THE PENNSYLVANIA STATE UNIVERSITY SCHREYER HONORS COLLEGE
DEPARTMENT OF GERMANIC AND SLAVIC LANGUAGES AND LITERATURES
EINE ANALYSE DER GESCHLECHTERROLLEN IN DER NACHKRIEGSZEIT AM BEISPIEL VON “DRAUSSEN VOR DER TÜR” UND “KNÖPFE”
JACQUELINE CONLAN SPRING 2015
A thesis submitted in partial fulfillment of the requirements for a baccalaureate degree in German with honors in German
Reviewed and approved* by the following:
Samuel Frederick Assistant Professor of German Honors Advisor Thesis Supervisor
Bettina Brandt Senior Lecturer in German Thesis Reader
* Signatures are on file in the Schreyer Honors College. i ABSTRAKT
Das Ziel dieser Arbeit ist die Unterschiede in der Vergangenheitsbewältigung nach dem zweiten Weltkrieg zwischen Männern und Frauen durch eine Analyse von zwei Hörspielen—
Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert und Knöpfe von Ilse Aichinger—zu finden. Die
Zerstörung von dem Krieg und die neuen technologischen Fortstritte ermöglichten 1945 eine
Blütezeit des Hörspiels, und deswegen waren Hörspiele ein beliebtes
Massenkommunikationsmittel für viele deutsche Schriftsteller. Die beiden vorgenannten
Hörspiele werden in ihren historischen Kontexten analysiert, mit besonderem Schwerpunkt auf
Nationalität und Geschlecht. ii TABLE OF CONTENTS
ACKNOWLEDGEMENTS ...... iii
Einleitung ...... 1
Kapitel 1 Leben der Autoren...... 2
Wolfgang Borchert ...... 2 Ilse Aichinger ...... 3
Kapitel 2 Hörspiel als Gattung ...... 4
Die Rolle der Technik ...... 5
Kapitel 3 Historische Kontexte ...... 7
Deutschland ...... 7 Österreich ...... 8
Kapitel 4 Analyse der Hörspiele ...... 10
Draußen vor der Tür ...... 10 Knöpfe ...... 13
Fazit…...... 15
LITERATURVERZEICHNIS ...... 16
ACADEMIC VITA ...... 17
iii ACKNOWLEDGEMENTS
Many thanks to my advisor, Samuel Frederick, for all of his help and input. I greatly appreciate his guidance throughout the research and writing process and for the inspiration for my topic choice. I’d also like to thank Bettina Brandt for her enthusiasm, encouragement and oversight of this paper. 1
Einleitung
Durch die Zerstörung Deutschlands im zweiten Weltkrieg ist eine neue Gattung, das
Hörspiel, erschienen. Hörspiele waren in der Nachkriegszeit sehr beliebt, weil sie relativ billig waren (im Vergleich zu Bühnenaufführungen), einen großen Empfängerkreis hatten, und
Deutschland (besser gesagt: die Besatzungszonen) keine Infrastruktur für Schauspiele und gedruckte Literatur hatte. Vor dem Hörspiel war das Radio, das zur Nazizeit Volksempfänger hieß, meistens für Nazi Propaganda benutzt. Daher war das Hörspiel für viele Autoren eine
Chance die deutsche Sprache zurückzugewinnen.
Diese Arbeit fokussiert auf zwei Schriftsteller, Wolfgang Borchert und Ilse Aichinger, und ihre Hörspiele Draußen vor der Tür bzw. Knöpfe. In ihren Hörspielen stellen die
Schriftsteller ihre Reaktion über die Nachkriegszeit dar. In der folgenden Analyse von den
Unterschieden der Geschlechter in diesen Werken argumentiere ich, dass Aichinger als Frau sich kritischer über die Nachkriegszeit äußert als Borchert. Weil Frauen nicht die Vertreter des
Krieges waren, könnten sie sich besser für die Bewältigung durch Anerkennungen der
Verantwortung Deutschlands nach dem Krieg angehen. Männer, die im Krieg gekämpft haben, müssten sich von den Schrecken des Krieges stark trennen, um mit ihrer eigenen Verantwortung die Zerstörung zu bewältigen. Dies wird am Beispiel von den zwei Hörspielen gezeigt.
2 Kapitel 1 Leben der Autoren
Wolfgang Borchert
Wolfgang Borchert, der Autor von Draußen vor der Tür, wurde 1921 in Hamburg geboren als Sohn von Fritz und Hertha Borchert, die dadaistische Schriftsteller waren. Bevor
Borchert im zweiten Weltkrieg als Frontsoldat für die Wehrmacht diente, verbrachte er widerwillig einige Zeit in der Hitlerjugend. 1940 wurde er von der Gestapo wegen seiner anti- nationalsozialistischen Werke festgenommen. Nach seiner Entlassung aus der Haft arbeitete er bei einem Buchladen, wo er Schauspielkunst studierte. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam an die Ostfront. Als Soldat war er dem Ostkonflikt und den Schrecken vom
Krieg ausgesetzt. Weil er einen Finger verloren hat, wurde er wegen Selbstverstümmelung beschuldigt. Dafür wurde er verhaftet. Danach wurde er nochmal für Verrat verhaftet,bekam sechs Wochen Gefängnis, und wurde danach zurück an die Ostfront geschickt. Nach Erfrierung und Hepatitis wurde Borchert medizinische Freigabe gewährt.
Seine Heimkehr nach Deutschland war erschwert mit einer vierten Verhaftung nach
Aufführung einer Parodie von Nazi Propagandaminister Joseph Goebbels. Nach dieser Freigabe wurde er an die Westfront geschickt, wo seine Kompanie 1945 zu den Alliierten sich ergeben hat. Von Frankreich lief Borchert über 600 Kilometer nach Hamburg. In seiner Krankheit schrieb er Draußen vor der Tür als Schauspiel. Auf Empfehlung seines Freundes Ernst
Schnabel, Chefdramaturg des Nordwestdeutschen Rundfunk, wurde das Stück als Hörspiel am
13. Februar, 1947 gesendet. Wegen Stromausfälle in Hamburg hat Borchert das Hörspiel nie gehört. Wie seine Hauptfigur in Draußen vor der Tür hat Borchert sehr stark gekämpft mit dem
Willen zum Leben nach dem Krieg, und ist am 21. November 1947 in Basel gestorben. 3 Ilse Aichinger
Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester Helga wurden am 1. November, 1921 in
Wien geboren. Ihre jüdische Mutter studierte Medizin und ihr christlicher Vater war Lehrer.
Kurz nach der Geburt von Isle und Helga, ließ sich Ilses Vater von der Mutter scheiden, aus
Angst vor seiner Karriere. Die Scheidung stellte Ilses Mutter in eine gefährliche Position, weil sie nach den Nürnberger Gesetzen volljüdisch war. Sie war nur geschützt, wenn sie in derselben
Wohnung mit einem Nicht-Juden oder einem „Mischling ersten Grade“ lebte. Ein Mischling ersten Grade war zur Nazi Zeit jemand, der nur zwei (statt vier) jüdische Großeltern hatte. Ilse war unter dieser Definition qualifiziert wegen ihres Vaters, und als ihr Schwester nach England ging, blieb sie in Österreich, um ihre Mutter zu schützen.
Im Juli 1939 ist Helga mit einem Kindertransport nach England gegangen mit der Idee die ganze Familie kurz danach nachkommen zu lassen. Dieser Plan ist im September 1939 mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs gescheitert. Obwohl Ilse und ihre Mutter nicht in ein
Konzentrationslager geschickt wurden, wurden sie während des Krieges dienstverpflichtet.
Nach dem Krieg begann Aichinger Medizin zu studieren, hat aber ihr Studium aufgegeben um Die Größere Hoffnung, ihren ersten Roman, zu schreiben. Danach verfolgte sie ihre schriftliche Karriere und wurde 1951 zur Gruppe 47 eingeladen. 1953 wurde ihr erstes
Hörspiel, Knöpfe¸ gesendet und im selben Jahr hat sie ihren Mann, Günter Eich, der auch ein
Dichter war, geheiratet. Seither sind Ihre Mutter, ihr Mann, und ihr Sohn gestorben, aber
Aichinger lebt noch in Wien.
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Kapitel 2 Hörspiel als Gattung
Das erste Hörspiel, A Comedy of Danger von Richard Hughes, wurde 1924 von dem
British Broadcasting Corporation gesendet (Heger, 1977). In den Dreißigern wurden Hörspiele immer beliebter beim Publikum und bei denAutoren. Zu dieser Zeit verbreitete sich die
Meinung, dass Hörspiele als eigene literarische Gattung klassifiziert sein sollten. Nach Hansjörg
Schmitthenner, Leiter des Bayrischen Rundfunks, “Aufgrund neuer Erkenntnisse müssen wir das Hörspiel als literarische Gattung, als künstlerisches Phänomen ein für alle Mal von der heute mit ihm verknüpften elektromagnetischen Übertragungstechnik lösen. Seine wesentlichsten
Kriterien sind ästhetischer und nicht technischer Natur” (Heger, 1977, s. 15). Im Unterschied zur
Literatur kann das Hörspiel akustische Elemente umsetzen, die nicht im Druck möglich sind.
Solche Elemente werde ich später diskutieren.
Hörspiele können nicht nur eine Ausdrucksform der Literatur benutzen, sondern auch alle drei - Dramatik, Lyrik, und Epik - kombinieren. Laut Roland Heger (1977), Autor vom Buch
Das Österreichische Hörspiel, ist das Hörspiel wegen der Wichtigkeit und Dominanz des
Dialogs am meisten mit dem Drama verbunden. Hörspiele vereinen den Dialog des Dramas mit dem inneren Monolog der Epik. Vor allem ist das Hörspiel eine “technisch vermittelte literarische Gattung”.
Die technischen und akustischen Elemente, die Heger “Bausteine des Hörspiels” nennt, sind Wort, Stimme, Musik, Geräusch, radiophonischen Effekt, Stille, und Raumklang. Die akustischen Elemente Sprache und Stimme fordern Intensität und starke selbsterzeugte Bilder für
Hörer, weil sie die dominierenden Elemente sind. Musik, Geräusch, und Stille geben dem
Hörspiel Struktur und helfen bei der Verdeutlichung der Handlung. Wo das Wort fehlt, können 5 Musik und Geräusche Bewegungen beschreiben oder als Überleitung zwischen Szenen tätig sein.
Die Stille ist wichtig für Pausen zwischen Dialog und auch für imaginäre Pausen, die den Hörern
Zeit geben, über das Werk nachzudenken. Radiophonische Effekt und Raumklang können auch
Stimmungen verzerren und eine Distanz zwischen Hörer und Hörspiel (ähnlich dem
Verfremdungseffekt) schaffen.
Themen des Hörspiels reichen von Natur zur Wissenschaft und Politik. Diese Themen und die Handlung werden stark dramatisiert, um Hörer zu interessieren. Zum Beispiel, die
Sendung von Orson Welles’ War of the Worlds um 1938 hat in den USA große Angst und Panik hervorgerufen, weil es so gut dramatisiert war. Außer einer kurzen musikalischen Einlage gab dieses Hörspiel keine Indizien, dass es ein Spiel statt eines echten Broadcasts war.
Das Hörspiel ist eine Gattung, die durch Technik ermöglicht wurde, aber mehr als
Literatur auch durch Technik gesendet ist. Hörspiele umfassen alle drei der literarischen
Gattungen, und fordern akustische Effekte, die im Druck nicht möglich wären.
Die Rolle der Technik
Die Blütezeit des Hörspiels kam nach dem zweiten Weltkrieg. Zu dieser Zeit waren nicht nur viele Theater und Kinos im Krieg zerstört, sondern es gab auch wenig Papier für Zeitungen und Verleger. Wegen starker Armut der deutschen Bevölkerung gab es auch kein Geld für
Kostüme, Filme, und Instrumente ,um Schauspiele aufzuführen (Schwitzke, 1963). Die größte
Zeit des Rundfunks entstand in einem Zeitraum aus “Hunger, Kälte, und Trümmer” (Schwitzke,
1963). 6 Dank verbesserter Technologie waren RundfunkSendungen billiger als Schauspiele.
Bandmaschinen bei den Studios ermöglichten “Live Produktionen”. Schallplattenaufnahmen und
Radioapparate zu Hause haben alte Radio-Technik und Volksempfänger ersetzt (Würffel, 1978).
Volksempfänger wurden lange als Nazi-Propaganda Apparate benutzt und jetzt war das
Publikum aufnahmebereit für andere kulturelle Sendungen.
Im Vergleich zu Büchern und Zeitungen hat die Rundfunktechnik den Empfängerkreis von Millionen erweitert. Rundfunksendungen konnten über tausend Kilometer gesendet werden, um Deutschland in die Zeit der Massenkommunikation zu bringen (Fischer, 1964).
Der Verfremdungseffekt, der von dem Raumklang der Technik und Verzerrung der
Stimmungen erzeugt ist, distanziert das Publikum von der Handlung und den Figuren der
Hörspiele. Während der deutschen Nachkriegszeit war es schwer für die Bevölkerung die unbewältigte Vergangenheit des zweiten Weltkriegs zu akzeptieren. Das Publikum identifizierte sich nicht mit verfremdeten Stimmen und konnte deswegen leichter die Stücke kritisieren und davon lernen (Heger 1977).
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Kapitel 3 Historische Kontexte
Draußen vor der Tür (1947) und Knöpfe (1953) wurden während der alliierten
Besetzung nach dem zweiten Weltkrieg gesendet. Österreich und Deutschland waren im Krieg zerstört und die Nachkriegszeit war von Hunger, Trümmern, und der Realität der Folgen des
Krieges charakterisiert. Wegen der Handlungen der ausgewählten Hörspiele fokussiert dieses
Kapitel auf die Heimkehr der deutschen Soldaten und die Rolle der Frau als Arbeiterin in
Österreich.
Deutschland
Zwischen 1945 und 1955 sind zwei Millionen Soldaten aus sowjetischen
Kriegsgefangenenlagern zurück nach Deutschland gekommen (Hagemann und Schüler-
Springorum, 2002). Als sie im Krieg kämpften, träumten viele Soldaten von ihrer Heimat, die sie verlassen hatten. Bei ihrer Rückkehr, aber, fanden sie, dass fast alles zerstört und verändert war.
Nicht nur waren die Gebäude zerstört, sondern auch die Familien. Viele Soldaten waren während sie im Krieg waren ihren Frauen nicht treu geblieben. Deswegen mussten viele Heimkehrer dieser neuen Realität und ihrer Männlichkeit entgegentreten.
Viele Männer haben sich mit dem Übergang vom Soldaten zum Zivilisten stark abgemüht. “Die Hörspiele, die sich mit dem Heimkehrer - und Vertriebenenschicksal auseinandersetzten, bezogen ihre Gewichtigkeit und ihre Popularität also aus der Aktualität ihres
Stoffes” (Bloom, 1985). Borchert war einer der Autoren die glaubten, dass niemand verstehen könnte, was dem Soldaten passiert war (Horton, 2005). Diese nihilistische Einstellung wurde 8 von Selbstmitleid und mangelnder Motivation ihre eigene Verantwortung anzuerkennen charakterisiert.
Autoren, die dieser Meinung vertraten, waren für den Großteil der Trümmerliteratur verantwortlich. Trümmerliteratur benutzt eine kurze und knappe Schreibsprache, um sich von der Sprache der Nazis zu unterscheiden. Sie haben eine “Stunde null” geprägt, die eine starke
Grenze zwischen den Nazis, den Krieg, und der Nachkriegszeit gezogen hat.
Österreich
Direkt nach dem Krieg waren ein Drittel aller Frauen in Österreich an bezahlten Arbeiten beteiligt. Diese sogenannten Trümmerfrauen wurden aber, als die Männer aus der
Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, ermutigt wieder nach Hause zu gehen. (Fodor, 2003). In der österreichischen Nachkriegszeit, die durch den materiellen und geistlichen Wiederaufbau charakterisiert war, galten Frauenrechte (noch) nicht als wichtig und waren feministische
Themen für österreichische Schriftstellerinnen noch nicht vorherrschend.. Zerstörung, Trümmer, und Wiederaufbau waren wichtige Elemente für die Literatur in beiden Ländern, wurden aber anders behandelt von den österreichischen Frauen als von den heimgekehrten deutschen Soldaten wie bei Borchert.
Im Gegensatz zu Borcherts Wunsch, sich von der Vergangenheit der Nazis und dem
Krieg zu trennen, verweigerte Aichinger den Begriff einer Stunde null, weil sie meinte, er fordere keine eigentliche Vergangenheitsbewältigung (Weedon, 1997). Aichingers Stil ist eine
Mischung von Realismus und Fantasie. Weedon behauptet aber, dass Aichingers Fantasien nicht 9 eine Form von Realitätsflucht waren, sondern allegorische Personifikationen, die eine hoch entwickelte Anerkennungsform der Vergangenheit schaffen.
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Kapitel 4 Analyse der Hörspiele
Draußen vor der Tür
„Draußen vor der Tür“ handelt von einem Mann, der Beckmann heißt, und der nach drei
Jahren als Kriegsgefangener in Sibirien zurück nach Deutschland kommt. Als er ankommt, findet er einen anderen Mann in seinem Bett mit seiner Frau. Er versucht mehrmals sich in der
Elbe zu ertrinken, aber es gelingt ihm nicht. Ihm wird von einem Mädchen geholfen, das ihn nach Hause bringt, wo er erfährt, dass ihr Mann sein Bein im Krieg verloren hat,. Beckmann geht zum Haus seines ehemaligen Oberst, um ihm die Verantwortung für die Leute, die unter
Beckmann gestorben sind, zurückgeben, aber Herr Oberst versteht es nur als Witz. Am Ende des
Stücks besucht Beckmann das Haus seiner Eltern, wo er Frau Kramer statt die Eltern trifft. Sie erklärt ihm, dass die Eltern während der Entnazifizierung gestorben sind. Alle anderen Figuren im Stück kommen zu Beckmann, um ihre Aktionen im Spiel zu erklären und verteidigen, aber
Beckmann will sterben und ist allein gelassen ohne Antwort von Gott oder dem Anderen, der durch das ganze Stück versucht, Beckmann zu überzeugen, am Leben zu bleiben.
In der fünften Szene, als Beckmann jede Figur wieder trifft, findet man Darstellungen von den typischen Problemen für heimgekehrte deutsche Soldaten, wie z.B., den Konflikt mit der
Vatergeneration, den Übergang vom Soldatenleben zum Zivilistenleben, die Kämpfe mit der
Männlichkeit, und die Fragen der Verantwortung.
Als Beckmann zum Haus seiner Eltern zurückgeht, ist er sehr aufgeregt, dass es noch da ist. Im Krieg haben die Soldaten von ihrer Heimat, die sie sie hinterlassen haben, geträumt.
“Unser Haus steht noch! Und es hat eine Tür. Und die Tür ist für mich da. Meine Mutter ist da 11 und macht mir die Tür auf und lässt mich rein” (Draußen vor der Tür, 2012). Zum ersten Mal im Stück hat Beckmann Hoffnung, aber diese Hoffnung ist kurzlebig und wird zerstört als Frau
Kramer statt Beckmanns Eltern an die Tür kommt.
Frau Kramer, eine ältere Frau, ist eine Figur der Vatergeneration, mit der jüngere Leute, besonders Soldaten, Konflikte über den Krieg hatten. Ihrer Meinung nach konnte die
Vatergeneration auf keinen Fall verstehen, was im Krieg passiert ist. In dieser Szene glaubt
Beckmann auch, dass Frau Kramer nichts versteht. Eigentlich, aber, versteht sie doch alles. Sie versteht, dass Beckmann früher da gewohnt hat, und sie versteht auch seine Gasmaskenbrille, die
Beckmann mit seinem Leben als Soldat verbindet.
Die Gasmaskenbrille braucht Beckmann um zu sehen, aber Frau Kramer fragt warum er denn keine normale Brille trägt. Die Gasmaskenbrille ist für Beckmann seine eigene Form der
Verfremdung. Solange er die Brille trägt, ist er nicht total als Zivilist assimiliert und noch mit dem Krieg verbunden. Er trennt sich von der Gesellschaft, weil ihn niemand versteht. Er will auch nicht verstanden werden: obwohl Frau Kramer die Rolle der Gasmaskenbrille versteht, will
Beckmann nichts davon hören. Er erkennt sie nicht an, und sagt nur “Weiter. Was ist mit meinem Vater” (Draußen vor der Tür, 2012).
Beckmann will auch nicht hören, wie seine Eltern gestorben sind. Frau Kramer erzählt ihm die Wahrheit über ihren Selbstmord und zerbricht seine Illusion, dass ihm irgendwelche
Türe seines alten Lebens noch offen stehe. Er kann es nicht aushalten und kann auch das Leben an sich nicht mehr aushalten.
Der Andere, oder der Jasager, versucht erfolglos Beckmann zu überzeugen, dass er weiter leben muss. Obwohl Beckmann sterben will, hat er nicht genug Macht sich umzubringen. “Aber die Elbe hat mich wieder ausgekotzt wie einen faulen Bissen. Die Elbe lässt mich nicht 12 schlafen” (Draußen vor der Tür, 2012). Wie die anderen weiblichen Figuren im Stück, wird
Beckmann immer von ihnen zurückgewiesen. Er wird von seiner Frau verlassen, Frau Kramer lässt ihn nicht ins Haus ein, und d auch die Elbe nimmt Beckmann nicht an. An dieser Stelle ist
Beckmann total machtlos. Er hat keine Macht über sein eigenes Leben.
Wie Beckmann ist der alte Gott auch machtlos. Der Tod wird dicker und kräftiger und
Gott kann nichts dagegen tun. “Wir stehen alle draußen. Auch Gott steht draußen, und keiner macht ihm mehr eine Tür auf. Nur der Tod, der Tod hat zuletzt doch eine Türe für uns”
(Draußen vor der Tür, 2012). Keiner glaubt mehr an Gott, aber wegen der Kriegserfahrung glauben alle noch an den Tod. Gott symbolisiert sowohl die Hoffnungslosigkeit von Beckmann als auch die der ganzen Gesellschaft. Beckmann will noch sterben, weil der Tod die einzige Tür ist, die er sehen kann.
Das Mädchen, das Beckmann ein bisschen Hoffnung von einem eigentlichen Leben bietet, verlässt ihn auch, wie alle anderen. Sie verlässt ihn für ihren Mann, der Einbeinige, für dessen Verletzung Beckmann Verantwortung trägt. Beckmann ist nicht nur für seine Verletzung verantwortlich, aber auch für seinen Mord, weil Beckmann seinen Platz bei seiner Frau genommen hat. Beckmann kann diese Verantwortung nicht aushalten und will noch sterben.
Während des ganzen Stückes verlässt sich Beckmann auf die weiblichen Figuren und hofft durch sie wieder zum Leben zu finden. Sie haben totale Macht darüber, ob er leben kann oder nicht. Gleich wie Beckmann sind die anderen Männer des Stücks machtlos wie Gott und der Einbeinige. Die Frauen sind in Deutschland geblieben während der Abwesenheit der Männer im Krieg. Beckmann war im Krieg zerstört, und seine Hoffnung war zerbrochen als er feststellen musste, dass seine Heimat auch zerstört wurde als er weg war. 13 Knöpfe
Ann, Jean, und Rosie sind drei Arbeiter bei einer kostbaren Knopffabrik, die von zwei
Vertretern, Bill und Jack, geführt ist. Sichere Arbeit ist schwer zu bekommen, und alle Frauen sind glücklich über ihre Stellen. Nach langer Zeit werden die Frauen immer müder und wollen die Fabrik nicht mehr verlassen, besonders Jean. Jean fühlt sich immer kleiner und immer mehr mit der Fabrik zufrieden. Eines Tages kommt Jean nicht mehr zur Arbeit und am selben Tag gibt es einen neuen Knopf, der Jean heißt und unheimlich wie Jean aussieht.
In dem ersten Gespräch mit Jean behauptet Bill seine Macht als Vertreter. Er sagt, dass alle anderen Abteilungen entlassen sind und nur die Abteilung für Schmuckknöpfe noch existiert. Wenn die Frauen die Fabrik verlassen wollten, gäbe es nirgendwo hinzugehen und deswegen lernen sie mit ihren Stellen zufrieden zu sein.
Ann ist die einzige, die nicht bei der Fabrik zufrieden ist. Wenn sie am ersten Tag nach
Hause geht, bemerkt ihr Mann, dass Ann anders ist. Ann erzählt ihm, dass sie mit der Arbeit froh sein muss, und John sagt, dass es besser sei freiwillig statt froh zu sein. Am nächsten Tag bei der Fabrik beginnt Ann Fragen zu stellen.
Jeder Knopf hat einen Name, wie z.B. June oder Margaret. Ann ist über die
Knöpfenzählung verärgert und bittet Rosie leiser zu zählen. Wenn Rosie warum fragt, beantwortet Ann, “Weil es immer klingt, als riefst du nach jemandem. Du könntest ebenso gut sagen Ann - Ann - Ann” (Aichinger, 1953). Es kann vermutet werden, dass die Knöpfe nach vorherigen Frauen genannt werden, weil nun ein Jean Knopf erstellt wird nach dem
Verschwinden Jeans. Ann ist die einzige, die eine Verbindung zwischen den Knöpfen und den
Personennamen feststellt, und daher andeutet, dass sich hinter der Knopfproduktion etwas anderes verbirgt . 14 Im Gegensatz zu Ann empfindet Jean die Namen als angenehm. Ann bemerkt auch an dieser Stelle, dass Jean anders und “glatt” aussieht. Jean ist noch zufrieden immer so zu bleiben.
Sie erklärt Rosie, wie sich ihre Verwandlung in ein kleineres Wesen angefühlt hat. “Ich fühle mich müde, Rosie. Und ich hätte nichts dagegen, wenn meine Augen nicht immer kleiner davon würden.” (Aichinger, 1953). Nachdem alle andere Frauen verschwunden sind, erklärt Jean Bill, dass sie sich sonderbar wohl, glatt, und rund anfühlt. Bill ermutigt Jean noch wohl zu fühlen und in der Fabrik zu bleiben. Dies ist die letzte Szene mit Jean, bevor sie als Knopf vorgestellt ist.
Obwohl Aichinger in ihrem Hörspiel einfache und kurze Sprache, wie typische für die
Trümmerliteratur ist, verwendet, ist der Begriff hinter der Handlung abstrakter. Viel
Trümmerliteratur erzählt von den Trümmern ohne zum Nachdenken anzuregen. Die Aufgabe von Ann als Hauptfigur ist, die Zufriedenheit der Frauen in der Fabrik in Frage zu stellen.
Die anderen Frauen merken nicht oder bekennen nicht, dass die Knopfproduktion unheimlich ist, weil sie lieber froh statt freiwillig wären. Ann verlässt die Fabrik, aber die anderen Frauen bleiben und werden vermutlich auch Knöpfe. Die Verwandlung in einen Knopf ist die höchste Form von Zufriedenheit, weil sie nie die Fabrik verlassen können und sie keine
Chance haben wieder frei zu sein.
Der größte Unterschied zwischen Ann und Beckmann als Hauptfiguren ist ihre Fähigkeit die Realität zu verkraften. Ann hat die Möglichkeit weiter zu leben, weil sie die Wahrheit in der
Fabrik sah und infrage gestellt hat. Beckmann trennt sich von der Verantwortung und Ann erkennt ihre Verantwortung an, den Jean Knopf zu finden und ihre Arbeit zu verlassen, um sich selbst zu retten.
15 Fazit
Nach dem zweiten Weltkrieg war es schwer für die deutsche Bevölkerung sich mit den
Ereignissen des Krieges auseinanderzusetzen. Deutschland war von Bombenangriffen zerstört,
Millionen sind im Krieg gestorben und die Deutschen hatten die Schuld dafür. Die
Vergangenheitsbewältigung war ein schwerer Prozess, der zwei Wege gehen konnte:
Verantwortung vermeiden oder akzeptieren.
Borchert hat sich vom Krieg distanziert, die Verantwortung auf die Vatergeneration geschoben, und sich selbst als Opfer der Nazis gesehen. Beckmann, der auch die Verantwortung zurückgeben wollte, hat keinen Willen zum Leben und ist schließlich alleine gelassen, ohne einen Grund zu leben. Anderseits hat Ann die Verantwortung die Fabrik zu verlassen akzeptiert und könnte deswegen ein lebendiges Leben weiter führen.
Historisch mussten die Frauen unter dem dritten Reich mehr Verantwortung übernehmen, weil die Männer weg waren. Deutschland war auf sie für Arbeit angewiesen, und die Soldaten waren auf sie während der Heimkehr angewiesen um Normalität zu ermöglichen. Frauen waren auch am meistens für das Aufräumen der Trümmer verantwortlich, durch welche Arbeit sie besser in der Lage waren die Vergangenheitsbewältigung aufzunehmen.
Abschließend haben Borchert und Aichinger die Geschlechterkluft in Reaktionen zu der
Kriegszeit in ihren Hörspielen erfüllt. Aichingers Absage der Stunde null und der Grenze zwischen Krieg und Nachkrieg ermöglicht ihr diese Zeit zu analysieren statt einfach zu beschreiben. 16
LITERATURVERZEICHNIS
Aichinger, I. (2011). Knöpfe. Basel: Christoph Merian Verlag. (1953)
Bloom, M. Die westdeutsche Nachkriegszeit im literarischen Original-Hörspiel Frankfurt am Main, Peter Lang.
Draußen vor der Tür - Wolfgang Borchert Hörbuch Komplett. (2012, December 1). Retrieved March 1, 2015, from https://www.youtube.com/watch?v=CsxUMj2JMSA
Fischer, E. K. (1964).Das Hörspiel Stuttgart, Alfred Kröner Verlag.
Fodor, E. (2015).Working difference : women's working lives in Hungary and Austria,
1945-1995 Durham [N.C., Duke University Press.
Hagemann, K, & S. Schuler-Springorum. (2015).Home/front : the military, war and gender
in the twentieth-century Germany Oxford, Berg.
Heger, R. (1977).Das österreichische Hörspiel Wien, Wilhelm Braumüller.
Horton, Aaron. D. (2005). Catastrophe and identity in post-war German literature. (Graduate dissertation, East Tennessee State University, Dec. 2005). Dissertation Abstracts International, 1061.
Schwitzke, H. (1963).Das Hörspiel Köln, Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Weedon, C. (1997).Post-war women's writing in German : feminist critical approaches Providence, RI, Berghahn Books.
Würffel, S. B. (1978).Das deutsche Hörspiel Stuttgart, J.B. Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH.
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