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Kommunalprofil Stadt

Stand 17.05.2017

Inhaltliche Bearbeitung:

Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V./Institut für Gerontologie an der TU Dortmund

Anne-Katrin Teichmüller, M.A.

Dr. Elke Olbermann

Gefördert von: Projektpartner:

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ...... 3 2. Basisinformationen ...... 5 3. Lage und Geografie ...... 5 4. Ausgangslage ...... 8 4.1 Demografische Entwicklung ...... 8 4.2 Bildung ...... 13 4.3 Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen ...... 18 4.4 Wohnen...... 21 4.5 Nahversorgung ...... 24 4.6 Gesundheit und Pflege ...... 26 4.7 Begegnung, Beratung, Selbsthilfe ...... 29 4.8 Partizipation und Engagement ...... 31 4.9 Kultur, Freizeit, Naherholung ...... 34 4.10 Verkehrsanbindung und -infrastruktur ...... 39 4.11 Migration und Integration ...... 41 5. Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik ...... 43 5.1 Arbeitsstrukturen und -formen ...... 43 5.2 Arbeitsschritte und bisherige demografiepolitische Ziele und Schwerpunkte ...... 45 6. SWOT-Analyse ...... 48 7. Ausblick ...... 49 8. Literaturverzeichnis ...... 55

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1. Einleitung

Das vorliegende Kommunalprofil ist das Ergebnis des ersten Schritts im Projekt des Bundesmi- nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) „Demografiewerkstatt Kommu- nen“ (DWK). Es soll als Bestandsaufnahme Informationen zur Ausgangssituation und zu bisheri- gen Prozessen und Initiativen in der Kommune bündeln und sie sowohl den Projektbeteiligten und der Zivilgesellschaft in der jeweiligen Kommune als auch interessierten Bürger/-innen und Vertreter/-innen anderer Kommunen zugänglich machen.

Auf Grundlage dieser Beschreibung der Ausgangssituation sollen in einem nächsten Schritt – gemeinsam mit Berater/-innen der Kommunen – prioritäre Handlungsfelder identifiziert und die weiteren Maßnahmen der Kommune zur Konkretisierung und Umsetzung ihrer Demografiestra- tegie abgeleitet werden (Entwicklung eines Werkstattplanes). In der fünfjährigen Projektlaufzeit sollen die von den Kommunen individuell festgelegten Maßnahmen umgesetzt, konkrete Pro- jekte angestoßen, vorhandene Initiativen einbezogen sowie politische und administrative Pro- zesse eingeleitet und etabliert werden. Die in der Projektlaufzeit erarbeiteten Handlungsansätze sollen im Rahmen eines methodischen „Werkzeugkoffers“ auch anderen Kommunen zur Verfü- gung gestellt werden.

Das Kommunalprofil wurde von der wissenschaftlichen Begleitung der DWK erstellt. Es basiert zum einen auf Daten und Materialien, welche die Kommune der wissenschaftlichen Begleitung für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat. Zum anderen wurden dafür Aussagen und Ein- schätzungen aus Leitfaden-Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kommune (z.T. nicht nur aus der Kommunalverwaltung), die von der wissenschaftlichen Begleitung im Rahmen der DWK geführt wurden, ausgewertet.

Das Kommunalprofil beinhaltet die folgenden Informationen:

 statistische Daten und zusammenfassende Einschätzungen der Kommune zu den Bereichen „demografische Entwicklung“ (Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsprognose, Zu- und Abwanderungen), „Bildung“, „Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen“, „Wohnen“, „Engage- ment und Partizipation“, „Gesundheit und Pflege“, „Nahversorgung“, „Mobilität, Verkehrsan- bindung und Infrastruktur“ sowie „Kultur & Begegnung, Freizeit“

 Informationen und Einschätzungen der Kommune zu Rahmenbedingungen und Prozessen sowie zur Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik (vorliegende Leitbilder und Handlungsprogramme, vorhandene politische Beschlüsse, bisherige Arbeitsschritte, beste- hende Organisationsstrukturen, Formen der Zusammenarbeit verschiedener Akteure inner- halb und außerhalb der Kommune, Monitoring von Prozessen)

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 Vorhandene Projekte und Initiativen (u. a. (Modell-)Projekte und Angebote vor Ort), konkrete bisherige und geplante Maßnahmen

 SWOT-Analyse (basierend insbesondere auf den Ergebnisse der Leitfaden-Interviews)

Das Projekt „Demografiewerkstatt Kommunen" (DWK) wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen Fernsehlotterie. Es wird unterstützt von den Kommunalen Spitzenverbänden. Weitere Projektpartner sind die Forschungsgesell- schaft für Gerontologie e.V./Institut für Gerontologie an der TU Dortmund (wissenschaftliche Begleitung) und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (Geschäfts- stelle DWK).

Ziel der DWK ist es, die teilnehmenden acht Kommunen „demografiefest“ zu machen, d. h. die Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung einer individuell abgestimmten Demogra- fiestrategie durch die Bereitstellung von Beratungsdienstleistungen zu unterstützen und zu be- gleiten. Maßnahmen zur Einbeziehung und Information der Zivilgesellschaft werden ebenfalls unterstützt.

Die Prozessabläufe werden durch die wissenschaftliche Begleitung systematisch beschrieben und evaluiert. www.demografiewerkstatt-kommunen.de

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2. Basisinformationen

 Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern  Art der Kommune: kreisangehörige Stadt des Landkreises -Pachim  Einwohnerzahl: 5.714 (12/2016)  Fläche: 72,08 km²  Bevölkerungsdichte (Einwohner je km²): 79 (12/2016)  Gemeindetyp (nach BBSR 2014): Kleinstadt  Demografietyp nach Bertelsmann Stiftung: Typ 9 (Stark schrumpfende Kommune mit An- passungsdruck)

3. Lage und Geografie

Abb. 1 (Eigene Darstellung Geschäftsstelle DWK, basiert auf „ location map.svg" von NordNord- West, [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons)

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Grabow ist eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern1. Sie liegt sieben Kilometer südöstlich von Ludwigslust und umfasst die Ortsteile Bochin, Fresenbrügge, Heidehof, , Wanzlitz, Winkelmoor und Zuggelrade. Mit ca. 2.500 ha Stadtwald zeichnet sich die Umgebung durch einen hohen Waldreichtum aus. (Stadt Grabow 2016a)

Die Stadt Grabow ist Sitz des Amtes Grabow, welches am 01.01.2005 aus dem ehemaligen Amt Grabow-Land und der amtsfreien Stadt Grabow gebildet wurde. (Wimes & DSK 2014)

Abb. 2 Administrative Gliederung des Landkreises Ludwigslust- (Wimes & DSK 2016)

Zum heutigen Amt Grabow gehören neben der Stadt Grabow die folgenden 12 Gemeinden mit ihren jeweiligen Ortsteilen:

(Brunow, Bauerkuhl, Klüß, Löcknitz)  (Eldena, Güritz, Krohn und Stuck)  (Gorlosen, Boek, Dadow, Grittel und Strassen)

1 Wenn nicht anders gekennzeichnet, handelt es sich bei den dargestellten Informationen um eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus Leitfaden-Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Grabow, welche im Rahmen des Projektes Demografiewerkstatt Kommunen im September 2016 geführt wurden. Wörtliche Zitate sind mit (Interview 2016) gekennzeichnet.

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 Karstädt  (Kremmin, Beckentin)  Milow (Milow, Deibow, Görnitz, Kastorf, Krinitz und Semmerin)  Möllenbeck (Möllenbeck, Carlshof, Horst und Menzendorf)  (Prislich, Neese, Werle, Hühnerland und Marienhof)  (Zierzow und Kolbow)

(vgl. Amt Grabow 2015)

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4. Ausgangslage

4.1 Demografische Entwicklung

Bevölkerungsentwicklung

 Im Jahr 2014 erstellen Wimes – Stadt-, Raum- und Regionalentwicklung sowie die & Deut- sche Stadt- und Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG ein „Integriertes Ländliches Ent- wicklungskonzept“ mit einer Strukturanalyse für das Amt Grabow.

 In diesem wird die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden des Amtes Grabow von 2007 bis 2013 dargestellt (vgl. Tabelle 1).

Tab. 1: Einwohnergewinne bzw. -verluste nach Gemeinden des Amtes Grabow von 2007 bis 2013 (Wimes & DSK 2014)

 Es zeigt sich, dass im Amt Grabow von 2007 bis 2013 ein Bevölkerungsrückgang von 2,9 % zu verzeichnen ist.

 Auf Gemeindeebene gibt es in Karstädt und Milow einen Bevölkerungszuwachs um 2,9 bzw. 2,3 %.

 In allen anderen Gemeinden nimmt die Bevölkerung prozentual ab. Am stärksten ist der Rückgang in Muchow mit 16,6 %, gefolgt von Brunow (9,9 %), Dambeck (6,9 %) und Eldena (6,6 %).

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 Wimes & DSK (2014) zeigen in ihrer Analyse, „dass die Abnahme der Bevölkerungszahl im Amt Grabow gesamt im Zeitraum von 2007 bis 2013 allein auf die natürliche Bevölkerungs- entwicklung zurückzuführen ist. Der Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung im Amt gesamt im Zeitraum 2007 bis 2013 lag bei -463 Personen.

 Der Verlust der natürlichen Migration wird abgeschwächt durch den Positivsaldo der Wande- rungen von +124.“ (ebd.)

 In der Stadt Grabow ist die Bevölkerung von 2005 auf 2016 um 187 Personen, von 5.901 auf 5.714 gesunken. Von 2005 bis 2008 geht die Bevölkerung dabei kontinuierlich zurück. Im Jahr 2010 lässt sich ein leichter Anstieg verzeichnen, im Jahr 2011 sinkt die Bevölkerungs- zahl jedoch noch unter das Niveau von 2009. 2015 kehrte sich der Negativtrend um und die Bevölkerungszahl stieg um 240 Einwohner auf 5.645. Dieser Trend setze sich 2016 durch die Eingemeindung Steesows fort (+69). Der Bevölkerungsstand in der Stadt Grabow liegt damit im Jahr 2016 wieder auf dem Niveau von 2007 (vgl. Abbildung 3).

.

Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Grabow von 2005 bis 2016 (Stadt Grabow 2017a)

 In den Jahren 2010 bis 2014 schwankt der Wanderungssaldo in der Stadt Grabow zwischen +44 und -33. Im Jahr 2015 lassen sich erheblich mehr Fortzüge als Zuzüge verzeichnen, der

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Wanderungssaldo liegt hier bei -194. Im Jahr 2016 fällt die Differenz geringer aus. Der Saldo liegt hier bei -116. (vgl. Abbildung 4)

Abb. 4 Wanderungen der Stadt Grabow von 2010 bis 2016 (Stadt Grabow 2017a)

 Mit der Eröffnung der ASB-Wohnanlage Betreutes Wohnen Grüner Steig Grabow Ende 2014 zogen vorwiegend Seniorinnen und Senioren aus den Umlandgemeinden in die Stadt Grabow, worauf sich der positive Bevölkerungstrend ab 2015 zurückführen lässt.

 Betrachtet man die Entwicklung der Bevölkerung nach Altersgruppen (vgl. Abbildung 5) wird deutlich, dass es die höchsten Einwohnerverluste seit 2005 bei den Personen im erwerbsfä- higen Alter gab (v.a. 18 bis 29 Jahre: -25 %, 30 bis 49 Jahre: -27 %). Daneben zeigt sich ein deutlicher Anstieg im Kindes- und Jugendalter (bei den 0 bis 5-jährigen um 10 %, bei den 6- bis 17-jährigen um 25 %). Vor dem Hintergrund der „Bildungs- und Beschäftigungswande- rung“ muss jedoch davon ausgegangen werden, dass ein hoher Anteil der jetzigen Kinder auch künftig die Stadt Grabow verlassen wird, sobald die Schule abgeschlossen ist.

 Deutliche Verluste von 2005 bis 2016 zeigen sich auch in der Altersgruppe der 65- bis 74- jährigen (-21 %). Einen enormen Zuwachs von +42 % gibt es hingegen in der Altersgruppe 75+ (vgl. Abbildung 5).

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Abb. 5 Entwicklung der Altersgruppen in der Stadt Grabow von 2005 bis 2016 (Stadt Grabow 2017a)

 Im Jahr 2016 stellt sich die Verteilung der Altersgruppen in der Stadt Grabow wie folgt dar:

Abb. 6 Bevölkerung der Stadt Grabow im Jahr 2016 nach Altersgruppen (Stadt Grabow 2017a)

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Bevölkerungsprognose

 Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung (2017) wird die Bevölkerungszahl der Stadt Grabow bis zum Jahr 2025 leicht sinken und dann 5.290 Personen betragen.

 Das Durchschnittsalter wird von 47,6 im Jahr 2012 auf 49,2 im Jahr 2025 steigen. (Bertels- mann Stiftung 2017)

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4.2 Bildung

Vorschulbereich

 Die Stadt Grabow verfügt über drei Kindertageseinrichtungen sowie eine Tagesmutter (vgl. Tabelle 2)

Kita „Märchenland“ 20 Krippenplätze, 54 Kindergartenplätze, 74  Träger: AWO Kreisverband Ludwigslust Hortplätze e.V. Kita „Vogelwäldchen“ 30 Krippenplätze, 90 Kindergartenplätze, 100  Außenstelle Grundschule Hortplätze  Träger: DRK Soziale Betreuungsgesell- schaft Ludwigslust mbH Kita „Villa Kunterbunt“ 26 Krippenplätze, 36 Kindergartenplätze  Träger: Stift Bethlehem Ludwigslust 1 Tagesmutter 5 Plätze von 3 Monaten bis Grundschule

Tab. 2 Kinderbetreuung im Vorschulbereich in der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2017a)

 Daneben gibt es innerhalb des Amtsbereiches fünf weitere Kindertagesstätten

o Kita Wirbelwind, Zierzow (Entfernung zur Stadt Grabow 8 km) . Mit Hort . Träger: DRK Kreisverband Ludwigslust e.V. o Kita Spatzennest, Karstädt (Entfernung zur Stadt Grabow 4 km) . Mit Hort . Träger: DRK Kreisverband Ludwigslust e.V. o Kita Kinderglück, Prislich (Entfernung zur Stadt Grabow 4 km) . Ohne Hort . Träger: DRK Kreisverband Ludwigslust e.V. o Kita Eldespatzen, Eldena (Entfernung zur Stadt Grabow 10 km) . Mit Hort . Träger: Gemeinde Eldena o Kita de lütten Setters, Balow (Entfernung zur Stadt Grabow 12 km) . Mit Hort . Träger DRK Soziale Betreuungsgesellschaft Ludwigslust mbH (vgl. Amt Grabow 2015, Stadt Grabow 2016a, Stadt Grabow 2017b)

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 Die Anzahl der in Anspruch genommenen Plätze der Kindertageseinrichtungen und Kinder- tagespflege der Stadt Grabow stellt sich wie folgt dar:

Ganztagsbetreuung Teilzeitbetreuung Halbtagsbetreuung

Unter 3- 45 14 0 jährige

3 bis 5- 99 38 1 jährige

6 bis 10- 104 58 jährige

Tab. 3 Anzahl der in Anspruch genommenen Plätze der Kindertageseinrichtungen und Kin- dertagespflege der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2017a)

 Die Betreuung erfolgt in Halbtagsbetreuung (bis zu vier Stunden täglich), Teilzeitbetreuung (bis zu sechs Stunden täglich) oder Ganztagsbetreuung (bis zu 10 Stunden täglich).

 Die Einrichtungen innerhalb der Stadt Grabow sind voll ausgelastet. Mit dem Ersatzneubau der Kita „Vogelwäldchen“ wurde die Kapazität erhöht. Es besteht jedoch weiterhin ein Be- darf an Betreuungsplätzen, weshalb viele Eltern auf die freien Plätze in den Einrichtungen im Amtsbereich ausweichen (insbesondere Prislich) oder die Kinder in die nächste Stadt nach Ludwigslust (6 km) bringen.

 Die Finanzierung erfolgt durch einen festen Zuschuss des Landes und des Landkreises zu den Platzkosten (ca. 35 % der Platzkosten), den Rest teilen sich Eltern und Wohnsitzge- meinde zu gleichen Teilen. (Stadt Grabow 2017b)

 Übersicht über die Elternbeiträge/Kosten Wohnsitzgemeinde:

Vogelwäldchen Märchenland Villa Kunterbunt Durchschnitt KK gtg. 300,29 € 288,38 € 265,95 € 284,87 € TZ 180,18 € 173,03 € 159,57 € 170,93 € htg. 163,80 € 157,85 € 146,63 € 156,09 €

KG gtg. 220,39 € 163,70 € 124,84 € 169,64 € TZ 132,23 € 98,22 € 74,91 € 101,79 € htg. 117,73 € 89,39 € 69,96 € 92,36 €

Hort gtg. 99,54 € 91,80 € 95,67 € TZ 59,72 € 55,08 € 57,40 € Tab. 4 Kosten der Kinderbetreuung in der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2017a)

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 Die Finanzierung der Tagesmütter erfolgt ähnlich wie die der Kindereinrichtungen.

 Für Familien mit geringem Einkommen gibt es durch den Landkreis Ermäßigungsregelungen (einkommensabhängig) für Elternbeiträge und Verpflegungsgelder. Bei der Prüfung der Zu- mutbarkeit finden § 90 Abs. 4 des Achten Buches Sozialgesetzbuch und § 20 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch entsprechende Anwendung. Zudem gibt es eine Beitragsstaffelung für Geschwisterkinder (3 % auf Antrag).

 Das Land gewährt zusätzlich eine Elternentlastung. Bei Krippenkindern, die in einer Einrich- tung betreut werden, sind das pro Kind monatlich bis zu 100 Euro bei einer Ganztagsbe- treuung, bis zu 60 Euro bei einer Teilzeitbetreuung und bis zu 40 Euro bei einer Halbtagsbe- treuung. Für Kinder, die in Kindertagespflege betreut werden, beträgt die Höhe der Eltern- entlastung pro Kind monatlich bis zu 40 Euro bei einer Ganztagsbetreuung, bis zu 24 Euro bei einer Teilzeitbetreuung und bis zu 16 Euro bei einer Halbtagsbetreuung. Für Vorschul- kinder beträgt die Elternentlastung pro Kind monatlich bis zu 80 Euro bei einer Ganztagsbe- treuung, bis zu 48 Euro bei einer Teilzeitbetreuung und bis zu 32 Euro bei einer Halbtagsbe- treuung.

 Die Gesamtkosten für die Einrichtungen im städtischen Haushalt (Wohnsitzgemeindeanteil) lagen 2016 bei 524.612,27 €. Durch die geplanten Verbesserungen des Betreuungsschlüs- sels und Anpassungen bei den Personalkosten sowie einem Anstieg der Kinderzahlen, die in Einrichtungen betreut werden, muss mit einer Erhöhung um ca. 15 % gerechnet werden.

 Die Einrichtungen sind Montag bis Freitag von 6.00 Uhr bis 17.00/17.30/18.00 Uhr geöffnet. Es gibt Betriebsferien, allerdings mit Einrichtung einer Notgruppe für Eltern, die in dieser Zeit keine andere Betreuung finden. Die Prüfung des Bedarfs auf eine Betreuung erfolgt durch den Fachdienst Jugend des Landkreises. Eine Bevorzugung von Eltern, die in Arbeit stehen, gibt es nicht, da auch für erwerbssuchende Eltern der Bedarf gesetzlich geregelt ist. (Stadt Grabow 2017b)

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Schulen

 Im Gebiet des Amtes Grabow gibt es drei Grundschulen sowie eine Regionalschule.

Schule Schülerzahl Grundschule „ Eldekinder“ in Grabow 200 Grundschule Balow 51 Grundschule Eldena 66 Regionale Schule Friedrich Rohr, 244 Grabow (Klassen 5-10) Tab. 5 Schulen und Schüleranzahl der Stadt Grabow im Jahr 2016 (Stadt Grabow 2016b, Stadt Grabow 2017b)

 In der Grundschule Grabow laufen die Klassen 3 und 4 zweizügig, die Klassen 1 und 2 drei- zügig. Für die kommenden Jahre wird von einer Fortführung der Dreizügigkeit ausgegangen.

 Die Grundschulen in Eldena und Balow laufen mit stabilen Schülerzahlen jeweils zweizügig.

 Die Stadtverwaltung Grabow geht von einer langfristigen Sicherung aller drei Grundschulen aus.

 Die Schülerzahlen an der Regionalen Schule sind derzeit ansteigend. Die Kapazität der Schule ist langfristig nicht ausreichend, weshalb es im Jahr 2018 einen Erweiterungsbau ge- ben wird. Die Klassen 5 und 6 laufen dabei langfristig dreizügig, die höheren Klassenstufen auf Grund des Wechsels an weiterführende Schulen zweizügig. Der Schulstandort gilt lang- fristig gesichert. (Stadt Grabow 2017b)

 Die Zahlen der Schulabgänger/-innen am Standort Grabow stellen sich von 2012 bis 2015 wie folgt dar:

kein Abschluss Hauptschulabschluss Realschulabschluss männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich 2012 1 1 1 0 12 14 2013 0 0 2 1 19 22 2014 0 0 3 1 11 11 2015 2 1 1 0 11 7 2016 1 0 0 2 23 13 Tab. 6 Schulabgänger der Stadt Grabow von 2012 bis 2016 (Stadt Grabow 2017a)

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Weiterführende Schulen außerhalb des Amtsbereiches

 Regionale Schule „Friedrich Rohr“, Grabow  Goethe-Gymnasium Ludwigslust, Ludwigslust  Katholische Schule „Edith Stein“, Ludwigslust  Förderschule „Johann Heinrich Pestalozzi“ Ludwigslust (Schule mit Förderschwerpunkt Ler- nen), Ludwigslust  Schule an der Bleiche (Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung), Ludwigslust

Aus- und Weiterbildung

 Berufliche Schule Ludwigslust, Ludwigslust  Berufsbildungsstätte START GmbH, Ludwigslust  DAA Deutsche Angestelltenakademie, Ludwigslust  UFAT – Bildungswerk e.V., Ludwigslust  ibu Institut für Berufsbildung und Umschulung GmbH, Neustadt-Glewe  BILSe Bildungs-Service für Europa GmbH, Ludwigslust  Lewitz-Werkstätten gem. GmbH, Ludwigslust  Kreisvolkshochschule Ludwigslust-Parchim, Ludwigslust (Amt Grabow 2015)

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4.3 Arbeit, Wirtschaft und Sozialleistungen

Arbeit und Wirtschaft

 Die Stadt Grabow verfügt über eine ländlich geprägte Wirtschaftsstruktur.

 Der größte Arbeitgeber ist die Grabower Süßwaren GmbH (ca. 200 Beschäftigte), ansonsten gibt es klein- und mittelständische Unternehmen mit wenigen Arbeitsplätzen. Grabow ist seit über 100 Jahren das wirtschaftliche Zentrum der Region. Und auch heute ist die zentrale Lage zwischen den beiden größten Metropolen Deutschlands, am Kreuz der beiden Ver- kehrsadern A24 (ost/west) und A14 (nord/süd), mit ICE-Anbindung, direkt an der mit Zugang zur Elbe und 30 Kilometer vom Frachtflughafen Parchim entfernt, ein idealer Stand- ort für eine Vielzahl von Unternehmen. (Stadt Grabow 2017b)

 „Zwei Gewerbegebiete sind zurzeit nahezu voll ausgelastet. In der Innenstadt gibt es noch attraktive alte Gewerbestandorte, teilweise mit Wassergrundstücken, die ggf. über Städte- baufördermittel entwickelt werden können. Für Logistiker gibt es im Gewerbepark Wanzlitz bis zu 4.000 m2 Hallenfläche und große Freiflächen zur weiteren Verwendung.“ (Stadt Grabow 2016a)

 Zurzeit entsteht ein neues Gewerbegebiet direkt an der neuen A14, von dem aus die Ost- seehäfen, Hamburg, Berlin und auch Magdeburg und Leipzig schnell erreichbar sind. Grabow befindet sich nach einem starken Einbruch nach 1990 wirtschaftlich wieder im Aufwind.

 Die vorrangigen Wirtschaftszweige sind produzierendes Gewerbe, Handel und Dienstleis- tungen.

 Im Jahr 2015 gab es in der Stadt Grabow 1.419 SV-Beschäftigte. Der Anteil an den 15- bis 65-jährigen lag 2015 bei 59,9 %. Die Zahl der SV-Beschäftigten am Arbeitsort entspricht der Zahl der SV-Arbeitsplätze (Wohnort der Arbeitnehmer ist unbestimmt). Insgesamt hat sich die Zahl der SV-Arbeitsplätze in den vergangenen Jahren leicht erhöht, was durch einen leichten Zugang an Gewerbeansiedlungen zu begründen ist.

 Auf Grund einer sehr guten Versorgung von Kindern in Kindereinrichtungen ist eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet.

 Für die Ausübung ihres Berufes pendeln deutlich mehr Personen aus Grabow heraus als in die Stadt ein. 2016 pendelten 527 Arbeitnehmer in andere Städte.

nach Schwerin: 316 nach Hamburg: 180 nach Lüchow-Dannenberg: 18 in andere: 13

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 Viele Grabower/-innen pendeln in die Landeshauptstadt Schwerin, die mit 25 Minuten Fahrtzeit mit dem PKW gut erreichbar ist. Hamburg ist für viele Berufstätige auch aufgrund der höheren Verdienstmöglichkeiten und aufgrund der sehr guten ICE-Verbindung als Ar- beitsort attraktiv.

 Deutlich weniger Pendler gibt es in die Stadt. 2016 arbeiteten insgesamt 564 Arbeitnehmer in Grabow, die ihren Wohnsitz nicht in der Stadt haben. Hier spielen allerdings die umlie- genden Gemeinden des Amtes Grabow und die Nähe zur Landesgrenze nach Brandenburg (Amt Karstädt ca. 10-20 km) eine große Rolle.

Zahl der Pendler nach Grabow: aus dem Landkreis: 318 aus Brandenburg: 188 aus Sachsen-Anhalt: 26 aus anderen: 32

 Der Pendlersaldo zwischen Ein- und Auspendler/-innen beträgt somit 37.

 Rückblickend ist die Zahl der Ein- und Auspendler/-innen relativ stabil. Mit der Vermarktung neuer Gewerbegebiete an der A14 erhofft man sich in den nächsten Jahren jedoch größere Gewerbeansiedlungen, so dass eventuell mehr Grabower vor Ort auch Arbeit finden. Eine Prognose diesbezüglich lässt sich jedoch nicht abgeben, da es häufig an entsprechenden Fachkräften mangelt. (Stadt Grabow 2017b)

 Eine Gruppe von Gewerbetreibenden hat sich in der Stadt Grabow zusammengeschlossen, um gemeinsame Initiativen zu entwickeln und umzusetzen (z. B. Erstellung und Verbreitung eines Branchenbuches für die Stadt Grabow, Mitarbeit bei der Planung und Vorbereitung von gewerblichen Projekten). Die Tätigkeit erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Stadtver- waltung. Der Bürgermeister wird regelmäßig zu Treffen der Gruppe eingeladen. (Interview 2016)

Sozialleistungen

 Insgesamt gab es zum 31.12.2015 in der Stadt Grabow 318 Arbeitslose. Davon erhielten 263 Personen (82,70 %) Leistungen nach den Regelungen des SGB II. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Arbeitslosen deutlich verringert. Der Anteil an den 15- bis 65-jährigen lag in 2013 bei 9,3 % und 2015 bei 9,1 % . Dabei profitiert Grabow von der topografisch günstigen Lage und guten Verkehrsanbindung nach Hamburg, was viele bewegt, täglich aus beruflichen Gründen zu pendeln.

 Eine detaillierte Aussage zur Zahl der Arbeitslosen nach ausgewählten Merkmalen liegt der Stadtverwaltung Grabow nicht vor.

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 Allgemein lässt sich sagen, dass die höchste Arbeitslosenrate bei den Personen über 50 Jah- ren liegt. Allerdings fällt auf, dass es im Vergleich eine höhere Anzahl von Langzeitarbeits- losen in der Altersgruppe unter 25 Jahren gibt als im Landesdurchschnitt. (Stadt Grabow 2017b)

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4.4 Wohnen

 Von 2007 bis 2013 „hat sich die durchschnittliche Haushaltsgröße im Amt Grabow nur um 0,1 Personen je Haushalt verringert. Die Gemeinden, in denen die durchschnittliche Haus- haltsgröße deutlich über zwei Personen liegt, verweisen auf einen hohen Anteil von Fami- lien mit Kindern. Zu beachten ist, dass trotz Einwohnerverlusten im Zeitraum 2007 bis 2013 die Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte zugenommen hat (begründet durch die Verkleinerung der Haushalte).“ (Wimes & DSK 2014)

Tab. 7 Haushalte und Haushaltsgröße im Amt Grabow 2007 und 2013 (Wimes & DSK 2014)

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 Im Jahr 2016 verfügt die Stadt Grabow über 3.744 Haushalte. Bei diesen handelt es sich überwiegend um Ein- und Zwei-Personen-Haushalte (vgl. Abbildung 7).

Abb. 7 Haushalte nach Personenzahl in der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2017a) (Anmerkung: es gibt einen Haushalt, der in die Kategorie „6 und mehr Personen“ fällt. Durch Rundung der Zahlen wird dieser hier nicht aufgeführt.)  Die Altersverteilung in der Gruppe der Alleinlebenden stellt sich wie folgt dar:

Abb. 8 Einpersonenhaushalte nach Altersgruppen in der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2017a)

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 Die größten Wohnungsgesellschaften in der Stadt Grabow sind die Wohnungsbau- und Wohnungsverwaltungsgesellschaft mbH Grabow (WBV) mit 611 Wohnungen und zwei Ge- werbeeinheiten (die Stadt ist hier als größte Gesellschafterin mit 94 % beteiligt) sowie die Wohnungsgenossenschaft „An der Elde“ eG mit 399 Wohnungen. Der sonstige Bestand ge- hört privaten Eigentümern.

 Ca. 93 % der Wohnungen in der Stadt Grabow sind saniert.

 Es ist nur ein geringer Leerstand zu verzeichnen, welcher insbesondere den unsanierten Wohnraum im Innenstadtbereich sowie die unsanierten Wohnblöcke am Stadtrand betrifft. Seitens der Wohnungsgenossenschaft liegen für Teilimmobilien Abrisspläne vor.

 Den größten Leerstand gibt es im Bereich der privaten Vermietung.

 Aufgrund des guten wirtschaftlichen Wachstums innerhalb der Stadt besteht vermehrte Nachfrage nach Wohnraum mit gehobenem Standard im Stadtzentrum sowie nach Eigen- heimen. 1-Raum-Wohnungen werden kaum nachgefragt.

 Derzeit wird ein Grundstück erschlossen, auf welchem ca. 20 Eigenheime entstehen sollen.

(Stadt Grabow 2017b)

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4.5 Nahversorgung

Post, Banken, Geldinstitute

 Die Stadt Grabow verfügt über eine eigene Postfiliale. Dadurch können Brief- und Paketsen- dungen, Geldabhebungen sowie Post-Ident-Dienste direkt im Ort erledigt werden.

 Es gibt vollwertige Filialen von zwei verschiedenen Geldinstituten in der Stadt, diese schließen jedoch in der Mittagszeit. (Stadt Grabow 2017b)

Behörden

 Die Amtsverwaltung befindet sich im Ort an zwei völlig verschiedenen Stellen (ca.600 m voneinander getrennt).

 Vertretene, kundenrelevante Bereiche sind: Meldestelle, Wohngeldstelle, Bürgerbüro, Stan- desamt, Steuern/Finanzen, Archiv, Fischereischeine etc.

 Die Zulassungs- und Führerscheinstelle befindet sich im Landratsamt Ludwigslust (6 km entfernt).

 Weitere Behörden sind in Grabow nicht ansässig. Das in Kremmin langjährig angesiedelte Forstamt wurde 2015 mit der Wiedereröffnung des Schützenhauses nach Grabow verlegt und ist Ausbildungsstätte für den Bereich Mecklenburg. (Stadt Grabow 2017b)

Lebensmittel, Bäckereien, Fleischereien

 Mit fünf Supermärkten ist Grabow im Lebensmittelbereich sehr gut versorgt. Die Situation kommt durch die recht verkehrsgünstige Lage der Stadt an der Bundesstraße und den Be- darf aus vielen umliegenden Dörfern im Amtsbereich zustande. Zudem gibt es in der relativ dicht zur Landesgrenze liegenden, brandenburgischen größere Supermärkte erst wieder in Perleberg und . Viele Leute aus einem Umkreis von 25 km in südlicher und östlicher Richtung kaufen daher in Grabow für den täglichen Bedarf ein.

 Alle Supermärkte (Aldi, Edeka Sölleck, Penny Markt, Lidl, Netto Marken-Discount) befinden sich entlang der Bundestraße (südlich der Bahnlinie). Im gesamten Gebiet nördlich der Bahnlinie (Wohngebiet am Schillerplatz) sowie in der Innenstadt gibt es hingegen keinen Lebensmittel-Einzelhandel.

 Die Versorgung durch Bäckereien und Fleischereien ist gut. (Stadt Grabow 2017b)

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Sonstige Nahversorgung

 Auch in den folgenden Bereichen des täglichen Bedarfs ist Grabow gut versorgt: Es gibt mehrere Friseure und Kosmetikstudios, zwei Reisebüros, zwei Apotheken, mehrere Versiche- rungsbüros, zwei Steuerberater, ein Bauplanungsbüros, drei Rechtsanwälte, zwei Bestatter, zwei Optiker, einen Mobilshop und einen Tierarzt.

 Darüber hinaus gibt es folgende Geschäfte: ein Uhren- und Schmuckgeschäft, zwei Küchen- studios, zwei Elektrofachgeschäfte, einen Tabak- und Süßwarenladen, einen Geschenke- shop, ein Geschäft für Wohnaccessoires, einen An- und Verkauf, drei Blumengeschäfte (eines davon mit Gärtnereiangebot), zwei Geschäfte für Schreibwaren und sonstigen Kleinbedarf, einen Buchladen, ein Fachgeschäft für Glas- und Dekoartikel, ein Möbelhaus, ein Fernseh- fachgeschäft, eine Drogerie, einen Spielzeugladen mit Baby- und Kleinkindbedarf, ein Fach- geschäft für Waffen und Jagdbedarf und einen Fahrradladen.

 Der Fortbestand muss nach Angaben der Stadtverwaltung als unsicher betrachtet werden, da es in den kommenden Jahren zu einem Generationswechsel kommt und sich die Suche nach Nachfolgern als sehr schwierig erweist.

 Es gibt nur noch vier Bekleidungsgeschäfte und einen Schuhladen. Auch hier ist der langfris- tige Erhalt fraglich. Sehr bedauert wird seitens der Bevölkerung die Schließung des über viele Jahre ansässigen Foto-Fachgeschäftes. Hier wäre eine Nachfolge wünschenswert, aus heutiger Sicht ist dies aber eher unwahrscheinlich.

 Neben den Geschäften in der Innenstadt gibt es zwei Eiscafés sowie drei Gaststätten, von denen allerdings nur eine mittags geöffnet hat. Dafür befindet sich direkt am Markt der Ratskeller, der wochentäglich einen Mittagstisch anbietet. Zudem gibt es direkt in der In- nenstadt einen Döner-Imbiss, eine Imbissgaststätte sowie einen asiatischen Imbiss.

(Stadt Grabow 2017b)

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4.6 Gesundheit und Pflege

Pflege  In Grabow gibt es derzeit 85 ambulante und 60 stationäre Pflegebedürftige. Die Zahl der Pflegegeldempfänger/-innen kann auf Gemeindeebene nicht ausgewiesen werden.

 Ambulante Pflegedienste und Tagespflege

o ASB Sozialstation, Grabow (112 Plätze) o Sozialstation der Volkssolidarität und Tagespflege, Prislich (5 Plätze) o Tagespflege und Pflegeberatung Simone Henning (16 Plätze) o Pflegedienst Tiede und Partner GbR, Eldena

 Vollstationäre Pflegeeinrichtungen

o Altenpflegeheim am Gänseort (60 Plätze) o Pflegeheim des Volkssolidarität Landesverbandes MV, Prislich

 Seniorenwohnen

o ASB-Wohnanlage für Betreutes Wohnen im Drosselweg, Grabow (35 Wohnungen, davon 12 Zwei-Raum-Wohnungen) o ASB-Wohnanlage für Betreutes Wohnen Grüner Steig, Grabow (43 Wohnungen, davon 18 Zwei-Raum-Wohnungen) o Betreutes Wohnen in Prislich

(Amt Grabow 2015, Stadt Grabow 2017b)

 Die Stadt Grabow verfügt über ein Pflegeheim mit 60 vollstationären Dauerpflegeplätzen. Freie Plätze, werden sofort wieder belegt. Es gibt relativ lange Wartelisten. Wird sehr kurz- fristig ein Platz benötigt, steht dieser meist nicht sofort zur Verfügung. In diesen Fällen wei- chen die Pflegebedürftigen meist in Pflegeheime der Nachbarorte aus (Prislich 4 km, Lud- wigslust 8 km).

 Das Thema Pflege kann im ländlichen Raum nicht nur gemeindebezogen betrachtet werden. Denn Grabow verzeichnet in seinem Pflegeheim regelmäßig Zuzug aus den Umlandgemein- den in der entsprechenden Altersgruppe. Die Zahl der Plätze in Grabow wird zukunftswei- send als nicht ausreichend angesehen. Angesichts der Bevölkerungsprognose müssen die Kapazitäten zukünftig ausgebaut werden.

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 Eine besonders hohe Nachfrage besteht an Plätzen im Bereich der Tagespflege. 2015 wurde die Tagespflege Henning mit 16 Plätzen eröffnet. Die Nachfrage ist aber nach wie vor sehr hoch, so dass hier an eine Erweiterung gedacht wird. Ergänzt wird das Angebot durch eine Tagespflege in Prislich (4 km) mit 16 Plätzen.

Hausärzte

 Grabow ist in Bezug auf die Hausärzte ein einheitliches Versorgungsgebiet. Aktuell verfügt die Stadt über sechs Hausärzte. Die vorhandenen Praxen nehmen schon jetzt keine neuen Patienten mehr auf. Die verbleibenden Hausärzte sind 45, 47, 52, 54, 58 und 62 Jahre alt.

Krankenhaus

 1851 gründete Helene von Bülow das Stift Bethlehem in Ludwigslust. Was als Diakonissen- mutterhaus begann, wurde im Laufe der Jahrhunderte ein diakonisches Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gestellt hat, Menschen mit Hilfebedarf in den unterschiedlichsten Lebens- situationen zu unterstützen. Die Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow GmbH ist ein gemeinsames Unternehmen des Landkreises Ludwigslust-Parchim und des Stift Bethlehem, das zu gleichen Teilen von den Gesellschaftern getragen wird.

 Im Angebot des Standortes Ludwigslust ist die demografische Entwicklung bereits ange- kommen: Im Jahr 2009 wurde die Geburtenstation geschlossen. Derzeit liegt der Schwer- punkt der medizinischen Versorgung am Standort Ludwigslust bei den Abteilungen: Inne- re/Onkologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Intensivmedizin, Chirurgie und Orthopädie sowie in der stationären und teilstationären Behandlung bei psychatrischen Erkrankungen. Für die Bereiche Geriatrie, Frauenheilkunde und Geburtsmedizin sowie Kinder- und Jugend- medizin muss man zum Standort der Hagenow Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow GmbH oder ins Krankhaus nach Parchim. (Stadt Grabow 2017b)

 Weitere Einrichtungen in der Umgebung sind die Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow GmbH am Standort Hagenow (mit Kinderstation) sowie die Asklepios Klinik Parchim (Amt Grabow 2015)

Reha-Einrichtungen

 Gibt es in Grabow selbst nicht. Diverse Reha-Kliniken im Umkreis von 50 km gibt es in Lee- zen, oder Bad Wilsnack. (Stadt Grabow 2017b)

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Rettungswache

 Diese befindet sich ca. drei Fahrminuten von Grabow entfernt, zwischen Grabow und Lud- wigslust an der B5. (Stadt Grabow 2017b)

Medizinisches Versorgungszentrum

 Ein solches ist derzeit in Zusammenarbeit mit den Helios-Kliniken geplant. Dadurch soll es in vielen Bereichen eine ambulante medizinische Versorgung geben. Angestrebt werden ne- ben der Absicherung der hausärztlichen Versorgung auch Sprechstunden von Fachärzten wie Orthopäde, Internist, Schmerzmedizin, Chirurgie und Kindermedizin. Aus Sicht der Stadt wird die Aussicht auf eine baldige Gründung des MVZ sehr positiv zu bewerten. (Stadt Grabow 2017)

Sonstige medizinische und therapeutische Angebote

 Mit drei Zahnärzten ist die Versorgung auf diesem Gebiet derzeit ausreichend. Allerdings sind zwei Ärzte 58 und 61 Jahre, so dass auch hier schon in Kürze dringend Handlungsbe- darf besteht.

 Die sonstige Versorgung der ca. 5.800 Einwohner/-innen auf gesundheitlichem Gebiet wird als eher mangelhaft angesehen. Es gibt zwei Apotheken, zwei Optiker, drei Physiothera- piepraxen, einen Psychologen sowie eine Logopädin und eine Ergotherapeutin. Besonders schwierig wird von der Stadtverwaltung Grabow die Versorgung im Bereich der Physiothera- pie und der Kindermedizin angesehen. (Stadt Grabow 2017b)

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4.7 Begegnung, Beratung, Selbsthilfe

Mehrgenerationenhaus „Fritz Reuter“

 Im Jahr 2010 wurde ein Mehrgenerationenhaus in Grabow eröffnet.

 Es beherbergt neben der Stadtbibliothek, das Jugend- und Freizeithaus der Arbeiterwohl- fahrt, die Volkssolidarität sowie verschiedene gemeinnützige Vereine der Stadt Grabow. Räumlichkeiten können aber auch für Familienfeierlichkeiten, Tagungen, Schulungen und ähnliches angemietet werden. (Stadt Grabow 2015)

Begegnungsstätte

 Eine offene Begegnungsstätte für alle, mit regelmäßigen Angeboten und Veranstaltungen, gibt es in Grabow leider nicht.

 Es gibt zwar einige allgemeine Angebote durch die Ortsgruppe der Volkssolidarität, aller- dings werden diese hauptsächlich von deren Mitgliedern angenommen. Treffen darüber hin- aus finden meist nur auf Grund privater Initiativen statt.

 Generationenübergreifende Initiativen: Projekt „Oma Hurtig“, in welchem rüstige Seniorin- nen und Senioren die Aufgaben der oft fehlenden Großeltern übernehmen (der Bedarf an in- teressierten Familien war sehr groß, leider fehlte es an Senioren, die dazu bereit ); Ak- tion Stolpersteine; Austausch zwischen Jung und Alt über die Vor-, Kriegs- und Nachkriegs- zeit (2-3 Treffen haben stattgefunden) (Stadt Grabow 2017b)

Angebote der Kirchgemeinde

 Das Pfarrhaus ist regelmäßig Treffpunkt für verschiedene Altersgruppen bzw. Menschen in verschiedenen Lebenslagen. Es gibt Kindertreffen für verschiedene Altersgruppe (offene Christenlehre) und Treffen bzw. Kontaktmöglichkeiten für erwachsene Gemeindemitglieder (Frauenkreis, Seniorenkreis, Kirchencafé oder Arbeitslosenfrühstück). Grundsätzlich sind die- se Treffen offen für jedermann. Angeboten werden gelegentlich auch Vorträge zu verschie- denen Lebenslagen. (Stadt Grabow 2017b)

Kinder- und Jugendarbeit

 Das Amt Grabow beschäftigt eine fest angestellte Amtsjugendpflegerin, die sich täglich mit der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt sowie den umliegenden Gemeinden beschäftigt und eine offene Kinder- und Jugendarbeit anbietet. Gleichzeitig werden in Zusammenarbeit

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mit den Jugendfreizeiteinrichtungen in Grabow und Eldena gemeinsame Ausflüge und Feri- enangebote organisiert.

 Die Stadt betreibt zudem ein Jugendfreizeithaus in Trägerschaft des DRK-Kreisverbandes Ludwigslust e.V. Die Stadt beteiligt sich an den Personalkosten mit einem jährlichen Zu- schuss. Hier gibt es wochentäglich sportliche, kreative und kulturelle Angebote und in den Ferien ein Ferienprogramm. (Stadt Grabow 2017b)

 Weitere Einrichtungen im Amtsbereich: Dörfliche Begegnungsstätte Balow e.V., Jugendclub Eldena (Amt Grabow 2015)

Suchtberatung im Mehrgenerationenhaus „Fritz Reuter“

 Hier trifft sich einmal wöchentlich eine Gruppe von Menschen mit Suchtproblemen zu einer Gesprächsrunde. Es ist ein offener Treffpunkt für Menschen die Hilfe und Kontakt suchen. Der Treff wird auch von Menschen aus dem angrenzenden Prignitzer Raum genutzt. (Stadt Grabow 2017b)

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4.8 Partizipation und Engagement

Partizipation

Seniorenvertretung

 Vor ca. zwei Jahren wurde angeregt eine Seniorenarbeitsgruppe ins Leben zu rufen, in der engagierte Bürger/-innen, teilweise Vereinsvertreter/-innen und eventuell die Stadtverwal- tung vertreten sein sollten. Ziel war es, die Interessen der Seniorinnen und Senioren mehr in die Arbeit der Stadtverwaltung aufzunehmen und Angebote für Senioren, die aber noch gar keine Senioren sein wollen, zu schaffen. Leider ist dies bisher an einem geeigneten Indika- tor gescheitert. Aus Sicht der Stadt sollte eine solche Vertretung aus einer Initiative der Se- nioren heraus entstehen. Man sieht es jedoch als Ziel an, die Bemühungen in diese Richtung weiter voran zu treiben, da der Bedarf als sehr hoch angesehen wird. (Stadt Grabow 2017b)

 Momentan dient die Gruppe der Volkssolidarität der Stadtverwaltung als direkter Ansprech- partner, wenn es um die Belange älterer Menschen in Grabow geht.

Jugendvertretung

 Eine formell eingerichtete Jugendvertretung im Sinne eines Jugendparlamentes gibt es nicht. Allerdings gibt es eine Jugendinteressengruppe unter Betreuung der Amtsjugendpfle- gerin, die sich regelmäßig trifft. Unter dem Motto „Wir bewegen was“ gibt es hier zahlreiche Jugendliche, die sich in und für die Stadt sowie das Amt engagieren und Ideen entwickeln, die dann auf politischer Ebene Gehör finden.

 Es gibt eine hauptamtliche Amtsjugendpflegerin, die im Ordnungsamt (Bereich Kinder- und Jugendarbeit) angesiedelt ist und auf kurzem Weg direkt bei den je nach Bedarf zuständigen Mitarbeiter/-innen in der Verwaltung rechtliche Fragen klären kann. (Stadt Grabow 2017b)

 Einige Grabower Schüler/-innen engagieren sich auch im Jugendrat der Stadt Ludwigslust, da sie hier das Gymnasium besuchen.

Engagement

Ehrenamtliches Engagement gibt es in hohem Maße in folgenden Bereichen:

Freiwillige Feuerwehr

 In der Stützpunktfeuerwehr Grabow und den beiden kleineren Ortswehren der Grabower Ortsteile engagieren sich zahlreiche ehrenamtliche Feuerwehrkameraden. Es handelt sich um eine Pflichtaufgabe der Stadt, daher laufen die wesentlichen Dinge über die Stadtver-

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waltung. Ohne die Arbeit der Ehrenamtlichen könnte diese öffentliche Aufgabe nicht abge- sichert werden. (Stadt Grabow 2017b)

Alltagsbegleitung

 Seit 2015 organisiert der Ludwigsluster Verein ZEBEF e.V. einen Pflegelotsendienst. Pflege- lotsen sind geschulte Ehrenamtliche, die kostenfrei Informationen zu Pflegefragen geben, Gespräche in einer Pflegesituation anbieten und bei Bedarf zu Ansprechpartnern und Fach- leuten vermitteln. Sie wurden im Rahmen eines Pilotprojektes des Landkreises Ludwigslust- Parchim geschult. Es gibt im Grabower Raum drei Pflegelotsen. (Stadt Grabow 2017b)

Ortsgruppe der Volkssolidarität

 Die Ortsgruppe Grabow hat ihren Sitz im Mehrgenerationenhaus „Fritz Reuter“ in der Stadt Grabow. Neben den regelmäßigen geselligen Treffen gehört zum Tätigkeitsfeld auch die Organisation von kleinen Hilfs- und Dienstleistungen der Mitglieder untereinander, um so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen. (Stadt Grabow 2017b)

Vereine

 In der Stadt Grabow gibt es 18 verschiedene Vereine, deren Arbeit sich sehr positiv auf das Stadtleben auswirkt. Viele Angebote auf kulturellem und sportlichem Gebiet und im Bereich der Jugendarbeit sind nur durch die Vereine möglich. Die Vereinsarbeit wird von der Stadt finanziell unterstützt, teilweise durch Zuschüsse, Großteils durch Vergünstigungen bei der Benutzung öffentlicher Einrichtungen, insbesondere der Sporthallen. (Stadt Grabow 2017b)

 Die Vereinsarbeit wird durch Personen innerhalb der Stadtverwaltung unterstützt (Bereiche Sport, Öffentlichkeitsarbeit, Kinder- und Jugendhilfe).

Kirchgemeinden

 Die größte Kirchgemeinde in Grabow ist die der Ev.-Luth. Kirche. Die Kirchgemeinde bringt sich aktiv ins städtische Leben ein. U. a. engagiert sie sich zusammen mit der Stadt und en- gagierten Bürgerinnen und Bürgern im Helferkreis für Asylbewerber. Daneben sind die Kirchgemeinde bzw. ihre Mitglieder sehr viel im sozialen und kulturellen Bereich aktiv. Ein diakonischer Mitarbeiter ergänzt das Angebot der Kirchengemeinde.

 Außerdem gibt es noch die Katholische Kirchgemeinde in Grabow. (Stadt Grabow 2017b)

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Engagementförderung

Eine konkrete Infrastruktur in Form von Agenturen, Kontaktstellen o. ä. gibt es nicht. Vielmehr beruht so gut wie alles auf persönlichen Kontakten zwischen Vereinen, Bürgermeister, Verwal- tungsmitarbeiter/-innen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. In der Stadtverwaltung ist das Ordnungsamt bzw. der Bürgermeister zuständiger Ansprechpartner.

Bürgerstiftung der Stadt Grabow

 Im Dezember 2016 wurde in Grabow eine Bürgerstiftung gegründet. Dies wurde im Vorfeld von der Stadtvertretung beschlossen.

 Ziel ist es, das kommunale Vermögen zu sichern und lokales sowie regionales Engagement zu aktivieren und zu fördern. Die Ausschüttungen kommt der Bewahrung der einzigartigen Geschichte Grabows zu Gute. (Stadt Grabow 2015a)

Ehrung verdienter Bürgerinnen und Bürger

 Seit dem Jahr 2012 werden jedes Jahr verdiente Bürger/-innen der Stadt bzw. des Amtes für langjähriges ehrenamtliches Engagement besonders geehrt. Das Amt hat dazu eine Ehren- ordnung verabschiedet. Die Verleihung erfolgt jeweils im Rahmen des Neujahrsempfangs des Amtes.

 Zudem besteht die Möglichkeit besonders verdiente Bürger/-innen mit der Ehrenbürger- schaft zu ehren. Auch hierzu gibt es eine Satzung. Die Vorschläge kommen aus den politi- schen Gremien oder aus Vereinen und werden durch den Sozialausschuss behandelt, der dann eine entsprechende Empfehlung an die Stadtvertretung zum Beschluss gibt. (Stadt Grabow 2017b)

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4.9 Kultur, Freizeit, Naherholung

Infrastruktur

Museum

 Die Stadt Grabow ist Träger des im Ort ansässigen Heimatmuseums.

 Es zeigt die Geschichte der Stadt aus Sicht verschiedener Themenbereiche und bietet zu- sätzlich ständig wechselnde Sonderausstellungen. Zudem gibt es Aktionstage für angemel- dete Gruppen, wie z. B. den Waschtag, an dem Teilnehmer/innen in die Zeit vor Erfindung der Waschmaschine entführt werden. (Stadt Grabow 2017b)

Musikschule

 Die Stadt Grabow verfügt nicht über eine eigene Musikschule. Es gibt jedoch Angebote von verschiedenen Musiklehrerinnen und Musiklehrern der Kreismusikschule „Johann Sperger“, der Musikschule Fröhlich und der ehemaligen Kreativ-Musikschule Groß Laasch, welche hierfür extra nach Grabow kommen. Die Stadt stellt Räumlichkeiten in der Grundschule be- reit. (Stadt Grabow 2017b)

Bibliothek

 Die Grabower Stadtbibliothek wird ebenfalls durch die Stadt selbst betrieben. Die Bibliothek ist im Mehrgenerationenhaus angesiedelt und wird gut genutzt (529 regelmäßige Leser/- innen, davon 209 Kinder- und Jugendliche).

 Eine hauptamtlich beschäftigte Bibliothekarin sowie zwei Honorarkräfte werden durch die Stadt bezahlt. Zudem gibt es an der Grundschule eine kleine Schulbibliothek, die einmal wöchentlich durch die Bibliothekarin betreut wird und ebenfalls sehr gut besucht ist. (Stadt Grabow 2017b)

Waldbad

 Das 42-jährige Waldbad liegt am Stadtrand von Grabow in Richtung Neustadt-Glewe zwi- schen den Eldewiesen und dem Neubaugebiet inmitten großzügiger Liegewiesen und Spiel- plätzen mit altem und neuem Baumbestand. In der Nähe stehen kostenlose Parkplätze zur Verfügung.

 Das Waldbad wurde 3 Jahre lang komplett saniert (2004-2007) und ist nun ein modernes Sport- und Freizeitbad für die Sommersaison.

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 Es bietet die Möglichkeit barrierefrei bis ans Wasser zu kommen, wo man sich bei Bedarf von einem Lift ins Wasser fahren lassen kann. Daneben sind auch Behinderten-WC + Dusche vorhanden.

 Die Sicherheit im Bad wird durch zwei Schwimmmeister und einen Rettungsschwimmer gewährleistet, die Kindern zudem die Schwimmstufe oder das Sportabzeichen (Schwimmen) abnehmen oder nach Anmeldung in Kursen Kindern ab 6 Jahren das Schwimmen beibringen.

 Im Waldbad finden verschiedene Veranstaltungen statt, wie z. B. Kindertagsfeier, Beachvol- leyballturniere, Schwimmwettkämpfe, Triathlon und Wasserballturniere. (Stadt Grabow 2017b)

Schützenhaus

 Dank einer modernen und zukunftsweisenden Projektidee und der Hartnäckigkeit der Grabower Kommunalpolitik konnte das ehemalige Kulturhaus der Stadt, das seinen Ur- sprung bereits im Jahre 1849 hat, nach umfangreicher Sanierung im September 2015 wie- dereröffnet werden.

 Während in den Räumlichkeiten im Anbau sowie in der oberen Etage das Forstamt Grabow als Mieter seinen Sitz gefunden hat, laden die Räume im Erdgeschoss mit Terrasse sowie dem Saal mit Bühne wieder zu kulturellen Veranstaltungen und privaten Festlichkeiten ein. Zusätzlich gibt es im Schützenhaus ein Trauzimmer. (Stadt Grabow 2017b)

Theater & Kino

 Ein Kino befindet sich in der Nachbarstadt Ludwigslust, ca. 8 km entfernt. In Grabow selbst existiert dieses seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. (Stadt Grabow 2017b)

Gastronomie & Cafés

 Mit gastronomischen Einrichtungen ist die Stadt mäßig versorgt. Es gibt in der Innenstadt zwei Hotels (kein Mittagstisch), ein italienisches Restaurant (Mittags- und Abendtisch) sowie ein asiatisches Imbissrestaurant. Hinzu kommen eine Imbissgaststätte sowie ein Döner- Imbiss.

 Direkt am Markt ist es gelungen, für den „Ratskeller“ wieder einen Betreiber zu finden. Die- ser stellt wochentäglich das einzige Mittagsangebot in der Innenstadt dar. Der Zuspruch ist groß. Zudem gibt es die Möglichkeit die ehemalige Gaststätte im oberen Bereich für private Feierlichkeiten zu nutzen. Ein regelmäßiger Betrieb als vollwertige Gaststätte ist jedoch derzeit nicht angedacht.

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 In der Innenstadt gibt es ein Café und zwei Eiscafés, die sehr gut angenommen werden. (Stadt Grabow 2017b)

Wandern, Rad fahren, Reiten

 In und um Grabow gibt es kein ausgebautes Wanderwegenetz, obwohl es einzelne ausge- wieses Wanderwege gibt.

 Als Radfahrer ist die Region sehr lohnend. Grabow liegt nur einen kleinen Abstecher ent- fernt von der offiziellen Route (Elbe-Ostsee) von Dömitz nach Ludwigslust. Einen Radwan- derweg, der direkt durch Grabow führt, gibt es allerdings nicht. Innerhalb des Amtes findet sich zwischen vielen Ortschaften ein gut ausgebautes Radwegenetz.

 Im nahe gelegenen Karstädt (3 km) und in Groß Warnow (10 km) gibt es Reiterhöfe. Vorhan- dene Reitwege sind in einer Reitwanderkarte zusammengefasst. (Stadt Grabow 2017b)

Jagdausstellung

 Mit der Eröffnung des Schützenhauses konnte in drei Räumen des Hauses eine einzigartige Jagdausstellung untergebracht werden. Dabei werden die Besucher virtuell auf eine Zeitrei- se durch die Geschichte der Jagd mitgenommen.

 Ziel der Ausstellung ist es, die Natur und alles was mit ihr in Zusammenhang steht, wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Dabei ist die Ausstellung nicht nur für Jäger inte- ressant, sondern dient einem breiten Publikum zur Anschauung. Die Ausstellung ist drei bis viermal im Jahr nur zu festgelegten Zeiten, die vorher veröffentlicht werden, geöffnet und wird durch die Mitarbeiter des Forstamtes betreut. (Stadt Grabow 2017b)

Akteurinnen und Akteure

 Grabow liegt im „süßesten“ Landkreis Mecklenburg-Vorpommerns, in dem die Lebensmittel- industrie, insbesondere die Süßwarenproduktion dominiert. Früher war das Handwerk in der Stadt führend und hinterlässt mit verschiedensten Industriedenkmälern bis heute Spuren. Der größte Arbeitgeber im Ort ist die Grabower Süßwaren GmbH, mit ihrer Produktion von mehr als 7 Millionen Grabower Küßchen am Tag.

 Einer der größten Gewerbesteuerzahler ist die Reederei F. Laeisz mit ihrem Standort in Grabow. Beide Unternehmen engagieren sich im Ort und unterstützen verschiedene Aktivi- täten und Vereine. Zudem gibt es eine Vielzahl von Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich für den Erhalt der Grabower Geschichte oder die Bewahrung des historischen Erbes ver- dient machen.

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 Die Kirchgemeinde der Ev.-Luth. Kirche organisiert zahlreiche Konzerte und Veranstaltun- gen und engagiert sich u. a. im kulturellen Bereich (wie beim Lichterfest). (Stadt Grabow 2017b)

Festivitäten

 Kultur hat in Grabow schon immer einen hohen Stellenwert. Seit 13 Jahren gibt es das Lich- terfest, eine kulturelle Einkaufsnacht in der bis zu 10.000 Gäste aus nah und fern in die Stadt kommen. Gemeinsam mit den Gewerbetreibenden erleben die Besucher, eingebettet in tolle gewerbliche Angebote und kulturelle Highligts ein ganz besonderes Lichtkonzept.

 Eine besonders große Tradition hat der Grabower Martinimarkt, der 2016 zum 439. Mal stattfand.

 2017 findet erstmalig ein Musik-Festival statt, das als Alternative zum bisherigen Stadtfest mit verschiedenen Musik-Genren ein breitgefächertes Publikum ansprechen soll.

 Besondere kulturelle Höhepunkte sind zudem der Martinsumzug sowie das weihnachtliche Konzert nach der Christmette am Heiligen Abend auf dem Grabower Marktplatz.

 Als Festspieleort der Festspiele MV hat das Grabower Schützenhaus sich bereits vor zwei Jahren einen guten Ruf erworben. So ist Grabow auch für die kommenden zwei Jahre fester Partner der Festspiele und wird 2017 und 2018 wieder als Konzertort fungieren.

 Ergänzt wird das kulturelle Angebot im Schützenhaus durch zahlreiche Konzerte, Theater- aufführungen und bunte Kulturveranstaltungen, die größtenteils durch den Pächter des Hauses organisiert werden.

 Im idyllisch gelegenen Schützenpark findet alljährlich der Weihnachtsmarkt statt, der einen sehr guten Zuspruch bei den Grabowern sowie Gästen aus dem Umland findet. Seit Mai 2017 finden im neuen Pavillon des Schützenparks auch Trauungen statt.

 Sehr aktiv ist auch der Grabower Schwimmverein, der alljährlich ein stadtoffenes Wasser- ballturnier sowie einen Triathlon veranstaltet. Der Schützenverein veranstaltet jährlich ein Schützenfest. Außerdem gibt es diverse Ausstellungen des örtlichen Rassegeflügelzuchtver- eins sowie des Kleintierzuchtvereins.

 Eine sehr gute Zusammenarbeit gibt es mit dem DRK-Freizeithaus „Blue Sun“ und der örtli- chen Schulsozialarbeit im Bereich der generationenübergreifenden Projekte. Zahlreiche Ver- anstaltungen wie Kulturnachmittage, Bastelangebote oder Kochkurse gemeinsam mit Kin- dern/ Jugendlichen und Senioren führen zu mehr Akzeptanz und Verständnis untereinander.

 Ganzjährig führen die ortsansässigen Physiotherapiepraxen verschiedene Sport- und Ge- sundheitskurse durch.

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 Jedes Jahr werden ältere Menschen vom Bürgermeister zu einem Senioren-Frühlingsfest eingeladen.

 Jedes Jahr ehrt die Stadt Grabow Bürger/-innen, die sich besonders für das Wohl der Stadt verdient gemacht haben im Rahmen des Neujahrsempfangs. (Stadt Grabow 2017b)

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4.10 Verkehrsanbindung und -infrastruktur

Autobahnen

 „Grabow liegt in der Nähe des Autobahnkreuzes der A14 und der A24, den wichtigen Ost/West- und Nord/Süd-Tangenten Norddeutschlands.“ (Stadt Grabow 2016a)

 Die nächsten Autobahnanschlüsse befinden sich in ca. 3 km Entfernung (A 14 Richtung Wismar bzw. Anbindung an die A 24). Die Weiterführung der A14 in Richtung Dresden ist in Bau und soll 2022 abgeschlossen sein. Dann wäre die nächstgelegene Auffahrt in Richtung Dresden in Groß Warnow (10 km).

Abb. 9 Autobahnanbindung der Stadt Grabow (Stadt Grabow 2016a)

Bundesstraßen

 Grabow liegt direkt an der Bundesstraße 5. Die B 5 durchquert Deutschland von der däni- schen bis zur polnischen Grenze. In einer Entfernung von 4 km von Grabow entfernt mündet die B191 aus Richtung Celle kommend, in die B 5 ein. Sie führt weiter bis nach .

Sonstige Straßen

 Durch Grabow und seine Ortsteile gehen mehrere Kreisstraßen. Der Stadt (inklusive allen Ortsteile) gehören ca. 150 km Gemeinde- und Gemeindeverbindungsstraßen, der bauliche Zustand ist unterschiedlich. Obwohl in den vergangenen Jahren etliche Straßen(teile) er- neuert wurden, gibt es noch bzw. weiterhin erheblichen Investitionsbedarf.

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Bahn

 Grabow hat einen Bahnhof, der sieben Kilometer vom Eisenbahnknoten Ludwigslust ent- fernt liegt. Er befindet sich am Streckenkilometer 163,2 der Berlin-Hamburger Bahn und ist der letzte mecklenburgische Bahnhof vor der brandenburgischen Grenze. Der Bahnhof liegt etwa 500 Meter nordöstlich des Stadtzentrums. Nach der politischen Wende nahm der Ver- kehr in Richtung Hamburg deutlich zu, zeitweise gab es direkte Züge dorthin. Mitte der 1990er Jahre wurde das Angebot erweitert und in der Folge vertaktet. Seitdem wird der Bahnhof Grabow im Zweistundentakt bedient. Seit Ende 2011 verbindet die Linie RE 2 Grabow in Richtung Norden direkt mit Wismar, Schwerin und Ludwigslust, in Richtung Sü- den mit Wittenberge, Nauen, Berlin und Cottbus.

Buslinien

 Durch Grabow führen zwei Hauptbuslinien. Zum einen gibt es eine stündliche Verbindung nach Ludwigslust, wo es die meisten Anschlussmöglichkeiten in alle Richtungen gibt. Die zweite Hauptverbindung führt auf der B 5 ins ca. 25 km entfernte Perleberg bzw. nach Wit- tenberge. Die Fahrzeiten von Bussen und Bahnen kaum aufeinander abgestimmt. Die Anbin- dung von Grabow an den ÖPNV wird dennoch von vielen Einwohnerinnen und Einwohnern und auch Touristinnen und Touristen als gut angesehen. Insbesondere durch den gut ausge- bauten Schülerverkehr in Richtung Ludwigslust und Neustadt-Glewe (über Ludwigslust) ist zumindest tagsüber eine gute Anbindung in die näher gelegenen Städte gesichert. Für Pend- ler bestehen Probleme insbesondere in fehlenden Verbindungen in den Abendstunden. (Stadt Grabow 2017)

Schifffahrt

 Der Hamburger Hafen und die Häfen an der Ostsee sind gut zu erreichen. (Stadt Grabow 2016a)

Flugverkehr

 Der Flughafen Schwerin-Parchim ist ca. 30 Kilometer von der Stadt Grabow entfernt. Er ist als Verkehrsflughafen klassifiziert, wird derzeit aber nicht von Linienverkehr angeflogen. (Stadt Grabow 2016a)

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4.11 Migration und Integration

 Im Jahr 2016 waren durchschnittlich max. 93 Personen mit ausländischer Staatsangehörig- keit in Grabow gemeldet. Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.

 Zusätzlich waren zum Stichtag 01.02.2017 24 Asylbewerber/-innen in Grabow gemeldet, 22 von ihnen männlich und zwei weiblich. In Bezug auf die Bevölkerung Grabows ist dies eine Quote von 0,47 %.

 Die Altersstruktur der Asylbewerber/-innen stellt sich wie folgt dar:

0 bis 5 Jahre 0 6 bis 18 Jahre 8 (hiervon 2 weiblich) 18 bis unter 30 Jahre 15 30 bis unter 50 Jahre 1 älter als 50 Jahre 0

 Im Zuge der Aufnahme von Asylbewerber/-innen wurde von der Stadt eine Initiativgruppe- gegründet, zu der Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen mitarbeiten. In dieser informierte bei einer ersten Informationsveranstaltung die Gleichstellungs- /Integrations- und Frauenbeauftragte des Landkreises Ludwigslust-Parchim über die Situati- on der Asylsuchenden im Landkreis. Im Anschluss konnten Fragen gestellt werden. An der Veranstaltung nahmen ca. 25 Personen teil.

 Aus dieser Veranstaltung heraus gründete sich ein Helferkreises, welcher federführend von der Kirchgemeinde Grabow sowie der Stadtverwaltung organisiert wurde. Inzwischen hat er ca. 8 Mitglieder, von denen sich vier regelmäßig um Fragen und Probleme der Asylbewer- ber/-innen, insbesondere bei Einkauf, Arztbesuchen und Behördengängen kümmern.

 In der Vergangenheit gab es drei Versuche professionelle Deutschkurse für Asylberwerber/- innen anzubieten. Leider wurden diese immer wieder nach kurzer Zeit wegen mangelnder Beteiligung eingestellt.

 Seit 2016 finden im Gemeindehaus der Kirchgemeinde regelmäßige Treffen mit Grabower Asylbewerberinnen und Asylbewerbern statt. Zudem haben sich gemeinsame Kochabende und Spielnachmittage etabliert.

 Initiiert durch den Helferkreis finden immer wieder gemeinsame Projekte mit deutschen und syrischen Jugendlichen statt. Besonders erwähnenswert ist hier das Schwarzlichttheater, das 2016 einstudiert und mehrfach aufgeführt wurde. Dabei erzählten die Asylbewerber ge- meinsam mit deutschen Jugendlichen die Geschichte ihre Landes und ihrer eigenen, persön- lichen Geschichte. Die Aufführungen waren mehrfach ausverkauft.

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 Einige der jugendlichen Asylbewerber besuchen regelmäßig das DRK-Jugendfreizeithaus „Blue Sun“ und sind dort voll integriert in die täglichen Angebote.

 Seit 2015 ist an der Regionalen Schule eine DAZ-Klasse eingerichtet, in der Deutsch als Zweitsprache unterrichtet wird. In dieser Klasse werden aktuell sieben Kinder von Asylbe- werberinnen und Asylbewerbern im Alter von 10-16 Jahren unterrichtet.

 Für neu ankommende Asylbewerber/-innen hat die Stadt eine Informationsbroschüre mit den wichtigsten Erstinformationen zusammengestellt, die in sechs verschiedenen Sprachen erhältlich ist. (Stadt Grabow 2017)

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5. Ausgangslage der kommunalen Demografiepolitik

5.1 Arbeitsstrukturen und -formen

 Das Thema „Demografischer Wandel“ wurde vom Grabower Bürgermeister mit seinem Amts- antritt aufgegriffen und liegt aufgrund der hohen Priorität des Arbeitsfeldes und der klein- stadtbedingt geringen Größe der Stadtverwaltung seither in seiner direkten Verantwortung und Leitung. Ansprechpartnerin ist die Büroleiterin Frau Hildebrandt. (Interview 2016)

 Um die Arbeit zu intensivieren wurde im Jahr 2014 das Team Grabow 2020 gegründet, wel- ches aus Vertretern der Stadtverwaltung, des Ehrenamtes, der Sozialverbände und des Ein- zelhandels sowie einem Beratungsbüro besteht (vgl. Abbildung 10).

Abb. 10 Team Grabow 2020 (Grabow 2016b)

 Innerhalb des Teams Grabow 2020 werden je nach Bedarf Unterarbeitsgruppen gebildet, die sich z. B. mit der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung und der Redaktion der Internetseite be- fassen.

Bürgerbeteiligungsprozesse

 Die Stadtverwaltung informiert die Bürger über die Aktivitäten des Teams Grabow 2020 mit Beiträgen innerhalb des Amtsanzeigers und über Aushänge in den Schaufenstern eines noch zu sanierenden Gebäudes in der Innenstadt. Zudem wird in der Stadtvertretung durch den Bürgermeister über den Projektstand berichtet.

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 Des Weiteren erfolgt die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger über die Sozialpartner, welche im Team 2020 vertreten sind.

 Einmal im Quartal besucht der Bürgermeister die Volkssolidarität, um mit deren Mitgliedern über aktuelle Projekte sowie Bedarfe zu sprechen. (Interview 2016)

Quartiersbezogene Vernetzung & Interkommunale Kooperation

 Um auf die zukünftigen Veränderungen durch den Ausbau der Bundesautobahn A14 vorbe- reitet zu sein, hat sich die Region im Städtedreieck Ludwigslust – Neustadt-Glewe – Grabow, basierend auf dem REK-Prozess (Regionales Entwicklungskonzept), zur Einrichtung eines Regionalmanagements entschieden.

Dieses Regionalmanagement ist neben der Arbeit in den Handlungsfeldern Gewerbe, Tou- rismus und Wohnen auch als Repräsentant der Region aktiv. Ziel ist es, die Interessen der Region nach innen und außen bestmöglich zu vertreten, um künftige Chancen und Heraus- forderungen auf die bestmögliche Weise gemeinsam anzugehen.

Das Regionalmanagement ist hierbei zum einen Koordinator und Initiator und treibt somit die Bearbeitung der zugrundeliegenden acht Leitprojekte voran. Zum anderen fungiert es als Schnittstelle und zusätzlicher Knoten des regionalen Netzwerks, stößt in dieser Position Entwicklungen an, berät Projektbeteiligte und Außenstehende und moderiert zwischen un- terschiedlichen Interessen.

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5.2 Arbeitsschritte und bisherige demografiepolitische Ziele und Schwer- punkte

 2014: Im Februar 2014 begannen erste Vorüberlegungen zur Gestaltung des demografi- schen Wandels in Grabow. Im Vordergrund stand die Analyse der Stärken und Schwächen der Zielgruppen. (Grabow 2016b)

 2014: Gründung eines verwaltungsinternen Projektteams bestehend aus Mitarbeitern unter- schiedlicher Schwerpunktbereiche sowie Beratern. (Grabow 2016b)

 2014: Workshops und Wettbewerbsanalyse im Rahmen des Teams Grabow 2020:

o Grabow wird NICHT durch: . Fahrrad, Kanu, WoMo oder Bootstouristen . Shoppingtouristen . Tagestouristen wachgeküsst. (Grabow 2016b)

o Chance = Lebensqualität: . ein sicherer Ort, an dem ich mich zurechtfinde . ein individuelles Erscheinungsbild (Meine Stadt!) . regionaler Bezug, regionale Produkte . Orte, an denen Begegnung stattfinden kann . besonderes Ambiente (unentdeckte Orte) . gute Vernetzung mit anderen Orten und der Datenwelt (Grabow 2016b)

o Ziele von Grabow 2020: . von der Clone-Town zur Home-Town . eine vitale, lebenswerte Innenstadt durch aktive Eingriffe der Stadt mit Händlern und Dienstleistern, die ich kenne . aktive Bürger, hohe Identifikation . kulturelle Treffpunkte, Ereignisse . familien- und seniorenfreundlich . Sicherheit, Harmonie und Geborgenheit Das Fundament dafür ist eine florierende Wirtschaft und ein lebendiger Stadtkern! (Grabow 2016b)

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 2014: Durchführung einer Zukunftskonferenz (30.08.2014) im World Café-Format mit über 50 Teilnehmerinnen und Teihnehmern des gesellschaftlichen Lebens der Stadt Grabow (Grabow 2016b)

o Erarbeitung von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen o Ergebnisse: . Innenstadt attraktiver, beleben, Einzelhandel unterstützen . familienfreundlich, attraktiver Wohnraum, Begrüßungsgeld . Orte der Begegnung, Marktplatz attraktiver gestalten . mehr kulturelle Höhepunkte . Zivilcourage, Ordnungsbewusstsein, Amtskümmerer . Stadtbus, Angebote für Senioren und Jugend . ärztliche Versorgung aufrecht erhalten und verbessern . mehr Eigeninitiative der Bürger in allen Alterszielgruppen . Pendler, Heimkehrer und Zuzüge für uns begeistern . Straßencafé am Markt eröffnen . flexible Abendgastronomie anbieten . mehr Identifikation & Beteiligung aller bei Veranstaltungen wie zum Beispiel das Lichterfest . einheitliche Öffnungszeiten in allen Geschäften . Gutscheinsystem aller Grabower Unternehmen für Kunden der Region . UNS motivieren in Grabow einzukaufen . Besonderheiten der sozialen Einrichtungen hervorheben . überregionale Bedeutung der Stadt und seiner Geschichte (Grabow 2016b)

 Bis Ende 2014: Erreichung der kurzfristigen Ziele

 2015: Arbeit an mittel- und langfristigen Zielen

o Bisherige Ergebnisse: . Schützenhaus als Grabows kulturelles Herz fertiggestellt . Umgestaltung des Marktplatzensemble . Neubau einer integrativen Kita in Kooperation mit dem größten Arbeitgeber un- serer Stadt . REK A14, BAB-Abfahrt Grabow und Planungsauftakt Gewerbepark . Serviceleistungen für den Tourismus überarbeitet wie z. B. Caravan Stellplatz am Hafen (Grabow 2016b)

 2016: Start des bundesweiten Projektes „Demografiewerkstatt Kommunen“, in welchem die Stadt Grabow als Modellkommune ausgewählt ist.

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 2016: Fortsetzung der Arbeit an mittel- und langfristigen Zielen

o bisherige Ergebnisse: . Amtskümmerer, LED-Beleuchtung, Papierkörbe, Bänke . mehr Streifendienst . Bürgerbus Balow . Modellprojekt Kießerdamm 13 für gehobenes, altersgerechtes Wohnen, Alten- WGs, Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen . neuer Spielplatz, Begrüßungsgeld, Familienbroschüre . Wohnraumsanierung mit der Wohnungsbau- und Wohnungsverwaltungsgesell- schaft mbH Grabow (WBV) . Arbeitsgruppe „Stadt- und Wirtschaftsentwicklung“ . Überarbeitung des Internetauftritts und Umstellung auf Responsive Design (Grabow 2016b)

 2016/17: Projekte/Initiativen/Vorhaben:

. Gemüsehändler ansiedeln . Medizinisches Versorgungszentrum einrichten . Imbiss/Mittagstisch einrichten und Café ansiedeln . Wohnungsbau- und Wohnungsverwaltungsgesellschaft mbH Grabow (WBV) in die Innenstadt, Stadtwerke in die Innenstadt . Unterstützung bei Unternehmensnachfolge geben . Unterstützung bestehender Unternehmen (allg. Beratung + bis zu 3.000,- € Beratungsbudget für Web, Dekoration, Werbung etc.) . Schaufenstergestaltung bei Leerständen/Renovierungen . Waldbad (Parkplätze, Fahrradständer, Sauna in Prüfung) . Tourist-Info im Reisebüro, Stadtplan . Neubau der Sporthalle . Wald- und Wildausstellung . Ansiedlung neuer Unternehmen/Vermarktung der freien Immobilien (Exposés, Konzeptentwicklung), Nutzen aus A14 ziehen (Grabow 2016b)

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6. SWOT-Analyse

STÄRKEN SCHWÄCHEN

 Vielfältige Angebote im Bereich Kultur  stark eingeschränkter ÖPNV im Amtsbe- und Freizeit (z. B. Schützenhaus, Waldbad) reich (fehlende Anbindung der Dörfer, nur Schülerverkehr, größte Problematik in Fe-  Mehrgenerationenhaus rien)  Geografische Lage (Naturraum, gute wirt-  z.T. unzureichende medizinische/gesund- schaftliche Anbindung, schnelle Erreich- heitliche Versorgung (fehlende Hausbesu- barkeit wichtiger Zentren, Nähe zur Auto- che der Ärzte in Dörfern, zu wenig Ange- bahn) bote im Bereich der Kindermedizin und  sehr hohes Engagement der Stadtverwal- Physio-therapie) tung (hohe Aktivität, Ideenreichtum und

Bereitschaft unkonventionelle Wege zu gehen, Verlässlichkeit, gutes Arbeitsklima)

 Eigeninitiative in der Bevölkerung (z. B. Gruppe von Gewerbetreibenden, Engagier- te Gruppen der Volkssolidarität, Vereine)

CHANCEN RISIKEN

 Weitere Firmenansiedlungen, für noch  zukünftig unzureichende Versorgung mit mehr Attraktivität Hausärzten

 Besinnung auf Tradition und Besonderhei-  zukünftig fehlende Pflegeplätze ten des Ortes/der Region  weiterhin  Unzureichende Berücksichtigung der länd- Profil schärfen (Grabow als Standort für lichen Gemeinden im Amtsbereich  Ver- Einzelhandel vs. Ludwigslust als Verwal- sorgungsungleichheit tungsstadt)  fehlende Integration sozial schwächerer  Partizipation und Engagement der Bürger- Bevölkerungsgruppen schaft  Unzureichende Barrierefreiheit/-armut   Vernetzung der Akteure des Amtsberei- Ausschluss mobilitätseingeschränkter Be- ches völkerungsgruppen

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7. Ausblick

Die Stadt Grabow hat als Verwaltungssitz des gesamten Amtes einen doppelten Infrastruktur- auftrag. Grundlegendes Ziel ist es dabei in dem eher schwach besiedelten Gebiet ein gutes Ver- sorgungsnetz aufzubauen und zu sichern, um die Lebensqualität der Bevölkerung auch unter dem Einfluss demografischer Veränderungen sicherzustellen.

HANDLUNGSFELD BILDUNG

Langfristige Sicherung des Schulstandortes Grabow

 Hintergrund: Die Stadt Grabow verfügt derzeit über eine eigene Grundschule und eine Regi- onalschule für die Klassen 5-10. Im Amtsbereich befinden sich darüber hinaus noch zwei weitere Grundschulen. Um die Attraktivität der Stadt für junge Familien erhalten zu können muss der Schulstandort langfristig gesichert werden.

 Bisherige Maßnahmen: In Grabow ist ein Modellprojekt gestartet, in welchem die Grund- schule Grabow an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst, also inklusiv gestaltet werden soll. Hierfür gab es eine Begehung von Architekturstudenten, welche im Anschluss Modelle für entsprechende Umbauten und Anpassungen entwickelt haben. Die Umgestaltung wird durch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern mit 5 Mio. Euro finanziert.

 Mögliche Maßnahmen: Anpassung der Bedingungen an geburtenstärkere Jahrgänge; Berück- sichtigung neuer Bedarfe durch geflüchtete Menschen (Räume, Materialien etc.); Sicherung der ländlichen Grundschulen, um die Landbevölkerung nicht abzuhängen; Vernetzung aller Akteure, um sich auf verändernde Bedarfe einstellen zu können (v.a. Inklusion)

HANDLUNGSFELD INTEGRATION

Integration abgehängter Bevölkerungsgruppen

 Hintergrund: „Es gibt Menschen in Grabow, die aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchti- gungen oder finanziellen Notlagen nicht in der Lage sind am gesellschaftlichen Leben teil- zunehmen. Z. T. sind auch die Kinder aus der Stadt gezogen und dann gibt es niemanden mehr vor Ort, der Gesellschaft leisten oder sich kümmern kann. Aber das betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch Kinder aus sozial schwächeren Familien. Da ist es einfach wichtig zu schauen, dass niemand abgehängt wird sondern die Stadtgesellschaft auch für diese Menschen Verantwortung übernimmt.“ (Interview 2016)

 Mögliche Maßnahmen: Sozialarbeit für ausgewählte Quartiere organisieren; Besuchsdienst einrichten; Aktionen im Quartier, welche Menschen zusammenbringen; Nachbarschaftshilfen

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organisieren; Organisation von Ausflügen (z. B. Öffnung der Ausflüge von Pflegebedürftigen, welche in Grabow regelmäßig organisiert werden (vgl. z. B. Tagespflege Hennig) für weitere Bevölkerungsgruppen)

HANDLUNGSFELD WOHNEN

Deckung des Bedarfs an saniertem Altbau im Innenstadtbereich

 Hintergrund: „Wir müssen im Zuge der Städtebausanierung den historischen Teil der Stadt so lukrativ bauen, dass er nicht nur ältere Menschen anspricht oder nicht nur Jüngere, son- dern dass ein generationsübergreifendes "Miteinander leben" stattfindet. Das ist für so eine kleine Stadt wichtig.“ (Interview 2016) Die Nachfrage nach Wohnungen im Innenstadtbe- reich ist der groß, sodass der Bedarf aktuell nicht gedeckt werden kann.

 Bisherige Maßnahmen: Die Stadt ist großer Bauherr innerhalb der Städtebausanierung. Im Jahr 2016 wurden insgesamt drei große Fachwerkhäuser saniert, ein viertes wurde abgeris- sen und neu errichtet. In diesen finden sich unterschiedliche Kombinationen von Wohnun- gen, sodass verschieden Bevölkerungsgruppen angesprochen werden. Die Leerstandsquote in den von der Stadt sanierten Häusern beträgt 0 %. Eine Vermietung erfolgt bereits vor Fer- tigstellung des Objektes.

 Mögliche Maßnahmen: Gewinnung weiterer Fördermittel aus der Städtebausanierung

Abbau von Barrieren in den Wohnungen und der Wohnumgebung

 Hintergrund: Barrieren in Wohnungen und der Wohnumgebung stehen einer selbständigen Lebensweise bei Mobilitätseinschränkungen im Weg. Grabow ist eine Fachwerkstatt, welche u. a. durch Kopfsteinpflaster und alte Fachwerkhäuser zahlreiche Barrieren aufweist.

 Bisherige Maßnahmen: z. T. Absenken der Gehwege; Aufzug im Mehrgenerationenhaus; der- zeit: Umbau der Grundschule; bei Umbauten durch die Stadt wird auf Barrierearmut geachtet (Barrierefreiheit ist bei der vorhandenen Bausubstanz nicht zu gewährleisten).

 Mögliche Maßnahmen: Absenkung von Bürgersteigen; barrierefreie Zugänge zu Geschäften, Supermärkten und Arztpraxen schaffen; ggf. Aufdecken von Barrieren durch Stadtbegehun- gen mit Menschen mit Behinderung

HANDLUNGSFELD NAHVERSORGUNG

Langfristige Sicherung und gute Erreichbarkeit des Nahversorgungsangebotes

 Hintergrund: Die Supermärkte in Grabow befinden sich alle entlang der Bundesstraße (süd- lich der Bahnlinie). Im gesamten Gebiet nördlich der Bahnlinie (Wohngebiet am Schiller-

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platz) sowie in der Innenstadt gibt es keinen Lebensmittel-Einzelhandel. Gerade für viele äl- tere Bürger ist eine selbstständige Versorgung mit Lebensmitteln daher schwer zu gewähr- leisten. (Stadt Grabow 2017b)

 Der Fortbestand einiger Fachgeschäfte in der Innenstadt muss nach Angaben der Stadtver- waltung als unsicher betrachtet werden, da es in den kommenden Jahren zu einem Genera- tionswechsel kommt und sich die Suche nach Nachfolgern als sehr schwierig erweist. Es gibt nur noch vier Bekleidungsgeschäfte und einen Schuhladen, bei denen der langfristige Erhalt fraglich ist, und kaum sonstige Fachgeschäfte (z. B. für Haushaltswaren). Dies wird von den Einwohner/ -innen als sehr nachteilig empfunden. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass in Zeiten des Internethandels und Online-Preisvergleichs die zu geringe Nachfrage bei den örtlichen Anbietern entscheidend zu Geschäftsschließungen oder fehlenden Geschäftsnachfolgern beiträgt bzw. beigetragen hat und nicht allein die abnehmende Einwohnerzahl dafür ver- antwortlich ist.

 Sehr bedauert wird seitens der Bevölkerung die Schließung des über viele Jahre ansässigen Foto-Fachgeschäftes. Hier wäre eine Nachfolge wünschenswert, aus heutiger Sicht ist dies aber eher unwahrscheinlich. (Stadt Grabow 2017b)

 Bisherige Maßnahmen: Von der ansässigen Lebensmittelversorgung entfernte Wohngebiete werden von einem Verkaufswagen angefahren. Die Stadtverwaltung Grabow hat mit hohem Engagement dafür gesorgt, dass die Schlachterei am Marktplatz bestehen bleibt: „Am Markt hat ein Schlachter aufgehört, der sehr bedeutend war für die Region, weil hier in der Woche jeder einkaufen war. Er ist mit 72 endlich in seinen wohlverdienten Ruhestand gegangen und dann stand seine Schlachterei leer, denn er hat keinen Nachfolger gefunden. Die Stadt hat daraufhin das Haus gekauft, es modernisiert und am 1. Dezember 2016 neu eröffnet. Der neue Betreiber hat das Angebot erweitert um eine Art Bio-Bauernmarkt. Dadurch ist das ganze Haus wiederbelebt und auch Menschen aus den Gemeinden kommen wieder zum Ein- kaufen ins Stadtzentrum.“ (Interview 2016)

 Mögliche Maßnahmen: Gespräche mit Einzelhandelsvertretern; ehrenamtlicher Lieferservice für das Amt.

HANDLUNGSFELD GESUNDHEIT UND PFLEGE

Langfristige Sicherung der Hausärzteversorgung

 Hintergrund: Grabow ist in Bezug auf die Hausärzte ein einheitliches Versorgungsgebiet. Aktuell verfügt die Stadt über fünf Hausärzte. 2014 wurde eine Praxis geschlossen, für die seit Mai 2017 eine Nachfolgerin gefunden wurde. Die vorhandenen Praxen nehmen schon jetzt keine neuen Patienten mehr auf. Die verbleibenden Hausärzte sind 45, 47, 54, 58 und

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62 Jahre alt. Die ohnehin schon schwierige Situation wird sich also weiter verschlechtern. Zumindest die beiden ältesten werden wohl nur noch wenige Jahre praktizieren.

 Mögliche Maßnahmen: Um dieses Problem zu lösen, muss die Regelung bzw. Organisation der Hausärzteversorgung auf dem Land nach Ansicht der Stadt grundsätzlich neu überdacht werden. Erste Gespräche zur Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums gibt es bereits mit den Helios-Kliniken. Ziel ist dabei verschiedene Ärze zu finden, die im Angestell- tenverhältnis abwechselnd an zwei Tagen pro Woche eine Sprechstunde in Grabow abhalten und so den Bedarf decken. Dabei soll auch der Bedarf an Fachärztin (z. B. Kinderarzt) mit in die Planung einbezogen erden. Ein geeignetes Objekt hierfür ist bereits gefunden. (Stadt Grabow 2017b); Für die Dörfer im Amt Grabow ist es darüber hinaus wichtig, dass auch Hausbesuche angeboten werden, da es nicht jedem möglich ist, im Krankheitsfall in die Stadt Grabow zu kommen. Die Personen können in solch einem Fall bisher lediglich den Notarzt verständigen (Interview 2016).

Aufstockung von Pflegeplätzen

 Hintergrund: Die Zahl der Pflegeplätze in Grabow wird zukunftsweisend als nicht ausrei- chend angesehen. (Stadt Grabow 2017b)

 Mögliche Maßnahmen: Aufstockung der Pflegeplätze; ggf. Anwerben neuer Dienstleister; Förderung alternativer Hilfeleistungen, um den Verbleib in der eigenen Wohnung so lange wie möglich zu gewährleisten.

Sicherstellung der physiotherapeutischen und kindermedizinischen Versorgung

 Hintergrund: Die sonstige Versorgung der ca. 5.800 Einwohner/-innen auf gesundheitli- chem Gebiet wird als eher mangelhaft angesehen. Besonders schwierig ist, nach Angaben der Stadtverwaltung, die Betreuung im Bereich der Physiotherapie. Hier ist der Bedarf deut- lich höher als mit den vorhandenen Angeboten abgedeckt werden kann, was zum Teil sehr lange Wartezeiten auf Termine zur Folge hat. Als ebenfalls sehr großes Problem wird die mangelde Versorgung im Bereich der Kindermedizin angesehen. Zwei vorhandene Ärzte in Ludwigslust und eine in Neustadt-Glewe nehmen kaum noch neue Patienten auf. (Stadt Grabow 2017b)  Mögliche Maßnahmen: Erhöhung des Angebotes im Rahmen eines neu anzusiedelnden MVZ (vgl. Langfristige Sicherung der Hausärzteversorgung)

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HANDLUNGSFELD PARTIZIPATION UND ENGAGEMENT

Stärkerer Einbezug von Bürger/-innen und Akteuren/ Akteurinnen der Stadtgesellschaft

 Hintergrund: Es ist wichtig, die Bürger/-innen und Akteure der Stadt-(Amts-)gesellschaft zu informieren und sie über Entwicklungsmöglichkeiten und die Notwendigkeit bzw. den Nut- zen bestimmter Maßnahmen aufzuklären. Damit erhöht sich die Bereitschaft zu Partizipati- on und Engagement, vorhandene Ressourcen können besser genutzt werden.  Mögliche Maßnahmen: Aufklärung über initiierte/geplante Maßnahmen; noch stärkere Nut- zung des Amtsanzeigers, um über Aktivitäten in den Dörfern zu informieren; Vernetzung der Multiplikatoren aus dem Amtsbereich (v. a. aus der Vereinsarbeit); stärkere Einbindung der Akteure aus dem Amtsbereich (z. B. Wohnungsgenossenschaften).

Einrichtung einer Seniorenvertretung  Hintergrund: Vor ca. zwei Jahren wurde angeregt eine Seniorenarbeitsgruppe ins Leben zu rufen, in der engagierte Bürger/-innen, teilweise Vereinsvertreter/-innen und eventuell die Stadtverwaltung vertreten sein sollten. Ziel war es, die Interessen der Seniorinnen und Se- nioren mehr in die Arbeit der Stadtverwaltung aufzunehmen und Angebote für Senioren ab 60 Jahren zu organisieren. Leider ist es bisher erfolglos geblieben, hierfür einen geeigneten Ansprechpartner/Initiator zu finden. (Stadt Grabow 2017b)  Bisherige Maßnahmen: Momentan dient die Gruppe der Volkssolidarität der Stadtverwal- tung als direkter Ansprechpartner, wenn es um die Belange älterer Menschen in Grabow geht. (Stadt Grabow 2017b)  Mögliche Maßnahmen: Aus Sicht der Stadt sollte eine solche Vertretung aus einer Initiative der Senioren heraus entstehen. Man sieht es jedoch als Ziel an, die Bemühungen in diese Richtung weiter voran zu treiben, da der Bedarf als sehr hoch angesehen wird.

Langfristige Sicherung und Institutionalisierung einer Jugendvertretung

 Hintergrund: Eine formell eingerichtete Jugendvertretung im Sinne eines Jugendparlamen- tes gibt es nicht. Allerdings gibt es eine Jugendinteressengruppe unter Betreuung der Amts- jugendpflegerin, die sich regelmäßig trifft.  Mögliche Maßnahmen: „Die Bemühungen sollten weiter gepflegt und ausgebaut werden, um feste Strukturen und Beständigkeit zu erreichen.“ (Interview 2016)

Etablierung einer Tauschbörse

 Hintergrund: Um die (Selbsthilfe-)potenziale der Bevölkerung nutzen zu können, soll eine Tauschbörse in Grabow eingerichtet werden.

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 Mögliche Maßnahmen: Im Rahmen der Tauschbörse könnten folgende Aktivitäten angebo- ten werden: Kinderbetreuung, Vorlesen, Nachbarschaftshilfe (Haushaltshilfe, Einkaufen), Bauen und Renovieren (Energieberatung, Holzarbeiten), Betreuung der Haustiere in Ur- laubszeiten oder Krankheitsfällen, Fahrdienste und Mitfahrgelegenheiten, Kochangebote, Hilfe beim Einrichten der Wohnung. (Stadt Grabow 2015a)

HANDLUNGSFELD KULTUR/FREIZEIT UND NAHERHOLUNG

Berücksichtigung der Bedarfe konkreter Zielgruppen im Freizeitbereich

 Hintergrund: Das Kultur- und Freizeitangebot in Grabow ist sehr vielfältig und wurde in den vergangen Jahren stetig verbessert. Bisher werden jedoch nicht alle Zielgruppen gleicher- maßen berücksichtigt.  Mögliche Maßnahmen: Ausbau des Angebotes für die Gruppe der 13- bis 23-jährigen; Schaffung bzw. Ausbau von Freizeitangeboten in den ländlichen Gemeinden; Einrichtung eines Fahrdienstes zu Veranstaltungen, um auch mobilitätseingeschränkten Personen oder „Menschen, die sich nicht trauen abends allein das Haus zu verlassen“ (Interview 2016) die Teilnahme zu ermöglichen.

HANDLUNGSFELD VERKEHRSANBINDUNG UND -INFRASTRUKTUR

Ausbau des ÖPNV im Amtsbereich Grabow

 Hintergrund: Im Amtsbereich wird der ÖPNV als unzureichend angesehen. „Es fahren nur die Schulbusse und die sind natürlich zeitlich gebunden. Dadurch ist es z. B. vielen Kindern aus den Dörfern nicht möglich an außerschulischen Aktivitäten in der Stadt Grabow teilzu- nehmen. Und in den Ferien bricht dann der Schülerverkehr weg, dann hat man auf den Dör- fern ein noch größeres Problem, v.a. junge und ältere Menschen, die nicht Auto fahren.“ (In- terview 2016) „Schwer ist es dann auch noch mit den unterschiedlichen Öffnungszeiten. Dann kommen Leute um 8 Uhr mit dem Schülerbus rein und sitzen dann an der Bushalte- stelle bis um 10 Uhr der Schuhladen aufmacht und sie endlich ihre Schuhe kaufen können.“ (Interview 2016)  Bisherige Maßnahmen: Fahrdienste des ASB innerhalb der Stadt Grabow; Bürgerbus der Gemeinde Balow als europäisches Dorf  Mögliche Maßnahmen: Initiierung von Ehrenamtsbussen; Gespräche mit örtlichen Ver- kehrsgesellschaften.

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8. Literaturverzeichnis

Amt Grabow (2015). Amt Grabow Familienbroschüre. Ausgabe 2015/16. Fachverlag für kommu- nale Informationen. Bertelsmann Stiftung (2017). Wegweiser-Kommune. Statistische Daten der Stadt Grabow. Online verfügbar unter: http://www.wegweiser- kommune.de/statistik/grabow+bevoelkerungsstruktur+2012-2030+tabelle Stadt Grabow (2015a). Bewerbung der Stadt Grabow zur Teilnahme am Projekt Demografie- werkstatt Kommunen. Stadt Grabow (2016a). Internetauftritt des Amtes Grabow. Online verfügbar unter: https://www.grabow.de/index.php. Stadt Grabow (2016b). Präsentation des Kick off-Treffens im Rahmen des Projektes Demogra- fiewerkstatt Kommunen. Stadt Grabow (2017). Thematische Kurzzusammenfassungen der Stadtverwaltung zu einzelnen Handlungsbereichen. Wimes – Stadt-, Raum- und Regionalentwicklung & DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksent- wicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (2014). Integriertes Ländliches Entwicklungskon- zept. Strukturanalyse für das Amt Grabow. Wimes – Stadt-, Raum- und Regionalentwicklung & DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksent- wicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (2016). Integriertes Ländliches Entwicklungskon- zept (ILEK) für den Landkreis Ludwigslust-Parchim. Online verfügbar unter: https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwi 90rus9s3RAhUJIMAKHZi0BToQFggcMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.kreis- lup.de%2Fexport%2Fsites%2FLUP%2F.galleries%2FPDF-LUP1%2FPDF- FD60%2FILEK%2FHauptdokument_ILEK-LUP_01- 2016.pdf&usg=AFQjCNGZj0PmnpjaFhzfsfqVFyJVM9uqMQ.

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