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10 | Unternehmen&Politik | 11 Anlegen statt sparen Retailbanking Raiffeisen, Postfinance und Co. lancieren digitale Anlagelösungen für Kleinkunden. Die Hintergründe zur Offensive in der Vermögensverwaltung.

SVEN MILLISCHER UND MICHAEL HEIM Nicht nur die Genossenschaftsbank Basis von ausgewählten ETF und Fonds drückt ins Anlagegeschäft. Auch die Post­ an. Oder ein «Execution only»-Angebot, einz Huber macht keinen finance mit ihren 2,7 Millionen Kunden also ein Wertschriftendepot, in Partner­ Hehl aus seinen Ambitio­ steht in den Startlöchern. Endlich, denn schaft mit dem Brokerhaus Swissquote. nen in der Vermögens­ das Projekt dafür läuft schon seit Jahren: Für die Postfinance bedeutet die Ver­ verwaltung: «Das Potenzial «Wir haben auf der grünen Wiese ein digi­ mögensverwaltung Neuland: «Wir müs­ ist gross. Wir haben viele tales Anlagegeschäft entwickelt, das wir sen unsere Statuten anpassen. Sie sehen HSparer, aber wenige Anleger», sagt der in der ersten Maihälfte lancieren», sagt bislang gar kein Anlagegeschäft vor», sagt Chef der Raiffeisen-Gruppe. Das Anlage­ Daniel Mewes, Leiter Investment Solu­ Mewes. Anschliessend braucht es eine geschäft sei daher ein Gegenstand der tions. Das «Flagship Product», erklärt ­Bewilligung der Finma. Diese sollte bis im Gruppenstrategie, die mit den Raiffeisen­ ­Mewes, werde eine elektronische Ver­ Frühjahr vorliegen. Doch Mewes dämpft banken diskutiert werde. Auch um die Ab­ mögensverwaltung sein. Diese könne der die Erwartung, obwohl Postfinance-­ hängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft zu Postfinance-Kunde aus seinem E-Banking Privatkunden 60 Milliarden Franken an reduzieren. Im Hypothekargeschäft steht volldigital mandatieren: «Das Onboarding Barmitteln bei der Staatsbank halten. «Wir die mittlerweile deut­ wird im Schnitt keine zehn sehen Wachstum, aber die Rückgänge im lich auf der Bremse (siehe Minuten dauern.» Zinsdifferenzgeschäft werden wir mit dem rechts). Im Gegenzug sollen Ab einem Betrag von 5000 digitalen Anlagegeschäft bis auf weiteres die Anlagen wachsen, auch Franken sollen drei Anlage­ nicht kompensieren können.» dank digitalen Lösungen. 3,5 themen – global, national, «Wir werden ab Sommer Millionen Kunden hat nachhaltig – zur Auswahl ste­ Swissquote senkt Robo-Erwartungen eine digitale Vermögensver­ Raiffeisen. hen, denen jeweils fünf Risi­ Mewes Einschätzung deckt sich mit waltung für unsere 3,5 Millio­ koprofile hinterlegt sind. Die den Erfahrungen von Swissquote-CEO nen Kundinnen und Kunden «Das Potenzial Portfolios basieren auf ETF, Marc Bürki: Die vor einigen Jahren lan­ lancieren», kündigt Huber passiven und aktiven Fonds. cierten Robo-Anlageberatungen hätten an. Das Angebot ab einem ist gross. Wir «Alles Best-in-class-Produk­ die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Einst Mindestbetrag von 5000 ­haben viele te ohne Retrozessionen», be­ versprach sich Swissquote, bis Ende 2020 Franken basiere auf der Sparer, aber tont Mewes, der gleichzeitig 1 Milliarde Franken vollautomatisch ver­ Technologie der Volt-App dem Anlageausschuss der walten zu können. Von diesem Ziel sei von Vontobel. Angelegt wer­ ­wenige Anleger.» Postfinance vorsteht. man weit entfernt. «Wir rechnen derzeit den soll themenbasiert, und Heinz Huber Auch die Staatsbank wird mit etwa 400 Millionen.» Einerseits habe zwar mittels ETF möglichst CEO Raiffeisen Schweiz mit ihrem Digitalangebot die gute Börsenstimmung nicht gerade ge­ Raiffeisen-Chef Heinz Huber: «Anlagegeschäft ist für uns zentral.» kostengünstig. Das Anlage-­ keine vollautomatische Ro­ holfen, Anleger von Robos zu überzeugen. Know-how stellt die Genos­ bo-Lösung lancieren. Viel­ «Mit einem simplen SMI-Zertifikat konnte «Unser Robo war zu kompliziert. Komple­ meisten Banken noch nicht», konstatiert senschaftsbank selber. «Wir haben eigens mehr befindet ein Anlageausschuss über man in den letzten Jahren mehr verdienen xität sollte eine Möglichkeit sein, nicht er. Aber alle arbeiteten daran. ein Investment Office aufgebaut.» Die die Vermögensallokation. Die Vermö­ als mit einem intelligenten Robo, der ver­ eine Grundvoraussetzung.» Man arbeite In der Branche zu reden gab vor allem ­ersten Resultate der Vermögensoffensive gensverwaltung der Postfinance soll zwi­ nünftig investiert und nicht immer volles daher an einem einfacheren Produkt. der Start der Säule-3a-App Viac, an der die zeigen sich bereits: Raiffeisen konnte im schen 0,75 und 0,95 Prozent der Anlage­ Risiko fährt», sagt Bürki. Mit Spannung er­ «Das Investieren sollte so einfach sein wie WIR Bank beteiligt ist. Mit wenigen Klicks Geschäftsjahr 2019 ihre Verwaltungs­ summe kosten. Dazu kommen die Pro­ wartet er die Ergebnisse der Roboter, sollte der Kauf eines Anlagefonds.» Entwick­ können Viac-Kunden ein vollautomati­ mandate vervierfachen, wenngleich auf duktkosten von ETF und Fonds. Wer kein die Börsenstimmung mal kippen. lungspotenzial sieht Marc Bürki vor allem sches Wertschriftendepot einrichten. Vor tiefer Basis. Und auch das Fondsgeschäft Mandatsverhältnis möchte, dem bietet die Gleichzeitig habe Swissquote mit dem im Bereich der digitalen Finanzplanung. zweieinhalb Jahren lanciert, zählt Viac wuchs zweistellig. Postfinance auch eine Anlageberatung auf eigenen Produkt auch Fehler gemacht: «Ehrlich gesagt funktioniert das bei den ­inzwischen 23 700 Kundinnen und Kun­

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} SNB-STATISTIK Raiffeisen bremst Hypowachstum Auch Nourdine Abderrahmane vom Beratungsunternehmen Capco beob- ie Raiffeisengruppe ist im vergan- Hypo 2019: Kantonalbanken achtet, dass viele Banken im Bereich der genen Jahr im Hypothekargeschäft stehen neu an der Spitze dritten Säule nach neuen Lösungen so wenig gewachsen wie seit Jah- D Hypothekarwachstum nach Gruppen ­suchen. «Es gibt grosses Interesse, das ren nicht mehr. Ende 2019 lag das Volu- (in Prozent; nur Hypotheken im Inland) Modell Viac zu kopieren.» Dabei sieht er men der Hypothekarkredite 3,18 Prozent primär ganz traditionelle Gründe für den über dem Vorjahreswert, wie aus der Sta- Alle Banken in der Schweiz Erfolg der Vorsorge-App: Eine Umfrage tistik der Nationalbank hervorgeht (siehe Raiffeisenbanken zeige, dass Viac-Kunden sich vor allem Grafik). Im Vorjahr verbuchte die Gruppe Kantonalbanken 6 Grossbanken wegen der Möglichkeit, in Aktien an­ noch ein Wachstum von 4,35 Prozent. Regionalbanken legen zu können, und wegen der tiefen Erstmals lag das Wachstum unter dem 5 und Sparkassen Gebühren für die Lösung entscheiden. Durchschnitt aller Banken, der 2019 4 Eigentlich sei es naheliegend, dass Ban- 3,23 Prozent betrug. Damit verlor die ken mit eigenem Asset Management sol- ­Bankengruppe sogar leicht Marktanteile. 3 che Digitalkanäle aufbauten, sagt Abder- Der Rückgang erfolgte auf Ansage. Man rahmane. Allerdings stünden bei grossen strebe ein Wachstum «auf Marktniveau» 2 Banken nicht selten interne Interessen- an, sagte Raiffeisen-CEO Heinz Huber vor 1 konflikte im Wege. «Es ist vielleicht kein einem Jahr an der Bilanzpressekonferenz. Zufall, dass kleine Banken derzeit eher Damit beendete er die aggressive Wachs- 0 mit solchen Versuchen auffallen.» tumspolitik seines Vorgängers. –1 Am stärksten gewachsen sind 2019 2015 2016 2017 2018 2019 Banken nicht mehr State of the Art die Kantonalbanken mit einem Plus von QUELLE: SNB Die Banken hätten mittlerweile er- 4,19 Prozent vor den Regionalbanken und kannt, dass ihre Angebote nicht mehr Sparkassen, die mit 3,74 Prozent – und da- State of the Art seien, erklärt Capco-­ mit so stark wie seit Jahren nicht mehr – schrumpften. Wie sich das Wachstum Berater Abderrahmane. «Sie haben gewachsen sind. Unter den Kantonalban- ­verteilt, ist nicht bekannt. Zwar haben UBS Mühe, auch nur halbwegs mit Techno- ken, die bereits ihre Zahlen zum vergange- und CS bereits Zahlen zum vergangenen logieunternehmen wie Apple oder Sam- nen Jahr publiziert haben, fielen vor allem Geschäftsjahr präsentiert. Beide publi­ sung mitzuhalten.» Auch sei erkannt, die (8,0 Prozent) zieren den Wert zum Hypothekargeschäft

GAETAN BALLY/KEYSTONE GAETAN dass eine App ein anderes Management und die seit Jahren aggressiv wachsende, aber erst mit ihrem Geschäftsbericht. erfordere als eine Filiale. Noch weniger kleine Glarner Kantonalbank (7,0 Prozent) Bei den Grossbanken zeichnet die Bi- verbreitet sei indes die Erkenntnis, dass auf. Tiefe Wachstumsraten dagegen sah lanz allerdings nur einen Teil des Hypo- den und verwaltet knapp 400 Millionen setzen. Für die Anlage von jährlich bis zu die Produkte nicht nur digitalisiert, son- man bei den Banken von Graubünden thekargeschäfts ab. Vor allem die UBS ist Franken. Inzwischen hat auch die Zür- 6000 Franken verzichteten die Bank­ dern auch grundsätzlich verändert wer- (2,2 Prozent) oder Aargau (2,0 Prozent). dazu übergegangen, Hypotheken nicht cher Kantonalbank ZKB mit Frankly kunden eher auf ein Beratungsgespräch, den müssten. «Wollen die Bankkunden auf die eigene Bilanz zu nehmen, sondern eine Säule-3a-App lanciert. als wenn es um Beträge im fünf- bis heute immer noch Paketlösungen oder Appetit auf Hypotheken sie Drittinvestoren anzubieten. Bereits Bankenexperte Andreas Dietrich von sechsstelligen Bereich gehe. «3a ist da- gibt es nicht auch Bankkunden, die sich Auch die Grossbanken haben wieder 2016 lancierte sie eine Plattform für die der Hochschule Luzern geht davon aus, her ein No-Brainer, wenn es um digitale die Kreditkarte lieber woanders besor- mehr Appetit auf Hypotheken, wenn auch Vermittlung von Krediten an Rendite­ dass viele Banken die Vorsorge automa- Anlagelösungen geht.» Manch eine Bank gen?» Man sei gespannt, ob sich die auf tieferem Niveau: Gemeinsam sind liegenschaften, im laufenden Jahr soll nun tisieren. Auch weil dort die Hürden tiefer sei derzeit in Gesprächen, um Lösungen Banken auch an solche Grundsatz­ UBS und um 1,58 Prozent eine weitere Plattform für selbst genutztes seien, auf vollautomatische Lösungen zu wie Viac einzulizenzieren. fragen getrauten, sagt der Berater. ­gewachsen, nachdem sie bis 2017 noch Wohneigentum nachfolgen. (hec)

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