Burgstall Leutenbach

Grundriss

€Die Edelfreien von Leu- €Zum Alter der einstigen tenbach werden 1079 das Burg gibt es keine Quellen. erste Mal genannt. Nach Der Bautyp, eine kreisrunde, 1203 erlischt das Geschlecht ansonsten ungegliederte mit Otto II. von Leuten- Anlage, spricht für eine sa- bach. Der gesamte Besitz lierzeitliche Burg des 11. Jahr- ging danach in die Hände hunderts. Ob um die Moritz- der Bischöfe von Bamberg. kapelle herum eine zur Burg Die Burg selbst ließen sie offensichtlich verfallen, denn sie wird zu keinem Zeitpunkt mehr erwähnt.

€Die einstige Burganlage war annähernd kreisrund. Während sie auf drei Seiten durch einen Steilabfall des Geländes gut gegen An- greifer geschützt war, ist Blick auf die Moritzkapelle nördlich und östlich ein und die Ehrenbürg viertelkreisförmiger Graben mit zusätzlich vorgelegtem gehörige Siedlung bestand Wall festzustellen. Im Süd- und sie deshalb die Funktion osten findet sich ein kleiner einer Burgkapelle für Burg Vorsprung mit einem Trep- und Siedlung hatte, oder ob penrest, der auf die Lage sich um die Kapelle selbst eines ehemaligen Burgge- eine weitere zeitgleiche bäudes hinweist. Befestigung befand, lässt sich ohne archäologische Untersuchung derzeit nicht klären. Sicher gehörte zu die- ser Burg ein steinerner Wohnturm oder ein festes Haus und eine Ringmauer mit Torturm.

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© Alle Texte und Abbildungen auf dieser Tafel sind urheberrechtlich geschützt. Die Vorburg

 Nördlich der Hauptburg schließt sich ein langge- streckter, ebener Sattel an, der sehr wahrscheinlich das

Areal der Vorburg gebildet 14 hat. Die Hauptburg blieb den Burgherren selbst vor- 13 behalten. In der Vorburg wa- 15 11 ren die Bediensteten unter- 12 gebracht. Dieser Burgteil be- herbergte die wichtigen Ge- bäude der Versorgungs- funktion mit Wirtschaftsge- bäuden und Stallungen. Da für diesen Bereich keine wallartigen Erhebungen er- Rekonstruktion der Vorburg auf halten sind, die auf den Ver- dem Burgstein Leutenbach sturz einer Mauer oder ei- nen geschütteten Wall hin- ung hatten auf mittelalter- deuten, ist zu vermuten, lichen Burgen einen sehr ho- dass die Umfriedung aus ei- hen Stellenwert. Zusätzlich nem dichten Gebüsch, ei- war auch der Hufbeschlag nem sogenannten Gebück von Lasttieren unabdingbar. bestand. Bei der weitläufi- gen Nord-Süd-Erstreckung  Zur Wasserversorgung be- ist mit einem eigenen Zu- durfte es in der Vorburg ei- gang in der Mitte der Ost- ner Zisterne 1 3 , die üblicher- seite 1 5 und östlich der Zug- weise aus praktischen Erwä- brücke der Hauptburg zu gungen westlich des Haupt- rechnen. gebäudes angebracht war. Meist waren diese Zisternen als Filterzisternen konstruiert: Ein äußerer Ring war mit Lehm gegen außen abge- dichtet. Zwischen dieser Lehmschicht und dem Schöpfschacht liegt eine Fil- terpackung aus grobem bis feinem Schotter. Für die Was- Rekonstruktion von Bauernhof serversorgung der Tiere kann (re.) und Stadel (li.) der Vorburg es im Sattelbereich einen klei- nen Weiher 1 4 , eine sog. Hüll,  Das Hauptgebäude der gegeben haben. Vorburg ist im mittleren 13. Jhdt. wahrscheinlich ein  Die Verpflegung der Burg zeittypisches Bauernhaus, erfolgte ebenfalls von der wie das sog. Höfstettener Vorburg aus. Sie kann auf Bauernhaus im Fränkischen den Burgen aus Rechnungen Freilichtmuseum Bad Winds- oder Resten von Tierknochen heim, ein erdgeschossiger erschlossen werden. Grund- Bau mit einem hohen Halb- sätzlich problematisch war walmdach. die Konservierung von Le- bensmitteln, die überwie-  Zum Bauerngehöft ge- gend mit Salz erfolgte. hört ein Nutzbau in Form ei- Schlachtvieh und Lebensmit- nes Stadels 1 1 . Des weiteren tel, die nicht vor Ort vorhan- ist in der Vorburg mit einer den waren, wurden auf die Schmiede 12 zu rechnen. Burg geliefert. Pferde und deren Betreu-

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Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Dieses Projekt wurde Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschafts- gefördert durch den fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) Landkreis

© Alle Texte und Abbildungen auf dieser Tafel sind urheberrechtlich geschützt. Mittelalterliche Burganlage auf dem Burgstein

 Der Burgstein liegt süd-  Zum Alter der einstigen östlich der Moritzkapelle Wehranlage gibt es keine Be- auf einer 503 m hohen Berg- lege durch Schriftquellen. kuppe, die in das Tal des Deshalb bleibt die Methode Moritzbaches vorkragt. Der einer typologischen Bewer- Sporn ist mäßig ausgebil- tung und die genealogische det, ihm fehlen somit die Quellenlage der Edelfreien charakteristischen Ausprä- von Leutenbach, die als Burg- gungen von Juraspornen herren wahrscheinlich sind. der meisten Anlagen des 12. Zusätzlich konnte die Anla- Jhdts. Die Gesamtfläche der ge im Rahmen eines von der ehemaligen Burganlage be- Europäischen Union geför- läuft sich auf 30 x 35 m derten Leader-Projektes mit (1.050 m²). Die fast ebene modernsten dreidimensiona- Burgfläche ist von einem 3 len Vermessungsmethoden m tiefen und etwa 15 m untersucht werden. breiten Graben-Wallsystem halbkreisförmig umzogen.  Diese Faktoren und Er- Die nahezu kreisrunde Anla- kenntnisse weisen überein- ge war gut gesichert, auf stimmend auf eine Gründung drei Seiten wies sie einen der Burg in der Salierzeit, al- Steilabfall aus. so Mitte bis zweite Hälfte des 11. Jhdts. hin. In diesem wis- senschaftlichen Sonderpro- jekt wurde versucht, die ehe- malige Burganlage zu rekon- struieren. Für die Burg Leu- tenbach konnten viele De- tails in Kombination mit wei- teren Beobachtungen vor Ort erstmals verlässlich dokumen- tiert werden. Als Zeitraum der Darstellung der Rekon- struktion, die in der Heimat- stube in Leutenbach zu sehen 3D-Luftaufnahme ist, wurde die zweite Hälfte des 13. Jhdts. angenommen.  Die Verteidigungsanlage Die Gebäudeanordnung deu- verfügte nicht nur über ei- tet auf einen mindestens nen attraktiven Bauplatz zweiphasigen Ausbau hin. mit Sichtverbindung über die Ehrenbürg bis zur Burg Reifenberg, sie lag vor al- lem strategisch günstig. Ih- re Lage verdankt sie vor- rangig einer im Mittelalter wichtigen Verkehrsader, die von Eggolsheim über , Kirchehren- bach und Leutenbach durch VORBURG das Moritztal über Ortspitz, Haidhof, Thuisbrunn nach Wolfsberg führte. HAUPTBURG

Lage von Vor- und Hauptburg

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© Alle Texte und Abbildungen auf dieser Tafel sind urheberrechtlich geschützt. Die Baulichkeiten der mittelalterlichen Burganlage

 Die Rekonstruktion der An die Ringmauer ange- Gebäude wurde anhand vor- lehnter Speicherbau. liegender Indizien nach zeit- typischen Kriterien erstellt. Muldenartige Eintiefung westlich des Wohnturms, ver- An der Westspitze der muteter Standort der Zister- Anlage zeichnet sich im Ge- ne. Dieser Wasserspeicher lände ein Baukörper ab, der wurde mit dem Regenwas- die dort schroff abfallenden ser, das vom Wohnturm ab- Felswände als Baugrund aus- lief, gespeist. In der Regel nutzte. An den Seiten der wurde das einfließende Was- Felsen haben sich in der ser durch eine um die Zister- Flucht der einstigen Mauern ne gelagerte Kiespackung eingearbeitete Abtreppun- gereinigt. gen als Mauerauflager fest- stellen lassen. Das annä- hernd quadratische Gebäu- de hatte an der Westseite ei- ne nach Nordost abknicken- de Außenwand. Das Gebäu- de selbst steht an der promi- nentesten Stelle hoch über dem Tal und war vermutlich ein Palasbau. Ältere Torsituation.

Lage des jüngeren Tores mit sich abzeichnendem Brü- ckenpfeiler für die Zugbrücke im Graben.

Feldseitiges Ende mit an- genommener tonnenge- wölbter Brücke über den Im Gelände zeichnet sich restlichen Graben. der flache Schutthügel ei- nes ehemals mächtigen Ge- Mauer zur Abriegelung bäudes ab. Dieser quadrati- des Grabens, um das Eindrin- sche, freistehende Baukör- gen von Feinden in den Gra- per kann von Dimension ben zu verhindern. und Lage nur ein Wohn- turm gewesen sein.

Areal der dort vermuteten Vorburg.

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© Alle Texte und Abbildungen auf dieser Tafel sind urheberrechtlich geschützt. Die Edelfreien von Leutenbach

 Am 17. Februar des Jahres  1112 wurde Engilhard liber 1079 beklagte Papst Gregor homo de Ludunbach als Sal- VII. auf der Synode in Rom mann (= Treuhänder) Hein- sieben Edelfreie der Bam- richs V. genannt. Bis 1203 wur- berger Kirche, unter ihnen den zehn Familienmitglieder Friedrich von Leutenbach, in Urkunden aufgeführt. Da- dass sie Kirchengut aus der nach verschwindet das Ge- Hand des Königs empfan- schlecht in der Anonymität gen hätten. Sie wurden mit der Geschichte. der Exkommunikation be- droht, falls sie die Lehen  Seit karolingischer, aber nicht zurückgeben oder die- vor allem in ottonischer Zeit, se vom Bischof empfingen. vom 8. bis zum 10. Jhdt., wur- Dies geschah in der Zeit des den Burgen – meist turmlose Investiturstreits zwischen große Wallanlagen – im Papst und König, der das Reichsgebiet errichtet. Dazu ganze Abendland erschüt- gehören in der Region die An- terte. König war der Salier lagen auf dem Hetzlas und Heinrich IV., der im Winter dem Hummerstein. Diese 1077/78 auf die Burg von Ca- Fluchtburgen hatten neben nossa ging, um sich Gregor der militärischen auch soziale zu unterwerfen, nachdem Funktionen als Rückzugsort dieser ihn vorher exkommu- für die Bevölkerung. Bei der niziert hatte. Standortwahl der neuen Adelssitze in der Salierzeit spielte die alte Wahl des Bau- platzes keine Rolle mehr. Die neuen Burgenbauer separier- ten sich bewusst vom einfa- chen Volk – räumlich und ar- chitektonisch. So ist seit etwa 1050 eine deutliche Vertikal- verschiebung vom Tal auf die Berge zu verzeichnen. Funkti- on und Burggestalt ändern sich grundlegend: Macht und Repräsentation dominieren den Bau. Aus Holz- werden Steinbauten in Form von Hochhäusern. Größe und re- präsentative Ausstattung wi- derspiegeln den gesellschaft- lichen Rang der Erbauer. Es Historiengemälde „Heinrich vor Canossa“ von Eduard Schwoiser entstanden zunächst vor al- aus dem Jahr 1862 lem Motten und Turmhügel- burgen. Diese wurden, wie  In zwei Siedlungswellen der örtliche Burgstall, auf ei- kamen die edelfreien Ge- nem zentralen, natürlichen schlechter im 7. und 8. Jhdt. oder künstlich aufgeschütte- in das Gebiet östlich der Reg- ten Hügel errichtet, umge- nitz. Sie nahmen den Jura in ben von einer tiefer gelege- Besitz und schoben den frän- nen Vorburg. kischen Machtbereich bis an den Frankenwald und das Fichtelgebirge vor. Das so entstandene Territorium an der Radenza (= Regnitz) wur- de Radenzgau genannt. Um 1100 hatte dieser die Ausdeh- nung des heutigen Oberfran- kens erreicht. Etwa 25 edel- freie Geschlechter, unter ih- Rekonstruktion der Burganlage nen die Leutenbach, teilten von Leutenbach nach der vorlie- die Macht in diesem Raum. genden Befundsituation

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