Protest in Der Provinz

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Protest in Der Provinz Protest in der Provinz Das „wilde“ Jahrzehnt 1967–76 und sein Gesicht in Waiblingen Veranstaltungsreihe der Stadt Waiblingen Oktober 08 – Februar 09 www.waiblingen.de Mit freundlicher Unterstützung von 1967Protest in der Provinz 1976 Protest in der Provinz Das „wilde“ Jahrzehnt 1967–76 und sein Gesicht in Waiblingen Es ist vierzig Jahre her, dass in der Gesellschaft der Bundesrepublik – wie in der zahlreicher anderer Länder, etwa der USA oder Frankreichs – eine heftige und nachhaltige Protest- und Reformbewegung zuta- ge trat. Ihr Charakter war umfassend, es veränderten sich von der Arbeit bis zur Liebesbeziehung alle Lebensbereiche, sowohl in den Metropolen als auch in den Kleinstädten und Dörfern. Dieser oft romanti- sierend als „Mai ’68“ bezeichnete Aufbruchprozess mit seinen Früchten „politische Freiheiten“ und „soziale Errungenschaften“ ist in der Zwischenzeit teilweise zurückgenommen worden. Die Aufbruch- seligkeit ist längst harter politischer Praxis und der Sprache gewinnbasierter Ökonomie gewichen. Dafür können heute, vierzig Jahre später, die Konturen dieser Bewegung deutlicher nachgezeichnet werden – und leichter verwischt werden. Auch Waiblingen war „wild“, ein bisschen. Am Staufer- Gymnasium und später am Salier rumorte es, der CVJM und die katholische Jugend erlebten eine Poli- tisierung, es gab neue politische Gruppen, eine von Pfarrer Früh geförderte sehr verbreitete Kriegsdienst- verweigerung, eine Waiblinger Kinderladenbewegung, eine Jugendzentrumsbewegung – und nicht zuletzt eine rege neue Jugendmusikkultur mit zahlreichen Bands und Konzerten. Überall mischte die Protest- generation mit (ihre Widersacher ohnehin) – in den Vereinen, bei der Altstadtsanierung, in den Betrieben, selbst in der Verwaltung und im Gemeinderat. Beides, eine Vergegenwärtigung der allgemeinen Bewegung des „wilden Jahrzehnts“ und eine Scharf- stellung des spezifischen Waiblinger Aufbruchs wollen Waiblinger Kultureinrichtungen (Fachbereich Kultur und Sport; Abteilung Kultur; Abteilung Stadt- geschichte, Museum und Archiv; Kulturhaus Schwa- nen; Stadtbücherei; VHS Unteres Remstal e. V.) in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Hess und dem Zeitungsverlag Waiblingen in einer von Oktober 08 bis Februar 09 laufenden Veranstaltungsreihe angehen. Die Veranstalter Die Waiblinger Kultureinrichtungen präsentieren sich mit einem gemeinsamen Projekt ganz im Zeichen der 68er-Bewegung, die vor 40 Jahren unser Land auf- rüttelte. Tausende Studenten gingen auf die Straße und protestierten gegen starre Struk- turen, den Vietnamkrieg, die rigide Sexualmoral und die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus. Für die einen markieren die Proteste den Abschied von der Erstarrtheit der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft und den Übergang in eine moderne Gesellschaft, für die anderen ist die 68er-Bewegung verantwortlich für Werteverlust, Kindermangel und Bildungsnotstand. In jedem Fall veränderte „1968“ Gesellschaft, Politik und Kultur nachhaltig und wirkt bis heute nach. Wie erlebten zentrale Figuren der 68er-Bewegung wie Rainer Langhans die Ereignisse jener Jahre? Wie drückte sich der Protest jenseits der Metropolen in Waiblingen und der Region aus? Welche Schlüsse lassen sich heute aus historischer Sicht ziehen und wie ist dieses Jahr zu bewerten? Diesen Fragen geht die Veranstaltungsreihe „Protest in der Provinz. Das „wilde“ Jahrzehnt 1967 -1976 und sein Gesicht in Waiblingen“ nach. War Waiblingen damals wirklich Provinz? Oder wurde es von den ver- meintlichen Dauerprotestlern so empfunden, weil die Kategorisierung ins Klischee passte? Städtische und freie Kultureinrichtungen haben dazu ein vielfältiges Programm mit Lesungen, Diskussionen, Ausstellun- gen und Live-Musik zusammengestellt. Hochkarätige Gäste lassen noch einmal diese aufregende Zeit Re- vue passieren. Die Veranstaltungsreihe wird präsen- tiert und begleitet vom Zeitungsverlag Waiblingen. Ich danke allen Beteiligten ganz herzlich für ihr Enga- gement und die Zusammenarbeit und wünsche der Veranstaltungsreihe viel Erfolg und allen Besuche- rinnen und Besuchern interessante, spannende und unterhaltsame Veranstaltungen. Andreas Hesky Oberbürgermeister 1967Protest in der Provinz 1976 MIttwoch 15.10.08 1 Die Zwillinge oder Vom Versuch Geist und Geld zu küssen Gisela Getty und Jutta Winkelmann im Gespräch mit Gisela Benkert, WKZ Jung, wild, unwiderstehlich: Gisela Getty und Jutta Winkelmann waren die „Sirenen“ der 68er-Revolte. Aufgewachsen in Kassel zogen sie los nach Berlin und waren schnell mittendrin: Kommune 1, Studen- tenrevolte, KPD, Bob Dylan, Drogen, sexuelle Befrei- ung. Inzwischen ruhen sich die Zwillinge aus in der Lebensgemeinschaft mit dem Senior-Kommunarden Rainer Langhans in München. Dort haben sie zusam- men mit Jamal Tuschick ihre Biografie geschrieben „Die Zwillinge oder Vom Versuch Geist und Geld zu küssen“, ein teuflischer Cocktail aus Drogendelirium, Gangsterwahnsinn und Sex in Künstlerkojen. Moderatorin Gisela Benkert, derselbe Jahrgang – 1949 – wie Gisela Getty und Jutta Winkelmann: „Man kann die 68er politisch und soziologisch aufarbeiten oder sich einfach auf einen Trip begeben mit den Lifestyle-Ikonen jener Zeit.“ Der Lebensstil jener Zeit drückte sich auch in der Mode aus. Ein paar Überraschungen dazu bietet die Waiblinger Designerin Tajana Gali zum Sehen, Fühlen und Anfassen … • Mittwoch, 15.10.2008 • 20.00 Uhr • Schlosskeller • Ab 19.00 Uhr sorgt das Restaurant Bachofer aus Waiblingen für das 68er Catering • Eintritt: 8,- € /ermäßigt 4,- € 1967Protest in der Provinz MIttwoch 15.10.08 MIttwoch 15.10.08 1976 2 1968! Und die Folgen? Ein zeitgeschichtlich-künstlerisches Projekt mit dem Konzeptkünstler Branko Šmon Ausgehend von zeitgenössischem Bild-, Text- und sonstigem Material soll an sechs Abenden die künst- lerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen 1968 zu Ergebnissen führen, die dann im Januar 2009 im Foyer der VHS in Waiblingen in einer Aus- stellung präsentiert werden können. Der erste Kursabend ist als Vorbesprechung gedacht, nach den Herbstferien geht es dann um die konkrete Umsetzung. • Mittwochs, ab 15.10.2008 • 18.00- 20.15 Uhr • Kulturhaus Schwanen, Raum IV • sechs Kursabende • Gebühr: 40,- € • Anmeldung bei der VHS Unteres Remstal e. V. 1967Protest in der Provinz 1976 MIttwoch 12.11.08 3 Lesung Sex and Drugs and Rock'n'Roll – auch in der Belletristik? Klaus-Peter Preußger ist den Waiblingern be- kannt durch die Kooperationsveranstaltungen mit dem Kommunalen Kino, in denen literari- sche Vorlagen und deren filmische Umsetzung dargestellt werden. Zum Auftakt der Medien- präsentation führt er durch die Belletristik, die sich mit dem Jahr 1968 beschäftigt. Er liest aus Uwe Timms „Heißer Sommer” und „Keiner weiß mehr” von Rolf Dieter Brinkmann sowie aus Bernward Vespers „Die Reise” und „Ein Hai in der Suppe oder das Glück des Philipp Ronge” von Roland Lang. Lesung und Eröffnung der Medienpräsentation • Mittwoch, 12.11.08 • 20.00 Uhr • Stadtbücherei Kostenlose Eintrittskarten gibt es ab 14.10.2008 in der Stadtbücherei. 1967Protest in der Provinz MIttwoch 12.11.08 1976 Medienpräsentation Zwischen Heintje, Hair und Ho Chi Minh – Die Medienlandschaft in den wilden Jahren um 1968 Die Präsentation zeigt die Vielfalt der Medien, die zu diesem Thema neu oder bereits in den „wilden Jahren“ erschienen sind: Bücher, Zeit- schriften, Comics, CDs und Filme – von Uwe Timm und den Zwillingen Getty/Winkelmann über Uschi Obermaier bis hin zu Jimi Hendrix und Bob Dylan. Ergänzt wird die Medienpräsentation durch typi- sche Elemente und alltägliche Gegenstände, die symbolisch die Zeit um 1968 widerspiegeln. Die Medienpräsentation ist ab dem 12.11.2008 bis einschließlich 17.02.2009 in der Stadtbücherei während der Öffnungszeiten zu sehen. 1967Protest in der Provinz 1976 DIenstag 18.11.08 Aufbruch zu neuen Ufern? Die Schüler-, Lehrlings- und Jugendzentrumsbewegung in 4 Waiblingens „wildem“ Jahrzehnt Podiumsdiskussion mit Ernst Kuttruf, Reinhard Gebhardt und Werner Schüle. Moderation: Ebbe Kögel In der gegenwärtigen Berichterstattung in den Me- dien zu „40 Jahre 1968“ wird überwiegend auf die damaligen Ereignisse in den Großstädten Berlin oder Paris abgehoben. Dabei wird völlig übersehen, dass in den Kleinstädten und Dörfern der westdeutschen Provinz eine breite Protestbewegung existierte, die Tausende von Aktiven hatte und die sowohl Lehrlinge wie auch SchülerInnen und StudentInnen erfasste. In Waiblingen vollzog sich das Engagement zuerst noch im Rahmen von Institutionen, wie der evange- lischen Kirche und der Gewerkschaft, später dann in eigenen organisatorischen Gebilden, wie dem Arbeiterjugendverein oder der Jugendzentrumsin- itiative. Die Aktiven von damals kämpften für eine Demokratisierung der Arbeitswelt und der Schulen, protestierten gegen den Krieg in Vietnam, gegen die Altstadtsanierung, verweigerten massenhaft den Kriegsdienst und suchten nach alternativen Lebens- formen und Gesellschaftsmodellen. Bei einer Podiumsdiskussion mit Aktiven aus der damaligen Zeit soll an diese Jugendbewegungen erin- nert werden, die das Leben in Waiblingen wesentlich beeinflussten und auch veränderten. DIenstag 18.11.08 Auf dem Podium Ernst Kuttruf Jahrgang 1948, aufgewachsen in der Beinsteiner Straße. Lehre bei Bosch als Chemielaborant. Aktiv in CVJM, Evangelischer Kreis Junger Menschen und Kommunistischer Bund Westdeutschland (KBW). Reinhard Gebhardt Jahrgang 1948, aufgewachsen in der Badstraße in Beinstein. Abitur am Staufer-Gymnasium, Mitarbeit bei der sozialistischen Schülerzeitung „Rotkehlchen“. Werner Schüle Jahrgang 1948, aufgewachsen in Strümpfelbach. Mittelschule in
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