Lida Abdul: Works 1999
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Lida Abdul Works 1999—2008 In Transit Martin Sturm, „Lida Abdul ist Genoveva Eine dunkle Frauen- rhythmische Aneinanderschlagen der Weiß. Wie das spärliche Grün in Direktor OK eine der wenigen Rückert gestalt streicht, dem übrig gebliebenen Steine, ausgeführt White House taucht immer wieder ein ernstzunehmenden bildenden Künstle- gleißenden Sonnenlicht ausgesetzt, die von einer Gruppe schwarz gekleideter Hoffnungsschimmer in ihren Videos rInnen, die sich kontinuierlich mit dem Reste einer Ruine weiß. Die einfache Männer, mahnt an dessen Abwesen- auf. In der letzten Einstellung zieht sensiblen Thema Afghanistan ausein- Tätigkeit in Lida Abduls Video White heit. eine Ziegenherde über die Ruine – ein andersetzen. Sie hat dafür eine eigene House (2005) mutet in ihrer Sinnlosig- Nach Jahren des Exils in das Land Bild für die Natur und das Leben, die ästhetische Sprache gefunden: Mit keit zunächst zwanghaft an, entwickelt ihrer frühen Kindheit zurückgekehrt, sich wieder durchsetzen. Ruinen sind langen ruhigen Einstellungen und dem aber in der langsamen Wiedergabe hat Lida Abdul mit ihren filmischen wiederkehrende Motive in Lida Abduls bewussten Einsatz von Slowmotion ihre poetische Kraft. Es sind subtile, Parabeln ein Mittel entwickelt, das Arbeiten. Diese sind steinerne Zeugen zeigt sie scheinbar absurde Motivkon- zutiefst eindrückliche Bilder, die Abdul eine angemessene künstlerische und stehen für die Künstlerin als „Anti- stellationen bzw. Schauplätze, die sich in formaler Präzision mit wenigen Auseinandersetzung mit dem vom Monument“ sowohl für die Vergan- wie Narben durch die tragische Ge- Schnitten und mittels stark zurück- Krieg gezeichneten Land ermöglicht. genheit als auch für die Zukunft. Sie schichte des Landes ziehen. Mit traum- genommener Tonebene erzeugt. Aus ihrer performativen Arbeitsweise bezieht sich bewusst auf die Tradition wandlerischer Sicherheit bewegt sie Ihre meist vier bis sechs Minuten und der Beschäftigung mit der eigenen der westlichen Kunstgeschichte, wenn sich auf einem schmalen Grat zwischen langen Videos geben vor der kargen Existenz einwickelt Abdul Werke, die sie sich selbst einbringt, um die „Skulp- Kriegstrauma, Ruinenlandschaften, Landschaft Afghanistans formelhafte einen offenen, hoffnungsvollen Blick tur“ (ebenso wie die auftauchende Trauerarbeit und Zukunftshoffnung, Handlungen wieder, die sich gerade abseits der Medienbilder bieten. männliche Figur) in einem performa- Neuanfang und Optimismus.“ aufgrund ihrer einfachen Struktur tief Nachdem es aufgrund des massiven tiven Akt weiß zu streichen. einprägen. gesellschaftlichen Drucks unmöglich Seitdem die beiden berührenden Ar- Wie in ihrem Video Clapping with ist, mit Frauen zu arbeiten, greift sie beit White House und Bamiyan und auf Stones, Bamiyan (2005) zoomt sich die in ihren Arbeiten gerne auf Tiere der Biennale von Venedig 2005 in der Kamera aus einer Totale langsam in die und Kinder zurück. Kinder verkaufen ersten Präsentation Afghanistans ge- Nische des von den Taliban zerstörten Ziegelsteine (Bricksellers of Kabul, zeigt wurden, zählt Lida Abdul zu den Buddhas aus dem 5. Jahrhundert. Das 2006) oder aktivieren Schauplätze Shooting Stars der zeitgenössischen des Krieges mit ihrem Spiel (Umbrel- Kunstszene und war in den letzten Jah- Impressum / Imprint LIDA ABDUL - Works 1999–2008 la, 2005, und Dome, 2005). In der ren auf allen wichtigen Kunstbiennalen Neuproduktion für das OK stopfen weltweit präsent. OK Artist in Residence Ausstellung / Exhibition: 22.– 27. April 2008 sie zunächst ein völlig zerschossenes Die Präsentation im OK umfasst ihre Im Rahmen von / Within the frame of crossing europe Filmfestival Linz Atelier Flugzeugwrack auf einem Fußballfeld wichtigsten Arbeiten von 1999 bis gelegen mit Baumwolle aus. Dann 2008 und ist Teil der Ausstellung OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich Direktor OK / Director OK: Martin Sturm ziehen sie über angebrachte Seile an „Biennale Cuvée – Weltauswahl der KuratorInnen / Curators: Martin Sturm, Genoveva Rückert diesen, als wollten sie das Wrack wie Gegenwartskunst“, einer Auswahl von Projektleitung / Project manager: Rainer Jessl einen Drachen zum Fliegen bringen. Werken der bedeutendsten Biennalen Produktionsleitung / Head Production: Michael Weingärtner Martina Rauschmayer Das Flugzeug wird im Spiel wieder 2006/2007. Der Schwerpunkt liegt auf Medienproduktion / Media production: Gottfried Gusenbauer, Carmen Steiner, Florian Grunt belebt und wird einerseits zu einem Abduls Videoarbeiten, die im OK eine Technik: Andreas Steindl, Geari Schreilechner phantastischen Transportmittel aus räumliche Umsetzung in aufwändigen Aufbauteam / Setup Team: Jarno Bachheimer, Attila Ferenzci, Andreas Kurz, Tom Vens der Situation und andererseits zu einer Videoinstallationen finden und durch OK Team: Erika Baldinger, Max Fabian, Maria Falkinger, Stefanie Hoch, Marion Krammer, Franz Metapher für die transitorische Kraft weitere Arbeiten im Filmprogramm Krug, Kathi Lackner, Barbara Mair, Thomas Mauhart, Judith Maule, Wolfgang Nagl, Karin Pils, der Kunst. ergänzt werden. Franz Quirchtmayr, Brigitte Rosenthaler, Markus Schiller, Ulrike Schimpl, Norbert Schweizer Ihre Protagonisten streben nach Trans- Gezeigt werden auch ältere Werke, wie Dank an / Thanks to: formation – sei es durch sisyphusar- die Beschäftigung mit der eigenen no- crossing europe Festival Linz, Christine Dollhofer + Festival Team tige Wiederholungen oder in Form madischen Existenz und andere im Exil moviemento, Wolfgang Steininger Dagmar Schink der Übermalung durch reinigendes entstandene performative Arbeiten, Lies Declerk und Etienne de Berg von Contour Mechelen vzw wie ihre schwarzweißen Super8- Giorgio Persano und Stefano Riba Filme. Damit wird ihre künstlerische Gabriel Soucheyre, Videoformes © OK Offenes Kulturhaus, KünstlerInnen Entwicklung hin zu einer Position, die Artists in Residence Broschüre / Brochure und AutorInnen / artists and authors 2008 für die eigentlich unaussprechliche Si- Texte (wenn nicht anders angegeben / if not indicated otherwise): tuation in Afghanistan Aussagen findet, Genoveva Rückert. OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich OK Center for Contemporary Art Upper Austria nachvollziehbar. Es ist ein sehr mutiges Katalogredaktion / Catalog Editor: Genoveva Rückert OK Platz 1, A-4020 Linz und engagiertes Werk, wenn man Übersetzung / Translation: Aileen Derieg Tel. +43(0)732-78 41 78 Lektorat / Copy Editing: Ingrid Fischer-Schreiber, Aileen Derieg Fax +43(0)732-77 56 84 bedenkt, dass die Künstlerin zunächst Fotos/photos: Lida Abdul, © Lida Abdul & galeria georgopersano [email protected] selbst eine Haltung in dieser fremden, www.ok-centrum.at traumatisierten Umgebung entwickeln Gestaltung / Graphic Design: bauer – konzept & gestaltung Druck / Printing: Gutenberg, Linz Mit Unterstützung / With support from: musste. Clapping with Stones, Bamiyan, 2005 Video dvd ntsc / 16mm, 4:3, Farbe, Ton: Stereo / colour, sound: stereo “Lida Abdul is the only really serious inserts herself to paint the “sculpture” visual artists who has continuously white (as well as the male figure that probed the sensitive theme of Afghan- appears) in a performative act. istan. For this she has found her own Ever since the presentation of the aesthetic language: with long calm two touching pieces White House shots and the conscious use of slow motion, she shows seemingly ‘absurd’ motif constellations and settings, which cross the tragic history of the country like scars. With the certainty of a sleep-walker, she moves along the fine line between the trauma of war, landscapes of ruins, mourning and hope in the future, new beginnings and optimism.” Martin Sturm, Director OK Exposed to searing sunlight, the dark figure of a woman paints the remain- ders of a ruin white. The simple action in Lida Abdul’s video White House at first seems so pointless as to be compulsive, yet it develops a poetic force in the slow depiction. These are subtle, profoundly moving images and Bamiyan at the first Afghan that Abdul creates with formal pavillion at the Venice biennial 2005, precision using few cuts and subdued Lida Abdul is one of the shooting stars soundtracks. Her videos, which are of the contemporary art scene and usually four to six minutes long, has been presented all over the world present formula-like plots before the in recent years at all the important austere landscape of Afghanistan, biennials. The exhibition at OK is Lida but specifically because of the simple Abdul’s first major retrospective in a structure they are deeply impressive. German-speaking country and com- In Clapping with Stones, Bami- prises her most important works from yan, 2005, for instance, the camera 1999–2008. The presentation is part of slowly zooms in from a long shot into the OK exhibition “Biennale Cuvée – the niche of the 5th century Buddha world selection of contemporary art” destroyed by the Taliban. The rhyth- which presents works from the major mic clapping of stones, carried out by biennials 2007. The exhibition focuses a group of men dressed in black, is a especially on Abdul’s video works, reminder of its absence. which are spatially presented in OK Returning to the land of her child- The protagonists strive again and in elaborate video installations and hood after years of exile, with her again for transformation – whether accompanied by other works in the filmic parables Abdul has developed a in Sisyphus-like repetitions or in the film program. means that enables a suitable artistic form of painting over something with Beside others, older works are also exploration