Zu Den Neuen Untersuchungen Auf Der Pfalz Werla *
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Markus Blaich Werla – Zu den neuen Untersuchungen auf der Pfalz 1937, 1957, 2007 – Zu den neuen Untersuchungen auf der Pfalz Werla * Forschungen nachgewiesen werden. Großfl ächige Grabungen haben zwi- schen 1936 und 1939 und 1957 und 1964 zur Aufdeckung fast der gesam- ten Kernburg geführt. Die Verästelun- gen der Forschungsgeschichte sollen an dieser Stelle nicht näher vorgestellt werden 1. Die aus konservatorischen Grün- den seinerzeit wieder abgedeckten Gebäudefundamente sollen in den kommenden Jahren erneut freigelegt und vor Ort visualisiert werden. Das Konzept des „Archäologischen Parks Kaiserpfalz Werla“ wird wesentlich auf den im Jahre 2007 begonnenen Ausgrabungen in der Hauptburg so- wie den Untersuchungen in der Vor- burg fußen. Abb. 1. Blick auf Werla (Bildmitte). Rechts die Auen der Oker, links die Flächen Träger dieser Maßnahmen sind – ne- der Vorburg (H. Meyer, Grabung Pfalz Werla). ben der Gemeinde Werlaburgdorf und der Samtgemeinde Schladen Die Pfalz Werla, Gemeinde Werla- weite Landschaft; schon auf den ersten – der Landkreis Wolfenbüttel, das burgdorf in der Samtgemeinde Schla- Blick wird die sichere, gut zu verteidi- Niedersächsische Landesamt für den, zählt wohl zu den bekanntesten gende Lage verständlich (Abb. 1). Denkmalpfl ege (Stützpunkt Braun- und bedeutendsten archäologischen Bereits im ausgehenden Mittelalter schweig), der GeoPark Harz/Braun- Plätzen in Niedersachsen. Beeindru- war die genaue Lage der Kaiserpfalz schweiger Land/Ostfalen und die ckend ist die Topografi e auf einem in Vergessenheit geraten und konnte ARGE Wolfenbüttel. Als wissen- Geländesporn 18 m oberhalb der erst in den zwanziger Jahren des 20. schaftliche Kooperationspartner sind Oker. Von hier aus überblickt man die Jahrhunderts mit archäologischen das Braunschweigische Landesmuse- um, Referat Ur- und Frühgeschichte Abb. 2. Die Grabungen auf der Hauptburg der Werla (Sommer 2007). Links (Wolfenbüttel) sowie die Johannes- das Westtor, in der Bildmitte und rechts die Gebäudefl ucht zwischen sog. „Ke- Gutenberg-Universität Mainz, Insti- menate“, „Zwischenbau“ und Kapelle (A. Grüttemann / H. Meyer, Grabung tut für Vor- und Frühgeschichte, zu Pfalz Werla). nennen. Erhebliche fachliche Unter- stützung bieten das Ingenieurbüro Gockel+Partner (Baunatal) sowie das Büro HPM Vermessung (Wolfenbüt- tel). Als wichtigster Sponsor konnten die Curt Mast-Jägermeisterstiftung (Wolfenbüttel) und die V+R-Stiftung (Hannover) gewonnen werden. Die historische Überlieferung – beredtes Schweigen Die Pfalz Werla ist im 10. Jahrhun- dert einer der wichtigsten Schauplätze deutscher Geschichte gewesen. Von Heinrich I. bis Otto III. (926 bis 1002) haben sich hier alle Könige aus der Familie der Ottonen mehrfach auf- gehalten und wichtige Entscheidun- gen getroffen. Dabei hat nicht zuletzt die schlaglichtartige, aber umso ein- drücklichere schriftliche Überliefe- rung zur Berühmtheit von Werla bei- getragen. Burgen und Schlösser 2/2008 67 02_Blaich.indd 67 30.06.2008 11:51:55 Uhr Markus Blaich Abb. 3. Das Westtor der Werla, Blick von innen nach außen. Im Hintergrund die Wehrmauer, am rechten Bildrand das Fundament des Erdwalles (H. Meyer, Grabung Pfalz Werla). Abb. 4. Das Mauerwerk des Westtores. Deutlich zu erkennen ist die unterschiedliche Fügung von Fundament und auf- gehendem Mauerwerk (H. Meyer, Grabung Pfalz Werla). Im 10. Jahrhundert wurde die Pfalz sammlungen der führenden Adligen, Die archäologische Forschung mit ihren beiden Vorburgen zur größ- überliefert. Das ist eine – verglichen – mehr Interpretation als ten befestigten Siedlung Nordeuro- mit anderen Pfalzen – recht dürftige Argumentation pas ausgebaut. Die ovale Hauptburg Zahl. Auch spielte Werla zu keiner Aber auch die Geschichte der archä- misst etwa 130 m im Durchmesser; Zeit im Jahreslauf der Ottonen eine ologischen Forschung, die wechseln- die beiden Vorburgen umfassen eine besondere Rolle, z. B. als so genann- den Deutungen der ergrabenen Befun- Fläche von annähernd 600 x 600 m. 3 te „Weihnachts-“ oder „Osterpfalz“ . de und vor allem deren Abhängigkeit Im Zentrum der Hauptburg standen Man könnte demnach zu dem Schluss vom jeweiligen Zeitgeist mögen zur neben einer Versammlungshalle ( pa- kommen, dass die Pfalz nur von un- besonderen Faszination der Pfalz bei- latium ) ein repräsentativer steinerner tergeordneter Bedeutung war. Diesen getragen haben. Wohnbau und eine Kirche (Abb. 2). Beobachtungen steht gegenüber, dass Beispielhaft lässt sich das an der Dis- Zahlreiche Wirtschaftsgebäude in den hier mindestens dreimal über eine kussion um die Bauabfolge auf der Vorburgen dienten als Produktions- Königsnachfolge entschieden wurde; Hauptburg verdeutlichen: Die Inter- stätten und zur Versorgung der kaiser- auch wird Kaiser Barbarossa nicht pretation des Gesamtbefundes durch lichen Hofhaltung 2. ohne Grund gerade an diesem Ort, die verschiedenen Bearbeiter war Im Herbst 1180 war Werla zum letz- mitten im sächsischen Herzogtum, immer abhängig von der archäologi- ten Mal Schauplatz eines Ereignisses den Prozess gegen Heinrich den Lö- schen Datierung der einzelnen Gebäu- von europäischer Bedeutung, als hier wen abgeschlossen haben. de. Diese beruhte aber von Anbeginn Kaiser Friedrich I. Barbarossa den In der Gesamtschau lassen die vorlie- an auf historischen Überlegungen und Prozess gegen Heinrich den Löwen genden Quellentexte demnach viele gründete nicht auf dem geborgenen abschloss. Fragen unbeantwortet. Ihre knappe Fundmaterial. H. Schroller und der Für die Jahre von 926 bis 1035 sind für Form, die offensichtlich bei den zeit- ihn unterstützende Architekt M. Ru- Werla insgesamt 15 Aufenthalte von genössischen Lesern viel Bekanntes dolph dachten eine ottonische Pfalz Königen bzw. Kaisern bezeugt; fer- voraussetzte, erschwert den heutigen nachzuweisen, gewissermaßen das ner sind vier so genannte „sächsische das Verständnis – eine Grenze der Er- Vorbild aller Pfalzen überhaupt und Stammesversammlungen“, d. h. Ver- kenntnis. damit die „Wiege des Deutschen Rei- 68 Burgen und Schlösser 2/2008 02_Blaich.indd 68 30.06.2008 11:52:02 Uhr Werla – Zu den neuen Untersuchungen auf der Pfalz Abb. 5. Im anstehenden, dunkelbraun-humosen Erdreich zeichnet sich das Fundament des Erdwalls (8./9. Jahrhundert) deutlich als helles, ockerfarbenes Band ab (H. Meyer, Grabung Pfalz Werla). Abb. 6. Blick auf die Fundamente der so genannten „Kemenate“ mit dem Gipsestrich (Vordergrund) und des so genannten „Zwischenbaues“ (Hintergrund) (H. Meyer, Grabung Pfalz Werla). ches“. Es ist ganz offensichtlich, wie im Gegensatz zum Tor I (Nordtor) Hinweise auf Dachziegel oder Schie- hier der Zeitgeist die archäologische nicht durch halbrunde, vorgesetzte ferdeckung vorliegen, wird man nicht Be wertung der Grabungsergebnisse Türme nachträglich verändert wurde, fehlgehen, wenn man eine Dachde- bestimmte: König Heinrich I. (919 bis sahen die Ausgräber in diesem Tor ckung mit Spaltbohlen voraussetzt. 936) galt in der politischen Ideologie eine weniger repräsentative Anlage, Die Suchschnitte der Jahre 1934 und des „3. Reiches“ als vermeintlicher die vor allem der Versorgung der 1936 bzw. die Grabungsgrenzen der Begründer des „1. Reiches“, und diese Kernburg diente. In dieses Bild fügte Jahre 1937/38 konnten eindeutig er- Überhöhung fand ihre Entsprechung sich treffl ich ein, dass von diesem Tor fasst werden. Durch die Erweiterung in der Deutung der freigelegten Be- aus der heutige Ort Schladen mit sei- der Grabungsfl ächen in bisher nicht funde 4. ner am Ortsrand gelegenen, allerdings untersuchte Bereiche gelang es zu- erst für das Hochmittelalter bezeugten dem, neue Hinweise zur Anbindung Domäne gut zu erreichen ist. des Tores an die Befestigung zu ge- Die archäologischen Nicht zuletzt bei diesem Bau galt es, winnen; demnach wurde das Tor mit Ausgrabungen im Jahre 2007 die Erhaltung des Mauerwerkes hin- den anschließenden Teilen der Um- Die jüngsten Untersuchungen stellen sichtlich einer möglichen Präsentation fassungsmauer in einem einzigen Vorarbeiten für die Konzeption des bzw. späteren Visualisierung zu prü- Bauabschnitt errichtet. Archäologischen Parks „Kaiserpfalz fen. Soweit sich das anhand der weni- Auch wurden sowohl nördlich als Werla“ dar. Sie konzentrierten sich auf gen, neu geborgenen Funde beurteilen auch südlich des Tores die bisher un- das Tor II (West-Tor) und die Kapelle lässt, kann an der Datierung des Tores bekannten Fundamente eines Erdwalls mit ihren zahlreichen Anbauten; fer- in das 10. Jahrhundert festgehalten entdeckt (Abb. 5). Seit den Grabungen ner rückten die Vorburgen in den Blick werden. Nicht nur das gesamte Fun- des Jahres 1937 wird die Existenz die- der Forschung. dament (sieben Steinlagen), sondern ses Walles diskutiert; er soll, so die Zunächst war die Erhaltung des Mau- auch Teile des aufgehenden Mauer- gängige Meinung, von einer älteren erwerkes zu prüfen, vor allem unter werkes (zwei Lagen) wurden erfasst Anlage stammen 7. Allerdings war bis- dem Blickwinkel der Konservierung. (Abb. 4). Die Erhaltung der Anlage her unklar, ob dieser Wall tatsächlich Ferner galt es, offensichtliche Lücken ist demnach als ausgesprochen gut zu die gesamte Hauptburg umschloss der alten Grabungen zu schließen. So bezeichnen. Wie die Untersuchung oder nur den nördlichen, fl achen Zu- sollten beispielsweise Hinweise auf des verwendeten Steinmaterials er- gang abriegelte. Mit der Freilegung die genauere, archäologisch zu be- gab, wurde für das Fundament sowohl des Wallfundamentes in den Berei- gründende Datierung der einzelnen Buntsandstein als auch Kalkstein ver- chen südlich des Tores ist diese Frage Gebäude gewonnen werden;