Protest in der Provinz

Das „wilde“ Jahrzehnt 1967–76 und sein Gesicht in Waiblingen Veranstaltungsreihe der Stadt Waiblingen Oktober 08 – Februar 09 www.waiblingen.de

Mit freundlicher Unterstützung von 1967Protest in der Provinz 1976 Protest in der Provinz Das „wilde“ Jahrzehnt 1967–76 und sein Gesicht in Waiblingen

Es ist vierzig Jahre her, dass in der Gesellschaft der Bundesrepublik – wie in der zahlreicher anderer Länder, etwa der USA oder Frankreichs – eine heftige und nachhaltige Protest- und Reformbewegung zuta- ge trat. Ihr Charakter war umfassend, es veränderten sich von der Arbeit bis zur Liebesbeziehung alle Lebensbereiche, sowohl in den Metropolen als auch in den Kleinstädten und Dörfern. Dieser oft romanti- sierend als „Mai ’68“ bezeichnete Aufbruchprozess mit seinen Früchten „politische Freiheiten“ und „soziale Errungenschaften“ ist in der Zwischenzeit teilweise zurückgenommen worden. Die Aufbruch- seligkeit ist längst harter politischer Praxis und der Sprache gewinnbasierter Ökonomie gewichen. Dafür können heute, vierzig Jahre später, die Konturen dieser Bewegung deutlicher nachgezeichnet werden – und leichter verwischt werden. Auch Waiblingen war „wild“, ein bisschen. Am Staufer- Gymnasium und später am Salier rumorte es, der CVJM und die katholische Jugend erlebten eine Poli- tisierung, es gab neue politische Gruppen, eine von Pfarrer Früh geförderte sehr verbreitete Kriegsdienst- verweigerung, eine Waiblinger Kinderladenbewegung, eine Jugendzentrumsbewegung – und nicht zuletzt eine rege neue Jugendmusikkultur mit zahlreichen Bands und Konzerten. Überall mischte die Protest- generation mit (ihre Widersacher ohnehin) – in den Vereinen, bei der Altstadtsanierung, in den Betrieben, selbst in der Verwaltung und im Gemeinderat. Beides, eine Vergegenwärtigung der allgemeinen Bewegung des „wilden Jahrzehnts“ und eine Scharf- stellung des spezifischen Waiblinger Aufbruchs wollen Waiblinger Kultureinrichtungen (Fachbereich Kultur und Sport; Abteilung Kultur; Abteilung Stadt- geschichte, Museum und Archiv; Kulturhaus Schwa- nen; Stadtbücherei; VHS Unteres Remstal e. V.) in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Hess und dem Zeitungsverlag Waiblingen in einer von Oktober 08 bis Februar 09 laufenden Veranstaltungsreihe angehen.

Die Veranstalter Die Waiblinger Kultureinrichtungen präsentieren sich mit einem gemeinsamen Projekt ganz im Zeichen der 68er-Bewegung, die vor 40 Jahren unser Land auf- rüttelte. Tausende Studenten gingen auf die Straße und protestierten gegen starre Struk- turen, den Vietnamkrieg, die rigide Sexualmoral und die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus. Für die einen markieren die Proteste den Abschied von der Erstarrtheit der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft und den Übergang in eine moderne Gesellschaft, für die anderen ist die 68er-Bewegung verantwortlich für Werteverlust, Kindermangel und Bildungsnotstand. In jedem Fall veränderte „1968“ Gesellschaft, Politik und Kultur nachhaltig und wirkt bis heute nach. Wie erlebten zentrale Figuren der 68er-Bewegung wie Rainer Langhans die Ereignisse jener Jahre? Wie drückte sich der Protest jenseits der Metropolen in Waiblingen und der Region aus? Welche Schlüsse lassen sich heute aus historischer Sicht ziehen und wie ist dieses Jahr zu bewerten? Diesen Fragen geht die Veranstaltungsreihe „Protest in der Provinz. Das „wilde“ Jahrzehnt 1967 -1976 und sein Gesicht in Waiblingen“ nach. War Waiblingen damals wirklich Provinz? Oder wurde es von den ver- meintlichen Dauerprotestlern so empfunden, weil die Kategorisierung ins Klischee passte? Städtische und freie Kultureinrichtungen haben dazu ein vielfältiges Programm mit Lesungen, Diskussionen, Ausstellun- gen und Live-Musik zusammengestellt. Hochkarätige Gäste lassen noch einmal diese aufregende Zeit Re- vue passieren. Die Veranstaltungsreihe wird präsen- tiert und begleitet vom Zeitungsverlag Waiblingen. Ich danke allen Beteiligten ganz herzlich für ihr Enga- gement und die Zusammenarbeit und wünsche der Veranstaltungsreihe viel Erfolg und allen Besuche- rinnen und Besuchern interessante, spannende und unterhaltsame Veranstaltungen.

Andreas Hesky Oberbürgermeister 1967Protest in der Provinz 1976 MIttwoch 15.10.08 1

Die Zwillinge oder Vom Versuch Geist und Geld zu küssen

Gisela Getty und Jutta Winkelmann im Gespräch mit Gisela Benkert, WKZ

Jung, wild, unwiderstehlich: Gisela Getty und Jutta Winkelmann waren die „Sirenen“ der 68er-Revolte. Aufgewachsen in zogen sie los nach Berlin und waren schnell mittendrin: , Studen- tenrevolte, KPD, , Drogen, sexuelle Befrei- ung. Inzwischen ruhen sich die Zwillinge aus in der Lebensgemeinschaft mit dem Senior-Kommunarden Rainer Langhans in München. Dort haben sie zusam- men mit Jamal Tuschick ihre Biografie geschrieben „Die Zwillinge oder Vom Versuch Geist und Geld zu küssen“, ein teuflischer Cocktail aus Drogendelirium, Gangsterwahnsinn und Sex in Künstlerkojen. Moderatorin Gisela Benkert, derselbe Jahrgang – 1949 – wie Gisela Getty und Jutta Winkelmann: „Man kann die 68er politisch und soziologisch aufarbeiten oder sich einfach auf einen Trip begeben mit den Lifestyle-Ikonen jener Zeit.“ Der Lebensstil jener Zeit drückte sich auch in der Mode aus. Ein paar Überraschungen dazu bietet die Waiblinger Designerin Tajana Gali zum Sehen, Fühlen und Anfassen …

• Mittwoch, 15.10.2008 • 20.00 Uhr • Schlosskeller • Ab 19.00 Uhr sorgt das Restaurant Bachofer aus Waiblingen für das 68er Catering • Eintritt: 8,- € /ermäßigt 4,- €

1967Protest in der Provinz MIttwoch 15.10.08 MIttwoch 15.10.08 1976 2

1968! Und die Folgen?

Ein zeitgeschichtlich-künstlerisches Projekt mit dem Konzeptkünstler Branko Šmon

Ausgehend von zeitgenössischem Bild-, Text- und sonstigem Material soll an sechs Abenden die künst- lerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen 1968 zu Ergebnissen führen, die dann im Januar 2009 im Foyer der VHS in Waiblingen in einer Aus- stellung präsentiert werden können. Der erste Kursabend ist als Vorbesprechung gedacht, nach den Herbstferien geht es dann um die konkrete Umsetzung.

• Mittwochs, ab 15.10.2008 • 18.00- 20.15 Uhr • Kulturhaus Schwanen, Raum IV • sechs Kursabende • Gebühr: 40,- € • Anmeldung bei der VHS Unteres Remstal e. V. 1967Protest in der Provinz 1976 Mittwoch 12.11.08 3 Lesung Sex and Drugs and Rock'n'Roll – auch in der Belletristik?

Klaus-Peter Preußger ist den Waiblingern be- kannt durch die Kooperationsveranstaltungen mit dem Kommunalen Kino, in denen literari- sche Vorlagen und deren filmische Umsetzung dargestellt werden. Zum Auftakt der Medien- präsentation führt er durch die Belletristik, die sich mit dem Jahr 1968 beschäftigt. Er liest aus Uwe Timms „Heißer Sommer” und „Keiner weiß mehr” von Rolf Dieter Brinkmann sowie aus Bernward Vespers „Die Reise” und „Ein Hai in der Suppe oder das Glück des Philipp Ronge” von Roland Lang.

Lesung und Eröffnung der Medienpräsentation • Mittwoch, 12.11.08 • 20.00 Uhr • Stadtbücherei Kostenlose Eintrittskarten gibt es ab 14.10.2008 in der Stadtbücherei. 1967Protest in der Provinz Mittwoch 12.11.08 1976

Medienpräsentation Zwischen Heintje, Hair und Ho Chi Minh – Die Medienlandschaft in den wilden Jahren um 1968

Die Präsentation zeigt die Vielfalt der Medien, die zu diesem Thema neu oder bereits in den „wilden Jahren“ erschienen sind: Bücher, Zeit- schriften, Comics, CDs und Filme – von Uwe Timm und den Zwillingen Getty/Winkelmann über Uschi Obermaier bis hin zu Jimi Hendrix und Bob Dylan. Ergänzt wird die Medienpräsentation durch typi- sche Elemente und alltägliche Gegenstände, die symbolisch die Zeit um 1968 widerspiegeln.

Die Medienpräsentation ist ab dem 12.11.2008 bis einschließlich 17.02.2009 in der Stadtbücherei während der Öffnungszeiten zu sehen. 1967Protest in der Provinz 1976 Dienstag 18.11.08

Aufbruch zu neuen Ufern? Die Schüler-, Lehrlings- und Jugendzentrumsbewegung in 4 Waiblingens „wildem“ Jahrzehnt

Podiumsdiskussion mit Ernst Kuttruf, Reinhard Gebhardt und Werner Schüle. Moderation: Ebbe Kögel

In der gegenwärtigen Berichterstattung in den Me- dien zu „40 Jahre 1968“ wird überwiegend auf die damaligen Ereignisse in den Großstädten Berlin oder Paris abgehoben. Dabei wird völlig übersehen, dass in den Kleinstädten und Dörfern der westdeutschen Provinz eine breite Protestbewegung existierte, die Tausende von Aktiven hatte und die sowohl Lehrlinge wie auch SchülerInnen und StudentInnen erfasste. In Waiblingen vollzog sich das Engagement zuerst noch im Rahmen von Institutionen, wie der evange- lischen Kirche und der Gewerkschaft, später dann in eigenen organisatorischen Gebilden, wie dem Arbeiterjugendverein oder der Jugendzentrumsin- itiative. Die Aktiven von damals kämpften für eine Demokratisierung der Arbeitswelt und der Schulen, protestierten gegen den Krieg in Vietnam, gegen die Altstadtsanierung, verweigerten massenhaft den Kriegsdienst und suchten nach alternativen Lebens- formen und Gesellschaftsmodellen. Bei einer Podiumsdiskussion mit Aktiven aus der damaligen Zeit soll an diese Jugendbewegungen erin- nert werden, die das Leben in Waiblingen wesentlich beeinflussten und auch veränderten. Dienstag 18.11.08

Auf dem Podium

Ernst Kuttruf Jahrgang 1948, aufgewachsen in der Beinsteiner Straße. Lehre bei Bosch als Chemielaborant. Aktiv in CVJM, Evangelischer Kreis Junger Menschen und Kommunistischer Bund Westdeutschland (KBW). Reinhard Gebhardt Jahrgang 1948, aufgewachsen in der Badstraße in Beinstein. Abitur am Staufer-Gymnasium, Mitarbeit bei der sozialistischen Schülerzeitung „Rotkehlchen“. Werner Schüle Jahrgang 1948, aufgewachsen in Strümpfelbach. Mittelschule in Waiblingen. Verwaltungsausbildung. Aktiver der Waiblinger Jugendzentrumsinitiative 1971 - 1973. Moderation: Ebbe Kögel Jahrgang 1953, aufgewachsen in Stetten, der Vater stammt aus der Hadergasse in Waiblingen. Aktiv im ersten selbstverwalteten Jugendzentrum der Bundes- republik in Stetten.

• Dienstag, 18.11.2008 • 20.00 Uhr • Kulturhaus Schwanen • Eintritt: 3,- € 1967Protest in der Provinz 1976 Freitag 21.11.08 5 Ich bin’s - die ersten 68 Jahre

Rainer Langhans im Gespräch mit Peter Schwarz, WKZ

Er ist der Mitbegründer der Kommune 1 und der Ex von Uschi Obermaier: das Leben des Alt-68ers Rainer Langhans eröffnet ein faszinie- rendes privates und gesellschaftliches Panorama – von der sexuellen Revolution über spirituelle Selbsterfahrung bis zur Frage, wie ein von Konventionen befreites Leben im Alter aussehen kann. Rainer Langhans ist ein Grenzgänger zwi- schen gesellschaftlichem Aufbruch und privatem Rückzug, radikaler Selbsterforschung und medi- alen Klischees. Mit den Rolling Stones wollte er einen Popkonzern gründen, zu seiner „Familie“ zählte Rudi Dutschke ebenso wie Andreas Baader und Rainer Werner Fassbinder. In seinem Buch „Ich bin’s – die ersten 68 Jahre“ erzählt der 1940 Geborene erstmals seine Lebens- geschichte: ungeschliffen und widersprüchlich, provozierend und intim. Wer noch abtanzen möchte zu den Hits der 60er und 70er Jahre bleibt im Schlosskeller zur Disco mit DJ Andy.

• Freitag, 21.11.2008 • 20.00 Uhr • Schlosskeller • Ab 19.00 Uhr sorgt das Restaurant Bachofer aus Waiblingen für das 68er Catering • Eintritt: 8,- € / ermäßigt 4,- € 1967Protest in der Provinz Freitag 21.11.08 Donnerstag 27.11.081976

1967 – 1973: Vom CVJM zum KBW

Neue Formen der Auseinander- 6 setzung mit Politik, Gesellschaft, Kultur und christlichem Glauben

Podiumsdiskussion mit Christa Jooß, Klaus Riedel, Werner Schüle und Ernst Kuttruf. Einführung und Moderation: Oliver Häuser

Nicht allein beim Protest auf der Straße, wie allent- halben mit dem Jahr 1968 assoziiert, sondern auch in Vereinen, Clubs oder politischen Gruppierungen herrschte seit Mitte der 60er Jahre ein Klima des Aufbegehrens und der Diskussion. Kritik am Alten und der Wille zu Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Kultur waren prägende Zeit- zeichen. So auch in Waiblingen, wo sich vor mehr als 40 Jahren ein kleiner Teil der Waiblinger Jugend aufmachte, aktiv und kritisch vorhandene verkrustete Strukturen unter die Lupe zu nehmen und sie aufzu- brechen. Wie sehr Biedermeier herrschte, wie sehr die enge Schlinge des protestantischen Pietismus anfangs die jungen Menschen noch festhielt, war- um eine kritische Kirche notwendig war, wer für das Schaffen einer alternativen Kultur- und Kunstszene und eines neuen Jugendbewusstseins in Waiblingen verantwortlich war – dies gilt es an diesem Abend herauszufinden. Aktivisten aus dieser Zeit be- richten über ihre Erfahrungen von damals. Begleiten Sie uns auf eine sehr persönliche Spuren- suche in eine Epoche, die impulsgebend war für Vieles, was heute noch das soziokul- turelle Leben in Waiblingen prägt. Was wurde aus den Aktivis- ten von damals? Wie hat das Jahr 1968 ihr Leben geprägt? Welche Ideale und Ziele ver- folgten die Protagonisten zu jener Zeit und was ist heute daraus geworden? Verstan- den sich auch die Waiblinger Akteure im Rückblick als Teil der 68er-Generation, so wie Dutschke, Langhans und Co.? 1967Protest in der Provinz 1976

Auf dem Podium Christa Jooß Jahrgang 1950, während der Lehrzeit von 1967-69 regelmäßige Mitwirkung beim Evangelischen Kreis Junger Menschen. Klaus Riedel Jahrgang 1946, Studium in Tübingen, einer der weni- gen Studenten im Evangelischen Kreis Junger Men- schen. Engagierte sich u.a. für ein Jugendzentrum in Waiblingen. Anfang der 70er Jahre Mitglied bei den Jusos, später – und bis heute – in der SPD. Werner Schüle Jahrgang 1948, Mitwirkung im Evangelischen Kreis Junger Menschen, nach der Ausbildung Studium der Sozialarbeit, danach 16 Jahre tätig als Sozialarbeiter. Ernst Kuttruf Jahrgang 1948, aufgewachsen in der Beinsteiner Straße. Lehre bei Bosch als Chemielaborant. Aktiv in CVJM, Evangelischer Kreis Junger Menschen und Kommunistischer Bund Westdeutschland (KBW).

• Donnerstag, 27.11.2008 • 20.00 Uhr • Kameralamtskeller • Eintritt: 3,- € 1967Protest in der Provinz DIenstag 20.01.09 1976

Die Waiblinger Bandszene 1967-76 Vernissage, Vortrag, Lesung. Danach: 7 68er-Musik von Plattenaufleger Werner Wie rege war die Jugendkultur mit ihren Bands, Konzerten, Plattenaufnahmen etc. in Waiblin- gen und Umgebung im Vergleich zu anderen Orten im Kreis und drum herum? Was war spezifisch an der hiesigen Szene? Und überhaupt: Was ging? Welche Rolle hat die neue Musik damals für die neue Jugend- kultur in Waiblingen gespielt? Eröffnung der Ausstellung Die ausgestellten Plakate, Fotos, Zeitungsberichte etc. sind Zeitdokumente der hiesigen Jugendbewegung und ihrer musikalischen Aktivität in den 60er und frühen 70er Jahren. Dokumente, die die Musikkultur des von Rock und Pop erfassten Teils der Jugend in Waiblingen und Umgebung widerspiegeln. Dauer der Ausstellung: 20.1.2009 - 20.2.2009. Geöffnet Mo - Fr 8.30 - 15 Uhr und 18 - 22 Uhr, Sa 18 - 22 Uhr. Sonn- und Feiertag geschlossen. Vortrag Eberhard Kögel lässt die Bandgeschichte Waiblingens aus historischer und musiksoziologischer Sicht Revue passieren. Das Untere Remstal und vor allem Waib- lingen waren eine Hochburg der Beatgruppen der 60er und 70er Jahre und typisch für die musikalische Entwicklung in vielen Provinzstädten der BRD. Lesung Bernd Kleiner, Waiblingen, liest aus seinen (Über) Lebenserinnerungen: „Ein kleines Musikerbuch. Musik im Wandel der Frisuren: vom Adlersaal bis zur alten Turn- und Festhalle, von den Anfängen über die Dandies und Relax bis zu Rosa Fussel.“ Da Kleiner seit 1964 in zahlreichen Bands im Raum Waiblingen spielte, ist er ein hervorragender Zeitzeuge der Szene.

• Dienstag, 20.01.2009 • 20.00 Uhr • Kulturhaus Schwanen • Eintritt frei 1967Protest in der Provinz 1976 Freitag 23.01.09 8

Achtundsechzig – eine Bilanz

Lesung: Wolfgang Kraushaar Moderation: Peter Schwarz, WKZ

1968 – das Jahr, an dem sich bis heute die Geister scheiden. Für die einen bedeutet es Aufbruch, Revol- te und Emanzipation, für die anderen Flirt mit dem totalitären Kommunismus, Werteverfall und Geburts- stunde des RAF-Terrors. Was wollten die 68er, was haben sie erreicht? Welche historische Bedeutung kommt ihnen zu? 40 Jahre danach zieht der Historiker Wolfgang Kraus- haar, einer der besten Kenner der 68er-Bewegung, ihrer Ziele und Unzulänglichkeiten, kritisch Bilanz. Kraushaar, geboren 1948, ist seit vielen Jahren Mitar- beiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Er hat sich als scharfer Analytiker der 68er-Mythen einen Namen gemacht und stellt alles auf den Prüf- stand: Internationalismus, antiautoritäre Erziehung, sexuelle Befreiung. Dabei kommt er zu verblüffenden Erkenntnissen.

• Freitag, 23.01.2009 • 20.00 Uhr • Kameralamtskeller • Eintritt: 6,- € / ermäßigt 3,- € 1967Protest in der Provinz Freitag 23.01.09 Freitag 06.02.09 1976 9

Altstadtsanierung und Jugendbewegung in Waiblingen Präsentation und Podiumsdiskussion „So nicht!“ hieß der Slogan einer jungen Gruppe, die sich Anfang der 70er Jahre in die anstehende Altstadtsanierung Waiblingens einmischte, die heute als Erfolgsgeschichte gilt. Dazu beigetragen haben drei maßgebliche Faktoren: Zum Einen setzte Mitte der 60er Jahre in der Bun- desrepublik ein Paradigmenwechsel ein, der im Erhalt historischer Stadtbilder eine kulturelle und gesellschaftliche Zukunftsaufgabe ersten Ranges sah und der das Ende innerstädtischer „Kahlschlagsanie- rungen“ einläutete. In Waiblingen gab es zudem intensive Auseinander- setzungen zwischen Stadtverwaltung, sanierungs- betroffenen Geschäftsleuten und Bewohnern sowie verschiedenen Bürgerinitiativen, in denen sich auch sanierungskritische Jugendliche vehement zu Wort meldeten. Diese Auseinandersetzung führte zu der Entscheidung, in Waiblingen auf die so genannte „Altstadttangente“ zu verzichten, die eine vierspurige Verkehrs-Trasse teilweise durch die Altstadt und über dafür abgebro- chene Stadtmauerteile geschlagen hätte. Im Anschluss an eine Präsentation von Stadthisto- riker Hans Schultheiß blicken als damalige Akteure Klaus Denk, Peter Gutheinz, Karl Hussinger und Klaus Riedel auf diese Zeit zurück.

• Freitag, 06.02.2009 • 20.00 Uhr • Kameralamtskeller • Eintritt: 3,- € 1967Protest in der Provinz 1976 Samstag 14.02.09 10

Konzert mit der “WN68-Revival-Band“

„The times they are a’changing“ sang Bob Dylan 1964. Es war gerade auch die neue Beatmusik, die Ausdruck und Vehikel einer radikalen Veränderung nicht nur der Musik, sondern der Gesellschaft insge- samt war. Mit Musik geht alles besser…. Ohne die neue Musik war die sexuelle Revolution, die politi- sche Revolution, der ganze Aufbruch zu neuen Ufern eines anderen, selbstbestimmten Lebens schlichtweg nicht denkbar. In den 60ern und frühen 70ern war für das Remstal Waiblingen die Hochburg der neuen Musikkultur. „The Rollics“, „The Redlights“, die „Dandies“, „Re- lax“ und gut eine Handvoll weiterer Bands hatten ihren Sitz in der Stauferstadt. Manche der damaligen Beatmusiker sind gestorben, andere unauffindbar – manche aber wohnen noch in der Gegend und sind aktiv: Die „WN68-Revival- Band“ ist eine bunte Kreuzung aus allen damaligen Bands und spielt Lieder und Stücke von damals. Das wird für unsere heutigen Ohren einerseits befremd- lich klingen, andererseits aber sicher auch vertraut…. Danach gibt’s was vom Plattenteller zum Tanzen: Plattenaufleger Werner gibt was aus seiner 68er- Sammlung zum Besten.

• Samstag, 14.02.2009 • 20.00 Uhr • Kulturhaus Schwanen • Eintritt: 6,- € / ermäßigt 3,- € 1967Protest in der Provinz Samstag 14.02.09 1976 1967Protest in der Provinz 1976 Dienstag 17.02.09 11 Götz Aly Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück

Lesung / Vortrag

Die 68er waren ihren Vätern näher, als es ihnen heute lieb sein kann. Utopismus, Revolutionsseligkeit, die individuelle Veränderungs- und Aufstiegswut, die Lust an der tabula rasa – all dies waren Triebkräfte der 68er, die zugleich, wie Götz Aly in seinem neuen Buch zeigt, ihre An­knüpfungspunkte in den Aktivitä- ten und in der Weltanschauung der 33er-Generation fanden. Götz Aly sieht daher die 68er-Be­wegung als Spätausläufer des Totalitarismus. So gerät Alys Rückblick zu einem irritierten – weit entfernt von nachträglicher Beschönigung. Für das Buch sichtete er noch nie benutzte Akten des Bundeskanzleramts,­ des Innenministeriums und des Verfassungsschutzes. Götz Aly wurde 1947 in Heidelberg geboren, besuchte die Deutsche Journa­listenschule und studierte 1969 bis 1971 Politische Wissenschaft und Geschichte in Berlin. Dort gab er später die Zeitung „Hochschul­ kampf“ heraus und wurde anschließend für zwei Jahre Mitglied der „Roten Hilfe Westberlin“. Als Journalist arbeitete er bei der taz (in deren Anfangs- jahren) und bei der Ber­liner Zeitung. Er lehrte u.a. am Fritz Bauer Institut der Johann Wolfgang Goethe- Universität a.M. und lebt heute als freier Autor und Forscher in Berlin. Aly publiziert seit 25 Jahren, insbesondere zum Na- tionalsozialismus. Großes Aufsehen erregte er u.a. mit den Büchern „›Endlösung‹. Völkerverschiebung­ und der Mord an den europäischen Juden“, „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozia- lismus“ und „Fromms. Wie der jüdische Kondomfab- rikant Julius F. unter die deut­schen Räuber fiel“ (zus. mit Michael Sontheimer). Götz Aly gilt als einer der elegantesten und inhaltlich fundiertesten Schreiber unter den deut­schen Historikern und ist wegen sei- ner Unabhängigkeit von Netzwerken und Denkschu- len geschätzt und gefürchtet.

• Dienstag, 17.02.2009 • 20.00 Uhr • Kulturhaus Schwanen • Eintritt: 6,- € / ermäßigt 3,- € 1967Protest in der Provinz Dienstag 17.02.09 1976

Allgemeines Veranstaltungsorte • Kameralamtskeller, Lange Straße 40 • Kulturhaus Schwanen, Winnender Straße 4 • Schlosskeller, Kurze Straße 33 • Stadtbücherei Waiblingen (ehemalige Karolingerschule), Alter Postplatz 17

Vorverkaufsstellen • Buchhandlung Hess, Im Marktdreieck, Kurze Straße 24, (07151) 1718-115 • Touristinformation Waiblingen (i-Punkt), Lange Straße 45, Telefon (07151) 5001-155

Informationen auch unter www.waiblingen.de

Impressum Veranstalter Stadt Waiblingen, Fachbereich Kultur und Sport • Abteilung Kultur • Abteilung Stadtgeschichte, Museum und Archiv • Kulturhaus Schwanen • Stadtbücherei Waiblingen

• VHS Unteres Remstal e. V. • Buchhandlung Hess

• Wissenschaftliche Begleitung: Oliver Häuser M.A.

Bildrechte Gisela Getty / Jutta Winkelmann: Claudio Abate, Klaus Baum, Gisela Getty, Jutta Winkelmann Rainer Langhans: Gisela Getty, privat Wolfgang Kraushaar: privat Götz Aly: Susanne Schleyer

Sonstige Bilder: privat

Grafik-Design: Dorothee Krämer 1967Protest in der Provinz 1976 Übersicht Mittwoch, 15.10.2008 Die Zwillinge oder Vom Versuch Geist und 1 Geld zu küssen Gisela Getty und Jutta Winkelmann im Gespräch mit Gisela Benkert, WKZ Mittwoch, 15.10.2008 1968! Und die Folgen? 2 Ein zeitgeschichtlich-künstlerisches Projekt mit dem Konzeptkünstler Branko Šmon Mittwoch, 12.11.2008 Sex and Drugs and Rock'n'Roll – auch in der 3 Belletristik? Lesung und Eröffnung der Medienpräsentation 12.11.2008 – 17.02.2009 Zwischen Heintje, Hair und Ho Chi Minh – Die Medienlandschaft in den wilden Jahren um 1968 Medienpräsentation Dienstag, 18.11.2008 Aufbruch zu neuen Ufern? 4 Die Schüler-, Lehrling- und Jugendzentrums- bewegung in Waiblingens „wildem“ Jahrzehnt Podiumsdiskussion Freitag, 21.11.2008 Ich bin's – die ersten 68 Jahre 5 Rainer Langhans im Gespräch mit Peter Schwarz, WKZ Donnerstag, 27.11.2008 1967 – 1973: Vom CVJM zum KBW 6 Neue Formen der Auseinandersetzung mit Politik, Gesellschaft, Kultur und christlichem Glauben Podiumsdiskussion Dienstag, 20.01.2009 Die Waiblinger Bandszene 1967 – 1976 7 Vernissage, Vortrag, Lesung 20.01.2009 - 20.2.2009 Die Waiblinger Bandszene 1967 – 1976 Ausstellung Freitag, 23.01.2009 Achtundsechzig – eine Bilanz 8 Lesung von Wolfgang Kraushaar Moderation: Peter Schwarz, WKZ Freitag, 06.02.2009 Altstadtsanierung und Jugendbewegung 9 in Waiblingen Präsentation und Podiumsdiskussion Samstag, 14.02.2009 10 Konzert mit der „WN68-Revival-Band“ Dienstag, 17.02.2009 Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück 11 Lesung / Vortrag mit Götz Aly