Für Uns in Berlin !
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1 Für uns in Berlin ! 15. Januar 2021 Amerika, Bundesparteitag Sehr geehrte Damen und Herren, ich hoffe, Sie haben das Neue Jahr gut begonnen und ich wünsche Ihnen von Herzen ein glückliches, friedvolles Neues Jahr 2021 in bester Gesundheit und innerer Zufriedenheit. Auch in der ersten Sitzungswoche 2021 befassten wir uns mit dem Thema Corona. In einer Regierungserklärung berichtete Gesundheitsminister Jens Spahn über den Stand der Impfungen. Die Bilder zu den Ausschreitungen im Kapitol in Washington D.C. haben uns alle entsetzt. Mich machen sie sprachlos! Ich bin schon oft in Amerika und im Kon- gress gewesen. Nicht im Traum konnte ich mir vorstellen, dass eine von einem amtierenden Präsidenten aufgewiegelte und aufgepeitschte Menschen- menge die Herzkammer der US-Demokratie erstürmen und besetzen könnte. Lesen Sie darüber und auch über die Sonderpräsidiumssitzung der NATO PV in meinen aktuellen Pressemitteilungen. 2 Heute startet der erste vollständig digitale Bundesparteitag der CDU in der Ge- schichte unserer Partei. Corona-bedingt in diesem Jahr zum ersten Mal digital mit 1.001 Delegierten. In unserem digitalen Plenarsaal werden wir beraten – und auch wählen: In einer digitalen Wahlkabine. Als Delegierter freue ich mich auf eine intensive und spannende Wahl des neuen Parteivorsitzenden. Über die beratenen und beschlossenen Gesetze in dieser Woche lesen Sie im Newsletter. Mit freundlichen Grüßen Prof. h. c. Dr. Karl A. Lamers MdB 3 Meine aktuellen Pressemitteilungen 7. Januar 2021 Stellungnahme von Prof. h. c. Dr. Karl A. Lamers, Mitglied im Präsidium der Parla- mentarischen Versammlung der NATO und stellvertretender Vorsitzender im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages „Die Bilder von der Erstürmung des Kapitols in Washington D.C. machen mich sprachlos. Ich bin schon oft in Amerika und im Kongress gewesen. Nicht im Traum konnte ich mir vorstellen, dass eine von einem amtierenden Präsidenten aufgewiegelte und aufgepeitschte Menschenmenge die Herzkammer der US- Demokratie erstürmen und besetzen könnte. Seit Jahren treibt Donald Trump einen Keil in die Gesellschaft. Statt zusammen- zuführen, spaltet er sein Land. Zur Demokratie gehört zu allererst, Recht und Gesetz zu achten und die Verfassung zu verteidigen. Donald Trump hat immer stärker zu erkennen gegeben, wie wenig er die tragenden demokratischen In- stitutionen wertschätzt, ja verachtet. Wer wider besseres Wissen von Wahlfälschung spricht, Verschwörungstheorien verbreitet und offen zu Gesetz- und Verfassungsbruch aufruft, zerstört die De- mokratie; wer die gesamte Presse in einem demokratischen Staat derart verun- glimpft, wie Trump es tagaus tagein getan hat, zerstört damit zugleich eine tra- gende Säule der Demokratie. Präsident Trump trägt die politische und moralische Verantwortung für den Marsch auf das Kapitol, weil er kurz zuvor die Menschenmenge aufforderte, sich jetzt in Richtung Kapitol in Bewegung zu setzen. Das ist in meinen Augen nahezu ein Aufruf zum Staatsstreich, ein offener Angriff auf alles, was Amerika groß und stark macht. Donald Trump ist inzwischen eine Gefahr für sein Land und die Welt. Wer es bislang nicht wahrhaben wollte, sollte dies spätestens seit diesem Ereignis er- kannt haben. Dieser Präsident darf nicht länger im Weißen Haus das Sagen ha- ben. 4 Die Menschen in Amerika haben ihn abgewählt! Ich zähle die Tage, bis am 20. Januar der neugewählte Präsident Joe Biden sein Amt antritt. Kennen tue ich ihn von der Münchener Sicherheitskonferenz – eine beeindruckende Persön- lichkeit, ein Mann des Ausgleichs, dem ich zutraue, die von Donald Trump ge- schlagenen Wunden zu heilen, sein Land zu versöhnen und wieder zum Brü- ckenbauer in einer Welt im Umbruch zu werden. Mir persönlich liegt das Ver- hältnis zwischen Amerika, Deutschland und Europa sehr am Herzen. Mit der Wiedereröffnung der Sitzung in der Nacht und der Bestätigung der Wahl Joe Bidens zum Präsidenten haben Demokraten und Republikaner im Reprä- sentantenhaus und Senat ein klares Zeichen gesetzt: Die Demokratie lebt, die Institutionen sind intakt. Dass Demokraten und Republikaner jetzt aufeinander zugehen, sich die Hand reichen und über alle bisherigen Gräben hinweg mit dem neuen Präsidenten zusammenarbeiten, zum Wohle Amerikas und für den Frieden in der Welt, dass wünsche ich mir. Ich freue mich auf den Wechsel im Amt des Präsidenten am 20. Januar. Ein großes Ereignis für Amerika und die Welt, an dem ich bereits zweimal – während der Amtszeit von Präsident Barack Obama – teilnehmen konnte. Heute habe ich mich an meine Kollegen im US-Repräsentantenhaus und Senat gewandt und ihnen meinen Respekt dafür bekundet, dass sie nach den dramatischen Ereignissen zusammengefunden und ihre Sitzung erfolgreich beendet haben.“ 5 13. Januar 2021 NATO PV – Sonderpräsidiumssitzung zu den Ausschreitungen im Kapitol: „Es gab Pläne, Mitglieder des Kongresses anzugreifen, zu töten oder gar hinzurichten.“ Aufgrund der Ausschreitungen im Kapitol am vergangenen Mittwoch in den USA hat Gerald Connolly, Mitglied im US-Repräsentantenhaus und derzeit Prä- sident der Parlamentarischen Versammlung der NATO, zu einer digitalen Son- dersitzung des Präsidiums eingeladen. Im Rahmen dieser Sitzung berichteten er und zwei weitere Mitglieder des Kongresses, wie es ihnen bei den Ausschreitun- gen im Kapitol ergangen ist. Prof. h. c. Dr. Karl A. Lamers zeigte sich schockiert und diskutierte danach mit den Mitgliedern des Präsidiums über mögliche Kon- sequenzen und, wie es nun weiter gehen werde. „Den Ausführungen von Connolly zu lauschen, war, als wäre ich persönlich vor Ort gewesen. Es ist schrecklich, was die gewählten Vertreter und Vertreterinnen des Kongresses miterleben mussten. Connolly erzählte, dass er im ersten Augen- blick nicht wusste, was überhaupt passierte, als Sicherheitskräfte die Türen von innen abschlossen und die Abgeordneten aufforderten, ihre Gasmasken be- reitzuhalten. Es wurde nämlich Tränengas in den Hallen des Kapitols eingesetzt, um die Demonstranten zurückzudrängen. Türen wurden verbarrikadiert und dennoch berichtete Connolly, dass er beobachtete, wie eine Frau versuchte, durch das Fenster der Tür zu klettern. Es war nicht abzusehen, was passieren würde, wenn die Aufständischen die Mitglieder des Kongresses auf ihrer Flucht entdeckt hätten. Connolly sagte weiterhin, dass dieser Aufstand seit Wochen auf rechten Social Media Plattformen geplant wurde und dass die Aufständischen Leitern, Rohr- bomben und Handfeuerwaffen dabei hatten. Es gab offensichtlich sogar Pläne, die Mitglieder des Kongresses anzugreifen, zu töten oder gar hinzurich- ten. Das Gebäude des Kapitols hat an die 400 Fenster. Einige der Aufständi- schen haben letztlich die Schwachstellen gefunden, um ins Gebäude zu ge- langen. Wir sind alle dankbar, dass kein Kongressmitglied oder deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei den Ausschreitungen verletzt worden sind. Bei den grau- envollen Ereignissen sind dennoch fünf Menschen ums Leben gekommen. Einer davon, ein Polizeibeamter der „Capitol Hill Police“, wurde mit einem Feuerlö- scher zu Tode geschlagen. Dieser Beamte war ein Konservativer, der auch als glühender Trump-Anhänger bekannt war und ihn offensichtlich auch gewählt hatte. In diesem Augenblick war er aber Polizist. Ich habe höchsten Respekt davor, dass er in dieser Situation die Herzkammer der Demokratie verteidigte. 6 Seit 1814, während des Britisch-Amerikanischen Krieges mit dem Brand von Washington D.C., gab es solche Bilder und Szenen nicht mehr. Dennoch haben die Kongressmitglieder die Stärke und den Mut in sich gefunden, noch in der Nacht wieder zusammenzukommen, um die Kontrolle wiederzugewinnen und die Wahl von Joe Biden zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zu bestäti- gen. So hat sich die Demokratie an diesem Abend letztlich durchgesetzt. Connolly berichtete weiterhin, dass es zwar eine schlimme Erfahrung war, aber eine Erfahrung, die überwindbar ist und dass die Vereinigten Staaten mehr denn je entschlossen sind, die Demokratie zu bewahren und auszubauen. Ich sprach mit den drei Kongressmitgliedern über die Zukunft, wie es nun wei- tergehen wird und, ob mit weiteren Ausschreitungen am 20. Januar zu rechnen sei. Der gewählte Präsident Joe Biden hat sich schon dazu geäußert, dass er dennoch – oder eben aufgrund der Ausschreitungen erst recht – am 20. Januar auf den Stufen des Kapitols vereidigt werden möchte. Dies ist ein Symbol, dass die Ereignisse die Demokratie nicht besiegen konnte. Selbst Lincoln wurde hier am Rande des Bürgerkriegs vereidigt. Die Vereidigung eines Präsidenten – an welcher ich unter Präsident Obama schon zweimal teilnehmen durfte – ist stets ein Höhepunkt im politischen Leben Washingtons. Es wird ein Erwachen geben, die brutalen Demonstranten werden verfolgt und verurteilt werden. Wie es jetzt in den nächsten acht Tagen weitergeht, ist noch abzuwarten. Ein Amtsenthebungsverfahren soll diese Woche noch eingeleitet werden. Eine wei- tere Option wäre eine Resolution, die es Trump untersagt je wieder zu kandidie- ren. Auch der Weg über den 25. Zusatzartikel der Verfassung für ein außeror- dentliches Entfernen des Präsidenten aufgrund von Amtsunfähigkeit wäre möglich. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr. Es geht hier zwar ums Prinzip, aber ich verstehe den gewählten Präsidenten Biden sehr gut, der in diesem Punkt eher zurückhaltend ist und jetzt mit ganzer Kraft die von Donald Trump geschlage- nen Wunden heilen und sein Volk versöhnen möchte. Ich selber sehe die Ge- fahr, dass Trump auf diese Weise für seine fanatisierten Anhänger möglicher- weise zum Märtyrer wird. Das muss unter allen