie noch stärker vom Osten abhängig der Hoffnung, bezüglich des Lebens-­ Stammtischperspektive kann man die schon im Falle Georgiens. Mittlerwei-­ und, wie dargelegt, auch in histori-­ komforts auch privat auf einen-­ grü Meinung haben, dass die Russen, so-­ le könnte auf westlicher Seite die Ein-­ scher Hinsicht stärker dem Osten ver-­ nen Zweig zu kommen. fern sie die wirklichen Minderheiten sicht gewachsen sein, dass es zwi-­ bunden. Wie man auf allen Karten ge-­ Die Erfüllung dieser Erwartungen (insbesondere die 12 Prozent musli-­ schen dem westlichen und dem zeigt bekommt, gibt es eine klare liegt eher am westlichen und nicht am mische Tataren, aber auch die 25 Pro-­ östlichen Lager eine Pufferzone mit regionale Aufteilung. Ein kleinerer östlichen Horizont. Wie sehr für die zent Ukrainer) wirklich zu respektie-­ unbestimmter Zugehörigkeit oder – östlicher Teil (Donezk, Charkow etc.) Ukraine die Wohlstandssonne im ren bereit sind, doch diese Halbinsel positiv ausgedrückt – ein Brückenele-­ tendiert gegen Osten und ein grösse-­ Westen aufgeht, kann man in Texten (zurück-­)bekommen sollen, die 1954, ment braucht. rer westlicher Teil eben gegen Westen. des auch in unseren Breitengraden wie bereits angedeutet, von dem aus Die ukrainischen Westler könnten In dieser labilen Lage wird mit Ange-­ bekannten ukrainischen Schriftstel-­ dem Donezkbecken stammenden -­ uk sich angesichts dieser Zurückhaltung boten und Drohungen von aussen auf lers Andrej Kurkow nachlesen. Er rainischen Parteichef der KPdSU Ni-­ verraten fühlen. Der Westen hat in das Land eingewirkt. Angebote gibt es wies auf die «Gesetzmässigkeit» hin, kita Chruschtschow in einem diktato-­ Anbetracht der realen Machtverhält-­ von beiden Seiten, Drohungen dage-­ die er als aufmerksamer Beobachter rischen Verwaltungsakt aus der nisse schon einmal, im Februar 1945 gen nur von der einen. auf seiner Reise von Kiew nach Lon-­ russischen in die ukrainische Sowjet-­ und ausgerechnet auf der Krim, in don gemacht hatte: «Der Osten eines republik umgetopft worden war. Eini-­ Jalta, ohne Rücksicht auf die betroffe-­ Zivilgesellschaft oder Autorität jeden Landes war weniger entwickelt ge Zeit davor – 1783 – hatte Fürst Po-­ ne Bevölkerung (in jenem Fall primär als der Westen. In mindestens drei temkin die Krim den am Osmanischen Polen) die russischen Sicherheitsbe-­ Wichtiger als die regionale Zugehö-­ Ländern, durch die ich reiste, fand ich Reich orientierten Krimtataren «für dürfnisse anerkannt. Eine Assoziati-­ rigkeit ist mittelfristig jedoch das Be-­ meine Theorie bestätigt: Die schmut-­ alle Zeiten» abgenommen. Wie recht-­ on oder gar eine Mitgliedschaft im kenntnis zu dem einen oder anderen zigen, halb zerfallenen Fassaden der fertigt sich eigentlich, welches Terri-­ Club der EU müsste im betreffenden politischen Lager. Mit vielen Schattie-­ Häuser im Osten wichen im Westen torium wem gehört? Land einen entsprechenden Willen rungen stehen sich zwei gegensätzli-­ allmählich gepflegten, frisch gestri-­ Die weitere Entwicklung ist völlig mindestens einer starken Mehrheit che Staats-­ und Gesellschaftssysteme chenen Fassaden.» Das sei ihm in der offen. Das Positive an der geringen voraussetzen. Dass Janukowitsch als gegenüber, die man vereinfacht wie Ukraine, in Polen und in Deutschland Unterstützung aus dem Westen ist: Es Staatschef beinahe im Alleingang das folgt unterscheiden kann: Für das stärkt in der Ukraine die Einsicht, Land einmal in die eine und einmal in eine ist die Gewährleistung von Bür-­ dass man die Ordnung im Sinne von die entgegengesetzte Richtung steu-­ gerrechten, Rechtsstaatlichkeit, Me-­ Wie rechtfertigt lebbaren Verhältnissen vor allem ern konnte, zeigt, wie schwach die de-­ dienfreiheit und liberaler Ökonomie selbst schaffen muss. Der russische mokratische Legitimation des Regie-­ wichtig;; das andere pflegt Privilegien, sich, welches Druck hat in die Ukraine zu einem in-­ rungsapparats dieses Landes war und schüchtert die Bürger ein und kulti-­ Territorium wem nergesellschaftlichen Schulterschluss wohl noch ist. viert Korruption. geführt, hat das Land zu einer natio-­ Nicht nur ist die Ukraine weit da-­ Das zweite Lager funktioniert nach gehört? nalen Einheit werden lassen, wie es von entfernt, den allgemeinen -­ Auf den Regeln der vergangenen Jahre, im sie vielleicht zuvor nie gewesen ist. nahmekriterien zu entsprechen. Die ersten wachsen die Reformambitio-­ Wenn sich diese nationale Stimmung EU kann auch kein Mitglied wollen, in nen. Die beiden gesellschaftlichen aufgefallen. Nur jenseits der -­ west mit demokratischen Bestrebungen dem ein grösserer, kompakter Teil Grundvarianten sind mit der Perspek-­ deutschen Grenze sei «einfach nur verbindet, könnte das entstehen, was ganz entschieden gegen eine Mitglied-­ tive von Zugehörigkeiten zu je unter-­ noch Westen» gewesen. wir Willensnation nennen, eine Ge-­ schaft ist. schiedlichen Unionen verbunden: Inzwischen hat sich im Spannungs-­ sellschaft, die ihre Identität weniger Die Verhältnisse entsprechen nicht eben zur Europäischen oder zur -­ Eura feld zwischen Westen und Osten als über Altlasten definiert als mit einem einer einfachen Symmetrie. Während sischen Union. Letztere ist ein hierar-­ besonderer Konfliktherd die Halbin-­ Zukunftsprojekt. Das aber braucht im Innern der Ukraine die Balance chisches und autoritäres Gebilde und sel Krim (26 000 Quadratkilometer Zeit. tageswoche.ch/+bkxoo

7. März 2013 25 Israels Sicherheitsbedürfnis ist so gross, dass viele das Unrecht an den Palästinensern nicht sehen wollen. Von Mara Wirthlin

«Hauptsächlich zu beobachten war mir manchmal zu wenig»: Monika Wiedemann (rechts) und Peace-Watch- Mitstreiterinnen in Israel. Foto: Monika Wiedemann Eine gemütliche Atmosphäre gelischen Kirchen Schweiz (HEKS) in ein Programm des Ökumenischen herrscht in der Wohnung im St.-­ Palästina vorbereitete. Seit einigen Rats der Kirchen (ÖRK). Es sind Johann-­Quartier, in der vor vier-­ Mo Wochen ist sie zurückgekehrt, hinter weltweit viele Organisationen invol-­ naten unsere mediale Zusammenar-­ sich hat sie einen dreimonatigen Ein-­ viert – etwa aus afrikanischen, beit begann. Gefordert war Monika satz als Beobachterin der Menschen-­ nordeuropäischen und südamerika-­ Wiedemann damals, weil sie sich auf rechte. Dabei arbeitete sie mit Leuten nischen Ländern. ihren Aufenthalt mit der Menschen-­ aus der ganzen Welt zusammen. Die ersten Wochen verbrachte rechtsorganisation Peace Watch Swit-­ Das Ökumenische Begleitprogramm Wiedemann in Ostjerusalem, dann zerland und dem Hilfswerk der -­ Evan für Israel und Palästina (EAPPI) ist wurde sie nach Bethlehem verlegt, da

26 TagesWoche 10 dort jemand erkrankte und heimreis-­ ben, rückte die prekäre Lage des No-­ in Westjerusalem, die ihren Höhe-­ Opposition ausmachen. Wiedemann te. Wiedemanns Alltag veränderte madenvolks im Dezember in das Be-­ punkt in den 1990er-­Jahren hatten. So hat viel über dieses Verhältnis nach-­ sich mit der Verlegung schlagartig: wusstsein der Öffentlichkeit. Nach stammen auch die heutigen Teilneh-­ gedacht. «Es ist nicht die Kultur der Während Jerusalem im Vergleich zu den weltweiten Protestaktionen wur-­ merinnen aus einer älteren Generation. Palästinenserinnen, auf die Strasse zu vor einigen Jahren heute eher ruhig de der Entschluss vorläufig auf Eis ge-­ Unter den schwarz gekleideten Is-­ gehen und ihre Stimme zu erheben. ist, sind in den Dörfern in der Umge-­ legt. «Der Herzlichkeit der Beduinen raelinnen befinden sich viele Mütter Es war für mich schwierig, dies-­ anzu bung Bethlehems Aufstände, Verhaf-­ konnte ihre harte Geschichte nichts von jungen Frauen und Männern, die nehmen. Ich hätte gerne mehr Frauen tungen und Siedlungsbau an der anhaben», sagt Wiedemann. ins Militär beordert wurden oder erlebt und mit ihnen über ihre Situati-­ Tagesordnung. So subtil wie die Unterdrückung noch werden. Wiedemann sagt: «Die on gesprochen.» In Ostjerusalem arbeitete Wiede-­ ist, so subtil ist in vielen Fällen auch Es ist Wiedemann bewusst, wie mann mit drei Theologen zusammen, der Widerstand. Wiedemann war wichtig die stille und beschützende die alle etwa in ihrem Alter sind. In etwa bei einer symbolischen Pflanz-­ Präsenz durch die ökumenischen Bethlehem kam sie in eine vorwie-­ aktion in der Nähe von Bethlehem Die Angst wird Beobachter ist. Trotzdem habe es sie gend junge, sehr ambitionierte Grup-­ dabei. Palästinensische Familien be-­ von israelischen manchmal gereizt, aktiver an sozialen pe. Sie lächelt. «Ich spürte den Unter-­ pflanzen dort ihr Land, obwohl es und gesellschaftlichen Projekten mit-­ schied extrem. Im ersten Team war sehr unwirtlich und für die Landwirt-­ Politikern täglich zuwirken. «Hauptsächlich zu beob-­ ich diejenige, die manchmal etwas schaft ungeeignet ist. «Sie tun es als geschürt. achten, über das Gesehene zu berich-­ ungeduldig versuchte, die anderen zu Zeichen des Widerstands, denn wenn ten und die Berichte dann einer Orga-­ motivieren. Den jungen, fitten und über einen bestimmten Zeitraum nisation zu überreichen, war mir technisch sehr bewanderten Kollegen nichts mit dem Land passiert, werden manchmal zu wenig.» Zumal vieles, im zweiten Team hinkte ich dann eher sie von den israelischen Behörden Standhaftigkeit dieser Frauen hat was sie vor Ort antraf, für sie faszinie-­ hinterher.» enteignet.» Diese Verfallsregel von mich zutiefst berührt.» Auf der israe-­ rendes Neuland war. «Die kreativen Besitz sei gesetzlich verankert und so-­ lischen Seite für Palästinas Unabhän-­ Formen von Widerstand beeindruck-­ Tägliches «Check-­in» mit «legitim»: Land, das während gigkeit die Stimme zu erheben, erfor-­ ten mich tief. In der Schweiz kennen dreier Jahre brach liegt, kann unter dert Stärke. Die Frauen werden aus wir dies weniger.» Die zentrale Aufgabe war in beiden der entsprechenden Anwendung eines vorbeifahrenden Autos als Nutten be-­ Zurück in der Schweiz wurde Wie-­ Regionen das Beobachten unter-­ alten osmanischen Gesetzes zu israe-­ schimpft und angepöbelt. «In Gesprä-­ demann bereits für Vorträge ange-­ schiedlicher Schnittstellen zwischen lischem Staatsland erklärt werden. che lassen sie sich nie verwickeln. fragt, einen davon wird sie vor ihren der palästinensischen Bevölkerung «Obwohl von vorneherein klar war, Doch ihre Botschaft ist klar. ‹End of Nachfolgern halten, die momentan in und den israelischen Sicherheits-­ dass die Pflanzen nie gedeihen wür-­ occupation› heisst es auf den Trans-­ den Vorbereitungen sind und in einem kräften. Jeden Abend verfassten den, haben wir einen Tag lang ge-­ parenten.» halben Jahr nach Palästina aufbre-­ sie Berichte für das Büro des EAPPI pflügt, gepflanzt und bewässert. Dies Das Bedauern unter den Demons-­ chen werden. «Ich freue mich darauf, in Jerusalem. Das Wochenprogramm mit einer Seriosität und Gewissen-­ trantinnen, dass sie keinen Nach-­ ihnen Dinge weiterzugeben, über die be inhaltete einige wiederkehrende haftigkeit, die mich zutiefst beein-­ wuchs erhalten, sei gross. Es liege ich selbst froh gewesen wäre. Zum Aufgaben. druckt hat.» nicht daran, dass sich unter den Beispiel wurden wir meiner Meinung So waren Wiedemann und ihre Gewaltfreier Widerstand findet jüngeren Israelis keine Kritiker fin-­ nach zu wenig auf das Leben in einer Kollegen drei Tage die Woche am-­ frü auch in Form von Demonstrationen den: «Die Jugend hat andere Formen heterogenen Gruppe vorbereitet.» hen Morgen am Checkpoint vor Ort, statt, meistens am Freitag, dem heili-­ der Vernetzung gefunden.» So gibt wo die Palästinenser, die in Ostjeru-­ gen Tag der Muslime. So etwa im Dorf es etwa israelische Widerstandsgrup-­ Der Einsatz ist nicht zu Ende salem oder Israel arbeiten oder zur Al Masara, das in der Nähe von Beth-­ pen, die Bewusstseinsarbeit bei Ju-­ Schule gehen, sich täglich einem lehem liegt. «Die Stimmung bei den gendlichen leisten, und diese in ge-­ Es könne sehr schwierig sein, mit langwierigen Kontrollprozedere -­ un Demonstrationen in den Dörfern war waltfreiem Widerstand unterrichten, Leuten zusammenzuleben und zu terziehen müssen. «Die Atmosphäre speziell, fast intim», erinnert sich wie etwa Bezelem. Oder die Organisa-­ arbeiten, die unterschiedliche Motiva-­ ist mit derjenigen eines Gefängnisses Wiedemann, «der Organisator Has-­ tion «breaking the silence», die aus tionen, Hintergründe und Interessen vergleichbar. Die Grenzgänger wer-­ san in Al Masara schwang flammende ehemaligen israelischen Soldatinnen haben. Diese Unterschiede beginnen den von bewaffneten Soldatinnen Reden, er ging oft direkt auf die Sol-­ und Soldaten besteht, die von ihren sehr früh, etwa damit, wie die Sende-­ und Soldaten kontrolliert. Es war daten zu und lockte sie völlig aus der Einsätzen erzählen. organisation situiert ist, wo sie ihre einfach unglaublich zu sehen, mit wie Reserve, brachte sie auch manchmal Doch in der breiten Bevölkerung Wurzeln hat, und ob es eine staatli-­ viel Aufwand der Alltag verbunden zu einem Lächeln.» Israels ist die Stimmung von Angst che, eine kirchliche oder eine-­ ent sein kann. Zum Teil mussten die Auch in städtischen Gebieten wird geprägt. «Die meisten haben ein so wicklungspolitische Organisation ist. Erwachsenen mehrere Stunden lang demonstriert, etwa in Sheikh Jarrah, starkes Sicherheitsbedürfnis, dass sie «Manche Teilnehmer kamen mir sehr anstehen.» einem wichtigen Stadtteil Ostjerusa-­ das Unrecht einfach nicht sehen wol-­ leistungsorientiert und zielstrebig lems. Die Proteste dort entstanden um len.» Diese Angst der Israelis liess vor», sagt Wiedemann, «im Kontrast 2000 vor dem Hintergrund des-­ Mau Wiedemann nicht völlig kalt. An den dazu standen die sehr religiös Moti-­ erbaus und der israelischen Siedler, Checkpoints ist manchmal eine Grup-­ vierten, die meinten, die Welt retten Die Beduinen die palästinensischen Grund enteig-­ pe junger Israelis anwesend, die sich zu müssen.» bleiben im Israel- neten und sich dort niederliessen. «In «blue and white» nennt und bei den Doch nicht nur auf diese Schwie-­ den Anfangsjahren gingen in Sheikh internationalen Beobachtern um Ver-­ rigkeiten will Wiedemann ihre Nach-­ Palästina-Konflikt Jarrah bis zu 2000 Menschen, haupt-­ ständnis für die Mauer und die allge-­ folger vorbereiten. «Ich werde ihnen aussen vor. sächlich Israelis, für einen gerechteren meine aktuelle Situation wirbt. «Eine auch mitgeben, wie toll es ist, von der Frieden auf die Strasse.» junge Frau, die die Zweite Intifada palästinensischen Bevölkerung will-­ Heute finden sich nur noch etwa 30 miterlebt hatte, schilderte mir die kommen geheissen zu werden. -­ Tag Personen zum Demonstrieren ein. Angst vor Terroranschlägen, die sie täglich versicherten sie uns ihrer Jede Woche hatten die Teams eini-­ «Die Leute sind heute verängstigt, die damals überall empfand, etwa im Bus Dankbarkeit.» Daher kann Wiede-­ ge Tage zur Verfügung, die sie flexibel Massenaufstände wurden brutal nie-­ und auf der Strasse. Diese Angst-­ wirk mann rückblickend sagen: «Es ist eine gestalten konnten. So konnte Wiede-­ dergeschlagen und führten für viele te echt, nicht wie eine berechnende sinnvolle, wichtige Arbeit. Und -­ hof mann ihrem Interesse für die Bedui-­ zu Gerichtsverhandlungen.» Trotz-­ Floskel zur Rechtfertigung.» Diese fentlich eine, die irgendwann nicht nen nachgehen und sie in nahegelege-­ dem gibt es einige Demonstrantinnen Angst werde von der israelischen Poli-­ mehr nötig sein wird.» nen Dörfern besuchen. Die Beduinen und Demonstranten, die standhaft tik tagtäglich geschürt und instru-­ tageswoche.ch/+bkwxh bleiben im ganzen Israel-­Palästina-­ bleiben. mentalisiert. Konflikt irgendwie aussen vor, wer-­ Auch von israelischer Seite erheben Die TagesWoche begleitete das «Peace- den immer wieder vertrieben und-­ ha sich kritische Stimmen in der Öffent-­ Die Rolle der Frauen Watch»-Projekt von Monika Wiedemann ben zu wenig Land zur Verfügung, um lichkeit. Für die Demonstrationen in in Israel. Peace Watch Switzerland betont, ihre traditionelle Lebensweise mit Sheikh Jarrah reisen junge Studenten Während die palästinensischen Frau-­ dass in den Interviews Wiedemanns per- Tieren zu führen. aus Westjerusalem und sogar aus Tel en in stiller Trauer beobachten, was sönliche Meinung wiedergegeben wird Der Entschluss der israelischen Aviv an. Eine lange Tradition haben mit ihrem Land passiert, sind es auf und besteht darauf, dass die weitere Nut- Regierung, sämtliche in der Wüste auch die von den israelischen «women israelischer Seite gerade die Frauen, zung ihrer Aussagen mit der Organisation Negev lebenden Beduinen zu vertrei-­ in black» organisierten Freitagsdemos die einen wichtigen, aktiven Teil der abgesprochen wird.

7. März 2014 27 28 TagesWoche 10 «Ich suche die dunkle Seite»

Slampoet Laurin Laurin Buser, der Slampoet und Es sind sicher nicht die brutalsten Das kann schon funktionieren, es Schauspieler, der Kleinkünstler und Texte, ich wusste schon, dass ich muss einfach einen Fasnachtsbezug Buser über Rapper, ist schon lang dabei im Kul-­ fürs Drummeli schreibe. Ich wollte haben. Man kann da nicht einfach turbetrieb. Teil des Basler Inventars, nicht provozieren, um zu provozie-­ irgendwas machen. die Basler Fasnacht, sozusagen. Trotzdem ist Buser immer ren. Das würde mir als künstleri-­ noch erst 22 Jahre alt. Oder schon? sches Element nicht reichen. Aber Die Drummeli-­Texte haben Sie seinen Auftritt «Der Jugendbonus ist vorbei», sagt er. eine scharfe Prise war schon drin. auf Baseldeutsch gesprochen, Jetzt muss er Ernst machen, um sich Den Vortrab habe ich gedisst. rappen tun Sie meistens auf am Drummeli und als Professioneller in der Kunst zu Hochdeutsch. Funktioniert Hip-­ etablieren. Abwarten und geschehen Sie haben ihn als «Hardcore Hop nicht mit Mundart? das Problem des lassen war gestern. Bestes Zeugnis Basler» bezeichnet, der Leute Doch, auf jeden Fall. Rap kommt dafür ist sein erstes Hip-­Hop-­Album zur Seite boxt und darauf pocht, einfach auf Hochdeutsch aus mir Erwachsenwerdens. «Nachtaktiv EP», das soeben erschie-­ dass Baseldeutsch gesprochen raus, wie die meiste Slam Poetry, die nen ist. Zeit, den gewandten-­ Wort wird. Dann gaben Sie zu, dass ich mache. Ich habe auf Hoch-­ Von Valentin mann zu fragen, wie man heute ei-­ Sie eigentlich selbst gern Vor-­ deutsch eine persönlichere Schreib-­ gentlich erwachsen wird. träbler wären. sprache entwickelt als auf Schwei-­ Kimstedt und Auf der Bühne gleitet Laurin Buser Ich habe das früher mal gemacht. zerdeutsch. Ich fühle mich wohler. durch Rap und Slam wie der Fisch im Dass ich jetzt selbst wieder im Vor-­ Alain Appel, Wasser. Bei unserem Gespräch spricht trab stehen will, ist meine literari-­ In welcher Sprache kann man er mit langsamer, tiefer Stimme und sche Freiheit (lacht). besser fluchen? Fotos: Basile nimmt sich Zeit zum Überlegen. Wer Da gibts es auf Schweizerdeutsch hätte das gedacht vom Slampoeten Ist die Fasnacht eine Zeit, in der schon um Welten bessere Worte. Ich Bornand Buser, der gerade beim Basler Drum-­ die Basler aus sich rauskom-­ baue auch in Slamtexte immer wie-­ meli die Menge aufgemischt hat. men? Oder herrscht da erst recht der schweizerdeutsche Passagen ein, Ordnung ? wenn ich Leute parodiere. Gewisse Als Slampoet am Drummeli – Ich empfand sie in den letzten Jah-­ Charaktere erweckt man nur auf war das eine gute Idee? ren schon als etwas spiessig. Man tut Schweizerdeutsch zum Leben. Ich hatte meine Zweifel, ob ich in sehr anarchistisch, aber alles ver-­ diesen Rahmen passe, weil ich selbst läuft nach strengen Regeln. Doch als Was für ein Charakterzug ist wirklich nicht viel zu tun habe mit ich dieses Jahr dem Drummeli so das? der Fasnacht. Aber genau das fand nah war, sah ich, wie Tausende Leute Das Bünzlige. Das gibt es nur in der die Regisseurin Bettina Dieterli involviert sind und jeder jedem hilft, Schweiz. Auf Hochdeutsch gibt es interessant. ohne dass jemand Geld dafür be-­ dafür gar kein Wort. kommt. Gerade gestern sprach ich Was haben Sie befürchtet? mit einem richtigen Fasnächtler, mit Da heisst es Spiesser. Ich war früher einmal am Drummeli, dem ich in den Pausen immer Zigis Das ist was anderes. und es ist halt ein sehr traditioneller rauchen gehe. Ich sagte, dass es Anlass. Aber das ist viele Jahre her, manchmal schön wäre, wenn dieser Was hat der Bünzli dem Spiesser und Bettina hat angefangen, neue Fasnachtsspirit das ganze Jahr über voraus? Elemente reinzubringen. Dafür, dass herrschen würde. Darauf antwortete Eine bestimmte Schweizer Menta-­ das Ganze dreieinhalb bis vier Stun-­ er, dass genau dies unsere Stadt ja lität. Die ist grundsätzlich mal den dauert, ist es doch recht ausmache. Zwei ganz verschiedene nichts Schlimmes. Aber was mich kurzweilig. Wahrnehmungen der gleichen Stadt. sehr nerven kann, ist falsche Ich kam bisher nie in Kontakt mit Freundlichkeit. Man ist korrekt. Und Also haben Sie nicht nur für das solchen Leuten, ich weiss nicht, wie dann gibt es gewisse Sachen, «die Geld mitgemacht? die wählen und was sie sonst so macht man einfach nicht». Das ist Ich hab nicht das gekriegt, was ich rauslassen. Aber in dem Moment be-­ ein sehr typisch bünzliger Satz. verlangt habe. gegnet man sich und kommt mitein-­ Wieso nicht, frage ich mich? Spiessig ander aus, das ist interessant. ist für mich eher so ein Upper-­ Wie kam die Slam Poetry an? Class-­Ding. Das hat mit Geld zu tun, Im Drummelipublikum gibt es -­ Men Sollte sich die Fasnacht trotzdem Bünzligkeit nicht. Es gibt die cools-­ schen aus allen Schichten, von den weiterentwickeln? ten Typen, auch Künstler, die ein-­ einfachsten Leuten bis hin zu Pro-­ Grundsätzlich finde ich, dass der fach bünzlig sind. Du merkst es an fessoren. Die Reaktionen waren Fasnacht die eigene Tradition im ihrer Attitüde. Aber eben, ich werfe überrascht und positiv, auch seitens Weg steht und dadurch Dinge blo-­ das niemandem vor. «Ich sehe mich nicht als der Älteren. Das hat unsere Erwar-­ ckiert werden. Obwohl Tradition an Intellektuellen, nur weil ich tungen übertroffen. und für sich nichts schlechtes ist. Haben Sie die Nase voll von der Bücher lese.» Laurin Buser Schweiz? betreibt Kunst und keine Sind Sie in Ihren Texten Kom-­ Wie wäre es wohl, als Slampoet Wenn ich drei Wochen am Stück hier Wissenschaft. promisse eingegangen? in einen Cliquenkeller zu gehen? bin, muss ich mal raus. Durch mei-­

7. März 2014 29 nen Beruf ergibt sich das sowieso, Laurin Buser Eine authentische Attitüde – häufig bin ich Deutschland. Aber Laurin Buser ist Slampoet und Kleinkünstler. Zuletzt ist das denn nicht ein Wider-­ Deutschland reicht manchmal auch stand der 22-jährige Arlesheimer auf der Bühne des spruch in sich? nicht. Ich brauche manchmal die Drummeli, bezeichnet sich selbst jedoch als Fas- Man kann auch als Schauspieler Anonymität. Ich spiele schon lange nachtstourist. Seit er 2007 erstmals die Schweizer eine Rolle authentisch spielen. mit dem Gedanken, in eine Gross-­ Meisterschaft im Poetry Slam gewann, trat er an unzäh- Sogar die eines Mörders, weil ich es stadt zu ziehen, und sei es nur für ligen Slams in der Schweiz und in Deutschland auf. 2010 irgendwo in meinem Inneren vor-­ ein paar Jahre. Ich warte auf den war er zu Gast bei Giaccobo / Müller. Der Sohn eines finde. Nicht, dass ich jemanden richtigen Moment und will es nicht Künstlerpaares besuchte die Rudolf-Steiner-Schule und umbringen würde. Die Mordattitüde überstürzen. machte auch anschliessend keine Matura. «Nachtaktiv ist eine Rolle, aber gleichzeitig ge-­ EP», seine erste CD, ist seit Februar erhältlich. hört sie zu mir. Man hat verschiede-­ In welche Stadt zieht es Sie ne Rollen. Wann ist man denn nicht denn? in einer? Alles ist Rolle. Nach Hamburg. Da fühle ich mich lustigerweise sehr daheim. Ihre Augen fangen gerade an zu glänzen. Hart, aber herzlich? Das ist nur der Lichtwechsel. Voll. Sind Sie erwachsen? Ist Zukunft ein wichtiges Wort Im letzten Jahr ist einiges passiert, für Sie? Niemand, der Sie inspiriert? ness? Nein. Meinen ersten Zugang das mich hat wachsen lassen. Privat, Ich habe letzthin mit einem Kollegen Das schon. Sehr viel aus Büchern. zum Wort hatte ich durch Rap und aber auch künstlerisch. Mir wurde darüber gesprochen, wie weit wir in Wenn sich jemand ernsthaft mit nicht durch Bücher. Ich komme von klar, das jetzt der Jugendbonus weg die Zukunft planen. Ich weiss so un-­ Sprache befassen will, ohne zu lesen da. Diese Art von Attitüde ist für den ist. Früher habe ich zack, zack ein-­ gefähr, was ich die nächsten zwei – das finde ich absurd. Und natür-­ Slam manchmal zu hart. Und für fach drauflosgemacht. Jetzt wird Jahre mache. «Was?», sagte er, «ich lich Musik. Früher viel deutscher den Rap bin ich manchmal fast zu meine Arbeit durch die Professiona-­ plane die nächsten zwei Tage!»-­ Of und Mundart-­Rap, inzwischen viel weich. lisierung ernst. Ich muss in der Or-­ fensichtlich schaue ich doch weiter amerikanischer. Als Drittes will ich ganisation besser werden. Wenn du voraus als andere. Ich weiss nicht je-­ Sandra Löwe nennen, die Frau, mit Sie sind ein «Zweigeteilter», rap-­ jung bist, verzeiht dir ein Veranstal-­ den Tag, aber doch grundsätzlich, der ich meine ersten beiden Pro-­ pen Sie auf Ihrem neuen Album. ter noch eher, wenn du nicht sofort wohin ich gehen will. Doch das be-­ gramme gemacht habe. Ohne den Das stimmt. Ich bin noch jung und zurückschreibst. Auch künstlerisch zieht sich auf meine Projekte, per-­ Austausch mit ihr würde ich nicht will mich da – auch Zitat – noch merke ich, dass der Output nicht sönlich habe ich keine Ahnung. die Texte schreiben, die ich schreibe. «nicht zu fest festlegen». Das geht einfach so von alleine kommt. Ir-­ Durch sie kam ich zur Liebe zum phasenweise. Manchmal will ich die gendwann habe ich festgestellt, oh, Welche Entwicklung wünschen Wort. Rap-­Attitüde ausleben. Und dann ich habe seit über einem Jahr keinen Sie sich? reicht mir das wieder nicht. Sie be-­ richtigen Text mehr geschrieben. Dieses Jahr versuche ich, so viel wie Klingt recht intellektuell. Beim dient genau ein einziges Gefühl … Jetzt merke ich: Damit ich schreiben möglich mit der Band unterwegs zu Rappen rufen Sie «Yo» und kann, muss ich mir selber Raum ge-­ sein. Nächstes Jahr will ich ein neu-­ «Yeah». Sind Sie nicht zu klug «Mein Block, mein Revier» … ben. Ich schreibe vor allem, wenn ich es Soloprogramm aufgleisen. Ich will für diese Art von Coolness? Genau. Dieses «Ich bin ich». Das ist Zeit zum Alleinsein habe. die Zweigleisigkeit in meinem Leben Nein. Ich hab nicht mal die Matura. ein Gefühl, das ich sehr gut kenne, etablieren, Kleinkunst und Musik. Ich sehe mich echt nicht als Intellek-­ das mich interessiert und antreibt. Erwachsen sein ist eine struktu-­ tuellen, nur weil ich Bücher lese. Ich Eine gewisse Attitüde gehört zu mir. relle Sache. Haben Sie ein Vorbild? studiere nicht, ich mache nur mein Die ist authentisch, ich will sie nicht Im Berufsleben schon. Im Privaten Nein. Kunstding. Und zu klug für die Cool-­ verleugnen. sind es andere Punkte.

30 TagesWoche 10 Was wäre hier erwachsen? Kommt drauf an. Ich empfinde es Letztens habe ich zu einem Freund «Manchmal manchmal durchaus als gefährlich. gesagt, dass ich ein wenig erwachse-­ Aber die Gefährlichkeit macht es ner geworden bin. Aber ich weiss gar auch spannend. Ich suche die dunkle nicht, wie ich das definiere. ist es Seite, dort, wo der Dreck liegt. Ich bewege mich instinktiv in ein Ge-­ Sie hatten einen Anlass, das zu fühl, das mich auch zerfressen kann. sagen? lächerlich, Es war ein Gefühl. Wie definiert Wie holen Sie sich da raus? denn der Volksmund heute «erwach-­ Auch mit Instinkt. sen»? Was ist das für ein Wort? Wenn es bedeutet, dass man mit-­ et wie trotzig Der Mann der Instinkte … was abgeschlossen hat, dann bin ich Ein Tier! nicht erwachsen. Und weiss nicht, ob das erstrebenswert ist. ich bin.» Welches? (überlegt und schweigt) Was ist erstrebenswert? Dass man von sich selbst kein fixes Vorhin sagten Sie, Sie leben Bildnis macht. Dass man sich als ein nicht umsonst seit 22 Jahren in Wesen ansieht, das sich permanent der Schweiz. Was lieben Sie an entwickelt. Ein Bildnis ist ein Freeze diesem Land? dieser Bewegung. Das gibt es im Die Berge (lacht). Was mich an Basel Menschen eigentlich gar nicht. hält, sind in erster Linie Freunde und Familie. Wenn ich sage, ich liebe Was ist Ihr Ziel: Aus einem die Anonymität der Grossstadt, festen Bild heraus-­ oder nicht Das kann sein. Ich hatte nicht den Nicht während ich es effektiv fühle. dann liebe ich sie als Ausgleich zu in eines hineinzuwachsen? bösen Vater und nicht die strenge Es kann schnell kippen, und ich bin dem sehr dörflichen Stadtleben, wie Das ist bei jedem verschieden. Bei Mutter. Sie haben mich erzogen, nur am Leiden. Dann kann ich auch wir es hier in Basel haben. Ich bin im mir ist eher die Gefahr, in ein festes aber in einem sehr freien Rahmen. nicht schreiben. Ich muss das Gefühl Dorf aufgewachsen. Es gefällt mir, Selbstbild zu verfallen. Als Teenie Dann war ich noch auf der Steiner-­ erst erleben, bevor ich schreiben dass man sich kennt, dass man sich war ich unbeschwert. Ich habe mir schule, was auch nicht gerade pure kann. Zum Glück habe ich einen hier in der Stadt einfach so antrifft. über alles mögliche Gedanken ge-­ Autorität ist. Speicher, in dem diese Gefühle abge-­ macht, aber mich selbst nie defi-­ legt werden. Wenn es ans Schreiben Nestwärme? niert. Ich wurde auch zu nichts ge-­ Ihr Vater ist Kabarettist und geht, kann ich sie portionsweise ab-­ Vielleicht bin ich ein Vogel, wenn drängt oder habe mich zu nichts Schauspieler, Ihre Mutter Regis-­ rufen, ohne dass es mich vom schon ein Tier. drängen lassen, instinktiv. Was ich seurin. Ist das schwierig oder Schreiben abhält. Eine vermeiden will, ist, dass ich mir-­ sel fördernd? Gratwanderung. Der immer noch im Nest sitzt. ber ein Selbstbild aufschwatze. Da Fördernd. Bei meinem ersten Pro-­ Zeit für Ausflug? geht es nicht mal um Kunst, sondern gramm war mein Vater als musikali-­ Sie fühlen sich aber ausser Ja. Ich hoffe, ich bin kein Pinguin, um den Charakter. Mir den offenzu-­ scher Gast dabei. Es ist interessant, Gefahr, vom Leid verschluckt der keine Flügel hat. halten, das muss mein Ideal sein. über das Schreiben und die Bühne zu werden? tageswoche.ch/+bkwwi mit den eigenen Eltern zu sprechen, Das ist erwachsen? die aus der gleichen Szene sind. Es Vielleicht nennen andere genau das gibt verschiedene Ansichten, aber

Gegenteil erwachsen, wenn sie sich wir stehen uns nicht im Weg. Anzeige ein Bildnis von sich selbst gemacht haben. Wenn man weiss, so bin ich, Wovon müssen Sie sich emanzi-­ dann hat man einen sicheren Wert... pieren? .#." %!!*)/  " , Aber auf diese Art von Erwachsen-­ Vielleicht muss ich mich manchmal .) # ,*)#,  sein haben viele Leute keinen Bock – nein. Ich habe kein Problem mehr. (lacht).   ') *)#,  #!!) '),.)*)/  -2  ",.*), *,# /%) " .# Sie machen Slam Poetry und Rap Ihre Kunst kommt aus keinem #!!)  ) .# # 0 ) # ,  ,* # , – zwei Genres, die man eher mit Leidensdruck. #*,!!, %#**)/  %"',#, )*#!1* jungen Leuten verbindet oder Doch, oft sogar. Ich schreibe vor al-­ )#, /)!#).## .# %'),.# mit Leuten, die nicht erwachsen lem, wenn es mir schlecht geht. Ich  ,# *,,, .# !! ), "  ) ,# )!  werden wollen. denke viel über mich nach, darum Ich finde es vermessen, von all die-­ ist die Gefahr, mir ein Bild von mir #%* .# )**# 2 $ &&& %) 000(.*,( sen Leuten zu sagen, dass sie auf ei-­ selbst zu machen, immer da. Ich bin nem Film hängen geblieben sind, selbstkritisch, habe viele Zweifel. Ich %#' bloss weil sie Slam Poetry oder Rap gebe mich einem gewissen Leidge-­    machen. fühl gerne hin. Leiden ist Inspirati-­    on. Doch das ist eine gefährliche Sa-­    Rap kommt ursprünglich aus che, weil das Leiden echt ist.         dem Untergrund, der sich gegen      die Obrigkeit auflehnt. Woran leiden Sie?  Ja, ich bin ein trotziger Mensch. Im-­ Ich leide an meinen Gedanken und mer noch. Ich bin allergisch gegen an meinen inkonsequenten Hand-­ Autorität, was seltsam ist, da ich lungen, die nicht meinen Prinzipien krasser Autorität nie ausgesetzt war. entsprechen. Und immer wieder Dieser Charakterzug ist im Prinzp kann ich eine gute Portion Men-­ sicher nicht schlecht, aber in man-­ schenhass aufbringen, der mich al-­ chen Fällen ist es lächerlich, wie les scheisse finden lässt. Daran leide    trotzig ich bin. ich: Wieso bin ich jetzt so abwei-­                   t #BMM5FDIOPMPHJF send? Was stört mich? t $ISPNTUBIM5FMFTLPQSPIS t 99-4UBVCCFVUFM GàS FJOGBDIFT -FOLFO Wenn man nicht aus autoritären t *OLM ;VCFIÚS JN NJU -JUFS ,BQB[JUÊU t 6NTDIBMUCBSF #PEFOEàTF Verhältnissen kommt, ist man Können Sie diese Gefühle JOUFHSJFSUFO 'BDI t  8 .PUPS t -FCFOTMBOHFS )&1"'JMUFS "SU /S  "SU /S  "SU /S  umso empfindlicher dagegen. auch produktiv nutzen?

7. März 2014 31 Mit einem Schlag waren im sogar noch weit mehr wert als der-­ Ein Das Beste Österreicher-­Haus in Sotschi alle völ-­ zug in den Europa-­League-­Achtelfinal, lig aus dem Häuschen. Auf der Bühne wo nun der FC Basel (13. und 20. März) stimmte die Band spontan ein Ständ-­ wartet. Weil dieser Retorten-­Verein aus Salzburg chen an, an der rustikalen Holzbar aus Salzburg den österreichischen wurde kräftig mit Zillertaler Schnaps Fussballfans endlich unter die Haut zu angestossen, und selbst Österreicher, gehen scheint, weil der spektakuläre denen für gewöhnlich nur die Brettl’n Spielstil in der Öffentlichkeit einen seit Mozart die Welt bedeuten, liessen sich von Kick verursacht, und weil nach fast ei-­ der allgemeinen Aufregung anstecken nem Jahrzehnt des Bestehens im Land und zu einem Applaus hinreissen. Die so was wie ein Wir-­Gefühl im Entste-­ Kunde vom sensationellen Salzburger hen ist. Zumindest bei den internatio-­ 3:0-­Sieg im Europa-­League-­Hinspiel nalen Auftritten der Salzburger. in Amsterdam löste unter den Lands-­ Dabei ist es noch gar nicht einmal Mit einem langen Anlauf bringt der leuten im fernen Russland eine Be-­ so lange her, da war ausserhalb von geisterung aus, als hätte Ski-­Hero Salzburg höchstens dann lautstark ge-­ Red-Bull-Konzern seine Fussballsparte Marcel Hirscher gerade für seine Hei-­ jubelt worden, wenn die Konzern-­Ki-­ mat olympisches Gold gewonnen. cker wieder einmal zu Dosenfutter ver-­ in Schwung. Der aufblühende Die Wallung am Schwarzen Meer, arbeitet worden waren. Unter den der kollektive Jubel im Haus Austria-­ österreichischen Fussballfans herrsch-­ FC Salzburg ist nächste Woche im Tirol sagt viel aus über den Stim-­ te eine ungewohnte Solidarität, seit mungswandel im österreichischen Red Bull am Ball ist: «Alle gegen die Europacup Gegner des FC Basel. Fussball. Möglicherweise ist die allge-­ Millionäre» lautete das Motto, und wo meine Euphorie und Aufbruchstim-­ immer die Salzburger in der Fremde Von Christoph Geiler mung um den FC Red Bull Salzburg auftauchten, ernteten sie von den Tri-­

32 TagesWoche 10 Bühne für die Bullen: Die Arena mit knapp 32 000 Plätzen füllt sich wieder, seit der FC Salzburg attraktiven Fussball spielt. Vorgetragen etwa von Sadio Mané in der Europa Leage gegen Ajax Amsterdam (Bild oben rechts). Vorwärts bringen das Fussballprojekt von Red Bull zwei Deutsche: Ralf Rangnick, der Spin-Doctor, und Trainer Roger Schmidt (im Bild rechts). Fotos: David Rodrigues/Red Bull, Reuters, Foto-net

bünen vor allem Hohn, Spott und Inzwischen ist der Fussball eines Viel Aufwand für relativ wenig Er-­ Erfolg einkaufte, fielen die Millionen Schmähgesänge. Zumindest in dieser der wichtigsten Steckenpferde des trag – die erste Dekade des sündhaft im Fussball nicht auf fruchtbaren Bo-­ Hinsicht eiferte Red Bull seinem er-­ Unternehmens. Red Bull unterhält teuren Fussballprojekts Red Bull wird den. Zumal der Verein vor allem in der klärten Vorbild vom Start weg nach: nicht nur das Haus-­ und Hofteam aus nicht unbedingt als grosse Erfolgsära Gründerzeit lieber in klingende-­ Na dem FC Bayern München. Salzburg, auch Vereine in New York in die Sportgeschichte eingehen. Wäh-­ men investierte als in eine Zukunft Den Fussball als Spielweise hat Red rend die Formel-­1-­Boliden von Red mit Perspektiven. Bull eher zufällig gefunden. Man-­ er Bull die Überholspur nahmen, waren zählt sich, dass der fussballbegeisterte Im Gegensatz zur die Firmenkicker fast ausschliesslich Das Altstar-­Konzept Sohn von Firmenboss Dietrich Mate-­ auf dem Pannenstreifen unterwegs. schitz dafür verantwortlich war, dass Formel 1 fuhr der RB Leipzig schaffte zwar mittlerweile Die Verpflichtungen von Altstars wie Red Bull seit Sommer 2005 auch dem Red-Bull-Fussball immerhin den Aufstieg in die 3. Liga, Alexander Zickler, Thomas Linke, Fussball Flügel verleiht. Bis dahin-­ hat und Salzburg gewann seit 2005 vier Vratislav Lokvenc oder Niko Kovac te sich der Energydrink-­Hersteller mit auf der Pannenspur. Mal den österreichischen Meistertitel. lockten zwar kurzfristig das Publi-­ Hauptsitz in Fuschl am See in den Ni-­ Vom kühnen Plan jedoch, den euro-­ kum ins Stadion und sorgte auch im schen des Extremsports breitgemacht päischen Fussball wie die Formel 1 zu benachbarten Deutschland für Aufse-­ und die Philosophie verfolgt: auffallen (zuvor Metro Stars) und in Leipzig ge-­ erobern, war Red Bull etwa so weit hen. Auf lange Sicht hin konnte diese um jeden Preis und je spektakulärer, hören mittlerweile zum Bullenstall. weg wie die Stratosphäre von der-­ Erd Strategie allerdings nicht funktio-­ desto besser. Basejumper, Motocross-­ Wobei das deutsche Farmteam offiziell oberfläche. nieren – schon gar nicht auf der inter-­ Freestyler, Snowboarder, Air-­Race-­ als RasenBallsport Leipzig auftreten Die Probleme im Fussball waren nationalen Bühne. Red-­Bull-­Boss Piloten – der Trendsport war es, der es muss, da der Deutsche Fussball-­Bund dabei durchwegs hausgemacht. Denn Dietrich Mateschitz musste in diesem Mateschitz, einem bekennenden Mo-­ Werbung im Vereinsnamen untersagt. anders als im Automobilsport, wo das für ihn neuen Business rasch einmal torsportfreak und Hobbypiloten, ange-­ Nicht zu vergessen: Red Bull unterhält Unternehmen einfach die besten Inge-­ feststellen: Mit vollen Dosen ist gar tan hatte, und jahrelang hatte die Fir-­ Nachwuchsakademien in Ghana und nieure, Mechaniker und dann auch nicht einmal so leicht stinken. menstrategie gegolten: Finger weg vom in Brasilien sowie den österreichi-­ noch den schnellsten Fahrer (Sebasti-­ Es brauchte mehrere Anläufe, eini-­ Teamsport. schen Zweitligisten Liefering. an Vettel) engagierte und sich so den ge namhafte Trainer (Giovanni

7. März 2014 33 Trapattoni, , Co Ad-­ pe die Bundesliga aufmischte. Die riaanse), etliche prominente Sportdi-­ überfallartigen Angriffe, das extreme rektoren (Dietmar Beiersdorfer, Oliver und aggressive Pressing, das klare Kreuzer), knapp hundert Transfers Bekenntnis zur Offensive hat nun (darunter auch der Schweizer Natio-­ auch sein Vertrauensmann Roger nalspieler Johan Vonlanthen) und etli-­ Schmidt zum Credo erhoben. che Pleiten und Pannen, bis man im Mit ihrem intensiven und attrak-­ Konzern die richtigen Lehren aus den tiven Hauruck-­Fussball haben die verschwenderischen Anfangsjahren Salzburger zuletzt sogar die Bayern gezogen hatte. Dass nun ausgerechnet mit 3:0 in einem Testspiel düpiert. Roger Schmidt, der Mann mit dem Al-­ Nach der gegen Fenerbahçe verpass-­ lerweltsnamen und personifizierte -­ An ten Champions-­League-­Qualifikation ti-­Bulle, mit dem Achtelfinaleinzug in (1:1, 1:3) war gegen diese junge,-­ er der Europa League den grössten Erfolg folgshungrige Mannschaft in der Eu-­ der jungen Vereinsgeschichte einfährt, ropa League kein Kraut mehr gewach-­ muss für Dietrich Mateschitz nach all sen. Sie gewann das -­ Play off (gegen den sündhaft teuren und prominenten Zalgiris/Litauen) und alle sechs Grup-­ Verpflichtungen wie Hohn erscheinen. penspiele gegen Elfsborg, Esbjerg und Standard Lüttich mit einem Torver-­ Das Düdelingen-­Desaster hältnis von 23:3, und der Coup gegen den niederländischen Rekordmeister Schmidt ist kein Selbstdarsteller, Ajax endete mit dem Gesamtskore Sprücheklopfer oder Showmaster wie von 6:1. so viele seiner Vorgänger in der Salz-­ Ganz zu schweigen von der heimi-­ burger Coachingzone. Und vielleicht schen Punktejagd, in der Red Bull hat Red Bull nach den Jahren der Pro-­ nach 25 Runden bereits 22 Zähler mis (Trapattoni), Stars und Sternchen voran liegt bei einer Tordifferenz von (Lothar Matthäus) genauso einen plus 63. Nicht von ungefähr werden Fussballlehrer gebraucht, der nicht die Jungstars wie Mané oder Kampl sich in den Vordergrund rückt,-­ son bereits von den internationalen Top-­ dern Taten statt Worte sprechen lässt. vereinen umworben. Allein: Red Bull Eines hat der gelernte Werkzeug-­ macht keine Anstalten, die Leistungs-­ macher aus Deutschland, der erst mit träger abzugeben, zumal der Club mit 40 auf dem zweiten Bildungsweg zum seinen umgerechnet 45 Millionen Profitrainer wurde (Preussen -­ Müns Franken Gehaltskosten pro Saison im ter, Paderborn) jedenfalls bereits er-­ Gegensatz zum FC Basel auch nicht reicht: Roger Schmidt ist der erste auf Transfererlöse angewiesen ist. Trainer in der Red Bull-­Ära, dessen Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert wurde. Anders als der Und dabei ist es keineswegs selbst-­ verständlich, dass der 46-­jährige FC Basel braucht Schmidt heute überhaupt noch in Salz-­ Red Bull keine burg auf der Bank sitzen darf. Hätte Red Bull die übliche Hire-­and-­Fire-­ Transferserlöse. Politik der Anfangsjahre fortgesetzt, Schmidt wäre wohl schon nach weni-­ gen Wochen wieder weg gewesen. Das Was aber noch weit mehr zählt als Aus in der Champions-­League-­Quali-­ der Rekordvorsprung und die Erfolgs-­ fikation gegen Düdelingen im Sommer serie von 60 Pflichtspielen, in denen 2012 war nicht nur die grösste anzu-­ der FC Salzburg – so die offizielle Be-­ nehmende internationale Blamage, sie zeichnung durch die Uefa – immer ein war zugleich auch eine Zäsur und der Tor erzielt hat: Die Anhänger honorie-­ Beginn einer neuen Philo sophie. Nach ren mittlerweile den Salzburger Spiel-­ der Pleite gegen den luxemburgischen stil und strömen wieder ins Stadion. Meister durfte Sportchef Ralf -­ Rang In der Zuschauerstatistik sind die nick, der auch für RB Leipzig-­ verant Salzburger mit 11 200 im Schnitt hin-­ wortlich ist, noch einmal auf grosse ter Rekordmeister Rapid schon Num-­ Shoppingtour gehen und unterzog zu-­ mer zwei. Bereits drei Mal war die sammen mit Schmidt die Mannschaft Bullen-­Arena in dieser Saison aus-­ einem radikalen Facelifting. verkauft, und auch im Achtelfinal gegen den FC Basel wird die 30000 -­ Zwei Protagonisten des Salzburger Höhenflugs: Jonatan Soriano (rechts) Die Parallele zu Hoffenheim Zuschauer-­Marke wieder geknackt und Kevin Kampl jubeln beim Sieg gegen Ajax Amsterdam. Foto: Keystone werden. Rangnick investierte nicht wie all sei-­ «Für Basel spricht die internatio-­ ne Vorgänger in Namen, er investierte nale Erfahrung», sagt Marcel Koller, in die Zukunft und verpflichtete für der Schweizer auf dem Posten des ös-­ umgerechnet rund 20 Millionen Fran-­ terreichischen Teamchefs, «aber für Wie viel Red Bull in den ken junge Spieler, die nur echten Insi-­ Salzburg spricht die aktuelle Hoch-­ Salzburger Fussball steckt dern ein Begriff waren. form. Deshalb sind sie für mich auch Seit die Salzburger ihre Mann-­ der Favorit.» Umgerechnet fast 90 Millionen Franken schaft extrem verjüngt haben, lassen tageswoche.ch/+bkxrg hat der FC Salzburg seit 2005, als Red sie die Konkurrenz meist alt ausse-­ Bull einstieg, in neue Spieler investiert. hen. Und phasenweise erinnert Red Das Hinspiel zwischen dem FC Basel Eine grafische Darstellung der Transfer- Bull mit seinem attraktiven, offensi-­ und Salzburg in den Achtelfinals der entwicklung bei den Österreichern fin- ven Spielsystem frappant an das erste Europa League findet am 13. März den Sie unter tageswoche.ch/+bkxrg Jahr der TSG Hoffenheim, als Ralf statt (19 Uhr, St.-Jakob-Park), das Rangnick mit seiner No-­Name-­Trup-­ Rückspiel am 20. März.

34 TagesWoche 10 Marketing-­Offensive von Red Bull in Projekt nicht den gewünschten Glanz Japan engagiert worden waren. verleihen konnten: Das Salzburger In der Ära unter dem neuen -­ Sport direktor Ralf Rangnick hat Salzburg . Der italieni-­ auch nicht wenig Geld investiert, dafür sche Kult-­Coach führte Red Bull-­ zu Personalkarussell in Trouvaillen, die noch nicht auf den sammen mit Lothar Matthäus 2007 grossen Bühnen gestanden haben. zwar zum ersten Meistertitel, fiel aber Vom deutschen Zweitligisten VfR Aa-­ sonst nur durch eigenwillige Reden Von Christoph Geiler len kam zum Beispiel der slowenische und einen unspektakulären Spielstil Nationalspieler Kevin Kampl (23 Jah-­ auf. Nach einer 0:7-­Heimniederlage re), der immerhin 3,5 Millionen Fran-­ gegen Rapid wurde der Vertrag mit ken Ablöse kostete, vom französischen Trapattoni nicht verlängert. Zweitligisten Metz wurde für 4,5 Milli-­ . Der Niederländer Es war ein reges Kommen und Ge-­ An die meisten Kicker können sich onen der senegalesische Stürmer Sadio war nur eine Saison in Salzburg, ob-­ hen im Bullenstall seit dem Anpfiff der nur noch die hartgesottensten Fans er-­ Mané geholt und aus Norwegen reisten wohl er 2009 den Titel holte. Ära im Sommer 2005 unter Trainer innern. Zumal etliche teure Verpflich-­ die beiden jeweils rund 3 Millionen Huub Stevens. Der Niederländer (Ex-­St.-­Gallen, Innsbruck, tungen die hohen Erwartungen nicht Franken teuren U21-­Nationalspieler wurde mit Salzburg 2010 Meister, HSV). Mehr als hundert Spieler wur-­ erfüllen konnten – angefangen beim Valon Berisha und Havard Nielsen an. musste aber gehen, weil er mit seiner den verpflichtet, und nur wenige blie-­ Schweizer Nationalspieler Johan Von-­ knorrigen Art nicht in die Philosophie ben über mehrere Jahre in Salzburg lanthen über Petri Pasanen (Ex-­Wer-­ Von Trapattoni bis Schmidt von Red Bull passte. am Ball oder in guter Erinnerung, so         -­ Ricardo Moniz. Der Niederländer wie Alexander Zickler. Der Ex-­Bayern-­ tian Tiffert (Ex-­Stuttgart), Gonzalo Leichter fällt die Übersicht über die ohne Ausstrahlung gewann mit Salz-­ Stürmer war ein Mann der ersten-­ Stun Zarate (aktuell YB) bis hin zu den japa-­ Salzburger Trainer der jüngeren Ge-­ burg das Double (2012), wurde aber de und ist heute als Nachwuchscoach nischen Teamspielern Alex und-­ Tsu schichte. Sie holten zwar Titel, -­ muss trotzdem durch Roger Schmidt er-­ bei den Salzburgern engagiert. neyasu Miyamoto, die im Zuge einer ten aber wieder gehen, weil sie dem setzt. tageswoche.ch/+bkxrh

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7. März 2014 35 Die Eidgenossenschaft als Klischee: Nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative wird das Schweiz-Bild in Leipzig korrigiert. Bild: Nils Fisch

Selten haben Autoren und Auto-­ deutlich kleineren Programm. Zudem rinnen ein so riesiges Publikum wie an werden seit 2000 jährlich während der Leipziger Buchmesse. Und 2014 der Messe die «Schweizer Literaturta-­ spielt die Schweiz auf dieser einzigar-­ ge in Sachsen» durchgeführt, in deren tigen Literaturbühne eine Hauptrolle Rahmen das beliebte «Schweizer Lite-­ als Gastland – oder Schwerpunktland, raturfest» stattfand und Bücher von wie Johann Aeschlimann, Kulturatta-­ Schweizer Autoren an Bibliotheken in ché der Schweizer Botschaft in Berlin, Stadt und Region verschenkt wurden. präzisiert. Denn schliesslich sei «die Daran knüpft man nun mit dem Schweiz Teil des deutschen Sprach-­ Projekt «Bibliotheksboxen» an und und Kulturraums». schenkt 39 sächsischen Landesbiblio-­ Auf den «Auftritt Schweiz» darf theken eine kuratierte Kollektion von man sich freuen. Im Zentrum des Pro-­ rund 30 Schweizer Büchern, vom gramms, in dessen Rahmen eine Roman übers Koch-­ zum Kinderbuch. beeindruckende Anzahl bedeutender Weitere Kooperationen mit Institutio-­ Deutschschweizer Autoren auftreten nen vor Ort beinhalten einen Dozie-­ wird, steht der Wunsch nach -­ Begeg nung und Austausch mit Stadt und Bevölkerung – etwas, was an einer Direktkontakte klassischen, auf das Messegelände begrenzten Branchenmesse wie in sind im Buchhandel Frankfurt unmöglich wäre. noch immer Die Messe als Handelsplatz, an dem Fachleute grosse Geschäfte ab-­ entscheidend. schliessen und Lizenzhandel betrei-­ ben, mag in den letzten Jahren an Bedeutung verloren haben. Aber Be-­ rendenaustausch der beiden Litera-­ gegnung und direkter Kontakt seien turinstitute Leipzig und Biel, im Buchhandel immer noch entschei-­ Tandem-­Lesungen von Schweizer dend, betont Dani Landolf, Geschäfts-­ Autoren und ihren Übersetzern an führer des Schweizer Buchhändler-­ sächsischen Schulen sowie einen und Verleger-­Verbands: «Ich höre seit Buchhändleraustausch. Zudem haben Jahren immer wieder sagen, Messen sechs Sachsen 2013 als «Literaturbot-­ brauche es doch bald nicht mehr, aber schafter» Festivals und Veranstaltun-­ es ist eben trotzdem wichtig, dass man gen in der Schweiz besucht und führen einen Ort hat, wo man sich trifft.» nun mit Autoren wie Tim Krohn oder Individuelle Beziehungen und per-­ Henriette Vásárhelyi in Leipzig sönliches Engagement haben denn «Wohnzimmerlesungen» durch. auch die spezielle literarische Be-­ Doch auch wer die Messe nicht be-­ kanntschaft ermöglicht und aufrecht-­ sucht, wird vielleicht etwas Schweizer erhalten, die schon lange zwischen der Literatur mit auf den Weg bekommen: sächsischen und der schweizerischen Denn die grösste literarische Perfor-­ Eine Literaturszene besteht und an die man mance findet im Tram statt. Auf der mit dem Auftritt an der Buchmesse Fahrt vom Hauptbahnhof zum Messe-­ Leipzig nun anknüpft. gelände kann man die «akustische Schweizerreise» der Spoken-­Word Hauptrolle für Reger Austausch Formation «Bern ist überall» hören, die in verspielten literarischen Minia-­ Max Frisch schrieb im März 1972 in turen die sprachliche Vielfalt der die Schweiz seinem soeben bei Suhrkamp erschie-­ Schweizer Literatur veranschaulicht. nenen «Berliner Journal»: «Zweiein-­ Dabei fahren die Besucher an schwei-­ halb Tage lang auf Händen getragen zerisch dekorierten Haltestellen vor-­ durch die Buchmesse.» Zu DDR-­Zei-­ bei. In der Stadt dann können sie auf Buchmessen werden zunehmend ten spielte die Schweiz eine wichtige einer der 40 von Moritz Schmid zum Rolle in Leipzig als deutschsprachige Motto «Bänke statt Banken» entwor-­ zu Literaturfestivals – besonders Region, die nicht BRD war. Dieses fenen roten Lesebänke schöne Aus-­ Kapitel der Literaturgeschichte wird sichten geniessen. jene in Leipzig, die kommende auf der diesjährigen Messe in Gesprä-­ Man hoffe, dass der Kontakt über chen mit Adolf Muschg und Klara die Messetage hinaus weitergehe, sagt Woche stattfindet. Gastland Obermüller zur Sprache kommen. Landolf: «Wir möchten für Schweizer Auch ist die Schweiz nicht zum ersten Autoren längerfristig etwas machen. in diesem Jahr ist die Schweiz. Mal hier vertreten: Schon 2003 war Deshalb war es uns wichtig, nicht nur sie Gastland, allerdings mit einem einen schönen Stand zu bauen, son-­ Von Simone von Büren

36 TagesWoche 10 gegenseitige Freude ist gross. Man freue sich, in Leipzig «eine vier-­ sprachige Schweiz vorstellen zu dür-­ fen, die ihre kulturelle Vielfalt lebt und liebt und sich auch als substan-­ tieller Teil des deutschsprachigen Kulturraums versteht», sagt Angelika Salvisberg, Leiterin der Abteilung Literatur und Gesellschaft bei Pro Helvetia. Man freue sich über «das fulminante Programm» des Schweizer Auftritts, antwortet Buchmesse-­Di-­ rektor Oliver Zille.

Angeknackstes Image

Seit der Volksabstimmung vom 9. Feb-­ ruar dürfte man die Schweiz und ihre Liebe zur kulturellen Vielfaltallerdings skeptischer betrachten. «Die Abstim-­ mung wird natürlich ein Thema sein», meint Dani Landolf. Nicht nur in Ge-­ sprächen mit Lukas Bärfuss, Adolf Mu-­ schg, Peter Stamm und den Histori-­ kern Thomas Maissen und Georg Kreis, sondern auch in der von Melinda Nadj Abonji und dem Sänger und Dich-­ ter Jurczok 1001 organisierten Sonder-­ veranstaltung «‹Souverän abserviert› – eine Antwort auf die letzte Abstim-­ mung in der Schweiz» und der Diskus-­ sionsrunde «Das Unbehagen im Klein-­ staat» mit Lukas Bärfuss, Jonas Lüscher und dem Schweiz-­Korrespon-­ denten der «Süddeutschen Zeitung», Wolfgang Koydl. Der Auftritt der Schweiz mit seinen vielseitigen literarischen Stimmen, verspielten Formaten, seinen Koope-­ dern Beziehungen zu Buchhandel und das als «Schweizer Festivalzentrum» rationen und Begegnungsbemühun-­ Bibliotheken weiter zu stärken und neu fungiert, experimentiert «Auftritt gen steht in drastischem Gegensatz zu schaffen.» So erhofft man sich Schweiz» mit Alternativen zur «Sache zum Bild der Schweiz, das man nach vom Buchhändleraustausch einen mit dem Tisch, der Stehlampe, dem der Abstimmung hat. Aus literarischer anhal tenden Kontakt, und die Lese-­ Blumenstrauss und dem Glas Was-­ Sicht ist die Ab-­ und Ausgrenzung von bänke werden nach der Messe im ser», wie der Verleger Jochen Jung die Europa denn auch absurd, hat doch Clara -­Zetkin-­Park stehen, zusammen klassische Literaturlesung nannte: die Schweizer Literaturszene immer mit einer kleinen Schweizer-­Bibliothek. wieder von Autoren und Autorinnen Natürlich werden auch die Bücher mit Migrationshintergrund profitiert bleiben, Texte von Jens Steiner, Arno Aus literarischer – man denke nur an die Schweizer Camenisch, Julien Maret und Peter von Buchpreisträger der letzten Jahre Matt oder neue Romane von Lukas Sicht ist die Ab- Ilma Rakusa, Melinda Nadj Abonji Bärfuss, Dorothee Elmiger, Martin R. und Ausgrenzung und Catalin Dorian Florescu. Dean oder Gertrud Leutenegger. «Auftritt Schweiz» präsentiert eine Sie alle werden in Leipzig von ihren absurd. Schweizer Literatur, die froh ein integ-­ Autoren vorgestellt, in klingenden raler Teil des europäischen Kultur-­ dramaturgischen Reihen wie «Parlan-­ raums ist und sich gleichzeitig als do», «3 Sprachen um 3» oder Unter anderem gibt es eine literari-­ in sich vielseitig und eigenständig «Lyrik-­Apéro». Dazu kommen perfor-­ sche Schwing-­Sport-­Schau, ein litera-­ behauptet. Dass sie in Leipzig und mative Formate der Literaturpräsen-­ risches Speed-­Dating und einen Poe-­ anderswo in Europa trotz politisch tation, die «Leipzig liest» gerne för-­ try-­Slam-­Länderwettbewerb. schwer nachvollziehbaren Entschei-­ dert und die in den letzten Jahren Man gibt sich also unverkrampft dungen weiterhin willkommen sein generell an Popularität gewonnen verspielt, will neue und unkonventio-­ mag, bleibt von Herzen zu hoffen. haben. Im Schauspielhaus Leipzig, nelle Formate ausprobieren – und die tageswoche.ch/+bkwye

7. März 2014 37 Preiswürdig An der Leipziger Buchmesse wird auch 1Das Schöne an der gleichnamige Literaturpreis verliehen. diesem Debüt-­ roman ist: Alles Das sind die fünf Finalisten. ist ganz normal. Max Flieger, Von Valentin Kimstedt und Can Pestanli ein Lehrer An-­ fang 30, liegt in seiner Wohnung vor dem Fern-­ seher, melancho-­ lisch, Hand in der Unterhose, und alles ist mittel-­ für seinen Erstling die eigene Familie. Das klingt mässig ungeil: Da vertraut: Ich schreibe mein erstes Buch und ich zei-­ kann jeder anknüpfen. Der Weg zu mehr Lebens-­ ge euch, wer ich bin. frische führt den Helden in sein Schwarzwälder Damit folgt Leo einer Tradition, die Gesetz zu Elternhaus, wo er den Hund hüten muss. Die som-­ sein scheint: Man muss mit seiner Geschichte fertig merliche Ankunft auf dem Dorf gelingt dem Autor werden, um einen literarischen Text stemmen zu sehr gut. Man atmet beim Lesen mit auf. Hier wird können. Leo tut beides. Doch die Passagen, denen in keine Sprache reproduziert, Hischmann hat Kon-­ er ohne den unendlichen Horizont der Familiensa-­ takt zu dem, worüber er reden will. 3 ge, ohne Nazi-­Opas und goetheanische Geistsucher Andererseits sind da Sätze wie dieser: «Ich warte auskommt, sind das Stärkste und Unterhaltsamste, darauf, dass der Kleister versagt und die Sterne fal-­ was er zu bieten hat. len.» Ein Bild, wie man es zu oft gelesen hat.Da Da liegt die Präsenz desAutors, nach der wir uns fehlt stilistische Hygiene. Und dann sterben irgend-­ sehnen – leider brennt dieses Licht nur auf einigen wie die Eltern, und Max Flieger macht einen getrie-­ Seiten. Die Depression ist das Motiv des Autors. benen Kurztrip nach New York. Handlungsleckerli. Und während er die Stränge norddeutscher Ge-­ Das Buch wäre stärker gewesen, wenn der Autor schichte ausbreitet, weitläufig und historisch, die seinen Helden im Bergdorf gelassen hätte, wo er die Weser, den Schiffsbau, bittet man leise: Geh nicht Geliebten und die Konkurrenten seiner Kindheit weg, bleib bei deiner Depression. wiedertrifft und mit seinem Lebensthema konfron-­ tiert wird: der Mutlosigkeit. Doch das ganze Buch ist angenehm unaufge-­ regt – der beste Nährboden für Intelligenz.

     '    -­ bach mündet es in einer Zerfallsorgie der Frankfur-­ ter High Society. Parallel dazu bricht auf dem Balkan der Bosnien-­Krieg aus. Grosses Kino. Mosebach breitet seine Schilderungen weit aus, 2 kilometerweit. Da folgen nicht Handlungen aufein-­ ) )* &  ander, sondern werden Situationen ausgewallt wie In der5 Geschichten-­ dem Fest» wurde ein Teig. Man ist, auch durch Mosebachs akkurate   & -­ schon mit Preisen aus-­ Sprache eines poeta doctus, an die grossen Erzähler leicht Esther» von gezeichnet, bevor es des vorigen Jahrhunderts erinnert. Man assoziert Katia Petrowskaja überhaupt erschienen Salons mit Zigarrenrauch und wallenden Damen-­ sprudelt und fliesst ist. Hype liegt in der roben, bis einem plötzlich einfällt: Ach ja, das sollen es nach der Manier Luft. Aber dafür kann ja die 1990er sein. des ungehinderten der Autor nichts. Doch Mosebachs Beoachtung ist fein und der Hu-­ Bergbächleins. Wer Im Buch ist es noch mor hat Kern. Sei es die Putzfrau, die in der Wanne nach Flüssigkeit eine Nacht bis zur ihrer abwesenden Herrin ein verbotenes Bad in der deutschen gros sen Feier in Fürs-­ nimmt, oder ein brotloser Kunsthistoriker, der Sprache sucht, fin-­ tenfelde, einem Kaff in Kenntnis vorspielt, wo er keine Ahnung hat. det in diesem Buch,   &       "#    das 2013 bereits mit dem Ingeborg-­Bachmann-­Preis dem Fest» heisst ins-­ Brüchigkeit der High Society, bottom-­up. Man ausgezeichnet wurde, einen Freund. Zugleich ergibt geheim: vor dem durchschaut sie, als würde man ein löchriges Papier sich Petrowskaja dem Sog der osteuropäischen Sturm. Es braut sich gegen das Licht halten. Geschichte, denn hier versucht sie den Kontakt zu was zusammen, doch ihren jüdischen Wurzeln wiederherzustellen. was? Die Nacht jedenfalls flirrt. Die Malerin Frau Petrowskaja, geboren 1970 in Kiew, lüftet den Kranz, die seit 70 Jahren nichts anderesausser malt         Fürstenfelde, schwärmt heute mit Pinsel und Krieg, Leningrad, die Levis, Kalisz, die Gellers oder Schnaps in die Nacht aus. Herr Schram hat die Pis-­ Hellers, ein Rezept vom Kwas (Salat, Knoblauch, tole schon an der eigenen Schläfe und kommt dann 4 Dill), gefilte Fisch und süsse Würste mit Rosinen. doch noch an Zigaretten. Per Leo hat mit Warum? !    )*  -­ «Flut und Boden» «Ich wusste, es wird mir helfen, meine Koordi-­ weigerlich auf den Senkel. Jede Formulierung ist seinen ersten Ro-­ naten in der Weltgeschichte zu finden ...» Ach so. pfiffig, charakteristisch, cool. Doch die Sprache ist man geschrieben. Doch das ist nicht der Stil des Bächleins, denn des-­ zu treffend, als dass man sich länger nerven könnte. Leo, der sich an sen Bewegung geht nach vorne. Und wenn es auch Man hört die Dörfler sprechen, man spürt sie-­ den Geschichte und sprudelt und fliesst, fragt man sich erstaunt: Hat  )*     Philologie gebil-­ die Gegenwart für Petrowskaja keinen Reiz? so klar, dass man sich dauernd selbst gesehen fühlt. det hat, wählte tageswoche.ch/+bkxra

38 TagesWoche 10 «Tausende demonstrierten auf dem Reaktionen aus der Community «Glencore Xstrata übt Druck auf NGO Bundesplatz ‹für eine offene und Multiwatch aus», solidarische Schweiz›», tageswoche.ch/+bkvge tageswoche.ch/+bkvaj Meister des Systems Eigener Vorteil Selbst in der SP ist der Kapitalismus Einigkeit und Recht und Freiheit: kaum noch umstritten. Aber wenn So fängt irgendeine Nationalhymne dann eine Firma die Gesetze aus-­ an. Das ist ein stolzer Satz. Aber er reizt und Milliarden verdient, dann hat nichts mit dem eigenen Vorteil wird es einer Mehrheit plötzlich un-­ zu tun, sondern er meint alle. In der heimlich. Man kann den Kapitalis-­ Schweiz geht das vergessen. Er-­ mus regulieren, wie man will, solche staunlich, dass die, die alle Perspek-­ Phänomene wie Glencore werden tiven haben, auch nicht auf den immer dazugehören. Sie sind ja die kleinsten Vorteil verzichten wollen. eigentlichen Meister dieses Systems. Kol Simcha M Fischer

«Soll die Präimplantations-Diagnostik «Kriegstreiber ausser Kontrolle», für alle verfügbar werden?», tageswoche.ch/+bkvmz tageswoche.ch/wochendebatte Rendite schaffen Nichts Besseres zu tun Es ist sehr schwierig, die Vorgänge Ausgerechnet Luc Recordon, der in der Ukraine zu beschreiben. Wer selber behindert ist und offensicht-­ vertritt was? Wer ist mit wem «ver-­ lich weder abgetrieben wurde noch bündet», wer greift zu Gewaltakten, Sterbehilfe in Anspruch genommen wer hat eine gewisse Legitimität auf hat, hat nichts Besseres zu tun, als seiner Seite, wer nicht? Inzwischen behinderten Menschen öffentlich werden Nachrichten en masse fabri-­ ihren Lebenswert und ihr Lebens-­ ziert, und dabei fällt einem durch-­ recht abzusprechen. Herr Recordon: aus auf, dass jede dieser Nachrich-­ Fällen Sie gefälligst kein Urteil über ten von massiver Übertreibung ge-­ die restlichen 1,4 Millionen Betrof-­ füllt ist. Hauptsache, man ist dabei, fenen, die in diesem Land leben. wenn Stimmung gemacht wird. David Siems Schliesslich darf die «freie Presse» alles. Auch zum Zweck, Rendite zu schaffen. Müssen uns entscheiden Alois Karl Hürlimann Einerseits ist es tatsächlich nicht Leserkommentar der Woche nachvollziehbar, weshalb eine Ab-­ von Luca Urgese zum Gastkommentar «Polizist darf treibung aufgrund einer pränatalen Vielleicht … Untersuchung gestattet ist, die ‹Drecksasylant› sagen: Ist das Gesetz zu lasch?», Vielleicht hätte man als eine der Untersuchung der Embryonen im tageswoche.ch/+bktvk ersten Handlungen nicht Russisch Reagenzglas dagegen nicht. Mir geht als Amtssprache abschaffen sollen. ersteres jedoch bereits zu weit, ob-­ Und vielleicht hätte man die Fa-­ wohl ich nicht grundsätzlich gegen Für bedenklich halte ich nicht den Entscheid des Bundesge-­ schisten nicht in wichtige Posten Abtreibung bin (und weiss, dass richts, sondern die zunehmend verbreitete Tendenz, unliebsame hieven sollen. Und dass eine kor-­ keine Frau sich mit der Entschei-­ rupte Oligarchin im Furor ihres dung leicht tut). Nur das Kriterium Äusserungen straf-­ und zivilrechtlich zu verfolgen. Es ist ein Bandscheibenvorfalls schon wieder «behindert» oder «nicht behindert» Trugschluss, zu glauben, man könne Haltungen und Meinungen die grosse Rede schwingt, war viel-­         zum Verschwinden bringen, nur indem man sie verbietet und leicht auch nicht dienlich. Wenn je-­ wirklich übel, und ich möchte das mand Kriegstreiberei betreibt, dann nicht. Aber wir haben das schon juristisch verfolgt. Vielmehr führt dies dazu, dass sich diese-­ Hal die, die sich mit der Macht der durch die pränatale Diagnostik. tungen im Verborgenen verbreiten, wo man sie nicht wahrnimmt Strasse in der Hauptstadt (und nur Deshalb müssen wir diese -­ ent und man am Ende überrascht wird vom Ausmass ihrer-­ Verbrei dort) an die Macht geputscht haben. weder wieder abschaffen oder aber tung. Viel sinnvoller ist es daher, solche Äusserungen-­ im Rah Kleingeist die Präimplantationsdiagnostik erlauben. men der Meinungsfreiheit zu tolerieren und ihnen konsequent Leserbriefe an: Esther durch Aufklärung, Information und Widerrede zu begegnen. [email protected]

TagesWoche Verlegerausschuss Alain Appel (Praktikant), Bildredaktion Verlag Abonnemente 4. Jahrgang, Nr. 10 Nicolas Ryhiner, Michael Reto Aschwanden (Produ- Nils Fisch Tel. 061 561 61 50 Die TagesWoche erscheint WEMF-beglaubigte Auflage: Theurillat, Urs Buess zent), Renato Beck, [email protected] täglich online und jeweils am 26 358 Exemplare (Publizistischer Leiter) Felicitas Blanck (Community- Layout/Grafik Olivia Andrighetto Freitag als Wochenzeitung. Gerbergasse 30, 4001 Basel Redaktorin), Yen Duong, Petra Geiss mann, 1 Jahr: CHF 220.– Chefredaktion Kooperation: Karen N. Gerig, Simon Jäggi, Daniel Holliger Geschäftsleitung (50 Ausgaben); Dani Winter, Redaktionsleiter Tobias Faust «La Cité» (Genf), Christoph Kieslich, 2 Jahre: CHF 420.– Remo Leupin, Leiter Print «The Guardian» (London), Valentin Kimstedt, Korrektorat (100 Ausgaben); «Der Freitag» (Berlin) Digitalstratege Marc Krebs, Philipp Loser, Irene Schubiger, Leitung Werbemarkt Ausland-Abos auf Anfrage. Kurt Ackermann David Bauer Hannes Nüsseler (Produzent), Martin Stohler, Alle Abo-Preise verstehen Herausgeber Matthias Oppliger, Florian Raz, Dominique Thommen sich inkl. 2,5 Prozent Mehr- Creative Director Werbemarkt Neue Medien Basel AG Michael Rockenbach, wertsteuer und Versand- Hans-Jörg Walter Tel. 061 561 61 50 Livio Marc Stöckli Abo- und Lesermarkt Cornelia Breij, Tobias Gees, kosten Schweiz Redaktion Redaktion Tel. 061 561 61 61 Felix Keller, Hana Spada, Tel. 061 561 61 61 Amir Mustedanagić Redaktionsassistenz [email protected] Cheryl Dürrenberger Druck [email protected] (Leiter Newsdesk), Béatrice Frefel Martina Berardini (Assistenz) Zehnder Druck AG, Wil

7. März 2014 39 WAS LÄUFT WO? Täglich aufdatierte Kultur agenda mit Veranstaltungen aus der ganzen Schweiz: tageswoche.ch/ausgehen

Museum der Kulturen FREITAG Make up – Aufgesetzt ein Leben lang? / Was jetzt? Aufstand 7.3.2014 Wochenstopp der Dinge am Amazonas Münsterplatz 20, Basel AUSSTELLUNGEN Museum für Gegenwartskunst Every Time You Think Anatomisches Museum Licht im Dunkeln of Me, I Die, a Little der Universität Basel St. Alban-Rheinweg 60, Basel Wirbelsäule: Wunderwerk oder Fehlkonstruktion? Anna Aaron beschäftigt sich auf ihrem neuen Album mit dem Naturhistorisches Museum Basel Pestalozzistr. 20, Basel Xavier Mertz Augustinergasse 2, Basel Antikenmuseum Basel Cyberspace statt mit der Bibel. Von Andreas Schneitter und Sammlung Ludwig Nicolas Krupp Contemporary Art Wann ist man ein Mann? Daniel Gustav Cramer / Karsten St. Alban-Graben 5, Basel «Local Heroes» heisst die Konzertreihe, Neonlichtern oder aber einem Raumschiff Födinger / Thomas Geiger / Jörg Gelbke / Max Leiss / Johannes Wald Cartoonmuseum Basel unter deren Label in der Kaserne Basel die und seinen Scheinwerfern im dunklen Rosentalstr. 28, Basel Die Abenteuer der Ligne claire. regionalen Musikerinnen und Musiker Weltall», sagt Aaron. Aus diesem Objekt Der Fall Herr G. & Co. auftreten. Die, die am Freitagabend dort der Dunkelheit strahlt allerdings ihre Mu-­ Pausenplatz St. Alban-Vorstadt 28, Basel Andreas Schneider, Susanne ihr neues Album tauft, hat die lokalen sik, je länger man sich ihr ergibt, umso Schär & Peter Spillmann DOCK – Aktuelle Kunst in Basel Grenzen indes längst gesprengt: Anna heller und wird auch die Verbindung von Gotthelfstr. 23, Basel Traces from Iaab Aaron hat «Neuro» in London aufgenom-­ «Neuro» zum Vorgänger «Dogs In Spirit» S AM – Schweizerisches Klybeckstr. 29, Basel zusehends enger geknüpft. men, beteiligt war unter anderem Jason Architekturmuseum Galerie Carzaniga Cooper, der Schlagzeuger von The Cure. Auch auf dem neuen Album findet sich, Luginsland. Architektur mit Aussicht Bruno Suter / Zaccheo Zilioli Immerhin ihr Label sitzt noch in der zumindest auf dem watteweichen Einstieg Steinenberg 7, Basel Gemsberg 8, Basel Schweiz: Two Gentlemen aus Lausanne. «Case», noch das transparente wie feierli-­ Skulpturhalle Basel Galerie Gisèle Linder Dort erschien 2011 auch «Dogs In Spirit», che Pianospiel, das etwa ihre frühere Wann ist man ein Mann? Andrea Wolfensberger / das erste Album von Cécile Meyer, dem Glanzstunde «Sea Monsters» geprägt hat. Mittlere Strasse 17, Basel Luzia Hürzeler bürgerlichen Namen hinter Anna Aaron. Und in den aggressiven Sequenzen von Elisabethenstr. 54, Basel Spielzeug Welten Museum Ansonsten ist wenig übrig geblieben von «Girl» oder «Labyrinth» ringen die ver-­ Private Marilyn – der Mensch Galerie Hilt (Freie Strasse) den Hundstagen: Anstelle des Düsterrocks sumpften Dröhngitarren kreativ mit der hinter der Kunstfigur Monroe Hanspeter Kamm mit sperrigen Gitarren und übereinander-­ anderen, lichteren, halldurchfluteten Seite Steinenvorstadt 1, Basel Freie Str. 88, Basel geschichteten Stimmen stechen auf «Neu-­ von «Neuro». Besonders ausbalanciert Stampa Galerie Karin Sutter ro» satte elektronische Beats und hymni-­ sind diese Gegensätze auf «Stellarling», Martina Gmür David Köllmann sche Synthesizer hervor, und statt der auch dank der machtvollen Produktion der Spalenberg 2, Basel Rebgasse 27, Basel Bibelfiguren Elija, Samson und David re-­ durchdringendste Song des Albums. Theater Basel Galerie Mäder flektiert «Neuro» einen Mythos des Die tiefste Berührung schafft indes der Holligers Walser Stephanie Grob 21. Jahrhunderts: den Cyberspace. Genau-­ sanfteste Klang: «Off», kaum mehr als Theaterstr. 7, Basel Claragraben 45, Basel eine im Hall verschwindende Trommel, er gesagt sein Gründungswerk «Neuro-­ Tony Wuethrich Galerie Gallery Guillaume Daeppen mancer» von William Gibson. Gibson ver-­ eine echoverspielte Zupfgitarre – und die stock-show 1 Edition Luciver / STeW dankt die Welt nicht nur die Wortschöp-­ Stimme, die strahlend aufsteigt wie eine Vogesenstr. 29, Basel Müllheimerstrasse 144, Basel fung für den immateriellen Datenraum, neue Sonne. Jenseits der Mythen, der alten Von Bartha Garage Graf & Schelble Galerie sondern auch die Idee einer neuronalen aus der Bibel wie der neuen aus dem Tech-­ Bob & Roberta Smith Hendrikje Kühne / Beat Klein Schnittstelle zwischen Mensch und Com-­ niklabor der Moderne, kündet dieses zarte Kannenfeldplatz 6, Basel Spalenvorstadt 14, Basel puter, in der sich die Imaginationswelt der Lied von der Sprachlosigkeit von Verlust-­ Forum Würth Arlesheim HMB – Museum für Geschichte / Matrix öffnet, seit dem gleichnamigen erfahrungen. «I just don't know how to say Friedensreich Hundertwasser Barfüsserkirche Filmen der Wachowski-­Geschwister ein goodbye», singt Anna Aaron darin. Möge Dornwydenweg 11, Arlesheim Echte Burgen – Falsche Ritter? kanonisierter Begriff der Popkultur. sie es noch lange nicht erlernen. Barfüsserplatz, Basel Dichter- und Stadtmuseum Neues Land für Anna Aaron, und-­ ent tageswoche.ch/+bkwvx Jörg Shimon Schuldhess HMB – Museum für Musik / sprechend hat sich die Ästhetik verändert. Rathausstr. 30, Liestal Im Lohnhof «Bei der Suche nach dem neuen Sound Kunsthalle Palazzo pop@basel liess ich mich vom Bild eines beleuchteten Anna Aaron: «Neuro», Irascible. Im Lohnhof 9, Basel 35 Jahre Palazzo – Welt in Liestal Objektes in der Dunkelheit leiten, also-­ ent Plattentaufe: Kaserne, Basel. Bahnhofplatz/Poststrasse 2, John Schmid Galerie weder einer nächtlichen Grossstadt mit Freitag, 7. März, 21 Uhr. Liestal Sonja Feldmeier St. Alban-Anlage 67, Basel Dreiländermuseum Der schreibende Präsident / Keck Kiosk Paradiesische Pflanzen im Bianca Hildenbrand & Judentum, Christentum und Islam Sarina Scheidegger Basler Str. 143, Lörrach Klybeckstr. 1b, Basel Haus für elektronische Kunsthalle Basel Künste Basel Rita Ponce de Leòn / Ross Birrell Luca Forcucci / Spielsalon: and David Harding / Tercerunquinto Art & Arcade Steinenberg 7, Basel Oslostr. 10, Münchenstein Kunstmuseum Basel Fondation Beyeler Die überraschten Masken: James Daros Latinamerica Ensor / Fokus: Van den Berghe Collection / Odilon Redon bis Tytgat / Kasimir Malewitsch Baselstr. 101, Riehen St. Alban-Graben 16, Basel Galerie Henze & Laleh June Galerie Ketterer & Triebold Born in Tehran George Grosz Picassoplatz 4, Basel Wettsteinstr. 4, Riehen Licht Feld Galerie Galerie Mollwo Carlo Aloë Sam Grigorian und Pi Ledergerber Davidsbodenstr. 11, Basel Gartengasse 10, Riehen Museum Tinguely Vitra Design Museum Spielobjekte – Die Kunst Lightopia / Visiona 1970 der Möglichkeiten Anna Aaron ist mit ihrem neuen Album «Neuro» im Weltall gelandet. Foto: La fine équipe du 45 Charles-Eames-Str. 1, Paul Sacher-Anlage 2, Basel Weil am Rhein

40 TagesWoche 10

We Are Family THEATER Electro, House, Techno Bluthochzeit DJs Baschgi Schuub, Lazy Tale, Theater Basel Lichtspiele Alan Lector, Sir Chase Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Borderline, Hagenaustr. 29, Basel. 20 Uhr Basel. 23 Uhr Colette Greder & Peter Richner Mir warte uff d’Fasnacht zämme Labienbekenntnisse JAZZ KLASSIK mit em Arth Paul und em Andrei Ichtchenko Jerry Bergonzi – Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Lars von Trier liebt die Provokation. Nun solidarisieren sich Dick Oatts Quartet Basel. 20 Uhr The Bird’s Eye Jazz Club, Kohlen- Filmkritiker – und posieren nackt. Von Hansjörg Betschart berg 20, Basel. 20.30 & 21.45 Uhr Gässlifäger Die letzte Veranstaltung vor der Orgelspiel zum Feierabend Fasnacht Markus Schwenkreis. Arlesheim Theater im Teufelhof, Leonhards- Werke von W. Byrd, G. Lasceux graben 49, Basel. 20.30 Uhr Leonhardskirche, Leonhards- Parzival und das Atom kirchplatz, Basel. 18.15 Uhr Unternehmen Mitte, Gerbergasse 30, Basel. 20.15 Uhr TANZ Pfyfferli 2014 «Das Bijou der Basler Fasnacht». Snow White Vorfasnachtsveranstaltung Handlungsballett von Richard Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Wherlock. Musik von Dimitri Basel. 20 Uhr Schostakowitsch Theater Basel, Theaterstr. 7, Stubede 2014 Basel. 19.30 Uhr Der perfekte Einstieg in die Basler Fasnacht! Ein Abend mit Schnitzelbängg und VORTRAG LESUNG Fasnachtsmusig! Theater Arlecchino, Öffentlicher Vortrag im Rahmen Amerbachstrasse 14, Basel. 20 Uhr der Tagung: «Raus aus dem Container» Wir lieben und wissen nichts Gesellschaftliche Räumlichkeit. Förnbacher Theater, Schwarzwald- Implikationen einer unbeachteten allee 200, Basel. 20 Uhr Bedingung gesellschaftlichen Antigone Keine Schauspieler, sondern Filmkritiker. Oh yeah! Handelns. Prof. Dr. Benno Werlen, Goetheanum-Bühne Universität Jena Goetheanum, Rüttiweg 45, Lars von Trier tritt in Fettnäpfchen mit alle Kritiker mochten den Film, aber alle Orangerie (Pädagogische Dornach. 20 Uhr Kunstsinn. In seinem Film «Dogville» mochten es, von Trier daran zu erinnern, Hochschule FHNW), Riehenstr. 154, Basel. 17 Uhr S’Rahmdäfeli – lässt er Hinrichtungen gutheissen. In dass sie auch «Ansichten verteidigen, die ein Vorfasnachtstheater «Medea» zeigt er eine Kindsmörderin. nicht ihre sind». Weil die Herrschaft der Theater Palazzo, am Bahnhofplatz, In «Idioten» spielen Porno-­Schauspieler Barbarei immer dort anfängt, wo die Frei-­ DIVERSES Liestal. 19.30 Uhr die Nacktszenen – eine Methode, die er heit der Kunst endet – und ihrer Kritik. Aktionstag – Siebter März auch in «Nymph()maniac» anwendet. Es gibt auch in von Triers neuestem Badhüsli, Elsässerstrasse 1, POP ROCK «Eine meiner Techniken ist es», sagt er von Film «Nymph()maniac» wieder Szenen, Basel. 14 Uhr Aktionstag: Siebter März sich selbst, «Ansichten zu verteidigen, die die so atemberaubend wie abstossend sind: Die Schweizer Carrossiers Žen, Kitti, Massicot nicht meine sind.» Uma Thurman zerrt als Mutter ihre Kin-­ Sie sind die Solitäre im Restaurant Hirscheneck, Als von Trier bei einer Pressekonferenz der an das Bett, in dem der Vater-­ fremd Lindenberg 23, Basel. 22 Uhr Oldtimermarkt 2011 in Cannes mit einer sarkastischen Be-­ ging. Im Zug verführen zwei Mädchen Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Anna Aaron merkung zu seiner deutschen Abstam-­ Männer um die Wette. Die gefallene Joe Muttenz. 10 Uhr Alternative mung («Ich bin ein Nazi.») in das grösste (Charlotte Gainsbourg) schreckt vor Kaserne Basel, Klybeckstr. 1b, Basel. 21 Uhr Fettnäpfchen der Welt trat (notabene in je-­ Schamlippenbekenntnissen nicht zurück. nem Jahr, da Cannes Quentin Tarantinos Provokativ bebildert, hochliterarisch er-­ Andrea Wiget Nazi-­Parodie «Inglourious Basterds» beju-­ zählt, ist der Film in der Form eher eine Singer/Songwriter Kulturhotel Guggenheim, belte), da stand die Medienwelt Kopf. Das altbackene Narration. Aber wer das Fünf-­ Wasserturmplatz 6–7, Liestal. 19 Uhr fördert die Durchblutung im Hirn. «Wie Stunden-­Werk (es wird in zwei Teilen ge-­ Anzeige komme ich bloss aus diesem Satz wieder zeigt) verlässt, darf danach ruhig so aus Joanne Shaw Taylor '3,' ( #' ( ' Pop heraus?», rief von Trier am Ende der Pres-­ dem Kino kommen wie die obigen Filmkri-­  2"3 '#, 2 (  '#' MiniZ7, Kraftwerkstr. 4, sekonferenz und schwor, nur das zu tun, tiker: entzückt, verstört, erregt, gequält,   #& "" ( # 3.' Pratteln. 20.30 Uhr ! ,#.#.'( #  (" . " ' was Künstler eigentlich alle tun sollten: die erlöst. tageswoche.ch/+bkwvn (", 2'  #% Kunst sprechen lassen. PARTY Jetzt haben sich ausgerechnet Presse-­ «Nymph()maniac» läuft unter anderem in vertreter in Dänemark zum geächteten Re-­ Basel im kult.kino Atelier. 25up 70s, 80s, 90s, Disco, House gisseur gestellt: Nicht nur die Schauspieler lukJlite posierten nackt für «Nymph()maniac»-­ Mehr von Hansjörg Betschart lesen Sie Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Plakate. Auch die Filmkritiker zeigten für in seinem Blog «Lichtspiele» unter 4 Jahre Hinterhof Bar einmal dünne Haut im Weltformat. Nicht blogs.tageswoche.ch Benoit and Sergio, Féline, Similar Disco, Garçon and Morard, Michael #,  ' ,3."  " '" , Berczelly Jagen mit Seidensticker & Salour Open Format Selfmade Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Electro, House DJ Mario Held Garage, House Basel. 23 Uhr Live: Seidensticker and Salour Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr DJs Delakeyz, Look Like, Manitoba DJs Sascha Stohler, Arnstroem, and Ostbahnhof Oriental-Night mit " #'"! ." ,  Apollo 80s V. Kawumski Balz, Steinenbachgässlein 34, /#" )-- '. " #"" ." Das Mandat, R.Ewing, Beatween Jägerhalle, Erlenstr. 59, Live-Show Meissoun Basel. 18 Uhr '," (#0 0'" ' SUD, Burgweg 7, Basel. 21 Uhr Basel. 22 Uhr DJ Rafik '" ." ' (",% Allegra, Bahnhof SBB, Basel. 22 Uhr Unter Freunden DJ Bob Loko Karaoke House  % 4*$ 44 $$ 44 60s, 70s, 80s, 90s, Charts Open Format Progressive Vibes Herzschwester, Gloria Bulsara, 000%!1,#.#.'(% Bob Loko werde zum Mühlenstar DJs Xahno, Corn Flakes 3d, Beat Boss Axis       Grenzwert Bar, Rheingasse 3, Aktienmühle, Gärtnerstrasse 46, Herren, Marcosis Garage, Binningerstr. 14, ! "#  Basel. 22 Uhr Basel. 20 Uhr Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr Basel. 23 Uhr        

7. März 2014 41 Kreuzworträtsel SAMSTAG 8.3.2014 AUSSTELLUNGEN Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig Wann ist man ein Mann? St. Alban-Graben 5, Basel Cartoonmuseum Basel Die Abenteuer der Ligne claire. Der Fall Herr G. & Co. St. Alban-Vorstadt 28, Basel Galerie Carzaniga Bruno Suter / Zaccheo Zilioli Gemsberg 8, Basel Galerie Gisèle Linder Andrea Wolfensberger / Luzia Hürzeler Elisabethenstr. 54, Basel Galerie Hilt (Freie Strasse) Hanspeter Kamm Freie Str. 88, Basel Galerie Karin Sutter David Köllmann Rebgasse 27, Basel Galerie Mäder Stephanie Grob Claragraben 45, Basel Gallery Guillaume Daeppen Edition Luciver / STeW Müllheimerstrasse 144, Basel Graf & Schelble Galerie Hendrikje Kühne / Beat Klein Spalenvorstadt 14, Basel HMB – Museum für Geschichte / Barfüsserkirche Echte Burgen – Falsche Ritter? Barfüsserplatz, Basel HMB – Museum für Musik / Im Lohnhof pop@basel Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: SALINE Im Lohnhof 9, Basel Hebel_121 Michel Winterberg Hebelstrasse 121, Basel John Schmid Galerie Sonja Feldmeier St. Alban-Anlage 67, Basel Auflösungen von SUDOKU BIMARU Keck Kiosk SUDOKU und BIMARU Bianca Hildenbrand & in TagesWoche 9 Sarina Scheidegger So lösen Sie das Sudoku: So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei Klybeckstr. 1b, Basel Füllen Sie die leeren Felder jeder Spalte oder Zeile bestimmt, 7 9 2 3 5 8 4 1 6 Kunsthalle Basel mit den Zahlen von 1 bis 9. wie viele Felder durch Schiffe Rita Ponce de Leòn / Ross Birrell 6 4 3 7 9 1 8 5 2 and David Harding / Tercerunquinto Dabei darf jede Zahl in jeder besetzt sind. Diese dürfen sich 8 5 1 4 6 2 7 3 9 Zeile, jeder Spalte und nicht berühren, auch nicht Steinenberg 7, Basel 3 7 6 2 4 9 5 8 1 in jedem der neun 3 x 3-Blöcke diagonal, und müssen vollständig Kunstmuseum Basel 5 8 9 1 7 3 2 6 4 nur ein Mal vorkommen. von Wasser umgeben sein, Die überraschten Masken: James 2 1 4 6 8 5 3 9 7 Ensor / Fokus: Van den Berghe Viel Spass beim Tüfteln! sofern sie nicht an Land liegen. 9 6 5 8 2 7 1 4 3 bis Tytgat / Kasimir Malewitsch St. Alban-Graben 16, Basel 4 3 7 5 1 6 9 2 8 1 2 8 9 3 4 6 7 5 Laleh June Galerie 06010037106 Born in Tehran 1 2 1 2 Picassoplatz 4, Basel 5 6 5 6 Museum Tinguely Spielobjekte – Die Kunst der Möglichkeiten 3 8 9 7 3 8 9 7 Paul Sacher-Anlage 2, Basel 8 1 9 3 8 1 9 3 Museum der Kulturen 7 9 2 3 5 8 4 1 6 Make up – Aufgesetzt ein Leben lang? / Was jetzt? Aufstand 6 4 3 7 9 1 8 5 2 der Dinge am Amazonas 2 6 1 7 2 6 1 7 8 5 1 4 6 2 7 3 9 Münsterplatz 20, Basel 3 7 6 2 4 9 5 8 1 Museum für Gegenwartskunst 8 7 3 5 5 8 9 1 7 3 2 6 4 Every Time You Think 8 7 3 5 2 1 4 6 8 5 3 9 7 of Me, I Die, a Little 2 4 2 4 9 6 5 8 2 7 1 4 3 St. Alban-Rheinweg 60, Basel 4 3 7 5 1 6 9 2 8 Naturhistorisches Museum Basel 2 8 1 2 8 9 3 4 6 7 5 Xavier Mertz Conceptis Puzzles 06010037107 2 8 06010037106 Augustinergasse 2, Basel Conceptis Puzzles 06010037107

42 TagesWoche 10 Nicolas Krupp Contemporary Art Masha Qrella Daniel Gustav Cramer / Karsten Pop Födinger / Thomas Geiger / Jörg Sääli zum goldenen Fass, Gelbke / Max Leiss / Johannes Wald Leibspeise Hammerstr. 108, Basel. 18.30 Uhr Rosentalstr. 28, Basel St. Augustine Pausenplatz Pop Andreas Schneider, Susanne Kulturhotel Guggenheim, Schär & Peter Spillmann Von der Rolle Wasserturmplatz 6–7, Liestal. 19 Uhr Gotthelfstr. 23, Basel Oddatee, Bit-Tuner S AM – Schweizerisches Urban Architekturmuseum Es muss nicht immer in Form gebracht sein: Auch in einer Kulturhouse, Schedlern, Stein. 21 Uhr Luginsland. Architektur mit Aussicht Salatschüssel schmeckt Sushi. Von Carmen Wong Fisch Steinenberg 7, Basel PARTY Skulpturhalle Basel 4 Jahre Hinterhof Bar Wann ist man ein Mann? Manchmal habe ich ein sehr starkes ren Sie den Reisessig und das Sesamöl Mittlere Strasse 17, Basel DJs Chris Air, Thom Monn, Philipp Verlangen danach, Sushi zu essen. Meist darunter und verteilen ihn in vier Schalen. Weibel, Simon Lemont, Alex Spielzeug Welten Museum ist es jedoch so, dass ich nicht alle Zutaten -­Eine halbe Avocado (in Würfel geschnitten) Anderscht, Sakul Ysum, Jamie Private Marilyn – der Mensch im Haus habe oder einfach keine Zeit, die-­ -­ eine halbe Karotte (geschält und ge-­ Shar, Liebkind, Goldfinger Brothers, hinter der Kunstfigur Monroe Carlito, The Coconut, Miajica, Steinenvorstadt 1, Basel se noch schnell zu besorgen. Die Easy schnitten) Mehmet Aslan, Bandura Sushi Bowl ist da genau das Richtige! Der -­ 100 g Edamame-­Bohnen Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Stampa Geruch und auch der Geschmack werden -­ eine Handvoll Cherry-­Tomaten Basel. 23 Uhr Martina Gmür Spalenberg 2, Basel Sie denken lassen, Sie würden eine-­ Cali -­ 50 g Pilze (in Scheiben geschnitten und Alex Austins Night Out fornian Roll essen. Nur eben nicht gerollt. in der Pfanne leicht angebraten) Hip-Hop Tony Wuethrich Galerie Selbst wenn Sie alle Zutaten für eine -­eine halbe Gurke (in Scheiben geschnitten) DJ Alex Austin Stock-Show 1 Roll im Haus haben, ist dieses Rezept eine Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr Vogesenstr. 29, Basel schnelle Alternative, bei der Sie sich die Waschen Sie das Gemüse und bereiten Sie Bad Taste Party Von Bartha Garage Hände nicht mit Rollen und Formen es vor. Mischen Sie alles leicht mit dem Reis Partytunes Bob & Roberta Smith schmutzig machen. Dieselben Zutaten,-­ an in der Schale. Träufeln Sie etwas Sriracha Obsession Club, Clarastr. 45, Kannenfeldplatz 6, Basel Basel. 23 Uhr dere Zusammenstellung. Das Resultat ist (scharfe Sauce) darüber. Die Wasabi-­Sauce Forum Würth Arlesheim mindestens so lecker wie die gerollten Su-­ vom Coop geht natürlich auch. Dann streuen Balzen mit Nosybe Friedensreich Hundertwasser shis. Bunt, gesund und vielseitig. Sie kön-­ Sie noch ein bisschen gemischte schwarze Disco, Funk, Hip-Hop, House Dornwydenweg 11, Arlesheim DJ Nosybe nen praktisch alles verwenden, worauf Sie und weisse Sesamsamen darüber und run-­ Balz, Steinenbachgässlein 34, Dichter- und Stadtmuseum gerade Lust haben. den das Ganze zum Schluss mit ein wenig Basel. 18 Uhr Jörg Shimon Schuldhess Sojasauce ab. Lassen Sie es sich schmecken! Rathausstr. 30, Liestal Easy Sushi Bowl tageswoche.ch/+bkwwy Classique Night Dancehall, Reggae Kunsthalle Palazzo DJs Claasilisque Sound, 35 Jahre Palazzo – Welt in Liestal -­ Bio-­Sushi-­Reis (für 4 Personen) Soul Rebel Sound Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal -­ 2 EL Reisessig Jägerhalle, Erlenstr. 59, Basel. 22 Uhr Dreiländermuseum -­ 1 EL Sesamöl Sie finden die ungekürzte Version DJ Ray Der schreibende Präsident / -­Den Reis nach Anleitung der Verpackung des Textes im «Leibspeise»-Blog unter R&B, Rock’n’Roll, Soul Paradiesische Pflanzen im zubereiten. Wenn der Reis fertig ist, rüh-­ blogs.tageswoche.ch Ray Judentum, Christentum und Islam Grenzwert Bar, Rheingasse 3, Basler Str. 143, Lörrach Basel. 22 Uhr Haus für elektronische Die Meister der Plattendreher Künste Basel Hip-Hop Luca Forcucci / Spielsalon: DJs Bazooka, Larry King, Tray Art & Arcade Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Oslostr. 10, Münchenstein I Love You But I Have Fondation Beyeler Chosen Disco Daros Latinamerica Charts, Dancehall, Hip-Hop Collection / Odilon Redon DJs Soulchild, Di Mike Cain, Austin Baselstr. 101, Riehen Velvet Basel, Steinentorstr. 35, Basel. 23 Uhr Galerie Henze & Ketterer & Triebold Innervisions with Dixon & Ame George Grosz Electro, House Wettsteinstr. 4, Riehen DJs Dixon, Âme, Adriatique, Yare Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr Galerie Mollwo Sam Grigorian und Pi Ledergerber It’s Purple Gartengasse 10, Riehen Partytunes DJs Jamie Lewis, Vitra Design Museum Cristian Tamborrini, Aoide Lightopia / Visiona 1970 Bar Rouge, Messeplatz 10, Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Basel. 17 Uhr Jamee’s Music Cakes THEATER Funk, Hip-Hop, Soul Gerührt, nicht gerollt: die Easy Sushi Bowl. Foto: Carmen Wong Fisch DJ Jamee Am Leben Cafe Del Mar, Steinentorstr. 30, Text: Alina Rohrer in Basel. 21 Uhr Zusammenarbeit mit dem Ensemble Theater Basel, Theaterstr. 7, Delirio Amoroso Pfyfferli 2014 Jason Derulo at Fame Club Basel. 20 Uhr Ensemble Lunaire «Das Bijou der Basler Fasnacht». POP ROCK Live: Jason Derulo Unternehmen Mitte, DJs Little Martinez, Philly Vorfasnachtsveranstaltung Famara Colette Greder & Peter Richner Gerbergasse 30, Basel. 19.30 Uhr Fame, Clarastr. 2, Basel. 23 Uhr Mir warte uff d’Fasnacht zämme Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Urban mit em Arth Paul und em Andrei Fame Basel. 18 Uhr Plattentaufe Juicy «Back in the Days» Ichtchenko Musical nach einer Idee von Kaserne Basel, Klybeckstr. 1b, Hip-Hop, Soul, Urban David De Silva Stubede 2014 Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Basel. 21 Uhr DJs Moneypulation, Kun Deck, Mark Basel. 20 Uhr Theater Basel, Theaterstr. 7, Der perfekte Einstieg in die Fader, S-gee Basel. 19.30 Uhr Basler Fasnacht! Ein Abend Les Reines Prochaines Sommercasino, Münchensteinstr. 1, Das Fähnlein der sieben mit Schnitzel bängg und Basel. 23 Uhr Aufrechten Gässlifäger Rock Fasnachtsmusig! Schauspiel nach einer Novelle von Die letzte Veranstaltung vor der Leidenschaftliche Musik einer Ladies Night mit Men Strip Show Gottfried Keller Fasnacht Theater Arlecchino, der berühmtesten Schweizer Partytunes Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Theater im Teufelhof, Leonhards- Amerbachstrasse 14, Frauenband. Dance House, Leimgrubenweg 9, Basel. 20 Uhr graben 49, Basel. 20.30 Uhr Basel. 20 Uhr Union, Klybeckstr. 95, Basel. 21 Uhr Basel. 21 Uhr

7. März 2014 43 Pre Fasnacht Antikenmuseum Basel House, Mash Up, Partytunes und Sammlung Ludwig DJ El Toro Wann ist man ein Mann? Kult Basel, Steinentorstr. 35, St. Alban-Graben 5, Basel Basel. 22 Uhr Kultwerk #120 Cartoonmuseum Basel Queerplanet Die Abenteuer der Ligne claire. DJs Tonträger, Taylor Cruz Der Fall Herr G. & Co. Singerhaus, Am Marktplatz 34, Das Schwarze Quadrat St. Alban-Vorstadt 28, Basel Basel. 23 Uhr HMB – Museum für Geschichte / Salsa All Styles Party Barfüsserkirche DJ Esteban Das Gemälde von Kasimir Malewitsch sollte den Anfang einer Echte Burgen – Falsche Ritter? Allegra, Bahnhof SBB, Basel. 22 Uhr neuen Kunst symbolisieren. Von Karen N. Gerig Barfüsserplatz, Basel Tanznacht40 HMB – Museum für Musik / Open Format Im Lohnhof DJ Dabass pop@basel Querfeld-Halle, Im Lohnhof 9, Basel Dornacherstr. 192, Basel. 21 Uhr Keck Kiosk The Ultimate Washingmachine Bianca Hildenbrand & Hardcore Sarina Scheidegger DJs Day-Mar, Akira, Unexist, Andy Klybeckstr. 1b, Basel the Core, Apathy, E.X.E.C.U.T.E., Delusion, Pano Rmx, The Scriptor, Kunsthalle Basel Cut-X, Billy S., Indee, Lecthor, Rita Ponce de Leòn / Ross Birrell Semtex, Sami Lattaf and David Harding / Tercerunquinto Borderline, Hagenaustr. 29, Steinenberg 7, Basel Basel. 23 Uhr Kunstmuseum Basel Wildfang Die überraschten Masken: James House, Minimal Ensor / Fokus: Van den Berghe Sommercasino, Münchensteinstr. 1, bis Tytgat / Kasimir Malewitsch Basel. 23 Uhr St. Alban-Graben 16, Basel Ç* – Magnifique Museum Tinguely V. Kawumski, Sable Sheep Spielobjekte – Die Kunst Garage, Binningerstr. 14, der Möglichkeiten Basel. 23 Uhr Paul Sacher-Anlage 2, Basel House Attack Meets Museum der Kulturen DJ Jorge Martin S. &Jay MC Make up – Aufgesetzt ein Leben Electro, House lang? / Was jetzt? Aufstand DJs Jorge Martin S., Jay MC 79 auf 79 Zentimeter: Malewitschs avantgardistische Ikone. der Dinge am Amazonas Musikpark A2, St.Jakob Eishalle / Münsterplatz 20, Basel Brüglingen 33, Münchenstein. 22 Uhr Museum für Gegenwartskunst Das von Kasimir Malewitsch gemalte und Bühnenbild entworfen. Auf beiden Every Time You Think «Schwarze Quadrat auf weissem Grund» findet sich bereits ein schwarzes Quadrat. of Me, I Die, a Little JAZZ KLASSIK St. Alban-Rheinweg 60, Basel ist tatsächlich gar kein Quadrat, sondern Für Malewitsch war es «kein leeres Jerry Bergonzi – Naturhistorisches Museum Basel Dick Oatts Quartet ein Viereck. Die Seiten sind nicht exakt Quadrat, das ich ausstellte, sondern viel-­ gleich lang, und sie sind nicht parallel-­ zu mehr die Empfindung von Gegenstandslo-­ Xavier Mertz The Bird’s Eye Jazz Club, Augustinergasse 2, Basel Kohlenberg 20, einander. Das Bild entstand 1915, und kein sigkeit». Das Quadrat sah er nicht auf der Basel. 20.30 & 21.45 Uhr Maler zuvor hatte ein derart reduziertes weissen Ebene der Leinwand verankert, Pausenplatz und radikales Gemälde geschaffen. Male-­ sondern schwebend. Dreht es sich schnell, Andreas Schneider, Susanne We All Love Worlds Apart Schär & Peter Spillmann The Showcase & Party witschs Bild war eine Provokation für die so entsteht daraus ein Kreis. Auf diese Gotthelfstr. 23, Basel Grand Casino Basel, Flughafenstr. bestehende Kunstwelt. Mit ihm wurden Weise leitete Malewitsch für seinen Supre-­ 225, Basel. 21.30 Uhr die Uhren quasi auf null zurückgestellt. matismus verschiedene Formen her, aus S AM – Schweizerisches Architekturmuseum Malewitsch erfand damit eine neue Kunst-­ denen Gemälde konstruiert werden konn-­ Luginsland. Architektur mit Aussicht COMEDY richtung, den Suprematismus. ten – ohne Gegenständlichkeit. Steinenberg 7, Basel Die Ausstellung, in der das Bild erstmals Malewitsch schuf mit dem «Schwarzen Sibylle Birkenmeier, Skulpturhalle Basel Michael Birkenmeier gezeigt wurde, trug den Titel «0.10». Die Quadrat» nicht nur ein Werk, sondern einen Wann ist man ein Mann? Herddame ist wieder Trumpf Null stand für die Geburtsstunde des Kult. Und das mit Absicht. In der Ausstellung Mittlere Strasse 17, Basel Kulturhotel Guggenheim, Wasser- Suprematismus, die Zehn für die Anzahl «0.10» hängte er es in die obere Ecke eines turmplatz 6–7, Liestal. 20 Uhr Spielzeug Welten Museum der teilnehmenden Künstler. Sie fand in Raumes – dorthin, wo in russischen Häusern Private Marilyn – der Mensch St. Petersburg statt und war die letzte futu-­ traditionellerweise die Ikonen hängen. hinter der Kunstfigur Monroe DIVERSES ristische oder aber die erste suprematisti-­ tageswoche.ch/+bkukh Steinenvorstadt 1, Basel Brocante sche Ausstellung überhaupt, wie man will. Forum Würth Arlesheim Markthalle, Steinentorstrasse, Der Suprematismus sollte beim Be-­ Kultwerke, die in keiner Sammlung Friedensreich Hundertwasser Basel. 9. Uhr trachter die Empfindung der Gegen-­ fehlen sollten. Alle bisherigen: Dornwydenweg 11, Arlesheim Frauenfest: Wünsch dir was! standslosigkeit und der Leere evozieren. tageswoche.ch/themen/kultwerk Dichter- und Stadtmuseum Union, Klybeckstr. 95, Basel. 15 Uhr Er tat dies durch die Verweigerung von Jörg Shimon Schuldhess Ähnlichkeit: Jegliche Übereinstimmung Rathausstr. 30, Liestal Die Schweizer Carrossiers Kasimir Malewitsch mit sichtbaren Dingen war auszuschlies-­ Sie sind die Solitäre im 1879 in Kiew geboren, liess sich der Kunsthalle Palazzo Oldtimermarkt sen. «Der Künstler kann nur dann ein 35 Jahre Palazzo – Welt in Liestal Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Schöpfer sein, wenn die Formen seines Russe Malewitsch zuerst von den Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal Muttenz. 10 Uhr Spätimpressionisten oder den Kubis- Bildes nichts mit der Natur gemein Dreiländermuseum haben», sagte Malewitsch. ten beeinflussen, bevor er sich nach Der schreibende Präsident / Malewitsch war überzeugt von der Wich-­ 1910 seiner Kunsttheorie, dem Supre- Paradiesische Pflanzen im tigkeit seines Schaffens. Das lässt sich nicht matismus zuwandte. Damit beeinfluss- Judentum, Christentum und Islam SONNTAG Basler Str. 143, Lörrach nur daran ablesen, dass er eine Geburts-­ te er viele Künstler, lehrte sie auch eine 9.3.2014 stunde für seine Kunstrichtung fixierte. Zeitlang, bis die stalinistische Ära be- Haus für elektronische Sondern auch daran, dass er später diese gann und mit ihr die Künste Basel Luca Forcucci / Spielsalon: AUSSTELLUNGEN Geburtsstunde vorverlegte – vom Jahr Ablehnung avant- Art & Arcade 1915, als er «Das schwarze Quadrat»-­ erst gardistischer Ma- Oslostr. 10, Münchenstein Anatomisches Museum mals ausstellte, auf das Jahr 1913 nämlich. lerei. Malewitsch der Universität Basel Fondation Beyeler Wirbelsäule: Wunderwerk Damals hatte Malewitsch für die futuristi-­ starb 1935. Daros Latinamerica oder Fehlkonstruktion? sche Oper «Sieg über die Sonne» Kostüme Collection / Odilon Redon Pestalozzistr. 20, Basel Baselstr. 101, Riehen

44 TagesWoche 10 Vitra Design Museum Morgestreich Warm Up Lightopia / Visiona 1970 Electro, House, Urban Charles-Eames-Str. 1, DJs Jay P., Gino G., Mike Kay Weil am Rhein Wochenendlich in Obsession Club, Clarastr. 45, Basel. 22 Uhr THEATER Pre-Morgestraich Feat. David Rodigan Bluthochzeit Hergiswil Reggae Theater Basel DJs Flink, On Fire Sound, Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, David Rodigan Basel. 19 Uhr Hergiswil ist bekannt für seine Glasi – eignet sich aber auch als Volkshaus Basel, Rebgasse 12, Colette Greder & Peter Richner Basel. 22 Uhr Mir warte uff d’Fasnacht zämme Ausgangspunkt für Ausflüge. Von Anna Miller mit em Arth Paul und em Andrei Tanz in den Morgestraich Ichtchenko Balkan Beats Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Live: Jaro Milko and the Cubalkanics Basel. 16 Uhr DJ Plovdiv Restaurant Hirscheneck, Pfyfferli 2014 Lindenberg 23, Basel. 22 Uhr «Das Bijou der Basler Fasnacht». Vorfasnachtsveranstaltung Der Straich Theater Fauteuil, Spalenberg 12, DJs Akay, Neevo Basel. 16 Uhr Grenzwert Bar, Rheingasse 3, Basel. 20 Uhr Tod eines Handlungreisenden Theater Basel, Theaterstr. 7, Basel. 19 Uhr JAZZ KLASSIK Yysinge Bebbi Bängg mit Brunch Abendmusiken in der Theater Arlecchino, Amerbach- Predigerkirche strasse 14, Basel. 10.30 Uhr Werke von Thomas Selle. Soprano: Maria Cristina Kiehr, Gunhild Lang-Alsvik, Alto: Christina Metz, POP ROCK Ein typischer Ausflugsort ist die Glasi, man kann aber auch auf den See schauen. Foto: Anna Miller Tenore: Jakob Pilgram, Basso: René Morgestraich 2014! Perler, Instrumentalensemble der Pop Abendmusiken, Leitung: Jörg- Andreas Bötticher Antz in the Pantz feat. DJ Format & Ich mag Hergiswil. Ich mag es deshalb, sehr schwer macht, nicht dort zu über-­ Mr. Thing. Support: DJ Pun & Rainer Predigerkirche, Totentanz 19, Kaserne Basel, Klybeckstr. 1b, weil es unscheinbar ist, ein wenig hässlich, nachten. Basel. 17 Uhr Basel. 23 Uhr und weil es seine Autobahn mit Gras über-­ Am nächsten Tag ist ein Spaziergang Interkantonale Chöre deckt hat, um den Schall für die Einwoh-­ am See genau das, was der Kopf braucht, Interkantonaler Männerchor & PARTY ner zu dämpfen, die sich dort eine Woh-­ um sich mental auf die neue Woche in der Interkantonaler Mädelschor nung mit Seesicht leisten. Weil es aus sich Stadt vorzubereiten. Davor noch einmal Peterskirche, Peterskirchplatz 7, Balze bis zem Morgestraich nicht mehr macht, als es ist: die Nidwald-­ kurz zurück nach Hergiswil, diesem Basel. 17 Uhr Electro, House ner Gemeinde vor den Toren von Luzern, Wohnort, der gleichzeitig ein Lebensort DJs Rumpel And Stilz, Fredski Werkstattkonzert Balz, Steinenbachgässlein 34, in der gern Kinder grossgezogen werden, ist, Anlegestelle für Schiffe und Anlauf-­ Botvid Aquilon, Wolfram Graf Basel. 18 Uhr mit viel Hang, einer Seestrasse, einem stelle für feinste französische Küche. und Jitka Koželuhová, Klavier; Coop und ein, zwei Bank omaten. Das Seerestaurant Belvédère wurde mit N.N., Violine; Christian Ginat, Carnival Nordstern Umso leichter ist es, die Perlen in Her-­ 16 Gault-­Millau-­Punkten ausgezeichnet, Viola; Marcus Gerhardts, (Morgestraich) Violoncello; Gunhild von Kries House, Techno giswil zu finden. Die Glasi zum Beispiel. die bodentiefen Fensterfronten versetzen und Annette von Stackelberg, DJs Yannick Robyns, Oliver K., Über Jahre hinweg bin ich achtlos an ihr einen gefühlt fast ins Wasser. Danach noch Tähtivirta. Kompositionen von Deepwave, Danielson, Norbert.to, vorbeigefahren, habe sie als Touristenfleck auf einen letzten Besuch im Feinkostladen Botvid Aquilon, Enar Aquilon, Daniele Zaccone abgetan. Ich habe mich getäuscht. Ich ging Hodel’s Kochtopf, der Erlesenes für die Da-­ Wolfram Graf, Jitka Koželuhová Nordstern, Voltastr. 30, und Gunhild von Kries. Basel. 23.59 Uhr da rein, stand am Gitter in der Galerie, heimgebliebenen bietet, würzigen Käse aus schaute auf die schweissgebadeten Männer der Region, Jakobsmuscheln, Lachs, die Goetheanum, Rüttiweg 45, Dornach. 11 Uhr Mehlsuppe herab, die leuchtend rote Flüssigkeit aus besten Cordons bleus weit und breit, Partytunes Jakob David Rattinger DJs Rough J., Ren Le Fox, dem Ofen holen, blasen, drehen, formen, Schnaps, Konfitüre. Sie werden alle nei-­ Werke für Viola Da Gamba von Abel, Toldoe, Okay. und fühlte mich wieder einmal an einem disch machen mit diesem Ausflug nach Telemann, Bach, Marais u. a. SUD, Burgweg 7, Basel. 22 Uhr Hergiswil. tageswoche.ch/+bkvla Ort, wo das Echte und das Wahre noch Burghof, Herrenstr. 5, Moorgestraich Fame herrschen, wo die Natur genau so verarbei-­ Lörrach. 11 Uhr Special / Cd Release tet wird, wie sie eben ist, roh und rau. Eine Partytunes Erfahrung, diese Glasi. Ausschlafen: Hotel Paxmontana, DJs I.M, Philly Nach dem Glasi-­Besuch einmal über die Dossen 1, 6073 Flüeli-Ranft. Doppel- VORTRAG LESUNG Fame, Clarastr. 2, Basel. 23 Uhr Strasse, zum Restaurant Adler, geschwind zimmer ab 200 Franken inklusive Früh- Cause Openings Are Fancy Morgestraich die Fischchnusperli bestellt, mit selbstge-­ stücksbuffet. Sabine Himmelsbach House, Mash Up, Partytunes machter Sauce Tartare und Salat. Oder Anbeissen: Seerestaurant Belvédère, Eröffnungsrede; Sweatproducer DJ Putney Seestrasse 18, 6052 Hergiswil. Sonntags DJ-Set man steigt in sein Auto, fährt die kurvige Keck Kiosk, Klybeckstr. 1b, Kult Basel, Steinentorstr. 35, und montags geschlossen. Basel. 22 Uhr Strasse entlang bis Alpnachstad – zwölf Basel. 18 Uhr Minuten freie Sicht auf den Vierwaldstät-­ Ausgeben: Feinkostladen Hodel’s Koch- Morgestraich tersee –, steigt dort in die steilste Zahn-­ topf, Dorfplatz 1, 6052 Hergiswil. Käse, Charts, Dancehall, Hip-Hop Fleisch, Fisch und Schnäpse, Sonntag DIVERSES DJs Pfund 500, Dany Dutch, radbahn, die man je gesehen hat, und Blacksuga fährt auf den Pilatus. Oben kann man im und wochentags über Mittag geschlos- Brocante Velvet Basel, Steinentorstr. 35, Sommer gediegen im «Pilatus-­Kulm» sen. Markthalle, Steinentorstrasse, Basel. 21 Uhr schlemmen, danach eine kleine Wande-­ Anschauen: Glasi Hergiswil, Seestrasse Basel. 9. Uhr Morgestraich 2014 rung machen oder auf dem Sonnendeck 12, 6052 Hergiswil. Öffnungszeiten Mon- Fotografie und Musik Funk, Hip-Hop, Rap, Soul im Liegestuhl schlafen. tag–Freitag, 9–18 Uhr, Samstag 9–16 Uhr, Sulp. Swiss Urban Ländler Passion Live: Antz In The Pantz Ist grad Winter und der Pilatus zu, fährt sonntags geschlossen. Eintritt frei. Ein- und Lukas Gysin, Fotografie DJs Format, Mr. Thing, Pun, man von Hergiswil aus nach Flüeli-­Ranft, tritt Museum: 7 Franken. BelleVue – Ort für Fotografie, Rainer Breisacherstr. 50, Basel. 19.30 Uhr Kaserne Basel, Klybeckstr. 1b, wo der heilige Niklaus von Flüe als Ermit Basel. 23 Uhr hauste. Das Hotel Paxmontana, ein Kunterbunte Kunigunde – Jugend stil-­Prachtbau inmitten der Idylle, Weitere Fotos und Adressen zu diesem Zur einstigen Farbigkeit des Hauptportals am Morgestraich 2014 bietet feine, gehobene Küche, Öpfelchüech-­ Reisetipp und alle bisherigen Wochen- Partytunes Basler Münster DJ Charles Per-S li mit Vanillesauce in der Bar, und eine endlich-Texte finden Sie online unter: mit Bianca Burkhardt Atlantis, Klosterberg 13, Aussicht auf Berg und Tal, die es einem tageswoche.ch/themen/wochenendlich Hauptportal Basler Münster, Basel. 23 Uhr Basel. 11 Uhr

7. März 2014 45 Pfannenfertig: Werbeplakat von Niklaus Stoecklin. Foto: Plakatsammlung der Schule für Gestaltung Basel

Zeitmaschine In der heutigen Ausgabe aus der Serie «über Wer-­ und räumlich gezeichnet, dass sie dem Betrachter bung» beschäftigen wir uns mit der simpelsten schon fast entgegenzuspringen scheinen. Form der Werbung: der Anpreisung des Produkts. Die Entwürfe wurden auf originalgrosse, glattge-­ Das Ding wird gezeigt. Und ein, zwei Worte dazu, schliffene Kalkschiefersteine (aus einem Solothur-­ Ei, ei, drei! fertig ist das Eiergesicht. ner Steinbruch) mit Fettstiften gezeichnet und die Einfach. Praktisch. Gut. einzelnen Farben nacheinander mit grossem Druck Günstig. Gute Qualität! Einfach das Beste. auf Plakatpapier gedruckt. Es ist ganz. Einfach. Gut. Schön! Einfache-­ Bot Das war sehr aufwendig und wurde bald von schaften. Und immer wieder ein Punkt. Oder Siebdruck und Offsetdruckverfahren verdrängt. Nicht nur die Fotografie ein Ausrufezeichen! Fette Buchstaben sind noch Diese wiederum eigneten sich hervorragend für deutlicher. fotografische Sujets. liefert Plakatmotive, Auch gut: der Reim. Kluger Rat: Notvorrat. Apfel-­ Die Zaubereien der Sachfotografen und das-­ hoch saft ist fabelhaft. spezialisierte Können der Lithografen ermöglichten die so frisch sind wie aus Es ist die ehrlichste Art, sein Produkt zuver-­ Resultate, die sich neben den heutigen, mit-­ Photo markten. Vielleicht wird manchmal ein wenig über-­ shop & Co. bearbeiteten und mit topmodernen dem Ei gepellt. trieben und retouchiert, doch das, was man sieht, ist Druckverfahren gedruckten Kreationen durchaus das, was gekauft werden soll. Als Abkürzung: sehen lassen können. Von Hans-Jörg Walter WYSIWYG, «What you see is what you get». Die ma-­ tageswoche.ch/+bkydf nipulative Variante davon lautet: «Wir zeigen dir das, was du willst.» Haben Sie Informationen zu diesem Bild Der Illustrator der stolzen Eier aus dem Jahre oder einen anderen spannenden Input: 1962 ist der Basler Kunstmaler Niklaus Stoecklin [email protected] (1896–1982), der als Werbegrafiker seine Brötchen Alle bisherigen Beiträge: verdiente. Die drei Spiegeleier sind so fotorealistisch tageswoche.ch/themen/zeitmaschine

46 TagesWoche 10 Le Week-End [12/10 J] Saving Mr. Banks [10/8 J]    Fr-So 17.00 E/d Fr-So 13.00 Fr/So 15.40 Fr/Di 20.50 Sa 10.20 STADTKINO Liestal Berge im Kopf [8/6 J] Sa-Mo/Mi 18.15 D Fr/Di 18.15 Sa 15.40 Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch Fr-So 18.00 So 11.15 Dialekt Sa-Mo/Mi 20.50 So 10.20 E/d/f ORIS  Tarzan – 3D [8/6 J] Babel [15/12 J] Viva la libertà [16/14 J] Kanonengasse 15, oris-liestal.ch Fr-So 18.45 I/d/f Fr-So 13.15 Sa/So 11.00 D Fr 15.00 E/d/f Traumland [16/14 J] Jack Ryan: Shadow Recruit [12/10 J] Two-Lane Blacktop [16 J] Die Abenteuer von Fr 17.45 E/d Fr-So 20.45 So 13.00 Dialekt/f Fr/So 15.30 Fr/So 22.40 Mr. Peabody & Sherman – 3D [6/4 J] Basel Sa/Di 20.15 So 10.40 E/d/f Elizabeth [12 J] Millions Can Walk [6/4 J] Fr/Sa 13.30 D So 11.45 Ov/d/e Fr/So/Mo/Mi 20.15 Sa 10.40/15.30 Sa 22.40 Fr 19.45 Sa 15.15 E/d/f CAPITOL So 01.10 D The Terror [12 J] Bibi & Tina – Der Film [6/4 J] Steinenvorstadt 36, kitag.com KULT.KINO CLUB The Grand Budapest Hotel [10/8 J] Fr 22.15 E Fr/Sa 15.45 D Fr-So 15.30 Fr-So/Di 18.00/20.15 Marktplatz 34, kultkino.ch Coffee and Cigarettes [12/10 J] 12 Years a Slave [16/14 J] American Hustle [14/12 J] Fr-So 22.30 So 01.15 D Sa 17.45 E/d/f 20.00 Fr-So 14.00/17.00 E/d/f Fr/Sa 18.00 D Die kult.kinos sind von Mo bis Mi geschlossen Fünf Freunde 3 [6/4 J] The Aviator [14/11 J] Fr-So 15.45 D The Wolf of Wall Street [16/14 J] Dallas Buyers Club [14/12 J] Sa 20.00 E/d/f 300: Rise of an Empire – 3D [16/14 J] 20.00 E/d/f Fr-So 15.30/20.45 E/d/f [14/12 J] American Hustle The Act of Killing [16/14 J] Fr/Sa 20.45 D 12 Years a Slave [16/14 J] Fr/Di 20.20 Fr/Sa 23.10 Sa-Mo/Mi 17.30 E/d/f Bibi & Tina – Der Film [6/4 J] So 13.00 Ov/d Fr-So 14.00 D Fr-So 18.00 E/d/f Stromberg – Der Film [12/10 J] [10/8 J] SPUTNIK Fr-So 22.30 So 01.10 D Blue Jasmine Jack Ryan: Shadow Recruit [12/10 J] So 15.15 E/d Fr-So 17.00 E/d/f NEUES KINO 47 Ronin – 3D [12/10 J] Poststr. 2, palazzo.ch The Philadelphia Story [12 J] Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch Fr-So 22.45 So 01.15 D So 17.30 E/d Fünf Freunde 3 [6/4 J] KULT.KINO ATELIER Homefront [16/14 J] Neco z Alenky – Alice The Shooting [16 J] Fr 15.00 D Theaterstr. 7, kultkino.ch Fr 21.00 Tschechisch/e Fr-So 23.20 So 01.30 D Die Abenteuer von So 20.00 E/d/f Der Goalie bin ig [12/10 J] Die kult.kinos sind von Mo bis Mi geschlossen PATHÉ ELDORADO Mr. Peabody & Sherman – 3D [6/4 J] Fr/Sa 18.00 Dialekt Das Geheimnis der Bäume [6/4 J] STUDIO CENTRAL Steinenvorstadt 67, pathe.ch Sa/So 10.30 D 12 Years a Slave [16/14 J] Fr/Sa 12.45/16.45 So 15.45 D Minuscule – Kleine Helden – 3D [6/4 J] Gerbergasse 16, kitag.com Fr/Sa/Mo-Mi 20.15 E/d/f Alphabet [0/8 J] The Grand Budapest Hotel [10/8 J] Sa/So 10.45 D Wegen der Fasnacht von Mo bis Mi geschlossen Fr-So 13.45/18.00 Ov/D 18.00/20.15 Fr-So 13.30/15.45 E/d/f Das finstere Tal [16/14 J] The Grand Budapest Hotel [10/8 J] Philomena [10/8 J] Philomena [10/8 J] 12 Years a Slave [16/14 J] Sa/So 10.50 D Fr-So 15.00/17.30/20.00 E/d/f Sa 15.45 E/d/f 19.30 Fr-So 13.45/16.30 E/d/f Fr/Sa 14.30/18.15/20.30 Schnitzelbängg – Live Alphabet [0/8 J] So 12.00/17.15/19.30 E/d/f Mo/Mi 18.55 Ov/d Mo-Mi 18.00 Ov/d Nymphomaniac – Part 1 [16/14 J] PATHÉ KÜCHLIN Live Übertragung aus dem Restaurant Kohlmanns Frick Fr-So 15.15/17.45/20.15 E/d/f Steinenvorstadt 55, pathe.ch PATHÉ PLAZA MONTI Der Goalie bin ig [12/10 J] 300: Rise of an Empire [16/14 J] Sissach Fr-So 16.00/20.20 Dialekt/f 3D: 20.15 Fr-So 15.00 E/d/f Steinentorstr. 8, pathe.ch Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch Amazonia – 3D [0/6 J] 17.45/20.10 Fr/Sa 15.15 Fr-So 22.30 So 01.00 D The Wolf of Wall Street [16/14 J] 12 Years a Slave [16/14 J] Sa/So 11.15 ohne Dialog 2D: So 15.15 D PALACE 20.15 E/d/f Fr-Mo/Mi 20.15 D Enough Said [8/6 J] Dallas Buyers Club [14/12 J] Die Abenteuer von [8/6 J] Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch Sa/So 11.45 E/d 17.45 Fr-So 13.00 E/d/f Die Schwarzen Brüder Mr. Peabody & Sherman [6/4 J] Sa 16.00 D Nebraska [8/6 J] Bibi & Tina – Der Film [6/4 J] Bibi & Tina – Der Film [6/4 J] 3D: Fr/So 14.00 Fr-So 16.00 Fr-Mo/Mi 18.10 D Gravity – 3D [14/12 J] Sa/So 13.00 E/d/f 18.00 Fr-So 12.45/15.00 D 14.00 D Di 18.10 E/d/f Sa 18.00 D Die Stimme meines Vaters Vaterfreuden [10/8 J] Die Abenteuer von 2D: Sa 14.00 D Das Geheimnis der Bäume [6/4 J] So 14.00 Kurd/d 18.10/20.30 Fr-So 13.15/15.40/22.50 So 01.30 D Mr. Peabody & Sherman [6/4 J] Pompeii – 3D [14/12 J] So 11.00 D REX 16.00 D KULT.KINO CAMERA 18.15/20.30 Fr-So 13.30 Sa/So 11.10 D Die Eiskönigin – Steinenvorstadt 29, kitag.com Völlig unverfroren – 3D [6/4 J] Traumland [16/14 J] Rebgasse 1, kultkino.ch Monuments Men – Ungewöhnliche Helden [12/10 J] Saving Mr. Banks [10/8 J] So 13.00 D Fr-Mo 18.00 Di/Mi 20.30 Dialekt Die kult.kinos sind von Mo bis Mi geschlossen 20.30 Fr-So 14.30 E/d/f Fr-So 12.45 D Free Birds – Esst uns an einem Akte Grüninger [10/8 J] Tokyo Family [16/14 J] Fr/Di 17.30 Sa-Mo/Mi 20.20 So 22.45/01.15 E/d/f 300: Rise of an Empire – 3D [16/14 J] anderen Tag – 3D [6/4 J] Fr-Mo 20.30 Di/Mi 18.00 Dialekt Fr-So 15.00/20.00 Jap/d/f Free Birds – Esst uns an einem 21.00 Fr-So 15.00/18.00 E/d/f So 15.00 D On the Way to School [6/4 J] anderen Tag – 3D [6/4 J] Akte Grüninger [10/8 J] The Wolf of Wall Street [16/14 J] Berge im Kopf [8/6 J] Fr-So 15.15 Ov/d/f So 13.30 D Fr-So 13.00 Sa/So 10.45 D Fr-So 17.30 Dialekt/D/d So 17.00 D So 10.30 Dialekt

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7. März 2014 47       -      -

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