AUS DEM INHALT

Goldilocks Variable

Von der Pappröhre zur Sternwarte

Die Galaxienhaufen Abell 1656 und Abell 2151

34. Jahrgang – 2/2021 3.- Euro

Andromeda 2/21

Inhalt

Von der Pappröhre zur Sternwarte ...... 4 Von der Vermessung des Kosmos und der Entdeckung von Laniakea ...... 7 First Light Jaegers-Teleskop ...... 9 Al Jaegers - Our Lenses are unequaled! - Unsere Objektive sind unübertroffen ... 11 Der Geheimcode der Sterne - Die Geburt von Spektroskopie und Astrophysik .. 12 Die Galaxienhaufen Abell 1656 und Abell 2151 und die Dunkle Materie ...... 14 Sofi vom 10.06.2021 ...... 15 Stephans Quintett ...... 16 Klassifizierung von Galaxienhaufen ...... 17 NGC 5364 / NGC 5317 und Abell 1809 - Angaben zum Foto auf der Rückseite .. 20 Beteigeuze – Was war da los? ...... 21 10“ Thousand Oaks SolarLite Sonnenfilterfolie (ND 5) in Alufassung ...... 26 Neues von „Goldilocks Variable“ ...... 27 Was? Wann? Wo? ...... 30

Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich. Impressum Herausgeber: Sternfreunde Münster e. V. Sentruper Straße 285, 48161 Münster

Redaktion: Andreas Bügler (V.i.S.d.P.), Peter Maasewerd, Reinhard Mawick, Stephan Plaßmann, Ewald Segna, Hermann Soester, Jürgen Stockel, Christiane Wermert

Kontakt: Sternfreunde Münster e.V. Sentruper Str. 285, 48161 Münster

Auflage: 180 / August 2021

Titelbild: M27 – © Faulkes Telescope, Scott Whitehouse / Paul Breitenstein 2. Umschlagseite: Kollage (Äußerer Ring) partielle Sonnenfinsternis – © Witold Wylesol o. M. Partielle Sonnenfinsternis vom 10.6.2021 – © Stephan Plaßmann u. M. Partielle Sonnenfinsternis vom 10.6.2021 – © Jochen Borgert 3. Umschlagseite: Galaxienhaufen Abell 1656 – © Peter Maasewerd Rückseite: NGC 5364 + Galaxienhaufen Abell 1809 © Michael Dütting

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Von der Pappröhre zur Stern- Also ging mein Bruder ans Werk. Ich durfte zusehen und helfen. Wenn man sich heute ein warte solches Teleskop kauft, ist alles vorgebohrt und Norbert Bartholomäus präzise abgestimmt, die Bauteile sind technisch, je nach Geldbeutel, perfekt. Anfang der 50er Jahre, ich war 12 oder 13 Das war bei uns anders. Es gab zwar eine An- Jahre alt, brachte die Post ein großes Paket leitung, aber wir mussten alles selbst messen, vom Kosmos Verlag. Bestellt hatte es mein vier bohren und justieren. Es gab nur einen Versuch, Jahre älterer Bruder. Inhalt: eine ungefähr einen ging der schief, war alles für die Katz. Meter lange schwarze Pappröhre, ca. 15 cm im Ich weiß noch, das größte Problem und der Durchmesser, und verschiedene Bauteile: Schwachpunkt des Teleskops war die Montage • ein etwa 1,5 cm dickes verspiegeltes Glas, und die wenig dauerhafte Justierung des Fang- 10 cm im Durchmesser, dessen Spiegelflä- spiegels sowie das Verkleben des Spiegels mit che nicht berührt werden durfte, außerdem der Halterung. Immer gab es die Sorge, wenn der vergrößernd, wenn man hineinschaute. Fangspiegel sich löst und auf den Hauptspiegel Weiterhin gab es eine Halterung für dieses fällt, ist der ruiniert. Der Supergau trat etwas Glas, die genau in das eine Ende der Papp- später auch ein. Mindestens zweimal im Laufe der röhre passte, nächsten Jahre habe ich den Spiegel, ich meine • ein kleines ovales Glas, ebenfalls mit einer bei Schott, neu belegen lassen. Spiegelfläche, und eine Halterung dafür, Das alles lernte ich: Messen im Millimeterbe- die in das andere Ende des Rohres mittig reich, ganz vorsichtig und unaufgeregt hantie- eingebaut werden musste, ren und immer wieder prüfen, ob alles richtig • eine außen anzubringende Halterung, an ist. Und dann natürlich das große Loch für der ein kleines Fernrohr mit Fadenkreuz die Okularhalterung schneiden. Mein Bruder angebracht war, der Sucher, gleichzeitig schaffte es, das Teil wurde zusammengebaut konnten hier sogenannte Okulare einge- und wir konnten nun durchsehen: Warten auf steckt werden. die Nacht, klarer Himmel, der Mond war durch Aus all dem sei ein „Spiegelteleskop“ zu bauen, so die beiliegende Bauanleitung, und damit könne man Krater auf dem Mond sehen und Flecken auf der Sonne. Nun muss man sich die damalige Zeit vor Augen halten: Der Krieg war gerade mal ein paar Jahre vorbei, es gab zwar wieder etwas zu kaufen, aber: Wir hatten kein Auto, kein Fahrrad, kein Fernsehen, kein Telefon, ganz selten mal Kino, ein, zwei Mal im Jahr. Wir spielten auf der Straße Fußball, kletterten unter Lebensgefahr in Steinbrüchen herum, die in der Nähe lagen, und schauten bei den Sprengungen zu. Das war aufregend, aber wohl noch nicht alles.

Dann kam dieses seltsame Rohr. Es war anschei- nend noch viel Platz für Neues in mir, und so ein Ding zusammenzubauen und den Mond zu gucken war aufregend in einer ansonsten nicht so viel Abwechslung bietenden Zeit.

4 Andromeda 2/21 das Fenster zu sehen, also Fenster auf und ver- genwohnung herum und brauchte einen „Raum“ suchen, das Teleskop mit Decken und Büchern für sich. Dass unsere Eltern gemeckert hätten, auf der Fensterbank auszurichten, um den Mond ist mir nicht in Erinnerung, obwohl Raum bei uns zu erwischen. Hatte das geklappt, und wir schau- knapp war. Daraus schließe ich heute, dass sie ten, möglichst ohne das Teleskop zu berühren, unsere Begeisterung duldeten, vielleicht sogar durch das Okular, die Überraschung: der Mond unterstützten. lief weg – die Erddrehung, die erste Erkenntnis, Noch mal zur Sonne. Dem Bausatz lagen auch wie fix das geht. Filter bei. Die Okulare und auch die Filter für Von zehn Versuchen, durch das Teleskop etwas Mond und Sonne besitze ich noch heute. Der zu sehen, gingen neuneinhalb daneben. Wir „Sonnenfilter“, durchgefärbtes schwarzes Glas, hatten nämlich keine Montierung, die war un- wurde auf das Okular geschraubt und ist, bei erschwinglich teuer. Hier machte der Kosmos Lage in der Brennebene, so heiß geworden, dass Verlag einen alternativen Vorschlag: Selbstbau das Glas angeschmolzen ist. Was hätte passieren einer „Halterung“ aus Teilen eines Damenfahr- können mit unseren Augen! Soweit ich weiß, war rades. keine weitere Aufklärung über die Gefahren von Seiten des Verlags erfolgt. Zum Glück ist uns Mein Bruder besorgte einen alten Rahmen, und nichts passiert! dann baute er das Ding um. Die Lenkerachse Was ich bis heute nicht verstehe: Was hat war die Rektaszensionsachse. Der Achsenwinkel mich als Junge so fasziniert, dass ich über Jahre des Rahmes entspricht in etwa dem Breitengrad versuchte, durch das Gerät etwas zu sehen - es unserer Gegend, man musste bzw. konnte in der waren allenfalls Sekunden, in denen mir das Höhe also nichts einstellen. Die Deklinationsach- gelang -, dass ich mein Leben lang von Telesko- se bildete das abgesägte und verlängerte Lenker- pen geträumt habe und von der Astronomie rohr mit einem verschiebbaren Gegengewicht. fasziniert war? Tatsächlich bildete sich so etwas Irgendwoher besorgte mein Bruder Blei. Es wur- wie eine Ahnung heraus, was man sehen würde, de auf dem Küchenherd erwärmt, und in einer wenn alle Parameter stimmten, wenn man also Konservendose wurde daraus das Gegengewicht ein wirklich gutes Teleskop mit einer Montierung gegossen, gebohrt und passgenau hergestellt. und Nachführung hätte. Und diese „Ahnung“ Eine Riesensauerei! Die Rohrschellen wurden hatte es wohl in sich. aus Flachstahl gebogen. Alles handgemacht. Dann Wie das Teleskop im Laufe der Jahre in meinen das „Bodengestell“ aus Holz, drei Beine, die mit „Besitz“ gekommen ist, weiß ich nicht mehr. Flachstahl und Schrauben mit dem Rahmen ver- Nach seinem Abitur war mein Bruder weg, und bunden wurden. Im Ergebnis stand das Ganze, ich hatte es nun für mich und konnte, wann sehr schwer und sehr wackelig. Aber gegenüber immer ich wollte, damit hantieren. Tatsächlich dem „Aufbau“ ohne Montierung steigerte sich machte das Teleskop alle meine Umzüge mit. der Sichterfolg, es ging nun nur noch 9 von 10 Mein Bruder hat nie einen Anspruch erhoben Mal daneben. Am besten ging aber noch der oder es wiederhaben wollen. Etwa 30 Jahre Umgang mit dem Rohr ohne das Gestell: Das nach unseren ersten Versuchen meldete sich schwere Ende des Rohres auf einen Stuhl gelegt mal sein inzwischen herangewachsener Sohn und dann versucht z.B. den Mond einzufangen. Peter bei mir, zu der Zeit vielleicht 15 Jahre alt: Die „Nachführung“ waren die Hände. Das Ich müsste doch dieses Spiegelteleskop haben, Dobson war zu der Zeit noch nicht erfunden. das seinem Vater gehörte. Ich weiß noch, dass Wir hätten weiterdenken sollen, dann wäre uns zu diesem Zeitpunkt das Papprohr sowie die vielleicht eine solche Rohrhalterung auch und „Montierung“ längst entsorgt waren und ich vielleicht eher geglückt. nur noch einzelne Teile hatte. Damit konnte ich Genau genommen war das alles eine Katastro- die Anfrage „abwehren“. Interessant ist dabei: phe. Das sperrige Gebilde stand in unserer Eta- Das Thema „Astronomie“ und „Teleskop“ hat

5 2/21 Andromeda anscheinend auch meinen Bruder nie losgelassen Faszination ist geblieben, in den Nächten heute und bei seinem Sohn Interesse geweckt. schlafe ich lieber. Die Jahre vergingen, Schule, Bundeswehr, Aus- Am Tag ist die Sonne zu sehen, und deren Beo- bildung, Liebe, Heirat, Kinder, Arbeit, Hausbau bachtung ist vielleicht noch faszinierender als die usw. Alle „10 Jahre“ Prospekte, was gibt es der Nachtgebilde und damit schonender, was die Neues im Teleskopbau, was kostet das. Daneben Nachtruhe angeht. Aber auch die Sonne ist der- Literatur und Zeitschriften über die Entwicklung zeit in Ruhe, und ich merke, dass andere Dinge der Erkenntnisse der Astronomen. für den Rest der Zeit wichtiger werden, so dass Irgendwann, fast 60 Jahre nach den Anfängen, ich mich entschlossen habe, mein Sternwarten- Kauf eines SC-Teleskops mit Montierung, mit Inventar zu verkaufen. Motornachführung. Noch bei etwas Tageslicht aufstellen im Garten, ausrichten, warten auf das Loch zwischen Wolken, die vorhin noch nicht da waren, und nun endlich mehr als Sekunden Krater auf dem Mond sehen, dann war die Wolke dazwischen. Heute also keine Sicht mehr und Abbau und alles verstauen.

Das wird so nichts, und es reifte der Entschluss, ein Haus in den Garten zu stellen mit ver- Das Erlebnis bleibt: Mit hoher Vergrößerung schiebbarem Dach und feststehendem Gerät, durch das angesteckte Binokular den Mond betrachten und langsam mit der Hand-Fernsteu- erung das Teleskop bewegen und so das Gefühl erzeugen, über den Mond fliegen zu können, und das in Echtzeit, und es ist keine Simulation, das geht nur so. Das vermag kein Planetarium zu vermitteln. Wer noch nie die Plejaden „durch- fahren“ hat, hat noch nie andere Sonnen gesehen und glaubt immer noch, das seien Fix-Sterne. Bei der Betrachtung einer solchen Sternenan- sammlung stellt sich das Gefühl ein, da ist mehr, da könnte Leben sein wie bei uns. Ich glaube, da ist Leben und zwar sehr oft. Eine gewisse Trauer schleicht sich ein, wenn ich computergesteuert mit Netzwerk, auch remo- meine Sternwarte betrete. Auch darüber, dass te zu betreiben, wenn es mal zu kalt wird bei ich in der Bedienung von Hard-und Software Langzeitbelichtung. Wenn der Himmel frei ist, nicht mehr so fit bin wie zu Zeiten, als ich Mi- das Dach wegfahren, Computer hochfahren, das nuten brauchte, um z.B. den Merkurtransit auf gewünschte Objekt ansteuern und schauen, und dem Bildschirm verfolgen zu können und aufzu- das alles in weniger als 10 Minuten; und Stunden nehmen. Alle Fotos: Norbert Bartolomäus nachführen, das war der Traum. Das habe ich dann realisiert und fast 10 Jahre betrieben. Die

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Hélène Courtois, des Universums an der Universität Paris Saclay. Dem/r ein oder anderen bereits bekannt sein Von der Vermessung des dürfte das Teammitglied Richard Brent Tully, Astronom u. Kosmologe an der University of Kosmos und der Entdeckung . Zusammen mit Richard Fisher entdeckte von Laniakea dieser 1977 die Tully-Fisher-Beziehung. Diese beschreibt einen Zusammenhang zwischen der Frankh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 1. Auflage, Rotationsgeschwindigkeit von Spiralgalaxien neu erschienen am 11. März 2021 und ihrer Leuchtkraft. Aus der Verschiebung ihrer Spektrallinien und der daraus folgenden Rezension von Hans-Georg Pellengahr Rotationsgeschwindigkeit kann man auf ihre Leuchtkraft und bei bekannter Helligkeit auf ihre Entfernung schließen. Diese Erkenntnis wurde zu einem der großen Meilensteine der Kosmographie.

In weltweiten Beobachtungskampagnen sowohl mit optischen Teleskopen als auch mit Radi- oteleskopen, Röntgensatelliten etc. „surfen“ internationale Forschungsteams „auf den kos- mischen Strömen“ und entschlüsseln auf der Grundlage ihrer Beobachtungs- und Messdaten (u. a. der spektralen Rotverschiebung) mit Hilfe von Algorithmen, Modellen, intelligenten Softwareentwicklungen und Simulationen der geheimnisvollen dunklen Materie die Geografie bzw. Kosmographie unseres lokalen Universums. Von entscheidender Bedeutung hierbei war und ist die Messung der - unabhängig von der Expansion des Universums - festzustellenden Pekuliargeschwindigkeiten von Galaxien, d. h. deren Eigenbewegung und -geschwindigkeit relativ zu den sie umgebenden Objekten.

Die Astrophysikerin und Kosmologin Hélène Courtois, Vizepräsidentin der Universität Lyon, erforscht seit 20 Jahren die Struktur des Universums. Sie arbeitet an leitender Stelle in internationalen Forschungsteams und Kol- laborationen. Diesen gehören, um nur einige wenige zu nennen, u. a. Noam Libeskind, der sich am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) mit Kosmographie und den großräumigen Nachweis unseres Superhaufens Laniakea durch eine Strukturen des Universums beschäftigt, und Visualisierung der Gravitationsströme (Katalog CF 2) Daniel Pomarède an, Kosmologe am Institut zur Erforschung der grundlegenden Gesetze

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Aus den Galaxienbewegungen ließ sich ableiten, Bestanden ihre Arbeitsgruppen anfangs aus in welcher Richtung die Gravitationsströme nur wenigen Personen, gehört sie inzwischen jeweils dominieren. Dabei stießen die Forscher/ großen internationalen Kollaborationen an bis Innen auf eine Grenze, an der sich die Haupt- hin zu einem Konsortium von 1.500 Wissen- bewegungsrichtung der Galaxien und damit schaftlern/Innen, die die ESA-Mission Euclid auch die Zugehörigkeit zu den umgebenden vorbereiten. Das 1,2 m -Weltraumteleskop Superstrukturen ändert. Der bisher als unser Euclid soll 2022 starten und innerhalb von 6 lokaler Superhaufen angesehene -Cluster Jahren vom Lagrangepunkt 2 aus zwei große rückte in den Rang eines bloßen Ausläufers eines Himmelsdurchmusterungen vornehmen. Die sehr viel größeren Supergalaxienhaufens, den Mission wird mehr als ein Drittel des gesamten Tully, Courtois et al. 2014 aufspürten. Sie gaben Himmels abdecken und soll die Positionen und ihm den aus den hawaiianischen Worten „Lani“ Formen von etwa 1,5 Mrd. Galaxien vermessen für „Himmel“ und „akea“ für „unermesslich / und dabei insbesondere auch den Geheimnissen riesig“ abgeleiteten Namen „Laniakea“. Diese der dunklen Energie und der dunklen Materie Superstruktur umfasst etwa 100.000 Galaxien nachspüren. und erstreckt sich über 520 Mio. Lichtjahre. Unsere Milchstraße befindet sich an dessen äu- Der wissenschaftliche Werdegang von Hélène ßerstem Rand, ganz nah an einem „local void“, Courtois bildet nahezu perfekt die Entwicklung einer „großen Leere“. Der Untersuchungsraum der Kosmographie ab. Ihr Buch ist die mitrei- entsprach den Phasen 1 - 2 des von Hélène ßende unbedingt lesenswerte Geschichte einer Courtois initiierten Forschungsprojekts „Cos- Reise durch Raum und Zeit. mic Flows“ (= kosmische Ströme CF 1 - CF 2). Sehr gut finde ich die in den Buchtext an jeweils Cosmic Flows 3 wurde radial bis auf 700 Mio. passender Stelle eingefügten Erklärungen der Lichtjahre ausgedehnt und erfasste damit den Analyse- und Visualisierungsmethoden (teil- unserer kosmischen Heimat Laniakea benach- weise ergänzt durch kleine Zeichnungen) sowie barten Shapley-Superhaufen. die Kurzportraits einiger außergewöhnlicher Astrophysikerinnen. Mittlerweile läuft die Projektphase CF 4, in der die Entfernungen und Geschwindigkeiten von Verlagsseitig hätte ich mir eine – wenn auch über 50.000 Galaxien innerhalb eines Radius von vielleicht etwas teurere – Buchgestaltung ge- 1 Mrd. Lichtjahre gemessen und kartographiert wünscht mit größeren und damit anschaulicheren werden sollen. Abbildungen in höherer Auflösung. Damit hätte sich die Doppelung zahlreicher Abbildungen Hélène Courtois erzählt eine packende For- (schwarzweiß im textlichen Zusammenhang und schungsstory. Sie nimmt uns mit auf ihre welt- farbig (leider auch nicht größer) im leider nur umspannenden Forschungsmissionen zu den achtseitigen Farbteil) erübrigt. größten Observatorien der Welt und lässt uns dabei in sehr lebendiger und menschlicher Wei- Eine gewisse Entschädigung hierfür erfahren die se teilhaben an dem täglichen Leben, Forschen Leser/Innen allerdings, wenn sie den im Buchan- und auch den Irrungen der Astronomen/Innen. hang aufgeführten Videolinks folgen, die teilweise Forschung ist kein langer ruhiger Fluss, es gibt sogar dreidimensional gestaltet sind. auch Misserfolge, aus denen man viel lernen kann. Und Hélène Courtois gibt niemals auf, sie Unter dem Link: verfolgt ihre kosmographischen Ziele mit immer https://skfb.ly/667Jr findet sich darüber hinaus neuen Ideen und der Entwicklung / Verfeinerung eine interaktive Karte, in der man nach Belieben ihrer wissenschaftlichen Werkzeuge. über die kosmischen Ströme navigieren kann.

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First Light Jaegers-Teleskop vorzunehmen. Lutz‘ Expertise ließ nicht lange Ewald Segna auf sich warten. Die Optik wäre ausgezeichnet (O-Ton, „so ein toller Refraktor ist mir noch In der Andromeda 3/2020 beschrieb Jochen in nicht untergekommen!“). Was soll ich sagen, „First Light und Jugendtraum“ seinen Traum von Anfang des Jahres 2021 nahm ich den Refraktor einem Zeiss AS 200/3000 (ein zweilinsiges achro- in Empfang. Lutz hatte mit dem umgebauten matisches Refraktorobjektiv mit einer Öffnung Fernrohr erste Beobachtungen gemacht und er von 200mm und einer Brennweite von 3000mm) bestätigte noch einmal die exzellente Qualität Fernrohr, den er tatsächlich verwirklicht hat. der Optik. Ein Baustein meines neu anzuschaf- Beim Lesen seines Artikels hatte ich ein „Déjà- fenden Equipments war also vorhanden. Fehlte vu-Erlebnis“. Mein Traum war auch ein Refraktor, noch der zweite, eine stabile Montierung. Da allerdings etwas kleiner, 100/1500, den ich nur kam das Angebot von Klaus gerade recht, seine zur Planeten-, Mond- und Sonnenbeobachtung Losmandy G11 Montierung - inklusive Stativ - zu nutzen wollte. Auch da sollte es eine plötzliche verkaufen, die ich dann auch erwarb. Wende / Möglichkeit geben, eine Wende zum … Doch der Reihe nach:

Ruft mich eines Tages Witold an: „In Süddeutsch- land gibt es einen Hobbyastronomen, der einen Refraktor von Jaegers-Optik verkaufen will. 100/1500, hast Du Interesse?“ „Jaaaa, einen so langen Refraktor wollte ich doch immer mal ha- ben! O.k., ich kaufe den für mein künftiges Rent- nerdasein.“ Jaegers-Refraktor – hatte ich zuvor noch nie etwas von gehört (dazu weiteres bitte dem folgenden Artikel entnehmen). Witold hat dann den Refraktor irgendwie nach Münster be- kommen. Ich sagte ihm auch, er könne den erst mal eine Zeitlang benutzen und testen. Andere Dinge hatten damals für mich höhere Prioritäten. Ja, aus Wochen wurden dann Monate und aus Monaten dann fast ein Jahr. Nun aber wollte ich den Refraktor holen und mir ein eigenes Bild machen. Witold sagte schon, dass der Okular- auszug erneuert werden müsste, der wäre nicht mehr so feingängig. Bei der ersten Inspektion konnte ich Witolds Einschätzung nur bestäti- gen. Ich sprach Lutz darauf an, ob er sich den Alles harrte nun dem First Light. Nach langer Refraktor mal anschauen könnte. Gesagt getan: Vorlaufzeit, auch wetterbedingt, war es end- Er schlug vor, den Originalokularauszug durch lich soweit. Ich verabredete mich mit Klaus einen Diamond Steeltrack zu ersetzen. Dabei in Ostbevern in der Nacht vom 30.5. auf den musste auch eine Anschlussplatte an dem Op- 31.5.2021. Um 22:08 Uhr erschien ich auf dem tiktubus mit Innengewinde angebracht werden. Beobachtungsplatz. Es war noch nicht dunkel und Ich bat Lutz, sich des Refraktors anzunehmen so konnte ich die Montierung und das Teleskop und, wenn die optischen Eigenschaften es loh- im „Hellen“ schon mal aufbauen. Als Okulare nend erscheinen ließen, die Umbaumaßnahmen benutzten wir ein 2“ 24 mm Televue Panoptik

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Okular und ein 2“ 9 mm Nagler von Klaus. Ich „optisches“ Vierfachsystem, das erst bei einer hatte ein 2“ 8 - 24 mm Hyperion Universal-Zoom Vergrößerung von > 100-fach aufzulösen ist. E1 Mark IV Okular mitgebracht, das ich nebenbei und E2 haben einen Abstand von 208“. Die nörd- auch testen wollte. liche Komponente E1 wiederum ist doppelt mit einem Abstand von 2,8“ und den Helligkeiten Die Wetterbedingungen waren leider nicht 5m06 und 6m02, Spektralklasse A2 und A4. Die optimal. Es war etwas feucht und das Streulicht hellere Komponente von E1 ist ihrerseits ein verhinderte eine bessere Grenzgröße als 4,5 mag. spektroskopischer Doppelstern. Die südliche Die Milchstraße war nur im Schwan zu sehen; die Komponente E2 ist auch ein Doppelstern mit Aufteilung der Milchstraßenwolke im Adler und einem Abstand von 2,6“. Die Helligkeiten der in Richtung Horizont nur zu ahnen. Wie beiden Komponenten betragen 5m14 und 5m37, gesagt, keine optimalen Bedingungen. Spektralklasse A3 und A5. Was soll ich sagen. Die vier Sterne waren super zu trennen und das Als erstes Beobachtungsobjekt nahmen wir uns Hin- und Herfahren mit den unterschiedlichen die Wega in der Leier vor. Die ist ja sehr hell Brennweiten - ein Genuss! Fazit: Ich habe das und optische Unzulänglichkeiten sollten schnell Hyperion Universal-Zoom Mark IV Okular aufzudecken sein. Die Scharfstellung mit dem gekauft. Steeltrack war kein Problem. Der Schnellfokus lief sauber und auch die Untersetzung, sprich Auf dem Weg zum Sternbild Schwan machten Feineinstellung, war ausgezeichnet manuell wir noch einen Abstecher zu M57, dem Plane- bedienbar. Mit dem 24 mm Okular konnte ich tarischen Nebel in der Leier. Hm, was sofort in der Mitte des Gesichtsfeldes intrafokal vier auffiel, der Ringnebel ist schon ein bisschen Beugungsscheibchen sehen. Extrafokal waren dunkel (was ja auch nicht verwundert, bei einem sie nicht zu sehen. Als nächstes habe ich das Öffnungsverhältnis von 1 /15). Ja, da wünschten Fernrohr so verschoben, dass Wega an den Rand wir uns, Klaus und ich, doch einen größeren des Gesichtsfeldes geriet. Auch hier war der Spiegel - Linse ist ja kaum zu bezahlen. Also auf Stern ohne Komaerscheinungen zu sehen – das zu Beta Cygni – Albireo, ein Doppelsternsystem sprach tatsächlich für eine ausgezeichnete Optik. mit einem sehr schönen Farbunterschied. Der Weitere Bereichsverstellungen zeigten keine hellere Stern 3m2 hat eine orange Farbe, der an- Veränderungen des Sternscheibchens. Top! Auch dere 5m4 ist bläulich. Beide haben einen Abstand beim 9 mm Okular keine Qualitätseinbußen. von 34“. Die Farben waren super definiert und eindeutig zuzuordnen. Einen besonders intensiven Test veranstaltete ich mit dem 8-24 mm Zoomokular. Bisher hatte Gegen 2:00 Uhr bauten wir das Teleskop mit ich immer vom Abraten dieser Okulare gehört, Montierung wieder ab. Ich verstaute das Equip- aber ich wollte selbst einmal ausprobieren, wie ment in meinen Wagen, in der Gewissheit, denn qualitätsmäßig das Okular im Vergleich mit dass ich mit dem Jaegers Refraktor noch viele dem 24 mm Panoptik Okular abschneidet. Die spannende und interessante Stunden der Beo- Einstellungen auf die gewünschte Brennweite war bachtung am Himmel vor mir habe. sehr leichtgängig und als besonderes Schmankerl bei den Stufen 8-12-16-20-24 ein Ein „First Light“ ist noch keine ultimative Testung leichtes klicken zu hören. Klaus der Gerätschaften, Fernrohr wie Montierung musste dabei passen, er konnte und Stativ! Ich freue mich darauf, demnächst den es nicht hören. Aber wie waren Mond und die Planeten zu beobachten, das war die optischen Eigenschaften an dem Abend leider nicht möglich, da der Mond einzuordnen? Als Testobjekt erst gegen 2:30 Uhr aufging, und so lange wollte musste E Lyrae herhalten, ein ich nicht mehr warten. (Fotos: Autor)

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Al Jaegers (1946-1987) Optikhersteller aus USA den USA hergestellt wurden. Zahlreiche Liebha- berfernrohre, vorzugsweise in den USA waren mit Objektiven von Al Jaegers ausgestattet. Die Al Jaegers - Our Lenses are „Flaggschiffe“ im Objektivsortiment von Jaegers unequaled! - Unsere Objek- waren die 6 Zöller, erhältlich in den Öffnungs- verhältnissen F/5, F/8, F/10 und F/15. tive sind unübertroffen Als Manfred Wachter in Bodelshausen seine Zu- Ewald Segna - unter Hinzuziehung des Posts von sammenarbeit mit D. Lichtenknecker beendete, 1 Waidag lieferte er ab Oktober 1976 die Refraktoren aus seinem Programm mit Objektiven von „Jaegers Informationen über A. Jaegers im Internet zu finden Optic“ aus - mit 80, 100 und 150mm Öffnung. hat sich als enorm schwierig herausgestellt. Es gibt Untersuchungen der Objektive auf der optischen nur sehr wenige Quellen. Bank bei Zeiss in Oberkochen bescheinigten den Objektiven einen hohen Qualitätsstandard. Albert Jaegers wurde in New York am 12. Sep- tember 1914 geboren. Er starb am 11. Januar Eine kleine Anzeige in der S&T Ausgabe vom Mai 2005. Sein letzter Wohnsitz war in Lynbrook, 1987 wies auf einen Brand im Betrieb von Albert Nassau County, New York. Jaegers hin. Darin verkündete er, dass sich neue Sein Vater, Joseph P. Jaegers (1885-1948), Maler, Aufträge verzögern würden; er aber in seiner wurde in Ohio geboren, und sein Großvater, Werbung bekannt geben werde, wenn das Un- Albert Jaegers (1868-1925), Bildhauer, wurde ternehmen zur vollen Produktion zurückkehrt. in Deutschland in der Umgebung des heutigen Allerdings waren die Werkstätten vollständig Wuppertal geboren.2 zerstört und das Unternehmen nicht mehr in der Seit Mai 1946 verkaufte A. Jaegers, damals Lage, wieder ins Geschäft einzusteigen. noch ansässig in Ozone Park, New York, Glas- Rohlinge und Militäroptik. Auch tauchte zu PS: dieser Zeit erstmals eine kleine Anzeige in Sky William Bradfield, erfolgreicher Kometenjäger, & Telescope auf, in der er dann 41 Jahre lang hat alle 18 Entdeckungen auf seinem Konto inserierte. mit einem Jaegers 6“ F8, dem „Billscope“ ge- macht.1 Ab Mitte der 1950er Jahre verkaufte A. Jae- gers „American-made, von Hand korrigierte PPS: Präzisions-Objektive“ mit 3 1/4 Zoll und 4 1/8 Stephen L. Nightingale3 hat bei der Firma Jae- Zoll-Öffnung und viele Fernglasmodelle. gers Optics gearbeitet und darüber einen sehr interessanten Artikel verfasst, in dem er auch Ab 1961 bot Jaegers erstmals 6-Zoll-Refraktor einen Eindruck über den Menschen A. Jaegers Objektive mit einem Öffnungsverhältnis von f/10 vermittelt. und f/15, vergütet und gefasst zum Preis von 175 Dollar an. Quellen: 1https://astro-foren.de/index.php?thread/11352- Jaegers Objektive wurden mit konsequenter al-jaegers-optikhersteller-aus-usa-1946-1987/ Qualitätskontrolle und ausgezeichneter Farb- 2Daten wurden von Lew Chilton aus Angaben korrektur hergestellt. Ihre Korrektur und Auf- von Anchestry recherchiert, Link siehe1 lösung, erreichten oder übertrafen angeblich 3https://www.cloudynights.com/articles/cat/ Objektive von Unitron, und waren Mitte der cn-reports/other-reports/a-jaegers-optical- sechziger Jahre die besten Objektive, welche in corporation-a-personal-recollection-r2918

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Jürgen Teichmann Der Geheimcode der Sterne - Die Geburt von Spektrosko- pie und Astrophysik Buchbesprechung von Hans-Georg Pellengahr

2017/18 veranstaltete das Dt. Museum München die Sonderausstellung „200 Jahre Fraunhofer- linien“. Der Physiker, Wissenschaftshistoriker und dama- lige Ausstellungskurator Prof. Dr. Jürgen Teich- mann gab aus diesem Anlass im Museumsverlag das Buch „Der Geheimcode der Sterne – Eine neue Landschaft des Himmels und die Geburt der Astrophysik“ heraus. Jürgen Teichmann, der sein Studium der Physik und der Geschichte der Naturwissenschaften übrigens 1961 in Münster begann, hat mehr als 30 Jahre lang den Bereich „Bildung und Fortbildung“ im Deutschen Mu- seum betreut. Werbung A. Jaegers aus der Zeitschrift Die Museumsausgabe ist inzwischen vergriffen. Popular Photography Im April d. J. nun hat der Kosmos Verlag den

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„Geheimcode der Sterne“ neu editiert, wobei ich Einige seiner Zeitgenossen versuchten sich an davon ausgehe, dass dabei auch eine Überarbei- einer Interpretation der Fraunhofer’schen Linien, tung durch den Autor stattgefunden hat. Das sehr der/die ein oder andere begab sich dabei auf einen schön und aufwändig gestaltete Buch lässt auch durchaus erfolgversprechenden Weg, letztendlich über den Inhalt hinausgehend keine Wünsche aber scheiterten alle, einige kurz vor dem - nicht offen (chlorfrei gebleichtes Hochglanzpapier, erkannten - Ziel. Jürgen Teichmann weiß diese exzellente weitgehend farbige Illustrationen, um- Bemühungen nachvollziehbar und in spannender fangreicher Anhang mit Fußnoten / Quellenan- Weise zu erzählen. gaben zu jedem Buchkapitel, Übersicht über die Primär- und Sekundärliteratur zur Geschichte Erst mehr als 40 Jahre nach Fraunhofers Ent- der Astrophysik / Physik sowie zur Geschichte der deckung fanden schließlich zwei befreundete Malerei und Literatur mit Bezug zur Astronomie; Heidelberger Wissenschaftler die Lösung: der schließlich ein Personen- und Sachregister). Physiker Gustav Robert Kirchhoff und der Che- miker Robert Wilhelm Bunsen (Wer erinnert Der Kosmos-Band wird die Entdeckung der sich nicht an den Bunsenbrenner im Chemieun- Fraunhofer’schen Linien (1813/14, veröffentlicht terricht?). Ende 1859 verlas man in der Königlich 1817), vor allem aber deren immense Bedeutung Preußischen Akademie der Wissenschaften zu für die Weiterentwicklung der astronomischen Berlin deren revolutionäre Mitteilung „Über Forschung einem breiten Publikum verdeutlichen. die Fraunhofer‘schen Linien“. Kirchhoff schlug Jahrtausendelang war die Astronomie eine rein diese Linien als neue Forschungslandschaft für beobachtende Wissenschaft, die den Himmel Chemie, Physik und Astronomie vor. durchmusterte, Sterne zählte und Sternörter ver- maß. Noch Friedrich Wilhelm Bessel, der 1838 die Man erkannte, dass die schwarzen Linien in den erste Fixsternparallaxe nachwies, schrieb: „Die Sternspektren ein genetischer Fingerabdruck Astronomie muss Vorschriften erteilen, nach der in den Sternatmosphären vorhandenen che- welchen die Bewegungen der Himmelskörper mischen Elemente waren. Bis dahin hatte man … berechnet werden können … Alles, was man zwar viele abenteuerliche Vorstellungen, woraus sonst noch von Himmelskörpern erfahren kann, die Sterne wohl bestünden, aber letztendlich zum Beispiel ihr Aussehen, die Beschaffenheit keine Ahnung. Nun aber wurde das Weltall zum ihrer Oberfläche, ist zwar der Aufmerksamkeit Labor. Die Spektraluntersuchung des Lichts von nicht unwert, allein das eigentlich astronomische Sternen ermöglichte Rückschlüsse auf ihre Zu- Interesse berührt es nicht …“ (unter heutigen Ver- sammensetzung und viele weitere Eigenschaften. hältnissen ein recht merkwürdiges Astronomie- Die Spektroskopie hat unser einfaches Bild vom Verständnis). Nachthimmel der Lichtpunkte radikal verändert Mir war schon immer klar, welche astronomische und uns unglaubliche Geheimnisse des Kosmos Revolution die Erfindung des Fernrohrs vor über offenbart. Die Astrophysik war geboren. 400 Jahren (1608) ausgelöst hat, erst durch dieses Buch aber ist mir bewusst geworden, dass Fraun- Jürgen Teichmann beschreibt diesen Entde- hofer mit der Entdeckung der schwarzen Linien ckungs- und Entwicklungsprozess, den Einzug im Sonnenspektrum eine mindestens ebensolche von Physik und Chemie in die Astronomie in Weiterentwicklung der Astronomie ausgelöst hat, vielen spannenden und interessanten Details, wenngleich er sich selbst dessen wohl kaum je die von seiner außerordentlichen Sachkenntnis bewusst war, zumal er sich nicht wirklich um die zeugen. Ich fand das Buch derart spannend, dass Deutung der schwarzen Linien bemühte, sondern ich es innerhalb weniger Tage geradezu „versch- sich bis zu seinem Tode 1826 lieber weiterhin dem lungen“ habe. Um der Details willen lese ich es Bau und der Perfektionierung seiner berühmten nun zum zweiten Mal. astronomischen Fernrohre widmete.

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Abell 2151 (s. Abb. 1) ist auch unter der Be- Die Galaxienhaufen Abell zeichnung Herkules Galaxienhaufen bekannt, 1656 und Abell 2151 und die was auf seine Position im Sternbild Herkules hinweist. Er bildet die reichhaltigste Haupt- Dunkle Materie komponente des übergeordneten Herkules Peter Maasewerd Superclusters, der sich wiederum aus 12 Gala- xienhaufen in Entfernungen von ca. 400 bis 600 Galaxienhaufen sind die massereichsten gravi- Mio. Lichtjahren aufbaut. Abell 2151 ist etwa tationsgebundenen Strukturen im Universum. 485 Mio. Lichtjahre entfernt und besteht aus Ich hatte in sechs Jahren Astrofotografie nie mehr als 200 Galaxien. Der Herkules Galaxi- versucht, einen dieser Riesen auf den Sensor enhaufen ist ein interessantes Fotoobjekt, weil zu bannen. Im späten Frühjahr 2021 – in der sich in seinem Zentralbereich auch mit einer von Astrofotographen so genannten „ moderaten Amateurausrüstung eine Vielzahl Season“ - habe ich meine ersten Aufnahmen von unterschiedlicher Galaxientypen abbilden lässt. Galaxienhaufen gemacht. Dabei fiel die Wahl auf Aufnahmen von Abell 2151 zeigen eine Vielzahl zwei Vertreter dieser Gattung, die in Bezug auf von Spiralgalaxien, aber auch elliptische, linsen- die Anzahl und Größe der enthaltenen, im Bild förmige und irreguläre, interagierende Galaxien darstellbaren Galaxien auch bei meiner relativ sind im ganzen Feld zu sehen. kurzen Brennweite von 910 mm etwas herma- chen – nämlich Abell 1656 und Abell 2151. Abell 1656 (3. Umschlagseite) wird auch Coma Die hier verwendete Nomenklatur verweist auf Galaxienhaufen genannt und ist ein berühmtes den 1958 veröffentlichten Katalog des amerika- Mitglied des Coma Superclusters im Sternbild nischen Astronomen George Ogden Abell der Haar der Berenike. Er befindet sich in etwa 300 4073 Galaxienhaufen führt. Um in diesen Katalog Mio. Lichtjahren Entfernung von der Sonne. aufgenommen zu werden, muss ein Galaxienhau- Abell 1656 ist mit Tausenden von Galaxien fen im Kern aus mehr als 50 Galaxien bestehen, der an Galaxien reichste Haufen des Super- die dicht genug gepackt sind, um innerhalb des so clusters. Darüber hinaus ist der Coma Haufen genannten „Abell-Radius“ von 1,72/z Bogenmi- wohl die massereichste gravitationsgebundene nuten zu liegen (z = Rotverschiebung). Daneben Ansammlung von Materie im beobachtbaren gelten weitere Anforderungen an die Helligkeit Universum. Seine detektierbare Gesamtmasse 14 der Haufenmitglieder und die Entfernung des wird mit 4,4 x 10 im Radius von 1,4 x Mpc bzw. 15 Haufenkerns von unserem Sonnensystem. mit 2,4 x 10 M☉ im Radius von 14 Mpc ange-

geben (M☉ = Sonnenmassen, Mpc = Megaparsec). Die gewaltigen, gravitativ an- einander gebundenen Stern- massen der beiden Galaxien- haufen zeigen jedoch nur einen Ausschnitt des Gesamtbildes. Denn nur ein Bruchteil der Gesamtmassen von Abell 1656 und Abell 2151 kann mit de- tektierbaren Signalen erklärt werden. Abell 1656 war denn auch einer der ersten Orte im Universum, an denen Schwer- Abb. 1 Abell 2151 (Herkules Galaxienhaufen) kraftanomalien beobachtet wurden, die auf die

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Wirkung unbekannter Massen hinwiesen. So zeigte der in der Schweiz geborene Astronom Sofi vom 10.06.2021 Fritz Zwicky schon 1933, dass sich die Galaxien Stephan Plaßmann des Coma Galaxienhaufens zu schnell bewegen, um durch die sichtbare Materie zusammenge- Im Himmelsjahr 2021, auf den Seiten 288 und halten zu werden. Zwicky vermutete als erster, 289, ist eine Liste mit Sternbedeckungen durch dass der Haufen durch „eine Art dunkle Materie“ den Mond abgedruckt – immer wieder inte- zusammengehalten werde. Es dauerte noch etwa ressant! 50 Jahre, bis sich diese Vorstellung der Existenz Mal schauen, was im Juni so los ist. Hm – nur dunkler Materie auf breiter Basis etablierte. zwei Einträge. Einmal ein Stern von fast 7. Grö- Nach heutigem Kenntnisstand bestehen etwa ße am noch hellen Abendhimmel und ein recht 90% des Coma Haufens und 90% - 95% des Her- heller Stern zwar nachts, aber bei Vollmond. kules Galaxienhaufens aus dunkler Materie, die Keine große Ausbeute also. Aber war da nicht keinerlei messbare Strahlung emittiert… doch noch was? Spaß beiseite. Natürlich war …und von der deshalb auch rein gar nichts in da noch was. Eine ringförmige Sonnenfinsternis meinen Aufnahmen zu sehen ist. Beide Aufnah- am 10. Juni zur Mittagszeit, ungefähr in der Zeit men wurden mit einem TS Photoline 130/910mm zwischen 11:20 Uhr und 14:00 Uhr – je nach Be- Triplet Apo und der ZWO ASI2600 mm pro obachtungsstandort. Ist zwar kein so einschnei- erstellt. Das Aufnahme von Abell 2151 wurde dendes Erlebnis wie eine totale Sonnenfinsternis, aus 153 Einzelaufnahmen mit einer Gesamtbe- trotzdem aber ein kleines Highlight. lichtungszeit von 2,75 Stunden erstellt. Abell Geplant war ursprünglich auch eine öffentliche 1656 wurde in 232 Aufnahmen über insgesamt Beobachtung auf dem Vorplatz des Naturkunde- 4,4 Stunden belichtet. museums, was jedoch – wir alle ahnen es – wegen Corona einmal mehr ausfallen musste; obwohl DATEN Abell 2151 Abell 1656 hier von Björn ein umfassendes Hygienekonzept Teleskop TS Photoline 130/910 Triplet APO ausgearbeitet wurde. Interessierte sollten sich entlang eines mit Flatterband abgesteckten Montierung Skywatcher EQ6-R pro „Parcours“ zu den Teleskopen begeben und die Kamera ZWO ASI2600mm pro mit ZWO Sonne anschauen können. Leider hat uns hier das 7x36mm EFW, MFOC Ordnungsamt einen Strich durch die Rechnung Motorfokus und Falcon gemacht, weil es nur ein Konzept mit festen Rotator Sitzmöglichkeiten genehmigen wollte… RA 16h 4‘ 52“ 13h 0‘ 25“ Und so machten sich einige Sternfreunde daran, DEC +17 ° 4 2 ‘ +27° 58‘ 26“ diesem Ereignis zuhause mit eigenem Teleskop 10“ und Kamera beizuwohnen. Das Wetter spielte Ausrichtung 240° 180° mit und bescherte uns einen weitgehend klaren Luminanz 56 x 90s 91 x 90s Himmel. Sogar der WDR und die Westfälischen Nachrichten bekundeten Interesse an diesem Rot 33 x 30s 22 x 30s, 24 x 60s Schauspiel und versprachen, dieses in ihre Be- Grün 32 x 30s 22 x 30s, 25 x 60s richterstattung mit aufzunehmen. Aber Eile war Blau 32 x 30s 23 x 30s, 25 x 60s geboten - ein sonst eher seltener Zustand bei Aufnahme- Nighttime Imaging ‚n‘ Astronomy astronomischer Beobachtung. Denn die Redak- software (N.I.N.A ) teure wollten unbedingt bis spätestens 13:30 Uhr Bildbearbei- Astro Pixel Processor, Photoshop aktuelle Fotos der Sternfreunde mit Namensnen- tung CC 2020 nung der Fotografen. Sternfreund Martin Vogel hatte hier „alle Hände voll“ zu tun, um diesem Anspruch gerecht zu werden ob des ständigen

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Kontaktes zu den Redakteuren bezüglich der In der Printausgabe hielt Sternfreund Ewald aktuellen „Wasserstandsmeldungen“. „die Fahne hoch“, der dort mit Fernglas und Ich hatte mein Bino entsprechend vorberei- Sonnenschutzfolie „bewaffnet“ den Blick zur tet und konnte somit erstens selbst live das Sonne demonstrierte. Fortschreiten der Bedeckung mitverfolgen und Alles in allem war es aber wieder ein schönes zweitens auch ein paar Fotos der „angebissenen“ Erlebnis, das Fernrohr in den Himmel zu richten, Sonne anfertigen. Meine Bilder wanderten im in einer Zeit, in der praktische Astronomie in wahrsten Sinne des Wortes im „Turnschuh- unseren Breitengraden aufgrund der sogenann- Netz“ zu meinem Nachbarn Martin Vogel, ten Weißen Nächte kaum oder nur sehr einge- dessen Frau Ulla hier sozusagen als Astro-Bote schränkt möglich ist. fungierte und die SD-Karte der Kamera direkt Nächste sichtbare partielle SoFi in Mün- bei mir abholte. Weitere Bilder bekam er von ster am 25.10.2022 (alle Zeiten MESZ). Sternfreund Jochen Borgert per E-Mail dazu. Nun war sie also da, die 12-prozentige Bedeckung Beginn: ca. 11:08:55 Uhr der Sonne durch den Mond (s. 2. Umschlagseite). Maximum: ca. 12:12 Uhr Läuft zwar auch unter der Bezeichnung Son- ca. 24,5% Bedeckung nenfinsternis, aber von finster kann natürlich Ende: ca. 13:08:19 Uhr keine Rede sein. Selbst eine Bedeckung von 99 Prozent macht‘s nicht finster. Aber es ist ja doch Stephans Quintett ein ansehnliches Schauspiel, hier im Teleskop Astro – Postillion oder Fernglas eine Sonnenscheibe zu sehen, Stephan Plaßmann vor die sich die fast gleich große Mondscheibe schiebt. Zu meiner musikalischen Untermalung Sternfreund-Schicksal: wählte ich natürlich Pink Floyds „Dark Side Of Begeisterter Amateur-Astronom muss Hobby The Moon“. aufgeben. Es ist ihm ein Dorn im Auge. Ansonsten passierte hier nicht mehr viel Auf- regendes. Der Mond zog sich zurück und ich Himmlische Hochzeit: konnte so gegen 14:00 Uhr wieder eine makellos Zwei Sternhaufen in bisher offener Bezie- scheinende Sonne beobachten. Schön im orange- hung tauschten in einer kleinen Capella die gelben Licht meiner Sonnenfilter (von Intercon Saturn-Ringe. Der Pastor erklärte sie dann für Spacetec). Diese Filterfolie in einer Größe von h und chi. ca. 30x30 cm eignet sich hervorragend für den Selbstbau solcher Filter für Fernrohr, Fernglas Planet mit Sportproblem: oder Kamera. Eine ähnliche Filterfolie von Baa- Nach ihrem Durchgang hatte die Venus starke der Planetarium ergibt schärfere Bilder, die aber Schmerzen im Kreuz des Südens. Grund: Sie im (eigentlich natürlichen) Weißlicht. Aber ich hatte zugenommen und dadurch zu viele Beu- mag das Orange halt lieber. gungsringe. Die geschossenen Bilder von Jochen, Martin und mir wurden dann schleunigst zu den Redaktionen Hamburg: geschickt, und wir alle hofften auf Bekanntgabe Im Rotlichtmilieu soll es demnächst einen Sextil- sowohl in der Aktuellen Stunde, der Lokalzeit als schein geben. Beamte folgen dieser Strichspur. auch in den Westfälischen Nachrichten (WN). Die Enttäuschung war dann doch groß, dass München: nur in der Lokalzeit ein einziges – wenn auch Im Gasthaus zum Weißen Plössl ließ sich die gut sehr gutes – Bild eines Grevener Fotografen montierte Mandy mit einem Stern ein. gezeigt wurde. Auch in der WN gab‘s unsere Sie: „Stern warte!“. Er: „Los Mandy!“ Jetzt brau- Ergebnisse nur in der Online-Version zu sehen. chen sie eine Fernrohrwiege…

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Klassifizierung von Galaxien- Klassifizierung ist allerdings weniger eindeutig und die physikalische Erklärung der Morpholo- haufen gie meist schwierig. Daher hat sich bisher kein Aus Wikipedia, bearbeitet von Ewald Segna Klassifizierungsschema durchgesetzt. Allerdings erfreut sich das Schema von Rood und Sastry Ähnlich wie sich Galaxien nach dem Schema (RS-Schema) einiger Beliebtheit, wohl auch we- der Hubble Sequenz klassifizieren lassen, gen der Ähnlichkeit zum Hubble-Schema. Nach können auch Galaxienhaufen nach ihren mor- dem RS-Schema unterscheidet man anhand der phologischen Typen klassifiziert werden. Die Verteilung der zehn hellsten Mitglieder folgende

Das RS-Klassifikationsschema für Galaxienhaufen (Bild: CWitte, Wikipedia.de, CC BY-SA 3.0) Haufentypen: Radien bis zu 1 Million Lichtjahren können • cD-Haufen werden von einer einzelnen sie eine enorme Größe erreichen. Ver- riesigen elliptischen cD-Galaxie im Zen- mutlich entstehen cD-Galaxien durch trum dominiert. Von einer gewöhnlichen Verschmelzung elliptischer Riesengalaxien elliptischen Galaxie unterscheidet sie sich mit anderen Galaxien im reich bevölkerten durch ihren riesigen diffusen Halo und mit Zentralbereich der Haufen („galaktischer Kannibalismus“). Darauf deuten auch die Tatsachen hin, dass viele Galaxien dieses Typs mehrere Kerne besitzen und dass fast alle von ihnen starke Radioquellen sind. Bei- spiele sind die Haufen Abell S740 (Bild 1, Wikipedia, ) im Sternbild , und im Sternbild Herkules, der Teil des Herkules-Superhaufens ist, in einer Entfernung von etwa 430 Mio Lj. • B-Haufen (von binär) werden von einem Paar von cD-Galaxien domi- niert (s. oben). Das Paradebeispiel ist der

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berühmte Coma-Galaxienhaufen Abell • C-Haufen (von Englisch core) zeichnen 1656 (Bild 2 Peter Maasewerd). Der Co- sich durch einen einzelnen dichten Kern mit mehreren Großgalaxien aus. Beispiele

ma-Galaxienhaufen ist eine riesige An- sammlung von über 1000 Galaxien, die im Sternbild Haar der Berenike (lat. Coma sind der -Galaxienhaufen Abell Berenices) einen Winkel von etwa 3° × 5° 1060 (Bild 4, Pablo Carlos Budassi, CC- einnehmen. Er spielte durch seine relative BY-SA-4.0 ), der etwa 150 Mio. Lj entfernt Nähe für die Erforschung der großräumigen ist und zum Hydra-Centaurus-Superhau- Verteilung der Galaxien eine große Rolle. fen zählt, und der 210 Mio. Lj entfernte Der Zentralbereich ist 2° groß (s. auch den Galaxienhaufen Abell 262 im Sternbild Artikel von Peter Maasewerd „Die Gala- Andromeda, der Teil des -- xienhaufen Abell 1656 und Abell 2151 und Superhaufens ist. Auch der Galaxienhau- die Dunkle Materie“ S. 14 /15). Ein weiteres fen Abell 1689 ist vom RS-Typ C. Beispiel ist der 260 Mio. Lj entfernte Galaxi- • F-Haufen sind flach, d. h. in eine Rich- enhaufen Abell 569 im Sternbild Luchs. tung stark abgeplattet, aber ohne starke • L-Haufen zeichnen sich durch eine an- Konzentration im Zentrum. Beispiele nähernd lineare Anordnung der größten sind der etwa 290 Mio. Lj entfernte - Galaxien im Zentrum aus. Ein Beispiel ist

Galaxienhaufen Abell 1367 (Bild 5, der Perseus-Galaxienhaufen Abell 426 Ammasso del Leone, CC-BY-SA-4.0) und (Bild 3, David Chifiriuc Creative Com- der fast 6 Mrd. Lj entfernte Haufen IRAS mons Attribution-Share Alike 4.0 Internati- 09104+4109. Der Leo-Haufen (Abell 1367) onal license.), der etwa 230 Mio. Lj entfernt hat mindestens 70 Hauptgalaxien. Die als im Perseus-Pisces-Superhaufen liegt. NGC 3842 bekannte Galaxie ist das hellste Mitglied dieses Haufens. Die meisten dich-

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ten Galaxienhaufen bestehen hauptsächlich Methoden zur Entdeckung von Galaxien- aus elliptischen Galaxien. Der Leo-Haufen haufen enthält jedoch überwiegend Spiralgalaxien, • Die nächsten Galaxienhaufen sind als Kon- was darauf hindeutet, dass er viel jünger zentration heller Galaxien in Himmelsauf- ist als andere vergleichbare Haufen, wie z. nahmen erkennbar. Verfeinert wurde diese B. der Coma-Haufen. Er beherbergt auch Methode von George Abell und seinen eines der größten bekannten Schwarzen Lö- Mitarbeitern, die ab den 1950er Jahren cher des Universums, das im Zentrum von im Palomar Observatory Sky Survey durch NGC 3842 liegt. Das Schwarze Loch ist 9,7 entsprechende Beobachtungen am Südhim- Milliarden Mal massereicher als unsere Son- mel insgesamt über 4000 Galaxienhaufen ne. Zusammen mit dem Coma-Haufen ist mit Rotverschiebungen bis zu z = 0,2 iden- er einer der beiden großen Haufen, die den tifizierten. Ferne Galaxienhaufen heben Coma-Superhaufen bilden, der wiederum sich nur noch schwach vom Vorder- und Teil der CfA2 Great Wall (Große Mauer) Hintergrund anderer Galaxien ab und sind ist, die Hunderte von Millionen Lichtjahren so nur schwer auszumachen. lang ist und eine der größten bekannten • Da Galaxienhaufen viele helle elliptische Strukturen im Universum darstellt. Galaxien mit ähnlichen rötlichen Far- • I-Haufen haben eine irreguläre Struktur, ben enthalten, verraten sie sich in einer ohne klar definiertes Zentrum oder mit großflächigen Untersuchung von Farbe mehreren Zentren. Beispiele sind der Vir- und Helligkeit von Galaxien durch eine in go-Galaxienhaufen und der Herkules- einem kleinen Bereich auftretende rote Sequenz. • Mit Weltraumteleskopen der Röntgenas- tronomie können Galaxienhaufen über ihr heißes Gas entdeckt werden. • Kleine Veränderungen der kosmischen Hintergrundstrahlung beim Durchgang durch das heiße Gas eines Galaxienhaufens (Sunyaev-Seldowitsch-Effekt*) können mit bestimmten Radioteleskopen identifiziert werden.

Galaxienhaufen Abell 2151 (Bild 6, Zur Erklärung: ESO INAF-VST_OmegaCAM Astro-WISE *Der Sunjajew-Seldowitsch-Ef- Kapteyn Institute), ein reich an Spiralga- fekt (nach Rashid Sunyaev und Jakow Borisso- laxien im gleichnamigen Superhaufen in witsch Seldowitsch; engl. Transkription: Sunyaev- einer Entfernung von etwa 485 Mio. Lj.. Zel‘dovich-Effect, deshalb Abk. SZ-Effekt) Abell 2151 erstreckt sich am Himmel über erklärt den Mangel und Überschuss nieder- bzw. etwa 1°. Er weist eine komplexe Struktur höherenergetischer Photonen im kosmischen auf und hat keine zentrale Galaxie. Hellstes Mikrowellenhintergrund, der aus Richtung Mitglied ist NGC 6041. Der Haufen enthält von Galaxienhaufen beobachtet wird, durch mehrere interagierende Systeme, darunter Stöße der Photonen mit heißen Elektronen. Arp 71 und Arp 272. Abell 2151 ist Teil des Die im Medium der Haufen enthaltenen heißen Herkules-Superhaufens und der Groß- Elektronen können Photonen der kosmischen en Mauer. Der Galaxienhaufen wurde zum Hintergrundstrahlung streuen. Dabei wird ersten Mal von Harlow Shapley im Jahr 1933 durch den inversen Compton-Effekt im Mittel beschrieben. Energie von den Elektronen auf die Photonen

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übertragen, deren Frequenz sich entsprechend Quellen: erhöht; es kommt zur beschriebenen Verände- Infos über die speziellen Galaxienhaufen rung des Spektrums gegenüber dem ursprüng- (Abell): lichen Planck-Spektrum. Mit Hilfe des SZ-Effekts https://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page lassen sich Galaxienhaufen aufspüren, die als https://www.wikipedia.de „Schatten“ vor dem gleichmäßigen Spektrum https://de.wikipedia.org/wiki/Galaxienhaufen des kosmischen Hintergrundes sichtbar werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Sunjajew-Seldo- Die Messung des Sunjajew-Seldowitsch-Effekts witsch-Effekt und die Suche nach entfernten Galaxienhaufen ist eines der Ziele der Planck-Satelliten- „Gott existiert, weil die Mathematik wider- Mission gewesen. spruchsfrei ist, und der Teufel existiert, weil wir es nicht beweisen können.“-- André Weil

ist. NGC 5363/64 weisen ähnliche Radialgeschwindig- NGC 5364 / NGC 5317 und keiten auf, woraus geschlossen wird, dass beide Gala- Abell 1809 (Foto Rückseite) xien nicht nur perspektivisch, sondern auch räumlich nahe beieinander stehen. Ihre Entfernungen werden Michael Dütting mit etwa 60 Mio. Lichtjahren angegeben, die Größen auf 110000 bis 150000 Lichtjahre geschätzt. Der helle Die Aufnahme zeigt das Zentrum einer kleinen Ga- Vordergrundstern in der Nähe des Zentrum von NGC laxiengruppe im Sternbild Jungfrau, etwa 20 Grad 5363 führte bereits mehrfach zu Fehlmeldungen ei- ner , zuletzt im Mai und Juni 2020 (AT2020leu und AT2020lrn). Am rechten Bildrand ist ein Teil des Galaxi- enhaufens Abell 1809 zu erken- nen (ca. 1 Mrd. Lj entfernt). NGC 5338 liegt dagegen wesentlich nä- her, in einer Distanz von 35 Millionen Licht- jahren. östlich des Virgo-Haufens gelegen. Das auffälligste Aufnahmedaten: Objekt im Bild ist die Face-on Galaxie NGC 5364, Kamera: ZWO ASI 1600 MMP bei -18°, die gleich zweimal von den Herschels entdeckt wurde: Gain 76 Am 2. Februar 1786 von William Herschel (als NGC Optik: 102/920 mm Fluorit Apo bei f/7 5364) und am 7. April 1828 von John Herschel (NGC Belichtung: L 270 m R 116 m G 146 m B 156 m 5317). Zusammen mit der elliptischen NGC 5363, den gesamte Belichtungszeit: 11 h 28 m Edge-on Galaxien NGC 5348, 5356, 5360 und vielen Korrekturen: Bias, Dark- und Flatframes schwächeren Objekten (z. B. LEDA 49400) bildet sie EBV: PixInsight, Fitswork, Photoshop eine Gruppe, die von dem armenischen Astronomen Aufnahmeort: Münster Abraham Mahtessian in den 80er Jahren am Byurakan Die Einzelbilder wurden in 7 Nächten im Astrophysical Observatory genauer untersucht wurde Zeitraum vom 24. März bis 20. April 2020 auf- und in seinem Katalog unter der Nummer 209 gelistet genommen.

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Beteigeuze – Was war da los? sowie den beiden Fußsternen K Ori - Saiph und B Ori - Rigel. Der rötliche Stern Beteigeuze und Ewald Segna der blaue Stern Rigel gehören zu den hellsten Eigentlich ist der gestirnte Himmel ein Synonym Sternen des Himmels! für Unveränderlichkeit. Eigentlich. Die Positi- onen der Sterne sind unverrückbar zueinander So, stellt Euch mal vor, Beteigeuze verschwindet fixiert. Deshalb Fixsterne! Aber bei genauem aus dem rechten Schulterbereich des . Hinsehen stellen „unerklärbare Phänomene“ Orion wäre nicht mehr das Sternbild, als das es dieses starre Weltbild in Frage. Schon die Baby- die Menschheit seit Äonen von Jahren kennt. lonier kannten die Wandelsterne, die Planeten. Und doch passierte das Ende des Jahres 2019, Auch besuchten unregelmäßig Donnerkerzen als Beteigeuze zwar nicht vom Himmel versch- den Himmel, die Kometen. Sternschnuppen- wand, aber doch deutlich lichtschwächer wurde, ströme brachten zahlreiche Meteore in die At- lichtschwächer sogar als Bellatrix, der linke mosphäre der Erde, mitunter kam es zu wahren Schulterstern. Feuerwerken. Es tauchten „stella novae“ auf, Was war das für ein Echo in den Medien. Zei- neue Sterne die plötzlich aufleuchteten. Ach ja, tungen, Funk und Fernsehen berichteten über auch einige Sterne änderten in Tagen, Monaten das merkwürdige Verhalten eines der Haupt- oder Jahren ihre Helligkeit. Eine Handvoll war sterne im Orion. Ja, es wurden die abstrusesten schon im Mittelalter bekannt, dazu gehörten Theorien aufgestellt, weshalb es zu diesem Hel- z. B. „Algol, der Teufelsstern“ und „Mira, die ligkeitsabfall kommen konnte: Der Stern steht Wunderbare.“ kurz vor einer Supernovaexplosion.

Das Sternbild des Orion, nebenbei bemerkt auch Was wissen wir über Beteigeuze Aufenthaltsraum von Planeten, mithin also Teil Beteigeuze, im angloamerikanischen Raum auch der Ekliptik, kennen wohl viele Menschen. Es Betelgeuse benannt, ist nicht nur einer der größ- zählt zu den schönsten Winterkonstellationen. ten, sondern auch einer der leuchtkräftigsten Bekannt ist es nicht nur durch den Orionnebel Sterne seiner Klasse. Die scheinbare Helligkeit – M42 – sondern auch durch seine spezielle, liegt zwischen 0,3 und 1,6 mag, die absolute spektakuläre Form. Mit den beiden Schulter- Helligkeit zwischen −5,0 und −5,3 Mag. In einer Entfernung von etwa 640 Lichtjahren ist er der neunthellste Stern am Firmament.

Sein Radius beträgt etwa 950–1200 R☉

(Radius in Sonneneinheiten), seine Masse

≈ 20 M☉ (Masse in Sonneneinheiten). Beteigeuze hat eine Leuchtkraft von etwa dem 55000-fachen der Sonne. Die Oberflächentemperatur liegt bei ca. 3.450 Kelvin (nur etwa 13% der Strah- lungsenergie wird in Form von sicht- barem Licht abgegeben. Wären unsere Wikipedia: H. Raab, CC BY-SA 4.0 Augen für Strahlung aller Wellenlängen empfindlich, Beteigeuze würde uns mit Abstand sternen, A Ori - Beteigeuze und G Ori -Bellatrix, als hellster Stern am Himmel erscheinen). den drei Gürtelsternen, DOri Mintaka, E Ori Seine Spektralklasse lautet M1–2 Ia–Iab. - Alnilam und Z Ori - Alnitak, die Wegweiser zum hellsten Stern am Nachthimmel – Sirius – sind,

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Halbregelmäßig veränderliche Sterne sind Rie- sen oder Überriesen mit mittlerem bis spätem Spektraltyp. Sie zeigen teilweise oder ständig periodischen Lichtwechsel, welcher be- gleitet oder unterbrochen wird von Unregelmä- ßigkeiten in der Lichtkurve. Die Perioden liegen im Bereich zwischen 20 und mehr als 2000 Ta- gen, während die Form der Lichtkurve variabel in jedem Zyklus sein kann. Die Amplituden der Helligkeit können von einigen Hundertstel bis zu mehreren Magnituden reichen. Laut General Catalogue of Variable (GCVS) haben die halbregelmäßig veränderlichen Sterne meist eine Amplitude von 1 bis 2 Magnituden im V-Filter. SRC; späte Überriesen; M, C, S oder Me, Ce, Se; 30 bis mehrere tausend Tage; ca. 1 Ma- gnitude. Beispiele: Antares, der Granatstern Lage im HRD, 2. ESO, CC BY 4.0 μ Cephei, Beteigeuze.

Der äußere Rand der zirkumstellaren Hülle von SRC-Variable unterscheiden sich signifikant von Beteigeuze erstreckt sich weit über eine Milli- anderen roten Variablen, da es sich um masse- arde Kilometer vom Stern entfernt. Mit einem reiche, junge Sterne der Population I handelt Alter von ca. 10 Mio. Jahren ist sie noch ein sehr (Percy 2007)1. Beteigeuze hat zwei Perioden junger Stern. (die beide nicht scharf definiert sind), was für diese Sternenklasse ziemlich typisch ist. Die kurze Periode von ~420 Tagen wird durch die Pulsation des Sterns angetrieben, ähnlich wie bei anderen pulsierenden roten Riesen. Die „lange sekundäre Periode“ (LSP) von 2.100 Tagen rich- tet sich nach zirkularen Polarisationseffekten, die durch das Magnetfeld des Sterns verursacht werden. Dieses Magnetfeld ist wahrscheinlich die treibende Kraft hinter den großen konvektiven Zellen des Sterns und die Ursache der LSPs (Mathias et. al 2018)2.

Also sind Helligkeitsänderungen bei den SRC- Typ-Veränderlichen nur normal, aber die Tiefe des Minimums war schon besonders. Im Übrigen wird die Entdeckung der Variabilität Beteigeuzes Sir John Herschel im Jahr 1836 zugeschrieben. Größe Beteigeuzes, ESO, CC BY 4.0 Hamacher (2018)3 fand jedoch heraus, dass mindestens zwei australische Aborigin-Stämme Veränderlichentyp die Variabilität von Beteigeuze weit vor 1836 Beteigeuze zählt zu den „Halbregelmäßig Ver- entdeckt und in ihre Überlieferungen aufge- änderlichen Sternen“ (SR – Semi regular). Sie nommen hatten. gehört der Untergruppe des Typs SRC an.

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Ein Wort zur Namensgebung die ich vor Jahrzehnten in einer Zeitung gelesen Die heutige deutsche Namensform entstand, weil hatte – Eta Carinae, auch ein massereicher Stern, .(-; mit zwei explodiert morgen oder in 100000 Jahren ـي) der arabische Anfangsbuchstabe Ya (mit einem Punkt ـب) Punkten) fälschlich als Ba gelesen und so ins Lateinische transkribiert wur- Meine Beobachtungen Beteigeuzes de. Während der gesamten Renaissance-Zeit Ich wurde durch eine E-Mail vom 8.12.2019 wurde der Stern Bait al-Dschauza genannt, mit darauf aufmerksam, dass sich bei dem Stern der im arabischen Original angenommenen Be- Beteigeuze etwas tat. deutung „Achsel der Riesin.“ Daraus entstand der Name Beteigeuze (Quelle: Wikipedia). Am 08.12.2019 um 10:01 schrieb Peter Kroll per E-Mail der BAV: Gründe der Helligkeitsänderungen Seit September 2019 hatte die Temperatur Betei- „Guten Morgen allerseits, es gibt ja auch bei uns geuzes um ~100 K abgenommen, während ihre einige Mitglieder, die Beteigeuze auf der Beobach- Leuchtkraft um fast 25% (im weiteren Verlauf um tungsliste haben. Können diese den gemeldeten 60%) abgenommen hatte. Das bedeutete eine Trend bestätigen4 Möglicherweise tut sich ja bei Vergrößerung des Sternradius‘ von ~9%. Die diesem Überriesen und SN-Kandidaten etwas mehr Abschwächung der Helligkeit könnte auch durch als sonst üblich. Auf jeden Fall ist Beteigeuze in den ausgestoßenes, kühlendes Gas/Staub entstanden nächsten Monaten ein gut sichtbares, aber als heller sein, das den Stern teilweise verdeckte. Apropos Stern nicht ganz einfach messbares (schätzbares) Gas- und Staubausstoß: Beteigeuze hat eine veränderliches Objekt.“ große, zirkumstellare Hülle. Sie verliert etwa 3x10-6 Sonnenmassen pro Jahr, was der Masse Darauf antwortete Wolfgang Vollmann per E- der Erde entspricht. Das „Superminimum“ kann Mail der BAV am 9. Dezember 2019 06:58:58 auch das Ergebnis der Überlagerung der beiden MEZ: unterschiedlichen Aktivitätszeiträume sein, 420 Tage Pulsation und ca. 2100 Tage konvektive „Hallo, danke für den Hinweis. Auch bei visuellen Strömungen aus dem Sterninnern an die Sterno- Helligkeitsschätzungen ist mir das aufgefallen: berfläche, damit verbundene Abschwächung der am 1.Okt. schätzte ich Beteigeuze noch heller als Oberflächenhelligkeit, ähnlich dem Zyklus der Aldebaran mit 0,7mag. Am Morgen des 8.Dez. „Sonnenflecken“ auf der Sonne. war sie deutlich schwächer bei 1,2mag. Auch auf den DSLR Aufnahmen ist das zu messen. Beteigeuze – Kurz vor einer SN-Ex- plosion? Es ist tatsächlich schwierig Beteigeuze zu schätzen/ Was natürlich am häufigsten durch die Presse messen. Vor allem die differentielle Extinktion bei geisterte, war die Frage: Steht Beteigeuze kurz verschiedenen Höhen von Alpha Ori und Vergleichs- vor einem Supernovaausbruch vom Typ II, und sternen macht bei meinem Himmel viel aus, der wird sie einen Neutronenstern hinterlassen? Extinktionskoeffizient scheint sich hier im Donautal Die genauesten Masseabschätzungen liegen im auch nicht an die idealisierten Atmosphärenmodelle Bereich von 19-20 Sonnenmassen; schon ein zu halten ;-).“ 5 berechtigter Kandidat für eine Supernovaex- plosion. Beteigeuze befindet sich aber noch im (Peter und Wolfgang sind erfahrene Veränder- Zustand des Heliumbrennens und es wird einige lichenbeobachter in der BAV - Bundesdeutsche Zeit dauern, dass sie den roten Überriesenzweig Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne). weiter hinaufsteigt. Die Rede ist von ca. 100000 Jahren, aber es kann auch schon morgen pas- Nach einer längeren Schlechtwetterperiode sieren (ich erinnerte mich an eine Überschrift, beobachtete ich Neujahr das erste Mal A Ori,

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Beteigeuze. Sie hatte doch sichtlich an Helligkeit 2020, früh morgens, besteht wieder die Möglich- eingebüßt. Es fiel mir sofort auf. keit Beteigeuze aufzusuchen. Ob sich ihre Hellig- Ich beschloss, die Helligkeit A Oris jede klare keit wieder verändert hat? Ich werde anlässlich Nacht zu schätzen, um so den Zeitpunkt des der Perseidenbeobachtung mal einen Blick am Minimums festzustellen. Vom 1.1.2020 bis zum frühen Morgen des 12. August 2020 riskieren 23.4.2020 kamen 42 Schätzwerte zusammen. (bis hierhin: Artikel von Mai / Juni 2020). Ich habe meine Werte in die Lichtkurve von Wolfgang Vollmann eingepflegt (das +-Zeichen, s.r.). Nach dem Durchlaufen des Minimums Nachtrag: Die Helligkeit Beteigeuzes stieg auf stieg die Helligkeit Beteigeuzes Mitte Februar ca. 0,3 mag an (April/Mai 2020). Sie hatte ihre wieder an.

Beteigeuze beendet sein Helligkeitsmini- mum In einer Veröffentlchung von Edward Guinan, Richard Wa- satonic (Universität Villa- nova), Thomas Calderwood (AAVSO) und Donald Carona Lichtkurve Beteigeuze, Vollmann, Nickel, E. Segna (Universität Texas A& M) vom 22. Februar 2020; 12:59 UT steht: 6 Normalhelligkeit erreicht. Spätere Beobach- Wie bereits früher berichtet (siehe ATel #13365, tungen am helllichten Tage von BAVlern deuteten #13410 und #13439), hat der Rote Überriese allerdings wieder auf einen Helligkeitsabfall hin. Betelgeuse seit Oktober 2019 einen beispiellosen Nun, das ist bei einem Roten Überriesen ja nichts Rückgang seiner visuellen (V) Helligkeit erfahren. Die Ungewöhnliches. Aber das tiefe Minimum im in den letzten ~2 Wochen gesicherte Photometrie Februar 2020 wurde 2021 bisher nicht wieder zeigt, dass Betelgeuse seinen starken Rückgang erreicht. von ~1,0 mag im Vergleich zum September 2019 gestoppt hat. Der Stern erreichte ein mittleres Wie unter der Zwischenüberschrift „Gründe Lichtminimum von = 1,614 +/- 0,008 mag während der Helligkeitsänderungen“ erwähnt, s. o., des Zeitraums vom 07. bis 13. Februar 2020. Dies ist vermuteten Wissenschaftler, dass ausgestoßene ungefähr 424+/-4 Tage nach dem letzten (flacheren: Staubpartikel die Gründe des Helligkeitsabfalls V ~ +0,9 mag) Lichtminimum, das Mitte Dezember Beteigeuzes waren. Das ist nun durch Untersu- 2018 beobachtet wurde. Somit ist die gegenwärtige chungen, die mit dem Very Large Telescope und Episode konsistent mit der Fortsetzung der anhal- dem Very Large Telescope Interferometer der tenden 420-430-Tage-Periode, die in der vorherigen ESO durchgeführt wurden, von Miguel Montar- Photometrie vorhanden war. Auf der Grundlage gès und von Emily Cannon, bestätigt worden. dieser und weiterer Beobachtungen hat Beteigeuze definitiv aufgehört schwächer zu werden und sie „Zum ersten Mal sahen wir, wie sich das Aussehen hat begonnen, langsam wieder heller zu werden. eines Sterns in Echtzeit auf einer Skala von Wochen Diese Minimumsepisode ist also vorbei, aber es ist verändert“, sagt M. Montargès vom Observatoire zusätzliche Photometrie erforderlich, um die Aufhel- de Paris, Frankreich und E. Cannon von der KU lungsphase weiter zu dokumentieren. Leuven, Belgien. „Die jetzt veröffentlichten Bilder sind die einzigen, die wir haben, die zeigen, wie sich Für mich endete am 23. April 2020 die Saison die Oberfläche von Betelgeuse im Laufe der Zeit in für die Beobachtung Beteigeuzes. Mitte August ihrer Helligkeit verändert.“

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dung sehr schnell und nahe der Oberfläche eines Sterns stattfinden kann. „Der Staub, der von kühlen, entwickelten Sternen ausgestoßen wird, wie der Auswurf, den wir gerade be- obachtet haben, könnte später die Bausteine für terrestrische Helligkeiten Beteigeuzes, ESO/M. Montargès et al. Planeten und Leben werden“, ergänzte Emily Can- In der Studie, die am 16. Juni 2021 in Nature non von der KU Leuven. veröffentlicht wurde, zeigte das Team, dass die mysteriöse Verdunkelung durch einen stau- Montargès und Cannon sind gespannt darauf, bigen Schleier verursacht wurde, der den Stern was die Zukunft der Astronomie, insbesondere abschattete, was wiederum das Ergebnis eines das Extremely Large Telescope (ELT) der ESO, Temperaturabfalls auf der Sternoberfläche von für die Untersuchung von Betelgeuse bringen Betelgeuse war. Das Team nutzte das SPHERE- wird. „Mit der Fähigkeit, unvergleichliche räumliche Instrument (Spectro-Polarimetric High-contrast Auflösungen zu erreichen, wird das ELT es uns er- REsearch) am VLT der ESO, um die möglichen, Betelgeuse direkt in bemerkenswerten Oberfläche von Betelgeuse direkt abzubilden. Details abzubilden“, sagte Cannon. „Es wird auch Zusammen mit Daten des GRAVITY-Instruments die Stichprobe der roten Überriesen, deren Oberflä- am VLTI (Very Large Telescope Interferometer) che wir durch direkte Abbildung auflösen können, der ESO wurde der Stern während der gesamten erheblich erweitern und uns weiter dabei helfen, die Verdunkelung beobachtet. Die Teleskope, die Geheimnisse hinter den Winden dieser massereichen sich am Paranal-Observatorium der ESO in der Sterne zu enträtseln.“7 chilenischen Atacama-Wüste befinden, waren ein „entscheidendes Diagnosewerkzeug, um die Referenzen: Ursache dieses Verdunkelungsereignisses aufzude- 1 Percy, J. (2007). Understanding Variable Stars. cken“, sagte Cannon. „Wir waren in der Lage, den New York, NY: Cambridge University Press. Stern nicht nur als Punkt zu beobachten, sondern Posson-Brown, J., Kashyap, V., Pease, D., konnten die Details seiner Oberfläche auflösen und Drake, J. (2007). Dark Supergiant: Chandra’s ihn während des gesamten Ereignisses überwachen“, Limits on X-rays From Betelgeuse. arXiv:astro- fügte Montargès hinzu. ph/0606387v2. December 5, 2007.

Die Oberfläche von Betelgeuse verändert sich 2 https://www.aanda.org/articles/aa/abs/2018/07/ regelmäßig, wenn sich riesige Gasblasen im aa32542-17/aa32542-17.html Inneren des Sterns auf und ab bewegen, zusam- menziehen und ausdehnen. Das Team schloss 3 Hamacher, D. (2018). Observations of Red- daraus, dass der Stern einige Zeit vor dem Giant Variable Stars by Aboriginal Australians. „Great Dimming“ eine große Gasblase ausstieß, The Australian Journal of Anthropology. 29, die sich von ihm wegbewegte. Als sich ein Teil 89-107. der Oberfläche kurz darauf abkühlte, reichte dieser Temperaturabfall aus, dass das Gas zu 4 The Fainting of the Nearby Red Supergiant festem Staub kondensierte. Betelgeuse ATel #13341; E, F. Guinan, R. J. Wasatonic (Villanova Univ.) and T. J. Calderwood „Wir haben die Bildung von sogenanntem Sternen- (AAVSO) on 8 Dec 2019; 03:57 UT staub direkt beobachtet“, sagte Montargès, dessen http://www.astronomerstelegram. Studie den Beweis lieferte, dass die Staubbil- org/?read=13341

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5 BAV Newsletter 8. / 9.12.2019 Thousand Oaks verwendet ein anderes Material als die allseits bekannte Astrosolarfolie. Die 6 ATel #13512; Edward Guinan, Richard Wasa- silbrig glänzende Folien-Vorderseite reflektiert tonic (Universität Villanova), Thomas Calder- den größten Anteil der Sonnenstrahlung. Da- wood (AAVSO) und Donald Carona (Universität runter folgt eine sehr dünne Polymerschicht, Texas A& M) die die Sonne in sehr natürlicher gelb-orangener http://www.astronomerstelegram.org/?read=13512 Farbe zeigt. Gegenüber der bisher von mir ver- wendeten AstroSolar-Sonnenfolie (ebenfalls 7 https://www.eso.org/public/archives/releases/ ND 5) liefert die Thousand Oaks Folie einen sciencepapers/eso2109/eso2109a.pdf deutlich höheren Kontrast, wie ich ihn sonst nur von dem (die Sonne allerdings grünlich verfär- benden) Baader-Solar-Continuum-Filter bei der Quellen: Refraktor-Sonnenbeobachtung mit Herschelkeil • of the Month - February 2020 - Alpha kenne. Ori, Alpha Orionis, Rich Roberts Sowohl die beiden am • https://www.aavso.org/star-month-febru- 10.06.2021 sichtbaren ary-2020-alpha-ori kleinen Sonnenfle- • https://de.wikipedia.org/wiki/Beteigeuze ckengruppen als auch • https://en.wikipedia.org/wiki/Betelgeuse die Granulation der Sonnenoberfläche, aber auch die Gebirge am Mondrand ließen 10“ Thousand Oaks SolarLite sich erstaunlich gut erkennen, deutlich besser als Sonnenfilterfolie (ND 5) in auf den meisten Sonnenbildern, die im Rahmen des von mir parallel zur eigenen Beobachtung Alufassung (an 10“-Galaxy- verfolgten SoFi-Livestreams gezeigt wurden (Ge- sellschaft deutschsprachiger Planetarien auf dem Dobson) Youtube-Kanal der Stiftung Planetarium Berlin, Testbericht von Hans-Georg Pellengahr moderiert u. a. von Dr. Björn Voss). Da Sonnenfilter vor dem Objektiv bzw. der Anlässlich der partiellen Sonnenfinsternis am Lichteintrittsöffnung eines Spiegelteleskops 10.06.2021 habe ich die Thousand Oaks SolarLite montiert werden, hat ihre optische Qualität ei- Filterfolie in stabiler Alufassung an meinem 10“ nen entscheidenden Einfluss auf die Bildqualität. Galaxy-Dobson ausgiebig getestet. Das Filter muss planparallel und seine optische Genauigkeit ebenso gut sein wie die der ver- wendeten Optik. Die Thousand Oaks SolarLite- Folie vermeidet den bei Glasfiltern größeren Durchmessers zuweilen auftretenden Keilfehler (Filterglas wirkt als Prisma und erzeugt ein kleines Spektrum mit der Folge von Bildunschärfen). Die Sonnenabbildung ist in Schärfe, Kontrast und der natürlichen Farbe unschlagbar gut. Ich werde nach und nach auch meine Refraktoren damit ausrüsten. Die Folie wird sowohl lose als auch in einer stabilen Alufassung für verschiedene Teleskop- größen angeboten. (Fotos: Autor)

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Neues von „Goldilocks Variable“ The Goldilocks Variable Lukas Bröring und Paul Breitenstein Anna Woodford

Der Hantelnebel M27 gehört zu den Zielen am Some fairytales say she jumped Nachthimmel, die am häufigsten aufgenommen out of the window and ran home to her mother, werden: Ein wunderschöner Planetarischer never to stray ever after. Nebel. Aber wer kennt schon „Goldilocks Variable“? Some say she came round to the idea Auf dem Titelblatt erscheint Goldilocks am 25. that her prince wouldn’t come and settled August 2019 im Helligkeitsmaximum mit ca. for shared living with the bears. 14mag hell rot. Im Minimum mit rund 18mag ist der Mira-Stern (mirus; lat.: wundersam) kaum An Internet site describes her turning noch wahrnehmbar. into a glamour model called Goldie who likes a good hiding Motivation und Geschichte Schon 2014 waren wir engagiert in der AiM-Pro- or, maybe, she’s not out of the woods yet jektgruppe [1], Paul Breitenstein als Physiklehrer and her hair went white, und Lukas Bröring als Abiturient mit Leistungs- slim-picking through the neighbourhood bins. kurs Physik am Pascal-Gymnasium Münster. Bei unseren Recherchen zum Hantelnebel M In Prague, an astronomer saw a light in the sky 27 stießen wir auf NSV 24959 (New Catalogue and christened it for her of Suspected Variables). Das Objekt befindet – and his mystery blonde girlfriend – sich am Rande des Hantelnebels bei RA 19h 59min 29.73s und DC 22°45‘13.1“ und wurde The Goldilocks Variable. It is an elusive star. von seinem Entdecker in Anlehnung an das It isn’t always shining. Sometimes it appears englische Märchen „Goldilocks and the Three to have vanished from the night’s curtain-call. Bears“ auf den Namen „Goldilocks“, deutsch „Goldlöckchen“, getauft. Die Britische Lyrikerin Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung Anna Woodford widmete dem Mira-Stern sogar der Autorin, die sich über die Verknüpfung von Poesie ein Gedicht [2]. und Astrophysik sehr freut.

Schon die Entdeckung dieses Mira-Sterns im Jahr Arne Henden [5] führte zwischen Mai 1997 und 1990 war außergewöhnlich: Dem tschechischen September 2000 Helligkeitsmessungen mittels Amateurastronom Leos Ondra fiel auf, dass R-Band-Fotometrie mit dem 1,55-m-Reflektor auf dem Titelblatt der Maiausgabe des Journals „Kaj Strand Telescope der USNO Flagstaff Sta- „Astronomy“ ein Stern mehr zu sehen ist, als auf tion (NOFS)“ [6] durch. So konnten insgesamt dem Titelblatt der Herbstausgabe von „Deep Sky“ sechs Perioden relativ grobmaschig aufgezeich- [3]. Auf beiden Titelblättern ist der Hantelnebel net werden. Die Überlagerung der Messwerte abgebildet. Vergleiche mit anderen Bildern von M ergab eine Periode von „ungefähr“ 213 Tagen 27 bestärkten seine Vermutung über die Hellig- ohne Fehlerangaben [7]. Die meisten späteren keitsschwankungen dieses Sterns. Der Nachweis Veröffentlichungen übernahmen diese von Arne gelang 1997 Rudolf Novak vom Nicholas Coper- Henden ermittelte Periodendauer. nicus Observatory and Planetarium in Brno mit Zwischen Juli 2014 und Dezember 2015 nahmen einem 40-cm-Newtonreflektor [4]. Er dokumen- wir zusammen mit den Abiturienten Fabian Breer tierte eine stetige Abnahme der Helligkeit von und Marco Wortmann den Hantelnebel auf. Dies Mai bis August 1997. geschah bis zum Februar 2015 mit dem 1,2-m

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MONET-Nord Teleskop in Texas/USA [8], danach ximum der Helligkeit in den Jahren 2007 bis 2020 mithilfe des 0,4m Bradford Robotic Telescope liegt dann um 32 Tage später als 1997 bis 2000. (BRT) auf Teneriffa [9]. Zusammen mit Archivdaten Schon Ende 2000 (Periode 6/grün) beginnt der des BRT wurde von uns eine statistische Perioden- von Henden aufgezeichnete Start der Implosion dauer von 214 ± 1 Tagen ermittelt und sowohl des Mira-Sterns, die den Anstieg der Helligkeit im BAV-Rundbrief 2/2016 als auch im Journal für bewirkt, mit ca. 16 Tage Verspätung. Deutliche Astronomie IV/2016 veröffentlicht [10, 11]. Unregelmäßigkeiten erkennt man auch bei den Perioden 24 (gelb) und 29 (rot). Bei beiden wird Im April 2020 haben wir mithilfe der 40-cm Tele- eine fast doppelte Intensität im Maximum erreicht. skope des Las Cumbre Observatory(LCO) [12] angefangen, den Hantelnebel erneut möglichst jede klare Nacht mit einem Rotfilter aufzunehmen, um die von uns im BAV-Rundbrief vorhergesagte Helligkeitskurve und Periodendauer zu überprü- fen. Nach Erreichen des Helligkeitsmaximums, Ende August, wurde alle fünf Tage an klaren Näch- ten eine Aufnahme beauftragt, um den flacheren Kurvenabstieg zu verfolgen.

Auswertung und Ergebnisse Die Auswertung der eigenen Bilder und aller Abbildung 1: Die Messwerte von 2020 (schwarz) öffentlichen Archivbilder des LCO aus dem glei- zusammen mit den alten Messwerten bei einer chen Zeitraum erfolgte auf ähnliche Weise wie im Periode von 213,8 Tage. BAV-Rundbrief beschrieben. Dabei übernimmt die BANZAI-Pipeline von LCO [13] inzwischen die Korrektur der Bilder jeweils mit DARK, BIAS und Flatfield automatisch. Für den Helligkeitsvergleich wurde derselbe Vergleichsstern verwendet. Die Auswertung fand mit ImageJ [14] unter der Verwendung der Astronomy Tools von Rick Hessmann [15] statt. Dabei wird eine Analyse des statistischen Messfehlers anhand der Daten des verwendeten CCD-Chips (gain, readout noise, dark current) gegeben. Mithilfe von Tabellenkalkulation haben wir alle uns Abbildung 2: Die Messwerte von 2020 (schwarz) bekannten Helligkeitsmessungen von NSV24959 zusammen mit den alten Messwerten bei einer in Phasen zwischen 213 und 215 Tagen unterteilt Periode von 213,0 Tage. und zu einem Phasendiagramm (Abb. 1 und 2) übereinander gelegt. Dabei ergibt sich, dass die Außerdem tritt das Maximum bei Periode 24 mit mittlere statistische Periode über 23 Jahre bei rund vierzehntägiger Verspätung ein. Die Perioden 213,8 Tagen liegt: 39 und 40 in den Jahren 2019 und 2020 fallen Die Phasendiagramme zeigen allerdings auch deut- dagegen deutlich lichtschwächer aus. lich, dass die Zyklen dieses Mira-Sterns, sowohl bei den Messreihen von Arne Henden (Periode 0 Diskussion - 5) als auch bei den von uns gemessenen Reihen Die Zyklen des Mira-Sterns NSV24959, genannt (2007-2020), besser mit einer Periode von 213,0 „Goldilocks“, kann man mit einer Periode von Tagen (Abb. 2) beschrieben werden kann. Das Ma- 213 Tagen sehr gut beschreiben. Erstaunlich ist

28 Andromeda 2/21 die Regelmäßigkeit der Zyklen über viele Jahre. the Czech Astronomical Society, 1998, S. Trotzdem muss man damit rechnen, dass das In- 153, Juni 2021: http://adsabs.harvard.edu/ tensitätsmaximum ab und zu um bis zu 16 Tagen full/1998vsr..conf..153N früher oder später erreicht wird. Diese plötzlichen [5] Arne Henden ist ehemaliger Direktor der Änderungen der Periode sowie die ab und zu ver- American Association of änderte Helligkeit im Maximum sind bislang nicht Observers (AAVSO) , Juni 2021: erklärt und könnten eine weitere Beobachtung https://www.aavso.org/ . interessant erscheinen lassen. [6] „United States Naval Observatory Flagstaff Die reduzierte Helligkeit der letzten beiden ge- Station“, Juni 2021: https://en.wikipedia. messenen Perioden bedarf allerdings einer kriti- org/wiki/United_States_Naval_Observa- schen Überprüfung, da wir hier das viel modernere tory_Flagstaff_Station Equipment von LCO genutzt haben. Der Effekt [7] A. Henden, „Variable star in M-27 – Gol- könnte auch durch die automatische BANZAI- dilocks“, Juni 2021: Pipeline zur Bildkorrektur und modernere Filter http://tocobs.org/m27.htm hervorgerufen worden sein. [8] MONET (MOnitoring NEtwork of Tele- scopes), Juni 2021: Danksagung https://monet.uni-goettingen.de Wir danken dem Faulkes Telescope Project (FTP) [9] OpenScience Observatories, Juni 2021: und dem Las Cumbres Observatory (LCO) dafür, https://www.telescope.org dass wir ihr Netzwerk von 23 Teleskopen rund [10] P. Breitenstein, F. Breer, L. Bröring, und um die Erde immer wieder kostenlos nutzen M. Wortmann, „Goldilocks Variable – ein durften. Mira-Stern im Hantelnebel M 27“, BAV Rundbrief, 65. Jahrgang, Nr. 2, S. 32–39, Bemerkungen und Quellen 2016, Juni 2021: https://www.bav-astro.eu/ rb/rb2016-2/32.pdf [1] AiM steht für „Astronomy and internet [11] P. Breitenstein, F. Breer, L. Bröring, und in Münster“. Die offene Gruppe arbeitet M. Wortmann, „Goldilocks Variable – ein über das Internet an automatisierten Mira-Stern im Hantelnebel M 27“, Journal Großteleskopen weltweit, Juni 2021: für Astronomie, Nr. 59, S. 110–114, 2016, Juni http://www.aim-muenster.de 2021: https://sternfreunde.de/2017/10/07/ [2] Anna Woodford ist Lyrikerin aus New- vds-journal-4-2016-nr-59/ castle in England: [12] Las Cumbres Observatory (LCO) stellt http://www.annawoodford.co.uk zu Bildungszwecken 23 Forschungstele- [3] L. Ondra, „Foreground Star on the Dumb- skope an sieben Standorten auf der ganzen bell : New Red Variable“, Juni Welt kostenlos zur Verfügung, Juni 2021: 2021: http://adsabs.harvard.edu/ http://lco.global full/1991IBVS.3604....1O [13] BANZAI pipeline des LCO, Juni 2021: [4] R. Novák und T. Appeltauer, „CCD Pho- https://lco.global/documentation/data/ tometry of Two Variable Stars in M27 Field“, BANZAIpipeline in Proceedings of the 20th Stellar Conference [14] ImageJ, Image Processing and Analysis in of the Czech and Slovak Astronomical Insti- Java, Juni 2021: http://imagej.nih.gov/ij tutes: 5th-7th November 1997, Brno, Czech [15] Dr. F. V. Hessman, „An Introduction to As- Republic, J. Dušek, M. Zejda, Astronomický tronomical Image Processing with ImageJ“, ústav (Akademie věd Ceské republiky), und Juni 2021: http://www.astro.physik.uni- Astronomický ústav SAV, Hrsg. Brno: Nicholas goettingen.de/~hessman/ImageJ/Book/ Copernicus Observatory and Planetarium index.html Brno: B.R.N.O.--Variable Star Section of

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Astronomie – Unser Hobby: Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe • Mond- & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf • öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung

Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.

Öffentliche Veranstaltungen Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem 2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem LWL-Museum für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere Homepage! www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!

Vortragsthemen:

14.09.2021 noch nicht benannt BepiColombo kann das „Mercury Radio- meter and Thermal Infrared Spectrome- 12.10.2021 BepiColombo erreicht ter” (MERTIS) bereits jetzt Beobachtungen den Merkur - des Planeten machen. Prof. Harald Hiesinger Prof. Harald Hiesinger von der Uni Mün- 09.11.2021 noch nicht benannt ster ist einer der beiden verantwortlichen Wissenschaftler („Principal Investigator”) 14.12.2021: Vorschau auf das von MERTIS. Sein Vortrag wird die Missi- astronomische Jahr 2021 - on vorstellen und die wissen schaftlichen Jürgen Stockel Fragestellungen beschrei ben. Nach vielen Im Laufe eines Jahres zeigen sich am Him- Jahren der intensiven Vorbereitung ist das mel sehr unterschiedliche Sternbilder. europäisch/japanische Raumschiff BepiCo- Hervorgerufen wird dieses Phänomen lombo 2018 gestartet und befindet sich durch die alljährliche Karussellfahrt der nun auf dem Weg zum innersten Planeten, Erde um die Sonne. Zusätzlich wird es in dem Merkur. Auf dem Weg dorthin flog 2022 wieder einige astronomische Lek- es bereits an der Erde und zweimal an der kerbissen geben: Von Sternhaufen über Venus vorbei. Am 2. Oktober 2021 folgt Gasnebel bis zu den Galaxien verstecken nun der erste Vorbeiflug am Merkur. Als sich zwischen den Sternen viele nebulöse eines der wenigen Instrumente an Bord von Attraktionen.

Ort und Zeit: Multifunktionsraum des LWL-Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr

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