The Angler Der Fischer
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Der Fischer The angler Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll, The water rushed, the water rose, Ein Fischer saß daran, An angler on the bank Sah nach dem Angel ruhevoll, Sat gazing calmly at his line, Kühl bis ans Herz hinan. Cool to his very heart. Und wie er sitzt und wie er lauscht, And as he sits there listening, Teilt sich die Flut empor: The waters surge and part; Aus dem bewegten Wasser rauscht And from the water’s churning swell Ein feuchtes Weib hervor. A water-nymph arose. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: She sang to him, she spoke to him: “Was lockst du meine Brut Why lure my brood away Mit Menschenwitz und Menschenlist With human wit and human guile Hinauf in Todesglut? To the deadly blaze of day? Ach wüßtest du, wie’s Fischlein ist If you only knew how blithe and free So wohlig auf dem Grund, The fishes thrive below, Du stiegst herunter, wie du bist, You’d descend, just as you are, Und würdest erst gesund. And only then feel well. Labt sich die liebe Sonne nicht, Does not the dear sun renew itself, Der Mond sich nicht im Meer? The moon too in the sea? Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Do not their faces, breathing waves, Nicht doppelt schöner her? Return here doubly fair? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Are you not enticed by this deep sky, Das feuchtverklärte Blau? This moist transfigured blue? Lockt dich dein eigen Angesicht Does not your own face draw you down Nicht her in ew’gen Tau?” Into this eternal dew? Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll, The water rushed, the water rose Netzt’ ihm den nackten Fuß; And wet his naked feet; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll He felt such longing in his heart, Wie bei der Liebsten Gruß. As though his love were calling. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; She spoke to him, she sang to him, Da war’s um ihn geschehn; And then his fate was sealed: Halb zog sie ihn, halb sank er hin Half dragged, half willing, down he sank, Und ward nicht mehr gesehn. And was not seen again. Der König in Thule The king in Thule Es war ein König in Thule, Once there was a king in Thule, Gar treu bis an das Grab, Faithful even to the grave, Dem sterbend seine Buhle To whom his mistress, as she died, Einen goldnen Becher gab. Gave a golden beaker: Es ging ihm nichts darüber, He valued nothing higher, Er leert’ ihn jeden Schmaus; He drained it at every feast, Die Augen gingen ihm über, And every time he drank from it, So oft er trank daraus. His eyes would fill with tears. Und als er kam zu sterben, And when he came to die, Zählt’ er seine Städt’ im Reich, He counted the cities of his realm, Gönnt’ alles seinem Erben, Gave all he had to his heirs, Den Becher nicht zugleich. The beaker though excepted. Er saß beim Königsmahle, He sat at the royal banquet, Die Ritter um ihn her, Surrounded by his knights, Auf hohem Vätersaale, There in the lofty ancestral hall, Dort auf dem Schloß am Meer. In the castle by the sea. Dort stand der alte Zecher, There he stood, that old toper, Trank letzte Lebensglut, Drinking life’s last glow, Und warf den heil’gen Becher And hurled the sacred beaker Hinunter in die Flut. Into the waves below. Er sah ihn stürzen, trinken He saw it fall and fill Und sinken tief ins Meer. And sink deep into the sea. Die Augen täten ihm sinken Then his eyelids closed; Trank [nie einen Tropfen mehr. He never drank another drop. Der Zwerg The dwarf Im trüben Licht verschwinden schon die Berge, The mountains already fade in the gloom, Es schwebt das Schiff auf glatten Meereswogen, The ship drifts on the sea’s smooth swell, Worauf die Königin mit ihrem Zwerge. With the queen and her dwarf on board. Sie schaut empor zum hochgewölbten Bogen, She gazes up at the high arching vault, Hinauf zur lichtdurchwirkten blauen Ferne; At the distant blue woven with light, Die mit der Milch des Himmels [blau] 1 durchzogen. Streaked by the pale Milky Way. “Nie, nie habt ihr mir gelogen noch, ihr Sterne,” ‘Never, stars, have you lied to me yet,’ So ruft sie aus, “bald werd’ ich nun entschwinden, She cries, ‘Soon I shall be no more, Ihr sagt es mir, doch sterb’ ich wahrlich gerne.” You tell me so, yet truly I shall gladly die.’ Da tritt der Zwerg zur Königin, mag binden The dwarf steps up to the queen, Um ihren Hals die Schnur von roter Seide, Ties the red silk cord about her neck, Und weint, als wollt’ er schnell vor Gram erblinden. And weeps, as though he’d go blind with grief. Er spricht: “Du selbst bist schuld an diesem Leide He speaks: ‘You yourself are to blame for this torment, Weil um den König du mich hast verlassen, Because you forsook me for the king, Jetzt weckt dein Sterben einzig mir noch Freude. Your death alone can make me rejoice. “Zwar werd’ ich ewiglich mich selber haßen, Though I shall always hate myself Der dir mit dieser Hand den Tod gegeben, For killing you with this hand, Doch mußt zum frühen Grab du nun erblassen.” You must now perish, go early to your grave.’ Sie legt die Hand aufs Herz voll jungem Leben, She lays her hand on her young heart, Und aus dem Aug’ die schweren Tränen rinnen, And heavy tears stream from her eyes, Das sie zum Himmel betend will erheben. She now raised to heaven in prayer. “Mögst du nicht Schmerz durch meinen Tod gewinnen!” ‘May you suffer no anguish through my death!’ Sie sagt’s; da küßt der Zwerg die bleichen Wangen, She says; the dwarf then kisses her pale cheeks, D’rauf alsobald vergehen ihr die Sinnen. And forthwith her senses fail. Der Zwerg schaut an die Frau, von Tod befangen, The dwarf looks down at his dying lady, Er senkt sie tief ins Meer mit eig’nen Händen, Lowers her with his hands deep into the sea. Ihm brennt nach ihr das Herz so voll Verlangen, His hearts burns for her with such desire. An keiner Küste wird er je mehr landen. He will never more set foot on shore. Im Frühling In Spring Still sitz’ ich an des Hügels Hang, I sit silently on the hillside, Der Himmel ist so klar, The sky is so clear, Das Lüftchen spielt im grünen Tal, The breeze plays in the green valley Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl Where once, at the first gleam of spring, Einst, ach, so glücklich war; I was, ah, so happy; Wo ich an ihrer Seite ging Where I walked by her side So traulich und so nah, So fondly and so close, Und tief im [dunkeln] 1 Felsenquell And saw deep in the dark rocky stream Den schönen Himmel blau und hell, The lovely sky so blue and bright, Und sie im Himmel sah. And her reflected in the sky. Sieh, wie der bunte Frühling schon See how colourful spring Aus Knosp’ und Blüte blickt! Already peers from bud and flower! Nicht alle Blüten sind mir gleich, Not all flowers are the same to me, Am liebsten [pflück’] 2 ich von dem Zweig, I like best to pluck them from the branch Von welchem sie gepflückt. From which she has plucked! Denn Alles ist wie damals noch, For all is as it used to be, Die Blumen, das Gefild, The flowers and the fields, Die Sonne scheint nicht minder hell, The sun shines no less brightly, Nicht minder freundlich schwimmt im Quell And the blue sky ripples Das blaue Himmelsbild. No less cheerfully in the stream. Es wandeln nur sich Will’ und Wahn, It’s only will and whim that change, Es wechseln Lust und Streit, Joy alternates with strife, Vorüber flieht der Liebe Glück, The happiness of love passes by, Und nur die Liebe bleibt zurück, And love alone remains, Die Lieb’ und ach, das Leid! Love and, alas, sorrow! O wär’ ich doch ein Vöglein nur Ah, if only I were a little bird Dort an dem Wiesenhang! There on the hillside meadow! Dann blieb’ ich auf den Zweigen hier, Then I’d stay on these branches here Und säng’ ein süßes Lied von ihr, And sing a sweet song about her Den ganzen Sommer lang. All summer long. Nachtviolen Dame’s violets Nachtviolen, Nachtviolen! Dame’s violets, dame’s violets, Dunkle Augen, seelenvolle, Dark, soulful eyes – Selig ist es, sich versenken How blissful to immerse myself In dem samtnen Blau. In your velvet blue. Grüne Blätter streben freudig Green leaves strive cheerfully Euch zu hellen, euch zu schmücken; To brighten and adorn you; Doch ihr blicket ernst und schweigend But you gaze out stern and silent In die laue Frühlingsluft. Into the mild spring air. Mit erhabnen Wehmutsstrahlen With sublime shafts of melancholy Trafet ihr mein treues Herz, You have pierced my faithful heart, Und nun blüht in stummen Nächten And now in silent nights Fort die heilige Verbindung. Our sacred union blossoms. An den Mond To the moon [D259] Füllest wieder Busch und Tal Once more you fill wood and vale Still mit Nebelglanz, Silently with radiant mist, Lösest endlich auch einmal And at long last finally Meine Seele ganz. Liberate my soul; Breitest über mein Gefild Soothingly you spread your gaze Lindernd deinen Blick, Over my domain, Wie des Freundes Auge mild Like a gentle friend Über mein Geschick.