WILHELM BÖRNER (1882–1951) (Sein Leben an Hand Ausgewählter Werke)
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Sonja KATO-MAILÁTH-POKORNY WILHELM BÖRNER (1882–1951) (Sein Leben an Hand ausgewählter Werke) Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie aus der Studienrichtung Geschichte (Studienkennzahl: A 300) eingereicht an der Universität Wien Betreuer: ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Vocelka Wien, 2007 1.Vorwort und Danksagungen Seite 4 TEIL I: 2. Wilhelm Börner - Biografie und Werk Seite 7 2.1 Kindheit, Jugend und Ausbildung Seite 7 2.2 Prägung durch seinen Lehrer Univ.-Prof. Dr. Friedrich Jodl Seite 11 2.3 Ein Leben für die Volksbildung Seite 14 2.3.1 Die Bekämpfung der Schmutzliteratur Seite 16 2.4 Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Seite 22 2.4.1 Die erste Festnahme, 1911 Seite 23 2.4.2.Exkurs: Freidenkerbewegung, i.B. Monismus Seite 27 2.4.3 Jugendarbeit für den deutschen Monistenbund Seite 33 2.5 Charakterbildung der Kinder – Börners Hauptwerk vor dem Ersten Weltkrieg Seite 34 2.5.1 Exkurs: Reformpädagogik in Österreich Seite 44 2.6 Der Pazifist Börner und der Erste Weltkrieg Seite 46 2.6.1 Beziehung und Hochzeit mit Stephanie sowie Börners zweite Festnahme Seite 47 2.6.2 „Werdet Helden“- ein pazifistischer Aufruf während der Kriegszeit (1916) Seite 51 2.7 Pazifismus und die „Erziehung zur Friedensgesinnung“ (1918)- Börners Hauptwerk in der Zwischenkriegszeit Seite 57 2.8 Politik und ‚Seelsorge’ in der Ersten Republik Seite 71 2.8.1 Börners Annäherung an die Sozialdemokratie Seite 72 2.8.2 Exkurs: Die Ethische Gesellschaft, später Ethische Gemeinde, in Wien bis 1938 Seite 75 2.9. Die ‚politischen’ Jahre Börners Seite 87 2.9.1 Wahlaufruf für die SDAPÖ, 1920 Seite 88 2.9.2 Die 1920er in Wien: Spannungsfeld von Reaktion und Fortschritt Seite 97 2.9.3 Politisches Feindbild Seipel und die Ereignisse im Juli 1927 Seite 100 99 2.9.4 Börner und Viktor Frankl – Die Beratungsstelle für Lebensmüde (1928-1938) Seite 106 2.10 Austrofaschismus, Vertreibung und Exil Seite 114 2.10.1 Ausschaltung der österreichischen Demokratie Seite 114 2.10.2 Antisemitismus, Rassenfrage, Menschlichkeit, 1936 – Reden Börners zwischen 1922 und 1936 Seite 121 2.10.3’ Anschluß’, Auflösung der Ethischen Gemeinde und Inhaftierung Börners durch die Gestapo 1938 Seite 128 2.10.4 New Yorker Exil bis 1949 Seite 137 2.11 Rückkehr in das Nachkriegs-Wien Seite 151 2.11.1 „Kritischer Optimismus“ – Reden nach 1949 Seite 156 2. 11.2 Das plötzliche Ende Wilhelm Börners 1951 – Gedenken und Anerkennung Seite 162 TEIL II 3. Anhang Seite 170 3.1 Vorträge, Kurse, etc. W. Börners im Rahmen der Wiener Volkshochschulen 1906-1951 Seite 170 3.2 Einzelwerke, Editionen und Zeitschriftenbeiträge Seite 179 3.3 „Sonntagsreden“ W. Börners als Leiter der Ethischen Gemeinde Seite 184 3.4 Literaturliste Seite 189 3.5 Dokumente, Fotos, etc. von Wilhelm und Stephanie Börner (1900-1951) Seite 194 3.6. Zusammenfassung – Abstract Seite 218 1. Vorwort und Danksagungen: „Was moralisch falsch ist, kann politisch nicht richtig sein (...)“1 Durch Zufall wurde ich bei einem Besuch des österreichischen Volkshochschularchivs mit Wilhelm Börner bekannt. Dem Leiter des Archivs, Mag. Christian H. Stifter, ist diese „Begegnung“ zu verdanken, er war es auch, der mich – die sich schon das eine oder andere Jahr mit der Frage des Studienabschlusses herumschlug – darauf brachte, Börner als Thema für meine Diplomarbeit in Geschichte aus zu wählen. Bereits im Verlauf der ersten Recherchen, am österreichischen Volkshochschularchiv, wurde der Umfang des Werkes und Wirkens Börners für mich erkennbar. Gleichzeitig wuchs der Respekt gegenüber einem Mann der ungebeugten Moral und Ethik, der – obwohl er für seine Gesinnung Heimat und Existenz aufs Spiel setzte und auch verlor – nie den „Glauben“ (im weltlichen Sinne) an eine gute, moralische und demokratische Gesellschaft verlor. Viele, in der Arbeit verfolgte, Spuren nahmen ihren Ausgang in dem Aufsatz von Eckart Früh, „Wilhelm Börner, „niemals ein ‚Liberaler’, sondern immer ein Sozialist, wenn auch nicht Sozialdemokrat“, erschienen in Ego und Alterego: Wilhelm Bolin und Freidrich Hodl im Kampf um die Aufklärung; Festschrift für Juha Maninnen/Hrsg. von Georg Gimpl, 1996, der sich auch noch mit Wilhelm Börners Exilzeit (Eckart Früh, ‚Wilhelm Börner oder: Wien – New York- retour’, in: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938- 1945, hrsg. von J. Holzner, S. Scheichl und W. Wiesmüller, 1991) befasste und damit auch wichtige Grundlagen für diese Arbeit schaffte. Andere wichtige Hinweise verdanke ich den Erinnerung der Witwe, Stephanie Börner, erschienen im Band „ Zum Gedächtnis Wilhlem Börners, 1952 von der „Ethischen Gemeinde“ in Wien herausgegeben. 1 Wilhelm Börner, Politische Zeitfragen in ethischer Beleuchtung, Wien (1935), 6 zitiert nach Eckart Früh, Wilhem Börner oder: Wien-New York-retour, in: Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945, hrsg. Johann Holzer, Sigurd Paul Scheichl, Wolfgang Wiesmüller, Innsbruck 1991, 366 Die Quellenlage war – dank der Nachlassverwaltung durch die Wienbibliothek, das Tagblattarchiv und die Nationalbibliothek - ausgezeichnet und sogar die Funde in Antiquariaten (siehe www.antiquario.de) sind zahlreich gewesen. Ob Börner denn nicht naiv gewesen sei, wenn er doch immer, wider seine Erfahrung an das Gute und Fortschrittliche im Menschen und in der Gesellschaft geglaubt habe, wurde ich während der Erstellung meiner Diplomarbeit gefragt. Gerade aus heutiger Sicht, die nur eine rückblickende Sicht sein kann, mag dieser Eindruck durchaus richtig sein; und vielleicht auch für die Erwartungshaltung Börners an ‚seine’ Ethische Gemeinde in Wien und damit auch an die gesamte Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg und der grauenhaften und vernichtenden Herrschaft der Nationalsozialisten eine gültige Analyse. Davor aber ist Börner schlicht der (weltliche) Glaube an die Zukunft vorzuwerfen; ein Glaube in dessen ‚Geist’ ein Mensch seiner Generation groß wurde und in diesem wohl auch eine Weile leben konnte. Börner war zweifellos einer, der die Welt verbessern wollte und dies ist ihm jedenfalls – trotz der Ungeheuer (-lichkeiten) des 20. Jahrhunderts gelungen; er hat unzählige Menschen an seinem Weg teil haben lassen, viele wichtige und richtige Fragen gestellt und – zum Teil – auch Antworten gesellschaftlich ‚erzwungen’ und er hat uns sein Werk hinterlassen, und uns Rück-Blickenden damit auch die Gelegenheit gegeben, in seinem Sinne weiter zu denken und weiter zu handeln Wilhelm Börner wurde vor 125 Jahren geboren und meine Arbeit versteht sich als ein Beitrag – und damit quasi als Geburtstagsgeschenk - gegen das Vergessen eines Moralisten und in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Menschen, der wohl auch heute das eine oder andere klare Wort finden würde. In meiner (derzeitigen) beruflichen Position als Abgeordnete zum Wiener Gemeinderat und Landtag muten viele seiner klaren, konsequenten Handlungsrichtlinien wie ein Auftrag aus dem Jenseits an – der doch in der Gegenwart mehr als dienlich und notwendig wäre. Meine Arbeit – in all ihrer Bescheidenheit – versteht sich auch als Beitrag der Würdigung für einen großen Moralisten und in jeder Hinsicht geradlinigen Menschen, der wohl auch heute das eine oder andere klare Wort finden würde. Ich danke: Mag. Christian H. STIFTER, vom Archiv der Österreichischen Volkshochschulen, Univ.-Prof. Dr. Ferdinand OPPL und Mag. Dr. Christoph SONNLECHER vom Archiv der Stadt Wien, Frau Elisabeth KÖHLER von der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus sowie Frau Mag. WASNER-PETER von der Wienbiblitohek, dem Team der ‚Ortsleihe’ sowie den KollegInnen vom Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, , OAR Franz JERABEK, vom Bezirksamt Wien Favoriten, Frau Dr. Elisabeht KLAMPER und den Zivildienern vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Thomas MAISEL vom Archiv der Universität Wien sowie meinem Mann, Dr. Andreas MAILATH- POKORNY, der mich ,moralisch’ und auch praktisch (in dem er, während ich schrieb, die Kinder hütete) beim Zustandekommen dieser Arbeit sehr unterstützt hat. Im Besonderen danke ich aber Univ.- Prof. Mag. Dr. Karl VOCELKA, der nicht zögerte mich als seine Diplomandin auf zu nehmen. Ich widme diese Arbeit in tiefer Liebe und Dankbarkeit meiner Mutter, der verdienstvollen Theaterwissenschafterin und Vermittlerin zwischen und Forscherin über österreichische/r und japanische/r Theaterkunst, Dr. Hilda KATO, die - 1983 leider viel zu früh verstorben- an Börner sicher auch ihren Gefallen gehabt hätte. Wien und Hohenems, 2007 Teil I 2. WILHELM BÖRNER – Biografie und Werk: Wer war Wilhelm Börner? All jenen, die Wilhelm Börner kennen, und es sind zumindest in der wissenschaftlichen und volksbildnerischen Welt noch immer zahlreiche, mag diese Frage geradezu blasphemisch anmuten; allen anderen soll sie helfen, sich jenem Ausnahme- Moralisten, jenem modernen Seelsorger und Pazifisten, jenem Emigranten und auch Rückkehrer zu nähern. Wilhelm Börner war Philosoph, Pädagoge, Ethiker, Schriftsteller, Vortragender, Schüler und Lehrer, Vertriebener und Rückkehrer. 2.1 Kindheit, Jugend und Ausbildung Wilhelm Börner wurde am 22. Juni 1882 in Laa an der Thaya als zweites Kind (sein Bruder Emil war 5 Jahre älter) des Ehepaares Wilhelm Börner und Ida Börner (geb. Wicha) geboren.2 Wie dem Taufbuch der Pfarre Laa an der Thaya3 zu entnehmen ist, wurde Wilhelm Börner am 6. Juli 1882 vom Taufpriester Otto Eigner auf den Namen Wilhelm Franz getauft. Als Wohnadresse ist Laa, Nordbahnhof, angegeben, vermutlich lebten die Börners zu diesem Zeitpunkt in einer Dienstwohnung im Bahnhof. Als Taufpatin ist Emilie Iffinger, Ingenieursgattin, katholisch,