AUF EINEN BLICK

2016 2015

Trinkwasserabgabe in Mio. m³ 43,1 41,5

Mitarbeiter inklusive Teilzeit 167 167

Auszubildende 18 18

Personalaufwand in Mio. Euro 10,9 10,5

Energiebedarf in Mio. kWh 33,1 31,3

Energiekosten in Mio. Euro 4,3 4,1

Umsatz in Mio. Euro 26,5 25,6

Investitionen in Mio. Euro 2,3 1,9

Eigenkapitalquote in Prozent 18,1 17,1

Stauraum Talsperre 41,0 Mio. m³ Bereitgestelltes Rohwasser 42,0 Mio. m³ Trinkwasserspeichervolumen 113 000 m³ Stand 31.12.2016

Herausgeber: Wahnbachtalsperrenverband Siegelsknippen 53721 Siegburg Telefon: 022 41-128-0 www.wahnbach.de

Redaktion: Geschäftsführer Dipl.-Ing. Norbert Eckschlag Grafik, Layout und Gestaltung: Erika Potratz

Fotos: Druck: Maresa Jung, Photografie, Druckerei Engelhardt GmbH Paul Kieras Eisenerzstraße 26 Michael Schmidt (ALWB), 53819 Neunkirchen WAHNBACHTALSPERRENVERBAND

Jahresbericht 2016

3 Ereignisse in der Entwicklung des Wahnbachtalsperrenverbandes

12. Juni 1953 Gründung des Wahnbachtalsperrenverbandes Januar 1955 Beginn der Bauarbeiten an der Wahnbachtalsperre 19. Juni 1956 Richtfest für den Absperrdamm der Wahnbachtalsperre 26. Oktober 1956 Verlegung des 1. Rheindükers in Bonn-Gronau 20. Dezember 1956 Beginn des Einstaus der Wahnbachtalsperre 01. März 1956 Richtfest für die Trinkwasseraufbereitung Siegburg-Siegelsknippen 28. April 1958 Feierliche Inbetriebnahme der Anlagen des Wahnbachtalsperrenverbandes durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Steinhoff, und Aufnahme der Wasserversorgung durch den Verband 10. Februar 1965 Beschluss der Verbandsversammlung über den Bau des Grundwasserwerkes Untere 23. September 1965 Verlegung des 2. Rheindükers in Bonn-Graurheindorf 24. Juni 1968 Offizielle Inbetriebnahme des Grundwasserwerkes Untere Sieg durch den Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Dr. h. c. Diether Deneke 16. April 1974 Beginn der Bauarbeiten für die Phosphor-Eliminierungsanlage am Vorbecken der Wahnbachtalsperre 25. August 1978 Offizielle Inbetriebnahme der Phosphor-Eliminierungsanlage am Vorbecken der Wahnbachtalsperre in Verbindung mit dem 25jährigen Bestehen des Wahnbachtalsperrenverbandes in Anwesenheit des Ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen, Herrn Dr. h. c. Diether Deneke 07. Juli 1982 Fertigstellung des 3. Rheindükers in Bonn-Gronau 01. Juli 1985 Inkrafttreten der neuen Wasserschutzgebietsverordnung für das Grundwasserwerk Untere Sieg 01. Januar 1989 Beginn der Vollbelieferung von Bonn-Bad Godesberg mit Trinkwasser 05. Oktober 1989 Gründung des Arbeitskreises Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB) - Beginn der Kooperation des Wahnbachtalsperrenverbandes mit der Landwirtschaft 04. Juni 1992 Dükerverlegung durch die Sieg im Bereich Siegburg-Kaldauen im Zuge der 3. Hauptversorgungsleitung nach Bonn 30. November 1992 Grundsteinlegung für die Vorbehandlungs- und Förderanlagen für das Grundwasser aus dem Hennefer Siegbogen im Betriebsgelände Siegburg-Seligenthal unterhalb des Absperrbauwerkes der Wahnbachtalsperre 21. Mai 1993 Inkrafttreten der neuen Wasserschutzgebietsverordnung für die Wahnbachtalsperre September 1994 Beginn der Bauarbeiten für die 1. Baustufe zur Erweiterung derTrinkwasseraufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen 19. April 1996 Inbetriebnahme der Gewinnungs-, Vorbehandlungs- und Förderanlagen für das Grundwasser aus dem Hennefer Siegbogen 07. November 1996 Grundsteinlegung für das neue Gebäude der Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen für das Wasser aus der Wahnbachtalsperre 11. Juli 1997 Richtfest für die Gebäude der 1. Baustufe zur Erweiterung der Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen April / September Inbetriebnahme der 1. Baustufe zur Erweiterung der Trinkwasseraufbereitung Siegburg-Siegelsknippen, mit dem 1998 neuen Pumpwerk und Trinkwasserbehälter, dem Betriebshof mit den Betriebsgebäuden (Büro- und Sozialgebäude, Garagen, Lager, Werkstatt) und der maschinellen Entwässerungsanlage für die Rückstände aus der Trinkwasser- aufbereitung im Betriebsgelände Siegburg-Siegelsknippen 10. Oktober 1999 10 Jahre Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB) - Feier mit den Landwirten im Betriebsgelände Siegburg-Siegelsknippen 21. Oktober 1999 Beginn der Trinkwasserlieferung an die Stadt Bad Neuenahr - Ahrweiler (Landkreis Ahrweiler - Rheinland-Pfalz)

4 25. Mai 2000 Inbetriebnahme der neuen Hauptversorgungsleitung für die Höhengebiete der Kreisstadt Siegburg, der Stadt Lohmar und die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid im neuen Trinkwasserpumpwerk Siegburg-Siegelsknippen 27. September 1999 Beginn der Bauarbeiten für das neue Laborgebäude im Betriebsgelände Siegburg-Siegelsknippen April 2001 Inbetriebnahme des neuen Laborgebäudes 06.02.2001 Beginn der Sanierung der 1. Hauptversorguingsleitung von der Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen bis Sankt Augustin-Großenbusch Juni 2002 Inbetriebnahme der neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage in Siegburg-Siegelsknippen 04.10.2002 Beginn der Abrissarbeiten der alten Aufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen und anschließender Errichtung des des Gebäudes für die neue Geschäftsstelle Februar 2004 Fertigstellung und Bezug der neuen Geschäftsstelle in Siegburg-Siegelsknippen 2004 Beginn der Betriebsführung durch die Stadtwerke Bonn (SWB) 2006 Sanierung und Umbau der alten Trinkwasseraufbereitungsanlage für das Grundwasser aus dem Hennefer Siegbogen 19. Mai 2006 Inbetriebnahme der umgebauten Anlage 2008 Sanierung des Dammbauwerkes und Austausch der Absperrschieber am Wasserentnahmeturm 22. Dezember 2010 Neue wasserrechtliche Bewilligung für Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen. Reduzierung der Entnahme- menge auf 7 Mio. m³/a 2011 Neubau einer Landwirtschaftsgerätehalle (Technikzentrum für den Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB)) auf dem Betriebsgelände in Siegelsknippen und Übergabe an den ALWB 31. Dezember 2012 Beendigung der Betriebsführung des Wahnbachtalsperrenverbandes durch die Stadtwerke Bonn (SWB) Juni 2013 Feier des 60-jährigen Bestehens des Wahnbachtalsperrenverbandes 1. Januar 2013 Einführung von SAP (System zur Abwicklung von Geschäftsprozessen) 2013 Bereitstellung des Geländes, Technische Beratung und Baubeginn einer Wildlachsaufzuchtstation im Betriebsgelände Siegburg-Siegelsknippen 2014 Überprüfung des Dammbauwerkes gemäß dem europäischen Regelwerk Eurocode 7 25 Jahre Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB) 2015 Instandsetzung der I. Hauptversorgungsleitung (HVL), Dichtungsarbeiten an der Herdmauer 12. November 2015 Zertifizierung eines Energiemanagementsystems nach DIN ISO 50001 2016 Abschluss der Dichtungsarbeiten am Dammbauwerk

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Den Gremien des Verbandes und den Mit - arbeitern sei an dieser Stelle für die gute, vertrauensvolle und engagierte Mitarbeit im Jahr 2016 gedankt.

Norbert Eckschlag (Geschäftsführer) Inhalt

Seite Seite

10 Vorwort 48 6.2.4 Grundwassergewinnungs- und Auf- 12 1 Organe des Wahnbachtalsperren- bereitungsanlage Sankt Augustin-Meindorf verbandes 49 6.3 Trinkwasserverteilung 14 2 Sachgebiet Personal 49 6.3.1 Versorgungsbereich 17 3 Lagebericht der Geschäftsführung 51 6.3.2 Tagesabgabemengen und Bedarfsspitzen 22 4 Finanzwirtschaft 54 6.3.3 Trinkwasserabgabe an die Verbandsmit- 24 5 Öffentlichkeitsarbeit glieder 25 5.1 Ausprobieren uns entdecken 55 6.3.4 Trinkwasserabgabe an den Rhein-Sieg-Kreis 27 5.2 WTV ehrt Schüler-Lachspaten 56 6.4 Trinkwasserbeschaffenheit mit Urkunde 60 7 Limnologische Untersuchungen 28 5.3 WTV Mitglied im Förderverein 61 7.1 Schichtungsverhalten, Temperatur „WISSENschaf(f)t SPASS und Sauerstoffgehalt 29 5.4 Workcampernaus zehn Nationen 62 7.2 Trübung und Sichttiefe zu Gast 65 7.3 Plankton 32 5.5 Israelische Schüler informieren sich 66 7.4 Trophiebewertung über Trinkwassergewinnung beim 67 7.5 Fischereiliche Bewirtschaftung Wahnbachtalsperrenverband 68 8 Wassergewinnungsgebiete 34 5.6 WTV unterstützt Gesundheitspro- 69 8.1 Wahnbachtalsperre gram „KITA Vital“ 80 8.2 Grundwassergewinnung Untere Sieg 36 6 Wasserwirtschaft 89 8.3 Grundwassergewinnung 37 6.1 Wasserwirtschaftliche Situation Hennefer Siegbogen 37 6.1.1 Niederschlag im Einzugsgebiet 98 9 Kooperation mit der Landwirtschaft 39 6.1.2 Zufluss zur Talsperre 99 9.1 Grundlagen der Kooperation 41 6.1.3 Talsperreninhalt 107 9.2 ALWB für Klimaschutz ausgezeichnet 42 6.2 Trinkwasserproduktion 109 10 Laboratorien 43 6.2.1 Ressourcennutzung 109 10.1 Aufgaben 43 6.2.2 Trinkwasseraufbereitungsanlage 111 10.2 Qualitätssicherung/Akkreditierung Siegelsknippen - Talsperrenwas 112 10.3 Sonderprogramm Spurenstoffe 46 6.2.3 Trinkwasseraufbereitungsanlage 112 10.4 Projekt Non-Target-Analytik Siegelsknippen - 114 11 Energiemanagement und Energieeffizienz Hennefer Grundwasser 115 11.1 Veranlassung und Zielsetzung

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118 11.2 Etablierung eines Energiemanagement- 11.3 Systems gemäß DIN EN ISO 50001 120 11.4 Energiebilanz 2016 im Vergleich zu den 11.5 Vorjahren 121 11.6 Energetische Bewertung - Energieeffizienz- beziehungsweise Energieleistungskennzahlen 123 11.7 Energieeffizienzprogramm - Aktions- und Maßnahmenplan 124 11.8 Energieeffizienzprogramm - Photovoltarik 126 11.9 Zusammenfassung und Ausblick 128 12 Aktuelles 129 12.1 Baumaßnahmen - Leitungsbau 132 12.2 Baumaßnahmen - Sanierungsarbeiten 134 12.3 Aufwendige Investitionen in die Sicherheit des Staudammes 136 12.4 Arbeits- und Gesundheitsschutz 140 13 Coliforme Befunde 160 14 Historie 166 Schönes in unseren Wasserschutzgebieten

9 Vorwort

Im Berichtsjahr 2016 hat uns das gesamte chen Probenahmen, hat sich wieder ein - zweite Halbjahr ein Störfall bewegt, der mal als sinnvoll und effektiv erwiesen. Auf Auswirkungen bis in das erste Halbjahr der Basis der Routineuntersuchungen mit 2017 hatte. In unserem Verteilungsnetz so- langen Messreihen konnte durch zusätzli - wie in einzelnen der von uns versorgten che Proben schnell die Ursache ermittelt kommunalen Versorgungsnetzen waren und die Problembereiche konnten einge - coliforme Bakterien nachgewiesen wor - grenzt werden. Der Multi-Barrieren-An - den. Dieser Nachweis - zunächst in einzel - satz, den wir seit den 1970er Jahren für nen von uns belieferten Versorgungsge - unser Versorgungskonzept festgelegt ha - bieten, dann auch in unserem Vertei- ben, ist auch in Bezug auf die Qualitäts - lungsnetz - vor allem in den Endbehältern, überwachung ein sinnvoller Ansatz. war eine große Herausforderung für un - sere Labormitarbeiter und das von diesen Es liegt auf der Hand, dass eine intensive umgesetzte, laufende umfangreiche Un - Suche -mit vielen Proben- auch die Gefahr tersuchungsprogramm. umfangreicherer Positivbefunde mit sich bringt. Dies zeigt sich in den letzten Jahren Im Verlauf und nach Beendigung derartiger besonders bei den mikrobiologischen/bak - Störfälle stellt sich die Frage, ob das Ver - teriologischen Parametern. Die Untersu - sorgungs- und Überwachungskonzept rich - chungsverfahren sind hier in der Vergan - tig, den Anforderungen entsprechend und genheit derart verändert worden, dass wir nachhaltig angelegt ist. heute ein ganz anderes, deutlich erweiter - tes Spektrum messen als noch vor 20 Jah - Das Konzept des WTV, eine umfangreiche ren. Die Bewertung der Messergebnisse laufende Überwachung in den Einzugsge - hat diese Entwicklung jedoch zumindest bieten, den Zuläufen zur Talsperre, im Stau - teilweise nicht nachvollzogen. see, im Rohwasser der Trinkwasseraufbe - reitungsanlagen, an verschiedenen Stellen Trotzdem überwachen wir unser Rohwas - im Aufbereitungsprozess, am Wasser - ser im Einzugsgebiet und im Stausee mit werksausgang und an den verschiedenen den beiden aktuellen Verfahren Colilert Stellen im Verteilungsnetz mit täglichen, und CCA, um mögliche Risiken sofort und mehrmals wöchentlichen und wöchentli - sicher zu erkennen und reagieren zu kön - Vorwort

Geschäftsführer Norbert Eckschlag nen. Das Gleiche gilt für die Trinkwasser- verteilung. Unterschiedliche Ergebnisse zei - gen, dass auch diese beiden Verfahren nicht immer das Gleiche messen.

Das Indikatorsystem ist daher für uns ein wesentlicher Ansatz, um auch die Erfah- rungen aus den Analysenergebnissen der Vergangenheit und auch die Ergebnisse der Einzugsgebietskontrolle in die Risikobe - trachtung für das produzierte Trinkwasser einbeziehen zu können. Dieser Ansatz, der beim WTV bereits eine lange Tradition hat, wird heute in Deutschland allgemein als sinnvoll erachtet und auch die Weltgesund - heitsorganisation (WHO) will diesen Ansatz global umsetzen, obwohl es weltweit si - cher nur wenige Länder gibt, die unseren Standard in der Trinkwasserversorgung ständig erreichen.

Dies soll nicht heißen, dass es bei uns keine Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Eine um - fassende Betrachtung und Bewertung des - sen was bisher erreicht und umgesetzt wurde, scheint daher sinnvoll und erfor - derlich, um auch in Zukunft eine gute, nachhaltig angelegte, sichere und auch mit angemessenen Kosten umsetzbare Trink - wasserversorgung zu garantieren. 1 Organe des Wahnbachtal- sperrenverbandes

Rechtsform Körperschaft des öffentlichen Rechts

Rechtsgrundlage Gesetz über Wasser- und Bodenverbände (Wasserverbandsgesetz - WVG) vom 12.02.1991 (BGBl.I Seite 405); Satzung in der Fassung der Veröffentlichung vom 11.10.1993 mit den Ergänzungen vom 09.04.2002 und 05.07.2011.

Hauptaufgabe Beschaffung und Bereitstellung von Trinkwasser für die Verbandsmit- des Verbandes glieder und aufgrund gesonderter Vereinbarung angeschlossene Nicht- verbandsmitglieder

Verbandsmit - Bundesstadt Bonn, Rhein-Sieg-Kreis, Kreisstadt Siegburg glieder (Land Nordrhein-Westfalen)

Aufsichtsbehörde Bezirksregierung Köln

Versorgungs- Das gesamte Stadtgebiet Bonn sowie der Rhein-Sieg-Kreis (bis auf gebiet Niederkassel, Much, Swisttal, Troisdorf und Bad Honnef und Teile von Bornheim und Königswinter) sowie im Kreis Ahrweiler Bad Neuenahr- Ahrweiler, Grafschaft, Remagen und der Zweckverband Eifel-Ahr mit insgesamt rund 800 000 Einwohnern

Verbandsorgane Verbandsversammlung (Mitglieder), Vorstand (Verbandsvorsteher)

Finanzierung mit Mitgliederbeiträgen, Darlehen

Grundbesitz rund 650 ha

Organisationsstruktur

12 Organe des Wahnbachtalsperrenverbandes

Verbandsvorsteher Landrat a. D. Frithjof Kühn Vorstand, Ausschüsse und Verbandsversammlung Vorsteher Landrat a. D. Frithjof Kühn Stellvertretender Vorsteher Dezernent Rüdiger Wagner, Bundesstadt Bonn

Vertreter der Mitglieder in der Verbandsversammlung Bundesstadt Bonn Bevollmächtigter Stadtverordneter Dr. Klaus-Peter Gilles Stellvertretender Bevollmächtigter Prof. Dr. med. Detmar Jobst

Rhein-Sieg-Kreis Bevollmächtigter MdL Michael Solf Stellvertretender Bevollmächtigter Kreistagsmitglied Dr. Torsten Bieber

Kreisstadt Siegburg Bevollmächtigte Ratsmitglied Marga Basche Stellvertretender Bevollmächtigter Ratsmitglied Karl Kierdorf

Ausschüsse, Ausschussmitglieder Vergabeausschuss Vorsteher Landrat a. D. Frithjof Kühn Stellvertretender Vorsteher Dezernent Rüdiger Wagner, Bundesstadt Bonn Rhein-Sieg-Kreis MdL Michael Solf Bundesstadt Bonn Stadtverordneter Dr. Klaus-Peter Gilles Kreisstadt Siegburg Ratsmitglied Marga Basche

Grunderwerbsausschuss Vorsteher Landrat Frithjof Kühn Stellvertretender Vorsteher Dezernent Rüdiger Wagner, Bundesstadt Bonn Bevollmächtigte der Stadt Siegburg Marga Basche

Sitzungen der Verbandsversammlung 114. Verbandsversammlung am 27. November 2015 115. Verbandsversammlung am 25. November 2016

13 2 Sachgebiet Personal

Ausbildung Namentlich sind dies:

Um für die Herausforderungen der Zukunft l Marcel Mengede, gewappnet zu sein, setzen wir nach wie Industriemechaniker vor auf eine qualifizierte und unterneh - l Jonas Grundmann, mensnahe Ausbildung. Die betriebsinterne Industriemechaniker Ausbildung wird in Teilen durch spezifische l Tobias Felgitsch, Ausbildungsmodule in der Dr. Reinold Ha - Elektroniker gen Stiftung ergänzt und unterstützt. Mit l Marius Wenig, dieser Vorgehensweise haben wir in den Industriemechaniker letzten Jahren immer wieder gute bis sehr l Nico Kenfenheuer, gute Ergebnisse erzielt. So auch in diesem Industriemechaniker Jahr: drei Mitarbeiter konnten Ihre Ausbil - l Heinrich Weckerle, dung aufgrund guter Leistungen verkürzen. Industriemechaniker Alle haben ihre Ausbildung mit gutem Er - l Julia Fuchs, folg abgeschlossen und konnten in ein be - Kauffrau für Bürokommunikation fristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Ruhestand

Einen Überblick über den Ausbildungsumfang seit 1995 bis heute gibt das nachfolgende Bild. Im Jahr 2016 hat sich Günter Kind in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Günter Kind war als Sachbearbeiter im Sachgebiet Landwirtschaft tätig.

Gesundheitsquote Unsere Gesundheitsquote liegt derzeit bei

14 Personalentwicklung

Um die Gesundheit unserer Mitarbeiter Altersstruktur und Mitarbeiterinnen weiter zu stärken, bieten wir ein breites Spektrum an Eig - Unser Durchschnittsalter bleibt dank un - nungs- und Angebotsuntersuchungen über serer jungen AZUBi´s „Ausbildung- und unseren betriebsärztlichen Dienst an. Nachwuchsförderung“ weiterhin niedrig Diese dienen zur Früherkennung und Ge - bei 44 Jahren. Die Aufteilung in Altersgrup - sunderhaltung. pen ist nachfolgend dargestellt.

Personalstatistik

Im Jahr 2016 haben wir durchschnittlich 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter be - schäftigt. Diese teilten sich wie folgt auf:

Mitglieder des neuen Personalrates

Im Jahr 2016 haben Personalratswahlen stattgefunden die neuen Mitglieder sind:

l Udo Ellersdorfer (Vorsitzender) l Matthias Lindlar l Sabrina Lemke l Frank Zordel Fluktuationsrate l Ralf Wiemar l Bastian Manz Unsere Fluktuationsrate liegt mit zwei Aus - l Jens Zanfrini tritten bei 1 Prozent.

15 Jugend- und Auszubildenden- vertretung

l Marcel Mengede l Jessica Rodrigues (stellvertretend)

Schwerbehindertenvertreter

l Michael Abraham l Andrea Sporer (stellv.) Unsere Schwerbehindertenquote liegt mit 6,99 Prozent über den gesetzlich geforder - ten 5 Prozent.

Gleichstellungsbeauftragte

Simone Krämer

Fachkraft für Arbeitssicherheit

l Uwe Adolph l Michael Steeger 12 Sicherheitsbeauftragte im gesamten Verband

Der Arbeitsmedizinische Dienst wird von Frau Dr. Genoveva Poss vom BAD Bonn wahrgenommen.

16 3 Lagebericht der Geschäftsführung

Auch im Berichtsjahr 2016 konnte trotz vertragliche Regelungen und die Durchfüh - wiederum relativ hoher Tarifabschlüsse für rung von Verhandlungen nach einer Ange - den öffentlichen Dienst in der Versorgungs - botseinholung bei möglichst vielen Bietern sparte und trotz der Erhöhung einzelner scheinen oft der bessere Weg zu sein, mit Preisbestandteile bei den Energiekosten dem ebenfalls gute Vertragsbedingungen im (zum Beispiel EEG-Aufschlag) in den ver - Wettbewerb zu erzielen sind. gangenen Jahren der Wasserpreis mit zirka 59 Cent je Kubikmeter Trinkwasser erneut Der Prozess des Personalwechsels für in den deutlich unter dem Niveau der Betriebs - nächsten Jahren ausscheidende Mitarbeiter führung der Stadtwerke Bonn gefestigt wurde weiter forciert. Das Wartenkonzept, werden. das eine Einsparung des zweiten Schicht - dienstes auf der Phosphor-Eliminierungsan - Personal und Organisation lage (PEA) vorsieht und aus der zentralen Warte in Siegburg-Siegelsknippen mit einer Die personelle Entwicklung ist nach der zweimal Zehn-Mann-Schicht eine Überwa - vorzeitigen Beendigung der Betriebsfüh - chung aller Anlagen des Verbandes umsetzen rung der Stadtwerke Bonn abgeschlossen, soll, ist realisiert worden und wird langfristig in einzelnen Bereichen konnte durch ei - auch zu einem gesicherten Personalnach - gene Auszubildende eine Ergänzung des wuchs und einer höheren Zufriedenheit der verwaltenden Personals, zum Beispiel im Mitarbeiter führen. Bereich Lager/Einkauf, umgesetzt werden. Die Dienstleistungen der Civitec aus Sieg - Wasserschutzgebietsverordnung Henne - burg für die SAP-Unterstützung und die fer Siegbogen Personalkostenabrechnung haben sich er - neut bewährt. Bei der Umsetzung des Ver - Die für die Jahre 2016 – 2018 von der Be - gaberechts ist festzustellen, dass für viele zirksregierung Köln erlassene „vorläufige Gewerke nur eingeschränkt Firmen und Anordnung“ in Form der alten Wasser - Bieter zur Verfügung stehen oder bereit schutzgebietsverordnung lässt uns drei sind, den Aufwand von Ausschreibungs - Jahre Zeit, die erforderlichen Untersuchun - verfahren auf sich zu nehmen. Der Ab - gen für die Neufestsetzung der Wasser - schluss von Rahmenverträgen, längerfristig schutzgebietsverordnung zu erarbeiten.

17 Das Hygieneinstitut Bonn hat dazu eine öffentlichen Stellen angestoßen werden, gutachterliche Bewertung der jagdlichen um das neue Wasserrecht zeitgerecht zu Nutzung in der derzeitigen Wasserschutz - erhalten. zone I im Hennefer Siegbogen vorgelegt. Mit dem geologischen Dienst des Landes Erneuerung Hochbehälter/Pumpwerk NRW wird eine hydrogeologische Bewer - Happerschoß tung zum Einsatz von Wirtschaftsdünger in der Wasserschutzzone II erarbeitet. Da - Der Hochbehälter/Pumpwerk -Hap - mit sollen die Festsetzungen zur jagdlichen perschoß hat eine wesentliche Bedeutung und landwirtschaftlichen Nutzung in den für die Trinkwasserversorgung des östli - Wasserschutzzonen I und II festgelegt wer - chen Rhein-Sieg-Kreises. Aus dem Hoch - den können. behälter werden die Stadt Hennef mit Ih - ren Höhengebieten, Teile der Gemeinde Erneuerung des Wasserrechts Sankt Au - Neunkirchen-Seelscheid, die Gemeinden gustin-Meindorf Ruppichteroth und Windeck sowie einige kleinere Trinkwasserabnehmer versorgt. Das Wasserrecht für die Wassergewin - Der Hochbehälter mit Pumpwerk wurde nungsanlage im „Unteren Sieggebiet, Sankt in den 1960er Jahren gebaut und war seit - Augustin-Meindorf“ läuft im Jahr 2020 aus. dem ohne Unterbrechung im Versorgungs - Wegen deren Bedeutung für eine gesi - betrieb. Eine Anpassung der Pumpentech - cherte und versorgungssichere Trinkwas - nik, der dazugehörigen Elektro-, Mess-, serversorgung durch den WTV wurden die Steuer- und Regelungs- sowie der Rohrlei - Gespräche mit der die Bewilligung ertei - tungstechnik war unbedingt erforderlich lender Bezirksregierung Köln bereits im Be - und wurde im Winterhalbjahr 2016/2017 richtsjahr aufgenommen. Der Bedarfsnach - erfolgreich umgesetzt. weis für die zukünftige Wasserversorgung aus dem Wasserwerk Sankt Augustin- Parallel zu den Baumaßnahmen wurden Meindorf wurde bereits erarbeitet und mit die Planungen für den Hochbehälter/ der Bezirksregierung abgestimmt. Auf die - Pumpwerk Honscheid und das Pumpwerk ser Grundlage kann nun ein Scoopingver - Süchterscheid weiter betrieben. Auch fahren mit allen beteiligten Behörden und diese Pumpwerke bestehen seit den

18 3 Lagebericht der Geschäftsführung

1960er Jahren und müssen dem heutigen Instandsetzung und vertiefte Überprüfung Standard der Pumpen- sowie Energie- und Wahnbachtalsperre Steuerungstechnik angepasst werden. Die vertiefte Überprüfung beziehungs - Verfahrensanpassung im Wasserwerk weise Erneuerung des Dammbauwerkes Meindorf der Wahnbachtalsperre wurde mit der Ver - pressung/Abdichtung der Dammaufstands - Das Wasserwerk „Untere Sieg Sankt Au - fläche, der statischen Überprüfung des gustin-Meindorf“ wird seit den 1960er Jah - Dammbauwerkes sowie mit dem Einbau ren betrieben. Die Verfahrenstechnik, ins - von Dichtungsmanschetten in den Grund - besondere die Entsäuerung, entspricht ablassleitungen weiter vorangetrieben. Mit nicht mehr dem heutigen Standard und den jetzt gegebenen Voraussetzungen muss neben ebenfalls erforderlichen Sa - kann in den Jahren 2017/2018 die Erneue - nierungsarbeiten des Filtergebäudes dem rung der Armaturen in den Grundablass - zukünftigen Bedarf angepasst werden. In leitungen und der Leitung vom Entnahme - Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro turm vorgenommen und damit die Er- H2U wurde ein Variantenvergleich in Form neuerung des Dammbauwerkes der Wahn - einer Machbarkeitsstudie für die verschie- bachtalsperre in den nächsten Jahren ab - denen Verfahren der Entsäuerung erstellt, geschlossen werden. Damit wäre der erste der notwendige Aufwand und die verschie - Zyklus einer vertieften Überprüfung mit denen Varianten zur Realisierung des Pro - den sich daraus ergebenen Instandset - jektes bei laufendem Betrieb wurden dis - zungs- und Erneuerungsmaßnahmen ab - kutiert. Wegen der vorhandenen Bausubs- geschlossen. tanz ist die Baumaßnahme in den kom - menden zwei Jahren dringend umzusetzen. Hochbehälter/Pumpwerk Gielsdorf Aber auch weitere betriebliche Maßnah - men, um eine jederzeitige gesicherte Trink - Der mit einem Volumen von 21 000 Ku - wasserversorgung aus diesem unbesetzten bikmetern größte Trinkwasserbehälter des Wasserwerk zu ermöglichen, das seit vie - Verbandes, mit dem die Trinkwasserver - len Jahren aus der zentralen Leitwarte in sorgung der Stadt Bonn und des linksrhei - Siegburg-Siegelsknippen gefahren wird. nischen Rhein-Sieg Kreises abgesichert

19 wird, ist in Bezug auf die Pumpentechnik Überwachen, kontollieren, reagieren und die Energieversorgung den zukünfti - gen Bedürfnissen anzupassen. Um die Mindestens einmal in der Woche entneh - Energietechnik bei laufendem Versor - men die Mitarbeiter aus den WTV-Labo - gungsbetrieb erneuern zu können, musste ratorien an mehreren Stellen - am Anfang, zunächst das Betriebsgebäude baulich sa - in der Mitte und am Ende - des knapp niert werden. Danach können in 2017 die sechs Kilometer langen Stausees eine Mittelspannungsschaltanlagen, die Trafos Reihe von Wasserproben für die spätere und die Niederspannungsanlagen mit Tei - Auswertung. Die biologischen und chemi - len der Mess-, Steuer- und Regelungstech - schen Laboratorien führen chemische, che - nik erneuert werden. misch-physikalische sowie biologische Ana - lysen zur Beschaffenheit und Qualität des Photovoltaikanlagen Wassers durch, um bei von festgelegten Werten abweichenden Messergebnissen Der Verband hat ein Konzept zum Bau und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen einlei - zur Selbstnutzung von Strom aus eigenen ten zu können. Photovoltaikanlagen erstellt. Im Berichts - jahr wurden die beiden ersten Anlagen am Das Überwachungs- und Untersuchungs - Standort Siegburg-Siegelsknippen auf der programm bezieht sich nicht nur auf den Gerätehalle des Arbeitskreises Landwirt - Stausee, sondern auf die gesamten Ein - schaft, Wasser und Boden und auf dem zugsgebiete der Wasserwerke, die Aufbe - Gebäude der Wildlachsstation der Stiftung reitungsprozesse und das Verteilungsnetz. Wasserlauf installiert und in Betrieb ge - Fortlaufend, auch an Sonn- und Feiertagen. nommen. Der produzierte Strom kann ge - Jährlich werden fast 10.000 Proben unter - sichert am Standort abgenommen werden schiedlichster Herkunft analysiert. Die Zeit - und ist ein Beitrag für stabile Energiekosten abstände für Probeentnahmen sind fest und die Energiewende. definiert, bei besonderen Ereignissen können zusätzliche Proben erforderlich werden.

20 21 4 Finanzwirtschaft

Im Erfolgsplan des Wirtschaftsjahres 2016 Bei einem Beitragsbedarf von 25,77 Mil - wurde eine Wasserabgabe von 41,59 Mil - lionen Euro und einer abgegebenen Trink - lionen Kubikmeter angenommen. Die tat - wassermenge von 43,11 Millionen Kubik - sächliche Trinkwasserabgabemenge be - meter errechnet sich für das Berichtsjahr trägt 43,11 Millionen Kubikmeter und liegt ein Wasserpreis von voraussichtlich 59,80 damit um 1,52 Millionen Kubikmeter über Cent pro Kubikmeter für die Mitglieder des der Planabgabemenge, was einer Steige - Verbandes. rung um 3,66 Prozent entspricht. Bei den Aufwandspositionen haben die Die Umsatzerlöse aus der Wasserabgabe Personalaufwendungen mit 10,90 Millio - werden voraussichtlich rund 25,77 Millio - nen Euro den größten Anteil. Das ent - nen Euro betragen und untergliedern sich spricht 41,2 Prozent des Gesamtaufwan - in Mitgliederbeiträge in Höhe von 25,01 des. Danach folgen die Abschreibungen Millionen Euro und Erlöse aus der Trink - mit rund 4,53 Millionen Euro, die Energie - wasserlieferung an Nichtverbandsmitglie - kosten in Höhe von 3,78 Millionen Euro, der in Höhe von 0,76 Millionen Euro. Hinzu die Zinsaufwendungen mit 2,16 Millionen kommen noch sonstige Umsatzerlöse aus Euro, die Instand- und Unterhaltungsauf - der Zahlung eines Baukostenzuschusses wendungen mit zirka 1,14 Millionen Euro und der Auflösung von Ertragszuschüssen und die Aufwendungen für Roh-, Hilfs-, in Höhe von 136,2 Tausend Euro. Durch und Betriebsstoffe mit 0,89 Millionen Euro. das am 23.07.2015 in Kraft getretene Bi - Die übrigen betrieblichen Aufwendungen lanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRUG), belaufen sich auf zirka 4,15 Millionen Euro in welchem unter anderem eine Änderung und beinhalten unter anderem das Was - der Umsatzdefinition festgelegt wurde, serentnahmeentgelt in Höhe von 1,06 Mil - weist der WTV für 2016 weitere Umsatz - lionen Euro, die Entsorgungskosten (Schläm- erlöse in Höhe von 0,63 Millionen Euro me, sonstige Abfälle) von zirka 0,31 Mil - aus. An sonstigen betrieblichen Erträgen lionen Euro und die Aufwendungen für Na - wurden zirka 17 Tausend Euro verein - tur- und Gewässerschutzmaßnahmen ein - nahmt. Zusätzlich wurden 120,5 Tausend schließlich der Fördermaßnahmen für die Euro „Aktivierte Eigenleistungen“ gene - Landwirtschaft von rund 0,31 Millionen Euro. riert. An Personalentgelten wurden im Berichts -

22 Finanzwirtschaft

jahr 8,50 Millionen Euro gezahlt. Die so - Investiert wurden vom Verband insgesamt zialen Abgaben insgesamt belaufen sich 2,31 Millionen Euro. Im Wesentlichen han - auf rund 2,40 Millionen Euro, wovon 0,76 delt es sich bei den Investitionsmaßnah - Millionen Euro Aufwendungen für die be - men um die Sanierung des Dammbauwer - triebliche Altersvorsorge betreffen. Die Per - kes der Talsperre (Ertüchtigung der Unter- sonalentgelte beinhalten Altersteilzeitrück - grundabdichtung), die Erneuerung von stellungen und in der betrieblichen Alters- technischen Anlagen im Pumpwerk Hap - vorsorge ist für die Geschäftsführung eine perschoß, die Erneuerung der MSR-Anla - Zuführung in die Pensionsrückstellung be - gen und der Prozessleittechnik im öst- und rücksichtigt. westlichen Versorgungsgebiet, die Anschaf - fung von zwei Pumptankanhängern zum Im Durchschnitt beschäftigte der Verband Ausbringen von Gülle. 185 Mitarbeiter/innen, davon waren 18 Auszubildende. Weitere Posten waren der Ankauf von Ge - bäuden (Herkenrather Mühle) und land- Der ursprünglich für 2016 geplante Finanz - wirtschaftlichen Flächen in der Wasser - bedarf, welcher durch langfristige Kredite schutzzone I und II und die Beschaffung zu finanzieren ist, belief sich auf 8,21 Mil - von Fahrzeugen für den WTV sowie An - lionen Euro. Da ein Teil der Investitions - schaffungen im Bereich der Betriebs- und maßnahmen nicht realisiert wurde und Geschäftsausstattung erst in den Folgejahren umgesetzt werden kann, ist im Geschäftsjahr 2016 nur ein Der Wert des Anlagevermögens auf Basis Darlehen in Höhe von 2,00 Millionen Euro der Anschaffungs- und Herstellungskosten aufgenommen worden. Die Kreditauf - zum 31.12.2016 beträgt rund 267,98 Mil - nahme erfolgte bei der Kreissparkasse Köln lionen Euro. Hierauf werden kumuliert per zu einem Zinssatz von 1,03 Prozent mit ei - 31.12.2016 rund 183,54 Millionen Euro ab - ner Zinsbindungsfrist von 15 Jahren. geschrieben, was einen Gesamtbuchrest - wert von 84,44 Millionen Euro ergibt. Für die bisher in Anspruch genommenen Darlehen wurden Zinsen in Höhe von 2,09 Millionen Euro gezahlt.

23 5 Öffentlichkeitsarbeit

24 5 Öffentlichkeitsarbeit 5.1 Ausprobieren und entdecken

Auch 2016 präsentierte sich der Wahn - Bei allen Aktivitäten ging es vor allem da - bachtalsperrenverband (WTV) in Koopera - rum, Kindern wichtige Informationen über tion mit dem ArbeitsKreisNeueMedien Wasser als die wertvollste Ressource un - (AKNM) wie schon in den Jahren zuvor auf seres Planeten zu vermitteln und ihr Be - dem Internationalen Kinder-, Jugend- und wusstsein zu verantwortungsvollem Um - Kulturfest in der Siegburger Innenstadt auf gang mit Wasser zu schärfen. dem Markt. Das Motto lautete dieses Mal: „Spiele der Welt - Mit Wasserspielen Brü - Das Ganze natürlich spielerisch. Kleine cken bauen". Verschiedene Spiele und Ak - Preise und selbstverständlich eine Erfri - tionen zielten darauf, beispielsweise mit schung von der WTV-Wassertheke gab es Wasser-Fühlkästen für das kostbare Nass nach getaner Arbeit ebenfalls. zu sensibilisieren, bei einem Zuordnungs - spiel von Tieren im und am Fluss Lebens - Der AKNM ist ein bundesweiter Bildungs - räume anderer Lebewesen kennen und un - träger. Seit seiner Gründung 1999 Jahren terscheiden zu lernen und schließlich, führt er Frühförderworkshops in Kitas und Unerreichbares zu verbinden. Das wurde Grundschulen durch. Die Angebote sind mit einer Flussüberquerung durch einen Brückenbau symbolisiert. Unter Anleitung von Inken Weiß (links) vom AKNM engagierten sich zahlreiche Pänz als Brückenbauer Im Mittelpunkt stand die sogenannte Leo - und waren ganz stolz, wenn sie ihr jeweiliges Werk nardo-Brücke, eine Bogenkonstruktion, die vollendet hatten. der Künstler und Erfinder Leonardo da Vinci ausgetüftelt hat. Das Besondere: Die einzelnen Holzbauteile werden gleichsam verflochten, sodass keine Nägel, Dübel oder Seile notwendig sind.

Auch der stellvertretende WTV-Geschäfts - führer Dirk Radermacher (hinten) und WTV- Mitarbeiterin Iris Klimkeit (rechts daneben sowie Herr Wessel) halfen kräftig mit.

25 dank der Finanzierung durch Bildungspa - ten immer kostenfrei. Im Rhein-Sieg-Kreis führt der Arbeitskreis unter anderem Bil - dungs-Workshops zum Thema Wasser und Energie durch. Deren Finanzierung über - nehmen seit Jahren gemeinsam der Wahn - bachtalsperrenverband und der ebenfalls in Siegburg ansässige Energiedienstleister rhenag für 55 Kindergruppen jährlich.

Einzelne Holzbauteile werden verflochten, sodass keine Nägel, Dübel oder Seile notwendig sind.

Unerreichbares zu verbinden, das wurde mit einer Flussüberquerung durch einen Brückenbau symbo - lisiert.

26 5 Öffentlichkeitsarbeit

5.2 WTV ehrt Schüler- Lachspaten mit Urkunde

Auch 2016 hat der Fischereiverband NRW Im Frühjahr beziehungsweise Frühsommer in Kooperation mit dem Landesamt für Na - 2017, in der Zeit, wo die jungen Lachse ihr tur, Umwelt- und Verbraucherschutz, dem Heimatgewässer verlassen, sind die Jungen Rheinischen Fischereiverband sowie Fisch - und Mädchen wieder mit dabei und lassen schutzverein (beide Siegburg) und der Sieg- junge Lachse eigenhändig frei. Fischerei-Genossenschaft (Hennef) wieder Schüler zum Lachsfest an die Kontrollsta - Am Wehr in Buisdorf haben bis Oktober tion für Wanderfische in Buisdorf eingela - 2016 etwa 80 Lachse den Aufstieg ge - den. Die Kinder hatten nämlich am Lachs - schafft. Zahlreiche Fische kamen wegen patenschaftsprogramm teilgenommen, das des viel zu niedrigen Wasserstands auf - schon seit vielen Jahren von der Stiftung grund des ausgebliebenen Regens im Ok - Wasserlauf NRW durchgeführt und mit tober erst gar nicht dort an, laichten bereits Hilfe vieler regionaler Unternehmen geför - im Rhein, bevor sie ihr Geburtsgewässer dert wird. Zu den Unterstützern gehört erreichen konnten. Der Fischnachwuchs auch der Wahnbachtalsperrenverband. hat daher keine Chance. Denn er ist auf Aus der Hand von WTV Mitarbeiterin Iris naturnahe Fließ- sowie breite und vielfäl - Klimkeit nahmen die kleinen Lachspaten tige Gewässerstrecken angewiesen. ihre Urkunde entgegen. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, durch Wiederansied - Iris Klimkeit überreichte die Urkunde des Wahn - lung von Wanderfischen und Renaturie - bachtalsperrenverbandes an die kleinen Lachspa - ten der Hans Alfred Keller-Schule und der rung der Gewässer deren Qualität zu er - Gemeinschaftsgrundschule Stallberg. halten und stetig zu verbessern. Ziel des . alljährlichen Festes ist es, die Schüler an der Entwicklung der Lachse teilhaben zu lassen und sie in die zahlreichen Maßnah - men zum Arten- und Gewässerschutz ein - zubinden. Ausgezeichnet wurden Mädchen und Jungen der Hans Alfred Keller-Schule und der Gemeinschaftsgrundschule Stall - berg.

27 5.3 WTV Mitglied im Förderver- ein „WISSENschaf(f)t SPASS“

Nicht nur in den sogenannten „MINT-Fä - Das Deutsche Museum Bonn ist für die chern“ (Mathematik, Informatik, Naturwis - Wirtschaft in der Region seit langem ein senschaften, Technik), sondern auch im starker Partner, der eine Brücke zwischen Handwerk herrscht seit Jahren Fachkräfte - Schulen, Wissenschaft und Wirtschaft mangel. 2015 waren in der Region schlägt. Ihm kommt eine große Bedeutung Bonn/Rhein-Sieg rund 6 000 Stellen unbe - als außerschulischer Lernort für die ge - setzt. Vor diesem Hintergrund wurde im samte Region zu. Der WTV sieht für die gleichen Jahr von Vertretern der IHK Zukunft das Erfordernis, Schülerinnen und Bonn/Rhein-Sieg gemeinsam mit regiona - Schüler gleichermaßen für die umfangrei - len Unternehmen und dem Deutschen Mu - chen technisch-naturwissenschaftlichen seum Bonn (DMB) der Förderverein „WIS - Themen in unserer Gesellschaft zu inte - SENschaf(f)t SPASS“gegründet, dem 2016 ressieren, um so langfristig den Nachwuchs auch der Wahnbachtalsperrenverband bei - für seine Versorgungaufgabe zu gewinnen. getreten ist. Der Verband betrachtet eine Mitglied - schaft im Förderverein als eine ergänzende Maßnahme zu Programmen, die er selbst Antonio Casellas (2. von rechts) vom Förderverein mit Vorschulkindern und Schülern aller überreichte WTV-Geschäftsführer Norbert Eck - Schulformen durchführt. Im DMB, die ein - schlag sowie Verbandsvorsteher und Landrat a.D. Frithjof Kühn (von links), den Mitgliedsausweis. zige Zweigstelle des weltberühmten Deut - schen Museums außerhalb Bayerns, wer - den Schüler spielerisch und schon möglichst früh an MINT herangebracht und dafür begeistert, sich für ein Studium in den vier Bereichen oder auch für gewerb - lich technische Berufe wie Anlagemecha - niker oder Mechatroniker zu ent- scheiden. Das Zukunftslabor für MINT-Bildung er - möglicht nämlich vor allem Kindern und Jugendlichen nachhaltige Einblicke in For - schung und Technik.

28 5 Öffentlichkeitsarbeit

5.4 Workcamper aus zehn Nationen zu Gast

Ziel des Vereins „WISSENschaf(f)t SPASS“ 14 Jugendliche aus 10 Nationen (Algerien, ist es, die künftige Finanzierung des DMB Korea, Eritrea, Spanien, Frankreich, durch die Stadt Bonn und Landkreise in Deutschland, Slowakei, Serbien, Taiwan NRW auf eine zusätzliche, privatwirtschaft - und Russland) nahmen zwischen dem 11. liche Säule zu stellen, da der Hauptgeld - und 29. Juli 2016 an einem 14-tägigen geber, die Stadt Bonn, ihre Zuschüsse kürzt. Workcamp der Internationalen Jugendge - Außerdem bemüht sich der Verein um Pro - meinschaftsdienste (ijgd) teil und engagier - jektmittel vom Land und von Stiftungen, ten sich während dieser Zeit freiwillig in um den Erhalt des DMB zu sichern. der Landschaftspflege sowie im Forst- und im Sicherungsbereich rund um die Wahn - bachtalsperre. Untergebracht waren die jungen Leute zwischen 16 und 24 Jahre im „Pützerhof“, eine Immobilie der Pfadfinder, in Oberheister (Neunkirchen-Seelscheid).

Fachbereichsleiter Dr. Ralph Krämer (Ein - zugsgebietsschutz, Forst, Landwirtschaft, Landschaftspflege, rechts) sowie Sachge - bietsleiter (Forstwirtschaft) Christian Göth- Stillarius (links) begrüßten die Gruppe bei

29 der Ankunft in ihrem vorübergehenden Domizil und erklärten ihnen die zugedach - ten Aufgaben für die anstehenden zwei Wochen.

Unter anderem sollte die internationale Truppe Springkraut vernichten, Eichenkul - turen frei schneiden, Schranken in den Wasserschutzzonen entrosten und neu streichen sowie das Gras von gemähten Flächen entsorgen. Außerdem Draht um vor rund 20 Jahren gesetzte Bäume entfer - nen, der damals als Stammschutz gegen Wildverbiss diente.

Bevor es richtig losging, besuchten einige der jungen Leute am ersten Tag morgens zunächst den Damm unterhalb von Sie - gelsknippen und machten Erinnerungsfo - tos am Stausee.

Jeden Tag holten WTV-Mitarbeitern die Zehn ab und fuhr sie in kleinen, ständig variierenden Teams zu ihren wechselnden Einsatzorten, damit alle möglichst viel von der Region rund um die Talsperre sehen und sich unter einander besser kennenler - nen konnten. Nach rund fünfstündiger Ar - beit ging es wieder nach Oberheister zu - rück. Auf dem Rückweg bestand für die Workcamper die Möglichkeit zum Einkauf,

30 5 Öffentlichkeitsarbeit

denn sie versorgten sich selbst. Da die jun - gen Leute sonst alles mühselig hätten schleppen müssen, bot der WTV ihnen die - sen Service gerne an. Natürlich stand nicht nur die Arbeit auf dem Programm, denn die jungen Leute wollten auch etwas von der näheren und weiteren Umgebung se - hen. So ging es beispielsweise mit WTV- „Chauffeuren“ nach Königswinter, mit Bahn und Bus nach Köln.

Ganz ohne Belohnung sollten die Land - schaftspfleger auf Zeit nicht tätig sein und erhielten daher vom WTV einen kleinen Spesensatz für ihr Engagement. Kostenlo - ses Holz für das allabendliche Lagerfeuer gab´s obendrauf. Die „Gastarbeiter“ revan - chierten sich bei den Betreuern vom WTV mit Einladungen zum Grillen, die gerne an - genommen wurde.

Die Internationalen Jugendgemeinschafts - dienste waren von dem Workcamp beim WTV ebenso begeistert wie der Verband selbst. Den Wunsch nach Wiederholung des Projekts möchte der WTV gerne erfüllt. Und so werden auch 2017 junge Menschen aus aller Welt beim WTV einem „Ferien - job“ nachgehen.

31 5.5 Israelische Schüler informieren sich über Trinkwassergewinnung beim Wahnbachtalsperrenverband

Nachdem Schüler des Projektkurs Q1 „Is - rael“ am Städtischen Gymnasium Hennef im März 2016 nach Israel geflogen waren und sich vor Ort unter anderem über die dortige Wasserproblematik informiert hat - ten, statteten ihnen israelische Jugendliche im September einen Gegenbesuch ab. Die sind Schüler einer Gesamtschule in Ramla, eine jüdische Stadt in der Nähe von Tel Aviv. Den Kontakt zu den jungen Männern und Frauen der Einrichtung hatte das Hen - nefer Gymnasium über die Deutsch-Israe - lische Gesellschaft hergestellt. Themen des einwöchigen Aufenthalts waren unter an - Über die Deutsch-Israelische Gesellschaft wurde derem der Umweltschutz, die Wasserauf - ein Kontakt zwischen dem Städtischen Gymnasium bereitung und Wasserversorgung. Dazu be - Hennef und einer Gesamtschule in Ramla herge - stellt. sichtigten die Schüler die Wahnbachtal- Die Besucher interessierten sich insbesondere für sperre und die Anlagen des Wahnbachtal - die einzelnen Aufbereitungsschritte in der Trinkwas - sperrenverbands (WTV). seraufbereitungsanlage Siegburg-Siegelsknippen. Der ehemalige WTV-Mitarbeiter Manfred Berger und WTV-Betriebsingenieurin Dr. Irene Slavik (hinten von links) erklärten den Gästen anhand eines Models die ein - zelnen Schritte bei der Trinkwasseraufbe - reitung in der Trinkwasseraufbereitungs - anlage Siegburg-Siegelsknippen.

Die Besucher aus Israel hatten eineMenge Fragen an Dr. Slavik sowie Manfred Berger und zeigten sich sehr interessiert.

32 5 Öffentlichkeitsarbeit

Auch der Wasserverbrauch war ein Thema. Während bei uns jeder täglich so viel Trink - wasser verbrauchen kann wie er möchte, ist die Menge in Israel pro Person eines Haushalts streng festgesetzt. Wer mehr nutzt, muss auch deutlich mehr bezahlen, berichteten die Besucher.

Selbstverständlich wurde das kühle und wohlschmeckende Trinkwasser des Wahn - bachtalsperrenverbandes gleich nach der Aufbereitung probiert.

Am Staudamm erfuhr die Gruppe einige Eckdaten und Fakten zur Wahnbachtal - „Tiefe Einblicke“ gewann die Gruppe bei einer ab - sperre, dann stellte sich die Gruppe zum schließenden Führung durch den Staudamm. Erinnerungsfoto.

Im Anschluss ging es die zahlreichen Stufen in den Kontrollgang hinunter, rund 50 Me - ter unter der Wasseroberfläche des Stau - sees und von dort aus wieder hinauf und hinaus zum Pumpwerk in Seligenthal.

33 5.6 WTV unterstützt Gesund- heitsprogramm „KITA Vital“

Wenn es um Gesundheit und gesunde Er - ressourcen der Kinder gestärkt und ein po - nährung geht, dann unterstützt der Wahn - sitiver Einfluss auf Bildungs- und Entwick - bachtalsperrenverband besonders gerne lungsprozesse genommen werden. Der Projekte an Schulen und in Kitas. So auch WTV als Versorger mit Trinkwasser in ho - bereits seit Jahren das Gemeinschaftspro - her Qualität kann da natürlich ebenfalls ei - gramm des Vereins kivi und des Gesund - nen Beitrag leisten. „Wasser wird nicht um - heitsamts des Rhein-Sieg-Kreises. Dessen sonst als Lebensmittel Nr. 1 bezeichnet, Projekt „KITA Vital“ steht für eine ganz - daher ist es uns ein besonderes Anliegen, heitliche Gesundheitsförderung in Kinder - bereits den Jüngsten Trinkwasser als ge - tagesstätten durch ausgewogene Ernäh - eigneten Durstlöscher und zur Versorgung rung, viel Bewegung und Entspannung. des menschlichen Körpers mit lebensnot - Dadurch sollen laut kivi die Gesundheits - weniger Flüssigkeit näher zu bringen. Bei unserem Produkt handelt es sich eben nicht nur um einfaches „Leitungswasser“, sondern um bestes Trinkwasser aus der Von rechts: Dirk Radermacher, kivi-Vorstandsmit - glied Helmut Thillmann, Kita-Leiterin Nicole Litter - Leitung, dessen Lieferung sozusagen „frei scheid, der kivi-Vorsitzender Hermann Allroggen, Haus“ erfolgt und jederzeit in ausreichen - Pfarrer Jörg Stöckem und kivi-Referentin Yasmin der Menge und sehr guter Qualität in je - Gross, die der Kita beratend und unterstützend auf dem Haushalt zur Verfügung steht“, be - ihrem Weg zur Zertifizierung zur Seite stand. tonte Dirk Radermacher. Der stellver- tretende WTV-Geschäftsführer nahm an einer kleinen Feier anlässlich der Zertifi - zierung einer Kita in Bornheim-Hersel teil und brachte für jedes Kind eine WTV-Trink - flasche als Geschenk mit.

Dirk Radermacher, stellvertretender Ge - schäftsführer erklärte nach der Feier mit den Kindern, ihren Erzieherinnen, Vertre - tern von kivi sowie Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamtes: „Der Wahn -

34 5 Öffentlichkeitsarbeit

bachtalsperrenverband ist seit mehreren Jahren Partner und Sponsor des KiTa- Vi - tal-Projektes. Wir freuen uns, dass nun auch die KiTa St. Aegidius in Bornheim- Hersel mit Unterstützung unseres Verban - des das begehrte Zertifikat des Rhein-Sieg- Kreises erhalten hat.“

Am Dienstag, den 18. Oktober 2016 wurde die Großtagespflegestelle Gänseblümchen in Hennef das KITA Vital-Zertifikat durch Hermann Allroggen, Gesundheitsdezer - nent des Rhein-Sieg-Kreises, überreicht.

Dies ist die erste Großtagespflegestelle, die mit dem Zertifikat des Rhein-Sieg-Kreises Herrmann Allroggen, Gesundheitsdezernent des ausgezeichnet wurde. Hier werden neun Rhein-Sieg-Kreises (rechts im Bild, unten) über - Kinder unter drei Jahren in einer familien - reichte in Hennef-Happerschoß das Zertifikat an ähnlichen Umgebung betreut. die Großtagespflegestelle Gänseblümchen.

35 6 Wasserwirtschaft

36 6.1 Wasserwirtschaftliche 6.1 Wasserwirtschaftliche Situation Situation 6.1.1 Niederschlag im Einzugsgebiet

Wie in der Tabelle unten entnommen wer- bei nur 83 Prozent in Bezug zum langjähri- den kann, betrug die Jahresniederschlags- gen Mittel lagen. summe im Einzugsgebiet der Wahnbach- talsperre im Wasserwirtschaftsjahr (WWJ) Auffällig ist das recht trockene Sommer- 2016 (November 2015 bis Oktober 2016) halbjahr. Hier waren vor allem die Monate 1.040 mm und lag damit über den Werten Juli und September mit nur 49 Prozent be- von 2014 (872 mm) und 2015 (948 mm) ziehungsweise 37 Prozent vom langjähri- und auch über dem langjährigen Mittel seit gen Mittel besonders niederschlagsarm, 1959 (1.024 mm). Die größten Nieder- während die Niederschlagsmengen im Juni schlagsmengen sind im Winterhalbjahr und August teilweise deutlich über dem (November bis April) zusammengekom- Mittelwert der letzten 57 Jahre lagen und men, während das Sommerhalbjahr (Mai im Juni sogar die höchsten Niederschlags- bis Oktober) etwas niederschlagsärmer mengen des WWJ 2016 fielen. Im Winter- war. Das gilt auch im Vergleich zu den bei- halbjahr waren die größten Niederschlags- den Vorjahren. sowie zum langjährigen mengen im November und Januar zu Mittel. Die Niederschlagsmengen im Win beobachten. -ter betrugen 120 Prozent vom langjähri- gen Mittelwert, während sie im Sommer

Monatliche Niederschlagshöhen im Einzugsgebiet der Wahnbachtalsperre in den letzten drei Wasserwirt - schaftsjahren im Vergleich zu den Mittelwerten der Messungen seit 1959.

WWJ 2016 WWJ 2015 WWJ 2014 Mittel der 2016 zum Jahre Mittel der Jahre mm mm mm 1959-2015 1959-2015 Monat % November 152 52 103 91 167 Dezember 86 119 52 102 85 Januar 127 119 70 95 133 Februar 119 63 59 74 160 März 66 69 21 80 83 April 58 52 35 64 92 Mai 38 31 83 76 50 Juni 163 71 58 90 181 Juli 47 94 135 96 49 August 97 122 149 95 102 September 30 114 26 81 37 Oktober 58 41 80 82 71 Winterhalbjahr 608 474 341 505 120 Sommerhalbjahr 432 474 531 519 83 Summe 1040 948 872 1024 102

37 38 6.1 Wasserwirtschaftliche Situation

6.1.2 Zufluss zur Talsperre

Das Wassereinzugsgebiet der Wahnbach - talsperre umfasst etwa 70 Quadratkilome - ter. Es beginnt nordöstlich von Much am Heckenberg bei Drabenderhöhe und um - fasst bis zum Vorbecken zirka 58 Quadrat - kilometer, was etwa 84 Prozent der Ge - samtfläche entspricht. Der Abfluss dieses in dem Bild rechts gelb und grau unterleg - ten Einzugsgebiets wird von der Voraufbe - reitung – der Phosphoreliminierungsanlage (PEA) – erfasst. Das unmittelbar um die Talsperre gelegene untere Einzugsgebiet (grün unterlegt mit rot markiertem Ufer - streifen) umfasst knapp 12 Quadratkilo - meter und entwässert unmittelbar in die Talsperre. Die Fläche des Stauraums be - trägt zwei Quadratkilometer. Etwa 85 Pro - zent des gesamten Zuflusses werden der Hauptsperre vom Wahnbach über das Vor - becken zugeführt.

Wie in der Tabelle Seite 40 zusammenfas - send dargestellt, beträgt die Jahreszufluss - menge zur Wahnbachtalsperre im langjäh - rigen Mittel (1958 bis 2015) etwas mehr als 38 Millionen Kubikmeter. Der geringste Zu - fluss mit 16 Millionen Kubikmeter wurde im Wasserwirtschaftsjahr (WWJ) 1996 beob - achtet, den höchsten Zufluss mit über 58 Millionen Kubikmeter gab es 1970. Die Jah - reszuflussmenge im WWJ 2016 lag mit 38,5

Wassereinzugsgebiet der Wahnbachtalsperre und heutige Schutzzonen.

39 Millionen Kubikmeter geringfügig über dem Wie in der Grafik Seite 41 zu sehen ist, besteht langjährigen Mittel und etwas deutlicher nicht immer ein direkter Zusammenhang zwi - über den Werten der beiden Vorjahre (2014 schen Niederschlag und Abfluss, das heißt und 2015). Bei Betrachtung der einzelnen dem Zufluss zur Talsperre. So kam es zwar in Monate des WWJ 2016 zeigte sich, dass die den niederschlagsreichen Monaten im Win - Zuflüsse in den Monaten November bis Feb - terhalbjahr zu hohen Zuflussmengen in die ruar und vor allem im Juni über dem Mittel Wahnbachtalsperre, in den Sommermonaten der Jahre 1958 bis 2015 lagen. In den ande - resultierte jedoch nur im Juni der hohe Nie - ren Monaten wurden 23 Prozent bis maxi - derschlag in einem deutlich höheren Zufluss. mal 74 Prozent der mittleren Zuflussmen - Dies ist darauf zurückzuführen, dass Nieder - gen erreicht. Vor allem die Monate schläge im Sommer größtenteils über die Ve - September und Oktober waren durch sehr getation verdunsten und folglich in geringe - geringe Zuflüsse geprägt. rem Maß zum Zufluss in die Talsperre

Monatliche Zuflussmengen zur Wahnbachtalsperre in den letzten drei Wasserwirtschaftsjahren im Vergleich zu den Mittelwerten der Messungen seit 1958.

Zeitraum WWJ WWJ WWJ Mittel der Jahre 2016 zum 2016 2015 2014 1958-2015 Mittel der Jahre 1958-2015 Monat Mio m³ Mio m³ Mio m³ Mio m³ %

Januar 3,8 1,9 1,9 3,4 112,2 Februar 6,6 5,0 5,0 5,8 115,0 März 5,9 6,9 6,9 5,6 104,4 April 9,1 3,3 3,3 4,8 190,8 Mai 2,8 3,1 3,1 4,6 60,3 Juni 2,3 3,2 3,2 3,1 74,0 Juli 1,0 0,7 0,7 2,0 52,4 August 3,5 0,5 0,5 1,7 208,6 September 1,3 0,5 0,5 1,9 66,7 Oktober 1,2 0,9 0,9 1,7 71,3 November 0,5 2,1 2,1 1,6 28,3 Dezember 0,5 1,0 1,0 2,3 22,7 Winterhalbjahr 30,5 23,5 23,5 27,2 111,9 Sommerhalbjahr 8,0 5,7 5,7 11,1 71,8 Summe 38,5 29,2 29,2 38,3 100,3

40 6.1 Wasserwirtschaftliche Situation

6.1.3 Talsperreninhalt beitragen. Beim Vergleich zum WWJ 2015 Der aus den Zuläufen und Entnahmen resul - kann man anhand von Tabelle Seite 37, Ta - tierende Stauspiegel der Wahnbachtalsperre belle Seite 40 und Grafik Seite 41 erkennen, ist für die letzten zwei Kalenderjahre in der dass das WWJ 2016 ein niederschlagsreiche - Grafik Seite 42 dargestellt. Aufgrund der ho - res Winterhalbjahr hatte, woraus deutlich hö - hen Zuflüsse im Winter 2015 ergab sich ein here Zuflüsse zur Talsperre resultierten. Anstieg des Stauspiegels, der im Laufe des Jahres 2015, bedingt durch die verringerten Zuflussmengen bei gleichbleibender Ent - nahme, kontinuierlich abnahm. Die beiden Spitzen im Frühjahr 2015 wurden durch eine Monatliche Niederschlagshöhen im Einzugsgebiet Abgabe ans Unterwasser abgefahren. Auch und Zuflussmengen zur Wahnbachtalsperre für die Wasserwirtschaftsjahre 2015 und 2016 im Ver - im Jahr 2016 haben die hohen Zuflussmengen gleich zu den langjährigen Mittelwerten. im Winter zu einem deutlichen Anstieg des

41 Stauspiegels geführt. Die Spitzen im Frühjahr, schließend einsetzende, niederschlagsarme die über dem vorgegebenen Grenzwert lagen, Periode hat zu einer deutlichen Abnahme des wurden durch eine verstärkte Abgabe ans Un - Stauspiegels zum Jahresende 2016 geführt. terwasser abgefahren. Die starken Nieder - schläge und daraus resultierende Zulaufmen - Die außerhalb von Perioden mit hohem Zu - gen wurden ebenfalls durch eine ent- fluss diskontinuierlich und kurzzeitig auftre - sprechende Abgabe ans Unterwasser abge - tenden Unterwasserabgaben von 10.000 bis fahren. Die Abgabe ans Unterwasser konnte 20.000 Kubikmeter fallen meist beim Testbe - dabei so gestaltet werden, dass es zu keiner trieb der Turbine an, der erforderlich ist, um deutlichen Überschreitung der vorgegebenen deren Betriebsbereitschaft zu gewährleisten. Stauspiegelgrenze gekommen ist. Die an -

Stauspiegel, Grenze des durch den Betriebsplan (Lamellenplan) vorgegebenen Stauspiegels und Unterwas - serabgabe der Wahnbachtalsperre für die Jahre 2015 und 2016.

42 6.2 Trinkwasserproduktion 6.2 Trinkwasserproduktion

6.2.1 Ressourcennutzung

Für die Trinkwasserproduktion werden drei Hennef war es umgekehrt. Hier lag der An - Ressourcen genutzt: Oberflächenwasser teil im WWJ 2016 über dem aus 2015 aber der Wahnbachtalsperre, Grundwasser aus unter dem des WWJ 2014. Der Anteil des zwei Brunnen im Hennefer Siegbogen und Grundwassers aus Meindorf an der Trink - Grundwasser aus drei Brunnen in Sankt wasserproduktion lag im WWJ 2016 nur Augustin – Meindorf. Die jeweiligen Anteile geringfügig über dem aus dem WWJ 2015, der Rohwasserressourcen an der Gesamt - aber noch unter dem des WWJ 2014. menge des produzierten Trinkwassers so - wie dem dazugehörigen wasserrechtlichen Mit einem Nutzungsgrad von 94 Prozent Nutzungsgrad (Bezug zur wasserrechtlich für das Oberflächenwasser der Talsperre zugelassenen Entnahmemenge) sind für wurde das Wasserrecht sehr gut ausge - die vergangenen drei Kalenderjahre in der schöpft. Folglich konnten die Grundwas - Tabelle unten zusammengefasst. serressourcen geschont werden, was sich in den deutlich niedrigeren Nutzungsgra - Der Anteil des Talsperrenwassers an der den des Wasserrechts wiederspiegelt. Auf Jahresproduktion lag im Wasserwirt - diese Weise konnte Energie für die Was - schaftsjahr (WWJ) 2016 mit mehr als 61 serförderung gespart werden, da bei der Prozent unter dem des Vorjahres, aber Förderung des Talsperrenwassers die ge - deutlich über dem des WWJ 2015. In Bezug ringste Hebearbeit mittels Pumpen zu leis - auf die Nutzung des Grundwassers aus ten ist.

Ressourcennutzung: Herkunft und Anteile der Wässer an der Trinkwasserproduktion sowie Ausschöpfung der jeweiligen Wasserrechte.

Zeitraum 2016 2015 2014

Ressource Anteil Nutzung Anteil Nutzung Anteil Nutzung Produktion Wasserrecht Produktion Wasserrecht Produktion Wasserrecht

Wahnbachtalsperre 61,3% 94,0% 66,3% 99,2% 50,6% 74,5% Grundwasser Hennef 10,8% 66,5% 7,0% 42,4% 15,3% 90,5% Grundwasser Meindorf 27,9% 60,2% 26,7% 56,1% 34,1% 70,5%

43 6.2.2 Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegelsknippen - Talsperrenwasser

Das Rohwasser der Wahnbachtalsperre ganische Spurenstoffe wie auch Geruchs- wird über das Pumpwerk in Seligenthal bis und Geschmacksstoffe durch Adsorption zu 100 Meter hoch zur Trinkwasseraufbe - entfernen zu können. reitungsanlage Siegelsknippen gehoben. Bei Bedarf kann im Pumpwerk Seligenthal Die Aufbereitung des Talsperrenwassers in Kaliumpermanganat in die Transportlei - der Anlage in Siegelsknippen umfasst die tung zudosiert werden, um vor allem ge - Verfahrensstufen Flockung, Filtration, Res - löstes Mangan zu oxidieren. Darüber hi - tentsäuerung und Desinfektion, wie in dem naus besteht die Möglichkeit der Zugabe Bild unten schematisch dargestellt. von Pulveraktivkohle, um im Bedarfsfall or -

Schematische Darstellung der Talsperrenwasseraufbereitung in Siegelsknippen.

44 6.2 Trinkwasserproduktion

Bei der Flockung werden mit Hilfe von Ei - bestehen. Dem Filtrat wird anschließend sensalzen partikuläre und gelöste Wasse- Chlordioxid zur Desinfektion zugegeben. rinhaltsstoffe in eine abscheidbare Form – Abschließend erfolgt die Restentsäuerung Flocken – überführt. In der nachfolgenden beziehungsweise die Einstellung des Kalk- Filtrationsstufe erfolgt eine Abtrennung Kohlensäure-Gleichgewichts mit reinem der gebildeten Flocken. Dazu stehen zwölf Kalkwasser, um Korrosion im Leitungsnetz Filter zur Tiefenfiltration zur Verfügung, die bei der Wasserverteilung weitestgehend aus einer 1,2 Meter hohen Schicht aus An - auszuschließen. thrazit und einer darunter liegenden Quarzsandschicht von 0,8 Metern Höhe

Rohwasserzufluss des Talsperrenwassers

45 6.2.3 Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegelsknippen - Hennefer Grundwasser

Das aus den Brunnen im Hennefer Siegbo - werden. Dies wäre jedoch nur im Falle ei - gen geförderte Grundwasser wird eben- ner Kontamination des Grundwasserleiters falls über das Pumpwerk in Seligenthal erforderlich, wenn gleichzeitig der Was - hoch zur Trinkwasseraufbereitungsanlage serbedarf durch die anderen genutzten Siegelsknippen gehoben und dort separat Rohwasserressourcen (Talsperrenwasser, zu Trinkwasser aufbereitet, bevor es mit Grundwasser in Meindorf) nicht gedeckt dem aufbereiteten Talsperrenwasser ge - werden könnte. Die weitere Aufbereitung mischt und verteilt wird. Wie in der Grafik erfolgt in der alten Talsperrenwasseraufbe - unten dargestellt, erfolgt zunächst noch in reitungsanlage in Siegelsknippen. Da das Seligenthal eine physikalische Entsäuerung Grundwasser weitgehend partikelfrei ist, mittels Wellbahnrieslern. Dabei wird über - kann auf eine Flockungsstufe verzichtet schüssiges Kohlendioxid ausgegast. Bei Be - werden. Das Grundwasser wird daher un - darf kann dem Grundwasser vor dem ter Umgehung der noch vorhandenen Re - Transport nach Siegelsknippen ebenso Ka - aktions- und Kontaktbecken direkt auf die liumpermanganat und Aktivkohle zudosiert mit Quarzsand gefüllten Filter geleitet. Das

Schematische Darstellung der Grundwasseraufbereitung in Seligenthal und Siegelsknippen (SN2).

46 6.2 Trinkwasserproduktion

Filtrat wird in den unter den Filtern be - findlichen Wasserkammern zwischen ge - speichert und anschließend einer UV-Des - infektion zugeführt. Bevor es mit dem aufbereiteten Talsperrenwasser vermischt wird, erfolgt die Dosierung von Chlordioxid und Kalkwasser.

Riesleranlage im Betriebsgelände Pumpwerk Seligenthal

Riesler geöffnet (unten)

47 6.2.4 Grundwassergewinnungs- und Aufbereitungsanlage Sankt Augustin-Meindorf

Wie in dem Bild unten dargestellt wird in sand gefüllte Doppelfilter zur Verfügung. der Grundwassergewinnungs- und Aufbe - Das Filtrat gelangt über eine Sammellei - reitungsanlage in Sankt Augustin – Mein - tung in vier parallel betriebene Wasser - dorf das Grundwasser aus drei Horizontal - kammern, in deren Zulauf die Einmischung filterbrunnen mit jeweils neun Sammel- von reinem Kalkwasser zur Restentsäue - strängen entnommen und mit Unterwas - rung beziehungsweise zur Einstellung des serpumpen (vier Pumpen je Brunnen) zum Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts und von Wasserwerk gefördert. Als erster Aufbe - Chlordioxid zur Desinfektion erfolgt. Aus reitungsschritt findet eine physikalische den Wasserkammern erfolgt die Förderung Entsäuerung mittels Verdüsung zum Aus - und Mischung mit Trinkwasser aus Siegels - trag des überschüssigen Kohlendioxids knippen sowie die Verteilung zu den Ab - statt. Das entsäuerte Wasser wird anschlie - nehmern. ßend filtriert. Dafür stehen vier mit Quarz -

Schematische Darstellung der Grundwasseraufbereitung in St. Augustin – Meindorf.

48 6.3 Trinkwasserverteilung 6.3 Trinkwasserverteilung

6.3.1 Versorgungsbereiche

Aus der Lage der Trinkwasseraufberei - Da die in den Aufbereitungsanlagen des tungsanlagen Siegelsknippen und Sankt WTV produzierten Trinkwässer nur gering- Augustin–Meindorf sowie der Struktur des fügige wasserchemische Unterschiede auf - Rohrleitungsnetzes ergeben sich drei Ver - weisen, gelten sie im Sinne des DVGW-Ar - sorgungsbereiche: Os t, Mitte und West . beitsblattes W 216 als Wässer gleicher Die Versorgungsbereiche sind in der Grafik Beschaffenheit und sind somit beliebig Seite 50 farbig markiert und gliedern sich mischbar. Die Verteilung des Trinkwassers wie folgt: kann daher sehr flexibel gestaltet werden. Ost : Windeck, Eitorf, Ruppichteroth, Neun - kirchen-Seelscheid, Lohmar, Hennef, Sieg - burg, Sankt Augustin, Hochzone Königs - winter. Mitte : Bonn-Beuel, Talzone Königswinter Talzone Bonn, Bornheim, Alfter, Remagen.

West : Godesberg, Hochzone Bonn, Rhein - bach, Meckenheim, Wachtberg.

Zuschusswasser aus dem Gebiet Mitte be - ziehen die Gemeinde Alfter und die Stadt Bornheim. Der Wasserbeschaffungsver - band Thomasberg erhält Zuschusswasser aus dem Versorgungsbereich Ost. Die Ge - meinde Grafschaft bezieht Wahnbachtal - sperrenwasser über die Gemeinde Wacht - berg. Der Wasserverband Eifel-Ahr, die Gemeinde Grafschaft und die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler beziehen Zuschuss - wasser ebenfalls aus dem Versorgungsbe - reich West.

49 Wasserversorgungsanlagen und -gebiete.

50 6.3 Trinkwasserverteilung

6.3.2 Tagesabgabemengen und Be- darfsspitzen

Die Grafik unten zeigt die im Jahr 2016 auf die Rohwasserressource bezogenen Tages - produktionsmengen des Trinkwassers. Die jeweiligen Anteile sind farblich unterschie - den. Der Verlauf verdeutlicht, wie sich nach Verfügbarkeit und Bedarf die produzierte Trinkwassermenge aus den drei Rohwas - serressourcen zusammengesetzt hat.

Auf die Rohwasserressource bezogene Tagesproduktionsmengen für Januar bis Dezember 2016 – Talsper - renwasser (helles blau), Grundwasser Hennef (dunkles blau) und Grundwasser Meindorf (grün).

51 Bis Ende Januar sowie ab Mitte Februar In der Grafik Seite 51 zur Trinkwasserpro - bis Ende April konnte auf das Grundwasser duktion ist weiterhin erkennbar, dass im aus dem Hennefer Siegbogen verzichtet Jahr 2016 nicht nur die üblichen Sommer - werden. Dies ist aus energetischer Sicht verbrauchsspitzen abzudecken waren, son - von Vorteil, da für dessen Förderung eine dern auch Spitzenverbräuche im Septem - im Vergleich zum Talsperrenwasser grö - ber. Wie anhand der in Tabelle Seite 53 ßere Hebearbeit für die Aufbereitung in zusammengestellten Daten zu erkennen den Anlagen in Siegelsknippen zu leisten ist, wurde der Spitzenwert am 26. August ist. Aufgrund des ausreichenden Füllstands 2016 erreicht und lag mit reichlich 150.000 der Talsperre, wurde im Sommerhalbjahr Kubikmeter unter dem Maximalwert des nur geringfügig auf das Hennefer Grund - Jahres 2015, aber über dem der Jahre 2014 wasser zurückgegriffen. Ausnahme bilde - und 2013. ten verminderte Produktionsmengen der Talsperrenwasseraufbereitungsanlage im Die Häufigkeit großer Produktionsmengen Mai und Juni, deren Ursache in umfangs - war im Vergleich zu den Vorjahren größ- reicheren Wartungsarbeiten an einzelnen tenteils höher. So lag die Tagesprodukti - Anlagenteilen lag. Ab Oktober erfolgte eine onsmenge an sieben Tagen über einem verstärkte Nutzung der beiden Grundwas - Wert von 140.000 Kubikmeter. Die kleinste, serressourcen. Diese Maßnahme diente an einem Tag produzierte Wassermenge der gezielten Anhebung des Restgehalts war mit knapp 96.000 Kubikmeter eben - an Chlordioxid im Verteilungsnetz, da die falls größer als die der Vorjahre. Mengen Zehrung des Desinfektionsmittels in den unter 100.000 Kubikmeter wurden nur an Grundwässern geringer ist. Die Anhebung sechs Tagen produziert, während dies in des Restgehalts an Chlordioxid wurde als zu - den Vorjahren häufiger der Fall war. Auch sätzliche Absicherung vorgesehen, um den Mengen zwischen 100.000 und 120.000 hygienisch einwandfreien Zustand des Trink - Kubikmeter wurden im Vergleich zu den wassers trotz intensiver Reinigungs arbeiten Vorjahren an weniger Tagen produziert, in den Hochbehältern des Verteilungssys - während größere Tagesproduktionsmen - tems jederzeit sicherstellen zu können. gen häufiger auftraten.

52 6.3 Trinkwasserverteilung

Häufigkeit der Trinkwasser-Tagesproduktionsmengen im Vergleich mit den Vorjahren. Angegeben sind die Zahl der Tage an denen die jeweiligen Mengen produziert wurden, sowie die maximale und minimale Tagesproduktion im jeweiligen Kalenderjahr.

Tagesproduktionsmengen 2016 2015 2014 2013

Maximum 150.357 m 3 161.589 m 3 140.099 m 3 149.069 m 3 (26.08.16) (03.07.15) (23.06.14) (22.07.13)

über 160.000 bis 170.000 m³ 0 Tag 1 Tag 0 Tage 0 Tage über 150.000 bis 160.000 m³ 2 Tage 2 Tage 0 Tage 0 Tage über 140.000 bis 150.000 m³ 5 Tage 4 Tage 1 Tage 6 Tage über 130.000 bis 140.000 m³ 21 Tage 13 Tage 9 Tage 12 Tage über 120.000 bis 130.000 m³ 59 Tage 48 Tage 39 Tage 31 Tage über 110.000 bis 120.000 m³ 205 Tage 171 Tage 151 Tage 147 Tage über 100.000 bis 110.000 m³ 68 Tage 116 Tage 149 Tage 157 Tage kleiner 100.000 m³ 6 Tage 10 Tage 16 Tage 12 Tage Minimum 95.978 m³ 93.348 m³ 89.546 m³ 91.639 m³ (27.03.16) (01.01.15) 26.12.14) (31.03.13)

Häufigkeit der Trinkwasser-Tagesproduktionsmengen im Vergleich mit dem Vorjahr.

53 6.3.3 Trinkwasserabgabe an die Verbandsmitglieder

Die Trinkwasserabgabe an die drei Ver - belle aufgeführt, während in der Tabelle bandsmitglieder (Bundesstadt Bonn, unten die dazugehörigen Anteile aufgelis - Rhein-Sieg-Kreis, Stadt Siegburg) sowie an tet sind. den Kreis Ahrweiler und an den Zweckver - band Eifel-Ahr lag mit insgesamt 43,1 Mil - Anhand der aufgelisteten Daten ist zu ent - lionen Kubikmeter deutlich über dem Vor - nehmen, dass die Abgabe an die Bundes - jahreswert. Davon entfielen mit 21,3 stadt Bonn im Vergleich zu den Vorjahren Millionen Kubikmeter knapp 50 Prozent zugenommen hat. Eine Zunahme der Trink - auf die Stadt Bonn, mit 18,2 Millionen Ku - wasserabgabe war auch für den Rhein- bikmeter 42 Prozent auf den Rhein-Sieg- Sieg-Kreis und die Stadt Siegburg zu ver - Kreis, 5,5 Prozent auf die Stadt Siegburg, zeichnen, während die Abgabemengen für 2,5 Prozent auf den Kreis Ahrweiler und den Zweckverband Eifel-Ahr und den Kreis 0,5 Prozent auf den Zweckverband Eifel- Ahrweiler abgenommen haben. Die Anteile Ahr. Diese für 2016 erfassten Abgabemen - der Trinkwasserabgabe haben sich im Jahr gen an die Städte und Gemeinden sind zu - 2016 im Vergleich zu den Vorjahren nur sammen mit Vergleichszahlen der vor- sehr geringfügig verändert. angegangenen Jahre in der folgenden Ta - Trinkwasserabgabe in 2016 an die Verbandsmitglieder sowie an den Kreis Ahrweiler und den Zweckverband Eifel-Ahr im Vergleich mit den Abgaben der Vorjahre.

Abnehmer 2016 Differenz zu 2015 2015 2014 2013 m³ m³ % m³ m³ m³ Stadt Bonn 21.308.342 120.338 0,6 20.104.961 20.336.111 20.784.748 Rhein-Sieg-Kreis 18.160.373 38.975 0,2 17.770.619 17.573.304 17.298.255 Stadt Siegburg 2.379.922 111.830 4,9 2.268.092 2.255.672 2.337.624 Kreis Ahrweiler 1.058.095 -91.502 -8,0 1.149.597 999.655 857.386 Zweckverb. Eifel-Ahr 207.204 -2.603 -1,2 209.807 231.872 167.434 Summe 43.113.936 1.610.86 3,9 41.503.076 41.396.614 41.445.447 Mittlere Tagesabgabe 118.120 113.707 113.415 113.239

Anteile der 5 Abnehmer an der Trinkwasserabgabe in 2015 im Vergleich mit den Abgaben der Vorjahre.

Jahres-Gesamt- 2016 2015 2014 2013 2012 abgabe in m³ Stadt Bonn 49,4% 48,4% 49,1% 50,2% 50,2% Rhein-Sieg-Kreis 42,1% 42,8% 42,5% 41,7% 41,8% Stadt Siegburg 5,5% 5,5% 5,5% 5,6% 5,4% Kreis Ahrweiler 2,5% 2,8% 2,4% 2,1% 2,2% Zweckverband Eifel-Ahr 0,5% 0,5% 0,5% 0,4% 0,4%

54 6.3 Trinkwasserverteilung

6.3.4 Trinkwasserabgabe an den Rhein-Sieg-Kreis

Die von den Wasserversorgungsunterneh - Im Jahr 2016 an die Abnehmer im Rhein-Sieg-Kreis men im Rhein-Sieg-Kreis im Jahr 2016 ab - abgegebenen Trinkwassermengen im Vergleich zum Vorjahreswert. genommenen Wassermengen sind in der Tabelle rechts zusammengestellt. Bei 16 Abnehmer im 2016 2015 Änderung 2016 zu 2015 der 18 Abnehmer lag die abgegebene Was - Rhein-Sieg-Kreis m³ m³ m³ % sermenge über der des Vorjahres, wobei Gemeinde Alfter 661.697 655.745 5.952 0,9 die Zunahmen für die Gemeinde Much und Gemeinde Eitorf 888.652 843.288 45.364 5,4 Gemeinde Much 952 793 159 20,1 den WBV Thomasberg mit rund 20 Prozent Gemeinde Neunkirchen- 911.289 951.905 -40.616 -4,3 beziehungsweise mit etwa 11 Prozent am Seelscheid größten ausfielen. Der größte Rückgang Gemeinde Ruppichteroth 703.287 699.622 3.665 0,5 Gemeinde Wachtberg 1.610.914 1.605.762 5.152 0,3 der Wasserabgabe war mit 9 Prozent für Gemeinde Windeck 420.005 402.818 17.187 4,3 den Wasserbeschaffungsverband Wacht - Stadt Bornheim 619.449 589.710 29.739 5,0 berg (WBV) und Umgebung zu verzeich - Stadt Hennef 2.597.670 2.523.922 73.748 2,9 Stadt Königswinter 823.859 807.541 16.318 2,0 nen. Der Rückgang in der Wasserabnahme Stadt Lohmar 1.597.970 1.545.210 52.760 3,4 der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid Stadt Meckenheim 1.484.570 1.457.406 27.164 1,9 kann mit rund vier Prozent als verhältnis - Stadt Rheinbach 1.529.542 1.494.545 34.997 2,3 WVG Sankt Augustin 3.136.509 3.058.004 78.505 2,6 mäßig gering eingeschätzt werden. WBV Herchen 146.501 138.836 7.665 5,5 WBV Thomasberg 553.522 496.787 56.735 11,4 WBV Leuscheid 147.833 139.661 8.172 5,9 WBV Wachtberg u. U. 326.152 359.064 -32.912 -9,2

55 6.4 Trinkwasserbeschaffenheit

Das in den drei Aufbereitungsanlagen pro - Grafik unten dargestellt. Die Beprobungen duzierte Trinkwasser wird während der erfolgen wöchentlich für bakteriologische Produktion und bei der Abgabe ständig mit und monatlich für chemisch-physikalische online-Messgeräten überwacht sowie re - Untersuchungen zur Beurteilung der Was - gelmäßig beprobt und vom Labor des WTV sergüte. an sieben Tagen in der Woche analysiert. Die Überwachungen und Analysen dienen Insgesamt gehen Umfang und Häufigkeit der der Kontrolle der Trinkwassergüte aus bak - Untersuchungen zur Kontrolle der Trinkwas - teriologischer Sicht wie auch hinsichtlich sergüte über die gesetzlichen Anforderungen der chemisch-physikalischen Beschaffen - der Trinkwasserverordnung bzw. der Was - heit. Darüber hinaus werden auch im ge - serrechte hinaus. Alle Analysenergebnisse samten Versorgungsnetz an einer Vielzahl und Befunde werden monatlich den Gesund - repräsentativer Messstellen Beprobungen heitsämtern des Rhein-Sieg-Kreises, der Bun - für Untersuchungen zur Wassergüte durch - desstadt Bonn und des Landkreises Ahrwei - geführt. Die Probenahmestellen im Ver - ler mitgeteilt. Die belieferten Versorgungs- sorgungsnetz sind als rote Zahlen in der unternehmen erhalten ebenfalls monatlich

Plan der Wasseraufbereitungs- und -verteilungsanlagen mit den Probenahmestellen (rote Nummern).

56 6.4 Trinkwasserbeschaffenheit

die entsprechenden Daten auf der Kunden - den, sind diese in Tabelle Seite 59 als ge - seite des WTV-Internets zur Verfügung ge - meinsamer Wert für die drei Versorgungs- stellt. bereiche aufgeführt.

Alle im Jahr 2016 analysierten Parameter Die Analysen- und Untersuchungsergebnisse und Kenngrößen aus Beprobungen im Ver - zeigen, dass die chemische und bakteriolo - sorgungsgebiet sind in Tabelle Seite 58 und gische Beschaffenheit des vom WTV gelie - Tabelle Seite 59 aufgelistet. Die Analysener - ferten Trinkwassers den Anforderungen der gebnisse sind als Jahresmittelwert mit dazu - TrinkwV – mit Ausnahme der Coliformen Bak - gehöriger Standardabweichung oder in Form terien – zu jeder Zeit entsprach und die ge - der Nachweisgrenze angegeben, falls letztere forderten Grenzwerte eingehalten wurden. dauerhaft unterschritten wird. Neben den Analysen- und Untersuchungsergebnissen In Bezug auf die Wasserhärte ist anhand Ta - enthalten Tabelle Seite 58 und Tabelle Seite belle Seite 58 erkennbar, dass die in den drei 59 die für die Parameter und Kenngrößen Versorgungsbereichen verteilten Wässer als nach Trinkwasserverordnung (TrinkwV) gül - „weich“ eingestuft werden können, obwohl tigen Anforderungen und Grenzwerte (Spalte sie sich in ihrem Härtegrad geringfügig un - 3) sowie die dazugehörigen Nummern terscheiden. Dies ist darin begründet, dass (Spalte 2), unter denen die Parameter und nach § 9 des Wasch- und Reinigungsmittel - Kenngrößen in der TrinkwV gelistet, das heißt gesetzes vom 1. Februar 2007 (WRMG 2007) auffindbar sind. Außerdem sind in den bei - die Grenze für „weiche“ Wässer bei < 8,4 den Tabellen in der letzten Spalte die jewei - °dH liegt. Die Unterschiede im Härtegrad sind ligen Untersuchungshäufigkeiten angegeben. auf die verschiedenen Anteile an Talsperren - wasser und Grundwasser zurückzuführen, Die Analysenergebnisse aus Beprobungen da die Grundwässer im Vergleich zum Tal - im Versorgungsgebiet sind in Tabelle Seite sperrenwasser über eine höhere Härte ver - 58 separat für die drei Versorgungsbereiche fügen. Daher weist das Wasser mit einem aufgelistet. Da sich die Wässer der drei Ver - hohen Anteil an Talsperrenwasser, welches sorgungsbereiche in der Konzentration an im Bereich Ost verteilt wird, den niedrigsten Spurenstoffen und hinsichtlich der mikrobio - Härtegrad auf. logischen Beschaffenheit nicht unterschei -

57 Teil I

Wasserchemische Beschaffenheit des vom Wahnbachtalsperrenverband abgegebenen Trinkwassers, Analysenwerte von Januar bis Dezember 2016 Mittelwerte ± Standardabweichungen aus den monatlichen Untersuchungen. (k. A: keine Anforderung, n. n.: nicht nachweisbar, <: unterhalb des angegebenen Wertes)

Bezeichnung Einheit Param. n. Anforderung Versorgungsbereich #) Unters. häuf. Anl. bzw. Grenzwert Ost Mitte West TrinkwV *) TrinkwV ~80% Talsp.w. ~35% Talsp.w. ~30% Talsp.w. ***) **) ~20% Grundw ~65% Grundw ~70% Grundw Sensorische Kenngrößen: Geruch 8-3-I 3 1 1 1 t Geschmack 9-3-I annehmbar erfüllt erfüllt erfüllt t Färbung (SAK-436nm) m-1 7-3-I 0,5 0,03 ± 0,01 0,02 ± 0,01 0,02 ± 0,01 wt Trübung FNU 18-3-I 1,0 < 0,1 < 0,1 < 0,1 f Physikalische Kenngrößen Temperatur °C k.A. 25 8,9 ± 2,2 10,6 ± 0,9 9,6 ± 1,6 t elektr. Leitfähigkeit (bei 25°C) mS/m 12-3-I 279 24 ± 2 34 ± 3 27 ± 3 f pH-Wert 19/20-3-I ≥ 7,7 8,3 ± 0,1 8,1 ± 0,1 8,4 ± 0,1 t Calcitlösekapazität bei 10°C mg/l 20-3-I ≤ 5 1,5 ± 0,5 1,1 ± 0,7 0,9 ± 0,4 m Sauerstoffsättigung % k.A. 94±4 97 ±2 96 ±4 m Chemische Kenngrößen Summenparameter f. organ. Stoffe Organ. Geb. Kohlenstoff (TOC) mg/l 15-3.I o. a. V. 0,9 ± 0,2 0,6 ± 0,2 0,8 ± 0,2 wt UV-Extinktion (SAK-254nm) m-1 k.A. 1,5 ± 0,2 1,1 ± 0,2 1,4 ± 0,2 wt Anionen Borat (als Bor) mg/l 3-2.I 1,0 0,02±0,01 0,04 ± 0,01 0,03 ± 0,01 w Bromat mg/l 4-2.I 0,010 < 0,005 < 0,005 < 0,005 h Chlorid mg/l 3-3.I 250 22 ± 1 30± 2 24 ± 2 w Fluorid mg/l 8-2.I 1,5 < 0,1 < 0,1 < 0,1 m Nitrat mg/l 9-2.I 50 11 ± 1 18 ± 2 12 ± 2 w Nitrit mg/l 9-2.II 0,50 / 0,10 < 0,01 < 0,01 < 0,01 w Phosphat (als P) mg/l k.A. < 0,01 < 0,01 < 0,01 w Sulfat mg/l 17-3.I 250 26 ± 1 31 ± 2 28 ± 2 w Silikat (als Silizium) mg/l k.A. 2,7 ± 0,3 4,3 ± 0,5 3,0 ± 0,5 w Säurekapazität (Ks 4,3) mmol/l k.A. 0,9 ± 0,1 1,5 ± 0,2 1,1 ± 0,2 w Kationen Ammonium mg/l 2-3.I 0,50 < 0,01 <0,01 < 0,01 wt Natrium mg/l 14-3.I 200 11,0 ± 0,9 16,6 ± 1,6 12,5 ± 1,6 w Kalium mg/l k.A. 2,3 ± 0,1 3,3 ± 0,3 2,5 ± 0,3 w Calcium mg/l k.A. 25,6 ± 1,9 37,0 ± 3,7 28,5 ± 3,6 w Magnesium mg/l k.A. 5,4 ± 0,3 7,7± 0,7 5,9 ±0,7 w Carbonathärte °dH k.A. 2,4 ± 0,4 4,0 ± 0,5 2,8 ± 0,5 w Gesamthärte mmol/l k.A. 0,86 ± 0,06 1,24 ± 0,12 0,95 ± 0,12 w Grad deutscher Härte °dH k.A. 4,8 ± 0,3 7,0 ± 0,7 5,3 ± 0,6 Härtebereich nach Wasch- und k.A. weich weich weich Reinigungsmittelgesetz

Anmerkungen: Bestimmung durch die akkreditierten und in der Liste des LANUV NRW als „zugelassene Untersuchungsstelle“ aufgeführten Laborato - rien des Wahnbachtalsperrenverbandes *) Parameter Nr. gemäß 1. Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung vom 03.05.2011 (lfd. Nr.-Anlage Teil). **) Grenzwerte gemäß Trinkwasserverordnung ***) Untersuchungshäufigkeit: f = fortlaufend; t = täglich; wt = werktäglich; hw = halbwöchentlich; w = wöchentlich; m = monatlich; q = quartalsweise; h = halbjährlich; j = jährlich #) Versorgungsbereiche siehe Seite 50

58 Teil II

Spurenstoffgehalte und bakteriologische Beschaffenheit des vom Wahnbachtalsperrenverband abgegebenen Trinkwassers Analysenwerte von Januar bis Dezember 2016 Mittelwerte ± Standardabweichungen aus den regelmäßigen Untersuchungen. (n. n.: nicht nachweisbar, <: unterhalb des angegebenen Wertes)

Bezeichnung Einheit Param. n. Anforderung Werte für alle Untersungs- Anl. bzw. Grenzwert Versorgungsbereiche häufigkeit TrinkwV * TrinkwV

Spurenelemente Aluminium mg/l 1-3.I 0,200 < 0,005 wt Antimon mg/l 1-2.II 0,0050 < 0,001 h Arsen mg/l 2-2.II 0,010 < 0,001 h Blei mg/l 4-2.II 0,010 < 0,001 h Cadmium mg/l 5-2.II 0,0030 < 0,0006 h Chrom mg/l 5-2.I 0,050 < 0,005 h Eisen mg/l 6-3.I 0,200 < 0,005 wt Kupfer mg/l 7-2.II 2,0 < 0,005 h Mangan mg/l 13-3.I 0,050 < 0,003 wt Nickel mg/l 8-2.II 0,020 < 0,003 h Quecksilber mg/l 12-2.I 0,0010 < 0,0001 h Selen mg/l 13-2.I 0,010 < 0,001 h Uran 1) mg/l 15-2.I 0,010 < 0,0002 h Organische Spurenstoffe x Trihalogenmethane 3) mg/l 11-2.II 0,050 0 ) m x Tri- und Tetrachlorethen 3) mg/l 14-2.I 0,010 0 ) m Pflanzenbehandlungsmittel 2) mg/l 10-2.I 0,00010 n. n. m Benzo(a)pyren 1) mg/l 3-2.II 0,000010 < 0,000005 h x PAK1) 3) mg/l 10-2.II 0,00010 0 ) h Benzol 1) mg/l 2-2.I 0,0010 < 0,00025 h Cyanid 1) mg/l 6-2.I 0,050 < 0,005 h Chlorit (bei Chlordioxid-Dosierung) mg/l §11 0,20 0,11 ± 0,04 hw Bakteriologische Parameter Koloniezahl bei 20 °C /ml 10-3.I 100 < 1 – < 18 t/w Koloniezahl bei 36 °C /ml 11-3.I 100 0 – 1 t/w Coliforme Bakterien /100ml 5-3.I 0 0 – 1 t Escherichia-coli /100ml 1-1 0 0 t Enterokokken /10ml 2-1 0 0 m Clostridium perfringens /100ml 4-3.I 0 0 m

Anmerkungen: Bestimmung durch die akkreditierten und in der Liste des LANUV NRW als „Zugelassene Untersuchungsstelle“ aufgeführten Labora - torien des Wahnbachtalsperrenverbandes *) Parameter Nr. gemäß Trinkwasserverordnung (lfd. Nr.-Anlage.Teil). **) Grenzwerte gemäß Trinkwasserverordnung ***) Untersuchungshäufigkeit: f = fortlaufend; t = täglich; wt = werktäglich; hw = halbwöchentlich; w = wöchentlich; m = monatlich; q = quartalsweise; h = halbjährlich; j = jährlich 1) Die Analyse umfasst derzeit 54 Wirkstoffe entsprechend der Empfehlung des Bundesgesundheitsamtes zum Vollzug der Trink- wasserverordnung, veröffentlicht im Bundesgesundheitsblatt 7/89 S. 290-295. 2) Untersuchung durch das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn (Prof. Dr. Exner). 3) Summenparameter x) Keine Summenbildung möglich, da alle untersuchten Einzelsubstanzen unterhalb der Bestimmungsgrenze des jeweiligen analy- tischen Verfahrens liegen.

#) Versorgungsbereiche und mit Zuschuss-Wasser belieferte Gebiete Ost: Windeck, Eitorf, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seelscheid, Lohmar, Hennef, Siegburg, Sankt Augustin, Hochzone Königswinter, Mitte: Beuel, Talzone Königswinter Talzone Bonn, Bad Godesberg, Remagen; West: Hochzone Bonn, Rheinbach, Meckenheim, Wachtberg ( a Grafschaft), Zuschuss-Wasser: Alfter,

Bornheim, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Eifel-Ahr, Thomasberg 59 7 Limnologische Untersuchungen

60 Limnologische Untersuchungen

7.1 Schichtungsverhalten, Temperatur und Sauerstoffgehalt

Die limnologischen Untersuchungen am Der Wahnbachstausee ist mit einer maxima - Wahnbachstausee erfüllen zwei Funktionen. len Tiefe von 46 Meter bei Vollstau und einer Die langfristige Überwachung und Auswer - mittleren Tiefe von 21 Meter im staudamm - tung der Daten lässt Änderungen der Was - nahen Becken während der Sommermonate serbeschaffenheit und kritische Entwicklun - thermisch geschichtet. Die Ausbildung der gen, die zu einer Beeinträchtigung der thermischen Schichtung führt dazu, dass im Wasserqualität führen können, frühzeitig er - Sommer eine Warmwasserschicht, das Epi - kennen. Mit den aktuellen Daten zum Ge - limnion, über dem kalten Tiefenwasser, dem wässerzustand stehen gleichzeitig wichtige Hypolimnion, lagert. Beide Schichten sind betriebsrelevante Informationen zur Verfü - durch eine Lamelle mit einem steilen Tem - gung, die zum Beispiel zur Steuerung der peraturgradienten (der Sprungschicht) ge - Rohwasserentnahme genutzt werden. trennt. Das Tiefenwasser unterhalb der Tem - peratursprungschicht ist aufgrund der stabilen Güteverhältnisse und der niedrigen Wassertemperaturen bedeutsam für die Be - reitstellung von Rohwasser für die Trinkwas - seraufbereitung. Raum-Zeit-Diagramm (Isoplethen-Darstellung) der Temperaturverteilung im Wahnbachstausee im Jahr 2016, basierend auf wöchentlichen Sonden - messungen an Messboje A.

61 Im Jahr 2016 setzte die Erwärmung des Aufgrund der Entnahme des Rohwassers Oberflächenwassers Anfang April ein. Die für die Trinkwasseraufbereitung wurde das Temperatur an der Oberfläche erreichte in Volumen des Hypolimnions während der der Mitte des Monats April 10 Grad Celsius Sommerstagnation verringert, man er - und markierte damit den Beginn der Som - kennt dies am relativ steilen Abfall der merstagnation, also der stabilen thermi - sechs Grad Celsius C-Temperaturlinie in schen Schichtung des Gewässers. der Grafik Seite 61. Erst ab Ende Septem - ber setzte die allmähliche Abkühlung des Die Sommermonate zeigten einen Wechsel Oberflächenwassers ein. Im Dezember war von Erwärmungs- und Abkühlphasen der die Homothermie erreicht und die Voll - Oberflächentemperaturen. Die maximalen durchmischung setzte ein. Wassertemperaturen wurden mit 23 Grad Celsius Mitte Juli gemessen. Der sehr Die Sauerstoffgehalte stiegen durch die warme September führte für diese Jahres - Photosyntheseleistung des pflanzlichen zeit zu eher ungewöhnlich hohen Wasser - Planktons auf 12-13 Milligramm pro Liter, temperaturen. dies entsprach Sättigungswerten von 120 - 130 Prozent.

Raum-Zeit-Diagramm der Verteilung der Sauer - Im Frühjahr, in den Monaten März und stoffkonzentration (in mg/l) im Wahnbachstausee April, setzte ein erstes Wachstum des Phy - im Jahr 2016, basierend auf den wöchentlichen toplanktons ein und führte zu einer Erhö - Sondenmessungen an der Messboje A. hung der Sauerstoffkonzentrationen. Die Algen waren aufgrund der noch andauern - den Vollzirkulation relativ gleichmäßig über die Wassersäule verteilt. Dies führte auch zu einheitlichen Sauerstoffkonzentratio - nen, was in der Grafik links an der Aus - dehnung der blauen Farbfläche über die gesamte Wassertiefe zu erkennen ist. Nach Ausbildung der thermischen Schichtung waren die sauerstoffproduzierenden Algen Limnologische Untersuchungen

7.2 Trübung und Sichttiefe im Epilimnion konzentriert und führten Die Trübung dient als Summenparameter dort erneut zu einem Anstieg der Sauer - für die im Wasser suspendierten Partikel. stoffgehalte. Diese sind organischer Natur (Planktonor - ganismen) oder auch mineralischer Her - Als gegenläufiger Prozess zum Sauerstof - kunft (abgeschwemmte Bodenpartikel). feintrag durch das Phytoplankton fanden Hochwasserereignisse, die mit einem Über - im Tiefenwasser (Hypolimnion) sauerstoff - lauf der Vorsperre in die Hauptsperre ver - zehrende Abbauprozesse durch Mikroor - bunden sind, führen zu hohen minerali - ganismen statt. Dadurch kam es während schen Trübstoffgehalten, sind aber auch und zum Ende der Stagnationsphase vor mit einem Eintrag von Mikroorganismen allem in den sedimentnahen Wasser - verbunden. Mit einer Trübungssonde wer - schichten zu einer Abnahme der Sauer - den Vertikalprofile der Trübung an ver - stoffkonzentrationen. Absedimentierende schiedenen Probenstellen im Längsverlauf Algenzellen, die sich an der Grenze zwi - der Talsperre gemessen. Mit Hilfe dieser schen Epi- und Hypolimnion anreicherten, Messungen lässt sich zum Beispiel die Aus - wurden ebenfalls durch Mikroorganismen breitung einer Trübstoffwolke in Folge ei - unter Sauerstoffverbrauch mineralisiert. nes Hochwasserereignisses in der Talsperre Diese Abbauvorgänge führten in den Mo - verfolgen. Durch Maßnahmen, wie den naten September bis November auch in Wechsel des Entnahmehorizontes kann Wassertiefen zwischen 15 bis 25 Meter zu trübstoffbelastetes Rohwasser und damit einem leichten Rückgang der Sauerstoff - ein erhöhter Aufbereitungsaufwand ver - konzentrationen. mieden werden.

Stärkere Niederschläge im Einzugsgebiet führten Ende Januar zu einem Überlauf der Vorsperre von 0,93 Millionen Kubik - metern. Hohe Trübungswerte wurden da - bei im Stauwurzelbereich gemessen (siehe Grafik Seite 64 oben), während es im Hauptbecken, und damit im Bereich der Rohwasserentnahme, mit zeitlicher Verzö -

63 Raum-Zeit-Diagramme zur Verteilung der Trü - gerung nur zu einem ganz geringen Anstieg bungswerte im Wahnbachstausee im Jahr 2016, der Trübung kam (hellblaue Fläche im Feb - basierend auf wöchentlichen Sondenmessungen an ruar in der Grafik links oben). Im weiteren den Messbojen H (oben), E (Mitte) und A (unten). Verlauf des Berichtsjahres wurde die Trü - bung überwiegend durch seeinterne Pro - zesse beeinflusst.

In der Grafik links (Boje A) weisen die hell - blauen Farbflächen in den Monaten April bis September auf eine leichte Erhöhung der Trübungswerte im Epilimnion aufgrund der Entwicklung des Phytoplanktons hin. Damit war auch eine Abnahme der Sicht - tiefe verbunden, die in der Grafik Seite 65 dargestellt ist.

In den sedimentnahen Wasserschichten verursachte die Rücklösung von Mangan und die daraus resultierende Bildung par - tikulären Mangans ab Juni höhere Trü - bungswerte. Limnologische Untersuchungen

7.3 Plankton

Die saisonale Entwicklung des Phytoplank - Gattung Planktosphaeria sehr hohe Zell - tons in der euphotischen Zone verlief in zahlen (bis zu 9000 Zellen/ml). Im Herbst der ersten Jahreshälfte deutlich gedämpf - und Winter wurde die Zusammensetzung ter als im Vorjahr. Zunächst dominierten des Phytoplanktons erneut von einer Ent - in den Monaten Januar bis März die Kie - wicklung der Kieselalgen dominiert. Da es selalgen (Bacillariophyceen), erreichten sich eher um großzellige Taxa wie Asterio - aber nicht die gewohnt hohen Biovolu - nella oder Fragilaria handelte, wurden bei mina, insbesondere die Frühjahrsentwick - relativ geringen Zellzahlen aber hohe Bio - lung fiel merklich geringer aus. Mit Beginn volumina erreicht. der thermischen Schichtung verloren die Kieselalgen zunächst an Bedeutung und Die saisonale Entwicklung des Zooplank - die Goldalgen (Chrysophyceen) erreichten tons zeigte einen relativ typischen Verlauf einen hohen Anteil am Gesamtvolumen mit einer deutlichen Zunahme der Indivi - des Phytoplankton. Der Sommeraspekt duenzahlen im Mai. Ein Rückgang des Phy - war dann wieder von Kieselalgen, in Folge toplanktons aufgrund der gesteigerten aber in ganz hohem Maße von Grünalgen Fraßaktivität des herbivoren Zooplanktons (Chlorophyceen) geprägt. Wie im Jahr fiel nur sehr gering und relativ kurz aus. 2015, auch annähernd im vergleichbaren Die Individuenzahlen des Zooplanktons wa - Zeitraum, entwickelte eine Grünalge der ren 2016 geringer als im Vorjahr.

Sichttiefen im Jahr 2016 an Messboje A.

65 7.4 Trophiebewertung

Jahreszeitliche Entwicklung der Algendichte und Die Einstufung und Bewertung des Tro - des Algenbiovolumens im Jahr 2016 (wöchentliche, phiegrades erfolgte nach der Richtlinie für integrierende Wasserproben aus der euphotischen Zone). die Trophieklassifikation der LAWA (2014). In diesem Modell werden die Parameter Gesamt-Phosphor, Chlorophyll a-Gehalt und Sichttiefe berücksichtigt. Für die je - weiligen Parameter werden Einzelindices berechnet, die dann in der Berechnung des Gesamtindex entsprechend ihrer Bedeu - tung für die Ausprägung des trophischen Zustands gewichtet werden. Für Trinkwas - sertalsperren wird ein oligotropher – me - sotropher Trophiezustand empfohlen.

Die Wahnbachtalsperre war 2016 nach der Trophieklassifikation mit einem Gesamtin - dex von 1,21 als oligotroph einzustufen.

Individuenzahlen der wichtigsten Zooplanktongrup - pen im Wahnbachstausee an Messboje A im Jahr 2016 (volumengewichtete Mittelwerte aus ver - schiedenen Tiefenstufen von 0 m bis Grund).

66 Fischereiliche Bewirtschaftung der Wahnbachtalsperre

7.5 Fischereiliche Bewirtschaftung

Die Sicherung der Wasserqualität hat bei Bei den Besatzmaßnahmen steht weiterhin der Bewirtschaftung von Trinkwassertal - die Förderung der Raubfischbestände im sperren die oberste Priorität. Das fische - Vordergrund. Im Sinne eines adaptiven reiliche Management stellt einen Teil des Managements werden keine Besatzmaß - Multibarrierensystems dar, das unter Ein - nahmen umgesetzt, wenn eine gute Eigen - beziehung aller Komponenten (Einzugsge - reproduktion einer Fischart vorliegt. Dies biet, Talsperre, Aufbereitung, Verteilungs - war in den letzten Jahren beim Hecht der system) eine größtmögliche Versorgungs- Fall. Daher konnte bei dieser Raubfischart sicherheit gewährleisten soll. Besatzmaß - auf einen Besatz verzichtet werden. Be - nahmen und Hegebefischungen sind die satzmaßnahmen wurden nur für Zander Instrumente, um einen geeigneten Fisch - durchgeführt, im späten Frühjahr 2016 bestand zu erreichen. Ziele der Bewirt - wurden 1000 Stück Zander (Z1 mit 20-28 schaftungsmaßnahmen an der Wahnbach - cm Länge) eingesetzt. talsperre sind die Verminderung der planktonfressenden Fische zur Steigerung der Biofiltration und damit einer Verbes - serung der Wassergüte sowie die Schaf - Hegebefischung 2016 fung beziehungsweise Hege gut struktu - rierter Raubfischbestände.

Die im Jahr 2009 begonnenen jährlichen Fischbestandserhebungen wurden auch 2016 weitergeführt. Im Berichtsjahr stand primär die Erfassung des Felchenbestandes im Vordergrund.

Ebenso wurden 2016 die Hegebefischun - gen unter Einsatz der im Vorjahr bewähr - ten Schwebnetze beibehalten.

67 8 Wassergewinnungsgebiete

68 Wahnbachtalsperre

8.1 Wahnbachtalsperre

Wasserschutzgebiet

Am 14. Juni 1993 ist die zweite Wasser - schutzgebietsverordnung in Kraft getreten. Sie hat eine Geltungsdauer von 40 Jahren bis zum 13. Juni 2033.

Wasserrecht

Am 12. Januar 1956 wurde dem Verband die wasserrechtliche Bewilligung zur Ent - nahme von 28,1 Millionen Kubikmeter im Jahr Oberflächenwasser erteilt. Diese Be - willigung ist ohne Befristung gültig.

Gewässerüberwachung l Beobachtung der Abflüsse in Wahn- und Wendbach kontinuierlich durch automatische Messwertgeber l Entnahme und Untersuchung von Gewässerproben nach folgendem Rhythmus (siehe Tabelle unten):

Untersuchung auf Entnahme- anorganische Hauptionen, Wirkstoffe aus zyklus gesamten organischen Pflanzenschutzmitteln Kohlenstoff, Chlorophyll

täglich Wahnbach + PEA+ Talsperre - wöchentlich Wahnbach April-Sept. 12 Zuflüsse - monatlich 2 x pro Jahr 6 Zuflüsse 20-22 x Abläufe pro Jahr Kläranlagen Much und Hillesheim

69 70 Wahnbachtalsperre

Abfluss oberirdische Gewässer

Der Gesamtzufluss zur Wahnbachtalsperre war im Wasserwirtschaftsjahr 2016 (No - vember 2015 bis Oktober 2016) mit 38,5 Millionen Kubikmeter deutlich höher als im vergleichbaren Zeitraum 2014/15 (29,2 Millionen Kubikmeter). Die monatlichen Abflussspitzen von Wahn- und Wendbach fallen dabei ebenfalls höher aus als in den Wasserwirtschaftsjahren 2013 und 2014. Monatliche Abflusssummen für Wahn- und Wend - bach für die Jahre 2002 bis 2016 (Wasserwirt - Gewässergüte schaftsjahr).

Ein wesentlicher anorganischer Parameter für die Gewässergüte ist die Phosphorkon - Entwicklung der Phosphorkonzentration im Wahn- zentration in den Zuflüssen. Sie ist im und Sieferbach, einem direkten Zufluss zum Wahn - Wahnbach (s. Bild rechts) und anderen Zu - bachstausee (Jahresmittelwerte). flüssen seit Beginn der Beobachtung stark zurückgegangen. Seit 2003/2004 haben sich die Jahresmittelwerte auf einem na - hezu gleich bleibendem Niveau stabilisiert, das mit zirka 70 Mikrogramm pro Liter im Wahnbach und zirka 50 Mikrogramm pro Liter im Sieferbach allerdings noch zu hoch ist, um den Stausee ohne technische Maß - nahmen in einem nährstoffarmen (oligo - throphen) Zustand zu halten. Der starke Anstieg des Mittelwertes im Sieferbach 2012 ist auf ein besonders starkes Nieder -

71 schlagsereignis zurückzuführen, das Ero - Grenzwert der Trinkwasserverordnung sion und einen starken Phosphoreintrag 2001 (Stand 10. März 2016) von 0,1 Mi - zur Folge hatte (Grafik Seite71 unten). Seit krogramm pro Liter je Einzelsubstanz deut - 2013 ist hier insgesamt ein leichter Anstieg lich überschritten (bei Terbutryn, Triclosan, zu erkennen, der auch auf Phosphorein - AMPA, Glyphosat). Im Wahnbach wurde träge durch Erosionsereignisse nach ein - dieser Grenzwert nur in Einzelfällen bei zelnen starken Niederschlagsereignissen Terbuthylazin, Metolachlor und Mecoprop zurückgeführt wird. Dies zeigt, dass solche überschritten. Einträge trotz der umfangreichen Maßnah - men zum Erosionsschutz auftreten können, Im Einlauf und im Filtrat der Phosphoreli - es ist aber auch zu vermuten, dass das Kon - minierungsanlage wurde dieser Grenzwert zentrationsniveau ohne Erosionsschutz - nur einmal bei Terbuthylazin überschritten. maßnahmen deutlich höher liegen würde. In sechs Zuflüssen, die unmittelbar in den Stausee münden, und im Rohwasser der Die Belastung der oberirdischen Gewässer Wahnbachtalsperre wurden keine Wirk - mit Wirkstoffen aus Pflanzenschutzmitteln stoffe oder Metabolite nachgewiesen. und deren Abbauprodukten (Metabolite) wurde seit 1989 insgesamt ebenfalls stark Es werden vor allem Wirkstoffe und deren verringert. Dies ist am Beispiel des Wahn - Metabolite beobachtet, die im Maisanbau bachs im Bild auf Seite 73 zu erkennen. Al - (Terbuthylazin, Metolachlor) auf Grünland lerdings wurden 2016 einzelne erhöhte und Getreide (Mecoprop, MCPA, Propica - Werte für Metolachlor und Terbuthylazin nazol) oder als Totalherbizid (Diuron, Gly - beobachtet. Diese sind mit stark erhöhten phosat, Terbutryn, Dichlobenil) angewen - Trübungs- und Phosphorwerten verknüpft, det werden. Ein wesentlicher Eintrag so dass ein Zusammenhang der Einträge erfolgt offensichtlich über die Ausläufe der mit Erosionsereignissen wahrscheinlich ist. Kläranlagen. Das gilt nicht nur für Wirk - Die Entnahmestellen sind im Bild Seite 74 stoffe, die als Totalherbizide im Siedlungs - dargestellt. Die Untersuchungsergebnisse bereich auf befestigten Flächen eingesetzt sind in der Tabelle Seite 75 zusammenge - werden, sondern auch für Wirkstoffe, die fasst. Im Auslauf der Kläranlagen haben in der Landwirtschaft/Obst- und Gartenbau die Konzentrationen in einigen Fällen den Anwendung finden und deren Anwendung

72 Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel (PBSM) im Wahnbach. 73 PBSM-Untersuchungen im Wasserschutzgebiet der Wahnbachtalsperre 2016.

74 Wahnbachtalsperre

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75 im Privatgartenbereich möglich ist. Das am (siehe Tabelle Seite 75). Im Zeitraum Mai- häufigsten in erhöhten Konzentrationen November wurden im zweimonatigen Ab - auftretende Glyphosat (mit seinem Abbau - stand Untersuchungen auf nicht relevante produkt AMPA) wird als Totalherbizid zur Metabolite (nrM) durchgeführt. Nicht re - Unkrautbekämpfung auf befestigten Flä - levante Metabolite sind Abbauprodukte chen und im Rahmen des Direktsaatver - von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die fahrens auf landwirtschaftlichen Flächen weder eine definierte pestizide Restaktivi - eingesetzt. AMPA kann auch aus den Phos - tät, noch ein pflanzenschutzrechtlich rele - phorverbindungen, die zum Beispiel in vantes humantoxisches oder ökotoxisches Waschmitteln enthalten sind, gebildet wer - Potenzial besitzen. Die Bewertung ihrer den. Eine eindeutige Zuordnung zu einer Anwesenheit im Trinkwasser folgt deshalb Belastungsquelle ist nicht möglich. Es er - dem Vorsorgekonzept der gesundheitli - scheint allerdings unwahrscheinlich, dass chen Orientierungswerte (GOW) für „nicht die Einträge aus der Anwendung des Di - bewertbare“ Stoffe des Umweltbundes - rektsaatverfahrens stammen, da dieses ge - amtes (UBA). In der Tabelle Seite 77 sind rade die Erosion und den damit verbun - die Untersuchungsstellen, die jeweilige denen Eintrag in die oberirdischen Ge- Häufigkeit der Untersuchungen und die zu - wässer vermindert. Dafür sprechen auch sammengefassten Ergebnisse dargestellt. die höheren Konzentrationen in den Ab - Von 27 untersuchten nicht relevanten Me - läufen der Kläranlagen. Neben den bereits taboliten wurden vier nachgewiesen. Die laufenden Maßnahmen zur Reduzierung beobachteten Konzentrationen liegen je - der Einträge sind weitere Untersuchungen weils sehr deutlich unter den gesundheit - sinnvoll, um die Belastungssituation und lichen Orientierungswerten. Eine Gefahr ihre Entwicklung besser einschätzen zu für die Trinkwasserversorgung ist daher können. derzeit nicht erkennbar. Die Beobachtun - gen sind aber ein Hinweis, dass Einträge Es ist klar erkennbar, dass die Zahl der in die oberirdischen Gewässer aus der An - nachgewiesenen Stoffe und deren Konzen - wendung von Pflanzenschutzmittelwirk - tration auf der Transportstrecke von den stoffen erfolgen und dass es auch Einträge Ausläufen der Kläranlagen bis hin zur Roh - über die Einleitungen aus Kläranlagen gibt. wasserentnahme deutlich abnehmen Die Metabolite sind Abbauprodukte aus

76 Nicht relevante Metabolite im Mai, Juli, September November 2016 GOW [µg/l] KA Much KA Hilles - Wahnbach Zulauf PEA PEA Filtrat Rohwasser Trinkwasser gemäß UBA heim Talsperre TAS 31.1.2012 [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] Metabolit Häufigkeit der Untersuchung 4 4 4 4 4 4 4

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / / / / / CGA 357704

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / 1/0,06 / 1/0,06 / / CGA 351916 (C-Metabolit)

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / / / / / / / CGA 380208

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / / / / / / / NOA 413173

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 2/0,06 3/0,05-0,09 1/0,16 3/0,06-0,12 1/0,15 2/0,05-0,07 2/0,05-0,06 CGA 380168 (S-Metabolit)

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / / / / / CGA 368208

Metazachlor- Sulfonsäure 3,0 / / / / / / / BH 479-9

Metazachlor 3,0 / / / / / / / BH 479-12

Metazachlor 1,0 / / / / / / / BH 479-11

Metazachlor 3,0 / / / / / / / C-Metabolit

Metazachlor 3,0 / / / / / / / S-Metabolit

Desphenylchloridazon 3,0 2/0,17-0,28 2/0,21-0,42 2/0,05-0,07 3/0,06-0,07 4/0,06-0,09 1/0,05 4/0,06-0,12 Met. B.

Methyldeshenyl-chloridazon 3,0 / / / / / / / Met. B 1

Dimethysulfamid 1,0 2/0,06-0,07 / / / / / / (DMS)

Dimethachlor 3,0 / / / / / / / CGA 369873

Dimethachlor 1,0 / / / / / / / ESA

Dimethachlor 1,0 / / / / / / / OA

Dimethenamid 1,0 / / / / / / / ESA

Dimethenamid 1,0 / / / / / / / OA

Flufenacet 1,0 / / / / / / / M2 (ESA)

Fluenacet ohne / / / / / / / OA

Quinmerac 3,0 / / / / / / / BH 518-5

Chlotalonil 3,0 / / / / / / / Met. M5

Chlortal onil 3,0 / / / / / / / Met. M12

Metalaxyl 1,0 / / / / / / / CGA 108906

Metalaxyl 1,0 / / / / / CGA 62826 / /

Tritosulfuron 1,0 / / / / / / / 635M01 (BH 635) Wirkstoffen, die bei Mais (S-Metolachlor), rungswert (GOW) gemäß den Empfehlun - Zuckerrüben (Chloridazon), Gemüse, Zier - gen des Umweltbundesamtes für Trink - pflanzen (Tolylfluanid) eingesetzt werden. wasser. Im Wahnbach wurden zehn dieser S-Metolachlor und Chloridazon werden Stoffe nachgewiesen. Die Überschreitung von den Ausläufen der Kläranlagen auch des GOW wurde hier nur einmal bei einem auf dem weiteren Transportpfad bis ins Stoff beobachtet. Im Zulauf der Phospho - Trinkwasser nachgewiesen. reliminierungsanlage wurden zehn, im Aus - lauf elf dieser Stoffe nachgewiesen. Die Im gleichen Zeitraum Mai-November wur - Konzentrationen lagen hier jeweils bei ei - den orientierende Untersuchungen auf 14 nem Stoff einmal über dem gesundheitli - Wirkstoffe aus Arzneimitteln durchgeführt. chen Orientierungswert (GOW). Im Roh - Im Auslauf der Kläranlage Much und der wasser der Talsperre wurden sieben und Kläranlage Hillesheim wurden alle 14 Stoffe im Trinkwasser fünf Stoffe in Konzentra - nachgewiesen. Die Konzentrationen lagen tionen weit unterhalb des jeweiligen GOW bei acht Stoffen teilweise deutlich über nachgewiesen. dem jeweiligen gesundheitlichen Orientie -

Luftbild der Wahnbachtalsperre.

78 Wahnbachtalsperre

Es wurden auch orientierende Untersu - Maßnahmen zum Gewässerschutz chungen auf zwölf weitere organische Spu - renstoffe durchgeführt (PFT, Komplexbild - l Gewässerschonende Landwirtschaft ner, Triazole, Süßstoffe, Flammschutz- (siehe Kapitel Kooperation mit der mittel). In den Ausläufen der Kläranlagen Landwirtschaft, Seite 98), Much und Hillesheim wurden zehn dieser l Stellungnahmen zu Flächennutzungs Stoffe nachgewiesen. Bei den Triazolen, plänen, Bebauungsplänen, Ortslagen- den Flammschutzmitteln und den Kom - abgrenzungssatzungen, Gewerbe- und plexbildnern treten auch teils erhebliche Wohnbebauungen, Kleinkläranlagen, Überschreitungen der gesundheitlichen Beseitigung von Niederschlagswässern, Orientierungswerte auf. Im Wahnbach Gewässerbenutzungen, Erdwärmean- werden neun dieser Stoffe beobachtet. Die lagen, Verkippungen, Errichtung land- Konzentrationen liegen hier deutlich nied - wirtschaftlicher Betriebsstätten und so riger und es treten keine Überschreitungen weiter der GOW auf. Im Zulauf und im Auslauf l Im Zuge von Neu- und Umbaumaß- der Phosphoreliminierungsanlage wurden nahmen in Siedlungs- und Straßenbe- neun dieser Stoffe nachgewiesen. Hier tre - reichen wird eine Versickerung der Nie- ten keine Überschreitungen der gesund - derschlagswässer über die bewachsene heitlichen Orientierungswerte auf. Im Roh - und belebte Bodenzone angestrebt, wasser der Talsperre und im Trinkwasser l Beobachtung von wilden Abfallentsor- wurden sieben dieser Stoffe nachgewie - gungen und Missständen im Einzugs- sen. Die Konzentrationen liegen weit un - gebiet durch die Gewässerwarte des terhalb des jeweiligen GOW. Verbandes.

79 8.2 Grundwassergewinnung Untere Sieg

Wasserschutzgebiet Grundwasserstände

Am 1. Juli 1985 ist die zweite Wasser - Die Grundwasserstände im Siegvorland schutzgebietsverordnung für die Dauer von (Ce 10) und im Bereich der Förderbrunnen 40 Jahren mit Gültigkeit bis zum 30. Juni (De 7) werden stark von den Wasserstän - 2025 in Kraft getreten. Sie wurde am 5. den der Sieg (Fb 10, De 12) beeinflusst Februar 1999 durch eine Änderungsver - (siehe Seite 82). Hohe Siegwasserstände ordnung im Hinblick auf die Verwendung führen auch zu hohen Grundwasserstän - von Recyclingbaustoffen und am 8. Februar den. Die Spitzen der Grundwasserstände 2005 durch eine zweite Änderungsverord - sind auch 2016 deutlich zu erkennen. Die nung, die sich vor allem auf Maßnahmen Abhängigkeiten von der Siegwasserfüh - zur Versickerung von Niederschlagswäs - rung können nur aus früheren Jahren her - sern bezieht, ergänzt. geleitet werden, da gemäß den wasser - rechtlichen Anforderungen die zeitlichen Wasserrecht Messintervalle momentan an einigen Messpunkten dafür zu groß sind. Im östli - Am 3. März 2000 wurde dem Verband eine chen Teil des Einzugsgebietes (Fd 12, neue wasserrechtliche Bewilligung zur Ent - Ge 1) sind die Schwankungen des Grund - nahme von 20 Millionen Kubikmeter pro wasserspiegels grundsätzlich geringer aus - Jahr Grundwasser erteilt. Sie ist für 20 geprägt und zeigen eine deutliche Zeitver - Jahre bis zum 31. Dezember 2020 gültig. zögerung.

Grundwasserüberwachung Die Grundwasserströmung wird durch die l Beobachtung der Grundwasser- Wasserstände in Sieg und Rhein, durch die stände: Morphologie des grundwasserstauenden wöchentlich an 73 Messstellen, Untergrundes sowie durch die Entnahme monatlich an 91 Messstellen, in den Förderbrunnen beeinflusst (siehe halbjährlich an 175 Messstellen Seite 82 unten). Bei mittlerer Wasserfüh - l Entnahme und Untersuchung von rung in Sieg und Rhein bewegt sich ein Grundwasserproben nach folgendem Grundwasserstrom etwa parallel zur Sieg Rhythmus (siehe Seite 81 oben) auf den Rhein zu. Er wird gespeist durch

80 Grundwassergewinnung Untere Sieg

die Sieg, die Wasser in den Untergrund ab - Entnahme- anorganische Hauptio - Wirkstoffe aus Pharma- Organische Nicht rele - gibt (Infiltration), und durch landseitiges zyklus nen, gelösten organi - Pflanzenschutz - zeutische Spuren- vante Grundwasser, das von Osten auf das Fas - schen Kohlenstoff mitteln Wirkstoffe stoffe Metabolite monatlich 12 Messstellen - sungsgelände zufließt. Die Förderbrunnen halbjährlich 43 Messstellen - 2-3 x pro Jahr - 11 Messstellen erzeugen deutlich erkennbare Absenkungs- 1x pro Jahr 1 Mess- 1 Mess- 1 Mess- trichter, die aber nur eine geringe räumli - stelle stelle stelle che Ausdehnung besitzen. Bei hohen Was -

Wasserschutzzonen und Grundwasserströmung an der Unteren Sieg (Stand: 27.04.2014).

2577500 2580000 2582500 2585000 0 0 0 0 0 0 0 3 0 6 3 5 6 5 0 0 0 5 0 7 5 2 7 6 2 5 6 5 0 0 0 5 0 2 5 6 2 5 6 5

Grundwassergleiche Tertiär Grundwasserfreie Gebiete

2577500 2580000 2582500 2585000

81 Grundwassermessstellen Ge 1, Fb 10, Fd 12, De 5 und Ce 10 in den Jahren 2012 bis 2016

Jahresmittelwerte der Nitratkonzentration in den drei Förderbrunnen.

82 Grundwassergewinnung Untere Sieg

serständen in Sieg und Rhein verstärkt sich Dies wird zum Beispiel deutlich in den die Infiltration), und durch landseitiges Messstellen Df 4 und Ef 4 (siehe Grafik Grundwasser, das von Osten auf das Fas - Seite 84). Die Konzentrationen im Infiltra - sungsgelände zufließt. Die Förderbrunnen tionsbereich der Sieg liegen weitgehend erzeugen deutlich erkennbare Absenkungs - zwischen 20-25 Milligramm pro Liter. Der trichter, die aber nur eine geringe räumli - Brunnen I zeigt die höchsten Nitratkonzen - che Ausdehnung besitzen. Bei hohen Was - trationen, da er am weitesten von der Sieg serständen in Sieg und Rhein verstärkt sich entfernt liegt. Die Spannbreite der Konzen - die Infiltration. trationswerte ist in allen drei Förderbrun - nen gering, auch die Maximalwerte liegen Rohwassergüte unter dem Grenzwert der Trinkwasserver - ordnung 2001 (Stand 10. März 2016) von Ein wesentlicher anorganischer Parameter 50 Milligramm pro Liter (siehe Grafik un - ist die Nitrat-Konzentration. Bis 2007 war ten). ein deutlich sinkender Trend der Jahres - mittelwerte in den Förderbrunnen erkenn - Bei den Untersuchungen auf Wirkstoffe bar. Anschließend stabilisieren sich die und Metabolite aus der Anwendung von Werte bei 20-22 Milligramm pro Liter in Pflanzenschutzmitteln wurden an den den Brunnen II + IV sowie 28-30 Milli - Grundwassermessstellen innerhalb des gramm pro Liter im Brunnen I. Im Brunnen I ist in den letzten Jahren ein leicht stei - gender Trend zu beobachten. 2008 trat vor allem am Brunnen II ein Anstieg um bis zu fünf Milligramm pro Liter auf (siehe Grafik Seite 82 unten), der auf die hohe Förder - rate bei niedrigen Siegwasserständen mit einer verstärkten Nutzung des landseitigen Grundwasservorrates zurückzuführen ist. Das landseitige Grundwasser weist höhere BoxPlots: Der Kasten (Box) gibt an, in welchem Be - Nitrat-Konzentrationen auf als das Grund - reich 50 % der Daten liegen (0,25- bis 0,75- Quartil). Des Weiteren ist der Median als durchgehender wasser im Infiltrationsbereich der Sieg. Strich in der Box eingezeichnet. Die Fehlerbalken zeigen die 10- und 90-Perzentile, die Kreise die so - genanten “Ausreißer”, also die Maximalwerte. Der Nitratgehalt der Brunnenwässer wird in Mein - dorf wöchentlich gemessen.

83 Wasserschutzgebietes beobachtet: Atrazin, stoffe oder Abbauprodukte nachgewiesen. Desethylatrazin und einmal Simazin. Die Eine Anwendung des nicht mehr zugelas - Konzentrationen lagen deutlich unter dem senen Wirkstoffes Atrazin im Wasser - Grenzwert der Trinkwasserverordnung schutzgebiet wird nicht angenommen. Es 2001 (Stand 10. März 2016) von 0,1 Milli - wird davon ausgegangen, dass Atrazin aus gramm pro Liter je Einzelwirkstoff. Bei Un - früheren Anwendungen immer noch im tersuchungen in der Sieg wurden Terbu - Boden vorhanden ist und sukzessive aus - thylazin, Terbutryn, Glyphosat und AMPA, getragen wird. Die bereits durchgeführten nachgewiesen. Die Konzentrationen lagen Maßnahmen zur Verringerung der Einträge deutlich unter dem Grenzwert (Ausnahme werden fortgeführt und als ausreichend AMPA). Im Rohwasser der Förderbrunnen betrachtet. Eine Gefährdung der Trinkwas - und im Trinkwasser wurden keine Wirk - sergewinnung ist nicht erkennbar.

Nitratkonzentration an den Messstellen Df 4 und Ef 4 in den Jahren 1986 bis 2016.

84 Grundwassergewinnung Untere Sieg

Im Zeitraum Mai-November wurden im Uferfiltration aus der Sieg, sondern über zweimonatigen Abstand Untersuchungen die Grundwasserneubildung aus der Flä - auf nicht relevante Metabolite (nrM) chennutzung erfolgen. Die Metabolite sind durchgeführt. Nicht relevante Metabolite Abbauprodukte aus Wirkstoffen, die bei sind Abbauprodukte von Pflanzenschutz - Mais (S-Metolachlor), Zuckerrüben (Chlo - mittelwirkstoffen, die weder eine defi - ridazon), Getreide (Chlortalonil), Winter - nierte pestizide Restaktivität, noch ein raps (Dimethachlor, Dimethenamid), und pflanzenschutzrechtlich relevantes human - Gemüse, Zierpflanzen (Metazachlor, Flufe - toxisches oder ökotoxisches Potenzial be - nacet, Dimethenamid, Tolylfluanid-DMS, sitzen. Die Bewertung ihrer Anwesenheit Metalaxyl) angewendet werden. Neben im Trinkwasser folgt deshalb dem Vor - den bereits laufenden Maßnahmen zur Re - sorge-Konzept der gesundheitlichen Ori - duzierung der Einträge und Gesprächen entierungswerte (GOW) für „nicht bewert - mit den Landwirten sind weitere Untersu - bare“ Stoffe des Umweltbundesamtes chungen sinnvoll, um die Belastungssitua - (UBA). In der Tabelle Seite 86 sind die Un - tion und ihre Entwicklung besser einschät - tersuchungsstellen, die jeweilige Häufigkeit zen zu können. der Untersuchungen und die zusammen - gefassten Ergebnisse dargestellt. Von 27 Im gleichen Zeitraum Mai-November wur - untersuchten nicht relevanten Metaboliten den orientierende Untersuchungen auf 14 wurden 22 nachgewiesen. Die beobachte - Wirkstoffe aus Arzneimitteln durchgeführt. ten Konzentrationen liegen mit Ausnahme In der Sieg wurden alle 14 dieser Wirk - von Desphenylchloridazon (Metabolit B) stoffe nachgewiesen. Die Konzentrationen in einer Grundwassermessstelle sehr deut - lagen nur einmal bei einem Wirkstoff (Io - lich unter den gesundheitlichen Orientie - pamidol) über dem gesundheitlichen Ori - rungswerten. Eine Gefahr für die Trinkwas - entierungswert (GOW) gemäß den Emp - serversorgung ist daher derzeit nicht er- fehlungen des Umweltbundesamtes für kennbar. Die Beobachtungen zeigen aber Trinkwasser. Bei zwei Untersuchungen an deutlich, dass Einträge in das Grundwasser einer Grundwassermessstelle wurden fünf aus der Anwendung von Pflanzenschutz - dieser Wirkstoffe nachgewiesen. Die Kon - mittelwirkstoffen erfolgen. Es ist auch er - zentrationen lagen deutlich unter dem je - kennbar, dass diese Einträge nicht über die weiligen GOW. Im Rohwasser der Brunnen

85 Nicht relevante Metabolite im Mai, Juli, September, November 2016

GOW [µg/l] Sieg GMST Brunnen I Brunnen II Brunnen IV Trinkwasser gemäß UBA (Meindorf) Untere Sieg Untere Sieg Untere Sieg Untere Sieg TAM 31.1.2012 [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] Metabolit

Häufigkeit der Untersuchung 4 2 4 4 4 4

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / 1/0,06 / / CGA 357704

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / / / / CGA 351916 (C-Metabolit)

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / 1/0,07 / / / / CGA 380208

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / 1/0,07 / 1/0,05 / / NOA 413173

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 1/0,08 2/0,05-0,06 3/0,05-0,06 2/0,05-0,1 / 2/0,05-0,06 CGA 380168 (S-Metabolit)

Metazachlor- Sulfonsäure 1,0 / 1/0,06 / / / / BH 479-9

Metazachlor BH 479-12 3,0 1/0,05 1/0,06 / / / /

Metazachlor BH 479-11 1,0 / 1/0,05 / / / /

Metazachlor C-Metabolit 3,0 / 1/11 / / / /

Metazachlor S-Metabolit 3,0 / 1/0,39-0,53 4/0,07-0,14 1/0,07 / /

Desphenylchloridazon Met. B 3,0 2/0,07 2/2,35-2,38 4/0,74-0,9 4/0,27-0,42 4/0,1-0,17 4/0,06-0,12

Methyldeshenyl-chloridazon 3,0 / 2/0,55-0,56 4/0,7-0,9 4/0,05-0,06 / / Met. B 1

Dimethylsulfamid (DMS) 1,0 / / 3/0,06-0,09 3/0,07-0,08 3/0,06-0,12 /

Dimethachlor CGA 369873 3,0 / 2/0,26-0,29 4/0,05-0,07 1/0,11 / /

Dimethachlor ESA 1,0 / 2/0,12-0,25 / / / /

Dimethachlor OA 1,0 / 1/0,11 / / / /

Dimethenamid ESA 1,0 / 2/0,06-0,07 / / / /

Dimethenamid OA 1,0 / 1/0,05 / / / /

Flufenacet M 2 (ESA) 1,0 / 1/0,06 / / / /

Flufenacet OA ohne / 1/0,05 / / / /

Quinmerac BH 518-5 3,0 / / / / / /

Chlortalonil Met. M 5 3,0 / 1/0,07 / / / /

Chlortalonil Met. M 12 3,0 / 2/0,10-0,11 / / / /

Metalaxyl CGA 108906 1,0 / / / / / /

Metalaxyl CGA 62826 1,0 / 1/0,07 / 1/0,05 / /

Tritosulfuron 635Mo1 (BH 635) 1,0 / / / / / /

2,6-Dichlorbenzamid 3,0 / / / / / /

86 Grundwassergewinnung Untere Sieg

I und II wurden drei, im Brunnen IV sowie weltbundesamtes für Trinkwasser. Bei zwei im Trinkwasser vier Wirkstoffe deutlich un - Untersuchungen an einer Grundwasser - terhalb der GOW beobachtet. messstelle wurde keiner dieser Stoffe nachgewiesen. Im Rohwasser des Brun - Es wurden auch orientierende Untersu - nens I wurden keiner, des Brunnens II einer chungen auf zwölf weitere organische Spu - und des Brunnens IV fünf sowie im Trink - renstoffe durchgeführt (PFT, Komplexbild - wasser keiner dieser Stoffe nachgewiesen. ner, Triazole, Süßstoffe, Flammschutz- Die Konzentrationen liegen sehr deutlich mittel). In der Sieg wurden sieben dieser unterhalb der jeweiligen GOW. Stoffe nachgewiesen. Die Konzentrationen lagen weitgehend sehr deutlich unter den gesundheitlichen Orientierungswerten (GOW) gemäß den Empfehlungen des Um - weltbundesamtes für Trinkwasser. Nur bei EDTA wurde der GOW nahezu erreicht. Bei zwei Untersuchungen an einer Grundwas - sermessstelle wurden vier dieser Stoffe nachgewiesen. Im Rohwasser des Brun - nens I wurden zwei, des Brunnens II und des Brunnens IV fünf sowie im Trinkwasser sieben Stoffe nachgewiesen. Die Konzen - trationen liegen deutlich unterhalb der je - weiligen GOW.

Es wurden auch orientierende Untersu - chungen auf 13 Tierarzneistoffe durchge - führt. In der Sieg wurden zwei dieser Stoffe nachgewiesen. Die Konzentrationen lagen weitgehend sehr deutlich unter den ge - sundheitlichen Orientierungswerten (GOW) gemäß den Empfehlungen des Um -

87 Maßnahmen zum Gewässerschutz

l Gewässerschonende Landwirtschaft (siehe Kapitel Kooperation mit der Landwirtschaft, Seite 98), l Stellungnahmen zu Flächennutzungs plänen, Bebauungsplänen, Ortslagen- abgrenzungssatzungen, Gewerbe- und Wohnbebauungen, Kleinkläranlagen, Beseitigung von Niederschlagswässern, Gewässerbenutzungen, Erdwärmean- lagen, Verkippungen, Errichtung land wirtschaftlicher Betriebsstätten und so weiter l Im Zuge von Neu- und Umbaumaß- nahmen in Siedlungs- und Straßenbe- reichen wird eine Versickerung der Nie- derschlagswässer über die bewachsene und belebte Bodenzone angestrebt, l Beobachtung von wilden Abfallentsor- gungen und Missständen im Einzugs- gebiet durch die Gewässerwarte des Verbandes.

88 8.3 Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen

Wasserschutzgebiet Grundwasserüberwachung

Die am 31. Dezember 1974 in Kraft getre - l Beobachtung der Grundwasser- tene Wasserschutzgebietsverordnung ist stände: nach einer Geltungsdauer von 40 Jahren wöchentlich an 60 Messstellen, am 30. Dezember 2014 ausgelaufen. 2013 monatlich an 72 Messstellen, und 2014 wurden inhaltliche Vorarbeiten halbjährlich an 135 Messstellen. für eine neue Wasserschutzgebietsverord - l Entnahme und Untersuchung von nung durchgeführt. Die äußere Begrenzung Grundwasserproben nach folgendem des Wasserschutzgebietes und die Ausdeh - Rhythmus: (siehe unten) nung der Wasserschutzzonen I und II wur - den überarbeitet. Die anschließenden Dis - Grundwasserstände kussionen, vor allem über Regelungen zur Ausbringung organischer Düngemittel, ha - Die Grundwasserstände im Siegvorland und ben dazu geführt, dass bislang keine neue im Bereich der Förderbrunnen werden stark Wasserschutzgebietsverordnung erlassen von den Wasserständen der Sieg (Mb 13) wurde. Am 17. Dezember 2015 wurde eine beeinflusst (siehe Grafik Seite 90). Hohe Sieg - vorläufige Anordnung zur Sicherung des wasserstände führen auch zu hohen Grund - Wasserschutzgebietes getroffen. Diese ist wasserständen. Im Bereich der Messstelle inhaltsgleich mit der ausgelaufenen Ver - Mb 7 sind die Absenkungen im Nahbereich ordnung. des Förderbrunnens bei hohen Entnahme - mengen deutlich zu erkennen. Die Höhe der Wasserrecht Absenkungsbeträge hängt von der Entfer - nung zu den Förderbrunnen ab. Sie können Mit Schreiben vom 22.12.2010 hat die Be - im Nahbereich der Brunnen über ein Meter zirksregierung als zuständige Obere Was - betragen (zum Beispiel bei Mb 7) und gehen serbehörde eine aktualisierte wasserrecht - am Rand des Einzugsgebietes auf weniger liche Bewilligung bis zum 31.12.2030 als z ehn Zentimeter zurück. erteilt. Die Entnahmemenge wurde dabei Untersuchung auf von 13,3 auf sieben Millionen Kubikmeter Entnahme- anorganische Hauptio - Wirkstoffe aus Pharma- Organische Nicht rele - zyklus nen, gelösten organi - Pflanzenschutz - zeutische Spuren- vante pro Jahr reduziert. stoffe Metabolite schen Kohlenstoff mitteln Wirkstoffe monatlich 12 Messstellen - halbjährlich 43 Messstellen - 2-3 x pro Jahr - 11 Messstellen 1x pro Jahr 1 Mess- 1 Mess- 1 Mess- stelle stelle stelle

89 Die Grundwasserströmung (siehe Grafik Rohwassergüte Seite 91) wird durch den Wasserstand in der Sieg, die Morphologie des grundwas - Ein wesentlicher anorganischer Parameter serstauenden Untergrundes sowie durch ist die Nitrat-Konzentration. Die Jahresmit - die Entnahme in den Förderbrunnen be - telwerte in den beiden Förderbrunnen lie - einflusst. Bei mittlerer Wasserführung der gen deutlich unterhalb des Grenzwertes Sieg bewegt sich der Grundwasserstrom nach der Trinkwasserverordnung 2001 parallel zum geraden Flussabschnitt. Aus (Stand 10. März 2016) von 50 Milligramm der Siegschleife zwischen den Ortslagen pro Liter (siehe Grafik Seite 92 unten). Die Hennef und Allner tritt ständig Wasser in Spannbreite der Konzentrationswerte ist den Untergrund ein (Infiltration). Die Ent - an allen drei Förderbrunnen ebenfalls ge - nahme in den Förderbrunnen führt zu ei - ring, auch die Maximalwerte liegen deut - ner zusätzlichen Infiltration aus dem gera - lich unter 50 Milligramm pro Liter (siehe den Flussabschnitt. Sie erzeugt Ab- Grafik Seite 92 oben). Die erhöhte Grund - senkungstrichter, die aber nur eine geringe wasserneubildung zu Beginn des Jahres räumliche Ausdehnung besitzen. Bei Hoch - führt grundsätzlich in diesem Zeitraum zu wasserführung der Sieg wird die Infiltration einem verstärkten Nitrataustrag aus land - erheblich verstärkt. wirtschaftlich genutzten Flächen und damit

Grundwasserstände an den Messstellen Nb 1, Mb 13 sowie Wasserstand der Sieg Mb 9 von 2009-2016.

90 Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen

Wasserschutzzonen und Grundwasserströmung im Hennefer Siegbogen (Stand: 28.10.2014).

2588000 2589000 2590000 2591000 0 0 0 0 0 0 0 0 3 3 6 6 5 5 0 0 0 0 0 0 9 9 2 2 6 6 5 5 0 0 0 0 0 0 8 8 2 2 6 6 5 5 0 0 0 0 0 0 7 7 2 2 6 6 5 5

2588000 2589000 2590000 2591000

91 auch zu einem leichten Anstieg der Nitrat - konzentration im geförderten Rohwasser. Von Frühjahr bis Herbst sinken die Kon - zentrationen dann wieder deutlich ab. Ne - ben dem Einfluss der in diesem Zeitraum geringen oder fehlenden Grundwasserneu - bildung wird durch die erhöhte Förderung in stärkerem Maße Sieguferfiltrat geför - dert, das eine geringere Nitratkonzentra - BoxPlots: Der Kasten (Box) gibt an, in welchem Be - tion besitzt als das landseitige Grundwas - reich 50 % der Daten liegen (0,25- bis 0,75- Quartil). Des Weiteren ist der Median als durchgehender ser. Das Konzentrationsniveau bleibt Strich in der Box eingezeichnet. Die Fehlerbalken insgesamt sehr niedrig. Nur an einzelnen zeigen die 10- und 90-Perzentile, die Kreise die so - Messstellen im Einzugsgebiet können zeit - genanten “Ausreißer”, also die Maximalwerte. Der Nitratgehalt der Brunnenwässer wird in Hennef weilig auch stark erhöhte Werte auftreten wöchentlich gemessen. (Beispiel Grafik Seite 93 unten).

Nitratkonzentrationen in den beiden Förderbrunnen von 1996 bis 2016

92 Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen

Bei den Untersuchungen auf Wirkstoffe nung. Im Rohwasser der beiden Förder - und Metabolite aus der Anwendung von brunnen wurden keine Wirkstoffe oder re - Pflanzenschutzmitteln sind an den Grund - levanten Metabolite nachgewiesen wassermessstellen keine positiven Nach - weise aufgetreten (eine Ausnahme). An ei - Im Zeitraum Mai-November wurden im ner Messstelle wurde einmal Bentazon zweimonatigen Abstand Untersuchungen deutlich unterhalb des Grenzwertes der auf nichtrelevante Metabolite (nrM) durch - Trinkwasserverordnung beobachtet. Bei geführt. Nicht relevante Metaboliten sind Untersuchungen in der Sieg wurden ver - Abbauprodukte von Pflanzenschutzmittel - einzelt die Wirkstoffe Terbuthylazin, Me - wirkstoffen, die weder eine definierte pes - coprop, Glyphosat und der Metabolit tizide Restaktivität, noch ein pflanzen - AMPA beobachtet. Die Konzentrationen la - schutzrechtlich relevantes humantoxisches gen bei Terbuthylazin und Mecoprop unter, oder ökotoxisches Potenzial besitzen. Die bei Glyphosat (nur einmal) und AMPA über Bewertung ihrer Anwesenheit im Trinkwas - dem Grenzwert der Trinkwasserverord - ser folgt deshalb dem Vorsorge-Konzept

Entwicklung der Nitratkonzentration in einer Grundwassermessstelle (Nc 2) im Einzugsgebiet der Grund - wassergewinnung Hennefer Siegbogen. Bei der Darstellung ist zu berücksichtigen, dass die Zahl der unter - suchten Proben an der exemplarisch ausgewählten Messstelle Nc 2 seit 2008 zurückgegangen ist, da sie durch die verstärkte Grundwasserförderung häufiger trocken fällt.

93 Nicht relevante Metabolite im Mai, Juli, September, November 2016

GOW [µg/l] Sieg GMST Brunnen II Brunnen III gemäß UBA (Hennef) Hennefer Sieg- Hennefer Sieg- Untere Sieg 31.1.2012 bogen bogen [µg/l] [µg/l] [µg/l] [µg/l] Metabolit

Häufigkeit der Untersuchung 9 1 3 3

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / / CGA 357704

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / / CGA 351916 (C-Metabolit)

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / / / / CGA 380208

S-Metolachlor-Sulfonsäure 1,0 / / / / NOA 413173

S-Metolachlor-Sulfonsäure 3,0 / / / 1/0,06 CGA 380168 (S-Metabolit)

Metazachlor- Sulfonsäure 1,0 / / / / BH 479-4

Metazachlor BH 479-12 3,0 / / / /

Metazachlor BH 479-11 1,0 / / / /

Metazachlor C-Metabolit 3,0 / / / /

Metazachlor S-Metabolit 3,0 / / / /

Desphenylchloridazon Met. B 3,0 1/0,06 2/0,07-0,09 4/0,37-0,71 4/0,11-0,17

Methyldeshenyl-chloridazon 3,0 / / 4/0,14-0,15 / Met. B 1

Dimethylsulfamid (DMS) 1,0 / / 1/0,06 1/0,05

Dimethachlor CGA 369873 3,0 / / / /

Dimethachlor ESA 1,0 / / / /

Dimethachlor OA 1,0 / / / /

Dimethenmid ESA 1,0 / / / /

Dimethenamid OH 1,0 / / / /

Flufenacet M 2 (ESA) 1,0 / / / /

Flufenacet OH ohne / / / /

Quinmerac BH 518-5 3,0 / / / /

Chlortalonil Met. M 5 3,0 / / /

Chlortalonil Met. M 12 3,0 / / 2/0,05-0,07 / / Metalaxyl CGA 108906 1,0 / / / / Metalaxyl CGA 62826 1,0 / / / / Tritosulfuron 635MO1 (BH 635) 1,0 / / / / 2,6-Dichlorbenzamid 3,0 / / /

94 Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen

der gesundheitlichen Orientierungswerte ihre Entwicklung besser einschätzen zu (GOW) für „nicht bewertbare“ Stoffe des können. Umweltbundesamtes (UBA). In der Tabelle Seite 94 sind die Untersuchungsstellen, die Im Zeitraum Mai-November wurden auch jeweilige Häufigkeit der Untersuchungen orientierende Untersuchungen auf 14 und die zusammengefassten Ergebnisse Wirkstoffe aus Arzneimitteln durchgeführt. dargestellt. Von 27 untersuchten nicht re - In der Sieg wurden alle 14 Stoffe beobach - levanten Metaboliten wurden fünf nach - tet. Die Konzentrationen lagen bei drei gewiesen. Die beobachteten Konzentratio - Stoffen teilweise über dem jeweiligen ge - nen liegen jeweils sehr deutlich unter den sundheitlichen Orientierungswert (GOW) gesundheitlichen Orientierungswerten. gemäß den Empfehlungen des Umwelt - Eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung bundesamtes für Trinkwasser. Bei zwei Un - ist daher derzeit nicht erkennbar. Die Be - tersuchungen an einer Grundwassermess - obachtungen zeigen aber deutlich, dass stelle wurden drei Stoffe unterhalb des Einträge in das Grundwasser aus der An - jeweiligen GOW nachgewiesen. Im Roh - wendung von Pflanzenschutzmittelwirk - wasser des Brunnens II wurden zwei und stoffen erfolgen. im Rohwasser des Brunnens Brunnen III vier dieser Stoffe nachgewiesen. Die Kon - Es ist auch erkennbar, dass die Einträge im zentrationen lagen jeweils sehr deutlich Wesentlichen über die Grundwasserneu - unterhalb des jeweiligen GOW. bildung aus der Flächennutzung erfolgen. Die Metabolite sind Abbauprodukte aus Es wurden auch orientierende Untersu - Wirkstoffen, die bei Mais (S-Metolachlor), chungen auf 12 weitere organische Spu - Zuckerrüben (Chloridazon), Getreide renstoffe durchgeführt (PFT, Komplexbild - (Chlortalonil) und Gemüse, Zierpflanzen ner, Triazole, Süßstoffe, Flammschutz- (Metazachlor, Tolyfluanid–DMS, Chlortalo - mittel). In der Sieg wurden zehn dieser nil) angewendet werden. Neben den be - Stoffe nachgewiesen. Die Konzentrationen reits laufenden Maßnahmen zur Reduzie - lagen weitgehend sehr deutlich unter den rung der Einträge und Gesprächen mit den gesundheitlichen Orientierungswerten Landwirten sind weitere Untersuchungen (GOW) gemäß den Empfehlungen des Um - sinnvoll, um die Belastungssituation und weltbundesamtes für Trinkwasser. Nur bei

95 EDTA wurde der GOW zweimal überschrit - Maßnahmen zum Gewässerschutz ten. Bei zwei Untersuchungen an einer Grundwassermessstelle wurden fünf die - l Gewässerschonende Landwirtschaft ser Stoffe unterhalb der jeweiligen GOW (siehe Kapitel Kooperation mit der nachgewiesen. Im Rohwasser des Brun - Landwirtschaft, Seite 98), nens II wurden vier und des Brunnens III l Stellungnahmen zu Flächennutzungs fünf Stoffe nachgewiesen. Die Konzentra - plänen, Bebauungsplänen, Ortslagen- tionen liegen deutlich unterhalb der jewei - abgrenzungssatzungen, Gewerbe- und ligen GOW. Wohnbebauungen, Kleinkläranlagen, Beseitigung von Niederschlagswässern, Gewässerbenutzungen, Erdwärmean- lagen, Verkippungen, Errichtung land-

Grundwasserprobennahme durch den Gewässerwart (links), Peilrohr (rechts)

96 Grundwassergewinnung Hennefer Siegbogen

wirtschaftlicher Betriebsstätten und so weiter l Im Zuge von Neu- und Umbaumaß- nahmen in Siedlungs- und Straßenbe- reichen wird eine Versickerung der Nie- derschlagswässer über die bewachsene und belebte Bodenzone angestrebt, l Beobachtung von wilden Abfallentsor- gungen und Missständen im Einzugs- gebiet durch die Gewässerwarte des Verbandes.

Brunnenschachtabdeckung im Hennefer Siegbogen

97 9 Kooperation mit der Landwirtschaft

98 9 Kooperation mit der Landwirtschaft

9.1 Grundlagen der Kooperation

Grundlage der kooperativen Zusammen - erforderlich ist, um Verbesserungen der arbeit zwischen Landwirtschaft und Was - Gewässergüte nachhaltig zu sichern. Damit serwirtschaft in NRW ist das „12-Punkte- leisten Land- und Wasserwirtschaft in den Programm“ vom 27. Juni 1989, das die Wasserschutzgebieten des Wahnbachtal - Landesregierung mit den Landwirtschafts - sperrenverbandes gemeinsam auch einen kammern Rheinland und Westfalen-Lippe, wichtigen Beitrag zur Umsetzung der EU- den Verbänden der Landwirtschaft und des Wasserrahmenrichtlinie, sie nutzen den Gartenbaues sowie dem Bundesverband gleichen Raum. der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) vereinbart hat (Kooperationsmo - Wasserwirtschaftliche Landbauberatung dell). In einer Rahmenvereinbarung zwi - schen dem BGW und der Landwirtschafts - Auf der Grundlage des „12-Punkte-Pro - kammer NRW vom 14. November 1991 gramms“ wurde zum 01. Januar 1992 ein wurden die Ziele und Inhalte der Koope - landwirtschaftlicher Spezialberater (Land - rationsarbeit konkretisiert und für fünf bauberater Wasserwirtschaft) für fünf Jahre Jahre vereinbart. In diesem Zeitraum eingestellt. Damit wurde die Beratung land - wurde deutlich, dass die kooperative Zu - wirtschaftlicher Betriebe in den Wasserein - sammenarbeit zu Verbesserungen der Ge - zugsgebieten intensiviert und stärker auf die wässergüte und zur Sicherung landwirt - Anforderungen des Gewässerschutzes in den schaftlicher Betriebe führen kann. Die Rah- Wasserschutzgebieten des Wahnbachtal - menvereinbarung wurde daher 1997 zu - sperrenverbandes ausgerichtet. Der Berater nächst um fünf Jahre verlängert und am ist dienstrechtlich der Landwirtschaftskam - 2. Mai 2002 in stark überarbeiteter Fassung mer NRW, Kreisstelle Rhein-Sieg-Kreis, zuge - nochmals für weitere fünf Jahre unter - ordnet. Das Büro der Kooperation ist für die zeichnet. 2007 bis 2012 wurden inhaltliche Landwirte ortsnah auf dem Betriebsgelände Fragen der Zusammenarbeit mit dem Ko - des Wahnbachtalsperrenverbandes in Sieg - operationspartner Landwirtschaftskammer burg-Siegelsknippen zu erreichen. Die Finan - NRW geklärt und anschließend eine mo - zierung erfolgt durch fünf Wasserversor - difizierte Rahmenvereinbarung abge - gungsunternehmen (WTV, Aggerverband, schlossen. Die Erfahrungen haben gezeigt, WV Euskirchen-Swisttal, Gemeinde Alfter dass eine langfristige Kooperationsarbeit und WBV Thomasberg). Die Beratungstätig -

99 keit wird vom Verband koordiniert und kon - rung der Lagerkapazität für Festmist bei zentriert sich mit zirka 80 Prozent auch auf einem Landwirt sowie die extensive Flä - die Wassergewinnungsgebiete des WTV. Die chenbewirtschaftung bei neun Landwirten Finanzierungsvereinbarung zwischen den be - gefördert. Weitere wesentliche Aspekte teiligten Wasserversorgungsunternehmen der Fördermaßnahmen werden im Folgen - und der Landwirtschaftskammer wurde am den erläutert. 5. Februar 2002 zunächst für weitere fünf Jahre bis zum 31.12.2007 verlängert. Am 3. Im Berichtszeitraum wurden keine Anträge April 2008 wurde die Vereinbarung in modi - zur Erweiterung der Lagerkapazität für flüs - fizierter Fassung erneut zunächst für fünf sige Wirtschaftsdünger gestellt. Die zukünf - Jahre abgeschlossen und 2012 für weitere tige Kooperationstätigkeit erfordert aber fünf Jahre verlängert. Dabei wurde eine weiterhin die Prüfung einer Reihe von Ein - zweite Beratungsstelle zur sinnvollen und ef - zelbetrieben im Hinblick auf Erfordernis fektiven Abwicklung der Beratungsaufgaben und Möglichkeiten der Umsetzung zur Er - integriert. Die spezielle wasserwirtschaftliche weiterung der Lagerkapazität für organi - Landbauberatung hat sich inzwischen als ein sche Düngemittel. Die gewässerschützende wesentliches Element im Gewässerschutz - Gülleausbringung im Schleppschuhverfah - konzept herauskristallisiert und wird daher ren durch Lohnunternehmer hat sich 2016 auch weiter fortgeführt. Die neue Vereinba - wieder bewährt. Es hat sich bestätigt, dass rung konkretisiert die inhaltlichen Ziele der der Einsatz eines Großgerätes eine wesent - Beratung nach den vorliegenden Erfahrun - liche Maßnahme ist, um die besonders ge - gen. wässerschützende Gülleausbringungstech - nik einzusetzen. 2016 wurden mit diesem Kooperationstätigkeit 2016 Gerät zirka 36 000 Kubikmeter Gülle in den Wasserschutzgebieten ausgebracht. Viele 2016 wurden die Anschaffung eines Gerä - Landwirte bevorzugen allerdings immer tes zur Durchführung des Verfahrens noch einfachere Ausbringungstechniken, „Grassilage in Rundballen“, bei vier Land - wie den Prallteller. Diese Entwicklung lässt wirten die Umsetzung dieses Verfahrens klar erkennen, dass die Kooperation hier über Lohnunternehmer, die Anschaffung künftig weiterhin viel Energie in Überzeu - einer Pflanzenschutzspritze, die Erweite - gungsarbeit stecken muss. Diese Aufgabe

100 9 Kooperation mit der Landwirtschaft

ist durch die gestiegene Arbeitsbelastung und die ökonomischen Zwänge der Land - wirte immer schwieriger geworden. Die Ausbringung von organischen Düngemit - teln in Wasserschutzgebieten wird auch in der Zukunft ein zentrales Thema im Ge - wässerschutz und damit eine wesentliche Aufgabe der Kooperationsarbeit sein.

Die Anwendung des gewässerschützenden Direktsaatverfahrens ohne pflügende Bo - denbearbeitung im Mais- und Getreidean - bau hat sich hervorragend weiterentwi - ckelt. Es stehen zwei Direktsaatgeräte für Mais sowie seit 2011 eine Reihenfräse zur Reihenfräse mit Frontdrilltank. Verfügung. Die Landwirte und Mitglieder der Kooperation können die Direktsaat beim ALWB beauftragen, der dann mit Ser - vice-Mitarbeitern die eingegangenen Auf - träge bei den Kooperationsmitgliedern ausführt. Das Direktsaatverfahren wurde 2016 auf insgesamt 250 Hektar Mais-, Ge - treide- und Zwischenfruchtanbaufläche eingesetzt. Damit wurde ein wesentlicher Beitrag zum Erosionsschutz geleistet. Die im Erosionsschutz bereits bewährten Maß - nahmen Untersaat (10 Hektar Mais) und Zwischenfruchtanbau wurden 2016 wei - tergeführt. Den Landwirten wurden dafür zirka 66.000 Kilogramm Saatgut zur Verfü - gung gestellt. Es wurde allerdings festge -

101 stellt, dass der Umfang des Untersaatver - fahrens im Maisanbau stark rückläufig ist (2014, 2015 in nur noch zehn Hektar) und der Zwischenfruchtanbau nach der Ernte häufig nicht in ausreichendem Maß den gewünschten Erfolg zeigt. Es wurde daher bereits 2011 in der Kooperation vereinbart, dass das Untersaatverfahren über die Be - ratung wieder stärker propagiert werden soll. Die gewässerschützende Bekämpfung von Wildkräutern durch das Verfahren „Maishacken“ wurde 2016 auf einer Fläche von 1,75 Hektar fortgesetzt.

Das Bodenprobenahmegerät ist fest auf dem Caddy Als wesentliche Grundlage für die Dünge - installiert und arbeitet vollautomatisch. Die N min - planung der landwirtschaftlichen Betriebe Bodenprobe kann in Minutenschnelle erfolgen. wurden auch 2016 in erheblichem Umfang Untersuchungen zu den Nährstoffgehalten in den Böden und Wirtschaftsdüngern Betankung des Gülletanks erfolgt jeweils am Ein - durchgeführt. Die große Zahl an Boden - satzort. proben ist nur durch den Einsatz verbands - eigener fahrbarer Bodenprobenentnahme - geräte möglich (siehe links). Seit 2006 konnte die Zahl der entnommenen Boden - proben durch intensive Beratung, insbe - sondere im Wasserschutzgebiet Untere Sieg, deutlich gesteigert werden. Damit kann der Verlagerung von Nährstoffen in Grund- und Oberflächenwässer noch stär - ker entgegen gewirkt werden. Durch die Herbst-Bodenuntersuchungen nach der

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N- min Methode wurden auffällige Feld - schläge aus dem Frühjahr nochmals unter - sucht. Die Wasserschutzberatung muss hier gezielt ansetzen und es besteht zu - künftig ein größerer Bedarf, um die Effi - zienz der gewässerschützenden Maßnah - men besser nachvollziehen zu können.

Der ALWB hat 2016 auf zirka 240 Hektar Kalk auf den landwirtschaftlichen Flächen seiner Kooperationsmitglieder ausge - bracht. Die gezielte Kalkversorgung der Bö - den verbessert die Bodenstabilität und er - möglicht einen besseren Nährstoffentzug Gülleausbringung ist auch in Hanglage mit dem durch die Kulturpflanzen, so dass damit Gülleausbringer möglich. eine gewässerschützende Bewirtschaftung gefördert wird.

Auf zirka 240 Hektar wurde Kalk durch den ALWB Das Beratungsmodell mit Empfehlungen auf den Flächen der Kooperationsmitglieder ausge - zu gewässerschützenden Zeiträumen zur bracht. Ausbringung von Wirtschaftsdüngern wurde auch 2016 angewendet. Die Aus - bringung von Düngemitteln ist nach der Düngeverordnung nur zulässig, wenn die Böden dafür aufnahmefähig sind. Die bis - herigen Kriterien für eine entsprechende Beurteilung sind allerdings für die prakti - sche Umsetzung unzureichend. Darüber hinaus dürfen nach der Wasserschutzge - bietsverordnung Düngemittel nicht ausge - bracht werden, sofern eine Gewässerbe -

103 einträchtigung zu besorgen ist. Die Aus - bringung auf schneebedeckten, gefrorenen oder wassergesättigten Böden kann durch oberflächigen Abfluss auf geneigten Flä - chen bei Schneeschmelze und Niederschlä - gen oder durch Versickerung und unterir - dischen Abfluss zu Einträgen in die oberirdischen Gewässer führen. Die Was - serversickerung im Boden setzt bereits ein, bevor der Boden „nass“ ist. Untersuchun - gen des Verbandes haben gezeigt, dass die Böden in einzelnen Fällen von Oktober bis Anfang April fast durchgehend wasserge - sättigt sein können. Der Verband fördert daher auch in erheblichem Umfang den Stoppelmulchen ist ein wichtiger Beitrag zur lang - Ausbau der Lagerkapazität für Gülle und fristigen Bodenfruchtbarkeit. Festmist.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertre - tern der Landwirte, der Landwirtschafts - kammer, dem Landbauberater Wasserwirt - Die Zahl der Bodenuntersuchungen in den Wasser - schaft, der Unteren Wasserbehörde und schutzgebieten. dem Verband, hat bereits 2004 ein Konzept erarbeitet, das die Grundlage für eine ab - gestimmte und für die Landwirte nachvoll - ziehbare Beratungsempfehlung zur Aus - bringung von Wirtschaftsdüngern darstellt. Diese Empfehlung wird den Kooperations - mitgliedern über den Landbauberater Was - serwirtschaft durch einen telefonischen Ansagedienst und über das Internet

104 9 Kooperation mit der Landwirtschaft

(www.alwb.de) zur Verfügung gestellt. Die Grundlagen für den Ortsbezug von Aus - bringungsempfehlungen wurden bereits 2008 verbessert. Neben den Daten einer Klimastation des Deutschen Wetterdiens - tes im Einzugsgebiet der Wahnbachtal - sperre werden auch die Daten einer Kli - mastation im Wasserschutzgebiet Untere Sieg (Donnerwetter) bei der Entwicklung von Ausbringungsempfehlungen eingebun - den. Damit werden die Transparenz und Akzeptanz für die Ausbringungsempfeh - lung verbessert.

2007 wurde für die Kooperation im Inter - net eine Homepage eingerichtet (www.alwb.de). Diese Kommunikations - plattform wurde 2016 in erheblichem Um - fang genutzt. Für die Mitglieder des ALWB wurden auch hier zusätzliche aktuelle In - formationen, wie zum Beispiel Daten zur Menge des gelieferten Trinkwassers sind Bodenfeuchte und zur Temperaturentwick - das zirka zwei bis drei Cent. Die entstehen - lung oder Beratungsempfehlungen, zur den Kosten werden beim Wasserent- Verfügung gestellt. nahmeentgelt angerechnet.

Kosten der Kooperation Ausblick

Die Gesamtkosten zur Förderung und Etab - In der Kooperation mit der Landwirtschaft lierung einer gewässerschützenden Land - wurden zahlreiche Maßnahmen zur Opti - bewirtschaftung betragen für 2016 zirka mierung der Düngung, zum Schutz vor Ero - eine Million Euro. Umgerechnet auf die sion und Auswaschung, zur Anwendung

105 Ausbringung von Wirtschaftdüngern ist nur zuläs - bringung, mechanische Unkrautbekämp - sig, wenn die Böden dafür aufnahmefähig sind und fung im Mais, zusätzliche Maßnahmen im wenn, wie in der Skizze für 2016, optimale Bedin - gungen herrschen. Erosionsschutz, Anwendung von Pflanzen - schutzmitteln, muss weiterhin intensiv ge - arbeitet werden, um die Gewässerqualitä - ten zu stabilisieren beziehungsweise noch zu verbessern. Auch Kontrollen und die Dokumentation gewässerschützenden Maßnahmen müssen zukünftig verstärkt umgesetzt werden. Durch die Kooperati - onsarbeit wird die Versorgungssicherheit der Trinkwasserversorgung erhöht. Die Kosten von zwei bis drei Cent pro Kubik - meter erscheinen bei einem Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den Wasserschutzgebieten von zirka 50 Prozent angemessen.

von Pflanzenschutzmitteln sowie zur Lage - rung und Ausbringung organischer Dünge - mittel angeboten und umgesetzt. Hier - durch wurden erkennbare Erfolge durch eine verbesserte Gewässerqualität erzielt. So konnte zum Beispiel der sinkende Trend der Phosphorkonzentration in den Zuflüs - sen zum Stausee weiter stabilisiert werden. An einigen Maßnahmen, wie zum Beispiel Untersaaten im Maisanbau, Erweiterung der Lagerkapazitäten für organische Dün - gemittel, gewässerschützende Gülleaus -

106 9 Kooperation mit der Landwirtschaft

9.2 ALWB für Klimaschutz ausgezeichnet

Kooperationspartner des WTV erhielt den Klimaschutzpreis der Gemeinde Neunkir - chen-Seelscheid

Zum sechsten Mal wurde von der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid gemeinsam mit der Innogy SE, eine Tochter der RWE, der mit 2.500 Euro ausgelobte „Klimaschutzpreis“ verliehen. Im Rahmen einer Juryentschei - dung wurde auch der Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein- Sieg-Kreis (ALWB) als Preisträger für seine zukunftsträchtige Agrartechnik ausgezeich - Die Urkunde nahm Geschäftsführer Michael Schmidt net. In Oberwennerscheid fand am 4. Okto - stellvertretend für das Team vom ALWB entgegen. ber 2016 im Rahmen einer Feierstunde die Stickstoffverlust, sondern - als schöner Ne - Preisverleihung statt. beneffekt - auch die Geruchsbelästigung deutlich. Mit der Technik des ALWB kann Wirtschafts - dünger (Gülle) klimaschonend in den Boden „Gerade unsere natürlichen Ressourcen Bo - eingebracht werden. Unter anderem mit mi - den, Wasser und Luft werden geschont: we - nimalen Ammoniak-Emissionen, weniger Ni - niger Ammoniak-Emissionen und weniger trat und Keimen im Trinkwasser. Geruchsstoffe in der Atmosphäre, weniger Nährstoff- und Schadstoffeinträge in Gewäs - Eine exakte Bedarfsermittlung vor dem Ein - ser, weniger Nitrat und Keime im Trinkwas - satz zur Vermeidung einer Überdosierung ser, Minimierung der Bodenverdichtung und das Verhindern einer Überlappung bei (durch breite Bereifung), bessere Nährstoff - der Ausbringung der Gülle erfolgt mit mo - versorgung für die Pflanzen, keine Verätzung dernster Technik, unter anderem mit GPS. von Futterpflanzen, Ausbringungsverfahren Mit Hilfe eines „Gülleschlitzers“ wird der Bo - in Hanglagen möglich, Vorzeigeprojekt für den mit dem Gerät des ALWB „aufgeschlitzt“, ganz NRW. Damit leisten die beteiligten Land - der natürlich produzierte Dünger direkt darin wirte und der ALWB einen großen Beitrag eingearbeitet und mit einer Bodenschicht zum regionalen Umweltschutz“, hieß es in bedeckt. Damit reduziert sich nicht nur der der Urteilsbegründung.

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10.1 Aufgaben

Die Laboratorien führen ein umfangreiches rien die Geschäftsführung und die anderen Überwachungs- und Untersuchungspro - Abteilungen des Wahnbachtalsperrenver - gamm in den Einzugsgebieten der Wasser - bandes bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. werke, in den Aufbereitungsprozessen und Die überwiegend betrieblichen Untersu - im Verteilungsnetz durch. Zusätzlich wer - chungen werden ergänzt durch Auftrags - den auch Online-Messgeräte in den Aufbe - arbeiten für andere Wasserversorgungs - reitungsanlagen kontrolliert und kalibriert. unternehmen sowie Städte und Gemein- Die Analysen und Datenreihen aus den den, die Trinkwasser vom Wahnbachtal - vielfältigen Untersuchungen sind zum ei - sperrenverband beziehen. nen Grundlagen für die Planung, Umset - zung und Erfolgskontrolle von Maßnahmen Im Berichtsjahr wurden über 10.000 Pro - zum Gewässerschutz, zum anderen dienen ben unterschiedlicher Herkunft analysiert. sie der Steuerung der Rohwasserentnahme Die hohe Bedeutung der Sicherung der und Sicherung der Rohwasserqualität in Trinkwasserqualität spiegelt sich im Unter - der Wahnbachtalsperre, der Optimierung suchungsspektrum wieder: mehr als 60 der Anlagensteuerung in den Aufberei - Prozent der Proben standen in unmittel - tungsanlagen sowie – last but not least - barem Zusammenhang mit der Trinkwas - der Sicherung der Trinkwasserqualität. seraufbereitung (Untersuchung von Roh - wasser, Filtraten und Trinkwasser). Zur Mit der Dokumentation, der Auswertung Sicherung der Rohwasserqualität wurden und Interpretation von Mess- und Analy - Grundwassermessstellen und Oberflächen - sedaten, der Beratung sowie der Erstellung wasser, zum Beispiel Zuflüsse zur Talsperre von Berichten unterstützen die Laborato - oder der Wasserkörper der Talsperre, un -

Organigramm der Abteilung Laboratorien.

109 tersucht. Diese Untersuchungen im Vorfeld serproben mit zwei unterschiedlichen der Aufbereitung umfassten zehn Prozent Nachweisverfahren für coliforme Bakte - der Proben. Unter dem Begriff „Sonstige“ rien. Ergänzend wurden auch 1-Liter-Pro - wurden verschiedene Sonderproben zu - ben entnommen. Durch die Untersuchung sammengefasst. Beispiele dafür sind Kon - eines zehnfach größeren Volumens als die trolluntersuchungen nach der Reinigung regulären Trinkwasserproben wird die von Hochbehältern oder vor der Inbetrieb - Nachweisempfindlichkeit erhöht und die nahme von Rohrleitungen sowie die Qua - Ergebnisse können wichtige Hinweise zur litätskontrollen für die Betriebschemikalien Ursachenfindung liefern. Diese Sonderun - der Trinkwasseraufbereitung. tersuchungen, zu denen auch die mikro - biologische Analyse von Ablagerungen in Das Vorkommen von coliformen Bakterien Hochbehältern oder Rohrleitungen sowie im Verteilungsnetz des WTV im Spätsom - die Identifikation von Bakterienisolaten ge - mer/Herbst (siehe Sonderbeitrag ab Seite hörten, wurden durch die Laboratorien des 110) führte über mehrere Monate zu ei - WTV kurzfristig und zusätzlich zu den in nem erhöhten Untersuchungs- und damit der Probenstatistik aufgeführten Analysen Probenaufkommen. Dazu gehörten zusätz - umgesetzt. liche Beprobungen im Verteilungsnetz, aber auch die Untersuchung der Trinkwas - Die prozentuale Verteilung des Probenauf - kommens nach Probenherkunft zeigt die Verteilung des Probenaufkommens 2016 nach Her - Grafik links. Der Analysenumfang einer kunft. Wasserprobe kann einige wenige Messer - gebnisse umfassen oder eine sehr kom - plexe Analyse zum Beispiel von 40 Pflan - zenschutzmitteln beinhalten. Aus den im Jahr 2016 untersuchten Proben wurden zirka 181949 Einzel-Analysenergebnisse er - mittelt.

110 10.2 Qualitätssicherun g/ Akkreditierung 10 Laboratorien

Die Laboratorien sind seit 2002 nach DIN ISO/IEC 17025 akkreditiert und werden in der „Datenbank akkreditierter Stellen“ der nationalen Akkreditierungsstelle (DAkkS) geführt.

Die Laboratorien werden außerdem als Un - tersuchungsstelle gemäß § 15.4 der TrinkwV in Nordrhein-Westfalen („Bestellte Stelle“) in der „Liste Trinkwasseruntersu - chungsstellen mit Laborstandort in NRW“ des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) gelistet. Mikroskopische Analyse von Planktonproben am Umkehrmikroskop. Aufgrund der Zusammenarbeit mit ver - schiedenen Wasserversorgungsunterneh - men, die auch die Leistungen der Labora - torien für ihre Wasseruntersuchungen nutzen, sind zusätzlich fachlich qualifizierte externe Probenehmer in die Akkreditie - Probennahmevon Plankton aus der Wahnbachtal - rung eingebunden. Im Berichtsjahr waren sperre 13 externe Probenehmer durch vertragli - che Vereinbarungen in das Qualitätsma - nagementsystem der Laboratorien inte - griert und wurden fachlich betreut.

111 10.3 Sonderprogramm 10.4 Projekt Non-Target- Spurenstoffe Analytik

Im Jahr 2016 wurde die Zusammenarbeit Mit dem Sonderprogramm Spurenstoffe mit dem IWW (Rheinisch-Westfälisches In - (siehe links) wird bereits eine große Subs- stitut für Wasser) auf dem Gebiet der Spu - tanzpalette im „Target-Screening“, also Su - renstoffanalytik weitergeführt. Die Ergeb - che und Nachweis bekannter Substanzen, nisse des Vorjahres wurden gemeinsam routinemäßig analysiert. In den letzten Jah - mit den zuständigen Mitarbeitern beim ren wurden verstärkt Methoden gesucht IWW diskutiert und bewertet. Auf dieser und entwickelt, um möglichst alle, auch Grundlage wurde das Untersuchungspro - unbekannte, organische Wasserinhalts - gramm für das Berichtsjahr angepasst, u.a. stoffe erfassen zu können („Non-Target- durch die Aufnahme von Flammschutzmit - Screening“). Der Wahnbachtalsperrenver - teln in das Monitoringprogramm. Von April band nimmt seit 2016 an einem bis September wurden 64 Wasserproben Forschungsvorhaben mit dem IWW und von 15 Probenstellen in den Einzugsgebie - mehreren weiteren Wasserversorgern teil. ten sowie von Roh- und Trinkwasser ent - Ziel des Forschungsprojektes ist die Ent - nommen und durch das IWW auf 125 Ein - wicklung einer routinetauglichen Non-Tar - zelstoffe aus verschiedenen Stoffgruppen get-Analytik für organische Mikroschad - von Spurenstoffen untersucht. Dazu gehör - stoffe in Rohwässern, die zur Trinkwas- ten Pflanzenbehandlungsmittel und deren sergewinnung genutzt werden. Darauf auf - Metabolite ebenso wie Human- und Tier - bauend soll ein zeitnahes Monitoring als arzneimittelrückstände oder Industrieche - vorsorgende Rohwasserüberwachung zu - mikalien. Insgesamt wurden zirka 7.400 sammen mit einer toxikologischen Risiko - Einzelergebnisse ermittelt. bewertung erstellt werden.

112 10 Laboratorien

113 11 Energiemanagement und Energieeffizienz

114 11 Energiemanagement und Energieeffizienz

11.1 Veranlassung und Zielsetzung rückzuführen, welche den Energieaufwand für die Roh- und Trinkwasserförderung Der Wahnbachtalsperrenverband ist mit maßgeblich beeinflussen. einem spezifischen Energiebedarf in Höhe von rund 0,77 Kilowattstunden (kWh) (da - So liegen einzelne Unternehmen mit ver - von 0,73 Kilowattstunden Fremdbezug) je gleichbarer Aufgabenstellung und Struktur Kubikmeter geliefertem Trinkwasser (im beispielsweise bei einem spezifischen Ge - Jahr 2016) im Vergleich zu anderen Was - samtenergiebedarf von rund 0,25 kWh je serversorgungsunternehmen mit ähnlicher Kubikmeter geliefertes Trinkwasser. Eine Aufgabenstellung als energieintensives Un - Umfrage des Deutschen Vereins der Gas- ternehmen einzustufen. In erster Linie ist und Wasserwirtschaft (DVGW) zum Erhe - dies auf die topographischen Gegebenhei - bungsjahr 2007 hat ergeben, dass in der ten im Versorgungsgebiet (Höhenunter - deutschen Wasserversorgung im Mittel 0,5 schiede zwischen Wassergewinnung, Trink - kWh pro Kubikmeter an elektrischer Ener - wasseraufbereitung, Trinkwassertransport gie verbraucht werden. Darüber hinaus und -speicherung, siehe Grafik unten) zu - sind die Möglichkeiten einer wirtschaftli -

Schematischer Höhenplan der wesentlichen Versorgungsanlagen des WTV (Wassergewinnung - Trinkwas - seraufbereitung - Trinkwassertransport und -speicherung)

115 chen Energie(rück)gewinnung aus Wasser - Der WTV hat dabei den sogenannten „ver - kraft für den Wahnbachtalsperrenverband tikalen Ansatz“ im Sinne der SpaEfV ver - begrenzt. Obwohl durch die rückläufigen folgt. Vertikaler Ansatz bedeutet, dass mit Erzeugerpreise (für Strom und Erdgas) auch den Maßnahmen zu Einführung eines Ener - der Beschaffungspreis für diese beiden für giemanagement-Systems (EnMS) nach DIN den Wahnbachtalsperrenverband wesent - EN ISO 50001 in den Jahren 2013 und 2014 lichen Energieträger zuletzt gesunken ist, nachweislich begonnen und das EnMS in ist mittel- bis langfristig wieder mit einer Gänze aber erst im Jahr 2015 etabliert und stetigen Erhöhung der Energiekosten (ins - zertifiziert werden musste. Der horizontale besondere der gesetzlichen Umlagen, zum Ansatz sah dagegen eine umfassende Zer - Beispiel der EEG-Umlage) zu rechnen. Zur tifizierung des Energiemanagement-Sys - Zeit beträgt der Energiekostenanteil rund tems für einzelne Unternehmensteile be - 16,5 Prozent des Gesamtaufwandes des reits schon in den Jahren 2013 und 2014 Verbandes. Auch im Sinne eines ressour - vor, während die Zertifizierung des Ener- cen-/umweltschonenden Gesamtbetriebs giemanagementsystems für das Gesamt - der Anlagen des WTV sind daher die ein - unternehmen ebenfalls erst im Jahr 2015 gesetzten (Energie-)Ressourcen besser/ef - erfolgen musste. fektiver zu nutzen. Mit der Einführung eines Energiemanage - Darüber hinaus ist am 01. Januar 2013 eine ment-Systems verfolgt der WTV letztend - Änderung des Energie- und des Stromsteu - lich folgende Ziele: ergesetzes in Kraft getreten. Unternehmen • Die Energieeffizienz im Unternehmen des produzierenden Gewerbes mussten ständig zu verbessern und damit die demnach im Jahr 2013 mit Maßnahmen Energiekosten zu optimieren und zur Verbesserung der Energieeffizienz be - • den Anspruch des WTV auf Stromsteuer- ginnen, um weiterhin vom so genannten beziehungsweise Energiesteuerentlas- Spitzensteuerausgleich nach § 10 StromStG tung („Spitzensteuerausgleich“ zu erhal- und § 55 EnergieStG zu profitieren. Die An - ten. forderungen sind in der Spitzenausgleich- Die Energiepolitik des WTV folgt daher fol - Effizienzsystemverordnung – SpaEfV gere - genden Grundsätzen: gelt. • Einsparung beziehungsweise effektive

116 11 Energiemanagement und Energieeffizienz

Nutzung von Energie an allen Standor- • Mögliche Energieeffizienzmaßnahmen ten/Betriebsstellen, Anlagen und in allen werden umgesetzt, wenn diese wirt- Prozessen. schaftlich sind und wenn dadurch die • Verpflichtung zur kontinuierlichen Ver- Versorgungsqualität (das heißt Versor- besserung der energiebezogenen Leis- gungssicherheit und Trinkwasserqualität) tung. und die Arbeits-/Verkehrssicherheit • Verpflichtung zur Sicherstellung der Ver- nicht negativ beeinträchtigt werden. fügbarkeit von Informationen sowie der zur Erreichung der strategischen und Zur Umsetzung seiner Energiepolitik hat operativen Ziele notwendigen Ressour- der WTV bis Ende 2015 ein Energiema - cen. nagement-System (EnMS) im Sinne der • Bei der Planung und Errichtung von An- DIN EN ISO 50001 etabliert. lagen (insbesondere auch der Gebäude) wird großer Wert auf Nachhaltigkeit, das heißt Langlebigkeit und Energieeffizienz gelegt. • Für den Betrieb der Anlagen wird ein möglichst geringer Energiebedarf be- ziehungsweise eine möglichst hohe Ener- gieeffizienz angestrebt. • Bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen stellt der Energiebe- darf/die Energieeffizienz ein wichtiges Vergabekriterium dar. Auf diese Weise wird der Erwerb energieeffizienter Pro- dukte und Dienstleistungen unterstützt, die zur Verbesserung der energiebe- zogenen Leistung bestimmt sind. • Im Rahmen der Wirtschaftlichkeit wird ein weitreichender Anteil an regenerati- ver Energie angestrebt.

117 11.2 Etablierung eines Energiemanage scheinigt wurde. Damit wurden die Vo - ment Systems gemäß DIN EN ISO raussetzungen für eine Strom- und Ener - 50001 giesteuerentlastung auch für das Jahr 2014 geschaffen. Die für den Strom- und Energiesteuerspit - zenausgleich maßgebliche SpaEfV sah für Anfang 2015 wurden die notwendigen die Einführungsphase im Jahr 2013 eine Strukturen, Methoden und Prozesse für Dokumentenprüfung durch einen exter - das EnMS vollständig im Unternehmen nen Auditor vor. Mit der Überprüfung etabliert, so dass im zweiten Halbjahr wurde seitens des WTV die GUTcert in 2015 die umfassende Überprüfung durch Berlin beauftragt. Das Energiemanage - einen externen Auditor erfolgen konnte. ment des WTV wurde im letzten Quartal Am 02. Juli 2015 wurde durch einen ex - 2013 von einem von der GUTcert benann - ternen Auditor zunächst ein Voraudit ten, externen Auditor in Form einer Do- durchgeführt, um notwendige Verbesse - kumentenprüfung in Augenschein genom - rungen des Energiemanagement-Systems men. In der Folge hat dieser dem WTV des Wahnbachtalsperrenverbandes zu bescheinigt, erfolgreich mit der Einfüh - identifizieren. Darüber hinaus wurden rung eines EnMS im Sinne der DIN EN ISO Mitte des Jahres auch interne Audits an 50001 begonnen zu haben. allen relevanten Standorten und für alle relevanten Prozesse vorgenommen. Das Bereits im Sommer 2014 wurde im nächs - Zertifizierungsaudit durch den externen ten Schritt eine weitere Überprüfung des Auditor wurde anschließend am 14. Au - Energiemanagements des WTV durch ei - gust 2015 (Stufe 1-Audit – Dokumenten - nen von der GUTcert beauftragten, exter - prüfung) und am 28./29. September 2015 nen Auditor durchgeführt. Neben einer (Stufe 2-Audit) erfolgreich absolviert, so Dokumentenprüfung wurde am 17. Juli dass die Zertifizierung im letzten Quartal 2014 auch eine erfolgreiche eintägige Vor- 2015 erfolgt ist. Das Zertifikat hat eine Gül - Ort-Prüfung vorgenommen, so dass dem tigkeitsdauer von drei Jahren. WTV auch für das Jahr 2014 die erfolgrei - che Fortsetzung der Einführung eines Im Dreijahreszyklus werden regelmäßig in - EnMS im Sinne der DIN EN ISO 50001 be - terne und externe Audits zur Überprüfung

118 11 Energiemanagement und Energieeffizienz

des Energiemanagement-Systems durch - Deckblatt der DIN EN ISO 50003 ge führt. Am 22./23 September 2016 fand das erste, jährlich durchzuführende Über - prüfungsaudit durch den externen Auditor statt. Neben einer Prüfung der einschlägigen Dokumente wurden die Standorte Meindorf, Seligenthal und Neunkirchen (PEA) sowie die Pumpwerke Lengsdorf, Röttgen, Hardtberg und Gielsdorf im westlichen Versorgungsge - biet in Augenschein genommen. Insgesamt gab es keine Beanstandungen, aber einige Verbesserungsempfehlungen, die kurzfristig umgesetzt werden konnten. In diesem Zusammenhang wird voraussicht - Der Anspruch auf Strom- beziehungsweise lich die im Jahr 2014 erschienene DIN EN Energiesteuerentlastung in Höhe von rund ISO 50003 „Energiemanagementsysteme – 500 000 Euro pro Jahr konnte mit dem er - Anforderungen an Stellen, die Energiema - folgreichen Abschluss des Überprüfungsau - nagementsysteme auditieren und zertifizie - dits auch für das Jahr 2016 sichergestellt ren“ Änderungen für die Rezertifizierung mit werden. sich bringen. Diese richtet sich zwar zunächst unmittelbar nur an die Unternehmen, die Als Termin für das nächste (externe) Über - Energiemanagementsysteme auditieren und prüfungsaudit wurde der 21./22. September zertifizieren. Mittelbar hat dies aber auch 2017 vereinbart. Das Zertifikat ist vom 12. Auswirkungen auf die zertifizierten Unter - November 2015 bis zum 11. November 2018 nehmen. Zentrales Thema ist dabei der gültig, so dass im zweiten Halbjahr 2018 eine Nachweis der kontinuierlichen Verbesserung Rezertifizierung des Energiemanagement- der energiebezogenen Leistung, der ab dem Systems verbunden mit einem mehrtägigen Jahr 2018 in jedem Audit zu erbringen ist. Audit durch den externen Auditor erfolgen Die Basis für die Bewertung einer kontinu - wird. ierlichen Verbesserung bilden die Energie - effizienzkennzahlen (EnPI – siehe Tabelle

119 Gesamtenergiebedarf und -kosten des WTV in den Seite 121 unten). Eine dem System überge - Jahren 2014 bis 2016. ordnete Kennzahl ist dabei nicht ausrei - Energiebedarf chend. Vielmehr sind Kennzahlen für alle re - Energieträger 2014 2015 2016 levanten Verbrauchseinrichtungen zu bilden [kWh/Jahr] [kWh/Jahr] [kWh/Jahr] Strom 29.190.230 27.493.057 28.452.895 und vergleichbare Verbrauchseinrichtungen Erdgas 2.165.712 2.246.789 2.480.888 sollten mit vergleichbaren Kennzahlen aus - Kraftstoffe 2) 696.941 632.865 652.191 ∑ Fremdbezug 32.052.883 30.372.711 31.585.974 gestattet sein. Wasserkraft 1) 479.000 948.000 1.466.830 Summe 32.531.883 31.320.711 33.052.804 11.3 Energiebilanz 2016 im Vergleich zu den Vorjahren Energiekosten Energieträger 2014 2015 2016 [€/Jahr] [€/Jahr] [€/Jahr] Der Gesamtfremdenergiebedarf (Strom, Strom 4.733.270,20 3.920.382,73 4.088.246,98 Erdgas und Kraftstoffe) des WTV lag im Erdgas 93.547,96 106.828,58 105.269,70 2) Jahr 2016 bei rund 31,6 Millionen Kilo - Kraftstoffe 92.218,00 72.019,00 71.132,00 ∑ Fremdbezug 4.919.036 4.099.230 4.264.649 wattstunden (kWh) (davon rund 28,5 Mil - 1) Wasserkraft 0 0 0 lionen Kilowattstunden Strom und rund Summe 4.919.036 4.099.230 4.264.649 2,5 Millionen Kilowattstunden Erdgas, 1) Der aus den Wasserkraftressourcen des WTV gedeckte Ener- giebedarf wird als „vermiedene“ elektrische Energie bilanziert. siehe Tabelle links). 2) ohne Kraftstoffbedarf des ALWB. Bei einer Trinkwasserabgabe von rund 43,1 Millionen Kubikmeter betrug der spe - zifische Fremdenergiebedarf (das heißt ohne Wasserkraft) des WTV im Jahr 2016 somit rund 0,73 Kilowattstunden pro Ku - bikmeter (siehe Tabelle links unten). Spezifische/r Gesamtenergiebedarf und -kosten des WTV in den Jahren 2014 bis 2016. Im Jahr 2016 fielen Energiekosten in Höhe

Energieträger Spezifischer Energiebedarf Spezifische Energiekosten von insgesamt rund 4,3 Millionen Euro

2014 2015 2016 2014 2015 2016 an. Die spezifischen Energiekosten des [kWh/m³] [kWh/m³] [kWh/m³] [Cent/m³][Cent/m³] [Cent/m³] Unternehmens lagen im Jahr 2016 bei Strom 0,706 0,662 0,660 11,44 9,49 9,48 rund 9,9 Cent je Kubikmeter Trinkwasser Erdgas 0,052 0,054 0,058 0,23 0,22 0,24 Kraftstoffe 0,017 0,015 0,015 0,22 0,17 0,16 å Fremdbezug 0,775 0,732 0,733 11,89 9,88 9,89 Wasserkraft 0,012 0,023 0,034 0,00 0,00 0,00 Summe 0,787 0,755 0,767 11,89 9,88 9,89

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(davon rund 0,2 Cent pro Kubikmeter für Einspeisestellen/Standorte des WTV mit einem Ener - Erdgas und rund 0,2 Cent pro Kubikmeter giebedarf von mehr als 100 MWh im Jahr. für Kraftstoffe, siehe Tabelle unten). Bei ei - Einspeisestelle Prozess/Verwendungszweck Energiebedarf 2015 Strom Erdgas nem voraussichtlichen Wasserpreis von ins - [kWh/Jahr] [kWh/Jahr] gesamt rund 59,8 Cent pro Kubikmeter (im Seligenthal/ Rohwasser-/Trinkwasserförderung, 15.451.538 2.121.933 Siegelsknippen TWA 1) 358.955 Jahr 2016 inklusive Wasserentnahmeentgelt Meindorf Rohwasser-/Trinkwasserförderung, 5.625.105 TWA und zuzüglich Mehrwertsteuer) betrug der Hardtberg Trinkwasserförderung 2.349.365 Energiekostenanteil damit rund 16,5 Pro - Gielsdorf Trinkwasserförderung 1.969.272 PEA Neunkirchen Rohwasserförderung, WA 2) 995.729 zent. Röttgen Trinkwasserförderung 1.403.362 Hennef Rohwasserförderung 1.441.055 Honscheid Trinkwasserförderung 640.018 11.4 Energetische Bewertung - Energieef- Süchterscheid Trinkwasserförderung 272.986 fizienz- beziehungsweise Energieleis- 1) Trinkwasseraufbereitung 2) Wasseraufbereitung tungskennzahlen

Für eine Bewertung des Energieeinsatzes Für eine detaillierte Bewertung des Ener - beim WTV wird unter anderem der Ener - gieeinsatzes werden im Rahmen des Ener - giebedarf an den einzelnen Einspeisestel - giemanagements folgende Energieeffi - len (insgesamt 40 Strom- und zwei Erdgas- zienz- beziehungsweise Energieleistungs- Einspeisestellen) betrachtet. In Tabelle kennzahlen (prozess-, standort-, anlagen- rechts oben sind beispielhaft die Einspei - und aggregatbezogen) regelmäßig be - sestellen mit einem jährlichen Energiebe - trachtet: darf in Höhe von mehr als 100 MWh auf - Zu diesem Zweck wurde auch im Jahr gelistet. 2016 wieder zusätzliche Messtechnik in erster Linie zur (prozess-, standort-, anla - Die Bewertung des Energiebedarfs und gen- und aggregatbezogenen) Erfassung -einsatzes der vergangenen Jahre zeigt, der Energieverbräuche installiert. dass der Schwerpunkt des Energiebedarfs weiterhin im Bereich der Roh- beziehungs - Energieeffizienz-/-leistungskennzahlen. weise Trinkwasserförderung anzutreffen ist. Energieträger Energieeffizienz-/-leistungskennzahlen Elektrische Energie kWh/m³ Rohwasser Elektrische Energie kWh/m³ Trinkwasser Heizenergie kWh/(m³ umbauter beheizter Raum & Gradtage) Kraftstoffe kWh/m³ bzw. Liter/Kilometer Wasserkraft kWh/m³ Roh- bzw. Trinkwasser („vermiedene elektrische Arbeit“) Gesamtenergie kWh/m³ Trinkwasser

121 Der spezifische Gesamtenergiebedarf des Siegbogen und in Sankt Augustin-Mein - WTV (inkl. Wasserkraft) in Höhe von rund. dorf zurückgegriffen wurde. Der Anteil der 0,767 kWh/m³ (geliefertes) Trinkwasser für die Roh- beziehungsweise Trinkwas - ist im Jahr 2016 in erster Linie infolge des serförderung genutzten Energie aus Was - witterungsbedingt deutlich erhöhten Erd - serkraft ist im Jahr 2016 gegenüber dem gasbedarfs (2015: 2,25 Mio. kWh → 2016: Vorjahr deutlich gestiegen (siehe Tabelle 2,48 Mio. kWh) gegenüber dem Vorjahr Seite 120 unten), so dass dafür weniger (0,755 kWh/m³ im Jahr 2015) leicht ge - Fremdstrom bezogen werden musste. stiegen. Der spezifische Fremdstrombe - darf ist dagegen leicht gesunken, obwohl Bei der Bewertung des Energieeinsatzes als Folge der sporadischen coliformen Be - und Energieverbrauchs ist zu berücksich - funde (Umweltkeim Lelliottia amnigena) tigen, dass der Energie-, insbesondere der im Spätsommer/Herbst 2016 im Trinkwas - Strombedarf des WTV neben der Trink - serverbundsystem des Wahnbachtalsper - wasserabgabe auch durch folgende Ein - renverbandes (siehe auch Sonderbeitrag flussgrößen bestimmt wird: im Jahresbericht 2016 Seite 140) zur Er - • Die Menge und Qualität des der Tal- höhung der Desinfektionskapazität aus sperre im Wahnbach zufließenden Was- Vorsorgegründen im letzten Quartal 2016 sers hat Auswirkungen auf die notwen- vermehrt auf die energieintensiveren dige Intensität der Voraufbereitung in Grundwasserressourcen im Hennefer der Phosphoreliminierungsanlage (PEA). • Die Schwankung des Füllstandes der Entwicklung des Talsperrenpegels und der Unter - Vorsperre beeinflusst über die Förder- wasserabgabe im Wasserwirtschaftsjahr 2015/ höhe den Energiebedarf für die Roh- 2016 (im Vergleich zum Vorjahr). wasserförderung zur Voraufbereitung in der Phosphoreliminierungsanlage (PEA). • Die saisonale Schwankung des Füllstan- des der Talsperre beeinflusst über die Förderhöhe maßgeblich den Energie- bedarf für die Rohwasserförderung zur Trinkwasseraufbereitungsanlage in Sie- gelsknippen.

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• Die saisonale Schwankung des Grund- wasserstandes in den Brunnen beein- flusst über die Förderhöhe den Ener- giebedarf für die Rohwasserförderung zur Trinkwasseraufbereitung. • Bei einem mengenmäßig zeitweise be- grenzten Rohwasserdargebot der Tal- sperre muss verstärkt auf die energie- intensivere Wassergewinnung im Hen- nefer Siegbogen zurückgegriffen wer den.

Für eine belastbare Bewertung der Ent - wicklung der Energieeffizienz sind die oben genannten Kennzahlen - auch im Kontext der spätestens ab dem Jahr 2018 zu berücksichtigenden, neuen Anforde - rungen der DIN EN ISO 50003 (siehe Seite Erneuerung der Anlagentechnik im Pumpwerk 119 oben) - daher in den kommenden Jah - Happerschoß ren noch zu optimieren, um die Relevanz der oben genannten Einflussgrößen mög - Optimierung der hydraulischen Situation in der An - lichst weitgehend zu eliminieren. strömung der Pumpe 4 im Pumpwerk Röttgen.

11.5 Energieeffizienzprogramm - Aktions- und Maßnahmenplan

Auf der Basis der von den Mitarbeitern/in - nen des WTV erarbeiteten Verbesserungs - vorschläge zur Steigerung der Energieeffi - zienz im Unternehmen wird/wurde der im Jahr 2013 erstellte (mittelfristige) Ak - tions- und Maßnahmenplan (für den Mit -

123 telfristzeitraum bis 2020) auch im Jahr Rahmenbedingungen (insbesondere der 2016 fortgeschrieben und ist somit Grund - Energiepreise) - regelmäßig neu bewertet. lage für den Wirtschaftsplan 2017. Im Winterhalbjahr 2017/2018 sind insbe - Im Jahr 2016 wurde insbesondere der der - sondere die Erneuerung der Anlagentech - zeitige Betrieb der vorhandenen Pump - nik des Pumpwerkes an der Station Hon - werke für die Roh- und Trinkwasserförde - scheid und unmittelbar anschließend die rung intensiv beleuchtet. Dabei wurden Erneuerung der Anlagentechnik des zum einen verschiedene Optimierungs- Pumpwerkes an der Station Süchterscheid maßnahmen zur Verbesserung der Ener - geplant. Darüber hinaus ist im Verlauf des gieeffizienz im laufenden Betrieb identifi - Jahres 2017 die Errichtung zwei neuer Hei - ziert und umgesetzt. zungsanlagen an den Standorten Seligen - thal und Meindorf vorgesehen. Durch die Im Pumpwerk Röttgen wurde mit tatkräf - neue Anlagentechnik, insbesondere die tiger Unterstützung der Zentralwerkstatt Nutzung der in den dortigen Pumpwerken des WTV die Energieeffizienz des Betriebs anfallenden Abwärme (mittels Wärme - der dortigen Pumpe 4 durch eine Ände - pumpen) kann ein Großteil der derzeit rung der saugseitigen Rohrleitungsfüh - mittels Strom beziehungsweise Erdgas rung optimiert. erzeugten Wärmeenergie (für Heizung und Warmwasser) eingespart werden. Im Mittelfristzeitraum sollen die Maßnah - men, die im Rahmen der Bewertung als 11.6 Energieeffizienzprogramm - Photo- technisch erforderlich und/oder wirt - voltaik schaftlich eingestuft wurden, gemäß ihrer (in der Regel technisch-wirtschaftlichen) Im Rahmen seines Energiemanagements Priorität realisiert/umgesetzt werden. Ver - strebt der WTV eine stetige Verbesserung besserungsvorschläge, die im Rahmen der der Energieeffizienz an. Darüber hinaus Erstbewertung zunächst als nicht wirt - wird „im Rahmen der Wirtschaftlichkeit schaftlich eingeschätzt werden, verblei - ein weitreichender Anteil an regenerativer ben im „Maßnahmenspeicher“ und wer - Energie angestrebt“ (siehe „Energiepolitik“ den - im Falle einer Änderung der oben).

124 Energiemanagement und Energieeffizienz

Im Rahmen einer Vorstudie wurden ver - Die Verbandsversammlung des WTV hat schiedene Frei- beziehungsweise Dachflä - daher im Laufe des Jahres 2015 einstimmig chen von Betriebsgebäuden des Wahn - beschlossen, die Installation von Photovol - bachtalsperrenverbandes auf Ihre Eignung taikanlagen auf den Frei- beziehungsweise als Standort für eine Photovoltaikanlage Dachflächen der Betriebsgebäude des untersucht. Dabei wurde insbesondere da - Wahnbachtalsperrenverbandes, insbeson - rauf geachtet, dass der produzierte Strom dere im Rahmen von (mittelfristig) anste - möglichst umfassend unmittelbar vor Ort henden Dachsanierungsmaßnahmen, verbraucht werden kann. Ergebnis der Vor - grundsätzlich weiter zu verfolgen und un - studie ist, dass die Errichtung von Photo - ter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen voltaikanlagen an den untersuchten Stand - in Eigenregie (das heißt als Eigentümer und orten technisch machbar, eine (weitgeh- Betreiber der Anlagen) umzusetzen. Hierzu ende) Eigennutzung des produzierten wurde ein Konzept ausgearbeitet, welches Stroms möglich und - unter den aktuellen die mittelfristige Umsetzung dieses Vorha - finanziellen und rechtlichen Rahmenbe - bens vorsieht. dingungen - auch wirtschaftlich ist. Durch die Installation von Photovoltaikanlagen Im Sommer 2016 wurde im ersten Schritt an den betrachteten Standorten könnte im die Errichtung von insgesamt drei Photo - Mittel rund fünf bis sechs Prozent des (der - voltaikanlagen (als Aufdachanlagen) an den zeitigen) Strombedarfs des WTV gedeckt beiden Standorten Seligenthal und Siegels - werden. knippen ausgeschrieben. Im Ergebnis ergab die Ausschreibung, dass für die beiden An - Ziel ist es, den WTV mittel- bis langfristig lagen in Siegelknippen Aufwand und Ertrag unabhängiger vom Bezug von Fremdstrom in einem angemessenen wirtschaftlichen und damit unabhängiger von möglichen Verhältnis für den Wahnbachtalsperren - kurzfristigen Preisänderungen in diesem verband stehen. Dagegen ist eine PV-An - Energiesegment zu machen und dadurch lage in Seligenthal unter den derzeitigen langfristig kalkulierbare Verhältnisse zu Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich schaffen. Darüber hinaus kann auf diese zu betreiben, weshalb auf eine Errichtung Weise die CO 2-Bilanz des Verbandes ver - verzichtet wurde. Die Anlagen in Siegels - bessert werden. knippen werden Anfang 2017 errichtet und

125 können im März 2017 mit einer installier - 11.7 Zusammenfassung und Ausblick ten Leistung von rund 142 Kilowatt peak in Betrieb gehen, so dass in der Energiebi - Zur Verbesserung der Energieeffizienz lanz des Jahres 2017 der mittels der PV- hat der WTV seit dem Jahr 2013 ein Ener - Anlagen erzeugte Solarstrom erstmals als giemanagement-System (gemäß DIN EN neuer Energieträger erscheinen wird. Im ISO 50001) eingeführt. Im August und Durchschnitt ist mit einem jährlichen September 2015 wurde das Energiema - Stromertrag von rund 120.000 Kilowatt - nagement-System des WTV durch einen stunden zu rechnen. Dies entspricht dem externen Auditor überprüft, so dass im Strombedarf von rund 32 Haushalten (mit letzten Quartal 2015 die angestrebte Zer - drei Personen) beziehungsweise dem tifizierung erfolgt ist. Das Zertifikat hat durchschnittlichen Strombedarf der Filter - eine Gültigkeitsdauer von drei Jahren, so rückspülwasserbehandlungsanlage (SN4) dass Ende 2018 eine Rezertifizierung er - und der maschinellen Schlammentwässe - folgt. Das erste externe Überprüfungs - rung (SN5) am Standort Siegelsknippen, audit im September 2016 wurde erfolg - die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den reich absolviert. PV-Anlagen betrieben werden. Der produ - zierte Solarstrom wird am Standort Sie - Dadurch konnte der WTV in den Jahren gelsknippen in Gänze verbraucht. Im Mittel 2013 bis 2015 von der Energie- und werden dadurch jährlich rund 67.500 Ton - Stromsteuerentlastung („Spitzenaus - nen CO 2 eingespart. Dadurch dass der er - gleich“) profitieren und auch für das Jahr zeugte Strom vollständig vor Ort ver - 2016 den Anspruch auf Energie- und braucht werden kann, muss für den selbst Stromsteuerentlastung sicherstellen. verbrauchten Solarstrom lediglich eine an - teilige EEG-Umlage in Höhe von 40 Prozent Das beim WTV im Jahr 2013 etablierte der jeweiligen EEG-Umlage (6,88 Cent/Ki - und im Jahr 2016 weiterentwickelte Ener - lowattstunde im Jahr 2017) entrichtet wer - giemanagement hat darüber hinaus be - den. Nach den nun vorliegenden positiven reits zu Verbesserungsmaßnahmen ge - Erfahrungen ist in den Folgejahren die Er - führt. Mittelfristig werden/sind insbe- richtung weiterer Anlagen geplant. sondere im energieintensivsten Bereich, der Roh- und Trinkwasserförderung, wei -

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tere Maßnahmen geplant, die in einem (Umlagen) planbare Verhältnisse für den Aktions- und Maßnahmenplan zusam - Mittelfristzeitraum vorliegen. mengefasst sind. Die benötigten Mittel werden/wurden im Wirtschaftsplan 2017 und folgenden eingeplant.

Der Energiebedarf im Jahr 2016 lag auf - grund der deutlich gestiegenen Trinkwas - serabgabe in Höhe von rund 43,1 Millio - nen Kubikmeter höher als im Jahr 2015. Neben der gestiegenen Trinkwasserab - gabe ist die Steigerung des Energiebe - darfs aber auch auf die erhöhte Grund - wasserförderung im letzten Quartal 2016 zurückzuführen. Der spezifische Energie - bedarf des Jahres 2016 liegt knapp über dem Vorjahresniveau. Dies ist in erster Linie durch den erhöhten Erdgasbedarf begründet.

Neben der Erhöhung der Energieeffizienz werden die Energiekosten auch durch eine vorausschauende, strukturierte Energiebeschaffung und durch eine weit - gehende Begrenzung der gesetzlichen Umlagen (KWK-Umlage, StromNEV-Um - lage, Offshore-Haftungsumlage) opti - miert. Die Strombeschaffung ist bis ein - schließlich 2020 zu günstigen Kondi- tionen vertraglich gesichert, so dass mit Ausnahme der Steuern und Abgaben

127 12 Aktuelles

128 Aktuelles

12.1 Baumaßnahmen - Leitungsbau

KKS - Fehlstelle an der WTV-Leitung DN 60 cm festgestellt. Verursacht durch die 600 in Meckenheim Stahlkufen, die beide Rohrleitungen ver - bindet. Die Trinkwassertransportlei - tung DN 600 (60 cm Durch - Aufgrund des fehlenden Schutzpotenzials messer) des Wahnbachtal - war die Funktion des kathodischen Korro - sperrenverbandes, die quer sionsschutzes nicht mehr gegeben. Die durch die Stadt Mecken - Stahlkufen mussten entfernt und durch Be - heim verläuft und die tonfundamente ersetzt werden. Städte Meckenheim und Rheinbach mit Trinkwasser Ähnliche Reparaturen wurden in diesem versorgt, wies seit geraumer Bereich bereits in den Jahren zuvor erfolg - Zeit im Bereich des Kreisels reich durchgeführt und insgesamt sechs Bahn hofstrasse /Bonner Stahlkufen entfernt. Im Jahr 2016 waren Straße/ Hauptstraße Fehlstel - len in der Außenisolierung der Rohrleitung auf. Diese hätten zu Lecks in der Rohrleitung und damit zu größeren Schäden führen können.

Die WTV - Stahlrohrleitungen erhalten ne - ben einer entsprechenden Außenisolie - rung einen kathodischen Korrosionsschutz (KKS), der auch eine messtechnische Über - wachung des Korrosionsschadens ermög - licht. Nach Intensivmessungen wurden Kurzschlüsse zwischen dem im Kreiselbe - reich verlegten Stahlschutzrohr mit einem Durchmesser von 90 cm und dem Produk - tenrohr mit einem Durchmesser von

129 es zwei Stahlkufen, die sich unter der Fahr - Erneuerung der Rohrleitungen, Armatu - bahn der Bahnhofstraße befanden. ren und Mauerdurchführungen im HB Kuchhausen Die termingerechte Durchführung der Bau - maßnahme erfolgte in enger Abstimmung Der Hochbehälter Kuchhausen wurde im mit der Stadt Meckenheim und in den Jahre 1965 erbaut. Die Verrohrung der Sommerferien 2016, zu einer Zeit relativ Schieberkammer samt aller Armaturen geringen Verkehrsaufkommens. entsprachen nach einem 50jährigem Be - trieb nicht mehr dem Stand der Technik Durchführung der Baumaßnahme an der Trinkwas - und den heutigen Anforderungen. Die bi - serleitung DN 600 von Röttgen nach Meckenheim tuminöse Beschichtung an den Rohrteilen DN 600 war nicht mehr intakt.

Die alten Mauerdurchführungen waren ebenfalls sanierungsbedürftig.

Die Mauerflansche der Stahlrohre wurden vormals mit der Bewehrung des Hochbe - hälters verbunden (zur Fixierung vor dem Einbetonieren) was leider eine elektroche - mische Korrosion verursachte. Alle Arma - turen und Formteile wurden mit allseitig versehenen Epoxid-Kunststoff-Beschich - tungen ersetzt. Ebenso wurde die alte Übergabestation komplett umgebaut und mit magnetisch- induktiver Durchflussmes - sungen (MID) ausgestattet.

130 Aktuelles

Generalüberholung des Pumpwerks in Happerschoß

Die Pumpstation Happerschoß dient der Förderung des Trinkwassers aus dem Hoch - behälter Happerschoß zum Hochbehälter Honscheid und optional zum Hochbehälter Nackhausen. Sie stellt damit die Trinkwas - serversorgung für einen wesentlichen Teil des östlichen Rhein-Sieg-Kreises sicher.

Die Pumpstation Happerschoss wurde im Jahr 1960/61 errichtet und in Betrieb ge - nommen.

Die Pumpstation samt Verrohrung der Erneuerung der Rohrleitungen, Armaturen und Schieberkammer und aller Armaturen wa - Mauerdurchführungen im HB Kuchhausen ren nach einer Betriebsdauer von mehr als 50 Jahren sanierungsbedürftig.

Die alten Pumpen, Armaturen, Messein - richtungen entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik.

Die Durchführung der Baumaßnahme ist von Oktober 2016 bis April 2017 geplant. Die Generalüberholung des Pumpwerks in Happerschoss wird im laufenden Betrieb durchgeführt.

131 12.2 Baumaßnahme n- Sanierungsarbeiten

Die Bautätigkeit im Berichtsjahr war von mehr benötigten Mauerdurchbrüchen. einer Vielzahl lokaler Baumaßnahmen ge - Ebenso wurde geplant vier Glas- prägt. Die Maßnahmen dienten überwie - bausteinwände durch ein zweischaliges gend der Bauwerkunterhaltung, Bauwerk- Mauerwerk zu ersetzen. sanierung und Ergänzung der vorhandenen • In allen Betriebswohnungen wurden Bauwerke. Rauchwarnmelder montiert. • In Neunkirchen-Seelscheid wurde ein • Defekte Fenster und Türen wurden von in der Schutzzone 1 befindliches Haus Fachfirmen wieder repariert, gekauft. Dieses soll nun gemäß ord- • beschädigte Dachflächen, Regenrinnen nungsbehördlicher Verordnung zur und Fallrohre wieder instand gesetzt. Festsetzung des Wasserschutzge- • Die Dichtfläche an der betriebseigenen bietes für die Gewässer im Einzugsge- Tankstelle wurde saniert. Im Zuge die- biet der Wahnbachtalsperre des Wahn- ser Arbeiten wurden Risse in der Be- bachtalsperrenverbandes (Wasser- tonfläche abgedichtet. Die Ablaufrinne schutzgebietsverordnung Wahnbach- um die Dichtfläche herum wurde mit talsperre) vom 14. Mai 1993 abgerissen einem Spezialanstrich versehen. werden. • Wanddurchbrüche sämtlicher auf dem • Für den Rohwasserkanal der Phosphor- Betriebsgelände befindlicher Gasleitun- eliminierungsanlage wurde ein Schott gen wurden abgedichtet. geplant, welches eine Sanierung des • Der Leichtflüssigkeitsabscheider auf Rohwasserkanals bei teilweisem Be- dem Betriebsgelände Siegelsknippen trieb zulässt. wurde vollständig saniert. • Abgefahrene Fahrbahnmarkierungen • Das Dach und der Dachstuhl des Be- auf den Betriebsgeländen wurden er- triebsgebäudes am Hochbehälter und neuert. Pumpwerk Gielsdorf wurden komplett • EX-Schutzzonen um die Gaslager wur- erneuert. den festgelegt und markiert. • Im Zuge der Modernisierung des Hoch- • Für die Landwirtschaftshalle wurde ein behälters Happerschoß wurden dort Wasseranschluss sowie ein Abfluss zum zahlreiche Maurerarbeiten geplant, Kanal verlegt. zum Beispiel das Verschließen von nicht • Auf dem Brunnengelände Hennef wur-

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den die Wege ausgebessert. • Sämtliche Wanddurchbrüche wurden aus brandschutztechnischen Gründen durch eigene Mitarbeiter verschlossen.

Erneuerung der Dachhaut des Brunnen - hauses I in Meindorf

Das Foliendach des Brunnenhauses I in Meindorf wies an vielen Punkten Schad - stellen auf. Darüber hinaus war eine deut - liche Verkürzung der Dachhaut festzustel - len. Diesem Schadensbild nach war eine Reparatur des Daches nicht mehr möglich.

Somit wurde im Rahmen einer beschränk - ten Ausschreibung die Sanierung des Brun - nendaches im September 2016 ausge - schrieben. Von insgesamt acht angefragten Firmen gingen vier Submissionsangebote fristgerecht ein.

Nach einer Bauzeit von rund drei Wochen wurde das Dach Mitte November 2016 fer - tiggestellt und abgenommen.

133 12.3 Aufwendige Investition in die Sicherheit des Staudammes

Untergrundabdichtung der Wahnbachtal - Meter Kernbohrungen: sperre erfolgreich abgeschlossen zirka 935 Meter Injektionsstunden: Die in 2015 begonnen Arbeiten zur Ab - zirka 1.325 Stunden dichtung des Untergrundes der Wahnbach - Zementverbrauch: talsperre wurden im Sommer 2016 erfolg - zirka 230 Tonnen reich abgeschlossen. Nach 60 Jahren Betriebszeit der Talsperre musste der bau - Mit einem maximalen Druck von sechs bar zeitliche Injektionsschleier ertüchtigt wer - wurden im Mittel fünf Liter Zementsus - den. Zementleim wurde über Bohrungen pension pro Minute in den Untergrund ein - aus dem Kontrollgang am wasserseitigen gebracht. Direkt unterhalb des Kontroll - Fuß des Dammes in einem Abstand von ganges wurde der Druck auf zwei bar 1,5 Metern mit einer Tiefe bis zu 45 Me - begrenzt, damit dieser nicht das Bauwerk tern in die natürlichen Risse und Klüfte des selbst anhebt und so für ungewollte Schä - Felsuntergrundes eingebracht, um diesen den sorgt. Begleitet wurden die Arbeiten soweit abzudichten, dass nur noch geringe daher mit Hebungswächtern. Das sind Mengen Wasser den Staudamm unterströ - Messeinrichtungen, die kleinste Bauwerks - men können. Des Weiteren sorgt der In - bewegungen im Millimeterbereich erfas - jektionsschleier dafür, dass die Wasserdrü - sen und sofort einen Alarm auslösen, wenn cke, die von unten auf den Staudamm durch die Verpressdrücke unerwünschte wirken, im zulässigen Bereich liegen. Auswirkungen auf das Dammbauwerk ent - stehen. Im Falle eines Alarms würden dann Der Umfang der Arbeiten lässt sich anhand die Injektionspumpen umgehend außer der folgenden Zahlen veranschaulichen: Betrieb genommen, um Schäden zu ver - hindern. Im Laufe der an der Wahnbach - Anzahl der Injektionsbohrungen: talsperre durchgeführten Arbeiten kam es 350 Stück aufgrund der sorgfältigen Ausführung zu Meter Injektionsbohrungen: keiner einzigen Alarmmeldung. zirka 12.000 Meter Kernbohrungen: Während der Arbeiten wurde laufend der 35 Stück Erfolg der Arbeiten anhand der injizierten

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Zementmengen kontrolliert. Im Anschluss Begutachtung der Bohrkerne an die Injektionsarbeiten wurden zusätz - lich an ausgewählten Punkten Kontrollboh - rungen abgeteuft, in denen mit einem spe - ziellen Messverfahren (Wasserpressver- such) geprüft wurde, wie sich die Durch - lässigkeit im Untergrund in Bezug auf die Voruntersuchungen verändert hat.

Im Vergleich mit den Messungen in den Erkundungsbohrungen, die zur Planung und Ausführung der Injektionsarbeiten ge - führt hatten, zeigt sich eine signifikante Verbesserung der Ergebnisse.

Die mit der Sanierungsmaßnahme anvi - sierten Zielwerte wurden sicher erreicht. Maßgebliche Faktoren hierfür waren die sehr gute Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten und nicht zuletzt die hohe Fach - kunde der ausführenden Firmen. In 50 bis 60 Jahren wird man sicher wieder prüfen müssen, ob erneut eine Ertüchtigung des Dichtungsschleiers erforderlich ist. Messgerät für „Wasserabpressversuch (WD-Test)

135 12.4 Arbeits- und Gesundheitsschutz

„Das Verhüten von Unfällen darf nicht als richtsjahr zur Verbesserung der Arbeitssi - eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst cherheit beigetragen und so auch größere werden, sondern als ein Gebot menschli - Rechtssicherheit erreicht. cher Verpflichtung und wirtschaftlicher Ver - nunft.“ Unterweisungen und Weiterbildungen Werner von Siemens, 1880 Verschiedene Mitarbeiter nahmen an Der Arbeits- und Gesundheitsschutz hat in Seminaren und Lehrgängen zum The ma Ar - der heutigen Gesellschaft unter Berück - beits- und Gesundheitsschutz beziehungs - sichtigung von sozialen und wirtschaftli - weise an Lehrgängen und Schulungen der chen Faktoren einen sehr hohen Stellen - Berufsgenossenschaft teil. wert. Um Gefährdungen zu vermeiden beziehungsweise zu minimieren und eine Durch zentral geplante Unterweisungen vorausschauende Gestaltung gesundheits - wurden verschiedene Fortbildungen zum gerechter Arbeitsbedingungen zu errei - Erhalt oder zum Erlangen von Qualifikatio - chen, ist eine effektive Organisation der nen durchgeführt, zum Beispiel: Arbeitsweise im Betrieb erforderlich. Ne - ben einer kontinuierlichen Verbesserung • Erste Hilfe Kurse des betrieblichen Arbeitsschutzes haben • Unterweisungen in der Handhabung wir durch viele Einzelmaßnahmen im Be - des betriebseigenen Defibrillators • Brandschutzhelferschulung • Unterweisung Flurförderzeuge • Unterweisung Brückenkrane • Unterweisung Ladungssicherheit • Unterweisung Bediener von Hubar- beitsbühnen • Unterweisung Fahrzeugen größer 3,5t • Unterweisung Winterdienst • Unterweisung Fahrzeugkrane • Unterweisung Baumaschinen • 19 Mitarbeiter nahmen an einem

136 Aktuelles

Grundkurs Ladungssicherung teil. ständigung der Flucht- und Rettungs • Unterweisung Grünpflegearbeiten pläne • Unterweisung Büro- und Bildschirm- • Durchführung von ärztlichen Vorsorge- arbeitsplätze untersuchungen sowie sämtliche Pflichtuntersuchungen Es fanden in den Fachbereichen die erfor - • Allen Mitarbeiten steht hochwertige derlichen Unterweisungen zu den Unfall - persönliche Schutzausrüstung für ihren verhütungsvorschriften statt. Arbeitsbereich zur Verfügung. • In vielen Bereichen wurden Betriebs- Betriebliche Maßnahmen anweisungen angefertigt und moder- nisiert. Beim Wahnbachtalsperrenverband sind für • Im Berichtsjahr fanden vier Arbeitssi- alle Arbeitsbereiche Gefährdungsbeurtei - cherheits- Ausschusssitzungen statt. lungen vorhanden. An diesen nahmen teil: • der Geschäftsführer, Es wurden Begehungen in allen Bereichen • zwei Mitglieder des Personalrats, des Betriebs durchgeführt, bei denen ein • die Fachkraft für Arbeitssicherheit, Augenmerk auf Arbeitssicherheit und den • der Brandschutzbeauftragte, vorbeugenden vorbeugenden Brandschutz • eine Arbeitsmedizinerin sowie die Si- gelegt wurden. cherheitsbeauftragten der einzelnen Bereiche. • Alle elektrischen Geräte wurden nach den gesetzlich geltenden Vorschriften geprüft und im Fehlerfall instand ge- setzt. • Vorhandene Fluchtwege wurden über- prüft und weitere erforderliche Flucht- wege angelegt. • Ausbau und Ergänzung der Fluchtweg- beleuchtung . • Ständige Aktualisierung und Vervoll-

137 In diesen Sitzungen wird auf aktuelle und Maßnahmen mit Externen zukünftige Probleme im Bereich Arbeitssi - cherheit und Gesundheitsschutz eingegan - • Durchführung erforderlicher Wartun- gen und nach den besten Lösungen für die gen an Feuerlöschern, Brandschutzein Probleme gesucht. richtungen, Gefahrgutschränken und Austausch defekter oder überalteter • In den einzelnen Abteilungen werden Feuerlöscher. regelmäßig die Fahrerlaubnisse der • Es fanden ausführliche sicherheitstech- Mitarbeiter überprüft. nische Überprüfungen verschiedener • Es wurden sämtliche Erste-Hilfe-Aus- Anlagen durch den TÜV statt. Die Be- rüstungen und Rettungsmittel, wie Ver- seitigung festgestellter Mängel erfolgte bandkästen, Tragen, Schachtrettungs- mit eigenen Kräften aber auch durch geräte und und so weiter überprüft und Fachfirmen. auf einen aktuellen Stand gebracht. • Begehungen und Übungen an der Tal- • Unterweisung der Mitarbeiter auf Fach- sperre sowie in den Anlagen des Wahn- bereichsebene im Umgang mit bachtalsperrenverbandes mit verschie- den Rettungsmitteln. denen Hilfsorganisationen (Wasser- • In allen Verbandkästen befinden sich wacht, DLRG, DRK, JUH und Verbandbücher, in welche die Mitar- Feuerwehren) sowie der Bundeswehr beiter anonymisiert Verletzungen ein- und der Polizei. tragen können. Sicherheit, Gesundheit und Prävention sind in sehr hohem Maße verhaltensabhängig Warnschilder dienen dem Schutz vor Verletzungen und nur gemeinsam umzusetzen. Ein we - sentlicher Beitrag für ein korrektes Hand - haben der Arbeitssicherheitsbestimmun - gen besteht in einem kontinuierlichen Üben und Erinnern.

138 Aktuelles

Auch für das kommende Jahr sind wieder Um Gefährdungen zu vermeiden, ist eine effektive viele Unterweisungen in Theorie und Praxis Organisation der Arbeitsweise im Betrieb erfor - geplant, es werden wieder zahlreiche Un - derlich. tersuchungen, Begehungen und Verbesse - rungen im Bereich Arbeitssicherheit vor - genommen.

Schutzvorschriften werden an jedem Arbeitsplatz beachtet.

139 13 Coliforme Befunde (Umweltkeim Lelliottia amnigena ) im Trinkwasser im Spätsommer/Herbst 2016 Coliforme Befunde (Umweltkeim Lelliottia Seit August 2016 wurden bei insgesamt 13 amnigena ) im Trinkwasser im Spätsom - Trinkwasserproben Nachweise von colifor - mer/Herbst 2016 men Bakterien (jeweils 1 Keim in 100 ml) festgestellt (Stand: 10. Januar 2017). Be - Im Spätsommer/Herbst des Berichtsjahres troffen waren 4 Trinkwasserbehälter und 2016 traten im Zuge der regelmäßigen 2 Übergabestationen im Versorgungsnetz Überwachung der Beschaffenheit des des Wahnbachtalsperrenverbandes (siehe Trinkwassers auf dem Transportweg zu den Bild unten). Abnehmern im Verbundsystem des Wahn - bachtalsperrenverbandes (WTV) vereinzelt coliforme Befunde auf.

Karte des Versorgungsnetzes des Wahnbachtalsperrenverbandes mit Eintragung der Nachweise von coli - formen Bakterien im Trinkwasser im Spätsommer/Herbst 2016.

140 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Vermehrt wurde dabei der Umweltkeim Nachweisverfahren für coliforme Bakte - Lelliottia amnigena im System des Wahn - rien bachtalsperrenverbandes im Trinkwasser - zuletzt am 25. Oktober 2016 - nachge - Unter dem Begriff „Coliforme Bakterien“ wiesen. Von den insgesamt 13 coliformen werden verschiedene Gattungen von Bak - Befunden im Betrachtungszeitraum waren terien zusammengefasst, die bestimmte neun der Art Lelliottia amnigena zuzuord - biochemische Eigenschaften aufweisen. nen. Im Zeitraum vom 1. August 2016 bis Anhand dieser Eigenschaften werden sie 10. Januar 2017 wurden im Verteilungsnetz mit Hilfe von Untersuchungsverfahren, die des WTV 1.134 Routineproben entnom - durch die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) men und bakteriologisch untersucht. 98,9 vorgegeben sind, in Wasserproben nach - Prozent der Trinkwasserproben waren un - gewiesen. auffällig, in 1,1 Prozent der Proben wurden coliforme Bakterien nachgewiesen. Bis 2003 war in der TrinkwV ausschließlich ein Verfahren (Referenzverfahren: TTC- Zeitgleich zu den auffälligen Befunden im Agar) zum Nachweis coliformer Bakterien Trinkwasserverbundsystem des Wahn - im Trinkwasser zugelassen. Die EU sah da - bachtalsperrenverbandes wurden auch bei rin eine unzulässige Wettbewerbsbe - verschiedenen Abnehmern des Wahnbach - schränkung für vergleichbare Verfahren. talsperrenverbandes vermehrt coliforme Mit der Novelle der TrinkwV wurden daher Befunde des Umweltkeims Lelliottia am - (mit dem Referenzverfahren) vergleichbare nigena nachgewiesen. Verfahren zugelassen (Colilert®, später auch Chromocult® Coliform Agar - CCA). Im Wasserwerk Siegelsknippen ergaben Mit den neuen Verfahren werden nun auch sich bei 329 untersuchten Trinkwasserpro - vermehrt Coliforme Bakterien angezeigt, ben im Betrachtungszeitraum keine Nach - die ubiquitär in der Umwelt („Umwelt-Co - weise von coliformen Bakterien. liforme“) vorkommen. Insgesamt führen diese geänderten Untersuchungsverfahren damit grundsätzlich (auch bei anderen Wasserversorgern) zu mehr Nachweisen von coliformen Bakterien.

141 Von den insgesamt 13 coliformen Befun - wert 0 je 100 Milliliter festgelegt. Dabei ist den (Grenzwertverletzungen gemäß - es möglich, dass mit den oben genannten TrinkwV) wurden acht mittels CCA- und Nachweisverfahren vermehrt auch soge - fünf mittels Colilert-Verfahren ermittelt. In nannte Umweltcoliforme mit nicht fäkalem einem Fall war ein coliformer Befund in ei - Ursprung bestimmt werden. Der alleinige ner auffälligen Probe mit beiden Verfahren Nachweis coliformer Bakterien ist daher festzustellen. kein eindeutiger Beweis für eine fäkale Ver - unreinigung, aber immer ein Hinweis („In - Trinkwasserqualität – Anforderungen an dikator“) auf Unregelmäßigkeiten im Sys - die mikrobiologische Beschaffenheit des tem. Trinkwassers Überwachungskonzept (Bakteriologie) des Die DIN 2000 als zentrale technische Regel Wahnbachtalsperrenverbandes für die Trinkwasserversorgung formuliert als Leitsatz unter Ziffer 6 „Trinkwasserbe - Das Konzept des Wahnbachtalsperrenver - schaffenheit“: „Trinkwasser ist nicht steril, bandes zur Überwachung der Wasserbe - muss aber keimarm sein. … Trinkwasser schaffenheit folgt den einzelnen Stufen des muss mindestens den gesetzlichen Anfor - sogenannten Multi-Barrieren-Systems derungen genügen.“ (siehe Grafik Seite 143), welches möglichen Verunreinigungen des Trinkwassers entge - Die gesetzlichen Anforderungen an die genwirkt. Auf diese Weise kann die Wirk - Trinkwasserbeschaffenheit sind in der samkeit der einzelnen Stufen (Barrieren) Trinkwasserverordnung geregelt. Die An - des Systems regelmäßig nachgewiesen wer - forderungen an den Parameter „Coliforme den. Bakterien“ ergeben sich aus § 7 „Indika - torparameter“ der TrinkwV: „Im Trinkwas - Die mikrobielle Belastung des (Roh-)Was - ser müssen die in Anlage 3 festgelegten sers der Wahnbachtalsperre ist durch die Grenzwerte und Anforderungen für Indi - intensiven Gewässerschutzmaßnahmen im katorparameter eingehalten werden.“ Für Einzugsgebiet, die Reinigung des über den den Parameter „Coliforme Bakterien“ ist Wahnbach zufließenden Wassers in der in Anlage 3 Teil 1 der TrinkwV der Grenz - Phosphor-Eliminierungsanlage, das große

142 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Multi-Barrieren-System für die Trinkwasserversorgung aus der Wahnbachachtalsperre

Siehe auch Seite 165

143 Stauvolumen und die lange Aufenthaltszeit gesamten Prozess der Trinkwasseraufbe - sehr gering. Das Wassergüte-Management reitung von der Entnahme des Rohwassers des Stausees verfolgt Einträge infolge von aus der Wahnbachtalsperre über die Flo - Hochwasserereignissen durch Monitoring ckung/Filtration (Sammelfiltrate) bis hin zur Desinfektion und zur Einspeisung in des Wasserkörpers (unter anderem wö - das Transportnetz täglich überwacht chentliche Tiefenschnitte, siehe Grafik un - (siehe Bild Seite 149). ten). Auf dem Transportweg zu den Abneh - Dies erlaubt die Rohwasserentnahme aus mern/Kunden des Wahnbachtalsperren - der günstigsten Tiefe und gegebenenfalls verbandes wird die Beschaffenheit des das Abschlagen von Wasser aus der am Trinkwassers regelmäßig (mindestens ein - stärksten durch einen Hochwassereintrag mal in der Woche) an ausgewählten Pro - belasteten Lamelle an das Unterwasser benahmestellen (an Trinkwasserhochbe- (Rohwassermanagement). häl tern, Pumpwerken oder Übergabestel - len, siehe Grafik Seite 146) überprüft. Nach der Rohwasserentnahme aus dem Durch die zeitliche Verteilung der Proben - Wahnbachstausee wird die mikrobiologi - nahmen und die räumliche Verteilung der sche Beschaffenheit des Wassers über den Probenahmestellen ist eine hohe Überwa - chungsdichte im Transportnetz gegeben.

Lageplan des Stausees mit Lage der Messbojen für die wöchentlichen Tiefenschnitte Mit dem ersten Auftreten der oben be - schriebenen coliformen Befunde wurde unverzüglich die zuvor beschriebene, re - gelmäßige Überwachung der Trinkwasser - beschaffenheit sowohl räumlich als auch zeitlich intensiviert. Unter anderem wurde die Trinkwasserbeschaffenheit an den Übergabestellen zu den betroffenen Ver - teilnetzen der Abnehmer des Wahnbach - talsperrenverbandes überwacht.

144 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Schematische Darstellung der Trinkwasseraufbereitungsanlage für das Talsperrenwasser in Siegburg- Siegelsknippen mit Probenahmestellen für die regelmäßige/bedarfsweise Überwachung der (Trink-)Was - serbeschaffenheit.

145 Schematische Darstellung des Trinkwasserverbundsystems des Wahnbachtalsperrenverbandes mit den Pro - benahmestellen für die regelmäßige/bedarfsweise Überwachung der Trinkwasserbeschaffenheit auf dem Transportweg zu den Abnehmern/Kunden.

146 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Expertenkommission Trinkwasser bundsystem des Wahnbachtalsperrenver - bandes war/ist daher auszuschließen. Die im Zuge der Ursachenfindung und -be - hebung vorgenommenen Untersuchungen Reinigung der Trinkwasserbehälter im und Maßnahmen wurden regelmäßig ab - Winterhalbjahr 2016/2017 gestimmt und erörtert. Und zwar mit der Expertenkommission Trinkwasser im Die Wasserkammern der Trinkwasserbe - Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Bonn unter hälter werden regelmäßig in jedem Win - Beteiligung der betroffenen Gesundheits - terhalbjahr außer Betrieb genommen und ämter des Rhein-Sieg-Kreises, der Stadt gereinigt. Nach der Außerbetriebnahme Bonn und des Landkreises Ahrweiler, der und Entleerung der zu reinigenden Was - betroffenen Versorgungsunternehmen/Ab - serkammern werden diese regelmäßig un - nehmer im Versorgungsbereich des Wahn - ter anderem von den Mitarbeiter/innen bachtalsperrenverbandes und des Instituts der Laboratorien des Wahnbachtalsper - für Hygiene und Öffentliche Gesundheit renverbandes begangen und in Augen - der Universität Bonn. schein genommen. Im Zuge dessen werden auch Proben aus den Sedimenten, die sich Auffälligkeiten im Rohwasser und bei der über die Betriebsdauer auf der Behälter - Trinkwasseraufbereitung und -desinfektion sohle abgelagert haben, genommen und (zum Beispiel Trübung und Chlordioxid- untersucht. Im Rahmen dieser Proben - Restgehalt) konnten anhand der stetig er - nahme wurde der Umweltkeim Lelliottia fassten und überwachten Prozess-/Be - amnigena sowohl im Sediment des zen - triebsparameter nicht ermittelt werden. tralen Hochbehälters Siegelsknippen als Weiterhin waren keine positiven Befunde auch im Sediment vieler nachgelagerter im Trinkwasser unmittelbar nach Abschluss Trinkwasserhochbehälter nachgewiesen der Aufbereitung und Desinfektion (100 (siehe Grafik Seite 148). ml- und 1 Liter-Proben) festzustellen. Das heißt, Aufbereitung und Desinfektion er - füllten/erfüllen ihre Aufgabe. Ein (dauer - hafter) zentraler Eintrag aus der Trinkwas - seraufbereitung in das Trinkwasserver-

147 Schematische Darstellung des Trinkwasserverbundsystems des Wahnbachtalsperrenverbandes – Hochbe - hälter in denen in den Sedimentenproben (im Winterhalbjahr 2016/2017) Lelliottia amnigena nachgewie - sen wurde.

Die Desinfektion erreicht mögliche Keime Endsträngen nachgewiesen. Offenbar im Sediment erfahrungsgemäß nicht oder wurde der Keim unter bestimmten (hy - nur begrenzt. Im Trinkwasserverbundsys - draulischen) Bedingungen aus den in den tem des WTV wurde der Keim ( Lelliottia Trinkwasserbehältern und -leitungen vor - amnigena ) im Trinkwasser nur an soge - handenen Sedimenten mobilisiert. Da in nannten Endbehältern (mit Rückbezug/ diesen Bereichen (zum Beispiel Endbehäl - Fließrichtungsumkehr) beziehungsweise an ter Tomberg, Wachtberg, Nackhausen,

148 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Schematische Darstellung des Trinkwasserverbundsystems des Wahnbachtalsperrenverbandes - Probenah - mestellen an denen im Herbst 2016 Chlordioxid-Restgehalte gemessen wurden.

Eichholz, Kuchhausen) in der Regel kein Spätsommer/Herbst 2016 vorherrschen - (messbarer) Restgehalt an Chlordioxid den klimatischen Bedingungen (Nieder - mehr vorliegt (siehe Bild oben), können schläge, Sonnenstunden, Temperaturen) die vereinzelt aus den Sedimenten mobili - im Versorgungsgebiet von Bedeutung sierten Keime dort nicht mehr durch das (siehe die folgenden Grafiken der Wetter - Desinfektionsmittel eliminiert werden. In station Köln)/Bonn, Flughafen). diesem Zusammenhang waren auch die im

149 Niederschlag in der Region Bonn/Rhein-Sieg (Wetterstation Köln/Bonn Flughafen) im Zeitraum Juni bis Dezember 2016

150 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

151 Sonnenstunden und Höchsttemperaturen in der Region Bonn/Rhein-Sieg (Wetterstation Köln/Bonn Flug - hafen) im Zeitraum Juni bis Dezember 2016

152 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

So waren in diesem Zeitraum kaum Nie - den vorgelagerten, tiefer gelegenen Trink - derschläge, eine intensive Sonneneinstrah - wasserbehältern mittels Pumpen im Inter - lung und vergleichsweise hohe Tempera - vallbetrieb gefüllt werden und bei Unter - turen zu verzeichnen. Dies führte einerseits brechung des Pumpbetriebes als Gegen- zu einem deutlichen Anstieg der Trinkwas - behälter dienen. Darüber hinaus werden serabgabe (siehe Grafik unten) und somit in diesen Teilsystemen bei erhöhtem Trink - zu erhöhten Durchflüssen/Fließgeschwin - wasserbedarf auch häufiger Pumpen mit digkeiten in den Trinkwasserrohrleitungen. einer größeren Förderleistung betrieben. Insbesondere in vermaschten Trinkwasser - Mit einer erhöhten Fließgeschwindigkeit netzen der örtlichen Wasserversorgungs - und/oder einer Umkehr der Fließrichtung unternehmen kann es dabei unter Umstän - werden erfahrungsgemäß die in den Rohr - den auch zu einer häufigeren Umkehr der leitungen vorhandenen Ablagerungen mo - Fließrichtung in den Rohrleitungen kom - bilisiert. Andererseits zogen die erhöhten men. Eine häufigere Umkehr der Fließrich - Lufttemperaturen und die intensive Son - tung ist auch im System des Wahnbach - neneinstrahlung insbesondere in einzelnen talsperrenverbandes an den oben er- Verteilnetzen der Abnehmer des Wahn - wähnten (und im Betrachtungszeitraum bachtalsperrenverbandes auch eine deut - bakteriologisch auffälligen) Endbehältern liche Erhöhung der Trinkwassertemperatur (Nackhausen, Kuchhausen, Tomberg, nach sich. Wachtberg) zu beobachten, da diese aus

Entwicklung der Tagesproduktionsmengen in den Trinkwasseraufbereitungsanlagen des Wahnbachtalsper - renverbandes im Jahr 2016

153 Den Einfluss der Trinkwassertemperatur • „Resultieren Befunde aus einem auf eine mögliche Vermehrung von coli - Wachstum in Ablagerungen oder auf formen Bakterien in Trinkwassernetzen ungeeigneten Materialien, so treten und -behältern hat das Technologiezen - häufig nur eine oder zwei Spezies auf. trum Wasser (TZW) in Dresden in einer Werden Befunde hingegen durch einen Veröffentlichung zuletzt wie folgt beschrie - Eintrag von außen verursacht, liegt oft- ben: „Durch eine Vermehrung coliformer mals ein breites Spektrum unterschied- Bakterien in Ablagerungen können Befunde licher Spezies vor.“ im Wasserkörper verursacht werden. We - • Coliforme Bakterien, die infolge eines sentlicher Aspekt für das Wachstum ist ne - Wachstums in Ablagerungen zu Befun- ben den genannten Faktoren die Wasser - den führten, waren nach eigenen Un- temperatur, da diese die Vermehrungs- tersuchungen insbesondere den Gat- geschwindigkeit beeinflusst.“ tungen Lelliottia und Serratia zuzuord- nen.“ In einzelnen Verteilnetzen im Rhein-Sieg- Kreis wurden im Betrachtungszeitraum Das TZW in Dresden hat vergleichbare Vor - Trinkwassertemperaturen von bis zu 20 gänge in einem Forschungsvorhaben un - Grad Celsius gemessen. In der oben ge - tersucht/beobachtet und dabei unter an - nannten Veröffentlichung des (TZW) wird derem auch festgestellt, dass unter in diesem Zusammenhang folgendes be - bestimmten Randbedingungen auch ein schrieben: „Ab einer Temperatur von zirka Keimwachstum in den Sedimenten möglich 14 Grad Celsius war mit Zunahme der Was - ist. In der Kurzfassung des Abschlussbe - sertemperatur ein Anstieg der Befundhöhe richtes wurden zusammenfassend fol - zu verzeichnen.“ Weiterhin weisen fol - gende Sachverhalte/Schlussfolgerungen gende Beobachtungen des TZW deutliche dargestellt: Parallelen zu den im Spätsommer/Herbst 2016 im Versorgungsbereich des Wahn - • „Seit langem ist bekannt, dass das Vor- bachtalsperrenverbandes beobachteten kommen coliformer Bakterien in Trink- Vorgängen auf: wasserproben nicht unbedingt fäkalen Ursprungs sein muss, da sich coliforme Bakterien auch in nicht fäkalen Verun-

154 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

reinigungen aus der Umwelt (zum Beispiel Pflanzen, Boden …) befinden können.“ • „Das Vorkommen coliformer Bakterien in niedriger Konzentration in Trink- wasserproben bedeutet nicht unbe- dingt einen Eintrag von außen, da es auch bei Fließrichtungsumkehr oder plötzlicher Erhöhung der Fließge- schwindigkeit zur Mobilisierung colifor- mer Bakterien aus im Netz vorhande- nen Ablagerungen kommen kann.“ • „In Sedimenten können durch anorga- nische Oxidationsvorgänge (zum Bei- spiel Eisenkorrosion) sowie biologische (Konstruktive) Maßnahmen zum verbesserten Prozesse anaerobe Zonen vorliegen“. Rückhalt der Sedimente in den Wasserkammern der Trinkwasserbehälter des Wahnbachtalsperrenver - … „Dies ermöglicht ein Überdauern und bandes in gewissem Umfang eine Vermehrung der Coliformen.“

Unter Berücksichtigung dieser Erkennt - Zur weiteren Eingrenzung möglicher Ursa - nisse und der Ergebnisse der eigenen Un - chen erfolgte zu Beginn des Jahres 2017 tersuchungen zum aktuellen Vorfall im Sys - auch eine Außerbetriebnahme, Begehung tem des Wahnbachtalsperrenverbandes und Inspektion der Verbindungsleitung wurden die jährliche Reinigung der Trink - (Nennweite DN 1600) zwischen dem Mi - wasserbehälter im Verbundsystem forciert scher und dem Hochbehälter am Standort und dabei kurzfristig mit Unterstützung der Siegelsknippen. Die dabei genommenen Zentralwerkstatt in Siegelsknippen (kon - Proben waren allesamt unauffällig. struktive) Maßnahmen zum verbesserten Rückhalt der Sedimente in den Wasser - Auch wenn es sich bei dem im Spätsom - kammern der Behälter umgesetzt. mer/Herbst 2016 vereinzelt nachgewiese -

155 nen Keim Lelliottia amnigena nach Ein - wurde/wird. Die Erhöhung der Desinfekti - schätzung der Expertenkommission Trink - onskapazität bewegt sich dabei im gesetz - wasser um einen Umweltkeim handelt, der lich zulässigen Rahmen der Trinkwasser - keine Gefahr für die allgemeine Bevölke - verordnung und ist gesundheitlich rung darstellt, wurde aus Gründen des vor - unbedenklich. beugenden Gesundheitsschutzes am 18. Oktober 2016 im Einvernehmen mit dem Seit Oktober 2016 werden die Trinkwas - Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises die serbehälter des Wahnbachtalsperrenver - Chlordioxid-Desinfektionskapazität (durch bandes gereinigt. Bis spätestens März 2017 Änderung des Mischungsverhältnisses Tal - sollen alle auffälligen Trinkwasserbehälter sperren-/Grundwasser und Erhöhung der des Wahnbachtalsperrenverbandes gerei - Chlordioxid-Dosierung) im Trinkwasserver - nigt sein, so dass in der Folge eine sukzes - bundsystem des Wahnbachtal- sperrenver - sive Reduzierung der Chlordioxid-Desin - bandes erhöht, um Keime, die eventuell fektionskapazität erfolgen kann. noch vereinzelt im Trinkwasser auftreten, zu eliminieren.

Bis zum Redaktionsschluss dieses Berichts wurden zum Abschluss der Trinkwasser - aufbereitung 0,20 Milligramm pro Liter Chlordioxid dosiert, so dass am Wasser - werksausgang in Siegburg-Siegelsknippen (Auslauf des Hochbehälters Siegelsknippen – Probenahmestelle 500) eine Chlordioxid - konzentration von 0,11 bis 0,12 Milligramm pro Liter gemessen wurde (im Normalbe - trieb: 0,06 Milligramm pro Liter). Dies führt dazu, dass in einzelnen Versorgungsgebie - ten (insbesondere in Siegburg, Hennef und Lohmar) vereinzelt Chlordioxid geruchlich und geschmacklich wahrgenommen

156 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

Zusammenfassung

Im Spätsommer/Herbst 2016 wurden im gesamten Trinkwasserverbundsystem des Wahnbachtalsperrenverbandes insgesamt 13 Grenzwertverletzungen (Indikatorpara - meter: Coliforme Bakterien - Grenzwert: null je 100 Milliliter) festgestellt.

Coliforme Bakterien sind Indikatorbakte - rien, also Anzeiger für einen nicht ord - nungsgemäßen Zustand im Versorgungs - system. Es waren daher Maßnahmen zur Ursachenklärung und Kontrolle erforder - lich. Eine fäkale Verunreinigung im Versor - gungssystem des WTV konnte zeitnah nach dem Auftreten der ersten coliformen Be - funde ausgeschlossen werden. Nach wei - tergehenden Untersuchungen wurde der überwiegende Teil der nachgewiesenen coliformen Bakterien als Umweltbakterien der Art Lelliottia amnigena identifiziert. Nach Einschätzung der Expertenkommis - sion handelt es sich dabei um einen Um - weltkeim, der keine Gefahr für die allge - meine Bevölkerung darstellt.

An zentraler Stelle in den Trinkwasserauf - bereitungsanlagen wurden im betrachte - ten Zeitraum keine Auffälligkeiten im Trinkwasser festgestellt. Die Grenzwert -

157 überschreitungen beziehungsweise Auf - einer Mobilisierung der Ablagerungen fälligkeiten im Trinkwasser wurden ledig - und der darin vorhandenen coliformen lich sporadisch (und in niedriger Konzen - Keime. tration, das heißt jeweils 1 Keim je 100 Milliliter) an sogenannten „Endbehältern“ Im Zuge der jährlichen Reinigungsperiode (Nackhausen, Kuchhausen, Tomberg, im Winterhalbjahr 2016/2017 wurden in Wachtberg) beziehungsweise an einer den Trinkwasserbehältern des Wahnbach - Übergabe (Königswinter) und an einem talsperrenverbandes konstruktive Maß - „Endstrang“ (Graurheindorf) nachgewie - nahmen zur Verbesserung des Sediment - sen. rückhalts umgesetzt, so dass der Behälter als „Sedimentfalle“ dient, die Ablagerun - Dagegen wurde der Keim regelmäßig im gen im Behälter nicht in das nachgeord - Zuge der Behälterreinigung genommenen nete Leitungssystem beziehungsweise Sedimentproben nachgewiesen, so dass nachgelagerte Behälter ausgetragen wer - unter Berücksichtigung der Untersuchun - den und auf diese Weise mit der nächsten gen/Beobachtungen des TZW in Dresden Reinigung entfernt werden können. von einer Anreicherung und Vermehrung des Keims in den Ablagerungen in den Aufgrund der nicht nur im Versorgungs - Trinkwasserbehältern und Verteilnetzen bereich des Wahnbachtalsperrenverban - im Versorgungsbereich des WTV auszu - des gewonnenen Erkenntnisse ist in Zu - gehen war. kunft grundsätzlich ein besonderer Fokus auf die Netz- und Behälterpflege (Reini - Die im Spätsommer/Herbst 2016 vorherr - gungs- und Spülzyklen) zu legen, um an schenden klimatischen Verhältnisse führ - dieser Stelle eine Anreicherung bezie - ten zu deutlich erhöhten Trinkwassertem - hungsweise Vermehrung von Coliformen peraturen und dies wiederum offenkundig und hierdurch verursachte Befunde zu zu einer Vermehrung des Keims in den vermeiden. Hierbei sind die seitens des Ablagerungen. Darüber hinaus führten die TZW in Dresden aus dem Forschungspro - deutlich erhöhte Trinkwasserabgabe und jekt abgeleiteten Handlungsempfehlun - damit die erhöhten Durchflüsse in den gen hilfreich. Trinkwasserrohrleitungen letztendlich zu

158 (Sonder-)Beitrag zum Jahresbericht

159 14 Historie

Belastungen aus dem Einzugsgebiet Nachmittag wieder in die Gegenrichtung bewegt. Bis in die 80er Jahre waren nur Das Einzugsgebiet der Wahnbachtalsperre die Einwohner der drei Kernortschaften gehört zur Ballungsrandzone des Rheinta - Much, Neunkirchen und Seelscheid an eine les und ist verhältnismäßig dicht besiedelt. Kanalisation und Kläranlage angeschlossen. In mehr als 100 verstreut liegenden Ort - In den übrigen Ortschaften entwässerten schaften, den für das Bergische Land typi - die Wohngebäude über Kleinkläranlagen schen Streusiedlungen, leben rund 13.000 mit wegen der gering durchlässigen Bo - Einwohner. Einen Eindruck von der Zahl dendeckschichten sehr bald versagender der im Einzugsgebiet lebenden Menschen Untergrundverrieselung in die Zuflüsse zur vermittelt der sich an Werktagen früh auf Wahnbachtalsperre. der Bundesstraße 56 und der Stadtumge - hung Siegburg aus Richtung Much und Infolge der im Vergleich zu anderen Tal - Neunkirchen-Seelscheid langsam in Rich - sperren verhältnismäßig niedrigen Lage am tung Autobahnen bewegende Strom der Rand des Rheinischen Schiefergebirges zur Arbeit strebenden Autofahrer, der sich sind besonders im unteren und mittleren sodann nach Arbeitsschluss am späten Einzugsgebiet der Wahnbachtalsperre die Voraussetzungen für eine landwirtschaft - Vorsperre mit Einlaufbauwerk, Rohwasserförder - liche Nutzung verhältnismäßig günstig. Da - pumpen, Betriebsgebäude und Filterhalle der her spielte in den 60er und 70er Jahren Phosphor-Eliminierungsanlage (1979). der Ackerbau, der sich heute noch auf die Umgebung vom Stausee konzentriert, ne - ben der Grünlandnutzung eine wesentliche Rolle. Der die Ackerkrume bildende Löss und Lösslehm sowie die durch Verwitte - rung der Grauwacken und Tonsteine des devonischen Grundgebirges entstandenen Lehm- und Tonböden sind sehr kalkarm und unterliegen der Auswaschung.

160 Historie

Begünstigt von der starken Hängigkeit des Als im Frühsommer 1969 massenhaft die Geländes und der geringen Entfernung der bisher in einem solchen Ausmaß nicht be - landwirtschaftlichen Nutzflächen zu den obachtete Blaualge Oscillatoria rubescens häufig sehr steil eingeschnittenen Bächen auftrat und zu einer intensiven Rot- und (Siefen) werden besonders bei Starknie - Braunfärbung der Oberfläche des ganzen derschlägen die ausgebrachten Dung- und Stau-sees über mehrere Monate führte, Nährstoffe abgeschwemmt. Diese Situation konnte der Wahnbachtalsperrenverband wird durch die schlauchartige Form des in einem „Entwurf für die Durchführung Einzugsgebietes und die hierdurch beding - von Maßnahmen zur Erhaltung der Be- ten kurzen Fließwege zu den Gewässern schaffenheit des im Wahnbachstausee ge - und zum Stausee besonders gefördert. Fol - speicherten Wassers“ seine Erkenntnisse gen der Besiedlung und landwirtschaftli - über Ursachen der Eutrophierung und die chen Nutzung waren und sind ein erhebli - Herkunft der Nährstoffe im gespeicherten cher Eintrag von Nährstoffen, besonders Wasser darlegen. In einem Rahmenplan in Form von Phosphor, in die Zuflüsse. wurden alle zur Reinhaltung des Stauge - Seit Inbetriebnahme der Wahnbachtal- wässers notwendigen Maßnahmen, nach sperre wurden die physikalischen, chemi - Zielsetzung, Reihenfolge und Wirkung auf - schen und biologischen Verhältnisse im einander abgestimmt, zusammengefasst, Stausee sorgfältig verfolgt. Es zeigte sich um die künftige Bereitstellung von ein - ein laufender Anstieg besonders der Phos - wandfreiem Trinkwasser aus der Wahn - phorzufuhr, verbunden mit einer schnellen Betriebsschema der Phosphoreliminierungsanlage Steigerung der Algenentwicklung im Stau - see. Dieser sich bei natürlichen Seen über lange Zeiten entwickelnde Vorgang der so genannten Eutrophierung war seinerzeit in Stauseen von Talsperren nicht bekannt. Die beim erstmaligen Auftreten von Rotfär - bungen des Wassers der Wahnbachtalsperre durch Algen im Jahr 1964 begonnenen Un - tersuchungen über diese Erscheinungen wur - den von Jahr zu Jahr verstärkt.

161 bachtalsperre nachhaltig sicherzustellen. geren Anteil auf so genannte „punktför - Das beim Verband entwickelte und seit mige Quellen“, wie Einleitung von mehr 1964 eingesetzte Verfahren zur Belüftung oder weniger intensiv gereinigten Abwäs - des Tiefenwassers im Stausee (hypolimni - sern aus Kläranlagen und Regenwasser - sche Belüftung nach dem System „Wahn - überläufen aus Kanalisationen im Einzugs - bachtalsperre“) konnte nur die Folgen der gebiet, entfallen. Eutrophierung mildern, aber nicht deren Ursachen auf Dauer bekämpfen. Neben Standort und Bau der Anlage unumgänglichen Sanierungsmaßnahmen im Einzugsgebiet durch Sammlung und Rei - Von ihrer Aufgabe her war der Standort nigung der Abwässer aus den Siedlungen der Phosphor-Eliminierungsanlage in ei - sowie Einschränkung des Eintrages von nem Seitental unterhalb vom Einlauf des Nährstoffen aus der landwirtschaftlichen Hauptzuflusses, der Wahnbach, in die Vor - Flächennutzung und Viehhaltung war eine sperre der Wahnbachtalsperre festgelegt. nachhaltige Verbesserung der Wasserbe - An dieser Stelle gelangen etwa 85 Prozent schaffenheit im Stausee und damit die Er - aller Zuflüsse und mehr als 90 Prozent der haltung eines wichtigen Trinkwasservor - Nähr- und Trübstoffe in den Stausee. kommens nur durch Errichtung einer zentralen Anlage zur Eliminierung der mit Die im Zusammenhang mit der Verwirkli - den Zuflüssen in den Stausee transportier - chung des Projektes durch Erhöhung des ten Phosphornähr-, Trüb- und Wirkstoffe Abschlussbauwerkes in seinen Inhalt von zu erwarten. Die wissenschaftlich-techni - ursprünglich 0,45 Millionen Kubikmeter schen Voraussetzungen dazu waren ge - um zwei Drittel auf 0,75 Millionen Kubik - schaffen. Der überwiegende Anteil der für meter vergrößerte Vorsperre dient der die Eutrophierung des Staugewässers aus - kurzfristigen Zwischenspeicherung von schlaggebenden Phosphornährstoffe Hochwasserzuläufen bei Überschreitung stammt aus nicht lokalisierbaren „diffusen der Kapazität der Voraufbereitungsanlage. Quellen“ von den landwirtschaftlich ge - nutzten Flächen und würde auch bei einer Gemäß dem von der Verbandsversamm - vollständigen Kanalisierung aller Siedlun - lung gefassten Beschluss begannen nach gen im Einzugsgebiet nur zu einem gerin - Genehmigung des aufgrund der vom Ver -

162 Historie

band entwickelten Aufbereitungskonzep - n das als Flockungsmittel zugesetzte Ei- tion erarbeiteten Entwurfes 1974 die Bau- sen bis auf geringe Restgehalte wieder arbeiten. zu entfernen.

Die wegen ihrer hervorragenden Bedeu - Durch die weitgehende Vorbehandlung tung für die Trinkwasserversorgung und der Zuflüsse wird den Algen die Lebens - den Gewässerschutz mit Zuschüssen des grundlage entzogen und die im Stausee Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von produzierte Biomasse drastisch einge - 50 Prozent der Baukosten geförderte An - schränkt. Es bilden sich nur noch wenige lage wurde Ende 1977 in Betrieb genom - problematische, bei der Trinkwasseraufbe - men. reitung leichter zu entnehmende großzel - ligere Arten. Der Wahnbachstausee wurde Ziele der Voraufbereitung aus einem nährstoffreichen (eutrophen) in einen nährstoffarmen (oligrotroph-meso - Die vorgegebenen und erreichten Ziele der trophen) Gewässerzustand zurückgeführt. Voraufbereitung sind, Damit wurde bereits nach kurzer Zeit das n den Gehalt an gelösten und unge- gesteckte Ziel der Verbesserung der Was- lösten Phosphorverbindungen im sergüte in der Wahnbachtalsperre er - Hauptzufluss auf Werte von maxi- reicht. Das vorbehandelte Wasser mal 10 Mikrogramm je Liter zu be- entspricht mit Ausnahme der bakteriolo - grenzen gischen Anforderungen bereits vor der ab - n die mineralischen Trübstoffe und schließenden Aufbereitung weitgehend ungelösten organischen Verbindungen den Qualitätsmerkmalen für Trinkwasser, bis auf eine sehr geringe Resttrübe zu obwohl die Anlage primär auf die Ent - entfernen, nahme von Nähr- und Trübstoffen ausge - n Algen und Plankton überwiegend zu legt und optimiert ist. entfernen, n den Gehalt an gelösten organischen Die bei lang andauerndem und zuflussrei - Substanzen stark herabzusetzen, chem Hochwasser im Wahnbach von der n Bakterien und Parasiten weitgehend Phosphor-Eliminierungsanlage infolge zu entnehmen und Überschreitung ihrer Aufbereitungskapa -

163 zität nicht erfassten Zuflussspitzen werden Multi-Barrieren-System ebenfalls durch Zugabe von Flockungsmit - teln in den Überlauf aus der gefüllten Vor - Die Phosphor-Eliminierungsanlage an der sperre in die Hauptsperre behandelt. Wahnbachtalsperre ist ein wichtiges Ket - tenglied in dem zum Schutz und zur Si - Das Behandlungsverfahren cherheit der Trinkwasserversorgung auf - gebauten Multi-Barrieren-System. Es reicht Das im nunmehr langjährigen Betrieb stän - von Kontrollen und Maßnahmen im Ein - dig weiter entwickelte, inzwischen auto - zugsgebiet und den Zuläufen gegen mög - matisch und kontinuierlich ablaufende liche Verunreinigungen, der Voraufberei - Behandlungsverfahren trägt den je nach tung, dem Abbau von Stoffen im Stausee, Jahreszeit und Witterung auftretenden der Trinkwasseraufbereitung mit Desinfek - starken Schwankungen und kurzfristigen tion bis zur Überwachung des Trinkwas - Änderungen in Bezug auf Menge und Ei - serverteilungsnetzes zum Verbraucher und genschaften des zufließenden Bachwas - garantiert, dass jederzeit alle Anforderun - sers Rechnung. Die Voraufbereitung gen an das Trinkwasser als das wichtigste erfolgt bis heute nach dem neuesten Stand Lebensmittel erfüllt sind. der Technik.

Blick auf die Vorsperre mit der Phosphor-Eliminierungsanlage (PEA rechts), den Vorsperrendamm und die Stauwurzel. Historie

Das Multi-Barrieren-System

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