Die Landeseigenen Inhalt
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DIE LANDESEIGENEN INHALT 03 DARUM TYPENBAU 06 Begriffe und Bedeutungen 08 Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften – Zwischen Tradition und Zukunft 12 Zahlen und Fakten 15 DIE NEUEN TYPEN 16 Block – Zeile 18 Das Modulhaus von Bollinger + Fehlig Architekten, Berlin 20 Das Typenhaus von MARS ARCHITEKTEN, Berlin 24 Punkthaus 26 Das Standardtypenhaus von Baumschlager Eberle Architekten, Berlin 30 Hochhaus 32 Das Typen-Hochhaus von LIN Architekten Urbanisten, Berlin 34 Das Typen-Hochhaus von Kleihues & Kleihues Architekten, Berlin 38 Sondertyp Dachaufbauten 40 Dachaufstockung von S&P Sahlmann Ingenieure + Architekten, Potsdam 45 POSITIONEN 46 Planung und Qualität 50 Wirtschaftlichkeit und Typenbau 52 Typenbau und Industrie 54 Material, Methode und Umsetzung 62 Impressum DARUM TYPENBAU Darum Typenbau Darum Berlin wächst: Bis zum Jahr 2030 wird die Einwohnerzahl von 3,3 auf 3,85 Millionen steigen, so die Prognosen. Im gleichen Maße wird dadurch in den Bezirken die Nachfrage auf dem Wohnungs- und Mietmarkt zunehmen. Um unter diesen Vorzeichen soziale Stabilität und bezahlbare Mieten sicherzustellen, müssen sowohl im Bestand als auch im Neubau enorme Anstrengungen unternommen werden. Gefragt sind dabei in besonderem Maße die Landeseigenen: degewo, GESOBAU, Gewobag, HOWOGE, STADT UND LAND und WBM. Zusammen mit der Politik haben sie das Ziel formuliert, den Bestand durch Neubau und Erwerb von derzeit rund 300.000 auf 400.000 Wohnungen im Jahr 2026 zu erhöhen. 3 Darum Typenbau Darum Als eines der Instrumente zur Errichtung kostengünstiger Wohnungen bietet sich dabei der Typenbau an. Standardisierung und Typi- sierung von Entwurfselementen und Bauteilen können Planungs- und Bauzeiten verkürzen, die Produktion hoher Stückzahlen kann die Herstellungskosten reduzieren. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesell- schaften intensiv mit der Neugestaltung, Weiter- entwicklung und Nachverdichtung mit den Mit- teln des Typenbaus und haben dafür Studien und Wettbewerbe für neue Wohnungsbautypen in Auftrag gegeben. Diese Neuen Typen sollen den Anforderungen heutiger und künftiger Bewohner gerecht werden und bei Nutzung angemessener Mittel zugleich auf die Vorgaben der Wohnraumförderung 4 Darum Typenbau Darum abgestimmt sein. Sie wurden für unterschied- liche städtebauliche Anforderungen konzipiert. In der vorliegenden Publikation werden die Neuen Typen, die zurzeit von den sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen entwickelt werden, erst- mals gemeinsam vorgestellt. Den Entwürfen vorangestellt sind Erläuterungen der historischen und technischen Zusammen- hänge; Statements von Architekten und Exper- ten sowie mögliche Fertigungsprozesse, Mate- rialien und Umsetzungen vervollständigen den Überblick. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften leisten mit dieser Publikation einen ersten Beitrag zur Diskussion über den Typenbau und das serielle Bauen. Auf einem Symposium im Herbst 2017 soll der Diskurs mit der Öffentlich- keit weitergeführt werden. 5 Darum Typenbau Darum BEGRIFFE UND BEDEUTUNGEN Typenbauten sind Bauwerke, die nach dem gleichen Ent- und Produktion können hochkomplexe und integrierte wurf mehrfach in gleicher Weise errichtet werden. Eine Bauteile vormontiert und auf der Baustelle vor Ort zu Typisierung bietet sich für verschiedene Bauwerksarten kompletten Gebäuden zusammengefügt werden. an. Dazu zählen technische Bauwerke, aber auch Gebäude Der Begriff Typenbau bezieht sich jedoch grundsätzlich wie zum Beispiel Schulen, Kindergärten oder Turnhallen. nur auf die Gebäudeplanung und die wiederholte Verwen- Eine wichtige Rolle spielt der Typenbau im Wohnungsbau. dung. Ein Typenbau kann auch ganz ohne Fertigteile in kon- Dort war er immer dann gefragt, wenn in kurzer Zeit für ventionellen Bauweisen errichtet werden. Dadurch bleibt sehr viele Menschen Wohnraum zur Verfügung gestellt er frei von Bindungen an Hersteller und Systeme sowie werden musste. deren Angebote und Kapazitäten. Es bleiben die Wieder- Die Vorteile sind klar: Die Entwürfe können nach bestimm- holungseffekte mit den entsprechenden Vorteilen für die ten Vorgaben und Kriterien optimiert und dann bei Bedarf Planungs- und Genehmigungsprozesse. Hinzukommen mit geringerem Planungs- und Abstimmungsaufwand eine hohe Planungs- und Kalkulations sicherheit bei der schnell und unkompliziert realisiert werden. Typen- Errichtung der Gebäude. genehmigungen, durch Landesbehörden ausgestellt, Neben diesen praktischen und technischen Anforderun- können Erleichterungen in einzelnen Genehmigungs- gen ist der Fokus auch auf die baukulturelle Qualität zu schritten bringen. Es reduzieren sich Zeiten und Kosten richten. Gerade durch die Wiederholung und den Einsatz in einzelnen Planungsphasen. an vielen Orten besteht eine hohe Zusätzlich bietet es sich an, Typenbauten mit Hilfe nor- Verantwortung für die Gestaltung 01 mierter, seriell hergestellter Bauteile zu errichten. Bei- von Stadt- und Lebensräumen. Bei Schnittzeichnung spiele hierfür finden sich in allen Hochphasen des Sied- der Entwicklung neuer Typen sollte der ineinander lungsbaus, von den 1920ern über die 1950er bis in die diese wahrgenommen werden. verschränkten Wohnungen der 1980er Jahre. Vielfältige, flexible und anpassbare Unité d’habitation – Das Bauen mit Fertigteilen lässt sich heute noch erheblich Bauten in hoher Qualität könnten Le Corbusier, weiter treiben: Mit den Möglichkeiten digitaler Planung dazu beitragen. Marseille, 1947 – 52 6 Darum Typenbau Darum DAS PROBLEM UNSERER TAGE IST DAS WOHNHAUS … DIE BAUINDUSTRIE MUSS ZUM PRINZIP DER MASSEN- FERTIGUNG ÜBER- GEHEN UND DIE 01 EINZELNEN ELE- MENTE DER WOHN- HÄUSER IN SERIE HERSTELLEN. Le Corbusier, 1887 – 1965 7 Darum Typenbau Darum DIE LANDESEIGENEN WOHNUNGSBAU GESELLSCHAFTEN – ZWISCHEN TRADITION UND ZUKUNFT 01 02 8 Das Berliner Stadtbild ist bis heute geprägt durch die aus- Wohnungsbau begegnet werden. In der jungen Weima- gedehnten gründerzeitlichen Stadterweiterungen des 19. rer Republik, durch Fortschrittsglauben und hohe soziale Jahrhunderts mit ihren Mietskasernen und Hofstruktu- und (bau-)kulturelle Ansprüche geprägt, konnten sich die ren. Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Stadtgebiet Vertreter des „Neuen Bauens“ gegen konservative Auf- durch Siedlungsgebiete und Stadtquartiere erweitert und fassungen durchsetzen. Zwischen 1924 und 1931 wurden ergänzt. Diese waren von neuen Ideen so in Berlin mehr als 140.000 neue Wohnungen errich- 01 Splanemann- für den Stadtraum, die Wohngebäude tet. Anstelle der privaten Investoren des 19. Jahrhunderts Darum Typenbau Darum Siedlung, und die privaten Freiräume bestimmt: und der damit einhergehenden Spekulation traten gemein- im Bau, Martin Vor allem in der Zeit nach dem 1. Welt- schaftliche und soziale Finanzierungsmodelle in den Vor- Wagner, Berlin, krieg bis zum Beginn der 1930er Jahre dergrund. Die Vorläufer der Berliner Wohnungsbaugesell- 1926 – 30 wurden in großem Umfang moderne schaften hatten hieran einen entscheidenden Anteil. Zu 02 Splanemann- Wohnungs- und Siedlungsbauprojekte den dichten und überbelegten Quartieren der Gründer- Siedlung heute, mit hohem sozialen und architektoni- zeitstadt entstanden nun die Gegenmodelle der Moderne. nach Restaurierung schen Anspruch realisiert. Bedeutende Zugleich wurde der Einsatz serieller Fertigungsmethoden 03 Beispiele hierfür sind unter anderem vorangetrieben, die das Bauen schneller und billiger mach- Stahlskelettbau Haselhorster die Hufeisensiedlung von Bruno Taut ten. Grundlage waren Bautypen, die sich aus gleichen Bau- Damm 1 – 25, 1930 oder die Großsiedlung Siemensstadt teilen zusammensetzen ließen. So errichtete die dewog 04 von Hans Scharoun. Die Siedlungen, (Deutsche Wohnungsbaugesellschaft) unter der Leitung Reichsforschungs- die damals für ein neues Lebens- von Martin Wagner bereits 1926 in der Splanemann-Sied- siedlung Hasel- gefühl standen, sind heute als Welt- lung, Berlin, 138 Wohneinheiten in Großtafelbauweise. Die horst, Berlin im Bau, 1931 kulturerbe der UNESCO eingestuft gleichen Ziele wurden auch an anderen Orten verfolgt, 05 und bieten heute wie damals nachge- zum Beispiel von Ernst May mit der „Frankfurter Plat- Reichsforschungs- fragte, attraktive Lebensräume. tenbauweise“ oder von Walter Gropius in Dessau-Tör- siedlung Hasel- Die Vorzeichen, unter denen diese ten. In der „Reichsforschungssiedlung Haselhorst“, horst, Baublock 4 Siedlungen entstanden, ähneln den Berlin, ebenfalls nach Plänen von Gropius, wurden für von Mebes & Emmerich am heutigen Rahmenbedingungen: die heimag, einem Vorläufer der Gewobag, durch Archi- Burscheider Weg, Akutem Wohnungsmangel musste tekten wie Otto Bartning oder Paul Emmerich Wohnun- um 1931/32 mit schnellem und kostengünstigem gen für 12.000 Bewohner in neuen Techniken errichtet. 03 04 05 9 Darum Typenbau Darum Während am Beginn der Entwicklung auf- ES SOLL GEZEIGT WERDEN, gelockerte Gartenstadtmodelle mit priva- DASS SICH EIN NEUER WOHNBAU ten Freiräumen standen, steigerten sich die Bauhöhen und Dichten nach und nach zu ANBAHNT … DER WOHNUNGSBAU städtischen Strukturen. Beispielhafte Pro- DER KOMMENDEN ZEHN JAHRE jekte wie die Stuttgarter Weißenhofsied- WIRD DEM NEUEN DEUTSCHLAND lung von 1927 präsentierten die neue Archi- DAS GESICHT GEBEN. tektursprache in höchster Qualität. Dabei war diese Entwicklung keineswegs auf Bruno Taut 1887 – 1965, im Jahr 1927 Deutschland beschränkt: Als „Internatio- nal Style“ hatten die modernen Formen und puristischen Strukturen weltweit Erfolg. Bedeutende Vertreter waren zu dieser Zeit der Architekt Le Corbusier in Frankreich oder die Gruppe „De Stijl“