Faunistische Erfassung Der Schmetterlinge (Insecta: Lepidoptera)
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Hiermann, U. & Mayr, T. (2017): Faunistische Erfassung der Schmetterlinge (Insecta: Lepidoptera) im Gebiet Stutz/Bazora in Frastanz (Vorarlberg, Österreich). inatura – Forschung online, 38: 23 S. Faunistische Erfassung der Schmetterlinge (Insecta: Nr. 38 - 2017 Lepidoptera) im Gebiet Stutz/Bazora in Frastanz (Vorarlberg, Österreich) Ulrich Hiermann1 & Toni Mayr2 1 Mag. Ulrich Hiermann, Am Bühel 10a, A6830 Rankweil EMail: [email protected] 2 Toni Mayr, Egelseestraße 21, A6800 Feldkirch EMail: [email protected] Zusammenfassung Im Rahmen naturkundlicher Erhebungen für eine Gebietsmonografie wurden in den Jahren 2012 bis 2015 zahlreiche Gelän debegehungen zur Untersuchung der Lepidopterenfauna des Gebietes Stutz/Bazora in Frastanz durchgeführt. Dabei konnten Nachweise von 728 Schmetterlingsarten erbracht werden. Zwei Arten, welche zuletzt 1999 vom Erstautor im Untersuchungsge biet beobachtet werden konnten (Pyrgus alveus (Hübner, 1803), Boloria dia (Linnaeus, 1767)), werden ebenfalls in die Gesamt artenliste aufgenommen. Nematopogon adansoniella (Villers, 1789), Pammene obscurana (Stephens, 1834) und Callopistria juventina (Stoll, 1782) sind Neufunde für Vorarlberg, auch konnte die FFHArt Euphydryas aurinia aurinia (Rottemburg, 1775) nachgewiesen werden. Eine Betrachtung der ökologischen Gilden zeigt, dass im Untersuchungsgebiet mesophile Wald, Über gangs und Offenlandsarten dominieren; hingegen sind auf der Schattseite des Walgaus xerothermophile Faunenelemente er wartungsgemäß wenig vertreten. Key words: Lepidoptera, Austria, Vorarlberg, Walgau, faunistics, new county records 1 Untersuchungsgebiet Das rund 125 ha umfassende Untersu chungsgebiet liegt in der Gemeinde FRastanz Frastanz oberhalb des Ortsteils Frasta feders und erstreckt sich von etwa 600 bis 1100 m Seehöhe. Die überwiegend Amerlügen nordexponierten, somit schattseitig Frastafeders gelegenen Hanglagen weisen ein abwechslungsreiches Vegetations mosaik aus Mischwald und gehölz bestandenen Flächen sowie offenen Bereichen mit blütenreichen Mager wiesen, Niedermoorkomplexen und Stutzberg Quellfluren auf (BEISER 2014). Eine ausführliche und informative Be schreibung des Untersuchungsgebie Bazora tes und der Vegetationsverhältnisse findet sich bei BEISER (2017a, 2017b) Gurtis und trägt wesentlich zum Verständnis vieler Zusammenhänge innerhalb die ses Landschaftsraums bei. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebiets (Luftbild © VoGIS) Eingegangen: 21.02.2017; Publiziert: 03.03.2017 1 Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet – von Göfis auf der gegenüberliegenden Tal- seite aus betrachtet (Foto: T. & M. Mayr) Abb. 3: Vegetationseindruck: Niedermoor im Bereich »Ebner Berg« (Foto: U. Hiermann) letzten beiden Vegetationsperioden – innerhalb des vorgegebenen Untersu chungsgebietes 728 Arten registriert werden. Zusammen mit den Nach weisen von zwei weiteren Tagaktiven [Pyrgus alveus (Hübner, 1803), Boloria dia (Linnaeus, 1767)] im Jahr 1999, die im aktuellen Erhebungszeitraum nicht festgestellt werden konnten, ergibt sich eine Gesamtartenzahl von 730 Schmetterlingen aus 53 Familien (vgl. Anhang und Tab. 1). Historische Daten weiterer Taxa, die eindeutig dem un tersuchten Gebiet zuordenbar sind, liegen uns nicht vor. HUEMER (1998) sowie E. & U. AISTLEITNER (unpubl.) registrierten in vergleich barer nordexponierter Hanglage das Arteninventar von Schmetterlingen während zweier Vegetationsperioden in den Jahren 199697 bei Nenzing Latz und wiesen dort gesamthaft 695 Arten nach. Die etwas höhere Artenzahl in Gebiet Stutz/Bazora (Frastanz) ist allerdings eher methodisch (längerer Erhebungs 2 Erhebungsmethodik • Suche nach Präimaginalstadien, vor zeitraum, zeitgleicher Einsatz mehre allem Raupen rer Leuchttürme) zu erklären, als durch Um eine möglichst große Zahl un die Artenausstattung selbst. terschiedlicher Schmetterlingsarten Bei der dokumentierten Schmetter erfassen zu können, wurden mehrere 3 Ergebnisse lingsfauna handelt es sich mehrheit Methoden bei erfolgsversprechenden lich um waldassoziierte Arten, die sich Witterungsbedingungen angewen 3.1 Artenvielfalt und Lebens- an Laub bzw. Nadeln von Bäumen und det: raum präferenz Sträuchern entwickeln. Sie bevorzu • Erfassung tagaktiver Taxa unter Zu gen nicht zu nasse, aber auch nicht zu hilfenahme von Schmetterlingsnet Über die diversitätsreiche Schmetter trockene Lebensräume. zen lingsfauna ausgewählter Lebensräu Ubiquisten ohne spezifische Biotopan • Lichtfang mit unterschiedlichen me im Walgau wurde bereits mehr sprüche, etwa in ihrer Entwicklung an Lichtquellen und Leuchtturm fach publiziert: u. a. HUEMER (1998), Nutzpflanzen gebundene Arten, sind Modellen (160 W Mischlicht, 125 W AISTLEITNER & AISTLEITNER (2003), HUEMER & im Kulturland allgemein zu erwarten. HQL, 8 bzw. 15 W superaktinische MAYR (2013), allerdings nur selten über Ebenfalls überrascht das Auftreten mi Röhren, 15 W Schwarzlicht) die – auf den ersten Blick – weniger grierender Arten, sogenannter Wan • Köderschnüre (mit einer Mischung vielversprechende Schattseite dieser derfalter, in den blütenreichen Mager von Wein und Zucker) Talschaft. heuwiesen nicht. • Pheromonfallen zur Registrierung Insgesamt konnten zwischen 2012 Anteilsmäßig wurden nur wenige typi von Glasflüglern (Sesiidae) und 2015 mit Schwerpunkt in den sche Arten der Niedermoore, etwa in inatura – Forschung online 38 (2017) 2 Blattstückchen ein Gehäuse und leben Anzahl nachgewiesener Arten pro Familie in der Bodenstreu (KÜPPERS 2008). Micropterigidae 2 Chimabachidae 2 Hesperiidae 9 Eriocraniidae 2 Lypusidae 1 Pieridae 11 Nachweise: Frastanz, Stutz, 700850 m, Hepialidae 1 Peleopodidae 1 Nymphalidae 30 10.05.2014 (2 Ex., Tagfang), leg. UH, Nepticulidae 2 Depressariidae 15 Riodinidae 1 det. P. Sonderegger; Stutz, 740 m, Adelidae 6 Gelechiidae 23 Lycaenidae 8 Incurvariidae 1 Batrachedridae 1 Pyralidae 17 10.05.2014 LF (4 Ex.) und 11.05.2015 Psychidae 3 Coleophoridae 3 Crambidae 42 LF (3 Ex.), alle leg. & det. TM Tineidae 6 Elachistidae 7 Drepanidae 8 weitere unpublizierte Nachweise (in Bucculatricidae 4 Momphidae 1 Lasiocampidae 3 coll. Toni Mayr): Gracillariidae 8 Stathmopodidae 1 Endromidae 1 Yponomeutidae 2 Scythrididae 1 Saturniidae 1 Vorarlberg, Silvretta, VermuntStausee, Argyresthiidae 8 Pterophoridae 6 Sphingidae 8 Hölle, 1720 m, 27.06.2005 LF (1 Ex.), Plutellidae 1 Schreckensteiniidae 1 Geometridae 164 leg. TM Glyphipterigidae 2 Tortricidae 101 Notodontidae 14 Ypsolophidae 2 Sesiidae 6 Nolidae 5 Fürstentum Liechtenstein, Vaduz, Praydidae 1 Limacodidae 2 Erebidae 35 Schlosswald, 630650 m, 04.05.2012 Lyonetiidae 1 Zygaenidae 6 Noctuidae 132 LF (2 Ex.), leg. U. Aistleitner Oecophoridae 10 Papilionidae 1 SUMME Arten 730 Pammene obscurana (Stephens, Tab. 1: Anzahl der nachgewiesenen Arten (geordnet nach Familien) 1834) – Tortricidae Dieser eurasiatisch verbreitete, sich an Birke (Betula) entwickelnde Wick Kleinseggenrieden und Streuwiesen, 3.2 Anmerkungen zu ausge- ler (RAZOWSKI 2001) wird in Österreich nachgewiesen. Aufgrund ihrer flä wählten Arten bisher erst aus 4 Bundesländern ge chenmäßigen Ausdehnung sind hier meldet (HUEMER 2013). Erstnachweis für die Hangterrasse »Ebner Berg« sowie 3.2.1 Neufunde für die Fauna Vorarl- Vorarlberg! das Moor am »Schwarzaberg« erwäh bergs Nachweis: Frastanz, östlich Stutz, 840 nenswert. 850 m, 05.06.2015 LF (1 Ex.), leg. UH, Der Anteil wärmeliebender Arten ist Nematopogon adansoniella (Villers, det. TM erwartungsgemäß auf der überwie 1789) – Adelidae gend nach Norden exponierten Talsei Diese Langfühlermotte mit den cha Callopistria juventina (Stoll, 1782) – te (Schattseite) gering. Diese z. T. nur rakteristisch braunweiß geringelten Noctuidae in Einzelexemplaren dokumentierten Antennen wurde bisher noch nicht Die exotisch anmutende Adlerfarn Arten benötigen im untersuchten Be aus Westösterreich gemeldet (HUE- eule mit ihrem auffallend behaarten reich nur lokal und kleinflächig in die MER 2013). Als Lebensräume werden mittleren Beinpaar ist paläarktisch Landschaft eingestreute Sonderstand Buchenwälder (BENGTSSON et al. 2008) verbreitet und tritt nach Literatur orte. bzw. lichte, Gebüsch reiche Wälder angaben von Mitte Juni bis August und Innensäume (SEGERER et al. 2003) in einer Generation auf (KOCH 1988, genannt. Die Raupen bauen sich aus EBERT 1997). Der Einzelnachweis aus Abb. 4: Artenverteilung nach Biotop- 400 Präferenz (ökologische Gilden nach 350 350 HUEMER 2001) Mesophile Arten des Waldes (MesWa) 300 und gehölzreicher Übergangsbereiche (MesÜb): 463 (63,4 %) 250 Mesophile Offenlandsarten (MesOf): 200 144 (19,7 %) 144 Arten montaner bis alpiner Biotope 150 113 (Mon, Alp): 41 (5,6 %) 100 Ubiquitäre Arten (Ubiq inkl. Synan): 36 (4,9 %) 50 41 36 24 18 Hygrophile Arten (HygOf): 24 (3,3 %) 4 0 Xerothermophile Arten (XerOf, XerGe): HygOf MesOf XerOf MesÜb MesWa XerGe Mon & Alp Ubiq inkl. 22 (3 %) Synan inatura – Forschung online 38 (2017) 3 Abb. 5: Nematopogon adansoniella (Foto: Rudolf Bryner) Abb. 6: Callopistria juventina - Adlerfarn- eule (Foto: Helmut Deutsch) UH). Im Untersuchungsgebiet konnte die Art in wenigen Exemplaren im Nie dermoorKomplex am »Ebnen Berg« östlich von Stutz festgestellt werden. Als Substrat für die Larvalentwicklung sind verschiedene Kardengewächse und EnzianArten bekannt (BRÄU et al. 2013). Die Populationen der alpinen Rasengesellschaften werden in Vorarl berg dem Taxon glaciegenita (Verity, 1928) zugeordnet und gelten als nicht gefährdet. Nachweise: Frastanz, östlich Stutz, 820 850 m, 01.06.2014 (2 Ex.), 17.05.2015 (3 Ex.), vid. UH Euplagia quadripunctaria (Poda, 1761) – Erebidae