Branchenanalyse

Struktur, wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung in Rheinland-Pfalz

IMO-Report 2000/5

3 Im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz Grußwort

Nur Unternehmen, die in der Lage sind, neue mitarbeiter- und kundenorientierte Organisations- und Führungsmodelle einzuführen, können entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen. Was den Betrieben für einen Wandel häufig fehlt, sind die notwendigen Informationen um die eigene Position im Wettbewerb und die zukünftigen Herausforderungen in ihrer Branche. Die Landesregierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, den strukturellen Wandlungsprozess zu unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen und dadurch die Beschäftigung vor allem in strukturschwachen Gebieten zu sichern.

Unter diesen Prämissen startete das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 1998 eine in Deutschland bislang beispiellose „Initiative zur Modernisierung von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen“ (IMO). In einem Zeitraum von rund drei Jahren wurden mit Mitteln des Landes, der Europäischen Gemeinschaftsinitiative ADAPT und der beteiligten Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bestimmter Branchen sowie die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter analysiert. Im Anschluss wurden Verbesserungsmaßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt. Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Hajo Weber, Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Kaiserslautern.

Durch ein koordiniertes Vorgehen auf den verschiedenen Ebenen - Region, Branche, Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - soll vermieden werden, dass die einzelnen Modernisierungsansätze sich gegenseitig blockieren. Die Ergebnisse der verschiedenen Analysen, die Erkenntnisse aus Branchendialogen und modellhafte Ansätze der bedarfsgerechten Qualifizierung für die untersuchten Branchen Keramik, Maschinenbau, Textil und Medien werden in den jeweiligen Branchenberichten präsentiert. Die vorliegende Dokumentation soll dazu dienen, die Erkenntnisse auch auf andere Branchen und Regionen zu übertragen.

Florian Gerster Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz IMO Branchenbericht Maschinenbau 2

IMO wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) und das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit Rheinland-Pfalz.

Impressum Herausgeber: Prof. Dr. Hajo Weber / IMO Universität Kaiserslautern, FG Soziologie Kaiserslautern, 2000  Alle Rechte der Vervielfältigung vorbehalten. IMO Branchenbericht Maschinenbau 3

Projektleitung Prof. Dr. Hajo Weber

Projektbearbeitung Michael Neitzel Martin Schauerte Dr. Martina Wegge

unter Mitarbeit von: Torsten Meier Georgios Papanikolaou Manuela Denk IMO Branchenbericht Maschinenbau 4

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 8

Aufbau des Reports...... 9

1. Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage des Maschinenbaus ...... 9

2. Die wirtschaftliche Lage der Region Kaiserslautern und der Region ...... 16

3. Die Struktur der Maschinenbaubranche...... 26

4. Produkte und Produktinnovationen...... 29

5. Arbeitsmarkt, Qualifizierung...... 41

6. Maßnahmen politischer Förderung von Branche und Region ...... 47

7. Herausforderungen für den Maschinenbau ...... 51

Anhang: Die Regionen Kaiserslautern und Westerwald...... 54

Literatur ...... 67 IMO Branchenbericht Maschinenbau 5

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildungen Seite Abb. 1: Wirtschaftliche Verflechtungen des Maschinenbaus...... 10

Abb. 2: Verteilung des Maschinenbaus nach Bundesländern anhand der Beschäftigten und der Umsätze...... 11

Abb. 3: Sektorale Wirtschaftsstruktur in Rheinland-Pfalz...... 11

Abb. 4: Bedeutung der Wirtschaftszweige des Maschinenbaus in RP (1997)...... 12

Abb. 5: Strukturvergleich des Maschinenbaus (DK29) auf Basis der Umsätze ...... 13

Abb. 6: Regionale Verteilung der Betriebe des Maschinenbaus in Rheinland-Pfalz.... 14

Abb. 7: Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Kaiserslautern ...... 17

Abb. 8: Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald in den Jahren 1990 und 1997...... 18

Abb. 9: Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Westerwald ...... 19

Abb. 10: Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald im Jahre 1997 ...... 20

Abb. 11: Entwicklungsportfolio für die Maschinenbaubranche insgesamt (= Wirtschaftsgruppe 26 Maschinenbau + 27 H. v. Zahnrädern, Getrieben usw.) im Vergleich zur BRD und dem Bundesland Rheinland-Pfalz...... 22

Abb. 12: Shift-Analyse für die Region Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis – Regionales Entwicklungsportfolio für ausgewählte Zweige des Maschinenbaus im Vergleich zu Rheinland-Pfalz ...... 24 IMO Branchenbericht Maschinenbau 6

Abb. 13: Shift-Analyse für die Region Kaiserslautern - Regionales Entwicklungsportfolio für ausgewählte Zweige des Maschinenbaus im Vergleich zu Rheinland-Pfalz ...... 25

Abb. 14: Größenstruktur der Betriebe des Maschinenbaus in Rheinland-Pfalz ...... 27

Abb. 15: Regelungsinhalte von Betriebsvereinbarungen...... 41

Abb. 16: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Maschinenbau in Rheinland-Pfalz...... 42

Abb. 17: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Maschinenbaubranche und dem verarbeitenden Gewerbe insgesamt in Rheinland-Pfalz...... 43

Abb. 18: Die Regionen Kaiserslautern und Westerwald...... 54

Abb. 19: Bevölkerungsprognose für die Region Kaiserslautern...... 58

Abb. 20: Bevölkerungsprognose für die Region Westerwald...... 59

Abb. 21: Bevölkerungsstruktur der Region Kaiserslautern nach Altersklassen ...... 59

Abb. 22: Bevölkerung im Raum Kaiserslautern ...... 62

Abb. 23: Bevölkerung im Raum Westerwald ...... 63 IMO Branchenbericht Maschinenbau 7

Tabellen

Tab. 1: Bedeutende Handelspartner einzelner Maschinenbauzweige in Deutschland im Jahre 1996...... 28

Tab. 2: Betriebe mit Serviceleistungen nach Betriebsgröße...... 31

Tab. 3: Qualifizierungsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Arbeitslosen im Maschinenbau in Rheinland-Pfalz...... 45

Tab. 4: Branchenverbände des Maschinenbaus ...... 48

Tab. 5: Einrichtungen im Bereich der Forschung und des Technologietransfers...... 49

Tab. 6: Bevölkerung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald ...... 56

Tab. 7: Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald...... 64

Tab. 8: Prognose der Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald von 2000 bis 2012 ...... 65

Tab. 9: Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Kaiserslautern in den Jahren 1990 von 1997...... 66

Tab. 10: Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Westerwald in den Jahren 1990 von 1997 ...... 66 IMO Branchenbericht Maschinenbau 8

Vorwort

Die vorliegende Studie wurde am Fachgebiet Soziologie der Universität Kaiserslautern im Rahmen des Projektes "Initiative zur Modernisierung von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen (IMO)“ erstellt. Dabei wurde mit dem Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (Bochum) kooperiert. Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz und der Europäischen Union gefördert. Ziel des Projektes ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittelständischen Betriebe zu verbessern und damit Beschäftigung zu sichern. Seitens des Projektes werden Unterstützungsleistungen bei der Anpassung an gewandelte wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen bereitgestellt. Die Unterstützungsmaßnahmen sind auf drei Ebenen angesiedelt. Auf der Ebene von Unternehmen und Beschäftigten werden Reorganisations- und Qualifikationsmaßnahmen durchgeführt. Auf der Ebene von regionalen Wirtschaftsräumen werden für Unternehmen, Institutionen und andere Akteure Dialoge und Projekte initiiert, gleiches wird auf der Ebene von Branchen angeregt. Damit die regionen- und branchenbezogenen Gestaltungsmaßnahmen und die Branchenproblematik in unterschiedlichen Dimensionen erfasst und die Projekte richtig fokussiert werden können, wurde diese Expertise angefertigt. Ziel des Reports war es, die regional- und branchenspezifischen Herausforderungen und Handlungsfelder zu identifizieren, mit den relevanten Akteuren zu kommunizieren und gemeinsam die Probleme in Angriff zu nehmen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 9

Aufbau des Reports Der Report beschreibt und analysiert die sozio-ökonomischen Strukturen der Maschinenbauindustrie in Rheinland-Pfalz. Dabei werden in Kapitel eins zunächst die ökonomischen Eigenschaften der Branche und ihre aktuelle wirtschaftliche Situation dargestellt und charakterisiert. Die Entwicklungsdynamik der Branche in zwei Regionen, die eine hohe Konzentration von Machinenbauunternehmen aufweisen wird in Kapitel zwei thematisiert, wobei eine Analyse auf Basis der Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die regionalen Dynamiken beschreibt. Das Kapitel drei thematisiert die Struktur der Branche. Die Produktstruktur auf der einen Seite, Forschung und Entwicklung auf der anderen Seite haben zudem erheblichen Einfluss auf die Entwicklungsdynamik einer Branche; sie werden in Kapitel vier behandelt. Die Branchendynamik findet ihre Entsprechung auf dem Arbeitsmarkt, der im Zusammenhang mit dem Berufsbildungssystem in Kapitel fünf thematisiert wird. Kapitel sechs beschreibt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die wesentlichen Aktivitäten auf Landesebene. Vor welchen Herausforderungen der Maschinenbauindustrie, ihrer Unternehmen und Beschäftigten, aber auch die Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Erziehung stehen, wird im abschließenden Kapitel sieben behandelt.

1. Zur aktuellen wirtschaftlichen Lage des Maschinenbaus

Bedeutung des Maschinenbaus in Deutschland und Rheinland-Pfalz Der Maschinenbau ist in der Bundesrepublik Deutschland einer der wichtigsten Industriezweige. 15,9 Prozent aller Industriearbeitsplätze, das entspricht etwas über eine Million Beschäftigte, entfielen 1997 auf diese Branche. Im Durchschnitt beträgt die Bruttowertschöpfung 8,5 Prozent oder knapp 85 Mrd. DM pro Jahr bezogen auf die Wertschöpfung des Produzierenden Gewerbes insgesamt. Mit einer hohen Exportquote von 44,3 Prozent steht der Maschinenbau in absoluten Zahlen mit 114 Mrd. DM Auslandsumsatz hinter dem Kraftfahrzeugbau und noch vor der chemischen Industrie an zweiter Stelle.

Dabei nimmt der Maschinenbau aufgrund seiner Produktpalette eine hervorgehobene Stellung ein. Der Maschinenbau stellt - bis auf wenige Ausnahmen - vorwiegend Investitionsgüter her und ist daher mit nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen liefermäßig verflochten. Auf der Lieferantenseite bestehen ausgeprägte Beziehungen zu Dienstleistungsunternehmen und der Elektrotechnik, auf der Abnehmerseite dominiert der Straßenfahrzeugbau. Auffällig ist die hohe intersektorale Verflechtung: So geht ein Viertel der Erzeugnisse des Maschinenbaus wiederum als Vorprodukt in die Produktion eines anderen Maschinenbauzweiges ein. IMO Branchenbericht Maschinenbau 10

Wirtschaftliche Verflechtungen des Maschinenbaus

Lieferanten des Maschinenbaus Abnehmer des Maschinenbaus

Maschinenbau 27 % 26 % Maschinenbau

12 % Straßenfahrzeugbau Dienstleistungen 17 % 5 % Land- und Forst- M wirtschaft, Fischerei Elektrotechnik 12 % as 7 % Elektrotechnik ch 6 % Chemie Gießereien 4 % in en 4 % Baugewerbe Ziehereien, Kaltwalzwerke 6 % ba 3 % Gummi und Kunststoff

u 4 % Nahrungs- und Genußmittel Eisen und Stahl 6 % 3 % Zellstoff und Papier

Sonstige Industriezweige 28 % 30 % Sonstige Industriezweige

Quelle: Statistisches Bundesamt, Ifo-Institut, VDMA-Berechnungen. Maschinenbau wird in der engen Begriffsdefinition abgegrenzt.

Abb. 1: Wirtschaftliche Verflechtungen des Maschinenbaus.

Für den Maschinenbau der Bundesrepublik Deutschland hat der Standort Rheinland- Pfalz eine untergeordnete Bedeutung. Lediglich 3,6 Prozent aller Beschäftigten dieses Industriezweiges arbeiten in Rheinland-Pfalz, gemessen an den Umsätzen sind es mit 3,2 Prozent sogar noch etwas weniger. IMO Branchenbericht Maschinenbau 11

Maschinenbau - Verteilung nach Bundesländern anhand der Beschäftigten und der Umsätze

Anteil einzelner Bundesländer am gesamten Maschinenbau der Bundesrepublik Deutschland nach ...

... Beschäftigten ... Gesamtumsatz

Bayern Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Bayern 20,6% 26,3% 28,3% 20,9%

Übrige Bundesländer 17,9% 28,4% 21,1% Übrige 29,7% Baden-Württemberg Bundesländer 3,2% 3,6% Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz

Quelle: Statistisches Handbuch für den Maschinenbau 1997 des VDMA, eigene Berechnungen.

Abb. 2: Verteilung des Maschinenbaus nach Bundesländern anhand der Beschäftigten und der Umsätze.

In Rheinland-Pfalz selbst ist der Maschinenbau zwar nicht der größte Arbeitgeber, anders als in vielen anderen Bundesländern, er steht aber nach der Chemischen Industrie und der Metallverarbeitenden Industrie mit einem Anteil von 11,3 Prozent der Beschäftigten an der dritten Stelle.

Sektorale Wirtschaftsstruktur in Rheinland-Pfalz

Vergleich auf Basis der Beschäftigten. Die größten sechs und die betrachteten Wirtschaftshauptgruppen. Jahresdurchschnittswerte 1997.

Chemische Industrie

H.v. Gummi- und Ernährung/Tabak Kunststoffwaren 22,0% Maschinenbau 7,5% 7,0% 11,2% Metallerzeugung Betrachtete 11,4% und -bearbeitung 15,2% Wirtschaftszweige

6,2%

10,6% 20,1% Keramische Industrie H.v. Büromasch., (DI 26.2/26.3) DV-Geräte etc. 1,7% Textilindustrie 0,9% Druckindustrie Fahrzeugbau Sonstige Wirtschaftszweige 1,3%

Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 3: Sektorale Wirtschaftsstruktur in Rheinland-Pfalz. IMO Branchenbericht Maschinenbau 12

Den Schwerpunkt innerhalb des rheinland-pfälzischen Maschinenbaus bildet die Herstellung von Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen mit einem Umsatz von ca. 1,5 Mrd. DM, danach folgen die Herstellung von Pumpen und Kompressoren mit ca. 1 Mrd. DM und die Herstellung von sonstigen Maschinen für unspezifische Verwendungen sowie die Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen (jeweils ca. 0,8 Mrd. DM).

Bedeutung der Wirtschaftszweige des Maschinenbaus anhand der Umsätze in RP 1997

Prozentualer Anteil des Wirtschaftszweiges ... an der Gesamtumsätze des Maschinenbaus in RP

Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen 17,6%

Pumpen und Kompressoren

12,3%

32,7%

Übrige Wirtschaftszweige

Maschinen für unspez. Verwendungen a.n.g. 9,3%

Land- und forstwirtsch. 9,2% Maschinen 6,1% Armaturen 6,4% 6,4% Hebezeuge und Fördermittel Werkzeugmaschinen Quelle: Statistisches Landesamt RP, eigene Berechnungen.

Abb. 4: Bedeutung der Wirtschaftszweige des Maschinenbaus in RP (1997).

Im Vergleich der Strukturen des Maschinenbaus zwischen Rheinland-Pfalz und dem Bundesgebiet, sind Unterschiede in der Bedeutung einzelner Wirtschaftszweige erkennbar. Vergleicht man die Anteile des jeweiligen Wirtschaftszweiges in RP anhand der Umsätze mit dem korrespondierenden Wert auf Bundesebene, dann weist Rheinland-Pfalz insbesondere bei der Herstellung von Bergwerksmaschinen, Bau- und Baustoffmaschinen und bei der Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen Stärken auf. IMO Branchenbericht Maschinenbau 13

Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur BRD und Rheinland Pfalz

Strukturvergleich des Maschinenbaus (DK29) auf Basis der Umsätze. Jahresdurchschnittswerte 1997. Jeweilige Anteile an den Gesamtumsätzen des Maschinenbaus. 29.1 H.v. Maschinen für die Erzeugung u. Nutzung von mechanischer Energie 23,9% 20,8% 29.12 H.v. Pumpen und Kompressoren 5,6% 12,3%

29.13 H.v. Armaturen 5,8% 6,1% 29.2 H.v.sonstigen Maschinen für 22,4% 19,7% unspezifische Verwendung 29.22 H.v. Hebezeugen und Fördermitteln 7,1% 6,4% 29.24 H.v. Maschinen für unspezifische Verwendung a.n.g. 9,1% 9,3% 29.3 H.v. land- und forstwirtschaftlichen Maschinen 3,9% 9,2% 29.4 H.v. Werkzeugmaschinen 11,1% 6,4% 29.5 H.v. Maschinen für sonstige 28,6% 40,5% bestimmte Wirtschaftszweige 29.52 H.v. Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen 5% 17,6% 29.54 H.v. Maschinen für das Textil-, 4,1% 3,6% Bekleidungs- und Ledergewerbe 29.56 H.v. Maschinen für bestimmte 14,3% 13,7% Wirtschaftszweige a.n.g. 40%20% 0% 20% 40% 30% 10% 10% 30% BRD Rheinland-Pfalz Zweige des Maschinenbaus mit einem Anteil in Rheinland-Pfalz von mehr als 3,5%. Quelle: Statistische Bundes- und Landesämter.

Abb. 5: Strukturvergleich des Maschinenbaus (DK29) auf Basis der Umsätze

Ebenfalls hervorzuheben ist die Herstellung von Pumpen und Kompressoren, dessen Anteil in RP mehr als doppelt so hoch ist wie im Bundesgebiet. Hierin spiegelt sich die Bedeutung der Chemischen Industrie in Rheinland-Pfalz wider, für die diese Maschinen vor allem benötigt werden. Dagegen ist der Werkzeugmaschinenbau im Vergleich zum Bundesgebiet deutlich untergewichtet. In bezug auf die regionale Verteilung der Maschinenbaubetriebe zeigt sich eine hohe zahlenmäßige Konzentration der Betriebe im Norden von Rheinland-Pfalz. In den Landkreisen Neuwied und Altenkirchen sowie im Westerwaldkreis hatten zum 30.09.1997 insgesamt 73 Betriebe ihren Sitz (rd. ein Viertel aller Maschinenbaubetriebe in Rheinland-Pfalz). Darüber hinaus haben sich viele Betriebe entlang des Trassenverlaufs der Bundesautobahn A61 respektive entlang des Rheines von Nord-Westen nach Süd-Osten angesiedelt.

Einen weiteren Schwerpunkt hat der Maschinenbau im südlichen Rheinland-Pfalz herausgebildet: In den Landkreises Südwestpfalz, Bad Dürkheim und Germersheim sowie den kreisfreien Städten Zweibrücken, Pirmasens, Kaiserslautern und Speyer sind knapp 20 Prozent aller Maschinenbaubetriebe ansässig. IMO Branchenbericht Maschinenbau 14

Abb. 6: Regionale Verteilung der Betriebe des Maschinenbaus in Rheinland-Pfalz IMO Branchenbericht Maschinenbau 15

Konjunkturelle Lage des Maschinenbaus Durch die intensiven Verflechtungen mit nahezu allen anderen Wirtschaftszweigen ist der Maschinenbau gegenüber konjunkturellen Schwankungen sehr anfällig. Insofern war der deutsche Maschinenbau von der allgemeinen Wirtschaftskrise Anfang der 90er Jahre besonders betroffen. Erst im Verlaufe des Jahres 1996 zeichnete sich eine Besserung ab, die sich 1997 mit einem Anstieg der Auftragseingänge um real 10 Prozent und im Jahre 1998 um real 6 Prozent fortsetzte. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Umsätze des Maschinenbaus im Jahre 1997 durchschnittlich um 3,9 Prozent zulegen. Besonders hohe Zuwächse haben die Hersteller von Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen (+ 7,9 Prozent) und die Hersteller von Verbrennungsmotoren und Turbinen (+ 7,8 Prozent; ohne Straßenfahrzeugbau) verbuchen können. Dagegen mußten die Hersteller von Ackerschleppern (- 17,6 Prozent) und von Maschinen für die Metallerzeugung und von Walzwerkeinrichtungen (- 14,9 Prozent) deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Allerdings macht der Umsatz dieser beiden Wirtschaftszweige nur rd. 2,5 Prozent des Gesamtumsatzes des Maschinenbaus aus. Die Maschinenbaubetriebe in Rheinland-Pfalz konnten von der konjunkturellen Erholung der Branche nicht bzw. nur in geringem Maße profitieren. 1997 lagen die Umsätze mit einem Plus von 0,65 Prozent nur geringfügig über dem Niveau des Vorjahres. Die Konjunktur verlief in den einzelnen Teilbereichen des Maschinenbaus sehr unterschiedlich. Einzelne Branchen haben diese positiven Impulse nutzen können und konnten ihre Umsätze deutlich verbessern. Dies trifft insbesondere für die Hersteller von Maschinen für das Ernährungsgewerbe und die Tabakverarbeitung (Umsatzplus von rd. 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr), für Hersteller von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen (+ 22 Prozent) und für Hersteller von Armaturen (+ 18 Prozent) zu. Dagegen mußten die Hersteller von Maschinen für das Textil-, Leder- und Bekleidungsgewerbe deutliche Umsatzeinbußen (rd. – 17 Prozent) hinnehmen. In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1998 sind erste Anzeichen für eine konjunkturelle Abschwächung erkennbar geworden. Die Auftragseingänge, die den Umsätzen mit einem Vorlauf von knapp einem halben Jahr vorausgehen, schwächten sich erstmals wieder ab. Vorwiegend durch ein Minus bei den Auslandsaufträgen von 17 Prozent fiel der Gesamtauftragseingang im zweiten Halbjahr 1998 um 8 Prozent. Dieser negative Trend konnte auch von einem weiteren Anstieg der Inlandsaufträge nicht kompensiert werden. Dennoch war das Jahr 1998 ein Rekordjahr für den Maschinenbau: Mit einem realem Produktionsplus von 7,8 Prozent konnte man das höchste Wachstum seit 1989 erzielen. Die Kapazitäten waren optimal ausgelastet, und die Branche konnte durch Verbesserung der preislichen und technischen internationalen Wettbewerbsfähigkeit Weltmarktanteile zurückerobern. IMO Branchenbericht Maschinenbau 16

Produktionsauslastung Mit den Produktionszuwächsen seit etwa 1996 hat die Maschinenbaubranche in Deutschland nun endgültig den Bereich der Produktionsunterauslastung verlassen. Die Kapazitätsauslastung stieg nach Angaben des ifo-Instituts im September 1997 auf 86,7 Prozent und im Juni 1998 auf 90,2 Prozent. Seitdem hat sich die Produktionsauslastung zwar stetig vermindert, verbleibt aber mit 89,6 Prozent im Dezember 1998 auf einem relativ hohen Niveau. Die Urteile über die Auftragsreserven haben sich gegenüber dem Ende des dritten Quartals 1998 erheblich verschlechtert, so daß laut ifo-Konjunkturtest die Betriebe des Maschinenbaus in den kommenden Monaten mit einer anhaltenden Abschwächung des Geschäftsverlaufs und mit einer abnehmenden Produktion rechnen müssen. Während noch im September 1998 relativ wenige Unternehmen der Überzeugung waren, daß sie in den nächsten zwölf Monaten keine zufriedenstellende Auslastung erzielen können, waren es in der Dezemberumfrage deutlich mehr Betriebe.

Gewinnsituation, Ertragslage, Kapitaldecke Anfang der 90er Jahre ist die Nettoumsatzrendite im Maschinenbau durch die Rezession in Deutschland von 2,5 Prozent auf Werte unter 0,5 Prozent gefallen. Neben dem allgemeinen Umsatzrückgang wurde die Ertragssituation der Unternehmen zusätzlich durch den drastischen Personalabbau verschlechtert. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sind nach Einschätzung des VDMA überdurchschnittliche Gewinne für mehrere Jahre nötig, um die verminderte Eigenkapitalbasis wieder aufzubauen. Zwar konnten die Erträge 1998 auf 2,5 Prozent Netto-Umsatz-Rendite nach nur 2 Prozent in 1997 verbessert werden, allerdings sind angesichts der Zyklizität des Maschinenbaus nach Angaben des VDMA Renditen in Höhe von wenigstens 3 Prozent erforderlich. Höhere Margen, wie sie in der Vergangenheit in vergleichbaren Boomphasen mit Produktionsengpässen erzielbar waren, lassen sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr durchsetzen. Trotz der anziehenden Nachfrage stehen die Preise der Maschinenbauerzeugnisse weiterhin unter Druck. Per Saldo konnten die Erzeuger durch den anhaltend starken internationalen Wettbewerb lediglich Preissteigerungen in Höhe von 0,9 Prozent durchsetzen.

2. Die wirtschaftliche Lage der Region Kaiserslautern und der Region Westerwald Nachdem die Region Kaiserslautern Anfang der neunziger Jahre einen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von rd. 211.100 auf rd. 215.600 verzeichnen konnte, verringerte sich dieser Wert in den folgenden Jahren auf rd. 192.900 (1997). IMO Branchenbericht Maschinenbau 17

Diese Entwicklung schlug sich in den einzelnen Wirtschaftshauptgruppen unterschiedlich nieder und führte zum Teil zu erheblichen Strukturverschiebungen. Einen Einblick gewährt die folgende Abbildung, welche die Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Kaiserslautern veranschaulicht.

Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Kaiserslautern Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen auf Basis der sozialpflichtig Beschäftigten zwischen 1990 und 1997. Beschäftigte Abs.: 211.142 214.933 215.643 207.050 202.021 199.597 195.081 192.973 Land- u. Forstwirtschaft, Energie, Organ. u. 3,44 3,48 3,6 3,74 4,01 4,08 4,25 100% 5,92 Private Haushalte

36,22 35,22 34,83 80% 41,12 41,17 39,82 38,06 35,91 Verarb. Gewerbe

6,37 Bau 7,08 6,65 60% 6,85 5,28 6,62 6,52 6,64 13,45 Handel 13,36 13,39 13,04 13,2 11,81 12,03 12,45 3,55 3,91 Verkehr- u. Nachrichten 4,05 3,67 3,98 2,84 40% 3,95 3,97 3,99 2,79 2,94 Kredit- u. Versicherungs- 2,97 3 2,78 2,8 2,82 gewerbe

17,33 17,83 18,97 20,25 21,64 22,57 23,66 24,15 Dienstleistungen 20%

12,96 12,2 11,72 11,11 10,79 10,49 10,51 10,2 Gebietsk. Sozialv.

0% 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 7: Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Kaiserslautern

Deutlich wird der Bedeutungsverlust des Verarbeitenden Gewerbes innerhalb der Wirtschaftshauptgruppen. Sein Anteil verringerte sich von 41,12 Prozent im Jahre 1990 auf 34,83 Prozent (1997), was einen absoluten Rückgang von rd. 19.600 Beschäftigten bedeutet. Dies konnte nur zum Teil durch die starke Zunahme des Dienstleistungsbereichs kompensiert werden. Dieser erhöhte seinen Anteil im betrachteten Zeitraum von 17,33 auf 24,15 Prozent, was einem absoluten Zuwachs von rd. 10.000 Beschäftigten gleichkommt. Die Bereiche Dienstleistungen sowie Handel konnten ihren Anteil an der Gesamtbeschäftigung kontinuierlich steigern, wogegen die übrigen Wirtschaftshauptgruppen – mit Ausnahme der Gebietskörperschaften – nur marginale Änderungen aufweisen. Die folgende Abbildung gibt Aufschluß über Branchenstrukturveränderungen innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in den Jahren 1990 und 1997. IMO Branchenbericht Maschinenbau 18

Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Vererbeitenden Gewerbes in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald in den Jahren 1990 und 1997. Vergleich auf Basis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 1990 und 1997. Region Kaiserslautern Region Westerwald Beschäf tigte insg.: 86.81367.205 63.240 59.977 2,53% 2,28% Chemische Industrie Chemische Industrie 2,03% 1,93% Kunststof f -, Gummi- u. Asbest 5,47% 7,44% 7,63% 9,21% Kunststof f -, Gummi- u. Asbest Gew. und Verarb. v on Steinen und Erden; 2,89% Feinkeramik, Glas 2,86% 2,36% 3,76% Metallerzeugung und -bearbeitung 18,29% 16,51% Gew. und Verarb. v on Steinen und Erden; Feinkeramik, Glas

9,42% 8,26% Metallerzeugung und -bearbeitung Stahl-, Maschinenbau, Fahrzeugbau 45,58% 46,73%

25,47% 26,82% Stahl-, Maschinenbau, Fahrzeugbau

Elektrotechnik (oh.ADV), Feinmechanik, 9,92% EBM-Waren usw. 9,07% Elektrotechnik(oh.ADV), Feinmechanik, 14,86% 13,61% EBM-Waren usw. Holz-, Papier-, Druckgewerbe 7,95% 9,33%

11,12% 13,7% Holz-, Papier-,Druckgewerbe Leder-,Textil- u. Bekleidung 15,08% 10,24%

5,98% 4,92% Leder-, Textil- u. Bekleidung 6,83% 7,76% Nahrungs- u. Genussmittelgewerbe 4,7% 4,69% Nahrungs- u. Genussmittelgewerbe 19901997 1990 1997 Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 8: Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald in den Jahren 1990 und 1997

Mit einem Anteil von 46,73 Prozent (1997) an der Gesamtbeschäftigung des Verarbeitenden Gewerbes nimmt die Branche Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau noch vor Leder, Textil und Bekleidung (10,24 Prozent) sowie Holz, Papier, Druck (9,33 Prozent) eine dominante Stellung in der Region Kaiserslautern ein. Obwohl sich der prozentuale Anteil dieser Branche in den Jahren 1990 bis 1997 von 45,58 Prozent auf 46,72 Prozent erhöht hat, verringerte sich ihre absolute Beschäftigtenzahl im obigen Zeitraum um rd. 8.100 Arbeitnehmer. Erhebliche Beschäftigungseinbußen mußten darüber hinaus auch die Branchen Elektrotechnik, Feinkeramik (rd. 2.500 Arbeitnehmer) sowie Leder, Textil und Bekleidung (rd. 6.200 Arbeitnehmer) verzeichnen, welche damit zusammen mit der Branche Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau einen wesentlichen Anteil an der negativen Beschäftigtenentwicklung des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Kaiserslautern haben. Im Gegensatz dazu konnten die Branchen Kunststoff, Gummi, Asbest sowie Metallerzeugung und –bearbeitung absolut als auch relativ Beschäftigtenzuwächse verzeichnen. Die Region Westerwald weist im Betrachtungszeitraum eine Zunahme der sozialversicherungspflichtig beschäftigten von rd. 131.200 (1990) auf rd. 140.800 im Jahre 1997 auf. Innerhalb der Wirtschaftshauptgruppen wird diese Entwicklungen mit einer Verringerung des Anteils des Verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtbeschäftigung von 48,19 Prozent auf 42,58 Prozent (minus rd. 3.200 Beschäftigte) begleitet. Der Dienstleistungsbereich erhöhte seinen Anteil von 16,33 Prozent auf 21,32 Prozent. Anders als in der Region Kaiserslautern konnten in diesem Fall die Dienstleistungen die Verluste des Verarbeitenden Gewerbes nicht nur kompensieren, sondern auch mit einem absoluten Wachstum von rd. 8.600 IMO Branchenbericht Maschinenbau 19

Beschäftigten wesentlich zur positiven Gesamtentwicklung in der Region beitragen. Demnach sind auch die Anteile der übrigen Wirtschaftsgruppen relativ konstant geblieben. Absolut gesehen konnte man sogar leichte Beschäftigungszuwächse verzeichnen.

Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Westerwald Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen auf Basis der sozialpflichtig Beschäftigten zwischen 1990 und 1997. Beschäftigte Abs.: 131.221 137.517 141673 141.383 141.490 142.362 141.551 140.860 3,25 3,08 3,12 3,14 3,19 3,21 3,39 3,37 Land- u. Forstwirtschaft, 100% Energie, Organ. u. Private Haushalte

80% 44,86 43,33 42,98 42,34 42,58 Verarb. Gewerbe 48,19 48,1 46,97

60% Bau 9,54 9,36 8,96 8,66 9,19 8,67 8,6 8,74

13,4 13,27 12,78 Handel 40% 13,7 13,7 12,66 12,93 13,19 3,63 Verkehr- u. Nachrichten 3,5 3,39 3,36 3,31 2,41 2,42 3,22 2,41 2,43 Kredit- u. Versicherungs- 3,29 3,29 2,38 2,3 2,17 2,3 gewerbe

20% 19,16 19,78 20,82 21,32 Dienstleistungen 16,33 16,65 17,32 18,19

5,31 5,18 5,14 5,18 5,35 5,34 5,42 5,25 Gebietsk. Sozialv.

0% 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 9: Entwicklung der Wirtschaftshauptgruppen in der Region Westerwald

Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes stieg der Anteil der Branche Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau im Betrachtungszeitraum von 25,47 auf 26,82 Prozent an. Absolut gesehen blieb die Beschäftigtenzahl jedoch annähernd konstant (minus 23 Beschäftigte). Mit einem Anteil von 16,51 Prozent an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe folgt die Branche Steine und Erden, Feinkeramik, Glas, welche im selben Zeitraum einen Rückgang von rd. 1.600 Beschäftigten verzeichnen mußte. Ebenfalls starke Beschäftigungsrückgänge (minus rd. 1.000 Beschäftigte) mußte die Branche Metallerzeugung und –bearbeitung hinnehmen. Damit ist der Großteil des Beschäftigtenrückgangs im Verarbeitenden Gewerbe auf diese Branchen zurückzuführen. Zusammenfassend ist zu sagen, daß der Anteil der Beschäftigten in der Branche Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau an der Gesamtbeschäftigtenzahl des Verarbeitenden Gewerbes in den betrachteten Regionen sehr hoch ist. Obwohl es in den letzten Jahren zu erheblichen Beschäftigungsrückgängen im Verarbeitenden Gewerbes gekommen ist, bestimmt dieser die Wirtschaftsstruktur der beiden Regionen bis zum heutigen Zeitpunkt. IMO Branchenbericht Maschinenbau 20

Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Vererbeitenden Gewerbes in den Räumen Kaiserslautern und Westerwald

Vergleich der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe. Jeweiliger Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten im Jahr 1997.

Chemische Industrie 1,93% 2,28%

Kunststoff-,Gummi- u. Asbest 7,44% 9,21%

Gew. und Verarb. von Steinen und 2,36% 16,51% Erden; Feinkeramik, Glas Metallerzeugung und -bearbeitung 3,76% 8,26%

Stahl-,Maschinenbau, 46,73% 26,82% Fahrzeugbau Elektrotechnik(oh.ADV),Feinmechanik, 9,07% 13,61% EBM-Waren usw. Holz-, Papier-,Druckgewerbe 9,33% 13,7%

Leder-,Textil- u. Bekleidung 10,24% 4,92%

Nahrungs- u. Genussmittelgewerbe 7,76% 4,69%

60%40% 20% 0% 20% 40% 60% 50% 30% 10% 10% 30% 50% Kaiserslautern Westerwald

Quelle: Statistische Landesämter.

Abb. 10: Vergleich der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald im Jahre 1997

Im weiteren Verlauf soll eine Shift-Analyse näheren Aufschluß über die Stärken und Schwächen der Region Westerwaldkreis geben sowie Handlungsoptionen für die politischen Entscheidungsträger aufzeigen.

Shift-Analyse für die Untersuchungsregionen Im folgenden soll durch das Instrument der Shift-Analyse die Maschinenbaubranche in der Region Altenkirchen, Neuwied, Westerwaldkreis (Region I) sowie im Raum Kaiserslautern (Region II) näher untersucht werden. Die zentrale Hypothese der Shift-Analyse ist, daß sich bundesrepublikanische Trends in allen Regionen der Bundesrepublik prinzipiell gleich auswirken, so daß der größte Teil der Regionalentwicklung aus den nationalen Trends des Strukturwandels erklärbar wird. Abweichungen von bundesrepublikanischen Entwicklungstrends in den zu untersuchenden Regionen lassen sich auf regionale Unterschiede in der Branchenstruktur und in den Standortfaktoren erklären. Dabei gibt der Regionalfaktor das tatsächliche Beschäftigungswachstum der Branche in der Region an. Regionale Abweichungen sind demnach mit vom gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt abweichenden Branchenstrukturen oder Standortfaktoren zu begründen. Die Branchendynamik gibt an welche Beschäftigungsentwicklung in der Maschinenbaubranche vorgelegen hätte - bereinigt um konjunkturelle Einflüsse -, wenn sich die Branche wie im Bundes- oder Landestrend entwickelt hätte. Die Differenz zwischen dem Regionalfaktor und dem Strukturfaktor wird als Standortfaktor bezeichnet. Da sich dieser Faktor residual ergibt, wird ihm häufig eine IMO Branchenbericht Maschinenbau 21

Art „Mülleimerfunktion“ attestiert1. Gemeint ist, daß mit diesem Faktor nicht nur Unterschiede des Standortes gemessen werden, sondern auch andere, eher weiche Aspekte wie z.B. die Managementqualität und die Produktqualität der Unternehmen berücksichtigt werden. Neuere Untersuchungen belegen, daß der Standortfaktor hoch positiv mit der regionalen Betriebsgrößenstruktur und mit dem Anteil hochqualifizierter Dienstleistungen in der Industrie wie z.B. F & E, Marketing, Finanzierung und Management korreliert.

1 vgl. Claus Schönebeck, Wirtschaftsstruktur und Regionalentwicklung, 1996, S. 84. IMO Branchenbericht Maschinenbau 22

Abb. 11: Entwicklungsportfolio für die Maschinenbaubranche insgesamt (= Wirtschaftsgruppe 26 Maschinenbau + 27 H. v. Zahnrädern, Getrieben usw.) im Vergleich zur BRD und dem Bundesland Rheinland-Pfalz

Während die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Maschinenbaubranche (Wirtschaftsgruppe 26 und 27) in der Bundesrepublik in den Jahren zwischen 1990 und 1997 um 20,67 Prozent zurückgegangen sind, weist das Bundesland Rheinland- Pfalz im selben Zeitraum einen Rückgang von 22,29 Prozent auf. Im Gegensatz dazu verzeichnet die Branche in der Region I (Altenkirchen, Neuwied, Westerwaldkreis) einen deutlich besseren, wenn auch negativen IMO Branchenbericht Maschinenbau 23

Beschäftigungsverlauf von minus 1,71 Prozent. Die Vergleichsregion Kaiserslautern mußte einen Beschäftigungsverlust von 36,45 Prozent hinnehmen, der deutlich über den Einbußen des Bundes und des Landes liegen. Diese Aussagen spiegeln sich auch in den Regionalfaktoren wider, die im Zusammenhang mit der Shift-Analyse ermittelt wurden. Diese geben das tatsächliche Beschäftigungswachstum der Branche in den betrachteten Regionen an. Die Regionen lassen im Vergleich zu den übergeordneten Raumeinheiten nur kleine Unterschiede erkennen. Auffallend ist jedoch die geringfügig schlechtere Branchendynamik sowie der leicht positivere Standortfaktor des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Die Region I weist eine negative Branchendynamik im Vergleich zur Bundesrepublik (-25,6 Prozent) und dem Land Rheinland-Pfalz (-28,2 Prozent) aus. Im Gegensatz dazu findet man im Vergleich zu den übergeordneten Regionseinheiten positive Standortfaktoren (BRD=23,9 Prozent; Rheinland-Pfalz=26,5 Prozent) vor. Diese Ergebnisse lassen den Schluß zu, daß die Wirtschaftszweige mit allgemeinem Beschäftigungsabbau innerhalb der Maschinenbaubranche stark vertreten sind, und damit eine ungünstige Branchenstruktur konstatiert werden kann. Eine Strukturanpassung hat also nicht stattgefunden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß sich in der Region I „kritische“ Wirtschaftszweige des Maschinenbaus befinden, welche aber durch geschicktes Marketing und innovatives Management neue Entwicklungspotentiale erschlossen haben und damit ihre Marktposition behaupten konnten. In Verbindung mit dem Standortfaktor bedeutet dies, daß für ein positives Abschneiden nicht nur traditionelle Standortfaktoren wie Infrastruktur und ähnliches verantwortlich gemacht werden können, sondern auch der Anteil der höherwertigen Produktionsdienstleistungen in den Industriebetrieben eine wichtige Rolle spielt. Erfolgreiche Unternehmen stellen meist hochspezialisierte Güter bei überproportionalem Einsatz von höherwertigen Produktionsdienstleistungen her. Damit sind besondere Marketing-Anstrengungen beim Verkauf und besondere Dienstleistungen nach dem Verkauf („After-Sales-Services“) sowie F&E-Aktivitäten bei der Entwicklung der Produkte gemeint. Die Region II weist im Vergleich zur BRD und dem Land Rheinland-Pfalz eine negative Branchendynamik von –16,6 bzw. –18,2 Prozent auf. Hinzu kommt ein negativer Standortfaktor von -19,9 bzw. -18,2 Prozent. Demnach können in Anlehnung an die Argumentationsweise zur Region I negative Branchenstrukturen sowie negative Standortfaktoren für den Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verantwortlich gemacht werden. Vergleicht man beide Regionen miteinander, so stellt man fest, daß sich die Region I durch eine negative Branchendynamik und einen positiven Standortfaktor auszeichnet. Im Gegensatz dazu weist die Region II eine geringfügig bessere, wenn auch negative Branchendynamik sowie einen negativen Standortfaktor auf. Dies bedeutet, daß sich die Maschinenbaubranche bereinigt um konjunkturelle Einflüsse deutlich schlechter entwickelt hätte, wäre sie dem Branchentrend auf Bundesebene gefolgt. IMO Branchenbericht Maschinenbau 24

Abb. 12: Shift-Analyse für die Region Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis – Regionales Entwicklungsportfolio für ausgewählte Zweige des Maschinenbaus im Vergleich zu Rheinland-Pfalz

Betrachtet man die Wirtschaftszweige innerhalb der Region I, so ist zu sagen, daß aufgrund des eng abgegrenzten Analyseraums und den damit in Zusammenhang stehenden geringen Grundgesamtheiten nur bestimmte Wirtschaftszweige des Maschinenbaus im Rahmen dieser Untersuchung analysiert werden. Im Sinne einer problemadäquaten Datendisaggregation wurden in diesem Fall die Maschinenbauzweige „262 Herstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Ackerschleppern“, „265 Herstellung von Textilmaschinen und Nähmaschinen“ sowie „286 Herstellung von Wäschereimaschinen, Schuh- und Lederindustriemaschinen“ herausgenommen. Darüber hinaus wurde damit dem Kriterium einer zweckmäßigen Datengliederung sowie dem Homogenitätsbegriff Rechnung getragen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 25

Das obige Portfolio gibt an, wie sich die einzelnen Branchen in der Region I im Vergleich zum Bundesland Rheinland-Pfalz entwickelt haben. Dabei zeigt sich, daß für den überwiegenden Teil der Maschinanbaubranche positive Standortfaktoren vorliegen. Herauszustellen ist, daß innerhalb des Maschinenbaus die Branche „27 Herstellung von Zahnrädern, Getrieben, Wälzlagern und sonstigen Antriebselementen sowie sonstigen Maschinenbauerzeugnissen“ einen positiven Standortfaktor aufweist, obwohl hier per Saldo in der Region und in Rheinland-Pfalz Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen sind. Im Gegensatz dazu ist bei der Branche „26 Maschinenbau (ohne Herstellung und Reparatur von Büromaschinen sowie Zahnrädern und Getrieben usw.)“ ein Beschäftigtenzuwachs von rd. 10 Prozent sowie ein deutlich positiver Standortfaktor zu konstatieren. Über alle Wirtschaftszweige hinweg ist eine negative Branchendynamik festzustellen.

Abb. 13: Shift-Analyse für die Region Kaiserslautern - Regionales Entwicklungsportfolio für ausgewählte Zweige des Maschinenbaus im Vergleich zu Rheinland-Pfalz IMO Branchenbericht Maschinenbau 26

Betrachtet man die Region Kaiserslautern im Vergleich zum Bundesland Rheinland- Pfalz so stellt man fest, daß die Wirtschaftszweige „26 Maschinenbau“ und „27 Herstellung von Zahnrädern, Getrieben usw.“ negative Standortfaktoren aufweisen. Die Beschäftigtenzahl in der Region ist im Maschinenbauzweig um rd. 37 Prozent bzw. im Zweig H. v. Zahnrädern, Getrieben, Wälzlagern usw. um rd. 31 Prozent gesunken. Dennoch weisen die Untergruppen des Wirschaftszweiges „26 Maschinenbau“ negative als auch positive Standortfaktoren auf. Die Bandbreite reicht von der Wirtschaftsgruppe 264 mit einem Standortfaktor von rd. 21,1 Prozent bis zur Gruppe 263 mit einem Wert von minus 31,8 Prozent. Im Gegensatz dazu weisen sämtliche Wirtschaftszweige eine negative Branchendynamik auf.

3. Die Struktur der Maschinenbaubranche

Betriebsgröße Trotz des ständigen Wandels der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich auch auf den deutschen Maschinenbau auswirken, hat die Branche ihren mittelständischen Charakter nicht verloren. Nach wie vor dominieren Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern, größere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind dagegen in der Minderheit. Im Durchschnitt sind die Betriebe in Deutschland aber immer noch größer als die Betriebe in Japan oder den Vereinigten Staaten. Die Betriebe des Landes Rheinland-Pfalz weisen eine vergleichbare Struktur auf. Auch hier dominieren mittelständische Betriebe in der Klasse mit 20 bis 499 Beschäftigten. Diese Klasse stellt 55,1 Prozent aller Maschinenbaubetriebe. Für die Funktion als Träger der Beschäftigung spricht, daß 60,7 Prozent aller Beschäftigten im Maschinenbau dort angestellt sind. Dagegen sind bei den Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern nur 34,7 Prozent aller Arbeitnehmer tätig, die mit 61,1 Prozent jedoch die umsatzstärkste Gruppe bilden. IMO Branchenbericht Maschinenbau 27

Größenstruktur des Maschinenbaus in Rheinland-Pfalz

Verteilung der Betriebe, Beschäftigten und Umsätze nach Größenklassen im September 1997

42,01%

4,61% unter 20 2,46%

55,14% Betriebe Beschäftigte 60,66% Umsatz 20 bis 499 36,4%

2,84%

34,73% 500 und mehr 61,14%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz.

Abb. 14: Größenstruktur der Betriebe des Maschinenbaus in Rheinland-Pfalz

Bezogen auf einzelne Wirtschaftszweige des Maschinenbaus sind die Betriebe der Metallbearbeitung generell kleiner als die der anderen Zweige. Hersteller von Näh- und Textilmaschinen sowie von Zahnrädern, Getrieben und Lagern sind dagegen größer und weisen auch einen höheren Anteil Großbetriebe auf. Das läßt sich damit belegen, daß im Wirtschaftszweig Textilmaschinen rd. 37 Prozent der Beschäftigten auf Betriebe mit mehr als 1000 Beschäftigte entfallen, bei den Metallbearbeitungs- bzw. Werkzeugmaschinen dagegen nur rd. 10 Prozent. Im Durchschnitt hat jeder Maschinenbaubetrieb in Deutschland 143 Beschäftigte. Die Hersteller von Textilmaschinen sind dagegen mit durchschnittlich 243 Beschäftigten deutlich größer. Dieser Größenunterschied resultiert aus einer vergleichsweise hohen Exportorientierung der Branche (ca. 80 Prozent), für die andere Organisations- und Größenstrukturen erforderlich sind. Die Hersteller von Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern, Getrieben und Lagern weichen mit durchschnittlich 226 Beschäftigten ebenfalls nach oben ab, die Hersteller von Werkzeugmaschinen sind dagegen durchschnittlich sehr viel kleiner (106 Beschäftigte).

Exportquote und Auslandsumsätze Traditionell ist der deutsche Maschinenbau sehr stark vom Export abhängig. Die Exportquote betrug in Deutschland im Jahre 1997 durchschnittlich 46,8 Prozent. Der Exportanteil der rheinland-pfälzischen Unternehmen liegt mit 49,5 Prozent sogar noch etwas höher. Die Quote variiert aber erheblich in den jeweiligen Fachzweigen. Die Hersteller von Hütten- und Walzwerkseinrichtungen erzielen mehr als 65 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, bei den Textilmaschinenherstellern – ein in Rheinland- IMO Branchenbericht Maschinenbau 28

Pfalz vergleichsweise starker Wirtschaftszweig - ist die Exportquote sogar noch höher (77,9 Prozent im Jahre 1997). Wichtigste Handelspartner des Maschinenbaus sind die Länder der EU. 44 Prozent der deutschen Maschinenausfuhren gehen in diese Nachbarstaaten, wobei Frankreich und Großbritannien die Rangliste 1996 mit 8,5 Prozent bzw. 7,0 Prozent Anteil an den gesamten Exporten anführen. Weltweit stehen die Vereinigten Staaten mit einem durchschnittlichen Anteil von 10 Prozent der Ausfuhren seit Jahren unangefochten an der Spitze. In den neunziger Jahren haben sich zudem die Handelsbeziehungen zu den asiatischen Staaten gefestigt. An erster Stelle stehen China und Südkorea, deren Anteil an der gesamten Maschinenausfuhr von zusammen 3 Prozent (1991) auf 6,5 Prozent im Jahre 1996 angestiegen ist.

Bedeutende Handelspartner einzelner Maschinenbauzweige in Deutschland im Jahre 1996 (Nach Ländern und Ländergruppen; Quelle: Statistisches Handbuch Maschinenbau des VDMA.) Werkzeugmaschinen Armaturen Hebezeuge und Fördertechnik EU-Länder 33,1 % EU-Länder 57,0 % EU-Länder 49,3 % • Italien 6,1 % • Frankreich 10,0 % • Frankreich 9,2 % • Frankreich 5,8 % • Niederlande 9,2 % • Großbritannien 8,1 % • Österreich 4,8 % • Österreich 7,3 % • Niederlande 8,0 % Asien 23,5 % Asien 14,1 % Asien 21,4 % • China 7,3 % • Südkorea 1,9 % • China 4,1 % • Südkorea 5,2 % • Japan 1,4 % • Südkorea 3,9 % USA 13,7 % Osteuropa 8,9 % Osteuropa 7,9 % Osteuropa 11,8 % USA 6,8 % USA 7,3 % (umfaßt: Polen, Tschechien, Ungarn, Rußland)

Tab. 1: Bedeutende Handelspartner einzelner Maschinenbauzweige in Deutschland im Jahre 1996.

Bei der Betrachtung der Exportquoten der einzelnen Unternehmen wird ein wesentliches Strukturmerkmal des deutschen Maschinenbaus deutlich. Die Exportquote der Großbetriebe ist grundsätzlich höher als die der Kleinbetriebe. Während Kleinbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern eine durchschnittliche Exportquote von 22 Prozent aufweisen, steigt dieser Anteil bei den Großbetrieben kontinuierlich an und erreicht bei Betrieben mit einer Größe von mehr als 1.000 Mitarbeitern einen Wert von 57 Prozent (NIFA-Panel). Knapp die Hälfte des gesamten Exportgeschäfts (46,8 Prozent) wird von Betrieben mit einer Größe ab 500 Mitarbeitern erbracht, wobei diese Betriebe nur einen Anteil von 5 Prozent an der Gesamtzahl der Betriebe haben. Daß hohe Mitarbeiterzahlen eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt sind, wird auch vom VDMA betont. Im Jahre 1998 konnten die Maschinenexporte gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Das Exportvolumen erhöhte sich im Handel mit den EU-Partnerländern um IMO Branchenbericht Maschinenbau 29

12,4 Prozent, mit den mittel- und osteuropäischen Reformstaaten um 18,1 Prozent und mit den Vereinigten Staaten um 15,1 Prozent. Das Geschäft mit asiatischen Staaten stand im Zeichen der Asienkrise und hatte deutliche Einbußen hinzunehmen (- 11,1 Prozent). Diese Schwäche ist jedoch vorwiegend auf den Nachfragerückgang aus Japan (- 18,1 Prozent) zurückzuführen, während die Exporte bspw. nach China (+ 8,7 Prozent) und Taiwan (+ 19,7 Prozent) gesteigert werden konnten. Das Minus von etwas mehr als 10 Prozent macht das Ausmaß der Asienkrise für den Maschinenbau allerdings nur zum Teil deutlich, da der erwartete Einbruch der Ausfuhren erst gegen Ende des Jahres 1998 einsetzte. Branchenexperten gehen davon aus, daß auch 1999 mit einem Rückgang der Exporte in diese Region gerechnet werden muß.

4. Produkte und Produktinnovationen

Produktinnovationen im Maschinenbau Der Maschinenbau zeichnet sich durch eine hohe Innovationsgeschwindigkeit aus. Pro Jahr werden ca. 4.000 bis 5.000 neue Produkte entwickelt. Das entspricht bei einer Gesamtzahl von rd. 20.000 Produkten einer Innovationsquote von 1/5 bis 1/4 an der gesamten Produktion. Diese Fähigkeit hat mit dazu beigetragen, daß die Rezession Anfang der 90er Jahre relativ schnell überwunden werden konnte. Die Innovationsrichtung hat sich in den letzten Jahren geändert. Zum einen vollzog sich eine Ergänzung und Substitution des Werkstoffes Eisen durch Kunststoff oder Keramik. Das hat die Produktionsverfahren der Endproduktehersteller und damit auch die Anforderungen an die Maschinenbauer nachhaltig verändert. Zum anderen haben neue Technologien wie Hydraulik, Pneumatik, Elektrotechnik und Elektronik für den Maschinenbau an Bedeutung gewonnen und sind in die Produkte eingeflossen. Dadurch haben sich auch die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter erhöht. Hinzu kommt, daß neue Informationstechnologien - Mikroelektronik, Softwareentwicklung, Informations- und Kommunikationstechnik - Eingang in die Entwicklung neuer Produkte sowie Produktionstechniken und - verfahren gefunden haben und bei einer Vielzahl der Wirtschaftszweige des Maschinenbaus zu einer stärkeren Produktdifferenzierung eingesetzt werden. Teilweise beträgt der Elektronikanteil bei Maschinen bereits 30 Prozent. Die Produktentwicklungszyklen sind im Zuge dieser Veränderungen immer kürzer geworden und betragen kaum noch mehr als zwei Jahre. Technische Produktinnovationen bzw. -weiterentwicklungen sind vor diesem Hintergrund immer wichtiger geworden. Zwar finden sich insbesondere in Niedriglohnländern (China, den Tigerstaaten und den Reformstaaten Osteuropas) immer mehr Nachahmer deutscher Maschinenbautechnik, doch häufig benötigen diese Wettbewerber hierfür sehr lange Entwicklungszeiträume, so daß sie die Technikführerschaft des deutschen Maschinenbaus derzeit noch nicht ernsthaft gefährden können. IMO Branchenbericht Maschinenbau 30

Eine stärkere Kundenorientierung des Maschinenbaus ist ein weiterer wichtiger Trend. Im Zuge dessen verlieren Stand-alone-Maschinen an Bedeutung und werden immer stärker durch Bearbeitungszentren und komplexe Maschinensysteme substituiert. Die Gestaltung komplexer werdender Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse bis hin zur Entwicklung und Lieferung größerer Systemen (Industrieanlagen) erfordert neue Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit. Mit dem Wandel des Leistungsspektrums zu komplexen Maschinensystemen steigt zudem die Relevanz produktbegleitender Dienstleistungen (Engineering, Softwareentwicklung, Wartung und Schulung), deren Anteil heute noch zwischen 10 und 15 Prozent am Gesamtumsatz liegt und zukünftig deutlich steigen wird. Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich daher dadurch aus, daß sie das technische Produkt bedarfsgerecht mit produktergänzenden Dienstleistungen verbinden.

Produktionsbezogene Dienstleistungen Im Zuge der stärkeren Internationalisierung der Absatzmärkte und der damit einhergehenden Intensivierung des Wettbewerbs, kommt dem Service und der Verkaufsflexibilität eine immer höhere Bedeutung zu: Die „Nähe zum Kunden“ wird zunehmend als Marketing-Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit erkannt. Es sind vornehmlich zwei Entwicklungslinien, die diese Marketing-Strategie zukünftig wichtiger werden lassen: Mit der Globalisierung des Wettbewerbs entsteht eine räumliche Distanz zum Kunden, die weitreichende über die Maschinenwartung hinausgehende Serviceleistungen erfordert. Darüber hinaus können sich deutsche Maschinenbaubetriebe angesichts des immer enger werdenden Wettbewerbs durch zusätzliche Dienste erfolgreich gegenüber Nachahmern durchsetzen, die ein ähnliches Produkt mit ähnlichen Merkmalen produzieren. Dies erfordert von den deutschen Maschinenbauern zum einen Schnelligkeit und Beständigkeit bei der Entwicklung neuer Produkte, zum anderen eine Intensivierung der Kundenbeziehung durch ein „Mehr“ an Serviceleistungen. Wenn die Differenzierung allein über das Produkt immer schwieriger wird, dann kann über produktbegleitende Dienstleistungen der Kundennutzen erhöht und eine langfristige Bindung erreicht werden. Die kleinbetriebliche Struktur der deutschen Maschinenbauer mit dem charakteristischen Merkmal der Unikatfertigung auf Nischenmärkten kommt zwar dem Erfordernis einer kundenorientierten Produktion entgegen. Nachteilig wirkt sich diese Struktur allerdings bei der Bereitstellung von Serviceleistungen aus, weil hierfür im Gegensatz zu Großbetrieben kaum Ressourcen zur Verfügung stehen. Es ist daher nicht überraschend, daß die Anzahl der angebotenen Dienstleistungen mit der Größe des Unternehmens steigt. Im Spektrum der Dienstleistungen sind noch überwiegend konventionelle Dienstleistungen wie die Reparatur von Maschinen und die Versorgung mit Ersatzteilen enthalten, darüber hinaus werden eher technische Dienstleistungen wie Beratung, Projektierung, technische Dokumentation sowie Wartung und Inspektion angeboten. Diese Dienste ergänzen bei Klein- und Großbetrieben gleichermaßen IMO Branchenbericht Maschinenbau 31 das Kernprodukt. Deutliche Unterschiede zeigen sich dagegen bei „weichen“ Dienstleistungsfaktoren, wie Schulung/Training, Betreuung/Hotline, Software/Programmierung und Finanzierung/Leasing.

Mitarbeiter Service unter 100 über 100 Ersatzteile/Reparaturen 84% 91% Technische Dokumentation 63% 80% Wartung/Inspektion 56% 67% Schulung/Training 31% 66% Betreuung/Hotline 30% 43% Software/Programmierung 18% 32% Finanzierung/Leasing 9% 19%

Quelle: NIFA-Panel

Tab. 2: Betriebe mit Serviceleistungen nach Betriebsgröße

Kleine Betriebe bieten generell sehr viel weniger produktbegleitende Dienstleistungen an als große Betriebe und beschränken ihr Engagement eher auf Leistungen, die die Funktionstüchtigkeit der gelieferten Produkte garantieren. Neben dem Einfluß der Betriebsgröße kommt der Art der produzierten Güter eine große Bedeutung zu. Dabei gilt: Je komplexer ein Produkt ist, um so eher werden produktbegleitende Dienstleistungen angeboten. Hersteller komplexer Maschinen wie Komplettanlagen oder Einzelmaschinen bieten ihren Kunden unabhängig von der Betriebsgröße mehr Serviceleistungen an als Betriebe, die einfachere Produkte oder Teile fertigen. Eine wesentliche Produktinnovation im Bereich der produktbezogenen Dienstleistungen stellt der Teleservice dar, d.h. die Wartung, Inspektion und teilweise auch Reparatur von Maschinen und Werkzeugen über Datenfernleitungen. Der technische Kundendienst weist am Gesamtumsatz des deutschen Maschinenbaus einen Anteil von 16 Prozent aus und wird in Zukunft weiter zunehmen: Nach einer Studie des Forschungszentrums Karlsruhe können durch Teleservice 20 bis 30 Prozent der nach dem Kauf entstehenden Kosten eingespart werden. Der Vorteil für den Kunden liegt in kürzeren Ausfallzeiten und geringeren Servicekosten, bei gleichbleibend hoher Servicequalität. Mit dem Teleservice könnten die Unternehmen ihre Präsenz auf den Weltmärkten weiter erhöhen. Der VDMA rechnet mit einem schnellen Verbreitungsgrad des Teleservice: In den nächsten Jahren werden angesichts der Tatsache, daß etwa alle fünf Jahre eine neue Maschinengeneration ausgeliefert wird, von heute 24 Prozent in absehbarer Zeit ca. 70 Prozent aller Betriebe dieses Instrument nutzen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 32

Märkte für einzelne Maschinenbauprodukte Die einzelnen Wirtschaftszweige des Maschinenbaus haben in Abhängigkeit von den branchenspezifischen Entwicklungen der Abnehmerindustrien stark divergierende Konjunkturzyklen. Größere Unternehmen und in Konzernstrukturen verfaßte Unternehmen nutzen diese Besonderheit, indem sie zum internen Risikoausgleich breit in unterschiedliche Maschinenbauzweige diversifizieren und ihre Krisenanfälligkeit dadurch verringern. Durch diese Strategie werden zwar die Verluste in Krisenverläufen eingedämmt, dafür steigen Gewinne in Phasen der konjunkturellen Erholung weniger stark an. Kleineren und mittleren Betrieben bleibt diese Strategie dagegen verwehrt. Diese unterschiedlichen Entwicklungstrends innerhalb des Maschinenbaus werden auch an den für Rheinland-Pfalz wichtigen Teilbranchen deutlich:

Textilmaschinenindustrie Mit einem Exportvolumen von mehr als 75 Prozent (1997) ist die Textilmaschinenindustrie der exportabhängigste deutsche Maschinenbauzweig und führt den Weltmarkt seit Jahren mit einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent vor Japan (ca. 21 Prozent) sowie der Schweiz und Italien (beide ca. 11 Prozent) an. Das Angebot der deutschen Textilmaschinenindustrie deckt die vollständige Palette von Maschinen zur Erzeugung von Garnen bis zur Veredlung textiler Flächen ab. Dazu gehören Maschinen zur Herstellung von Chemiefasern und Filamenten, für Spinnereien, Zwirnereien sowie Maschinen zum Spulen, zur Vliesbildung genauso wie für Strickerei und Wirkerei. In mehr als 140 Ländern sitzen die Abnehmer für deutsche Textilmaschinen. Als wichtigstes Exportland hat die Türkei 1996 die Vereinigten Staaten auf den zweiten Platz verwiesen. Im längerfristigen Vergleich bestanden die intensivsten Exportbeziehungen jedoch zu den USA, dahinter rangieren Italien, Türkei, VR China, Frankreich, Taiwan und Südkorea auf den folgenden Plätzen. Um die internationale Spitzenposition auch technologisch zu behaupten, unternehmen Textilmaschinenhersteller überdurchschnittliche Anstrengungen in Forschung und Entwicklung. Als richtungsbestimmend für den Maschinenbau zeichnet sich die Kundenorientierung des Textilmaschinenzweiges aus: Die Nähe zum Kunden wird durch ein weltweit geknüpftes, engmaschiges Netz von Servicestationen hergestellt. Auch die Zukunftsaussichten dieses Maschinenbauzweiges werden positiv bewertet: 1998 wurde mit einer weiteren Belebung des Geschäftes gerechnet.

Baumaschinen Auch für die Hersteller von Baumaschinen, die durch eine ungünstige Inlandskonjunktur der Baubranche stark geschwächt sind, hat sich die IMO Branchenbericht Maschinenbau 33

Wettbewerbssituation auf den internationalen Märkten verschärft. Im internationalen Vergleich liegen deutsche Hersteller 1996 bei einem Marktanteil von 16 Prozent fast gleichauf mit den Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten (16,9 Prozent) und dem Marktführer Japan (17,3 Prozent). Allerdings könnte das Produktionsvolumen im laufenden Jahr vor allem aufgrund der positiven Exportaussichten um 2 bis 3 Prozent wachsen. Sorgen bereitet weiterhin die Inlandsnachfrage. Obwohl damit gerechnet wird, daß die inländischen Bauinvestitionen spätestens im Jahre 1999 wieder zulegen, werden davon nur geringe Impulse für den Absatz von Baumaschinen ausgehen. Eine Ursache für das geringe prognostizierte Wachstum des Baumaschinenmarktes ist in dem grundlegenden Wandel der Kundenstruktur der Baumaschinenhersteller zu sehen. Immer weniger Bauunternehmen unterhalten einen vollständigen Maschinenpark, sondern verwenden je nach Bedarf Geräte kommerzieller Vermieter, an die bereits jetzt beinahe jede dritte Maschine geliefert wird. Mit steigender Bedeutung des Mietmarktes schrumpft zwangsläufig das Verkaufsgeschäft. In diesem Strukturwandel besitzen große Baumaschinenhersteller die beste Ausgangsposition: Sie können Maschinen - häufig in mittleren und großen Serien gefertigt - zu niedrigen Preisen anbieten und behaupten sich somit gegenüber der Konkurrenz.

Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate Nach den schwierigen Zeiten von 1991 bis 1994 mußten sich die Hersteller verfahrenstechnischer Maschinen und Apparate auf die Internationalisierung ihrer Kunden und dementsprechend auf neue Zielregionen und Märkte einstellen; verlangt wird darüber hinaus eine stärkere Adaption von verfahrenstechnischem Know-how der Abnehmerindustrien, um sich im Markt als Problemlöser und Systemanbieter ausweisen zu können. Diese Umstellung fällt den mittelständischen Unternehmen besonders schwer. Entgegen dem allgemeinen Trend, nach dem der Aufschwung innerhalb des Maschinenbaus vorwiegend von Auslandsaufträgen getragen wird, hat ein deutlicher Anstieg der Inlandsnachfrage (+ 14 Prozent) in den ersten acht Monaten 1997 zu einer positiven Entwicklung dieses Zweiges beigetragen. Die Auslandsnachfrage blieb mit einem Nachfrageplus von lediglich 3 Prozent dahinter zurück. Hauptabnehmer ist weiterhin die chemische Industrie mit einem Umsatzanteil von 30 Prozent. Dort werden Produkte wie Pumpen, Kompressoren, Filter, Zentrifugen, Mischer und Mühlen eingesetzt, die meist in Einzelfertigung bzw. kleinen Serien hergestellt werden. Im nachsorgenden Umweltschutz erfüllt die thermische Verfahrenstechnik bereits wesentliche Aufgaben z.B. bei der Rauchgasentschwefelung, der Abwasserbehandlung und Ölrückgewinnung. Für die Branche gewinnt die sterile Verfahrenstechnik mit Stichworten wie Impfstoffen, Gentechnik und Biotechnologie weiter an Bedeutung. IMO Branchenbericht Maschinenbau 34

Produktionstechniken Grundsätzlich lassen sich bei den Maschinenbaubetrieben drei unterschiedliche Strategien der Marktdurchdringung und -bearbeitung erkennen - das Volumen-, das Technik- und das Engineeringgeschäft. Die Entscheidung über die Bearbeitung dieser Bereiche erfolgt in der Regel betriebsgrößenabhängig: Mittelständische Maschinenbaubetriebe (100 bis 500 Beschäftigte) fertigen häufig im Kundenauftrag und stellen in Einzelfertigung komplexe Produkte her. Kleinere Maschinenbaubetriebe (unter 100 Beschäftigten) stellen in mittleren Serien relativ einfache Produkte her, die zwar mit Hilfe von Baukastensystemen kundenspezifisch variiert, aber nicht vollständig neu konstruiert werden. Unternehmen, die vorwiegend im sogenannten Volumengeschäft tätig sind, produzieren Standardmaschinen, die in großen Serien, auf internationalen Märkten abgesetzt werden können. Entscheidende Wettbewerbsparameter sind die Prozeßtechnik und die optimale Nutzung von Economies of scale. Der Produkttechnik kommt keine so entscheidende Bedeutung zu, wohingegen eine gleichmäßige Produktqualität hohe Anforderungen an Fertigung und Qualitätssicherungssysteme stellen. Das Volumengeschäft ist seit jeher eine Domäne der amerikanischen und vor allem der japanischen Hersteller. In der jüngsten Vergangenheit haben japanische Unternehmen ihre Führungsrolle ausdehnen können, worunter insbesondere die großen Maschinenbauanbieter in Deutschland zu leiden hatten. Die gravierendsten Probleme sind dabei bei den Herstellern von Werkzeugmaschinen aufgetreten. Diese Entwicklung ist insofern bedenklich, als die Serienproduktion von Komponenten auch Auswirkungen auf das Technikgeschäft hat: Serienerzeugnisse werden häufig auch im Technikgeschäft eingesetzt, so daß die Hersteller von Spezialmaschinen ebenfalls von den Economies of scale des Seriengeschäfts profitieren. Im Technikgeschäft verfügt der deutsche Maschinenbau vielfach noch über eine herausragende Marktstellung. Um diese führende Rolle auch zukünftig verteidigen zu können, werden die deutschen Maschinenbauer angesichts eines zu erwartenden steigenden Wettbewerbsdrucks durch japanische Konkurrenten größere Anstrenungen unternehmen müssen. Sie stehen unter dem Zwang, den Faktoreinsatz permanent zu optimieren, um ihre Kosten zu senken. Darüber hinaus müssen zunehmend höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung getätigt werden, damit der bestehenden Know-how-Vorteil nicht durch ausländische Basisinnovationen verloren geht. Neue Ideen müssen bei kürzerer Entwicklungszeit in vermarktungsfähige Produkte umgesetzt werden. Große Anbieter im Technikgeschäft versuchen daher über strategische Allianzen, Firmenzusammenschlüsse und Akquisitionen ihre Marktstellung abzusichern. Das Engineeringgeschäft unterscheidet sich vom Technikgeschäft insofern, daß die zu produzierenden Maschinen in Abstimmung mit dem Abnehmer zu spezifizieren sind. Bevor maßgeschneiderte Lösungen angeboten werden können, müssen zunächst die Bedürfnisse der Kunden ermittelt werden. Die vorwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen sind immer mehr gefordert, sich tiefer in die IMO Branchenbericht Maschinenbau 35

Abläufe ihrer Kunden einzuklinken. Zunehmend gefragt sind Beiträge zur Mitarbeiterschulung, zur Finanzierung der Anlagen oder auch zur Verwertung nach der Ausmusterung. Zum Normalfall wird die Bestellung von Komplettanlagen anstelle von Einzelmaschinen, die der Kunde mit eigenen Ingenieurleistungen zur Anlage konfiguriert. Zukünftig wird von den Herstellern erwartet, daß sie sich auch am eigentlichen Produktionsprozeß beteiligen, bis hin zum Betrieb ganzer Anlagen in Eigenregie. Traditionell spielt der Export für das Engineeringgeschäft eine geringere Rolle als im Volumen- und Technikgeschäft, weil der Marktzugang aufgrund der engen Beziehung zwischen Kunden und Lieferanten vielfach regional beschränkt und damit für ausländische Kunden erschwert ist. Aber auch auf diesen Märkten zeichnet sich eine stärkere internationale Arbeitsteilung ab. Die Hersteller von Teilen und Komponenten arbeiten auf ausländischen Märkten mit Ingenieurbüros oder kleinen Fertigungsbetrieben zusammen, die die Projektierung, die Konstruktion und die Montage übernehmen. Mit dieser Art der Vertriebsorganisation haben u.a. japanische Hersteller den europäischen Markt erschlossen. Im Bereich der Großanlagen besteht bereits heute ein ausgeprägter internationaler Wettbewerb. Abgesehen von der Produktion von Schlüsselkomponenten ist eine deutliche Tendenz festzustellen, kostengünstige Auslandsstandorte für die Teilefertigung zu nutzen. Diese internationale Arbeitsteilung bezieht auch zunehmend die Konstruktion mit ein; Ingenieurleistungen werden vermehrt im Ausland erbracht.

Veränderung der Arbeits- und Organisationsstrukturen Im Bereich der Fertigung löste die Rezession der Jahre 1992 bis 1994 zunächst eine Welle von Rationalisierungsmaßnahmen aus. Durchgeführte Investitionen dienten nicht mehr der Erweiterung des Betriebes und der Erhöhung der Kapazitäten, sondern wurden zur Automation der Fertigungsstraßen wie der Optimierung der technischen Produktionsprozesse insgesamt eingesetzt. Der Faktor Arbeit wurde zunehmend durch Kapital substituiert, was einen dramatischen Beschäftigungsabbau zur Folge hatte. Die Hersteller von Hebezeugen und Fördertechniken, deren Produkte im wesentlichen der Automation und der Optimierung und Automatisierung der Fertigung dienen, konnten von dieser Rationalisierungswelle profitieren und waren von den Umsatzeinbußen weit weniger betroffen. Der Beschäftigungsabbau vollzog sich dabei in den größeren Betrieben schneller und spürbarer als in den Kleinbetrieben. Das Potential für Prozeßoptimierungen ist bei der Herstellung von komplexeren Produkten, wie Modulen oder Komplettanlagen, bei gleichzeitig höherer Standardisierung größer als bei der Produktion von Einzelteilen, die speziell für einen Kunden zugeschnitten werden müssen. Kleine Hersteller haben einen überdurchschnittlich hohen Anteil an kundenspezifischen Produkten bei der Herstellung von Einzelteilen (laut NIFA-Panel liegt der Anteil bei 84 Prozent). Bei Großbetrieben verhält es sich genau umgekehrt, dort liegt der Umsatzanteil in der Herstellung einfacher, kundenspezifischer Produkte bei 10 Prozent, während komplexe Produkte - Komplettanlagen - zu 63 Prozent IMO Branchenbericht Maschinenbau 36 kundenindividuell gefertigt werden. Die kundenindividuelle Produktion beschränkt sich bei den Kleinbetrieben somit auf sehr einfache Produkte, für deren Herstellung weniger Vorarbeiten und geringere Planungskapazitäten benötigt werden, so daß für Prozeßoptimierungen nur wenig Spielräume bestehen. Auch in der Managementliteratur spiegelten sich die Veränderungen in der betrieblichen Arbeitswelt wider: Anstelle von Diversifizierung und Geschäftsfelderweiterung tauchten Begriffe wie Lean Production und Business Reengineering auf. Die Prozeßoptimierung beschränkte sich nicht nur auf technische Rationalisierungsinvestitionen, sondern wurde zunehmend von Veränderungen und Optimierungen der internen Organisationsstruktur der Unternehmen begleitet. Mit dem Begriff einer schlankeren Produktion (Lean Management) wird eine Abflachung der Hierarchien in den Betrieben verbunden, die Verantwortlichkeiten stärker auf die einzelnen Mitarbeiter überträgt und den Informationsfluß im Unternehmen erhöht. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Arbeitsproduktivität unter Beibehaltung des Leistungsumfangs zu steigern. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe (27 Prozent) weist der Maschinenbau mit 35 Prozent einen höheren Personalkostenanteil auf. Dies ist auf das Übergewicht der Einzel- und Kleinserienfertigung für einen speziellen Kunden anstelle einer Serienproduktion von standardisierten Maschinen für anonyme Märkte zurückzuführen. Der Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten und der innerbetrieblichen Abläufe auf die Bedürfnisse der Kunden kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Mit der Optimierung der internen Unternehmensabläufe sollen die Verantwortlichkeiten eines jeden Mitarbeiters gestärkt werden, die Betriebe kostengünstiger und gleichzeitig flexibler und effektiver produzieren und somit besser auf die sich immer schneller wandelnden Anforderungen der Märkte reagieren können. Mit der Größe eines Betriebs steigt der Umfang der betrieblichen Aufgaben und der Komplexitätsgrad der Organisationsstrukturen. Die Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch der Gestaltungsbedarf, die Organisation ständig an die sich veränderten Marktbedingungen anzupassen, wächst mit der Größe des Betriebes. Die höchsten Produktivitätssteigerungen lassen sich durch den Übergang von zentralen Entscheidungsstrukturen zu dezentralen Befugnissen, der Einführung von KANBAN- Systemen bzw. dem Nullpuffer-Prinzip, mit denen sich der Materialpuffer zwischen Bearbeitungsstufen reduzieren oder bis auf Null zurückführen läßt, und die Vereinbarung von just-in-time-Prinzipien mit den Zulieferern erreichen. Als erfolgversprechend hat sich auch das Konzept der Fertigungssegmentierung erwiesen, bei dem der Fertigungsprozeß statt nach Verrichtungen in produktlinienorientierte Fertigungssegmente gegliedert wird. In kleinen Betrieben mit geringen Losgrößen und einem niedrigen Grad der Produktionsstandardisierung ist der Einfluß von Umstrukturierungen der Unternehmensabläufe auf die Produktivität dagegen als eher gering einzuschätzen. Dies zeigte sich auch in der Befragung der Maschinenbaubetriebe im NIFA-Panel, wonach nur rd. 10 Prozent der Kleinbetriebe (unter 100 Mitarbeiter),dagegen etwa 1/3 der Großbetriebe (über 500 Mitarbeiter) generell Funktionsbereiche abgebaut IMO Branchenbericht Maschinenbau 37 bzw. verlagert haben. Angesichts der Tatsache, daß über 75 Prozent der Betriebe weniger als 200 Mitarbeiter haben, ergibt sich im Branchendurchschnitt ein relativ niedriger Anteil von Betrieben, die das Instrument der schlanken Produktion wirksam umsetzen können. Die Kleinbetriebsstruktur des deutschen Maschinenbaus machen Verlagerungen der Fertigung ins Ausland, wie sie in anderen Branchen nicht unüblich sind, eher zur Ausnahme. Wenn Auslagerungen vorgenommen wurden, so geschah dies zu 52 Prozent in der Fertigung und zu 27 Prozent in der Montage. Als wesentliche Gründe für die Fremdvergabe der Fertigungsleistungen gaben die Betriebe an: • Beschränkung auf Kernkompetenz, • Veränderungen der technischen und organisatorischen Betriebsabläufe, • Überschreitung der Eigenfertigungskapazität Während die beiden erst genannten Punkte eine strategische Verhaltensänderung dokumentieren, beschreibt der letztgenannte Punkt, den über zwei Drittel der Betriebe als wesentlichen Grund nannten, ein pragmatisches Vorgehen: Kapazitätsengpässe nannten die Betriebe, die sowohl im Bereich der Personal- und Maschinenauslastung als auch beim Auftragsbestand höhere Werte aufwiesen als andere Betriebe.

Gruppenarbeit Über das Verständnis von Gruppenarbeit existieren in Forschung und Praxis verschiedene Auffassungen. Gemeinhin bezeichnet Gruppenarbeit einen fest umrissenen Aufgabenumfang, der dispositive und qualitätssichernde Aufgaben umfaßt und von einer Arbeitsgruppe oder einem Team ganzheitlich und eigenverantwortlich bearbeitet wird. Dieser Definition werden nur wenige in der Praxis etablierte Modelle gerecht. Als Argumente für die Einführung einer teamorientierten Arbeitsorganisation werden produktivitätssteigernde und kostensenkende Effekte angeführt, die daraus resultieren, daß die Unternehmen über eine flexible Organisationsstruktur verfügen, mit der sie schneller auf Kundenwünsche reagieren können. Die sogenannte Inselproduktion, d.h. die vollständige Herstellung von Maschinen in Gruppenarbeit, wird als geeignetes Instrument zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Bei konsequenter Umsetzung dieses Konzeptes handelt die Gruppe in der gesamten Feinsteuerung autonom und muß sich nur in die grobe Rahmenplanung des Betriebes einpassen. Dadurch, daß die Zahl der Schnittstellen gesenkt und unnötiger Leerlauf sowie die Doppelung von Arbeiten vermieden werden, lassen sich die Durchlaufzeiten reduzieren und die Produktivität steigern; häufig bei gleichzeitiger Erhöhung der Qualität. Gegenüber der herkömmlichen Form der Einzelarbeit ergibt sich betriebsgrößenabhängig ein Produktivitätszuwachs von bis zu 8,5 Prozent. Kleinere Betriebe können die IMO Branchenbericht Maschinenbau 38

Produktivität in geringerem Maße erhöhen. Das ist jedoch nicht als negatives Merkmal für diese Betriebsgröße zu sehen, sondern liegt vielmehr daran, daß Elemente einer teamorientierten Arbeitsorganisation in diesen Betrieben bereits per se in der Arbeitsumgebung integriert sind. Doch obwohl das Konzept der Gruppenarbeit als Fertigungsvariante seit langem diskutiert wird, haben falsche Vorstellungen und fehlendes Wissen über die Wirkungszusammenhänge die Einführung der Inselproduktion behindert. Ein Großteil der Unternehmen des Maschinenbaus haben generell über die Einführung dieses Konzeptes nachgedacht, aber davon Abstand genommen, weil der Aufwand größer als der Nutzen eingeschätzt wurde. Ein Drittel der Unternehmen gaben - Umfragen zufolge - sogar an, daß das Tagesgeschäft keine Zeit lasse, diese Fertigungsmethode einzuführen. Dabei besitzt diese Organisationsform ein breites Anwendungsfeld und eignet sich auch für die im Maschinenbau weit verbreitete Einzelfertigung. Im Vergleich zur Werkstattfertigung sorgt die Bündelung des Spezialwissens verschiedener Gruppenmitglieder für eine effizientere Produktion. Allerdings erfordert die Einführung des Konzeptes der Inselproduktion in der Tat eine Qualifizierung der Mitarbeiter. Davon sind die Bereiche Fertigungs- und Montagetechnik, aber auch Fertigungsplanung und -steuerung besonders betroffen. Darüber hinaus benötigen auch die Mitarbeiter der Materialdisposition und Datenverarbeitung zusätzliche Kenntnisse. Um auf schwankende Auftragslagen reagieren zu können, ist es zudem notwendig, die Arbeitszeit zu flexibilisieren. Im NIFA-Panel kamen in fast zwei Dritteln der Betriebe, in denen Gruppenarbeit praktiziert wurde, flexible Arbeitszeitmodelle zum Einsatz, während die Quote bei den übrigen Betrieben nur bei 40 Prozent lag. Als Ergebnis läßt sich festhalten, daß die Potentiale, die in der Einführung neuer Produktionskonzepte liegen, in den Unternehmen bei weitem nicht ausgeschöpft sind. Allerdings können andernorts erfolgreich praktizierte neue Konzepte nicht ohne weiteres auf jeden Betrieb übertragen werden. Betriebsindividuelle Faktoren wie Betriebsgröße, Produktart, Fertigungsprinzip und Seriengröße sind für die Verknüpfung verschiedener Konzepte und den Umfang der Realisierung entscheidend.

Arbeitszeitmodelle und Entlohnung Im Zusammenhang mit der Erhaltung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit wird die Anpassung der Arbeitszeiten an die Auftragsschwankungen gesehen. Das Potential an gut ausgebildeten Mitarbeitern kann aufgrund starrer Arbeitszeiten häufig nicht adäquat genutzt werden. An erster Stelle der Personalpolitik verfolgen viele Unternehmen daher die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Wettbewerbssituation hat bereits etwas mehr als 30 Prozent der Maschinenbaubetriebe (nach Angaben des NIFA-Panels) dazu veranlaßt, tarifliche Regelungen zu umgehen und direkt mit ihren Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle zu finden. Dahinter steht das Ziel, saisonal und konjunkturell bedingte IMO Branchenbericht Maschinenbau 39

Schwankungen der Auftragslage abzufangen, aber gleichzeitig die Lieferfähigkeit zu erhöhen. Kostensteigernde Überstunden, Kurzarbeit und Entlassungen lassen sich dadurch vermeiden bzw. vermindern. Für die Arbeitnehmer bieten sie den Vorteil einer unabhängigeren Arbeitszeitgestaltung. Während in der Vergangenheit unter dem Stichwort Arbeitszeit vor allem die Dauer und Lage der Arbeitszeit (Arbeitszeitverkürzungen, Schichtmodelle) diskutiert wurden, wird heute die Verteilung der Arbeitszeit in Abhängigkeit vom jeweiligen Arbeitsanfall in den Vordergrund der Betrachtung gestellt. Angewandt werden Gleitzeitregelungen und flexible Wochen- oder Jahresarbeitszeitmodelle. Den sinkenden Produktionskosten steht als Gegenargument ein hoher administrativer Aufwand - Institutionalisierung von Zeiterfassungssystemen - entgegen. Bereits im Jahr 1994 hatten 43,6 Prozent aller im NIFA-Panel beteiligten Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle eingesetzt, 1997 waren es bereits mehr als die Hälfte (54 Prozent). Auch hier spielt wieder die Betriebsgröße eine große Rolle: 76,7 Prozent der Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeitern haben den höheren Verwaltungsaufwand in Kauf genommen und die Arbeitszeit flexibilisiert, dagegen sind es in der Betriebsgrößenklasse bis 50 Mitarbeitern nur etwa 40 Prozent der Betriebe. Bei der Betrachtung der Struktur der Arbeitszeitmodelle fällt auf, daß insbesondere kleinere Betriebe sehr kurze Ausgleichszeiträume vorsehen; d.h., die geleisteten Mehrstunden müssen im Laufe einer Woche, eines Monats oder eines Quartals ausgeglichen werden. Saisonale Kapazitätsbedarfsschwankungen lassen sich aber nur mit langfristig angelegten Ausgleichszeiträumen erreichen. In rd. 40 Prozent der Betriebe werden folglich Ausgleichszeiträume von einem Jahr angesetzt, in 8 Prozent der Betriebe sind sogar längere Zeiträume (bis hin zu Lebensarbeitszeitmodellen) möglich. Allerdings ist der administrative Aufwand (durch höhere Steuerungsleistungen) dieser auf einen langfristigen Ausgleich angelegten Modelle auch deutlich höher, so daß Jahresarbeitszeitmodelle eher von größeren Betrieben angewendet werden. Eng mit der Flexibilisierung der Arbeitswelt verbunden sind neue Formen der Entlohnung, die gleichzeitig mit flexiblen Arbeitszeitkonzepten Einzug in die Unternehmen halten.

Im Rahmen der Reorganisation betrieblicher Produktionsprozesse bildet die Flexibilisierung der Arbeitszeit einen wichtigen Baustein, der gleichzeitig eine Voraussetzung für die Einführung von Gruppenarbeit und sonstigen flexiblen, kundenorientierten Fertigungsstrukturen ist. Auch unter arbeitsmarktpolitischen Aspekten kann sich das Modell als vorteilhaft erweisen: Während ein Anstieg des Auftragseinganges bei starren Arbeitszeitregelungen durch (gesondert bezahlte) Überstunden aufgefangen wird und zu einer höheren Wochen- bzw. Jahresarbeitszeit führt, erhöht sich die Jahresarbeitszeit in flexiblen Arbeitszeitmodellen insgesamt nicht. Die nötige Mehrarbeit wird zwar ebenfalls geleistet, muß aber im Jahresverlauf durch eine Verminderung der Arbeitsleistung ausgeglichen werden. Tendenziell kann man daher erwarten, daß steigende IMO Branchenbericht Maschinenbau 40

Auftragsaufkommen in flexiblen Arbeitszeitmodellen eher zu Neueinstellungen führen werden.

Beziehungen zwischen Management und Betriebsrat Seit den achtziger Jahren ist das Verhältnis zwischen Management und Betriebsrat - ausgelöst durch die Veränderung der Produktions- und Arbeitsbeziehungen - ein zentrales Thema, das immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Dabei geht es nicht nur um Veränderungen der tariflichen, sondern vor allem auch der betrieblichen Beziehungen. Mit den gewachsenen Flexibilisierungsanforderungen, ausgelöst durch den gestiegenen Wettbewerbsdruck und einem immer höheren Innovationstempo, sind Aufgaben auf die betriebliche Ebene verlagert worden, die auch die Interessenvertretungen vor neue Herausforderungen stellen. Immer häufiger werden Betriebsräte von den Unternehmensleitungen in Entscheidungen über technische und organisatorische Veränderungen einbezogen. Nach den Ergebnissen des NIFA-Panels findet in 9 von 10 Betrieben, die einen Betriebsrat haben - in Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern haben 95 Prozent der Unternehmen einen Betriebsrat, während dies in Kleinbetrieben unter 50 Mitarbeitern nur bei einem Drittel der Unternehmen der Fall ist -, eine Zusammenarbeit statt, die über das gesetzlich vorgegebene Mindestmaß hinausgeht (fallbezogene Sitzungen, Besprechungen). Im Zusammenhang mit technischen oder organisatorischen Veränderungen wurden in über einem Drittel der Betriebe mit Betriebsräten in den vergangenen Jahren Betriebsvereinbarungen abgeschlossen. Inhalt der Vereinbarungen waren fast alle betrieblichen Handlungsfelder, wenngleich die Regelung der Arbeitszeit mit 68,3% dominierte. IMO Branchenbericht Maschinenbau 41

Regelungsinhalte von Betriebsvereinbarungen

80% 68,3% 70%

60%

50%

40% 26,4% 30% 22,8%

20% 11,1% 10,6%

10%

0% Arbeitszeitregelungen Entlohnung Technikeinsatz Arbeitsorganisation Qualifizierung

Quelle: NIFA-Panel 1995, Mehrfachnennungen möglich.

Abb. 15: Regelungsinhalte von Betriebsvereinbarungen

In rund einem Viertel der Betriebe waren Veränderungen der Arbeitsorganisation der Anlaß der Vereinbarungen und betrafen die Einführung innovativer Formen der Arbeitsorganisation wie z.B. Gruppenarbeit. Fast ebenso häufig wurden Vereinbarungen zur Entlohnung getroffen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Veränderungen der Arbeitsorganisation genannt werden. Die Beziehungen zwischen Management und Betriebsrat können damit insgesamt als kooperativ bezeichnet werden, was sich im internationalen Vergleich als positiver Wettbewerbsfaktor auswirken kann.

5. Arbeitsmarkt, Qualifizierung

Beschäftigungssituation Nach Angaben des VDMA ist die Beschäftigung innerhalb des Maschinenbaus in Deutschland Ende 1998 mit 935.000 Beschäftigten ziemlich genau auf dem Vorjahresniveau angekommen, nachdem ein zwischenzeitlich erreichter deutlicher Zuwachs in den letzten Monaten von 1998 wieder verloren gegangen ist. Für die verhaltende Entwicklung der Beschäftigtenzahlen sind nach Ansicht des VDMA verschiedene Ursachen auszumachen: • eine vorsichtige Einstellungspolitik der Unternehmen nach der Krise zu Beginn bis Mitte der 90er Jahre; • dämpfende Effekte durch eine zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeit und die damit einhergehende Einrichtung von Arbeitszeitkonten; IMO Branchenbericht Maschinenbau 42

• ein verstärkter Rückgriff auf Leiharbeitskräfte zur Überbrückung von kurzfristigen Nachfragespitzen; • die mangelnde Ergiebigkeit des Marktes für geeignete Fachkräfte sowie • eine weitere Reduzierung der Fertigungstiefe.

In Rheinland-Pfalz ist die Beschäftigung im Maschinenbau in einer längerfristigen Betrachtung seit 1990 per Saldo deutlich zurückgegangen. Anfang der 90er Jahre waren noch rd. 27.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftige; bis September 1997 hat sich die Beschäftigung auf 21.600 Beschäftigte oder um 23 Prozent vermindert.

Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Maschinenbauindustrie

Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Maschinenbaugewerbes im Vergleich zur Entwicklung der Gesamtbeschäftigtenzahl in Rheinland-Pfalz (Basis: 1990 = 100) in Tausend 120 115 32 110 27,731 27,706 105 26,493 27  24,925 100      22,664 22,697  22,307 21,647 95  22 90  85 17    80  75 12 70 65 7 60 55 2 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997  Indexwert RP insgesamt Indexwert Maschinenbau Beschäftigtenzahl Maschinenbau

Quelle: Landesarbeitsamt für Rheinland-Pfalz

Abb. 16: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Maschinenbau in Rheinland-Pfalz.

Damit weist der Maschinenbau in Rheinland-Pfalz auch hinsichtlich der Beschäftigung einen anderen Entwicklungsverlauf auf als das Verarbeitende Gewerbe, das die Zahl der Beschäftigten zum Ende des Jahres 1997 ungefähr auf dem Niveau zu Beginn der 90er Jahre halten konnte.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe weist der Maschinenbau in Rheinland- Pfalz generell eine geringere Arbeitslosenquote auf. Allerdings hat sich auch im Maschinenbau die Arbeitslosigkeit seit 1990 nahezu parallel zum Verarbeitenden Gewerbe erhöht, und zwar um 4 Prozentpunkte auf 7 Prozent Ende 1996. IMO Branchenbericht Maschinenbau 43

Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Maschinenbauindustrie und dem Verarbeitenden Gewerbe insg. in Rheinland-Pfalz

in Prozent

14

12

10

8    6 

4    2

0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Quote Verarb.Gewerbe insg. Quote Maschinenbau

Quelle: Landesarbeitsamt für Rheinland-Pfalz, eigene Berechnungen

Abb. 17: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Maschinenbaubranche und dem verarbeitenden Gewerbe insgesamt in Rheinland-Pfalz.

Die leichte Entspannung der Arbeitsmarktsituation innerhalb des Maschinenbaus, die sich von 1994 auf 1995 mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote um rd. 2 Prozent andeutete, hat sich im Jahre 1996 nicht fortsetzen können. Die Unternehmen scheuen, abgesehen von wenigen hochqualifizierten Fachkräften, vor Neueinstellungen im größeren Umfang zurück und versuchen, etwaige Produktionsengpässe durch einen flexibleren Arbeitseinsatz der Belegschaft aufzufangen.

Berufsbilder, Ausbildung und Qualifizierung im Maschinenbau Nach wie vor sind die Berufsbilder des Maschinenbaus sehr vielfältig. Verzeichnet werden insgesamt 17 Metallberufe und acht Elektroberufe. Maschinenbautypische Berufsbezeichnungen wie Industrie-, Werkzeug-, Zerspanungs-, Konstruktions- und Anlagenmechaniker verdeutlichen die vorhandene Bandbreite nur annähernd, denn für jeden Metallberuf gibt es weitere Berufsfelder für zusätzliche spezielle Fachbereiche: Zum Beispiel erstreckt sich das Tätigkeitsspektrum für Industriemechaniker auf Produktionstechnik, Betriebstechnik, Maschinen- und Systemtechnik oder Geräte- und Feintechnik etc. Die Berufsbilder haben sich durch die neuen Anforderungen, die die Informations- technik an die Mitarbeiter des Maschinenbaus stellt, stark gewandelt. Kenntnisse über moderne Steuerungstechnik müssen genauso beherrscht werden wie die Handhabung eines höheren Anteils Elektronik in den Maschinen. Die Reform der Ausbildungsgänge in den für den Maschinenbau relevanten Berufsfeldern, die in den letzten Jahren erfolgt ist, hat diese Entwicklung nachvollzogen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 44

Die gestiegenen Anforderungen im Maschinenbau haben die Anstrengungen der Unternehmen, neue, qualitativ hochwertige Ausbildungskonzepte zu entwickeln und in der betrieblichen Praxis umzusetzen, deutlich erhöht. Neben der Gründung von Lehrwerkstätten werden die Ausbildungsaktivitäten mehrerer Tochterunternehmen im Konzernverbund vielfach zusammengelegt, um den Auszubildenden durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Aufgabengebiete gleich zu Beginn des Berufseinstiegs Interdisziplinarität und Teamgeist zu vermitteln und gruppenorientierte Arbeitsstrukturen in der Praxis zu trainieren. Bei dem Einsatz von Hochschulabsolventen unterstützen Traineeprogramme den strukturell notwendigen Qualifizierungsprozeß für das betriebliche Arbeitsgeschehen. Doch nicht nur die Ausbildung bleibt auf hohem Niveau: Verstärkt sollen Weiterbildungsmaßnahmen helfen, Qualifikationsdefizite auszugleichen, die durch den raschen Wandel von Arbeitsabläufen, Verfahrenstechniken, Produkten und Produktionsanlagen entstanden sind. Derartige Maßnahmen sind in mehr als zwei Drittel der Betriebe des Maschinenbaus anzutreffen. In fast der Hälfte der Unternehmen (40 Prozent) wird einer Qualifizierung durch innerbetriebliche Ausbilder oder einem „training on the job“ der Vorzug vor externen Maßnahmen gegeben. Obwohl die meisten Betriebe eine Polarisierung der Qualifikationsstruktur ablehnen, deutet sie sich in der Realität dennoch an: In ca. 40 Prozent der Betriebe nahmen relativ mehr Meister an den Qualifizierungsmaßnahmen teil als Mitarbeiter aus anderen, niedrigeren Qualifikationsgruppen. Nur in jedem fünften Betrieb wurden relativ mehr Facharbeiter qualifiziert.

Anforderungen an die Mitarbeiter Neben den technischen Veränderungen stellen die neuen Formen der Arbeitsorganisation hinsichtlich Flexibilität und der Fähigkeit, sich an veränderte Gegebenheiten anzupassen, hohe Anforderungen an die Beschäftigten. Davon sind Mitarbeiter der Produktion und Planungsträger gleichermaßen betroffen. Mit einer zunehmenden Kundenorientierung vollziehen die Ingenieure einen Wandel zum Problemlösungsmanager. Angesichts einer gestiegenen Komplexität der Kundenprobleme bilden sich zu deren Lösung immer häufiger interdisziplinäre Arbeitsgruppen, in denen die Kompetenzen aus verschiedenen Fachbereichen zusammengefaßt werden. Neben fundiertem Fachwissen gewinnen soziale Kompetenzen für den einzelnen Mitarbeiter an Bedeutung. In den letzten Jahren haben die Mitarbeiter mehr Eigenverantwortung für betriebliche Belange übernommen. Insbesondere hat sich neben dem bewährten betrieblichen Vorschlagswesen auch die Beteiligung an Mitarbeitergruppen oder speziellen Zirkeln erhöht, die sich mit der Lösung innerbetrieblicher Probleme genauso wie mit der Verbesserung von Produkten oder Produktionsprozessen beschäftigen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 45

Situation auf den sektoralen Arbeitsmärkten Die hohe technologische Kompetenz des Maschinenbaus drückt sich in einem hohen Anteil von Arbeitnehmern mit einem qualifizierten Berufsabschluß aus. Er beträgt in Rheinland-Pfalz (Basisjahr 1997) im Durchschnitt mehr als 82 Prozent. Lediglich 20 Prozent sind an- bzw. ungelernte Kräfte. Dabei treten je nach Art der Fertigung Unterschiede auf, denn in Betrieben, die ihre Produkte in Massen- oder Großserienproduktion herstellen, sind mehr als die Hälfte der Fertigungsmitarbeiter gering qualifizierte Kräfte. Im Zuge der gestiegenen Anforderungen an die Arbeitnehmer des Maschinenbaus hat sich auch der Bedarf an Fachkräften weiter erhöht. Noch im Jahre 1990 hatten nur 75 Prozent der Beschäftigten einen qualifizierten Berufsabschluß. Dies bedeutet einen Anstieg von 7 Prozentpunkten innerhalb von rd. 8 Jahren.

Arbeitsamtsbezirk Zahl der Darunter: Zahl der Darunter: sozialversicherung Beschäftigte mit Arbeitslosen (1996) Arbeitslose mit spflichtig qualifiziertem qualifiziertem Beschäftigten Berufsabschluß Berufsabschluß (1997) Insgesamt Absolut Anteil in % Insgesamt Absolut Anteil in %

Bad Kreuznach 1.673 1.434 85,71% 129 99 76,74% Kaiserslautern 2.817 2.113 75,01% 478 262 54,81% 1.184 1.009 85,22% 49 36 73,47% Landau 695 562 80,86% 77 53 68,83% Ludwigshafen 2.311 1.918 82,99% 61 30 49,18% Mainz 1.238 1.075 86,83% 133 106 79,70% 615 455 73,98% 37 24 64,86% Montabaur 1.250 1.034 82,72% 45 32 71,11% Neunkirchen 1.144 1.007 88,02% 64 48 75,00% Neuwied 2.569 2.129 82,87% 104 71 68,27% Pirmasens 4.666 3.898 83,54% 281 193 68,68% 1.485 1.165 78,45% 173 75 43,35%

Rheinland-Pfalz 21.647 17.799 82,22% 1.631 1.029 63,09%

Tab. 3: Qualifizierungsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Arbeitslosen im Maschinenbau in Rheinland-Pfalz

Die in den Arbeitsamtsbezirken registrierten Arbeitslosen weisen im Durchschnitt ein geringeres Qualifikationsniveau auf. Lediglich 63 Prozent besitzen einen qualifizierten Berufsabschluß – läßt man regionale Unterschiede außer Acht. Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose sind daher auch als ein Ansatzpunkt anzusehen, um die Arbeitslosigkeit dauerhaft zu senken. Betrachtet man das Verhältnis zwischen Arbeitern und Angestellten, dann sind im langjährigen Durchschnitt ca. 60 Prozent der Beschäftigten des Maschinenbaus Arbeiter. Der Anteil der Arbeiter im produzierenden Gewerbe liegt insgesamt etwas IMO Branchenbericht Maschinenbau 46 höher (64 Prozent), hat sich aber ausgehend von rd. 69 Prozent im Jahre 1985 kontinuierlich verringert. Bezogen auf einzelne Wirtschaftszweige des Maschinenbaus weisen die Hersteller von Verbrennungsmotoren und Turbinen sowie Öfen und Brennern einen besonders hohen Anteil von Angestellten auf (ca. 51 Prozent) während die Belegschaft bei der Herstellung von Lagern, Getrieben, Zahnrädern und Antriebselementen (71 Prozent) sowie bei der Herstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Ackerschleppern (70 Prozent) zu mehr als zwei Dritteln aus Arbeitern besteht.

Nachwuchssorgen des Maschinenbaus: Fachkräftemangel weitet sich aus Wie in anderen Branchen klagen die Unternehmen des Maschinenbaus über einen Mangel an Ingenieuren aller Fachrichtungen. Vor allem mittelgroße und kleine Unternehmen können diese Stellen vielfach nicht besetzen. Einige Großunternehmen haben damit begonnen, vorsorglich Ingenieure einzustellen, um ihren zukünftigen Personalbedarf zu decken. Da die Zahl der Studienanfänger in technischen Studiengängen weiter zurückgeht, ist eher mit einer Verschlechterung als mit einer Besserung der Situation zu rechnen. Hinzu kommen hohe Studienabbrecherquoten und die Beobachtung, daß eine große Anzahl von Studenten der Maschinenbauindustrie nach erfolgreich absolviertem Studium der Ausbildungsbranche den Rücken kehrt und andere Unternehmen, z.B. der Versicherungswirtschaft, bevorzugt. Der Maschinenbau rechnet daher in naher Zukunft mit massiven Nachwuchsproblemen. Dies stellt sich nicht nur als zahlenmäßiges Problem dar, sondern es bestehen auch Vorbehalte hinsichtlich der fachlichen Eignung von Facharbeitern und Ingenieuren gleichermaßen. Besonders schwer wiegt für die Unternehmen des Maschinenbaus, daß die Bereitschaft, weltweit für ein Unternehmen tätig zu sein, eher ab- als zugenommen hat. Gerade dieses Merkmal spielt vor allem mit Blick auf das immer globaler werdende Geschäft auch der mittelständischen Unternehmen eine große Rolle.

Regulation des Arbeitsmarktes Im Maschinenbau sind die Sozialpartner die jeweiligen Arbeitgeberorganisationen, der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbau e.V. und die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall). Tarifverträge schließen die IG Metall auf der Arbeitnehmerseite und auf der Arbeitgeberseite der Verband der Metall- und Elektroindustrie Rheinland/Rheinhessen in Koblenz – für den Norden des Landes Rheinland-Pfalz – sowie der Verband der pfälzischen Metall- und Elektroindustrie e.V. in Neustadt an der Weinstraße – für den südlichen Teil des Landes. Nach Schätzungen der Bezirksleitung der IG Metall in Frankfurt, die neben Rheinland-Pfalz auch für die Bundesländer Hessen, das Saarland und Thüringen zuständig ist, sind zwischen 40 und 50 Prozent der im Maschinenbau beschäftigten Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert. Der Organisationsgrad ist bei den IMO Branchenbericht Maschinenbau 47 gewerblichen Arbeitnehmern, die rd. zwei Drittel der Belegschaft stellen, etwas höher (ca. 50 – 55 Prozent), bei den Angestellten dagegen deutlich niedriger (ca. 20 - 30 Prozent). Da in Deutschland im Durchschnitt nur ca. 40 Prozent der Arbeitnehmer Mitglied einer Gewerkschaft sind,2 ist der Organisationsgrad im Maschinenbau als überdurchschnittlich hoch einzustufen.

6. Maßnahmen politischer Förderung von Branche und Region

Verbandsstrukturen des Maschinenbaus Die Maschinenbauindustrie wird auf Bundesebene vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) mit Sitz in Frankfurt a.M. vertreten. Diesem Verband sind ca. 2.900 Unternehmen angeschlossen. Der VDMA ist dabei der Dachverband für eine Vielzahl von Fachgemeinschaften, die nach Wirtschaftszweigen und Produktgruppen des Maschinenbaus gegliedert sind. Die folgende Tabelle gibt hierzu einen Überblick.

Branchenverbände Institutionen Bund Die Interessen der Unternehmen werden von den Fach- und Arbeitsgemeinschaften, unter dem Dach des VDMA, vertreten. Hierzu gehören folgende Fachgemeinschaften: − Antriebstechnik − Armaturen − Aufzüge und Fahrtreppen − Automation + Management für Haus und Gebäude − Bau- und Baustoffmaschinen − Bekleidungs- und Ledertechnik − Bergbaumaschinen − Druck- und Papiertechnik − Feuerwehrfahrzeuge und –geräte − Fluidtechnik (Hydraulik und Pneumatik) − Fördertechnik − Geldschränke und Tresoranlagen − Giessereimaschinen − Großanlagenbau − Gummi- und Kunststoffmaschinen − Holzbearbeitungsmaschinen − Hütten- und Walzwerkeinrichtungen − Informationstechnik − Kompressoren und Vakuumpumpen − Kraftmaschinen − Landtechnik − Lufttechnik (inkl. Oberflächen- und Kältetechnik) − Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen − Präzisionswerkzeuge − Productronic − Prüfmaschinen − Pumpen − Reinigungssysteme − Robotik+Automation − Schiffbau- und Offshore- Zulieferindustrie − Schweiß- und Druckgastechnik

2 Vgl. Müller-Jentsch, Walther 1995. IMO Branchenbericht Maschinenbau 48

− Software − Textilmaschinen − Thermo Prozeß- und Abfalltechnik − Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate (inkl. Abwasserbehand- lung, Kühltürme, Steriltechnik, Wasseraufbereitung) − Waagen − Wäscherei- und Chemischreinigungsmaschinen − Werkzeugmaschinen und Fertigungssysteme Rheinland-Pfalz − VDMA Landesgruppe Pfalz-Saarland − Industrieverbände Neustadt an der Weinstraße e:V.

Tab. 4: Branchenverbände des Maschinenbaus

Neben den Fach- und Arbeitsgemeinschaften existieren Fachverbände, die sowohl dem VDMA als auch dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) angehören: Der Fachverband Informationstechnik und die Gemeinschaft Deutsche Stromerzeugungsaggregate. Der VDMA und die einzelnen Fachgemeinschaften und –verbände nehmen die Vertretung der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Interessen der Mitgliedsunternehmen wahr. Für die Tarifpolitik sind sie indes nicht zuständig. Diese wird auf der Arbeitgeberseite von dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Rheinland/Rheinhessen in Koblenz – für den Norden des Landes Rheinland-Pfalz – sowie von dem Verband der pfälzischen Metall- und Elektroindustrie e.V. in Neustadt an der Weinstraße – für den südlichen Teil des Landes - wahrgenommen. Die Interessen der Arbeitnehmer, insbesondere zu tarifpolitischen Fragestellungen, werden von der IG Metall Bezirksleitung Frankfurt vertreten.

Auf der Landesebene hat sich die VDMA Landesgruppe Pfalz-Saarland, ein regional agierender Verband, etabliert. Er ist Mitglied im Verein Industrieverbände Neustadt an der Weinstraße e.V., einer Gemeinschaft von 27 Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden mit unterschiedlichen regionalen Einzugsbereichen. Das Hauptziel des Verbandes ist die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Mitglieder sowie die wirkungsvolle Interessenvertretung und das Angebot überzeugender Dienstleistungen für die Mitgliedsunternehmen.

Forschungseinrichtungen und Technologietransferstellen

Für die technologische Weiterentwicklung der Maschinenbauindustrie ist die Entwicklung neuer Werkstoffe, Verfahren und Technologien in allen Sparten von entscheidender Bedeutung. In Deutschland gibt es vor dem Hintergrund der großen Bedeutung des Maschinenbaus für die deutsche Volkswirtschaft ein differenziertes und vielfältiges Angebot an universitären wie außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Die folgende Tabelle gibt einen exemplarischen Überblick über einige in Deutschland und in Rheinland-Pfalz arbeitende Hochschulen und sonstige Forschungsinstitutionen in diesem Bereich. IMO Branchenbericht Maschinenbau 49

Einrichtungen im Bereich der Forschung und des Technologietransfers Institutionen Bund − Forschungskuratorium Maschinenbau (FKM) − VDMA-Gesellschaft für Forschung und Innovation (VFI) mbH − Fraunhofer-Institut für Umformtechnik und Werkzeugmaschinen, Chemnitz − Fraunhofer-Institut für Produktionsanalgen und Konstruktionstechnik, Berlin Land Rheinland-Pfalz − Fachhochschule Birkenfeld, Bereich Maschinenbau − Fachhochschule Kaiserslautern, Bereich Maschinenbau − Universität Kaiserslautern, Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik − Fachhochschule Koblenz, Bereich Maschinenbau

Tab. 5: Einrichtungen im Bereich der Forschung und des Technologietransfers

In Rheinland-Pfalz ist die Technologieförderung mittelständischer Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftsförderung. Sie zielt darauf ab, die größenbedingten Nachteile der KMU`s im Innovationswettbewerb auszugleichen und sie bei der Absicherung und Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen. Die finanzielle Unterstützung reicht von der Beratungsförderung bis zu Zuwendungen für den Schutz und die Realisierung von Innovationen. Neben dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sind für die kleinen und mittleren Unternehmen auch die landeseigene Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH und die IMG Innovations-Management GmbH zentrale Anlaufstellen für technologieorientierte Unternehmen sowie Existenzgründer in allen Fragen des Innovationsprozesses. Die Aufgaben der IMG gliedern sich in verschiedene Geschäftsbereiche: Der Geschäftsbereich "Technologietransfer" in Mainz organisiert und koordiniert die Zusammenarbeit aller am Technologie- und Wissenstransfer in Rheinland-Pfalz beteiligten Einrichtungen. Der Geschäftsbereich "Innovations-Marketing" der IMG in Kaiserslautern bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen zur schnellen Umsetzung und Vermarktung von Innovationen und Erfindungen an. Darüber hinaus erfaßt die IMG, um Innovationslücken zu schließen und Stärken auszubauen, im Rahmen des EU-Projektes "RITTS Rheinland-Pfalz" landesweit die Bedürfnisstruktur der kleinen und mittleren Unternehmen.

Technologie- und sonstige Förderprogramme des Landes Rheinland-Pfalz Unternehmen des Maschinenbaus können – je nach Programmvoraussetzungen und Antragsbedingungen – eine Vielzahl allgemeiner mittelstands- und/oder technologie- orientierter Förderprogramme mit sowohl investivem als auch nicht-investivem Charakter in Anspruch nehmen. Neben der technologieorientierten Förderung können Unternehmen u.a. • für die Erstanwendung von CAD-, CAM- und CNC-Systemen ein zinsgünstiges Darlehen zur Beschaffung der Hard- und Software in Anspruch IMO Branchenbericht Maschinenbau 50

nehmen, das die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH, Mainz, vergibt. • eine Förderung in Form einer Festbetragsfinanzierung für die Durchführung einer Umweltprüfung und Umweltbetriebsprüfung (Öko-Audit-Programm) beantragen. Der Antrag wird über die zuständige Kammer an das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz geleitet. • für Existenzgründungen auf das Existenzgründungsprogramm mit diversen Existenzgründungsbeihilfen zurückgreifen. Die Anträge können über die Hausbanken gestellt werden und werden in Kooperation mit der Investitions- und Strukturbank des Landes Rheinland-Pfalz (ISB) abgewickelt. Gefördert werden können auch Unternehmensnachfolgen und die Übernahme von bereits bestehenden Unternehmen. • einen Zuschuß für eine Exportberatung zur Anbahnung von Exportgeschäften bzw. zur Vermittlung von Informationen und Kenntnissen des Exportgeschäftes erhalten. Träger sind die Kammern für Industrie- und Handel, Handwerk, Architekten und der Beratung der Ingenieure. • Exportgarantien in Form einer Bürgschaft bzw. Garantie des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Die Ausfallgarantien werden im Rahmen von Exportgeschäften für Bietungs-, Anzahlungs-, Lieferungs- und Leistungsgarantien gewährt. Antragsberechtigt sind inländische Gewerbetreibende und Freiberufler. Anträge nimmt die ISB GmbH entgegen. • einen Zuschuß für die Teilnahme an einer exportorientierten Messen, Produktpräsentationen und Symposien beantragen. Bis zu einem Förderhöchstbetrag von DM 15.000,--, in Einzelfällen auch DM 20.000,--, beteiligt sich die ISB GmbH an den Kosten für Standmiete, Transport und Versicherungen.

An mittelständische Unternehmen richtet sich das Mittelstandsförderprogramm und das Konsolidierungsprogramm für den Mittelstand: • Im Rahmen des Mittelstandsförderprogrammes werden inländischen Gewerbetreibenden und Freiberuflern verbilligte Kredite für bestimmte, in einem Katalog spezifizierte Investitionen zur Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie für Umweltinvestitionen zur Verfügung gestellt. Gefördert werden Unternehmen mit einem Jahresumsatz von max. DM 40 Mio. und weniger als 250 Beschäftigten. Liegt der Investitionsort außerhalb der GA- und EU-Fördergebiete sind Unternehmen nur antragsberechtigt, wenn sie weniger als 150 Mitarbeiter beschäftigen und unter DM 30 Mio. Umsatz erzielen. Für Anträge ist die ISB GmbH zuständig. • Im Rahmen des Konsolidierungsprogrammes für den Mittelstand wird die Umstrukturierung von mittelständischen Unternehmen bezuschußt. Antragsberechtigt sind gewerbliche Unternehmen des Mittelstands, die im IMO Branchenbericht Maschinenbau 51

Durchschnitt der letzten drei Jahre vor Antragsstellung weniger als 50 Arbeitskräfte beschäftigt haben und weniger als DM 10 Mio. Umsatzerlöse erzielen. Der Antrag für das Konsolidierungsdarlehen wird über die Hausbank an die ISB gestellt.

Volkswirtschaftlich förderungswürdige Unternehmen, denen nicht genügend bankmäßige Sicherheiten zur Verfügung stehen, können Investitions- und Betriebsmittelkredite durch Bürgschaften des Landes Rheinland-Pfalz und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz GmbH absichern lassen. Zur Schaffung und Sicherung wettbewerbsfähiger Existenzen und zur Förderung innovativer Vorhaben wird Gewerbetreibenden zudem Eigenkapital in Form von stillen Beteiligungen zur Verfügung gestellt. Die Beteiligung erfolgt über die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Rheinland-Pfalz (MBG). Antragstelle ist die ISB GmbH.

7. Herausforderungen für den Maschinenbau Angesichts der weltweit hohen Nachfrage nach Maschinen wird die Produktion bis zum Jahre 2000 zunächst um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr anwachsen, erst danach - so lauten die Prognosen - schwächt sich das Wachstum wieder ab. Insgesamt wird die konjunkturelle Entwicklung vor allem durch den weltweit hohen Investitionsbedarf in den Bereichen Energie, Verkehr und Umwelt, durch die Expansion der Schwellenländer in Asien (hier nimmt China die erste Stelle ein), Lateinamerika sowie Osteuropa bestimmt. Hinzu kommt die fortschreitende Vollendung des europäischen Binnenmarktes. Bislang konnten schon viele Handelshemmnisse abgebaut werden, die den Warenaustausch innerhalb der Europäischen Union erleichtert haben. Zu nennen sind hier insbesondere Fortschritte im Bereich der Normung. Vor dem Hintergrund, daß die europäischen Nachbarstaaten bedeutendster Handelspartner der deutschen Maschinenbauer sind, stellt die kommende Währungsunion der EU ein wichtiges Ereignis dar, das die Internationalisierung des deutschen Maschinenbaus beschleunigen wird. Branchenvertreter gehen davon aus, daß sich die Investitionsneigung in den Hauptabnehmerbranchen des Maschinenbaus durch eine einheitliche europäische Währung weiter erhöhen wird. Dies wird überwiegend damit begründet, daß wechselkursbedingte Risiken entfallen werden und damit die Prognosequalität der Absatzplanung zunehmen wird. Damit steigt auch die Neigung, in Produktionserweiterungen zu investieren. Allgemein wird im Zuge der weiteren Liberalisierung des Welthandels und einer zunehmenden Globalisierung der Märkte mit einer Intensivierung des Wettbewerbes gerechnet. Im Zeichen einer Globalisierung und Internationalisierung der Wettbewerbsbeziehungen wird die Präsenz deutscher Maschinenbauer auf den Weltmärkten zur Erhaltung und Stärkung der Wettbewerbsposition immer IMO Branchenbericht Maschinenbau 52 bedeutender. Dies gilt nicht mehr nur noch für die Hersteller von Standardmaschinen im Volumengeschäft. Auch kleinere und mittlere Unternehmen, die überwiegend im Technikgeschäft bzw. der Fertigung von Spezialmaschinen auf regionalen Märkten tätig waren, werden zunehmend von den Auswirkungen der Globalisierung erfaßt. Allerdings ist als Voraussetzung, damit Unternehmen auf internationalen Märkten tätig werden können, neben der Wettbewerbsfähigkeit der Produkte, auch eine bestimmte Unternehmensgröße erforderlich. Kleine und mittlere Unternehmen sind damit überfordert, denn die Standortvorteile des deutschen Maschinenbaus - hoher technischer Stand, hohes Qualifikationsniveau - werden allein nicht ausreichen, diese Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen. Ihnen fehlen die personellen und materiellen Ressourcen, um Kundennähe vor Ort zu beweisen und umfassende Serviceleistungen sicherzustellen. Beides sind indes wichtige Erfolgsfaktoren für ein internationales Engagement. Für kleinere und mittelständisch geprägte Unternehmen bieten sich verschiedene Optionen an, um die spezifischen Kompetenzen, die für eine internationale Tätigkeit notwendig sind, zu erlangen. Dabei wäre es aber falsch, den Unternehmen pauschal eine Wachstumsstrategie zu empfehlen. Viele kleinere und mittelständische Betriebe zeichnen sich durch hochflexible, auf spezielle Kundenwünsche ausgerichtete Fertigungs- und Produktionsstrukturen aus. Mit einem Größenwachstum drohen diese Kompetenzen, mit denen sie sich gegenüber Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten und Japan abheben, verloren zu gehen. Statt dessen bieten sich Vertriebskooperationen, Unternehmenszusammenschlüsse oder gegenseitige Beteiligungen an, mit denen die einzelbetrieblichen Größennachteile kompensiert werden können. Ob der deutsche Maschinenbau von der Globalisierung profitieren kann, hängt auch davon ab, inwieweit er es schafft, seine Technikführerschaft auf den Weltmärkten durch innovative Produkte zu behaupten und auszubauen. Die einzelnen Bundesländer profitieren in unterschiedlichem Maße von der Konjunktur des Maschinenbaus. Im Vergleich zum Bundestrend hat sich für Rheinland-Pfalz gezeigt, daß sich zwischen 1995 und 1998 sowohl die Umsätze geringer als im Bundestrend entwickelt haben als auch die Beschäftigung deutlicher zurückgegangen ist als im Bundestrend. Von den Beschäftigungsverlusten zwischen 1995 und 1998 waren die Region Kaiserslautern und der Westerwald unterschiedlich betroffen ( Korrespondierend mit den Beschäftigtenzahlen ergibt sich folgende Bild hinsichtlich der Arbeitslosenzahlen - die nach eigenem Ansatz berechnet wurden - die Zahl der Arbeitslosen wird im Verhältnis zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ausgewiesen. 1996 betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote 7,3 % (1990: 2,9%). Im Arbeitsmatsbezirk Kaiserslautern lag sie bei 14,16 Prozent und im Arbeitamtsbezirk Montabaur bei 4 Prozent. Eine Analyse der Verteilung der Arbeitslosigkeit zeigt, daß auch im Maschinenbau der Anteil qualifizierter Fachkräfte an den Arbeitslosen geringer ist, höhere Qualifikation also das Risiko für Arbeitslosigkeit minimieren. IMO Branchenbericht Maschinenbau 53

Die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen hängt in starkem Maße davon ab, Zugriff auf ein hinreichend qualifiziertes Nachwuchspotential zu erhalten. Die Metallindustire im Allgemeinen und der Maschinenbau im Besonderen sind jedoch hinsichtlich der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen gekennzeichnet. Häufig gelingt es den Firmen nicht, ein in qualitativer und qualitativer Hinsicht hinreichendes Potential zu akquirieren. Dieses Defizit an Interessenten schmerzt um so mehr, als auch im akademischen Bereich seit Jahren nur ein geringer Anteil der Studierenden in den entsprechenden ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen ein Studium aufzunehmen. Am Arbeitsmarkt für Ingenieure ist die Branche mit dem Paradoxon konfrontiert, daß zum einen eine erhebliche Anzahl an Arbeitslosen Ingenieuren ausgewiesen werden und zum anderen die Unternehmen ihren Bedarf an Ingenieuren nicht decken können. Probleme bereiten darüber hinaus die gewandelten Anforderungen, die an eine zeitgemäße Qualifikation gestellt werden. Zum einen gehören hierzu, die mit der zunehmenden Informatisierung des Produktionsprozesses und des Produktes verbunden Qualifikationsanteilen verbunden. Zum anderen zählen hierzu die gewandelten Anforderungen an qualifiziertes Persona, die aus der verstärkten Service- und Problemlösungsorientierung der Unternehmen aufgrund des gestiegenen Wettbewerbs resultieren. Die zunehmende Betreuung und Sicherung des Maschineneinsatzes führen ferner dazu, daß auch know how über den Produktionsprozeß des Abnehmers relevant wird und dies in internationaler Dimension. Der hohe Internationalisierungsgrad der Abnehmer und die hohe Dispersion der Unternehmen des Maschinenbaus im Land, verbunden mit der hohen Diversität der einzelnen Maschinenbauunternehmen, ihren Produkten und Märkten führt dazu, daß die Möglichkeiten, durch kollektives Handeln politisch artikulationsfähig zu werden geringer sind als in Brachen, die sich durch eine höhere Homogenität auszeichnen. Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbssituation der Branche bedürfen deshalb einer hohen Paßgenauigkeit hinsichtlich der jeweils unterschiedlichen Bedarfslagen der jeweils unterschiedliche n Unternehmen. Politische Unterstützung bedarf eines prozeduralen Vorgehens, das die Artikulationsfähigkeit der Unternehmen erhöht und die jeweils zu unterstützenden Maßnahmen müssen so divers sein, daß die der Varietät der Branche entgegenkommen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 54

Anhang: Die Regionen Kaiserslautern und Westerwald

Abb. 18: Die Regionen Kaiserslautern und Westerwald

Abgrenzung der Regionen Im folgenden werden zwei für die Maschinenbaubranche wichtige Regionen betrachtet. Zum einen ist dies die Region Kaiserslautern, die aus den kreisfreien Städten Kaiserslautern, Neustadt, Pirmasens, Zweibrücken und den Landkreisen IMO Branchenbericht Maschinenbau 55

Bad Dürkheim, Germersheim, Kaiserslautern und der Südpfalz (dem ehem. Landkreis Pirmasens) besteht. Zum anderen werden die Landkreise Altenkirchen und Neuwied sowie der Westerwaldkreis zur Region Westerwald zusammengefaßt.

Allgemeine Beschreibung der Regionen Kaiserslautern und Westerwald

Die Region Kaiserslautern liegt im südlichen Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und grenzt im Südosten an die Kreise Karlsruhe, Stadt Karlsruhe und Rhein-Neckar des Bundeslandes Baden-Württemberg, sowie im westlichen Bereich an das Saarland. Im Norden schließen sich die rheinland-pfälzischen Kreise Kusel, Donnersberg, Ludwigshafen und Worms an das Gebiet an.

Ein Drittel der Bevölkerung in der Region Kaiserslautern (238.166 Einwohner) lebt im Landkreis Bad Dürkheim, der damit den größten Bevölkerungsanteil unter den Gebietseinheiten in der Region aufweist. Unter den kreisfreien Städten nimmt Kaiserslautern mit einem Bevölkerungsanteil von 14,31 Prozent (Einwohnerzahl: 101.315) eine dominierende Stellung ein.

Im nördlichen Bereich der Region Kaiserslautern verläuft die , welche in Ost-West Ausrichtung die Großräume Nürnberg, Mannheim, Kaiserslautern, Saarbrücken und das französische Metz miteinander verbindet. Des weiteren besteht über die Anschluß zum Frankfurter Raum sowie über die zu den Regionen um Stuttgart, Augsburg und München. Eine weitere wichtige Verkehrsachse bildet die Bundesautobahn 62. Diese verbindet die Gebiete um Pirmasens und Zweibrücken in ihrem weiteren Verlauf als Bundesautobahn 8 mit der Saarregion um Saarbrücken, Saarlouis und Merzig.

Die Region Westerwald liegt im nördlichen Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und grenzt damit im Norden sowie Osten an die nordrhein-westfälischen Kreise Limburg-Weilburg, Lahn-Dill, Siegen-Wittgenstein, Olpe, Rhein-Sieg und dem Oberbergischen Kreis. Im südlichen Bereich wird die Region durch die rheinland- pfälzischen Kreise Ahrweiler, Mayen-Koblenz und Rhein-Lahn begrenzt.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung in der Region Westerwald lebt im Westerwaldkreis, was einem Anteil von 45,01 Prozent (199.365 Einwohnern) an der Gesamtbevölkerungszahl entspricht.

Die Region ist durch die sowohl mit den rheinischen Städten Düsseldorf, Köln als auch mit dem Rhein-Main-Gebiet verbunden. Die westlichen und südwestlichen Landesteile des Bundeslandes Rheinland-Pfalz werden durch die Bundesautobahn 48 erschlossen. IMO Branchenbericht Maschinenbau 56

Bevölkerung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald

Bevölkerungsstand zum 31.12.1997 Bevölkerungsänderung seit 1990 Gebietseinheiten Absolut Anteil an der Absolut in % Gesamtbevölkerung in der Region

Region Kaiserslautern Kfr. Stadt Kaiserslautern 101.315 14,31 % 1.964 1,98 % Kfr. Stadt Neustadt 53.782 7,60 % 1.794 3,45 % Kfr. Stadt Pirmasens 47.184 6,67 % -496 -1,04 % Kfr. Stadt Zweibrücken 35.885 5,07 % 1.967 5,80 % LK Bad Dürkheim 238.166 33,64 % 7.763 6,23 % LK Germersheim 121.539 17,17 % 12.030 10,99 % LK Kaiserslautern 109.917 15,53 % 9.889 9,89 % LK Südwestpfalz 105.843 14,95 % 5.214 5,18 %

Summe Region Kaiserslautern 707.897 100 % 40.125 6,01 %

Region Westerwald LK Altenkirchen 129.138 29,16 % 10.068 8,46 % Lk Neuwied 114.431 25,83 % 12.930 12,74 % Westerwaldkreis 199.365 45,01 % 20.279 11,32 %

Summe Region Westerwald 442.934 100 % 43.277 10,83 %

Tab. 6: Bevölkerung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald

Demographische Entwicklung

Die Regionen Kaiserslautern und Westerwald profitieren – wie auch das Land Rheinland-Pfalz – von der Umbruchsituation in Deutschland und Europa, in deren Zuge die bundesdeutsche Gesellschaft - vor allem nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten - einen erheblichen Bevölkerungsgewinn verbuchen konnte. Während die natürliche Bevölkerungsentwicklung – der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle – in Deutschland (West) schon seit Mitte der 70er Jahre ein negatives Vorzeichen aufweist (eine ähnliche Entwicklung ist nach der Wiedervereinigung für die neuen Bundesländer zu beobachten), resultierten die Bevölkerungsgewinne Anfang der 90er Jahre hauptsächlich aus einem positiven Wanderungssaldo. Zusätzlich zu den Außenwanderungszugewinnen – vorwiegend aus den Reformstaaten der ehemaligen Sowjetunion –, von denen vor allem die alten Länder profitieren konnten, haben die Bundesländer in Westdeutschland auch einen großen Zuwachs aus der Ost-West-Binnenwanderung verzeichnen können. Darüber hinaus kann in den letzten Jahren wieder ein Geburtenüberschuß verzeichnet werden. Dieser ist auf die in der Vergangenheit eingewanderten Personen zurückzuführen, welche durch ihr geringes Alter sowie durch ihr generatives Verhalten zu diesem Phänomen beigetragen haben. IMO Branchenbericht Maschinenbau 57

Die Gesamtregion Kaiserslautern konnte seit 1980 einen stetigen Bevölkerungszuwachs verzeichnen, wobei die Entwicklung zwischen den eher ländlich geprägten Landkreisen und den kreisfreien Städten im weiteren Verlauf zu differenzieren ist. Die Bevölkerungszahl ist in der Region von rd. 667.700 im Jahre 1990 um 6,01 Prozent auf 707.897 zum 31.12.1997 angestiegen. Betrachtet man die Landkreise in der Region Kaiserslautern, so stellt man insgesamt einen Bevölkerungsanstieg von 8,03 Prozent seit 1990 fest. Hervorzuheben ist der Landkreis Germersheim, welcher mit 10,99 Prozent die höchste Wachstumsrate aufweist, wogegen der Landkreis Südpfalz mit 5,18 Prozent das Schlußlicht markiert. Im Gegensatz dazu blieben die kreisfreien Städte in der Region im selben Zeitraum mit einem Bevölkerungswachstum von lediglich 2,24 Prozent deutlich hinter den Wachstumsraten der Landkreise sowie der Region Kaiserslautern insgesamt zurück. Mit einem Bevölkerungsanstieg von 5,8 Prozent seit 1990 weist die kfr. Stadt Zweibrücken noch eine der höchsten Wachstumsraten unter den kreisfreien Städten auf, wogegen die kfr. Stadt Pirmasens seit 1990 1,04 Prozent ihrer Bevölkerung eingebüßt hat.

Seit Mitte der neunziger Jahre führen Suburbanisierungserscheinungen zu Bevölkerungsverlusten der gößeren Städte in der Region Kaiserslautern zu Gunsten der Landkreise. Dazu können unter anderem steigende Grundstückskosten, sowie die Verdrängung der Wohnfunktion durch den Tertiären Sektor in den Innenstädten gesehen werden. Der im Laufe der Zeit gestiegene Motorisierungsgrad der Bevölkerung sowie gestiegene Ansprüche an die Wohnqualität führen zur Abwanderung von meist besserverdienenden, jungen Familien aus den Innenbereichen der Städte in die peripheren ländlichen Räume. Diese Erscheinungen konnten in der Bundesrepublik bereits Anfang der achtziger Jahre beobachtet werden, wurden aber in diesem Fall bis in die neunziger Jahre hinein durch Außenwanderungsgewinne kompensiert.

Generell ist zu sagen, daß sich die Situation in den Gebietseinheiten der Gesamtregion Kaiserslautern nach Bevölkerungseinbußen Anfang der achtziger Jahre im weiteren Verlauf bis zur Mitte der neunziger Jahre weitestgehend entspannt hat.

Im Gegensatz zur Region Kaiserslautern konnte der Westerwald in bezug auf die demographische Entwicklung einen deutlich positiveren Verlauf nehmen. Insgesamt erhöhte sich die Bevölkerungszahl in der Region im Zeitraum von 1990 bis 1997 von rd. 399.600 auf 442.900, was einem Anstieg von 10,83 Prozent entspricht. Hervorzuheben ist der Landkreis Neuwied, welcher mit einem Bevölkerungszuwachs von 12,74 Prozent die höchste Wachstumsrate aufweist.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Bevölkerungszuwächse der Region Westerwald sehr viel höher waren als in der Region Kaiserslautern, die hier sogar etwas schwächer ausfielen als im Landesdurchschnitt Rheinland-Pfalz, wo die Wachstumsrate im gleichen Zeitraum 6,8 Prozent betrug. IMO Branchenbericht Maschinenbau 58

Bevölkerungsprognose

Die Bevölkerung in der Region Kaiserslautern wird nach einer Prognose des Statistischen Landesamtes in den nächsten Jahren abnehmen. Zunächst wird nach der Jahrtausendwende die Bevölkerungszahl relativ konstant bei rd. 710.000 Personen bleiben. Ab dem Jahre 2003 wird der Abwärtstrend zunehmend an Dynamik gewinnen und die Bevölkerungszahl kontinuierlich auf rd. 687.000 Personen (2012) absinken.

Bevölkerungsprognose für die Region Kaiserslautern

Prognose der Bevölkerungszahl für die Region Kaiserslautern von 2000 bis 2012.

710.619 710.540 710.083 709.248 708.059 706.536 710.000 704.678 702.501 700.015 697.255 700.000 694.196 690.974 687.623 690.000

680.000

670.000

660.000

650.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 19: Bevölkerungsprognose für die Region Kaiserslautern

Dieser Abwärtstrend wird sowohl bei den Landkreisen als auch bei den Städten der Region Kaiserslautern zu verzeichnen sein. Dennoch zeigen die statistischen Prognosedaten, daß die Hauptleidtragenden dieser Entwicklung wiederum die kreisfreien Städte sein werden. Im Gegensatz dazu werden die Bevölkerungszahlen der Landkreise nach anfänglichen Gewinnen nur sehr leicht zurück gehen.

Im Gegensatz zur Region Kaiserslautern prognostiziert das Statistische Landesamt im gleichen Zeitraum für den Westerwald eine annähernd stabile Bevölkerungsentwicklung. Man erwartet sogar einen geringen Anstieg von 454.410 Einwohnern im Jahre 2000 auf 469.647 im Jahr 2012. IMO Branchenbericht Maschinenbau 59

Bevölkerungsprognose für die Region Westerwald

Prognose der Bevölkerungszahl für die Region Westerwald von 2000 bis 2012.

468.180 468.918 469.395 469.659 469.732 469.647 457.398 460.029 462.278 464.247 465.872 467.176 500.000 454.410

400.000

300.000

200.000

100.000

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: Statistisches Landesamt.

Abb. 20: Bevölkerungsprognose für die Region Westerwald

An dieser Stelle soll die Bevölkerungsstruktur der Region Kaiserslautern betrachtet werden. Diese spiegelt nicht nur die tiefgreifenden demographischen Veränderungsprozesse in der Region selbst wider, sondern steht auch exemplarisch für die Entwicklung in der Westerwaldregion sowie der Bundesrepublik:

Bevölkerungsstruktur der Region Kaiserslautern nach Altersklassen

Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung in der Region Kaiserslautern zwischen 1980 und 2012. Im Alter von ... bis Bevölkerung absolut unter ... Jahren 645.021 637.438 667.772 703.605 710.619 706.536 694.196 687.623 100% 15,47 14,93 15,61 16,44 17,46 19,57 20,09 20,03 65 und mehr

4 5,84 6,08 5,81 6,89 60 - 65 80% 5,4 5,76 6,44 19,46 20,92 19,94 18,96 18,63 20,79 45 - 60 23,06 23,51 60% 26,35 26,48 30,04 31,84 30,25 27,94 25 - 45 25,56 40% 24,96

16,94 16,81 12,93 10,58 10,55 15 - 25 11,25 11,6 11,54 20% 17,78 15,03 15,4 16,38 16,22 15,06 13,92 13,53 unter 15

0% 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2012

Quelle: Statistisches Landesamt; von 2000 bis 2012 Prognosedaten. Abb. 21: Bevölkerungsstruktur der Region Kaiserslautern nach Altersklassen

• Die absolute Zahl älterer Menschen wird zunehmen. Während 1992 in der Bundesrepublik (Ost und West) ca. 16,5 Millionen Menschen - von insgesamt fast 81 Millionen Menschen - über 60 Jahre alt waren, steigert sich dies in IMO Branchenbericht Maschinenbau 60

absoluten Zahlen im Jahr 2030 auf 26 Millionen älterer Menschen. Dies ist auch in der Region Kaiserslautern zu beobachten. Zwischen 1980 und 1995 ist die Zahl der über 60 Jahre alten Menschen von 125.593 Menschen auf 156.559 Ältere angestiegen. Damit ist das Ende dieser Entwicklung noch nicht erreicht. Bis zum Jahre 2012 wird die Zahl der Älteren und Hochaltrigen auf rd. 182.000 Menschen anwachsen. • Bei leicht sinkender Bevölkerung bis Mitte des nächsten Jahrhunderts hinein wird der Anteil der Älteren beträchtlich steigen. In der Region Kaiserslautern schätzt das Statistische Landesamt, daß der Anteil der über 60 Jahre alten Menschen von rd. 19 Prozent (1980) bis zum Jahre 2012 auf über ein Viertel der Bevölkerung (rd. 26 Prozent) ansteigen wird. Gleichzeitig geht der Anteil der jungen Generation (unter 25 Jahre) immer weiter zurück und wird im Jahre 2012 nur noch rd. 25 Prozent betragen; 1980 waren noch knapp 34 Prozent zu dieser Altersgruppe zu zählen. Besonders kritisch ist die Veränderung der Altersgruppen, die nach der Ausbildung in die Phase des Erwerbslebens eingetreten sind (Altersgruppen 25 bis unter 45 Jahren sowie 45 bis unter 60 Jahren). Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung lag 1980 bei rd. 46 Prozent, stieg dann bis zum Jahre 1995 auf rd. 51 Prozent an und wird bis zum Jahre 2012 auf 49 Prozent zurückgehen. • Betrachtet man die Veränderung der Bundesdeutschen Bevölkerung über diesen Zeithorizont hinaus, diese Überlegungen können auf die betrachteten Regionen übertragen werden, dann wird der Anteil der über 60jährigen im Jahre 2040 etwa doppelt so hoch sein wie der Anteil der Generation der unter 20jährigen. Die mittlere Generation (die 20 bis unter 60jährigen), die im Jahr 1992 noch nahezu 60 % der Gesamtbevölkerung ausmachte, wird im Jahr 2040 nur noch die Hälfte der Bevölkerung stellen. Grob geschätzt stünde einer erwerbsfähigen Person im Jahr 2040 etwa eine Person im noch nicht beziehungsweise nicht mehr erwerbsfähigen Alter gegenüber. • In der Gruppe der “Alten” ist zudem zwischen den jungen Alten, im Lebensalter von 60 - 75 Jahren, und den Hochbetagten, im Lebensalter über 75 Jahren, zu differenzieren. Die über 75jährigen werden zukünftig etwa ein Drittel der Senioren ausmachen.

Bevölkerungsdichte und –verteilung

Die Bevölkerung der Region Kaiserslautern von 707.897 Einwohnern lebte zum Stichtag 31.12.1992 auf einer Fläche von 2.727 Quadratkilometern. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rd. 260 Einwohnern pro km², die deutlich über dem Niveau des Landes Rheinland-Pfalz (202 Einwohner pro km²) liegt. Die krf. Städte der Region nehmen eine Fläche von 389 km² ein, was einen Anteil von 14,26 Prozent an der Gesamtfläche der Region Kaiserslautern ausmacht. Damit besitzen sie eine Bevölkerungsdichte von rd. 612 Einwohner pro km². Besonders hervorzuheben sind Kaiserslautern mit einer Dichte von rd. 724 Einwohner pro km² IMO Branchenbericht Maschinenbau 61 sowie Pirmasens mit rd. 774 Einwohner pro km². Im Gegensatz dazu weist Neustadt mit einem Wert von 460 Einwohner pro km² die geringste Dichte auf. Dagegen verteilen sich die restlichen 85,74 Prozent auf die Landkreise, welche eine Fläche von 2.338 km² einnehmen. Deren Bevölkerungsdichte ist demnach mit rd. 201 Einwohner pro km² deutlich geringer als die der kreisfreien Städte. Dabei weist der Landkreis Germersheim mit rd. 263 Einwohner pro km² die höchste und Kaiserslautern mit 172 Einwohner pro km² die geringste Dichte auf.

Die Region Westerwald erstreckt sich auf einer Fläche von 2.258 Quadratkilometern und weist eine Bevölkerungsdichte von 196,16 Einwohner pro km² auf. Die Dichte in den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald liegt bei rd. 201 Einwohner pro km². Dagegen liegt dieser Wert im Landkreis Neuwied mit rd. 183 deutlich unter der Gesamtregion.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß im Vergleich zu den betrachteten Regionen die Städte und Landkreise der Raumordnungsregion Mittelrhein-Westerwald mit rd. 187 Einwohnern pro km² und Westpfalz mit rd. 178 Einwohner pro km² (jeweils Stand 31.12.1992) deutlich dünner besiedelt sind. Das an die Region angrenzende Saarland weist im Gegensatz dazu eine Bevölkerungsdichte von 422 Einwohner pro km² auf.

Entsprechend der Bevölkerungsdichte und der Siedlungsstruktur der in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald zusammengefaßten Gebietseinheiten können diese in der Systematik der Regions- und Kreistypen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) überwiegend als verdichtete Kreise (Kreistyp 6) in Regionen mit Verdichtungsansätzen (Regionstyp 2) zusammengefaßt werden. Zu diesem siedlungsstrukturellen Gebietstyp gehören kreisfreie Städte wie z.B. Aschaffenburg, Görlitz, Landau, Pirmasens, Worms und Zweibrücken und Landkreise wie z.B. Augsburg, Gießen, Kassel, Lörrach und Würzburg. Ausnahmen bilden die Städte Kaiserslautern (Regionstyp = Region mit Verdichtungsansätzen; Kreistyp = Kernstadt in Region mit Verdichtungsansätzen) und Neustadt (Regionstyp = Hochverdichtete Region; Kreistyp = Hochverdichteter Kreis in Regionen mit großen Verdichtungsräumen) sowie bei den Landkreisen Bad Dürkheim (Regionstyp = Hochverdichtete Region; Kreistyp = Verdichteter Kreis in Region mit großen Verdichtungsräumen).

Innerhalb der Region Kaiserslautern besitzt bei den kreisfreien Städten Kaiserslautern mit einem Anteil von 14,31 Prozent an der Gesamtbevölkerung (101.315 Einwohner zum 31.12.1997) die größte Bevölkerungszahl, gefolgt von den Städten Neustadt (7,60 Prozent), Pirmasens (6,67 Prozent) und Zweibrücken (5,07 Prozent). Bei den Landkreisen nimmt Bad Dürkheim mit einem Anteil von 18,71 Prozent eine dominante Stellung ein. Es folgen die Landkreise Germersheim (17,17 Prozent), Kaiserslautern (15,53 Prozent) und Südpfalz (14,95 Prozent). IMO Branchenbericht Maschinenbau 62

Abb. 22: Bevölkerung im Raum Kaiserslautern

Mit einem Anteil von 45.01 Prozent (199.365 Einwohner) an der Gesamtbevölkerung weist der Westerwaldkreis vor den Landkreisen Altenkirchen (129.138 Einwohner) und Neuwied (114.431 Einwohner) den höchsten Bevölkerungsanteil auf. IMO Branchenbericht Maschinenbau 63

Abb. 23: Bevölkerung im Raum Westerwald IMO Branchenbericht Maschinenbau 64

Tabellenanhang

Gebietseinheiten 1980 1985 1990 1995 1997

Region Kaiserslautern Kfr. Stadt Kaiserslautern 98.745 97.664 99.351 102.002 101.315

Kfr. Stadt Neustadt 50.328 48.463 51.988 53.788 53.782 Kfr. Stadt Pirmasens 49.615 46.526 47.680 48.356 47.184 Kfr. Stadt Zweibrücken 34.923 33.018 33.918 36.132 35.885 LK Bad Dürkheim 116.213 117.966 124.669 130.558 132.432 LK Germersheim 100.733 101.737 109.509 118.836 121.539 LK Kaiserslautern 95.783 94.585 100.028 108.746 109.917 LK Südwestpfalz 98.681 97.479 100.629 105.187 105.843

Summe Region Kaiserslautern 645.021 637.438 667.772 703.605 707.897

Region Westerwald LK Altenkirchen k.A. k.A. 119.070 127.504 129.138 Lk Neuwied k.A. k.A. 101.501 111.105 114.431 Westerwaldkreis 168.122 170.208 179.086 195.669 199.365

Summe Region Westerwald k.A. k.A. 399.657 434.278 442.934

Tab. 7: Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald IMO Branchenbericht Maschinenbau 65

Gebietseinheiten 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Region Kaiserslautern

St. Kaiserslautern 99658 99048 98422 97778 97130 96462 95791 95124 94449 93758 93038 92326 91610

St. Neustadt 53716 53637 53542 53436 53312 53178 53026 52864 52669 52454 52232 51996 51746

St. Pirmasens 46163 45815 45461 45109 44751 44386 44008 43627 43240 42855 42441 42026 41614

St. Zweibrücken 35759 35688 35611 35518 35401 35277 35134 34990 34836 34655 34475 34292 34099

Summe der Städte 235296 234188 233036 231841 230594 229303 227959 226605 225194 223722 222186 220640 219069

LK Bad Dürkheim 134142 134515 134812 135013 135145 135186 135153 135049 134872 134629 134324 133974 133581

LK Germersheim 123672 124134 124498 124758 124923 125002 125003 124916 124754 124530 124233 123893 123521

Lk Kaiserslautern 111267 111502 111633 111683 111654 111566 111405 111161 110852 110494 110071 109630 109162

LK Südwestpfalz 106242 106201 106104 105953 105743 105479 105158 104770 104343 103880 103382 102837 102290

Summe der Landkreise 475323 476352 477047 477407 477465 477233 476719 475896 474821 473533 472010 470334 468554

Summe Region 710619 710540 710083 709248 708059 706536 704678 702501 700015 697255 694196 690974 687623 Kaiserslautern

Region Westerwald

LK Altenkirchen 132484 133355 134122 134778 135352 135826 136206 136499 136714 136853 136930 136951 136926

Lk Neuwied 117396 118168 118848 119429 119938 120358 120695 120954 121145 121268 121336 121355 121333

Westerwaldkreis 204530 205875 207059 208071 208957 209688 210275 210727 211059 211274 211393 211426 211388

Summe Region 454410 457398 460029 462278 464247 465872 467176 468180 468918 469395 469659 469732 469647 Westerwald

Tab. 8: Prognose der Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Kaiserslautern und Westerwald von 2000 bis 2012 IMO Branchenbericht Maschinenbau 66

Wirtschaftszweig 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997

Chemische Industrie 1.766 1.912 1.895 1.563 1.034 1.420 1.499 1.296 Kunststoff-,Gummi- 4.745 5.006 5.028 4.670 4.352 4.490 5.013 4.998 u. Asbest Gew. u. Verarb. von 2.506 2.742 2.686 2.330 2.216 1.595 1.688 1.583 Steinen u. Erden; Feinkeramik, Glas

Metallerzeugung und 2.484 2.487 2.727 2.652 2.756 2.730 2.655 2.526 –bearbeitung Stahl-, 39.569 40.252 39.479 35.910 32.710 33.022 31.618 31.407 Maschinenbau, Fahrzeugbau Elektrotech. 8.613 9.006 8.676 8.010 6.946 6.548 6.169 6.093 (oh.ADV), Feinmech., EBM-Waren usw.

Holz-, Papier-, 6.905 7.123 6.936 6.655 6.414 6.426 6.263 6.271 Druckgewerbe Leder-, Textil- u. 13.095 12.776 11.332 10.114 9.376 8.465 7.610 6.884 Bekleidung

Nahrungs- u. 5.927 5.919 5.892 5.606 5.521 5.407 5.365 5.214 Genussmittelgewerb e

Insgesamt 86.813 88.492 85.873 78.795 73.172 71.677 68.716 67.205

Tab. 9: Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Kaiserslautern in den Jahren 1990 von 1997

Wirtschaftszweig 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997

Chemische Industrie 1.602 1.644 1.615 1.594 1.500 1.425 1.311 1.368 Kunststoff-,Gummi- 4.826 5.277 5.328 4.931 4.926 4.953 5.160 5.526 u. Asbest Gew. u. Verarb. von 11.565 12.017 11.898 11.282 10.842 10.739 10.033 9.901 Steinen u. Erden; Feinkeramik, Glas

Metallerzeugung und 5.957 6.183 5.947 5.339 4.782 5.074 5.018 4.955 –bearbeitung Stahl-, 16.109 16.752 16.965 16.383 15.736 16.129 16.177 16.086 Maschinenbau, Fahrzeugbau Elektrotech. 9.400 9.659 9.743 9.230 8.773 8.575 8.445 8.163 (oh.ADV), Feinmech., EBM-Waren usw.

Holz-, Papier-, 7.030 7.513 7.787 7.534 8.081 8.014 7.816 8.215 Druckgewerbe Leder-, Textil- u. 3.779 4.231 4.437 4.300 3.859 3.500 3.167 2.953 Bekleidung

Nahrungs- u. 2.972 2.875 2.830 2.829 2.811 2.773 2.810 2.810 Genussmittelgewerb e

Insgesamt 63.240 66.151 66.550 63.422 61.310 61.182 59.937 59.977

Tab. 10: Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Westerwald in den Jahren 1990 von 1997 IMO Branchenbericht Maschinenbau 67

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Fleischer, Manfred: Die Ineffizienzfalle – Deutscher Werkzeugmaschinenbau im Wandel, in: WZB-Mitteilungen, Nr. 77, September 1997.

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Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)(Hrsg.): Maschinen- und Anlagenbau im Zentrum des Fortschritts, Frankfurt, 1995.

Vieweg, H.-G.: Der europäische Maschinenbau im internationalen Wettbewerb, in: IFO Schnelldienst Nr. 29, 1997.

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