ALAIN STEFFEN (HG.)

LET’S TALK ABOUT…

PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA & MANFRED HONECK

Leseprobe (c) Rombach Verlag Herausgegeben und gedruckt mit großzügiger Unterstützung des »Fonds Culturel National Luxembourg« und des »Vereins der Freunde und Förderer der Albert Konzerte e.V.«

Leseprobe (c) Rombach Verlag

© 2018. Rombach Verlag KG, Freiburg i.Br./Berlin 1. Auflage. Alle Rechte vorbehalten Umschlag, Layout, Satz: Bärbel Engler, Rombach Verlag KG, Freiburg i.Br./Berlin Herstellung: Hofmann Druck, Emmendingen Printed in Germany ISBN 978-3-7930-5168-8 ALAIN STEFFEN (HG.)

LET’S TALK ABOUT…

PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA & MANFRED HONECK

Leseprobe (c) Rombach Verlag Leseprobe (c) Rombach Verlag INHALT

Interviews: Alain Steffen

Vorwort – Manfred Honeck, Chefirigent des PSO seit 2008...... 8

Ab in die Zukunft – Zur Geschichte des Pittsburgh Symphony Orchestra...... 14

Manfred Honeck – Biographie...... 34

Interview Manfred Honeck, Chefirigent des PSO seit 2008...... 40

Günther Metz – Zur Pittsburgh Symphony von Paul Hindemith...... 48

Interview Mariss Jansons, Chefdirigent 1996 – 2005 ...... 60

Interview Sir André Previn, Chefdirigent 1976 – 1984, Pianist und Komponist ...... 66

Interview Anne-Sophie Mutter, Violine ...... 74

Ray Tennenbaum – Steinberg und das Pittsburgh Symphony Orchestra...... 80

Interview Suzanne Perrino, Senior Vice President of Learning & Community Engagement ...... 86

Interview FawziLeseprobe Haimor, Dirigent ...... 92 Interview Noah Bendix-Balgley,(c) Rombach Konzertmeister ...... Verlag 98 Interview Alexandra Thompson, Cellistin...... 104

Tagebuch einer Tournee Mai/Juni 2016...... 110

Interview Clarion-Quartett...... 122

Interview Gianandrea Noseda, Dirigent ...... 130

Interview Yan Pascal Tortelier, Dirigent ...... 140 Leseprobe (c) Rombach Verlag Remy Franck, Präsident der International Classical Music Awards (ICMA) – »Bessere Information braucht die Musik«...... 148

Interview Jennifer Higdon, Komponistin ...... 154

Interview Leonardo Balada, Komponist ...... 162

Pablo Sáinz Villegas, Gitarrist – »In Memoriam« Rafael Frühbeck de Burgos...... 170

Interview Pablo Sáinz Villegas, Gitarrist ...... 172

Interview Omer Meir Wellber, Dirigent ...... 176

Interview Christoph König, Dirigent ...... 184

Interview Gustavo Gimeno, Dirigent ...... 190

Interview Sir Gilbert Levine, Dirigent ...... 196

Interview Leonard Slatkin, Dirigent ...... 204

Interview Thomas Hampson, Bariton...... 210

Interview Hélène Grimaud, Pianistin ...... 216

Interview Martin Grubinger, Schlagzeug...... 222

Interview Yuja Wang, Pianistin ...... 230

Leonard Slatkin, DirigentLeseprobe – Was geschieht mit unserem musikalischen Erbe?...... 136 Interview Dirk Sobotk(c)a, Aufnahmeleiter Rombach ...... Verlag 240 Geheimnisvolle Musik – Manfred Honeck über die 6. Symphonie Pathétique von Peter Tschaikowsky...... 244

Interview Manfred Honeck, Chefirigent des PSO seit 2008...... 248

Abbildungsnachweise...... 254 Leseprobe (c) Rombach Verlag PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA Wenn man einer Person zum ersten Mal VORWORT begegnet, bringt das intuitiv drei Fragen 9 mit sich, die wir einander oft stellen: »Wer MANFRED bist du?« »Woher kommst du?« und »Was machst du?«. Anhand dieser drei Fragen HONECK möchte ich einige einleitende Gedanken zum Pittsburgh Symphony Orchestra erör- tern:

WER IST DAS PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA?

Die Antwort darauf, »was« es ist, nämlich ein klassisches Symphonieorchester, das aus 96 Musikern und 15 Instrumentengruppen besteht, ist offensichtlich. Interessant wird es, wenn die »Wer-Frage« gestellt wird, da es tiefergehend darum geht zu ergründen, was den Orchestercharakter, sozusagen die musikalische Persönlichkeit des PSO ausmacht. In erster Linie bezieht sich das »Wer« natürlich auf die handelnden- Per Leseprobesonen. Das PSO ist ein lebendiger Klang- körper aus Musikern von Weltklasseformat, deren individuelle Persönlichkeiten mit all (c) Rombachihren Befindlichkeiten Verlag – Leidenschaften, Sorgen und Freuden – Ausdruck finden in ihrer Spielweise. Meine erste Begegnung mit dem Orchester war getragen von einer Erfahrung des vorbehaltlosen Einsatzes, des puren Enthusiasmus, den mir dieser lebendige, mit tiefer Musikalität beseelte Klangkörper, geradezu entgegensprühte. Und doch ist das PSO mehr als seine Mit- WOHER KOMMT DAS PITTSBURGH glieder. Jeder neu aufgenommene Musiker SYMPHONY ORCHESTRA? bringt individuelle Klasse mit, die eingebet- tet wird in eine Klangkultur, die in Pitts- Der einzigartige Pittsburgh-Klang ist die burgh über Jahrzehnte gewachsen ist. Diese Frucht jahrzehntelanger gewissenhafter Klangkultur ist es, die bestimmt, »wer« die Arbeit, endloser Verfeinerungen und der Pittsburgh Symphony ist. Natürlich ist der bereichernden Konkurrenz der weltbesten Klang etwas, das sich, wenn auch langsam, Orchester. Seine Entstehung verdankt er so- verändert. Trotzdem ist es dem PSO gelun- wohl einem materiellen als auch einem gen, einen Klang zu kultivieren, der gewis- künstlerischen Fundament. Das materielle sermaßen eine Melange von alt und neu Fundament wurde von den wohlhabenden darstellt. Er vereint in sich pennsylvanische Familien Pittsburghs gelegt, die den indu­ Stahlschneidepräzision und mitteleuropä- striellen Reichtumder Stadt in eine Institu- ische Verspieltheit. Es passt gut zu dieser tion der feinen Künste fließen haben lassen, Klangkultur, das die Geschichte der Stadt die bald nicht nur Pittsburgh und seine -ma Pittsburghs geprägt ist von den Bewohnern lerische Umgebung mit ihrer Botschaft der der böhmischen, polnischen, italienischen, musikalischen Schönheit durchtönen sollte, deutschen und vielen anderen Immigran- sondern auch die traditionellen Kultur- tenviertel. Insofern könnte man sagen, wer hauptstädte der Welt. Die Familien Heinz, das PSO hört, hört Pittsburgh. Carnegie, Mellon, Hillman, Simmons und viele andere sind genauso natürlich mit dem Schicksal Pittsburghs verbunden wie Leseprobesie es mit dem Orchester sind. Das Ziel aller Philanthropie ist klar: Profit zu teilen um eines höheren Gutes der Gemeinschaft (c)­willen, Rombach etwas zu geben, das sonstVerlag nicht ­gegeben werden würde. Dieses materielle Fundament besteht bis heute: das PSO ­existiert, weil private Gönner wollen, dass es existiert. In diesem Aspekt der profit­ losen Freigiebigkeit, der aller Schönheit ­innewohnt, gleicht das PSO großen Werken der Architektur, die Zeugen des Außer­ 11

Leseprobe (c) Rombach Verlag gewöhnlichen sind. Der künstlerischeLeseprobe- Bo historischen Aufnahmen dokumentiert den, der die Symphony bis heute nährt, ist sind, lebt das Ganze in der Klangkultur des tief und fruchtbringend. Er wurde beackert Orchesters fort. Besonders ist auch, dass von einer beeindruckenden Reihe an Chef- (c)Pittsburgh Rombach stets ein guter Gastgeber Verlag gewe- dirigenten wie Fritz Reiner, William Stein- sen sein muss, da jeder der oben genannten berg, André Previn, Lorin Maazel und na- internationalen Meister für zumindest acht türlich Mariss Jansons. Jeder dieser Jahre geblieben ist. Ich fühle mich zutiefst wunderbaren Dirigenten hat ein wertvolles geehrt, ein Teil dieser illustren Reihe sein Erbe hinterlassen. Während Teile davon in zu dürfen. WAS MACHT DAS PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA? 13 Im Herzen des Auftrags des PSO steht das klassische Repertoire für Sym- phonieorchester. Man könnte hinterfragen, ob denn Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Bruckner, Schubert, Tschaikowsky, Mahler, Ravel oder Strauss für ein junges Publikum noch angemessen sind. Und ja, es bedarf Zeit, sich der Schönheit klassischer Musik zu öffnen. Es bedingt eine Fähigkeit, die seltener geworden ist in der schnelllebigen, lauten Welt von heute: die ­Stille des Zuhörens. Es ist diese Stille des Zuhörenden, die Raum schafft für die kostbaren Geschenke, die in der Musik gegeben sind. Geschenke, die emotional mitschwingen lassen, einmal als Echo einer gegenwärtigen ­Gefühlslage, einmal als Auslöser einer Gemütslage, die gerade jetzt als Kontrapunkt nötig ist, einmal als Herausforderung, die Denk- und Hörge- wohnheiten heilsam aufbricht. Viele der Melodien dieses Repertoires sind uns vertraut. Wir hören sie in Werbungen, Filmen oder einfach nur als Klingelton unseres Mobiltelefons. Das Orchester möchte aus dieser Welt der fragmentierten Klänge zu einer Reise durch das Universum der unge- filterten Klangschätze einladen. Diesen Kern seiner Mission im Auge -be haltend, geht das PSO immer wieder neue Wege, indem es zeitgenössische Werke in Auftrag gibt, klassisches Repertoire auf neue Weise präsentiert, Konzerte an üblichen Orten spielt, oder Pittsburghs junge Generationen in die Heinz Hall einlädt. Schließlich ist das Pittsburgh Symphony Orchestra ein Botschafter der Stadt.Leseprobe Wie eine gute Diplomatin spricht die Symphony die Sprache ihrer Gastgeberländer, indem sie immer auch Stücke spielt, die das Publikum kennt. Jedes Exportgut muss, um länger Bestand zu haben, von höchster Qualität sein. Das(c) PSO hatRombach nicht nur eine einzigartige Verlag Klang- kultur, sondern trägt das Siegel eines Weltklasseorchesters. Das Publikum in Paris, , Berlin oder Wien weiß das, weil es die besten Orchester der Welt hört. Wenn es das Pittsburgh Symphony Orchestra hört, entfaltet sich nicht nur die volle Schönheit der klassischen Musik, es erfährt auch einen lebendigen Ausdruck der Geschichte Pittsburghs, das eines der schönsten Dinge, das es hervorgebracht hat, mit der Welt teilen möchte. Leseprobe

(c) Rombach VerlagAB IN DIE ZUKUNFT Meine erste Begegnung mit dem Pittsburgh AB IN DIE Symphony Orchestra geht auf den 26. Au- 15 gust 1994 zurück. Von diesem Konzert im ZUKUNFT Kunsthaus Luzern anlässlich der Internati- onalen Musikfestwochen, das unter der ZUR Leitung des damaligen Chefdirigenten ­Lorin Maazel stand, ist mir vor allem das GESCHICHTE Adagio aus der 10. Symphonie von in Erinnerung geblieben. Ich hatte DES Mahlers Musik bis zu dem Moment nur ganz selten so schön und perfekt in Klang, PITTSBURGH Ausleuchtung und Dynamik gehört. Ich -er innere mich noch an Maazels gefährlich SYMPHONY langsames Tempo, das die Pittsburgher ­Musiker mit Bravour und einer selten zu ORCHESTRA hörenden Intensität ausfüllten und hier ei- nen Klangkosmos schufen, der einfach nur atemberaubend war. Seit diesem Luzerner Konzert bin ich ein Bewunderer des Pitts- burgh Symphony Orchestra und seines wunderbaren Klanges. Doch insbesondere in Europa stand dieses Orchester sehr lange Leseprobeimmer etwas im Schatten der sogenannten amerikanischen »Big Five«. Und dabei hat das Pittsburgh Symphony Orchestra eine (c) Rombachsehr ereignisreiche Verlag Geschichte mit vielen hochkarätigen Chefdirigenten aufzuwei- sen, eine Geschichte, die der der Orchester aus Chicago, Boston oder in nichts nachsteht.