Alte Aserbaidschanische Musikinstrumente
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Kunst Prof. Dr. Säadät ABDULLAYEVA Künstlerin Alte aserbaidschanische Musikinstrumente je nachdem, welcher Blockteil berührt wird, ergeben sich drei verschiedene Klänge. Dem Archäologen I. M. Dschäfärzadä zufolge diente dieser Stein als Musikinstrument. Der gleiche Stein wurde ein weiteres Mal auf der unteren Terrasse Böyükdasch, 7 km vom Berg Dschingirdagh entfernt, gefunden. Zu den Rhythmen dieses Stein-Tamburins führten alte Stämme rituelle Tänze auf aserbaidschanischem Gebiet auf. Die Tänze wurden auf gobustanischen Felszeichnungen aus der Mittelsteinzeit (vor 8.000 Jahren) bis zum Mittelalter abgebildet. Eine Zeichnung auf Keramikgeschirr, das aus der Siedlung Dschiqamisch stammt, die vor etwa 6.000 Jahren existierte, zeigt einen Mann mit einem Saiteninstrument, der von Musikern, Tänzern und jubelnden Zuschauern umgeben ist. Auf der Rückseite des Geschirrs ist ein Sänger zu sehen, der eine Hand hinter das Ohr hält. Diese Pose, Chanende genannt ist typisch für einen Sänger. Außerdem sind Musiker, die Musikinstrumente spielen, zu sehen. Auf einer Bronzeschale (4. Jh. v. Chr.) aus der Siedlung Ziviyä ist ein Magier bzw. ein zoroastrischer Priester dargestellt, der auf einem Saiteninstrument spielt, Musiker auf einer Hochzeit (Baku, Anfang des 20. Jh.) ähnlich einer Saz. n der Nähe von Baku, in Qobustan, das am Fuße Im Bezirk Gädäbäy, auf einem Hügel nahe dem Dorf des Berges Dschingirdagh liegt, fi ndet man auf Qara Murad, liegt die Burg Zäng Qala, wo der Legende Izwei Steinpfeilern ein natürliches Lithophon – nach durch das Läuten von Zäng (Glocke) vor dem qaval chalan dasch oder auch nur qaval-dasch („Stein- nahenden Feind gewarnt wurde. Tamburin“). Wird es mit einem Stein angeschlagen, Im Regionalmuseum der Stadt Aghstafa wird eine erzeugt es Töne, die dem Klang von Metall ähneln, und Pfeife aufbewahrt, Burbug genannt. Sie hat die Form eines 46 www.irs-az.com № 2 (7) SOMMER 2014 Kjamancha nach unten gerichteten Miniatur-Topfes und stammt den ein Leder gespannt wurde. Das dritte Instrument, aus dem 4. Jahrhundert aus der Ortschaft Kümbäz. genannt Singe, ist eine gewölbte Bronzescheibe, die in Solche Burbug-Pfeifen, in den Formen unterschiedlicher der Mitte der Hand gehalten wird und ein festes Seil hat. Vögel, wurden auch in den aserbaidschanischen Auf dem silbernen Geschirr der Sassaniden-Ära aus Bezirken Gäbälä, Ismayilli und Quba (aus der Bronzezeit) den 3.-7. Jahrhunderten sind Tänzerinnen eingraviert, und in Baku neben der Burg-Wand Itschäri-Schähär (aus von denen eine ein Tuch hält und eine andere die dem 12.-13. Jahrhundert) gefunden. sogenannten Shah-Shah (Kastagnetten). Heute befi ndet Auf einem mehr als zweitausend Jahre alten sich dieses Geschirr in der Eremitage in St. Petersburg. Silberring aus Qaratäpä, Bezirk Utschar, ist ein Mann Im Heldenepos „Kitabi-Qorqud“, dessen Handlung eingraviert, der ein Blasinstrument namens Tutek spielt. Naghara Im Bezirk Gäbälä wurden eine Kupferglocke und ein Kugelstern Gumro (Rassel) aus Ton gefunden, der drei runde Steinchen in seinem Innern aufweist. In der Nähe der Stadt Mingätschevir, im Bezirk Gädäbäy, und im Dorf Dolanlar im Bezirk Chodschhavänd fand man Bronzeanhänger mit Rassel-Glocken (zinqirov). Sie stammen aus der Zeit zwischen dem Ende des 2. und Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr.. Aus der Region Yedditäpä Fizuli, aus zwei Steingräbern aus dem 5. Jahrhundert, stammen die Sindzhi. Sie bestehen aus einem Paar runder Kupferplatten. Aus dem Bezirk Masalli stammen zudem alte Schlaginstrumente, die heute im Museum des Dorfes Hischkädärä aufbewahrt werden. Eines der Instrumente trägt den Namen Tabil. Es ist ein ausgehöhlter Eichenbaumstumpf mit einem Loch an der Seite. Mit Schlägen auf den ganzen oberen Rand des Stumpfs lassen sich wunderbar klingende Töne erzeugen. Das andere Instrument, Def, besteht aus einem birnenförmigen Holzkörper, über www.irs-az.com 47 Kunst Tütäk (Blasinstrumenten) sowie Naghara, Davul und Kuss (Membraninstrumenten). Wertvolle Quellen für das Erlernen der mittelal- terlichen aserbaidschanischen Musikinstrumente sind Werke der Dichter Gätran Täbrizi (1010-1080), Chaqani Schirvani (1120 - 1199), Nizami Gäntschävi (1141-1209), Assar Täbrizi (1325-1390), Ghazi Burhaneddin (1344-1398), Imadäddin Näsimi (1369-1417), Haghighi Jahan (1405-1467), Schah Ismail Chatai (1486-1524) und Mähämmäd Fizuli (1498-1552). Darin werden die Musikinstrumente mit ihren Namen vorgestellt und ihre einzelnen Teile und das Verarbeitungsmaterial beschrieben. Außerdem enthalten sie auch Anleitungen zum Spielen dieser Instrumente. Das Manuskript „Kitab al-Adwar“ („Das Buch der Kreise“, 1333-1334, aus der Bodleian-Bibliothek, Oxford) des aserbaidschanischen Musikwissenschaftlers Safi addin Urmavi (1217-1294) zeigt das Instrument Uda mit seinen fünf Doppelsaiten und sieben kurzen Griff brettern. Diese Schrift enthält auch eine Grafi k von Changa mit seinen 34 Saiten. In einer weiteren Abhandlung Urmavis, „Risaleji-Scharafi ja“ („Das Buch des Adels“), wird Uda den besten Instrumenten zugeordnet. Zu den Urmawi-Instrumenten gehören Gopuz das trapezförmige Kanun und das rechteckige Nuzhat im 6. und 7. Jahrhundert spielt, sind die Namen einer Zeitgenossen behaupteten, er habe zwei weitere Reihe von Musikinstrumenten zu lesen: So ist darin die Instrumente konstruiert Nuzha (an-Nuzhat) und Rede von Gopuz (einem Saiteninstrument), Zurna, Boru, Muganni (Mugni). Kanon 48 www.irs-az.com № 2 (7) SOMMER 2014 Die Art und Weise der musikalischen Begleitung, besuchte von 1623 bis 1624 Aserbaidschan. Weitere das Erzeugen und die Regulierung von Klang Aufzeichnungen zu diesem Thema gibt es von dem sowie auch Techniken der Ausführung wurden deutschen Wissenschaftler und Entdecker Adam Olearij vom aserbaidschanischen Musikwissenschaftler, (1603-1671), der türkischen Reisenden Evlija Chelebi Komponisten, Dichter, Sänger und Musiker Äbdülqädir (1611-1679), dem niederländischen Touristen Jan Maraghi (1353-1435) untersucht, In seinen Traktaten Ströiss (1630-1694) und dem deutschen Naturforscher, „Magasid-al-alhan“ („Termin von Melodien“) und Arzt und Wanderer, Engelbert Kämpfer (1651-1716). „Favaid-und-Aschara“ („Zehn Vorteile“) widmet er rund Auf den Seiten dieser Manuskripte, die von den vierzig verschiedenen Musikinstrumenten ein Kapitel. Künstlern der Täbriz-Schule unter der Leitung von Maraghi beschreibt darin auch die von ihm selbst Sultan Mähämmäd (1470-1555) illustriert wurden, erfundenen Musikinstrumente: Chini sazy kasat, das aus fi ndet sich eine große Vielfalt von Miniaturbildern, in 76 Porzellanschalen verschiedener Größen bestand, die denen Szenen des Musiklebens dargestellt sind. Mithilfe in drei Reihen angeordnet wurden und in eine Richtung dieser Bilder können Rückschlüsse gezogen werden hin immer kleiner wurden. Die Schüsseln wurden mit auf das Musikinstrument als solches, seine einzelnen Wasser gefüllt, die auf diese Weise beim Anschlagen charakteristischen Merkmale, die Art der Darstellung verschiedene Töne unterschiedlicher Höhe erzeugten. sowie die Zusammensetzung des Ensembles. Zudem konstruierte Maraghi das Sazy Alvah, eine Art Auf der Grundlage der oben genannten Quellen Xylophon, das aus 46 Kupferplatten bestand, die in werden im Folgenden die Musikinstrumente des 3 Reihen angeordnet waren. Auch das Instrument mittelalterlichen Aserbaidschans näher betrachtet. Kanuni-Murassei Mudavvar stammt von ihm. Es wurde Saiteninstrumente. Obwohl in der Presse zwar in den Schriften früherer Musikwissenschaftler die Erfi ndung des Instrumentes Tar üblicherweise erwähnt, doch ab dem XIV. Jahrhundert geriet es in einem herausragenden Musikwissenschaftler, dem Vergessenheit. Für die Wiederbelebung dieses alten Instrumentes verwendete Maraghi einen ausgehöhlten Def Baumstamm. Auf der off enen Seite zog er 36 Saiten auf. Durch die Bewegung des Gehäuses mithilfe von zwei überspannten und am Instrument befestigten Seilen erreichte der Handhebel die Saiten und erzeugt damit Klänge. In der Abhandlung Abdulmomina „Behdzhatul-ruh“ („Die Schönheit des Geistes“) werden die Formen und Klänge der Instrumente Arganuna, Barbata, Kanuna, Kamanchi, Tanbura, Changa, Chagane dargestellte. Das „Handbuch der orientalischen Musik“ (18. Jahrhundert) beschreibt außerdem die Instrumente Kanun, Chang, Argan, Kamancha, Tanbur sowie Nej und seine Varianten (Batdal, Dawud, Schah-Mansur, Kichik-Mansur, Bolaahenk, Usta-Hasan, Hafti-Bend, Sjupjurde). Im Traktat „Adwar“ („Kreise“) aus dem 18. Jahrhundert, das aus der Feder eines anonymen aserbaidschanischen Autors stammt, werden Uda, Chjanga und Naja dargestellt. Beschreibungen des musikalischen Lebens der Stadtbewohner lassen sich in den Notizen eines russischen Kaufmanns namens F. A. Kotov fi nden. Er www.irs-az.com 49 Kunst Philosophen und Wissenschaftler Abu Nasr Farabi Rubaba wurde mit Leder und die obere Hälfte mit (865-959) aus Turkestan zugeschrieben wird, ist dieses Holzleisten geschlossen. Die Saiteninstrumente Dutar Instrument nur in Aserbaidschan und Iran weitverbreitet. und Tanbur und deren Varianten Setar, Chartar, Pjandzhta Man nimmt an, dass Tar in den Zeiten der Kadscharen- und Scheschtar hatten einen kleinen, birnenförmigen Dynastie in Iran des 17. und 18. Jahrhunderts im Zuge Korpus und einen langen Hals mit Bünden, an deren der Entwicklung von anderen iranischen Instrumenten, Spitze ein Haken fi xiert wurde. Saz und Dongar wie z.B. der Setara, gefertigt wurde. Eine andere These besaßen im Vergleich zu Tanbur ein längeres Gehäuse. besagt, dass das Instrument nach der Migration am Der Unterkörper von Ruda war abgerundet, mit einer Ende des18. Jahrhunderts aus